Geschichte des Maurer Schlössls

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Die Geschichte des Maurer-Schlössls geht einher mit der Geschichte der Orte Mauer, Kalksburg und Speising. W ahrhaftig, uralt ist Mauers Geschichte, wie uns die Lokalchronik bezeugt. Funde von Gegenständen keltischen Ursprungs in den Steinbrüchen am östlichen Ausgang des Ortes nennen uns die Kelten als älteste Bevölkerung dieser Gegend. Deutlichere Spuren hinterließen die späteren Herren des Landes, die Römer: Man fand nämlich hier römische Münzen mit dem Bild Kaiser Trajans (gest. 117 n. Chr. G.), ferner die Spuren einer römischen Wasserleitung, die ungefähr parallel mit der heutigen Hochquellenwasserleitung verlief, und schließlich die Überreste der Grundmauer eines römischen Kastells, nach denen vermutlich der Ort später seinen Namen bekam. Wäh- rend der langen Jahrhunderte der Völkerwanderung und der Zeit der Hunnen-, Awaren- und Magyareneinfälle breitete sich ein bis heute unenthülltes Dunkel über die Geschichte unseres Landes und daher dringt auch keine Kunde über Mauers Geschichte in dieser Zeit zu uns. Die ältesten verlässlichen Geschichtsquellen gehen in die Babenber- ger Zeit zurück. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Mauer und der Benennung „Gereut“ fällt ins 12.Jahrhundert. Aber die Baben- berger hatten wahrscheinlich schon früher hier ein Jagdschloss, die sogenannte „Engelsburg“, das später als Kaserne diente, und eine Kapelle erbaut. In einem im Wiener Stadtarchiv aufbewahrten Per- gament heißt es: „Otto von Neuburg, pater fundatorum, fundavit capellam in Gereith, nunc in Mauer appellatam et castrum hidem aus: „DER BLICK“ in die Vergangenheit von Mauer 1./2. 1991/92 und 2./3. 1992/93 Ansicht der Engelsburg (später Kaserne) vor 1683 Bild: Karl Abrahamczik, aus: „DER BLICK“ in die Vergangenheit von Mauer 4./2. 1994/95 Auszug aus einem kulturgeschichtlichen Rückblick anläßlich der Erhebung der Ortsgemeinde Mauer zum Markte von J.K. Resch. (Aus der Zeitung „Volksfreund“ vom 30. Juli 1927) ejus fecit.“ Diese Aufzeichnung dürfte ins 13.Jahrhundert fallen. Seit 1361 erschien im Besitz der Herrschaft Mauer, welcher Namen sich erst im 15.Jahrhundert festsetzte, die Herren von Eckartsau. Nach dem Aussterben dieses Geschlechtes verschrieb Kaiser Ferdinand I. die Herrschaft Mauer dem Otto von Fitzka, Oberst und Komman- dant von Pest, als Belohnung für seine im Türkenkrieg geleisteten

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Überblick über die Geschichte des Maurer-Schlössels

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Die Geschichte des Maurer-Schlössls geht einher mit der Geschichte der Orte Mauer, Kalksburg und Speising.

Wahrhaftig, uralt ist Mauers Geschichte, wie uns die Lokalchronik bezeugt.

Funde von Gegenständen keltischen Ursprungs in den Steinbrüchen am östlichen Ausgang des Ortes nennen uns die Kelten als älteste Bevölkerung dieser Gegend. Deutlichere Spuren hinterließen die späteren Herren des Landes, die Römer: Man fand nämlich hier römische Münzen mit dem Bild Kaiser Trajans (gest. 117 n. Chr. G.), ferner die Spuren einer römischen Wasserleitung, die ungefähr parallel mit der heutigen Hochquellenwasserleitung verlief, und schließlich die Überreste der Grundmauer eines römischen Kastells, nach denen vermutlich der Ort später seinen Namen bekam. Wäh-rend der langen Jahrhunderte der Völkerwanderung und der Zeit der Hunnen-, Awaren- und Magyareneinfälle breitete sich ein bis heute unenthülltes Dunkel über die Geschichte unseres Landes und daher dringt auch keine Kunde über Mauers Geschichte in dieser Zeit zu uns.

