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VERÖFFENTLICHT VON DER UEFA-DIVISION FUSSBALLENTWICKLUNG N R .8 DEZEMBER 2008 Editorial : Etwas zurückgeben • • • Die Show auf dem Roten Platz • • • Breitenfussball- Aktivitäten bei der EURO 2008 • • • Charta weitet sich aus • • • Breitenfussball in Finnland – Ein Vorbild • • • Erfahrungsaustausch • • • Breitenfussballsommer immer beliebter GRASSROOTS FOOTBALL NEWSLETTER

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VERÖFFENTLICHT VON DER

UEFA-DIVISIONFUSSBALLENTWICKLUNG

N R . 8DEZEM B ER 2008

Editorial : Etwas zurückgeben

• • •Die Show auf dem

Roten Platz• • •

Breitenfussball-Aktivitäten

bei der EURO 2008• • •

Charta weitet sich aus• • •

Breitenfussball inFinnland – Ein Vorbild

• • •Erfahrungsaustausch

• • •Breitenfussballsommer

immer beliebter

GRASSROOTS FOOTBALL NEWSLETTER

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I M P R E S S U MREDAKTIONAndy RoxburghGraham TurnerFrits Ahlstrøm

ADMINISTRATIONFrank LudolphHélène ForsEvelyn TernesUEFA-Sprachdienste

PRODUKTIONAndré VieliDominique MaurerAtema Communication SA Druck: Artgraphic Cavin SA

TITELBILDEin ungewöhnlicher Anblick: Fussball auf demRoten Platz in Moskau. Das Champions Festivalstand bei den Festivitätenrund um das UEFA-Cham-pions-League-Endspiel wort-wörtlich im Mittelpunkt. Foto: Getty Images/T.E.A.M.

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Nach seinem EM-Einsatz für

Spanien machte sich Iker Casillas

im Rahmen eines humanitären Projekts

auf nach Peru.

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ETWASZURÜCKGEBEN

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Der ehemalige portugiesische National-spieler Paulo Sousa, der gleich mit zweiKlubs (Juventus und Borussia Dortmund)die UEFA Champions League gewann, ist seit vielen Jahren UEFA-Breitenfussball-Botschafter. Zusammen mit anderen Ex-Profis wie Sergei Aleinikov (Belarus),Hansi Müller (Deutschland), ZvonimirBoban (Kroatien), Dariusz Dziekanowski(Polen) und Gabriel Calderón (Argenti-nien) macht er Werbung für das Breiten-fussballprogramm der UEFA, indem er Kur-sen, Konferenzen und Veranstaltungen imRahmen von UEFA-Endrunden und -spie-len beiwohnt. Für diese früheren Fussball-stars ist es Ehrensache, etwas für die Basisihres Sports zu tun. Stellvertretend für alleerklärt Paulo Sousa: «Es geht dabei um Ver-antwortung. Wir ehemaligen Spitzenspielerhaben die Verantwortung, unserem Sportetwas zurückzugeben, denn wir habendem Sport alles zu verdanken.» Zweifels-ohne haben aktive und ehemalige Fuss-ballprofis das Potenzial, die nächste Fuss-ballergeneration zum Träumen zu bringenund die Entwicklung des Nachwuchsesvoranzutreiben. Noch stärker kann die Wir-kung sein, wenn sich Fussballlegenden wiePelé, Michel Platini oder Franz Beckenbauer– oder auch lokale «Helden» – engagieren.

Zinédine Zidane gehört ebenfalls zu dieserbesonderen Kategorie, und seine Bereit-schaft, seinen Namen und seine Reputa-tion für die gute Sache herzugeben und anBreitenfussballveranstaltungen teilzuneh-men, ist bewundernswert. In seiner Eigen-schaft als Botschafter für die europäischeLeukodystrophie-Vereinigung ELA reiste der ehemalige Weltfussballer des Jahresvor einigen Monaten nach Monaco, um fürdie Hilfsorganisation für kranke Kinder, dieer seit acht Jahren unterstützt, den UEFA-Wohltätigkeitsscheck in Höhe von einerMillion Schweizer Franken (EUR 619 000)entgegenzunehmen. Daneben unterstützt

der frühere Spielmacher der Equipe Tricolore Kinderhilfsprojekte der VereintenNationen. Doch soziale Verantwortungmacht nur einen Teil des Engagementsdes Franzosen aus. Er bringt sich auch im Breitensportbereich ein; so verzückte der ehemalige Star von Real MadridJugendliche im Vorfeld des EM-Finales in Wien mit seiner Teilnahme an einem Spiel von Nachwuchsballkünstlern im adidas Fan Park - während sich am ande-ren Ende der Stadt ein ehemaliger Mann-schaftskamerad von ihm nicht nur auf den EM-Erfolg vorbereitete, sondern auchauf eine Reise nach Peru, die ganz im Zeichen des Breitenfussballs stehen sollte.

Iker Casillas, der Kapitän der spanischenEuropameistermannschaft 2008, warbereits zehn Tage nach dem Triumph imErnst-Happel-Stadion auf dem Weg zueinem Fussballevent mit benachteiligtenKindern in der abgelegenen BergregionPatabamba. Gemeinsam mit dem ehema-ligen Torjäger von Real, Emilio Butragueño,schenkte der bescheidene spanische Torwart den Jugendlichen 100 signierteFussbälle und versprach Unterstützung für dringend benötigte lokale Projekte. Die Nutzung des Breitenfussballs alsInstrument für sportliche und soziale Zwecke kann nicht hoch genug einge-schätzt werden, und nicht nur Einzelper-sonen wie Iker Casillas, sondern auch Vereine und Verbände müssen verstehen,dass sie eine Verpflichtung haben, sich um die Basis zu kümmern.

Ein ausgezeichnetes Beispiel für das Engagement von Klubs bietet Werder Bremen. «Profifussball ist ohne die Basisnicht vorstellbar» und «Indem wir den Breitenfussball unterstützen, helfen wir uns selbst» sind nur zwei der Aussagen,die der Verein aus Norddeutschland zurBegründung seines Engagements vor-bringt. Spieler und Trainerstab von Werderbesuchen regelmässig 100 Schulen und100 Vereine aus der Region, um für denFussball zu werben.

Währenddessen hat der Türkische Fussball-verband in seinem Breitenfussballfestival(500 Kinder aus 81 Ortschaften) soziale

E D I T O R I A LVON ANDY ROXBURGH,TECHNISCHER DIREKTOR DER UEFA

Integration mit fussballerischer Entwicklungkombiniert. Für den Glanz und die öffent-liche Wahrnehmung sorgten hier National-trainer Fatih Terim und einige Ex-National-spieler. Zahlreiche Personen setzen sich für den Breitensportbereich ein, doch esbleibt viel zu tun.

