Gott hat auch mal 'nen schlechten Tag Roman

Leseprobe

Lucy Astner

Gott hat auch mal nen schlechten Tag Roman

raquoWas fuumlr ein Lesevergnuumlgen Mit rsaquoGott hat auch mal `nen schlechten Taglsaquo hat Lucy

Astner eine Geschichte geschrieben die kein Auge trocken laumlsst ndash zum Lachen und Weinen gleichermaszligen fuumlr Jung und Alt

fuumlr Frauen und Maumlnner Wir freuen uns sehr die Geschichte von Lupi und Jacob

gemeinsam mit der Autorin auf die groszlige Leinwand zu bringenlaquo Max Frauenknecht amp

Benedikt Boumlllhoff (Filmproduzenten VIAFILM)

Bestellen Sie mit einem Klick fuumlr 1000 euro

Seiten 496

Erscheinungstermin 16 Maumlrz 2020

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Zum Buch Manchen Menschen schickt das Leben ein Wunder Anderen schickt

es die achtjaumlhrige Lupi hellip

Der TV-Moderator Jacob Chrissen fuumlhrt ein Leben in Saus und Braus ndash bis

er bei einem Helikopterabsturz seine Frau und seinen Sohn verliert Dass

er selbst nahezu unversehrt davonkommt grenzt an ein Wunder Doch

Jacob sieht keinen Sinn mehr im Leben und von Wundern haumllt er auch

nicht viel

Die achtjaumlhrige Lupi dagegen koumlnnte dringend ein Wunder gebrauchen

Als sie Jacob trifft steht fuumlr sie fest Dieser Mann muss Gott persoumlnlich

sein Wer sonst uumlberlebt einen Sturz vom Himmel Und so ist Lupi wild

entschlossen Jacob zu zeigen dass das Leben schoumln ist ndash und die Welt

ihn noch braucht

Autor

Lucy Astner Lucy Astner Jahrgang 1982 lebt mit ihrem Mann

und den gemeinsamen vier Kindern in Hamburg Als

Drehbuchautorin schreibt sie ua fuumlr Til Schweiger

und Matthias Schweighoumlfer Kinokomoumldien Ebenso

erfolgreich ist Lucy Astner als Autorin von

Kinderbuumlchern zB mit der Serie um Polly

Schlottermotz

Lucy Astner

Gott hat auch mal rsquonen schlechten Tag

Roman

Astner_Gott hat auch mal rsquonen schlechten Tagindd 3 160120 0728

Fuumlr Lotti Leni Emil und AntonUnd fuumlr Philipp

Ihr seid mein alles ndash und ohne euch ist alles nichts


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raquoKomm schon Kumpel mach die Tuumlr auf Oder willst du dass ich nebenan auf die Klobrille steige und zu dir ruumlbershykletterelaquo Jacob ruumlttelte an der Klinke aber hinter der Tuumlr blieb es still

Jimmy war schon immer ein ruhiges Kind gewesen so ruhig dass es Jacob manchmal unheimlich war Wie konnte ein fuumlnfjaumlhriger Junge derart lange stillsitzen ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben Kein Rascheln kein Knashycken nicht einmal das Geraumlusch von Atemzuumlgen drang aus der Kabine nach drauszligen Wenn Jacob nicht die kleinen glaumlnshyzenden Lederschuhe unter der Tuumlr gesehen haumltte die Sarah ihrem Sohn fuumlr diesen Abend gekauft hatte haumltte er schwoumlren koumlnnen die Kabine waumlre leer

Vor ein paar Wochen hatte Jimmy sich schon einmal im Bad eingeschlossen allerdings zu Hause und nicht in einer Hoteltoilette die nach einer aufdringlichen Mischung aus Zitrusfruumlchten und Rosenwasser roch Jacob hatte Karten fuumlr eine Motocross Show gehabt zu der auch Markus mit seinem Sohn kommen wollte Aber Jimmy hatte sich beharrlich geweishygert die Badezimmertuumlr zu oumlffnen

raquoEr fuumlrchtet sich vor dem Motorenlaumlrmlaquo hatte Sarah sich irgendwann eingemischt obwohl er sie nicht darum gebeten hatte


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Motorenlaumlrm Unsinn Welcher Junge begeisterte sich nicht fuumlr fliegende Motorraumlder explodierende Auspuffrohre und Schlammspritzer im Gesicht Sarah hatte keine Ahnung von den Beduumlrfnissen eines fuumlnfjaumlhrigen Superhelden

Dennoch war Jacob am Ende ohne Jimmy zu der Show gegangen Markus hatte er erzaumlhlt der Kleine laumlge krank im Bett hellip

Aber diesmal wuumlrde er nicht nachgebenraquoAlso gut Kumpel du hast es nicht anders gewolltlaquo Zielshy

sicher warf Jacob sein Sakko auf eines der Waschbecken und krempelte die Hemdsaumlrmel hoch raquoIch komme jetzt ruumlber zu dir Aber eins solltest du wissen Meine Anzughose ist vershydammt eng und es koumlnnte passieren dass sie reiszligt wenn ich jetzt uumlber die Wand steige Dann muss ich mit einem riesigen Loch am Hintern zur Preisverleihunglaquo Er lehnte sich an die Kabinentuumlr raquoUnd so ziemlich die ganze Welt wird vor dem Fernseher sitzen und sehen dass ich die Baumlrchenunterwaumlsche trage die deine Groszligmutter mir zu Weihnachten geschenkt hatlaquo

Jacob hielt einen Moment inne ndash und tatsaumlchlich er houmlrte es Leise nur wie ein Fluumlstern aber Jimmy lachte Jetzt war der Rest ein Kinderspiel raquoGlaubst du mir etwa nichtlaquo Beishynahe musste auch er lachen aber er bemuumlhte sich um einen mahnenden Ton

raquoMmshymmlaquoraquoMmshymm Soll das Nein heiszligen Du glaubst mir nicht

dass ich gleich zu dir ruumlberkommelaquo Er klopfte an die Tuumlr


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raquoIch glaub dir nicht dass du die Baumlrchenunterhose anshyhastlaquo

raquoWenn du die Tuumlr oumlffnest beweise ich es dirlaquo witzelte Jacob raquoDu musst nur den Riegel zuruumlckschieben und helliplaquo

In diesem Moment wurde hinter ihm die Tuumlr aufgestoszligen Fuumlr einen kurzen Augenblick flutete ein Gewirr von Stimmen und klingelnden Telefonen aus der Lobby zu ihnen herein Als sich die Tuumlr wieder schloss blieb nur das Geraumlusch von hohen Absaumltzen auf Marmorfliesen

Jacob musste sich nicht umdrehen um zu wissen dass es Sarah war Als er es trotzdem tat stellte er uumlberrascht fest wie umwerfend sie eigentlich aussah in ihrem kurzen schwarzen Kleid Waumlren sie nicht verheiratet gewesen haumltte er ihr vielshyleicht ein Kompliment gemacht Doch die Umstaumlnde waren anders Sarah war nicht hier um ihm zu gefallen und Jacob kannte sie zu gut um den Blick misszuverstehen mit dem sie ihn jetzt ansah

raquoSteckt er immer noch da drinlaquo fragte sie und die Kaumllte in ihrer Stimme versetzte Jacob einen Stich

Er musste jetzt schnell sein das wusste er sonst wuumlrde Sarah die Sache mit Jimmy an sich reiszligen und dazu hatte sie kein Recht nicht heute und nicht hier raquoDir ist schon klar dass das die Herrentoilette ist Frauen haben hier keinen Zutrittlaquo

Sarahs Brust hob und senkte sich unter der feinen Spitze ihres Dekolleteacutes Sie schien etwas erwidern zu wollen stieszlig dann aber nur einen resignierten Seufzer aus raquoDer Empfang


