Garden of Learning

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1/4 Konzept einer Installation zum Anlass des 175 jährigen Jubiläums der Universität Zürich. Eingereicht von Christian Schlatter. Meine Motivation Ob all den Studierenden an der Universität Zürich kann es einen manchmal schon einfach zu viel sein. Massenveranstaltungen mit bis zu 700 Studierenden sind in gewissen Fächern an der Tagesordnung. Die Universität Zürich ist ja auch die grösste Universität der Schweiz. Ein tonnenschwerer Dampfer ist sie. Da kann man als einzelner Student leicht einmal untergehen. Ich mag mich noch lebhaft an die allererste Psychologie- vorlesung erinnern, bei der ich mich fragte, wie es möglich ist, so viele Menschen in einen Raum zu packen. Schnell war mir klar, dass es keine Rolle spielt, ob ich jetzt nun in der Vorlesung war oder nicht. Die Gruppe von Mitstudenten, die mit der Zeit zu guten Freunden wurden, bemerkte natürlich schon, wenn ich wieder einmal verschlafen habe. Es scheint aber in den Augen des Dozenten nicht relevant zu sein, ob ich jetzt in der Veranstaltung über Varianzanalyse anwesend war oder nicht. Ich bin passiv in den Vorlesungen und verhalte mich wie ein Konsument – ich hole ab, was ich bestellt habe. Bitte sehr, ihre Portion Bildung für heute. Danke! Und ich gehe wieder. Studieren ist bloss noch eine von vielen Beschäftigungen nebenbei. Austausch von Ideen? Förderung? Persönliche Beziehungen zu zwischen Lehrenden und Lernenden? Denkste. Das alles passiert nicht und kann natürlich auch nicht passieren, dazu fehlen schlicht die Kapazitäten. Wie soll der Professor sich für hunderte Studenten Zeit nehmen? Klar, dass die prestigeträchtige Forschung Vorrang hat. Die Idee: Student und Professor treffen sich Einen gewissen Zynismus kann ich natürlich nicht verleugnen. Über diesen Missstand bin ich verärgert weil selbst erlebt und weil ich glaube, dass die Ressource Student mit mehr Wertschätzung behandelt werden müsste. Gleichzeitig bin ich mir natürlich im Klaren, wie einfach es ist Kritik zu üben und nichts zu verändern. Alles beim Alten zu lassen. Ich möchte deshalb mit meiner Arbeit ein hoffnungsvolles Zeichen setzen. Ich möchte nämlich Studenten und Professoren zusammenbringen, weil ich daran glaube, dass persönliche Beziehungen wertvoll und gewinnbringend sind. Während mindestens einer Stunde sollen Studenten und Professoren miteinander reden. Von Angesicht zu Angesicht und dabei dem Anderen mit Neugier begegnen. Fragen stellen. Ganz gemäss dem Leitbild der Universität Zürich möchte ich die Gemeinschaft fördern - den Austausch zwischen Professoren und Studenten. Der Dozent soll zu diesem Zweck einen Studenten zum Mittagessen im Dozentenrestaurant im Turm des Hauptgebäudes einladen. Alle 430 Professoren würde ich dazu per Email kontaktieren. Bei einem Engagement von 100 Professoren wäre mein persönliches Ziel bereits erreicht. Ich glaube, dass es eine Bereicherung für die Universität Zürich wäre, diese Aktion durchzuführen und es den Studenten zu ermöglichen, mit Professoren unterschiedlichster Fachgebiete zusammenzutreffen. Im Sinn der Vielfalt soll es zu Begegnungen von Studenten und Dozenten kommen, womit ich letztlich den freien Diskurs fördern möchte. Man stelle sich einmal vor, wie spannend ein Gespräch zwischen einem Physikdozenten und einem Geschichtsstudenten sein könnte. Oder wie eine Medizinstudentin mit einem Germanistikprofessor über ethische Fragestellungen in der Medizin diskutieren. Was wir entstehen lassen ist ein Garten des Lernens. Der Raum der Stille als Garten des Lernens Der Raum der Stille soll der Ort sein, wo Professor und Student symbolisch zusammentreffen. Im Raum sind Büchergestelle arrangiert, in denen schön geordnet Pflanzen aufgestellt sind (s. Skizze auf der letzten Seite). Dabei wird es so viele Töpfe Garden of Learning Garten des Lernens

