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GROSS WARTENBERGER ilLi7uztbta Mitteilungsblatt für Familie - Kultur und Zeitgeschehen Jahrgang 31/ISSN 0017-4599 Juli 1988 Nr. 7 Der Breslauer Jahrhunderthalle zu ihrem 75. Geburtstag 1988 W. Ernst, Leonberg/Württ., 192551945 Festenberg (Technische Daten nach Dipl.-Ing. 0. Hersel, ,,Beton- und Stahlbetonbau“, Heft 1211987) Ja, da ist sie nun 75 Jahre alt geworden, die Breslauer Jahrhundert-Halle, das einst b strahlende, weltberühmte, einmalige, von fröhlichem Leben erfüllte Bauwerk - seit 4 Jahrzehnten ohne ihre Schuld verwahrlost, alt, grau und unscheinbar geworden, als Kino mißbraucht. Der Breslauer Stadtbaurat Max Berg (1870-1947) wagte mit seinen Mitarbeitern R Konwierz und G. Trauer damals Uner- hörtes, als er 1911/12 für diese Halle die größte Riesenbetonkuppel der Welt mit 65 m [ lichter Weite riskierte (Peterskirche in Rom 1 4250 m) mit 141000 cbm Rauminhalt und einer überdeckten Fläche von 10000 qm (- 2 Fußballfelder). Und noch heute ist es verblüffend, daß diese Riesenkuppel nur ein Zehntel vom Gewicht der Peterskirchenkup- pel wiegt, obwohl sie das Vierfache der dorti- gen Fläche abdeckt. Noch etwas Neues riskierte Berg: die 65 m weite und 23 m hohe Kuppel wurde - ent- gegen allen bisher üblichen Bauweisen -auf einen 19 m hohen zylindrischen Unterbau gesetzt. Gesamthöhe also 42 m. e Wer von den Breslauern wußte übrigens, daß Max Bergschon 1907 die Grundkonzep- tion fur die beiden Breslauer Markthallen am Ritterplatz und der Gartenstraße entworfen hatte, ,,die ersten Großhallen aus Beton mit weitgehender Auflösung der nichttragenden Teile“! Für den Bau der Jahrhunderthalle wurden 13600 cbm Beton gebraucht, der aus 320 Waggons Zement, 1500 Waggons Kiessand und 1700 Waggons Steinschlag hergestellt wurde. Der besonders sorgfältig zubereitete Zement wurde von der Zementfabrik Silesia (Oppeln) geliefert. Für den Bau waren natürlich umfangrei- che Hilfskonstruktionen nötig, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Eine Anekdote überliefert, daß bei der Ausrii- stung der Kuppel die Arbeiter den großen Zusammenbruch befürchteten und daß Max Berg die ersten Schalungsbretter persönlich losschlug, um ihnen Mut zu machen. Haben Sie eigentlich schon einmal über- legt, was der Bau der Halle gekostet haben mag? Es waren - ohne den Innenausbau - 2394000 Mark. Für uns, die wir heute bei Großbauten an weit höhere Millionenbeträge gewöhnt sind. ein ,,geringer” Betrag; aber 1912 waren das ja 240000 goldene Zehnmarkstücke! Am 20. Dez. 1912 erfolgte nach einer Bau- zeit von nur 16 Monaten die Übergabe des Rohbaues. Die ,,Jahrhunderthalle” hatte ihren Na- men daher, daß die Befreiungskriege gegen Napoleon 1813bekanntlich von Breslau aus- gingen und deshalb 1913 stolz gefeiert wur- den. Der preußische König Friedr. Wilh. 111. hatte sich, da Berlin von Franzosen wimmel- te. 1813 nach Breslau (damals 62000 Einw.) begeben und hier unter dem Druck seiner Umgebung am 17. 3. 1813 den ,,Aufruf an mein Volk“ erlassen und schon am 10. März erstmals das ,,Eiserne Kreuz“ als Kriegsaus- zeichnung gestiftet. Die vaterländische Be- geisterung war damals groß. Im ,,Goldenen Zepter“ auf der Schmiedebrücke meldeten sich Scharen von Kriegsfreiwilligen, u. a. Theodor Körner und die Brüder Eichen- dorlT Tausende opferten in den Sammelstel- len Gold und Schmuck. ,,Gold gab ich für Eisen“. Aber 1913 gab’s zuerst mal eine peinliche Panne. Man hatte zur Einweihung der Halle dem berühmtesten Dichter Deutschlands, Gerhart Hauptmann, um ein feierliches Theaterstück gebeten. Und er lieferte dazu sein .,Festspiel in deutschen Reimen“. Das Entsetzen war groß: die Helden der Befrei- ungskriege (der König, Blücher, Yorck, Gneisenau, Wellington . .) wurden zu Be- ginn wie Puppen aus einer Kiste gehoben, bewegten sich wie Marionetten und wurden zum Schluß wieder in die Kiste zurückge- worfen (Regie Max Reinhardt). Und die ,,deutschen Reime“ waren Knittelverse wie bei Hans Sachs. Natürlich hatte sich der Dichter etwas dabei gedacht: in der Riesen- halle auf der Riesenbühne mußten ja die Schauspieler wie Puppen wirken, und die Knittelverse sollten nicht nur feierlich, son- dern auch heiter wirken. Aber der Dichter hatte den Patriotismus der Deutschen ge- waltig unterschätzt. Als der deutsche Kron- prinz eine der ersten Auffihrungen gesehen Vor der Jahrhunderthalle in Breslau Einige Teilnehmer der Reisegruppe vom Mai 1988 auf dem Platz vor der auch heute noch immer imposanten Halle, die in diesem Jahr bereits 75 Jahre steht. Fertigstellung im Jahre 1913. Sie wurde damals mit einem Festspiel von Gerhart Hauptmann eingeweiht. (Aufnahme: E. Reiss, Tübingen)

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GROSS WARTENBERGER

ilLi7uztbta

Mitteilungsblatt für Familie - Kultur und Zeitgeschehen

Jahrgang 31/ISSN 0017-4599 Juli 1988 Nr. 7

Der Breslauer Jahrhunderthalle zu ihrem 75. Geburtstag 1988

W. Ernst, Leonberg/Württ., 192551945 Festenberg (Technische Daten nach Dipl.-Ing. 0. Hersel, ,, Beton- und Stahlbetonbau“, Heft 1211987)

Ja, da ist sie nun 75 Jahre alt geworden, die Breslauer Jahrhundert-Halle, das einst

b strahlende, weltberühmte, einmalige, von fröhlichem Leben erfüllte Bauwerk - seit 4 Jahrzehnten ohne ihre Schuld verwahrlost, alt, grau und unscheinbar geworden, als Kino mißbraucht.

Der Breslauer Stadtbaurat Max Berg (1870-1947) wagte mit seinen Mitarbeitern R Konwierz und G. Trauer damals Uner- hörtes, als er 1911/12 für diese Halle die größte Riesenbetonkuppel der Welt mit 65 m

[ lichter Weite riskierte (Peterskirche in Rom 1 4250 m) mit 141000 cbm Rauminhalt und

einer überdeckten Fläche von 10000 qm (- 2 Fußballfelder). Und noch heute ist es verblüffend, daß diese Riesenkuppel nur ein Zehntel vom Gewicht der Peterskirchenkup- pel wiegt, obwohl sie das Vierfache der dorti- gen Fläche abdeckt.

Noch etwas Neues riskierte Berg: die 65 m weite und 23 m hohe Kuppel wurde - ent- gegen allen bisher üblichen Bauweisen -auf einen 19 m hohen zylindrischen Unterbau gesetzt. Gesamthöhe also 42 m.

e

Wer von den Breslauern wußte übrigens, daß Max Bergschon 1907 die Grundkonzep- tion fur die beiden Breslauer Markthallen am Ritterplatz und der Gartenstraße entworfen hatte, ,,die ersten Großhallen aus Beton mit weitgehender Auflösung der nichttragenden Teile“!

Für den Bau der Jahrhunderthalle wurden 13600 cbm Beton gebraucht, der aus 320 Waggons Zement, 1500 Waggons Kiessand und 1700 Waggons Steinschlag hergestellt wurde. Der besonders sorgfältig zubereitete Zement wurde von der Zementfabrik Silesia (Oppeln) geliefert.

Für den Bau waren natürlich umfangrei- che Hilfskonstruktionen nötig, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Eine Anekdote überliefert, daß bei der Ausrii- stung der Kuppel die Arbeiter den großen Zusammenbruch befürchteten und daß Max Berg die ersten Schalungsbretter persönlich losschlug, um ihnen Mut zu machen.

Haben Sie eigentlich schon einmal über- legt, was der Bau der Halle gekostet haben mag? Es waren - ohne den Innenausbau - 2394000 Mark.

Für uns, die wir heute bei Großbauten an

weit höhere Millionenbeträge gewöhnt sind. ein ,,geringer” Betrag; aber 1912 waren das ja 240000 goldene Zehnmarkstücke!

Am 20. Dez. 19 12 erfolgte nach einer Bau- zeit von nur 16 Monaten die Übergabe des Rohbaues.