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ist vorbei die anderen sind schon unterwegs Der Helikopter wartet auf dem Dach und Meggie sagt helliplaquo

raquoWir sind gleich so weit okaylaquo Seine Worte klangen schroffer als er es beabsichtigt hatte Warum nur war alles so kompliziert geworden zwischen ihnen Er atmete tief durch raquoTut mir leid Jimmy und ich wir hellip unterhalten uns gerade Stimmtrsquos Kumpellaquo Unsicher lieszlig er seine Hand uumlber die Toilettentuumlr wandern aber aus der Kabine kam keine Antshywort Ungehalten blickte er zu Sarah raquoSag Meggie wir komshymen gleich rauflaquo

Sarah nickte und wandte sich wieder zur Tuumlr doch dann schien sie es sich anders zu uumlberlegen raquoJacoblaquo Auf einmal hatte ihre Stimme etwas Sanftes das ihm merkwuumlrdig fremd vorkam raquoWenn Jimmy nicht mitkommen will dann helliplaquo Sie hielt inne raquoIch kann mit ihm im Hotel bleiben Oder wir warten zu Hause auf dichlaquo

Jacob kniff die Augen zusammen Warum musste sie ihn schon wieder wuumltend machen raquoNatuumlrlich will er mit Ich bin sein Vaterlaquo

raquoUnd ich bin seine MutterlaquoraquoEs geht aber heute nicht um dich sondern um michlaquo Er

zuckte erschrocken zusammen als er merkte wie laut er geshyworden war

Sarah sah ihn uumlberrascht an raquoDu denkst es geht hier um dich und michlaquo Sie schuumlttelte den Kopf und lachte unglaumlubig

raquoWas ist daran so lustiglaquoraquoGar nichtslaquo Ploumltzlich sah sie ihm direkt in die Augen


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Dieser Blick der ihm fruumlher das Gefuumlhl von Geborgenheit vermittelt hatte das Gefuumlhl nichts falsch machen zu koumlnnen bohrte sich jetzt wie eine Pfeilspitze in sein Herz raquoEr hat Angst Jacob Die vielen Menschen machen ihm Angstlaquo

Als ob er das nicht wuumlsste Kam sie sich wirklich so viel schlauer vor als er Natuumlrlich fuumlrchtete Jimmy sich Aber desshywegen musste man ihn doch nicht auf Samthandschuhen durchs Leben tragen Die Welt war kein sicheres Spiel zimmer sondern ein Wirbelsturm und die Kunst bestand darin mit beiden Beinen fest in seinem Auge zu stehen Er selbst hatte das viel zu spaumlt erkannt und Jimmy sollte es besser haben Er wuumlrde ihn Schritt fuumlr Schritt in den Sturm fuumlhren

raquoIch kuumlmmere mich darumlaquo murmelte Jacob raquoKannst du das bitte mitnehmenlaquo Er deutete auf sein Sakko das noch immer uumlber dem Waschbecken hing raquoUnd dann sag Meggie wir sind gleich dalaquo

raquoWie du meinstlaquo Sarah seufzte und gingAls das Klappern ihrer Absaumltze verklungen war legte

Jacob noch einmal die Stirn an die Toilettentuumlr raquoHey Kumshypel Du bist doch noch da oderlaquo Er klopfte dreimal und wartete Es dauerte einen Moment aber dann erwiderte Jimmy das Klopfen Jacob war erleichtert raquoEin Gluumlck Ich hatte schon befuumlrchtet du waumlrst durch die Toilette verschwunshyden ndash dann haumltte ich dir wohl oder uumlbel hinterhertauchen muumlssenlaquo

Das leise Kichern aus der Kabine verriet ihm dass er noch nicht verloren hatte Er hatte noch eine Chance


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raquoHoumlr zu Kumpel ich helliplaquo Jacob hielt inne raquoIch weiszlig dass du nicht gerne auf solche Veranstaltungen gehst Und ich kann das verstehen ehrlich Ich finde diese vielen Leute selber ziemlich erschreckendlaquo Vorsichtig lehnte er sich mit der Schulter gegen die Tuumlr raquoUnd genau deshalb brauche ich dich heute Abend verstehst du Ich kann da nicht einfach alleine hingehen und vor aller Welt diesen Preis entgegennehmen Wenn wir vor dem Theater uumlber den roten Teppich gehen musst du an meiner Seite sein und meine Hand halten damit ich mir nicht vor Aufregung in die Hose mache Koumlnntest du das tunlaquo

Einen Moment lang blieb es still in der Kabine dann raumlusshyperte sich Jimmy raquoUnd Mamalaquo

raquoWas ist mit MamalaquoraquoSoll sie auch deine Hand haltenlaquoJacob schwieg verbluumlfft raquoNatuumlrlich soll sie auch meine

Hand haltenlaquo sagte er dann raquoIch hab schlieszliglich zwei dashyvon eine fuumlr dich und eine fuumlr Mamalaquo Er houmlrte wie Jimmys Fuumlszlige uumlber den Boden scharrten und dann wie der Kleine tief Luft holte

raquoIch will nicht dass du diesen Preis kriegstlaquoraquoWaslaquo Damit hatte Jacob nicht gerechnet Er versuchte zu

lachen kam sich dabei aber ziemlich hilflos vor raquoAber wieso denn nicht Ich habe hart dafuumlr gearbeitet und nicht jeder Moderator kriegt helliplaquo

raquoWeil du dann nach Amerika gehstlaquo fiel Jimmy ihm ins Wort raquoUnd Mama und ich bleiben hierlaquo


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Jacob spuumlrte einen Knoten in der Brust raquoHat Mama das behauptetlaquo

Eigentlich hatten sie sich darauf geeinigt Jimmy nichts zu sagen bis eine Entscheidung getroffen war Warum in aller Welt konnte Sarah sich nicht an ihre Abmachung halten

raquoIch habe gehoumlrt wie ihr euch gestritten habtlaquo antwortete Jimmy leise raquoVor dem groszligen Saal obenlaquo

raquoGestrittenlaquoraquoDu hast gesagt dass du den Job in Amerika nicht ablehshy

nen kannst wenn du diesen Preis bekommstlaquoVerdammt das war es also Jacob schloss die Augen und

lieszlig seine Stirn erneut gegen die kalte Tuumlr sinken raquoIch gehe nicht ohne euch okay Wenn ich diesen Job in New York anshynehme dann kommt ihr mit Wir sind eine Familielaquo

raquoIch will aber nicht nach AmerikalaquoraquoNatuumlrlich willst du nach Amerikalaquo erwiderte Jacob

raquoAmerika ist toll Da gibt es Hamburger die sind so groszlig wie Fuszligbaumlllelaquo

raquoIch mag kein Fleisch PapalaquoWie bitte Seit wann mochte Jimmy kein FleischJacob raumlusperte sich raquoDie haben sicher auch vegetarische

BurgerlaquoraquoIch will trotzdem nicht nach Amerika Und ich will auch

nicht dass du gehstlaquoJacob blickte auf die Uhr kurz nach acht Eigentlich haumltten

sie schon vor fuumlnf Minuten im Freihafen landen sollen hellipraquoAlso gutlaquo Er hatte noch den Geschmack des viel zu suumlszligen


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Champagners im Mund den Markus auf dem Empfang ausshygeschenkt hatte raquoWenn ich dir verspreche dass ich nicht nach Amerika gehe kommst du dann raus und begleitest mich zu dieser Preisverleihunglaquo

Jimmy zoumlgerte raquoDu versprichst eslaquoraquoIch verspreche eslaquo antwortete Jacob und wunderte sich

wie leicht es war zu luumlgen Aber was hieszlig hier schon luumlgen Jimmy war ein Kind er

wusste nicht was das Richtige fuumlr sie alle war Jacob wuumlrde ihn schon noch uumlberzeugen Aber vorher musste er sich dieses Goldene Mikrofon holen Man hatte es ihm viel zu lange vorenthalten

Vorsichtig klopfte er ein weiteres Mal an die Tuumlr raquoKommst dulaquo

Er houmlrte Jimmy seufzen dann seine leisen Schritte und schlieszliglich den Riegel der zuruumlckgeschoben wurde Als die Tuumlr aufging und sein kleiner Kopf zum Vorschein kam musste Jacob laumlcheln Er war eben doch sein Sohn Allerdings sah der Kleine maumlchtig blass aus

raquoIch hab trotzdem ein bisschen Angst Papa helliplaquoraquoIch weiszliglaquo Jacob strich ihm eine dunkle Straumlhne aus dem

