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GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR

Länderbericht Deutschland 2004

ROLF STERNBERG

INGO LÜCKGEN

Universität zu Köln

Köln, Februar 2005

© Copyright Rolf Sternberg, Ingo LückgenUniversität zu Köln

Kontaktadressen:Rolf Sternberg, [email protected]

Ingo Lückgen, [email protected]

Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu KölnAlbertus-Magnus-Platz, 50923 KölnTelefon: 0221-470-2372Fax: 0221-470-5009Internet: http://www.wiso.uni-koeln.de/wigeo/index.html

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Diese Studie wurde mit Förderung der KfW Bankengruppe und des Instituts für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) erstellt. Weder die KfW Bankengrup-pe noch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)haben das Ergebnis der Studie beeinflusst; die Verfasser tragen allein die Verantwortung.

Projektleitung: Prof. Dr. Rolf SternbergWirtschafts- und Sozialgeographisches InstitutUniversität zu Köln

Titelseite: Ernst & Young AG

Abbildungen: Stephan Pohl, Köln

Druck: cede Druck GmbH, Köln

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort der KfW Bankengruppe ............................................................................................................. 4

Vorwort des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ...................................................... 5

1 Das Wichtigste in Kürze ........................................................................................ 6

2 GEM-Deutschland im Jahre 2005 ........................................................................ 8

2.1 Zwischenbilanz ................................................................................................................................ 8

2.2 Die Partner des deutschen GEM-Teams.......................................................................................... 9

2.3 Perspektiven .................................................................................................................................... 9

3 Gründungsaktivitäten und -einstellungen in Deutschland 2004 ..................... 11

3.1 Operationalisierung von Gründungsaktivitäten im GEM ............................................................. 11

3.2 Umfang der Gründungsaktivitäten und Motive gründender Personen.......................................... 12

3.3 Merkmale von Gründern ............................................................................................................... 16

3.4 Gründungen aus der Arbeitslosigkeit und wachstumsstarke Gründungen .................................... 19

3.5 Einstellungen der Deutschen zu Entrepreneurship ....................................................................... 20

4 Gründungsbezogene Rahmenbedingungen in Deutschland 2004 ................... 26

4.1 Internationaler Vergleich und Entwicklung in Deutschland ......................................................... 26

4.2 Betrachtung einzelner Rahmenbedingungen in Deutschland ........................................................ 27

5 Sonderbeitrag: Das Thema �Existenz- und Unternehmensgründungen�an deutschen Schulen und Hochschulen ............................................................ 34

5.1 Internationaler Vergleich ............................................................................................................... 34

5.2 Die Situation in Deutschland (statische und dynamische Betrachtung):Die gründungsbezogenen Rahmenbedingungen an Schulen und Hochschulen ............................ 37

5.3 Das Profil hochschulischer Gründungen im Vergleich ................................................................. 39

5.4 Kann und sollte die Politik mehr tun? ........................................................................................... 44

6 Gründungen aus der ökonomischen Not und Wachstumziele derGründungsförderpolitik ...................................................................................... 50

Anhang 1: Konzept, Methode und Daten vom GEM 2004 ................................................................. 53

Anhang 2: Rangplätze der Bewertung gründungsbezogenerRahmenbedingungen im internationalen Vergleich ........................................................... 55

Anhang 3: Bisherige Publikationen zum GEM ................................................................................... 56

Anhang 4: Der Global Entrepreneurship Monitor im Jahr 2004:Koordinationsteam, Länderteams und Sponsoren ............................................................. 57

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4 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Vorwort der KfW Bankengruppe

Gründerland Deutschland

Deutschland ist ein Gründerland: Jährlich machten sich laut KfW-Gründungsmonitor weit über eine Millio-nen Menschen im Voll- und Nebenerwerb in Deutschland selbstständig. Dies liegt nicht zuletzt auch an dersteigenden Zahl von Gründungen aus der Arbeitslosigkeit. Im zurückliegenden Jahr 2004 unterstützte dieBundesagentur für Arbeit gut 360.000 Arbeitslose auf dem Weg in die Selbstständigkeit.

Gründungen kommt eine wichtige Bedeutung in einer Volkswirtschaft zu. Sie treiben den Strukturwandelund den Wettbewerb mit an und schaffen neue Arbeitsplätze. Trotzdem ist das Wissen über Gründungen undderen Weiterentwicklung immer noch bruchstückhaft. Das ist nicht zuletzt auf unzureichendes Datenmaterialzurückzuführen. Hier leistet GEM einen wichtigen Beitrag. Herausragendes Merkmal des jährlichen Reportsist die internationale Vergleichbarkeit der nach der GEM-Definition erhobenen nationalen Gründungsquoten.Diese Daten werden ergänzt durch die Erfassung von Informationen zu wichtigen Rahmenbedingungen fürdas Gründungsgeschehen.

Auf der Basis repräsentativer Befragungsergebnisse und qualitativer Expertenaussagen zeichnen die Autorenvon GEM Deutschland seit 1999 jedes Jahr ein umfassendes Bild des Gründungsgeschehens. Aus Sicht derKfW Bankengruppe sind dabei zwei Ergebnisse hervorzuheben: Zum einen belegt Deutschland bei derFörderinfrastruktur (einschließlich der finanziellen Förderung) den ersten Platz. Dies ist schon seit Jahreneine verlässliche Stärke bei den Rahmenbedingungen für Gründungen in Deutschland. Demgegenüber hatsich die allgemeine Finanzierung von Gründungen und insbesondere das Venture Capital Angebot weiterverschlechtert.

Vor dem Hintergrund eines steigenden Risikobewusstseins der Kreditinstitute und Beteiligungsgeber ist die-ser Befund nicht überraschend. Vor allem innovative Start-ups waren von der Zurückhaltung bei der Früh-phasenfinanzierung betroffen. Die Finanzierung kleiner Gründungen, die nur geringe Kreditvolumina benö-tigen, ist für Kreditinstitute häufig wenig attraktiv, weil mit den relativ geringen Erträgen aus diesen Engage-ments die Bearbeitungskosten in der Regel nicht zu decken sind. Hinzu kommt, dass sehr viele kleine Grün-der, vor allem jene aus der stark wachsenden Gruppe der �Gründungen aus der Not�, oft nur über unzurei-chende kaufmännische und unternehmerische Qualifikationen verfügen. Damit geht auch ein größeres Risi-ko für Financiers einher.

Was also ist zu tun, um den Zugang zu Finanzierung insbesondere für kleine Gründungen zu verbessern? Ein�Finanzierungs�hemmnis sind bestehende Know-how-Defizite auf Seiten der Gründer. Sie können durchgeeignete Qualifizierung- und Beratungsmaßnahmen ausgeglichen werden. Auch verstärkte Kooperationenzwischen Kreditinstituten und Gründungsberatern können den Zugang von bestimmten Gründern zu Finan-zierungen erleichtern.

Die KfW-Bankengruppe unterstützt Gründer und junge Unternehmen mit eigens auf ihre speziellen Proble-me zugeschnittenen Kredit- und Beteiligungsprogrammen. Im Bereich der Kleinstgründungen und Mikro-unternehmen z. B. bietet sie Förderkredite an, die einfach und mit minimalem Aufwand beantragt werdenkönnen und die die Hausbanken weitgehend von den Kreditrisiken freistellen.

Dr. Norbert IrschChefvolkswirt, KfW Bankengruppe

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5GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Vorwort des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Gründungen sind auch ein Weg aus der ArbeitslosigkeitForschung kann zur Optimierung der Förderung beitragen

Existenzgründungen haben große Bedeutung für die wirtschaftliche Dynamik und den Arbeitsmarkt einesLandes. Sie begünstigen den Strukturwandel, indem dadurch neue und innovative Güter und Dienste entste-hen und der notwendige Wettbewerb auf den Produktmärkten hoch gehalten wird. Durch Existenzgründungenkommt es außerdem zu neuen Beschäftigungsmöglichkeiten. Der Gründer wird als Selbständiger tätig undim Falle einer Expansion seines Unternehmens werden dadurch Arbeitsplätze geschaffen. Damit leisten Grün-dungen einen wichtigen Beitrag zur Sicherung oder sogar zum Ausbau des Beschäftigungsstandes und zurVermeidung oder sogar Verringerung von Arbeitslosigkeit. Angesichts der anhaltenden Wachstumsschwächeund Arbeitsmarktkrise hier zu Lande ist deshalb den Gründungen größte Aufmerksamkeit zu schenken.

Die Gründungsforschung hat im Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) eine lange Tradition.Die Arbeiten beschränkten sich jedoch bislang auf bereits gegründete Unternehmen und damit auf bereitsaktive Selbständige. Außen vor blieben in der IAB-Forschung jedoch die �werdenden Gründer�, also dasPotenzial derjenigen Personen, die bereit wären, eine eigene Firma zu gründen. Mit der Beteiligung amGlobal Entrepreneurship Monitor (GEM) eröffnet sich für das IAB durch die Einbeziehung des Gründer-potenzials ein neuer Forschungsstrang, der vielfältige weitergehende Analysemöglichkeiten bietet. So kanngenauer untersucht werden, wie das Gründerpotenzial besser ausgeschöpft oder sogar ausgeweitet werdenkann. Durch den international vergleichenden Ansatz von GEM besteht zudem die Möglichkeit, die Situationin Deutschland der in anderen Ländern gegenüber zu stellen, den erreichten Stand hier zu Lande mit seinenVorzügen und Mängeln zu reflektieren und Lehren für ein günstiges Gründungsklima zu ziehen.

Aus der Perspektive der Gründungsforschung sind im Moment zwei Themen für das IAB von besonderemInteresse, die von GEM profitieren können. Bei dem einen Thema handelt es sich um Existenzgründungenaus Arbeitslosigkeit. Vor allem in den letzten beiden Jahren wurde deutlich, dass Selbständigkeit ein immerwichtiger werdender Weg aus der Arbeitslosigkeit ist. Hierzu trägt die unverminderte Inanspruchnahme desfür sechs Monate gewährten Überbrückungsgeldes für Arbeitslose bei, welches seit vielen Jahren zu denbewährten Instrumenten der aktiven Arbeitsmarktpolitik zählt. Im Zuge der Hartz-Reformen wurde diesesInstrument durch den bis zu drei Jahren gewährten Existenzgründungszuschuss (sog. �Ich AG�) ergänzt.Hierdurch werden insbesondere �Kleinst-Gründungen� durch Arbeitslose gefördert. Die aktuelle GEM-Stu-die für 2004 zeigt, dass immerhin 16% aller �werdenden Gründer� durch den Aufbau einer selbständigenExistenz einen Weg aus ihrer Arbeitslosigkeit suchen. Hier kommt es darauf an, dass ein optimales Matchingvon Gründerpotenzial aus Arbeitslosigkeit und Förderinstrumenten der Bundesagentur für Arbeit (BA) reali-siert wird.

Das andere aus IAB-Sicht wichtige Thema der Gründungsforschung betrifft die fehlende Wachstumsdynamikin Deutschland. Mehr Existenzgründungen könnten hierzu beisteuern. Dies gilt für das ganze Land, aberbesonders für die neuen Bundesländer. Gerade dort fehlt es an mittelständischen Unternehmen, die im We-sten als die tragende Säule des Beschäftigungssystems zu sehen sind. Besonders in Ostdeutschland käme esdarauf an, dass Gründer als genuiner Teil des endogenen regionalen Potenzials einen wirksamen Beitrag zumAufbau mittelständischer, den Regionen verbundener Unternehmen leisten. Die Ergebnisse der GEM-Studiekönnten verknüpft mit vertieften Analysen für einen Erkenntnisfortschritt sorgen und damit bei der Optimie-rung des Mitteleinsatzes für die Gründungsförderung helfen.

Dr. Ulrich WalweiVizedirektor des IAB

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6 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

1 Das Wichtigste in Kürze

Der sechste Länderbericht Deutschland zum Global Entre-preneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt dieGründungsaktivitäten in Deutschland im Jahr 2004. DieDaten stammen aus 34 GEM-Ländern, in denen zum glei-chen Zeitpunkt jeweils dieselben Erhebungen durchge-führt wurden. Der diesjährige Sonderbeitrag beschäftigtsich mit der Frage, welchen Stellenwert das Thema �Grün-dungen� in deutschen Schulen und Hochschulen hat. DerGEM-Länderbericht Deutschland liefert empirisch fun-dierte Antworten u.a. auf folgende Fragen:� Wie unterscheiden sich die Gründungsaktivitäten in

Deutschland von jenen in anderen Staaten?� Wie und warum haben sich Anzahl und Art der Grün-

dungen verändert?� Wo liegen die Stärken und Schwächen Deutschlands

bei gründungsbezogenen Rahmenbedingungen im Ver-gleich zu anderen am GEM beteiligten Staaten?

� Welchen Stellenwert besitzt das Thema Existenz-gründung und unternehmerische Selbstständigkeit andeutschen Schulen und Hochschulen?

Die Daten aus Deutschland basieren auf mehr als 7.500Interviews mit repräsentativ ausgewählten Bürgern und155 Experteninterviews aus dem Sommer 2004. Dem in-ternationalen Vergleich dienen im GEM-Jahr 2004 Da-ten aus 34 Ländern mit Informationen zu gut 145.000befragten Bürgern sowie 1351 Experten. Für Zwecke desinternationalen und intertemporalen Vergleichs vonGründungsaktivitäten und deren Ursachen gibt es welt-weit keinen aktuelleren und größeren Datensatz.

Gründungsaktivitäten und -motive in Deutschlandim Jahre 2004:� Beim Anteil der Erwachsenen, die Mitte 2004 versuch-

ten, ein Unternehmen zu gründen (so genannte NascentEntrepreneurs), liegt Deutschland mit 3,4% auf Rang19 unter 34 Ländern. West- und Ostdeutschland unter-scheiden sich diesbezüglich kaum noch.

� Etwas schlechter schneidet Deutschland bei anderenKennzahlen ab: 5,1% aller Erwachsenen sind seit kur-zem Unternehmer oder streben dies an (Total Entrepre-neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. DieQuote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs)liegt bei 2,2% � Rang 20. Selbst im Vergleich zu ähn-lich strukturierten GEM-Ländern bleibt es in Deutsch-land offenbar schwieriger, eine erste Gründungsidee

später tatsächlich in eine Gründung umzusetzen.� Trotz der zunehmenden Bedeutung von Gründungen

aus der ökonomischen Not macht sich die Mehrzahlder Gründer in Deutschland, wie in den Vorjahren, des-halb selbstständig, weil sie gute Chancen sieht, eineGeschäftsidee umzusetzen � und nicht aus Mangel anErwerbsalternativen. Gleichwohl bleiben letztgenann-te Gründungen in Deutschland im internationalen Ver-gleich recht häufig.

� Knapp ein Drittel der in Deutschland erfassten Grün-dungen entstanden/entstehen aus Mangel an adäqua-ten Erwerbsalternativen des Gründers. Darunter fallenauch die so genannten Ich-AGs, deren Anteil an allenGründungen zum Erhebungszeitpunkt (Juni 2004) abergeringer war als erwartet. 16% der werdenden Grün-der gründen aus der Arbeitslosigkeit heraus, d.h. siewaren bei der Bundesagentur für Arbeit arbeitslos ge-meldet.

� Eine Stärke Deutschlands ist der Anteil potenziellwachstumsstarker Gründungen: Ein Viertel der Grün-dungen in Deutschland (TEA) gehören zu diesem volks-wirtschaftlich besonders wichtigen Gründungssegmentmit mindestens 20 erwarteten Beschäftigten in dennächsten fünf Jahren (Rang 7 unter 34 Ländern). Unterdiesen wachstumsstarken Gründern ist das Gründungs-motiv �Ausnutzen einer Geschäftsidee� überproportio-nal häufig.

Gründungseinstellungen� Nur 13% der befragten Erwachsenen zwischen 18 und

64 Jahren schätzen die Gründungschancen in den kom-menden sechs Monaten als positiv ein � so wenig wiein keinem anderen der 34 GEM-Länder (zum Vergleich:USA 34%, UK 36%, Niederlande 38%).

� Frauen haben weiterhin in Deutschland bei beiden Ein-stellungsvariablen (Angst vor dem Scheitern als Grün-dungshemmnis, Beurteilung der Gründungschancen)sowie bei der Einschätzung der eigenen Gründungs-fähigkeiten ungünstigere Werte als Männer.

� Die Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschlandsind weiterhin vorhanden, aber die neuen Bundeslän-der haben aufgeholt: Das Gründungshemmnis �Angstvor dem Scheitern� ist heute im Westen weiter verbrei-tet als im Osten. Eine positive Einschätzung des Grün-dungsumfelds und das Vertrauen in die eigenen Grün-dungsfähigkeiten sind in den alten Bundesländern häu-figer anzutreffen.

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7GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Unterschiede zu den Vorjahren� Im Vergleich zu 2003 hat der Anteil der Young Entrepre-

neurs leicht zu-, der Anteil der Nascent Entrepreneursund damit die TEA geringfügig abgenommen. Die An-zahl der 18-64 Jährigen, die sich in einem jungen, be-reits bestehenden Unternehmen engagieren (YoungEntrepreneurs) ist weiterhin größer als die Anzahl dersich zum Zeitpunkt der Befragung konkret mit der Ideeeiner Gründung Beschäftigenden (Nascent Entrepre-neurs).

� Gründungen aus der ökonomischen Not heraus sind inden neuen Ländern deutlich häufiger und haben stär-ker zugenommen als im Westen. Dies korrespondiertmit den meisten Gründungseinstellungen in beiden Lan-desteilen.

� Gründungen aus der Arbeitslosigkeit haben wie schonim Vorjahr weiter zugenommen und dazu beigetragen,dass die Quote der Nascent Entrepreneurs insgesamtnur sehr geringfügig gesunken ist. Unter Wachstums-und Beschäftigungsaspekten gravierender ist der inDeutschland insgesamt starke Rückgang der Oppor-tunity-Gründungen. Diese sehr aktuellen Quoten zei-gen, dass die Zunahme der Ich-AG-Gründungen denleichten Rückgang bei anderen Gründungen nicht kom-pensieren konnte. Umgekehrt: Ohne die Ich-AGs undandere Gründungen aus der Arbeitslosigkeit wäre dieGründungsquote insgesamt noch stärker gesunken.

� Sämtliche Werte der Einstellungs- und Potenzial-variablen haben sich gegenüber 2003 (leicht) ver-schlechtert.

Gründungsbezogene Rahmenbedingungen� Über alle Rahmenbedingungen belegt Deutschland

2004 Rangplatz 10 unter 30 Ländern, was eine Verbes-serung gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

� Relative Stärken im internationalen Vergleich sind diephysische Infrastruktur (Rang 8), der Schutz geistigenEigentums (Rang 7) und die öffentliche Förderinfra-struktur (Rang 1). Kein anderes GEM-Land erhält vonden Gründungsexperten für seine Gründungsförder-politik bessere Noten als Deutschland.

� Relative Schwächen Deutschlands liegen ähnlich wiein den Vorjahren bei den Regulierungen und Steuern,also im Bereich des politischen Umfelds (Rang 17)sowie bei der gründungsbezogenen Ausbildung in derSchule (Rang 24) und im außerschulischen Bereich(Rang 18). Gegenüber früheren Jahren hat sich derBereich Finanzierung erheblich verschlechtert (Rang13), während bei der Unterstützung von Gründungen

durch Frauen gegenüber 2003 erhebliche Fortschritteerreicht wurden (Rang 23 von 30 Ländern, im VorjahrRang 29 von 31 Ländern).

Das Thema Existenzgründung an Schulen undHochschulen (Sonderthema)� Deutschland besitzt sowohl innerhalb von Schulen als

auch im außerschulischen Bildungsbereich (Hochschu-le, Wirtschaft) erhebliche Defizite gegenüber vergleich-baren GEM-Ländern bei der Behandlung des Themas�Gründungen�.

� Das Thema �Unternehmensgründungen� wird anDeutschlands Schulen und Hochschulen zu selten undzu selten kompetent gelehrt.

� Auch die gründungsbezogene Aus- und Weiterbildungin der Wirtschaft weist erhebliche Defizite auf.

� Besonders ernüchternd fällt der internationale Vergleichim Bereich der Schule (Primar- und Sekundarstufe) aus,obgleich eine leichte Verbesserung seit 1999 feststell-bar ist. Hier ist dringend zusätzliches, im Themenfeld�Wirtschaft/Gründungen� kompetentes Lehrpersonalerforderlich. Ohne entsprechende Ausbildung diesesLehrpersonals an den Universitäten ist keine nachhal-tige Verbesserung zu erwarten.

� Lehrkonzepte zur Integration des Gründungsthemas indie Schule sollten das Ziel haben, selbstständige be-rufliche Tätigkeit als gleichberechtigte Alternative zurabhängigen Beschäftigung zu vermitteln, was eineKombination von schulin- und -externen Lehrinhaltensowie eine Schulung der Lehrer voraussetzt.

� Experten fordern, die praxisorientierte Gründeraus-bildung mehr als bisher an Universitäten und wenigeran anderen weiterführenden Bildungseinrichtungenanzusiedeln.

� Gründer mit Hochschulabschluss sind risikofreudiger,optimistischer und verfügen häufiger über die notwen-digen Gründungsfähigkeiten als die übrigen Gründer.Unter Hochschulabsolventen ist die Gründungsquotedoppelt so hoch wie im Rest der Bevölkerung; aller-dings ist der Anteil der Gründungen von Hochschul-absolventinnen unbefriedigend klein. Daher sollte dieFörderung von Unternehmensgründungen aus Hoch-schulen nicht beschnitten werden.

� Die Politik in Deutschland fördert zwar das Thema�Unternehmensgründungen� in Schulen und Hochschu-len bereits, zur Beseitigung der großen Defizite in derLehre sollte sie zukünftig aber weit mehr tun. Dies istauch die Ansicht der in der Aus- und Weiterbildungtätigen Experten.

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8 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

2 GEM-Deutschland im Jahr 2005

! Anzahl der am GEM beteiligten Staaten (wieder) ge-stiegen: 34 Länder in 2004

! Zeitvergleiche infolge großer Stichprobenumfänge inDeutschland gut möglich

! Langjährige Partnerschaft mit dem IAB und der KfW

2.1 Zwischenbilanz

In manchen Ländern mögen die Gründungsquoten stag-nieren oder sinken � GEM aber wächst weiter. Sah es imVorjahr so aus, als sei ein Maximum an GEM-Mitglieds-ländern erreicht, stieg die Zahl in 2004 erneut: 34 Länderhaben sich an den Bürgerbefragungen beteiligt. Nachjüngsten Informationen wird sich dieser positive Trendin 2005 fortsetzen, was nicht zuletzt mit den gesunkenenErhebungskosten insbesondere für osteuropäische Trans-formations- sowie für Entwicklungsländer zusammen-hängt. Trotz mancher methodischer Schwierigkeiten, diemit der zwangsläufig wachsenden Heterogenität der be-teiligten Staaten verbunden ist, erlaubt die wachsendeZahl der Mitgliedsländer und damit der Stichprobenum-fänge von Bürger- und Expertenbefragungen beträchtlichmehr und validere statistische Analysen. Der am Endedieses Berichts sowie im GEM Global Report 2004 do-kumentierte Zusammenhang zwischen Gründungs-motiven und dem Entwicklungsstand des betreffendenLandes wäre ohne die Beteiligung sehr zahlreicher undsehr unterschiedlicher Industrie- und Entwicklungslän-der nicht möglich.

Beginnend mit 1999 existieren mittlerweile für sechs Jah-re deutsche GEM-Länderberichte, nachdem im Pilotjahr1998 zwar schon Bevölkerungsbefragungen durchgeführt,aber noch kein Länderbericht publiziert wurde. Wie Abb.2.1.1 zeigt, liegen derzeit aus 171 (Bürgerbefragungen)bzw. 157 (Expertenbefragungen) Erhebungen länder- undjahresspezifische Werte vor. Das daraus resultierendeForschungspotenzial für internationale und intertemporaleVergleiche der Gründungsaktivitäten, ihrer Ursachen undder zugehörigen gründungsbezogenen Rahmenbedingun-gen (Politik, Finanzierung, kulturelle Werte und Normen,Bildung und manche mehr) ist enorm, weltweit konkur-renzlos und bei weitem noch nicht ausgeschöpft.

Das deutsche GEM-Team und die von ihm erhobenenDatensätze spielen innerhalb des internationalen GEM-Konsortiums eine prominente Rolle. Deutschland war insämtlichen regulären GEM-Jahren beteiligt. Die Stich-probenumfänge überstiegen in nahezu allen Jahren dieobligatorische Mindestzahl, was die Auswertungs-möglichkeiten (z.B. bzgl. subnationaler Vergleiche) si-

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut,Universität zu Köln, Sternberg, R., Lückgen, I.

Quelle: GEM-Experten- und Bevölkerungsbefragungen 1998 - 2004

Länder

Argentinien

Australien

Belgien

Brasilien

Chile

China

Dänemark

Ekuador

Finnland

Frankreich

Griechenland

Großbritannien

Hongkong

Indien

Irland

Island

Israel

Italien

Japan

Jordanien

Kanada

Kroatien

Mexiko

Neuseeland

Niederlande

Norwegen

Peru

Polen

Portugal

Russland

Schweden

Schweiz

Singapur

Slowenien

Spanien

Südafrika

Südkorea

Taiwan

Thailand

Uganda

Ungarn

USA

Venezuela

Deutschland

Insgesamt

Insgesamt

5/5

5/5

5/5

5/5

2/2

2/3

7/6

1/1

7/6

6/5

2/2

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5/5

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1/1

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4/4

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2/2

2/0

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3/3

5/5

3/3

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1/1

1/1

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7/7

1/1

7/6

171/157

98 99 00 01 0302 04

Bevölkerungsbefragung (telefonisch)

Expertenbefragung (schriftlich und/oder mündlich)

6/2 10/10 21/21 30/27 37/34 33/33 34/30

Abb. 2.1.1: Bevölkerungs- und Expertenbefragungen inden GEM-Ländern 1998-2004

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9GEM-Länderbericht Deutschland 2004

gnifikant erhöht. Dies haben mittlerweile andere Länder(z.B. Großbritannien, zuletzt Spanien) erkannt und ihreBürgerbefragungen insbesondere mit dem Ziel inter-regionaler Vergleiche ebenfalls beträchtlich erhöht. Diein Deutschland mehr als 46.000 (Bürgerbefragung) so-wie 395 Fälle (Expertenbefragung) erlauben nicht nurVergleiche zwischen Regionen (z.B. Bundesländer,Raumordnungsregionen, Großstädte), sondern auch sta-tistisch gut abgesicherte intertemporale Vergleiche zwi-schen 1998 und 2004. Der vorliegende Länderberichtnutzt einen kleinen Teil dieses Potenzials, während eineVielzahl weiterer Analysen schon aus Platzgründen au-ßerhalb der jährlichen GEM-Berichte veröffentlicht wird.

2.2 Die Partner des deutschen GEM-Teams

Das deutsche GEM-Team erfreut sich seit 1999 und da-mit seit dem Start dieses internationalen Forschungs-konsortiums großer und konstanter Unterstützung durchKooperationspartner aus Wirtschaft und Wissenschaft.Anders wäre der große jährliche Erhebungs- und Analyse-aufwand nicht zu meistern. Wie in den Vorjahren konntedas deutsche GEM-Team auch in 2004 sowohl bei derBürger- als auch bei der Expertenbefragung, den beidenwesentlichen empirischen Säulen des GEM-Konzepts,erheblich größere Stichprobenumfänge generieren als diemeisten anderen GEM-Länder und als vom internationa-len GEM-Konsortium vorgeschrieben. Statt der obliga-torischen 2.000 Personen in Deutschland wurden mehrals 7.500 Personen telefonisch interviewt und die Zahlder befragten Experten lag bei 155 (Mindestzahl 36).Ohne das große Engagement der KfW Bankengruppe unddes Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)der Bundesagentur für Arbeit, das 2004 erstmals das deut-sche GEM-Team unterstützt hat, wäre diese für die Vali-dität der Aussagen notwendige Erhöhung der Stichproben-umfänge nicht möglich gewesen. Die Mitglieder desLänderteams bedanken sich ganz ausdrücklich für die guteund ergebnisorientierte Zusammenarbeit.

2.3 Perspektiven

Das Jahr 2004 war für das internationale GEM-Konsor-tium, aber auch für das deutsche Länderteam, ein weg-weisendes. In Deutschland konnte, als Ergänzung der be-währten Zusammenarbeit mit der KfW, mit dem IABNürnberg eine mittelfristige Kooperationsvereinbarunggeschlossen werden, die zahlreiche, für beide Partner reiz-volle Forschungsperspektiven eröffnet. Auf internationa-ler Ebene wurden eine Reihe von Entscheidungen getrof-fen, die die Organisationsstruktur des GEM-Konsortiumsmaßgeblich verändert und optimiert haben. Unter Betei-ligung von sämtlichen GEM-Mitgliedsländern sowie derführenden institutionellen Partner (London BusinessSchool, Babson College Boston) wurde im Januar 2005die Global Entrepreneurship Monitor Research Asso-ciation (GERA) ins Leben gerufen. Sie besitzt eine recht-lich abgesicherte Struktur und wird die Koordinationzwischen den GEM-Ländern und den institutionellenPartnern effizienter und effektiver gestalten, wie dies fürein Konsortium dieser Größenordnung notwendig ist. ImLaufe des Jahres 2005 wird GERA einen ExecutiveDirector und einen Research Director erhalten. Zudemwird eine Association of Global Entrepreneurship Moni-tor National Teams (AGNT) etabliert werden. Die Ver-suche (allesamt bisher gescheitert) unterschiedlicher in-ternationaler Organisationen und Forschergruppen, Tei-le des GEM-Konzepts zu kopieren, sprechen für den Er-folg dieses Forschungskonsortiums.

