Gülle-Depot zu Mais entlastet Ihr Konto › dl › 2 › 8 › 0 › 6 › 7 › 7 › 5 ›...

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52 top agrar 5/2013 Ackerbau Unsere Autoren Karl Gerd Harms und Ludger Holzenkamp von der Landwirt- schaftskammer Niedersachsen Mit der Gülleinjektion lässt sich die Düngung vor der Maisaussaat gezielt unter der späteren Reihe platzieren. Gülle-Depot zu Mais entlastet Ihr Konto Mit der gezielten Gülledepotdüngung zu Mais sparen Sie Mineraldünger, entlasten Ihre N- und P-Bilanzen und nutzen die Nährstoffe effizient aus. Wie sich die Gülleinjektion auf Ertrag und Qualität auswirkt, zeigen aktuelle Versuche. R und 80 % der 2,5 Mio. ha Mais ge- langen in die Rinderfütterung oder als Energiemais in die Biogasanla- ge. Die Grunddüngung erfolgt daher fast ausschließlich mit Wirtschaftsdüngern aus den jeweiligen Betrieben. Der Umgang mit Nährstoffen aus Gül- le und Gärresten wird immer weiter op- timiert. Gründe dafür sind z. B. die schär- feren gesetzlichen Bestimmungen durch die anstehende Novellierung der Dünge- verordnung (siehe top agrar 3/2013, ab Seite 30). Zudem ist es bei steigenden Mineraldüngerpreisen auch wirtschaft- lich, die organischen Nährstoffe best- möglich auszunutzen. Interessant ist die Frage, ob sich eine mineralische NP-Unterfußdüngung – die in weiten Teilen Deutschlands üblich ist – durch Gülle oder Gärreste ohne Er- trags- und Qualitätseinbußen ersetzen lässt. Betriebe mit hohem Nährstoffan- fall könnten so auch ihre N- und P-Bilan- zen entlasten. Gülle ins Depot Zu dieser Frage führt die LWK Niedersachsen seit vielen Jahren Versuche durch. Die ersten Versuchsrei- hen zeigten dabei, dass man die Gülle für Foto: Werkbild

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  • Ackerbau

    Mit der Gülleinjektion lässt sich die Düngung vor der Maisaussaat gezielt unter der späteren Reihe platzieren.

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    Gülle-Depot zu Mais entlastet Ihr KontoMit der gezielten Gülledepotdüngung zu Mais sparen Sie Mineraldünger, entlasten Ihre N- und P-Bilanzen und nutzen die Nährstoffe effizient aus. Wie sich die Gülleinjektion auf Ertrag und Qualität auswirkt, zeigen aktuelle Versuche.

    trags- unlässt. Betfall könnzen entla

    Gülle indie LWK

    Unsere Autoren Karl Gerd Harms und Ludger Holzenkamp von der Landwirt-schaftskammer Niedersachsen

    Rund 80 % der 2,5 Mio. ha Mais ge-langen in die Rinderfütterung oder als Energiemais in die Biogasanla-ge. Die Grunddüngung erfolgt daher fast ausschließlich mit Wirtschaftsdüngern aus den jeweiligen Betrieben.

    Der Umgang mit Nährstoffen aus Gül-le und Gärresten wird immer weiter op-timiert. Gründe dafür sind z. B. die schär-feren gesetzlichen Bestimmungen durch

    52 top agrar 5/2013

    die anstehende Novellierung der Dünge-verordnung (siehe top agrar 3/2013, ab Seite 30). Zudem ist es bei steigenden Mineraldüngerpreisen auch wirtschaft-lich, die organischen Nährstoffe best-möglich auszunutzen.

    Interessant ist die Frage, ob sich eine mineralische NP-Unterfußdüngung – die in weiten Teilen Deutschlands üblich ist – durch Gülle oder Gärreste ohne Er-

    d Qualitätseinbußen ersetzen riebe mit hohem Nährstoffan-ten so auch ihre N- und P-Bilan-sten.

    s Depot:� Zu dieser Frage führt Niedersachsen seit vielen Jahren

    Versuche durch. Die ersten Versuchsrei-hen zeigten dabei, dass man die Gülle für

  • eine gute Wirkung gezielt injizieren muss.Genau wie bei mineralischen Unter-

    fußdüngern ist es wichtig, die Gülle nahe am Keimling zu platzieren. Dann haben auch Teilmengen bereits eine Unterfuß-düngungswirkung. Entscheidend hierbei ist, dass die Keimwurzeln (das Primär-wurzelwerk des Maises) möglichst früh an das Nährstoffdepot herankommen.