Gesicht und legte dabei einige Sommersprossen frei raquoAber das brauchst du nicht Weil ich naumlmlich bei dir binlaquo

Jimmy verzog unsicher den Mund raquoDu laumlsst mich nicht alleinlaquo

raquoIch lass dich nicht allein versprochenlaquo fluumlsterte Jacob und ging vor ihm in die Hocke Behutsam legte er die Hand auf


Jimmys Wange und sah ihm tief in die Augen raquoIch halt deine Hand und du haumlltst meinelaquo

Als Jimmy zoumlgernd nickte nahm Jacob seinen Sohn auf den Arm und trug ihn hinaus Und zum ersten Mal seit Lanshygem hatte er das Gefuumlhl dass tatsaumlchlich alles wieder gut wershyden konnte


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raquoJacob ndash Kann er mich houmlrenlaquoJacob stoumlhnte leise auf Eben erst war er in einen zu-

gefrorenen Teich eingebrochen und quaumllend langsam un-ter der duumlnnen lichtdurchlaumlssigen Eisschicht ertrunken ndash und jetzt lauerte hier schon der naumlchste Traum Was zum Teufel war nur los mit ihm

Eigentlich war er nie ein groszliger Traumlumer gewesen aber jetzt jagten ploumltzlich die wildesten Bilder uumlber seine Netz-haut Obwohl er viel schlief war er muumlde Seine Kehle war trocken und rau seine Glieder schwer und dabei fuumlhlte er sich so seltsam leer als waumlre er nur eine Huumllle seiner selbst

Die Traumlume machten es nicht besser im Gegenteil Sie waren kalt und aufdringlich und jedes Mal wenn sie sich wieder verzogen nahmen sie ein Stuumlck von ihm mit Wenn das so weiterging waumlre bald nichts mehr von ihm uumlbrig hellip

raquoJacob Houmlrst du michlaquoDoch dieser Traum hier war andersCarlas Stimme war noch immer so weich und warm

wie damals ndash wie eine Decke in der kalten Nacht Er hatte sie seit Ewigkeiten nicht gehoumlrt Siebzehn Jahre war es


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her dass sie ihn verraten hatte siebzehn Jahre in denen er sich ein neues Leben aufgebaut hatte eines das viel besser war als alles was die anderen ihm jemals zugetraut hatten Carla gehoumlrte nicht mehr zu diesem Leben und das war gut so Natuumlrlich hatte sie zwischendurch versucht Kon-takt aufzunehmen hatte angerufen und Briefe geschrie-ben aber er hatte ihr mehr als deutlich gemacht dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte Und trotzdem spuumlrte er nun ihre warme Hand auf seiner als waumlren sie beide wieder Kinder

Jacob musste schlucken Wenn er nicht bald aufwachte wuumlrde dieser Traum hier der schlimmste von allen wer-den

raquoEs ist wie ein Wunder so was haben wir hier noch nie erlebtlaquo

Die zweite Stimme gehoumlrte einem Mann den Jacob nicht kannte

raquoBis auf ein paar Schuumlrfwunden und die Gehirnerschuumltteshyrung ist er vollkommen unversehrtlaquo

Jacob spuumlrte wie Carlas Fingerkuppen kleine Kreise auf seinen Handruumlcken zeichneten

raquoMein Bruder war immer schon besonders Wieso sollte es jetzt anders seinlaquo

Sie klang seltsam muumlde und ploumltzlich zog sie ihre Fin-ger zuruumlck und lieszlig seine Hand los

raquoWeiszlig er was passiert istlaquoIm naumlchsten Moment glitt Jacob in einen neuen Traum


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hinab Er war laut und dunkel Die Rotorblaumltter des Heli-kopters droumlhnten uumlber seinem Kopf unter ihnen schluumlpfte die Stadt unter die duumlnne Decke der Abenddaumlmmerung Waumlhrend der Hubschrauber langsam houmlherstieg spuumlrte Jacob Sarahs Blicke auf sich lasten Sie hatte vorne neben dem Piloten Platz genommen sah aber unentwegt nach hinten Vermutlich wollte sie wissen ob es Jimmy gut ging doch nebenbei musterte sie ganz offensichtlich auch Meggie Jacobs Assistentin hatte links neben ihm Platz genommen weil sie noch Details zum Ablauf mit ihm durchsprechen wollte doch Jacob konnte ihr kaum folgen Er verstand was sie sagte aber es drang trotzdem nicht zu ihm durch

Das Droumlhnen Sarahs smaragdgruumlne Blicke ndash und dann war da auch noch Jimmy auf seiner rechten Seite Die Laumlrmschutzkopfhoumlrer waren viel zu groszlig fuumlr ihn seine schmalen Lippen bebten Als Jacob seine feuchte Hand in seine nahm stellte er uumlberrascht fest wie klein sie noch war

Wenn das alles vorbei ist erfuumllle ich ihm einen Wunsch beschloss Jacob Erst dann fiel ihm auf dass er eigentlich keine Ahnung hatte was Jimmy gluumlcklich machte hellip

Ploumltzlich nahm Jacob keine Zusammenhaumlnge mehr wahr sondern nur noch Bruchstuumlcke Von vorne houmlrte er einen dumpfen Knall dann schlug sein Koumlrper schmerz-haft gegen Meggies Schulter Jimmys Kopfhoumlrer krachten gegen die Fensterscheibe Schreie schrillten in Jacobs


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Ohren aber er konnte sie niemandem zuordnen Sie ver-mischten sich miteinander und doch stand jeder Schrei fuumlr sich Jimmys Finger bohrten sich in Jacobs Arm er rief nach Sarah Jacob wollte ihn beruhigen wollte ihm sagen dass alles gut sei aber er verlor nicht nur das Gleich-gewicht sondern auch all die Worte die lose durch seinen Kopf jagten Die Lichter der Stadt verschmolzen mit den ersten Sternen am Himmel Ploumltzlich wusste er nicht mehr wo oben und unten war Das Droumlhnen wurde immer lauter die Motoren stotterten der Sitz unter ihm bebte Jacob verlor unter den schweren Stoumlszligen jeden Halt Wenn er Jimmys Hand noch fester druumlckte wuumlrde er ihm womoumlglich die Finger brechen Welcher Vater wollte sei-nem Sohn schon wehtun

Jacob bekam keine Luft mehr Noch mehr Schreie noch mehr Laumlrm Doch der schlimmste Moment war als er in Jimmys Augen sah

Und ploumltzlich waren da nicht nur Schmerzen und Angst sondern auch Wut unbaumlndige Wut Wann houmlrten diese verdammten Albtraumlume endlich auf

Jacob versuchte zu schreien in der Hoffnung sich sel-ber aufzuwecken Er versuchte Jimmy festzuhalten und den Traum zu verjagen ihn mit Tritten und Fausthieben in die Flucht zu schlagen aber er war gefangen in all die-sen Bildern Wie ein Pingpongball flog er zwischen den einzelnen Bruchstuumlcken hin und her Er schnappte nach Luft schrie ohne dass ein Laut uumlber seine Lippen kam


und dann merkte er ploumltzlich wie etwas in ihm zerbrach und er in sich zusammensackte

Denn mit einem Mal erkannte Jacob dass das hier kein Traum war

Er war laumlngst wach


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Das Problem mit den Fahrraumldern die Becky fuumlr sie be-sorgte war dass sie nie die richtige Groumlszlige hatten Aber Lupi beschwerte sich nicht daruumlber Sie war zwar erst acht wusste aber genau dass raquobesorgenlaquo nur ein anderes Wort fuumlr raquostehlenlaquo war Es stand ihr nicht zu waumlhlerisch zu sein und sie wollte Becky auf keinen Fall das Gefuumlhl geben dass sie ihren Einsatz nicht zu schaumltzen wuumlsste

