Gliederung Hufrehe, wichtige Erkenntnisse der Fütterung, 1 ... Prof. Männer.pdf ·...

15
1 Beispielbild Hufrehe, wichtige Erkenntnisse der Fütterung, Weidehygiene und Giftpflanzen K. Männer Institut für Tierernährung Fachbereich Veterinärmedizin Freie Universität Berlin 5. Brandenburger Pferdetag, 29. Oktober 2011, Neustadt (Dosse) Gliederung 1. Hufrehe - Fütterung als Auslöser von Hufrehe - Fütterungsempfehlungen von Pferden mit chronischer Hufrehe 2 - Prophylaxe 2. Weidehygiene, -management 3. Giftpflanzen Hufrehe – mögliche Ursachen Mechanisch - Überanstrengung Metabolisch - Equines Cushing Syndrom (ECS) E i M b li h S d (EMS) 3 - Equines Metabolisches Syndrom (EMS) Toxisch - Fehlgärungen Æ u. a. Kohlenhydratüberfütterung - Plötzlicher Futterwechsel - Nachgeburtsverhaltungen - Giftplanzen (z.B. Herbstzeitlose) Hufrehe – Fütterungsbedingte Ursachen 4 http://files.tierphysiotherapie-homburg.de/200000073-57f3758ed3/hufrehe.jpg Nahrungsspektrum X Pferde sind Steppentiere y Vielseitiges, aber wechselndes saisonales Nahrungsspektrum y Selektives Grasen als Kompensationsmöglichkeit y Kontinuierliche Futteraufnahme (bis zu 18 Std. pro Tag) - kleine Futtermengen pro Zeiteinheit it i K täti k it (Z t h i h d 5 - intensive Kautätigkeit (Zerquetschen zwischen den Backenzähnen) - hohe Speichelproduktion X Domestikation vor ca. 5 bis 6 Tsd. Jahren y Intensive Nutzung = Veränderung der Nahrungsgrundlage y Aber: Verdauungstrakt ist funktionell gleich geblieben Beispielbild Verdauungskanal des Pferdes (modifiziert nach LEWIS, 1982) Ä Herbivorer Dickdarmverdauer

Transcript of Gliederung Hufrehe, wichtige Erkenntnisse der Fütterung, 1 ... Prof. Männer.pdf ·...

1

Beispielbild

Hufrehe, wichtige Erkenntnisse der Fütterung,

Weidehygiene und Giftpflanzen

K. MännerInstitut für Tierernährung

Fachbereich VeterinärmedizinFreie Universität Berlin

5. Brandenburger Pferdetag, 29. Oktober 2011, Neustadt (Dosse)

Gliederung

1. Hufrehe

- Fütterung als Auslöser von Hufrehe

- Fütterungsempfehlungen von Pferden mit chronischer

Hufrehe

2

- Prophylaxe

2. Weidehygiene, -management

3. Giftpflanzen

Hufrehe – mögliche Ursachen

• Mechanisch- Überanstrengung

• Metabolisch- Equines Cushing Syndrom (ECS)

E i M b li h S d (EMS)

3

- Equines Metabolisches Syndrom (EMS)

• Toxisch- Fehlgärungen u. a. Kohlenhydratüberfütterung

- Plötzlicher Futterwechsel

- Nachgeburtsverhaltungen

- Giftplanzen (z.B. Herbstzeitlose)

Hufrehe – Fütterungsbedingte Ursachen

4

http://files.tierphysiotherapie-homburg.de/200000073-57f3758ed3/hufrehe.jpg

Nahrungsspektrum

Pferde sind Steppentiere Vielseitiges, aber wechselndes saisonales Nahrungsspektrum

Selektives Grasen als Kompensationsmöglichkeit

Kontinuierliche Futteraufnahme (bis zu 18 Std. pro Tag)

- kleine Futtermengen pro Zeiteinheit

i t i K täti k it (Z t h i h d

5

- intensive Kautätigkeit (Zerquetschen zwischen den

Backenzähnen)

- hohe Speichelproduktion

Domestikation vor ca. 5 bis 6 Tsd. JahrenIntensive Nutzung = Veränderung der Nahrungsgrundlage

Aber: Verdauungstrakt ist funktionell gleich geblieben

Beispielbild

Verdauungskanal des Pferdes(modifiziert nach LEWIS, 1982)

Herbivorer Dickdarmverdauer

2

Beispielbild

108

Bakteriengehalte im Chymus: KBE je g

Mikrobielle Besiedlung im Verdauungskanal des Pferdes (nach Meyer, 1995)

108 3 - 6 x 109108

Protozoen103

Magen Dünndarm Dickdarm

Körpereigene Enzyme Mikrobielle Fermentation

108 3 6 x 10

Charakterisierung der NährstoffeNicht-Struktur-Kohlenhydrate(u. a. Zucker, Stärke)

Fettekurzkettige Fettsäuren(mikrobielle Fermentationsprodukte)

P t i

Struktur-Kohlenhydrate(Pflanzenfasern: Cellulose, Pekine, Arabinoxylane etc.)

