WS 2010/11
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Grundprobleme der Alten Geschichte
1. Einheit: 7.10. Überblick 1
2. Einheit 14.10: Griechische Geschichte 3
3. Einheit 21.10: Alter Orient/Ägypten 4
4. Einheit 28.10: Hellenismus 8
5. Einheit 04.11: Römische Republik 9
6. Einheit 11.11: Römische Kaiserzeit 12
7. Einheit 25.11: Römische Verwaltung (Sozialgeschichte?) 14
8. Einheit 18.11: Wirtschaftsgeschichte 15
9. Einheit 01.12: Religion und Kult 20
10. Einheit 02.12: Griechische Sozialgeschichte 23
11. Einheit 09.12: Staatsformen I (Griechenland) 27
12. Einheit 16.12: Staatsformen II (Rom) 30
13. Einheit 13.01: Militärgeschichte der Antike 32
14. Einheit 20.01: Technik und Wissenschaft 34
15. Einheit 27.01: Philosophie und Literatur 35
1. Einheit: Überblick
Altertum: frühe Hochkulturen, griech.-röm. Antike;
Altertumskunde
widmet sich vorwiegend der materiellen Hinterlassenschaften der Antike, mit dem primären
Anliegen, die Realien der menschlichen Lebenswelt und die Grundbedürfnisse des Daseins –
von den Jenseitsvorstellungen zu den Essgewohnheiten - zu erfassen und so aufzubereiten,
dass von diesen allgemeinen Voraussetzungen des menschlichen Handelns – eben den
‚Altertümern‘ – ausgehend versucht werden kann, die Antriebskräfte für die historischen
Abläufe durchschaubar zu machen.
Schrift: um 3000 v. Chr. Keilschrift, Hieroglyphen, Griechisch
Ende der Antike?
270 Einfall der Alemannen
311/313 Mailänder Edikte
324 Alleinherrschaft Konstantins
391 Theodosius I: Christentum wird Staatsreligion
395 Teilung des Imperiums durch Theodosius
476 Ende des Weströmischen Reichs
Völkerwanderung
451 Hunnen (Altmann)
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568 Letzte germanische Staatengründung auf Reichsboden durch die Langobarden,
hebt sich durch ihre Dauer von früheren ab
590-604 Papst Gregor der Große
610-641 Reform des byzantinischen Reichs durch Heraklios
622 Hedschra (Kornemann)
632 Beginn der islamischen Expansion
Verbot der heidnischen Religionen
1453 Fall von Konstantinopel
1923 Ende des Hellenismus: Vertreibung der Griechen aus Kleinasien durch Atatürk
Verschiedene theoretische Ansätze:
History and Decline and Fall of the Roman Empire - Edward Gibbon
Schädlicher Einfluss durch das Christentum das 391/392 Staatsreligion wird
Henri Pirenne (1862-1935)
die arabische/islamische Expansion; Hedschra/Hidschra (arab. Auswanderung)
Auszug Mohammeds aus Mekka nach Medina 622
Quellen zur Forschung der alten Geschichte:
Literatur:
- Historiographie: Homer, Herodot, Thukydides, Xenophon, Polybios, Annalisten,
Livius, Tacitus, Sueton, Historia Augusta
- Lyrik
- Drama
- Epos
Inschriften
Münzen
Architektur, Scherben, Statuen
Hilfswissenschaften:
Klassische Philologie: Texte (Edition, Kommentar, Übersetzung)
Epigraphik: Inschriften (Lesen, Auflösen, Kommentar, Edition)
IG: Inscriptiones Graecae
CIL: Corpus Inscriptionum Latinarum
Numismatik: Münzen (Bestimmung, Interpretation, Kommentar, Edition)
(klassische) Archäologie: Ausgrabung, Fundbearbeitung (Bestimmung, Interpretation,
Konservierung)
Chronologie
Topographie
Geschichte
Geschichte – Geschehen – Darstellung
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Anfänge: Alter Orient
„Wesensbestimmung der Geschichte durch antike Geschichtsschreibung“ (Hermann
Strasburger)
2. Einheit: 14.10: Griechische Geschichte
Die minoisch-mykenische Kultur
1. Hochkultur auf europäischem Boden (2.Jt.v.Chr.)
Paläste als politische, wirtschaftliche, religiöse Zentren
Enge Beziehungen zu Ägypten und Vorderasien
Entwicklung einer Verwaltungsschrift (Linear A und B)
Ende um 1200 in einer großen Zerstörungswelle
Dunkle Jahrhunderte und Homerische Zeit
Zahlreiche Wanderungen im griechischen Raum
Kolonisierung der Westküste Kleinasiens
Einfluss des Orients → Lefkandi
Nach westsemitischem Vorbild Entwicklung der griechischen Schrift
Entstehung der griechischen Staaten: Polis und Stadtstaat
Entstehung der homerischen Epen
Archaische Zeit
Innenpolitik:
Ausformung der Polis (eleuthería, autárkeia, autonomía)
In den großen poleis führen sozioökonomische Spannungen zur Entstehung von
Alleinherrschaften (tyrannis); vor und nach der Tyrannis in Athen (Peisistratos)
Auftreten von politisch-sozialen Reformern (Solon, Kleisthenes)
Außenpolitik
Große griechische Kolonisation; viele Konflikte im Mutterland um den Besitz von
Ackerland (Lelantischer Krieg, Messenische Kriege) oder um Heiligtümer (1. Heiliger
Krieg um Delphi, Pheidon um Olympia)
In Ionien Kämpfe der griechischen Städte gegen die expandierenden Reiche der Lyder
und Perser (Ionischer Aufstand); in der Peloponnes bildet sich ein militärisches
Bündnissystem (Sparta)
Das 5. Jh. v. Chr.
Innenpolitik
Athen: Vollendung der kleisthenischen Reformen (Ostrakismos)
487:Telesinosreform: Archonten werden gelost
Politiker dieser Zeit: Kimon, Themistokles, Aristides
462: Ephialtesreform: Entmachtung des Areopag.
ab 451:‘Herrschaft‘ des Perikles; Diäten eingeführt; nach Perikles‘ Tod: Politik von
Demagogen bestimmt → radikale Demokratie; wichtige Politiker: Alkibiades und
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Nikias
411: oligarchisches Regime (410 wieder beendet)
404: Sparta setzt 30 Tyrannen ein
403: Wiedereinführung der Demokratie (bis 322) durch Thrasyboulos
Außenpolitik:
Hilfe Athens im Ionischen Aufstand → 490 Perserkrieg; Marathon: Sieg des Miltiades
480: Perserfeldzug des Xerxes; Sieg der Perser bei den Thermopylen (Leonidas); dank
des athenischen Flottenbauprogrammes unter Themistokles Sieg der griechischen
Flotte bei Salamis
479: Siege der Griechen bei Plataiai (Spartaner) und Mykale (Seesieg)
478: Gründung des delisch-attischen Seebundes zur Befreiung Ioniens
468: Sieg Kimons am Eurymedon
Nach 50 Jahren latenter Spannungen zwischen Athen und Sparta (pentekontaetie) →
430 Kriegsausbruch: Archidamischer Krieg: Einfall der Spartaner in Attika (Pest!)
Nach den Kämpfen bei Pylos (425) ‚fauler‘ Friede des Nikias (421)
415-413: Sizilische Expedition: Krieg Athens in Sizilien → Katastrophe 413-404:
Dekeleischer Krieg; Landkrieg stagniert; zur See siegt Athen bei den Arginousen
(406) und Sparta bei Aigospotamoi (405) → Kriegsende
Das 4. Jh. v. Chr.
395-386: Theben, Korinth und Argos erheben sich gegen die Hegemonie Spartas
(Korinthischer Krieg) → Ende der maritimen Herrschaft Spartas → Athen gründet 2.
Seebund; Persien diktiert Frieden (Ant(i)alkidasfriede). Als Sparta Theben besetzt (382), führt
die Stadt unter Epameinondas Krieg gegen Sparta und siegt bei Leuktra (371) und Mantinea
(362) → Ende der spartanischen Hegemonie
Entstehen von Bundesstaaten: Boiotischer, Thessalischer, Arkadischer Bund, Messenien u.a.
sowie 2. attischer Seebund → labiles Mächtegleichgewicht in Griechenland
3. Einheit 21.10: Alter Orient/Ägypten
Alter Orient/ Mesopotamien
4./3. Jahrtausend
Stadtstaaten in Mesopotamien (Sumerer) und Elam (Süd-West Iran) und auch in
Palästina/Phönikien ab dem 3 Jhd.; es regiert der Stadtfürst (nicht absolut) als
Beauftragter des Stadtgottes
Schrift (4. Jhrt.); Sumerische Keilschrift zum Zweck der Verwaltung und später
kulturellem Gebrauch
Ethnische Vielfalt, Permanente Zuwanderung
Städtebünde zwischen Laga und Umma → am Ende der Stadtstaaterei steht ein
Herrscher (aber dieser Zusammenschluss nicht kriegerisch sondern aus
Notwendigkeit) (ca. 2340)
3. Jahrtausend
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24./23.Jh. 1. Reichsbildung: Großreich von Akkad (Name von Hauptstadt und Reich)
durch die Semiten (herkunftsmäßig wohl aus dem Westen entstammend)
Staatswesen von extremen militaristischen Charakter
wichtige Figur: Naram-Sin → unter ihm Aufstand, danach wird er zum Schutzgott der
Stadt gemacht → Vergöttlichung des Herrschers (passierte so zum ersten Mal, findet
sich dann aber in der hellenistischen und römischen Geschichte wieder)
22./21.Jh.: 2. Reichsbildung: Ur III
Mischung aus theokratischer und zivil-militärischer Herrschaft; Herrscher sind die
Sumerer; sie übernehmen die Vergöttlichung und auch den Titel des „Königs der vier
Weltgegenden“
Reichsbürokratie (zivil.- militärisch)
Wirtschaftsverwaltung mit theologischem Konzept
Expansion nach Osten (Zagroselam) und Nord-Osten (Syrien, Süd-Ost Anatolien)
„Keilschriftliteratur“ (sumerisch)
Untergang ca. 2000 durch innere Schwächungen und Bedrohung durch äußere Feinde
aus dem Osten
Ägypten und Mesopotamien kannten sich zu jener Zeit vermutlich nicht
1. Hälfte 2. Jahrtausend
Altbabylonische Zeit (20.-18. Jh.)
Rivalisierende Stadtstaaten
Hammurapi (1792-52); König von Babylon; hatte gegen Ende seiner Regierungszeit
ganz Mesopotamien in seiner Hand; verfasste Königsinnschrift: denkwürdige,
gerichtliche Entscheidungen wurden aufgeschrieben (Sinn: Paradigmatische
Entscheidungen sollten bereitgestellt werden) →‚Code Hammurapi‘
Kanonisierung d. Literatur (Sumerisch- Akkadisch) → vor allem Gilgamesch Epos (in
dem sich der erste Bericht der Sintflut findet)
Ende der mittelbabylonischen Zeit
Kanaanäische Stadtstaaten (neben den Babylonischen) → waren in Kontakt mit
Ägypten
Althethitisches Reich (Anatolien)
Mitanni (von Zagros bis Syrien-Palästina)
Streitwagen: eine Waffe, die die Kriegsführung revolutioniert hat (entwickelt von
Indo-Ariern)
2. Hälfte 2. Jahrtausend
Kassiten (16.-12.Jh.); Militärelite, die aus Babylon einen Territorialstaat machte (also
Fremdherrschaft in Babylon, trotzdem 500 Jahre Frieden)
Intellektuelle Blüte („Hiob“); 2. Periode für Keilschriftliteratur
Mittelassyrischer Staat (ab14.Jh.), beerbt Mitanni
Hethitisches Großreich in Anatolien; dominiert Syrien; Konflikt mit Mitanni und
Ägypten.
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1. Hälfte 1. Jahrtausend
Neuassyrisches Reich (9. bis 7. Jh.): Vormacht im Vorderen Orient: Mesopotamien-
Syrien- Palästina-Ägypten (kurz)
Extrem militaristisch; hochentwickelte Verwaltung → kultureller Höhepunkt
mesopotamischer Geschichte
Fernwirkung bis in die Neuzeit
Kein Assyrien mehr ab ca. 614
Neubabylonisches Reich (626-538) („Babylonischer Turm“) übernimmt das Erbe
Assyriens in Vorderasien
Nebukadnezar (Nabucco)
538: von Kyros erobert (dieser erließ ein Edikt in dem den nach Ägypten gebrachten
Hebräern die Rückkehr gestattet wurde (wurde nicht von vielen angenommen)
2. Hälfte 1. Jahrtausend
Die Kultur zieht sich in die Tempel zurück
Letzte Keilschrifttexte 2.Jh. n
Die Seleukiden zeigen ein gewollt makedonisch-griechisches Gesicht
Ägypten
4./3. Jahrtausend: Altes Reich (27.-22.Jh.)