    Die Gülle darf das Maiskorn allerdings nicht unmittelbar berühren. Andernfalls drohen vor allem bei hohen Gaben von Rindergülle Salzschäden an den Mais-wurzeln durch zu hohe Kaliumkonzen-trationen. Ein ungleichmäßiger Feldauf-gang wäre die Folge.

    In den ersten Versuchsreihen kamen handelsübliche Unterfußdüngerschare (Doppelscheiben) zum Einsatz. Damit ließ sich die Gülle anstelle des NP-Dün-gers in den Boden einbringen.

    Einsatz von Gülleinjektoren:� Mittler-weile setzen sich in der Praxis aber ver-stärkt Gülleinjektoren durch, die das Gülleband nicht neben, sondern ca. 10 bis 15 cm unter der Maisreihe vor der Aussaat platzieren. Die Keimwurzeln der jungen Maispflanzen wachsen dann di-rekt auf das Nährstoffdepot zu, um-schließen und durchdringen es schließ-lich. Mit der Gülle-Injektion lassen sich Teilmengen bis hin zur gesamten Soll-wert-Menge ausbringen.

    Die Praxis arbeitet überwiegend mit diesem absetzigen Verfahren, weil viele Lohnunternehmer bereits in die Güllein-jektionstechnik investiert haben oder in nächster Zeit ein Gerät anschaffen wol-len.

    Die Maisaussaat erfolgt „Spur in Spur“ wenige Tage nach der Gülle- bzw. Gär-restapplikation. Automatische Lenksyste-me in Verbindung mit einem Korrektursi-gnal (RTK) erleichtern das genaue Wie-derfinden der Güllestreifen im Boden.

    Die Injektionstechnik ist auf die übli-che Reihenweite von 75 cm abgestimmt. Verschiedene Firmen, wie z. B. Kotte, Vo-gelsang u. a., bieten sie für die Gülleein-bringung auf gepflügten Böden und für die Mulchsaat an. Bei den mulchsaatfähi-gen Geräten setzt die Landtechnik der-zeit fast ausschließlich auf die Streifen-bearbeitung Strip-Till. Die Strip-Till- Geräte lockern den Boden nur im Bereich der späteren Saatreihen, sodass ein schmales Saatbett für jede einzelne Saatreihe entsteht.

    Welche Vorteile?� Die Injektionssyste-me bieten folgende Vorteile: • Mit der gezielten Platzierung organi-scher Flüssigdünger, wie Gülle oder Gär-reste, im wurzelnahen Bereich lassen sich nicht nur Unterfußdüngungseffekte er-

    zielen. Darüber hinaus verbessert sich auch die Nährstoffverfügbarkeit bzw. -effizienz.• Abhängig von den Phosphorgehalten in Gülle und Boden ist eine Reduzierung oder sogar der vollständige Ersatz einer mineralischen Düngung möglich.• Eine Kombination der Gülledepotdün-gung im wurzelnahen Bereich mit der Streifenbearbeitung hat betriebswirt-schaftliche und umweltrelevante Vortei-le. So sinkt in den unbearbeiteten Strei-fen die Wasserverdunstung. Auch die Mulchschicht an der Oberfläche bleibt erhalten. Die verbleibenden Kapillaren und Regenwurmgänge erhöhen zudem die sogenannte Regenverdaulichkeit die-ser Böden. Das verbessert den Wasser-

    haushalt vor allem auf leichten Sandbö-den und sichert die Maiserträge in tro-ckenen Jahren ab.• Die unbearbeiteten Streifen bieten ei-nen nahezu perfekten Erosionsschutz.• Die einmalige Überfahrt beim Streifen-ziehen auf leichtem Sand oder sandigem Lehm benötigt weniger Zeit und Energie als eine ganzflächige Bodenbearbeitung.• Wegen der stabileren Bodenstruktur in den unbearbeiteten Streifen lassen sich die Böden zur Ernte besser befahren.• Niederwild findet in den Resten der Vor- oder Zwischenfrucht Deckung vor Greifvögeln und anderen Räubern.

    Stimmen die Erträge?� Der Erfolg der Gülleinjektionsdüngung steht und fällt

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    110Erträge in % relativ

    KonventionellGülle breit 120 N

    + 30 N/30 P als UFD

    Strip-Till150 N Gülle-UFD

    (Depot)

    Strip-Till120 N Gülle-UFD

    (Depot)

    Strip-Till80 N Gülle-UFD

    (Depot)

    Strip-Till120 N Gülle-UFD

    als Depot+ 3 l/ha Piadin

    Strip-Tillohne Düngung

    1) Mittelwerte 2012 aus 5 Versuchen, UFD = Unterfußdüngung; alle Strip-Till-Varianten ohne mineralische UFD

    Quelle: LWK Niedersachsen

    103 102 100 100

    86

    107

    Übersicht 1: Körnermaiserträge bei Gülle-Depotdüngung

    Die Gülle-Depotdüngung, kombiniert mit dem Strip-Till-Verfahren, erzielt ähnlich hohe Erträge wie die konventionelle Düngung. Leichte Mehrerträge bringt der Piadinzusatz.

