GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER...

20
Ordentliche Mitglieder: ALLGEM. STRASSENBAU GmbH*, Wien ALPINE BAU GmbH*, Linz AMW Asphalt-Mischwerk GmbH & Co KG, Sulz ASPHALT-BAU Oeynhausen GesmbH, Oeynhausen BHG – Bitumen HandelsgmbH + CoKG, Loosdorf COLAS GesmbH, Gratkorn Deutsche BP AG BP Bitumen, Bochum GLS – Bau und Montage GmbH, Perg GRANIT GesmbH, Graz HABAU Hoch- u. TiefbaugesmbH, Perg HELD & FRANCKE BaugesmbH & CoKG, Linz HILTI & JEHLE GmbH*, Feldkirch HOCHTIEF Construction Austria GmbH & Co KG, Wien HOFMANN KG, Attnang-Puchheim KLÖCHER BaugmbH & CoKG, Klöch KOSTMANN GesmbH, St. Andrä i. Lav. KRENN GesmbH*, Innsbruck LANG & MENHOFER BaugesmbH + CoKG, Eggendorf LEITHÄUSL GmbH, Wien LEYRER & GRAF BaugesmbH, Gmünd LIESEN Prod.- u. HandelgesmbH, Lannach MANDLBAUER BaugmbH, Bad Gleichenberg MAX STREICHER GmbH & Co KG, Zweigniederlassung Österreich, Wels MIGU ASPHALT BaugesmbH, Lustenau OMV Refining & Marketing GmbH, Wien PlTTEL + BRAUSEWETTER GmbH, Wien POSSEHL SpezialbaugesmbH, Griffen PRONTO OlL MineralölhandelsgesmbH, Villach PUSIOL GesmbH, Gloggnitz RÄDLINGER Bauunternehmen GmbH, St. Pölten RIEDER ASPHALT BaugesmbH, Ried i. Zillertal SHELL Oil Deutschland GmbH*, Hamburg SEPP STEHRER GmbH, Wien Bauunternehmen STEINER GesmbH + CoKG, St. Paul STRABAG AG*, Spittal/Drau SWIETELSKY BaugesmbH*, Linz TEERAG ASDAG AG*, Wien TRAUNFELLNER BaugesmbH, Scheibbs VlALIT ASPHALT GesmbH & CoKG, Braunau VILLAS AUSTRIA GesmbH, Fürnitz WURZ Karl GesmbH, Gmünd Außerordentliche Mitglieder: AMMANN Austria GmbH, Neuhaus AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT Salzburg, Salzburg BENNINGHOVEN GesmbH, Pfaffstätten BOMAG Maschinenhandelsgesmbh, Wien BRAUNSTORFER Kies & Beton GesmH, Neudörfl DENSO GmbH & CoKG Dichtungstechnik, Ebergassing DIABASWERK SAALFELDEN GesmbH, Saalfelden DYNAPAC Office Austria, Brunn/Gebirge Firma Friedrich EBNER GmbH, Salzburg HARTSTEINWERK LOJA – Schotter- u. Betonwerk Karl Schwarzl GmbH, Persenbeug HENGL Schotter-Asphalt-Recycling GmbH, Limberg HOLLITZER Baustoffwerke Betriebs GmbH, Bad Deutsch Altenburg HUESKER Synthetik GesmbH, Gescher KIES UNION GesmbH, Langenzersdorf LISAG – Linzer Schlackenaufbereitungs- u. VertriebsgmbH, Linz METSO MINERALS GmbH, Wien NIEVELT LABOR GmbH, Stockerau S & P Handels GesmbH, Eisenstadt TenCate Geosynthetics Austria GmbH, Linz Carl Ungewitter TRINIDAD LAKE ASPHALT GesmbH & CoKG, Bremen UT EXPERT GesmbH, Baden WELSER KIESWERKE Dr. TREUL & Co, Gunskirchen WIESER Verkehrssicherheit GesmbH, Wals-Siezenheim WIRTGEN Österreich GmbH, Steyrermühl ZEPPELIN Österreich GmbH, Fischamend * Gründungsmitglied der GESTRATA GESTRATA JOURNAL Eigentümer, Herausgeber und Verleger: GESTRATA Für den Inhalt verantwortlich: GESTRATA Alle 1040 Wien, Karlsgasse 5, Telefon: 01/504 15 61, Fax: 01/504 15 62 Layout: bcom Marketing, Communication & IT-Solutions GmbH, A-1180 Wien, Thimiggasse 50 Druck: SEYSS Medienhaus, A-1140 Wien, Hütteldorfer Straße 219 Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der GESTRATA und unter Quellenangabe gestattet. www.gestrata.at JOURNAL • CE-Zeichen – (k)ein Qualitätszeichen? • Alterungsbeständigkeit von Straßenbaubitumen • Asphalt – aktuelle Anforderungen und Konsequenzen • Software für WPK, Labor & BEN • Umweltfreundlich & hochwertige Recycling-Baustoffe GESTRATA Das Asphalt-Magazin April 2008, Folge 120 Asphalt verbindet Menschen und Welten

Transcript of GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER...

Page 1: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

Ordentliche Mitglieder:

ALLGEM. STRASSENBAU GmbH*, Wien ALPINE BAU GmbH*, Linz AMW Asphalt-Mischwerk GmbH & Co KG, Sulz ASPHALT-BAU Oeynhausen GesmbH, Oeynhausen BHG – Bitumen HandelsgmbH + CoKG, LoosdorfCOLAS GesmbH, GratkornDeutsche BP AG BP Bitumen, BochumGLS – Bau und Montage GmbH, Perg GRANIT GesmbH, Graz HABAU Hoch- u. TiefbaugesmbH, Perg HELD & FRANCKE BaugesmbH & CoKG, Linz HILTI & JEHLE GmbH*, FeldkirchHOCHTIEF Construction Austria GmbH & Co KG, WienHOFMANN KG, Attnang-Puchheim KLÖCHER BaugmbH & CoKG, Klöch KOSTMANN GesmbH, St. Andrä i. Lav. KRENN GesmbH*, Innsbruck LANG & MENHOFER BaugesmbH + CoKG,EggendorfLEITHÄUSL GmbH, Wien LEYRER & GRAF BaugesmbH, Gmünd LIESEN Prod.- u. HandelgesmbH, Lannach MANDLBAUER BaugmbH, Bad Gleichenberg MAX STREICHER GmbH & Co KG,Zweigniederlassung Österreich, WelsMIGU ASPHALT BaugesmbH, LustenauOMV Refining & Marketing GmbH, Wien PlTTEL + BRAUSEWETTER GmbH, Wien POSSEHL SpezialbaugesmbH, Griffen PRONTO OlL MineralölhandelsgesmbH, VillachPUSIOL GesmbH, Gloggnitz RÄDLINGER Bauunternehmen GmbH, St. PöltenRIEDER ASPHALT BaugesmbH, Ried i. Zillertal SHELL Oil Deutschland GmbH*, HamburgSEPP STEHRER GmbH, WienBauunternehmen STEINER GesmbH + CoKG, St. PaulSTRABAG AG*, Spittal/DrauSWIETELSKY BaugesmbH*, Linz TEERAG ASDAG AG*, Wien TRAUNFELLNER BaugesmbH, Scheibbs VlALIT ASPHALT GesmbH & CoKG, BraunauVILLAS AUSTRIA GesmbH, Fürnitz WURZ Karl GesmbH, Gmünd

Außerordentliche Mitglieder:

AMMANN Austria GmbH, Neuhaus AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT Salzburg, SalzburgBENNINGHOVEN GesmbH, PfaffstättenBOMAG Maschinenhandelsgesmbh, WienBRAUNSTORFER Kies & Beton GesmH, Neudörfl DENSO GmbH & CoKG Dichtungstechnik,Ebergassing DIABASWERK SAALFELDEN GesmbH, SaalfeldenDYNAPAC Office Austria, Brunn/Gebirge Firma Friedrich EBNER GmbH, SalzburgHARTSTEINWERK LOJA – Schotter- u. BetonwerkKarl Schwarzl GmbH, PersenbeugHENGL Schotter-Asphalt-Recycling GmbH,Limberg HOLLITZER Baustoffwerke Betriebs GmbH, Bad Deutsch Altenburg HUESKER Synthetik GesmbH, GescherKIES UNION GesmbH, LangenzersdorfLISAG – Linzer Schlackenaufbereitungs- u. VertriebsgmbH, Linz METSO MINERALS GmbH, Wien NIEVELT LABOR GmbH, Stockerau S & P Handels GesmbH, Eisenstadt TenCate Geosynthetics Austria GmbH, LinzCarl Ungewitter TRINIDAD LAKE ASPHALTGesmbH & CoKG, Bremen UT EXPERT GesmbH, Baden WELSER KIESWERKE Dr. TREUL & Co, Gunskirchen WIESER Verkehrssicherheit GesmbH, Wals-SiezenheimWIRTGEN Österreich GmbH, Steyrermühl ZEPPELIN Österreich GmbH, Fischamend

* Gründungsmitglied der GESTRATA

GESTRATA JOURNALEigentümer, Herausgeber und Verleger: GESTRATAFür den Inhalt verantwortlich: GESTRATAAlle 1040 Wien, Karlsgasse 5,Telefon: 01/504 15 61, Fax: 01/504 15 62Layout: bcom Marketing, Communication & IT-SolutionsGmbH, A-1180 Wien, Thimiggasse 50Druck: SEYSS Medienhaus, A-1140 Wien, Hütteldorfer Straße 219Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der GESTRATA und unter Quellenangabe gestattet. w

ww

.ge

stra

ta.a

t

JOURNAL

• CE-Zeichen – (k)ein Qualitätszeichen?• Alterungsbeständigkeit von Straßenbaubitumen• Asphalt – aktuelle Anforderungen und Konsequenzen• Software für WPK, Labor & BEN• Umweltfreundlich & hochwertige Recycling-Baustoffe

GESTRATA

Das Asphalt-Magazin April 2008, Folge 120

Asphalt verbindet Menschen und Welten

Page 2: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

GESTRATA Bauseminar 2008 04 – 05

CE-Zeichen – (k)ein Qualitätszeichen? 07 – 10

Alterungsbeständigkeit von Straßenbaubitumen 12 – 26

ASPHALT – aktuelle Anforderungen und Konsequenzen 28 – 33

Software für WPK, Labor & BEN im Verbund mit Fahrzeugwaage und Angebot 35

Der neue Stand der Technik: Umweltfreundlichund technisch hochwertige Recycling-Baustoffe 36 – 37

Inhalt

Page 3: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

Dr. Luise WEITHALER

Zum Jahresbeginn begibt sich die GESTRATA aufInformationsreise durch Österreich. Der Wegführt traditionell von Vorarlberg, Tirol, Salzburgüber Oberösterreich, Niederösterreich, Wienund Burgenland in die Steiermark und nachKärnten. In allen Bundesländern sind die Termine desBauseminars Treffpunkt der Asphaltbranche, die gerne wahrgenommen werden.

GESTRATA-Vorstand Dipl. HTL-Ing. Werner Holzfeind,verwies in seinen Begrüßungsworten in Salzburg aufdie lange Tradition des Bauseminars und bedanktesich bei den Teilnehmern für das große Interesse, dasman jedes Jahr verzeichnen könne. So durfte mansich 2007 über 2.500 Seminarteilnehmer freuen.Dabei habe sich gezeigt, dass die gewählten Themenfür Vertreter aus allen Bereichen der Asphaltbranchewie Techniker, Baustellenleiter, Filialleiter, Kollegenaus der Forschung, also sowohl für die Auftrag-geber- als auch die Auftragnehmerseite interessantwaren.

Asphalt bestehe aus zwei Hauptkomponenten, soDipl.-HTL-Ing. Holzfeind, zu 95 % aus Gestein undzu 5 % aus Bitumen. Für die Gesteinskörnungenwürden die notwendigen Anforderungen an dasMaterial durch die entsprechenden RVS bzw. die CE-Kennzeichnung definiert. Umfangreiche Prüfver-fahren stellten sicher, dass die Produkteigenschaftenauch im geforderten Ausmaß zur Verfügung stehen.

Für die Unternehmen, die Asphalt erzeugen und ein-bauen, sei es aber auch wichtig, dass der Qualitäts-anspruch an das Gestein in den Ausschreibungengenau definiert werde und die geforderten Werte sorealistisch sind, dass die jeweiligen Gesteinskörnun-gen möglichst bei örtlichen Erzeugungsbetriebenbezogen werden können. Nur auf diese Weise sei esmöglich, Transportwege kurz zu halten und Öko-nomie sowie Ökologie in Einklang zu bringen.

Beim Bitumen habe man in den letzten Jahren dieErfahrung gemacht, dass der Preis stetig steige. Sohabe man 2006 noch 200 Euro je Tonne bezahlt,2007 schon 280 Euro und 2008 sei mit einem Preisvon rund 350 Euro je Tonne zu rechnen. Im Vergleichmit dem Bitumenpreis, wäre die Qualität von Bitu-men aber nicht in gleichem Maß gestiegen. Vielfachlasse diese heute zu wünschen übrig, Probleme etwaim Bereich der Alterungsbeständigkeit wären dieFolge. Gerade im Hinblick auf die hohen Preise unddie neue CE-Kennzeichnung für Asphaltmischgut ab

01. März 2008 sei es deshalb besonders wichtig, von wem Bitumen bezogen werde. So habe z. B. Deutschland die CE-Kennzeichnungum ein Jahr verschoben. Werde Asphalt ohne CE-Kennzeichnung eingebaut, wären Probleme vorgezeichnet.

Als besonderen Pluspunkt von Asphalt hob Dipl.-HTL-Ing. Werner Holzfeind seine 100%igeWiederverwertbarkeit hervor. Leider werdeRecyclingasphalt in Österreich zurzeit aber nur füruntergeordnete Einsätze herangezogen. Im Hinblickauf einen sinnvollen Umgang mit Ressourcen undden Wert von Recyclingasphalt sei hier die Frage zustellen, wie lange man sich eine solche Vorgangs-weise noch leisten könne.

Motor der Wirtschaft

Die Baubranche werde nicht umsonst als Motor derWirtschaft bezeichnet. Wird viel gebaut, wirke sichdas positiv auf viele andere Branchen aus, so Holz-feind. Eine rege Bautätigkeit auch im Straßenbereichsei daher immens wichtig für den Arbeitsmarkt. Vorder Ostöffnung habe man vielfach gefürchtet, mitArbeitskräften aus dem Ausland überflutet zuwerden. Bei gesuchten Facharbeitern sei gerade dasaber nicht der Fall, sie wären auch in anderen EU-Staaten „Mangelware“. Man müsse deshalb inÖsterreich vermehrt Anstrengungen unternehmen,im eigenen Land auszubilden.

Vor diesem Hintergrund müsse man sich auch dasWeiterbildungsangebot der GESTRATA in Erinnerungrufen. So bemühe man sich seit Jahren, in ganzÖsterreich Kurse zu den unterschiedlichsten Themenanzubieten. Um der Nachfrage gerecht zu werden,werde das Angebot ständig aktualisiert und erwei-tert. Um so mehr sind die Firmen aufgefordertbesonderes Augenmerk auf die Ausbildung undSchulung von Technikern und gewerblichemPersonal im Bereich des Asphaltbaus zu richten um so den gestiegenen Qualitätsanforderungengerecht zu werden.

