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Die Grünen/EFA TAGUNG: Wir sind dann mal weg: Die (un)heimliche Artenerosion in Europas Agrarlandschaften 12.1.2016, NABU Bundesgeschäftsstelle, Berlin Glyphosat, Neonikotinoide und Co: Risiken und Folgen von Pestiziden für die Biologische Vielfalt Dipl. Ing. agr. Susan Haffmans Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Die Grünen/EFA TAGUNG: Wir sind dann mal weg: Die (un)heimliche

Artenerosion in Europas Agrarlandschaften

12.1.2016, NABU Bundesgeschäftsstelle, Berlin

Glyphosat, Neonikotinoide und Co:

Risiken und Folgen von Pestiziden

für die Biologische Vielfalt

Dipl. Ing. agr. Susan Haffmans

Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.

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Themen: Pestizide/Biozide/Tierarzneimittel

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Photo: Kurt_Bouda_pixelio.de

Des einen Freund:

Wachsender Pestizidmarkt

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Gute Stimmung bei der Pestizidindustrie

Nettoinlandsumsatz : 1,6 Milliarden €

Zuwachs: + 6,2%

Weltpflanzenschutzmarkt: 42,6 Milliarden €

Zuwachs: + 4,5 %

Quelle: IVA 2014: Jahresberichte 2013/2014 & 2014/15; www.iva.de

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Quelle: www.iva.de

www.iva.de

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*Daten-Quelle BVL (2015): Meldungen gemäß § 64 Pflanzenschutzgesetz für das Jahr 2014. s. http://www.bvl.bund.de

Marktdaten Deutschland* Anzahl zugelassene Mittel und Wirkstoffe in Deutschland 2014

276 Wirkstoffe in

776 Mitteln

1473 Handelsnamen

Inlandsabsatz Wirkstoffe in Tonnen 2002-2014

0

5000

10000

15000

20000

25000

30000

35000

40000

45000

50000

20

02

20

03

20

04

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20

07

20

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09

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10

20

11

20

12

20

13

20

14

Jahr

Pestizid-Wirkstoffe Inlandsabsatz inTonnen34.678

46.103

+ 32,9 %

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Photo: Gabi-Schoenemann_pixelio.de

Des anderen Leid:

Folgen für die Biologische Vielfalt

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Ungewollte Pestizid-Wirkungen in Natur & Umwelt

bleibt nicht auf den Ort der Ausbringung beschränkt

bleibt in seiner Wirkung nicht auf Zielorganismen beschränkt

kann in seiner Wirkung länger andauern als gedacht / beabsichtigt

verdunstet

verweht versickert reichert sich in Böden an

findet sich als Rückstand in Gewässern

reichet sich in der Nahrungskette an

Eine große Menge der eingesetzten Pestizide

Lässt sich in Körperflüssigkeiten und Fettgewebe von Organismen nachweisen

Foto: © Rainer-Sturm

/ pixelio.de

schädigt

Wildpflanzen &

Tiere

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Belastung von Lebensräumen - Z. B. Klein- und

Oberflächengewässer in der Agrarlandschaft

Kleingewässer in Schleswig-Holstein:

Bis zu 36 Pestizide pro Probe

55 % der Proben mit Mehrfachbelastungen

Im Frühjahr v.a. die Herbizide Terbutylazin,

Isoproturon und AMPA (Transformationsprodukt

von Glyphosat)*

Glyphosat und AMPA, in etwa 40 bzw. 68% der

untersuchten Proben in Oberflächengewässern

in SH nachgewiesen.**

Mecklenburg-Vorpommern:

12 von 15 der untersuchten stehenden

Kleingewässer (in FFH-Gebieten!) sind mit

Pestiziden belastet.***

*ULRICH, U. et al. (2015): Datenlage zur Belastung der Kleingewässer durch Pestizide in Deutschland: ein Statusbericht. In: Hydrologie und

Wasserwirtschaft 59 (5). S. 227-238)

