Gasstoffwechselveränderungen bei Schizophrenen

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(Aus der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universit/tt Breslau [Prof. J. Lange].) Gasstoffwechselveriinderungen bei Schizophrenen. III. Mitteilung: Berieht fiber 345 Kranke (277 Schizophrene, 68 Depressive). Von Professor Siegfried Fischer. (Eingeganilen am 6. Mai 1933.) Um den Nachweis kSrperlicher StSrungen bei der Schizophrenie haben sich viele Forscher mit groBer Sorgfalt bemiiht, l~berblickt man die Literatur der letzten Jahre, so kSnnte der Eindruck entstehen, dab die L6sung dieses Problems noch in weite Ferne gerfickt ist. Besonders die letzte ausfiihrliche Zusammenstellung dieser Untersuchungen yon Steiner und Straufl im Bumlceschen Handbuch ist geeignet, diesen Ein- druck zu verst/~rken. Es ist nicht zuletzt die eben genannte Arbeit, die mieh veranlaBt, das yon mir seit mehr als 6 Jahren gesammelte Material in extenso zu ver6ffentliehen. Bereits im Jahre 1927 1 und 1928 2 babe ieh mitgeteilt, dag die Sehizophrenie regelm~igig mit Vergnderungen des Gasstoffweehsels einher- geht. Von den damals mitgeteilten Ergebnissen seien die wiehtigsten, soweit sie die Sehizophrenie betreffen, hier wiederholt. Bei beginnenden Sehizophrenen findet sich eine Herabsetzung der spezifisch- dynamisehen Eiweigwirkung, allm/~hlieh senkt sich der Grundumsatz, und die spezifiseh-dynamisehe EiweiBwirkung steigt in den meisten Fi~llen an. Im weiteren Verlauf der Erkrankung bleibt der Grundumsatz unter der Norm, wahrend die spezifiseh-dynamisehe Eiwei[~wirkung in den meisten FMlen normale Werte erreicht. Solange die Krankheit besteht, so lange ist aueh der Grundumsatz herabgesetzt. Klingen die akuten Symptome ab, so bleibt die Stoffweehselst6rung noeh be- stehen und bildet sich in einigen Fi~llen innerhalb kurzer Zeit mit dem Sehwinden der Restsymptome zuriiek. Tritt naeh Monaten die Krankheit erneut auf, so wieder- holt sieh die Stoffwechselveri~nderung in derselben Weise. Bei denjenigen Erkrankungen, die mit Defekt abheilen, bleibt die Stoffwechsel- stSrung bestehen, meist als herabgesetzter Grundumsatz, seltener als Herabsetzung der spezifiseh-dyn~mischen Eiweigwirkung oder beider Werte. Aber auch solche F~lle, die nach Abklingen der Psyehose keine Restsymptome mehr zeigen, weisen h~ufig noeh lange Zeit St6rungen des 8toffweehsels auf. Bei diesen Kranken 1 Fischer, Sieg/ried." Klin. Wschr. 1927, Nr 42. Fischer, Sieg/ried: Arch. f. Psychiatr. 83 (1928).

Transcript of Gasstoffwechselveränderungen bei Schizophrenen

(Aus der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universit/tt Breslau [Prof. J. Lange].)

Gasstoffwechselveriinderungen bei Schizophrenen. III. Mitteilung: Berieht fiber 345 Kranke (277 Schizophrene,

68 Depressive).

Von

Professor Siegfried Fischer.

(Eingeganilen am 6. Mai 1933.)

Um den Nachweis kSrperlicher StSrungen bei der Schizophrenie haben sich viele Forscher mit groBer Sorgfalt bemiiht, l~berblickt man die Literatur der letzten Jahre, so kSnnte der Eindruck entstehen, dab die L6sung dieses Problems noch in weite Ferne gerfickt ist. Besonders die letzte ausfiihrliche Zusammenstellung dieser Untersuchungen yon Steiner und Straufl im Bumlceschen Handbuch ist geeignet, diesen Ein- druck zu verst/~rken. Es ist nicht zuletzt die eben genannte Arbeit, die mieh veranlaBt, das yon mir seit mehr als 6 Jahren gesammelte Material in extenso zu ver6ffentliehen.

Bereits im Jahre 1927 1 und 1928 2 babe ieh mitgeteilt, dag die Sehizophrenie regelm~igig mit Vergnderungen des Gasstoffweehsels einher- geht. Von den damals mitgeteilten Ergebnissen seien die wiehtigsten, soweit sie die Sehizophrenie betreffen, hier wiederholt.

Bei beginnenden Sehizophrenen findet sich eine Herabsetzung der spezifisch- dynamisehen Eiweigwirkung, allm/~hlieh senkt sich der Grundumsatz, und die spezifiseh-dynamisehe EiweiBwirkung steigt in den meisten Fi~llen an. Im weiteren Verlauf der Erkrankung bleibt der Grundumsatz unter der Norm, wahrend die spezifiseh-dynamisehe Eiwei[~wirkung in den meisten FMlen normale Werte erreicht.

Solange die Krankheit besteht, so lange ist aueh der Grundumsatz herabgesetzt. Klingen die akuten Symptome ab, so bleibt die Stoffweehselst6rung noeh be-

stehen und bildet sich in einigen Fi~llen innerhalb kurzer Zeit mit dem Sehwinden der Restsymptome zuriiek. Tritt naeh Monaten die Krankheit erneut auf, so wieder- holt sieh die Stoffwechselveri~nderung in derselben Weise.

Bei denjenigen Erkrankungen, die mit Defekt abheilen, bleibt die Stoffwechsel- stSrung bestehen, meist als herabgesetzter Grundumsatz, seltener als Herabsetzung der spezifiseh-dyn~mischen Eiweigwirkung oder beider Werte. Aber auch solche F~lle, die nach Abklingen der Psyehose keine Restsymptome mehr zeigen, weisen h~ufig noeh lange Zeit St6rungen des 8toffweehsels auf. Bei diesen Kranken

1 Fischer, Sieg/ried." Klin. Wschr. 1927, Nr 42. Fischer, Sieg/ried: Arch. f. Psychiatr. 83 (1928).

110 Siegfried Fischer:

besteht dann meist ein ausgesprochener Fettansatz oder eine herabgesetzte oder aufgehobene Libido.