Das Jahr 2007 habe der GESTRATA außerdem gezeigt,dass die neuen Asphalt RVS noch eine Reihe vonSchwachstellen aufweisen. Man ersuche deshalbUnternehmen, die aussagekräftige Beispiele aus derPraxis zu einem Problembereich haben, mit derGESTRATA Kontakt aufzunehmen. Es sei der GESTRATA ein Anliegen, sich hier fürVerbesserungen einzusetzen.

GESTRATA Bauseminar 2008

54

Dr. Luise WeithalerPresse + PR-Service,5020 Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 3Tel.: +43/(0)662/883 832e-mail: [email protected]

Die Referate

Besonderen Dank sprach Dipl.-HTL-Ing. Werner Holz-feind den Referenten aus, die einen interessantenThemenbogen bieten würden:

• Dipl.-Ing. Dr. Andreas Pfeiler: CE-Zeichen – (k)ein Qualitätszeichen?

• Dipl.-Ing. Dr. Markus Spiegl, Ing. Heinrich Steidl,Ing. Max Weixlbaum: Alterungsbeständigkeit von Straßenbaubitumen

• Dipl.-Ing. Werner Müller: Asphalt – aktuelle Anforderungen undKonsequenzen

• Dr. Werner Roth: Bemessung und Instandsetzung vonFlugverkehrsflächen

• Dipl.-Ing. Elisabeth Hauser: Asphaltkonstruktion für hoch belasteteVerkehrsflächen

• Dipl.-Ing. Gerhard Dohr, Dipl.-Ing. Dr. Enrico Eustacchio: Abdichtungen und Asphalte auf Brücken

• BM Ing. Hans Jörg Danklmaier: Asphalt im Wasserbau

• Theo Grundringer: Straßenbaustellen – einst und jetzt

• Film: Straßenerhaltung in Omsk

Im Anschluss veröffentlichen wir in diesem und dennächsten Heften die Kurzfassungen der gehaltenenReferate.

Page 4: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

76

Dipl.Ing. Dr. Andreas PFEILER

CE-Zeichen – (k)ein Qualitätszeichen?

1 Einleitung

Mit der Einführung der CE-Kennzeichnungspflicht für Gesteinskörnungen für den Straßen- und Flug-platzbau am 01.06.2004, wurden die Anwender derfür den Straßenbau notwendigen Richtlinien undNormen erstmals mit dem CE-Zeichen konfrontiert.Seither ist einige Zeit vergangen, dennoch scheintdas CE-Zeichen sowie das dahinter stehende Systemder Konformität Wenigen bewusst, kommt es dochimmer wieder zu falschen und missverständlichenInterpretationen. Da die CE-Kennzeichnungspflichtfür Asphalt mit 01.03.2008 eingeführt wurde, istnun ein weiteres Produkt für den Straßenbau mitdem CE-Zeichen zu versehen. Die nachfolgendenAusführungen sollen Klarheit zu diesem Themaschaffen und eine Hilfestellung zur Interpretation des CE-Zeichens bieten.

2 Vom Schotter zum CE-Zeichen

In den Anfängen der bundesweiten Reglementierungvon Gesteinskörnungen Ende der 1960er Jahrewurde ausschließlich auf Eignungsprüfungsattestezurückgegriffen. Bevor ein Material einem bestimm-ten Verwendungszweck zugeführt wurde, musste esentsprechend den Vorgaben der Richtlinien und Vor-schriften für den Straßenbau (RVS) geprüft werden.Eventuell ergänzt wurde diese Minimalanforderungum den Nachweis einer güteüberwachten Eigen- undFremdüberwachung, wie dies bei den Mitgliedern imGüteschutzverband der österreichischen Kies-, Splitt-und Schotterwerke (GSV) schon Anfang der 1970erJahre durchgeführt wurde.Die Anforderungen wurden mit der Einführung desÜA-Zeichens verschärft, musste doch zur Erlangungdieses Zeichens eine verpflichtende laufende Eigen-und Fremdüberwachung entsprechend RVS 8.01.11[1993] von einer akkreditierten Prüfstelle durch-geführt werden. Mit dem ÜA-Zeichen wurde dieVerwendbarkeit der geprüften Gesteinskörnung füreinen bestimmten Verwendungszweck von einer„Ermächtigten Stelle“ bestätigt und das ÜA-Zeichenverliehen.Während mit einem ÜA-Zeichen die Verwendbarkeiteines Produktes für einen bestimmten Anwendungs-bereich (z.B. Deckschicht Lastklasse S) von einerdafür unabhängigen, ermächtigten Stelle bestätigtwurde, sagt die CE-Kennzeichnung lediglich aus,dass der Hersteller sein Produkt auf den Marktbringen darf – er darf es also Dritten anbieten. DasSystem der CE-Kennzeichnung sieht ebenfalls eineEigen- und Fremdüberwachung vor. Die Prüfungenim Rahmen der Eigenüberwachung – auch Werksei-gene Produktionskontrolle (WPK) genannt – darf derHersteller bei entsprechend geschultem Personalselbst durchführen. Die WPK wiederum bedarf derZertifizierung durch eine notifizierte Zertifizierungs-stelle (Zertifikat über die Werkseigene Produktions-kontrolle). Die jährliche Fremdüberwachung durch

die notifizierte Stelle – auch Audit genannt – siehtlediglich die Kontrolle der Werkseigenen Produkti-onskontrolle vor, nicht hingegen die Kontrolle derProdukteigenschaften, wie dies beim ÜA-Zeichen der Fall ist. Der maßgebliche Unterschied zum ÜA-Zeichen istallerdings die Tatsache, dass der Hersteller zwar einZertifikat über seine WPK erhält, das CE-Zeichenjedoch selbst anbringt und die zugehörige CE-Kon-formität (Deklaration der Produkteigenschaften)selbst ausstellt. Die Verantwortung für die korrekteDeklaration liegt daher beim Produzenten und nichtwie beim ÜA-Zeichen bei der „Ermächtigten Stelle“.

3 CE-Kennzeichnung

Mit dem Beitritt zur Europäischen Union hat sichÖsterreich verpflichtet auch das europäische Ver-tragswerk zu übernehmen. Die Umsetzung der Bau-produkterichtlinie 89/106 EEC erfolgt im nationalenBauproduktegesetz BGBl. I 55/1997 und denBundes- und Landesvergabegesetzen. Gemäß Bau-produkterichtlinie müssen alle darin angeführtenBauprodukte (Gesteinskörnungen, Asphalt etc.) sechswesentliche Anforderungen erfüllen:

• Mechanische Festigkeit und Standsicherheit• Brandschutz• Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz• Nutzungssicherheit• Schallschutz• Energieeinsparung und Wärmeschutz

Diese wesentlichen Anforderungen sind als überge-ordnete Kriterien festgelegt und dienen als Grund-lage für die Erarbeitung harmonisierter europäischerNormen (hEN) für Bauprodukte auf europäischerEbene durch das Europäische Komitee für NormungCEN. Für Gesteinskörnungen wurden bisher dieAnforderungen an „Mechanische Festigkeit undStandsicherheit“ und „Nutzungssicherheit“ im Har-monisierungsprozess berücksichtigt. Mit der Einar-beitung der Anforderung „Hygiene, Gesundheit undUmweltschutz“ wurde 2006 begonnen. Die Anforde-rungen „Brandschutz“, „Schallschutz“ und „Energie-einsparung und Wärmeschutz“ sind auf das ProduktGesteinskörnung nicht anwendbar.

Hauptziel der Erstellung harmonisierter europäischerNormen ist es, für Produkte die uneingeschränkteNutzung des europäischen Wirtschaftsmarktes zuermöglichen. Um dabei die unterschiedlichen Anfor-derungs-Niveaus in den einzelnen Mitgliedsstaatenzu berücksichtigen, werden im Zuge des Harmoni-sierungsprozesses unterschiedliche Kategorien (z.B.LA20) festgelegt. Die Kategorien sind auf nationalerEbene so festzulegen, dass die örtlichen klimatischenund sonstigen Gegebenheiten sowie gerechtfertigteherkömmliche technische Verfahren der Mitglieds-staaten berücksichtigt werden [EEC, 1989].

Page 5: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

98

Dipl.Ing. Dr. Andreas PFEILER

4 Anforderungen an die Gesteinskörnungen

Mit der Einführung des CE-Kennzeichens für Asphaltper 01.03.2008 erhalten die dafür erforderlichenharmonisierten europäischen Normen der Serie EN 13108 Gültigkeit. Wie jedoch bereits erwähntwurde, ist die Auswahl der Anforderungen undzugehörigen Kategorien aus dem „Europäischen

Angebot“ eine nationale Angelegenheit. Die Anfor-derungen an die Gesteinskörnungen bleiben dahernahezu identisch, erhalten jedoch neue Bezeichnun-gen. Um den Anwendern die Arbeit mit den neuenAsphaltnormen und RVSen zu erleichtern, wurdendie bisherigen Anforderungen an das Gestein gemäßden Lastklassen S, III und V zusammengefasst undGesteinskörnungsklassen gebildet (siehe Tabelle 1).

6 Die Lieferung

Die bisherige RVS 11.03.21 [2004] schrieb neben der Kontrolle der Lieferscheine auch eine sensorischeKontrollprüfung des angelieferten Materials vor.Weitere physikalische oder chemische Prüfungenwurden nicht vorgeschrieben, deren eventuelleAnordnung wurde dem Warenempfänger über-lassen. Die harmonisierte EN 13108-Teil 21 [ON, 2006]betreffend die Werkseigene Produktionskontrolle vonAsphalt sieht in der darin angeführten Tabelle 3 hingegen eine genaue Wareneingangskontrolle vor:

• Die Prüfung spezifischer Gesteinskörnungseigen-schaften ist vor der erstmaligen Freigabe einerBezugsquelle bzw. entsprechend den Prüfinter-vallen der EN 13043 [ON, 2004] durchzuführen.

• Die Kontrolle des Lieferscheins hat bei jederLieferung zu erfolgen

• Eine Organoleptische Überprüfung der Vorrats-lager – ähnlich der bisherigen sensorischenPrüfung – hat täglich zu erfolgen.

• Die Sieblinie der angelieferten Gesteinskörnung-en ist alle 2000 Tonnen zu bestimmen.

• Die Bestimmung der physikalischen Eigenschaft-en der Gesteinskörnung (Kornform, gebrocheneKörner etc.) hat bei der ersten Lieferung auseiner neuen Bezugsquelle, in Zweifelsfällenbeziehungsweise entsprechend dem Qualitäts-plan zu erfolgen.

• Der Feuchtegehalt ist ebenfalls in Intervallen entsprechend dem Qualitätsplan zu bestimmen.

Diese umfassende Eingangkontrolle ist normativ und daher verbindlich anzuwenden. Es ist allerdingserlaubt, dabei auf die Ergebnisse aus der WPK desLieferanten zurückzugreifen.

7 Schlussfolgerungen

Um in Österreich das Produkt Asphalt richtlinienkon-form auf den Markt zu bringen und auch verwendenzu können, bedarf es der Erfüllung einer Reihe vonAnforderungen. Die Anforderungen an das Endpro-dukt sowie die Ausgangsstoffe sind dabei ganz klardurch die europäischen und nationalen Normengeregelt (EN 13043 und ÖNORM B 3130; EN 13108und ON B 3580ff; EN 12591). Erfüllt das EndproduktAsphalt die Anforderungen der Produktnormen (CE-Zeichen), darf der Hersteller dieses Produkt aufden Markt bringen, er darf es also Dritten anbieten.Zu klären ist jedoch die Frage, ob für dieses Produktüberhaupt ein Markt vorhanden ist.

Um diese Frage zu beantworten gibt es in Österreichdie Technischen Vertragsbedingungen genanntRichtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen(RVS 08.97.05 und 08.16.08) der österreichischenForschungsgesellschaft Straße, Schiene und Verkehr(FSV). In diesen nationalen Richtlinien werden jeneAnforderungen festgelegt, die das Produkt Asphalterfüllen muss, um es im Straßenbau verwenden zukönnen.

Dass letztendlich das CE-Zeichen alleine noch keineGarantie auf Verwendung des Produktes ist, zeigendie folgenden Ausführungen. Gemäß der europäi-schen Norm EN 13043 [ON, 2004] wäre die Herstel-lung einer Gesteinskörnung möglich, welche für alleAnforderungen die Kategorie NPD (No PerformanceDetermined) aufweist – sinngemäß bedeutet dies,dass der Hersteller die Eigenschaften nicht geprüfthat. Die Herstellung eines solchen Produktes ist zwarmöglich und das Anbringen eines CE-Zeichens dafürist erlaubt. Der Produzent wird jedoch Schwierig-keiten haben, dieses Produkt im österreichischenStraßenbau unterzubringen. Die Verwendung einesderartigen Produktes zur Herstellung von Asphalt fürden Straßenbau ist in Österreich nicht vorgesehen[RVS 08.97.05 bzw. RVS 08.16.08, FSV 2007]. Die nachfolgende Tabelle 2 soll dies verdeutlichen.

Gesteinskörnungsklassegem. ON B 3580ff Verwendungszeck

G1 Deckschicht Lastklasse S

G2 Deckschicht Lastklasse III

G3 Deckschicht Lastklasse V

G4 Bituminöse Tragschicht Lastklasse S

G5 Bituminöse Tragschicht Lastklasse III

G6 Bituminöse Tragschicht Lastklasse V

G7 Deckschicht im ländlichen WegebauEntspricht der Klasse G4 jedoch C100/0 und zusätzlich PSVangeben

G8 Deckschicht im ländlichen WegebauEntspricht der Klasse G4 jedoch zusätzlich PSVangeben

G9 Deckschicht im ländlichen WegebauEntspricht der Klasse G5 jedoch zusätzlich PSVangeben

Für die ehemaligen Tragdeckschichten im ländlichen Wegebau sind die Klassen G4 – G9 vorgesehen, höherwertigere Gesteinsklassen als erforderlich sind zulässig.

Tabelle 1: Gegenüberstellung der neuen Gesteinkörnungsklassen mit dem Verwendungszweck

5 Die Bestellung

Bei der Herstellung von Asphaltmischgut ist hinkünftigdarauf zu achten, dass auch die Ausgangsmateria-lien die entsprechenden Anforderungen erfüllen. Dasbedeutet, dass vor allem das Gesteinsmaterial miteinem CE-Zeichen versehen ist. Für Bitumen wirdsich die Einführung des CE-Zeichens noch etwas ver-zögern. Um daher sicher zu gehen, dass die ver-wendete Gesteinskörnung auch jedenfalls korrektmit einem CE-Kennzeichen versehen ist, solltennachfolgend angeführte Papiere vom Lieferantenvorab eingeholt werden:

1. Zertifikat über die Werkseigene Produktions-kontrolleAus diesem muss ersichtlich sein, in welchemWerk der Gesteinskörnungshersteller welcheProdukte produziert und mit einem CE-Zeichenversehen darf. Der Verweis auf die entsprechendeEN (z.B.: EN 13043 für Gesteinskörnungen fürAsphalt) sowie die Angabe der CPD-Nummer darfdabei nicht fehlen.

2. CE-Konformitätserklärung (Herstellererklärung, Herstellerdeklaration)Jenes Papier, dass der Hersteller in Eigenverant-wortung erstellt und in dem er für sein Produktdie Produkteigenschaften deklariert. Die Deklaration erfolgt in Form angegebenerKategorien und ist verbindlich. Die CPD-Nummermuss mit jener des Zertifikates über die WPKident sein.

