Geopfad - verkehrsverein-hinwil.ch · Kambrium Präkambrium 570 Mio 3 4 1 2 5 1 Am Lehrpfad...

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2 Verkehrsverein Hinwil Postfach · 8340 Hinwil www.verkehrsverein-hinwil.ch Geopfad am Bachtel

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Verkehrsverein Hinwil

Postfach · 8340 Hinwilwww.verkehrsverein-hinwil.ch

Geopfad am Bachtel

Inhaltsverzeichnis

Ausgangs- und Endpunkt (Tafeln 1 und 10) 1

Vom Gletscher transportiert (Tafel 2) 2

Fussspuren der Gletscherriesen (Tafel 3) 6

Drumlinfeld oberes Glatttal (Tafel 4) 10

Die Hochwacht Orn (Tafel 5) 14

Die Nagelfluhen (Tafel 6) 16

Die Molassezeit (Tafel 7) 20

Männliche Kraft im Sägemehl (Tafel 8) 22

Bachtel-Kulm (Tafel 9) 26

Wernetshausen

Girenbad

Orn

Bachtelkulm

1

Ausgangspunkt

Herzlich willkommen zur Wanderung auf den Bachtel.

Auf dem Weg zwischen Wernetshausen, Girenbad und dem Bachtel hat der Verkehrs- verein Hinwil in Zusammenarbeit mit dem geographischen Institut der Universität Zürich einen Geopfad eingerichtet. Auf informativen Tafeln wird die Entstehungsgeschichte der Landschaft des Zürcher Oberlands näherge-bracht. Haben Sie gewusst, wie die Seen ent-standen und was Drumlins sind? Die Theorie wird durch die Aussicht in die Landschaft oder entsprechende Exponate lebendig veranschau-licht. Das Projekt sowie die Neuauflage dieser Broschüre wurde grosszügig durch die Ferag AG, Hinwil, die Clientis Zürcher Regionalbank und den TCS Zürcher Oberland unterstützt.

Einen erlebnisreichen Spaziergang und viel Freude beim näheren Kennenlernen unseres Zürcher Oberlands wünscht Ihnen

Der Verkehrsverein Hinwil

Die Verfasser: Dr. Max Maisch, Geographisches Institut der Universität Zürich

Dr. Thomas Bolliger, Geologe

Kurt Ruf, Chronikstube Hinwil

Tafeln 1 +10

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Vom Gletscher transportiert

Fremdlingsgestein aus den fernen Alpen

Findlinge, auch erratische Blöcke (oder Erratiker) genannt (lat. errare = irren, verirren), sind gletschertransportierte Gesteine, die an Orten gefunden werden, wo sie geologisch nicht hinge-hören. Ihre Herkunft liegt oft weit im Alpeninnern, in den Ein-zugsgebieten der Eiszeitgletscher. Leitgesteine, deren geologi-sches Herkunftsgebiet man genau kennt, verrraten uns ihren Transportweg auf dem Rücken der einst kompliziert verästel-ten Gletschersysteme. Erratische Blöcke findet man verstreut über das ganze Mittelland. Anfangs 19. Jahrhundert glaubte man noch, die Findlinge seien Zeugen einer riesigen Über-schwemmung, der biblischen Sintflut.

Zu den im Zürcher Oberland am häufigsten vorkommenden Findlingen zählen zum Beispiel die «roten Ackersteine» (sog. «Sernifite»). Sie stammen hauptsächlich aus dem Glarnerland und dem Walenseegebiet.

Eiszeitlich transportierter Alpenkalk-Erratiker mit typisch gletscher-gekritzter und polierter Oberfläche. Rechts in der Mitte ist als Vertiefung ein Sichelbruch, eine typische Kleinform der selektiven Gletschererosion zu erkennen (Beispiel aus der Kiesgrube Gossau)

Tafel 2

3

5

Tertiär

Kreide

Jura

Trias

Perm

Karbon

2.4 Mio

65 Mio

249 Mio

Quartär (Eiszeitalter)

144 Mio

202 Mio

363 Mio

HolozänPleistozän

Pliozän

Miozän

Oligozän

Eozän

Paläozän

Oberkreide

Unterkreide

Malm

Dogger

Lias

Buntsandstein

Muschelkalk

Keuper

Devon

Silur

Ordovizium

Kambrium

Präkambrium570 Mio

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4

1

2

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1 Am Lehrpfadausgestellte Findlingsblöcke

Nagelfluh

Kieseliger Kalk

Melser Sandstein

Roter Ackerstein(Verrucano)

Amphibolitgneis

Geologische Zeittabelle............Geologische Zeittabelle mit Position der ausgestellten Findlinge.Grafik: Dr. Max Maisch, nach verschiedenen Quellen.

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Im Bereich des Tafelstandortes Nummer zwei sind fünf ver-schiedene Findlinge arrondiert und mit Herkunftsort und Alter umschrieben. Die abgebildeten Zugbahnenkarte veranschau-licht das Wanderverhalten der Moränenblöcke.

Standort und Nummerierung der ausgestellten FindlingeFoto: Jürg Erni.

Zugbahnen eiszeitlicher Moränenblöcke: Ausdehnung der letzteiszeit-lichen Vergletscherung (Würm-Kaltzeit): Vor 20‘000 Jahren war die Schweiz von den Eismassen weitverzweigter Vorlandgletscher nahezu vollständig bedeckt. Während dieser Zeit wurden aus alpinen Einzugs-gebieten unzählige Moränenblöcke ins Vorland hinaustransportiert. Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich, Grafik Dr. Max Maisch

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Zugbahnen eiszeitlicher Moränenblöcke: Ausdehnung der letzteiszeitli-chen Vergletscherung (Würm-Kaltzeit): Vor 20‘000 Jahren war die Schweiz von den Eismassen weitverzweigter Vorlandgletscher nahezu vollständig bedeckt. Während dieser Zeit wurden aus alpinen Einzugsgebieten unzäh-lige Moränenblöcke ins Vorland hinaustransportiert. Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich (Grafi k Dr. Max Maisch).

