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1 Gewalt und Genozid in Vergangenheit und Gegenwart: Der Holocaust auf dem Balkan sowie die Entstehung und der Zerfall Jugoslawiens GEWALT UND GENOZID IN VERGANGENHEIT UND GEGENWART: DER HOLOCAUST AUF DEM BALKAN SOWIE DIE ENTSTEHUNG UND DER ZERFALL JUGOSLAWIENS AUFGABENSTELLUNGEN: 1. Vergleiche die beiden Karten (Material 13 und 14 ) und beschreibe die wichtigsten Unterschiede. 2. Ergänze die Lücken im Text „Krieg ohne Fronten – Der Zweite Weltkrieg und die Befreiung Jugoslawiens 1941 - 1945“. Verwende dazu die Informationen aus der Dokumentation „Krieg ohne Fronten“ sowie Informationen aus den Materialien (Material 1, 2, 3, 4 und 5 ) 3. Erkläre die Besonderheiten der kommunistischen Machtübernahme und der Entwicklung Jugoslawiens während des Zweiten Weltkriegs und in den ersten Jahren danach. Erkläre dabei auch, weshalb Jugoslawien nicht in den direkten Einflussbereich der Sowjetunion gekommen ist. (Material 1 sowie GO!8 Seite 32) 4. Read Material 10 and sum up Historian Andrej Grubacic`s definition of "balkanization from below" (Balkanisierung von unten) in contrast to "balkanization from above" (Balkanisierung von oben). 5. Fasse zusammen, worin laut dem Schreiben des österreichischen Konsulats ( Material 11 ) die Schwierigkeiten bestanden haben, die Zugehörigkeit eines jugoslawischen Staatsbürgers zur Ethnie der Roma und Sinti ("Zigeuner") festzustellen. 6. Erörtere ausgehend von Material 11 , inwiefern von der jugoslawischen Verfassung der 1960er Jahre das Menschenrecht auf Schutz vor Diskriminierung aus rassistischen Gründen in größerem Umfang respektiert worden ist als vom Innenministerium der Republik Österreich. 7. DISCUSSION A.) Using information from Materials 1, 2, 4 and 5 as well as GO8! Pages 32- 33 , disuss Grubacic' contestation that the emergence of Socialist Yugoslavia at the end and after WW2 was a "balkanization from below". B.) Using information from Materials 6 and 7 , discuss if these reports from „Zeitzeugen“ can be seen as examples for a „balkanization from below“ 8. Vergleiche die Darstellung der Ereignisse und Prozesse, die zum Zerfall Jugoslawiens führten, in den Texten Material 9, 12 und GO!8 S. 34 - 39 inklusive des Interviews mit Dr. Wolfgang Petritsch, dem ehemaligen EU-Sonderbeauftragten für den Kosovo . Beachte dabei, … ob ein Zusammenhang zwischen den Ereignissen während des Zweiten Weltkriegs und dem Zerfall Jugoslawiens nach 1991 hergestellt wird ob im Text die Auflösung Jugoslawiens in selbstständige Territorien und Staaten als positiv oder negativ bewertet wird oder ob die Prozesse neutral dargestellt sind welche Verantwortung für den Prozess der Auflösung den verschiedenen Akteuren" (also NATO, Europäische Union, UNO, Serben, Kroaten, Bosnische Muslime, Kosovo-Albaner etc.) jeweils zugeschrieben wird und ob ihre Rolle im Konflikt als „positiv“ „neutral“ oder „negativ" dargestellt wird. KRIEG OHNE FRONTEN - DER ZWEITE WELTKRIEG UND DIE BEFREIUNG JUGOSLAWIENS 1941 - 1945 AUFGABE: Fülle die fehlenden Wörter bzw. Zahlenwerte ein - Materialien 1, 2, 3, 4 und 5 Im April 1941 wird Jugoslawien ohne vorherige Kriegserklärung von Nazi-Deutschland militärisch angegriffen. Bei den vom österreichischen Generaloberst Alexander Löhr geführten Luftangriffen auf die Hauptstadt ________________ kommen über 2000 ZivilistInnen ums Leben. In Kroatien wird 1941 ein unabhängiger Staat ( Nezavisna Država Hrvatska NDH) gegründet, wobei ein Teil des Gebiets von ______________ __________________ zu diesem Staat gehört, während das Küstengebiet Kroatiens großteils an Italien angegliedert wird. Der NDH-Staat wird von der faschistischen __________________-Partei unter der Führung des Poglavnik“ (Führer) Ante Pavelic regiert. Mazedonien wird 1941 an das mit Nazi-Deutschland verbündete ____________________ angegliedert. Die _________________ waren serbisch-nationalistische militärische Verbände, welche die Wiederherstellung des Königreiches Serbien anstrebten. Die antifaschistischen Partisanen waren von der _________________________ Partei Jugoslawiens dominierte militärische Verbände, deren Mitglieder verschiedenen Nationalitäten und Religionen (Slowenen, Kroaten, Serben, Bosnier, Juden, Katholiken, Serbisch-Orthodoxe, Muslime) angehörten. In verschiedenen Gebieten entstanden seit Herbst 1941 befreite „Partisanen-Republiken“. 1942 begann eine Offensive der ________________ und der Nazi-Wehrmacht in der _______________, einem waldigen Gebiet im Norden Bosniens. Beim Feldzug gegen die dort tätigen Partisanen wurden 24.000 vor allem serbische Zivilisten,