Die Wirkungen dieser neuen Organisationsstrukturen wa-ren bereits anlässlich der Londoner Pressekonferenz zurVorstellung des GEM 2004 Global Reports im Januar2005 spürbar. Dieser Bericht hatte eine neue inhaltlicheStruktur und setzte andere thematische Schwerpunkte alsseine Vorgänger (vgl. http://www.gemconsortium.org).Dagegen behält der Länderbericht Deutschland das seit1999 bewährte Gliederungskonzept bei. Dazu gehört auchdas jährlich wechselnde Schwerpunktthema. Im Vorjahrwurde mit dem Thema �Gründungen durch Frauen� eineaußerordentlich große Aufmerksamkeit in Medien, Wis-senschaft und Politik erzielt. Der vorliegende Berichtbeschäftigt sich in seinem Schwerpunktthema mit einertraditionellen Schwäche der gründungsbezogenen Rah-menbedingungen in Deutschland. Mit dem Ziel, Verbes-serungsvorschläge im Hinblick auf eine traditionelleSchwachstelle der gründungsbezogenen Rahmenbedin-gungen in Deutschland zu entwickeln, wird die Rolle von

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10 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Unternehmensgründungen im Rahmen der �Aus- undWeiterbildung in Schulen und Hochschulen� analysiert.Primär geht es um die Ursachen der Defizite bei diesergründungsbezogenen Rahmenbedingung sowie um Ver-besserungsvorschläge. Als empirische Basis fungieren diesehr zahlreichen Experteninterviews, aber auch unabhän-gig vom GEM entstandene Expertisen der Autoren die-ses Berichts, etwa im Rahmen der wissenschaftlichenBegleitung und Evaluation der Länderprogramme �Jun-ge Innovatoren� (Baden-Württemberg) sowie �PFAU�(Nordrhein-Westfalen) zur Unterstützung von Unter-nehmensgründungen aus Hochschulen (vgl. auchhttp://www.wiso.uni-koeln.de/wigeo).

Der vorliegende Länderbericht zielt, wie seine fünf Vor-gänger, auf Leser aus der Gründungs- und Wirtschafts-politik, auf Vertreter der Medien und auf die sonstigeaußerakademische Öffentlichkeit ab. Zugeständnisse beiwissenschaftlicher Detailtreue sind deshalb unvermeid-lich. Für die Wissenschaft als Zielgruppe sind anderePublikationsformen geeigneter. Insbesondere sei hier dieGEM Research Conference und die daraus hervorgehen-den Publikationen erwähnt. Ohne Zweifel war die An-fang April 2004 in Berlin vom deutschen Länderteamgemeinsam mit der KfW ausgerichtete �First GEMResearch Conference� ein Meilenstein auf dem Weg zueiner angemessenen Beachtung des GEM in der ScientificCommunity. Exemplarisch sei dem interessierten Wissen-schaftler das Themenheft �Causes and Effects of NewBusiness Creation � Empirical Evidence from the Glo-bal Entrepreneurship Monitor (GEM)� der Zeitschrift�Small Business Economics� (2005, Maiausgabe) emp-fohlen. Sämtliche Beiträge renommierter Gründungs-forscher basieren auf GEM-Daten und wurden auf derBerliner Konferenz präsentiert. Aufgrund des großen Er-folgs der ersten GEM Research Conference in 2004 wur-de vereinbart, zukünftig jährlich eine solche auf GEM-Daten basierende Konferenz zu veranstalten. Im Jahr 2005wird sie Ende Mai vom ungarischen GEM-Team in Bu-dapest ausgerichtet werden(vgl. http://www.gemconference.hu).

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11GEM-Länderbericht Deutschland 2004

3. Gründungsaktivitäten und -einstellun-gen in Deutschland 2004

3.1 Operationalisierung von Gründungs-aktivitäten im GEM

! Abbildung der Gründungsaktivitäten über verschie-dene Maßzahlen

! Unterscheidung zwischen Nascent Entrepreneurs(�Werdende Gründer�) und Young Entrepreneurs, dieseit kurzer Zeit selbstständig sind

! Untersuchung von Gründungsmotiven: Gründung auf-grund fehlender Erwerbsalternativen oder um eineGeschäftsidee auszunutzen

Im Rahmen des GEM-Projekts werden verschiedene Maß-zahlen verwendet, um das Ausmaß an Gründungs-aktivitäten abzubilden. Bei der Wahl dieser Maßzahlenwurde berücksichtigt, dass eine Gründung ein sich übersehr unterschiedliche Phasen erstreckender Prozess ist undes somit alternativer Messinstrumente bedarf, mit denendie Wissenschaft ein angemessen präzises Bild derGründungsaktivitäten in bestimmten Räumen und zu be-stimmten Zeiten abbilden kann. Das Konzept des GEMermöglicht die Identifizierung zweier zentraler Personen-gruppen. Zum einen diejenigen, die zum Erhebungs-zeitpunkt (Juli 2004) an einem bereits bestehenden, abersehr jungen Unternehmen aktiv beteiligt sind (�YoungEntrepreneurs�). Zum anderen jene Erwachsenen, die sichim Sommer 2004 alleine oder mit Partner konkret mitder Gründung eines eigenen Unternehmens befassen, ohnediese bereits formal vollzogen zu haben (�NascentEntrepreneurs�).

Von besonderer Bedeutung ist die letztgenannte Perso-nengruppe, welche die Grundlage für eine seit mehrerenJahren für jedes beteiligte Land erfasste GEM-spezifi-sche Gründungsquote bildet. Diese Quote der NascentEntrepreneurs bezeichnet den Prozentanteil der Personenim Alter zwischen 18 und 64 Jahren, diea) zum Zeitpunkt der Befragung versuchen, alleine oder

mit Partner ein neues Unternehmen zu gründen (hier-zu zählt jede Art selbstständiger Tätigkeit),

b) in den letzten zwölf Monaten etwas zur Unterstützungdieser Neugründung unternommen haben (z.B. durchdie Suche nach Ausstattung oder Standorten, Organi-

sation eines Gründungsteams, Erarbeitung eines Ge-schäftsplans, Bereitstellung von Kapital),

c) die Inhaber- oder Teilhaberschaft im Unternehmen an-streben und

d) während der letzten drei Monate keine Vollzeitlöhneoder -gehälter bezahlt haben.

Mittels des Anteils der Nascent Entrepreneurs ist es mög-lich, die Anzahl der im Sommer 2004 in ein Gründungs-vorhaben involvierten Erwachsenen zu erfassen und mit-hin ein höchst aktuelles Bild der Gründungsaktivität zuzeichnen.

Young Entrepreneurs, die bereits ein Unternehmen ge-gründet haben, sind zwischen 18 und 64 Jahren alt unda) sind Inhaber oder Teilhaber eines bereits bestehenden

Unternehmens, bei dem sie in der Geschäftsleitung mit-helfen und

b) haben aus diesem Unternehmen nicht länger als 3,5Jahre Gehälter, Gewinne oder Sachleistungen erhal-ten.

Hiermit werden also bereits bestehende, aber noch sehrjunge Unternehmen (weniger als 3,5 Jahre am Markt)erfasst.

Die �Total Entrepreneurial Activity� (TEA) schließlichstellt die Gesamtheit beider vorgenannten Personengrup-pen dar. Personen, die sowohl Nascent als auch YoungEntrepreneurs sind, werden nur einmal gezählt.

Die Zusammensetzung der einzelnen Quoten wurde aus-führlich im letztjährigen GEM-Länderbericht Deutsch-land 2003 dargestellt (vgl. Länderbericht 2003, S. 10-11).In früheren Jahren wurden zur Berechnung der einzelnenGründungsquoten nicht immer dieselben Definitionenverwendet wie im Länderbericht 2004. In diesem Berichtwerden beim Vergleich über die Jahre hinweg stets har-monisierte Werte herangezogen, die einen Zeitvergleicherlauben, sich bisweilen aber von den in älteren GEM-Berichten aufgeführten Werten geringfügig unterschei-den können.

Im Mittelpunkt der nachfolgenden Ausführungen stehtzumeist die Gruppe der Nascent Entrepreneurs. DieseGEM-spezifische Personengruppe gewährleistet eine sehraktuelle Momentaufnahme des Gründungsgeschehens.

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12 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Der GEM-Datensatz enthält eine Vielzahl von Variablenzur Erklärung und Beschreibung der jeweiligenGründungsaktivität sowie der gründenden Personen (z.B.soziodemographische Merkmale, Wettbewerbersituation,Wachstumsabsichten, Finanzierungsaspekte). Von beson-derem Interesse, v.a. für das Gründungsgeschehen unter-stützende Institutionen und Einrichtungen, sind die Be-weggründe, warum eine Person sich selbstständig macht.Gibt die Person an, sich hauptsächlich mit dem Ziel derAusnutzung einer Geschäftsidee selbstständig gemachtzu haben bzw. machen zu wollen (�Opportunity Entre-preneurship�) hat das andere wirtschaftspolitische Impli-kationen als wenn eine Gründung bzw. ein Gründungs-vorhaben das Resultat fehlender besserer Erwerbs-alternativen ist (�Necessity Entrepreneurship�). Beimletztgenannten Motiv handelt es sich auch, aber nichtausschließlich, um Gründungen aus der Arbeitslosigkeit.

3.2 Umfang der Gründungsaktivitäten undMotive gründender Personen

! Anteil der Nascent Entrepreneurs nahezu konstant ge-blieben (lediglich geringe Abnahme)

! Gründungsaktivitäten in Ostdeutschland nicht mehrhöher als in den alten Bundesländern

! Weitere Zunahme der Necessity-Gründungen in denneuen Bundesländern (erstmals auch Zunahme die-ser Gründungen aufgrund fehlender Erwerbs-alternativen in Westdeutschland)

Der Anteil der Nascent Entrepreneurs, die versuchen sichselbstständig zu machen bzw. vor kurzem ein Unterneh-men gegründet haben, an den 18-64 Jährigen in Deutsch-land liegt zum Zeitpunkt der Datenerhebung (Juli 2004)bei 3,39%. Im internationalen Vergleich belegt Deutsch-land damit Rangplatz 19 unter 34 im Jahr 2004 teilneh-menden GEM-Ländern (vgl. Abb. 3.2.1). Über-schneidungsfreie vertikale Balken (Konfidenzintervalle)geben an, ob statistisch signifikante Unterschiede zwi-schen den Ländern bestehen. So liegt die Nascent-QuoteDeutschlands signifikant über der in Belgien und Spani-en sowie signifikant unterhalb der Quote in Kanada undden USA. Des Weiteren liegt der Anteil der NascentEntrepreneurs in Deutschland oberhalb des Anteils in denNiederlanden und Großbritannien, der Unterschied istjedoch statistisch nicht signifikant. Die Größe der

Konfidenzintervalle weist auf die erhobene Fallzahl inden einzelnen Ländern hin. Je geringer die Grenzen desIntervalls vom Mittelwert entfernt sind, desto größer istdie erhobene Datenmenge. Aus Abb. 3.2.1 ist demnachersichtlich, dass die Länder Schweden, Großbritannien,Spanien und Deutschland über die umfangreichsten Da-tenmengen im Jahr 2004 verfügen.

Zwischen den Nascent-Quoten der 34 GEM-Länder be-stehen große Unterschiede. Die Relation zwischen demLand mit dem höchsten Anteil an Nascent Entrepreneurs(Peru) und jenem mit dem niedrigsten Anteil (Japan) be-trägt fast 70:1. Ein positiver Zusammenhang zwischender Gründungsneigung insgesamt und dem wirtschaftli-chen Entwicklungsstand des betreffenden Landes scheintnicht gegeben: Während Länder mit einem eher geringenEntwicklungsstand das Ranking der NascentEntrepreneurs anführen, sind Staaten mit einem eher ho-hen Entwicklungsstand überwiegend durch mittlere undgeringe Gründungsaktivitäten gekennzeichnet. Ein Ver-gleich der Nascent-Quote Deutschlands mit allen GEM-Ländern ist daher nur bedingt sinnvoll. Folglich werdenim weiteren Verlauf dieses Kapitels bei internationalenVergleichen nur Länder berücksichtigt, in denen für alleReferenzjahre ausreichende Fallzahlen vorliegen undderen ökonomischer Entwicklungsstand mit jenemDeutschlands vergleichbar ist.

Verglichen mit dem letztjährigen Länderbericht(Referenzjahr 2003), als die Nascent-Quote erstmals seitdem Jahr 2000 keinen Rückgang zum jeweiligen vorhe-rigen Jahr verzeichnete, ist der Anteil der NascentEntrepreneurs an den Erwachsenen nahezu konstant ge-blieben (geringer Rückgang um 0,1 Prozentpunkte auf3,39% in 2004). Dies mag zunächst verwundern, da an-dere Quellen in Deutschland, die das Gründungs-geschehen abbilden, eine starke Zunahme des Grün-dungsgeschehens im Jahr 2004 konstatieren, so z.B. dieSchätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn(IfM Bonn) für das Jahr 2004 auf Basis von vorläufigenZahlen des Jahres 2003. Der GEM ist so angelegt, dassnicht Zeiträume, sondern Zeitpunkte betrachtet werden,die Daten zur Beurteilung des Gründungsgeschehens alsonicht über ein ganzes Jahr, sondern innerhalb wenigerWochen erhoben werden. Die Zunahme der Gründungs-aktivitäten in Deutschland in anderen Quellen begründetsich v.a. auf dem Zuwachs von Gründungen aus der Ar-beitslosigkeit (Ich-AG, Überbrückungsgeld). Aufgrund

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13GEM-Länderbericht Deutschland 2004

des kurzen Zeitraums der Datenerhebung ist es möglich,dass diese Personengruppe innerhalb des GEM unterre-präsentiert ist. Das Ergebnis einer nahezu konstantenEntwicklung des Gründungsgeschehens im GEM stehtnicht in einem Widerspruch zu den Ergebnissen andererQuellen. Auf weitere mögliche Ursachen für die Entwick-lung des Gründungsgeschehens in Deutschland laut GEMwird in den folgenden Abbildungen eingegangen.

Die drei genannten Gründungsquoten des GEM sind inAbb. 3.2.2 dargestellt. Anders als die Nascent-Quote hatder Anteil der Young Entrepreneurs im Vergleich zu 2003leicht zugenommen (2,21% in 2004). Dennoch, und dasist ein stabiles Ergebnis der letzten Jahre, ist in Deutsch-land verglichen mit den Referenzländern die Gruppe derYoung Entrepreneurs relativ zu den Nascent Entrepre-neurs unterrepräsentiert. Die Niederlande beispielsweiseweisen eine günstigere Relation zwischen den Anteilenan Young und Nascent Entrepreneurs auf, dort scheint

also die Realisierung eines Gründungsvorhabens mitweniger Schwierigkeiten verbunden zu sein. Das Aggre-gat der beiden Maßzahlen, die TEA-Quote, sieht Deutsch-land mit einem Wert von 5,07% auf Rangplatz 24.

Die seit einigen Jahren durchgeführten Datenerhebungendes GEM ermöglichen neben den Querschnitts- auch zahl-reiche Längsschnittvergleiche über die einzelnen Jahre.Abb. 3.2.3 zeigt die TEA-Quoten ausgewählter Länderfür die letzten beiden Erhebungsjahre. Während im Ver-gleich zu 2003 der Durchschnittswert aller in beiden Jah-ren involvierten Länder minimal zugenommen hat, ist diegesamte Gründungsaktivität in Deutschland leicht zurück-gegangen. Diese Entwicklung ist jedoch auch in anderenvergleichbaren Ländern zu beobachten: in den USA undBelgien (leichter Rückgang) sowie in Finnland und Spa-nien (stärkerer Rückgang) hat die Gründungsaktivität derNascent und Young Entrepreneurs ebenfalls abgenom-men. Einzig in den Niederlanden verzeichnet das Grün-

Nascent Entrepreneurs: Erwachsene (18 - 64 Jahre), die sich aktiv an der Gründung eines neuen Unternehmens beteiligen (z.B. durch die Suche nachAusstattung oder Standorten, Organisation des Gründungsteams, Erarbeitung eines Geschäftsplans, Bereitstellung von Kapital), die Inhaber- oder Teilhaber-schaft im Unternehmen anstreben und während der letzten drei Monate keine Vollzeitlöhne oder -gehälter gezahlt haben.

Quelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut,Universität zu Köln, Sternberg, R., Lückgen, I.

5

10

15

20

25

30

35

0

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Mittelwert

Die vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derMittelwert der Grundgesamtheit mit einer Wahrscheinlichkeitvon 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-werte ist ein Beleg dafür, dass die Unterschiede zwischendiesen Balken statistisch nicht signifikant sind.

Abb. 3.2.1: Anteil der Nascent Entrepreneurs an den 18-64 Jährigen in den GEM-Ländern 2004

Page 15: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

14 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

dungsgeschehen einen Zuwachs. Die Entwicklung inDeutschland ist also im Ländervergleich als relativ gün-stiger zu bewerten.

Die Entwicklung des Anteils der Nascent Entrepreneurszwischen 2000 (dem ersten Jahr der Verwendung dieserQuote) und 2004 aufgeteilt nach alten und neuen Bun-desländern zeigt Abb. 3.2.4. Der Wert für ganz Deutsch-land weicht aufgrund der in Kap. 3.1. angeführten Grün-de geringfügig von dem Wert in Abb. 3.2.2 ab; sämtlichehier im Längsschnittvergleich aufgeführten Werte basie-ren auf derselben Berechnungsmethode und sind somitdirekt vergleichbar. Zunächst wird deutlich, dass der Wertfür Deutschland sich weiter stabilisiert hat. In den beidenLandesteilen Deutschlands hingegen verläuft die Entwick-

lung sehr unterschiedlich. In Westdeutschland hat in 2004der Anteil der Nascents erstmals nach einem stetigenRückgang zwischen 2000 und 2003 leicht zugenommen.In Ostdeutschland ist ein stark schwankender Verlauf zuerkennen. Nach einer sehr starken Zunahme in 2003 (dortlag das Gründungsgeschehen der Nascents im Osten erst-mals über dem im Westen) nimmt der Wert in 2004 inetwa auf das Niveau Westdeutschlands ab. Die folgendeAnalyse der Gründungsmotive der Nascent Entrepreneursliefert weitere Anhaltspunkte für die Ursachen der unter-schiedlichen Entwicklung in West- und Ostdeutschland.

Ein zentraler Untersuchungsgegenstand im GEM-Projektsind die individuellen Motive der Umsetzung einesGründungsvorhabens. Wie in Kap. 3.1 beschrieben, unter-scheidet der GEM zwischen Opportunity und NecessityEntrepreneurship. Für die wirtschaftspolitischen Akteu-re sowie die Abschätzung von betriebs- und volkwirt-schaftlichen Effekten eines Gründungsvorhabens ist esvon großer Bedeutung, ob eine Person gründet, weil sie

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2004

© Wirtschafts- und Sozial-geographisches Institut,Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Niederlande

Spanien

0 2 4 6 8 10 12

11,33

5,15

5,11

1,48

4,39

3,47

5,07

9,24

7,47

2,08

3,02

0,45

2,66

2,21

3,39

5,69

4,82

3,09

2,18

1,03

1,78

1,36

2,21

4,23

USA

Deutschland

Belgien

Japan

Finnland

Ø allerGEM-Länder

Personen pro 100 Erwachsene(18 - 64 Jahre)

Total Entrepreneurial Activity:Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs oderYoung Entrepreneurs sind.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die sich aktiv an der Gründung einesneuen Unternehmens beteiligen (z.B. durch die Suche nach Aus-stattung oder Standorten, Organisation des Gründungsteams,Erarbeitung eines Geschäftsplans, Bereitstellung von Kapital), dieInhaber- oder Teilhaberschaft im Unternehmen anstreben undwährend der letzten drei Monate keine Vollzeitlöhne oder -gehältergezahlt haben.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Inhaber bzw. Teilhaber eines bereitsbestehenden Unternehmens sind, bei dem sie in der Geschäfts-leitung mithelfen und nicht länger als 3,5 Jahre Gehälter, Gewinneoder Sachleistungen erhalten haben.

Nascent Entrepreneurs:

Young Entrepreneurs:

Abb. 3.2.2: Alternative Gründungsquoten in ausge-wählten GEM-Ländern 2004

© Wirtschafts- und Sozial-geographisches Institut,Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Niederlande

Spanien

0 2 4 6 8 10 12

11,3311,94

5,15

6,77

5,11

3,60

1,48

2,76

4,39

6,85

3,47

3,87

5,07

5,21

7,81

7,78

USA

Deutschland

Belgien

Japan

Finnland

Personen pro 100 Erwachsene(18 - 64 Jahre)

* Mittelwert

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs oderYoung Entrepreneurs sind.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2003 und 2004

der Länder, die in 2003 2004 zum GEM gehörten.und

Total Entrepreneurial Activity (TEA):

2003 2004

Ø allerGEM-Länder*

Abb. 3.2.3: Vergleich der TEA-Quoten in ausgewähltenGEM-Ländern 2003 zu 2004

Page 16: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

15GEM-Länderbericht Deutschland 2004

eine Geschäftsidee am Markt umzusetzen versucht oderweil sie keine bessere Erwerbsalternative besitzt. DerAnteil der Personen, die aufgrund einer Kombination ausbeiden Motiven ein Unternehmen gründen, ist sehr ge-ring. Die Relationen zwischen Opportunity und NecessityEntrepreneurship sind im internationalen Vergleich durch-aus unterschiedlich (vgl. Abb. 3.2.5 sowie Kap. 6). Sokommen in Deutschland auf eine Person, die aufgrundfehlender Erwerbsalternativen gründet, nur etwas mehrals zwei Personen, die eine Geschäftsidee umsetzen wol-len. In keinem anderen der aufgeführten Referenzländerist das Verhältnis ungünstiger. An der Spitze liegen Bel-gien und Finnland. In diesen Ländern kommen auf eineNecessity-Gründung zehn bzw. neunzehn OpportunityGründungen, es wird also relativ seltener aus der Notheraus gegründet. Die relativ ungünstige Relation Oppor-tunity zu Necessity Entrepreneurship in Deutschland istein stabiles Resultat des GEM. Kap. 6 wird dieses The-ma bzgl. seiner ökonomischen Implikationen behandeln.

Bei einem Vergleich der Gründungsmotive von NascentEntrepreneurs in West- und Ostdeutschland werden auf-fällige Unterschiede sowohl für das Jahr 2004 als auchim Zeitablauf sichtbar (vgl. Abb. 3.2.6). Während in West-deutschland der Anteil an den Opportunity-Gründungenerstmals seit dem Jahr 2001 eine leichte Zunahme ver-zeichnet, gibt es in den neuen Bundesländern eine starkeAbnahme bei den Opportunity-Gründungen um fast ei-

nen Prozentpunkt. Im Gegensatz zum Vorjahr gründen2004 im Westen wieder deutlich mehr Personen um eineGeschäftsidee umzusetzen als im Osten. Zu Zeiten hoherArbeitslosigkeit ist die Betrachtung von Necessity-Grün-dungen höchst interessant. In den alten Bundesländernzeigt sich für 2004 nach einer konstanten Quote in denletzten drei Jahren ein leichter Anstieg der Necessity-Quote. Die Quote in Ostdeutschland hat im Jahr 2004nach einer Verdoppelung im Vorjahr weiter zugenommenund liegt deutlich über dem Anteil im Westen. Mit Blickauf die in Abb. 3.2.4 dargestellte Entwicklung derNascent-Quote in Ost- und Westdeutschland finden sich

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2000 - 2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

West-deutschland

Ost-deutschland

Deutschlandgesamt

0

1

2

3

4

5

Na

sc

en

tE

ntr

ep

ren

eu

rsp

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00

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8-

64

Ja

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0

2,7

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7

2,9

13,3

2

3,5

4

2,4

6

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43

,30

3,1

93

,31

3,9

33

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20

00

20

00

20

01

20

01

20

01

20

02

20

03

20

04

20

02

20

03

20

04

20

02

20

03

20

04

Abb. 3.2.4: Entwicklung des Anteils der NascentEntrepreneurs in Deutschland 2000-2004

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut,Universität zu Köln, Sternberg, R., Lückgen, I.

Niederlande

Spanien

0 1 3 5 7 92 4 6 8

7,47

2,08

3,02

0,45

2,66

2,21

3,39

5,69

6,20

1,84

2,64

0,39

2,03

1,90

2,22

4,15

1,06

0,23

0,33

0,05

0,20

0,10

1,01

1,38

USA

Deutschland

Belgien

Japan

Finnland

Ø allerGEM-Länder

Personen pro 100 Erwachsene(18 - 64 Jahre)

Nascent Entrepreneurs:Erwachsene (18 - 64 Jahre), die sich aktiv an der Gründung einesneuen Unternehmens beteiligen (z.B. durch die Suche nach Aus-stattung oder Standorten, Organisation des Gründungsteams,Erarbeitung eines Geschäftsplans, Bereitstellung von Kapital), dieInhaber- oder Teilhaberschaft im Unternehmen anstreben undwährend der letzten drei Monate keine Vollzeitlöhne oder -gehältergezahlt haben.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs sind undsich selbstständig gemacht haben oder machen wollen, um eineGeschäftsidee auszunutzen.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs sind undsich selbstständig gemacht haben oder machen wollen, weil siekeine bessere Erwerbsalternative haben.

Opportunity Entrepreneurship (Nascents):

Necessity Entrepreneurship (Nascents):

3,01 : 1

5,85 : 1

8,00 : 1

8,00 : 1

7,80 : 1

10,15 : 1

19,00 : 1

2,20 : 1

3,01 : 1

Relation Opportunity Entrepreneurshipzu Necessity Entrepreneurship

Abb. 3.2.5: Gründungsmotive der Nascent Entrepre-neurs in ausgewählten GEM-Ländern 2004

Page 17: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

16 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

an dieser Stelle weitere Hinweise auf mögliche Ursachen.Während in den alten Bundesländern die Anzahl der Grün-dungen aufgrund beider Gründungsmotive leicht zu-nimmt, wird der Rückgang der Quote in den neuen Bun-desländern v.a. durch die starke Abnahme an Opportunity-Gründungen hervorgerufen. Die Zunahme von Gründun-gen aus der Not heraus sorgt dafür, dass die Gründungs-tätigkeit in Ostdeutschland nicht noch stärker zurückge-gangen ist. Insgesamt wird deutlich, dass Gründungen auf-grund einer als unbefriedigend empfundenen Erwerbs-situation (nicht notwendigerweise aus der Arbeitslosig-keit heraus) eine große Bedeutung für das Gründungs-geschehen in Deutschland haben.

3.3 Merkmale von Gründern

! Nascent Entrepreneurs tendenziell jünger als im Jahr2003

! Innerhalb der Personengruppe mit einem Hochschul-abschluss sind die werdenden Gründer am häufigstenvertreten

! Deutlich mehr männliche als weibliche Nascents inDeutschland

Dieses Kapitel geht der Frage nach, was eine Person, diezum Zeitpunkt der Befragung eine Unternehmens-gründung beabsichtigt bzw. vor kurzem ein Unternehmengegründet hat, charakterisiert. Es werden personenbezoge-ne Aspekte anhand der Gruppe der Nascent Entrepreneurs,in einem Fall anhand der Gruppe der Nascent und YoungEntrepreneurs (TEA), betrachtet.

Es ist ein über mehrere Jahre beobachteter Sachverhalt,dass Gründungsaktivitäten zwischen Altersgruppen inner-halb der Erwachsenen differieren. Dies gilt auch für 2004,wenngleich die Anteile der einzelnen Altersgruppen sichgegenüber dem Jahr 2003 verschoben haben (vgl. Abb.3.3.1). Verzeichneten im Vorjahr die Personen zwischen35 und 44 Jahren den höchsten Anteil an Nascents(4,43%), beschäftigen sich im Jahr 2004 die 25-34 Jähri-gen am häufigsten mit einer Unternehmensgründung(4,62%). Die Nascent Entrepreneurs sind also tendenzi-ell jünger als im Jahr zuvor. Innerhalb der einzelnen Al-tersgruppen sind deutliche Unterschiede zwischen denGründungsaktivitäten beider Geschlechter erkennbar. Inder ersten Altersgruppe ist im Vergleich zu den weiterenKlassen der Unterschied zwischen den Anteilen männli-cher und weiblicher Nascents noch am geringsten, in ei-nem höheren Alter weichen die Anteile weit voneinanderab. In der zweiten Altersgruppe (25-34 Jahre) beabsichti-gen mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen, sichselbstständig zu machen, im Alter von 35-44 Jahren istder Anteil männlicher Nascents fast dreimal so hoch. Hierklafft die Gründungsaktivität deutlich auseinander, wasu.a. in der immer noch traditionell verwurzelten Rolleder Frau als Mutter und Hausfrau begründet sein kann,welche eine Gründung im Alter von 25-44 Jahren unwahr-scheinlicher macht. In einem höheren Alter gründen Frau-en dann relativ häufiger, was der gleich bleibende Anteilin den Altersklassen 35-44 Jahre und 45-54 Jahre zeigt.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2001 - 2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut,Universität zu Köln, Sternberg, R., Lückgen, I.

West-deutschland

OpportunityEntrepreneurs

NecessityEntrepreneurs

NecessityEntrepreneurs

OpportunityEntrepreneurs

Ost-deutschland

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

Nascen

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ep

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64

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2001

2001

2001

2001

2002

2002

2002

2002

2003

2003

2003

2003

2004

2004

2004

2004

Abb. 3.2.6: Anteil der Nascent Entrepreneurs nachGründungsmotiven in West- und Ost-deutschland 2001-2004

Page 18: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

17GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Von besonderer Bedeutung für die Nachhaltigkeit einesGründungsvorhabens ist das in der Person des Gründersgebundene Humankapital. Sicherlich ist ein hoher Bil-dungsgrad keine Garantie für eine erfolgreiche Gründung,jedoch lässt der höchste Bildungsabschluss, der in derBevölkerungsbefragung erhoben wurde, auf möglichePotenziale des Gründers und seines Unternehmens schlie-ßen. Die Ergebnisse differenziert nach West- und Ost-deutschland zeigt Abb. 3.3.2. Nascents mit einem Hoch-schulabschluss weisen den größten Anteil auf (5,54%),wobei West- und Ostdeutschland nahezu das gleiche Ni-veau aufweisen. Es ist nicht überraschend, dass Perso-nen mit einem hohen Bildungsabschluss sich eher einemGründungsvorhaben widmen, da sie vermutlich über meh-rere notwendige Gründungsfähigkeiten verfügen. Diesehohen Anteile scheinen die zahlreichen Programme derGründungsförderung für Hochschulabsolventen zu recht-fertigen, die hochqualifizierte Personen auf dem Weg zumeigenen Unternehmen unterstützen. Der hohe Anteil vonNascents mit einem Volks-/Hauptschulabschluss ohneLehre ist möglicherweise durch die aktuell häufig auftre-tenden Necessity-Gründungen zu erklären. Personen mitdiesem Bildungsabschluss dürften relativ häufiger vonArbeitslosigkeit betroffen sein. Diese Tatsache könnte

auch als Erklärung für den hohen Anteil an Nascents miteinem Volks-/Hauptschulabschluss ohne Lehre in Ost-deutschland sein. Bekanntlich ist die Arbeitslosenquotedort höher als in Westdeutschland. Bei einer Betrachtungder weiteren Kategorien ist ersichtlich, dass der Anteilder Nascents in den alten Bundesländern im Gegensatzzum Anteil in den neuen Bundesländern kontinuierlichzunimmt, sich also mit einem höheren Bildungsabschlussmehr Personen selbstständig machen. Der Zusammenhangzwischen formalem Bildungsabschluss und Gründungs-aktivität wird im Schwerpunktthema dieses Länder-berichtes vertieft behandelt (vgl. Kap. 5).