** Schleswig-Holsteinischer Landtag (2015): Pestizidrückstände in Gewässern. Drucksache 18/3319.

***BUND (2015): Pflanzenschutzmittel in Kleingewässern. Eine Kurzstudie. https://bagoekologie.files.wordpress.com/2014/07/pestizid-

broschuere-web_151023_07.pdf;

Photo: M-Caspary_pixelio.de

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Belastung von Lebensräumen - Z. B. Grundwasser

37% der Grundwasserkörper erreichen

nicht den guten chemischen Status (rot)

Die Situation wird andauern, denn

Grundwasser hat ein “langes

Gedächtnis”

Nach Europäischer

Wasserrahmenrichtlinie zählen

Biozide und Pestzide zu den Haupt-

Belastungen.

Berichtsportal Wasserblick 2010 http://www.wasserblick.net

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Photo: Stiftung Naturschutz S-H

Habitat: z.B. kleine

Oberflächengewässer in

landwirtschaftlich genutzen Gebieten

Trotz Einhaltung der guten fachlichen Praxis im Pflanzenschutz:

Kontamination des Lebensraums, der Eier und Kaulquappen mit Pestizden

(Isoproturon and Cypermethrin)

-> Deformation, Verhaltensänderungen, erhöhte Mortalität

EU: Geschützte Art (FFH-RL),

Dtl: Rote Liste Art stark gefährdet

(bedrohte Art)

Rotbauchunke

Quelle: Pflugmacher, S. (2008): Wirkungen von Pestiziden auf aquatische Organismen, mit Hauptfokus

auf die Rotbauchunke. Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, In PAN Germany Workshop Dokumentation Biodiversität

versus Pestizide 2008

Pestizid-Auswirkungen: Beispiel Amphibien

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Reduzierter Samenvorrat in Ackerböden:*

Pestizid-Auswirkungen: Verlust an Pflanzenvielfalt

Die mittlere Artenzahl der Ackerbegleitpflanzen liegt bei:**

~22 bzw.16 Arten im ökologischen Landbau,

~3 bzw.12 im den integrierten Landbau und

~2 bzw. 9 Arten im konventionellen Landbau

Pflanzen spielen beim Erhalt der biologischen Vielfalt eine sehr wichtige Rolle.

Faustregel: Mit einer Pflanzenart verschwinden 10-12 Tierarten.

© SH/PAN Germany

*Marshall J., Brown V., Boatman N., Lutman P. & Squire G. (2001), The impact of herbicides on weed abundance and biodiversity. Dundee;

**(Gerowitt B. et al. (2003): Towards multifunctional agriculture – weeds as ecological goods? Weed Research 43, S. 227-235 )

1950er

Jahre

30.000-300.000 Samen/qm 1.000-2.500 Samen/qm

1990er Jahre

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* Scharenberg, W. (2008):Unerwünschte Pestizid-Effekte in terrestrischen Ökosystemen, mit dem Hauptfokus auf die Avifauna. In PAN Germany Workshop

Dokumentation Biodiversität versus Pestizide 2008

** BfN & DDA 2012 s. http://www.bfn.de/0401_pm.html?&no_cache=1&tx_ttnews[tt_news]=4274&cHash=7d84b9cbfd8cdfe309af165d46f2b118

Pestizid-Auswirkungen – Beispiel Vögel*

Europaweit hat die

Agrarlandschaft

inzwischen etwa

die Hälfte ihrer

ursprünglich dort

heimischen Vögel

verloren.**

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Rückgang von Vögeln der Agrarlandschaft: Feldlerche-

und Rebhuhn (NL)

Aus: Frische, T. (2012): Kann es eine nachhaltige Nutzung von Pestiziden geben? PAN-Ratschlag „50 Jahre Pestizidpolitik“, 28.