Früher Zentralstaat → ca. 3100 wurden Ober- und Unterägypten auf wahrscheinlich
kriegerischem Weg vereint → Hauptstadt Memphis
Schrift (4. Jhrt.) ganz wesentlich; es gibt eine Schreiberkaste → Beamtenapparat
Tempel regiert: Pharao (göttlich und gegen Ende des Alten Reiches nur noch Sohn des
Re) setzt einen Gaufürsten (weltlich) ein
Ethnisch und räumlich geschlossen; aufgrund der Lage ist es von Angriffen
weitestgehend geschützt; streng stratifizierte Gesellschaft
Größte Leistung dieser Zeit: Pyramiden (Cheops, Chephrem, Mykerinos) als
Grabbauten (es war offenbar möglich für einen theologischen Zweck die Bevölkerung
zu gewinnen)
Hieroglyphische und Hieratische Schrift; Pyramidentexte
Kontakte mit Phönikien (Byblos)
Am Ende des Alten Reichs steht eine soziale und politische Krise: es muss einen
totalen Umsturz und substanzielle Krise in der Bevölkerung gegeben haben (ca. 22
Jhd. B.C.)
1. Hälfte 2. Jahrtausend: Mittleres Reich (21.-18.Jh.)
altes Reich war zusammengebrochen → Chaos → neue Herrschaft im Bereich von
Theben (dort war auch die neue Hauptstadt)
Expansion nach Nubien und Palästina.
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Klassische Zeit der ägyptischen Literatur (Sinuhe: erster Roman der Weltgeschichte)
und Wissenschaft → große intellektuelle Blüte
Einsickern Westsemitischer Nomadenstämme (Josephs-Legende?); semitische
Zuwanderer reißen die Macht an sich als das Mittlere Reich schwächer wird
(ca.17.Jh.)
17./16. Jh.: Hyksos (Hirtenkönige) (Exodus ?)
2. Hälfte 2. Jahrtausend: Neues Reich (16.-12.Jh.)
„Imperialismus“: In Asien bis zum Euphrat (Thutmosis I.)
Ägypten reichstes Staatswesen
Neue religiöse Konzepte → keine Pyramiden mehr → Tal der Könige
Militarisierung des Königtums: Pharao kein Gott mehr sondern Kriegsfürst (z.B.
Tutenchamun); Vorstellung von Königsgericht
Monumentalisierung der Architektur: Theben, Luxor
Totenbuch (ca. 1500)
Echnaton; Amarna (14. Jh.)
Ende Ägyptens (ca. 1080 – danach Spätzeit); vermutlich durch Extremismus was
Religion betrifft und eine Reihe wenig erfolgreicher Pharaonen
Zu dieser Zeit zwischen den Reichen: „Konzert der Mächte“ (endet durch Seevölker):
Völkerrecht, Heiratspolitik, Geschenkediplomatie; Mittelbabylonisch ist Verkehrssprache
Komplexe Gesellschaft in der es viele Gemeinsamkeiten zwischen den Völkern gegeben hat
1. Hälfte 1. Jahrtausend: Spätzeit (ab 1080)
Gewaltige Völkerwanderung durch den Seevölkersturm
Gaufürsten; Teilstaaten; Fremdherrscher
Kultur ist erstarrt
Libyer, Nubier, (beides Söldner) und Assyrer (größte Ausdehnung des Assyrischen
Reichs) regieren
26. Dynastie im 7.Jh. (663-525): letzte Phase politischer Bedeutung Ägyptens
neuerliche Expansion nach Palästina
Kontakte mit Griechen
Die ägyptische Kultur zieht sich in die Tempel zurück.
525: Ägypten persische Satrapie (Kambyses)
2. Hälfte 1. Jahrtausend
Unter den Ptolemäern bleibt die Kultur in elitären Kreisen vital
Viel Ägyptisches in der ptolemäischen Staatskultur
letzte hieroglyphische Inschrift um 390 n.
Persien
2. Hälfte 1. Jahrtausend
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Einbeziehung des Alten Orients in ein Reich von der Ägäis bis zum Indus und
Ägypten bis Zentralasien
Assyrien wirkt im Staatsaufbau weiter
Die alten Kulturzentren bleiben lebendig
Perserkriege
Symbiose mit Griechen (Herodot, Aischylos, Xenophon, Thukydides etc.)
4. Einheit 28.10: Hellenismus
Hellenízein: („reden und schreiben wie ein Grieche“; „hellenisieren; jemanden oder etwas
zum Griechen machen“
hellenismós: Griechisch-Werden; Prozeß der Hellenisierung
Makedonien:
Makedonier erscheinen anders als die Griechen (unter anderem andere Sprache); sie hatten
eine Monarchie in der die Könige gewählt wurden; Kontakte zum girechischen Raum
(Alexander I. (497-454) verusuchte zum Beispiel an den olympischen Spielen teilzunehmen;
danach intensivierte Aschelaos den Kontakt zu den Griechen)
Monarchie:
Alexander I. (497-454)
Archelaos (413-399)
Perdikkas (365-359): 359 Perdikkas III. fällt im Kampf gegen Illyrer
Nachfolgekampf: Pausanias, Argaios II:, Philipp
Philipp II (382-336)
gestaltet Makedonien zu einer Militärmachtum:
- Hedeireu („Freunde des Königs“): Reiter
- Pedshedeireu („Freunde zu Fuß“)
Neue Lanze: Sarisse- lange Lanze (8m)
formt Phalanx um → Heeresreihe
Gründet 356 eine Stadt: Philipeu
Als die Phoker Delphi ausrauben und besetzen (356-346 3. Heiliger Krieg), hilft Philipp den
Griechen; er besiegt die Phoker (Onomarchos) und bekommt einen Sitz in der Anphitionie
(Bündnis zum Schutz Delphis)
338 Schlacht bei Chaironeia: Makedonier gegen Griechen → dort verlieren die Athener,
wobei Philipp relativ sanft mit den Unterlegenen umgeht
Sparta wird nach dieser Niederlage auf sein Gebiet beschränkt → nur noch ein kleiner
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Stadtstaat ohne Relevanz
343 ist Philipp ist jetzt der Führer und oberster Feldherr (archon) des Thessalischen Bundes
337 Gründung des Korinthischen Bundes (Philipp ist strategos autokrator)
er plant einen Feldzug gegen die Perser und schickt 336 erste Truppen nach Kleinasien; kurz
darauf wird er in Aigai ermordet
Alexander III (356-323)
Kommt nach dem Tod Philipps an die Macht;
Zerstört Theben zur Machsicherung, kämpft gegen die Illyrer, Sicherung in Griechenland; ab
334 ist er Hegemon des Panhellenenbundes und siegt am Granikos
333 schlägt er Dareius bei Issos (in Nordsyrien) 332 Tyros in Phönikien; Einmarsch in
Ägypten; 331 Gaugamela (östlich des Tigris): endgültiger Sieg über Dareios; 330 Ermordung
des Dareios durch Bessos; 327 indischer Feldzug; 325 Umkehr am Hydaspes; 324 Rückkehr
nach Babylon; 323 Tod in Babylon
Alexander plante das gesamte Perserreich zu erobern
seine politische Hinterlassenschaft: er hatte einen riesigen Bereich mit der griechischen Kultur
vertraut gemacht
Die 40 Jahre nach Alexander: Diadochenkämpfe;
Es gibt acht somatophylakes (von Alexander in Susa ausgezeichnete Männer), die Anspruch
auf die Nachfolge erheben
1. Diadochenkrieg (321/320): Perdikkas beansprucht Gesamtreich, mit ihm ist Eumenes,
dagegen sind Antipatros, Krateros, Antigonos, Lysimachos, Ptolemaios
Kriege: Eumenes gegen die Koalition in Kleinasien; Antipatros gegen Ptolemaios in Ägypten
Krateros stirbt, Perdikkas wird ermordet
5. Einheit 04.11: Römische Geschichte: Republik
Die römische Frühzeit war in Wirklichkeit nicht so wie sie uns römische Historiker überliefert
haben: die Beginne der Stadt Rom waren äußerst klein und unbedeutend,also anders als es
römische Historiker behauptet haben
Völker Italiens: Kelten, Veneter, Ligurer, Etrusker, Illyrer, Oslo-Umbra, Latino-Falisker
Griechen
Die erste Hochkultur Italiens ist die Villanovakultur der von Griechen beeinflussten Etrusker
(haben unter anderem von den Griechen die Schrift übernommen)
Rom: wurde seit ca 1000 v.Chr. besiedelt; zuerst nur zwei benachbarte Siedlungen, die von
Sabinern (Quirinal) und Latinern (Capitol) bewohnt wurden und die unter etruskischen
Königen um 600 (ca. da die Gründung) zur Stadt wurde; die Siedlungen waren durch ein
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Sumpfgebiet getrennt → wurde in der Antike entwässert, aber weder von Sabinern oder
Latinern sondern Etruskern
verkehrstechnische Gründe für die Attraktivität des Ortes
Durch seine Könige hatte Rom Kontakt zum starken etruskischen Zwölf-Städte-Bund dessen
Macht bis Nord-Italien und Campanien reicht. Rom erlangte wegen dem Rückhalt der
Etrusker die Führung im Stammesbund der Latiner → erste wirtschaftliche und kulturelle
Blütezeit
Die Herrschaft der Etrusker ist auch der Kern für die Überlieferung der 7 Könige Roms (der
erste war Romulus) → die ersten 4 sind nur Archetypen (also nicht historisch) und erst die
letzten 3 sind historisch (etruskische Könige)
510 wurden die etruskischen Könige vertrieben → Beginn der Republik
Nachwirkung der Etrusker: Könige werden in Rom komplett abgelehnt → Identitätsbildung
des römischen Standes
5. Jahrhundert
Außenpolitik:
Jetzt fehlt den Römern der etruskische Rückhalt → es verliert seine führende Rolle im
Standesbund der Latiner. Erst am Ende des 5. Jhs erlangt Rom diese wieder, nicht zuletzt
infolge der gemeinsamen Abwehrkämpfe gegen die Aequer und Volsker
Innenpolitik:
Gegensatz zwischen Patriziern (Adel) bzw. deren Clienten (Abhängige) und Plebeiern
(außerhalb des Clientenwesens stehende Gruppe: Handwerker, sowohl arm als reich) →
Beginn der Ständekämpfe → Generalstreiks der Pleibeier bringen Erfolge: Codifizierung des
Rechts (12 Tafeln) bringt Rechtsicherheit; Annerkennung der plebeischen Vertreter
(Volkstribune) und deren Rechte (der wichtigste: Schutz vor der Willkür patrizischer
Beamte); An die Stelle einer ständisch gegliederten Volksversammlung tritt eine nach
Vermögenskriterien gegliederte Timokratie (wer mehr Steuern zahlt hat mehr politische
Rechte)
4. Jahrhundert
Außenpolitik
Als Rom die Führung im Latinerbund (338 unterbrochen von einem Aufstand der Latiner)
innehatte, führte es Kriege gegen die Etrusker (10jähriger Krieg gegen die Stadt Veii), die bis
Rom vorgedrungenen Gallier (diese zerstörten 387 Rom kurz sogar (daher kommt ein Trauma
der Römer, das bärtige Barbaren aus dem Norden betrifft und sich durch ihre gesamte
Geschichte zieht) woraufhin ein Bündnis gegründet wurde – mit Rom an der Spitze) und den
mächtigen Bund der Samniten. In verlustreichen Kriegen siegte Rom; im dritten
Samniterkrieg besiegte es 295 sogar eine Koalition von Samniter, Lukanern und Etruskern,
Umbrern und Galliern → Ergebnis: ein auf unterschiedlichen Verträgen beruhendes System
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von Bündissen an dessen Spitze Rom steht → italienisches Bundesgenossensystem (Städte
stehen nicht untereinander aber alle mit Rom in unterschiedlichen Vertragssystemen wobei
Rom nicht in die inneren Geschäfte der anderen Städte eingreift)
Zudem war ganz Italien von einem Netz aus Militärkolonien überzogen, welches Roms
militärische Vorherrschaft stützte
Innenpolitik
In der zweiten Hälfte dieser Ständekämpfe ging es um die politische Gleichstellung der
reichen Plebeier mit den Patriziern; schrittweise erlangten sie den Zugang zu allen politischen
Ämtern und bildeten die neue politische Elite, die Nobilität (Senatoren) → jetzt Gegensatz
zwischen Familien die Zugang zu Ämtern haben (Amtsadel) und denen, die die keinen haben
3. Jahrhundert
Außenpolitik
Im 3.Jh. finden erste Konflikte mit außeritalienischen Mächten statt; zuerst der Krieg gegen
Pyrrhos, König von Epeiros, welcher politisch extrem wichtig war, weil er den Beweis
lieferte, dass Rom (und nur Rom) eine Großmacht wieder aus Italien vertreiben kann; dann
die Kriege gegen Karthago; im ersten punischen Krieg (264-241 vor allem zur See, wo
Karthago die Hauptmacht darstellt) eroberte Rom Sizilien (als erste römische Provinz); im
zweiten punischen Krieg (218-202) fallen die Karthager unter Hannibal in Italien ein;
Hannibals Strategie ist den Italienern zu zeigen, dass Rom sie eben nicht schützen kann (also
die Umkehr des politischen Effekts des Sieges über Pyrrhos) → doch der Plan geht nicht auf,
er kann die Verbündeten der Römer nicht gegen sie aufbringen; nach vielen Siegen Hannibals
(z.B. Canae, wo 80000 Römer sterben) und der Verwüstung Italiens wurde Hannibal von
Scipio bei Zama besiegt (Ende des zweiten punischen Krieges)
Resultat: Rom beherrscht das gesamte westliche Mittelmeer
Innepolitik
Diese Zeit ist gezeichnet von den Konsolidisierungen der Nobilität und der Herausbildung
einer Gruppe führender Familien
2. Jahrhundert
Außenpolitik
Kriege gegen Makendonien und das Seleukidenreich sowie das Erbe Pergamoms –
hellenistische Großmächte – machte Rom zur Vormacht im östlichen Mittelmeer und bringen
Reichtümer und Massen von Sklaven; erfolgreiche Feldherren (Scipio, Paullus) werden
politisch mächtig (nahezu unangreifbar) → man weicht von der Gleichheit im Adel ab
Innepolitik
Die Verwüstungen Italiens und der lange Kriegsdienst führen zur Verarmung vieler Bauern,
die nach Rom kommen und ein arbeitsloses Proletariat bilden (viele davon werden vom Staat
als Soldaten angeworben → Beginn des Berufsheers; das Geld dafür kommt aus den eroberten
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Gebieten → „die Eroberten bezahlen die Eroberung selbst“); Ihr Land wurde von den
Senatoren aufgekauft, die so entstandenen Großgrundbesitze (Latifundien) werden von
Sklaven bearbeitet, die in den Kriegen erbeutet wurden; ein Gesetz, dass den Senatoren
jeglichen Geldhandel verbietet, fördert die Entstehung einer neuen reichen Schicht (der Ritter
→ Geldadel) die nun auch politisch eine Rolle anstrebt; es kommt zu einer politischen
(Konflikt zwischen Geldadel und Senatoren; außerdem werden die Kommandanten immer
mächtiger, auch weil die Soldaten des Berufheers direkt von ihnen abhängig sind ) und
sozialen Krise, welche durch die Reformen der Gracchen (Tiberius und Gaius Gracchus)
bewältigt werden soll: Landverteilung, Biliggetreide, Koloniengründungen, Beteiligung der
Ritter; wegen Widerstand gegen die Reformen wenden sie sich direkt an die
Volksversammlung → ganz neue Art der Politik
123 bis 31 v.Ch.