In allen im Jahr 2004 am GEM teilnehmenden Länderngründen Männer häufiger als Frauen, die Relationen in-nerhalb der Nascent Entrepreneurs weichen zwischen denLändern jedoch durchaus voneinander ab (vgl. Abb.3.3.3). Im Durchschnitt aller GEM-Länder beträgt dasVerhältnis Männer zu Frauen 1,56:1. In Deutschland kom-men auf eine weibliche 2,35 männliche Gründer. Wäh-rend sich die Relation für den Durchschnitt aller Länderseit 2003 leicht zugunsten der Frauen verschoben hat, istder Quotient in Deutschland gegenüber dem Erhebungs-

© Wirtschafts- und Sozial-geographisches Institut,Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2004

0 1 2 3 4 5 6

3,74

4,62

4,05

3,30

1,05

3,12

2,86

2,02

2,02

0,45

4,32

6,28

5,97

4,55

1,67

18 - 24Jahre

25 - 34Jahre

35 - 44Jahre

45 - 54Jahre

55 - 64Jahre

Nascent Entrepreneurs pro 100 Erwachsene(18 - 64 Jahre) nach Altersgruppen

Gesamt Frauen Männer

Abb. 3.3.1: Anteil der Nascent Entrepreneurs nachAltersgruppen und Geschlecht in Deutsch-land 2004

© Wirtschafts- und Sozial-geographisches Institut,Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2004

0 2 64 8 10

5,30

3,06

1,74

3,52

9,36

5,61

5,23

3,39

2,24

4,38

5,54

4,82

3,07

2,52

5,17Volks-/Haupt-

schule ohne Lehre

Volks-/Haupt-schule mit Lehre

weiterführendeSchule ohne Abitur

Abitur,Hochschulreife

Studium

Nascent Entrepreneurs pro 100 Erwachsene(18 - 64 Jahre) nach Bildungsabschluss

Bildungs-abschluss:

Deutschlandgesamt

West-deutschland

Ost-deutschland

Abb. 3.3.2: Anteil der Nascent Entrepreneurs nachformalem Bildungsabschluss in Deutsch-land 2004

Page 19: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

18 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

jahr 2003 nahezu konstant geblieben (Wert 2003: 2,33:1).Unter den in Abb. 3.3.3 ausgewiesenen Ländern weisenFinnland, Spanien und Japan eine noch ungünstigereRelation auf; unter allen 34 Ländern liegt Deutschlandbei der Relation männliche zu weibliche Nascents aufRangplatz 25. Am ehesten ausgeglichen unter denReferenzländern ist die Situation in den USA mit einerRelation Männer zu Frauen von 1,20:1. Mit Blick auf dieBedeutung von Frauen für das Gründungsgeschehen (po-sitiver Zusammenhang zwischen den in eine Gründunginvolvierten Personen und dem Anteil an weiblichenGründern; vgl. Länderbericht 2003, Abb. 5.1.1) sollte eseines der Hauptziele der Gründungsförderung sein, Frauennoch stärker für eine Gründung zu motivieren, um so mög-licherweise die Gründungsaktivitäten insgesamt zu erhö-hen. Das Sonderthema �Gründungen durch Frauen� imGEM-Länderbericht 2003 behandelt diese Thematik de-tailliert.

Abschließend dienen nicht die Nascents, sondern dieGruppe der Nascent und Young Entrepreneurs (TEA) als

Referenzgruppe. Abb. 3.3.4 verdeutlicht, dass Personenmit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 1200Euro pro Kopf am häufigsten kürzlich ein Unternehmengegründet haben oder dies konkret planen (6,66% vonTEA). Dieser Befund gilt für Deutschland gesamt wieauch für die alten und neuen Bundesländer. In den ande-ren drei Einkommensklassen liegt der Wert für Deutsch-land gesamt etwa auf gleichem Niveau zwischen 4,5%und 5%. Beim Vergleich der alten mit den neuen Bundes-ländern ist mit zunehmendem Haushaltsnettoeinkommenin beiden Landesteilen keine eindeutige Tendenz zu er-kennen. Ein Zusammenhang zwischen dem Wohnort undder Gründungstätigkeit mit einem niedrigen bzw. hohenHaushaltsnettoeinkommen pro Kopf lässt sich also nichtnachweisen.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

0 2 4 6 80246810

6,818,15

1,093,06

2,283,75

0,220,67

1,523,77

1,383,03

2,014,72

4,446,92

USA1,20 : 1

Spanien2,81 : 1

Niederlande1,64 : 1

Japan3,05 : 1

Belgien2,20 : 1

Finnland2,48 : 1

Deutschland2,35 : 1

Ø allerGEM-Länder

1,56 : 1

Nascent Entrepreneurs pro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Männer FrauenGründungsquoteMänner : Frauen

Abb. 3.3.3: Anteil der Nascent Entrepreneurs nachGeschlecht in ausgewählten GEM-Ländern2004

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2004

© Wirtschafts- und Sozial-geographisches Institut,Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

Haushaltsnettoeinkommen pro Kopf

4,5

7

4,4

8 4,9

4

6,6

6

4,1

8

5,0

6

4,7

7

6,7

5

5,5

5

2,8

0

5,6

1 6,0

3

400 �< 401 - 800 � 801 - 1200 � > 1200 �

Deutschlandgesamt

West-deutschland

Ost-deutschland

TE

Ap

ro100

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e(1

8-

64

Jah

re)

nach

Hau

sh

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sn

ett

oein

ko

mm

en

pro

Ko

pf

Abb. 3.3.4: TEA-Gründungsquote nach Haushalts-nettoeinkommen pro Kopf 2004

Page 20: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

19GEM-Länderbericht Deutschland 2004

3.4 Gründungen aus der Arbeitslosigkeitund wachstumsstarke Gründungen

! Gründungen aus der Arbeitslosigkeit erstmals in derBevölkerungsbefragung identifiziert

! Ergebnis: Gut 16% der Nascent Entrepreneurs sindzum Zeitpunkt der Befragung arbeitslos gemeldet

! Ein Viertel aller Unternehmen von Nascent und YoungEntrepreneurs sind wachstumsstarke Gründungen

Erstmals wurden in diesem Jahr Fragen zum Themen-komplex �Gründungen aus der Arbeitslosigkeit� in dendeutschen GEM-Bevölkerungsfragebogen aufgenommen.Ein internationaler sowie zeitlicher Vergleich ist in die-sem Bericht daher nicht möglich. Für die Nascent Entre-preneurs ist bekannt, ob sie zum Zeitpunkt der Befragungarbeitslos waren, ob sie bei der Bundesagentur für Arbeit(BA) gemeldet waren oder ob irgendwelche von der BAangebotenen Unterstützungsmaßnahmen für Unterneh-mensgründer in Anspruch genommen wurden oder wer-den. Aus der Grundgesamtheit der Bevölkerungsbefra-gung, den Erwachsenen im Alter von 18-64 Jahren, wur-den 3,4% als Nascent Entrepreneurs identifiziert. Vondiesen Personen, die sich aktiv mit der Umsetzung einerGründungsidee beschäftigen, sind zum Zeitpunkt der Er-hebung 16,5% bei der BA arbeitslos gemeldet (vgl. Abb.3.4.1). Dieser Anteil der Nascents gründet also aus derArbeitslosigkeit heraus. Von den arbeitslos gemeldetenNascent Entrepreneurs geben 40,6% (Mehrfachnen-nungen) an, Überbrückungsgeld in Anspruch genommenzu haben, 28,1% gründen als Ich-AG und 81,3% greifenauf weitere Fördermaßnahmen der BA wie z.B. grün-dungsvorbereitende Maßnahmen oder eine Individual-beratung zurück. So erfreulich das Gründungsengagementarbeitsloser Personen ist, so kritisch muss die Nachhal-tigkeit solcher Gründungen hinterfragt werden. Über denBeschäftigungseffekt sind vor Ende der laufenden Begleit-forschung insbesondere zu den Ich-AGs keine verläss-lichen Aussagen möglich. Plausibilitätsüberlegungen zei-gen aber, dass Gründungen aus der Arbeitslosigkeit kei-ne oder nur wenige zusätzliche Arbeitsplätze schaffendürften und die Lebensdauer unterdurchschnittlich seindürfte, da solche Gründungen zunächst oft dazu dienen,den Anspruch auf Lohnersatzzahlungen zu verlängern.

Positive volkswirtschaftliche Effekte werden von solchenGründern erwartet, die Wachstumsabsichten äußern. In

Abb. 3.4.2 ist der Anteil potenziell wachstumsstarkerGründungen an allen Gründungen (TEA-Quote) im in-ternationalen Vergleich dargestellt. Eine wachstumsstarkeGründung liegt vor, wenn der Nascent bzw. YoungEntrepreneur angibt, fünf Jahre nach dem Zeitpunkt derBefragung mehr als 19 Arbeitsplätze geschaffen und so-mit einen gewissen Grad an Unternehmenswachstum er-reicht zu haben. In Deutschland sind knapp ein Viertelaller Gründungen nach o.g. Definition als wachstums-stark zu bezeichnen, gut fünf Prozentpunkte mehr als imDurchschnitt aller GEM-Länder. Unter den 34 GEM-Län-dern in 2004 belegt Deutschland einen sehr guten siebtenRangplatz, besser platzierte Länder sind u.a. Singapur,Island und Großbritannien. Keines der in Abb. 3.4.2 dar-gestellten Referenzländer weist einen höheren Anteilwachstumsstarker Gründungen auf als Deutschland; dieNiederlande, Belgien und die USA erreichen Werte nahedem GEM-Durchschnitt. Mit Blick auf die Gründungs-motivation verdeutlicht Abb. 3.4.3, dass wachstumsstarkeGründungen im Vergleich zu sonstigen Gründungen zueinem geringeren Teil aus der Not heraus entstehen. Dies

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Bevölkerungsbefragung (Personen 18 - 64 Jahre)

davon Nascent Entrepreneurs: 3,4 %

davon b: 16,5 %

ei der Bundesanstalt fürArbeit (BA) arbeitslos gemeldet

... Ich-AG /Existenz-

gründungs-zuschuss:

28,1 %

... weitereFörder-

maßnahmender BA

81,3 %

(z.B. Coaching,Individual-beratung):

... Über-brückungs-

geld:40,6 %

davon ...(Mehrfach-nennungen

möglich)

Abb. 3.4.1: Abgrenzung von Gründungen aus derArbeitslosigkeit im Rahmen des GEM inDeutschland 2004

Page 21: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

20 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

unterscheidet solche Gründungen von denen aus der Ar-beitslosigkeit, die vermutlich zumeist notgedrungen rea-lisiert werden, und lässt auf positivere volkswirtschaftli-che Effekte hoffen. Der im internationalen Vergleich hoheAnteil wachstumsstarker Gründungen ist als sehr erfreu-lich für den Gründungsstandort Deutschland zu bewer-ten und lässt eine nachhaltig erfolgreiche Entwicklungeines nicht unbeträchtlichen Teils der Gründungen erwar-ten.

3.5 Einstellungen der Deutschen zuEntrepreneurship

! Angst zu scheitern trotz günstigstem Wert seit demJahr 2000 weiterhin starkes Gründungshemmnis inDeutschland

! In keinem anderen Land werden die Gründungs-chancen geringer eingeschätzt als in Deutschland

! Einschätzung der eigenen für eine Gründung notwen-digen Fähigkeiten und Kenntnisse geringer als nochim Vorjahr

Eine Person wird bei ihrer Entscheidung, sich selbst-ständig zu machen, von einer Vielzahl an personen- undumfeldbezogenen Faktoren beeinflusst. Die Analyse die-ser Gründungseinstellungen und -potenziale ist seit Jah-ren ein Kernelement des GEM. Eine zentrale Rolle spie-len dabei die Angst vor dem Scheitern als möglichesGründungshemmnis, die Einschätzung der Gründungs-chancen im regionalen Umfeld der Befragten und der ei-genen, für eine Gründung notwendigen Fähigkeiten undErfahrungen. Diese drei Variablen stehen in einem engenZusammenhang, denn eine Person wird sich bei geringer

0 5 10 15 20 25

18,1

11,4

20,4

6,3

5,2

18,5

24,3

19,0

USA

Spanien

Niederlande

Japan

Belgien

Finnland

Deutschland

Ø allerGEM-Länder

Anteil wachstumsstarker Gründungenan allen Gründungen (TEA)

Abb. 3.4.2: Anteil wachstumsstarker Gründungen inausgewählten GEM-Ländern 2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2004

WachstumsstarkeGründungen

(24,3%)

Nicht-WachstumsstarkeGründungen

(75,7%)

24,3%

75,7%

34,5%

65,5%

Opportunity Entrepreneurship:

Necessity Entrepreneurship:

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs oder YoungEntrepreneurs sind und sich selbstständig gemacht haben odermachen wollen, um eine Geschäftsidee auszunutzen.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs oder YoungEntrepreneurs sind und sich selbstständig gemacht haben odermachen wollen, weil sie keine bessere Erwerbsalternative haben.

(..,.%) Anteil wachstumsstarker Gründungen in Deutschland anallen Gründungen (TEA)

Abb. 3.4.3: Opportunity Entrepreneurship und wachs-tumsstarke Gründungen in Deutschland2004

Page 22: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

21GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Angst zu scheitern sowie der Einschätzung guter Grün-dungschancen dennoch wahrscheinlich nicht für eineGründung entscheiden, wenn sie nicht von den eigenen,für eine Gründung notwendigen Fähigkeiten überzeugtist. Die GEM-Daten erlauben sowohl internationale alsauch intertemporale Vergleiche. Im Folgenden werden fürdie drei genannten Variablen zunächst der internationaleVergleich und die Ergebnisse für Deutschland nach Ost-und Westdeutschland sowie Geschlecht für das Jahr 2004dargestellt. Danach steht der intertemporale Vergleich derGründungseinstellungen- und potenziale im Mittelpunkt,wobei zwischen West- und Ostdeutschland sowie Befrag-ten mit und ohne Gründungsaktivität unterschieden wird.

Wie in den Jahren zuvor gehört Deutschland auch im Jahr2004 zu den Ländern, in denen die befragten Erwachse-nen sehr häufig aus Angst vor dem Scheitern eine Grün-dung unterlassen würden (vgl. Abb. 3.5.1). Unter allen34 GEM-Ländern liegt Deutschland mit einem Anteil von47,9% auf Rang 30, nur die Griechen, Spanier, Franzo-sen und Israelis haben noch größere Angst, mit einem

eigenen Unternehmen zu scheitern. Trotz einer Verbes-serung um ca. 1,5 Prozentpunkte (2004er-Wert der gün-stigste für Deutschland seit 2000) ist die Angst zu schei-tern ein in Deutschland noch immer weit verbreitetesHemmnis für eine selbstständige Tätigkeit. Andere Re-ferenzstaaten, v.a. die USA und Japan, aber auch Belgienund die Niederlande weisen wesentlich bessere Werte auf.Es sei darauf hingewiesen, dass gefragt wurde, ob einePerson aufgrund der Angst zu scheitern eine Gründungunterlassen würde. Es kann im Umkehrschluss nicht ar-gumentiert werden, dass ohne diese Angst eine Grün-dung auf jeden Fall realisiert werden würde. Selbstver-ständlich sind auch weitere Gründe denkbar, weshalb einGründungsvorhaben, sofern es existiert, letztlich nichtumgesetzt wird.

Einer dieser Gründe können die Möglichkeiten zur er-folgreichen Umsetzung einer Gründung sein, die die Be-fragten in der Region, in der sie leben, wahrnehmen. Nur13,2% der Befragten sehen gute Gründungsgelegenheiten(vgl. Abb. 3.5.2), in keinem anderen GEM-Land schätzt

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2004

0 10 20 30 40 50

21,2

50,6

32,1

22,6

41,4

30,3

47,9

36,7

USA

Spanien

Niederlande

Japan

Belgien

Finnland

Deutschland

Ø allerGEM-Länder

Personen mit “Ja”- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Fragestellung: “Die Angst zu scheitern würde Sie davon abhalten,ein Unternehmen zu gründen.”

Abb. 3.5.1: Die Angst zu scheitern als Gründungs-hemmnis in ausgewählten GEM-Ländern2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2004

0 10 20 30 40 50

33,6

39,3

38,3

14,0

38,3

37,5

13,2

36,9

USA

Spanien

Niederlande

Japan

Belgien

Finnland

Deutschland

Ø allerGEM-Länder

Personen mit “Ja”- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Fragestellung: “In den nächsten sechs Monaten werden sich inder Region, in der Sie leben, gute Möglichkeitenfür eine Unternehmensgründung ergeben.”

Abb. 3.5.2: Die Einschätzung der Gründungschancenin ausgewählten GEM-Ländern 2004

Page 23: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

22 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

die Bevölkerung die Gründungschancen schlechter einals in Deutschland. Auch Frankreich und Japan, 2003 nochhinter Deutschland platziert, weisen in 2004 höhere Wer-te auf. Die Gründe für die schlechte Einschätzung derGründungschancen in Deutschland scheinen langfristi-ger Natur zu sein. Die schwierige volks- und v.a. auchregionalwirtschaftliche Lage lässt die befragten Erwach-senen die Chancen auf eine erfolgreiche Unternehmungpessimistisch einschätzen. Auch eine vermeintlich häu-fig auftretende, in der Öffentlichkeit diskutierte Grün-dungstätigkeit aus der Arbeitslosigkeit widerspricht demnicht. Diese Gründungen finden oft aus der Not herausstatt, um den Lebensunterhalt zu sichern und einer länge-ren Arbeitslosigkeit zu entgehen. Sie werden somit zu-nächst relativ unabhängig von den regional wahrgenom-menen Gründungschancen umgesetzt. Des Weiteren nei-gen die Deutschen dazu, sowohl die wirtschaftliche alsauch ihre persönliche (Lebens)Situation negativer einzu-schätzen als sie in der Realität ist, was sich auf die Ein-schätzung der Gründungschancen auswirkt.

Leicht abgenommen im Vergleich zu 2003 hat der Anteilderjenigen, die meinen, über ausreichende Fähigkeitenund Erfahrungen zur Umsetzung einer Gründung zu ver-fügen. Nach einer Zunahme des Wertes von 2002 (35,2%)zu 2003 (38,2%) beträgt der Anteil in 2004 noch 35,8%(vgl. Abb. 3.5.3). Deutschland liegt damit ca. zehn Pro-zentpunkte unterhalb des GEM-Durchschnitts und aufRang 27 von 34 Ländern. Innerhalb der dargestellten Re-ferenzstaaten ist die Platzierung eher durchschnittlich, v.a.im Vergleich zu den Einschätzungen in den USA. Diepositive Entwicklung aus dem Vorjahr setzt sich 2004nicht fort: Denn im Jahr 2004 glauben weniger Erwach-sene als im Vorjahr, über gründungsrelevante Fähigkei-ten zu verfügen. An diesem Punkt müssen Programmeund Initiativen aus dem Bereich der gründungsbezogenenAus- und Weiterbildung sowie der öffentlichen Förderpro-gramme ansetzen, um der deutschen Bevölkerung ver-mehrt Gründungsfähigkeiten und Selbstbewusstsein beider Umsetzung einer Gründungsidee zu vermitteln.

Die folgende Abbildung stellt die drei bisher behandel-ten Variablen nach Ost- und Westdeutschland sowie Ge-schlecht für das Jahr 2004 dar (vgl. Abb. 3.5.4). Generellist festzustellen, dass Frauen in den alten und neuen Bun-desländern im Vergleich zu Männern öfter Angst haben,mit einer Gründung zu scheitern (Achtung: In Abb. 3.5.4.asind die NEIN-Antworten auf diese Frage abgebildet!),schlechtere Gründungschancen in der Region sehen, inder sie leben, und weniger von ihren eigenen Gründungs-fähigkeiten überzeugt sind. Den größten Unterschied gibtes bei letzterer Einschätzung, wo die Differenz zwischenMännern und Frauen in Gesamtdeutschland ca. 20 Pro-zentpunkte beträgt (Westdeutschland 18,5 Prozentpunk-te bzw. Ostdeutschland 21,4 Prozentpunkte). Die Notwen-digkeit von Maßnahmen im Bereich der Gründungs-fähigkeiten wurde im vorherigen Absatz bereits angespro-chen. Weiterhin ist zu erkennen, dass beide Geschlechterin Westdeutschland seltener aus Angst vor dem Schei-tern eine Gründung unterlassen würden, häufiger guteGründungschancen in ihrer Region sehen und mehr vonihren eigenen Gründungsfähigkeiten überzeugt sind alsin Ostdeutschland. Möglicherweise sollten die Maßnah-men zur Verbesserung der Gründungseinstellungen und�potenziale verstärkt auf Personen (besonders Frauen)aus den neuen Bundesländern ausgerichtet werden, umdem Gründungsgeschehen als Ganzem eine positive Ent-wicklung zu geben. Dies bedeutet nicht, dass die Erwach-senen in Westdeutschland keine Unterstützung benötigen.

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2004

0 10 20 30 40 50

54,3

41,4

36,7

13,5

36,1

38,6

35,8

46,2

USA

Spanien

Niederlande

Japan

Belgien

Finnland

Deutschland

Ø allerGEM-Länder

Personen mit “Ja”- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Fragestellung: “Sie haben das Wissen, die Fähigkeit und die Er-fahrung, die notwendig sind, um ein Unternehmenzu gründen.”

Abb. 3.5.3: Die Einschätzung der Gründungsfähig-keiten in ausgewählten GEM-Ländern 2004

Page 24: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

23GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Auch dort sind Verbesserungen notwendig, um vorhan-dene Missstände zu beheben. Die vorher dargestelltenDefizite bei den Gründungseinstellungen und -potenzialenim internationalen Vergleich gelten für beide deutscheLandesteile gleichermaßen.

Zum Abschluss dieses Kapitels verdeutlichen drei Abbil-dungen die Entwicklung der Werte der drei Variablen imZeitraum 2000 bzw. 2001 bis 2004. Unterschieden wirddabei zwischen Ost- und Westdeutschland sowie zwischenBefragten mit und ohne unternehmerische(r) Aktivität.Es ist zu erwarten, dass sich die Werte für die beidenPersonengruppen unterscheiden. Hinsichtlich des Zielseiner Steigerung der Gründungsaktivität ist es wichtig zuwissen, welche Einstellungen und Potenziale Personenohne unternehmerische Aktivität prägen, da versuchtwerden sollte, diese Personen in das Gründungsgeschehenzu integrieren. Befragte mit unternehmerischer Aktivitätsind Personen, die zum Zeitpunkt der Befragunga) alleine, mit Partnern oder mit ihrem Arbeitgeber ver-

suchen, ein neues Unternehmens zu gründen,

b) alleine oder mit Partnern Inhaber eines Unternehmenssind, bei dem sie in der Geschäftsleitung mithelfen oder

c) während der letzten drei Jahre Gelder zur Verfügunggestellt haben, um von anderen gegründete Unterneh-men in der Anfangsphase zu unterstützen (nicht ge-meint ist der Kauf von Aktien oder Investmentfonds).

Abb. 3.5.5 zeigt erwartungsgemäß, dass Befragte ohneunternehmerische Aktivität häufiger von der Angst zuscheitern betroffen sind als unternehmerisch aktive Per-sonen, die bereits selbstständig sind und womöglich dieGründung eines weiteren Unternehmens in Betracht zie-hen. Der Wert bei nicht-aktiven Personen für Gesamt-deutschland nimmt seit 2001 langsam ab, was erfreulichist, allerdings auf einem hohen Niveau geschieht. Inter-essant ist die Entwicklung von 2003 zu 2004 bei denBefragten ohne unternehmerische Aktivität, wenn manzwischen West- und Ostdeutschland unterscheidet. La-gen die Anteile im Jahr 2003 noch nahezu auf gleichemNiveau, so ist ein Jahr später eine Differenz von ca. zehnProzentpunkten zu erkennen. Einer Abnahme der Angst

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln, Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2004

0 0 0

10 10 10

20 20 20

30 30 30

40 40 40

50 50 50

60 60 60

70 70 70

49

,0

12

,0

31

,8

60

,8

17

,7

50

,9

51

,8

12

,3

33

,4

62

,0

18

,6

51

,9

38

,4

10

,9

25

,4

55

,8

14

,2

46

,8

Frauen Frauen FrauenMänner Männer Männer

Deutschland gesamt Westdeutschland Ostdeutschland

Pe

rso

ne

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10

0E

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4Ja

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10

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(18

-6

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10

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(18

-6

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a

a) “Die Angst zu scheitern würde Sie davonabhalten, ein Unternehmen zu gründen.”

b) “In den nächsten sechs Monaten werdensich in der Region, in der Sie leben, guteMöglichkeiten für eine Unternehmens-gründung ergeben.”

c) “Sie haben das Wissen, die Fähigkeitund die Erfahrung, die notwendig sind,um ein Unternehmen zu gründen.”

Abb. 3.5.4: Gründungseinstellungen in Deutschland 2004

Page 25: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

24 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

in Westdeutschland (um ca. 2,5 Prozentpunkte auf 49,6%)steht, nach einer erfreulichen Entwicklung zwischen 2001und 2003, eine relativ starke Zunahme in Ostdeutschlandgegenüber (um mehr als sieben Prozentpunkte auf 60,6%).Die gleiche Entwicklung in abgeschwächter Form zeigtsich auch bei den unternehmerisch Aktiven: Hatten 2003ostdeutsche Erwachsene noch weniger Angst, mit einerGründung zu scheitern, so kehrt sich das Verhältnis beiweiterer Abnahme der Angst in beiden Landesteilen zu-gunsten der westdeutschen Erwachsenen um. Es bleibtfestzuhalten, dass (noch) nicht unternehmerisch aktivePersonen in den neuen Bundesländern stärker von derAngst zu scheitern beeinflusst werden, was bei der For-

mulierung gründungsfördernder Maßnahmen zu berück-sichtigen ist.

Anders als bei der Frage nach der Angst vor dem Schei-tern zeigt sich in Abb. 3.5.6, dass die Werte der Beurtei-lung regionaler Gründungschancen einer größeren Dy-namik unterliegen. Die Möglichkeiten in Deutschlandinsgesamt werden von beiden Teilpopulationen jährlichschlechter eingeschätzt. Von den Befragten ohne unter-nehmerische Aktivität, also dem bisher unausgeschöpftenGründungspotenzial, sehen im Jahr 2004 lediglich gut10% gute Möglichkeiten für eine erfolgreiche Unter-nehmensgründung. Der Wert für die unternehmerisch

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2000 - 2004

Fragestellung: “Die Angst zu scheitern würde Sie davon abhalten,ein Unternehmen zu gründen.”

2000 2001 2002 2003 2004

34,9

27,1

34,6

27,7

27,2

28,7

31,9

32,1

36,1

35,1

52,2

49,6

52,5

51,9

52,0

53,4

52,6

54,6

49,0

50,9

33,1

30,2

36,2

33,1

30,5

53,2

60,6

58,6

62,1

57,7

Ostdeutschland

Westdeutschland

Deutschland gesamt

40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60

Personen mit “Ja”- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Befragte ohneunternehmerische

Aktivität

Befragte mitunternehmerischer

Aktivität

Abb. 3.5.5: Die Angst zu scheitern als Gründungs-hemmnis nach unternehmerischer Aktivitätin Deutschland 2000 - 2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2000 - 2004

2000 2001 2002 2003 2004

Fragestellung: “In den nächsten sechs Monaten werden sich inder Region, in der Sie leben, gute Möglichkeitenfür eine Unternehmensgründung ergeben.”

28,2

26,4

26,7

26,2

33,1

30,6

42,0

38,0

40,7

37,3

13,2

10,9

11,6

10,3

20,0

18,0

25,4

22,6

27,5

24,3

19,0

25,2

18,8

19,7

22,6

6,8

8,1

11,1

12,3

13,4

Ostdeutschland

Westdeutschland

Deutschland gesamt

Befragte ohneunternehmerische

Aktivität

Befragte mitunternehmerischer

Aktivität

40 30 20 10 0

Personen mit “Ja”- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

10 20 30

Abb. 3.5.6: Die Einschätzung der Gründungschancennach unternehmerischer Aktivität inDeutschland 2000 - 2004

Page 26: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

25GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Aktiven liegt, wie erwartet, höher, und zwar bei 26,2%.Beim Vergleich der beiden Landesteile fällt zunächst auf,dass beide Personengruppen in Westdeutschland bessereChancen für eine erfolgreiche Selbstständigkeit sehen alsin Ostdeutschland. Die Differenz zwischen den ost- undwestdeutschen Werten nimmt im Verlauf der Jahre jedochmerklich ab. Oder anders ausgedrückt: Der Optimismusbei den Befragten in den alten Bundesländern hat stärkerabgenommen als bei den Befragten in den neuen Bun-desländern. In beiden Landesteilen schätzen die zweiPersonengruppen die Chancen für eine Gründung in derRegion, in der sie leben, von Jahr zu Jahr fast ausschließ-lich pessimistischer ein, mit einer interessanten Ausnah-me: die Einschätzungen beider Teilpopulationen in Ost-deutschland für das Jahr 2004. Im Gegensatz zur Ent-wicklung in Westdeutschland nehmen hier im Vergleichzu 2003 die Werte zu. Als Aufschwung kann diese Ent-wicklung jedoch nicht bezeichnet werden, da im Jahr 2004in Ostdeutschland nur einer von acht Befragten ohne un-ternehmerische Aktivität gute Gründungschancen sieht;in Westdeutschland ist es lediglich eine von elf Perso-nen.

