Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von...

53
Verlag Bertelsmann Stiftung Bertelsmann Stiftung, Bertelsmann Forschungsgruppe Politik (Hrsg.) Gemeinsinn Gemeinschaftsfähigkeit in der modernen Gesellschaft

Transcript of Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von...

Page 1: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

In der modernen Gesellschaft hat sichdas Verhältnis von Individuum undGemeinschaft verändert. IndividuelleHandlungsspielräume sind gestiegen.Der soziale Zusammenhalt ist in vielengesellschaftlichen Bereichen lockerergeworden. Selbstbestimmung undGemeinschaftsorientierung müssen sichaber nicht ausschließen. Der Einzelnekann sich nur in Gemeinschaften entfalten.Gemeinsinn ist die Grundlage für dieFähigkeit der Individuen, miteinanderzu leben und sich füreinander einzusetzen.Um den Gemeinsinn unter den Bedingungengestiegener Selbstbestimmung zu fördern,bedarf es neuer Lernorte.

www.bertelsmann-stiftung.de/verlag

ISBN 3-89204-626-3

Verla

g Be

rtel

sman

n St

iftun

gG

emei

nsin

n

VerlagBertelsmannStiftung

Bertelsmann Stiftung,Bertelsmann Forschungsgruppe Politik (Hrsg.)

Gemeinsinn

Gemeinschaftsfähigkeitin der modernen Gesellschaft

Page 2: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Bertelsmann Stiftung,Bertelsmann ForschungsgruppePolitik (Hrsg.)

Gemeinsinn

Gemeinschaftsfähigkeitin der modernen Gesellschaft

Gütersloh 2002

VerlagBertelsmannStiftung

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 3 ) 0-2.titel.p 325206756192

Page 3: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist beider Deutschen Bibliothek erhältlich.

© 2002 Verlag Bertelsmann Stiftung, GüterslohVerantwortlich: Ulrich KoberLektorat: Sylvia MüllerHerstellung: Christiane RaffelUmschlaggestaltung: HTG Werbeagentur, BielefeldUmschlagabbildung: Zefa, Alexander ScottSatz: digitron GmbH, BielefeldDruck: Hans Kock Buch- und Offsetdruck GmbH, BielefeldISBN 3-89204-626-3

www.bertelsmann-stiftung.de/verlag

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 4 ) 0-3.impressum.p 325206756200

Page 4: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1 Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91.1 Zusammenhalt, Beteiligung und Engagement- potenzial in der modernen Gesellschaft . . . . . . . 101.2 Der Wandel im Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131.3 Risiken und Chancen des Wandels . . . . . . . . . . 17

2 Gemeinsinn und Gemeinschaftsfähigkeit als Voraussetzungen für Zusammenhalt und Beteiligung . . 232.1 Problematische Formen von Gemeinschafts- orientierung in der deutschen Geschichte . . . . . . . 232.2 Die existenzielle Bedeutung der Gemeinschaftsorientierung . . . . . . . . . . . . . . 262.3 Gemeinsinn als Haltung sozialer Verantwortung und Gemeinschaftsfähigkeit als soziale Handlungskompetenz . . . . . . . . . . . . 30

3 Gemeinsinn und Gemeinschaftsfähigkeit unter modernen Bedingungen fördern . . . . . . . . . 393.1 Wertevermittlung in Erziehung und Bildung . . . . . 403.2 Der zentrale Fokus: Beteiligung ermöglichen . . . . . 413.3 Methodische Prinzipien . . . . . . . . . . . . . . . 43

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

5

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 5- 6) 0-4.inhalt.p 325206756208

Page 5: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Vorwort Was hält die moderne Gesellschaft in ihrem Pluralismus zu-sammen? Wie steht es um den Gemeinsinn und die Gemein-schaftsfähigkeit in einer Gesellschaft, die immer wieder plakativmit Begriffen wie »Gesellschaft der Ichlinge«, »Single-Gesell-schaft« oder »autistische Gesellschaft« bezeichnet wird? So unscharf diese Formeln auch sein mögen, sie machendeutlich, dass es eine gesellschaftliche Verunsicherung imBlick auf den sozialen Zusammenhalt gibt. Manche sehen diesozialmoralischen Grundlagen moderner Gesellschaften in Ge-fahr, weil sie einen überzogenen Individualismus und Rück-gang von Solidarität wahrnehmen. Andere diagnostizierenumgekehrt den Abschied vom Egokult, eine neue soziale Of-fenheit und eine neue politische Konjunktur des Gemeinsinns. Deutlich wird in den Kontroversen, dass Phänomene wieToleranz und Gemeinsinn die »moralische Temperatur einerGesellschaft« (Roman Herzog) anzeigen und wertvolle Gütersind, die nicht einfach selbstverständlich vorliegen. Notwendigsind deshalb gesellschaftliche Anstrengungen, um diese Hal-tungen und Kompetenzen bei den Individuen anzuregen undzu fördern. Die Bertelsmann Stiftung engagiert sich auf diesem Feldbereits seit 1995 mit ihrem Partner, der Bertelsmann For-schungsgruppe Politik am Centrum für angewandte Politik-forschung (C·A·P) an der Ludwig-Maximilians-Universität

7

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 7- 8) 0-5.vorwort.p 325206756216

Page 6: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

München. Die gemeinsamen Projekte vermitteln innovativepraxisorientierte Impulse für die politische Bildungsarbeit anden Grundlagen demokratischen Miteinanders. Bisher lag derSchwerpunkt auf der Vermittlung von Toleranzkompetenzund der Vernetzung internationaler nichtstaatlicher Organisa-tionen, die für Toleranz, Menschenrechte und Demokratie ar-beiten. Aufbauend auf den positiven Erfahrungen in dieserArbeit betreiben Bertelsmann Stiftung und C·A·P seit 2000das Projekt »Erziehung zu Gemeinsinn und Gemeinschaftsfä-higkeit«. Die konzeptionellen Grundlagen des Projekts Gemeinsinnwerden mit dieser Publikation vorgelegt. Im Mittelpunkt desKonzepts steht ein Verständnis von Gemeinsinn, das die ge-stiegene Bedeutung von Selbstbestimmung und das veränderteSelbstverständnis der Menschen in der modernen Gesellschaftberücksichtigt. Auf dieser Grundlage werden Kriterien für in-novative Methoden und Modelle bei der Förderung von Ge-meinsinn und Gemeinschaftsfähigkeit entwickelt. Die hier vorgelegten Überlegungen wurden in verschiede-nen Diskussionsrunden mit Expertinnen und Experten der po-litischen Bildung, der interkulturellen Arbeit und des bürger-schaftlichen Engagements erörtert. Ich danke allen, die sichdaran beteiligt haben, insbesondere den Projektverantwortli-chen Ulrich Kober von der Bertelsmann Stiftung und Wolf-gang Fänderl vom C·A·P.

Prof. Dr. Dr. h.c. Werner WeidenfeldMitglied des Präsidiums der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh;Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung(C·A·P) an der Ludwig-Maximilians-Universität München

8

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 7- 8) 0-5.vorwort.p 325206756216

Page 7: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

1 Ausgangslage Moderne demokratische Gesellschaften zeichnen sich durchVielfalt aus. Unterschiedliche Überzeugungen, Werte und Le-bensstile stehen nebeneinander oder konkurrieren miteinander.Was hält die Menschen in einer solchen Gesellschaft eigentlichnoch zusammen? Ist die zunehmende Vielfalt überhaupt nochzu bewältigen? Fallen moderne Gesellschaften nicht zwangs-läufig auseinander, sodass nur noch isolierte Individuen oderbestenfalls noch kleinere Gruppen übrig bleiben, die aber nichtsmehr miteinander verbindet? Auf die Frage, was die Gesellschaft zusammenhält, werden

1unterschiedliche Antworten gegeben. Unstrittig ist aber, dassdemokratische Gesellschaften für ihre Funktionsfähigkeit aufgemeinschaftsfähige Menschen angewiesen sind, die einandervertrauen und sich füreinander und für das Wohl der Gemein-

2schaft interessieren. Aus gegenseitigem Interesse und Ver-trauen sowie gemeinsamen Zielen und unterschiedlichen Res-sourcen erwachsen Engagement und Beteiligung. Teilhabe undBeteiligung der Individuen am gesellschaftlichen Leben sindentscheidend für die Eingliederung der Menschen in die Ge- 1 Vgl. Heitmeyer 1997 und Friedrichs/Jagodzinski 1999.2 Habermas 1992 weist darauf hin, dass das Modell einer diskursorientierten

zivilgesellschaftlichen Demokratie bleibend angewiesen ist auf »das Entge-genkommen eines konsonanten Hintergrundes von rechtlich nicht erzwing-baren Motiven und Gesinnungen eines am Gemeinwohl orientierten Bürgers«(S. 641).

9

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 8: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

sellschaft und deren Zusammenhalt. Der Schlüssel zur Integra-3tion ist die Partizipation.

Als Indikatoren für den gesellschaftlichen Zusammenhaltgelten Phänomene wie Gemeinschaftssinn, Gemeinsinn undBürgersinn, Sozialkapital, Solidarität und ehrenamtliches En-

4gagement. Was mit diesen Begriffen genau gemeint ist, istoft unklar. Messbar sind aber Beteiligung und Engagement, so-dass empirische Aussagen über den Zustand des Zusammen-halts in der modernen Gesellschaft möglich sind.

1.1 Zusammenhalt, Beteiligung und Engagementpotenzial in der modernen Gesellschaft

In bestimmten Bereichen moderner Gesellschaften gibt es Phä-nomene, die auf einen Rückgang von Beteiligung und damitauf eine Krise des gesellschaftlichen Zusammenhalts hinwei-sen.

Krisenphänomene

Indikatoren für eine Krise im Bereich von Beteiligung und En-5gagement sind folgende Trends :

– die Wahlbeteiligung ist seit 1950 kontinuierlich zurückge-gangen;

– der Anteil der Parteimitglieder an der Wählerschaft ist vonüber 10 Prozent in den 50-er Jahren auf unter 6 Prozent inden 90-er Jahren gesunken;

– das Engagement in Gewerkschaften ist zurückgegangen: 3 Vgl. Büttner/Meyer 2001.4 Vgl. Kistler/Noll/Priller 1999.5 Vgl. Putnam 2001.

10

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 9: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

mit Ausnahme Skandinaviens sind die Mitgliederzahlen seit1980 rückläufig;

– die kirchliche Praxis ist seit den 60-er Jahren teilweise dra-6matisch zurückgegangen. Allerdings gilt dieser Trend nur

für die nordwesteuropäischen Gesellschaften: In den USAerweisen sich die Kirchen in einer hochmodernen Gesell-schaft als stabil.

In diesen Entwicklungen zeigt sich, dass das Engagement inInstitutionen und Organisationen, die bisher für den gesell-schaftlichen Zusammenhalt wichtig waren, abnimmt. Dieser Rückgang deutet auf einen Verlust an Vertrauen inder Gesellschaft. Vertrauensverlust stellt ein gravierendesProblem für Gesellschaften dar, denn Vertrauen ist die Grund-

7lage des sozialen Zusammenhalts. Gerade moderne, funk-tional differenzierte Gesellschaften leben vom Vertrauensvor-schuss. Es gibt Untersuchungen, die auf einen Rückgang des

8Vertrauens in modernen Gesellschaften hinweisen. Auch inDeutschland zeichnet sich ein Trend in Richtung einer Miss-

9trauensgesellschaft ab. Besonders deutlich wird das am ge-stiegenen Misstrauen gegenüber den politischen Repräsentan-ten, das von 10 Prozent der Bevölkerung Anfang der 80-erJahre auf über 60 Prozent seit Ende der 80-er Jahre wuchs.