Außenpolitik
Siege gegen die Kimber und Teutonen (Matius) etc, Eroberung Galliens
Innenpolitik
Nach den Gracchen gibt es jetzt ein Zwei-Parteiensystem (keine dauerhafte Lösung der
Reformen): die Optinaden (Senatspolitik) und Populare (Politik mit der Volksversammlung);
beide bedienen sich erfolgreicher Feldherren, die dadurch neben der militärischen auch
politische Macht bekommen → Bürgerkrieg
1. Marius gegen Sulla (Marsch auf Rom)
2. Pompeius gegen Caesar
Sowohl Sulla als auch Caesar erlangen als Sieger monarchische Stellung, Sulla stirbt aber 78
und Caesar wird 44 ermordet; im Kampf um die Nachfolge setzt sich Octavian gegen die
Caesarenmörder und dann gegen Antonius bei Actium (31) durch
→ Ende der Republik
6. Einheit 11.11: Römische Geschichte: Kaiserzeit
Die römische Kaiserzeit bestand im Prinzip aus zwei Phasen:
- Prinzipat: 27 v.Chr. – 284 n.Ch.
- Dominat
27 vor Christus stellt eine Zäsur in der römischen Geschichte dar, denn in diesem Jahr
bekommt Octavian vom Senat den Titel Augustus (vorher nur für Götter) verliehen, was das
Ende der Republik bedeuted und die Kaiserzeit einläuted, denn der Titel verschafft ihm eine
Stellung und Autörität, die ihn über alle Adeligen in Rom hervorhebt.
Augustus (27 v.Chr. – 14 n.Chr.): unter ihm finden einige Reformen statt, die die Kaiserzeit
mitbestimmen:
- Armeereform: 30 Legionen (ca. 6000 Mann pro Legion) → d.h. er verfügt über
eine 180000 Mann starke Armee; zusätzlich gibt es noch 9 Prätorianerkohorten
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(jeweils 1000 Mann) – 3 davon sind Schutzeinheiten für Rom und die Leibwache
des Kaisers → der Befehlshaber (prefaekto praetori) hat sehr viel Macht und
wurde mitunder auch dem Kaiser gefährlich; zusätzlich gibt es noch 3 städtische
Kohorten (vom prefaekto urbi angeführt) und eine bewaffnete Feuerwehr; Die
Flotte wird neu organisiert und Nicht-Römer werden auch in den Dienst
aufgenommen (in Ravenna liegt der Stützpunkt für die Adriaflotte, einer der zwei
römischen Flotten)
- Münzreform: zwei neue Münzen in Umlauf
Außenpolitische Maßnahmen: eine Neuregelung des Ostens wird ins Auge gefasst:
- 22 v.Ch. werden in einem Alpenfeldzug die Salasser unterworfen und ausgelöscht,
sowie auch die übrigen Alpenvölker, die unterworfen werden; das ist auch für die
österreichische Geschichte wichtig, da die Römer jetzt zwei Provinzen (Noricum
und Graetien) auf heutigem österreichischem Boden haben.
- 6 n.Ch. wird ein großer Pannonischer Aufstand niedergeschlagen
- 9 n.Ch.: Varusschlacht im Teutoburgerwald: erste entscheidende Niederlage von
Augustus; mit 3 vernichteten Legionen ist es eine der größten, die den Römern
zugefügt wird → Als Resultat müssen die Eroberungskonzepte von Augustus
überarbeitet werden → Rheingrenze wird als natürliche Grenze des Reichs
anerkannt und Germanien bleibt im Wesentlichen die ganze Antike frei und kann
nicht erobert werden
Die drei große Flüße Rhein, Donau und Euphrat bilden die äußeren Grenzen des
Imperiums
Tiberius (14-37): Tiberius ist der Nachfolger von Ausgustus, als dieser 14 n.Chr. stirbt; im
Gegensatz zur Darstellung in der Biographie von Tacitus wird er in der wissenschaftlichen
Geschichte eher positiv bewertet; er tritt militärich nicht in den Vordergrund → das Reich
bleibt stabil
Caligula (37-41): Sohn des Germanicus und der Agrippina; sein Name bedeutet soviel wie
Soldatenstiefelchen; bei ihm gibt es die ersten Anzeichen eines Caesarenwahns
Claudius (41-54): leitet 13 Jahre lang die Geschicke Roms; ist für die Provinz Noricum
bedeutsam → 5 Städtegründungen, die die Romanisierung in diesem Gebiet vorantreiben;
außerdem verleiht er den Reichsuntertanen das Bürgerrecht (jedoch nur das Halbbürgerrecht
jus latini); er ist im Gegensatz zu den meisten Imperatoren wissenschaftlich, historisch und
literarisch interessiert; unternimmt eine militärische Expedition nach Britannien und gründet
dort die erste römische Kolonie auf britannischen Boden (bekommt den Ehrentitel Britannicus
verliehen); seine Frau Agrippina betritt die Weltbühne
Nero (54-68): der Sohn der Agrippina fällt zuerst durch kluge, ausgewogene Politik auf (und
ist kunstbegeistert: er läßt zahlreiche Spiele ins Leben rufen) , bevor er dem Caesarenwahn
verfällt → bringt seine Mutter um, läßt zahlreiche Senatoren ermorden und begeht schließlich
Selbstmord; vorher wird er noch vom Senat und den Praetorianern zum Staatsfeind gemacht
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Vespasian (69-79): macht im Vierkaiserjahr das Rennen um die Nachfolge: als Flavier
begründet er die zweite Dynastie → Flavische Dynastie (nach der julisch-claudischen)
Flavius Josephus, einer der bedeutensten Historiographen der römischen Geschichte,
bekommt als Jude (daher der Name) das Bürgerrecht erteilt, nachdem er Vespasian
propheizeit, dass dieser Kaiser werden würde
Vespasian gilt als ökonomisch umsichtiger Kaiser (z.B. Urinsteuer: „Non Olet“); und unter
ihm wird 70 Jerusalem erobert (Titusbogen auf dem Forum Romanum errinnert daran);
außerdem beginnt er mit dem Bau des flavischen Amphietheaters (Collosseum), welches 80
mit 100tägigen Spielen eingeweiht wird
Titus (79-81): Sohn des Vespasian; war vorher für die Eroberung Roms zuständig; wird von
der Geschichtsschreibung als idealer Herrscher gerühmt, obwohl er keine eigene Politik
durchsetzen kann
Domitian (81-96): Sohn des Vespasian und letzter der Flavier Dynastie; gilt als Despot; ist
außenpolitisch tätig → erweitert die Provinz Ober-Germaniens; Agricola (Schwiegervater des
Tacitus) bricht dort die letzten Widerstände der Germanen
Phase der Adoptivkaiser (96-193): jeder Kaiser darf sich seinen Nachfolger selbst aussuchen,
wobei weder Verwandtschaft noch Herrschaft eine Rolle spielen
Trajan (98-117): ist einer der bedeutensten und am längsten regierenden Adoptivkaiser;
bringt während seiner Regentschaft das römische Reich zu seiner größten Ausdehnung
Hadrian (117-138): ebenfalls einer der herausragenden Kaiser → Konsolidierung des
römischen Reichs; er ist ein bei allen beliebter Herrscher, der sich als geschickter Organisator
erweist; unter ihm endet ein jüdischer Aufstand mit der Gründung einer Kolonie in Jerusalem;
Als Mausoleum wird für ihn und eine Reihe späterer Kaiser die Engelsburg gebaut
Marc Aurel (161-180): Unter ihm brechen germanische Stämme über die Donau ins Reich
ein und plündern bis Aquilea (Noricum), werden aber in einem Gegenfeldzug wieder
zurückgeworfen
Commodus (180-192): Terrorherrschaft
Septimius Severus (193-211): Der Begründer der Severischen Dynastie geht als Sieger aus
einem zweiten Vierkaiserjahr hervorv(wird in Canuntum zum Herrscher gemacht)
7. Einheit 25.11: Römische Verwaltung
Mit Caesar wird erstmals ein lebender Römer auf einer Münze abgebildet
44. wird er ermordet
Augustus (23. September 63 v. Chr. – 19. August 14 n. Ch.)
Es gibt einen Konflikt zwischen Oktavian (von Caesar eingesetzt) und Marc Anton um die
Nachfolge; 43 setzt der Senat Oktavian als propraetor ein; in der Schlacht bei Munitian
besiegt er Marc Anton; auf die Aussöhnung folgt das zweite Triumvirat (43-33; Oktavian,
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Marc Anton, Lepidus); 40 wird der Caesar zum Gott erhoben; 31-23 wird er
(verfassungswiedrig) alljährlich zum Konsul gewählt → die letzten Jahre der Republik (das
Triumvirat löst sich auf, letzte Phase der Bürgerkriege, 31 werden die Truppen von Marc
Anton und Kleopatra besiegt → Oktavian bleibt als alleiniger Machthaber übrig)
27 beginnt das Prinzipat → er bekommt vom Senat den Titel Ausgustus verliehen; durch eine
Reihe von Vollmachten und Ehrentitel bekommt er als Senator (allerdings als ranghöchster)
eine Machtfülle, wie sie sonst nur ein Monarch hat, allerdings ohne die Verfassung dabei
anzutasten:
Konsul (imperius proconsulare)
Oberbefehl über alle Truppen sowie den Auxiliartruppen, das Recht zur
Truppenaushebung, Oberaufsicht über alle Provinzen (imperius proconuslare maius)
Vollmacht gegen sämtliche Verfügungen von Beamten einzuschreiten; das Recht den
Senat einzuberufen; Einberufung der Volksversammlung; Recht auf Gesetzesvorlage
(Antragsrecht im Senat) (tribunicie potestas)
Recht zur Berufung und Leitung der Komitien und des Senats (imperius consulare)
Verwaltungsstruktur einer Prokuratorischen/Praetorischen Provinz (die Einsetzung von
Statthaltern ist eines von den Dingen die sich mit dem Prinzipat ändert)
Aufgaben eines Statthalters (von z.B. Noricum):
a. Ziviler Bereich:
Kriminal- und Zivilgerichtsbarkeit
Zensus (Steuerschätzung durch unter anderem Volkszählungen)
Überwachung der autonomen Verwaltung in den Städten (deren Gründung
unter anderem dazu gedacht war, die Romanisierung in den Provinzen
voranzutreiben)
Vorsitz beim Concilium
Kultische Belange
b. Militärischer Bereich:
Oberkommando über Legio II Italica
Hilfstruppen und Flotte
Sicherung der Provinz
8. Einheit 18.11: Wirtschaftsgeschichte
Alter Orient:
- 4./3 Jhrt.:
Die Stadt-Staaten Sumers: Tempel – Palastwirtschaft
(Theoretisch) ist der Gott Herrscher d. Stadt
Sein Beauftragter (lugal; ensi) regiert
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Das Volk ist dienstverpflichtet (Acker- und Bewässerungsbau; Kriegsdienst)
und
erhält dafür Rationen (Lebensmittel, Kleidung etc.) →Bürokratie; SCHRIFT!