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    20

    40

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    100Nmin (kg/ha)

    KonventionellGülle breit 120 N

    + 30 N/30 P als UFD

    Strip-Till120 N Gülle-UFD

    (Depot)

    Strip-Tillohne Düngung

    Strip-Till80 N Gülle-UFD

    (Depot)

    Strip-Till150 N Gülle-UFD

    (Depot)

    Strip-Till120 N Gülle-UFD

    als Depot+ 3 l/ha Piadin

    1) Mittelwerte 2012 von 7 Standorten; UFD = Unterfußdüngung; alle Strip-Till-Varianten ohne mineralische UFD

    0 – 30 cm 30 – 60 cm 60 – 90 cm

    Quelle: LWK Niedersachsen

    Übersicht 2: Nmin-Werte nach der Depotdüngung

    Die Nmin-Werte in den unterschiedlichen Bodentiefen waren mit Strip-Till plus Gülledepot tendenziell niedriger als in der konventionellen Variante.

    Gra

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    aber mit den Erträgen. So sollten die Maiserträge mit konventionellen Verfah-ren wenigstens mithalten können. Dazu hat die Landwirtschaftskammer Nieder-sachsen in Cloppenburg im Rahmen der Wasserschutzberatung (WRRL) Versuche zur Streifenbearbeitung kombi niert mit der Gülledepotdüngung durchgeführt.

    Die Relativerträge von Körnermais aus 5 Versuchen sind in Übersicht 1 auf Seite 53 dargestellt. Verglichen wurde eine für die Region übliche Anbau- und Dün-gungsmethode (konventionell) mit dem Strip-Till-Verfahren. In der konventionel-len, ganzflächig bearbeiteten Variante wurden 120 kg N/ha anrechenbarer Stick-stoff (80 %) aus Gülle sowie 30 kg/ha N und P über die mineralische Unterfuß-düngung verabreicht. Die Strip-Till-Vari-anten erhielten ausschließlich Gülle. Im Vergleich standen die Varianten 150 kg N/ha, 120 kg N/ha, 80 kg N/ha, keine Dün-gung und 120 kg N/ha plus Piadin.

    Die Ergebnisse zeigen, dass die Strip- Till-Variante mit 150 kg N/ha mit der konventionellen Variante fast gleichauf liegt. Leicht niedriger waren die Erträge in den Varianten mit niedrigerer N- Gesamtmenge. Ohne Düngung lagen die Erträge bei relativ 86. Mit relativ 107 hat-te die Versuchsvariante mit dem Nitrifika-tionshemmer Piadin die Nase vorn. Die-ser hemmt die Umsetzung von Ammoni-um-Stickstoff in Nitrat-N.

    Die Nmin-Ergebnisse von einigen dieser Versuchsstandorte und weiteren, iden-tisch angelegten Demonstrationsflächen sind in Übersicht 2 auf Seite 53 darge-

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    Korn

    5 cm

    Bodenoberfläche

    Abstand vom Korn bis zur Oberkante des Gülle- bandes 5 bis 10 cm

    Bei der Gülleinjektion kommt es auf die richPlatzierung des Güllebandes an.

    stellt. Untersucht wurde der Herbst-Nmin. Es zeigt sich, dass die Werte im Mittel von 7 Standorten in den Gülleinjektions-Varianten tendenziell niedrigerer sind. Hier hat der Mais demnach den Stick-stoff effizienter ausgenutzt.

    Mehrertrag mit Piadin:� Die drei nord-deutschen Landwirtschaftskammern tes-ten in einer gemeinsamen Versuchsreihe seit 2011 zudem den Einfluss der Gülle-platzierung auf Silomais. Darüber hinaus geht es auch um die Leistung des Nitrifi-kationshemmers Piadin. Dass die Gülle-

    Mittlere Injekti-onstiefe15 bis 20 cm

    tige Der Zusatz des NitrifikationshemmeMehrerträge gegenüber der Variant

    Depotdüngung auch hier mit dem kon-ventionellen Verfahren gleichauf ist, zeigt Übersicht 3. Das gilt nicht nur für den TM-Ertrag, sondern auch für den Energiegehalt (NEL) und damit auch für den Energieertrag. Die N-Entzüge der Gülledepotvarianten, die zum Teil auch mit reduzierter Düngung angelegt wur-den, zeigen, dass die Nährstoffverfügbar-keit bzw. die N-Effizienz in diesem Sys-tem höher ist. So war der N-Entzug in den Depotvarianten tendenziell höher.

