Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

19
GESCHICHTE DER ERDÖLGEWINNUNG IN EMLICHHEIM. Wir fördern Zukunft.

description

 

Transcript of Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

Page 1: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

GESCHICHTE DER

ERDÖLGEWINNUNGIN EMLICHHEIM.

Wir fördern Zukunft.

Page 2: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

02/03

Page 3: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

Pferdekopfpumpen, die sich rhythmisch auf und ab bewegen: Für die Bewohnerim Emsland und der Grafschaft Bentheim sind sie ein vertrauter Anblick, denndie Industriegeschichte der Region ist eng mit der Erdöl- und Erdgasbranche verknüpft. Die Wintershall Holding GmbH, Deutschlands größter Erdöl- undErdgasproduzent, fördert seit 65 Jahren in Emlichheim Erdöl. In dem an der deutsch-niederländischen Grenze gelegenen Feld wird derzeit aus 85 aktivenBohrungen gefördert. Das Fördervolumen liegt bei rund 140.000 Tonnen Erdölpro Jahr. Insgesamt wird aus 14 sogenannten Schollen gefördert, die sich übereinen Bereich von vier Quadratkilometern erstrecken.

Mit weiteren Investitionen plant Wintershall die deutsche Erdölförderung aus-zubauen. Im Jahr 2008 hat das Unternehmen allein in Emlichheim vier weitereBohrungen fertiggestellt. In den Jahren 2010 und 2011 wird die Förderung inEmlichheim um 16 neue und 13 abgelenkte Bohrungen ergänzt. Somit kanndie Produktion voraussichtlich noch bis zum Jahr 2016 auf konstant hohemNiveau gesichert werden. Die heimische Förderung stellt für die 100-prozentigeBASF-Tochter die traditionelle Basis der Produktion dar. Zwar deckt die deut-sche Erdölproduktion mit rund 2,5 Millionen Tonnen (2010) gerade einmal dreiProzent des Inlandsbedarfs – dennoch stärkt jede Förderung „vor der eigenenHaustür“ die Versorgungssicherheit.

EIN STÜCK

INDUSTRIEGESCHICHTE.

Page 4: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

Die Geschichte der Erdölförderung in der Grafschaft Bentheim reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Schon damals wurde erdölhaltiger Schiefer im Bentheimer Wald ab-gebaut und in der „Ölfabrik“ in Salzbergen zu Rohöl destilliert. Natürliche Asphaltvorkommenwie bei Sieringhoek nahe Bentheim deuteten ebenfalls auf Erdölvorkommen hin: NatürlicherAsphalt, auch Erdpech oder Bergteer genannt, entsteht aus Erdöl oder Ölsanden durch dieAufnahme von Luftsauerstoff (Oxidation) und die Verdunstung leichtflüchtiger Bestandteile. Die Chancen auf weitere Funde, das wussten die Geowissenschaftler aus Erfahrung, waren gut.

Kein Wunder also, dass der damals führende europäische Erdölgeologe, Hofrat ProfessorHans Höfer, 1903 in seinem Gutachten „Bentheim, eine Erdölstudie“ die Erkundung desBentheimer Sattels empfahl, dessen Flanken am Bentheimer Schlossberg im Süden unddem Isterberg im Norden zu erkennen sind.

Zwischen 1904 und 1908 wurde bei Bentheim tatsächlich nach Erdöl gebohrt, vom BerlinerBankhaus Ulrich & Co. Aber die Bohrungen – eine erreichte die beachtliche Tiefe von 1.233Metern – blieben ohne den erhofften Erfolg. Erst ab 1925 untersuchte Professor AlfredBentz, Leiter der Abteilung Erdöl bei der Preußischen Geologischen Landesanstalt, wiederdas Gebiet südlich von Bentheim und wies erneut auf dessen Erdölhöffigkeit hin.

ERDÖL GESUCHT – ERDGAS GEFUNDENBei den ersten Bohrungen ab 1934 bei Ochtrup wurden nur Ölspuren gefunden. 1936 wurdeder Bentheimer Sattel dann erneut untersucht. Nahe der alten Bohrung aus dem Jahr 1904wurde eine Tiefbohrung abgeteuft. Die Bohrung „Norddeutschland 1“ brauchte mehr alszwei Jahre, aber im Herbst 1938 stieß sie in 1.557 Meter Tiefe auf den Plattendolomit desZechsteins. Allerdings fand die Bohrmannschaft kein Erdöl, stattdessen wurde sie von einemErdgasausbruch überrascht, der sich zunächst nicht unter Kontrolle bringen ließ. Einige Zeit strömte das Erdgas durch die Fackel und erleuchtete die Nacht. Nach Schaffung dernotwendigen Infrastruktur begann 1944 die gezielte Förderung im Erdgasfeld Bentheim.