Die ältesten verlässlichen Geschichtsquellen gehen in die Babenber-ger Zeit zurück. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Mauer und der Benennung „Gereut“ fällt ins 12.Jahrhundert. Aber die Baben-berger hatten wahrscheinlich schon früher hier ein Jagdschloss, die sogenannte „Engelsburg“, das später als Kaserne diente, und eine Kapelle erbaut. In einem im Wiener Stadtarchiv aufbewahrten Per-gament heißt es: „Otto von Neuburg, pater fundatorum, fundavit capellam in Gereith, nunc in Mauer appellatam et castrum hidem

aus: „DER BLICK“ in die Vergangenheit von Mauer 1./2. 1991/92 und 2./3. 1992/93

Ansicht der Engelsburg (später Kaserne) vor 1683Bild: Karl Abrahamczik, aus: „DER BLICK“ in die Vergangenheit von Mauer 4./2. 1994/95

Auszug aus einem kulturgeschichtlichen Rückblick anläßlich der Erhebung der Ortsgemeinde Mauer zum Markte von J.K. Resch. (Aus der Zeitung „Volksfreund“ vom 30. Juli 1927)

ejus fecit.“ Diese Aufzeichnung dürfte ins 13.Jahrhundert fallen. Seit 1361 erschien im Besitz der Herrschaft Mauer, welcher Namen sich erst im 15.Jahrhundert festsetzte, die Herren von Eckartsau. Nach dem Aussterben dieses Geschlechtes verschrieb Kaiser Ferdinand I. die Herrschaft Mauer dem Otto von Fitzka, Oberst und Komman-dant von Pest, als Belohnung für seine im Türkenkrieg geleisteten

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Luftbildaufnahme von Mauer Richtung Speising vom 18.10.1938 (Archiv K. Buberl)

aus: „DER BLICK“ in die Vergangenheit von Mauer 3./1. 1993/94

Dienste pfand- und pflegeweise auf Lebenszeit. Durch Ablösung des Pfandschillings ging die Herrschaft von Hand zu Hand, bis eine Gräfin Tribulz, die den Besitz käuflich erworben hatte, anno 1609 mit kaiserlicher Bewilligung „Castrum Mauer et villam Spei-zing“ dem Jesuitenkolleg in Wien gegen eine jährliche Leibrente schenkte. Der Orden behielt den Besitz bis zu seiner Auflösung im Jahre 1774, dann fiel Mauer an die Staatsgüteradministration und durch Kauf zuerst an die Familie des Hofjuweliers Mack, dann an die Wittgenstein und deren Erben, bis es 1850 eine selbstständige Ortsgemeinde wurde.

Über die äußeren Schicksale des Ortes fließen die Quellen sehr spär-lich. 1483 mussten Mauers Bewohner dem Ungarnkönig Mathias Corvinus bei den zur Belagerung Wiens erforderlichen Schanzar-beiten Robot leisten, 1529 wurde der Ort von den Türken vewüstet. 1679 wütete hier die Pest, 1683 wurde Mauer ebenfalls hart mit-genommen. Als die beständige Kriegsgefahr endlich vorüber war, blühte Mauer unter der Herrschaft der Jesuiten und des rührigen Besitzers Mack bedeutend auf und, obwohl es 1809 von den Franzo-sen abermals hart bedrängt wurde, wurde es immer mehr das, was es heute ist, ein beliebter und reizvoller Sommeraufenthaltsort.

Heute liegt Mauers größte Bedeutung im Fremdenverkehr, hier ist ja einer der wichtigsten Ausgangspunkte für die schönsten Wiener-wald-Wanderungen, und im Weinbau. Auf dem Kroißberg sollen die besten Trauben gedeihen und die vielen Heurigenschenken legen dafür Zeugnis ab, dass hier nicht nur für die wanderlustige Jugend ein Ausflugsparadies, sondern auch für behäbige Spießbürger ein Weinbeisser-Eldorado besteht.

Von Kunstwerken Mauers sei einer Pietà-Gruppe aus Sandstein Erwähnung getan, die in einer Nische der St. Erhards-Pfarrkirche in der Hauptstraße steht und von der man sagt, dass sie ein Werk des

Maurer Hauptplatz 1911 (Foto: Karl Abrahamczik) aus: „DER BLICK“ in die Vergangenheit von Mauer 5./1. 1995/96

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Die Geschichte des Maurer-Schlössls wurde durch die Herrschaft von Mack geprägt.Bevor hier auf die einzelnen Besitzer eingegangen wird, ein kurzer kronologischer Überblick.

