Geo Epoche No 004.pdf

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  • GEOEP OCHE 3

    ____ __--'E0ITO RIAl

    Herzlich Ihrft~~Cha~~/~

    Die ~Inner kamen mit ihren Schiffe n von Sden. und sie segeltendie Kste einer unbekannten Halbinsel emlanz. der sie den Xa-men .Floride" gaben. Sie waren auf der Suche~nach einer sagen-umwobenen Quelle . die einem. :om (1l,ldlcunrVOM DJENSTErn.,"'''LIr A INo m(r",i< Mi", Jt>gemonn. Ham-W.",.,. K.....

    101... 1"'" td dbolT. lUNIa Si>lau::tI.ft>rion: KodII

    Gf.O. BIU >ARCHT'"o.m l.ttt;ioo. '-'Mullor

    ItlOUi,T10 "SII( RO'f\\ \ 'ORK1lripM~.s..tNn8r'

  • INHALT, _

    Die Herren der Plains1832 reisteder Ma ler Karl Bodme' zu den Stmmen

    im Herzen Nordame rikas. Er kehr te mit Hunderte n vonBilde rn zunJck - Zeugnissen einer von Weien noch

    nicht eroberten Welt. Seite 116

    Sitting BullEr war Krieger, Hupt-

    ling, Heiliger Mann. Jahre-lang kmpfte der legen-

    osre Sioux gegen dieWeien, dann lieB er sich

    von ihnen zum variete-Starmachen. Doch

    se in Myrhos wurde ihmzum Verhngnis.

    Seite 134

    Anasaz lJahrhundertelang

    beherrschten sie dieHalb wsten des Sdweste ns.Um 1300 n. eh r. verschwand

    dieses Volk. Bis heute weiB rue-mena . warum. Se ite 34

    SchattenfngerDie Europaer kam en mit Gewehren

    und Planwagen - und mit der Kamera. Ihre Fotoshielten den Alltag der Indian er fes t. ehe

    deren Kulrur verlosch. Seite 10

  • ~tere IntrxmatJOne(llJlltt!l'" _geo de

    Indianer heut e: Auf der Suche nachder verlorenen Zukunft 150

    TItelbild: der Blackfoot-HuPtiingStumiCkosucks (8uffalo esreBack Fat).1832 vonGeorge Catlin gemalt

    ImpreSsum: 3Bildnachwel$ll : 180

    Vorschau: Das rmischeImperium 180

    Zeittafel : Von der Altsteinze itbis heute 176

    Campu.Aus fQlJj!';hllng und r.e sell5ChaftStreit um ein neues Museumund alte Gebeine . Der Highway derHopewell und das DritteGeschlecht . Kaltes Kupfer und magi-sche Medizin . Ein uralterBisonschdel und das Pidgin derIndianer 160Infl>Tell : Bcher und Museen 17 4

    Kult-ObJekte: Sandonoer undAdlermasken 74Vorges

  • FORUMMe rkw rd ig es aus de r We lt der I n d i a n e r

    Winnetou,Old Shatterhand und andere

    Neurosen

    ImJahre1896machtderberhmtedeutsche SChriftsteller Kar! Mayseinen Fans ein estnons. DerSachse sagt sinnpema; uete te-ser, in WirkHchkeil bin ich gar keinSChriftsteller, Ich erfinde nichts.Die-seWahnsinnsabenteuer aus meinenBchern- die habeichalleselberer-lebt!InDresdenhat sichKarlMay einGewehrmachenlassen- das zeigt erjetzt herum und behauptet. es seiWinnetous SHberbchse. Karl May.der Lehrer aus Hohenslein-Emstthal,derwegen Betrgereien sieben JahreimGefngnis gesessen hat Jetztbe-haupteterpltzlich, ersei Old snat-tetano. Istder Mannverrckt?.Moment mal- dieSnterocnse istdoch zusammen mit Winnetou ins

    Grab gelegt worden Oder?". teer-legt damals vielleichtder eine oderandereFan,dersichauskennt Dannantwortet Kar1 May: Stimmt genau.Wieichandas Gewehr trotzdem her-angekommen bin, erzhleiChsptereinmal ineinem anderen Buch.Karl May fhrt bei seinen Lesungenauerdem dieNarbenaus seinen an-geblichen Kmpfen vor, er knpftdasHemd aufund hebt Tische hoch, umseineKraftzubeweisen. Mayerklrt,dass in Amerika eine Indianerarmeevon 35000 Mann aufseine Befehiehre und dass er demnchst demdeutschen Ka iser seinen Henrystut-zen vMhrenwerde. Originalton May:.Dersejoe wirdinder gesamtendeut-schen Amlee eingefhrtwerden. undkein Volk der Erde wirddannje denDeusehenwiderstehenKnnen:Weltauflage: mehr als 80 Millionen.xart Mayspielt alsErlolgsautor inder

    gleichen ligawieMao Zedong oderStephen King.UnddieForschunghatsich weitgehend darauf geeinigt,dass er nicht gerade verrckt war,aber mindestens neurotisch. Undzwar so neurotisch. wieein Menschnurneurotischseinkann.In seinem Arbf!itszimmer fhrt erlaute Gesprchemit Winnetou,lachtundweint. Maybehauptet. ersei alsKindjahrelang blind gewesen,erer-findet sich einen Onktortitel t.nr.Heilig") und rechnet penibel vor,dasserzz-met inAmerikagewesenseiund38Sprachenbenertrscte. inWort und Schrift. _Lapplndisch willich nct rt mitzhlen", Warum zumTeufelwill erdennausgerechnet vonallenSprachen der Welt das lapp-lndische nicht mitzhlen? Rtselharter xanMay.InWahrheit schreibt er seineindiani-schenZitate meistens aus .Pierer'sUniversal-Lexikon" ab.einem seoer-zeitweitverbreitetenWerk. Dort wer-denexotischeSprachenvorgestellt-undzwar dadurch. dass dasVaterun-serund dieZahlen von einsbis zehninder jeweiligenSprache abgedrucktsind. Deshalb gibt es in Karl MaysSChriften bei jeder scn bietendenGelegenheiteinen Indianer, der dasVaterunser betet - oder der zhlt.Manchmal geht das auch ein wenigdurcheinander. Kaumspitzen sich imBuch dieEreignisse zu, fallen irgend-wo RothuteaufdieKnie-inder Sa-vanne, imGebirge. bei jedemWetterundbeten oderzhlenauf,sagen wir:HottentottischUa wlrl

  • Kommt einBisongeflogen. . . Der

    britische ZeichnerRa!pI1Steadman iJberdle

    gar fliCht arrgerecMeJagd oer Indi aner

  • FO R1LM'--- _

    Reisen inManitus Schwitzkasten

    Indianer bierenWeiBen auch Ethno.Fitnessl

  • KleinerGru vom groen

    Mondgott

    OerweieMann halde.m rote."Mann fast alles genommen.Etwa 100Jahre spter be-kam der weiBe Mann einschlechtes Gewissen. Der weieMann sagte zum roten Mann: .rensvonden vielenSachen,dieichdirda-malsweggenommen habe, noch daseineoder anderebeimirherumliegt.dannkannst dudiresjetztzurckho-len.Dasist nurgerecht."Diebelden einigten sichauf einGe-setz, den "Native American GravesProteeon ano RepatnaticnAct" von1990. Es verfgt, dass die Indianervon den Weien ihre geraubtenxunst-undKultgegenslnde zurck-fordern drfen, all die Masken unddieheiligen Bundel und die Ahnen-gebeine.Das Problem sind die uackamasDie caoa mas, ein kleiner Stamm

    in Oregon, verehren ausgerechneteinen Meteoritenvon15Tonnen Ge-wicht, densie "Himmelsmensct en'nennen, Sie sind nmlichder An-sicht, dass dervom Mond stammt,und somit ist der Meteorrt fr dasVolkderaaoamas gewissermaeneine Gruposlkarte der Gtter. Derweie Mann in seiner unermessli-chen Raubgier hat sich diesenBrocken angeeignet imJahre1902.Warum nur?Um ihn ineiner SCheuneals Sehenswilrdigkeit auszustellen,filr25 Cent Eintritt,Inzwischenbefindet sichderMeteo-rit in New York. direkt am CentrarPark. Das neue PlanetariumdesNa-turhistorischen Museumsdort dasRose Center. ist rund um denMeteTexte:Harald Martensteirr,Recherchen: SabineLang, Torben

    Mller, York Pifahn, KatjaTrippei

    .,

    Heiliger Brocken;OerMeteorit ist15 Tonnen schwer,10000 Jahrealt -undwird.zumrger der Astrono-men, vondenClackamas alshimmliSChe Bot-schaft verehrt

    I( G~rJ _ R , Lang,b,m~"hnm~;"o , unJG,~nJ~,

    ,I~, Cbronosw;,., ~\1 ~" ~h~" )

    " Z eitgei st finden S ie nich tin meinen Uhren ~(ALo nicht da5Ob..rflchliche , J\\ oJ i5che, F lchtige ,S ondem zeitlose P rzision, fanat ischt"

    A kribie und J it" un umstl ich e V..r-bunJenheit zu bestndigem, bodens tn-

    digem H andwerk, l\.\ eine U hren P

  • TRADITIONE

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  • Nordamerika,beiAnkunft derWeien:AufwelcheMenschen, Vlke

    DER500VO.L..ol&.VON CAY RADEMACHER

    s ist der 12. Oktober 1492: Als an diesemTag drei von schwere m Wetter gezeic h-nete kleine spanische Schiffe in karibi-sche Gewsser segel n. bricht eine neueEpoche der Menschheitsgeschichte an.Europas Mchte beginnen endgltig da-mit. sich die Weltmeere unten an zu ma-

    chen - und die Lnder, die Konti nente jenseits derOzea ne. Die Menschen scheiden sich fortan in Ent-decker und Entdeckte. in Kolonisatoren und Koloni-sierte. Es beginnt ein Prozess, der noch ein halbesJahrtausend spter die Politik, Wirtschaft und Kulturder "Globalisierung" bestimmen wird.

    Aber wiesieht die ..Neue Welt" aus. von der Kolurn-bus einen winzigen Zipfel entdeckt? Wie. vor allem,leben die Menschen in Nordamerika - jener Region,die. ande rs als Mesoamerika. noch jahrhundertelangvon den Weien kaum erkundet, geschweige erobenwerde n wird?

    Die Ankunft der ersten Europer ist zunchst nurfr die ebenso verngstigten wie erstau nten Indianerder Karibikinseln ein wundersa mes Ereignis. Anso ns-ten jedoch scheint sie nur eine Marginalie zu sein inder dramatischen Geschichte des Kontinents. Nord-ameri ka is t fast zweieinhalbmal so gro wie Europa.Doch wahrscheinlich leben 1492 hchs tens zwei Mil-lione n Menschen imGebiet de r heutige n USA undKanadas - ungefhr so vie le wie zur seihen Ze it inPortugal. Sie sind in be r 500 Stmme zersplittert,von denen manche nur wenige Hundert Kpfe zhlen;

    26 GEOEPOCHE

    selbst die gr ten Reiche sind in ihrer BltezeitHeimat fr nur einige Zehntausend Menschen.

    hnlich untersc hiedlich ist die kulturelle Entwick-lung dieser 500 Vlker verlaufen: In manchen Re-gionen ziehen steinzeitliche Clans umher, die Wildjagen und Pflanzen sammeln. Andernorts wohnenBauem vlker, deren Alltag sich kaum von dem ihrereuropischen Zeitgenossen unterscheidet. Und sch lie-lich gibt es kleine Reiche, wie das der von Priester-herrschern angefhrten Natchez, dere n Gre undStruktur entfer nt an die von Go nknigen regiertenStadtstaaten in Mesopotamien erin nern.

    Anders als in Euro pa. wo die Menschen bereits an-gefangen haben, ihre Landschaft selber zu gesta lten.indem sie Wlder roden, Kanle grabe n oder Smpfetrocke nlegen , ist es auf diesem Kontinent noch immerdie Natur, die der Entwick lung der jeweiligen Kultu-ren enge Grenzen setzt.

    Norda merikas waldreiche. kalte Taiga erstreckt sichvon Zentralalaska im Westen bis zur Hud son Bay imOsten. Hier leben - in Stmmen wie den Kutch in oderCree - wahrscheinlich kaum mehr als 30000 Men-schen in einer Region, die grer ist als ganz Europa .Als Jger und Sammler durchstreifen sie in kleinennomadischen Verbnden das Land.

    Von Sdalaska bis Nordkafifomien grenzen hoheGebirgszge einen schmale n. von Fjorden und Inselnzerklfteten Kstensaum am Pazifik ab. Hier leben dieTlingit. Kwakiutl und andere Vlker. die hauptsch-lich dem Fischfang nachgehen.' In niederschlags-

  • Kulturen werdendie europischenEroberer stoen?

    Versunkenes Reich: Cahokia am Miss iss ippi, einst eine Metropole mit 20 000 Menschen,ist bei Landung der Europer schon eine Geisters tadt

    reichem Klima gedeihenriesige Urwlder, aus de-nen die Bewohner dasHolz fr ihre Boo te. Hu-ser, Gertschaften undKunstwe rke, etwa .,To-tempfahle", schlagen.

    Im spteren Kaliformenwachsen. auer in denHalbwsten des Sdos-tens, riesige Eichenwl-der. Eicheln zhlen dennauch zur wichtigsten Nah-rung der dortigen Stmme(zum Beispiel der Porno,Yana oder Maidu) - siewerden zuvor zers tampftund mit heiem Wasserbergossen, damit sich dieBitterstoffe herau slsen .

    wischen dem West- und Ostrand derRocky Mounteins erstreckt sich einehoch ge legene Waldlandsch aft. die imNo rden (dem Plateau) von groen ,fischreichen Flssen durchzogen ist,whr end der Sden (das Gro e Becken)

    __1Iil1 wsten hnlich trocken ist. Die dort an-sss igen Stmme, unter ande rem die Nez Perce.Flathe ad und Shoshone, lebe n vom Fischfang, derHasenj agd und, in den Trocken gebi eten. vom Sam-meln essbarer Nsse und Grser.