Das Sinken des Grundumsatzes tritt einige Wochen bis etwa zwei Monate nach dem Beginn der Erkrankung auf.

Die Ver~nderungen des Gasstoffwechsels nehmen ihren gesetzm~figen Verlauf unabh~ngig yon der Art des Zustandsbildes. - -

Nachuntersuchungen sind bisher nur yon den Amerikanern Appel und Farr 1 verSffentlicht worden. Diese Forscher haben meine Ergebnisse in jeder ttinsicht best~tigt. Wenn bisher andere Arbeiten hierfiber nicht vorliegen, so ist dies wohl damit zu erkl~ren, dab dem Psychiater die Methode der Gasstoffwechselunter- suchung fern liegt, das Interessengebiet des Internisten und Physiologen aber sich fiir gewShnlich nicht auf die geistigen Erkrankungen erstreckt.

Aus den folgenden Ausffihrungen wird sich, so hoffe ich, ergeben, dab die Methodik bei einiger E ina rbe i tung relat iv einfach zu h a n d h a b e n ist, vor allem aber, dab wir in der Bes t immung der Oxydationsenergie ein Mittel besitzen, das fiir die Kl in ik yon besonderem Wer~ ist.

Technik. Die Untersuchungen wurden mit dem von Knipping modifizierten Benedictschen

Apparat ausgefiihrt. Mit diesem Apparat ist es m6glich, nicht nur den Sauerstoff- verbrauch, sondern auch die Menge der ausgeatmeten Kohlens~ure und damit den respiratorischen Quotienten zu bestimmen. In den letzten Jahren wurde bei den meisten Untersuchungen auBerdem noch die Atmungskurve auf ein Kymo- graphion, das an dem Apparat leicht zu befestigen ist, aufgezeichnet.

Der Patient durfte die letzte Mahlzeit am Abend vorher etwa gegen 7 Uhr einnehmen. Die der Untersuchung vorausgehende Nacht verbrachte er meist in der Klinik; lieB sich dies bei ambulanten Kranken nicht durchffihren, so kam der Patient nach MSglichkeit mit einem Auto zur Klinik gefahren und blieb dann noch 11/2--2 Stunden bis zum Beginn der Untersuchung ruhig liegen.

Die Dauer des einzelnen Versuchs betrug 17 Min. Der Sauerstoffverbrauch wurde in Abst~nden von 5 Min. abgelesen, und zwar nach der 2, 6., l l . und 16. Min. Die 1. Min. wurde wegen der M6glichkeit yon Fehlerquellen nicht mitgeziihlt. Da das Zudrehen des Hahnes bei gleichzeitigem Ablesen des letzten Wertes sich nicht leicht durchftihren lief, wurde der Apparat erst nach der 17. Min. ausgeschaltet. :Dies wurde nattirlich bei der Bestimmung der CO 2 beriicksichtigt. Eine Steigerung oder Herabsetzung yon mehr als ~- oder -- 5% gegeniiber diesen Tabellen wurde als pathologisch bewertet. Bei der yon uns geiibten Methodik hat es sich im Lau/e der Jahre immer und immer wieder bestdtigt, daft Werte, die ~ber bzw. unter 5 % lagen, als pathologisch zu bewerten sind.

Der Versuch wurde so oft wiederholt, bis mindestens zwei Werte eines voll- st~ndigen Versuchs miteinander iibereinstimmten. Unterschiede yon 2 % und aller- hSchstens 3% wurden hierbei als innerhalb der Fehlerquellen liegend angesehen. Die einzelnen 5-Min.-Werte durften im allgemeinen auch keine gr6feren Unter- schiede als 2/100--3/100 Liter aufweisen. In den meisten F~llen wurden die Patienten an zwei oder mehreren Tagen untersucht. Im Laufe der letzten Jahre machten wir immer wieder die Erfahrung, daft die GewShnung an die Apparatur bei sehr vielen Patienten eine sehr grofe l~olle spielt, und daf die Werte bei der zweiten Unter- suchung in vielen F~llen brauchbarer waren als bei der ersten.

Trotz der KontroUe der Sauersto//werte im einzelnen Versuch, trotz guter Atemkurve, kommt es auch zuweilen vor, daft ein Weft in/olge ungeniigender Entspannung der

1 Appel u. Farr: J. nerv. Dis. 70, Nr 1 (1929).

Gasstoffwechselveranderungen bei Schizophrenen. 111

Muskulatur zu hoch ist. Dies zeigt sich erst einwandfrei bei einer folgenden Unter- suchung. Der gefibte Untersucher aber hat zumeist auch in solchen Fallen ein richtiges Geffihl daftir, ob die Werte zu hoch sind. Dies allerdings gelingt erst nach langer Erfahrung.

Zur Bestimmung der spezifisch-dynamischen Eiweigwirkung wurde ein Friih- sttiek naeh den Angaben von Rahel Liebeschi~tz-Plaut gegeben, das aus 200 g Hackfleisch, 100 g Brot und 50 g Butter nebst einer Tasse schwarzen Kaffees bestand. Die Butter wurde zum Teil zum Braten des Fleisches verw~ndt. Die Steigerung der Oxydationsenergie wurde I Stunde und 11/2 Stuaden nach Beendigung der Mahlzeit in derselben Weise wie der Grundumsatz gemessen. War der zweite Wert gr6fler als der erste, so wurden die ~essungen im Abstand von halben Stunden so lange fortgesetzt, bis der folgende Wert kleiner war als der vorhergehende.

Die Untersuchungen liegen sich an sehr vielen Geisteskranken durch- fiihren. Bei unruhigen Kranken war dies allerdings nicht mSglich.