1907Durch Kauf an Malvine Krassny, welche 1911 als „Edle Krassny von Krassien” in den Adelstand erhoben wurde.

1922Auf Verfügung der Edlen Krassny von Krassien Übertragung von je 1/10 auf Mary Cahn-Speyer und Rosa Krassny-Krassien.

1934Aufteilung der übrigen 8/10 zu je 1/3 auf Mary Cahn-Speyer, Rosa Krassny-Krassien (vereh. Ritter von Zahony) und Franz Krassny-Krassien

1937Kauf des Gebäudes durch die Marktgemeinde Mauer. Verwendung des Gebäudes als Volksschule.

1941Einverleibung des ehemaligen Herrschaftssitzes in den Besitz der Stadt Wien durch Eingemeindung des Markt Mauer.

1937bis Jänner 1963 öffentliche Volks- und Hauptschule.

1963bis Juni 1968 leerstehend und zunehmendem Verfall preisge-geben.

1968wird das Maurer Schlössel von der Stadt Wien an den Rudolf Stei-ner-Schulverein vermietet.

Ca. 1620-1640von den Jesuiten errichtet, und im Besitz bis zu derer Aufhebung.

1791Durch Kauf erworben von Franz Caspar Ritter von Mack, k.k. gehei-mer Hof- und Kammerjuwelier, Besitzer der Herrschaften Mauer und Kalksburg. Durch diesen Um- und Ausbau des Gebäudes, welche Form bis auf den heutigen Tag erhalten ist.

1807Durch Erbschaft an Valentin Franz Ritter v. Mack, der sich ver-pflichtete, das Gebäude in seinem bestehenden Zustande zu erhalten.

1809Anbau eines vierflügeligen Meierhofes.

1838Durch Erbschaft an Valentin Maximilian von Mack, der aber im Jahre

1849den Konkurs anmeldete.

1857gelangte der herrschaftliche Besitz durch Kauf an Nikolaus und Anna Winkelmann.

Um 1890kaufte Therese Freiin von Liebig („L” im Stiegengeländer der Haupt-stiege) den Besitz.

Motiv aus dem Krassny-Park, 1937

Malvine, Edle Krassny v. Krassien

Bild zur Verfügung gestellt durch Peter Cahn-Speyer (London).Recht herzlichen Dank!

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Franz Edler von Mackgeheimer Hof- und Kammerjuwelier der Kaiserin Maria Theresia1901 feierte die Gemeinde Kalksburg den 100jährigen Gedenktag ihrer Kirchenerbauung. Der Kirchenstifter, Franz Edler von Mack, wurde vom Heimatkundeforscher D.S. Mayer von Rosenau 1904 gewürdigt. Die folgenden Textpasagen stammen aus der damals erschienen Denkschrift.

Franz Mack wurde am 1. Jänner 1730 in Wien geboren, sein Vater, Johann Georg Meckh(sic!) war ein k.k. Tafeldecker. Franz erwarb

sich durch rastlosen Fleiß und seine unbedingte Redlichkeit, wie auch durch glückliche Zufälle das besondere Vertrauen der Kaiserin Maria Theresia.

Als Gefährte auf den meisten Reisen Kaiser Josefs hatte er die Welt kennengelernt und wurde 1791 unter Kaiser Leopold in den Adels-stand erhoben. Auch als Ritter blieb er anspruchslos und liebte stets, sich seinen Untertanen als schlichter Landmann zu zeigen.

1790 kaufte er, das nach der Aufhebung (1773) des Jesuitenordens frei gewordene Landgut in Kalksburg, 1791 den ebenfalls von diesen stammenden Besitz in Mauer, darunter auch das Maurer Schlössl. In den Jahren bis zu seinem Tode ließ er Wege anlegen, Kirchen errichten und tat sich als gerechter und gütiger Wohltäter hervor.

Wenn je Tugenden der Väter auf Enkel und Urenkel sich vererbten, so ist dies bei den Nachkommen Franz Macks der Fall.