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Konzept einer Installation zum Anlass des 175 jährigen Jubiläums der Universität Zürich. Eingereicht von Christian Schlatter. Meine Motivation Ob all den Studierenden an der Universität Zürich kann es einen manchmal schon einfach zu viel sein. Massenveranstaltungen mit bis zu 700 Studierenden sind in gewissen Fächern an der Tagesordnung. Die Universität Zürich ist ja auch die grösste Universität der Schweiz. Ein tonnenschwerer Dampfer ist sie. Da kann man als einzelner Student leicht einmal untergehen. Ich mag mich noch lebhaft an die allererste Psychologie- vorlesung erinnern, bei der ich mich fragte, wie es möglich ist, so viele Menschen in einen Raum zu packen. Schnell war mir klar, dass es keine Rolle spielt, ob ich jetzt nun in der Vorlesung war oder nicht. Die Gruppe von Mitstudenten, die mit der Zeit zu guten Freunden wurden, bemerkte natürlich schon, wenn ich wieder einmal verschlafen habe. Es scheint aber in den Augen des Dozenten nicht relevant zu sein, ob ich jetzt in der Veranstaltung über Varianzanalyse anwesend war oder nicht. Ich bin passiv in den Vorlesungen und verhalte mich wie ein Konsument – ich hole ab, was ich bestellt habe. Bitte sehr, ihre Portion Bildung für heute. Danke! Und ich gehe wieder. Studieren ist bloss noch eine von vielen Beschäftigungen nebenbei. Austausch von Ideen? Förderung? Persönliche Beziehungen zu zwischen Lehrenden und Lernenden? Denkste. Das alles passiert nicht und kann natürlich auch nicht passieren, dazu fehlen schlicht die Kapazitäten. Wie soll der Professor sich für hunderte Studenten Zeit nehmen? Klar, dass die prestigeträchtige Forschung Vorrang hat. Die Idee: Student und Professor treffen sich Einen gewissen Zynismus kann ich natürlich nicht verleugnen. Über diesen Missstand bin ich verärgert weil selbst erlebt und weil ich glaube, dass die Ressource Student mit mehr Wertschätzung behandelt werden müsste. Gleichzeitig bin ich mir natürlich im Klaren, wie einfach es ist Kritik zu üben und nichts zu verändern. Alles beim Alten zu lassen. Ich möchte deshalb mit meiner Arbeit ein hoffnungsvolles Zeichen setzen. Ich möchte nämlich Studenten und Professoren zusammenbringen, weil ich daran glaube, dass persönliche Beziehungen wertvoll und gewinnbringend sind. Während mindestens einer Stunde sollen Studenten und Professoren miteinander reden. Von Angesicht zu Angesicht und dabei dem Anderen mit Neugier begegnen. Fragen stellen. Ganz gemäss dem Leitbild der Universität Zürich möchte ich die Gemeinschaft fördern - den Austausch zwischen Professoren und Studenten. Der Dozent soll zu diesem Zweck einen Studenten zum Mittagessen im Dozentenrestaurant im Turm des Hauptgebäudes einladen. Alle 430 Professoren würde ich dazu per Email kontaktieren. Bei einem Engagement von 100 Professoren wäre mein persönliches Ziel bereits erreicht. Ich glaube, dass es eine Bereicherung für die Universität Zürich wäre, diese Aktion durchzuführen und es den Studenten zu ermöglichen, mit Professoren unterschiedlichster Fachgebiete zusammenzutreffen. Im Sinn der Vielfalt soll es zu Begegnungen von Studenten und Dozenten kommen, womit ich letztlich den freien Diskurs fördern möchte. Man stelle sich einmal vor, wie spannend ein Gespräch zwischen einem Physikdozenten und einem Geschichtsstudenten sein könnte. Oder wie eine Medizinstudentin mit einem Germanistikprofessor über ethische Fragestellungen in der Medizin diskutieren. Was wir entstehen lassen ist ein Garten des Lernens. Der Raum der Stille als Garten des Lernens Der Raum der Stille soll der Ort sein, wo Professor und Student symbolisch zusammentreffen. Im Raum sind Büchergestelle arrangiert, in denen schön geordnet Pflanzen aufgestellt sind (s. Skizze auf der letzten Seite). Dabei wird es so viele Töpfe