0 50km

Bodensee/Rhein-Gletscher

Inn-Gletscher

Tessin-Gletscher

Reuss-Gletscher

Aare-Gletscher

Rhone-Gletscher

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Herkunftsgebieteund Alter der Findlinge

Kieseliger Kalk (Mittl. Jura, 160 Mio)

Nagelfluh(Tertiär, 20-30 Mio)

roter Ackerstein (Perm, 250 Mio)

Amphibolitgneis(früh-karbonisch,ca. 350 Mio)

Melser Sandstein (Trias, 230 Mio)

Fundorte im GebietZürcher Oberland

Linth/Rhein-Gletscher

heutige Vergletscherungder Schweizer Alpen(ca. 1300 km2)

Gletscherausdehnungwährend der letzten Eiszeit inder Schweiz (ca. 35’000 km2)

Hauptfliesslinien des alpinen Eisstromnetzes und mögliche Transportwege der Findlingsblöcke

Im Bereich des Tafelstandortes Nummer zwei sind fünf verschiedene Findlinge arrondiert und mit Her-kunftsort und Alter umschrieben. Die abgebildeten Zugbahnenkarte veranschaulicht das Wanderverhalten der Moränenblöcke.

Standort und Nummerierung der ausgestellten FindlingePhoto: Dr. Thomas Bolliger.

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ev. Fotogra e von Dr. Thomas Bolliger

vom Standort

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Herkunftsgebieteund Alter der Findlinge

Kieseliger Kalk (Mittl. Jura, 160 Mio)

Nagelfluh(Tertiär, 20-30 Mio)

roter Ackerstein (Perm, 250 Mio)

Amphibolitgneis(früh-karbonisch,ca. 350 Mio)

Melser Sandstein (Trias, 230 Mio)

Fundorte im GebietZürcher Oberland

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3

54

5

Amphibolitgneis. Metamorphes (unter Hitze und Druck umgewandeltes) gebändertes Gestein mit Homblende und Feldspat.

Alter: Prä-Permokarbon; ca. 350 Mio. JahreHerkunft: Innere Alpen, z.B. Vorderrheintal bei Disentis und Sedrun

Brekzie mit eckigen Trümmern (roter Ackerstein, Ver-rucano). Komponenten v.a. vulkanischen Ursprungs.

Alter: Oberperm; ca. 230 Mio. JahreHerkunft: Region Murg am Walensee

Melser Sandstein. Quarzsandstein mit Dolomitstücken (gelbbraun) und aufgearbeitetem Verrucano-Material (röt-lich).

Alter: Untertrias; ca. 210 Mio. JahreHerkunft: Region Mels (bei Sargans)

Grauer, kieseliger Kalk mit schwarzgrauen Feuer­steinknollen. Viele Kratzspuren (Schrammen) vom Trans-port am Gletschergrund.

Alter: Mittlerer Jura; ca. 160 Mio. JahreHerkunft: Region Alvier

Konglomerat (Nagelfluh, verkitteter Fluss-Schotter) mit runden Geröllen. Gerölle v.a. aus Kalk, Dolomit und Sand-stein. Sandiges Zwischenmittel.

Alter: Tertiär, Untere Süsswassermolasse; 20 bis 30 Mio. JahreHerkunft: Region Ziegelbrücke-Schäniserberg

1

2

3

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Der Zwölfistein zwischen Wernetshausen und Orn ist ein 3 bis 4 Meter hoher Speer- Nagelfluh- Findling. Foto: Jürg Erni

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Fussspuren der Gletscherriesen

Typenlandschaft Zürcher Oberland

Nach topographischen und geomorphologischen Gesichts-punkten lässt sich das Zürcher Oberland augenfällig in zwei ganz wesensverschiedene Landschaftstypen gliedern. Im Zen-trum der nachfolgenden Grafik ist die weit geöffnete, von den Eiszeitgletschern erosiv ausgeräumte Wanne des oberen Glatt-tales zu erkennen. Hier herrschen sanft abgerundete, rhyth-misch gewellte und moränenbedeckte Landschaftsformen vor. Östlich davon grenzt das in der letzten Eiszeit weitgehend un-vergletschert gebliebene Hörnli-Bergland an. Die radial ange-ordneten, tief eingekerbten Talfurchen («Chrachen») und Grate («Eggen») bilden hier das filigrane Abbild ungestümer Bach- und Flusserosion.

Während den Eiszeiten war der Bachtel bis auf die Gipfelregion fast vollständig vom Eis des Linth/Rheingletschers überflossen.

Blockdiagramm zur Veranschaulichung des Reliefkontrastes zwischen dem glazial geprägten oberen Glatttal und dem durch Bäche und Flüsse radial zerschnittenen Hörnli-Bergland. Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich (Grafik Dr. Max Maisch). Atlas der Schweiz, interak-tiv©swisstopo (BA024588)

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Fussspuren der Gletscherriesen (Tafel 3)

Typenlandschaft Zürcher Oberland

Nach topographischen und geomorphologischen Gesichtspunkten lässt sich das Zürcher Oberland augenfällig in zwei ganz wesenverschiedene Land-schaftstypen gliedern. Im Zentrum der nachfolgen-den Grafi k ist die weit geöffnete, von den Eiszeit-gletschern erosiv ausgeräumten Wanne des oberen Glatttales zu erkennen. Hier herrschen sanft abge-rundete, rhythmisch gewellte und moränenbedeckte Landschaftsformen vor. Östlich davon grenzt das in der letzten Eiszeit weitgehend unvergletschert geblie-bene Hörnli-Bergland an. Die radial angeordneten, tief eingekerbten Talfurchen («Chrachen») und Grate («Eggen») bilden hier das fi ligrane Abbild ungestümer Bach- und Flusserosion.

Während den Eiszeiten war der Bachtel bis auf die Gipfelregion fast vollständig vom Eis des Linth/Rhein-gletschers überfl ossen.

Linthebene

Rapperswil

Linth/Rhein-Gletscher

Zürichsee

Moränenwälle:

Killwangen-Stadium

Zürich-Stadium

Gletscherfliessrichtung

Drumlinfeld

Molasse-Schichtrippen

grössere Ortschaften

Bachtel

Glatttal Kempttal

Oberes Glatttal

Bodensee/Rhein-Gletscher

WetzikonPfannenstiel

Hörnli-Bergland

Uster

Blockdiagramm zur Veranschaulichung des Reliefkontrastes zwischen dem glazial geprägten oberen Glatttal und dem durch Bäche und Flüsse radial zerschnittenen Hörnli-Bergland. Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich (Grafi k Dr. Max Maisch). Atlas der Schweiz, interaktiv © swisstopo (BA024588)

Tafel 3

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Landschaftsformen der Würm­Vergletscherung

Die Mehrzahl der heutigen Oberflächenformen des Schweizeri-schen Mittellandes wurde während der letzten Kaltzeit gebil-det, der sogenannten «Würm-Eiszeit» (Zeitraum ca. 115‘000 bis 10‘000 Jahren vor heute). Die Gletscher stiessen damals in min-destens zwei grösseren Schüben weit ins Alpenvorland hinaus.

