Graduate School of Management Universität Kyoto, SS2018

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Erfahrungsbericht Graduate School of Management Universität Kyoto, SS2018 Bild 1 Fushimi Inari, Kyoto

Transcript of Graduate School of Management Universität Kyoto, SS2018

Erfahrungsbericht

Graduate School of Management

Universität Kyoto, SS2018

Bild 1 Fushimi Inari, Kyoto

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Bewerbung und Vorbereitung Die Bewerbung lief meiner Meinung nach gut organisiert ab. Nach der Nominierung durch die TUM und der darauffolgenden Bewerbung an der Graduate School of Management (GSM) bekam ich nach einiger Zeit die für das Visum benötigten Unterlagen sowie viele weitere Informationen zugesandt. Wie in anderen Berichten bereits geschrieben, ist eine Besonderheit hierbei, dass man einen Nachweis über die Finanzierung des Semesters erbringen muss. Das Visum kann dann direkt in München im japanischen Generalkonsulat beantragt werden (Bearbeitungszeit ca. 1 Woche). Hierfür muss man lediglich ein Formular ausfüllen.

Falls man vorhat, sich in Japan ein Auto zu mieten, würde ich im Konsulat nachfragen, ob man dort bereits die Übersetzung für den Führerschein bekommen kann. Soweit ich weiß war dies früher möglich, ob das heute noch gilt, kann ich jedoch nicht sagen. Da ich von dieser Möglichkeit erst in Japan erfahren habe, habe ich meinen Führerschein dort übersetzen lassen.

Für die Anreise bieten sich zwei Wege an. Man fliegt entweder von München zum Kansai Airport (KIX) und hat einen kurzen Stopp in Helsinki oder per Direktflug nach Tokyo und dann mit dem Shinkansen nach Kyoto, mehr dazu im nächsten Abschnitt.

Ein japanisch Sprachkurs ist Voraussetzung für die Bewerbung an allen japanischen Universitäten über die TUM und auch wärmstens zu empfehlen. Ich hatte einen Anfängerkurs an der VHS vor meinem Semester in Japan besucht und anschließend im Selbststudium etwas weitergelernt. Obwohl Japan eine große Wirtschaftsnation ist, sprechen die Japaner im Allgemeinen sehr wenig Englisch. Mein Japanisch war denke ich für den Alltag ausreichend, bei Gesprächen mit Japanern musste ich leider oftmals feststellen, dass wir uns zu wenig verstehen konnten.

Meine Unterkunft habe ich direkt über die GSM bekommen, mich also für ihre Wohnheime beworben. Hierbei kann man lediglich seine Präferenzen angeben, welche bei mir Yoshida und Shugakuin waren. Letztlich habe ich meine 2. Wahl, das Shugakuin Wohnheim zugeteilt bekommen, mehr hierzu ebenfalls im nächsten Abschnitt.

Ich würde noch empfehlen, sich frühzeitig Gedanken zu machen, ob man noch weitere Länder während seines Auslandssemesters besuchen möchte und ggf. die entsprechenden Visa in Deutschland frühzeitig beantragen.

Ebenso würde ich mir auch überlegen welche Kleidung man brauchen wird. Der April war bei mir geprägt von milden Temperaturen und regelmäßigem Regen. Von Mai bis Mitte Juni hatten wir fast ausschließlich perfektes T-Shirt Wetter mit Sonnentagen. Danach wurde es wirklich heiß (Temperaturen bis 40 Grad) und ziemlich schwül mit vereinzelten Platzregen. Ich würde daher empfehlen, nicht zu viele dicke/lange Klamotten einzupacken, da diese die meiste Zeit im Schrank liegen werden. Falls man vorhat den Fuji oder andere Berge zu besteigen, sollte man unbedingt Wanderschuhe mitnehmen.

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Anreise und Ankommen

Bild 2 Dotonbori, Osaka

Wie bereits geschrieben, hat man meiner Meinung nach zwei sinnvolle Möglichkeiten um nach Kyoto zu kommen. Ich hatte mich dafür entschieden zum Kansai Airport zu fliegen. Als Airlines bieten sich hier JAL und Finnair an. Die Route über Tokyo ist ein wenig schneller, da man eine kürzere Flugdauer hat und mit dem Shinkansen in ca. 2 ½ Stunden in Kyoto ist. Gleichzeitig ist diese Route ein wenig teurer. Dort angekommen, bekommt man nach Ausfüllen eines Formulars direkt die Residence Card ausgestellt. Ich würde empfehlen sich direkt Bargeld abzuheben, da dies immer noch das Mittel der Wahl zum Bezahlen in Japan ist. Nach Kyoto bin ich mit dem Haruka Express Train gefahren (knapp 1 ½ Stunden), alternativ kann man mit einem Shuttle Bus dorthin fahren. Am Bahnhof von Kyoto angekommen, bin ich mit den Öffentlichen zum Shugakuin Wohnheim gefahren. Hier am besten gleich die IC Card kaufen. Mit ihr kann man in ganz Japan den öffentlichen Nahverkehr nutzen.

