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Die alten Thraker. Eine ethnologische Untersuchung Wilhelm. Tomaschek, corresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften. Printed in W-Germany by Proff & Co. KG, Bad Honnef a. Rhein ISBN 3-7648-0692-3 I. Uebersleht der Stämme. Vom Pyrenäenwall bis zur Indusbeuge zieht sich ein Berggürtel dahin, welchen die geologischen und tektonischen Verhältnisse, sowie der mediterrane Charakter der Vegetation zu einer Einheit gestalten; nordwärts breiten sich niedrige Massengebirge, waldige und sumpfige Flächen, endlich Steppen aus; gegen Süden lehnt sich an das Mittelmeer eine Reihe regenarmer Wüstenstriche an, und nur das Nildelta, die syrische Küste und Mesopotamien bieten alle Vorbedingungen zur Ent- wickelung einer höheren Cultur. Zwischen diesen weiten Räumen, worin Gleichförmigkeit herrscht, erhebt sich jener eurasische Berggürtel, welcher eigenartige Entwickelung, Mannigfaltigkeit und Abgeschlossenheit befördert dies gilt auch in ethnischer Hinsicht. Im Gegensatz zum Wüstengürtel, welchen die aus einem Urstock entsprungene hamitische und semitische Völkerwelt innehatte, und zur Nordseite, entlang welcher sich einerseits Indogermanen, anderseits gleichartige Mongoloïden gelagert hatten, bildete der Berg- und Hochlands- gürtel das Erbe einer langen Reihe von Urvölkern, die zwar in leiblicher Hinsicht durch die Eigenschaften der .kaukasischen' Rasse zu einem Ganzen verknüpft waren, in der Sprechweise jedoch die erstaunlichste Mannigfaltigkeit aufwiesen und in eine grosse Zahl von isolirten Gruppen zerfielen, denen Nichts gemeinsam war als höchstens der Charakter flexivischer Com- plicirtheit. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. CXXVIII. Bd. 4. Abh. l

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Die alten Thraker.Eine ethnologische Untersuchung

Wilhelm. Tomaschek,corresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.

Printed in W-Germanyby Proff & Co. KG, Bad Honnef a. Rhein

ISBN 3-7648-0692-3

I.Uebersleht der Stämme.

Vom Pyrenäenwall bis zur Indusbeuge zieht sich einBerggürtel dahin, welchen die geologischen und tektonischenVerhältnisse, sowie der mediterrane Charakter der Vegetationzu einer Einheit gestalten; nordwärts breiten sich niedrigeMassengebirge, waldige und sumpfige Flächen, endlich Steppenaus; gegen Süden lehnt sich an das Mittelmeer eine Reiheregenarmer Wüstenstriche an, und nur das Nildelta, die syrischeKüste und Mesopotamien bieten alle Vorbedingungen zur Ent-wickelung einer höheren Cultur. Zwischen diesen weitenRäumen, worin Gleichförmigkeit herrscht, erhebt sich jenereurasische Berggürtel, welcher eigenartige Entwickelung,Mannigfaltigkeit und Abgeschlossenheit befördert — dies giltauch in ethnischer Hinsicht. Im Gegensatz zum Wüstengürtel,welchen die aus einem Urstock entsprungene hamitische undsemitische Völkerwelt innehatte, und zur Nordseite, entlangwelcher sich einerseits Indogermanen, anderseits gleichartigeMongoloïden gelagert hatten, bildete der Berg- und Hochlands-gürtel das Erbe einer langen Reihe von Urvölkern, die zwarin leiblicher Hinsicht durch die Eigenschaften der .kaukasischen'Rasse zu einem Ganzen verknüpft waren, in der Sprechweisejedoch die erstaunlichste Mannigfaltigkeit aufwiesen und ineine grosse Zahl von isolirten Gruppen zerfielen, denen Nichtsgemeinsam war als höchstens der Charakter flexivischer Com-plicirtheit.

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Dieser langgestreckte Völkergürtel -ward zu verschiedenenZeiten durch die Wanderungen der Nordvölker durchbrochenund bis auf spärliche Bruchtheile zertrümmert: in der Gegenwartbesitzen nur noch die Pyrenäen im äussersten Westen, der hoheZug des Kaukasus in der Mitte, und das versteckte Hochthaivon Hunza-Nagir an der Grenze der monosyllabischen Sprach-welt, die letzten schwachen Ueberreste jener Völkerreihe; diedrei südlichen Halbinseln Europa's, ferner Kleinasien sammtdem armenischen Hochlande, der Alburz und Zagros, der Hin-dukusch und das Pamirplateau, haben durchweg nordischeVolksthümer erhalten. Ja, bereits an der Schwelle der ge-schichtlichen Zeit, haben die Arier, das östlichste Glied dervoreinst eine zusammenhängende und geschlossene Masse dar-stellenden Indogermanen, den eurasischen Bergzug überschrittenund an der Seite der allophylen Südvölker eine neue Heimathgefunden, welche viele Jahrhunderte später wiederum vonmongolo'idischen Nordvölkern ständig bedroht werden sollte.

Ausser Hellas, dem Sitze lelegischer und vom Orient be-einflusster pelasgischer Völker, finden wir namentlich Kleinasienvon einer dichtgeschlossenen fremdartigen Völkermasse besetzt.Wie im Kaukasus, so gab es hier zahlreiche mehr oder minderrohe oder durch die Cultur Mesopotamiens und Aegyptens be-einflusste Bergstämme, welche sich untereinander bekämpfen undverschieben mochten, in die Geschicke der Nachbarländer jedochselten dauernd eingriffen; wenn sie sich ausnahmsweise zu grossenUnternehmungen einigten, so geschah dies gegen Syrien, Cypernund das reiche Nildelta, nicht gegen das europäische Nordland,die Heimath physisch überlegener Völker, deren Rolle stetseine active war. Die prähistorische und linguistische Forschunghat die Bedeutung Europa's, als einer Heimstätte urkräftigerVölker, dargethan; mögen sich auch zur Bildung der Indo-germanen oder, wie man sie jetzt nennen will, der Ario-Teuten,verschiedene Rassentypen aus Süd und Ost zusammengefundenhaben — die Sprachen selbst weisen mit Entschiedenheit aufeinen europäischen Ursprung. Hatte aber einmal ein nordischesVolk den Weg in die allophyle kleinasiatische Region gefunden,so blieb es daselbst und ward allmälig der Kraft verlustig,Rückstösse in die alte Heimath auszuüben. Wanderzüge ausEuropa über den Bosporus oder über den kaspischen Ufersaum

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nach Iran werden uns stets naturgemässer erscheinen müssen,als solche in umgekehrter Richtung. Die späteren Invasionender arabischen Glaubenskämpfer bilden eine, aus dem Zu-sammentreffen überaus günstiger Zustände erklärliche Aus-nahme; und, was die Türken betrifft, so gehören diese zu dennordischen Völkern, und ihre Wanderung wird durch fort-laufende Sporaden türkischer Stämme bis zum Altai bezeichnet,während solche Spuren für die angebliche Auswanderung vonIndogermanen aus dem Süden gänzlich fehlen. Ein im kili-kischen Antitaurus gesprochener neugriechischer Mischdialektsoll angeblich uralte indogermanische Sprachreyte enthalten; diebetreffenden Wörter sind aber aus den Nachbarsprachen ent-lehnt und der Rest gar nicht indogermanisch, wie beispielsweisedie Zahlwörter lingir 6, tatli 7, matli 8, danjar oder tsankar 9— offenbare üeberbleibsel der uralten kappadokischen Sprech-weise!

Aber die Armenier und Phrygen sollen aus dem Ostengekommen sein und in Kleinasien zurückgebliebene Reste derindogermanischen Wander Völker darstellen! Sehen wir jedochgenauer zu, so ergibt sich uns gerade das Gegentheil. Wenndie armenische Nation zu der indogermanischen Familie ge-rechnet wird, so geschieht dies auf Grund ihrer Sprache,welche namentlich in der verbalen Flexion wichtige indo-germanische Erbgüter, wie das Augment und den Aorist, be-wahrt hat; auch im Wortvorrath findet sich trotz starkerUeberwucherung durch fremde Elemente ein stattlicher Procent-satz alten Gutes. Im Ganzen jedoch gehört das Armenischezu den stärker entarteten Schwestern der Familie; das Laut-system zeigt eine merkwürdige Mischung mitgebrachter ost-europäischer Charaktere mit der Pronunciation, wie sie bei denkleinasiatischen Urvölkern vorausgesetzt wird und thatsächlichnoch bei den südkaukasischen Aboriginern auftritt — jederarmenische Text kann ebenso gut mit den Buchstaben desgeorgischen Alphabets geschrieben werden! Offenbar habensich die Armenier auf ihrer schrittweisen Vorschiebung überdie nördlichen Striche Kleinasiens viel fremdes Sprachgut undschliesslich auf alarodischem Boden die orale Disposition dersüdkaukasischen Ursassen angeeignet. Diese sprachliche Wand-lung erfolgte gleichzeitig· mit einer Umformung des leiblichen

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Typus, der allgemach eine südlichere Färbung annahm. Warauch der Typus der indogermanischen Völker von Haus ausein gemischter — eine solche Uebereinstimmung und Gleichheitdes brünetten und durchweg brachykephalen Typus der Ar-menier mit dem eingeborenen kleinasiatischen Typus findetseine Erklärung doch nur in einer lang andauernden intensivenMischung beider Elemente. Der Gang der armenischenWanderung lässt sich ungefähr in folgender Weise bestimmen:vom Bosporus aus bewegte sich der Zug langsam durch diepaphlagonischen Thaigebiete ostwärts zum Halys (armen. Ati,der salzige'), dann über das nachmalige èÝìá ôùí ¢ñìåíéáêþíin das Längsthai des Lykos oder Gail-get, von da über dieKlause von Satala zum obern Frât und endlich in die EbeneAirarat der Alarodier. Die Besitznahme des alarodischen Landesund der übrigen Hochcantone bis zum Van-see dürfte erst indem 7. Jahrhundert v. Chr. erfolgt sein, da die Keilin-schriften bis zu dieser Zeit fast gar keine Spuren armenischerNamengebung aurweisen. Ueberhaupt gibt von dieser Besitz-nahme kein geschichtliches Zeugniss Kunde, und es scheint,dass die Stürme der kimmerischen und sakischen Wanderungdieses wichtige Ereigniss verdunkelt haben — nicht mit Unrechtreiht jedoch die semitische Völkertafel den Jafetiden Thogarmaan Gomer und Askenaz an. Die haikanischen Eroberer habensich im Laufe der Zeiten das alarodische Volkselement voll-ständig assimilirt, nachdem sie von diesem selbst eine starkeEinwirkung in Typus und Sprache erfahren hatten.

Auch in den Phrygen haben wir ein indogermanischesVolk zu erblicken, das aus den Strichen südlich von Haemusüber den Hellespont gezogen war und im Rücken der Ar-menier, diese wahrscheinlich ostwärts schiebend, zunächst dasFlussgebiet des Sangarius einnahm, um sich von da fächer-förmig in alle Thäler des Westens und Südens mitten unterdie Aboriginer ein zuschieben; vielleicht hat auch die In'selKreta einmal phrygische Ansiedler erhalten, und das Gleichedarf sogar für einige Alluvialgebiete und Winkel an der Ost-küste von Hellas gelten. Diese Eroberer, welche bereits inihrer älteren Heimat am Hebrus und Strymon durch Boden-wirthschaft und Metallurgie eine Art höherer Cultur erreichthatten, blieben auf dem neuen Boden fleissige Viehzüchter und

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Ackerbauer, sowie Pfleger orgiastischer Naturculte, und bildetenüberdies eine eigenartige Bauweise aus. Im Laufe der Zeitenverweichlichten sie immer mehr, verloren ihre politische Führer-rolle und erlagen den fremden Einflüssen; ihre Sprache, welcheschrittweise an die griechische Boden verlor, erhielt sich inentarteten Spuren bis auf die römische Kaiserzeit. Aus Glossenund Inschriften haben die Sprachforscher deren Zugehörigkeitzur osteuropäischen Gruppe erschlossen, was auch für den Ur-bestand des Armenischen gilt; schon den Alten war die Aehnlich-keit des Phrygischen und Armenischen aufgefallen. — Habeneinst, wie wir vermuthen, die Phrygen alle Räume südlichvom Haemus bis zur Küste ausgefüllt, so erklärt sich darausdie Thatsache, dass die Griechen auf ihrer vorzeitlichenWanderung nach Süden sich als Ziel nicht den Hellespont undKleinasien erkoren hatten, sondern, mehr dem adria tischenWesten zugekehrt, auf die pelasgischen und lelegischen Landelosgiengen. Aus einer Zeit, wo etwa Griechen und Phrygennahe Nachbarn waren, stammt die griechische Form des NamensÖñßãåò, stammt das Auftreten gemeinsamer Wörter wie vanakt-,König'. Wir werden auf thrakischem und makedonischemBoden mehrfache Spuren phrygischer Bevölkerung vorfinden,offenbar zurückgebliebene oder bei Seite geschobene Reste derNation, deren Hauptmasse in sehr alter Zeit nach Kleinasienabgezogen war. Die Griechen betrachteten die Phrygen alsein seit Anbeginn in Kleinasien ansässiges Volk und hielten dieSporaden auf europäischem Boden für Metanasten aus der Troas,wobei sie von alten Eroberungszügen der Troer oder Teukrerbis zum Axios, ja bis zum Peneios und bis zur Adria fabelten;doch gab es auch eine Ansicht, welche die phrygischen undmysischen Wanderungen aus Europa nach Asien für selbstver-ständliche und ausgemachte Thatsachen ansah. Aus Kleinasien,der Heimstätte durchaus fremdartiger Urvölker, kann dasphrygische Volk nicht hervorgegangen sein.

Westlich von den Phrygen des Sangariusthales, entlangder hellespon tischen Küste, wo nur schwache phrygische Restezurückblieben, bis zum Ca'icus herab sass das stammverwandteVolk der Mysen, dessen Schichtung zur Genüge beweist, dasses den später nachgerückten Theil der phrygischen Nationausgemacht hat. Homer nennt sowohl die Phrygen wie die

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Mysen als Bundesgenossen der Troer; er weiss aber auch vonkampfbereiten Mysen des thrakischen Nordlandes in der Nach-barschaft pontischer Nomaden, — dem zurückgebliebenen Theiledieses Volkes. Die Ursitze des mysischen Stammes suchenwir darum an der Nordseite des Haemus in unmittelbaremAnschluss an die phrygischen Ursitze. Wir finden hier nochin römischer Zeit die Moesae gentes arg zerplittert und vor-wiegend nach Westen gedrängt: offenbar hat die Invasionthrakischer Stämme, zuletzt der Geten, die Mysen in Theileaufgelöst oder bei Seite gedrängt. — In nachhomerischer Zeit,zuerst bei dem ionischen Dichter Kallinos, tritt an Stelle derhomerischen Troer der NameÔåàêñïé auf. Troer und Teukrerwaren jedenfalls kleinasiatische Aboriginer, wie die Namenselbst kleinasiatische Herkunft verrathen; auf europäischemBoden fehlt, wenn wir von den fabelhaften SagencombinationenHerodot's absehen, jede Spur von Teukrern. Die Namengebungin der Troas erweist sich jedoch als eine vorwiegend mysische:die homerischen Sänger haben die Zustände ihrer Zeit vorAugen gehabt. Das vereinst mächtige und streitbare Volk derTeukrer war, bis auf geringe Spuren, untergegangen; dauernderhielt sich dagegen das eingewanderte mysische Volksthumbis in die Zeit der Hellenisirung.

Im Flachlande an der unteren Donau finden wir ingeschichtlicher Zeit nomadische Skythen und thrakische Geten.Für eine sehr entlegene Epoche der ethnischen und sprach-lichen Entwicklung jedoch dürfen wir hier und im pontischenSteppenstriche die noch ungetheilten arischen Nomaden als Be-wohner voraussetzen: auf diesem Boden hatte die Rossezuchteine ihrer ältesten Heimstätten gefunden, und hier erklangzuerst die völlig ungemischte und grossartig klingende arischeUrsprache^ aus welcher sich die verwandten Nachbarsippen mitAusdrücken des familiären und nomadischen Lebens bereicherthaben; zumal die unmittelbar anstossenden thrakischen Nach-baren haben, wie wir erweisen werden, Ausdrücke für dieHausthiere der Steppe aus dem Arischen entlehnt. Die arischenNomaden sind aber schliesslich in weite Ferne abgezogen;sie haben als die ersten Metanasten unter den europäischenVölkern, wie Jahrtausende später die Russen, asiatische Landeerobert, und wir finden sie an der Schwelle der geschichtlichen

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Zeit als Ansiedler am Indus und im iranischen Hochlandemitten unter durchaus allophylen drawidischen und kuschitischenVölkern, nachdem sie vorher die von der Indusbeuge bis zumAlburz sich erstreckende .kaukasische' Bergzone" durchbrochenhatten. Doch blieben entartete Reste dieser Metanasten allezeitüber den pontischen Gestaden sitzen. Während bei den arischenRossezüchtern weite Wanderungen naturgemäss zu Tage treten,war den europäischen Brudervölkern ruhigeres Beisammensitzenund Haften an der ererbten Scholle von Haus aus eigen; ihrespäteren Wanderungen lassen sich mit der grossen arischenWanderung kaum vergleichen.

Nun steigen wir eine Stufe weiter gegen Norden hinaufund gerathen in die karpatische Gebirgsumwallung, die Ur-heimath des thrakischen Volksthums. Diese corona montiumbarg noch während des ganzen Alterthums den echtesten Theilder thrakischen Barbarenwelt, sie war die vagina gentiumThraciscarum, deren Sprache eine uniforme Einheit für sichbildete und zugleich genetisch mit der südwärts gelagertenmysisch-phrygischen Gruppe zu einer weiteren Spracheinheitverbunden war, an die sich zuletzt das Armenische anschloss.Weiter nordwärts jedoch, in dem Weichsellande, hatte dasäusserste grosse Glied -der osteuropäischen Sprachgruppe, dasSlawische und Litauische, seine Ausbildung gefunden; in derGestaltung des Sprachschatzes musste sich dieses Glied vomThrakischen schon weit stärker entfernen, da die Natur desnordischen Sumpflandes veränderte Lebensbedingungen undBegriffe hervorrief. Noch muss eines weitern Gliedes der ost-europäischen Region gedaclit werden, deren Placenta an dermittleren Donau, in Pannonien, lag: auch für das Illyrische,dessen Stellung sich aus dem heutigen Albanischen ergebenhat, muss eine ziemliche Abweichling von der Eigenart unddem Stoffe der thrakischen Sprechweise angenommen werden,was jedoch gelegentliche Berührungen nicht ausschliesst.

Den Thraken der karpatischen Bergregion ward im Laufeder Zeit der Raum zu enge; sie stiegen herab, durchzogen dasFlachland an der untern Donau und warfen sich mit allerMacht in mehreren aufeinanderfolgenden Wellenschlägen aufdie verwandten mysisch-phrygischen Stämme, welche sie aller-orten durchsetzten, nach links und rechts verschoben oder zer-

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trUmmerten. Als rohe Bergstämme, welche sich überdies dieLebensweise der· arischen Nomaden angeeignet hatten, fandensie weniger Gefallen an dem Boden der Alluvialebenen undniedrigen Thalkessel, dessen Bearbeitung harte Mühe erforderte;sie wandten sich mit Vorliebe den höheren Regionen des Süd-landes zu, auf dessen Halden sie der Viehzucht obliegen undvon wo aus sie in räuberischer Weise die unterworfenenStämme, so weit dieselben nicht nach Asien ausgewandertwaren, im Zaume halten und ausbeuten konnten. Wurdeihnen hier der Kaum zu enge, so nahmen sie gelegentlich auchvon den Thaigebieten Besitz, wie am Hebrus und Strymon.Giseke, welcher die Wahrnehmung gemacht zu haben glaubte,dass alle Flussebenen und Passagen Thrakiens sich im Besitzepaionischer, d. i. mysisch-phrygischer Stämme befunden hätten,während den thrakisch-.pelasgischen' Stämmen ausschliesslichdie Bergstriche eigen gewesen wären, betrachtet allerdingsgerade diese letzteren als die in die Berge zurückgedrängtenUreinwohner, die Paioner dagegen als in späterer Zeit ausAsien eingedrungene Eroberer, die sich naturgemäss der frucht-barsten Striche und der wichtigsten Uebergänge bemächtigthätten. Aber die politische Führerrolle befand sich seit Beginnder Geschichte in den Händen der echten Thraker und dasganze Land bis zu den Küsten hinab führt bezeichnenderweiseden Namen Thrake; die mysisch-phrygischen Volksreste dagegenwaren politisch zur Ohnmacht verurtheilt und bildeten denpassiven Bestandtheil der Bevölkerung, mochte auch ihre Cultur-stufe eine höhere gewesen sein. Die sprachliche oder dialektischeScheidewand, welche die echten Thraker und die ebenfallsThraker genannten Myso-Phrygen von einander trennte, ver-mögen wir nur dunkel, aus den schwachen Spuren der Eigen-namen , zu erkennen; erkennbarer und schroffer tritt derGegensatz beider Volksthümer in der Lebensweise und im Cultur-stande hervor: auf der einen Seite altansässige, aber in ihrerContinuität unterbrochene und aufgelöste Sporaden, politischunwirksam, aber dem Landbau und Gewerbfleiss in alther-gebrachter Weise ergeben, geistig höher veranlagt und demNaturleben in orgiastischer Weise huldigend, dem griechischenWesen leicht zugänglich und schliesslich darin aufgehend; dorthinwieder üppig wuchernde und numerisch überlegene Berg-

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stamme, gewaltthätig und dem Kriegerleben ergeben, faul undvom Fleisse der Untergebenen zehrend, dabei unter einanderstets uneinig, nur in Zeiten der Gefahr kräftig sich wehrend,in späterer Zeit ein gefürchtetes Soldaten- und Söldnermaterialabgebend, den Charakter der Rohheit und des Naturzustandesweit über die Zeit der schliesslichen Romanisirung bewahrend— so äussert sich in allgemeinen Zügen dieser Gegensatz.Doch gingen im Laufe der Zeit auf die thrakischen Erobererdie orgiastischen Culte der Ackerbauer über; der Noth folgend,nicht dem eigenen Triebe, wandte sich auch der Thrakerharten Arbeiten zu, namentlich dem Bergbau, der vorher einestarke Seite der phrygischen Stämme gewesen war; dieMagnaten eigneten sich mitunter den hellenischen Cultur-schliff an.

Dauernde Rahe war dem thrakischen Volke niemals be-schieden. Im Norden drohten und drängten die skolotischenund sarmatischen Steppennomaden, zuletzt auch die Galaterund Germanen; im Westen erforderten die Bewegungen derillyrischen Völker Beachtung; aus dem Berglande des Haimosselbst traten immer neue Raubstämme hervor, welche demZuge nach Süden folgten. Als ein unruhiges Volk lernen wirdie Trailer kennen, sowie die trerischen Nomaden, welche inKleinasien Alles drunter und drüber mengten; die von denPaionen gedrängten Maido-Bithynen setzten gleichfalls über denBosporus und erwarben sich im Lande der Mysen und Phrygendauernde Wohnsitze. Die kimmerische und thynische Wande-rung war das letzte grosse Ereigniss der älteren Zeit, das vomthrakischen Lande ausgieng; erst der Galatersturm kann sichmit demselben messen. Der folgende Zeitraum erhält durchdie Eroberungszüge der Perser, durch das Hervortreten derOdrysen und Geten und durch die Ausbreitung der make-donischen Grossmacht Abwechslung. Eine bedeutende culturelleRückwirkung üben die hellenischen Colonien an den Küstenund die makedonischen Neugründungen im Inland aus; ganzThrake wäre vielleicht der hellenistischen Cultur zugefallen,wenn nicht die Macht Rom's eine noch grössere Wandlungherbeigeführt hätte.

Makedonien, Thrake und das moeso-getische üfergeländewurden römische Provinzen; nur das thrakische Stammland im

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Norden, das die Daken innehatten, erhielt sich länger freiund leistete dem Ansturme der römischen Legionen verzweifeltenWiderstand, bis endlich auch dieses letzte Bollwerk der thra-kischen Barbarenwelt fiel und mit Colonen aus den römischenProvinzen neu bevölkert wurde. Unter dem Schütze der Le-gionen hielt sich die traianische Dacia bis auf Gallienus undAurelianus; der Gebirgswall wurde von den germanischenVölkern durchbrochen, die römischen Provincialen flüchtetenin eine neu geschaffene Dacia südlich vom Strome, und ihnennach zogen selbst die letzten Reste dakischer Bergstämme, umin der Römerwelt aufzugehen. Das karpathische Berglandwurde schliesslich eine Beute der Slawen, der Hunno-Bulgarenund Ungaren. Das innere Thrakien jedoch war unter derHerrschaft Rom's vollständig romanisirt worden; den Schluss-stein dieser Wandlung bildete die Verbreitung des Christenthumsbei dem thrakischen Centralvolke der Bessen (400 n. Chr.);das römische Wesen festigte sich innerhalb der folgenden zweiJahrhunderte; alsbald (600) drangen jedoch aus dem Nordlandeslowenische Stämme ein und nahmen vom Haemusgürtel Besitz,geriethen dann unter die Obmacht der Bulgaren, welche diegriechische Herrschaft auf Byzanz und den aegaeischen Küsten-strich beschränkten, und wandten sich schliesslich ebenfalls demChristenthum zu. Die römischen Provincialen wurden durchdie slowenische Einwanderung zu politischer und ökonomischerOhnmacht verurtheilt; sie fristeten ein gedrücktes Dasein ent-weder als Handwerker in den Städten oder als Frohnbauernauf dem Lande, oder sie rotteten sich zu Schaaren zusammen,um auf den Berghalden und Triften nach angestammter thra-kischer Sitte ein freieres Naturleben zu führen. Das romanischeElement bewahrte im grossen Ganzen den überkommenenGrundstock seiner romanischen Sprechweise; dieser Grundstock,reich an Ausdrücken für das sociale und ökonomische Lebender älteren Culturepoche, wurde jedoch naturgemäss über-wuchert von dem sloweno-bulgarischen Sprachschätze, die starkeMischung mit dem Altslowenischen, welche dem Ostromanischenbis auf den heutigen Tag charakteristische Färbung verleiht, kamin dem langen Zeitraum von 600 bis 1000 zustande. Danngelang es Byzanz, Bulgarien wieder unter seine Botmassigkeitzu bringen, und von dieser Zeit an finden wir in den gleich-

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zeitigen Schriftwerken zahlreiche Erwähnungen des über ganzBulgarien und tief nach Serbien hinein verbreiteten ,w]achi8chen'Elementes, das auch im Pindoswall festen Boden gefundenhatte. Demselben bot sich endlich eine neue Heimat in demFlachlande über der Donau und in jenem Gebirgswall, denwir für die Urstätte der thrakischen Nation ansehen: der un-erträgliche Steuerdruck unter den Komnenen, die harten Mass-nahmen der Regierung gegen die Bogomilen, sowie die Aussicht,unter den Pecenegen und Rumänen, mit denen die unzufriedenenBulgaren und Wlachen gerne fraternisirten, einen leichterenModus vivendi zu finden — dies Alles bewog ohne Zweifelseit dem eilften und zwölften Jahrhundert viele bulgarischeBojaren mit ihrer wlachischen Gefolgeschaft über die Donauzu setzen und nicht bloss im Flachland, sondern auch auf denschwach besiedelten Halden des karpatischen Berglandes einneues Leben zu beginnen; so entstand in Siebenbürgen allmäligneben Magyaren und Sachsen eine dritte Nation, die wlachische.Anfänglich überwog bei derselben noch das bulgarische Knezen-thum; mit der Zeit drang jedoch das numerisch stärkere roma-nische Bauern- und Handwerkerelement durch.

Wer unbeirrt von landläufigen Ansichten und Vorur-theilen sich streng an die geschichtlichen Urkunden hält und dieVölkerbewegungen aller Jahrhunderte erwägt, und wer dabeidie sprachlichen und culturellen Thatsachen berücksichtigt,wird in den heutigen Ostromanen das thrakische Volksthumwiedererkennen, wie das illyrische in den heutigen Albanen.Es wäre undenkbar, dass eine so grosse und wichtige Na-tion wie die thrakische völlig und spurlos hätte untergehenkönnen.

Wir müssen noch einen Blick ins Alterthum zurück-werfen. Der Name der Thraker hat durch die Griechen Ver-breitung erlangt; ob er aus Eigenem gebildet wurde —, ob erdie veränderte und angepasste Gestalt einer phrygischen undüberhaupt fremdsprachigen Bezeichnung darstellt, lässt sichnicht entscheiden; die thrakischen Stämme selbst habenschwerlich diesen Gesammtnamen für sich besessen, bei ihnenwaren unstreitig nur Sonderbezeichnungen im Schwange. FürèñÞúêåò, èñáúêåò, auch èñÝúêåò, worin die Silbe -Ú-/. der Derivationangehört wie in ÁÃÈéêåò, böte sich die Wurzel èñç : èñå, indo-

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germanisch dhre: dhre, Nebenform von dher, ,halten, stützen;schauen, beachten'; von der Wurzel dhers- ,mutbig sein, wagen'war vielleicht der thrakisehe Stamm der Ëïßñóéâé benannt. In-folge des politischen Uebergewichtes der thrakischen Erobererüber die übrigen altansässigen Stämme wurde der Name auchfür diese unterschiedlos angewendet. Die Daker, denen aus-drücklich thrakisehe Sprache beigelegt wird, beissen darumniemals ausdrücklich Thraker, weil man sie von den Bewohnernder römischen Provinz Thracia zu scheiden hatte. — Es bleibtnoch die Möglichkeit offen, dass es voreinst an der Nordgrenzevon Hellas einen Stamm gegeben habe, welcher sich so be-nannte; Collectivnamen von Völkern sind ja meist aus irgendeiner Sonderbenennung hervorgegangen. Nannten sich so etw»die ältesten Bewohner von Samothrake? Das, was wir überdie Einwohner dieser Insel wissen, spricht nicht sehr dafür.Bei attischen Schriftstellern und Dichtern ist mitunter vonThrakern die Rede, welche in Daulis und ändern Orten derphokischen Landschaft gewohnt haben sollen; auch die Pierenwerden mitunter Thraker genannt. Neuere Forscher seitC. 0. Müller haben sogar doppelte Thraker angenommen, bar-barische und hellenische. Es igt jedoch widersinnig, denselbenNamen auf zwei der Abkunft, Sprache und Cultur nach grund-verschiedene Völker anzuwenden; überdies hat die Kritik jenerNachrichten — wir erinnern an die bezüglichen Arbeiten vonAI. Riese und Hiller v. Gaertringen — deren ünhaltbarkeitnachgewiesen. Wir halten die griechischen Thraker für ab-gethan.

Wir haben schliesslich noch ein Volksthum der buntenVölkerwelt Thrake's anzuschliessen, das der Einreihung ineine bestimmte ethnische Gruppe Schwierigkeiten entgegenstellt:wir meinen die Paionen, über welchen die Dardaner hausten.Da diese beiden Völker, welche von den Alten in Verbindungmit Troia gebracht wurden, der Westseite Thrakiens vorge-lagert waren, so wollen wir bei der Aufzählung der Einzel-stämme mit ihnen den Anfang machen; denn es gilt eineCardinalfrage für die alte Ethnologie der Haemushalbinsel derLösung nftber zu bringen.

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I. Die paionisch-dardanisohe Gruppe.

Ueber die Herkunft der Ð^ßïíåò waren schon die Altenin Zweifel. Verschiedene Mythen knüpfen sie an das ,pelas-gische' Volk der "Áëìùôåò an, das in makedonischer Zeitzwischen den Makedonen und Pelagonen in der heutigen Hoch-landschaft Moglena hauste und die Orte "ÏñìÜ oder "Ïñíá,Åûñùðüò und "Áøáëïò besass (PtoL). Denn Ðáéù·/ erscheint alsSohn des Poseidon und der Helle (Hygin. astr. II, 20) undebenso heisst "Áëìùø ein Sohn des Poseidon und der Helle(St. Byz.); dazu stimmt die Angabe (schol. Ap. Rh. I, 230),dass Paion's Tochter Öáíïóýñâ, mit dem Aioliden Ìéíýáò ver-mählt, Mutter des Athamas und Orchomenos wurde. Ausserdem berühmten Minyersitz Orchomenos am Kopai'ssee gab esauch ein 'Ïñ÷ïìåíüò auf der Westseite des Olympos nahe demHaliakmon, vormals auch Ì'.íýá und ¢ëìùíßá geheissen (vgl.C. 0. Müller, Maked. 15). Wie dem auch sei, diese Ansichterklärt die Paionen für ein uraltes pelasgisches Volk; eineähnliche Genealogie (Paus. V l, 5) bringt die Paionen inVerbindung mit den Aioliden und Aitolern, den Stammver-wandten der Makedonen. Für diese Mythen könnte die geo-graphische Nähe der Paionen und der Nordgriechen die Grund"läge geboten haben.

Getheilter Meinung waren jene Schriftsteller, welche Strabo(VII fr. 38 vgl. Eust. ad B 848) vor Augen hatte: ï'é ìåí Ы(ïíáòÖñõãþí Üðäßêïõò, ïé äå Üñ÷çãÝôáò Üðïöáßíïõóéí. Die zweite Ansicht,welche die Paionen zu Archegeten macht, d. h. für eine eigeneNation erklärt (denn hier ist nicht etwa Öñõãþí zu ergänzen),gieng von bedächtigen Forschern aus, welche in den Paionennichts Phrygisches und Kleinasiatisches gefunden hatten.Anderer Ansicht war Herodot, der die Paionen zwar nichtdirekt für Phryger, so doch für Troer erklärt.

In der Ilias steht Priamos an der Spitze eines Bundes,der alle Völker vom Halys und Sangarios bis zum paionisehenAxios, darunter auch Phrygen, Maionen, Mysen, Thraker,Kikonen und Paionen, umfasst; innige familiäre und hieratischeBeziehungen verbinden das Herrscherhaus mit all' diesenVölkern. So charakterisirt das Epos die troiamsehe Völkerweltim Gegensatz zur griechischen. Die Griechen erblickten in

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den dichterischen Schöpfungen ihrer Rhapsoden reine Geschichte,in den Kämpen auf griechischer und trojanischer Seite leib-haftige Wesen der Vergangenheit; sie wussten sich jenenVölkerbund nicht anders zu erklären als durch Annahme vonEroberungszügen aus Dios, die vor der Zeit der Zerstörungstattgefunden haben sollen, — als ob erobernde Gewalt alleinjene Zustände, wie sie die Dichtung schildert, herbeigeführthaben musste; als ob nicht die geographische Lage der Stadtan der Grenzscheide Kleinasiens und des Haemuslandes und derEinfluss der gemeinsamen Cultur, welche in Uios ihr Centramund ihren Höhepunkt gefunden hatte, Alles zur Genüge erklärte.Durch die griechischen Colonisten hat der troianische Sagen-kreis weite Verbreitung gewonnen; allerorten wollte manSpuren der homerischen Helden erkennen und selbst barbarischeVölker wollten ihre Ursprünge auf homerische Namen zurück-führen. Troianischer Abkunft rühmten sich sogar die libyschenMaxyer (Hdt. IV, 191; vgl. den Vers des Menander über dieÁéâõôñùåò èñáêäò, schol. Plat. Phaed. 72 c). Mit besseremGrunde feierten die strymonischen Bithynen Khesos als ihrenNationalhelden, und die Paionen fanden sich in ihrem Astero-paios gerühmt — sie durften ihre Ahnen für Bundesgenossender Troer halten, sich selbst für Stammverwandte dieses durchdie Poesie verherrlichten Volkes.

Jene zwei Brüder, welche 506 dem in Sardes weilendenDareios die Auskunft gegeben haben sollen, die Paionen vomStrymon seien Ôåõêñþí ôùí åê Ôñïé'çò Üðïéêïé (Hdt. V 13), warenLeute, welche mit dem troianischen Sagenkreise vertraut waren.Aunallenderweise heisst einer derselben Ðßãñç;;, ein Name, dersonst nur in Karlen und Lykien (auch in den Formen ÐéêñÞò,Pikhrä) auftritt. Herodot hätte die Anekdote richtiger sogestalten können, dass er das Brüderpaar für karisch und nurdie emsige Jungfrau, die etwa deren Magd gewesen, für einePaionin ausgab. Die ganze Anekdote ist überhaupt erst ent-standen, nachdem die Paionen bereits an der Grenze vonKarien und Phrygien angesiedelt waren — eine Erfindung exfacto. Aus karischem Munde erfloss auch die BezeichnungÔåõêñïé für Ôñþåò; mit dem Namen der Teukrer war man inKleinasien vertraut, schwerlich jedoch in Paionien. Homerweiss bekanntlich Nichts von troianischen und mvsischen

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Teukrern, er kennt nur den salaminischen BogenschützenÔåýêñïò, den von einer Troerin geborenen Sohn des Telamon,den Repräsentanten des tro'ischen oder teukrischen Volks-elementes auf Kypros (vgl. H. D. Müller, Histor.-mythol. Unter-suchungen, Göttingen 1892, S. 112—122), von dem die kyp-rischen Könige von Salamis bis auf Euagoras ihr Geschlechtableiteten, weil neben dem acha'isch -hellenischen Elemente auchnoch das einheimische teukrische Geltung besass. Ebensogehörten die Priester des Zeus zu Olba im kilikischen Berg-land der Familie Teukros an, d. li. den kilikischen ürsassen,welche die Ilias auch in der Ebene von Thebe kennt. Wennbei Späteren Teukros als Sohn des Skamandros und derNymphe Idaia auftritt, so wird er damit als Autochthon destroi'schen Landes gekennzeichnet; nach Kallinos (Strabo XIII,p. 604) soll Teukros aus Kreta gekommen sein, woher manalle Völker räthselhaften Ursprungs, beispielsweise die Termilen(Lykier), herleitete. Herodot weiss (V 122, vgl. VII 43), dassdie Bewohner von Gergithes Ueberreste der alten Teukrerwaren; dasselbe galt von den ÃåñãÀí3À auf Kypros (Klearch beiAthen. VI p. 256, c). Wir werden kaum fehl gehen, wennwir die Teu-Apsi für ein uraltes Volk kilikischen Schlages an-sehen und mit Brugsch den Tekri oder Tekkari der 19. DynastieAegyptens gleichsetzen. Haben diese Autochthonen weiteWanderungen unternommen (Strabo p. 61), so geschah diesnach Süden zu, in das Land der Cheta am Orontes und weiterhinab, schwerlich jedoch nach Thrake und bis zur Adria, wojede Spur des teukrischen Namens fehlt; die Paionen fürTeukrer zu halten, wäre zu abenteuerlich.

Herodot (VII 20) weiss allerdings von einem óôüëïò Ìõóþíôå êáé Ôåõêñþí ï ðñï ôùí Ôñùéêþí ãåíüìåíïò · ï'ß ïéáâÜíôåò åéò ôçíÅûñþðçí êáôÜ Âüóðïñïí ôïõò ôå èñçéê^ò êáôåóôñÝøáíôï ðÜíôáò êáé åðßôïí ºüíéïí ðüíôïí êáôÝâçóáí, ìÝ÷ñé ôå Ðçíåéïý ðïôáìïý ô'ï ðñúáìåóáìâñßçò çëâóáí. Man höre und staune! Vor der EinnahmeTroia's (ca. 1184) sollen Teukrer und Mysen alle thrakischenVölker besiegt haben und in alle Westlande vorgedrungensein. Leider wissen die homerischen Lieder davon Nichts; aufder ganzen europäischen Strecke findet sich sonst nicht eineeinzige Spur des teukrischen Namens; von den Mysiern wirddas Umgekehrte, nämlich Wanderung aus Europa nach Klein-

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asien, berichtet. Wir finden auch hier die aus den homerischenSagengeweben künstlich erschlossene Anschauung von uraltenEroberungszügen der Troianer auf die Spitze getrieben: dennDos — lassen wir lieber Lykophion's Kassandia (1341—1345)declamiren: ðÜððïò äå èñÞêçò ïõì'ïò áúóôþóáò ðëßáêá | ÷ùñÜí ô'¸ïñäþí êáé Ãáëáäñáßùí ðÝäïí, | 'ïñïýò å'ðçîåí Üìö'é Ðçíåéïý ðïôïÀò, | óôåññÜíôñá÷Þëù æåõãëáí Üìöéèåßò ðÝäáéò, j áëêÞ íÝáíäñïò, ÝêðñåðÝóôáôïò ãÝíïõò.Leider hat uns die troianische Jungfrau, welche den Herodotgelesen hat, anzuführen vergessen, ob da nicht Dos mit demmächtigen Pelasgos, König von Argos, zusammenstiess, der alleLande von der Brandung des ionischen Meeres bis zu denFluthen des Axios und Strymon beherrscht haben soll (Aesch.Suppl. 238 ff.). Solche Sagenklitterungen mögen den Griechen,zumal ihren Dichtern, gestattet sein; wenn aber neuere Forscherdieselben für bare Münze nehmen und darauf eine Fluth vonVermuthungen häufen, so werden wir ihnen Halt zurufen. Amweitesten hierin ist Giseke gegangen: Paionen sollen aus Asienin das von griechischen Stämmen besetzte Pelasgerland einge-drungen sein, die ypelasgischen' Thraker, darunter Dier undPieren, in die Gebirge getrieben und zuletzt die fortlaufendenWanderungen der Minyer, Kadmeionen, Abanten, Dryoper,Boioter und Dorer hervorgerufen haben.

Noch einmal spricht Herodot (VII 75) von seinen ständigverbundenen Teukrern und Mysen bei der Sage der Bithynenvon dem Auszug aus ihrem strymonischen Stammlande: ôï ðñü-ôåñïí ÝêáëÝïíôï, ùò áõôïß ëÝãïõóé, Óôñõìü'/tSt, ïßêÝïíôåò Ýð'é Óôñõìüíé.Ýîáíáóôçíâé äå öáóé åî ÞèÝùí ý-ðï Ôåõêñùí ôå êáé Ìõóùí. Man mussbezweifeln, ob die Bithynen selbst, obzwar in Asien sesshaftund mit der Ausdrucksweise der Kleinasiaten vertraut, wirklichvon Teukrern und Mysen gesprochen haben; möglicherweisehat Herodot, entsprechend seiner paionischen Anekdote (V 12),diese Namen ohneweiters für Ðáßúíåò eingesetzt: nur Paionenkönnen es gewesen sein, welche, von Westen vordringend, diethrakischen Strymonier dem Osten zugetrieben haben. WennMysen und Teukrer aus der Troas kamen und zwar lange vorTroia's Zerstörung, so wären ihnen die Strymonier geradezuin die Arme gelaufen, und die Eroberer hätten es geduldet,dass ihr eigenes Stammland von den Verjagten besetzt wordenwäre! üeberdies fällt der Auszug der Bithynen in oder hinter

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die trerisch-kimmerische Wanderung (750—600), also langenach Troia's Einnahme. — Die troianische oder phrygischeAbkunft der Paionen müssen wir nach Allem dahingestellt seinlassen; sehen wir zu, ob sich bei den Einzelstämmen etwasGenaueres ergibt.

Homer nennt als Väter des vor Troia gefallenen paioni-schen Heerführers Asteropaios, welcher gekommen war ôçëïèåí åî¢ìõäþíïò áð' Áîßïõ åõñý ñÝïíôïò, den ÉÉçëåãþí. Da an der Axios-münde voreinst phrygische Mygdonen sassen, so braucht ¢ìõäþíoder, wie die später von den Argeaden zerstörte Veste ursprüng-lich hiess, ¢âõäþí nicht gerade für eine paionische Gründung zugelten; es vergleicht sich "Áâõäïò, die Stadt des Asios am Helle-spont und die Glosse Üâõäüí · âáèý (Hesych.). Die von Pelegonabgeleiteten Ðçëáãüíåò oder Ðåëáãüíåò sind entweder Bewohnerder .schlammigen Ebene', vgl. die Glosse ðçëáãþí · åê ðçëïýãåãåííçìÝíïò und alb. pelg ,Moorgrund, Dümpel', oder Bewohnereines .Flachstriches' überhaupt, von Wurzel pela : plä ,breit-schlagen, ausbreiten' (vgl. ðÝëáãïò?). Eine Münze Ðåëáãéôþístammt aus dem illyrisch-epirotischen Bergwerksorte Damastion;in Sicilien gab es, in der Ebene am Palikensee, einen OrtÐåëáãïíßá (St. B.), das heutige Pallagonia. Die Hauptsitze derPelagonen waren später nicht am unteren Axios, sondern inder Ebene am mittleren Erigon nördlich von den Lynkesten,sowie im Bergland am unteren Erigon bis Stobi, nördlich vonden Almopen; hier erwähnt Livius wiederholt ,angnstiae quaead Pelagoniam sunt'. Seit der Römerzeit bis in die bulgarischeZeit hinein hiess ÇñÜêëåéá Ëýãêïõ oder Ëõãêçóôßò, das heutigeBitolia, und die benachbarte Ebene Ðåëáãïíßá. Abel hält diePelagonen schon ihres Namens wegen für Pelasger, die vonden Paionen unterworfen wurden; Giseke dagegen hält an dervon Strabo hingestellten Gleichung mit den Paionen fest. Zwarheissen die Pelagones ,Paeoniae gens' (Plin.); aber es scheint,dass sie ein älteres, wenn nicht illyrisches, so doch mit denAlmopen verwandtes Element darstellen, wobei wir an dieeingangs erwähnte Anknüpfung der Paionen an dif Minyervon Orchomenos erinnern. Es ist kein Zufall, dass wir nahedem zweiten Orchomenos südlich von Haliakmon eine ÐåëáãïíßáÔñßðïëçò finden mit den drei Ortschaften Ðýèéïí, Äïëé'÷ç und"Áæùñïò. Nur die beiden ersten tragen griechische Namen;

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"Áæùñïò auch ¢æþñåéïí und ôá "Áæùñá genannt, muss aus ältererZeit stammen, wie der Beiname der Landschaft selbst; fürpaionischen Ursprung desselben spricht die Analogie von Âõë-Üæùñ am mittleren Axios; für brigisch darf gelten "Áëùñïò inBottiaia, für edonisch ÃÜæùñïò am Pangaios.

Die Ðáßïíåò scheinen ursprünglich vom oberen Axios undaus dem illyrischen Westen ausgegangen zu sein; das Nach-drängen der nördlichen Stammesgenossen schob sie der Meeres-küste zu, wo die phrygischen Stämme sassen. Wenn wir fernereine solche Vermuthung wagen dürfen, so waren es bereitsin der entlegenen Vorzeit Paionen, welche die griechischenund ,pelasgischen' Nordstämme einengten oder gegen Südendrängten; doch finden wir zwischen beiden seit der geschicht-lichen Zeit die Phrygen eingeschoben; schwer lässt sich ent-scheiden, ob damals Illyrier, oder ob Thraker stärkere Wir-kungen erzielt haben. Jedenfalls waren die Paionen denGriechen als ein fremdes Nachbarvolk seit alten Zeiten bekannt,und als ein Eroberervolk treten sie in die Geschichte ein. Vorder Ausbreitung der makedonischen Hausmacht sollen sieHerren von Bottiaia und ganz Emathia bis zur Grenze vonPieria gewesen sein (Strabo VII fr. 38; Polyb. 24, 8: Çìáèßáôï ðáëáéïí Ðáéïíßá). Homer weiss sie im Besitze der mygdoni-schen Axios-münde; ganz Ìõãïïíßá sammt der ÊñçóôùíéêÞ warihnen voreinst unterworfen; als Xerxes vom unteren Strymonam Halse der Chalkidike nach Therme marschierte, zog er 8éÜôçò Ðáéïíé÷,Þò (Hdt. VII 124). Die thrakische Bisaltia vermochtensie jedoch nicht zu unterwerfen. Aber das ganze Axiosthalbis zum pelagonischen Stobi (vetus urbs Paeoniae, Liv. XXXIX53, 14) hinauf hatten sie inne; weiter zeigt ÂõëÜæùñ, das heutigeWeles oder slawische Welica, ìÝãéóôç ïýóá ðïëéò ôçò Ðáéïíßáò(Polyb. V 97, l), im Namen (mit âõë- vgl. Âõëëßò, Ausgang wie 'in Áæùñïò) illyrisches Gepräge; noch weiter dürfen wir die"Éùñï·. mit ihrer Burg "Éùñïí (Ptol.) oder "loupa (St. B.) für einVolk paionischen Schlages halten. Nach Strabo entspringt derAxios ex, ôçò Ðáéáíßáò, und er nennt die im Oberlande an derGrenze Dardania's streichenden Bergzüge ô\ üñç ÐáéïíéêÜ. Ost-wärts vom Axios boten breite Flussthäler Zugänge zu denstrymonischen Geländen: das Blachfeld Owcepole mit der Pcinjaund Kriwa, die Bregalnica oder ¢óôéâïò der Paionen mit der

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Lukawica, die Boemia und endlich die Strumica, im AlterthumÐáíôüò geheissen, führten von selbst in das seit Allers vonthrakischen Stämmen besetzte Strymonthal. Die nördlicherenThäler finden wir im Besitze der stammverwandten Agrianen,die südlichen gehörten den eigens so benannten Paionen. Hierlag ¢óô'.âüò, das heutige Istib oder Stip, ASTIBO der Itinerarien,eine alte Veste dieses Volkes; mit dem Wasser des Flussessalbten die Paionen ihre Könige. Weiter südwärts finden wirdie Burg ÄÜâçñïò, DOBERUS der Römer, in einem .schaurigenThale', öñéêáëÝïí íÜðïò (Addaeus in AP. IX 300), gelegen, dessenBewohner Äüâçñåò hiessen, — ungewiss, ob das heutige Do'iranoder das im Quellgebiete der Strumica gelegene RadowiSte;näher dem Axios zu, sei es an der Lukawica oder an derBoemia, lag die Burg ÁÃóôñáéïí, Sitz der ÁÅóôñáÀïé oder Aestrienses(vgl. den Fluss ¢óôñáÀï, bei Aelian). In den benachbartenBergstrichen finden wir zurückgedrängte thrakische Stämme,Sinten und Maiden; entlang dem Strymon sassen voreinst diethynischen Thraker oder Ìáéïïâßèõíï;. Wenn diese Herodot(VII 75) õðü Ôåõêñþí ôå êá'é Ìõóþí verjagt werden lässt, sowissen wir, dass darunter nur die Paionen verstanden werdendürfen und dass das Ereigniss lange nach Troia's Zerstörungin die Zeit der kimmerischen Züge fällt. Die paionischen Er-oberer verbreiteten sich immer weiter in das edonisch-phrygischeFlachland am unteren Strymon, und es gab seither eine ÐáéïíßáÝð: ôù Óôñõìüíé ðïôáìù ðåðïëéóìÝíç (Hdt. V 13).

Unter den Sondernamen begegnen liier Ðáéüðëáé (Hdt. V 15,VII 113), ferner ÓéñßÂðáßïíåò (V 15) und ï'é åí ôç ëßìíç ÐñáóéÜ3éêáôïéêçìÝíïé Ðáßïíåò (V 16). Zu den Ðáéüðëáé könnte man dieÔñßóðëáé vergleichen, nach Hecatacus ein ,thrakiscbes' Volk(St. B.), wenn nicht vielmehr .dreigetheilte' Paionen. DieÓéñéïðáßïíåò, auch ÓéññáÀïé genannt (Theop. ap. St. B., 0. I. Gr.II n0 2007), Bewohner von Óúñéò ôçò Ðáéïíßçò (Hdt. VIII 115),giengen später in den hier uransässigen Odomanten auf (Liv.XL V 4, 2); das zugrunde liegende Wort óéñïò werden wir alsphrygisch erweisen. Die Anwohner des ,lau.chgrünen' Seesvon Takhyno und Butkowo schildert Herodot als Pfahlbauerund Fischer; so können wir uns auch die Bistonen am bisto-nischen See, die Thynen am Derkos, und gemäss einem Reliefder Trajanssäule die Daken des Flachlandes vorstellen; falls

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Mowuvos (s. d. Glosse (Ji63ouv) der echte Name jener Pfahlbau-ansiedlung war, so weist derselbe auf phrygische Ursassen, dievon den Paionen unterworfen waren. Man glaubt ein zweitesAoßijpol; ain Fusse des Pangaios ansetzen zu dürfen, wegen derim Pilgerbericht m. p. VII Amphipoli via Philipp! erwähntenmutatio DOMEROS, worin m aus b entstanden sein kann wiein 'Ap-uSuv aus 'AßuSow. In der That wird dieser edonische Orteine Gründung der illyrischen Paionen gewesen sein: A6ß»)po?,A6|JiY)po? ist abzuleiten von der Wurzel dhub- .vertiefen'; vgl.gall. dubno-, dumno- ,tieP, lit. dauburä slaw. dtbri ,Bergschlucht,TobeP. Aber die Aoßvips«; bei Herodot (VII 113 in einer unbe-stimmt gehaltenen Fassung, V 16 in einer eingeschobenen Stelle)sind jedenfalls Bewohner des oben erwähnten Hochthaies.Mehrere Burgen des Edonenlandes werden hie und da denPaionen zugewiesen, deren Macht sich zeitweilig bis zum bi-stonischen See erstreckt hatte, wie denn auch [laudv als Bruderdes Ares-sohnes Biorov auftritt (St. B.); darum brauchen aberdie Paionen noch nicht für ein teukrisch-phrygisches Volk zugelten.

Ungefähr vor dem Skythenzuge des Dareios hatten diestrymonischen Paionen einen Feldzug gegen die Perinthier amHellespont unternommen (Hdt. V l); eine ähnliche Unter-nehmung gegen Kardia wird den Bisalten zugeschrieben. Diestrymonischen Paionen sollte mit Weib und Kind 506 Mega-bazos nach Asien überführen; es gelang dies mit den oberenStämmen, nicht jedoch mit jenen vom Pangaios; die Colonenerhielten einen Strich in Phrygien zugewiesen, den meistenglückte ea über Chios Lesbos und Doriskos ihre Heimatwiederzugewinnen. Dem Zuge des Xerxes schlössen sichHaufen von Paionen an. Ihre Freiheit bewahrten sie im Ober-lande bis auf Philipp und Alexander; zunächst unter ihreneigenen Fürsten stehend leisteten sie den Makedonen Heeres-folge, seit Vertreibung des Ariston durch Lysimach ca. 284wurden sie reine ünterthanen, SouXoi (Hesych.); doch erhobendie Dardaner Ansprüche auf Paionien. Wir hören dann be-ständig von Einfällen der Dardaner, Skordisker und der thra-kischen Bergstämme, die sich zuletzt immer weiter auf Kostender Paionen ausbreiteten, so dass dieses Volksthum im Inlandvöllig verschwindet; was den Thrakern nicht zugefallen war,

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wurde hellenisirt. Einmal noch erscheinen Paionen als Ansiedlerauf thrakischem Boden südlich vom Haemus, nämlich in Beroe,wohin Traianus Txspiraiovas gezogen hatte. — Appian hat diePaionen, bloss wegen ihrer Namensähnlichkeit mit den Pan-noniern, als a: -/.dw IIai'ovs? ohneweiters unter die Illyrier ein-gereiht. Aber auch sonst werden sie gern den südlichen illy-rischen Stämmen als iQ'/oc, ßapßapix.ov (Hesych.) beigezählt; z. B.Cram. An. Ox. IV p. 258: MC TO^ ''EXX'i^i '[XXupioi xa; tiaimnc, x.a'i Tau-Aavnot xal Awcavic ßapßapi'^eiv Sonoun. Es scheint dies das Richtigezu treffen; die alten Genealogien von llaiw/ mögen sich bloss aufdie Pelagonen beziehen. Ueber Psyche, Sprache und Sittendieses Volkes wird nicht viel überliefert. Von den unterworfenenphrygischen Stämmen haben sie den Cult des Dionysos (A'JaXs;)und der edonischen Artemis (Hdt. IV 33) angenommen; auchdie Silenen (AsuitSai) stammen daher. Die Pelagonen vermitteltenihnen den Apollo; ausserdem verehrten sie den Helios in Formeiner Scheibe. Ihr Land war reich an Gold; selbst an derBodenfläche wurde aurum talutium gefunden. Am FlussePontos gab es Braunkohle (wwo;); Im Kesselthai von Doberosund im waldreichen Orbelos wurde der Wisent (ßsvaws;) erlegt;aus den Hörnern tranken die Könige. Man trank Gcrstenbierund verschiedene Pflanzendecocte (ßpüTo;, xapaß»), mvov). Vonden Thrakern stammt wohl die Sitte, dass, wer einen Feinderschlug, den Schädel zum Könige trug und dafür mit einemgoldenen Becher belohnt wurde; illyrisch dagegen war derBrauch der Blutrache. Gerühmt wird der Fleiss der paionischenWeiber, wenn nicht vielmehr edonische von Strymon zu ver-stehen sind (Hdt. V 12): die Jungfrau in Sardes tränkte dasROSS und führte es am Zügel, trug den Wasserkrug am Kopfeund spann den Leinfaden, Alles zu gleicher Zeit.

Zu den Paionen werden ausdrücklich die 'A-rpiave«; (sing.Aypiciv, wie 'Awrav etc., makedonische Form) oder 'Aypdxt (sing.'Aypiac) gerechnet; mitunter werden beide wie zwei verschiedeneVölker neben einander gestellt, so bei Arrian (I S, I. 14, l.II 7, 5) und Livius, von Neoptolemus (ap. St. B.: IIai'ova; ^8''Ayptavae) und Strabo, welcher (VII fr. 41) berichtet, die Paionenhätten auch das Land der Agrianen unterworfen. Wahrscheinlichwaren die Agrianen ein Brudervolk, aber zu bedeutend, umfür eine blosse ünterabtheilung zu gelten. Wir finden sie zuerst

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bei Herodot (V 16), aber in einer sichtlich eingeschobenenStelle. Sicheres bietet Thucydides (II 96 fg.): ,Sitalkea riefbei seinem Zuge gegen Perdikkas (429) die ihm unterworfenenÝèíç ÐáéïíéêÜ, nämlich die ÁãñéÜíåò und die ÁáéáÀïé (vgl. St. B.Ëáéáúïé · Ýèíïò Ðáéïíéêäí,) zu den Waffen; der Strymon fliesst åêôïõ Óêüìâñïõ ïñúõò äé' ÁãñéÜíùí (codd. Ãñáéáßùí) êáé Ááéáßùí; vonByzantion bis zu den ËáéáÀïé und an den Strymon braucht einrüstiger Fussgänger 13 Tage'. Nach Strabo entspringt derStrymon åê Ðáéáíßáò, nach Stephanus sassen die ¢ãñßáé · ÝèíïòÐáéáíßáò ìåôáîý Áßìïõ êáé 'Ñïäüðçò, also am oberen Skios undHebros. Der Skombros ist der heutige Ryla-stock; hier haustennach Sophokles (St. B. v. "Áâñïß, Hesych.) Óêüìâñïé · èñáêéïí Ýèíïò.Die ËáéáÀé·. (vgl. die illyr. Eigennamen Lavius, f. Lavia) setzenwir östlich vom Ryla, die Agrianen vom oberen Strymon west-wärts bis zum Owoe-pole am Axios, wo sie an die Dardanerstiessen; südwärts umschlossen sie die thrakischen Maiden,nordwärts die Dentheleten. Wahrscheinlich erklärt sich ihrName aus Üãñßò, ager, als Üãñéïé ,auf dem Felde wohnende';vielleicht ist damit, trotz G. Meyer's Einspruch, alb. egre,agrestis, silvaticus' verwandt. Wie die übrigen Paionen, wurdensie von Philipp und Alexander dem makedonischen Reicheeinverleibt, unter Belassung ihrer Stammeskönige; damals warËÜããáñïò (Arr. I, 5, 2 ff.) Fürst — ein echt-illyrischer Name(vgl. Longarus rex Dardanorum, Liv.). Als Bewohner derBlachfelder,. die in ständiger Fehde mit den thrakischen Berg-stämmen lagen, waren sie zu leichtem Felddienste vorzüglichgeeignet; wir finden sie im makedonischen Heere als Üêïíôéóôáß,óéåíäïíÞôáé, õðáóðéóôáß, bewaffnet mit der ëüã÷ç oder dem Üêüíôéïí;vgl. Hesych. ÁãñéÜíåò · ôÝëïò ôé ôçò êïõöÞò óõíôÜîåùò, åê ôçò ¢ãñéáíéêÞò÷þñáò Ðáéïíùí. Eine eigene ôáîß;, aus Agrianen bestehend, hiess¢ãñéáíéêïí Üêüíôéïí. Sie werden in allen Kämpfen der make-donischen Zeit bis 160 v. Chr. erwähnt, und Appian (Illyr. 14)rühmt von ihnen: ÁãñéÜíåò, ï'é ôá ìÝãéóôá Öéëßððù êáé ¢ëåîÜíäñùêáôåñãáóÜìåíïé, ÐáßïíÝò åßóé ôùí êÜôù ÐáéÜíùí, ºëëõñéïéò Ýðïéêï'.. Siefühlten sich den Autariaten weit überlegen: dieses gleichfallsillyrische Volk, ursprünglich im Inlande zwischen der Narentaund dem Drin sesshaft und hier seit 370 durch Kelten gedrängtehatte zwar die Triballer im Morawagebiet unterworfen, wurdejedoch zum Auszuge gezwungen; Langaros schlug sie 334 zurück;

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Kassandros aber siedelte nachmals (ca. 300) 20,000 durchGalater verjagte Autariatenfamilien in Orbelos an. — Dieüberaus starke Heranziehung dieses Volkes zum Felddienstund die Uebermacht der Bergthrak-er scheinen es erschöpftund aufgerieben zu haben; seit 160 erscheinen nur mehr thra-kische Maiden und Dentheleten an der Oberfläche. Nun müssenwir uns einem Volke zuwenden, das einen hochberühmtenNamen trägt und lange Zeit eine mächtige Rolle gespielt hat.

Die AipSavot, auch ÄáñäáíåÀò und ÄáñäáíéÜôá; genannt, wohntenvom Oberlaufe des Axios entlang und zwischen den beidenoberen Flussläufen der Morawa bis zu deren Vereinigung imðåäßïí ôï Ôñéâáëëéêüí. Die älteren Griechen kennen dieses Volknoch nicht; zum erstenmale wird es ausdrücklich a. 284 genannt,und mächtig tritt es seit den Galaterstürmen hervor. Agathar-chides von Knidos wusste zu berichten (Athen. VI p. 272, d),dass unter den Dardanern eine zahlreiche leibeigene Bevölke-rung lebe, gleich den ðñïóðåëÜôáé unter den Ardiaiern Illyriens;es scheinen hier zwei illyrische Schichten, eine ältere undjüngere, verkörpert durch adelige Grundbesitzer und hörigeBauern, zusammengeflossen zu sein. Als Lysimachos denPaionen Ariston des Thrones beraubte (284), entfloh dieser zuden, wie es scheint, stammverwandten Dardanern (Polyaen. IV12, 3). Dardani repetebant Paeoniam, quod et sua fuisset etcontinens esset finibus suis (Liv. XL V 29, 12); sie fielen dess-halh ständig in Makedonien ein, Dardani gens semper infestis-sima Macedonibus (vgl. lustin. XXIX, l, 10). Zur Zeit derKelteneinfälle unter Ptolemaeus Ceraunus (ca. 280) war Ìåíïýíéïò,Monunius (vgl. alb. menune ,minutus'?) König der Dardaner(Trog. Pomp. prol. XXIV); er bot damals, obwohl verfeindet,dem Makedonerkönig 20.000 Bewaffnete an, die dieser jedochzurückwies (Just. XXIV 4, 9). Später finden wir Antigonusim Kampfe mit dem Dardanerkönig Ìýôéëïò. Um 239 fielËüããáñïò, der sammt seinem Sohne ÂÜôùí einen illyrischen Namenträgt, in das Gebiet des Demetrius II. ein. Wie die Personen-namen, so verrathen auch die Ortsnamen illyrischen Charakter,z. B. Ïýåíäåíßò (alb. wend pl. wendena ,situs, positio, domicilium'),Ïõåëëáíßò, ¢ññéâÜíôéïí (vgl. ¢ññéâáÀïò, Fürst der Lynkesten, und¢ñýââáò, Fürst der Molossen). Der von Strabo vermerkteHauptstamm der Dardaner im Gebiete von Skupoi, nämlich

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die ÃáëÜâñéïé, darf trotz der anlautenden Media, die auch imAlbanischen nicht immer scharf von der gutturalen Tennisunterschieden wird, mit den iapygischen Êáëáâñïé verglichenwerden; der Name der èïõíÜôáé, welche den thrakischen Maidenzunächst benachbart waren (Strabo VII, p. 316), Hesse sichzwar aus alb. 6üene-te ,fracti, rupti, conversi' deuten, eskann aber auch die illyrische Form eines dort sitzengebliebenenRestes -der thynischen Thraker oder Ìáéäïâßèõíïé darstellen.

Mit Mühe gelang es den Römern, dieses mit der make-donischen Taktik wohlvertrauten Volkes, das gutgeordnete undschwerbewaffnete Heere aufstellte (Liv. XXXI 43) und seitder Einrichtung der makedonischen Provinz (147) unablässigEinfälle machte, Herr zu werden. Gegen die Dardaner kämpftenmit wechselndem Glücke Vulso (97)' G. Sentius (92—81) undSulla (85); Ap. · Claudius (76) erbitterte sie durch harteErpressungen; C. Scribonius Curio (75—73) bewältigte sie mitden grausamsten Mitteln: Dardanorum ferociam, in modumLernaeae serpentis aliquotiens renascentem, hoc genere poenarumexstinxit, ut primoribus manus incideret residuosque suppliciocapitali multaret (Amm. Marc. XXIX 5, 22). Doch brachtensie (62) den Consul C. Antonius so sehr ins Gedränge, dass erihr Land schleunigst räumen musste, um sich bei den Moesenähnliche Schlappen zu holen. Ihre Einfälle wies L. CalpurniusPiso (57) erfolgreich zurück; wir finden dann (48) Dar-daner als Hilfstruppen im Heere des Pompeius; später (39)trieb sie Antonius zu Paaren, und unter Augustus (27) siegteM. Crassus über alle Grenzvölker, namentlich die Bastamer,welche bis Dardamen eingefallen waren. Sie blieben seitherruhige Provincialen, welche der Viehzucht, dem Berg- undAckerbau fleissig oblagen.

Von ihrer alpinen Wirthschaft legt der caseus DardanicusZeugniss ab, der neben dem caseus Docieas Ruf genoss. DieGruben in den campi Dardanici (bei Janjewo und Kratowo)sowie im Bergstock des Kopalnik standen schon damals imBetriebe; Plinius (XXXIII 39) rühmt das aurum Dardanium,und wir besitzen noch jetzt Münzen aus der Zeit Trajan's mitder Legende DARDANICI. Auf diesen erscheint eine Fraumit Aehren in der Rechten; ausser den Cerealien fand derHanf besondere Pflege, und es werden grobe dardanische Stoffe

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erwähnt. — Von dardanischen Göttern wird uns, mit Ausnahmedes deus Andes (Inschr. v. Kacanik; vgl. alb. ande .Blume' undande ,Lust, Freude'), Nichts überliefert; von ihrer Sprache sindblos zwei Pflanzennamen bekannt. Das Volk war als schmutzigverrufen, von einem Schmutzfink hiess es sprichwörtlich ôñéò twâßïõ ëÝëïõôáé þóðåñ Äáñäáíåýò. Sie sollen in Erdhöhlen gehausthaben, die sie mit Dünger zudeckten — wie dies noch heut-zutage hie und da an der unteren Donau der Fall. Doch wirdihr Sinn für Musik hervorgehoben: sie hatten Flöten undSaiteninstrumente (Strabo VII, p. 316). Plinius nennt sie einefera gens. Aus den latrones Dardaniae machte M. AureliusSoldaten und Häscher (äéùãìÔôáé). Die illyricianischen Truppen,darunter Schaaren von Dardani, nahmen in der späteren Kaiser-zeit, namentlich seit Diocietianus, eine entscheidende Stellungein; das Christenthum hatte im Lande Wurzeln gefasst undlange vor 400 war die Romanisirung vollendet. Der Landes-name erhielt sich bis in die slowenische Zeit hinein; ca. 676flohen die Provincialen der nördlichen Eparchien, zumal iiÄáñäáíßáò, vor den Fremdlingen nach Thessalonich (Acta S. De-metrii § 169. 195); a. 602 wird nahe den Donau-÷áôáññÜ÷ôáé einêëßôïò ôçò Äáñäáíßáò erwähnt (Theophyl. ' Sim. VIII 5, p. 322)·Gewiss waren auch Dardaner an der Bildung des ostromanischenoder .wlachischen' Volksthums betheiligt; hatte sich doch dasthrakische Element mit dem illyrischen an der Grenze vonDardanien gemischt, wie man z. B. aus dem Ortsnamen Äáñïá-ðÜñá erkennt, worin thrak. -para mit dem dardischen Volksnamensich einigt. Ein altes illyrisches Volk im iapygischen Dauniennannte sich DARDI (Plin. III 104); die Dardaner selbst hatv. Hahn, vielleicht nicht ganz ohne Berechtigung, als .Birnbaum-pfleger, Landbauer' gedeutet (vgl. alb. dardhe ,Birnbaum',dardhan ,Birnbaumzüchter').

In der üias erscheint ÄÜñäáíïò als Ureinwohner des Ida-gebirges und Gründer von Dardania, bevor es noch eine Biosgab; es scheinen demnach die tro'ischen Dardaner, zu derenGeschlecht Aineias gehörte, den ältesten Theil der Bevölkerungneben den Ôñþåò oder, wie man seit Kallinos sagte, den Ôåàêñåòdarzustellen. Lediglich wegen der Namensgleichheit habenschon die Alten, die illyrischen Dardaner für Trojaner erklärt.Der römische Kaiser Claudius (268—270), vir Illyriciänae gentis,

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in Dardania geboren, führte seinen Stammbaum auf Ilus undDardanus zurück (Treb. Pollio 11, 3). Bei Solinus (II 51)heissen die Dardani homines ex Troiana prosapia in moresbarbaros efferati'. Aber, was die Namensgleichheit betrifft, sokann diese trügen: so kennt Herodot (I 189) am G-yndes einVolk ÄáñïáíÝåò, wahrscheinlich kurdischer Abkunft; im west-lichen Kaukasus, nahe dem Kuban, gab es ÄáíïÜñéïé, die wahr-scheinlich zu den ÊåñêÝôáé (Cerkessen) gehörten. Wie dieTeukrer, so waren auch die Dardaner Troias kleinasiatischeAboriginer; sollte wirklich ein Zusammenhang der troi'schenDardaner mit dem illyrischen Volke stattgefunden haben, sowerden wir wenigstens annehmen müssen, dass sie aus Europa,der Heimstätte der Illyrier wie aller Indogermanen, gekommenwaren, nicht umgekehrt.

Schon das Alterthum brachte bekanntlich die adriatischenVeneter mit den homerischen Enetern Paphlagoniens, denNachbaren der Kaukonen, in Verbindung. Auch Neuere habensich dieser Ansicht mit Eifer angenommen und gemeint, dasszuerst die Veneter, hinter diesen die Dardaner, zuletzt Mysenund Teukrer (= Paionen) aus Kleinasien zogen und stufen-weise zwischen der Adria und dem Hellespont sich lagerten.Das Ganze sieht bestechend aus; aber auch bei den Veneternspielt die blosse Namensähnlichkeit die Hauptrolle. Die paphla-gonischen Eneter, will man sie nicht umgekehrt für uralte Meta-nasten aus Illyrien halten, müssen für kleinasiatische Aboriginergelten; nach Hecataeus, welchen Zenodot citirte, stammten dieEneter åê Ëåõêïóýñùí und soll ¸íåôÞ der leukosyrische Namefür das spätere (aus armen, amis ,Mond' gut deutbare) Áìéóüògewesen sein; ein Demos bei dem karischen Milet hiess ¸ííçôïß(Le Bas IU, Nr. 219) und selbst ÂÝííåôïò wird als karischerName bezeugt (auf lasos Nr. 287). Die adriatischen VENETI,welche .schon Herodot als Illyrier hinstellt, dürfen wir keines-falls aus Asien herleiten, da das illyrische Volksthum aus demmittleren Donaugebiet stammt; als Personenname tritt Venetusallenthalben auf dalmatischem Boden auf. Es gab sogar an derNordgrenze Makedoniens, zu Seiten der Dardaner und Triballer,Åíåôïß, welche etwa die Metohia von Pek' inne hatten und füreine nach Südost vorgedrungene Abtheilung der Dalmatengelten müssen. Als im Jahre 85 Sulla in Verein mit C. Sentius

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gegen die Grenzvölker zu kämpfen hatte, unterwarf er (App.Mithr. 55) Åíåôïýò êáé ÄáñäáíÝáò êáé Óéíôïõò, ðåñßïéêï ÌáêåäüíùíÝ'èíç, óõíå÷þò åò Ìáêåäïíßïõ ÝìâÜëëïíôá, Eutropius nennt an Stelleder Eneter Delmatae. Plinius führt in der Reihe der illyrischenVölker Enedi an. Nach einer alten Quelle gab auch der voll-ständigere Text des Stephanus von diesem Volke Kunde; vglEust. ad. B 852: çí äå êáé Ýèíïò ðáñÜ ÔñéâáëëïÀò Åíåôïß. Mit Un-recht berufen sich die Anhänger der .teukrischen' Abstammungder Paionen und Dardaner auf diese dalmatischen Veneter. AlleVölker der Haemushalbinsel gehören von Haus Europa an;dies gilt auch von der paionisch-dardanischen Gruppe; Klein-asien war die Urheimat allophyler Aboriginer — wenn es liierindogermanische Intrusionen gab, so sind dieselben aus Europagekommen, nicht umgekehrt.

II. Die phrygisch-mysische Gruppe.

Als Eugammon seine Telegonie, die Fortsetzung derOdyssee, dichtete (ca. 565 v. Chr.), war noch die Erinnerungan eine Zeit lebendig, in welcher Epirus von phrygischenNordstämmen bedroht war; der Dichter liess Odysseus ausIthaka ausziehen und die Königin der Thesproter zur Fraunehmen; ¸ðåéôá ðüëåìïò óõíßóôáôáé ôïéò èåóðñùôïÀò ðñïò Âñýãïõò. Wiein Troia, so standen auch hier auf Seiten der Barbaren Aresund Apollon, und das Heer der Thesprotcn wurde trotz derBeihilfe Äthene's und Odysseus' Führung gänzlich aufgerieben(Procius, ehrest, gramm.). Auch die Argonautcnsage (Ap. Rh.IV 330, 470) kennt dieses Volk auf zwei liburnischen Inseln(Kerkyra und Paxos? Apollonius dachte an die Absyrtiden,welche zu weit nördlich liegen), Âñõãçß'äåò íÞóïé, mit einem Tempelder Artemis, den die Âñõãïé des Festlandes errichtet hatten. Eshaben sich also diese Brygen zwischen die Chaonen und Thes-proter in das Alluvialland am Thyamis oder Kammos gewaltsameingeschoben. Den kyklischen Íüóôïé zufolge soll "Åëåíïò, Sohndes Priamos, über Kikonia und Makedonia nach dem LandeÊáììáíßá · ìïßñá Èåóðñùôßáò (benannt nach dem Flusse Êïììüò,nach Serv. ad Aen. V 333 nach dem Fürsten ÊÜìðïò) gekommensein und mit Êåóôñßá, der Tochter des Kampos, den Kestrinoserzeugt haben, nach welchem das Land den Namen Êåóôñßíç

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28 IV. Abbandlang: T o m a s c h e k.

erhielt; Helenos galt zugleich als Gründer von Âïõèñùôüò, woauch ein ëüöïò stand, Ôñïßá êáëïýìåíïò, ù ðïôÝ Ôñþåò óôñáôïðÝäùÝ÷ñÞóáíôï (Dion. Hai. É 51; vgl. St. B. Ôñïßá · ðüëéò åí Êåóôñßá ôçò×âïíßáò; Varro ap. Serv. Aen. III 349), und als Gründer von"Éëéïí am Flusse Thyamis (St. B. vgl. Liv. XXXI 27), etwain der Lage des heutigen Ortes Philiates. Das können helle-nische Neugründungen gewesen sein, nach dem Master derberühmten homerischen Namen; Anlass dazu bot das vormaligeVorhandensein der Brygen, die man sich aus Troia gekommendachte; und dass man gerade Helenos zum Landesheros machte,wurde durch die Namensähnlichkeit mit den '¸ëéíïé · Ý'èíïò èåó-ðñùôéêüí in der ¸ëéíßá Þ ÷þñá (Rhianus ap. St. B.) verursacht.

Verfolgen wir die brygischen Spuren weiter hinauf insInland, üeber den Illyriern, zwischen dem Lychnitissee undden ¸ã÷Ýëåéïé, hausten nach dem sogenannten Skymnos (v. 434,437) Âñõãïé âÜñâáñïé, die also weder Illyrier waren noch Hellenen.Aber auch östlich vom Lychnitis, am Oberlauf des Erigon undam Pylonpasse des Gebirges Âáñíïõò, zwischen den Lynkestenund Deuriopen, gab es nach Strabo (VH, p. 327) Âñõãïé. Hiervermerkt der Pilgerbericht eine mutatio Brucida, m. p. XIIILychnido, XIX castris Parembole, finis Epiri et Macedoniae,worin bereits Wesseling BRUGIADA erkannt hat, d. i. ÂñõãéÜò(St. B.); Stephanus kennt auch einen Vorort Âñþãéïí (Ew. Âñýãéïé,Âñõãéåúò) des Volkes Âñõãáé · Ýèíïò Ìáêåäïíßáò ðñïóå÷Ýò ºëëõñéïÚò, undführt aus Herodian die Formen Âñõî, f. Âñõãß;, an. Auf deurio-pischem Gebiet lag nach Strabo die brygische Ortschaft Êýäñáé(vgl. KuSpapa, Grenzort zwischen Lydien und Phrygien beiHerodot). Aber noch weiter ostwärts, in die Bergstriche vonEmathia, führen uns herodotei'sche Angaben. Als Mardonius493 durch Thrake und Makedonien zog, erlitt er zuletzt starkeVerluste durch die Âñõãïé èñÞéêåò, welche sein Heer bei Nachtüberfallen hatten (VI 45); die Sitze dieses .thrakischen' Volkesergeben sich aus der Reihenfolge der Stämme, welche sich 480dem Xerxes anschlössen (VII 185): ÂïôôéáÚïé êáé Âñõãïé êáé Ðé'åñåòêáé Ìáêåäüíåò êáé Ðåññáéâïß. — Wenden wir uns vom Lychnitisweiter hinauf gegen Nordwest, so finden wir auch hier einenZweig der Brygen. Strabo p. 326 führt zwischen Apolloniaund den Keraunien und zwischen Epidamnos folgende Stämmevon Süd nach Nord an: ÂõëëßïíÝò ôå êáé ÔáõëÜíôéïé êáé ÐáñèÀíïé

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êá'é Âñàãïé, diese letzteren also ganz nahe an Dyrrachion. Dazustimmt sehr gut die Nachricht bei Appian (B. civ. II 39): ÷ñßíùäå ôçò ôå ÷þñáò êáé ôçò Äõññá÷ßïõ ðüëåùò êáôÝó÷ïí Âñßãåò, åê ÖñõãþíÝðáíåëèüíôåò, êáé Ýð' Ýêåßíïéò ÔáõëÜíôéïé ºëëõñéê'ïí Ýèíïò — nur dasshier statt Âñàãïé oder Âñõãïé die Form Âñßãåò auftritt.

Nur in seltenen Fällen (Meyer, Gr. Gr. 91) setzt derGrieche é für õ ein; aber, wie dem Phrygischen (vgl. Âñýáíá undÂñßáíá), so muss, wenn es erlaubt ist, aus den heutigen alba-nischen Dialekten einen Schluss für das Alterthum zu ziehen,namentlich dem Illyrischen und wohl auch dem Makedonischender Uebergang von u, u zu i von Haus aus eigen gewesensein — gerade in solchen Kleinigkeiten erweist sich die oraleDisposition auf die längste Dauer beständig. Wir wissen, dassdas Griechische in Makedonien fremdartig ausgesprochen wurde,indem theils die illyrische, theils die phrygische und thrakischeSprachanlage der Untergebenen durchdrang; so erklärt sichauch das Auftreten der makedonischen Form Âñßãåò. DiePhrygen selbst haben sich in Kleinasien nicht anders als Âñýãåòoder Âñßãåò benannt. Die Griechen jedoch haben seit Alters,vielleicht schon zu jener entlegenen Zeit, als sie westlich vomAxios hart neben phrygischen Stämmen sassen und als nochdie ursprüngliche Media-Aspirata, bh deutlich gefühlt wurde,zuerst Bhrug-, Bhrüg-, sodann gemäss der LautverschiebungPhrüg-, Öñýãåò, ausgesprochen; nur die epiwtischen Stämmehaben für die ihnen benachbarten Brygen dieselbe Form mit6-Anlaut beibehalten, welche bei Phrygen und Makedonen,welche die Media-Aspirata regelmässig in die einfache Mediaumsetzten, üblich war. Der Name lässt sich mit aller Wahr-scheinlichkeit als ,homines fragi' deuten, von Wurzel bhrug :bhrttg .brauchen'; in Âñàãïé, Âñõãáé tritt langer, in Öñýãåò, Âñýãåòoder Âñõãïé, sowie in Âñßãåò, kurzer Stammvocal hervor. Aufkleinasiatisch-phrygischem Boden sind folgende Formen bezeugt:Âñéãßá · Þ ÔñùéêÞ, Þ Öñõãßá, áðü Âñßãïõ ôïõ êáôïéêÞóáíôïò åí Ìáêåäïíßá(St. B.). Für Øñýî wurde Âñßî gesagt; vgl. Hesych. Âñßãåò · ïéìåí Öñýãåò, ïé ïÝ âÜñâáñïé, ï'é 2Ý óïëïéêéóôáß. ºÜâáò äå õðü Ëõäþí áðï-öáßíåôáé âñßãá ëÝãåóèáé ôïí åëåýèåñïí. Dazu hatte man die Glossen:âñýêïò · âÜñâáñïò, âñéêüí · âÜñâáñïí, Êýðñéïé, âñé'êåëïé · âÜñâáñïé; endlichdie Âñßãåò êáé Âñßãáíôåò, ïß óôñáôåõüìåíïé ïÅêÝôáé, im Heere desBrutus (Plut. Brat. 45). Wenn die Brigen als .unverständlich

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sprechende' oder .semibarbari' bezeichnet werden, so gilt diesfür die hellenische Zeit, als alle Kleinasiaten anfingen sich desGriechischen in ihrer Weise zu bedienen. Wenn Juba dasWort aus dem Lydischen d. h. Maionischen deuten will als,Freie', so bezieht sich dies auf die maionisch-phrygischen Frei-sassen und Grundbesitzer, im Gegensatz zu den dienendenLeiegern, Minyern und Karern; âñßãåò ist dann Eigenname,keine echte Glosse, und am allerwenigsten darf man dabei angot. frei-s .frei' und frik-s ,frech/ 'denken. Es bleibt also beider Deutung ,homines frugi'.