Die ,,Jahrhunderthalle” hatte ihren Na- men daher, daß die Befreiungskriege gegen Napoleon 18 13 bekanntlich von Breslau aus- gingen und deshalb 1913 stolz gefeiert wur- den. Der preußische König Friedr. Wilh. 111. hatte sich, da Berlin von Franzosen wimmel- te. 1813 nach Breslau (damals 62000 Einw.) begeben und hier unter dem Druck seiner Umgebung am 17. 3. 1813 den ,,Aufruf an mein Volk“ erlassen und schon am 10. März erstmals das ,,Eiserne Kreuz“ als Kriegsaus- zeichnung gestiftet. Die vaterländische Be- geisterung war damals groß. Im ,,Goldenen Zepter“ auf der Schmiedebrücke meldeten sich Scharen von Kriegsfreiwilligen, u. a.

Theodor Körner und die Brüder Eichen- dorlT Tausende opferten in den Sammelstel- len Gold und Schmuck. ,,Gold gab ich für Eisen“.

Aber 1913 gab’s zuerst mal eine peinliche Panne. Man hatte zur Einweihung der Halle dem berühmtesten Dichter Deutschlands, Gerhart Hauptmann, um ein feierliches Theaterstück gebeten. Und er lieferte dazu sein .,Festspiel in deutschen Reimen“. Das Entsetzen war groß: die Helden der Befrei- ungskriege (der König, Blücher, Yorck, Gneisenau, Wellington . .) wurden zu Be- ginn wie Puppen aus einer Kiste gehoben, bewegten sich wie Marionetten und wurden zum Schluß wieder in die Kiste zurückge- worfen (Regie Max Reinhardt). Und die ,,deutschen Reime“ waren Knittelverse wie bei Hans Sachs. Natürlich hatte sich der Dichter etwas dabei gedacht: in der Riesen- halle auf der Riesenbühne mußten ja die Schauspieler wie Puppen wirken, und die Knittelverse sollten nicht nur feierlich, son- dern auch heiter wirken. Aber der Dichter hatte den Patriotismus der Deutschen ge- waltig unterschätzt. Als der deutsche Kron- prinz eine der ersten Auffihrungen gesehen

Vor der Jahrhunderthalle in Breslau Einige Teilnehmer der Reisegruppe vom Mai 1988 auf dem Platz vor der auch heute noch immer imposanten Halle, die in diesem Jahr bereits 75 Jahre steht. Fertigstellung im Jahre 1913. Sie wurde damals mit einem Festspiel von Gerhart Hauptmann eingeweiht.

(Aufnahme: E. Reiss, Tübingen)

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Seite 2 Groß Wartenberper Heimatblatt Nr. 7/1988

hatte, verbot er empört weitere Vorstellun- gen - und die Jahrhunderthalle stand ohne Einweihungsfeier da, das ,,Festspiel“ ver- schwand, und die Lücke mußte durch eilige Improvisationen (Konzerte usw.) gefüllt werden. In meines Vaters Bücherschrank fand ich damals als 17jähriger ein Exemplar der Buchausgabe und lernte so das ,,Fest- spiel“ kennen - natürlich auch mit Ver- wunderung.

Noch eine zweite Peinlichkeit blieb den Breslauern und ihrer Halle nicht erspart. Selbstverständlich war Kaiser Wilhelm 11. zu den großen Feierlichkeiten eingeladen worden. Weil jedoch Max Berg Mitglied der SPD war (die Sozialdemokraten waren 1913 noch ,,vaterlandslose Gesellen“ und wurden erst 1914 ,,Deutsche“ bei Kriegs- ausbruch ,,Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“) zeigten Majestät nur geringes Interesse an dem großen Bauwerk und kehrten ihm bei der Führung durch das Ausstellungsgelände nach Möglichkeit lt. Augenzeugenberichten den Rücken zu.

Mit den vielbewunderten Ausstellungsge- bäuden neben der Halle hatte die Stadt Breslau einen der beruhmtesten Architekten beauftragt, Hans Poelzig, und damit einen guten Griff getan. Zahlreiche vielbeachtete Ausstellungen fanden hier im Laufe der Jahr- zehnte statt. Mir selbst blieb 1913 in leb- hafter Erinnerung, daß in der Eingangshalle zu einem dieser Gebäude jene Kutsche stand, in der nach der Schlacht bei Waterlool Belle Ahince 1815 der fliehende Napo- leon von dem zu Pferde nachjagen- dem Blücher gefangen genommen worden war. Zum Dank hatte Friedrich Wilhelm 111. dem Feldherrn die Kutsche geschenkt. 1913 übernahmen die 3 Kaiser Wilhelm II., Franz Joseph und Zar Nikolaus gemeinsam das Protektorat über die Ausstellungen.

Auch daran sei erinnert, daß schöne, große Dauer-Parkanlagen neu geschaffen’ wurden mit einem künstlichen Teich und einer 800 m langen Pergola aus 600 grün umrankten Betonstützen.

Undnichtvergessen sei daneben der große Vergnügungspark 1913, bei dem die Be- sucher zum 1. Mal die ,,Riesengebirgsbahn“ kennenlernten (eine Schwindelgefühle und Jubelschrei gleichzeitig erregende Berg- und Talbahn), einen Kral mit echten Negern, die im Freien um ein offenes Holzfeuer lagerten, trommelten und tanzten (,,ganz wie zu Hause“, Deutschland besaß 1913 noch seine Kolonien) und 1000 bewundernswerte Sehenswürdigkeiten mehr.

Die Halle mit ihren 20000 Sitzplätzen erlebte in deutschen Zeiten viele kulturell wertvolle Massenveranstaltungen. Ein paar Erinnerungen: die Konzerte auf der größten Orgel der Welt - Beethovens ,,Neunte“ mit Riesenchor - die ganz ausnahmsweise Ori- ginalauffuhrurig der Oberammergauer Pas- sionsspiele - Festaufführungen zu Gerhart Hauptmanns 60. und 70. Geburtstag 19221 1932 - das 12. Deutsche Sängerfest 1937 - das 16. Deutsche Turnerfest 1938 - und vie- les andere mehr.

Der Heimatkreisvertrauensmann teilt mit: In der Juni-Ausgabe hat Heimatkreisver- auf das Sonderkonto Groll Wattenberg Nr.

trauensmann W. v. Korn u. a. erwähnt, da8 110028801 bei der Commerzbank, Filiale er sich trotz Einsparungsmagnahmen be- Hemmingen, BLZ 25040066 einzahlen. Wer müht, die nötigen Mittel zu erhalten, um für diesen Zweck 35,- DM als Pate über- unseren Kreisangehörigen aus der DDR, wie nehmen möchte (bei 2 Patenschaften sind es bisher üblich, ein kleines Handgeld von 70,- DM, bei drei wären es 105,- DM und 35,- DM auszahlen zu können. Zu seinem bei vier 140,- DM), der erhält außer einer größten Bedauern ist dies fehlgeschlagen. öffentlichen Anerkennung im Heimatblatt Er appelliert nun an die Solidarität der auch die Gewißheit, daß er für unsere Lands- Groß Wartenberger Kreisangehörigen, ihm durch Übernahme von Patenschaften die

leute aus der DDR ein gutes Werk getan hat und die Arbeit des Heimatkreisvertrauens-

Möglichkeit zu geben, dieses Handgeld doch mannes unterstützt, wofür ihm besonderer noch auszahlen zu können. Dank gebührt. Da der Termin des Treffens

Wer bereit ist, Blr einen oder mehrere Be- sucher aus der DDR dieses Handgeld als

schnell näher rückt, sollten alle, die eine oder

Pate zu übernehmen, der wird gebeten dies mehrere Patenschaften übernehmen wollen,

umgehend dem HKVM Wilfried von Korn, so bald als möglich eine entsprechende Ein-

Beekeweg 20, 3005 Hemmingen 4, mitzu- Zahlung vornehmen oder, wiegesagt, einfach einen Verrechnungsscheck einsenden:

teilen. Sie können auch gleich einen Ver- rechnungsscheck beilegen oder den Betrag

Wilfried von Korn Beekeweg 20,300s Hemmlngen 4

Blick auf den künstlich angelegten Teich bei der Breslauer Jahrhunderthalle mit Springbrunnen. Im Hintergßrnd ein Teil der 800 Meter langen Pergala. Die gröbsten Schäden sind inzwischen beseitigt worden. In dem sehr flachen Teich herrscht lebhajies Badeleben von jung und alt. (Aufnahme Mai 1988)

Allen Zuhörern unvergessen blieben aber auch die wundervollen Konzerte der ,,Bres- lauer Philharmonie“ und anderer guter Orchester an warmen, monddurchglänzten Sommerabenden im Freien vor dem Haupt- restaurant, wenn sie ihre Ausschnitte aus populären Opern, Sinfonien und sonstigen klassischen und romantischen Werken spiel- ten. Da herrschte aufmerksame Stille, da klapperte kein Kaffeelöffel oder Bierglas.

