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Gastprofessor Dr. Árpád v. Klimó
Grundkurs Österreichische Geschichte
(mit Berücksichtigung der Methoden „Archivierung und Musealisierung sowie der Analyse bildlicher und dinglicher Quellen“)
GK Österreichische Geschichte
Vorlesungsteil:
B. 1. Voraussetzungen: Geologie, Geographie, Flora und Fauna Österreichs – Österreich als „Natur“ und Raum
● B. 1. 1. Traditioneller Blick auf „Natur“ und „Kultur“: Beispiele Zöllner, Hermann Gsteu
Traditionell: „Natürliche“ Gegebenheiten – menschliches Handeln dagegen als „Kultur“
Bsp.: Erich Zöllner, Österreich. Sein Werden in der Geschichte, Buchgemeinschaft „Welt und Heimat“: Wien, St. Pölten 1963, S. 9-15 „Einführung. Die geographischen Grundlagen“
GK Österreichische Geschichte
● B. 1. Voraussetzungen: Geologie, Geographie, Flora und Fauna Österreichs – Österreich als „Natur“ und Raum
● B. 1. 1. Traditioneller Blick auf „Natur“ und „Kultur“: Beispiele Zöllner, Hermann Gsteu
● Donau „wichtigste Verkehrsader seit vorgeschichtlicher Zeit“
● verbindet die Mitte Europas mit dem Südosten
● fließt „verkehrt“ zum Schwarzen Meer, agrarische Produkte aus Südosteuropa
GK Österreichische Geschichte
B. 1. Voraussetzungen: Geologie, Geographie, Flora und Fauna Österreichs – Österreich als „Natur“ und Raum
B. 1. 1. Traditioneller Blick auf „Natur“ und „Kultur“: Beispiele Zöllner, Hermann Gsteu
● wichtigste Donauübergänge: Linz, Krems, Tulln
● im Wiener Becken kreuzt die Donau das wichtigste Fernstraßensystem
● über die Mährische Pforte zu den Stromtälern der Oder und Weichsel nach Nordosten zur Baltischen Küste: die “Bernsteinstraße”
GK Österreichische Geschichte
B. 1. Voraussetzungen: Geologie, Geographie, Flora und Fauna Österreichs – Österreich als „Natur“ und Raum
B. 1. 1. Traditioneller Blick auf „Natur“ und „Kultur“: Beispiele Zöllner, Hermann Gsteu
südliche Richtung: seit Mittelalter über Semmeringstraße zur Adria: „ostalpine Schrägfurche“
im Gebiet von Wien erreicht der Ostalpenzug das Donautal
Ostalpen niedriger als Westalpen, breiter und fächerförmig gelagert, leichter auf Paßstrassen zu überqueren
GK Österreichische Geschichte
● B. 1. Voraussetzungen: Geologie, Geographie, Flora und Fauna Österreichs – Österreich als „Natur“ und Raum ● B. 1. 1. Traditioneller Blick auf „Natur“ und „Kultur“: Beispiele Zöllner,
Hermann Gsteu
Mineralreichtum: Gold, Silber, Kupfer, Blei usw. v. a. Salz und Eisen seit Vorzeit abgebaut
großer Waldbestand, vorwiegend Nadelhölzer
Alpenvorland im Norden als „Kornkammer“ Österreichs Becken von Eferding
im Osten: pannonische Tiefebene
GK Österreichische Geschichte
B. 1. Voraussetzungen: Geologie, Geographie, Flora und Fauna Österreichs – Österreich als „Natur“ und Raum
B. 1. 1. Traditioneller Blick auf „Natur“ und „Kultur“: Beispiele Zöllner, Hermann Gsteu
Waldreiches Mühlviertel (Oberösterreich) und Waldviertel
Weinviertel (Niederösterreich) mit waldfreien Lößböden, älteste kontinuierlich besiedelte Kulturlandschaft
Klima: zwischen dem ozeanischen westeuropäischen Klima und dem kontinentalen Klima (osteuropäische Ebenen)
Alpen: niederschlagsreich – südlich: mediterran
insgesamt eher gemäßigtes, aber nicht mildes Klima
GK Österreichische Geschichte
B. 1. Voraussetzungen: Geologie, Geographie, Flora und Fauna Österreichs – Österreich als „Natur“ und Raum
B. 1. 1. Traditioneller Blick auf „Natur“ und „Kultur“: Beispiele Zöllner, Hermann Gsteu
Anderes Beispiel: Gsteu, Hermann, Länderkunde Österreichs, Tyrolia: Innsbruck, Wien, München 3. verb. Aufl. 1957, S. 14-41.