10Diese »Krise der Repräsentation« hat zweifelsohne negativeAuswirkungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

6 Vgl. für Deutschland Ebertz 1997 und Gabriel 2000.7 Vgl. Hartmann/Offe 2001.8 Vgl. Inglehart 1999.9 Vgl. Korte/Weidenfeld 2001. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass in

Westdeutschland das allgemeine Vertrauen gegenüber den Mitmenschen seitden 50-er Jahren zugenommen hat, von 12 Prozent 1959 auf 32 Prozent1980 und 46 Prozent im Jahr 2000 (vgl. Meulemann 2001).

10 Vester 2001.

11

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 10: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Aufbruchphänomene

Diesen Krisenphänomenen widersprechen allerdings Phäno-mene, die auf neue Formen von Engagement und Beteiligungin anderen Bereichen der Gesellschaft hinweisen. In Deutsch-land zeigt sich dies beispielsweise in folgenden Trends:– die Anzahl von Freiwilligenagenturen, die ehrenamtlicher

Arbeit neue Impulse geben, steigt;– Bürgerstiftungen entstehen;– Selbsthilfegruppen und weniger formelle Formen gegensei-

tiger Unterstützungsnetze nehmen zu;– Unternehmen engagieren sich verstärkt im sozialen Bereich;– Schulen und Betriebe beteiligen sich an neuen Initiativen

11sozialen Lernens.

Insgesamt scheint das bürgerschaftliche Engagement in denletzten Jahren gestiegen zu sein: Der Anteil der karitativ undehrenamtlich Tätigen in der Bevölkerung nahm zwischen1993 und 2000 im Westen um 4 bis 5 Prozent und im Osten

12sogar um 10 bis 15 Prozent zu. Der Freiwilligensurvey der Bundesregierung von 1999kommt zu dem Ergebnis, dass über ein Drittel der Bevölke-rung ehrenamtlich aktiv ist. Dabei sind die Jugendlichen eineüberdurchschnittlich engagierte Gruppe. Auffällig ist auch dashohe Engagementpotenzial in dieser Altersgruppe: 63 Prozent

11 Zu den Freiwilligenagenturen: www.bagfa.de; zu den Stiftungen: Bertels-

mann Stiftung – Handbuch Bürgerstiftungen 2000; zu den Selbsthilfegrup-pen: Brömme/Strasser 2001; zum bürgerschaftlichen Engagement von Unter-nehmen: BMFSFJ 2001 und Dettling 2001; zu den Modellprojekten: Kuld/Gönnheimer 2000, Keppler/Leitmann/Ripplinger 1999 und Beutel/Fauser2001.

12 Vgl. Meulemann 2001. Die Datenlage bei den Erhebungen zum ehrenamtli-chen Engagement ist allerdings nicht optimal, da umfassende Längsschnitt-studien fehlen (vgl. Hacket/Mutz 2002).

12

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 11: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

der zurzeit nicht aktiven Jugendlichen sind bereit, sich zu en-13gagieren.

Systematische Untersuchungen zur gesellschaftlichen Betei-ligung der Jugend machen deutlich, dass die aktive Betätigungdieser Altersgruppe in traditionellen gesellschaftlichen Organi-sationen teilweise abnimmt, während Jugendliche eine Sympa-thie für flexible und stärker dezentral-selbstbestimmte Aktivi-

14täten zeigen.

Fazit

Der empirische Befund zum Zusammenhalt in der modernenGesellschaft lässt also nicht zu, von einer generellen Krise des

15gesellschaftlichen Zusammenhalts zu sprechen. Die überraschende Gleichzeitigkeit von Krisen- und Auf-bruchsphänomenen erscheint zunächst widersprüchlich. Sielässt sich aber erklären, wenn man sie als Ausdruck eines tiefgreifenden Wandels begreift.

1.2 Der Wandel im Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft

In modernen Gesellschaften hat sich das Verhältnis von Indi-16viduum und Gemeinschaft grundlegend verändert. Diese

Veränderung ist durch einen strukturellen Wandel bedingtund zeigt sich in einem markanten Mentalitäts- bzw. Werte-wandel.

13 Vgl. Freiwilligensurvey 1999.14 Vgl. Gaiser/de Rijke 2001.15 So auch Putnam 2001.16 Vgl. Beck 1996.

13

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 12: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Strukturwandel

Zunächst lösten sich im Zuge der Industrialisierung und Mo-dernisierung die Individuen aus traditionell vorgegebenen so-zialen Bindungen. Es entstanden neue komplexe Geflechte vonArbeitsteilungen und Marktbeziehungen sowie neue sozialeMilieus. Der Zusammenhalt in diesen Milieus war im Vergleichzu den traditionellen Bindungen schwächer. Nach dem Zwei-ten Weltkrieg kam es zu weiteren Modernisierungsschüben inder Folge wachsender räumlicher und sozialer Mobilität. Die damit gegebene Tendenz zur Individualisierung bedeu-tet aber nicht die Auflösung jeglicher sozialer Identitäten undjeglichen gesellschaftlichen Zusammenhalts, sodass in derKonsequenz nur noch vereinzelte Individuen übrig blieben.Auch in der modernen Gesellschaft lassen sich auf der Ebeneder Lebensstile durchaus noch Großmilieus unterscheiden.Vielmehr bedeutet Individualisierung die Erweiterung indivi-

17dueller Handlungsspielräume in allen Milieus. Die Tendenz zur Individualisierung erklärt beispielsweisedie Beteiligungskrise bei Gewerkschaften und Kirchen. Denndas bisherige Engagement in diesen Bereichen speiste sich ausdem sozialdemokratischen Arbeitermilieu und dem katholi-schen Milieu, die bis in die 50-er Jahre in Deutschland relativgeschlossen waren und deren Zusammenhalt seitdem schwä-cher wurde. Individualisierung hat Pluralisierung zur Folge. Charakte-ristisch für die moderne Gesellschaft ist deshalb eine Vielfaltvon Handlungsoptionen, Lebensstilen und Überzeugungen.Die Integration der Gesellschaft über gemeinsame Werte wirdschwieriger. Die kulturelle Vielfalt ist in den letzten Jahrzehn-ten noch einmal verstärkt worden durch die internationale

17 Vgl. Vester 1998.

14

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 13: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Mobilität, die zu erheblicher Einwanderung in allen modernenGesellschaften geführt hat.

Wertewandel

Besonders greifbar werden die Folgen dieser strukturellenVeränderungen im Wandel der Mentalitäten bzw. des Selbst-verständnisses moderner Menschen, der sich in empirischenStudien zeigt. Sozialforscher sprechen von einem tief greifen-den Wertewandel: Die traditionelle Moral, für die beispiels-weise die Erfüllung von Pflichten gegenüber der Gemeinschaftbesonders wichtig war, verliert an Bedeutung gegenüber einer

18Moral, die Selbstentfaltung und Selbstbestimmung betont.Dieser Wandel ist nicht so zu verstehen, dass die »alten«Werte verschwinden: vielmehr kommt es zu Konstellationen,bei denen sich traditionelle Orientierungen mit selbstentfal-

19tungsbezogenen Motiven mischen. Die typische Mentalität, die sich bei diesem Wertewandelherausgebildet hat, lässt sich folgendermaßen näher beschrei-

20ben :– es gibt ein verstärktes Bedürfnis nach persönlicher Auto-

nomie und eigenem Handlungsspielraum;– Mitbestimmung und Teilhabe werden zunehmend geschätzt

und eingefordert: es gibt ein verstärktes Bedürfnis, überDinge, die einen selbst betreffen, auch selbst mitentschei-den zu können;

– die Bereitschaft zur Übernahme von Rollenpflichten unab-hängig von eigener Zustimmung verringert sich und einge-gangene Bindungen werden leichter relativiert;

18 Vgl. dazu Inglehart 1989 und Klages 1995.19 Vgl. Klages 1998.20 Vgl. Meulemann 1996 und Klages/Gensicke 1999.

15

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 14: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

– Erziehung in Familie und Schule zielt auf die Selbstständig-keit der Person;

– Geschlechterbeziehungen stehen stärker unter dem Leitbildvon Partnerschaftlichkeit und Gleichberechtigung;

– die Kirchen und ihre Lehre verlieren an Bedeutung für diepersönliche Lebensführung, da formale Autoritätsansprü-che nicht mehr unhinterfragt akzeptiert werden.

Diese Mentalität hat sich vor allem im Westen Deutschlandsseit den 60-er Jahren ausgeprägt. In der DDR verlief die Ent-wicklung anders, weil hier der Staat eine Wertepolitik propa-gierte, die persönliche Interessen den Forderungen von Parteiund Weltanschauung unterordnete. In den 80-er Jahren wur-den Selbst- und Mitbestimmung zunehmend wichtiger unddrängten in den politischen Raum, was zur Revolution von1989 führte. Man kann deshalb davon ausgehen, dass in bei-den Teilen des vereinten Deutschland heute Selbst- und Mit-

21bestimmung zentrale Werte sind.

Fazit

Zusammenfassend kann man feststellen, dass sich im Zugedes beschleunigten Modernisierungsprozesses seit dem zweitenWeltkrieg soziale Milieus und Mentalitäten verändert und inRichtung auf Individualisierung und Selbstbestimmung ver-schoben haben. Insgesamt gibt es ein verstärktes Bedürfnis,

22Subjekt des eigenen Handelns zu sein. Dieser Trend zuselbstbestimmter Beteiligung lässt das milieubestimmte Enga-

21 Vgl. Meulemann 2001.22 Schmidtchen 1997 vergleicht diese Entwicklung mit der Renaissance und

sieht darin einen »Aufstand der Person« (S. 364).

16

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 15: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

gement zurückgehen, was besonders bei den Gewerkschaften,Parteien und Kirchen deutlich wird. Der Mentalitätswandel bedeutet, dass sich bei den Indivi-duen die Motivationen für das Engagement und entsprechend

23die bevorzugten Organisationsstrukturen ändern. Das En-gagement für die Gemeinschaft ist zunehmend selbstbestimmtund ein Mittel zur persönlichen Selbstentfaltung. Spaß wird

24zum zentralen Motiv – nicht im Sinn oberflächlicher Genuss-orientierung, sondern im Sinn der Freude an einem Engage-ment, das bestimmten Zielen und Anliegen dient und dabeiauch persönlich als erfüllend und sinnvoll erlebt wird.

1.3 Risiken und Chancen des Wandels

Die Diagnose zeigt also keine generelle Krise des gesellschaft-lichen Zusammenhalts, sondern macht auf den Struktur- undMotivationswandel von Gemeinsinn, Engagement und Parti-zipation aufmerksam.

Risiken

Dieser Wandel in Richtung auf mehr Selbstorientierung undSelbstbestimmung wird von manchen als Trend zu Egoismusund Entsolidarisierung der Gesellschaft gedeutet. Gemein-schaftliche Werte würden zunehmend durch individualistischeOrientierungen verdrängt. Gefahren in diese Richtung bestehen. So verbreitete sichseit den 80-er Jahren eine Einstellung, die Sozialforscher als

23 Vgl. Joas 2001.24 Vgl. Meulemann 2001.

17

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 16: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

den Werttypus des hedonistischen Materialisten bezeichnen.Charakteristisch für diese Einstellung ist das starke Interessean individuellem Lebensgenuss auf der Grundlage eines mög-lichst hohen Lebensstandards, während das Interesse an all-gemeineren Problemen der Gesellschaft oder die Neigung zusozialer Integration in Familie, Partnerschaft und Nachbar-schaft eher gering ausfallen. Bei jüngeren Leuten schien sichdieser Typus bis Mitte der 90-er Jahre sogar zum dominantenEinstellungsmuster zu entwickeln. Allerdings ging der Anteilder Hedonisten in der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen

25gegen Ende der 90-er Jahre wieder zurück. Zu berücksichtigen sind auch die strukturellen Rahmenbe-dingungen. Wenn in der Gesellschaft die Dynamik derMarktwirtschaft ungebändigt zur Geltung kommt und sozialeRahmenbedingungen in den Hintergrund treten, hat das Aus-wirkungen. Dann zeigt sich nämlich eine Werthaltung alsfunktional angemessen, die vorrangig an Selbstdurchsetzung

26orientiert ist. In der Shell-Studie »Jugend 2000« fanden bei-spielsweise 60 Prozent der Befragten die Wahrnehmung eige-ner Interessen wichtiger als die Rücksichtnahme auf die Inte-

27ressen anderer Menschen. Problematische Entwicklungen zeichnen sich auch im ab-nehmenden Interesse der Jugend an der institutionellen Politik

28ab, die von der Shell-Studie dokumentiert wird. In ähnlicheRichtung zeigt der Freiwilligensurvey, der nachweist, dass Ju-gendliche dort unterrepräsentiert sind, wo es um soziales und

29politisches Engagement geht.