Einmal, 1922, gab es für meinen Bruder Richard und mich ein besonderes Erlebnis. Auf dem Heimweg von einem jener Konzer- te sahen wir, daß die Halle innen noch schwach beleuchtet war. Neugierig gewor- den, gingen wir an dem Türhüter so ener- gisch und zielbewußt vorbei, daß er nicht wagte, uns aufzuhalten - und erlebten als einsame, unbemerkte Zuschauer eine Probe zu Hauptmanns ,,Florian Geyer“ mit dem berühmten Berliner Schauspieler Friedrich Kayßler in der Titelrolle, der übrigens Schle- sier war, geb. 1874 in Neurode, gest. 1945 (!) in Klein Machnow bei Berlin.

Im 2. Weltkrieg fiel auf die Halle eine rus- sische Bombe. Das hätte sie nicht tun sollen.

Sie zerplatzte in 1000 Fetzen, die Halle blieb unbeschädigt.

Und jetzt, 1988? Für den deutschen Be- sucher bedeutet das Wiedersehen eine trübe Enttäuschung. Die Polen wissen mit der ge- waltigen Halle nichts Rechtes anzufangen, nennen sie ,,Hals Ludowa“ (Halle des Vol- kes) und mißbrauchen sie als Kino und zu politischen Veranstaltungen. Außen sieht sie enttäuschend grau und ungepflegt aus. Das vergammelte Innere wird z. Zt. angeblich ausgebessert, hoffentlich auch die sanitären Anlagen, die nach neuerem Bericht einer Be- sucherin sich in einem unbeschreiblichen Zu- stand befinden. Die berühmte Orgel ist ver- schwunden, auf katholische Kirchen verteilt. Die Pergola ist baufällig; der Musikpavillon abgerissen. Von den Sondergärten existiert nur noch der ,,Japanische Garten“ von 1913 - als polnische Sehenswürdigkeit.

Wir Deutschen, liebes, Geburtstagskind, wußten, was wir an Dir hatten. Wir werden unsere großen Erlebnisse nicht vergessen! ,,Unsere schönen Erinnerungen sind das einzige Paradies, aus dem wir Menschen nicht vertrieben werden können“.

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Nr. 7/1988 Groß Wartenbereer Heimatblatt Seite 3

Das Vermächtnis des Paul Lenort aus dem Gedkhtnis aufgezeichnet

Bearbeitet von Margarete kort. Mit Genehmigung der Verfasserin, bei der alle Rechte verbleiben.

Noch eine kurze Storchengeschichte! An- geblich soll ja der Storch die kleinen Kinder aus einem Teich im freien Felde bringen. Ein mir bekannter Junge fragte damals seine Mutter und brachte sie in Verlegenheit: ,,Ich habe unsern Storch noch nie in ein Haus fliegen sehen, er flog immer in sein Nest. Und keins der Kinder, die sonntags im Teiche baden, hat bis jetzt ein ein- ziges kleines Kind dort entdeckt. Es werden auch im Winter, wenn kein Storch mehr hier ist, Kinder getauft!“. Als die Mutter ihm ent- gegnete, daß der Storch mit seinem langen Schnabel die kleinen Kinder aus dem Schilf und der Tiefe des Teiches heraushole, wohin die badenden Kinder nicht kommen könn- ten, wußte der zweifelnde Junge nicht zu widersprechen, obwohl er noch nicht iiber- zeugt war. Denn der Storch brachte ja nur Frösche, Fische und Eidechsen für seine Fa- milie, was er selbst gesehen hatte, und keine Kinder. Und so wird es auch wohl weiter bleiben!

Wenn mir der Wtnter mit seinen Gebär- den gar zu lange dauerte, lief ich manch- mal schon im Januar bei schönem, warmen Sonnenschein aufs Feld, um zu sehen, ob nicht die Lerche als erster Zugvogel schon aus den warmen Ländern zurückgekehrt war. Denn in unserem Lesebuch hieß es: ,,Oft, wenn im Winter noch der Schnee die Felder bedeckt, steigt die Lerche schon tril- lernd in die Luft, um ihre fröhlichen Lieder zu singen und dadurch ihren Schöpfer zu preisen“. Und wie klar ist doch die Stimme der kleinen Lerche! Im Sommer fanden wir Kinder zufällig ein Lerchennest mit 6 - 8

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Eiern. Wir haben es angestaunt und unsere Studien dabei gemacht, das Nest aber nicht angerührt, sonst hätte die Mutter Lerche nicht weiter gebrütet. Durch die Lesestucke und schönen Gedichte wurden wir Kinder belehrt, keinem Tier oder-Vogel etwas zu- leide zu tun. Ein Vogel, der sich zahlreich auf unseren Wiesen aukielf war der Kie- bitz. Er war nicht wegen seines Gesanges beliebt,dieKiebitzeierwarengefragtundwur- den gut bezahlt, weil man sie zu einer Arznei verwendete. Ich hatte allerdings nie das Glück, diese Eier zu finden und den Erlös dafür einzustecken. Es gibt wohl keinen Wanderer, der nicht den Kiebitz rufen ge- hört hat! Obwohl wir Dortkinder in der Na- tur aufgewachsen sind, haben wir nur die Ge- treidesorten kennengelernt, die jedes Jahr angebaut und geerntet wurden. Ebenso wa- ren uns Kartoffeln, Kraut, Bohnen, Erbsen und Rüben bekannt, weil wir das ganze Jahr hindurch viel Arbeit mit ihnen hatten.

Meine Kenntnisse in Naturgeschichte konnte ich in der Schule nicht viel erwei- tern. Die Lehrer gaben sich wohl die größte Mühe, den Kindern etwas beizubringen, aber die schon erwähnte Teilnahmslosigkeit

vieler Kinder während des Unterrichts er-. laubten es nicht, das Wissen einzelner und lernbegieriger Kinder zu bereichem. Daher wurden nur einige Wiesenblumen beschrie- ben und durchgenommen, der größte Teil von ihnen blieb mir fremd, ja kannte ich nicht einmal mit Namen. Daß die Kühe nach Kleefutter viel und gute Milch gaben, die Pferde lieber Hafer als Spreu fraßen, war mir aus eigener Erfahrung bekannt. Die Katzen gingen gern auf Hasenjagd, denn Mäuse waren zu klein und Spatzen nicht immer zu fangen. Die Schwalben, die in den Viehställen ihre Nester bauten und brüteten, blieben von den Katzen verschont. Auch bei den Menschen waren die Schwalben beliebt und gern gesehen, weil sie sich nur von In- sekten ernährten und keinen Schaden an- richteten. Zudem zeigten sie, wenn sie niedrig flogen, an, daß man in Kürze mit Regen rechnen konnte. Dann sah man die schwarzen Wolken näher kommen, Blitze durchzuckten die Luft, und das Gewitter be- drohte die Landschaft. Es krachte in jeder Richtung, daß man annehmen konnte, das Ende der Welt sei gekommen. In solchen Gewitterstunden beteten die Eltern, falls sie zu Hause waren, mit uns Kindern um den Schutz Gottes. Denn die Gebäude waren nur mit einem Strohdach versehen; ein zweites Mal wollten wir unser Haus nicht brennen sehen. Die Gefahren für die Menschen und Tiere im Freien waren auch sehr groß. Ein- mal hatte das Gewitter einen Bauern beim Pflügen auf freiem Feld überrascht. Er war eine Zeit lang betäubt, ihm war sonst nichts geschehen, während seine beiden Pferde vom Blitz erschlagen wurden. Die Land- bewohner kannten die Gefahren während eines Unwetters; die Schnitter legten die Sensen beiseite, damit die Blitze nicht durch den Stahl angezogen und die Menschen nicht verletzt oder gar getötet würden.

Ein anderer Unglücksfall ereignete sich in einem Gasthaus. Nach der Beerdigung wa- ren eine Anzahl Gäste zum Traueressen ver- sammelt. Da die Luft in dem Gastzimmer stickig und schwul war, öffnete man die Fen- ster. Plötzlich hörten die Gäste ein Klirren, wie wenn Messer und Gabeln auf die Teller fallen; mit Schrecken sahen sie, daß drei Per- sonen, die an der einen Wand saßen, so- fort tot waren. Der Blitz war durch ein offe- nes Fenster ins Hausinnere gefahren, hatte einem jungen Mann im Flur die Beine ge- streift, um danach in das Gastzimmer zu stoßen. Durch den Schrei des Verletzten wurden die Gäste auf ihn aufmerksam; geistesgegenwärtig gruben sie ihn bis zum Leib in die Erde ein und konnten ihn ret- ten. Nach einiger Zeit fühlte er sich geheilt, nachdem er zunächst meinte, seine Beine wären verbrannt. Der Betreffende war einer der fünf Söhne eines Kriegsinvaliden von

1871 und wurde später Soldat in Wohlau, wo er die Unteroffliers-Vorschule besuchte.