    Im Nordosten lieg! ein flussreiches. dicht bewalde-tes Gebiet. Die Stmme der Irokesen und ihre Nac h-barn sind ebe nfalls Jger und Fischer, vor allem aberBauern , die kleine Lichtunge n fr ihre Feld er in dieWlder brennen.

    Auch der breite Streifen zwischen Atlantikkste undMissi ssippi vom heutigen Virginia bis hin unter nachFlorida ist Waldland. Hier leben Cherokee. Creek,

    Natchez und ande re Stmme von der Landwirtschaftund vom Handel, der den halben Kontinent umspannt.Und hier. im unteren Mis sissippi- Tal. Jagen einst diegr ten Stdte Nordamerikas.

    Das riesige Grasmeer im mittl eren Wesren desKontinents iSI das Reich der Bison s. Kaum einMensch lebt in diesen Prrien. Nur ge legentlichwagen sich Jagd trupps aus den angrenzenden Saum-wldern in die "Great Plains" und stelle n Herdennach, die so gro sind, dass sie von Horizont zu Hori-zont reiche n knne n.

    In der trockenen Landschaft des Sdw este nsschlieli ch. zwischen dem Rio Grande und Sdkali-fomien. prallen drei Indianerkulturen aufeinander.Zum einen ziehen Sammler wie die Yuma und Yaquidurch die Wste und suchen in der Einde Mesquite-bohn en . Kaktusfrchte und andere Pflanzen . Zum an-deren jagen dort No made n, die Apache und Navajo.Und schlielich haben sich auch die Hopi und Zum

  • Die Wildnis ist fastundurchdringlich- nur seltenwagensichHndlerund Krieger

    sowie andere Bauemvlker niedergelassen. die in Pu-eblos - Drfern aus Lehmziegeln - wohnen.

    Auf diesem Kontinent. der ein Kosmos fr sich ist.sind zur Zeit des Kolumbus bereits groeStdte unter-gegangen. ganze Vlker haben ihre Heimat verlassenund wandern ber Hunderte von Kilometern . bis sie,oft Generationen spter. ein neues Stammland gewin-nen. Andernorts wiederum hat sich am archaischenLebender Menschenseit Jahrtausendennichtsgendert.

    Cahokia am Mittellauf des Mississippi. einst diegrte Metropole Nordamerikas. ist 1.+92 nur nocheine Geisterstadt. Sie war um 700 n. ehr. von einerKaste kriegerischer Adeliger aus dem Tal des Missis-sippi gegrndet worden. denen man als Kinder dieKpfe deformie rte und die sich das Gesicht ttowie r-ten. Palisaden schtzten damals den Zentralbereichder rund 1200 Hektar groe n Stadt, in der bis zu20 000 Menschen lebten. ber 100 aus Erde aufge-hufte Pyramiden erhoben sich hier. Auf deren abge-nachten Spitzen befanden sich Tempel und Wohnhu-ser. Der grte dieser knstlichen Hgel war eineStufenpyramide , die an der Basis 316 Meter lang und24 1 Meter breit und die 33 Meter hoch war.

    Um 1400 ist Cahokia aufgegeben worden - nie-mand kennt heure den Grund. Nicht einmal der Namedes dort woh nenden Volkes hat die Zeiten berdauert- .Cehc kie'', ..Wildgnse" , ist ein Wort aus der Spra-che eines sehr viel spter in der Nhe siedelndenStammes . Doch die Kultur der Frsten von Cahokiahat sich teilweise bei den Natchez, Chitimacha undanderen Vlkern erhalten, die. hnlich wie in der un-tergegangenen Riesenstadt, Erdpyramiden aufschich-ten und einen Sonnenku lt pflegen. Die .,GroBe Son-ne", der Priesterknig der Narcbez, soll in mtterli-che r Linie direkt vom Himmelsgestirn abstammen.

    Die Kaufleute von Cahokia hatten das vielleichtgrte Handel snetz des Konti nents gespann t - einNetz . dessen Verbindungen spter die Natchez undihre Nachbarn nutzen und das sich zwar nicht am Vo-

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    lumen, wohl aber an Ausdehnu ng mit denen derHandelsimperien Venedig, Flandern und Augsburgmessen kann.

    Hndler bringen Obsidian aus den Rock)' Moun-tains. Glimm er und Quarzkristall aus den Appala-chen. Gold und Silber aus Kanada an den Mississlppi.In Schalen von Meeresschnecken. die sie an der Kstedes Golfes von Mexiko eintauschen. ritzen KnstlerBilder von tanzenden Mnnem in Adlerfederkost-men ein. Karawanen gelangen - zu Fu oder auf Ka-nus, denn groe Reit- und Lasni ere sind unbekannt-nach Norden bis zu den GroBen Seen und bringen vondort Tpfe. Kannen und Kupfer mit.

    Und vielleicht auch Nachrichten von einem neuen.mchtigen Indianerbndnis.

    enn in dem gebirgige n Waldland stlichder Groen Seen haben sich wenigeJahrzehnte vor Ankunft der Europerdie einst verfeindeten Stmme derMohawk. Oneida. Onondaga, Cayugaund Seneca zur .Konfderation der fnfRatsfeuer" zusamm engesc hlossen - zur

    Liga der Irokesen. "Volk der Langhuser" nennen siesich jetzt, nach den lang gestreckte n Husern, indenen sie wohnen .

    Ihnen gelingt damit der Schritt von einem zuvorunsicheren Frieden zur Stabilitt einer dauerhaftenUnion. Denn in vielen Regionen ist Krieg der Normal-zustand - auch wenn nicht Vernichtung oder Unter-werfung die Anlsse dazu sind, sondern Beute, Racheoder Ruhmsucht. Zwar werden solche Konfl ikte oftdurch Verhandlungen beigelegt, doch knnen sie je-denei l erneut autbrechen. Das Abkomme n der Iroke-sen aber wird Jahrhunderte halten. 13 - mndlichberlieferte - Gesetze und ein ausgeklgeltes Zere-moniell regeln die Zusammenknfte ihrer Huptlinge:

    Wann immer die Fhrer der Liga sich zum Rat ver-sammeln, sollen die Huptlinge der Onondaga ZUBeginn der Versammlung die anderen Fhrer; ihre

  • aus ihren vertrauten Jagdgrnden hinaus

    Vern;andten. begren und ihnen danken und alsnchsies das Wort an die Erde richten, auf der dieMenschen wohnen, lind ihr danken; sie sollen denBchen, Teichen und Seen, dem Mais und den Frch-ten und den Heilkr utern und Bumen des Waldes frihre Gab en danken: sowie den Tieren, die als Nah rungdienen und ihr Fell fii r Kleidung geben: den starkenund sanfte n Winden, de n Donnerern: der Sonne, de mmchtigen Krieger; dem Mond, den Boten des Schp-fers, die dessen Wnsche kundtun; und dem groenSchpfer, der im Himmel ber uns wohnt und denMenschen all die Dinge gibt, die fu r sie ntzlich sind,und von dem Gesundheitund Lebenderer kommen,die er lenkt.

    Dann sollen die Hupt-linge der Onondaga dieRatsversammlung f rerffnet erklren. Zuerstsollen die Fhrer der Mo-hawk und Seneca ber dieFrage befinden, danachdie Fhrer der Oneidaund Cayuga. Ihr Be-schluss soll dann denHuptlingen der Ononda-ga, den Htern desFeuers, zur endgltigenEntscheidung bergebenwerden.

    Ein Wampum-Grteldokumentiert den Zusam-menschluss. Dieses ge-musterte Band - fr dasman Hunderte von weienund violetten Perlen ausMuscheln und Schneckenauf Schnre gezogen hat -stellt eine weie Kiefer

    dar: Symbol des Friedens und zugleich das Zeichenjenes Stammes, dessen Jagdgrnde im Zentrum derKonfderation liegen. Linien verbinden den Baummit zwei Rechtecken zu jeder Seite, den Zeichen frdie anderen vier Stmme.

    Doch diese Friedensliebe gilt nur zwischen denvereinigten Stmmen: Seine Nachbarn terrorisiert derdamals 12 000 Krieger zhlende Irokesenbund. Sieplndern deren Drfer. rauben Frauen und Kinder.tten die Mnner oder verschleppen sie.

    Im femen Westen des Kontinents sind die Vlker inihrer kulturellen Entwicklung gegenber den Hnd-

    lern des Mississippi-Talsoder den Irokesen umJahrhunderte zurckge-blieben. In den Oktober-tagen des Jahres 1492 ver-sammeln sich etwa dieFrauen und Mnner derWasho am Eingang einesTals in der Sierra Nevadazur wichtigsten Jagd desJahres. Ein .H asenhupt-ling" fhrt sie an: mitGeschrei treiben sie Tau-sende der flinken Tiereaus deren Verstecken indas enger werdende Tal -bis die panischen Tiere inein Vfrmiges Netz ausHanffasem rasen, das nur75 Zentimeter hoch, aber100 Meter lang ist.

    Mit Pfeil und Bogenschieen die Indianer dieHasen ab oder erschlagendie zappelnden Tiere mitKnppeln. Viele werdennoch an Ort und Stelle

    Zusammenschluss: Fnf Vlker habensich zur mchtigen Liga der Irokesen vereint.

    OJ"e Stamm e wohnen in 40 Meter fangen,palisadengeschtzten Hausern

  • Vlkerwanderungen, derUntergang von Reichen, Kriegsbndnisse- Nordamerika

    Stadtentwick lung: Echora. die Kapita le derCherokee . liegt am Uttle Tennessee RiYer. Die Coosa. ihre

    sd lichen Nachbarn , leben in hoch gelegenen Husern

    whrend eines groenFestes gebraten und ver-spe ist. Der Rest der Beulewird getrocknet fr denhanen Winter. den dieWasho. eingehllt in langeMntel aus Hasenfellen.in kleinen, rund en. halbin die Erde einge lassenenHtten aus Holzstangenund Rinde verbringen.

    Ob Nomaden oder Bau-ern - die Jagd ist fr fastalle Stmme Nordameri-kas die wichtigste Nah-run gsquelle. Tlingit undKwakiutl padd eln mitgroen Kanus in die Fjor-de der Nordwestk ste . umFische zu angeln undRobben zu erlegen. wei-ter sdlich jag en dieNootka und Makah Walemit Harpu nen. Die Paiu te,die im spteren Bundesstaat Nevada leben. sammelnvon kleinen Sch iltbo oten aus Enteneier im sumpfigenRandbereich der See n. Bei den Choctaw und anderenVlkern im Osten tarnen sich die Mnner in Hirsch-feIlen, um sich dem scheuen Wild im Wald so weit zunhern , dass sie es mit Pfeilen erlegen knnen .

    Doch der Kontinent ist in Unruhe. Ganze Vlke rhaben sich auf Wanderschaft begeben . In Kalifomienhaben die Mono und andere Stmme vom GroenBecken aus neue Jagdgrnde erschlossen. Im Sd-westen ist es zu einem dramatischen Exodus gekom-men. Da.. Volkder Anasazi. da." die dortige Halb....ii stejahrh undertelang beherrscht hatte, ist um 1300 inner-halb weniger Jahre verschwunden. Niemand wei. wases vertrieben hat.

    Als Kolumbus nachseiner berfahrt Landerblickt , streiten sich ge-rade Neuankmmlingeum das viele Jahrzehntelang nahezu menschen-leere Gebiet. Navajo undApache - krieger ischenomadi sche Jger - sindvor einigen Jahrhunder-ten aus dem heutigen Ka-nada aufgebrochen undum 1500 in den SdenNordamerikas gelangt.Auch den Grund frdiese Vlkerwanderun gkenn t bis heute niemand- nicht einmal den Zeit-punkt deren Beginn s.

    Den Indianern ist nieeingefallen. sich als siaVolk zu fhlen - zu grosind die Unterschiede derKulturen und Schicksale.

    Viele Stmme nennen nur sich selber ..Menschen" oder..Volk", Die anderen, selbst die Nachbarn im nchs-ten Tal. sind fr sie Fremde. wenn nicht Feinde.

    ie htte Nordamerika aus-gesehen. wre Kolumbuserst ein Jahrhundert sptergelandet? Htten sich dasregional begrenzte Auf undAb der Kulturen unvermin-den fortgesetzt? Oder ht-

    ten die Vlkerwanderungen der Mono. Apache undNavajo. htte das Erstarken der Irokesen dazu gefhrt.dass die kleineren , schwcheren der ber 500 Vlkerauch ohne das Zutun der wei en untergegangenwren? Htten sich Staatswesen gebildet, die denen

    30 GEOf POCHf

  • Geschichteistschonlangevor Kolumbusdramatisch

    der Azteken und Inka ebenbrtig gewesen wre n -und vielleicht auch denen dere uropischen Ankmm-linge? Htten die Irokesen mit ihrem fderale nSystem und mit ihrer fortsc hrittlichen Verfassu ngvielle icht sogar so etwas wie eine groe Demokratieentwickelt?

    Die Ankunft der drei kle inen spanischen Segel-schiffe versperrt den Indianern Nordamerikas anjenem 12. Oktober 1492 ein fr allemal solche histori-schen Alternativen. Die Mnner an der Seite desChristo ph Kolumbus sind d ie Wegbe reiter fr Millio-nen gie riger. hoffnung svoller. abenteue rlustiger oderverzw eife lter Weien . die ihnen ber Jahrhundertefolgen werden - auf der Suche nach Gold. Farmland.religiser Freiheit oder einfach nur nach einem Weghinaus aus Europas absolutistischer Enge und frh-indus triellem Schmutz.