25 Klages 1995 und Klages 2001.26 Vgl. Huber 1998.27 Shell-Studie 2000, S. 185.28 Shell-Studie 2000, S. 281 – 282.29 Vgl. Freiwilligensurvey 1999.

18

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 17: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Chancen

Der Wandel beinhaltet neben Risiken aber auch Chancen füreine neue Wertschätzung von Gemeinschaft und verstärktesEngagement in der Gemeinschaft über die engen Grenzen desMilieus hinaus. Denn empirische Studien zeigen, dass sichindividualistische und gemeinschaftliche Werte nicht ausschlie-

30ßen. Das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Eigenstän-digkeit ist deshalb nicht einfach mit einem Mangel an Soli-darität und Gemeinsinn oder gar Egoismus gleichzusetzen.Hedonismus wird nicht durch Selbstbestimmung, sonderndurch Konsumorientierung bedingt. Die Shell-Studie zeigt, dass die eigene Individualität vonden Jugendlichen besonders geschätzt wird. Für die Autorenbesteht in der Aufwertung der Individualität gegenüber derBetonung von Gemeinsamkeiten sogar die deutlichste Verän-derung in den Shell-Studien zwischen 1991 und 1999. Aberdies bedeutet bei den Jugendlichen keineswegs die Abkehr vongemeinschaftlichen Lebensformen: Partnerschaft und Familiebleiben zentrale Lebensziele. Jugendliche huldigen also keinemIndividualismus, der jenseits von Beruf und Familie ein ge-genwarts- und selbstbezogenes Leben propagiert. Die Studiebelegt, dass Jugendliche Selbstbestimmung und Menschlich-

31keit gleichzeitig schätzen. Ähnlich zeigt der Freiwilligensur-vey, dass Spaßorientierung und Engagement bei Jugendlichenkeinen Widerspruch darstellen: im Gegenteil, der Wunsch nach

32Selbstentfaltung stärkt die Bereitschaft zum Engagement.

30 Vgl. Meulemann 1998, Wuthnow 1997 und Wilkinson 1997.31 Shell-Studie 2000, S. 14.32 Vgl. Picot 2000 und Klages 2000.

19

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 18: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Fazit

Die Gefahren einseitiger individualistischer Einstellungen dür-fen nicht übersehen werden. Es wäre naiv zu hoffen, dass sichbeispielsweise aus einem Phänomen wie Hedonismus einfach

33eine neue Sozialmoral entwickelt. Aber der zentrale Befundempirischer Studien ist, dass Individualisierung und Pluralisie-rung Gemeinsinnorientierungen nicht automatisch den Bodenentziehen, sondern andere Voraussetzungen dafür schaffen. Die Antwort auf die möglichen Gefahren einer Entsolidari-sierung kann deshalb nicht darin bestehen, Individualität undSelbstbestimmung einzuschränken oder unter Berufung auf dieIdeale von Gemeinschaftlichkeit, Solidarität und Nächstenlie-be sogar zurückzudrängen. Wenn die veränderten Vorausset-zungen beachtet werden, kann sich auch in der modernen Ge-sellschaft Gemeinschaftsorientierung und Engagement für die

34Gemeinschaft entfalten. Auf der Nachfrageseite, d. h. bei den Individuen, ist zu be-achten, dass die Übernahme von Verantwortung heute weni-ger durch moralische Appelle an Pflichten gegenüber der Ge-meinschaft motiviert ist, sondern viel stärker abhängig ist von

35persönlichen Motivationen. Daraus ergibt sich die Notwen-digkeit, dem Einzelnen die Orientierung an der Gemeinschaftplausibel zu machen. Auf der Angebotsseite sind neue Möglichkeiten und Struk-turen für sinnvolles und selbstbestimmtes Engagement zuschaffen. Traditionelle Angebote von Organisationen gemein-

33 Vgl. Keupp 2000 und Guggenberger 2000.34 Vgl. dazu Beck/Beck-Gernsheim 1994: »Integration wird hier also dann

möglich, wenn man nicht versucht, den Aufbruch der Individuen zurückzu-drängen – sondern wenn man, im Gegenteil, bewußt daran anknüpft und ausden drängenden Zukunftsfragen neue, politisch offene Bindungs- und Bünd-nisformen zu schmieden versucht«. (S. 35)

35 Vgl. Hepp 2001.

20

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 19: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

schaftlichen Engagements entsprechen oft nicht mehr den per-sönlichen Vorstellungen, Bedürfnissen und Dispositionen. An-gebot und Nachfrage kommen nicht zusammen, was zu einer

36Fehlkopplung zwischen Motivationen und Chancen führt.Das gerade bei Jugendlichen reichlich vorhandene Engage-mentpotenzial wird nicht ausgeschöpft.

36 Vgl. Offe/Fuchs 2001.

21

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 9- 22) 1-0.kapitel.p 325206756224

Page 20: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

2 Gemeinsinn und Gemeinschaftsfähigkeit als Voraussetzungen für Zusammenhalt und Beteiligung

Ein Verständnis von Gemeinsinn, das für das moderne Selbst-verständnis plausibel ist, setzt zunächst die klare Abgrenzungvon problematischen Formen von Gemeinschaftsorientierungvoraus. Um die zentrale Bedeutung der Gemeinschaftsorientie-rung für das Individuum aufzuzeigen, wird in einem zweitenSchritt das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaftgrundsätzlich reflektiert. Auf dieser Grundlage wird dann einmodernes Konzept von Gemeinsinn entwickelt, das Selbstbe-stimmung und Gemeinschaftsorientierung verbindet.

2.1 Problematische Formen von Gemeinschaftsorientierung in der deutschen Geschichte

Die im Begriff Gemeinsinn auch anklingende autoritär gepräg-te Gemeinschaftsorientierung kann auf dem Hintergrund dergeschichtlichen Erfahrungen mit dem Dritten Reich und demDDR-Regime problematische Assoziationen wecken.

Gemeinschaftsorientierung im Dritten Reich

Der Nationalsozialismus propagierte die Ideologie einer Volks-gemeinschaft, der sich das Individuum unterzuordnen hatte.

23

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 21: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Das Parteiprogramm der NSDAP brachte dies auf die Formel:»Gemeinnutz geht vor Eigennutz«. Auf dem Hintergrund derpolitischen Zerrissenheit der Weimarer Republik hatte dieseIdeologie durchaus eine gewisse Attraktivität für breite Kreiseder Bevölkerung. Der Bereich der Erziehung spielte für die Nationalsozialis-

37ten eine Schlüsselrolle. Sie schafften das in ihren Augen libe-rale und humanitäre Erziehungssystem der Weimarer Repu-blik mit seiner vermeintlichen Betonung des Individualismusab. Stattdessen wurden die Schulen und Universitäten gleich-geschaltet und die Hitlerjugend gegründet, um die Entwick-lung einer kollektiven Volkspersönlichkeit innerhalb strengdefinierter rassischer Kriterien voranzutreiben. Die kategorische Ablehnung der Individualität war charak-teristisch für den nationalsozialistischen Gemeinschaftsgedan-ken. In diesem Sinn war von einer »Erziehung zum Gemein-

38sinn« die Rede. Ein solches antiindividualistisches Verständnis von Ge-meinsinn führte zur Auslöschung des Individuums in einerVolksgemeinschaft, die rassisch definiert wurde. Das national-sozialistische Verständnis von Gemeinsinn war außerdem in

37 Vgl. Stachura 1986.38 Vgl. Herget 1933. Dort heißt es unter dem Titel »Erziehung zum Gemein-

sinn – zur organisch-ganzheitlichen Idee«: »Die Zeit der Schande, die hinteruns liegt, war von beispielloser Gegensätzlichkeit. Die Abschließung des ein-zelnen von der Gesamtheit und das unbedingte Herausstellen der eigenenVorteile gegenüber dem Interesse anderer, die Selbstsucht, hatte das deutscheVolk in zahllose auseinanderstoßende Mittelpunkte zerfällt (...). Wenn es nunder Erziehung zum Gemeinsinn gelingt, die aus dem Volke so reich heraus-brechenden Kräfte der Erneuerung in den Dienst des Staates zu stellen, dannwird als Krone der nationalen Erhebung im organischen Werden ein lebens-kräftiges und dauerhaftes Gebilde entstehen. Erst aber muß durch die Erzie-hung zum Gemeinsinn ein neuer Geist geschaffen werden, der schöpferischaus sich heraus den neuen Staat entwickelt – aus der Erkenntnis allerdings,daß nur die gleiche Wurzel des Blutes, das Volkstum und der Nationalismusdie Grundlagen eines machtvollen Staatslebens sind und sein können.« (S. 5und S. 33)

24

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 22: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

extremer Weise ausgrenzend und in letzter Konsequenz elimi-natorisch: Wer als nicht zugehörig zur Volksgemeinschaft de-finiert wurde, wurde von den Nationalsozialisten entrechtet,versklavt oder ermordet.

Kollektivorientierung in der DDR

Auch wenn das sozialistische Regime nicht einfach mit demnationalsozialistischen System verglichen werden kann, sowurde in der DDR ebenfalls eine Strategie autoritärer Kollek-tivorientierung verfolgt. Das Regime propagierte eine Gleich-heitsideologie, die die Identität individueller und kollektiverInteressen postulierte. Wertorientierungen galten als subjekti-ve Widerspiegelungen sozialer Sollwerte. Bildung und Erzie-

39hung standen im Dienst der Diktatur. Die Selbstentfaltungwurde unterdrückt. Jenseits der offiziellen Linie der staatlichen Wertepolitikgab es in der DDR vielfältige Formen von nicht verordneterpraktischer Solidarität in der Bevölkerung, die sich vor allembei der Bewältigung der durch die Mängelwirtschaft bedingtenProbleme bewährte. Diese Formen von Gemeinsinn ver-schwanden nach der Wende relativ schnell, was viele Men-schen als Verlust empfunden haben. Das weist darauf hin,dass die staatlich erzwungene Kollektivorientierung im Ergeb-nis mehr Solidarität gegen den Staat als unter den Bürgernproduziert hat: Die typische Form dieser Solidarität entsprangeher der Opposition enger Gemeinschaften gegen den Staat alseinem Vertrauen, das über enge Gemeinschaften im Nah-

40bereich hinausreichte.

39 Vgl. Häder/Tenorth 1997.40 Vgl. Meulemann 2001.

25

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 23: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Fazit

Die historischen Erfahrungen mit den beiden deutschen Dikta-turen machen deutlich, dass bestimmte Formen von Gemein-sinn bzw. Gemeinschaftsorientierung die individuelle Freiheitunterdrücken. Dadurch verletzen sie die Würde des Einzelnen,welche die ethische Grundlage demokratischer Gesellschaftendarstellt. Ausdruck der individuellen Freiheit und personalen Würdeist die Möglichkeit des Einzelnen, über sich selbst zu bestim-men und nicht von einem Kollektiv fremdbestimmt zu werden. Ein Gemeinsinnverständnis, das dem ethischen Grundkri-terium der Menschenwürde entsprechen möchte, darf deshalbnicht in Widerspruch zur Selbstbestimmung geraten.