Österreich gliedert sich in sieben Landschaften
(1) Ostalpen (Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten, der Gebirgsteil der Steiermark, der südliche Teil von Ober- und Niederösterreich
(2) Alpenvorland: nördlich der Alpen – zwischen Salzkammergut und Donau
GK Österreichische Geschichte
● B. 1. 1. Traditioneller Blick auf „Natur“ und „Kultur“: Beispiele Zöllner, Hermann Gsteu
● (3) Donauland, oberhalb Linz (Eferding), Machland, Tullner Feld, Wiener Becken
● (4) Österreichisches Granitplateau: südlichster Teil der Böhmischen Masse: Mühlviertel, Waldviertel
● (5) Weinviertel unter dem Manhartsberg
● (6) Steirisches Hügelland
● (7) Inneralpines Becken – Judenburger u. Klagenfurter Becken
GK Österreichische Geschichte
● B. 1. Voraussetzungen: Geologie, Geographie, Flora und Fauna Österreichs – Österreich als „Natur“ und Raum
B. 1. 1. Traditioneller Blick auf „Natur“ und „Kultur“: Beispiele Zöllner, Hermann Gsteu
Versuch, aus der geographischen Lage Schlüsse über die österreichische Geschichte zu ziehen – Determinismus
Menschen haben selbst ihre Umwelt stark beeinflusst bzw. sich auf unterschiedliche Weise damit auseinandergesetzt
statische „Naturgeschichte“ - dynamische „(Kultur)geschichte: falscher Gegensatz: auch Mensch/Kultur Teil der „Natur“, auch “Natur” Teil der
“Kultur”
GK Österreichische Geschichte
● B. 1. Voraussetzungen: Geologie, Geographie, Flora und Fauna Österreichs – Österreich als „Natur“ und Raum
● B. 1. 2. Umweltgeschichtlicher Ansatz
Reinhard, Wolfgang, Lebensformen Europas. Eine historische Kulturanthropologie, C. H. Beck: München 2. Aufl. 2006, S. 395ff.
Raumbegriff (S. 396): (1) Historischer Raum: Sinnes- und Erfahrungsraum – der geographisch erfasste und der politisch definierte Raum dagegen der unmittelbaren Sinnerfahrung immer mehr entzogen, auf symbolische Weise erfahrbar gemacht
GK Österreichische Geschichte
● B. 1. Voraussetzungen: Geologie, Geographie, Flora und Fauna Österreichs – Österreich als „Natur“ und Raum
● B. 1. 2. Umweltgeschichtlicher Ansatz
Reinhard, Wolfgang, Lebensformen Europas. Eine historische Kulturanthropologie, C. H. Beck: München 2. Aufl. 2006, S. 395ff.
Raumbegriff (S. 396):
(2) Mathematische Raumkonstruktionen bedeutsam für die Vermessung des Landes und die Bewältigung des Meeres (Navigation), aber auch für die Errichtung künstlicher Räume durch die Bildende Kunst (Architektur, Perspektive in der Malerei)
(3) Physikalische Räume (mehr als drei Dimensionen)
(4) Virtuelle Räume (Cyberspace, “Second World”)
GK Österreichische Geschichte
● B. 1. Voraussetzungen: Geologie, Geographie, Flora und Fauna Österreichs – Österreich als „Natur“ und Raum
● B. 1. 2. Umweltgeschichtlicher Ansatz
Reinhard, Wolfgang, Lebensformen Europas. Eine historische Kulturanthropologie, C. H. Beck: München 2. Aufl. 2006, S. 395ff.
Raumbegriff (S. 396):
schon in Antike und Mittelalter: wissenschaftlicher Raumbegriff (Erde als Kugel) versus altorientalisches Weltbild des Volkes (Scheibe), keine scharfe Trennung zwischen Diesseits und Jenseits
erst durch Raumfahrt u. Satellitenaufnahmen: Kugelgestalt der Erde und heliozentrisches System auch sinnlich erfahrbar
GK Österreichische Geschichte
2. Räumliche, zeitliche und politisch-administrative Bestimmung des Gegenstandes der “Österreichischen Geschichte”
● 2. 3. Politisch-administrativer Zugang: Wer und was war Österreich?
● Nachbarschaft: Königreiche Böhmen, Ungarn
GK Österreichische Geschichte
● B. 1. Voraussetzungen: Geologie, Geographie, Flora und Fauna Österreichs – Österreich als „Natur“ und Raum
● B. 1. 2. Umweltgeschichtlicher Ansatz
Reinhard, Wolfgang, Lebensformen Europas. Eine historische Kulturanthropologie, C. H. Beck: München 2. Aufl. 2006, S. 395ff.