Konflikte zwischen den Stadtstaaten wegen Wasserrückgang → so entsteht der
Typus Territorialstaat
- Ende 3. Jhrt.:
Das Reich Sargons v. Akkad (ca. 2340 v.) Territorialstaaten: Akkad (erstes
Großreich) und Ur III
Theorie: König regiert für den Reichsgott und ist auch: „Schutzgott“ d. Landes
Vormalige Stadtstaaten: Nunmehr Provinzen → ihre Götter sind dem
Reichsgott untertan; Im Inneren ist es wie zuvor ABER: Abgaben an/Dienst für
die Zentrale.
Reichsbürokratie: Die Stadt bleibt Zentrum der Macht auch in der Griech.-
Röm. Antike
- 3./2. Jhrt.:
Agypten:
ca. 3100: Vereinigung Ober-Unterägypten
Hauptstadt: Memphis; König/Pharao (Gott bzw. Sohn des (Amun-)Re)
42 Gaue: jeweils Wirtschaftsverwaltung: Bewässerung; Vorratshaltung
(Getreide) (weil der Nil sehr unverlässlich stieg)
Tempel: eigenständige Wirtschaftskörper
Bürokratie/SCHRIFT ! (wie Mesopotamien)
Städte spielen keine Rolle (anders als Mesopotamien) → was immer bedeutet,
dass sich eine Gesellschaft in eine andere Richtung bewegt
Systematik im Alten Orient:
- Zahlungsmittel: Tauschhandel; Wertaequivalente/Waren; gewogenes Metall (Cu;
Ag; Au-selten); Münzen selbst nie
- Arbeit: Dienstpflicht; Arbeitsmiete; Sklaven weniger (- auch nicht bei
Pyramiden!)
- Priv. Bodeneigentum: bis frühes 2. Jhrt. kaum, dann (altbabylon.) zunehmend.
- Handel: In Regie des (Stadt-)Staates und Königs. Ab dem 2. aber besonders dem
1. Jhrt. öfter privat
- Kredite: Ab 2. Jhrt. (Verschuldung) um 30%
Kreta und die mykenischen Staaten
3./2.Jhrt.:
Kreta
Palastwirtschaft altorientalischen Typs (vgl. Sumer): Paläste und schwer befestigte
Burgen
Linear A zu Verwaltungszwecken.
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Maritime Handelskontakte: Inseln; Ägypten (dort: kpt), und dem Vorderen Orient
Mykenische Staaten
Palastwirtschaft mit feudalen Zügen: Militärische Stadtstaaten in Konkurenz
zueinander
Linear B (teils aus Linear A entwickelt)
Protogriechisch
Handelskontakte nach Ägypten (bes. Peloponnes) und Vorderer Orient (besonders
Boiotien)
„nichthomerisch“
In beiden spielen Städte bzw. Poleis keine Rolle
Homer
Geschrieben ca. Ende 8. Jhd. bildet sein Werk vermutlich Verhältnisse des 10./9. Jh.ab:
Waren-Tauschhandel dominiert
Staaten werden durch Oikenwirtschaft (geschlossene Hauswirtschaft) organisiert
Geschenkhandel mit Luxusgütern (Dreifüße dominieren dabei)
Phöniker bestreiten den Fernhandel
Mehr abhängige Arbeit als (Haus-)Sklaverei (Thes-Dmos: arbeitet für den Herrn, steht
aber nicht unter dessen Schutz)
Griechenland
- 7./6 Jhd.
Autarke Kleinstaaten; Tendenz zur Besitzkonzentration. Ökonomisch-
politische Krisen (Tyrannen); Verschuldung (Solon)
2. Kolonisation (Italien, Schwarz. Meer)
Konkurrenz: Karthager und Etrusker
Seehandel: Ägina, Korinth, Milet u.a.
Nach 600: Geld (nach lydischem Vorbild) löst Vorgeldformen ab (Obelos-
Obolos)
- 5. Jhd.
Militärisch gesicherter Wirtschaftsraum des Attisch-Delischen Seebundes
von Großgriechenland, Ionien bis ins Schwarze Meer (Getreidehandel)
Der attische Münzfuß beginnt zu dominieren
Kapitalakkumulation in Athen
Wirtschaftlich-Politischer Gegensatz mit Korinth, Megara u.a.; politischer
mit Sparta.
Peloponnesischer Krieg mit großen Schäden
- 4. Jhd.
Verarmung und Verwüstungen durch Kriege (bes. Athen nach
peloponnesischem Krieg)
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Handelsvolumen schrumpft; Meere werden unsicherer (Ordnungsmacht
fehlt)
Sozio-ökonomische Dauerkrise; Aufstieg Makedoniens
Emigration Fähiger nach (vor allem) Großgriechenland und Persien
Gorgias/Isokrates: Panhellenisches Projekt: Menschenexport nach
Kleinasien
- Ptolemäische Staatswirtschaft
Ptolemäus ist einer der Nachfolger Alexanders
Merkantilismus
Totale Planung der agrarischen, kommerziellen und gewerblichen
Wertschöpfung
Perfektioniertes Steuersystem
Griech.-Makedonische Oberschicht: Konsumenten
einheimische Produzenten demotiviert
Eigener Wirtschaftsraum (+Karthago); phönikischer Münzfuß (vom
attischen getrennt)
Rom
bis 4.Jdh.:
Agrarstaat; Kleinvieh-Geld (pecus-pecunia) (vielleicht nur Rechnungseinheit (vgl.
AO))
12 -Tafeln (450): Archaische Geschäftsriten; Ansätze zu differenzierterem
Kommerz
5. Jh.: Bronzestücke (aes rude: Vorgeld) → 4. Jh. Bronzebarren (aes signatum
„Romanom“)
Einbezogen in den etruskisch-campanischen Transithandel
Griechische Händler: früh belegt (boarium)
4.Jdh. bis 2. Jhd.:
Großgrundbesitz (ager occupatus) → Rationalisierte Sklavenarbeit; ab 1.
puninschem Krieg nach punischem Vorbild aus Sizilien
Preisverfall bei Getreide; Umstieg auf Wein u. Oliven
Tendenziell: Verarmung der bäuerlichen Mittelschichten, u.a. durch langen
Kriegsdienst
Um 290 erste Münzprägung (aes grave)
Nach 300: Nominale nach unteritalischem Fuß
2. Jh.: Kapitalakkumulation durch Kriegsbeute; publicani
(Kapitalgesellschaften)-Steuerpacht
2.Jhd. bis Ende der Republik.:
Römische und Italische Händler dominieren den Mittelmeerraum
Das Geld wird zum innenpolitisch bestimmenden Faktor (ambitus); Verschuldung
des ordo senatorius → Senatoren brauchen sehr viel Geld um sich an der Macht zu
halten
Die besitzlosen Massen Roms werden zu Staatspensionären (annona)
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Die ungelöste Bodenfrage wird über das Veteranenproblem auch politisch brisant
Principat I:
Münzordnung: 1 Aureus = 25 Denare (Ag) = 100 Sesterzen (Messing) = 400 Asse
(Cu); Basis: Au : Ag 1 : 12,5
aerarium (staatlich) und fiscus (privat)
Kopf- u. Grundsteuer
In den senatorischen Provinzen: procuratoren des kaiserlichen Vermögens
Vor Ort Administration durch die Städte
Umfassender Aufschwung von Handel, Gewerbe und Landwirtschaft
Principat I:
Krisensymptome ab ca.180 (Kriege): Inflation: Ag des Denars vermindert; Au
verschwindet; Massenprägungen Cu (Kreditmünze?)
Krise: ab ca. 240: Geldsteuern von Naturalabgaben (annona) abgelöst; vielfach
Rückkehr zum Tauschhandel
Regionalisierung des Handels
Kriegsschäden: Gallien, Donauraum, Orient
Dominat I: Sanierung: Finanzreform durch Diocletian (284-305)
Census reichsweit: capitatio – iugatio (Kopf- Grundsteuerveranlagung); Städte
nicht
Menschen an den Boden (Census) und den Beruf gebunden („Zwangsstaat“)
Provinzreform: aus ca. 50 werden 101 kleinere Verwaltungseinheiten gemacht
„Tetrarchie“: Prätorianerpräfekten erstellen Budget (erstmalig)
Münzreform und Höchstpreisedikt erfolglos
Dominat II: 4./5./6. Jhd
Generell wachsender Steuerdruck
Westreich (bis 476): Rückgang der Städte (Handel, Gewerbe). Decurionen
verarmen
Villae: immune Entitäten („praefeudal“)
Völkerwanderung: Schädigung der Landwirtschaft
Ostreich: Städte halten sich
Stabile Währung (solidus) u. Kommerz
Keine Feudalisierungstendenzen
Offensive mit Justinian (ruinös)
9. Einheit 01.12.: Kult und Religion
Religion und Ethik:
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Drei Schritte:
1. Religion sind ursprünglich völlig voneinander getrennte Bereiche
2. Dann mit gemeinsamer Schnittmenge (Mysterienreligionen)
3. Später deckungsgleich in monotheistischen Religionen wie Judentum und Christentum
Beziehung Menschheit und Götter
Vermittler – Priester – Kultpersonal:
Ägypten: Pharao eingesetzt von Re nimmt Rolle als göttlicher Vermittler ein;
garantiert Prosperität und Fruchtbarkeit des Gemeinwesens durch Observanz der
Riten; funktionale Göttlichkeit des Amtes; post mortem: Totenkult
orientalische Herrscher: ähnliche Funktion im Auftrag der Götter; post mortem:
Totenpflege
minoische Religion: in der ‚Jüngeren Palastzeit‘ konzentriert auf den Palast, der die
Verehrung monopolisiert; ursprünglich dominierende weibliche Gottheiten werden
durch männliche ergänzt: Stierkult
Mykenische Religion: nach minoischem Vorbild werden Kulthandlungen im Palast
zelebriert
später: Polisreligion: absolute Autorität des Demos, der die Tempelkassen kontrolliert;
über Neuaufnahmen von Göttern und Renovierung der Tempel entscheidet; religiöse
Verstösse (asébeia) zur Anklage bringt etc.
Priester: Berufung ist nicht erforderlich; niedere Ämter kann – von wenigen Ausnahmen
abgesehen - jeder bekleiden! Priesterwürde hemmt die politische Karriere nicht : z.B. Kallias
war dadouchos im Eleusinischen Kult, kämpfte bei Marathon und ist Gesandter bei
Artaxerxes (449)
Im Gegensatz dazu gibt es viele Tabus bei römischen Priesterämtern wie etwa flamen Dialis
Göttergestalt ist entweder Tiergestalt (z.B. Bastet) oder Mischwesen (z.B. Horus, Anubis,
Sachmet, Hathor); Xenophanes kritisiert die anthropomorphe Gottesvorstellung (er sagt, das
Götter immer so ausschauen würden, wie die Menschen, die sie sich ausgedacht haben)
Mysterienreligionen
Polisreligion befriedigt das persönliche Erlösungsbedürfnis nur unzureichend
→ Mysterien: gekennzeichnet durch:
Immanenzfrömmigkeit
Erlösungsfrömmigkeit
Neubestimmung des Verhältnisses zur Gottheit
Organisiertheit: Demeter (Eleusis);Kabiren(Samothrake); Kybele, Isis, Mithras,
Sarapis etc.
Verschwiegenheitspflicht der Mysten
Spezifika aller Mysterienreligionen:
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Kultgemeinschaft ist nicht mehr Polisgemeinschaft
besondere Verbindung der Mysten untereinander
Postulat der Reinheit der Mysten
Henotheismus: bereits in Ägypten unter Amenophis IV./ Echnaton; Aton
Monotheismus: Judentum; Christentum
Unterschiede der Mysterienreligionen zum Christentum:
keine Exklusivität der Gottheit, aber henotheistisches Herausragen
keine Eucharistie oder unio mystica, aber gemeinsames Essen
kein Sündenbekenntnis, aber Reinheit als ethische Qualität
Herrscherkult
orientalische Wurzeln (?): der König ist Diener, Gefolgsmann und Helfer des Gottes;
Gottesbriefe; Handeln im göttlichen Auftrag; Halbgötter; Oikisten: post mortem Verehrung
Lysander: göttliche Verehrung zu Lebzeiten
Antonius als Reinkarnation des Neos Dionysos in Ägypten
Augustus: Divi filius, Salierlied; im Westen ist er lediglich Kultgenosse der Dea Roma, im
Osten aber göttliche Verehrung
Dominat: Herrscher ist dominus et deus; diese consecratio der Herrscher hält bis Theodosius
I.