2.2 Die existenzielle Bedeutung der Gemeinschaftsorientierung

Philosophie und empirisch orientierte Anthropologie stellendie zentrale Bedeutung der Gemeinschaft für das Individuum

41heraus. Der Mensch kann nicht als isoliertes Einzelwesenexistieren, sondern ist grundsätzlich auf die Gemeinschaft be-zogen.

Die Sozialität des Individuums

Die Gemeinschaft ist die Bedingung der Möglichkeit für dieExistenz und Entfaltung der Person. Aufgrund seiner man-

41 Vgl. Haeffner 2000 zur abendländischen und Yihong Mao 1996 zur östli-

chen Philosophie; vgl. Esser 1999 zur empirisch orientierten Anthropologie.

26

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 24: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

gelnden genetischen Fixierung ist das Individuum angewiesenauf die Unterstützung, Anerkennung und Orientierung durchandere Menschen, gerade in den ersten Lebensmonaten. SeineIdentität bildet sich nur im sozialen Kontext heraus: »DerMensch wird nur unter Menschen ein Mensch« (Fichte) und

42»der Mensch wird am Du zum Ich« (Buber). Für die Entfal-tung seiner Persönlichkeit benötigt das Individuum intensivesoziale Beziehungen, woraus sich ein existenzielles Interesse ansolchen Kontakten ergibt. Die Gemeinschaft hat deshalb zentrale Bedeutung für die

43Daseinsvorsorge des »Mängelwesen Mensch« . Die materiel-len und kulturellen Güter, die er zur Selbstverwirklichungbraucht, lassen sich nur gemeinsam realisieren. Die Angewie-senheit des Individuums auf den gesellschaftlichen Austauschkommt in der klassischen Formulierung von Thomas vonAquin zum Ausdruck, der dabei Gedanken von Aristotelesweiterführt: »Der Mensch ist von Natur aus ein politischesund soziales Lebewesen. Das zeigt sich daraus, dass einMensch sich selbst nicht genügt, wenn er allein lebt, weil dieNatur den Menschen nur in wenigen Belangen hinreichendausgestattet hat. So gab sie ihm Vernunft, durch die er sichalles Lebensnotwendige herstellen soll, etwa Speise, Kleidungund anderes dieser Art. Aber um dies alles zu tun, reicht eineinzelner Mensch nicht aus. Darum ist es dem Menschen von

44Natur aus gegeben, in Gesellschaft zu leben.« Man kann also festhalten, dass Gemeinschaften für Indivi-duen einen Wert darstellen, da sie deren physisches und psy-chisches Wohlergehen ermöglichen. Gemeinschaften haben aber nicht nur für den Einzelnenpositive Wirkungen, sondern beinhalten auch für eine Gesell- 42 Zitiert in Anzenbacher 1999.43 Arnold Gehlen im Anschluss an Herder (vgl. Anzenbacher 1999).44 Zitiert in Anzenbacher 1999.

27

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 25: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

45schaft vorteilhafte Effekte. Denn regelmäßige soziale In-teraktionen in Gemeinschaften tragen dazu bei, dass stabileNormen einer verallgemeinerten Gegenseitigkeit entstehen. Da-durch werden Menschen ermutigt, sich selbst unter erschwer-

46ten Bedingungen vertrauensvoll zu verhalten. Gemeinschaf-ten stellen damit gleichzeitig private als auch öffentliche Güter

47dar.

Die Spannung zwischen Individualität und Sozialität

Aus der Einsicht in den Wert von Gemeinschaft könnte gefol-gert werden, dass das Individuum die Auswirkungen seinesHandelns für die Gemeinschaft stets berücksichtigt. Allerdingskann das kurzfristige individuelle Nutzenkalkül in bestimmtenSituationen einen Verzicht auf die Gemeinschaftsorientierung

48nahe legen. Das weist darauf hin, dass das Verhältnis vonIndividuum und Gemeinschaft nicht spannungsfrei ist. Denn die Gemeinschaftsbezogenheit des Individuums hatauch asoziale Varianten, weshalb Kant treffend von der »un-

49geselligen Geselligkeit des Menschen« spricht. Das Indivi-duum kann soziale Beziehungen zu seinem Vorteil ausbeutenund strategisch nutzen. Spieltheoretische Modelle zeigen bei-spielsweise, dass oberhalb einer bestimmten Gruppengröße

45 Zur Unterscheidung von Gemeinschaft und Gesellschaft ist anzumerken,

dass Gemeinschaft die konkreten und unmittelbar erfahrbaren sozialen Be-ziehungen meint, während sich Gesellschaft auf den Gesamtzusammenhangaller sozialen Kommunikationen, Handlungen und Institutionen in einemgeographisch bestimmten Raum bezieht (vgl. Kiss 1989).

46 Vgl. Hartmann/Offe 2001.47 Vgl. Putnam 2001.48 Vgl. Münkler 2000, der sogar die problematische These vertritt, dass Bür-

gersinn »nach den Rationalitätsstandards des homo economicus unvernünf-tig ist« (S. 30).

49 Vgl. Anzenbacher 1999 und Esser 1999.

28

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 26: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

und bei Kurzlebigkeit von Gruppen Kooperation unwahr-scheinlicher wird. In einer solchen Konstellation kann derGewinn aus egoistischem Verhalten größer sein als die Nach-teile, die dem Einzelnen aus seiner Selbstsucht erwachsen

50(»Schmarotzer-Dilemma«). Der Zusammenhalt in Gemeinschaften ist deshalb stets la-bil. Die Rücksicht auf die Gemeinschaft ist für den Einzelnensinnvoll, aber nicht selbstverständlich. Denn Gemeinschaft be-deutet für das Individuum immer auch eine Einschränkungseines persönlichen Spielraums. Dies ist unproblematisch, solange der Einzelne die Notwendigkeit von Normen und Struk-turen, die in einer Gemeinschaft gelten, nachvollziehen kannund zustimmt. Es gibt aber auch Herrschafts- und Autoritätsstrukturen,die die Person in ihren Rechten und in ihrer Würde beein-trächtigen. Gemeinschaften können beispielsweise einen sostarken Gruppen- bzw. Konformitätsdruck erzeugen, dass der

51Einzelne manipuliert wird. Besonders problematisch ist indiesem Zusammenhang auch die Tendenz von Gemeinschaf-ten, ihren Zusammenhalt dadurch zu stärken, dass Einzelneoder ganze Gruppen für Probleme verantwortlich gemachtund zu Opfern kollektiver Gewaltakte werden (»Sünden-

52bock-Mechanismus«). Es gibt also nicht nur Gefahren fürdie Gemeinschaft seitens des Individuums, sondern auch Ge-fahren für das Individuum seitens der Gemeinschaft.

50 Vgl. Glance/Hubermann 1998.51 Vgl. Krech/Crutchfield u. a. 1985.52 Vgl. Girard 1992.

29

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 27: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Fazit

Der Mensch ist kein isoliertes Einzelwesen, sondern grund-sätzlich auf Gemeinschaft bezogen. Aber auf der Grundlagedieser Gemeinschaftsbezogenheit gibt es eine Spannung zwi-schen individueller Autonomie und sozialer Einbindung, die

53nicht aufzuheben ist. Ein überzogener Individualismus versucht die Spannungzugunsten absoluter Freiheitsspielräume des Individuums auf-zulösen, während ein überzogener Kollektivismus in die um-gekehrte Richtung geht und die individuellen Ansprüche und

54Rechte negiert. Deshalb ist das Gleichgewicht zwischen der individuellenFreiheit und den Ansprüchen der Gemeinschaft immer wiederneu zu suchen und zu bestimmen.

2.3 Gemeinsinn als Haltung sozialer Verantwortung und Gemeinschaftsfähigkeit als Handlungskompetenz

Ausdruck für die Gemeinschaftsbezogenheit der Individuen istder Gemeinsinn. Im Gemeinsinn bezieht sich der Einzelne aufdie Gemeinschaft und stellt ein Gleichgewicht zwischen seinenindividuellen Ansprüchen und denen der anderen Mitgliederder Gemeinschaft her. Der Gemeinsinn vermittelt also zwi-schen Individuum und Gemeinschaft.

53 Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland trägt dieser Spannung

folgendermaßen Rechnung: »Das Menschenbild des Grundgesetzes ist nichtdas eines isolierten souveränen Individuums; das Grundgesetz hat vielmehrdie Spannung Individuum – Gemeinschaft im Sinne der Gemeinschaftsbe-zogenheit der Person entschieden, ohne dabei ihren Eigenwert anzutasten«(Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts von 1956: BVerfG 4; 7).

54 Vgl. Anzenbacher 1999.

30

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 28: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Gemeinsinn als Haltung sozialer Verantwortung

Gemeinsinn steht für die Gemeinschaftsorientierung des Indi-viduums und lässt sich definieren als Haltung der Verantwor-

55tung des Einzelnen in der Gemeinschaft. Zur Bezeichnung der Gemeinschaftsorientierung tauchenauch die Begriffe soziales Bewusstsein, Solidarität, Gemein-schaftssinn und Bürgersinn auf. Soziales Bewusstsein, Solidari-

56tät und Gemeinsinn werden weitgehend synonym verwendet.Gemeinschaftssinn bezeichnet den Gemeinsinn im Blick aufkonkrete Gemeinschaften, während Bürgersinn den Gemein-

57sinn im öffentlichen Raum meint. Diese Haltung des Gemeinsinns ist beim Einzelnen an ver-schiedenen Kriterien erkennbar:– Zugehörigkeitsgefühl zur Gemeinschaft;– Orientierung am Wohl der Gemeinschaft;– Bereitschaft, sich für die Gemeinschaft einzusetzen.

55 Vgl. die Definitionen von Hengsbach 1995, Münkler/Bluhm 2001 und

Münkler/Fischer 2002. Begriffsgeschichtlich geht der Ausdruck Gemeinsinnauf den lateinischen Begriff »sensus communis« zurück und weist verschie-dene Bedeutungen bzw. Funktionen auf. Im erkenntnistheoretischen Kontextbezeichnet Gemeinsinn vor allem ein Vermögen, das Einsichten ohne Hilfeexpliziter Verstandesargumente und Vernunftschlüsse ermöglicht (im Sinnedes »gemeinen oder gesunden Menschenverstandes« bzw. des englischen»common sense«). Im gesellschaftlich-ethischen Kontext gilt Gemeinsinnnicht nur als eine Erkenntnisquelle für das dem Gemeinwesen Nützliche,sondern als eine Ursache geselligen Verhaltens (vgl. Historisches Wörterbuchder Philosophie 1974). An diese aristotelisch-stoische Tradition des sensuscommunis, die heute beim Gebrauch des Begriffs Gemeinsinn dominiert,wird hier mit der Definition von Gemeinsinn als Haltung sozialer Verant-wortung angeknüpft.

56 Hengsbach 1995 ordnet die Begriffe Gemeinsinn und Solidarität unter-schiedlichen Sozialmilieus zu: Gemeinsinn spiegelt »die ordnungsethischeKonzeption einer wohlgefügten Gesellschaft«, Solidarität »die prozeßethi-sche Konzeption einer Gesellschaft, die vom Kräftespiel gegensätzlicher Inte-ressen geprägt ist« (S. 65).