Weil wir in der Nähe der Kirche wohnten, hörten wir abends und nachts das Schreien der Eulen und Käuzchen; zu Gesicht be- kamen wir sie aber nicht. Sie hausten im Kirchturm und flogen im Dunkeln auf Jagd. Dagegen konnten wir am Tage manchmal einen Habicht über die Gehöfte fliegen se- hen. Sobald die Hühner ihn bemerkten, ver- steckten sie sich schleunigst unter die Ge- bäude oder in den Hühnerstall. Konnte er aber unbemerkt kreisen, schoß er aus der Höhe wie ein Pfeil auf seine Beute und verschwand mit ihr. Andere Vögel, die wir kannten, waren die Krähen. Vor diesen Rau- bem mußten sogar die Hasen flüchten; denn wenn ein Hase von einer Schar Krähen um- zingelt war, konnte er sich nicht mehr ret- ten. Zuerst hackten sie ihm die Augen aus, um ihn dann zu zerstückeln. Sie fraßen nur das Fleisch und die Eingeweide, das Fell und die Knochen ließen sie liegen. Im Winter holten sich die Krähen ihr Futter aus den Bauernhöfen.

Einmal beobachteten wir einen Specht, der an seinem Nesteingang zimmerte. An dem Baum war vor längerer Zeit ein Ast abgebrochen, und diese morsche Bruch- stelle wählte der Specht zum Bau seines Nestes. Sein helles Klopfen war weithin zu hören. Er führte seine Arbeit so schnell und geschickt mit seinem Schnabel aus, daß die Späne nur so flogen und den Boden unter dem Baum bedeckten. Als das Loch tief genug war, daß der Specht nicht mehr ge- sehen wurde, beschlossen wir, ihn zu fangen, um ihn näher besichtigen zu können. Mit List wurde der Vogel gefangen und genau untersucht. Dann ließen wir ihn wieder frei, woraufer dem Walde zuflog. Nachher unter- suchten wir den Nestbau genauer und stell- ten fest, daß er eine Tiefe von mehr als 15 cm hatte.

Wohl hatten uns noch andere Waldvögel mit Gesang oder Pfeifen erfreut; wir hatten jedoch keine Möglichkeit, sie kennenzuler- nen. Nur aus den schönen Volksliedern, die wir als Kinder in der Schule lernten, kannten wir einige Namen. Am beliebtesten waren uns die beiden Lieder ,,Waldkonzert“ und ,,Waldecho“. Auch sangen wir gern Solda- tenlieder, wie ,,Was blasen die Trompeten?“ und ,,Wer will unter die Soldaten?“. Aber noch war es nicht soweit, erst mußten wir die letzten beiden Schuljahre hinter uns brin- gen, bevor wir aus der Schule entlassen wer- den konnten.

Im Januar 1893 gingen wir zwölfjährigen Kinder zum Beichtunterricht, der eine Stunde lang an jedem Mittwoch und Sonn- abend vom Pfarrer selbst gehalten wurde. Wer von den Kindern gut lernte und aufnah- mefähig war, durfte anschließend den Kommunionunterricht besuchen. Ich war dabei und konnte im Friihjahr zu Christi Himmelfahrt zur ersten hl. Kommunion gehen. Die übrigen Kinder nahmen noch ein Jahr am Religionsunterricht teil und gingen mit 13 Jahren zur Erstkommunion. Mit 14 Jahren kamen wir vor Ostern aus der Schule.

(wirdfortgesetzt

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Zum Geburtstag gratulieren wir:

1. Juli 1988 zum 74. Geb., Rudolf Wolf, Mannheim 1, Ober-Stradam; 2. Juli 1988, zum 74. Geb., Kurt Wangorsch. 8741 Nordheim/Rhön, fr. Groß Wartenberg; 5. Juli 1988, zum 76. Geb., Else Kurzeja, geb. Hering, Wilhelmstr. 65,7553 Muggensturm, fr. Festenberg; 9. Juli 1988, zum 67. Geb., Irene Ignor, Lilienplatz 7, 8501 Unterasbach, fr. Rudels- dorf/Neumittelwalde; 10. 7. 1988 zum 76. Geb. Helmut Büsser. Schöne Aussicht 60, 6200 Wiesbaden, fr. Neumittelwalde. 15. Juli 1988, zum 56. Geb., Gerda Ru- scheinski, geb. Nelke, fr. Neuhof; 16. Juli 1988, zum 77. Geb., Karl Elias, fr. Rudelsdorf; 17. Juli 1988, zum 54. Geb., Edith Greim. geb. Matysik, Föhrigstr. 46, 8586 Gefrees. fr. Ober-Stradam; 18. Juli 1988, zum 83. Geb., Martha Mech, geb. Walter, Waldenser Str. 16, Berlin, fr. Fürstlich-Niefken; 19. Juli 1988, zum 61. Geb., Walter Jänsch, Kuttnerstr. 16, 8000 München 54, fr. Go- schütz-Neudorf; 20. Juli 1988, zum 69. Geb., Friedel Dose, geb. Lanzinger, Reitmayerstr. 50, 8400 Re- gensburg, fr. Neumittelwalde; 20. Juli 1988, zum 76. Geb., Else Alexander, geb. Fuchs, 8671 Leupoldstein, fr. Ober- Stradam; 21. Juli 1988, zum 72. Geb., Ruth Zeiske, geb. Günzel, Richardstr. 54, 4000 Düssel- dorf, fr. Ober-Stradam; 22. Juli 1988, zum 77. Geb., Martha Acker- mann, geb. Goral, Buchheimer mg 6,500O Köln 91, fr. Neumittelwalde (Sielunke); 22. Juli 1988, zum 62. Geb., Margarete Spe- ner, geb. Schalich, Werder&. 7, 8890 Aich- ach, fr. Goschiitz; 23. Juli 1988, zum 87. Geb., Alexander Lenort, Rheinstr. 23, 6054 Rodgau 2 (Du- denhofen), fr. Kraschen; 25. Juli 1988, zum 70. Geb., Lotte Hoff- mann, geb. Nelke, Gustav-Harms-Str. 7, 3301 Broitzem bei Braunschweig, fr. Neu- mittelwalde; 26. Juli 1988, zum92. Geb., Bruno Petschek, Posthomstr. 17, Alten-Zentrum St. Gode- hardi-Stift, 3000 Hannover 91, Tel. 05 111 45041205, fr. Goschiitz; 29. Juli 1988, zum 71. Geb., Alfons Knetsch, Heihoffsweg 7,4666 Gelsenkirchen-Buer, fr.

.@rn 63. Geb., xari Heinz erbirkener Str. 24,400O Düs-

seldorf 13, fr. Festenberg; 31. Juli 1988, zum 53. Geb., Johann Mary, Drygalski Allee 121, 8000 München 71, fr. Groß Wartenberg; 3. August 1988, zum 58. Geb., Wolfgang Blümel, Tegemseer Landstraße 155, 8000 München 90, fr. Rudelsdorf.

Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 7/1988

Wie Festenberg zur Tischlerstadt wurde Aus der frühen Geschichte der Stadt Festenberg ~

Aufgezeichnet nach alten Unterlagen und Franzkowski’s Chronik von Karl-Heinz Eisert

Laut Urkunde vom 1. 8. 1293 verkaufte Herzog Heinrich 1. von Glogau die Aus- setzung Festenbergs zur deutschen Stadt nach Neumarkter Recht gegen 1 Mark Gol- des an Rumpert von Pollentschine und Hein- rich von Schawoine.

Die beiden Aussetzer (Stadtgründer) soll- ten als Erbvögte allerlei Vorteile haben. Den dritten Pfennig vom Gericht, Zins von der sechsten Hofstätte. Sie durften Fleisch-, Brot- und Schuhbänke, Badestuben anlegen so viel sie wollten. Desgleichen Mühlen im Umkreise einer halben Meile und Fischfang ausüben. Sie bekamen achtgroße Hufen und zwei Freihufen zum Anlegen von Gärten, die Erlaubnis zum Anlegen eines Schlacht- hofes, Genehmigung zur Jagd auf Hasen und den Vogelfang. Zehn Hufen bestimmte der Herzog zur Stadtweide.

Sehr bald mußte Festenberg aber in Privat- besitz übergegangen sein. Im 14. Jahrhun- dert finden wir das vornehme Geschlecht von Packisch im Besitz von Festenberg. Die- se Familie stammte von dem Grafen Pakos- law von Domaslawitz. Der Sohn Lutko hatte auf Anstiftung des Herzogs Heinrich 1. von Glogau den Herzog Heinrich V. von Breslau listigerweise gefangengenommen und nach Glogau ausgeliefert. Der Breslauer Herzog war ein feiner, stiller, gelehrter Mann und hatte schon vorher die Gebiete Haynau, Bunzlau, Giesmannsdorf, Naumburg, Steinau und das jenseits der Oder gelegene Wartenberg, Auras, Trebnitz, Militsch und Sandewald abgetreten. Doch Herzog Hein- rich von Glogau war damit nicht zufrieden. Er sperrte den Breslauer Herzog in einen eisernen Käfig indem der Gefangene weder sitzen noch liegen konnte. Erst nach 6 Mo- naten, als der Breslauer Herzog dem Glo- gauer Herzog zu dem bereits schon vorher abgetretenem Gebiete noch Oels, Bernstadt, Namslau, Konstadt, Kreuzburg, Pitschen, Landsberg, Sehwirz, also alles Land von der Weidemündung bis an das Oppelner Für- stentum Reichtal, soweit es nicht dem Bi- schof von Breslau gehörte, abgetreten hatte und noch andere harte Versprechungen ge- ben mußte, wurde er freigelassen.