Makronährstoffegrößtes Energiedepot

S th Abb

Energielieferant

Energiequelle für Darmbakterien (insbesondere im Dickdarm)

8

ProteinAminosäuren (essentiell, nicht essentiell)

Wasser

Vitamine (Futter, mikrobiell)fett-, wasserlöslich

MineralstoffeMengen-, Spurenelemente

Mikronährstoffe

Synthese-, Abbauprozesse(Muskulatur, Schleimhäute, Enzyme, Hormone etc.)

Steuerung und Aufrechterhaltung des Stoffwechsels und der Leistungsfähigkeit

Nicht essentielle Zusatzstoffe Wirksamkeit umstritten

Mikroflora im Dickdarm (nach Meyer und Coenen,2001)

Nutzbare mikrobielle Fermentationsprodukte Kurzkettige Fettsäuren: insbesondere Essig-, Propion-, Buttersäure

Funktionalität des DarmepithelsBeitrag zur energetischen Versorgung (bis 60 % des Gesamtbedarfs)

Wasserlösliche Vitaminewesentlicher Beitrag zur Bedarfsdeckung

9

Futtermg/kg TM

Dickdarm mg/kg TM

Vit. B1 1,1 17,8Vit. B2 0,4 12,2Vit. B6 < 0,2 6,2Niacin 3,0 119Biotin < 0,01 3,8

Mikroflora im Dickdarm (nach Meyer und Coenen, 2001)

Weitere FermentationsprodukteGasförmige Stoffe

CO2, H2, MethanMetaboliten mit nachteiligen Wirkungen

u. a. biogene Amine, Endotoxine, Nitrosamine

10

Mikrobielle Fermentation unverzichtbar Regulation des Wasser- und ElektrolythaushaltesEnergiebereitstellung für StoffwechselVitaminsynthese

Fütterungsziel:Stabilisierung der Dickdarmflora

Hufrehe

• Hufrehe (Laminitis)

- Entzündung der Huflederhaut

11

- Akute Hufrehe – Ausschuhen

- Chronische Hufrehe – Rotation des Hufbeins

Huf

12

http://www.hufschmied-hufbeschlag.de/Hufrehe-Dateien/image002.jpg

3

13

Hufrehe

14

http://www.equivetinfo.de/assets/images/autogen/a_HufreheRotation.jpg

Entstehung der Hufrehe

• Kohlenhydrate als Risikofaktoren für Hufrehe

1. Verhalten von Kohlenhydraten im Verdauungstrakt ist

unterschiedlich

15

- Kohlenhydrate werden verdaut und/oder

- im Darm mikrobiell umgesetzt (fermentiert)

Fütterungseinflüsse auf die Darmflora

• Kohlenhydratreiche Rationen

- Rückgang der Bakterienvielfalt

V h t P d kti Sä i b d

16

- Vermehrte Produktion von org. Säuren, insbesondere

Milchsäure

- Effekt = Entgleisung (Dysbiose) der Darmbakterien

Beispielbild

Veränderungen der Mikroflora im Dickdarm bei zunehmendem Kraftfutteranteil (KBE/g)

Heu : Kraftfutter Cellulolytische Bakterien Laktobazillen Streptokokken

100 : 0 1,9 x 108 4,3 x 104 3,2 x 105

70 : 30 6,0 x 106 4,6 x 107 7,1 x 107

50 : 50 6,2 x 105 3,8 x 108 4,0 x 108

Beispielbild

Fütterungseinflüsse auf die Milchsäurekonzentration im Magen- und Dünndarmchymus

35

40

45

50 Heu Kraftfutter (hohe Anteile) Kraftfutter (geringe Anteile)

ol/l)