September 2012, Hamburg

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Photo: uschi dreiucker_pixelio.de

Risiken und Folgen für die biologische Vielfalt

z.B. Glyphosat

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Glyphosat – Das „Rückgrat“ des chemischen

Pflanzenschutzes

In Deutschland

92 Handelspräparate mit dem Wirkstoff Glyphosat zugelassen.

48 davon für die Laien-Anwendung (HuK)*

Flächenmäßig bedeutsamste Kulturen für die Glyphosat-Anwendung:

Winterweizen, Winterraps, Mais, Wintergerste, Zuckerrüben und

Kartoffeln

~70% zur Stoppelanwendung

~20% Vorsaatanwendung

~11% Vorernteanwendung / Sikkation

*BVL Online-Datenbank zugelassener Pflanzenschutzmittel, Abfrage vom 11.1.2015

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Effektivität & Wirkungsbreite sind im Vergleich zu anderen üblichen

Herbiziden beispiellos hoch:

-> Rückgang Beikräuter: -17% bis -33% Dichte, Biomasse und

Bodensamenvorrat *

- > nach 3-jährigen Anbau in Kanada: Artenvielfalt der Beikräuter: -26%,

Dichte -66%**

Indirekte/trophische Effekte auf Arthropoden z.B.:

- verringerte Anzahl nützlicher Arthropoden***

- kritisch verringerte Bestäubungsleistungen und Bestäuberabundanzen

in Raps ****

*Heard et al. 2003. Phil. Trans R. Soc. Lond. B, 358:1819-1846] [3-jährige Versuche auf über 70 Feldern, repräsentativ für GB.]

** Harker et al. 2004. Lacombe Research Centre, Alberta, Canada [Rückgang vergl. zu üblichen Herbiziden auf Trockenheit und Glyphosat

zurückgeführt) ; *** Hawes et al. 2003. Phil. Trans R. Soc. Lond. B, 358:1899-1913; **** Morandin &Winston 2005. Ecological Applications

15(3):871-881

Glyphosat fördert den Biodiversitätsverlustes

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c) Praxis: Felder möglichst vollständig von Wildpflanzen zu säubern

a) Herbizid mit dem breitesten Wirkungsspektrum (alle Pflanzenarten)

b) und mit der zugleich stärksten Wirkung (Mortalitätsrate).

Glyphosat führt am Feldrand durch Abdrift zu größeren Biodiversitätsverlusten

als andere zugelassene Herbizide und deren Mischungen**

*PAN Germany & Agrarkoordination (2014): Glyphosat & Co. Argumente gegen die Verwendung von Glyphosat und anderen Herbiziden. Für eine grundlegende

Umstellung des Pestizid-Zulassungssystems und der Unkrautkontrolle.

** Roy et al. 2003. Phil. Trans. R. Soc. Lond. B, 358, 1879-1898, LELF, LBV und BV Uckermark (2012): Empfehlungen zur Vorbeugung von Pflanzenschutzmittel-

und Nährstoffeinträgen in Oberflächengewässer. September 2012; Schütte, G. Wirkungen von Glyphosat und Co auf die Biodiversität. Grenzen der Risikobewertung

und agrarpolitische Folgerungen. http://www.agrarkoordination.de/fileadmin/dateiupload/Roundup___Co/aktuellSchuette3.12.14_Glyphosat_Co.ppt

a-c) machen Glyphosat zum Treiber des Biodiversitätsverlustes

in Agrarlandschaften*

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Photo: Chr. Koch

Risiken und Folgen für die biologische Vielfalt

z.B. Neonikotinoide

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Inlandsabgabe von Insektizid-Wirkstoffen 2014

Quelle: BVL (2014): Absatz an Pflanzenschutzmitteln in der Bundesrepublik Deutschland Ergebnisse der Meldungen gemäß §

64 Pflanzenschutzgesetz für das Jahr 2014. Abb. 7 Seite 13

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Neonikotinoide – Wirkungsweise

In der Umwelt

gut wasserlöslich, schlecht abbaubar (Anreichung)

Im Insekt

neurotoxisch, Bindung an kritische Rezeptoren

im zentralen Nervensystem, irreversibel (!?)