Am Wohnheim angekommen, konnte ich nach einer kurzen Begrüßung und Einführung in die wichtigsten Regeln durch das Wohnheimpersonal mein Zimmer beziehen. Mein Zimmer war ziemlich modern (wurde erst vor kurzem renoviert) ausgestattet mit einer Toilette sowie einer kleinen Küchenzeile. Hier hat man jedoch nur eine einzelne mobile Kochplatte sowie einen Kühlschrank. Alles andere, also Besteck, Geschirr… muss man sich selbst besorgen. Der 100 Yen Shop im Qanat Einkaufszentrum war hierfür meine erste Wahl. Zusätzlich gibt es nicht weit vom Wohnheim einen Gebrauchtwarenladen, hier bekommt man günstig weitere Utensilien wie zum Beispiel einen Reiskocher. Vom Wohnheim kommt man in 10 – 15 Minuten

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mit dem Fahrrad zur Universität. Generell würde ich mir sobald wie möglich ein Fahrrad besorgen, da man damit in Kyoto am besten von A nach B kommt. In der Nähe der Uni gibt es einige Shops, in denen man sich günstig ein Fahrrad kaufen kann (z.B. Eirin).

Alles in allem war ich vollkommen zufrieden mit dem Wohnheim, würde aber trotzdem wieder das Yoshida Wohnheim als erste Präferenz angeben, da es direkt am Campus gelegen ist und das Shugakuin am nördlichen Stadtrand.

Ich hatte mich im Voraus mit meiner Tutorin für den 2. Tag verabredet um mich im Rathaus anzumelden (Wohnort anmelden, Krankenversicherung abschließen und für den Japanischen Pensionsfond anmelden). Alle 3 sind verpflichtend, wobei die Krankenversicherung wirklich günstig ist und man nichts in den Pensionsfond einzahlen muss. Zusätzlich muss man sich für eine weitere Versicherung direkt an der Universität einschreiben (Coop).

Eine SIM Karte fürs Handy bekommt man am besten bei BIC Camera. Ohne Vertrag kann man lediglich zu den kleinen Anbietern, diese haben vermeintlich schlechteres Internet, davon konnte ich jedoch nichts spüren. Hier kann man sich für eine von drei Optionen entscheiden:

- Datentarif keine Rufnummer, gleichzeitig am günstigsten (etwas mehr als 10€ im Monat)

- Datentarif + SMS Rufnummer und nur unwesentlich teurer

- Datentarif + SMS + Telefonie Mindestlaufzeit von 6 Monaten sowie deutlich teurer

Ich würde den Datentarif mit SMS Option empfehlen, da man seine Nummer häufig angeben muss. Telefonieren kann man per Whatsapp und Co, weswegen die Telefonieoption meiner Meinung nach unnötig ist.

In den Tagen vor der ersten Vorlesungswoche gab es eine offizielle Begrüßung durch das Team des GSM Offices und den Dean, zusätzlich hat man seine Kommilitonen und seinen supervising Professor kennengelernt.

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Studium

Bild 3 Universität Kyoto

Man kann seine Kurse innerhalb der ersten Wochen wählen und musste seine Auswahl bis Anfang Mail finalisieren. Dabei ist zu beachten, dass in den meisten Kursen Anwesenheitspflicht herrscht, man also die erste Vorlesung nicht verpassen sollte. Bei Fragen kann man sich jederzeit ans GSM Office wenden. Ich hatte mich für die Kurse Business Negotiation bei Professor Baber, Strategy & Pratice for Global Open Markets bei Professor Suematsu und Supply Chain Management bei Professor Gautam entschieden und zusätzlich einen japanischen Konversationskurs an der Sprachschule der Universität besucht. Im Folgenden möchte ich ein wenig über die Kurse erzählen.

Business Negotiation (Prof Baber)

Hier bekommt man die wichtigsten Grundlagen zu Verhandlungsführung gelehrt. Der Kurs ist sehr interaktiv gestaltet, da wir fast jede Stunde Verhandlungen anhand von Cases geführt haben. Den Aufwand des Kurses würde ich als hoch beurteilen, da man, um eine gute Note zu bekommen, sehr viele kleine Assignments bearbeiten muss. Jedoch würde ich den Kurs vorbehaltslos weiterempfehlen.

