Geschäftsberichte 2013 - Studie zur Umsetzung von DRS 20, ESG & begleitender Kommunikation

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Januar 2014 Geschäftsberichte 2013 Vorschau auf die kommunikative und kapitalmarktrechtliche Umsetzung der Berichte zum Jahresabschluss

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Punktgenaue Prognosen für Umsatz und Ergebnis bleiben bei börsennotierten Unternehmen unbeliebt. Nach einer aktuellen Umfrage von Cortent Kommunikation wollen lediglich sechs Prozent aller Unternehmen in ihren Geschäftsberichten präzise Vorhersagen treffen. Nur die Hälfte der Unternehmen orientiert sich bei der ESG-Berichterstattung an gängigen Standards.

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Januar 2014

Geschäftsberichte 2013

Vorschau auf die kommunikative und kapitalmarktrechtliche

Umsetzung der Berichte zum Jahresabschluss

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Cortent Kommunikation AG 2

Geschäftsberichte 2013

Vorschau auf die kommunikative und kapitalmarktrechtliche

Umsetzung der Berichte zum Jahresabschluss

In den IR-Abteilungen läuft der Countdown: Die

Veröffentlichung des neuen Geschäftsberichts

naht. Dieses Mal unter neuen Vorzeichen.

Themen wie Nachhaltigkeit bzw. ESG

(Environment, Social, Governance) und neue

Rechnungslegungsstandards (DRS 20)

drängen in den Vordergrund. DRS 201 wirkt

sich unter anderem auf den Prognosebericht

sowie Risiko- und Chancenbericht aus, will aber

auch die Idee der Nachhaltigkeitsbericht-

erstattung unterstützen. In den kommenden

Geschäftsberichten (für Geschäftsjahre nach

dem 31.12.2012) muss das Regelwerk bereits

umgesetzt werden. Der Fokus dieser Studie lag

deshalb unter anderem auf der Gestaltung der

Prognose und der Darstellung von

Nachhaltigkeits- und nicht-finanziellen As-

pekten. Gefragt wurde aber auch, welche

Trends im Reporting den IR-Verantwortlichen

auffallen.

An der aktuellen Studie der Cortent

Kommunikation AG beteiligten sich im

November und Dezember 2013 insgesamt 54

gelistete Unternehmen aus allen Börsen-

segmenten (Prime, General und Entry

Standard) und gaben Auskunft über ihren

nächsten Geschäftsbericht.

Erkenntnisse der Studie – eine

Zusammenfassung

1. Unternehmen scheuen punktgenaue

Prognose

Die Mehrheit der Unternehmen kommt den

DRS 20-Regeln für mehr Transparenz nach,

jedoch wollen nur 6 Prozent eine punktgenaue

Prognose abgeben. Rund 44 Prozent ent-

scheiden sich für die Intervallprognose. Da

1 Bundesministerium der Justiz (04.12.2012):

Bekanntmachung des Deutschen Rechnungslegungs Standards Nr. 20.

DRS 20 jedoch kein Maximal-Intervall vorgibt,

dürften Transparenz und Genauigkeit recht

unterschiedlich ausfallen. Ein weiteres Drittel

plant eine qualifiziert-komparative Vorhersage

zum Unternehmenserfolg.

2. Geringes Interesse an

Nachhaltigkeitsberichten und

ESG-Reporting-Standards

Etwa 85 Prozent der Unternehmen wollen im

jährlichen Geschäftsbericht über das Thema

Nachhaltigkeit berichten. Einzelberichte dazu

planen hingegen nur 15 Prozent der

Gesellschaften. Ein Drittel der Befragten will die

ESG-Themen nur im Lagebericht behandeln.

Damit folgen die meisten Emittenten dem Trend

zum integrierten Reporting, auch wenn vielen

noch ein standardisiertes und systematisches

Nachhaltigkeitsmanagement und -reporting

fehlt. Denn nur knapp die Hälfte der IR-

Abteilungen orientiert sich an gängigen

Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung,

wie zum Beispiel den Leitlinien der Global

Reporting Initiative (GRI).