Aus seiner ersten Ehe mit Helena Claudia, der Tochter des nieder-ländischen Hofkanzlei-Türhüters Konka, hinterließ Franz von Mack drei Söhne: Valentin, Franz und Johann Bapt. Letzterer im Jahre 1769 geboren, wurde im jugendlichen Alter von 20 Jahren schon Haupt-mann, beteiligte sich als solcher im damaligen Feldzuge Österreichs und Russlands gegen die Türken, wie auch später in den Kämpfen der österreichischen Niederlande gegen die Franzosen und starb im Jahre 1851 als Rittmeister der deutschen Garde ohne Nachkommenschaft.

Franz Edler von Mack, geheimer Hofjuwelier der Kaiserin Maria Theresia;

bevorzugt in der Kleidung eines Landmannes. Grundherr von Mauer und Kalksburg. (1.1.1730-8.2.1807)

aus: „DER BLICK“ in die Vergangenheit von Mauer 4./2. 1994/95

Franz Seraph. von Mack, als der drittgeborene Sohn, übernahm nach dem Tode seines Vaters das Hofjuweliergeschäft am Graben in Wien und betrieb dasselbe bis zu seinem im Jahre 1848 erfolgten Tode, also durch mehr als 40 Jahre. Von den zehn der ersten Ehe mit seiner Gemahlin Antonia, einer Tochter des Regierungsrates Josef Weiß, angehörigen Kinder, überlebte keines den Vater.

Während nun Franz Mack junior dem Juweliergeschäfte oblag, übernahm sein älterer Bruder, der Hofkammerfourier Valentin Franz von Mack, die Güter seines Vaters und wurde Herrschaftsbesitzer von Kalksburg und Mauer und von 1832 auch über Liesing.

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Valentin Franz von Mackerwarb er sich um das Aufblühen der genannten Gemeinden nicht minder große Verdienste wie sein verstorbener Vater. Hatte es dieser mehr auf die Hebung des Ortes als Pfarrgemeinde abgesehen, so rich-tete Valentin von Mack sein Augenmerk wieder auf die Schaffung und Erhaltung von Kommunikationswegen innerhalb seines ihm untertä-nigen Gebietes, wie ein am 15.September 1829 vom Kreishauptmann Waldstätten an Valentin von Mack gerichtetes Anerkennungsschreiben heute noch bezeugt:

„Das Kreisamt hat sich die angenehme Überzeugung verschafft, dass die Straße zwischen Speising über Mauer nach Kalksburg auf eine sehr zweckmäßige und solide Art bereits bis auf eine unbedeutende Stre-cke hergestellt worden ist. Da diese äußerst kostspielige Arbeit, durch welche ein sehr rücksichtswürdiger Kommunikationsweg von beinahe 2000 Kurr.-Klaftern auf eine Art hergestellt wurde, wie sie den zur Erhal-tung der Landwege pflichtigen Gemeinden nie hätte zugemutet werden können, beinahe ganz auf eigene Kosten der Herrschaft bewerkstelligt wurde, so rechnet es sich das Kreisamt zur angenehmen Pflicht, Euer Wohlgeboren, als den Besitzer dieser Herrschaft, sein Wohlgefallen und seinen Dank für dieses gemeinnützige, eines Herrschaftsbesitzers würdige Unternehmen zu erkennen zu geben.”Valentins gewählte Lebensgefährtin hieß Juliana und war die eheliche Tochter des Valentin Edlen von Lebmacher, Doktor der Arzneikunde und Professor der Geburtshilfe an der hiesigen Universtät. Aus dieser Ehe entsprossen sieben Kinder.

Valentin Franz von Mack, Hofkammerfourier, k.k. Truchseß (1764-1838) Kopie der Originalgrafik, Bezirksmuseum Liesing

Perspektivkarte von Franz Xaver Schweickhardt (1794-1858) aus „Wien im Bild historischer Karten“, Böhlau 1983

aus: „DER BLICK“ in die Vergangenheit von Mauer 2./4. 1992/93

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gezwungen, seine segensreiche Tätigkeit aufzugeben und von Mauer für immer zu scheiden.