Strategy & Pratice for Global Open Markets (Prof Suematsu)

In diesem Kurs ging es vor allem um Transaktionskosten und zugehörige Themen. Die Stunden waren immer zweigeteilt. Im ersten Teil wurde ein bestimmtes Thema von 2-3 Studenten präsentiert, im zweiten Teil gab es dazu eine Diskussion. Die Note setzte sich aus der einmalig

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zu haltenden Präsentation und zweier Essays am Ende des Semesters zusammen. Hier würde ich den Aufwand als eher niedrig bewerten. Mir hat der Kurs gut gefallen, daher würde ich auch diesen weiterempfehlen.

Supply Chain Management (Prof Gautam)

Dieser Kurs behandelt SCM vor allem unter dem Aspekt der Wertschöpfung für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette. Der Teil der Optimierung von Lieferketten ist nur ein Aspekt der Vorlesung. Die Note setzt sich hier aus Hausaufgaben, einer Präsentation, der Mitarbeit sowie einer Klausur am Ende des Semesters zusammen. Den Aufwand würde ich daher wieder als hoch einstufen, würde aber auch diesen Kurs weiterempfehlen.

Für drei Kurse gilt, dass wir kleine Klassengrößen hatten und unsere Mitarbeit von den Professoren sehr geschätzt wurde. Zudem galt bei allen Kursen Anwesenheitspflicht.

Japanisch Konversationskurs

Da ich mein gesprochenes Japanisch verbessern wollte hatte ich mich für den Konversationskurs der Sprachschule der Universität Kyoto entschieden. Dieser hat mir persönlich nicht allzu gut gefallen, da unsere Klasse (ca. 30 Studenten) zu groß war um wirklich Konversation sinnvoll zu üben. Unsere Professorin hat sich aber große Mühe gegeben, um dies trotzdem bestmöglich zu ermöglichen. Die Note des Kurses setzt sich aus 2 Exams (Mid- und Endterm zusammen). Ich würde jedoch, um wirklich japanisch sprechen zu üben, einen Kurs an einer privaten Sprachschule empfehlen, da man hier meiner Meinung nach mehr lernt.

Das Unileben würde ich als äußerst angenehm beschreiben. Dadurch, dass die GSM eine kleine Fakultät ist, kennt man nach kurzer Zeit alle Internationals. Meine Kommilitonen waren allesamt richtig nette Leute, weswegen ich dort viele neue Freundschaften geschlossen habe. Die japanischen Kommilitonen lernt man leider eher weniger kennen, da diese meistens die auf Japanisch gehaltenen Kurse besuchen.

Die Mensen sind günstig und lecker sowie ganztags geöffnet. Zudem gibt es viele Clubs und Circles für Freizeitaktivitäten. Dabei ist zu beachten, dass Clubs auch eine Anwesenheitspflicht einfordern und daher sehr zeitaufwändig sind. Circles sind lockerer gestaltet und der Eintritt ist auch leichter, jedoch sollte man damit rechnen, Japanisch sprechen zu müssen. Gleichzeitig kann man hier gut japanische Studenten der Universität kennenlernen.

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Land, Leute und Kultur

Bild 4 Mt. Fuji

Kyoto ist perfekt, um das alte Japan kennenzulernen. Nirgends sonst gibt es so viele alte Tempel, Klöster und Paläste zu sehen. Im Sommer kommt noch das große Gion Matsuri Festival dazu. Ansonsten lässt sich die Stadt recht gut mit München vergleichen. Sie hat in etwa die gleiche Einwohnerzahl und auch einen großen Fluss (Kamo River), der zum Verweilen einlädt. Die Leute sind immer freundlich und es ist absolut sauber, was eigentlich für ganz Japan gilt. In direkter Nachbarschaft sind die Städte Nara, Osaka und Kobe, welche alle drei einen Besuch wert sind. Nara ebenfalls wegen der Kultur, Kobe unter anderem wegen dem berühmten Fleisch und Osaka ist eine moderne Großstadt mit allerlei Sehenswürdigkeiten.

Zum Reisen kann ich in Japan neben Tokio und dem Fuji auch den Süden, also Kyushu und Shikoku empfehlen. Hier ist denke ich ein Auto das beste Fortbewegungsmittel. Generell kann man in Japan in den Städten viel Kultur sehen und in der Natur ebenso viele Sehenswürdigkeiten. Korea ist auf jeden Fall eine Reise wert, welches einem den Unterschied zwischen ostasiatischen Ländern und Kulturen aufzeigt.

Das Essen in Japan bietet deutlich mehr als Sushi und Ramen. Dadurch, dass man die meiste Zeit außerhalb isst, erfährt man das recht schnell. Hier empfehle ich einfach zu probieren. Generell muss man sagen, dass Japan teuer ist, das Budget sollte daher nicht zu knapp kalkuliert werden, da vor allem Reisen einiges kosten.