Trotzdem konnte sie es kaum erwarten groumlszliger zu wer-den ndash oder zumindest groszlig genug um beim Fahren end-lich auf dem Sattel sitzen zu koumlnnen Doch dafuumlr reichte es noch lange nicht Selbst wenn der Sattel ganz unten war musste sie noch stehen um in die Pedale treten zu koumlnnen und bei jedem Tritt stach ihr die abgewetzte Sattelspitze in den Ruumlcken

Auszligerdem war der Gepaumlcktraumlger nicht mehr zu ge-brauchen Die Feder war so verrostet dass Lupi es nicht schaffte das Metallgestaumlnge so weit nach oben zu ziehen dass sie ihren Rucksack darunterklemmen konnte Weil in ihrem Ruumlcken aber der Sattel druumlckte musste sie ihre Schultasche beim Fahren vor dem Bauch tragen

Das alles stoumlrte Lupi nicht sie hatte gelernt mit Kom-promissen zu leben


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Bloumld waren nur die anderen KinderVor allem Vincent machte ihr das Leben schwer Er war

der raquoCheflaquo in ihrer Klasse Becky hatte ihr schon fruumlh er-klaumlrt dass die meisten Chefs sich groumlszliger und staumlrker fuumlhl-ten indem sie die Menschen um sich herum kleiner mach-ten Waumlre es nach Vincent gegangen waumlre Lupi vermutlich nicht groumlszliger als eine Rosine Und obwohl sie sehr darauf achtete ihm aus dem Weg zu gehen fand er immer wieder etwas worauf er herumhacken konnte damit sie noch kleiner wurde kleiner und kleiner bis sie sich irgendwann in Luft aufloumlsen wuumlrde Vor ein paar Wochen hatte er es auf ihre Brille abgesehen die seitdem am Nasenbuumlgel nur noch von ein paar Klebestreifen zusammengehalten wurde Und heute war also ihr Fahrrad dran hellip

Marcello und Vincent mussten irgendwie Wind davon bekommen haben dass sie das alte Rad jeden Tag vor-sorglich an der Mauer hinter der Turnhalle anschloss und nicht auf dem Schulhof Die Schule war gerade erst vor-bei und Lupi stellte ihren Rucksack auf den Boden um sich zum Fahrradschloss zu buumlcken als sie Vincents Stimme hinter sich houmlrte

raquoSoll das ein Fahrrad sein oder hast du wieder im Muumlll gewuumlhltlaquo

Marcello lachte ndash wie immer wenn er dachte Vincent haumltte etwas Witziges gesagt

Lupi blinzelte die beiden konzentriert an Sie wusste dass sie am besten davonkam wenn sie Vincents Gemein-


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heiten einfach ignorierte Wenn sie erstmal auf ihrem Fahrrad saszlig wuumlrde sie die Jungs schon hinter sich lassen zumindest fuumlr heute

Doch waumlhrend sie den Schluumlssel ins Schloss steckte aumlnderte Vincent ploumltzlich seine Strategie raquoWas haben wir denn hier Ist das nicht ein Fall fuumlr die Altkleidersamm-lunglaquo Er hob Lupis Rucksack vom Boden auf und hielt ihn wie einen stinkenden Putzlappen in die Luft

Lupi kniff die Augen zusammen raquoGib mir meinen Rucksack zuruumlcklaquo

raquoDas ist dein Rucksacklaquo Vincent schlug sich theatra-lisch die Hand vor den Mund raquoTut mir leid das wusste ich nichtlaquo

raquoGib ihn wieder herlaquoWaumlhrend Lupi nach ihrem Rucksack griff nickte Vin-

cent Marcello zu und der packte sie von hinten Lupi ver-suchte sich freizustrampeln aber gegen Marcello hatte sie keine Chance Er war mindestens einen Kopf groumlszliger als sie und dreimal so breit

raquoIch will meinen RucksacklaquoraquoKeine Panik du kriegst ihn ja wiederlaquo sagte Vincent

und grinste raquoIch will nur schnell mein Autogramm drauf-schreibenlaquo Er lieszlig den Rucksack an der Mauer hinunter-rutschen und oumlffnete den Reiszligverschluss seiner Hose

Nein Lupi konnte nicht hinsehen und schloss ver-zweifelt die Augen Aber das leise Plaumltschern houmlrte sie trotzdem


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Erst als sie spuumlrte dass Marcello seinen Griff loumlste trau-te sie sich die Augen wieder zu oumlffnen Die beiden Jungen liefen feixend davon

Seufzend hob sie den tropfnassen Rucksack vom Boden auf

Als sie vor ihrer Haustuumlr vom Fahrrad stieg war auch ihr T-Shirt nass Vincent hatte ganze Arbeit geleistet und den Rucksack von allen Seiten vollgepinkelt und Lupi war nichts anderes uumlbrig geblieben als ihn wie gewohnt vor dem Bauch zu tragen Der Fleck auf ihrem Shirt sah aus wie ein riesiges Nashorn Wieso hatte sie heute Mor-gen ausgerechnet ihr Lieblingsshirt angezogen Jetzt wuumlr-de sie es mindestens fuumlnf Mal waschen muumlssen bevor sie es wieder tragen konnte

Mutlos schloss Lupi ihr Rad an und druumlckte die Haus-tuumlr auf Schon bevor sie den ersten Stock erreicht hatte merkte sie dass jemand vor der Wohnungstuumlr wartete

raquoNa endlich Ich dachte schon hier kommt heut kein Schwein mehrlaquo

Lupi blieb auf dem Treppenabsatz stehen Sie konnte sich nicht mehr erinnern wie der dicke schwitzende Mann mit den straumlhnigen Haaren hieszlig Was sie aber sehr wohl wusste war dass ihm die Wohnung gehoumlrte

raquoHast du dir in die Hose gemachtlaquo Grinsend deutete er auf den Fleck auf Lupis Bauch Sein Lachen klang wie ein rostiger Motor der nicht anspringen wollte


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Lupi presste die Lippen zusammen und umklammerte den Griff ihres Rucksacks raquoWenn ich mir in die Hose gemacht haumltte waumlre wohl kaum mein Shirt nass Ich pin-kele naumlmlich nicht gegen die Schwerkraftlaquo

Das Lachen des Mannes verebbte Er schien zu uumlber-legen ob sie ihn damit irgendwie beleidigt hatte Schlieszlig-lich zuckte er mit den Schultern kam ihr schnaufend ein paar Stufen entgegen und zog dabei einen Umschlag aus der Gesaumlszligtasche raquoIst auch egal Wichtig ist nur dass ihr im Ruumlckstand seidlaquo

raquoRuumlckstandlaquo Unsicher nahm Lupi den zerknitterten Umschlag entgegen Das Papier war unangenehm warm

raquoMit der Mietelaquo murmelte der Mann und hustete raquoDrei Monate mehr mach ich nicht mit Das hab ich dei-ner Mutter von Anfang an gesagtlaquo Er wischte sich mit dem Handruumlcken uumlber den Mund raquoOnkel Marnie ist vielleicht nett aber kein Idiot Bis naumlchste Woche seid ihr hier raus sag das deiner Mamalaquo Mit diesen Worten draumlngte er sich an ihr vorbei und schob seinen wuchtigen Koumlrper die Treppe hinab

Lupi sah ihm verunsichert nach raquoIst hellip ist meine Mut-ter denn nicht zu Hauselaquo

raquoSieht so auslaquo antwortete Marnie raquoIn der Wohnung ist es jedenfalls ziemlich stilllaquo

Lupi wartete bis sie seine schlurfenden Schritte nicht mehr houmlrte dann zog sie hastig ihren Schluumlssel aus der Tasche Becky musste zu Hause sein ndash sie war immer da


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wenn sie aus der Schule kam Auf einmal spuumlrte sie einen Kloszlig in der Kehle Konnte es etwa sein dass sie Becky erwischt hatten Hatte sie es diesmal zu weit getrieben

