Grundprobleme der Alten...

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WS 2010/11 1 Grundprobleme der Alten Geschichte 1. Einheit: 7.10. Überblick 1 2. Einheit 14.10: Griechische Geschichte 3 3. Einheit 21.10: Alter Orient/Ägypten 4 4. Einheit 28.10: Hellenismus 8 5. Einheit 04.11: Römische Republik 9 6. Einheit 11.11: Römische Kaiserzeit 12 7. Einheit 25.11: Römische Verwaltung (Sozialgeschichte?) 14 8. Einheit 18.11: Wirtschaftsgeschichte 15 9. Einheit 01.12: Religion und Kult 20 10. Einheit 02.12: Griechische Sozialgeschichte 23 11. Einheit 09.12: Staatsformen I (Griechenland) 27 12. Einheit 16.12: Staatsformen II (Rom) 30 13. Einheit 13.01: Militärgeschichte der Antike 32 14. Einheit 20.01: Technik und Wissenschaft 34 15. Einheit 27.01: Philosophie und Literatur 35 1. Einheit: Überblick Altertum: frühe Hochkulturen, griech.-röm. Antike; Altertumskunde widmet sich vorwiegend der materiellen Hinterlassenschaften der Antike, mit dem primären Anliegen, die Realien der menschlichen Lebenswelt und die Grundbedürfnisse des Daseins von den Jenseitsvorstellungen zu den Essgewohnheiten - zu erfassen und so aufzubereiten, dass von diesen allgemeinen Voraussetzungen des menschlichen Handelns eben den ‚Altertümern‘ – ausgehend versucht werden kann, die Antriebskräfte für die historischen Abläufe durchschaubar zu machen. Schrift: um 3000 v. Chr. Keilschrift, Hieroglyphen, Griechisch Ende der Antike? 270 Einfall der Alemannen 311/313 Mailänder Edikte 324 Alleinherrschaft Konstantins 391 Theodosius I: Christentum wird Staatsreligion 395 Teilung des Imperiums durch Theodosius 476 Ende des Weströmischen Reichs Völkerwanderung 451 Hunnen (Altmann)

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WS 2010/11

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Grundprobleme der Alten Geschichte

1. Einheit: 7.10. Überblick 1

2. Einheit 14.10: Griechische Geschichte 3

3. Einheit 21.10: Alter Orient/Ägypten 4

4. Einheit 28.10: Hellenismus 8

5. Einheit 04.11: Römische Republik 9

6. Einheit 11.11: Römische Kaiserzeit 12

7. Einheit 25.11: Römische Verwaltung (Sozialgeschichte?) 14

8. Einheit 18.11: Wirtschaftsgeschichte 15

9. Einheit 01.12: Religion und Kult 20

10. Einheit 02.12: Griechische Sozialgeschichte 23

11. Einheit 09.12: Staatsformen I (Griechenland) 27

12. Einheit 16.12: Staatsformen II (Rom) 30

13. Einheit 13.01: Militärgeschichte der Antike 32

14. Einheit 20.01: Technik und Wissenschaft 34

15. Einheit 27.01: Philosophie und Literatur 35

1. Einheit: Überblick

Altertum: frühe Hochkulturen, griech.-röm. Antike;

Altertumskunde

widmet sich vorwiegend der materiellen Hinterlassenschaften der Antike, mit dem primären

Anliegen, die Realien der menschlichen Lebenswelt und die Grundbedürfnisse des Daseins –

von den Jenseitsvorstellungen zu den Essgewohnheiten - zu erfassen und so aufzubereiten,

dass von diesen allgemeinen Voraussetzungen des menschlichen Handelns – eben den

‚Altertümern‘ – ausgehend versucht werden kann, die Antriebskräfte für die historischen

Abläufe durchschaubar zu machen.

Schrift: um 3000 v. Chr. Keilschrift, Hieroglyphen, Griechisch

Ende der Antike?

270 Einfall der Alemannen

311/313 Mailänder Edikte

324 Alleinherrschaft Konstantins

391 Theodosius I: Christentum wird Staatsreligion

395 Teilung des Imperiums durch Theodosius

476 Ende des Weströmischen Reichs

Völkerwanderung

451 Hunnen (Altmann)

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568 Letzte germanische Staatengründung auf Reichsboden durch die Langobarden,

hebt sich durch ihre Dauer von früheren ab

590-604 Papst Gregor der Große

610-641 Reform des byzantinischen Reichs durch Heraklios

622 Hedschra (Kornemann)

632 Beginn der islamischen Expansion

Verbot der heidnischen Religionen

1453 Fall von Konstantinopel

1923 Ende des Hellenismus: Vertreibung der Griechen aus Kleinasien durch Atatürk

Verschiedene theoretische Ansätze:

History and Decline and Fall of the Roman Empire - Edward Gibbon

Schädlicher Einfluss durch das Christentum das 391/392 Staatsreligion wird

Henri Pirenne (1862-1935)

die arabische/islamische Expansion; Hedschra/Hidschra (arab. Auswanderung)

Auszug Mohammeds aus Mekka nach Medina 622

Quellen zur Forschung der alten Geschichte:

Literatur:

- Historiographie: Homer, Herodot, Thukydides, Xenophon, Polybios, Annalisten,

Livius, Tacitus, Sueton, Historia Augusta

- Lyrik

- Drama

- Epos

Inschriften

Münzen

Architektur, Scherben, Statuen

Hilfswissenschaften:

Klassische Philologie: Texte (Edition, Kommentar, Übersetzung)

Epigraphik: Inschriften (Lesen, Auflösen, Kommentar, Edition)

IG: Inscriptiones Graecae

CIL: Corpus Inscriptionum Latinarum

Numismatik: Münzen (Bestimmung, Interpretation, Kommentar, Edition)

(klassische) Archäologie: Ausgrabung, Fundbearbeitung (Bestimmung, Interpretation,

Konservierung)

Chronologie

Topographie

Geschichte

Geschichte – Geschehen – Darstellung

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Anfänge: Alter Orient

„Wesensbestimmung der Geschichte durch antike Geschichtsschreibung“ (Hermann

Strasburger)

2. Einheit: 14.10: Griechische Geschichte

Die minoisch-mykenische Kultur

1. Hochkultur auf europäischem Boden (2.Jt.v.Chr.)

Paläste als politische, wirtschaftliche, religiöse Zentren

Enge Beziehungen zu Ägypten und Vorderasien

Entwicklung einer Verwaltungsschrift (Linear A und B)

Ende um 1200 in einer großen Zerstörungswelle

Dunkle Jahrhunderte und Homerische Zeit

Zahlreiche Wanderungen im griechischen Raum

Kolonisierung der Westküste Kleinasiens

Einfluss des Orients → Lefkandi

Nach westsemitischem Vorbild Entwicklung der griechischen Schrift

Entstehung der griechischen Staaten: Polis und Stadtstaat

Entstehung der homerischen Epen

Archaische Zeit

Innenpolitik:

Ausformung der Polis (eleuthería, autárkeia, autonomía)

In den großen poleis führen sozioökonomische Spannungen zur Entstehung von

Alleinherrschaften (tyrannis); vor und nach der Tyrannis in Athen (Peisistratos)

Auftreten von politisch-sozialen Reformern (Solon, Kleisthenes)

Außenpolitik

Große griechische Kolonisation; viele Konflikte im Mutterland um den Besitz von

Ackerland (Lelantischer Krieg, Messenische Kriege) oder um Heiligtümer (1. Heiliger

Krieg um Delphi, Pheidon um Olympia)

In Ionien Kämpfe der griechischen Städte gegen die expandierenden Reiche der Lyder

und Perser (Ionischer Aufstand); in der Peloponnes bildet sich ein militärisches

Bündnissystem (Sparta)

Das 5. Jh. v. Chr.

Innenpolitik

Athen: Vollendung der kleisthenischen Reformen (Ostrakismos)

487:Telesinosreform: Archonten werden gelost

Politiker dieser Zeit: Kimon, Themistokles, Aristides

462: Ephialtesreform: Entmachtung des Areopag.

ab 451:‘Herrschaft‘ des Perikles; Diäten eingeführt; nach Perikles‘ Tod: Politik von

Demagogen bestimmt → radikale Demokratie; wichtige Politiker: Alkibiades und

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Nikias

411: oligarchisches Regime (410 wieder beendet)

404: Sparta setzt 30 Tyrannen ein

403: Wiedereinführung der Demokratie (bis 322) durch Thrasyboulos

Außenpolitik:

Hilfe Athens im Ionischen Aufstand → 490 Perserkrieg; Marathon: Sieg des Miltiades

480: Perserfeldzug des Xerxes; Sieg der Perser bei den Thermopylen (Leonidas); dank

des athenischen Flottenbauprogrammes unter Themistokles Sieg der griechischen

Flotte bei Salamis

479: Siege der Griechen bei Plataiai (Spartaner) und Mykale (Seesieg)

478: Gründung des delisch-attischen Seebundes zur Befreiung Ioniens

468: Sieg Kimons am Eurymedon

Nach 50 Jahren latenter Spannungen zwischen Athen und Sparta (pentekontaetie) →

430 Kriegsausbruch: Archidamischer Krieg: Einfall der Spartaner in Attika (Pest!)

Nach den Kämpfen bei Pylos (425) ‚fauler‘ Friede des Nikias (421)

415-413: Sizilische Expedition: Krieg Athens in Sizilien → Katastrophe 413-404:

Dekeleischer Krieg; Landkrieg stagniert; zur See siegt Athen bei den Arginousen

(406) und Sparta bei Aigospotamoi (405) → Kriegsende

Das 4. Jh. v. Chr.

395-386: Theben, Korinth und Argos erheben sich gegen die Hegemonie Spartas

(Korinthischer Krieg) → Ende der maritimen Herrschaft Spartas → Athen gründet 2.

Seebund; Persien diktiert Frieden (Ant(i)alkidasfriede). Als Sparta Theben besetzt (382), führt

die Stadt unter Epameinondas Krieg gegen Sparta und siegt bei Leuktra (371) und Mantinea

(362) → Ende der spartanischen Hegemonie

Entstehen von Bundesstaaten: Boiotischer, Thessalischer, Arkadischer Bund, Messenien u.a.

sowie 2. attischer Seebund → labiles Mächtegleichgewicht in Griechenland

3. Einheit 21.10: Alter Orient/Ägypten

Alter Orient/ Mesopotamien

4./3. Jahrtausend

Stadtstaaten in Mesopotamien (Sumerer) und Elam (Süd-West Iran) und auch in

Palästina/Phönikien ab dem 3 Jhd.; es regiert der Stadtfürst (nicht absolut) als

Beauftragter des Stadtgottes

Schrift (4. Jhrt.); Sumerische Keilschrift zum Zweck der Verwaltung und später

kulturellem Gebrauch

Ethnische Vielfalt, Permanente Zuwanderung

Städtebünde zwischen Laga und Umma → am Ende der Stadtstaaterei steht ein

Herrscher (aber dieser Zusammenschluss nicht kriegerisch sondern aus

Notwendigkeit) (ca. 2340)

3. Jahrtausend

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24./23.Jh. 1. Reichsbildung: Großreich von Akkad (Name von Hauptstadt und Reich)

durch die Semiten (herkunftsmäßig wohl aus dem Westen entstammend)

Staatswesen von extremen militaristischen Charakter

wichtige Figur: Naram-Sin → unter ihm Aufstand, danach wird er zum Schutzgott der

Stadt gemacht → Vergöttlichung des Herrschers (passierte so zum ersten Mal, findet

sich dann aber in der hellenistischen und römischen Geschichte wieder)

22./21.Jh.: 2. Reichsbildung: Ur III

Mischung aus theokratischer und zivil-militärischer Herrschaft; Herrscher sind die

Sumerer; sie übernehmen die Vergöttlichung und auch den Titel des „Königs der vier

Weltgegenden“

Reichsbürokratie (zivil.- militärisch)

Wirtschaftsverwaltung mit theologischem Konzept

Expansion nach Osten (Zagroselam) und Nord-Osten (Syrien, Süd-Ost Anatolien)

„Keilschriftliteratur“ (sumerisch)

Untergang ca. 2000 durch innere Schwächungen und Bedrohung durch äußere Feinde

aus dem Osten

Ägypten und Mesopotamien kannten sich zu jener Zeit vermutlich nicht

1. Hälfte 2. Jahrtausend

Altbabylonische Zeit (20.-18. Jh.)

Rivalisierende Stadtstaaten

Hammurapi (1792-52); König von Babylon; hatte gegen Ende seiner Regierungszeit

ganz Mesopotamien in seiner Hand; verfasste Königsinnschrift: denkwürdige,

gerichtliche Entscheidungen wurden aufgeschrieben (Sinn: Paradigmatische

Entscheidungen sollten bereitgestellt werden) →‚Code Hammurapi‘

Kanonisierung d. Literatur (Sumerisch- Akkadisch) → vor allem Gilgamesch Epos (in

dem sich der erste Bericht der Sintflut findet)

Ende der mittelbabylonischen Zeit

Kanaanäische Stadtstaaten (neben den Babylonischen) → waren in Kontakt mit

Ägypten

Althethitisches Reich (Anatolien)

Mitanni (von Zagros bis Syrien-Palästina)

Streitwagen: eine Waffe, die die Kriegsführung revolutioniert hat (entwickelt von

Indo-Ariern)

2. Hälfte 2. Jahrtausend

Kassiten (16.-12.Jh.); Militärelite, die aus Babylon einen Territorialstaat machte (also

Fremdherrschaft in Babylon, trotzdem 500 Jahre Frieden)

Intellektuelle Blüte („Hiob“); 2. Periode für Keilschriftliteratur

Mittelassyrischer Staat (ab14.Jh.), beerbt Mitanni

Hethitisches Großreich in Anatolien; dominiert Syrien; Konflikt mit Mitanni und

Ägypten.