3. PrüfungsattestJene letztgültigen Prüfzeugnisse, die dieGrundlage für die Herstellerdeklaration bilden.

Eine österreichweite Kontrollmöglichkeit, ob dasZertifikat über die WPK bzw. die CE-Konformitäts-erklärungen Gültigkeit haben gibt es leider nicht.Hinweise darauf, lassen sich aber auf eventuell vor-handenen online-Datenbanken der verschiedenenZertifizierungsstellen oder in der jährlich erschein-enden Güteschutzliste des Güteschutzverbandes der österreichischen Kies-, Splitt- und Schotterwerkefinden.

CE konforme SteineMaterialgewinnung im Steinbruch

Page 6: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

Dipl.Ing. Dr. Andreas PFEILER

10 11

Wie der obigen Tabelle zu entnehmen ist, sind beideProdukte gemäß EN 13043 korrekt deklariert unddürfen daher beide mit einem CE-Zeichen versehenwerden.

Das Produkt A ist allerdings lediglich gemäß euro-päischer Norm gebrauchstauglich, jedoch imösterreichischen Straßenbau gemäß RVS nicht ver-wendbar. Produkt B hingegen ist sowohl gemäß europäischerNorm gebrauchstauglich als auch gemäß RVS auchverwendbar.

Das CE-Zeichen ist daher weder ein Qualitätszeichennoch ein Verwendbarkeitszeichen, sondern lediglichein NORM-KONFORMITÄTSzeichen. Durch die ver-pflichtende WPK und die dadurch laufende Produkt-kontrolle kann allerdings unabhängig vom Qualitäts-niveau eine kontinuierliche Produktqualität garantiertwerden.

Das CE-Zeichen ist durch das Bauproduktegesetzund die Bauordnungen der Bundesländer ver-pflichtend anzuwenden. Demgemäß ist die CE-Kennzeichnung von Gesteinskörnungen einebaurechtliche Anforderung und hat daher all-gemeine Gültigkeit für jedes Bauvorhaben,unabhängig vom Auftraggeber und unabhängig vonder baurechtlichen Bewilligungspflicht.Für den Verkehrswegebau bedeutet dies, dasssowohl in ungebundenen als auch in gebundenenSchichten nur CE-gekennzeichnete Gesteinskörnung-en verwendet werden dürfen bzw. nur CE-gekenn-zeichneter Asphalt eingebaut werden darf.

Mit der bis dato fehlenden staatlichen Marktauf-sichtsbehörde, die den Einbau und das „in Verkehrbringen“ ausschließlich CE-gekennzeichneter Ge-steinskörnungen und Asphalte überwachen solltewird allerdings frühestens 2011 zu rechnen sein. Bisdahin ist zu hoffen, dass die gesetzwidrige Verwen-dung nicht CE-gekennzeichneter Gesteinskörnungenund Asphalte durch verstärkte Kontrollen seitens derBauherren unterbunden wird.

Literaturnachweis

EEC – European Economic Community:Council Directive 89/106 on the approximation oflaws, regulations and administrative provisions of theMember States relating to construction products,Brüssel, 1988.

FSV – Forschungsgesellschaft Straße, Schiene undVerkehr; Richtlinien und Vorschriften für dasStraßenwesen

• RVS 8.01.11 – Richtlinien und Vorschriften fürdas Straßenwesen, Technische Vertragsbedin-gungen, Steinmaterial, Gesteinskörnungen fürden Straßenbau, Wien, 1993.

• RVS 08.16.08 – Richtlinien und Vorschriften fürdas Straßenwesen, Technische Vertragsbedin-gungen, Oberbau, Bituminöse Trag-, Deck- undTragdeckschichten im Heißmischverfahren fürden ländlichen Straßenbau, Wien, 2008.

• RVS 08.97.05 – Richtlinien und Vorschriften fürdas Straßenwesen, Technische Vertragsbedin-gungen, Anforderungen an Asphaltmischgut,Wien, 2007.

ON – Österreichisches Normungsinstitut

• ÖNORM B 3130 „Gesteinskörnungen fürAsphalte und Oberflächenbehandlungen fürStraßen, Flugplätze und andere Verkehrsflächen -Regeln zur Umsetzung der EN 13043“, Wien,2006.

• ÖNORM B 3580 Serie: Asphaltmischgut – Misch-gutanforderungen (Regeln zur Umsetzung derÖNORM EN 13108 – Teile 1 bis 8, 20, 21), Wien,2006.

• ÖNORM EN 12591: Bitumen und bitumenhaltigeBindemittel - Anforderungen an Straßenbaubitu-men, Wien, 2000.

• ÖNORM EN 13043: Gesteinskörnungen fürAsphalt und Oberflächenbehandlungen fürStraßen, Flugplätze und andere Verkehrsflächen(konsolidierte Fassung). Wien, 2004.

• ÖNORM EN 13108 Teil 1 – 8, 20, 21:„Asphaltmischgut – Mischgutanforderungen“,Wien, 2006.

Dipl.-Ing. Dr. Andreas Pfeiler Güteschutzverband der österreichischenKies-, Splitt- und SchotterwerkeA-1045 Wien, Wiedner Hauptstraße 63, Postfach 329Tel.: +43 (0)5 90 900-3392Fax: +431 505 62 40www.strassenbaustoffe.at e-Mail: [email protected]

Produkt A Produkt B

LANPD LA20

PSVNPD PSV50

FNPD F1

WA24NPD………usw. WA241………usw.

Tabelle 2: Vergleich zweier CE-gekennzeichneter Produkte

Page 7: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG

Österreich ist ein Bitumenimportland. Beinahe 55% des jährlichen Bedarfs von rund640.000 to Bitumen werden nicht im eigenenLand produziert und müssen somit aus denNachbarländern von Österreich importiertwerden.

Bei den Importprodukten handelt es sich um Indus-trie-, Straßenbau-, polymermodifiziertes Bitumen undBasisbitumen für die Emulsionserzeugung. Alle Pro-dukte entsprechen den europäischen bzw. österrei-chischen Spezifikationen der jeweiligen Norm (z. B.:EN 12591, EN 14023 bzw. ÖNORM B 3613).Aufgrund produktionstechnischer Unterschiede inden diversen Raffinerien und den unterschiedlichenBasisrohölen, die für die Produktion verwendetwerden, gibt es Qualitätsunterschiede im Gebrauchs-verhalten der eingesetzten Bitumensorten.

Ein wichtiges Qualitätsmerkmal, das im Straßenbauimmer mehr an Bedeutung gewinnt, ist die Alterungbzw. die Alterungsbeständigkeit und der Alterungs-verlauf. Bituminöse Baustoffe für den Verkehrswege-bau unterliegen während der Verarbeitung, demTransport, dem Einbau und schließlich während derLiegezeit einem Alterungsprozess. Anhand vonLaborversuchen an Bitumenproben bzw. Asphalt-probekörpern kann nachgewiesen werden, dass sichdie mechanischen und chemischen Eigenschaftenvon bituminösen Baustoffen mit der Zeit verändern.Faktoren wie Bindemitteltyp, Rezeptur des Asphalt-mischguts, Hohlraumgehalt, Verdichtungsgrad sowieLage der eingebauten Schicht beeinflussen dieBindemittel- und in weiterer Folge die Asphaltalte-rung. Durch Verlust der flüchtigen Bestandteile beimErhitzen und durch Oxidation, angeregt durch Hitzeund UV-Licht, verändert sich die chemische Strukturvon Bitumen und die Steifigkeit nimmt zu [Culk, 2006].

Die Steifigkeitszunahme ist grundsätzlich positiv fürden Hochtemperaturbereich, da dadurch die Bildungvon Spurrinnen verhindert bzw. verlangsamt wird.Leider wirkt sie sich im Tieftemperaturbereich –Temperaturen um den Gefrierpunkt und darunter –negativ auf die Gebrauchstauglichkeit aus. Durch dieSteifigkeitszunahme kommt es zu einer vermehrtenVersprödung (Verhärtung des Bindemittels) undsomit zu einer Verschlechterung des Relaxationsve-rhaltens. Diese spielt im Tieftemperaturbereich einewichtige Rolle, um die Bildung von Längs- undQuerrissen in der Deckschichte zu verhindern.Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem Problemder Bitumenalterung und der damit einhergehendenSteifigkeitszunahme und der negativen Auswirkungauf das Tieftemperaturverhalten, auf das nach-folgend noch etwas näher eingegangen wird, aus-einander. Fahrbahnbefestigungen werden mechanisch durchden Straßenverkehr und thermisch durchWitterungseinflüsse beansprucht. Die thermischeBeanspruchung erfolgt durch einen Abkühlprozess

DI Dr. Markus SPIEGL, Ing. Heinrich STEIDL, Ing. Max WEIXLBAUM

Alterungsbeständigkeit von Straßenbaubitumen

ab Temperaturen um den Gefrierpunkt. Aufgrundder Temperaturverringerung versucht der BaustoffAsphalt zu schrumpfen. Dieser Vorgang wird aberwegen der Einspannung in der Straßenbefestigungpraktisch vollständig verhindert. Dadurch werden beitiefen Temperaturen Zugspannungen in die Asphalt-befestigung induziert. Diese thermischen Zugspan-nungen werden auch kryogene Zugspannungengenannt und nehmen in der Regel von der Deck-schicht tiefergehend bis zum Untergrund ab (siehe Abbildung 1, Zeile 2).Neben den Witterungseinflüssen spielt auch imTieftemperaturbereich die mechanogene Belastungeine große Rolle. Aufgrund der zunehmenden Stei-figkeiten der gebundenen Schichten bei sinkenderTemperatur ziehen diese die durch Verkehrsbelastunginduzierten Spannungen stärker an. Diese Spannung-en werden umso größer, je schlechter das Tragverhal-ten des Untergrunds und der ungebundenenSchichten ist – speziell im Frühjahr, wenn der Unter-grund bzw. die ungebundenen Schichten nicht mehrgefroren, sondern mit Wasser gesättigt sind (siehe Abbildung 1, Zeile 1).Treten diese beiden Lastfälle in Kombination auf(siehe Abbildung 1, Zeile 3), kann es zu kritischenSpannungszuständen kommen, die letztlich zurRissbildung führen. Das Maximum der kritischenSpannungen tritt, wie aus der Abbildung ersichtlich,nicht in der Radspur, sondern in einem gewissenAbstand (30 cm bis 90 cm) von der Lasteinleitungs-stelle auf [Spiegl, 2007].

Abbildung 1: Überlagerung von verkehrslastbedingten und kryogenen Spannungen in einer Asphaltbefestigung,Prinzipskizze nach Arand [2000]

Unter Umständen (geringe Relaxationsfähigkeit desBitumens und tiefe Temperaturen) sind keine mecha-nogenen Beanspruchungen (Verkehrslast) notwendig,sondern es können Einzelrisse nur aufgrund der ther-mischen Beanspruchung entstehen. Im Tieftempera-turbereich nimmt das Vermögen des Asphalts immermehr ab, die induzierten Schrumpfdehnungen selbst-ständig abzubauen. Die kryogenen Zugspannungennehmen mit sinkender Temperatur somit immer

weiter zu, bis es zu einem Überschreiten der lokalenZugfestigkeit kommt. Diese Überschreitung äußertsich in der Fahrbahnbefestigung in einer frühzeitigenRissbildung quer zur Fahrbahn (siehe Abbildung 2a).Solche Tieftemperaturrisse sind auch in Österreich in klimatischen Regionen bekannt, in denenminimale Lufttemperaturen bis zu -34 °C undmaximale Abkühlraten von 7,5 °C/h beobachtetwerden [Wistuba, 2002].

Abbildung 2: Tieftemperaturrisse: (a) Querrisse [Deme, 1999] (b) Längsrisse [Spiegl, 2007]

12 13

(a) (b)

Abbildung 3: Schadensbilder BTD 16: (a) Risse(b) Ausmagerungen

(a) (b)

Häufiger treten aber Längsrisse auf (siehe Abbildung2b). Diese entstehen durch Überlagerung von ther-mischen und mechanogenen Belastungen. Sie bildensich in der Regel in einem Abstand von 30 cm bis 90 cm von der Lasteinleitungsstelle oder zwischenden beiden Radlasten einer Achse.

Das Problem der Tieftemperaturrisse wird durch eineschlechte Alterungsbeständigkeit des Bindemittelsnatürlich verstärkt. Die vorliegende Arbeit setzt sichmit diesem Thema eingehend auseinander. Es werden verschiedenste Versuche zur Beurteilungdes Alterungs- und Tieftemperaturverhaltens vonBitumen und Asphalt vorgestellt und im AbschlussEmpfehlungen zur Reduktion des Risikos für ein früh-zeitiges Versagen von Asphaltdeckschichten durchReißen gegeben. Des Weiteren wird auch eineMethode vorgestellt, mit deren Hilfe in Bezug aufAlterungsbeständigkeit qualitativ höherwertigesBitumen von geringerer Qualität unterschiedenwerden kann.

PROJEKTANLASS UND -UMFANG

Projektanlass

Projektanlass war ein Schadensfall an einer bituminö-sen Tragdeckschichte BTD 16 mit einem Straßenbau-bitumen 70/100, die in einer Stärke von 8 cm imSeptember 2004 eingebaut wurde. Die durchgeführ-ten Abnahmeprüfungen hinsichtlich Mischgut- undSchichtqualität erfüllten vollinhaltlich die Anforde-rungen der maßgeblichen RVS bzw. wiesen keinegrenzwertigen Ergebnisse auf. Nach einer Liegedauer von nur einer Winterperiodetraten im Frühjahr 2005 bereits die ersten Schäden –Längs- und Querrisse (siehe Abbildung 3a) – an derDeckschichte auf. Nach einem weiteren Jahr ver-stärkten sich die Schäden, und es traten zusätzlichAusmagerungserscheinungen (siehe Abbildung 3b)auf. Aus diesem Grund erfolgte im August 2006 einegenauere Begutachtung und Untersuchung desSchadensfalls.

Page 8: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

15

Von der Stufe A wird gesprochen, wenn es sich umdas Originalbitumen im ungealterten Zustand handelt.Die Stufe B entspricht der Kurzzeitalterung. Simuliertwird dieser Alterungsprozess mit dem RTFOT gem.ÖNORM EN 12607-1 [2007]. Es werden jeweils 8Gläser mit je 35 g Bitumen befüllt. Diese Gläserwerden dann horizontal in die Halterung eingeführt(siehe Abbildung 5a). Der Versuch dauert 75 Minu-ten und wird bei 163 °C durchgeführt. Währenddieser 75 Minuten drehen sich die Gläser und eswird ständig heiße Luft über eine Lanze in die Gläsereingeblasen. Dieser Prozess soll das Altern währendder Vorgänge Mischen, Transport und Einbausimulieren.Die dritte und letzte Alterungsstufe ist die Stufe C.Hierfür wird das zuvor mit dem RTFOT gealterteBindemittel auf Blechschalen à 50 g verteilt undanschließend in eine Art Druckkessel gegeben. Der Versuch dauert 20 Stunden und wird bei 100 °Cund 21 bar gem. ÖNORM EN 14769 [2006] durch-geführt. Damit soll die Langzeitalterung simuliertwerden (siehe Abbildung 5b).