Die Vergleiche in vorheriger Form sind auch für die Ein-schätzung der individuellen Gründungsfähigkeiten mög-lich, allerdings nur für die Jahre 2001 bis 2004 (vg. Abb.3.5.7). Im intertemporalen Vergleich nehmen die Wertefür ganz Deutschland zunächst für beide Personengrup-pen von 2001 bis 2003 zu. Von 2003 auf 2004 gibt esdann eine gegenläufige Entwicklung bei den beiden be-fragten Gruppen: Während bei den unternehmerisch Ak-tiven der Wert weiter zunimmt, geht der Anteil bei dennicht Aktiven leicht zurück. Bei Betrachtung der beidenLandesteile Deutschlands fallen interessante Unterschiedeauf. Bei den Befragten mit unternehmerischer Aktivitätist in Westdeutschland keine eindeutige Tendenz im Ver-lauf der Jahre zu erkennen. In Ostdeutschland hingegennahm der Wert zwischen 2001 und 2003 stetig zu, fielaber zum Jahr 2004 um gut zehn Prozentpunkte ab. Wa-ren im Jahr 2003 in den neuen Bundesländern im Ver-gleich zu den alten noch mehr unternehmerisch Aktivevon ihren Gründungsfähigkeiten überzeugt, so hat sichdieses Verhältnis in 2004 wieder deutlich zugunsten vonWestdeutschland verändert (77,1% West vs. 67,9% Ost).Bei der für die Gründungsförderung relevanten Gruppeder bislang nicht unternehmerisch Aktiven sieht die Ent-wicklung anders aus. Zwar sind im Westen immer nochmehr Personen davon überzeugt, über die für eine Grün-

dung notwendigen Fähigkeiten zu verfügen. Jedoch hatder Anteil nach einer Zunahme von 2001 bis 2003 imJahr 2004 abgenommen, während der Anteil in Ost-deutschland nahezu konstant geblieben ist. Allgemein istfestzuhalten, dass unternehmerisch aktive Befragte in al-len Referenzjahren und beiden Landesteilen erwartungs-gemäß stärker von ihren eigenen Gründungsfähigkeitenüberzeugt sind. Ziel der Gründungsförderpolitik muss esalso sein, dass auch (noch) nicht unternehmerisch Aktiveihre Fähigkeiten zur Gründung eines am Markt konkur-renzfähigen Unternehmens optimistischer einschätzen.Notwendig wäre dabei eine verstärkte Aneignung bzw.Vermittlung gründungsrelevanter Fähigkeiten.

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2001 - 2004

Fragestellung: “Sie haben das Wissen, die Fähigkeit und die Er-fahrung, die notwendig sind, um ein Unternehmenzu gründen.”

2001 2002 2003 2004

71,1

77,1

72,0

75,5

72,7

71,9

68,5

67,7

31,2

28,5

30,0

27,8

27,9

26,6

24,3

23,6

76,6

67,9

68,0

64,0

25,8

25,1

21,9

20,8

Ostdeutschland

Westdeutschland

Deutschland gesamt

4050607080 30 20 10 0

Personen mit “Ja”- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

10 20 30

Befragte ohneunternehmerische

Aktivität

Befragte mitunternehmerischer

Aktivität

Abb. 3.5.7: Die Einschätzung der Gründungs-fähigkeiten nach unternehmerischer Aktivi-tät in Deutschland 2001 - 2004

Page 27: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

26 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

4. Gründungsbezogene Rahmenbedin-gungen in Deutschland 2004

4.1 Internationaler Vergleich und Ent-wicklung in Deutschland

! Deutschland auf Rangplatz 10 unter 30 Ländern mitExpertendaten bei Bewertung aller gründungsbe-zogenen Rahmenbedingungen

! Beste Bewertung für Deutschland bei der öffentlichenFörderinfrastruktur

! Schwachstellen in Deutschland v.a. bei gründungsbe-zogener Ausbildung und Politik im Bereich Regulie-rungen und Steuern

Neben den personenbezogenen Faktoren spielen diegründungsbezogenen Rahmenbedingungen eines jedenLandes eine wichtige Rolle für das Ausmaß der Grün-dungsaktivitäten. Hiermit sind Faktoren gemeint, die be-einflussen, wie leicht oder beschwerlich sich eineUnternehmensgründung in einem Land vollziehen lässt.Zu den gründungsbezogenen Rahmenbedingungen gehö-ren z.B. die Finanzierung, die öffentliche Förderinfra-struktur, die gründungsbezogene Ausbildung an Schulenund Hochschulen sowie die politischen Rahmenbedin-gungen. Diese und weitere Faktoren beeinflussen dieBereitschaft, sich selbstständig zu machen, wesentlich.

Die Datenbasis für die Untersuchung der Rahmenbedin-gungen für Unternehmensgründer in Deutschland bildeteine schriftliche Befragung von Gründungsexperten ausunterschiedlichen Bereichen (Aus- und Weiterbildung,Politik, Industrie- und Handelskammern, Finanzierung,Arbeitsämter, Wissenschaft), die in vergleichbarer Formin fast allen Ländern durchgeführt worden ist. Lediglichin Frankreich, Großbritannien, Hongkong, Italien undSchweden wurden im Jahr 2004 keine Expertendaten er-hoben. Insgesamt wurden in Deutschland von 155 Ex-perten die versandten Fragebögen schriftlich beantwor-tet. Auf der Basis dieser erhobenen Daten lassen sichgenauere Aussagen zur Ausprägung gründungsrelevanterRahmenbedingungen treffen.

Der Standort Deutschland belegt unter Einbeziehung al-ler untersuchten Rahmenbedingungen Rangplatz 10 un-ter 30 Ländern, für die im Jahr 2004 Expertendaten vor-liegen (vgl. Anhang 2). An der Spitze des Rankings ste-hen nach Meinung der jeweiligen nationalen Experten

die USA, China und Singapur. Im Vergleich mit den an-deren europäischen Ländern sind lediglich Finnland, Ir-land und Island vor Deutschland platziert. Bei der Be-trachtung aller 30 Länder wird deutlich, dass Industrie-länder eher die vorderen Rangplätze einnehmen (mitAusnahme von Japan, ein Land das traditionell eher durchGroßunternehmen geprägt ist und wo die Selbstständig-keit wenig verbreitet ist und nur geringe Tradition hat),während Schwellen- und Entwicklungsländer eherschlechtere gründungsbezogene Rahmenbedingungenbieten (mit Ausnahme von China). Auffallend sind dieschlechten Platzierungen der südamerikanischen Länder,die in 2004 vier der letzten sechs Rangplätze belegen.

Die Bewertung der einzelnen Rahmenbedingungen durchdie befragten Experten fällt in Deutschland sehr unter-schiedlich aus (vgl. Abb. 4.1.1). Die besten Bewertungenerhalten die physische Infrastruktur (Leistungen der Ver-sorgungsbetriebe, Qualität von Verkehrs- und Telekom-munikationseinrichtungen), der Schutz geistigen Eigen-tums (Patente etc.) sowie die öffentliche Förderinfra-struktur. Letztgenannte Rahmenbedingung ist seit Jahreneine wesentliche Stärke Deutschlands und wird im Jahr2004 im internationalen Vergleich am besten bewertet.Vergleichsweise schlecht bewerten die Gründungs-experten die gründungsbezogene Ausbildung im schuli-schen Bereich sowie die politischen Rahmenbedingun-gen im Bereich der Regulierungen und Steuern. Diegründungsbezogene Ausbildung erhält in Deutschlandschlechte Bewertungen und belegt auch im internationa-len Vergleich hintere Rangplätze (Hochschule Rang 18,Schule Rang 24). Dieser Thematik widmet sich das an-schließende Kapitel zum Sonderthema �Gründungsbe-zogene Ausbildung� im Detail. Eine grundlegende Vor-aussetzung für die Umsetzung einer Gründung, die Sicher-stellung der Finanzierung, wird in Deutschland sowie iminternationalen Vergleich (Rangplatz 13) nur mittelmä-ßig gut bewertet.

Die Mehrzahl der Indexwerte hat sich von 2001 bzw. 2002zu 2004 kaum verändert. Lediglich bei der Marktver-änderung und der Finanzierung (negativ) sowie bei derUnterstützung für Gründungen von Frauen (positiv) zei-gen sich auffällige Entwicklungen. Erfreulich aus Sichtder Gründungsförderung gestaltet sich die Entwicklungder Rahmenbedingungen für Gründungen von Frauen,auch wenn die Gründungsvoraussetzungen für Frauen inDeutschland im internationalen Vergleich noch als stark

Page 28: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

27GEM-Länderbericht Deutschland 2004

verbesserungswürdig zu bezeichnen sind (Rangplatz 23).Allerdings bewerten die Gründungsexperten die politi-schen Bemühungen zur Aktivierung des weiblichenGründungspotenzials als positiv.

Nachfolgend werden die Rahmenbedingungen �Finanzie-rung�, �Politische Rahmenbedingungen� (Regulierungenund Steuern), �Öffentliche Förderinfrastruktur� und �Wis-sens- und Technologietransfer� näher betrachtet. Dieweiteren Rahmenbedingungen werden aus Platzgründensowie aufgrund der Tatsache, dass sie von den Expertenals nur selten problematisch eingestuft werden, nicht nä-her betrachtet. Nach Meinung der Gründungsexpertensind die im Folgenden untersuchten Rahmenbedingun-gen wichtig für das Gründungsgeschehen in Deutschland.

4.2 Betrachtung einzelner Rahmenbedin-gungen in Deutschland

Finanzierung

! Schlechteste Entwicklung aller Rahmenbedingungenzwischen den Jahren 2001 und 2004

! Wandlung von einer Stärke Deutschlands zu einerSchwäche

! Gründer nach Meinung der Experten v.a. durch feh-lendes Eigen- und Fremdkapital gehandicapt

Eine Unternehmensgründung ist ohne eine gesicherteFinanzierung nicht zu realisieren. Daher ist diese Rah-menbedingung eine der wichtigsten in jedem der einzel-nen GEM-Länder für die Unterstützung von Selbst-ständigen. Die Bedürfnisse nach Finanzierungshilfen sinddabei unterschiedlich. Die meisten Klein- und Kleinst-

Datenquelle: GEM-Experten 2004befragungen 2001 -

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut,Universität zu Köln, Sternberg, R., Lückgen, I.

0 0-1 -1

Verschlech-terung

Verbes-serung

-0,5-2schlecht

+1 +0,5+2gut

- 0,03 + 0,26a,b

- 0,01

- 0,05

- 1,12a

nicht berechenbar

+ 0,03b

- 0,06

- 0,41

- 0,03a

+ 0,01

- 0,10

- 0,06a

+ 0,04

+ 0,08

- 1,15

- 0,86

- 0,43

- 0,37

- 0,36

- 0,29

- 0,28

- 0,23

- 0,02

+ 0,13

+ 0,49

+ 0,63

+ 1,30

Rahmenbedingungen:

Öffentliche Förderinfrastruktur

Schutz geistigen Eigentums (Patente etc.)

Berater und Zulieferer für neue Unternehmen

Wissens- und Technologietransfer

Gründungsbezogene Ausbildung 1: Schule

Unterstützung für Gründungenvon Frauen

Physische Infrastruktur

Politik 1: Priorität und Engagement

Marktoffenheit 1: Marktveränderung

Marktoffenheit 2: Markteintrittsbarrieren

Gesellschaftliche Werte und Normen (Kultur)

Gründungsbezogene Ausbildung 2: außerschulisch

Finanzierung

Politik 2: Regulierung, Steuern

8.

24.

1.

19.

16.

7.

7.

17.

23.

8.

16.

15.

18.

13.

Indexwert fürDeutschland 2004

Rang-platz1

Veränderungdes Indexwertes

2001 zu 2004

1

a

b

Deutschlands Rangplatz 2004 (von 30 Ländern)

Die hier dargestellte Veränderung des Indexwertes bezieht sichauf weniger Items als der Indexwert für das Jahr 2004

Indexwert für die Veränderung 2002 zu 2004

Abb. 4.1.1: Gründungsbezogene Rahmenbedingungen in Deutschland in statischer und dynamischer Betrachtung

Page 29: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

28 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

gründungen verfügen nicht über genügend Eigenkapitalund sind gezwungen, diese Finanzierungslücke über dieAkquisition von Fremdkapital zu schließen (die oberendrei Aussagen in Abb. 4.2.1 �Eigen- und Fremdkapital�).Für innovative, technologieorientierte Gründungen hin-gegen spielt die Finanzierung über Privatinvestoren,Venture Capital (VC) oder Business Angels eine wichti-ge Rolle (Aussagen 4-6 in Abb. 4.2.1 �Privatinvestoren,VC und IPO�s�). Zwar betrifft dies nur einen kleinen Teilaller Gründungen, dennoch kann dieser Bereich bei derDiskussion der Finanzierungsbedingungen nicht außerAcht gelassen werden.

Im internationalen Vergleich belegt Deutschland Rang-platz 13 unter 30 Ländern, der Indexwert entspricht demDurchschnitt aller Länder (vgl. Abb. 4.2.1). Von den auf-geführten Referenzstaaten bieten laut Expertenmeinung

nur Spanien und Japan schlechtere Finanzierungsbe-dingungen für Gründer. Die Finanzierungssituation hatsich in Deutschland im Vergleich aller Rahmenbedingun-gen am schlechtesten entwickelt. Der Wert ist zwischen2001 und 2004 um beträchtliche 1,12 Indexpunkte zu-rückgegangen (vgl. Abb. 4.1.1). Die Rahmenbedingung�Finanzierung� hat sich somit im Laufe der Jahre inDeutschland von einer Stärke zu einer Schwäche gewan-delt, die befragten Gründungsexperten sehen die ehemalsguten Finanzierungsmöglichkeiten für Selbstständige ehernicht mehr gegeben.

Für einige der Aussagen, auf deren Basis der Indexwertfür das Jahr 2004 berechnet wird, ist aufgrund einer un-veränderten Fragestellung ein Vergleich über mehrereJahre möglich (vgl. Abb. 4.2.2). Aus dem Verlauf der dreidargestellten Aussagen zwischen 2001 und 2004 ist einedeutliche Verschlechterung der Bewertungen zu erken-nen. Besonders die negative Entwicklung der Statementszur Verfügbarkeit von Eigen- und Fremdkapital fällt insAuge. Die Gründungsexperten sind immer seltener derMeinung, dass Gründer über genügend Eigenkapital ver-fügen bzw. die dadurch entstehende Lücke durch Fremd-kapital schließen können. Größtes Manko scheint wei-

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

USA + 1,30

+ 0,48

+ 0,35

- 0,19

+ 0,16

- 0,14

- 0,01

Finnland

Niederlande

Belgien

Deutschland

Spanien

Japan

3

Ø GEM = 2,58(N = 30)

Index im internationalen Vergleich

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen, deren Bewertungen in den Index eingehen:�

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2004

In meinem Land ist genug Eigenkapital für neue und wachsendeUnternehmen erhältlich.

In meinem Land ist genug Fremdkapital für neue und wachsendeUnternehmen erhältlich.

In meinem Land gibt es genügend staatliche Subventionen für neue undwachsende Unternehmen.

In meinem Land stellen Privatpersonen (ohne Gründer und VC-Gesellschaften) ausreichend Kapital für neue und wachsendeUnternehmen zur Verfügung.

In meinem Land stellen Beteiligungskapitalgesellschaften ausreichendVenture Capital für neue und wachsende Unternehmen zur Verfügung.

In meinem Land ist durch Börsengänge ausreichend Kapital für neue undwachsende Unternehmen verfügbar.

1.

6.

8.

11.

13.

17.

18.

Abb. 4.2.1: Finanzierungsindex in ausgewählten GEM-Ländern im internationalen Vergleich 2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2001 - 2004

vollk

om

me

nfa

lsch

vollk

om

me

nw

ah

r

In Deutschland ist genug Eigenkapital für neue und wachsendeUnternehmen erhältlich.

In Deutschland ist genug Fremdkapital für neue und wachsendeUnternehmen erhältlich.

In Deutschland gibt es genügend staatliche Subventionen für neue undwachsende Unternehmen.

1

2

3

4

5

2001 2002 2003 2004

Abb. 4.2.2: Entwicklung einzelner Items der Rahmen-bedingung �Finanzierung� in Deutschland2001 - 2004

Page 30: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

29GEM-Länderbericht Deutschland 2004

terhin das starre Hausbankenprinzip sowie v.a. die Zu-rückhaltung von Banken bei Kleinst- und Kleinkreditenzu sein. Die Bewertung für die staatlichen Subventionenhat sich nur gering verschlechtert, was gut korrespondiertmit der positiven Bewertung der Gründungsförderpolitik.

Politische Rahmenbedingungen (Regulierungen undSteuern)

! Deutschland im internationalen Vergleich auf Rang17 unter 30 Ländern

! Seit 2002 bzw. 2003 leicht bessere Entwicklung derBewertung der einzelnen Statements

! Ziel des Bürokratieabbaus zur Unterstützung vonUnternehmensgründern trotz Masterplan noch langenicht erreicht

Die Politik stellt wichtige Weichen für Selbstständige imjeweiligen Land. Innerhalb der politischen Rahmenbe-dingungen für Unternehmensgründer unterscheidet derGEM zwischen Priorität und Engagement der Politik so-wie Regulierung und Steuern. Während der erstgenannteBereich in Deutschland mit einem eher guten Indexwertfür 2004, einem international akzeptablen Rang 7 undkeiner Veränderung zwischen 2001 und 2004 keiner de-taillierten Erläuterung bedarf, steht das Behördenhandelnund dessen Einfluss auf das Gründungsgeschehen imMittelpunkt der folgenden Ausführungen.

Im internationalen Ranking steht Deutschland bei derBewertung der Regulierungen und Steuern auf Rang 17unter 30 Ländern (vgl. Abb. 4.2.3). Von den Referenz-staaten weisen die USA die beste Bewertung auf. Nur inJapan und Belgien werden die Gründer nach Meinungder befragten Experten mit noch mehr Verordnungen undsteuerlichen Belastungen konfrontiert. Für Deutschlandhat sich die Bewertung seit 2001 kaum verändert (vgl.Abb. 4.1.1). Im Vergleich zum Jahr 2003 ist allerdingseine Verbesserung des Indexwertes um 0,20 Indexpunktezu erkennen, auch im Vergleich zu 2002 gibt es eine leichteVerbesserung (+ 0,05 Indexpunkte). Die geschilderte zeit-liche Entwicklung des Indexwertes ist auch in Abb. 4.2.4ersichtlich. Dargestellt sind die drei Aussagen zur Be-rechnung des Indexes zu Regulierungen und Steuern fürden Zeitraum 1999 bzw. 2000 bis 2004. Die drei Linienverlaufen nahezu parallel. Deutlich wird die seit 2002

(Genehmigungen und Lizenzen) bzw. 2003 leicht besse-re Bewertung der drei Statements.

Die Maßnahmen der Regierung zum Abbau bürokrati-scher Hürden für Selbstständige (Stichwort: Masterplan�Bürokratieabbau�) scheinen sich in der zunehmend bes-seren Bewertung der Experten widerzuspiegeln. Dennochkann die Situation nicht als befriedigend bezeichnet wer-den, wenn man bedenkt, dass nur eine gründungsbezogeneRahmenbedingung in Deutschland noch schlechter be-wertet und Deutschland im internationalen Vergleich nurunterdurchschnittlich eingestuft wird. Besonders be-schwerlich ist für Gründer in Deutschland die Bereitstel-lung der erforderlichen Genehmigungen und Lizenzen(vgl. Abb. 4.2.4). Diese Aussage wird in fast allen Län-dern schlecht bewertet (nur vier Länder liegen über demneutralen Wert von 3,0), Deutschland belegt hier Rang-platz 19. In der Summe beeinträchtigt ein Übermaß anVerordnungen und Regulierungen nach Meinung der

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

USA + 0,92

+ 0,73

+ 0,51

- 0,62

- 0,09

- 0,53

- 0,22

Finnland

Spanien

Niederlande

Deutschland

Japan

Belgien

3

Ø GEM = 2,36(N = 30)

Index im internationalen Vergleich

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen, deren Bewertungen in den Index eingehen:

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2004

In meinem Land können neue Unternehmen die meisten notwendigenGenehmigungen und Lizenzen in ca. 1 Woche erhalten.

In meinem Land ist die Höhe der Steuern KEINE erhebliche Belastung fürneue und wachsende Unternehmen.

In meinem Land erfolgt die Erhebung von Steuern und die Anwendungstaatlicher Regulierungen bei neuen und wachsenden Firmenvorhersehbar und konsistent.

4.

6.

8.

14.

17.

23.

26.

Abb. 4.2.3: Index der politischen Rahmenbedingungen2 (Regulierung und Steuern) in ausgewähl-ten GEM-Ländern im internationalenVergleich 2004

Page 31: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

30 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Experten das Gründungsgeschehen in Deutschland sehrund erschwert somit die erfolgreiche Umsetzung einesGründungsvorhabens. Es ist unumstritten, dass ein Wirt-schaftssystem zur Gewährleistung seiner Funktionalitätein gewisses Maß an Regeln und Verordnungen benötigt,jedoch scheint dieses Maß in Deutschland kontraproduk-tiv für die Gründungsaktivitäten zu sein.

Öffentliche Förderinfrastruktur

! Deutschland erhält von allen Ländern beste Bewer-tung (seit Jahren wesentliche Stärke)

! Experten bemängeln die teilweise fehlende Transpa-renz der Förderangebote (�Förderdschungel�)

! Regelmäßige Evaluierung des Förderapparates hin-sichtlich Inanspruchnahme und Effektivität notwen-dig

Die öffentliche Förderinfrastruktur für Unternehmens-gründer ist seit Jahren eine wesentliche Stärke des Stand-ortes Deutschland. Dies zeigt sich auch wieder im Jahr

2004: Im internationalen Vergleich belegt Deutschlandden ersten Rangplatz (vgl. Abb. 4.2.5). Mit deutlichemAbstand zu den aufgeführten Referenzländern und einenknappen Indexpunkt besser als der Durchschnitt allerLänder bietet Deutschland somit die beste öffentlicheUnterstützung für Selbstständige.

In Deutschland ist die gründungsbezogene Förderung dieam drittbesten bewertete Rahmenbedingung (vgl. Abb.4.1.1). Die physische Infrastruktur und der Schutz geisti-gen Eigentums erhalten bessere Bewertungen, schneidenim internationalen Vergleich aber weniger gut ab als dieöffentliche Förderinfrastruktur. Die Bewertung der Un-terstützung für Unternehmensgründer hat sich seit 2001

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 1999 - 2004

vollk

om

me

nfa

lsch

vollk

om

me

nw

ah

r

In Deutschland können neue Unternehmen die meisten notwendigenGenehmigungen und Lizenzen in ca. 1 Woche erhalten

In Deutschland ist die Höhe der Steuern KEINE erhebliche Belastung fürneue und wachsende Unternehmen.

In Deutschland erfolgt die Erhebung von Steuern und die Anwendungstaatlicher Regulierungen bei neuen und wachsenden Firmen vorher-sehbar und konsistent.

1

2

3

4

5

1999 2000 2001 2002 2003 2004

Abb. 4.2.4: Entwicklung der Items der politischenRahmenbedingungen 2 (Regulierung undSteuern) in Deutschland 1999 - 2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Deutschland + 0,96

+ 0,64

+ 0,59

- 0,20

+ 0,54

- 0,16

+ 0,02

USA

Spanien

Finnland

Niederlande

Belgien

Japan

3

Ø GEM = 2,53(N = 30)

Index im internationalen Vergleich

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen, deren Bewertungen in den Index eingehen:

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2004

In meinem Land ist ein breites Spektrum an Förderprogrammen undBeratungsdienstleistungen für neue und wachsende Unternehmen beieiner einzigen Einrichtung erhältlich.

In meinem Land leisten Technologie- und Gründerzentren sowieInkubator-Einrichtungen effektive Unterstützung für neue und wachsendeUnternehmen.

In meinem Land existiert eine angemessene Anzahl staatlicherFörderprogramme für neue und wachsende Firmen.

In meinem Land sind die Mitarbeiter der öffentlichen Einrichtungen, dieneue und wachsende Unternehmen unterstützen, kompetent und effektivin der Erfüllung ihrer Aufgabe.

In meinem Land kann fast jeder, der Unterstützung von staatlichenProgrammen für neue und wachsende Unternehmen benötigt, dasrichtige Angebot finden.

In meinem Land sind staatliche Förderprogramme mit dem Ziel derUnterstützung neuer und wachsender Unternehmen wirkungsvoll.

1.

4.

5.

6.

13.

17.

19.

Abb. 4.2.5: Index der öffentlichen Förderinfrastrukturin ausgewählten GEM-Ländern im interna-tionalen Vergleich 2004

Page 32: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

31GEM-Länderbericht Deutschland 2004

leicht verschlechtert (-0,06 Indexpunkte). Diese sehr ge-ringe Abnahme auf einem hohen Niveau und die Tatsa-che, dass der Wert für Deutschland der beste aller in 2004teilnehmenden Länder ist, bestätigt, dass die öffentlicheFörderinfrastruktur eine wesentliche Stärke Deutschlandsist.

In Abb. 4.2.6 ist die Entwicklung von fünf Aussagen zuröffentlichen Förderinfrastruktur dargestellt (der Indexwert2004 berechnet sich aus insgesamt sechs Statements).Auffällig ist die Entwicklung der Bewertung v.a. von zweiAussagen. Die Beurteilung einer angemessenen Anzahlstaatlicher Förderprogramme wird zunächst bis zum Jahr2001 stetig positiver. Als Gründungsaktivitäten verstärktin den Fokus der Politik rückten, wurden staatliche In-itiativen zur Unterstützung des Gründungsektors sehrpositiv bewertet. Mit dem weiteren Ausbau der grün-dungsbezogenen Förderung erscheint den Experten dasAngebot zunehmend als zu umfangreich. Aufgrund der

fehlenden Transparenz der Förderangebote wird häufigvon dem Phänomen �Förderdschungel� gesprochen, denes zu durchdringen gelte. Helfen sollen dabei zentraleAnlaufstellen, die es dem Gründer ermöglichen sollen,das für ihn passende Angebot zu finden. Dieses Angebotwar in den ersten beiden Jahren in Deutschland schwachausgeprägt, bevor sich in den folgenden Jahren die Be-wertung für das Angebot an zentralen Einrichtungen biszum Jahr 2004 stetig verbesserte. Das Problem der feh-lenden Transparenz als Folge eines Überangebotes hatdie Politik erkannt und versucht es zu beheben. Dass je-doch weitere Verbesserungen zur Schaffung von Trans-parenz nötig sind, ergibt sich aus der Tatsache, dass diein Abb. 4.2.6 zuerst genannte Aussage die mit am schlech-testen bewertete ist.

Die Unterstützung für Unternehmensgründer durch öf-fentliche Förderprogramme ist in Deutschland sehr gutausgeprägt. Bei der Vielzahl an Programmen, die für be-stimmte Zielgruppen aufgelegt worden sind (Hochschul-absolventen, Kleinstgründungen, technologieorientierteGründungen, Gründungen aus der Arbeitslosigkeit) ist esjedoch zwingend notwendig, den Förderapparat regelmä-ßig auf seine Inanspruchnahme und Effektivität hin zuevaluieren. Somit kann einem Überangebot und demMissstand, dass Programme aufgrund fehlender Trans-parenz von potentiellen Antragsstellern nicht wahrgenom-men werden, entgegengewirkt werden.

Wissens- und Technologietransfer

! Guter 8. Rangplatz für Deutschland im internationa-len Vergleich

! Funktionierender Transfer v.a. wichtig für techno-logieorientierte Gründungen

! Gründungen von Wissenschaftlern (�spin-offs�) durchTransfer von Wissen volkswirtschaftlich besonderserwünscht

Ein gut funktionierender Transfer von neuem Wissen undneuen Technologien kann einen wesentlichen Input fürden Gründungssektor bedeuten. Die volkswirtschaftlichbesonders relevanten wachstumsstarken Gründungen ba-sieren v.a. auf der Innovativität der neuen Unternehmung,die es ermöglicht, neue Produkte zu entwickeln und einegewisse Anzahl an Arbeitsplätzen zu schaffen. Die Vor-

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 1999 - 2004

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In Deutschland ist ein breites Spektrum an Förderprogrammen undBeratungsdienstleistungen für neue und wachsende Unternehmen beieiner einzigen Einrichtung erhältlich.

In Deutschland leisten Technologie- und Gründerzentren sowieInkubator-Einrichtungen effektive Unterstützung für neue undwachsende Unternehmen.

In Deutschland existiert eine angemessene Anzahl staatlicherFörderprogramme für neue und wachsende Firmen.

In Deutschland sind die Mitarbeiter der öffentlichen Einrichtungen, dieneue und wachsende Unternehmen unterstützen, kompetent undeffektiv in der Erfüllung ihrer Aufgabe.

In Deutschland kann fast jeder, der Unterstützung von staatlichenProgrammen für neue und wachsende Unternehmen benötigt, dasrichtige Angebot finden.

1

2

3

4

5

1999 2000 2001 2002 2003 2004

Abb. 4.2.6: Entwicklung der Items der öffentlichenFörderinfrastruktur in Deutschland 1999 -2004

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32 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

aussetzungen für Selbstständige beim Wissens- und Tech-nologietransfer sollten bei der Gründungsförderpolitikeinen hohen Stellenwert haben.

Im internationalen Vergleich belegt Deutschland bei derBewertung des Wissens- und Technologietransfers einenguten achten Rangplatz (vgl. Abb. 4.2.7). Die besten Vor-aussetzungen bieten die USA, von den weiteren Referenz-staaten ist nur Finnland noch vor Deutschland platziert.In Deutschland ist die Bewertung im Zeitvergleich sehrkonstant, zwischen 2001 und 2004 hat sich der Index-wert um lediglich 0,03 Indexpunkte verschlechtert (vgl.Abb. 4.1.1). Der Wissens- und Technologietransfer bie-

tet nach Meinung der Gründungsexperten den Gründernkonstant relativ gute Voraussetzungen bei der Umsetzungihres Vorhabens.

Deutliche Veränderungen zeigen sich hingegen bei deneinzelnen Aussagen zum Bereich des Wissens- und Tech-nologietransfers in Deutschland (vgl. Abb. 4.2.8). Dieletztgenannte Aussage zur Wissens- und Technologie-infrastruktur, welche die beste Bewertung in 2004 erhält,unterliegt relativ großen Schwankungen. Hier weichendie Meinungen der im jeweiligen Jahr befragten Exper-ten relativ weit voneinander ab, eine eindeutige Entwick-lung ist nicht auszumachen. Eine deutlichere Entwick-lung zeigt sich bei der Bewertung der Aussage bzgl. aus-reichender staatlicher Subventionen zum Erwerb neue-ster Technologien. Nach einem starken Rückgang derBewertung im Jahr 2002 erreicht der Indexwert in denFolgejahren nahezu wieder das Niveau der Jahre vor 2002.

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

USA + 0,80

+ 0,39

+ 0,33

- 0,22

+ 0,16

+ 0,04

+ 0,04

Finnland

Deutschland

Belgien

Japan

Spanien

Niederlande

3

Ø GEM = 2,44(N = 30)

Index im internationalen Vergleich

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen, deren Bewertungen in den Index eingehen:

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2004

In meinem Land werden neue Technologien und anderes Wissen effizientvon Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen in neue undwachsende Unternehmen transferiert.

In meinem Land verfügen neue und wachsende Unternehmen über diegleichen Zugangsmöglichkeiten zu Forschung und Technologie wiegroße, etablierte Firmen.

In meinem Land können sich neue und wachsende Unternehmen dieneuesten Technologien leisten.

In meinem Land gibt es ausreichende staatliche Subventionen, damitneue und wachsende Firmen die neuesten Technologien erwerbenkönnen.

