Grundlagen und Rohstoffe der Baustoffe Rheologie...
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Grundlagen und Rohstoffe der Baustoffe 2010
Thomas A. BIER
Institut für Keramik, Glas- und Baustofftechnik, Leipziger Straße 28, 09596 Freiberg,
Grundlagen und Rohstoffe der
Baustoffe – Rheologie
zementgebundener Werkstoffe
Grundlagen und Rohstoffe der Baustoffe 2010
• Einleitung
Definitionen, volkswirtschaftliche Bedeutung, Geschichte
• RohstoffeNatürliche, Gesteine, organische
• Grundlegende Verfahren zur Herstellung von BaustoffenGesteine, Zuschläge, Gips, Zement, Kalk, Mörtel, Baukeramik, Steine, Bauteile,Beton, Glas
• Grundlagen der Baustofflehre - Eigenschaften
Allgemeine Eigenschaften, Struktur, Kenngrößen
• Hydratations und PolymerisationsvorgängeLösungsgleichgewicht, Chemisches Potenzial, Strukturierung
• Rheologie technischer Suspensionen (mineralischer Baustoffe)
Grundlagen und Rohstoffe der Baustoffe
Grundlagen und Rohstoffe der Baustoffe 2010
Zementsuspension
Im Gemisch mit Wasser ziehen sich die Zementpartikel gegenseitig an
und bilden voluminöse Flocken oder Agglomerate. Die in der
Anmachwasserlösung gelösten Sulfate fördern das Ausflocken.
Zusatzmittel, die den Wasseranspruch des Betons vermindern, als
Betonverflüssiger bezeichnet, verringern oder verhindern die
Neigung zur Agglomeratbildung. Sie lässt sich auch durch sehr
intensives Mischen vermindern, z.B. mit Ultraschall. Diese Wirkung
ist erkennbar u.a. auch an der Korngrößenverteilung des in der
Anmachwasserlösung suspendierten Zements, die mit dem
LaserGranulometer gemessen werden kann. Zur Deutung kommen
im Wesentlichen folgende Vorgänge in Betracht, die einzeln oder in
Kombination wirksam sein können :
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Rheologie in der Praxis
Grundlagen und Rohstoffe der Baustoffe 2010
Ausbreitmaß und
Rheologie der Bindephase
Time
Verarbeitungszeit
Dis
pers
ion
Drehmoment = f(t)
Ausbreitmaß
Ausbreitmaß = f(t)
ZuschlägeFüller
Zement
Wasser
Zusatzmittel
Beton Binder
WT
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Rheologie - Viskoelastizitätstheorie
Die Verformungen vieler Werkstoffe, z.B. der Kunststoffe, des
Bitumens und des Betons, setzen sich aus reversiblen und
irreversiblen sowie aus zeitabhängigen und zeitunabhängigen
Anteilen zusammen. Diese Verformungsanteile sind in hohem
Maße temperaturabhängig. Da die Verformungs-eigenschaften der
Werkstoffe für die in einem Bauwerk zu erwartenden
Verformungen und für die Verteilung der Schnittgrößen in
statisch unbestimmten Tragwerken von großer Bedeutung sind,
wurden Theorien entwickelt, mit denen die Verformungs-
eigenschaften der Werkstoffe durch Modell-vorstellungen
(Rheologische Modelle) dargestellt und daraus abgeleitete
Gesetzmäßigkeiten berechnet werden können.
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Grundlegende Rheologische
Größen
Grundlagen und Rohstoffe der Baustoffe 2010
Grundlagen und Rohstoffe der Baustoffe 2010
Strukturviskosität
Als Strukturviskosität wird die Abhängigkeit der Viskosität von der Scherrate bezeichnet. Da zementgebundene
Systeme kein newton’sches Fließverhaltenzeigen ist die Einführung der Strukturviskosität zur Beschreibung
des Fließverhaltens zwingend notwendig.
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Rotationexperiment
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Deformation
Die Deformation γ beschreibt die Verformung einer Probe. Zur Definition der Deformation wird wiederum
das Zwei-Platten-Modell herangezogen. Zwischen zwei Platten mit dem Abstand h wird eine Probe
geschert. Durch die Scherung wird die Probe deformiert.
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Oszillationsversuch
Bei Vorgabe der Schubspannung oszilliert die Schubspannung entsprechend einer Sinusfunktion.
Die resultierende Deformation hat die gleiche Frequenz wie die Schubspannung, kann sich
jedoch in Amplitude und Phase unterscheiden.