    Diese Menschen werden weitere Vlkerwande-rungen nach Amerika erzwingen; Millionen schwarz eSklave n werden aus Afrika depo rtiert. Zehnlause ndechines ischer Kulis ber den Pazifik herangeschafftwerde n. Fast allen Neuankmmlingen. ob sie nunfreiwillig herge kommen sind oder nicht. wird einesgeme insam sein: Sie knnen nicht mehr zurck.Sie mssen sich Amerika erobern oder untergehen.

    Die Indianer werden schon bald hoffnungslosin der Minderzahl sein: Von 1608 an verdoppeltsich beispielsweise alle in die Zahl der englisch-sprachige n Kolonisten alle 25 Jahre; um 1700 ber-trifft die Zahl der Weien in ihren noch vergleichs-weise kleinen Besitzungen bereits die alle r IndianerNordamerikas.

    Kulturell sind die Einheimi schen auf die Invasionin keiner Weise vorbereitet. denn in ihrer Spiri tualittoder ihren Traditionen finde n sie keine Antwort aufdiese neue Krise. Eingeschlepp te Seuchen dezimie-ren nicht nur ganze Vlker. sie zertuen auch dere nreligise Vorstellungen. Denn ihre herkmmlichenRituale knnen weder Krank e heilen noch die Infek-

    tionen verh indern. Und der Gedanke. dass einMensch Land kaufen - ode r rauben - und da nn frimmer darbe r verfugen kann. ist viele n Stmmen.die Jagdgrnde und Felder gemei nsam nutzen, sofremd , dass sie nicht einmal eine Vorstellung von..Landbesitz" haben.

    Nachdem Kolumbus und seine paar Dutzend Mn-ner gelandet sind. bleiben allen Indianern langfristignur zwei bittere Konsequenzen: Unterwe rfung undAnpassung - oder Kam pf und Untergang.

    nd doch iSI gerade die Zers plitterungund relative Armu t der Indianer Nord-amerikas deren letzte groe Chance.Whrend Konquistadoren die karibi-schen Indianer binnen we niger Jahre na-hezu ausrotten und die Riesenreiche derAzteken und Inka lcherl ich kleinen Er-

    obererheeren zum Opfer fallen . bleibt der Vormarsc hder Spanier im 16. Jahrhunden in Florid a und denHalbwsten von New Mexico und Colorado stecken.Sie finden dort nicht das erhoffte Go ld, sondern Stm-me. die sich erbitten. wehren. Auch die Hollnder.Franzosen und Englnder - die Supermchte des 17.und 18. Jahrhunderts - haben jahrzehntelang alleMhe. selbst kleine Vorposten in Nordamerika zu hal-ten. ehe sie allmhlich in die Offensive bergehen.

    400 Jahre brauchen die Erben des Kolumbu s, um ih-re .,Neue Welt.. zu erobe rn. Die Indianer liefern ihnenein zhes Rckzugsgefecht - be r den ganzen Konti-nent. Ihr Widerstand wird einer der lngsten Freiheits-kmpfe der Geschichte. ein historisches Drama vordem Hintergrund von Landraub und Mord lust, Gierund Verrat. Tapferkeit und Hinterlist. Am Ende blei-ben den Unterleg enen nur die wertlosesten Fetzenihres eige nen Landes:

    In den USA leben heute rund 1,5 der etwa zweiMillionen Indianer in insgesamt 278 Reservaten.Zusammen machen diese nur etwas mehr als zweiProzent der Staatsflche aus. 0

  • VON CAY RADEMACHER

    Keramikt6pfe mitdem charakteristischen Muster

    der Anasazi aus dem ChacoCanyon in New Mexico

    Ein Flte spiele nderBuckelmann im Petrog lyph National Monu-ment in New Mexico. einFuB mir sechs Zehenim Chaco Canyon, eineParade rrapezfrmigerMaskenmnner im Sdosten von Utah: Die Ana-sazi hinterlieen Tau-sende von Petroglyphen,doch sind diese Fels-zeiChnungen bis heuteunentschlsse/t

    sie mit solcher Bru talitt vor.gegangen sind. Sicher ist je-doch die Identitt der O pfer :Es waren Anasad. Angehri-ge des geheimnisvollsten In-dianervolkes Nord amerikas.

    Um 700 n. Chr. schufen dieAnasazi eine groe und rtsel-hafte Kultur. Sie beherrschtenein etwa 400000 Quadratki-lometer umfassendes Gebiet.eine Landschaf der Extreme:

    scheidung in der Herdasche.Richard Marlar. ein Patho logeund Biochemiker. fand da rinSpure n von huma nem Myo-globin. eine r Substanz. dienormale rweise nur im Mus-kel- und Knochengew ebe.nicht aber im Verdauungstraktvorkommt: ein Beleg daf r.das s je mand Menschenfleischgegessen und verd aut hatte.

    Im Frhjahr 2000 publizier-ten Billman und seine Kolle-gen ihr Ergebnis - und wur -den dafr heftig angegr iffen .Unzw eifelh aft sind die Be-woh ner von 5~tT 1 OO IO er-mordet worden . Doch manch eForscher glauben. dass dieVerstmmelung der Krperauf ein Begrbnisritual hin-deute vtutt auf Kannibal ismus.Noc h wei niemand. wer dieAngreifer waren und weshalb

    Die Angreifer zerhacktendie Toten. schn itten mit Stein -klingen die Muskeln von de nGebe inen. um sie ber de mFeuer zu braten. Sie saugtendas Mark aus den zerbroche-nen Knochen und legten dieabgeschlagenen Kpfe derKinder auf glhende Holz-kohle . um das Hirn im Scb-delzu garen.

    Als die Aggressoren ihrenHunger gest illt hatten . warfensie die Knochen in die Htten- allein in der grten wurdenspter etwa 1150 Relikt emen schlicher Gebeine gef un-den . In einem bizarren Ritualplatzierten sie zwei Manner -kpfe links und rech ts desHerdfeuers .

    Die Schtze der Opfer aber- Mahlsteine. Keramiktpfe.Knochen nadeln . Sreinhm-mer. Sandalen aus Yucca-Fa-sern. Kellen aus poliert enTruthahnknochen und Steinen- verschmhten die Angreifer.Ehe sie den Ort verlieen.drang einer von ihnen nocheinmal in eine Behaus ung einund ging zum inzwischen er-loschenen Herdfeuer. demtal schlichen und symbo li-schen Mitte lpunkt . dem hei-ligsten On des Hauses. Dorthockte er sich hin und entle er-te sich - eine letzte Geste derVerachtung .

    So zumindest rekonst ruiertde r amerikanische Archolo-ge Brian R. Billman den Un-tergan g einer Indianersied-lung im Jahre II ~7 n. Chr.. derForscher die Coden ummer5MTlO tOgegeben haben.

    Sie liegt im Cowboy w ash.e inem ausgetrock neten Talim Sdwesten des StaatesColorad e . Billman und zwei;;;:~:l:. .... Kollegen sind scho n 1992 auf

    diesen On gestoen. doc h esdauerte Jahre . bis sie das Kno-chenpuzzle zusammensetzenkon nten. Sie bargen sogar ver-steinerte menschliche Aus-

    Die Kannibalenschlichen sich inden ers ten Frh -Iingstagen in dasabgelegene Tal inder sdwestlichen Halbw steXord amerikas. Ihr Ziel wardie Sied lung ein es Indianer-clans: drei Gru benhuser. indenen rund e in Dut ze nd Man-ner. Frauen und Kinder wohn -ten . Deren Htten halten einenkre isfrmigem Gr undriss undwaren gut einen Meter lief indie Erde eingegraben: dasDach aus Zweigen und Leh mwur de von Pfosten aus Wa-cholderholz getragen. Dane-ben standen vorrarskarnmem.doch die ware n bis auf eineHand voll Maiskrner derletztj hrigen Ernte leer. Dieabgezehn en Menschen er-nhrten sich hauptschlichvon Wildpflanzen.

    Der berfa ll muss berra-schend gekommen sein. denndie Bewohner hatten nicht ein-mal Zeit. sich in ihren Erdhu-sern zuverschanzen . Vielleich tkonnten ein ige fliehen. viel-leicht wurden sie von den An-greifern verschle ppt; Sicher istnur. dass drei Mnner; eineFrau und drei Kinder -etwa 14. 11 und 7 Jahre alt -mit Keulen oder Steinen er-schlagen wurden.

  • Die Pueblos von cnecoCanyon waren um das Jahr1100 Zentren eines ausge-dehnten nerrscnenszeotets.des so genannten -caco-Systems ., Strae n fuhrtenvon hier bis zu 200 Kilometerentfern ten AuBens iedlun-gen. Insgesamt abe r gingder Kulturraum der Anasaziweit uber die Grenzenvon cneco hinaus

    , ,

    "J'

    IndenFelswndeneinBilderrei!!en

    ausder Steinzeit

    -~...,

    Bis zu 2600 Meter empor-w achsende Hochebenen wer-den von zahllosen. oft meh-rere hunde rt Meter tief enCanyons zerrissen: dazwi-sehen liegen gro e. flacheWste nbas sins.

    Das Land ist trocken . nur....enige Flus-e versorgen dieRandbereiche ganzjhrig mitWasser . Im Winter falltSchnee. im Sommer kann dieTempe ratur nachts null Gradund tagsber rund -W Graderreichen - dann ist es so hei.dass Gewinerregen verdune-tet.eheerden Bodenerreicht.

    In dieser unwirtlichen Ge -gend bautendie Anasazi Std-te und Kultort e. legten einStraennetz an und terrassier-te Felder. schufen eine Kulturmit hochentwickelter Religi-on. Astronomie und Kunst.

    Doch um 1300 verlieen siedas Land. nicht ein Menschblieb in der riesigen Regionzurck. Die Anasazi ver-schwanden einfach aus der Ge-schichte. Selbs t ihren wirkli-chen Kamen kennen wir nicht .Anasazi - "Vorfahren eines an-deren Volke ~ " - nannten dieNavajos sie. als sie Anfang des16. Jahrhunderts von x ordenkommend ins Land einwan-derten und ehrfrchtig vor de nverlassenen Monumenten stan-den. Sie nutz ten die gut erhal-tenen Siedlungen nicht. son-dern bauten ihre eigenen in derHalbwste. Denn ihnen galtendie alten Pltze als von bse nGei..tem bewohnt

    ~ Ieine Suche nach dem Ge-heimni ..der Anasari wird michzu rtselhaften Felszeichnun-gen und aufge gebenen Stad-

    ten fhren. zu schn urgeradenWstensiraen und verfasse-nen Felsenfestungen. zu ein-samen Kuhs ttten und unvoll-endete n Heiligtmern. Und jemehr ich ber das versehol-lene Volk erfa hren werde .desto rtselhafter wird es mirerscheinen .

    Das Tal der St einbild erDie Reise begin nt in den

    verorten von Albuquerque.Im x ordwe..ren der grtenStad t von xew vle xico liegtder Rmconada Canyon. einhalbrunder. knapp zwei Kilo--meter durchmessender Trich-ter aus Stein und Sand. Derfeine . gelbe Sandbaden spei-che n die Sonnenhitze. die gut100 bis 200 \ Ieter steil wieStadionrnge ansteig enden

    Flanken des Cenyons sind mitgrauschwarzen Basaltbrockenaller Gren bedeckt. Spure neines alten Vulkana usbruchs .

    Vorsichtig. um ke ine Klap-per schlangen aufzuscheuchen.steige ich zwisc hen den Fel-sen auf - und stehe pltz-lich in einem stei nzeitlie henBilderre igen : Menschen mitviere ckige n Krpern. strich-frmigen G liedmaen und un-gewhnlich kleinen . vielleichtmit Masken bedeckten Kp-fen : Hnde und Fe: Vgel.Schlangen und Eidech se n: ge-zackte Linien. Kreise und Spi-ralen . Alle Darstellungen sindin den Basalt gekratzt. dieschwach ockerfarbe n schim-mernden Zeugr usse einer er-wachenden Hochkultur.

    Seit mindes te ns 11000 v.Chr. leben xt en-c fen im Sd-

    GEO EPDCHE 37

  • Die Kiva. das Rundhaus. war Ku/traum und Arbeitssttte

    westcn der USA. Anfang s wa-re n es Nomaden. die sich vonder Jagd und Wildp flanzen er-nhneu. Sptestem im erstenJahrta usen d v, Chr. aber leg-ten sie die ersten Maisfelderan. Mais war zuerst in Mitte l-amerika gezcht et worden.und sein Anbau sowie der fastzeitg leich eingefhrte KUrbisund die einige Jahrhunder-te spter folgenden Bohnenmacht en aus den Xomadensesshafte Bauern .

    Z....-ischen 200 und 500 n.Chr. schuf ein unbek annterHandwerker den ersten Topfau s gebran ntem Leh m. Bisda-hin waren aus Pflanzenfasernund Zweigen kunstvo ll ge-flochtene Krbe Allzw eck-behlter gewesen. die - mitPinienharz verklebt - was~e rdicht waren. Mittel s erhitzterSteine konnte in ihnen sogargekocht werden .

    Die ne uen Tongefe abererwiesen sich als dauerhafter.wasserdic hter und unempfind-licher gegen Hitze. Die India-ner form ten ihre Gefe ausdnn en Tonwlsten. d ie siebereinander legte n, Sie stri -chen die Flchen glatt unddekorierten die Auenseitenmit einfachen Rillenornamen-ten oder abstrakten Mu sternin Schwarzwei.

    Eine etwa 1000 Jahreaite ringfrmige Kanne.

    gefunden in Arizona

    Nur langsamgebendie Ruinen

    ihre RtselpreIs

    Ungefhr zur gleichen Zeitvervollkommneten die India-ner des Sudweste ns ihreFhigkeit. Zeichn ungen inden Fels zu kratzen. Und sowie die Schalen und Kannensich im Laufe der Jahrhunder-te nur noch wenig vernder-ten . blieb auch die Kunst de rPetroglyphen bis zum Erl-schen der Anasazj -Kultur er-staunlich einheit lich.