Mack, starb am 11. April 1887 in Wien als pensionierter Finanzrat und Truchsess im hohen Alter von 93 Jahren.Aus der Todesanzeige:Valentin Reichsritter von Mack, welcher am Montag, den 11. April 1887 um 3 Uhr nachmittags nach kurzem Leiden und Empfang der heil. Ster-besakramente im 93. Lebensjahre selig in dem Herrn entschlafen ist. Die irdische Hülle des Verblichenen wird Mittwoch, den 13. April um 3 Uhr nachmittags (...) eingesegnet und in die Familiengruft zu Kalksburg überführt (...)

Valentin Maximilian Julian von MackDes Hofkammerfouriers ältester Sohn wurde auch Valentin getauft. Es ist dies jener Valentin von Mack, mit dessen Tod 1887 die Hauptlinie der Familie Mack im Mannesstamm ausstarb. Sein Name ist besonders innig verknüpft mit dem weiteren Aufblühen der Gemeinde Mauer.Valentin II. war bis zum Jahre 1848 Eigentümer der Herrschaften Mauer, Speising, Liesing, Kalksburg und Schellenhof. Hunderte von Bewohnern jener Ortschaften sprechen noch heute (1904, Anm. d. Redaktion) von der großen Güte ihres Gutsherrn, welchen sie den Schutzengel von Mauer nannten. Sämtliche Straßen und Alleen sowie größere Bauten wurden von Valentin von Mack hergestellt und einer großen Anzahl von armen Bauern spendete er Grundstücke mit dazugehörigen Wohn-häusern.

Speising, das bis 1848 eine vernachlässigte und öde Straße hatte, erhielt in dieser Epoche eine neue mit Pappelbäumen bepflanzte Fahrstraße. Kalksburg, Mauer und Liesing wurden gleichfalls durch neue Straßen miteinander verbunden. Die Anlegung des Weges zum Plateau der Himmelswiese in Kalksburg ist Mack zu verdanken. Und Mauer, das bis dahin einem ärmlichen Dorf glich, wurde von Mack durch vielfältige Gaben besonders bevorzugt.

Dem drückenden Wassermangel, unter welchem die Bewohner von Mauer besonders in trockenen Sommern stets zu leiden hatten, half Valentin von Mack durch die Erbauung einer Wasserleitung ab, welche den zu jener Zeit mehr als um die Hälfte kleineren Ort reichlich mit dem labenden Quell versah. Die Eröffnung fand am 4. Juni 1844 bei glänzen-der Beleuchtung und äußerer Ausstattung des Brunnens in Gegenwart Macks statt.

Diese große Herzensgüte Macks war aber auch die Folge, dass der einst so reich begüterte Mann nach und nach um den größten Teil seines einstigen Vermögens gebracht wurde. Im Jahre 1848 fühlte er sich

Valentin Maximilian Julian von Mack, k.k. Truchseß, nö. Landstand und k.k. Finanzrat (1794-1887) aus: „DER BLICK“ in die Vergangenheit von Mauer 4./4. 1994/95

Korrespondenzkarte für die zahlreichen Sommergäste in Mauer. Im Hintergrund die noch nicht umgebaute Kirche St. Erhard

und eine Dampftramway, deren Baubeginn um 1882 lag. aus: „DER BLICK“ in die Vergangenheit von Mauer 4./4. 1994/95

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Das Maurer Schlössl

Auszug eines Beitrages von Dr. Elisabeth Gergely, erschienen im Jahresheft 91/92.

Gemessen an den Jahrthunderten, die das ehrwürdige Gebäude in seiner wechselvollen Geschichte bereits erlebt hat, erscheinen die 30 Jahre seines Waldorfschuldaseins eine sehr kurze Zeitspanne. Für diejenigen, die die vielfältigen Bauarbeiten – Instandsetzung, Umbau, Erweiterung – und deren Finanzierung 30 Jahre lang durchzuführen hatten, werden diese Arbeiten zu einer unendlichen Geschichte.

Juli 1968Das Schuljahr war für die damals 5-klassige erste österreichische Rudolf Steiner-Schule zu Ende gegangen, ohne dass wir wussten, wo nun diese 5 Klassen im Herbst begrüßt werden können. Durch die Anteil-nahme von Frau Gertrude Sandner – selbst Lehrerin und damalige Kulturstadträtin – an unserer verzweifelten „Herbergs-Suche“ wurde uns das Maurer Schlössel angeboten. Seit 5 Jahren von der darin unter-gebrachten Volksschule verlassen, von Franz Jonas nicht als Bundesprä-sidentenwohnsitz gewählt, war es dem Schicksal aller leer stehenden Schlösser ausgesetzt – dem Verfall sowohl durch natürliche Einflüsse der Witterung, wie auch kräftig verstärkt der Zerstörung durch Menschen-hand. Die geplante Instandsetzung für eine Jugendherberge war mit 7 Mio Schilling veranschlagt. Der Rudolf Steiner-Schulverein besaß als Vermögen 1/2 Mio Schilling – ein Legat des gerade verstorbenen Karl Infeld, jedem Musiker bekannt als Hersteller der Thomastik-Saiten.