Ganz besonders wichtig ist die Art der Behandlung der Patienten durch den Untersucher. Durch geeignetes Zureden und dutch eine ent- sprechende psychologische Behandlung gelingt es hgufig, nicht nur den Patienten zu der Untersuchung zu bewegen, sondern vor allem auch verwertbare Ergebnisse zu erlangen. Wie sehr das Resultat auch yon dem psychischen Zustand des Untersuchers abhi~ngig ist, haben wir immer beobachten kSnnen. Waren an einem Tage die Ergebnisse yon zwei oder mehreren Kranken nicht zu verwerten, so konnte man allein auf Grund dieser Befunde annehmen, dal~ der Untersuchcr bzw. die Labo- rantin nicht ganz im psychischen Gleichgewicht war. Dies wurde mir yon den Untersuchern auch immer wieder bestgtigt. Auf dieses ,,psycho. logische Moment" hat bei der Untersuchung Gesunder schon wicder- holt mein Lehrer, Professor Kestner, hingewiesen.

Ergebnisse. Insgesamt wurden auf diese Weise 277 Schizophrene in verschicde-

nen St~dien der Krankheit untersucht, vicle yon dicsen an mehrcrcn Tagen. In alien F/tllen, bei denen das Resultat nicht restlos einwand- frei war, wurden die Versuche so ]ange wiederholt, bis sich ein sicherer Wert ergab.

Entsprechend der Einteilung in den vor~ngegangcnen Arbeiten fiber (tieses Thema wird auch hier das Material n~ch den Krankheitsstadien geordnet mitgeteilt. Wir werden hierbci auf (tie Wiedergabe yon Lgngs- sch~fitten bei einzelnen Kranken verzichten, da diese ausffihrlich in den Tabellen der zweiten Mitteilung 1 unterbreitet worden sind. Es werden auch in den folgenden Tabellen im Gegensatz zu den frfiheren Mitteilungen nicht die einzelnen Werte ffir C02, die Anz~hl der Calorien und des re- spiratorischen Quotienten mitgeteilt, sondern nur das Endergebnis. Jeder einzelne im /olgenden mitgeteilte Wert ist, wie eingangs erw&'hnt, das Resultat wiederholter Untersuchungen.

1 Fischer, Sieg]ried: Arch. f. Psychiatr. 83, 209--231.

112 Siegfried Fischer:

Nr.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17

Tabelle 1. Schizo

l~ame

Erna M. Linda H. Theodor A. Gertrud Sch. Eva K. Else T. Waldemar H. Herbert G. Emil M. Karl P. Otto P. Karl W. Erich K. Alexander K. Martha V. Emma M. Else B.

(Normal bis • 5%)

Grund- umsatz

%

+0,8

+2,2 +2,7 --2,5 +0,4 --1,1 +0,3 +1,3 --3,1 +3,8 --2,2 +2,5 --5,9 4 , 6 4 , 6

)hrene im Beginn der Erkrankung.

(Normal: Mindest-

steigerunt yon 18%) spezifisch

dyna- mische Eiweig- wirkung

, o

+ 8,7 +10 +15 +13 +13 +16 +15 +12 +14 +13 +15 + 7,3 +11 +10 +10 +13 +10

Nr.

18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33

I Name

Anna G. Grete G. Maria K. Gertrud V. Hedwig K. Helmuth H. K/~te W. Ida M. Wolfgang P. Fritz A. Hans M. Arthur R. Herbert L. Robert Z. Hilde K. Hilde B.

(Normal bis • 5%)

Grund- umsatz

%

--3,5 --4,5 +0,2 +0,8 +3,4 --2,7 --2,2 +3,3 +0,5 +1,l 4 , 6 --1,7 +4,0 --5,1 +1,5 --2,5

( Normal : 1Uindest-

stoigerung ~on 18%)

spezifisch- dyna- mische Eiweig - wirkung

%

+10 + 8,1 +13 + 8,3 +14 +17 +16 + 9,2 +14 +17 +16 +17 +12 +8,7 +17 +13

In diesen F/tllen zeigt die spezifiseh-dynamisehe Eiweil3wirkung aus- nahmslos eine Steigerung yon weniger als 18% gegeniiber dem Grund- umsatz. Es wurde bereits in einer Anmerkung der eben zitierten Arbeit darauf hingewiesen, dag zuweilen die spezifiseh-dynanfisehe Eiweigwir- kung erst einige Woehen naeh Beginn der Psyehose unter den Normalwert yon 18% sinkt. Diese Beob~ehtung wurde im Laufe der Jahre wieder- holt gemaeht.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung sinkt der Grundumsatz, und die spezifiseh-dynamisehe Eiweigwirkung steigt in den meisten F/tllen zur Norm, d. h. bis 18% und dariiber gegenfiber dem Grundumsatz. Nieht selten aueh bleibt abet die spezifiseh-dynamisehe Eiweigwirkung unter der Norm, meist bei herabgesetztem Grundumsatz. Ein Untersehied in den klinisehen Bildern hat sieh jedoeh bei diesen FMlen gegeniiber den anderen mit normaler spezifiseh-dynamiseher Eiweigwirkung bisher nieht feststellen lassen. Die Tabelle 2 zeigt die Ergebnisse yon 137 Sehizophrenen im Verlauf der Erkrankung.

Wie bereits frfiher mi~geteilt women ist, zeigen Sehizophrene, die noeh einen psyehisehen Defekt aufweisen, oder solehe, bei denen die Libido gelitten hat, oder bei denen naeh Aufh6ren des Schubes ein starker Fettansatz aufgetreten ist, aueh noeh eine Herabsetzung der Oxydationsenergie, und zwar fast aussehlieglich des Grundumsatzes. Derartige mit De[ekt abgeheilte Schizophrene sind in der Tabelle 3 aufgeffihrt.

Gasstoffwechselver/inderungen bei Schizophrenen. 113

Nr.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

l0 11 12 13 14 15 16 17 18 19 2O 21 22 23 24 25 26 27 28 29 3O 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49

Tabelle 2. S c h i z o p h r e n e i m V e r l a u f .