Als Erstes galt es, die Schadensursache für die Riss-bildung herauszufinden. Bei derartigen Erscheinungs-bildern kann sich grundsätzlich eine Vielzahl anmöglichen Schadensursachen verantwortlichzeichnen, wie zum Beispiel:

• ungenügende Frostsicherheit der ungebundenenTragschichten

• ungenügende Tragfähigkeit des Unterbaues oderder ungebundenen Tragschichten

• ungenügende Dicke des bituminösen Oberbauesbzw. falsche Wahl der Lastklasse für dieBemessung

• steigende Schwerverkehrsbelastung die nicht imausreichenden Ausmaß berücksichtigt wurde

• Verhärtung des Bindemittels in Folge zu starkerbzw. zu schneller Alterung.

Diese Aufzählung erhebt keineswegs den Anspruchauf Vollständigkeit, aber sie führt die wahrschein-lichsten Schadensursachen an.

Im konkreten Fall war nach Selektion der möglichenSchadensursachen schlussendlich das eingesetzteBindemittel für die Mangelhaftigkeit ausschlag-gebend. Das Bindemittel wurde aus Bohrkernen des BTD 16 rückgewonnenen und untersucht. Es hat sich gezeigt, dass sich das Bindemittel extremverhärtet hat. Die Penetration reduzierte sich von einem ursprünglichen Wert im Anlieferungszustandzwischen 70 und 100 [1/10 mm] auf 14 [1/10 mm]. Der Erweichungspunkt mit Ring und Kugel hat sich beinahe verdoppelt, und der Brechpunkt nachFraaß ist von ursprünglich kleiner -10 °C auf +1 °Cangestiegen. All diese Werte (siehe Tabelle 0.1) weisen auf eineextreme Alterung des Ausgangsbindemittel 70/100innerhalb von einer Liegedauer von weniger als zweiJahren hin und können als Erklärung für dieEntstehung der Risse dienen. Der Paraffingehalt von3,3% könnte die Ursache für die beobachtbarenAffinitätsprobleme zwischen Bindemittel und Gesteinim Bereich der Ausmagerungsstellen sein.

DI Dr. Markus SPIEGL, Ing. Heinrich STEIDL, Ing. Max WEIXLBAUM

Merkmal Einheit Grenzwert Ausgangsbitumen aus BTD 16gem. ÖNORM EN 12591 rückgewonnenes 70/100

Penetration [1/10 mm] 70/100 14

Erweichungspunkt RuK [°C] 43-51 87,5

Brechpunkt Fraaß [°C] < -10 +1

Paraffingehalt [M %] < 2,2 3,3

Tabelle 0.1: Vergleich Ausgangsbitumen mit rückgewonnenen Bitumen

Anhand der vorliegenden Daten wie auch desUmstandes, dass immer häufiger ähnlich gelagerteSchadensfälle zu bemerken waren, injiziert die OMVRefining & Marketing GmbH in Zusammenarbeit mitder TPA Gesellschaft für Qualitätssicherung undInnovation GmbH ein österreichweites privat finan-ziertes Forschungsprojekt mit der Fragestellung derAlterungsbeständigkeit an sämtlichen in Österreichzur Verwendung gelangenden Straßenbaubitumen inder Qualität 70/100.Es wurden daraufhin insgesamt 10 MarktmusterStraßenbaubitumen 70/100 der unterschiedlichenRaffinerien jeweils direkt bei der Asphaltmischanlagean der Abschlauchleitung vom Straßentankfahrzeugentnommen.

Grundsätzlich stellt das Straßenbaubitumen in derQualität 70/100 das am häufigsten eingesetzte Binde-mittel dar, welches am österreichischen Straßenbau-markt für ca. 75% der produzierten Trag-, Tragdeck-und Deckschichten verantwortlich zeichnet.

Materialien

Wie schon zuvor erwähnt wurden 10 MarktmusterStraßenbaubitumen 70/100 von unterschiedlichenRaffinerien aus sechs verschiedenen Ländern(Österreich, Tschechische Republik, Deutschland,Ungarn, Italien und Polen) untersucht (siehe Abbil-dung 4), welche alle im Originalzustand den Anfor-derungen der ÖNORM EN 12591 [1999] entsprechen.Alle Muster wurden vom Tankkraftwagen gezogen.Es muss hier an dieser Stelle aber gesagt werden,dass diese Muster bzw. die nachfolgende Untersu-chung nicht als repräsentativ für eine Raffineriegesehen werden können, da es sich nur um einestichprobenartige Untersuchung handelt undmehrere Bemusterungen über einen längerenBeobachtungszeitraum ein anderes Ergebnis liefernkönnten. Nichts desto trotz kann aber anhand dernachfolgenden Ergebnisse die Problematik derunterschiedlichen Bitumenqualitäten im Hinblick aufdie Alterungsbeständigkeit klar aufgezeigt werden.

Abbildung 4: Marktmuster Straßenbaubitumen 70/100 – Importländer und Anzahl der Raffinerien

Abbildung 5:Bitumenalterung: (a) RTFOT(b) PAV

(a) (b)

Laborprüfungen und Versuchsprogramm

Im nachfolgenden Kapitel werden die durchgeführ-ten Laborprüfungen sowohl auf der Bitumen- alsauch auf der Asphaltebene kurz erläutert. DesWeiteren wird auch auf die drei unterschiedlichen,labortechnisch hergestellten Alterungszuständeeingegangen und das durchgeführte Versuchspro-gramm dargestellt.

Bitumen

Auf der Bitumenebene werden empirische, gebrauchs-verhaltensorientierte (GVO) und chemische Unter-suchungen an allen drei Alterungszuständen durch-geführt. Bei den Alterungszuständen wurdeunterschieden zwischen der • Stufe A – original Bitumen, ungealtert• Stufe B – Kurzzeitalterung mit dem RTFOT

(Rolling Thin Film Oven Test) und• Stufe C – Langzeitalterung mit dem PAV

(Pressure Aging Vessel)

14

Page 9: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

Jedes Marktmuster liegt in allen drei Alterungsstufenvor. Zuerst werden mit jedem Bindemittel in jedemAlterungszustand empirische Versuche wie

• Penetration (PEN) [EN 1426, 2007]• Erweichungspunkt Ring und Kugel (ERK)

[EN 1427, 2007]• Brechpunkt nach Fraaß [EN 12593, 2000]• Viskosität bei 135 °C [EN 12595, 2007] und• Haftverhalten durchgeführt.

(Aufgrund der allgemeinen Bekanntheit dieserVersuche wird hier in diesem Artikel nicht näherdarauf eingegangen.)

Mithilfe der Ergebnisse können anschließend Kenn-größen wie Penetrationsindex, Alterungsindex, ver-bleibende Penetration oder Anstieg des Erweichungs-punktes Ring und Kugel errechnet werden. All diese Information und Kenngrößen sind mehroder weniger gut für die Beurteilung der Alterungs-beständigkeit des Bindemittels geeignet.Zusätzlich zu den empirischen Bindemitteltests werdenauch chemische Analysen wie die Gelpermeations-chromatographie (GPC) und Iatroscan-Untersuchun-gen in jedem Alterungszustand durchgeführt.Mithilfe der GPC Analyse kann die Molmassenvertei-lung und in weiterer Folge die Änderung der Vertei-lung durch den labortechnischen Alterungsprozessbestimmt werden. Mithilfe des Iatroscans werdender Asphalten-, der Harz-, der gesättigte Aromaten-

und der Aromatenanteil und seine Änderung durchdie Alterung bestimmt. Auf die genaue Versuchs-durchführung und die Ergebnisse wird hier in diesemArtikel nicht näher eingegangen, da es sich dabeium Prüfmethoden handelt, die apparativ und zeitlichsehr aufwändig und nicht für Routineprüfungengeeignet sind.

Abschließend werden auf der Bindemittelebenenoch gebrauchsverhaltensorientierte Bitumenprüfun-gen für den Tieftemperaturbereich in der Alterungs-stufe C durchgeführt. Es handelt sich dabei um den Bending Beam Rheo-meter Test (BBR) [ÖNORM EN 14771, 2005]. DerBBR-Test ist eine 3-Punktbiegeprüfung an einemBitumenbalken. Der Bitumenbalken wird mittig für240 Sekunden mit einer konstanten Last von 980 mNbelastet (siehe Abbildung 6). Es wird dabei dieVeränderung der Durchbiegung gemessen, anhandderer die Steifigkeit und das Relaxationsvermögenberechnet wird. Zur Beschreibung des Tieftempera-turverhaltens wird der Wert bei 60 Sekunden heran-gezogen. Der Versuch wird bei mindestens zweiTemperaturen durchgeführt. Anhand der Ergebnissekann dann ein sogenannter unterer PerformanceGrad, entspricht einer Grenztemperatur für denEinsatzbereich, aus den beiden Kennwerten Steifig-keit S60 und m-Wert bestimmt werden. Zur Beschreibung wird dann der größere (positivere)Wert herangezogen.

die Bruchtemperatur (TBr) beim Eintritt des Bruchesund eine sogenannte kritische Temperatur (Tkrit) zurCharakterisierung des Spannungsaufbaus (sieheAbbildung 7). Neben den Kenngrößen des Versuchssind in der Abbildung auch die Abkühlkurven für einungealtertes und ein gealtertes Mischgut zu sehen.Aus der Darstellung ist neben der Erhöhung derBruchtemperatur auch die Verschiebung der Kurve inden positiven Bereich sehr gut ersichtlich.

16 17

DI Dr. Markus SPIEGL, Ing. Heinrich STEIDL, Ing. Max WEIXLBAUM

Abbildung 6: Prinzip Bending Beam Rheometer

Asphalt

Auf der Asphaltebene werden vier unterschiedlichegebrauchsverhaltensorientierte Prüfungen für denTieftemperaturbereich durchgeführt, die nach-folgend kurz erläutert werden:

• Abkühlprüfung (TSRST) [ÖNORM B 3590, 2007]:Bei der Abkühlprüfung wird das Abkühlen derStraße und das damit einhergehende Schrumpfenund Anwachsen der temperaturbedingten,

sog. kryogenen Zugspannungen simuliert. Im Labor-versuch wird der Probekörper unter Konstanthaltenseiner Länge kontinuierlich bis zum Bruchversagenabgekühlt. Messgröße ist die mit abnehmenderTemperatur anwachsende Kraft, die eine gleich-bleibende Länge des Probekörpers garantiert. Dieaufgezeichnete Kraft wird auf den Probekörperquer-schnitt bezogen und als kryogene Zugspannungangegeben [Blab et al., 2008]. Als Ergebnis erhältman den Verlauf der kryogenen Zugspannungenüber die Temperatur sowie die Bruchspannung (�Br),

Abbildung 7: Prinzip Abkühlversuch [Spiegl, 2007]

Spannung können der temperatur- und frequenz-abhängige Steifigkeitsmodul des Materials, der s. g.komplexe E-Modul E*, und aus der Zeitverschiebungvon aufgebrachter Kraft und resultierender Dehnungder Phasenverschiebungswinkel δ abgeleitet werden.Diese stellen die wichtigsten Kenngrößen zur Charak-terisierung der temperatur- und frequenzabhängigenvisko-elastischen Materialeigenschaften dar. DiePrüfung erfolgt an einer servohydraulischen Prüfma-schine, an der auch die Zugschwellversuche (sieheAbbildung 8) durchgeführt werden [Blab et al., 2008].

• Ermüdungsprüfung bei Kälte (CTST-CY) [ÖNORM B 3590, 2007]:

In der Ermüdungsprüfung unter Kälteeinwirkungwird die Situation des Abkühlens der Straße beigleichzeitiger Verkehrsbeanspruchung simuliert. Die Beurteilung des Ermüdungsverhaltens erfolgtanhand der Ergebnisse aus der Ermüdungsprüfungunter direkter Zug-Schwell-Beanspruchung. Dabeiwird ein zylindrischer Probekörper bei einer Prüftem-peratur von -15 °C sowie -5 °C (entsprechend demkritischen Abkühlszenario) und einer Prüffrequenzvon 15 Hz sinusförmig auf Zug beansprucht, wobeidie Amplitude der aufgebrachten Kraftschwingungkonstant gehalten wird (Kraftsteuerung) (sieheAbbildung 8). Mit zunehmender Anzahl an Last-wechseln ist eine Zunahme der Verformung desProbekörpers feststellbar. Dies ist auf einen Steifig-keitsabfall infolge von Materialermüdung zurück-zuführen. Ergebnis dieser Prüfung ist der Verlauf derkumulierten Verformungen über die Anzahl an auf-gebrachten Lastwechseln (Ermüdungskurve) [Blab et al., 2008].

• Kältezugprüfung (UTST) [ÖNORM B 3590, 2007]:Bei der Kältezugprüfung wird ein prismatischerProbekörper bei konstanter Prüftemperatur mit kon-stanter Zuggeschwindigkeit (konstante Verformungs-rate 1 mm/min) bis zum Bruch auf Zug beansprucht.Messgröße ist die maximale Bruchkraft, die auf denProbekörperquerschnitt bezogen als Bruchspannungangegeben wird. Jede Kältezugprüfung bei kon-stanter Temperatur liefert somit eine Bruchspannung,die als Punkt im Temperatur-Spannungs-Diagrammdargestellt wird. Aus drei bei konstanter Temperaturerhaltenen Punkten wird der Mittelwert gebildet. DieRegressionskurve über die Versuchsergebnisse ergibtden Verlauf der Zugfestigkeit über die Temperatur.Der Zugfestigkeitsverlauf des geprüften Asphalttypsgibt Auskunft über dessen Materialverhalten imTieftemperaturbereich (Zugfestigkeitskurve). Die Prüfung wird mit der gleichen elektromecha-nischen Prüfmaschine wie der Abkühlversuch durch-geführt (siehe Abbildung 7) [Blab et al., 2008].

• Steifigkeitsprüfung (DTC-CY) [ÖNORM EN 12697-26, 2004]:

Die Beurteilung des Steifigkeitsverhaltens über einenTemperaturbereich von -15 °C bis -5 °C erfolgtanhand der Ergebnisse aus dem direkten Zug-Druck-Wechsellastversuch an zylindrischen Probekörpern.Die Prüfung erfolgt weggesteuert mit konstanterDeformation (ε < 25 µm/m, schadensfreie Beanspru-chung, linear elastisches Materialverhalten). Mess-größe ist die für die Deformation notwendige Kraftbzw. der sinusförmige Kraftverlauf, der auf den Probe-körperquerschnitt bezogen als Verlauf der Spannungangegeben wird. Aus dem Verhältnis Dehnung zu

Page 10: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

18 19

Versuchsprogramm

Die Tabelle 0.2 zeigt das Prüfprogramm für dieBindemitteluntersuchung. Alle Prüfungen bis auf denBBR-Test wurden in allen drei Alterungsstufen durch-geführt. Der BBR-Test wurde nur für die Alterungs-stufe C durchgeführt. Ausgehend von den Binde-mittelergebnissen wurden vier Bitumenmuster für dieweiterführenden Asphaltuntersuchungen ausgewählt.Die Einschränkung auf vier Muster erfolgte, weilsonst der Versuchsaufwand zu groß gewesen wäre.

Die Asphaltprüfungen, dargestellt in Tabelle 0.3,wurden mit ungealtertem Bitumen (Stufe A) und mitgealtertem Bitumen (Stufe C) durchgeführt. Diedafür notwendige RTFOT- und PAV-Bindemittelalte-rung erfolgte im Competence Center Bitumen derOMV Refining & Marketing GmbH. Als Asphaltmisch-gutsorte wurde ein Asphaltbeton AC 11 mit 5,6 M-%Bitumengehalt und ca. 3 Vol% Hohlraumgehaltgewählt. Die Asphaltprüfungen wurden am Institutfür Straßenbau und Straßenerhaltung der Techni-schen Universität Wien durchgeführt.