Eiszeitmorphologische Landschaftsansicht mit Blick über die mittellän-dische Molassewanne des Glatt- und Kempttales in Richtung Südosten. Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich (Grafik Dr. Max Maisch). Atlas der Schweiz, interaktiv © swisstopo (BA024588)

Über die Molasse-Felsschwelle von Hombrechtikon erreichte ein Nebenarm des Linth/Rhein-Gletschers das obere Glatt- und Kempttal. Dicht gescharte Moränenwallstaffeln an den Abhän-gen des Bachtels und des Pfannenstiels und über 150 Drumlins zeugen noch heute von der sanften Gestaltungskraft der würm eiszeitlichen Gletscherströme.

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Landschaftsformen der Würm-Vergletscherung

Die Mehrzahl der heutigen Oberfl ächenformen des Schweizerischen Mittellandes wurde während der letzten Kaltzeit gebildet, der sogenannten «Würm-Eis-zeit» (Zeitraum ca. 115‘000 bis 10‘000 Jahren vor heute). Die Gletscher stiessen damals in mindestens zwei grösseren Schüben weit ins Alpenvorland hinaus.

Eiszeitmorphologische Landschaftsansicht mit Blick über die mittellän-dische Molassewanne des Glatt- und Kempttales in Richtung Südosten. Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich (Grafi k Dr. Max Maisch). Atlas der Schweiz, interaktiv © swisstopo (BA024588)

Tösstal

Kempttal

Glatttal

Sihltal

Gre

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Zürichsee

Reuss-Gletscher

Linth/Rhein-Gletscher

Wägital-Gletscher

Sihl-Gletscher

Uster

Wetzikon

Dübendorf

Pfäffikon

HörnliBachtel

Bodensee/Rhein-Gletscher

Rapperswil

Toggenburg

Etzel

Pfannenstiel

Moränenwälle:

Killwangen-Stadium

Schlieren-Stadium

Zürich-Stadium

Hurden-Stadium

Gletscherfliessrichtung

Drumlin

Rundhöcker

Moor/Ried

Molasse-Schichtrippen

grössere Ortschaften

Linthebene

Über die Molasse-Felsschwelle von Hombrechtikon erreichte ein Nebenarm des Linth/Rhein-Gletschers das obere Glatt- und Kempttal. Dicht gescharte Morä-nenwallstaffeln an den Abhängen des Bachtels und des Pfannenstiels und über 150 Drumlins zeugen noch heute von der sanften Gestaltungskraft der würmeiszeitlichen Gletscheströme.

Der höchstgelegene Drumlin im Kanton Zürich befindet sich in Ringwil. Foto: Jürg Erni

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Klimakurve der letzten Eiszeit

Klima- und Gletscherschwankungen im oberen Glatttal im Zeitraum der letzten Eiszeit (Würm-Kaltzeit) bis heute (Holozän). Quelle: Geogra-phisches Institut Universität Zürich (Grafik Dr. Max Maisch).

Deutliche Warmphase zwischen zwei Kaltperioden (markanter Gletscherschwund,Zwischeneiszeit)

Erwärmungsphaseinnerhalb einer Kaltzeit (Gletscherschwund, Interstadial)

Deutliche Abkühlungsphase(Gletschervorstoss, Stadial)

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MittellandAlpenraum

Temperatur-Abweichung gegenüber heute

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Die Launen des Eiszeitklimas

Die eiszeitgeschichtliche Rekonstruktion der Klimaverhältnisse während der Würm-Kaltzeit ergibt, dass die Temperaturen und damit auch die Gletscherströme phasenweise grossen Schwan-kungen unterlagen. Ein erster Vergletscherungszyklus erreich-te das Alpenvorland im Zeitraum kurz vor 60‘000 Jahren (im Frühwürm). Die Zungenfront des Linth/Rhein-Gletschers hielt damals auf der Schwelle von Hombrechtikon inne. Die Schmelz-wässer vermochten das Glatttal zu überfluten und weiträumig aufzuschütten.

Der zweite markante Kaltzeitzyklus der Würm-Vergletscherung führte im Anschluss an eine längere eisfreie Ruhephase (Inter-stadiale des Mittelwürms, 55‘000 bis 28‘000 Jahre vor heute) zum letzten eiszeitlichen Vorstoss. Dieses Ereignis entspricht der würmzeitlichen Maximallage der Alpengletscher vor rund 20‘000 Jahren (sog. Stadium von Killwangen oder Stadium von Stadel/Bülach).

Ungefähre Ausdehnung der Vereisungen in den Alpen Medienarchiv Wikimedia Commons

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Drumlinfeld oberes Glatttal

Eiszeitlandschaft von nationaler Bedeutung

Das Gebiet zwischen Hinwil, Wetzikon und Uster gilt unbestrit-ten als eine der schönsten Drumlinlandschaften der Schweiz. Drumlins sind typische Hügelformen eiszeitlicher Zungenbe-cken und treten meist in Scharen auf. Im oberen Glatttal zählt man rund 150 derartige Formen. Sie bestehen hauptsächlich aus Schotter- und Moränenmaterial, also aus eiszeitlichem Lockerschutt. Dies im Gegensatz zu den Rundhöckern, die vom Eis abgeschliffene Felsbuckel (hier aus Molassegestein) darstel-len. Einige Drumlins, wie zum Beispiel in Dürnten (Oberberg) oder in Gossau (Langfuhr), enthalten eingelagerte Schieferkoh-lehorizonte. Diese organischen Schichten stellen zusammen-gepresste Überreste einstiger Torfmoore dar und belegen glet-scherfreie Zeitabschnitte (z.B. Zwischeneiszeiten).