In meinem Land unterstützt die Wissens- und Technologieinfrastrukturden Aufbau von Technologieunternehmungen von Weltniveau aufeffiziente Art und Weise in mindestens einem Sektor.

In meinem Land werden Ingenieure und Wissenschaftler bei derUmsetzung ihrer Ideen in neue und wachsende Unternehmen gutunterstützt.

1.

6.

8.

10.

13.

14.

21.

Abb. 4.2.7: Index des Wissens- und Technologietrans-fers in ausgewählten GEM-Ländern iminternationalen Vergleich 2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 1999 - 2004

In Deutschland werden neue Technologien und anderes Wissen effizientvon Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen in neue undwachsende Unternehmen transferiert.

In Deutschland verfügen neue und wachsende Unternehmen über diegleichen Zugangsmöglichkeiten zu Forschung und Technologie wiegroße, etablierte Firmen.

In Deutschland können sich neue und wachsende Unternehmen dieneuesten Technologien leisten.

In Deutschland gibt es ausreichende staatliche Subventionen, damitneue und wachsende Firmen die neuesten Technologien erwerbenkönnen.

In Deutschland unterstützt die Wissens- und Technologieinfrastrukturden Aufbau von Technologieunternehmungen von Weltniveau aufeffiziente Art und Weise in mindestens einem Sektor.

vollk

om

men

fals

chvo

llkom

men

wahr

1

2

3

4

5

1999 2000 2001 2002 2003 2004

Abb. 4.2.8: Entwicklung der Items des Wissens- undTechnologietransfers in Deutschland1999 - 2004

Page 34: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

33GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Auf Subventionen sind v.a. technologieorientierte Unter-nehmen angewiesen, da diese zu Beginn der Geschäfts-tätigkeit die notwendigen Investitionen alleine nur schwerbewältigen können. Die Gründungsförderung scheint ihreBemühungen für diese Gruppe der zumeist als wachs-tumsstark angesehenen Gründungen nach 2002 verstärktzu haben. Die größten Schwierigkeiten sehen die Exper-ten dennoch bei den Zugangsmöglichkeiten neuer Unter-nehmen zu Forschung und Technologie sowie der Finan-zierung neuester Technologien. Trotz guter Angebote anstaatlichen Subventionen sind der Wissenstransfer unddie Anschaffung neuester Technologien nach Ansicht derGründungsexperten für die Mehrzahl der neu gegründe-ten Unternehmen anscheinend nur schwer finanzierbar.Neu gegründete Unternehmen müssen noch mehr dieMöglichkeit zum Transfer von Wissen und Technologiebekommen, um gesunde und wachsende Firmen werdenund innovative Projekte umsetzen zu können.

Für das Gründungsgeschehen ist es von besonderer Be-deutung, in welchem Ausmaß Wissen in die Gründungeines Unternehmens, v.a. durch in der Forschung tätigeWissenschaftler (sog. �spin-offs�), transferiert werdenkann, so dass durch die Generierung des neuen Wissensin neue Produkte und Technologien ein volkswirtschaft-lich positiver Effekt in Form von Wertschöpfung undneuen Arbeitsplätzen erfolgt. Die Gründungsförderpolitikfindet hier ein wichtiges Handlungsfeld.

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34 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

5 Sonderbeitrag: Das Thema �Existenz-und Unternehmensgründung� an deut-schen Schulen und Hochschulen

Damit ein potenzieller Gründer zu einem tatsächlichenGründer wird, müssen eine Reihe von Voraussetzungenerfüllt sein. Entsprechendes gilt für das Ziel, aus einemtatsächlichen Gründer einen erfolgreichen Gründer wer-den zu lassen. Die Entscheidung für oder gegen eine un-ternehmerische Selbstständigkeit hängt zudem von derpositiven Ausprägung diverser Einstellungs- undPotenzialvariablen ab (vgl. Kap. 3.5). Insbesondere zunennen sind hier die Einschätzung der Gründungschancenin der näheren Zukunft und im räumlichen Umfeld sowiedas Ausmaß, in dem die Angst vor einem möglichen Schei-tern die Umsetzung verhindert. Sowohl bei der Entschei-dung als auch beim späteren Erfolg spielt die Ausbildungdes Individuums eine wichtige Rolle. Eine Person ohneentsprechende Fähigkeiten (z.B. zur Erkennung von Grün-dungschancen oder der Berechtigung von Angst) grün-det eher nicht. Ähnliches gilt für die Einschätzung dereigenen Leistungsfähigkeit, die bekanntlich ebenfalls instarkem Maße die Gründungsaktivität steuert. Eine ent-sprechende Vorbildung im schulischen oder außerschuli-schen Bereich kann die Fähigkeiten selbst vermitteln, aberauch die Fähigkeit zu realistischen Einschätzung der ei-genen Möglichkeiten. Beides erhöht die Gründungs-wahrscheinlichkeit. Ist die Gründung bereits erfolgt, dannist es höchst plausibel und auch empirisch belegt, dasseine bessere Humankapitalausstattung der Gründer ihrenErfolg (z.B. gemessen in Beschäftigten- oder Umsatzzah-len oder in Überlebensraten) positiv beeinflusst. DiesesHumankapital wird primär durch Elternerziehung, durchSchul- und Ausbildungserziehung sowie durch dasErwachsenenlernen geschaffen und laufend erneuert. Diefolgenden Ausführungen in diesem Kapitel legen einSchwergewicht auf die Ausbildung im schulischen undhochschulischen Bereich.

Der GEM misst der gründungsbezogenen Ausbildung seitJahren eine besondere Bedeutung im Rahmen derExpertenbefragung bei. Damit sind Querschnittanalysenfür 30 Länder in 2004 sowie Längsschnittanalysen fürzahlreiche Länder inkl. Deutschland möglich. Im Jahre2004 wurden in den 30 GEM-Ländern, die sich an derExpertenbefragung beteiligt haben, sechs Statements zurgründungsbezogenen Ausbildung verwendet. Den deut-

schen Experten wurden sechs weitere Statements zurBewertung vorgelegt, um das diesjährige Schwerpunkt-thema empirisch noch detaillierter abbilden zu können.Zudem wurden in Deutschland in 2004 155 Experten-fragebögen ausgewertet � soviel wie in keinem anderenGEM-Land und niemals zuvor in Deutschland. Expertenaus der gründungsbezogenen Rahmenbedingung �Aus-und Weiterbildung� sind überproportional häufig berück-sichtigt. Dies ermöglicht einerseits eine repräsentativeDarstellung dieser Rahmenbedingung, andererseits einenVergleich der Bewertungen der aus dem Bildungsbereichstammenden Experten mit jenen der übrigen Experten.Beispielsweise kann so untersucht werden, ob diegründungsbezogene Rahmenbedingung �Aus- und Wei-terbildung� von dort tätigen Experten signifikant andersbewertet wird als von anderen Experten.

Die einzelnen Statements lassen sich zwei Gruppen zu-ordnen, denen beim internationalen Vergleich je ein In-dex entspricht (vgl. Abb. 4.1.1): die Vermittlung grün-dungsbezogenen Wissens in Schulen sowie die Vermitt-lung solchen Wissens in außerschulischen Bildungsein-richtungen, insbesondere an Hochschulen sowie in derWirtschaft.

5.1 Internationaler Vergleich

! Verglichen mit anderen Ländern wird das Thema�Unternehmensgründungen� an Deutschlands Schu-len und Hochschulen zu selten und zu selten kompe-tent gelehrt

! Besonders ernüchternd fällt der internationale Ver-gleich im Bereich der Schule (Primar- und Sekundar-stufe) aus

! Auch die gründungsbezogene Aus- und Weiterbildungin der Wirtschaft weist große Defizite auf

Die Darstellung der Rahmenbedingungen in Kapitel 4 hatgezeigt, dass die gründungsbezogene Ausbildung in Schu-len, Hochschulen und sonstigen Bildungseinrichtungenbei statischer wie dynamischer Betrachtung eineSchwachstelle Deutschlands darstellt � und dies bereitsseit einigen Jahren. Sowohl der Indexwert der gründungs-bezogenen Rahmenbedingung Ausbildung 1 (Schule) alsauch jener für Ausbildung 2 (außerhalb der Schule) liegt

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35GEM-Länderbericht Deutschland 2004

unterhalb des theoretischen Mittelwertes der Fünferskala,die die Experten für ihre Bewertung nutzten (vgl. Abb.4.1.1). Ganz offensichtlich beurteilen die Experten imJahre 2004 die Verhältnisse in der Schule wesentlich ne-gativer als jene im außerschulischen Bereich. Der Zeit-vergleich zeigt, dass die Bewertung der Experten für denBereich �Schule� seit 2002 im Wesentlichen unverändertsind.

Die bisherigen Ausführungen beschränkten sich auf dieSituation in Deutschland. Wertvolle Hinweise auf die re-lative Position Deutschlands liefert der Vergleich mit denanderen 29 GEM-Ländern, die im Jahre 2004 Experten-befragungen durchgeführt haben. In den nachfolgendenAbbildungen dieses Kapitels 5.1 werden stets nur solcheLänder mit Einzelwerten und Rangplätzen dargestellt, diemit Deutschland sinnvollerweise verglichen werden kön-nen (insbesondere Industrieländer).

Abb. 5.1.1 zeigt im Wesentlichen zwei Resultate. Erstenserhalten alle 30 GEM-Länder beim Index der Gründungs-ausbildung in Schulen sehr schlechte Noten. Der mittle-re Indexwert liegt bei 2,07 und damit erheblich unterhalbdes theoretischen Mittelwertes von 3,0 auf der Fünfer-skala. Selbst die Länder mit relativ guten (verglichen mitanderen Ländern) Bewertungen wie die USA, die Nie-derlande oder Finnland werden in Relation zu anderengründungsbezogenen Rahmenbedingungen schlecht be-urteilt. Kein anderer Index erhält über alle GEM-Ländereine negativere Bewertung als die gründungsbezogeneAusbildung an Schulen. Allerdings muss der WertDeutschlands selbst angesichts dieses Befundes enttäu-schen: Mit Rang 24 liegt Deutschland trotz der generellsehr schlechten Werte dieses Indexes noch hinter denmeisten vergleichbaren Industrieländern. Ergo handelt essich bei dieser Rahmenbedingung nicht nur um eine ab-solute, sondern in doppelter Hinsicht zudem um eine re-lative Schwäche Deutschlands. Interessant ist zudem diegetrennte Betrachtung der drei Statements, auf denen derIndex basiert. Die Unterschiede zwischen den Rang-plätzen Deutschlands, aber auch zwischen den Mittelwer-ten Deutschlands sind bei diesen Statements gravierend.Relativ am besten schneidet Deutschland beim Statement�In meinem Land regt der Unterricht der Primar- undSekundarstufe Kreativität, Selbstständigkeit und Eigen-initiative an� ab (Rang 15, Mittelwert 2,23 auf Fünfer-skala). Das schlechte Gesamtergebnis beim Index beruhtfolglich im Wesentlichen auf den mehr als ernüchtern-

den Resultaten bei den anderen beiden Statements.Deutschland erreicht nur den drittletzten Rang (Wert 1,49)bei der Bewertung der Aufmerksamkeit für Entrepreneur-ship und Gründungen in der Primar- und Sekundarstufe.Die Vermittlung ausreichender Kenntnisse über das Funk-tionieren der Marktwirtschaft erhält etwas wenigerschlechte, aber gleichfalls alles andere als zufrieden stel-lende Noten von den deutschen Experten (Rang 25, Mit-telwert 1,87). Es bleibt festzuhalten, dass die deutschenGründungsexperten noch weitaus stärker als ihre auslän-dischen Kollegen der Ansicht sind, dass dem Thema�Entrepreneurship� und den damit verbundenen Fähig-keiten in Schulen kaum Aufmerksamkeit zukommt; injedem Fall aber deutlich zu wenig. Dies ist insofern be-deutsam, als in frühen Phasen der Ausbildung und Sozia-lisierung Heranwachsender wichtige Grundlagen für Ein-stellungen und Mentalitäten gelegt werden, die das spä-tere berufliche Verhalten und die Fähigkeiten dieser Per-sonen bestimmen. Schulen haben hier potenziell einen

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

USA + 0,53

+ 0,37

+ 0,22

- 0,57

- 0,15

- 0,22

- 0,21

Nieder-lande

Finnland

Belgien

Spanien

Deutschland

Japan

3

Ø GEM = 2,07(N = 30)

Index im internationalen Vergleich

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen, deren Bewertungen in den Index eingehen:

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2004

In meinem Land regt der Unterricht der Primar- und SekundarstufeKreativität, Selbstständigkeit und Eigeninitiative an.

In meinem Land vermittelt der Unterricht in der Primar- und Sekundar-stufe ausreichend Kenntnisse über das Funktionieren einer Marktwirt-schaft.

In meinem Land wird in der Primar- und Sekundarstufe Entrepreneurshipund Unternehmensgründungen ausreichende Aufmerksamkeitgeschenkt.

3.

5.

7.

21.

22.

24.

29.

Abb. 5.1.1: Das Thema �Unternehmensgründung� inder schulischen Bildung in ausgewähltenGEM-Ländern 2004

Page 37: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

36 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

größeren Einfluss als beispielsweise Hochschulen, die erstwesentlich später � nicht selten zu spät � Gründungs-fähigkeiten und -neigungen zu beeinflussen versuchen.Abschließend sei noch erwähnt, dass die angemahnteBeschäftigung mit dem Gründungsthema in Schulen nichtzwangsläufig in einem gesonderten und neuen Schulfach�Wirtschaft� erfolgen müsste. Eigenschaften wie Kreati-vität, Selbstständigkeit und Eigeninitiative, die für einespätere unternehmerische Selbstständigkeit hilfreich sind,könnten prinzipiell in den unterschiedlichsten Schul-fächern integriert werden, einschließlich der bereits exi-stierenden (vgl. auch Kap. 5.4)

Beträchtlich besser, wenn auch weit hinter den führen-den Staaten (z.B. USA) liegend, ist die Position Deutsch-lands bei der außerschulischen gründungsbezogenen Aus-bildung. Auch dieser Index basiert auf drei Einzel-statements. Insgesamt belegt Deutschland hier Rang 18.Deutschlands Indexwert ist nahezu identisch mit demMittelwert aller GEM-Länder. Von den gut vergleichba-ren GEM-Ländern sind mit Japan und den Niederlandenimmerhin zwei Staaten schlechter platziert als Deutsch-land. Die Unterschiede zwischen den drei Statements sindaufschlussreich, denn hierbei entfallen zwei Statementsauf die Ausbildung in Fachhochschulen und Universitä-ten, das dritte dagegen auf die Ausbildung in der Wirt-schaft. Bei der Bewertung der Gründungsvorbereitung inFachhochschulen und Universitäten belegt Deutschlandeinen beachtlichen Rang 6 (Wert 2,79 und damit besserals der GEM-Durchschnitt). Die Ursache für den nur mitt-leren Rangplatz beim Gesamtindex ist also eher bei derBewertung der Gründungsausbildung in der Wirtschaftzu suchen. Die berufliche Bildung und Weiterbildungbereitet in Deutschland nach Ansicht der Experten weni-ger gut auf die Unternehmensgründung vor (Rang 21;deutscher Mittelwert unter dem Mittelwert aller GEM-Länder), obwohl Unternehmen und Wirtschaftsverbändezunehmend fordern, dass das Thema �Existenzgründung�auch in die dortigen Lehrpläne aufgenommen werdensollte. Die Managementausbildung, mehrheitlich an Uni-versitäten angesiedelt, erzielt allerdings kaum bessereNoten (Rang 20; Mittelwert ebenfalls schlechter als GEM-Mittelwert). Gravierende Unterschiede der diesbezügli-chen Urteile zwischen Experten aus dem Bereich �Aus-und Weiterbildung� und den übrigen Experten gibt esnicht.

Als Fazit dieses internationalen Vergleichs bleibt festzu-halten, dass Deutschland sowohl im schulischen als auchim außerschulischen Bildungsbereich im Rückstand ge-genüber vergleichbaren GEM-Ländern ist. Für denPrimar- und Sekundarbereich fällt der Vergleich mit an-deren Staaten besonders ungünstig aus. Die auf Deutsch-land bezogenen Resultate der PISA-Studie sind also of-fenbar auch auf andere (zumeist erst noch zu konzipie-rende) Lehrinhalte, wie die gründungsbezogene Ausbil-dung, übertragbar.

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

USA + 0,65

+ 0,11

+ 0,06

- 0,65

+ 0,03

- 0,22

- 0,08

Belgien

Finnland

Spanien

Deutschland

Niederlande

Japan

3

Ø GEM = 2,71(N = 30)

Index im internationalen Vergleich

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen, deren Bewertungen in den Index eingehen:

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2004

In meinem Land bereiten Fachhochschulen und Universitäten gut undangemessen auf eine Unternehmensgründung vor.

In meinem Land bereitet die Managementausbildung gut undangemessen auf eine Unternehmensgründung vor.

In meinem Land bereitet die berufliche Bildung und Weiterbildung gutund angemessen auf eine Unternehmensgründung vor.

3.

10.

12.

14.

18.

23.

30.

Abb. 5.1.2: Das Thema �Unternehmensgründung� inder außerschulischen Bildung in ausge-wählten GEM-Ländern � Bewertung durchGründungsexperten 2004

Page 38: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

37GEM-Länderbericht Deutschland 2004

5.2 Die Situation in Deutschland (statischeund dynamische Betrachtung): Diegründungsbezogenen Rahmenbedin-gungen an Schulen und Hochschulen

! Mehr Aufmerksamkeit für Existenzgründungen inSchule und Universität

! Experten: praxisorientierte Gründerausbildung mehrals bisher an Universitäten und weniger an anderenweiterführenden Bildungseinrichtungen anbieten

! Leichte Verbesserung der schulischen Ausbildung beiGründungen/Unternehmertum seit 1999

Die bisherigen Ausführungen zu den gründungsbezogenenRahmenbedingungen im internationalen Vergleichmussten sich auf sechs Statements beschränken, die füralle GEM-Länder untersucht wurden. Für die nachfol-genden Ausführungen können sechs zusätzliche State-ments analysiert werden, die nur den Experten in Deutsch-land zur Bewertung vorlagen.

Gründungsbezogene Ausbildung an Schulen

Die vorherigen Kapitel hatten bereits gezeigt, dass diegründungsbezogene Ausbildung nicht nur im internatio-nalen Vergleich, sondern auch im Vergleich mit anderengründungsbezogenen Rahmenbedingungen für Deutsch-land sehr unbefriedigende Bewertungen erhält. Dabeiwurde aber allein auf den Mittelwert der Bewertungender deutschen Experten pro Statement rekurriert. Abbil-dung 5.2.1 zeigt zusätzlich, wie sich die Voten der be-fragten Experten auf die jeweils fünf Bewertungsnotenverteilen und wie die die Einzelwerte um den arithmeti-schen Mittelwert streuen. Mehr als ernüchternd ist dasResultat beim Statement zur ausreichenden Aufmerksam-keit für Entrepreneurship und Unternehmensgründungenin der Primar- und Sekundarstufe: fast 93% aller Befrag-ten bewerten das Statement mit �1� (�vollkommen falsch�)oder �2� auf der Fünferskala. Aber auch bei den beidenanderen Statements zur schulischen Gründungsausbildungentscheiden sich deutlich mehr als zwei Drittel aller Be-fragten für eine der beiden niedrigsten Bewertungen.Umgekehrt existiert quasi keine Person, die die drei State-ments als �vollkommen richtig� bewertet. Ein deutliche-res Urteil lässt sich kaum vorstellen, denn immerhin ha-

ben mehr als 150 Experten ihre Meinung dokumentiert,darunter sehr viele aus dem Aus- und Weiterbildungs-bereich. Offenbar ist die übergroße Mehrheit der Ansicht,dass die Aufmerksamkeit, die diesem Thema an Schulengewidmet wird, nicht �ausreichend� ist. Dieses Ergebnisist in seinem Ausmaß Besorgnis erregend, zumal die nied-rigen Werte der Standardabweichung auf ein recht ho-mogenes Antwortverhalten der Experten deuten.

Die Daten erlauben eine Unterscheidung der Urteile nachder Zugehörigkeit der Experten zu zehn Expertengrup-pen. Diese Expertengruppen orientieren sich im Wesent-lichen an den gründungsbezogenen Rahmenbedingungen(vgl. Kap. 4.1). Die 155 Experten sollten in etwa gleichauf die zehn Gruppen verteilt sein, wobei wegen des dies-jährigen Schwerpunktthemas eine überproportionale Ge-wichtung der Gruppe �Aus- und Weiterbildung� inten-diert war. Interessanterweise urteilen die Befragten ausbesagter Rahmenbedingung noch negativer als die übri-gen Experten bzgl. der drei in Abb. 5.2.1 dargestelltenStatements. Dies sollte zu denken geben, denn diese Ex-perten können die Statements sicher realistischer beur-teilen als Experten aus anderen Rahmenbedingungen.

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

M: Mittelwert S: Standardabweichung

0 20 40 60 80 100

B

Au

ss

ag

en

A

C

Personen pro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Aussagen:A:

B:

C:

In Deutschland regt der Unterricht der Primar- und SekundarstufeKreativität, Selbstständigkeit und Eigeninitiative an.

In Deutschland vermittelt der Unterricht in der Primar- und Sekundar-stufe ausreichend Kenntnisse über das Funktionieren einer Markt-wirtschaft.

In Deutschland wird in der Primar- und Sekundarstufe Entrepreneurshipund Unternehmensgründungen ausreichende Aufmerksamkeit ge-schenkt.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2004

1vollkommen

falsch

2 3 4 5vollkommen

richtig

62,3

37,9

24,8

30,2

43,6

46,0

4,1

12,1

12,4

2,7

6,4

15,3

0,7

1,5

M: 1,49S: 0,76

M: 1,87S: 0,86

M: 2,23S: 1,04

Abb. 5.2.1: Gründungsausbildung in Schulen inDeutschland � Bewertung durchGründungsexperten 2004

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38 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Gründungsbezogene Ausbildung an Hochschulen

Bereits an anderer Stelle dieses Länderberichts wurdefestgehalten, dass die gründungsbezogene Ausbildung anFachhochschulen und Universitäten sowohl relativ (ver-glichen mit anderen Ländern bzw. mit anderen gründungs-bezogenen Rahmenbedingungen) als auch absolut (mitBezug auf die Fünferskala der Bewertung) bessere No-ten erhält als die gründungsbezogene Ausbildung in derPrimar- und Sekundarstufe. Gleichwohl besteht auch hierNachholbedarf, wie die durchaus unterschiedlichen Be-wertungen der vier Statements in Abb. 5.2.2 belegen. Amoffensichtlichsten ist dieser Handlungsbedarf nach An-sicht der befragten Experten bei der Managementaus-bildung, die zumindest für angehende Betriebswirte anFachhochschulen und Universitäten geleistet wird. Fastvier Fünftel aller Befragten (und drei Viertel der Exper-ten aus dem Bereich �Aus- und Weiterbildung�) verge-ben die Bewertungen �1�, �2� oder �3� auf der Fünferskala,sind also von der Richtigkeit des Statements, nachdemdie Managementausbildung gut und angemessen auf eineUnternehmensgründung vorbereitet, eher nicht überzeugt.Nur leicht günstiger fällt das Petitum hinsichtlich derBewertung der Gründungsvorbereitung im Rahmen derAusbildung an Fachhochschulen und Universitäten ge-nerell (also nicht nur im Bereich der Managementaus-bildung) aus. Die stärksten Implikationen gehen von State-ment B aus. Fast ein Viertel der Befragten hielte es für�vollkommen richtig�, wenn die praxisorientierte Grün-derausbildung mehr als bisher an Universitäten und we-niger an anderen weiterführenden Bildungseinrichtungenangeboten würde. Dies spricht insbesondere gegen Fach-hochschulen, die bekanntlich bislang eindeutig stärker fürdie außerhochschulische (und nichtwissenschaftliche)Berufstätigkeit ausbilden. Von Universitäten erwarten dieExperten offensichtlich eine ähnlich starke Praxis-orientierung � zumindest mit Bezug auf die Gründeraus-bildung. Dieses Resultat muss gedeutet werden im Zu-sammenhang mit der aktuellen Debatte um berufs-qualifizierende Bachelorstudiengänge, die u.a. eine stär-kere Praxisorientierung der universitären Ausbildung zumZiel haben. Auffällig ist allerdings der hohe Wert derStandardabweichung bei dieser Variable: offenbar gibtes stärker als bei den anderen drei Variablen Unterschie-de zwischen den Expertenvoten. Die Experten aus demBildungsbereich kommen im Wesentlichen zum selbenUrteil bzgl. dieses Statements wie der Durchschnitt derrestlichen Experten. Besonders stark ist die Unterstützung

des Statements bei Experten der Bereiche �Kulturelle undsoziale Normen� sowie �Rahmenbedingungen für Frau-en�. Dagegen sind die befragten Vertreter der Rahmen-bedingung �Förderprogramme� am seltensten der Ansicht,an Universitäten sollte mehr als bisher und mehr als ananderen weiterführenden Bildungseinrichtungen praxis-orientierte Gründerausbildung angeboten werden.

Von den vier in Abb. 5.2.2 dargestellten Statements er-hält die Bewertung der Unterstützung gründungsinteres-sierter Studierender durch Gründungslehrstühle die be-ste Bewertung, wenn nur der Mittelwert betrachtet wird.Negative Bewertungen sind hier recht selten. Den lautFörderkreis Gründungsforschung (FGF) gut 50 Grün-dungslehrstühlen wird hier, im Übrigen über alle Grup-pen von Experten hinweg, eine gute Unterstützung fürgründungsinteressierte Studierende attestiert. Es wird sichzeigen, wie viele dieser Lehrstühle � nicht wenige sindals Stiftungslehrstühle zunächst nur zeitlich befristet ab-gesichert � über die Anlauffinanzierung hinaus bestehenwerden. Die befragten Experten würden dies mehrheit-lich goutieren.

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

M: Mittelwert S: Standardabweichung

0 20 40 60 80 100

D

B

Au

ss

ag

en

A

C

Personen pro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Aussagen:A:

B:

C:

D:

In Deutschland bieten Gründungslehrstühle an Hochschulen eine guteUnterstützung für gründungsinteressierte Studierende.

In Deutschland sollte eine praxisorientierte Gründerausbildung mehrals bisher an Universitäten, und weniger an anderen weiterführendenBildungseinrichtungen angeboten werden.

In Deutschland bereiten Fachhochschulen und Universitäten gut undangemessen auf eine Unternehmensgründung vor.

In Deutschland bereitet die Managementausbildung gut undangemessen auf eine Unternehmensgründung vor.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2004

1vollkommen

falsch

2 3 4 5vollkommen

richtig

9,8 34,6 24,2 30,7 0,7

5,8 38,4 34,1 21,0 0,7

10,6 12,6 22,5 30,5 23,8

3,5 13,2 16,6 54,2 12,5

M: 2,78S: 1,02

M: 2,72S: 0,89

M: 3,44S: 1,27

M: 3,59S: 0,99

Abb. 5.2.2: Gründungsausbildung an Hochschulen undUniversitäten in Deutschland 2004

Page 40: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR · neurial Activity, TEA), das entspricht Rang 24. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei 2,2% Œ Rang 20. Selbst im Vergleich

39GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Was hat sich verändert?

Die bisherigen Auswertungen der Expertenbefragung zumThema �Gründungsausbildung in Schulen und Hochschu-len� bezogen sich auf die aktuellsten verfügbaren Datenaus dem Jahr 2004. Im Rahmen des GEM werden be-reits seit mehreren Jahren Expertenbefragungen durch-geführt, auch zur Rahmenbedingung �Aus- und Weiter-bildung�. Die Fragen und die Art der Fragen variiert zwarpartiell zwischen den Jahren, was die Analyse von Zeit-reihen einschränkt. Für einige der Statements liegen al-lerdings Daten über mittlerweile sechs GEM-Erhebungs-jahre vor. Drei dieser Statements, sämtlich aus dem Be-reich Primar- und Sekundarstufe, sind für die Analyseder Rahmenbedingung �Aus- und Weiterbildung� rele-vant (vgl. Abb. 5.2.3). Gemein ist diesen Bewertungendreierlei. Erstens bewegen sich die Urteile der Expertenseit 1999 auf einem relativ niedrigen Niveau (Mittelwer-te von 2 werden kaum erreicht), was mit einer vergleichs-weise negativen Einschätzung der Gründerausbildung anSchulen korrespondiert. Relativ bezieht sich hier sowohlauf die Fünferskala als auch auf die Mittelwerte der State-ments anderer gründungsbezogener Rahmenbedingungen.Zweitens steigen die Mittelwerte über die Jahre einiger-maßen kontinuierlich an; die Bewertungen werden alsoleicht, aber spürbar besser, wenn auch ausgehend voneinem denkbar niedrigen Niveau im Jahre 1999. Drittensist eine stabilere Rangfolge der Bewertungen der State-ments kaum vorstellbar: in allen sechs Untersuchungs-jahren findet sich die selbe Reihenfolge. Demgemäß wirddas Statement zum ausreichenden Angebot des Unter-richts über Unternehmertum und Neugründungen in derPrimar- und Sekundarstufe in jedem Jahr als am wenigs-ten richtig bewertet, obgleich sich auch hier ein leichterTrend zur Verbesserung zeigt.

Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass trotz leich-ter Verbesserung zumindest in der Schule dem Thema�Gründung und Unternehmertum� weiterhin allzu wenigAufmerksamkeit beigemessen wird, wenn man den be-fragten Experten glaubt. Dieses Resultat hat sich übersechs Jahre kaum signifikant verändert, trotz diverserpolitischer Programme auf diesem Feld (vgl. z.B. �Juni-or�, �GO! to School� sowie Kap. 5.4).

5.3 Das Profil hochschulischer Gründun-gen im Vergleich

! Gründer mit Hochschulabschluss risikofreudiger, op-timistischer und mit mehr Gründungsfähigkeiten alsdie übrigen Gründer

! Gründungsquote unter Hochschulabsolventen doppeltso hoch wie im Rest der Bevölkerung

! Anteil der Gründungen von Hochschulabsolventinnenunbefriedigend gering

In Deutschland existieren heute zahlreiche Programme,Projekte und Initiativen der Politik, aber auch der Wirt-schaft, um Gründungen aus Hochschulen und Universi-täten zu fördern. Hierzu gehören auch Landesprogrammewie �Junge Innovatoren� in Baden-Württemberg, �PFAU�in Nordrhein-Westfalen oder �FLÜGGE� in Bayern.