0

5

10

15

20

25

30

Magen Duodenum Jejunum Ileum

Milc

hsäu

re (m

mo

4

Kohlenhydrate als Ursache der Hufrehe

• Ergebnisse aus der Literatur

- 7.5 -12.5 g Oligofructose/kg KM lösen bei Pferden

sicher eine Hufrehe aus

B i P i füh t h d tli h i M

19

- Bei Ponies führten schon deutlich geringeren Mengen

zu Veränderungen des fäkalen pH-Werts (3 g/kg KM)

- Stärke kann möglicherweise schon bei geringerer

Aufnahme zu zäkalen Azidosen führen (2.1 g/kg KM)

Milinovich et al. 2008

Unverdaute Stärke im Dünndarm: Einfluss der Stärkeaufnahme

rom

in d

en D

ickd

arm

kg

Kör

perm

asse

)

20

Julliand et al. 2006

Stärkeaufnahme (g/100 kg Körpermasse)Stär

keei

nstr

(g/1

00 k

Modelrechnung - Beispiel Pfd 600 kg Körpermasse

- Stärkegehalte und unbedenkliche Stärkeaufnahme

Stärkegehalt in Haferkörnern: ca. 400 g/kg

max. Stärkeaufnahme: 2,1g x 600 = 1260 g/Tier/Tag

entspricht 3,15 kg Haferkörner je Tier und Tag

21

Stärkegehalt in Maiskörnern: ca. 600 g/kg

max. Stärkeaufnahme: 2,1 g x 600 = 1260 g/Tier/Tag

entspricht 2,10 kg Maiskörner je Tier und Tag

Mit höherer Aufnahme an Hafer bzw. Mais steigt das

Risiko an Hufrehe zu erkranken

Verdaulichkeit im Dünndarm: Futtermittel unterscheiden sich

90 90

8075

60

70

80

90

Stärkeverdaulichkeit im Dünndarm (präzäkale sV)%

22

29

47

22

0

10

20

30

40

50

Hafer Maiskörner, heil Mais,geschrotet

Mais,aufgeschlossen

Maissilage Gerste,geschrotet

Gerste,gequetscht

Daten n. Meyer/Coenen

Kohlenhydratüberfütterung

Dysfermentation

Endotoxine

Enterotoxine

AmineAzidose

23

Stärke/leicht fermentierbare Kohlenhydrate Dysbiose

Dysfermentation

Folgen der Fermentationsstörungen im Dickdarm

• Gefäßaktive Substanzen, z.B. Histamin (Garner et al.,

2002)

• Andere vasoaktive Amine (Bailey et al., 2002; 2003;

Menzies-Gow et al. 2008)

24

• Endotoxine

• Unkontrollierte Aktivierung von gewebsabbauenden

Enzymen: Matrix- Metalloproteinasen (Pollitt, 1996)

5

Vasokonstriktion

• Individuelle Unterschiede in der Reaktion peripherer Gefäße

• Hauptsächliche vasokonstriktiv wirkende Faktoren:

Serotonin, Endothelin, Thromboxane (TX)

• Freisetzung von Mediatoren aus dem Darmtrakt vermutet

25

• Freisetzung von Mediatoren aus dem Darmtrakt vermutet,

Verdrängung von Serotonin aus den Thrombozyten

• Ponys bilden mehr vasokonstriktives TX im Vergleich zu

Pferden

Kohlenhydrate als Ursache der Hufrehe

• Kohlenhydrate als Risikofaktoren für Hufrehe

2. Insulinwirkung

- Kohlenhydrate führen zur Insulinausschüttung

26

- Dauerhafte Erhöhung der Insulinwerte hat negative

Effekte auf die Gesundheit

- „Erschöpfungsreaktion“, oft bei Übergewicht

(Glukosetoleranz ↓)

Ernährungsbedingte Erkrankungen

- Auftreten

mittelalte Pferde: 8 bis 18 Jahre

- SymptomeMangelnde Leistungsfähigkeit, Infektionsneigung,

Equines Metabolisches Syndrom (EMS)

27

Fruchtbarkeitsprobleme, rezidivierende Hufrehe, Fettansatz

(Nacken, Schulter Kruppengegend, Präputium)

- Ursacheenergiereiche Fütterung und mangelnde Bewegung

Hemmung der Insulinaktivität, erhöhte Cortisolspiegel

Glukoneogenese, Hyperglykämie, Insulinresistenz, Vasospasmus

Equines Cushing Syndrom (ECS)