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1. Hälfte 1. Jahrtausend

Neuassyrisches Reich (9. bis 7. Jh.): Vormacht im Vorderen Orient: Mesopotamien-

Syrien- Palästina-Ägypten (kurz)

Extrem militaristisch; hochentwickelte Verwaltung → kultureller Höhepunkt

mesopotamischer Geschichte

Fernwirkung bis in die Neuzeit

Kein Assyrien mehr ab ca. 614

Neubabylonisches Reich (626-538) („Babylonischer Turm“) übernimmt das Erbe

Assyriens in Vorderasien

Nebukadnezar (Nabucco)

538: von Kyros erobert (dieser erließ ein Edikt in dem den nach Ägypten gebrachten

Hebräern die Rückkehr gestattet wurde (wurde nicht von vielen angenommen)

2. Hälfte 1. Jahrtausend

Die Kultur zieht sich in die Tempel zurück

Letzte Keilschrifttexte 2.Jh. n

Die Seleukiden zeigen ein gewollt makedonisch-griechisches Gesicht

Ägypten

4./3. Jahrtausend: Altes Reich (27.-22.Jh.)

Früher Zentralstaat → ca. 3100 wurden Ober- und Unterägypten auf wahrscheinlich

kriegerischem Weg vereint → Hauptstadt Memphis

Schrift (4. Jhrt.) ganz wesentlich; es gibt eine Schreiberkaste → Beamtenapparat

Tempel regiert: Pharao (göttlich und gegen Ende des Alten Reiches nur noch Sohn des

Re) setzt einen Gaufürsten (weltlich) ein

Ethnisch und räumlich geschlossen; aufgrund der Lage ist es von Angriffen

weitestgehend geschützt; streng stratifizierte Gesellschaft

Größte Leistung dieser Zeit: Pyramiden (Cheops, Chephrem, Mykerinos) als

Grabbauten (es war offenbar möglich für einen theologischen Zweck die Bevölkerung

zu gewinnen)

Hieroglyphische und Hieratische Schrift; Pyramidentexte

Kontakte mit Phönikien (Byblos)

Am Ende des Alten Reichs steht eine soziale und politische Krise: es muss einen

totalen Umsturz und substanzielle Krise in der Bevölkerung gegeben haben (ca. 22

Jhd. B.C.)

1. Hälfte 2. Jahrtausend: Mittleres Reich (21.-18.Jh.)

altes Reich war zusammengebrochen → Chaos → neue Herrschaft im Bereich von

Theben (dort war auch die neue Hauptstadt)

Expansion nach Nubien und Palästina.

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Klassische Zeit der ägyptischen Literatur (Sinuhe: erster Roman der Weltgeschichte)

und Wissenschaft → große intellektuelle Blüte

Einsickern Westsemitischer Nomadenstämme (Josephs-Legende?); semitische

Zuwanderer reißen die Macht an sich als das Mittlere Reich schwächer wird

(ca.17.Jh.)

17./16. Jh.: Hyksos (Hirtenkönige) (Exodus ?)

2. Hälfte 2. Jahrtausend: Neues Reich (16.-12.Jh.)

„Imperialismus“: In Asien bis zum Euphrat (Thutmosis I.)

Ägypten reichstes Staatswesen

Neue religiöse Konzepte → keine Pyramiden mehr → Tal der Könige

Militarisierung des Königtums: Pharao kein Gott mehr sondern Kriegsfürst (z.B.

Tutenchamun); Vorstellung von Königsgericht

Monumentalisierung der Architektur: Theben, Luxor

Totenbuch (ca. 1500)

Echnaton; Amarna (14. Jh.)

Ende Ägyptens (ca. 1080 – danach Spätzeit); vermutlich durch Extremismus was

Religion betrifft und eine Reihe wenig erfolgreicher Pharaonen

Zu dieser Zeit zwischen den Reichen: „Konzert der Mächte“ (endet durch Seevölker):

Völkerrecht, Heiratspolitik, Geschenkediplomatie; Mittelbabylonisch ist Verkehrssprache

Komplexe Gesellschaft in der es viele Gemeinsamkeiten zwischen den Völkern gegeben hat

1. Hälfte 1. Jahrtausend: Spätzeit (ab 1080)

Gewaltige Völkerwanderung durch den Seevölkersturm

Gaufürsten; Teilstaaten; Fremdherrscher

Kultur ist erstarrt

Libyer, Nubier, (beides Söldner) und Assyrer (größte Ausdehnung des Assyrischen

Reichs) regieren

26. Dynastie im 7.Jh. (663-525): letzte Phase politischer Bedeutung Ägyptens

neuerliche Expansion nach Palästina

Kontakte mit Griechen

Die ägyptische Kultur zieht sich in die Tempel zurück.

525: Ägypten persische Satrapie (Kambyses)

2. Hälfte 1. Jahrtausend

Unter den Ptolemäern bleibt die Kultur in elitären Kreisen vital

Viel Ägyptisches in der ptolemäischen Staatskultur

letzte hieroglyphische Inschrift um 390 n.

Persien

2. Hälfte 1. Jahrtausend

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Einbeziehung des Alten Orients in ein Reich von der Ägäis bis zum Indus und

Ägypten bis Zentralasien

Assyrien wirkt im Staatsaufbau weiter

Die alten Kulturzentren bleiben lebendig

Perserkriege

Symbiose mit Griechen (Herodot, Aischylos, Xenophon, Thukydides etc.)

4. Einheit 28.10: Hellenismus

Hellenízein: („reden und schreiben wie ein Grieche“; „hellenisieren; jemanden oder etwas

zum Griechen machen“

hellenismós: Griechisch-Werden; Prozeß der Hellenisierung

Makedonien:

Makedonier erscheinen anders als die Griechen (unter anderem andere Sprache); sie hatten

eine Monarchie in der die Könige gewählt wurden; Kontakte zum girechischen Raum

(Alexander I. (497-454) verusuchte zum Beispiel an den olympischen Spielen teilzunehmen;

danach intensivierte Aschelaos den Kontakt zu den Griechen)

Monarchie:

Alexander I. (497-454)

Archelaos (413-399)

Perdikkas (365-359): 359 Perdikkas III. fällt im Kampf gegen Illyrer

Nachfolgekampf: Pausanias, Argaios II:, Philipp

Philipp II (382-336)

gestaltet Makedonien zu einer Militärmachtum:

- Hedeireu („Freunde des Königs“): Reiter

- Pedshedeireu („Freunde zu Fuß“)

Neue Lanze: Sarisse- lange Lanze (8m)

formt Phalanx um → Heeresreihe

Gründet 356 eine Stadt: Philipeu

Als die Phoker Delphi ausrauben und besetzen (356-346 3. Heiliger Krieg), hilft Philipp den

Griechen; er besiegt die Phoker (Onomarchos) und bekommt einen Sitz in der Anphitionie

(Bündnis zum Schutz Delphis)

338 Schlacht bei Chaironeia: Makedonier gegen Griechen → dort verlieren die Athener,

wobei Philipp relativ sanft mit den Unterlegenen umgeht

Sparta wird nach dieser Niederlage auf sein Gebiet beschränkt → nur noch ein kleiner

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Stadtstaat ohne Relevanz

343 ist Philipp ist jetzt der Führer und oberster Feldherr (archon) des Thessalischen Bundes

337 Gründung des Korinthischen Bundes (Philipp ist strategos autokrator)

er plant einen Feldzug gegen die Perser und schickt 336 erste Truppen nach Kleinasien; kurz

darauf wird er in Aigai ermordet

Alexander III (356-323)

Kommt nach dem Tod Philipps an die Macht;

Zerstört Theben zur Machsicherung, kämpft gegen die Illyrer, Sicherung in Griechenland; ab

334 ist er Hegemon des Panhellenenbundes und siegt am Granikos

333 schlägt er Dareius bei Issos (in Nordsyrien) 332 Tyros in Phönikien; Einmarsch in

Ägypten; 331 Gaugamela (östlich des Tigris): endgültiger Sieg über Dareios; 330 Ermordung

des Dareios durch Bessos; 327 indischer Feldzug; 325 Umkehr am Hydaspes; 324 Rückkehr

nach Babylon; 323 Tod in Babylon

Alexander plante das gesamte Perserreich zu erobern

seine politische Hinterlassenschaft: er hatte einen riesigen Bereich mit der griechischen Kultur

vertraut gemacht

Die 40 Jahre nach Alexander: Diadochenkämpfe;

Es gibt acht somatophylakes (von Alexander in Susa ausgezeichnete Männer), die Anspruch

auf die Nachfolge erheben

1. Diadochenkrieg (321/320): Perdikkas beansprucht Gesamtreich, mit ihm ist Eumenes,

dagegen sind Antipatros, Krateros, Antigonos, Lysimachos, Ptolemaios

Kriege: Eumenes gegen die Koalition in Kleinasien; Antipatros gegen Ptolemaios in Ägypten

Krateros stirbt, Perdikkas wird ermordet

5. Einheit 04.11: Römische Geschichte: Republik

Die römische Frühzeit war in Wirklichkeit nicht so wie sie uns römische Historiker überliefert

haben: die Beginne der Stadt Rom waren äußerst klein und unbedeutend,also anders als es

römische Historiker behauptet haben

Völker Italiens: Kelten, Veneter, Ligurer, Etrusker, Illyrer, Oslo-Umbra, Latino-Falisker

Griechen

Die erste Hochkultur Italiens ist die Villanovakultur der von Griechen beeinflussten Etrusker

(haben unter anderem von den Griechen die Schrift übernommen)

Rom: wurde seit ca 1000 v.Chr. besiedelt; zuerst nur zwei benachbarte Siedlungen, die von

Sabinern (Quirinal) und Latinern (Capitol) bewohnt wurden und die unter etruskischen

Königen um 600 (ca. da die Gründung) zur Stadt wurde; die Siedlungen waren durch ein

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Sumpfgebiet getrennt → wurde in der Antike entwässert, aber weder von Sabinern oder

Latinern sondern Etruskern

verkehrstechnische Gründe für die Attraktivität des Ortes

Durch seine Könige hatte Rom Kontakt zum starken etruskischen Zwölf-Städte-Bund dessen

Macht bis Nord-Italien und Campanien reicht. Rom erlangte wegen dem Rückhalt der

Etrusker die Führung im Stammesbund der Latiner → erste wirtschaftliche und kulturelle

Blütezeit

Die Herrschaft der Etrusker ist auch der Kern für die Überlieferung der 7 Könige Roms (der

erste war Romulus) → die ersten 4 sind nur Archetypen (also nicht historisch) und erst die

letzten 3 sind historisch (etruskische Könige)

510 wurden die etruskischen Könige vertrieben → Beginn der Republik

Nachwirkung der Etrusker: Könige werden in Rom komplett abgelehnt → Identitätsbildung

des römischen Standes

5. Jahrhundert

Außenpolitik:

Jetzt fehlt den Römern der etruskische Rückhalt → es verliert seine führende Rolle im

Standesbund der Latiner. Erst am Ende des 5. Jhs erlangt Rom diese wieder, nicht zuletzt

infolge der gemeinsamen Abwehrkämpfe gegen die Aequer und Volsker

Innenpolitik:

Gegensatz zwischen Patriziern (Adel) bzw. deren Clienten (Abhängige) und Plebeiern

(außerhalb des Clientenwesens stehende Gruppe: Handwerker, sowohl arm als reich) →

Beginn der Ständekämpfe → Generalstreiks der Pleibeier bringen Erfolge: Codifizierung des

Rechts (12 Tafeln) bringt Rechtsicherheit; Annerkennung der plebeischen Vertreter

(Volkstribune) und deren Rechte (der wichtigste: Schutz vor der Willkür patrizischer

Beamte); An die Stelle einer ständisch gegliederten Volksversammlung tritt eine nach

Vermögenskriterien gegliederte Timokratie (wer mehr Steuern zahlt hat mehr politische

Rechte)

4. Jahrhundert

Außenpolitik

Als Rom die Führung im Latinerbund (338 unterbrochen von einem Aufstand der Latiner)

innehatte, führte es Kriege gegen die Etrusker (10jähriger Krieg gegen die Stadt Veii), die bis

Rom vorgedrungenen Gallier (diese zerstörten 387 Rom kurz sogar (daher kommt ein Trauma

der Römer, das bärtige Barbaren aus dem Norden betrifft und sich durch ihre gesamte

Geschichte zieht) woraufhin ein Bündnis gegründet wurde – mit Rom an der Spitze) und den

mächtigen Bund der Samniten. In verlustreichen Kriegen siegte Rom; im dritten

Samniterkrieg besiegte es 295 sogar eine Koalition von Samniter, Lukanern und Etruskern,

Umbrern und Galliern → Ergebnis: ein auf unterschiedlichen Verträgen beruhendes System

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von Bündissen an dessen Spitze Rom steht → italienisches Bundesgenossensystem (Städte

stehen nicht untereinander aber alle mit Rom in unterschiedlichen Vertragssystemen wobei

Rom nicht in die inneren Geschäfte der anderen Städte eingreift)