Blick auf das obere Tösstal mit dem Bachtel (Vordergrund) und die drumlinbesetzte Talwanne des oberen Glatttales in Richtung Pfan-nenstiel, Zürichsee (Mittelgrund) und Jurakette (Hintergrund). Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich (Grafik Dr. Max Maisch). Atlas der Schweiz, interaktiv © swisstopo (BA024588)

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Drumlinfeld oberes Glatttal (Tafel 4)

Eiszeitlandschaft von nationaler Bedeutung

Das Gebiet zwischen Hinwil, Wetzikon und Uster gilt unbestritten als eine der schönsten Drumlinland-schaften der Schweiz. Drumlins sind typische Hügel-formen eiszeitlicher Zungenbecken und treten meist in Scharen auf. Im oberen Glatttal zählt man rund 150 derartige Formen. Sie bestehen hauptsächlich aus Schotter- und Moränenmaterial, also aus eiszeitli-chem Lockerschutt. Dies im Gegensatz zu den Rund-höckern, die vom Eis abgeschliffene Felsbuckel (hier aus Molassegestein) darstellen. Einige Drumlins, wie zum Beispiel in Dürnten (Oberberg) oder in Gossau (Langfuhr), enthalten eingelagerte Schieferkohleho-rizonte. Diese organischen Schichten stellen zusam-mengepresste Überreste einstiger Torfmoore dar und belegen gletscherfreie Zeitabschnitte (z.B. Zwischen-eiszeiten).

Blick auf das obere Tösstal mit dem Bachtel (Vordergrund) und die drumlin-besetzte Talwanne des oberen Glatttales in Richtung Pfannenstiel, Zürich-see (Mittelgrund) und Jurakette (Hintergrund). Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich (Grafi k Dr. Max Maisch).Atlas der Schweiz, interaktiv © swisstopo (BA024588)

Zürichsee

Greifense

e

Pfäffikerse

e

Dübendorf

Wetzikon

Uster

Zürich

Pfannenstiel

Bachtel

Zürich-Stadium

Würm-Maximalstand

Hinwil

Rüti

Wald

Würm-Maximalstand

Linth/Rhein-Gletscher

Drumlinfeld oberes Glatttal

Ausdehung des Zürich-Stadiums

Drumlinfeld oberes GlatttalGletscherfliessrichtung

Pfäffikon

Tafel 4

11

Kompassnadeln im Kraftfeld des Gletscherstroms

Die Formung der Drumlins erfolgte unter dem Gletschereis, am Kontakt zum schuttreichen Gletscherbett. Ihre charakteristi-sche Stromlinienform verdanken sie der vorherrschenden Eis-bewegung und auch der erosiven Wirkung der oft unter gros-sem Druck stehenden subglazialen Schmelzwässer.

Erscheinungsbild eines «Schulbuch-Drumlins» auf der Karte und im Längsprofil. Durch die Fliessbewegung des Eises sind die Drumlins oft auffallend stromlinienförmig ausgeprägt. Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich (Grafik Dr. Max Maisch)

DrumlinKarte

Profil

GrundmoräneAuf

schieb

en Abgleiten

Gletscherfliessrichtung

Luvseite steil Leeseite

flach

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Die auffallend SE-NW orientierte Ausrichtung und die typisch elliptischen Umrissformen zeichnen sehr schön das Fliessmus-ter des einstigen Gletscherstroms nach. Die Einregelung der Längsachsen widerspiegelt zudem das Auseinanderklaffen des eiszeitlichen Strömungsfeldes in Richtung Greifensee und Pfäf-fikersee. Am Nordende dieser Gewässer haben die würmeis-zeitlichen Gletscherzungen während des Stadiums von Zürich, bzw. von Pfäffikon und Fällanden/Greifensee vor rund 18‘000 Jahren markante Endmoränenbögen hingeschoben.

Lage und Ausrichtung des Drumlinfeldes im oberen Glatttal (inkl. Rundhöcker). Mit den Pfeilen wird die Orientierung (Azimut) der Hauptlängsachsen dargestellt (gegliedert in die Richtungs-Klassen A E). Die Säulendiagramme veranschaulichen die Häufigkeiten der ein-zelnen Richtungen. Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich (Grafik Dr. Max Maisch).

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Lage und Ausrichtung des Drumlinfeldes im oberen Glatttal (inkl. Rundhö-cker). Mit den Pfeilen wird die Orientierung (Azimut) der Hauptlängsachsen dargestellt (gegliedert in die Richtungs-Klassen A - E). Die Säulendia-gramme veranschaulichen die Häufi gkeiten der einzelnen Richtungen.Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich (Grafi k Dr. Max Maisch).

Die auffallend SE-NW orientierte Ausrichtung und die typisch elliptischen Umrissformen zeichnen sehr schön das Fliessmuster des einstigen Gletscherstroms nach. Die Einregelung der Längsachsen widerspie-gelt zudem das Auseinanderklaffen des eiszeitlichen Strömungsfeldes in Richtung Greifensee und Pfäf-fi kersee. Am Nordende dieser Gewässer haben die würmeiszeitlichen Gletscherzungen während des Sta-diums von Zürich, bzw. von Pfäffi kon und Fällanden/Greifensee vor rund 18‘000 Jahren markante Endmo-ränenbögen hingeschoben.

Pfäffikersee

Greifen

see

Wetzikon

Hinwil

Grüningen

Dürnten

Gossau

Pfäffikon

Uster

Ausrichtung der Längsachse:

A 270 - <300°

B 300 - <320°

C 320 - <330°

D 330 - <350°

E 350 - 360°

Drumlin

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Lage und Ausrichtung des Drumlinfeldes im oberen Glatttal (inkl. Rundhö-cker). Mit den Pfeilen wird die Orientierung (Azimut) der Hauptlängsachsen dargestellt (gegliedert in die Richtungs-Klassen A - E). Die Säulendia-gramme veranschaulichen die Häufi gkeiten der einzelnen Richtungen.Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich (Grafi k Dr. Max Maisch).

Die auffallend SE-NW orientierte Ausrichtung und die typisch elliptischen Umrissformen zeichnen sehr schön das Fliessmuster des einstigen Gletscherstroms nach. Die Einregelung der Längsachsen widerspie-gelt zudem das Auseinanderklaffen des eiszeitlichen Strömungsfeldes in Richtung Greifensee und Pfäf-fi kersee. Am Nordende dieser Gewässer haben die würmeiszeitlichen Gletscherzungen während des Sta-diums von Zürich, bzw. von Pfäffi kon und Fällanden/Greifensee vor rund 18‘000 Jahren markante Endmo-ränenbögen hingeschoben.

Pfäffikersee

Greifen

see

Wetzikon

Hinwil

Grüningen

Dürnten

Gossau

Pfäffikon

Uster

Ausrichtung der Längsachse:

A 270 - <300°

B 300 - <320°

C 320 - <330°

D 330 - <350°

E 350 - 360°

Drumlin

Rundhöcker

0 42 31 270°

300°

320°

330°

350°

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Ausrichtung

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Lage und Ausrichtung des Drumlinfeldes im oberen Glatttal (inkl. Rundhö-cker). Mit den Pfeilen wird die Orientierung (Azimut) der Hauptlängsachsen dargestellt (gegliedert in die Richtungs-Klassen A - E). Die Säulendia-gramme veranschaulichen die Häufi gkeiten der einzelnen Richtungen.Quelle: Geographisches Institut Universität Zürich (Grafi k Dr. Max Maisch).