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geben, wie sich Dozenten dazu bereit erklären, mitzumachen. Studenten, die nun den Weg in den Raum der Stille gefunden haben, können solange nicht schon durch andere Studenten besetzt, frei einen Topf auswählen. Alle Töpfe werden mit dem Namen des Dozenten angeschrieben sein (s. nächste Seite Foto Beispieltopf). Wenn eine Wahl getroffen wurde, kann der Student die Pflanze mit einem gelben Etikett beschriften, auf das er seinen Namen und seine Emaildresse schreibt. Nachdem die Aktion zu Ende ist, also am 4. April, werden die Töpfe im Dozentenrestaurant deponiert, wo sie für die beteiligten Dozenten ab der folgenden Woche abgeholt werden können. Der Dozent wird sich in der Folge um die Pflanze kümmern, ihr Wasser geben etc. und den Studenten auf dem Etikett per Email kontaktieren, in dem er ihm drei Termine für ein mögliches Treffen im Dozentenrestaurant vorschlägt. Der Student ist der Gast, bezahlt wird vom Dozenten. Gemeinsam wird eine Stunde verbracht. Der Dozent hat bis Ende Jahr Zeit um mit dem Studenten einen Termin zu vereinbaren, ist aber natürlich verpflichtet in dieser Zeit für das Wohlergehen der Pflanze zu sorgen. Die Pflanze nimmt der Professor zum Treffen mit und überreicht sie dort dem Studenten, der ab jenem Zeitpunkt für die Pflege verantwortlich sein wird. Gestaltung Die Stimmung im Raum soll steril sein. Die dominierende Farbe ist weiss. Auf der folgenden Seite sehen Sie die verschiedenen Bestandteile der Installation. Anschliessend zu diesen vier Fotos finden Sie eine Skizze, die Auskunft über die Raumaufteilung geben soll, bzw. wie ich mir das Arrangement der einzelnen Gegenstände vorstelle. Natürlich kann es zu Abweichungen kommen, vor allem da die Anzahl Gestelle variieren kann. Mitten im Raum wird es einen Stuhl geben vor dem auf den Boden geklebt sich die weiteren Anweisungen für den Besucher befinden. Weil die Schrift so klein ist, wird es notwendig sein sich auf den Stuhl zu setzen, um das Blatt lesen zu können. Ein unbequemer Stuhl und diese seltsame Haltung, die man einnimmt, wenn man die Instruktionen liest, sollen ein Gefühl des Unbehagens auslösen; das Unbehagen eines Studenten, der sich an der Universität Zürich verloren fühlt. Damit eine entsprechende Assoziation zu einer solch überfüllten Vorlesung möglich wird, gibt es über Lautsprecher vermittelt eine Geräuschkulisse. Man hört, wie ein Gong ertönt und anschliessend die Massen von Studenten aus dem Saal strömen. Man bleibt allein zurück und der Lärm verstummt. Es folgt das Geräusch einer Biene, die sich dem Hörer nähert. Das Geräusch wird lauter und lauter und endet plötzlich. Der Gong ertönt wieder. Dieser Geräuschteppich wird in einer Endlosschlaufe im Raum der Stille abgespielt. Zusätzlich wird der Besucher angewiesen, alleine den Raum der Stille zu besuchen; es soll sich also jeweils nur ein Besucher im Raum aufhalten. Ich erhoffe mir so eine Reflektion über das Themengebiet Lernen in der Masse und wie ich als Student zum Dozenten stehe. Finanzierung Die Tabelle führt alle Gegenstände auf, die für die Produktion notwendig sind. Artikel Geschäft Anzahl Stückpreis Subtotal Übertopf IKEA 100 0,95 95,00 Pflanze IKEA 100 0,50 50,00 Bücherregal Billy IKEA 7 59,00 413,00 Juniorenstuhl Jules IKEA 1 59,95 59,95 Gruva Tischlampe IKEA 14 14,95 209,30 3M Laser-Folien Offie World 1 27,90 27,90 JBL Duet 2.0 Lautsprecher Dataquest 1 85,00 85,00 Grundig Mpaxx MP3 Player Steg PC 1 48,00 48,00 Maler-Klebeband 50m 3ab.ch 10 3,90 39,00 Gelbes Etikett Blumen Müller 100 0,20 20,00 1.047,15

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Beispieltopf mit dem Namen des Dozenten drauf. Das gelbe Etikett wurde vom Studenten mit seinem Namen und seiner Emailadresse beschriftet.

Büchergestell

Der Stuhl auf den sich der Besucher der Installation setzen kann, um die Anweisungen auf dem Boden zu lesen.

Gruva Tischlampe

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Skizze