Zudem war ganz Italien von einem Netz aus Militärkolonien überzogen, welches Roms

militärische Vorherrschaft stützte

Innenpolitik

In der zweiten Hälfte dieser Ständekämpfe ging es um die politische Gleichstellung der

reichen Plebeier mit den Patriziern; schrittweise erlangten sie den Zugang zu allen politischen

Ämtern und bildeten die neue politische Elite, die Nobilität (Senatoren) → jetzt Gegensatz

zwischen Familien die Zugang zu Ämtern haben (Amtsadel) und denen, die die keinen haben

3. Jahrhundert

Außenpolitik

Im 3.Jh. finden erste Konflikte mit außeritalienischen Mächten statt; zuerst der Krieg gegen

Pyrrhos, König von Epeiros, welcher politisch extrem wichtig war, weil er den Beweis

lieferte, dass Rom (und nur Rom) eine Großmacht wieder aus Italien vertreiben kann; dann

die Kriege gegen Karthago; im ersten punischen Krieg (264-241 vor allem zur See, wo

Karthago die Hauptmacht darstellt) eroberte Rom Sizilien (als erste römische Provinz); im

zweiten punischen Krieg (218-202) fallen die Karthager unter Hannibal in Italien ein;

Hannibals Strategie ist den Italienern zu zeigen, dass Rom sie eben nicht schützen kann (also

die Umkehr des politischen Effekts des Sieges über Pyrrhos) → doch der Plan geht nicht auf,

er kann die Verbündeten der Römer nicht gegen sie aufbringen; nach vielen Siegen Hannibals

(z.B. Canae, wo 80000 Römer sterben) und der Verwüstung Italiens wurde Hannibal von

Scipio bei Zama besiegt (Ende des zweiten punischen Krieges)

Resultat: Rom beherrscht das gesamte westliche Mittelmeer

Innepolitik

Diese Zeit ist gezeichnet von den Konsolidisierungen der Nobilität und der Herausbildung

einer Gruppe führender Familien

2. Jahrhundert

Außenpolitik

Kriege gegen Makendonien und das Seleukidenreich sowie das Erbe Pergamoms –

hellenistische Großmächte – machte Rom zur Vormacht im östlichen Mittelmeer und bringen

Reichtümer und Massen von Sklaven; erfolgreiche Feldherren (Scipio, Paullus) werden

politisch mächtig (nahezu unangreifbar) → man weicht von der Gleichheit im Adel ab

Innepolitik

Die Verwüstungen Italiens und der lange Kriegsdienst führen zur Verarmung vieler Bauern,

die nach Rom kommen und ein arbeitsloses Proletariat bilden (viele davon werden vom Staat

als Soldaten angeworben → Beginn des Berufsheers; das Geld dafür kommt aus den eroberten

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Gebieten → „die Eroberten bezahlen die Eroberung selbst“); Ihr Land wurde von den

Senatoren aufgekauft, die so entstandenen Großgrundbesitze (Latifundien) werden von

Sklaven bearbeitet, die in den Kriegen erbeutet wurden; ein Gesetz, dass den Senatoren

jeglichen Geldhandel verbietet, fördert die Entstehung einer neuen reichen Schicht (der Ritter

→ Geldadel) die nun auch politisch eine Rolle anstrebt; es kommt zu einer politischen

(Konflikt zwischen Geldadel und Senatoren; außerdem werden die Kommandanten immer

mächtiger, auch weil die Soldaten des Berufheers direkt von ihnen abhängig sind ) und

sozialen Krise, welche durch die Reformen der Gracchen (Tiberius und Gaius Gracchus)

bewältigt werden soll: Landverteilung, Biliggetreide, Koloniengründungen, Beteiligung der

Ritter; wegen Widerstand gegen die Reformen wenden sie sich direkt an die

Volksversammlung → ganz neue Art der Politik

123 bis 31 v.Ch.

Außenpolitik

Siege gegen die Kimber und Teutonen (Matius) etc, Eroberung Galliens

Innenpolitik

Nach den Gracchen gibt es jetzt ein Zwei-Parteiensystem (keine dauerhafte Lösung der

Reformen): die Optinaden (Senatspolitik) und Populare (Politik mit der Volksversammlung);

beide bedienen sich erfolgreicher Feldherren, die dadurch neben der militärischen auch

politische Macht bekommen → Bürgerkrieg

1. Marius gegen Sulla (Marsch auf Rom)

2. Pompeius gegen Caesar

Sowohl Sulla als auch Caesar erlangen als Sieger monarchische Stellung, Sulla stirbt aber 78

und Caesar wird 44 ermordet; im Kampf um die Nachfolge setzt sich Octavian gegen die

Caesarenmörder und dann gegen Antonius bei Actium (31) durch

→ Ende der Republik

6. Einheit 11.11: Römische Geschichte: Kaiserzeit

Die römische Kaiserzeit bestand im Prinzip aus zwei Phasen:

- Prinzipat: 27 v.Chr. – 284 n.Ch.

- Dominat

27 vor Christus stellt eine Zäsur in der römischen Geschichte dar, denn in diesem Jahr

bekommt Octavian vom Senat den Titel Augustus (vorher nur für Götter) verliehen, was das

Ende der Republik bedeuted und die Kaiserzeit einläuted, denn der Titel verschafft ihm eine

Stellung und Autörität, die ihn über alle Adeligen in Rom hervorhebt.

Augustus (27 v.Chr. – 14 n.Chr.): unter ihm finden einige Reformen statt, die die Kaiserzeit

mitbestimmen:

- Armeereform: 30 Legionen (ca. 6000 Mann pro Legion) → d.h. er verfügt über

eine 180000 Mann starke Armee; zusätzlich gibt es noch 9 Prätorianerkohorten

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(jeweils 1000 Mann) – 3 davon sind Schutzeinheiten für Rom und die Leibwache

des Kaisers → der Befehlshaber (prefaekto praetori) hat sehr viel Macht und

wurde mitunder auch dem Kaiser gefährlich; zusätzlich gibt es noch 3 städtische

Kohorten (vom prefaekto urbi angeführt) und eine bewaffnete Feuerwehr; Die

Flotte wird neu organisiert und Nicht-Römer werden auch in den Dienst

aufgenommen (in Ravenna liegt der Stützpunkt für die Adriaflotte, einer der zwei

römischen Flotten)

- Münzreform: zwei neue Münzen in Umlauf

Außenpolitische Maßnahmen: eine Neuregelung des Ostens wird ins Auge gefasst:

- 22 v.Ch. werden in einem Alpenfeldzug die Salasser unterworfen und ausgelöscht,

sowie auch die übrigen Alpenvölker, die unterworfen werden; das ist auch für die

österreichische Geschichte wichtig, da die Römer jetzt zwei Provinzen (Noricum

und Graetien) auf heutigem österreichischem Boden haben.

- 6 n.Ch. wird ein großer Pannonischer Aufstand niedergeschlagen

- 9 n.Ch.: Varusschlacht im Teutoburgerwald: erste entscheidende Niederlage von

Augustus; mit 3 vernichteten Legionen ist es eine der größten, die den Römern

zugefügt wird → Als Resultat müssen die Eroberungskonzepte von Augustus

überarbeitet werden → Rheingrenze wird als natürliche Grenze des Reichs

anerkannt und Germanien bleibt im Wesentlichen die ganze Antike frei und kann

nicht erobert werden

Die drei große Flüße Rhein, Donau und Euphrat bilden die äußeren Grenzen des

Imperiums

Tiberius (14-37): Tiberius ist der Nachfolger von Ausgustus, als dieser 14 n.Chr. stirbt; im

Gegensatz zur Darstellung in der Biographie von Tacitus wird er in der wissenschaftlichen

Geschichte eher positiv bewertet; er tritt militärich nicht in den Vordergrund → das Reich

bleibt stabil

Caligula (37-41): Sohn des Germanicus und der Agrippina; sein Name bedeutet soviel wie

Soldatenstiefelchen; bei ihm gibt es die ersten Anzeichen eines Caesarenwahns

Claudius (41-54): leitet 13 Jahre lang die Geschicke Roms; ist für die Provinz Noricum

bedeutsam → 5 Städtegründungen, die die Romanisierung in diesem Gebiet vorantreiben;

außerdem verleiht er den Reichsuntertanen das Bürgerrecht (jedoch nur das Halbbürgerrecht

jus latini); er ist im Gegensatz zu den meisten Imperatoren wissenschaftlich, historisch und

literarisch interessiert; unternimmt eine militärische Expedition nach Britannien und gründet

dort die erste römische Kolonie auf britannischen Boden (bekommt den Ehrentitel Britannicus

verliehen); seine Frau Agrippina betritt die Weltbühne

Nero (54-68): der Sohn der Agrippina fällt zuerst durch kluge, ausgewogene Politik auf (und

ist kunstbegeistert: er läßt zahlreiche Spiele ins Leben rufen) , bevor er dem Caesarenwahn

verfällt → bringt seine Mutter um, läßt zahlreiche Senatoren ermorden und begeht schließlich

Selbstmord; vorher wird er noch vom Senat und den Praetorianern zum Staatsfeind gemacht

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Vespasian (69-79): macht im Vierkaiserjahr das Rennen um die Nachfolge: als Flavier

begründet er die zweite Dynastie → Flavische Dynastie (nach der julisch-claudischen)

Flavius Josephus, einer der bedeutensten Historiographen der römischen Geschichte,

bekommt als Jude (daher der Name) das Bürgerrecht erteilt, nachdem er Vespasian

propheizeit, dass dieser Kaiser werden würde

Vespasian gilt als ökonomisch umsichtiger Kaiser (z.B. Urinsteuer: „Non Olet“); und unter

ihm wird 70 Jerusalem erobert (Titusbogen auf dem Forum Romanum errinnert daran);

außerdem beginnt er mit dem Bau des flavischen Amphietheaters (Collosseum), welches 80

mit 100tägigen Spielen eingeweiht wird

Titus (79-81): Sohn des Vespasian; war vorher für die Eroberung Roms zuständig; wird von

der Geschichtsschreibung als idealer Herrscher gerühmt, obwohl er keine eigene Politik

durchsetzen kann

Domitian (81-96): Sohn des Vespasian und letzter der Flavier Dynastie; gilt als Despot; ist

außenpolitisch tätig → erweitert die Provinz Ober-Germaniens; Agricola (Schwiegervater des

Tacitus) bricht dort die letzten Widerstände der Germanen

Phase der Adoptivkaiser (96-193): jeder Kaiser darf sich seinen Nachfolger selbst aussuchen,

wobei weder Verwandtschaft noch Herrschaft eine Rolle spielen

Trajan (98-117): ist einer der bedeutensten und am längsten regierenden Adoptivkaiser;

bringt während seiner Regentschaft das römische Reich zu seiner größten Ausdehnung

Hadrian (117-138): ebenfalls einer der herausragenden Kaiser → Konsolidierung des

römischen Reichs; er ist ein bei allen beliebter Herrscher, der sich als geschickter Organisator

erweist; unter ihm endet ein jüdischer Aufstand mit der Gründung einer Kolonie in Jerusalem;

Als Mausoleum wird für ihn und eine Reihe späterer Kaiser die Engelsburg gebaut

Marc Aurel (161-180): Unter ihm brechen germanische Stämme über die Donau ins Reich

ein und plündern bis Aquilea (Noricum), werden aber in einem Gegenfeldzug wieder

zurückgeworfen

Commodus (180-192): Terrorherrschaft

Septimius Severus (193-211): Der Begründer der Severischen Dynastie geht als Sieger aus

einem zweiten Vierkaiserjahr hervorv(wird in Canuntum zum Herrscher gemacht)

7. Einheit 25.11: Römische Verwaltung

Mit Caesar wird erstmals ein lebender Römer auf einer Münze abgebildet

44. wird er ermordet

Augustus (23. September 63 v. Chr. – 19. August 14 n. Ch.)

Es gibt einen Konflikt zwischen Oktavian (von Caesar eingesetzt) und Marc Anton um die

Nachfolge; 43 setzt der Senat Oktavian als propraetor ein; in der Schlacht bei Munitian

besiegt er Marc Anton; auf die Aussöhnung folgt das zweite Triumvirat (43-33; Oktavian,

WS 2010/11

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Marc Anton, Lepidus); 40 wird der Caesar zum Gott erhoben; 31-23 wird er

(verfassungswiedrig) alljährlich zum Konsul gewählt → die letzten Jahre der Republik (das

Triumvirat löst sich auf, letzte Phase der Bürgerkriege, 31 werden die Truppen von Marc

Anton und Kleopatra besiegt → Oktavian bleibt als alleiniger Machthaber übrig)

27 beginnt das Prinzipat → er bekommt vom Senat den Titel Ausgustus verliehen; durch eine

Reihe von Vollmachten und Ehrentitel bekommt er als Senator (allerdings als ranghöchster)

eine Machtfülle, wie sie sonst nur ein Monarch hat, allerdings ohne die Verfassung dabei

anzutasten:

Konsul (imperius proconsulare)

Oberbefehl über alle Truppen sowie den Auxiliartruppen, das Recht zur

Truppenaushebung, Oberaufsicht über alle Provinzen (imperius proconuslare maius)

Vollmacht gegen sämtliche Verfügungen von Beamten einzuschreiten; das Recht den

Senat einzuberufen; Einberufung der Volksversammlung; Recht auf Gesetzesvorlage

(Antragsrecht im Senat) (tribunicie potestas)

Recht zur Berufung und Leitung der Komitien und des Senats (imperius consulare)

Verwaltungsstruktur einer Prokuratorischen/Praetorischen Provinz (die Einsetzung von

Statthaltern ist eines von den Dingen die sich mit dem Prinzipat ändert)

Aufgaben eines Statthalters (von z.B. Noricum):

a. Ziviler Bereich:

Kriminal- und Zivilgerichtsbarkeit

Zensus (Steuerschätzung durch unter anderem Volkszählungen)

Überwachung der autonomen Verwaltung in den Städten (deren Gründung

unter anderem dazu gedacht war, die Romanisierung in den Provinzen

voranzutreiben)

Vorsitz beim Concilium

Kultische Belange

b. Militärischer Bereich:

Oberkommando über Legio II Italica

Hilfstruppen und Flotte

Sicherung der Provinz

8. Einheit 18.11: Wirtschaftsgeschichte

Alter Orient:

- 4./3 Jhrt.:

Die Stadt-Staaten Sumers: Tempel – Palastwirtschaft

(Theoretisch) ist der Gott Herrscher d. Stadt

Sein Beauftragter (lugal; ensi) regiert

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Das Volk ist dienstverpflichtet (Acker- und Bewässerungsbau; Kriegsdienst)

und

erhält dafür Rationen (Lebensmittel, Kleidung etc.) →Bürokratie; SCHRIFT!