Zur Baugeschichte der Rudolf Steiner-Schule im Maurer Schlössl – eine unendliche Geschichte.

Das Schlössl um 1968

… Seit 5 Jahren von der früher darin untergebrachten Volksschule verlassen, von Franz Jonas als Bundes-präsidentenwohnsitz nicht gewählt, war es dem Schicksal aller leer stehenden Schlösser ausgesetzt – dem Verfall sowohl durch natürliche Einflüsse der Witterung, wie auch kräftig verstärkt der Zerstörung durch Menschenhand…

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Der Eindruck, den eine kleine Menschengruppe – auch Frau Wencke-bach gehörte ihr an – von dem Gebäude hatte, war spontan und ein-deutig: Unser neues Schulhaus!

An einen Einzug im Herbst war nicht zu denken, so konnte für den Schulbetrieb 1968/69 ein „Gnadenjahr“ in dem Schulhaus in der Karl Löwegasse erwirkt werden. Für die Lehrer hieß es: nach dem Unterricht zur Bauarbeit und das ein ganzes Jahr lang. Für die Eltern galt das Ent-sprechende. Frau Wenckebach hatte zur Bauführung und Koordination auch noch die Verpflegung der jeweiligen Maurer-, Tischler-, Maler- und Anstreicherpartien übernommen. Eine Feldküche im Ehrenhof – wohl erstmalig in dessen illustrer Geschichte diente er einem solchen Zwecke – sorgte auch an kalten Wintertagen für warme Suppe. So erhielt auch der Magen seine Durchwärmung, die Herzen waren sowieso durch-wärmt von der Arbeit und dem Zukunftsbild, dem sie diente: das lang gesuchte „eigene“ Schulhaus, ausreichend für den Klassenlehrerbereich, für kühne Phantasie erweiterbar bis zum vollen Ausbau einer 12-klas-sigen Schule.

Herbst 1969Die festliche Eröffnung im Herbst 1969 – die Schule hatte das so schön sanierte Haus bereits mit 7 Klassen in Besitz genommen – brachte uns sehr viel Anerkennung für die Bauleistung. Frau Fröhlich-Sandner krönte die Anerkennung durch einen ersten Zuschuss aus dem Altstadterhal-tungsfond, der auch in den weiteren Jahren die jeweiligen Kosten für die Fassaden- und Dachinstandsetzung refundierte.

Die Bauarbeiten der nächsten zwei Jahre konzentrierten sich auf das nach und nach von den Dieststellen der Post und der Straßenreinigung frei werdende Wirtschaftsgebäude (Endresstr. 98).

Das Schlössl nach der Renovierung (um 1974)

…das lang gesuchte „eigene“ Schulhaus, aus-reichend für den Unter- und Mittelstufenbereich, bei kühner Phantasie erweiterbar bis zum vollen Ausbau einer 12-klassigen Schule…

Das Schlössl vom Park gesehen (um 1970).

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1973/74war wieder einem großen Bauunternehmen gewidmet: dem Ausbau des straßenseitigen Dachbodens im Nebengebäude, der mit 2,5 Mio. Schilling doch wieder eine beträchtliche finanzielle Anforderung an den Schulverein und die gesamte Schulgemeinschaft stellte. Als im Oktober 1974 die drei schönen neuen Räume eröffnet wurden, sollte nun eine Ruhepause in der Bautätigkeit eintreten.