Bei der Konferenz für Nationaltrainer, die vorkurzem in Wien stattfand, nutzte der Vorsit-zende der Kommission für Entwicklung undtechnische Unterstützung, Per Ravn Omdal,die Gelegenheit, um für die Förderung desBreitenfussballs zu werben. «Ich bin über-zeugt, dass künftige Fussballergenerationenihre Technik wesentlich verbessern könnten,wenn mehr Kleinfeldfussball gespielt würde.Wenn Sie auch dieser Ansicht sind, dannwäre dies eine wunderbare Botschaft vonIhnen als Nationaltrainer, die eine Inspira-tion für Breitenfussballprogramme und Spielerförderkonzepte in Ihrem jeweiligenLand darstellen könnte», so das norwegi-sche UEFA-Exekutivkomiteemitglied in seinerSchlussrede. Trainern und Spielern kommteine wichtige Rolle bei der Förderung desFussballs und der Motivation junger Spielerzu. Mit Blick auf die Elite des Fussballsportserklärte Glasgow-Rangers-Cheftrainer WalterSmith bei der Konferenz: «Heutzutage trägtder Chefcoach die gesamte Verantwortung– was wir brauchen, ist ein stärkeres Enga-gement der Spieler.» Dies gilt auch für dieStars und ihre Bereitschaft, ihrem Sportetwas zurückzugeben – ihrem Sport, demsie nach Auffassung des AusnahmetalentsPaulo Sousa «alles verdanken».

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Zinédine Zidane in Aktion – hier bei einerBreitenfussballdemonstration in Wien.

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Natürlich trugen nicht die Schlangen an sich zur Beruhigung der Lage bei,sondern die Tatsache, dass die Anzie-hungskraft der UEFA Champions Leagueausgenutzt werden konnte, um Fans für eine Breitenfussball-Veranstaltung zu begeistern. Dies passte gut zur Philo-sophie der UEFA, die Baumkrone durchstarke Wurzeln sicher zu verankern.

In Zahlen kann die Beziehung zwi-schen dem weltweit besten Klubwett-bewerb und dem Breitenfussball durch EUR 43 635 000 illustriert werden, die dank der UEFA Champions League

eingenommen und unter den 53 Mit-gliedsverbänden und Ligen im Rahmendes Solidaritätsprogramms für die Juniorenförderung in Klubs wieder ver-teilt werden. Obwohl die Höhe der zur Verfügung stehenden Ressourcennatürlich wichtig ist, geht es dabei nichtnur um Geld. Moskau war nur eines der grossen Events des Jahre 2008, die das Potenzial und den sozialen Wertder Verbindung von Breitenfussball- veranstaltungen mit den wichtigstenSpielen und Turnieren auf Profiebenehervorhoben. Nicht überall sind so umfangreiche Ressourcen vorhanden, doch die Modelle können auch auf niedrigerem Niveau umgesetzt werden.

Doch immer schön der Reihe nach. Vorder spektakulären Show auf dem RotenPlatz in Moskau fanden auch im Rah-men des UEFA-Pokal-Endspiels in Man-chester Breitenfussballaktivitäten statt.Manchester und Glasgow haben neueMassstäbe gesetzt, indem sie innerhalbeiner relativ kurzen Zeitspanne mehrereEndspiele der UEFA Champions Leagueund des UEFA-Pokals ausrichteten. Beiverschiedenen Breitenfussballturnierenfür Kinder aus der Region Manchester

traten rund 600 Mädchen und Jungenin vier Kategorien (Jungen U16, Behin-derte, Primarschüler und Primarschüle-rinnen) in Dreierteams gegeneinanderan. Sogar UEFA-Präsident Michel Platiniund UEFA-Breitenfussball-BotschafterPaulo Sousa schauten beim Turnier vor-bei. Am Tag des UEFA-Pokal-Endspielsbestritten rund 130 Kinder die End-spiele und wurden anschliessend insCity of Manchester-Stadion eingeladen,um sich das grosse Spiel anzuschauen.Dreissig Mädchen, die über einen Cheer-leader-Schulwettbewerb ausgewähltwurden, durften vor dem Anstoss denMittelkreisaufleger auf das Spielfeld tra-gen. Auch die grösste Abendzeitung derStadt und verschiedene Radiostationenleisteten durch die Organisation vonWettbewerben einen Beitrag.

Im Vorfeld des Endspiels war der AlbertSquare, der Platz vor dem Rathaus, der Schauplatz der Spiele. Dort wurdebereits vor dem UEFA-Champions-League-Endspiel 2003 das Starball-Spielausgetragen. Auch in Moskau war derAustragungsort ein wichtiger Faktor fürden grossen Erfolg der Breitenfussball-veranstaltung.

DIE SHOW AUF DEM ROTEN PLATZ

AM MONTAG VOR DEM UEFA-CHAMPIONS-LEAGUE-ENDSPIEL WURDE IM MOSKAUER

LUZHNIKI-STADION BEREITS EIFRIG GEARBEITET. ES WURDEN BANDEN INSTALLIERT, DER FRISCH

VERLEGTE RASEN WURDE GEPFLEGT UND DIE TRIBÜNEN WURDEN IN IHRE UEFA-CHAMPIONS-

LEAGUE-TRACHT GEKLEIDET. ÄHNLICH WIE BEI DER VORBEREITUNG AUF EINE GROSSE

THEATERPREMIERE WAREN DIE STEIGENDE ANSPANNUNG UND NERVOSITÄT DEUTLICH SPÜRBAR.

DOCH IN EINER KAFFEEPAUSE TRUG DANN DIE GUTE NACHRICHT VOM ROTEN PLATZ ZUR ALLGEMEINEN

ENTSPANNUNG BEI: DIE FANS WAREN OFFENBAR BEREIT, GESCHLAGENE DREIEINHALB STUNDEN

SCHLANGE ZU STEHEN, UM IN DAS CHAMPIONS FESTIVAL EINGELASSEN ZU WERDEN.

Michel Platini überreicht in Begleitung vonBreitenfussball-Botschafter Paulo Sousa Preisean eines der Siegerteams in Manchester.

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EINE PARTIE MIT DREIERTEAMS VOR DEM

UEFA-POKAL-FINALE IN MANCHESTER.

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Nach 2006, als das Champions Festivalauf dem Trocadero beim Eiffelturm inParis abgehalten wurde, und 2007, alsdas alte Olympiastadion Kallimarmaro in Athen Schauplatz des Festivals war,bot der Rote Platz in Moskau erneuteinen fantastischen, symbolträchtigenRahmen. Die Umsetzung des Festivalsauf dem Roten Platz war in erster Linieden Stadtbehörden unter der Leitungvon Bürgermeister Yuri Luzhkov zu ver-danken, die die Durchführung dieserVeranstaltung an solch aussergewöhn-licher Stätte ermöglichten. Der Bürger-meister bedauerte es, aufgrund andererVerpflichtungen bei der Eröffnung desFestivals am Samstag vor dem Cham-pions-League-Endspiel nicht dabei seinzu können. Er delegierte diese Aufgabean seinen Stellvertreter Valery Vino-gradov, der mit dem Präsidenten desRussischen Fussballverbandes, VitalyMutko, und der russischen Torhüter-legende Rinat Dassaev den Startschuss für das Festival gab. Dassaev fungierteim Vorfeld auch als Botschafter für das Finale sowie sämtliche damit ver-bundenen Veranstaltungen.