(Normal : Mindest-

I steigerung (Normal ! yon18%)

bis • 5~ I spezifisoh- Name Grlm4- I dvna-

mnsatz nfische Eiweii~-

o wirkung yo %

J o h a n n a B. - - 8,1 -716 Anna L. ,8 - -

- -3 -? 12 Fr ida G. Grete K. ~ 1 -730 Magdalena IV[. 7,2 - - - ? 1 6

Klara B. - - l l -?23 ,5 -?23 Grete G. __ --I

Martha M. -?18 E m m a B. - -18 -?20 Her ta L. - -10 -?12 Eva K. --11 -?32 Charlot te T. - -22 -? 9,5 Max E. - - 2 -718 Klara S. 1 ~ , -712 Therese T. - - 9 -719 Lieselotte S. --1,, -717 mar t ha 1%. - - 8,7 -?24 Martha T. - - 1 , -?25 Waldemar H. - -32 -}-34 Hans S. -716 Paul S, -721 Max Seh. -721 Herber t G. -?12 Oskar N. Gustav S. -?27 Hans R. -719 Ernst M. -712 Otto P. -?32 Werner 1%. -?28 Konrad R. -?22 Werner P. -731 Hildegard P. -? 19 Mart ha Sch. -?20 Erich K. -?25 Kar l W. -717 Martha V. -?20 Alexander K. -731 Josef W. -?32 Alfons W. -?24 Max K. -?25 Elisabeth W. -?28 Sophie L. -?28 Martha G. -?23 Adolf S. -?29 Kar l N. -?24 Martha L. -?25 Richard G. -?23 Ursula A, -?26 Hehnu th Sch. - - 9,6 -721

z. f. d. g. Neur. u. Psych. 147.

Nr.

50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68

Name

Johannes F. E rna T. Max G. Margarete Sch. Reinhold L. Elfriede P. Lo thar 1%. Reinhold H. Gerda G. Ida K. Else B. J o h a n n a Z. Ed i th S. Georg W. Gerhard S. Mar tha G. Anna W. Er ika N. Hildegard M. Karl-Heinz Sch. E m m a T. E m m a B. Ger t rud V. Hans G. Werner P. Johannes J . Frida Sch. Georg S. Ci~cilie S. August W. J o h a n n H. Fri tz D. Kitte W. Georg St. Ger t rud Sch. Elisabeth S. Maria K. Alfred S. Karl 1%. Herm~nn ~ . Else Sch. Frida 1%. E m m a B. 1%udolf L. Meta W. Elisabeth S. Herber t I%. Charlotte T. Wilhehn B.

(Normal bis • 5%)

Grund- . umsatz

i - -10 --14 --12

----1~' --12 --14

--li'

- -12 --29 --12

(Normal: lHindest-

steigerung yon 18% )

spezifiseh- dyna -

mische Etweii~-

wirkun~ %

-?27 -?[-31 -?26 -?26 -?27

-731 -?24 + 2 5 -?27 -?29

-?29 -?27 -?24 -?24 -719 -?20 -?25 -?20 -?23 -?23 -721 -?24 -?23 -?19 -?20 -?22

-?26 -?30 -719 -721 -721 -?20 -721 -?25

-?22 -?27 -?25 -719 -?23 -721

-?26

-721 -?20

114 Siegfried Fischer:

Tabelle 2. S c h i z o p h r e n e im V e r l a u f (Fortsetzung).

Nr.

99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118

Name

Johanna B. Hans M. August R. Adolf K. Arthur R. Herbert L. Toni B. Johanna K. Reinhold H. Johanna Sch. Maria E. Margarete K. Konrad G. Erika A. Herbert Z. Gustav H. Otto F. Gerhard Sch. Josef A. Paul M.

(Normal bis • 5%)

Grtmd- umsatz)

--24 --14 --18 --15 - - 9,8

-1 [ ,3 --18 --12,2 - - 6,6 - - 9,4 --13

__-is 6,7 --12 - - 9,1 - - 7,5 --26,3

~14,5

(Normal: Mindest.

steigerunl yon 18%: spezifisch

dyna - misehe Eiwei2- wirkung

%

+19 +14 -4-24 +25 +21 +17

+ 19,9 +22,9 +22 +10,5 + 17,9 +41 + 16,2 +17,5 +21,8 +26,7 +24,3 +29

Nr. Name

119] Herta Z. 120] Richard B. 121] Georg St. 1221 Gertrud M. 123 / Johanna Sch. 124 / Helene S. 125 / Erna L. 126/ Agathe W. 1271 Reinhold H. 1281 Ernst M. 129] Emma L. 1301 Erich H. 131 / Berta M. 1321 Oswald K. 1331 Johannes H. 134[ Alfons H. 135 / Paul W. 136] Elisabeth S. 137 / Agnes G.

(Normal bis • 5%)

Grund- UlllSatT,

%

(Normal : Mindest-

steigerung yon 18%) spezifisch-

~rna- mische Eiweill- wirkung

%

- - 6,3 +21,3 --12,5 +32 --12 +28 --14 +12 --13 +17,3 --15 +24 --13 +24 --18,9 +25,3 --12,2 +t9,9 --17,5 +18

+18 8,5 +23

- - 9,2 +16 - - 6 , 6 + 1 0 , 4

6,5 +12 6,9 +24

--19,4 +20,6 -- l l ,1 +22,2 --13 +23

Sind die genannten Symptome nicht mehr nachzuweisen, so ist auch der Energiestoffwechsel vSllig normal. Diese F/~lle sind in der Tabelle 4 wiedergegeben.

~ b e r Ausnahmen yon dieser Regel wurde bereits in der 5. Jahres- versammlung sfidostdeutscher Psychiater und Neurologen im Jahre 19301 berichtet . Es handel t sich hier um Schizophrene, die gleichzeitig an einer Thyreotoxikose lit~en. Der Grundumsatz war hier ges~eigert. Die spezi- f isch-dynamisehe Eiweil~wirkung wllrde in diesen F/illen mehrfach unter der N o r m gefunden. Zur Vermeidung von Versuchsfehlern wurde gerade in diesen F/illen die Untersuchung in Interval len immer wiederholt, um die Steigerung des Grundumsatzes mit absoluter Sicherheit fest- zustellen. AuBer den 3 bzw. 5 F/~llen, fiber die wir damals berichtet haben, verffigen wir seitdem noch fiber drei weitere F/ille.

