Geschichte von Unterstrass150224 - Startseite · Die Geschichte von «unterstrass.edu» als...

3
Seite 1 von 3 Sekretariat:Allgemeine Daten:02. Organisation Entwicklung:2.09 Historisches:Geschichte Unterstrass:Geschichte_von_Unterstrass150224.docx Die Geschichte von «unterstrass.edu» als «Seminar Unterstrass» bzw. «Evangeli- sches Lehrerseminar / Kindergärtnerinnenseminar Zürich» 1869 wird unterstrass.edu gegründet. Der damals herrschende Liberalismus hat zwar Freiheit gebracht, aber keine neuen Werte geschaffen. Der Rechtshistoriker Prof. Friedrich von Wyss (Universität Zürich), Cousin des Dichters C. F. Meyer, Fürsprech Dr. Heinrich Spöndlin und der erste Seminardirektor Heinrich Bachofner wollen angehende Volksschullehrer in einer Schul- und Lebensgemeinschaft mit christlichen Werten vertraut machen. Der erste Jahrgang von sechs Schülern lebt in der Wohnung des Direktors am Kreuzplatz in dessen Familie. Ausbildungsstätten für Lehrer (damals alles Männer) hiessen «Seminarien», also «Pflanzschulen». Ihren Werten entspre- chend nennt sich die neue Institution «Evangelisches Lehrerseminar.» 1870 bezieht die Schule den früheren Gasthof zum «Weissen Kreuz» an der Stampfenbachstrasse in Unterstrass. Der Direktor ist nicht nur Schulleiter; gegenwärtige und ehemalige Schüler wenden sich auch in Lebens-, Liebes- und Ehefragen an ihn als Berater. 1886 setzen die geistigen Väter von Unterstrass ihre Wertvorstellun- gen auch sozialpolitisch um und gründen die heute noch bestehende Epilepsieklinik. 1904 bezieht die Schule das heutige Gebäude im Nürenberggut. Im Parterre die Übungsschule, im ersten Stock die Schul- und im zweiten und dritten Stock die Schlaf- und Wohnräume. Noch immer leben fast alle Schüler (aus den Kantonen Zürich, Schaffhausen, Glarus und Baselland) im Haus. Die Schule umfasst vier Jahrgänge (die Un- tersträssler «Promotionen» werden seit der Gründung fortlaufend nummeriert) mit je einer Klasse. 1922 wird der 25-jährige Theologe Konrad Zeller Direktor. Er entstammt einer Dy- nastie von Schuldirektoren der Anstalt Beuggen bei Rheinfelden. Ihn unterstüt- zen hervorragende Lehrer: Dr. h. c. Hans Jakob Rinderknecht (42. Pr.), später Be- gründer von Boldern, Privatdozent Dr. Leohard Beriger (Uni Zürich) so wie der spätere Professor für Sozialpädagogik Heinrich Tuggener (72. Pr., Universität Zürich). Unterstrass setzt die Ideen der Schulreformbewegung um: Tagesstruk- turen (eine Morgenfeier, der «Tagesan- fang», gemeinsame Mahlzeiten) und Gemeinschaftsanlässe (die Eröffnungsfeier, die «Wochenmitte», der «Wochenschluss», Nachtwan- derungen und von Schülern geleitete Skilager). Es gibt die «eiserne Ration» als Kompetenzraster. Die «Fertigkeitenprüfung» setzt und überprüft Leistungsstandards.

Transcript of Geschichte von Unterstrass150224 - Startseite · Die Geschichte von «unterstrass.edu» als...

Page 1: Geschichte von Unterstrass150224 - Startseite · Die Geschichte von «unterstrass.edu» als «Seminar Unterstrass» bzw. «Evangeli-sches Lehrerseminar / Kindergärtnerinnenseminar

Seite 1 von 3 Sekretariat:Allgemeine Daten:02. Organisation Entwicklung:2.09 Historisches:Geschichte Unterstrass:Geschichte_von_Unterstrass150224.docx

Die Geschichte von «unterstrass.edu» als «Seminar Unterstrass» bzw. «Evangeli-

sches Lehrerseminar / Kindergärtnerinnenseminar Zürich»