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1 Gewalt und Genozid in Vergangenheit und Gegenwart: Der Holocaust auf dem Balkan sowie die Entstehung und der Zerfall Jugoslawiens

GEWALT UND GENOZID IN VERGANGENHEIT UND GEGENWART: DER HOLOCAUST AUF DEM BALKAN SOWIE DIE ENTSTEHUNG UND DER ZERFALL JUGOSLAWIENS

AUFGABENSTELLUNGEN:

1. Vergleiche die beiden Karten (Material 13 und 14) und beschreibe die wichtigsten Unterschiede. 2. Ergänze die Lücken im Text „Krieg ohne Fronten – Der Zweite Weltkrieg und die Befreiung Jugoslawiens 1941 - 1945“.

Verwende dazu die Informationen aus der Dokumentation „Krieg ohne Fronten“ sowie Informationen aus den Materialien (Material 1, 2, 3, 4 und 5)

3. Erkläre die Besonderheiten der kommunistischen Machtübernahme und der Entwicklung Jugoslawiens während des Zweiten Weltkriegs und in den ersten Jahren danach. Erkläre dabei auch, weshalb Jugoslawien nicht in den direkten Einflussbereich der Sowjetunion gekommen ist. (Material 1 sowie GO!8 Seite 32)

4. Read Material 10 and sum up Historian Andrej Grubacic`s definition of "balkanization from below" (Balkanisierung von unten) in contrast to "balkanization from above" (Balkanisierung von oben).

5. Fasse zusammen, worin laut dem Schreiben des österreichischen Konsulats (Material 11) die Schwierigkeiten bestanden haben, die Zugehörigkeit eines jugoslawischen Staatsbürgers zur Ethnie der Roma und Sinti ("Zigeuner") festzustellen.

6. Erörtere ausgehend von Material 11, inwiefern von der jugoslawischen Verfassung der 1960er Jahre das Menschenrecht auf Schutz vor Diskriminierung aus rassistischen Gründen in größerem Umfang respektiert worden ist als vom Innenministerium der Republik Österreich.

7. DISCUSSION

A.) Using information from Materials 1, 2, 4 and 5 as well as GO8! Pages 32- 33 , disuss Grubacic' contestation that the emergence of Socialist Yugoslavia at the end and after WW2 was a "balkanization from below".

B.) Using information from Materials 6 and 7, discuss if these reports from „Zeitzeugen“ can be seen as examples for a „balkanization from below“

8. Vergleiche die Darstellung der Ereignisse und Prozesse, die zum Zerfall Jugoslawiens führten, in den Texten Material 9, 12 und GO!8 S. 34 - 39 – inklusive des Interviews mit Dr. Wolfgang Petritsch, dem ehemaligen EU-Sonderbeauftragten für den Kosovo. Beachte dabei, …

ob ein Zusammenhang zwischen den Ereignissen während des Zweiten Weltkriegs und dem Zerfall Jugoslawiens nach 1991 hergestellt wird

ob im Text die Auflösung Jugoslawiens in selbstständige Territorien und Staaten als positiv oder negativ bewertet wird oder ob die Prozesse neutral dargestellt sind

welche Verantwortung für den Prozess der Auflösung den verschiedenen „Akteuren" (also NATO, Europäische Union, UNO, Serben, Kroaten, Bosnische Muslime, Kosovo-Albaner etc.) jeweils zugeschrieben wird und ob ihre Rolle im Konflikt als „positiv“ „neutral“ oder „negativ" dargestellt wird.

KRIEG OHNE FRONTEN - DER ZWEITE WELTKRIEG UND DIE BEFREIUNG JUGOSLAWIENS 1941 - 1945

AUFGABE: Fülle die fehlenden Wörter bzw. Zahlenwerte ein - Materialien 1, 2, 3, 4 und 5

Im April 1941 wird Jugoslawien ohne vorherige Kriegserklärung von Nazi-Deutschland militärisch angegriffen. Bei den vom österreichischen Generaloberst Alexander Löhr geführten Luftangriffen auf die Hauptstadt ________________ kommen über 2000 ZivilistInnen ums Leben.

In Kroatien wird 1941 ein unabhängiger Staat (Nezavisna Država Hrvatska NDH) gegründet, wobei ein Teil des Gebiets von ______________ __________________ zu diesem Staat gehört, während das Küstengebiet Kroatiens großteils an Italien angegliedert wird. Der NDH-Staat wird von der faschistischen __________________-Partei unter der Führung des „Poglavnik“ (Führer) Ante Pavelic regiert. Mazedonien wird 1941 an das mit Nazi-Deutschland verbündete ____________________ angegliedert.