• Ursache- fehlender Rückkopplungsmechanismus

CRH (Hypothalamus) ACTH (Hypophyse) Cortisol

(Nebennierenrinde)

bei ausreichender Cortisol-Konzentration wird bei

gesunden Pferden ACTH reduziert

28

gesunden Pferden ACTH reduziert

bei Cushing-Pferden nicht (zumeist Adenome in der

Adenohypophyse)

• Folgen einer hohen Cortisol-Konzentration- gestörter Kohlenhydrat- und Proteinstoffwechsel

erhöhter Glukosespiel, Proteinabbau (Muskelschwund)

Insulinresistenz, Vasokonstriktion u. a. Hufrehe

Insulinresistenz

• Körperkondition und physische Aktivität

beeinflussen Insulinwirkung

• Glukose ist essenziell für die Zellen der

H fl d h t

29

Huflederhaut

• Nachlassende Insulinwirkung -> Energiemangel

der Zellen in der Huflederhaut

30http://upload.wikimedia.org/

6

Fruktane

• Fruktane, auch Fructosane: Polymerisat der Fruktose

- nicht-strukturbildend

- mikrobiell fermentierbar: β-glukosidisch verknüpft,

31

häufig endständige Glukose

- unterschiedliche Kettenlänge -> Fermentierbarkeit

Fruktangehalte im Aufwuchs

• Jahresverlauf (NRW)

32

Dahlhoff und Sommer, 2004

Fruktane

• Fruktane ähnliche Effekte wie Stärke (Longland und Cairns, 2000)

• In Gräsern ist Stärke von untergeordneter Bedeutung, ca.

10-15 % der Speicherkohlenhydrate

33

• Unter bestimmten klimatischen Bedingungen erreicht der

Fruktangehalt extrem hohe Werte (Cairns und Longland,1998)

Fruktangehalte in Gras und Grassilagen

34

Rutzmoser 2009

Risikofaktoren

• Deutsches, Welsches und Hybrid-Weidelgras enthalten viel

Fruktan

• Wiesenlieschgras, Rotschwingel und Wiesenfuchsschwanz

sind deutlich fruktanärmer

35

• Steigende Temperaturen gehen mit niedrigeren

Fruktangehalten einher, fallende führen zu einer

Fruktanspeicherung

Dahlhoff und Sommer, 2004

Gräser – fruktanreich (Beispiele)

Deutsches Weidelgras Welsches Weidelgras Hybrid-Weidelgras

36

7

Gräser – fruktanarm (Beispiele)

Rotschwingel Wiesenlieschgras Wiesenfuchsschwanz

37

Risikofaktoren für Fruktananreicherung

• Nächtliche Temperaturen um den Gefrierpunkt gefolgt von

warmen, sonnigen Tagen erzeugen hohe Fruktangehalte

im Gras

• Lichtintensität fördert die Fruktanproduktion der Pflanze

38

• Intensive Düngung und Nutzung der Weiden führen

hingegen zu einer Abnahme der Fruktangehalte im Gras

Dahlhoff und Sommer, 2004

Proteinversorgung als mögliche Ursache der Hufrehe

• Als alleiniger Auslöser ist Eiweißüberversorgung nicht

bekannt

• Kombination mit Kohlenhydraten – mehr Fermentation im

Dickdarm

39

Protein

Stärke,Fruktane

AmmoniakAmineToxine

Dickdarm

Σ ‐> Hufrehe

Endophyten als mögliche Ursache der Hufrehe

• Endophyteninfiziertes Gras- Pilze: Neotyphodium spp. und andere

Symbiose

Schutz vor Fraßfeinden

Nährstoffversorgung durch Gräser

40

- Insbesondere Rohrschwingel, Weidelgras

- Befallenes Gras ist makroskopisch unauffällig

- Symptome

u. a. Myoglobinurie, Leistungsschwäche,

Hufrehe, Aborte, Milchmangel, plötzliche

Todesfälle

http://www.caes.uga.edu/

Endophyten

• Endophyteninfiziertes Gras

- Pathogenetisch bedeutsam sind die enthaltenen Lolin- und

Ergotalkaloide (u. a. Lolitrem B, Ergovalin)

Aufwuchs, Heu, Grascobs

Wirkung über Serotonin Rezeptoren vermutet

41

- Wirkung über Serotonin-Rezeptoren vermutet

- Vasokonstriktion Permeabilitätsstörungen

Endophyten

• Endophyteninfiziertes Gras

- Festuca-Toxikose (Ergovalin)