Wartenberg stand danach seit 1293 unter Herzog Heinrich von Glogau. Dieser starb am 9. 12. 1309. Er fand im Kloster Leubus seine Ruhestätte. 1312 teilten die Söhne den Besitz. Zum ersten Teil, mit den Haupt- städten Gnesen, Kalisch, Oels, gehörte auch Wartenberg. Dieser erste Teil gehörte nun den Herzögen Konrad und Bolko. Sie ver- glichen sich und Bolko (1312-1320) erhielt Oels, Trebnitz, Wartenberg, Trachenberg, Militsch, Winzig, Herrnstadt, Wehlau und Leubus.

Als Bolko 1320 kinderlos starb, erbte Kon- rad alles und bildete unter Einschluß von Bernstadt und Namslau, das ihm schon ge- hörte, aus den ihm nun zugefallenen Ge-

bieten, das Herzogtum Oels. Er schlug seine Residenz in Oels auf.

Es ist klar ersichtlich, daß der Herzog Heinrich von Glogau dem Lutko von Pakis- law aus Domaslawitz gegenüber zu großem Dank verpflichtet war, zumal dieser Lutko, dem Glogauer Herzog zu dem großen Ge- bietszuwachs verholfen hatte. Deshalb kann man als wahrscheinlich annehmen, daß Lutko dafür mit Festenbcrg belohnt wurde.

Lutkos Nachkommen sind urkundlich nachgewiesen: seit 1319 Henczko (Heinz, Heinrich), 1358 Pakoslaus, 136Y Hanus (Hans).

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts gelang Festenberg in den Besitz des Friedrich von Borschnitz auf Schönwald. 1540 erhält es -: ’ Christoph von Borschnitz, 1560 Georg von Dyhm zu Schönau, Ulbersdorf und Gim- mel. Seine Whsve heiratete den Kaspar von ~ Köckritz, welchen am 2. 4. 1603 Hans von Borschnitz aus Geschütz mit einem Büch- senschuß ins Jenseits beförderte. Danach kam Sigismund von Köckritz der Ältere und ) nach diesem Sigismund von Köckritz der Jüngere. Dieser verkaufte Festenberg an 1 Eleonore Charlotte, die Gemahlin des Her- zogs Sylvius Friedrich von Oels für 34500 schlesische Taler. 1712 erwarb die Schwä- gerin der Vorbesitzerin, die Herzogin von Oels-Juliusburg geborene Herzogin von Mecklenburg im Zuge der Versteigerung Fe- stenberg zu einem sehr niedrigen Preis. 1726 fiel in Erbfolge die Herrschaft Festenberg an den Sohn, Herzog Karl zu Bernstadt, der diese (seine Erbschaft Festenberg im Oelsnischen Fürstenturne und Weichbildge- legen) mit allen Freiheiten, Rechten und Ge- rechtigkeiten an den Grafen Heinrich Leo- pold von Reichenbach-Geschütz verkauft. --/’ Im Januar 1744 scheidet Festenberg aus der Gerichtsbarkeit des Fürstentums Oels aus. Danach erfolgt die Einverleibung in die Freie Standesherrschaft Geschütz, bzw. in den landräthlichen Kreis Wartenberg.

Welchen Umfang die Herrschaft Festen- berg ursprünglich hatte, läßt sich aus Man- gel an entsprechenden Urkunden nicht mit Bestimmtheit sagen. Kleingraben und Bro- dowze hatten wahrscheinlich dazu gehört, während bis 1749 Muschlitz zur freien Stan- desherrschaft Groß Wartenberg gehörte. Noch weniger ist über die Stadt selbst be- kannt.

Trotz des herzoglichen Privilegs von 1293 hatten die beiden Männer (RumpertvonPol- lentschin und Heimich von Schawoine) von ihrer Befugnis keinen Gebrauch gemacht. Weder aus einer Urkunde noch aus einer Orts- oder Landesbeschreibung ist etwas be- kannt. Festenberg muß bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts (also 1599) ein ganz unbedeutender Ort gewesen sein. Diese An- sicht teilten auch die Lokalhistoriker Kier- Stein, Schulz und Feist. Nach Kierstein fing

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Nr. 7/1988 Groß Wartenberner Heimatblatt Seite 5

Festenberg erst um die Mitte des 17. Jahr- hunderts an, einer Stadtähnlich zu werden. Es zählte um 1650 ungefähr 20 Bürgerfa- milien. In einer Bemerkung im Artikelbrief der vereinigten Schlosser-, Büchsenmacher-, Schmiede-, Böttcher-, Wagner- und Tischler- zeche vom 3. Juni 1659 heißt es: ,,es war aber zur Zeit weder ein Schmied, noch ein Schlosser vorhanden“.

Zu einer gewissen Bedeutung gelangte Fe- stenberg dann unter der Herzogin Eleonore Charlotte (1676 bis 1712) im Anfang des 18. Jahrhunderts.

Schon 1656 waren die ersten Innungen entstanden und hatten ihre Bestätigung er- halten. Die Tuchmacher 1656, Schuhma- cher 1659, Töpfer 1659, vereinigte Schlosser, Büchsenmacher, Schmiede, Böttcher, Wag- ner, Tischler, Glaser 1659.

Neue Privilegien erhielten 1676 Tuchma- cher und Züchner, 1677 Bäcker, 1680 die Fleischer, 1682 die Kürschner. Alle übrigen Handwerker, die keiner eigenen Zeche ange- hörten, vereinigten sich 1705 in der Kretsch- merzeche. 1705 wird auch erstmalig eine Büttnerzunft genannt. Die bedeutendste Zunft war aber die der Tuchmacher. Festen- bergs Tuch erfreute sich eines sehr guten Rufes.

Jahrmärkte hatte die Stadt schon um die Mitte des 17. Jahrhunderts, insgesamt vier. 1689 kam ein Wochenmarkt am Mittwoch dazu, dem später ein solcher am Sonnabend zusätzlich folgte.

1706 wurde eine privilegierte Apotheke eingerichtet.

Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahr- hunderts ist ein Magistrat eingesetzt worden. Er bestand aus dem Bürgermeister, einem Ratmann, dem Stadtvogt und dem Stadt- schreiber.

Der erste durch Sigismund von Köckritz berufene Bürgermeister war Johann Nik- kisch. Auch die übrigen Ratsmitglieder wur- den von der Grundherrschaft ernannt und bekamen auch von ihr die Besoldung. Unter Herzog Karl, also etwa nach 1726, wurde die Gehaltszahlung seitens der Herrschaft eingestellt und erfolgte nun aus der neu ein- gerichteten Stadtkasse.

In preußischer Zeit gab es wiederholt Än- derungen der Vorschriften, bis zu der Zeit im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts, als die Königl. Preußische Regierung die Auf- sicht über die Kommunalverwaltungen als ein ihrallein zustehendes Recht beanspruch- te.

Die Reihe der Bürgermeister setzte sich fort mit Johann Prittwitz (1670), Gabriel Stresau (1678-1721), Kaspar Friedrich Si- monies (1722-1764), Christian Gottfried Nitschke, zugleich gräfl. Reichenbachscher Regierungs Advocat (1765-1771), Johann Heimich Müller, ein Sachse, der zugleich Postwärter war (1771-1808), C. B. Acker- mann (bis 1817), Bernecker (bis 1821), Gos- sa (1822-1833), Wenzel (1834-1840), Mathesius (1840-1842), Gossa (bis 1849), Dortschi (1850-1854), Hagemann (1854- 1860), C. G. Schulz (1860-1893), AdolfGrü- nig, zugleich Polizeiverwalter, Amtsanwalt beim Königlichen Amtsgericht, Standesbe-

Die ,Städt. Mittelschule Festenberg“ 1988 Die Polen haben das alte Gebäude 1986/87 innen umgebaut und an der Rückseite erweitert - und 1988 noch ein Stockwerk draufgesetzt. Daraus soll eine Sozialstation oder ähnliches werden. Die Tischierei Krämer (rechts) steht noch. Die Tischlerei Staffe (links vorn) ist zerstört worden. Das neue Wohnhaus (im Hinteetund) wurde in das Gartengebiet gesetzt. W Ernst

amter und Kreistagsabgeordneter (1893- 1921), Dr. Heinrich (1921-1924) (?), dem etwa um 1924-1925 der Rechtsanwalt und Notar Gideon Hahn (Jahrgang 1877) folgte. Er überdauerte auch 1933 die Machtüber- nahme durch die NSDAP und blieb im Amt ohne vor 1933 in der Partei gewesen zu sein. Er hielt durch, bis seine Wahlperiode (12 Jahre) abgelaufen war. Danach wurde als Bürgermeister Heinz Schuster (Jahrgang 1900) gewählt. Er kam von Peisterwitz, Kreis Ohlau, wo er zuvor schon Bürgermeister war. Er war der letzte Bürgermeister der deutschen Stadt Festenberg. Am 1. 4. 1942 ist er versetzt worden. Ab 1. 4. 1942 wurde Stadtinspektor Maskus als kommissarischer Bürgermeister eingesetzt. Er starb 1957 in Wurzen, Bezirk Leipzig.