Derartige politische Maßnahmen sind im Prinzip sinn-voll. Die für eine Volkswirtschaft wie die deutsche sehrwichtigen wissensbasierten Gründungen benötigenHumankapital der Gründer und dies ist sicher eher inHochschulen vorhanden als in anderen potenziellenInkubatoreinrichtungen für Gründer. Dieses Potenzial ist

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 1999 - 2004

vollk

om

me

nfa

lsch

vollk

om

me

nw

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r

Kreativität, Selbstständigkeit und Eigeninitiative werden im Unterrichtder Primar- und Sekundarstufe angeregt.

Unterricht über Grundkenntnisse der Marktwirtschaft wird in der Primar-und Sekundarstufe in ausreichendem Maße angeboten.

Unterricht über Unternehmertum und Neugründungen wird in derPrimar- und Sekundarstufe in ausreichendem Maße angeboten.

1

2

3

4

5

1999 2000 2001 2002 2003 2004

Abb. 5.2.3: Gründungsausbildung an Schulen inDeutschland 1999-2004

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40 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

bislang aber erst sehr wenig ausgeschöpft, was auch mitden Defiziten in der hochschulischen Lehre (und For-schung) bzgl. Entrepreneurship zu tun hat, die im vorhe-rigen Kapitel beschrieben wurden. Schließlich ist eineGründung die effizienteste Form des Wissens- oder Tech-nologietransfers. Zwar gründet nicht jeder Student oderHochschulabsolvent in dem Bereich, in dem er zuvor stu-diert hat, aber doch die meisten � so sie überhaupt grün-den. Anders als in Schulen, wo Schüler nur sehr seltenreale Gründungsunternehmen etablieren, können ausHochschulen und Universitäten sehr wohl Erfolg verspre-chende Gründungen hervorgehen.

In der empirischen Gründungsforschung existieren nochzahlreiche Forschungslücken beim Thema �Gründungenaus Hochschulen�, denn es ist in empirischen Studiennicht einfach, die tatsächliche Bedeutung der Hochschu-le (Lehre, Forschung) im Vergleich zu anderen Einfluss-faktoren für die Gründungsentscheidung eines Studieren-den oder Hochschulabsolventen sowie für den möglichenGründungserfolg abzuschätzen. Im Folgenden werden so-wohl GEM-Daten des Jahres 2004 als auch Erkenntnisseanderer Forschungen der Verfasser dieses GEM-Länder-berichts zum Thema �Gründungen aus Hochschulen�genutzt, um zu den formulierten Hypothesen empirischfundiert Stellung zu nehmen. Insbesondere wird analy-siert, ob Gründerpersonen mit hochschulischem Bildungs-hintergrund sich von sonstigen Gründern sowie von Per-sonen ohne Gründungsabsichten bzgl. der Gründungs-häufigkeit, der Gründungseinstellungen und anderer ver-meintlich gründungsrelevanter Merkmale unterscheiden.

Vorherige Ausführungen (vgl. Abb. 3.3.2) haben gezeigt,dass unter Hochschulabsolventen die Nascent Entrepre-neurs häufiger sind als unter Personen mit andereren Bil-dungsabschlüssen. Bei Verwendung der TEA-Quote fürdas Jahr 2004 ist die Quote für Hochschulabsolventenfast doppelt so hoch wie jene der Befragten ohneHochschulabschluss (9,2% vs. 4,8%). Dies klingt zu-nächst erfreulich, haben von Hochschulabsolventen ge-gründete Unternehmen gemeinhin doch höhere Wachs-tums- und Überlebenschancen. Auf Basis der Selbstein-schätzung der befragten Gründer bestätigen die GEM-Daten diese Hypothese: Beachtliche 18,9% der Gründun-gen, die zu den � potenziell � wachstumsstarken Grün-dungen mit einem erwarteten Beschäftigtenwachstum vonmindestens 20 Beschäftigten innerhalb der nächsten fünfJahre sowie einer mit dem neuen Produkt verknüpften

Marktlücke gezählt werden, entfallen auf Unternehmenvon Hochschulabsolventen. Dieser Wert liegt signifikantüber dem Referenzwert des Anteils der Gründungen vonHochschulabsolventen an den nicht wachstumsstarkenGründungen (7,9%) sowie des Anteils dieser hoch-schulischen Gründungen an allen Gründungen.

Abb. 5.3.1 zeigt, ob sich Gründer und Nicht-Gründer so-wie Gründer mit und ohne Hochschulabschluss bzgl. desMerkmals Lebensalter zum Zeitpunkt der Befragung un-terscheiden. Diese Frage ist insofern von Relevanz alsdas Lebensalter u.a. mit dem Innovationsgehalt, denWachstumsaus- und -absichten des Gründers/Unterneh-mers sowie mit den individuellen Fähigkeiten und Erfah-rungen des Gründer korrelieren kann. Gemäß der GEM-Daten sind die Gründer � unabhängig vom formalenBildungsabschluss � im Mittel jünger als der Rest dererwachsenen Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren.In beiden dargestellten Teilpopulationen sind die Hoch-schulabsolventen durchschnittlich jünger als die Befrag-ten ohne Hochschulabschluss. Keine großen, aber gleich-wohl vorhandene Altersunterschiede bestehen zwischenden Gründern mit und ohne Hochschulabschluss. Grün-der mit Hochschulabschluss sind etwas älter als die Grün-der mit einem anderen oder ohne Bildungsabschluss, wasauch mit den längeren Ausbildungszeiten zusammenhän-gen dürfte. Es sollte das Ziel sein, die spezifischen Hu-mankapitalressourcen von zukünftigen oder angehendenHochschulabsolventen früher als bisher zu nutzen, wasinfolge der Modularisierung der universitären Studien-

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Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2004

Gründer/Gründerinnen

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Abb. 5.3.1: Gründer mit Hochschulabschluss imVergleich: Alter

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41GEM-Länderbericht Deutschland 2004

gänge (Bachelor, Master) und der damit intendierten Ver-kürzung derselben mittelfristig erreicht werden könnte.

Ein über die Zeit sowie im internationalen Vergleich sehrstabiler Befund der bisherigen GEM-Berichte ist derunterproportionale Anteil von Frauen an allen Gründun-gen. Dies gilt für Deutschland (vgl. dazu das Schwer-punktthema im Länderbericht GEM 2003), aber auch fürnahezu alle anderen GEM-Länder. Zudem weisen Frau-en in Deutschland in nahezu allen weiterführenden Bil-dungsabschlüssen einschließlich des Hochschuldiploms(aber nicht mehr bei Habilitationen und Professuren) ei-nen über ihrem Bevölkerungsanteil liegende Anteil auf.Es ist daher wichtig zu wissen, ob sich dieses GenderGap auch bei hochschulischen Gründungen empirischbelegen lässt. Abb. 5.3.2 zeigt, dass der Frauenanteil beiden Gründungen im Jahr 2004 deutlich unter dem Bevöl-kerungsanteil der Frauen lag. GEM war auch in 2004 einebzgl. der Geschlechter repräsentative Erhebung. Zwar istder Frauenanteil bei den hochschulischen Gründer-personen leicht höher als bei den Gründungen insgesamt(vgl. Abb. 3.3.4 zu den Werten für Nascent Entrepreneurs).Aber gemessen am Anteil der Frauen an allen Erwachse-nen mit Hochschulabschluss ist dieser unbefriedigendklein. Politische Maßnahmen zur Gründungsförderungsollten also nicht nur auf einen höheren Anteil an Grün-dungen mit hochschulischem Background generell abzie-len, sondern auch explizit einen höheren Anteil weiblicherGründungen unter den Gründungen aus Hochschulenanstreben.

Im Folgenden werden die vier Einstellungs- und Poten-zialvariablen, die seit mehreren Jahren im Rahmen vonGEM in allen Ländern analysiert werden, für Deutsch-land und das Jahr 2004 auf signifikante Unterschiedezwischen Gründern (bzw. den restlichen Befragten) mitund ohne Hochschulabschluss hin untersucht. Die erstedieser Variablen ist verbunden mit den Rollenvorbildern,deren Existenz erwiesenermaßen die individuelle Neigungzur selbstständigen Berufstätigkeit positiv beeinflussenkann. Hierunter fallen insbesondere Selbstständige imFreundes- und Verwandtenkreis, denn die dort kommu-nizierten Erfahrungen und Fähigkeiten führen grundsätz-lich zu einem realistischeren Bild, das sich das Individu-um vom Gründungsprozess und dem späteren Leben alsSelbstständige(r) macht. Diese Erfahrungen müssen zwarnicht notwendigerweise die Gründungsneigung erhöhen,die Wahrscheinlichkeit ist aber relativ hoch. Dies bestä-tigen die Ergebnisse von Abb. 5.3.3. Unabhängig vomformalen Bildungsabschluss kennen Gründungspersonenwesentlich häufiger andere Gründer als dies bei Nicht-Gründern der Fall ist. Obwohl die vorliegenden Datenkeine Aussage über die Kausalität zwischen der Grün-dungsentscheidung und der Kenntnis anderer Gründererlauben, ist die Hypothese der Rollenvorbilder plausi-bel. Betrachtet man die Gründer alleine, so haben solcheohne Hochschulabschluss etwas seltener Gründer unterden Bekannten/Verwandten als die Hochschulab-solventen. Beide Subpopulationen unterscheiden sichdiesbezüglich nur geringfügig. Wie die beiden rechten

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Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2004

Gründer/Gründerinnen

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100%: alle Personen der auf die jeweilige Säulebezogenen Teilpopulation

Abb. 5.3.2: Gründer mit Hochschulabschluss imVergleich: Geschlecht

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Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2004

Gründer/Gründerinnen

Hochschulabschluss

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Abb. 5.3.3: Gründer mit Hochschulabschluss imVergleich: Kenntnis anderer Gründer

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42 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Säulen zeigen, kennen Hochschulabsolventen wesentlichhäufiger andere Gründer als dies bei Befragten mit ande-ren Bildungsabschlüssen der Fall ist: Mehr als die Hälfteder nicht gründenden Hochschulabsolventen kennt einenGründer. M.a.W.: Hochschulabsolventen werden weni-ger stark von Rollenvorbildern beeinflusst als der Restder Bevölkerung, wenn es um Existenzgründungen geht.Offenbar sind für Hochschulabsolventen andere Einfluss-faktoren und Personen wichtiger bei der Abwägung derVor- und Nachteile des Schritts in die berufliche Selbst-ständigkeit als dies bei Nicht-Hochschulabsolventen derFall ist. Die spezifischen Erfahrungen in der Hochschul-ausbildung inkl. der Kontakte zu Professoren und ehe-maligen Kommilitonen (besonders wichtig bei tech-nologieorientierten Gründungen) können möglicherwei-se eine wichtigere Determinante der Gründungsentschei-dung sein als die Kenntnis anderer Gründer. Auch ist denk-bar, dass Hochschulabsolventen die für ihre Gründungnotwendigen Kenntnisse eher an Hochschulen erwerben,Nicht-Akademiker hingegen weniger über ihre Ausbil-dung, sondern über Kontakte zu Gründern im Bekann-ten- oder Verwandtenkreis.

Die Angst vor dem Scheitern mit einer Unternehmens-gründung kann ein entscheidendes Gründungshemmnisdarstellen, selbst dann, wenn das Individuum gute Grün-dungschancen sieht und sich im Besitz der notwendigenGründungsfähigkeiten wähnt (vgl. auch Kap. 3.5). Be-kanntlich ist dieses Gründungshemmnis in Deutschlandim internationalen Vergleich sehr weit verbreitet. DieGEM-Daten können die Frage beantworten, ob es bezüg-lich dieses Gründungshemmnisses Unterschiede zwischenHochschulabsolventen und den übrigen Erwachsenengibt. Zunächst ist zu konstatieren, dass die Angst vor demScheitern bei bereits erfolgten Gründungen für zukünfti-ge weitere Gründungen in der Regel kein Hinderungs-grund darstellt. Dieses Fazit gilt in nahezu gleichemUmfang für Hochschulabsolventen wie für andere Grün-der. Dieses Gründungshemmnis ist unter den Nicht-Grün-dern naturgemäß viel häufiger vertreten. Es hat deshalbwichtige Implikationen, weil diese (bisherigen) Nicht-Gründer das Potenzial darstellen, das es besser auszu-schöpfen gilt, möchte die Politik die Zahl der hoch-schulischen Gründungen erhöhen. Da davon ausgegan-gen werden muss, dass die Angst vor dem Scheitern meistein hinreichender Grund für eine Nicht-Gründung ist/wäre, lassen die beiden rechten Säulen folgenden Schlusszu: Knapp die Hälfte der Erwachsenen ohne Hochschul-

abschluss würde die Angst vor dem Scheitern vom Grün-den abhalten, während dieser Anteil bei Hochschulab-solventen um fast zehn Prozentpunkte kleiner ist. Es bleibtzu ergänzen, dass diese Angst allein die Wahrnehmungder Befragten wiedergibt. Diese Wahrnehmung muss zwarnicht bedeuten, dass die Angst berechtigt ist (z.B. könn-ten die Ängste unbegründet oder die Gründungsfähig-keiten besser als angenommen sein). Ausschlaggebendfür das Handeln des Individuums bei der Entscheidungfür oder gegen eine unternehmerische Selbstständigkeitist aber die eigene Wahrnehmung dieser Ängste, nichtderen Realitätsnähe.

Diese Bemerkung zur Eigenwahrnehmung gilt entspre-chend für die Gründungsfähigkeiten der befragten Bür-ger. Zudem basieren auch diese Antworten auf Selbstein-schätzung, über deren Realitätsgehalt dieser Bericht kei-ne Aussagen erlaubt. Erwartungsgemäß belegt Abb. 5.3.5,dass Gründer eher vom Besitz notwendiger Gründungs-fähigkeiten überzeugt sind als Personen, die nicht grün-den. Hochschulabsolventen besitzen sowohl bei den Grün-dern als auch bei abhängig oder gar nicht Beschäftigtengrößeres Zutrauen in ihre Gründungsfähigkeiten. Obwohlnicht bekannt ist, was die Befragten jeweils zu denGründungsfähigkeiten zählen, erscheint es plausibel an-zunehmen, dass die umfassendere Bildung, die Hochschü-ler in der Regel bis zum Abschluss des Studiums genos-sen haben, ihnen auch mehr Gründungsfähigkeiten ver-mittelt hat als Personen ohne Hochschulabschluss. Dies

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Gründer/Gründerinnen

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14,6 17,1

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100%: alle Personen der auf die jeweilige Säulebezogenen Teilpopulation

Abb. 5.3.4: Gründer mit Hochschulabschluss imVergleich: Angst vor dem Scheitern alsGründungshemmnis

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43GEM-Länderbericht Deutschland 2004

ist kein Widerspruch zu anderen Aussagen in diesemKapitel, nach denen die Gründungsausbildung an Hoch-schulen verbesserungswürdig ist. Es geht vielmehr dar-um festzuhalten, dass Hochschulabsolventen offensicht-lich mehr solcher Fähigkeiten besitzen als die Kontroll-gruppe. Dieses Potenzial gilt es mehr als bisher zu nut-zen, um die Entstehung Erfolg versprechender Gründun-gen anzuregen. Es ist allerdings auch unmissverständlichzu konstatieren, dass es kein befriedigendes Resultat ist,wenn mehr als die Hälfte der nicht selbstständigen Hoch-schulabsolventen der Ansicht sind, nicht über entspre-chende Gründungsfähigkeiten zu verfügen. Dieses State-ment stellt der gründungsbezogenen hochschulischenLehre ein sehr schlechtes Zeugnis aus und bestätigt dienegativen Bewertungen der Gründungsexperten über diegründungsbezogene Lehre an Fachhochschulen und Uni-versitäten (vgl. Kap. 4.1).

Im Jahre 2004 fallen bundesweit unter allen in GEM er-hobenen Variablen besonders die Antworten auf die Fra-ge nach den Gründungsgelegenheiten auf. Diese seit Jah-ren zum Standardrepertoire des GEM gehörende Frageergab für Deutschland den schlechtesten Wert seit 1999,womit Deutschland 2004 den letzten Platz unter allenGEM-Ländern belegt (vgl. Kap. 3.5). Unterscheiden sichHochschulabsolventen diesbezüglich von den übrigenBefragten? Zunächst zeigt Abb. 5.3.6, dass Gründer ge-

nerell bessere Gründungschancen (für eine weitere Grün-dung neben der bereits in Angriff genommenen) sehenals Personen, die nicht in eine Gründung involviert sind.Bemerkenswerter als dieser Befund ist, dass Hochschulab-solventen sowohl bei den Gründern als auch bei den Nicht-Gründern erheblich optimistischer (oder besser: wenigerpessimistisch) in die Zukunft schauen, was die Grün-dungschancen anbelangt. Die Differenz beträgt fast zehnProzentpunkte und ist statistisch hoch signifikant. Esspricht zudem einiges dafür, dass diese optimistischereSichtweise der Hochschulabsolventen auch realistischerist als bei den Personen ohne Hochschulabschluss. Gleich-wohl kann das Ergebnis nicht zufrieden stellen: wennmehr als 80% der nicht selbstständigen Hochschulab-solventen keine positiven Gründungschancen für sichsehen, dann muss etwas an den Rahmenbedingungen ver-ändert werden, die die Erwartungen dieser Individuensteuern. Derartige Erwartungen � unabhängig von ihremRealitätsgehalt � prägen das Handeln und dies gilt fürHochschulabsolventen als eher gut informierten und stär-ker rational handelnden Menschen in besonderem Maße.Trotz zahlreicher politischer Maßnahmen und Reformenim Hochschulbereich, von denen einige explizit das Grün-dungsverhalten von Studierenden und/oder Absolventenbeeinflussen wollen, sehen nur sehr wenige der Hoch-schulabsolventen für sich mittelfristig günstige Grün-dungschancen. Wo dies der Fall ist, werden selbst diefehlende Angst vor dem Scheitern oder das Vorhanden-sein von Gründungsfähigkeiten nicht zu einer Gründungführen. Dies wäre eine schmerzliche Unterauslastung ei-

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100%: alle Personen der auf die jeweilige Säulebezogenen Teilpopulation

Abb. 5.3.5: Gründer mit Hochschulabschluss imVergleich: Gründungsfähigkeiten

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Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2004

Gründer/Gründerinnen

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100%: alle Personen der auf die jeweilige Säulebezogenen Teilpopulation

Abb. 5.3.6: Gründer mit Hochschulabschluss imVergleich: Gründungschancen

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44 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

ner potenziell großen Ressource, denn Gründungen vonHochschulabsolventen sind, wie angedeutet, im Durch-schnitt wachstumsstärker, ihre Gründer verfügen häufi-ger über die notwendigen Gründungsfähigkeiten, und dieAngst zu scheitern ist weniger verbreitet als bei Grün-dungen von Personen ohne Hochschulabschluss.

5.4 Kann und sollte die Politik mehr tun?

! Stärkere Förderung des Themas �Unternehmensgrün-dungen� in Schulen und Hochschulen durch die Bil-dungspolitik, um die großen Defizite in der Lehrezu verringern

! Lehr-Lern-Konzepte zur Integration des Gründungs-themas in die Schule mit dem Ziel propagieren, dieselbstständige berufliche Tätigkeit als gleichberech-tigte Alternative zur abhängigen Beschäftigung zuvermitteln

! Die Förderung von Unternehmensgründungen ausHochschulen nicht beschneiden

Die bisherigen Ausführungen im Kapitel 5 haben gezeigt,dass die gründungsbezogene Rahmenbedingung �Aus-und Weiterbildung� eine Schwachstelle in Deutschlanddarstellt. Dies gilt im schulischen Bereich (SekundarstufeI und II) noch stärker als bei den Hochschulen. Wie dieseit 2001 vorliegenden GEM-Daten zeigen, hat sich die-se Situation zwar leicht verbessert, aber von einem signi-fikanten Aufholprozess etwa gegenüber den hier führen-den GEM-Staaten kann nicht die Rede sein. Vielmehr sindausgehend von einem sehr niedrigen Ausgangsniveauleichte Fortschritte erkennbar. Selbst angesichts der er-heblichen Dauer zwischen Implementierung solcher Pro-gramme und Veränderungen in den intendierten Ziel-variablen in die gewünschte Richtung kann dieses Resul-tat nicht befriedigen.

GEM versucht daher in einem Block mit sechs zusätzli-chen, nur in Deutschland gestellten Fragen eine Bewer-tung entwickelter oder potenziell zu ergreifender politi-scher Maßnahmen durch die Experten zu erreichen. Zu-nächst ist zu konstatieren, dass es eine sehr starke Unter-stützung für die Forderung gibt, die Politik solle mehrtun, um Gründungen aus Schulen und Hochschulen zufördern. In dieser Deutlichkeit (fast die Hälfte der Be-fragten vergibt die Höchstnote �5�) überrascht dieses

Resultat. Bezeichnenderweise sind auch die Experten, diedie gründungsbezogene Rahmenbedingung �Aus- undWeiterbildung� selbst vertreten, genau dieser Meinung(der Mittelwert dieser Teilpopulation entspricht exaktjenem von 4,05 für die Gesamtpopulation). Erstaunlicher-weise sind sogar die Vertreter der gründungsbezogenenRahmenbedingung �Öffentliche Förderinfrastruktur�, dieentsprechende Politikentscheidungen in der Praxis um-setzen, mehrheitlich dieser Ansicht. Bei dieser hohenAkzeptanz sowohl auf Seiten der Politikverantwortlichenals auch bei den Umsetzern in Schulen und Hochschulenmüsste es wenigstens mittelfristig möglich sein, spürba-re Fortschritte zu erzielen.

Ein ähnlich klares Votum ergibt sich beim nächsten State-ment, nach dem Lehrende an Schulen und Hochschulenvermehrt aus der Wirtschaft kommen sollten, um denSchülern und Studierenden gründungsbezogene Inhaltezu vermitteln. Das Ausmaß der Zustimmung zu diesemStatement (knapp 45% der Befragten vergeben die höch-

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Aussagen:A:

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In Deutschland sollte die Politik mehr tun, um Gründungen aus Schulenund Hochschulen zu fördern.

In Deutschland sollten Lehrende an Schulen und Hochschulen ver-mehrt aus der Wirtschaft kommen, um den Schülern und Studentengründungsbezogene Lehrinhalte besser vermitteln zu können.

In Deutschland werden Gründungen aus Schulen und Hochschulen vonder Politik stark gefördert.

In Deutschland gibt es ein ausreichendes Angebot an Förderprogram-men, die Gründungen aus Schulen und Hochschulen unterstützen.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2004

1vollkommen

falsch

2 3 4 5vollkommen

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M: 3,51S: 1,02

M: 4,05S: 1,14

M: 4,02S: 1,17

M: 3,42S: 1,00

Abb. 5.4.1: Anstrengungen der Politik zur Verbesse-rung der Gründungsausbildung in Schulenund Hochschulen in Deutschland 2004

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45GEM-Länderbericht Deutschland 2004

ste Bewertung, nur ca. 6% halten es für �völlig falsch�)kommt überraschend, selbst wenn seit Jahren bemängeltwird, dass es Lehrern wie Hochschullehrern an eigenerpraktischer Erfahrung mit der Wirtschaft oder gar mit derGründung eines eigenen Unternehmens mangele, wes-halb entsprechend praktische Inhalte sowieso kaum kom-petent und glaubhaft vermittelt werden könnten, sonderntheoretische Lehrinhalte im Vordergrund stünden. ImUnterschied zum vorherigen Statement schließen sich hierdie Experten der gründungsbezogenen Rahmenbedingung�Aus- und Weiterbildung� der Zustimmung zu diesemStatement wesentlich seltener an als die übrigen Exper-ten (Mittelwert 3,64 vs. 4,02 bei allen Befragten). Beikeinem anderen Statement weicht der Mittelwert dieserExperten stärker vom Gesamtmittelwert aller Expertenab, was partiell auch durch die relativ große Standard-abweichung vom Mittelwert dokumentiert wird. Es wärealso durchaus mit Widerstand auf Seiten der Lehrendenzu rechnen, falls diese Lehrinhalte zukünftig von nicht-schulischem Lehrpersonal aus der Wirtschaft vermitteltwürden. Am größten ist die Zustimmung zu diesem State-ment übrigens bei den Vertretern der öffentlichen Förder-infrastruktur.

Mit Statement A korrespondiert Statement C. Ersteresbeinhaltet, dass die Politik mehr tun solle, letzteres, dasssie das Gründungsthema in Schulen und Hochschulenstärker fördern möge. Im ersten Fall geht es um die Fra-ge, was zukünftig getan werden sollte, während State-ment C den Status-quo bewerten lässt. Fast zwei Drittelder Befragten vergeben die Bewertungen �4� oder �5�,die eine starke bis sehr starke Zustimmung signalisieren.Dies muss als Anerkennung der bisherigen Aktivitätengewertet werden. Diese Anerkennung ist weit verbreitetunter allen Experten und sämtlichen von ihnen vertrete-nen Rahmenbedingungen. Erwartungsgemäß am größtenist sie bei Vertretern der �Politik�. Die Bewertungen vonStatement A und C erlauben die Schlussfolgerung, dassdie Politik in Deutschland zwar das Thema �Unter-nehmensgründungen� in Schulen und Hochschulen starkfördert, aber gleichwohl zukünftig noch mehr auf diesemGebiet tun sollte (stark, aber nicht stark genug).

Statement D schließlich grenzt die Aktivitäten der Poli-tik ein auf Förderprogramme. Die Mehrheit der Befrag-ten meint, es gebe ein ausreichendes Angebot an Förder-programmen, die Gründungen aus Schulen und Hochschu-len unterstützen (56% entfallen auf die Bewertungen �4�

und �5�). Da zugleich die übergroße Mehrheit dafür vo-tiert, dass die Politik mehr tun solle, um Gründungen ausSchulen und Hochschulen zu fördern, muss dies bedeu-ten: Es muss nicht unbedingt mehr, sondern Besseresgetan werden (Qualität statt Quantität) und es müssenoffenbar nicht zusätzliche spezifische Förderprogramme,sondern allgemeine Maßnahmen der Politik ergriffenwerden.

Die bisherigen Ausführungen im Kapitel 5 haben gezeigt,welche Stärken und Schwächen in Deutschland die Aus-und Weiterbildung im Bereich Unternehmensgründungengemäß der GEM-Daten, gewonnen aus repräsentativenBefragungen von Bürgern und Gründungsexperten, ha-ben und wie die diesbezügliche Gründungsförderpolitikgrundsätzlich bewertet wird. Zudem wurden erste Hin-weise auf spezifische, partiell neue Maßnahmen derGründungsförderpolitik im Bereich der Aus- und Weiter-bildung formuliert. Die große Mehrheit der Befragten istsich ebenso wie die Fachliteratur darüber einig, dass inDeutschland in allen Teilen der Aus- und Weiterbildungeine stärkere Berücksichtung des Themas �Unterneh-mensgründungen� notwendig ist. Im Folgenden sollendeshalb Maßnahmen formuliert werden, die den Verfas-sern des diesjährigen GEM-Berichts besonders sinnvollerscheinen, um dem vorgenannten Ziel näher zu kommen.Dabei wird zwischen Maßnahmen in und für Schulensowie in solche an und für Hochschulen und Universitä-ten unterschieden.

Für Schulen (Sekundarstufe I und II, BerufsbildendeSchulen) wird Folgendes angeregt:

� Allgemein bildende Schulen sind in Deutschland dieerste Bildungseinrichtung im Leben eines Heranwach-senden. So gesehen kommt ihnen eine sehr wichtigeFunktion bei der Vermittlung von Werten und Normen,aber auch von Einstellungen im Zusammenhang mitSelbstständigkeit zu, die im späteren Leben bei der Ent-scheidung für oder gegen eine berufliche Selbst-ständigkeit mit ausschlaggebend sein können. Im Um-kehrschluss könnte dies bedeuten, dass die im GEMseit Jahren dokumentierten Defizite Deutschlands beigründungsbezogenen Einstellungen, Werten und Nor-men ihre Ursachen zu einem beträchtlichen Anteil inschulischer Bildung haben (oder besser: dem Fehlenentsprechender Bildung in der Schule). Dieses spezifi-sche Bildungspotenzial, das die Schulen besitzen, ist

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46 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

bislang kaum ausgeschöpft, und es wird dringend emp-fohlen, dies zukünftig zielgerichteter und expliziter zutun. Erfreulicherweise herrscht diesbezüglich mittler-weile sowohl in der Bildungspolitik als auch in derWirtschaft sowie weiten Teilen der Lehrerschaft Kon-sens.

� Sämtliche Lehr-Lern-Konzepte sollten das Ziel verfol-gen, den Schülern die selbstständige berufliche Tätig-keit als eine gleichberechtigte Alternative zur abhängi-gen Beschäftigung näher zu bringen. Dabei kann es hilf-reich sein, die Attraktivität von und das Interesse anselbstständiger Tätigkeit etwas stärker zu betonen bzw.zu wecken, denn die Alternative der abhängigen Be-schäftigung wird den Kindern über Eltern und Verwand-te sicher wesentlich intensiver vermittelt. Zentrale Lern-ziele sollten die realitätsnahe Beschreibung des All-tags eines Selbstständigen, die Erklärung der dafür not-wendigen persönlichen Voraussetzungen, die Vermitt-lung wirtschaftlichen Basiswissens und die Erläuterungder besonderen Rolle von Existenzgründungen für dasWachstum einer Volks- oder Regionalwirtschaft sein.Einen Teil dieser Voraussetzungen kann die Schuleselbst fördern, z.B. einige persönliche Qualifikationen(Kommunikationsfähigkeit, Selbstsicherheit, Mitarbei-termotivation) sowie einige fachliche Qualifikationen(z.B. Kenntnisse in Kostenrechnung oder Branchen-und Berufserfahrung über Praktika). Andere fachlicheoder unternehmerische Qualifikationen (z.B. techni-sches Know-how, betriebsrechtliche Kenntnisse, Ge-spür für Trends und Marktentwicklungen) sind in Schu-len eher (noch) nicht vermittelbar. Unverzichtbar undnicht wirklich gründungsspezifisch sind zentrale Kul-turtechniken wie Rechnen, Schreiben und Lesen so-wie eine solide Allgemeinbildung. Diese Lehrinhaltesind nicht davon abhängig, dass externe Praxiselementeden Lehrplan ergänzen. Folglich erfordern sie auchkeine zusätzlichen Mittel. Für die Lehre von gründungs-spezifischen Inhalten wäre aber eine Neukonzipierungvieler Schulbücher unerlässlich. Allerdings ist dies eineBringschuld der Schulen und der Kultusbehörden. Einesinnvolle Kombination von Praxisorientierung in derSchule und einer internen Lehre ist der �Grundschul-koffer zur Selbstständigkeit� des Landes Nordrhein-Westfalen, der bei entsprechender Kompetenz der Lehr-person ein wertvolles neues Lehrmaterial sein kann.