Die _________________ waren serbisch-nationalistische militärische Verbände, welche die Wiederherstellung des Königreiches Serbien anstrebten. Die antifaschistischen Partisanen waren von der _________________________ Partei Jugoslawiens dominierte militärische Verbände, deren Mitglieder verschiedenen Nationalitäten und Religionen (Slowenen, Kroaten, Serben, Bosnier, Juden, Katholiken, Serbisch-Orthodoxe, Muslime) angehörten. In verschiedenen Gebieten entstanden seit Herbst 1941 befreite „Partisanen-Republiken“.

1942 begann eine Offensive der ________________ und der Nazi-Wehrmacht in der _______________, einem waldigen Gebiet im Norden Bosniens. Beim Feldzug gegen die dort tätigen Partisanen wurden 24.000 vor allem serbische Zivilisten,

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2 Gewalt und Genozid in Vergangenheit und Gegenwart: Der Holocaust auf dem Balkan sowie die Entstehung und der Zerfall Jugoslawiens

also Männer, Frauen und Kinder, ermordet. Rund 68.000 überlebende Zivilisten wurden aus der _______________ zur Zwangsarbeit oder in Konzentrationslager deportiert (eingeliefert). Im Konzentrationslager Jasenovac wurden von der Ustascha zehntausende Menschen aus rassistischen Motvien ermordert ebenso wie politische Gegner unterschiedlicher nationaler Angehörigkeit, insbesondere _____________________. Jasenovac war das einzige KZ in Europa, das nicht von der SS kontrolliert wurde. Alleine dort kamen rund 47.000 ______________, 16.000 __________ _______ _____________ sowie 13.000 ___________________ ums Leben. Dabei gab es keine Vergasungen, die Opfer wurden erschossen, erstochen oder erschlagen. Von den insgesamt rund 75.000 jugoslawischen Juden überlebten 60.000 den Holcaust nicht. Die meisten davon wurden nach Auschwitz und in andere Vernichtungslager deportiert.

Die Nazi-Truppen erhielten den Befehl, auch gegen unbewaffneten Frauen und Kindern "mit allen Mitteln" vorzugehen. Wie Basil Davidson, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Historiker tätige Agent des Britischen Secret Service am Balkan, bemerkte, ließen die Besatzer der Bevölkerung kaum eine Alternative, als sich den Partisanen anzuschließen. Seit dem Jahr 1942 wächst der Zulauf zu den Partisanen. Waren es zu Beginn rund 80.000 KämpferInnen, so vervielfachte sich die Zahl bis zum Jahr 1944 auf rund ____________________, rund 100.000 davon waren _________________. Mehr als _______________ Jüdinnen und Juden waren Mitglieder der Partisanen, darunter Dr. Rosa Papo, die als erste Frau ____________________ der jugoslawischen Armee wurde.

Seit 1942 erkennt die britische Regierung unter Churchill, dass die bisher von ihnen unterstützten serbischen ____________________ ihren Kampf gegen die Besetzungstruppen der Nazis eingestellt haben. Die britische Regierung verbündet sich deshalb mit den Tito-Partisanen. Churchill 1943 trifft mit dem zum ___________________ der jugoslawichen Befreiungarmee ernannten Tito zusammen.

Material 1: Biografische Daten zu Josip Broz, genannt Tito (1892–1980)

7. Mai 1892 - geboren als Sohn einer kleinbäuerlichen Familie im kroatischen Kumrovec (Österreich-Ungarn).

1913 eingezogen in die österreich-ungarische Armee, im Jänner 1915 an der Karpatenfront in russische Kriegsgefangenschaft geraten.

Während der Russischen Revolution 1917 entlassen, nahm an den Demonstrationen in Petersburg teil und wurde dort Kommunist.

1920 Rückkehr nach Zagreb und Beitritt in die Kommunistische Partei Jugoslawiens (KPJ).

1927 Bezirkssekretär der Metallarbeitergewerkschaft, 1928 wegen seiner politischen Tätigkeit verhaftet und zu mehrjähriger Gefängnisstrafe verurteilt (1929–1934).

Nach seiner Entlassung 1934 Mitglied des Zentralkomitees und des Politbüros der KPJ, die wegen politischer Verfolgung durch die jugoslawische Regierung im Untergrund agiert, seither unter dem Decknamen „Tito“

1938 Generalsekretär der KPJ

April 1941: Überfall deutscher und italienischer Truppen auf Jugoslawien. KPJ-Hauptquartier von Zagreb nach Belgrad verlegt und Organisation des ersten Widerstands gegen die Besatzung durch die Wehrmacht bzw. die Ustascha-Regierung

Nach dem deutschen Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion im Juni 1941 beginnen jugoslawischen Partisanen mit organisiertem, bewaffnetem Widerstand

1943 Ernennung Titos zum „Marschall“ der Jugoslawischen Befreiungsarmee. 1944 Flucht nach Italien, Treffen mit Winston Churchill und Verhandlungen mit Stalin in Moskau

1945 nach der deutschen Niederlage: Tito wird Ministerpräsident der Föderativen Republik Jugoslawien.