Die Gleichung Âñßãåò · ï'é Öñýãåò wird von den Alten oft ver-merkt; am gewichtigsten ist der Ausspruch Herodots (VII 73):ïß 8Ý Öñýãåò, ùò Ìáêåäüíåò ëÝãïõóé, ÝêáëÝïíôï Âñßãåò ÷ñüíïí üóïí Åõñù-ðÞéïé Ýßíôåò óýíäéêïé Þóáí Ìáêåääóé, ìåôáâÜíôåò 8Ý åò ôçí ¢óßçí Üìá ôç÷þñç êïê ôé ïàíïìá ìåôÝâáëáí åò Öñýãáò. Aehnlich Strabo p. 295:êáé áõôïß ä' ïß Öñýãåò Âñßãåò åúóß, èñáêéüí ôé Ý'ïíïò; VII fr. 27: ô'ïÂÝñìéïí ïñüò ðñüôåñâí êáôåÀ÷ïí Âñßãåò èñáêþí Ýèíïò, ùí ôßíåò äéáâÜíôåòåßò ôçí ¢óéáí Öñýãåò ìåôùíïìÜóÏçóáí. Diese makedonischen Brigendürfen von jenen illyrischen Brygen in keiner Weise getrenntwerden; gebraucht doch Herodot, wie wir oben sahen, für dieseBrigen die synonyme Form Âñýãïé, wie umgekehrt Appian fürdie Brygen von Dyrrachion die Form Âñßãåò. Wir sehen alsoeinen langen Gürtel plirygischer Intrusionen zwischen demthermäischen Gotfe und der Adria, zwischen den griechischenStämmen von Epirus und Thessalien und den illyrischen Völkerndes Nordens. Von den Brigen des emathischen Landes aberwusste die makedonische Sage Manches zu erzählen; es be-gegnen hiebei die Silenen (ÓáõÜäáé), Dämone der Springquellen,ebenso Midas, Sohn des Gordios und der Göttermutter, derDämon des Natursegens und des Ueberschwangs in Feld undFlur — Namen, welche, gleich jenen der metallurgischen Dak-tylen, dem ältesten Volksglauben der Phrygen angehört habenund nicht mit Notwendigkeit gerade und einzig auf Asien hin-zuweisen brauchen. Wenn diesen jedoch der Name des Orpheusangefügt wird, so wäre dies bei der Nähe Pierias an und fürsich nicht auffällig; wegen der späten Erwähnung jedoch wirdder Verdacht rege, dass hier eine Zuthat der GeschichtschreiberEphoros und Theopompos vorliegt, hervorgerufen durch dieSagenklitterung der orphischen Mystiker. Das Auftreten des

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Midas auf makedonischem Boden musste jedoch bei Vielen dieAnsicht erzeugen, dass die Brigen aus Asien stammen, demHauptsitz der Phrygen und der Midassage; folgerichtig Hessensie dann auch Lydier und Mysier mitwandern. So dichteteEuphorion (schol. dem. Alex. IV, p. 96 ÊÉ.): ùêåúôï äå ôï ðáëáé'ïíÞ "Åäåóóá õðü Öñõãþí êáé Ëõäþí êáé ôùí ìåôÜ Ìßäïõ äéáêïìéóèÝíôùíåÅò ôçí Åõñþðçí. Hellanikos nannte, wenn die Angabe (Const.Porphyr, de them. II 2 nach dem vollständigeren Text desSteph. Byz. v. Ìáêåïïí(á) nicht etwa verkürzt lautet, überhauptnur die Mysier: Ìáêåäüíåò ìüíïé ìåôÜ Ìõóþí ôüôå ïÅêïàíôåò. Vonder Wanderung des Midas aus Asien über die edonischen Landespricht auch Nikandros (Athen. XV, p. G83 b): ðñþôá ìåí ¿äï-íéçèå Ìé'äçò &ðåñ ¢óéäïò áñ÷Þí | ëåßðùí åí êëÞñïéóé ÜíÝôñåöåí ¹ìáèßïéóéí |áßÝí åò ÝîÞêïíôá ðÝñéî êïìüùíôá ðåôÞëïéò. Diese ñüäá, welche dieMakedonen mit einem phrygischen Worte Üâáãíá nannten(Hesych.), hiessen auch ÝêáôïíôÜöõëëá, und sie gediehen prächtigim edonischen Pangaios (Theophr. H. plant. VI 6, 4); dieRosengärten des Midas begegnen schon in der Stammsage derArgeaden (Hdt. VIII 138): ùêçóáí ðÝëáò ôùí êÞðùí ôùí ëåãï-ìÝíùí åßíáé Ìßäåù ôïõ Ãïñäßåù, åí ôïÚóé öýåôáé áõôüìáôá ñüäá, åí ÝêáóôïíÝ÷ïí ÝîÞêïíôá öýëëá, ääìç ôå õðåñöÝñïíôá ôùí Üëëùí, åí ôïýôïéóé êáé äÓéëçí'ïò ôïÚóé êÞðïéóé çëù, ùò ëÝãåôáé õðü Ìáêåäüíùí, õðÝñ äå ôùí êÞðùíêÝåôáé ôï ÂÝñìéïí ïñüò. Konon lässt, in Uebereinstimmung mitder makedonischen Sage (Hdt. VII, 73), Midas umgekehrt nacliAsien auswandern: Ìßäáò èçïáõñù ðåñéôõ÷þí Üèñüïí åò ðëïàôïí Þñèçêáé, ¼ñöÝùò êáôÜ ÐéÝñåéáí ôï ïñüò áêñïáôÞò ãåíüìåíïò, ðïëëïßò ôÝ÷íáéòÂñéãþí âáóéëåýåé, ïõò ùê'.óå õðü ôù Âåñìßù äñåé, ðïëõáíèñùðïôÜôïõò ïíôÜò.Óåéëçíïò ðåñß ôï ÂÝñìéïí ïñüò þöèç. Ýðåéôá Ìßäáò ðåßóáò ô'ï ýðÞêïïíáð' Åõñþðçò äéáâÞíáé ôïí ¸ëëÞóðïíôïí, õðÝñ Ìõóßáí ùêéóå, Öñýãáò Üíô'éÂñéãþí ìåôïíïìáóèÝíôáò.

Für uns hat die Frage, ob die Brigen aue Grossphrygienstammen oder ob umgekehrt die asiatischen Phrygen aus Make-donien ausgewandert waren, keinen Sinn, keine Bedeutung;wir nehmen vielmehr an, •dass es einst eine Zeit gab, wo diephrygische Nation geschlossen die Räume südlich vom Haemusinne hatte; von hier aus zog, entweder durch Nordvölker ge-drängt oder dem Zuge nach dem wärmeren Süden folgend, dieHauptmasse als Eroberervolk in das allophyle Kleinasien ein,wie nachmals die Galater; die westlichen Stämme jedoch, welche

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zurückgeblieben waren, wurden durch die Invasion der thra-kischen Völker, der Maidobithynen, lange vor der Ausbreitungder Paionen über den Axios hinaus, dem emathischen Küsten-lande und der Hochregion des Bermios zugetrieben, von woaus, infolge des Nachdrängens der Paionen und Thraker, be-deutende Theile weiter ins illyrische Inland verschlagen wurden,so dass wir Brygen endlich an den Küsten der Adria und imthesprotischen Lande vorfinden. Es wird nicht Zufall sein, dassausser den Paionen, welche Pelagonia und Emathia unterwarfen,hart an den Fersen der Brygen, wie wir sehen werden, thra-kische Kriegerstämme auftauchen, Trailer und Treren, Vor-läufer der kimmerischen Wanderung (750—600): diesen vorAllen müssen wir die spätere Zersplitterung der brygischenStämme zuschreiben. Die Brigen Emathia's aber waren ausden strymonischen Landen gekommen. Die Sage von Midasund Silen haftete nicht bloss am Bermios, sie fand sich auchviel weiter nordwärts, hart an der Grenze der Paionen undThynen, an der Quelle "Éííá, ìÝóç Ìâßäùí êáé Ðáéüíùí, çí Ý÷Ýñáóåïúíù ß Öñ'õî Ìé8áò, äôå Ýëåúí ôïí Óåéëçíïí õðü ìÝèçò ÞèÝëçóåí (Bion ap.Athen. II 45 c). So weit im Norden mögen vormals Brigen gehausthaben. Der Flussname Óôñõìþí gehörte der phrygischen Sprachean: nicht nur im Sagenkreise der Troas erscheint eine Fluss-nymphe Óôñõìþ, am Bermios selbst hiess der bei dem brigischenOrte Ìé'åæá (Steph. Byz. s. v.) vorbeifliessende Bach Óôñõìþíund der Ort darnach Óôñõìßíéïí. In Bisaltia finden wir einphrygisches Castell ÂÝäõ. Nahe dem Bolbe-see lag ein anderesCastell, Âñéãéæé'ò mit Namen; der Sänger Thamyris soll åî ¹äùíþíôçò åí Âñßãïéò ðüëåùò nach Pieria gekommen sein. — Die Zeit,wann die Brigen vom Bermios zuerst von den Paionen, dannvon den Makedonen, unterworfen wurden, lässt sich schwerbestimmen. Schon waren die Thessaler aus Thesprotia in dieAlluvialebene am Peneios eingerückt (ca. 1000), die Magnetenhatten Pieria eingenommen, als auch das verwandte hellenischeBergvolk der Oresten sich zu regen begann und einen Auswegnach dem Küstenlande Emathia zu gewinnen suchte; dermythische Stammbaum der Argeaden rückt jedoch die Besitz-nahme von Edessa, sei es durch Karanos (ca. 800), sei es durchPerdikkas (ca. 700—650), wie es scheint in eine viel zu alteZeit; vielleicht gehört dieses Ereigniss in den Ausgang der

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kimmerischen Wanderung (ca. 600). Vielleicht waren die ,kreto-pelasgischen' ÂïôôéâÚï'. ein Stamm brigischen Schlages, da sichzunächst der Ort ÂïôôéÜåéïí im kleinasiatischen Phrygien ver-gleicht; der Bergname "ÏëõìðÜò war Phrygen und Hellenengemeinsam; über den pierischen ¼ñöåýò werden wir im mytho-logischen Anhang reden, wie über ÈÜìõñéò. Wenn ^hraker'in ¢ëþéïí (Steph. Byz.), also im Tempethale, auftreten, so kanndabei ebenso an Brigen, wie an eine vereinzelt vorgedrungeneSchaar echter Thraker gedacht werden; dasselbe gilt von jenen,Thrakern', welche einst Orchomenos bedroht haben sollen(Hellanicus fr. 71) — sind doch selbst in der römischen Kaiser-zeit einmal dakische Kostoboken bis nach Phokis gekommen!Die angeblichen Thraker von Phokis, am Helikon und Parnass,sind reine Erfindung; wir halten sie für abgetban. Ein völligesUnding sind aber die yhelleno-pelasgischen' Thraker neuererForscher.

An die brygischen schliessen sich ostwärts die edonischenStämme an, welche ursprünglich den ganzen Küstenstrich vomunteren Axios bis zur Mündung des Hebros innehatten, durchdie Thraker und Paionen aber, sowie durch die Ansiedelungender Chalkidier, derartig zurückgedrängt wurden, dass ihnenzuletzt nur das Land an der Strymonmünde und der Pangaiosübrig blieb, dessen Goldreichthum auch noch die Athener undMakedonen ins Land brachte. Das edonische Volksthum besitztkeine geringe Bedeutung ob der in seinem Schoosse ins Lebengetretenen orgiastischen Culte, welche es unbedingt der or-giastisch veranlagten phrygischen Nation zuweisen; es kommthiezu die geographische Stellung an der Seite der Brygen unddas Vorhandensein von edonischen Sporaden auf kleinasiatisch-phrygischem Boden.

Der erste edonische Stamm, den wir noch am Axiosfinden, waren die Ìõãäüíåò. Thucydides (II 99) nennt alsBewohner des Landes zwischen Axios und Strymon nur dieEdonen: er setzt hier das Ganze für den Theil; auch StraboVn, fr. 11 hält die Mygdonen für eine ünterabtheilung derEdonen. In den Genealogien erscheint Ìõãäþí als Bruder des¹äùíüò und des Âéóôþí. Mygdonien umfasste das Alluviallandam unteren Axios und den innersten Winkel des thermäischen

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Busens bis zum Bergstock des Êßóóï: und bis zum Vorgebirgeder Ainier — es war also eine wahrhafte Ìõ÷èïíßá (St. B.);weiter gehörte dazu die Thallandschaft ¢'/èåìïàò und dasGelände am See Âüëâç. Dieses ganze Gebiet gieng in sehralter Zeit an die Paionen verloren, und ¢ìõäþí erscheint beiHomer bereits als paionische Veste; weil den Paionen unter-worfen, galten die Mygdonen Einigen für ein paionisches Volk.Mygdonia nennt noch in spätbyzantinischer Zeit der gelehrteKaiser Joannes Cantacuzenus, und zwar am Pangaios und derbenachbarten pierischen Küste; richtiger setzt er die VesteÃõíâéêÝêáóôñïí (zwischen dem Vardar und Galiko, jetzt Awret-liisar) in die Mygdonia. Ins mygdonische Oberland hatten dieMakedonen das Volk der 'Eepäoi gezogen, deren Vorort Öõóêïòwurde (vgl. Æýóêïò · ðïôáìüò Ìáêåäïíßáò bei Herodian, von Wz.gheu- ,giessen' mit Derivat -óêï?).

Die Deutung des Namens Ìõãä-üí-åò vom Thema ìõãä-(gr. ìõ÷è-, ìõ÷üò .Innenraum, Schooss, Meerbusen, Winkel',Wz. smuoh- .schmiegen') ergibt sich aus dem Wohnsitz amthermäischen Golfe und in den Binnenthälern; wir dürfen diesesThema auch für das Phrygische voraussetzen. Wir finden(Amm. Marc. XXVI 7, 14) einen ,Mygdus locus, qui Sangarioalluitur flumine'. In den Mygdonen, welche die vom Odrysesdurchflossene Thailandschaft zwischen der Steilküste von Das-kyleion und Myriea und den westlichen Vorbergen des mysischenOlymp (ôï ðåäßïí Ìõãïïí(áò) bewohnten, vermuthet Strabo (p. 564),Thraker' oder richtiger (p. 295) ein ,phrygisches Volk, welchesEuropa verlassen habe'. Schon bei Homer erscheint Mygdon,Vater des Koroibos, als phrygischer Heros; die Argonautensagekennt einen Mygdon, Sohn des Akmon und Bruder des Amykos,als Fürsten der ÂÝâñõêåò. Nach Ephorus (Diod. V 64), welcherdie Phrygen aua^Asien herleitete, zog Mygdon mit den idäischenDartylen aus der Troas über Samothrake nach Europa. Bi-thynien hiess (Amm. Marc. XXII 8, 14) voreinst Mygdonia.Wir finden ferner Mygdones in der iurisdictio Pergamena(Plin.), im Thale des Hermos, ja sogar im Gebiete von Milet(Ael. Var. bist. VIH o) an der Maeandermünde. So erscheinendenn Mygdonen an der Peripherie der phrygischen Nation, alsderen Vordermänner oder Nachzügler. Wenn Tzetzes (Chil. HI812) für Perinthos als älteren Namen Ìõãäïíé'á anführt, so scheint

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er das pontische Herakleia mit Herakleia-Perinthos verwechseltzu haben; in dichterischer Ausdrucksweise hiess selbst dieRhodope mons Mygdonius (Märt. Cap. 655), wie auch Cybeleden Beinamen Mygdonia führt (Val. Flaccus II, 46).

Die nur auf asiatischer Seite genannten ÂÝâñõêåò verbindetdie Argonautensage mit den Mygdonen: sie sassen an derWestseite der phrygischen Mariandynen bis zum Hypius undSangarius. Eine zweite Âåâñõêßá umfasste" das Gebiet von Lamp-sacus, und die Gründungssage dieser Colonie meldet vonKämpfen der Bebryken und ihres letzten Fürsten Ìáíäñþí mit,Pelasgern'. Auch werden ÂÝâñ-éêåò Burwoi erwähnt, mit ihremFürsten Âýóíçò, welchen Ilos getödtet haben soll (St. B., Conon 12).Endlich finden wir diesen Stamm an der Westküste: Âúâñõ·/.åòê÷ôù'/.çéáí êá: ðåñß ôçí Ëõäßá·; åí ôïéò ðëçóßïí ¸-ñÝóïõ ôå ê÷ß Ìáãíçóßáòôßðï;ò (schol. Ap. Rh. II 2) als Nachbaren der Mygdonen undMaionen. Dem reduplicierten Namen liegt vielleicht eine Wurzelbhreuq: bhrHq- lit. brukti ,zwängen, drängen, stopfen' zugrunde,die wir auch für die pannonischen Bpiuy.oi sowie für die Âñýêáéoder ÂñõêåÀò · Ýèíïò ÈñÜêçò (St. B.) vermuthen.

Unter dem phrygischen Namen waren ferner einbegriffendie Äïëßïíåò oder Äïëéåúò der kyzikenischen Landschaft Äïëéïíßò,welche sich westlich von der ,mygdonischen Aue' zwischen demRhyndacus und Aesepus erstreckte; auch sie hatten Fehdenmit den ,Pelasgern' zu bestehen (Apd. I 9, 18), wobei wir andie herodoteischen Pelasger von Skylake und Plakia erinnertwerden; in der Dolionis lag der Ort Óêýñìïò (St. B.); auchÊýæéêïò (von Wz. qeug: quff- ,hohl sein, sich wölben') war einstihr Besitz, wie die Insel ÂÝóâ'.êïò. Ihr Heros Äïëßùí, Sohn desSeilenos, soll am See Askania gehaust haben (Alex. Aet. ap.Strab. XIV p. 681). Die Wurzel del: dol- begegnet auf phry-gischem, wie auf thrakischem Sprachboden. Wir kehren zumAxios zurück.

Der edonische Heros Ìõãäþí war Vater des Êïïõóïò unddes Ãñáóôü; (St. B.). Von letzterem stammen die Ãñáóôþíåò aboder, wie Hecataeus sie nannte, die Êñçóôþíåò. Die fruchtbareund gesegnete Hügellandschaft Ãñ÷óôùíé'á (oder Ãñçóôùíßá, auchÃñáéóôùíßá, Theop. ap. Athen. III, p. 77, d), bei den GriechenÊñáóôùíßá, Êñçóôùíßá und ÊñçóôùíéêÞ genannt, erstreckte sich vonden Quellen des Echeidoros (j. Galiko, byz. Ãáëõêüò) bis zum

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mygdonischen Bolbe-See, wo der Canton 2ux.?v»; lag (Arist. Hist.anim. 11 17, Mirab. ausc. 122); nordwärts über dem Kamm desmetallreichen Dysoros sassen die thrakischen Bisalten, danndie Sinten und Maiden (öl x.orriwepOs K.p-qo'cwtMw 6p^ixei;, Hdt.V 5). Als Tochter des Grastos erscheint Ttpua (== T6poa?), zu-gleich Name einer krestonischen Ortschaft. Anderseits heisstdie Nymphe Kprjrolw»}, Tochter des Ares und der Kyrene; alsBeiname des krestonischen Ares erscheint KwSatov (Lyc. 937).Dieser edonisch-mygdonische Stamm gerieth frühzeitig unterdie Herrschaft der Paionen (Strab.); vor den Perserkriegenbemächtigten sich die thrakischen Bisalten ihres Gebietes (Hdt.VII llö: 6 TÖV BtuaXTEtüv ßautXe'ui -yijs •ce. vr^ Kp'»;croiwx.^i; QpijiS;),bis endlich die Makedonen unter Philipp, nach mehrfachenälteren Versuchen, Alles unter sich brachten; schon früherwaren Krestonen mit Bisalten zur Akte gewandert, wo ,tyrrhe-nische Pelasger' sassen (vgl. •tb Kpi»)mtiwx.6v bei Thucyd. I 109).Giseke und neuerdings Hesselmeyer haben in den KrestonenPelasger gesucht, welche aus Thessalien stammten. Aber, wieNiebuhr und H. Kiepert (AGeogr. II § 348, c) erkannt haben,der Wortlaut bei Herodot (I 57: IIgXaoToi v. wep tufxr^w Kpn;-(rcuva vokw oixeovte!;, wo offenbar Kpo-räva d. i. Cortona ausDionys. Halic. verbessert werden muss) spricht dagegen. Unter-halb Kreston wohnten erstlich nicht Tyrsener, sondern Mygdonen;zweitens versteht Herodot unter Tyrsenern stets die italischenEtrusker; endlich hatte auch Hellanicus (Fr. l) die Sage be-richtet, dass Pelasger unter ihrem Fürsten Nänas aus Thessaliennach dem adriatischen Spina ausgezogen waren, worauf sie dasetruskische KpotAv d. i. Cortona eroberten. — Den Namen Fpa-oTcovia deuten wir als ,Futterland', von Wurzel gras ,fressen'abweiden', (vgl. gr. aYphwt«; ,Futterkraut', •rp«mi; att. xparcis,,grünes Futter, ä-ras' •ypaiveiv • es9t'eiv •cpa • ^ave, Kwpioi xa-vpas'xartayava?, 2aXa[Ji(vioi; alb. hä-ngra ,ich ass', n-gräne ,gegessen,abgeweidet', gränes ,manducans').

Der andere Sohn KpoSoo? war Heros in der LandschaftKpiuon; • p-oTpa ̂ MufSovias oder der KpoiJiraii) /(dpi») (Hdt. VII 123),welche sich an der Küste von ATvsia über die Orte 2[Ji(Xa, Kd^a,ri-ytovos, Aloai, Kdijxßpeta, 2x<dXo;, AncaSo? und SwapioXoi; bis ''0)>uv9oi;erstreckt hatte, im Süden jedoch die von den Makedonen ver-triebenen Bottiaier zu Ansiedlern erhielt. Nach Hellanicus

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waren die Kpouffawi oder Kpouoteis ein ^hrakisches' Volk undßctpßapol; die Aineiassage hat hier Platz gegriffen, weil man inihnen Stammverwandte der Phrygen erkannte. Nach Conon (46)liegt Aineia ev •n] BpousiaSi '{y, wofür KpoufftaSi zu lesen; ebensomuss den -/.-Anlaut die ganze Reihe bei Steph. Byz. Bpouo??,BpouCTia^, Bpouirot • TO ä9vo<; aic9 Bpoiffou 'HpiaOwu TaiS6^, erhalten.Die Kpou?aTo( deuten wir als ,Schreier', ähnlich wie die illyri-schen XeXiSove?, von der Wurzel kreuk : krük-, lit. kraukti, skr.kruc, kr09ati (vgl. die dakische Glosse x.pouirtavrj • %eX(86viov).

Die Halbinsel Pallene südlich von Olynthos mit denKüstenorten Saivi), M^Sij, SXKOV») , STpoE^ßai "Alputt? und Ai-r-coi;,und mit der Veste Slirca, bewohnten die S'.Ouve^ oder St'Ouvee,ein Stamm edonischer Abkunft. S(6ti)v, Sohn des Poseidon undder Ossa, 6 'ri^ 6p«xias ^Eppov^sou ßastXe^«;, erzeugte mit derNymphe MevSi)^ die [laXXijv»), und nöthigte deren Freier zumZweikampfe. Ein anderer Fürst über das ,thrakische' Volkder Sithonen, KXTTOI;, soll den Phöniker Proteus aufgenommenund in diesem einen tapferen Mitkämpfer gegen die Bisalten,welche ins Land eingefallen waren und dann vertrieben wurden,gewonnen haben; der bisaltischen Einfälle hatten sich nochspäter die Chalkidier zu erwehren. Späten Ursprungs ist dieattische Sage vom Begleiter des Theseus, Mouvi-ro;, den einegiftige Schlange im Sithonenlande oder ev 'OXuvOü) vff^ 6pax.ii)i;biss. — Auch die mittlere Halbinsel gehörte zum Stammgebietder Sithonen und hiess darum Si6(tfvi'a; an ihrer Küste lagendie Orte MT;x6ßepva, SsptJiu^-ia, raikrfyoq, Top(d';T), Sap-n], St-i'i'o; undniX(i)po$, ferner in unbekannter Lage MiXwpoc, Sy.aßaXa, Ti'vSifi,MeXavSia, weiterhin "Aoir»;pa und, schon am Halse der Akte ge-legen, die zweite Savif). Alle diese Orte wurden frühzeitighellenisch. — Bei Plinius hören wir von pontischen Sitonii etMoriseni, Orphei vatis genitores: diese St6ri>via xa; Mopnr»]voi' ge-hören wohl in die Chalkidike.

Hauptsitz der 'Hä(i)voi war und blieb das Alluvialland amunteren Strymon und der Bergzug des Pangaios bis zum Sym-bolon bei Philippi. Der Strom selbst hiess bei Dichtem 'HStovo^,ein Beiname, der auch dem Echeidoros zugewiesen wird (EM.p. 404, 9); ebenso hiess der Pangaios "HSwv oder mons Edonus.Unter den thrakischen Stämmen, welche das edonische Gebietseit Alters eingeschränkt hatten, stehen die Bisalten obenan;

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dann sind die Bergstämme vom Orbelos und aus der Rhodopezu nennen, namentlich die Satren. Wir haben femer gesehen;wie sich die vom oberen Axios eingedrungenen Paionen in denBesitz der strymonischen Gelände gesetzt haben. Gleichwohlbehielten die Edonen auf ihrem schmalen Räume, wie es scheintbis auf Philipp herab, ihre eigenen Stammesfilrsten; auf altenMünzen erscheint ein ÃÝôáò âáóéëåýò ¹äùíáí oder ¸äùíÝùí, undThucydides (IV 107 a. 424) erwähnt den Ðéôôáêï; ï ôùí ¹äùíþíâáóéëåýò. Hart trafen die Perserziige das edonische und paioni-sche Land; dem Zuge des Xerxes schlössen sich auch Edonenan (Hdt. VII 110). Diese hegten vor dem Wege, den derGrosskönig gezogen war, heilige Scheu — er durfte wederbesäet noch verschüttet werden (VII 115). — Die Geschichteder edonischen Bergwerke verliert sich in die ältesten Zeiten:schon die Phoeniker, welche von Thasos herüber kamen, hattendieselben ausgebeutet; aus dem Pangaios bezogen ferner dieKolophonier viel Gold (vgl. Suid. u. die Paroemiogr. s. v. ÷ñõóüò& Êïëïöþíéï;), ebenso die parischen Colonen auf Thasos. Seit-dem Kunon die Perser aus Åúïç vertrieben hatte (476), suchtendie Athener im edonischen Lande Boden zu gewinnen, erhieltenaber mehrmals bedeutende Niederlagen (z. B. 466 bei Dra-beskos); zugleich erhoben die Thasier ihre Ansprüche auf dieGoldgruben. Mit der Gründung von Amphipohs (436) begannenjene Verwicklungen, welche mit der Niederlage Kleon's durchBrasidas (422) und mit der Besitznahme der Stadt durch Philipp(346) endeten. Seither ist von den Edonen nicht mehr die Rede;sie sind im Hellenismus aufgegangen. — Ausser ¢íÜäñáéìïò(= ÅííÝá ïäïß, Amphipohs) erscheinen Ìýñêéíïò, úñÜãéëïò undÄñÜâçóêïò als edonische Vesten im Flachlande und an der vonden Pieren (ca. 500) besetzten Küste ÐÝñãáìïò, ÖÜãñçò undÃáæùôüò, ferner djß uralte Ïéóýìç, dann ¢íôéóÜñã, und ÄÜôïò. DieBergwerke von Datos hatten die edonischen Äáôý-ëåðôïé (vgl."Á-ëáðôá bei Stagira) inne; ein anderer Stamm am Südfuss desPangaios östlich von Amphipohs waren die Ðáíáúïé · Ýèíïò ¹äùíéêüí(St. B.), welche vielleicht dem hier in byz. Zeit oft genanntenBache ÐÜ·<áî, acc. ÐÜíáê.á, den Namen gaben. Ferner heisstÓôþëï; in der Chalkidike eine ðüëéò âáñâáñéêÞ åê ôùí ¹äù'/ùí (St. B.),und auf der Halbinsel Akte hausten ¹äùíéß in kleinen Burgenund Dörfern neben zweisprachigen Bisalten, Krestoniern und

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Tyrrhenen (Thuc. IV 109). Wichtig ist noch die Notiz beiHesychius: ¼äùíßò 'Þ ÈÜóï; ô'ï ðÜëáé: die Verbreitung des edo-nischen Stammes über diese Insel, deren Metallschätze einstmalsvon den Phoenikern waren ausgebeutet worden (Hdt. VI 47;Cult des Melqart II 44), wird dadurch erwiesen; auf denthasischen Inschriften begegnen noch etwelche Eigennamenedonischen Ursprungs. In Kleinasien finden wir nur schwacheSpuren von Edonen, so in dem voreinst lelegischen Antandrosan der troi'sch-aiolischen Küste, welcher Ort den Namen ¹ïùíßòerhielt äéá ôï èñÜêáò ¹äùíïß»; ïíôÜò ïéêÞóáé áõôßè·. (Aristot. ap. St. B.);vielleicht waren sie, dem Vordringen der Paionen weichend,dahin gekommen, jedenfalls aber noch vor der kimmerischenWanderung, da derselbe Ort sodann hundert Jahre hindurchim Besitze der Kimmerier (= Treren) stand.

Neben ¹ïùíïß finden sich die Formen ¹èþíáé, ÇäïíÝò,¹äùíéåÚò, ¹äùíéÜôáé, und mit Ablaut "Ùäïíåò, "Ïäùíåò. Die Deutungdes Namens könnte also von einer Wurzel ed: öd: öd-, welcheauch in ¼ää-ìáíôïé vorliegt, ausgehen; ob aber von ed- ,essen'(vgl. armen, utan *udan ,lurco, crapulae deditus'), von 6d-,riechen', von 6d- ,grollen, hassen', oder von vedh: vodh- ,stossen,schlagen', lässt sich nicht erkennen. ¹äùíüò. Sohn des Ares,galt für einen Bruder des Ìõãäþí und Âéóôþí. In der ¹äùíéòlag die nysäische Aue, der Ausgangspunkt des dionysischenCultes und des orgiastischen Naturlebens; der mythische Lykur-gos galt für einen âáóéëåýò ¹äùíþí; die Mainaden hiessen '¹äùíßäú;,und die bunten wallenden Gewänder derselben oder die âáúóÜñá;nannte man ¹äùíÜ ÉìÜôéá; daher die "ÇäïíÝò Ýëê.åóðååðëïé (Dionys.ap. St. B.). Ferner war Êüôõò eine weibliche Naturgottheit derEdonen, wie die "¢ñôåìéò Ãáæùñßá und ÂëïõñåÚôéò (s. d. mytholog.Abschnitt). Der Sänger Thamysis stammte åî ¹äùíþí ôçò åíÂñéãïéò ðüëåùò. Das Alles erweist die hohe^ Stellung diesesphrygischen Stammes in der Mythengeschichte und im geistigenLeben der Vorzeit. Das thrakische Eroberervolk der Bisaltenhat die edonische Cultur völlig in sich aufgenommen, so dasses als das gesittetste unter allen thrakischen Völkern erscheint.

Wir schliessen hier die ¼äüìáíôïé an, nicht nur wegenihres lautlichen Zusammenhanges mit den "Ïäéõíåò (-ìáíôï- istdeutlich nominales Suffix), sondern auch wegen der geogra-phischen Nähe und weil wir annehmen dürfen, dass auch diese

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Thraker zu der Gruppe der phrygischer Stämme gehört haben,welche durch die nordischen Invasionen südwärts waren ge-schoben worden. Wir finden sie eingereiht zwischen den Edonenund Paionen, zwischen den thrakischen Bisalten, Sinten undSatren; ihre Hauptstätte war das Gebirge des hl. Menoikeus(Meniki) und der Boz-dagh oberhalb Seres. Vielleicht warendie Ó'ñ'.ïðáßïíåò von Haus aus Odomanten, und die Óéññáúïé hiessenPaionen desshalb, weil sie den Paionen gehorchten. Megabazosunterwarf sie auf kurze Zeit. Dem Zuge des Odrysen Sitalkasschlössen sie sich freiwillig an, als èñÜêåò áõôüíïìïé. Ihr FürstII Üëëçò stellte dem Kleon eine grosse Zahl Söldner bei (Thuc.V 6); zu dieser Zeit (425) liess Aristophanes (Acharn. 157)eine Odomantenschaar auf der Bühne auftreten und einenBürger fragen: ô(ò ôùí ¼äïìÜíôùí ôï ðÝïò Üðïôåèñßá÷åí; — wasder Scholiast auf die Beschneidung bezieht: öáó'é ãáñ áõôïýòºïõÂáßïõò åúíá'.. Dem Machwerk ðåñß ðïôáìþí zufolge soll derStrymon einst Ðáëáéóôßíïò geheissen haben! Phoeniker habeneinst an der Panga^ösküste Handel getrieben; trotzdem werdenwir uns die semitische Abkunft der Odomanten nicht einredenlassen. Sie können den Brauch der Beschneidung von den semiti-schen Colonen angenommen haben; besser wird man aber jeneStelle auf die bei den Südstämmen heimische Knabenliebe oderauf irgend ein tribadisches Laster beziehen. — Zur Zeit des Aemi-lius Paulus wurde die Stadt Sirae (Seres) zur terra Odomanticagerechnet (Liv. XLV 4, 2); in der Kaiserzeit bildete die ¼ïïìáí-ôéêÞ eine eigene Strategie an der Ostseite der Bisaltia (PtoL).

Wir finden einen Canton ¼8ïìáíô(ò fern im klemasiatischenOsten, in Kleinarmenien (Strabo XI, p. 528) — eine lautliche.Uebereinstimmung, die schwerlich auf Zufall beruht. Vielleichtwar voreinst an der Spitze der phrygischen Stämme, welcheden Bosporus überschritten hatten, den Armeniern nachrückend,eine unternehmende Schaar von Odomanten gezogen, die einemCanton des Antitaurus den Namen gab (hier finden wir Namenmit dem Suffixe — *manto, mando — z. B. Öamando an derQuelle des Zamantia-sü); oder es hatten sich Odomanten demZuge der Treren und Trailer angeschlossen und wurden zurZeit des Kimmeriersturmes so weit nach Osten verschlagen.

Unmittelbar an der Ostseite der Edonen finden wir amägäischen Küstenrand die Âéóôüíåò, deren ursprünglich von der

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Nestosmüude bis Xanthia reichendes Gebiet an der Westseitedurch die Abderiten geschmälert worden war. Abdera, wie derName lehrt, eine phönikische Colonie, welche den Herakles(Melqart) hochhielt, wurde später von den Klazomeniem be-zogen. In der Grün dungssage der Stadt spielt als König der,thrakischen' Bistonen ÄéïìÞäçò, Sohn des Ares und der Kyrene,eine feindliche Rolle: er warf seinen wilden Stuten, welche amFlusse Kossinites weideten und mit eisernen Ketten an eherneKrippen gebunden wurden, die Fremden vor; der Knabe Ab-deros, Sohn des Hermes und Liebling der Herakles Ðåõ÷åýò,ward von ihnen zerrissen; aber Herakles zog wider den Thrakerzu Felde und erschlug ihn, er soll auch dem Meere Zugang inden niedrigen bistonischen See gebahnt haben. Noch spätzeigte man den Stall und die Zwingburg des Diomedes Tyrida;die Nachzucht der rasenden Rosse soll sich bis auf Alexandererhalten haben. Ein geschichtlicher Kern liegt dieser Sage zuGrunde; Rossezucht war die Hauptbeschäftigung der echtenThraker, und ein Fürst dieses nordischen Eroberervolkes, wahr-scheinlich vom Stamme der ÓÜ'é'ïé, mag sich voreinst im Landeder phrygischen Bistonen, denen orgiastischer Naturdienst eigenwar und die von den Thraken den barbarischen Brauch derTätowierung annahmen, festgesetzt haben. Aber die Abderitenschränkten das Gebiet immer mehr ein, und selbst am Aus-gange der fischreichen ëßìíç Âéóôïíéò, an der Vereinigung derBäche Kossinites und Stravos, erhob sich eine griechische An-siedlung Äßêáéá. Der Heros Âéóôþí erscheint in den Genealogienals Bruder des Edonos und Odomas, oder auch (was auf einzeitweiliges Vordringen der Paionen gegen Osten hinweist) alsSohn des Paion; aber auch als Sohn des Kikon, oder als Sohndes Ares und der Nymphe Kalirroe, einer Tochter des Nestos.

Gegen Osten folgt an der Küste ÎáíèéÜ, ein Ort derKikonen (Strabo VII, fr. 44). In der byzantinischen Zeit tritteine zweite Ortschaft Îáíèßá hervor, welche im Quellgebiete desKossinites lag, das heutige Xanthi (türk. Iskefi); in gleicherLage kennt Ptolemäus eine Burg ÐÝñãáìïí — ein Name, welcherder phrygischen Namengebung angehört und bei den lonernso viel wie áêñüðïëéò bedeutet hat. Aber schon Hecatäus hattein seiner Europa Îáíèïß als Ýèíïò èñá÷éïí vermerkt (St. B.), undauch Strabo (×ÐÉ, p. 590) spricht, allerdings ohne nähere Be-

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Stimmung der Lage, von einem ,thrakischen' Volke der ÎÜíèéïéoder Savotoi, die wir als eine zurückgebliebene Abtheilung derphrygischen Nation betrachten dürfen, deren Vorort jenes Pergamon gewesen. Darauf legen wir weniger G-ewicht, dassHomer den Skamander Xanthos nennt — Niese erblickt hierineine mit dichterischer Freiheit in die Troas verlegte Copie deslykischen Xanthos — und dass die Troas bei Dichtern ÎÜíèçhiess (St. B., Hesych.). Ob die Xandier aus Wurzel sken-,verletzen, verwunden, vernichten' (skr. ksan-, gr. êôßííõìé,êôåßíù) oder aus sken- ,schaben, abkratzen, schinden; reinigen'(vgl. maked. îáíúéêßò .Reinigungsmonat, April', gr. îáßíù) odergar aus dem etymologisch unklaren îáíèÝò, îïõèßò ,blond' zudeuten wären, bleibe unentschieden.

Die Êßêïíåò erscheinen bei Homer nicht nur als Bundes-genossen der Troer, sondern auch (Od. IX 37—61) als einstreitbares und sieghaftes Volk, geübt von den Wagen (áö' ßððùí)oder zu FUSS mit dem Feinde zu kämpfen; wir. finden sie imBesitze von Hornvieh, Schafen und Ziegen, aber auch vonSchätzen, welche die Beutesucht anlocken (Talente Goldes, Silber-pokale, Henkelkrüge, 202 ff.); sie trieben emsig den Weinbau,wie aus der Sage von Maron erhellt, dem Sohne des Euanthesund Priester des in Ismaros waltenden Apollon. Ìüñùí bedeutet.glänzend, schimmernd'; erst bei Hesiod erscheint derselbe alsSohn des Oinopion und Enkel des weinspendenden Dionysos —so fremdartig erschien dem homerischen Rhapsoden noch dasWesen des edonischen Gottes, dass bei ihm Maron als Apollon-priester auftritt. Oinopion findet sich in der Sagengeschichteder weinreichen Insei Chios; auch die Insel Naxos steht mitder thrakischen Küste in sagenhafter Verbindung. Hoch imRuf stand der Âßâëéíïò ïßíïò, den man bald von einem BacheÂßâëïò oder Âßâëïò auf Naxos (vgl. die Quelle Âéâëßò oder Âõâëßòbei Milet), bald von den Âé'âëéíá 5ñç der Pangäusküste herleitete;der Name mag wohl phönikisch sein (vgl. Âýâëïò und ausserdemÂõâëßò d. i. Melos). Bei Diodor (V öO) erscheinen sogar Butesund Lykurgos als Führer thrakischer Piraten auf Naxos, çíéåñþôïé èñÜêåò ùêçóáí(!); die Art der dionysischen Feier auf dieserInsel weist allerdings auf Herkunft von der thrakischen Küste.Wie dem auch sei, der Êéêïíéïò ïßíïò wird noch von Archilochusgerühmt. Da die Kikonen, wie alle phrygischen Stämme, or-

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giastische Naturdiener waren, konnte die Gestalt des pierischenOrpheus, welche im Edonenlande mit dem orgiastischen Wesenverquickt wurde, bis zu ihnen wandere; schon Hipponax nannteOrpheus einen Êßêùí. — Wir finden an der kikonischen Küstehinter Xanthia die Orte ÓÝññåéïí, Æþíç und ÓÜëç (Hdt. VII 59)und die Colonien Óôñýìç am Bache Áßóïò und Ìåóáìâñßç (VII 108).Dieser Landstrich hiess voreinst, wie Herodot berichtet, ÃáëëáéêÞ,und ÃáëáÀïé nennen hier noch die attischen Tributlisten (vgl.Ãáëçøïò an der sithonischen und edonischen Küste, Ãáëëçóéïíoder ÃáëÞóéïí ïñüò bei Ephesus). Aus dem Inlande drang jedochein zweiter (phrygischer) Stamm zur Küste vor, die ÂñéÜíôï".(etwa .,die Wehrenden, Umschliessenden', von Wurzel vere-)oder, wie Plinius schreibt PRIANTAE (d. i. ,Freunde, Kame-raden', von Wurzel pri- ,lieben'), und gab dem bis über Maro-neia reichenden westlichen Flachstrich den Namen ÂñéáíôéêÞ(Hdt.) oder PRIANTICUS campus (Liv. XL VIII 41, 8 a. 188).Der Kikonenname verschwand darum frühzeitig aus der Ge-schichte; Alles ging hier im Hellenismus auf. Êé'êùí galt fürden Vater des Âéóôþí und für einen Sohn des Apollon und derRhodope; vor Zeiten mochte dieser hochgesittete und kräftigeStamm sich tiefer ins Gebirge hinein erstreckt haben. DerName könnte mit gr. êÀêõ-ò .Stärke, Kraft' (skr. 9i-9u, 9i-9vi.gedeihend, wachsend; Junges', von 9U- .schwellen') als ,dieStarken, Strotzenden' in Verbindung gebracht werden.

ÓÜéïé · Ýèíïò, ï'é ðñïôåñïí Êßêïíåò, ïé ðïëÝìéïé, lautet eine Glossebei Hesychius. Es scheinen im Lande der Kikonen thrakischeSaier sich angesiedelt zu haben; sie werden in der Abderitiserwähnt, wo auch ein Ort Óáé; stand. Als 'die Parier auf Thasosund der benachbarten thrakischen Küste festen FUSS fassten,hatten sie Kämpfe mit den Sa'iern zu bestehen; der DichterArchilochus ergriff im Kampfe mit den Saiern die Flucht undliess seinen Schild zurück: Üóðßèá ìåí ÓáÀùí ôéò Üíåßëåôï (Strabo X,ñ. 457; ×Ð, ñ. 549). Man suchte Saier oder Savier auch aufSamothrake: hier könnte ein altansässiges phrygisches und einspäter eingedrungenes thrakisches Element, das der Insel ÓÜìïò(von semit. samä ,hoch sein', óÜìïé .Anhöhen') den Beinamenèñç'ßêßç verlieh, zwar angenommen werden — aber lange konntensich beide schwerlich erhalten haben; die Insel wurde, wie dieCulte zeigen, von orientalischen, wie später von hellenischen,

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Einflüssen überwuchert. Mit den mythischen ÓÜïò · ̧ ñìçò habendie Sa'ier wohl Nichts zu thun; und gar die ÓáðáÀïé, denen sieStrabo gleichstellt, müssen, da ð niemals in F übergeht, ganzfernbleiben.

Die ethnischen Verhältnisse auf den Inseln des ,thraki-schen' Meeres bieten überhaupt unlösbare Räthsel. Auf Lemnos(gleichfalls ein semitischer Name? Bochart verglich libhnah,G·lanz, weisse Farbe') werden in der homerischen Hephaistos-sage (A 594) Óßíôéåò Üíäñåò Üãñéüöùíïé erwähnt, Welche die Späterenbald als áõôü÷èåíåò ïíôåò åí ËÞìíù, bald als èñáêþí ôé ãÝíïò åê ôçòÜíôéðÝñáí ãçò çêïí auffassen, wobei sie an die' thrakischen Sintenoberhalb Bisaltia dachten. Metallurgie war eine starke Seiteder alten Phrygen, und man wird versucht in den Sintierneher einen Stamm phrygischer Herkunft zu suchen, da Hellanicus(schol. è 294) Stammesgenossen der Troer, die man für Phrygenhielt, den .thrakischen' Sintiern beimengt; er deutet den Namenaus gr. óéíôçò · Ý êáêïýñãïò, âëáðôéêüò, da sie nicht blos das Feuer,sondern auch die männermordenden Waffen erfunden hättenðñïò ôï óéíåóâá; ôïõò ðëçóéâí êáé âëÜðôåéí. Könnte da nicht eherein phrygisches Wort óßíôé-ò ,Stecher, Schürfer, Schmied', vonWurzel kent- (gr. êåíôåÀí), zugrunde liegen, da der Wandel vone zu i nicht ohne Analogie dasteht (vgl. armen, sin nebengr. êåíåü; ,leer')? Aber Alles wird zweifelhaft, wenn wir mitThucydides (IV 109) als Bewohner von Lemnos vielmehr tyr-senische Pelasger ansetzen müssen (vgl. schol. Ap. Rh. I 608:ÁÞìíïí ôçí êáé ÓéíôçÀäá ðñþôïé ùêçóáí Ôõñóçíïé)., Diese sollen aller-dings der Sage nach aus Attika eingewandert sein und einenBestandtheil der ^elasgischen' Urbevölkerung von Hellas ge-bildet haben; selbst in der makedonischen Elymia spielen Tyr-sener eine Rolle! Nun hat man auf der Insel eine ungefahraus dem Jahre 650 stammende Inschrift aufgefunden, derenbarbarischer Lautcharakter einige Aehnlichkeiten mit demEtruskischen verräth (vgl. C. Pauli, Eine vorgriechische In-schrift von Lemnos, Leipzig 1886), so dass die alten Sagen-gebilde von einem Zusammenhange der italischen Tyrsener mitden Tyrsenem des griechischen Archipels wieder zu Ehrengelangt sind — es können ja die Etrusker, die man auch inden Turuäa der 19. Dynastie Aegyptens erkennen will, voreinstweite Raubfahrten im Gebiete des Mittelmeeres unternommen

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und sich an verschiedenen Punkten des östlichen Beckens an-gesiedelt haben (vgl. Hesselmeyer, Die Pelasgerfrage und ihreLösbarkeit, Tübingen 1890). Die Sache ist noch nicht spruch-reif; gegenüber den von Pauli erkannten etruskischen Analo-gien der Inschrift könnte man einige Formen anführen, welchedem Lautcharakter des Phrygischen und Armenischen nichtvollends widersprechen (z. B. zivai, zeronaiö, ziazi, eptezio,morinail). — Auf Imbros und Tenedos spielen jedenfalls lele-gisch-karische Erinnerungen die Hauptrolle. Wir kehren zurKüste zurück.

Hier finden ^wir an der Ostseite der Kikonen in derDoriskosebenfc, und am Hebros die Ðáúôïé (Hdt. VH 110),welche sich nachmals auf Kosten der Apsinthier ostwärts ver-breitet haben; denn als Alexander nach Asien auszog, gelangteer vom unteren Hebros äéá ôçò ÐáéôéêÞò åðß ôïí ÌÝëáíá ðïôáì,üí(Arr. É 11, 4). Ob diese Paiten phrygischen oder vielmehrthrakischen Ursprungs gewesen seien, lässt sich nicht mehr er-kennen. Der Armenier nennt sich bekanntlich Hai, pl. Hai-q,was Fr. Müller mit skr. pati zd. paiti ,Herr' deutet; im Arme-nischen selbst findet sich ein Verbalstamm hai- (inf. hajil),aspic6re, respicere, observare', der zunächst auf ein Nomenpati- und sodann auf die Wurzel pä: pa ,zu sich nehmen, er-werben; essen (ðáôÝïìáé); weiden (pa-sco); schützen, hüten (skr.pä); beobachten, schauen (alb. pä, part. pane, pämune)' zurück-geht. Vielleicht liegt den Ðáúôïé ein Verbalstamm von gleicherBedeutung zugrunde; sie wären dann die ,Ansehnlichen, Be-rühmten·; Herodian accentuierte ºÉáéôïé', ùò Ôáéôïß (St. B.).

Die nun folgenden ¢øßíèéïé, mit dem üblichen, darum nochkeineswegs echt-thrakische Abkunft erweisenden Zusatz èñÞúêåò(Hdt. × 119), reihen wir den älteren Küstenstämmen schondarum an, weil bei ihnen der Dionysos-Cult heimisch war (s. immytholog. Abschnitt unter Ðëå(óôùñïò). Sie treten als Feinde derthynischen Dolongker auf, welche im Chersonnes sassen; widerihre Ein&lle schützte (um 550) Miltiades, Sohn des Kypselos,die Halbinsel durch eine von Kardia bis Paktye gezogeneMauer. Der Fluss ¢øéíèïò oder "Áóðéíèïò, welcher die Grenzezwischen den Dolongken und Apsinthiern bildete, ist wohlderselbe, der sonst ÌÝëáò und jetzt Qavaq-cai heisst; von dareichten die Apsinthier bis zur Stadt Áúíïò oder Ðïëôõï-âñßá, dem

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Sitz des Heros Poltys, und bis zum Bergstock Ìçñéóïò (j. Oatal-tepe) beim earpedonischen Vorgebirge.

Auch die Óöåò · Ýèíïò ÈñÜêçò õðÝñ ô3Àéò Âõæáíôïõò (St. B.)dürfen wir in den Kreis der altansässigen Stämme ziehen^, dasphrygische Wort óéñßò ,Getreidegrube' erkennen wir in demOrte SIRo-CELLAE, welcher dem heutigen Malgara (byz.ÌåãÜëç ÊÜñõá) entspricht. Jene Siren sassen wahrscheinlich amFlusse Erginias (Erkene-su); Stephanus hatte über sie in demnicht mehr vollständig erhaltenen Artikel Íßøâ · ðïë'.ò ÈñÜêçògehandelt; Íßøá, der Vorort der ÍéøáÔïé, einer Ünterabtheilungder ÓÚñúò, lag wohl an Stelle des in byz. Zeit oft erwähnten.Quellenortee' Âñýó'.ò; ähnliche Bildung zeigt der zwischen Druzi-para und Tzurulos gelegene Ort Ôßøïò. Ueber den Nipsäemhinaus, also gegen Norden, sassen die Ôñá-íßøáé (Xen. An. VII2, 32) oder ÔñÜ-íéøïé · åèíúò èñÜ÷ßïí (Hesych.), deren auch Theo-pomp in Verbindung mit den Ladepsen gedacht hatte: Ëáäåøï'é÷á; ÔñÜíéøâé · Ýèíç âõíþí (St. B.) d. h. Stämme, welche mittenunter den thrakischen Thynen sassen, als Reste einer älterenBevölkerungeschicht. Mit den benachbarten Ìåëáíäßôá'. (Xen.An. VII 2, 32) vergleicht sich Ìåëáíïß«, eine Gegend auf derHalbinsel Sithonia (— auch ÌúëáíôéÜò an der Mündung desAthyras?), An den nördlichen Zuflüssen des Erginias und denBächen, welche sich in den Golf von Burgas ergiessen bisApollonia und Mesambria hinauf sassen ausser den bereitserwähnten Íéøáúïé auch noch die Êõñì'.Üíáé (Hdt. IV 93) oder(nach cod. R) die ÓêõñìéÜäâé, an die sich nordwärts die thrakischenG-eten anschlössen; vgl. St. B,: ÓêõìíéÜäâé · Ýèíïò óõí ÃÝôáéò, ÅàäïîïòôåôÜñôù Ãçò ðåñéüäïõ ,ÓêõìíéÜäáé w ÃÝôáé'. Die Lesung ÓêõñìéÜäáéempfiehlt eich wegen des Anklanges an die Óêýñìéïé des dolionisch-phrygischen Ortes Óêýñìïò bei Kyzikos. Die Sonderstellungdieser mitten unter den thrakischen Thynen, Asten, Odrysenund Geten sporadisch erhaltenen Reste einer älteren, wahr-scheinlich phrygischen, Bevölkerung hat auch Giseke erkannt,nur dass er in ihnen ypaionische* Abtheilungen erblickt. Fürunumstösslich darf uns jedoch diese auf Grund von Namens-anklängen erfolgte Abtrennung jener Sporaden von der thra-kischen Masse nicht gelten, da sich scharfe Unterschiede zwischender thrakiechen und der phrygisch-mysischen Sprechweise nurschwer ziehen lassen; man darf eben nur den Versuch wagen.

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So viel ist aber sicher, dass entlang dem ganzen ägäischenKüstenrande altansässige oder aus dem Inland dahin ver-schlagene Stämme sassen, welche eine höhere Culturstellungeinnahmen als die echten Thraker des Inlandes, und dassdieselben grösstentheils zurückgebliebene Reste der phrygischenNation bildeten.

Das Volk der Ìõóïß, das bereits die homerischen Liederin seinen nachmaligen festen Wohnsitzen entlang der Ostseiteder Troas und als im Bunde mit Bios stehend kennen, leitetendie Alten namentlich seit der Zeit, als sie mit den Moesen desHaemusgebietes bekannt wurden, also seit Poseidonios, ausEuropa ab; hier seien sie als Ìïéóïé zurückgeblieben, als Ìõóïéaber hätten sie ihr Stammland verlassen (Strabo VII, p. 295),indem sie über den Bosporus setzten, der nach ihnen Ìõóéïòðïñèìüò genannt wurde; vgl. Plin. V 145: MOESI ex Europain Asiam transierunt; VII 206: in Hellesponto rates excogita-verunt. Sie drängten hierauf die phrygischen Mygdonen undBebryker auseinander, bemächtigten sich der Gelände am Ar-ganthonios, des Landstriches am See und Fluss Askanios, unddes phrygischen Olympos; Ìõóïõò ôïõò åí ôç Áóßá ¼ëõìðçíïõò¢ññéáí¼ò ëÝãåé Üðïéêïõò ôùí Åõñùðáßùí Ìõóþí (Eust. ad Dion. per.332). Sie nahmen zuletzt das Flussthai des Makestos, die ganzeTroas bis zum Ka'ikos und Teuthrania ein. Sonderbarerweiseliess Xanthos die Phrygen erst hinter den Mysen in Asien ein-rücken; die gegenseitige Schichtung beweist jedoch, dass diePhrygen weitaus früher eingezogen waren. Die Namengebungin der homerischen Troas erweist sich vornehmlich als mysisoh;die ionisch-aiolischen Rhapsoden haben die Zustände ihrer Zeitvor Augen gehabt. Seit Kallinos (ca. 650) finden wir an Stelledex homerischen Ôñþåò die Ôåõêñïé genannt; für diese habenwir kleinasiatische (kilikische) Herkunft vermuthet. Nach derAnschauung Herodot's waren Teukrer und Mysen Waffen-genossen, welche einst weite Züge unternommen haben,Während sich aber die Teukrer frühzeitig erschöpft hatten undin ihrem Stammlande bis auf schwache Spuren (Hdt. V 130)völlig eingiengen, haben die Mysen ihr Volksthum wenigstensim Binnenlande bis in die Zeit des Hellenismus und darüberhinaus bewahrt. Die karische Genealogie (Hdt. I 171) verbindet

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zwar den Mysos mit Lydos und Kar; aber diese Anschauungerfloss nicht aus einer ethnischen Grundlage, sondern aus dergemeinsamen Theilnahme der drei Völker an dem Heiligthmndes karischen Zeus in Mylasa. Auch die Notiz bei Hesychiusv. Áõäßù íüìù wiegt· nicht schwer: Ìõóïß åúóéí Áõäþí Üðïéêïé êáéìá'çéêþôáôïé: das mysische Wesen stand dem maionischen inLydien und Phrygien nicht ganz fern, und die Mantik verbindetsich gern mit der Orgiastik. Von der mysischen Spracheurtheilte Xanthos also (Strabo XII, p. 572): Þ ôùí Ìõóþí äéÜëå÷ôïòìéîïëýäéïò ðþò åóôßí êáé ìéîïâñýãéïò. Der G-rundstock war jedenfallsosteuropäisch und dem Phrygischen nächstverwandt; wennlydische Elemente hinzukamen, so war dies bei der Nähe diesesVolkes, das zuletzt auch die Troas erobert hatte, ganz natürlich;wir dürfen sogar lelegisch-karische und kilikisch-teukrische Bei-mengungen voraussetzen, wie bei den-Armeniern alarodische.So erklärt sich beispielsweise das Vorkommen von Ortsnamenganz fremdartigen (teukrischen?) Klanges auf einer Inschriftaus Gergithes (Le Bas ÐÉ, add. n° 1745). Um die Deutungdes Namens Ìõóüò war Xanthos nicht verlegen; er verglich dasWort ìõâýò · Þ äîýç, Ëõäïß (Strab. l. c., St. B.; ä ìõóüò und Þ ìýóç,Eust. ad Dion. 322), mit dem Zusatz: ðïëëÞ ä' Þ ïîýç êáôÜ ôïí¼ëõìðïí. Es geht nicht an, einen Baumnamen ohne Hinzutrittiines derivativen Elementes einem Volke gleichzusetzen, undweiters, einen Namen, der schon in der europäischen Heimatvorkommt (denn Moesus und Ìõóüò sind offenbar gleich; aufthrakischem Sprachboden wechselt oi mit u, u, i), aus derlydischen und überhaupt aus einer kleinasiatischen Aboriginer-sprache (lyd. kar. ìõóüò vielleicht auch in Ìýóáíäá, einem Ortean der kilikischen Küste) zu erklären; erfordert wird eineDeutung aus indogermanischen Sprachmitteln. Das albanischeWort für ,Maulthier musk, f. muske (venez. musso) willG. Meyer mit Rücksicht darauf, dass, wie die Eneter, so auchdie Mysen Maulthierzucht betrieben, aus ÌõóéêÜò ableiten. NebenÌõóÜò, Ìõóéêüò findet sich auch ÌõóÜäéïò, Moesiacus, MESACUS(0. I. VI n0 2818. 2736) und MUSIATICUS (X n0 3640).

Homer (D. ×ÉÐ 5) kennt nicht bloss Mysen als Bundes-genossen der Troer, er weiss auch von ,nahankämpfenden Mysen',im Rücken der rossetummelnden Thraker, in der Nachbarschaftder pontischen Stutenmelker und Abier. An diese Angabe

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knüpfte Skytobrachion, der Bearbeiter oder Fälscher desXanthos, nach Herodot's Muster (V 13), die Anekdote, derlydische König Alyattes habe sich von Kotys, dem Fürsten dereuropäischen Mysen, ganze Schaaren dieses Volkes kommenlassen (Const. Porph. de them. I 3). Aber erst in der Römer-zeit erhielt die Welt genauere Kunde von dieser in der Heimatzurückgebliebenen und westlich von den Geten sitzenden Nation.Zuerst stiess C. Scribonius Curio, der Bezwinger der Dardaner(a 75 v. Chr.), mit den Moesen zusammen; bald darauf (72)drang M. Terentius Varro Lucullus, der Sieger über die Bessenund Odrysen, aus den pontischen Küstenstädten ins moesischeLand ein; vgl. Serv. ad Verg. Aen. VII 604: Getae suntMoesi, quos Sallustius a Lucullo dicit esse superatos. Dann(62) griff C. Antonius die Mysen an; diese riefen die Bastarnenzu Hilfe und schlugen den Proconsul bei Histros, die erbeutetenFeldzeichen legten sie in die Getenveste ÃÝíïõëá. Unter CaesarAugustus (29) schlug der Proconsul M. Licinius Crassus dieEinfälle der Bastamen zurück, unternahm dann eine Expeditionin die westliche Ìõóé'ò und schlug die Moesen bei einer starkenVeste; die völlige Unterwerfung des Landes gelang ihm (28)nach einem Feldzug gegen die Artakier im centralen Haemus.Erst ein Jahrzehend später, so scheint es, wurde das eroberteLand als römische Provinz eingerichtet und erhielt den NamenMoesia, weil die Moesen darin den bedeutendsten und cultur-fähigsten Stamm ausmachten. Denn Geten sassen nur entlangdem untersten Lauf der Donau; am unteren Margus gab esnur schwache Reste der galatischen Skordisker; zwischen demCebrus und ütus hatten die von den Skordiskern fast auf-geriebenen Triballer Platz gefunden — alles Uebrige hatten dieMoesen inne (vgl. Cass. Dio LI 27). Plinius bemerkt: Moesicaegentes et Triballi Dardanis laevo praetenduntur latere. Ovidius(ex Ponto IV 9, 79) rühmt von dem Statthalter Flaccus: hietenuit Moesas gentes in pace fideli j, hie arcu fisos terruit enseGetas. Unter Tiberius (C. I. V n0 1838) werden noch ,civi-tates Moesiae et Triballiae' unterschieden. Als Sonderstämmeerscheinen im Westen am Flusse Pincus PICENSES, Ðïöóéïé,und am Timacus TIMACEN8ES; angeblich in Moesia superiorhausten (C. I. VI n0 2831) cives COTINI (vgl. ÊïôÞíóéïé imdakischen Ostlande); ostwärts schlössen sich an die Triballer

Sitzungsler. d. phil.-hist. Cl. CXXVIII. Bd. 4. Abh. 4

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an OETif)wiot oder UTENSES, llw^woi oder PIARENSES (vgl.Appiaria), Alp^olo; oder DIMENSES (vgl. Dimum) und 'OßouX^vsioi_ topische Ethnika, welche keinen Schluss auf die Abkunftzulassen; wir werden jedoch sogar Donau abwärts mitten unterGeten Spuren mysischer Nomenclatur nachweisen.

Im Berglande des Haemus, gegen Philippopolis zu, müssenwir die 'Ap-raxioi suchen, ,eine uralte Abtheilung der moesischenNation, mit deren Unterwerfung M. Crassus den Krieg be-schloss; sie waren niemals von irgend einem Eroberervolkeunterworfen worden und vertheidigten darum ihre Freiheit mitwahrem Löwenmuth und längere Zeit nicht ohne Erfolg' (Cass.Dio LI 27). In diesem bellum Mysicum zeigen sich Spurendes rohen Fanatismus; Florus erzählt, die Mysen hätten ge-schworen, bei ihrem Pferdeopfer die Eingeweide der gefangenenrömischen ̂ Führer zu opfern und zu verzehren. 'Aprax.oi findenwir bei Steph. Byz. nach alten Quellen als sOvoi; 6pax.iov ver-merkt; in der Tab. Peut. wird in der regio Haemimontanazwischen Nicopolis und Cabyle ein Landstrich AEIACTA ver-zeichnet d. i. ARTACIA. "A.p'caw.as, (s. d. Flussnamen unter'ApTY)in(,6i;) war der moesische Name des Flusses, welchen dieOdrysen Tov^o? (j. Tundäa, Teza) nannten. Hera war die Haupt-gottheit der moesischen Stämme; wir finden darum einen Votiv-stein aus Philippopolis (Dumont p. 16, n. 33) nupia "Hpa 'ApTax.-fjvT)gewidmet; selbstverständlich verehrten sie auch den Himmels-gott; wir finden im Gebiet von Nicopolis einen Votivstein Ai'iAtp.epavtü gesetzt. Formen des Thema art- (skr. rtä ,recht, ge-recht, fromm') fehlen dem kleinasiatischen Mysien nicht. AmRhyndacus sassen 'ApraToi im 'Aprai^ -cs^oi; (St. B.) nahe dem»heiligen' See 'Apw/ia; oberhalb dem dolionischen Kyzikos lagder Berg- und Hafenort 'ApTa(x.<i (skr. Rtika) mit einer gleich-namigen Quelle, woher 'ApTaxia • ifj 'AypoS(-n) (Hesych.): Da vorden Bithynen am Bosporus Mysen sassen, so schliesst sich derName des Baches 'Apr^vi^ an, noch von den Byzantinern in derForm 'ApTava; vermerkt; bei dem Hafen ARTANE (TP. GR.)stand ein Isp'ov 'AypoBw;«;. Ebenso finden wir im moesischenStammland neben den Flüssen Athrys und Noes, mitten unterden Geten, einen Fluss 'Aptdvi»)i; (Hdt. IV 49). Aber noch mehr.

Wir finden Ksßp-i^io;, mit dem herkömmlichen EpithetonQpawc, (Strabo XIII, p. 590, Eust. ad B 838), als binnenländi-

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sches Volk sesshaft icpb«; 'Aptffßov wva.y.ot eidßaXXovTa e}.c, •rov "Eßpov.Beide Namen erweckten schon den Alten die Erinnerung andie homerische Troas; beide gehören der mysischen Nomen-clatur an. 'Apfaßif) hiess eine uralte Ortschaft bei Perkote, diesich bis in die christliche Zeit erhielt (Arisba, Acta SS. Febr. 11,p. 40), Sitz des homerischen "ACTIO? TpTax.i'Sf;i; (vgl. den mysischenKämpen "Ypw^ D. XIV 512). Keßp^v hiess der Hauptfluss derTroas, dessen Quellen vom Ida kommen, mit einer gleich-namigen Ortschaft an seinem gewundenen Mittellauf, die sonstauch Keßp^vr) (Ew. Keßplivioi) sich nannte. Nun finden wir aufmoesischem Boden einen im Thema völlig entsprechenden undnur des derivativen -•»jv ermangelnden Flussnamen Keßpo?, eineBildung wie "Eßpos; es ist die heutige Cibra oder Öibrica.M. Crassus schlug die in Moesien eingefallenen Bastarnen ^poi;w Keßpo i;OTap.(i) (Cass. Dio LI 24); Ptolemaeus schreibt Klaßpo?oder K.i'ajJi.ßpS!; wcay.o^ das Castell an der Einmündung in dieDonau heisst Keßpoi;, in den Itinerarien Cebro, Cambro, Ciambro,und dazu halte man auch CAMBRE, eine Ortschaft im asiati-schen Mysien (Plin.). Wir sind versucht, diesen Namen ausder Wurzel kep : ka(m)p—,sich krümmen, winden' zu deuten;vgl. skr. kampra ,sich windend, gewunden', unter Annahmeeines üebergangs von p in b nach m, wie in kelt. kambos. —Ausdrücklich finden wir die Keßpijvioi des mysischen Landesnoch bei Polyaenus (VII 22), der mitunter aus recht gutenund alten Quellen schöpft, vermerkt, und zwar in Verbindungmit den gleich zu besprechenden Skaiern, allerdings wiederumals ©pobiia s'Ovf): für moesische Herkunft spricht indess der unterbeiden allherrschende Cult der Hera. Den Priester dieserGöttin nennt Polyaenus Koot-yra;; dazu halte man Cosingis, dieerste, Gemahlin des Nikomedes I., eine Frau von phrygischerAbkunft — wie innig deckt sich da die phrygische und diemoesische Namengebung!

Zxciiol oder 2xaioi finden wir — ungewiss ob als phrygi-sches oder als mysisches — s6voi; [Ji.s-caE'u T?),; TpidaSo; x.ai •nj?0paxiii; in der Europa des Hecataeus (Steph. Byz.; e'Ovo,; 6pa-xiov, Hesych.), wahrscheinlich gelagert im Chersonnes, derspäter in den Besitz der thynischen Dolongker überging. Ausdieser Schichtung würde sich der homerische Ausdruck 2xaiaiwuAal für das Westthor von Ilios (r 145) aufs beste erklären:

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George
From this layering became the homerische expression
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es war das Thor, welches zum dardanischen Sand und zu denSka'iem führte; so gab es nachmals in Byzantion, in Abderaund in Amphipolis èñçß÷ßáé ðýëáé. So ergibt sich ein neuerBeleg für die Wanderung mysischer Stämme nach Asien :'~äieHauptmasse der Mysen war über den Bosporus vorangezogen,die skaische Abtheilung verblieb im Chersonnes. Den homeri-schen Rhapsoden lag in der Troas die mysische Namengebungfertig vor; von den alteinheimischen troi'sch-teukrischen Namenhatten sich weit geringere Reste erhalten. Haben etwa dieSkal'er einmal den Sund überschritten ? Schwerlich! Strabo(p. 586) nennt als ältere Bewohner der Gegend von Abydosnur Dryopen, Bebryken, als spätere ^hraken'; Abydos selbstsoll (p. 591) nach den tro'ischen Zeiten von ,Thraken' bewohntgewesen sein. Wir erinnern noch· an die Edonen von Antan-dros, an die kimmerischen Treren. Strabo (p. 590) führt unterden Analogien zwischen der tro'ischen und ,thrakischen' Namen-gebung ausser den Ó÷,áéïß ,einem gewissen thrakischen Stamme,auch· noch den Flussnamen Óêáéüò an: er meint offenbar denÓ÷,éïò, Ïúóêéïò, OESCUS des moeso-getischen Landes. WennPolyaenus mit den Kebreniern Óêáéâüïê verbindet, so erkennenwir darin die echte, einheimische für die moesischen Skai'er,d. i. Ó÷áéÑüáé, vom Thema ó÷áéÑü-ò, lat. scaevos .link'. Ob diesegerade am Isker sassen, wissen wir nicht; der Name diesesFlusses spricht nicht sehr dafür. An der unteren Donau fehlennicht Spuren des alten Daseins der Ska'ier mitten unter denGeten. Zwischen dem latrus (Jantra) und dem Castell Tri-mammium (an der Mündung des Lom) stand ein getischesCastell SCAI-DAVA, ÓêáúäÝâá, d. i. »Ska'ier-Siedelung'. Weiterstromabwärts, zwischen Carsum und Bireum, finden wir einenOrt Êéïò oder Cium, den nicht erst Lysimachus oder die Römerwerden erbaut haben; es vergleicht sich die mysische Stadt Êßïòan der Mündung des phrygischen ¢óêÜíéïò. — Nicht darf jedoch,wie dies von Giseke geschehen, die Tripolis SCAEA III m. p.a Larisa super Peneum amnem (Liv. XLH 55, 6) für dieWanderungen der Vorzeit verwerthet werden, eine Localität,deren Name weder mit den mysischen Ska'iern, noch mit derpelagonischen Tripolis von Azoros zusammenhängt.

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IH. Die thrakieohen Völkerstämme.

a) Die südliche Gruppe.

Die bisher dargelegte Schichtung der phrygischen undmysischen Stämme westlich und südlich um die centrale Haupt-masse der eigentlichen Thraker beweist, dass diese Stämmeals ürsassen zu betrachten, sind, welche zunächst und vor allemdurch die zu verschiedenen Zeiten erfolgte Invasion der nordi-schen Thraken, für welche der Haemus nicht nur ein Durch-zugsgebiet, sondern auch eine wahre Heimstätte wurde, zurSeite geworfen oder in kleine Theile zersplittert oder gänzlichverdrängt worden waren. Wohl war die Culturstufe der ein-gedrungenen thrakischen Rossezüchter nicht zu vergleichenmit der höheren Stufe, welche die Ursassen sowohl durch dieGunst der Naturverhältnisse wie infolge vorzeitlicher Berüh-rungen mit den Völkern des Südens eingenommen hatten; aberdie Geschichte lehrt, dass es in der Vergangenheit wiederholtgeschehen ist, dass rohere Völker über gesittete obsiegt unddieselben überschichtet haben. Was sich im Haemusgebiet imGrossen abspielte, wiederholte sich nachmals in kleinerem Mass-stabe auf kleinasiatischem Boden, wo wir thrakische Thynenrings umgeben von älteren phrygischen und mysischen Stämmenvorfinden; zu welcher Zeit aber auf diesem allophylen Bodendie Phrygen selbst, hierauf die Mysen, sich festgesetzt haben,dafür -fehlt uns jede Berechnung. Die ältesten Vorstösse undWanderungen der Thraken, welche bewirkten, dass das ganzeNordland bis zum Strymon und Bosporus den Namen Thrakeerhielt und dass die Reste altansässiger Völker in diesem Namenaufgiengen, sind für uns in völliges Dunkel gehüllt. Von denAndeutungen der homerischen Lieder abgesehen, welche vor-zugsweise den ägäischen Küstenstämmen phrygischer und paio-nischer Abkunft gelten, bezeichnet erst die Periode des kim-merischen Völkersturms und der thynischen Wanderung füruns den Eintritt in die Geschichte; und selbst diese Zeit ver-mögen wir nur in dunklen Zügen zu erkennen.

Arktinoa, der Dichter der Aithiopis, stellte die AmazonePenthesilea, die neue Bundesgenossin der Troer, als Tochterdes Ares und der ¼ôñÞñç und als èñáóóá ôï ãÝíïò bin. In Otrera

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erkennen wir eine Anspielung auf das thrakische Volk derTreren, welches bei der sogenannten ,kimmerischen' Wanderungdie Hauptrolle spielte. Wann diese Wanderung begann, lässtsich nicht erkunden; dieselbe wurde vielleicht durch Einfällepontischer Skoloten veranlasst, welche im Flachlande an derunteren Donau und darüber hinaus sich auszubreiten suchten;vielleicht drängten auch die Sigynnen, sarmatische Metanastendie wir im G-ebiete der Theiss suchen dürfen. Die Haemus-stämme wurden unruhig, voran die ÔñÞñåò oder ÔñïöÝò. Restedieses thrakischen Nomadenvolkes kannte noch Thucydides(II 96): ,die Grenze des Odrysenreiches nach der Seite derTriballer zu bilden^o'i ÔñÞñåò êáé ï'é'Ôéëáôáºïé; diese beiden Völkerwohnen nördlich vom Skombros (Ryla) und reichen gegenWesten bis zum Flusse '¼óêéïò (Isker)'. Theopomp erwähnteÔñÞñïò oder Ôñáñïò als ÷ùñßïí ÈñÜêçò (St. B.); Plinius nenntTRERES an den Grenzen der Provinz Macedonia, sei es imNorden oder im iUyrischen Westen, etwa in der Nachbarschaftder Brygen und Trailer. Die Hauptmasse des Volkes hattesich jedoch am Schluss des 8. Jahrhunderts v. Chr. dem Helles-pont zugewandt; es muss geraume Zeit verflossen sein, bis sichdie Treren hier sammelten, um mit Kind und Kegel, Karrenund Vieh, auf Flössen über den Sund zu setzen; Troas, Mysienund das nachmalige Bithynien wurden von ihnen heimgesucht.Strabo berichtet, wahrscheinlich nach Xanthos (I, p. 59): ,vombistonischen See sowie vom See Aphnitis (in Mysien) solleneinige Ortschaften der Thraken oder nach Anderen der ÔñÞñåò,welche Nachbaren der Thraken waren, hinweggeschwemmtworden sein'. Ferner (p. 586): ,die Küste südlich von Abydosbis Adramythion besetzten die ÔñÞñåò, ein Stamm des Thraken'.ÔñÜñéïí hiess eine Anhöhe in der Troas (Tz. ad Lyc. 1141.1159),ein Ort in Mysien (Str. XIII, p. 607) und an der bithynischenKüste (Ptol. V l, 2). Antandros, voreinst lelegisch, dannedonisch, hiess ein Jahrhundert hindurch (700—600) Êéììåñßò —so lange hausten hier die Thraken; ÊéììÝñéïé aber hiessen imMunde der kleinasiatischen Aboriginer und der Semiten dieNordvölker überhaupt. Arrian fand in seinen ,bithynischen Ge-schichten' Gelegenheit; der Treren oder ÔñéÞñåò zu gedenken:sie galten ihm für Nachkommen des ÔñéÞñïò, Sohnes des Riesen¼âñéÜñåùò und der ÈñÜêç, wodurch ihre thrakische Abkunft so

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wie ihre Wildheit gekennzeichnet wird. Von Bithynien ,warfensie sich bald auf die Paphlagonen, bald auf die Phrygen, derenKönig Midas sich den Tod mit Ochsenblut gab' (Str. p. 61).Im phrygisch-pisidischen Grenzort Óõáóóüò sollen die Kimmerierreiche Getreidegrub&n getroffen und sich davon ernährt haben(St. B.). Die Hauptmasse überschritt den Halys (St. p. 552)und setzte sich im Gebiete von Sinope fest (Hdt. IV 12);weiter gegen Osten wandernde Haufen stiessen auf die ausdem Zweistromland nach Mada eingefallenen Qakä. DieseVölkerstürme scheinen die bisher am Iris und Lykos sesshaftenArmenier oder Hai-q langsam dem oberen Frät und Arnxeszugeführt zu haben. Vielleicht wurden auch Theile der Trerenostwärts verschlagen: im Grenzlande der Armenier und Iberennennt Plinius eine regio TRIARE (vgl. ÔñéÞñåò des Arrian) d. i.die heutige Landschaft Thrialethi am Flusse Ktsia, welchersüdlich von Tiflis in den Kur fällt; hier wird in armenischenSchriftwerken ein Volk Namens Threi-q erwähnt. Auf dieNachricht des Strabo, dass es im Grenzlande der Armenier,thrakische' Kopfabschneider oder ÓáñáðÜñáé gebe, legen wirdabei weniger Gewicht; in Assur aber finden wir einen OrtGIMMIR (GR.). In den assyrischen Keilinschriften aus derZeit des Assarhaddon und Assurbänipal werden die Einfälleder Gimirrä nach Assur, Chilaku und in das Land Ludu, woKönig Gugu oder Gyges herrschte, erwähnt; Gyges griff dieübermüthigen Gimirrai an, welche sein Land verwüsteten, undschlug sie; bei einem zweiten Einfall jedoch verlor er seinLeben. Unter Ardys II. (= Alyattes III.) setzten die Kimmerierihre Raubzüge und Plünderungen fort; im Verein mit einerkarischen Bande unter Lygdamis eroberten die Treren unterihrem Fürsten Êþâïò die Unterstadt Sardes; dann zogen siegegen Magnesia am Maiandros und tödteten viele Leute.Lygdamis kam in Kilikien um, Kobos zog vor dem SakenkönigMadua, dem Sohne des Prätathiya, den Kürzeren. Die endlicheVernichtung der Kimmerier, welche in Kleinasien Alles durch-einander gebracht hatten, wird dem vierten Alyattes zuge-schrieben (ca. 600).

Den Griechen lagen nicht ansammenhängende Berichteüber diese Wanderung vor, sondern nur einzelne Andeutungender Dichter, zumal des Kallinos. Dieser erwähnte den Angriff

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der Kimmerier auf die ¹óéïíÝåò (Str. p. 627) oder Maionen,das Anrücken derselben gegen Sardes und Magnesia (p. 648)íõí ä' Ýð'é Êéììåñßùí óôñáôüò Ýñ÷åôáé ïâñéìïåñãþí', sowie den KobosÔñÞñåáò Üíäñáò Üãùí' (St. B.). Was mag aber der Name Ôñáñåòbedeutet haben? Das Thema tr'är, trär- ist aus träir entstanden,und dieses, wie thrak. pair, armen, hair , Vater' aus pater-,hinwiederum aus träter, d. i. ,Hüter, Viehhälter, Hirt', vonder arischen Wurzel skr. trä, zd. thrä ,hüten, nähren'; dazugehört auch armen, ere (gen. erej, ereoj) ,animal, pecus', ge-bildet wie zd. thräya ,nährend, Nahrung'; sogar in der Spracheder finnischen Mordwa findet sich die Wurzel tr'a- ,nähren,pflegen, halten' mit Derivaten wie tr'amo .Unterhalt, Nahrung'vgl. zd. thrima. Es wäre nicht unmöglich, dass sich mit denThraken eingedrungene skolotische Haufen gemischt hatten,echte Nomaden, welche von den Thraken .Viehzüchter' genanntwurden; der im Haemus zurückgebliebene Theil war aber jeden-falls rein thrakisch.

An diese Treren schliessen sich die Trallen an, welchegleichfalls ausgedehnte Wanderungen unternommen haben. Siewaren gleichzeitig oder kurze Zeit nach den Treren ausgezogenund wandten sich dem illyrischen Westen zu, wo sie die phry-gischen Stämme Emathia's auseinander warfen; denn wir findenÔñÜëëåéò oder ÔñáëëåÔò, ÚñÜëëïé oder ÔñÜëëéïé hart im Rückender Brygen — die Trallen als den treibenden, die Brygen alsden geschobenen Theil. Es gab an der Grenze des make-donischen Stammlandes eine Landschaft ÔñáëëéêÞ oder Ôñáëëßá ·ìïöá ôçò Éëëõñßáò (St. B.). Theopomp war in der Lage, trallischeOrtschaften anzufahren: ÂÞãéò · ìïßñá êáé ðüëéò ôùí åí ÉëëõñßáÔñÜëëåùí, und Âüëïõñïò · ìïöá êáé ðüëéò ôùí åí Éëëõñßá ÔñÜëëåùí(St. B.). Wenn Âüëïõñïò zugleich eine ðüëéò Èåóðñùôßáò war, soschliessen wir daraus, dass die Trallen in der Verfolgung derBrygen bis nach Epirus gelangt waren. Wie eng das Thrakischemit dem Armenischen zusammenhieng, ersehen wir daraus, dasssich der Name Âüëïõñïò (aus ÂüëÑïñïò, gebildet wie âüñâïñïò) aufsbeste aus armen, bolor ,rund; Runde, Umkreis' und blur (gen.biroj) ,runde Anhöhe, tumulus' erklärt, von einer Wurzel bhel:bhol .schwellen, sich ballen'; gr. âïëâüò ,Zwiebel' (aus âïëÑüò,vgl. lit. bulwis .Kartoffel, Bolle') mag aus einem nördlichenDialekt stammen. Nur ihrer geographischen Stellung wegen

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werden diese Trauen den Dlyriem zugewiesen (Liv. XXVII32, 4; XXXI 35, l TRALLES Blyriorum genus); sie bildetenein starkes Contingent im makedonischen Heere. Die thrakischeAbstammung ergibt sich aus der Namensform, einem Derivatoder einer dialektischen Aussprache des Thema trär-; in echtthrakischen Personennamen werden wir dem Element -ôñÜëçò,-tralis ,nährend, züchtend' häufig begegnen. — Eine zweite Ab-theilung der Trallen finden wir im Berggebiet zu beiden Seitendes Nestos. Als Agesilaos aus Asien heimkehrte (394), stiess erim Gebiete der Pässe aufTpáëëåú^ (var. ÔñùáäåÀò), Plut. Ages. 16,apophthegm. Lac. 42. Am Südabhang der Rhodope finden wirnoch in später Zeit eine Gegend und Veste ÂÝëëïõñï;, Âüëåñïò. —Trallen waren endlich, als Nachzügler der Treren oder alsWaffengenossen der Thynen, nach Asien gewandert. Eineihrer Ansiedlungen am astakenischen Golf hiess ÔñÜëëéïí, derenBewohner ÔñÜëë'-ïé (St. B.). Auf lydischen Boden, zwischender Messogis und dem Maiandros lag die uralte ,pelasgische',von Leiegern, Minyern und Karern bewohnte Veste ËÜñéóá,welche, seitdem sich dort thrakische Trallier angesiedelt hatten(Strabo p. 649), den Namen ÔñÜëëåéò oder ÔñÜëëéò führte; mitden Tralliern wanderte auch die thrakische Sage von den,Fäustlingen' (s. d. Glosse êÜôôïõæïé) und Kranichen zu denKarem. Das benachbarte Íõóá braucht nicht als eine thrakischeGründung angesehen zu werden, da der Name wie der Diony-soscult den Maionen und Phrygen eigen war; der phrygischeOrt ÔñÜëëçò kann sowohl auf die Trallen wie auf die AmazoneÔñáëëá zurückgehen. Ëõêáøüò, eine êþìç Ëõäßáò (St. B.), gebildetwie Ãáëçøüò oder Ëáäåøïß, war wohl eine maionische Gründung;dagegen dürfen wir auf die Trallen beziehen jene èñÜêåò Áïêüæ'.ïéoder Ëïêïîúôáé, deren Vorort Ëüê3æïò in Phrygien von Gewässernhinweggeschwemmt wurde (Xanthus ap. St. B.). Aus den altenBerührungen der Maionen und Trallen erklärt sich die Glosse¢óôñáëßáíôßí èñÜêá, Ëõäïß (Hesych.): der vocalische Anlaut dientzur Stütze des Lautcomplexes óôñ- wie in Üóôñáëüò-ä øáñüò, èåôôáëïß(Hesych.) neben lat. sturnos, ags. stearn ,Staar'; die Maionenhatten gewiss ein ähnliches Wort für diesen geschwätzigenVogel und benannten damit die barbarischen Trallen, derenDialekt ihnen unverständlich vorkam, in volks etymologischerWeise oder zum Spott. Zur Zeit der Epigonen finden wir die

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Trallen an den Höfen als Söldner, Trabanten und Henkers-knechte; ÔñáëëåÀò · ìéóèïöüñïé èñÜêåò, ïß ôÜò öïíéêüò ÷ñåßáò ðëçñïàíôåòðáñÜ ôïéò âáóßëåõóéí (Hesych.). In dieselbe späte Zeit fallendie Ansiedelungen thrakischer Veteranen mit Weib und Kindauf pisidischem und lykischem Boden, z. B. in der Milyas.