� Nicht ohne zusätzliches finanzielles und ideelles En-gagement sind schulexterne Praxiselemente denkbar,ohne die das reale Berufsleben eines Selbstständigenden Schülern nicht kommuniziert werden kann, zumalangesichts des Fehlens gründungspraktischer Erfahrun-gen des derzeitigen Lehrpersonals. Es ist dringend zuempfehlen, dass die wenigen (zumeist erfolgreichen)Beispiele von Partnerschaftsprojekten zwischen Wirt-schaft, Politik und Schule mit dem Ziel der Populari-sierung des Existenzgründungsgedankens unter Schü-lern Nachahmer finden. Exemplarisch seien die bei-den vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln be-gleiteten Projekte �JUNIOR�(http://www.juniorprojekt.de) sowie �Go! to school�(http://www.gotoschool.de) sowie die StartUp-Werk-statt genannt (http://www.start-up-werkstatt.de). FürSchüler gibt es keine nachhaltigere und effektivereForm des Lernens von und über Selbstständigkeit alsdirekte Erfahrungen mit betrieblichen Abläufen zumachen, dabei die eigenen Fähigkeiten zu erproben undpersönliche Verantwortung zu übernehmen. Muss soetwas in unteren Jahrgängen als Übung laufen, so sindspäter (wie in JUNIOR ab Klasse 9) auch Tests in rea-len Schülerunternehmen mit wirklichem Geld möglich.Von diesen und ähnlichen Projekten gibt es heute inDeutschlands Schulen noch zu wenig.

� In der betrieblichen Praxis erworbenes Wissen ist vongroßer Bedeutung, darf aber nicht isoliert bleiben. Derzentrale Ort des Lehrens und Lernens in der Sekundar-stufe I und II bleibt die Schule. Ergo muss Gründungs-wissen auch dort gelehrt werden. Reale Erfahrungenvon Schülern im Wirtschaftsalltag müssen vor- undnachher durch kompetente Lehrer im Gespräch mit denSchülern bewertet, diskutiert und eingeordnet werden(können). Dazu gehört ein Verständnis für die grund-sätzlichen Abläufe der Wirtschaft mit allen wichtigenKomponenten. Die Ergänzung der einzelbetrieblichenSichtweise, die bei der Gründung eines realen Schüler-unternehmens oder dem Praktikum in einem Start-upgewonnen wird, muss ergänzt werden um die gesamt-wirtschaftliche Perspektive. Letzteres geht nur im schu-lischen Unterricht. Beispielsweise muss ein Lehrer ver-mitteln können, warum Gründungen für eine Volkswirt-schaft eine andere Relevanz haben als etablierte Groß-unternehmen. Oder warum Steuern, Abgaben oder Re-gulierungen im Arbeits- und Umweltrecht aus einzel-

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wirtschaftlicher Sicht als nachteilig (sprich: als Kosten)interpretiert werden, aus gesamtwirtschaftlicher Sichtaber selbstverständlich notwendig sind, da ohne sie einGemeinwesen langfristig nicht funktioniert.

� Die Bildungspolitik muss viel tun, um die genanntenAnsprüche an Lehr- und Lerninhalte an Schulen erfül-len zu können, denn aktuell klafft eine große Lückezwischen den damit verbundenen Kompetenzen derLehrer und den tatsächlichen Fähigkeiten und Interes-sen der Lehrerschaft. Lehrer müssen weitaus stärkerals bisher davon überzeugt und befähigt sein,gründungsrelevante Kenntnisse an Schüler zu vermit-teln. Auch ohne eigenes Schulfach �Wirtschaft� brau-chen Lehrer mehr theoretisches Basiswissen und mehrpraktisches Wissen über die Abläufe in der Wirtschaftim Allgemeinen und in Kleinst- und Gründungsunter-nehmen im Speziellen. Ohne eine Verankerung desThemas �Selbstständigkeit/Unternehmertum� in derLehreraus- und -fortbildung ist dieses nicht leistbar.Mehrwöchige Lehrerbetriebspraktika außerhalb derFerien und der regulären Schulzeit (zum Beispiel zu-zeiten von mehrtägigen Schulausflügen) in Wirtschafts-unternehmen sollten obligatorisch werden, denn siekönnen das weit verbreitete (unternehmensbezogene)Praxisdefizit der deutschen Lehrer reduzieren helfen.Ähnlich wie an Universitäten und Hochschulen ver-mögen dagegen zeitlich befristete Lehrimporte aus derWirtschaft das strukturelle Problem schon rein quanti-tativ nicht lösen, so hilfreich sie im Einzelfall sind.Schließlich ist an der Ausbildung der Lehrer, also anden Universitäten anzusetzen. Angesichts eines auchauf absehbare Zeit fehlenden Schulfachs Wirtschaft istes von zentraler Bedeutung, dass wirtschaftliche Lehr-inhalte von Lehrern anderer Fächer (z.B. Politik, Geo-graphie, Geschichte wie in Rahmenvorgaben fürSekundarstufe I vorgesehen) kompetent vermittelt wer-den. Diese Lehrer lernen dies im Rahmen ihres Studi-ums aber leider kaum bis gar nicht, denn dazu müsstendie genannten Fächer solch fachfremde Inhalte in ihreCurricula aufnehmen wollen und dürfen. Dazu müsstensie nicht allein die einzelwirtschaftliche (auf eine Grün-dung bezogene) Seite der Wirtschaft, sondern auch diegesamtwirtschaftliche Perspektive (Funktionieren ei-ner Regional- oder einer Volkswirtschaft) verstehenlernen. Wenn von Lehrern erwartet wird, dass sie öko-nomisches Wissen im Allgemeinen und Gründungs-wissen im Besonderen ihren Schülern lehren sollen,

dann muss es ihnen selbst im Rahmen ihrer hoch-schulischen Ausbildung verpflichtend vermittelt wer-den. Dies wiederum hängt von den Fähigkeiten derdortigen Dozenten und der dortigen Lehrpläne ab.Zwischen der gründungsbezogenen Ausbildung anSchulen und Hochschulen besteht also eine (im Übri-gen interdependente) Abhängigkeit.

� Sträflich unterschätzt wurde bislang die Förderung un-ternehmerischer Selbstständigkeit und Unternehmer-kultur im Bereich der beruflichen Bildung. Sinnvollwäre eine curriculare Verankerung in Lehrplänen so-wie eine umfassende Qualifizierungsoffensive. Einenachhaltige Wirkung erfordert dabei die Einführungmindestens eines Wahlpflichtfaches "Selbstständigkeit/Unternehmertum" im Rahmen der beruflichen Ausbil-dung, also nicht nur eines Wahlfaches. Auch die ab-schließende Zertifizierung ist unerlässlich. Wie auchbei allgemein bildenden Schulen sollten die theoreti-schen Inhalte um das Lernen in Schüler- und Junioren-firmen sowie das Arbeiten in Projekten ergänzt wer-den. Erst wenige Landesregierungen haben sich bereiterklärt, in regional ausgerichteten Pilotprojekten dieIntegration eines Moduls Selbstständigkeit in die be-rufliche Ausbildung beispielsweise im Einzelhandel zufördern (z.B. in Nordrhein-Westfalen). Ohne eine Ko-operation mit der Wirtschaft lassen sich solche Pilot-projekte freilich nicht umsetzen. Großer Handlungs-bedarf besteht im Bereich der beruflichen Bildung ne-ben der Neuordnung der Lerninhalte auch in der stär-keren und auf verbindlichen Vereinbarungen basieren-den Vernetzung von Betrieben, Schulen, betriebsüber-greifender Ausbildung und den Handwerks- und Indu-strie- und Handelskammern.

Die Universitäten und Hochschulen sollten das Thema�Unternehmensgründungen� insbesondere durch folgendeStrategien verbreiten und vertiefen:

� Die Bedeutung der Hochschulen und Universitäten beider Gründungsförderung darf nicht überschätzt undmuss differenziert gesehen werden. Kommt ihnen beider Sensibilisierung und Mobilisierung sowie der Qua-lifizierung von Gründern, also Determinanten der Grün-dungsneigung, eine gewisse Bedeutung zu, so ist diesebei der Vermittlung von Gründungsfähigkeiten ehergering, denn hier liegt in Deutschland derzeit wederdie Hauptkompetenz dieser Bildungseinrichtungen

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noch existiert das dafür notwendige Personal. Für be-reits existierende Gründungen haben Hochschulen/Universitäten aber eine große Bedeutung, da sie diepositiven Voraussetzungen für eine erfolgreiche Grün-dungsförderung schaffen können. Grundsätzlich sinddaher Programme zur Unterstützung von hochschu-lischen Gründungen (also von Wissenschaftlern oderStudierenden; wie z.B. �PFAU� in Nordrhein-Westfa-len, �FLÜGGE� in Bayern oder �Junge Innovatoren� inBaden-Württemberg), sinnvoll und erhaltenswert. Siefördern direkt in Form von Zuschüssen, ermöglichendie Nutzung universitärer Ressourcen und helfen dieFixkosten während der schwierigen Anfangsphase ei-ner Gründung zu verringern. Allerdings sollte die Ver-marktung solcher Programme verbessert werden, da siein der Zielgruppe zu wenig bekannt sind. Auch wirdvon Geförderten weiterhin das Hausbankprinzip kriti-siert, das den Gründungsprozess unnötig aufwändigmachen würde.

� Die Motivierung zur Gründung scheint derzeit besservon außerhalb der Hochschulen als von innerhalb zufunktionieren. Die Bedeutung von Professoren istpotenziell sehr groß, tatsächlich aber wollen und/oderkönnen viele kaum wirkungsvolle Unterstützung lei-sten. Der in Deutschland berufene Professor verdanktseinen beruflichen Werdegang den Leistungen in derForschung und - deutlich weniger wichtig - in der Leh-re. Kenntnisse der außeruniversitären und nicht mitForschung verbundenen Praxis oder gar persönlicheErfahrungen mit der Gründung oder Führung einesUnternehmens behindern bislang bestenfalls die uni-versitäre Karriere nicht, förderlich sind sie definitivnicht. Dies ist vollkommen angemessen, solange dieUniversitäten (anders als die Fachhochschulen) primärdie Aufgaben der Forschung und Lehre sowie der Aus-bildung des wissenschaftlichen Nachwuchs zu erfül-len haben/hatten. Sollen Universitäten zunehmend undoffiziell Aufgaben der berufsqualifizierenden (sprich:nicht am Beruf des Wissenschaftlers orientierten) Aus-bildung erfüllen und soll eine Bildungspolitik mit demexpliziten Ziel der �Entakademisierung, der Öffnung,der Verweltlichung� (M. Horx) der Universitäten einge-leitet werden, dann werden Aspekte auch der Selbst-ständigkeit in der Lehre (indirekt auch in der Forschung)wichtiger. Dies erfordert aber anders qualifizierte Leh-rende als sie derzeit an den meisten Universitäten vor-handen sind � und dies erfordert auch eine entsprechen-

de, klare Botschaft der Bildungspolitik an den akade-mischen Nachwuchs, der sich für eine Hochschul-karriere interessiert: Die Einheit und die Co-Existenzvon hervorragender Forschung und (forschungs-basierter) Lehre und die diesbezüglichen Vorleistun-gen als wesentliche Auswahlkriterien wären dann durchandere, erst noch zu formulierende Kriterien zu erset-zen. Diese neuen Kriterien würden dann bzgl. der Leh-re Dozenten erfordern, die aus der unternehmerischenPraxis (genauer: erfahrene Gründer) kommen. Es wäreunredlich gegenüber Nachwuchsforschern, aber auchgegenüber zukünftigen Studierenden, die bisher gülti-gen Auswahlkriterien für Professoren an Universitätenunverändert zu lassen und trotzdem eine �praxis-orientierte� Entrepreneurship-Lehre an Universitätenzu propagieren.

� Im Bereich der politikgesteuerten Gründungsförderunggibt es sowohl einen Förderdschungel als auch einenBeraterdschungel. Zwischen den verschiedenen Ebe-nen (EU, Bund, Länder, zum Teil auch Städte/Gemein-den) mangelt es an der Abstimmung bezüglich der par-tiell auf die selbe Zielgruppe ausgerichteten Program-me. Es gibt also nicht zu wenig, sondern zuviel Pro-gramme, die Gründer und potenzielle Gründer an Hoch-schulen nutzen könnten. Es gibt zudem aber auch zuviele Berater, die Studierende oder Wissenschaftler überdiese Programme zu informieren vorgeben. Hier wäreinnerhalb einer regionalen Strategie der �one-stop-agency� durch bessere Abstimmung Abhilfe zu schaf-fen. Es reichte eine Anlaufstelle pro Region (im Sinneeiner Raumeinheit unterhalb der Bundesländer, z.B.eine Großstadt), die dann aber personell und finanzielllangfristig hinreichend auszustatten ist und natürlichalle notwendigen Informationen kompetent kommuni-zieren können und wollen muss. Im Internet verfügba-re Förderdatenbanken helfen da nur bedingt, denn siesind ebenso zahlreich wie unvollständig und unaktuell.Nicht die Existenz einer Förderdatenbank per se hilft,sondern ihre permanente Aktualität und Vollständig-keit und damit Verlässlichkeit.

� Die Förderung von Unternehmensgründungen aus Uni-versitäten/Hochschulen sollte nicht beschnitten werden,da sie eine nicht zu unterschätzende symbolische undrealwirtschaftliche (einzel- wie gesamtwirtschaftlich)Wirksamkeit besitzt. Gründungsförderung gerade anUniversitäten macht potenziellen Gründern deutlich,

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dass Gründungen von Gesellschaft und Politik ge-wünscht werden � dies ist angesichts des Wirtschafts-,Unternehmer- und Unternehmensbildes in manchenFächern auch heute noch eine wichtige Aufgabe, wenndie Politik die Einstellung zur Selbstständigkeit unterStudierenden verbessern will. Solche Maßnahmen be-einflussen das lokale Gründungsklima. Ohne eine po-sitive Wahrnehmung des lokalen Gründungsklimas wirdein Studierender kaum seine latent vorhandene Grün-dungsidee umsetzen. Technokratische Ansätze derSchaffung von Unternehmerpersönlichkeiten durchuniversitäre Lehre sind von vorneherein zum Schei-tern verurteilt. Zudem ist durch Studien des ZEWMannheim belegt, dass geförderte Gründungen (auchsolche aus Universitäten) ökonomisch erfolgreichersind als Gründungen ohne öffentliche Förderung. Selbstwenn damit noch nichts über die Qualität der Program-me selbst ausgesagt ist, so geht von ihnen zumindestein zu begrüßender Selektionseffekt aus. Die jüngstbeschlossene Ausweitung des Exist-Seed Programmsdes BMFT in den Jahren 2005 und 2006 auf etwa 220Gründungsvorhaben von Studierenden, wissenschaft-lichen Mitarbeitern und Hochschulabsolventen ist da-her sehr zu begrüßen.

� Universitäten/Hochschulen erreichen mit ihrer LehreHeranwachsende erst relativ spät, denn viele grün-dungsbezogene Einstellungen, Werte und Normen sindbereits zuvor durch Schule, Familien- und Freundes-kreis geprägt worden, weshalb das schulische Umfeldeigentlich wichtiger bei der Gründungsförderpolitik ist.Soll trotzdem auch an Universitäten/Hochschulen för-dernd eingegriffen werden, dann wäre das Fächer über-greifende Lehren von Selbstständigkeit und Gründungs-initiative im weiteren Sinne die Devise (also nicht etwaan ein Fach oder eine Professur gebunden). Die Lehresollte sowohl die allgemeine Fähigkeit zum selbst-ständigen Handeln als auch die Vermittlung der Fähig-keit der ökonomischen Selbstständigkeit sowie metho-discher und sozialer Kompetenzen (soft skills) gewähr-leisten. Dies erfordert eine andere Art Dozent und eineandere Form der Lehre als sie bislang an Hochschulenexistieren. Dies bedeutete mehr Fächer und Fakultätenübergreifendes Denken und Handeln etwa bei Beru-fungen, in Studienordnungen und bei Prüfungsinhalten.Auch müssten die Universitätsfächer, die bislang dasPrimat der wirtschaftlichen Ausbildung beanspruchen(BWL, VWL), viel stärker die bisher einseitig auf die

abhängige Beschäftigung in internationalen Großun-ternehmen (besonders des Consultingbereichs) ausge-richteten Berufswünsche der Studierenden in Richtungauf eine selbstständige Beschäftigung oder aber min-destens eine Beschäftigung in kleinen Start-ups korri-gieren. Die Welt der Großunternehmen ist eben nichtdie Welt eines Start-ups. Allerdings ist dies nicht nureine Frage der Curricula: Nicht wenige Beobachter sindder Ansicht, es könne nicht primäre Aufgabe einer (jaimmer noch der Wissenschaft verpflichteten) Univer-sität sein, Unternehmer auszubilden, wohl aber, sie auf-zuwecken. Diese Stimulierungsfunktion können aller-dings nur solche Dozenten erfüllen, die über eigene,glaubhaft kommunizierbare Erfahrungen mit Unter-nehmensgründungen verfügen.

� Gründungslehrstühle sind ein Schritt in die richtigeRichtung, ihre Inhaber jedoch oft mit den vielfältigenErwartungen und Ansprüchen überfordert. Die Bun-desländer und die Wirtschaft als die beiden wichtig-sten Finanziers der meisten Gründungslehrstühle inDeutschland müssen sich zunächst klar äußern, ob sieeinen exzellenten Gründungsforscher und/oder einendidaktisch und praxiserfahrenen Gründungslehrer er-warten. Die Symbiose beider Profile lässt sich in derPraxis nicht verwirklichen, wie die Realität der ca. 50Gründungslehrstuhlinhaber zeigt. Unrealistische Er-wartungen sollten gar nicht geweckt werden, um einim Prinzip vernünftiges Grundkonzept nicht in Miss-kredit geraten zu lassen. Da viele Gründungsprofes-suren zeitlich befristete Stiftungsprofessuren sind, wirdsich nach Ablauf der ersten Phase schon bald zeigen,wie ernst es Universitäten und die Wirtschaft mit demThema Gründungen in Forschung und Lehre nehmen� Streichkonzerte zählen seit Jahren zum Dauerpro-gramm des Universitätsalltags. Es sei empfohlen, jedeeinzelne Professur im Lichte eindeutig operationali-sierter Zielvereinbarungen ehrlich und konsequent zuevaluieren. Die sich dann etablierenden Gründungslehr-stühle � sicher weniger als derzeit existent � könnenbei angemessener Ausstattung und klaren Aufgaben-beschreibungen mehr als nur ein Feigenblatt von Uni-versitätsleitungen oder Hochschulministerialen sein,mit dem sie auf eigene Aktivitäten im (noch) modi-schen Gründungssektor verweisen.

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50 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

6 Gründungen aus der ökonomischenNot und Wachstumsziele derGründungsförderpolitik

! In Deutschland vergleichsweise viele Gründungen ausder ökonomischen Not

! Gründungen aus der ökonomischen Not wirtschafts-politisch anders bewerten als Opportunity-Gründer

! Signifikantes volkswirtschaftliches Wachstum nurdurch wachstumsstarke Gründungen zu erwarten

Die GEM-Daten dokumentieren eindrucksvoll ein wich-tiges Charakteristikum der Gründungsaktivitäten inDeutschland seit dem Beginn dieses Millenniums, dasdurch amtliche sekundärstatistische Datenquellen nichtempirisch abdeckbar ist: Die relative Bedeutung vonUnternehmensgründungen aus der �Not� heraus ("Neces-sity Entrepreneurship�) hat signifikant und kontinuier-lich zugenommen, wie Abb. 6.1.1 zeigt. Sie macht aller-dings auch deutlich, dass der relative Bedeutungszuwachsvon Necessity Entrepreneurship nicht auf eine absoluteZunahme des Anteils der betreffenden Gründer zurück-geht, denn dieser ist einigermaßen stabil. Vielmehr hatder Prozentanteil der Opportunity-Gründer seit 2002 (tat-sächlich bereits seit 2001) permanent abgenommen. Derleichte Rückgang der TEA-Quote ist also primär auf denRückgang der Opportunity-Gründer zurückzuführen.

Die relativ große Bedeutung von Nascent Entrepreneurslässt sich aber nicht nur im intertemporalen Vergleichbelegen, sondern auch im internationalen Vergleich undfür das Untersuchungsjahr 2004. Kommen in Deutsch-land auf einen Necessity-Gründer 2,32 Opportunity-Grün-der, so sind die Referenzwerte in vergleichbaren Indu-striestaaten wie den USA (6,31), Großbritannien (8,71)Schweden (9,70), Finnland (10,61), Dänemark (13,02),Japan (13,88) oder Belgien (15,26) erheblich größer.

Dieser Befund führt zu wichtigen ökonomischen Impli-kationen, die zugleich zusammenhängen mit der grund-sätzlichen Frage, ob die Zahl der Gründungen insgesamtmit geeigneten Förderprogrammen zu maximieren sei, umbestimmte ökonomische (und gesellschaftliche?) Ziele zuerreichen. Das Ranking der GEM-Länder gemäß derGründungsaktivitäten (vgl. für 2004 Abb. 3.2.1) zeigt, dassdie höchsten Gründungsaktivitäten in Entwicklungslän-dern zu finden sind (z.B. lag Uganda an der Spitze der

TEA-Quoten in 2003 und Peru in 2004). Dieser �Ugan-da-Effekt� hat manche Politiker dazu verleitet, an GEM-Daten zu zweifeln, denn es könne doch nicht das Zielsein, Gründungsquoten wie in Entwicklungsländern zuerreichen, denn offenbar gehe eine hohe Gründungsquoteper se nicht mit ökonomischem Wachstum oder Wohl-stand des betreffenden Landes einher. So nachvollzieh-bar diese Schlussfolgerung zunächst erscheinen mag, sofahrlässig ist das damit verbundene Ignorieren derGründungsmotive. Industrie- und Entwicklungsländerunterscheiden sich signifikant in ihrem Necessity Entre-preneurship-Anteil sowie bzgl. des Quotienten aus Oppor-tunity und Necessity Entrepreneurship. Staaten mit ho-hem Bruttoinlandsprodukt je Einwohner weisen geringeNecessity-Quoten (TEA) auf und umgekehrt. Der Grundist einfach: Personen in reicheren Industriestaaten habenZugang zu diversifizierteren Arbeitsmärkten und profi-tieren von gut ausgebauten sozialen Sicherungsnetzen.Beides ist in Entwicklungsländern so nicht existent, wes-halb dort Necessity Entrepreneurship relativ (verglichenmit der Opportunity-Quote desselben Staates) und abso-lut (verglichen mit den Necessity-Quoten der Industrie-staaten) häufiger ist. Wie Abb. 6.1.2 sehr deutlich macht,ist der Quotient aus TEA-Opportunity und TEA-Necessity

Datenquelle: GEM Bevölkerungsbefragungen 2002- 2004

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

20032002 2004

1 1

3 3

4 4

2 2

0 0

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3,9

2

3,7

3

3,1

3

1,1

5

1,2

3

1,2

2

Opportunity Entrepreneurship:

Necessity Entrepreneurship:

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs oderYoung Entrepreneurs sind und sich selbstständig gemacht habenoder machen wollen, um eine Geschäftsidee auszunutzen.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs oderYoung Entrepreneurs sind und sich selbstständig gemacht habenoder machen wollen, weil sie keine bessere Erwerbsalternativehaben.

(rechte Skalierung)Quotient: Opportunity / Necessity

Abb. 6.1.1: Die Relation von Opportunity-Gründungenzu Necessity-Gründungen in Deutschland2002-2004

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51GEM-Länderbericht Deutschland 2004

für ein Land besonders klein, wenn ein relativ großerAnteil der Erwachsenen durch ökonomische Not, d.h.durch einen Mangel an besseren Alternativen, zu einerGründung gedrängt wird. Die Gründung wegen der Aus-nutzung einer Marktlücke, einer unternehmerischen Ge-legenheit, ist in solchen Ländern relativ weniger wichtig(obgleich in allen Ländern absolut mehr Opportunity-Gründer als Necessity-Gründer leben). Abb. 6.1.2 zeigtauch, dass Länder mit einem kleinen Quotienten eineneher geringes Bruttoinlandsprodukt je Einwohner aufwei-sen. Ökonomisch plausibel steigt mit zunehmendemBruttoinlandsprodukt je Einwohner der relative Anteil derOpportunity-Gründungen.

Die Situation in Deutschland ist also nicht repräsentativfür die Gruppe der Industrieländer: In Deutschland isttrotz hohen Bruttoinlandsprodukts der Quotient zwischenTEA Opportunity und TEA Necessity so gering wie an-sonsten in Entwicklungsländern. Zugleich sind beideQuoten sehr niedrig (Necessity Entrepreneurship umfasstnur ganze 1,48% der Erwachsenen), wodurch sichDeutschland von allen Entwicklungsländern unterschei-det. Es gehört deshalb zu den wichtigen und langfristiggültigen Empfehlungen für ein Hochlohn- und Hochein-kommensland wie Deutschland, dass das System derweiterführenden Bildungseinrichtungen eine wichtigereRolle bei Forschung und Entwicklung, bei der Kommer-zialisierung ökonomisch relevanten neuen Wissens, beiwissenschaftlicher Ausbildung sowie auch bei der Ver-mittlung gründungsbezogener Fähigkeiten spielen mussals bisher und als in Entwicklungsländern. Dies zu Endegedacht bedeutet, dass Unternehmensgründungen ausdiesen weiterführenden Bildungseinrichtungen in solchenLändern zu einem dauerhaften und volkswirtschaftlichnotwendigen Auffrischen des Unternehmensbestandesbeitragen � weshalb derartige Gründungen wirtschafts-und bildungspolitische Förderung verdienen.

Dieser Befund hat, auch für Deutschland, gewichtigeökonomische Implikationen. Sollte es das Ziel der Grün-dungsförderpolitik sein, volkswirtschaftliches Wachstumzu steigern, dann wäre dies eher erreichbar, wenn insbe-sondere Opportunity-Gründungen/Gründer unterstütztwürden. Deren Anteil an allen Gründungen sowie derenabsolute Zahl müsste bei Verfolgung rein ökonomischerZiele erhöht werden. Opportunity-Gründer haben aus di-versen Gründen sicher bessere Wachstums- bzw. Über-lebensaussichten als Necessity-Gründer: Das Human-

kapital der Gründer, die finanzielle Ausstattung der Grün-dung und die Nachfrage für das neue Produkt sind imDurchschnitt bei solchen Gründungen größer als beiNecessity-Gründungen. Entsprechendes gilt für viele derim GEM analysierten Einstellungsvariablen sowie denWunsch nach Wachstum mit der Gründung: Opportunity-Gründer kennen häufiger andere Gründer, für sie wäreauch bei einer weiteren Gründung die Angst vor demScheitern eher selten ein Gründungshemmnis und sie ver-folgen mit der Gründung häufiger explizite Wachstums-ziele und -erwartungen als dies bei Necessity-Gründun-gen der Fall ist. Auch wenn der Anteil der Opportunity-Gründer unter Gründungen von Hochschulabsolventenmit gut 69% nur wenig größer ist als unter Gründungen,die nicht von Hochschulabsolventen ins Leben gerufenwurden, sticht auch hier das Argument der höherenHumankapitalausstattung. Sie erlaubt eine bessere Kennt-nis und Bewertung des Marktes des potenziellen Produktsund impliziert damit, ceteris paribus, eine höhere Über-lebens- und Wachstumswahrscheinlichkeit der Gründung.

Quelle: Global Entrepreneurship Monitor 2004 Executive Report, S. 21,modifiziert und korrigiert

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Lückgen, I.

Länder mit hohem Pro-Kopf-Einkommen (> 9.076 US $)

Länder mit mittlerem und niedrigem Pro-Kopf-Einkommen (< 9.076 US $)(nach Weltbank 2004)

6040 502010 300

20

2

4

6

8

12

14

16

18

10

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BIP pro Kopf in 1.000 US $, laufende Preise

Deutschland

R = 0,482

Abb. 6.1.2: Zum Zusammenhang zwischen Gründungs-motiv und ökonomischem Entwicklungs-stand in den GEM-Ländern 2004

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52 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Dies mag als weiteres Argument für die Forderung nachpolitischen Maßnahmen zugunsten einer Erhöhung vonGründungen von Hochschulabsolventen dienen.

Allerdings können Gründungsförderpolitiken auch andereals rein ökonomische Ziele verfolgen. Bezeichnenderwei-se stammen längst nicht alle Maßnahmen der Gründungs-förderung aus Wirtschaftsministerien der Länder oder desBundes. Beispielsweise werden die meisten Förderpro-gramme zur Unterstützung von Gründern aus Hochschu-len von Bildungsministerien verantwortet und finanziert;rein ökonomische Ziele können hier nicht dominieren.Auch die Existenzgründungszuschüsse für Ich-AGs, ähn-lich wie das schon länger bestehende Überbrückungsgeld,sind Maßnahmen der Gründungsförderung, die zumin-dest nicht ausschließlich und primär ökonomischen(volkswirtschaftlichen) Zielen, sondern eher sozialen Zie-len dienen. Dies ist angesichts der massiven Arbeitsmarkt-probleme in Deutschland nachvollziehbar und sinnvoll.Auch erscheint es plausibel, Gründungsförderpolitik mitArbeitsmarktpolitik zu verknüpfen. Allerdings dürfensowohl Kritiker als auch Protagonisten entsprechenderPolitiken eines nicht vergessen: Mit Gründungsförderpro-grammen, die eher soziale Ziele verfolgen (wie z.B. dieIch-AGs), sind explizite ökonomische Wachstumszieleeher nicht zu erreichen. Dies ist vollkommen wertneutralformuliert und darf nicht als Fundamentalkritik an die-sem Element des Hartz-Reformpakets missverstandenwerden. Die Ich-AGs dürfen � wie jedes politische In-strument � nur an den Zielen gemessen werden, zu derenErreichung sie implementiert wurden. Mit aus der Notgeborenen Gründungen lassen sich weder makroökono-mische (also auf die ganze Volks- oder Regionalwirtschaftbezogene) noch mikroökonomische (auf die einzelne Ich-AG bezogene) Wachstumsziele in spürbaren Größenord-nungen erreichen. Dies ist bei allen Maßnahmen, die aufwachstumsorientierte Opportunity-Gründungen abzielen,anders, weshalb diesen Gründungen zukünftig mehr Auf-merksamkeit der Gründungsförderpolitik geschenkt wer-den sollte, ohne deshalb die aus sozialen Gründen sinn-volle Förderung von Gründungen aus der ökonomischenNot heraus zurückzufahren. Der aktuelle Boom bei denstaatlich geförderten Gründungen, also insbesondere denNecessity-Gründungen, darf nicht zulasten der übrigenGründungen gehen. Genau dies deuten amtliche Statisti-ken zur Gründungshäufigkeit (zum Redaktionsschluss nurbis 2003 verfügbar) aber an: In 2002 und 2003 hat es inDeutschland bei einer insgesamt etwa konstanten Zahl

an Gründungen einen starken Anstieg an öffentlich ge-förderten und mithin einen starken Rückgang an staat-lich nicht geförderten Gründungen (darunter mehrheit-lich Opportunity-Gründungen) gegeben. Die GEM-Ergeb-nisse legen nahe, Gründer mit expliziten Wachstums-absichten und mit realistischen Wachstumschancen eben-falls in adäquatem Umfang zu unterstützen. Die jüngsteEntscheidung des BMBF zugunsten einer Ausdehnungvon Exist-Seed ist Beleg dafür, dass zumindest Teile derBundespolitik dies erkannt haben. Der Gründungssektorinsgesamt (also Opportunity- und Necessity-Gründungen)ist für eine Gesellschaft so wichtig, dass er eine politi-sche Unterstützung in allen seinen Segmenten verdient.Nur so kann sich Deutschland langsam aber stetig in Rich-tung einer �entrepreneurial society� bewegen. Dies aberist eine unbedingte Voraussetzung, um den großen undwachsenden Herausforderungen ökonomischer wie so-zialer Art, vor denen Deutschland steht, gewachsen zusein.