Die auffallend SE-NW orientierte Ausrichtung und die typisch elliptischen Umrissformen zeichnen sehr schön das Fliessmuster des einstigen Gletscherstroms nach. Die Einregelung der Längsachsen widerspie-gelt zudem das Auseinanderklaffen des eiszeitlichen Strömungsfeldes in Richtung Greifensee und Pfäf-fi kersee. Am Nordende dieser Gewässer haben die würmeiszeitlichen Gletscherzungen während des Sta-diums von Zürich, bzw. von Pfäffi kon und Fällanden/Greifensee vor rund 18‘000 Jahren markante Endmo-ränenbögen hingeschoben.

Pfäffikersee

Greifen

see

Wetzikon

Hinwil

Grüningen

Dürnten

Gossau

Pfäffikon

Uster

Ausrichtung der Längsachse:

A 270 - <300°

B 300 - <320°

C 320 - <330°

D 330 - <350°

E 350 - 360°

Drumlin

Rundhöcker

0 42 31 270°

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Nach der «Drumlinisierung» des oberen Glatttales in der End-phase der letzten Eiszeit begannen die bis weit ins Mittelland vorgestossenen Gletscherströme im Zuge eines markanten Klimawandels vor rund 15‘000 Jahren nach und nach zurückzu-schmelzen.

Der Ottiker Büel ist einer der am schönsten entwickelten Drumlinfor-men des Zürcher Oberlandes. Die dem Gletscher einst entgegenge-richtete Frontseite ist steiler ausgeprägt als die talabwärts sanft an die Länge gezogene Rückseite. Photo: Dr. Max Maisch

Dadurch gab der Linth/Rheingletscher das obere Glatttal suk-zessiv frei, so dass sich in den wannenförmigen, bis auf den Molassefels eingeschliffenen Geländevertiefungen die Vorläu-fer der heutigen Seen entwickelten. Greifen- und Pfäffikersee waren damals wesentlich ausgedehnter als heute. Durch fluvia-le Zuschüttungen (Deltas, Schwemmkegel) und Uferzuwachs begannen sie vor allem in der Nacheiszeit (Holozän) markant zu verlanden.

14

Die Hochwacht Orn Tafel 5

Den Namen Hochwacht, Hohwacht oder Hochwart begegnet man in unserem Land noch an manchem Ort. Diese Bezeich-nung tragen erhöhte, aussichtsreiche Punkte, auf denen sich früher Einrichtungen zur Alarmierung unseres Landes befan-den. Die Hochwachten gehörten zu den Massnahmen der Kan-tone, zur Gebietssicherung in gefahrvollen Zeiten. Sie waren über die ganze Eidgenossenschaft verteilt und können als die ersten Vorläufer der elektrischen Telegraphie bezeichnet wer-den, denn sie dienten zur möglichst raschen Weitergabe von Meldungen durch Signale.

Das Häuschen auf Orn wurde anno 1644 unter Landvogt von Schonow gebaut. Quelle: 9. Jahrheft Antiquarische Gesellschaft Hinwil (AGH)

Auf der Hochwacht musste also ständig ein Lager von dürrem Holz und ein Vorrat von leicht entzündlichen Stoffen (Strohgar-ben, dürres «Tannkryss», Pech, Harz) vorhanden sein, um das Signalfeuer rasch entfachen zu können. Um für die Signalisa-tion am Tage Rauch entwickeln zu können, warf man grünes Gesträuch auf den Holzstoss. Zum Signalisationsinventar ge-hörte weiter der Mörser, mit dem man bei unsichtigem Wetter in bestimmten Abständen eine gewisse Anzahl Schüsse los-brannte. Eines der wichtigsten Instrumente der Hochwacht war der Quadrant, ein Gerät, das die genaue Anvisierung einer

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Die Hochwacht Orn (Tafel 5)

Den Namen Hochwacht, Hohwacht oder Hochwart begegnet man in unserem Land noch an manchem Ort. Diese Bezeichnung tragen erhöhte, aussichts-reiche Punkte, auf denen sich früher Einrichtungen zur Alarmierung unseres Landes befanden. Die Hoch-wachten gehörten zu den Massnahmen der Kan-tone, zur Gebietssicherung in gefahrvollen Zeiten. Sie waren über die ganze Eidgenossenschaft verteilt und können als die ersten Vorläufer der elektrischen Telegraphie bezeichnet werden, denn sie dienten zur möglichst raschen Weitergabe von Meldungen durch Signale.

Das Häuschen auf Orn wurde anno 1644 unter Landvogt von Schonow gebaut. Quelle: 9. Jahrheft Antiquarische Gesellschaft Hinwil (AGH).

Auf der Hochwacht musste also ständig ein Lager von dürrem Holz und ein Vorrat von leicht entzündli-chen Stoffen (Strohgarben, dürres ‚Tannkryss‘, Pech, Harz) vorhanden sein, um das Signalfeuer rasch entfachen zu können. Um für die Signalisation am Tage Rauch entwickeln zu können, warf man grünes Gesträuch auf den Holzstoss. Zu dem Signalisations-inventar gehörte weiter der Mörser, mit dem man bei unsichtigem Wetter in bestimmten Abständen eine gewisse Anzahl Schüsse losbrannte. Eines der wich-tigsten Instrumente der Hochwacht war der Quadrant, ein Gerät, das die genaue Anvisierung einer andern Hochwacht ermöglichte. Er bestand aus einer waag-recht auf einem Pfahl liegenden Scheibe, auf der die

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anderen Hochwacht ermöglichte. Er bestand aus einer waagrecht auf einem Pfahl liegenden Scheibe, auf der dieRichtung nach den umliegenden Hochwachten durch Kerben markiert war. Mit einem Fadenkreuz wurde mit grosser Sicher-heit festgestellt, ob eine Rauch- oder Feuersäule von einer der korrespondierenden Hochwachten herrührte oder nicht.

Während die Hochwacht Orn im Frieden unter der Obhut von nur wenigen Männern stand, wurde in gespannten Zeiten ein Posten von 20 Mann im Wachtdienst gehalten, wie die Visita-tion von 1689 ergibt.