Die Rolle des Botschafters ist wichtig,um Leute für die Breitenfussball-Eventszu interessieren. In Manchester hatteDenis Law sie übernommen und RinatDassaevs Anwesenheit auf dem RotenPlatz war aufgrund seiner aktuellen Tätigkeit als Leiter und Trainer der Rinat-Dassaev-Akademie für junge Talenteumso passender. Er war bei weitemnicht die einzige Fussballlegende, diedem Festival auf dem Roten Platz ihreAufwartung machte. Nachdem dieSuperstars des FC Manchester Unitedund des FC Chelsea in der Stadt gelan-det waren, kamen Bryan Robson undGraeme Le Saux für eine Autogramm-stunde vorbei, und am Nachmittag vor dem Endspiel nahmen Spieler wieMichael Laudrup, Davor Suker, DmitriAlenitchev, Viktor Onopko und AleksandrMostovoy an einer Begegnung zwischenrussischen und europäischen Fussball-legenden teil.

Ihre Anwesenheit verstärkte die Anzie-hungskraft des Festivals, bei dem in derso genannten Champions Gallery auffünf Grossleinwänden ein 28-minütigerFilm über die Geschichte des Wettbe-werbs gezeigt wurde, Erinnerungstückeaus seiner 53-jährigen Geschichte aus-gestellt wurden und den Besuchern die Möglichkeit geboten wurde, sich mitder Trophäe fotografieren zu lassen. Die Breitenfussballaktivitäten wurdenalso von hochkarätigen Events begleitet,die fünf Tage lang, an denen die Toredes Festivals zwischen neun und elfStunden geöffnet waren, ganze Familienanlockten. Für die UEFA bot sich eineausgezeichnete Gelegenheit, sozialeBotschaften – in erster Linie im Rah-men der Kampagnen Respekt und Ver-eint gegen Rassismus – zu verbreitenund eine positive Kettenreaktion zuerzeugen, indem die grosse Zuschauer-zahl und die Anwesenheit von Super-stars TV-Kameras anzogen, woraufhindie Berichterstattung über das Festivalnoch mehr Menschen dazu veranlasste,auf dem Roten Platz vorbeizuschauen.

Somit wurde die Veranstaltung auch fürdie kommerziellen Partner der UEFAChampions League, die gemeinsam mit

Der Rote Platz wurde in eine riesige Fussball-Spielwiese verwandelt.

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DIE UCL-TROPHÄE ZOG IN MOSKAU

ZAHLREICHE BESUCHER AN.

dem bisherigen Partner adidas Aktivitä-ten für die Fans organisierten, zu einemgrossen Erfolg. adidas hatte die UEFA bei der Entwicklung der zentralen Brei-tenfussballelemente des ChampionsFestivals unterstützt und in Moskauzeichnete das Unternehmen verantwort-lich für die Technik-Lektionen und insbe-sondere das Young-Champions-Turnierfür Jungen und Mädchen von 10 bis 16 Jahren, das am Samstagmittag eröff-net wurde und mit dem Endspiel amTag des grossen Finales seinen Höhe-punkt erreichte. Rinat Dassaev, GraemeLe Saux und der Technische Direktor der UEFA, Andy Roxburgh, überreichtenden Gewinnern die Preise. Nach einemSpiel zwischen russischen und euro-päischen Fussballlegenden durften dieZuschauer an spontanen Spielen aufdem Minispielfeld teilnehmen, bis dann einige Stunden vor Beginn derBegegnung zwischen Manchester Unitedund Chelsea im Luzhniki-Stadion derVorhang endgültig fiel. Das Festival warein klassisches und sehr erfolgreichesBeispiel dafür, wie Breitenfussball miteiner Topveranstaltung verknüpft werdenkann und wie Tausende und Abertau-sende in die Fussballfamilie integriertwerden können.

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SEIT SPANIEN IM ERNST-HAPPEL-STADION IN WIEN DIE HENRI-DELAUNAY-TROPHÄE EROBERT HAT,

SIND MONATE VERGANGEN. DOCH DIE EURO 2008 HAT NACHHALTIGE SPUREN HINTERLASSEN UND

DAS NICHT NUR AUFGRUND DES HOCHKARÄTIGEN FUSSBALLS, DER GEBOTEN WURDE. DAS TURNIER

IN ÖSTERREICH UND DER SCHWEIZ HAT GEZEIGT, DASS ES UM SEHR VIEL MEHR GEHT ALS UM

31 FUSSBALLSPIELE UND DIE FANS, DIE DAS GLÜCK HATTEN, EINTRITTSKARTEN FÜR DIESE ZU ERGATTERN.

BREITENFUSSBALL-AKTIVITÄTENBEI DER EURO 2008

Die 4,2 Millionen Menschen, die in die Fanzonen strömten, stehen für einneues gesellschaftliches Phänomen und es war interessant zu sehen, dassselbst an den wenigen Tagen, an denenes auf den Grossbildschirmen keineSpiele zu sehen gab, durchschnittlichüber 200 000 Personen in die Fan-zonen kamen.

Der Grund dafür ist einfach. Ein typischerTag im adidas-Village in der riesigen

Fanzone in Wien zum Beispiel begannum 9.00 Uhr. Zwischen 10.00 Uhr undder Schliessung der Fanzone um Mitter-nacht hatten die Besucher viermal dieMöglichkeit, an spontanen Fünf-gegen-Fünf-Fussballspielen teilzunehmen, dieauf den Minispielfeldern ausgetragenwurden. Ausserdem fanden laufendGeschicklichkeits-, Schuss- und Torhüter-wettbewerbe sowie zahlreiche andereSpiele statt. Gut, einige Fans gingenauch in die Fanzonen, um die Unterhal-

tung und die Atmosphäre zu geniessenund sich die Spiele mit einem oderzwei Bier und in guter internationalerGesellschaft anzuschauen. Doch in den Fanzonen fanden auch intensiveBreitenfussballaktivitäten statt, ähnlichwie beim Champions Festival, dasanlässlich des UEFA-Champions-Lea-gue-Endspiels in Moskau aufgebautund von den kommerziellen Partnernder Veranstaltung auf ähnliche Weiseunterstützt wurde.

Der enorme Erfolg der Fanzonen unddie Partystimmung, die darin entstand,überraschten die Ausrichter, die vordem Turnier eine eher lauwarme Reaktion des heimischen Publikumserwartet hatten. Sie hätten mit ihrenVorhersagen kaum falscher liegen können. Überdies waren die Breiten-fussballaktivitäten, die im Rahmen der EURO 2008 durchgeführt wurden,ein grosser Erfolg.

2007 hatte der Schweizerische Fuss-ballverband (SFV) zum Beispiel dreiProjekte gestartet, die bezweckten,Klubs und Schulen in EURO-Stimmungzu bringen. Das kleinste, aber dennochbedeutungsvolle Projekt «Vereine finden Trainer» zielte darauf ab, die Vereine bei der Rekrutierung und Aus-bildung von Trainern, Team-Coachesund -Betreuern sowie Vereins-Koordi-Bei den EUROSCHOOLS stand Fairplay im Vordergrund.

FÜNFERTEAM-FUSSBALL

IN DER FANZONE IN WIEN.

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natoren nachhaltig zu unterstützen. Die beiden anderen Projekte standendirekt im Zusammenhang mit Breiten-fussballaktivitäten.

Von April 2007 bis zum Turnierbeginnwurden im Rahmen des Projekts «KidsFestival» 40 eintägige Turniere für dieKategorien U8 und U10 ausgetragen.Klubs, die ein Kids Festival organisierenwollten, bewarben sich direkt beim SFV.Sie wurden finanziell unterstützt underhielten pro Mannschaft 20 Kinder-fussbälle und ein komplettes Set mit Trikots, Shorts und Stutzen. Für dasFestival wurde ein Maskottchen kreiert,Profispieler figurierten als Botschafterund das Ergebnis war eine grossartigeErfahrung für 12 800 Kinder.