- Ryegrass-staggers (Lolitrem B, tremorgenes

42

yeg ass stagge s ( o t e , t e o ge es

Neurotoxin)

- Pyrolizidinalkaloide

http://www.chemicalbook.com/

8

Maßnahmen zur Reduktion von Endophyten

- Limitierung der Weidelgräser bei Neu- und Nachsaaten

- Möglichst endophytenfreies Saatgut (schwierig)

- Vermeidung von Überweidung

43

- Heugabe vor Beweidung (insbesondere bei kühler

Witterung)

- Aushagern, sofern ausreichend Weidefläche verfügbar

ansonsten Limitierung der Weidezeit

Hufrehe: Fütterungsseitige Prophylaxekonzepte

• Fütterungsmanagement- Gabe von Kohlenhydraten und Protein limitieren

- Verhinderung von Zuständen, die zu Insulinresistenz führen / Übergewicht

reduzieren

• Weidemanagement

44

g

- stengelreicher/kurzgeschnittener Aufwuchs fruktanreich

- bei Ausbildung der Blüten ebenfalls erhöhtes Risiko

- Restriktion des Weidegangs im Frühjahr

vormittags ansteigende Konzentrationen an Fruktanen

allerdings erhöhtes Risiko auch nachmittags (Jahreszeit- und Temperaturabhängigkeit)

- Maßnahmen zur Verringerung mit Endophyten infiziertem Weidelgras

Maßnahmen zur Stabilisierung einer intakten Dickdarmflora

Struktur-(Raufutter-)reich fütternMindestens 1 bis 1,5 kg Trockenmasse je 100 kg Körpermasse und Tag

lange Freßzeiten (ca. 45 min./kg)viel Speichel gute Durchmischung im Magenoptimale praecaecale Verdaulichkeit k ti i li h A fl t St kt k hl h d t i Di kd

45

kontinuierliche Anflutung von Strukturkohlenhydraten in Dickdarm

Kraftfutter je Mahlzeit nicht über 0,3 - 0,5 kg je 100 kgAnsonsten wenig Speichel, geringe Durchmischung im Magen

Risiko: Magenulzera, Fehlgärungen

Kleinere und häufigere Mahlzeiten entsprechen dem natürlichen Futteraufnahmeverhalten

Hufrehe: Futterzusätze in der Diskussion

• Insulinempfindlichkeit kann ggf. durch Chrom verbessert

werden

- Chrom (25 µg/kg KM) scheint die Insulinempfindlichkeit

der Zellen etwas zu steigern

46

• Mangan und Vanadium fraglich

• Antioxidantien: Vitamin C und E, Effektivität fraglich

• Rationskontrolle und gegebenenfalls Rationskorrektur

ist entscheidend

Energie- und Nährstoffbedarf

47

Erhaltungsbedarf Leistungsbedarf+

Gesamtbedarf

Bedarf für Erhaltung

Definition- Energiebedarf der zur Aufrechterhaltung einer ausgeglichenen Energiebilanz im thermoneutralen Bereich bei geringer Spontanaktivität nötig ist

Einflussfaktoren1. Körpermasse verschiedener Pferderassen (kg)

48

p ( g)

Shetlandpony 100 - 220 Vollblüter 450 - 550

Isländer, Welsh, Connemara 350 Deutsches Warmblut 550 - 650

Araber 450 Quarterhorse 500 - 650

Haflinger 450 - 500 Deutsches Kaltblut 600 - 800

Fjordpferd 480 - 500 Shirehorse 800 - 1000

9

Schätzung der Körpermasse (Beispiel)

49

Körpermasse (kg) = Brustumfang2 (cm) x Körperlänge*(cm)

11 900

Berechnung nach Frape, 1998:

* Abstand Buggelenk - Sitzbeinhöcker

Bedarf für Erhaltung - Einflussfaktoren

2. Körperfettgehalt (5,1 - 24,5%)Proteinreiches Gewebe höherer Erhaltungsbedarf als Fettgewebe

Rasse- bzw. individualtypischer Fett- und Muskelansatz

Fettgehalt: bei trainierten Sportpferden ca. 5 - 8%

bei untrainierten Pferden ca. 20%

50

Trainiertes Pferd um ca. 15% höherer Erhaltungsbedarf

Anstieg des Körperfettgehaltes um 10%

10 - 15% geringerer Bedarf

3. Temperament und SpontanbewegungHaltungsform (Boxen, Laufstall, Auslauf, Weide)

Individuelles Bewegungsbedürfnis Futterjournal, 2006

Bedarf für Erhaltung - Einflussfaktoren

4. UmgebungstemperaturThermoneutrale Zone(minimale Energieaufwendungen für Aufrechterhaltung der Körpertemperatur)- Winter: -15 bis +10 °C- Sommer: 5 bis 25 °C