DIE SUCHE NACH ERDÖL UNDERDGAS IN DER GRAFSCHAFT

BENTHEIM.

04/05

Page 5: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

ERKUNDUNGEN IM SCHATTEN DES KRIEGESAngeregt durch den Bentheimer Gasfund, orientierten sich die Geologen nunauch nach Norden. Sie gingen davon aus, dass sich der Sattel in diese Richtungim Untergrund fortsetzte. Von jüngeren Ablagerungen ausreichend abgedeckt,müsste der Bentheimer Sandstein einen idealen Erdölspeicher abgeben, so dieÜberlegungen.

Anstelle der bloßen Oberflächenkartierung traten geophysikalische Verfahren,die einen „Blick“ in den unzugänglichen Untergrund ermöglichten. Gravimeter-und seismische Messungen, ausgeführt von der „Geophysikalischen Reichs-aufnahme“, ergaben erste Anhaltspunkte für erfolgversprechende Strukturen.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bewirkte eine Intensivierung der Suchenach fossilen Energieträgern. Konzessionen wurden erteilt und die erstenAufschlussbohrungen auf Hochlagen bei Lingen (ab 1940) und bei Nordhorn(ab 1941) abgeteuft. Diese förderten immerhin Spuren des begehrten Roh-stoffs Erdöl zutage. Schließlich wurde am 3. Februar 1942 bei Dalum dieBohrung „Lingen 2“ ölfündig. Von ihr aus wurde das Erdölfeld Dalum ent -wickelt. Es folgten weitere geophysikalische Messungen, vor allem nach demVerfahren der Reflektionsseismik, das zur Erkundung des oberflächennahenUntergrundes dient.

In Georgsdorf und Emlichheim fanden die Bohrmannschaften 1943 mit erstenAufschlussbohrungen ebenfalls Erdöl. Im gleichen Jahr wurde auf niederlän-discher Seite durch ein im Krieg gebildetes deutsch-niederländisches Kon-sortium mit der Bohrung „Schoonebeek 2“ Erdöl nachgewiesen:

Page 6: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

Der Grundstein für die Entwicklung des großen Erdölfeldes Schoonebeek war gelegt.Geologisch bildet es mit Emlichheim eine Einheit, eine Antiklinale (Sattelstruktur), die sichetwa zehn Kilometer in Ost-West-Richtung erstreckt, wobei Emlichheim als kleinererTeil die Südflanke bildet.

Im Feld Emlichheim war Wintershall zu dieser Zeit allein tätig. Für die damaligen KonzessionenGeorgsdorf, Nordhorn, Esche und Itterbeck bildeten die Firmen Deutag/C. Deilmann GmbH(später Preussag Energie, heute Gaz de France, GdF), Preussag, Gewerkschaft Elwerath(später BEB, heute Exxon-Mobil Produktions GmbH, EMPG) und Wintershall ein Konsortium,an dem die Unternehmen zu je 25 Prozent beteiligt waren.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Erdölförderung in der Region fast zumErliegen. Bis Ende März 1945 waren

in Dalum 27 Bohrungen, davon 23 fündige,in Emlichheim 9 Bohrungen, davon 8 fündige, und in Georgsdorf 21 Bohrungen, davon 19 fündige,

abgeteuft. Insgesamt waren zu diesem Zeitpunkt rund 34.000 Tonnen Erdöl gefördert worden.

Während des Krieges wurden auch in der Erdölindustrie Kriegsgefangene und Zwangs - arbeiter eingesetzt. Wintershall ist über die BASF am Entschädigungsfonds für ehemaligeZwangsarbeiter beteiligt.