Auch die Glarner schlossen sich gerne an das zürcherische Hochwachtennetz an. Nach Berichten vom Jahre 1695 stand Glarus auch mit bündnerischen Hochwachten in Beziehungen. Damit bestand also für Zürich die Möglichkeit, mit Hilfe der Hochwacht Orn bis nach Bünden hinauf zu signalisieren.

Im 17. und 18. Jahrhundert war die Glanzzeit der Hochwachten. Die Hochwacht Orn ist jedoch nicht sehr hervorgetreten in der Geschichte. Sie war, wie andere, bis zum Jahre 1912 im Ge-brauch.

Hochwachten des Zürichgebietes, anonyme Federzeichnung, 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Quelle: Zentralbibliothek Zürich

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Richtung nach den umliegenden Hochwachten durch Kerben markiert war. Mit einem Fadenkreuz wurde mit grosser Sicherheit festgestellt, ob eine Rauch- oder Feuersäule von einer der korrespondierenden Hochwachten herrührte oder nicht. Während die Hochwacht Orn im Frieden unter der Obhut von nur wenigen Männern stand, wurde in gespannten Zeiten ein Posten von 20 Mann im Wachtdienst gehalten, wie die Visitation von 1689 ergibt.

Auch die Glarner schlossen sich gerne an das zür-cherische Hochwachtennetz an. Nach Berichten vom Jahre 1695 stand Glarus auch mit bündnerischen Hochwachten in Beziehungen. Damit bestand also für Zürich die Möglichkeit, mit Hilfe der Hochwacht Orn bis nach Bünden hinauf zu signalisieren.Im 17. und 18. Jahrhundert war die Glanzzeit der Hochwachten. Die Hochwacht Orn ist jedoch nicht sehr hervorgetreten in der Geschichte. Sie war, wie andere, bis zum Jahre 1912 im Gebrauch.

Hochwachten des Zürichgebietes, anonyme Federzeichnung, 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Quelle: Zentralbibliothek Zürich

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Die Nagelfluhen Tafel 6

Die Nagelfluhen der Oberen Süsswassermolasse

Als Nagelfluh werden stark verkittete Schotter der Molasse- Ablagerungen (vgl. Tafel 7) bezeichnet. Die herauswitternden Gerölle haben unsere Vorfahren an Nagelköpfe grosser Zim-mermannsnägel erinnert, was den Namen des Gesteins prägte. Durch die relative Alpennähe des Bachtelgebietes bedingt sind hier die Geröllkomponenten bereits gross bis sehr gross. Im Grundtal dominieren Nagelfluhen mit Geröllgrössen um 5 Zentimeter; in höheren und damit jüngeren Schichtgliedern nehmen die Geröllgrössen bis über 10 bis 20 Zentimeter zu. Diese Geröllgrössenzunahme resultiert aus dem Vorrücken der Alpenfront nach Norden und der damit kürzeren Transport-wege. Durch seitlichen Druck, Sedimentüberlast und zirkulie-rende, korrosive Wässer entstanden Drucklösungsmarken, kra-terige Eindrücke an der Oberfläche kalkig-dolomitischer Gerölle beim Kontakt mit härteren Geröllen.

Schematische Darstellung einer Drucklösung. Quelle: Dr. Thomas Bolliger.

Quarz Quarzit

Radiolarit

Kalk, Dolomit

Drucklösung

Druck, zirkulierende Wässer

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Drucklösung in einem Kalkgeröll aus der Oberen Süsswassermolasse. Foto: Dr. Thomas Bolliger.

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Drucklösung in einem Kalkgeröll aus der Oberen Süsswassermolasse. Foto: Dr. Thomas Bolliger.

Die Täuferhöhle liegt auf einer Höhe von 910 Metern im Wald in einem Steilhang oberhalb

des Bäretswiler Weilers Wappenswil, unterhalb einer mächtigen, waagrecht liegenden Nagelfluhschicht, über die ein kleiner Wasser-fall fliesst. Foto: Peter Sieber

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Der Geröllinhalt und seine statistische Verteilung widerspiegeln das Einzugsgebiet der damaligen Flüsse. Es umfasste überwie-gend Ostalpine Sedimente und Flysche, dagegen nur wenig Kristallin und kaum tiefere Deckeneinheiten. Eine vergleichba-re Situation treffen wir noch heute östlich des St. Galler Rhein-tales an. Die Entwicklung der Geröllzusammensetzung erzählt also indirekt die Entstehungsgeschichte der Alpen. Der Geröl-linhalt der Molasse unterscheidet sich markant von den viel jüngeren Eiszeitsedimenten.

Die einzelnen Schüttungsgebiete der Molasseflüsse werden «Schuttfächer» genannt.

Entwicklung der Geröllzusammensetzung. Quelle: Dr. Thomas Bolliger

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Der Geröllinhalt und seine statistische Verteilung wie-derspiegeln das Einzugsgebiet der damaligen Flüsse. Es umfasste überwiegend Ostalpine Sedimente und Flysche, dagegen nur wenig Kristallin und kaum tie-fere Deckeneinheiten. Eine vergleichbare Situation treffen wir noch heute östlich des St. Galler Rheinta-les an. Die Entwicklung der Geröllzusammensetzung erzählt also indirekt die Entstehungsgeschichte der Alpen. Der Geröllinhalt der Molasse unterscheidet sich markant von den viel jüngeren Eiszeitsedimenten.

Die einzelnen Schüttungsgebiete der Molassefl üsse werden «Schuttfächer» genannt.

Einzugsgebietdes "Hörnli-Flusses"(="Ur-Alpenrhein")

A L P E N F R O N T

Fliessrichtung

Geröllnachweise (Leitgesteine)

Schutt-fächer(Hörnli-

Schüttung)Bachtel

Schematische Darstellung; Entwicklung der Geröllzusammensetzung.Quelle: Dr. Thomas Bolliger.

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Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht die Altersbeziehun-gen der verschiedenen Molasseschichten.

Zeit und Faziestabelle der Molasse. Grafik: Dr. Thomas Bolliger

21

30

26

22

18

14

Mioz

än

Mio

Jahr

e

ObereMeeres-molasse

ObereSüsswasser-molasse

UntereSüsswasser-molasse

UntereMeeresmolasse

N SAm BachtelaufgeschlosseneProfi l folge

Mergel

Sandstein Meeressand

Nagelfluh

Mioz

änOl

igozä

n

Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht die Alters-beziehungen der verschiedenen Molasseschichten.

Quelle: Dr. Thomas Bolliger.