Wirkliche Ausnahmen v o n d e r aufgestellten Regal haben wir eigentlieh nie gefunden. Die wenigen F/~lle, die den Gedanken nahelegen kSnnten, dab Sehizophrene auch einen normalen Stoffwechselbefund aufweisen kSnnen, sollen hier besprochen werden.

Fischer, Sieg]ried: Arch. f. Psychiatr. 91, 485.

Gasstoffwechselveranderungen bei Schizophrenen. 115

Tabelle 3. A b g e k l u n g e n e S c h i z

Nr. Name

1 Gabriele H. 2 Hedwig B. 3 Grete G. 4 Frida G. 5 Magdalene M. 6 Charlotte R. 7 Toni S. 8 Johanna R. 9 Ernst B.

10 Friedrich E. l l Hedwig S. 12 Walter M. 13 Ernst K. 14 Otto Sch. 15 Josef B. 16 Martha R. 17 Paul H. 18 Hans R. 19 Gustav S. 20 Lieselotte St. 21 Else B. 22 Linda H. 23 Karl W. 24 Alfred Sch. 25 Stanislaus D. 26 Wilhelm H. 27 Heinrich K. 28 Hertha B. 29 Walter T.

(Normal h'~r,,,~,].~

u m s a t z

%

--10 --10 --12 - - 9,9 --13 --13 --13 --12 --11 --10 --14 - - 7,5 - - 8,6 --18 --11 --15 --20 --14 --24 --20 --13 - - 8,5 - - 6,8 --10 --20 --13 --14 --11 --11

(Normal : Mindest- ~teigerung yon 18%) ~pezifisch- Nr.

dyna- mische Eiwei~- wirkung

.'o

+14 30 +33 31 +22 32 +24 33 +32 34 +17 35 +20 36 +16 37 +16 38 +18 39 +34 40 +21 41 + l l 42 +24 43 + 14 44 +33 45 +32 46 + 14 47 +38 48 +22 49 +33 50 +18 51 +14 52 +29 53

- - 54 +18 5~ +29 56 +16 57 +19 58

p h r e n i e n , m i t D e f e k t .

Name

(Normal: 51indest -

steigerung (Normal von 18%)

bis • 5%) spezifisch- Grund- dyna- umsatz i m~schc

Eiweil3- wirkung

% i %

Werner M. Helmuth Sch. Martha G. Wilhelm K. Margarete Sch. Gertrud K. Paul G. Hugo Z. Wolf gang P. Johann L. Walter W. Hans G. Fritz D. Johann H. Gustav K. Rudolf L. Galina K. Karl-Ernst M. Hans M. Gertrud G. Johanna K. Josef P. Florian S. Paul K. Paul K. Richard W. Amalie F. Wilhelm Z. Maria P.

--11 +24 - - 6,6 +21 - - 7,9 +28 4 5 - - 8 +25 - - 8 +27 --20 +29 --13 +25 - - 8,2 +22 - - 6,1 +25 - - 9 , 3 + 2 6

- - 7,6 +24 - - t l +19 - - 7 , 5 + 3 0

--13 +27 --16 +21 --15 +32 --23 +25 - - 8,3 +22 --16 +22 --17 +18 - - 7,8 +28 --13 +18,9 - - 6,9 +19,7 --13 +21 --18,7 +32 - - 6 , 0 +15,7 --'1l +16,4 + 4,7 +11

Bereits in einer Anmerkung der zweiten Mit tei lung 1, wurde darauf

hingewiesen, dab Schizophrene im ersten Beginn der E rk rankung zuweilen noch keine Stoffwechselst6rung zeigen, sondern dab diese, und zwar das Sinken der spezif isch-dynamischen Eiweii~wirkung, manchmal erst in den ersten Wochen nach dem Krankhe i t sbeg inn auf t r i t t 2.

1. Anfang Mai 1929 wurde ein 27jghriger Mann in die Klinik aufgenommen, der bereits friiher an sehizophrenen Schiiben gelitten hatte. Bis kurz vor seiner Einlieferung in die Klinik war er kaufmannisch ti~tig. Da der Patient recht

1 Fischer, Sieg/ried: Arch. f. Psychiatr. 83, 230. 2 Aus dieser Tatsache wird man nicht berechtigt sein, den SchluB herzuleiten,

dab die Ursache der Schizophrenie nicht in einer endokrinen St6rung zu suchen sei, obwohl andererseits das Gegenteil durchaus nicht etwa behauptet werden soll. Es sei nur daran erinnert, dab z. B. Kastrierte erst eine gewisse Zeit nach der Kastra- tion eine St6rung des Energiestoffwechsels aufweisen k6nnen. (Vgl. Xlin. Wschr. 1927, Nr 47.)

8*

116 Siegfried Fischer:

Nr.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

N a m e

Tabelle 4. Ohne D e f e k t a b g e h e i l t e S c h i z o p h r e n e .

Lotte G. Eva K. Roll N. Walter M. Paul P. Hans F. Gottfried N. Km't M. Lieselotte S. Vally M. Grete G. Toni Sp. ttedwig M. Erna M. Leopold J. Magdalene M. Karl W. Josef F. Alfons T. Ernst O.

(Normal b t s • 5%)

Grund- umsatz

%

+2,7 --3,8 --0,3 +1,1 --4,9 - 0 , 7 - - 1 , 3

0 - 4 , 0 +1,4 - 4 , 2 +4,3 --2,0 --1,6 --1,4 --2,5 --4,8 --1,9 +2,3 --1,5

:Normal : Mindest- telgerung yon 18%) pezi f i sch-

d y n a - m i s c h o EiweiB- wirkung

'/o

+20 +24 +20 +20 +18 +27 +19 +19 +20 +19 +24 +21 +26 +26 +25 +27 +20 +24 +19 +21

Nr. Name

21 Adolf S. 22 Ursula A. 23 Gertrud F. 24 Eduard B. 25 Elisabeth W. 26 Emma T. 27 Hedwig K. 28 Erika D. 29 Gerda G. 30 Helene T. 31 Frieda Sch. 32 Johannes J. 33 Wolfgang P. 34 K/~the W. 35 Gustav K. 36 Martha K. 37 Ida L. 38 Franz G. 39 Georg S.