06/07

Bremen

Bremerhaven

Hannover

Niederlande Deutschland

Groningen

NordhornItterbeck

Esche

GeorgsdorfEmlichheim

Almelo

Emmen

Page 7: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

NEUANFANG UND NEUE FUNDEAuf Anordnung der britischen Militärverwaltung wurde die Erdölförderung noch1945 wieder aufgenommen. In den Folgejahren wurden weitere Felder ent-deckt. Nach Dalum, Georgsdorf, Schoonebeek und Emlichheim folgten 1947Adorf, 1948 Rühlertwist sowie 1949 Rühlermoor und Scheerhorn. Die Suche ging weiter. Die Jahre 1957 und 1959 brachten zwei weitere Ölfunde: die FelderEmlichheim West (bei Eschebrügge) und Emlichheim Süd (im Bereich Haselaar).

Nachdem Anfang der Fünfzigerjahre bereits zwei Gasfelder nahe Nordhorngefunden worden waren (Frenswegen und Itterbeck-Halle), wurden bis Endeder Sechzigerjahre auch mehr und mehr Gasfunde in der Niedergrafschaft erschlossen. Nach Adorf im Jahr 1955 wurde 1956 auch in Emlichheim und1957 in Kalle Gas entdeckt. 1959 folgten Funde in Esche und in Wielen.

Page 8: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

EIN ORT UND DAS ÖL.EMLICHHEIM –

Als im Jahr 1943 nördlich von Emlichheim ein großes Stahlgerüst, schwere Maschinenund Wellblechbuden aufgestellt wurden, stieß dies bei der heimischen Bevölkerung zu-nächst auf Verwunderung. Mit Misstrauen wurden die Fremden empfangen, wenn auchdie Neugierde über ihr Vorhaben groß war. Am 20. Mai 1943 drehte sich zum ersten Malder Bohrmeißel und fraß sich allmählich in die Tiefe. Am 4. November war die Bohrungfertig, der Aufwand hatte sich gelohnt: Die Bohrung wurde eruptiv fündig, was die Förde-rung ohne Hilfsmittel ermöglicht, da das Erdöl durch seinen Eigendruck an die Oberflächegelangt. Sie hatte 27 Meter „Ölsand“ erschlossen. Doch noch immer galt es, viele Heraus-forderungen zu bewältigen, wie ein Brief der Wintershall Erdölwerke mit damaligem Sitz inNienhagen vom 27. März 1944 an das Bergamt Hannover belegt:

„Da das Öl außerordentlich zähflüssig ist, lässt sich im Augenblick noch nicht über-sehen, nach welchem Verfahren es tatsächlich gefördert werden kann. Im Übrigen gäbe es bei den bestehenden Geländeschwierigkeiten keine Möglichkeit, das Öl ab zu -transportieren, denn ein Abpumpen durch Rohrleitungen scheidet der oben ange-führten Eigenart wegen aus. Inzwischen haben wir mit der Weginstandsetzung unddem Bau einer Feldbahn begonnen, um dadurch die Verbindung mit dem BahnhofEmlichheim sicherzustellen.“

08/09

Page 9: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

Die Umsetzung dieser Pläne ist in den Aufzeichnungen eines damaligen Wintershall-Mitarbeiters beschrieben:

„Am Rande des Dorfes in der Nähe des Bahnhofes wird ein sumpfig-sandiges

Gelände gepachtet, planiert und darauf ein kleiner Werkplatz mit einer Holzba-

racke für die Betriebsleitung eingerichtet. Da das Erdöl von den Bohrungen zur

Bahnstation transportiert werden muss, soll eine etwa vier Kilometer lange

Feldbahn verlegt werden. Dazu trifft Stammpersonal aus Nienhagen ein und

man beginnt mit der Verlegung der Bahn und dem Straßenausbau, nachdem

für alle in der Nähe des Werklagerplatzes ein Barackenlager errichtet ist.

Dann rollen endlich die ersten Kleinkesselwagen vom Feld heran. Eine Auf-

bereitung wird erbaut, von der das Öl in die Kesselwagen der Bentheimer

Eisenbahn umgepumpt wird.“

AUFBRUCH IN EINE NEUE ZEIT Auch seine Eindrücke von der Wiederaufnahme der Förderung nach demKrieg, die von der britischen Militärverwaltung verfügt worden war, schilderteder Mitarbeiter:

„Wiederaufnahme der Arbeit, das ist leicht gesagt! Längs der Grenze wird

eine Sperrzone errichtet, die nicht betreten werden darf. […] Die Verbindung

mit der Zentrale in Nienhagen ist abgerissen. Da beschließen die Zurück -

gebliebenen, den Betrieb auf eigene Faust wieder aufzunehmen. Nach der

einzigen Bohrung, die außerhalb der Sperrzone liegt, der Emlichheim 3, soll

ein Gleis verlegt und dann gefördert werden. Kaum ist man damit fertig,

wird die Erlaubnis erteilt, die Sperrzone mit Ausweisen bis zum Eintritt der

Dämmerung zu betreten. Auch in dem Barackenlager wird Ordnung ge-

macht. […] Hier wohnt nur noch ein Mann und jeder kann sich nach Belie-

ben breitmachen. Für die Küche wird eine Hilfe gefunden. Man verpflegt

sich aus Restbeständen. Mäuse müssen aus Haferflocken und Kartoffel-

mehl vertrieben werden, Salz wird bei den Bauern gegen Milch und Speck

getauscht und so lässt es sich anfangs bei Milchsuppe und Bratkartoffeln

leidlich leben.“

Page 10: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

Am 1. Januar 1946 gründete Wintershall die Erdölwerke Emsland. Auf Weisung der britischen Militärverwaltung und der NGOC (North German Oil Control) sollten der weitere Aufschluss und die Steigerung der Erdölförderung mit Hochdruck vorangetrieben werden. Denn auchfür die alliierten Siegermächte war das Erdöl der Region von strategischer Bedeutung. DieErfüllung der Vorgaben der NGOC gestaltete sich jedoch schwierig, es fehlte an Materialund zunächst auch an Arbeitskräften. Zwar konnten in der Folgezeit Zugezogene in derProduktion eingesetzt werden, doch mussten diese auch untergebracht und vor allemverpflegt werden – keine leichte Aufgabe in einer Zeit allgemeinen Mangels.

LEBEN UND ARBEITEN IN EMLICHHEIMDas errichtete Gemeinschaftslager war bald zu klein, die Arbeiter bauten provisorischeHütten. Ihre Familien wurden im ehemaligen Strafgefangenenlager Bathorn einquartiert,das rund zwölf Kilometer von Emlichheim entfernt lag. Die Beschaffung von Nahrungs - mitteln blieb jedoch schwierig. Jeder versuchte, durch Tauschgeschäfte oder durch Mit- ar beit bei den örtlichen Bauern wenigstens etwas Milch zu bekommen oder gelegentlichetwas Speck und Kartoffeln. Ein damaliger Arbeiter schildert das Leben in der Nach-kriegszeit wie folgt:

„Zu den Mahlzeiten stehen wir alle in Schlange an der Küchenausgabe mit unseren

Blechschüsseln und Blechlöffeln, um Steckrüben oder Pilzsuppe zu holen. Danach kann

man genau sagen, welchen Wochentag wir haben. Tag und Nacht gibt es keine Ruhe.

Durch den Schichtwechsel ist es ein ständiges Kommen und Gehen. Einige Zimmer weiter

spielt einer Schifferklavier, nebenan läuft das Radio, in meiner Bude sägt einer dicke

Bäume, gegenüber knallen Skatkarten, weiter drüben brät einer Kartoffeln. Alles hört

oder riecht man durch mehrere Zimmer hindurch. Im Dorf ist auch nichts los. Tanz am

Sonntag gibt es nicht und Sport kann ich hier nicht treiben, da er verpönt ist. Nicht ein-

mal ins Kino kann ich gehen, denn die Gemeindeverwaltung hat ein Kino abgelehnt, weil

die Konfessionen dagegen sind. So bleibt man besser trotz all dieser Unannehmlichkeiten

im Lager. Hier fühle ich mich wenigstens zu Hause. […] Unser Büro ist eine grüne Holz-

baracke. Wenn einer telefoniert, müssen in der ganzen Baracke alle ruhig sein, auch die

Maschinen, sonst kann man sein eigenes Wort nicht verstehen. Innerhalb der Ba ra cke

telefoniert man erst gar nicht. Da ruft man einfach durch die Wand! Ein furchtbarer Duft

10/11

Page 11: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

von selbst angebautem Tabak durchzieht den Raum. Neulich war ich mal in

einer Kneipe. ‚Warum die das Öl haben wollen, weiß ich wohl‘, meinte ein Bauer

in seiner heimischen Mundart zu einem anderen. ‚Dor iss watt för de Fraulö

(Frauensleute) in!‘ – ‚Wat iss dat dann?‘ – ‚Ick hebb dat sölls hört, dor is völl