Konflikte zwischen den Stadtstaaten wegen Wasserrückgang → so entsteht der

Typus Territorialstaat

- Ende 3. Jhrt.:

Das Reich Sargons v. Akkad (ca. 2340 v.) Territorialstaaten: Akkad (erstes

Großreich) und Ur III

Theorie: König regiert für den Reichsgott und ist auch: „Schutzgott“ d. Landes

Vormalige Stadtstaaten: Nunmehr Provinzen → ihre Götter sind dem

Reichsgott untertan; Im Inneren ist es wie zuvor ABER: Abgaben an/Dienst für

die Zentrale.

Reichsbürokratie: Die Stadt bleibt Zentrum der Macht auch in der Griech.-

Röm. Antike

- 3./2. Jhrt.:

Agypten:

ca. 3100: Vereinigung Ober-Unterägypten

Hauptstadt: Memphis; König/Pharao (Gott bzw. Sohn des (Amun-)Re)

42 Gaue: jeweils Wirtschaftsverwaltung: Bewässerung; Vorratshaltung

(Getreide) (weil der Nil sehr unverlässlich stieg)

Tempel: eigenständige Wirtschaftskörper

Bürokratie/SCHRIFT ! (wie Mesopotamien)

Städte spielen keine Rolle (anders als Mesopotamien) → was immer bedeutet,

dass sich eine Gesellschaft in eine andere Richtung bewegt

Systematik im Alten Orient:

- Zahlungsmittel: Tauschhandel; Wertaequivalente/Waren; gewogenes Metall (Cu;

Ag; Au-selten); Münzen selbst nie

- Arbeit: Dienstpflicht; Arbeitsmiete; Sklaven weniger (- auch nicht bei

Pyramiden!)

- Priv. Bodeneigentum: bis frühes 2. Jhrt. kaum, dann (altbabylon.) zunehmend.

- Handel: In Regie des (Stadt-)Staates und Königs. Ab dem 2. aber besonders dem

1. Jhrt. öfter privat

- Kredite: Ab 2. Jhrt. (Verschuldung) um 30%

Kreta und die mykenischen Staaten

3./2.Jhrt.:

Kreta

Palastwirtschaft altorientalischen Typs (vgl. Sumer): Paläste und schwer befestigte

Burgen

Linear A zu Verwaltungszwecken.

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Maritime Handelskontakte: Inseln; Ägypten (dort: kpt), und dem Vorderen Orient

Mykenische Staaten

Palastwirtschaft mit feudalen Zügen: Militärische Stadtstaaten in Konkurenz

zueinander

Linear B (teils aus Linear A entwickelt)

Protogriechisch

Handelskontakte nach Ägypten (bes. Peloponnes) und Vorderer Orient (besonders

Boiotien)

„nichthomerisch“

In beiden spielen Städte bzw. Poleis keine Rolle

Homer

Geschrieben ca. Ende 8. Jhd. bildet sein Werk vermutlich Verhältnisse des 10./9. Jh.ab:

Waren-Tauschhandel dominiert

Staaten werden durch Oikenwirtschaft (geschlossene Hauswirtschaft) organisiert

Geschenkhandel mit Luxusgütern (Dreifüße dominieren dabei)

Phöniker bestreiten den Fernhandel

Mehr abhängige Arbeit als (Haus-)Sklaverei (Thes-Dmos: arbeitet für den Herrn, steht

aber nicht unter dessen Schutz)

Griechenland

- 7./6 Jhd.

Autarke Kleinstaaten; Tendenz zur Besitzkonzentration. Ökonomisch-

politische Krisen (Tyrannen); Verschuldung (Solon)

2. Kolonisation (Italien, Schwarz. Meer)

Konkurrenz: Karthager und Etrusker

Seehandel: Ägina, Korinth, Milet u.a.

Nach 600: Geld (nach lydischem Vorbild) löst Vorgeldformen ab (Obelos-

Obolos)

- 5. Jhd.

Militärisch gesicherter Wirtschaftsraum des Attisch-Delischen Seebundes

von Großgriechenland, Ionien bis ins Schwarze Meer (Getreidehandel)

Der attische Münzfuß beginnt zu dominieren

Kapitalakkumulation in Athen

Wirtschaftlich-Politischer Gegensatz mit Korinth, Megara u.a.; politischer

mit Sparta.

Peloponnesischer Krieg mit großen Schäden

- 4. Jhd.

Verarmung und Verwüstungen durch Kriege (bes. Athen nach

peloponnesischem Krieg)

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Handelsvolumen schrumpft; Meere werden unsicherer (Ordnungsmacht

fehlt)

Sozio-ökonomische Dauerkrise; Aufstieg Makedoniens

Emigration Fähiger nach (vor allem) Großgriechenland und Persien

Gorgias/Isokrates: Panhellenisches Projekt: Menschenexport nach

Kleinasien

- Ptolemäische Staatswirtschaft

Ptolemäus ist einer der Nachfolger Alexanders

Merkantilismus

Totale Planung der agrarischen, kommerziellen und gewerblichen

Wertschöpfung

Perfektioniertes Steuersystem

Griech.-Makedonische Oberschicht: Konsumenten

einheimische Produzenten demotiviert

Eigener Wirtschaftsraum (+Karthago); phönikischer Münzfuß (vom

attischen getrennt)

Rom

bis 4.Jdh.:

Agrarstaat; Kleinvieh-Geld (pecus-pecunia) (vielleicht nur Rechnungseinheit (vgl.

AO))

12 -Tafeln (450): Archaische Geschäftsriten; Ansätze zu differenzierterem

Kommerz

5. Jh.: Bronzestücke (aes rude: Vorgeld) → 4. Jh. Bronzebarren (aes signatum

„Romanom“)

Einbezogen in den etruskisch-campanischen Transithandel

Griechische Händler: früh belegt (boarium)

4.Jdh. bis 2. Jhd.:

Großgrundbesitz (ager occupatus) → Rationalisierte Sklavenarbeit; ab 1.

puninschem Krieg nach punischem Vorbild aus Sizilien

Preisverfall bei Getreide; Umstieg auf Wein u. Oliven

Tendenziell: Verarmung der bäuerlichen Mittelschichten, u.a. durch langen

Kriegsdienst

Um 290 erste Münzprägung (aes grave)

Nach 300: Nominale nach unteritalischem Fuß

2. Jh.: Kapitalakkumulation durch Kriegsbeute; publicani

(Kapitalgesellschaften)-Steuerpacht

2.Jhd. bis Ende der Republik.:

Römische und Italische Händler dominieren den Mittelmeerraum

Das Geld wird zum innenpolitisch bestimmenden Faktor (ambitus); Verschuldung

des ordo senatorius → Senatoren brauchen sehr viel Geld um sich an der Macht zu

halten

Die besitzlosen Massen Roms werden zu Staatspensionären (annona)

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Die ungelöste Bodenfrage wird über das Veteranenproblem auch politisch brisant

Principat I:

Münzordnung: 1 Aureus = 25 Denare (Ag) = 100 Sesterzen (Messing) = 400 Asse

(Cu); Basis: Au : Ag 1 : 12,5

aerarium (staatlich) und fiscus (privat)

Kopf- u. Grundsteuer

In den senatorischen Provinzen: procuratoren des kaiserlichen Vermögens

Vor Ort Administration durch die Städte

Umfassender Aufschwung von Handel, Gewerbe und Landwirtschaft

Principat I:

Krisensymptome ab ca.180 (Kriege): Inflation: Ag des Denars vermindert; Au

verschwindet; Massenprägungen Cu (Kreditmünze?)

Krise: ab ca. 240: Geldsteuern von Naturalabgaben (annona) abgelöst; vielfach

Rückkehr zum Tauschhandel

Regionalisierung des Handels

Kriegsschäden: Gallien, Donauraum, Orient

Dominat I: Sanierung: Finanzreform durch Diocletian (284-305)

Census reichsweit: capitatio – iugatio (Kopf- Grundsteuerveranlagung); Städte

nicht

Menschen an den Boden (Census) und den Beruf gebunden („Zwangsstaat“)

Provinzreform: aus ca. 50 werden 101 kleinere Verwaltungseinheiten gemacht

„Tetrarchie“: Prätorianerpräfekten erstellen Budget (erstmalig)

Münzreform und Höchstpreisedikt erfolglos

Dominat II: 4./5./6. Jhd

Generell wachsender Steuerdruck

Westreich (bis 476): Rückgang der Städte (Handel, Gewerbe). Decurionen

verarmen

Villae: immune Entitäten („praefeudal“)

Völkerwanderung: Schädigung der Landwirtschaft

Ostreich: Städte halten sich

Stabile Währung (solidus) u. Kommerz

Keine Feudalisierungstendenzen

Offensive mit Justinian (ruinös)

9. Einheit 01.12.: Kult und Religion

Religion und Ethik:

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Drei Schritte:

1. Religion sind ursprünglich völlig voneinander getrennte Bereiche

2. Dann mit gemeinsamer Schnittmenge (Mysterienreligionen)

3. Später deckungsgleich in monotheistischen Religionen wie Judentum und Christentum

Beziehung Menschheit und Götter

Vermittler – Priester – Kultpersonal:

Ägypten: Pharao eingesetzt von Re nimmt Rolle als göttlicher Vermittler ein;

garantiert Prosperität und Fruchtbarkeit des Gemeinwesens durch Observanz der

Riten; funktionale Göttlichkeit des Amtes; post mortem: Totenkult

orientalische Herrscher: ähnliche Funktion im Auftrag der Götter; post mortem:

Totenpflege

minoische Religion: in der ‚Jüngeren Palastzeit‘ konzentriert auf den Palast, der die

Verehrung monopolisiert; ursprünglich dominierende weibliche Gottheiten werden

durch männliche ergänzt: Stierkult

Mykenische Religion: nach minoischem Vorbild werden Kulthandlungen im Palast

zelebriert

später: Polisreligion: absolute Autorität des Demos, der die Tempelkassen kontrolliert;

über Neuaufnahmen von Göttern und Renovierung der Tempel entscheidet; religiöse

Verstösse (asébeia) zur Anklage bringt etc.

Priester: Berufung ist nicht erforderlich; niedere Ämter kann – von wenigen Ausnahmen

abgesehen - jeder bekleiden! Priesterwürde hemmt die politische Karriere nicht : z.B. Kallias

war dadouchos im Eleusinischen Kult, kämpfte bei Marathon und ist Gesandter bei

Artaxerxes (449)

Im Gegensatz dazu gibt es viele Tabus bei römischen Priesterämtern wie etwa flamen Dialis

Göttergestalt ist entweder Tiergestalt (z.B. Bastet) oder Mischwesen (z.B. Horus, Anubis,

Sachmet, Hathor); Xenophanes kritisiert die anthropomorphe Gottesvorstellung (er sagt, das

Götter immer so ausschauen würden, wie die Menschen, die sie sich ausgedacht haben)

Mysterienreligionen

Polisreligion befriedigt das persönliche Erlösungsbedürfnis nur unzureichend

→ Mysterien: gekennzeichnet durch:

Immanenzfrömmigkeit

Erlösungsfrömmigkeit

Neubestimmung des Verhältnisses zur Gottheit

Organisiertheit: Demeter (Eleusis);Kabiren(Samothrake); Kybele, Isis, Mithras,

Sarapis etc.

Verschwiegenheitspflicht der Mysten

Spezifika aller Mysterienreligionen:

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Kultgemeinschaft ist nicht mehr Polisgemeinschaft

besondere Verbindung der Mysten untereinander

Postulat der Reinheit der Mysten

Henotheismus: bereits in Ägypten unter Amenophis IV./ Echnaton; Aton

Monotheismus: Judentum; Christentum

Unterschiede der Mysterienreligionen zum Christentum:

keine Exklusivität der Gottheit, aber henotheistisches Herausragen

keine Eucharistie oder unio mystica, aber gemeinsames Essen

kein Sündenbekenntnis, aber Reinheit als ethische Qualität

Herrscherkult

orientalische Wurzeln (?): der König ist Diener, Gefolgsmann und Helfer des Gottes;

Gottesbriefe; Handeln im göttlichen Auftrag; Halbgötter; Oikisten: post mortem Verehrung

Lysander: göttliche Verehrung zu Lebzeiten

Antonius als Reinkarnation des Neos Dionysos in Ägypten

Augustus: Divi filius, Salierlied; im Westen ist er lediglich Kultgenosse der Dea Roma, im

Osten aber göttliche Verehrung

Dominat: Herrscher ist dominus et deus; diese consecratio der Herrscher hält bis Theodosius

I.