3. Geschäftsberichtstrends: integriert und

digital

Nach Ansicht der Befragten geht der Trend hin

zum integrierten Geschäftsbericht. Genauso

stark sehen die befragten Unternehmen auch

die Verlagerung des Geschäftsberichts ins

Web. Es zeichnet sich zudem die Tendenz ab,

das Dokument nur noch auf Nachfrage in

gedruckter Form herauszugeben. Beim

Imageteil sind die IR-Verantwortlichen geteilter

Meinung: Rund 40 Prozent erwarten, dass der

Kürteil künftig weniger aufwändig ausfällt. Rund

ein Drittel prognostiziert dagegen, dass der

Imageteil zunehmend den Charakter eines

Magazins annimmt.

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Cortent Kommunikation AG 3

Geschäftsberichte 2013

Vorschau auf die kommunikative und kapitalmarktrechtliche

Umsetzung der Berichte zum Jahresabschluss

4. Gedruckter Geschäftsbericht bleibt

auch 2013 eine Institution

Print stirbt nicht – zumindest nicht beim

diesjährigen Geschäftsbericht. Rund 96 Prozent

der IR-Abteilungen halten an der gedruckten

Version des jährlichen Finanzreports fest. Beim

Online-Geschäftsbericht setzt knapp die Hälfte

der IR-Verantwortlichen neben dem weit ver-

breiteten PDF-Format auf weitere digitale

Formate und Technologien wie HTML- oder

flashbasierte Anwendungen. Speziell mobile

Apps planen nur insgesamt 9 Prozent der

Befragten. Es ist noch nicht abzuschätzen, ob

sich dieser Trend verstärken wird oder

zugunsten neuer technischer Lösungen wieder

abschwächt. Viele Unternehmen werden

vermutlich langfristig auf Responsive-Web-

design-Lösungen setzen, die den Geschäfts-

bericht komfortabel auf unterschiedlichen

internetfähigen Endgeräten darstellen können.

5. Freiwillige IR-Maßnahmen für

umfassende Stakeholder-Information

genutzt

Mehr als die Hälfte der IR-Abteilungen –

insgesamt rund 55 Prozent – bieten ihren

Zielgruppen zusätzliche Informationsmöglich-

keiten über die Pflichtkommunikation hinaus.

Zwei Drittel davon in Form einer Audio-Über-

tragung der Analystenkonferenz, meist mit einer

Möglichkeit, die Dateien im Anschluss online

herunterzuladen. Video-Übertragungen sind

dagegen (noch) nicht besonders verbreitet,

genauso wie IR-Auftritte in sozialen Netz-

werken.

Fazit

Die Mehrheit der Unternehmen hat sich

offenbar frühzeitig mit dem Thema Prognose

nach DRS 20 auseinandergesetzt. Damit

verschaffen die IR-Verantwortlichen ihren

Anlegern eine höhere Transparenz und haben

die Chance, das Erwartungsmanagement

auszubauen. Beim Thema Nachhaltigkeit

besteht noch Nachholbedarf bei einer Großzahl

der Gesellschaften, wie die mangelnde

Akzeptanz der marktüblichen Standards zeigt.

Es bleibt abzuwarten, wie viele Emittenten die

neuen Möglichkeiten von DRS 20 –

beispielsweise einen separaten Abschnitt für

nicht-finanzielle Leistungsindikatoren zum

Thema Nachhaltigkeit im Wirtschaftsbericht2 –

tatsächlich nutzen.

Grundsätzlich geht der Trend hin zu einem

einzigen Bericht, in den nicht-finanzielle

Leistungsindikatoren integriert sind. Je mehr

Informationen vom Imageteil in den Lagebericht

wandern, desto kleiner und unaufwändiger

könnte die Kür der Unternehmen im Geschäfts-

bericht ausfallen. Andererseits bietet gerade

dieser Teil des Geschäftsberichts die Gelegen-

heit, die Organisation ansprechend und in

unterschiedlichen Formaten darzustellen, wie

zum Beispiel in Interviews, Reportagen oder

Bildstrecken. Deshalb geht der Trend bei

einigen IR-Verantwortlichen sicherlich auch zu

einem Imageteil in Form eines Magazins.

Zudem müssen die hier enthaltenen

Informationen und Aussagen nicht vom

Wirtschaftsprüfer testiert werden.

Der Geschäftsbericht wird sich zwar immer

weiter in die digitale Welt verlagern. Jedoch ist

davon auszugehen, dass dem Kapitalmarkt die

gedruckte Variante noch eine Weile erhalten

bleibt. Digitale Formate sind bisher vor allem

ein zusätzliches Angebot für die Stakeholder.