VERSUCHSERGEBNISSE UND INTERPRETATION

In diesem Kapitel werden die Versuchsergebnisse fürdie Bindemittel- (empirisch und gebrauchsverhaltens-orientiert) und Asphaltuntersuchungen dargestelltund in weiterer Folge diskutiert.

Empirische Bindemittelprüfung

In der Abbildung 9a ist die Auswirkung der labor-technischen Alterung auf die Kennwerte Penetrationund Erweichungspunkt Rind und Kugel dargestellt.Auf der Abszisse ist der ERK und auf der Ordinatedie PEN zu sehen. Die roten Rechtecke stehen für dieGrenzwerte der diversen Straßenbaubitumensorten,die in der EN 12591 [1999] geregelt werden. Alle 10Marktmuster entsprechen im ungealterten Zustand(rote Quadrate im Diagramm) den Spezifikationender Norm.Durch die erste labortechnische Alterung mit demRTFOT (blaue Dreiecke) erfolgen eine Reduktion derPEN und eine Zunahme des ERK. Grundsätzlich wirderwartet, dass es durch den Misch-, Transport- undEinbauvorgang zu einer Veränderung um einePenetrationsklasse kommt. Wie aus der Abbildung 9a ersichtlich, verhärten bzw.versteifen einige Proben deutlich stärker. Nur bei

ca. der Hälfte wurde durch den ersten Alterungsvor-gang aus dem 70/100 ein 50/70.Die PAV-Alterung (Stufe C) bewirkt eine weitereVerhärtung der Proben. Die PEN nimmt weiterhin ab und der ERK zu. Alle 10 Muster weisen nun einen Penetrationswert zwischen 20 und 30 auf. Der Erweichungspunkt streut deutlich stärker. DieWerte liegen zwischen 56 °C und 68 °C. Mit dieserDarstellung soll veranschaulicht werden, was durchdie Alterung passiert, wie sie sich äußert und wiegroß die Unterschiede der 10 Markmuster sind.Die Abbildung 9b zeigt die Auswirkung der labor-technischen Alterung auf den Brechpunkt nachFraaß. In Grün ist das original Bitumen, in Blau dieAlterungsstufe B und in Schwarz die AlterungsstufeC dargestellt. Zusätzlich zu den Versuchsergebnissenist der gemäß Norm geforderte Maximalwert von -10 °C für das ungealterte Bitumen eingetragen. Ausder Abbildung ist zu erkennen, dass bereits im Aus-gangszustand eine Spreizung von 17 °C bei den 10Mustern vorhanden ist. Einige Proben erfüllen dasKriterium ohne Problem sogar auch noch in der Alte-rungsstufe C. Bei diesen Proben ist die Gefahr derRissbildung im Tieftemperaturbereich gering, währendhingegen bei der Referenznummer 1 und 2 dieGefahr deutlich höher ist. Die Probe mit der Nummer 1ist bereits im ungealterten Zustand grenzwertig.

DI Dr. Markus SPIEGL, Ing. Heinrich STEIDL, Ing. Max WEIXLBAUM

Abbildung 8: Versuchseinrichtung und Testprinzip des Zugschwellversuchs für die Tieftemperaturermüdung[Wistuba et al.; 2006]

Bitumen PEN ERK Brechpunkt Viskosität Haftver- GPC Iatroscan BBRFraaß @ 135°C halten

Ref. Nr. 1 X X X X X X X –

Ref. Nr. 2 X X X X X X X X

Ref. Nr. 3 X X X X X X X X

Ref. Nr. 4 X X X X X X X –

Ref. Nr. 5 X X X X X X X X

Ref. Nr. 6 X X X X X X X X

Ref. Nr. 7 X X X X X X X X

Ref. Nr. 8 X X X X X X X –

Ref. Nr. 9 X X X X X X X X

Ref. Nr. 10 X X X X X X X X

Tabelle 0.2: Bindemittelprüfungen in allen 3 Alterungszuständen

TSRST UTST DTC-CY CTST-CYBitumen

10 °C/h 0 °C -10 °C -20 °C -5 °C -15 °C -5 °C -15 °C

Ref. Nr. 1 X X X X X X X X

Ref. Nr. 2 X X X X X X X X

Ref. Nr. 4 X X X X X X X X

Ref. Nr. 10 X X X X X X X X

Tabelle 0.3: Asphaltprüfungen an AC 11 – Alterungsstufe A und C

Abbildung 9a: Veränderung von Penetration und Erweichungspunkt der 10 Markmuster durch die Alterung

Page 11: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

20 21

In der EN 12591 [1999] sind, sowohl für die verblei-bende Penetration als auch für den Anstieg des ERKnach der Alterung mit dem RTFOT, Grenzwertegefordert. In der Abbildung 10 sind die Ergebnissefür beide Kennwerte für die Alterungsstufe B (Blau)und C (Schwarz) inklusive der Grenzwerte für dieAlterungsstufe B dargestellt.Aus dem Diagramm für die verbleibende Penetration(Abbildung 10a) ist zu erkennen, dass die Muster mit der Referenznummer 1 und 2 den Grenzwertvon mindestens 46% nicht erfüllen und dass nachder PAV-Alterung bei allen Proben die Penetrationauf einen Durchschnittswert von 30% des Ausgang-wertes reduziert wird.Für den Anstieg des ERK (Abbildung 10b) gilt einMaximalwert von 9 °C. Dieser wird von der Probemit der Referenznummer 2 überschritten. Einige Proben liegen klar unter diesem Wert, waseine geringe Alterungsneigung bzw. Versteifungzum Ausdruck bringt. In der Alterungsstufe C gibt es einige Proben, die einen Anstieg von mehr als 15 °C aufweisen, was eine deutliche Versteifungbzw. Verhärtung bedeutet.

Die Differenz zwischen Erweichungspunkt Ring undKugel und dem Brechpunkt nach Fraaß definiert dieGebrauchsspanne des Bitumens. Durch die Alterungverschiebt sich diese Gebrauchsspanne immer mehrin den positiven Bereich – Erhöhung des Brechpunktsund ERK – wodurch es zu einer Erhöhung des Riss-risikos im Tieftemperaturbereich kommt. Je stärkerdiese Verschiebung ausfällt umso höher wird dasRisiko und umso geringer ist die Beständigkeit gegenVerhärtung.

GebrauchsverhaltensorientierteBindemittelprüfung

Ähnliche Ergebnisse wie zuvor für den Brechpunktnach Fraaß zeigen die BBR-Ergebnisse für den Tief-temperaturbereich. Die Abbildung 11 zeigt in Blaudie errechnete Grenztemperatur für den ParameterSteifigkeit, in Grün für den Parameter Relaxations-fähigkeit (m-Wert) und in Rot die Differenz zwischenden beiden Grenztemperaturen.

DI Dr. Markus SPIEGL, Ing. Heinrich STEIDL, Ing. Max WEIXLBAUM

Abbildung 9b: Entwicklung des Brechpunkts nach Fraaß

Abbildung 10a: verbleibende Penetration

Abbildung 10b: Anstieg des Erweichungspunkts Ring und Kugel (ERK)

Die Grenztemperatur in Bezug auf die Steifigkeitliegt für alle Proben bei ca. -18 °C mit einer Band-breite von 3 °C. In Bezug auf die Relaxationsfähigkeitstellt sich ein ganz anderes Bild dar. Die Wertereichen nun von -10 °C bis -17 °C. Speziell bei derProbe mit der Referenznummer 2 ergibt sich eineDifferenz von 10 °C. Für alle Proben muss die Grenz-temperatur durch das Relaxationsvermögen (m-Wert)festgelegt werden. Dies zeigt, dass für den Tieftem-peraturbereich das Relaxationsvermögen von ent-scheidender Bedeutung ist. Weiters gilt, dass nebendem Absolutwert auch die Differenz der Grenztem-peraturen darüber mitentscheidet, wie hoch dieGefahr der Rissbildung im Tieftemperaturbereich ist.Wie schon zum Teil aus den empirischen Bindemittel-untersuchungen abzuleiten, ist die Gefahr derRissbildung bei tiefen Temperaturen für das Mustermit der Referenznummer 2 und mit Abstrichen fürdie Nummer 3 am größten. Alle anderen Bindemittel weisen gute Tieftempera-tureigenschaften auf.

Abbildung 11: Grenztemperaturen für die Parameter Steifigkeit und Relaxationsvermögen (m-Wert) aus dem BBR-Test

Page 12: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

22 23

Gebrauchsverhaltensorientierte Asphaltprüfungfür den Tieftemperaturbereich

In der Abbildung 12 sind die Ergebnisse für denAbkühlversuch (TSRST) und die Zugversuche (UTST)sowohl für die Alterungsstufe A als auch C dar-gestellt. In den Diagrammen sind die Abkühlkurvenmit den Kennwerten Bruchtemperatur Tcrack undBruchspannung �crack, die regressierte Zugfestigkeits-kurve und der Schnittpunkt der Zugfestigkeitskurvemit der Abkühlkurve abgebildet.Die Abkühlkurven für die vier Bindemittelproben inAbbildung 12a sind sehr ähnlich. Der AC 11 mit derBindemittelprobe 2 baut die Spannungen etwasschneller auf als die anderen. Bruchtemperatur und -spannungen weisen für alle vier Mischgüter einenähnlichen Wert auf. Bei den Zugfestigkeiten gibt esvor allem im Temperaturbereich zwischen -20 °Cund -30 °C Unterschiede zwischen den Proben mitder Nummer 10 und 1 und den Proben mit derNummer 2 und 4. Die beiden letztgenannten haben eine etwas höhereZugfestigkeit in diesem Temperaturbereich.

Werden die Ergebnisse des ungealterten Mischgutsmit dem gealterten Mischgut der Stufe C (Abbildung12b) verglichen, so zeigen sich deutliche Unterschiedeim Materialverhalten. Die Abkühlkurven verlaufen im gealterten Zustand wesentlich anders als zuvor. Die kryogenen Spannungen bauen sich bei denBindemitteln mit der Referenznummer 1 und 2bereits im positiven Temperaturbereich auf, was aufein schlechtes Relaxationsvermögen schließen lässt.Weiters zeigen sich auch deutliche Unterschiede imZugfestigkeitsverlauf – besonders für die Referenz-nummer 10. Durch die Alterung kommt es zu einerSteifigkeitszunahme, zu einer Versprödung. Dieszeigt sich darin, dass die Zugfestigkeiten im positivenTemperaturbereich deutlich höher liegen als imungealterten Zustand. Bei der Referenznummer 10kommt es außerdem auch bei den tiefen Temperatu-ren zu einer deutlichen Festigkeitszunahme.

Aus diesen beiden Diagrammen können sehr schönsowohl die Unterschiede zwischen gealtertem undungealtertem Bindemittel als auch die zwischen denverschiedenen Bindemittelproben abgeleitet werden.

In der Abbildung 13 werden die Kennwerte Bruch-temperatur und kritische Temperatur für den Abkühl-versuch dargestellt. Wie schon zuvor erwähnt gibt esin Bezug auf die Bruchtemperatur im ungealtertenZustand keine großen Unterschiede für die vierBindemittelproben. Sie liegt bei allen Proben unter -30 °C. Leichte Unterschiede zeigen sich bei derAlterungsstufe C. Bei den Proben mit der Referenz-nummer 1 und 2 tritt eine doppelt so große Erhö-hung der Bruchtemperatur auf wie bei den Probenmit der Nummer 4 und 10. Der Unterschied zeigtsich noch stärker, wenn der Kennwert kritischeTemperatur zum Vergleich herangezogen wird. DieProben 1 und 2 weisen hier einen Wert für diekritische Temperatur im gealterten Zustand zwischen-4 °C und -9 °C auf, und das ist ein Temperatur-bereich der in Österreich durchaus häufig vorkommt.In diesem Fall kann davon ausgegangen werden,dass Asphalte, die mit diesen Bindemitteln her-gestellt werden, die kryogenen Spannungen deutlichschneller und in einem positiveren Temperatur-bereich aufbauen als die beiden anderen und somiteher zur Rissbildung neigen.

DI Dr. Markus SPIEGL, Ing. Heinrich STEIDL, Ing. Max WEIXLBAUM

Abbildung 12a: TSRST- und UTST-Ergebnisse – Alterungsstufe A [Blab et al., 2008]

Abbildung 12b: TSRST- und UTST-Ergebnisse – Alterungsstufe C [Blab et al., 2008]

Abbildung 13a: TSRST-Ergebnisse – Bruchtemperatur [Blab et al., 2008]

Abbildung 13b: TSRST-Ergebnisse – kritische Temperatur [Blab et al., 2008]

Page 13: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

24 25

BESTIMMUNG DER ALTERUNGSBESTÄNDIGKEIT

Zusätzlich zu den zuvor dargestellten Prüfungen undVersuchsergebnissen stellt sich die Frage nach einemSchnelltest zur Beurteilung der Alterungsbeständig-keit und des Alterungsverlaufs. Zu diesem Zweckwird der RTFOT-Test modifiziert. Anstelle des ein-fachen RTFOT-Tests wird dieser drei Mal durchgeführt.Das heißt, der Alterungsprozess läuft 75, 150 und225 Minuten. Dadurch können alle weiteren Versuchs-ergebnisse und Kennwerte aus dem so gealtertenBindemittel mit einer Zeitschiene versehen werden,wodurch eine Alterungsentwicklung bestimmtwerden kann. Im Anschluss an diesen Alterungs-prozess können entweder empirische oder gebrauchs-verhaltensorientierte Prüfungen durchgeführt werden.

In der Abbildung 14 sind gemäß dem zuvor vorge-schlagenen Prozedere die Ergebnisse für den Anstiegdes ERK für die vier Bindemittel, an den auch dieAsphaltprüfungen durchgeführt wurden, dargestellt.Aus dem Diagramm sind sehr deutlich die Unter-schiede in Alterungsverlauf der vier Proben zu erken-nen. Die Probe mit der Referenznummer 2 weisteinen deutlich steileren Anstieg auf als die Probe 4.Somit kann davon ausgegangen werden, dass dasBitumen 4 deutlich langsamer altert und somit auchlangsamer verhärtet als die Probe 1 oder 2.

Als weiteren Schritt ist es nun notwendig Grenz-werte für die daraus abgeleiteten Parameter einzu-führen. Eine Möglichkeit stellt ein Maximalwert nachder 3-fachen RTFOT-Alterung dar oder es wird einmaximaler Anstieg für die lineare Regression über die drei Werte definiert. In der Abbildung 14 sind fürbeide Parameter rot strichlierte Linien dafür einge-tragen.Anstelle des Anstiegs des ERK kann aber auch dieverbleibende Penetration, der Brechpunkt nachFraaß, die Viskosität oder der Alterungsindex ver-wendet werden; um die Auswirkung der Alterungund die Beurteilung des Alterungsverlaufs durch-zuführen.

ZUSAMMENFASSUNG UND EMPFEHLUNGEN

Zusammenfassend kann nun Folgendes über dieAlterungsbeständigkeit und die Rissanfälligkeit imTieftemperaturbereich über Straßenbaubitumengesagt werden:Sämtliche überprüften Marktmuster haben imungealterten Zustand der ÖNORM EN 12591 [1999]entsprochen.