57 Vgl. Pinzani 2000.

31

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 29: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Zugehörigkeitsgefühl zur Gemeinschaft

Das Zugehörigkeitsgefühl des Individuums zur Gemeinschaftist die emotionale Dimension der Haltung des Gemeinsinns.Nur wenn der Einzelne sich zugehörig fühlen und mit derGemeinschaft identifizieren kann, entwickelt er Gemeinsinn.Das setzt voraus, dass das Individuum von den anderen Mit-gliedern der Gemeinschaft Wertschätzung und Anerkennungerfährt. Aus dem Zugehörigkeitsgefühl der Einzelnen erwächstdas Zusammengehörigkeitsgefühl in einer Gemeinschaft. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft bzw.verschiedenen Gemeinschaften ist für die Identität einer Per-

58son wichtig. Denn sie definiert sich selbst immer auch unterBezugnahme auf Gemeinschaften, beispielsweise Familie, Ver-wandtschaft oder Freundeskreis, Religion oder Kultur, Na-tion oder Ethnie. Die für die soziale Identität notwendigen sozialen Bezügeund Bindungen werden unter modernen Bedingungen aller-dings abhängiger von persönlichen Entscheidungen. Das Indi-viduum hat heute mehr Freiraum beim Aufbau seines eigenenBeziehungsnetzwerks. Gleichzeitig erlebt es aber auch dieNotwendigkeit, aktiv diese Beziehungen herzustellen und seinesoziale Identität zu konstruieren. Diese strukturelle Notwen-digkeit erfordert bei den Individuen entsprechende Ressourcenan Beziehungsfähigkeit, die auch im Zusammenhang mit ma-

59teriellen Ressourcen stehen. Bei der Konstruktion der sozialen Identität können dieGrenzen der für das Individuum relevanten Gemeinschaften

58 Vgl. Taylor 1999.59 Die urbane Netzwerkforschung macht auf den Zusammenhang zwischen

sozialem und ökonomischem Kapital aufmerksam: Je höher der sozioökono-mische Status einer Person ist, desto mehr Ressourcen hat sie für die aktiveBeziehungsarbeit (vgl. Keupp 2000).

32

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 30: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

enger oder weiter gezogen werden. Im Extremfall kann derEinzelne seine soziale Identität auf eine einzige Gemeinschaftbeschränken. Wird eine einzige soziale Identität verabsolu-tiert, kann das zur Abwertung anderer Gemeinschaften füh-

60ren. Konflikte zwischen Gruppen auf der Grundlage kon-kurrierender sozialer Identitäten können gemindert werden,wenn Kontakte auf persönlicher Ebene zwischen den Mitglie-dern unterschiedlicher Gruppen hergestellt werden oder wenneine soziale Identität herausgebildet wird, die beide Gruppenumfasst. Allerdings sind in komplexen Gesellschaften Indivi-duen nie ausschließlich nur Mitglieder einer einzelnen Ge-meinschaft, sondern gehören verschiedenen Gemeinschaftenan (z. B. einer Firma, die ein Atomkraftwerk betreibt, aberauch einer Nachbarschaft, die in der Nähe des Atomkraftwer-kes wohnt). Dadurch wird die Herausbildung einer exklusivensozialen Identität unwahrscheinlicher.

Orientierung am Wohl der Gemeinschaft

Die Gemeinwohlorientierung ist die normative Dimension derHaltung des Gemeinsinns. Um sich am Wohl der Gemein-schaft zu orientieren, muss der Einzelne seine eigenen Bedürf-nisse, Interessen und Ziele und die der anderen Mitglieder derGemeinschaft erkennen und abwägen. Das setzt voraus, dass der Einzelne in der Lage ist, die Per-

60 Die sozialpsychologische Theorie der sozialen Identität von Tajfel und Tur-

ner erklärt, wie die Identifikation mit sozialen Gruppen zur Abwertung vonAndersartigen führen kann: Individuen wollen eine positive soziale Identitätausbilden und vergleichen deshalb ihre Gruppe mit anderen Gruppen, diedurch diesen Vergleich tendenziell abgewertet werden können (vgl. Tajfel1986).

33

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 31: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

spektiven anderer zu übernehmen, die eigene Sicht zu relati-vieren und das gleiche Recht auf freie Entfaltung aller anzuer-kennen. Das konkrete Gemeinwohl einer Gemeinschaft wird ineinem Aushandlungsprozess bestimmt, an dem sich alle Mit-glieder beteiligen können. Das unterscheidet freiheitlich-demokratische und pluralistische von autoritär-totalitärenGemeinschaften bzw. Gesellschaften. In letzteren wird das Ge-

61meinwohl einfach ideologisch festgelegt und a priori definiert.Freilich ist das demokratisch ausgehandelte Gemeinwohl nichteinfach das Ergebnis von formalen Verfahren oder die Summealler miteinander abgestimmten Einzelinteressen. Als normati-ve Idee ist das Gemeinwohl an Werte wie Gerechtigkeit undMenschenwürde gebunden. Die Basis des Gemeinwohls istdaher die Wahrung der grundlegenden Rechte der Person

62bzw. Menschenrechte. Auf dieser Grundlage sind die Inte-ressen aller mit gleicher Gewichtung zu berücksichtigen.Dabei zählen auch die wahrscheinlichen Interessen derjenigen,die am Aushandlungsprozess nicht teilnehmen konnten oderkönnen, aber von den Ergebnissen betroffen werden, alsoetwa der kommenden Generationen. Manchen erscheint ein solches universalistisches Gemein-wohlverständnis, das sich angesichts der Herausforderungenvon Ökologie und weltweiter Armut nahe legt, problematisch.Je größer die Bezugsgruppe würde, desto geringer dürfte derentsprechende Gemeinsinn ausfallen, da mit jeder Vergröße-rung die Gemeinschaft für den Einzelnen abstrakter und we-

63niger erfahrbar würde. Unstrittig ist, dass Gemeinsinn zu- 61 Vgl. Münkler/Fischer 1999.62 Vgl. Hösle 1997, S. 909 – 910.63 Vgl. Münkler/Fischer 1999. Für beide ist der Gemeinsinn deshalb auch eine

»äußerst knappe Ressource«. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammen-hang aber, dass Spaß als zentrales Motiv für moderne Gemeinschaftsorientie-rung eine »leicht regenerierbare Ressource« darstellt (vgl. Meulemann 2001).

34

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 32: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

nächst im Nahbereich konkret erfahrbarer Gemeinschaftenentsteht und praktiziert wird. Allerdings kann sich das Zu-sammengehörigkeitsgefühl dann ausweiten und die soziale

64Identität weiter definiert werden. In einer global vernetztenWelt können Ereignisse, die für den Einzelnen nicht unmittel-bar erfahrbar sind, überraschendes Engagement auslösen. Daszeigen Phänomene wie die hohe Spendenbereitschaft im Falleweltweiter Katastrophen oder der Erfolg von Organisationenwie Greenpeace und Attac. Die Reichweite des Gemeinsinnsist in einer Welt globaler wirtschaftlicher und politischer Be-ziehungen weniger milieubedingt und von der Größe der Be-zugsgruppe abhängig als vielmehr situativ bedingt. Schwieriger ist das Dilemma zu lösen, wenn die Ansprücheunterschiedlicher Gemeinschaften, denen jemand angehört,miteinander konkurrieren. Hilfreich bei der Lösung eines sol-chen Dilemmas ist die Überlegung, dass sich soziale Bindun-

65gen als Formen des Versprechens interpretieren lassen. Wereine soziale Bindung eingeht, vollzieht damit einen Akt desVersprechens und verpflichtet sich, bestimmte Aufgaben zu er-füllen oder Leistungen zu erbringen. Der auf die entsprechen-den Leistungen angewiesene Personenkreis und alle anderenverlassen sich darauf, dass die Verpflichtungen von denen, diesie übernommen haben, erfüllt werden. Daraus ergibt sich einVorrang des Wohls der konkreten Gemeinschaft, in der derEinzelne unmittelbar Verantwortung trägt.

64 Dazu von Hentig 1999: »Was immer Weltethos heißt, es entsteht nicht

beim Ansehen der Tagesschau, beim Lesen des Spiegels oder beim Surfendurch das Internet; es entsteht in der erfahrbaren Polis, jener Mischung ausOrtsgemeinde und Kirchengemeinde (...) – und wird dann in der Vorstellungund durch Wissen auf die Welt ausgedehnt« (S. 84).

65 Vgl. Ricken 1998.

35

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 33: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Bereitschaft, sich für die Gemeinschaft einzusetzen

Von Gemeinsinn beim Einzelnen kann man erst sprechen,wenn er bereit ist, Verantwortung in einer Gemeinschaft zuübernehmen und sich für das Wohl der Gemeinschaft zu en-gagieren. Gemeinsinn hat also auch eine praktische Dimen-sion. Das setzt neben dem Wissen um HandlungsmöglichkeitenTeilhabechancen voraus. Engagementbereitschaft kann sichnur entfalten, wenn es in einer Gemeinschaft Möglichkeitender Mitgestaltung gibt und der Einzelne sich produktiv ein-bringen kann.

Gemeinschaftsfähigkeit als soziale Handlungskompetenz

Damit sich die im Gemeinsinn vorhandene Bereitschaft zumEngagement positiv für die Gemeinschaft auswirken kann,muss der Einzelne über spezifische Fähigkeiten im Umgangmit anderen Menschen verfügen. Gemeinsinn ohne Gemein-schaftsfähigkeit kann sich nicht sinnvoll entfalten. Gemeinschaftsfähigkeit bedeutet die Fähigkeit, mit anderenzu kommunizieren und zu kooperieren. Dabei handelt es sichnicht einfach um Sozialtechniken, sondern um eine komplexeund vielschichtige Kompetenz, die kognitive, emotionale und

66motivationale sowie normative Aspekte umfasst. Die zentralen Kriterien für Gemeinschaftsfähigkeit sind:

66 Vgl. die Konzeptualisierung von Gemeinschaftsfähigkeit bzw. Kooperation

und Kommunikation als komplexer Handlungskompetenz in der PISA-Stu-die (Stanat/Kunter 2001).

36

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 34: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

– die Fähigkeit zur Versprachlichung eigener Gefühle, Ängs-te, Grenzen, Wünsche und Hoffnungen Umgang mit sichselbst und anderen Menschen;

– die Fähigkeit, sich aktiv in Gruppen einzubringen und sichzu vernetzen;

– die Fähigkeit zur besseren Selbstbeobachtung und »Selbst-67disziplin« ;

– die Kompetenz, mit Konflikten rational, produktiv und fair68umzugehen (»Toleranz-Kompetenz« );

– die Fähigkeit zur verlässlichen Übernahme von Verantwor-tung.

Fazit

Die Haltung des Gemeinsinns wurzelt in der Sozialität des In-dividuums. Die Erfahrung, nicht als autonomes Einzelwesenzu existieren, sondern sich im Raum von Gemeinschaften zuentwickeln und zu entfalten, ist für jeden Menschen elementarund existenziell. Diese Erfahrung korrespondiert beim Individuum mit einerHaltung der Gemeinschaftsbezogenheit. Gemeinsinn als Aus-druck der Gemeinschaftsbezogenheit des Einzelnen ist deshalbeine anthropologische Kategorie der Lebens- und Überlebens-fähigkeit der Person. Insofern verfügt das Individuum über ein natürliches Ent-wicklungspotenzial für Gemeinsinn. Allerdings macht dieSpannung zwischen Individualität und Sozialität deutlich, dass

67 Selbstdisziplin im Sinne von Affektkontrolle, d. h. der Fähigkeit, in Konflikt-

situationen nicht mit Gewalt zu reagieren, ist eine zentrale Voraussetzungfür die konstruktive Lösung von Konflikten (vgl. Nicklas 1998).

68 Vgl. Bertelsmann Forschungsgruppe Politik 2000.

37

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 35: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Gemeinsinn und die Fähigkeit, in Gemeinschaft zu leben,nicht selbstverständlich sind. So wichtig diese Haltung und Kompetenz für funktionsfä-hige demokratische Gesellschaften auch sind, so wenig kön-

69nen freiheitlich-demokratische Staaten sie garantieren. Umso notwendiger sind gesellschaftliche Anstrengungen,Gemeinsinn und Gemeinschaftsfähigkeit zu fördern, was untermodernen Bedingungen vor besonderen Herausforderungensteht.