Der digitale Wandel macht ein Umdenken

jedoch erforderlich und wird in Zukunft weitere

Auswirkungen auf das Format des Geschäfts-

berichts haben. Zahlreiche Unternehmen nut-

zen bereits neue Wege zu ihren Zielgruppen

und ermöglichen ihnen vor allem online einen

flexibleren Zugang zu Finanzinformationen. Das

gilt nicht nur für den Geschäftsbericht selbst,

sondern auch für die begleitenden IR-Maß-

nahmen anlässlich der Veröffentlichung.

Gerade die Index-Werte (Dax, MDax, SDax,

2 KPMG (2012): DRS 20 - Konzernlagebericht. In:

Accounting Insights Dezember 2012.

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Geschäftsberichte 2013

Vorschau auf die kommunikative und kapitalmarktrechtliche

Umsetzung der Berichte zum Jahresabschluss

TecDax) legen besonders viel Wert auf ein

effektives und effizientes Kommunikations-

management und bieten Anlegern, Analysten

und anderen Stakeholdern an, der

Jahresabschlusspräsentation virtuell zu folgen.

Insgesamt beschreiten vor allem die Index-

Unternehmen neue Wege und scheinen

überwiegend in der digitalen Realität

angekommen zu sein.

Doch auch für Nicht-Index- oder Entry-

Standard-Unternehmen bietet der Online-Trend

zahlreiche Vorteile: Je nach Zielgruppe ist

beispielsweise eventuell gar kein gedruckter

Geschäftsbericht mehr nötig. Nach Angaben

der Befragten nutzen einige bereits soziale

Netzwerke, um sich Investoren und anderen

Kapitalmarktakteuren zu präsentieren und ihren

Service und Bekanntheitsgrad zu steigern.

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Cortent Kommunikation AG 5

Geschäftsberichte 2013

Vorschau auf die kommunikative und kapitalmarktrechtliche

Umsetzung der Berichte zum Jahresabschluss

80%

7%

13%

Börsensegment

Prime Standard

General Standard

Entry Standard

9%

20%

19% 17%

35%

Indexzugehörigkeit

DAX

MDAX

SDAX

TecDAX

Anderer

Die Ergebnisse im Detail

An der Befragung beteiligten sich 54 Unternehmen aus dem Prime Standard, dem General und dem

Entry Standard. Rund 65 Prozent der Unternehmen notierten im Befragungszeitraum entweder im Dax,

MDax, SDax oder TecDax.

Unternehmen scheuen eine punktgenaue Prognose

Nur knapp 6 Prozent der befragten Unter-

nehmen planen für den kommenden Geschäfts-

bericht eine Punktprognose, die präziseste und

transparenteste Variante der Vorhersage. Die

Mehrheit von rund 44 Prozent setzt auf eine

Intervallprognose und gesteht sich damit einen

mehr oder weniger großen Spielraum zu. Mehr

als ein Drittel der Unternehmen wagt nur eine

qualifiziert-vergleichende Prognose. Damit

erfüllt der Großteil der Gesellschaften (rund 89

Prozent) in jedem Fall die strengeren Trans-

parenzanforderungen von DRS 20.

Die neuen Richtlinien erfordern eine höhere

Genauigkeit der Prognose bei einem verkürzten

Prognosehorizont von mindestens einem Jahr

statt wie bisher mindestens zwei Jahren. Vor-

gesehen sind nur noch Punkt-, Intervall- sowie

qualifiziert-komparative Prognosen3. Doch

offenbar hatten sich noch nicht alle Unter-

nehmen mit den neuen Regeln intensiv vertraut

gemacht: Denn 6 Prozent der Befragten gab

an, mit Mindestgrößen arbeiten zu wollen – was

aber nur im Einzelfall zulässig sein dürfte.

3 KPMG (2012): DRS 20 - Konzernlagebericht. In:

Accounting Insights Dezember 2012.

Weitere 6 Prozent planen gar keine Prognose.

Die Entry-Standard-Werte erfüllen größtenteils

das Mindestmaß an Transparenz bei der

Prognose und halten sich zu über 70 Prozent

an die qualifiziert-vergleichende Variante.