Nun wollen wir die Gruppe der thynischen Völker be-trachten, deren älteste nachweisbare Sitze am Strymon lagen;man kann demnach diese Gruppe auch die .strymonische' be-nennen. Doch haben wir bereits auseinandergesetzt, warumwir uns Brigen oder Brygen, sowie deren Stammesbrüder, diephrygischen Edonen, als Ursassen an diesem Strome zu denkenhaben: der Name Óôñàìþí selbst d. h. .Strom', von der Wurzelsrev: sru, welche sowohl im Germanischen, Lettischen undSlavischen, als auch im Phrygischen in der Form stru auftritt,muss zunächst für phrygisch gelten; vgl. Óôñõìþ · Ôïéþ, Tochterdes Skamandros, die kikonische Óôñýìç an der Mündung desÁéóïò, und Óôñõìüíéïí, Beiname der brigischen Stadt Mieza amOstabhang des Bermios. Selbst der Áßìïò trägt einen phrygischenNamen. Die thrakischen Strymonier müssen also aus demhöheren Norden eingewandert sein, in Zeiten, die sich der Be-rechnung entziehen. Das erste thrakische Volk, das eroberndin den Süden vordrang und den Strymon sogar überschritt,waren die Bisalten.

ÂéóÜëôáé, mit Ausgang wie in Hypsaltae, einem odrysischenStamme am unteren Hebrus, vom Thema Âéó-, das im Thra-kischen mehrfach auftritt, werden in den Genealogien von einemHeros ÂéóÜëôçò · ä ¹ëéïõ êáé Ãçò (St. B.) abgeleitet, was auf einvorzeitliches Auftreten im Lande hinweist. Wenn hinzugefügtwird: SOT'. êáé ðïôáìüò ÂéóÜëôçò, so darf dieser Name für einpoetisches Synonym für den Strymon gelten, wie ¹éïíåýò und¹ïùíßò. Als thrakisches Eroberervolk erweisen sie sich durchihre tiefe Einlagerung in die Gruppe der edonischen Stämme,durch, ihre vormaligen Einfälle in die sithonische Pallene (Cononnarr. 20), durch ihre Erwerbung der mygdonischen Krestonike(Hdt. VIH 116), durch ihren Widerstand gegen die paionischeInvasion. Sie setzten ihre Einfälle nach Süden und gegen diechalkidischen Colonisten fort, jedoch ohne Erfolg, ja sie ver-loren zahlreiche Ortschaften, zuletzt auch die Veste Argilos.Ihr Zusammenhang mit der Akte wurde dadurch unterbrochen;

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hier erhoben sich fünf Colonien der Andrier; doch war, nebenEdonen, Krestonen und Tyrsenen, ein ü÷ëïò âÜñâáñïí ïéãëþôôùíÂéóáëôéêùí zurückgeblieben — neben ihrem thrakisch-bisaltischenDialekt war also bei ihnen auch schon das Griechische durch-gedrungen (Thuc. IV 109, Diod: XII 68). Dieser thrakischeStamm, welcher einmal sogar eine Expedition gegen Kardiaunternommen hatte (Athen. XII, p. 520), zeigt sich überhauptsehr bildungsfähig: bei ihm drang das altansässige edonischeElement sowie der griechische Cultureinfluss erfolgreich durch;doch zeigt sich einmal ein grausamer Zug im Herrscherhause(Hdt. l. c.) verbunden mit Freiheitsgefühl. Die wenigen bisal-tischen Orte, die wir kennen, stammen aus der edonischenVorzeit, so namentlich ÂÝ3õò. Das Land war überaus fruchtbar;Oel- und Feigenbäume gediehen vorzüglich (Theop. ap. Athen. III,p. 77, d); den Hauptreichthum bildeten die Metalle im GebirgeÄýóùñïò, welche vielleicht schon die Edonen ausgebeutet hatten;der makedonische König Alexander I. bemächtigte sich derSilbergruben bald nach der Schlacht bei Plataiai, und ihm giengdaraus täglich ein Silbertalent ein (Hdt. V 17); prächtige Exem-plare von Silbermünzen mit der Legende Âéóáëôéêüí und derDarstellung des lanzenschwingenden thrakischen Reiters sindnoch vorhanden. Seit Philipp blieb die makedonische Herr-schaft unbestritten. Als die Römer das frei belassene Makedonienin vier Districte theilten (167), wurden Âéóáëôéá ðáóÜ ìåôÜ ôçòåí ôú) Óéíôéêß] ÇñÜêëåéáò zu Macedonia prima geschlagen; Livius(XL V 30, 3) fügt hinzu: ,BISALTAE fortissimi viri eis Nessumincolunt et circa Strymonem', und einen Vorzug bildeten ,multaefrugum proprietates et metalla et opportunitas Amphipolis'.Doch wird der Bisaltenname seither nicht mehr erwähnt; über-all drang der Hellenismus durch.

Oberhalb der Bisalten, zwischen dem paionischen Thai-bezirk Doberos und den Odomanten, also in der Weles-planinaoder Belasica (byz. Âáëáóßôæá), am See Butkowo und bei derStrumaklause Rüpel (byz. ÔïõðÝëéïí), sass das thrakische Volkder Óéíôïß. Auf diese Sinten, sowie die benachbarten Maiden,muss der Ausdruck bei Herodot (V 5) ï'é êáôýðåñèå ÊñçóôùíáßùíèñÞ'éêåò bezogen werden, denen der barbarische Brauch derVielweiberei und Witwenschlachtung zugeschrieben wird. Nam-haft macht beide Völker zuerst Thucydides (II 98) bei Gelegen-

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heit des vom Odrysenfürsten Sitalkas gegen Makedonien unter-nommenen Feldzuges (429): Sitalkas war vom oberen Hebrusin das G-ebiet der ihm unterthänigen Laiaier und Agrianen amoberen Strymon eingerückt und zog von da über das G-ebirgeÊåñ÷ßíç, die heutige Malesowa-planina, hinab in das paionischeDoberos. Er hatte schon einmal einen Zug gegen die freienPaionen unternommen und sich durch Lichtung der Waldungendurch das menschenleere Gebirge Bahn gebrochen. Währender hinabstieg, lag ihm das Land der Paionen zur Rechten, zurLinken dagegen das der Ìáéäïß, weiter südwärts jenes derÓéíôïß. Diese müssen auch noch den Unterlauf der Strumicaeingenommen haben, d. i. des Ðüíôïò ðïôáìüò ðåñß ôçí ôùí Óéíôþí÷á'é Ìáéäþí ÷ùñÜí ôçò ÈñÜêçò (Mirab. ausc. 115): in diesem breitenThaigebiete lagen wohl die Orte Ðáñèéêüðïëéò und Ôñé'óôùëïò,welche Ptolemaeus der óôñáôçãÝ Óéíôé÷Þ zuweist; in der Para-strymonia lag dagegen ÇñÜêëåéá, eine Gründung der make-donischen Könige, zubenannt Óôñõìíïõ (Hier.) oder, als Vorortder Sinten, ÓéíôéêÞ, 8ENTICA (C. I. VI, Nr. 2645, 2767, wasauf eine Nebenform Óåíôïß für Óéíôïß hinweist), d. i. die am west-lichen Ufer der Struma gelegene Ruine Wetrena, kaum aber,wie Safarik vermuthet hatte, das heutige Demir-hisar (byz.Óéäçñüêáóöïí) oder das. bulgarische Walowista (byz. Âáëáâßóôá);diese Veate beherrschte die strymonische Klause, den Zugangin die Parorbelia und in das Thai der Strumica. Die vonPhilipp unterworfenen Sinten leisteten den Makedonen untereigenen Führern Heeresfolge, so noch unter Perseus bei Pydna(l 75): ab Heraclea ex SINTIS tria milia Threcum liberorumsuum ducem habebant (Liv. XLI 51, 7). Aemilius Paulus liessdurch P. Nasica das Sinterland verheeren; es wurde zu Mace-donia I. geschlagen; doch scheinen die Sinten öfter den Versuchgewagt zu haben, ihre Freiheit zu gewinnen, bis sie von Sulla(85) zu Paaren getrieben wurden; in der römischen Kaiserzeitbezeugen Soldateninschriften das ruhige Dasein dieser Pro-vinzialen. Während diese Sinten als echte Thraken der ge-schichtlichen Zeit dastehen, lässt sich dasselbe nicht mit gleicherSicherheit von den lemnischen Óßíôéåò der homerischen Hephaistos-sage behaupten; doch könnte die von uns versuchte Deutungdes Namens von Wurzel Kent- »stechen' für die thrakischenSinten immerhin gelten, da von Metallgruben auf sintischem

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Boden gesprochen wird. In der Stelle bei Liv. XXVI 25, 3:Philippus Dardanorum urbem Sintiam, in Macedoniam transituniDardanis facturam, cepit — wird wohl finitimam zu lesen sein.

Die Ìáéäïß, MAEDI, die nördlichen Nachbaren der Sintenin der grossen óôñáôçãé'á ÌáéïéêÞ, MAEDICA, bewohnten dieheutigen Landschaften Malesowo und Pijanec bis zum Bergstockder Osogow-planina hinauf und bis zur Grenze der Dardanerbei Kumanowo. Ungenau sind die Nachrichten, welche ihreSüdgrenze bis zu den Bisalten, Odomanten und Edonen aus-dehnen; so hatte z. B. Dionysios in den Bassarika die Üãñéá öõëÜÌáßäùí neben die "Ùäïíåò Ýë÷åóé'ðåðëïé gesetzt (St. B.); selbstPlinius sagt: Maedi amnem Strymonem accolunt dextro lateread Bisaltas usque (richtiger wäre Sintos); introrsus Denseletisvicini Dardanis a fronte iunguntur. Ihre Grenze gegen diePaionen von Doberos bildete nach Thucydides die Kerkineoder nach Aristoteles (Hist. an. IX 45) ô'ï ÌåóóÜðéïí äñïò; derFluss Ðüíôïò durchfloss die Gelände der Paionen, Maiden undSinten; bei den Metallgruben von Âúíáé, wo Braunkohle gefundenwurde (s. d. Glossen óðßíïò, ìáñéæåýò), hatte Philipp eine Öéëéð-ðïýðïëéò angelegt; seinem Beispiele folgte Alexander, welcher17 Jahre alt (339) die barbarischen Maiden zurücktrieb undeine ¢ëåîáíïñüðïëéò gründete (Plut. Alex. 9, St. B.). Livius(XXVI 25, 6) bemerkt: incursare ea gens in Macedoniam solitaerat; jedenfalls haben die Maiden den paionischen Stamm derAgrianen ausgerottet oder sich assimilirt. Im Jahre 212 er-oberte Philipp, Sohn des Demetrius, lamphoryna, caput arcem-que Maedicae (Liv.; Öüñïõíá, Polyb. IX.); später (180) belagerteer auf der Rückkehr vom Haemus ihre Stadt Petra (Liv. XL21. 22). Perseus entbot die Bastarnen von der unteren Donauzu einem Einfalle åéò ôçí ÌáéïéêÞí (Diod. XXX, fr. 29); Baster-narum exercitus consedit in Maedica circa DESUDAVAM(Liv.XLIV 26, 7); wichtig ist hier das Auftreten des thrakischenund dakischen Elementes — dava ,Siedelung'. Echt thrakischsind auch die maidischen Eigennamen: so wird den MaidenÓåýèçò und ÔùíÜêçò die Erfindung der Hirtenflöte zugeschrieben(Athen. IV, p. 184, a). Nachdem Makedonien römisch gewordenwar (147), wiederholten sich die Raubzüge der noch frei ge-bliebenen Maiden, im Verein mit den Denseleten, Dardanernund Skordiskern. In der Inschrift von Lete (117) ist die Rede

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von einein grossen Einfalle der Skordiaker, óõíåðåëèüíôïò ìåô'áõôþí Ô(ðá ôïõ ôùí Ìáßúùí ïõíÜóôïõ ìåô' ä÷ëïõ ðëåßïíïò (Rev. arch.1875, ñ. 65 n1.). In den folgenden Jahren werden meist nurSkordisker als Feinde genannt, so unter C. Porchis Cato,C. Caecilius Metellus, M. Minucius Rufus; Vulso (97) soll jedochMaiden und Dardaner bewältigt haben. Wiederum stachelteMithradates die thrakischen Bergstämme zu EinfäUen nachMakedonien an, deren sich der Statthalter C. Sentius nicht zuerwehren vermochte; nur die Denseleten hielten damals zuRom. Die Maiden dagegen verwüsteten unter ihrem FürstenÓþôéìïò und im Verein mit den Dardanern und SkordiskemMakedonien, drangen in Hellas ein, plünderten und verbranntendie Tempel von Dodona und Delphi; L. Scipio rieb die Skor-disker auf, die Maiden und Dardaner bewog er unter Belassungihres Raubes zum Rückzug, auf welchem Sotimus eine Nieder-lage durch Sentius erlitt (85 vgl. Oros. V 18, App. Illyr. 5,Plut. -Num. 9, Cass. Dio etc.); gleichzeitig drang L. CorneliusSulla mit seinem Legaten Hortensius brandschatzend in daseintische und maidische Land ein, beruhigte die Denseleten undDardaner, schlug die Skordisker und die dalmatischen Eneter(Granius 35, Eutr. V 7, Plut. Sulla 53, App. Mithr. 55 etc.) undgieng dann (84) nach Asien über. Bald darauf (78) schlugApp. Claudius die Maiden und fugte sie, nebst einigen Stämmender Rhodope, definitiv in die makedonische Provinz ein. SpätereZeugnisse über dieses voreinst mächtige Volk fehlen, nichteinmal Soldateninschriften nennen den maidischen Namen. Alsgebändigte Provinzialen, welche im Bereich der wenigen Städtegriechisch, im ausgedehnten Berglande, wo sie Viehzucht undKöhlerei trieben, romanisch sprachen, waren sie jedenfalls mit-betheiligt an der Bildung des makedo-wlachischen Volksthums,das sich später im Pindus eine neue Heimat schuf, oder siegiengen in den Slowenen, welche das Thai der Struma undBregamica in Besitz nahmen, spurlos auf. Bevor wir uns ihrenStammesbrüdern, den Bithynen, zuwenden, sei noch ihrer Nach-baren, der Denseleten, gedacht.

Äáíèâë^ôâé · Ýèíïò èñáêéêüí (St, B.) nannte zuerst Theopomp;doch fallen wahrscheinlich mit ihnen die bereits von Hecataeuserwähnten Äåóéëïß · Ýèíïò èñáêéêüí (St. B.) zusammen; auch meintsie Herodot mit den Worten (VIII 115): ï'é Üíù èñÞéêåò öl ðåñß

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ôÜò ðçãáò ôïõ Óôñõìüíïò ïßêçìÝíïé, da er die Agrianen kaum wirdals Thraker hingestellt haben. Sie bewohnten das obere Struma-thai von der Osogow-planina und vom Rujen aufwärts bis zumWitosa und Znepolje; ihren Mittelpunkt bildete das Beckenvon Köstendil oder Pautalia; Ptolemaeus verzeichnet die óôñáôçãßáÄâíèçëçôéêÞ zwischen ÌáéïéêÞ, Âåóó'.êÞ, ÓåñäéêÞ und Äáñäáíßá. Aufeiner Inschrift (von Swriyg, Arch. epigr. Mitth. X, p. 240, Nr. 4)erscheint ein Strateg ÄåíèåëçôéêÞò ðåäéáóßáò, wozu wir uns eineïñåéíÞ als Gegensatz denken müssen, wie denn gleichzeitig eineÓç-ëçôéêç ïñåéíÞ vermerkt wird. — Philipp II. zog (183) åéò ¼ïñýóáò,ÂÝóóïõò êáé ÄåíèçëÞôïõò zu Felde (Polyb. XXIII 8, 4); zwei Jahrespäter besuchte er den Hochgipfel des Haemus (Witosa) unddas Land der DENTHELETI: socii erant, sed propter inopiamhaud secus quam hostium. fines Macedoniae populati sunt; ra-piendo passim villas primum, deinde quosdam etiam vicos eva-starunt; frumento inde sublato in Maedicam regressus urbemPetram oppugnare est adortus (Liv. XL 22). Granius 35: SullaDardanos et DENSELETAS ceterosque, qui Macedoniam vexa-bant, in deditionem recepit. Im Jahre 30 v. Ohr. hatten dieBastamen das Land der Moesen, Triballer und Dardaner ge-plündert; êáôÝäñáìïí êáé ôçí èñáêçí ôçí Äåíèåëçôþí, Ýíóðïíïïí Ôù-ìïé'ïéò ïäóáí. Der römische Statthalter von Makedonien leistetesowohl damals (29) dem blinden Dentheletenkönig Ó'.ôáò Hilfe,als auch im folgenden Jahre (28) bei einem neuen Einfalle derBastamen (Cass. Dio LI 23, 25). Geraume Zeit später (id.LIV 20) hören wir jedoch von einem Raubzuge der Dentheletenund der Skordisker; seither blieben sie ruhige Provinzialen.Wir finden Denseleten unter den Legionssoldaten an der Rhein-grenze (vgl. Brambach Nr. 980: Sese Venulae f. DANSALA;Nr. 1290: C. Tutius Manii f. DANS. eq. ex coh. III. Thrac.;als Personenname begegnet DENSOLA Drulentis f., Mitth. 1891,p. 147,' Nr. 13). War DANSALA die echte Singularform zuÄáíèáë-çôáé, so deuten wir diesen Namen als ,Beisser, Bissige'oder yReisser', von Wurzel däk : dak, skr. da9, dan9 (ahd. zangar,beissend, scharf). Ueber das denseletische Wort midne ,vicus'werden wir bei den Glossen handeln.

Ìáéäïâßè'õíïé erwähnt Strabo VII 3, 2, p. 295 als thrakischesVolk neben Âéèõíïß und èõíïß; vgl. Steph. Byz. v. Ìáéäïß · ,Ýêôïýôùí ìåôáâÜíôâò ôéíÝò åéò (ôá ìÝñç ôá ÜíôéðÝñáí êåßìåíá ôçò ÈñÜêçò

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nat) Maxssovi«!; MaiSoßi'öuvct ex./^Oijirav'. Die thynischen Stämmewaren also vormals Nachbaren der Maiden, ein strymonischesVolk, dessen Urälteste Heimat über dem Haimos gelegen hatte.Die bythinischen Thraken schildert uns zuerst Herodot (VII 75)mit dem Beifügen: o3-roi 8e Siaßavcei; p.ev e«; T»)V 'Airi'ifjv ex,X^6»)iravBlOuvoE, tö 8s TCpstäpov exaAeowo, üi, auto'i /.e'couci, Stpup.oviol, oixeovce^CT( Stpu^ovi. e^a'/asT^va; Se ipasi ei; ^Ostiiv UTO Teunpöv te. •rcai MUCTÖV.üeber diese Teukren und Mysen haben wir bereits gehandelt;für diese Namen müssen wir unbedingt die Paionen einsetzen,jenes illyrische Volk, das vom Westen herandrängend derweiteren Ausbreitung der thrakischen Eroberer Grenzen gesetzthatte; erst als das Volksthum der Paionen im Schwinden be-griffen war, konnten die Maiden wiederum hervortreten. AusHerodot zog Hesychius seine Glosse: STpup.ovtoi • o'i BiOrvol TO vps-repov. Als ein strymonisches Volk durften die Bithynen miteinigem Recht den homerischen Helden 'Pfjaoc, als ihren National-heros feiern. Nach Plinius war STpup.ovn; ein alter Name vonBithynien; schwerer zu erklären sind die angeblich noch älterenBe aamen Kpov(a und eewaXi'e — sollen sich etwa den Trallentht^salische Dryopen angeschlossen haben, die wir bei Abydosfanden? üeber die von Plinius vermerkte BenennungMALIANDA, worin kaum Melandia stecken dürfte, wagen wireine Vermuthung: das Wort sieht aus wie eine dialektischeNebenform von Marianda, mit der Bedeutung ,Uferland' (vgl.sur. maryä-dä »Merkzeichen' ags. maere engl. mere ,Landesgrenze,Mark', von Wurzel mer: mär); damit hängt wohl der Nameder phrygischen MapiavSuvoi zusammen, welche die Küste vomSangarius und Hypius bis zum paphlagonischen Callichorusbewohnten und am Lycus Leibeigene der Herakleoten waren— der orgiastische Naturdienst, der sich in der Sage vomUpioXa; und im threnetischen ßöppio^ ausspricht, sowie die vor-malige Nachbarschaft der Mygdonen und Bebryken weist ihnenphrygische Abkunft zu, obwohl sie Einige mit den thrakischenThynen (schol. Ap. Rh. II 140), Andere mit den Kimmeriern(ibid. I 1186) verwechselten; allerdings wurden Kimmeriereinmal vor Herakleia ein Opfer des Genusses von ax.övcrov(Eust. ad Dion. per. 791, nach Arrian). Dass die thynischenVölker hinter den Kimmeriern oder Treren in Asien einzogenund mit diesen nicht verwechselt werden dürfen, ergibt sich

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aus der Nachricht des Bithynen Arrian, welcher mit derGeschichte seines Landes wohl vertraut war (Eust. ad Dion.per. 322): Qponei; ^ Eüpdmis Si^ßijirav eEi; 'Au(av (ASTOI llatcipou TIV'O«;•fj'(£[i.owc, Ste öl Ki(A|Ji.^ptOt T»)V 'Ariav xcccsTpe^ov, oQi; exßaXdvTSi; ex.BiOuvi'a;; öl 6pax.es W^SM auToi. Dieser Pataros drang durch dasLand der Mariandynen bis nach Paphlagonien vor, wie Demo-sthenes in seinen bithynischen Geschichten berichtet hatte (St.B.): IIaTapOl; äXti)v IlayXaYovtav Ti'ov eExwev nai ix TOU •cip.av TOV Ai'aTiov TpoOTi-yopsuirev. Tios wird jedoch eher eine Gründung derMariandynen gewesen-sein, welche den Heros TWzs verehrtenund bei denen ein Ort TiToua hiess. Weiter verbreiteten sichdie Bithynen tiefer im Inlande, namentlich in der ThaiebeneSaX(i)v, wo ihr Hauptort BtOuviov (j. Boli) stand, und in derIIo-ca[J.i'a des BiXXaToc, wo sie Kpateia oder Kp^usa und CEPORAgründeten. Thynen und Bithynen geriethen wie die MysenPhrygen und Mariandynen unter die Herrschaft des Kroisos(Hdt. I 28), sodann der Perser. Zur Zeit des Artaxerxes II.scheint sich der bithynische Häuptling AoioaXinfjs von den Persernfreigemacht zu haben; nach ihm folgten Boteipae und Bas, dannZiicoiT»3<;, welcher (298/7) den Titel ßarotXeus annahm, zuletztNikomedes I. — Viehzucht und Ackerbau waren die Haupt-beschäftigung der ßithynen; der Einfluss der phrygischen Nationäussert sich namentlich im Göttercult; seit Nikomedes wirktedas Griechenthum ein, so dass endlich das thrakisch-phrygischeElement im Hellenismus aufgieng.

Mit den Bithynen waren auch Thynen in Asien einge-zogen. Wir finden ein Inselchen nahe den ,Scheeren' (XT)Xai),genannt 0imati; oder 6uviji's (St. B.), die spätere AaiFvouoia, Fenosiader italienischen Seekarten, die heutige Kirpe-adassi; das gegen-tiberliegende Festland vom Flusse 'P^ßa? an bis zur Mündedes Sangarius (Scymn. 977) hiess 6uv(a, Quv^ oder 6uv(<;; eswar die Quviaiw) 0pax») der bithynischen Herrschaft, in welchezur Zeit des Zipoites die Herakleoten Einfälle machten(Memnon 17. 18); in der byz. Zeit wurde sie Msro6iw'a genannt(vgl. MsiTocpu-rfa, Meffo%aXoia). Hier gab es nur kleine Ortschaften,aber die Felder und Wälder waren ausgedehnt und ergiebig.

Zurückgebliebene Reste der BtOuvsi xai 6uvol epi^wgi; findenwir auch auf der europäischen Seite. Strabo XII, p. 541berichtet ausdrücklich, dass es noch zu seiner Zeit in Thrake

Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. CXXVIII. Bd. 4. Abb. 5

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einen gewissen Stamm Namens Âéèõíïß gegeben habe; eine StadtÂéèõíßò nennt Pomponius Mela im Flussgebiet des Erginos; vgl.BITHENAS (TP., Bithena GR.) m. p. XIII Apris, ×ÉÐ Moca-sura. Phylarchus berichtete (Athen. VI, p. 271, 6): ÂõæÜíôéïéïýôù Âéèõíþí ÝäÝóðïóáí ùò Ëáêåäáéìüíéïé ôùí åéëþôùí. Die Âéèõíßá Þåðß ôçò ÈñÜêçò ðåñß Óáëìõäçóóßí (schol. Ap. Rh. II 177) beruhtwohl auf einer Verwechslung mit der Thynias. OberhalbPerinthos und Selymbria kennt Xenophon (An. VII 4, 2) ô'ïâõíþí ðåäßïí. Die Gehöfte dieser Thynen und ihre Schafhürdenwaren rings mit Pfahlwerk verschanzt; .ständig waren sie vonden Odrysen bedroht, welche hier als Herren schalteten; dochwehrten sich die Thynen mit aller List. Xenophon nennt dieèõíïß ,die allergefährlichsten Feinde, besonders zur Nachtzeit;sie sollen einstmals den Teres überfallen, viele Odrysen er-schlagen und deren Gepäck erbeutet haben'; damals jedoch, alssie die Griechen im Auftrage des Seuthe» zu züchtigen hatten,waren sie ins Gebirge entflohen; sie trugen, wie die Bithynen,Üëùðåêáò åðß ôáÀò êåöáëáúò. Die eigentliche èõíéÜò war jedochdas Ufergebiet zwischen Salmydessos und Apollonia, wo wirallerdings auch ältere phrygische Reste gefunden haben, z. B.die ÌåëáíäÚôáé. Ein thynischer Staüim, die ÌåëéíïöÜãïé, hattevom Anbau der Hirse seinen Namen. Der Strand bei Salmy-dessos, für die Schiffer gefährlich wegen der Untiefen undSanddünen (ôá óôÞèç ôïõ Ðüíôïõ), war verrufen wegen der Raub-sucht seiner thynischen Anwohner, welche die Gestrandetenausplünderten und erschlugen; einer Angabe zufolge sollen sienur die fremden Krämer, welche dort der Geschälte wegenanlegten, bestraft, zufällig Gestrandete jedoch gut behandelthaben. An die Thynias erinnert noch jetzt der Ort Iniädha,'ò ôÜí èõíéÜäá. Die Bürger von Byzantion, welche eine weiteStrecke Landes erworben und die thynischen Bauern leibeigengemacht hatten, litten oft schwer infolge der Raubsucht derOdrysen; etwa vier Dynasten übten an der Grenze ihreGerechtsame' aus: so oft die Feldfrucht reif war, kamen die

Barbaren heran und rafften Alles mit sich. Aber noch weitärger trieben es später die Galater des tylenischen Raubstaates(Polyb. IV 46). Âéèõíüò und èõíüò heissen mit Recht Brüder;wenn diese jedoch Arrian als ðáßäåò ¼äñýóïõ hinstellt, so istdaran nur die räumliche Nähe Schuld. Mit den Bithynen bringt

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George
The actual θυνιας was however the bank area between Salmydessos and Apollonia, where we found however also older phrygische remainders, z. B. Μελανδιται.
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Appian (Mithr. l) den Flussnamen Â'.èýáò in Zusammenhang;Âéèýáé werden auch als Ýèíïò ÈñÜêçò vermerkt (St. B.). Derthrakische Eigennamen Âßèõò oder Âåßèõò kann nur dann ver-glichen werden, wenn man Âßèõí (wie Ðüëôõí, ÊÜðõí etc.) zu-grunde legt; wegen der èõíïß muss Âé-èõíïß abgetheilt werden;leider lässt sich die echte Aussprache von è nicht ermitteln.Ob Öéíåýò der Argonautensage mit è-éíüò zusammenhängt, etwainfolge einer minyischen oder karischen Aussprache, lassen wirdahingestellt; über die Herkunft der Sage hat Hiller vonGaertringen Nachweise geliefert. — Die thynische Wanderunghat in Europa noch ein bemerkenswerthes Glied zurückgelassen,dort, wo vormals die Ska'ier sassen.

Es sind die Äïëïãêïé oder Äïëüãêéïé, DOLONGAE, in demLandstriche Äïëïãêéáò, d. i. im Innern des thrakischen Chersonnesbis zum Flusse Melas oder Apsinthos. Der Heros Äïëïãêïò,Sohn des Zeus oder des Kronos und der Nymphe Thrake, galtfür einen Bruder des Âéèõíüò (St. B.). Der Bithyne Arrian(Eust. ad Dion. per. 322) vermeldet die Sage, Dolongkoshabe als Herrscher von Thrake viele Frauen geliabt und mitdiesen viele Kinder gezeugt, und seither bestehe unter denThraken die Sitte, ðïëëÜò Ý'÷åéí ãõíáßêáò, ùò áí åê ðïëëþí ðïëëïýòÝ'÷ïéåí ðáúäáò. Die Sitte der Vielweiberei herrschte bei allenstrymonischen Stämmen. In der Geschichte werden dieDolongken nur einmal erwähnt (Hdt. VI 34): um das Jahr550 hatten die Äüëïãêïé èñÞ'é'êåò ðéåóèÝíôåò ðïëåìþ õðü ¢Ëéíèßùídurch Abgesandte das delphische Orakel befragt; als diese überAthen heimkehrten, fanden sie im Hause des Miltiades, Sohnesdes Kypselos, gastliche Aufnahme; Miltiades schiffte mit ihnenzum Chersonnes, unterstützte die Barbaren mit Rath und That,verschanzte die Landenge von Kardia bis Paktye und gewannbei ihnen Macht und Grundbesitz. Auch den jüngeren Miltiades,Sohn des Kimon, finden wir zur Zeit des Skytheneinfalls imChersonnes; er hatte zur Frau Hegesipyle, die Tochter desThrakerkönigs Oloros; erst 493 kehrte er nach Athen zuruck. —An jenen Abgesandten waren ausser der Barbarentracht dieáÅ÷ìáß, welche sie trugen, auffällig. Sollte das Wort Äüëïãêïòmit ëüã÷ç zusammenhängen, d. i. äïëïã÷ç ,longa', von der Wurzeldolongh: delegh, gr. äüëé÷ïò: (Ýí)äåëå÷Þò? Es gibt auch eine Wurzeldel: dol.spalten', woraus die Äïëßïíåò erklärt werden können. —

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Nun gehen wir zu den Bergstämmen des Orbelos und derRhodope über, welche ihrer centralen Lage nach und wegenihrer Erstreckung bis hart an die ägäische Küste für denältesten Theil der gegen Süden vorgerückten thrakischen Völker-welt gelten müssen.

ÓÜôñáé · Ý'èíïò ÈñÜêçò nannte zuerst Hecataeus (St. B.), ebensodie zu ihnen gehörigen Óáôñï-÷Ýíôáé (in Meineke's Ausgabe aus-gefallen; fr. 129 bei C. Müller), ein Vollname, der sich gutdeuten liesse als ,nach der Herrschaft Strebende, der Herr-schaft sich Erfreunde'; vgl. arisch ksatra ,der herrschende Theildes Volkes, Herrschaft' (wie kara ,der handelnde Theil, dasHeer'). Es können ja die Satren das wehrhafte und kriegerischeElement unter den diischen Thraken gebildet haben, währenddie Bessen oder ,Dorfbewohner' die eigentliche Volksmassedarstellten; man halte dazu die ÓÜß'ïé östlich von der Mündungdes Nestos. Leider steht diese Etymologie nicht felsenfest da:ksatra ist eine specifisch-arische Bildung, auch würden wir imThrakischen eher äar erwarten (vgl. sar .König' im gorischenDialekt von Hare). Herodot (VII 110) führt in der Reihe derVölker, welche dem Zuge des Xerxes folgten, neben Sapaiernund Edonen die ÓÜôñáé an, mit dem Beisatz, dasa sie tiefer imBinnenlande wohnten, obwohl sie zeitweilig, neben Pierenund Odomanten, im Besitze der Bergwerke am Pangaiosstanden (112). Sie waren überhaupt ein grosses und starkesVolk (111), das seit Menschengedenken seine Freiheit bewahrthatte: ,denn sie bewohnen hohe Gebirge, mit allerlei Waldungenund Schnee überdeckt, und sind gewaltig im Kriege; sie be-sitzen auch das Orakel des Dionysos, welches auf den höchstenBergen liegt'. Und doch verschwindet in der Folgezeit derName der Satren gänzlich, nur Dier und Bessen werden genannt.Sobald einmal das Bergland makedonisch und römisch gewordenwar, konnte es auch keine .Herrschenden' mehr geben; manerkennt, dass es kein echter Volksname war, sondern nurBezeichnung des kriegerischen Adels unter jenen Völkern. —Die ÄÜñóéïé · Ýèíïò èñá÷éïí, Åêáôáßïò Åõñþðã] (St. B.), dürfen wohlmit den ÄåñóáÚïé verglichen werden, welche Herodot (VH 110)und Thucydides (II 101) als freie Thraken neben Odomanten,Satren und Edonen anführen; die Äåññáúïé oder Äå'.ñáúï'. derAbderitis (St. B.) dagegen scheinen Bewohner der Ortschaft

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ÄåéñÞ gewesen zu sein. Neben den Dersaiern kennt Thucydidessonst nirgend erwähnte Äñþïé. Im Akontisma-Passe fanden wirÔñáëëåÀò (cod. ÔñùáäåÀò). Tiefer in der Rhodope, zwischen denSapaiem und Bessen, sass der Stamm der Äñüóïé, welche deróôñáôçãßá Äñïóé÷Þ (Ptol.) den Namen gaben.

ÓáðáÀïé, bei Hecataeus ÓÜðáé · Ý'èíïò èñá÷éïí (St. B., Hesych.),hausten nach Plinius ,ad Mestum amnem et ima Rhodopae',von den Odomanten und Satren an bis zu den Korpilen. Wirfinden sie unter den Völkern, welche dem Zuge des Xerxesfolgten (Hdt. VII 110). Zur Zeit des Perseus tritt ¢âñïýðïëéòä Óáðáé'ùí âáóéëåýò als Freund der Römer und Gegner des Make-donen, dessen Land er bis zum Strymon hin verwüstete, hervor;vielleicht war auch Âáñóáâáò ä ôùí èñáêþí âáóéëåýò, zu welchemAndriskos geflohen war (Diod. fr. H. Gr. II, p. XV), ein Sapaier.Im Bürgerkrieg zwischen Brutus-Cassius und Antonius-Octa-vianus stand Ôáó÷,ïýðïëéò ä ôùí Óáðáßùí âáóéëåýò auf Seiten derRepublikaner, sein Bruder ÔÜó÷ïò auf Seiten der Gegner (App.B. civ. IV 87), deren Feldherren den korpilischen Pass undôá Óáðáßùí óôåíÜ besetzt hielten; das Heer der Republikanerumgieng jedoch die sudliche Rhodope (Qarlygh-dagh und Qysiaq-dagh) oder ôï ôùí Óáðáßïí £ñïò und erreichte, nachdem jene diePässe aufgegeben hatten, die Ebene von Philippi. Die römischeóôñáôçãéá Óáðáß÷Þ verzeichnet Ptolemaeus in den Vorbergen derRhodope vom Nestos an bis zum bistonischen See, an der West-seite der Korpilen. Ovidius Fast. I 389 sagt: exta canum vidiTriviae libare Säpaeos; er meint das Hundeopfer der HekateÆçñõíèßá. In einem Epigramm aus der Tundäa-Region heisst es(Ephemeris, Athen 1884, p. 263 fg.): åî Êåëåôþí ðáôñþïò áíÜÓáðáé÷Þí Ýñßâùëïí; man könnte dafür Óáìáé÷Þí lesen. Auf denlat. Inschriften werden Sapaier nicht erwähnt; die oben er-wähnten Eigennamen sind echt-thrakisch. Der Volksname ÓÜðáé,Óáðáúïé liesse sich etwa aus der Wurzel skr. 9ap .schwören,fluchen' deuten.

Êïñðúëïé, Êïñêßëïé oder Êïñßúßëëïé, CORPILLI, sassen an derOstseite der Sapaier in der óôñáôçãßá Êïñðéëé÷Þ, (Ptol.) Êïñðéëëé÷Þ,welche vom bistonischen See bis zur Mündung des Hebrus undin die ¢øéíèßò (St. B.) hineinreichte und die isolierten östlichenVorberge der Rhodope (z. B. den Sabb-khäne-dagh) und dieBergengc Tempyra (am Bodama-ca'i oberhalb Dede-aghaö) oder

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ôá ôùí Êïñðßëùí óôåíÜ umfasste. Längst waren hier die Kikonenund Paiter verschwunden oder in der griechischen Küsten-bevölkerung aufgegangen; die thrakischen Korpilen aber warenaus dem inneren Bergland der Rhodope zur Küste vorgedrungen.Im Jahre 188 v. Chr. griffen in der Enge zwischen Kypselaund dem Hebrus 10.000 Thraker aus vier Stämmen den römi-schen Feldherrn Manlius an (Liv. XXXVIII 40, 8): Astii etCaeni et Maduateni et CORPILI (cod. coreli). Die MADUATENIwerden sonst nirgend erwähnt; Ìáïõôåúò oder Ìáïýôéïé der Grie-chenstadt ÌÜäõôïò (i. Ma'ito) im Chersonnes werden es nichtgewesen sein, sondern irgend ein thrakischer Bergstamm ausder Rhodope. Als Eigenname findet sich Êïñðúëïò auf einerInschrift aus Imbros (Syllogos XIII, Anhang S. 11, n0 19);vielleicht waren die von Stephanus (v. "¢ãêõñá) erwähnten Óêïñðïéoder Óêüñðéïé Thraken. Letztere deuten wir vom Thema skerp-,kerp- ,scheeren, schneiden, schlachten, pflücken', die Êïñðúëïévon Wurzel qerp- .wenden, drehen, sich umdrehen'.

Auch die Tpauooi gehörten ohne Zweifel zu den centralenStämmen der Rhodope. Livius erwähnt sie als einen zur Küstevorgedrungenen Stamm beim Zuge des Manlius (XXXVIII 41,6):aliae angustiae circa Tempyra excipiunt; huc ad -spem praedaeTRAUSI, gens et ipsa Thraecum, convenere. Nach deren Be-wältigung schlugen die Römer ihr Lager bei ÓÜëç auf. Vondiesen Montagnards erzählte sich das Alterthum einen auf-fallenden Brauch (Hdt. V 3. 4; Hesych. v. Ôñáàóïò, Í. c. Damasc.de moribus v. Ôñáõóéáíïé): ,den Neugeborenen bejammern dieVerwandten wegen aller jener Übel, die er von nun an zu er-dulden hat, wobei sie alle menschlichen Leiden aufzählen; denHingeschiedenen aber begraben sie mit Jubel und Freude,wobei sie anführen, wie er nun, von all den Übeln erlöst, involler Seligkeit lebe'. Ausser der Vorstellung von einem Jen-seits finden wir hier den Ausdruck der vollen Energielosigkeitund Faulheit, welche das Loswerden von angestrengter Arbeitfür das höchste Glück hält (vgl. Lobeck Agiaoph. 801 ff.); gewisswaren diese Trausen weder fleissige Landleute noch strebsameHandwerker, sondern armselige êáëõâúôáß ôßíåò êáé ëõðñüâéïé, wieStrabo von den Bessen bemerkt. Hesychius bezeichnet dieTrausen als åè·/ïò ÓêõèéêÝí, was nicht viel bedeuten will; wennwir jedoch bei Steplianus die Notiz "finden: Tpausoi · Ýèíïò, ïõò c'i

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¸ëëçíåò ¢ãáèýñóïõò äíïìÜæïõó:, so erkennen wir darin den echtennationalen Namen jenes nordischen Volkes, das die Skolotenmit einem skoptischen Vorschlag ¢ãÜ-èõñóïé benannten; wie alleThraken, so waren auch die Trausen aus dem Karpatenwallgekommen. Mit dem Flussnamen Óôñáõïò (von Wurzel streu:stru ñÝù) des Bistonenlandes, dem heutigen Quru-öa'i, habendie Trausen nichts gemein; ihr Name erklärt sich vielmehrvon einem Thema tröu-$, trau-K (vgl. ôñ'ú÷ù, trucldo, ôñáõ-ìá)und aus der Wurzel teru: tru (ôñà) »aufreiben, durchbrechen,entzweireissen, verwunden'.

Die ÄÚÏÉ, d. h. die .Göttlichen, die Gottesdiener', erscheinenals eines der ursprünglichsten und namhaftesten Völker derRhodope. Als Sitalkas gegen die Makedonen auszog (429), ent-bot er ausser den Geten viele von den unabhängigen Thraken,welche grösstentheils die Rhodope bewohnen und Äßï·, genanntwerden, zu den Waffen; die Einen gewann er durch Gold,Andere schlössen sich ihm freiwillig in Hoffnung auf reicheBeute an' (Thucyd. II 96). An anderer Stelle (VII 27) sprichtThucydides von èñÜêåò ôïõ ÄéÜêïõ ãÝíïõò, woraus Cassius Dio(LXVII 6) ôïõ Äáêéêïà ãÝíïõò und Vorväter der Daken gemachthat: ,im Sommer des 19. Jahres (412) kamen von den mitSchwertern bewaffneten (ìá÷áéñïöïñïé) Thraken des diischenStammes 1300 Peltasten nach Athen; jeder erhielt täglicheine Drachme als Sold. Da sie zu spät anlangten, wurdensie zurückgeschickt; auf der Fahrt durch den Euripos über-rumpelten sie den boiotischen Mykalessos, plünderten und mor-deten und schlachteten sogar die Kinder in der Schule, wiedenn die Thraken keinem Barbarenvolke an Blutgier nach-stehen ; der thebanischen Reiterei gegenüber vertheidigten siesich nicht übel, indem sie nach ihrem heimatlichen Braucheaus Reih und Glied vorgiengen und sich wiederum in Ord-nung sammelten.' Der Besitz von eisernen Schwertern er-weist metallurgische Technik, wie sie die Bessen seit Altersübten. Noch einmal erscheinen DU neben Odrysen und Koila-leten als Vertheidiger der nationalen Freiheit wider die Römerunter Kaiser Tiberius (Tac. Ann. IV 46—öl) in den Jahren21—26; der Aufstand wurde blutig unterdrückt, die Rebellen-führer Tarsas, Turesis und Dinis stürzten sich todesmuthig inihre Schwerter.

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DIOBESSI nennt Plinius unter den hessischen Stämmenam Mestus und in der Rhodope; dieses bezeichnende Compo-situm, gebildet wie die hessischen Eigennamen Dio-scuthes, Diu-zenus (= ÄéïãÝíçò), Deo-spor (auch das Simplex Äéüò und ÄÝïòfindet sich öfter bezeugt), erweist die innige Verbindung deshessischen Stammes mit den Diern, welche die Stelle der hero-dote'ischen Satren einnehmen. Wir fügen hier die übrigenStämme an, welche zur hessischen Nation oder zum duschenStamme zu gehören scheinen. Der Äñüóïé haben wir bereitsgedacht. Äéóïñáé' vermerkte Hecataeus als Ýèíïò èñáêéïí (St. B.):sie gehörten kaum in das bisaltische ïñüò Äýóùñïí, sondern zuden Bessen, bei denen wir Äåßóïñïò als Eigennamen vorfinden(Inschr. v. Batkun, Dumont p. 13, n0 23). ÂñÀóáé, BRISAE,führt Plinius unter den hessischen Sonderstämmen an; vgl. denhessischen Eigennamen Dentu-brisa. Oberhalb der Sapaiersassen ferner die ¢ëçôïß, HALETI (Plin.); an die Diobessenschlössen sich ostwärts die CARBILESI an, und bis zum Hebrusreichten die den Coelaletae minores benachbarten CARBILETAE(Plin.); diese bewohnten vielleicht ein entholztes Hügelgebiet,da sich der Name auf die Wurzel (s)krebh: krbh ,dörren, ver-trocknen lassen' zurückführen lässt. Plinius setzt. ferner in dienördliche Rhodope SIALETAE an; als unter Kaiser Augustusder Dionysospriester Vologaises den bessischen Aufstand an-zettelte (13—11 v. Chr.), schlössen sich den nach Makedonieneingefallenen Besäen auch öl Ó'.áëÝôáé an; Bessen und Sialetenwurden sodann von dem Statthalter Moesiens L. CalpurniusPiso unterworfen (Cass. Dio LIV 34). Nun wollen wir die Ge-schicke der Bessen selbst ausführlicher betrachten, weil geradedieses thrakische Centralvolk an der Bildung des ostromanischenoder ,wlachischen' Volksthums in hervorragendster Weise be-theiligt war.

Âçóóïß waren nach Herodot (VII 111) ein Stamm odereine Volksabtheilung der Satren, welche die heiligen Handlungenim Dionysosorakel versah; eine Weissagepriesterin, wie in Delphi,gab die bunten Sprüche. Dürfen wir die Bessen darum alsblosse Tempeldiener fassen? Ist's nicht vielmehr wahrschein-licher, dass sie im Gegensatze zu dem reiü-thrakischen Kriegs-adel der Satren Angehörige der grossen Volksmasse darstellen,welche sich mit den im Orbelos und in der Rhodope altansässigen

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und alle Culturarbeiten verrichtenden phrygischen Stämmengemischt hatte? Von diesen phrygischen oder edonischen Ueber-resten war auch der Dionysoscult auf die Thraken überge-gangen; eben darum verrichteten gerade hessische Priester denTempeldienst. Neben Âçóóïß (so nach Herodian) oder, wie auchbetont wird (zuletzt bei Eust. zu B 532), Âçóóïß finden sichspäter die Formen ÂÝóóïé (vgl. ÂÝóóïò ä Ðáßùí Plut. Mor. p. 669)und ÂÝóïé (in byz. Zeit); auf lat. Inschriften ausser dem üblichenBessus auch BESUS (C. É. ÉÐ n0 558. 6109 VI n0 2699) undVESUS (XIV n0 234, wie Vitus neben Bitus, Âéèõò). Im Ein-klang zu der oben vermutheten Deutung der ÓÜôñ÷é könntenwir, unter der Annahme, dass ÂÞóóïé aus ÂåÀóóïé, Âåúóéïé, d. i.Ñåßóéïé entstanden, den Namen mit ,0rts- oder Dorfbewohner,Clangenossen, ïéêåßïé' oder ,Gefolgemänner, Dienstleute, Hörige'übersetzen, von der Wurzel veik, íïßò: vi9 .eintreten, sichniederlassen'; vgl. skr. ve9as ,Nachbar, Clangenosse, Dienstmann',ve9ia .Nachbarschaft, Hörigkeit', lit. weä-pats , Gauvorstand,Hausherr' etc. Dabei bemerken wir aber ausdrücklich, dasswir nicht an jenen strengen Kastenunterschied denken, wie ersich bei den indischen Ariern zwischen den Käatriya undVai9ya herausgebildet hat (Zimmer, Altindisches Leben S. 187,193. 213). Auch an und für sich, ohne Hinzutritt einer altan-sässigen Volksschicht, konnten sich thrakische Stämme ,Clan-genossen' benennen, namentlich in der Nachbarschaft fremd-sprachiger Völker; wir finden darum Bessen oder, wie die ent-sprechende Form im dakischen Dialekt lautet, Âßåóóïé schon inder Urheimat der Thraken, im Karpatenwall, wo sie Ptole-maeus zwischen den Quellen der Theiss und der Weichsel an-setzt, nachdem sie von den lazygen aus der Ebene ins Gebirgewaren verdrängt worden. Als Volk hatte sich die Bessen jeden-falls Hippokrates gedacht, wenn er von einer Heilpflanze âçóóéá÷Þsprach; vgl. Galeni Lex. (XIX, ñ. 88): Þ Üð'ï Âçóóþí ôùí åí èñá÷ç.Ihre Bedeutung als Volk tritt in der Geschichte immer stärkerhervor.

Bessen waren jene ¼ñâÞëéïé, welche Philipp mit Anwendungbarbarischer Mittel unterworfen hat (Polyaen. IV 2, 16), fernerjene èñÜêåò ï'é áõôüíïìïé, welche sich dem Alexander auf seinemTriballerzuge am Eingange zur Haemuspassage innerhalb einerWagenburg verschanzt entgegenstellten (Arr. An. I l, 16).

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Oft ist die Rede von ,Beasen der vier Cantone', Ôåôñá÷ùñúôáé ï'éÂÞóóïé oder ÔåôñÜêùìïé (St. B.); Strabo (VII, p. 318) schildertdie ÂÝóóïé, ïú ôï ðëÝïí ôïõ ¼ñïõò íÝìïíôáé ôïõ Áßìïõ, die aberausserdem (fr. 48) im Bergland am Oberlauf des Hebrus sassen,als das wildeste unter allen thrakischen Völkern, als êáëõâÀôáßôßíåò êáé ëõðñüâúïé, als Leute, die sogar von den benachbartenKaubstämmen den Titel ,Räuber' erhielten. Philipp, Sohn desDemetrius, zog (183) mitten durch die Rhodope åéò 'Ïäñýóåò,ÂÝóóïõò ê÷º ÄåíèçëÞôïõò und erreichte Philippopolis (Polyb. XXIII8, 4 Liv. XXXIX 53, 12); die daselbst zurückgelassene Be-satzung wurde jedoch von den Thrakern verjagt. Sie beun-ruhigten wiederholt die makedonische Provinz; die römischenTruppen kämpften nicht immer mit Erfolg. Erst M. TerentiusVarro Lucullus, der Bruder des L. Licinius Lucullus, demMakedonien durchs Loos zugefallen war (73), drang erfolgreichin das hessische Bergland ein, wahrscheinlich unterstützt vonden Odrysen, deren Gebiet die Bessen besetzt hatten; er schlugdie Bessen in einer grossen Schlacht im Haemus und verjagtesie aus üscudama (Hadrianopolis) und Cabyle (Eutr. VI 10;vgl. Amm. Marc. XXVII 4, 11: Lucullus cum durissima genteBessorum conflixit omnium primus); dann wandte er sich gegendie Geten und Moesen. Wir finden dann (60) den C. Octavius,Vater des Augustus, im Kampfe mit Bessen und Thraken(Suet. Oct. 3); derselbe besuchte auch das dionysische Orakel(id. 54). Der Statthalter L. Calpurnius Piso (57. 56) begünstigtedie Odrysen auf jede Weise zum Nachtheil der Bessen, derenHäuptling RABOCENTUS von ihm ohne Verhör getödtet wurde(Cicero in Pis. 34, 84). Im Bürgerkriege (48) stellten die Bessendem Pompeius Hilfstruppen, theils auf Befehl und Bitten, theilsgegen Sold (Caes., B. civ. III 4). Nach Caesar's Ermordungschaltete Brutus (43) mit voller Autorität in Makedonien undzüchtigte die Âçóóïß für ihre Räubereien (Cass. Dio XL VII 25).Unter Augustus (28) unterwarf M. Licinius Crassus die Grenz-völker Makedoniens, unterstützt von den Odrysen, denen erzum Lohne den Tempelbezirk des Dionysos zuwies, ÜöåëßìåíïòÂçóóïõò ôïõò êáôÝ÷ïíôáò ôçí ÷ùñÜí, åí f) êáé ôïí èåïí ÜãÜëëïõóé (Cass.Dio LI 25). Zur Zeit des pannonisch-delmatischen Aufstandeserhob sich (13) Ïõïëïãáéóçò èñáî ÂÞóóïò, Éåñåýò ôïõ ðáñ' áõôïúò Äéïíýóïõ,wider die Odrysen, tödtete den Rheskuporis, Sohn des Kotys IV.,

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und vertrieb den Regenten Rhoimetalkas; M. Lollius brachteihm zwar eine Schlappe bei, doch der Aufstand verbreitetesich immer weiter, und die Bessen wurden immer übermüthiger.Da erhielt der Statthalter von Moesien, L. Calpurnius Piso,von Augustus mit geheimen Mandaten betraut (Seneca ep. XIIl, 14), das Commando und setzte sich, wie ein Dichter sagt,die makedonische êáõóßá auf (Antipater, AP. VI 335); er schlugdie von einem Raubzug heimkehrenden Bessen aufs Haupt undwarf die Sialeten nieder (Cass. Dio LIV 34); nach vieler.Kämpfen wurde (11) der Aufstand bewältigt und dem Piso derTriumph zuerkannt.- Damals feierte der Dichter Antipatrosôçí êáôÜðôùó'.í ôùí Âåóóþí (AP. IX 428): Üåßïù ï' õðü óïé äåäìçìÝíïí"Áñåá Âåóóþí etc. Florus erzählt: Thraces a L. Pisone perdomitiin ipsa captivitate rabiem ostendere, catenas morsibus tempta-bant! Bei Appian (Illyr. 16) sind die Âåóóïß irrthümlich unterdie dalmatischen Völker gerathen.

Die ÂåóóéêÞ wurde als grosse Strategie eingerichtet, diewahrscheinlich mehrere Unter-Strategien umfasste; ringsum lagendie Ìáéäéêç, ÄáíèåëçôéêÞ, ÓåñäéêÞ, ÏõóäéêçóéêÞ, ÓåëëçôéêÞ, ÊïéëáëçôéêÞ,¼ïñõóéêÞ, ÂåííéêÞ, ÓáðáúêÞ und ÄñïóéêÞ. Hauptmarkt der Bessenwar der Ort BESSA PARA, Ïûåóïýðáñïí bei Prokop, am oberenHebrus, die beutige Eisenbahnstation Besikara südlich vonBazardzik; von BESSA datieren Schreiben römischer Kaisera. 330 (cod. lust. HI 93, 3 VIII 4, 5) und a. 340 (× 32, 21cod. Theod. XII l, 30). Schon bei Ovidius erscheinen dieBessen als thrakisches Hauptvolk neben den Geten (Trist. III10, 5 IV l, 67). Als römische Legionssoldaten erscheinen Bessenüberaus häufig auf den Inschriftsteinen, sowohl mit nationalenwie mit römischen Namen (vgl. Mommsen, Hermes XIX 33 ff.und die Abhandlung von E. Keil, De Thracum auxiliis,Berlin 1885). Obwohl die Thraken dem Seewesen abhold waren,wurden Bessen stark zum Flottendienst herangezogen, wie dieInschriften von Ravenna und Misenum bezeugen. BESSICAwird in der Eintheilung der Erde in Klimate namentlich hervor-gehoben (Plin.); selbst das Compendium des lul. Honorius ver-gisst nicht auf die Bessi, ebenso wenig lul. Africanus, welcherèñÜêåò Ìõóïß ÂÝóóïé und ÄÜñúáíïé anführt, und Isidorus (Etym. IX2, 89), welcher Daci Bessi Sarmatae und Gipedes als Haupt-völker nennt. Noch im 13. Jahrhundert hebt Niketas, Bischof

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von Seres, nach älterer Vorlage ÃÝôáé und ÂÝóóïé hervor (Jahrb.f. class. Philol. 133 Bd. S. 660). Wir sehen, wie der hessischeName das ganze einheimische Volkselement Thrake's umfassthat. In der nationalen Sprache hiess Hadrianopolis ÜSCUDAMA,Philippopolis PULPUDEVA; lordanes erkundete, dass derStromname HISTER eigentlich der lingua Bessorum angehöre.

Ausser Viehzucht, Ackerbau und Weinbau war eineHauptbeschäftigung der Bessen die Ausbeute der metallischenBodenschätze (Gold, Silber, Kupfer und besonders Eisen); überden thrakischen Bergbau hat Const. Jirecek (Arch. epigr.Mitth. X. Bd. S. 75—85) gründlich gehandelt. Die Geschick-lichkeit der Bessen im Graben von Stollen wurde militärischverwerthet (Veget. II 11, IV 24); überaus häufig ist vom Golddie Rede, das die fahlen Bessen aus den Adern der Erde her-vorholen (Claudianus XVII 39, Pacati Drepanii PanegyricusTheodosio dictus a. 391 28; Paulinus Noi. a. 398); den Goten,welche den Haemus überschritten hatten und (376) bei Hadria-nopel lagerten, zeigten einheimische Grubenarbeiter, sequendarumauri venarum periti non pauci, die Wege durchs Gebirge (Amm.Marc. XXXI 6, 6), wie dies Jahrhunderte später die Wlachenthaten, als Peöenegen und Rumänen ins Land einfielen. Diehessischen auri leguli und metallarii banden sich indess nichtan ihre heimatliche Scholle, sondern wanderten unstet, wie nochjetzt die Zinzaren und Zigeuner in der Türkei, überallhin, wosie Waschgold und metallische Adern vermutheten; um diesesVagantenthum hintanzuhalten, erliessen die Kaiser mitunterstrenge Bestimmungen, z. B. (370) Valentinianus (cod. Theod.× 19, 15) ad universos per Illyricum et dioecesim Macedonicamprovinciales, ,ut nemo quemquam THRACEM ultra in possessionepropria putet esse celandum sed ut singulos potius regredi adsolum genitale compellant'. Gerne wanderte der hessischeVagant nach Dardania und in die erzreichen Striche von Prae-valis, Dalmatia und Moesia; diese Strömung des thrakischenElementes nach dem Westen ist beachten swerth.

Ein wichtiges Ereigniss war die Bekehrung der hessischenMontagnards zur Lehre Christi; während alle grösseren Orteder thrakisch-moesischen Diöcese christlich waren, hieng dieLandbevölkerung noch immer an ihren heidnischen Vorstel-lungen. Da unterzog sich Niketas, Bischof von Remessiana, der

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schweren Aufgabe, in die Bergthäler einzudringen und denBessen in der ihnen bereits durch die Gerichte und den Militär-dienst geläufig gewordenen, wenn auch zur lingua rustica ent-arteten Sprache Roms die Lehre zu predigen; vgl. Hieronymusep. 60 (a. 396) ad Heliodorum: BESSORUM feritas et pelli-torum turba populorum, qui mortuorum quondam inferiis hominesinmolabant, stridorem suum in dulce crucis fregerunt melos.Belehrend für die Culturstufe dieses Volkes ist namentlich dasschöne Gedicht, welches der heil. Paulinus von Kola dem BischöfeNiketas widmete (a. 398): die BESSI erhalten da folgendeEpitheta: semper a bello indomiti, simul terris animisque duriet sua nive duriores, more ferarum viventes, latrones, rapaces,in antris viventes et in inviis montibus et cruentis, aurileguli.Die Lehre wurde von dem rohen Bergvolke mit Feuereiferergriffen. Wir finden seither hessische Mönche in den Klösterndes west- und oströmischen Reiches. Eine Inschrift aus Vercellae(C. I. V n° 6733) rühmt dem daselbst (ca. 460) verstorbenenpresbyter Marcellinus nach: is rectis castum gessit sub moribusaevum, religione pius, BESSORUM in partibus ortus. In dervon Theodorus aus Petra (ca. 536) verfassten Lebensbeschreibungdes Mönches Theodosius (f 529) heisst es: .dieser erbaute amOstufer des Jordan nahe dem todten Meere ein Kloster ôïõÊïõôéëá und darin vier Capellen, eine für die Griechen, Ýôåñïíäå Ýíèá êáôÜ ôçí ïßêåßáí ãëþóóáí ãÝíïò ÂÝóóùí ôù õøßóôù ôÜò åõ÷áòÜðïîß5ù3Àí, die dritte für die Armenier, die vierte für Besessene'(Acta SS. lan. I p. 692, a; Symeon Metaphr. ed. Migne vol.114, p. 505, e). In den Concilacten a. 536 (ed. Hard. II.p. 1277, Mansi VH p. 987) findet sich ein ÁíäñÝáò çãïýìåíïò ôçòìïíÞò ôùí ÂÝóóùí unterschrieben. Nach Jo. Moschus (§ 157, CotelierMon. II 425) und der Vita S. Sabae (§ 86, ibid. III 367, Acta SS.29. Sept. VIII, p. 146) gab es ein katholisches Jordankloster Óïýâéâáôùí ÂÝóóùí. Als der Pilger Antoninus von Placentia den Sinai be-suchte, fand er am Fusse des Berges ein Kloster und darin,tres abbates, scientes linguas, hoc est Latinam (in der Zeiledarunter steht richtiger BESSAM) et Graecam, Syriacam etAegyptiacam, vel multos interpretes singularum linguarum' (Itin.ed Gildemeister cap. 37). Die thrakische Sprache war damalslängst verschollen; die Bessen sprachen bereits die limba Ru-manesca; für ihre Pilger gab es selbst am Sinai Dolmetsche.

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Die seit Theodosius II. schrankenlos überhandnehmendeSucht, sich dem beschaulichen Leben zu widmen, zog vielekräftige Leute, -welche dem allzeit bedrohten Lande als Kriegerhätten dienen sollen, von dieser Pflicht ab. Als die Slowenen-schaaren fast ganz Illyricum und das Haemusgebiet plünderten,erliess Kaiser Mauricius ein strenges Verbot gegen den Eintrittwehrpflichtiger Leute in die Klöster, was den Unmuth desrömischen Bischofs Gregorius I. (ep. III 66, VIII 5) erregte.Das oströmieche Reich in Europa war vorzugsweise auf diethrakischen Milizen angewiesen; noch war die Kraft der Landes-söhne nicht völlig geschwunden. Kaiser Marcianus, der Zeit-genosse des Attila, war ein Thrax von Geburt; sein NachfolgerLeo I. (457—474) führte den Beinamen ä Â^óïò (Malala p. 368;vgl. lordanee de success.: Leo, Bessica ortus progenie). DerKaiser Anastasius, ein nlyrier, schickte (49!?) wider die re-bellischen Isaurer G-eneräle aus ìåôÜ ðëÞèïõò Óêõèþí êá'é ÃïôèéêÞò êáéÂâóóéêÞò ÷åéñüò (Malala p. 393) und später (502) gegen die PerseróôñáôéÜí ÃÜôèùí tt êáé Âåóóþí êáé Ýôåñùí èñáêßùí åèíþí. Unter demDardaner lustinian I. begegnen unter den Milizsoldaten wieder-holt eingeborene Thraken und Bessen, und Prokop gibt unsdie letzten Belege für echt-bessische Eigennamen, z. B. Êïõôéëáò,ÌâñêÝíôéïò, (a, 539) ÂïõñêÝíôéïò 'Ñùìáßùí ôéò, Âåóóïò ãÝíïò. UnterMauricius aber führen alle Führer römische Eigennamen, z. B.Priscus, Castne, Martinus, Commentiolus, Salvianus, obwohl derKaiser selbst ,primus ex Graecorum genere' (Paul. Diac. III 15)den Thron bestiegen hatte. Das gesammte oströmische Staats-wesen trug durchaus noch römischen Charakter in Recht undGericht, im Heerwesen und in den kirchlichen Einrichtungen;erst seit Heraclius tritt der griechische Charakter hervor.Schrieb doch unter lustinian der Grammatiker Priscianus seineInstitutiones grammaticae, redigierte Trebonianus die berühmtenDigesta (530—533), und erhielten neu angelegte Castelle römischeNamen! Zwar hatte der Kappadoke Joannes (ca. 540) denVersuch gewagt, die griechische Sprache ins Amt einzuführen,aber ohne Erfolg, und zwar, wie der Lydier Joannes bemerkt(de magistr. ÐÉ 68 p. 262), äéá ôï ôïõò ôçò Åõñþðçò ï?êÞôï?áò •njôùí Éôáëþí öèÝãã%@áé öùíã| — ein schlagender Beweis wider alleJene, welche meinen, die thrakischen Provinzialen hättengriechisch gesprochen· In der Rhodope und im Haemus erklang

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bis auf Heraclius noch überall die lingua rustica Romanisca —ein Musterbeispiel hiefür bieten die bekannten Worte torna>>retorna, fratre! welche (587) ein Soldat auf der Flucht durchden Haemuspass seinem Cameraden zurief. Die Milizen undTrossknechte bestanden aus Leuten hessischer Abkunft; vgl.Laurentius Lydus (de magistr. I 47 p. 109 a. 545): die Römernennen ôßñùíáò ôïõò ôáðåéíïýò, äðïß^éõò åßíáé óõìâáßíåé êáè' çìÜò ôïõòëåãüìåíïõò ÂÝóïõò, ïõò ¢ññéáíïò åí ôïúò ðåñß ÁëåîÜíäñïõ ðñïóçãßñåõóåÔñéâáëëïýò. Mit Stolz aber nannten sich diese Bessen Romani,so wie ihre Nachkommen von heute, die Wlachen.

Einige Forscher legen auf die Thatsache grosses Gewicht,dass die byz. Annalen für die Zeit 600—1000 nicht ein einzigesZeugniss für das Dasein des ostromanischen Volkselementesauf der Haemushalbinsel enthalten. Das kann aber Niemandenbefremden, der mit der Geschichte jener Zeit vertraut ist:damals war die griechische Herrschaft· in Europa auf denägäischen Küstenstrich beschränkt, im Inland treten nur die zupolitischer Obmacht gelangten oder die feindlichen Völker hervor,also die Bulgaren, Slowenen, Serben, Ungarn und die pontischenSteppennomaden; es war niemals Anlass geboten, auf dieromanischen Hörigen des Inlandes Bezug zu nehmen. Erstseit der Niederwerfung des sloweno-bulgarischen Reiches durchBasilius II. (1019) stellt sich wiederum eine genauere Kenntnissein, und sofort beginnen auch die Zeugnisse über das sporadischeVorhandensein des zu politischer und ökonomischer Ohnmachtverurtheilten ostromanischen oder ,wlachischen' Volkselementesim Pindus, in Makedonien, in der Rhodope, im Haemus, undin der serbischen Rasa. Aber weit mehr Gewicht als zufälligüberlieferte Chrysobullien und Schriftwerke besitzen die wla-chischen Dialekte, welche die innige Durchdringung der ro-manischen lingua rustica mit dem slowenischen Sprachschatzerweisen und aus deren romanischem Grundstock wir die socialenund ökonomischen Zustände der vergangenen Culturepoche er-kennen. Sogar Ausdrücke für das kirchliche Leben aus derZeit des Theodosius II. sind darin enthalten, Ausdrücke fürSteuerabgaben, für Hantierungen aller Art und für ÖkonomischeZustände, wie sie nur südlich von der Donau, niemals aber inder trajanischen Dacia, möglich waren, so dass, wer die wla-chische Frage von Grund aus lösen will, gerade den roma-

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nischen Grundstock der Dialekte zum Angelpunkt der Unter-suchung machen muss. Im Centnim der Halbinsel war dieHeim- und Bildungsstätte der wlachischen Nation; sie hat sichvon hier aus in strahlenförmigen Zügen nach drei Haupt-richtungen verbreitet.

Der byzantinische Strategematiker Joannes aus der FamilieKekaumenos, welcher um die Mitte des 11. Jahrhunderts seineErlebnisse und Erinnerungen aufzeichnete, handelt an mehrerenStellen seines mit Anekdoten und soldatischen Kunstgriffen aus-gefüllten Buches von den Pinduswiachen. Er schildert sie,ähnlich wie der Reisende Benjamin von Tudela (f 1173), alsräuberische Wanderhirten, als verschlagene und treulose Leute,denen der Grieche niemals trauen solle. Dann gibt er seineAnsicht über den Ursprung dieses Volkes kund (ed. Weselowski,St. Petersb. 1881, S. 106 fg.). Er erinnert an die KriegeTrajan's gegen Dekebalos, von denen er offenbar aus XiphilinosKunde erhielt, und fügt hinzu, dass die Aaxoi ihre Sitze in denunzugänglichen Bergstrichen an der Donau und Sawe hatten,wo zu seiner Zeit die Serben sässen; von dort sollen sie sichallmälig über Makedonien, Epeiros und Hellas ergossen haben.Man sieht, der Stratege hat keine rechte Vorstellung von derLage der trajanischen Dacia, gerade so wie schon lange zuvorder Chronist Malala, dem zufolge Trajan die Provinz Aam'av TT)VitapaxoTaiAlav (Daciam ripensem) geschaffen haben soll. Völligrichtig ist aber seine Bemerkung, so seien denn die Wlachenvon Abstammung die ehemaligen Aoinai xa'i B^ircu, also die Ro-manen der Dacia Aureliana und des Haemus- und Rhodope-gebietes. Die Bessen waren zu seiner Zeit bereits verschollen;der Stratege muss also aus einer älteren, vertrauenswürdigenSchrift, worin die Provinzialen der anrelianischen Dacia, sowiedas alte Centralvolk der Bessen als Vorväter der Wlachenbezeichnet waren, seine überaus wichtige und richtige Kundegeschöpft haben. Doch, kehren wir in das Alterthum zurück!

An der Ostseite der hessischen Stämme, an den Wasser-läufen des Hebrus, Tonzus und Erginias, wohnten die 'OSpiua;.Diese hatten offenbar viel später als die Rhodopestämme ihrenordische Heimat verlassen und waren über die leicht gangbarenöstlichen Haemuspassagen zunächst in das von moesischen Ar-takiem besetzte Thai des 'ApTT)ox6i; oder, wie der Fluss odrysisch

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hiess, des T6vSo? (j. Tundza, Teza) eingedrungen; nach Herodot(IV 92) fliesst der Arteskos Sia 'Oäpuu^üv. An der günstiggelegenen Stelle, wo sich dieser Fluss mit dem Hebrus vereinigt,gründeten sie eine Veste, deren hessischer Name Uscudamalautete und die zur Zeit der makedonischen Oberherrschaft eineColonie von Oresten und Magneten erhielt; daher ihr Name'OpsoTia oder 'Operooti;, mit der Vorstadt rdwot (St. B.), dasspätere Hadrianopolis. Das war die eigentliche 'OSpwia oder"OSpwa • XOA«; 'OSpuoöv (St. B.). Als Nebenform für 'OSpuuaifinden wir 'OSpuotoi und 'OSpuuTTai, und es gibt Münzen 'OSpi^itw.Die mygdonische Aue südlich von Daskyleion war durchflossenvon dem Flusse 'OSp6(W)s, der von Osten her in den Rhyndakoseinmündete (Strabo XII, p. 550); leider steht die Lesart nichtfest, indem dafür auch 6 Tup.o; überliefert steht — der naheliegende Schluss, dass Odrysen einst über den Hellespont gesetzt,wie die Treren und Bithynen, muss daher für unsicher gelten.Im Slawischen begegnet der Flussname Odra, unsicheren Ety-mons; auch "OSpusa lässt sich schwer deuten: im Inlande vonDacia ripensis erwähnt Prokop ein Castell 'OSplou^o. Weitershaben sich die Odrysen den Hebrus aufwärts, wo Philipp<I>iXiTirouTOXis gründete, wie entlang dem Erginias ausgebreitet,bis nahe an Byzantion; in der Gründungssage dieser Stadt er-scheint '08pu3if)s als König der Skythen (Hesych. Miles.); auchwird '08p6sit)(; von Arrian als Vater des Thynos und Bithynoshingestellt, nicht nur wegen der geographischen Nähe, sondernauch weil die thynischen Stämme von den Odrysen unterjochtwurden. Im Becken des Erginias war offenbar DRUZI-PARAoder Drizipara ein alter Vorort der Odrysen; ferner müssenwir die "Aorai, deren Königsburg BI^UY) hiess, für einen odrysischenHauptstamm halten. In der Tab. Peut. finden wir am HebrusBrusdorciani verzeichnet, d. i. (O)DRUS(AE) DORCIANI (vgl.den See A'px,^, oder r .;h einem Orte A6p-/.iov, wie es noch jetztein Dorkowo selo an der Cepina gibt?); oder ist BORCIANIzu lesen (vgl. die Göttin BopnT;i9i'a bei Kanitz, DonaubulgarienIII, n° 36)? — Erst seit den Perserzügen tritt der Odrysen-Stammdeutlicher hervor: bisher waren die thrakischen Stämme unge-eint gewesen; durch den Skythenzug des Darius wurden sieaufgerüttelt, und ' a Hebrusbecken, das eine natürliche Einheitdarstellt, erhielten die Odrysen die Obmacht über alle Stämme;

Sitzungeter. d. phil.-hist. Cl. CXXVIII. Bd. 4. Abb. 6

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ihr Fürst heisst fortan èñçÀêùí âáóéëåýò (Hdt. VIII 137), innigeFamilienbande verknüpften ihn mit dem skythischen Herrscher-hause (IV 80).

Das Gefüge dieses Staatswesens lernen wir aus dem Be-richt des Thucydides (Ð 29, 97) kennen: ,Die Herrschaft derOdrysen hat zuerst ÔÞñçò über einen grösseren Theil des übrigenThrakiens ausgedehnt. Sein Sohn ÓéôÜë÷çò (431—424) ver-grösserte die Macht nach allen Seiten. (Er unternahm Züge gegendie Paionen und Triballer, sowie jene grosse Expedition gegenPerdikkas von Makedonien, die wir bereits mehrfach berührthaben.) Sein Sohn Óåýèçò beherrschte ein Gebiet, das sich von Ab-dera bis zur Istrosmündung, von Byzantion bis zu den Quellendes Strymon erstreckte. Die Einnahmen in Gold und Silberbetrugen gegen 400 attische Silbertalente; ausserdem giengenviele freiwillige Gaben ein, Gold und Silber, gestickte undeinfache Zeuge, Hausgeräthe aller Art. Diese Gaben waren nichtblos für den König bestimmt, auch die Edelinge wurden-Hanütbedacht. Denn am Hofe der Odrysen lässt sich nur mit Ge-schenken etwas erreichen; hier gilt der Grundsatz: Nehmen istseliger als Geben, und wer mehr gibt, erhält mehr. So wardenn damals das Odrysenreich das grösste an baren Einkünftenund an sonstigem Wohlstand; auch die Wehrkraft war be-deutend: Sitalkes brachte ein Heer von 150.000 Mann auf, davonein Drittel Reiter; nur die Skythen standen in dieser Hinsichtüber.' Nach Seuthes Tode verfiel das Reich in mehrere Theil-gebiete; wir finden drei, vier, einmal sogar fünf Herrschaftenneben einander. Wir haben nicht vor, die verwickelten Ver-hältnisse dieser Fürstenthümer und die Beziehungen derselbenzu den Griechen und Makedonen, deren König Philipp endlichAlles unter sich brachte, genau darzulegen; die Werke überdie demosthenische Zeit geben darüber Auskunft, und dieReihenfolge der odrysischen Fürsten hat Ad. Hock (Hermes1891, Bd. 26, S. 76^-117) genau festgestellt. Xenophon wirftinteressante Streiflichter auf das raubsüchtige Gebahren derodrysischen Fürsten; so wenig waren diese noch vom Griechen-thum beeinflusst, dass beispielsweise Seuthes in seinem Verkehrmit Xenophon stets eines Dolmetschen sich bediente. Wenndie griechischen Schriftsteller von Thraken im Allgemeinenreden, haben sie meist die Odrysen, das nächste und best be-

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kannte Vpik, vor Augen. Auf Alles, was für dieses Volksthumcharakteristisch ist, werden wir in dem Artikel .Thraken' zurück-kommen.

Nach Alexander's Tode gerieth die makedonische Herr-schaft über Thrake ins Schwanken; es bildete sich ein neuesodrysisches Reich heraus. Schon unter Lysimachus sehen wirden Vasallenfürsten Seuthes eine zweideutige Rolle spielen,indem er es versuchte (314/13), den gegen die Geten kämpfendenMakedonen die Haemuspassage zu sperren. Wider die Odrysenzog noch Philipp, des Demetrius Sohn, zu Felde, ohne dauerndeErfolge zu erzielen. Zu den Römern stellte sich das odrysischeReich auf den besten Fuss: galt es doch für beide Seiten, dierohen Bergstämme in Zaum zu halten; wiederholt suchten dieOdrysen ihren Todfeinden, den Bessen, den Vereinigungspunktder ges.ammten thrakischen Völkerwelt, das dionysische Orakel,zu entreissen, und dies gelang ihnen auch mit Hilfe der Römer,welche hinwieder in dem odrysischen Fürstenhause eine kräftigeStütze filr die Sicherung der makedonischen und mysischenProvinz erhielten. Bei einigen Odrysenfürsten gewahren wirden Einfluss hellenischer Bildung; tief ins Hebrusgebiet drangdie griechische Sprache und Götterwelt ein. Doch reichte derEipfluss der von Rom bevormundeten Dynasten nicht immeraus, um die Freiheits- und Raubgelüste der Bergstämme zudämpfen. Von der Zeit an, als die mächtig gewordenen Dakenständig Einfälle über die Donau machten, fieng es unter diesenzu gähren an; und als gar der Zwang zum Legionendiensthinzutrat, und als die Landessöhne in alle Welt verschlepptwurden, brach der Aufstand im Bergland los und wurde erstunter Strömen von Blut unterdrückt. Thracia wurde endlichrömische Provinz (46 n. Chr.), und die Odrysen als herrschendesVolk verschwinden von der Bildfläche. — Wir führen nun jeneStämme an, welche nicht nur räumlich, sondern auch verwandt-schaftlich den Odrysen nahe standen.

ÂÝííïé oder ÂÝíïé, (Plin.) BENI, finden wir in der Nach-barschaft der Korpilen und Odrysen am Unterlauf des Hebrusan beiden Ufern und im Flachgebiet des untern Erginias sess-haft; wenn sie etwa bis zur Meeresküste reichten, wo einstApsinthier sassen, so konnte ä Âåííéêïò êüëðïò (St. B.) den Melas-busen bezeichnet haben; es gab jedoch, wie man meint, eine

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von Thraken, die auch in Erythrai erscheinen, besiedelte, öõëÞ¸öåóßùí, Namens ÂÝííá oder BsTva, (Ew. ÂåéíáÚïé); vielleicht liegtein Thema ves-no, f. ves-na, zugrunde, von ves- ,wesen, weilen,wohnen'; an das gallische Wort benna .Wagensitz', woher con-bennones, ist nicht zu denken. Ptolemaeus kennt eine thrakischeóôñáôçãÝ á ÂåííéêÞ. Herodian nannte ÂÝííá oder ÂÝíá · ðüëéò ÈñÜêçòund deren Einwohner ÂåííÜóéïé; vermuthlich war es derselbe Ort,der seit Hadrian Plotinopolis hiess, das byzantinische ÄéäõìïôåÀ÷ïò.— In ihrem Gebiet, nahe dem Hebrus, erscheint eine êáôïéêßáÈñÜêçò, Namens ¾øçëÀôáé (St. B.), HYP8ALTAE (Plin.), ge-bildet wie Bisaltae; wahrscheinlich zu sondern von Êõøåëá, èñáôôáðüëéò (Polyaen. IV 16), dem heutigen Ipsala.

Êáéíïß · Ýèíïò èñáêéïí (Apollodorus ap. St. B.), CAENICI(Plin.), sassen südöstlich von den Odrysen, an den südlichenZuflüssen des Erginias bis zur Propontis. Unter den thrakischenStämmen, welche den Manlius (188) zwischen Kypsela und demHebrus überfielen, nennt Livius (XXXVIII 40, 8) auch dieCAENI. Einen echt-thrakischen Namen führt ÄéÞãõëéò ä Êáéíþíâáóéëåýò (Strabo ×ÐÉ, ñ. 624, ä ôùí èñáêþí âáóéëåýò Diod. XXXIII,fr. 17 App. Mithr. 6; Diogyris Val. Max. IX 2 ext. 4), einZeitgenosse des Attalus II. (159—139) und bekannt ob seinerGrausamkeit; er überfiel die Griechen städte an der Propontisund zerstörte Lysimacheia durch Brand; von diesen Ýðéäñïìá'éhandelt eine Inschrift aus Sestos (Wiener Studien I 32 ff.,Dittenberger's Sylloge n0 246), wobei der Thaten des Strategenim Chersonnes Straton gedacht wird. Attalus Asiae rex subegitCAENOS (Trog. Pomp. prol. XXXVI). Die Römer machtendie ÊáéíéêÞ, regio CAENICA, zu einer óôñáôçãßá ôçò ÈñÜêçò;Ptolemaeus verzeichnet sie östlich von der ÂåííéêÞ bis gegenPerinthos. In ihrem Gebiete lag die colonia "Áðñùò. Ihr Namekönnte die ,Jungen, Frischen' (gr. êáéíïß vgl. skr. kanyä ,virgo')oder auch die ,am Anfang, an der Küste sesshaften' (vgl. slaw.konü ,Anfang'), von Wurzel ken- .anfangen, frisch sein', be-deuten; sie für tylenische Galater zu halten (vgl. Êáéíüò ðïôáìüò,Fluss in Gallia Narbonensis) wäre verfehlt.

¢óôáß, ASTAE oder ASTII, was vielleicht ,die Ansässigen'bedeutet, gehörten zu den odrysischen Stämmen; ihr Vorortwar Âéæýç · ôï ôùí Áóôþí âáóßëåéïí, arx regum Thraciae, das heutigeWizeh. Der Istrandza-dagh, welcher den Byzantinern das Bau-

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holz für die Flotte lieferte, benannt nach der im Quellgebietdes Erginias gelegenen Ortschaft ÓåñãÝíôæéïí (== ¸ñãßóêç desAlterthums), hiess zur Römerzeit. MONS ASTICUS (TP.).ÁóôéêÞ wird neben der Thynias als ÷þñá Âõæáíôßùí erwähnt(St. B.). Die römische Strategie ASTICA war wahrscheinlicheingetheilt in eine ,obere', welche den Bergzug umfasste, undeine ,untere', ÁóôéêÞ Þ ðåñß OeptvOsv; letztere findet sich auf zweiInschriften erwähnt. Neben den ASTII, welche Livius beim Zugdes Manlius vermerkt, gab es PEHASTII (TP.): es sind dieÐéÜóôáé · úèíïò ðñïò ôù Ðïíôù (St. B.), östlich vom Bergzug; dennauch die Thynias wird zur ÁóôéêÞ ÈñÜêç gerechnet (Scymn. 759);die thrakische Vorsilbe pi- vertritt die Praeposition åðß, skr. api,neupers. pi-, fi- ,zu, bei, an' (vgl. die Glosse ðé-ôýç). Zumletztenmale erscheint der Name Astica, áß äëáé ôçò ÁóôéêÞò, beiTheophylactus Simocatta a. 584 ff.