Weitere 16 000 Kinder, darunter auchBehinderte, kamen in den Genuss desProjekts «Fussball macht Schule», daszur gleichen Zeit durchgeführt wurde.Als das Projekt lanciert wurde, wolltenüber 200 Schulen daran teilnehmen.Die Liste musste aus logistischen Grün-den auf 40 gekürzt werden – die fol-genden Zahlen erklären weshalb: Fast500 Lehrer waren am Projekt beteiligt,das pro Schule 10 Fussballtage um-

fasste und für dessen Durchführung ein ganzes Event-Village nötig war. Auf dem «Hauptplatz» des Village stan-den zwei oder drei aufblasbare 20x13 m-Minispielfelder für Drei-gegen-Drei- oder Vier-gegen-Vier-Spiele undein 30x30 m-Technikparcours. Ausser-dem zur Verfügung gestellt wurden

Fussbälle, Preise und Abzeichen,Poster, ein Podest, Mikrophone undBoxen für ein Meet & Greet mit denNationalspielern Martina Moser undTranquillo Barnetta, die als Botschafterfür dieses Projekt figurierten.

Die «schulischen Elemente» umfasstenInformationsmaterial für Lehrer, kosten-loses Material für den Sportunterrichtund das Lehrmittel «Fussball machtSchule» für Mittel- und Oberstufe inForm einer fächerübergreifenden Werk-statt, das in Zusammenarbeit mit einemspezialisierten Verlag publiziert wurde.

Die Synergien zwischen Fussball undSchule waren auch für eine anderegrossartige EURO-2008-Erfolgsge-schichte eine wichtige Zutat. Die Redeist von EUROSCHOOLS 2008.

Es handelte sich um ein umfangreichesProjekt, das von der UEFA in Zusam-menarbeit mit anderen Organisationen,einschliesslich der NationalverbändeÖsterreichs, Liechtensteins und derSchweiz, unterstützt wurde. Die Koor-dination des Projekts übernahm dieOrganisation streetfootballworld. DerStartschuss fiel im Rahmen des «One

Eine Spielvorbesprechung in St. Pölten im Rahmen des EUROSCHOOLS-Projekts.

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GEWINNEN

IST IMMER SÜSS.

EUROSCHOOLS-Turnier in Zürich.

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Year To Go»-Events in Innsbruck unddas Projekt dauerte bis September 2008.Man erhofft sich, dass EUROSCHOOLS2008 durch langfristige internationaleSchulpartnerschaften, die während derProjektphase entstanden sind, fortdauernwird. Diese Phase fiel übrigens passen-derweise mit dem Europäischen Jahrdes interkulturellen Dialogs zusammen.

Das Hauptziel bestand darin, durch dieEURO 2008 zum Lernen zu motivieren.Tausende von Kindern aus 200 Schulenin Österreich, Liechtenstein und derSchweiz nahmen am Projekt teil, indemsie eines der 53 UEFA-Mitgliedsländer«adoptierten» und sich nicht nur aufdessen fussballerische Traditionen, son-dern auch auf die Geschichte, Gesell-schaft, Wirtschaft, Politik, Sprache undKultur konzentrierten. Die Schulenwaren verpflichtet, Projekttage zu orga-nisieren, an denen Eltern, Vertreter der lokalen Behörden und der Medieneingeladen wurden, gemeinsam mitden Schülern und Lehrern das adop-tierte Land zu entdecken.

Auch hier spielten Botschafter einewichtige Rolle bei der Bekanntmachungdes Events. Der österreichische Bundes-

kanzler Alfred Gusenbauer unterstütztedas Projekt von politischer Seite, wäh-rend die Präsidenten der Fussballver-bände Österreichs und der Schweiz,Friedrich Stickler und Ralph Zloczower,die grosse Bedeutung des Projekts fürdie Breitenfussballentwicklung hervor-hoben. Starspieler wie Andreas Herzog,Stéphane Chapuisat, Alexander Frei,Philipp und David Degen, SebastiánMartínez und Johan Djourou setztensich für dafür ein, genauso wie der ehemalige internationale SchiedsrichterUrs Meier und die FernsehmoderatorinMirjam Weichselbraun. Dank ihrer Beteiligung kam dem Projekt grössereAufmerksamkeit zu.

Natürlich wurde auch Fussball gespielt.Im Vorfeld der EURO 2008 wurdenlokale und regionale Turniere – undzwar alles andere als gewöhnliche Tur-niere – mit jeweils acht Mannschaftenorganisiert. Die Mannschaften bestan-den aus drei Jungen und drei Mädchenim Alter von 12 bis 15 Jahren undgespielt wurde Vier gegen Vier aufeinem 15x10 m-Spielfeld ohne Torhüterund ohne Schiedsrichter. Es musstenimmer zwei Mädchen auf dem Spielfeldsein und die von Jungen erzielten

Tore waren nur gültig, wenn vorher ein Mädchen ein Tor erzielt hatte.Aussergewöhnlich war auch die Dialog-zone, in der jede Mannschaft vor dem Spiel zusätzlich zu den im «Wett-bewerbsmenü» bereits bestehendenFairplay-Regeln drei weitere Ideen einbrachte. Nach dem Spiel kehrtendie Teams jeweils in die Dialogzonezurück und verteilten Punkte, je nachdem, wie gut die Fairplay-Ideenumgesetzt wurden.

Aus diesem Qualifikationswettbewerbgingen 53 Mannschaften hervor (jedesTeam vertrat einen UEFA-Mitgliedsver-band), die an einem Turnier teilnah-men, das während der EURO 2008 im Juni in Österreich ausgetragenwurde. Während sich Spanien in Wiendie EM-Trophäe holte, gewann RG Salzburg, das in den Farben Lettlandsspielte, das Turnier in Innsbruck.

Doch damit war die Geschichte nochnicht zu Ende. Im September fand inLiechtenstein ein weiteres internatio-nales Treffen statt, bei dem auch UEFA-Vizepräsident Senes Erzik als Zuschauerdabei war. Bei der Schlussfeier sagte er den Schülern, dass «Teilnehmenwichtiger ist als Gewinnen und Toredas Schönste sind im Fussball – nichtTrophäen oder Geld.»

UEFA-Präsident Michel Platini fassteden Erfolg des Projekts EURO-SCHOOLS 2008 so zusammen: «DieUEFA ist stolz darauf, ein Gründungs-partner eines Projekts zu sein, dasbewiesen hat, dass der Fussball in dergrossen kulturellen Vielfalt Europaseine gemeinsame Sprache bietenkann.» Der österreichische Bundeskanz-ler Alfred Gusenbauer betonte ausser-dem den «wesentlichen Beitrag zurBekämpfung der Diskriminierung undzur Förderung einer besseren kulturel-len Verständigung». EUROSCHOOLS2008 war ein Grossprojekt, doch einigeElemente und Konzepte daraus wer-den Ideen für Breitenfussballaktivitätenliefern, die weit über die EURO 2008hinausgehen.

Der ehemalige Schweizer Nationalspieler Stéphane Chapuisat mit den Siegern des EUROSCHOOLS-Turniers in Bern.