Parrafüm drin!‘ Er meinte Paraffin!“

AUF- UND AUSBAU DER FÖRDERUNGZu diesem Zeitpunkt war die Erstreckung der Lagerstätte Emlichheim bekannt,ihre weitere Erschließung wurde vorangetrieben. Im Feld arbeiteten nun gleich-zeitig mehrere Bohranlagen von Haniel & Lueg, Wintershall und der DeutschenVacuum. Die Arbeiter errichteten Feldleitungen und Straßen. Das Erdöl wurdean der sogenannten „Kopfstation“ gesammelt und über die Feldbahn zur Auf-bereitung auf den Werkplatz gefahren. Da die Transportkapazität bald nichtmehr reichte und im Winter das Öl in den Kesselwagen immer wieder stockte,baute Wintershall 1948 oberirdisch eine isolierte, vier Kilometer lange Pipelinevon der Kopfstation zum Werkplatz.

Page 12: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

ENTWICKLUNGEN.POLITISCHE UND WIRTSCHAFTLICHE

1947 sorgte die Forderung der Niederländer nach einer Änderung des Grenzverlaufes fürAufregung. Hierdurch wäre die Niedergrafschaft teilweise an die Niederlande gefallen. Begründet wurde der Anspruch mit der Wasserwirtschaft, im Nebensatz fand sich auchder Hinweis auf die gefundenen Erdölvorkommen. Die Alliierten wiesen den Anspruchschließlich zurück. 1952 gaben die Niederlande ihre Ansprüche endgültig auf.

1948 brachte die Währungsreform eine Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse. In Emlichheim wurden Büro- und zahlreiche Wohngebäude errichtet. Die „Rote Siedlung“(heute Grasriete/Westerfeld/Danziger Straße), die „Weiße Siedlung“ (westliche Berliner Straße/Rerinkstraße), „Stöffers Tannen“ (östliche Berliner Straße) und Haselaar entstanden,Baracken und Hütten verschwanden, Emlichheim erhielt bessere Straßen und eine Straßen-beleuchtung. In den Geschäften passte sich das Angebot den gestiegenen Ansprüchen an.Eine neue Schule, ein Sportplatz und eine Kirche für die evangelisch-lutherische Gemeindewurden gebaut. Auch das lange umstrittene Kino wurde Wirklichkeit. Die NachbargemeindenGeorgsdorf und Dalum entwickelten sich ebenfalls dank der Mittel aus der Rohstoffförderung.Ein Teil des Moors wurde kultiviert, Neubauern siedelten sich an.

12/13

Page 13: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim
Page 14: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

1950VON BIS HEUTE.

Auf dem Werkplatz in Emlichheim erfolgte am 8. Mai 1951 der Spatenstich für das neueVerwaltungsgebäude an der Wintershallstraße. Am 14. September 1951 war Richtfest, am5. Mai 1952 fand die feierliche Schlüsselübergabe statt. Paul Rühle, seit Oktober 1949kaufmännischer Direktor der Erdölwerke Emsland, versprach anlässlich der Einweihung:

„Die Verwaltung wird ihre Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen in diesem Gebäude

erfüllen, zum Segen des Werkes und zum Wohle der Belegschaft.“

Ende 1954 wurden die Erdölwerke Emsland aufgelöst und mit den Erdölwerken Nienhagenzu einer gemeinsamen Verwaltung, den Erdölwerken Niedersachsen in Barnstorf, zusam-mengelegt. Neben Kassel ist Barnstorf bis heute von entscheidender Bedeutung für dieDeutschlandaktivitäten der Wintershall Holding GmbH.

INNOVATIVE TECHNIKEN – PRIMÄR-, SEKUNDÄR- UND TERTIÄRFÖRDERUNGMit dem Einsatz innovativer Technologie macht Wintershall dem Erdöl in Emlichheim mächtigDampf – und verlängert dadurch die Förder- und Lebensdauer des Ölfeldes nahe der deutsch-niederländischen Grenze.