ÓáìáÀïé, obwohl nicht ausdrücklich als Volk bezeugt, warendie Insassen der von Ptolemaeus ans mittlere Tundza-Gebiet,wo Êáâýëç Vorort war, angesetzten óôñáôçãßá Þ ÓáìáúêÞ. Alsvon den Sapaiern der Rhodope gehandelt wurde, fanden wireine Inschrift mit áíÜ ÓáðáéêÞí Ýñßâùëïí, mit der VarianteÓáìáéêÞí. Die Samaier Hessen sich gut deuten als ,die Ge-zähmten, Ruhigen, Friedfertigen'; vgl. skr. 9ama .gezähmt', vonWurzel kern : kam (gr. êÜìíù) ,sich mühen, müde werden,ausruhen'; allein wer bürgt dafür, ob das Wort im Thra-kischen nicht etwa mit ö angelautet hat? Von den altenSkyrmiaden, Nipsaiern, Siren etc. ist in späterer Zeit nichtmehr die Rede.

ÊïéëáëÞôáé, ein den Odrysen nahe stehendes Volk, nichtzu verwechseln mit den Êïñáëëïé im getischen Haemus, warenzur Römerzeit in zwei Abtheilungen geschieden: COELALETAEMAIORES Haemo subditi, MINORES Rhodopae (Plin.). Esgab also zwei Strategien dieses Namens: Ptolemaeus führt nurdie eine, im Arda-Thal der Rhodope, zwischen den Bessen,Bennen und Odrysen gelegene Êïéë(áë)çôéêÞ an; die Tab. Peut.dagegen setzt an den Südabhang des Haemus, neben die moe-sische Artacia am Fluss Tonzus, PETE · CoLoLETICA d. i.das Gebiet der ,grossen' Coelaletae. Das Element pete wirdnicht auf die Ðáúôïé der Hebrusmünde bezogen werden dürfen;auch die dem Haemus benachbarten Getae werden kaum darin

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stecken, ich glaube, es ist das thrakische Wort für den Begriffgross, ausgedehnt' lat. patulus, von Wurzel peta- .ausbreiten'

(ðåôÜííõìé). Zur Zeit des Tiberius (26) empörten sich Widerden Römerfreund Rhoemetalcas, welcher die Landessöhne zumDienst in den römischen Legionen zwang, ausser den Dii undOdrysae namentlich die COELALETAE (Tac. Ann. IV 46);der Fürst selbst kam dabei in Lebensgefahr; vgl. die Inschriftbei Dumont p. 31 n0 62, e: õðÝñ ôÞú 'ÑïéìçôÜëêïõ êáé Ðõèïïùñßïïòåê ôïõ êáôÜ ôïí Êïéëáëçôéêïí ðüëåìïí êéíäýíïõ óùôçñßáò. Allgemachfanden sich die gebändigten Koilaleten in ihr Schicksal; ja. siezeichneten sich im Kriegsdienst aus. So verlieh Kaiser Dömi-tianus (86) ein Militärdiplom (C. I. III n0 XIV p. 85'?)SEÜTHAE TRAIBITHI CoLoLETICO equiti coh. II. Thracum.Der Singular lautete COELALA, COLOLA, gebildet 'wieDANSALA; zum Thema Coela, Cola vergleicht sich der Ortim Ohersonnes Coela, Cuila, Cuela, Culla (so die Varianten aufröm. Münzen); man denkt hiebei zunächst an êïßëïò (êïßëïò),aohl'; möglich wäre auch eine Herleitung von Wurzel qel: qol,drehen, bewegen; sich bewegen, bewohnen, weiden'.

ÓÝëëçôåò, die Insassen der weiter westwärts sich an-schliessenden óôñáôçãßá ÓåëëçôéêÞ im mittleren Haemus, derenVorort Êáñðïýïáéìïí (Ptol.) gewesen zu sein scheint, werdenwahrscheinlich schon unter Augustus erwähnt, als M. LiciniusCrassus gegen die Grenzvölker Makedonien's zu kämpfen hatte(28 v. Chr.); nachdem er die Bastarnen verjagt hatte, beschlosser die moesischen Stämme im westlichen Haemus zu unter-werfen; er fiel zuerst in ÓåãåôéêÞ ein, hierauf in die Ìõóßò (Cass.Dio LI 23); Th. Mommsen denkt hiebei an die ÓåñúéêÞ,Müllenhoff verbessert ÓåëåôéêÞ. Bei barbarischen Wörtern standdie Schreibung nicht immer fest. Auch die ÓåëëçôéêÞ war inzwei Theile geschieden; Þ ïñåéíÞ, welche den Bergzug und dasEinfallsthor in die Moesia, wo die Station Monte Emno lag, undin später Zeit die Ôñáúáíïý ôñ(âïò vermerkt wird (an der Quelleder Gjopsa), umfasste, und Þ ðåïéáóß« im Flachland (an denBächen ÓÝñìéïò und "Áñæïò?); in einer Inschrift von Swriyg(Arch. epigr. Mitth. 1886 × ñ. 240 n° 4) erscheint ein StrategeÓçëçôéêÞò ïñåéíÞò. Ob die Selleten thrakischer oder moesischerAbkunft waren (vgl. ÓåëëÞåéò ðïôáìüò bei Arisbe in der Troas);lässt sich nicht ermitteln.

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Wir reihen mehrere Stämme an, denen das Element -gero-(ãçñï, gerro) anhaftet; dieses hängt wohl mit der Wurzel ger-,sich einander nähern, sich schaaren, bewohnen' zusammen;vgl. Üãåßñù, áãïñÜ, skr. gräma ,Schaar, Dorf, gael. ger ,nahe'etc. — 'Zwischen Bergule und Hadrianopolis verzeichnet die

^Tab. Peut. BETTE-GERRI. Weiters erwähnt am mittlerenHebrus neben den Odrysen DRÜ-GERI, d. i. ,Bewohner derGehölze', wie die slawischen Drewljani, von dru, ïñàò, ,Holz'.Nördlicher von den hessischen Carbiletae sassen nach PliniusPYRO-GERI, etwa im Gebiet von Philippopolis oder Trimon-tium; die Tab. Peut. setzt die Pyrogeri an das Nordnfer desHebrus, zwischen den Bächen "Áñæïò und ÓÝñìéïò, also in dasvortrefflich angebaute, getreidereiche Gebiet von Cirpan. SchonTheophrast (de causis plant. IV 11, 5) erwähnt den thrakischenWeizen oder Spelt, èñáêéïò ðõñüò; gewiss hat es in der thra-kischen Sprache ein dem gr. ðõñüò, slaw. pyro, lit. pura ent-sprechendes Wort gegeben, so dass wir die Pyro-geri als ,Be-wohner der Getreidefelder' fassen dürfen. Ein nördlich vonPhilippopolis gelegener vicus (C. I. VI n0 2799 a. 227) hiessCuntie-gerum; eine mutatio am oberen Hebrus m. p. IX Bessa-para, XII Philippopoli hiess Tugu-gerum (IH.); bei Germane,dem Geburtsort des Belisar, lag ein Castell 'Ñïëëéãåñáß; ebendort,an der Ostseite des oberen Strymon, zwischen den Bessen undDantheleten, hauste nach Plinius das Volk der DI-GERRI, alsonordwärts vom Ryla; von den Äé'ãçñïé · Ýèíïò èñáêþí hatte bereitsPolybius im 13. Buch berichtet (St. B.). Nördlicher, zwischenDardanern, Triballern und Moesen sassen nach Plinius CELE-GERI, vielleicht ,Höhlen- oder Hüttenbewohner' (vgl. lat. cella,und thrak. Siro-cellae, im Gebiete der Siren), von Wurzel qel:qol ,bergen, sich bergen, hausen'.

Endlich müssen wir der Ôñéâáëëïß gedenken, deren ältereSitze Herodot (IV 49) angibt: ðåäßïí ôï Ôñéâáëëéêüí, an der Ver-einigung der Flüsse "Áããñïò und Âñüããïò, d. i. der serbischenMorawa (sammt Ibar und Sitnica). mit der Binöa-Morawa, alsodie Ebene von Nis und das Feld Dobriö; nicht das Kosowo-polje, wo illyrische Dardaner sassen. Nordwärts, entlang derMorawa, reichten sie wohl bis zum Istros; ostwärts schlössensich die Tilataier und Treren an (Thuc. II 96). Währenddiese dem Sitalkas unterthan waren, waren die Triballer unab-

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hängig; sie hatten die Angriffe der Odrysen glücklich zurück-gewiesen (IV 101); der Ôåìåíßô·çò ëüöïò åí ô») èñÜê·») bildete dieGrenzmarke ðñïò ôã Ôñéâáëëþí (St. B.). Dieses Volk, das vor-einst an der Auflösung der moesischen Nation am stärkstenbetheiligt war, stand lange mächtig und wehrhalt da. HeraclidesPonticus berichtet: die Triballer ziehen in vier Schlachtreihenins Feld; im ersten Treffen stellen sie die Schwächeren auf,dann folgen die Stärksten und Tapfersten, hinter diesen bildetdie Reiterei die dritte Reihe, zu allerletzt lagern beim Trossdie Weiber, welche (wie bei Kelten und Germanen) die Männer,falls diese den Rücken wenden, mit Zurufen zu erneuter Gegen-wehr anstacheln. Ihre Sitten waren roh; die Redner, zumalIsocrates (Panegyr. 89), schildern die Triballer als wahre Wilde,ïõò ðÜíôåò öáóßí Üðïëëýíáé ïõ ìüíïí .ôïõò äìüñïõò êáé ôïõò ðëçóßïíï'.êïàíôáò, Üëëá êáé ôïõò Üëëïõò üóùí áí ÝöéêÝóèáé äõíùíôáé. Aristophanes(Áí. 1565—1693) lässt einen ungeschlachten Ôñéâáëëüò auftreten,in der Maske eines Barbarengottes und als Prototyp eines thra-kischen Sciaven oder Häschers, welcher das Griechische inseiner Weise verhunzte; er sagt z. B. íáâáßóá ôñåà für ÜíáâÞóùõìÜò ôñåéò, oder óáà íÜêá âáêôáñé êñïýóá für óïé íÜêïò âáêôçñéùêñïýóù, und êáëÜíé êïñáõíá êáé ìåãÜëá âáóéëéíáõ für êáëçí êßñçí êáéìåãÜëçí âáóéëåßáí — man glaubt einen Skythen oder Perser zuhören. Aber den illyrischen Stämmen war dieses Barbarenvolkweder gewachsen noch ebenbürtig, ebenso wenig den Galatern.

Zuerst waren es die Autariaten, welche über ihre nächstenStammesgenossen, Eneter und Dardaner, sodann über die Tri-baller, die sich von den Agrianen bis zum Istros fünfzehnTagereisen weit erstreckten, die Oberherrschaft errangen(Strabo VII p. 318); dieses Drängen der Illyrier steht mit derAusbreitung der Galater in den Ostalpen und an der Adria imZusammenhang (400—300). Schon im Jahre 376 erschien eineflüchtige Raubschaar von mehr als 30.000 Triballen mit Weibund Kind im Gebiet des Nestos und drang bis Abdera vor(Diod. XV 36, Aen. Poliorc. 15); die Abderiten standen damalsim Kampfe mit den Bürgern von Maroneia, welche sich derBeihilfe der Triballer bedienten; vgl. schol. Aristid. ÐÉ ñ. 275:¢âïçñßôáéò ÝâõÞèçóå ×áâñ(áò åí èñÜêú) ðïëåìïõìÝíïéò ýð'ï Ìáñùíåéôþ\êáé Ôñéâáëëþí, ùí Þñ÷å ×Üëçò; Chabrias brachte einen günstigenVertrag zustande. Aber auch am Haemus und Istros ver-

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breiteten sich die gedrängten Triballer immer weiter; wir hörensogar von Kämpfen zwischen dem Skythenkönig ¢ôÝáò undSchaaren von Triballern (Frontin, II 4, 20 Polyaen. VII 44, l).Als Philipp von seiner Expedition gegen Ateas zurückkehrte(339), verlegten ihm die Triballer die Haemuspassage undforderten die skythische Beute für sich; im Gefecht wurdePhilipp schwer verwundet, und die Beute gieng an die Barbarenverloren (lust. IX 3). Da die Raubzüge der Triballer nichtaufhörten, zog Alexander (334) zur .Haemuspassage und schlugdie verbündeten Thraken; er verfolgte die Triballer, derenKönig Óõñìüò war, bis zur Einmündung des Baches Áõãéíüò(Cerna-woda) in den Istros; Syrmos fand Schutz auf der Donau-insel Peuke; nachdem jedoch Alexander die mit den Triballernverbündeten Geten jenseits des Stromes heimgesucht hatte,huldigte ihm Syrmos (Arr. An. I 3. 4, Aen. 15); es hiessdamals in Athen, Alexander sei im Kampfe mit den Triballerngefallen. Als Alexander nach Asien zog, standen in seinemHeere Illyrier, Odrysen und Triballer, 5000 Mann (Diod.XVII 17). Nach seinem Tode erhielten Krateros und AntipaterMakedonien, dazu ¢ãñéáíáò êáé Ôñéâáëëïýò (Arr. ap. Phot. bibl.).

Die Macht der Autariaten wurde von den Galatern ge-brochen. Schon um das Jahr 300 kämpfte Kassander imHaemus gegen die Galater (Seneca, Nat. quaest. III 11); ersiedelte zugleich 20.000 flüchtige Autariatenfamilien als Grenz-wacht im Orbelos an (Diod. XX 19). Immer häufiger wurdendie Einfalle nach Makedonien; die Dardaner, welche damalseine starke Macht bildeten, zählten leider' ebenfalls zu denFeinden. Eine grosse Galaterschaar unter Kerethrios wandtesich (280) åðß èñÜêáò ê/é ôï Ýèíïò ôùí Ôñéâáëëþí (Paus. ×19, 4) und zog, fugatis Getarum Triballorumque copiis (lust.XXV l, 2) zum Nestos und Strymon, wo sie Antigonus Gonatas(277) fast aufrieb; er nahm 9000 Galater unter Biderios inSold (Polyaen. IV 17). Galater wurden im Bermios angesiedelt;es waren VETTII, gens Gallica bellicosa (Liv. XLV 30, 5).An der Morawa hatten sich neue galatische Schaaren unterÂáèÜíáôïò festgesetzt; diese treten später unter dem Namen(illyr. maked.) Óêïñïßóôáé, (thrak.) Óêïñäßóêïé auf; der Weg, densie auf ihren Raubzügen nach Süden nahmen, führte entlangder Morawa (slaw. put Morawskyj) und hiess noch lange

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BaOovaTe'a 6S6? (Athen. VI p. 234, b). Sie bedrängten aufsäusserste die hier ansässigen Triballer; schaarenweise verliessendiese ihr Land und flüchteten ins Donaugebiet, wo sie schonlange heimisch waren; vgl. App. Illyr. 3: SxopSiim.oi v.ai TpißaXXoiii; TOOOUTOV dXX^Xsu; TtoXejJKd 8;&y65ipav, ü); TpißaXXiov e? TI mo\onco'i?v äi; fetai; uTCep "IsTpov ^u-yeTv xa'i ^evo; TO'JTO av.y.xva'i p.sy_pt $()Jw!touTE v.or. 'AXe^avSpsu vuv s'p-fip.ov x.ai a.'/üwy.o'/ TO^ -rijSe elvat. So wurdenauch die Skordisker geschwächt; doch waren sie noch im Stande,geeint mit den Resten der Triballer, die römische ProvinzMacedonia ständig zu beunruhigen (135—84), obwohl sie ofttüchtig geschlagen wurden, z. B. im Jahre 110: a M. MinucioRufo in Macedonia Scordisci et Triballi victi sunt (Eutr. IV 27).Als unter Augustus Moesia als Provinz eingerichtet wurde, gabes hier noch Reste der Triballer, an der Seite der Dardanerund Moesen (Plinius; Cass. Dio LI 23. 27); hei Ptolemaeusfinden wir sie beschränkt auf den Strich zwischen den FlüssenKiabros und Utos, und als ihr Vorort erscheint Olax.o? TpißzXXöv.Unter Tiberius wird in der Moesia noch eine TREBALLIAunterschieden. Der Kaiser Maximinus (235—237), ein Thra-ciscus, war früher Hauptmann einer ala Triballorum; Diocietianusdatierte ein Schreiben (294, cod. lust. VIII 48, 5) TRIBALLIS.Das sind die letzten Spuren ihres Namens; die Byzantiner, diesich gerne verschollener Namen anstatt der gleichzeitigen be-dienten, durften schon wegen der theilweisen Uebereinstimmungder Wohnsitze wie des Namens die slawischen Srbijane oderSepßXot Triballer benennen. In diesem unstreitig thrakischenVolk wollte v. Hahn vielmehr Illyrier erkennen; tri-bälle konntenämlich im Illyrischen ,dreigipfelig' oder ein Volk bedeuten,dessen Front nach drei Seiten gekehrt war. Doch sind auchandere Deutungen möglich; z. B. aus tri-bala ,sehr mächtig,überschwenglich', von Wurzel bhel: bhal (vgl. «paXXoi; gael. bal1

,penis, membrum'). Wir wollen noch Einiges über die gala-tischen Intrusionen anfügen.

An der Donau, an der Morawa und Nisawa finden wirSpuren der keltischen Namengebung: erinnern wir uns an Ortewie Singi-dunum, Taliata, Gerulata; an den Namen Navissusfür die Nisawa; ferner an die civitas Remesiana und die mansioMeldia, welche in das Gebiet der Serder führten. DennRemesiana, das heutige Aq-palanka, hatte seinen Namen von

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den gallischen 'PIJIAOI, Remi, obgleich die Bewohner den Anklangan Roma bevorzugten und ihren Vorort Romansiana oder Ro-matiana benannten; eine Landschaft RIMESICA setzt die Tah.Peut. an den Östlichen Haemus, also in das Galaterreich vonTylos. Meldia hinwieder, etwa hei Sliwnica gelegen, erhieltdiesen Namen von den Nachbaren der Remer, den MeXSs'. oderMiXSai; diese erscheinen thatsächlich im Norden des Beckensvon Sofia zur Zeit der Heereszüge des M. Licinius Crassus:y.ai S9W MeXSsu? (cod. p.sp8ou;) (AEV y.ai SepSou; p.a%ais •/.aTowpaTövi/elpdwaTO (Cass. Dio LI 25, 4). Die ZepSoi dagegen, welchedie thrakische Strategie SspS'.xi; bewohnten und deren VorortSspSöv ^6?^, dann auch SepSwii und SapSi/.^ (das heutige Sofia,slaw. Sredec, byz. TpiaSiTi,a) hiess, werden wir den thrakischenStämmen zuweisen müssen, da gallische Namensanalogien fehlen;der Name könnte etwa ,die Trotzigen, Ragenden' bedeutethaben, von der Wurzel ker+dh, skr. §ardh-. Die Galater,welche in starken Banden die Haemushalbinsel bis Delphi undDodona hinab durchzogen, haben sich auch südlich vom Haemuseine Heimstätte bereitet; es waren die TuXTtat oder TuXTjvoi, sobenannt nach ihrem Vororte T6Xr, oder TuXii; • TO^[(; 6panT)( •rouAVOU •icXr)CT(3v (St. B., Suid.). Diesen Raubstaat hatte (278)Kommontorios, ein Genösse des Brennos, gegründet, nachdemLeonorios und Lutarios mit ihren Schaaren über den Hellespontgesetzt hatten, um Kleinasien zu beunruhigen; derselbe bestandbis auf Kavaros, welcher (um 213), von den Thraken vertrieben,gleichfalls nach Asien auswanderte. Die Tyliten hatten ihrGebiet bis vor die Mauern von Byzantion ausgedehnt, dessenBürger hiedurch weit ärgere Feinde erhielten, als es bisher diethynischen und odrysischen Thraken waren; sie rdussten denGalatem Jahrgelder entrichten, zuerst 3000, dann 5000 und10.000 Goldstücke, zuletzt sogar 80 Talente (Polyb. IV 46).Ueber das ßau{Xeiov TUM) hat Jireöek eine ansprechende Ver-muthung vorgebracht: er vergleicht das Dorf Tulowo im Tu-lowsko-pole (provincia de Tulia e Zagora, Urkunde a. 1595)am Oberlauf der Tundra östlich von Qazanlyq; hier gibt eszahlreiche Tumuli, in denen Waffen aus Bronze und Eisengefunden werden; das gut angebaute Hochthai besitzt an derTundza-Beuge ein Ausfallsthor nach Süden. In dieser Gegendhat Ptolemaeus einen Ort 'OpxeXXal, d. i. Vercellae; das spät

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erwähnte Castell ÃïëÜç (Zon. Suid. etc.) hat einen Namens-genossen in dem ÷ùñßïí Ãïëäç ìéêñáò Ãáëáôßáò (C. I. Gr. n0 9764,christl. Inschr. aus Rom).

Schliesslich seien noch einige Stämme erwähnt, derenLage und Herkunft unbekannt ist: ¸íôñéâáé · Ýèíïò ÈñÜêçò,Hecataeus (8t. B.); ÂÜíôéïé · Ýèíïò ÈñÜêçò, Hecataeus (St. B.);Âáóáíéóáé oder Âáíßóáé, Herodianus (St. B.); Âþâáé · Ýèíïò èñáêéêüí(St. B.); ÐïäÜñãáé · Ýèíïò ÈñÜêçò (St. B.); Ôñßóêëáé · Ýèíïò èñáêéïí,Hecataeus (St. B.). Ferner ÂÜóóáñïé, ein Menschen opferndes undverzehrendes Volk in Thrake; ebenso èþåò (Porphyr.) —wahrscheinlich pure Erfindungen der Orphiker.

b) Die nördliche oder getische Gruppe.

Den letzten Theil der thrakischen Völkerwelt, der ausdem Nordland auszog und über dem Haemus sich lagerte, wosich noch Reste moesischer Völker erhalten hatten, bilden dieÃÝôáé oder, wie sie Arrian gelegentlich nannte (St. B.), Ãåôçíïé;diese dürfen von der grösseren Masse der Karpatenstämme inkeiner Weise getrennt werden, wenn auch erst in römischerZeit die Gleichheit der Geten und Daken hervortrat. — umgleich mit dem Namen zu beginnen, so lässt sich derselbe,gleichwie jener des edonischen Königs ÃÝôáò, nur schwer deuten:am besten als ,Gänger, Schreiter, Hirten', von der Wurzel 'o'e:g'e ,gehen'; vgl. griech. âïõ-âçôéò lit. getis, gatwis, gatwe ,Vieh-trift, Weide'. Ãçô'.-óôñÜïõò hiess ein Castell in Haemimontus; einereduplicierte Form finden wir im dakischen (Sarmi-) ze-gete,zegetusa, vgl. skr. gi-gat, gr. âé-âÜò. — Die Geten führt Herodotin die Geschichte ein, mit dem ehrenden Beisatz: öl ÃÝôáé èñçßêùíÝüíôåò Üíäñçéüôáôïé êáé äéêáéüôáôïé. Die griechischen Colonisten,welche an den pontischen Gestaden einen günstigen Boden fürihre Handelsgeschäfte und sogar für dauernde Niederlassungengefunden hatten, erkannten in den ,Stutenmelkern und Milch-essern' des Homer, den Nachbaren der Mysen, ,sehr gerechteLeute'; ein Redner gieng nachmals so weit, zu behaupten(lord. 5): Getae paene omnibus barbaris sapientiores ^semperextiterunt Graecisque paene consimiles. Das einfache Lebender Barbaren, die .noch nicht vom entnervenden Hauche derCivilisation angekränkelt' waren, mochte moralisch angelegten

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Naturen als etwas Hohes erscheinen — so pries im sittenver-dorbenen Rom, in einer Anwandlung moralischer Extase, Horazden Getennamen und die im dakischen Gemeinwesen wucherndeNaturkraft. Tapfer waren die Geten unstreitig; doch entsprachder Erfolg nicht immer ihrem Heldenmuth: mitten durch ihrLand hatten die Skythen Raubzüge bis zur Propontis unter-nommen; unschwer bezwang Darius die Geten; dem OdrysenSitalkas leisteten diese und die übrigen zwischen Haemus undHister gelagerten Stämme Heeresfolge. Sie stellten Bogen-schützen zu ROSS, ºððïôïîäôáé (Thuc. II 96), von gleicher Trachtund Bewaffnung wie bei den Skythen, unter Seuthes I., dessenReich sich bis zur Donaumündung erstreckte, stand der Geten-häuptling offenbar noch im Vasallenverhältniss zu dem Odrysen-reiche. Gerne hätten wir erfahren, wie jener Getenherrschergeheissen habe, der dem persischen Heere nach kurzem Kampfeunterlegen war; vielleicht hilft da eine Vermuthung aus.Sophokles hatte in seinem Triptolemos als Gegner des Demeter-dienstes einen barbarischen Getenfürsten vorgeführt (Hygin.Astr. II 14), und aus diesem Stück citiert Herodianus den Vers,êáß ×áñíáâþíôïò, äò Ãåôþí Üñ÷åé ôá íõí'. Aus dem Beisatz ôá íõí,sowie aus der echtthrakischen Namensform ×áñíáâþí (vgl. armen.cham-a-ban ,einer, der die Worte durcheinander mengt', z. B.in unbesonnener oder prahlender Rede), könnten wir schliessen,dass der Dichter einen Namen aus der unmittelbaren Ver-gangenheit seinen Zuhörern in Erinnerung gebracht hat, eineFreiheit, die sich die Tragiker manchmal gestatteten.

Das, was den Griechen seit Hecataeus bei den Geten-stämmen am meisten auffiel, war der ihnen in Fleisch und Blutübergegangene Unsterblichkeitsglaube und die Verehrung desNaturgottes ÓÜëìïîéò, den die pontischen Colonisten in euhenle-ristischer Weise zum Schüler des Pythagoras machten. Dashat auch neuere Forscher bewogen, den Geten und ihrem GotteBeachtung zu widmen; hiezu kommt die Aehnlichkeit derNamen ÃÝôáé und Ãüôèïé, welche bereits den Cassiodorius ver-anlasst hatte, die Geschichte der Goten mit jener der Getenzu. verquicken; Jakob Grimm's Versuch, diese Theorie ernstlichzu begründen, musste sich jedoch alsbald als nichtig erweisen.Ueber den Zaimoxisdienst werden wir bei den mythologischenNamen handeln; hier sei nur erwähnt, dass die Geten stets

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das bezeichnende Prädicat ï'é Üèáíáôßæïíôéò (Hdt. V 4) behaltenhaben; Plato spricht von thrakischen Aerzten des Zaimoxis, o?ëÝãïíôáé êáé áðáèáíáôßæåé; ebenso Diodor (I 94), Arrian, KaiserJulian und Origenes, von ÃÝôáé ï'é Üðáèáíáôßæïíôåò. Julian leitetdie Tapferkeit des Volkes von diesem Glauben ab; ÃÝôáé ôùíôùðïôå ìá÷éìþôáôïé ãåãüíáóéí, ïû÷ õðü áíäñåßáò ìüíïí ôïõ óþìáôïò,âëëÜ êá'! ùí åðåéóåí áõôïýò ä ôéìþìåíïò ðáñ' áýôïúò ÆÜëìïîéò.

Was die weiteren Geschicke der Geten betrifft, so hatdarüber Müllenhoff (vgl. DA. III 125 S.) ausführlich gehandelt;wir beschränken uns auf die wichtigsten Thatsachen. AlsPhilipp das Odrysenreich bewältigt hatte, erhob er Ansprücheauf das Getenland. ÊäèÞëáò ä ôùí Ãåôþí âáóéëåýò, Üãùí ÌÞïáí ôçíèõãáôÝñá êáé äþñá ðïëëÜ (Theop. ap. Athen. XIII, ñ. 557, c;Meda, Gudilae regis Gothorum filia, lord. Get. 10), zogihm entgegen, und es kam ein Vergleich zustande: Kothelasgelobte Heeresfolge zu leisten, und Philipp nahm die ÃÝôéò zurFrau. Theopomp benutzte dieses Ereigniss zu einein Excurseüber die getischen Sitten; wir erfahren von ihm; ÃÝôáé êéèÜñáòÝ÷ïíôåò êáé êéèáñßæïíôåò ôÜò Ýðéêçñõ÷åßáò ðïéïýíôáé (Athen. XIVñ. 627, c); ferner íüìïò äå Ãåôþí ôï ÝðéóöÜæåéí ôçí ãõíáß÷« ôù Üíäñé(St. B.): so sehen wir einen aus der Urzeit vererbten grausamenBrauch, dem auch die strymonischen Thrak.en folgten, vereint mitder herzgewinnenden Gabe der Musen. Als später (339) Philipp,um seine Kriegscasse zu füllen, Odessos angriff, welche Stadtzum Bereich der Getia gehörte, erschienen wiederum getischePriester ,cum citharis et vestibus candidis, patriis diis vocesupplici modulantes' vor ihm: Odessos wurde geschont, dergetische Freundschaftsbund erneuert; denn Philipp mochte inden Geten eine Schutzwehr gegen die Skythen, Triballer undandere Bergstämme Thrake's erkennen. Das Vasallen Verhältnis^bestand noch in den ersten Jahren Alexander's; als diese?(335) die Geten heimsuchte, waren es nicht die Haemus-Geten,sondern ÃÝôáé ïß ðÝñáí ôïõ "ßóôñïõ ù'/.éóìÝíïé (Arr. É 3, 5), welche4000 Reiter und über 10.000 Fussgänger aufgestellt hatten;geschlagen, flohen sie zuerst in eine schwach verschanzte Stadtan der Donau, dann in die weite Ýñçìßá (4, 4) nördlich vomDelta oder die sogenannte Ãåô(á Þ Ý'ñçìïò. Unter den TruppenAlexander's in Asien werden Geten nicht genannt; völlig miss-lang ein Feldzug des Zopyrion (327/26) ins Flachland über die

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Donau gegen Geten und Skythen. Die Geten südlich vomStrome scheinen sich damals der pontischen ÐåíôÜðïëéò ange-schlossen zu haben, welche Lysimachus (seit 313) zu unter-werfen versuchte; gegen die GeteQ entbot er seinen SohnAgathokles, welcher von ihnen gefangen und mit Geschenkenzurückgeschickt wurde; ob hierauf Lysimachus die pontischenStädte und die benachbarten Geten wirklich bezwang, wirdnicht überliefert; es ist dies jedoch sehr wahrscheinlich, weilLysimachus seine Schätze in der getischen Veste Ôßñéæéò barg.Nachdem er mit Demetrius von Macedonien Frieden geschlossen,erneuerte er den Krieg gegen die noch freien Geten jenseitsder Donau, ,kriegskundige und an Zahl weit überlegene Streiter'(Paus. I 9, 5), und deren König Äñïìé÷áßôç; (Strabo VII, p. 302);ein Gete, Namens ¢Ýèçò, spielte damals die Rolle des Zopyrus(Polyaen. VII, 25); Lysimachus gerieth mit seiner Armee,100.000 Mann, in die wasserlose Ãåôþí åñçìéÜ, die Noth stiegaufs höchste, und er musste capitulieren. Dromichaites kam,nannte ihn Vater und führte ihn in die Veste "Çëéò, wo erein Mahl bereiten liess, köstlich für die Makedonen, ärmlichfür die Geten — mit dem Hinweis auf die Armuth und Bar-barei seines Volkes wollte der Fürst die Eroberungssucht desMakedonen dämpfen. Es kam ein Vertrag zustande: Lysimachusverzichtete ,auf den jenseits der Donau gelegenen Theil seinerHerrschaft' (Paus.). Wir sehen hier, trotz der Siege der Geten,die Herrschaft des Dromichaites auf die Striche über der Donaubeschränkt. Nach Lysimachus' Tode (281) hören wir wenigvon Geten; ihr Land wurde ein Durchgangsgebiet der Galater-schaaren sowie der Bastarnen; die Herrschaft des Dromichaitesmusste sich in der Folgezeit in mehrere schwache Theile auf-gelöst haben, und südlich vom Strome traten mehr die Moesenhervor, mit denen zuerst C. Curio von Westen her (74),M. Lucullus (71) von der pontischen Küste aus Bekanntschaftmachte. Zur Zeit des Boeribista stand das rechte Ufer derDonau bis zum Ostende des Haemus unter der dakischen Bot-mässigkeit, und selbst nach seinem Tode hörten die Einfälleder Daken über den Strom nicht auf; zwischen Geten undDaken lässt sich überhaupt kein Unterschied mehr ziehen. FürDaken müssen wir auch jene Fürsten halten, welche zur Zeitdes Augustus unter M. Crassus (27) am Donaustrom sassen:

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den römerfreundlichen 'Ñþëçò und seinen Gegner ÁÜðõî, sowieden ÆõñÜîçò, dessen Veste ÃÝíïõêëá an der Donaubeuge vor demDelta lag (Cass. Dio LI 26); Crassus triumphierte ex Thraeciaet GETEIS. Geten hiessen im Munde der Griechen, wegender Gleichheit der Sprache und Sitten, auch die nördlich vomStrome gelagerten Stämme, die Daken; diesem Sprachgebrauchefolgten mitunter auch die Kömer (z. B. Antonius bei Sueton.Oct. 63 ,Cotiso rex Getarum'), vor allem die Dichter. Fürdie Haemus-Geten, welche im Bereiche der pontischen Griechen-städte standen, wurde häufig, gemäss der politischen Ein-theilung, der Name Moesi verwendet.

Die Griechen der pontischen Küste fanden sich mit denGeten stets gut ab; nicht selten fanden Wechselheiraten statt.Die Krämer lieferten den Binnenstämmen Fabrikate aller Art,Oel und Wein und das unentbehrliche Salz; dafür erhielten sieGetreide, Bauholz und vor allem Sklaven. Bei den Dichtemder neuattischen Komödie spielen ÃÝôçò und ËÜïò (Geta, Davos)eine ständige Rolle. Ein charakteristischer Zug für die Geten,wie für alle Thraken, war die Ungebundenheit der Sitten, fernerdie Vielweiberei, wie der getische Sklave bei Menander (StraboVII, p. 297) sie schildert — schon dieser Zug hätte unserenJ. Grimm von seiner Theorie abhalten sollen. Bei Natursöhnen,welche ihrer Sinnlichkeit keine Zügel anlegen, stehen hinwiederAsketen, Männer des Heiligenscheins, in hohem Ansehen; darumgenossen bei Moesen und Geten nach dem Zeugniss des Posi-donius gerade die weiberlosen êáðíïâÜôáé und die asketischenêôßóôáé (s. d. Glossen) Verehrung und Einfluss. — Die Getenbei Tomi, die man ebenso gut Daken nennen könnte, lernenwir aus der Schilderung Ovid's kennen: sie erhalten bei ihmdie Epitheta Marticolae, crudi, rigidi, truculenti, hirsuti, intonsi,pelliti, braccati; Menschenopfer waren ihnen nicht fremd; sietrugen stets das Messer im Gurt und waren bewehrt mit Bogenund vergifteten Pfeilen. In Tomi wurde griechisch und getischgesprochen; Ovid erlernte die getische Sprache und schrieb inderselben ein Gedicht über die pontischen Fische. — Wennwir uns überdies den Geten tätowiert denken, wie er wenigstensin älterer Zeit geschildert wird, so haben wir den echten Typusdes Barbaren vor uns. Mit Unwissenheit verbindet sich oft lächer-liche Gewichtigkeit und Grosssprecherei; âáñõãÝôáé hiessen den

Getreide, Bauholz und vor allem Sklaven.

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Komikern âÜñßò ìåí Ý÷ïíôåò, êáé áëáæüíåò, ÃÝôáé 8å ïíôåò (Hes.).Ungeachtet ihres Unsterblichkeitsglaubens und ihres Kriegs-muthes waren die Geten Barbaren, wie die übrigen Thraken,und wir dürfen uns ihre Zustände nicht ideal ausmalen.

Von Sonderstämmen des getischen Inlandes erfahren wirwenig; Plinius führt an: AODES (¢ùïåúò, etwa ,Zustösser,Schläger', von vedh: vodh þèåÀí), CAUGDAE (etwa ,Hügel-bewohner' oder .Holländer' von Wurzel keuo- ,wölben', lit. kugis,Haufe' etc.) und Clariae (Var. Claneae, Dareae). Mitten inden Haemus setzt Strabo (VII, p. 318) Êüñáëëïé, während siebei Ovid (ex Ponto IV 2, 37. 8, 83) als ,flavi' und ,pelliti'Coralli am Hister erscheinen (vgl. App. Mithr. 69, wo sie nebenºÜæõãåò stehen): wahrscheinlich eine sarmatische Horde, diezum Theil in den Haemus eingedrungen war, etwa als ,Thätige,Kriegerische' zu deuten (altpers. kara ,Heer', skyth. ÊïëÜ-îáéò,Heereskönig'). Ebenso waren sarmatische ARRAEI oderAREATAE (Plin.) ins Getenland eingewandert, und die heutigeDobrudza führte zuletzt den Namen Scythia minor. Die Küsten-stämme waren den Griechen genauer bekannt.

Die ÔÝñéæïé nannte bereits Hecataeus, nach ihm Hellanicus(EM. p. 408, Phot. Lex., Suid. v. ÔÝñéæïé, ÆÜìïëîéò): ÜèáíáôßæïõóéïÝ êáé ÔÝñéæïé êáé Êñüâõæïé êáé ôïõò áðïèáíüíôïò ùò ÆÜëìïîéí öáóéíïú÷åòèáé, Ýîåéí äå áýèéò. Sie wohnten an dem LandvorsprungÔéñéæéò oder Ôé'ñéæá (ebenso liiess ein Küstenpunkt Paphlagoniens;vgl. Ôåéñßóôáóéò zwischen Ganos und Bisanthe an der Propontis,von Wurzel ter- .eindringen'), der späteren ÊáëÞ Üêñá (j. Celigre-burun). — Hecataeus nannte ferner die Êñüâõæïé · Ýèíïò ðñïò íüôïíÜíåìïí ôïõ ºóôñïõ (St. B.). Nach Herodot (IV 49) flössen diezum Istros gehörigen Bäche östlich vom Athrys (Jantra) äéáèñçßêùí ôùí Êñïâõæùí — so weit erstreckte sich die ÊñïâõæéêÞ insInland! Nach Scymnus (745. 750. 756) wohnten sie rings umOdessos und am Ostende des Haimos, sowie bei Dionysopolis,wo sie an die Skythen stiessen. Auch Ptolemaeus setzt siezwischen Odessos und Kallatis (j. Mangalia). Einer ihrerHäuptlinge, Namens ºóÜíèçò, ôùí êáëïõìÝíùí Êñïâõæùí âáóéëåýò(Phylarchus ap. Athen. XII p. 536, a), zeichnete sich durchSchönheit, Reichthum und Wohlleben aus. Plinius setzt Cro-bigni nördlich über das Donaudelta, also in die åñçìéÜ. Ob derName von Wurzel kreu- ,verletzen', lat. cru-du-s ,roh, blutig' etc.,

Sitznngster. d. phil.-hist. Cl. CXXVIII. Bd. 4. Abh. 7

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hergeleitet werden könnte? zd. Krvighni .greulich'? — Ôñùãëï-äþôáé oder .Ôñùãïäýôáé wohnten m Kleinscythien nahe dem Hal-myris (Ptol. Plin.), oder auch ðåñß ðïõ ôçí Ôñéâáëëùí ãÞí (Eust. adDion. 180). Noch jetzt finden sich an der unteren Donau, so-wie in Armenien, Erdwohnungen, die mit Rohr und Düngerzugedeckt sind; es können auch Grotten im Fels gemeint sein.

èñÞ'îéí ìéãÜäåò Óêýèáé werden an der unteren Donau beiAp. Rh. IV 320 erwähnt; nach Herodot hatten die Skolotendas ganze Flachland etwa bis zur Einmündung des Alt inne.Kallistratos wusste von Kämpfen zwischen Skythen und Thrakenzu erzählen, wobei letztere den Kürzeren zogen; die skythischenWeiber sollen die ihnen dienstbaren Thrakinnen, ôÜò èñáêþíôùí ðñïò ÝóðÝñáí êáé Üñêôáí ðåñéïßêùí ãõíáßêáò, als Zeichen derSchmach tätowiert haben, woraus dann später ein êüóìïò wurde(Athen. XII, p. 524). An der Westgrenze der Skythen findenwir in der That unterworfene thrakische Stämme, z. B. dieackerbautreibenden Áëáæüíåò und die später zu besprechendenÊáñðéäáé. Die über den Stromschnellen des Borysthenes hau-senden ¢ìÜïïêïé jedoch waren, obgleich sich ¢ìÜäïêïò als Eigen-name bei den Odrysen findet, keine Thraken, sondern Jäger-stämme finnischer Herkunft, ,Rohfleischesser' (skr. ämädaka),wie sie bei den Skythen hiessen.

Nach dem Sturze der Skythenmacht — der letzte mächtigeskolotische Herrscher war jener ¢ôÝáò, gegen welchen Philippeinen Zug · unternahm — erhielt sich zwar noch ein Rest der.königlichen' Skythen oder Óáßåé (zd. khsaya) im Gebiet vonOlbia, die eigentlichen Herren des pontischen Steppengebieteswurden jedoch die Sarmaten vom Tana'is; ausser kleinerenStämmen waren es zunächst die lazygen (zd. yazuka ,gross,mächtig'), welche zur unteren Donau vorrückten; sie scheinenbereits nach Boerebista's Tode (ca. 43 v. Chr.) den karpatischenGrenzwall und das dakische Reich bedroht zu haben; Strabosetzt sie neben die Tyrigeten, Ovid spricht von ihren Einfällenüber die Donau. Wann sie in das Land zwischen der Donauund Theiss eingerückt waren, lässt sich nicht genau bestimmen,jedenfalls sassen sie hier in den späteren Jahren des Tiberius(27—37), und Vannius (ca. 50) fand in ihnen Bundesgenossen.In die bisherigen Sitze der lazygen rückten die sarmatischenRhoxolani vor; für einen rhoxolanischen Häuptling dürfen wir

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jenen Susagus halten, den Plinius d. J. in einem Schreibenan den Kaiser erwähnt. Dasselbe gilt von jenem Sardonius,den Aurelius Victor als Verbündeten des Dekebalos und, wiees scheint, als rex Sacorum anführt (vgl. oset. · Sürdon, Nameeines Narten oder nfta). Noch zur Zeit des Kaisers Valens(367) erscheinen auf den Vorhügeln des südlichen Karpaten-walles sarmatische SERRI (Amm. Marc. XXVII 5, 3), inwelchen einige Forscher haben Serben erblicken wollen. Auchdiese sarmatischen Abtheilungen sind endlich unter den Slawenverschwunden.

Im Norden des Karpatenwalles, wo sich ursprünglich andie thrakische Völkerwelt die · slawische anschloss, war einegrosse Wandlung durch das Eindringen volkischer Galater-stämme (300—200), denen sich Schaaren von Ostgermanen(Skiren u. A.) anschlössen, zustande gekommen; dieses ,Bastard-volk', bei dem erst später das germanische Element stärker her-vortrat, verbreitete sich (200—100) entlang dem östlichen Berg-abhang (Alpes Bastarnicae, TP.) und auf den Platten zu beidenSeiten des Tyras bis Ülbia und zu den Don.aumündungen, aufder Nord- und üstseite wie mit eisernen Armen das Stammlandder Thraken umklammernd. Sie erbauten am Tyras die BurgenKappoSouvov, Ìáéôþíéïí, ÏéééâáíôáõÜñéïí, "Çñáêôïí und an der unterenDonau, im Gebiete der ÂñéôïëÜãáé, ¢ëéüâñéò und NooüioSouvov; vonhier aus unternahmen sie wiederliolt weite Fahrten und Raub-züge in die südlichen Striche; so reichten sie den Skordiskernund -den übrigen Keltenstämmen der Ostalpen die Hände.

Zu Beginn der geschichtlichen Zeit finden wir im karpa-tischen Bergwall als Ursassen die ¢ãÜ-èõñóïé, d. h. im skythischenMunde die ,bösen, quälenden' (zd. agha) Thyrsen. èýñóïé aber,skythisch etwa Thurso oder Thwarso (vgl. ºíïÜ-èõñóïò), erscheintwie eine dem .Skythischen angepasste Umformung eines thra-kischen Völkernamens, nämlich Ôñáõóïß. Nun finden wir in deraus Schriften des Herodianus zusammengesetzten Rüstkammerdes Stephanus von Byzauz folgenden Artikel: úñáõóïß ' · ðüëéòÊåëôïõò (offenbar verderbt; A. v. Gutschmid, Lit. Cb. 1864S. 1200 schlägt vor ðëçóßïí ÊåëôïÚò; vielleicht blosse Dittographie:ðüëéò êáé Ýèíïò, ï¿ò), Ýèíïò, ïõò ïé '¸ëëçíåò üíïìÜæïõóé ¢ãáèõñóïõò.Irgend ein kundiger Schriftsteller hatte die Agathyrsen derSkythen und der pontischen Colonisten ausdrücklich den Trauser

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gleichgesetzt; der Stamm also, der seit Alters das karpatischeBergland innehatte, nannte sich selbst Ôñáõóïß; die armseligenTrausen, die wir in der Rhodope fanden, waren nur ein kleinerlosgerissener Theil des in der Heimat verbliebenen grossenStammes. Wenn es heisst: 'ÁãÜèõñóïé · Ýèíïò ÝíäïôÝñù ôïõ Áßìïõ(St. B.), so müssen wir uns erinnern, dass der Name Haimosin älterer Zeit auch den Karpates eingeschlossen hat; die dreigrossen Ströme "¢ôëáò ASpac, und Ôßâéóéò (Hdt. IV 49), ,welchevon den Höhen des Haimos herablaufen', gehören dem Nord-lande an, wie der Hauptstrom ÌÜñéò, welcher dem Istros zu-strömt. Die Agathyrsen wohnen (Hdt. IV 100) Üð'ï "ßóôñïõ ôáêáôýðåñèå åéò ôçí ìåóüãáéáí, und der Maris fliesst' mitten durch ihrLand. Die vorgeschichtliche Cultur des agathyrsischen Landeslässt sich aus zahlreichen Fundstücken, welche der neolithischen,der Kupfer- und der Bronzezeit angehören, annähernd erkennen;vgl. darüber Carl G-ooss (Archiv d. V. f. siebenbürg. Landes-kunde ×ÐÉ. Bd. 1877 S. 409 ff. 466 ff. 529 ff.). Im Landeselbst wurde jedenfalls Gold und Kupfer gewonnen; beideMetalle waren schon den Indogermanen bekannt, und die erz-und goldreichen Gebiete der ungarischen Länder haben ohneZweifel einen Theil der indogermanischen Heimstätte gebildet.— Sitten und Bräuche der Agathyrsen waren thrakisch; alseigenthümlich wird nur die Ueppigkeit und das Geschlechts-leben dieses Volkes hervorgehoben (Hdt. IV 104). Es herrschtebei ihnen Weibergemeinschaft (Ýðéêïéíïí ôùí ãõíáéêþí ôçí ìúîéíðïéåàíôáé), unter dem Vorwande, sie würden dadurch ,ein einigVolk von Brüdern' frei von Neid und Feindschaft. Der Berichtlautet übertrieben, und die Motivierung legt Zeugniss ab vonder humoristischen Ader der Olbiopoliten; es werden im Gefolgeder Ueppigkeit die ehelichen Bande sich etwas gelockert haben;auch mochte es vorgekommen sein, dass ein Agathyrse eineoder die andere seiner Frauen dem Gastfreunde überliess, umein andermal die gleiche Gunst von diesem zu beanspruchen;bei den Thraken war namentlich den Jungfrauen volle Freiheitim Umgänge mit den Männern gestattet. Weiter heisst es:Üâñüôáôïé Üíïñþí å?óé êáé ÷ñõóïöüñïé ôá ìÜëéóôá. Noch jetzt istSiebenbürgen an G-old ergiebig; es wird daselbst von Zigeunernund Wlachen aus dem Sand der Bäche ausgewaschen. Alsbegehrtes Tausch object brachte das Gold den Agathyrsen die

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Fabrikate des Südens sowie die Gaben entfernter Länder,Perlen, Bernstein und Zinn, ein; zuletzt kamen Münzen insLand, von Kerkyra, Apollonia und Dyrrhachion, von Thasos,Erythrai und Lysimacheia.

Einen Beitrag zur Charakteristik des Volkes lernen wirdurch Aristoteles kennen (Problem. 19, 28): die Agathyrsenhatten den Brauch (wie die gallischen Druiden), die Summeihrer Gesetze in Gesangsform dem Gedächtnisse ihrer Nach-kommen zu überliefern. Der jüngere Pisander hatte der Aga-thyrsen gedacht mit Anspielung auf den dionysischen èýñóïò(St. B.); Valerius Flaccus gebraucht die Form Thyrsagetae.Etwas Weinbau war im Lande vorhanden, das überhaupt ver-möge seiner alpinen Natur für Mythenbildung wie geschaffenist; eine dem Z^lmoxis entsprechende Naturgottheit wurde dortseit Alters verehrt. Sonst wird den Agathyrsen noch die Be-malung des Leibes zugeschrieben; auf das Vorhandenseineines Geschlechtsadels weist der Beisatz: je dichter und grösserdie farbigen Zeichen der Haut eingeprägt waren, einen destohöheren Rang der Person zeigte dies an. — Später hat mandas Volk nicht mehr vorgefunden, es wurde immer weiter inden Norden hinausgeschoben; denn als die Römer in den Donau-ländern auftraten, hörten sie nicht mehr von Agathyrsen; einganz anderer Name war im Karpat üblich geworden, derdakische.

DACI (sing. Däcus, C. I. VI n° 3236 Daqus), ÄÜêïé oderÄÜêïé, auch ÄÜêá'. und ÄÜêåò, in der Tab. Peut. DAGAE (wieSagae für Sacae), nannten sich die vormaligen Trausen, dieBrüder und Nachbaren der Geten; völlig unbekannt ist unsdie Veranlassung zum Aufkommen dieses schwer deutbarenNamens. Strabo (p. 304, St. B.) erinnerte an die ÄÜïé; CassiusDio an die ÄÀïé und das Äéáêßí ãÝíïò, was er ohneweiters inÄáêéêüí änderte. In neuerer Zeit hat Leo skr. dhavaka ,Läufer,Renner' verglichen; näher liegt das dakisch-thrakische Wortdava : deva ,Siedelung', von der Wurzel dhe : dhe .setzen', unddie Daken wären dann ,Sassen'. Sonst liesse sich noch die Wurzeldas ,zeigen' heranziehen (vgl. äå-äáþò ,kundig'; also Leute,welche sich verstehen). Strabo, welcher die Daken nachgriechischem Brauche stets Geten nennt, bezeichnet sie aus-drücklich (VII p. 303. 305) als ïìüãëùôôïí ôïéò èñáîßí Ýèíïò. Dies

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ergibt sich auch aus den geringen Sprachresli:; z. B. aus denPersonennamen auf -porus (thrak. bithyn. -'éé-ïñéò, von Wurzelper : per ,durchbohren, stechen, schlachten') und den Ortsnamenauf -dava (vgl. Desu-dava im Lande der strymo^ .sehen Maiden);doch müssen dialektische Abweichungen für das Dakische natur-gemäss zugegeben werden.

Der erste dakische König, den die Geschichte zu nennenweiss (lust. XXXII 3, 16), war OROLES (vgl. den Thraken¼ëïñïò, "Ïñïëïò): lange kämpfte er unglücklich gegen die Ba-starnen, welche um die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. aufdem Gipfel ihrer Macht standen; endlich gelang es ihm, denMuth seiner Mannen dadurch anzustacheln, dass er sie nöthigte,alle weiblichen Dienstleistungen zu verrichten, wie es Memmengeziemt. Die Daken fassten ein Herz und schlugen die Ba-starnen. Wir finden frühzeitig (110) Daken als Waffenbrüderder Skordisker im Kampf mit den Römern (Frontin. II 4, 3):Minucius Rufus imperator a Scordiscis Dacisque premebatur,quibus impar erat numcro. Als C. Curio die Dardaner be-zwungen hatte (74), rückte er bis zu den Stromschnellen derDonau (êáôáññÜêôáé Strab. p. 304) vor, willens, ins Dakenlandeinzudringen; doch schreckten ihn, wie Floms bemerkt, die un-erforschten Waldberge und Thäler ab. Vielleicht hatte schondamals Boirebista zu regieren begonnen.

Dieser dakische Herrscher führte im Verein mit denPriestern, an deren Spitze Ëåêáßíåïò (Strabo nennt ihn einenÜíÞñ ãüçò; ob er aus Aegypten gekommen war, darf bezweifeltwerden) stand, ein grosses Reformwerk durch, die sittlicheHebung der Nation. Mitten im Lande, in einer unzugänglichenHöhlengegend, erhob sich bei einem Flusse der Berg Êéïãáßùíïò,zubenannt der ,heilige', weil man ihn für den Sitz des Natur-gottes (Zaimoxis) hielt; hier hatte auch der jeweilige Ober-priester, ,der Nachfolger des Gottes', seinen Aufenthalt; seltenverkehrte er mit der Aussenwelt, nur der König und seineDiener erholten sich bei ihm Rathes. Seine Rathschläge wurdenals .göttliche Befehle' verkündet, und das Volk gehorchte demKönige um so williger, weil es in seinen Befehlen den gött-lichen Willen ersah. Stets hatte der Pontifex Antheil an derRegierung. Boirebista wusste mit Hilfe des Dekaineos seinVolk zu bereden, den Weinstock auszurotten und ohne Wein

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zu leben; die Heeresdisciplin wurde mit allen Mitteln straffgehalten. Durch häufige und unglückliche Kriege hatten sichdie Daken sehr geschwächt; durch Nüchternheit und Folgsam-keit, wie durch das theokratische Regimen erstarkt, erwehrtensie sich in wenigen Jahren der Grenzfeinde und unterwarfensich sogar die meisten Nachbarvölker. Gegen die Germanenbildete das hercynische Bergland die Grenze, wo die ANARTESsassen (Caes. B. Gall. VI 25, 2; ein Collectivname für keltischeStämme; vgl. ir. anart ,sago indutus', von kelt. an === pan,weben' gr. ðÞíïò etc.?). Die Bastarnen scheinen damals nichtmehr Feinde, sondern Waffengenossen des Boirebista gewesenzu sein; so konnte er denn auch nach dieser Seite Erfolge er-ringen: åúëïí ôçí ¼ëâßáí ÃÝôáé êáé ôÜò áëëÜò ôá; åí ôïéò áñéóôåñïýòôïõ Ðüíôïõ ðüëåéò ìÝ÷ñé Áðïëëùíßáò (Dio Chrys. or. 36 II, p. 75 R.);diese ôåëåõôáßá êá' ìåãßóôç áëùóéò von Olbia fällt etwa in dasJahr 50 v. Chr. — Boirebista überschritt mehrmals die Donauund verheerte alles Land bis Makedonien und Illyrien; mit dengalatischen Skordiskern verbunden, deren Gebiet am Saus undMargus er bereits früher verheert hatte, warf er sich (ca. 44.43) auf die Teurisker (Noriker) und Boier, deren KönigKritasiros war, und vernichtete die letzteren gänzlich; schwacheReste der Boier verblieben in den ,Einöden' südöstlich vomNeusiedlersee. Die Daken unter Boirebista· vermochten einHeer von 200.000 Mann aufzustellen; so erschienen sie denRömern furchtbar, ein áýóôçñïí êáé öéëïðüëåìïé êáé ãåÀôïí Ýèíïò (App.Â. civ. Ð 110), gegen welches Caesar eine grosse Expeditionauszurüsten begann, bevor ihn der Tod ereilte (15. März 44).Aber auch sein Zeitgenosse Boirebista wurde zuletzt von einigenEmpörern entthront, welche das theokratische Regimen sattbekommen hatten: sein Reich schied sich in vier Theile.

Nach Dio Chrysostomus (lord. 11 fg.) soll nach Dicineusils rex et pontifex COMOSICUri höchst gerecht regiert undnach diesem CORYLLUS den Thron durch 40 Jahre einge-nommen haben; die übrigen Berichte wissen davon Nichts.Von jenen vier Tbeilherrschern werden zur Zeit des zweitenTriumvirates (40—31) zwei namhaft gemacht, Äéêüìçò (Plut.Ant. 63) und Êïôßóùí (Suet. Oct. 63); einen dritten, Óêïñýëùí(vgl. Coryllas des lord.) lernen wir aus einer Anekdote beiFrontinus I 10, 4 kennen. Als M. Crassus gegen die Bastarnen

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kämpfte, sassen am rechten Donauufer drei Fürsten der G-etenoder richtiger (vgl. Cass. Dio LI 53) Daken, Ôþëçò, ÄÜðõî undÆõñÜîçò. Am linken Ufer muss aber noch die Macht des Cotisobestanden haben, da wir wiederholt von dessen Einfällen überdie Donau (nach Pannonien?) hören; auch sarmatische Hordenwaren dabei betheiligt. Um endlich Ordnung zu schaffen,schickte Kaiser Augustus nach Beendigung des pannonisch-delmatischen Krieges den Gnaeus Lentulus aus, um das schwerzugängliche Dakenvolk vom Donaulimes zu entfernen; diesersetzte über die Donau und schlug nachdrücklich die Daken,deren Reich damals sogar in fünf Theile geschieden war (Strabop. 304); so wurden die ,gentes DACORÜM' gezwungen, dieBefehle des römischen Volkes über sich ergehen zu lassen(Mon. Ancyr. V 47—49). Damals wurden, wie Strabo bezeugt,50.000 gefangene Daken von Aelius Catus am rechten Uferunter den Moesen angesiedelt. — Unter Tiberiua herrschte Ruhe;aber es scheinen damals in das Flachland zwischen der Donauund Theiss die sarmatischen lazygen eingedrungen zu sein —ein Ereignis, welches die Macht der Daken an der Westseiteschwächte: DAd, pulsi ab lazygibus montes et saltus tenentusque ad Pathissum amnem (Plin.). Gleichwohl hören wir voneinem Einfalle der Daken und Sarmaten in Moesien (ca. 35,Suet. Tib. 41). — Unter Nero finden wir den Einfluss derrömischen Macht sehr gefestigt, wie die Inschrift des Ti. PlautiusAelianus lehrt (C. I. XIV n0 3608 a. 56/57): 100.000 trans-danuvianische Familien mit ihren Stammeshäuptern wurden ansrechte Ufer gebracht und zur Steuerleistung gezwungen; durchdas Eingreifen der Legionen erhielten die Könige der Bastarnenund Rhoxolanen ihre Söhne, die Könige der Daken ihre Brüderaus Feindesland wieder zurück. Die Wirren nach Nero's Todewurden jedoch von den Rhoxolanen, lazygen und Daken zuneuen Einfallen ausgenützt. Die grossen Kriege der Dakenunter Dekebalos, dem Nachfolger des Duras, und die Unter-werfung des dakischen Landes durch Traianus (107) dürfenwir übergehen, da hierüber vortreffliche Arbeiten vorliegen,ebenso die Zustände dieser Provinz bis auf Gallienus und Aure-lianus; Alles, was sich an Namen knüpft, wird in der 2. Ab-handlung zur Sprache kommen. Nur Folgendes sei hervorgehoben.

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Traianus hatte den Beschluss gefasst und ausgeführt, diedakische Nation auszurotten; das Loos der Vernichtung wider-fuhr nicht nur dem königlichen Hause und allen Edelingen,die nicht rechtzeitig zu den freien Bergstämmen entkommenwaren; auch von den Wehrhaften, die der lange Krieg etwaverschont hatte, wurde der grösste Theil nach römischem Brauchin die Sklaverei verkauft. Was sonst übrig blieb (erwähntwerden dakische Reiter ausser Landes unter Hadrian, denenerlaubt war, ihre einheimischen Schlachtrufe zu gebrauchen, Arr.Tact. 44), verfiel in der zweiten Generation der Romanisierung.Aus der römischen Dacia ist uns nicht eine einzige dakischeGottheit, nicht ein einziger dakischer Personenname bekanntgeworden! Die ins Land gezogenen Colonen kamen vorwiegendaus Kleinasien, Thracien, Macedonien, Dalmatien und Pannonien— das dakische Element war ganz verdrängt, und Alles sprachrömisch. Die Namengebung der Ortschaften, Berge und Flüsselässt sich aber nicht so leicht verdrängen. Der Pinax desPtolemaeus, der uns die Dacia Traiana darstellt, zeigt unsneben neuen römischen Castellanlagen eine Reihe offener Orte(dava) aus der dakischen Zeit, sowie einige Reste der dakischenStämme: wenn wir nämlich aus den drei Reihen von , Völker-schaften', welche Ptolemaeus verzeichnet, zuerst die nach Ort-schaften benannten herausnehmen (Burridavenses, Potulatenses,Albocenses, Saldenses, Ratacenses, Sienses, Cotenses, Caucoenses),ferner die fremden "Áíáñôïé und Ôåõñßóêïé, welche durch den Ein-bruch der lazygen ins dakische Nordland waren verschlagenworden, so bleiben nur noch drei Stämme übrig: Âßçöï'., ÊåéÜãåéóïéund ÐéÝöåéãïé. Die erstgenannten sassen nördlich vom Temesch-fluss am Westrand der Bergumwallung; die beiden anderen amlinken Donauufer östlich vom Altfluss; auf beiden Gebietenfehlen römische Inschriften, die Namen selbst sind echt dakisch;also haben sich hier am längsten dakische Volksreste erhalten.

Nach 150jährigem Bestande wurde die Provinz von denRömern aufgegeben — zu mächtig erwies sich der Ansturmder germanischen Völker, der Vandalen und Tervingen. Dochgieng die Räumung in voller Ordnung vor sich, die Legionenund Provinzialen wurden südlich von der Donau geborgen,wo eine neue Dacia erstand. Doch darf eingeräumt werden,dass nicht Alles über den Strom gezogen wurde, und dass ein

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Theil der minderen Bevölkerung im Lande zurückblieb —Krämer, Handwerker, Bauern und Hirten — ein Element, vondem sich Reste der dakischen und römischen Namengebung(z. B. Ampelum, slaw. Omplü, magy. Ompoly, Ompoy) auf diespäteren Insassen vererben konntet Die Besitznahme der Daciadurch die Germanen trägt mehr einen tumultuarischen, vorüber-gehenden Charakter; dauernder erwiesen sich die Spuren derslawischen Besiedlung in allen Ortsnamen; dann folgt dieungarische Einwanderung, die sächsische und zuletzt die wla-chische. Jene inferioren römischen Ueberbleibsel haben sichgegenüber der slawischen Einwanderung nicht halten können,sowie im Laufe der Zeiten selbst das slawische Element ein-gieng. Der römische Grundstock der wlachischen Dialekteweist mit Notwendigkeit auf eine südlich von der Donau ge-legene Heimstätte hin und auf den sermo rusticus, wie er sichvon 400 bis 600 in der illyrisch-thrakischen Diöcese ent-wickelt hat.

Ausserhalb der römischen Provinz Dacia gab es im kar-patischen Waldgebirge neben den Bastarnen und Transiugitanen(Amm. XVII 12; Transmontani, Ptol.) unabhängige Stämmedakischer Abkunft, ÄÜêïé ï', ðñüóïñï'., ï'é õðÝñ ôç·; Äáêßáí âÜñâáñï'.áõôüíïìïé. Wir betrachten zuerst die westlichen Stämme, welchevon der oberen Theiss an bis zu den Quellen der Weichselsassen und in diese Sitze durch den Einbruch der lazygenwaren verdrängt worden, gleich den ¢íáñôïöñÜêôïé, die wirweit von den übrigen "Áíáñôïé an den Weichselquellen finden;an diese schliessen sich die ¢ñóéÞôáé an, mit dem Orte ¢ñóüíéïí;lag auch noch Óåôß-ïáõá in ihrem Gebiete, so dürften wir dieArsieten mit einigem Rechte für einen dakischen Stamm halten.Sicher gilt dies von den Óáâùêïé, deren dakische Herkunft durchdas Element -âþêï', (vgl. Êïéóôï-âþêïé) erwiesen wird. Sie werdenals Theilnehmer am Markomannenkrieg erwähnt (lul. Capitolinus,M. Aur. 22, l: Bessi, Cobotes, d. i., nach Müllenhoff, SABOCES).Weiter ostwärts sassen die ÐéåããÀôáé, vielleicht Anwohner irgendeines, Pienga genannten, Flusses. Südlich von beiden, mitten imKarpates, verzeichnet der Pinax Âßåóóïé, deren Name eine demdakischen Dialekt entsprechende Nebenform von ÂÞóóïé —jenemgrossen thrakischen Centralvolke — darstellt; wie erwähnt,werden sie im Markomannenkriege neben den Saboken erwähnt,

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und zwar in der classischen Form BESSI. SafaFik und Leiewelhaben auf diese dakischen Bessen den Namen des Ortes Beskound des Bergzuges der Beskyden zurückfuhren wollen, wasnatürlich sehr unsicher ist; sie sassen jedenfalls südlich vomDukla-Passe, dem Einfallsthore der vandalischen Stämme, undöstlich von den germanischen Âïàñïé, den Nachbaren der lazygen;diese Buren treten schon unter Dekebalos als Verbündete derDaken auf.

Unmittelbar an der Nordgrenze der Provinz Dacia sassen,neben Anarten und Teuriskern, dakische Êïóôïâùêïé, an dieseschlössen sich die Bastarnen vom Tyras und weiter südlich dieKarpen an. Die von Ptolemaeus vermerkten Orte Êáñóé-ïáýáund Êëçðé-ïïþá dürfen wotil für kostobokische Ansiedelungengelten. Das Element êïóôï- (mit den Varianten êïéóôï, êéóôï-)wird uns auch in der thrakischen Nomenclatur begegnen;-âþêïé, sonst nur in Óá-âþêïé erhalten, erinnert an gael. bocc(ot),Buckel' (z. B. am Schilde) und an slaw. bokü ,Seite, Bergab-hang'. Ein dakischer Provinziale (Ephem. epigr. V n0 496)erhielt das Cognomen COSTOBOCUS, ,quod inter Costobocosnutritus sit'. Es gibt sogar Münzen dieses Volkes (Eckhel, DN.VI 330). COSTOBOCI erscheinen in der Reihe der Völker,welche sich zur Zeit des markomannischen Krieges an denrömischen Grenzen drohend erhoben hatten (Capitol., M. Aur. 22),neben den Bastarnen; in der That finden wir die traianischeProvinz unter dem tapferen Statthalter M. Claudius Fronto(ca. 170) von den Barbaren ernstlich bedroht; unter seinemNachfolger Cornelius Clemens fielen die vandalischen Azdingenmit aller Macht über die Kostoboken her (Cass. Dio LXXI 12):ôçí ôùí Êïóôïõâþêùí ÷ùñÜí ôïéò ïðëïéò êôçóüìåíïé, íéêÞóáíôåò ïÝ åêåßíïõò.êáé ôçí Äáêßáí ïýïÝí Þôôïí Ýëýðïõí. Dieser dakische Stamm geriethalso damals unter die Herrschaft der Vandalen; grosse Schaarenzogen es jedoch vor. Reissaus zu nehmen, den Durchzug durchDacien und Moesien zu erkämpfen und in Raubbanden auf-gelöst nach Macedonien vorzudringen. Eine stadtrömische In-schrift (Arch.-epigr. Mitth. 1890 ×ÐÉ 189) nennt einen L. luliusVehilius Gratus lulianus, der als praep. vexillationis per Achaiamet Macedoniam ,adversus CASTABOCAS' kämpfte. Eine Raub-schaar drang bis Phokis vor, wo sie Mnesibulos aufrieb (165),wie Pausanias (X 34, 5 vgl. Suid. ëçóôáß) berichtet: ôï ïÝ

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Êïóôïâþêùí ôùí ëçóôéêþí ôï êáô' ÝìÝ ôçí ÅëëÜäá Ýð(äñáì'ïí Üößêåôïêá; Ýð'é ôçí ¸ëÜôåéáí. In die Zeit des Kaisers Phis oder auchdes M. Aurelius fallt wohl jener PIEPORUS REX COISSTO-BOCENSIS, dessen Enkel Natoporus und Drilgisa zu Rom ihrerGrossmutter Zia'fs, Tochter des dakischen Magnaten Tiatus,einen Inschriftstein setzten (C. I. VI n0 1801); diese Enkelwaren wohl als Geiseln nach Rom gekommen, und Pieporus(vgl. ÐéÝ-öåéãïú und die thrak. Eigennamen auf -poris) war ent-weder ein Grenzfeind oder ein unzuverlässiger Bundesgenosseder Römer gewesen. Noch später hat Antonius Caracalla denfreien Daken Geiseln abgenöthigt; sie wollten unter Macrinus(208) in die Provinz einfallen, standen jedoch davon ab, als siedie Geiseln zurückerhielten (Cass. Dio LXXVIII 27). DieKostoboken verschwinden seit dem Einbruch der Vandalenvöllig von der Bildfläche.

DAC(i) · PETOPORIANI werden in der Tab. Peut. ander Grenze von Dacien neben den Bastarnen vermerkt: eswaren wohl Kostoboken oder auch Karpen, welche zur Zeit derAntoninen unter einem Fürsten, Namens PETO-POBÜS (vgl.Pie-porus) standen — ob als Grenzfeinde, ob als VerbündeteRoms, lässt sich nicht entscheiden. Die Tabula verzeichnetferner neben DAGAE oder den freien Daken über den Donau-mündungen PITI-GETAE (GR. Geto-Githi): es sind vielleicht,picti Getae' d. h. Daken, welche ihren Leib bemalen (vgl.Plin. XXII 2: apud Dacos mares quoque corpora inscribunt;ÕÐ 50).

Êáñðï-äÜêáé erwähnt Zosimus IV 34 (a. 380) als Bundes-genoasen der Hunnen und germanischen Skiren; diese mitËÜêá', zusammengesetzte Form erweist den innigen Zusammen-hang der Êáñðïß mit der dakischen und thrakischen Nation(vgl. Êáñðïýäáéìïí, Ort im Haemus; und ÊáñðÜôçò ïñüò). AlsÊâëëéðð'äáé — mit gemächlich gedehnter skythischer Aussprache— treten sie schon bei Herodot (IV 17) in der Nähe von Olbiaauf: óúôïí êáé óðåéñïõóé êáß óéôÝïíôáé, êúß êñüììõá êáé óêäñïïá êáé öáêïýòêáé êÝã÷ñïõò; unter dem Einfluss der Städter hatten sie sich in¸ëëçíåò Óêýèáé verwandelt. In der echteren Grundform Êáñðéäá;verzeichnet sie Scymnus 841 als Barbaren zwischen den Donau-mündungen und den Óêýèáé Üñïôçñåò. Westwärts mochten siesich an den Seret (ÔéÜñáíôïò, 'ÔÝñáóïò, byz. ÓÜñáôïò, ÓÝñåôïò) an-

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lehnen: in dieser Lage kennt Ptolemaeus das Volk der "ëñðéï'.,d. i. eine dialektische Nebenform von ÊÜñðéïé, mit dem Vororte"Áñðéò über dem Sumpfe èéáãüëá und den peukinisch-keltischenÂñéôïëÜãáé; zahlreiche Ortschaften auf -dava entlang dem Sereterweisen die dakische Herkunft der Harpier, so wie der weiternordwärts aus einem römischen Bericht eingesetzten Êáñðéáíïß.Diese Karpianen mögen an der Quelle, des Prut den Kostobokendie Hand gereicht haben. Seit dem. Markomannenkriege tratenauch die CARPI als Grenzfeinde auf; sie verbreiteten bei ihrenEinfällen in den limes Dacicus Schrecken und Flucht; garmancher Pr.ovinziale mochte, wenn er ihren Händen entgieng,den Göttern danken (vgl. C. I. III n° 1054 ,a Carpis liberatus,pro salute sua et suorum'). Von den Donaumündungen herfielen sie meist in das benachbarte Moeslen ein. Unter Maximusund Balbinus (237/38º begann der gothische Krieg mit der Ein-nahme von Histropolis durch die Barbaren; schon damals wurde,a Carpis contra Moesos' gekämpft (Capitol., 16); Dexippus schil-derte weitläufig, & Êáñðïß êáé ôá. åôÝñá âÜñâáñá Ýèíç Ýðñáîáí (Euagr.Hist. ecci. V 24). Unter Gordianus III. war in Moesien StatthalterTuUius Menophilus (240—242, Priscus fr. 8); da der Kaiserden Gothen Jahrgelder bewilligt hatte, forderten solche auchdie Karpen: çìåßò ãáñ êñåßôôïíåò ôùí Ãüôèùí ÝóìÝí — ohne jedochetwas zu erreichen. Sie verbanden sich, 3000 Mann stark, mitden Schaaren der Ostrogotha; lordanes (Get. 16) schildert dieCarpi als ,genus hominum ad bella nimis expeditum, qui saepefuere Romanis infesti'. Kaiser Philippus schlug jedoch (245)ihre Angriffe zurück (Zosimus I 20: áõôüò åðß Êáñðïýò Þäç ôá ðåñßôïí "Éóôñïí ëçúóáìÝíïõò ÝóôñÜôåõóå). Die nördlichsten Castelle vonDacia waren damals schon aufgegeben. Unter Decius wurdezwar Dacien noch gut vertheldigt; aber Moesien und das Haemus-gebiet wurde von den Gothenschaaren des Cniva, denen sichwiederum Karpen angeschlossen hatten, verheert; im Kampfemit diesen fiel Decius bei Abryttus. Unter Gallus und Gallienuswurden die pontischen und ägäischen Gestade von germanischenPiraten beunruhigt; die Haemusprovinzen litten durch die Ein-falle der Gothen und Karpen; die Provinz Dacia gieng ver-loren (257). Der tüchtige Kaiser Claudius regierte zu kurz,als dass seine Heeresreform Dacien hätte retten können. Daselbst alle Haemusländer von den Barbaren durchzogen und

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verwüstet wurden, gab Aurelian diese Provinz endgiltig" auf(271); als er aus dem Orient zurückkehrte (274), schlug er inThracien die Gothen, Karpen und Sarmaten; unter seinenTiteln begegnet daher auch Carpicus — er selbst pflegte gering-schätzig Carpisculus zu sagen. Unter Diocietianus und Galerius(ca. 295) wurden die Sarmaten, die Karpen und die Bastarnenin zahlreichen Schlachten geschlagen und bedeutende Restedieser Völker in den Donauprovinzen, Pannonien und Moesien,angesiedelt (vgl. Aur. Vict. Oaes. 34: Carporum natio translataomniB in nostrum solum). Wir sehen also, dass selbst das nörd-lichste Grenzvolk des trajanischen Daciens, die Bastarnen, ausdem solum Barbaricum vertrieben, in der Komania Aufnahme fand;und da soll eine die römische Cultur ruhig weiter fortpflanzendeMasse römischer Provinzialen im Karpatenland sich weit überdie Zeit der Völkerwanderung hinaus erhalten haben? Alle indie Romania aufgenommenen Nationen verwandelten sich baldin lateinisch sprechende Provinzialen; so auch die Karpen undBastarnen. Ein Kömer karpischer Abkunft war der in Sopianaegeborene Staatsmann Maximinus (Amm. Marc. XXVII l, 5:ortus a posteritate Carporum, quos antiquis excitos sedibusDiodetianus transtulerat in Pannoniam). Als Valens (376) ander unteren Donau gegen die Gothen kämpfte, lagerte er ,propeCarporum vicum' am moesischen Ufer (id. XXVIII 5, 5). JeneKapTOSosx.flH, welche noch unter Theodosius I. als Genossen derHunnobulgaren und Skiren auftreten, werden bald unter diesenVölkern verschwunden sein. Was die Bastarnen betrifft, sofinden wir ihre letzten Spuren im Haemus: hier führt nochProkop ein moesisches, im Gebiet von Nikopolis gelegenesCastell Bayc^pval an; ein zweites Castell Basxepvat gab es noch inspäthyzantinischer Zeit zwischen Beroe und Lardea an der Beugeder Tundäa. Mit den Karpen ist der Kreis der thrakischen Kar-patenvölker geschlossen; Alles, was mit dem Namen der römi-schen Provinz Dacia zusammenhängt, die barbarischen Stämmesowohl wie die römischen Provinzialen, hatte südlich von derDonau, in der Dacia des Aurelianus und im Haemus, eine neueHeimstätte gefunden; hier hat sich auch die ostromanische oder/wlachische' Nation herausgebildet. An dieser Bildung haben dieverschiedensten Völker und Stämme theilgenommen; der ältesteGrundstock jedoch gehört unstreitig der thrakischen Nation an.

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Damit Nichts fehle, sei hier noch an den Ursprung desNamens .Wlache' erinnert. Die galatischen VOLCAE (vgl.gael. folc ,celer, alacer'), welche entlang dem hercynischen undkarpatischen Bergzuge1 Nachbaren der Germanen gewordenwaren und von diesen Valhos genannt wurden, standen dengermanischen Stämmen als ein fremdes und anderssprachigesVolk entgegen; da schliesslich alle volkischen Stämme der Ro-manisierung anheimfielen, erhielt jene Bezeichnung den Begriff»Romanen'. Name und Begriff fanden im Slawischen Eingang:dieses bezeichnet mit Viahü (pl. Viasi) jeden .Weischen', vorallem jedoch den Ostromanen; der Nebenbegriff .Wanderhirte'ergibt sich aus der Thatsache, dass der Ostromane im Mittel-alter vorzugsweise als Viehzüchter und Wanderhirte auftrat.Sowohl jene Hirten, welche von der unteren Donau seit dem11. und 12. Jahrhundert in das Karpatenland einwanderten,als auch jene, welche im späteren Mittelalter dem Zuge desKarpat folgend bis nach Mähren kamen, wurden Wlachengenannt.

IV. Allgemeines über die Thraken.

Das Volk der Thraken hatte seine Heimat in der kühlenHochregion des karpatischen Bergzugcs, auf dessen Halden esder Viehzucht oblag. In der thrakischen Namengebung spielt,wie sich zeigen wird, ähnlich wie bei den Ariern und Griechendas ROSS eine hervorragende Rolle; die Jagd zu ROSS bildetedas Hauptvergnügen des Nordländers. Als lange nach demAbzuge der arischen Nachbaren die Thraken als Eroberer überden Haemusgürtel hinabstiegen, fanden sie da in den moesischenund phrygischen Stämmen leiblich und sprachlich verwandteürsassen vor, die sie theils bewältigten, theils bei Seite schobenund zur ägäischen Küste drängten; der Thrakenname — un-gewiss, wie zu deuten — wurde vom Bosporus bis zum Strymonallherrschend; selbst die ,hohe' Samos erhielt den Beinamen9pYi'tx(r(, und der nördliche Theil des ägäischen Beckens hiess

' Beachtung verdient eine von R. Much (in Siever's Beiträgen z. Geaeh,d. d. Spr. XVII. Bd., S. 12) vorgebrachte Ansicht, wonach die Wohn-sitze der Volken auf das Marchland beschränkt und- volkische Händlerdie Träger des Handelsverkehrs zwischen Süd und Nord waren — daherdie allgemeine Bekanntschaft ihres Namens bei den Deutschen.

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fortan èñÞíïò ðüíôïò, ôï ðÝëáãïò ôï èñçÀêéïí, èñáêßá èÜëáóóá.Sogar als Piraten mögen die Thraken einst aufgetreten sein;an Schiffsbauholz war ihr Bergland reich, und es wird voneiner ,thrakischen Thalassokratie' gesprochen, wie von Piraten-zügen nach Naxos. Aber den Seevölkern des Südens warenhierin die thrakischen Nomaden doch nicht gewachsen, und inhistorischer Zeit blieb die Thätigkeit derselben durchaus aufdas Festland beschränkt. Während die Eroberer als Vieh-züchter, Jäger und Krieger in der Cultur eine primitive Stufeeinnahmen — die Geschichte bietet Beispiele genug von No-madenstämmen, welche höher stehende Völker überfluthethaben —, standen die Untergebenen theils infolge eigenerThätigkeit auf dem milderen und culturfreundlicheren Boden,theils infolge inniger Berührungen mit der vom Orient starkbeeinflussten lelegisch-pelasgischen Völkerwelt, bereits auf einerrelativ höher entwickelten Stufe; man kann sagen: Boden-wirthschaft, Bergbau, Handwerk und Verkehr lagen in denHänden der älteren Landesbewohner. Der Gegensatz zwischenden beiden Bevölkerungsschichten Thrakes spricht sich amdeutlichsten in den mythologischen Gebilden aus: während dieägäischen Küstenstämme mit ihren orgiastischen Gülten sichinnig an die nach Kleinasien ausgewanderten Brudersippen an-schliessen, zeigt die Sagenwelt der Thraken grössere Verwandt-schaft mit jener der nordischen Völker, namentlich der Ger-manen; doch lässt sich eine endliche Ausgleichung auch aufdiesem Gebiete an der Geschichte des dionysischen Cultes ver-folgen, wobei sich -die Thraken als der empfangende Theilzeigen.

Vielen Forschern, zumal W. Heibig (Das homerische Eposaus den Denkmälern erläutert, 1884, S. 4 ff.), war es aufgefallen,dass das Epos die Thraken in Hinsicht auf Bewaffnung undmaterielle Cultur als den Achaiern ebenbürtig behandelt. Wiedie Achaier, so kämpfen die ,thrakischen' Bundesgenossen derTroer auf Streitwagen, sie tragen die gleiche eherne und reich-verzierte Rüstung, die gleichen Helme, sowie lange auf Hiebund Stich berechnete Schwerter; selbst von einem herrlichenthrakischen Becher ist die Rede; von der musischen Begabunglegt der Thrake Thamyras Zeugniss ab. Die Phoeniker hatteneinst die Metallschätze des Pangaios und von Thasos aus-

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gebeutet; vielleicht gieng ihre Metalltechnik auf die Thraken über,und konnten phoenikische Fabrikate als thrakische in Umlaufkommen; zwischen der thrakischen Küste und den klein-asiatischen Griechenstädten fand bereits im homerischen Zeit-alter ein reger Verkehr statt. Unmöglich konnten daher dieSänger die Zustände der wohlbekannten Thraken dichterischidealisirt haben! Wie verschieden von diesem älteren Cultur-stande zeigen sich später die ökonomischen Zustände und dieGesittung der rohen, der Trunksucht völlig ergebenen thrakischenStämme! Offenbar war, meint Heibig (S. 9), die alte ythrakische'Cultur eine ,kurzlebige Treibhauspflanze' gewesen, welche dieorientalische Civilisation der Phoeniker, die bloss friedlichenTauschhandel getrieben hatten, ins Leben rief; dieses Gewächswurde aber in seiner Entwicklung gehemmt, als die Phoenikerausblieben, und erstickt von der aufschiessenden Macht derGriechen, welche auf der thrakischen Küste Ackerbaucoloniengründeten und unter Kämpfen stetig an Boden gewannen. Soverfielen die Tbraken wiederum in einen barbarischen Zustand,ähnlich wie die Irländer, die einst Culturträger waren, späteraber zu Heloten herabsanken. Wir müssen von unserem Stand-punkt aus Folgendes bemerken. Die Cultur der binnenländischenThraken war sich vom Anbeginn bis in die hellenistische Zeitgleich geblieben; sie trug stets den Charakter der Rohheit deraltindogermanischen Zustände; nur der kriegerische Sinn unddie kräftige Physis zeichneten den echten Thraken allezeit ausund befähigten ihn zur Rolle eines Eroberers. Der höhereStand der Civilisation der homerischen Thraken gilt einzig undallein für die höher gesitteten Küstenstämme phrygischer Ab-kunft; es war eben die höhere geistige Begabung und derbessere Culturstand, was diese Stämme schliesslich demHellenismus zuführte, der hier nicht bloss eine auflösende,sondern auch eine befruchtende Thätigkeit entfaltet hat.