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EUROSCHOOLS IN ZÜRICH.

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Vor erst vier Jahren erteilte das UEFA-Exe-kutivkomitee den Auftrag, die vorgeschla-gene Breitenfussball-Charta schnellst-möglich umzusetzen. Es war unglaublich,wie schnell das Projekt damals nacheinem sachten Start in Schwung kam.Vor knapp über drei Jahren setzten Eng-land, Deutschland, die Niederlande, Nor-wegen und Schottland in Rom ihre Unter-schrift unter die Charta. Etwas mehr alsvier Monate später unterzeichnete inNyon auch Dänemark und wurde somitsechstes Mitglied. Sie sollten die einzigen«Neuen» bleiben im Jahre 2006, als ver-schiedene regionale Workshops durch-geführt wurden, um die Philosophie, dieAnforderungen und das Bewerbungs-verfahren festzulegen. Zu diesem Zeit-punkt verlieh das Ziel von 20 Mitgliedernbis Ende 2007 grosse Motivation. Voreinem Jahr konnten wir denn auch vomErreichen dieses Ziels berichten.

Dieser Schwung konnte ins Jahr 2008mitgenommen werden. Das Jahr begannausgezeichnet, als Andorra, Belarus, dieFäröer-Inseln, Island, Lettland, Liechten-stein, Moldawien, Österreich und Schwe-den bei der Exekutivkomiteesitzung inZagreb im Januar als Mitglieder in dieCharta aufgenommen wurden. DieBewerbungen von Armenien, Aserbeid-schan und Zypern wurden dann am Vortag des UEFA-Champions-League-

Endspiels in Moskau vom Exekutiv-komitee angenommen.

Somit wurde ein weiteres Ziel erreicht. Für 2008 wurde die Dreissigergrenzeanvisiert, die jetzt sogar übertroffenwurde. Dies bedeutet, dass die ursprüng-liche Sechsergruppe innerhalb von zwei Jahren auf 33 angewachsen ist.Damit sind zurzeit 62% der UEFA-Mitgliedsverbände auch Mitglied in derBreitenfussball-Charta.

Kein Anlass, sich auf seinen Lorbeerenauszuruhen. Im Gegenteil – diese Vor-gabe setzt klare Entwicklungsziele für die nahe Zukunft. Das offensichtliche Ziel ist die Förderung der verbleibenden 20 Nationalverbände. Aber auch dieWeiterentwicklung auf der Grundlage des so schnell gelegten Fundaments ist ein wichtiges Ziel.

Zum jetzigen Zeitpunkt verfügen 23 Mit-gliedsverbände über den Ein-Stern-Sta-tus, was bedeutet, dass eine Breitenfuss-ballphilosophie, grundlegende Strukturenund Trainingsprogramme für Spieler undTrainer vorhanden sind. 2008 habenFinnland und die Ukraine vier zusätzlicheSterne erhalten und stehen jetzt auf derhöchsten Stufe mit England, Deutsch-land, den Niederlanden, Norwegen,Schottland und Dänemark; Wales ist Vier-Sterne-Mitglied und Russland hat dank

IN ANDEREN ARTIKELN DIESER PUBLIKATION WERDEN DIE WICHTIGSTEN BREITENFUSSBALLPROJEKTE

DES ZU ENDE GEHENDEN JAHRES BESCHRIEBEN. SIE WIDERSPIEGELN DAS WACHSENDE BEWUSSTSEIN IN

DER ÖFFENTLICHKEIT, DASS SPORT IM ALLGEMEINEN UND BREITENFUSSBALL IM BESONDEREN EIN

GROSSES SOZIOLOGISCHES POTENZIAL BESITZEN. UND DADURCH ERKLÄRT SICH AUCH DAS WACHSTUM

DER UEFA-BREITENFUSSBALL-CHARTA, DAS ZU RECHT ALS EXPLOSIV BEZEICHNET WERDEN KANN.

CHARTA WEITETSICH AUS

Armen Minasyan, Generalsekretär des Armenischen

Fussballverbands, unterzeichnet die Charta.

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seiner Bemühungen im sozialen Bereichsowie im Behindertenfussball einen zu-sätzlichen Stern erhalten und die Anzahlder Verbände mit mehr als einem Stern in den zweistelligen Bereich gehoben. In den letzten beiden Jahren konnte einenormes Wachstum verzeichnet werden,das wiederum ein grosses Bedürfnis nach weiteren Fortschritten innerhalb der Breitenfussballstrukturen auf natio-naler Ebene hervorruft.

Phivos Vakis, Generalsekretär des Zyprischen

Fussballverbands.

Elkhan Mammadov, Generalsekretär des Aserbeidschanischen

Fussballverbands.

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UEFA-Präsident Michel Platini

war mit Generalsekretär David Taylor

bei der Unterzeichnung der

Breitenfussball-Charta durch

Armenien, Aserbeidschan

und Zypern im Oktober zugegen. UEF

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BREITENFUSSBALLIN FINNLAND – EIN VORBILD

Das finnische Breitenfussball-Programmzusammenzufassen kommt der Reduzierungeiner Enzyklopädie auf ein paar Seiten gleich.Mit grösster Sorgfalt wurde eine klare Philoso-phie ausgeklügelt, bei deren Umsetzungkein Detail dem Zufall überlassen wird.Von der sozialen Verantwortung (es gibtz.B. ein Projekt zur Unterstützung vonArbeitslosen, das in Zusammenarbeit mitdem Arbeitsministerium realisiert wird)bis zur Berücksichtigung von Umwelt-faktoren – es wurde schlicht an allesgedacht.

Der finnische Breitenfussball befindet sichunter der Schirmherrschaft des All-Star-Pro-gramms, dessen Ziel es ist, jedem eine faireChance zu geben, auf seinem jeweiligenNiveau Fussball zu spielen. Das ist einfachergesagt als getan. Will man alle Altersgruppenvon 7 bis 20 abdecken, muss man Wege undZeit finden, Talente mit Profipotenzial undFreizeitspieler voneinander zu unterscheiden.Um die gesamte Struktur zu betreiben,braucht es entsprechendes Personal, wes-halb der nationale und die regionalen Verbände Kurse für Klubvertreter,Betreuer, Leiter, Trai-ner, freiwilligeHelfer sowiefür Elterndurchführen,die eine wich-

tige Rolle dabei spielen, Kinder zu motivie-ren, ihrem Hobby nachzugehen.

Der Vereinsfussball ist so organisiert, dasssich der Nationalverband um dieoberste Liga bis hin zur Division 2kümmert, während die regionalen

Verbände die Divisionen 3 bis 5 sowiegemeinsam mit den Klubs alle Fussball-aktivitäten ab Division 6 übernehmen. Die Vereine werden ermutigt, sich für das All-Star-Gütesiegel zu bewerben, mit dem ihreWeiterentwicklung gefördert wird. Bewertetwerden Training, Ausbildung, Fairplay-Verhal-ten, Finanzen und Kommunikation – wer die Anforderungen erfüllt, erhält das Quali-tätssiegel und finanzielle Unterstützung. Zurzeit sind dies 46 Vereine, bei einer jähr-lichen Zuwachsrate von 6 bis 8%.