Problematik der monotheistischen Religionen mit dem Kaiserkult: Testverfahren beschrieben
in den Pliniusbriefen
Christenverfolgungen: Nero Brand Roms; Diocletian
313 Edikt von Mailand
325 Konzil von Nicäa: Gottgleichheit oder Subordination; Arianer vs. Athanasier
354 Verbot der heidnischen Kulte
Panhellenische Heiligtümer
Während die meisten Heiligtümer der griechischen Welt bestimmten Städten zugeordnet sind
(z.B. Heraion von Argos; Apollontempel von Korinth u.a.), entwickelten sich einige zu
Kultstätten von überregionaler Bedeutung und einige (Delphi, Olympia, Dodona, Nemea,
Isthmia) zu panhellenischen Kultstätten; Voraussetzung für die gesamtgriechische Bedeutung
dieser Heiligtümer war meist:
eine nicht einer bestimmten Stadt zuordenbare Gottheit (Zeus)
die Verbindung mit einer wichtigen Orakelstätte
die Existenz von Wettkampfspielen
Festkalender Athens
man kennt 25 Feste für spezielle Gottheiten; zu diesen kommen noch:
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Arkana (z.B. Eleusinische Mysterien)
Volksfeste (mit Beteiligung von Metoiken, Sklaven und Fremden)
geschlechtsspezifische Feierlichkeiten: Thesmophorien für Frauen und Herakles nur
für Männer; diese können auch nach sozialem Status gestuft sein: adliges Frauenfest
(Skira) existiert neben einem Fest mit Prostituierten (Haloa); Reiterfest ausschließlich
unter Beteiligung des Adels (Olympieia)
Aitien: Bouphonien; Schaukelfest
daneben finden sich: ein Konglomerat von Feierlichkeiten für Erntedank und
Fruchtbarkeitskult; Lustrationsriten; apotropäische Handlungen; Gedenkfeiern für siegreich
geschlagenen Schlachten; Zunftfest für Metallhandwerker
Heiligtümer in griechischen Städten
Religiöser Mittelpunkt jedes griechischen Gemeinwesens war das Heiligtum der Stadtgottheit,
meist im Zentrum der Siedlung (z.B. Athen) gelegen zuweilen aber auch außerhalb der Stadt
(z.B. Argos). Die häufigsten Stadtgottheiten waren Athena, Hera, Artemis und Apollon
Formen der Verehrung: öffentlich und privat
Abgesehen von der Teilnahme an von der Polis veranstalteten Feierlichkeiten ist die
Abhaltung privater Kulte obligatorisch, deren Ausführung dem Haushaltsvorstand obliegt.
Geburt:
5-7 Tage nach der Geburt Amphidromien: Tragen um den Herd; auf Recht auf Aussetzung
verzichtet; Kind erhält Namen und Geschenke; anlässlich der nächsten Apaturienfeier wird es
eingetragen in die väterliche Phratrie
Hochzeit:
Hochzeitsmonat Gamelion: Jänner/Feber (der Hera, Schutzgöttin der Ehe, heilig); Braut hat
Kinderspielzeug, Locke und Gürtel geweiht; Opfer vom Brautvater dargebracht; Libation und
Spenden; Fahrt zum neuen Heim: Sieb und Bratrost als Zeichen der neuen Würde; Quitte und
Dattel als Fruchtbarkeitssymbole; Priesterin der Athena Polias mit Ägis besucht junge
Ehefrau; anlässlich der nächsten Apaturienfeier erfolgt die Aufnahme in die Phratrie des
Gatten
Tod:
Aufbahrung im Trauerhaus, eingehüllt in max. 3 weiße Gewänder; gewaschen, gesalbt;
Münzen für Charon; Totenklage; Leichenzug: Trauernde schwarz gekleidet; Haar geschoren;
verurteilte Verbrecher bleiben ohne Begräbnis; Selbstmörder werden in aller Stille beigesetzt;
Gefallene im Kriege und Opfer von Schiffskatastrophen erhalten ein Scheingrab (Kenotaph)
Körperbestattung oder Verbennen: v.a. bei Seuchen (‚Pest‘ in Athen)
Römische Religion
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ursprünglich: Naturgottheiten (Fruchtbarkeit, Wetter etc.) > Mars, Iuppiter; archaische
Kulte mit atavistischen Riten: Salier, Flamines, Fetialen etc.
durch etruskische Vermittlung Übernahme griechischer Götter und religiöser
Vorstellungen; später (ab 3.Jh.) auch direkte Übernahme
wichtige Rolle der Vorzeichendeutung: auguren, haruspices
ab dem 2.Jh. vermehrtes Eindringen griechischer Mysterienkulte; Versuche, diese
Kulte zu verbieten (Bacchanalien!) bzw. einzuschränken (Mithras, Kybele)
zur Zeit des Augustus umfangreiche Restitution altrömischer Kulte
wesentlicher Einfluß der Kulte auf den Ablauf des politischen Geschehens in Rom
(Fasten, pontifices)
generell: Die römische Religion trägt viel stärker als die griechische Züge primär
öffentlichen Charakters > Teilnahme am Staatskult ist Zeugnis politischer Loyalität
(z.B. Kaiserkult) < Problem mit dem Christentum
umfangreicher Festkalender und Priesterkollegien für die Abhaltung der offiziellen
Kulthandlungen; pater familias führt private Opferhandlungen durch; etwa für den
Genius, Laren und Penaten; pietas als Qualität
Epigraphische Evidenz sind Weiheinschriften mit der charakteristischen Formel:
VSLLM
Magie
Defixionstäfelchen; Abwehrzauber; Schadenzauber; Liebeszauber; Zahlenmagie (7, 13
spielen eine große Rolle); komplizierte vielsilbige Wörter; Farben; Schweiß, Haar und
Speichel als zauberische Mittel;
10. Einheit 02.12.: Griechische Sozialgeschichte
Freie und Unfreie; Männer, Frauen und Kinder un der Griechischen Antike
Es gibt nicht „Die Griechen“; es sind ganz viele verschiedene Gruppen, die nur durch sehr
wenige Dinge gemeinsam haben: die Sprache, Olympischen Spiele, Homerischen Epen und
gemeinsame Feinde
Kreta
Keine Aussagen möglich (Lin. A nicht entziffert)
Mykene
wa-na-ka (anax): „König“
e-qe-ta (epomai/sequor): Gefolgsmann. Wagekämpfer; ähnlich dem
hurritischen./indoarischen mariyanni (vgl. „maritus“)
Masse von Freien/Untertanen (da-mo) wirtschaftlich zentral
do-e-ro/a: Abhängig von natürlichen und juristischen Personen (z.B. Heiligtümern te-
o-jo d.) (=doulos??)
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Sklaverei: Eher ähnlich altorientalischen Verhältnissen.
Rationenlisten für Vieh und do-e-ro
Homer
Vermutlich 10./9. Jh. (geometrisch)
basileus: König („Hirte der Völker“). Göttlicher Abkunft; Heerführer, Richter,
Gefolgschaftsführer, Kultorgan
Adel-Nichtatel entscheidende Grenze
Masse anonymer Kämpfer (demos)
Demiourgen: Spezialisten: z.B.Handwerker, Mantiker, Ärzte (Machaon, Podaleirios);
Volksversammlungen (Thersites Il. B,241f.) → eventuell für Infpormation oder
Akklamation
doulos: Haussklaverei (Dienstpersonal im Haus); andra-podon: Kriegsgefangener;
vornehmlich Frauen: Dienerinnen, Textilarbeiterinnen, Konkubinen; Männer oft
getötet; sonst Hirten u. Landarbeiter
Werte:
„Unethisch“: Götter und Helden handeln willkürlich; keine Dynamik von
Rechtlichkeit und Lohn.
Erfolgszentriertes Denken: „kalokagathia“. Dadurch: Ehre u. Besitz.
Kriegerische Werte (individualisiert!); Gastrecht: früher ethischer Ansatz (Zeus
xenios)
Frau: hütet den oikos (Penelope für Odysseus); gebiert rechtmäßige Nachkommen;
Amazonen: Gegenwelt kämpfender Frauen (Penthesileia); Rückstufung der Frau
wegen fehlender Wehrfähigkeit?
Archaik (8.-6.Jh.)
1. Landnahme: Unterworfene werden boden-gebundene Unfreie (Kollektivbesitz;
Sklaven??) z.B. Sparta: Heloten (eroberte Gefangene); Thessalien: Penesten; Kreta:
ditto; Zuweisung an Sippen der Sieger (Abgaben)
2. Königtum schwindet und Aufstieg des Adels; Adel führt gentilizische, territoriale
Personenverbände → in gewissen Gebieten herrschen Familien
3. Entstehung der Polis (gibt es bei Homer noch nicht)
4. 6. Jh. Geldwirtschaft / Großgrundbesitz
5. Viele bäuerliche Kleinproduzenten (Schulden→ Dadurch persönlich Freie, aber durch
Schuldknechtschaft gebundene (vgl. nexum i. Rom); Krise.
Quellen: Hesiod: „Werke und Tage“; Solon: Elegien.
Archaik II – Klassik (5. und 4. Jh.)
Lösungen (abgesehen von Kolonisation): Tyrannis (Adeliger + Volk gegen übrigen Adel)
6.Jh.
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1. Hoplitenpoliteia“
Beisp. Athen: Soziale Stratigraphie: Freie-Unfreie (Fiktion bis Cod.Just. aufrecht!);
Freie: Alle, die keine Sklaven sind.
a. Vollbürger: Freier (Mann), dem Demos angehörend; Ämter und Kriegsdienst
nach Vermögen(-sklassen); ca.30.000 Vollbürger von 250-300.000
Einwohnern
b. „Minderer“ Bürger: Freie(r): Mann unter 30 (de facto);
c. Frauen: keine Gerichts-, Wehr- und Bodenbesitzfähigkeit
d. Metöke: Freier (Fremder), nicht dem Demos angehörend
e. Sklaven: Fehlende Freiheit
Beisp. Sparta: Soziale Stratigraphie: Freie-Halbfreie-Unfreie (Sklaven)
a. Vollbürger: Freier (Mann), dem Demos angehörend, der an der Agoge und den
Syssitien teilnimmt; Spartaner mit ausreichendem Besitz (sonst:
Hypomeiones!).
b. „Minderer“ Bürger: Freie(r): Männer unter 30 de facto; Frauen:
Bodenbesitzfähigkeit, aber weder volle Agogé noch Syssitien;
um 480/90: ca. 8.000 Bürger bei ca. 300.000 Bewohnern
um 350: ca. 700 Bürger bei etwa derselben Bewohnerzahl (??)
c. Periöken: Freie; privatrechtlich gleichgestellt; ohne politische Rechte.
Wehrpflicht!
d. Heloten: Unfreie. Neodamoden: für Verdienste (Krieg) freigelassene Heloten
ohne politische Rechte.
Erziehung: Archaik
Themen: Religion (Kenntnis der Mythen und Götter und deren Zuständigkeit), Kult,
Musik, Dichtung (Homer); Pindar, ca. 520-445: Nur Adelige erziehbar
Palaistra: (6./frühes 5. Jh.) → Training für Ringkampf und militärische Ausbildung
für begüterte männliche Jugend: Sozialisierung
Werte der Patrios Politeia (z.B. Aischylos, 525-456): Lebenssinn in der
Polisgemeinschaft (Perserkriege); Glaube an die Götter des Staates
Sappho (ca. 600-560): „Höhere Töchterschule“ mit literarischem Schwerpunkt auf
Lesbos → um das niederzumachen wurde der Begriff Lesben dafür verwendet
Pythagoras (ca. 570-510): Emanzipatorische Gedanken.
Ionien-Kleinasien: Freieres geistiges und soz. Klima als im Mutterland →
Naturphilosophie mit der Frage: was hält die Welt im Innersten zusammen? Wie
funktioniert der Kosmos? Etc.
Erziehung: Klassik
Sophistische Revolution (5. Jh. Unteritalien):
Kritik am religiösen und ethischen Anspruch der Polis (Gorgias, Protagoras)
Anthropozentrische Dialektik (Im Gegensatz zur Kosmozentrierten Weltsicht steht
jetzt der Mensch im Mittelpunkt; Folgen:
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Intellektualisierung der Jugend („Palaistren leeren sich“); individuelle
Lebenskonzepte (Alkibiades)
Religiöse Indifferenz (da rational nicht fassbar)
(Auch!) Ethischer Relativismus (jede Gesellschaft hat ihre eigenen Regeln, die
für die jeweilige als gut und gültig annerkannt werden); Rhetorik
Asebieproblem (Anklge wegen Gottlosigkeit) (Anaxagoras, Protagoras,
Sokrates): Demos: anti-sophistisch/-philosophisch (Aristophanes: gilt als
König der Komödie; lehnt Sophistik ab)
Skepsis gegenüber Traditionen der Poliswelt
Sklaverei
Ökonomisch unersetzlich (Verfügbarkeit)
Als selbstverständlich empfunden (ius gentium) weil:
a. Los des Unterlegenen (Kriegsgefangener)
b. Los des „sozial Unterlegenen“ (Schuldsklave)
c. Minderwertiger Fremder (Verbindung mit: Hellenen Barbaren-Antithese,
Klimatheorie; natürliche Bestimmung der Angehörigen „sklavischer“ Völker:
(vgl. Aristoteles, Politik)
Nur von wenigen hinterfragt (z.B. Sophisten); Ergebnis: „ein Unglück, das auch Edle
treffen kann“
Frauen
In den Unterschichten: Zwangsläufig emanzipiert
Oberschichten:
a. in Sparta freier: körperliche agogé; um bessere Nachkommenschaft
hervorzubringen; Erziehung zu Hause durch Mutter; Frauen vermitteln das
heroische spartanische Weltbild an die Söhne (Plut.Prol.Lak; v. Lyk.)
b. in Athen restriktiv: im gynaikeion; „möglichst wenig erwähnt im Guten wie
Schlechten“ (Perikles Thuk. II, 45); Frauen sind keine Lebenspartner (Haus;
Kinder); Aspasia (Lebensgefährtin d. Perikles): gilt als „skandalös
selbständig“. Aus Ionien (Milet); vgl. Sappho
Im Kult: Frauen von hoher Bedeutung (Mantis, Priesterin)
Typologie: Ehrbar vs. nicht ehrbar
Ehrbar:
a. Ehefrau: Besonders bei Kinderlosigkeit jederzeit verstossbar; wenn ise selbst
eine Klage beim Archon einreichen will, braucht sie die Unterstützung eines
männlichen Verwandten); sie ist prinzipiell nie geschäftsfähig (Vater,
Ehemann, Bruder); in Sparta wegen sozialer Krisen später doch
Nicht ehrbare Frauen (oft Metöken):
a. Hetaere: Primär gebildete Gesellschafterin
b. Pallake: „Beischläferin“ (eines Mannes)
c. Porne: Prostituierte (Abliedung dieser auf Vasen: „Pornographie“
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Hellenismus: Makedonien
„homerische Verhältnisse“
a. Heerkönigtum und Adel (Hetairoi, Reiterei)
b. Gemeinfreie Bauern (-Krieger); Phillipp II: Pedshetairoi: Phalanx
c. Volks (→ Heeresversammlung): Kompetenzen unklar: Gericht; Königswahl? –
Akklamation.