1869 wird unterstrass.edu gegründet. Der damals herrschende Liberalismus hat zwar Freiheit gebracht, aber keine neuen Werte geschaffen. Der Rechtshistoriker Prof. Friedrich von Wyss (Universität Zürich), Cousin des Dichters C. F. Meyer, Fürsprech Dr. Heinrich Spöndlin und der erste Seminardirektor Heinrich Bachofner wollen angehende Volksschullehrer in einer Schul- und Lebensgemeinschaft mit christlichen Werten vertraut machen. Der erste Jahrgang von sechs Schülern lebt in der Wohnung des Direktors am Kreuzplatz in dessen Familie. Ausbildungsstätten für Lehrer (damals alles Männer) hiessen «Seminarien», also «Pflanzschulen». Ihren Werten entspre-chend nennt sich die neue Institution «Evangelisches Lehrerseminar.»

1870 bezieht die Schule den früheren Gasthof zum «Weissen Kreuz» an der Stampfenbachstrasse in Unterstrass. Der Direktor ist nicht nur Schulleiter; gegenwärtige und ehemalige Schüler wenden sich auch in Lebens-, Liebes- und Ehefragen an ihn als Berater.

1886 setzen die geistigen Väter von Unterstrass ihre Wertvorstellun-gen auch sozialpolitisch um und gründen die heute noch bestehende Epilepsieklinik.

1904 bezieht die Schule das heutige Gebäude im Nürenberggut. Im Parterre die Übungsschule, im ersten Stock die Schul- und im zweiten und dritten Stock die Schlaf- und Wohnräume. Noch immer leben fast alle Schüler (aus den Kantonen Zürich, Schaffhausen, Glarus und Baselland) im Haus. Die Schule umfasst vier Jahrgänge (die Un-tersträssler «Promotionen» werden seit der Gründung fortlaufend nummeriert) mit je einer Klasse.

1922 wird der 25-jährige Theologe Konrad Zeller Direktor. Er entstammt einer Dy-nastie von Schuldirektoren der Anstalt Beuggen bei Rheinfelden. Ihn unterstüt-zen hervorragende Lehrer: Dr. h. c. Hans Jakob Rinderknecht (42. Pr.), später Be-gründer von Boldern, Privatdozent Dr. Leohard Beriger (Uni Zürich) so wie der spätere Professor für Sozialpädagogik Heinrich Tuggener (72. Pr., Universität Zürich). Unterstrass setzt die Ideen der Schulreformbewegung um: Tagesstruk-turen (eine Morgenfeier, der «Tagesan-fang», gemeinsame Mahlzeiten) und Gemeinschaftsanlässe (die Eröffnungsfeier, die «Wochenmitte», der «Wochenschluss», Nachtwan-derungen und von Schülern geleitete Skilager). Es gibt die «eiserne Ration» als Kompetenzraster. Die «Fertigkeitenprüfung» setzt und überprüft Leistungsstandards.

Page 2: Geschichte von Unterstrass150224 - Startseite · Die Geschichte von «unterstrass.edu» als «Seminar Unterstrass» bzw. «Evangeli-sches Lehrerseminar / Kindergärtnerinnenseminar

Seite 2 von 3 Sekretariat:Allgemeine Daten:02. Organisation Entwicklung:2.09 Historisches:Geschichte Unterstrass:Geschichte_von_Unterstrass150224.docx

1931 führt Unterstrass die ersten Projekt- und Studien-wochen («Konzentrationswochen») durch. 1933 gestaltet der von den Nazi vertriebene Ignaz Gentges, der führende Kopf der katholischen deutschen Laienspielbewegung, die erste Theaterwoche und begründet die Untersträssler Theatertradition.

1934 wird Prof. Max Huber (Präsident des Internationalen Gerichtshofs im Haag und späterer Präsident des Inter-nationalen Komitees vom Roten Kreuz) Mitglied des Vorstands.

1937 tritt die erste Schülerin in die Untersträssler Männergesellschaft ein. David Müller malt die Wandbil-der im Parterre.

1944 wird das vierjährige «Seminar» (fortan «Unterseminar») um ein Jahr (das «Oberseminar») verlän-gert.

1956 wird der spätere Stadtpräsident Dr. Sigmund Widmer (69. Pr.) Mitglied des Vorstands.

1962 übernimmt der Theologe Dr. Werner Kramer (78. Pr.) die Schulleitung. Auch er gewinnt vorzügliche Lehrer, darunter die Professoren Fritz Bachmann (Universität Zürich) und Hans Beck (87. Pr., Uni-versität Neuenburg).