6%

44% 39%

6% 6%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

Wie benennt Ihr Unternehmen die Prognose im nächsten Geschäftsbericht (2013) für das Geschäftsjahr 2014?; n=54; Rundungsdifferenzen möglich

Geplante Prognosequalität im Geschäftsbericht 2013

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Geschäftsberichte 2013

Vorschau auf die kommunikative und kapitalmarktrechtliche

Umsetzung der Berichte zum Jahresabschluss

Geringes Interesse an Nachhaltigkeitsberichten und ESG-Reporting-

Standards

Die Ergänzung der Berichterstattung durch die

Themen Nachhaltigkeit und nicht-finanzielle

Leistungsindikatoren ist am Kapitalmarkt in aller

Munde. Doch viele Unternehmen und IR-

Abteilungen sind offenbar noch dabei, sich mit

den dazugehörigen Anforderungen an ihr

Reporting-System auseinanderzusetzen. Sepa-

rate Nachhaltigkeitsberichte zusätzlich zum

Geschäftsbericht werden von den wenigsten

Emittenten in Erwägung gezogen: Nur etwa 15

Prozent der befragten Gesellschaften wollen

einen einzelnen Nachhaltigkeitsbericht ergän-

zend zum Geschäftsbericht veröffentlichen.

Rund 85 Prozent der Befragten planen hin-

gegen, diese Themen im Geschäftsbericht dar-

zustellen.

Insgesamt die Hälfte will das sowohl im Image-

teil als auch im Lagebericht tun, etwas mehr als

ein Drittel nur im Lagebericht. Grundsätzlich

entspricht das dem Trend zur integrierten

Berichterstattung, zumal die Richtlinien des DRS

20 nun erstmals explizit fordern, nicht-finanzielle

Kennzahlen anzugeben, sofern sie für die

Steuerung des Unternehmens genutzt werden.

Seit dem Sommer 2013 diskutiert die Finanzwelt

eine vorgeschlagene Richtlinie der EU, die

Unternehmen ab einer bestimmten Größe und

bestimmtem Umsatz zu einer Nachhaltigkeits-

berichterstattung verpflichten soll. Eine Vielzahl

möglicher Reporting-Standards steht dafür

bereits heute zur Verfügung, darunter die Leit-

linien der Global Reporting Initiative (GRI), der

Deutsche Nachhaltigkeitskodex oder die 2013

veröffentlichten Empfehlungen der Deutschen

Börse zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Für

die integrierte Berichterstattung bietet der

International Integrated Reporting Council (IIRC)

ebenfalls eine eigene Orientierungshilfe an.

Jedoch berichten bisher nur die wenigsten

Unternehmen über Nachhaltigkeit in stan-

dardisierter Form. Mehr als die Hälfte der be-

fragten Unternehmen nutzt überhaupt keine

Standards für das Thema Nachhaltigkeit oder

ESG im Reporting. Es lässt sich andererseits

positiv vermerken, dass sich immerhin mehr als

40 Prozent der IR-Abteilungen an ESG-

Standards orientieren. Etwa jeder fünfte der

befragten IR-Manager gibt an, dass sich sein

Unternehmen beim Geschäfts- oder Nachhaltig-

keitsbericht an den Nachhaltigkeitsstandard der

GRI hält und den Bericht anschließend extern

darauf prüfen lässt. Darunter befinden sich vor

allem Gesellschaften aus den Top-Indizes Dax,

35%

50%

15% Nur noch imLagebericht

Im Imageteil und imLagebericht

Zusätzlich eigenerNachhaltigkeitsbericht

Wie gehen Sie künftig mit dem Thema Nachhaltigkeit bzw. nicht-finanzielle Aspekte in der Berichterstattung um?; n=54

Zukünftige Darstellung des Themas Nachhaltigkeit bzw. nicht-finanzielle Aspekte in der jährlichen Berichterstattung

18%

26% 52%

4% Prüfung nach GRI

Orientierung an Standard o. Prüfung

Verzicht auf Standards

Andere

Beabsichtigt Ihr Unternehmen den nächsten Nachhaltig-keitsbericht – ob einzeln oder integriert – nach einem Nachhaltigkeitsstandard prüfen zu lassen?; n=54

Prüfung der integrierten Geschäfts- oder Nachhaltigkeitsberichte nach Nachhaltigkeitsstandards und -leitlinien