1948 Ausschluss Jugoslawiens aus dem Kommunistischen Informationsbüro (Kominform) wegen Differenzen mit Stalin über Aufbau des Sozialismus. 1950 Einführung der Arbeiterselbstverwaltung in jugoslawischen Betrieben

1954 Gemeinsam mit dem indischen Ministerpräsidenten Nehru: Deklaration von „Blockfreiheit“ und „friedlicher Koexistenz“.

1955 nach Stalins Tod Normalisierung der Beziehungen zur neuen sowjetischen Führung unter Chruschtschow

1961 große Konferenz der blockfreien Staaten in Belgrad (blockfreie Politik wurde zum internationalen Faktor).

1963 Ernennung von Tito zum Staatspräsidenten auf Lebenszeiten.

1980 Tod Titos in Lubljana (Laibach)

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3 Gewalt und Genozid in Vergangenheit und Gegenwart: Der Holocaust auf dem Balkan sowie die Entstehung und der Zerfall Jugoslawiens

Material 2: Basil Davidson – The nature of partisan resistance

It was the nature of partisan resistance that operations against it must either eliminate it altogether or leave it potentially stronger than before. This had been shown by the sequel to each of the previous five offensives from which, one after another, the partisan brigades and divisions had emerged stronger in experience and armament than they had been before, with the backing of a population which had come to see no alternative to resistance but death, imprisonment, or starvation. […]. So clear was this that no room was left for provincialism; Serbs and Croats and Slovenes, Macedonians, Bosnians, Christian and Moslem, Orthodox and Catholic, sank their differences in the sheer desperation of striving to remain alive.

Basil Davidson (9 November 1914 – 9 July 2010) was a British historian, writer and Africanist, particularly knowledgeable on the subject of Portuguese Africa prior to the 1974 Carnation Revolution. He wrote several books on the current situation of Africa. Colonialism and the rise of African emancipation movements were central themes of his work. He was an Honorary Fellow of the School of Oriental and African Studies (SOAS) in London.

Born in Bristol, England, Davidson was a reporter until 1939 for the London Economist in Paris, France. From December 1939, he was a Secret Intelligence Service (SIS) / MI-6 D Section (sabotage) officer sent to Budapest to establish a news service as cover. In April 1941, with the Nazi invasion, he fled to Belgrade, Yugoslavia. In May, he was captured by Italian forces and was later released as part of a prisoner exchange.

Material 3: Todesopfer im Konzentrationslager Jasenovac nach Nationalität/Ethnizität 1941 – 1945 – Darstellung im Memorial Museum Jaseonvac (Foto von Juli 2018)

Ethnicity Children Men Women Total

Material 4: Zahlenmäßige Stärke und Zusammensetzung der jugoslawischen Partisanen 1941 - 1945

By April 1945, there were some 800,000 soldiers in the Partisan army. Composition by region (ethnicity is not taken into account) from late 1941 to late 1944 was as follows:

Late 1941 Late 1942 Sept. 1943 Late 1943 Late 1944

Bosnia and Herzegovina 20,000 60,000 89,000 108,000 100,000

Croatia 7,000 48,000 78,000 122,000 150,000

Kosovo 5,000 6,000 6,000 7,000 20,000

Macedonia 1,000 2,000 10,000 7,000 66,000

Montenegro 22,000 6,000 10,000 24,000 30,000

Serbia (proper) 23,000 8,000 13,000 22,000 204,000

Slovenia 2,000 4000 6000 34,000 38,000

Vojvodina 1,000 1,000 3,000 5,000 40,000

Total 81,000 135,000 215,000 329,000 648,000

https://en.wikipedia.org/wiki/Yugoslav_Partisans

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4 Gewalt und Genozid in Vergangenheit und Gegenwart: Der Holocaust auf dem Balkan sowie die Entstehung und der Zerfall Jugoslawiens

Material 5: Jewish Partisans

By the year 1940, 75.000 Jews lived on the territory of Yugoslavia. Around 60.000 were killed during the Holocaust.

There were 4,572 Jews listed as partisans in Yugoslavia, 3,000 of whom where in fighting units. Since the Jews were recognized as equals due to a general lack of institutional antisemitism, they did not need to have their own units, and there was nothing Jewish about the makeup of the units in which they served.

The large number of Jewish partisans is especially remarkable given the obstacles they faced in joining the resistance. When the resistance began in the fall of 1941, the majority of the Jews of Yugoslavia had been murdered. Those who could fight had to find a way to reach the remote region where the combat was being waged. 1,318 died in the conflict; 150 received the First of the Fighters Medal. Ten Jews were given the National Hero award, the highest medal awarded by the Yugoslavian government.

A number of Jews became high-ranking officers in the partisan movement including General Voja Todorovic, who became head of the land forces after the war, and Dr. Rosa Papo, the first woman to become a general in the Yugoslav army. Jews took a key position in establishing the medical corps under the direction of Dr. Herbert Kraus.