Neben einer Vielzahl von Schadensursachen für Risseim bituminös gebundenen Oberbau kann die Binde-mittelqualität ausschlaggebend sein.Erst bei der Anwendung zeigen sich teilweise deut-liche Qualitätsunterschiede, die eine große Auswir-kung auf das Gebrauchsverhalten von Bitumen haben.Die Entwicklung der Rissanfälligkeit hängt sehr starkvom Alterungsverhalten ab.Es gibt eine Vielzahl von Prüfungen, die sich für dieBeurteilung der Rissanfälligkeit und der Verhärtungvon Bitumen sowohl auf der Asphalt- als auch aufder Bitumenebene eignen.Der modifizierte RTFOT-Test ist ein geeignetes Instru-ment um schnell Aufschluss über die Bitumenqualitäthinsichtlich der Alterungsneigung und der Beständig-keit gegen Verhärtung zu bekommen.

Um in Zukunft nach wie vor qualitativ hochwertigeAsphaltstraßen zu bauen, wird es notwendig sein,die nachfolgend beschriebenen Empfehlungensowohl vom Asphalt- als auch vom Bitumenherstellerbestmöglich einzuhalten und umzusetzen.

Empfehlungen für den Mischguthersteller

Folgende Empfehlungen ergeben sich aufgrund der zuvor dargestellten Ergebnisse für den Mischgut-hersteller:

• Zu hohe Mischtemperaturen müssen vermiedenwerden, da es dadurch schon zu einer sehrstarken Vorschädigung des Bindemittels kommen kann.

DI Dr. Markus SPIEGL, Ing. Heinrich STEIDL, Ing. Max WEIXLBAUM

Abbildung 14: Ergebnis aus dem Schnelltest (modifizierter RTFOT) für das Alterungsverhalten

• Das Mischgut muss beim Transport abgedecktwerden.

• Die Zeit zwischen dem Mischprozess und demEinbau sowie Verdichten auf der Baustelle soll sokurz wie möglich gehalten werden (kein Misch-guttourismus).

• Bei der Bitumenauswahl soll verstärkt auf dieQualität in Hinblick auf das Alterungsverhaltengeachtet werden, da eine schlechte Qualität sehrhohe Folgekosten aufgrund von Sanierungen,Verlängerung der Gewährleistungsfrist odereventuell sogar Neubau verursachen kann.

• Für die Ermittlung der Qualität hinsichtlich derAlterungsbeständigkeit bzw. Alterungsneigungsollten vom Mischguthersteller zusätzlicheVersuche wie zum Beispiel

– RTFOT-Test bei 185 °C oder

– modifizierter 3-fach RTFOT bei 163 °C– anschließende Überprüfung der Veränderung

des Brechpunktes nach Fraaß vor und nachdem RTFOT zur laufenden Eigenüberwachungdurchgeführt werden.

• Zusätzlich sollten Qualitätsanforderungen an denBitumenlieferanten bzw. Bitumenhersteller inHinblick auf die Alterungsbeständigkeit gestelltund dafür die Nachweise eingefordert werden.

Empfehlungen für den Bitumenhersteller

Folgende Empfehlungen ergeben sich aufgrund der zuvor dargestellten Ergebnisse für den Bitumen-hersteller:

• Die Hersteller sollen in Form einer Qualitätsoffen-sive höhere Produktanforderungen an ihreeigenen Produkte stellen, im Speziellen an dieAlterungsneigung.

• Zusätzlich sollen zu den in der Norm gefordertenWerten auch GVO-Testergebnisse, wie zumBeispiel BBR- oder DSR-Ergebnisse, angegebenwerden, da dadurch die Eigenschaft und dasGebrauchsverhalten des Bitumens vom Anwen-der besser beurteilt werden kann.

• Zur besseren Beurteilung der Alterungsneigungsollten zusätzlich Tests durchgeführt und diedaraus gewonnenen Kennwerte veröffentlichtwerden. Zu diesen zusätzlichen Tests gehört zumBeispiel der zuvor vorgeschlagene 3-fache RTFOTbei 163 °C in Kombination mit der ERK oderdem Brechpunkt nach Fraaß.

AUSBLICK

Abschließend soll noch ein Ausblick auf die Ziele, diesich aus diesem Projekt für die nahe Zukunft ableitenlassen, gegeben werden.

Erstens muss das Problem der Alterungsbeständigkeitund der Rissanfälligkeit im Tieftemperaturbereich beider nächsten Normenüberarbeitung thematisiert und

eingearbeitet werden, da es sich gezeigt hat, dassdie Norm in gewissen Bereichen zu großzügig scheint.Dieser Punkt ist trotz seiner Brisanz und Bedeutungsehr wichtig, lässt sich jedoch nicht so schnell um-setzen, da erstens die Normen nicht ständig überar-beitet werden und zweitens dafür ein breiter Kon-sens auf europäischer Ebene notwendig ist.

Zweitens sollen die zuvor vorgestellten Erkenntnissebei der nächsten Überarbeitung der RVS in Formeines Alterungs- oder Abnahmekriteriums für dasBitumen berücksichtigt werden. Als Alterungskriteri-um besteht die Möglichkeit den 3-fach RTFOT durch-zuführen oder GVO-Kennwerte für Bitumen ein-zuführen.

Drittens und eigentlich als wichtigstes Ziel sollte einTechnisches Merkblatt für die Bestimmung der Bitu-menqualität durch die GESTRATA oder FSV erarbeitetwerden, damit die Asphaltindustrie bzw. die Behör-den ein Hilfsmittel für die Bitumenauswahl bekom-men, um das Risiko von hohen Folgekosten aufgrundvon qualitativ schlechtem Bitumen zu verringern.

PROJEKTpartner

An diesem Forschungsprojekt war die TPA Gesell-schaft für Qualitätssicherung und Innovation GmbHdie OMV Refining & Marketing und das Institut fürStraßenbau und Straßenerhaltung der TechnischenUniversität Wien beteiligt. Das Institut für Straßenbau und Straßenerhaltungführte in ihrem Christian Doppler Labor für gebrauchs-verhaltensorientierte Optimierung flexibler Straßen-befestigungen die Asphaltprüfungen durch.

LITERATURVERZEICHNIS

Arand, W.: Ermüdungsbeständigkeit von Asphalten.Forschungsergebnisse und Schlussfolgerungen.Asphalt, Heft 1, 2000.

Blab, R., Wagner, M., Hauser, E. und Gmeiner, M.:Gebrauchsverhaltensorientierte Asphaltuntersuchun-gen mit vier unterschiedlichen Ausgangsbitumen derSorte 70/100 im Tieftemperaturbereich.Projektbericht, Institut für Straßenbau und Straßen-erhaltung, Technische Universität Wien, Wien, 2008.

Culk, J.: Aging of Bituminous Materials and itsEffects on the Stiffness Properties. Diplomarbeit,Institut für Straßenbau und Straßenerhaltung,Technische Universität Wien, Wien, 2006.

Deme, I.: The Effect of Bitumen Properties on LowTemperature Cracking of Asphalt Pavements. RevueGeneral des Routes, Heft 2, 1999.

Spiegl, M.: Tieftemperaturverhalten von bituminösenBaustoffen – Labortechnische Ansprache und nume-rische Simulation des Gebrauchsverhaltens. Disserta-tion, Institut für Straßenbau und Straßenerhaltung,Technische Universität Wien, Wien, 2007.

Page 14: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

26

Wistuba, M.: Klimaeinflüsse auf Asphaltstraßen –Maßgebende Temperatur für die analytische Ober-baubemessung in Österreich. Dissertation, Mitteilun-gen des Instituts für Straßenbau und Straßenerhal-tung, Ausgabe 15, Technische Universität Wien,Wien, 2002.

Wistuba, M., Lackner, R., Spiegl, M., and Blab, R.:Low-temperature characterization of asphalt mixturesprovides new insight into in-service performance offlexible pavements. Proc., 9th International RoadConference – Roads for Sustainable Development,Budapest, 23 – 25 April 2006.

Normen

Normenentwurf ÖNORM B 3590: Asphalt – Prüfverfahren für Heißasphalt – Tieftem-peraturverhalten. Bearbeitungsstand: 14.03.2007,Österreichisches Normungsinstitut, Wien, 2007.

EN 1426: Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel:Bestimmung der Nadelpenetration. Ausgabe: 01.03.2007, Europäisches Komitee fürNormung (CEN), Brüssel, 2007.

EN 1427: Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel:Bestimmung des Erweichungspunktes Ring- undKugel-Verfahren. Ausgabe: 01.03.2007, EuropäischesKomitee für Normung (CEN), Brüssel, 2007.

EN 12591: Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel:Anforderung an Straßenbaubitumen. EuropäischesKomitee für Normung (CEN), Brüssel, 2007.

EN 12593: Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel:Bestimmung des Brechpunktes nach Fraaß. Ausgabe: 01.03.2007, Europäisches Komitee fürNormung (CEN), Brüssel, 2000.

EN 12595: Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel:Bestimmung der kinematischen Viskosität. Ausgabe: 01.03.2007, Europäisches Komitee fürNormung (CEN), Brüssel, 2007.ÖNORM EN 12607-1: Bitumen und bitumenhaltigeBindemittel: Bestimmung der Beständigkeit gegenVerhärtung unter Einfluss von Wärme und Luft. Teil 1: RTFOT-Verfahren. Ausgabe: 01.03.2007,Österreichisches Normungsinstitut, Wien, 2007.

ÖNORM EN 12697-26: Asphalt – Prüfverfahren für Heißasphalt – Teil 26: Steifigkeit. Ausgabe: 01.10.2004, Österreichisches Normungs-institut, Wien, 2004.

ÖNORM EN 14769: Bitumen und bitumenhaltigeBindemittel: Beschleunigte Langzeit-Alterung miteinem Druckalterungsbehälter (PAV). Ausgabe: 01.01.2006, Österreichisches Normungs-institut, Wien, 2006.

ÖNORM EN 14771: Bitumen und bitumenhaltigeBindemittel: Bestimmung der Biegekriechsteifigkeit –Biegebalkenrheometer (BBR). Ausgabe: 01.08.2005,Österreichisches Normungsinstitut, Wien, 2005.

DI Dr. Markus SPIEGL, Ing. Heinrich STEIDL, Ing. Max WEIXLBAUM

DI Dr. Markus SpieglOMV Refining & Marketing GmbH A-1020 Wien, Lassallestraße 3e-mail: [email protected]

Ing. Heinrich SteidlOMV Refining & Marketing GmbH A-1020 Wien, Lassallestraße 3e-mail: [email protected]

Ing. Max WeixlbaumTPA Gesellschaft für Qualitätssicherung und Innovation GmbHA-1220 Wien, Polgarstraße 30e-mail: [email protected]

Page 15: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

28 29

Dipl.-Ing. Werner MÜLLER

Die RVS Ausgabe 2007 beinhaltet Änderungen undVerschärfungen, auf die hier hingewiesen werden soll.

1. Überblick über die aktuellen Anforderungs-dokumente

Im Vergleich zur Ausgabe 2004 haben im Jahr 2007,bedingt durch die europäischen Normen, auch imbislang ausschließlich durch die RVS geregelten

ASPHALT – aktuelle Anforderungen und Konsequenzen

2004 2007 200X

RVS 8S.01.41 ÖNORM EN 13108 ff(Mischgut) ÖNORM B 3580

ÖNORM B 3581ÖNORM B 3584ÖNORM B 3585ÖNORM B 3586RVS 08.97.05RVS 08.16.08

RVS 8S.04.11 RVS 08.16.01(Schichten) RVS 08.16.08

RVS 11.321 RVS 11.03.21(Abrechnung) RVS 08.16.08

FSV Arbeitspapier Nr. 15ON Regel 23580

Bereich des Asphalts, ÖNormen Einzug gehalten unddamit zumindest für den nicht sehr mit der Materievertrauten Nutzern derselben zu einer gewissen Un-übersichtlichkeit und damit Verunsicherung geführt.

In der untenstehenden Tabelle findet sich eineZusammenfassung der derzeit geltenden Vorschrif-ten, wobei die zukünftige Entwicklung derzeit nochnicht mit Sicherheit feststeht und am Ende des Bei-trags eine wahrscheinliche Variante dargestellt wird.

2. Anforderungen der RVS Ausgabe 2007 imVergleich zur RVS Ausgabe 2004

Es sollen nachfolgend die wichtigsten – sich auch in Form von Qualitätsabzügen auswirkenden –Neuerung beispielhaft angeführt werden.

Hohlraumgehalt [Vol-%] Schicht/Mischgutsorte

2004 2007

Trag- und Tragdeck- Sollwerte � EP + 2,0 � Vmax + 1,0schichten (alle Sorten)

Qualitätsabzug EP + (2,0 bis 7,0) Vmax + (� 1,0 bis 6,0)

Keine Übernahme � EP + 7,0 � Vmax + 6,0

Deckschicht Sollwerte � EP + 2,0 � Vmax + 1,0(AC deck A1,AC deck A2 SMA) Qualitätsabzug EP + (2,0 bis 7,0) Vmax + (� 1,0 bis 6,0)

Keine Übernahme � EP + 7,0 � Vmax + 6,0

Deckschicht Sollwerte � EP + 2,0 � Vmax + 3,0 (AC deck A3, BBTM)

Qualitätsabzug EP + (2,0 bis 7,0) Vmax + (� 3,0 bis 6,0)

Keine Übernahme � EP + 7,0 � Vmax + 6,0

2.1 RVS 08.16.01, Technische Vertragsbedingungen, Anforderungen an AsphaltschichtenTabelle 4:

?

Verdichtungsgrad [%] Schicht/Mischgutsorte

2004 2007

Alle Schichten Sollwerte –––– � 96(alle Mischgutsortenohne PA, MA) Qualitätsabzug –––– � 96

Keine Übernahme –––– ––––

2.2 RVS 11.03.21, Asphaltschichten, Prüfungund Abrechnung, Abrechnungsbeispiele

zu Pkt. 4.1 Asphaltmischgut:

„Entsprechen Bindemittelsorte, die Art und Herkunftvon Gesteinsmaterialien, Zuschlägen und / oder Zu-satzmitteln nicht der Eignungs- bzw. Erstprüfung, soerfolgt keine Übernahme der daraus hergestelltenAsphaltschichten. Der AG legt die weitere Vorgangsweise fest.“

Das bedeutet bei einer allenfalls erforderlichen Be-zugsquellenänderung zumindest einen mehrwöchi-gen Zeitverlust, falls für das geänderte Mischgut einCE-Zeichen erst erlangt werden müsste.

zu Pkt. 6.2 Mischgutverbrauch

„Die Mischgutabrechnung hat für jede Leistungs-position über das gesamte Baulos zu erfolgen. Ist in der Ausschreibung die Mischgutmenge mitSchichtdicke und Einbaufläche festgelegt, so erfolgtdie Berechnung des Mischgutverbrauches über die mittlere Schichtdicke.“

Es wird nach wie vor seit 2004 bei der Ermittlungdes Mischgutverbrauches nicht mehr der Verdich-tungsgrad berücksichtigt.Wer eine gute Einbauqualität – und diese ist durchden Verdichtungsgrad determiniert – liefert, istbenachteiligt, da eine höhere Verdichtung mit einergeringeren Schichtdicke und damit geringeremanrechenbaren Mischgutverbrauch verbunden ist.Im Extremfall kann gute Verdichtungsarbeit zu einemAbzug aus Mischgutminderverbrauch führen.