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Geschäftsberichte 2013

Vorschau auf die kommunikative und kapitalmarktrechtliche

Umsetzung der Berichte zum Jahresabschluss

4%

22%

33%

41%

48%

48%

0% 20% 40% 60%

Andere

Gedruckter Geschäftsbericht nur noch als Print-on-demand-Produkt

Imageteil zunehmend als Magazin

Imageteil weniger opulent

Zunehmende Verlagerung ins Web (Online-Dokumente/Anwendungen)

Integrierter Bericht (Geschäftsbericht undNachhaltigkeitsbericht in einem)

Welche allgemeinen Trends beim Geschäftsbericht sehen Sie? (Mehrfach-Auswahl); n=54

Allgemeine Trends beim Geschäftsbericht aus IR-Manager-Sicht

MDax, SDax und TecDax. Mehr als ein Viertel

der Befragten verzichtet noch darauf, die

Angaben von externen Stellen testieren zu

lassen. Damit ist jedoch schon eine Vielzahl der

Gesellschaften auf dem Weg zu mehr

Transparenz.

Insgesamt hat ein Großteil der Emittenten ihre

Reporting-Prozesse noch nicht abschließend um

den Aspekt Nachhaltigkeit erweitert und wäre

derzeit noch unzureichend auf eine mögliche

Berichterstattungspflicht zu dem Thema seitens

der EU vorbereitet. Schätzungen zufolge dürften

von der EU-Richtlinie die meisten börsen-

notierten Gesellschaften betroffen sein, falls sie

in Kraft tritt.

Der Großteil der Unternehmen dürfte noch

einige Zeit brauchen, um ein effizientes

Nachhaltigkeits-Reporting nach Standards zu

etablieren. Die mehrheitlich zögerliche Haltung

bei der standardisierten Nachhaltigkeits-

berichterstattung lässt sich jedoch auch auf eine

bisher noch nicht abgeschlossene Kosten-

Nutzen-Debatte zurückführen. Bislang ist offen-

bar noch umstritten, ob und welche Stakeholder

die Informationen letztendlich tatsächlich

abfragen werden und in welchem Maße die

neue Transparenz in die Unternehmens-

bewertung einfließt. Viele Unternehmen und IR-

Verantwortliche dürften zudem ein Problem

damit haben, dass die häufig sehr umfassenden

Richtlinien nur in Teilen auf die jeweilige

Gesellschaft anwendbar sind und in ihren Augen

mehr Bürokratie produzieren als Nutzen stiften.

Geschäftsberichtstrends: integriert und digital

Der integrierte Geschäftsbericht ist auf dem

Vormarsch: Fast die Hälfte der befragten IR-

Manager sehen in Zukunft ESG-Themen im

jährlichen Geschäftsbericht - statt in einzelnen

Berichten. Vor allem die Index-Unternehmen

treibt dieses Thema um. Mit dem integrierten

Reporting haben Unternehmen eine effiziente

Möglichkeit, ihre Investoren und andere

Stakeholder in einem einzigen Bericht mit

wichtigen Informationen zu versorgen und

Zusammenhänge zwischen finanziellen und

nicht-finanziellen Leistungsindikatoren trans-

parent und nachvollziehbar darzustellen. Der

herkömmliche Nachhaltigkeits- oder CSR-

Bericht wurde bisher oft separat vom

Geschäftsbericht veröffentlicht.

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Geschäftsberichte 2013

Vorschau auf die kommunikative und kapitalmarktrechtliche

Umsetzung der Berichte zum Jahresabschluss

Damit setzen sich künftig beispielsweise die

Bemühungen des IIRC durch, der die

Integration von Nachhaltigkeitsthemen in den

Finanzbericht fördert. Das deckt sich mit den

Erkenntnissen zur Form der Nachhaltigkeits-

berichterstattung (siehe S. 6).

Doch der Wandel beim Erstellen des

Geschäftsberichts geht über inhaltliche und

strukturelle Veränderungen hinaus: Rund 48

Prozent der IR-Verantwortlichen sehen einen

klaren Trend hin zum digitalen Format. Das ist

nicht verwunderlich: Immerhin nutzen mittler-

weile mehr als 75 Prozent der erwachsenen

Deutschen das Internet, und das im Durch-

schnitt drei Stunden täglich auf unterschied-

lichen internetfähigen Endgeräten – vermehrt

mit Smartphone, Tablet-PC oder Notebook4.