Denn über das Stadium der Primärförderung, in der das Öl mehr oder weniger von alleinin die Pipelines des Förderbetriebs fließt, ist man in Emlichheim längst hinaus. Auch die1952 begonnene Sekundärförderung, in der durch die Injektion von Wasser die Förderungunterstützt wird, ist nahezu abgeschlossen. Da das Öl in Emlichheim sehr zähflüssig ist undfest in den Gesteinsporen sitzt, wurde das Wasser später auch erhitzt und in die Lager-stätte gepresst, um das Öl flüssiger zu machen. Im Stadium der Tertiärförderung wird nundie sogenannte Dampfdrucktechnik eingesetzt. Dabei wird 300 Grad heißer Dampf mit

einem Druck von rund 100 bar in die Lagerstätte gepresst. Das in dem porösen Gesteinfestsitzende Erdöl erwärmt sich, wird dünnflüssiger und kann leichter zutage gefördertwerden. In Emlichheim wird diese anspruchsvolle Fördertechnik von Wintershall bereitsseit 30 Jahren erfolgreich angewendet.

14/15

Page 15: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

Die technischen Voraussetzungen wurden 1980 durch den Bau der Dampf-flutanlage geschaffen. Im Mai 1981 begann das erste Dampfflutprojekt. Der zeitwird das bislang zehnte Dampfflutprojekt im Erdölfeld Emlichheim umgesetzt.Als erstes Unternehmen in Deutschland kombiniert Wintershall bereits seit 1999die Dampffluttechnik mit dem ebenfalls produktionssteigernden Ver fah ren derHorizontalbohrtechnik. Beim horizontalen Bohren lassen sich Ziele in einer unter -irdischen Lagerstätte erreichen, die von der Oberflächenposition des Bohrturmesmehrere Kilometer weit entfernt liegen.

Page 16: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

Im Laufe der Jahre konnte mit immer neuen Techniken etwa alle sechs Jahre eine weitereMillion Tonnen Erdöl im Erdölfeld Emlichheim gefördert werden:

FÖRDERVERLAUF

Datum Förderung Öl

11. Februar 1955 1.000.000 Tonnen

08. April 1962 2.000.000 Tonnen

10. November 1968 3.000.000 Tonnen

09. Juni 1974 4.000.000 Tonnen

22. Januar 1980 5.000.000 Tonnen

29. Juli 1986 6.000.000 Tonnen

28. Januar 1993 7.000.000 Tonnen

25. Mai 1999 8.000.000 Tonnen

28. Oktober 2005 9.000.000 Tonnen

31. Dezember 2010 9.728.760 Tonnen

16/17

Page 17: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

DIE FÖRDERUNG GEHT WEITERAufgrund der schwierigen geologischen Rahmenbedingungen sind die deut-schen Erdöl- und Erdgasfelder nicht leicht zu erschließen. Gegenüber Standortenim Ausland ist die hiesige Produktion technologisch anspruchsvoller und oft nurmit erheblichem Mehraufwand und Spezialtechniken möglich. Das Wissen, dasWintershall bei der Exploration und Produktion in Deutschland gewinnt, steigertihre technische Kompetenz kontinuierlich und fließt auch in internationale Pro-jekte mit ein. Das Unternehmen wird dadurch zu einem begehrten Partner fürandere Unternehmen aus der E&P-Branche (Exploration & Produktion).

Innovative Techniken gewinnen bei der Förderung von Erdöl und Erdgas mehrund mehr an Bedeutung. Anstatt wie im Weltdurchschnitt die Ölfelder nur zu rundeinem Drittel auszufördern, kann der sogenannte Entölungsgrad einer Lager-stätte mithilfe der Dampffluttechnik auf bis zu 50 Prozent gesteigert werden.

Für Emlichheim heißt das: Wintershall hält das Fördervolumen seit mehr als 25 Jahren kontinuierlich auf einem Niveau von 140.000 Tonnen Erdöl pro Jahr.Das reicht, um rund 42.000 Häuser ein Jahr lang zu beheizen. Auf Grundlageheutiger Berechnungen wird die Lagerstätte auch in den nächsten 20 bis 25Jahren einen wichtigen Beitrag zur Versorgung Deutschlands mit Erdöl leisten.

Page 18: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim
Page 19: Geschichte der Erdölgewinnung in Emlichheim

Wintershall Holding GmbHFriedrich-Ebert-Straße 16034119 Kassel, DeutschlandTel.: + 49 561 301-0Fax: + 49 561 [email protected]