( N o r m a l : M i n 4 e s t -

I s t e l g e r t m g (Normal yon 18%)

bis • 5%) spezifisch- Grund- I d~na- umsatz mische

EiweiB- wirkung

% %

0 +25 --5,2 +25 --2,3 +26

0 +24 +3,1 +22 +0,6 +23 --1,1 +24 --2,7 +19 --0,6 +20 --3,4 +22 --4,3 +19 - - 5,7 +22 --4,9 +26 --1,1 +23 --3,4 +28 --2,9 +19 +3,5 +19 --5,6 +18,9 - 4 , 6 +20

erregt war, konnte bei seiner Aufnahme nicht der Gasstoffwechsel untersucht werden. I)er Krankheitszustand klang bald ab, und Anfang Juni bestand nur noch ein leicht gehobenes, etwas kritikloses SelbstbewuBtsein. Die Stoffwechsel- untersuchung kurz vor der Entlassung ergab eine Herabsetzung des Grundumsatzes yon 2,9%, eine Steigertmg der spezifisch-dynamisehen EiweiBwirkung von 25%, also vollkommen'normale Werte. Es besteht durchaus die M6glichkeit, dab es bei diesem kurzdauernden Schube iiberhaupt nicht zu einer Herabsetzung der Oxy- dationsenergie gekommen ist, es kann aber auch sein, dab eine leiehte Stoffweehsel- st6rmlg, die m6glicherweise w~hrend der Krankheit bestand, sich sehon wieder zur Norm zuriickgebildet hatte. Vielleicht spielt auch die Tatsache eine Rolle, daft der Patient am Tage der Stoffwechseluntersuchung eine leichte Temperatur- erh6hung infolge eines Furunkels hatte, so dab dadurch die Oxydationsenergie etwas gesteigert war. Mit Sicherheit werden sich die Ursachen des yon der Norm abweichenden Gasstoffwechselbefundes nicht kl~ren lassen. Jedenfalls liegen eine An- zahl Momente vor, die eine Erkli~rung fiir diesen abweichenden Befund geben k6nnen.

2. Der Fall betrifft ebenfalls einen jungen Mann, bei dem die Diagnose Schizo- phrenia mi~is gestellt wurde. Wi~hrend des zweimonatigen Aufenthaltes in der Klinik ver~tnderte sich das Zustandsbild recht wenig. Im Vordergrund des Krankheits- bildes standen hypochondrische Gedanken. In diesem Falle konnte aus imlleren Griinden nur einmal eine Stoffwechseluntersuchung vorgenommen werden, und zwar im AnschluB an eine Anermontherapie. Der Wert fiir den Grundumsatz betrug 2,5 % Herabsetzung, ftir die spezifiseh-dynamische EiweiBwirkung 19% Steigerung. Der wider Erwarten hohe Weft ist wahrscheinlieh in diesem Falle d.urch die Wirkung des Anermons zu erkli~ren, da Patient bis 4 Tage vor der Stoffwechseluntersuehung einer regelmi~Bigen Kur mit diesem Pri~parat unterzogen worden war.

Gasstoffwechselver/inderungen bei Schizophrenen. 117

3. Der Vollst/~ndigkeit halber sei noch ein weiterer Fall angeftihrt, bei dem die Krankheit wenige Wochen vor der Einlieferung in die Klinik aufgetreten ist. Wenige Tage nach der Aufnahme zeigten Grundumsatz und spezifisch-dynamische EiweiBwirkung normale Werte. In den folgenden Wochen wurde infolge eines Ver- sehens nur der Grundumsatz untersucht, der immer normale Werte ergab. Wie aus unseren allerersten Untersuchungen schon hervorgeht, genfigt eine derartige Untersuchnng nicht, denn es gibt eine ganze Anzahl yon F/~llen, bei denen die spezifisch-dynamische Eiweillwirkung allein einen herabgesetzten Wert zeigt. Es liegt hier also eine unvollst~ndige Untersuchung vor, die nicht als Ausnahme ge- wertet werden kann.

4. 2~icht als Ausnahme, sondern zum Beweise dafiir, dab h~ufig die Gasstoff- wechseluntersuchung ein sicherer Wegweiser fiir die Diagnose ist als die klinische Untersuchung, sei der Fall einer 40j~hrigen Frau angefiihrt, die im Jahre 1928 1/~ngere Zeit unter der Diagnose Schizophrenie in der Klinik lag. Die Gasstoffwechsel- untersuchung ergab vollkommen normale Werte ffir den Grundumsatz, n/~mlich 0,2% Iterabsetzung, und ffir die spezifisch-dynamische EiweiBwirkung ebenfalls den normalen Wert yon 19 % Steigerung. Erst sparer wurde erkannt, dab die Kranke an einer Pellagrapsychose litt. Dadurch war der Gasstoffwechselbefund erkl/irt.

Untersuchungen bei Manisch-Depressiven. Schon in der ersten Mittei lung 1 wurde festgestellt, dab bei Manisch-

Depressiven im Gegensatz zu dem Be/und bei Schizophrenen niemals eine StSrung im Gassto//wechsel ge/unden wurde. Gegen Einwiinde yon Lang/eldt wurde diese Behaup tung in einem kurzen Aufsatz 2 verteidigt. Hierbei stfitzten wir uns auf die VerSffentlichung yon 30 Fi~llen. Wir verffigen heute fiber ein Material yon 66 F/~llen, die in T~belle 5 mitgetei l t werden.