Dazu passt, dass mehr als jeder fünfte Befragte

sich vorstellen kann, Geschäftsberichte nur

4 ARD/ZDF-Medienkommission: ARD/ZDF-Onlinestudie

2013.

noch als Print-on-demand-Produkt zu

veröffentlichen. Je nach Unternehmen und

dessen Zielgruppen kann das im digitalen

Zeitalter einiges an Kosten und Rohstoffen

sparen. Diese beiden Trends spielen vor allem

auch bei Emittenten eine Rolle, die nicht in

einem der Top-Indizes gelistet sind.

Widersprüchlich fallen die Ergebnisse zur

Gestaltung des Imageteils im Geschäftsbericht

aus: Während etwa ein Drittel davon ausgeht,

dass der Imageteil immer stärkeren Magazin-

Charakter bekommt, meinen rund 40 Prozent

der IR-Manager, dass er im Gegenteil künftig

weniger aufwendig ausfallen wird. Wie diese

beiden Trends sich künftig entwickeln, hängt

sicherlich auch davon ab, wie gut Unternehmen

es schaffen, das integrierte Reporting zu

etablieren und nicht-finanzielle Kennzahlen vom

Imageteil in den Lagebericht zu transferieren.

Trotz alledem bleibt der Imageteil eine wichtige

Möglichkeit, das Unternehmen außerhalb von

Regeln zu Format und Inhalt darzustellen.

Gedruckter Geschäftsbericht bleibt auch 2013 eine Institution

Trotz aller Zukunftsprognosen für den digitalen

Geschäftsbericht bleibt die gedruckte Veröffent-

lichung weiterhin Spitzenreiter für die befragten

Unternehmen. Fast alle IR-Manager gaben an,

ihr Unternehmen wolle den nächsten

Geschäftsbericht in gedruckter Variante heraus-

geben. Neun von zehn Gesellschaften stellen

das Dokument als PDF-Download zur Ver-

fügung, da ohnehin die Veröffentlichung auf der

Homepage verlangt wird. An digitale Formate

über das PDF hinaus wagen sich beim nächsten

Geschäftsbericht nur knapp die Hälfte der IR-

Abteilungen, darunter fast ausschließlich Unter-

nehmen aus Dax, MDax, SDax und TecDax.

Diese gaben alle an, mit HTML oder Flash

arbeiten zu wollen. Knapp ein Fünftel dieser

digital aufgeschlossenen Unternehmen planen,

speziell eine mobile App anzubieten. Etwa 8

Prozent nannten dagegen explizit Responsive

Webdesign als Technologie für den digitalen

Geschäftsbericht. Damit passen sich Webseiten

oder Webanwendungen in der Ansicht auto-

matisch allen möglichen Bildschirmgrößen an –

egal mit welchem Betriebssystem der User

online ist. Das macht unterschiedliche mobile

Anwendungen für die zahlreichen Endgeräte

und verschiedenen Betriebssysteme überflüssig.

Insgesamt gesehen ist die mobile App mit einer

Nutzung bei etwa 9 Prozent aller befragten

Unternehmen bislang wenig populär.

Doch in der Gesamtschau haben schon

zahlreiche Emittenten ihre Kommunikationsmaß-

nahmen zum Geschäftsbericht am Nutzungs-

verhalten ihrer Zielgruppen ausgerichtet und

wollen offenbar leicht konsumierbare sowie

flexibel abrufbare Informationen anbieten.

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Cortent Kommunikation AG 9

Geschäftsberichte 2013

Vorschau auf die kommunikative und kapitalmarktrechtliche

Umsetzung der Berichte zum Jahresabschluss

Unternehmen setzen auf zusätzliche freiwillige IR-Maßnahmen

Mehr als die Hälfte der Unternehmen über alle

Segmente hinweg will den nächsten Geschäfts-

bericht mit zusätzlichen IR-Maßnahmen – über

ihre Transparenzpflichten hinaus – begleiten.

Dabei planen die Entry-Standard-Werte öfter

freiwillige Kommunikationsmaßnahmen als

Prime oder General-Standard-Unternehmen.

Das ist jedoch angesichts der unterschiedlich

hohen Anforderungen an die Pflicht-

kommunikation nicht verwunderlich.

