Gesundheitskompetenz im Jugendalter Dr. rer. biol. hum Martina Oldhafer MBA 1.

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Gesundheitskompetenz im Jugendalter

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Gesundheitskompetenz

„Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, sinnvolle Entscheidungen in Bezug auf die eigene Gesundheit zu treffen – und zwar im Kontext des täglichen Lebens – zuhause, in der Gemeinde, am Arbeitsplatz, im Gesundheitssystem und auf der politischen Ebene“ (WHO)

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Gesundheitskompetenz mit Krankheit

Die Fähigkeit und das Bestreben, in und mitder Krankheit den eigenen Weg zu gehen

Eigene Ressourcen zu finden und zu nutzen

Selbstwirksamkeitserwartungen – das Vertrauen und den Glauben daran, mit Gesundheitsfragen umgehenzu können

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Gesundheitskompetenz - Das Drei-Ebenen-Modell nach Nutbeam, 2000

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Die drei „Health Literacy Ebenen“

Kritische Health Literacy

Ebene

Fortgeschrittenes GesundheitswissenKritisches Denken und

AnalysefähigkeitSoziales Unterstützungsnetzwerk

Pro-aktiv

Interaktive Health

Literacy EbeneKommunikative Fähigkeiten Aktiv

Funktionale Health Literacy

Ebene

Funktionale „Literacy“ (Schreib- und Lesefähigkeit)Basis Gesundheitswissen

Passiv

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Niedrige Gesundheitskompetenz ist eng assoziiert mit schlechtem Gesundheitszustand.

Sudore L et al. Limited Literacy and Mortality in the Elderly: The Health, Aging, and Body Composition Study. Journal of General Internal Medicine, Volume 21, Issue 8, pages 806–812, August 2006

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Einteilung der Niveaus und Beispiele für die Erfassung von prose literacy

Level V Informationen, die zwischen den Zeilen stehen, herausfinden und beschreiben.

Level IV Informationen kontrastieren und mit eigenen Worten darstellen: z.B. Unterschied zwischen einem Einzelinterview und einem Gruppeninterview.

Level III Drei Argumente aus einem längeren Schriftstück extrahieren.

Level II Information zum Umgang mit Pflanzen„Was passiert, wenn die Pflanze Temperaturen unter 14 Grad ausgesetzt ist?

Level I Z.B. aus einem Verpackungshinweis für ein Medikament die Frage beantworten „Wie lange sollten Sie dies Medikament längstens einnehmen?

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Anteil unter Level 3 (prose literacy)

Rang Staat Anteil Level 1 und 2 in %

1 Schweden 27,8 %

2 Norwegen 33,2 %

3 Finnland 36,7 %

4 Niederlande 40,6 %

11 Deutschland 48,6 %

12 Schweiz (frz.) 51,3 %

17 Schweiz (dt.) 54,3 %

18 Ungarn 76,5 %

21 Polen 77,1%

(Dieter Gnahs, DIE, Pisa für Erwachsene 2007)

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Missverständnisse in der KommunikationPatientinnen und Patienten …

In 81% der Arzt-Patient-Kontakte tauchte zumindest einmal ein für Laien unverständlicher Fachjargon auf.

Die durchschnittliche Häufigkeit solcher Begriffe lag pro Gespräch bei 4.

Arzt: „Ihr Gewicht ist stabil, seit ich sie vor einigen Monaten das letzte Mal sah".

Patienten interpretieren dies folgendermaßen: "Mein Gewicht ist in Ordnung", "Er sagt, dass ich an Gewicht zulegen muss", "Er meint, dass ich an Gewicht nicht allzu stark zunehmen darf."

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Missverständnisse in der KommunikationPatientinnen und Patienten …

Arzt: Wissen Sie, was der Hauptgrund dafür ist, dass für so viele Patienten eine Dialyse nötig ist? Diabetes!"

Was meint der Arzt mit "Dialyse„?

"Weiß nicht", "Dass man jeden Tag etwas untersuchen muss", "Hängt das mit den Zehen zusammen?", "Dass man sich körperlich mehr bewegen muss, wenn man Diabetes hat".

Cesar M. Castro, Clifford Wilson, Frances Wang, Dean Schillinger: Babel Babble: Physicians' Use of Unclarified Medical Jargon with Patients (Quelle: American Journal of Health Behavior 2007;31(Suppl 1):S85-S95)

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Gesundheitskompetenz?

"Arzt: Ihr Gewicht ist stabil, seit ich sie vor einigen Monaten das letzte Mal sah".