Der Thrake blieb allezeit angestrengter schaffender Thätig-keit abhold; seine Losung war der Krieg, seine Lust die Jagd,seine Sorge das ROSS; Bodenanbau, Gewerbe und niedere Han-thierungen überliess er den Untergebenen; für edelgeboren(ãíÞóéïé, thrak. æéâõèßäåò) galten ihm nur die Söhne des Mars,das Handwerk verachtete er (Hdt. II 167); oder, wie Herodotan anderer Stelle (V 6) sich ausdrückt, ,sein Liebstes ist, von

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Krieg und Raub leben; nichts zu arbeiten gilt ihm für hoch-anständig, Feld bauen für ehrlos (Üñã'ïí åßíáé êÜëëéóôïé, ãçò 8sÝñãÜôçí ÜôéìüôáôïíÕ — hierin glich er also dem Bastarnen, auchwohl dem kriegerischen Germanen. Auf Ausbeutung der unter-gebenen beruhte das Wesen der odrysischen Fürsten; offenherziggestand Seuthes: ,Ich lebe von dem, was ich mit meinem Kriegs-volk auf dem mir vom Vater hinterlassenen Gebiete erbeute.'Dass voreinst auf dem Boden Thrakes grosse innere Reibungenstattgefunden haben, Verschiebungen von Stämmen, ja völligeVernichtungskämpfe — das bezeugen die wiederholten Auszügevon Stämmen und Völkern nach dem kleinasiatischen Süden.Auf dem Tummelplatz des Ares gab es keine Einigkeit derVölker; wo sich Staatswesen bildeten, wie bei den Odrysen undDaken, wurden sie mit Gewalt zusammengehalten, und sie habenniemals die ganze Nation umfasst. Und doch wurde die Grosseund Ausdehnung dieser Nation gefühlt und erkannt: Manchemerschien Thrake als eigener Erdtheil neben Europa, als einViertel der Erde; Herodot (V 3) gibt seine Meinung folgender-massen kund: ,Das Volk der Thraken ist nach den Indiernunter allen Völkern das grösste; wenn es zusammenhielte odereinen Herrn hätte, so wäre es unbekämpfbar und bei weitemdas mächtigste — aber, weil es ihnen dahin zu kommen un-möglich ist, so sind sie demgemäss auch schwach. Ihre Bräuchesind aber so ziemlich dieselben, obwohl sie in eine grosseAnzahl von Stämmen zerfallen.' Aehnlich spricht sich Pau-sanias aus (I 9, o): ,Die Thraken zusammengenommen sind daszahlreichste aller Völker, mit Ausnahme der Kelten, wenn mansie als Nation den anderen Nationen gegenüberstellt; deshalbhat wohl vor den Römern Niemand die gesammten Thrakenunterworfen: den Römern aber ist jetzt ganz Thrake unterthan.'Die Odrysen hatten unter Sitalkas ein Heer von 150.000 Mannaufgestellt, davon ein Drittel Reiter (Thuc. II 98); die Dakenunter Boirebistas stellten eine Armee von 200.000 Mann auf.Nach Strabo bestand das Thrakenland südlich von der Donauaus 22 Völkerschalten und vermochte, wenngleich .ausser-ordentlich erschöpft, 200.000 Fussgänger und 15.000 Reiter zustellen. Auch Plinius rechnet die Thraken ,inter validissimasEuropae gentes' und spricht von 50 Strategien oder Volks-bezirken.

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Unbestritten blieb allezeit der kriegerische Sinn derThraken und ihre Verwendbarkeit zum Heeresdienst. Die Dierder Rhodope fochten in geschlossenen Reihen und wussten sichbei Reiterangriffen regelrecht zu vertheidigen; von den Skythensollen die nördlichen Thraken (Geten) die keilförmige Schlacht-ordnung gelernt haben (Arr. Tact. 16, 6). Thrakische Söldnerkämpften in den Heeren der Epigonen: und wie stark dieRömer die Thrakenstämme, zumal die Bessen, zum Legionen-dienst herangezogen haben, davon legen die Inschriftsteine inallen Reichsprovinzen Zeugniss ab. In einer Beschreibung desrömischen Reiches heisst es: Thracia provincia, dives in fructi-bus et maximos habens viros et fortes in bello, propter quodet frequentes in de milites tolluntur. Noch Kaiser Justinian er-geht sich darüber in rühmenden Worten (Nov. 26 a. 535):åêåßíï ôùí ÜíùìïëïãçìÝíùí åóôßí, üôé ðåñ åß' ôéò ôçí èñáêþí ïíïìÜóåéå÷ùñÜí, åõèýò óõíåéóÝñ÷åôáé ôù ëüãù êáé ôéò áíäñåßáò êáé óôñáôéùôéêïýðëÞèïõò êáé ðïëÝìùí êáé ìÜ÷çò Ýííïéá. Wir fügen hier eine pane-gyrische Schilderung des thrakischen Lebens aus dem Gedichtedes Sidonius an den Thraken Anthemius an: Rhodopam quaeportat et Haemum, | Thracum terra tua est, heroum fertilis ora.| excipit hie natos glacies et matris ab alvo | artus infantummolles nix civica durat; pectore vix alitur quisquam, sed abubere tractus | plus potat per vulnus equum: sie lacte relicto [virtutem gens tota tibit; crevere parumper, | mox pugnam luduntiaculis; hos suggerit illis | nutrix plaga iocos; pueri venatibusapti lustra feris vacuant; rapto ditata iuventus iura colitgladii; cosummatamque senectam | non ferro finire pudet: taliordine vitae | cives Martis agunt! — Wir wollen uns diesesLeben etwas näher betrachten.

Die griechischen Aerzte und Physiognomiker reihen dieThraken in Bezug auf Haut und Haar den nordischen Völkern,Skythen und Kelten, an. Die Nord Völker gelten seit Aristotelesfür ìáëáêü-, åõèý-, ëåðôü- und ðõññü-ôñé÷åò; bei Dichtern findenwir auch die Praedicate îáíèïß, flavi; so heissen z. B. die bi-stonischen Frauen AP. VII 10 îáíèáß, die getischen Coralli beiOv. ex Ponto IV 2, 37 flavi. Was die Haartracht betrifft, so-kämmten die Thraken ihr langes Haar nach rückwärts undbanden es entweder am Scheitel zu einem Schöpfe zusammenoder Hessen den Haarbusch herabwallen; ohne alle Ordnung

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liessen die Geten ihr struppiges Haar hängen. Auf der Bühneerschienen die Thraken als Üêñïêüìáé (Pollux II 28) und áõ÷ìçñï-êüìáé (Anaxandrides ap. Athen. IV p. 131); in dieser Trachterscheinen bereits die homerischen Abanten auf Euboia, wasdie Alten seit Aristoteles veranlasst haben mag, in ihnen einthrakisches Volk zu erblicken, äéá ôï êïìáí ôá üðéóèåí ôù èñáêé'ùíüìö (Eust. ad Dion. per. 520). — Was die Haut betrifft, soschreibt Galenus (I p. 627) den Kelten und Germanen êáé ðáíôùèñáêßù ôå êáé Óêõèéêù ãÝíåé øõ÷ñïí êáé õãñïí •Þ äÝñìá êáé äéá ôïýôïìáëáêäí ôå ^áß ëåõêïí êáé øéëïí ôñé÷þí zu; ihre Haut neigt zumFettansatz, als ðéìåëþäåéò erscheinen nicht bloss alle Kelten unddie kleinasiatischen Galater, sondern auch èñÜêåò êáé Âéèõíïß(XI p. 513). Als Gegensatz zu den dunkelhäutigen Aethiopenstellte die lichtgefarbten Thraken bereits Xenophanes hin, alser darauf hinwies, dass jedes Volk seine Götter nach seinereigenen Leibesbeschaffenheit sich bilde, Áéèßïðåò ôå ìÝëáíáò óéìïýòôå, èñÜêåò ôå ðõññïýò êáé ãëáõêïýò (dem. Alex. Strom. VII ñ. 302Sylb., Theodoret. ÉÐ p. 519) — wobei ðõññüò sowohl auf dieröthliche Hautfarbe wie auf das röthliche Haar bezogen werdendarf. Ebenso wirft lul. Firmicus I l die Frage auf: cur omnesin Aethiopia nigri, in Thracia rubri procreantur? Die Griechennahmen eine Mittelstellung ein, der nordländische Typus warbei ihnen bereits stark verwischt. Auf die Schädelform habendie Alten bekanntlich noch nicht Rücksicht genommen; denheutigen Ostromanen ist im Durchschnitt die Mittelform, dermesokephale Typus, eigen; die Armenier sind brachykephal,wie alle Kleinasiaten, was als Folge einer langandauernden unddurchgreifenden Mischung mit dem Aboriginerelemente betrachtetwerden darf. üeber die Schädelform der Thraken werden wirerst urtheilen können, wenn sich einmal in einem Tumulus so-matische Ueberreste vorfinden werden.

Der uralte barbarische Brauch, die Haut mit Farben zuätzen, war den meisten thrakischen Stämmen eigen, etwa bisin die römische Zeit hinein, wo die Nachrichten hierüber fastaufhören. Ihm huldigten im thrakischen Stammland die Aga-thyrsen. Mela berichtet: Agathyrsi ora artusque pingunt, utquisque maioribus praestat, ita magis aut minus, ceterum iisdemomnes notis et sie, ut ablui nequeant; ebenso Amm. Marc.XXII 8, 30: interstincti colore caeruleo corpora simul et crines,

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et humiles quidem minutis atque raris, nobiles vero latis fucatiset densioribus notis. Sie heissen darum bei Verg. Aen. IV 146picti (vgl. TP. PITI · GETAE), was von den Erklärern meist aufdas Haar bezogen wird: cyanea coma placentes (Serv.), caeru-leo capillo Agathyrsi (Plin.), caeruleo picti colore, fucatis incaeruleum crinibus (Solin.). Die angeborene Blondheit desHaares scheint, weil im Volke allgemein verbreitet, für gemeinund unedel gegolten zu haben; die Edelinge färbten sich darumihr Haar stahlblau. Die Leibesbemalung gieng auf die Dakenüber: apud Dacos mares quoque corpora inscribunt (Plin. XXII 2);quarto partu Dacorum originis nota in bracchio redditur (VII50). Noch im vorigen Jahrhunderte wusste der Türke Hadzi-Chaifa (Sitzungsber. d. kais. Akad. XL S. 570), dass die Woj-woden der Moldau ihren Söhnen eine eigene Marke einätzenliessen, um sie als yHerrensöhne' (bej-zäde) für immer kenntlichzu machen. — Callistratus (ap. Athen. XII p. 524)r hat will-kürlich pragmatisiert, wenn er die Tätowierung der Thrakerinnenals einen von den Skythen ausgehenden Brauch hinstellt, derfür ein Zeichen der Knechtschaft gegolten habe und erst späterzu einem êüóìïò geworden sei. Allerdings waren die aus denpontischen Colonien bezogenen getischen Sklaven tätowiert, weilauch Kinder von Edelingen in die Sklaverei verkauft wurden;die Tätowierung aber galt als ein Vorrecht des Adels. So lassensich die Nachrichten vereinigen: Ýóôéæïíôï ðáñÜ ôïéò èñáî'éí ï'é åõãåíåßòðúúäåò, ðáñÜ äå ôïéò ÃÝôáéò ïß äïýëïé (Artemidorus Onirocr. I 9);ïº ðáñÜ ôù "Éóôñù ïßêïõíôúò óôßæïíôáé (Hesych. v. ºóôñéáíÜ ìÝôùðá);vor allem gilt aber Herodot's Zeugniss (V6): ôï ìåí Ýóôß÷èáéåõãåíÝò êÝêñéôáé, ôÝ äå Ü'óôéêôïí ÜãåííÝò. Vornehmlich die Weiberliebten das Bemaltsein, wie der Rhetor Dio Chrysostomus angibt:Ýþñáêáò ïäí åí èñáê») ôÜò ãõíáßêáò ôÜò åëåõèÝñáò óôéãìÜôùí ìåóôüò êáéôïóïýôù ðëåßïíá Ý÷ïíôáò óôßãìáôá êáé ðïéêéëþôåñá, äóù áí âåëôßïõò êáéåê âåëôéüíùí äïêïõóé; Nach Phanokles soll die Zerreissung desOrpheus durch thrakische Bakchantinnen die Thraken veran-lasst haben, dass sie áò Üëü÷ïõò Ýóôéæáí, ºí' åí ÷ñïÀ óÞìáô'å÷ïõóáé | êõÜíåá óôõãåñïý ìç ëåëÜèïéíôï öüíïõ. Das óôßæåéí geschah,wie Callistratus angibt, mit Nadeln: Ýðïßêéëëïí ôá óþìáôá, ðåñüíáéòãñáöÞí åíåúóáé; nach dem Epigramm der AP. VII 10 haben diebistonischen Frauen den Tod des Orpheus beweint und ausLeid sich die Arme tätowiert, indem sie durch die Haut Nadeln

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zogen, deren Fäden mit huss imprägniert waren: óôéêôïýò S'ÞìÜîïíôï âñá÷ßïíáò, Üìöéìåëáßíç | äåõüìåíáé óðïïé·») èñçÀêéïí ðëüêáìïí.So ätzen sich noch jetzt die Weiber der Tungusen die Hautihrer Stime, ihrer Wangen, des Kinns und der Arme mit RUSS.

Die Kleidung bestand vorwiegend aus grobem Hanfzeugund darüber geworfenen Fellen. Der Hanfanbau wurde sehrgepflegt, und êÜííáâéò scheint ursprünglich ein thrakisches Wortgewesen zu sein (s. d. Glossen); Herodot berichtet (IV 74 vgl.Hesych.): Ý·Á êáííÜâéïò èñÞéêåò ìåí êáé å'éìáôá ðïéåõíôáé, ôïÀóé ëéíÝïéóéïìïéüôáôá etc. Diese feineren Hanfzeuge, mit Hilfe eines primi-tiven Webstuhles gewoben, wurden mit Pflanzenfarben allerartbunt gefärbt oder mit bunter Stickerei ausgenäht: 0*1 èñÜêåòðïéêßëáéò ÝóèÞóåóé ÷ñþíôáé (Hesych.); die lang herabwallendenâáóóÜñáé der Bakchen waren bunt, nicht selten auch mit kleinenGoldflinsen belegt — solche Gewänder tragen in antiken Dar-stellungen Orpheus, Thamyris und Dionysos selbst; es warenFabrikate der Südstämme, zumal der Edonen, ¹äùíá ÉìÜôéá.Witzig sagte Aeschylus vom bunten Wiedehopf, er habe einenthrakischen Waffenrock an. In missduftende Schafpelze warendie nördlicheren Thraken, z. B. die Bessen und Geten, gehüllt;sie heissen darum pelliti. Langärmelige Kittel tragen die Dakenauf den Standbildern, ebenso weite Hosen, laxae braccae, gleichden Geten. Der Filzhut gehörte zur Tracht der dakischenPriester und Edelinge (s. d. Glosse tarabostei, ðéëïöüñïé). DenFUSS schützten Ledersandalen oder dicke Filzsohlen, Ýìâáóåò ·åõôåëÝò ìåí ôï õðüäçìá, èñáêéïí äå ô'ï å'ýñçìá, ôçí 8å ÅäÝáí êïèüñíïéòôáðåéíïÀò åïéêåí (Pollux II, 85). Entsprechend dem kühleren Klimaund den rauhen Temperatursprüngen kleidete man sich warm,selbst in Bithynien. Xenophon sagt: ,Die Thraken hüllen umKopf und Ohren Fuchspelze; ihre Leibröeke bedecken auch dieSchenkel; der Kälte wegen tragen sie zu Pferde statt kurzerWamse Reitermäntel (æåéñÜò), welche bis auf die Füsse herab-reichen.' Schon Herodot beschreibt uns die Tracht der bithy·nischen Thraken im Heere des Xerxes (VII 7ä): Ýð'é ìåí ôçóéêåöáëçóé ÜëùðåêÝáò Ý÷ïíôåò Ýóôñáôåýïíôï, ðåñß ïÝ ôï óþìá êéèþíáò, Ýð'é ïÝæåéñáò ðåñéâåâëçìÝíïé ðïéêßëïò, ðåñß äå ôïõò ðüäáò ôå êáé ôáò êíÞìáòðÝïéëá íåâñþí (vgl. die Glossen Ýâçíïß und æåéñÜ). Weit leichterwar die Sommertracht der dakischen Krieger: ein gegürtetesWams mit einem über die Schulter geworfenen Mantel, den

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eine Fibel festhält. Erinnert sei noch an den ständigen Typusdes thrakischen Reiters und Jägers in Wams, flatternder Chlamys,Pelzmütze und Lederschuhen, den Jagdspiess in der Rechten,den Pferdezügel in der Linken, und den Hund hinterher.

In der Bewaffnung waren, wie bereits erwähnt, schon zuHomer's Zeiten die Thraken den Achaiern ebenbürtig; schondamals stand das thrakische Schwert (îßöïò II. XXHI 808,öÜóãáíïí XIII 577) in gutem Rufe. Sollen die Phöniker denThraken alle Waffenstücke geliefert haben? Dürfen wir nichtvielmehr an Erzeugnisse einheimischer Schmiede denken? Inder phrygischen Sage treten die metallurgischen Daktylen ÊÝëìéòoder ÓêÝëìéò (,Schürfer, Gräber'), Äáìíáìåíåüò (,Bläser') und"Áêìþí (,Ambos' aus Kiesel, dann aus Stahl) nebst ÄÝëëáò (dem.Spalter, Schmelzer') bedeutungsvoll hervor, und die Anfängeder Erzbearbeitung wird die phrygische Nation schon in ihrererzreichen europäischen Heimat sich eigen gemacht haben; vonden thrakischen Stämmen haben namentlich die Bessen Erzealler Art zutage gefördert und verarbeitet; so konnten denn nochzu Thukydides' Zeit die Dier der Rhodope als ìá÷áéñïöüñïé auf-treten; als tlirakischer Ausdruck für die ìÜ÷áéñá wird óêÜëìçüberliefert. Die Thraken kannten auch schon den .Krummsäbel',áñðç · ìÜ÷áéñá êáìðýëç, èñáêþí å'ýñåóéò (dem. Alex. Strom. I p. 307)oder sica · èñáêéê'ïí îßöïò Ýô:éêáìðÝò (Gloss. Labb.), die falx supina(luv.) der dakischen Sichelträger. Speer, Spiess und Lanzegehörten gleichfalls zur thrakischen Bewaffnung (vgl. die Glossenëüã÷ç, óÜñéóóá und besonders ñïìöáßá); die áêüíôéá werdennamentlich den Bithynen und den illyrischen Agrianen beigelegt,den ersteren auch Dolche (åã÷åéñßäéá ìéêñÜ, äüëùíåò). Dass danebenBogen (mit Pferdesehnen) und Pfeile ihre uralte Rolle nichtverloren hatten, versteht sich von selbst; als Bogenschützen zuFUSS (ôïîïôáé) wie zu Pferde (ßððïôïîüôáé) treten die Odrysen,Geten und Daken auf; diesen war auch der Brauch eigen, diePfeilspitzen zu vergiften — sie sollen dazu den Saft von Alant(inula helenium, Galen. XIV p. 244) verwendet haben. AusserBogenschützen, Sichelträgern und Speerwerfern zeigt uns dieTrajanssäule auch Steinschleuderer. Die odrysischen und ge-tischen Reiter im Heere des Sitalkas, die dakischen im Heeredes Dekebalos, waren gepanzert — es waren entweder Platten-oder, wie bei den Sarmaten, Schuppenpanzer. Auch Helme

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und Schilde (galeae ac scuta, Plin. XVI 144) fehlten nicht;namentlich werden die thrakischen T6??01» ^«tpP.at und W^X-MII er-wähnt, und die ice^Ta galt flir ein elipt)iJia Qpa.wt (s. d. GL);wenn die Thraken flohen, warfen sie den Schild auf den Rücken(Xen.). Die Daken brachten es sogar zu einem eigenen Feld-zeichen, der Drachenfahne, deren Aussehen uns sowohl aus derAbbildung der Trajanssäule wie aus alten Schilderungen (Suid.v. (nj[A6'ia SxuOix.d • uipot3|Ji.aTa ßoup^ it67toixiX|Aeva; Arr. Tact. 35, 3:ew MYVwt Spa/.ovTSi; awalpoujJi.evoi etc.; Amm. Marc. XVI 10: pur-pureis subteminibus texti dracones, hastarum summitatibus illi-gati, hiatu vasto perflabiles et ideo velut ira perciti sibilantescaudarumque volumina relinquentes in ventum) genugsam be-kannt ist; Hadrian gestattete dieses nationale Abzeichen denausser Landes verwendeten dakischen Schwadronen. Derhomerische Kriegswagen, auf dem noch der Thrake Rhesos fuhrund dessen sich die Kikonen auf ihrem ebenen Boden wohlbedienen konnten, kam nachmals ausser Gebrauch. Erwähntsei noch die geschätzte eiserne Axt der Thraken (euSo/.ip.si icsXsx.u;Qpan<,m6i;, Pollux I 149), wiederum ein Beweis für die Metall-technik des Rhodopelandes, welche mit jener der Lakonen vomTaygetus rivalisieren durfte. Mit der Bewaffnung der thrakischenEroberer stand es demnach auch in historischer Zeit nicht schlecht.

Die Wohnorte der Thraken waren sehr verschieden; wirfinden alle Formen, von der Höhlenwohnung des Troglodytenbis zur gut verschanzten Veste, vom Viehgehöfte des Sennersund vom Fischerpfahldorf bis zur offenen Stadt, dem Knoten-punkt des Verkehrs. Die Sitze der Troglodyten an der unterenDonau haben wir bereits erwähnt, ebenso die paionischen Pfahl-bauten am Prasias — vielleicht haben hier eigentlich edonischeLeute gehaust, da y^ow (s. d. Gl.) phrygischen Ursprung ver-räth. Herodot's Zeugniss über jene Fischerwohnungen (V 16)ist allen Forschem zu sehr bekannt, als dass wir es wörtlichanrühren und erläutern sollten; erwähnt sei nur, dass man dortsogar Rindern und Schafen Fische zur Nahrung gab; die amunteren Strymon gesäete Gerste war ob ihres schlechten Ge-schmacks und Geruchs berüchtigt — Pferde und Rinder,Schweine und Hunde verschmähten sie, nicht aber der Mensch(Mirab. ausc. 116), der in Zeiten der Noth sogar mit einemBrote aus den Nüssen des -cpißoXos (trapa natens) varlieb nahm

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—'- dieselbe Verwendung der Wassernuss finden wir bei denürinsassen des Laibacher Moors. Das dakische Pfahldorfmitten im (See- oder Fluss-) Wasser hat, wie die Trajanssäulezeigt, runde Holzhütten mit spitzigem Dach. Xenophon schildertuns die Weiler und Viehgehöfte der Thynen (Anab. VII 4, 14):an die Wohnhütte (-/.aXußi;) schlössen sich Stall und Schafpferchan, und das Ganze war mit Holzpfiihlen (oraupoTi;) verschanzt.Es gab natürlich auch offene Dörfer und Märkte (para, davaoder deva ,SiedelungQ, verschanzte und mit Dämmen umgebeneOrte (roXw/), Umfriedigungen auf erhöhtem Boden (ßpi'ot oderßpea) und regelrecht theils mit Holzpfahlwerk, theils mit thurm-besetzten Steinmauern, die den Sturmböcken Widerstand ent-gegensetzten, versehene Vesten (Sii^a oder äs^i) sowohl in dersüdlichen Thrake wie im Dakenlande und bei den Geten —leider kennen wir nicht das dakische Wort für solche Vesten,da diese alle von den Römern geschleift worden waren, so dassnur die offenen Dörfer (dava) übrig blieben. Leider wissenwir auch Nichts von der inneren Einrichtung und den Geräth-schaften des thrakischen Hauses; die wenigen Tumuli, welchebisher auf thrakischem Boden aufgedeckt wurden, enthieltenausser Thon- und Glasscherben kupferne und bronzene Lanzen-spitzen; die weitere Durchforschung derselben wird wohl einmalbestimmtere Resultate ergeben. Ueber die von Skorpil be-schriebenen Steindenkmäler getrauen wir uns kein ürtheil zu.Nach Diodor (I 55 vgl. Hdt. II 103) soll es an vielen StellenThrakes Standsäulen gegeben haben, welche Sesostris als End-ziel seiner Eroberungen beim Skythenzuge aufgestellt hatte.

Die Küsten- und Seeanwohner nährten sich hauptsächlichvon Fischen, von denen die Alten mehrere besondere Artenaufzählen (vgl. d. Gl. wwpai;, TI),O)V, wirpciSi^os, Xaßpa!;, SeXxavoi;,femer ßpiy%o? und xiOdpa). Bei den phrygischen Küstenbewohnernwurden die Früchte der Demeter, Weizen und Gerste, Roggenund ßpt'S", fleissig angebaut; das Getreide wurde in Erdgruben(oipol) aufbewahrt. In dem Namen der Pyro-geri am mittlerenHebrus haben wir ,Siedler des Weizengebietes' erkannt; diethynischen MeXivoipctfOl bauten vornehmlich Hirse an, eine Gattung,die auch den Sarmaten und Pannoniern die Hauptnahrunglieferte. Die Kapxi'Sat im heutigen Bessarabien bauten ausserWeizen und Hirse auch noch Zwiebeln, Knoblauch und Linsen

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an· allen Thraken diente Knoblauch als Würze zum Mahle(vgl. schol. ad Aristoph. Acharn. 165 ÝóêïñïïéóìÝíïò; Hesych.:óêïñïúïöáãïõóéí ï'é èñÜêåò). Salz jedoch war rar, nur das dakischeLand besass davon (vgl. Salinae, Ort bei dem heutigen Thorda);die pontischen Griechen gewannen Salz aus Lagunen, bei An-chialos und Mesembria, Tyras und Olbia. Dieses Salz wurdevortheilhaft an die binnenländischen Tliraken verhandelt, gegenSklaven: ôùí èñáêþí ï'é ìåóüãåéïé Üëþí Üíôéêáôçëëáôïíôï ôïõò ïéêåôáò(Poll.; vgl. Hesych. í. Üëþíçôïò · ôïõò Üëáò ëáìâÜíïíôåò ï'', èñÜêåòÜíïñÜðïïá Ýúßïïóáí). So geriethen selbst Kinder von Edelingenin die Sklaverei, und spöttisch hiess es: èñáî åõãåíÞò åß, ðñïòúëáò þíçìÝíïò! — Die echten Thraken, Viehzüchter von Hausaus, zogen allezeit die animalische Nahrung vor. Schon dieSäuglinge erhielten mitunter frisch abgezapftes und mit Rahmgemischtes Pferdeblut. Fleisch aller Art wurde theils roh (vgl.den Eigennamen ¢ìÞäïêïò ,Rohfleischesser'), theils gebraten ge-gessen, in schmale Stücke zerschnitten (s. d. Gl. ãÝíôá). Milch-nahrung war allgemein und Butter sehr beliebt — ãáëáêôïðüôáéund âïõôõñïöÜãïé werden die Thraken öfter genannt; ein flacherBrotkuchen, Bienenhonig und Gemüse bildeten die Zukost. Mitder Käsebereitung waren Thraken und Illyrier gleich vertraut.— Der thrakische Wein stand seit den homerischen Gesängenim besten Rufe; wir werden die schrittweise Verbreitung desWeinbaues in Thrake im Artikel Áéþíõóïò verfolgen. Die harteArbeit des Winzers überliess der faule' Thrake seinen unter-gebenen, desto tapferer sprach er selbst der dionysischen Gabe-zu Es war wohl eine harte Aufgabe für Boirebistas und seinenPontifex, dem dakischen Volke den Weingenuss abzugewöhnenund die Rebenstöcke auszurotten! Bei allen thrakischen Stämmenfinden wir ünmässigkeit im Trinken; Ýð'.åéêþò 5' åßóé ðÜíôåò ï'éèñÜêåò ðïëõðüôáé (Theop. ap. Athen. X ñ. 242). Sie tranken denWein stets ungemischt (Athen. XI p. 781, d nach den Versendes Callmachus × ñ. 242, f); eine Ausnahme machte KönigKotys IV., welcher stets íÞðôçò blieb (Suid.). Die Treren büsstenihre Trunksucht vor Herakleia am Pontus, wo ihnen der Weinmit Üêüíéôïí vergiftet wurde; die Thraken pflegten angetrunkenzur Schlacht auszuziehen (Paus. IX 31, 5). Wie die Paionen,so tranken auch die Odrysen, Geten und Daken bei ihren Ge-lagen aus Stierhörnern (vgl. d. Gl. âüíáóóïò), und wir finden bei

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ihnen die Sitte des Zutrinkens und des Weingusses. Wie esbei diesen Gelagen zugieng, ersehen wir aus den Versen desAnaxandrides über die Hochzeit des Iphikrates zur Zeit desKotys und aus Xenophon's Schilderung vom Gastmahle desSeuthes, die wir hersetzen: ,Die Geladenen setzten sich imKreise herum nieder; darauf wurden für Alle dreifüssige Tischehereingebracht, bedeckt mit Fleischschnitten und gesäuertenBroten. Seuthes nahm die Brote, brach sie in Stücke undvertheilte sie, ebenso die Fleischstücke; dasselbe thaten dieAnderen. Es wurden dann Hörner mit Wein herumgereicht,und Alle sprachen zu. Seuthes erhob sich, umarmte Xenophonund dessen Begleiter, wobei sie einander nach thrakischer Sittezutranken. Während des Trinkgelages kam ein Thraker miteinem weissen Pferde, ergriff ein volles Trinkhorn und sprach:ich trinke dir zu, Seuthes, und schenke dir dieses schnelle ROSS.Ein Anderer brachte einen Knaben und schenkte ihn, unterZutrinken, dem Fürsten; ein Dritter brachte für dessen GemahlinKleider, u. s. w. Seuthes trank zuletzt mit Xenophon das Hörnaus und goss den Rest über dessen Genossen hin.' Wir kennennoch das thrakische Wort für ,Wein', nämlich æåúëá oder æúëá.Zu Heilzwecken wurden auch Säfte von anderen Pflanzen z. B.áøéíèïò abgezogen und zu weinähnlichen Getränken verarbeitet.Endlich müssen wir noch des Gerstenbiercs Erwähnung thun,das Phrygen und Thraken, sowie Paionen und Illyrier zubrauen verstanden (vgl. d. Gl. âñàôïò oder âñïýôïò , Gebräu'):schon Archilochus ha.tte dies bezeugt (Athen. × ñ. 447, b):ùóðåñ ðáñ' áýëù âñàôïí Þ èñÞéî ÜíÞñ | Þ Öñõî Ý'âñõæå, êýâïá 8' çíðïíåõìÝíç. Die Trunksucht der Thraken war ein Erbe aus derindogermanischen Vorzeit und nicht, wie Heibig meint, eineFolge ökonomischer und geistiger Decadenz, wie etwa bei denSchnaps trinkenden Irländern. Wissen wir doch, dass auchdie Arier am oberen Indus, wenn nicht dem Weine, der dorterst später bekannt wurde, so doch dem berauschenden Soma-tranke bis zum Erbr 'hen huldigten, und dass alle Naturvölkerenergischer Natur ihre Lebenskraft mit berauschenden Ge-tränken aufzufrischen suchen; eine nähere und innigere Ver-wandtschaft der Thraken mit den Germanen hieraus abzu-leiten, erscheint unnöthig. — Von den Skythen stammt wohlder thrakische Brauch, sich mit dem Dampfe der auf heisse

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Steinplatten geworfenen Hanfkörner in Schweiss und schlaf-ähnliche Betäubung zu versetzen (Plut. de flum. 3, 3; Tocilescu'sDacia p. 758).

Wenn die Odrysen assen und tranken, durfte dabei deráõëüò nicht fehlen; zuletzt schmetterten die Trompeten, und Allessprang auf zum Waffentanze. Xehophon schliesst seine Schilde-rung des Mahles bei Seuthes mit den Worten: ,Hierauf tratenLeute ein, die aus Hörnern und Trompeten nach dem Takteund gleichsam in der Oktave bliesen; Seuthes stand auf, stiesseinen Kriegsruf aus und machte sehr behend einen Luft-sprung.' Andernorts (An. VI l, 5) schildert er den thrakischenWaffentanz (s. d. Gl. êáëáâñéóìüò): ,Die Thraken führten zurFlöte den Tanz auf, wobei sie mit Leichtigkeit hohe Sprüngemachten und ihre Schwerter schwangen und gegen einanderzückten; zuletzt hieb einer auf den anderen los, der Getroffenefiel zum Scheine um, der Sieger zog ihm die Eüstung ab undgieng den Sitalkas singend davon, während der Getroffene fort-getragen wurde.' Nicht immer verliefen solche Erlustigungenunblutig: so war bei einem Kampfspiele ein scharfgeschliffenesBreitschwert aufgestellt, das denjenigen sofort tödtlich verletzte,der beim Luftsprunge das Ziel verfehlte — und die Anderenlachten ob seines tödtlichen Falles (Seleucus ap. Athen. IVp. 155, e)! Die Odrysen konnten ein Gelage nicht schöner ab-schliessen, als dass sie zuletzt über einander herfielen und sichselbst wie die Anderen im Rausche zerfleischten (Amm. Marc.XXVI 4, 9). üeberhaupt hatte das Leben des Einzelnen inThrak<s geringen Werth; grausam waren die Spiele, lebens-gefährlich die 'Leibesübungen — man wird förmlich an die Blut-abzapfungen der Indianer gemahnt, die uns Catlin in seinenAquarellen so drastisch hingeworfen hat, — grausam undsummarisch die Rechtspflege:! ohneweiters und schonungslosJtiess z. B. Seuthes die ihm vorgeführten Gefangenen mit demWurfspiesse nieder. Henkersknechte wurden mit Vorliebe ausThraken gewählt; noch in christlichen Legenden spielt derMucapor ständig seine Rolle als Schlächter. Ein solches Volkwar wie geschaffen zu blutigem Zweikampf in der Arena; derThrex, mit allen Mitteln der Disciplin für das Gladiatorenhand-werk abgerichtet, bot in seinem Blute schwimmend Neronenund Messalinen ein ergötzliches Schauspiel.

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Daneben fehlte es nicht an edleren Regungen; auch demThraken war die sänftigende Wirkung der Musik nicht unbe-kannt. Wenn die Geten um Frieden baten, so zogen ihrePriester in weissen Gewanden unter Cither- und Flötenspielheran. Wenn freilich schon bei Homer der Kitharöde Thamyrisum die Palme des Sieges ringt, so ist zu beachten, dass dieser,Thrake' doch eher dem Volke der Edonen oder Brigen ange-hört hat; auch die apollinische Gestalt des Orpheus war ur-sprünglich dem thrakischen Boden fremd; erst seit der Blüthe-zeit der orphischen Mystik treibt die èñáíßá ìïõóéêÞ, der èñïïõïòíüìïò, die èñÞóóá êéèÜñá bei Dichtern ihr Wesen. Die Anfängeder musischen Kunst sind von den phrygischen und griechischenStämmen ausgegangen, nicht von den rohen Thraken. EineArt èñÞíïò wurde dem verstorbenen Thraker untsr Flötenbe-gleitung und mit dem Refrain ôïñåëëÞ nachgesungen, sowie selbstdem Nadowessen ein solcher Nachruf zutheil ward — das willnicht viel bedeuten. — Zu einem eigenen Schriftwesen habenes die Thraken selbstverständlich niemals gebracht; Inschriftenfinden sich nur in griechischer und lateinischer Sprache; Münzenmit griechischer Legende haben zuerst die Edonen und Bisaltengeschlagen. Wie verschieden die Culturstufen der thrakischenStämme gewesen sein mochte* "erkennen wir beispielsweise ausder Notiz des Aristoteles (Problem. XV 3), wonach einer derStämme nicht weiter als bis vier gezählt haben soll — so be-schränkt war dessen Gesichtskreis, so stark von allem Welt-verkehr abgelenkt! Denn schwerlich wird man annehmen dürfen,dass es richtiger heissen- sollte ,bis vierhundert', entsprechenddem Vigesimalsy stem, dessen Endzahl 20mal 20 lautet; demindogermanischen Sprachgebiete war diese Zählmethode fremd.Bemerkt sei noch, dass die èñÞóóáé óáíßäåò, worauf Orpheus Heil-mittel verzeichnet hatte (Eurip. A1c. 967), Erfindung der Or-phiker sind. Ihre Gesetzbücher haben Geten und Daken inGesangsform mündlich überliefert, wie die gallischen Druiden.

Bei den Thraken war den Jungfrauen, denen offenbarGelegenheit geboten war, sich mehr in der freien Natur herum-zutummeln, volle Freiheit im Umgange mit der männlichenJugend gestattet; die Frauen dagegen, durch ihren Beruf ansHaus gefesselt, durften die Treue niemals verletzen (Hdt. V 6).Hatte ein Junggeselle seine Wahl getroffen oder hatten sich

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die Eltern gegenseitig verständigt, so wurde für die Braut derKaufpreis in Geld und Gut erlegt, und sie gieng dann in dasEigenthum des Mannes über. So stellte auch Seuthes demAenophon das Anbot: ,Wenn du eine Tochter hast, so will ichsie dir nach thrakischer Sitte abkaufen .und ihr Bisanthe zumWohnsitz vermachen.' Bei den meisten Stämmen herrschteVielweiberei: je reicher ein Mann war, desto mehr Frauenkonnte er sich kaufen und halten: honoris loco iudicatur multi-plex matrimonium (Solin.). Heraclides Ponticus berichtet;, Jederheiratet drei, vier und mehr Frauen; ja es gibt Reiche, welchebis dreissig Frauen besitzen; diese nehmen die Stellung vonDienerinnen ein. Wenn der Herr der Reihe nach einer solchenbeiwohnt, so muss sie ihn waschen und auf jede Weise pflegen;führt sie sich schlecht auf, so wird sie heimgeschickt und vomKaufpreis muss dann ein bestimmter Theil zurückgezahlt werden.Stirbt der Gemahl, so gehen die Frauen, wie jedes andere Gut,in den Besitz des Erben über.^. Humorvoll spricht sich überdie Vielweiberei der getische Sklave in einem Lustspiel desMenander aus (Strabo VII, p. 297): ^Stirbt einer, dessen Weiber-zahl nur vier beträgt | oder fünf, so heisst er bei uns zu Landein armer Wicht, | der ohne Brautlust, ohne Hochzeittanz ver-schied;' er fügt hinzu: ,Die Thraken alle, wir jedoch zu aller-meist, | wir Geten — — sind in Sittlichkeit | nicht eben Muster.'Das war auch bei den Agathyrsen der Fall, bei denen als Folgeder üeppigkeit die Bande der Ehe locker waren, so dass dieböse Welt von Weibergemeinschaft sprach. Die Sitte der Viel-weiberei fanden wir namentlich bei -den Stämmen oberhalbKrestone, bei Maiden und Sinten (Hdt. V 5).

Die Stellung des Weibes war überall eine untergeordnete.Im Orient und in allen subtropischen Strichen, wo die Frauenin Harems eingesperrt sind und wo überdies das Klima sinn-liche Vcrirrungen befördert, bildet sich das Laster der Knaben-liebe aus — wir meinen nicht jene ideale Form derselben, wiesie in Sparta gepflegt wurde, oder jenes poetische Verhältniss,wie es etwa zwischen Anakreon und dem kikonischen JünglingSmerdies bestand — sondern die entartete Form, wie sie inder südlichen Thrake und bei den Persern bezeugt erscheint;darauf bezieht sich wohl auch jene Anspielung des Aristophanesüber die Odomanten, die man gewöhnlich mit der Beschneidung

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in Zusammenhang bringt. Die Thraken wurden mit dem Epi-theton êáðñþíôåò beehrt, d. i. s'i äñìçôéêùò Ý÷ïíôåò ðñïò óõíïõóßáí(Hesych. vgl. êÜðñïò · ôï áúïïÀïí ôïõ Üíïñüò). um so grössererScheu und Verehrung erfreuten sich bei den nördlicherenStämmen Asketen, welche Entsagung von allen sinnlichen Lüstenpredigten, wie die Zaimoxispriester und die moesischen êôßóôáéund êáðíïâÜôáé. — Bei der grossen Zahl der Weiber und dersinnlichen Naturanlage der Thraken, sowie bei der leichtenBeschaffung des Lebensunterhaltes infolge der Viehwirthschaftfinden wir es begreiflich, dass sich die thrakische Nation trotzstärkster Heranziehung zum Kriegsdienst sehr lange forterhieltund allezeit einen Ueberschuss an Population aufwies; so konntendie pontischen Händler thrakische Burschen und Mädchen nachHellas auf den Markt bringen (Hdt. V 6); in Athen wurde dieèñáôôá mit Vorliebe als Dienstmagd und Amme verwendet; difc.römische Arena bezog aus Thrake ihre tauglichsten Kräfte.Eine solche populationskräftige Nation konnte niemals völlig ver-schwinden,. gerade so, wie sich ihre Tochter, die wlachischeNation, seit Jahrhunderten einer steigenden Prosperität erfreut;noch heutzutage steigt in Siebenbürgen die bedürfnissloseMenschenzahl der Wlachen, während Sachsen und Magyarenim Status verbleiben.

Die Art und Weise, wie die alten Völker ihre Todten be-statteten, bildet ein wichtiges Merkmal ihres Daseins; geradein dieser Hinsicht mangelt es sehr an zuverlässigen Nachrichten.Die Lebensdauer des Thraken war — wenn wir von den römi-schen Legionären absehen, für welche sich aus den Inschrifteneine mittlere Lebenszeit von nur 28 bis 30 Jahren ergibt —eine verhältnissmässig lange: nicht nur am Athos finden wirìáêñüâéïé, auch die Landleute in der Rhodope und im Haemuswurden gewöhnlich sehr alt, dank ihrer einfachen Lebensweise(Amm. Marc. XXVII 4, 14). — Starb ein thrakischer Edeling,so blieb sein Leichnam durch drei Tage aufgebahrt, währenddie Angehörigen allerlei Opferthiere schlachteten; nachdem sieden Verstorbeneti genugsam beweint hatten, hielten sie denSchmaus ab; darauf bestatteten sie ihn, indem sie den Leich-nam entweder verbrannten oder auch bloss in der Erde ver-gruben (êáôáêáýóáíôåò Þ Üëëùò ãÀ} êñýøáíôåò); in jedem Falle warfensie einen Tumulus auf (÷þìá ÷å'áíôåò), worin entweder die Aschen-

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urne oder der Leichnam beigesetzt wurde, und zuletzt stelltensie mannigfaltige Kampfspiele an, wobei sie werthvolle Kampf-preise für die Zweikämpfer aussetzten. So lautet Herodot'sBericht (V 8) über die ôáöáß. Beide Arten, Verbrennung desLeichnams oder dessen einfache Beerdigung, finden wir zufreier Wahl in den ältesten Veden; auch die dreitägige Auf-bahrung ist den meisten indogermanischen Stämmen gemein-sam. Den nach dem èñÞíïò folgenden Leichenschmaus bezeugtauch Xenophon (Hell. III 2, 5): man sprach hiebei dem Weinenach Kräften zu, bis zur völligen Trunkenheit.

Aus der entlegensten Epoche der Menschheit hat sich indie geschichtliche Zeit des thrakischen Volkes der Brauch ver-erbt, am Grabe des Herrn dessen Lieblingsfrau zu schlachten.Man könnte die Bewahrung dieses barbarischen Brauches derNähe der pontischen Skythen zuschreiben, bei ^enefi dieSchlachtung der Weiber beim Tode eines Fürsten in üebungwar; vom Nachbarvolke der Skythen, den Geten, berichtetTheopomp: íïìüò Ãåôþí ôï ÝðéóöÜæåéí ôçí ãõíáßêá ôù Üíïñß. Herodot(V 5) legt jedoch die Witwenschlachtung gerade den südlichstenStämmen am Strymon bei, den Sinten und Maiden: ,Wenn einervon ihnen stirbt, so kommen die Frauen und deren Anver-wandte in ernstlichen Eifer und Streit darüber, welche vonihnen am meisten von dem Manne geliebt worden sei. Jene,welche schliesslich den Vorzug vor allen erhält, wird unterLobpreisungen der Männer und Frauen von ihren nächstenVerwandten über dem Grabe des Mannes geschlachtet undalsdann mitbegraben. Die anderen Frauen aber zeigen grossenKummer; denn ihnen ist grosser Schimpf widerfahren.' Meladehnt diesen Brauch auf alle Thraken aus; er hat jedoch deutlichHerodot vor Augen, nur dass er mehr Worte macht. Da sichdiese Sitte auch bei den Ariern am Ganges und selbst beieinigen alte á Völkern Europas vorfand, so werden wir der-selben ein hohes Alter beimessen müssen. — Die Anschauungder Trausen über Geburt und Tod haben wir bereits kennengelernt und zugleich bemerkt, dass dieselbe nur von der nie-drigen geistigen und ökonomischen Stellung dieses Volkes Zeug-niss gibt.

Der edelgeborene Thraker war bereit, wenn Alles fehlschlug, muthig dem Tode ins Auge zu blicken; selbst stürzten

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sich in ihre Schwerter die Häupter der Odrysen, Koilaletenund Dier, die Vertheidiger der nationalen Selbständigkeit widerdie Kömer; ebenso schloss Dekebalos sein thatenreiches Leben;die dakischen Edelinge sehen wir auf der Trajanssäule umden Kessel sitzen und einen nach dem ändern den Giftbecherleeren} bei Geten und Daken mochte der Glaube an die Un-sterblichkeit des Individuums diesen letzten Schritt erleichtern.Die Alten wollten überhaupt in der Psyche des Thraken Todes-verachtung und den Hang zum Selbstmord erkennen: åôïéìüôåñïéèíÞóêïõóé (Eust. ad Dion. per. 304); Thracibus barbaris inestcontemptus vitae et ex quadam naturalis sapientiae disciplinaconcordant omnes ad interitum voluntarium (Solin.); habentappetitum maximum mortis (Märt. Cap.). Dieser Hang wurdejedenfalls durch die grausamen Spiele und die ständigenRaufereien gefördert; der Thrake war gewöhnt, bei jeder Ge-legenheit Blut zu vergiessen. Schon Thucydides sagt von denDiem, einem sonst geachteten Stamme: sie stehen keinemBarbarenvolke an Mordgier nach. Die Grausamkeit der da-kischen Weiber hat die Trajanssäule verewigt. — Sonst wirdden Thraken der Hang zu Meineid und Treubruch zuge-schrieben; die èñá÷,é'á ðáñåýñåóéò war zum Sprichwort geworden,und seit Menander galt der Satz: èñÜêåò äñêéá ïõê åîßóôáíôáé.In gleichem Rufe standen im Mittelalter die Pinduswiachen.So finden wir im Wesen des thrakischen Volkes, wie bei allenhalbbarbarischen Völkern, Erhabenes und minder Gutes ver-einigt; die Triebfedern zu Allem hat aber die Natur gegeben;nur die fortschreitende Civilisation vermag die Naturwüchsigkeitzu mildern und auf gute Bahnen zu lenken.

Die Psyche eines Volkes lernen wir übrigens am bestenaus dessen Sagengebilden und aus der Sprache kennen; überdiese Dinge wird der folgende Theil handeln.

Sitznngeber. Ë. phil.-hist. Cl. CXXVIIL Bd. 4. Alh.

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130 IV. Abhandlung: T o m a s c h e k . Die alten Thraker. I.

I n h a l t .

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .I. Die paionisch-dardanische Gruppe . . . . . . . . . .

Teukrerund Mysen S. 13. Pelagonen S. 17. Paionen S. 18.Agrianen S. 21. Dardaner S. 23—26. Veneter S. 26.

II. Die phrygisch-mysiBche Gruppe . . . . . . . . . . .1. Phrygen oder Brigen S. 27—33.

Edonische Stämme S. 33—39. Mygdoneu 8. 33—35 (Be-bryker und Dolionen S. 35), Kregtonen und KrusaierS. 35. Sithonen S. 37. Edonen S. 37—39.

Odomanten S. 39. Bistonen 8. 40. Xanthier S. 41. Ki-konen S. 42. Sa-ier S. 43. Sintier S. 44. Paiten undApsinthier S. 45.

2. Mysen und Moesen S. 47. Artakier, Kebrenier und Ska'ferS. 50—62.

Seite1—12

13—27

27—52

III. Die thrakischen Völkerstämme. . . . . . . . . . . .a) Die südliche Gruppe S. 53—92.

Treren S. 53. Trallen S. 56.Strymonier oder Maidobithynen S. 58—68. Bisalten S. 58.

Sinten S. 59. Maiden S. 61. Denseleten 8. 62. Bi-thynen und Thynen S. 62—67. Dolongken S. 67.

Satren S. 68. Dier S. 71. Diobessen S. 72. Bessen8. 72—80. Sapaier S. 69. Korpilen S. 69. TrausenS. 70.

Odrysen S. 80. Bennen, Kainen, Asten S. 83. Samaier,Koilaleten, Sialeten 8. 85. Namen auf -geri S. 87.

Triballen S. 87. (keltische Intrusionen, Reich von TylisS. 90).

b) Die nördliche oder getisch-dakische Gruppe S. 92—111.Geten, Terizen, Krobyzen S. 92—98.Agathyrsen und Trausen S. 99. Daken S. 101. Dakische

Bergstämme, Saboken, Besäen, Kostoboken, KarpodakenS. 106—111.

IV. Allgemeines über die Thraken . . . . . . . . . . .Culturunterschiede S. 112. Leiblicher Typus S. 115. Täto-

wierung S. 116. Kleidung und Bewaffnung S. 118. Be-hausung S. 120. Nahrung und Getränke S. 121. Waffen-tänze und Spiele S. 124. Musik S. 125. SchriftwesenS. 125. Sittlichkeit und Ehe S. 125. TodtenbestattungS. 127. Witwenschlachtung S. 128. TodesverachtungS. 129.

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53—111

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Die alten Thraker.Eine ethnologische Untersuchung

von

Wilhelm Tomaschek,corresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.

II.Die Sprachreste.

l. Hälfte. Glossen aller Art und Götternamen.

l. Die Glossen.üie centrale Lage, welche die thrakische Nation zwischen

den Illyriern, Hellenen, Phrygen und Armeniern, den iranischenSteppenvölkern der pontischen Region und den Litu-Slaveninnehatte, erweist im Verein mit den Nachrichten über denphysischen Typus die Zugehörigkeit dieser Nation zu der indo-germanischen Sprach- und Völkerwelt. Schmerzlich wird vonden Forschern, welche die Sprache zu den wesentlichsten Merk-malen eines Volksthums rechnen, die Thatsache empfunden,dass wir von diesem wichtigen Bindegliede zwischen Ost undWest, Süd und Nord nicht die geringsten zusammenhängendenSprachreste besitzen; wären solche vorhanden, so erschiene dieindogermanische Sternblume um ein neues Blatt bereichert, undeine klaffende Lücke in dem genetischen Zusammenhange deralten europäischen Sprechweisen wäre ausgefüllt. Das, wasvon den Hämus-Sprachen übrig geblieben, besteht jedoch nurin wenigen unzusammenhängenden und überdies ungenau über-lieferten Wörtern oder ,Glossen' und sodann in Eigennamen,deren Bedeutung höchstens durch eine Art Divination errathenwerden kann. Diese geringen Sprachreste sind auf uns ingriechischer und lateinischer Umformung gekommen; man ver-suche nur, armenische oder slavische oder arische Wörter mit

Sitzungsber. d. phil.-liist. Cl. CXXX. Bd. 2. Abh. l

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Ï Ð. Abhancllung: T o m a s c h e k.

dem griechischen Alphabet zu umschreiben, und sofort wirddas Unzulängliche dieses Versuches klar; ohne Zweifel besassdas Thrakische Laute wie i, dz, dz, c, c, s, die das Griechischenur mühsam durch æ, ôæ, ó, óó, î auszudrücken vermochte.Auf eine genaue Erkenntaiss des barbarischen Lautbestandesmüssen wir demnach von vornherein verzichten; in weit höhe-rem Grade ist dies der Fall in Bezug auf die Flexionsformenund die derivativen Elemente, um schon vom Satzbau nichtzu reden! In einigen Fällen kann es uns glücken, unterZuhilfenahme der verwandten Sprachen das Wort auf eineentsprechende Wurzel zurückzuführen; auch hat bereits dieErkenntniss der indogermanischen Lautgesetze einen so er-freulichen Aufschwung gewonnen, dass einfach aus gewissen,vormals unwesentlich erschienenen, nunmehr aber bedeutsamgewordenen Lautvertretungen auf die Stellung eines blosfragmentarisch überlieferten Sprachschatzes im Kreise derSchwestersippen ein bestimmter Schluss gezogen werden darf.Der Sprachforscher befindet sich dabei in gleicher Lage wieder Paläontologe, der selbst aus dürftigen Einschlüssen einerErdschicht deren Alter, sowie den genetischen Zusammen-hang dieser Fossilien im Kreise der übrigen Organismen zubestimmen vermag. Der Versuch muss gemacht werden; un-erträglich erscheinen dem Forschergeist die dunklen Stellenund Lücken im Reiche der Erkenntniss; diese auszufüllen odermit einem schwachen Lichtschimmer zu erhellen, däucht ihmrühmlicher, als im üblichen und billigen Nescimus zu verharrenund das Dunkel dunkel zu lassen.

Indem wir uns zunächst den Glossen zuwenden, so seibemerkt, dass wir die einzige namhafte Sammlung derselbendem jüngst verstorbenen Orientalisten Paul de Lagarde ver-danken, in dessen .Gesammelten Abhandlungen' (Leipzig 1886)36 Wörter als thrakisch verzeichnet erscheinen; eines daruuter(n° XVI) ist, was auch Lagarde zugibt, slavischer Herkunft;es müssen aber, wie wir sehen werden, noch 20 Wörter aus-geschieden werden, die entweder blosse Eigennamen enthalten,oder deren thrakische Herkunft sich nicht erweisen lässt; sobleiben denn nur 15 bedeutsame Wörter zurück! Wir fügenin unserer Sammlung 36 neue Wörter hinzu, bei denen dieMöglichkeit thrakischer Herkunft erwogen werden kann, wofern

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Die »Iten Thraker. II. 3

wir die ägäischen Küstendialekte, sowie das Bithynische undDakische miteinbeziehen; davon dürfen wenigstens 15 sicherfür echt gelten. Sehen wir zu, ob es uns glücken wird, dieso ermittelten 30 echten Glossen der Deutung näher zu rücken.Deutungsversuche hatte bereits Lagarde hie und da unter-nommen; ebenso R. Roesler in seinem Aufsatze ,Ueber dasThrakische' (Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 1873, 105—116);das Beste, was nach dieser Seite bisher geleistet wurde, rührtjedoch von dem Sprachforscher A. Fick her, der in seinemWerke ,Spracheinheit der Indogermanen Europas', Göttingen1873, auf Grund der Sammlungen Lagarde's die phrygischensowohl wie die thrakischen Glossen behandelt hat; Fick'sErklärungsversuche wurden noch jüngst vollinhaltlich vonH. Hirt angenommen, der in der Zeitschrift ,IndogermanischeForschungen' (Bd. II, S. 143 ff.) die Frage erörtert hat, obdas Thrakisc1 e zu den kentum- oder zu den 9atam-Sprachengehört habe.

É. Üãïõñïò- ä Ýöçâïò, èñÜêåò, EGud. 124, 14 Eust. zu o 472,ñ. 1788. Bei Homer ç 64 las Aristophanes von Byzanz Üãïõñïífür Üêïõñïí im Sinne von Ü'ùñï·/; eine Dialektform Üãïõñïò fürÜùñïò ist jedoch unmöglich, G. Meyer, Gr. Gr., §. 218, 2. Ge-hörte das Wort dem Dialekte der Griechen von Byzanz an,so steht es für ÜãïñÑüò im Sinne von ÜãåëÞôçò, von der Wz.Üãåñ-, vgl. Üãïñïò· Üèñïéóìá, Üãåñìüò und Üãõñìüò. Im Thrakischenkonnte die Wz. nur ger- (vgl. die Stammnamen auf -geriAbh. I, 87) oder zer- lauten; das a- müsste dann privativenSinn haben, wie in dem von Fick verglichenen skr. a-gruzd. a-ghru ,unvermählt, nicht zusammen hausend', von dergleichen Wz. ger- (ger-) ,sich nähern, sich zugesellen'. Wirhalten an der griechischen Herkunft der Glosse fest.

l. Üëïã÷ïí äüñõ ôï óßäçñùí, èñáêúò, EM. 70, 37; äüñõ ôïÜóé'äçñïí, Hesych. — Wie M. Schmidt vermuthet, falsche Lesartfür äßëïã÷ïí, vgl. Hesych. äßëïã÷ïò· Þ ÂåíäÀò, Êñáôßíïò åí èñïßôôáéò ·üôé äýï ëüã÷áò öÝñåé, êõíçãåôéêÞ ïýóá. Schwerlich wird das seitHerodot und den Tragikern bezeugte Wort ëüã÷ç, das Einigefür entlehnt aus semit. rumhu halten, Andere mit gall. ëáãêßá,lat. lancia vergleichen, gleich der ðÝëôç, aus Thrake stammen;es könnte in diesem Falle im Sinne von äïëé÷üóêéïí Ý'ã÷ïò, hastalonga (so nach 0. Schrader), für äïëüã÷ç stehen; vgl. altpers.

l*

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A II. Abhandlung: T o m a s c h e k .

dranga »lang' und die ob ihrer langen Speere bekannten Ëïëïãêáé,Dolongae. Verlassen wir diese unsichere Vermuthung.

Ð. Üñãéëïò· ä ìõò, èñÜêåò, Favorinus bei Steph. Byz. v."¢ñãéëïò. Glosse und Deutung sind einfach erfunden, ähnlich•wie von Êáñäßá. Die edonisch-bisaltische Veste, welche denZugang zur Strymonmünde sperrte, war vielleicht nach demweisslichen Ufersande benannt; vgl. Hesych. Üñãéëïò· ëåééêüãåéïò,Þ ãç óìçêôéò, und Üñãåëëá· ïßêçìá Ìáêåäïíéêïí, üðåñ èåñìáßíïíôåòëïýïíôáé; Ephor. b. Strab. V, p. 375 Üñãßëëáé· êáôÜãåéïé ïßêßáé,ïñýãìáôá ôùí Êéììåñßùí. Oder es vergleicht sich armen, argel,Riegel, Hemmniss', was Bugge zu ÜñêÝù, arceo, arx stellen will.

III. ¢ñßá ÝêáëåÀôï Þ ÈñÜêç ÷þñá, ùò êáé ÐÝñêç, Steph. Byz.Richtig fasst diesen Namen Meineke als ¢ñåéá, Land des Ares;Üñéá hiess ausserdem eine Art Zwergeiche, Theophr. — Roeslergieng in die Falle und erblickte darin ein thrakisches ,Arier-land' und in ÐÝñêç ein ,Bergland'. Im vollen Texte des Ste-phanus stand aber: Ý'óôé äå êá; ÈñÜêç åßäïò é÷èýïò, Þ êáé èñáôôáÝêáëåÀôï êáú èÝôôá, ç ðÝñêç — wie schnell verwandelt sich dasBergland in einen simplen Flussbarsch oder eine Sardelle!

2. balascae, èñÜêåò, G-loss. Labb. ed. Goetz II, p. 28; d. i.gladiatores, parmularii. Das schwer deutbare Wort brauchtdeshalb nicht für thrakisch zu gelten.

IV. âáóóÜñáé· ÷éôþíåò, ï¿ò Ýöüñïõí áß èñáêßáé ÂÜê÷áé, Hesych.;Þóáí äå ðïéêßëïé êáé ðïäÞñåéò, An. Bekk. 222, 26; bassaris, vestisqua Liber Pater utitur, demissa ad talos, lingua Thracumschol. Pers. I, 101, mit dem falschen Zusatz: Thraces bassaresdicunt vulpes; ebenso schol. Lycophr. 771. 1343 âáóóÜñá· Üëþðçî,èñÜêåò. Nur ägyptisch hiess der Fuchs uasar, kopt. basar,baäor; die áëùðåêßá der Thraker hiessen vielmehr ÝâÞíïé. AlsEigenname findet sich ÂÜóóáñïò, f. ÂáóóÜñá. Aus dem Indoger-manischen lässt sich das Wort, das Pollux æ 59 den Lydiernzuschreibt, schwer erklären; man könnte, wie für ags. basu,purpura', an ein Derivat der Wz. bhä ,scheinen' denken;armen, paicar ,coruscus, fulgens, nitidus' bedarf selbst derKlärung. Lagarde S. 275 nimmt gar zd. vare9a ,Haar, Zotte'zu Hilfe und beruft sich hiebei auf den Biberpelz der Anahita!Roesler wendet sich an neupers. ba (praep.) -|- sar ,Kopf imSinne von capuzza; er konnte sinngemässes ba-äär ,vestis fluxa',von säridan ,fluere' (skr. ksar), vergleichen. Vielleicht war

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Die alten Thraker. II. 5

das Wort nicht edonisch-thrakisch, sondern kleinasiatisch, wieâÜêêáñéò und viele andere; ÌÜéáñéò nannten die Karer ihrenDionysos. Hat etwa ein phönikischer StofFname, wie âýóóï;,syr. hebr. büz, bez, eingewirkt?

V. Âåíä Àò ' .Þ "¢ñôåìéò, èñáêéóôß, Hesych. Eigenname, keineGlosse! s. den Abschnitt über die Götternamen.

3. âÝäõ- -'s ^äùñ, Öñýãåò, Didymus b. dem. Alex. Strom. V,p. 231 sqq.; citiert wird ein orphischer Vers, êáé âÝäõ ÍõìöÜùíêáôáëåßâåôáé Üãëáïí ýäùñ, und eine Stelle aus Dion's Opfercere-monien: êáé âÝäõ ëáâþí êáôÜ ÷åéñþí êáôá÷Ýïõ êáé Ýôå'é ôçí ºåñïóêïðßçíôñÝðïõ. Lagarde S. 285 meint zwar, das Wort gehöre zu denAusgeburten der Gnostiker und Kabbalisten, die zu deutenkeinem Vernünftigen einfallen werde. Aus dem Umstandejedoch, dass irgend ein Spassvogel ßss'-i in die Gesellschaftnussknackerischer und seltener Wörter eingereiht hat, folgtnoch nicht, dass es gar nicht existiert habe. Das Wort war,wie in Phrygien, so auch im edonisch-brigischen Küstenstrichlebendig; in Bisaltia gab es eine edonische Veste ÂÝäõò, vgl.Diod, XIX, 50 a. 316: öõãßíôá ôçò Âéóáëôßáò å!ò ÂÝäõí. Weitersvermerkt Herodian in seinem Kanon der Namen auf -éñïò(Choerob. p. 259, 22 Theognost. 71, 31 EM. 488, 7) einen süd-thrakischen Ort Âåäý-ôéñïò, d. i. ,Wassergrube'. An den ein-fachen indogerm. Stamm ued- fügen sich locative Charaktere (n,r) an, welche dem Nominativ ÑÝäõ fehlen; ebenso armen, get (Gen.getoj) ,flumen', neben gedz (aus vedio), gidzin ,nass', engl. wet.Zum Neutrum õäïò gehört die brigische Veste Uedessa, "Åäåóóá,noch jetzt bulgarisch Vodina, von voda ,Wasser' benannt', õäáóéðåñéêëõæïìÝíç, Jo. Cantacuz. IV, 19; die Makedonen übertrugendiesen Namen auf das aramäisch P L^Lct, äéá ôçí ôùí õäÜôùíñýìçí, St. Â.

4. âüëéíèïò· ä âïíáóóïò, Mirab. ausc. l, vielleicht ein myg-donisches Wort mit dem Suffix -éíèïò, -uvöoe, dem wir auf phry-gischem Boden mitunter begegnen; vgl. slav. -endo in govedo,Ochse'. Die Griechen suchten in der Basis âïë-, wozu sichslav. volü ,Rind' vergleicht, den Sinn von âÜëëù, âüëïò, vgl.Hesych. âÜëõíèïí Üöïäåééìá âõßò: das trächtige Rind soll, wennes im Bergwald lagerte und aufgescheucht wurde, siedend heisseExcremente den Verfolgern zugeworfen haben — eine blosseVolksetymologie! Das udische Wort belen ,Stier' verbleibe

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g II. Alhandinng: T o m a s c h e k .

dem Caucasus; magy. beleny, bölöny ,Auerochs' dürfte ursprüng-lich ,Elen' oder das ,falbe Thier' bedeutet haben, türk. bnlan.

5. ßovagoo?, das paionische Wort für den Wisent, Arist.H. anim. II, l, sonst auch ßsvace^, ßc&vaso;, ßouvaso^ geschriebenund mit Wandel des ß zu [A unter Einwirkung von v ^airoo?,entstellt zu [Asvaito^, [AO'/OICTO;, [JI.OMOTO;?, [Ji.ovtrtA Arist. IX, 45 etc.Heimstätten des Thieres waren der Orbelos (AP. VI, 114—116)und das Messapiongebirge an der Grenze der Paionen, Maiden,Sinten und Agrianen; im fpiv.'x'i-.iw voEwo? Aoß-^pou erlegte Peuke-stas einen gewaltigen Wisent (Addaios in AP. IX, 300); HerodotVII, 126 wusste, dass im Quellgebiet des Echeidoros ßoe? afpmhausten, TÖV T« nspea uwepp,e-]'a6sa em TOC e<; °E\\r^oii:, yotteovca;der paionische Prinz Apumio^, Sohn des Audoleon, sandte einenWisentschädel aus Erz nach Delphi, Paus. X, 13, l; die paio-nischen, odrysiachen und getischen Stammhäupter tranken ausmächtigen Stierhörn ern; das Wisenthorn, aus welchem Deke-balos trank, war mit Gold eingefasst (Suid. v. 'K.iswi^ vgl.n0 XVI. Das Wort ßovowsos, ^o-iaosoi; lässt sich aus dem Alba-nischen deuten, gemäss dem illyrischen Ursprung der Paionen:alb. böäj, med. bönem, ,stürze mich auf —, bespringe', z. B.töp-a bönete (aor. u-bua); part. bönes .Bespringer, Stier', ersetztdurch ital. pter ,toro'.

VI. Bouoßa-cos" rj "Ap-cspi'.i;, Qpaxe?, Hesych. — wiederumblosser Eigenname, noch dazu verderbt und nicht einmaltkrakisch! Gemeint ist die ägyptische ßo'Jßaorn;. Woher aberder Beisatz 6paxsi;? Fiel etwa ein Bezug auf die thrakischeBe-;8^ aus? Die erste sicher thrakische Glosse liegt vor in

VII. ßp(a' T) •TriT.ii;, tb •ceiyo^ ^ eit' a-cpcT? v.ü^ Strab. VII,p. 319, St. B., Hesych. etc. Eine beachtenswerthe Nebenformßp^os liegt vor in dem Ortsnamen Bpea, Ew. Bpearai, Catal. trib.Att., Hesych., St. B.; im Ortsnamenverzeichniss werden unsüberdies die Formen ßpe, ßp(, ßpie; begegnen. Lagarde undFick vergleichen zd. vare, von var ,umschliessen, einhegen,wehren, wahren'; dazu neupers. bärah, hart, bärü, us. bru ,arx,castellum'. Man muss indess für ßpsa von einer europäischenGrundform vere-ia, vre^a ausgehen, woraus vrea, vria, brea,bria, bre, bri hervorgieng. Gleiche Bedeutung hat die Wz.vel-, wozu armen, giut, geul, geöl', get (gen. geldz^ ,Dorf,Landsitz' gehört.

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Die alten Thraker. II.

6. ßp0>(>»v • 6 ßaXave6<; ,Bader, Barbier', ein spätes Wort beiTheogn. can. nach Herodian; für thrakische Herkunft desselbenspricht das Vorkommen des thrakischen Eigennamens BpiXü)';z. B. auf einer Inschrift aus Lidzan bei Nikopolis an der DonauC. I. III n° 6150. 7437: BRILO AULUZANI. Abzuleiten vonder Wz. bhri- neben bher-, zd. bar ,schneiden, scheeren, ra-sieren', ir. berraim, npers. burridan; vgl. slav. brija, briti,,scheeren', bricl, britva ,Scheermesser', alb. brisk(u); armen.birel, brel ,sarculos abscindere', -bir ,abscindens, secans, fodiens,z. B. hot-a-bir, getn-a-bir, bri6 .Laubmesser, Hacke'.

VIII. ßpit»3' ^ Qp"11'?) x•al MansSsvia ipurov &[i.Qwwto't TT) TCap'ri^t ev 'As;a TI^T) xai •cb ave.py.« auTOu, Galen, de alim. facult. I, 13(VI, p. 514); unser ,Emmerkorn, Einkorn'; das hieraus bereiteteBrot war grob und unverdaulich. Man hat skr. vrthi ,Reis',afghan. wridze (pl.), neupers. bring, biring, guring und gr.Spui;a, 5pw5a vergleichen wollen, wogegen nicht nur die Wort-bedeutung von ßpi^a, sondern auch der Verbreitungsgang derReiscultur spricht. Vielmehr bietet sich auch hier die Wz.bhri- .schneiden', und -i;a ist blosses Derivationselement wie inoXi^a, SOti^a und in zahlreichen Ortsnamen der phrygischenRegion. Wenn eine Glosse (ed. Goetz II, p. 260) ßpit^x durchsica erklärt, so kann hiebei entweder an sica äy/sipläiov, Opoam.bvS^os ear/.ajJi.TCel; (p. 183) oder an sicale, secale ,Schnittkorn, Hafergedacht werden. Die Wz. bhrsg- ,rösten' steht wohl ferne.

7. ßpuTOi; • 6 -/.p(9tvoi; olvoi;, TCOV T'O ex, x.pi9^ wcvi, mit derbarbarischen Nebenform ßpou-co^' 10 e-/. •/.pi6öv TOp.a, Hesych.,Herodian. u. A. Archilochus b. Athen. /, 447, 6: &s7t6p zap'auXw ßpuTov ^ Qp^i'S w^p/^ •I'pu; sßpu^e. Hecataeus ebenda: IIxiovei;itivouCTi ßpuTov aas wi xp'.6e(üv; Hellanicus: WIMOUSI (o'i IIatove^) ßpuTovi-f. -cöv pit^öv, naOscitSp 01 Opax.gi; sx, TÖV x,pi6öv. Das Wort wardemnach bei den Phrygen, Thraken und Paionen gleich ver-breitet und den Griechen wohl bekannt; längst haben dieSprachforscher darin das Part. pf. bhru-to- ,Gebrautes, Bräu,Brühe', lat. de-frutum, ir. bruthe, engl. broth, von ahd. briuwan,altn. brugga, engl. brew ,brauen' erkannt; vgl. -fev-To-v.

IX. ßpuv/os' x.iOapos, Opanes, Hesych. — Fick nimmt x.iBapafür ,Cither' und vergleicht die Wz. brenk- in slav. brecati,breknati ,klirren, wiederhallen'. Wahrscheinlich aber bezeichnethier xiöapa eine wasserauspustende Meerfischgattung; vgl. die

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8 ÃÉ. Abhandlung: T o m a e c h e k .

Glossen âïýñõí÷ïò und âñéíêïò · ß÷èõò êçôþäçò, neben êßèáñïò- é÷èýòund ÅêôÜñá, êôÜñá · åèíéêþò ú÷èýò. Die Wz. brenk- vielleicht auchin dem thrakischen Personennamen Âñéíêá-îåñåýò.

8. ãáãýëç, ein spät bezeugter Localname der ,Dohle' ausder hellespontischen Region, von der Wz. gag- ,gracillare', vgl.lit. gagonas, russ. gogola. Â'.èõíï'! êáé èñÜêåò êáé AuSoi ãáãõëáòÝóèßïõóéí. Du Cange.

×. ãÝíôïí · ôï êñÝáò, èñÜêåò, Herodian.; gewöhnlich pl. ãÝíôá ·ôá êñåá, ìÝëç, óðëÜã÷íá, êáôÜ ãëþóóáí èñáêþí, Êáëëßìá÷ïò ,ãÝíôáâïïò ìÝëäïíôåò', Suid. Hesych. Cyr. Zon. Eust. ad Od. p. 1854,Iliad., p. 918. Fick verglich unüberlegt altn. kjöt n. (aus gendva),Fleisch'; genau entspricht ãÝíôïí einem gr. öáôüí (in Si-öáôïò,ðñüò-öáôïò), Part. pf. ghn-to- ,geschlagen, abgehauen, abge-schnittene von der Wz. ghen-, lit. gen : gon, slav. zen : gon, ir.ben : gon, ahd. ban : gun, gr. èåí, öåí : öïí-, skr. han, gan. Dervelare Anlaut erscheint in der thrakischen Form bewahrt, denpalatalen finden wir in dem dakischen Pflanzennamen æçíá·êþíåéïí Dioscor. IV, 79; ebenso armen, gan ,Schlag, Hieb' nebenzenel ,mactare'; ir. gen ,Schwert'.

9. gestistyrum ,locus possessorum', etwa , Reichendorf'.Acta S. Philippi, qui passus est sub Diocietiano a. 304 (ActaSS. Oct. X, p. 55l) XII m. p. Hadrianopoli ad Hebri oram,in villa, quae sermone patrio Gestistyrum (var. Getistyrum),interpretatione vero Latinae linguae locus possessorum vocatur;ea possessio et fontibus habundat et nemore, ornata messibuset vineis'. Als ich zuerst diese Glosse hervorzog, suchte ichin gest- den Begriff ,possessor', in styro- den Begriff ,locus',wobei ich thrakische Ortsnamen, wie Äïõñü-óÀïñïò, Êáðïý-óôïñïò,Êáðé-óôïýñéá, Âçëá-óôýñáò, von der Wz. stau, einer Erweiterung vonstä, verglich, während ich für gest- aus vest- die arische Wz.vi(n)d- ,finden, erlangen', altpers. vista ü êåêôçìÝíïò (z. B. Vis-tä9pa, npers. Gustäsp), armen, giut ,Fund, Gewinn', -giut,findend', aor. 3. sg. e-git ,invenit, repperit', heranzog. Derrumänische Gelehrte Hazdeu dagegen nahm, in völlig iranischerWeise, gest-i-styrum für ,locus, qui (est) possessorum', wobei-styrum als Gen. pl. êôçôüñùí füngieren soll, was wohl schwerlichBilligung finden wird. Die im Armenischen so häufige Ver-tretung des v-Anlautes durch g auch für das Thrakische oderdoch für einen localen Dialekt desselben anzunehmen, ist aller-

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Die alten Thralier. II. 9

dings gewagt; sollte für gest- etwa die Wz. ghed- ,fassen, er-langen', welche palatalisiert in æÝôíá n° 15 auftritt, herangezogenwerden dürfen?

10. óÝâá ,Siedelung, Wohnort, offenes Dorf, bei Hesych.entstellt zu ëÝâá· ðüëéò, õðü èñáêþí, werden wir in zahlreichenOrtsnamen auf -äÝâ^, -deva, -Saaa, -dava bezeugt finden; diesesecht thrakische Element gehört offenbar zur Wz. dhe, dhe, gr.èç, Os- ,setzen, gründen', welche mitunter durch das Determinativ-u, v erweitert auftritt, z. B. in gr. èÜfóóåí , sass ' , èáfáêïò undèüÑáêïò · èáêïò, èþêïò ,Sitz'. Sehr gut stimmt auch ir. däe, daoe,Haus', vielleicht auch du ,0rt'. Eine andere Bildung ist armen.d-ir èÝóéò, èÝìá, èÞêç, èáêïò, von d-n-el ,ponere', Nom. verb. -di ,po-nens'. An zd. daqyu, danhu wird Niemand denken, trotz zaza-kurd. dau ,Dorf', dauän ,Dörfler'. Einen ganz zufälligen Anklangbietet das georg. Wort daba ,Siedelung, Weiler, Dorf, von derBasis da- ,nieder, abwärts', vgl. dabali ,niedrig gelegen' u. ä.

11. ïßæá· áÀ'î, ËÜêùíåò, Hesych., wird schwerlich für áß'æá.áÔãá gesetzt sein; vielleicht ist zu verbessern "Çäùíåò oder Ìáêå-äüíåò. Auf thrakischen Inschriften des edonischen Gebietes findetsich überaus häufig der Personenname Ëßæáò, Diza; diza konnte,Ziege' bedeutet haben, vgl. germ. *dighä, ahd. ziga; für alb.oi ,Ziege' nimmt C. Meyer als Grundform dighe(a) an. Ichselbst halte meine Combination für höchst zweifelhaft.

12. äßæïò, auch ïßæá und je einmal auch ïåßîáò und ïÝîéïígeschrieben, was auf die Aussprache deiza und dezi weist,begegnet überaus häufig in der Nomenclatur thrakischer undbithynischer Vesten, so dass man unwillkürlich an neupers.dez, dez, diz und dezah, dezah, dizah, ,arx, castellum, murus',altpers. didä (für dizä), zd. daeza, armen, dezn, dez ,tumulus,agger', dizel ,coacervare', sowie an gr. ôåß÷ïò, ôïß÷ïò gemahnt wird,von der Wz. dheigh, dhigh- ,bestreichen, verkitten, aufwerfen,kneten'. Dieses Element findet sich, ebenso wie âñßá, nicht aufdakischem Boden, vielleicht, weil da alle Vesten von Traianwaren geschleift worden; aus dem Umstande, dass es sich nursüdlich vom Istros findet, braucht wohl nicht auf Entlehnung ausdem Persischen geschlossen zu werden; die Lautvertretungwiderspricht nicht dem sonstigen Charakter des Thrakischen.

13. ÝâÞíïé· Üëùðåêßäåò, Hesych.; Fuchsbälge waren die üb-liche Kopf- und Fussbedeckung der Thraken und Bithynen;

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denselben Ausgang zeigt der hessische Eigenname ESBENÜS.In ÝâÞíïò ,indumentum ex pelle (vulpina, ovina, melis)' könnteetwa die Wz. ev : eu ,induere' stecken. Anders erklären wirdas phrygische Wort ïõáíïàí Üëþðçî, nämlich als den , Vor-sichtigen, Schlauen', von der Wz. uan, van- .aufmerken', dieauch in phryg. Ñáíáêô- ,Aufseher, König', in ÏõÜíáîïò, Ïõáíáîé'ùívorliegt; der Eigenname Ïõáíïõíü-âáñïò bei Latyschew II, n0 454hat ivohl .Fuchsschwanz' bedeutet. — Oder ist bei Hesych.ÝóâÞíïé zu lesen? Thrak. ezveno- könnte zur Wz. egh- ,spalten,reissen, Haut abziehen' gehören, wie die bekannten Wörterfür ,Igel'; vgl. slav. jazwa ,Thierloch', jazwü ,Dachs', rum.jezune etc.

XI. æáëìüò · äïñÜ Üñêôïõ, èñÜêåò, bei Porphyr, vita Pythag. 14.zur Deutung des Namens ÆÜëìïîéò verwendet, Ýðåß ãåííçèÝíôéáõôù äïñÜ Üñêôïõ åðåâëÞèç. Eine ältere Schreibweise óáëìüò ergibtsich aus dem herodoteischen ÓÜëìïîéò; ebenso findet sich nebenÁõëïý-æåëìéò die Form Áýëïý-óåëìéò; vielleicht war celm odercelm die echte Aussprache. Bereits J. Grimm hatte skr. car-man .abgezogene Haut^ Felldecke' verglichen; man fuge hinzuzd. careman, afgh. tsarman, npers. carm, os. (siidl.) carm und(dig. tag.) tsarm, in Zss. -dzarm, z. B. ars-dzarm ,Bärenhaut';das Wort wird verschieden hergeleitet, bald von der Wz. sq'er-ahd. sceran, gr. êå(ñù, bald von der Wz. q'el- ,hüllen', wobeigot. hilms, ags. heim verglichen wird; ja selbst gr. ðÝëìá, ags.filmen, film ,Fell' hat man herangezogen. Ueberdies hat Fickæáëìßò zu gr. ÷ëáì-õä- stellen wollen. Lagarde (S. 291) glaubteaus der auffallenden üebereinstimmung von æáëìäò mit pers.carm für die Thraker oränische Abstammung annehmen zumüssen; seine übrigen Vermuthungen übergehen wir.

14. æåéðïßôçò (Var. æåéðýôçò) bedeutete nach Hesych. Cyr.Zon. ýðåñ÷ýôçò, ðåñé÷ýôçò ,Vergiesser, Verschwender'. Irgend einChronist hatte den Namen des bithynischen Königs Æåéðïßôçò,Æåéðýôçò auf diese Weise gedeutet. Wir sehen hier eine Wz.g'hei, thrak. æåé- .auswerfen, schleudern, vergiessen' durch dencausativen Charakter -p erweitert; -ïéôçò, -ýôçò, (aus -ïíôçò?) be-zeichnet das Nomen agentis. Die Wz. o'heu : g'hu- ,giessen',gr. ÷åõ : ÷õ- kann als eine durch -u erweiterte Form auf dieBasis g'hei- zurückgeführt werden; eine mit -bh erweiterte Formwird uns in n° XIV begegnen.

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Die alten Thraker. Ð. 11

XII. æåßñá- åßäïò ÷éôþíáò, Ýðéâüëá'.üí ôé êáôÜ ôùí þìùí öïñïý-ì3íïí, Ýïéê'ïò Ýöáðôßäé, ï'é äå ºìáôéïí Óýñùí, ï'é äå æþíçí, Hesych., mitdem Beisatz èñÜêåò, Phot. Lex. vgl. Pollux VII, 60 Þ æåöáèñáêþí åßôå ðåñßâëçìá åóôßí åßôå æþìá. Nach Hdt. VII, 75 wardie æåßñá ein weiter, über die Kniee hinabreichender und in derMitte gegürteter Reitermantel bei den bithynischen Thrakern;sie war auch nach Xen. An. VII, 4, 4 länger und wärmer alsdie hellenische Chlamys; der Stoff dazu war bunt gefärbt —daher die Glosse æåúñïí ðï'êßëïí, Üæåöïí · áðïßêéëôïí. Danebenfinden wir die Deutung Üæåéñïò · Ü'æùóôïò und æåéñïöüñïò · æùíïöüñïò.Vocalschwankung zeigt sich in æéñáé · ÷éôþíåò ÜíÜêùëïé Hesych.,æïõñÜ· æåöá, ÷ëáìýò und Þìé-æáñïí, Du Gange. Für thrak. æåßñá,aus zena, passt am besten die Wz. gher- im Sinne von ÝöÜð-ôåóÏáé (÷åñïúí); minder gut die Wz. gers- ,zottig sein'.