    Um 700 rt. Chr. beg ann d ieBlteze it de r Anasazi. Anmanchen Orten erri chtete n sieerstmals groe oberirdischeRaumk omplexe. Stdte. in de-nen bis zu 600 Menschen leb-ten: die Pueb los. Dere n Zen-tren waren die tivos - drei bisfn f Mete r tief in die Erde ge-triebene Rau mzylin der. meistmit fla che m. von hlzernenPfosten getragenen Dach. dasbndig mit dem Bode n ab-schloss. Cbe r eine vorn Dachhinabfhr ende Leiter gelangteman ins Innere. und die Ein-stieg sffn ung war zugleichRauchabzug fr die darunterliegende Feuerstelle. KleineBode nffnungen waren mitFellen ode r Hlzern bedecktund dienten als Futrommeln.ein winziges Loch annherndin Raummine war das JipllpU- Symbol fr die ffnung derErde . aus de r alle Men sche nhervorgegangen waren.

    Die Kiva war Arbe itsstattund Kultraum zugleich: Hierarbei teten die Mnner undFrauen. hier versammelten siesich zu religisen Festen. umRegen zu erfle hen oder eineKrankheit aus dem Krpe reines Clanmitgliedes zu ver-treiben.

    Das zumindest glauben dieArchologen. DO\:h ihnenfehlt dafr jeglicher Beweis.sie arbeite n mit Analog ienzum Leben heutiger Pueblo-Indianer. etwa der Hopi undZuni. Diese leben zwar sd-lich des ehemaligen Anasazi-Lande s. sind aber womgl ichdie kultu rellen. vielleicht so-gar die dire kten Nachfahrender Anasazi. Die Religionenund Bruche der Pueblo-Bewohner knnten deshalbder Schlssel zu jeneruntergegangenen Zivilisatio nsein. Lnd da in den Pueblosvon heure zylindrische Ki-

    Imm er wiederstoen Forscher aufSpuren der Gewalt beiden Anasazi. So zeigt.dieser Schdel einer un-gefhr 2D-jhrigenFrau aus Mesa Verde,dass sie mit einemPfeiischu in den Kopfget tet worden ist

    vas kultischen und profanenZwecken dienen . wird ver mu-tet. dass sie frher zu den glei-chen Zwecken genutz t wor-den sind.

    Ein Rtsel sind auch die Pe-troglyphen: Tausende vonSteinbildern haben die Anasa-zi hinterlassen - Chiffre n einesgigant ische n kryptnlo gischenRtsels. Steht die Spira le frdie mythische Erdffnun g. ausder die ersten Mensc hen ka-men'? Ode r ist sie ein Zeiche nfr einen neuen. seltsamenStern. der eins t am Nacht hirn-mel strah lte - vielle icht dasLeuchten der Supernova von

    I 05~? L'nd warum werdenimmer wieder sechsfingrigeHnde abgebild et: mag ischesSymbol oder Indiz dafr. dassbei den Anasazi diese Missbil-dung ungewhnlich hufigaufgetreten ist'!

    Vielleicht ist irgcndwo indiesen Ze ichen auch die L-

  • sang fr das nchs te Rtse lder Anasazi versteckt: wes-halb aus einer lose organi-sierten Kultur kleiner Dnermit Bauern und Tpfernpltzlich e in berregionales.straff organisiertes politisc h-religi ses Gebilde ernstand.

    Die Ruine in der WsteZwei Stunden nordwestlich

    von Albuquerque ffnet sichvor mir auf einmal ein Can-yon. ei n mchti ger Graben inder sons t nur leicht gewelltenLandschan. Bizarr gezackteFelsen stehen wie Burgen vordem san ft abfallenden Zu-gang 7.U einem ungefhr -1.0Kilometer langen, etwa einKilome ter breiten und gut 150Meter tiefe n Riss in der Erde :Chaco Canyon .

    Die sdlic he Flanke de ,Grabe ns ste igt mig steil biszur Halbwste nebene :10 undist mit niedrigen BUschen.Kakteen und Beifu bewach-sen, Die Nordseite ragt lot -recht auf wie eine Z) klopen-mauer, Der schro ffe. vonsenkrechten Spal ten durchzo-gene Sandstei n leuch tet in derv ttagssonne wei. gelb.ocker und rot .

    Der ein zig sichtbare Wegnach oben ist ein langer. nichteinmal sch ulterbreiter Riss inemem riesigen Sandstein-blec k. durch den ich einiger-maen sicher klettern kann:Von der Erosion abgesprengteSteintr mmer hilben natrli-che Treppen gebildet. DieEbene 150 Meter oberhalb desCanyon s besteht aus waag-rech t aufeinander liegenden.von Wind und Sand poliertenSteinplatt en. in die sich nied-riges Buschw erk gekrallt hat.

    Von hier obe n blicke ich aufdie Ruinen einer Siedlunghinab . d ie ei nmal das Zentrumeines Groreiche s gewesensein muss: Unter mir am

    Gru nd des Canyons liegt derPueblo Bonito. ein halbk reis -frmiges Ensemble von Stein-bauten. so gro wie zweiFuhallfelder. Um das Jahr900 u. Chr. haben Anasazi-Baumeister mit seiner Err ich-tung begonnen und ber etwasieben Generat ionen denBaup lan streng verfolgt.

    Die runde . der Steilwandzugew andte Seite war eins tvier. vielleicht sogar fnfStockwe rke hoch: die Rau m-fluchten werden zum Randdes Halbrunds immer niedri-ger und sind an der gerad enSeite nur eingescbossig. Im

    lnnem lagen Pltze und zweigroe Kivas. die Hundertenvon Mensche n Platz boten .sowie 30 kleinere Kivas undmehr als 600 Rume mitrechteckige m Grun driss.

    Mindestens eine MillionSandste ine mit einem Gesamt -gewicht von ber 30 000 Ton-nen haben die Anasazi aus derCanyonwand gebroc hen. pr-zise behauen und mit Leh m-mrtel zu einem raffiniertkonst ruierten zwelsc halig enMauerwerk verb aut. ber20 000 Baumstmme - jedersorgfltig entrin det nnd luftge-trocknet - trugen Dcher und

    Zwischendecken. Die nchstenWlder mit Donglasfichtenund Ponderosakiefern lagendamals wahrscheinlich 80 Ki-lome ter entfernt. Die An asazikannten weder das Rad. nochbesaen sie Tragt iere - jed erStamm muss also mit Men-schenkruftdurch die Halbws-te geschleppt worden sein ,

    Um llOO hat Puebl o Bonitoden Ze nit seiner Entw icklungerreicht. Frauen und Mnnerarbeite n auf den beidengroen offenen Pltze n undden Dchern der Raumfl uch-ten und Kivas. Wer etwas inden nur durch wenig e tf nun-

    Die Huser undKivas in PueblOBonito .der grte n Stadt imChaco ce rvon. warenaus behaue nemSandstein gema uer t.Balken trugen die -lngs t einges ti:Jrzren-Decken . Zum Zer-reiben der Maiskor-ner auf nachenSteinen kniete n dieFrauen nieder

    Wie viele cnecc-srecrebildete auch Pueblo Bonito eine n Halbkreis

    GEOEPOCHE 39

  • gen erhell ten Innenr umen zutun hat. ge langt auf Le iternber die Dcher hinei n. Ausdiesen Zugngen steigen dn -ne Rauchsu len der Herdfeuerauf.

    Die Menschen sind im Som-mer nur mit Lendenschurz undgeflochtenen Sandalen beklei -det. Alle habe n unnat rlich ab-geflachte Hinterkpfe - Folgedes Brauchs. Babys fest anTragewiegen zu binden.

    Die Mnner bestellen dieFelder im Canyongrund vordem Pueblo. Regenwasser.das ber der Halbwste ober -halb des Canyonv niederge-gangen ist. wird mit Dmmenund in de n Fels gegrabenenRinnen ber die lotrechteWand auf die Mais -. Krbis-und Bohne nfelder geleitet.

    Die Frauen kn ien vor kle i-nen steinernen Platte n. auf diesie Maiskrner wer fen undmit runden Steinen zerrnah-len. oder sie fertigen Schalenund T pfe aus Ton: die kom-plizierten Schwarzw ei-Mus-ter werde n von der xt uue ran die Tochter weiterg egeb en.

    Die Existenz von PuebloBoni to an e inem Ort wie Ch a-co Canyo n wre allein schonerstaunlich. doch es ist fastunglaublich. da ss 6 in derUmgebung 13 weitere ..GreatHeu ses- gab. wie die Forsc her

    Frosch aus Pechkohleund Trkis: ein SChmucks tck

    aus PueblOBonito

    dies e ummauerten Std te nen-nen. Etwas kleiner und nichtganz so alt. aber hnlich impo-sant . sorgfaltig geplant undgebaut wie Pueblo Bonito .

    Die Great Heuses scheinenweniger nach landsc haft lichenoder strategischen Gesich ts-punkten angelegt worden zusein als nach astronomischen.Fast alle sind in Xord -Sd-oder West-Ost-Achse ausge -richtet. In Pueblo Bonito ist ei-ne Tr erhalten geb lieben. dieeine Eckwand durchbricht.Sie war so angeordnet. dassdie aufgehende Sonne am Tagder Wintersonnenwende ihreStrahle n gellau durch dieseffnung in den dahinterlie-genden Raum warf.

    Daneben fanden Archolo-gen im Chaco Canvon nochzehn alleinstehende ..GreatKivas'' mit Durchmessern vonbis zu 19 Meiern sowie Hun-derte kleiner. wen iger sorgfal-tig geplanter Siedlungen.

    Irgend jemand muss berlange Zeitrume diese gewal-tigen Bauvorhabe n geleitethabe n. Insgesamt sind scht -zungswe ise 200 ()(X) Baum-stmme und ber zehn ~1iIlionen Sandsleinblcke her-angeschafft und verarbeitetworden: eme koordi nierteMassenarben. die ein Indiz istfr eine hierarchische . strafforga nisierte Gesellschaft.

    Haben Knige oder Prie sterdiese Schufterei befohlen?Trkise. die aus den Santa FeMo untains geb roche n und dieals Handelsware oder als Tri-but nach Chaco ge langt wa-ren. wurden sowohl in denGreat He uses als auch in denkle inen Siedlungen gefun den- allerdings in untersch ied-liche r Form: In den Gro korn-plex en entdeckten AusgrberAnhnger aus Trk is undSch muckstcke wie eineFroschfigur aus schwarzer,poli erter Pechkohle mit einge-

    legten Augen oder eine vier-strangige Kette aus T rkis -Luxuswaren.

    In den Drfern dagegenfanden sie nur Trk isspli tter -also Reste der Verarbe itung.Lebte in den kleine n Siedlun-gen das ein fache Volk. dessenHandwerker jene Schm uck-slcke sch ufen. mit denen sichd ie Herrschenden in dengroen Pueblos schmckten?

    Doch wo lagen die Grberdieser Herrscher? In der Nheder Drfer fanden Archolo-gen so viele - schlichte - Be-grbnissrnen. wie nach GrG-Be und Besiedlungsdauer derAnlagen zu erw arten ware n.Bei Pueblo Bonito und denandere n Great Heuses hinge-gen fanden sie zwar Tote mitreichen Grabbeigaben. abersie entdeckten selten mehr als20 Grber - viel zu wenigLeichname fr eine mehrerehundert Ja hre whre nde Be-siedlung. selbst wenn nurei nesehr kleine Elite in der Nheder Gro komplexe htte be-stattet werden drfen. Wurdendie Grber vielleic ht irgend-wo in der Wste ange legt.auerh alb des Can yons ?

    Das Geheimnis derStraen

    Inzwischen sind die For-scher sicher. dass Chaco keineisol ierte . auf den Canyon unddessen Umland besc hrnkteKultur gewe sen sein kann .Seit den siebz iger Jahren. seitArchologen systematisch dasunzugngliche Gelnde umden Canyon zu Fu erkundenund zudem Luftbilder aus-werten knnen. wird immerdeutliche r. dass Chaco Zen -trum eine s viel gre ren undkomple xeren Gebildes mit ei-nem weit verzweigten Straen-system gewesen ist.

    Cber 200 Kilometer sindbis heute erm ittelt worden :

    manche Forscher vermuten.dass die Gesam tlnge einstbe r 2-100 Kilometer betrage nhat . Die Anasazi haben. ver-mutlic h nur nac h Augenma.erstaunlich gerade Wegedurch die Wste gelegt : meisthaben sie nur die Strecke sorg-faltig von Gerll und Gebschgerein igt. an einigen Stelle naber soga r den Fel sen bearbe i-tet. Lag ein sehr groerFelsenim Weg. dan n schlugen sie lie-ber eine Treppe hinein. als ihnzu umgehen.

    Manche Straen fhren zu..Auensiedlungen". zu Satel -liten-Pueb los von zum Teil er-staun licher Gre. Deren Ar-chitek rur und die in ihnengefundene Kerami k stimmtmit der von Cbaco berein.Der Anthropologe StephenLek se n vermutet, dass de rwsrencany on Ze ntrum einesrund 260 000 Quadratkilome-ter gro en Gebiets gewesenist: Der Einfluss von Chaco

    Himme lslei ter: VieleSiedlungen. wie dieseim Canyon de Chelly,Arizona. waren nur berin den Fels gehaueneStufen zu erreichen

  • Kamen dieHerrscherderPuebloseinst

    aus Mittelamerika?

    reichte vom sd lichen Colora-do bis ins nrdliche Mexik o.von der Region um Santa Febis nach Arizona und n ah.