Quelle: http://www.jewishpartisans.org/countries/yugoslavia

Material 6: Yad Vashem –Muslimische Albaner retten Juden vor dem Holocaust

DIE BRÜDER HAMID UND XHEMAL VESELI

„Unsere Eltern waren fromme Muslime und glaubten wie wir auch, dass „jedes Klopfen an der Tür ein Segen Gottes“ ist. Wir haben nie Geld von unseren jüdischen Gästen genommen. Alle Menschen sind von Gott. Besa existiert in jeder albanischen Seele."

Unser verstorbener Bruder Refik war der erste, der von Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern anerkannt wurde. Jetzt haben wir beide dieselbe Ehre dafür erfahren, dass wir die Famile von Joseph Ben Joseph und die Familie Mandil aufgenommen haben. Unter italienischer Besetzung arbeitete Joseph für mich (Hamid) in meinem Bekleidungsgeschäft, Moshe Mandil arbeitete in dem Fotostudio unseres Bruders Refik. […].

Als im Jahr 1943 die deutsche Besetzung begann, wurden die beiden jüdischen Familien in unser Haus in Krujë gebracht. Xhemal ging mit den Eltern Tag und Nacht 36 Stunden lang, um unser Haus zu erreichen. Wir kleideten sie wie die Leute vom Dorf. Zwei Tage später transportierten wir die Kinder nach Krujë. Tagsüber versteckten wir die Erwachsenen in einer Höhle in den Bergen. Die Kinder spielten mit anderen Kindern im Dorf. Alle Nachbarn wussten, dass wir Juden versteckten. Eines Tages durchsuchten die Deutschen das Dorf. Sie gingen von Haus zu Haus und suchten nach einem Gewehr, das verloren gegangen war. Sie haben das Gewehr nie gefunden und exekutierten den Soldaten, der es verloren hatte.

Wir haben die Juden neun Monate lang bei uns versteckt, bis zur Befreiung. Wir haben jeden Kontakt mit der Familie Ben Joseph verloren. Sie haben Jugoslawien zu früh verlassen, und wir befürchteten, dass die Deutschen sie auf dem Rückzug ermordet haben. Die Familie Mandil ist ebenfalls in ihr Heim in Jugoslawien zurückgegangen. Unser Bruder Refik hat sie nach dem Krieg besucht und hat mit Moshe Fotografie studiert. Die Familie Mandil ist später nach Israel ausgewandert.

Viermal haben wir Albaner unsere Tür geöffnet. Das erstemal für die Griechen während der Hungersnot im Ersten Weltkrieg, dann für die italienischen Soldaten, die in unserem Land ankamen, nachdem sie sich den Alliierten ergeben hatten, dann für die Juden während der deutschen Besetzung, und in jüngster Zeit für die albanischen Flüchtlinge aus dem Kosovo, die auf der Flucht vor den Serben waren. Nur die Juden haben uns ihre Dankbarkeit erwiesen. Am 23. Mai 2004 wurden Hamid Veseli und Xhemal Veseli von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt.

DESTAN UND LIME BALLA

„Alle in unserem Dorf waren Muslime. Wir haben die Kinder Gottes unter unserem Besa beschützt."

Ich wurde 1910 geboren. Im Jahr 1943, zur Zeit des Ramadan, kamen 17 Leute aus Tirana in unser Dorf, Shengjergji. Sie waren alle auf der Flucht vor den Deutschen. Am Anfang wusste ich nicht, dass sie Juden waren. Wir teilten sie unter den Dorfbewohnern auf. Wir nahmen

drei Brüder namens Lazar auf. Wir waren arm – wir hatten nicht einmal einen Esstisch – aber wir erlaubten ihnen kein einziges Mal, für Essen oder Unterkunft zu bezahlen. Ich ging in den Wald um Holz zu hacken und Wasser zu holen. Wir zogen Gemüse in unserem Garten, so hatten wir jede Menge zu essen. Die Juden blieben für 15 Monate in unserem Dorf versteckt. Wir kleideten sie wie Bauern, wie uns selbst. Sogar die Ortspolizei wusste, dass das Dorf Juden versteckte. Ich kann mich erinnern, dass sie viele verschiedene Sprachen sprachen. Im Dezember 1944 verließen die Juden unser Dorf und gingen nach Priština, wo unser Neffe, der bei den Partisanen war, ihnen half. Danach verloren wir jeden Kontakt mit den Brüdern Lazar. Erst im Jahr 1990, fünfundvierzig Jahre später, nahmen Sollomon und Mordehaj Lazar von Israel aus Kontakt mit uns auf.