Problematik der monotheistischen Religionen mit dem Kaiserkult: Testverfahren beschrieben

in den Pliniusbriefen

Christenverfolgungen: Nero Brand Roms; Diocletian

313 Edikt von Mailand

325 Konzil von Nicäa: Gottgleichheit oder Subordination; Arianer vs. Athanasier

354 Verbot der heidnischen Kulte

Panhellenische Heiligtümer

Während die meisten Heiligtümer der griechischen Welt bestimmten Städten zugeordnet sind

(z.B. Heraion von Argos; Apollontempel von Korinth u.a.), entwickelten sich einige zu

Kultstätten von überregionaler Bedeutung und einige (Delphi, Olympia, Dodona, Nemea,

Isthmia) zu panhellenischen Kultstätten; Voraussetzung für die gesamtgriechische Bedeutung

dieser Heiligtümer war meist:

eine nicht einer bestimmten Stadt zuordenbare Gottheit (Zeus)

die Verbindung mit einer wichtigen Orakelstätte

die Existenz von Wettkampfspielen

Festkalender Athens

man kennt 25 Feste für spezielle Gottheiten; zu diesen kommen noch:

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Arkana (z.B. Eleusinische Mysterien)

Volksfeste (mit Beteiligung von Metoiken, Sklaven und Fremden)

geschlechtsspezifische Feierlichkeiten: Thesmophorien für Frauen und Herakles nur

für Männer; diese können auch nach sozialem Status gestuft sein: adliges Frauenfest

(Skira) existiert neben einem Fest mit Prostituierten (Haloa); Reiterfest ausschließlich

unter Beteiligung des Adels (Olympieia)

Aitien: Bouphonien; Schaukelfest

daneben finden sich: ein Konglomerat von Feierlichkeiten für Erntedank und

Fruchtbarkeitskult; Lustrationsriten; apotropäische Handlungen; Gedenkfeiern für siegreich

geschlagenen Schlachten; Zunftfest für Metallhandwerker

Heiligtümer in griechischen Städten

Religiöser Mittelpunkt jedes griechischen Gemeinwesens war das Heiligtum der Stadtgottheit,

meist im Zentrum der Siedlung (z.B. Athen) gelegen zuweilen aber auch außerhalb der Stadt

(z.B. Argos). Die häufigsten Stadtgottheiten waren Athena, Hera, Artemis und Apollon

Formen der Verehrung: öffentlich und privat

Abgesehen von der Teilnahme an von der Polis veranstalteten Feierlichkeiten ist die

Abhaltung privater Kulte obligatorisch, deren Ausführung dem Haushaltsvorstand obliegt.

Geburt:

5-7 Tage nach der Geburt Amphidromien: Tragen um den Herd; auf Recht auf Aussetzung

verzichtet; Kind erhält Namen und Geschenke; anlässlich der nächsten Apaturienfeier wird es

eingetragen in die väterliche Phratrie

Hochzeit:

Hochzeitsmonat Gamelion: Jänner/Feber (der Hera, Schutzgöttin der Ehe, heilig); Braut hat

Kinderspielzeug, Locke und Gürtel geweiht; Opfer vom Brautvater dargebracht; Libation und

Spenden; Fahrt zum neuen Heim: Sieb und Bratrost als Zeichen der neuen Würde; Quitte und

Dattel als Fruchtbarkeitssymbole; Priesterin der Athena Polias mit Ägis besucht junge

Ehefrau; anlässlich der nächsten Apaturienfeier erfolgt die Aufnahme in die Phratrie des

Gatten

Tod:

Aufbahrung im Trauerhaus, eingehüllt in max. 3 weiße Gewänder; gewaschen, gesalbt;

Münzen für Charon; Totenklage; Leichenzug: Trauernde schwarz gekleidet; Haar geschoren;

verurteilte Verbrecher bleiben ohne Begräbnis; Selbstmörder werden in aller Stille beigesetzt;

Gefallene im Kriege und Opfer von Schiffskatastrophen erhalten ein Scheingrab (Kenotaph)

Körperbestattung oder Verbennen: v.a. bei Seuchen (‚Pest‘ in Athen)

Römische Religion

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ursprünglich: Naturgottheiten (Fruchtbarkeit, Wetter etc.) > Mars, Iuppiter; archaische

Kulte mit atavistischen Riten: Salier, Flamines, Fetialen etc.

durch etruskische Vermittlung Übernahme griechischer Götter und religiöser

Vorstellungen; später (ab 3.Jh.) auch direkte Übernahme

wichtige Rolle der Vorzeichendeutung: auguren, haruspices

ab dem 2.Jh. vermehrtes Eindringen griechischer Mysterienkulte; Versuche, diese

Kulte zu verbieten (Bacchanalien!) bzw. einzuschränken (Mithras, Kybele)

zur Zeit des Augustus umfangreiche Restitution altrömischer Kulte

wesentlicher Einfluß der Kulte auf den Ablauf des politischen Geschehens in Rom

(Fasten, pontifices)

generell: Die römische Religion trägt viel stärker als die griechische Züge primär

öffentlichen Charakters > Teilnahme am Staatskult ist Zeugnis politischer Loyalität

(z.B. Kaiserkult) < Problem mit dem Christentum

umfangreicher Festkalender und Priesterkollegien für die Abhaltung der offiziellen

Kulthandlungen; pater familias führt private Opferhandlungen durch; etwa für den

Genius, Laren und Penaten; pietas als Qualität

Epigraphische Evidenz sind Weiheinschriften mit der charakteristischen Formel:

VSLLM

Magie

Defixionstäfelchen; Abwehrzauber; Schadenzauber; Liebeszauber; Zahlenmagie (7, 13

spielen eine große Rolle); komplizierte vielsilbige Wörter; Farben; Schweiß, Haar und

Speichel als zauberische Mittel;

10. Einheit 02.12.: Griechische Sozialgeschichte

Freie und Unfreie; Männer, Frauen und Kinder un der Griechischen Antike

Es gibt nicht „Die Griechen“; es sind ganz viele verschiedene Gruppen, die nur durch sehr

wenige Dinge gemeinsam haben: die Sprache, Olympischen Spiele, Homerischen Epen und

gemeinsame Feinde

Kreta

Keine Aussagen möglich (Lin. A nicht entziffert)

Mykene

wa-na-ka (anax): „König“

e-qe-ta (epomai/sequor): Gefolgsmann. Wagekämpfer; ähnlich dem

hurritischen./indoarischen mariyanni (vgl. „maritus“)

Masse von Freien/Untertanen (da-mo) wirtschaftlich zentral

do-e-ro/a: Abhängig von natürlichen und juristischen Personen (z.B. Heiligtümern te-

o-jo d.) (=doulos??)

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Sklaverei: Eher ähnlich altorientalischen Verhältnissen.

Rationenlisten für Vieh und do-e-ro

Homer

Vermutlich 10./9. Jh. (geometrisch)

basileus: König („Hirte der Völker“). Göttlicher Abkunft; Heerführer, Richter,

Gefolgschaftsführer, Kultorgan

Adel-Nichtatel entscheidende Grenze

Masse anonymer Kämpfer (demos)

Demiourgen: Spezialisten: z.B.Handwerker, Mantiker, Ärzte (Machaon, Podaleirios);

Volksversammlungen (Thersites Il. B,241f.) → eventuell für Infpormation oder

Akklamation

doulos: Haussklaverei (Dienstpersonal im Haus); andra-podon: Kriegsgefangener;

vornehmlich Frauen: Dienerinnen, Textilarbeiterinnen, Konkubinen; Männer oft

getötet; sonst Hirten u. Landarbeiter

Werte:

„Unethisch“: Götter und Helden handeln willkürlich; keine Dynamik von

Rechtlichkeit und Lohn.

Erfolgszentriertes Denken: „kalokagathia“. Dadurch: Ehre u. Besitz.

Kriegerische Werte (individualisiert!); Gastrecht: früher ethischer Ansatz (Zeus

xenios)

Frau: hütet den oikos (Penelope für Odysseus); gebiert rechtmäßige Nachkommen;

Amazonen: Gegenwelt kämpfender Frauen (Penthesileia); Rückstufung der Frau

wegen fehlender Wehrfähigkeit?

Archaik (8.-6.Jh.)

1. Landnahme: Unterworfene werden boden-gebundene Unfreie (Kollektivbesitz;

Sklaven??) z.B. Sparta: Heloten (eroberte Gefangene); Thessalien: Penesten; Kreta:

ditto; Zuweisung an Sippen der Sieger (Abgaben)

2. Königtum schwindet und Aufstieg des Adels; Adel führt gentilizische, territoriale

Personenverbände → in gewissen Gebieten herrschen Familien

3. Entstehung der Polis (gibt es bei Homer noch nicht)

4. 6. Jh. Geldwirtschaft / Großgrundbesitz

5. Viele bäuerliche Kleinproduzenten (Schulden→ Dadurch persönlich Freie, aber durch

Schuldknechtschaft gebundene (vgl. nexum i. Rom); Krise.

Quellen: Hesiod: „Werke und Tage“; Solon: Elegien.

Archaik II – Klassik (5. und 4. Jh.)

Lösungen (abgesehen von Kolonisation): Tyrannis (Adeliger + Volk gegen übrigen Adel)

6.Jh.

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1. Hoplitenpoliteia“

Beisp. Athen: Soziale Stratigraphie: Freie-Unfreie (Fiktion bis Cod.Just. aufrecht!);

Freie: Alle, die keine Sklaven sind.

a. Vollbürger: Freier (Mann), dem Demos angehörend; Ämter und Kriegsdienst

nach Vermögen(-sklassen); ca.30.000 Vollbürger von 250-300.000

Einwohnern

b. „Minderer“ Bürger: Freie(r): Mann unter 30 (de facto);

c. Frauen: keine Gerichts-, Wehr- und Bodenbesitzfähigkeit

d. Metöke: Freier (Fremder), nicht dem Demos angehörend

e. Sklaven: Fehlende Freiheit

Beisp. Sparta: Soziale Stratigraphie: Freie-Halbfreie-Unfreie (Sklaven)

a. Vollbürger: Freier (Mann), dem Demos angehörend, der an der Agoge und den

Syssitien teilnimmt; Spartaner mit ausreichendem Besitz (sonst:

Hypomeiones!).

b. „Minderer“ Bürger: Freie(r): Männer unter 30 de facto; Frauen:

Bodenbesitzfähigkeit, aber weder volle Agogé noch Syssitien;

um 480/90: ca. 8.000 Bürger bei ca. 300.000 Bewohnern

um 350: ca. 700 Bürger bei etwa derselben Bewohnerzahl (??)

c. Periöken: Freie; privatrechtlich gleichgestellt; ohne politische Rechte.

Wehrpflicht!

d. Heloten: Unfreie. Neodamoden: für Verdienste (Krieg) freigelassene Heloten

ohne politische Rechte.

Erziehung: Archaik

Themen: Religion (Kenntnis der Mythen und Götter und deren Zuständigkeit), Kult,

Musik, Dichtung (Homer); Pindar, ca. 520-445: Nur Adelige erziehbar

Palaistra: (6./frühes 5. Jh.) → Training für Ringkampf und militärische Ausbildung

für begüterte männliche Jugend: Sozialisierung

Werte der Patrios Politeia (z.B. Aischylos, 525-456): Lebenssinn in der

Polisgemeinschaft (Perserkriege); Glaube an die Götter des Staates

Sappho (ca. 600-560): „Höhere Töchterschule“ mit literarischem Schwerpunkt auf

Lesbos → um das niederzumachen wurde der Begriff Lesben dafür verwendet

Pythagoras (ca. 570-510): Emanzipatorische Gedanken.

Ionien-Kleinasien: Freieres geistiges und soz. Klima als im Mutterland →

Naturphilosophie mit der Frage: was hält die Welt im Innersten zusammen? Wie

funktioniert der Kosmos? Etc.