    Die Menschen von Chacohaben Handel getrieben: Tr-kise aus den Santa Fe xtoun-tains. rote Papageien undKupferglocken au s Minel-amerika sowie Muschelsehe-Jen von der kaliformsehenKste gehrt en zu denbegehrten. gegen dekorieneKeramik eingetauschten Wa-ren. Vielleich t habe n die Herr-scher von Chaco sogar berArmeen verfgt . die sie jen-seits des Canyon s auss andten- auch wenn die Ruinen keineHinweise auf gewalt sameAuseinandersetzung liefern.

    Doch was sollt en wandern-de Hndler oder auc h Truppenauf bis zu neun Meter breitenStra en? Wohin sollten man-che der Wege fhren. die ab-rupt irgendwo in der Wsteende n? Und welchen Zwecksollt en Straen habe n. die vie-le Meilen lang parallel neben-einander laufen "?

    Stephen Leksou glaubt.dass das ,.Chacoan RegionalSystem" selbst zur Bltezeitdieses "Staatswesens " zwarriesi g. aber karg gewesen ist.Arch ologen sch tzen anhandder Zah l der Feuerstellen undgefun dener Keramikscherbensowie der maxi mal nutzbarenAnbauflche im Chaco Can-yon. dass dort insgesamt niemehr als 4000 bis 6000 xten-sehen gelebt haben - undim gesamten Einflussbereichhch stens 30000 Einwohner.Und selbst die grten Au-ensiedlungen knne n kaummehr als ein paar HundenEinwohner beherbergt haben.Die Halbwste war also zumgroe n Teil mensch enleer.

    Niem als, so Lekse n. seihier der Handel so intensiv.seien Armeen so gro gewe-sen . als dass man daf r ein

    derart grozgig ausgebautesWegesystem bentigt htte.Leksens Schluss: Die Straenmssen kultische Funktionengehabt haben .

    Cbaco knnte das spir itu-el le Zentru m einer grerenRegion gewesen sein. viel-leicht gar das aus spteren In-diane rmythe n beka nnte ..Wei-e Haus". der heili ge Ort derMine-, Penda nt zum .Xrdli-chen Ort" . de m mythisc henEingang zur Unterwelt imNord en. In ge wisser Weise al-so eine An Himmel aufErde n.

    Leksen sieht Pilgerschare nvon weither tagelan g genCha -co liehen. Die bertriebeneBreite der Straen. deren ab-surde Gerad linigkeit. ja selbstmanches abrupte Ende in derWste bekmen so eine nSinn: Vielleicht fhrten d ieseWege zuheiligen Orten in derWildn is. 1U Pltzen vonbesonderer sakra ler Bedeu-tung.

    In den Great Heuses httendemnach vielleicht nur SObis 100 Menschen - etwaPriester - gelebt. Und diegroen Kivas und Raumfluch-ten hauen dazu gedien t. zu be-stimmten Zeite n Pilgerscha-ren und die zu deren Versor-gung ntigen Vorrte aufzu-nehmen .

    Bei Pueblo Bonito und denanderen Komplexen hand elees sich somit um keine Wohn-.sond ern um Kultsttten.

    Lekse n zufulge war ChacoCanyon das Heil einer ..ritu-ellen Landschaft". in der jederBerg, jeder Felsen. jede Qucl-le. jede Siedlung und derenOrdnung zueinander relig iseBedeutungen hatten: nichts indieser Welt war in den Augenihrer Bewohner zufllig.

    Beweisen kann der An thro-pologe aus Colorado all dasnicht. Doch keine der andere nTheorien verma g so vielesche inbar wid ersinnige As-pekte der Chaco-Kuhur zu er-klren.

    Allerd ings schafft auchLeksen eines nicht: einenGrund dafr angeben, weshalb

    Die StadtChetro Ketl imcreco Canyonzeigt verblffe n-de hnliChkeite nzu Bauten ausMesoamerika .Die Lcher imBoden einer be-nachbarte n ruvewaren vielleich tfel/bespannteFutrammeln

    dieses ausgefeilte System sopltzlich kollabiert ist.

    Die t dlich e Trock enzeitAu s den Jahresringen der

    beim Bau verwendeten Stm-me knnen Archologen heu-te eine verl ssl iche Chr onolo -gie erstelle n. Zudem ge bendie Baumringe ebenso wiePfl anzenreste (Polle n. Samen.Kerne ) in alten Asch es tellenund die in der seit langem hierherrsch enden Trockenheit er-haltenen Rattennester Hin-weise auf das frhere Klima.All diese Daten zeigen. dassim Jahr 1130 eine Drreperi-od e einge setzt hat. d ie ein hal -bes Jahrhunde rt whrte.

    Die Anasazi vo n ChacoCanyo n hatten scho n zuvo r

    GEO EPOCHE 43

  • .~: ~ I

    I ,

  • schwere Troc kenze iten ber -standen. doc h diesm al hiel -ten sie nicht durch : Xach11 30 wurde kei n Baum mehrgeschlagen. um die GreatHe uses auszubauen oder in-standzuhalten. Binnen .... enigerJahre rafften d ie Einwohnerihre Habse ligkeiten vom \ 1001stein bis zur Schmuckke tte zu-samme n und zogen fon.

    Ein ko- Kollaps ? Gab derber die Jahrhunderte aus-gelaugte Boden nicht mehrgengend Ertrag her fur einestndig wachsende Bev lke-run g. zumal in Zeit en einerDrre?

    Wenn es so ....ar. dann mussdie.sol ge....alnggewesen sein.den n es sind ....eh .... eit in de rGeschichte nur wenige Bei-spiele bekannt. in denen einBauern volk sein engestamm-tes Land be, auf den letztenMa rm verlie. um niemalswiederzukehren. Lnd wen nzudem Cha co ein spiri tuellesZe ntrum. gar das verheiene..Wei e Haus" ge.... esen ist.dann mu ss die Situatio n soverzweifett gewe sen sei n.dass se lbst die Relig ion keinenTrost mehr bot. Die Menschenmssen sich von den Gtternverlas-e n gef hlt haben.

    Oder l ehn en sie. ganz imGegente il. dem Canyon j u-belnd fr imme r den RUcken?

    Eine Sanda le ausvuccetesem. die sich

    im trockenen Klima NewMe)(;cos erha lten hat

    Fr den Anthropologen Chri-SI)' Turner i~t der Zusammen-bruch von Chac o nicht Folgeeiner Umwehkatastrophe. son-dern eine r sozialen Implosion.Erwar - bereits 1%9-derer-SIe. der das bis dah in verbreue-te Bild der Anasazi als friedlie -bendes Bauernvolk in Fragestellte.

    Turner waren Knochen eur-gefallen mit Kratzepuren. alswre da, Fleisch abgezogenworden: andere waren so zer-trmmert. als hatte man sieverkrzt. damit sie in einenKochtopf passten

    Schon vor Turner hallenArchologen Hinweise aufKannibalismus entdeckt. doc hniemand war in seinen Folge-rungen >0 rad ikal wie der\ lann aus Anzona: Fr ihnwar der rituelle Verlehr vonMenschenfleisch von groe rBedeutung in einer keines-wegs pazifi stische n Anasazi-Gesellschaft.

    Inzwischen glaubt Turner.38 kannibalische FundsLuenidentifizieren 1U knnen , an de-nen insgesamt mindestens 286Opfer verzehn worden ..ind -zu viele. als dass sie als Einzel-falle abgetanwerdenknnten .

    Der Fluch derKanniba len

    In seinem Buch "ManCorn" entwirft Turner e ineben so grandioses wie Furchterregendes Bild : Ritue lleMen..chenopfer waren erwie-senermaen Brauch bei man-chen mittelamerikanischenHochkulturen. Xach Turnerknnte sich um das Jah r 900eine kleine Truppe vonTolte-ken gen Xorden aufgema chthaben. Diese Konquistadore nbne n die Anasazi unterwo r-fen und ihr Reich fortan vonChacc Canycn aus regten.

    Bei einem der Grea t House..fanden Archo logen eine n To-

    renschdel mil angespitztenZhnen: ein Brauch. der nuraus Miuelamera bekannt ist.In Chetro Kerl. einem x ach-barkomplex von Pueblo Boni-to. wurde ein groer freierPlatz von einer Pfeiler-Kolon-nade begre nzt emearchitektonische Fonn . diesonst im Sdweste n der L"SAunbekannt ist. nicht aber inMiuelamerika.

    Die frem de Herrs cher-schiehr knnte ihre Machtdurch Terror gesichert haben -durch den gr ten Schrecken.den sie bei den Unterjochtenberhaupt auslsen konnten:Sie aen sie auf.

    Turner glaubt. Karinibalis-mus se i das Mittel gewesen.um die Anasazi gefgig zuhalten - bis 1 U jener Drre-periode um 1130. Dann seidie Herrschaft der Menschen-fresser. die vielleicht schondurch die Drre und die davonausgelsten Mlssemten ins

  • Stdte wieFestun2en- doch werwar

    der Feind?Schwan ken geratenwar,durcheine Revolte zerstrt worden.Die befrei ten Anasazi httendas Tal des Schreckens ver-lassen und anschlieend seiCbaco Canyon 800 Jahre langmenschen leer geblieben - einOrt. auf dem ein Auch lag .

    (Bna n Billman und seineKollegen - die Entdecker derMenschenfresseropfer in Cow-boy Wllsh mehr als 100 Kilo-meter nordwes tlich von CnacoCanyon - glauben dagegennicht an die Existenz 101Ieki-scher Menschenfresser: Es ge-be kein Indiz daf r. dass dieSiedlung ..unter der Kontrollevon Chaco gestanden habe".Zudem seien in der Regionauer aus der Fundstelle5:\ITlOO IO weitere Flle venKannibalismus bekannt, Allewerde n auf die Zeitspanne vonetwa 1150 bis 1175 datie n -also nu("h de m Kollaps desChaco- Phnomens. nicht zudessen Blte .}

    Die Menschen aus ChacoCanyon jede nfalls wand erten.so vermu ret Turner. um 1130rund 100 bis 120 Kilomet ernach Norden . voe, schon vie-le Siedlung en gab. mit denensie seit langem Handel getrie -ben hallen. Niemand wei. obsie - womg lich wegen derkatastrophale n ~ lissemte vonHunger und religiser verwi r-rung gelrieben - als Erobereroder als Flchtlinge kame n.

    Die Trutz burg Im Fe ls en

    Auch im Xorden lebten seitJahrh underten Anasazi : An-gehri ge eines Kulturkreises.dessen Zent ren sich in gro-en Cenyon v erstrec kten - imCanyon de Chelly in Arizona,bei Hovenweep in L tah, im

    Die Felsensied-lungen der Anasaziwaren praktisch unein-nehmb ar. Im GrandCanyon legt en sie Vorratskammern hochber dem Colorado an.Bei Hovenweep, Utah.erri chtere n siedirekt am Rande desAbgrun ds Trme.die an europ ischeBurgen erinn ern

    Goodman Canyon und in Me-sa Verde in Colorado. demS amensgeber diese r Kultur.Und ebendort. in Mesa Verde.sollten die Anasaz i ihre letzte.ebenso spektakulre wiebizarre Bltezeit er leben.

    ..Mesa Verde". grner Tisch,nannten spanische Entdeckerim 16. Jahrhundert ein 24 mal32 Kilometer groes Plateauim sdlich en Colorado . dassich 600 xterer nahezu lot-recht au.. den ->anft gewellte nAuslufern sdl ich der Rock yxtountain-,erhebt.

    Die Luft oben ist hei_aberso klar. dass ich die 160 Kilo-meter emrermen San Juan:\Iou nlainl> gUI erkennen kann .Das Plateau liegt 1800 bis2600 xteter berdem Meeres-spiegel. es duftet wie am Mil-

    telmeer nach Pinien. Wachol-der. Beifu und heiem Sand.Die Wlde r sind licht. diemeisten Bume kaum doppeltmannshoch - verkrppelt vonheien Som mern . strengenWintern und Wassermangel.

    Die vtesa wird von rundzwei Dutzend kilometerlangenCanyons zersehnirren - 200 bis300 ~ leter tiefe n und beinaheebenso breiten. wei . gelb undocker schimmernde n Fe lsen-riesen, Die Wnde fallen lot-recht ab. bis sie auf uralte.lngst von Bumen und B-schen bewachsene Gerllhal-den treffen. die im steilen Win-kel bis zum Talgrund fhre n.

    Die einzigen Wasserquellen liegen verstec kt in :\isehen de r Steilwnde. 200 bis270 St eter ber de m Talgrund.Da, Hochplateu besteht zumgrten Teil aus Sandstein .der Schn ee und Rege n auf -saugt wie ein Schwamm. 30biv 100 Mete r tie fer verhi n-den eine wasserdichte Schicht.da,s die ~iedersehlge nochweiter hinunterdringe n. Sieflieen seitlich ab - und tretenals Rinnsale aus den Ca nyon-wnden.

    Sptestens um 500 n. Chr.habe n Anasazi die Hoc hebenevon Mesa verde besiedelt. Diegeringen Xiederschlge reich-ten nur zur Bewsserung derFelder. Wasser fr den tgti-

    GEOf PQCHE 47

  • eben Bedarf hohen die India-ner aus Quellen in den Steil-wnden. zu denen sie, beladenmit Tonkrgen oder Krben,in waghalsigen Klettereien hin-abstiegen,

    Sie trieben wahrscheinlichmit Chaco Handel. dochscheinen sie nie zu dessen..Sysrem'' gehrt zu haben: Ih-re Keramik ist mit breiteren.krftigeren Schwarzwel- Or-

    Stehen die Zeichenfr Tatowierungen? Gemusterter

    Tonkopf aus Pueblo Bonito

    namenten verzie rt als die desSdens. und ihre Ktvas habeneinen viereckigen Annex . wasauf religise Lnrerschiede,zumindest aber andere Ritualehindeutet. Man wei heutenicht einmal . ob die Men-sehen von Chaco und Mesavere diese lbe Sprache ge-sprochen haben.