Renaissance: mit Perspektive in der Malerei geometrisches Maß in Raumverständnis gegen über anthropomorphem oder theologischem Raumverständnis
Auch bei Landkarten: nicht mehr Jerusalem in der Mitte, Europa, Asien, Afrika nicht mehr von den drei Söhnen Noahs
bevölkert
Ab nun: mathematische Symbolik auf Karten – ab 18. Jh.: reale Landschaft selbst wird den Regeln der Geometrie unterworfen
GK Österreichische Geschichte
B. 1. 3. Österreichische Umweltgeschichte
Ernst Bruckmüller/Verena Winiwarter (Hg.): Umweltgeschichte. Zum historischen Verhältnis von Gesellschaft und Natur, öbv & hpt: Wien 2000 (Schriften des Institutes für Österreichkunde 63)
Universität Wien: Forschungsinitiative Umweltgeschichte (FIUG), Obmann: Karl Brunner, Direktor des Instituts
Homepage: http://www.iff.ac.at/umweltgeschichte/fiug.php
GK Österreichische Geschichte
B. 1. 3. Österreichische Umweltgeschichte
Interdisziplinärer Ansatz: Geschichte, Soziologie, Archäologie, Humanökologie, Biologie, Bodenkunde
sowohl geistes- als auch naturwissenschaftliche Methoden und Theorien
Hilfsmittel zur Literaturrecherche über umwelthistorische Themen in Österreich ist die frei zugängliche (Environmental History Database Austria)
EHDA unter: www.ecology.at
GK Österreichische Geschichte
B. 1. 3. Österreichische Umweltgeschichte
Projekt von Dr. Christoph Sonnlechner
Verlagerung des „Mittelpunkts Europas während des frühen Mittelalters vom Mittelmeerraum in den Nordwesten des Kontinents –
Zerfall des Römischen Reiches, Entstehung des Karolingischen Reiches, das sich auch „Römisches Reich“ nannte und zu dem die späteren
österreichischen Länder als südöstliche Grenzregionen teilweise gehörten
GK Österreichische Geschichte
B. 1. 3. Österreichische Umweltgeschichte
Projekt von Dr. Christoph Sonnlechner
Roggen, Hafer als neue Pflanzen
wachsen nördlich der Alpen besser: Feuchtigkeit, geeignete Böden(zuerst: Pariser Becken)
Annahme: Einführung dieser Pflanzen Auftauchen eines auf kleinen, kompakten Betriebseinheiten (mansus, colonica ...) basierenden
Landnutzungssystems
erfolgreiches, relativ stabiles Landwirtschaftssystem
Überschüsse in der Produktion, Möglichkeit der Kriegführung, Expansion und auch zur kulturellen Entwicklung
karolingische Renaissance (Renovatio) (URL: <http:www.univie.ac.at/Geschichtsforschung/forsch3e.htm>, letzter Zugriff: 20.
März 2007
GK Österreichische Geschichte
B. 1. 3. Österreichische Umweltgeschichte
Wolfram, Herwig, Grenzen und Räume. Geschichte Österreichs vor seiner Entstehung, Ueberreuter: Wien 1995. (Österreichische Geschichte 378-907)
im 9. Jh.: grenzenloser „Nordwald“, Waldgebiet, das die Täler der Donau und der Moldau voneinander trennten
erst 1179: Kaiser Friedrich Barbarossa legte die Grenze fest zwischen Böhmen und Österreich, quer durch den “Nordwald”
Hintergrund: Bevölkerungswachstum
„Am Horizont verliefen Bergketten um Bergketten, die nur an ihren Rändern zugänglich waren“ (ebd. S. 360)
GK Österreichische Geschichte
B. 1. 3. Österreichische Umweltgeschichte
„Historische Alpenforschung“
Alpen im Mittelalter „Unland“ wie der grenzenlose Wald
bis zum späten Mittelalter: abweisender und gefährlicher Raum
– umgangen, nur den kürzesten Weg benutzt
– auch: religiöse Tabus
GK Österreichische Geschichte
B. 1. 3. Österreichische Umweltgeschichte
Renaissance: erstmals Alpen wahrgenommen als „Land“
erste künstlerischen Darstellungen
meist städtische Eliten und Naturforscher entzauberten die Berge
Mitte des 18. Jahrhunderts, v. a. Engländer – beginnende Industrialisierung – Natur als „schön – Beginn des „Tourismus“