Die Aktivitäten beginnen mit Fussball-Festi-vals für Kinder unter 7 Jahren. Hier steht derSpass im Vordergrund, die Kinder bewegensich im Kreis der Fussballfamilie und lernen,wie man sich auf und neben dem Spielfeldverhält und was Fairplay bedeutet. Bis zurKategorie U12 haben die Schiedsrichterlediglich eine grüne Karte, mit der sie die

Beteiligten zu Fairplay ermahnen. Dieses Konzept wurde vor Jahreneingeführt und sieht auch Auszeich-nungen für Volunteers vor. Bis zur

Kategorie U16 sind jährliche Treffen

Wann solltenNachwuchstalentemit echtem Potenzial vomBreitenfussballgetrennt werden?

FINNLAND AVANCIERTE 2008 ZUM FÜNF-STERNE-MITGLIED DER UEFA-BREITENFUSSBALL-CHARTA –

EIN JAHR, NACHDEM ES EIN-STERN-MITGLIED GEWORDEN WAR UND LEDIGLICH 18 MONATE, NACHDEM

ES SICH UM DIE MITGLIEDSCHAFT BEWORBEN HATTE. DOCH DAMIT NICHT GENUG: FINNLAND SETZT

IN SACHEN BREITENFUSSBALL NEUE MASSSTÄBE, WÄHREND ANDERE VERBÄNDE SICH VOR LAUTER

BEWUNDERUNG ODER NEID DIE AUGEN REIBEN ANGESICHTS DER EUR 11,2 MIO., DIE DER FINNISCHE

VERBAND UND DIE ZWÖLF REGIONALEN VERBÄNDE, DIE 50 VOLLZEITANGESTELLTE IM BEREICH

BREITENFUSSBALL BESCHÄFTIGEN, IN PROJEKTE INVESTIEREN.

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zwischen Trainern, Eltern und SpielernPflicht, bei denen das Budget für diekommende Saison, die Aktivitäten, diegenaue Rollenverteilung und etwaigeÄnderungen im Verhaltenskodex derMannschaft besprochen werden.

Parallel dazu absolvieren die Kinder zwischen 6 und 12 Jahren ein Grund-lagentraining, zwischen 12 und 15 Jahren wird an der Technik gearbeitetund die 16- bis 19-Jährigen kommen jenachdem in eine der Talentakademien,für die dann nicht mehr die Breitenfuss-ball-Verantwortlichen, sondern die tech-nische Abteilung zuständig ist. An derTechnik wird auch bei Futsal-Turnierengeschliffen, mit denen der lange nordi-sche Winter überbrückt wird. Finnlandzählt gegenwärtig rund 20 000 Futsal-Spieler, verteilt auf 1361 Teams.

Die Talentförderung für die National-mannschaften hat selbstverständlichPriorität, doch die Finnen unternehmenauch grosse Anstrengungen, damit möglichst wenige Teenager dem Fuss-ball den Rücken kehren und damit sieSpass daran haben.

Eines der wichtigsten Mittel, um die Ausstiegsrate bei Jugendlichen gering zuhalten, war die Schaffung von Freund-schafts-Ligen, Festivals und Strassen-fussball-Events für Hobbyspieler, die vielleicht einmal in der Woche Fussball spielen möchten, ohne bei einem Klub registriert zu sein. Die Jugendlichen sollen das tun können, was ihnen gefällt.So ist die Musik ein wichtiger Bestand-teil der so genannten Mädchenfussball-Karnevals und der All-Star-Fussball-Karus-selle, die 2004 zur besten Breitenfuss-ball-Veranstaltung gewählt wurden undimmer noch höchst erfolgreich sind.

Bei den Fussball-Karussellen handelt essich um kostengünstige Turniere, für die die Kinder nicht weit reisen müssen.Das Konzept sieht vor, dass an einemTag möglichst viele Partien ausgetragenwerden und die Mannschaften gleich oft und gegen ähnlich starke Gegnerspielen können. Parallel dazu werden oft

Geschicklichkeitsspiele organisiert undalle Kinder erhalten denselben Preis. Die einzigen Sonderpreise werden fürFairplay oder soziales Verhalten undnicht für sportliche Ergebnisse verliehen.Ganze Familien werden zum Mitmachenermuntert, wodurch die Karusselle zu gesellschaftlichen Veranstaltungenwerden, bei denen der Fussball imVordergrund steht.

Dasselbe Konzept wird seit 2004 in den finnischen Behindertensport-Pro-grammen angewandt, genauso wie bei den nationalen Meisterschaften fürbehinderte Spieler und den behinder-tengerechten Fussballschulen.

Viele Breitenfussball-Aktivitäten des finni-schen Verbands finden in Schulen statt.Die Zahl der vom Verband organisiertenSchulfussball-Festivals hat sich in denletzten vier Jahren vervierfacht. Die Tur-niere stehen unter dem Motto, dass allegut genug sind, um teilzunehmen. Esgibt keine gemischten Mannschaften,doch die Leistungen der Jungen- undMädchenteams fliessen in das «Gesamt-ergebnis» der jeweiligen Klasse ein.Während die Schüler spielen, wird eineLehrerecke eingerichtet, in der sich dieLehrer einen Kaffee gönnen, Informa-tionsbroschüren zum Fussball lesen undsich unterhalten können. Ein weiteresnützliches Mittel zur Förderung desSchulfussballs ist die jährliche All-Star-Fussballwoche, an der rund 2 000 der 3 000 Gesamtschulen des Landes teilnehmen. 70% der Teilnehmer sindErst- bis Viertklässler, die zu zwei Drittelnvon Frauen unterrichtet werden. Der finnische Verband stellt Material undeinen Zeitplan für eine ganze WocheFussball bereit. Die Lehrer können dannselber bestimmen, ob sie die Aktivitätenauf einen Tag oder die ganze Wocheausrichten wollen.

Es versteht sich von selbst, dass solchgross angelegte Breitensport-Aktivitätendie Schulung zahlreicher Leiter voraus-setzt. Der Fussballverband organisiert13- bis 16-stündige Gratiskurse für freiwillige Leiter. Der Schwerpunkt liegt

Mädchenfussball spielt in den Breitenfussball-Aktivitäten der UEFA eine grosse Rolle.

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dabei weniger auf dem Fussball als aufder Betreuung der Kinder, die lernen sol-len, wie man sich im Sinne des Fairplaykorrekt verhält. Die Leiter werden bezüg-lich der Organisation von Kinderaktivi-täten, der Zusammenarbeit mit Eltern und generell der Förderung der Kinderin ihrem Hobby instruiert. Der nächsteSchritt besteht darin, den Leitern mehrfussballspezifische Themen näherzubrin-gen – so gibt es Breitenfussball-Diplomeauf D-Stufe zu Techniktraining für Kinder(15 Stunden), Taktiktraining für Kinder(15 Stunden), Motorik- und Koordina-tionstraining für Kinder (8 Stunden)sowie Torwarttraining für Kinder (8 Stun-den). Die C-Lizenz geht eine Stufe weiter und umfasst weitere 77 StundenAusbildung sowie einen Erste-Hilfe-Kurs.

Breitenfussball-Direktor Timo Huttunenund seinem Team fehlt es somit nicht anArbeit. Ihr Lohn ist die Gewissheit, dassdie finnischen Jugendlichen über nochnie dagewesene Möglichkeiten verfügen,Fussball aus Freude und als Mittel zursozialen Integration zu betreiben.