69 Böckenförde 1976 hat dieses Dilemma folgendermaßen formuliert: »Als

freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit,die er seinen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanzdes einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert. Andererseitskann er diese inneren Regulierungskräfte nicht von sich aus, das heißt mitden Mitteln des Rechtszwangs und autoritativen Gebots, zu garantieren su-chen, ohne seine Freiheitlichkeit aufzugeben und – auf säkularer Ebene – injenen Totalitätsanspruch zurückfallen, aus dem er in den konfessionellenBürgerkriegen herausgeführt hat.« (S. 60)

38

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 23- 38) 2-0.kapitel.p 325206756232

Page 36: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

3 Gemeinsinn und Gemeinschaftsfähigkeit unter modernen Bedingungen fördern

Die moderne Gesellschaft und Kultur stellen an die Individuenund vor allem an die jungen Menschen schwer zu bewältigen-de und komplexe Anforderungen und Ansprüche. Das betrifftvordergründig die beispielsweise vom modernen Arbeitsmarktgeforderte Mobilität und Flexibilität. Auf einer grundsätz-licheren Ebene geht es um die Notwendigkeit ständiger indi-vidueller Reflexion, Wahl und Gestaltung. Denn soziale Rol-lenerwartungen werden unter den Bedingungen der Moderneunklarer, Normen gelten zunehmend als persönliche Optionenund persönliche Bindungen erscheinen als Wahlentscheidun-gen. Jugendliche müssen in diesen grundsätzlich offenen Erfah-rungswelten im Kontakt mit anderen, mit Gleichaltrigen oderErwachsenen feststellen und auswählen, was für sie selbst dasBeste ist. Dabei ist oft fraglich, ob sie bereits über hinreichendgefestigte psychische Ressourcen verfügen, um derartige Ent-scheidungen auch sicher treffen zu können. Die Kehrseite dergestiegenen Handlungsoptionen, Mobilitätschancen und Kon-summöglichkeiten können daher Unsicherheit, Sinnkrisen und

70Orientierungskonflikte sein.

70 Vgl. Veith 2001.

39

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 39- 48) 3-0.kapitel.p 325206756240

Page 37: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Die objektive Vielfalt und die subjektiv gestiegenen Hand-lungsoptionen lassen den Einzelnen nach plausiblen und trag-fähigen Werten und Lebensformen fragen. Der erhöhte sub-jektive Orientierungsbedarf bei der Gestaltung des eigenenLebens stellt eine Chance dar für die Vermittlung des Wertesder Gemeinschaft und für die Förderung von Gemeinsinn undGemeinschaftsfähigkeit in Erziehung und Bildung.

3.1 Wertevermittlung in Erziehung und Bildung

Wertevermittlung ist unter den modernen Bedingungen derkulturellen Pluralität und der erhöhten Bedeutung individuel-ler Selbstbestimmung auf ein spezifisches Verständnis von Er-ziehung und Bildung hin angelegt. In diesem Verständnis zielen Erziehung und Bildung aufdie Entwicklung der Persönlichkeit des Einzelnen im möglichstweiten Sinn und streben dabei die reflexive Vermittlung von

71individuellen Interessen und sozialen Bedingungen an. Bil-dung und Erziehung bedeuten Prozesse der Befähigung des In-dividuums zu wertbezogenem Denken und Handeln in sozia-

72ler Verantwortung. In diesen Prozessen sind Kinder undJugendliche Subjekte und Partner, die Verantwortung für sichselbst übernehmen. Ein solches Verständnis akzentuiert die Eigentätigkeit und

73das Wollen des Einzelnen. Auf dieser Grundlage zielt politi- 71 Bildung war bereits im Humboldtschen Verständnis auf den geselligen Ver-

kehr bzw. das gemeinsame Leben der Menschen bezogen. Dieses kann sichnach Humboldt entfalten, wenn jeder Einzelne seine Individualität entwi-ckelt und die Individualität des anderen ehrt (vgl. Bilstein 2001).

72 Die Begriffe Bildung und Erziehung werden hier im Blick auf die Ziele derdamit gemeinten Prozesse synonym verwendet. Ein Unterschied ergibt sichim Blick auf die Zielgruppe: Je jünger diese ist, desto eher ist von Erziehungs-prozessen, je mündiger sie ist, desto eher ist von Bildungsprozessen die Rede.

73 Vgl. Liebau 2001.

40

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 39- 48) 3-0.kapitel.p 325206756240

Page 38: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

sche Bildung auf die mündige und aktive Teilhabe des Indivi-74duums an gesellschaftlichen Prozessen.

Die Förderung von Gemeinsinn und Gemeinschaftsfähig-keit in Erziehung und Bildung kann nicht ohne Inhalt funk-tionieren. Gemeinsinn lässt sich nicht als solcher, sondern nuranhand der bildsamen Auseinandersetzung mit bestimmtenThemen entwickeln. Solche Prozesse der Anregung und Auseinandersetzungmüssen frühzeitig eingeleitet werden. Denn sozial verantwort-liches Handeln basiert auf der Ausbildung und Entwicklungvon Werturteilen, deren Abstraktionsgrad mit zunehmendem

75Alter und wachsendem Reflexionsvermögen zunimmt. An-gebote und Anregungen durch Bildungsprozesse spielen beider Entwicklung der sozialen und ethischen Urteilsfähigkeit

76eine wichtige Rolle. Die Engagementforschung bestätigt denZusammenhang zwischen früher Förderung und Engagement:Späteres Engagement hat seine Wurzeln sehr häufig im Kin-

77des- und Jugendalter. Deshalb muss die Förderung von Be-teiligung und Engagement einen besonderen Akzent auf dieJugendbildung setzen.

3.2 Der zentrale Fokus: Beteiligung ermöglichen

Da die Beteiligung des Einzelnen an der Gemeinschaft den Zu-sammenhalt in der Gesellschaft stärkt, besteht der Fokus derFörderung von Gemeinsinn und Gemeinschaftsfähigkeit darin,Partizipation zu ermöglichen. Anknüpfungspunkt ist das vorhandene Engagementpoten-

74 Vgl. Schröer 2001.75 Dazu die Forschungen von Lawrence Kohlberg (vgl. Lind 2000).76 Vgl. Lind 2000.77 Vgl. Freiwilligensurvey 1999.

41

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 39- 48) 3-0.kapitel.p 325206756240

Page 39: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

zial. Gemeinsinn und Gemeinschaftsfähigkeit können sich ent-falten, wenn der Einzelne Gemeinschaft als bereichernden Er-fahrungs-, Aushandlungs- und Gestaltungsraum erlebt. JungeMenschen lassen sich vor allem dann für Engagement in derGemeinschaft gewinnen, wenn sie über Freiräume für selbst-ständiges und eigenverantwortliches Handeln verfügen, wennsie eigene Fähigkeiten, Interessen und Problemlösungswünscheeinbringen können und wenn die ausgeübte Tätigkeit zugleich

78Spaß macht und Sinnvolles bewirkt. In solchen Erfahrungenwird für den Einzelnen Gemeinsinn als »Medium der Selbst-

79bestimmung« erlebbar. Der klassische Ort der Gemeinschaftserfahrung ist zu-nächst die Familie. Später werden formelle Bildungsinstitu-tionen wie Kindergarten und Schule wichtig. Diese spieleninsofern eine besondere Rolle bei der Herausbildung der Ge-meinschaftsfähigkeit, als hier Individuen nicht auf der Basisvon Verwandtschaft und Sympathie zusammenkommen undmiteinander auskommen müssen. Diese Institutionen bedeutenfür Kinder und Jugendliche die ersten Erfahrungen von öffent-lichen Räumen bzw. des Gemeinwesens im Kleinen. Immerwichtiger für die soziale Entwicklung werden die Freundes-kreise, die die Familie in ihrer sozialisatorischen Bedeutung oft

80ablösen. Familiengemeinschaften und Freundeskreise haben einhohes Potenzial an Alltagssolidarität, bleiben aber meistens

81auf private Welten reduziert. In öffentlichen Bildungsein-richtungen wie Schule fehlen dagegen oft die Räume für

78 Vgl. Hepp 2001 und Feldmann 2000.79 Vgl. Meulemann 1998.80 Der zentrale Einfluss der Freundeskreise bzw. »peers« bei Jugendlichen zeigt

sich beispielsweise darin, dass Jugendliche nach Ergebnissen des Freiwilli-gensurvey von 1999 den Zugang zum Engagement vor allem über andere Ju-gendliche finden.

81 Vgl. Keupp 2000.

42

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 39- 48) 3-0.kapitel.p 325206756240

Page 40: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Eigeninitiative und Eigenverantwortung. Diese sozialen Lern-räume müssen deshalb ergänzt werden, um das Engagement-potenzial zu entfalten: Neue Lernorte mit entsprechenden Frei-

82räumen müssen organisiert werden. Durch diese Freiräumekann die intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit gesell-schaftlichen Phänomenen ermöglicht werden, die das Interesseund die Verantwortung von Kindern und Jugendlichen, aberauch Erwachsenen wecken. Hier liegen die Notwendigkeitund Chancen innovativer Modelle und Methoden in Erzie-

83hung und Bildung.

3.3 Methodische Prinzipien

Bei der Organisation neuer Orte sozialen Lernens sind be-stimmte Prinzipien zu berücksichtigen, die sich aus dem mo-dernen Verständnis von Gemeinsinn ergeben. Aus diesen Prinzipien leiten sich die spezifischen Anforde-rungen ab, denen die innovativen Methoden und Modelle imRahmen des Kooperationsprojekts der Bertelsmann Stiftungund der Bertelsmann Forschungsgruppe Politik am Centrum

84für angewandte Politikforschung (C·A·P) genügen müssen.

82 Vgl. Rauschenbach 1997.83 Im Rahmen von Schule ist beispielsweise Flexibilisierung und Öffnung an-

gesagt: Neue Methoden und Lernarrangements, die kreative Freiräume beider Unterrichtsgestaltung und im Schulleben schaffen, sind nötig. Durch er-weiterte Mitgestaltungschancen können die Eigeninitiative und das Engage-ment gestärkt werden (vgl. der bei Schirp 1996 beschriebene Modellversuch»Demokratie und Erziehung in der Schule« auf Grundlage des an Kohlbergorientierten »Just Community«-Ansatzes). Dazu trägt auch die kooperativeVernetzung der Schule mit dem Umfeld, dem Stadtteil oder der Kommunebei, beispielsweise durch soziale Praktika von Schülerinnen und Schülern(vgl. Kuld/ Gönnheimer 2000).

84 Vgl. zu diesen Methoden und Modellen die Projekt-Homepage www.projekt-gemeinsinn.net.

43

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 39- 48) 3-0.kapitel.p 325206756240

Page 41: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Person- bzw. Subjektorientierung

Ausgangspunkt der Förderung von Gemeinsinn ist die einzelnePerson. Wenn Personen sich in einer Gemeinschaft zugehörigerfahren können und anerkannt werden, können sie ein Zu-sammengehörigkeitsgefühl entwickeln und eine positive sozia-le Identität aufbauen. Dabei hängen soziale Identität und Ich-Identität eng zu-sammen. Gelingende Ich-Identität und Ich-Stärke sind fürSelbstständigkeit und Interaktionsfähigkeit, d. h. Gemein-schaftsfähigkeit unabdingbar. Insofern kann man den in derIch-Stärke zum Ausdruck kommenden Zusammenhalt der Per-son als eine Bedingung für den Zusammenhalt einer Gemein-schaft betrachten: Starke Gemeinschaften setzen selbst- und

85verantwortungsbewusste Individuen voraus. Der Wertschätzung der Person korrespondieren Lehr- undLernformen, in denen sich die Lernenden weniger als Objekteder Belehrung, sondern vielmehr als selbsttätige, produktiveSubjekte des eigenen Lernens verstehen.

Erfahrungs- und Reflexionsorientierung

Gemeinschaftsorientierung entsteht nicht durch abstrakte Ap-pelle an den Wert der Gemeinschaft für den Einzelnen undnoch weniger durch Klagen über einen vermeintlichen Rück-gang der Gemeinschaftsfähigkeit. Werte werden vor allem da-durch gelehrt und gelernt, vermittelt und angeeignet, indemsie gelebt werden: Von dieser Voraussetzung sollte jeder Ver-

86such der Wertevermittlung ausgehen.