Erziehung: Klassik

Sophistische Revolution (5. Jh. Unteritalien):

Kritik am religiösen und ethischen Anspruch der Polis (Gorgias, Protagoras)

Anthropozentrische Dialektik (Im Gegensatz zur Kosmozentrierten Weltsicht steht

jetzt der Mensch im Mittelpunkt; Folgen:

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Intellektualisierung der Jugend („Palaistren leeren sich“); individuelle

Lebenskonzepte (Alkibiades)

Religiöse Indifferenz (da rational nicht fassbar)

(Auch!) Ethischer Relativismus (jede Gesellschaft hat ihre eigenen Regeln, die

für die jeweilige als gut und gültig annerkannt werden); Rhetorik

Asebieproblem (Anklge wegen Gottlosigkeit) (Anaxagoras, Protagoras,

Sokrates): Demos: anti-sophistisch/-philosophisch (Aristophanes: gilt als

König der Komödie; lehnt Sophistik ab)

Skepsis gegenüber Traditionen der Poliswelt

Sklaverei

Ökonomisch unersetzlich (Verfügbarkeit)

Als selbstverständlich empfunden (ius gentium) weil:

a. Los des Unterlegenen (Kriegsgefangener)

b. Los des „sozial Unterlegenen“ (Schuldsklave)

c. Minderwertiger Fremder (Verbindung mit: Hellenen Barbaren-Antithese,

Klimatheorie; natürliche Bestimmung der Angehörigen „sklavischer“ Völker:

(vgl. Aristoteles, Politik)

Nur von wenigen hinterfragt (z.B. Sophisten); Ergebnis: „ein Unglück, das auch Edle

treffen kann“

Frauen

In den Unterschichten: Zwangsläufig emanzipiert

Oberschichten:

a. in Sparta freier: körperliche agogé; um bessere Nachkommenschaft

hervorzubringen; Erziehung zu Hause durch Mutter; Frauen vermitteln das

heroische spartanische Weltbild an die Söhne (Plut.Prol.Lak; v. Lyk.)

b. in Athen restriktiv: im gynaikeion; „möglichst wenig erwähnt im Guten wie

Schlechten“ (Perikles Thuk. II, 45); Frauen sind keine Lebenspartner (Haus;

Kinder); Aspasia (Lebensgefährtin d. Perikles): gilt als „skandalös

selbständig“. Aus Ionien (Milet); vgl. Sappho

Im Kult: Frauen von hoher Bedeutung (Mantis, Priesterin)

Typologie: Ehrbar vs. nicht ehrbar

Ehrbar:

a. Ehefrau: Besonders bei Kinderlosigkeit jederzeit verstossbar; wenn ise selbst

eine Klage beim Archon einreichen will, braucht sie die Unterstützung eines

männlichen Verwandten); sie ist prinzipiell nie geschäftsfähig (Vater,

Ehemann, Bruder); in Sparta wegen sozialer Krisen später doch

Nicht ehrbare Frauen (oft Metöken):

a. Hetaere: Primär gebildete Gesellschafterin

b. Pallake: „Beischläferin“ (eines Mannes)

c. Porne: Prostituierte (Abliedung dieser auf Vasen: „Pornographie“

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Hellenismus: Makedonien

„homerische Verhältnisse“

a. Heerkönigtum und Adel (Hetairoi, Reiterei)

b. Gemeinfreie Bauern (-Krieger); Phillipp II: Pedshetairoi: Phalanx

c. Volks (→ Heeresversammlung): Kompetenzen unklar: Gericht; Königswahl? –

Akklamation.

Permanenter Krieg mit Illyrern, Thrakern und anderen; nicht urbanisiert; keine Polis. Eliten

ab 5. Jh. schwach hellenisiert (Alexander!)

„Fassade der Freiheit“

1. Mit Alexander dem Großen.: Monarchie wird dominierende Staatsform (geistige

Umwälzungen können nicht unterschätzt werden) → drei Monarchien: Seleukiden,

Ptolemäer, Makedonier; von der frühen Stoa als unethisch qualifiziert

2. Königliche Neugründungen des Orients (Epistates Makedonen und Griechen aus

jeweils vielen Städten und„Orientalen“: König ist existenziell wichtig (feindliche

Umgebung). Freiheitsideen sekundär

3. Demokratie, Oligarchie usw. nur noch in alten Poleis (Hellas+Ionien) stadtintern

bedeutend

4. Souveräne Polis kein lebbares Konzept mehr

Soziale Schichtung gestuft nach Nähe zum König:

„Freunde“: Offiziere, Diplomaten, Spezialisten; höhere Ränge: Griechen/Makedonen

Führende Schichten in den griechisch/makedonischen und orientalischen (Babylonien)

Städten

Heiligtümer (oft teilautonom; sehr reich)

Soldaten: Katoiken (Militärsiedler); Söldner

Einheimische: persönlich vermutlich freie, aber zu Leistungen verpflichtete

Produzenten (Laoi)

Sklaverei deswegen von geringerer Bedeutung

11. Einheit 09.12.: Staatsformen I: Griechenland

(siehe Folien)

1. Griechische Verfassung 1 : Schematischer Aufbau der Verfassung jedes griechischen

Staatswesens von ca. 800 bis zum römischen Reich

die Volksversammlung ist ident mit der Heeresversammlung, da jeder waffenfähige Bürger

bereit sein sollte seine Polis zu verteidigen; die Volksversammlung hat drei wesentliche

Aufgaben:

sich zu treffen und abzustimmen (für Gesetze, zu wählen etc.)

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Gericht

Bildet im Bedarfsfall das Heer

Es gibt keine Trennung von Legislative und Judikative; der Adel steht außerdem etwas

außerhalb; er bildet aus siche eine Ratsversammlung um König und Beamten zu beraten (was

aber nicht wirklich in der Verfassung vorgesehen ist)

2. Griechische Verfassung 2: Aufbau der archaischen Adelspolis

Adelspolis: die wesentlichsten Aufgaben können nur vom Adel ausgeübt werden (Ausnahme:

Wahlrecht)

Der Tyrann kann auftreten, muss aber nicht; kommt nur in großen Städten vor und existiert

nebenher, während die Verfassung aufrecht bleibt; Grund: der politische Konkurenzkanpf

zwischen den Adelsfamilien, in dem manchmal eine vernachlässigte Familie durch einen

Putsch die Macht an sich reißt.

3. Sonderfall 1: Sparta

Die Bevölkerung ist auf zwei Arten eingeteilt:

1. Abstammung: woher die genetischen Wurzeln kommen (die geglaubte Abstammung);

bestehend aus 3 Gruppen (Hyleis, Dymanes, Paphyleu)

2. Lokales Prinzip: lokale Einheiten: 5 Dörfern (Limnai, Mesoa, Pitane, Kynosura,

Amyklai)

Apella: stellt die Legislative (und im Kriegsfall das Heer): wählt die 5 Oberbeamten

(Ephoren), welche Gesetze überprüfen bevor diese akklamiert werden und kontrollieren, dass

die Könige die beschlossenen Gesetze durchziehen

Doppelkönigtum (sie regieren gleichzeitig und auf Lebenszeit) und kommen aus den

Adelsfamilien der Agiaden und Eurypontide; sie haben nicht unterschiedliche Funktionen und

sind nicht lokal geteilt; ihre Hauptaufgabe ist die Heerführung (zuerst zusammen, später

abwechselnd)

Ratsversammlung: ist für alle politischen Entscheidungen (welche dann durch die Apella

akklamatiert werden) zuständig und hat die Judikatur inne

Die Periöken haben keine Beteiligung an der Regierung

4. Sonderfall 2: Athen seit Solon

Diese Verfassung ist nicht natürlich gewachsen, sondern würde durch den Reformator Solon

angepasst

Nachdem der Adel in der Volksversammlung keine Gruppe mehr ist, stellt er keine eigene

Größe mehr dar, sondern es gibt eine andere Schichtung:

1. Vier Gruppen, eingeteilt nach ihrer Abstammung (Phylen): Argadeis Geleontes

Hopletes Aigikoreis

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2. Vier Gruppen, eingeteilt nach Vermögensstand (nicht mehr nach Abkunft)

Pentekosiomedimnen: reichste Gruppe

Hippeis: Reiterei

Zeugiten: stellt die große Masse dar: freie kleine Bauern

Theten: Freie ohne Land → die zwei letzten gab es auch schon vor Solon

Dieses System bedeutet, dass jeder die Chance hat, in die oberste Gruppe aufzusteigen,

während wegen des Adels vorher keine soziale Mobilität möglich war → das System ist jetzt

durchlässig

Nur die allerhöchste Gruppe kann noch die Beamten (Archonten) stellen (passives

Wahlrecht); diese bilden aus sich den Rat (Areopag), der überwachende und beratende

Aufgaben hat und das Blutgericht bildet; das Volksgericht (Heliaia) ist für alle übrigen

Rechtsdinge zuständig

Zusätzlich gibt es den Rat der 400: jede der Phylen wählen 100 aus ihrer Mitte für ein Jahr für

diesen Rat, der die Volksversammlung berät

Die Schatzmeister verfügen über das Geld; sie kommen aber nur aus der höchsten

Einkommensgruppe, weil sie für das Geld haften

5. Sonderfall 3: Athen seit Kleisthenes

Diese Verfassung, die die Vorraussetzung für die erste Demokratie der Weltgeschichte bildet,

wird nach dem Sturz der Tyrannis (508 v.Chr) geschaffen um einem Staatstreich

vorzubeugen; sie stellt einen noch stärkeren Einschnitt für den Adel dar, da es anstelle der

alten Abstammmung zehn neue Phylen gibt (die nach lokalen attischen Heroen bennant sind),

die alten von den Phylen beherrschten Adelsgeschlechter werden aufgelöst; jede dieser zehn

Phylen ist in drei Teile geteilt; weil die Bevölkerung aus Stadt, Berg(- und Binnen) Land und

von der Küste kommt und daher völlig unterschiedliche Interessen hat, wird versucht so eine

politische Einheit zu schaffen

Leitender Ausschuß: 4-faches System: Volksversammlung → Rat (Ratsbeschluß über

Gesetzesvorschlag der akklamtiert werden muss) → Auschuß → Prostates

Volksversammlung akklamatiert die Beschlüsse des Rats, wählt die neun Archonten für

unterschiedliche Aufgaben (3 für die Exekutive, für die Führung des Heeres, den obersten

kultischen Beamten etc.)

Es gibt 10 Regimenter, die von den 10 attischen Phylen gestellt werden und von 10 Strategen

als Regimentskommandanten geführt werden

All dies dient zur Festigung in der Basis der Phylen und funktioniert ab der Mitte des 5. Jh.;

ab da ist der Archont nicht mehr wichtig, weil jetzt die 10 Strategen für alles zuständig sind

6. Verfassung griechischer Bundesstaaten

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12. Einheit 16.12.: Staatsformen II: Rom

Römische Provinzialverwaltung: Prinzipat (27 v. – 284 n. Chr.)

Verschiedene Provinzen:

Senatsprovinz: Prokonsuln aus dem Kreis des Senatsadels (ordo senatorius); für ein

Jahr

Sonderprovinz Ägypten: Präfekten aus dem Ritterstand (ordo equester), unbefristet

Kaiserprovinz: Sowohl Ritter als auch Senatoren:

a. Prokuratorische Statthalterschaften: in Kleinprovinzen mit Hilfstruppen

(auxilia): Ritter (equites Romani / viri perfectissimi), unbefristed

b. Prätorische / Konsularische Statthalterschaften: In Provinzen mit mindestens

einer Legion plus Auxiliartruppen: Senatoren (clarissimi viri) im Rang eines

Prätors oder Konsuls, unbefristet

Diokletian (284-305) setzt den Usurpatoren (Soldatenkaisern), womit die Tetrarchie beginnt,

die bis zum Ende des weströmischen Reiches anhält

In dieser gibt es eine Vierer-Herrschaft: zwei Augusti (Seniorkaiser – Iovius) und zwei

Caesares (Juniorkaiser – Herculius); ab 284 herrscht mit dem Gottkaisertum eine abgehobene

absolutistische Kasierform; mit Konstantin I (306-310) und dem Sieg des Christentums

bekommt diese Ideologie eine neue Interpretation: Gottesgnadentum, wobei die Zeichen und

Rechte der göttlichen Verehrung beim Kaiser verbleiben

Mithraskult ist für einige Zeit der größte Konkurrent des Christentums (Mithrasaltar in

Carnuntum mit der Inschrift: D(eo) S(oli) I(invicto) M(ithrae) von 308 nach Christus)

312 siegt Konstantin über Maxentius (Tiberbrücke Milinius) → er erringt diesen Sieg unter

dem Kreuzzeichen (erstmals wird das Christentum politisch relevant); ab 324 ist er

Alleinherrscher und beginnt damit auch die dynastische Erbfolge

330 wird Konstantinopel als zweites Rom gegründet, womit es jetzt zwei Zentren gibt; mit

Arcadius und Honorius wird die Teilung des Reiches perfekt gemacht (vorher galten die

Gesetze und Rechtssprüche beider Kaiser im gesamten Reich)

Die weströmischen Provinzen werden von Völkerwanderungen (Germanen, Allemannen,

Hunnen, Westgoten) durchzogen und 476 endet die weströmische Herrschaft mit der

Abdankung von Romulus Augustulus zugunsten von Ododaker

Theoderich begründete im Auftrag des Ostens von Ravenna aus ein Germanenreich; diese

Phase bedeutet eine Blütezeit für Ostrom, v.a. unter Justitian (der vor allem für seinen Codex

Justianus bekannt ist) während Rom an Bedeutung verliert (es wird nur noch als

Gründungsstadt des Reiches (urbs aeterna) gesehen); dort ist der Posten des praefektus urbi

ein wichtiger

Dominat (284 – 476 n. Chr.)