51

Variationsfaktor Zu/Abschläge zum Bedarf

Kälte/Hitze bis zu 10% Mehrbedarf

Extreme Witterungsbedingungen bis zu 20% MehrbedarfWeidehaltung auf großer Fläche bis zu 50 % Mehrbedarf

Offenstall, Gruppenauslauf bis zu 10 % Mehrbedarf

Sehr guter Trainingszustand bis zu 15% MehrbedarfÜbergewicht bis zu 15 % Minderbedarf

Beispiele für Zu- und Abschläge

Bedarf für Erhaltung - Einflussfaktoren

5. Stoffwechseleffizienz“leichtfuttrig“, “futterdankbar“

Neigung zu Übergewicht, Adipositas, Insulinresistenz HufreheFutterneid, ruhiges TemperamentFettverteilung: Kamm und Bauchfett prädisponierend für Insulinresistenz und HufreheMö li h U h

52

Mögliche Ursache “Spargene“, effizientere mikrobielle Verdauung im Dickdarm ?

Fazit Erhaltungsbedarf variiert erheblich: 0,36 - 0,81 MJ DE/kg 0,75

Individueller Bedarf indirekt überprüfbar mittels Beurteilung des Ernährungszustandes (z. B. Body Condition Scoring System)

Beurteilung des Ernährungszustandes

A= Fettansatz am Mähnenkamm

B= Fettpolster am Widerrist

C= Wulstbildung im Lendenbereich

53

D= Fettpolster am Schweifansatz

E= Fühlbarkeit der Rippen

F= Fettpolster hinter der Schulter

AAEP (Amerikanische Pferdetierärztevereinigung) bzw. BCS (Kienzle et al 2004):9 Bewertungspunkte Zielwert : ca. 5

Bingold, 2010

Empfehlungen zur täglichen Energie- und Proteinversorgung im Erhaltungsstoffwechsel (GfE 1994)

Lebendmasse (kg) DE (MJ)* vRp (g)**

100 19 95200 32 160300 43 216

54

300 43 216400 54 268500 64 318600 73 363700 82 408800 90 450

* 0,6 MJ DE/kg 0,75 ** 3 g /kg 0,75 g vRp : MJ DE: 5:1

10

Leistungsbedarf

Schätzbereiche (zusätzlich zum Erhaltungsbedarf)- Leichte Arbeit: + 25% - Mittlere Arbeit: + 25 - 50%

- Schwere Arbeit: + 50 - 100%

BeispieleLeicht:

55

- 3 Stunden Schritt - 1 Stunde Dressur oder 1 h LongierenMittel- 60 Minuten leichter, 30 Minuten mittlerer Trab- 1 Sunde SpringtrainingSchwer- 60 Minuten leichter, 30 Minuten mittlerer Trab

15 Minuten Galopp- Volltraining (Renn-, Military-Pferd)

Wertbestimmende Inhaltstoffe

PflanzengesellschaftNutzungsart(mähen, weiden)

56

Düngung Boden, Klima

Vegetationsstadium

Energie- und RohnährstoffgehalteMengen- und Spurenelementgehalte

Einteilung der Pflanzen nach ihrem Futterwert

8 = sehr hoch (Deutsches Weidelgras, Wiesenschwingel, Wiesenrispe, Weißklee)

7 = hoch (W. Weidelgras, Knaulgras, Wiesenfuchsschwanz, Glatthafer, Rotklee)

6 = weniger hoch (Quecke, Zaunwicke, Vogelwicke, Spitzwegerich)

5 = über mittel (Rotschwingel, Jährige Rispe, Löwenzahn, Bärenklau, Schafgarbe)

4 itt l (W lli H i S f Wi k b l)

57

4 = mittel (Wolliges Honiggras, Sauerampfer, Wiesenkerbel)

3 = unter mittel (Weiche Trespe)

2 = gering (Kriechender Hahnenfuß)

1 = sehr gering (Scharfer Hahnenfuß)

0 = kein (Kratzdistel)