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53GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Anhang 1: Konzept, Methode und Datenvom GEM 2004

Das GEM-Modell

Der theoretische Hintergrund des Global Entrepre-neurship Monitors wird durch das GEM-Modell gebildet(vgl. Abb. A1). Das Modell beschreibt Einflussfaktorenauf das Gründungsgeschehen in einem Land sowie denZusammenhang von Gründungen und volkswirtschaftli-chem Wachstum. Berücksichtigt werden verschiedeneVariablengruppen, die sich untereinander beeinflussenund in ihrer Gesamtheit das wirtschaftliche Wachstumeines Landes bestimmen.

Ausgangspunkt des Modells ist der allgemeine soziale,kulturelle und politische Kontext eines Landes, welcheru.a. durch die demographische Struktur, den Bildungs-stand sowie das politische System gebildet wird. Vor demHintergrund dieses Kontextes haben sich in jedem Landjeweils eigene allgemeine sowie gründungsbezogeneRahmenbedingungen herausgebildet. Allgemeine natio-nale Rahmenbedingungen umfassen Faktoren wie dieOffenheit der Volkswirtschaft und die Struktur von Fi-nanz- und Arbeitsmärkten. Bei diesen Faktoren handeltes sich allgemein um Einflussfaktoren wirtschaftlichenHandelns, welche damit auch Unternehmensgründungensteuern. Für Gründungen sind allerdings insbesondere diebereits genannten gründungsbezogenen Rahmenbedin-gungen relevant. Diese umfassen eine breite Palette anFaktoren, auf die Unternehmensgründer angewiesen sindund welche für Gründungen förderlich oder hinderlichsein können. Hierzu zählen die Finanzierungsbedingungenfür Gründer, Steuern, Regulierungen und die Art und Aus-gestaltung von Förderprogrammen. Diese und weitereFaktoren werden im Kapitel 4 dieses Berichts untersucht.

Sowohl allgemeine nationale Rahmenbedingungen alsauch gründungsbezogene Rahmenbedingungen üben ei-nen Einfluss auf Gründungschancen und Gründungs-potenziale und damit auch auf das Gründungsgeschehenaus. Mit dem Begriff �Gründungschancen� ist gemeint,inwieweit sich durch das Zusammenwirken der verschie-denen Rahmenbedingungen in einem Land Möglichkei-ten für den Aufbau neuer Unternehmen bieten. DieseMöglichkeiten können z.B. in Form von Marktlücken oderIdeen für neue Produkte oder Dienstleistungen bestehen.

Der Begriff der Gründungspotenziale beschreibt, in wel-chem Umfang Personen die nötigen Fähigkeiten und dieMotivation besitzen, bestehende Gründungschancen zunutzen, also ein Unternehmen zu gründen. Aus dem Zu-sammenspiel von Gründungschancen und Gründungs-potenzialen ergibt sich die tatsächliche Gründungs-dynamik. Wirtschaftliches Wachstum wird einerseits da-von beeinflusst, in welchem Maße bestehende mittelstän-dische oder große Unternehmen expandieren, schrump-fen oder schließen und andererseits davon, in welchemUmfang neue Unternehmen auf den Markt treten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das GEM-Mo-dell eine breite Palette von Einflussfaktoren auf dasGründungsgeschehen in einem Land berücksichtigt. So-wohl explizit ökonomische als auch soziale, kulturelleund psychologische Determinanten werden erfasst. DasGEM-Modell wurde 1999 erstmals empirisch getestet undhat sich im Wesentlichen bewährt. Es wurde daher auchin den Folgejahren mit jeweils nur geringfügigen Verän-derungen erneut verwendet.

Sozialer, kultureller,politischer Kontext

Allgemeine nationaleRahmenbedingungen

• Offenheit derVolkswirtschaft

• Politik• Bildungsstand• Technologie,

FuE

• Infrastruktur• Finanzmärkte• Arbeitsmärkte• Institutionen,

rechtlicherRahmen

GründungsbezogeneRahmenbedingungen

• Finanzierung• Politische Rahmen-

bedingungen• Öffentliche

Förderinfrastruktur• Ausbildung• Technologietransfer

• Berater undLieferanten

• Offenheit der Märkte• Physische Infrastruktur• Werte und Normen

(Kultur)

Unternehmens-gründungen

Gründungs-potenziale• Fähigkeiten• Motivation

Gründungs-chancenGroßunter-

nehmen Mittelstand• Existenz• Perzeption

WirtschaftlichesWachstum

• BIP• Beschäftigung

Abb. A1: Das GEM-Modell

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54 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Die empirische Basis des GEM-Projektes

Ein internationaler Vergleich von Gründungsaktivitätenerfordert eine Datenbasis, die in gleicher Weise Grün-dungsaktivitäten sowie Einflussfaktoren auf Gründungenin den unterschiedlichen Ländern erfasst. Da es für dieBeteiligung an Gründungsaktivitäten sowie die Einschät-zung gründungsbezogener Rahmenbedingungen keineinternational vergleichbaren Statistiken gibt, die für dieZiele dieses Projektes herangezogen werden könnten,stützt sich GEM im Wesentlichen auf eigene Primärer-hebungen in den einzelnen teilnehmenden Ländern. Einkomparativer Vorteil vom GEM liegt darin, dass in eige-nen empirischen Erhebungen in inzwischen 34 Ländernexakt dieselben Fragen an einen repräsentativen Quer-schnitt der Bevölkerung sowie an systematisch ausge-wählte Experten gerichtet werden. Die verwendeten Fra-gebögen sind in allen Ländern gleich und werden nur indie jeweilige Landessprache bzw. -sprachen übersetzt. Dieverschiedenen Erhebungen bzw. Datenquellen werden imAnschluss kurz dargestellt:

Bevölkerungsbefragung

Ein wichtiger Baustein der GEM-Untersuchung ist dieBefragung einer repräsentativen Stichprobe der erwach-senen Bevölkerung. Ziel dieser Befragung ist es, zu er-mitteln, in welchem Umfang sich Personen an Gründungs-aktivitäten beteiligen und welche Einstellung sie gegen-über gründungsbezogenen Themen vertreten. In jedemder 34 beteiligten Länder wurde hierzu im Sommer 2004eine repräsentative Bürgerbefragung durchgeführt, wel-che mit wenigen Ausnahmen in telefonischer Form statt-fand. Lediglich in einzelnen Ländern wie z.B. Ugandalässt sich anhand einer Telefonbefragung kein repräsen-tativer Querschnitt der Bevölkerung befragen, weswegenhier andere Erhebungsverfahren gewählt wurden.

Der Stichprobenumfang beträgt in allen Ländern minde-stens 2000 Personen. In Deutschland wurden im Jahr 2004� ähnlich wie in den Vorjahren � deutlich mehr Personenbefragt, um die Repräsentativität der Erhebung noch wei-ter zu steigern. In diesem Jahr beträgt der Stichproben-umfang 7.500 Personen. Die Befragung wurde in allenLändern von international renommierten Marktfor-schungsinstituten durchgeführt. In Deutschland hat die-se Aufgabe wie bereits im Vorjahr TNS (Taylor NelsonSofres) Emnid übernommen. Der Datensatz aus der

Bürgerbefragung wird sowohl vom internationalenKoordinationsteam als auch vom jeweiligen nationalenGEM-Team ausgewertet.

Expertenbefragung

Neben der Bevölkerungsbefragung wird im Rahmen desGEM-Projektes auch eine Befragung von Gründungs-experten durchgeführt. Diese Expertenbefragung dientinsbesondere dazu, eine Einschätzung gründungs-bezogener Rahmenbedingungen zu erhalten. Es soll her-ausgefunden werden, welche Faktoren im jeweiligen LandGründungsaktivitäten fördern bzw. hemmen, welche alsoein Land "entrepreneurial" machen. Die befragten Ex-perten werden in allen Ländern nach einem einheitlichenSchlüssel ausgewählt. Es handelt sich um Personen ausKammern, Wissenschaft, Verbänden, Banken undBeratungsfirmen, die sich intensiv mit Gründungen be-schäftigen und einen breiten Überblick über dasGründungsgeschehen im jeweiligen Land besitzen. DieExpertenbefragung wurde in nahezu allen Ländern inweitgehend gleicher Form durchgeführt.

Insgesamt wurden in diesem Jahr in Deutschland 155weibliche und männliche Gründungsexperten aus ganzunterschiedlichen Regionen der Bundesrepublik befragt,mehr als in jedem anderen GEM-Land und jemals zuvorin Deutschland. Die Fallzahl wurde erhöht, um für dasSonderthema �Gründungsbezogene Ausbildung�, das in2004 erstmals primär auf Daten der Expertenbefragungbasiert, eine hinreichend große Stichprobe zu haben.Gründungsexperten aus dem Bereich �Aus- und Weiter-bildung� sind aus diesem Grund im Sample bewusst über-proportional häufig vertreten. Alle Personen haben einenstandardisierten Fragebogen ausgefüllt, der in der jewei-ligen Landessprache in allen beteiligten GEM-Ländernverwendet wurde und damit einen internationalen Ver-gleich zulässt.

Einbezug weiterer sekundärstatistischer Daten

Durch das GEM-Koordinationsteam werden sekundär-statistische Daten zu weiteren nationalen Rahmenbedin-gungen sowie zu volkswirtschaftlichen Größen zusam-mengetragen. Verwendung finden international verfüg-bare und vergleichbare Statistiken der Weltbank, der Ver-einten Nationen sowie der OECD.

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55GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Anhang 2: Rangplätze der Bewertung gründungsbezogener Rahmenbedingungen iminternationalen Vergleich

Anmerkung: Die Rangplätze basieren auf der Bewertung gründungsbezogener Rahmenbedingungen in 30 GEM-Ländern. Die iminternationalen Vergleich beste Bewertung entspricht dem ersten Rangplatz. Der Gesamtrang ergibt sich aus dem ungewichtetenMittelwert aller Rangplätze in dem jeweiligen Land.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2004© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,

Sternberg, R., Lückgen, I.

1 4 8 3 1 3 1 2 8 2 4 3 1 3 5

2 7 6 14 2 6 7 1 2 1 3 1 2 2 2

3 2 1 1 3 1 4 18 15 10 2 2 4 1 8

4 6 4 4 6 4 6 5 17 20 6 12 6 7 4

510 10 5 5 5 2 3 30 8 10 21 13 4 10

3 5 11 4 27 9 6 23 6 5 7 5 15 15

7 15 13 13 9 2 15 9 7 3 1 5 21 14 1

12 17 2 15 10 10 4 27 9 11 16 8 11 99

8 11 19 6 16 12 5 8 21 7 9 15 10 12 6

10 1 7 7 8 8 13 15 16 16 17 18 19 24 23

18 22 22 7 18 3 22 10 4 21 6 3 19 2412

11 13 18 10 21 11 8 7 12 18 14 23 12 5 20

9 11 9 18 13 14 14 26 22 7 26 14 8 714

13 8 23 8 12 9 23 12 29 14 13 19 7 6 3

17

5

12 12 10 14 11 10 22 25 26 10 11 21 1215

15 9 17 14 16 17 13 28 13 8 14 16 22 14

17 20 14 15 17 7 24 16 13 23 12 29 9 25 19

18 21 21 28 25 22 25 17 18 5 15 8 24 10 13

19 26 25 25 11 15 12 11 19 11 19 27 18 23 25

2016 20 18 24 20 22 23 6 27 28 11 23 9 11

22 25 27 21 19 25 16 26 5 21 22 4 20 20 28

22 3 16 22 21 19 25 25 15 16 20 25 18 22

19 2 19 13 23 18 27 1 29 23 30 30 29 3024

23 24 16 24 26 29 29 21 9 17 24 13 17 13 16

25 29 30 29 29 17 27 20 4 12 29 9 15 17 17

26 14 15 20 20 19 21 19 20 30 18 24 22 28 18

27 23 24 23 23 24 20 28 3 28 25 17 28 16 21

28 27 28 27 27 26 26 29 11 19 30 28 27 30 26

29 28 26 30 30 28 28 24 14 26 27 25 29 26 27

30 30 29 26 28 30 30 30 24 24 20 22 26 27 29

USA

Jordanien

Uganda

China

Singapur

Finnland

Kanada

Irland

Island

Neuseeland

Australien

Niederlande

Israel

Norwegen

Dänemark

Spanien

Belgien

Griechenland

Slowenien

Südafrika

Ungarn

Polen

Japan

Argentinien

Portugal

Kroatien

Brasilien

Peru

Ekuador

Deutschland

USA

Jordanien

Uganda

China

Singapur

Finnland

Kanada

Irland

Island

Neuseeland

Australien

Niederlande

Israel

Norwegen

Dänemark

Spanien

Belgien

Griechenland

Slowenien

Südafrika

Ungarn

Polen

Japan

Argentinien

Portugal

Kroatien

Brasilien

Peru

Ekuador

Deutschland

A

Ge

sa

mt-

ran

g

B C D E F G H I J K L M

Rahmenbedingungen (Indizes)

Unterstützungfür Gründungen

von Frauen

A:

D:E :F :

Öffentliche FörderinfrastrukturB:C:

G:

Politik 1: Priorität und Engagement

Physische InfrastrukturFinanzierungMarktoffenheit 2: Markteintrittsbarrieren

Schutz geistigen Eigentums (Patente etc.)Wissens- und Technologietransfer

H :I :J :K :L :M :

Gesellschaftliche Werte und Normen (Kultur)

Gründungsbezogene Ausbildung 2: außerschulischBerater und Zulieferer für neue UnternehmenGründungsbezogene Ausbildung 1: Schule

Marktoffenheit 1: Marktveränderung

Politik 2: Regulierung, Steuern

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56 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Anhang 3: Bisherige Publikationen zum GEM

Global Reports

verfügbar unter: www.gemconsortium.org

GEM 1999 Reynolds, P.; Hay, M.; Camp, M.C. (1999): Global Entrepreneurship Monitor. 1999 Executive Report. KansasCity: Kauffman Center for Entrepreneurial Leadership.

GEM 2000 Reynolds, P.D.; Hay, M.; Bygrave, W.D.; Camp, S.M.; Autio, E. (2000): Global Entrepreneurship Monitor. 2000Executive Report. o.O.: Kauffman Center for Entrepreneurial Leadership.

GEM 2001 Reynolds, P.D.; Hay, M.; Bygrave, W.D.; Camp, S.M.; Autio, E. (2001): Global Entrepreneurship Monitor. 2001Executive Report. o.O.: Kauffman Center for Entrepreneurial Leadership.

GEM 2002 Reynolds, P.D.; Bygrave, W.D.; Autio, E.; Cox, L.W.; Hay, M. (2002): Global Entrepreneurship Monitor. 2002Executive Report. o.O.: Ewing Marion Kauffman Foundation.

GEM 2003 Reynolds, P.D., Bygrave W.D., Autio, E. and others (2004): Global Entrepreneurship Monitor. 2003 ExecutiveReport. Babson Park, MA: Babson College.

GEM 2004 Acs, Z.J., Arenius, P., Hay, M., Minniti, M. and others (2005): Global Entrepreneurship Monitor. 2004 ExecutiveReport. Babson Park, MA: Babson College and London Business School.

Länderberichte Deutschland

verfügbar unter: www.wiso.uni-koeln.de/wigeo/index.html

GEM 1999 Sternberg, R.; Otten, C.; Tamásy, C. (2000): Länderbericht Deutschland 1999 - Kurzfassung. Köln: Wirtschafts-und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

Sternberg, R. (2000): Entrepreneurship in Deutschland. Das Gründungsgeschehen im internationalen Vergleich.Länderbericht Deutschland 1999 zum Global Entrepreneurship Monitor. Berlin: edition sigma. (Langfassung, nurim Buchhandel erhältlich)

GEM 2000 Sternberg, R.; Otten, C.; Tamásy, C. (2000): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutschland2000. Köln: Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln (auch in englischer Sprache ver-fügbar).

GEM 2001 Sternberg, R.; Bergmann, H.; Tamásy, C. (2001): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutsch-land 2001. Köln: Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

GEM 2002 Sternberg, R.; Bergmann, H. (2003): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutschland 2002.Köln: Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

GEM 2003 Sternberg, R.; Bergmann, H.; Lückgen, I. (2004): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutsch-land 2003. Köln: Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

GEM 2004 Sternberg, R.; Lückgen, I. (2005): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutschland 2004.Köln: Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

Länderberichte anderer Länder

Eine komplette Auflistung aller Länderberichte der jeweiligen Jahre würde diesen Rahmen sprengen. Fast alle GEM-Länder-berichte sind verfügbar unter: www.gemconsortium.org

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57GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Anhang 4: Der Global Entrepreneurship Monitor im Jahr 2004:Koordinationsteam, Länderteams und Sponsoren

GEM Projekt Babson College, London Business SchoolDirektoren William D. Bygrave, Michael Hay

Sponsor: Babson College, London Business School

GEM Projekt University of LausanneKoordinator Pia Arenius

Sponsor: GEM Global Consortium, Executiv Transition Committee

GEM Babson College, London Business SchoolKoordinations- William D. Bygrave, Marcia Cole, Michael Hay, Stephen Hunt, Niels Bosma, Erkko Autio, Caroline Johns,team Ingvild Rytter, Nancy Chin

Sponsor: Babson College, David Potter Foundation Fellow, Francis Finlay Foundation Fellow

Argentinien Center for Entrepreneurship, IAE Management and Business School, Universidad AustralSilvia Torres Carbonell, Hector Rocha, Florencia Paolini, Natalia WeiszSponsor: IAE Management and Business School, HSBC Private Equity Latin America, Banco Galicia

Australien Australian Graduate School of Entrepreneurship, Swinburne University of TechnologyKevin Hindle, Allan O�ConnorSponsor: Westpac Banking Corporation

Belgien Vlerick Leuven Gent Management School, Universiteit GentDirk De Clercq, Sophie Manigart, Hans Crijns, Kathleen De Cock, Bart Clarysse, Frank VerzeleSponsor: Vlerick Leuven Gent Management School, Steunpunt Ondernemerschap, Ondernemingen enInnovatie (Flemish Ministry of Economic Affair), Walloon Ministry of Economic Affairs

Brasilien IBQP - Instituto Brasileiro da Qualidade e Produtividade no ParanáMarcos Mueller Schlemm, Simara Maria S. S. Greco, Mateus Fabricio Feller, Paulo Alberto Bastos Junior,Rodrigo Rossi Horochovski, Joana Paula Machado, Nerio Aparecido CardosoSponsor: SEBRAE- Serviço Brasileiro de Apoio às Micro e Pequenas Empresas,Instituto Euvaldo Lodi no Parana IEL/PR

Dänemark Centre for Small Business Studies, University of Southern DenmarkMick Hancock, Torben Bager, Lone Toftild, Thomas Schoett, Kim KlyverSponsor: Erhervs- og Byggestyrelsen, IRF - Industriens Realkreditfond, Syddansk Universitet,Danfoss - Mads Clausens fond Vækstfonden, Ernst & Young (Denmark), Boersen

Deutschland Universität zu Köln, Wirtschafts- und Sozialgeographisches InstitutRolf Sternberg, Ingo LückgenSponsor: KfW Bankengruppe, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Ekuador Escuela Superior Politécnica del Litoral - Escuela de Postgrado en Administración de Empresas (ESPAE)Virginia Lasio Morello, Guido Caicedo Rossi, Edgar Izquierdo Orellana, Victor Osorio Cevallos,Alicia Guerrero Montenegro, Karen Delgado Arévalo, Elizabeth ArteagaSponsor: Escuela Superior Politécnica del Litoral (ESPOL University), Petróleos del Pacífico(PACIFPETROL S.A.), Cámara de Comercio de Guayaquil

Finnland Helsinki University of Technology, Turku School of Economics and Business AdministrationErkko Autio, Pia Arenius, Anne Kovalainen, Marja KansalaSponsor: Ministry of Trade and Industry, Tekes

Frankreich EM LyonOlivier Torres, Aurélien EminetSponsor: Caisse des Depots et Consignations, Observatoire des PME

Griechenland Foundation for Economic and Industrial Research (IOBE)Stavros Ioanides, Takis PolitisSponsor: Greek Ministry of Development, IOBE Sponsors

Großbritannien London Business SchoolRebecca Harding, Marc Cowling, Niels Billou, Michael Hay, Dennis HardingSponsor: Small Business Service, Barclays Bank PLC, East Midlands Development Agency, YorkshireForward, Merseyside, Enterprise Insight, Countryside Agency, British Chamber of Commerce

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58 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

GB-Nordirland Small Business Research Centre, Kingston University, Economic Research Institute of Northern IrelandMark Hart, Maureen O'ReillySponsor: Invest Norhern Ireland, Belfast City Council, Enterprise Northern Ireland

GB-Schottland University of StrathclydeJonathan Levie, Sarah Cooper, Sara CarterSponsor: Hunter Centre for Entrepreneurship

GB-Wales University of Glamorgan, North East Wales Institute of Higher LearningDavid Brooksbank, Dylan Jones-EvansSponsor: Welsh Development Agency

Hong Kong The Chinese University of Hong KongBee-Leng Chua, David Ahlstrom, Kevin Au, Chee-Keong Low, Shige Makino, Hugh Thomas, Le Zheng,Wang Weili, Dong ZiaoyuanSponsor: Trade and Industry Department, SME Development Fund, Hong Kong Government SAR,The Asia Pacific Institute of Business, The Chinese University of Hong Kong, Chinese Executives Club,Hong Kong Management Association

Irland University College, DublinPaula Fitzsimons, Colm O'Gorman, Frank RocheSponsor: Enterprise Ireland, Inter TradeIreland

Island Reykjavik UniversityGuðrún Mjöll Sigurðardóttir, Rögnvaldur SæmundssonSponsor: Reykjavik University, The Confederation of Icleandic Employers, New Business Venture Fund,Prime Minister's Office

Israel Tel Aviv University, The Academic College of Tel-Aviv-JaffaMiri Lerner, Anat Oren, Amram TurjmanSponsor: Israel Small Business Authority, The Evans Foundation

Italien L. Bocconi UniversityGuido Corbetta, Ugo Lassini, Alexandra DawsonSponsor: Bocconi University

Japan Keio University, University of Marketing & Distribution Sciences, Musashi UniversityTsuneo Yahagi, Takehiko Isobe, Noriyuki TakahashiSponsor: Venture Enterprise Center

Jordanien Young Entrepreneurs AssociationDina Dukhqan, Khaled KurdiSponsor: Ministry of Planning and International Cooperation

Kanada HEC-Montréal, University of British Columbia (UBC)Nathaly Riverin, Louis-Jacques Filion, Daniel Muzyka, Ilan Vertinsky, Aviad Pe'er, Victor CuiSponsor: HEC Montréal, Chaire d'entrepreneuriat Rogers-J.A. Bombardier, Développement économiqueCanada pour les régions du Québec, The W. Maurice Young Entrepreneurship and Venture Capital Centre

Kroatien SME's Policy Centre - CEPOR Zagreb, J. J. Strossmayer University in Osijek -Slavica Singer, Sanja Pfeifer, Djula Borozan, Natasa Sarlija, Suncica Oberman PeterkaSponsor: Ministry of Economy, Labour and Entrepreneurship, SME's Policy Centre - CEPOR, Zagreb,Open Society Institute - Croatia, Zagreb, J.J. Strossmayer University in Osijek - Faculty of Economics, Osijek

Neuseeland New Zealand Centre for Innovation & Entrepreneurship, UNITEC New ZealandAlastair Emerson, Alex Maritz, Alvero Reid, Anton de Waal, Beth Coleman, Dean Prebble, Debbie Rolland,Ella Henry, Graedon Chittock, Greg Wilson, Helen Mitchell, Howard Frederick, Ingvild Rytter, John Webster,Judi Campbell, Leo Dana, Logan Muller, Paul Woodward, Peter Carswell, Peter Mellalieu, Pieter Nel,Prue Cruickshank, Qunhung Xu, Ravi Bhat, Shelley Eden, Simon Peel, Tim Boyd-White, Tony Ashton,Vance Walker, Yunxia ZhuSponsor: UNITEC New Zealand

Niederlande EIM Business & Policy ResearchSander Wennekers, Niels Bosma, Jolanda Hessels, Andre van Stel, Roy Thurik, Lorraine Uhlaner,Ingrid VerheulSponsor: Dutch Ministry of Economic Affairs

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59GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Norwegen Bodø Graduate School of BusinessLars Kolvereid, Svenn Are Jenssen, Bjørn Willy Åmo, Gry AlsosSponsor: Innovation Norway, Ministry of Trade and Industry, Bodø Graduate School of Business,Kunnskapsparken Bodø AS, Center for Innovation and Entrepreneurship

Peru Centro de Desarrollo Emprendedor, Escuela de Administración de Negocios para Graduados (ESAN)Jaime Serida, Peter Yamakawa, Armando Borda, Oswaldo MoralesSponsor: Escuela de Administración de Negocios para Graduados (ESAN),Deltron Computer Wholesalers S.A.

Polen The Bachalski Educational FoundationAustin Campbell, Krzysztof Baclawski, Przemyslaw Zbierowski, Maciej Koczerga, Roma SzlapkaSponsor: Polish Agency for Enterprise Development, The Karol Adamiecki University of Economics inKatowice, The Poznan University of Economics, AC Nielsen Poland, National Bank of Poland

Portugal Faculdade de Economia da Universidade Nova de Lisboa, Sociedade Portuguesa de InovaçãoRita Cunha, Manuel Baganha, Augusto Medina, Douglas Thompson, Stuart DomingosSponsor: POEFDS - Programa Operacional do Emprego, Formação e Desenvolvimento Social

Schweden ESBRI � Entrepreneurship and Small Business Research InstituteMagnus Aronsson, Helene ThorgrimssonSponsor: Confederation of Swedish Enterprise, Ministry of Industry, Employment and Communications,Swedish Business Development Agency (NUTEK), Swedish Institute for Growth Policy Studies (ITPS)

Singapur National University of SingaporePoh Kam Wong, Lena Lee, Finna Wong, Ho Yuen PingSponsor: Economic Development Board of Singapore, National University of Singapore

Slowenien Institute for Entrepreneurship and Small Business Management, Faculty of Economics & Business,University of MariborMiroslav Rebernik, Polona Tominc, Ksenja PusnikSponsor: Ministry of Education, Science and Sports, Ministry of the Economy,Finance - Slovenian Business Daily

Spanien Instituto de EmpresaAlicia Coduras, Rachida Justo, Ignacio de la VegaSponsor: NEJETI, Instituto de Empresa

Spanien- Universidad de CádizAndalusien José Ruiz Navarro, José Aurelio Medina, José Daniel Lorenzo, Álvaro Rojas Salustiano Martínez,

Antonio Rafael RamosSponsor: CENTRA (Fundación Centro de Estudios Andaluces), UNICAJA, Junta de Andalucia (Consejeríade Innovación, Ciencia y Empresa)

Spanien- Universidad de Deusto, Universidad del Pais VascoBaskenland Iñaki Peña, Mikel Navarro, Francisco Olarte Ma, José Aranguren,

Juan José Gibaja, María Sáiz, Arturo RodriguezSponsor: Eusko Ikaskuntza, Diputación Foral de Gipuzkoa, Diputación Foral de Bizkaia,Sociedad para la Promoción y Reconversión Industrial

Spanien- Xavier de Salas FundaciónExtremadura Ricardo Hernández Mogollón, Juan Carlos Díaz Casero

Sponsor: Sofiex, Caja Rural de Extremadura Los Santos de Maimona Foundation,Junta de Extremadura, Caja Badajoz, Arram Consultores

Spanien- Universidad de las Palmas de Gran Canaria, Universidad de La LagunaKanarische Rosa M. Batista, Alicia Bolivar, Esther Hormiga, Alicia CorreaInseln Sponsor: La Caja Insular de Ahorros de Canarias

Spanien- Universidad de LeónKastilien u. Leon Mariano Nieto Antolín, Constantino García Ramos, Roberto Fernández Gago, Sergio del Cano Rojo,

Noemi Huerga CastroSponsor: Centro Europeo de Empresas e Innovación de castilla y León S.A.

Spanien- Universidad Autonoma de BarcelonaKatalonien José María Veciana, Yancy Vailant, David Urbano

Sponsor: Institut d'Estudis Regionals i Metropolitans de Barcelona

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60 GEM-Länderbericht Deutschland 2004

Spanien- Universidad Autonoma de MadridMadrid Eduardo Bueno Campos, Carlos Merino, Lidia Villar

Sponsor: Fundación General de la Universidad Autónoma de Madrid, CEIM (Confederación Empresarial deMadrid - CEOE), Caja Madrid

Spanien- Universidad Miguel HernándezValencia Jose Maria, Gomez Gras, Ignacio Mira, Jesus Martinez, Antonio J. Verdu

Sponsor: Air Nostrum LAM, S.A.

Südafrika The Centre for Innovation and Entrepreneurship, Graduate School of Business, University of Cape TownMike Herrington, Eric Wood, John OrfordSponsor: Liberty Life, South African Breweries, The Shuttleworth Foundation

Uganda Makerere University Business SchoolThomas Walter, Waswa Balunywa, Peter Rosa, Arthur Sserwanga, Stefanie Barabas, Rebecca NamatovuSponsor: European Union, Bank of Uganda, Makerere University Business School

Ungarn University of Pécs, University of Baltimore (USA)Lásló Szerb, Zóltan Acs, Judit Károly, József Ulbert, Attila VargaSponsor: Ministry of Economy and Transport

USA Babson CollegeMaria Minniti, William D. Bygrave, Marcia ColeSponsor: Babson College