85 Vgl. Himmelmann 2000.86 Vgl. Joas 2001.

44

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 39- 48) 3-0.kapitel.p 325206756240

Page 42: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Der Wert von Gemeinschaft wird dem Einzelnen plausibel,wenn seine bisherigen positiven Erfahrungen im sozialen Mit-einander angesprochen oder neue Erfahrungen ermöglicht wer-den. Lernprozesse sind so zu organisieren, dass darin Erfahrun-gen gemacht werden können und die damit verknüpften Gefüh-

87le spürbar werden. Die Reflexion der positiven Erlebnisseim Bereich gemeinschaftsorientierter Handlungen ermöglichtein Lernen aus Erfolgen: Diese Lernstrategie scheint besondersgeeignet zu sein, Veränderungsprozesse in Gruppen und Ge-meinschaften zu initiieren, die ihren Zusammenhalt stärken

88wollen.

Ethische Orientierung

Gemeinwohlorientierung setzt beim Einzelnen ethische Ur-teilsfähigkeit voraus. Dazu gehört vor allem die Fähigkeit,eigene Perspektiven zu relativieren und mit anderen Perspekti-ven abzugleichen, damit individuelle Bedürfnisse in den sozia-len Kontext eingeordnet werden können. Außerdem führt die ethische Reflexion zu einer kritischenUnterscheidung, die der Verabsolutierung einer bestimmtensozialen Identität entgegenwirkt. Die ethische Urteilsfähigkeitbefähigt somit den Einzelnen, der vernünftigen Einsicht undseinem Gewissen zu folgen: Sie fördert Zivilcourage, die dieindividuelle Distanzierung von Gruppenvorurteilen und -zwän-gen ermöglicht. Zur ethischen Reflexion gehört auch die kategorische Un-

87 Vgl. Schröder 2001.88 Dafür bietet im Bereich des »change management« von Organisationen die

mit dieser Strategie arbeitende Methode des »Appreciative Inquiry« interes-sante Belege (vgl. Elliot 1999).

45

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 39- 48) 3-0.kapitel.p 325206756240

Page 43: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

terscheidung zwischen der Würde des Einzelnen und demWert der Gemeinschaft. Bei aller Betonung der Wichtigkeitvon Gemeinschaft darf die einzelne Person der Gemeinschaftnicht einfach untergeordnet werden. Die Würde des Einzelnen

89ist der Gemeinschaft vorgeordnet.

Handlungsorientierung

Richtig verstandene Autonomie und Selbstbestimmung bein-halten die Übernahme von Verantwortung. Das setzt voraus,dass es entsprechende Teilhabemöglichkeiten und Erfahrungs-felder gibt. Insofern ist die Förderung von Gemeinsinn und Gemein-schaftsfähigkeit bei jungen Menschen als eine »Pädagogik der

90Teilhabe« zu konzipieren: Soziale Haltungen können nurdurch die Erschließung subjektiver Entfaltungsmöglichkeitengefördert werden. Für die Methodik der Gemeinsinn-Förderung ergibt sichdaraus das Prinzip der Handlungsorientierung. Wichtig istdabei das Angebot von »Verantwortungsrollen«, die folgen-

91den Kriterien entsprechen müssen :– Spielraum für selbstständiges und eigenverantwortliches

Handeln;– Wertschätzung vorhandener Ressourcen;– Chance zur Einbringung eigener Neigungen, Bedürfnisse

und Fähigkeiten;– Chance, auch und gerade etwas Sinnvolles zu tun;

89 Diese Überzeugung hat sich in der allgemeinen Menschenrechtserklärung

niedergeschlagen.90 Vgl. Liebau 1999.91 Vgl. Klages 2000.

46

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 39- 48) 3-0.kapitel.p 325206756240

Page 44: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

– Zuerkennung von Verantwortlichkeit im Sinne der Mög-lichkeit, sich die Folgen eigenen Handelns selbst zurechnenzu können;

– Chance zum selbst organisierten Teamwork;– Gewährleistung eines ausreichenden Könnens und Wissens;– Einräumung zeitlicher Flexibilität;– Chance zur Beteiligung an der Festlegung von Tätigkeits-

zielen;– Chance zum Wechsel bzw. Austritt.

Interessenorientierung

Handeln, Reflexion und die Bereitschaft zum Engagement set-zen Interesse an gemeinwohlorientierten Phänomenen voraus. Das Interesse wird durch interessante Angebote und The-men geweckt, die an den Erfahrungen der Zielgruppen an-knüpfen, ihre Wertungen herausfordern und zum Handelnmotivieren.

47

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 39- 48) 3-0.kapitel.p 325206756240

Page 45: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Literatur Anzenbacher, Arno. Einführung in die Philosophie. Freiburg

1999.Bechthold-Hengelhaupt, Tilman. »Lernen für die Gruppe und

Lernen in sozialer Verantwortung«. Soziales Lernen inSchule, Betrieb, Jugendarbeit und neuen gesellschaftlichenOrganisationsformen. Hrsg. W. Stark, A. Schröer, C.Schubert. Bad Boll 1997, S. 184 – 188.

Beck, Ulrich. Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andereModerne. Frankfurt am Main 1986.

Beck, Ulrich/Beck-Gernsheim, Elisabeth (Hrsg.). Riskante Frei-heiten. Frankfurt am Main 1994.

Beckmann, Klaus/Mohrs, Thomas/Werding, Martin (Hrsg.).Individuum versus Kollektiv. Der Kommunitarismus als»Zauberformel«? Frankfurt am Main. 2000.

Bertelsmann Forschungsgruppe Politik (Hrsg.). Toleranz.Grundlage für ein demokratisches Miteinander. Gütersloh2000.

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.). Handbuch Bürgerstiftungen.Gütersloh 2000.

Beutel, Wolfgang/Fauser, Peter (Hrsg.). Erfahrene Demokratie.Wie Politik praktisch gelernt werden kann. Opladen 2001.

Bilstein, Johannes. »Erziehung, Bildung, Spiel.« Die Bildungdes Subjekts. Beiträge zur Pädagogik der Teilhabe. Hrsg.E. Liebau. Weinheim und München 2001, S. 15 – 71.

49

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 49- 57) 4-0.literatur.p 325206756256

Page 46: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Böckenförde, Ernst-Wolfgang. Staat, Gesellschaft, Freiheit.Studien zur Staatstheorie und zum Verfassungsrecht. Frank-furt am Main 1976.

Brömme, Norbert/Strasser, Hermann. »Gespaltene Bürgerge-sellschaft? Die ungleichen Folgen von Engagement und Par-tizipation.« Politik und Zeitgeschichte B 25 – 26 (2001),S. 6 – 14.

Büttner, Christian/Meyer, Berthold (Hrsg.). Integration durchPartizipation. »Ausländische Mitbürger« in demokratischenGesellschaften. Frankfurt/New York 2001.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.Unternehmen und Gesellschaft. Dokumentation. 2001.

Dettling, Warnfried. »Politischer Gemeinsinn in der demokra-tischen Gesellschaft. Alle für einen und einer für alle?«Grundwerte in der Demokratie. Hrsg. A. Klein. Bonn 1995,S. 15 – 20.

Dettling, Warnfried. Die Stadt und ihre Bürger. Neue Wegeder kommunalen Sozialpolitik. Gütersloh 2001.

Deutscher Bundestag (Hrsg.). Enquete-Kommission »Zukunftdes Bürgerschaftlichen Engagements«. Handbuch. Berlin2000.

Ebertz, Michael N. Kirche im Gegenwind. Zum Umbruch derreligiösen Landschaft. Freiburg i. Br. 1997.

Elliot, Charles. Locating the Engergy for Change: An Intro-duction to Appreciative Inquiry. IISD (International Insti-tute for Sustainable Development). Winnipeg 1999.

Esser, Hartmut. Soziologie. Allgemeine Grundlagen. Frank-furt am Main 1999.

Feldmann, Eva (Hrsg.). Jugendbeteiligung an der Politik –(k)ein Kinderspiel?! München 2000.

Fiebig, Johannes (Hrsg.). Abschied vom Egokult. Die neue so-ziale Offenheit. Kiel 2001.

»Freiwilligensurvey 1999«. Ergebnisse der Repräsentativer-

50

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 49- 57) 4-0.literatur.p 325206756256

Page 47: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

hebung 1999 zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürger-schaftlichemEngagement.Hrsg.BundesministeriumfürFami-lie, Senioren, Frauen und Jugend. Stuttgart 2000.

Friedrichs, Jürgen/Jagodzinski, Wolfgang (Hrsg.). Soziale In-tegration. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsy-chologie. Sonderheft 39/1999. Wiesbaden 1999.

Gabriel, Karl. Christentum zwischen Tradition und Postmo-derne. Freiburg i. Br. 2000.

Gaiser, Wolfgang/de Rijke, Johann. »Gesellschaftliche Beteili-gung der Jugend. Handlungsfelder, Entwicklungstendenzen,Hintergründe.« Politik und Zeitgeschichte B 44 (2001),S. 8 – 15.

Gensicke, Thomas. »Freiwilliges Engagement in den neuenund alten Ländern.« Hrsg. Bundesministerium für Familie,Senioren, Frauen und Jugend. Ergebnisse der Repräsentativ-erhebung 1999 zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürger-schaftlichem Engagement. Band 2. Stuttgart 2000, S. 22 –

113.Girard, René. Das Heilige und die Gewalt. Frankfurt am

Main 1992.Glance, Natalie/Huberman, Bernardo. »Das Schmarotzer-Di-

lemma.« Kooperation und Konkurrenz. Spektrum der Wis-senschaft. 1 (1998), S. 76 – 81.

Guggenberger, Bernd (Hrsg.). Jugend erneuert Gemeinschaft.Freiwilligendienste in Deutschland und Europa. Eine Syn-opse. Baden-Baden 2000.

Habermas, Jürgen. Faktizität und Geltung. Beiträge zur Dis-kurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechts-staats. Frankfurt am Main 1992.

Hacket, Anne/Mutz, Gerd. »Empirische Befunde zum bürger-schaftlichen Engagement«. Politik und Zeitgeschichte B 9(2002), S. 39 – 46.

Häder, Sonja/Tenorth, Heinz-Elmar (Hrsg.). Bildungsgeschich-

51

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 49- 57) 4-0.literatur.p 325206756256

Page 48: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

te einer Diktatur. Bildung und Erziehung in SBZ und DDRim historisch-gesellschaftlichen Kontext. Weinheim 1997.

Haeffner, Gerd. Philosophische Anthropologie. Stuttgart 2000.Hartmann, Martin/Offe, Claus (Hrsg.). Vertrauen. Die Grund-

lage des sozialen Zusammenhalts. Frankfurt am Main 2001.Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.). Was hält die Gesellschaft zu-

sammen? Frankfurt am Main 1997.Hengsbach, Friedhelm. »Gemeinsinn und Solidarität«. Grund-

werte in der Demokratie. Hrsg. A. Klein. Bonn 1995,S. 65 – 68.

von Hentig, Hartmut. Ach, die Werte! Über eine Erziehungfür das 21. Jahrhundert. München 1999.

Hepp, Gerd F. »Wertewandel und bürgerschaftliches Enga-gement – Perspektiven für die politische Bildung.« Politikund Zeitgeschichte B 29 (2001), S. 31 – 38.

Herget, Joh. F. »Erziehung zum Gemeinsinn – zur organisch-ganzheitlichen Idee.« Sonderdruck aus »Werk und Beruf«.Monatszeitschrift für den berufsständischen Gedanken. Ber-lin 1933.

Herzog, Roman. »Gemeinsinn – moralische Temperatur derGesellschaft«. Reinhard Mohn. Unternehmer Stifter Bürger.Hrsg. T. Middelhoff, G. Schulte-Hillen, G. Thielen. Güters-loh 2001, S. 75 – 83.