Am 4. Oktober 1992 wurden Destan Balla und seine Frau Lime Balla von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt.

https://www.yadvashem.org/yv/de/exhibitions/besa/index.asp

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5 Gewalt und Genozid in Vergangenheit und Gegenwart: Der Holocaust auf dem Balkan sowie die Entstehung und der Zerfall Jugoslawiens

Material 7: Jewish Partisan Educational Foundation Material 8: Antisemtisches Plakat des Ustascha-Regimes

http://www.jewishpartisans.org/films#node-media_film-846

1. Introduction to the Jewish Partisans 2. Everyday the Impossible: Jewish Women in the

Partisans 3. Living and Surviving in the Partisans: Food 4. Living and Surviving in the Partisans: Medicine 5. Living and Surviving in the Partisans: Shelter 6. Living and Surviving in the Partisans: Shelter 7. Fighting on Three Fronts: Antisemitism and the

Jewish Partisans

Quelle: http://www.jewishpartisans.org/countries/yugoslavia

Material 9: The Traumas of WW2 and the break-up of Yugoslavia in 1991

The Jasenovac camp experience was a dreadful tragedy in the history oft he people and nations on the territory of Yugoslavia, but an even greater tragedy was the attitude towards it, as was the case regarding other human sacrifices and losses during World War Two. I share the opinion of those who think that the break-up of the Socialist Federal Republic of Yugoslavia in 1991 would not have been so tragic, in terms of the price paid by humanity and civilisation, had it not been contaminated psychologically by the traumas of World War Two and the immediate post-war period. The spiralling mulitplication of the vicitims of Jasenovac, which sometimes reaches as many as 1,500,000 has had and continues to have many, widely-varying, crushing effects, just as the opposite tendency to minimalise the scope oft he Jasenovac tragedy, and the attempt to rewrite and radically revise its history, on the other hand, have had similar effects.

Drago Roksandic, Of Tragedy, Trauma and Catharsis: Serbs in the Jasenovac Camp 1941-1945. In: JASENOVAC Memorial Site, 2006. Seite 90

Material 10: Andrej Grubacic, Balkanization from above vs. Balkanization from below

According to the Romanian historian Nicolas Iorga, there is, in the Balkans, „a certain unity which is basic, intimate and profound and which the superficial phenomena of discord, unfriendliness and conflict, must not hide from us.“

[…] We might describe balkanization from below as a tradition and narrative that affirms social and cultural affinities, as well as customs in common resulting from interethnic mutual aid and solidarity, and resulting in what can be termed an interethnic self-activity, one that was severed through the Euro-colonial intervention [since the 1990s]. I maintain that in the Balkans this pluricultural reality finds its political expression in the anti-authoritarian politics of local self-government, communal use of land, and various movements for Balkan Federation. The latter project included, in ist most expansive and most inspiring proposal, all countries of former Yugoslavia, Albania, Bulgaria, Romania, Greece and Turkey. […]

I use the expression "balkanization from above" to describe a project, remarkably consistent in history, of breaking Balkan interethnic solidarity and regional socio-cultural identity; a process of violently inccorporating the region into the system of nation-states and capitalist world economy; and contemprorary imposition of neoliberal colonialism. Both Europeans and self-colonizing intelligentsia have in common a contempt for everything that comes from this "wretched peninsula". [...]

The history of the Balkan peninsula is written in blood of the Great Powers' attempt to prevent movements towards Balkan unity. [...] my contention is that the destruction of state-socialist Yugoslavia was a project of the same century long process of balkanization from above. In contrast, Socialist Yugoslavia, was a result of a long tradition of movements for Balkan unity, a manifestation of balkanization from below.

Andrej Grubacic, Don't Mourne, Balkanize! Essays After Yugoslavia. PM Press Oakland, 2010, p. 42-43, p. 158

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6 Gewalt und Genozid in Vergangenheit und Gegenwart: Der Holocaust auf dem Balkan sowie die Entstehung und der Zerfall Jugoslawiens

Material 11: Auskunft des österreichischen Generalkonsulats in Ljubljana betreffend der Ausstellung von Einreisesichtvermerken für jugoslawische „Zigeuner“ aus dem Jahr 1966

Durch Abwerbeabkommen mit der Türkei (1964) und mit Jugoslawien (1966) versuchte die österreichische Regierung (Große Koalition aus ÖVP und SPÖ), Arbeitskräfte aus diesen Ländern als sogenannte "Gastarbeiter" v.a. für die Industrie nach Österreich zu holen. Das Außenministerium bzw. die Konsulate und Botschaften in Jugoslawien und in der Türkei waren dafür zuständig, den KandidatInnen für eine Einreise nach Österreich einen Sichtvermerk (= Visum) auszustellen. In Österreich war das Innenministerium mit der polizeilichen Überwachung der ausländischen Arbeitskräfte betraut.

Das Schreiben vom 25. August 1966 ist eine Antwort auf ein Ansuchen des österreichischen Innenministeriums. Der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit hatte den Außenminister darum ersucht, nur in besonderen Ausnahmefällen "jugoslawischen Zigeunern" ein Visum auszustellen.

Quelle: Foto des Schreibens, das im Wien-Museum im Rahmen der Ausstellung Romane Thana 2015 zu sehen war.

Material 12: The Dismanling of Yugoslavia - A Timeline

1992-93

By 1992 the Yugoslav Federation, formed as a socialist state after World War II, is falling apart. The constitution establishes six constituent republics in the federation: Bosnia-Herzegovina, Croatia, Macedonia, Montenegro, Serbia, and Slovenia. Serbia also has two autonomous provinces: Kosovo and Vojvodina. Imperialism combined with local ethnic nationalism leads Slovenia and then Croatia to leave the socialist federation, with the encouragement of the international community eager, to dismantle an independent socialist state. The war in Croatia leads to a conflict with other Yugoslav republics, a war resulting in hundreds of thousands of refugees and reawakening memories of the Croatian Nazi brutality of the 1940s. By 1992, a further conflict breaks out in Bosnia, which had also declared independence. The Serbs who live there are determined to remain within Yugoslavia.