-1 = giftig

Vegetationsstadium und Futterwert

Wiese Luzerne

1. Schnitt 1. Schnitt 1. SchnittVor der Blüte

Mitte Blüte

Ende Blütejung Mitte

Blüte überständig

Trockensubstanz g/kg 150 180 200 150 180 220

Rohprotein g/kg DM 173 144 125 233 177 145

58

p g g

Rohfaser g/kg DM 200 272 310 273 289 318

DE (Pferd) MJ/kg DM 13.9 11.7 8.2 11.9 11.1 9.9

Ca g/kg DM 6.0 9.1 7.2 24 21 15

P g/kg DM 3.1 2.9 2.7 4.0 3.6 1.8

Mg g/kg DM 2.0 1.9 1.8 4.0 3.4 2.3

Na g/kg DM 0.7 0.7 0.5 0.6 0.6 0.8

Weideansaat

• Mischungsverhältnis von Gräsern zu

Kräutern/Leguminosen:

59

- 75-80 Prozent zu 25-20 Prozent

Weidemanagement

• Ansaatmischung, Empfehlung der Landwirtschaftskammer

Niedersachsen:

- 10 % Deutsches Weidelgras

- 47 % Wiesenschwingel (wenig trittfest, Endophytenrisiko)

60

- 17 % Wiesenlieschgras

- 10 % Wiesenrispe

- 10 % Rotschwingel

- 6 % Weißklee

11

Weidehygiene

• Pferdeweiden

- Pferde strapazieren die Grasnarbe

- Verbiss + Bewegung

61

Verbiss Bewegung

- Viele wertvolle Gräser werden dadurch allmählich

verdrängt

Weidehygiene

• Pferdeweiden

- Unkräuter

- anspruchslose Arten

62

anspruchslose Arten

- Narbe wird lückigFutterwert sinktFutterwert sinkt

Weidehygiene

• Die Weide ist die häufigste Infektionsquelle für Parasitosen

- Regelmäßiges Absammeln von Kot (alle 2-3 Tage)

- Niedrige Besatzdichte (ideal 2 Pferde/ha)

63

ed ge esat d c te ( dea e de/ a)

- Umtriebsweiden (regelmäßiger Koppelwechsel)

- Misch- oder Wechselbeweidung mit Wiederkäuern

- Zwischenmahd

- Kalkstickstoff im Frühjahr

Vorkommen von Giftpflanzen

Häufig trittempfindliche und konkurrenzschwache Arten

Gefährdung

- extensiv genutzte Standorte

- mäßig gepflegte, artenreiche Wiesen und Weiden

B Näh W ld d G äb d M ld

64

z. B. Nähe Waldrand, an Gräben und Mulden

- oftmals Randbereiche betroffen

- seltene bzw. gefährdete Pflanzenarten (Naturschutzgebiete)

Erkennung

- Beurteilung meistens nur vor Ort möglich

Graukresse (Berteroa incana)

65

Adlerfarn (Pteridium aquilinum)

2 - 3 kg/Tag > 1 MonatBlutiger Durchfall, Muskelzuckungen, Krämpfe)

66

12

Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre)

67

Jakobskreuzkraut (Senecio jacobanaea regionale)

68

Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)

69 70

Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)

71

Adonisröschen (Adonis vernalis)

72

13

Klappertopf (Rinanthus spec.)

73

Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias)

74

75

Eibe Buchsbaum Goldregen

76

Heckenkirsche Lebensbaum Rhododendron

77

Robinie 150 g letal

Eiche SeidelbastBuche

Bevorzugte Standorte von Giftpflanzen

• Gräben, Teichränder• Wasserschierling, gefleckter Schierling, Sumpfdotterblume

• Waldwiesen, Waldrand• Adlerfarn

• Feuchte Wiesen, Gräben• Sumpfschachtelhalm Hahnenfuß

78

Sumpfschachtelhalm, Hahnenfuß

• Wegränder• Kreuzkraut, Wolfsmilch

• warme und trockene Standorte• Adonisröschen

• Wiesen der Mittelgebirge bzw. Voralpen• Blauer Eisenhut, Weißer Germer, Herbstzeitlose

14

Graukresse

• Heu (> 25% Anteil)