Lupis Herz klopfte wie wild als sie den Schluumlssel im Schloss drehte und die Tuumlr aufstieszlig Nervoumls griff sie nach dem silbernen Anhaumlnger an ihrem Hals Bitte lass alles gut sein

Unsicher druumlckte sie die Tuumlr auf raquoBecky helliplaquoKeine Antwort Die Wohnung lag vollkommen still da

nur von drauszligen drang das gleichmaumlszligige Droumlhnen von den Pressluftbohrern einer Baustelle herein

raquoBeckylaquo Lupi lieszlig ihren nassen Rucksack auf den Boden gleiten und warf einen Blick in die Kuumlche ndash da fiel hinter ihr die Wohnungstuumlr ins Schloss

raquoIst er weglaquo Becky schob sich blitzschnell an ihr vorbei in die Kuumlche und spaumlhte hinter dem Vorhang hinaus auf die Straszlige Sie musste die ganze Zeit hinter der Woh-nungstuumlr gestanden haben

Eigentlich haumltte Lupi ihr boumlse sein muumlssen aber sie spuumlrte nur Erleichterung Becky war nicht weg sie war hier bei ihr raquoMusstest du mich so erschreckenlaquo

Uumlberrascht drehte Becky sich zu ihr um Offenbar merkte sie erst jetzt wie aufgewuumlhlt Lupi war raquoTut mir leidlaquo Beinahe fuumlrsorglich beugte sie sich zu ihr herunter und druumlckte ihr einen Kuss auf die Stirn Dann fiel ihr Blick auf den nassen Fleck raquoWas ist mit deinem Shirt passiertlaquo


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raquoEin kleines Missgeschick helliplaquo flunkerte Lupi Sie wuss-te dass die Wahrheit Becky nur wuumltend machen wuumlrde und wenn Becky wuumltend war tat sie in der Regel Dinge die alles noch schlimmer machten

Als Lupi ihr jetzt den Umschlag in die Hand druumlckte stoumlhnte Becky auf

raquoDu haumlttest ihn nicht annehmen duumlrfen Was meinst du warum ich eine halbe Stunde die Luft angehalten habe Solange der Wisch nicht zugestellt wird ist er nicht wirk-samlaquo

raquoWas haumltte ich denn machen sollen Das Ding vor sei-nen Augen im Treppenhaus verbrennenlaquo

Becky grinste raquoZum Beispiellaquo Mit zwei schnellen Schritten war sie an der Spuumlle und lieszlig den ungeoumlffneten Umschlag ins Becken fallen Als sie den rechten Arm nach dem Oberschrank ausstreckte wo die Streichhoumllzer lagen zuckte sie auf einmal zuruumlck und umklammerte die Schulter mit schmerzverzerrtem Gesicht

raquoWas ist mit deinem Armlaquo fragte Lupi besorgtraquoNichtslaquo Trotzig griff Becky mit dem linken Arm nach

obenraquoDas sieht aber nicht nach nichts auslaquo Lupi nahm ihr

wuumltend die Streichholzschachtel aus der Hand raquoWas ist passiertlaquo

Eine Weile versuchte Becky ihrem Blick standzuhalten doch dann knickte sie ein raquoIch habe Schmerzen in der Schulterlaquo


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raquoUnd warumlaquoraquoKeine Ahnung Sehrsquo ich aus wie ein Orakellaquo Becky

versuchte sich die Streichhoumllzer zu schnappen aber Lupi zog die Schachtel weg und sah ihre Mutter durchdringend an

Mit einem viel zu lauten Seufzen gab Becky schlieszliglich nach raquoIch bin hingefallen Bist du jetzt zufriedenlaquo

Zufrieden Nein Lupi war alles andere als zufrieden raquoWann ist das passiertlaquo

raquoHeute Vormittaglaquo gab Becky kleinlaut zu raquoIch muss-te mich beeilen weil hellip na ja es gab ein Problem Und dann lag da ploumltzlich dieser Stein im Weglaquo

Lupi runzelte die Stirn raquoEin Steinlaquo Dachte Becky ernsthaft sie wuumlrde ihr diese Geschichte abkaufen Ihre Mutter war viel zu geschickt um uumlber einen Stein zu stol-pern da war Lupi sich sicher

Ertappt verzog Becky das Gesicht raquoVielleicht hat mich auch jemand am Arm zuruumlckgerissen als ich weggelaufen bin Aber es ist alles gut gegangen houmlrst du Du musst dir keine Sorgen machenlaquo Unsicher ging sie vor Lupi in die Hocke und sah ihr in die Augen so wie andere Muumltter das auch immer taten wenn sie ihre Kinder beruhigen woll-ten Doch Lupi lieszlig sich davon nicht taumluschen Sie wusste dass Becky nicht wie die anderen war ndash egal wie sehr sie sich das insgeheim wuumlnschte hellip

raquoWir sollten ins Krankenhaus fahrenlaquoraquoUnsinnlaquo Becky nahm ihr lachend die Streichhoumllzer


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aus der Hand und zuumlndete den Briefumschlag an raquoDas hier ist nichts ehrlich Morgen ist alles wieder gutlaquo

Lupi blinzelte sie skeptisch an raquoWenn das alles nichts ist dann streck mal den Arm nach obenlaquo

Becky zuckte die Achseln und lieszlig den linken Arm nach oben wandern

raquoDen rechtenlaquo sagte Lupi strengBecky funkelte sie wuumltend an Dann stoumlhnte sie raquoIst

gut du hast gewonnen Wir fahren ins Krankenhaus Aber vorher packen wir ein paar Sachen zusammenlaquo Als sie Lupis fragenden Blick bemerkte wies sie mit einem Kopfnicken auf die glimmenden Reste des Umschlags im Spuumllbecken raquoEs ist besser wenn wir uns was Neues suchenlaquo

raquoSchon wiederlaquoBecky zog die beiden Reisetaschen aus der Abstellkam-

mer und warf Lupi eine davon zu raquoIch rufe Toni von unterwegs an Vielleicht hat er kurzfristig was fuumlr uns Das wird bestimmt superlaquo Dann verschwand sie aus der Kuumlche

Lupi hob die leere Reisetasche vom Boden auf Alles was wichtig war wuumlrde hineinpassen das wusste sie ndash schlieszliglich lag der letzte Umzug erst vier Monate zuruumlck Und dennoch stieszlig sie einen leisen Seufzer aus und sah sich wehmuumltig in der Kuumlche um

Sie hing nicht besonders an der Wohnung im Gegen-teil Die Waumlnde waren feucht die Nachbarn laut und mit


den alten Moumlbeln hatte sie sich nie richtig anfreunden koumlnnen

Trotzdem hatte sie insgeheim gehofft irgendwann ein-mal irgendwo zu Hause zu sein


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Er musste weg von hier und zwar so schnell wie moumlglich Wie lange lag er schon in diesem verfluchten Bett Zwei Tage Zwanzig

Jacob hatte jedes Zeitgefuumlhl verloren doch eines wuss-te er genau Er wuumlrde das alles keinen Tag laumlnger aus-halten

Sarahs Eltern saszligen schon seit mindestens zwei Stun-den an seinem Bett und hielten abwechselnd seine Hand Wie fast immer wenn Besuch kam stellte er sich schla-fend aber das hieszlig ja nicht dass er ihr Schluchzen nicht houmlrte ihre Trauer ihr Mitgefuumlhl nicht spuumlrte All die un-ausgesprochenen Worte schienen ihn tiefer in die Matratze zu druumlcken und seine Glieder zu laumlhmen Nur sein Ver-stand blieb hellwach ndash und gerade das machte es so uner-traumlglich Wie sollte ein einzelner Mensch all das aushalten koumlnnen Jacob wollte keine Traumlnen auf seinem Hand-ruumlcken er wollte kein Mitleid und auch keinen Trost Nein alles was er wollte war seine Ruhe

Als Elisabeth und Wilhelm endlich gingen verharrte er sicherheitshalber noch eine Weile in seiner Regungs-losigkeit Dann schlug er das Laken zur Seite und schwang die Beine aus dem Bett ndash zu schnell wie sich im naumlchs-