Unter unserem gesamten Material fanden wir zwei Ausnahmen. Der erste Fall betrifft eine. 32j~hrige Frau mit einer typisch endogenen Depression. Zur Zeit der Untersuchung stand sie unter hohen Opiumdosen. Es besteht durchaus die MSglichkeit, dab der Wert ffir den Grundumsatz yon 15,7 % tterabsetzung durch diese Gaben verursacht worden ist. Da wir keine Erfahrungen fiber die Wirkung des Opium auf die Wirkung der Oxydationsenergie besitzen, kSnnen wir dies nur mit Wahrscheinlichkeit behaupten. Die fibrigen Depressiven jedenfalls wurden niemals in der Zeit untersucht, in der sie unter Opium standen. ]~berhaupt haben wir bei allen Untersuchungen Wert darauf gelegt, die Patienten nie dann zu unter- suchen, werm sie irgendwelche st/~rkeren Medikamente erhalten hatten. In dem vorliegenden Fall kommt noch dazu, dab die Untersuchung yon einer hilfsweise t~tigen Laboratoriumskraft ausgeftihrt worden ist und infolge ~ul]erer Umst/inde nicht nachkontrolliert werden konnte. Aus diesen beiden Grfinden ist also dieser Wert nur sehr bedingt als riehtig anzuerkennen.

Der zweite Fall betrifft einen Mann im Alter von 58 Jahren mit einem typischen depressiven Zustandsbild. Der Grundumsatz ergab hier einen Wert yon -- 25%. Dieser Patient litt an einer unklaren tIauterkrankung, die sich fast fiber den ganzen KOrper erstreckte. Leider konnte der Patient keinem Dermatologen vorgestellt werden, da er in einem anderen Krankenhause lag. Da bekanntlieh k5rperliehe Erkrankungen eine StSrung des Stoffwechsels hervorrufen kSnnen, so ist die Herab- setzung des Grundumsatzes in diesem Fall wahrscheinlich dureh das Hautleiden zu erkl/iren. Eine Ausnahme vonder aufgestellten Regel, dab bei Depressionen der Stoff - wechsel keine Abweichung vonder Norm zeigt, bildet daher auch dieser Fall nicht.

1 Fischer, Sieg]ried: Khn. Wschr. 1927, 42. Fischer, Sieg]ried: Arch. f. Psychiatr. 86, 237.

118 Siegfried Fischer:

Nr. Name

1 Emma G. 2 Anna H. 3 Anna D. 4 Marie G. 5 Mathilde M. 6 Pauline G. 7 Lydia K. 8 Berta D. 9 Frida W.

10 Frida P. 11 Eduard W. 12 Hans M. 13 Alfred J. 14 Wilhelm H. 15 Agnes P. 16 Karl A. 17 Helene Sch. 18 Arthur Sch. 19 Elisabeth P. 20 Franziska W. 21 Elisabeth Sch. 22 Luise B. 23 Anna K. 24 Vally Sch. 25 Alfred R. 26 Alwin A. 27 Martha Sch. 28 Magdalene T. 29 Emilie L. 30 Anna F. 31 Wilhelmine N. 32 August H. 33 Margarete T.

Tabelle 5. M a n i s c h - D e p r e s s i v e .

(Normal : [ Mindost- [

I steigerung [ (Normal I yon 18%) !

bis • 5%) spezifisch-] Nr Grlmd- [ dyna- [ " umsa~z mische ]

EiweiB- [ W~ l ' kUl l f f I

% % I

--1,2 /-26 34 --3,9 /-28 35 --1,0 /-20 36 +2,7 - - 37 +3,2 /-20 38 --1,9 /-23 39 +0,8 t-25 l0 +0,7 /-26 tl +0,3 /-24 ~2 --2,5 Jr 22 13

0 +25 14 --1,6 /-42 15 --2,0 +18 16 --2,5 +20 17 --5,6 - - ~8 --2,7 +26 ~9 --1,0 +45 50 +1,2 +21 51 +0,7 +22 52 +1,9 +23 53 +3,6 +23 54 +3,4 +23 55 - -13 +3O 56 +4,4 +24 57 --3,4 +22 58 --1,4 +26 59 - 4 , 8 +26 60 --3,9 +24 61 -=0,9 - - 62 --0,5 +20 63 +2,7 +24 64

0 +20 65 --1,3 +24 6C

Name

Anna L. Vally E. Max S. Gertrud H. Helmuth G. Ida N. Erhard B. Johann K. Hermann D. Johanna W. Arthur K. Hedwig Sch. Anna J. Martha S. Helene Sch. Wilhelm Sch. Elsa Sch. Thekla St. Max Z. Olga J. Kurt H. Klara D. Marie C. Gertrud A. Franz W. Valentin T. Maria St. Georg K. Ida P. Elisabeth E. Erna M. Paul K. Gotthard E.

(Normal: 31indest-

steigerung (Normal yon18%)

bis i 5%) spezifisch- Grun4- d~la - mnsatz mische

EiweiB- wirkung

% % i

0 +19 --3,0 +19 +O,3 +23 --2,2 +27 +0,6 +20 --5,1 +23 --3,0 +22 --2,7 +27 +0,5 +27 ~0,1 +23 --5,8 +27 --4,6 +19 --1,8 +25 --],6 -4 ,1 +24 +1,0 +25 --0,8 +26 +5,1 +24,8 - 4 , 5 +18 +5,0 +21

0 +20 +2,7 +21 +0,9 +24 +1,4 +28 --5,7 +29 --3,2 +18 --3,8 +23 --4,2 +25 +4,8 +19 --3,2 +23 +3,0 +21 --4,6 +24 +0,9 +33

Schlul}. Das gesamte Untersuchungsmater ia l yon 277 Schizophrenen und

68 Depressiven ha t also unsere vor 5 Jah ren ver6ffentl ichten Ergebnisse in jeder Rich~ung best/itigt. Abgesehen yon den bereits oben angef i ihr ten Thesen sei hier noch einrn~l darauf hingewiesen, dab die Gassto//wechsel. untersuchung ein einwand/reies di]/erential-diagnostisches Hil/smittel- zwischen Manisch-Depressiven und Schizophrenen bildet.