„Für ein Prüflos, in dem bei Hohlraumgehalt,Verdichtungsgrad oder Schichtdicke ein Abzugerfolgt, ist eine Vergütung eines Mehrverbrauchesausgeschlossen.“„Der Gegenwert eines Mischgutminderverbrauchesist zur Gänze abzuziehen.“

Diese Bestimmung stellt insofern eine Doppelpönali-sierung dar, als eine vorhandene Mehrmenge anMischgut nicht vergütet wird, obwohl sie tatsächlichvorhanden ist.

zu Pkt 5.1, Berechnung des Qualitätsabzuges

Die Formel wird zur Vereinfachung generellangewendet. Dies ist ein positiver Effekt.

5.1 Berechnung des QualitätsabzugesDer Qualitätsabzug wird nach folgender Formel für den Mangel gemäß Tabelle 4 und 5 der Schichtberechnet:

A = Qualitätsabzug [€] p = über die Toleranz bzw. Grenzwert

hinausgehende Abweichung vom SollwertEP = Einheitspreis [€/M]M = Menge der Bauleistung [Breite, Fläche]f = Gewichtungsfaktor

Die Parameter, für die entsprechneden Abzüge zuberechnen sind, sind in den Tabellen 4 und 5gemeinsam mit den Angaben über p, M und fangegeben.

A = Σ(p2.EP.M.f )n

/ /=/ 1

Page 16: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

30 31

Dipl.-Ing. Werner MÜLLER

p Faktor f 2004 Faktor f 2007

Bindemittelgehalt 0,25 4

Grobkornanteil SW – T - MW 0,01

Anteil � 0,063 mm –––– 0,04

Anteil � 2 mm SW – T - MW –––– 0,01

Stempel-/Kugeleindruck MW - SW 0,002 0,002

Tabelle 4: Faktoren für die Berechnung von Abzügen für Leistungen gemäß ÖNORM B 3580 ff

Parameter p Faktor f 2004 Faktor f 2007

Dicke SW – MW - T 0,002 0,002

Ebenheit MW - T 2/ds 2/ds

Hohlraumgehalt MW - SW 0,01 0,03

Verdichtungsgrad SW - MW –––– 0,03

Haftverbund SW - MW 1,4 / 0,5 / 5 / 1,2 / 2 / 0,7 1,4 / 0,5 / 5 / 1,2 / 2 / 0,7

Drainverhalten (MW–SW)/SW 1 1

Rollgeräusch MW - SW –––– bzw. Asfinag 1

Reibungsbeiwert (SW-W+0,03)/SW –––– bzw. Asfinag 10

Tabelle 5: Faktoren für die Berechnung von Abzügen für Leistungen gemäß RVS 08.16.01

Die Gegenüberstellung der Faktoren zeigt, dass derFaktor für die Berechnung eines Abzuges aus einerüber die zulässige Toleranz hinausgehende Abwei-chung des Bindemittelgehaltes versechzehnfacht undder Faktor für eine Abweichung des Grobkornan-teiles um das 2,5-fache erhöht wurde.Zu beachten und nicht zu unterschätzen ist weitersdie Pönalisierung von Abweichungen der Korn-größenverteilung im Füller- und Sandbereich.

Weiters wurde der Faktor für den Hohlraumgehaltverdreifacht und ein ebensolcher Faktor für den(wieder) eingeführten Verdichtungsgrad festgelegt.

3. Konsequenzen aus diesen Anforderungenin Form einiger Beispiele

3.1 Beispiel 1:

„Normalfall“einer Abnahmeprüfung mit „normalen“ geringen Abweichungen im Vergleich der RVS Ausgabe 2007zur RVS Ausgabe 2004:

Mischgut/Schicht: SMA 11 LK S bzw. SMA 11PmB 45/80-65, S1, G1Solleinbaudicke 3,0 cm

Abrechnungsfläche: 5.400 m2

Prüflosfläche: 1.800 m2

Einheitspreis: 7,50 € / m2

Auftragssumme: 40.500 €

• Kennwerte der Eignungsprüfung / Erstprüfung gemäß RVS (EP)/ÖNORM

• Kennwerte der Abnahmeprüfung (AP) bzw. Sollwerte

• Abweichungen gemäß RVS 2004

• Abweichungen gemäß RVS 2007

Die RVS-gemäße Abnahme umfasste eine Misch-gutuntersuchung und drei Bohrkernentnahmen:Die Abweichungen sind entsprechend beider RVSgleich groß:

Kenngröße EP Sollwert AP Abw. Ausgabe 2004 Abw. Ausgabe 2007

Bindemittelgehalt [M-%] 6,2 6,7 + 0,1 + 0,1

Grobkornanteil [M%] 39,0 32,0 - 2,0 - 2,0

Hohlraumgehalt [Vol-%] 3,0 BK 1: 5,1 + 0,1 + 0,1 BK 2: 6,6 + 1,6 + 1,6

Schichtdicke [mm] 30 BK 1: 36 –––– ––––BK 2: 31 –––– ––––BK 3: 23 - 2 - 2

Haftverbund [N/mm2] 1,2 BK 1: 1,0 0,2 0,2

Ebenheit [mm] � 4 6 x 5 - 7 6 x 1 - 3 6 x 1 - 3

Kenngröße RVS 2004 RVS 2007

Grobkornabweichung 648,00 1.620,00

Bindemittelgehalt 101,25 1.620,00

Hohlraumgehalt 345,60 1.036,80

Verdichtungsgrad 0,00 0,00

Schichtdicke 108,00 108,00

Haftverbund 378,00 378,00

Ebenheit 297,66 297,66

Mischgutverbrauch 575,65 2.474,55

Anteil < 2mm 0,00 0,00

Anteil < 0,063mm 0,00 0,00

Summe € 2.454,16 7.535,00

Zusammenstellung der Abzüge

Bei diesem Beispiel zeigt sich, dass sich die Qualitäts-abzüge gemäß RVS Ausgabe 2007 gegenüber derAusgabe 2004 vervielfachen können.

Qualitätsabzug Hohlraumgehalt im Vergleich

Page 17: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

32 33

Dies beinhaltet folgenden Widerspruch:

Das Baulos ist übernahmefähig und daher benutzbar.Kein Entgelt oder eine Zuzahlung des Auftragnehmerssind daher sitten- und rechtswidrig – und praktischauch nicht durchsetzbar. Andererseits ist das Werk inSumme seiner Mängel sicher nicht brauchbar.

Eine Überarbeitung der RVS ist daher erforderlichund wird erfolgen.

In der RVS ist nach wie vor nicht definiert, wie„keine Übernahme“ zu handhaben ist – es sinddaher Kompromisse erforderlich.

Die Alternative der Verbesserung (Fräsen undNeueinbau) ist also nicht die einzige Konsequenz.

Tatsächlich können vom Auftraggeber bei nicht über-nahmefähigen Baulosen auch die für die Über-schreitung der Grenzwerte anfallenden Abzüge ein-behalten werden. Das erscheint bei Überschreitungnur einzelner Kennwerte sinnvoll – und ist nichtjedem Beteiligten bewusst.

Dipl.-Ing. Werner MüllerMapag GmbHA-2352 Gumpoldskirchen, Industriestraße 7 Tel.: +43/(0)664/413 25 35e-mail: [email protected]

Dipl.-Ing. Werner MÜLLER

„Extremfall“Baulos an der Grenze zur Nichtabnahmefähigkeit:

Kenngröße EP Sollwert AP Abw. Ausgabe 2007

Bindemittelgehalt [M-%] CE: 5,9 – 6,5 5,5 - 0,4

Grobkornanteil [M-%] CE: 34,0 – 44,0 49,0 5,0

Anteil � 2 mm [M-%] CE: 21,0 – 31,0 17,0 4,0

Anteil � 0,063 mm [M-%] CE: 7,6 – 9,6 6,1 1,5

Schichtdicke [mm] 30 BK 1: 36 ––––BK 2: 31 ––––BK 3: 23 - 2

Hohlraumgehalt [Vol-%] 4,0 BK 1: 9,9 4,9BK 2: 9,8 4,8BK 3: 9,7 4,7

Verdichtungsgrad [%] 96,0 BK 1: 93,1 2,9BK 2: 93,2 2,8BK 3: 93,3 2,7

Haftverbund [N/mm2] 1,2 BK 1: 1,0 0,2BK 2: 1,3 ––––BK 3: 1,5 ––––

Ebenheit [mm] � 4 6 x 5 - 7 6 x 1 - 3

Kenngröße RVS 2007

Grobkornabweichung 10.125,00

Bindemittelgehalt 25.920,00

Hohlraumgehalt 28.001,70

Schichtdicke 108,00

Haftverbund 378,00

Ebenheit 297,66

Verdichtungsgrad 9.533,70

Anteil < 2mm 6.480,00

Anteil < 0,063mm 3.645,00

Mischgutverbrauch 3.149,55

Summe € 87.638,61

Zusammenstellung der Abzüge

Die Abzüge erreichen ein Mehrfaches derAuftragssumme!

4. Anmerkungen

Die Abzüge gemäß RVS 11.03.21 Ausgabe 2007können innerhalb der Übernahmefähigkeit desBauloses ein Mehrfaches der Auftragssummeerreichen.

Eine Preisminderung („Abzug“) ist gemäß ÖNORMB2117 aus dem Verhältnis des Wertes des mangel-freien Werkes zum Wert des mangelhaften Werkeszu berechnen.

Eine Preisminderung kann daher nie den Wert (Auf-tragssumme) des Werkes (Bauloses) überschreiten,sie kann theoretisch allenfalls bis auf Null gehen.

2004 2007 2009

RVS 8S.01.41 ÖNORM EN 13108 ff ÖNORM EN 13108 ff(Mischgut) ÖNORM B 3580 ÖNORM B 3580

ÖNORM B 3581 ÖNORM B 3581ÖNORM B 3584 ÖNORM B 3584ÖNORM B 3585 ÖNORM B 3585ÖNORM B 3586 ÖNORM B 3586RVS 08.97.05 RVS 08.97.05RVS 08.16.08

RVS 8S.04.11 RVS 08.16.01 RVS 08.16.01(Schichten) RVS 08.16.08

RVS 11.321 RVS 11.03.21 RVS 11.03.21(Abrechnung) RVS 08.16.08

FSV Arbeitspapier Nr. 15 FSV Arbeitspapier Nr. 15

5. Ausblick

Die Neukonstituierung des Arbeitsausschusses„Schichten aus Heißmischgut“ ist erfolgt.Er besteht aus 6 Arbeitskreisen:

• Anforderungen für Autobahnen undSchnellstraßen

• Anforderungen für Landesstraßen B und L• Anforderungen für Güterwege, Gemeindestraßen,

ländliche Straßen und Wege sowie sonstigeVerkehrsflächen

• Asphaltmischgut nach fundamentalem Ansatz• Prüfung und Abrechnung von Asphaltschichten• Arbeitspapier Mischgutanforderungen

Es sind folgende Korrekturmaßnahmen vorgesehen:

Sofortmaßnahmen:

Erarbeitung eines RVS-Korrekturblattes (März 2008)• Begrenzung der Maximalsumme der Abzüge auf

einen Prozentsatz des Einheitspreises• eventuell Änderung der Abzugsfaktoren• Anpassung an überarbeitete ÖNORMEN

Langfristige Maßnahmen:

• Komplettüberarbeitung der RVS (bis ca.Juni 2009)• Einarbeitung der derzeitigen RVS 08.16.08 in die

neuen RVS wie unten angeführt

Daraus ergibt sich folgender Stand des Vorschriften-wesens für die nächsten Jahre:

Page 18: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

34 35

Die Güteüberwachung der Asphalt-Branchewird mit der Einführung der ON EN 13108-21vor neue Herausforderungen gestellt. Dabeihilft die Software für WPK – Labor – BEN denqualitativ hochwertigen Asphalt österreichi-scher Produzenten dauerhaft mit einem europa-weit gültigen Qualitätszertifikat zu bestätigen.

In der österreichischen Asphaltindustrie wirdmit der Durchsetzung der ON EN 13108-21 dereffektive Einsatz eines Qualitätsmanagement-Werkzeugs erforderlich werden. Ein Werkzeugdie Ergebnisse der Arbeit im Labor an dienational und international gültigen Regelwerkeanzupassen, ist die Software für WPK-Laborund BEN der PRAXIS Software AG.

Die Software bietet einen einfachen und übersicht-lichen Arbeitsbereich für den Laboranten. Über ver-schiedene Schnittstellen und Eingabemasken könnenMess- und Stammdaten erfasst und automatisch mit bestehenden ON- und EN-Normen abgeglichenwerden. Frei definierbare Werte bei Sieblinien gewähr-leisten auch zukünftig höchste Flexibilität bei einemmaximalen Nutzwert. Für eine abschließende Archi-vierung der Labordaten speichert die Software diepersönlichen Daten des prüfenden Laboranten undstellt die Daten für eine Kostenbetrachtung oderstatistische Auswertung innerhalb des Programmszur Verfügung.

Software für WPK, Labor & BEN im Verbund mit Fahrzeugwaage und Angebot

Kevin ANDING

Zudem verbindet die Software alle Unternehmens-prozesse in einer Anwendung. Von der Waage biszur Vertriebssteuerung fließen Stamm- und Untersu-chungsdaten, sodass sogar der Wiegemeister weiß,wann er die nächste Probe nach den Bedingungendes betrieblichen Erfüllungsniveaus (BEN) nehmensoll. Möglich wird diese Funktion durch die Anbin-dung der Fahrzeugwaage an die Software derPRAXIS Software AG. Das System registriert die ver-ladenen Mengen und informiert automatisch, sobaldeine Probe zu ziehen ist. Neben der durchgängigen Kennzeichnung der Pro-dukte, sind die Preise der eingekauften Materialienauf einen Klick einsehbar. Für die Arbeit im Laborbedeutet dies, dass mit der Software für WPK –Labor und BEN die Optimierung des Asphalts nachwirtschaftlichen Gesichtspunkten softwaretechnischunterstützt wird. Auf der Suche nach einem ökono-mischen Ergebnis haben Laboranten das Preisniveauder Materialien bei der Erstellung der Rezepturimmer im Blick. Gleichzeitig können Vertriebsmitar-beiter bei der Angebotserstellung auf die Preise derverwendeten Materialien zurückgreifen. So erfahrenMitarbeiter schnell, wo der Kostendeckungsbeitragdes angebotenen Materials liegt und was der güns-tigste Preis ist. Besonders nützlich ist außerdem die Informations-plattform innerhalb der Software für WPK – Laborund BEN, da diese alle Schritte der WPK innerhalbder Software abbildet. Anhand des vollständigenHandbuchs für die WPK, können alle Informationenin der Software digitalisiert, verarbeitet und archiviertwerden. Für den Auditor stehen so die relevantenInformationen auf einen Blick bereit und Produktions-kontrollen erfordern nur noch einen geringenVerwaltungsaufwand.

Nähere Informationen und auch Präsentationenerhalten Sie aus dem Hause PRAXIS EDV- Betriebs-wirtschaft- und Software- Entwicklung AG, D-99869 Pferdingsleben, Lange Straße 35, Tel.: +49/(0)36258 566 0, e-Mail: [email protected].