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Die Molassezeit Tafel 7

Die Molassezeit, Obere Süsswassermolasse am Bachtel

Mit zunehmendem Herausheben der Alpen vor 30 – 10 Millio-nen Jahren setzte vermehrt Erosion ein. Im Alpenvorland ent-standen mehrheitlich aus Flussablagerungen unter feucht-war-mem Klima die Molasseschichten, bestehend aus Konglomerat, Sandstein, Mergel und Knollenkalk (sog. Wetterkalk) und selten lokaler Kohle.

Die gelegentlich miteingeschlossenen Tier- und Pflanzenreste dokumentieren warmfeuchte Klimabedingungen: Dies bezeu-gen u.a. Nachweise von Waldpferd, Waldnashorn, Mastodon, Hirsch, Antilope, Pfeifhase, Hamster, Schlafmaus, Hörnchen, sowie Schnecken (vorwiegend Landschnecken).

Gomphotherium

Hamster

Waldpferd

Quelle: Internet

Pfeifhase

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Im Bachtel-Gebiet sind vor allem Pflanzenreste, etwa von Wal-nuss, Palme, Zimtbaum, Amberbaum, Platane, Ulmengewäch-sen etc. nachgewiesen. Diese Ablagerungen der Oberen Süss-wassermolasse wurden vor rund 15 Millionen Jahren im Grundtal und vor etwa 12 Millionen Jahren am Bachtel Kulm gebildet.

Durch Hervorwittern der harten Konglomeratstufen gegen-über den zurückwitternden Mergelabschnitten entstand am Bachtel bei fast horizontaler Schichtlagerung eine typische Schichtstufenlandschaft‚ was in Bächen mit den typischen Giessen (Wasserfällen) sichtbar wird. Diese Schichtstufen sind allerdings stellenweise später von angelagerten eiszeitlichen Moränenterrassen überprägt worden.

Nagelfluhwand (Giessen) im Tobel Hinwil

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Männliche Kraft im Sägemehl

Bachtelschwinget

Schon im Juni 1854 wurde erstmals zum Üben in den Diszipli-nen Schwingen, Steinstossen und «Fingerhöggeln» eingeladen. Als besonderes Ereignis wurde das Ringen nach Schwyzer Art angekündigt. Dazu waren extra Vertreter dieser Sportarten aus der Innerschweiz und aus dem Emmental angereist. Dass gerade Schwingen und Steinstossen ausgewählt wurden, ist nicht zufällig. Die Älplerspiele, die noch im 18. Jahrhundert nur in einigen wenigen Gegenden ausgeübt wurden, gehörten zum stereotypen Bild, das die Reiseliteratur über die Schweiz verbreitete. Die Bilder fanden schliesslich Aufnahme ins natio-nale Selbstverständnis. Schwingen und Steinstossen wurden zu Disziplinen des Nationalturnens erklärt. Auch im Turnverein Hinwil gehörten zu den ersten «Geräten», die man sich an-schaffte, zwei Paar Schwinghosen.

Schwingen auf dem Bachtel 1992. Foto: Hans Künzi

Wenn heute der Bachtelschwinget jeweils Tausende von Interes senten in die Höhe lockt, so denkt wohl kaum jemand

Tafel 8

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daran, dass dieser Volkssport einst als touristische Attraktion eingeführt wurde. Für viele Schwinger nimmt der Bachtel-schwinget einen festen Platz im Terminkalender ein.

Schwingerpaar 2005. Foto: Hans Künzi

Chronik Bachtelschwinget

1925 beschlossen die Mitglieder des Schwingklubs Zürcher Oberland, ihren Schwinget künftig auf dem Bachtel ab-zuhalten. Dieser Beschluss kam gegen den Willen des Vereinsvorstandes durch, und deshalb fand in den fol-genden Jahren gar kein Schwinget statt.

1928 Erst im Jahr 1928 wurde dann der Bachtelschwinget eingeführt. Von Anfang an stand fest, dass der Anlass der Bösen von nun an jährlich durchgeführt werden soll. Traditionellerweise beginnt der Anlass mit einem Berggottesdienst.

1928 Der Schwingplatz am Bachtel liegt knapp unterhalb des Bachtel-Kulm direkt an der Strasse. Zuschauerinnen und Zuschauer konnten vom steilen Hang her die Kämpfe – Gänge in der Fachsprache – mitverfolgen. Sonderlich bequem war das aber nicht.

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1939/40 es waren zuviele Aktive einberufen, das Schwingfest konnte nicht durchgeführt werden. 1939 wäre das Fest auch ohne Weltkrieg ausgefallen, denn die An-marschwege waren durch die Überschwemmungs-katastrophe unterbrochen.

1954 Bau der heutigen Tribünenanlage.

1957 wurde der Schwingplatz mit einer Stützmauer verse-hen und für die Aufbewahrung der Sitzbretter wurde ein Schopf gebaut.

1954 wurde die heutige Tribünenanlage gebaut. Fotos: Jürg Erni

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1965 der 49 kg schwere Bachtelstein wird zum erstenmal gestossen. Er stammt aus einer Kiesgrube im Grund-tal. Schwingerkönig Karl Meli erzielt den ersten Re-kord mit 3.42 m.

1966 nach einmaliger Verschiebung legt sich dichter Nebel über die Bachtelkuppe. Die spärlich erschienen Zu-schauer können die 128 Schwinger kaum erkennen.

1967 Teilnehmerrekord: 194 Aktivschwinger

1983/85 Bachtelschwinget mit Alpaufzug

1993 Rekordweite im Steinstossen; 4.30 m durch Roland Stählin aus Lachen.

2000 18. August: Zum siebzigsten Mal findet der Bachtel-schwinget statt.

Nicht im Schopf auf dem Bachtel, sondern im Keller des Schul-hauses Hadlikon wird der 49 Kilogramm schwere Bachtelstein aufbewahrt. Hansueli Honegger aus Wald war für sein Trans-portgeschäft unterwegs, als er in den frühen 60er-Jahren in einer Kiesgrube im Grundtal auf den Stein stiess.

Steinstossen; Schwingertradition auf dem Bachtel. Foto: Jürg Erni

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Bachtel­Kulm

Notizen aus dem Fremdenbuch 12. Mai 1853

Hier, Schweizer, stehe still auf den Terrassen, Betrachte staunend dein gesegnet Land,Die blauen Seen, die Felsenmassen, Der hügelreihen waldbedecktes Land! Der lieben Freiheit ernstes Wehen Umsäuselt hier den freien bidern Mann,Und lächelt ihm ins Ohr auf diesen Höhen: Willst du dein Haupt nicht bücken dem Tyrann, So sei dein Herz so klar, wie jenes Wassermeer, In Stürmen stark, wie dieses Alpenheer,Und immer soll dein Herz fürs Gute glüh‘n, Dann wird die alte Freiheit fürder blüh‘n.