    Nur soviel ist klar: Anfangslebten die Anasazi von MesaVerdc auf dem Hochplatcu.Erst um 1190 - kurz nach demZusammenbruch von Chaco120 Kilometer sdlich unddem Ausbruch kannibalischerGewalt in Cowboy wash we-nige Meilen westlich - ver-lieen die Anasazi ihre Sied-lungen auf der Hochebe neund zogen in die schwer zu-gnglichen Canvonwnde.

    Sie bauten Xisehen unterFelsberhngen aus. indemsie dort Rume. Kivas undTurme aus Sandstein hinei n-setzten. Oft sind es nur winzi-ge Komplexe. die gerade einer

    Familie Platz geboten haben.Doch mindestens ein Dutzendder ber 600 so genan nten..Cliff Dwellings' an denCanyonwnden Mesa Verdessind regelrecht e Felsenstdte.

    Die grte Anlage - .CliffPalace'' - Hegt in einer99 vte-ter langen. bis zu 27,5 Metertiefen und 18.3 Meter hohenXisehe von Mesa Verde: 2 17Rume. 23 Kivas. ein runderund ein viereckiger Turm:Platz genug fr 200 bis 250Menschen.

    Zur gleichen Zeit gehen dieAnasaxi auch in anderenCanyons in den heutigen Staa-ten Colorade. L'tah und Arizo-na daran. Siedlun gen in Steil-wnden anzulegen. Warum?

    Manche. aber lngst nichtalle Felsenstdte liegen an denkostbaren Wasverstellen. DieNischen schtzen das emp-findlich e Sandstein-Lehm-Mauerwerk vor Regen undSchnee. Und viele Komplexesind so angeordnet dass die

    tief stehende Wintersonne siebescheint und in der kaltenJahresze it erwrm t, whrenddie hoch stehe nde Sommer-sonne sie nicht erreic ht. es inden Xisehen also angenehmkhl bleibt.

    Doch kann dies die immen-sen Xachteile aufwiegen? Vorund nach jeder Arbeit - aufden hochge legenen Feldern.zur Jagd oder zum Handel -mssen die Menschen haar-strubende Klenerpartien ab-solvieren Es muss ein Him-melfahrtskommando gewesensein. einen Korb ern tefrischenMais. einen erlegten Hirschoder gar Bausteine und Baum-stmme zur Felsensiedlunghinabzutransportieren. Diemeisten Anlagen waren zumAbgrund hin durch keineMauer oder Balustrade ge-sch tzt - ein lebensge fhr-licher Platz fr Kinder.

    Ich besuche mit Bob Smirh.einem Archologen und Ran-ger der Xationalparkverwal-

  • C/iffPalace.die grte Fe/-sensiedlung imHochland vonMesa Verde.wurde um 1200in einer bogen-frmigen Can-yon-Nische er-baut. Der Grundriss zeigt diekreisfrmigenKivas. die Wohnkomplexe und -schraffiert - vierStockwerkehohe Bauten. Obdiese.Trme-der Verte idigungdient en oderreligi se Funk-tion hat ten. is tunter Forschernumstritten

    ode r du rch einen 47 Zen time-ter breiten. 70 Zen timeter ho-hen und 3.5 Meter langenTu nnel kriechen. de n die Ana-sazi durch die Feh zunge ge-sch lagen hauen.

    Ich muss auf Knien und El-lenbogen robbe n. die Schul -tern verrenkt. damit ich nichtan den Seitenw nde n stec ken-ble ibe. Auf halbem Weg gibtes eine An Ka mmer. dan nwird der Tunnel wieder en gWar diese knstliche Hh le inder ~tiue des Felsens eins t einkultischer Plau? Oder war derGang ein verschanzter Zuw eg

    teilt die Xisehe in zwei Hlf-ten. Wer von der einen in dieander e gelangen will. httesich eins t auen herum. denCanyon zu FUen. vorbei-schln geln knnen . Doch

    "C l b~t hier bauten die Bewoh-ner noch einen Wall.

    Zunchst. da, lN dasvtauerwerk erkennen. gab esdon noch eine Pforte . aber diewurde spter zuge mauert.Wer in die hintere Hlfte woll-te. musste entweder eine (heu-te verschwundene] wac keligehlzerne Balustrade betre ten.die ber dem Abgrund lag -

    ~..'

    Siedlung: ..Don sind die Ana-sazi hinaufgeklettert. DieSpalte j.;,l \00 schmal. dass einMann sie gegen eine ganzeArmeeverteidigen knnte."

    Bak ony Hocse - einstmals35 bis .lO Rume. das Heimfr hchstens 50 Menscben -.scheint eine Festung in derFes-tung zu sein. Eine Felszunge

    Sind sievorMenschenfressern

    geflohen?

    nmg. eine Siedlung namens..Saloon)' House' Olm sdli-chen Rand des Xationalparks.200 Meter ber dem GrunddesSodaCanyon.

    Schonder Weg. dendie Ran-ger ausgebaut haben. um \"00der Hochebene zur Felsensied-Jung hinabzusteigen. ist nichtsfr Menschen. die leichtschwindelig werden: Zunchstgeht es eine schmale Felsspalteeinige Meter neben BalconyHouse hinab.danneinenTram-pelpfad hoch obenander Ran-ke des Canyons entlang. vondort schlielich eine rund zehnMeter lange Holzleiter ....i ederhinauf . im Rcken nichts als

    200 ~leter Luft.Srnith weist auf einen win-

    zigen. extrem steilen Riss imFelsen unmiuelbar bei der

    GEOEPOCHE 49

  • Trieb eineDrredieFelsenmenschen

    wieder fort?

    durch den Fels. den kein An-greifer je htte erstrmen kn-nen?

    Die CliIT Dweings sindvon den jeweils darber lie-genden Hochebenen und vomCanyongrund aus praktischunsichtbar; sie sind extremunzugnglich und waren mitden steinzeitliehen Waffen je-ner Zeit - Pfeil und Bogen.Speer. Steinbeil - so gut wieuneinnehmbar. Es ist. als hatteeine tiefgreifende Angst dieMenschen um 1190 erfasst. einGefhl immenser Bedrohung.das sie Hindernis auf Hinder-nis auftrmen lie. bis sie in je -nen absurden. fast unzugngli-chen Felsenfestungen saen.

    Doch vor wem knnten sichdie Anasazi verschanzt haben?Die ersten Navajc und Apachekamen frhestens 300 Jahrespter aus dem heutigen Kana-da in den Sdwesten. Also vorihresgleichen? Sind die CffDwellings stumme Zeugnisseeines Brgerkrieges? Siedlunggegen Siedlung? Oder Canvongegen Canyon? Ein Kampf umHolz. Land und Wasser? Oderhat sie die panische Angst vorden Menschenfressern - werimmer die waren - so hoch indie Felswnde getrieben?

    Brian Billman. der Ent-decker von 5\-lT1OOlO. weinicht. wer die Angreifer wa-ren. aber er glaubt. dass der

    Werkzeuge ausPueblo Bonito : Schaber

    aus Hirsc hknochen. verziertmit Trkis und Pechkohle

    Ausbruch von Kannibalismusin der Region um 1150 statt-gefunden hat - also bevor dieMenschen in die ( hITDwel-lings gezogen sind.

    Und der Ranger Bob Smithverweist darauf. dass keineeinzige Felsensiedlung vonMesa Verde Spuren einer Be-lagerung oder gewaltsamenZerstr ung: aufweis t. Aller -dings gebe es bei den TotenAnzeichen fr zunehmendeGewalt. wie Kopf- und Rip-penverletzungen.

    Das Rt sel des PueblosSo rtselhaft die Ursache fr

    die Grndung der Felsensied-lungen. so rtselhaft ist auch.weshalb sie aufgegeben wor-den sind. Die unter solchenMhen erbauten CliIT Dwel-lings wurden bereits um 1275,nach nur zwei GenerationenBesiedelung. verlassen - undzwar nicht nur in Mesa Verde.sondern auch an allen anderenOrten im Sdwesten. Die Be-wohner verschwanden fr im-mer. Das riesige Land war aufeinmal menschenleer.

    Manche Siedlungen sahenaus. als wren ihre Bewohnerurpltzlich davongezogen: Inder Felsenstadt ..Mug House"in Mesa Verde fanden Archo-logen noch Henkeltassen sau-ber aufgereiht an einer Schnurhngend.

    Bob Smith zeigt von Bal-cony House auf den SodaCanyon: Die Gerllhnge undgut geschtzte Felsspalten sinddicht mit verkrppelten Pinienund w achetdem bedeckt..Diese Bume knnen viel l-ter ",..erden". erklrt er. .A berhier im Canyon sind die mei-sten hchstens 500 Jahre alt."

    Seine Folgerung: ..Um1275 waren alle Bume ab-geholzt . Das jagdbare wildwar verschwunden. der durchdie Jahrhunderte lange Land-

    wirtschaff bereits ausgelaugteBoden der Erosion preisgege-ben. L"nd dann erlebten dieAnasazi die nchste Drrepe-riode - zwischen 1276 und1299 fiel fast kein Regen. Daswar das Ende: Das kosystemkollabierte. die Menschenmussten fortziehe n,"

    Stimmt diese Annahme.dann htte eine fatale Kom-bination von Drre. berbe-vlkerung. intensiver w ald-rodung und Bodenerosion inallen Canyons zwischen Co-lorado und Arizona fast zurgleichen Zeit zu einem Um-weltdesaster gefhrt.

    Oder war eine verheerendeSeuche Ursache jener Men-schenleere'? Knochenfundebelegen. dass die Anasazi -die Mnner im DurchschnittI,65 Meter gro. die Frauen1.55 Meter - kein allzu gesun-des Volk waren. Die Lebeuser-

    Im so ruce Tree Hausevon Mesa veroe habenArchologen die tytinon-sehen, sozusagen imSouterrain des Puebloangelegte n Kivas rekonstruiert. ber Leiternkonnten die Indianereinst ins Innere der Kult-rume hinunter-

    wartung lag bei 32 bis 34 Jah-ren. die Hlfte aller Kinderstarb vor dem fnften Ge-burtstag. Manche Skeletteweisen Spuren von Mangel-krankheiten wegen unzurei-chender Ernhrung auf. fastalleGebisse sind zerstrt . weilder Maisbrei beim Mahlen aufSteinen mit Sand durchsetztwurde. Jedoch: RegelrechteSeuchen sind nirgends nach-zuweisen.

    Manche Forscher vermu -ten. dass eine neue Religion.die sich bei den Indianern amRio Grande. 300 Kilometersdstlich von Mesa verdeetabliert hatte. die Anasazifortgelockt haben knnte.Doch gibt es in der Geschichtekaum ein Beispiel dafr . dasseine neue Religion binnen we-niger Jahre eine gesamte Be-vlkerung berzeugt. ge-schweige zum Massenexodus

    klettern. Die mit Ste in-platten belegten Dcherbilde ten vor den Wohr}komplexen kleine Pltze.auf denen Mnne rund Frauen arbeitetenund Kinder spielte n

  • ..(, I

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    1.,

    .,) \1'".'

  • Manche Kammern von Ba/cony Hause waren einst nur durch einen Tunnel odereinen Steg ber dem Abgrund miteinander verbunden

    einer buerlichen Gemein-schaft aus dem l and ihrerVorfahren gef hrt htte.

    Xieman d versucht die Ana-sazi so sys tematisch 7.U erfor-schen wie ..Crew Canyo n-'. ei-ne in Cortez. Colorade.ansa-slge unabhngige ar-chologi sche Forscbungsua -tion. Seit 1996 arbeitet sie andem Program m ..Comunitic-Through Time: Migration.Ccoperaon. and Conflicr'.In einer Region knapp 20 Ki-lometer nordwestlich von Ste-sa verde wollen die Forschervon Crow Ca nyon alle ar-chologischen Fundstllenaus alle n Epoc hen er-schlieen. analysieren undmiteinander vergleichen.

    ..vielleicht". so der wissen-schaftliche leiter Mark Varien,

    Keramik mir denfeinen Zeichnungen von Chaco

    (flnks) und dem krftigenMuster von Mesa Verde

    52 GEOEPOCHE

    ..finden wir bestimmte Struk-turen. bestimmte Gesetzrn-igke iten. die uns einen Hin-weis au f das Ende der Anasaz tgeben:'

    Seit 1998 publiziert CrowCanyon die Ergebnisse ein -zeln er Grabungen. doch bisje tzt haben die Forcehe rnur erste. einander zum Teilwidersp rechende neue Hin-we ise gefunden.

    Varicn hlt es beispielswei-se fr mglich. dass vieleAnasaz i bereits um 1190 ihreHeim at verlassen haben. DieCl iff Dwcllin gs wren danndie Festungen der letzte nZurckgebliebenen gewese n- und ihr Ende um 1275 nichtmehr der pltzliche Kollapse iner hoc h entwickelten Ge-sellschaft. sondern die finaleEtapp e in einem 100 Jahrewhrenden Prozess .

    Beweisen kann Varien auchdas nicht - und ausgerechnetdie neue sren Entdeckungenseiner Organisation lassen dasRtsel der Anasazi noch kcm -pliziert er erscheinen. als esoh nehin schon ist.

    Nordwestlich von Cortezfhrt eine Schotterpiste kilo-meterwe it schnurgerade durchsanft gewelltes. grnes Farm -land. Irgendc-o. etwa ein Kilo-

    merer zu meine r Linken , ver-steckt sich der GoodmanCanyon. doch der tiefe Ein-schnitt ist mit bloe m Augenicht auszumachen.