Patienten interpretieren das:

"Mein Gewicht ist in Ordnung", "Er sagt, dass ich an Gewicht zulegen muss", "Er meint, dass ich an Gewicht nicht allzu stark zunehmen darf.„

Cesar M. Castro, Clifford Wilson, Frances Wang, Dean Schillinger: Babel Babble: Physicians' Use of Unclarified Medical Jargon with Patients (Quelle: American Journal of Health Behavior 2007;31(Suppl 1):S85-S95)

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Schlüssel zum Erfolg – Förderung der Gesundheitskompetenz (Health literacy)

Health literacy bedeutet:

… Wissen wo Informationen erhältlich sind… Verstehen dieser Informationen… Handlungen daraus ableiten und umsetzen können… sich im Gesundheitssystem zurechtfinden… von Professionellen ernst genommen werden… Konsequenzen des eigenen Handelns antizipieren

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Effekte von Patientenbeteiligung

Inanspruchnahme von Leistungen sinktWeniger KrankenhauseinweisungenWeniger Labor- und DiagnosetestsReduktion der Gesamtausgaben für medizinische

Dienstleistungen

Bertakis KD, Azari R. Patient-centered care is associated with decreased health care utilization. J Am Board Fam Med. 2011 May-Jun;24(3):229-39.

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Wissenswertes über Compliance

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Ca. 50% aller abgegebenen Medikamente werden nicht gemäß der ärztlichen Empfehlung eingenommen

Ca. 5,5% der KH – Einweisungen sind auf Therapieuntreue zurückzuführen

Folgekosten von Non-Compliance werden auf 15-20 Mill € p.a. geschätzt

Nach WHO ist im Durchschnitt zeigt jeder zweite Patienten eine gute Compliance

Patienten die aus dem Internet med. Informationen haben geben zu 70% an, hieraus einen positiven Nutzen bezüglich ihres Gesundheitsverhaltens zu ziehen unabhängig von ärztlichen Ratschlägen

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MethodikWeg von einer krankheitswissenpezifischen Schulung - hin zu

einer altersentsprechenden Kompetenzförderung mit folgenden Inhalten:

… Woran erkenne ich gute Information im Internet und in Printmedien?

… Gesundheitsinformationen richtig lesen und verstehen (vom Beipackzettel

… über Ratgeber und Bloggs www.washabich.de ... Arztgespräche strukturiert vorbereiten… Wie finde ich den richtigen Arzt, Krankenhaus, Pflegedienst etc.… Arzneimittel von der Verschreibung über den Kauf bis zur

Einnahme (Apothekenversand, freiverkäufliche Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel, etc.)

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Gesundheitskompetenz fördert Compliance?!Compliance-Schulung Gesundheitskompetenz-

Förderung

Professionelle informieren Betroffene informieren sich ausaus eigener Wahrnehmung ihrer Wahrnehmung

Beratung steht in direkter Abhängig- Verhalten ist eher selbstmotiviertkeit zur Behandlung (Empowerment)

Wissen und Verhalten soll Wissen und Verhalten entsprichtder erwünschten Erwartung des den eigenen Erwartungen und Beratenden entsprechen ist für den Betroffenen nachvollziehbar

Betroffener agiert eher reaktiv Betroffener agiert proaktiv

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Ergebnisse aus eigener Erhebung

54,0 % in Blogs und Foren im Internet Printmedien spielen kaum eine Rolle!

20,8 % lesen den Beipackzettel gar nicht

10,3 % spielt Prävention keine Rolle

16,7 % holen sich aktiv medizinischen Rat

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0 20 40 60 80 100

Medium Internet

Erklärung

Info Krankhheit

Info Gesundheit

Psychische Symptome

Arztbesuch

Rat geben

Rat suchen

Interesse an Gesundheit

Qualität der Info

weiblich N=18 männlich N=24

%

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Handlungskompetenz

Gesundheitskompetenz

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Zusammenfassung

Gesundheitskompetenzförderung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit chronischer Krankheit ist notwendig um die Compliance zu verbessern

Maßnahmen unterscheiden sich von den herkömmlichen Schulungsmaßnahmen

Je früher die Kompetenzförderung beginnt desto nachhaltiger wirkt sie

Medizinische Informationen sind jungen Menschen leicht zugänglich und dies beeinflusst ihr Verhalten maßgeblich

Durch Gesundheitskompetenzförderung können die Gesamtausgaben im Gesundheitswesen reduziert werden

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

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