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ten Moment herausstellte Die Zimmerwaumlnde um ihn herum drehten sich und alles schwankte bedrohlich Ver-dammt

Jacob kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich Er musste den Schwindel bezwingen sonst wuumlrde er es nicht einmal ins Badezimmer schaffen Vorsichtig tas-tete er nach den Elektroden auf seiner Brust die die Schwester erst heute Morgen dort fixiert hatte und loumlste sie Sofort begann der Monitor neben seinem Bett Alarm zu schlagen

Jacob konnte nicht einmal bis drei zaumlhlen da wurde be-reits die Tuumlr aufgestoszligen und der Arzt mit der laumlcherlich groszligen Brille stuumlrmte ins Zimmer Als er Jacob mit freiem Oberkoumlrper auf der Bettkante sitzen sah hob er irritiert die Augenbrauen

raquoWas tun Sie dalaquoJacob holte tief Luft und schloss abermals die Augen

Hinter seiner Stirn pochte ploumltzlich ein stechender Schmerz Er musste einen klaren Kopf bekommen um das hier vernuumlnftig durchzuziehen

raquoIch gehe nach Hauselaquo Jacob zuckte zusammen als er merkte wie unwirklich seine eigene Stimme klang War das alles uumlberhaupt real

Der Arzt runzelte die Stirn und schloss behutsam die Tuumlr hinter sich raquoIch denke nicht dass das eine gute Idee ist Herr Chrissenlaquo

Keine gute Idee Wie wollte dieser Kerl das beurteilen


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Was wusste er schon von seinem Leben Jacob versuchte die Schultern zu straffen raquoHoumlren Sie Doktor Meier helliplaquo

raquoMuumlller mein Name ist Muumlllerlaquo Der Arzt schob an-gespannt die Haumlnde in seine Kitteltaschen

raquoSag ich doch helliplaquo Vorsichtig stieszlig Jacob sich an der Bettkante ab Obwohl er in den letzten Tagen schon ein paarmal aufgestanden war fuumlhlte er sich immer noch un-sicher auf den Beinen Aber er durfte jetzt keine Schwauml-che zeigen Je mehr Entschlossenheit er ausstrahlte desto geringer wuumlrde der Protest ausfallen

Doktor Muumlller raumlusperte sich raquoZu Hause ist doch nie-mand der Sie versorgtlaquo

Jacob versuchte zu lachen brachte aber nicht mehr als ein Husten hervor raquoIch brauche ganz sicher niemanden der mir das Fruumlhstuumlck ans Bett bringtlaquo Benommen griff er sich einen der unzaumlhligen Blumenstraumluszlige die die Fens-terbank zierten und lieszlig ihn in den Muumllleimer fallen Der Geruch von Genesungswuumlnschen und Beileidsbekundun-gen verursachte ihm schon seit Tagen Uumlbelkeit

raquoSie sind abgestuumlrzt Herr Chrissen Mit einem Heli-kopterlaquo

Jacob atmete tief ein Die Worte des Arztes drangen zu ihm durch aber trotzdem kamen sie ihm seltsam leer vor Sie waren nur der Text von irgendeinem Theaterstuumlck ein Stuumlck das mit ihm selbst nichts zu tun hatte

Teilnahmslos entsorgte er einen weiteren Strauszlig und blickte dann muumlde zu dem Arzt auf raquoSie haben gesagt


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ich bin kaum verletzt Die Gehirnerschuumltterung ist ab-geklungen und ein paar Kratzer rechtfertigen wohl kaum dass Sie mich an ein Krankenhausbett fesselnlaquo

raquoNiemand will Sie fesseln Herr Chrissen Aber neben der koumlrperlichen Unversehrtheit besteht durchaus die Moumlglichkeit dass Sie Schaumlden anderer Art davongetragen habenlaquo Er ruumlckte sich seine riesenhafte Brille zurecht raquoAlles andere waumlre sogar houmlchst unwahrscheinlichlaquo

Wie bitte Hatte er sich verhoumlrt Ploumltzlich musste Jacob lachen raquoSie denken ich bin ein Fall fuumlr die Klapselaquo

Der Arzt versuchte seinem Blick standzuhalten gab es aber schlieszliglich auf raquoIch denke dass Ihr Verhalten un-gesund istlaquo

raquoUngesundlaquoDoktor Muumlller seufzte raquoSie unterdruumlcken Ihre Ge-

fuumlhle Seit Sie aus dem Koma erwacht sind haben Sie nicht ein einziges Mal geweint oder geschrien dabei haben Sie gerade erst Ihre helliplaquo

raquoHalten Sie den Mundlaquo unterbrach Jacob ihn schroff Er wunderte sich selbst woher die Energie dazu auf ein-mal kam Ungesund Wenn dieser Kerl nicht endlich Ruhe gab wuumlrde Jacob ihm schon zeigen wie es war wenn er sich wirklich ungesund verhielt

Doktor Muumlller runzelte sorgenvoll die Stirn raquoIch sage das alles doch nicht um Sie zu aumlrgern Aber Sie muumlssen den Verlust verarbeiten den der Tod Ihres Sohnes und Ihrer helliplaquo


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raquoIch habe gesagt Sie sollen den Mund haltenlaquo Ohne zu wissen woher der Impuls kam griff Jacob sich eine der Vasen vom Fensterbrett und schleuderte sie quer durch den Raum Der Arzt zuckte zusammen als das schwere Porzellan nur wenige Zentimeter neben seinem hageren Koumlrper an der Wand zerschellte Das Blumenwasser spritzte auf seinen Kittel und benetzte seine Brillenglaumlser Wieder musste Jacob ein Lachen unterdruumlcken Selbst Jimmy hatte ein besseres Reaktionsvermoumlgen als dieser Quacksalber Dennoch bereute er augenblicklich dass er sich nicht hatte beherrschen koumlnnen Woher kam ploumltz-lich diese Wut Fuumlhlte er sich nicht eigentlich leer und ausgebrannt Er musste jetzt vorsichtig sein das wusste er denn der Zorn der unvermittelt und heftig in seinem Inneren aufloderte konnte dazu fuumlhren dass er die Kon-trolle verlor Und dann haumltten sie erst recht einen Grund ihn hierzubehalten

Der Arzt stand noch immer wie angewurzelt im Blu-menwasser und blinzelte ihn an raquoVielleicht sollte ich Ihre Schwester anrufenlaquo

Carla Dachte dieser Kerl ernsthaft Carla haumltte irgend-einen Einfluss auf ihn Beinahe belustigt schuumlttelte Jacob den Kopf raquoTun Sie was Sie nicht lassen koumlnnenlaquo mur-melte er und musterte den nassen Doktor so lange mit finsterem Blick bis er endlich den Raum verlieszlig

Muumlde massierte Jacob sich das Nasenbein Sollte dieser Kerl ruhig Carla anrufen Seine Schwester wusste besser


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als jeder andere dass er sich von nichts und niemandem aufhalten lieszlig

Vermutlich war sie ohnehin laumlngst wieder abgereist Er hatte ihr schnell signalisiert dass er keinen Wert auf ihre Gesellschaft legte Bei ihrem ersten Besuch war er immer wieder in seine Traumlume hinabgeglitten Beim zweiten hatte er so getan als wuumlrde er schlafen und beim letzten hatte er sie rausgeschmissen weil sich jedes Wort das sie sagte wie eine Luumlge anhoumlrte Und das Einzige was Jacob noch weniger brauchte als Leute die ihm die Wahrheit sagten waren Leute die ihn anlogen Wenn Carla wirklich so schlau war wie ihr Doktortitel versprach dann hatte sie ihn aufgegeben und war nach Hause gefahren ndash wo immer das auch sein mochte

Und auch Jacob wuumlrde jetzt endlich nach Hause gehenSein Handy war bei dem Absturz verschwunden aber

der Wohnungsschluumlssel war auf wundersame Weise in der Schublade seines Nachttischs gelandet ebenso wie seine Geldboumlrse mit den Kreditkarten Er konnte sich also ein Taxi rufen