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Die bestehenden Provinzen werden bis 284 all verkleinert, was zu 101 Provinzen (unter

Konstantin sogar 120) führt, die auf 12 Diözesen aufgeteilt sind, die einem vicarius

unterstehen; darüber gibt es die 4 Praefekturen deren Führer (praefectus praetorio / vir

illustris) als Stellvetreter des Kasiers eingeteilt waren

Als Kaiserresidenzen stehen Aquileia, Mailand, Trier, Sirmium, Nicomedia, Ravenna und

Konstantinopel zur Verfügung

Und was sich schon im 3. Jahrhundert unter den Soldatenkaisern abgezeichnet hat: die

Trennung der zivilen und miltärischen Verwaltung

Soziale Schichten: Ständeschichtenmodell

Oberschicht:

Imperator (und die Mitglieder des Kaiserhauses)

Senatoren

Ritterstand (als zweiter Adelsstand)

Reiche Familien

Unterschicht: bilden den riesigen Unterbau und ist aufgeteilt in

plebs urbani

plebs rustica

die wiederrrum aufgeteilt sind, in:

ingenui (freie Bevölkerung)

freigelassene (liberti)

servi (Sklaven)

Es ist faszinierend, wie es die Römer schafften, mit einer nur kleinen Führungs- und

Vrewaltungsschicht diese riesige Reich zu realisieren und zu verwalten

Cursus honorus

Die Ehrenämter auf der senatorischen Laufbahn

mit ca. 18-20 Jahren bekam der Senatorensohn (Senatorenstand ist erblich) als

Ausgangspunkt den Titel des Vigintivirat verliehen (notwendiges Mindestvermögen:

1,2 Millionen Sesterzen)

danach einjährige Dienstzeit in Rom

dreijähriger Kriegsdienst in der Provinz

mit 25: Quaestor (in einer der Provinzen oder der Stadt Rom) als entweder

Volkstribun oder Aedilis (von der Herkunft abhängig)

mit ca. 30: Praetor: ein Jahr Befehlsgewalt über die Truppen

dann Überbrückunsämter (z.B. Statthalterschaft niedrigen Ranges)

dann konnte man mit 43 Jahren zum Konsul gewählt werden (aber nur mit

Zustimmung des Kaisers)

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Konsulschaft war die Vorraussetzung für eine Statthalterschaft in Kaiser- oder

Senatsprovinz

Danach konnte man praefectus urbi (Staatspräfekt an der Seite des Kaisers) oder

nocheinmal Konsul werden

Den Cursus Honorus gab es auch für den Ritterstand: z.B.: Kohortenpräfekt – Militärtribun –

Vize-Admiral der Adriaflotte – Leiter es Verkehrs-/Nachrichtenwesens – Statthalter in den

Alpenprovinzen – Prokurator für Erbschaftssteuern

Das Verwaltungsschema der Städte war nach dem Vorbild Roms ausgerichtet; die

Führungsschicht ist eine eigene Elite: decourionen: Abgeordnete in den Gemeinderäten deren

Aufgabe es war, ehrenamtlich die städtischen Einrichtungen zu leiten

13. Einheit: 13.01.2011: Antikes Militärwesen

Heeresorganisation

1. Milizheer

Besteht aus den männlichen Bürgern (in einem bestimmten Alter) eines Staates, die nicht

hauptberuflich Soldaten sind, sondern einem Zivilberuf nachgehen. In antiken Staaten, die ein

Milizheer haben, besteht ein enger Zusammenhang von Wehrdienst und den Rechten des

Bürgers (Hoplitenpoliteia). Diese können jedoch z.B. nach Vermögen abgestuft sein.

Milizheere existieren in (fast) allen griechischen Staaten vom 7. bis zum 4.Jh.v.Chr., z.B. in

Athen, Argos, Theben, Milet. Ebenfalls über ein Milizheer verfügte Rom zur Zeit der

Republik.

Charakteristisch für antike Milizheere ist das Fehlen einer permanenten Kommandostruktur

(es gibt keine Berufsoffiziere). So wurden etwa die Oberkommandierenden, wie der Stratege

(Athen), der Boiotarch (Theben), der Polemarch (Argos u.a.) sowie der Consul und der

Praetor in Rom, (meist jährlich) neu gewählt (wodurch sie oft wechslen, was ungünstig ist)

Gleiches gilt für niedrigere Offiziersränge wie z.B. den Phylarchen (Athen) oder den Centurio

(Rom). Zudem hatten vor allem die höheren Ränge nicht nur militärische sondern auch zivile

Aufgaben. Aus diesen Gründen ist ein Milizheer zwangsläufig einem Berugsheer unterlegen

2. Berufsheer

Heere, deren Angehörige als ausschließliche oder überwiegende Beschäftigung dem

Waffenhandwerk nachgingen, existierten in der Antike in 3 verschiedenen

Erscheinungsformen:

a. Kriegerkasten (alt/archaisch) weil er nicht bezahlt wird, ist der Kriegsdienst einer

kleinen sozialen Gruppe (meist dem Adel) vorbehalten, wobei diese Gruppe auch

erhebliche politische Vorrechte genießt. Diese Verhältnisse finden sich in

Griechenland bis ins 7.Jh.v., in Rom bis ins 5.Jh.v. und (als Sonderfall) in Sparta

seine gesamte Geschichte hindurch.

b. Söldner: Darunter versteht man Soldaten, die gegen Bezahlung im Dienste von

Staaten stehen, deren Bürger sie nicht waren. Söldnerheere sind meist klein und

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finden fast immer nur neben anderen Formen des Kriegsdienstes (Miliz, echte

Berufssoldaten) Verwendung; sie sind teuer, weil ihnen alles bezahlt werden muss,

was auch die einzige Motivation für sie darstellt; daher sind Söldnerheere klein und

nur neben anderen Formen des Kriegsdienstes zu finden;

Ab dem 5.Jh.v. gibt es in fast allen griechischen Staaten Söldner, sowohl Griechen

aus anderen Teilen Griechenlands (v.a. Arkadien u. Kreta) als auch

´Barbaren`(Skythen, Thraker, Karer). Oft sind Söldener Spezialisten in bestimmten

(selteneren) Kampfestechniken wie Reiter (weder die Griechen, noch die Römer

waren besondere Reitervölker), Bogenschützen oder Schleuderer; In Rom findet man

Söldner seit dem 3.Jh.v., wobei es sich ausschließlich um Spezialisten handelt:

Kretische und syrische Bogenschützen, balearische Schleuderer, numidische und

sarmatische Reiter, leichtbewaffnete Gallier, Germanen und Spanier. Besonders

häufig finden sich Söldner in den Heeren der hellenistischen Staaten, in Karthago

und in der spätantiken römischen Armee. In allen Söldnerheeren sind die Offiziere

zum Teil, die Oberbefehlshaber immer Bürger des Staates, der die Söldner

beschäftigte

c. ´Echte` Berufssoldaten: Damit sind in der Antike Soldaten gemeint, die

´hauptberuflich` Kriegsdienst in der Armee des Staates leisten, dessen Bürger sie

sind und nach Ablauf der Dienstzeit auch bleiben. Aus solchen Berufssoldaten

bestehenen (zum größten Teil) die Heere der hellenstischen Staaten und des

Römischen Reiches in der Kaiserzeit. Meist sind in diesen Heeren auch die Offiziere

Berufssoldaten, im Rom der Kaiserzeit jedoch erst ab ca. 200 n.

Meist sind Heere aber Mischformen: Kriegerkaste+Miliz (Sparta); Miliz+Söldner (Athen

4.Jh.; Röm.Republik) oder Berufsheer+Söldner (Hellenismus, Kaiserzeit)

Ausrüstung und Taktik

Schwere Infantrie

Griechenland: schwer bewaffnete Fußsoldaten (Hopliten → nach dem Rundschild (Hoplon

benannt); zurest bestand eine Schlacht aus einem Einzelkampf zwischen adeligen Kriegern

(dabei konnte man einen Gegner vom anderen Heer herausfordern), erst später kam die

geschlossene Kampfreihe (Phalanx), wo nicht mehr die Fähigkeit des Einzelnen entscheidend

ist

Ausrüstung: Helm (meist der korinthische Helm), Brustpanzer, Schild, Beinschienen,

Lanze/Speer zum Stechen, Schwert (sekundär, weil die Rechweite kleiner ist)

Römische Ausrüstung: schwerer langer Schild (scutum), Panzer: zuerst Brustplatte (3.Jh.v.)

dann Kettenhemd (1.Jh. v.) dann Ringpanzer (1-3. Jh. n.); Schwert (gladius), Speer zum

Werfen (pilum), Dolch

Leichtbewaffnete

Kommen aus anderen Vökern: balearischer Schleuderer, gallischer Leichtbewaffneter,

syrischer Bogenschütze

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Reiterei

Griechenland: eher untergeordnete Rolle als Aufklärer, Plänkler, Verfolgung etc. ; erst in den

hellenistischen Heeren wird die schwerbewaffnete Kavallerie oftmals schlachtentscheidend

eingesetzt

Rom: keine wichtige Rolle (Aufklärung und Fouragieren (Nahrungsbeschaffung) etc.), in der

Schlacht dient sie vor allem zur Flankensicherung. Reiter sind eher leicht-bewaffnet und

werden meist von Fremdvölkern (Spanier,Gallier, Germanen, Numider) rekrutiert. Erst ab

dem 3.Jh.n. werden unter dem Einfluß der Steppenvölker (Sarmaten) schwere Reiter

schlachtentscheidend → die Vorlüfer der Ritter und ab da bis zum 14.Jh. ca. 1000 Jahre

wichtig

Taktische Formationen

Die typische Formation griechischer Heere war die 8 Mann tiefe Phalanx. In hellenistischer

Zeit war sie 16 Mann tief und tausende Mann breit; dabei ist die Entwicklung von Druck

entscheidend: zwei Heere schieben gegeneinander, bis die Formation der einen bricht, was

dann meist schlachtentscheidend ist, weil diese flüchtet;

Makedonische Formation eines Igels: Problem: wenn man es nicht mit dem ersten Ansturm

schafft, den Gegner aufzureiben, hat man ein Problem, weil die langen Lanzen nicht für den

Nahkampf geeignet sind

Die typische römische Formation ist hingegen das aus 2 Centurien bestehende Manipel (120-

160 Mann) oder die Kohorte (3 Manipel). Die Legion (10 Kohorten) war eine

organisatorische keine taktische Einheit; die römische Formation ist variabler als die

girechische: beginnt mit dem Abwurf von Wurfspeeren um Löcher in die Formation des

Gegners zu reißen, um in diese mit dem Schwert einzudringen

Verhältnisse einer Schlacht: ca. 50-60% gehen unverletzt aus einer Schlacht hervor; die

anderen 40-50% fallen aus (tot oder verletzt); in der Neuzeit ist das Verhältnis von Tot zu

verletzt 2 zu 8 weil man eine gute medizinische Versorgung bieten kann; vo der Antike bis

zum 18 Jh. war es umgekehrt

Es existiert auch ein Geschützwesen mit verschiedenen Geschützen und Geschoßen:

Pfeilgeschütze: flachfeuer auf ein bestimmtes Ziel

Steingeschütze: eher zum indirekten (Bogen) Beschuß, also nicht um einen Gegner zu

treffen sondern um Mauern und Gerätschaften zu zerstören

Katapult (griech. „ein Geschütz, das Schutz durchschlagen kann“), Rammböcke und

Belagerungstürme

14. Einheit: 20.01.2011: Technik und Wissenschaft

Technik wird in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt: z.B. Baumaschinen (Verladekran),

Webstuhl, Feuerspritze oder Messwagen; es gibt auch viele technische Spielereien (wie

Roboter, Automatische Tempeltüren, Weihwasserspender oder schwenkbare Kulissen)

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Hellenismus: Museion von Alexandria

Archimedes von Syrakus: Militärtechnik

Ktesibios: Feuerspritze; Wasseruhr

Heron von Alexandria: Quadratwurzel; Flächeninhaltsberechnung eines Dreiecks;

„Automata“:Tempeltüren; „Pneumatika“: Weihwasserspender; Hodometer

Philon von Byzanz: Katapulte

‚Thaumata‘, also ‚staunenswerte Spielereien‘ werden ebenso erfunden wie Kriegsgeräte

(Belagerungsmaschinen, Hohlspiegel, Cheirobalistra)

Bauwesen:

Kanal von Korinth: Periander; Diolkos; Caesar; Caligula; Nero

Kanal von Gadara: 90 n. Chr.;120 Jahre Bauzeit; Tunnel 11 und 94 km Länge!

Wasserversorgung: Aquädukte; Wasserverbrauch in Rom 500 l /Kopf und Tag

Sextus Iulius Frontinus: curator aquarum, verantwortlich für Thermen

Amphitheatrum Flavium/Kolosseum: symbolische Platzwahl →domus aurea Neros

Medizin

Heilgott Asklepios und seine Entwicklung

Hippokrates von Kos (eukrasia/dyskrasia); Medizin als Wissenschaft etabliert

Anamnese etc.; Corpus Hippocraticum → Eid

Asklepieion auf Kos: Heilberichte, Erfolgshonorar, Votivgaben

Hygienemängel

‚Pest‘ in Athen (Bericht Thukydides)

Galen von Pergamon: Leibarzt von Kaiser Marcus Aurelius; Gladiatorenarzt;

Vivisektion; Theriak

Einsatz von Giften in der Kriegsführung:

Wein (Kyros II. im Kampf gegen Massageten; Römer gegen Kelten etc.)

Toxine (Giftpfeile gegen Alexanders Soldaten in Pakistan; Brunnenvergiftung)

15. Einheit: 27.01.2011: Philosophie und Literatur

Der Mensch in Philosophie, Literatur und Kunst

Lebenswelt: Natur und Kultur

Gegenseitige Beeinflussung

Reflexion und Ausdruck des eigenen Daseins

Als Quelle für heutige Beschäftigung

In der Antike sind Philosophie, Kultur und Geschichtsschreibung nicht voneinander getrennt

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Gilgamesh

Die ursprüngliche Fassung wird mit 18 Jh. v. Chr. Datiert und entstand damit ca. 1000 Jahre

vor Homer; das Epos ist in mehreren Keilschriftsprachen erhalten; 12 Tontafeln befinden sich

in der Bibliothek des Assurbanipal; es gab mehrere Fassungen, die immer wieder überarbeitet

wurden und adaptiert wurden → Literatur war nicht festgeschrieben sondern veränderbar

Wurde 1872 George Smith übersetzt: die Geschichte von der Überflutung der Erde (→ Bibel)

Gilgamesh ist der König von Uruk; es geht um seine Heldentaten die seines Freundes Enkidu;

Zedernwald der Istar; Chumbaba, Hüter des Zedernwaldes; Istar verliebt sich in Gilgamesch;

Anu schickt den Himmelsstier; Gilgamesch sucht nach ewigem Leben

Homer

Er gilt als Ahnherr einer europäischen Kulturgeschichte oder der Idee einer europäischen

Kultur

Als Verfasser der Illias und der Odyssee hatte sein Werk eine große Breitenwirkung in der

Antike

Die „Homerische Frage“: wer war Homer? Gab es ihn wirklich? Wir wissen nichts über seine

Person und auch nicht ob für sein Werk nur eine Person verantwortlich war oder vielleicht

auch mehrere → zwei Standpunkte: die Unitarier (sie plädieren für einen Menschen hinter

dem Werk) vs. die Analysten (sehen mehrere schöpferische Köpfe für verantwortlich)

Beeinflussung vs. Originalität: die Frage, was tatsächlich von ihn erfunden ist und wieviel

Einfluss er aus dem Alten Orient bezogen hat (die in Keilschriftform durchaus die

Griechische Kultur beeinflusst hat); so finden sich Ähnlichkeiten zwischen seinem Werk und

dem Gilgamesh Epos

Beispiel 1: Schildbeschreibung (Hom.Il.18,478ff.)