In der Pflanze

systemische Wirkung -> Verteilung über Pflanzensäfte

Dieter-Rill_pixelio.de.jpg

Verena-N._pixelio.de

Erich Westendarp_pixelio.de.jpg

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Neonikotinoide – gewünschte Wirkungsweise

„ … Der Wirkstoff blockiert die

Acetylcholin Rezeptoren im

zentralen Nervensystem und

führt zu einer raschen

Schädigung der Insekten […]

Dabei werden

ungleichmäßige Reize

ausgelöst, welche zu

unkontrollierten Bewegungen

führen, letztlich das

Nervensystem überlasten und

den Tod des Schädlings

herbeiführen.“

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Photo: Franz Willinger

Neonikotinoide sind ein Beispiel dafür, dass Risiken

von Pestiziden trotz Risikoabschätzung erst nach

der Zulassung in ihrem Ausmaß erkannt werden.

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Akut hoch bienengefährliche Pestizid- Wirkstoffe in der EU*

* LD50 48 Stunden von < 2µg/bee; Liste enthält nur genehmigte Wirkstoffe (Annex I) Stand September 2014)

Abamectin Emamectin benzoate Methomyl

Acrinathrin Esfenvalerate Milbemectin

Alpha-Cypermethrin Etofenprox Oxamyl

Aluminum phosphide Fenamiphos Phosmet

Beta-cyfluthrin Fenazaquin Pirimiphos-methyl

beta-Cypermethrin Fipronil Pyridaben

Bifenthrin Formetanate Quinoclamine

Chlorpyrifos Fosthiazate Spinetoram

Chlorpyrifos-methyl Imidacloprid Spinosad

Clothianidin Indoxacarb Tefluthrin

Cypermethrin Lambda-cyhalothrin Thiamethoxam

Deltamethrin Malathion zeta-Cypermethrin

Dimethoate Methiocarb

In Deutschland sind derzeit ca. 180 Pestizidprodukte mit

akut hoch bienengefährlichen Wirkstoffen auf dem Markt (Stand 8/2014)

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Foto: PAN Gemany_SH

Wie kommen Bestäuber mit Neonikotinoiden in Kontakt?

Guttationswasser

Tau

Oberflächenwasser

Nektar & Pollen

Honigtau

Staub Sprühnebel

Abdrift &

Ferntransport

eingelagerter

Pollen

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Zunahme wissenschaftlicher Erkenntnisse

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… auf das Bienenvolk

Geringere Qualität der

gesammelten Pollen

Höhere Wintersterblichkeit

Störungen bei der

Königinnenbildung

Erhöhte Anfälligkeit

gegenüber Viren

und Bakterien

(z.B. Nosema)

Fo

to: E

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an

Be

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Coo

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atio

n

… auf Einzelbienen Lethale Effekte

akute

chronische

Lebensdauer

Larven-Entwicklung

Sub-lethale Effekte

Gedächtnisleistung

Mobilität und

Orientierung

Sozialverhalten

Fo

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ón

Foto: www.Fotolia.de

Beobachtete Wirkungen von Neonikotinoiden …

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Säugeteire

Vögel

Amphiien

Fische und

Reptilien

Beobachtete Wirkungen von Neonikotinoiden auf

andere Wildtiere…

Direkte (Toxizität) und indirekte Effekte (z.B. über belastete Nahrung

oder Dezimierung der Nahrungsquellen, wie Wirbellose) auf

z.B. Imidacloprid ist giftig für viele Vogel- und die meisten untersuchten

Fischarten

Imidacloprid kann die Nahrungsgrundlage (wirbellose Tiere) von Fischen

reduzieren und zu geringerem Wachstum führen*

* David Gibbons et al. (2014): A review of the direct and indirect effects of neonicotinoids and fipronil on vertebrate wildlife.

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Fazit & Perspektiven

olly/fotolia.com

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Erkenntnisse über Effekte nehmen zu

Organo-

chlor-

verbindungen

DDT

Carbamate

Aldicarb

1939 …..…….1947…….1950….1962…….....1966………….heute....morgen?