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Oszillationsversuch
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Der Speichermodul ist ein Maß für die reversibel von der Substanz gespeicherte und rückgewinnbare Deformationsenergie. Er charakterisiert somit die elastischen Eigenschaften einer Substanz. Da zur Speicherung elastischer Deformationsenergie eine Struktur nötig ist, gibt er die Strukturstärke der Probe an und korreliert mit der Fließgrenze.
Der Verlustmodul stellt ein Maß für die irreversibel von der Substanz an die Umgebung abgegebene und damit verlorene Energie dar. Er charakterisiert somit die viskosen Eigenschaften der Messprobe.
Für einen ideal elastischen Festkörper gilt G‘‘=0 (kein Verlust) und G* entspricht G‘. Für eine ideale Flüssigkeit gilt G‘=0, weil hier keine Strukturen vorhanden sind, die die eingebrachte Energie speichern können. Der komplexe Schubmodul entspricht daher G‘‘.
Speichermodul und Verlustmodul
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Fließ- und Viskositätskurve bei
newton’schem Fließverhalten.
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Pseudoplastisches oder Strukturviskoses
Fließverhalten
Da die Viskosität pseudoplastischer Substanzen nicht konstant ist, wird sie auch als scheinbare Viskosität
bezeichnet. Die Ursache für dieses Phänomen ist ein anfängliches Verhaken mehrerer Partikel oder
Verschlaufen von Makromolekülen, das mit zunehmender Scherrate abnimmt.
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Strukturviskosität
Als Strukturviskosität wird die Abhängigkeit der Viskosität von der Scherrate bezeichnet. Da zementgebundene
Systeme kein newton’sches Fließverhaltenzeigen ist die Einführung der Strukturviskosität zur Beschreibung
des Fließverhaltens zwingend notwendig.
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Dilatantes Fließverhalten
Bei dilatantem Fließverhalten nimmt die Viskosität einer Substanz mit steigender Scherrate zu.
Dilatantes Fließverhalten tritt sehr selten auf. Die Ursache ist, z. B. bei Suspensionen, ein
zunehmender Zerfall von Partikeln bei steigender Scherbelastung. Durch die Entstehung mehrerer
kleinerer Partikel nimmt die spezifische Oberfläche zu und es wird, abhängig von den
Sorptionsverhältnissen, mehr der flüssigen Phase an die Partikel gebunden.
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Fließgrenze
Substanzen mit einer Fließgrenze beginnen erst zu fließen, wenn die von außen einwirkenden Kräfte einen
bestimmten Wert überschreiten. Sind die äußeren Kräfte geringer als die innerhalb der Substanz wirkenden
Strukturkräfte überwiegen die elastischen Eigenschaften und die Substanz verhält sich wie ein Festkörper.
In diesem Fall sind sehr kleine, nach Ende der Krafteinwirkung, reversible Deformationen möglich.
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Thixotropie
Thixotropie bedeutet den Abbau von internen Strukturen durch eine Scherbewegung und den vollständigen
Wiederaufbau der Strukturen in der Ruhephase. Es handelt sich hierbeitum einen reversiblen Vorgang. Die
Thixotropie ist als rein zeitabhängiges Verhaltentdefiniert, bei einem Strukturabbau bei zunehmender
Scherbelastung handelt es sich daher nicht um Thixotropie. Eine Bestimmung der Thixotropie kann daher nur
bei konstanter Scherrate bzw. Schubspannung erfolgen.
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Rheopexie
Rheopexie bedeutet den Aufbau einer „Über“-struktur während einer Scherbelastung. Die Rheopexie ist wie
die Thixotropie als rein zeitabhängiges Verhalten definiert und kann nur in Versuchen mit konstanter
Scherbelastung bestimmt werden.
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Fließgrenze nach Herschel-Bulkeley
Substanzen mit einer Fließgrenze beginnen erst zu fließen, wenn die von außen einwirkenden Kräfte einen
bestimmten Wert überschreiten. Sind die äußeren Kräfte geringer als die innerhalb der Substanz wirkenden
Strukturkräfte überwiegen die elastischen Eigenschaften und die Substanz verhält sich wie ein Festkörper.
In diesem Fall sind sehr kleine, nach Ende der Krafteinwirkung, reversible Deformationen möglich.
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Rheologie - Viskoelastizitätstheorie
Die Verformungen vieler Werkstoffe, z.B. der Kunststoffe, des Bitumens und
des Betons, setzen sich aus reversiblen und irreversiblen sowie aus
zeitabhängigen und zeitunabhängigen Anteilen zusammen. Diese
Verformungsanteile sind in hohem Maße temperaturabhängig. Da die
Verformungseigenschaften der Werkstoffe für die in einem Bauwerk zu
erwartenden Verformungen und für die Verteilung der Schnittgrößen in
statisch unbestimmten Tragwerken von großer Bedeutung sind, wurden
Theorien entwickelt, mit denen die Verformungseigenschaften der
Werkstoffe durch Modell-vorstellungen (Rheologische Modelle) dargestellt
und daraus abgeleitete Gesetzmäßigkeiten berechnet werden können.