Wesentl ich ist ferner, und das ha t sich bei/orensischen F/~llen vielfach bew/~hrt, dab auch mi t Defekt abgeklungene Schizophrene noch eine Herabse tzung der Oxyd~tionsenergie zeigen, und zwar sehr wahrscheinlich im Gegensatz zu den schizoiden Psychopathen.

Gasstoffwechselver~nderungen bei Schi~ophrenen. 119

Es is~ also durch diese Befunde einwandfrei festgestell~, daft die Schizophrenie regelm~iflig mit einer lcgrperlichen StSrung einhergeht. I n welcher Beziehung das kSrperliche Symptom zu der seelischen StSrung steht, ist noch n ich t gekl/~rt. Bereits in unserer zweiten Mittei lung wurden im Anschlul3 an unsere Befunde verschiedene ~ber l egungen iiber dieses Problem angestellt . Es wird nunmehr unsere Aufgabe sein, die Ursache der SgoffwechselstSrungen festzustellen, eine Aufgabe, urn deren L6sung wir uns seit mehreren J ah ren schon bemfihen.

Nachtrag.

Nach Abschlu[3 dieser Arbeit erschien ein Aufsatz yon Jacobi und B4ttner 1, der sich mit denselben Problemen befal3t. Die Untersuchungen wurden an 12 De- pressiven und 12 Schizophrenen vorgenommen. Die Ergebnisse der Autoren decken sich nicht mit den von uns mitgeteilten. Bei melancholischen Krankheitszust~nden wurde der Grundumsatz vorwiegend gesteigert gefunden, bei Schizophrenen fanden sich viel hi~ufiger normale Werte ffir den Grundumsatz, jedoch zeigte fiber die H/~lfte dieser F/~lle einen die Grenze der Norm manchmal unter-, manchmal iiber- schreitenden Befund.

Betrachtet man die von den beiden Autoren mitgeteilten Tabellen, so fallen zun/~chst die aul3erordentlich hohen Werte auf, die bei beiden Krankheitsarten ffir den Grundumsatz gefunden wurden. Die Depressiven zeigten ffir den Grundumsatz Werte yon 32, 46, 59 und sogar 78% Steigerung, die Schizophrenen Steigerungen yon 13, 28, 39%. Diese Befunde legen den Verdacht nahe, dab die Untersuchungs- technik trotz aller Kautelen, die die Untersucher angewandt haben, nicht den Vor- schriften entspricht, wie sie bei der Untersuchung Geisteskranker angewandt werden miissen. Die meisten der mitgeteilten Werte diirften zu hoch sein. Die n~here Betrachtung der Tabellen macht diese Annahme wahrscheinlich. Zuni~chst ni~mlich ist es bemerkenswert, dal3 die Steigerung bei den Depressiven viel hi~ufiger vorkommt und auch viel h6here Werte zeigt als bei den Schizophrenen. Dies entsprieht in gewisser Hinsicht unseren Ergebnissen; wir haben bei den Depres- siren immer einen normalen Grundumsatz gefunden, bei den Schizophrenen einen herabgesetzten. Ist der Versuchsleiter nicht mit der Stoffwechseluntersuchung Geisteskranker vollkommen vertraut, so wird er immer hShere Werte erhalten, infolgedessen bei Depressiven eine gr6Bere Steigerung als bei Scbizophrenen.

Diese Annahme wird weiter dutch die Tatsache gesichert, dab die Autoren in sehr vielen Fs die spezifisch-dynamische Eiweil3wirkung weit unter der Norm fanden. Bei den Depressiven werden Werte yon 14, 13, 9, 6, 3, 0 und sogar -- 2, -- 19 und -- 24% angegeben. Diese Werte, insbesondere die Werte unter 0, lassen sich nut dadurch erkl~ren, dab der Grundumsatz zu hoch gefunden wurde, und dal~ infolgedessen der Weft itir die spezifisch-dynamische EiweiBwirkung, der ja auf den gefundenen Grundumsatz bezogen wird, einen zu niedrigen Wert ergibt. Wir haben selbst immer wieder die Beobachtung gemacht, da$ die Patienten naeh Einnahme des Friihstficks wesentlich besser atmen, tells deswegen, weft sie sich an die Technik gew6hnt haben, teils weil sie keinen Hunger mehr verspiiren, und dab daher die Werte ffir die spezifiseh-dynamische Eiweiflwirkung bei den ersten Yersuchen einwandfreier sind als diejenigen ffir den Grundumsatz.

SchlieBlich ergibt sich bei Betrachtung der Werte ffir die wiederholt unter- suchten Falle, dab im Verlauf weniger Tage, sogar im Verlauf von zwei Tagen, der Grundumsatz von z. B. + 39 auf 0 % f~llt, bzw. dab ein Depressiver an einem

1 Jacobi u. Biittner: Arch. f. Psychiatr., 99, 301.

120 Siegfried Fischer.

Tage einen Wert von 78% Steigerung, 10 Tage sp~ter aber einen Weft yon -- 1% zeigt.

Es diirfte aus diesen Darlegungen einwandfrei hervorgehen, dal3 die Versuehe der beiden Autoren trotz aller Kautelen, mit denen sie durchgeftihrt worden sind, keinen Anspruch auf Sieherheit erheben dfirfen. Wir selbst haben, wie aueh schon oben bemerkt wurde, haufig normale Werte oder Steigerungen gefunden, die wir auf Grund unserer langen Erfahrung nieht als riehtig angesehen haben, obwohl respiratorischer Quotient und Atemkurve keinen Anlal3 zu dieser Annahme ge- geben haben. Dutch die Erfahrung haben wir aber gelernt, dal3 h~ufig erst bei wiederholten Untersuchungen an sp~teren Tagen ein einwandfreier Wert zu er- reichen ist. Alle unsere mitgeteilten Ergebnisse sind das Resultat vielfaeher Untersuchungen. Immer wieder haben wir bei den Untersuchungen l~berraschungen erlebt, die uns bei der Bewertung der Versuche vorsichtig gemacht haben. Werte, wie sie in den Tabellen der beiden Autoren besonders bei den ersten Untersuchungen angegeben sind, haben wit niemals zur Grundlage unserer Anschauungen gemacht.