    Die verborgene StadtZwei transportable rote

    Toilettenhuschen am Randder Schonerpiste markierenden On der aktuells ten Aus-grabung von Cro w Canyon:die Shields Sire. Rund 300Meter dahin ter steht mittenauf einem Acke r ein weierWohncontainer. an dessenSeiten sich schwa rze Plas-tikplanen spanne n. Im Um-kreis von mehreren hundertMetern ziehen sich rund zehnMeter lange. zweiei nhalb Me-ter tiefe und sch uherbreiteFurchen durch den Bode n. alshrte jemand Schtze ngrbenangelegt: die Grabu ngen derForscher.

    In den fntziger Jahren hatein Farmer hier einen Kupfer-grtel aus Mexiko gefunden -nie zuvor war etwas Ver-gleichbares so weit im Nordenentdeckt worden. Der rtlicheAckerboden ist durc hsetzt mitTausenden von unscheinb a-ren. daumennagelgroen Ton-senerben.

    ..Wir haben 1997 mit derSuche bego nnen", erklrt derAusg rabungsl eiter And rewDuff. ,.weil diese Funde aufeine groe Siedlu ng hindeu-ten. auch wenn davon mitdem bloen Auge nicht s mehrzu sehen ist." Zuerst httensie den Boden mit elektroma-gnetischen Messgerten aufAnomalien untersucht - dieGerte liefert en ihnen tatsch-lich Hinweise dara uf. dasssich ein bis drei Meter tief inder Erde die Grundmauernvon Gebud e n verbargen.

    Zudem gruben sie an 18 zu-fllig ausgew hlten Stellenden Boden auf - und stieendabei auf die Reste einer Sied-lung. Duff: .J etzt suchen wirgezielt nach den Feue rstellender Kivas . In der Asche habenwir Xahrun gsreste wie ....Iais-krner oder Hirschknochengefunden. die uns etwas berdie Ernhru ng und das Klimaverraten: aue rdem knnenwir manche Holzreste datie-ren: '

    Duff ha tte erwa rtet, einenkleinen Pueblo auszugraben.der um 1190 aufgegebenworden war. weil die Bewo h-ner - wie vermeintlich alle inder Mesa-Verde-R egion - inei ne Felsensiedlung zogen :hier wahrsc heinlich in dievon Goodman Po int. kaumein Kilometer weiter imnchs ten Ca nyon .

    Doch er fand einen Kom-plex mit 600 bis 800 Rumen(die wohl nicht alle zur selbenZeit genutz t wurden ) arn Ran-de einer Strae. wie sie Iy-pisch ist fr das System vonChaco. li nd die Anlage mussvon etwa 1100 bis 1260 be-wohnt gewesen sein.

    ..Es sind also doc h nichtalle Anasazi in die Felsensied-lungen bergesiedelt", schlietDuff daraus. "Vielleicht istShields nur die groe Ausnah-me. Die Menschen hier hatten

  • es mgl icherweise nicht ntig .weil sie sich bei Gefahr in dennahe gelegenen GoodmanPoint zurckzi ehen konnten:"

    ..Dder. er lach t. ..d ie Kerlehier waren diejenigen. vor de-nen sich alle anderen gef rch-tet habe n". Bis jet zt alle rdingshat er auch darauf nicht dengerin gsten Hinweis gefu nden.

    Doch selbst wenn die bis1260 bewohnte Siedlung vonShields im Gegen satz zu denFelsenbehausungen praktischschu tzlos ange legt w'ar - einIndiz daf r. dass die Anasazi-Kultur im Frieden und nichtim Krieg untergegangen ist.kann die An lage den nochnicht sein. .,Vnter den Totender Sp tzei t finde n sich ber-durchschnittlich viele j ungeErw achsene" . sagt Duff. ..Dasknnte darauf hinweisen . dassin jenem Zeitraum die Gewaltunter den Anasazi deutlich zu-genommen hat: '

    Mark varien von CrowCanyon und die meisten seinerKollegen glauben (ohne diesfreilich beweisen zu knnen).dass die A nasazi - wa s immersie vertrie ben haben mag -weit nach Sdwesten und Sd-osten ausgewiche n sind : indas Gebiet der heutigen Hopiund Zun i in Ari zona sowie zuden Puebl o- Indianern am RioGrande.

    In Arizo na gibt es heutenoch elf Hopi-Pueblos und ei-

    Pfeile mit angebun -denen Ste inspitzen aus

    dem Chaco Canyon

    54 GEQ EPOCHE

    nesder Zuni: 19weitere Pueb-los liegen am Rio Grande. Diedort lebenden Indianer spre-che n fnf Sprachen au s dreiSprachfa milien . Gut mg lich.dass in einer dieser Siedlun-gen die Sprache. die Kultur.die Nach fahren der Baume i-ster von Chaco und vlesaVer-de berlebt haben.

    Die Pueblo-Indianer selbstwisse n es nicht. Ihre Legen-den berichten zwar von Vor-fahren. die aus dem Xordengekom men sind. und sie ver-ehren die alten Anasazi-Star-ten als heilige Orte . Doc h ihreMythen sind zu vage. als dasssich daraus eine plausible Ge-schic hte rekonstruieren liee.

    Archologen von CrowCanyon haben 1990 CastleRock Pueb lo ausgegraben. ei-ne mittelgroe Siedlun g aufhohen. schwer zugnglichenFelsen im Mclilm o Canyo n.Brands puren zeigen. dass die-ses Pueblo zwischen 1280 und1285 angegriffen und zers trtworden ist. 39 unbe grabeneLeichname lagen in oder vorder Ruine. die von Frauen undManne rn. ..Einer der seltenenBewe ise fr kriegerische Ge-walt" , so Varien. ..Irgendje-mand hat Casne Rock allein zudem Zweck angegr iffen. um

    Forscher amSand Canyon Pu-ebto. coioreao.Vieie Archolo-gen gl auben,dass die Anasa ziins Gebiet derheutigen Hopiund Zuni in Arizo-na und zu denPueblo-rndianernam Rio Grandegezogen sind

    das Pueblo auszulschen. Ichhabe aber keine Ahnung. werdas gewesen ist."

    Waren es jene Krieger. vorde nen die Anasazi der C!iffDwellin gs geflo hen sind'! Wersonst knnte es gewesen sein- Jahrhunderte. bevor andereIndianerstmme in dieses Landeindrange n"? Lnd warum hatman bis heute keine einzigeSpur von den Angre ifern ge-funden'?

    Der letzte Tempel..101 Sdwesten treffen Sie

    auf mehr Archo logen proQuadratmeter als irgcndwosonst in den CSA". sagt Varienlachend...Und es gibt dadrauen zwischen de n Can-yons 100000 bis 200000noch unberhrte archologi-sche Sttren.I rgendwann wirdirgendwer schon etwas Ent-scheidendes finden : '

    Das wahrscheinlich letzteBauwerk der Anasaz i in Me, aVerde. vielleicht das letzte Ge-bude. das sie berhaupt er-richtet haben. steht auf einerkargen Felszunge. die sichfast 300 xt eter hoch zwischenFewkes und Cliff Canyonschiebt. Ein seltsames Bau-werk in Sichtweite einiger der

    gr ten Felsen siedlu ngen inMesa Verde: ein groer Halb-kreis. wie er typisch ist frChaco. mit zylindrischen Ki-vas im lnnem. deren Formeben falls aus de m untergegan-genen Reich im Sden stammtund nicht aus Mesa Verde.

    Die vier bis fnf Meter ho-hen Mauern bestehen aus feinzurechtgeschlagenem an denRndern sogar poliertemSandst ein. Aber nicht eineTr. nicht ein Fens ter. nichteinmal ein Belftungsschlitzdurchbricht die Wnde .

    ..Sun Temple" haben Wis-senschaftler den Komplex ge-rauft. ..Sonnentem pet''. Dennknnte ein derart unzug ng!i-ches und zugle ich an so expo -nierter Lage liegendes Gebu-de anderen als kultischenZwecken gedient haben"? Wei-che Riten aber knnte n hiervollzogen worden sein"? Lndwarum whlte de r unbekannteArchite kt eine Bauform. diemehr als 100 Jahre vor seinerZeit und an einem ga nz ande-ren. lngst un tergegangenenOrt gep flegt worden war ?

    Der Komplex muss. wieAna lysen des Baumaterials er -geben haben. um 1275 errich -tet worden sein. Manche For-scher vermuren.dass der Baudieses Tempels eine verzwei-felte Reaktion der Anasazi aufdie gehei mnisvolle. finale Be-drohung gewesen sein knnte.der ihre Kultur zu dieser Zeitausgesetzt war: ein sakralesGemeinschaftswerk. das denZorn der Gtter besnftigensollte .

    Haben die Baume ister dasim Sinne gehabt, dann wreauch diese letzte Ho ffnungbitter enttu scht worden: DerSonnentempel ist unvollen detgeblieben - das letzte Rtselder Anasaz i.

    Car R.de m.ch...., 35. ist Red3l

  • ~.::.._~-~~Der GegenSChlag, festgehalte rl von dem Kupferstecher lohanrl T. ae 8ry: Nach 15 Jahrerl, in denen sich die Indianer von den Sied lern immer "'1frund um Jamestown an: 34 7 Englnder werden getoter. Der erste Versuch einer Koexis tenz ist ges cheite rt

  • GEOEPOCHE 57

  • Zunchst scheint alles gut zu gehen: Die Briten

    VONWOLF SCHN EIDER: STICHE:THEODORUNDJOHANN T. OEBRY

    Ge\vartet hatten die Indianer wahrlich niCh. tauf die Weien - diese bedrohlichen We-sen aus einer anderen Weh. die in hl-zernen Burgen herangeschwommen ka-men und ihre kr nklic h bleichen Krpe r Inerstaunliche Gewnder zwngten. Benei-den musste man sie um ihre Messer, Beile.Schwerter, scharf, schwer und aus nie gesehenem Ma-terial; f rchten musste man ihre krach; nden Kanonen :durchschauen konnte man sie nicht.

    Was wollten die Fremdlinge: nur Tauschhandel treiben -Glasperlen und Messingglckchen. Werkzeuge und Waffengegen Felle und Lebensmittel? Oder wollten sie bleiben,sich Rechte anmaen. Jagdgrunde stehlen ? Die Indianerbrauc hten lange, bis sie die Gew issheit hauen. dass dieWeien ebe n dies im Schi lde fhrten: undda war es zu spt.

    So wenig wie zuvor den Spaniern , den Portugiesen. denFranzosen kam es den Englndern jem als in den Sinn. sichin der Neuen Welt als Besucher oder als Partner zu fhlen.Sie waren selbstverstndlich die Herren. und den India-nern. den Heiden. den Wilde n. gehrte nichts. Der Land-raub fand nur dort seine Grenzen. wo er schon von eine rder anderen europischen Kolonialmchte vollzogen wor-den war. Wozu halte Gott Amerika erschaffen? Zu demeinzigen Zweck. von Europa unterworfen zu werden - daswusste man in Madrid und Lissa-bo n, in Paris. in London und im Va-tikan sowieso; nicht mit Gew altnatr lich, sofe rn die Indianer nur zuKreuze kroch en.

    Die Spanie r. Herren der Karibik.begannen 1513 mit der Eroberungvon Florida: im heutigen Kanadamachten sich seit 1534 die Franzosenbreit. England musste sich bee ilen,wenn es noch einen Bissen abhabenwollte von dem gewaltigen Kuchen,und die drei ersten englischen Versu-che ware n fr die Indianer eher be-ruhigend: d ie eine Kolonie rasch wie-der verlas sen, die zweite zerstrt, diedrille jahrelang dem Abgrund nah.

    Den ersten Vorsto machte 1583Humphrey Gilben : Die Insel Neu-fund land nahm er als ..heidnischesLand, das keinem christlichen K-nig oder Volk gehrt". fr sich undEngland in Besitz. wie es sein inLondon verbrieftes Recht und seinAuftrag war. Doch auf de.r Heimrei-se ging er mit seinen Schiffen unter,und die Kolonie war bald aufg elst.

    Ein Jahr spter. 1584. schicktewanerRaleigh. Gnstling der Kni-

    gin Elisabeth. auf eigene Rechnung zwei kleine Sch iffe andie Kste des heutige n US-Staats Xorth Carolina. DieEnglnder fanden ein ppiges Land \ 'OT. wurde n von denEinheimischen mit Freundlichkeiten bersc httet. mitHirschen und Hasen bewirtet - und gaben in London be-geistert Bericht von den liebenswrdigen Menschen. diein einem goldenen Zei talter lebten. Raleigh nannte denKstenstreifen ..Virginia", seiner jungfrulichen Kniginzu Ehren: sie schlug ihn zum Ritter und setzte ihre rseitseine Expedition in Marsch.

    Die landete im Juli 1585 mit 108 Mann auf der InselRoanoke vor der Kste des heutigen Xort h Caroli na -, undihr Anfhrer. Ralph Lane. beeilte sich. in Jahresfrist allesan Dummheit. Hochmut und Niedertracht zu de monstrie-ren. was die Indianer an den Weien frch ten und hassenlernten. Als die Lebensmittel knapp wurde n, holte Lanesie sich mit Gewalt. Als er eine silberne Tasse vermisste.gab erden Einheimischen die Schuld und brannte ein Dorfnieder. Einen Huptling fing er ein. lie ihn gegen Lse-geld frei und entfhrte dessen Sohn. Einen ander en Hupt-ling lie er erschieen und enthaupten. Nun war Krieg.und in Panik flohe n die Kolonisten auf das erstbeste eng li-sche Schiff. das Roanoke anlief.