Bei den Gesellschaften im Entry Standard, die

über die verpflichtende Kapitalmarktkommu-

nikation hinaus gehen, steht vor allem die

Roadshow mit Investoren hoch im Kurs, dicht

gefolgt von Telefon- oder Videokonferenzen mit

Analysten und Journalisten.

Emittenten im Prime oder General Standard

nutzen neben den vom Gesetzgeber oder der

Börse vorgesehenen Pflichtmaßnahmen eben-

falls mehrheitlich zusätzliche Instrumente und

Kanäle. Besonders beliebt ist hierbei die Audio-

Übertragung der Analystenkonferenz, die knapp

77 Prozent der Unternehmen nutzen, die sich

nicht mit der Pflicht begnügen. Die Über-

tragungen sind jedoch in der Regel nur einem

festgelegten Personenkreis zugänglich und ent-

sprechend nicht öffentlich. Video-Übertragungen

sind hingegen nur sehr vereinzelt geplant.

Haben die IR-Abteilungen Video- oder Audio-

Dateien anlässlich der Veröffentlichung des

Geschäftsberichts zur Verfügung, bieten sie

45%

55%

Keine

Zusätzliche IR-Instrumente

Welche zusätzlichen IR-Instrumente und Kanäle planen Sie ergänzend zur Pflicht-Kommunikation bei der Veröffent-lichung des Geschäftsberichts einzusetzen? n=47 (Prime/ General Standard)

Geplante IR-Maßnahmen zusätzlich zur Pflichtkommunikation beim Geschäftsbericht in Prime und General Standard

4%

9%

17%

33%

91%

96%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Andere

Mobile App

Mischform aus HTML/anderen Formaten od. flashbasiert

HTML

PDF-Download

Gedruckter Geschäftsbericht

In welcher Form beabsichtigt Ihr Unternehmen den nächsten Geschäftsbericht zu veröffentlichen? (Mehrfach-Auswahl); n=54

Format des Geschäftsberichts 2013

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Geschäftsberichte 2013

Vorschau auf die kommunikative und kapitalmarktrechtliche

Umsetzung der Berichte zum Jahresabschluss

diese häufig zum Download an. Nur etwa 15

Prozent der befragten IR-Abteilungen wollen die

Veröffentlichung des Jahresabschlusses auf

einem unternehmenseigenen IR-Kanal in einem

sozialen Netzwerk begleiten.

Vor allem Gesellschaften aus Dax, MDax, SDax

und TecDax nutzen die Möglichkeit, ihre

Finanzinformationen multimedial darzustellen

und einem breiteren Publikum zugänglich zu

machen. Das sagt zwar noch nichts über die

Qualität der Maßnahme aus. Es zeigt jedoch,

dass die IR-Verantwortlichen den Anfor-

derungen der Öffentlichkeit nach Transparenz

und flexibel verfügbaren Informationen nach-

kommen.

19%

15%

65%

12%

77%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Andere

Eigener IR-Kanal in sozialem Netzwerk

Downloadmöglichkeiten von Audio-/Video-Material

Video-Übertragung (Analystenkonferenz)

Audio-Übertragung (Analystenkonferenz)

Welche zusätzlichen IR-Instrumente und Kanäle planen Sie ergänzend zur Pflicht-Kommunikation bei der Veröffentlichung des Geschäftsberichts einzusetzen? (Mehrfach-Auswahl); n=26 (Prime/General Standard)

Zusätzliche IR-Instrumente bei Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2013 in Prime und General Standard

29%

71%

Keine

freiwillige IR-Aktivitäten

Welche freiwilligen IR-Aktivitäten planen Sie im Rahmen der Veröffentlichung von Jahresabschluss bzw. Geschäfts-bericht? n=7 (Entry Standard)

Geplante freiwillige IR-Maßnahmen zusätzlich zur Pflichtkommunikation beim Geschäftsbericht im Entry Standard

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Geschäftsberichte 2013

Vorschau auf die kommunikative und kapitalmarktrechtliche

Umsetzung der Berichte zum Jahresabschluss

Impressum

Herausgeber:

Cortent Kommunikation AG

Clemensstraße 3

60487 Frankfurt am Main

Tel.: 069 – 5770 300 61

Fax: 069 – 5770 300 10

[email protected]

www.cortent.de

Studienleiter:

Volker Siegert, Christian Dose

Redaktion:

Christian Dose, Lisa Schreiber

Januar 2014

© 2014, Cortent Kommunikation AG

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