Permanenter Krieg mit Illyrern, Thrakern und anderen; nicht urbanisiert; keine Polis. Eliten
ab 5. Jh. schwach hellenisiert (Alexander!)
„Fassade der Freiheit“
1. Mit Alexander dem Großen.: Monarchie wird dominierende Staatsform (geistige
Umwälzungen können nicht unterschätzt werden) → drei Monarchien: Seleukiden,
Ptolemäer, Makedonier; von der frühen Stoa als unethisch qualifiziert
2. Königliche Neugründungen des Orients (Epistates Makedonen und Griechen aus
jeweils vielen Städten und„Orientalen“: König ist existenziell wichtig (feindliche
Umgebung). Freiheitsideen sekundär
3. Demokratie, Oligarchie usw. nur noch in alten Poleis (Hellas+Ionien) stadtintern
bedeutend
4. Souveräne Polis kein lebbares Konzept mehr
Soziale Schichtung gestuft nach Nähe zum König:
„Freunde“: Offiziere, Diplomaten, Spezialisten; höhere Ränge: Griechen/Makedonen
Führende Schichten in den griechisch/makedonischen und orientalischen (Babylonien)
Städten
Heiligtümer (oft teilautonom; sehr reich)
Soldaten: Katoiken (Militärsiedler); Söldner
Einheimische: persönlich vermutlich freie, aber zu Leistungen verpflichtete
Produzenten (Laoi)
Sklaverei deswegen von geringerer Bedeutung
11. Einheit 09.12.: Staatsformen I: Griechenland
(siehe Folien)
1. Griechische Verfassung 1 : Schematischer Aufbau der Verfassung jedes griechischen
Staatswesens von ca. 800 bis zum römischen Reich
die Volksversammlung ist ident mit der Heeresversammlung, da jeder waffenfähige Bürger
bereit sein sollte seine Polis zu verteidigen; die Volksversammlung hat drei wesentliche
Aufgaben:
sich zu treffen und abzustimmen (für Gesetze, zu wählen etc.)
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Gericht
Bildet im Bedarfsfall das Heer
Es gibt keine Trennung von Legislative und Judikative; der Adel steht außerdem etwas
außerhalb; er bildet aus siche eine Ratsversammlung um König und Beamten zu beraten (was
aber nicht wirklich in der Verfassung vorgesehen ist)
2. Griechische Verfassung 2: Aufbau der archaischen Adelspolis
Adelspolis: die wesentlichsten Aufgaben können nur vom Adel ausgeübt werden (Ausnahme:
Wahlrecht)
Der Tyrann kann auftreten, muss aber nicht; kommt nur in großen Städten vor und existiert
nebenher, während die Verfassung aufrecht bleibt; Grund: der politische Konkurenzkanpf
zwischen den Adelsfamilien, in dem manchmal eine vernachlässigte Familie durch einen
Putsch die Macht an sich reißt.
3. Sonderfall 1: Sparta
Die Bevölkerung ist auf zwei Arten eingeteilt:
1. Abstammung: woher die genetischen Wurzeln kommen (die geglaubte Abstammung);
bestehend aus 3 Gruppen (Hyleis, Dymanes, Paphyleu)
2. Lokales Prinzip: lokale Einheiten: 5 Dörfern (Limnai, Mesoa, Pitane, Kynosura,
Amyklai)
Apella: stellt die Legislative (und im Kriegsfall das Heer): wählt die 5 Oberbeamten
(Ephoren), welche Gesetze überprüfen bevor diese akklamiert werden und kontrollieren, dass
die Könige die beschlossenen Gesetze durchziehen
Doppelkönigtum (sie regieren gleichzeitig und auf Lebenszeit) und kommen aus den
Adelsfamilien der Agiaden und Eurypontide; sie haben nicht unterschiedliche Funktionen und
sind nicht lokal geteilt; ihre Hauptaufgabe ist die Heerführung (zuerst zusammen, später
abwechselnd)
Ratsversammlung: ist für alle politischen Entscheidungen (welche dann durch die Apella
akklamatiert werden) zuständig und hat die Judikatur inne
Die Periöken haben keine Beteiligung an der Regierung
4. Sonderfall 2: Athen seit Solon
Diese Verfassung ist nicht natürlich gewachsen, sondern würde durch den Reformator Solon
angepasst
Nachdem der Adel in der Volksversammlung keine Gruppe mehr ist, stellt er keine eigene
Größe mehr dar, sondern es gibt eine andere Schichtung:
1. Vier Gruppen, eingeteilt nach ihrer Abstammung (Phylen): Argadeis Geleontes
Hopletes Aigikoreis
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2. Vier Gruppen, eingeteilt nach Vermögensstand (nicht mehr nach Abkunft)
Pentekosiomedimnen: reichste Gruppe
Hippeis: Reiterei
Zeugiten: stellt die große Masse dar: freie kleine Bauern
Theten: Freie ohne Land → die zwei letzten gab es auch schon vor Solon
Dieses System bedeutet, dass jeder die Chance hat, in die oberste Gruppe aufzusteigen,
während wegen des Adels vorher keine soziale Mobilität möglich war → das System ist jetzt
durchlässig
Nur die allerhöchste Gruppe kann noch die Beamten (Archonten) stellen (passives
Wahlrecht); diese bilden aus sich den Rat (Areopag), der überwachende und beratende
Aufgaben hat und das Blutgericht bildet; das Volksgericht (Heliaia) ist für alle übrigen
Rechtsdinge zuständig
Zusätzlich gibt es den Rat der 400: jede der Phylen wählen 100 aus ihrer Mitte für ein Jahr für
diesen Rat, der die Volksversammlung berät
Die Schatzmeister verfügen über das Geld; sie kommen aber nur aus der höchsten
Einkommensgruppe, weil sie für das Geld haften
5. Sonderfall 3: Athen seit Kleisthenes
Diese Verfassung, die die Vorraussetzung für die erste Demokratie der Weltgeschichte bildet,
wird nach dem Sturz der Tyrannis (508 v.Chr) geschaffen um einem Staatstreich
vorzubeugen; sie stellt einen noch stärkeren Einschnitt für den Adel dar, da es anstelle der
alten Abstammmung zehn neue Phylen gibt (die nach lokalen attischen Heroen bennant sind),
die alten von den Phylen beherrschten Adelsgeschlechter werden aufgelöst; jede dieser zehn
Phylen ist in drei Teile geteilt; weil die Bevölkerung aus Stadt, Berg(- und Binnen) Land und
von der Küste kommt und daher völlig unterschiedliche Interessen hat, wird versucht so eine
politische Einheit zu schaffen
Leitender Ausschuß: 4-faches System: Volksversammlung → Rat (Ratsbeschluß über
Gesetzesvorschlag der akklamtiert werden muss) → Auschuß → Prostates
Volksversammlung akklamatiert die Beschlüsse des Rats, wählt die neun Archonten für
unterschiedliche Aufgaben (3 für die Exekutive, für die Führung des Heeres, den obersten
kultischen Beamten etc.)
Es gibt 10 Regimenter, die von den 10 attischen Phylen gestellt werden und von 10 Strategen
als Regimentskommandanten geführt werden
All dies dient zur Festigung in der Basis der Phylen und funktioniert ab der Mitte des 5. Jh.;
ab da ist der Archont nicht mehr wichtig, weil jetzt die 10 Strategen für alles zuständig sind
6. Verfassung griechischer Bundesstaaten
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12. Einheit 16.12.: Staatsformen II: Rom
Römische Provinzialverwaltung: Prinzipat (27 v. – 284 n. Chr.)
Verschiedene Provinzen:
Senatsprovinz: Prokonsuln aus dem Kreis des Senatsadels (ordo senatorius); für ein
Jahr
Sonderprovinz Ägypten: Präfekten aus dem Ritterstand (ordo equester), unbefristet
Kaiserprovinz: Sowohl Ritter als auch Senatoren:
a. Prokuratorische Statthalterschaften: in Kleinprovinzen mit Hilfstruppen
(auxilia): Ritter (equites Romani / viri perfectissimi), unbefristed
b. Prätorische / Konsularische Statthalterschaften: In Provinzen mit mindestens
einer Legion plus Auxiliartruppen: Senatoren (clarissimi viri) im Rang eines
Prätors oder Konsuls, unbefristet
Diokletian (284-305) setzt den Usurpatoren (Soldatenkaisern), womit die Tetrarchie beginnt,
die bis zum Ende des weströmischen Reiches anhält
In dieser gibt es eine Vierer-Herrschaft: zwei Augusti (Seniorkaiser – Iovius) und zwei
Caesares (Juniorkaiser – Herculius); ab 284 herrscht mit dem Gottkaisertum eine abgehobene
absolutistische Kasierform; mit Konstantin I (306-310) und dem Sieg des Christentums
bekommt diese Ideologie eine neue Interpretation: Gottesgnadentum, wobei die Zeichen und
Rechte der göttlichen Verehrung beim Kaiser verbleiben
Mithraskult ist für einige Zeit der größte Konkurrent des Christentums (Mithrasaltar in
Carnuntum mit der Inschrift: D(eo) S(oli) I(invicto) M(ithrae) von 308 nach Christus)
312 siegt Konstantin über Maxentius (Tiberbrücke Milinius) → er erringt diesen Sieg unter
dem Kreuzzeichen (erstmals wird das Christentum politisch relevant); ab 324 ist er
Alleinherrscher und beginnt damit auch die dynastische Erbfolge
330 wird Konstantinopel als zweites Rom gegründet, womit es jetzt zwei Zentren gibt; mit
Arcadius und Honorius wird die Teilung des Reiches perfekt gemacht (vorher galten die
Gesetze und Rechtssprüche beider Kaiser im gesamten Reich)
Die weströmischen Provinzen werden von Völkerwanderungen (Germanen, Allemannen,
Hunnen, Westgoten) durchzogen und 476 endet die weströmische Herrschaft mit der
Abdankung von Romulus Augustulus zugunsten von Ododaker
Theoderich begründete im Auftrag des Ostens von Ravenna aus ein Germanenreich; diese
Phase bedeutet eine Blütezeit für Ostrom, v.a. unter Justitian (der vor allem für seinen Codex
Justianus bekannt ist) während Rom an Bedeutung verliert (es wird nur noch als
Gründungsstadt des Reiches (urbs aeterna) gesehen); dort ist der Posten des praefektus urbi
ein wichtiger
Dominat (284 – 476 n. Chr.)
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Die bestehenden Provinzen werden bis 284 all verkleinert, was zu 101 Provinzen (unter
Konstantin sogar 120) führt, die auf 12 Diözesen aufgeteilt sind, die einem vicarius
unterstehen; darüber gibt es die 4 Praefekturen deren Führer (praefectus praetorio / vir
illustris) als Stellvetreter des Kasiers eingeteilt waren
Als Kaiserresidenzen stehen Aquileia, Mailand, Trier, Sirmium, Nicomedia, Ravenna und
Konstantinopel zur Verfügung
Und was sich schon im 3. Jahrhundert unter den Soldatenkaisern abgezeichnet hat: die
Trennung der zivilen und miltärischen Verwaltung
Soziale Schichten: Ständeschichtenmodell
Oberschicht:
Imperator (und die Mitglieder des Kaiserhauses)
Senatoren
Ritterstand (als zweiter Adelsstand)
Reiche Familien
Unterschicht: bilden den riesigen Unterbau und ist aufgeteilt in
plebs urbani
plebs rustica
die wiederrrum aufgeteilt sind, in:
ingenui (freie Bevölkerung)
freigelassene (liberti)
servi (Sklaven)
Es ist faszinierend, wie es die Römer schafften, mit einer nur kleinen Führungs- und
Vrewaltungsschicht diese riesige Reich zu realisieren und zu verwalten
Cursus honorus
Die Ehrenämter auf der senatorischen Laufbahn
mit ca. 18-20 Jahren bekam der Senatorensohn (Senatorenstand ist erblich) als
Ausgangspunkt den Titel des Vigintivirat verliehen (notwendiges Mindestvermögen:
1,2 Millionen Sesterzen)
danach einjährige Dienstzeit in Rom
dreijähriger Kriegsdienst in der Provinz
mit 25: Quaestor (in einer der Provinzen oder der Stadt Rom) als entweder
Volkstribun oder Aedilis (von der Herkunft abhängig)
mit ca. 30: Praetor: ein Jahr Befehlsgewalt über die Truppen
dann Überbrückunsämter (z.B. Statthalterschaft niedrigen Ranges)
dann konnte man mit 43 Jahren zum Konsul gewählt werden (aber nur mit
Zustimmung des Kaisers)
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Konsulschaft war die Vorraussetzung für eine Statthalterschaft in Kaiser- oder
Senatsprovinz
Danach konnte man praefectus urbi (Staatspräfekt an der Seite des Kaisers) oder
nocheinmal Konsul werden
Den Cursus Honorus gab es auch für den Ritterstand: z.B.: Kohortenpräfekt – Militärtribun –
Vize-Admiral der Adriaflotte – Leiter es Verkehrs-/Nachrichtenwesens – Statthalter in den
Alpenprovinzen – Prokurator für Erbschaftssteuern
Das Verwaltungsschema der Städte war nach dem Vorbild Roms ausgerichtet; die
Führungsschicht ist eine eigene Elite: decourionen: Abgeordnete in den Gemeinderäten deren
Aufgabe es war, ehrenamtlich die städtischen Einrichtungen zu leiten
13. Einheit: 13.01.2011: Antikes Militärwesen
Heeresorganisation
1. Milizheer
Besteht aus den männlichen Bürgern (in einem bestimmten Alter) eines Staates, die nicht
hauptberuflich Soldaten sind, sondern einem Zivilberuf nachgehen. In antiken Staaten, die ein
Milizheer haben, besteht ein enger Zusammenhang von Wehrdienst und den Rechten des
Bürgers (Hoplitenpoliteia). Diese können jedoch z.B. nach Vermögen abgestuft sein.