Immerhin hatte Carla bei ihrem letzten Besuch ein paar Klamotten fuumlr ihn mitgebracht Die Jogginghose mit dem Camouflage-Muster war nicht gerade das was er sich selbst ausgesucht haumltte und der Kapuzenpullover roch nach aufdringlichem Waschpulver aber um hier wegzu-kommen wuumlrde es reichen Vorsichtig streifte er die Sachen uumlber und schluumlpfte zuletzt in seine Lederschuhe


die einzigen Kleidungsstuumlcke die den Absturz ebenso unversehrt uumlberstanden hatten wie er selbst Dann schlich er zur Tuumlr hinaus

Die Anwesenheit anderer Menschen war wie ein Schlag in die Magengrube Jacob hatte damit gerechnet dass ein paar Leute auf den Fluren unterwegs sein wuumlrden aber nicht damit dass es so viele waren Wieder begannen sich die Waumlnde um ihn herum zu drehen und der Boden unter seinen Fuumlszligen schien zu schwanken Jacob stuumltzte sich am Tuumlrrahmen ab Er musste sich fest auf sein Ziel konzentrieren sonst wuumlrde er es nicht schaffen Hier zu bleiben war keine Option er musste endlich weg weg von den Aumlrzten von den unliebsamen Besuchern ndash weg von allem Er holte tief Luft Am Ende des Flurs oumlffneten sich die Aufzugtuumlren

Er musste einfach nur gehen einen Schritt vor den anderen setzen


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Gammelshausen Sommerloch Kuhbier Nie im Leben haumltte Lupi gedacht dass es Orte mit so lustigen Namen gab Sie strich die Zeitung glatt und kicherte

raquoGuten Tag ich wohne in Katzenhirnlaquo murmelte sie leise und korrigierte sich sofort raquoNein der Name war Gruumlnkrautlaquo

Am schoumlnsten aber fand sie Busenberg Busenberg in der Pfalz Ob es am Ortsrand wohl einen Berg gab der aussah wie eine Brust Oder gar zwei

Ploumltzlich blieb eine Krankenschwester vor ihr stehen Anscheinend hatte sie ihr kleines Selbstgespraumlch gehoumlrt raquoKann ich dir irgendwie helfenlaquo

Wie ertappt legte Lupi die Zeitung ab und ruumlckte sich die Brille zurecht raquoIch warte nur auf meine Mutterlaquo er-klaumlrte sie und zeigte auf das gegenuumlberliegende Behand-lungszimmer

Die Schwester nickte freundlich raquoWir haben auch Kinderbuumlcher hier Und Comics wenn du willstlaquo

raquoDanke aber es dauert bestimmt nicht mehr langelaquo Lupi wies auf den Stapel mit Zeitschriften und Zeitun-gen die neben der Bank in einem Korb lagen raquoDie hier reichen mirlaquo


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raquoWie du meinstlaquo Mit einem verbluumlfften Laumlcheln ver-schwand die Schwester durch den Flur

Die meisten Erwachsenen konnten nicht verstehen dass Lupi gerne Zeitungen las Aber mit Comics und Pferdeheftchen hatte sie noch nie viel anfangen koumlnnen Solche Texte und Geschichten machten Kinder nicht schlauer sie sorgten houmlchstens fuumlr Unterhaltung ndash und Unterhaltungsprogramm hatte sie wirklich schon genug in ihrem Leben

Nein das war nichts fuumlr sie Am liebsten vertiefte sie sich in die Persoumlnlichkeitstests in Frauenzeitschriften Bin ich bindungsunfaumlhig Passt mein Partner zu mir Tigermama oder Zwerghamster ndash welches Herz schlaumlgt in meiner Brust Durch diese Frageboumlgen hatte Lupi schon eine ganze Menge uumlber Menschen gelernt Vielleicht fand sie irgend-wann sogar mal einen der ihr half Becky zu verstehen Leider waren die Tests nur ganz selten auf Frauen wie ihre Mutter zugeschnitten Becky Brockmann lieszlig sich eben nicht so leicht in eine Schublade stecken

Lupi griff wieder nach der Tageszeitung Ein Artikel uumlber die allgemeine Wegwerfmentalitaumlt hatte ihr Interesse geweckt und dann war sie uumlber den kurzen Beitrag mit den lustigen Ortsnamen gestolpert Fluumlchtig sah Lupi auf die Uhr Becky war nun schon eine halbe Stunde im Be-handlungszimmer aber sie wuumlrde die Untersuchung sicher nicht unnoumltig in die Laumlnge ziehen Schlieszliglich konnte sie Aumlrzte nicht ausstehen


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raquoDie stellen zu viele Fragenlaquo hatte sie Lupi auf dem Weg in die Klinik erklaumlrt

raquoDas muumlssen sie doch um festzustellen was dir fehltlaquo hatte Lupi erwidert aber Becky hatte nur trotzig den Kopf geschuumlttelt

raquoDann erklaumlr mir mal bitte warum es bei Hunden und Katzen auch ohne Fragen geht Die geben schlieszliglich auch keine Antwortlaquo

Mit Becky zu diskutieren ergab nur selten Sinn Sie war ziemlich stur und meistens davon uumlberzeugt dass sie recht hatte Deshalb hatte Lupi es auch diesmal wieder gleich sein lassen

Gedankenversunken blaumltterte sie die Seite um und blieb mit dem Blick an einem Foto haumlngen Es zeigte einen Mann mit einem kleinen Gruumlbchen neben dem Mund-winkel Die kurzen goldblonden Locken verliehen ihm etwas Kindliches raquoDas Wunder am Hamburger Groszligstadtshyhimmellaquo lautete die Uumlberschrift des Artikels raquoFernsehshymoderator Jacob Chrissen beinahe unversehrtlaquo

Jacob Chrissen Lupi hatte diesen Namen noch nie ge-houmlrt aber sie sah ja auch nie fern Trotzdem zog der Text sie sofort in seinen Bann

Der Mann war auf dem Weg zu einer Preisverleihung im Hafen mit dem Hubschrauber abgestuumlrzt Die Ur-sache fuumlr den Absturz war bisher ungeklaumlrt Sicher war aber dass Jacob Chrissen den Fall vom Himmel nahezu unverletzt uumlberstanden hatte Lupi hielt die Luft an Die-


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ser Kerl hatte einen Helikopterabsturz uumlberlebt Aber hellip so was war gar nicht moumlglich Lupi kannte die Gesetze der Schwerkraft sie wusste dass der menschliche Koumlrper vielen Widerstaumlnden trotzen konnte aber ganz sicher nicht einem Aufprall aus vielen hundert Metern Houmlhe

Instinktiv griff sie nach ihrem Anhaumlnger War es etwa moumlglich dass dieser Mann hellip gar kein normaler Mensch war

Ploumltzlich fiel die Tuumlr gegenuumlber mit einem lauten Knall ins Schloss Lupi zuckte zusammen und blickte von der Zeitung auf Beckys rechter Arm steckte jetzt in einer Schlinge Sie sah etwas zerzaust aus wirkte aber ent-schlossen

raquoLos wir gehenlaquoraquoKann ich das hier noch zu Ende lesenlaquo bat Lupi

doch Becky schuumlttelte den Kopf und griff mit der linken Hand nach der Reisetasche die vor Lupi auf dem Boden stand

raquoWir muumlssen loslaquoraquoAber da ist ein Mann vom Himmel gefallen und hat

nicht mal helliplaquoraquoKannst du nicht Pferdehefte lesen wie jedes andere

normale Maumldchenlaquo Becky verdrehte die AugenraquoKlarlaquo Langsam wurde es Lupi zu bunt raquoSobald du

dir einen Job eine Wohnung und einen Mann suchst wie jede andere normale Mutterlaquo