(Die Angaben ab Adolf Grünig basieren auf einem Bericht im Groß Wartenberger Heimatblatt in Nr. 811963.)

Beigeordneter zur Zeit Grünig war Kredit- bankdirektor Ernst Pirling. Dem Magistrat gehörten außerdem an, die Ratmänner Ju- stizrat Deumling, Klempnermeister Theo- dor Zöllner, Fleischermeister Wilhelm Riemay, Schuhmachermeister Fritz Siemon.

Interessant sind auch die Namen der Stadtverordneten im Jahre 191011912: Vor- steher war Robert Thiel, sodann Kfm. Paul Peltz, Fleischermeister Robert Kiefer, Tisch- lermeister RudolfMilde, Kfm. Leopold Brin- nitzer, Kfm. Emil Bielski, Schuhmachermei- ster Joseph Bumbke, Barbier Hermann Becker, Tischlermeister Julius Heilmann; Brauereibesitzer Hermann Noak, Tischler- meister Fritz Pohl, Maurermeister Walter Kühtz, Maurermeister Karl Gottschling, Kfm. Hermann Kaschade, Uhrmachermei- ster Karl Moschner, prakt. Arzt Dr. Bley, Stadtkassenrendant Hugo Frost, Büroas- sistent Alois Müller. Im Jahre 1909 erwarb

die Stadt ein Grundstück zur Errichtung ei- nes Rathauses.

Das um 1720 in Anlehnung an das Schloß Festenberg gegründete Dorf Altfestenberg war zunächst ein großes Hemmnis für die Entwicklung der Stadt. Die Stadtverwaltung faßte deshalb den Entschluß, dieses Mtfe- stenberg einzugemeinden. Zwar sträubten sich die Altfestenberger gewaltig dagegen, aber das öffentliche Interesse war starker und so wurde mit Erlaß vom 22.5. 1910 die Ein- verleibung von Altfestenberg in den Stadt- bezirk mit Wirkung vom 1. 7. 1910 geneh- migt. Dadurch hatte Festenberg nun plötz- lich bedeutend mehr Einwohner als die Kreisstadt Groß Wartenberg.

1905 hatte die Stadt in 215 Wohngebäu- den 559 Haushaltungen, 130 landwirtschaft- liche, und 70 Gewerbebetriebe mit mehr als 3 Personen, sowie 233 Gewerbebetriebe mit weniger als 3 Personen. (wird fortgesetzt)

Ober-Stradam. Am 8. August 1988 wird Wolfgang Sämann, Am Feldrain 19, 3503 Lohfelden I,67 Jahrealt. Am 19.8. 1988 wird Dora Bohn, geborene Sämann, Dorfstraße 9, 3000 Hannover 81, 65 Jahre alt. Am 25. 8. 1988 wird Ilse Sämann, Altewiekring 57, 3000 Braunschweig, Tel. 0531/74658, 63 Jahre alt. Allen Geburtstagskindern der Familie Sämann gratulieren wir herzlich und wünscht alles Gute!

3000 Originalschuhe Weissenfels: Das Schuhmuseum in

Weißenfels, das die Entwicklungsgeschichte der Schuhe von der Antike bis zur Gegen- wart darstellt, besitzt rd. 3000 einzelne Ori- ginalschuhe aller Zeiten. Um die Jahrhun- dertwende hatte Weißenfels rd. 4 Dutzend Schuhfabriken, bis 1926 warenes 126. Heute ist Weißenfels Sitz des Kombinats Schuhe mit 43.000 Beschäftigten.

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Seite 6 Groß Wartenberger Heimatblatt Nr. 7/1988

Das gräfliche Haus von Reichenbach zu Goschiitz UrsprünglichfränkischesRittergeschlechf Der Graf Heinrich Raphael von Reichen-

das später in Böhmen und Sachsen ansässig hach, geb. 20. 3. 1865 war u. a. General- wurde. Der König von Böhmen erhebt die erbpostmeister von Schlesien, Rechtsritter Herren von Reichenbach 1678 in den Frei- des Johanniterordens, Landesältester der herrnstand. Kaiser Karl VI. erhebt die Frei- Breslau-Brieger Fiirstentumslandschaft und herrn von Reichenbach im Jahre 1730 in Mitglied des Preußischen Herrenhauses. Er den Grafenstand. 1741 werden die Grafen hat in zwei Großquartbänden (1. Urkunden- von Reichenbach Freie Standesherrn zu Go- schütz. König Friedrich 11. von Preußen er- nennt die Grafen von Reichenbach zu Go- schütz 1752 zum Erblandpostmeister im Herzogtum Schlesien. 1750-1755 wird die prachtvolle Barock-Schloßanlage errichtet. 1772 Erwerb der Herrschaft Festenberg.

Das Stammwappen des Hauses von Rei- chenbach zeigt auf dem Helm über dem Wappenschild ein wachsendes silbernes Maultier, im Schild drei silberne Streitkol- ben. Das Maultier ist das Stammkleinod.

Eine uns zugegangene Beschreibung des Wappens derer von Reichenbach-Geschütz ist nach Auskunft des Grafen von Reichen- hach-Geschütz in Plön unrichtig. Die hier- bei angeführte Wappensage von Finkenstein mit allem Drum und Dran, ist eine reine Erfindung eines gewissen Hosemann, der sich mit solchen Sagen viel Geld verdiente. Er wurde der schlesische Lügenschmied ge- nannt. Seine Schrift ,,Unsterblicher Ehren- glanz derer von Reichenbach“ hat leider buch, 724 Seiten. 11. Geschichtliche Dar-

auch Eingang in das Wiener Heroldsamt ge- Stellung, 660 Seiten nebst 10 Stammtafeln) funden und die Phantasie der dort Tätigen die er im Jahre 1890 begann und 1907 voll- beflügelt. Das Ergebnis ist ein schauderhaf- enden konnte, sich mit dieseräußerst gedie- tes Sammelsurium, mit das Wappenschild genen ,,Urkundlichen Geschichte der Grafen vollgestopft wurde, ohne jeden geschicht- Reichenbach in Schlesien“ ein Denkmal liehen Gehalt und heraldisch ein Monstrum. ganz eigener Art gesetzt. Dazu hat er alte

Festenberger Mittelschule Abgangsjahr 1943 Alle Jahre wieder (natürlich nicht zur Weihnachtszeit, sondern im April) tnft sich diese Klasse, nachdem Manfred Wuttke den guten Einfall hatte, uns zu aktivieren. Das diesjährige Treffen ist m. E. deshalb erwähnenswert, weil wir unsjiir ein langes Wochenende in der DDR wiedersahen. Durch sehr viel Zeitaufwand und Einsatz unserer Freunde dort, Elisabeth Kiesling, Emmchen Schwarz, Hanna Koschollek und Günter Bahr einschließlich ihrer Angehörigen, war’s möglich. Eigene EmpJindungen und Eindrücke dabei sind vielschichtig und lassen sich nur unvollkommen darstellen. Bei dieser Kunmitteilung denke ich daran, ob es jiir andere Gruppierungen eine Anregung sein könnte? Horst Lorek, Griegstr. 4, 5000 Köln 91 (Juni 88)

Siegelabdrucke sammeln können, die aus den Jahren 1383 bis 1503 und später alle mit erfreulicher Deutlichkeit das alte Stam- meswappen zeigen, wie es uns in einer von Graf Reichenbach-Geschütz gefertigten Zeichnung in der beigefügten Abbildung vorliegt. Wir hoffen, daß diese Erklärung aus berufenem Munde auch Beachtung finden wird bei dem Einsender, Herrn Klemens Finke, Müllerstraße 7,840O Regensburg, der uns die nicht zutreffende Darstellung der Wappengeschichte einsandte.