    Mit dem Einsatz von Piadin lassen sich die Wirkung und die Maiserträge weiter

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    110Ertrag, relativ

    TM(dt/ha) rel.

    TS-%rel.

    NEL(kg TM) rel.

    Stärke(dt/ha) rel.

    N-Entzug(kg/ha) rel.

    ohne Düngung

    1) Mittelwert aus 2011/2012 von 7 Versuchen auf Sand (NRW, Niedersachsen);UF = Unterfuß; N-Menge im Gülle-Depot nach Sollwert-Methode

    Gülle breit (23 N UF)Gülle breit (23 N/23 P2O5 UF = 100%)Gülle-Depot Gülle-Depot + Piadin 3 l/ha

    Quelle: LWK Niedersachsen

    Übers. 3: So wirkt sich die Platzierung von Gülle auf Silomais aus1)

    Auch in Silomais kann die Gülle- Depotdün-gung gut mit der konventio-nellen Düngung mithalten.

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    rs Piadin zum Gülledepot (rechts) brachte e „Gülle breit + NP-Unterfuß“ (links).

  • absichern. Das Piadin senkt die Gefahr der Nährstoffver- lagerung und stabilisiert den in der Gülle enthaltenen Stickstoff. Dies führt zu ei- ner ammoniumbetonten Er-nährung der jungen Mais-pflanzen. Vorteil: Der Mais nimmt weniger im Bodenwas-ser gelöstes Nitrat auf, den er dann nicht mehr unter hohem Energieaufwand für den wei-teren Stoffwechsel verarbeiten muss. Die Ammonium-Auf-nahme über die Wurzel ver-bessert gleichzeitig die Auf-nahme von Phosphor und Spurennährstoffen. Die einge-sparte Energie kommt dem Aufbau von Pflanzenmasse zugute. Beide Wirkungen wer-den unter dem Begriff Cultan-Effekt zusammengefasst.

    Das ist zu beachten:� Häufig ist zu beobachten, dass die Maisbestände mit Gülledepot-düngung anfangs weniger vital aussehen. Die direkte Wir-kung der organischen Dün-gung auf die Jugendentwick-lung kann durchaus geringer ausfallen, als man dies von ei-ner mineralischen Unterfuß-düngung gewohnt ist. Dies, und die gute Nährstoffversor-gung aus dem Depot heraus, bewirken eine verzögerte Ab-reife der Maispflanzen.

    Bei der Sortenwahl sollten Sie diesen Effekt unbedingt berücksichtigen! Zu empfeh-len sind in diesen Fällen Sor-ten, deren Reifezahlen ca. 20 bis 30 Reifegrade niedriger liegen, um die Ernte nicht zu verzögern.

    Wasserschutz wird verbessert

    Um die Nährstoffe in der Gülle effizienter zu nutzen und Nitratauswaschungen zu vermeiden, beschäftigt sich die LWK Niedersach-sen verstärkt mit Wasser-schutzprojekten. So wurden z. B. in den WRRL-Beratungsgebieten Mittlere Ems-Vechte und Hunte in 2012 erneut Langparzellen- und Demoversuche zum Thema „Gülle Unterfußdüngung/Depotdüngung“ angelegt. Hier kam die Strip-Till-Technik zum Einsatz.

    Der Vorteil der Güllede-

    potdüngung für den Wasserschutz liegt haupt-sächlich in der besseren Nährstoffausnutzung, vor allem von Stickstoff und Phosphor, im Vergleich zur konventionellen Gülledün-gung. Das zeigen auch die Ergebnisse der Nmin-Proben. Zudem lässt sich die mineralische N-Düngung mit dem Verfahren reduzie-ren, ohne Ertrag und Qualität aufs Spiel zu setzen. Das gilt vor allem für die Varianten mit Piadin, die in den Versuchen leicht überlegen waren.

    Schnell gelesen• Mit der Gülledepotdüngung unter der Maisreihe

    vor der Aussaat lassen sich Teilmengen oder die gesamte N-Menge zu Mais ausbringen.

    • Das Verfahren spart oder ersetzt Mineraldünger und entlastet die betriebliche N- und P-Bilanz.

    • Ertrag und Qualität bleiben auf gleichem Niveau. Das zeigen aktuelle Versuche.

    • Die Kombination mit Strip-Till sichert die Erträge in trockenen Jahren ab. Zudem verbessern sich damit die Nährstoffausnutzung und der Bodenschutz.

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