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WISSENSAUSTAUSCH IST DAS HAUPTZIEL DES STUDIENGRUPPEN-PROGRAMMS DER UEFA,

DAS SEIT SEINER LANCIERUNG IM JULI GUT AUF TOUREN GEKOMMEN IST. DER AUSTAUSCH IM BEREICH

DES BREITENFUSSBALLS STAND BEI DREI VERANSTALTUNGEN, DIE IN DEN ERSTEN DREI MONATEN

DES PROJEKTS DURCHGEFÜHRT WURDEN, AUF DER TAGESORDNUNG.

Die Breitenfussballkomponente istnatürlich sehr wichtig in diesem Pro-gramm, das geschaffen wurde, umdie Fussballentwicklung in Europa zufördern. Gegenseitige Besuche derNationalverbände sollen dazu beitra-gen, Wissen und empfehlenswerteVorgehensweisen in den BereichenJunioren-, Frauen- und Breitenfussballsowie Trainerausbildung auszutau-schen. Das Programm sieht vor, dassein Nationalverband für jeweils vierTage Delegationen à maximal elf Personen aus drei anderen Verbän-den empfängt, wobei ein spezifischesThema im Rahmen der von der

UEFA vorgegebenen Richtlinien behan-delt wird.

Das vierjährige Projekt begann in derösterreichischen Stadt Linz. Bei dieserVeranstaltung ging es nicht um Brei-tenfussball, sondern um ein damit verwandtes Thema, nämlich die Talent-förderung. Juniorenfussball war dasThema der in Kroatien durchgeführtenVeranstaltung, während es beim Gast-geber Schweiz um Elitejuniorenfuss-ball ging. Bis Ende Oktober hatten elfBesuche stattgefunden und bis Juni2009, d.h. ein Jahr nach Beginn, sollenes 52 werden. Bis dann werden

23 UEFA-Mitgliedsverbände Gast-geber von 149 Besucherdelegationengewesen sein.

Die erste spezifische Breitenfussball-veranstaltung fand in den Niederlan-den statt, wo der KNVB Delegationenvon den Färöer-Inseln, aus Nordirlandund Schweden empfing. Lettland und Belarus reisten nach Norwegen,wo sie von ihren Gastgebern unter derLeitung von Per Ravn Omdal, Vorsitzen-der der UEFA-Kommission für Entwick-lung und technische Unterstützung, in Empfang genommen wurden. DerRuf der nordischen Länder im Bereichdes Breitenfussballs wurde durch einevom Finnischen Fussballverband orga-nisierte Veranstaltung weiter gestärkt,die von Delegationen aus Italien, Öster-reich und Zypern besucht wurde.

Die drei Gastgeber und die neun Be-sucherdelegationen bildeten ein inte-ressantes Spektrum an Fussballkulturenund boten damit fruchtbaren Boden für das Gedeihen von Ideen. DieseVielfalt trug zum Beispiel zu einer inte-ressanten Veranstaltung in Finnland bei, wo die Bereitstellung von ganz-jährig benutzbaren Einrichtungen oberste Priorität hat. Die Gastgeber, dieUEFA-HatTrick-Gelder für den Bau von25 Kunstrasenfeldern pro Jahr einge-setzt haben, sind natürlich mit stren-geren Wintern konfrontiert als ihre Besucher aus dem Süden (in Zypernist eher die Hitze ein Problem und

SPL

FFF

ERFAHRUNGS-AUSTAUSCH

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Lernen durch Dialog.

WORKSHOP IN SCHOTTLAND

IM RAHMEN DES UEFA-STUDIENGRUPPEN-

PROGRAMMS.

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die Verlegung sowie der Unterhalt von Naturrasen können kostspieligsein). Ein interessanter Punkt war auchdie gezielte Nutzung von Sporthallen in Finnland für die Verbreitung des Futsals, den die Gastgeber als wert-volles Instrument für die Entwicklungtechnischer Fähigkeiten betrachten.

Die Besucher zeigten ausserdem Interesse am finnischen Qualitätsklub-System, bei dem Breitenfussballaktivi-täten in das Bewertungsverfahren einfliessen. Die vier Tage boten Gele-genheit, Trainingsprogramme, ein-schliesslich des in finnischen Schulenzurzeit geltenden Fussball-Lehrplansund der Bedeutung sozialer Werte imBreitenfussball, eingehend zu bespre-chen. Die Gruppe interessierte sich für das genaue Zustandekommen vonkonkreten Zielen für jede Altersgruppeund besprach verschiedene Optionenbezüglich der Art und des Zeitpunkts,zu dem vielversprechende Talente von Junioren getrennt werden sollen,die Fussball als Hobby und nicht alsmöglichen Beruf ansehen.

Auch die Bedeutung der Breitenfuss-ballphilosophie wurde eingehendbesprochen – und die Finnen sindüberzeugt, dass die Förderung einerpositiven, fröhlichen Atmosphäre derentscheidende Faktor im Breitenfuss-ball ist. Den Gegenpol zu den philoso-phischen Fragen bildeten praktischeLektionen, einschliesslich spezifischer

Trainingseinheiten bei den beidenKlubs der Stadt Lahat, FC Kuusysi undFC Reipas, denen ein Besuch abgestat-tet wurde. Die Technik-Programme fürU12-Jährige und spezielle technischeÜbungen für 12- bis 15-Jährige wur-den vorgestellt. Gleichzeitig erhieltendie Besucher einen Einblick in dieBeziehungen zwischen den Klubs undihrem Regionalverband: Die Finnensind der Ansicht, dass eine möglichstintensive Zusammenarbeit der Schlüs-sel zum Erfolg ist. Ähnliches gilt für dasVorhaben, ein umfangreiches Betreuer-team für Mütter und Väter zu rekrutie-ren, die bei BreitenfussballaktivitätenAufsichts- und/oder Trainerfunktionenübernehmen. Dies ist ein Bereich,

Dank an die finnische Truppe für ihre Fussballdemonstration.

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THEORIE

UND PRAXIS IN DEN

NIEDERLANDEN.

in dem das Internet ein wertvollesInstrument ist, das von den Gastge-bern bereits gut genutzt wird.

Die viertägige Veranstaltung bot alsoeinen umfassenden Überblick über dieBreitenfussballszene. Jeder Tag wurdemit einer Rekapitulation abgeschlos-sen, bei der alle Teilnehmer Punktehervorheben konnten, die sie als sehrwertvoll oder im Gegenteil als wenigrelevant für ihre besonderen Interes-sen erachteten.

Der Besuch war mit dem Abflug derBesucher aus Helsinki nicht abrupt zuEnde, denn das Programm sieht dieErstellung eines Kursbuchs, eine Nach-bereitung und Feedback der Gastgeberund der Gäste an die UEFA vor, damitdie Besuche mit der Zeit verbessertwerden können. In den Richtlinien desProgramms wird festgehalten, dass die Besuche eine nachhaltige Wirkungweit über die vier Tage hinaus zeigensollen: «Nach Abschluss des Besuchskehrt die Studiengruppe in ihren eigenen Verband zurück und gibt dieneu gewonnenen Einsichten an soviele Kollegen wie möglich weiter.» Das Ziel soll also darin bestehen, dassder langfristige Nutzen für den Brei-tenfussball das Ende des Projekts im Juni 2012 bei Weitem überdauert.