Das Schicksal durchkreuzte sehr energisch diesen an sich berechtigten Wunsch der Verantwortlichen und bot uns das gegenüberliegende Haus Nr.113 an. Durch den Tod der Besitzerin zum Verkauf gelangend, musste ganz rasch entschieden werden. Ein eilends einberufener allge-meiner Elternabend erbrachte große Zustimmung für den Ankauf samt finanzieller Ermutigung: 1,5 Mio. Schilling wurden an diesem Abend teilweise als Schenk-, teilweise als Leihgeld zugesagt; so konnte also am 20.12.74 der Kaufvertrag unterschrieben werden und anstelle der „Ruhepause“ setzten sehr intensive Bemühungen um Gelder von der öffentlichen Hand ein, die sowohl beim Bund als auch bei der Stadt Wien erfolgreich waren. Zur Ankaufsumme von 4,5 Mio. Schilling kamen in den nächsten Jahren laufend Kosten der Instandhaltung und Umbauarbeiten hinzu, ebenso wurde an der Gestaltung des Pausen-hofgeländes gearbeitet.

In diesen Jahren beschäftigten sich die „Wagemutigen“ bereits mit den Möglichkeiten, einen die ganze Schulgemeinschaft umfassenden Fest-saal, der auch dem Turnunterricht den entsprechenden Raum geben sollte und einen eigenen Oberstufen- und Werkstatt-Trakt zu schaffen. Jahrelange Bemühungen, verbaubaren Raum auf dem Nachbargrund-stück Endresstr. 96 von der Gemeinde Wien zu erhalten, schlugen fehl, sodass schlussendlich die Entscheidung der Hofüberbauung auf Endresstr. 98 getroffen wurde. Durch den Gewinn von 60m² öffent-licher Parkfläche konnten 3 Klassenräume im Neubau untergebracht werden.

Ausbau Dachboden Endresstr. 98

…Als im Oktober 1974 die drei schönen neuen Räume eröffnet wurden, sollte eine Ruhepause in der Bautätigkeit eintreten…

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1982Dieses, dem Umfang nach größte Bauvorhaben, konnte als ein Höhe-punkt der bisherigen Baugeschichte erlebt werden; eine „Bauhütte“ übernahm während der Sommerferien 1982 die künstlerische Aus-gestaltung des Festsaales, der Türen, der Stiegenläufe und manches andere. 7 Jahre Aufbauarbeit durch Christian Hitsch im Werkunterricht trugen nun ihre Früchte in der Gestaltung der plastischen Metamor-phosenreihe im Festsaal und in den Farblasuren in den einzelnen Räumen.

1986-1988Um die engen Raumverhältnisse in der Handarbeit zu verbessern wurden in zwei Sommerbau-Abschnitten die Dachböden auf Endres-str. 113 ausgebaut und …

Grundsteinlegung, Johanni 1980

… Dieses Bauwerk möchte mit seinen Formen und Farben in das Ehrwürdig-Alte keimhaft Neues einfügen.

Dachbodenausbau Endresstr. 113 (Herbst 1986)

Gartenneugestaltung Endresstr. 113 (Sommer 1983)

Page 11: Geschichte des Maurer Schlössls

„Der Erdengeister voller Sinn Kommt zur Offenbarung

In des Menschen freier Tat, Und die freie Tat

Kann nur Wirkung sein Der selbstlos errungenen Weisheit.“

Rudolf Steiner

1992mit dem Aus- und Umbau des Dachbodens Endresstr. 100 begon-nen. Drei große Mittelstufenklassenräume und ein Informatik-Unter-richtsraum wurden geschaffen. Freiwerdende Räume konnten als zusätzliches Lehrer-Arbeitszimmer und Bibliothek, als Fremdsprach-unterrichtsraum und als Therapieraum Verwendung finden.

Dieser Bauabschnitt war der letzte mögliche größere Ausbau im Maurer Schlössl; er wurde aus einem Teil des Schenkungsgeldes von Frau Wenckebach finanziert und schloss damit die Bauleistungen ab, die durch ihren Großmut möglich wurden. So möge diese doch endliche Geschichte schließen mit dem Dank an Kitty Wenckebach und ihren selbstlosen Einsatz für unsere Schule. Landschaftsbild von Joos de Momper

… entscheidende Finanzhilfe für den Dachbodenausbau Endresstr. 100 …

Dachbodenausbau Endresstr. 100 … Drei große Mittelstufenklassenräume und ein Informatik-Unterrichtsraum wurden geschaffen… (Herbst 1993)

Das Maurer Schlössl mit Nebengebäude (Winter 1999)