Yugoslavia finds itself under a UN embargo. Food and medicine become scarce. By 1993, the Bosnian Muslim government is besieged in the capital city, Sarajevo, surrounded by Bosnian Serb forces who control around 70 percent of Bosnia.In central Bosnia, the mainly Muslim army fights a separate war against Bosnian Croats who wish to be part of Croatia. The international community, spearheaded by the United States, makes it impossible for warring sides to reach any kind of peace agreement.

1995

Americans succeed in imposing the Dayton agreement of November 1995, which creates two self-governing entities within Bosnia - the Bosnian Serb Republic and the Muslim-Croat Federation - with their own governments, parliaments and armies. A NATO-led "peacekeeping force" is charged with implementing the military aspects of the peace agreement with extensive additional powers. This is the beginning of the European occupation of Bosnia. In the meantime, Croatia takes back most of the territory earlier captured by Serbs through ethnic cleansing during U.S.-backed military campaigns in 1995. This operation results in the mass exodus of at least two hundred thousand

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7 Gewalt und Genozid in Vergangenheit und Gegenwart: Der Holocaust auf dem Balkan sowie die Entstehung und der Zerfall Jugoslawiens

Serbs from Croatia.

1998-1999

In 1998, the Albanian Kosovo Liberation Army [UCK] instigates a civil war in Serbian part of Yugoslavia. The international community again supports further disintegration of Yugoslavia. Serbian President Siobodan Milosevic sends the army to Kosovo. The international imperialist community responds by launching NATO air strikes against Yugoslavia in March 1999, the first attack on a sovereign European country in the alliance's history. The strikes focus primarily on civilian targets in Serbia and Montenegro. This operation, with the Orwellian name "Merciful Angel," kills thousands of civilians, including a journalist and technicians working for the Serbian national TV station, and destroys much of the Yugoslav infrastructure.

2000

Serbian opposition to Milosevic becomes more and more serious. After the elections, opposition claims victory and Vojislav Kostunica declares himself the "people's president." Federal Election Commission calls for a second ballot, saying that neither candidate won an outright majority. Hundreds of thousands of opposition supporters take to the streets of Belgrade to demand that Milosevic stand down. Students are organized by a group ca lied OTPOR. In October, a general strike begins as Milosevic remains defiant. Tens of thousands of opposition supporters capture the parliament building and take over the state TV station. This event becomes known as the October 5th revolution. The international community acknowledges the legality of Kostunica's victory.

2001

Former president Milosevic is placed under twenty-four-hour police surveillance in Belgrade. Soon after, Milosevic is arrested in the early hours after a standoff in his home. He is taken to Belgrade's main prison and charged with misappropriation of state funds and abuse of his official position. However, U.S. President Bush demands that Yugoslavia hand Milosevic over to the international war crimes tribunal in The Hague, lest the country not receive any U.S. aid. As a result of this blackmail, Serbian Prime Minister Zoran Djindjic overrules Constitutional Court and authorizes Milosevic's extradition to the tribunal. This is the beginning of the conflict between Djindjic and Yugoslav President Vojislav Kostunica. Kostunica's Democratic Party of Serbia pulls out fo the Serbian government. UN lifts the arms embargo against Yugoslavia, three years after it was imposed over the treatment of ethnic Albanians in Kosovo. Ibrahim Rugova, president of the nationalist Albanian Democratic League, becomes president of Kosovo.

2002 - 2003

In 2002 the trial of Slobodan Milosevic, on charges of genocide and war crimes, begins in the Hague. In 2003 Serbian and Montenegrin parliaments approve a constitutional charter for a new union of Serbia and Montenegro. On February 4, Yugoslavia ceases to exist. In March of the same year, Serbian Prime Minister Zoran Djindjic is assassinated in Belgrade.

2004 - 2005

In March 2004, former Yugoslav President Vojislav Kostunica becomes prime minister of Serbia in a center-right coalition government. There are new clashes between Serbs and ethnic Albanians in Kosovo after an Albanian attack on Kosovo Serbs in the divided town of Mitrovica. In 2005 talks begin on a Stabilization and Association Agreement with the European Union.

2006

Kosovo's President Ibrahim Rugova dies, Fatmir Sejdiu succeeds him, and UN sponsored talks on future status of Kosovo begin. Slobodan Milosevic is found dead in his cell in The Hague, under suspicious circumstances. After a referendum to separate from Serbia, Montenegro declares independence.

2007 - 2008

United Nations envoy Martti Ahtisaari presents a plan fo independent Kosovo. The plan is immediately welcomed by Kosovo Albanians and immediately rejected by Serbia. [...]