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Definition der Viskosität
Ein Werkstoff hat viskose Eigenschaften, wenn er unter Last bleibende, zeitabhängige
Verformungen aufweist. Er verhält sich dann ähnlich wie eine Flüssigkeit unter Last. Diese
Eigenschaft kann durch ein Modell, das sog. Dämpfungselement, dargestellt werden.
• Das Dämpfungselement besteht aus einem Kolben und einem Zylinder, der mit einer
Flüssigkeit gefüllt ist. Die Flüssigkeit kann durch Öffnungen im Kolben aus dem
Zylinder entweichen. Damit verschiebt sich bei s = const. der Kolben in Abhängigkeit
von der Zeit.
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Newton‘sche Flüssigkeit
Die Viskosität ist ein Maß für den Widerstand eines Werkstoffes gegen Fließen.
Je höher umso größer ist der Widerstand gegen Fließen bzw. umso geringer ist
die Fließ- bzw. viskose Verformung. Die viskosen Eigenschaften einer
Newton'schen Flüssigkeit können durch die absolute oder dynamische Viskosität,
, in der Maßeinheit Poise = beschrieben werden.
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Die Einheit Poise
Definition der Maßeinheit Poise: "Ein laminar strömender, homogener,
isotroper Körper (= Newton'sche Flüssigkeit) hat die dynamische
Viskosität 1 P (1 Poise), wenn bei einer Schubspannung von 10-5 N/cm2
ein Geschwindigkeitsgefälle von 1 cm/sec je Zentimeter auftritt."
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Die Einheit Poise
Für die Modellvorstellung des Dämpfungselementes zeigt GI. 1, daß
bei einer Newton'schen Flüssigkeit mit der Viskosität , die durch
eine konstante Spannung (v beansprucht ist und aus einem
durchlässigen Zylinder ausströmen kann, sich die Dehnung
(Kolbenweg) proportional zur Zeit ändert. Bei veränderlicher
Spannung ist die Spannung in der Flüssigkeit der Dehnungs-
änderung proportional.
ist dem E-Modul bei elastischer Verformung ähnlich, denn nach
dem Hooke'schen Gesetz gilt:
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Rheologische Modelle
Nur wenige Werkstoffe sind in ihren Eigenschaften Newton'sche Flüssigkeiten (z.B. einige
Bitumenarten). Viele Werkstoffe besitzen neben viskosen (irreversible, zeitabhängige) auch
elastische (reversible) Verformungsanteile. Ihre Verformungseigenschaften können durch
erweiterte Modelle, sog. rheologische Modelle beschrieben werden. Die rheologischen
Modelle werden aus den folgenden zwei Grundelementen aufgebaut.
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Kelvin-Voigt Modell
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Maxwell Modell
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Rheologische Modelle
Grundlagen und Rohstoffe der Baustoffe 2010
Rheologische Modelle
Grundlagen und Rohstoffe der Baustoffe 2010
Rheologische Modelle – Beispiel 1
Grundlagen und Rohstoffe der Baustoffe 2010
Rheologische Modelle – Beispiel 1
Beim Maxwell Modell steigt unter konstanter Dauerlast die Kriechverformung
linear mit der Zeit an und bleibt nach der Entlastung konstant. Nur wenige
Werkstoffe zeigen ein solches Verhalten.
Beim Voigt Modell stellt sich bei der Belastung noch keine Verformung ein (für
viele Stoffe nicht zutreffend), die Dehnung wächst aber mit der Zeit nicht linear
an. Nach der Entlastung tritt eine elastische Nachwirkung, d.h. ein Rückgang der
Kriechverformung, ein. Für t ist = 0. Die elastische Nachwirkung wird zwar
bei vielen Werkstoffen beobachtet, seltener jedoch, das die Verformung auf Null
zurückgeht. Das einfache Voigt Modell ist daher häufig nicht wirklichkeitsnah.
=> Burger‘s Modell ist besser angepasst
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Rheologische Modelle – Beispiel 2
Für manche Werkstoffe sind diese einfachen Modelle noch
nicht ausreichend, um deren Verformungsverhalten zu
beschreiben. Durch weitere Kombination von Grundelementen
und Wahl verschiedener Kenngrößen für und E ist es jedoch
möglich, mit dieser Methode das Verformungsverhalten vieler
Werkstoffe zu beschreiben.
Konstante Dehnung – Relaxation nach Maxwell