Milizheere existieren in (fast) allen griechischen Staaten vom 7. bis zum 4.Jh.v.Chr., z.B. in
Athen, Argos, Theben, Milet. Ebenfalls über ein Milizheer verfügte Rom zur Zeit der
Republik.
Charakteristisch für antike Milizheere ist das Fehlen einer permanenten Kommandostruktur
(es gibt keine Berufsoffiziere). So wurden etwa die Oberkommandierenden, wie der Stratege
(Athen), der Boiotarch (Theben), der Polemarch (Argos u.a.) sowie der Consul und der
Praetor in Rom, (meist jährlich) neu gewählt (wodurch sie oft wechslen, was ungünstig ist)
Gleiches gilt für niedrigere Offiziersränge wie z.B. den Phylarchen (Athen) oder den Centurio
(Rom). Zudem hatten vor allem die höheren Ränge nicht nur militärische sondern auch zivile
Aufgaben. Aus diesen Gründen ist ein Milizheer zwangsläufig einem Berugsheer unterlegen
2. Berufsheer
Heere, deren Angehörige als ausschließliche oder überwiegende Beschäftigung dem
Waffenhandwerk nachgingen, existierten in der Antike in 3 verschiedenen
Erscheinungsformen:
a. Kriegerkasten (alt/archaisch) weil er nicht bezahlt wird, ist der Kriegsdienst einer
kleinen sozialen Gruppe (meist dem Adel) vorbehalten, wobei diese Gruppe auch
erhebliche politische Vorrechte genießt. Diese Verhältnisse finden sich in
Griechenland bis ins 7.Jh.v., in Rom bis ins 5.Jh.v. und (als Sonderfall) in Sparta
seine gesamte Geschichte hindurch.
b. Söldner: Darunter versteht man Soldaten, die gegen Bezahlung im Dienste von
Staaten stehen, deren Bürger sie nicht waren. Söldnerheere sind meist klein und
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finden fast immer nur neben anderen Formen des Kriegsdienstes (Miliz, echte
Berufssoldaten) Verwendung; sie sind teuer, weil ihnen alles bezahlt werden muss,
was auch die einzige Motivation für sie darstellt; daher sind Söldnerheere klein und
nur neben anderen Formen des Kriegsdienstes zu finden;
Ab dem 5.Jh.v. gibt es in fast allen griechischen Staaten Söldner, sowohl Griechen
aus anderen Teilen Griechenlands (v.a. Arkadien u. Kreta) als auch
´Barbaren`(Skythen, Thraker, Karer). Oft sind Söldener Spezialisten in bestimmten
(selteneren) Kampfestechniken wie Reiter (weder die Griechen, noch die Römer
waren besondere Reitervölker), Bogenschützen oder Schleuderer; In Rom findet man
Söldner seit dem 3.Jh.v., wobei es sich ausschließlich um Spezialisten handelt:
Kretische und syrische Bogenschützen, balearische Schleuderer, numidische und
sarmatische Reiter, leichtbewaffnete Gallier, Germanen und Spanier. Besonders
häufig finden sich Söldner in den Heeren der hellenistischen Staaten, in Karthago
und in der spätantiken römischen Armee. In allen Söldnerheeren sind die Offiziere
zum Teil, die Oberbefehlshaber immer Bürger des Staates, der die Söldner
beschäftigte
c. ´Echte` Berufssoldaten: Damit sind in der Antike Soldaten gemeint, die
´hauptberuflich` Kriegsdienst in der Armee des Staates leisten, dessen Bürger sie
sind und nach Ablauf der Dienstzeit auch bleiben. Aus solchen Berufssoldaten
bestehenen (zum größten Teil) die Heere der hellenstischen Staaten und des
Römischen Reiches in der Kaiserzeit. Meist sind in diesen Heeren auch die Offiziere
Berufssoldaten, im Rom der Kaiserzeit jedoch erst ab ca. 200 n.
Meist sind Heere aber Mischformen: Kriegerkaste+Miliz (Sparta); Miliz+Söldner (Athen
4.Jh.; Röm.Republik) oder Berufsheer+Söldner (Hellenismus, Kaiserzeit)
Ausrüstung und Taktik
Schwere Infantrie
Griechenland: schwer bewaffnete Fußsoldaten (Hopliten → nach dem Rundschild (Hoplon
benannt); zurest bestand eine Schlacht aus einem Einzelkampf zwischen adeligen Kriegern
(dabei konnte man einen Gegner vom anderen Heer herausfordern), erst später kam die
geschlossene Kampfreihe (Phalanx), wo nicht mehr die Fähigkeit des Einzelnen entscheidend
ist
Ausrüstung: Helm (meist der korinthische Helm), Brustpanzer, Schild, Beinschienen,
Lanze/Speer zum Stechen, Schwert (sekundär, weil die Rechweite kleiner ist)
Römische Ausrüstung: schwerer langer Schild (scutum), Panzer: zuerst Brustplatte (3.Jh.v.)
dann Kettenhemd (1.Jh. v.) dann Ringpanzer (1-3. Jh. n.); Schwert (gladius), Speer zum
Werfen (pilum), Dolch
Leichtbewaffnete
Kommen aus anderen Vökern: balearischer Schleuderer, gallischer Leichtbewaffneter,
syrischer Bogenschütze
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Reiterei
Griechenland: eher untergeordnete Rolle als Aufklärer, Plänkler, Verfolgung etc. ; erst in den
hellenistischen Heeren wird die schwerbewaffnete Kavallerie oftmals schlachtentscheidend
eingesetzt
Rom: keine wichtige Rolle (Aufklärung und Fouragieren (Nahrungsbeschaffung) etc.), in der
Schlacht dient sie vor allem zur Flankensicherung. Reiter sind eher leicht-bewaffnet und
werden meist von Fremdvölkern (Spanier,Gallier, Germanen, Numider) rekrutiert. Erst ab
dem 3.Jh.n. werden unter dem Einfluß der Steppenvölker (Sarmaten) schwere Reiter
schlachtentscheidend → die Vorlüfer der Ritter und ab da bis zum 14.Jh. ca. 1000 Jahre
wichtig
Taktische Formationen
Die typische Formation griechischer Heere war die 8 Mann tiefe Phalanx. In hellenistischer
Zeit war sie 16 Mann tief und tausende Mann breit; dabei ist die Entwicklung von Druck
entscheidend: zwei Heere schieben gegeneinander, bis die Formation der einen bricht, was
dann meist schlachtentscheidend ist, weil diese flüchtet;
Makedonische Formation eines Igels: Problem: wenn man es nicht mit dem ersten Ansturm
schafft, den Gegner aufzureiben, hat man ein Problem, weil die langen Lanzen nicht für den
Nahkampf geeignet sind
Die typische römische Formation ist hingegen das aus 2 Centurien bestehende Manipel (120-
160 Mann) oder die Kohorte (3 Manipel). Die Legion (10 Kohorten) war eine
organisatorische keine taktische Einheit; die römische Formation ist variabler als die
girechische: beginnt mit dem Abwurf von Wurfspeeren um Löcher in die Formation des
Gegners zu reißen, um in diese mit dem Schwert einzudringen
Verhältnisse einer Schlacht: ca. 50-60% gehen unverletzt aus einer Schlacht hervor; die
anderen 40-50% fallen aus (tot oder verletzt); in der Neuzeit ist das Verhältnis von Tot zu
verletzt 2 zu 8 weil man eine gute medizinische Versorgung bieten kann; vo der Antike bis
zum 18 Jh. war es umgekehrt
Es existiert auch ein Geschützwesen mit verschiedenen Geschützen und Geschoßen:
Pfeilgeschütze: flachfeuer auf ein bestimmtes Ziel
Steingeschütze: eher zum indirekten (Bogen) Beschuß, also nicht um einen Gegner zu
treffen sondern um Mauern und Gerätschaften zu zerstören
Katapult (griech. „ein Geschütz, das Schutz durchschlagen kann“), Rammböcke und
Belagerungstürme
14. Einheit: 20.01.2011: Technik und Wissenschaft
Technik wird in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt: z.B. Baumaschinen (Verladekran),
Webstuhl, Feuerspritze oder Messwagen; es gibt auch viele technische Spielereien (wie
Roboter, Automatische Tempeltüren, Weihwasserspender oder schwenkbare Kulissen)
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Hellenismus: Museion von Alexandria
Archimedes von Syrakus: Militärtechnik
Ktesibios: Feuerspritze; Wasseruhr
Heron von Alexandria: Quadratwurzel; Flächeninhaltsberechnung eines Dreiecks;
„Automata“:Tempeltüren; „Pneumatika“: Weihwasserspender; Hodometer
Philon von Byzanz: Katapulte
‚Thaumata‘, also ‚staunenswerte Spielereien‘ werden ebenso erfunden wie Kriegsgeräte
(Belagerungsmaschinen, Hohlspiegel, Cheirobalistra)
Bauwesen:
Kanal von Korinth: Periander; Diolkos; Caesar; Caligula; Nero
Kanal von Gadara: 90 n. Chr.;120 Jahre Bauzeit; Tunnel 11 und 94 km Länge!
Wasserversorgung: Aquädukte; Wasserverbrauch in Rom 500 l /Kopf und Tag
Sextus Iulius Frontinus: curator aquarum, verantwortlich für Thermen
Amphitheatrum Flavium/Kolosseum: symbolische Platzwahl →domus aurea Neros
Medizin
Heilgott Asklepios und seine Entwicklung
Hippokrates von Kos (eukrasia/dyskrasia); Medizin als Wissenschaft etabliert
Anamnese etc.; Corpus Hippocraticum → Eid
Asklepieion auf Kos: Heilberichte, Erfolgshonorar, Votivgaben
Hygienemängel
‚Pest‘ in Athen (Bericht Thukydides)
Galen von Pergamon: Leibarzt von Kaiser Marcus Aurelius; Gladiatorenarzt;
Vivisektion; Theriak
Einsatz von Giften in der Kriegsführung:
Wein (Kyros II. im Kampf gegen Massageten; Römer gegen Kelten etc.)
Toxine (Giftpfeile gegen Alexanders Soldaten in Pakistan; Brunnenvergiftung)
15. Einheit: 27.01.2011: Philosophie und Literatur
Der Mensch in Philosophie, Literatur und Kunst
Lebenswelt: Natur und Kultur
Gegenseitige Beeinflussung
Reflexion und Ausdruck des eigenen Daseins
Als Quelle für heutige Beschäftigung
In der Antike sind Philosophie, Kultur und Geschichtsschreibung nicht voneinander getrennt
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Gilgamesh
Die ursprüngliche Fassung wird mit 18 Jh. v. Chr. Datiert und entstand damit ca. 1000 Jahre
vor Homer; das Epos ist in mehreren Keilschriftsprachen erhalten; 12 Tontafeln befinden sich
in der Bibliothek des Assurbanipal; es gab mehrere Fassungen, die immer wieder überarbeitet
wurden und adaptiert wurden → Literatur war nicht festgeschrieben sondern veränderbar
Wurde 1872 George Smith übersetzt: die Geschichte von der Überflutung der Erde (→ Bibel)
Gilgamesh ist der König von Uruk; es geht um seine Heldentaten die seines Freundes Enkidu;
Zedernwald der Istar; Chumbaba, Hüter des Zedernwaldes; Istar verliebt sich in Gilgamesch;
Anu schickt den Himmelsstier; Gilgamesch sucht nach ewigem Leben
Homer
Er gilt als Ahnherr einer europäischen Kulturgeschichte oder der Idee einer europäischen
Kultur
Als Verfasser der Illias und der Odyssee hatte sein Werk eine große Breitenwirkung in der
Antike
Die „Homerische Frage“: wer war Homer? Gab es ihn wirklich? Wir wissen nichts über seine
Person und auch nicht ob für sein Werk nur eine Person verantwortlich war oder vielleicht
auch mehrere → zwei Standpunkte: die Unitarier (sie plädieren für einen Menschen hinter
dem Werk) vs. die Analysten (sehen mehrere schöpferische Köpfe für verantwortlich)
Beeinflussung vs. Originalität: die Frage, was tatsächlich von ihn erfunden ist und wieviel
Einfluss er aus dem Alten Orient bezogen hat (die in Keilschriftform durchaus die
Griechische Kultur beeinflusst hat); so finden sich Ähnlichkeiten zwischen seinem Werk und
dem Gilgamesh Epos
Beispiel 1: Schildbeschreibung (Hom.Il.18,478ff.)