Treffrande für interessierte Festenberger in Rinteln am 9. Sept. 88

Auf Anregungen für ein vorgezogenes Bei- sammensein interessiener Heimatfreunde hält der Besitzer des Hotels ,,Zur Linde“ im Ortsteil Steinbergen seinen Gesellschafts- raum mit Gaststätte für etwa 60 Personen für die Freitagnachmittag- und -abendstunden reserviert. Der Lokalort liegt ca. 4 km vom Ortskern entfernt. Bereits beim letzten Hei- mattreffen fand eine derartige Begegnung re- gen Zuspruch. G. Kleinert

Jubiläumsfeier in Memmingen Unlängst hatten sich in Memmingen über

300 Delegierte der Landsmannschaft Schle- sien aus ganz Bayern zur Landestagung zu- sammengefunden. Es gab die Vollversamm- lung in der Stadthalle, eine Reihe von Ar- beitskreisen tagte und ein schlesisch-

memminger Heimatabend in der Stadthalle vermittelte einen Eindruck von der kulturel- len Arbeit der Schlesier. Anlaß für die Lan- desversammlung in den Mauern der ehe- mals freien Reichsstadt zu tagen, war das 40jährige Bestehen des Orts- und Kreisver- bandes Memmingen. Im Rahmen der Jubi- läumsfeiern wurden in einer ökumenischen Weihe durch die Pfarrer Böhm und Vogel zwei Fahnen der Schlesier geweiht. Mit einer Urkunde und einer Plakette wurden 12 Gründungsmitglieder der Memminger Orts- und Kreisgruppe der Schlesischen Lands- mannschaft geehrt. Die Auszeichnung fand im Rahmen eines besinnlichen Abends in der Stadthalle statt. Zu den Geehrtengehörte auch der Groß Wartenberger Landsmann Josef Konzok, Haienbachstraße 11, 8940 Memmingen, Tel. 08331/4396, der schon viele Jahre lang treuer Leser unseres Heimat- blattes ist. Wir gratulieren herzlich!

GROSS WARTENBERGER

ima fb f&@@ Groß Wartenberger Heimatblatt. Schriftlei- tung: Karl-Heinz Eise& Uhlandstraße 5,7167 Bühlertann, Tel. (07973) 6196. Verlag: Hel- mut PreuBlerVerlag, Rothenburgerstraße 25, 8500 Nürnberg 70, Tel. (09 11) 262323. Bank- verbindungen: Postscheckamt Nürnberg, (BLZ 760 10085) Kto.-Nr. 11788-855, Hypobank Nürnberg (BLZ 760202 14) Kontonummer 1560372635, Commerzbank NürnJerg (BLZ 76040061) Kto.-Nr. 5438320; Osterreich, Postsparkasse Wien, Scheckkonto 2350088. Bezugsgebühr: jährlich DM 30,-. Bestellungen nur beim Verlag. Kündigungen des Abonne- ments nur bis zum 1. Oktober (auf Schluß des Kalenderjahres) nur beim Verlag. Für An- zeigen gilt die Preisliste Nr. 5. Druck: Helmut Preußler Verlag und Druck, Nürnberg.

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Nr. 7/1988 Groß Wartenberger Heimatblatt Seite 7

Wer ist bereit, auf der Fahrt zum Heimat- treffen einen Heimatfreund aus der DDR, der sich in 8662 Helmbrechts/Oberfranken aufhält, nach Rinteln mitzunehmen?

Nähere Einzelheiten können bei Günther Buchwald, Mühlenweg 19, 2418 Ratzeburg, Tel. 04541/5111, erfragt werden.

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1 - 0 e-

Am 3. Juli 1988 feierte Frau EmmaMister- rek, geborene Lachmann, Neumittelwalde/ Groß Wartenberg bei guter Gesundheit ihren 8.5. Geburtstag. Sie wohnt seit vielen Jahren in Wunstorfer Landstraße 36, 3000 Hannover 91, Tel. 0511/484402. Frau Mi- sterrek konnte ihren Neffen, den Pastor Alfred Zimmermann, aus Stendal in der DDR, zu ihrer großen Freude als Gratulant begrüßen. Ihr Onkel, der Bauunternehmer Karl Fiebig aus Pawelau, hat nach dem zwei- ten Weltkrieg die größten Schäden an der Neumittelwalder evangelischen Kirche zu- sammen mit seinem Sohn repariert, auch am Glockenturm. Frau Misterrek ist, wie sie uns mitteilte, in bester ärztlicher Betreuung beim Sohn des früheren Neumittelwalder Arztes Dr. Thon, der schon viele Jahre ver- storben ist. Der Sohn hat sich in Ahlem nie- dergelassen, als Arzt für Innere Medizin. Frau Misterrek gelten unsere herzlichsten Glückwünsche und alles Gute fürs neue Le- bensjahr!

Am 11. Mai 1988 ist der frühere kauf- männische Angestellte Erich Wiesner im Alter von fast 83 Jahren in Armenweg 173, 2000 Hamburg 74. gestorben. Er ist in Bres- lau am 9. 6. 1905 geboren worden und den Neumidelwaldem noch gut bekannt aus sei- ner Tätigkeit im Genossenschaftslager am Ossener Weg. Er wohnte in Neumiaelwalde in der Bahnhofstraße 36. Seine Ehefrau, Anna geborene Gratzke, stammte aus Lace- nowe bei Tscheschen. Erich Wiesner war als allzeit freundlicher und hilfsbereiter Mitbür- ger bekannt und in verschiedenen Vereinen der Stadt ein gern gesehenes Mitglied. Nach der Vertreibung und Flucht hat er lange Zeit mit seiner Familie in Hamburg gelebt. Re- quiem und Trauerfeier waren am 25. Mai 1988 in der Herz-Jesu-Kirche. Die Beiset- zung war anschließend auf dem Friedhof Hamburg-Öjendorf. Alle, die den Verstorbe- nen kannten, werden ihm ein gutes Anden- ken bewahren.

Die Witwe des Tischlers August Klages, Frau Martha Klages, geborene Mrusek, ge- boren am 14. 5. 1908 in Kraschen, wohnte bis 1945 in Neumittelwalde, Bahnhofstr. 25, beim Baugeschäft Gustav Zech. Nach der Flucht und Vertreibung hatte sie sich mit ihren beiden Söhnen in Voerdestraße 82, 4630 Bochum 6 (Wattenscheid) niedergelas- sen. Enkel und Urenkel gehören zur Familie. Genau einen Monat vor ihrem 80. Geburts- tag ist Frau Klages am 14.4. 1988 gestorben. Sie gehörte zu den langjährigen treuen Le- sern des Heimatblattes und war auch immer

Besucherin unserer Heimatkreistreffen in Rinteln. Alle, die sie kannten werden ihr ein gutes Andenken über das Grab hinaus be- wahren. (Mitgeteilt von der Schwester Frau Margarete Sauerberg, Barbarastraße 6,4408 Dülmen.)

Buchenhain. Am 21. Juli 1988 kann Frau Marie Reiss, geb. Przybilla, ihren 85. Ge- burtstag bei guter Gesundheit im Kreise der Familie begehen. Sie ist in Distelwitz-Ell- guth geboren und aufgewachsen. Zur Zeit lebt sie in Nederhoff 12, 4600 Dortmund. Bis 1945 wohnte sie mit ihrer Familie in Bu- chenhain, Siedlung 97. Von ihren sieben Kindern sind noch fünf am Leben. Fünf En- kel und ein Urenkel werden am 85. Geburts- tag als Gratulanten dabei sein. Mit allen Be- kannten und Freunden aus der Heimat gra- tulieren wir zum Geburtstag ganz herzlich.

Rudelsdorf. Frau Magdalena Klubsch, geb. Wletzoreck, Ehefrau des verstorbenen Bäckermeisters Alfred Klubsch, früher wohnhaft in Rudelsdorf, Kreis Groß Warten- bergund in der Umgebung sehrgut bekannt, ist am 2. Juni 1988 in DDR-9200 Freiberg/ Sa. verstorben. (Mitgeteilt von Manfred Wletzoreck, Heerstr. 210, 6000 Frank- furt 90.)

Rudelsdorf. Am 15. Juli 1988 feiert unsere Mutter Maria Lonzek. Merveldstraße 15. 4350 Recklinghausen (früher Rudelsdorf) ihren 88. Geburtstag. Sie erfreut sich guter Gesundheit. Alles Gute wünschen ihr: vier Kinder, fünf Enkel, sechs Urenkel und ein Ururenkel. Wir gratulieren herzlich! (Mitge- teilt von Klemens Lonzek, Maternusstra- ße 24, 5000 Köln 1.)

Alt-Glashütte. Im Alter von 88 Jahren ist am 30. Mai 1988 Frau Pauline Bargenda gestorben. Die Trauerfeier fand am 3. 6. in der St.-Albertus-Magnus-Kirche in Soest statt. Anschließend war die Grablegung auf dem Ostfriedhof in Soest. Die Traueran- schrift ist Ditjugert, Sugestraße 7,477O Soest. (Mitgeteilt von H. Schupp, Rosenstraße 73, 4200 Oberhausen 1.)

Schieise. Frau Anna Kosuch, geborene Sroka, in Karl-Wenholt-Straße 8, 2980 Nor- den 3, konnte bei guter Gesundheit am 24. 5. 1988 ihren 88. Geburtstag im Kreise ihrer Lieben feiern. Kinder, Enkel und Ur- enkel waren die Gratulanten. Das Ehepaar will auch wieder am Heimatkreistreffen in Rinteln teilnehmen, sofern es die Gesund- heit erlaubt. Noch nachträglich gratulieren wir mit allen Freunden und Bekannten herz- lich!