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DIE MEINUNGEN GINGEN AUSEINANDER: EINIGE GLAUBTEN, DASS DIE EURO 2008

IN ÖSTERREICH UND DER SCHWEIZ BREITENFUSSBALLAKTIVITÄTEN IN ANDEREN LÄNDERN IN DEN

HINTERGRUND DRÄNGEN WÜRDE. ANDERE WAREN DER ANSICHT, DASS DIE BEGEISTERUNG

UND DIE HOHE QUALITÄT DES BEI DER ENDRUNDE GEBOTENEN FUSSBALLS MENSCHEN IN GANZ EUROPA

DAZU VERANLASSEN WÜRDEN, SELBER DEN BALL ZU KICKEN.

Die Statistiken sprechen ganz eindeutigfür die zweite Theorie. Der UEFA-Breiten-fussballsommer hat mit einer Teilneh-merzahl von 4,6 Millionen sämtliche bisherigen Rekorde deutlich gebrochen.Die Idee, die 2004 im Zusammenhangmit dem 50-Jahr-Jubiläum der UEFAentstanden war, hätte ein einmaligesProjekt sein sollen. Doch aufgrund seines Erfolges wurde es in den letztenJahren weitergeführt und kann nun aufein halbes Jahrzehnt kontinuierlichenWachstums zurückblicken.

Jahr Spieler

2004 500 0002005 1300 0002006 2 200 0002007 2 500 0002008 4 600 000

Aus dieser Tabelle geht hervor, dass die Anzahl Teilnehmer in fünf Jahrenum das Neunfache gestiegen ist. DieNiederlande und die Türkei könnenhohe Teilnehmerzahlen verzeichnen.

ANDORRAKinder in Andorra erleben Spannung und Dramatik einer Szene, die sie am

Fernseher schon so oft mitverfolgt haben.Beobachtet von seinen Mitspielern und den

Zuschauern vollführt der Torhüter beim Versuch,den Ball abzuwehren, einen Bilderbuchhecht.

Das Bild stammt von der 9. Ausgabe des Francesc-Vila-Memorials, das zum Andenken an den Gründer und ersten Präsidenten desAndorranischen Fussballverbands abgehalten

wird, der auf tragische Weise bei einem Autounfall ums Leben kam. Zwölf U9- und

zwölf U11-Teams aus Andorra, Belgien, Frankreich, Portugal, Spanien, der

Tschechischen Republik und Ungarn nahmen an der zweitägigen

Veranstaltung teil.

BREITENFUSSBALLSOMMERIMMER BELIEBTER

IRLANDDie Freude der jungen Spieler überträgt sich auch auf ihren Coach

Oisin Jordan, nationaler Koordinator des Projekts «Fussball für alle» in der Republik Irland. Die Kinder nahmen an einem Fussballkurs für Down-Syndrom-

Kinder teil, der in Kiltimagh Knock organisiert wurde. Es war eine von zwei äusserst erfolgreichen Veranstaltungen – die andere fand in Dublin statt –,

für die zahlreiche Teilnehmer und Familien eine weite Anreise in Kauf nahmen. Die erfolgreichen Sommerfussballschulen der Republik

Irland zählten dieses Jahr 22 000 Teilnehmer.

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Auch in der Ukraine, einem Land, indem fünf Millionen Kinder an Schulfuss-ballprogrammen teilnehmen, Schülervom ersten bis zum zwölften Schuljahr34 Fussballlektionen pro Jahr erhaltenund wo 26 000 Lehrer fussballerischausgebildet werden, sind Breitenfuss-ballaktivitäten äusserst beliebt. Da über-rascht es nicht, dass dieses Land fürandere UEFA-Mitgliedsverbände undähnliche Projekte zum Vorbild gewordenist. Teile des ukrainischen Modells wer-den in albanischen und armenischenSchulen eingeführt.

Doch nicht alle Erfolgsgeschichten desSommers 2008 basieren einzig auf Zahlen. In Moldawien zum Beispiel hatdas Projekt Fussball – Botschafter fürden Frieden deutliche Spuren hinterlas-sen. Das Ziel bestand darin, in allenRegionen des Landes Schautrainings fürKinder durchzuführen. Dafür wurde die Kerngruppe in einen «Wanderzirkus»verwandelt, der über 3 000 km zurück-legte und dessen Slogan Gemeinsamsind wir stark zum Slogan für ein Projektwurde, über das lokale und nationaleMedien berichteten. An den Trainings-lektionen nahmen rund 1200 Kinder verschiedener Herkunft teil, die mitein-ander spielten und Freundschaftenschlossen. Das Projekt war so erfolgreich,dass eine erweiterte Version bereits inden Kalender 2009 eingetragen wurde.

In Helsinki wurde ein neuer Sommer-wettbewerb eingeführt: der Simo-Syrjä-vaara-Cup für Mannschaften aus Freun-den und nicht aus Vereinsfussballern. Eswurden zahlreiche 20-minütige Spiele

ausgetragen und insgesamt nahmen an der Veranstaltung 1500 Spieler in135 Teams teil. Der Unelma-Cup war einähnliches Turnier, an dem über 1000Frauen in 120 Teams teilnahmen. Auchdiese Veranstaltung wird im Kalender2009 wieder erscheinen, insbesondere,da sich Finnland auf die Ausrichtung derWOMEN’S EURO 2009 vorbereitet.

Die UEFA unterstützt den Breitenfussball-sommer dauerhaft. Jeder Nationalver-band erhielt 400 adidas-Fussbälle, 50adidas-Futsal-Bälle, 150 adidas-Breiten-fussball-T-Shirts und weiteres Materialwie Vorlagen für die an die Teilnehmerverteilten Zertifikate. Ausserdem zeich-nete die UEFA die Sieger, die von denNationalverbänden in vier Kategorien(beste Breitenfussball-Veranstaltung;

beste Behindertenfussball-Veranstaltung;beste Seniorenfussball-Veranstaltung und beste Breitenfutsal-Veranstaltung)bestimmt wurden, mit Diplomen aus.

Einige dieser Auszeichnungen wurdenvon den Gewinnern geschickt eingesetzt,um ihre Arbeit weiter voranzutreiben. In England zum Beispiel berichtetenlokale Medien über den Regionalver-band Sheffield & Hallamshire, der für einSchulprogramm mit 42 Mannschaftendas Diplom für die beste Breitenfutsal-Veranstaltung erhielt.

Um die Freude und den Wert des Brei-tenfussballsommers zu vermitteln, gibtes allerdings nichts Besseres als die Sie-gerfotos des jährlichen Fotowettbewerbs.Sie sagen mehr als tausend Worte.

ESTLANDDie Kinder, die alle auf einem Ball sitzen,

hören aufmerksam zu, als der Trainer im Kadriorg-Stadion in der estnischen

Hauptstadt Tallinn sie in die Geheimnisse des Fussballs einführt und zur Spannung

und Freude im Sommerferienlager beiträgt.

NORWEGENFussball auf einem Kiesfeld, das von freiwilligen

Helfern in einem Lager für Flüchtlinge in der Provinz Mae Hong Son im Norden Thailands errichtet wurde.

Dieses Fussballprojekt in der Grenzregion zwischen Thailand und Burma wird gemeinsam vom Norwegischen

Fussballverband und der norwegischen Kirchenhilfe finanziert.

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