Achill bekommt eine neue Rüstung, geschmiedet von Hephaistos; Homer beschreibt diesen

Schild genauestens:

Konzentrische Kreise: Erde, Meer, Himmel, Mond, Sonne, Gestirne; Szenen aus dem Leben

der Menschen in der Abildung zweier Städte (Stadt 1: Hochzeit – Versammlung; Stadt 2:

Krieg); außerdem abgebildet sind Brachfeld, Schnitter, Wein, Rinderherde, Trift, Reigen,

Okeanos

So bekommt man ein gutes Bild von dem Menschen wie ihn Homer vor Augen hat

Beispiel 2: Thersites (Hom.Il.2,211ff.)

Thersites tritt während der Belagerung Trojas bei einer Versammlung auf und verurteilt den

Krieg und Agammenon und wird dafür von Odysseus verprügelt → das gibt Aufschluss

darüber wie Entscheidungsfindung gesehen wurde

Beispiel 3: Patroklosspiele (Hom.Il.23,257ff.)

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Als Patroklos stirbt, veranstaltet Achill ihm zu Ehren Spiele: so erfahren wir etwas über die

Riten, die am Ende eines Lebens stehen; Kult, Wertvorstellungen (z.B. Agon → der Erste,

Beste); es zeigt auch Humor und Einblicke in das Alltagsleben

Hesiod (aus Askra in Boiotien; um 700 v. Chr.)

Theogonie (ca. 1200 Verse): wichtig, weil es der Versuch ist Genealogie der Götter

(Entstehung der Welt und Abfolge der Göttergenerationen) herzustellen und die Vielfalt der

Göttergeschichten zu ordnen

Werke und Tage (828 Verse): es geht um das bäuerliche Leben und ist eine Art

Jahreskalender; es enthält autobiographisches, mythische Teile (Weltzeitaltermythos,

Pandora), Ratschläge für das Verhalten gegenüber Göttern, Regeln für Landarbeit und

Seefahrt und günstige und ungünstige Zeitpunkte für alltägliche Arbeiten

Lyrik

Iambos

(Tadel, Verspottung, skurrile Witze)

Archilochos von Paros (7. Jh. v. Chr.)

erstmals „lyrisches Ich“

Semonides von Amorgos

„Weiberiambos“

Hipponax aus Ephesos (2. H. 6. Jh. v. Chr.)

Weil es sich um Humor handelt, ist es schwierig den Wahrheitgehalt festzustellen und zu

interpretieren inwieweit es sich um Realität oder Überhöhung handelt

Elegie

Ursprüngliche Totenklage (?); Krieg, Politik, Symposion

Kallinos von Ephesos (M. 7. Jh. v. Chr.)

Tyrtaios von Sparta (M. 7. Jh. v. Chr.); einer der wenigen bekannten Dichter Spartas,

da es sich später aus dem kulturellen Leben Griechenlands ausgeklinkt hat

Hoplitentaktik - kollektives Heldentum

Eunomia – Preis der spartanischen Verfassung

Theognis von Megara

Mimnermos von Smyrna (7./6. Jh. v. Chr.)

Melik

Alkaios (7./6. Jh. v. Chr.) – Kampflieder

Sappho (7./6. Jh. v. Chr.) – Liebe

Anakreon von Teos (575-490 v.Chr.) – Unterhaltung

Stesichoros von Matauros (7./6. Jh.)

Bakchylides von Keos (6./5. Jh. v. Chr.)

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Pindar (518-438) – Lobpreisung von Männern und ihren Familien

Dramatische Dichtung

Komödie

In Komödien wurden Charaktereigenschaften der gwöhnlichen Menschen dar und bloßgestellt

Aristophanes: griff alles an und auf (sehr politisch) und macht sich lustig (von ihm

sind, im Unterschied zu den anderen Stücke komplett erhalten, von anderen nur

Fragmente); wichtig auch für die römische Literatur, er wurde übersetzt und zum Teil

adaptiert, da griechische Vorlagen bekannt und beliebt waren

Menander: kein so scharfer politischer Ton

Tragödie

Nur von drei Autoren sind uns Stücke erhalten:

Aischylos (525/4-456)

Sophokles (497/6-406)

Euripides (485/4-406)

Es gab Wettbewerbe für Stücke in Athen; es konnte ein Werk (bestehend aus drei Tragödien

und einem Satyrspiel) eingereicht werden; die Stücke, die nur einmal aufgeführt wurden

wurden von einem Gutteil der Bevölkerung gesehen

Es geht um Alltagsabgehobene Thematiken, Grundsorgen und Bedürfnisse des Menschen

sowie seine unausweichliche Verstrickung in ein Schicksal (z.B. Ödipus)

Philosophie

Vorsokratiker

Thales

Anaximander

Anaximenes

Pythagoras

Xenophanes

Parmenides

Heraklit

Empedokles

Es geht um Fragen, wie „Woraus besteht die Welt?“, „Warum?“ Wie ist sie entstanden?“ etc.

und ethische Überlegungen (z.B. Xenophanes); Außerdem ist ein neues Selbstbewusstsein der

geistig Tätigen im Vergleich zu den erfolgreichen Sportlern erkennbar

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Sophisten

Protagoras von Abdera

Gesetze für Thurioi

Es zeigt, dass der Mensch wichtiger wird: Homo-mensura-Satz („Aller Dinge Maß ist

der Mensch; der Seienden, dass sie sind, der nicht Seienden, dass sie nicht sind“)

Gorgias von Leontinoi

Über das Nichtseiende oder über die Natur

Prodikos von Keos

Über die Natur des Menschen

Antiphon: Wettstreit zwischen nomos (Kultur, vom Menschen beeinflusst) und physis

(Natur)

Hippias von Elis

Nomos ist ein die Natur verletzender Tyrann

Kritias

direktes Ablehnen der Götter; atheistische und anthropozentrische (Mensch im

Mittelpunkt) Weltsicht

Sokrates (470-399 v. Chr.)

Quellen: Platon und Xenophon

Philosophie soll die Menschen vervollkommnen; dazu dienen, ihnen richtiges Handeln zu

ermöglichen und über richtiges Wissen (Tugend ist lehrbar) zur Selbsterkenntnis (Maieutik)

zu verhelfen; Sokrates‘ Methode dabei ist es, mit den Menschen ins Gespräch zu treten, mit

ihnen zu diskutieren und sie dadurch zur Selbsterkenntnis zu bringen; man weiß allerdings

nicht ob es nicht Platon war, der ihm in seinen Texten, seine Philosophie in den Mund legte

oder ob es wirklich auch die Methode von Sokrates war; ein etwas anderes Sokrates Bild

findet sich bei Xenophon (möglicherweise entspricht dieses etwas mehr der Wirklichkeit)

Kritik and Sokrates: Verführung der Jugend, Leugnung der Staatsgötter

Platon (427-347 v. Chr.)

Frühdialoge – Mittlere Dialoge – Spätdialoge

Briefe

Frühdialoge: Tugend – enden in Aporien

Mittlere Dialoge: Ideenlehre

Spätdialoge: Vertiefung und teilweise Revision

Zwei Welten: unveränderliche Idee → Sinnendinge

„gerecht“, „gut“, „schön“ – Idee (Idee ist der alleiniger Gegenstand wahrer Erkenntnis)

Dinge: Teilhabe (methexis)/Nachahmung (mimesis)

Verhältnis: Abbild (eikon) des Urbildes (paradeigma)

sicheres Wissen (episteme) – Meinen (doxa); reine geistige Schau der Ideen (theoria);

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Verlangen der Seele nach Vollkommenheit (eros); Erkenntnis ist Wiedererinnerung

(anamnesis)

Zwei wichtige (utopische) Werke Platons in denen er sich mit der Gesellschaft

auseinandersetzt

politeia (Staat): Utopie vom idealen Staat in dem es folgende Stände gibt:

Handwerker, Bauern Kaufleute

Wächter

Herrscher

nomoi (Gesetze): Herrschaft der Gesetze (zweitbeste Lösung); Hoffnung auf Tyrannen mit

Maß und Selbstbeherrschung

Kyniker

Diogenes von Sinope (Faß) → kyon (Hund)

Bedürfnislosigkeit, Schamlosigkeit; es ist keine Schule, es gibt kein Schuldogma

Krates von Theben – eine Art Seelsorger

Bion von Borysthenes – hedonistischer Kynismus

Kerkidas – soziale Interessen

Demetrios – Reden gegen die Monarchie

Stoa

Zeno von Kition (334-262 v. Chr.)

Der Kosmos ist geschaffen und geleitet von einem logos (repräsentiert Ordnung,

Schicksal und Naturgesetz)

Ethik: Glaube an Harmonie des Universums

Das Dunkel ist notwendig, damit Licht seine Form erhält und Schmerz, das Böse ist

außerhalb der Kontrolle; darauf wird reagiert mit apatheia (Es ist egal, dass der

Schmerz da ist)

Seneca

Marcus Aurelius

Geschichtsschreibung

Hekataios von Milet

FGrHist 1 F 1 (Demetr. de eloc.12 [Gregor.Corinth.VII 1215,26 W])

Hekataios von Milet verkündet [mytheitai] folgendes:

„Dies schreibe ich, wie es mir wahr zu sein scheint. Denn die Erzählungen [logoi] der

Griechen sind viele und lächerliche, wie sie mir erscheinen.“

FGrHist 1 F 26 (Arrian.anab.2,16,5)

„Daß aber Geryones, zu dem der Argiver Herakles von Eurystheus geschickt wurde,

um die Rinder des Geryones wegzutreiben und nach Mykene zu führen, nichts mit

dem Land der Iberer zu tun habe, sagt der Historiker Hekataios, und auch, daß nicht

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zu einer Insel Erytheia außerhalb des großen Meeres Herakles geschickt worden sei,

sondern daß Geryones König über das Festland bei Amprakia und Amphilochoi

gewesen sei, und daß aus diesem Festland Herakles die Rinder fortgetrieben habe,

wobei er auch dieses als eine nicht geringe Leistung hinstellte.“

Herodot aus Halikarnassos (um 490/484-430/425 v. Chr.)

Werk: 9 Bücher Historiai ("Erkundungen")

Auseinandersetzung Griechen – Perser

Für Cicero ist er der pater historiae

Hdt.1 prooem.

„Dies ist die Darstellung der Forschungen [historíês apódexis] des Herodotos von

Halikarnassos. Sie ist verfasst, damit die von Menschen vollbrachten Taten nicht mit

der Zeit in Vergessenheit geraten und die großen und bewundernswerten Leistungen,

die einerseits von den Griechen, andererseits von den Nichtgriechen erbracht

wurden, nicht ohne Nachruhm bleiben. Insbesondere aber soll gezeigt werden,

warum die Griechen und die Nichtgriechen in eine kriegerische Auseinandersetzung

miteinander geraten sind.“

(Üs. Christine Ley-Hutton)

Thukydides aus Athen (ca. 460/454-400 v. Chr.; Sohn des Oloros)

Werk: Der Peloponnesische Krieg (Athen – Sparta); unterteilt in Prooimion,

Methodenkapitel, Die Seuche, Reden, Leichenrede des Perikles, Melierdialog

Götter kommen bei ihm überhaupt nicht mehr vor – sie verschwinden aus den

Wissenschaften

Xenophon aus Athen (ca. 430/425-354 v. Chr.)

Werke:

Hellenika

Anabasis

Kyroupaideia

sokratische Schriften

Alexanderhistoriker

Atthidographen

Polybios aus Megalopolis (ca. 200-120 v. Chr.)

Diodor aus Agyrion (1. Jh. v. Chr.)

Universalgeschichte

Literatur

Horaz (65-8 v. Chr.)

Satiren: gesellschaftliche Themen

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Iambi/Epoden: politisch-gesellschaftliche Invektiven und erotisch-

sympotische Themen

Carmina (Oden) – Carmen saeculare (17 v. Chr.)

Epistulae

Vergil (70-19 v. Chr.)

Bucolica: Hirtengedichte

Georgica: Lehrgedicht: Ackerbau. Baum- und Weinkultur, Viehzucht

Aeneis: Vortrag am Kaiserhof

1-6: Irrfahrten des Aeneas; 7-12: Kämpfe in Latium

Ovid (43 v. Chr.-17 n. Chr.)

Amores

Heroides

Metamorphosen, 15 B.

Ars amatoria, 3 B.

Remedia amoris