1963 wird zum ersten Mal ein Jahrgang, später jeder zweite Jahrgang doppelt geführt. Schülerinnen und Schüler vertreten verschiedene Bekenntnisse und Religionen, die Schule die christlichen Werte.

1968-70 wird das Schulgebäude erneuert. Die Schulgemeinschaft findet zeitweise Unterkunft in Fiesch im Wallis und erprobt dort neue Formen der Mitbestimmung und Mitverantwortung.

1984 wird Direktor Kramer zum Professor an der Universität Zürich berufen. Mit Hilfe aussenstehender Berater und unter Einbezug aller Beteiligten entwirft der Vorstand in mehreren Schritten neue Statuten und ein neues Leitbild.

1986 werden diese neuen Statuten vom Trägerverein genehmigt

1989 wählt der Verein den Pädagogen Dr. Jürg Schoch zum neuen Direktor und betraut ihn mit der Um-setzung des Leitbilds. Gleichzeitig beginnt die Zusammenarbeit mit der Gesamtschule Unterstrass und ihrem Gründer Prof. Dieter Rüttimann.

1992 werden die Statuten nochmals angepasst.

1994 wird Unterstrass Unesco-Schule.

1995 führt Unterstrass als erstes Zürcher Gymnasium die Fünftagewoche ein.

Page 3: Geschichte von Unterstrass150224 - Startseite · Die Geschichte von «unterstrass.edu» als «Seminar Unterstrass» bzw. «Evangeli-sches Lehrerseminar / Kindergärtnerinnenseminar

Seite 3 von 3 Sekretariat:Allgemeine Daten:02. Organisation Entwicklung:2.09 Historisches:Geschichte Unterstrass:Geschichte_von_Unterstrass150224.docx

1995-96 Bauliche Erneuerung durch den Architekten Martin Markwalder (108. Pr.) Die Schule wird wäh-renddessen in ein Bürogebäude auf dem Escher-Wyss-Areal verlegt.

1996 Fusion mit dem ehemaligen «Evan-gelischen Kindergärtnerinnen-seminar». Beginn der Zusammenarbeit mit dem Lycée cantonal de Porrentruy.

1998 wird die schrittweise Umwandlung des ehemaligen Unterseminars in ein schweizerisch anerkanntes Gymnasium (mit den Schwerpunkten Bildnerisches Gestalten und Musik und etwa 170 Schülerinnen und Schülern) abgeschlos-sen.

2000 eröffnet die Gesamtschule Unterstrass die erste Grundstufe im Kanton Zürich.

2002 erfolgt die schrittweise Umwandlung des bisherigen Primarlehrerseminars und des Kinder-gärtnerinnenseminars in das «Institut Unterstrass an der Pädagogischen Hochschule Zürich» (mit rund 110 Studierenden). Das Institut ist der PHZH als selbständige Einheit angegliedert und damit weiterhin staatlich anerkannt. Es wird wie bisher von der ursprünglichen Trägerschaft geführt und bleibt den Werten der Gründer verpflichtet.

2008 werden die musischen Schwerpunktfächer am Gymnasium durch das im Kanton Zürich sonst nicht geführte Profil «Philosophie/Pädagogik/Psychologie» ergänzt. Im gleichen Schuljahr realisiert Unterstrass das Projekt "ChagALL": „Chancengleichheit durch Arbeit an der Lern-Laufbahn." Es eröffnet Kindern mit Migrationshintergrund den Zugang zum Gymnasium.

2012 wird der Grundstein für einen weiteren Ausbau (Institut Unterstrass) gelegt. Unterstrass bildet ca.180 Studierende am Institut und ebenso ca. 180 junge Menschen am Gymnasium aus. Die mit Unterstrass verbundene Gesamtschule unterrichtet ca. 90 Kinder von der Grundstufe bis zum 9. Schuljahr.

2014 ist das neue Gebäude entlang der Seminarstrasse bezugsbereit. Das Institut Unterstrass erhält für die Lehrerinnenausbildung erstmals eigene Räumlichkeiten. Für die ganze Schule entsteht eine neue Aula und der Raum der Stille.

Hans-Martin Hüppi, 21.8.2007, Ergänzung HMH & SBo 15.6.2013, So 24.2.2015