Redaktionsschluß für die August-Ausgabe ist der 20. Juli 1988

Neumittelwalder Abend in Rinteln

Der schon sehr beliebte Neumittelwalder Abend in Rinteln findet in diesem Jahr erst- malig im Hotel ,,Stadt Kassel“ statt. Das Hotel ,,Zum Brückentor” wird nur noch als Hotel Garni betrieben und verfügt nicht mehr über die Gaststätten-Räume. Ich habe deshalb im Hotel ,,Stadt Kassel“ am 18.30 Uhr am Freitag, dem 9. September einen ent- sprechenden Raum zugesagt bekommen und hoffe, daß wir uns dort ebenso gut untergebracht fühlen werden, wie bisher bei unseren Zusammenkünften in Rinteln.

Karl-Heinz Eisert

Klassentreffen Das Klassentreffen der Schüler aus Go- schütz und Umgebung findet aus Anlaß des 17. Heimatkreistreffens in Rinteln im ,Al- ten Zollhaus” in Rinteln-Todenmann statt. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.

Paul Höflich Waisenstraße 40 5600 Wuppertal

Tel. (0202) 510264

Anschriften-Änderungen Inge Wömer, geb. Waetzmann, Kleine Stadt-

stiege 2a, 4435 Horstmar, Tel. 025581 1371, ab 1. 6. 1988.

Gertrud Colberg, Hauptstraße 5, 3064 Heeßen, Tel. 05722185154, ab 1.4.88.

Düsseldorf Zu unserem Kreistreffen nach Rinteln fah-

ren wir ganz billig mit einem Bus am Sams- tag, dem 10. September 88, um 8 Uhr ab Hauptbahnhof, Neues Postamt ab. Bitte kommt alle mit, Quartiere werden auch re- serviert. Bitte sofort, spätestens bis 15. Juli, anmelden mit Anzahlung von 20,- DM bei K. H. Neumann, Roderbirkenerstr. 24,400O Düsseldorf 13, Tel. 764232. Die Heimat- gruppe wünscht allen Landsleuten einen ge- sunden und erholsamen Urlaub.

Die Festenberger Schützengilde hat ihr nächstes Schießen am 16. Juli wieder um 16 Uhr im Schützenhaus. Wer Lust am Schießen hat, komme zu uns.

Zum Geburtstag gratulieren wir recht herzlich: 2. 7. Franz Gruben zum 54. Geb.; 1. 7. Margot Guralzik aus Klein-Gable zum 56. Geb.; 1.7. Fritz Dodenhöftaus Glei- witz zum 82. Geb.; 6. 7. Frieda Schneider aus Festenberg zum 74. Geb.; 12. 7. Erich Mildner aus Trebnitz zum 67. Geb.; 21. 7. Ruth Zeiske aus Ober-Stradam zum 72. Geb.; 21. 7. Kurt Schömann aus Festenberg zum 69. Geb.; 14. 7. Erwin Tschirpke aus Lindenhorst zum 64. Geb.; 21. 7. Else Schehr aus Düsseldorf zum 75. Geb.; 27. 7. Horst Süß zum 7.5. Geb.; 2.5. 7. Alma Mül- ler zum 67. Geb.; 25. 7. Bernhard Mahlig

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GroS Wartenberger Heimatblatt Nr. 70988

aus Grenzhammer zum 59. Geb.; 2.7. Frie- da Brandes aus Geschütz zum 76. Geb.; 30. 7. Heimatgruppenleiter K H. Neumann aus Festenberg zum 63. Geburtstag.

K H. Neumann

Nürnberg Im Juli gratulieren wir Karl Elias (Rudels-

dorf/Groß-Gahle) am 16. 7. zum 77.; Irene Ignor (Rudelsdorf/Neumittelwalde) am 9. 7. zum 67.; Joachim Koschollek (Festenberg) am 7. 7. zum 66.; Werner Kolbe (Festen- berg) am 18. 7. zum 65.; Edith Greim geb. Matysik (Ober-Stradam) am 17. 7. zum 54. Geburtstag. Die Nürnberger Heimatgruppe wünscht beste Gesundheit und alles Gute.

E.B.

München Die Heimatgruppe gratuliert recht herz-

lich zum Geburtstag und wünscht alles Gute: Zum 61. am 19. 7. Walter Jänsch, früher Geschütz-Neudorf, jetzt Kuttnerstr. 16.8000 München 45; zum 67. am 25. 7. Else Pe- schel, geb. Kotzerke, früher Muschlitz, jetzt Parlerstr. 17,800O München 45; zum 62. am 29. 7. Margarete Sperner, geb. Scholick, früher Geschütz, jetzt Werderstr. 7, 8890 Aichach; zum 53. am 31. 7. Johanna Mary,

früher Groß Wartenberg, jetzt Drygalski- Allee 121, 8000 München 71; zum 58. am 3. 8. Wolfgang Blümel; früher Rudelsdorf, jetzt Tegemseer Landstr. 155; zum 84. am 28. 7. Marie Göldner, früher Gellendorf, jetzt Fürtweg 20, 8044 Unterschleißheim; zum 63. am 23. 7. Ruth Remy, geb: Klose, früher Oels, jetzt Krippfeldstr. 8, 8034 Ger- mering.

Im August und September finden keine Treffen im Georg-von-Vollmar-Haus statt. Dafür ist am 7.8. 88 unsere Busfahrt und im September ist am 4. das Fest der heiligen Hedwig in Andechs.

Unser nächstes Treffen im Georg-von- Vollmar-Haus ist am 2. 10.88 um 14.30Uhr.

Die Heimatgruppe wünscht allen Mitglie- dern und Freunden Schlesiens recht gesun- de und erholsame Sommerferien.

Max Kotzerke

Berlin Der Vorstand wünschte bei unserem letz-

ten Treffen vor der Sommerpause am 11.6. 88 allen Heimatfreunden eine herrliche Sommerurlaubszeit mit viel Sonnenschein und unseren Kranken eine gute Genesung. Wir sehen uns am 8. Oktober 1988 in den Schultheiß-Bierstuben, Mariendorfer

Damm 56 (U-Bhf. Westphalweg) zur ge- wohnten Zeit (15 Uhr) wieder. Unsere Hei- matfreunde aus dem Heimatkreis Groß War- tenberg in Berlin werden sich in großer Zahl in Rinteln zum 17. HeimatkreistrefTen vom 10. und 11. Sept. 88 einfinden. Ich würde mich freuen, recht viele Schollendor- fer Heimatfreunde während dem Treffen-be- grüßen zu können. Es grüßt in diesem Sinne Euere Herta-Seidel-Freyer.

Wir gratulieren allen Geburtstagskindern, zum Wiegenfeste das allerbeste. Am 18. Juli 1988 zum 83. Geburtstag der Hfrdn. Martha Mech, geb. Walter, Fürstlich-Niefken; am 20. Juli der Hfrdn. Herta Seidel, geb. Freyer, Schollendorf zum 63. Geburtstag; am 7. 8. dem Hfrd. Walter Kerschke, Neuwalde, zum 74. Geburtstag, am 30. 8. der Hfrdn. Hilde- gard Zeuke, geb. Rademacher, Rudelsdorf/ Radine, zum 64. Geburtstag; am 20. 9. der Hfrdn. Martha Proboscz, geb. Medua, Gr. Wartenberg, zum 68. Geb.; am 6. 10. der Hfrdn. Ilse Kerschke, geb. Klein, Berlin, zum 74. Geb.; am 11. 10. der Hfrdn. Berta Hoff- mann, Weidenbach/Namslau, zum 65. Geb.; am 13. 10. der Hfrdn. Marg. Rein- hold, geb. Nelke, Gr. Wartenberg, zum 50. Geburtstag. Herta Seidel-Freyer

Schriftführerin

17. Heimatkreistreffen 10, und 11. Sept. in &teln Bitte teilen Sie dies auch allen Ihren Freunden und Bekannten in Ost und West mit!

Wenn die Kraj zu Ende geht, ist Erlösung eine Gnade

Vom Leidendes Alters erlöst, verließuns im festen Glauben an Gott meine liebe Mutter, Schwiegermutter, Schwester, unsere gute Oma, Uroma, Tante und Schwägerin

Magdalena Klubsch geb. Wietzoreck

In Trauer und Dankbarkeit: Tochter Lieselotte Rahn Schwiegersohn Manfred Enkeltochter Birgit Bader und Familie Enkeltochter Dorit

DDR-9200 Freiberg/Sa., Straße der Einheit 28, am 2. Juni 1988 (früher Rudelsdorf)

Familienanzeigen in der Heimatzeitung

benachrichtigen alle Heimatfreunde und werden

bei der Heimatfamilie stets Widerhall finden.

t

Es ist bestimmt in Gottes Rat, daJ man vom Liebsten, was man hat, muß scheiden.

Für mich unfaßbar, rief Gott der Herr plötzlich und unerwartet meinen herzens- guten Mann, unseren Schwager, Onkel und Großonkel

Erich Wiesner “9. Juni 1905 t 11. Mai 1988

I zu sich in sein ewiges Reich.

Ein teures, gutes Herz hat aufgehört zu schlagen. Für seine große Liebe und Güte wird er in unser aller Herzen immer unvergessen bleiben.

In tiefer Trauer: Anne1 Wiesner, geb. Gratzke und alle Angehörigen

2000 Hamburg 74, Armenweg 173 (früher Neumittelwalde)