Kosovo declares independence. Serbia says that the declaration is illegal. The international community immediately recognizes supervised independence. Kosovo Serbs set up their own rival assembly in Mitrovica. Roma and other Kosovo people are underrpresented. The UN General Assembly votes to refer Kosovo's independence declaration to the International Court of Justice. [...] A new "multiethnic" Kosovo Security Force launches under NATO supervision. The occupation of Kosovo by international forces properly begins. This happens much to the dismay of ordinary Albanians, Serbs and Roma.

2010

The International Court of Justice in The Hague decides that Kosovo's declaration of independence is legal.

Aus: Andrej Grubacic, Don’t mourne, balkanize! PM Press Oakland 2010, S. 35 - 40

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8 Gewalt und Genozid in Vergangenheit und Gegenwart: Der Holocaust auf dem Balkan sowie die Entstehung und der Zerfall Jugoslawiens

Material 13:

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Jugoslawienkriege#/media/File:Bevoelkerungsgruppen-Jugoslawien.png

Material 14:

Quelle:

Atlas zur allgemeinen und österreichischen Geschichte, Verlag ED.HÖLZEL (Wien 1981)

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9 Gewalt und Genozid in Vergangenheit und Gegenwart: Der Holocaust auf dem Balkan sowie die Entstehung und der Zerfall Jugoslawiens

Material: Alternative Fakten erleichtern das Gewissen

Untersuche den Zeitungsbericht über den Dokumentarfilm über Jasenovac und analysiere, wie die Geschichte des Faschismus in Kroatien (d.h. des Ustascha-Regimes) und seine Verstrickung in den Holocaust während des Zweiten Weltkriegs - laut Zeitungsbericht - im Dokumentarfilm dargestellt werden.

Der Regisseur Jakov Sedlar erhielt kürzlich den alljährlich vergebenen Preis der Stadt Zagreb. Vertreter der jüdischen Gemeinde Kroatiens und des serbischen Nationalrats reagierten in einem offenen Brief an den Stadtrat empört auf die Auszeichnung. Sie werfen dem Regisseur vor, Jasenovac nicht als das zu bezeichnen, was es war – ein Konzentrationslager, in dem Juden, Serben und Roma systematisch vernichtet wurden.

Ein besonderer Schlag ins Gesicht der Juden, Serben und Roma in Kroatien ist, dass Sedlar den mit rund 4000 Euro dotierten Preis vier Tage vor der alljährlichen offiziellen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Konzentrationslagers erhielt.

VERNICHTUNGSLAGER

Sedlars Film Jasenovac – die Wahrheit zufolge handelte es sich bei dem Konzentrationslager Jasenovac le diglich um ein Arbeitslager. Die Zahl der Opfer wird vom Regisseur auf bis zu 20.000 heruntergerechnet. Seriöse Schätzungen gehen indes von 82.000 bis 100.000 Ermordeten aus, vorwiegend Juden, Serben und Roma sowie kroatische und muslimische Oppositionelle. Jasenovac gilt als das einzige Vernichtungslager im Zweiten Weltkrieg in Europa, in dem ohne deutsche Beteiligung planmäßig gemordet wurde.

Der Film trägt »die Wahrheit« im Titel und ist doch nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Fake News, »alternativen Fakten« und anderen Begriffen, die derzeit für das Wort »Lüge« in Gebrauch sind. Aufgedeckt haben dies die kroatische Wochenzeitung »Novosti« und das Onlineportal »Lupiga«.

So verwendete Sedlar für den Film gefälschte Überschriften der Zeitung »Vjesnik« und Fotos, auf denen Konzerte und Fußballspiele im Konzentrationslager Jasenovac gezeigt werden. Diese Bilder sollen dem Zuschauer suggerieren, das KZ habe komfortable Freizeitmöglichkeiten geboten. Doch keines der Fotos entstand tatsächlich in dem Todeslager, sondern an anderen Orten – und zu anderen Zeiten.

Darüber hinaus wird in dem Film behauptet, der jüdisch-kroatische Dirigent Milan Sachs sei vorzeitig aus dem Lager entlassen worden. Damit soll der Eindruck erweckt werden, das Ustascha-Regime sei nicht antisemitisch gewesen. In Wahrheit war Milan Sachs aber nie Häftling in Jasenovac. Dies sind nur zwei Beispiele für eine Reihe von Fehlern, Lügen und falschen Darstellungen. USTASCHA

Der Film entlastet das Gewissen kroatischer Nationalisten und Rechtsextremer. Die wahren Verbrecher des Zweiten Weltkriegs sind laut dem Film nicht etwa die Nationalsozialisten und ihre Kollaborateure der Ustascha, sondern die jugoslawischen Partisanen, die gegen sie kämpften. In dem Film wird auch behauptet, die jugoslawischen Kommunisten nutzten Jasenovac zwischen 1945 und 1951 als »Todeslager« – eine wirre Unterstellung, für die es keinerlei Belege gibt. Im vergangenen Jahr wurde der Film auch in Deutschland gezeigt. Die Präsidentin des »Kroatischen Hauses München«, Neda Caktas, setzte sich dafür ein und lobte den Regisseur.

Quelle: http://www.juedische-allgemeine. de/article/view/id/28