XIII. æåôñáßá· Þ ÷ýôñá, èñÜêåò, Pollux X, 95; abweichendæáôñåÀïí, cippus, Du Cange. Würde das Wort jestra lauten,so läge eine Ableitung von jes- ,sieden' vor: ÷ýôñá æåé; gr. ÷ýôñá,êýèñá gehört zur Wz. gheu- ,giessen', deren Basis im Thrakischenæå'.- lautet; man würde somit æåúôñá oder æåéôñáßá erwarten. DieLesart bei Pollux steht nicht ganz fest.

XIV. æéâõèßäåò· á'é èñáóóáé, ïß èñÜêåò ãíÞóéïé, im Sinne vonåõãåíåßò, åõðáôñßäáé, Hesych. Fick erkennt darin eine thrakische Wz.æéâ- ,leuchten, glänzen'; indem er lit. zibü ,glänze' pari. zibas,zibant- ,splendidus, illustris' vergleicht; die vorausgesetzte Grund-form ghib oder o'hi-bh- geht wohl auf die Basis fl'hei : g'hi-,(Strahlen) werfen' zurück. Unter den Götternamen wird unsein thrakischer Zeus ÆéâÝë-óïõñäïò begegnen; und der bithynischeEigenname Æéâïßôçò (neben Æåéðï(ôçò) geht auf die gleiche Wurzelzurück; überdies vgl. npers. par-zewand ,clarus'.

XV. æåéëÜ· ï ïßíïò, èñÜêåò, Phot. Lex.; æßëáé · ï ïßíïò ðáñÜèñáîß, Hesych.; vgl. den Canon des Herodian bei Choeroboscus1187 An. Bekk. 124 und in Cobet's Excerpta Marciana 489:ä æåëáò (æÞëáò), ôïõ æåëá (æÞëá), ôù æåëá (æÞëá) · ïýôù ëÝãåôáé êáôÜèñÜêáò ä ïßíïò, ôïýôïõ åõñßóêåôáé Þ äïôéêÞ ðáñ' Åõðïëßäé ÷ùñßò ôïõ ôäéá ôï ìÝôñïí ^ôù æåëá óõãêåñáííýò'. Für den .ungemischten' Weinfinden im Griechischen die Formen ÷Üëéò und öÜëéò, vgl. ÷áëé-êñçôïí ìÝèï Archiloch. b. Athen. I, 7, f und öáëéêñüí · Üêñáôïí,Hesych.; 0. Schrader leitet ager Falernus von sabin. *fali ,hitzig,Wein' ab; die Makedonen hatten das Wort êÜëéèïò· ïßíïò, Hesych.

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10 II. Abhandlung: Tomaschek .

denselben Ausgang zeigt der hessische Eigenname ESBENUS.In ÝâÞíïò ,indumentum ex pelle (vulpina, ovina, melis)' könnteetwa die Wz. ev : eu ,induere' stecken. Anders erklären wirdas phrygische Wort ïßéáíïàí Üëþðçî, nämlich als den , Vor-sichtigen, Schlauen', von der Wz. uan, van- ,aufmerken', dieauch in phryg. Ñáíáêô- ,Aufseher, König', in ÏýÜíáîïò, Ïõáíáîßùívorliegt; der Eigenname Ïõáíïõíü-âáñïò bei Latyschew II, n° 454hat »volil ,Fuchsschwanz' bedeutet. — Oder ist bei Hesych.ÝóâÞíïé zu lesen? Thrak. ezveno- könnte zur Wz. egh- ,spalten,reissen, Haut abziehen' gehören, wie die bekannten Wörterfttr ,Igel'; vgl. slav. jazwa ,Thierloch', jazwü ,Dachs', rum.jezune etc.

XI. æáëìüò · äïñÜ Üñêôïõ, èñÜêåò, bei Porphyr, vita Pythag. 14.zur Deutung des Namens ÆÜëìïîéò verwendet, Ýðå'é ãåííçèÝíôéáõôù äïñÜ Üñêôïõ åðåâëÞèç. Eine ältere Schreibweise óáëìüò ergibtsich aus dem herodoteischen ÓÜëìïîéò; ebenso findet sich nebenÁýëïý-æåëìéò die Form Áýëïý-óåëìéò; vielleicht war celm odercelm die echte Aussprache. Bereits J. Grimm hatte skr. car-man .abgezogene Haut^ Felldecke' verglichen; man füge hinzuzd. careman, afgh. tsarman, npers. carm, os. (südl.) carm und(dig. tag.) tsarm, in Zss. -dzarm, z. B. ars-dzarm ,Bärenhaut';das Wort wird verschieden hergeleitet, bald von der Wz. sq'er-ahd. sceran, gr. êåßñù, bald von der Wz. q'el- ,hüllen', wobeigot. hilms, ags. heim verglichen wird; ja selbst gr. ðÝëìá, ags.filmen, film ,Fell' hat man herangezogen, üeberdies hat Fickæáëìäò zu gr. ÷ëáì-õä- stellen wollen. Lagarde (S. 291) glaubteaus der auffallenden Uebereinstimmung von æáëìüò mit pers.carm für die Thraker eränische Abstammung annehmen zumüssen; seine übrigen Vermuthungen übergehen wir.

14. æåéðïé'ôçò (Var. æåéðýôçò) bedeutete nach Hesych. Cyr.Zon. ýðåñ÷ýôçò, ðåñé÷ýôçò ,Vergiesser, Verschwender'. Irgend einChronist hatte den Namen des bithynischen Königs Æåéðïßôçò,Æåéðýôçò auf diese Weise gedeutet. Wir sehen hier eine Wz.g'hei, thrak. æåé- .auswerfen, schleudern, vergiessen' durch dencausativen Charakter -p erweitert; -ïßôçò, -ýôçò, (aus -Ýíôçò?) be-zeichnet das Nomen agentis. Die Wz. ó heu : ffhu- ,giessen',gr. ÷åõ : ÷õ- kann als eine durch -u erweiterte Form auf dieBasis g'hei- zurückgeführt werden; eine mit -bh erweiterte Formwird uns in n" XIV begegnen.

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Die alten Thraker. Ð. 11

XII. æåéñá· åßäïò ÷éôþíïò, Ýðéâüëá'.üí ôé êáôÜ ôùí þìùí öïñïý-ìúíïí, Ýïéê'ïò Ýôïððßäé, ïé äå ºìáôéïí Óýñùí, ï'é äå æþíçí, Hesych., mitdem Beisatz èñÜêåò, Phot. Lex. vgl. Pollux VII, 60 Þ æåöáèñáêþí åßôå ðåñßâëçìá åóôßí åßôå æþìá. Nach Hdt. VII, 75 wardie æåßñá ein weiter, über die Kniee hinabreichender und in derMitte gegürteter Reitermantel bei den bithynischen Thrakern;sie war auch nach Xen. An. VII, 4, 4 länger und wärmer alsdie hellenische Chlamys; der Stoff dazu war bunt gefärbt —daher die Glosse æåÀñïí ðïéêßëïí, Üæåéñïí · áðïéêéëôïí. Danebenfinden wir die Deutung Ü'æåéñïò · Ü'æùóôïò und æåéñïöüñïò · æùíïöäñïò.Vocalschwankung zeigt sich in æöáß· ÷éôþíåò ÜíÜêùëïé Hesych.,æïõñÜ· æåúñá, ÷ëáìßò und Þìß-æáñïí, Du Cange. Für thrak. æåßñá,aus zena, passt am besten die Wz. gher- im Sinne von ÝöÜð-ôåóâáé (÷åñïúí); minder gut die Wz. gers- ,zottig sein'.

XIII. æåôñáé'á· Þ ÷ýôñá, èñÜêåò, Pollux X, 95; abweichendæáôñåÀïí, cippus, Du Gange. Würde das Wort jestra lauten,so läge eine Ableitung von jes- ,sieden' vor: ÷ýôñá æåé; gr. ÷ýôñá,êýèñá gehört zur Wz. gheu- ,giessen', deren Basis im Thrakischenæåé- lautet; man würde somit æåúôñá oder æåéôñáéá erwarten. DieLesart bei Pollux steht nicht ganz fest.

XIV. æéâõèßäåò- áß èñáóóáé, í. èñÜêåò ãíÞóéïé, im Sinne vonåõãåíåßò, åõðáôñßäáé, Hesych. Fick erkennt darin eine thrakische Wz.æéâ- .leuchten, glänzen',, indem er lit. zibü ,glänze' part. zibas,zibant- ,splendidus, illustris' vergleicht; die vorausgesetzte Grund-form ghib oder g'hi-bh- geht wohl auf die Basis g'hei : g'hi-,(Strahlen) werfen' zurück. Unter den Götternamen wird unsein thrakischer Zeus ÆéâÝë-óïõñÂïò begegnen; und der bithynischeEigenname Æéâïßôçò (neben Æåéôåßôçò) geht auf die gleiche Wurzelzurück; überdies vgl. npers. par-zewand ,clarus'.

XV. æåéëÜ · ï ïßíïò, èñÜêåò, Phot. Lex.; æéëáé · ü ïßíïò ðáñÜèñáîß, Hesych.; vgl. den Canon des Herodian bei Choeroboscus1187 An. Bekk. 124 und in Cobet's Excerpta Marciana 489:ï æåëáò (æÞëáò), ôïõ æåëá (æÞëá), ôù æåëá (æÞëá) · ïýôù ëÝãåôáé êáôÜèñÜêáò Ý ïßíïò, ôïýôïõ åõñßóêåôáé Þ äïôéêÞ ðáñ' Åýðïëßäé ÷ùñßò ôïõ ôäéá ôï ìÝôñïí ,ôù æåëá óõãêåñáííýò'. Für den ,ungemischten' Weinfinden im Griechischen die Formen ÷Üëéò und öÜëéò, vgl. ÷áëß-êñçôïí ìÝèï Archiloch. b. Athen. I, 7, f und öáëéêñÜí · áêñáôïí,Hesych.; 0. Schrader leitet ager Falernus von sabin. *fali ,hitzig,Wein' ab; die Makedonen hatten das Wort êÜëéèïò· ïßíïò, Hesych.

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Im Bereiche des Pangaios stand ein Hügel Æéëìéóóüò mit einemTempel des Sonnengottes Sabazios, Macrob. Sät. I, 18; in derBasis æéëì- steckt wohl der Begriff des Sonnenglanzes und derSommergluth, vgl. altsl. glimo, engl. gleam. Wie für ÷Üë'.ò,so wird auch für thrak. æåéë», æçëá, æéëá, æåëá die Wz. g'hele-,hell sein, glänzen, glühen', gr. ÷ëßù heranzuziehen sein. Wiewacker die Thraken, Männer und Frauen, dem Ungemischtenzusprachen und wie sie die Reste über einander ausgossen, istaus Plato de leg. I, p. 637, e, sowie aus bildlichen Darstellungenbekannt.

15. æÝôíá· Þ ðýëç, ÖñáãÝò, Phot. Lex. führen wir hier an,weil sich das Wort in dem mösischen ÷ùñßïí Æçôíïõ-êüñôïõ (beiProcop. de aedif.) vorfindet; der Ort lag etwa bei Cumakowaam Isker, der hier aus dem Bergland hervortritt. Wahr-scheinlich steht æÝôíá für æÝä-íá (vgl. Ðåôíåëéóóüò neben Ðåäíå-ëéóóüò), und als Wz. wird g'hed- .fassen', engl. get, vgl. altsl.gat ,Thor, Pforte, Oeffnung, Loch, Höhle, Verschlag' geltendürfen.

XVI. æÜìâñïò · ôñáãÝëáöïò áðü ÈñÜêçò Ýëèþí, Morelli Bibl.mscr. I, 59; AP. IX, 300 ¢äïáßïõ åðßãñáììá åÅò Ðåõ÷Ýóôçí, ôáõñïíôïí êáëïýìåíïí æïìâñïí ëïã÷åýóáíôá; Nicetas Chon. p. 433 a. 1164æïõìðñïò æþïí êáôÜ ôïõò Ôáõñïóêýèáò (åí ôïéò ïñåóé ôùí ÊïìÜíùí) öõü-ìåíïí ìÜëéóôá êáé ôñåöüìåíïí. Wie Lagarde bemerkt, das slavischeWort zabrü (zombrü), rum. zimbrü , Wisent, Bison'. NachConst. Jirecek wurde der letzte Wisent im Szeklerlande beiüdvärhely 1775 erlegt; während zahlreiche Orte bei den Süd-slaven die Erinnerung an den turü ,Auerochse' bewahren, sindnach dem zubrü benannte Orte weit seltener bezeugt.

XVII. èñáÜôôçò· ä ëßèïò, õðü èñáêþí, Hesych. Keine thra-kische G-losse, etwa der generelle Ausdruck für ,Stein', sonderngriechische Nebenform für den èñáêßáò ëßèïò, d. i, ìáñéèÜí ,Braun-kohle' n0 21.

16. êáëáìßíäáñ- ðëÜôáíïò, ¹äïíéåúò, Hesych. — Ein edonisch-brigisches Wort? Zu deuten als ,astreicher Baum'? êáëáì-éí-,astreich', von êáëáì- ,Ast', Wz. q'el- ,schlagen, brechen' (vgl.êëÜäïò, êëáìáñüò, lat. calamitas)? dazu Sap ,Baum', skr. däru,npers. dar, gil. dal, maked. ïÜñõëëïò. Der .Leinbaum, Ahorn',slav. klenü, altn. hlynr, hiess nach Theophrast im Dialekt derStagiriten êëéíï-ôñï÷ïò; ob in diesem ôñï÷ü; (etwa für óáñêüò um-

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gesetzt) ein Ausdruck für ,Baum' steckt, ist sehr die Frage. Alban.rapp ,Platane' wird zu slav. repina, von repij ,Stachel', gestellt.

17. êáìüëçò- ðñïóöéëÞò, bithynisches Fremdwort in einerInschrift aus Kyzikos, Mitth. d. d. arch. Inst. IV, p. 14: ÌÝíáíäñïòÌåíÜíäñïõ, êáìüëç, ÷áúñå neben Çïóåéäþíéå ÌåíÜíäñïõ, çñùò, ÷áßñå.Die Bedeutung ðñïóöéëÞò ergibt sich aus ähnlichen Inschriften,z. B. in Thasos (Conze p. 27) Çñüäïôïò Æåßðá, ðñïóöéëÞò, ÷áßñåund (p. 36) Öáõóôïò Ìåó-åÚïïò. ðñïóöéëÞò, ÷áßñå. In den bithy-nischen Frauennamen Êáìá- oder Êïìï-óáñýç, im dakischenComo-sicus und dem Ortsnamen Êïìé-äáýá, finden wir ein ähn-liches Element, wozu sich recht gelegen die arische Wz. kam-,begehren, lieben' bietet, skr. zd. käma, npers. kam, armen.kam ,voluntas, desiderium', armen, kamöi ,amans, desiderans'?Der in byzantinischer Zeit auftretende Name Êáìïõëéáíüò, woherdie kappadokische Veste ÊáìïõëéáíÜ, zeigt galatischen Ursprung,vgl. gall. Camulus, Camulo-dunum.

18. êÜííáâéò, germ. *hanapis ,Hanf, soll nach Kluge auseiner Sprache der aralo-kaspischen Region stammen; die Ger-manen sollen es auf ihrer [vermeintlichen] Wanderung vonAsien nach Europa aufgenommen haben. Allerdings wuchsder Hanf im Skythenlande wild (als ÜãñéïêÜíáâïò, Hesych.)und angebaut, wie denn noch jetzt Russland den meisten Hanferzeugt; aber auch Thrake besass viel Hanf, und die thrakischenFrauen verstanden es, aus den Stengelfasern des Hanfes Zeugezu verfertigen, die an Feinheit den Linnen nicht nachstanden.Germanen und Litu-Slaven können Stoff und Wort zunächstvon den Thrakern überkommen haben; es braucht aber auchhier das Wort nicht entstanden zu sein, eben so wenig wie inHellas. Vielmehr gehört es der mercantilen Sprache der Karerund Phöniker an, welche den Stoff aus dem Norden bezogenund zugleich die Bezeichnung hiefür allüberall verbreiteten.Wie schon Hehn erkannt hat, kann das Wort êÜííá-âé-ò, êÜíá-âé-ò durchaus nicht von êÜííá, hebr. kanah, assyr. kanu ,Rohr,Geflecht', getrennt werden; auch die lat. cana-ba .Rohrhütte,Cantine' geht darauf zurück. Sumer. gin ,Hanf vermag ichnicht zu beurtheilen; dagegen scheint os. ganä, gänä ,Hanfaus npers. kanaf entstellt zu sein.

XVIII. êáðñþíôåò · ïß äñìçôéêþò Ý÷ïíôåò ðñïò óõíïõóßáí · Ýðáëïõíôïäå ïýôùò ï'é èñÜêåò, Hesych. — Wiederum keine thrakische

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Glosse, sondern Epithet der ,springlustigen' Thraker bei dengriechischen Komikern; vgl. nazpo;;- TS aiSowv TOU avSpo;, y.aTCpa'.va-i, x.aTti)(p£pi]s, aics TOU x.aTCpou.

19. naT:ou!;or o'; IIui-iAaToi, Steph. Byz.; cattuzos barbari(Thraces) Pygmaeos vocabant, Plin. — Die Sage vom Kampfeder Zwerge mit den Kranichen haben Karer und Milesier demNorden übermittelt; in Thrake konnte sie um so eher Bodenfassen, als das Hebrusthal ein Hauptdurchzugsgebiet der Kra-niche war, Ael. Hist. anim. II, l, 13. Nördlich von Odessosgab es einen Ort rspciveia und im Hebrusbecken bei dem heu-tigen Seimenly einen Ort Zervis, d. i. .Kranichen', indogerm.o'ervi- .Kranich'. Die Zwerge oder Fäustlinge wurden auchbald gefunden, und ein Ort nahe bei Geraneia hiess darumKarroui.a. Das thrakische Wort naTloui^o-s ist aus xapTou!;o<; ent-stellt; wir finden den weiblichen Eigennamen Kaptou!;a aufeiner Inschrift aus Maroneia, Dumont Mel. p. 445; als Wz.bietet sich q'ert- .schneiden, abhauen, stutzen', vgl. lat. curtus,slav. kratükü, armen, karc ,pusillus, nanus'. Die Karer vonTralles sollen die Pygmäen ToumuXo'. genannt haben. Steph.Byz.: war das Wort durch die thrakischen Trailer dahin ver-pflanzt worden, so geht es auf die Wz. teud : tud- ,stossen'zurück; besser fasst. man es jedoch als einen lateinischenLocalausdruck, trüsulus (auch trossulus) o ev [iiy-ptö way,u?, vontrüd- ,stossen'.

XIX. v.^y.0^' ir6a -ci«; xat Soitpiov T[ icapa 6pa^iv, Phot. Lex.Sonst erscheint w^oc, als Synonym von IMTOOC, na-cava-piT;, ASOVTO-TOä;ov; thessalische Frauen bereiteten daraus Liebestränke. Fickvergleicht skr. gami ,prosopis spicigera', 9imbä eine Schoten-pflanze. Wenn y-ii-jAO- abzutheilen, so liegt die Wz. qe : q6-,begehren' zugrunde.

XX. x.oXotßpioiJ.oi;' 6pao«ov 'iy/r^a svoTCXiov xai Kapix.ov, PolluxIV, 100; e OpaiMO? x.oXaßpwp.o«;, Athen. XIV, 629, d. Nur inder Basis xoXa- steckt ein thrakisches Element; vgl. Hesych.•AoXa • efäo^ opy^asw^ o xai ^icpii7[AO;, und x,oXesi xai x.oX(a • iccia TU;Sp/Yjati;. Daraus bildete der Grieche sowohl v.o\:diaix<. • op^wsQctt,als auch nöAaßpdi; • (D(ipTY;<JH;, x.3Xaßpeui;[Aev<; • aXXo[J.gv»;, x.oXaßpt^eiv •ox.'.pTav und x.oXaßpiop.oi;. Luftsprünge und Schwerttänze warenbei den Thrakern im Schwange; dem Worte xs^a- liegt wahr-scheinlich die Wz. q'el : qol- ,sich drehen, sich bewegen', skr.

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car oder auch q'el : qol- .heben' zugrunde; zu ersterer gehörtauch slav. koles- ,Rad, Kreis, Rundtanz'.

20. xopjTixi ,capillati' heissen die dakischen Edelingeniederen Ranges im Gegensatze zu den höchstangesehenen -.O-.o-yopot, Cass. Dio 68, 9, Priscus fr. 5, lord. Get. 11. Es könntein der That ein ganz ähnliches Wort im Dakischen vorhandengewesen sein; wie sich pruss. kumetis, slav. kmett .Freibauer'erklärt, ist eine offene Frage.

XXI. XTiOTOtf Tßv Qpoou5v wei, o? /(>)pi? fwailv.b^ i^öoiv, mö-sisches Wort nach Posidonius b. Strab. VII, p. 296, der auchOeooeßeT; T£ xai -Mimo^d-van. erwähnt. Fick S. 419 vergleicht lit.skystas, slav. cistü .geklärt, rein', eigentlich .abgetrennt', vonWz. skheid-, s/ti^i), c/tctos. Für xaicvoßaTai erwartet man y.aTivo-ßorat oder -iroTai ,Dunstschnapper' als humoristische Bezeichnungder mösischen Asketen im Munde der pontischen Griechen.

XXII. Xeßa' TCoXts, epaxe<;, Hesych.; s. Seßa n0 10.XXIII. p.a-ra8ii;- Spyavov AaXTixov, gespielt bei den Mahl-

zeiten der odrysischen Könige, Athen. XIV, 637, a; Durisnannte einen Thraker Ma-ySt; als Erfinder, auch Kantharos wiesdas Instrument den Thraken zu, Pollux IV, 61, während An-dere es als e&pT;(Ji.a AuSöv bezeichneten. Eine Art x.'.O.xpa, bespanntmit 20 Saiten (21/^ Octaven) über einem convexen Stege p-a^a;;;davon y.a.'(d^w • ij/aXXti). Wahrscheinlich ein maionisch-phrygischesWort, von der Wz. ma(n)g- .künstlich fügen'.

XXIV. (AavSaxrji; • SSOJAO? /öpTou, TCOtpa TO?; xaTa Qpa)f»)v, Eust.Hom. p. 828, vgl. p. 1162 (Ji.avSoix.ai, 0?$ Se(i[Jiouvra[ TO SpafiJiaTa.Das Wort kam zu den Byzantinern durch armenische Ansiedlerund ist eigentlich Lehnwort aus iranischem bandaka, von der Wz.bhendh, edonisch mend- (in MevSTi;) ,binden'; vgl. armen, vandak,ap-a-vandak ,Band, Strick, Geflecht, Wehre, Verschluss'. DieEigenheit der altägäischen Küstendialekte, den Anlaut b, bhunter Einfluss einer folgenden Liquida in m umzusetzen, be-einflusste die Form selbst noch in später Zeit.

21. iJi.apiOA» Mirab. ausc. 41, lAap^eul; Hesych., eine imLande der Sinten und Maden vom Flusse Pontos (Strumica)mitgeführte Steinart, mit Schwefelkies versetzte Braunkohle,welche sich, befeuchtet, am Sonnenlicht entzündet; auch <nc(vo?und Opoxtai; genannt. Das thrakische Wort gehört zur Wz.mär- ,schimmern, glühen', vgl. skr. märici ,Flimmer', npers

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märu .pyrites', gr. ìáñßëç , Glühasche', russ. martt ,Schwüle';óðßíïò weist auf spen- .leuchten', vgl. óêéí-è-çñ.

22. midne ,íßïõä' auf einer Inschrift aus Rom C. I. VIn" 2819 a. 266: cives prov. Trac. ßç reg. Serdicense, MIDNEPotelense. Das Nomen gehört, da d vor n nicht befremdet,zur Wz. meith : mith- ,wechseln, verkehren, vereinigen, hausen',lit. mintu ,habito', slav. mesto ,locus, habitatio', zd. maethana,npers. methan, mehan ,Hausverband', Ìáéôþíéïí Ort am Tyrasbei Ptol.

23. ìßëôïò .Röthel' aiis Lemnos, ursprünglich wohl ein Wortder lemnischen Insassen, schon im homerischen ìéëôï-ðÜñã)ïòbezeugt. Die thrakischen Barbaren schminkten die Wangenmit Röthel, wie die Libyer den Leib mit Ocker; vgl. denthrakischen Eigennamen Ìéëôï-êýèçò. Wz. mele : ml- ,sudeln.schmieren'.

24. ìïóóõí · Þ îýëéíç ïéêßá, åðáëîéò, ðýñãïò, Hesych. EM. schol.Áñ. Rh., auch in Ortsnamen der phrygischen Region, sowieam See Prasias, vgl. Ìüóóõíïò · 3õëüðïë;ò Athen. VIII, 345, e.Der Sache wegen übertrug man das Wort auf die pontischenÌïóóýíïéêïé; doch heissen die thurmartigen Pfahlwerke in Dzaniqcebni, daher die Ôæáðíßïåò bei Chalkokondyles, Kiepert, Ztschr.f. Erdkunde 1890, S. 323. Die assyrischen Keilinschriftennennen das pontische, den Tabala benachbarte Volk Masnaka,vielleicht nach einem einheimischen Worte, vgl. gil. mäz ,Eiche'.War ìüóóàí, eine Bildung wie ðïëôàí n° 30, phrygisch und edonisch,so lässt sich armen, moith ,fulcrum' von Wz. mei : moi- ,auf-richten, bepfählen' vergleichen; das EM. denkt an ìþ· óõíôéèþ.

XXV. ïëîéò · Üñêôïò, von Lagarde aus vermeintlichenÆÜëì-ïëîéò erschlossen, ist zu tilgen; ,Bärenfell' heisst os. ars-dzarm. Im Thrakischen konnte der Bär nur äñóïò oder Ü'ñóïòheissen, armen, ardz.

25. ðÜñïò und ðÜñá, einmal auch phara, wird uns als gene-relles Element in zahlreichen thrakischen Ortsnamen begegnen,z. B. in Bessa-para, was Fick mit ,Bessen-furth' deutet. Jedenfallsliegt darin die Wz. pere : por-, durchdringen, ein- und ausfahren':mit gesteigertem Stammvocal finden wir got. fera ,Seite, Gegend',skr. zd. pä.ra jenseitiges Ufer, Ende, Seite'; doch mag derSinn eher ,Fährte, Sammelplatz, Marktort, åìðüñéïí' gewesensein, oder auch ,Abtheilung, Clan', vgl. neupers. pärah ,Stück'.

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An neupers. pahr (zd. *pä-thra), armen, parhak öñïõñÜ, z. B.Bipi-ðáñÜ÷ ,Georgierveste' bei Jo. Lydus, ist nicht zu denken.

XXVI. ðÜñìç - èñáêéïí ïðëïí, Hesych.; parma èõñåüò, èñáêéêïíäðëïí, Gloss. Labb. — die Schutzwaffe der Threces parmularii.aber kein thrakisches Wort, sondern gallischer Herkunft, vgl.ÐÜñìá'.-êÜìðï'. ,Rundschild-Kampen' bei Ptol.; R. Much vergleichtaltn. hvarmr .Augenlid' als Schutzdecke. Minder sicher sind wirbetreffs ðÜëìç, palma; hier könnte das thrakische Aequivalentzu ðÝëìá, ags. filmen *pel-mii vorliegen; vgl. die OrtsnamenPalma C. I. VI n" 2791, p. 721 und Palmatis (j. Kainardzi so.von Silistria).

26. ðáñáâßç, Getränk der Paionen áðü êÝã÷ñïõ êáß êïíýæçò,Hecat. b. Athen. X, 447, c: etwa para-bie ,Beitrank' aus par-en-pie, alb. pie(ja) ,Trunk' von pift ,ich trinke'. In der dal-matisch-pannonischen sabaia ,Hirsetrank' steckt die Wz. sab-,schmecken, kosten', vgl. skr. sabar ,Nektar'.

27. ðÜðñáêåò êáé ôåëþíåò Fischarten im Prasias, Hdt. V, 16;,ebenso ðåðñáïßëç und ðåðñÀëïò, Hesych.; gefleckte Fische im¢óôñáÀïò, Ael. XV, l; ëÜâñáî im See Bolbe, ãëÜíéò im Strymon,ïåëêáíüò im See Derkos, andere Fischarten im bistonischen See —lassen wir der Kürze wegen unerörtert.

28. ðÝñãáìïí · ðáí ôï õøåëüí, Þ áêñüðïëéò, "Éùíåò, Lex., ur-sprünglich ein Wort des phrygischen und edonischen Sprach-gebietes: ÐÝñãáìïò ôåß÷ïò ôï ÐéÝñùí, eine edonische Burg, Hdt.VII, 192; ÐÝñãáìïí im Gebiet der bistonischen Xanthoi, Ptol.Die echte Aussprache lautete wohl âÝñãâìïí, vgl. ÂÝñãá in derBisaltia, und die germanischen Ausdrücke ,Berg' und ,Burg'von Wz. bhergh : bhrgh- ,sich erheben, hoch sein', 2) , bergen,bewahren, schützen'; Wz. bhregh- ,sich erheben' in den Orts-namen ÂñåãÝ-ïáâá und Âüñ-âñåãá, sowie in Bregmeni der perga-menischen Landschaft.

XXVH. ðÝëôç, auch ðÝëôçò und ðÝëôïí èñÜêéïí ïðëïí, Hesych.Suid., ein leichter, mit Ziegenleder bedeckter Rundschild ohneMetallrand; Iphikrates führte diese Schutzwaffe für die Leicht-bewaffneten ein, Aristophanes und Euripides gebrauchen ðÝëôçòmeist mit Bezug auf thrakische Dinge; ðÝëôá'.ò ðñþôïé èñÜêåò åðßôùí ßððùí Ý÷ñÞó÷íôï, dem. AI. Strom. É, 74; daher ðåëôïöüñïòÈñÜêç ÁÑ. II, 109. Abzuleiten von pel- ,falten, schichten, über-ziehen' Fick Wb. I, 477; neben pel-to- geht einher pel-no-; zu

Sitzungster. d. phil.-hist. Cl. CXXX. Bd. 2. Abh. 2

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ðÜëëù dagegen gehört ðáëôüí ,Wurfspiess' und ðïëôüò- Ìçäéêïíôï Üêüíôéïí, Pollux.

XXVm. ðéôýç- ä èçóáõñüò, èñÜêåò, schol. Ap. Rh. 1,933;abzutheilen ðé-ôýç, Praep. pi-, gr. åðß, skr. api (vgl. Ðé-Üóôáé ander Ostseite der ¢óôáß) und -ôýç, von Wz. teu : tu- ,schwellen?sich mehren' trans. ,zusetzen'; os. af-tauun , vermehren, zusetzen,anhängen'. Der phrygische Heros ÐßôáÑïò?

29. ðúíïí und ðßíïò · ä êñßèéíïò ïßíïò, Çáßïíåò, Aristot. b. Athen."gl. Du Gange. Einfach .Getränk', wie slav. pi-vo ,Bier' neben pi-rü

,Zechgelage'; genau vergleicht sich alb. pine ,Trank', eig. Partpine, geg. pime, pimune; skr. päna dagegen geht aufpö-no zurück.

30. ðïëôõí · ìäóóõí, åðáëî'.ò, îõëüêáóôñïí, Herodian. EM. etc.Als Wurzel bietet sich pel : pol- ,füllen, schütten, Erde auf-werfen', armen, hetel .schütten' (neben hol ,Erde', hol-a-koit,hol-a-blur ,agger, tumulus'), lit. pil-ta-s aufgeschüttet',, pylimas.Damm', pilis ,Burg', gr. ðüëéò, ðõëüò ðýëç. Thrakische Her-kunft ergibt sich aus dem Namen des apsinthischen Heros Ðüëôõòund dem Synonym für Ainos Ðïëôõì-âñßá; vgl. C. I. Gr. n" 3141.

31. Ðïëßóôáé oder, wie man auch liest, Ðëåßóôïé hiessen beiden Daken die beim Volke hochangesehenen Zaimoxispriesterund Asketen, Fl. losephus Arch. lud. XVIH, l, 5. Der besserenLesart Ðëåßóôïé dürfen wir gr. ðëåßóôïò, alte. flestr, von Wz. pel:pol- ,füllen' eben so sicher zu Grunde legen wie dem apsinthischenDionysos Ðëåßóô-ùñïò, und zwar im Sinne von ðëåéóôïäõíÜóôáé.Ahd. furisto ,Vorderster' gehört zu ,vor' ðñï, dakisch pro; armen.harust, gebildet wie werust ,supremus', bedarf noch der Klärung.

XXIX. ñïìöáßá" èñáêéïí ÜìõíôÞñéïí, Üêßíôéïí ìáêñüí, Hesych.;Plut. Aem. Paul. 18 gebraucht die makedonische Form ñïìâáßáund schildert sie als âáñõóÅäçñïò; nach dem Vorbilde von Enniusann. XIV schreibt Liv. XXXI 39, 11 rumpia, wobei nicht etwaan Wz. reup : rup- ,brechen, reissen' gedacht werden darf;eher wird man sich auf skr. rabh- ,fassen, packen' berufen,vgl. rambha ,Stütze, Karst', rambhin ,Lanze'; aus semit. rumhustammt kurd. rum, rym und mit parasitischem -b armen, erumb,rumb ,sarissa', rmb-a-vor äïñõöüñïò. Das alte thrakische Worthat in bulg. rofeja, rufja, alb. rufeje, i'efeje die Bedeutung,Geschoss, Blitzstrahl' angenommen, wie ital. saetta aus lat.sagitta. Die falsche Erklärung ñïìöáßá · ìÜ÷áéñá ward veranlassldurch gr. ñÜìöç · ìÜ÷áéñá, êïðßò.

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Die alten Thraker. Ð. 19

XXX. óáíÜðç· Þ ðéíïõóá ðëåßóôïí ï?íïí, Þ ïÅíïðüôéò, ìéá ôùíÁìáæüíùí, welche der Stadt Sinope den Namen gab, schol. Ap.Rh. II, 946; Philostephanus meinte: óáíÜðáé· ïß ìÝèõóïé ðáñÜ èñáîßí;den Óêýèáé dagegen weist richtiger Hesych. die Glosse zu. Denn,wie Lagarde erkannt hat, an das Element óáíÜ- ist die arischeEndung -pa ,trinkend' hinzugetreten; jenem entspricht genaudas osische Wort für ,Wein' (südl.) san, (tag.) sän, (dig.) sänä,sana; daher ,Weingarten' sän-don,. ,Weintraube' sän-äfsferä,,Weinstock' sänäfseri-bäläsä: dieses Wort entstammt jedoch denkaukasischen Aboriginersprachen: cerk. san ,Wein', san-ahs.Weintraube', sanihd .Weinstock'; abchas. sana, cana ,Wein'etc. Die Glosse sana-pä ist daher nicht thrakisch und nur derAusgang sarmatisch.

XXXI. óÜñáðÜñáé · êåöáëïôüìïé, Üðïêåöáëéóôáé, èñáêþí ôßíåòïÅêïàíôåò õðÝñ ôçò Áñìåíßáò, Strab. XI, ñ. 531. An die Trerender Kimmerierzeit, die sich in Thrialethi angesiedelt hatten,ist nicht zu denken; man denke eher an einen räuberischenKurdenstamm; das' Wort ist iranisch; vgl. npers. pära-pärahkardan ,in frusta concidere'; .Kopfabschneider' heisst jetzt sar-bur, sar-burrä, von zd. bar .schneiden', os. sär-khuär, -khardag.Im Thrakischen hatte ðüñéò die Bedeutung ,Schlächter'.

32. óÜñ÷ïò· Þ îýëéíç ïÅêßá, Âéèõíïß, Hesych.; êéâùôüò, Ü'ñêëá,åëëçíéóôß äå óÜñðïò, Cyrill.; in der Bedeutung ,Mehldöse' findetsich das Wort bei Du Cange: êåëëÜñéïí åí ù ïß óÜñðïé âñá÷ýÉ÷ïíôåò Üëåõñïí Ôõôáíôï. Es gemahnt an óáñãÜíç, ôáñãÜíç und anóïñüò. Thrakisch war es nicht.

33. óéñüò ä êáôÜãåéïò ïßêïò, Herodian.; óåéñïß granaria subterris, speluncae in Cappadocia ac Thracia, Varro RR. I, 57;Theopomp und Demosthenes VIII, 45 gedachten äëõñþí ôùí åíôïúò èñáêßïéò óéñïúò; von óéñï'é êñéèþí sprachen Soph. und Eurip. —Im edonischen Lande gab es einen Ort Âåäý-óÚñïò ,Wassergrube',bei den Odomanten finden wir Óúñéò oder ÓÝññá·, und nahe demErginias stand der Ort Óéñï-êÝëëáé. Als die Treren Phrygienbrandschatzten, ernährten sie sich lange Zeit von den Vorräthender óéñï'é ðõñþí bei der Ortschaft Óõáóóüò, St. B.; siros fandAlexanders Heer selbst in Baktriana; mit den griechischen unditalischen Oolonisten wanderte das Wort nach Baetica, daherdie spanischen silos. Nebenformen óéññüò und óåéñÜò. Lagardeverglich armen, sirim (gen. äirmi) ,sepulcrum'; Prell owitz denkt

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II. Abhandlung: T o n i a s c h e 1ß.20

an die Wz. tver- .fassen'. Für die Grundform kei-ro- bötesich die Wz. kei- ,liegen, lagern' im Sinne von óéôïâïëþí; fürker-K)- die Wz. ker : kor- jähren', lit. serti. Die Sikeler hattenfür óéôïâïëþí das italische Wort ñïãüò, rögus, von Wz. reg-; imArmenischen finden wir /orel ,frumentum in siris asservare',von ÷ïà ,puteus eavus, sirus'.

XXXII. óéôÜëêáò, Siegeslied der Thraker, Xen. An. V,l, 6. ÓéôÜëêáò ist Eigenname und die Glosse zu streichen.

34. óýñâç · áõëüò, óõñâÞíç · áõëïèÞêç, óõñâçíåýò · áõëçôÞò, Êñáôßíïòåí èñÜôôáéò, Hesych.; vielleicht Ausdrücke, die mit dem Culteder Kotys zusammenhängen. Die Schlusssilbe -âç gehört derDerivation an; die Basis óàñ- auch in gr. óõñ-éãã- (armen, srnk),wozu Prellowitz lit. kiäuras, lett. caurs .durchlöchert, hohl' ver-gleicht; es gibt auch eine Wz. sver, svir- ,pfeifen'; ahd. trumba(italien. tromba, slav. traba) ,Röhre, Trompete' ist noch un-aufgeklärt. Die mit dem Dionysoscult zusammenhängenden,schwierigen Wörter èßñóïò, èéèýñáìâïò und óßêéííéò lassen wirbei Seite.

XXXIII. óêÜëìç · ìÜ÷áéñá èñáêßá, ï'é äå óéïçñïëÜâïí, Hesych.Phot. vgl. Pollux X, 165: Þ óêáëìÞ· îßöïõò üíïìá âáñâáñéêüí, Óï-öïêëÝïõò åÅðüíôïò åí Ôñùßëù ,óêáëìç ãëñ äñ÷åéò âáóéëúò ÝêôÝìíïõó' Ýìïõò'.Wie J. Grimm und Fick erkannt haben, geht das thrakischeWort auf die Wz. sq'el- ,spalten' zurück, lit. skelti, alte. skilja, trennen, schlachten', skälm f. (*skalma) ,Schwert'; vgl. diethrakischen Eigennamen ÓêÝëçò, ÓêÝëë'.ò, Óêßëáò und Óêäëá-âñßá.Woher stammt zaza- kurd. kalma, kalme ,Schwert, Säbel'?

XXXIV. óêÜñêç · èñáêéóôß áñãýñéá, mit der Variante ÜñãõñåÀïí,Hesych. Phot. — Fick S. 420 fasst es als ,klingende Münze',von Wz. sq'herg- ,klirren, knarren', skr. khargura ,8ilber'. DieSchluassilbe -êç gehört der Derivation an; legen wir die Bedeutung,Silbergrube, Mine' zugrunde, so lässt sich die Wz. sq'er- ,kratzen'scharren, schürfen, scheeren' heranziehen, die wir auch indakisch ïêéÜñç finden.

3&. óôýñï-.i ,locus' n0 9.36. ôáñáâïóôåÀò· ïß ðéëïöüñïé, die höchstangesehenen dakischen

Edelinge, gleich den ðéëïöüñïé ÁñìÝíéïé AP. IX 430, 2 und den mitder êáõóßá bedeckten Makedonen, Dio Chrysost. b. lord, Get.S. 11. In tara- erblickt lordanes tiara ,pileus', d. i. den per-sischen ðúëïò ôéÜñáò Hdt. HI, 12, den Hesych. mit ïîýò erklärt,

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Die alten Thraker. II. 21

als ob die persische Wz. tig- ,spitzig sein' zugrunde läge; wie

verhält sich dazu hindi cirah Syf-^·, npers. särah s,La? Mankönnte dakisch tara aus tä'ra, tn-tra, ôáéíßá deuten, von Wz.ten- ,spannen'. Das zweite Element -âüóôçò sieht aus wie zd.ba9ta, npers. bast ,ligatus', von Wz. bhendh : bhondh- ,binden'.

XXXV. ôïñåëëç ' åðéöþíçìá èñçíçôéêïí óõí áûëù èñáêéêüí,Hesych. — Fick fasst es als onomatopoetisches Wort, wie unsertrallalä (oder wie gr. ôÞíåëëá, èñåôôá'íåëï, âëé'ôõñé etc.); aber dieThraker werden schwerlich schon am Grabe des Verstorbenengeträllert und gelallt haben; dies geschah erst beim Leichen-schmaus, wenn sie des Weines voll waren. Eher steckt darineine Umschreibung torel oder (nach armenischer Weise) toreal eim Sinne ,er ist dahingegangen!', wie in der Nadowessenklage,von der Wz. ter : tor- .hindurchdringen, (ins Jenseits) hinüber-fahren', oder ein exhortatives torell^ ,wehklage!', zu ôïñüò,gellend', ôåôïñÞóù.

XXXVI. ÔñáëëåÚò· ìéóèïöüñïé èñÜêåò, ï'é ôÜò öïíéêÜò ÷ñåßáòðëçñïõíôåò ôïéò' âáóéëåõóéí, Hesych. — wiederum keine Glosse,sondern Volksname, wie ¢óôñáëßáò ä èñáî, AySo(, Hesych.; Abth.I, S. 56 fg. Den Eigennamen ÔñÜëéò werden wir als ,Hirt, Vieh-züchter' deuten.

Soweit das Glossenmaterial. Ueberblicken wir die beidenReihen, so stellen sich als echte Glossen etwa folgende "Nummernheraus: 3. VII. 6. VIH. 7. ×. 9. 10. 12. 13. XI. 14. XII. XIII.XIV. XV. 15. 16. 17. 19. XX. XXI. 21. 22. 25. XXVII.XXVIII. 30. 31. XXIX. 33. XXXIII. XXXIV. 35. 36. XXXV,also im Ganzen 36 Wörter, von denen fast die Hälfte derägäischen Küstenregion zufallt, welche Spuren phrygischerSprechweise bewahrt hat. Das Ueberwiegen von æ an Stelleder palatalen Media in echt thrakischen Wörtern fällt am meistenauf; dazu kommt wenigstens ein Beispiel (óåëì-, óáëìüò, späteræáëìüò XI) für die Vertretung des K, q' durch ó (c, c?); bemerktsei noch, dass sich der Anlaut óê- rein erhält, und dass v vorr in b übergeht (ßpi'a). Die arischen Analogien fallen allerdingssehr ins Gewicht; und doch lässt sich daraus keineswegs derSchluss ziehen, dass das Thrakische, wie Lagarde meinte, einenblossen iranischen Dialekt darstelle; schon die häufig hervor-tretende Ablautstufe e : o spricht gegen diese Annahme; wir

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II. Abhandlung: Tom&scheli .22

haben es vielmehr mit einer Sprache zn thun, welche im Ein-klang mit der geographischen Schichtung vor Allem den Laut-charakter der osteuropäischen Sprachen besitzt und sich sehrnahe an das Armenische anschliesst, ohne jedoch in Bezug aufden Sprachachatz mit dieser Sippe zusammenzufallen; dasThrakische war eine Sprache für sich; sie hat einen stattlichenKern des indogermanischen Gutes bewahrt (Musterbeispiel hiefür•VSVTOV X), zeigt jedoch daneben, auch sehr abgeschliffene Formen,gleich dem Armenischen; an Bewahrnng des Alterthümlichenlässt sie sich mit dem Griechischen und Germanischen durchausnicht messen.

2. Die dakischen Pflanzennamen.

In dem classischen Werke wepl V\i]c, wcpn-^c des PedaniusDioskorides aus Anazarba, welcher unter Nero schrieb unddabei dieselben Vorgänger Krateuas, Andreas, lulius Bassusbenutzte, die auch Plinius citiert, finden wir ganze Reihen vonsynonymen Ausdrücken für Heilpflanzen aus den Sprachen desMittelmeergebietes; die älteren Uebersetzer und Editoren habendiese Synonyma als unnützen Ballast einfach weggelassen;Sprengel (praef. X. XVI) nahm sie als echt auf. Was diedakischen Ausdrücke betrifft, so verweist er auf den Umstand,dass die Daken seit lulius Caesar als mächtiges Volk hervor-getreten waren und daher in jeder Hinsicht Beachtung ver-dienten; Dioskorides, welcher mindestens Italien besucht hat,konnte mit Bedacht auch dakische Kräuternamen aufzeichnungs-werth befunden haben. Der gelehrte Lambeck hinwieder warder Meinung (Comm. de bibl. Vindob. 2, p. 593), jene Synonymaseien erst nachträglich in des Dioskorides Werk aufgenommenworden; er verweist zumal auf die Nachricht des Galenus (defac. simpl. 6, vol. XI, p. 792 fg.), wonach Pamphilos, ein ale-xandrinischer Grammatiker aus Aristarch's Schule, Verfassereiner •itpaY[Jiar£(a itep'i TIÜV ßo-cavöv in 6 Büchern, darin ein allerdingsunvollständiges Verzeichniss von Heilpflanzen in alphabetischerOrdnung (aßp6-t0(vov, ayvo;, S^fiwmi^, dtSi'avrov etc.) unter Berück-sichtigung aller ihm erreichbaren Synonyma und des an dieKrauter sich knüpfenden priesterlichen und Volksaberglaubensgeboten habe; der Text in den beiden Wiener Handschriften

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Die alten Thraker, n. 23

trage in Auswahl und Anordnung ganz den Charakter jenerTcpaYiAfltTEi'a des Pamphilos; es fehlen ganze Reihen der von Dio-skorides beschriebenen Pflanzen; dafür erscheinen die Synonymaund zugleich sind Abbilder beigefügt, welche sich als spätereMache erweisen Das steht jedenfalls fest, dass die WienerHandschriften nicht den echten Text des Dioskorides bieten,sie stellen aber auch, trotz aller Aehnlichkeit in der Anlage,nicht das vollständige Werk des Pamphilos dar, da wir darinbeispielsweise die von Galenus angedeuteten Zaubersprüche undWeiheformeln vermissen; auch verdient der Umstand Beachtung,dass mitunter gallische und dakische Synonyma mit lateinischenAusgängen auftreten, was auf die Benützung eines lateinischenKräuterbuches aus der römischen Kaiserzeit hinweist. Auf einsolches Kräuterbuch geht auch die fälschlich dem L. Apuleiuszugeschriebene Schrift de medicaminibus herbarum zurück,welche allerdings eine weit willkürlichere Anlage, sowie starkeVerwerthung der plinianischen Beschreibungen zeigt; die Syno-nyma jedoch werden darin bei vielen Pflanzen in derselbenFolge, mitunter sogar vollständiger wie in den Wiener Hand-schriften verzeichnet; auch die Bildnisse stimmen übere^n.Sowohl der griechische Text dieser Handschriften, wie d^rlateinische des sogenannten Apuleius verdienten, sammt denbeigefügten Bildnissen, eine neue kritische, Reproduction — gehtdoch die ganze pharmaceutische Wissenschaft des Mittelaltersauf diese beiden Werke zurück!

Während die darin enthaltenen ägyptischen, punischen undsyrischen Pflanzennamen die Aufmerksamkeit der Orientalistenvon jeher in Anspruch genommen haben, während ebenso diegallischen Ausdrücke von Kundigen, z. B. Diefenbach, analysiertworden sind, blieben die dakischen Synonyma in ihrem Dunkelliegen. Allerdings hat Jakob Grimm in seiner .Geschichte derdeutschen Sprache' (I, S. 141—148) deren Wichtigkeit betont;eine sonderbare Täuschung liess ihn jedoch darin eine wesent-liche Stütze für seine Ansicht von der Gleichheit der Geten mitden Goten erkennen! Hatte Grimm vorwiegend den deutschenSprachschatz zu deren Deutung herangezogen, so zog balddarauf Leo (Ztschr. f. vgl. Sprachforschung 1854, HI, S. 191 fg.)den indischen Wortvorrath zu Rathe, gleichfalls ohne sonder-lichen Erfolg; R. Roesler, L. Diefenbach und Tocilescu haben

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24 II. Abhandlung: Tomaschek .

sich damit begnügt, die Glossen, nicht immer vollständig, zuregistrieren. Es sind meist Ausdrücke für unscheinbare Heil-kräuter, deren botanische Feststellung nicht immer sicher steht;solche Namen lassen sich selbst in vollständig erforschtenSprachen selten richtig deuten, geschweige in einer verschollenen,unbekannten Sprache! Aber auch so müssen wir dem Sammel-fleiss der alten Pharmaceuten für ihre unscheinbaren GabenDank wissen, da wir anderweitigen Stoffes vollständig entrathen;vielleicht wird es uns gelingen, zur Klärung wenigstens einigerNamen beizutragen. Wir haben das Material um einige G-lossenvermehrt und die Lesarten der beiden Wiener Codices (G ==Constantinopolitanus, med. Gr. n° 5; N = Neapolitanus, med.G-r. n° l), sowie des Wiener Apuleius (A = n° 93, B = n" 187)sorgsam verglichen; ausser den dakischen Wörtern berück-sichtigen wir auch die hessischen und dardanischen.

1) Diosc. II, 143 âëéôïí . . . ÄÜêïé âëÞò; cod. C p. 77, Np. 32 ÄÜêïé âëéò. Bei Du Gange v. âëé'ôôïò wird diese Gemüse-pflanze wegen ihrer fade schmeckenden Blattsprossen ìùñïíëÜ÷áíïí genannt; ahd. melta bedeutet wie gr. âëßôç , milde,weich'; lit. balända wird mit slav. lebeda, loboda verglichen;russ. zminda gehört zu Wz. zem- ,drücken, knicken'. Aehnlichkönnte man dak. âëéò zu Wz. vri, vli, bli- .zusammendrücken,knicken' stellen; gr. âñßî, âñéêßíç ,Lattich, Salat' (vgl. Âñéêßíúáñáauf Rhodos, Cat. trib. und Herondas), erweitert durch k (dak.s)? Doch ist die Aehnlichkeit des dakischen Wortes mit âëéôïíauffallend; könnte nicht auch ìåëéô-, germ. milit- ,Honig' fürdas süssliche Kraut die Grundlage bilden?

2) II, 150 ÜíïñÜ÷íç áãñßá; Cp. 38 ÄÜêïé ëÜî; Apul. 103Latini portulaca, illecebra, Daci lax. Vielleicht stand im latei-nischen Kräuterbuch: alii lax; die völlige Gleichheit von dak.ëÜî mit lat. lax ,fraus, illecebra' befremdet; doch konnteauch das Dakische die Wz. laq- .bestricken, schmeicheln'besitzen.

3) II, 152 Üñíßãëùóóïí, ï'é äå êõíüãëùóóïí, ï'é 5Ý ÝðôÜíåõñïí;Apul. 2 plantago lata, alii septenervia, Daci simpeax (var.simpotax, scinpoax u. ä.). Unsichere Lesarten lassen sich schwerdeuten; wegen êõíïãëùóóïí, lit. sun-laiskiai, d. i. ,Hundsrippe',könnte man ein dakisches Wort sun-plaq- , Hundsblatt' an-nehmen, vgl. lit. gun-, armen. Suh ,Hund' und gr. ðëÜî ..Fläche';

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Die alten Thraker. II. 25

mit Hinsicht auf septe-nervia könnte ein dak. sem, sim, ausseptm-, vennuthet werden.

4) II, 195 ïñáêïíôßá ìéêñÜ; Apul. 15 (cod. A, p. 31, a)Dacis azirafot. Da Üôéñ, Üôéåñ, Üóéñ, azir- das punische Elementfür ,herba', arab. ^( darstellt, so muss es heissen Afris azirafot.

5) II, 197-ipov, ot 8Ý ïñáêïíôéáí . . .; Ï ñ. 97, N p. 65 ï':8Ý Üñßò, ï'é ïÝ åðáñóéò; zuletzt heisst es in C: ºóôñéáíÂ'é ëÜãìá,ÄÜêïé êõñéüííçêïõì, "Áöñïß Üôåéñíïß÷ëáì, Óýñïé ëïàöáí. Das dakischeCompositum zeigt im zweiten Gliede -íçêïõì (mit lateinischemAusgang!) eine Nominalbildung von Wz. neiq, slav. nik- ,auf-richten' wie armen, niq', nik ,Hebel', etwa im Sinne von mem-brum erectum; was steckt aber in êýñéï';-? skr. kiri, f. kiryäni,Eber'? npers. kir ,penis'? slav. koreni .Wurzelstock'? Dasistrianische (getische?) ëÜãìá im Sinne von ,Lappen, Hangendes?'Wz. leg-, skr. lagna ,geheftet auf—, hangend?' Das syr. ëïýöá,arab. luf findet sich noch in der Gestalt üpa in dem griechisch-kappadokischen Dialekt von Faras. Die dakische Glosse warbisher unbekannt.

6) II, 206 âáôñÜ÷éïí; Apul. 9 herba scelerata, Bessi scupula,Daci dicotela. Wahrscheinlich blosse Dittographie zu IV, 181âñõùíßá; Bessi cinubula, Daci discopela. Wie wenig gesichertstehen die barbarischen Synonyma da!

7) II, 209 Üíáãáëëßò áññçí Þ öïéíéêïàò . . . ÃÜëëïé óáðÜíá, ÄÜêïéêåñêÝñ, "Áöñü·, Üôéñóéóïåß; so Í ñ. 15, während C p. 40 mit falscherZeilenfolge êåñêÝñ den ÃÜëëïé, das lateinische ôïàñá den ÄÜêïézuweist. Unser ,Hühnerdarm' hat mitunter eine Art Flaum oderBehaarung; daher vergleicht sich zu dak. kerker nicht unebenskr. karkara-parna, gr. êÜñêáñïò· ôñá÷ýò, êïñêïñïò· ëÜ÷áíï'; Ü'ãñéïí(dagegen êüñêïñá· üñíéò, ÐåñãáÀïé, Hesych. zu Wz. kerk- ,schreien')und vor Allem armen, kerker ,raucus', vielleicht auch gr. êïñ-÷ïñïò' Üíáãáëëßò èÞëåéá Þ êõáíÞ.

8) Ð, 210 í.'.ààïò, ï'é ïÝ Íýóéïí, ïß Se Äéïíýóéïí, ïé äå êÞìïò;Apul. 98 Daci arboria, d. i. lat. arborea! Ueber êÞìïò siehedie Glosse XIX.

9) II, 211 ÷åëéäüíéïí ìÝãá . . . ÄÜêïé êñïõüôáí r„ C p. 373, Íñ. 168, Apul. 73. Der Bezug auf die Schwalbe tritt nachgriechischem Muster in den meisten europäischen Benennungenhervor, auch in armen, ^icarn^ot und in lit. kregzda-zole,kregzdele, kregzdyne, von kregzde, pruss. krikstieno ,Schwalbe',

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26 II. Abhandlung: Tomascnek .

von Wz. kreg, skherg- ,kreischen', wegen der áóýíäåôïò ëáëß«des Vogels. So hat denn bereits J. Grimm das litauische Wortmit dak. êñïõóôÜíç verglichen; dennoch dürfte Leo (S. 191) mitseinem Hinweis auf Wz. kreuk-, skr. kru9, kr05ati, Part. pf.krusta ,hell aufschreien', die auch in npers. khuros ,Hahn'hervortritt, das Richtigere getroffen haben; vgl. die mygdonischenÊñïõóáÔïé, Êñüóóéïé ,Schreier'. Wegen seines gelben Milchsaftesheisst das Schöllkraut lit. gelton-penes ,Gelbmilch' und skr.kgira-dala, ksira-parni .Milchblatt'.

10) III, 3 ÃåíôéáíÞ . . . Äáñäáíïé Üëïßô'-ò. Der illyrische KönigÃÝíôéïò soll zuerst den narkotischen Werth des Enzian erkannthaben, dessen gelbblühende Abart die Dardaner ÜëïÑÀôéò be-nannten, eine Bildung wie óùðÀôéò, vgl. ahd. elo, gen. elawer,,lohfarb', skr. aru-, von Wz. elo- ,brennen'.

11) III, 4 Üñéóôïëï÷ßá ìáêñÜ, êëçìáôúôéò . . . Äáñäáíïé óùðÚôéò... ÄÜêïé Üøßíèéïí ÷ùñéêäí, ÁñõÀ. 20 Daci absinthium rusticum,alii scardian. Trotz ÉÐ, 23 wird absinthium rusticum den Éôáëïßangehören, óêáñäßá dagegen könnte dakisch gewesen sein, obwohlApul. 11 für Üñôåìéóßá das Synonym ÂïõâÜóôéïò êáñäßá angibt;etwa, wegen der schweisstreibenden Wirkung der Osterluzei,von Wz. skherd, skr. chrd- .hervorbrechen', skr. chardana ,eineBrechen erregende Pflanze'; npers. heisst sie zaräwand. Dar-danisch óùðÀôéò gehört zu Wz. svep- ,aufs Lager strecken'.

12) III, 7 Êåíôáýñéïí ôï ìéêñüí... 'Ñùìáßïé öåâñéöïýãéïõì, ï'é äåáäñÜ ìïõëôéñÜäéî, ÄÜêïé (cod. Par. ?) ôïýëâçëá; Í ñ. 44 ôïõ/////ëá,Apul. 36 Dacis tir9ozila. In einem Gloss. lat. steht teloxa êåí-ôáýñéïí. Falls es mit ôïõë-âçëá seine Richtigkeit hat, liesse sichan tul- .aufhebend, stillend' und bela, aus bhei-la, von Wz. bhei-,beben, zittern, 'sich fürchten' denken; als ,Köcherkraut' liessees sich nur dann fassen, wenn rumän. tulbe .Köcher' ältereGewähr hätte. Die Lesart tir§o-zila könnte die Wz. trens-,lit. triS, altpers. tras- ,zittern, beben, fiebern' und das Elementzila ,Kraut', lit. zole, slav. zelije, phryg. æÝëêéïí, von Wz. g'hel-,grünen' enthalten; lit. drug-zole .Fieberkraut' von Wz. dhrug-.

13) III, 11 äé'øáêïò... ÄÜêïé óêéÜñç; C ñ. 99, Í ñ. 63, Apul. 26.Der dakische Name der Kardendistel gehört zu Wz. sq'er-,kratzen', ahd. sceran ,scheeren', ir. scaraim ,trenne', scairt,sentis', alb. tsjerr, skjer; man beachte das parasitische é vor a;zugrunde liegt, wie so häufig im Albanischen, der Stammvocal e.

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Die alten Thraker. II. 27

Npers. khär ,corduus, spina', khäridan ,radere, scabere' gehörtzu skr. khara.

14) ÐÉ, 21 Þñýããéïí.. . ÄÜêïé óéêïõðíïÝî; Ï ñ. 125, Í ñ. 78.ÄÜêïé óéêüõðíïýî. Unsere ,Donnerdistel, Steppenhexe' oder »Bocks-bart, Ziegenbart'; sie vertrocknet im Spätsommer und rollt,vom Winde gejagt, wie die pontische stipa pennata, über dieFelder. Der Bestandtheil ðíïýî, ðíïÝò geht zurück auf Wz.pneq, pnesg-, ahd. fnehan, fnask; in óéêïõ- dürfte der Begriff,stacheliger Busch' stecken; vgl. skr. §ikhä ,Haarbusch, Schöpf,npers. slkh ,Stachel, Spitze', sikhor .Stachelschwein·", sikh-där,stacheliger Baum'; schwerlich ein Wort für ,Bock, Ziege' nachAnalogie von SvowopSov ,Eselsfnrz'.

15) III, 23 Üøßíèéïí. Thrakischer Ursprung des Wortes,das auch in der Form Üóðßíèéïí, Üðéíèéïí vorkommt, lässt sichwegen des Flusses "Áøéíèïò, an welchem die ¢øßíèéïé sassen,voraussetzen; Thrake war reich an Wermuth, Odrysen undGeten zogen den ïßíïò Üøéíèßôçò ab. Fassen wir -éíèïò als Deri-'vation, so bleibt als Basis Üø- übrig, d. i. aves- .Futterpflanze',von Wz. ev- ,gern haben, fördern, nähren'; Schafe und Rossewurden von der Pflanze fett. Lebendig ist das Wort in armen.ösindr ^Wermuth'; ausserdem vgl. skr. ösa-,

16) III, 36 Þäýïóìïò, ï'é äå ìéíèçí . . . ÄÜêïé ôåõäéëá; so in C,ôåýäåéëá in N, taudila Apul. 90. Das dakische Wort hatte wohlden Sinn .scharfes Kraut', da es stark riecht und an der Zungebrennt, von Wz. teud, tud- ,stossen'; man kann auch an teu :tu- ,schwellen' mit determinativem d denken. Man beachte deneu-Diphthong, wie in dem germanischen Eigennamen Teudila.

17) ÐÉ, 38 èýìïò . . . ÄÜêïé (cod. Par.?) ìüæïõëá; C p. 137,Í ñ. 37, ÄÜêïé ìßæçëá, was den Vorzug verdient, da wegen derAusschwitzung des ätherischen Oeles und weil Dioskoridesbemerkt åóôß äå êáé ïýñçôéêüí, die Ableitung von Wz. meigh,meiz-, armen, mizel ,sucum effundere, mingere' sehr gelegen er-scheint; ich hatte vormals an skr. madhura ,honigsüss' gedacht.

18) III, 46 ðÞãáíïí Ü'ãñéïí ... ôï ìþëõ ,ô¼ åí Êáððáäïêßá êáéåí Ttj ¢óéáôéêß) Ãáëáôßá; Apul. 89 Macedones molycines. Wieaus der Odyssee bekannt, wurde der Pflanze geheime Zauber-kraft zugeschrieben; die Herleitung von mele : möl- .schwächen,berücken, irreführen' (vgl. ìÝëåïò, ìþëõò, ìïëõñïò) lässt sich auchdurch armen, moli, mol, molor' ,devians, erraticus, delirans,

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II. Alhandinng: Tomasch ek.28

vesauus', molegin ,veneno inebriatus', mole-y.ind , Narrenlust,Schierling' erhärten. Das Wort war in Kleinasien einheimisch;Galenus nennt (JiAXu-i,a eine Art Knoblauch.

19) III, 60 S.irfiw, oi Ss woX-ciSos ... ASEHOI •K&\vwy. (mit latei-nischem Ausgang!). Sollte wegen der langen Fäden des Dills,woX-fiSo; mit w6Xyos und roAcff- zusammenhängen? Dak. icohicouy.scheint entstellt aus m'kwohwy., von Wz. pel ; pol- ,brennen',vgl. lit. peletrunai »Dill', slav. pelynü ,Wermuth'. Wie ä^dotzu an- .hauchen', gehört slav. koprü zu der Wz, kvap- gleicherBedeutung.

20) III, 79 ^ißawtic, 'PuixoMOt poffiAapwou|x; Apul. 79 Dacidracontos (var. dragontos). Statt Daci muss es alii, aiUoi heissen.

21) III, 116 ßi^iov .. . 'PupiaTo'. TouCTsiXc^ü), wouoTOlAa-ct«), yap-yotpi«, B<woi dt?«; ebenso N p. 29. Das hessische Wort Sim,vielleicht äsava lautend, wird schwerlich mit vw<; , Heilung,Heilmittel' zusammenhängen; eher gehört es, wegen der zackigenBlätter des Huflattichs, zur Wz. ak- , scharf sein', lett. as-s,scharf'; ngr. dix^lAXov. Woher npers. asah ,ferula asa foetida'?zu a§- ,heibiegen, geniessen'?

22) HI, 117 apT6[AiOTa... Acinot i;ou6<r"i; C p, 20, N p. 3Aaxot i;ououffTYj (mit doppeltem ou!); Apul. 11 Daci zyred, aliizuoste. Weder die Wz. oeus- ,kosten, schmecken, gefallen,kiesen', noch üheu-d ,giessen, aufgiessen' scheinen dem sonder-baren Worte zugrunde zu liegen; zyred könnte allenfalls zuo'her- ,glühen', armen, dzer ,Hitze' gehören, da der Feldbeifusshitzt und in Schweiss versetzt, gleich dem ai^ivOipy.

23) III, 135 SpiAiwv . .. Aaxoi op^ia; C p, 254, N p. 99Aaxoi SpiAsa. Eine merkwürdige Uebereinstimmung! Für die,Bandsalbei', an deren Stengeln je zwei abwärts gekehrte, band-artige e^o^at hängen, passt die Ableitung von Wz. ser : sor-,reihen, knüpfen', vgl. Spp.a, SpjAos, 6p|Ji.eia oder 6p[A'.a' O/ONIOV XSTCW.Galenus schreibt yopiAi'ov, von 90pp.oi; ,Bündel'.

24) HI, 144 AvOeiAl;, öl Se •^ay.miy.fft.o'i; Apul. 24 Daci ama-lusta. Wegen des packenden Geruchs der Camille liesse sichan Bildungen wie skr. amia ,sauer', alb. ämelje, amele ,wohl-schmeckend, süss, gelinde' erinnern; -usta, richtiger osta,,riechend', Wz. 6d : öd-? oder armenisches Derivat -ust?

25) IH, 145 TCapOäviov ... öl 8s Kui^tXY)vot a(Ji.»pfltx,ov; N p. 7rctUot ou{-f<tTa, Aaxot 5ou(ii5i>)Xa; Apul. 88 Galli vigentiana, Daci

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Die alten Thraker. II. 29

dyodela. Der Majoran riecht und schmeckt den Einen lieblich,den Anderen scharf und bitter; Diosk. spricht von 017̂ UTCÖ-ßp(i)|Ji.o;; und von -reiiiJK; mx,p^; dak. oouüSijXa scheint gar .übel-riechend- zu bedeuten, von du-, ir. du, do-, gr. SUT-, zd. duä,armen, t- ,miss-' und Wz. öd : öd-, gr. ä8ü»Sa; -la, wie sonst,Diminutivendung. Oder es liegt darin der Sinn ,Geruch (Duft)aushauchend', von Wz. dhus-, zu dhu, OU(D.

26) UI, 148 Xt6oTOEpiJi.iov . .. \dw: •yovoXii-ca; C p. 201, Np. 108 Aax.31 •cousXijTa. ,Steinsame, Steinhirse, Vogelhirse, Meer-gries, Perlkraut, Marienthränen'. Für die Lesart iwo- liessesich idgerm. ghono-s, gr. ®6'/oi;, skr. ghana ,fest, dick, Klümpchen'im Sinne von X(6os ins Treffen führen, für -fouo-, idgerm. oov-,armen, xoo ,Kuh', ved. g6 in der Bedeutung ,Milch'; in -X^ta(pl. zu XijTo-v) steckt der Begriff .Tropfen, Samen, Erguss', skr.reta-s n., von der Wz. lei, li- ,fliessen lassen, rinnen'. An-schaulich beschreibt Plinius die Pflanze.

27) 111, 160 ovoßpu^i«;, öl S^ ovoßp6%6iXo<; . . . Aax.31 aviacrire^e;C p. 255, N p. 98 Asixoi aiia.pse^e. Schwerlich wird darin eindakisches Aequivalent für 5vo; und asini palmes stecken; dieEsparsette oder ,Eselswicke' heisst auch ,Hahnenkamm, Hahnen-haube', neupers. tag- khuros ,crista galli', wegen der symme-trisch gefiederten Blättchen. Ich fasse aviap- für gr. avijp, avep-,wobei wieder la älteres e vertritt (vgl. n" 13), und zwar in derBedeutung ,Hahn', eigentlich ,Thiermännchen', npers. nar. Für-<sä,i ,crista' weiss ich keinen Rath; auch armen, sez (gen.sizoj) ,Gras' oder lit. äekas passen nicht; ebensowenig die Wz.sek- ,schneiden' und Kes- ,spalten, kämmen'.

28) III, 165 %api.aixttui;. . . Aax.oi 86%eXa; N p. 5 %o5eXa,Apul. 27 Daci dochela. Eine it6a epitouira ezi YY]C, ähnlich unserem.Bärlapp', mit wolligen und fichtenartig riechenden Blättern.Got. tagl ,crinis, cauda'? npers. dahlah, duhlah ,eine kriechendeStachelpflanze'??

29) IV, 15 TpSßoXoi; 6 gvuSpos, namentlich am Strymon zufinden, von den Thrakern als Brotsurrogat und Pferdefutterverwendet, d. i. trapa natans .Wassernuss' — leider ohne Zu-gabe des thrakischen Wortes! armen, tatask.

30) IV, 16 XstjAttiviov, öl Ss TOtap.oY6iT(«)v, öl S^ AO^/TTK; .. .Muoot p-evSpouTa . . . Adxoi Sciwva; C p. 216, Saxelva N p. 93, Dacidaccina Apul. 23. Vielleicht gleicher Abstammung wie der

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30 II. Abhandlung: Tomasche k.

Name der ÄÜêïé, und auch so schwer zu deuten; das mysischeWort zu armen, manr, mandr ,klein, fein' manrel .verkleinern',mandröt , verkleinert'?

31) IV, 21 êáêáëßá, eine Bergpflanze; Apul. 8 Dardanicacaliam, zu III, 101 ëåïíôïðüäéïí gezogen. G-ehört das dar-danische Wort zu êüêáëá· ôåß÷ç, Wz. qenq- ,gürten'? Cacaliaals Eigenname, cod. lust. V 16, 21 a. 294.

32) IV, 22 îõñßò, ïß äå Àñéí Üãñé'áí . . . 'Ñùìáßï; ãëáäéßëïõì,ÄÜêïé Ü'éöïõò, Ï ñ. 241, Í ñ. 114. In Thrake, Gebiet der Kainoi,gab es einen Ort "Áðñùò, "Áðñïò. Armen, apur, abür ,salus,solutio, viaticum', aprel ,solvere, salvare', aprust ,salvatio, victus',apranq ,opes, divitiae' erklärt Bugge aus apero- ,ferner' (fern-haltend, schützend). Aus Wz. nebh- (auch nep-?) , bersten'gieng skr. abhri ,Haue, Spaten' hervor. Man wähle.

33) IV, 30 Üãñùóôéò . . . 'Ñùìáßïé ãñÜìåí . . . Éóðáíïß Üðáñßá,ÄÜêïé êïôßáôá; C ñ. 39 ÄÜêïé êïôÞáôá; falsch Apul. 77 Daci apa-ricia. Zu dem dakischen Worte vergleicht Grimm lit. kotas.Stengel, Stiel'; wir fügen hinzu armen, ÷ïß ,Gras, Halm, frischesHeu, Pflanze' und ir. coth ycibus'. Entweder eine Adjectiv-bildung wie lit. kututas ,befi·anst', zu kutä ,Franse, Troddel'oder Plural zu einer Neutralform kotient- nach dem Muster vonslav. telent- ,vitulus'. Wz. q'et- ,bergen, hüllen'?

34) tV, 37 âÜôïò . . . ÄÜêïé ìáíôåßá; C ñ. 82, Í ñ. 32 ÄÜêïé,ìáíôßá, Apul. 87 Daci mantia. Pott hat alb. mände, manne ,rubus,mora' verglichen; sehr gut stimmt os. (tag.) mänthäg, (dig.)month, eine Art Klette (Izwestija, kaukas. Abth., Tiflis 1883,VIII, S. 168); zugrunde liegt Wz. menth- ,zerren, zausen,reissen', mit Bezug auf die dornigen Aeste des Strauches. ImGebiete von Bithynion nahe an Krateia gab es einen Ort Ìáí-•riviov, etwa ,Dornhagen'?

35) IV, 42 ðåíôÜöõëëïí, ïé äå ðåíôáäÜêôõëïí . . . ÃÜëëïé ðåìðÝ-äïõëá, ÄÜêïé (falsch) ðñïðÝäïõëá; Í ñ. 118 ÃÜëëïé ðïìðáßäïõëá. ÄÜêïéðñïðÝäéëá, C ñ. 272 ÄÜêïé ðñïðääéëá, Apul. 3 propedila, propodila.Das dakische Wort bedeutet nicht ,Fünfblatt', sondern ,Vorder-fass, Fussspitze', gr. ðñï-ðÝäéïí, ðñü-ðïäåò, skr. pra-pada; in einemsüdlichen Dialekt des Makedowlachischen findet sich per-podze,Socke'. Gesichert sind also dak. pro ,vor' und ped-, pod-,Fuss', armen, otn, neben het.

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Die alten Thraker. II. 31

36) IV, 50 ôñÜãéïí, ï'é äå ôñáãüêåñùò, ï'é äå ãÜñãáíïí, 'ÑùìáßïéêïñíïõëÜêá... ÄÜêïé óÜëéá; C ñ. 338, Í ñ. 149; Eigenname SALIAthesaurorum per Thracias comes, Amm. 29, l, 26 a. 370. DasAbbild zeigt an einem Stiele drei lange fleischige Wülste inGabelform. Gehört etwa óáëß;é zu Wz. kel, skr. 9alati ,schnelltauf, erhebt sich gegen —', gala ,Stab, Lanze', galya n. .Pfeil-spitze'? ãÜñãáíïí erinnert an maked. ãÜñãá· ñÜâäïò.

37) IV, 69 ýïóêýáìïò, . . . ïß äå ýðíùôéêïí . . . 'Ñùìáßïé éíóÜíá,ïß äå ¢ðïëëéíÜñéò . . . ÃÜëëïé âéëéíïõíôßá, ÄÜêïé äéÝëåéá; Í ñ. 146ÃÜëëïé âåëåíïõíôßá, ÄÜêïé äéÝëëåéíá; Apul. 5 Phryges remenia, Gallibelinuntia, Daci dielia. Wegen Apollinaris denkt man bei gall.âåëåíïõíôé'á an den Gott ÂÝëåíïò, und zu dak. äéÝëåéá vergleichtDiefenbach alb. diel, djel ,Sonne', gr. äåé'åëïò ,leuchtend', Wz.dei : die- .leuchten'; russ. belena gehört sammt bulg. blen ,Irre-reden, Phantasieren' zu einer Wz. bhle- öëÝù. Phryg. remeniabedeutet wie lit. miegäliai ,Schlafkraut', so viel wie ýðíùôéêïí,von Wz. rem- .beruhigen,'. Das dakische Wort wird vielmehrdie schädigende Wirkung der Giftpflanze ausgedrückt haben,von Wz. del, del- äçëÝïìáé deleo.

38) IV, 72 óôñý÷íïò ÜëéêÜêáâïò, ïß äå öõóáëßäá . . . 'ÑùìáßïéñßçóéêÜëéò..: ÄÜêïé êõêùëßäá; Í ñ. 2 ÄÜê,ïé êïéêïëßä«, C ñ. 36 (falsch)êïéêïäßëá, Apul. 23 Daci (cy)colida. ,Judenhütlein, Blasenkirsche,Schlutte' mit mennigrothem aufgeblasenen Kelche; dak. ku-köll-zeigt Reduplication wie gall. cu-cullus, cuculla, ir. cochull, vonWz. q'el: qol- ,hüuen', got. huljan.

39) IV, 79 êþíåéïí ... ï'é äå Üìáýñùóéò, ðáñÜëõóéò, êáôÜøééîéò. .. 'Ñùìáßïé ÷éêïõôá; C ñ. 188 hat am Schluss ï'é äå äïêïéæçíá,d. ß. ï'é äå ÄÜêïé æÞ''á. Ich fasse æçíá für æåúíá, æÝí^á, gleich got.banja, gr. öÝííïò Hesych., von Wz. ff'hen-, armen, zenel ,mac-tare'; vgl. zur Glosse ãÝíôïí n" X.

40) IV, 82 íÞñéïí, ï'é äå ñïäïäÝíäñïí . . . 'Ñùìáßïé äëåÜíäñïõì,Ëåõêáíïº ßêì«í^. Dies letzte Wort zu Wz. siq ßêìáßíù, Ãêìç.

41) IV, 92 Üêáëýöç, êíßäç . . . 'Ñùìáßïé ïõñôßêá, ÄÜêïé äýí; Cñ. 172, Í ñ. 61. Leo (S. 192) dürfte das dakische Wort nichtmit Unrecht mit skr. düna im activen Sinne ,brennend, quälend',von Wz. du : dav- ybrennen', verglichen haben.

42) IV, 99 ðïôáìïãåßôùí Ýôåñïí . . . ÃÜëëïé ôáõñïýê, ÄÜêïé êïá-äÜìá; ebenso Ï ñ. 281, (falsch) N p. 127 êïáëÜìá. Obwohl einElement -dama in dem odrysischen Ortsnamen üscudama sich

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II. Alhandlnnff: Tomaschek.32

findet, glauoe ich doch êÜñäáìá lesen zu müssen: skr. kardama,kardami, Namen von Sumpfpflanzen, gr. êÜñäáìïõ, êáñäÜìç, êáñ-äáìßò. Für .Brunnenkresse' finden wir armen, godimn, kappad.-gr. kotimo.

43) IV, 102 öëüìïò, ï'. 8Ý öëüíïò, ï'é äå ëõ÷íÚôéò . . . 'ÑùìáßïéâÝñâáóêëïõì, ï\ äå öïýìïõóêëïõì, ï'é äå ëá'^Üôá, Áéãýðôéïé ÜèÜë, ÄÜêïéäéÝóåìá; C ñ. 361, unleserlich Í ñ. 148; Apul. 71 Aegyptiiathal, Daci diessame. ,Himmelbrand, Marienkerze, Königs-kerze, Fackelkraut, Brennkraut, Wollkraut, Mullkraut', slav. beiMiklosich und Suiek (Jugoslowenski imenik bilja, Agram 1879,S. 67) dywina, kir. diwenna, pol. dziwanna, cech. diwizna,dalmat. diwizina, diwizmina, diwizma; lit. dywonai, gewisser-massen .Wunderblume', von dywai, slav. dives- , Wunder', öech.diwati .staunend betrachten', diwiti se ,sich wundern'; oder auchzu Wz. die, di- ,Strahlen werfen, leuchten, sehen' und dl-u, div-,wozu die Wörter für ,Himmelsgott' und ,Tag' gehören. DieUebereinstimmung von dak. di(v)esema und slav. diwizma isthöchst auffällig; man wird versucht, an Entlehnung von einerSeite zu denken.

44) IV, 105 Üñêåéïí, w. äå ðñïóùðßäá . . . 'Ñùìáßïé ðåñóùíÜêéáì,ïß äå ëÜéðéáì; Apul. 37 Galli betilote, Daci riborasta (var. -basta).Für die Lesart -rasta Hesse sich skr. ra§- ,binden', für -bastazd. bagta , gebunden (haftend)' heranziehen; in ribo- müsstedann ein Ausdruck für ,Kleber, Schmiere, Trug' stecken, vgl.Wz. reip, leip-, lit. lipüs ,klebrig'; doch würden wir eher dak.lepo, lipo- erwartet haben.

45) IV, 113 ìõñéüöõëëïí, 'Ñùìáßïé ìéëëåöüëéïõì, ÃÜëëïé âåëéï-êÜíäïò; Apul. 88 Galli beliocandos, vigentiana, Daci diodela.Vgl. Dioskor. III, 145 ÄÜêïé ïïõþäçëá. In gall. kandos stecktdie Wz. qand- ,candeo'.

46) IV, 118 áóôÞñ Áôôéêüò, ï'é äå áóôåñßóêïò, ï'é äå âïõâþíéïí,'Ñùìáßïé ÅããïõéíÜëéò, ÄÜêïé ñáèéâßäá; C ñ. 33, Í ñ. 7. Das von Virg.Georg. IV, 271 beschriebene Sternblümchen, aster amellus L.,das der Volksaberglaube dem entzündeten Schamgliede anhieng.Sollte in dak. rathi etwa skr. ratha, ir. roth .Rad', von reth-,laufen, rollen' und in -vida, bida, gr. -åßäçò ,-förmig' stecken?aber armen, -git (aus vid-) bedeutet nur .wissend, kundig'. Oderist gr. ñåèïò ,Glied' zu vergleichen; dazu die Wz. bhedh-, slav.bideti .zwingen, nöthigen', armen, pet, pitoj, pitani .necesse'?

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Die alten Thraker. I[. 33

47) IV, 126 âïýãëùóóïí . . . 'Ñùìáßïé ëßããïõá âßïõì, "Áöñïß ëáéóá-íÜëö, ÄÜêïé âïõäÜëëá; richtiger C ñ. 76, Í ñ. 28 ÄÜêïé âïõäÜèëá.Hier ist für dak. ïõ, ffno-, armen, koo> ,Kuh' mit Bewusstseindas dem Griechen und Römer mundgerechte ßou- eingesetzt;-äÜèëá, worin -èëá ebenso der Derivation angehört wie in wi-èëá,Trank', hat ,Gegenstaud des Saugens, Zitze oder Zunge' be-deutet, von Wz. dhei : dhe : dhä-, thrak. da- (s. die Personen-namen Äáëá-) .saugen'. Wie erklärt sich lit. gödas?

48) IV, 127 êõíüãëùóóïí ... 'Ñùìáßïé ëé'ããïõá êáíßíá; Apul. 46Aegyptii zenis, Daci usazila (var. ufazila). Wie in tir90zila.Fieberkraut' finden wir auch hier das generelle Element zila,Kraut' n0 12. Was steckt aber in usa-? Ein Thiername,Ochse, Schaf, Hirschkuh (ir. oss)? oder der Begriff ,Schulter-blatt', armen, us(oj)?

49) IV, 132 êáôáíÜãêç . . . ï'é äå êÞìïò . . . ÄÜêïé êáñïðßèëá;C ñ. 174, Í ñ. 53 êáñùðé'èëá. Die thessalischen Frauen ver-wendeten unser ,Engelsüss' åéò ößëôñá; der zweite Theil des da-kischen Wortes zeigt das griechischem -ôñï, èñï- entsprechendeDerivat -èëá, wie in äÜ-èëá; somit stellt ðé- die Wurzel vor,d. i. pi, pi- .trinken', und ðß-èëá bedeutet .Tränkchen'. Inêáñü-, êáñù- steckt die Wz. qar-, ir. cara- ,lieben', vgl. lat. cärus,lett. kär-s, got. hör-s, skr. cäru , angenehm, lieb', oder auchqer, qar- ,zaubern', slav. carü.

50) IV, 134 Üäé'áíôïí, ïé äå êáëëßôñé÷ïí, ïî äå ðïëýôñé÷ïí . . .ÄÜêïé öéèïöèÝèåëá, Ï ñ. 42. 158, Í ñ. 14. 50 öéèïöèáßèåëá. In öéèï-steckt wohl der Sinn ,Feder', ir. ete, armen, phetur; zu öèáßèåëávergleicht sich armen, thithein, thithi ,Schüppchen, Blättchen';die Aspiratae in diesem Monstrum wie in anderen dakischenFormen sind charakteristisch, in thrakischen Wörtern tretenAspiratae sehr selten auf. Unser .Frauenhaar, Marienhaar',ursprünglich ,Haar der Freyja', wie Íõìöáßá ðôåñßò Diosc. IV,184. 186 und serb. Wilini-wlasi.