Achill bekommt eine neue Rüstung, geschmiedet von Hephaistos; Homer beschreibt diesen
Schild genauestens:
Konzentrische Kreise: Erde, Meer, Himmel, Mond, Sonne, Gestirne; Szenen aus dem Leben
der Menschen in der Abildung zweier Städte (Stadt 1: Hochzeit – Versammlung; Stadt 2:
Krieg); außerdem abgebildet sind Brachfeld, Schnitter, Wein, Rinderherde, Trift, Reigen,
Okeanos
So bekommt man ein gutes Bild von dem Menschen wie ihn Homer vor Augen hat
Beispiel 2: Thersites (Hom.Il.2,211ff.)
Thersites tritt während der Belagerung Trojas bei einer Versammlung auf und verurteilt den
Krieg und Agammenon und wird dafür von Odysseus verprügelt → das gibt Aufschluss
darüber wie Entscheidungsfindung gesehen wurde
Beispiel 3: Patroklosspiele (Hom.Il.23,257ff.)
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Als Patroklos stirbt, veranstaltet Achill ihm zu Ehren Spiele: so erfahren wir etwas über die
Riten, die am Ende eines Lebens stehen; Kult, Wertvorstellungen (z.B. Agon → der Erste,
Beste); es zeigt auch Humor und Einblicke in das Alltagsleben
Hesiod (aus Askra in Boiotien; um 700 v. Chr.)
Theogonie (ca. 1200 Verse): wichtig, weil es der Versuch ist Genealogie der Götter
(Entstehung der Welt und Abfolge der Göttergenerationen) herzustellen und die Vielfalt der
Göttergeschichten zu ordnen
Werke und Tage (828 Verse): es geht um das bäuerliche Leben und ist eine Art
Jahreskalender; es enthält autobiographisches, mythische Teile (Weltzeitaltermythos,
Pandora), Ratschläge für das Verhalten gegenüber Göttern, Regeln für Landarbeit und
Seefahrt und günstige und ungünstige Zeitpunkte für alltägliche Arbeiten
Lyrik
Iambos
(Tadel, Verspottung, skurrile Witze)
Archilochos von Paros (7. Jh. v. Chr.)
erstmals „lyrisches Ich“
Semonides von Amorgos
„Weiberiambos“
Hipponax aus Ephesos (2. H. 6. Jh. v. Chr.)
Weil es sich um Humor handelt, ist es schwierig den Wahrheitgehalt festzustellen und zu
interpretieren inwieweit es sich um Realität oder Überhöhung handelt
Elegie
Ursprüngliche Totenklage (?); Krieg, Politik, Symposion
Kallinos von Ephesos (M. 7. Jh. v. Chr.)
Tyrtaios von Sparta (M. 7. Jh. v. Chr.); einer der wenigen bekannten Dichter Spartas,
da es sich später aus dem kulturellen Leben Griechenlands ausgeklinkt hat
Hoplitentaktik - kollektives Heldentum
Eunomia – Preis der spartanischen Verfassung
Theognis von Megara
Mimnermos von Smyrna (7./6. Jh. v. Chr.)
Melik
Alkaios (7./6. Jh. v. Chr.) – Kampflieder
Sappho (7./6. Jh. v. Chr.) – Liebe
Anakreon von Teos (575-490 v.Chr.) – Unterhaltung
Stesichoros von Matauros (7./6. Jh.)
Bakchylides von Keos (6./5. Jh. v. Chr.)
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Pindar (518-438) – Lobpreisung von Männern und ihren Familien
Dramatische Dichtung
Komödie
In Komödien wurden Charaktereigenschaften der gwöhnlichen Menschen dar und bloßgestellt
Aristophanes: griff alles an und auf (sehr politisch) und macht sich lustig (von ihm
sind, im Unterschied zu den anderen Stücke komplett erhalten, von anderen nur
Fragmente); wichtig auch für die römische Literatur, er wurde übersetzt und zum Teil
adaptiert, da griechische Vorlagen bekannt und beliebt waren
Menander: kein so scharfer politischer Ton
Tragödie
Nur von drei Autoren sind uns Stücke erhalten:
Aischylos (525/4-456)
Sophokles (497/6-406)
Euripides (485/4-406)
Es gab Wettbewerbe für Stücke in Athen; es konnte ein Werk (bestehend aus drei Tragödien
und einem Satyrspiel) eingereicht werden; die Stücke, die nur einmal aufgeführt wurden
wurden von einem Gutteil der Bevölkerung gesehen
Es geht um Alltagsabgehobene Thematiken, Grundsorgen und Bedürfnisse des Menschen
sowie seine unausweichliche Verstrickung in ein Schicksal (z.B. Ödipus)
Philosophie
Vorsokratiker
Thales
Anaximander
Anaximenes
Pythagoras
Xenophanes
Parmenides
Heraklit
Empedokles
Es geht um Fragen, wie „Woraus besteht die Welt?“, „Warum?“ Wie ist sie entstanden?“ etc.
und ethische Überlegungen (z.B. Xenophanes); Außerdem ist ein neues Selbstbewusstsein der
geistig Tätigen im Vergleich zu den erfolgreichen Sportlern erkennbar
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Sophisten
Protagoras von Abdera
Gesetze für Thurioi
Es zeigt, dass der Mensch wichtiger wird: Homo-mensura-Satz („Aller Dinge Maß ist
der Mensch; der Seienden, dass sie sind, der nicht Seienden, dass sie nicht sind“)
Gorgias von Leontinoi
Über das Nichtseiende oder über die Natur
Prodikos von Keos
Über die Natur des Menschen
Antiphon: Wettstreit zwischen nomos (Kultur, vom Menschen beeinflusst) und physis
(Natur)
Hippias von Elis
Nomos ist ein die Natur verletzender Tyrann
Kritias
direktes Ablehnen der Götter; atheistische und anthropozentrische (Mensch im
Mittelpunkt) Weltsicht
Sokrates (470-399 v. Chr.)
Quellen: Platon und Xenophon
Philosophie soll die Menschen vervollkommnen; dazu dienen, ihnen richtiges Handeln zu
ermöglichen und über richtiges Wissen (Tugend ist lehrbar) zur Selbsterkenntnis (Maieutik)
zu verhelfen; Sokrates‘ Methode dabei ist es, mit den Menschen ins Gespräch zu treten, mit
ihnen zu diskutieren und sie dadurch zur Selbsterkenntnis zu bringen; man weiß allerdings
nicht ob es nicht Platon war, der ihm in seinen Texten, seine Philosophie in den Mund legte
oder ob es wirklich auch die Methode von Sokrates war; ein etwas anderes Sokrates Bild
findet sich bei Xenophon (möglicherweise entspricht dieses etwas mehr der Wirklichkeit)
Kritik and Sokrates: Verführung der Jugend, Leugnung der Staatsgötter
Platon (427-347 v. Chr.)
Frühdialoge – Mittlere Dialoge – Spätdialoge
Briefe
Frühdialoge: Tugend – enden in Aporien
Mittlere Dialoge: Ideenlehre
Spätdialoge: Vertiefung und teilweise Revision
Zwei Welten: unveränderliche Idee → Sinnendinge
„gerecht“, „gut“, „schön“ – Idee (Idee ist der alleiniger Gegenstand wahrer Erkenntnis)
Dinge: Teilhabe (methexis)/Nachahmung (mimesis)
Verhältnis: Abbild (eikon) des Urbildes (paradeigma)
sicheres Wissen (episteme) – Meinen (doxa); reine geistige Schau der Ideen (theoria);
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Verlangen der Seele nach Vollkommenheit (eros); Erkenntnis ist Wiedererinnerung
(anamnesis)
Zwei wichtige (utopische) Werke Platons in denen er sich mit der Gesellschaft
auseinandersetzt
politeia (Staat): Utopie vom idealen Staat in dem es folgende Stände gibt:
Handwerker, Bauern Kaufleute
Wächter
Herrscher
nomoi (Gesetze): Herrschaft der Gesetze (zweitbeste Lösung); Hoffnung auf Tyrannen mit
Maß und Selbstbeherrschung
Kyniker
Diogenes von Sinope (Faß) → kyon (Hund)
Bedürfnislosigkeit, Schamlosigkeit; es ist keine Schule, es gibt kein Schuldogma
Krates von Theben – eine Art Seelsorger
Bion von Borysthenes – hedonistischer Kynismus
Kerkidas – soziale Interessen
Demetrios – Reden gegen die Monarchie
Stoa
Zeno von Kition (334-262 v. Chr.)
Der Kosmos ist geschaffen und geleitet von einem logos (repräsentiert Ordnung,
Schicksal und Naturgesetz)
Ethik: Glaube an Harmonie des Universums
Das Dunkel ist notwendig, damit Licht seine Form erhält und Schmerz, das Böse ist
außerhalb der Kontrolle; darauf wird reagiert mit apatheia (Es ist egal, dass der
Schmerz da ist)
Seneca
Marcus Aurelius
Geschichtsschreibung
Hekataios von Milet
FGrHist 1 F 1 (Demetr. de eloc.12 [Gregor.Corinth.VII 1215,26 W])
Hekataios von Milet verkündet [mytheitai] folgendes:
„Dies schreibe ich, wie es mir wahr zu sein scheint. Denn die Erzählungen [logoi] der
Griechen sind viele und lächerliche, wie sie mir erscheinen.“
FGrHist 1 F 26 (Arrian.anab.2,16,5)
„Daß aber Geryones, zu dem der Argiver Herakles von Eurystheus geschickt wurde,
um die Rinder des Geryones wegzutreiben und nach Mykene zu führen, nichts mit
dem Land der Iberer zu tun habe, sagt der Historiker Hekataios, und auch, daß nicht
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zu einer Insel Erytheia außerhalb des großen Meeres Herakles geschickt worden sei,
sondern daß Geryones König über das Festland bei Amprakia und Amphilochoi
gewesen sei, und daß aus diesem Festland Herakles die Rinder fortgetrieben habe,
wobei er auch dieses als eine nicht geringe Leistung hinstellte.“
Herodot aus Halikarnassos (um 490/484-430/425 v. Chr.)
Werk: 9 Bücher Historiai ("Erkundungen")
Auseinandersetzung Griechen – Perser
Für Cicero ist er der pater historiae
Hdt.1 prooem.
„Dies ist die Darstellung der Forschungen [historíês apódexis] des Herodotos von
Halikarnassos. Sie ist verfasst, damit die von Menschen vollbrachten Taten nicht mit
der Zeit in Vergessenheit geraten und die großen und bewundernswerten Leistungen,
die einerseits von den Griechen, andererseits von den Nichtgriechen erbracht
wurden, nicht ohne Nachruhm bleiben. Insbesondere aber soll gezeigt werden,
warum die Griechen und die Nichtgriechen in eine kriegerische Auseinandersetzung
miteinander geraten sind.“
(Üs. Christine Ley-Hutton)
Thukydides aus Athen (ca. 460/454-400 v. Chr.; Sohn des Oloros)
Werk: Der Peloponnesische Krieg (Athen – Sparta); unterteilt in Prooimion,
Methodenkapitel, Die Seuche, Reden, Leichenrede des Perikles, Melierdialog
Götter kommen bei ihm überhaupt nicht mehr vor – sie verschwinden aus den
Wissenschaften
Xenophon aus Athen (ca. 430/425-354 v. Chr.)
Werke:
Hellenika
Anabasis
Kyroupaideia
sokratische Schriften
Alexanderhistoriker
Atthidographen
Polybios aus Megalopolis (ca. 200-120 v. Chr.)
Diodor aus Agyrion (1. Jh. v. Chr.)
Universalgeschichte
Literatur
Horaz (65-8 v. Chr.)
Satiren: gesellschaftliche Themen
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Iambi/Epoden: politisch-gesellschaftliche Invektiven und erotisch-
sympotische Themen
Carmina (Oden) – Carmen saeculare (17 v. Chr.)
Epistulae
Vergil (70-19 v. Chr.)
Bucolica: Hirtengedichte
Georgica: Lehrgedicht: Ackerbau. Baum- und Weinkultur, Viehzucht
Aeneis: Vortrag am Kaiserhof
1-6: Irrfahrten des Aeneas; 7-12: Kämpfe in Latium
Ovid (43 v. Chr.-17 n. Chr.)
Amores
Heroides
Metamorphosen, 15 B.
Ars amatoria, 3 B.
Remedia amoris
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