    Doch sie hinterlieen die Pocken - Europas wichtigsteVerbndete bei der Eroberung der Xeuen Welt. Obwohlauch in der alten verbreitet und erst im 19. Jahrhundert be-siegt. fielen sie in Amerika viel mehr Menschen an und en-

    Secoton ist mitetwa 30 Husernund 300 Einwoh-nern eine dergreren indian i-schen Siedlungenan der Ostkste.treoaorceBrygibt s ie idealisiertwieder - als Gar-tenst adt. Umgebenvon Feldern, aufdenen sie Mais.

    blumen undTabak anbauen .leben die Indianerin fest en Husern

    A aus Weidenholzund Schilfrohr undwidmen sich ihrenRitualen , etwabeim Ern tedankfest (unten )

  • Die Europertre f fen auf die Sh-ne des Indianer-f{jrsten Powhatan,der ber 31 Stmmemit 13 000 Men-schen geb iete t. Anfangs herrschtFrieden : Der Handelzwischen Europernund Amerikanernblht. und die Einheimischen unter-weisen die Fremdensogar in ihrenLandwirt schaftstechniken

    tauschen Waren gegen Lebensmittel ein und lernen von den Indianerndeten viel huti ger td lich. denn das Virus war dem Im-mu nsystem der Indianer unbekannt. Auf Haiti. dem erstenSttzpu nkt des Kolumbus. waren nach vierzig Jahren spa-nischer Herr schaft von fast einer Mi llio rt Bewohnern gera-de noch ein paar tau send am Leben. berwiegend von Eu-ropas Seuchen. etw a den Blatte rn oder der Ruh r. umge -bracht. freilich auch von Sklavenarbeit und Menschenjagd.

    Mit den Seuchen ging unter den Indianern die Angsteinhe r. sie se ien das Wer k des Gottes de r Eng lnde r; diealso knnte n mit dessen Hilfe tten, wen sie wollten. Als1587 trot z der Flucht der vorigen wieder 150 Siedler aufde r Insel eintrafen. 17 Frauen darunter - da regierte dasMisstrauen von Anfa ng an. und schon ei n paar Tage nachde r Ank unft fanden die Engl nder einen der ihren vonPfei len durchbohrt.

    1588 vers uchte die spa nische Arm ada. England zu er -obern; sie wurde vern ichtend geschlagen . abe r es dauertebis 1590 . ehe das erste Versorgu ngsschiff auf Roanokeeintraf. Die Sied lung war verfallen und kein Kolonistmehr zu sehen. nich t lebendig und nicht to t. Es gab auchkei ne Spu ren eines Kampfes - nur ein paar Kisten. die of-fenbar in Eile vergr aben und spte r aufgebrochen wordenwaren. und in einen Baum geritzt fanden sich die Buchs ta-ben CROATO A?' . de r Xarne einer Nachbarinsel. Aberauch auf de r gab es keine Spur.

    Waren die Siedler tot - wurden sie ab Sklaven gehalten -haben sie sich mit den Indianern vermischt? Oder hatteeinfach der Hunger sie vertrieben? Es wurde nie geklrt .Roanoke aber schmckt sich seit 1937 mit dem Sommer-festsp iel ..Die versc hollene Kolonie" .

    Htten sich England s Kaufleute und der K nigshofnun entmutigen lassen - Xordameriku wre im S-den spanisch. im No rden franzsisch gewordenund vielle icht geb lieben. Aber da ging ja 1604 der mehrals zwanzigjhrige Krieg mit Span ien zu End e. das mach-te die Fahrt ber den Atlantik wen iger gefhrl ich. undobendrein war die Abenteue rlust der Piraten Ihrer Ma-jesrt fr neue Ziele frei. So lie sich 1606 eine G ruppeenglischer Kautleute vo n Knig Jakob I. das Recht ver-briefen. eine ..Virginia Company" zu grn den . nach demMuster de r Ostindischen Kompanie. die schon sechs Jah rezuvor begonnen halte, sich an den Reichtmern Indiens zumsten.

    Fr ..Virginia" - daru nter verstand man zu je ner Zeit diegesamte Ostk ste Norda merikas zwischen dem No rdrandder Halbinsel Flor ida. auf der die Spanier saen , und demspteren Pennsyl vania - . fr Virginia also erhielt dieCompany das Monopol auf Prod uktion und Handel nebstdem Au ftrag. zum Ruhm des Allmchtigen die Heiden zubekehren. ,.die noch in der Finstern is ihres elenden Un-

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  • wisse ns leben", und sie zugleich an eine geo rdnete Regie-rung zu gewhnen. Weil die Indianer Heiden waren. galtdas Land als herre nlos: halte n sie aber den rechte n Glau-ben ange nommen. so nderte sich um Vollzug des Land -raubs selbstverstndlich nich ts.

    D ie Gesellschaf ter der Virginia Company stellte n dasKapital . warbe n die Koloni sten an und verpflichte-ren sich. sie zu versorgen - so lange. bis sie ihreSchulden bei der Ge sellschaft abgearbei tet haben .... rden.Geworben wurde allein mit Versprech ungen. und zwarvon der hohl sten und fettesten Art.

    Freundliche Eingeborene, die sich gern anlei ten lasse n.warten auf euch. versicherte die Company - Gold imberfl uss und keine Arbeit mehr! Und von den Kanzelnde r Anglikanischen Kirche tntejener Ruf. der. wie so oftim Kolo nialzeitalter. die Goldgier mit der Frmmigke itvermhlte: Pflanzt in Virgin ia England s Fahne aufu nd rct-tet die Heiden! ..lhr werd et die Gre nzen des Knigreichs.ja des Himme ls erweitern ,"

    Und was waren das fr Leute, d ie 105 Mr mer. die sichdara uf einlieen. sich zwei Monate lang in Enge und Ge -stank ber den Ozean scha ukeln zu lassen. um ihr Glckzu finden am ande ren Ende der Welt? Matrosen. Soldaten.ein paar ju nge Ad lige auf der Suche nach Bewhrun g. da-zu Handwerke r. Tagelhner und Tagedi ebe : denn davongab es viele in England . gefhrlich viele nach Ansicht derOberschieh r. und sie loszuwerden gehrte auf lange Sichtzu den Zie len des Unternehmens. Dazu kam der Wunsch.neue Absatzg ebiete fr englische Tuche zu schaffen. viel-leicht auch auf Rohsto ffe zu stoe n.

    Ein ncue s En gland jenseits des Ozeans! Das beflgeltedie Phantasie der herrschenden Kreise. und ber den Indi-anern Xordamerik as braute sich neues Unheil zusammen.

    berdies galt England schon als bervlkert mit seine ndama ls etwa vier Mil lionen Bewohn ern . jedenfalls vonAufruhr und Land streichern bedro ht. denn etwa die Hlfteder Englnder lebte in Arm ut die Klein pchter. dieKnechte; d ie Heimarbe iter. die gegen einen Hungerlohndas Spinnen und das Weben der Wolle fr die Tuchm anu-fakturen besorgten; dazu Bettle r, Vagabunden und jeneverarmten Bauern. die von ihren ckern abges chn ittenwaren. wei l d ie Landedelle ute immer mehr Zune fr ihreSch afe zogen. Englan ds Verlierer also zogen aus. um inAmerika die Indianer zu Verlierern LU machen.

    Am 14. Mai 1607 wurde . nach der Pleite von Neu -fund land und der Katastroph e von Roanoke. die dritteenglische Kolo nie in der x eue n Welt gegrndet: Die 105Abenteurer. zwe i Wochen zuvor an Land gegangen an derKste des heutigen Virginia au f de r geographischen Breitevon Sizi lien. hatten etwa 100 Kilometer landeinwrts eineHalbinsel im brei ten M ndungstricfuer eines Flusses ge-funden . d ie ihnen als Standquartier geeignet schien.

    Sie nannte n es Jamestown , nach ihrem Kniz Jakob(englisch: James) L und begannen. Hllen zu baue~ und siemit Palisaden zu umg eben. mit einem Bollwerk an jederder dre i Ecken . auf das sie ihre Schiffskanonen zerrten.

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    Sie konnten nicht ahnen. dass diese r 14. Mai 1607 ein-mal ab ..der Gebu rtstag der amerikanischen Nation" ge-feiert werden wrde . Die noch frhere n Siedlungen hattenja aufgehrt zu exis tieren. und die ber hmteren .Pilgerv-rer" erreichten die Neue Welt auf der .~\Iayflower'" erst1620.

    Alsbald machte eine Delegation der Kolon isten demgroen Huptling Powh atan ihre Aufwartung - entschlos-sen . ..die Eingeboren en nicht zu beleidigen". wie es ineiner Weisung der Virgini a Company hie . Powhatan resi -dierte etwa 40 Kilomet er nrdlich von Jamestown ineinem ansehnlichen Dorf.das nichts geme in hatte mit denZell lagern der Prrie- Indianer. wie wir sie aus dem Kinokennen : feste Huser mit geflochtenen Wnden undDchern aus Baumrinde. um einen Versam mlung splatzgru ppiert ; das Ganze in eine r Kulturlandschaft . die wir alsgepfl egten Grtnereibetrieb bezeichnen wrden.

    Die Mnner hatten das fruchtbare Land mit Feuer undStein axt gerodet; ihre Hauptaufgabe war die Jagd: MitPfeil und Bogen erleg ten sie Hirsche. Hasen und Bren.Auch fischten sie. mit Reusen aus Schilfroh r oder von ih-rem Einbaum aus mit dem Speer.

    Die meiste Plage hing an den Frauen und den halbwch-sigen Kindern. Sie bauten den Mais. die Bohnen. die Kr-bisse an. dazu Sonne nblumen und Tabak. Sie lockerten dieErde mit Grabstcken aus Hirschgeweih. sie hufelten siemit Muschelschalen. sie jt eten das Unkra ut. sie schlepp-

    Die Indianer, berichtet einer derEngren die Ernte hei m. Sie sammelten Beeren. N sse undWurzeln. sie fingen Krebse und Schil dkrten. sie flochtenMatten und Krbe . In Krgen schafften sie das Wasservom Fluss heran . und mit xtuschetn kratz ten die Frauenihren xt nnem den halben Schdel kahl. damit die Bogen-sehne sich beim Schu ss nicht in de n Haaren verfing.

    Kurz: Die M nner hallen ein angene hmes Leben. undfr alle war der Tisch reich gedeckt in einem schnenLand mit milden Wintern. Die da wohnten. waren einsess haftes . selbstgengsames. ziemlich friedliches Volk.das weder Desperados aus einer anderen Welt gebrauchenkonnte noch sich in je ne heidnische Finsterni s getauchtsah. aus der die so genannten Christen es bef reien wolltenmit Feuer und Schwert.

    Die Herrschaft ber 3 1 Stmme halte der groeHuptling teil s geerbt. te ils mit List oderGewalt erworben und sich aus fast je dem Stam meine Ehefrau genommen. ~l it schtzungsweise 13000Untertanen gebot er ber eine der grten Bal lungen vonMacht auf dem Territ orium der heu tigen USA.

    Hoc horganisierte Staaten wie die der Azteken in \ 1e:t. i-ko und der Inka.s in Peru gab es im Xorden nicht. HemanCortes und Francisco Pizarro hauen die beiden sdlichenRiesenreiche zwisc hen 1519 und 1533 im Handstreichzerschlagen. In jed em lebten vermutlich etwa zehn Millio-

  • Die Kriegerschmcken sichmit kupfernenHals- und Armbnde rn sowiemit Ketten ausMuscheln oderKnochen. DieSpitzen ihrerpfe ile sind ausSte in. Damitsich die Bogen-sehne beimSchuss nicht imHaar verfangt.schere n sie ihreSchade /seitenkah l

    lnder nach Hause, sind gro, stark, findig und von hurtigem Verstand-Anfangshalten einige m-dianervlkerdie fremdartigenInvasoren frGtte r. Um rer-auszufinden.ob die Weiennicht vielleichtdoch sterblichsind . nehmen sieeinen gefangenund haltendesse n Kopf sm:ter Wasser. Da-nach wissensie mehr

  • Dem reichen Huptling Powhatan kommen die

    nen Menschen. die - an ein autoritres System gewhnt -sich in ihr Schicksal fgten. Xoch heute bilden sie. unrcrei ner dnnen wei en Oberschicht. in der Mehrzahl de rStaat en zwischen Mexiko und Bolivien zusa mmen mitden Mestizen die Mehrheit.

    N ordamerika nrd lich von Mexiko aber war. als Ko-lumbus landete. nur von schtzungsw eise zwei bisdrei Millio nen Men schen bewohnt. und die warenin mindestens 500 Stmm e mit teils verwa ndter. teils vl-lig verschiedener Sp rache und Kultur gespalten. Zwar gibtes Wrter wie .Algonkin': fr Indianer de r Ostkste . zu-erst von franz sischen Sied lern verwendet (Algonquin) .aber da mit beze ichnen nur die Lingui sten die Mitgliedereiner Sp rachfamilie. die sich selbe r nicht als Einheit emp-fand und sich unte re inander zume ist auc h so wenig ver-stndige n konnte wie die Deutschen und die Dnen.

    Diesseit s des Mis sissippi. im st lichen Drittel de r heuti -gen USA, scheinen gar nur etwa 200000 Menschen gelebtzu haben . nicht viel mehr als um 1600 in London . DieEnglnder fanden demn ach . anders als Cortes und Pizarro,nichts vor. was sich htte zerschlagen lasse n. und schon um1700 gerieten die Indianer Nordamerikas gegenber denweie n Invasoren zahl enm ig in die Minderheit

    Doch anders als die Urbe wo bner de r Ande nstaare n aufKamp f eingestellt . fochten sie noch dre i Jahrhunderte langum ihr berleben . Der sc hier unendliche. bis ins 19. Jahr-hun dert fas t leere Raum. der sich hinter ihne n we stwrtsdehnte. half ihnen dabei: anderer-seit s mag er zu ihrem Irrgl auben bei-getra gen haben. vom Untergang be-droht sei ihre Ku ltur. ihr Lebennicht. da ja das Zur ckw eichen vorder Gef rigkei t der Europ er ihreChance bleibe.

    Der groe Huptling Powhatanalso empfing anno 1607 die Dele-gatio n der ung ebet enen Englnder