Der Bachtel – die «Rigi des Zürcher Oberlandes»

Dieser erste schriftliche Hinweis über die touristische Verein-nahmung des Bachtels, der jahrhundertelang schlicht ein steiler, rauher Berg war, trägt bereits wichtige Züge der Natur-begeisterung, die im 19. Jahrhundert zunehmend das schwei-zerische Bildungsbürgertum auf die Berge trieb. Der erste ge-sicherte Hinweis über einen Berggänger auf dem Bachtel stammt aus dem Jahr 1849. Damals sass kein Geringerer als der Zürcher Panoramazeichner Heinrich Keller (1778 – 1862) auf dem Gipfel, um die Rundsicht in einem einzigartigen Pano-rama festzuhalten.

Es ist beachtlich, was man alles unternommen hat, um den Tourismus auf dem Bachtel zu fördern. Attraktionen waren Schwingen, Steinstossen und «Fingerhöggeln». 1856 wurde ein Alpen-Kur- und Gasthaus auf dem Bachtel errichtet. Der Bach-tel entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel. Viele Ver-eine waren auf dem Gipfel anzutreffen. Das Aufkommen der Eisenbahn förderte die Besucherströme. Ab 1876 verfügten auch Hinwil und Wald über eine eigene Bahnstation.

Tafel 9

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Eine besondere Attraktion war der 1873 erstellte hölzerne Aus-sichtsturm. In 27 Metern Höhe konnte man durch farbige Scheiben die Welt betrachten. Als im Januar 1890 ein Sturm den hölzernen Turm umwarf, war der Wunsch nach Ersatz gross.

Das erste Berghaus auf dem Bachtel-Kulm. Quelle: Chronikstube Hinwil

Der Bau des neuen Turmes wurde von der Sektion Bachtel des Schweizerischen Alpenklubs übernommen. 1893 konnte der fast 30 Meter hohe eiserne Bachtelturm eingeweiht werden. Nach fast hundert Jahren musste er einem neuen Turm mit ei-ner Sendeanlage Platz machen. Rechtzeitig zum 100-Jahrjubilä-um konnte er auf dem Pfannenstiel wieder aufgebaut werden.

Freikarte für den Aussichtsturm. Quelle: Chronikstube Hinwil

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Der Bau des neuen Turmes wurde von der Sektion Bachtel des schweizerischen Alpenklubs übernom-men. 1893 konnte der fast 30 Meter hohe eiserne Bachtelturm eingeweiht werden. Nach fast hundert Jahren musste er einem neuen Turm mit einer Sende-anlage Platz machen. Rechtzeitig zum 100-Jahrjubi-läum konnte er auf dem Pfannenstiel wieder aufgebaut werden.

Eine besondere Attraktion war der 1873 erstellte höl-zerne Aussichtsturm. In 27 Meter Höhe konnte man durch farbige Scheiben die Welt betrachten. Als im Januar 1890 ein Sturm den hölzernen Turm umwarf, war der Wunsch nach Ersatz gross.

Das erste Berghaus auf dem Bachtel Kulm. Quelle; GOH, Hinwil

Freikarte für den Aussichtsturm von ... . Quelle: ...

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Um die Jahrhundertwende entwickelte sich allmählich auch der Wintersport zu einem wichtigen Bestandteil des touristischen Angebots. An Stelle der unsicheren Fassdauben kamen die langen Bretter auf.

1905 organisierte der Verkehrsverein Hinwil das erste Preis-wettschlitteln. 108 Konkurrenten auf 92 Schlitten nahmen teil. Gestartet wurde auf dem Bachtel-Kulm. Das Ziel lag vor dem Restaurant Linde am Fusse des Kirchhügels in Hinwil-Dorf.

Skisport auf dem Bachtel 1914 Quelle: Chronikstube Hinwil, Postkartensammlung Ernst Meier

1907 wurde das erste Skirennen durchgeführt. Die dreissig Teilnehmer mussten vorgängig einen fünftägigen Skikurs beim Bachtelwirt besuchen.

1921 kaufte der SAC Sektion Bachtel das Bachtel-Kulm-Anwe-sen, um die Liegenschaft in der Form einer von der Sektion unabhängigen Genossenschaft zu führen.

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Bachtel-Kulm um 1905. Quelle: Chronikstube Hinwil

Aus den Plänen, Hinwil zu einem grösseren Kurort zu machen, ist letzlich nichts geworden. Die Bekanntheit des Zürcher Rigi ist geblieben. Die Bedeutung des Aussichtsberges führte dazu, dass das Gebiet des Bachtels relativ früh, nämlich schon 1967 während der Hochkonjunktur, unter Schutz gestellt wurde.

Quellenangaben

Hantke René und Mitarbeiter (1976):Geologische Karte des Kantons Zürich und seiner Nachbargebiete in 2 Blättern 1:50’000. Vjschr. der Naturf. Ges. Zürich, Jg. 112, Heft 2, S. 91 – 122. Leeman Verlag Zürich.

Hantke René (1978, 1980, 1983): Eiszeitalter. Bände I–III, Ott Verlag AG Thun.

Brühlmeier Markus (1995)Hinwil Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995Buchverlag Druckerei Wetzikon AG, (320 Seiten)

Stromer Markus (Herausgeber, 1995) Dürnten 1250 Jahre Ortsgeschichte. Vontobel, Wetzikon, 275 Seiten

Bolliger Thomas (Herausgeber, 1999) Geologie des Kantons Zürich.

Ott Verlag AG, Thun. 163 Seiten (mit Exkursionsführer, 59 Seiten)Jegge Bettina (2000):Glazialmorphologische Untersuchun-gen im Gebiet der Quartärlandschaft zwischen Bäretswil, Uster und Dürnten (Zürcher Oberland). Diplomarbeit, Geographisches Institut der Universität Zürich.

Maisch Max (2000):Landschaft und Naturraum – Verständ-nis der Landschaftsindividualität aus der regionalen Naturgeschichte. In: B. Nievergelt und H. Wildermuth (Hrsg.): Eine Landschaft und ihr Leben: das Zürcher Oberland. Ringvorlesung ETH/Uni Zürich 1999. vdf Hochschul-verlag ETH Zürich.

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