Organo-

phosphate

Parathoin

(E605)

Triazine

Artazin

Phenyl-

harnstoff-

derivate

Diuron

Neonikotinoide

Clothianidin

60 Jahre Belastungen und Schädigungen natürlicher

Lebensgrundlagen

Abb. S. Haffmans, PAN Germany

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WHO und UNEP:

„globale Bedrohung“

Die Probleme von morgen sind schon da –

Bsp. hormonell wirksame Pestizide (EDs)

EDs wirken auf

Fortpflanzungsfähigkeit

Geschlechterverhältnis

Verhalten von Paaren

-> Folgen auf Populationsbene

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Dennoch: Umsetzung des Pestizidrechts verzögert

PAN Europe (2014): An assessment of endocrine disrupting pesticides by PAN Europe: http://www.disruptingfood.info/en/what-we-do-blog/41-an-

assessment-

Kritik: Ökonomische Folgenabschätzung statt wissenschaftsbasierte Vorsorge

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Bewertet wird die einzelne Anwendung (Indikationszulassung)

Indirekte Wirkungen werden nicht ausriechend berücksichtigt

Intensität des chemischen Pflanzenschutzes in seiner Gesamtheit

wird nicht berücksichtigt (Mengen?)

Mangelnde Transparenz (kein Zugang zu den Unterlagen der

Zulassungsnehmer)

Zu überwindende Mängel bei Risikobewertung &

Zulassung

Reales Risiko z.B für aquatische Organismen ist größer als in

Risikoanalyse errechnet -> Gefährdung! (Uni Landau)

Bestimmte Tiergruppen bleiben unberücksichtigt: Amphibien

Selbst bestehende gesetzliche Regelungen werden nicht

umgesetzt (z.B. Regulierung hormonell wirksamer Pestizide)

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Besserer Schutz der Natur

-> Zulassung verschärfen

Zulassungsprüfung verschärfen & Transparenz schaffen

Ausschlusskriterien durchsetzen & erweitern

Keine „Notfallgenehmigungen“ für bienen- und umweltgefährliche

Pestizide

-> Anwendungskontrollen verschärfen

Bessere Kontrolle von Abstandsauflagen & Überprüfung u.a. durch

Monitoring z.B. von Kleingewässern

Konsequenteres Vorgehen bei Anwendungs-Verstöße

Agrarpolitische Maßnahmen durchsetzen

“Grundsätze der guten fachlichen Paxis im Pflanzenschutz” überarbeiten

(u.a. ökonomische Konsequenzen bei Nichteinhaltung; Mindest-

Fruchtfolgen festschreiben)

Herbizideinsatz drastisch einschänken und blühende Beikräuter zulassen

nicht-chemische Alternativen im Pflanzenschutz-/ Schädlingsmanagement

bevorzugen und entsprechend fördern

Ökonomische Möglichkeiten nutzen

-> (Folge)Kosten des Pestizideinsatzes einpreisen (Pestizid-Steuer/Abgabe)

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Trotz Pestizid-Gesetzgebung, Risikominderungsmaßnahmen und

Pflanzenschutz nach „guter fachlicher Praxis“ werden natürliche

Ressourcen mit Pestiziden belastet und Nicht-Zielorganismen

geschädigt.

Die bisherigen Strategien zu Vermeidung und Verminderung der

negativen Auswirkungen konnten die Probleme bislang nicht lösen.

Mit der derzeitigen Wirtschaftsweise nehmen wir zukünftigen

Generationen die Möglichkeit, agrarökologisch zu wirtschaften und

zukünftig nicht-chemischen Pflanzenschutz erfolgreich zu betreiben.

Fazit

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Die Zukunft der Landwirtschaft liegt in agrar-ökologischen

Anbausystemen und nachhaltigen Wirtschaftsweisen, d. h. in

solchen, die sozial, ökologisch und ökonomische Ziele

miteinander verbinden (Weltagrarbericht 2008)

Förderung von agrar-ökologischen Anbausystemen wie

dem ökologischen Landbau

Kleine Verbesserungen am bestehenden System des chemischen

Pflanzenschutzes reichen nicht aus.

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Vielen Dank!

Foto: pixelio qay