Himmelmann, Gerhard. »Integration durch Wertebildungoder durch Einübung von demokratischen Verhaltenswei-sen?« Ein Beitrag zum Konzept »Demokratie-Lernen«.Werte in der politischen Bildung. Hrsg. G. Breit/S. Schiele.Schwalbach/Ts. 2000, S. 249 – 262.

Historisches Wörterbuch der Philosophie. »Gemeinsinn«, be-arbeitet von A. v. Maydell/R. Wiehl. Darmstadt 1974.

Höffe, Vittorio. Moral und Politik. Grundlagen einer Politi-schen Ethik für das 21. Jahrhundert. München 1997.

Hradil, Stefan. Die »Single-Gesellschaft«. München 1995.

52

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 49- 57) 4-0.literatur.p 325206756256

Page 49: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Huber, Wolfgang. Kirche in der Zeitenwende. Gesellschaftli-cher Wandel und Erneuerung der Kirche. Gütersloh 1998.

Inglehart, Ronald. Kultureller Umbruch. Frankfurt am Main/New York 1989.

Inglehart, Ronald. »Trust, well-being and democracy«. De-mocracy and Trust. Ed. M. E. Warren. New York andCambridge 1999, S. 88 – 120.

Joas, Hans. »Ungleichheit in der Bürgergesellschaft. Über eini-ge Dilemmata des Gemeinsinns.« Politik und ZeitgeschichteB 25 – 26 (2001), S. 15 – 23.

Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.). Jugend 2000. Die 13.Shell Jugendstudie. Opladen 2000 (zitiert als Shell-Studie2000).

Keppler, Wolfram/Leitmann, Gerda/Ripplinger, Jürgen. DasSoziale lernen. Ergebnisse eines landesweiten Modellpro-jekts. Stuttgart 1999.

Keupp, Heiner. Eine Gesellschaft der Ichlinge? Zum bürger-schaftlichen Engagement von Heranwachsenden. München2000.

Kiss, Gábor. Evolution soziologischer Grundbegriffe. ZumWandel ihrer Semantik. Stuttgart 1989.

Kistler, Ernst/Noll, Heinz-Herbert/Priller, Eckhard (Hrsg.).Perspektiven gesellschaftlichen Zusammenhalts. EmpirischeBefunde, Praxiserfahrungen, Messkonzepte. Berlin 1999.

Klages, Helmut. »Brauchen wir eine Rückkehr zu traditionel-len Werten?« Politik und Zeitgeschichte B 29 (2001),S. 7 – 14.

Klages, Helmut. »Engagementpotenzial in Deutschland.« Hrsg.Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Ju-gend. Ergebnisse der Repräsentativerhebung 1999 zu Eh-renamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engage-ment. Band 2. Stuttgart 2000.

Klages, Helmut. »Engagement und Engagementpotenzial in

53

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 49- 57) 4-0.literatur.p 325206756256

Page 50: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Deutschland. Erkenntnisse der empirischen Forschung«. Po-litik und Zeitgeschichte B 38 (1998), S. 29 – 38.

Klages, Helmut. »Die Realität des Wertewandels. Ein Plädo-yer für den faktenorientierten Blick.« Grundwerte in der De-mokratie. Hrsg. A. Klein. Bonn 1995, S. 81 – 86.

Klages, Helmut/Gensicke, Thomas. Wertewandel und bürger-schaftliches Engagement an der Schwelle zum 21. Jahrhun-dert. Speyerer Forschungsberichte 193. Speyer 1999.

Korte, Karl-Rudolf/Weidenfeld, Werner (Hrsg.). Deutsch-land-Trendbuch. Schriftenreihe der Bundeszentrale für po-litische Bildung. Bonn 2001.

Krech, David/Crutchfield, Richard S. u. a. Sozialpsychologie.Grundlagen der Psychologie. Band 7. Weinheim und Basel1985.

Kuld, Lothar/Gönnheimer, Stefan. Compassion – Sozialver-pflichtetes Lernen und Handeln. Stuttgart 2000.

Lempp, Reinhart. Die autistische Gesellschaft. Geht die Ver-antwortlichkeit für andere verloren? München 1996.

Liebau, Eckart. Erfahrung und Verantwortung. Werteerzie-hung als Pädagogik der Teilhabe. Weinheim und München1999.

Liebau, Eckart (Hrsg.). Die Bildung des Subjekts. Beiträge zurPädagogik der Teilhabe. Weinheim und München 2001.

Lind, Georg. Ist Moral lehrbar? Ergebnisse der modernen mo-ralpsychologischen Forschung. Berlin 2000.

Mao, Yihong. »Rechte und Wert – Menschenrechte und dietraditionelle konfuzianische Kultur«. Hrsg. W. Schweidler.Menschenrechte und Gemeinsinn – westlicher und östlicherWeg? Sankt Augustin 1998, S. 177 – 187.

Meulemann, Heiner. »Identität, Werte und Kollektivorientie-rung«. Deutschland-Trendbuch. Hrsg. K.-R. Korte/W. Wei-denfeld. Bonn 2001, S. 184 – 211.

Meulemann, Heiner. »Wertewandel als Diagnose sozialer

54

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 49- 57) 4-0.literatur.p 325206756256

Page 51: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Integration: unscharfe Thematik, unbestimmte Methodik,problematische Folgerungen. Warum die wachsende Bedeu-tung der Selbstbestimmung kein Werteverfall ist.« KölnerZeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft34 (1998), S. 256 – 285.

Meulemann, Heiner. Werte und Wertewandel. Zur Identitäteiner geteilten und wieder vereinten Nation. Weinheim undMünchen 1996.

Münkler, Herfried/Bluhm, Harald. Gemeinwohl und Gemein-sinn. Historische Semantiken politischer Leitbegriffe. Berlin2001.

Münkler, Herfried/Fischer, Karsten. Gemeinwohl und Gemein-sinn. Thematisierung und Verbrauch soziomoralischer Res-sourcen in der modernen Gesellschaft. Sonderdruck: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Berlin1999.

Münkler, Herfried/Fischer, Karsten. (Hrsg.) Gemeinwohl undGemeinsinn. Rhetoriken und Perspektiven sozial-moralischerOrientierung. Berlin 2002.

Münkler, Herfried. »Ehre, Amt und Engagement. Wie kann dieknappe Ressource Bürgersinn gesichert werden?« Forschungs-journal Neue Soziale Bewegungen 2 (2000), S. 22 – 32.

Nicklas, Hans. »Erziehung zur Friedensfähigkeit.« Koopera-tion und Konkurrenz. Spektrum der Wissenschaft. 1 (1998),S. 112 – 114.

Offe, Claus/Fuchs, Susanne. »Schwund des Sozialkapitals?Der Fall Deutschland.« Gesellschaft und Gemeinsinn. Hrsg.R. D. Putnam. Gütersloh 2001, S. 417 – 514.

Picot, Sibylle. »Jugend und freiwilliges Engagement.« Hrsg.Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Ju-gend. Ergebnisse der Repräsentativerhebung 1999 zu Eh-renamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engage-ment. Band 3. Stuttgart 2000, S. 111 – 207.

55

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 49- 57) 4-0.literatur.p 325206756256

Page 52: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

Pinzani, Alessandro. »Bürgertugenden und Demokratie«. In-dividuum versus Kollektiv. Der Kommunitarismus als»Zauberformel«? Hrsg. K. Beckmann/T. Mohrs/M. Werding.Frankfurt am Main 2000, S. 97 – 129.

Putnam, Robert D. (Hrsg.). Gesellschaft und Gemeinsinn. Gü-tersloh 2001.

Rauschenbach, Thomas. »Zur Notwendigkeit einer neuenKultur des Sozialen«. Soziales Lernen in Schule, Betrieb, Ju-gendarbeit und neuen gesellschaftlichen Organisationsfor-men. Hrsg. W. Stark, A. Schröer, C. Schubert. Bad Boll1997, S. 30 – 48.

Ricken, Friedo. Allgemeine Ethik. Stuttgart, Berlin, Köln 1998.von Rosenbladt, Bernhart. »Freiwilliges Engagement in Deutsch-

schland: Gesamtbericht«. Ergebnisse der Repräsentativer-hebung 1999 zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürger-schaftlichem Engagement. Hrsg. Bundesministerium fürFamilie, Senioren, Frauen und Jugend. Band 1. Stuttgart;Berlin; Köln 2000.

Schirp, Heinz. »Der Beitrag des »Just-Community«-Ansatzeszur Förderung sozialer Urteilsfähigkeit«. Moralisches Lernenin Schule, Betrieb und Gesellschaft. Hrsg. W. Stark, T. Fitz-ner, K. Giebeler, C. Schubert. Bad Boll 1996, S. 73 – 83.

Schmidtchen, Gerhard. Wie weit ist der Weg nach Deutsch-land? Sozialpsychologie der Jugend in der postsozialistischenWelt. Opladen 1997.

Schröder, Achim. »Lernen durch Erfahrung«. AußerschulischeBildung 1(2001), S. 41 – 45.

Schröer, Andreas. »Politische Bildung«. Die Bildung des Sub-jekts. Beiträge zur Pädagogik der Teilhabe. Hrsg. E. Liebau.Weinheim und München 2001, S. 195 – 211.

Stachura, Peter D. »Das Dritte Reich und die Jugenderzie-hung: Die Rolle der Hitlerjugend 1933 – 1939.« National-sozialistische Diktatur 1933 – 1945. Eine Bilanz. Hrsg. K.

56

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 49- 57) 4-0.literatur.p 325206756256

Page 53: Gemeinsinn - cap.uni-muenchen.de · In der modernen Gesellschaft hat sich das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verändert. Individuelle Handlungsspielräume sind gestiegen.

D. Bracher/M. Funke/H.-A. Jacobsen. Bonn 1986, S. 224 –

244.Stanat, Petra/Kunter Mareike. »Kooperation und Kommuni-

kation«. PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnenund Schülern im internationalen Vergleich. Hrsg. DeutschesPISA-Konsortium. Opladen 2001, S. 299 – 322.

Tajfel, Henri. Gruppenkonflikt und Vorurteil. Entstehungund Funktion sozialer Stereotypen. Göttingen 1986.

Taylor, Charles. Quellen des Selbst. Die Entstehung der neu-zeitlichen Identität. Frankfurt am Main 1999.

Veith, Hermann. Das Selbstverständnis des modernen Men-schen. Theorien des vergesellschafteten Individuums im 20.Jahrhundert. Frankfurt am Main/New York 2001.

Vester, Michael. »Milieus und soziale Gerechtigkeit. DerWandel der Mentalitäten und die Krise der Repräsentation.«Deutschland-Trendbuch. Hrsg. K.-R. Korte, W. Weidenfeld.Bonn 2001, S. 136 – 183.

Vester, Michael. »Von der Integration zur sozialen Destabili-sierung: Das Sozialmodell der Bundesrepublik und seineKrise«. Journal für Konflikt- und Gewaltforschung 1(2000),S. 4 – 27.

Vester, Michael. »Gesellschaftlicher Strukturwandel und Iden-tität. Mentalitäten im gesellschaftlichen Strukturwandel. In-dividualisierung und Deklassierung als Ideologien«. Journalfür Psychologie 2 (1998), S. 3 – 21.

Wilkinson, Helen. »Kinder der Freiheit. Entsteht eine neueEthik individueller und sozialer Verantwortung?« Kinderder Freiheit. Hrsg. U. Beck. Frankfurt am Main 1997,S. 85 – 123.

Wuthnow, Robert. »Handeln aus Mitleid«. Kinder der Frei-heit. Hrsg. U. Beck. Frankfurt am Main 1997, S. 34 – 84.

57

30.07.02 --- Projekt: gemeinsinn / Dokument: FAX ID 01ec325206756128|(S. 49- 57) 4-0.literatur.p 325206756256