WPK vollständig in die Software integriert

Das betriebliche Erfüllungsniveau auf einen Blick

Kevin AndingPRAXIS EDV-Betriebswirtschaft und Software-Entwicklung AGD-99869 Pferdingsleben, Lange Straße 35Tel.: +49/(0)36258/566 0Fax: +49/(0)36258/566 40www.praxis-edv.de | [email protected]: [email protected]

Page 19: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

Der Österreichische Baustoff-Recycling Verbandstellte am 20.11.2007 ein komplett überarbeite-tes Sortiment an Richtlinien für die Bodenver-wertung und für Herstellung und Einsatz vonhochwertigen, qualitätsgesicherten Recycling-Baustoffen vor.

Alle zugrunde liegenden technischen Richtlinienwurden 2007 neu herausgegeben, nachdemdiese mit dem Lebensministerium inhaltlich ab-gestimmt worden waren.

Dr. Wolfgang Stanek, Vorsitzender des Güteschutz-verbandes Recycling-Baustoffe, eröffnete die Tagung,zu der 200 Personen kamen.

„Ziel des Güteschutzverbandes Recycling-Baustoffeist es, qualitätsgesicherte Baustoffe mit dem Güte-zeichen für Recycling-Baustoffe auszuzeichnen unddamit Qualitätsbaustoffe auf den Markt zu bringen,die für viele Anwendungen, beginnend beim Straßen-bau bis zum Baumsubstrat, eingesetzt werdenkönnen.“

Hochbau

Erst im August 2007 wurden die Richtlinien fürHochbau-Restmassen – bislang 3 – in einem Werkzusammengeführt. Ein lang andauernder Abstim-mungsprozess, der durch wissenschaftliche Ausarbei-tungen des Umweltbundesamtes untermauert wurde,ließ eine komplette Neuregelung der Umweltverträg-lichkeit zu. In Analogie zur Regelung für Asphalt undBeton wurden nunmehr neu die Qualitätsklassen A+, A und B eingeführt, die je nach AnwendungsfallVerwendung finden können. A+ kann dabei sogar inWasserschongebieten eingesetzt werden.

„Wir haben mit dieser Neuregelung alle rechtlichenund technischen Rahmenbedingungen, z.B. dieAnforderungen der ÖNORM B 3132, des Bundes-abfallwirtschaftsplans aber auch aller CE-Anforde-rungen, erfüllt.“Die neue Richtlinie regelt die Einsatzbereiche von

• Recycling-Sand (RS),• Recycling-Ziegel (RZ),• Recycling-Hochbau-Ziegel (RHZ),• recyclierten mineralischen Hochbau-Restmassen

(RMH) sowie • recyclierten Hochbau-Restmassen (RH).

„Grundlage für ein hochwertiges Recycling ist dersortenreine Abbruch nach ÖNORM B 2251“, soStanek. Verunreinigungen dürfen bis max. 1-M%enthalten sein, sodass Holz, Pappe, Dämmstoffe,Glas oder Gipskartonabfälle aussortiert sein müssen.Schon die Anlieferung und die Sortierung erfolgennach einem Qualitätsmanagementsystem, die

Dipl.-Ing. Martin CAR

Aufbereitung und Lagerung nach hochwertigenAnforderungen.

Neu geregelt ist auch die technische Güteklasse, dievon I bis IV festgelegt ist. Daraus ergibt sich auch fürHochbau-Restmassen eine Kennzeichnung, die ausvier Teilen besteht:

• Materialbezeichnung, • Güteklasse, • Sieblinienbereich, • Qualitätsklasse, z.B.: RMH III 0/32 A.

Gütegeschützte Produkte werden ab sofort nachdiesem System geprüft werden. Jeder Betrieb unter-wirft sich dabei einer Erstprüfung (Eignungsnach-weis) durch eine akkreditierte Prüfstelle, die aus derListe des Güteschutzverbandes gewählt werdenkann. Durch Eigenüberwachung wird der stetigehohe Produktionsstatus geprüft. Durch Fremdüber-wachung, erneut durch eine akkreditierte Prüfstelle,wird dem Betrieb die Ordnungsgemäßheit desProduktes bestätigt.

Tiefbau

Dipl.-Ing. Martin Car, Geschäftsführer des BRV, stelltedie für den Tiefbau wichtige Richtlinie für Recycling-Baustoffe vor. In dieser werden die Baustoffe Asphalt(RA), Beton (RB), Mischgranulat aus Asphalt undBeton (RAB) sowie Mischgranulat aus Asphalt, Betonund natürlichem Gestein (RM) geregelt. Neu ist dabei der Recycling-Baustoff RG, dessenAnteil an Naturmaterial unter 50 % liegen darf.

„Die Richtlinie für Recycling-Baustoffe ist vomLebensministerium allen Landesregierungen zurAnwendung empfohlen, sie findet sich auch in allenMusterleistungsbüchern, beispielsweise im Leistungs-buch Siedlungswasserbau, Leistungsbuch Hochbauoder der RVS“, so Car.

Neben der Einführung des Recycling-Baustoffes RGwurde auch eine weitere Sieblinie (0/90) in dasRegelwerk aufgenommen.Deutlich kam in den beiden Vorträgen zum Ausdruck,dass nicht qualitätsgesicherte, aufbereitete minera-lische Baurestmassen (z.B. Abbruchmaterial, Auf-bruchmaterial) nicht altlastenbeitragsfrei zum Einsatzkommen können. Fällt beispielsweise Hochbau-Abbruch als Abfall anund wird für die Verfüllung von Arbeitsgräben oderals Unterfüllmaterial auf der Baustelle verwendet,sind pro Tonne 8,-- Euro an die Behörde (Zollamt)abzuführen. Schon bei einem Einfamilienhaus bedeutet dieszusätzliche Kosten von mehreren Tausend Euro, diedurch ein qualitätsgesichertes Aufbereiten vermiedenwerden können.

Der neue Stand der Technik: Umweltfreundlich und technisch hochwertige Recycling-Baustoffe

Abschließend geht Car auf die einzelnen Regelwerkeein, die sich auf die Recycling-Richtlinie stützen: Soist auch in der Baustoffliste ÖE die Richtlinie hinsicht-lich der Umweltkriterien zitiert.

Boden

Dipl.-Ing. Harald Hirnschall legt die Grundlagen derVerwertung von Bodenaushubmaterial vor. Das vomBRV veröffentlichte Merkblatt lehnt sich dabei starkan die Vorgaben des Umweltministeriums an, wobeidurch entsprechende Hilfsmittel (Formulare) einepraktikable Anwendung des Merkblattes gegeben ist.

Zweck dieser Neuregelung ist, Boden in ökologischvorteilhafter Form als Baustoff einzusetzen und damitandere Ressourcen zu schonen. Auch bei Bodenwerden entsprechende Qualitätsklasseneinteilungenvorgenommen (A1, A2, B1.1, B1.2, A2G).

Dr. Pollak, Leiter eines technischen Büros, brachte inseinem Referat erste Erkenntnisse der Umsetzung.Dabei stellte sich heraus, dass auch für Großbauvor-haben die Anwendung des Merkblattes sinnvoll ist,wenngleich zusätzliche, ergänzende Maßnahmengetroffen wurden.

Ing. Günter Gretzmacher, Vorsitzender des Baustoff-Recycling Verbandes, versuchte die zu erwartendenAuswirkungen der neuen Deponieverordnung ausSicht der Recycling-Wirtschaft im Zusammenhangmit der ALSAG-Novelle 2008 vorzustellen: Kritisch betrachtet er dabei die Einführung einer weiteren Deponieklasse, die dem Recycling abträglichsein wird.

Zusätzlich kritisierte Gretzmacher die Komplexität desVerordnungsentwurfes, die Anforderungen die durchdie Anhänge zur Deponieverordnung an das elektro-nische Datenmanagement, an Sicherstellungen undan die Prüfung des Materials gestellt werden.

„Neben dem höheren Kostenaufwand ist vorwiegendder Zeitfaktor, der für die grundlegende Charakter-isierung notwendig ist, ein kaum abschätzbaresProblem für die Auftraggeber“, so der Recycling-Experte.

Dipl.-Ing. Martin CARÖsterreichischer Baustoff-Recycling Verband (BRV) A-1040 Wien, Karlsgasse 5Tel.: +43/(0)1/504 72 89Fax: +43/(0)1/504 72 89 99 www.brv.ate-Mail: [email protected]

Gütezeichen für Recycling-Baustoffe

Beispiel für die neue Bezeichnung von Recycling-Baustoffen:

RHZ III 0/63 A

Die Abkürzung steht für recycliertes Hochbauziegelgranulat,

Güteklasse III, Körnung 0/63,

Qualitätsklasse A

36 37

Page 20: GESTRATA Journal 120 080327 · AMT FÜR GEOLOGIE u. BAUSTOFFPRÜFUNG BOZEN, Südtirol ASAMER Holding AG, Ohlsdorf BAU KONTOR GAADEN GesmbH, Gaaden BAUTECHN. VERSUCHS- u. FORSCHUNGSANSTALT

58. GESTRATA – VOLLVERSAMMLUNGACHTUNG TERMINÄNDERUNG!

Die 58. GESTRATA-Vollversammlung wird am

Dienstag, 22. April 2008, 17.00 Uhr

1190 Wien, Grinzingerstraße 53, Weingut Feuerwehr Wagner, stattfinden. Im Anschluss an die Vollversammlung laden wir zumbereits traditionellen GESTRATA-Heurigenabend ein.Wir freuen uns bereits heute auf Ihr Kommen.

GESTRATA-Studienreise 2008

Die heurige GESTRATA-Studienreise wird von 21. bis 24. September stattfinden und nach Kroatien,Split, führen. Das Reiseprogramm und die Anmel-dungsunterlagen werden im Mai an alle Mitgliederversandt.

SONSTIGE VERANSTALTUNGEN

Vortragsreihe StraßenbautechnikInstitut für Straßenbau und StraßenerhaltungStraßenbautechnisches Seminar

Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Straßenbautech-nisches Seminar“ werden von anerkannten Fach-leuten spezielle Themen der Straßenbautechnikbesprochen. Ausgehend von der Behandlung derSpezialthemen wird auch im notwendigen Ausmaßauf die fachlichen Grundlagen eingegangen, um soallen speziell Interessierten eine fundierte Informationüber neue Entwicklungen in der Straßenbautechnikzu vermitteln. Neben dem einleitenden Referat istjeweils ausreichend Zeit für Anfragen und Diskus-sionen vorgesehen. Diese Lehrveranstaltung istsowohl für Studenten als auch für Interessierte ausder Straßenbaupraxis gedacht, die zu dieser Veran-staltungsreihe besonders herzlich eingeladen sind.

o.Univ.Prof. Dipl.Ing. Dr. Dr.h.c. Johann Litzka

Für das Sommersemester 2008 sind folgendeTermine vorgesehen:

10.04.2008 KITZLER/WURZTiefbaumaßnahmen im Flughafenbau

29.05.2008 KAUFMANNInnovative Lärmschutzmaßnahmen im ASFINAG-Netz

12.06.2008 MAURERNeue Forschungsergebnisse zur Bewertung der Längsebenheit

26.06.2008 SOMMER/KOSTJAKMit Bindemittel stabilisierteTragschichten: Die neue RVS 08.17.01,alte Regeln und neue Möglichkeiten

Beginn: 17.00 h (pünktlich)Ende: ca. 19.00 hOrt: TU Wien, Neues EI

1040 Wien, Gußhausstraße 27–29,Hörsaal EI 9 (Hlawka-HS-Erdgeschoss)

21. bis 24. April 2008Ljubljana, TRA-Transport Research Arena Europe 2008Informationen: www.traconference.com

21. bis 23. Mai 2008Kopenhagen, 4th Eurasphalt & Eurobitume CongressInformationen: www.eecongress.org

27. bis 29. Mai 2008Rhodos, 7th International RILEM Symposium ATCBM09 on Advanced Testing and Characterization ofBituminous MaterialsInformationen: www.ntua-rilem-atcbm09.gr

Die Programme zu unseren Veranstaltungen sowie das GESTRATA-Journal können Sie jederzeitvon unserer Homepage unter der Adressehttp://www.gestrata.at abrufen. Weiters weisen wir Sie auf die zusätzliche Möglichkeitder Kontaktaufnahme mit uns unter der E-mail-Adresse: [email protected] hin.

Sollten Sie diese Ausgabe unseres Journals nur zufällig in die Hände bekommen haben, bieten wirIhnen gerne die Möglichkeit einer persönlichenMitgliedschaft zu einem Jahresbeitrag von € 35,– an. Sie erhalten dann unser GESTRATA-Journal sowieEinladungen zu sämtlichen Veranstaltungen an dievon Ihnen bekannt gegebene Adresse.

Wir würden uns ganz besonders über IHREN Anrufoder IHR E-Mail freuen und Sie gerne im großenKreis der GESTRATA-Mitglieder begrüßen.

Veranstaltungen der GESTRATA

Herrn Kommerzialrat Ing. Robert PRADEEhrenvorsitzender der GESTRATA, zum 86. GeburtstagHerrn Dr. Wolfgang SCHNIZER zum 81. GeburtstagHerrn Dipl. Ing. Paul PICHLER ehemaliges Vorstandsmitglied der GESTRATA,zum 80. GeburtstagHerrn Dipl. Ing. Johann SONNLEITNER zum 80. GeburtstagHerrn Alfred REINHARD zum 70. GeburtstagHerrn Dipl. Ing. Eugen HIKSCH zum 65. GeburtstagHerrn Dipl. Ing. Friedrich HOFFMANNzum 65. GeburtstagHerr Ing. Günther REITER ehemaliges Vorstandsmitglied der GESTRATA, zum 65. GeburtstagHerrn Straßenbaudirektor w. Hofrat Dipl. Ing. Rudolf GRUBERzum 60. GeburtstagHerrn Ing. Hans-Peter PFEILER zum 60. GeburtstagHerrn Dipl. Ing. Wilfried SCHÖNFELDERzum 60. GeburtstagHerrn Hofrat Dipl. Ing. Heinz SCHRAMLzum 60. GeburtstagHerrn Ing. Gerhard WIMMERzum 60. GeburtstagHerrn Dipl. Ing. Dr. Hans BLEIERzum 55. Geburtstag

Wir gratulieren!

Herrn Peter EIBISBERGERzum 55. GeburtstagHerrn Dipl. Ing. Gottfried KOLBE zum 55. GeburtstagHerrn Ing. Fritz KOLBITSCH zum 55. GeburtstagHerrn Ing. Günther ROSSBORY zum 55. GeburtstagHerrn Dir. Ing. Helmut HÖRMANN zum 50. GeburtstagHerrn Dipl. Ing. Karl WEIDLINGER Vorstandsmitglied der GESTRATA, zum 50. GeburtstagHerrn Ing. Andreas WIRTH zum 50. GeburtstagHerrn Mag. Gerhard ZIRSCH Vorstandsmitglied der GESTRATA, zum 50. Geburtstag

BEITRITTEOrdentliche Mitglieder:Firma HOCHTIEF Construction Austria GmbH & CoKG, WienFirma Max STREICHER GesmbH & CoKG, Zweigniederlassung Österreich, Wels

Außerordentliche Mitglieder:Firma Friedrich EBNER GmbH, Salzburg

Persönliche Mitglieder:Herr Johann GOLOB, DeutschlandsbergHerr Ing. Wolfgang HALBAUER, WienHerr Manuel KAPPER, DeutschlandsbergHerr Ing. Robert MOTTINGER, EnzesfeldHerr Ing. Stefan NEUMANN, WaldeggHerr Ing. Martin SCHÖNHOFER, Wien

3938