79

- Reheähnliche Symptome

- Starke Ödeme an einzelnen oder allen Beinen

- Zum Teil hochgradige Lahmheit

Heulagerunng

80

Adlerfarn

• Antinutrituve Substanzen

Thiaminase, Prunasin

(cyanogenes Glycosid), Pteridin

(Saponin), Filicin im Wurzelstock

81

( p )

und in den Blattstielbasen,

Ptaquilosid (Norsesquiterpen)

• Oberirdische Teile auch nach

dem Trocknen giftig

Herbstzeitlose

• Über 20 Alkaloide, Hauptwirkstoffe Colchicin, Colchicein, Colchicosid, Demecolcin (u. a. Mitose- und Transporthemmer)

• Alkaloidgehalt stark schwankend (0.01-0.35%; Samen bis zu 1.2%, frische Blüten bis zu 1.5%, frische Blätter bis zu 0.35%, Knollen bis zu 0.3%

• Mit der Reife nimmt der Alkaloidgehalt zu

82

g

• Heu: Giftwirkung erhalten

• Symptome

Reizungen der Schleimhäute

initial erregend und dann lähmend

Kolik, blutiger Durchfall, Kreislaufversagen

Eibe

- sehr giftig- Alkaloidgemisch Taxin (Taxin A, B, C u. a.) - Alkaloidgehalte: 0.6-2%- 0.2-0.3 g Nadeln/kg Körpergewicht oder

100-200 g Nadeln/Pferd Symptome

83

- SymptomeErbrechen, Unruhe, Durchfall, Tachykardie, dann Bradykardie, Dyspnoe, Mydriasis, Ataxie, Nephritis Leberversagen, manchmal Abort, Atemlähmungplötzliche Todesfälle

Hahnenfuß

• Anemonin, Protoanemonin

(entsteht aus Ranunculin bei

Schädigung der Pflanze)

Reizung der Schleimhäute

84

nierentoxisch (beim Ausscheiden)

hepatotoxisch

• Im Heu nicht mehr toxisch

• Symptome

Unruhe, Durchfall, Kolik

15

Johanniskraut

• Hypericin (rot-fluoreszierendes Pigment), PseudohypericinEinlagerung in Haut

Fluoreszens ZellschädigungFlavonoide, ätherische Öle,

8585

Gerbstoffe, antibiotisch wirksame Verbindungen, Phenolcarbonsäuren

• Toxizität noch zu ca. 20% im Heu

• SymptomeLäsionen mit Tendenz zur Infektion, Inappetenz, Taumeln, Koma

Hundszunge

• Heliosupin, Echinatin, Cynoglossin, Consolidin und andere Pyrrolizidinalkaloide (0.6-2.1% in der Trockensubstanz)

• Toxizität bleibt auch im Heu erhalten

• SymptomeGewichtsverlust Anorexie Kolik

86

Gewichtsverlust, Anorexie, Kolik, Obstipation oder blutiger Durchfall, Hämoglobinurie, Dyspnoe, Photosensibilität, Ikterus, später wegen Leberversagen hepatoenzephales Syndrom mit Unruhe, Taumeln, Ataxie, zielloses Wandern ("Walking Disease"), Zehenschleifen, Lecksucht, Blindheit, hepatisches Koma, Tod

Zusammenfassung

• Hufrehe

- Vernünftige Fütterung kann präventiv wirken

• Weidehygiene, -management

- Wichtiger Faktor zur Gesunderhaltung

87

c t ge a to u Gesu de a tu g

• Giftpflanzen

- Die oft unterschätzte Gefahr

“Vernünftige“ Fütterung

Ausreichende Kautätigkeit und Einspeichelung

Kontinuierliche Versorgung der Dickdarmbakterien mit

88

fermentierbaren Strukturkohlenhydraten

Ausgewogene Energie- und Nährstoffversorgung

Optimale Futter- und Wasserhygiene

Umsetzung

Raufutteranteil mindestens 1 bis 1,5 kg TM je 100 kg KM

Stroh max. 50% des Raufutteranteils

Kraftfutter so wenig wie möglich und immer nach Raufutter anbieten

Raufutter und Kraftfutter auf mindestens 3 Mahlzeiten aufteilen

(Raufutter eventuell ad libitum)

89

(Raufutter eventuell ad libitum)

Sorgfältige Futtermittelauswahl, Lagerung und Wasserbereitstellung

(auf hygienische Qualität achten)

ausgewogene Energie- und Nährstoffversorgung

Auswahl geeigneter Mischfutterkomponenten

Rationskontrolle (Futteranalyse, BCS, Blutuntersuchung etc.)