51) IV, 148 ÝëëÝâõñïò ëåõêüò . . . ÃÜëëïé ëÜãéíïí, ï'é äå Üíåøá;etwa ÄÜêïé Üíåøá, da sonst hinter der gallischen die dakischeG-losse folgt?

52) IV, 149 ÝëëÝâïñïò ìÝëáò, ï'é äå ìåëáíßññéæõí . . . ÄÜêïéðñïäßïñíá; C ñ. 115, Í ñ. 73 ÄÜêïé ðñïäéÜñíá. Zu -äéáñíá hat manden dakischen Ortsnamen Äßåñíá, Zerna, Tserna mit dem heu-tigen Bache Cerna vergleichen wollen, slav. crünü, crünü, lit.

Siteungsler. d. phil.-hiet. Cl. CXXX. Bd. 2. Abh. 3

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Éß. Abhandlnog: T o m a s c h e k .34

pruss. kirsnas, skr. krsna ,schwarz'; vgl. überdies croat. crno-glawac ,schwarzköpfig' für helleborus nigra. Wir halten den An-klang für zufällig. Der Vocalismus in der Stammsilbe von -äéÜñíá(vgl. óêéÜñç, Üíéáñ-) weist auf eine Wurzel der-, d. i. der: dor-,spalten, reissen', vgl. ir. dearna .Hand', slav. dernü .Rasenstück'u. ä., skr. darin ,zerreissend'; pro-diarna bedeutet eine Pflanze,welche die Fähigkeit besitzt zu schaden oder zu reizen. Ob armen.da)·n ,amarus, vehemens, asper' zu der- gehört, ist zweifelhaft;zu dur- gehört lit. durnas ,toll', durn-zole .Tollkraut', vielleichtauch npers. dures ,helleborus, herba insana', slav. durman.

53) IV, 171 áêôÞ, 'Ñùìáßïé óáìâïýêïõì, ÃÜëëïé óêïâßçí, ÄÜêïéóÝâá; ebenso C ñ. 73, Í ñ. 20. Zu sabucus vergleicht sich arab.pers. äibüqah, Subüqah; ÜêôÝá bedeutet ,brüchig', entlehnt ist pers.yaqdhah. Die Aeste sind mit Mark gefüllt und werden zuletzthohl; daher engl. hollow-tree, ahd. holuntar, lit. kiaur-medis(vgl. pa-kiurüs ,locker, löcherig') und seiw-medis ,Spulchenbaum'(von seiwä, poln. cewa .Röhrchen'). In dak. sevä, wozu ur-sprünglich noch das Wort für ,Baum' gesetzt war, steckt eineNominalform der Wz. kev : kve : ku- ,hohl sein, schwellen',vgl. lat. cavo-, gr. êüÑïò, êüÑéëïò, êýáñ, êßáìïò, êýáèïò, ir. cuachetc. Lit. bezdus, slav. bezdowina (bzowa, boza, ngr. âïõæéÜ)und lit. smirdele, pruss. smorde, slav. smrdeljina bedeuten ,Stink-oder Faulbaum'. Woher rum. sokü, alb. stog(u)?

54) IV, 172 ÷áìáéÜêôç . . . 'Ñùìáßïé Ýâïõëïõì, ËÜëïé ïëìá; Cñ. 381, Í ñ. 172; Apul. 91 Daci olma; eigentlich uolma, volma,von Wz. vel:vol-,winden', wie åëõìïò· áõëüò Athen. XIV, 176 f.;armen, olor ,flexus, flexura', ïú ,circulus, orbis', ofin ,herbaquaedam'.

55) IV, 175 êïëïêõíèéò. . . ÄÜêïé ôïõôÜóôñá, C ñ. 191, Í ñ. 87ÄÜêïé (mit parasitisch in die 2. und l. Silbe eingedrungenem p)ôñïõôñÜóôñá. Die Frucht ist kugelrund; in tuta- liegt der Begriffdes .Geballten, Vollen', von der Wz. teu : tu- .schwellen'; obdie inschriftliche ala Tautorum ein thrakisches Volk erweist,darf bezweifelt werden; der Ausgang -stra begegnet in latei-nischen und germanischen Nominalbildungen, etwa von Wz.ster- .ausbreiten'? Wie erklärt sich die Media in armen, d'dum,zig. dudum .Kürbis'?

56) IV, 181 Üìðåëïò ëåõêÞ, ï'é äå âñõùíé'á ëåõêÞ . . .; Í ñ. 30ÄÜêïé êéíïýâïéëá; Apul. 66 Syri huga, Bessi cinubula (cod. B p. 9,

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Die alten Thraker. II. 35

dagegen A p. 71 dinupula), Daci discopela; vgl. Apul. 9 zuDiosc. II, 206 Bessi scupula, Daci dicotela (schlechte Varianten).Diese Art Zaunrübe mit grosser weisser rettigähnlicher Wurzel,die als »Alraun, Zwergmännchen' für echte Mandragora verkauftund als Amulet getragen oder in der Hexenküche verkocht wird,heisst lit. äun-molunas, sun-obulas , Hundskürbis, -apfel'; aberdak. kinü darf nicht als ,Hund' gefasst werden; eher steckt darinidg. qoinä, zd. qaena, npers. kin, kinah, ir. cin(a), von Wz.qei- ôåßù, und zwar in der Bedeutung von slav. cena ,Schätzung,Preis'; -boila, aus bolia, bedeutet , Bolle', von Wz. bhel : bhol-,strotzen, schwellen' (vgl. ôýëëïí für âñõùíßá Diosc. III, 130).Da die Wurzel unten zu einem Männchen in zwei Theile zu-geschnitten wird, deute ich äé-óêüðåëá aus di- ,zweifach' undWz. skep : skop- ,schneiden', gr. êüðôù.

57) IV, 182 Üìðåëïò ìÝëáéíá, ïé 8Ý âñõùíßá ìÝëáéíá . . . ÄÜêïéðñéáäÞëá, ï'é äå ðåãñßíá; C ñ. 81, Í ñ. 31 ÄÜêïé ðñéÜäéëá, ï'é äå ðå-ãñßíá (C ðÝôñéíá). In ðñéÜäéëá glaubte Grimm ahd. friudila ,amica'zu finden, was begrifflich für das sich anschmiegende Ranken-gewächs passend wäre; als Wz. böte sich preya : pri- ,lieben';die ÐñéÜíôáé des ägäischen Küstenstrichs lassen sich als ,Freunde,Kameraden' erklären, mit der Participialendung -áíô- wie ingot. frijonds. Möglich und, wegen der Media in -Üäéëá, em-pfehlenswerther ist die Theilung des Wortes in ðñé- (für ðåñß,herum; überaus') und -Üäéëá ,strotzend, wuchernd' im Sinnevon âñõùíßá, von der Wz. eid : oid-, welche im Armenischen at(aus ad- vgl. ÜäÞí) lautet; -ëá ist der übliche Diminutivcharakter.Armen, baiein .Rankengewächs', von baiel ,sich winden', Wz.bhel-? Das synonyme ðåãñßíá fassen wir, trotz des stammhaftene, als erweiterte Form von pagro- ,kräftig, derb, schwellend'(skr. pagra, vgl. ðçãÝò, ðÜãéïò, ðÞãáíïí ,Raute'). Die Glosse beiDu Cange ëéâõôæéô; · âñõùíßá erinnert merkwürdig an skr. libugä.Schlingpflanze'.

Wenn wir die Liste der dakischen Pflanzennamen über-blicken und alle unsicheren Deutungen ausschliessen, so dürfenwir etwa folgende Wörter als halbwegs richtig gedeutet hin-stellen: 7) êÝñêåñ ,anagallis rauca' 9) ðñïõóôÜíç ,chelidonium'13) óêéÜñç .carduus' 17) ìßæçëá .thymus' 21) Üóá .lactuca' 23) äñ-ìåá ,salvia' 25) äïõþäçëá ,maiorana' 26) ãïõïëÞôá .lithospermium'27) Üíéáñ- .gallus' 33) êïôßáôá ,gramina' 34) ìáíôéá ,rubus' 35) •êñï-

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II. Abhandlung: Tomaschek .36

÷üäéëá yquinquefolium' 36) óáëßá .cornulaca^ 38) êõ÷ùëßò ,physalis'39) æçíá ,c,icvA&' 41) SUv yUrtica' 43) äéåóåìá ,verbascum' 47) ãïõ-8Üèëá ,bovis lingua' 49) êáñùôßèëá ^hiltrum' 52) ðñïäßáñíá ,helle-borus nigra' 53) óÝâá ,sabucus' 54) ïëìá ,ebulum' 55) ôïõôÜóôñá^ucurbita' 56) ê'.íïýâïéëá ,bryonia alba' 57) ðñéÜäéëá ,bryonianigra' — also im Ganzen 25 Wörter, die Hälfte aller. Ich kannledoch nicht verhehlen, dass der Lautcharakter in diesen Wörternsich noch inniger an die europäischen Sippen anzuschliessenscheint als in den thrakischen Glossen, in denen arische An-klänge stark hervortreten. Die Vocale e, o zeigen sich rein, nurdass in einigen Fällen der Stammvocal e wie im Albanischendie Gestalt ia, ja annimmt (13. 27. 52) und einmal zu a sichsteigert (34); es zeigen sich hie und da auffallende Ueberein-stimmungen mit dem Griechischen (27) und Armenischen (7 êÝñ-êåñ für qarqara; 33 êïôßáôá armen, ÷ïß), auch mit dem Slavischen(43). Anlautendes q, sq erhält sich stets; für den Charaktereiner catam-Sprache scheinen jedoch einige Formen (9. 21. 36.53) bestimmt zu sprechen, wie denn auch z als Resultat derPalatalisierung auftritt, was für das Thrakische überhaupt gilt(17. 39). Anlautendes s geht in griechischer Weise in h über (23),intervocalisches s schwindet (25), weshalb der übereilte Hinweisbei 3 auf septih zu tilgen ist. Selbstverständlich gehen dieMediae-aspiratae in die Media über (47. 56, wie durchgehendsim Thrakischen); auffällig sind die Aspiratae in öéèïöèáßèåëá undim Suffix -èëá (47. 49). Kurzum es tritt die der geographischenLage entsprechende intermediale Rolle des Thrako-dakischenund der Anschluss an die osteuropäischen Sippen, zu denennunmehr auch das Armenische gezählt wird, sichtlich hervor.

3. Die (rStternamen.Thrakes beschneite Berge waren den Griechen zum Sprich-

wort geworden; frühzeitig und streng trat hier der Winter ein,hier war die Heimstätte der Nordwinde; dichte Laub- undNadelwaldungen bedeckten die Anhöhen, quellenreiche Vieh-triften die Gehänge, während daneben in gesegneten Thalkesselndie sommerlichen Feld- und Gartenfrüchte prächtig gediehen.Trotz der beträchtlichen Erstreckung der Lande von Süd nachNord tritt daselbst der astronomische Unterschied des kürzesten

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Die »Ken Thraker. II. 37

und längsten Tages nicht so grell hervor wie im germanischenNorden; aber schon der weite Abstand vom Feuchtigkeit spen-denden atlantischen Becken, der ungehinderte Zutritt der Nord-winde in die offene pontische Lücke, und vor Allem die Höheund Ausdehnung der Gebirgsmassen bedingen einen entschiedencontinentalen Klimacharakter und rufen grelle Gegensätze vonKälte und Wärme, Sturm und Windstille,"'Gewölk und Himmels-klarheit, Trockenheit und Niederschlag, zwischen völligem Still-stand und üppigstem Trieb der Vegetation hervor. An dieserNatur haben noch Bithynien mit dem mysischen Olymp unddie phrygischen Gelände mit ihrer Abwechslung von Wald-gebirg, Hochfeld und Alluvialebene theil; erst beim Vorgebirgeder Wendung vor Sinope macht sich plötzlich das milde trape-zuntische Seeklima fühlbar. Wenn wir demnach die Natur derthrakisch-phrygischen Lande erwägen, so werden wir in denmythischen Vorstellungen ihrer Bewohner den Ausdruck derscharfen Gegensätze von Winter und Sommer, Sterilität undüeppigkeit, Noth und üeberfiuss, Trauer und Freude gewärtigen— nur, dass die Form dieses Ausdruckes je nach der Psyche,der Begabung und dem Culturstande der verschiedenen Stämmegewechselt haben muss: anders werden sich die Sagengebildeder roheren binnenländischen Thraker gestaltet haben, welcheder Viehzucht, dem Raub und Kriegerleben ergeben waren —bei diesen werden wir rohe und aus einem Gusse geformteGöttergestalten vorfinden; anders die Mythen und Culte der einemgeordneten Feld- und Gartenbau ergebenen und daher geistighöher veranlagten Küstenstämme, welche fruchtbare Thalkesselund freundliche Gelände innehatten und überdies seit Altersmit den Culturvölkern des Südens und Ostens in steter Be-rührung gestanden waren — bei diesen treten Sagengebildeund Culte hervor, welche orgiastischen Charakter tragen unddas Naturleben mit seinen reichen und die Seele tief anregendenErscheinungen zu formenreichem Ausdruck bringen; ja, dienach Asien vorgedrungenen Phrygen treffen wir fast völlig ein-genommen von den Banden orientalischer Anschauungen undSymbole, und nur schwache Spuren indogermanischer Denk-weise erinnern an deren europäische Herkunft.

Die Ausbeute an echt thrakischen Sagenwesen und Götter-namen stellt sich als geringfügig heraus — war doch das Inter-

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esse der Griechen an barbarischen Mythen, von einigen auf-fallenden Zügen und Curiositäten abgesehen, schwach undgering. Reicher fliesst der Stoff für die nahe ägäische Küsten-region, deren Götterwesen sich sogar unter die hellenischenmengten! Die abstrusen Gestalten des phrygischen Olymps endlichhaben von· jeher die Neugier der Griechen erregt; wir beginnendaher mit der Betrachtung der orgiastischen Göttergestaltenphrygischen Ursprungs, so weit dieselben in das Gebiet desNordlandes hinübergreifen.

l) Der dionysische Sagenkreis. Einfach und klar tritt inder homerischen Sage vom jubelnden Ammenschwarm desWunderkindes Dionysos und vom Götterfeind Lykoorgos diewichtigste' Triebfeder aller Mythenbildung, der Gegensatz vonLeben und Tod der Natur oder der Kampf zwischen Sommerund Winter, hervor. Als Schauplatz dieses Kampfes erscheintdie gottgesegnete nysäische Au, welche die Alten im Lande derEdonen suchten, also bei jenem Zweige der phrygischen Nation,der am Unterlauf des Strymon und am wald- und quellenreichenPangaios zurückgeblieben und der Orgiastik in stärkstem Masseergeben war; doch war auch bei den kleinasiatischen Phrygenund Maionen der Dionysoscult seit Alters im Schwange, undselbst die Karer verehrten ihren ÌÜóáñéò. Darf etwa der semi-tischen Gedankenwelt eine wesentliche Rolle bei der Schaffungund Ausbildung dieses Cultus zugeschrieben werden? In densyrischen Landen wurde der Sonnengott als Naturgenius ver-ehrt, dessen Walten durch den Eintritt des Winters unter-brochen ward; die Nabatäer in Petra feierten zur Zeit derWintersonnenwende das Geburtsfest des Dusares; Tammuz-Adonweilt durch vier Monate im Kerker des Todes und erwacht imLenz, den er mit der Göttin der Lust verschwelgt, bis wiederdie Alles versengende Hitze des Spätsommers dem Jubel einEnde macht. Im Cult des Attis-Sabazios tritt dieselbe Vorstellunghervor (Plut. de Is. et Os. 69): Öñýãåò ôïí èåïí ïúüìåíïé ÷åéìþíáòêáèåý8åéí, èÝñïõò 8' ÝãñçãïñÝíáé, ôüôå ìåí êáôåõíáóìïýò, ôüôå 8' ÜíáãÝñóåéòâáê÷åýïíôåò ïýôù ôåëïàóé. Ðáöëáãüíåò 8Ý êáôá8åÚóèáé êáé êáèåßñãíõóèá;÷åéìþíáò, Þñïò 8Ý êéíåúóèáé êáß Üíáëýåóèáé öÜóêïõóé. Es gibt auchbildliche Darstellungen, welche den Gott gebunden zeigen. Be-ruht dies einzig auf üeberaahme semitischer Naturanschauung,oder hat vielmehr eine aus der europäischen Heimat stammende

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Grundidee stärkere Festigung erfahren? Im chthonischen Cultvon Theben und Delphi, wo die èñáêß8á; das Priesteramt ver-walteten, treten dieselben Vorstellungen hervor; kurz drücktdiese Herakleitos mit den Worten aus: áõôüò 8Ý ¢À8çò êáé Äéü-íõóïò, äôåù ìáßíïíôáé êáé ëçíáÀæïõóéí (Clem. AI., Protr., p. 30 Ñ).Falls von allem Anfange an der Weinbau mit dem Wesen desGottes innigst verknüpft war, so würde sich aus der Geschichtedesselben und aus den leider meist untergegangenen Ausdrückenfür Rebe und Wein ein Schluss ziehen lassen auf die Geburts-stätte des dionysischen Mythus; erwähnt sei, dass das genuss-frohe Volk der Cheta in Syrien Feld- und Weinbau eifrigpflegte, was auch das berühmte Felsbild von Abriz zu bezeugenscheint, und dass Homer gerade Phrygien ,das rebenreiche'nennt; das armen. Wort gini (Adjectivbildung zu *gen-, d. i.vein-) stimmt zu idgm. veino-, voino-.

Wir können jedoch nicht umhin, zu betonen, dass diejahreszeitlichen Gegensätze gerade im Norden und an derGrenze des Weinbaues - schärfer auftreten und die Gedanken-welt mächtiger beeinflussen als im semitischen Süden; auchwird den Kern der germanischen Mythologie, die Gestalteneines .Eorr und Odinn, Niemand für semitisch ausgeben. Diebrigische und edonische Fruchtlandschaft sammt dem Ki-konenstrich von Maroneia schliesst alle Vorbedingungen ein,um für die älteste Heimstätte der Dionysossage zu gelten;phrygisch - edonisch, nicht semitisch ist auch der Name desGottes.

Die innere Thrake war, wie Mela bezeugt, dem Weinbauminder günstig; die thrakischen Eroberer bezogen den bakchi-schen Trank von ihren peripherisch sesshaften Unterthanen.Bisalten, Satren, Dier und Odrysen hatten sich da der uraltenCultus- und Orakelstätten, der Mittelpunkte des Handels undVerkehrs, bemächtigt; so wurde Dionysos zu einem Prophetender .Thraker', und ,thrakische' Priester beglückten, vom Reben-saft berauscht, die Gläubigen mit Voraussagungen über denErntesegen; immer weiter nach Norden wie nach Süden drangmit dem Weinbau die trieterische Festfeier und der orgiastischeTaumel ein. So durfte denn Herodot, welcher vom hessischenOrakel Meldung thut (VII 110), auch Dionysos einen ,thrakischen'Gott nennen (V 17). Aber die rohen Thraker selbst waren

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nicht die Schöpfer dieser Göttergestalt, sondern die Edonen undPhrygen. Wir fügen Einiges über die Namen hinzu.

ÁõêüÑïñãïò, der Winterdämon, kann nach griechischer Auf-fassung nur einen bedeuten, der ,nach Art eines hungrigenWolfes wüthet, Missethäter'; »Lichtwirker1, armen, lus-a-gorc,passt nicht; wir erwarten eher .Lichtwürger'. Für ,Wolf hatsich aus den thrakischen Personennamen keine Belegform er-geben; armen, gail stellt jetzt Stokes zu ir. fael *vailo, Buggenoch zu idg. vlqo-.

ÓåìÝëç, bei Homer wie es scheint durch èÝôéò vertreten;die von Zeus' Samen befruchtete und von dessen Blitz ver-zehrte Mutter des thebanischen Dionysos, von den Alten als,Erdengrund' gefasst, was lautlich und begrifflich unmöglich,wird von Fick Wb. I, 401 fg. als *ÆåìÝëç zur Wz. g'em- ,um-fassen' gestellt, aber nicht als ,compressa', sondern als ,Schling-gewächs, Traube', in derber Symbolik; aber das deutsche Wortchumilo, quemilo ,humulus' stammt aus der Zeit der Völker-wanderung, und als Heimstätte des Hopfens gilt das Tieflandam oberen Ob, wo ihn die Türken qumalaq, qumalä benennen;daher auch os. chumälläg und die ugrisch- finnischen und sla-vischen Formen. Hehn hat in *ÆåìÝëá ein ,thrakisches' Wortfür Erde vermuthet, unter Hinweis aufruss. zemlja; man könntehiefür auf die in der Gründungssage von Byzantion erwähnteNymphe ÓåìÝ-óôñç, Semy-stra verweisen. Kretschmer (Aus derAnomia, Berlin 1890, S. 19 fg.) sieh1? darin ein phrygischesWort für Erde, wobei er in der phrygischen Fluchformel ìåäÝïò êå æåìåëï als íÞ Äßá êáé ÃÞí auffasst; möglich wäre auchdie Deutung ðñïò èåïÀò êáé Üíèñþðïéò, da sich auch die Varianteæåìåëïò findet; æåìåëï- .Irdischer' (lit. zmon- ,homo') konnte auchden Sinn von ,Diener, Sciave' (nhd. ,das Mensch') erhalten;doch passt für æÝìåëåí · âÜñâáñïí ÜíïñÜðïäïí, Öñýãåò, Hesych.besser die Fick'sche Herleitung von Wz. ff'em- ,fassen, fesseln',ir. gemel ,vincula'. Ich deute ÓåìÝëç, wie ÍåöÝëç, als geballtefeuchtigkeitsschwangere Wolke, welche unter Blitz den be-fruchtenden Regen gebiert und gleich darauf hinschwindet,als ,tumida', von der aus tve- erweiterten Wz. tvem ,tumeo';¾ç· ÓåìÝëç zeigt, wie Ôçò· Äéüíõóïò, deutlich den Bezug auf Regen,¸ã÷þ den Bezug auf den durchbohrenden Blitz, èõþíç den aufGewittersturm. .Thrakisch' ist das Wort keinesfalls.

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Die alten Thraker. II. 41

Äéüíõóïò selbst weist sammt den übrigen Dialektformen,unter denen ÄéÝíõóïò auf Amorgos, Äåüíõóïò in Maroneia undAbdera, und wegen des î äol. Æüííõîïò auffallen, auf eine edonisch-phrygische Grundform ÄéÑü-'íïõóï-, De(v)o-'nüso-. Wie erklärtsich npers. nos, a-n6s, armen, anoiä ,grati saporis, dulcis potu'neben noäidan ,potare'? Die Basis des Götternamens liegt wohlin der mit ä-Derivat erweiterten Wz. sneu : snu- ,feucht sein,triefen' mit der Bedeutung ,vom Himmelsgott oder Himmel er-gossen, himmlisches Nass (Regen, Thau, Quellwasser, Soma,Wein)'; Íõóá, Íýóóá, 'nüsa ist die Triefende, die feuchte Au,als Nymphe und Amme des Wunderkindes (íýìöç, ôñïöüò C. I.Att. HI n0 320. 351, häufiger im pl. Íõóáé); an skr. snusäjedochdachte Kretschmer, der auch ein m. íõóïò , Jüngling, Helden-sohn' annimmt, mit Unrecht (vgl. armen, nu). Als ,thrakischer'Eigenname findet sich NUSA-TITA m., etwa .ergossener Glanz,feuriger Erguss, Strahl', puer natione Traciae, C. I. II n0 3354,Schwerlich wird -íõóïò, trotz der neuen Erklärungen von íÞóïòund íüóïò, aus nutio- (zum Part. pf. snu to-) entstanden sein;es wird beim Ansatze eines s-Derivates verbleiben müssen.Pherekrates (schol. Arist., p. 313, 20 Dind.) deutete Äéüíõóïòmit ä åê, Äþò åßò íýóáò ñÝùí, begrifflich höchst zutreffend, wennman blos ü åê Äéüò ñÝùí gelten lässt; die Glosse íõóáé · ôá ïÝíäñåá,eigentlich ,Spitzen, Wipfel', etwa von negh, íõ÷- ,stechen', lässtsich schwer belegen. Alle übrigen Deutungen der Alten sindwerthlos.

Âáëßáò öder Âáëéüò soll Dionysos bei den ,Thraken' ge-heisscii haben, EM. Gr. âáëéüò .besprengt, fleckig' wird jetztzu Wz. oel- ,quellen' gestellt; für das Thrakische ist jedoch âfür velares o unerweisbar. Eher wird man auf maked. âÜëéïò ·ëåõêïìÝôùðïò, öáëéüò und auf âÜëáêñïò' öáëáêñüò hinweisen, imSinne von , glänzend', ÖÜíçò der Orphiker, von Wz. bhä-,glänzen', skr. bhä-la ,Glanz, Stirne'. Wegen phryg. âáëÞí -âáóéëåýò könnte auch skr. bala , Kraft', baiin , mächtig', undwegen ÖÜëçò, öáëëüò, Öëåõò die Wz. bhal, bhel- ,strotzen,,schwellen' in Betracht kommen. Die gleiche Auswahl eröffnetsich für Åýñõ-âÜëéíïïò · ä Äéüíõóïò, Hesych., und für den Personen-namen ÂÜëáò aus Thessalonike.

Äýáëïò, mit falscher Dittographie Áõáëïò, Hesych. hiessDionysos bei den Paionen. Kaum von äýá · êñÞíç und ïåýù ·

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42 II. Abhandlung: Toma-schek .

âñÝ÷ù, sondern von der Wz. dheu : dhü- gr. èýù, der ,Rasende,Tolle, Stürmische'; ähnlich die bakchischen èõéÜäåò und èõþíç ·ÓåìÝëç.

Ðëåßóôùñïò, Ýðé÷þñéïò èåüò, ù èñÞéêåò ¢øßíèéïé ôñüðù ôù óöåôÝñùåèõóáí ¼ßüâáæïí, Hdt. IX, 119,· d. i. der apsinthische Dionysos,Ýñé'âñïìïò Åúñáöéþôçò, Dion. per. 576. Darin das Element ðëåßóôï-,altnord, flest-r ;meist', wie in den ,meistvermögenden' dakischenÐëåßóôïé, G-losse n0 31. Ðëåßóôùñ als Eigenname z. B. bei Demosth.,ÔÜêôùñ Ðëåé'óôïñïò Inschrift aus Perinthos; der thrakische Aus-gang -ùñïò weist jedoch entweder auf er : or- -ïñùñá ,erregen, her-vorbringen' oder auf -Ñïñüò .während, schützend'. Menschenopfer,zur Versinnlichung des Hinsterbens der Natur, werden selbstin Hellas (Lesbos, Chios) dem Äéïíýóéïò, þìÜäéïò, þìçóôÞò, Üíèñù-ðïññáßóôçò dargebracht; den tlirakischen ÂÜóóáñïé schrieben dieOrphiker Genuss von Menschenfleisch zu.

ÐñÚáðïò, Localgott der hellespontischen Küsten städte, füreinen Sohn des Dionysos und der Aphrodite gehalten, da ôïãüíéìïí dem Helios gleichgestellt und mit dem öáëëüò behaftet,wahrscheinlich eine bebrykische Namensform, zu vergleichenmit Ðñúáóïò, ÐñÀÜëáò (Genius des Erntesegens bei den phrygischenMariandynen), Ðñé'åôïò (bithynischer Gott in Prainetos, Sym.Mag. p. 464, Plin. XXXI, 23) und Ðñéçíåýò (Arr. b. Eust. Hom.1493, 48), von Wz. prei : pn- ,lieben'; dazu etwa op : ap- ,Saft,Nas's'; ÐñéåðÜÚïò, ein bithynischer Monat.

"Áôôçò, "Áôôéò, "Áôõò, Atun, Attin, phrygische Umformungfür syr. "Áäùí · ä äåóðüôçò, jedoch mit Anlehnung an das Lall-wort ata, áôôá z. B. in phryg. ¢ôôÜ-ðéíéò. Nach Psellos (p. 109Boiss.) hiess "Áôéò •nj Öñõãßá ãëþóóç ä Æåõò.

ÐÜðáò .Vater', synonym zu Attis-Sabazios, auch ÐÜðéáògenannt, wie denn die Eigennamen ÐÜðáò, ÐáðÜò, ÐÜðéáò neben"Áððáò, "Áðöïò in Phrygien überaus häufig vorkommen. Vonden einschlägigen Zeugnissen z. B. Hymn. in Attin, Diod.III, 08, C. I. III n0 3817 ÐáðéÜ Äéú óùôçñé, verdient jenes desArrian, Eust. Hom. 565, 3, besondere Beachtung: áíéüíôåò åÅò ôáÜêñá ôùí ïñþí Âéèõíïß ÝêÜëïõí ÐÜðáí ôïí Äéá êáé "Áôôéí ôïí áõôüí.Wir sehen da Zeus und Dionysos zu einem Wesen verbundenund Berggipfel als Stätten der Himmelsverehrung wie bei denPersern, Hdt. I, 131. Erinnert sei noch an den skythischenHimmelsgott Ðáðáúïò, Hdt. IV, 59.

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Die alten Thraker. II. 43

¢äÜìíá, d. i. 'Áãáðçôüò C. I. Att. ÐÉ, n0 1062, nanntennach der Attishymne die Samothraker den Attis-Sabazios; dassind wohl die phryg. áõôü÷èïíåò der Insel, Diod. V, 47; die ÉåñÜÊáâåßñùí gelangten dahin aus Phrygien; phrygisch waren auchwohl die von Mnaseas überlieferten Namen ¢îé'åñá Demeter,¢îéïêÝñóçò Hades, ¢îéü÷åñóá Persephone. Ausdrücklich schreibtHesych. die Glosse ÜïÜìíá· ôïí ößëïí, Üäáìíåúí · ôï öéëåÀí denPhrygen zu; daraus erklärt sich das heutige griechisch-kappadokische Wort Üäáìáóßôæá · áãÜðç, öéëßá. Lagarde erklärtÜäÜìíá nicht uneben aus npers. ham-dam ,una Spirans, amasius'(vgl. gr. åúóðíçëïò, êáðýíéïò· áêüëïõèïò), von Wz. dham- ,spi-rare'; phryg. Äáì-íá-ìåíåýò hat wohl ,Bläser', wie skr. dhmät^,bedeutet.

ÓáâÜæéïò, mit den Nebenformen ÓáâÜäéïò, ÓåâÜæéïò, ÓåâÜäéïò,ÓåõÜäéïò, ÓáõÜæéïò, ÓáïÜæéïò, ÓáÜîéïò, der jüngere hieratische Namedes phrygischen Dionysos, gleich Attis und Papas dem Zeusgleichgestellt, auch als Äéüíõóïò Ìçíïôýñáííïò und Ìçí êáôá÷èüíéïò (!)verehrt — in die wüsten Tiefen der Sebadia sacra einzudringenersparen wir uns —, hängt nicht etwa mit óÝâïìáé zusammen;auch die zuerst von Burnouf herangezogene Wz. cu (europ.keva": ku) skr. $avas, zd. cavanh ,Gedeihen' (auch in dak. óÝâá,Pflanzennamen n0 53?) lässt Bedenken übrig. Dem Phrygischenscheint die Entwicklung des Anlautes tv, ti zu s in besonderemMasse eigen gewesen zu sein; am natürlichsten legt man wohlgriech. óÜÑï- ,heil' (vgl. kypr. ÓáÑïêëÝÑçò; ÓÜÑïò und ÓÜùí aufSamothrake) aus tva-vo-, von Wz. teva : tu- ,schwellen, starksein' zugrunde; daher transitives óáâÜä'.ù · åõÜæù und die Wunsch-formel åûïÀ óáâïÚ ,Wohlergehen und Heil!' ÓåÑÜäéïò ,der Ge-deihen und Heil schaffende', gleich ÓùôÞñ (maked. óáýôùñ) oderÓáþôçò AP. IX 603. Als èåüò Óþæùí oder .Heiland' häufig aufInschriften in Kleinasien. — Der phrygische Gott, dessen zuerstAristophanes gedachte, drang zur Kaiserzeit auch nach Thrakeein; Alex. Polyhistor b. Macr. Sät. l 18 berichtet ,in Thraciaeundem haberi Solem atque Liberum, quem illi Sebadium nun-cupantes magnifica religione celebrant'. Im Gebiete von Serdicaführte der Gott, nach der Tempelstätte ¢èõ-ðáñïò, den Beinamenêýñéïò ÓáâÜæéïò ¢èõðáñçíüò, Mitth. XIV p. 150 n0 25; aus Niko-polis stammt die Inschrift X, p. 241 n° 6 õ'éù èåÜò ºäåßáò ÌåãÜëçòÌçôñüò Äéß ¹ëßù ÌåãÜëù êõñßù Óáâáæéù Üãßù.

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44 II. Abhandlung: T o m a s c h e k .

M?8a? müssen wir hier anführen wegen der brigischen Sagevom Walten des Midas in Emathia und in den Rosengärtendes Bermios; selbst an der Grenze des paionischen und mai-dischen Landes, an der Quelle "Iwa, erzählte man sich Ge-schichten von Midas und Seilenos. Auf phrygischem Bodenfinden wir das uralte Königsgrab Midai vanaktei; doch führtenselbst Sciaven diesen Namen. Ursprünglich galt M'ßae füreinen Sohn der Göttermutter Kybele gleich Attis, für eindämonisches Naturwesen gleich Dionysos, unter dessen Herr-schaft Alles in Ueberfluss schwelgte und sich des Segens inFeld und Flur, in Quellen und Tiefen der Erde erfreute;Silene und Satyren bildeten sein Gefolge; doch wandelte sichder Glanz und Jubel, wie bei Priolas und Lityerses, in denThrenos (eXe-i-oi;); nach Pollux galt das Schnitterlied der phry-gischen Landleute eigentlich dem Midas. Die maionische Sagehat jedoch durch Hervorhebung von komischen Attributen,welche die silenische Natur des Dämons veranschaulichten,Alles vermenschlicht. Der Name gehört, trotz des I-Vocals,zur Wz. mad- ,triefen, schwelgen, sich berauschen'; er könntefreilich auch zu med, med., ir. mid- .Ermesser, Berather, Er-sinner, Walter', gr. -m^c, z. B. noXu-pii^T)?, mäon. BaOu-JAßa;Hesych., gezogen werden; armen, med, mit ,mens, cogitatio'entspricht entweder griechischem p.»)8o(;, oder ist Lehnwort auszd. maiti, von Wz. man-.

2etXYr;6<:, dor. SE^OTOI;, der stumpfnasige, greise, stets be-rauschte und taumelnde, dabei aber mit Weissagungskraft be-gabte Waldmensch und Flussdämon, Erzieher des Dionysos inNysa und Berather des Midas, wird gewöhnlich mit criXXoc, lat.silon- oip.oi; erklärt, wodurch eine nebensächliche Eigenschaft ein-seitig hervorgehoben würde; der phrygische Name ist vielleichtaus 'SiS.-sk-rftäi, entstanden. Von allen bekannten Wurzeln passtwohl am besten alb. sel:sol in sjel, siel, sil (aor. söla) .schleudern,schlendern, schwingen, schwenken, im Kreise bewegen' (vgl.gr. ao\oq , Würfscheibe' ?); dies passt für die bockigen und spring-lustigen Silenen. — Die maked. ^auaSai, Hesych., oder SeuiSaiCornutus 30, sind schwerlich gerade .heilbringende' Wesen wieSabazios gewesen; Lobeck stellt sie zu gr. oeuiü, 'isauy.m., ocro?,also zur Wz. kusu- skr. cyav, cyu- .schnell (sich) bewegen'.— "Epy.fjtoi • öl SeiXi)w( Hesych. gehören offenbar zur Wz.

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ser skr. sar- ,eilen, fliessen', vgl. ep^, 6p[^ skr. sarma, 'EpiAeia^und die mäonischen Flussnamen "Epp.0;, ''EP!A(I)V; also deutlichQuelldämone. — Befruchtende und geile, weil mit dem ipaXXo?versehene dionysische Naturwesen waren auch die SatSpol, derenName sich annoch der Deutung entzieht. AeudS»'. • w Sarupol (?),w' 'IXXupi'o)v, Hesych., erinnern an den paionischen AuaXo; fürDionysos; dagegen scheinen die Aeux.aXiSai als ,sinnige' Wesenzu gr. Seuxet • •spow^si zu gehören, wie Aeux.aXluv. Nun wendenwir uns einer weiblichen edonischen Gottheit zu.

KOTU;, dim. KOTUTU, richtiger KOTUTWI) (vgl. Kop'.TCü) bei He-rondas) und KOTTI»), COTO auf einer Inschrift aus Philipp! C. I.IH n° 635, die edonische Kybele oder wwß opeia, als <J6[Ji.vaK6-cu(; ev 'HShws^ bei Aeschylus (Strab. X, p. 470) angerufen,deren orgiastische Festfeier unter dem Namen Kotu-rcia überPotidaia nach der üppigen Kaufstadt Korinth und von da nachAthen gelangte, wo bereits die orphische Mystik üppig wucherte.Dem geheimen Treiben der goldenen Jugend Athens sah sichEupolis in seinem Stücke Boratoc. ,die Täufer' (mit Bezug aufdas .reinigende' Bad der männlichen und weiblichen Mystenund Orgiasten) entgegenzutreten bemüssigt, wie dies LobeckAgiaoph. 1007 ff. ausführlich darlegt; Synesios gebraucht denAusdruck 6(aCTiwr»]i; •rijs KOTUCX; in wegwerfendstem Sinne. Alssinnige und schlichte Herbstfeier wurden jedoch die Kotyttienvon der ländlichen Jugend im Gebiete von Syrakus gefeiert.Der edonische Name, der auch in dem Personennamen KOTU?,Cotus wiederkehrt, hängt schwerlich mit gr. xo-coc, gall. catu,ahd. hadu zusammen, sondern dürfte eher mit der später zubesprechenden Wz. q'enth : qot- TCoOeh) als IIoÖM ,Göttin der Lust,des Verlangens' zu erklären sein.

Zeipi^ oder Zeip-^v hiess Aphrodite bei den Makedonen,Hesych.; ursprünglich wohl ein brigischer oder edonischer Name;irgendwo in Thrake gab es einen Ort Zeipujvia, Theop. b. St. B.;weil in Thrake verehrt, hiess die Göttin auch Qpr/i'x.t'r). In derGrundform Zep^v- werden wir, wie in der oskischen VolupiaHerentat-, die Wz. o'her- ,begehren', %,aip(i> skr. haryämi, er-kennen dürfen; auch hier erscheint der thrakisch-phrygischeAnlaut S-

Z»]puv9i'a, auch Zfjptvöia, hiess Hekate-Selene-Artemis aufSamothrake und gegenüber nahe der llebrusmiinde; sie hatte

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46 II Abhandlung: Tomasche t .

ihre Cultusstätte am Ufer inmitten eines Eichenwaldes in einergeräumigen Höhle ÆÞñ-õíèïò od. ÆÞñ-éíèïò (vgl. 'ÑÞó÷-õíèïò, phrygÂåñÝê-õíèïò u. ä.), was wohl einfach ÷Þñáìïò, Üíôñïí, óðÞëáéïí be-deutet hat, von Wz. ghe : ghä- ÷Üóêù, vgl. ÷Þ-ñï-ò, ÷Þñá, ÷þñïò.÷þñá; Æçñáíßá, thrak. Ortsname b. St. B.;, æáñé(í)èåé'á erscheinials Synonym für Proserpinaca Apul. 19 od. ðïëýãïíïí Diosc.IV, 4. Die Wz. ober- ,fassen, raffen', skr. har, zd. zar könntenur dann in Betracht kommen, wenn Æçñõíèßá als ,Rafferin'direct, ohne Bezug auf die Höhle, erklärt werden könnte. DieSchiffsleute, welche ein- und ausführen, opferten ihr Hunde;von den thrakischen Sapäern bezeugt dies Ov. Fast. I, 384.Artemis-Hekate war, ehe sie von den Dichtern zur Jägerinumgestaltet wurde, eine Sturmgöttin, hinter der eine Koppelbellender Hunde, d. i. die Schaar der dahingerafften Seelen,einherzog; der Volksglaube erkennt in des Hundes Gebell denEintritt oder Austritt einer Seele; zur Wahrung des Lebenswurden daher der Göttin Hunde geopfert, wie der Genetyllis-Eileithyia und der Hekate öùóöüñïò. An der Hebrusmünde kenntLiv. 38, 31, 4 auch ein templum Apollinis, quem Zerynthiumvocant incolae. Das lelegische Götterpaar Apollon-Artemisherrschte allerorten, tief in den Norden hinein.

2) Der apollinische Sagenkreis.¢ñôåìéò nennt Hdt. V, 7 unter den in Thrake allgemein

und namentlich von den Frauen (IV, 33) verehrten Gottheiten;die Frauen opferten ¢ñôÝìéïé •nj Âáóéëåßò die Erstlinge der Weizea-frucht; mit Bezug auf die Getreideernte bezeichnete Aeschylusdie Göttin als Demeters Tochter (Paus. VIII, 37, 3); noch deut-licher tritt deren Bedeutung als einer Schützerin des Geschlechts-lebens und des Familiensegens hervor. In der edonischenKüstenstadt ÃÜæùñïò wurde die Artemis Ãáæùñßá oder Ãáæùñåéôé'òverehrt; nach einem Orte Âëïõñïò hiess sie auch Âëïõñåúôéò, nichtzu verwechseln mit der Artemis ÂïñåéôçíÞ von Thyatira; eineInschrift der brigischen Stadt Skydra (Delacoulonche, Revuedes societes savantes, IV, 1858, p. 790) bezeugt "Áñôåìéí ÜãñïôÝñáíÃáæùñåéôßäá êá'é ÂëïõñåÚôéí. Zugrunde liegt dem brigisch-edonischenâëïõñï- entweder armen, blur ,collis', bolor oder bolur ,rotundum'(vgl. Âüëïõñïò Ort der Trailer) oder armen, atbiur, aibeur, afbür,Quelle' aus *bieur, gr. öñÝÑáñ aus bhreur, von Wz. bhreu, bhur,wallen, aufsprudeln'; Âëïõñåúôéò wäre dann ,Fontana, Fontinalis'.

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Âïýóâáôïò · Þ "¢ñôåìéò, èñÜêåò, Hesych., beruht auf einer Ver-wechslung mit der åí ÂïõâÜóôé ðÝëé A;ãuCTé'ù'/ verehrten Artemis,ägypt. bu . Bast; vgl. die Bemerkung zu Glosse VI, betreffs derMöglichkeit eines Bezuges zur thrak. Bendis.

ÂåíúÀò, gen. Âåíäúäïò, acc. Âåíäúí, mit der gleich üblichenNebenform ÌåíïÚò, mitunter auch ÂÝíä[ò betont, ÂÝíäåéá beiPalaeph. 32, zuerst erwähnt von Hipponax, Hesych. v. ÊõâÞâç :Äéúò êïýñáò ÊõâÞâçí êáé èñçéêé'çí Âåíäúí, also Tochter des Himmels-gottes und orgiastische Naturverkörperung gleich der phry-gischen Kybele und der edonischen Kotys, von den Griechenals thrakische Artemis hingestellt. Auf bithynischen Münzenhält Artemis zwei Lanzen in der Rechten, einen Dolch in deiLinken; Kratinos bezeichnete ebenso Bendis als äéëïã÷ïò, Glosse l.Vor dem Altare der ÌåãÜëç èå6ò erhob sich aufzüngelnd dieOpferflamme, wie es Aristophanes in den Lemnierinnen schilderte.Âåíïßäåéïò hiess bei den Bithynen der Frühlingsmonat Artemisios;eine orgiastische Frühlingsfeier bei den Thraken, ähnlich denKotyttien, hiess Âåíïéäåéá, Strab. X, p. 470,· mit Âåíäéäåéïí be-zeichnete man einen Tempel der Bendis, so auf dem Munychia-hügel bei Athen (Xen. Hell. U, 4, 11), im Nildelta bei Ptolemais(Synes. ep. 4, p. 159); am Westufer des Hebrus unterhalb Ky-psela stand ein Mendidium templum, Liv. 34, 41, l a. 189. DiePersonennamen Âåíïß-äùñïò, Ìåíïß-äùñïò, Ìåíä'áò und Âåíäé-äþñá,Âåíäúò, Âåíäþ (gen. Âåíïïõò), BENDI finden auf thrakischem Bodensowohl wie in den griechischen Küstenstädten (Byzantion, Ly-simacheia, Kyzikos, auf Thasos, wiederholt zu Athen), mit oderohne den Zusatz èñáî, èñáôôá; Bithyner waren die heil. Âåíäßìéïò(Bildung wie ÆéâÝëìéïò) und Âåíïéìéáíüò. Eine sithonische Stadthiess ÌÝíïá, Ìåíäáé'á; der m-Anlaut war durch Einwirkung desnasalen n hervorgerufen, eine Eigenheit der ägäischen Küsten-dialek'te, vgl. Glosse XXTV. Wir deuten Bendi, Mendi ausWz. bend, idgm. bhendh- .binden, vereinigen', als ,Verbinderin,Einigerin, Æõãßá', als Schutzgöttin der geschlechtlichen Ver-einigung und des Zusammenwohnens; daher auch Menda als.Genossenschaft, Gemeinde'. J. Grimm glaubte Ven-dis mitSnorri's Vana-dis, d. i. Freyja, als , schöne, leuchtende oderVanengöttin' vergleichen zu dürfen; aber, um von altn. disnicht zu reden, selbst die Wz. ven, skr. van- »verlangen, ge-lüsten, gewinnen, siegen' kann trotz der lat. Venus in Bendi-

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keinesfalls stecken. Beachtung verdient, wie Plato de rep.p. 327 f. die zum ersten Male in Athen abgehaltenen Bendideiaschildert: zuerst zogen athenische Bürger im Festzug einher;dann folgten die thrakischen Gäste, welche beim Eintritt derDämmerung einen Fackellauf zu ROSS ausführten; ein nächtlicherSchmaus, wobei wacker gezecht wurde, schloss die Feier, dieden Charakter eines barbarischen Getummeis trug; da diese inden Anfang des Juni fiel, so werden wir beim Fackellauf anunsere Sonnenwend- und Johannisfeuer gemahnt; vielleichtsteckt darin auch ein Bezug auf die Hochzeitfackel und dasMondlicht der Selene-Artemis. Als Mouvu/i'a ward auch die"ApTeiJUi; <E>epai'a oder 'Exatif) ßpiy.ü im thessalischen Pherä, demSitz des Admetos, verehrt; vgl. Hesych. ASp^-rou nopT)- 'EHIX-CT),•tivs? S^ TT)V BevSw.

Ausser MevST? zählt Herodian (Choerob. p. 354, 21, BAnecd.III, 1192, 24) auch noch MoXTi;, Tov.^ ATapfatTi; als ov6[AaTa Sa'.iJiovMV•up.(i)(Aev())v TOtpa 6pai;iv auf, wohl nur in Folge der Lässigkeit derAbschreiber: 'ATapi-a-c^ ist doch deutlich die Qea Zupia 'ATOp-ca-certK;,MoVi, die babylonische Aphrodite oder Mu^cr-ca ^ 0?)pavta (Nie.Dam. fr. 40), und To-cti; keineswegs etwa Taptt oder die sky-thische Hestia Taßrei trotz armen, toth ,aestus', sondern eineaus dem semitischen Orient nach Phrygien eingedrungene G-öttin,vgl. den phrygischen Eigennamen TOTTYJI; (Nie. Dam. fr. 54). Nuneinige Notizen über Artemis' Bruder.

'AwSXXiüv, 'AziXXov thessalisch mit barbarischer Aussprache"ATC^OUV (etrusk. Apiu), uralte Gottheit der lelegischen Aboriginer,wenngleich ableitbar von Wz. iceX : wX-, q'el : qol, vgl. aireX>>a.Volksversammlung' aus sm-qelia, als ,Gott des Hausstandes undZusammenwohnens, sowie der colonisatorischen Thätigkeit'; dochscheint seine Bedeutung in der Tageshelle und in den ver-schiedenen Wirkungen der Sonnenstrahlen zu liegen; dies ergibtsich auch aus dem homerischen Epithet Sp.iv6suc, von ap.tvQoi;,t^lAivOo«;' [AUS, xara -vr^ e-ry^piov Musöv TMV ev Xpuulf] SidXsOTov, Wz.G(XT, i;p.T- ,nagen, abfressen', nicht etwa von zm- ,Erde'. Voneiner Verehrung des Apollon in Thrake weiss Herodot nichts;doch liess Sophokles in seinem Tereus den von Orpheus ver-ehrten Helios angerufen werden als (piXiicroii; OpaS;' icpsCTßwrov c^ßas,und die Paionen verkörperten den Sonnengott in Form einesam Stabe befestigten Swno«; (Max. Tyr. VHI, 8); auf pela-

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gonischem Boden fand Heuzey Weihinschriften 'Avi^wi '0-reu-Saviri, 'ETeuSavisx.ü). In Bithymen finden wir Widmungen für denGott von Krateia, 'AwaX^tav; KpaTgiavM; in Panion am Hellespont'ATCOAXMVI Aa'tO[Ar,v(;), weiter hinauf in Qirq-kilisse 'Airö/,)>(i)vi 'A)»O^VM6e<i) TCpoYüivt, in Apollonia 'Ax6X)>(>)vi n)Tpo), ferner Deo dominoApolloni Vergulesi d. i. Bergulensi C. I. VI, n" 2798, fernerApollini Cicano% regionis Traciae vico Statuis n0 2797 a. 239,auf einer von Bürgern aus Ergissa bei Beroe geweihten Inschriftnupi<<) 'ATO}>AÜ)V[ StxepYjvw v.o.'. NiiADaii; (== Mouoan;), in Kabyle 'AiroX-A(|)V( STapatix.a'.cod», in Nikopolis 'Airo^Xiovi AuAapiox.M, in Serdica'A'ic6X).(i)vi 'Pav[cry.eXY;v(i), endlich im Gebiete von PhilippopolisAsciepio Zimidreno. Dies Alles unter griechischem Einfluss undaus späterer Zeit.

2oupeY£67)i; begegnet auf einer Inschrift aus der Nähe vonBessapara, Dumont n° 2, p. 8: 6eü) SoupeYsOT) iT^v.odi x.o5poi Mr^ao:,eu/aplirnipiov. Die Skythen nannten Apollon rotTo-irupss (Hdt.IV, 59), d. i. gaithä-gura ',die Welt des Lebendigen stärkend',von altpers. gaithä, npers. geti ,das Bewegliche. Lebendige' undar. 9ura ,stärkend, mehrend'. So könnte denn auch in Zoups-dasselbe Element 9ura stecken, das wir auch in thrakischenOrtsnamen vorfinden, und zu -fi^r^ vergleicht sich dak. (Sappii-)^e-fgOouffa, von Wz. ae : a'e-, erweitert o'et : g'et- .schreiten,wandeln'. — Eine gewisse Aehnlichkeit besitzt ferner derbithynische Zeus auf Münzen von Tios: Zeü Sup-caCTtij;, sowieder hesychianische Sup-catnup • 8vc[J.a ßapßapix.ov; ein von demBithyner Tryphon aus Tios gesetzter Votivstein in Brixia ent-hält die Widmung Dis paternis SÜRGASTEO • MAGNO PA-T(A)RO, C. I. V, n°4206, wobei an den bithynischen Herosund Eroberer llaTapo?, der zu Tios den Zeuscult gestiftet habensoll (St. B.), gedacht werden muss. Doch mag in -YaCTT»)i;,-l-aoTgo; entweder die Wz. ohad- .festhalten' (vgl. thrak. -cestt-Glosse n° 9) oder, wie in "A.-ifmaw^ die Wz. gais- ,glänzen'enthalten sein, da sich z. B. im Armenischen ai öfter zu aabschwächt.

©a|Ji.upi^ ,der Thraker' vertritt im homerischen Schiffskatalogdie apollinische Kunst der nordischen Küstenstämme; der Schau-platz seines Wettstreites mit den Musen war Dotion, die Ausüdlich vom Ossa; er unterlag wie Marsyas dem Apollon.Gekommen war er; späterer Sage nach, entweder vom Athos,

Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. CXXX. Bd. 2. Abh. 4

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den Homer zu Thrake rechnet, oder aus einer Stadt des edonisch-brigischen Landes; musische Künste waren den phrygischenKüstenstämmen durchaus nicht fremd, Orgiastik verbindet sichstets mit Musik. Fahrende Sänger, welche an Fürstenhöfenihre Kunst übten, gab es in der Heldenzeit aller indogermanischenStämme; sie priesen bald die Kriegsthaten der Stammeshäupter,bald der Götter Macht und Herrlichkeit. Als spätgriechischesWort begegnet èÜìõñïò · èáìéíïò und bei Hesych. 6áìõñ·:æù · áèñïßæù,von der Wz. dheme- ,häufen·, zu dhe : dhe- ,setzen'; ÈÜìõñéòkann demnach soviel wie ,Componist, Dichter, Sänger' oder,in Hinblick auf èáìßæù .wiederholt kommen, häufig besuchen',den .fahrenden' Sänger bedeuten; wegen èåìå-ñä-ò, ahd. timber,gedrungen. dunkel' (.verblendet, blind'?) könnte eine Anspielungauf die Blendung des Sängers durch die hellenischen Musenvorliegen; an skr. tämisra ,finster' (vgl. Ôáìýñá Latyschew II,p. 305 zu n° 199, skyth. ÔáìõñÜêç) ist nicht zu denken; chetisch-teukrische Herkunft legen wir dem kyprischen Priesterge-schlechte der ÔáìéñÜäáé (Tac. Hist. II, 3) bei. Giseke, Thrak.-pelasg. Stämme, S. 31, bemerkt: ,Man wäre im Irrthum, wennman voraussetzen wollte, Homer habe von Thamyris wohl gewusst,Orpheus aber, den er nicht kennt, sei zu seiner Zeit nichtvorhanden gewesen, sei vielmehr eine· müssige Erfindung ausnachhomerischer Zeit; so eng hängt Thamyris mit Orpheuszusammen, dass, wer den Einen kannte, auch von dem Anderenwusste.' Nun wohl, Orpheus kann eine alte Sagengestalt despierischen Nordens gewesen sein, ohne dass der ionische Sängervon ihm Kunde hatte oder sie zu erwähnen Anlass fand; Tha-myris selbst erwähnt auch nur der späte Verfasser der Boiotia.

¼ñöåýò wurde zum ersten Male vom Dichter Ibykos, seies in der Form ¼ñöÞí (Herodian.), sei es als ¼ñöÞò (Priscian.VI, 92, p. 276 H.), erwähnt; da er ihn zugleich äíïìáêëõôüònannte, so kannte er offenbar bereits die schöne Sage, wie dernordische Tonmeister wilde Thiere, harte Felsen und Eichenerweichte und Schneestürme und Windesgebraus beruhigte;nur bei allgemeiner Bekanntschaft mit dieser Sagengestaltkonnten die orphischen Mystiker selbe ihren Gebilden zugrundelegen. Die historischen Bewohner Pierias waren äolischeMagneten, Stammverwandte der makedonischen Oresten; dieLocalitäten Pierias, zumal die Sitze der Musen oder Nymphen

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Pimpleia und Leibethra, tragen griechische Namen; solche vonbarbarischem Klange wie ÓáâÜ-ðïí sind dürftig vertreten. Vorden Magneten scheinen aber den Ostabhang des Olympos Brigeninnegehabt zu haben, der Bergname selbst begegnet mehrmalsauf phrygischem Boden, und es gibt Sagen von einem phrygi-schen Auleten Olympos. Die Gestalt des Orpheus konnten diePieren von den Brigen überkommen haben, und in diesemFalle konnte die Orpheussage thatsächlich, so weit vormalsPhrygen sassen, vom Olymp bis zur Hebrusmünde, verbreitetgewesen sein. Die späteren Bewohner von Leibethra warenob ihrer Unbildung verrufen; Stephanus spricht von âÜñâáñïéËåéâÞèñéïé, und Conon (45) lässt an der orpbischen Festfeier zuLeibethra ðëÞèïò èñáêþí êáé Ìáêåäüíùí, also brigische Reste undMagneten, sich betheiligen. Wenn Spätere Orpheus in die Ge-sellschaft des Midas bringen, so erklärt sich dies aus der Nähedes Bermios, der einen phrygischen Namen trägt (,der stür-mische', äñïò Üâáôïí õðü ÷åéìþíáò Hdt.' VII, 138, von Wz. bherv-,vgl. ags. beorma *bher-mn-; von den häufigen Stürmen erhieltauch ÁÅãáß den Namen, Theophr.), und der Rosengärten desMidas. — Für hellenischen Ursprung der Orpheussage ist neuer-dings AI. Riese (Jahrb. f. dass. Philol., 115 Bd., 225—240) ein-getreten. Orpheus verkörpert ihm die musische Seite desApollon ÷ñõóÜùñ. Die von Aeschylus in den Bassariden ein-gehaltene Vorstellung, Orpheus habe Helios-Apollon als höchstenGott verehrt, weshalb ihm Dionysos durch seine Mainaden zer-reissen liess, die Musen dagegen zu Leibethra bestatteten, treffedas Richtige, während die von den Orphikern ausgegangeneVerquickung des orphischen Wesens mit dem orgiastischenDionysoscult nicht volksmässig, sondern erklügelt sei. Erst dieum 500 aus Pieria an die Pangäusküste vertriebenen Pieren sollendie Sage zu den Edonen verpflanzt haben, wodurch Orpheus!zu einem Edonen, Bisalten, Bistonen und Kikonen gewordenund auf diese Weise in die Sagenwelt der barbarischen Thrakerhineingerathen sei. Konnte nicht aber Aeschylus, wie sonst,den Mythus freier umgestaltet haben? Konnten nicht auch dieBrigen ihre Musen, wenn auch in der Gestalt von Flussnymphen,verehrt haben? Wird ferner nicht der Einfluss der auf engemKüstenraume beschränkten Pieren auf die weit ausgedehnterenphrygischen Küstenbewohner überschätzt? Wer sagt, dass die

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vertriebenen Pieren wirklich Hellenen waren und nicht etwabrigische Reste? Selbst das Wort Ðßçñ kann brigisch gewesensein (vgl. skr. pi-va-ra ,fett', ÐéáñÞíóéïé in Mösien b. PtoL;Wz. pl- ,strotzen' auch in phryg. ðé-êÝñéïí ,Butter, Fett'). Or-pheus braucht nicht für einen ,thrakischen' Barbaren zu gelten,da die Küstenbewohner vom Olympos bis zur Hebrusmündevielmehr dem orgiastisch veranlagten und in der materiellenwie geistigen Cultur höher stehenden Zweige der zurückge-bliebenen Phrygen angehörten; seit Alters zogen die Hellenenallerdings keinen Unterschied zwischen gebildeten und rohenThraken, und gar die Späteren mussten so denken wie Pau-sanias (IX, 29, 3), der die Thraken der Vorzeit für überausfromm und gebildet hielt, während sie doch zu seiner Zeit ingöttlichen Dingen nachlässig waren; seit Onomakritos sprachman von ïñãéÜ èñáêþí und leitete sogar das Wort èñçóêåßá vonden Thraken ab, ïú ðñþôïé Ýîåàñïí ôç'; ðåñß ôï èåßïí Ýííïéáí (!) êáéôçí ¼ñöÝùò ßåñéõñãßáí, EM. — Eine Entscheidung in dieserFrage könnte etwa die Etymologie bringen. Vom griechischenStandpunkte aus müsste man ¼ñöåýò unbedingt, wie es Pottgethan, zu ïñöíüò (* ïñöïò, wie ðÝñêïò neben ðåñêíüò) ,dunkel'stellen, wodurch die ehthonische Bedeutung, das Herabsteigendes Sängers in die Unterwelt, vielleicht eine Erfindung derOrphiker, ungebührlich betont würde; dagegen spricht daslichte, apollinische Wesen des Sängers. Ad. Kühn hat darumzu den Alben oder Lichtelfen der germanischen Sage gegriffen;doch lautet das griechische Aequivalent hiefür Üëöïò, nichtïñöïò; weit eher würde, unter der Voraussetzung einer ursprüng-lichen Tenuis-Aspirata, armen, erphn , Glanz, Schimmer', arph,Licht', arphi ,Himmelsglanz, Sonnenlicht', arphean ,schön-gestaltig, -förmig' (vgl. skr. Rupya, von rupa .glänzende Er-scheinung, Schönheit'), sowie die 'Áñöåßç · Áöñïäßôç von Kalli-polis, stimmen, was zu Gunsten der phrygischen Herkunft desWortes spräche. Die zweite von Kühn aufgestellte Gleichungmit dem vedischen, von der Wz. rabh- ,packen, fassen, eineArbeit in die Hand nehmen', gr. ëçö : ëáö- abzuleitenden Rbhu,adi. i-bhvan, .kunstreich, anstellig, Bildner, Künstler', wofürwir gr. Ááöåýò erwarten mussten, verdient Beachtung; die or-phischen Mystiker haben, wohl unter Verwerthung einer volks-thümlichen Anschauung, den nordischen Orpheus zu einem

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Bildner der Menschen und Lehrmeister in allen Künsten ge-staltet; nach phrygischen Lautgesetzen mussten wir eine Grund-form ¼ñâåýò erwarten, in älterer Form ¼ñöåýò, Orbheu-, wassich in der griechischen Form (vgl. Öñýãåò neben Âñàãáé, Âñßãåò)getreu widerspiegelt; der Binnenthraker mochte etwa Rabüsagen (vgl. den Personennamen Rabb-centus). Alles in Allemgenommen, spricht die Etymologie mehr zu Gunsten der An-nahme einer brigischen Herkunft der pierischen Sagengestalt;die übrigen mit der Sage verknüpften Namen sind eher grie-chisch, z. B. Ï'éáãñïò, der Vater des Orpheus ÷ñõóÜùñ (Pind.)vgl. óýáãñïò; doch soll nach Serv. ad Georg. IV, 524 ein Zu-fluss des unteren Hebrus Oeagrus geheissen haben, und mankönnte, wie bei Æá-ãñåýò, die Wz. ober- .besprengen, buntmachen', skr. viya-ghra ,bunt, gestreift', zugrunde legen ; Viacra(Viagra?) Frauenname a. 294, cod. lust. IV, 38, 3. Wegen derWeissagungsgabe, aus keinem anderen Grunde, fügen wir andieser Stelle einen thrakischen Heros an.

'ÑÞóï;, König der strymonischen Thraker, kämpft in derhomer. Doloneia bewehrt mit prachtvollen Waffen auf einemmit weissen Rossen bespannten Kriegswagen, Hipponax nannteihn Áäåéþí ðÜëìõò; in der Tragödie erscheint er als Pflegesohnder strymonischen Nymphen, und es wird ihm beschieden, nachseinem Heldentode als weissagender Dämon in der dionysischenFelshöhle am Pangaios fortzuleben; die strymonischen Bithynenfeierten ihn als ihren Stammeshelden; die Gründungssage vonOlynth nennt drei Brüder ÂñÜããáò êáé 'Ñçóóïò êáé "Ïëõíèïò (Canon 4);aus dem Grabmal vor Troja setzte Hagnon die in eine Purpur -chlamys eingehüllten Gebeine des Helden an der Strymonmündevor Amphipolis bei (Polyaen. IV, 43); bei Byzanz hiess einOrt ÔÞóéïí, 'ÑÞóåéïò ôüðïò. Als Personenname findet sich 'ÑÞóïòPlut. par. 25, Inscr. Att., cod. lust. a. 294, VIII, 44, 29, fern.Rhesa ebenda VI, 56, 2. Ich vermuthe, dass der Name echtthrakisch ist; wenn aus 'ÑÞæïò gemildert, konnte er einfach rex,got. reiks, skr. rag ,König' bedeutet haben; an gr. ñÞóéò *vretiwird man trotz der Weissagungskraft nicht denken, ebensowenig an Wz. sre- ,fliessen' in ñçôßíç. — ÂïñÝáò und ÆÝöõñïòsind griechische Schöpfungen, ebenso ÆÞôçò (dor. Æáôáò, d. i..Verfolger', von Wz. ja, æá-) und ÊÜëáéò (d. i. ,Brecher', vonWz. q'el, êëá-). Der Name des Nordwindes dürfte bei den

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Thraken etwa seuro- (lit. siaur^s, slav. severu) gelautet haben;wie erklärt sich aber der h-Anlaut in armen, hivori ,caurus'?

3) Isolierte Hauptgottheiten."Áñåõò oder "¢ñçò wurde nach Hdt. V, 7 sammt Dionysos

und Artemis von allen Thraken als Gott verehrt, kein Wunderbei einer so kriegerischen Nation; seit Homer galt Thrake alsHeimstätte des Gottes: Ares nimmt die Gestalt eines thrakischenKämpen an (E 482), nach seinem Beilager mit Aphrodite be-gibt sich Ares nach Thrake (D 301), von da her stürzen sichAres und Phohos nach Thessalia und Boiotia (N 301); Sophokles(Ant. 957) setzt den Gott an die Brandungsküste von Salmy-dessos. Das von Kämpfen stets durchtobte thrakische Landhiess ¢ñåéá (Glosse n° 111); auf Bildwerken erscheint Ares sogarin der Gestalt eines nach thrakischer Weise bewaffneten undtätowierten Barbaren. Ares spielt in der bisaltischen und edo-nischen Genealogie eine Rolle; am Flusse Echeidoros erschlugHerakles im Zweikampf den Kyknos, Sohn des Ares und derKyrene, und des Ares Rache hinderte Zeus' Blitzstrahl (Apd. II,5, 11); in der Alo'idensage tritt Ares als Führer der ins Tempe-thal eingedrungenen Thraker auf; Arrian (Eust. Hom. 673, 46)spricht von der Erlegung des thrakischen Enyalios durch dieñïìöáßá des Ares; Polybius gedachte eines wüsten und verdorrten"Apeiov ðåäßïí in Thrake; "Áñåõò hiess ein Bach an der bithynischenKüste (Plin. V, 148); "Áñåéïò hiess bei den Bithynen der Monatder grössten Hitze, und ¢ñåéáíïò war vornehmlich ein bithynischerPersonenname. Aus später Zeit stammt das Epigramm AP.IX, 805 åúò óôÞëçí "Áñåù êå÷ùóáìÝíç'; åí èñáêú) ,åßó6êå èïýñéïò ïàôïòåðß ÷èïíß êÝêëéôáé "¢ñçò, ïàðïôå èñçúêéçò ÝðéâÞóåôáé åèíåá Ãüôèùí'; umdas Jahr 360 nämlich wurden auf hessischem Boden drei sil-berne Aresstatuen, ÝíäåîõìÝíïé ðåðïéêéëìÝíçí åóèÞôá êáé ÜêñïêïìþíôåòôÜò êåöÜëáò, ausgegraben, ein Vorzeichen dafür, dass alsbald(377) Goten, Sarmaten und Hunnen ins Land einfielen, Olym-piodor. fr. 27. Wenn nun wirklich die Thraker den Ares alsHauptgott verehrten, gleich Skythen, Sarmaten, Alanen, gleichItalern und Kelten, war darum auch der Name thrakisch, oderhaben einfach die Griechen ihre Benennung auf den nordischenGott übertragen? Denn auch die griechischen Urstämme, dieEroberer des pelasgischen und lelegischen Südens, hatten vonHaus aus ihren Kriegsgott, und schwer nimmt ein Volk der

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Urzeit einen Götternamen von einem Nachbarvolke an; nurdie Götter unterjochter Völker gehen oft auf die Sieger über,wie wir dies in Hellas deutlich sehen können. Nach demGrundsatze, dass ein Name so lange für einheimisch zu geltenhabe, als sich eine passende Deutung aus dem eigenen Sprach-schatze aufstellen lässt, haben die neueren Sprachforscher, zumalFick (KZ. XX, 163, Wb. I, 4), Ares für echt griechisch er-klärt, unter Hinweis auf die Wz. are, aru- .treffen, verwunden',vgl. Üñåõß-öáôïò, ÜñÞ, ÜñçìÝ'/ïò, skr. ärus ,wund', n. ,Wunde' arum-tudä (== vrana-tud) .Wunden schlagend', altn. örr, n. ,Narbe,Schramme'; vielleicht gehört auch maked. "Áñùôïò· ÇñáêëÞòdazu. Die Mythenforscher jedoch halten meist an der thra-kischen Herkunft des Wortes fest, vielleicht, weil sie das grau-same und wilde Wesen des Gottes für unvereinbar mit demhellenischen Volksgeist halten; doch zeigt schon die ältereGeschichte der thebanischen Ebene, wie mörderisch hierAres wüthete. Beachtung verdient gleichwohl eine BemerkungWeicker's, die er zur Stütze seiner Auffassung des Ares alseines sengenden Sonnengottes vorbringt: er verweist auf armen.arev ,Sonnenlicht, Sonne' (dial. arev, Nebenform areg, z. B. inareg-akn ,Sonnenauge'; daneben aruseak ,Morgenstern'), unddazu vergleichen Hübschmann und Bugge skr. aru ,Sonne',aruäa, aruna ,feuerfarb, rothglänzend', ravi ,Sonne' (diesesletztere Wort scheint eher mit armen, erevil erscheinen' zu-sammenzuhängen); europ. alov-, elo- , brennen' unterscheidetsich durch den 1-Laut. Auffallend bleibt ferner der Umstand,dass die Bithynen gerade die heisseste Zeit (Juli) dem Areszuschrieben; in Syrien und Babylon war der Planet Mars alsáóôÞñ ðõñäåéò dem Kriegsgott heilig, und seinem Einfluss warddie ausdörrende Hitze der Hundstage zugeschrieben — Aresschickt daher den Eber, der Tammuz-Adon tödtlich verwundet;dazu stimmt nicht gut, dass Attis selbst als Sohn des Ares undder Aphrodite oder Kybele auftritt (Procius Tetr. H, 97). Esbleibt somit der eine Ausweg übrig: die Griechen benanntenden Kriegsgott Ares, und die Thraker mochten ihn ähnlichbenannt haben; die Begriffe .verwunden' und ,sengen' stehennicht weit ab von einander. Die Makedonen hatten ihrenèâõìïò oder èáõëïò von der Wz. èõ- ,stürmen'; hier ist wohl imAnlaut die übliche Media einzusetzen.

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ÊáíäÜùí oder ÊáíïáÀïò hiess, angeblich bei den KrestonäernMvgdonias, der Kriegsgott, Lycophr. 499. 937. 1410, wobeidie Scholien bemerken ÊáíïÜùí èåüò èñáêéêüò ä "¢ñçò; Krestoneselbst galt für eine Tochter des Ares. Th. Bergk dachte anden italischen Kriegsgott Mar-mar, von mär- .glänzen' (eherwohl ,zermalmen, aufreiben'), und an ein italisches Synonymvon der Wz. cand- ,glänzen', vielleicht auch bei Krestone anCortona. ÊáíäáÀïò enthält in der That die Wz. q'end, sq'end-,schimmern, glänzen, glühen, dörren', die auch in alb. banne,Mond', ir. cann, skr. öandra, -ccandra ,Mond, glänzend', viel-leicht auch in armen, sand .Feuerstein, glühendes Eisen, Meteor,Fackel' (nach Bugge), sicher aber in maked. êÜíïáñïò · Ü'íèñáòvorkommt. Sehr gut erklären sich daraus als ,schimmerndeKalkberge' die montes Candavii an der makedonisch-illyrischenGrenze. Der Gott ÊáíäÜÑùí, ÊáíïÜÑéïò darf deshalb für illyrisch-paionisch gelten; in der Landschaft Krestone herrschten diePaionen; es war der paionische Helios, der in Gestalt einerglänzenden Scheibe verehrt wurde. Zu Gunsten der Erklärungdurch Ares könnte an den Brauch erinnert werden, wonach,ehe die Schlachtreihen an einander stiessen, ðõñóïöüñïé vortratenund ihre Fackeln vor sich hinschleuderten, worauf der Kampfentbrannte.

¸ñìÝáò war nach Hdt. V, 7 der höchste Gott der thra-kischen oder odrysischen Stammesfürsten: ï'é âÜóéëÝåò èñçé'êùí,ðÜñåî ôùí Üëëùí ðïëéçôÝùí, óÝâïíôáé ¸ñìÝçí ìÜëéóôá èåþí êáé ïìíýïõóéìïàíïí ôïýôïí êáé ëÝãïõóé ãåãïíÝíáé áðü ¸ñìÝù Ýùõôïýò. Wenn dieKönige ,beim Hermeas' schwuren und ihren höchsteigenenStammvater nicht, wie die homerischen Könige, Zeus, sondern,Hermeas' nannten, so konnte der Name selbst der thrakischenSprache eigen gewesen sein! Nach dem Sturze der thrakischenHerrschaften schwand auch die Bedeutung des Gottes, so dassauf thrakischen Inschriften der Kaiserzeit keine Erwähnung desHermeas geschieht; doch findet sich wenigstens ein ÅñìéÜò ¢ìá-ôüêïõ, Mitth. d. d. archäol. Inst. X, p. 19, als Mannsname. Inder Vorstellung, dass nicht Zeus, sondern Hermes Archeget derKönige sei, reihen sich die Thraken jenen Gliedern der indo-germanischen Familie an, bei denen der Geschlechtsadel zurhöchsten Blüthe gedieh, den Kelten und Germanen; bei diesenhat die Rolle der Zeugung ,Mercurius', d. i. Teutates und

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Wuotan. Merkwürdiger Weise wurde die herodoteische Nach-richt vom thrakischen Hermeas von den Mythenforschern zumBeleg eines voreinst bei mehreren Stämmen allgemeiner ver-ehrten Sturm- und Regengottes noch niemals verwerthet; mannahm offenbar an, dass Herodot den griechischen Namen aufdie thrakische Gottheit einfach übertragen habe, oder dass dieseGöttergestalt, deren Wesen im befruchtenden Samen liegt, nachThrake von Samothrake her gelangte, wo Hermes (Saon, lason,Kadmos) als grosser Gott der Befruchtung, dem das nackte,aus der Verstandessymbolik des Orients erflossene öÜëëïò-Ab-zeichen anhieng, verehrt wurde. Wir sehen dabei ab von derdurch Ad. Kühn und Th. Benfey mit allen Mitteln des Scharf-sinns vertheidigten, von Neueren jedoch (z. B. Röscher, 0.Gruppe, 0. Schrader) abgelehnten Gleichstellung des Hermeiasmit der vedischen Saramä und dem Hundepaar Sarameyö;müssen jedoch zugleich betonen, dass sich für die vedischenFormen, wie für gr. Åñìåßáò, ¸ñìÝáò, einzig und allein die Her-leitung von der Wz. ser, skr. sar, gr. phryg. thrak. Ýñ- ,eilen,stürmen, fliessen, rinnen' (vgl. die obigen "Åñìçíïé· Óåéëçíïß undden dakischen Pflanzennamen äñìåá n0 23), wozu auch unser,Sturm' aus srmo-s gehört, empfiehlt; im Mythus erklärt sichVieles aus dem Bezuge des Hundes zum Ausfahren der Seeleaus dem Leibe, nach dem Volksaberglauben.

ÄåñæåëÜôçò, Gottheit auf einer Inschrift aus Odessos a. 238(Revue archeol. XXXV, p. 114, n" 6): ðñï èåïý ìåãÜëïõ Äåñæå-ëÜôïõ — es folgt eine Reihe von Ephebennamen; also wohl eintirizisch-krobyzischer Beiname des Hermes als Förderer jugend-licher Kraft; es könnte auch "Çñþí gemeint sein, der nach einernahen Cultusstätte ÄÝñæåëá benannt war. Zugrunde liegt jeden-falls die thrak. Wz. derz- .festigen, zusammenhalten', idg. deroh,slav. druzati; -åë- ist fortbildendes Element wie in thrak. æéâ-åë-.Ein anderer Localgott auf Münzen von Odessos (Eckhel DN. II,p. 36) heisst Kyrsas: caput lovis, èåïà ìåãÜëïõ Êýñóá, ¼ïçóéôþí. Etwaso viel wie Ôõ÷þí ,deus Fortunus', von êýñù, êõñÝù? oder, da dieMünzen auch einen Flussgott mit Strahlenkrone, Urne und Schalezeigen, Name des nahen Flusses ÐïôáìéÜ (lord.), ï ðïôáìúò ÂÜñíáò(Theoph.), etwa ,rasch, behend', germ. horsk, ags. horsa ,Stute' ?

"Çñþò oder "Çñþí findet sich als ,Kriegsheld, Kämpe zuROSS' oder als .Halbgott' überaus häufig in Thrake, genauer

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Innoni Artaciae (vgl. n" 2808); dabei kann auch auf den Neben-fluss des Hebrus "Áñôáêïò und die mösischen Hämusbewohner¢ñôáêïß, ¢ñôÜêéïé gedacht werden. Denn auch im Gebiet desTimacus finden wir einen Votivstein (Mitth. X, p. 240, n° 4)¹ñá Óïíêçôçí¾), nach einem Orte Óïíêçôá; im Tundzagebiet Ëé'ßÓùôÞñé êáé ¹ñá Óáñóçôç^, nach einem Orte ÓÜñóçôá; in Niko-polis Äé'ß ¼ëõìðéù êáÀ ¹ñá Æýãéá êáé ÁèÞíá Ðïëéܧé, wo sich frei-lich die griechische Terminologie entschieden ausprägt. DerFruchtsegen kommt von Oben, aus der Wolke; hier hat Heraihren Sitz; ihr segnender Einfluss äussert sich jedoch auf derErde und im Familienleben; sie darf schon wegen des ÉåñüòãÜìïò als fruchtspendende Erdgöttin, als Förderin des Wachs-thums angesehen werden. "¹ñá selbst hat wohl ,Fruchtertrag'bedeutet: jera steht im Ablautsverhältniss zu þñá ,Zeit derReife', vgl. zd. pers. yäre, yära, got. jer .Jahr', slav. jaro.Frühling'. Ob Hera bei den Mösen Jera hiess, lässt sich leidernicht sicher bejahen.

4) Die thrakischen Licht- und Donnergötter.Æâåëèßïõñäïò war der echte thrakische Beiname des Himmels-

gottes. Wir lesen auf einer vom Thraker Mukaporis gesetztenInschrift aus Mösien, welche Kanitz II, 217 beschreibt (vgl.Mitth. 1891, XIV, p. 144, n0 4) Äéú Æâåëèéïýñäù; auf einer zumTheil unleserlichen Inschrift aus dem Bereich von Skopia (C. I.III, n0 8191) DEO ZBELTHIÜRDO; endlich in einer bereitsvon Cyriacus abgeschriebenen Inschrift aus Perinthos (Dumontp. 36, n0 72 a), welche Schiffsleute unter Domitianus gesetzthatten, Ä'.º Æéâåëóïýñäù, worin der Einschub des i, in Æéâåë- fürÆâåë- und der s-Anlaut in óïõñ- für 6isup- Beachtung verdient.Ueberdies hat Homolle in seiner Bearbeitung der von Dumontedierten Inschriften S. 381 sehr passend auf die Stelle 35, 85in Cicero's Rede in L. Pisonem aufmerksam geroacht, wo dieHandschriften IOVISVELSURI bieten, während seit TurnebusIOVIS URII gelesen wird, wobei vels als Dittographie derEndsilbe vis gilt. Cicero konnte in der That den Æåõò ÆâÝë-óïõñúïò in die veredelte Form SVELSURUS gebracht haben;er spricht von einem fanum antiquissimum sanctissimumquebarbarorum und nicht von einer hellenischen Gottheit, nichtvom Jupiter Imperator, quem Graeci ürion nominant (Verr.IV, 57, 128). Hätte es Piso in seiner vecordia gewagt, ein

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griechisches simulacrum lovis ürii zu berauben, so hätte Cicerodiesen Frevel im Hinblick auf den von Quinctius Cincinnatusim Capitol aufgestellten Jupiter mit weit stärkeren Invectivenhervorgehoben; so aber handelte es sich blos um einen Gottder räuberischen und rebellischen Bessen, dessen voller bar-barischer Name Zbel-surdus beim Publicum leicht Gelächtererzielen konnte; zudem war Æåõò Ï'úñéïò als Sender günstigerFahrwinde ein Gegenstand der Verehrung bei Schiffsleuten;die Bessen aber waren ein Binnenvolk, dem das Schiffswesendamals noch ferne lag. So hätten wir in diesem hessischenSvelsurus ein altes und wichtiges Zeugniss gewonnen! DassPhryger und Thraker den Dyeus (gen. Divos) verehrten, unter-liegt keinem Zweifel; wir finden das Wort im edonischenDivo- oder Devo-'nüso-, in dem thrakischen Mannsnamen Dio-zenus, Diu-zenus (= gall- Divo-genus, Äéï-ãÝíçò), in Deo-pu-s,Deo-spor, sowie in den Dio-bessi und Äúïé. Auf einem mösischenVotivstein (Kanitz III, p. 341, n0 XI) lesen wir Äéåº ¼êïíçíù,nach einem Orte "Ox.ova. Vom bithynischen ÐÜðáò, der als , Vater'und .Himmelsgott' auf Bergeshöhen angerufen ward, haben wirbereits gehandelt; als Philipp HI. a. 181 v. Chr. den höchstenHämusgipfel (Vitosa bei Sofia, oder Musallä des Ryla?) erstieg,opferte er lovi et Soli. Wie deuten wir aber den Beinamen Æâåë-èßïõñäïò, ÆéâÝë-óïõñúïò? Der Anlaut æâ- begegnet in dem thrakischenOrte Zburulus; das von Thespis gebrauchte Wort æâé÷· ëåõêüí (dem.AI. Strom. V, p. 570) ist wohl pure Erfindung; die Form æéâåë- istsicherlich älter als æâåë-, wir finden sie auch in dem kainischenÆéâÝë-ìéïò (s. d. Personennamen); -åë- gehört bereits der Deri-vation an, wie in ÄåñæåëÜôçò. Was hat die Wz. æßâ-, d. i.gheibh : ffhib- bedeutet?^ Wir verweisen auf die Glossen n° XIVæéâõèßäåò und n° 14. Wir finden im Litauischen iaibas ,Blitz',iaibariu'ju .flimmere', zibü, iibeti, ,glänzen, scheinen, leuchten,strahlen', ziburys ,Licht, Fackel', ^iburiu'ju .flackere'; im Stamm-vocal weicht unwesentlich ab sloven. zubelj ,Flamme', kroat.zubija ,Fackel'. Im Neupers. finden wir zeb, zew (aus zaiba,*g'heibhä) ,Glanz, Schönheit, Zier, Schmuck' mit zahlreichenDerivaten; armen, dzev ,Gestalt, Form', -dzev ,-gestaltig'. Wirhaben somit die Auswahl zwischen den Begriffen ,Glanz' und,Blitz'. Für das zweite Element èßïõñ5ï-, óïõñäï- lässt sich einepassende Wurzel überaus schwer ausfindig machen. Am nächsten

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steht slav. sver-d- ,drehen, bohren'; man erinnere sich an dieuralte Gewinnung der Flamme durch Reibung und Bohrung;das Scepter hat nicht nur im Hirtenstab, sondern auch im Feuer-bohrer seinen Ursprung. Die Basis sver- geht zurück auftver : tvor- ,drehen, quirlen', z. B. in ôïñýíç, in altn. jivara ahd.th viril ,Quiri'; diese Wurzel hat ausserdem die Bedeutungen,fassen, innehaben, besitzen', .einfriedigen, hegen, umzäunen,festigen' (vgl. alb. Our ,umzäunen', 6ark ,Pferch', lit. twäras,twartas), endlich ,bilden, formen, erschaffen' (slav. tvoriti, zd.thwarec-). Diese Vergleichung zugegeben, erhalten wir einereiche Auswahl für die Begriffsbestimmung des zweiten Ele-mentes, das ein Nomen agentis darstellt. Auf thrakischem Bodenfinden wir eine Mansio in Astica an den Quellen des FlussesErginias üt-surdae (TP. GR.), vielleicht zu deuten als Ort der.emporwirbelnden, aufsprudelnden Quellen'. Videant alii.