Becky blinzelte sie sprachlos an Dann fing sie an zu


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lachen raquoNimm die Zeitung einfach mitlaquo schlug sie vor und druumlckte ihre Reisetasche an sich

raquoSie gehoumlrt uns aber nichtlaquoraquoIrgendwas ist immerlaquo Mit einem frechen Achsel-

zucken setzte sich Becky in BewegungLupi befolgte Beckys Ratschlaumlge nicht gerne vor allem

wenn es darum ging Dinge mitzunehmen die ihr nicht gehoumlrten Aber diese Geschichte in der Zeitung lieszlig sie einfach nicht los hellip Unsicher blickte sie nach links und rechts Dann trennte sie hastig die ganze Seite heraus fal-tete sie sorgfaumlltig zusammen und schob sie in ihre Hosen-tasche Mit der kleinen prallen Reisetasche uumlber der Schulter folgte sie ihrer Mutter den Flur hinab

raquoWas hat der Arzt gesagtlaquo fragte sie als sie Becky endlich eingeholt hatte

raquoNichts Neues Die Schulter war ausgekugelt aber er hat sie wieder eingerenkt Jetzt soll ich den Arm ein paar Tage stillhalten Das heiszligt du musst dir deine Schulbrote selber schmierenlaquo

raquoDas mach ich doch sowiesolaquo protestierte LupiBecky grinste schief raquoDeshalb sag ich ja nichts NeueslaquoIn diesem Moment houmlrte Lupi hinter sich jemanden

rufen raquoFrau Cigalla Sie haben Ihre Versichertenkarte ver-gessenlaquo

Lupi sah sich um Der Arzt war aus dem Behandlungs-zimmer getreten und wedelte nervoumls mit einer kleinen Plastikkarte


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Becky drehte sich nicht um sondern packte Lupi am Handgelenk und zog sie durch eine Tuumlr ins Treppenhaus

raquoWollten wir nicht den Aufzug nehmenlaquoHastig stuumlrmte Becky die Stufen hinab raquoAch was ein

bisschen Bewegung kann uns nicht schadenlaquoLupi stoumlhnte auf raquoUnd warum hat der Arzt dich ge-

rade Frau Cigalla genanntlaquoraquoHat er daslaquo Unbeeindruckt nahm Becky zwei Stufen

auf einmal Lupi geriet ins Schwitzen Es war unmoumlglich in diesem Tempo mit ihrer Mutter mitzuhalten

raquoJa das hat er Und deine Karte hatte er auch in der Handlaquo

raquoKeine Ahnunglaquo erwiderte Becky und Lupi konnte foumlrmlich spuumlren dass sie dabei grinste raquoDeshalb sag ich immer Trau niemals einem Arzt Die haben nicht alle Tassen im Schranklaquo

Als sie den ersten Stock erreicht hatten oumlffnete Becky eine Seitentuumlr die vom Treppenhaus abging

raquoWarte kurz hierlaquo befahl sie Lupi und verschwandLupi war diese Pause ganz recht Sie brauchte dringend

einen Moment um zu verschnaufen Bloumlderweise war Becky schon nach wenigen Augenblicken wieder zuruumlck ndash mit einem Stuumlck Kuchen das sie Lupi strahlend in die Hand druumlckte

raquoBelohnung fuumlrs Wartenlaquo sagte sie zufrieden und setzte ihren Weg fort

Lupi aber interessierte sich nicht fuumlr den Marmor-


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kuchen sondern fuumlr das was Becky sich uumlber die Schulter geworfen hatte raquoWas ist daslaquo

raquoKuchenlaquo erwiderte Becky ohne sich umzudrehen raquoUnd dafuumlr dass du so schlau bist ist das eine ziemlich daumlmliche Fragelaquo

Lupi hechtete hinter ihr her raquoDu weiszligt genau was ich meine Der Arztkittel gehoumlrt dir nichtlaquo

raquoIch leih ihn mir nur aus okaylaquo erklaumlrte Becky raquoMit dem bloumlden Verband fuumlhle ich mich total exponiert Der Kittel verleiht mir etwas Wuumlrdelaquo

Lupi rollte mit den Augen raquoAusleihen setzt voraus dass du vorhast das Ding irgendwann zuruumlckzugebenlaquo

raquoWoher willst du wissen dass ich das nicht vorhabelaquo Becky eilte unbeirrt weiter aber jetzt schoss Lupi nach vorne uumlberholte sie und stellte sich ihr in den Weg

raquoOkay okaylaquo gab ihre Mutter endlich zu raquoVielleicht nicht morgen oder uumlbermorgen aber eventuell in ein paar Jahrenlaquo Und bevor Lupi protestieren konnte hatte sich Becky wieder an ihr vorbeigedraumlngt und eilte die letzten Stufen hinab

Unten vor dem Haupteingang der Klinik hatten sich die Raucher versammelt und stieszligen ihre Nikotinwolken in den Himmel

Becky warf Lupi einen ungeduldigen Blick zu als sie endlich nach ihr durch die Tuumlr stolperte Dann lieszlig sie ihre Reisetasche auf den Boden fallen und winkte mit dem unverletzten Arm ein Taxi heran


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raquoWollen wir nicht mit dem Bus fahrenlaquo schlug Lupi vor aber Becky schuumlttelte den Kopf

raquoUnsinn Toni soll nicht denken wir koumlnnten uns kein Taxi leistenlaquo

raquoAber wir koumlnnen uns kein Taxi leistenlaquoraquoKoumlnnen wir wohllaquo Becky zog grinsend einen Zwan-

zig-Euro-Schein aus der KitteltascheLupi starrte sie fassungslos an wagte aber nicht weiter

zu diskutieren weil in diesem Moment bereits ein Taxi vor ihnen hielt

raquoDas nennt man Karmalaquo Becky strahlte und buumlckte sich nach ihrer Tasche Doch als sie sich wieder aufrichte-te und auf den Kofferraum zuging draumlngte sich ploumltzlich ein Mann an ihr vorbei und steuerte direkt auf die Bei-fahrertuumlr zu Er trug eine ausgebeulte Armeejogging hose feine Lederschuhe und einen Kapuzenpullover der min-destens zwei Nummern zu groszlig war

raquoHey das ist unser Taxilaquo protestierte Becky aber der Kerl lieszlig sich unbeeindruckt auf den Beifahrersitz sinken

raquoTut mir leid ich habrsquos eiliglaquo Energisch zog er die Tuumlr ins Schloss

raquoEilig Sie haben es wohl eilig einen Arschtritt zu kas-sierenlaquo bruumlllte Becky aber da setzte sich das Taxi bereits in Bewegung und brauste davon

Lupi schob sich verwundert die Brille zurecht denn auf einmal beschlich sie ein merkwuumlrdiges Gefuumlhl Hatte sie diesen Kerl nicht schon mal irgendwo gesehen hellip Aber


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Zum Buch Manchen Menschen schickt das Leben ein Wunder Anderen schickt

es die achtjaumlhrige Lupi hellip

Der TV-Moderator Jacob Chrissen fuumlhrt ein Leben in Saus und Braus ndash bis

er bei einem Helikopterabsturz seine Frau und seinen Sohn verliert Dass

er selbst nahezu unversehrt davonkommt grenzt an ein Wunder Doch

Jacob sieht keinen Sinn mehr im Leben und von Wundern haumllt er auch

nicht viel

Die achtjaumlhrige Lupi dagegen koumlnnte dringend ein Wunder gebrauchen

Als sie Jacob trifft steht fuumlr sie fest Dieser Mann muss Gott persoumlnlich

sein Wer sonst uumlberlebt einen Sturz vom Himmel Und so ist Lupi wild

entschlossen Jacob zu zeigen dass das Leben schoumln ist ndash und die Welt

ihn noch braucht

Autor

Lucy Astner Lucy Astner Jahrgang 1982 lebt mit ihrem Mann

und den gemeinsamen vier Kindern in Hamburg Als

Drehbuchautorin schreibt sie ua fuumlr Til Schweiger

und Matthias Schweighoumlfer Kinokomoumldien Ebenso

erfolgreich ist Lucy Astner als Autorin von

Kinderbuumlchern zB mit der Serie um Polly

Schlottermotz

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Gott hat auch mal 'nen schlechten Tag Roman

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