Ãåâåëåé'æéò, bei Hdt. IV, 94 synonym von Salmoxis, zunächstder Blitzschleuderer und Schüttler der Aigis, Hauptgott derGeten; diese Vermassen sich êáé. ðñïò âñïíôÞí ôå êáé ÜóôñïçåÞí ôï-îåýïíôåò Üíù ðñïò ôïí ïõñáíïí ÜðåéëÝåéí ôù èåþ — vielleicht solltedas Abschiessen der Pfeile den Blitz ablenken! Leider stehtdie Lesart nicht fest: die Handschriften ABC haben ///âåëÝ'ßæéí;vielleicht stand ursprünglich ÓåâåëÝéæéí oder gar ÆöåëÝúæéí, undes könnte das Wort in Æéâåë-Ýéæé abgetheilt werden; vgl. denthrakischen Mannsnamen Ôüó-çæ'.-ò. Dem ersten Gliede Æéâåë-legen wir fuglich die Bedeutung ,Blitz' zugrunde; in -Ýéæé, åúæ;(çæé)- erkennen wir ein Nomen agentis im Sinne von ,Schüttler'Abschneller, Sender', vgl. gr. åúãù, áúî, áúãßò, skr. ig- .treiben,bewegen', eg- ,sich regen, sich bewegen'; wegen des Zitterns,Flackerns und Sprühens gehört wohl áúãëá ,Glanz', npers. ezak,Lohe, Brand' ebendaher.

ÓÜëìïîéò- äáßìùí ôéò ÃÝô»)óé Ýðé÷þñéïò, Hdt. IV, 94—96, Zeusund Hades, Hermes und Dionysos, Kronos und Herakles ineiner Person, wie bei den Germanen Wuotan und Donar, beiden Indern Indra und Rudra mit den Marut und Rbhu's. DieMythe vom schlafenden Gotte erinnerte die Griechen an dasWesen des Kronos, des auf der Insel der Seligen weilendenAllvaters, welcher die Gerechten versammelt und beglückt;Mnases von Paträ (ca. 200 v. Chr.) erkundete, ðáñÜ ÃÝôáéò ôïíÊñüíïí ôéìáóâáé ÷,á'é ê,áëåúóèáé ÆÜëìïîéí; vgl. Hesych. ÓÜëìïîéò· ä

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Êñüíïò. Das, was den Griechen an dem Getenvolke am meistenauffiel, war sein fester Glaube an das Fortleben des Menschennach dem Tode, der in seinem letzten Grunde auf die Beob-achtung des periodischen Absterbens und Wiederauflebens derganzen Natur zurückgieng; noch in der vormenschlichen Formder Salmoxissage erscheint der Dämon, der in seiner unter-irdischen Walhalla die dahingeschiedenen Väter versammelt,als Geber alles Guten, als Spender aller Wohlthaten der Natur.In den drei strengsten Wintermonaten ruht das segensreicheWalten des Naturgenius; der verhüllende Mythus macht daraus,in Hinblick auf den einst überall herrschenden Brauch, dieFelder eben so lange brach zu lassen, drei volle Jahre, welcheder Gott im Innern der Erde verschläft — dann aber, imvierten Jahre, durchbricht er die Erddecke oder ,das Fell',das ihn umhüllt hat, und er vermag nun wieder das Füllhornseiner Gaben über das Volk auszuschütten, das unter Jubelin der ,trieterischen' Dionysosfeier des Gottes und der NaturErwachen feiert oder, seitdem der Gott leibhaftig nicht sichtbarwar, doch wenigstens Boten zu dem Erwachten in die Wall-halla absendet, um ihm seine Gebete und Wünsche hinsichtlichdes Jahresertrages und Fruchtsegens, zumal in Zeiten der Noth,zu vermelden; die Sendung der Boten geschah, wie dies Herodotanschaulich schildert, auf blutigem Wege, in barbarischerWeise; so erklärt sich auch die Opferung von Mensch undThier beim Dionysosfest in Thrake und Hellas. Doch hattendie Geten den Trost, ,sie stürben nicht, sondern jeder Hin-geschiedene fahre zum Geiste Salmoxis". Die griechischenColonisten an der pontischen Küste konnten sich diesen Glaubennicht anders erklären als durch die euhemeristische Annahme,Salmoxis sei ein Mensch und, da ja alles Originelle von denHellenen ausgegangen sein musste, ein Schüler des Pythagorasgewesen; er habe als Sciave (îÝíïò ÜíÞñ, âÜñâáñïí ÜíäñÜðïäïí)dem Philosophen auf Samos gedient und dessen ägyptischeLehre angenommen, sodann die Freiheit erlangt und sich eingrosses Vermögen erworben; mit der feineren ionischen Lebens-weise vertraut, habe er dann die rohen Sitten der Thrakerdurch Verkündung der Lehre seines Meisters veredeln wollen;er habe sich zu diesem Zwecke einen Saal ausgebaut, woriner seine getischen Mitbürger festlich bewirthete, belehrte und

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mit Hoffnungen auf ein glückliches und genussvolles Daseinim Jenseits erfüllte. .Darauf aber inachte er sich ein unter-irdisches Wohngemach, stieg in dasselbe hinab und entschwandseinen Mitbürgern vollends, indem er darin drei Jahre langlebte; diese hielten ihn für todt und betrauerten ihn voll Leidund Sehnsucht; doch im vierten Jahre zeigte er sich wiederden Geten, und so glaubten diese an die Lehren des Salmoxis/Darüber, ob Salmoxis sein Kunststück mehrmal hinter einanderausgeführt habe und schliesslich ein- für allemal entwedergestorben oder in die Luft aufgefahren sei, schweigt dieGeschichte; man erkennt deutlich einerseits die mythologischeGrundlage, anderseits die künstliche Zurechtlegung, die Mache.Die herodoteische Erzählung hat Hellanicus in kürzerer Fassungwiederholt; wichtiger ist die offenbar von Hecatäus erkundeteNachricht (Phot, Suid., EM.): Üèáíáôéæïõóé Se êáé ÔÝñéæïé êáé Êñü-âõæïé êáú ôïõò áðïèáíüíôïò ùò ÓÜëì,ïîßí öáäßí ï'é÷åóèáé, ß)îåéí äå áýèéò.Daraus lernen wir die Namen der getischen Sonderstämmekennen, bei welchen die hellenischen Colonen zunächst denUnsterblichkeitsglauben beobachteten, und dieser Glaube zeigtsich zur metempsychosischen Anschauung entwickelt, da esheisst, die Verstorbenen kämen wiederum als Lebewesen aufdie Erde. — Originell erweist sich sodann eine Angabe Plato'sim Charmides (p. 156, d; 158, b); Sokrates erzählt, er habeeinen Segensspruch erfahren ðáñÜ ôßíïò ôùí èñáêþí ôùí Æáëìüîéäïòéáôñþí, ïú ëÝãïíôáé êáé Üðáèáíáôßæåéí; .Zaimoxis, sagte dieser Arzt,ä çìÝôåñïò âáóéëåýò, èåüò ùí, hat folgenden Ausspruch gethan(wir kleiden denselben absichtlich in freie bambastisch-feierlicheVerse): So wie das Äug' nicht heil wird ohne Hauptes Heilung, |und wie das Haupt nicht heil wird ohne Leibes Heilung, | sowird nicht heil der Leib auch ohne Seelenheilung. | Was aberist der Seele einzig rechte Heilung? | Die Satzungen des Gottesallzeit befolge du! | dass ohne Sünde einstens dein Leib erstehenmag, ] durch reinigende Lieder die Seele lautre du!' In dieseröäÞ haben wir eine Probe der kathartischen und asketischenIdeen, die als nothwendiges Postulat aus dem Unsterblichkeits-glauben erfliessen. Dass es gerade Aerzte waren, welche solcheSprüchlein im Munde führten, erklärt sich aus der Rolle desMedicinmannes bei Naturvölkern: er kocht Krauter, geberdetsich als Schamane und wirkt auf Kopf und Herz ein. Zaimoxis

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selbst galt für der Aerzte besten; denn alle Elementargeister,zumal die luftreinigenden Sturmgötter und die Wesen albischerNatur, haben tausende von Heilmitteln im Vorrath. So warder lelegische Lichtgott Apollon zugleich ein Heilgott; diepelasgischen Bewohner der versumpften und zugleich bergum-randeten thessalischen Ebene hatten ihren Asklapios; diefindigen Daktylen spenden Heilmittel aller Art; selbst diephrygische Göttermutter wird éáôñüò, ßáôñßíç genannt, und Saba-zios tritt als èåüò Óþæùí auf. — Die zum Dogma erhobeneAnschauung von einem künftigen Leben muss das getischeVolk in Zeiten der Noth erhoben und gekräftigt haben, undwenn ein politischer Reformator aufstand, der das Volk zurThatkraft und zu nationaler Selbständigkeit begeistern wollte,so konnte er sich dieses Dogmas, das Priester, Aerzte undVolksälteste predigten, als wirksamen Werkzeuges bedienen.In der That legt die Geschichte von solchen Regenerations-bestrebungen bei den Geten und Daken Zeugniss ab. UnterBoirebista trat im Dakenlande Dikaineos als Hohenpriester aufund förderte in der Rolle des Zaimoxis mächtig die Reformplänedes Königs; bis in die Zeit des Dekebalos hinab stand stetsein Pontifex, der für eine Emanation des alten Gottes galt undin einer Höhle der Bergwildniss Êùãáéïíïò (d. i. ^ügel' oder,Höhle des Lebens', von qeug- oder qug-, lit. kugis ,convexitas,concavitas' und áúÑþí, skr. eva, äyu?) seinen Sitz hatte, demKönig als Rathgeber zur Seite. Wir wissen, dass bereits dieAgathyrsen, die Vorväter der Daken (Abh. I, S. 99 fgg.), einGesetzbuch in Versform besassen, das sich im Gedächtniss derVolksältesten von Mund zu Mund fortpflanzte; unter Boirebistascheint dieser Codex des nationalen Glaubens in der Weiseumgestaltet worden zu sein, dass darin der Zaimoxiscult undder Unsterblichkeitsglaube zum Grundprincip erhoben wurde;der Rolle des Dikaineos entsprechend, wurde Zaimoxis zumallezeit fortlebenden Hohenpriester und Gesetzgeber gemacht,durch dessen Mund die Urheberin der socialen Ordnung undaller staatlichen wie familiären Bande, die Göttin des Herd-feuers, dem Volke Weisungen gab. Wir dürfen vermuthen,dass auch die thrakischen Stämme eine Hestia verehrt haben;wie aber der thrakische und dakische Name gelautet habe, lässtsich nicht ermitteln; im Wesen der ÂåíïÚò, der südthrakischen

Sitznngsler. d. phil.-hist. Cl. CXXX. Bd. 2. Alb. 5

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Artemis, erinnert Vieles an Hestia. So fassen wir den merk-würdigen zeitgenössischen Bericht bei Diod. I, 94 auf, denMüllenhoff (DA. III, 27) aus den AE-(w"axa des FabulistenHecatäus von Abdera wohl mit Unrecht herleitet: napa p.iv w.i,'Apiavo^ ZaOpausTTjV wropouCTi T'OV 'A-ca9ov Saip.ova TCpoaTOi^sacOai TOÜ$v6[Aoui; autü) StSsvoci, Tcapa Se -co^ o';op.a^opi.evois FeTait? TOT; airaOavirti-I^GUIJI ZaXp,o^iv UCTauTcos "ri)v HO'.VY]V 'EOTIOT, wapa 5s toTi; 'louSai'oii;M(i)uirijv t'ov 'laö £TCix,aXouiJie-;ov Oeöv. Wie im Avestä Ahuramazdäodurch den Mund des Zarathustra (der in einer Bergwildnisszurückgezogen der göttlichen Weisheit diente, Dio Chrys. II, 60),im jüdischen Gesetzbuche Jahwe durch den Mund Mosis spricht,so kündete im dakischen Codex der Offenbarungen Hestia ihreBefehle durch den Mund des Hohenpriesters Zahnoxis. Unterden Geten sind aber die seit 100 v. Chr. mächtig hervor-getretenen Daken gemeint, nicht die Hämusbewohner, bei denenZahnoxis für den y.&fwoi; -cöv Oeöv, ja fast [JLOVO? o 9e6i; galt. —Noch verdienen einige Bemerkungen des Porphyrius Beachtung.Die Barbaren sollen Zahnoxis als Herakles verehrt haben; diesdeutet auf Kämpfe des Gottes mit feindlichen Naturgewalten,Winterriesen und Wolkenräubern, hin; nach Cassi^ Dio wurdedie geräumige Höhle KeTpii; im westlichen Hämus (qei-ri-, etwavon Wz. qei : qoi- ,schichten, aufwerten'?) als Kerker der Ti-tanen betrachtet. Dionysophanes berichtete, Za^jAo^iv, ep.wswmaeil; .̂•»)rcas x.al rn/OMTa, STJCTOK •cb iiewito'; Sia ta irvify.a'cx. KeinWunder, dass sich die Geten ihren Gott tätowiert dachten,wie die Thraker den Ares; wenn sie ihn mit verhülltem Hauptedarstellten, so erinnert dies an die Nebelkappe oder i;eipa desHades und aa den Winterschlaf des Gottes in der Walhalla.Der Beiname Q^o, enthält die Silbe cal, oaX- des Vollnamens;'AsrpaTo? dagegen weist auf die p.eT£<i)po^ ösupia und jahreszeitlicheEintheilung, vgl. armen, astt ,Stern' und den thrakischen Namen'AlTTpt'x.'.o .̂ Die Deutung ,'tivei; S' sp[rf(Veus(T6fltt T'S 5w[J.a (paci ZaX-p.o^tv S;evos a-^p' hat schwerlich Gewähr; Sa'̂ - als yoc, gefasstwäre etwa armen, z'ail, z'al ,aliunde' und 1x6^1, • a^p erinnertan slav. mazi (monzi), von men- ,8innen<; bei Du Gange findenwir i;aXp.(o5»;s • o cö^aßoi;, servus und bei Hesych. das phrygischeWort i^P^s''' ßapßapov avSpccrcoäov. Wichtiger und berechtigterist die Deutung von Za)>p.-o$ti;, zunächst aus t^aX[Jioi; • Sopa apx.-cou,richtiger zu schreiben oaX[io<;, caimo-, s. Glosse n° XI. Erinnert

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Die alten Thraker. II. 67

sei an die Löwenhaut des Herakles, noch besser an das Bären-fell des nordischen Porr und an Hakul-berand, ,den in denMantel gehüllten', im Winter schlafenden und zur Frühlings-zeit erwachenden Naturgott. Das Fell bedeutet die winterlicheErddecke, die der Gott im Frühling sprengt; in den Vedenwird die Alles verbergende und dann zur Zeit des LenzesAlles hervorbringende Erddecke durch eine Kuhhaut, welchedie Geister stets erneuern, versinnlicht. In der phrygischenSage lässt Zeus seinen Samen auf die sterile und den Sonnen-gluthen ausgesetzte Felsplatte "AySoi; oder "Av-rSoi; (Part. pf.agdo-, akto-, zu skr. ang- ,salben*) messen, und daraus ent-steht der überschwengliche Naturdämon "AYS(OTIC, "Av^SiTTti;; imNamen des Dionysios fanden wir den Bezug auf den vomHimmelsgott Dyeus ergossenen Samen oder das himmlischeNass; erkünstelt dagegen erscheint die Deutung des NamensOrion von oipov ,urina' — als Zeus bei dem BistonenkönigNisaios weilte, benetzte er ,corium tauri, quod terra obrutumest; ex quo natus est Orion', schol. Germ. Arat., p. 386Eyss. So deuten wir denn das zweite Element o^t-, uqsi- alsSubst. verb., skr. -uks ,benetzend, durch Berieseln sprengend',wobei wir zugeben, dass auch andere Deutungen, z. B. aus-uqs, aF^(i>v oder der Wz. uq- ,gern haben, gern weilen',keinen unpassenden Sinn ergeben./ Bemerkt sei endlich, dassdie Glosse bei Suidas ZaixoX^S' Svop.a 6ea<; (statt ösoü) schwerlichzur Aufstellung einer Gemahlin vom Range der Hera be-rechtigt, und dass die hesychianische SaXp.0;;? • Zy/r^c, auf einerKomödie beruht, in der ein gotischer Schwerttanz (xaAaßpiffpioi;)aufgeführt wurde. Alle übrigen Notizen aus dem Alterthumsind werthlos.

So viel über die thrakischen Götterculte und Götternamen,die hier zum ersten Male zu einem System vereinigt auftreten.Es könnte noch Manches über thrakische Heroensagen an-geführt werden; doch wir wollen den Stoff nicht häufen. Mit-unter erscheint der Thrakenname nicht am richtigen Platze;so in dem p.u9o; Ypaih)8Y;s von der wilden Jägerin 'ApTcaXuxy;Threissa, Verg. Aen. I, 315 schol. Serv., deren Vater beiHygin. fab. 193 als König der ,thrakischen' Amymonii, Amy-mnaei auftritt. Die 'A[JI.U|AO'/S<; gehören in den epirotischen Pindusan die Seite der Athamanen; dort hausten rohe griechische

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Hirtenstämme, keine Thraker. Was es für eine Bewandtnisshabe mit den Thraken von Daulis und mit der Sage von Te-reus, hat Hiller v. Gaertringen dargethan; für das ethnischeWesen der Thraker lässt sich aus den Geschichten der Mytho-graphen selten ein richtiger und brauchbarer Bezug gewinnen.Fruchtbringender wird sich die Betrachtung der Personennamenerweisen.

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Die alten Thraker. II.

Inhaltsverzeichniss.

I. Glossen . . . . . . . . .

Üãïõñïò. É. áëïã÷ïí. S. 3.É.II.í.5.6.8.

10.XI.

XII.15.17.19.20.22.

XXVI.XXVIII.

XXX.×××Ð.

XXXV.

Üñãéëïò. III. ¢ñßá. 1. balascae. IV. âáóóÜñá. 8. 4.ÂåíäÃò. 3. âÝäõ. 4. âïëéíèïò. S. 5.âïíáóóïò. VI. ÂïÜóâáôïò. VII. âñ;á. S. 6.âñßæùí. VIII. âñßæá. 7. âñõôïò. IX. âñõí÷ïò. S. 7.ãáãýëç. ×. ãÝíôïí. 9. gestistyrum. S. 8.äÝâá. 11. äßæá. 12. 8;æïò. 13. åâçíïé. S. 9.æáëìïò. 14. æåéðïßôçò. S. 10.æåßñá. XIII. æåôñáßá. XIV. æéâõÏßäåò. XV. æåúëá. S. 11.æÝðá. XVI. æï'ìâñïò. XVII. èñáôôçò. 16. ÷áëáìßíäáñ. S. 12.÷áìÜëçò. 18. ÷Üííáâéò. XVIII. ÷áðñùíôåò. S. 13.÷Üôôïõæïé. XIX. ÷çì-ïò. XX. ÷ïëáâñéóìù'ò. S. 14.÷ïì-çôáé. XXI. ÷ôßóôáé. XXII. ëÝâá. XXIII. ìÜãáäéò. S. 15.midne. 23. ìßëôïò. 24. ì-ïóóõí. XXV. ïëîéò. 25. ðÜñïò, ðÜñá.

S. 16.ðÜñìç. 26. ðïñáâßç- 27. ðÜðñá÷åò, ôßëùíåò. XXVI. ðßëôç. S. 17.ðéôýç. 29. ðßíïò. 30. ðïëôõí. 31. ðëåßóôïé, ðïëßóôáé. XXIX. ñïì-

öáßá. S. 18.óáíÜðç. XXXI. óáñáðÜñáé. 32. óáñðïò. 33. óéñïò. S. 19.óéôÜë÷áò. 34. óýñâç. XXXIII. ó÷Üëìç. XXXIV. óêÜñ÷ç. 35. óôý-

ñïí. 36. tarabostei. S. 20.ôïñåëëô). XXXVI. Ôñáëëå7ò. S. 21.

II. Dakische und verwandte Pflanzennamen . .

l. âëßôïí. 2. ëÜî. 3. simpeax. S. 24.4. azirafot. 5. ÷õñéïííç÷ïõì. 6. scupula, dicotela. 7. ÷åñ÷Ýñ.

8. arboria. 9. ÷ñïõóôÜíç. S. 25.10. áëïéôéò. 11, óùðé'ôéò, scardia. 12. ôïüëâçëá, tiri;ozila. 13. ó÷éÜñç.

S. 26.14. óé÷ïõðíïßî. 15. ÜøÅíèéïí. 16. ôåýäéëá. 17. ìßæçëá. 18. ìþëõ,

molycines. S. 27.19. ðïëðïõì. 20. dracontos. 21. Üóá. 22. æïõïýóôç, zyred. 23. op-

ìåá. 24. amalusta. 25. äïõþäçëá. S. 28.26. ãïõïëçôá. 27. ÜíéäéñóåîÝ. 28 äï'÷åëá. 29. ôñúâïëïò. 30. ìÝí-

äñïõôá, äÜ÷éíá. S. 29.

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70 II, Abhandlung: T o m a a c h e k . Die alten Thraker. II.

Seite31. ÷á÷«ë(á. 32. áðñïõ,. 33. ÷ïôßáôá. 34. ìáíôßá. 35. ðñïðïäéëá. S. 30.36. óÜëéá. 37. äéÝëåéíá. 38. ÷õêùëéäá. 39. æçíá. 40. ?÷[À.áíÞ. 41. äýí.

42. ÷ïáäÜìá. S. 31.43. äéÝóåì«. 44. riborasta. 45. diodela. 46. ñáèéâßäá. S. 32.47. âïõäÜèëá. 48. usazila. 49. ÷áñùðßèëá. 50. öéèïöèáßèåëá. 51. Üíåøá.

ä2. ðñïäéÜñíá. S. 33.63. aiß«. 54. ïëìéá. 55. ôïõôÜóôñá. 56. ÷éíïýâïéëá, discopela. S. 34.57. ðñéÜäçë«, ðåãñßíá. S. 35.

III. Oötternamen — und Culte . 36—68

1. Der dionysische (orgiastische) Sagenkreis. S. 38—46.Áõ÷ï'ïñãïò. ÓåìÝëç. S. 40.Äéþíõóïò, Âáëßáò, ÅßñõâÜëéíäïò. Ëýáëïò. S. 41.Ðëåúóôùñïò. S. 42.Ðñßáðïò, "Áôôéò, ÐÜðáò, ¢äÜñá, ÓáâÜæéïò. S. 42 43.Ìßäáò, Óåéëçíïò, ÓïùÜäáé, "Åñìéçíïé. S. 44.Êïôõò, Coto. ÆåéñÞíç. Æçñõíèß«. S. 45.

2. Apollinische Gestalten. S. 46—53."Áñôåì-éò Ãáæùñß«, Âëïõñåúôéò. S. 46.Âïýóâáôïò. Âåíäéò, Ìåíäß'ò. 8. 47.Ìüëéò, Ôïôéò, ¢ôáñãáçò. S. 48.'Áðüëëùí. S. 48 fg. ÓïõñåãÝèçò, Surgasteus. S. 49.ÈÜìõñéò und 'Ïñöåýò. S. 50 fg.•ÑÞóïò. S. 53.

3. Isolierte Hauptgottheiten. S. 54—68."¢ñçò. S. 54. 55. ÊáíäÜùí. S. 56.•ÅñìéÝáò. S. 56. ÄåñæåëÜôçò. S. 57. ¸ñùò, ¼ñùí. S. 57 fg.

4. Himmelsgötter.Ìçäõæåýò. S. 59.'¹ñá. S. 59.Der thrakische Blitz- und Donnergott ÆâåëÏßïõñäïò, ÆéâÝëóïõñäïò.

S. 60—62.Der getische ÃåâåëÝéæéò. S. 62.ÓÜë[Àïîéò oder ÆÜëì,ïîéò. S. 62—67.

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Die alten Thraker.Eine ethnologische Untersuchung

Wilhelm Tomaschek,corresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.

n.Die Sprachreste.

2. Hälfte. Personen und Ortsnamen.

4. Die Personennamen.Uie sowohl bei Schriftstellern wie auf Inschriften bezeugten

thrakischen Personennamen zeigen ein durchaus charakteristi-sches Gepräge und eine alterthümliche, echt indogermanischeBildungsweise; es sind vorherrschend Gebilde, die auf derVereinigung zweier Wortstämme beruhen, also zweistämmigeVollnamen, wie sie bei den alten Griechen, Kelten, Germanen,Slaven und bei den Ariern vorkommen, im Gegensatze zu denItalikern und Illyriern, deren Eigennamen fast stets von einerBasis ausgehen, an die sich gewöhnlich eine Reihe derivativerSilben ansetzt; aus den Vollnamen entstehen sodann aucli Kose-formen, welche nur eines der beiden Elemente aufweisen, undzwar bald in einfacher, bald in erweiterter Gestalt. Diesewahrhaft indogermanische Namengebung der Thraker hat be-reits Fick in seinem schätzbaren Buche über ,dic griechischenPersonennamen', Göttingen 1874, 8. LXV betont, indem er alsMusterbeispiel hiefür die Namen des Brüderpaares 'Ñçó÷,ïý-ðïñéòund Ôçóêïò beibringt. Genauer hat sich indess Fick mit denthrakischen Namen nicht beschäftigt. Die erste Sammlung.hessischer' Eigennamen hat der Verfasser dieser Abhandlungvor 25 Jahren in seinem Aufsatz ,Rosalia und Brumalia',Sitzungsberichte 1869, geboten; den Stoff hat sodann Dumont

Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. CXXXI. Bd. l. Abb. · l

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^ I. Abhandlung: T o m a s c h e f c .

aus Inschriften reichlich vermehrt, und jüngst hat Th. Homollein seiner Ausgabe der .Uumont'schen Schriften, Paris 1892,eine ziemlich vollständige Liste zusammengestellt; uns bliebnur eine kleine Nachlese übrig, zumal unter Heranziehung deralten Autoren und einiger seither entdeckten Inschriften. Mitder Deutung der Namen hat sich jedoch, von einigen ver-unglückten Versuchen R. Rösler's abgesehen, bisher Niemandbeschäftigt.

Mit Recht legt man jetzt bei ethnologischen Untersuchungen,auch in Fällen, wo von einer Sprache nur schwache Reste vor-handen sind, auf die Nomenclatur G-ewicht: in dieser lagertsich ein wichtiger Theil des Sprachschatzes ab, in ihr tritt derindividuelle psychische Charakter des Volkes sprechend hervor;zudem fällt auf die ethnische Zugehörigkeit desselben er-wünschtes Licht. So schliesst man beispielsweise aus dem Ha-bitus der sarmatischen Eigennamen mit Recht auf die Verwandt-schaft der alten Sarmaten mit den Iraniern überhaupt und mitden heutigen Ösen insbesondere; umgekehrt ersieht man ausdem isolirten Typus und der völligen Undeutbarkeit der lyki-schen, karischen, pisidischen und kilikischen Namen die Un-verwandtschaft der kleinasiatischen Aboriginer mit den Indo-germanen und Semiten. — Kann es aber gelingen, aus denthrakischen Namen einige Reste des thrakischen Sprachschatzesherauszudeuten, obwohl sich liiefür keine lebende Tochtersprache,sondern nur der ersichtlich darin lebende und webende indo-germanische Sprachgeist verwerthen lässt? G-ewiss darf einsolcher Versuch gewagt werden, da die thrakische Namen-gebung das Gepräge hoher Alterthümlichkeit und wahrhaftindogermanischer Bildungsweise zur Schau trägt und zu Ver-gleichen förmlich einladet. Unter Anwendung der combina-torischen Vergleichung und unter Hinzutritt der subjectivenDivination kann gelegentlich ein glücklicher Wurf gelingen, dasich bereits aus den behandelten Glossen, aus den Pflanzen- undGötternamen so manches nicht mehr umstossbare Ergebnissfür den Lautcharakter der thrakischen Sprachsippe hat gewinnenlassen; allerdings muss bei jedem Deutungsversuch die grössteVorsicht obwalten und eine strenge Scheidung zwischen demblos Möglichen und dem Wahrscheinlichen eingreifen. Undsollten auch in vielen Fällen die Deutungsversuche Nieten er-

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Die alten Thraker. Ð, 2. 3

geben, welche die Skepsis der Kundigen wachrufen, so wirdwenigstens die vollständige Sammlung der thrakischen Nomen·clatur, bei der uns vornehmlich der Gedanke leitet, das indivi-duelle thrakische Volkselement möglichst getreu aus dem Wustder Ueberlieferung herauszuschälen, den Mitforschern als er-wünschte Gabe erscheinen. So gehen wir denn ans Werk, indem Bewusstsein, einen die alte Völkerkunde fördernden Stoffbearbeitet zu haben; die hiebei verwendeten Abkürzungen sindjedem Forscher auf diesem Gebiete genugsam bekannt; dieBuchstabenfolge haben wir nach Lautgruppen geordnet.

AUZA; C. I. VI 228: Auza Scutio. Wz. euff, au</- ,erheben,mehren, fördern; wachsen, gross werden'?

AUT-ESBIS, mit der Variante Aut-lebis, Thracum regulus,qui in Cotyis Odrysi regnum impetum fecerat, Liv. 42 67, 4.Zum zweiten Glied vergleicht sich der hessische Esbenus.

Áâñü, Áâñïý- in den Mannsnamen:¢âñï-æÝëìé;ò ï Óåõèïõ Ýñìçíåýò, Xen. An. 7 6, 43;Áâñïý -ðïëéò ï Óáðáßùí âáóéëåýò, Zeitgenosse des Perseus,

Polyb. 22 8, 2, Liv. 42 13, 6. 41, 10, App. Mac. 11, Diod. 29fr. 36, Paus. 7 10, 2. Da æåëì- .Haut' bedeutet und -ðïñéò, ðïëéònach unserer Deutung ,Schlächter', so dürfte im ersten Gliede dieBezeichnung eines Schlachtthieres zu erkennen sein. Neben ¢âñï-æÝëìçò finden wir die Schreibweise Áýëïõ-æåëìéò, neben ¢âñïý-ðïëéòdie Formen ¢ëëïý-ðïñéò, Aulu-por, so dass die Gleichung áâñü,áâñïý ==- áõëïý, Üëëïõ- keinem Bedenken unterliegt. Vielleichtgab es im Thrakischen eine Art Liquida, welche die Mittezwischen r und l einhielt; das Altiranische kennt überhauptnur r; noch jetzt zeigt das Ostromanische das angeborene Be-streben, r für lat. l einzusetzen, ebenso das Neugriechische seitder byz. Zeit; umgekehrt finden wir im Armenischen, zumalin der Nachbarschaft von b, den Eintritt von Ú für r, z. B. inatbeur, etbair, verbunden mit der Neigung zur Metathese derbeiden Consonanten. Setzen wir eine thrak. Grundform arvo-voraus, so erklären sich die Varianten awro, auru (o, ü alsGleitvocal), aulü, allü. Dieses Element finden wir noch in dembyz. Ortsnamen ¢âñï-ëÝâá Theophan. Chron. p. 729, einer Hoch-weide im Hämimontus; ob auch Üâñü-ôïíïí zur Sippe gehört,steht nicht fest, trotz ¢âñü-ôïíïí èñÞéóóá ãõíÞ ãÝ·/ïò, Athen. 13276, c.

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4 I. Abh»ndlang: Tomischek.

¢ëëïý-ðïñéò ÊåôñÞæåéäïò, SyUogos 1886, p. 109, Homollep. 470.

Áõëïý-ðïñéò, in röm. Inschr. AULU-POR, nicht zu verwechselnmit lat. Aulipor; thrak. Soldatenname z. B. aus Aquincum, Eph.epigr. Ð, p. 383, n0 702: Am·. Aulupori vet. leg. Ð adi.; ausArrabona, C. I. III 4369: Lupus et Aulupor, aus Rom, VI 1057:7 Auluporis; 2386: Aur. Aulupor.

Áõëïý-æåëìéò; Inschr. aus Pantikapaion, Latyschew II, p. 90,n0 136: Áõëïýæåëìéò ÄáëáæÝëìïõ, ÷áßñå, und p. 300: Áõëýæåëìéò; ausSöwe in Bithymen, Benndorf, Reise in Lykien I, p. 154: Ìçíü-öéëïò ÁßéëïõóÝëìåùò ¢ðüëëùíé Êñáôåáíù, -wo Benndorf unbedenklichÁýëïýóåëìéò mit ¢âñïæÝëìçò vergleicht.

Áõëïõ-æÝíçò; Inschr. aus dem Ôé idzagebiet, Mitth. X,p. 142: ðáßäåò ÁõëïõæÝíåù; aus Bazardzik, Dumont p. 10, n0 10:Âåúèõò ÁõëïõæÝíåïò; aus Mesembria am Pontus, C. I. Gr. II, p. 77,n0 2054: ÁýëïõæÝíçò ÁõëïõæÝíåïò; aus dem Gebiet von Nicopolisad Haemum, Mitth. XV, p. 216, n0 98: ///// Auluzeni fil.

Áýëü-æáíïò, AULÜ-ZANUS; die Heiligen Pasikrates und Va-lentius waren, Acta SS. Maii VI, p. 23, Soldaten der leg. XI.Claud. åí Äïñïóôüëù õðÜñ÷ïíôïò ÁõëïæÜíïõ. Auluzano schrieb KaiserAntoninus a. 215, cod. lust. IV 19, 2; Philippus a. 245, V 63, 2;Diodetianus a. 293, IV 23, l. 2. Inschr. aus Albano, C. I. XIV,n0 2279, und aus Rom, VI n° 3397: Aur. Auluzano mil. leg. II.Parth.; VI n0 2601: Val. Aulusanus praetorianus, nat. Trax,cives Filopopolitanus; n0 2991: L. Septimius Auluzanus 7 coh.VI vig.

AÜLU-CENTUS, -CENTIUS, mit unrecht von Pauli, VeneterS. 357 fg., für venetisch gehalten; Inschr. aus Arrabona, C. I.III 4378: Ulp. Aulucentus, heres Ulp. -Mucatralis d. Bessi; ausAquileia, V 940: Val. Aulucentius mil. leg. XI. Cl.

AÜLU-RENÜS; C. I. VIII 3198: Mucatrali Aulureni (filio),natione Thraeca, natus in civitate Augusta Traianesie. Vgl. ñáíé-in Ortsnamen.

Áýëïý-ôñáëéò; Inschr. aus dem Gebiet von Philippopel, Du-mont p. 16, n0 32: ¹ñá///// ÁýëïõôñÜëåïò; aus Serdica, Mitth. XIV,p. 152, n0 33: Ó.ñê'.ò ÁýëïõôñÜëåïò. Vgl. die Kurzform ÔñÜëéòund die Mittelform AUUI-TRA, AURO-TKA in einer Inschr. ausMoguntia, Brambach 1115: Aurotra tesserarius leg. XXII civ.Trax, Aulutra Biti, heres eius; wie die Verschiedenheit der

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Schreibweise erweist, stammten diese zwei Thraker aus dia-lektisch geschiedenen Stämmen.

Áïëïý - êñáìéò, Thraker bithynischer Herkunft, in einerInschr. aus Söwe 3 Stunden südl. von Maniyäs (Poimanenos)und 9 Stunden nördl. von Bala-kesri (Hadrianu-therai), woauch die Inschr. mit Áýëïýóåëìéò gefunden wurde, Berl. archäol.Zeitung 1875, S. 162: Ï^äöñáò ÁûëïýêñÜìåùò 'Áðüëëùíé Êñáôåáíù. —Ich halte diesen letzteren Namen für besonders entscheidendfür die Deutung des thrak. Elementes áõëïý (== áâñü): dennwas kann -êñáìéò sonst bedeuten als ,worauf hangend, fahrend,reitend', von der Wz. krem- , schweben, hangen' in êñÝìïìáé,êñçìíüò, êñþìáî, Êñþìíá, got. hramjan, slav. kroma, skr. kram-,besteigen, ausschreiten' n. pr. Vi-krama, Paräkrama? Daherkann áõëïý- nur das ROSS bedeuten, zd. aurva, aurvant, sarm.¼ñüíôçò, ved. ärvan, ärvant, eigentlich ,Renner', von der Wz.er : or ïñíõìé ïñïýù, vgl. alts. aru, ags. earu, altn. örr ,eilig,behend'. Ich deute demnach Áõëïõ-êñÜìéò mit ºððï-âÜôçò, ¢âñï-æÝëìçò und Áýëïý-óåëìéò mit ,Pferdehäuter', Áâñïõ-ðïëéò und Aulu-poris mit ,Pferdeschlächter', Aulu-centus mit ºððü-öéëïò, Aulu-renus mit ßððï-÷Üñìçò. Als Grundform kann avro- angenommenwerden, mit Consonantenmetathese, und gemäss der Neigungdes Thrakischen zum a-Anlaut, wie im Armenischen; mit Rück-sicht auf die Form auro, aulo liesse sich auch an u-Epenthesedenken wie in zd. aurva oder in gr. áäñé · ôá÷ý, áõñé-âÜôáò · ôá÷õ-âÜôçò, á3ñïé" ëáãùïß, óáàñïé. Wenn wir ferner erwägen, dasssich von idg. eqvo-, ar. ÜòíÂ, lit. e8wa im Thrakischen nurschwache Spuren erhalten haben (s. Esbenus), so dürfen wirsogar vermuthen, dass thrak. auro eine directe jüngere, wenn-gleich noch immer aus vorgeschichtlicher Zeit — als nochim Winkel an der unteren Donau hart neben den Thrakenarische Nomadenstämme hausten — stammende Entlehnung ausarischem Sprachgut darstellt; denn gerade Ausdrücke für Jagd-und Hausthiere haben sich im Laufe der vorgeschichtlichenZeit von Stamm zu Stamm weiterverbreitet, und zu gross istdie formelle und begriffliche Uebereinstimmung mit zd. aurva.Wir mussten jedoch im Voraus erwarten, dass das ROSS, wiein der arischen, griechischen und keltischen, so auch in derthrakischen Namengebung die hervorragendste Rolle spielenwerde: Rossezucht war ja die Hauptbeschäftigung des herr-

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â É. Abhandlung: T o m a s c h e k.

sehenden Thrakers, Rossfleisch, Milch und Blut seine Haupt-nahrung und das Rosseschlachten eine Uebung der thrakischenJugend, welche sich hiedurch einen blutdürstigen Sinn an-gewöhnte. Schon bei Homer heissen die Thraker ºððïðüëïé,bei den Tragikern ößëéððïé; berühmt waren jederzeit die èñáêéïéßððïé und ðþëïé, zumal die milchweissen Rosse der Odrysen undStrymonier; der Typus des thrakischen Reiters und Jägersbegegnet in zahlreichen monumentalen Darstellungen; die thra-kischen Heere bestanden zumal aus gut bewaffneten Reitern,und noch unter Justinian gab es bei Apros und Tzurulloskaiserliche Gestüte.

'ÁìÜäïêïò, zwei odrysische Fürsten zur Zeit Philipps: 'ÁìÜ-äïêïò ï ðáôÞñ, ä ðáëáéüò (a. 405—391) und ä õ'éüò (359—351),Theop. b. Harpocrat-, Dem. p. 623 etc., Münzen ¢ìáäïêï, ¢ìá-äïêïõ ¼äñéæéôþí. Ferner Amadocus Thracum regulus, Liv. 3935,4; ôïõ ¢ìáäüêïõ èñÜêåò, ägypt. Papyrus im Louvre; mit laut-verschobenem ô, wie in ÓðÜñôáêïò für ÓðÜñäïêïò, Mitth. d. d.arch. I. X, p. 19: ÅñìéÜò ¢ìáôüêïõ. Name skythischer Her-kunft? Die Skoloten, vielleicht auch die Geten und Agathyrsen,benannten die finnischen Jägerstämme am Mittellauf des Bory-sthenes ¢ìÜïïêïé d. i. Rohfleischesser, skr. ämäd, ämädaka, vgl.griech. þìÜäéïò, þìçóôÞò; für das Thrakische erwarten wir ehereine Form ¿ìÞäïêïò, vgl. armen, hum ,roh'. Der erste odry-sische Fürst nannte sich auch ¢ìÞäïêïò, auf späteren Münzen,mit Unterdrückung des Anlautvocals, ÌÞäïêïò und ÌÞôïêïò: erwollte offenbar seinem Namen einen edleren Sinn durch An-lehnung an die Wz. med, med- ,sinnen, walten' verschaffen,vgl. ÌÞäïò.

"Áìáñäéò, Inschr. aus Samothrake, Conze p. 65: Ðõèßáò¢ìÜñäéäïò. Vielleicht Ü-ìáñäéò abzutheilen, der unverwundbare',von Wz. merd : mord- ,zermalmen, verwunden'?

¢íäñÜâõò, -õäïò; C. I. Att. III, 2565, a: èñáôôá ¢íäñÜâõäïòÌáñùíåÚôéò. Gestattet eine Deutung aus dem Griechischen, ob-wohl á als GIeitvocal befremdet; -âõò aus óõ-.

"Áñáôïò, thrak. Dynast im Chersonnes oder bei den Apsin-thiern; Miltiades, Sohn des Kypselos, erstürmte ôï ôåß÷ïò'ÁñÜôïõ, Paus. 6 19, 6. Man kann z. B. an armen, arat ,abun-dans, munificus' denken; Wz. rä .geben' räta, ,Gabe, Opfer'.

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Die alten Thraker. Ð, 2.

¢ñÜíôáò, bebrykischer Name, Arr. b. Eust. Dion. per. 805;vgl. ÓáñÜíôçò auf einer pergamenischen Münze; maked. 'ÁñÜí-ôéóéí · ¸ñéííõóé?

¢ñôßëáò, ABTILA; C. I. VI, 2799: M. Aur. M. C. Fl. ArtilaPhilippop., vico Stairesis; vgL die mösischen ¢ñôáêïß; Diminutiv-bildung wie skr. Rtila, von i·ta ,fügsam, recht, rechtschaffen'.Im vicus Ardilenus derselben Inschr. steckt wohl ein Personen-name Ardila, geformt wie skr. Rddhila, von Wz. fdh- ,erhöhen,fördern'.

'ÁäÜìáò ¼äñýóçò, Votivstein von der Insel Paros mit diony-sischem Basrelief und der Widmung Íõìöáéò, C. I. Gr. II, p. 348,n° 2387. Der griech. Name des ,Unbezwinglichen' kann sichan einen ähnlichen barbarischen angelehnt haben; in phryg.Ü-äÜì-íá · ößëïò, áãáðçôüò, gr. kappad. Üäáìáóßôæá · öéëßá, áãÜðç,haben wir die Wz. dham- ,blasen, hauchen, athmen' erkannt.

¢óôé-êüóçò, edonischer Name, Anon. de longaevis, Fr.Hist. Gr. III, 609: Âáóêßá ¢óôéêüóïõ Ìáêåäþí Üð'ï Öéëßððùí. Vgl.Äáé-êþóçò.

¢óôñé'êéïò, bithynischer Name aus Kyzikos, Perrot, Voy.arch. I, p. 87, n0 50: ¢óôñßêéïò ÄÉÏ / / / / ; vgl. armen, asti. ,stella',astlik ,stellula, Lucifer, Venus'.

¢óêÜíéïò, phrygischer Name, z. B. aus Bazardzik amoberen Hebrus, Homolle p. 325, n0 10; /////êåôçò ¢óêáíßïõ. Mitðáôñßò ¢óêáíßç, Mitth. XIV, ñ. 152, n0 32, ist wohl Kios gemeintoder die phrygische ðüëéò ¢óêáíßá am Flusse ¢óêÜíéïò, St. Byz.Diese Namen, sowie der maionische Ìçí ¢óêçíüò, ¢óêáçíäò,erklären sich wohl am besten aus der Wz. skhei, skhäi-,scheinen, leuchten', ahd. scinan.

¸âñý- oder ¸âñý-ôåëìéò, gen. -ôÝëìéäïò, thrakischer Dynastin einer athenischen Inschrifturkunde a. 318. Das zweiteGlied auch in ÄéæÜ-ôåëìéò (s. d.); das erste scheinbar in EFKI-PORIS, Mitth. XV, p. 216, n° 98, wo wir lieber CETKI-PORISlesen werden. Münzen mit EYBP bezieht Imhof-Blumer, Monn.Gr. 461 eher auf einen thrak. Dynasten denn auf die galatischeOrtschaft Eubrogis. Wäre etwa Ýâñý- das thrak. Aequivalentfür åõñý- gewesen, so hätten die Griechen ohneweiters Åûñýôåëìéògeschrieben: ferner ¸âñü-ôåëìéò, wenn ein Bezug auf den "Åâñïòzugrunde gelegen wäre. Auch die Glosse Ýâñïò · ôñÜãïò âáôÞò

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§ I. Alhandinng: Tomaechek .

Hesych. kommt ausser Betracht. Ebenso räthselhaft bleibt derSinn von -ôÝëìéò (s. d.).

¸ìéíá÷.ïò, auf einem Silberstater aus dem G-ebiet von Olbia,Head HN. p. 233. 240; weil aus dem Iranischen schwer deut-bar, schwerlich ein sarmatischer, eher ein bastarnischer Dynast,oder ein galatischer Häuptling von Tylis.

"Åðõñéò, wahrscheinlich für Áú-ðõñéò, Frauenname aus demTundiagebiet, Mitth. X, p. 144: õðÝñ óõíâßïõ ¸ðýñåïò Âå÷,üò. Vgl.Íåóôü-ðõñéò und Ãçðáß-ðõñéò, wobei an griech. ðõñ phryg. pur,armen, hur erinnert werden darf; ob ai- skr. ayas ,Kupfer'darstellt, lässt sich nicht erhärten; vgl. die Orte ëéá-ïÜâá und¢å-ïÜâá.

ÅðôÜ, ¸ðôç, ¸ðôáé-, erstes Glied in folgenden Vollnamen:EPTA-CENTUS, -CENTES, Militärdiplom n0 LXXIX a. 90,

Ephem. epigr. V, p. 650: equiti Mucapori Eptacentis f. Thraci,mit der Variante Iptacentis; C. I. VI, 3247: eq. sing. turmaEptecenti; aus Aquincum, Ephem. Ð, p. 378, n" 682: M. Anr.Eptacentus strator legati leg. II.; aus Bazardzik, p. 10, n0 12,Homolle p. 325: (¸ðôåé)÷,Ýíèïò Âåßèá und ¢ë÷.åíéò ¸ðôá'.÷,å'íèïõ;aus Ryla, Mitth. X, p. 74: ¸ðôåéêÝíèïõ. Vgl. ÊÝíèïò.

¸ðôÞ-ðïõïò, Frauenname aus Serdica, Mitth. XIV, p. 153,n0 34 (== XV, p. 93, n0 6): ¸ðôÞðïõïò ÔÞëïõ.

¸ðôáé-ôñÜëéò, Inschr. aus Semenly am Hebrus, Berl. MB.1881, p. 449: ¸(ð)ô(áé)ôñÜëéò ÄïëÞïõò ä êáé ÓêïðéÜïçò; aus Beroe,ñ. 442, 17: ¸ðôáéôñÜëéò ¸íé(í)çíäò. Dazu als Koseform, wieAulu-tra zu Aulu-tralis, ¸ðôç-ôñáò in einer Inschr. aus Rom,C. I. VI, 228: Eptetras Zeno.

¸(ð)ôá-æÝôá, die zweite oder bithynische Gemahlin des Niko-medes I. bei Memnon 23, wo ¸ôáæÝôá überliefert steht. Fernerals diminutive Kurzform

EPTALA; asianisch-bithynischer Name aus Napoca, C. I.IU, 870; ferner aus Campona III, 3397: Aur. Eptala; aus RomVI, n0 2385, 17, 8: L. Septimius Eptela d. Serdica; assimilirtEttela, Ephem. epigr. IV, n0 894, c, 29: M. Aur. M. f. Quir.Ettela d. Scupis. Unsicher C. I. VI, 2388, 12: (E)ptula. —Das Element epta erscheint in der Variante ipta auch in demOrtsnamen Burd-ipta; wenn als Schluss neben a auch ai, 11 ge-schrieben erscheint, so weist dies auf die spätere Aussprachea für älteres a, a. In den Vollnamen tritt die theilweise Ana-

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Die alten Thniter. Ð, 2. 9

logie mit den obigen Zusammensetzungen der Sippe áõëïý- her-vor, so dass wir auch für epta, einen Bezug auf die Viehzuchtvoraussetzen dürfen. Nach vergeblichen Versuchen mit derWz. ap- ,apiscor', etwa im Sinne von ,Habe, erworbenes Besitz-thum, Erbgut' äptä, greife ich nunmehr zur Wz. sep skr. sap-,besorgen, zurüsten, anschirren' und fasse *septä, thrak. epta,im Sinne von skr. säpti ,Gespann, Zugross'; demnach wäreEpta-centus æåõãü-öéëïò, ¸ðôáé-ôñÜëéò æåõãï-ôñüöïò u. s. w. Der ur-sprüngliche Anlaut h für s konnte spurlos schwinden wie inarmen, cothn, os. äwd åðôÜ oder in armen, ai (vgl. aii .salzig'neben "Áëõò), amarn u. a. Wir finden diesen jedoch in derscheinbar griechischen Namensform.

HEPTA-PORIS Isi f. Bessus, C. I. III suppl. p. 1989 dipl. milit.LXVII a. 158 Pius Heptapori. In dieser Zusammensetzungbedeutet -poris nicht ,Schlächter', sondern allgemein ,Kämpfer,Streiter', also ,Kämpfer auf dem Gespann, Wagenkämpfer'.

ESBENUS, mit Ausgang wie in der Glosse ÝâÞíïé · Üëùðåêé¼åò;Inschr. aus Wiesbaden, Brambach 1523: Dolanus Esbeni f.Bessus eq. ex coh. IV. Thracum; vom Unterlauf der Aluta,C. I. III 8040: Ael. Valens qui et Esbenus. In der Basis esb-vermuthe ich das thrak. Aequivalent von skr. acva, os. äfsä,lit. eswa, aswa ,Stute'; <dazu pruss. aswinas ,equinus', ved.Áòíßç ,Rosselenker, Dioskure'.

¹æïõò, Name unsicherer Herkunft, mit thrak. Typus, imBosporus, Latyschew II 378; vgl. 77; vgl. Ôüó-çæéò, ÊåôñÞæåéò,Ãåâåëåúæéò.

ºæé-ìáñôïò, aus Panion am Hellespont, Homolle, p. 406,n0 79: ¸óôéáÚïò ºæéìÜñôïõ. Etwa ,Stossmann', von Wz. Ig åßãùund märta gr. ìïñôïò z. B. in kret. ¢ãÝ-ìïñôïò; oder,Schlangen-bekämpfer', armen, iz Ý÷éò und martnoil, martil ìÜñíáóâï«, märt,pugna', martik ,pugnax'.

ºóÜíèçò ß éþí Êñïâýæùí âáóéëåýò, Athen. 12. 536, d; angelehntan gr. Üíèïò, ursprünglich wohl ºóáíôçò, vgl. ÐñéÜíôáé; zu deutenals »vermögend, mächtig', von der Wz. aik, skr. i$, zd. i9vantneben igäna; ? ir. con-icim ,ich vermag'. Die Herkunft vonUzandus, cod. lust. IV 35, 16 a. 294, steht nicht fest; ein Her-cules heisst bei Procopius Ïýßóáíïïò, d. i. Wisent.

"ßóéïò, Dipl. milit. LXVH a. 158 C. I. III suppl. p. 1989:Heptapori Isi. f. Besso; dazu als Erweiterung

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I. Alhundlung: Tomaechek .10

'ICTI'OV, z. B. aus Kallipolis, Dumont n0 100, h (p. 52, Ho-molle p. 432): 'lo^v 'Hpax,XeiSou, Ai^Tpios 'IsKüvoi;, cod. Inst.IV 38, 7, VIII 47, 8 a. 294: Diodetianus et Maximianus Isioni.

YI-SCAK, C. I. VI 2386, a: Aur. Yiscar d. S(erdica).OEvo-fppaoi;, Sohn des Bithynen AüXou-npa^.ii; (s. d.).OSo-Ssi'Sa?, s. AeiSai;, Dida.'Oi^a, Frauenname aus Selymbria, Homolle p. 376: 'Oi^a

M-»)vaxti)voi;; unsicherer, vielleicht phrygischer Herkunft.OTA//IS aus dem thrak. vicus Stairesis, 0. I. VI 2799; vgl.

Potazis."Ovapi? ifj-repAv TÖV BioaXwv, Athen. 12 520, d; etwa ,hoch-

gemuthet', von on- ava .auf und Wz. er : or- ,sich erheben'."OvipS, räthselhafte Inschrift aus Thasos, Syllogos 1886,

p. 206; phönikisch? oder .Traumgott', armen, anurdz Svsipol;?'Ovip auf einer indoskythischen Münze?

"OXopoe, thrak. Dynast, dessen Tochter Hegesipyle Miltiadeszur Frau nahm, Hdt. IV 39. 41; ferner dessen Enkel, der athe-nische Bürger "OXopo?, 6 -Konrß OowuSiSou, Plut. Cim. 4. In einervita Thuc. findet sich "OpoXen;, wie Tapou^o? auf Inschr. nebenTaXoupo?.

OROLES, Dacorum rex, qui -adversus Bastarnas male pu-gnavit, lust. 32 3, 16; vgl. 'P(Ü'ÄI](;, Dakeuhäuptling an der unterenDonau unter Augustus. — Wenn wir thrak. oloro gleich orolaansetzen, so lässt sich zunächst cymr. eryr, lit. erelis, slav.ortitt (sorab. woi'of, jerel) ,Aar' vergleichen, auch wohl armen.oror, urur, ulür ,Falke, Habicht', ororel ,wiegen, schwebenlassen'; im Gegentheil zu avro, arvo- .Renner' würde hier derAblaut or der Wz. er rein bewahrt sein.

'Opao-aX-cio;, auf einem att. Tetradrachmos aus der Zeitnach Alexander, Corr. Hell. VI 331: ßauiXeü)? 'OpsoaX-clou. Ichvermuthe pontische oder kleinarmenische Herkunft, vgl. 'Opca-ßapi?, Sohn des Mithradates, Dynast unter Augustus, App.Mithr. 117, 'Opoo-ßapK;, Vater der Königin Moüoa, auf einer Münzevon Kios, Head p. 440, und vergleiche armen, ors(oj) ,Jagd,Jagdbeute' und jatth (i) ,obsiegend, erhaben, mächtig'.

'ßpotSaXtti;, Tochter des Lykomedes, Dynasten und Ober-priesters von Komana im Pontus, auf Münzen von Kios-Prusias,Eckhel DN. II, p. 445; Head p. 440. Abtheilung und Herkunftunsicher; die Frau wird ihren pontischen Namen behalten haben.

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Die alten Thraker, n, 2. 11

Oupij-couTcos, Hellenobithyne, Homolle p. 345, n° 59, woXpuCTuncot; verbessert wird; vgl. AI'-COUTOS.

ücns; Inschr. aus Salonik, C. I. III 7330: Ucus Dydigis f.;unsicher bei Dumont p. 17, n° 33, c (0)ü)iou<;; ein Castell TOOuxsu bei Procopius. Etwa zur Wz. uq skr. uc (part. pf. üöüs),Gefallen finden'.

VBNULA, Variante für Lenula (s. d.); vgl. BeviXoi; 5 ©pai;Proc. b. Got. IV 9; Wz. ven, arisch van-?

VBZINA, OueSivoii; 6 ta SeuTepa |J.STO AexeßaXou e/,(i»v, Cass. Dio67, 10; etwa von der Wz. veo, skr. vag- ,stark sein' abzuleiten,skr. vägin ,wacker, Held, Streitross', vgl. Auza; Ausgang wiein dakisch itsypiva.

VITU-PAÜS, aus Pautalia, C. I. VI 2772; vgl. Bffluc.VOLO-GAESA", OuoXoi'at'OT)S i^peus TOU itapa B^soolq Alcwosu, Cass.

Dio 54, 34. Könnte von Geburt ein Galater gewesen sein, vgl.gall. YaTiTOi; ,Speer, Ger', schwerlich aber ein parthischer Volo-gaesus. Der Kebelle nannte sich einfach Gaisa; die Bessengalten jedoch allgemein für Räuber, und so fügten denn diefeindlichen Odrysen dem Namen das Wort volo, d. i. ,Räuber,Bandit' vor, von der Wz. vel: vol- und velv- ,betrügen, rauben',got. vilvan, vgl. armen, got(oj) ,latro, für' golun ,furtivus' go-taval ,furari'. Erinnert sei an den armenischen BandenführerGot-Vasil, den Bekämpfer der Türken a. 1103—1112.

Bac, Sohn des Boteiras, bithynischer Dynast zur Zeit Ale-xanders, Memnon 21; Bä,, gen. Ba, ßaCTiXsu; nävTOU, BAn. III1181; vgl. Bou-ßas. Nomen verb. der Wz. bhä- .leuchten, glänzen,reden' ?

Bafftapsu<;, bisaltischer Dynast auf einer Münze BaoTapeosCorr. Hell. VI 329, Head p. 179. Ueber Baocrapos, f. Basoapa,s. d. Glosse ßacoapa.

Baim'a, Tochter des Astikoses (s. d.); vgl. Baoy.ov Castell amHebrus; ir. basc ,red'? ßaroa und y.dwfi • Si'xeXXa, Hesych.? oderzum Thema vn-sko-, skr. vanöhä als ,erwünschte, ersehnte'?

BaXai;, aus Salonik, Journ. of Hell. Stud. VIII, p. 368,n° 11. 12; vgl. zu BaX(«? • Atowoo«;.

-ßaXo«;, im Namen des Dakenkönigs Aex.e-ßaXoi;, DECI-BAI-USoder DEOI-BALIS. Hängt nicht, wie man glaubt, mit dem semit.Ba'al, Bei zusammen, da erst seit der Colonisation durch dieRömer ituräische Namen wie Rege-balus u. ä. nach Dacia ein-

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I. Abhandlung: Tomischek.12

drangen; eher dürften sarmatische Eigennamen in Betrachtkommen, wie ÏýÜñæ-âáëïò Latysc.hew I, n" 54, Ïýáóôü-âáëïò II,n0 451, Äñåß-âáëéò u. a., vgl. os. uarz-bal öéë-üìéëïò, von bal,Menge, Schaar, Rotte'; noch besser vergleichen sich aber in-dische Namen wie A-bala, Ati-bala, Pra-bala, Bhnri-bala, vonbala, vala ,stark, kräftig, Kraft'; phryg. âáëÞí ,König' lässt sichzu skr. baiin .kraftvoll' stellen. Das erste Glied deke- bereitetweit mehr Schwierigkeiten.

ÂáñóÜâáò, gen. -ïßâáíôïò. sapäischer Dynast, Vorgänger desAbrupolis, Diod. Fr. Hist. Gr. II, p. XV. Wer das Thrakischezum Iranischen stellt, wird an vargavant .haarreich' denken,zd. vare9a, armen, vars ,Haupthaar, Locke'. Im Indischen er-scheint Vrsa-bha als Mannsname, d. i. ,Stier', von vr§-, europ.vers- ,fliessen lassen'.

ÂÝä-áõñïò, Localname aus Thasos: ¹ãçóéÜíáî Â'äïþñïõ; vgl.âÝäõ-úéäùñ und á5ñé·ôá÷ý? Griechischer oder edonischer Name?

ÂÞî, gen. Âåêüò, Vater der "Åðõñéò (s. d.); etwa ,Brecher',vgl. armen, -bek ,confringens, fractus', diur-a-bek ,fragilis', bekel,confringere', bek-bekel ,in plura frusta concidere', bekor ,frag-mentum', aus bhenü-? Eine zweite Wurzel bheg-, gr. öþãù.backe' passt zu dem phryg. Worte ôï âÝêïò Hdt. II 2, Strab.p. 340, âÝê und âáúê. Schol. Aristid. III, p. 361, mit lautver-schobenem ê für ã?

Âåíäß- und Ìåíäß-äùñïò auf Inschr. von Byzantion und Kyzi-kos; Âåíäé-äþñá, Tochter des ÂçñåéóÜäçò, aus Lysimacheia, undals èñáôôá bezeugt in Athen C. I 496, I. Att. III 3619. Kurz-formen Ìåíäáò, f. Ìåíäúò und Âåíäúò, z. B. Mitth. X, p. 144,BENDI C. I. III 6137 aus Mösien, Âåíäþ auf Thasos, Journ t»fHell. Stud. VIII, p. 413, n0 11. In byz. Menäen bege^Bto fAnchristliche Märtyrer Âåíäß-ìéïò, geformt wie ÆéâÝë-ìéïò, und Âåíäé-ìéáíüò, wie ¢ññéáíäò. Wir haben die Sippe zur Wz. bhendh-gestellt.

Âåíæåßò, Inschr. aus Pantikapaion, Latyschew II, n0 223:ÂåíæåÚ, èõãÜôçñ Ìïõêáðüñåïò, ÷áßñå. Etwa die ,starke, üppige, volle',wie Âüíæçò, zu skr. baAh- ,mehren, kräftigen'. Zu zd. bäz stimmtÞ ÂÜæåéò aus Kataonia, Corr. Hell. VII, p. 134, vgl. Aurelia BAZIaus Mösien, C. I. VI 3202.

Âåëé-óÜñéïò, bei lordanes Belesarius, Chron. Ronc. II, p. 160und IRN. 2064 -Bilisarius, Thraker aus Germane (j. Banja am

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13Die alten Thraker. II, 2.

Baclie Germaustica, Oberlauf des Strymon) im Gebiet vonPautalia. Hier kann es seit der Zeit der beiden TheodericheGoten gegeben haben; da nun in altdeutschen Namensformenwie Pili-heri, Pilsari bezeugt sind, von pili, bili ,sauft' und heri,Heer', Grundform Bilis-harjis^ so gilt der Kriegsheld dendeutschen Sprachforschern für einen Goten, vgl. Ztschr. f. d.Alt. 35, 244; zu Gunsten des thrak. Ursprungs 'des erstenGliedes Hessen sich Ortsnamen wie Âåëå-äßíá, Âçëá-óôïàñáß an-fuhren, für die zweite Hälfte der Name Êïìï-éáñýç, skr. 9äru,Pfeil', Wz. 9ar(ya)- .zerbrechen, verletzen'. Jene ahd. Namensind vielleicht blos volksetymologisch angepasst; denn so be-rühmt war der Stratege»,. dass noch im spätesten Mittelalter, ineiner von Hazdeu ediriten Urkunde, Veli-sarii als wlachischerPersonenname aufti?l|H;)toypbei' das erste Glied an slav. vell,gross' angepasst grsoheihfc;: <?'

ÂúñãáÀïò, hirfaltisOher ^Dynast, ca. 380 v. Chr., Ethnikonzum OrtsnamenifB^gTfj, auf Münzen Âúñãáßïõ, Â^ñã, mit ithy-pliallischem SiietfSineJauf Thasus.

Âçñ'.-óÜä/)ò, odrysiaclier Theilfiirst 359—356, neben Ama-dokos und Kersobteptes, Dem. p. 623 u. A. vgl. Strab. VIIfr. 48. ·̂ é·:âáäã)î, 'Vater eines Âåíäéäþñá, Inseln·, aus Lysima-cheia. V/.ir. •verxien für -óÜäçò den Begriff ,Ehre' oder ,ehrend'zu erweisen äUchf-n; was aber ist âçñåé, âçñé-? Vgl. den Orts-namenf ÂÞñ'é-ôÜñ^. Man denkt zunächst an eine Bildung wie¢'/úñ^÷ýäçò, :-À(.!)[äçò, von skr. vira, lit. vyras, got. vair, ir. fer.vir^ oder besäcr von skr. virya .Manneswerk, Heldenthat', n. pr.Virya-oandra, Virya-sena u. ä. Es kann aber aucli eine ge-steigerte. Porin der Wz. vere- ,wehren, wahren', got. verjan,glauÀ>ent'zugrunde liegen, im Sinne von ,Wahrheit, Treue,Glaube', slav. vera.

Âúèõ;, ÂåÀÏõ.:, ÂåßÏáò, BITIIUS, BEITUS und VITUS — der häu-figste unter den tlirakischen Männernamcn! Wir füliren nurdie sichersten Belege an, da sich ähnliche Namen auch beiKelten Und anderen Nationen vorfinden. ÂßÏõò, Sohn des Aresund der Sete, Ahnherr der thrakischen ÂéÏýáé, St. B.; Sohn desZeus und der Thrake, Heros der Bithynen, App. Mithr. l, undûé·ûçöº· von Bithynion, St. B. — ÂúÏõò, Sohn des Kotys, Odrysen-fiirat.,&,onar. IX 24, Polyb. 30 12, Liv. 45 42, 5. ÂÚÏõò Giinstlingdos luysimachos, Athen. 14 614, f und Ü 246, d. Âéèõò èñáò C. I.

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I. Alhanälung: Tomaschek .14

Att. III 2494, vgl. 3837. 3048. 1111, II 2622; ÂßÏõò ôï ãÝíïò èñáî,Inscr. Delph., Wesdicr et Foucart n" 344; ÂéßÏõò, aus Tliasos,Hell. Stud. VIII, p. 431; Áàéïò ÂåßÏõïïò, aus Kallipolis, llomollcp. 433; Éßïôóçò ÂåßÏõïò, aus dem Tundzagebiet, Mitth. XV, p. 107,n0 53, ÂåÀèõò Äßæú, n0 54: ÉÉééôïõò Âßèõïò, × ñ. 144; aus Batkun,Dumont p. 13, n0 23: Âéèõ; Äåéóïñïõ; aus Bazardzik, p. 10, n" 10:ÂåúÏõò Á'õëïõæÝíåï;; aus Philippopel, p. 22, n0 47: ëüëç- Âßèõï;;aus Ryla, Mith. Xp. 74: ¸ðôáéêÝíÏïò B;i0a; aus dem Gebiet vonDrama, Heuzey n" 68: Âýæïò êáé ÂåßÏõò ·/»( ÔÜñôáò; aus Salonik,nach Dethier: ÂåÚèõò, Sohn des Ä'æÜëáò; aus Parthikopolls, Anon.de longaev. Fr. H. Gr. III, p. 609: ÂßÏõò Ä'.æïïôïõ. — Aus Samo-tlirake; C. I. III 7369: BEITUS DIO////; aus dem Gebiet von Phi-lippi, Heuzey n" 87, C. I. III 703: Bithns Tauzigis fil. qui etMacer; 707: Sicu Bithi filia; aus Mösien", Mitt.1i.XIV, p. 147,n0 13: Bitus Ep(talae); C. I. III 7457: Diziä.s'Biti; aus Ravenna,C. I. XI 87: T. Petronius Bithus; aus Albano, XIV 2280 (vgl.VI 3372): Aur. Bitus mil. leg. II. Parth.; ,a'Hs Rom, VI 228.2581 L. Licinius Bithus mil. coh. V praei... 260-k Aur. Bito eq.coh. VI praet. nat. Trax civ. Filopopulitanus; 2604. 2799: M.Aur. Bitus Philippop, vico Pomp. Burdap. ate. 2819. 3165. 3195.3209 T. Aur. Vitus. 3214. 3243. 3270; Annali 1885; p. 251. 287:Ael. Bithus, p. 255. 256: P. Ael. Bitus. Aus Moguntia. Bramb.1290: Bitus Stac. f. Dansala; aus Calagurris, C. É. Ç 2984:Fuscus Bitius Bessus; aus Mascula, VIII 2251: T. h'laviusBitus eq. coh. H gem. Thrac.; aus Bostra, III 104: L; ValeriusBitus nat. Bessus mil. leg. III. Cyr. — Noch im Cod. lust. IV7, 5 a. 294 begegnet ein Bithus. Zusammensetzungen.

BITIII-ÜRNTUS; Inschr. aus Zichna, Heuzey 11° 87, C. I.III 703: Bithicenthus Cerzulae; aus Calagurris, II 2984: lul.Longinus Doles Biticenti f. Bessus cques ala Tautorum.

BITHI-TRALIS; Inseln·, vom Niederrhcin, lirami·. 56: VatcntiBititrali vct. ex n. alae I. Thracum; aus der Gegend von Mainz,955: Bytytral. Biti f. mil. leg. XXII.

VITU-PA.US (s. o.).TRAI-BITHUS, Vater des Seutha Cololetieus, Dipl.* milit.

n" XIV a. 86, C. I. III, p. 857; vgl. Abli. I, S. 85.SUA-VITHUS, C. I. VI 2591. — Trotz dieser Vollnameu ist

es mir nicht gelungen, eine entsprechende Deutung ausfiueligzu machen; erschwert wird dieselbe durch die Möglichkeit

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15Die alten Thraker. II, 2.

eines Zusammenhanges mit Âéèõíïß, woneben sich die volks-thümliche, jedoch, wie es scheint, willkürliche Kürzung èàíïéfindet, um deren willen man â'.-èûí aus vi- und der Wz. dhu-,gr. Ou- hat erklären wollen. Wegen des schliessenden -u liegtnahe ved. vidu ,fest, stark, trotzig', aus visdu, vgl. lat. vis-,Wz. vei, uei- l) ,herzugehen, streben, begehren', 2) .verfolgen,jagen', wozu auch slav. -voi , Krieger' und unser ,weiden,Weide, Weidmann' gehört; skr. vidu .achtsam' und vidhu ..ein-sam' bleiben besser fern. Um alle Möglichkeiten zu erschöpfen,sei noch an die Wz. bheidh- ðåßèù, lat. feidus ,treu', foidus,Bündniss' erinnert. In den mitunter schablonenhaft gebildetenVollnamen war der Zusammenhang der beiden Glieder nichtimmer ein fester und bedeutsamer; Âåéèõ- kann hier auch alsechter Eigenname auftreten, ohne Rücksicht auf die ursprüng-liche Bedeutung; ob der Laut è auf altes th, dh, oder aufeinfaches t zurückgeht, lässt sich nicht ermitteln.

Âßêéëéò, åôáßñïò ôéò ÄåêåâÜëïõ, Cass. Dio 68, 14; derselbezeigte den Römern die Stelle im Flusse Sargetias an, wo derdakische Schatz vergraben war. Wz. veik- ,streiten, kämpfen,bezwingen'?

BISA, in einer Inschr. aus Köln, Bramb. 344: LonginusBlarta Bisae f. Bessus; vgl. ÂÚóá; ðüëéò ÈñÜêçò, Åù. Âéóáúï;, St. B.Schwerlich zu Wz. bhei : bhl- ,sich fürchten' lit. baisus ,furcht-bar'; wie erklärt sich armen, wes ,inmitis', wisal ,abhorrere,abominari'?

Âéóýñáò, Þñùò èñáî, mit der Nebenform Âéóóýñáò und derDittographie Âßóôñáò, èñáêéïí üíïìá, Hesych. — An Namen wieVi-cravas, Vi-9ruta lässt sich schwerlich denken, da die WurzelnKleu, Kleus- im Armenischen lu, lus- lauten.

-âßóôáò, vista, bostes, dakisches Element in Âïéñå-âßóôáò,Bur-vista, Buro-bostes; kaum altpers. vista ä êåêôçìÝíïò, das wirzur Glosse 9 herangezogen haben. In einer mösischen Inschr.C. É. ÐÉ 7437 begegnet der verstümmelte Name ////o-busta; Wz.bhus- ,in Bereitschaft setzen' in zd. busti ,Bereitschaft', sarmat.ºñáì-âïýóôçò, Latyschew. II 427 ? Thrakischer Herkunft warwohl Âßóôïêïò, Satellit des Mithradates, Galen. XIV, p. 284.

Âßæçò; Annali dell' instituto di corresp. archeol. 1885,p. 246, n0 7: T. Flavius BIZENS, -wo n die Länge des Vocalsausdrückt; vgl. Äåä-âéæïò.

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I. Abhandlung: Tomischek.16Âýæïò; Inschr. aus dem Gebiet von Philippi, Heuzey n0 68:

ÔÜñóáò Âýæïõ ßp/ Âåó ðñïðôïò ¼÷ñÀíïò. Âýæçò hiess ein Künstlerauf Naxos zur Zeit des Astyages, Paus. V 10, 3. Als Gründervon Byzantion galt Âýæáò ä ÈñÜêçò âáóéëåýò, G-emahl der Phidalia.Âýæïò ä Âåâñýêùí âáóéëåýò Conon 12, falsche Lesart für Âýóíçò,woher Âõóíáúïé, Ýèíïò Âåâñýêùí, St. B.

-âõèüò, in Äß-âõèïò.Âõñäßùí, Vater des Óéôáò, Heuzey p. 331, n0 136; der Typus

der Namen ist thrakisch, der Fundort gehört jedoch zur Land-schaft Pelagonia.

Âßíæçò, Sohn des Ôüíïò aus Parthikopolis, Anon. de longae-vis; steht vielleicht im Ablaut zur Wz. benz, skr. banh-, s. o.Âåíæåßò.

Âïóéò, gen. Âüóåùò, Inschr. v. Pizos, Mitth. 1886, p. 96.Merkwürdig ist Æåõò Âüæéïò auf Münzen von Hierapolis, Headp. 565.

Âüóðùí, Âïóðáò, auf Inschr. von Kyzikos, halte ich fürgriechisch, sei es als Kurzform von Âïóðïñáíäò, oder als Bildungvon Wz. gvesp- ,flechten, binden'.

Âïôåßñáò, bithynischer Fürst, Nachfolger des Doidalsos,Memnon 21; vgl. das phrygische ÂïôéÜåéïí, die ÂïôôéáÀï·. in Ema-thia, und das thrakische Castell Âïõôåñ(åò; scheinbar zu gr. âïôÞñ,âïé÷ù, worin â aus velarem g.

Âïýôçò, angeblich thrakischer Pirat auf Naxos, çí ðñþôïéèñÜêåò (1) ùêçóáí, Diod. V 50. Âïýôåéò 'ÐñïîÝíïõ, aus Tomi, Mitth.VI, n0 39.'

Âïõ-âáò, bithynischer Edeling, Inschr. v. Chalkedon, C. I.Gr. II, p. 974, n0 3795: Âïõâáò Ìïêáðüñé(ïò), vgl. Âáò. Zu kühnwäre Deutung aus *vesu-bha ,schönleuchtend, -redend'; ander-seits erwarten wir für gr. ßou- im Thrakischen ãïõ-, armen. êïí.Âïõ-êÜôôçò, aus Imbros, Conze p. 86, schwerlich thrakisch, ,Rinder-schlächter'!

BURUS Thrax, C. I. VI 2732.Âïõñ-êÝíôéïò, Âåóóïò ôï ãÝíïò, Procop. b. Got. II 26, p. 251.BUK-VISTA bei lordanes, Buro-bostes Trog. Pomp. pr. 33.

Âõñå- oder Âïöå-âßóôá, Strab. VII 303 fg. 298, × 762, König derDaken, Reformator seiner Nation. Es gab eine dakische Ort-schaft Boupi-äáýá, wobei schwerlich an eine Ansiedlung der ly-gischen Âïàñïé gedacht werden darf, obwohl diese als Bundes-

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Die »Iten Thraker. II, 2. 17

genossen der Daken bezeichnet werden. Man denkt unwill-kürlich an skr. bhü-ri zd. buiri ,viel, reichlich, Fülle, Menge',n. pr. Bhuri, Bhnrika, Bhuri-cravas, Bhüri-bala, lit. buris, lett.bura ,Haufe, Herde', von Wz. bheu, bhu- ,spriessen, schwellen'.Dann wäre Âïõñé-äáýá ,0rt der Fülle, Reichendorf, Âïõñ(é)-êÝíôéïòein ðïëõ-ðüèçôïò, Buri-bysta ein ,vielbekannter' ðïëý-ðõóôïò, von*bhudh-to- ,erkannt'.

Âïýæçò, hessischer Name? Âåíéëïò ä Âïýæïõ áäåëöÝò, Proc. b.Got. IV 9, p. 498; Âïýæçò êáß Êïýôæçò Üäåëöþ åê ÈñÜêçò ïíôåò, b.Pers. É 13, ñ. 60; Âïýæçò, Soldatenführer, von Theodora ein-gekerkert, Hist. arc. p. 30; Âïõóáò, röm. Soldatenführer in Ap-piaria, Theophyl. Sim. II 15, p. 100 a. 587. Man könnte anzd. büza ,Bock' denken, ags. bucca. In der phryg. LandschaftGordiene sind ÂïõæáÚïé bezeugt, Acta SS. April. III, p. 42, vgl.Âõæçíïß bei Ptol.

Âñáõñþ, Gemahlin des Edonen Goaxis, Thuc. 4 107; etwadie ,Aufbrausende' von Wz. bherv- .wallen, sprudeln, zappeln'.Die "¢ñôåìéò ÂëïõñåÔôéò haben wir von âëïàñïò, armen, blur ,collis'herzuleiten.

ÂñÜããáò, genannt in der Gründungssage von Olynthos,Conon 4; vielleicht hiess so voreinst der Bach 'Ïëõíèéáêüò.

Âñßãùí, thrak. Soldat, Annali 1885, p. 252: P. Aelius Brigo;vgl. Brigenis, C. I. VI 2907 und die Orte Brigana, Âñßãéæéò.

Âñéæåíéò, Tochter des Ziakatralis, Dumont p. 19, n° 40.-BBISA, in Dentu-brisa, Bramb. 990; vgl. Brisae, bessische

Tribus, Plin. Bei Arr. I 12, 2 begegnet ein Makedone Âñéóùí.Âñ(ëùí, Inschr. aus Nikopol an der Donau, C. I. III 7437:

BRILO Auluzani f., vgl. die Glosse 6: âñßëùí · Ý âáëáíåýò ,Barbier',von Wz. bhrei, bhri- ,scheeren'.

BBINÜBSIUS nat. Trax civ. Beroensis, C. I. VI 3196.Âñéíêá-æÝñçò, aus Beroe, Berl. MB. 1881, p. 442: Äéíé'êåíèïò

Âñéíêá-æÝñåùò und ÔÞñçò ÂñéíêáæÝñåïò. Das erste Glied etwa zuslav. brenk- ,klirren, klimpern'; vgl. zur Glosse âñõí÷üò.

Âñïõæïò, Sohn des Mukatralis, Dumont p. 11, n0 14; vgl.Âñïõæïò, Ort in Phrygien, Ew. Âñïõæçíïé. Die mygdonischenÂñïàóïé lauten richtig Êñïõóïé.

ÂñïõèÝíçò, aus Stenimachos, Dumont p. 11, n0 14; vgl. ausRyla (Âñ)ïýæåíéò êáé Ëßæáò. Thrak. âñõ, ßpou- könnte allenfallsgriechischem åõñý entsprechen; die Aussprache von è bleibt oft

Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. CXXXI. Bd. l. Alh. 2

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18 I. Abhandlung: T o m a B C h e k .

zweifelhaft; die sibyllinischen âñïýôéäåò bei Suid. werden zurWz. bru, mlu ,aussageir gezogen.

BLABTA Bisae f. Bessus, aus Köln, Bramb. 344; Var.Bi-arta.

BLASA, asianischer Name wie Tsinta, Inschr. aus Also-Kosäly, 0. I. III 7635. Sollte Biasa zu lesen sein? ÂéÜóáò,paphlagonischer Name, Strab. 12 553.

-âëÝðôçò in Êåñóï-âëÝðôçò, vielleicht mit Bewusstsein ein-gesetzt für thrak. glepta ,blickend'.

Ðáéæéïò, Vater des Ðçäé'æáò, Syllogos 1886, p. 168; ebensoschwer zu deuten wie armen, hez, hezik ,mitis, mansuetus'.

-êáéñé-, thrak. Element inÐáéñé-óÜäçò, Ðáñé-óÜäçò; bithynischer Name von fünf bospo-

ranischen Fürsten aus dem Geschlechte des Spartokos, Laty-schew II, p. XVIII fg. Ich deute denselben mit Ðáôñï-êëÝçò,ÐÜôñïêëïò, indem ich auf die Lautentwicklung von armen, hairpl. har-q', dial. her, verweise; mit Gleitvocal a finden wir z. B.die Composita hair-a-span .Vatermörder', hair-a-ser ,den Vaterliebend'.

Ðáéñß-óáëïò, Latyschew II, p. 296 zu n0 86: Ðáéñßóáëïò Óáõ-ñäöïõ, Ýñìçíåýò und 'Ñåõóé'íáëïò ÐáéñéóÜëïõ. Der Name des SohnesÔåõóÅíáëïò lehnt sich allerdings an das sarmatische Volk der'Ñåõîéíáëïé (I n0 185), d. i. 'Ñùîïëáíïß Rokhsnano ,die Strahlenden,Berühmten' an; doch kommt auch der dakische Ort 'Ñïõóé-äáýáin Betracht; und Ðáéñßóáëïò selbst wird eher ein Bithyne ge-wesen sein, etwa zu deuten als ein ,dem Vater Heilbringender',vgl. armen, sai ,sanus, integer, illaesus, sa/hithiun ,Heil'.

-pAõs in Vitu-paus, d. i. Bithi puer? gr. ðÜÑéò, auf Vasenðïõò Curtius n0 387, Wz. pu- ,zeugen'. Oder zu pä- ,hiiten,weiden', wie das fg. ?

-PUS, vielleicht im Sinne von ,hütend, weidend, Hirtin'·,m den weibl. Namen Muca-pus C. I. VI 3215. 809 und 7330(gen. -puis) und ¸ðôÞ-ðïõïò; vgl. armen, howiu ,pastor', gr.ðþéõ ,Herde' etc.

ÐÜðáò ,Vater' (s. d. Götternamen) begegnet wie in Phrygienso auch wiederholt im kimmerischen Bosporus, dann auch imthrak. Bizye, Homolle p. 366: ÐÜðáò Äïñæéíèç.

ÐÜôáñïò, bithynischer Heros und Eroberer des mygdonisch-mariandynischen Landes und der paphlagonischen Küste, Arr.

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19Die alten Thraker. II, 2.

b. Eust. Dion. per. 322, St. B. v. Ôßïò; PATRUS als Localgottvon Tios, C. I. V 4602. Wahrscheinlich zur Wz. pet, skr. pat-in der adjectivischen Bildung pataro- ,pinnatus, impetuosus,alacer'; dazu als Kurzform

ÐáôÜò, Inschr. aus Aegina, C. I. Gr. 11, p. 1017, n0 2143:Äõëýðïñéò ÐáôÜ.

ÐáôïõìÜóçò und gekürzt Ðáôïõìáò, Söldner in Athen, C. l.Att. U 963, 21. 25, ob gerade Thraker, bleibt zweifelhaft; eskönnen auch Sarmaten gewesen sein, vgl. die Namen ÌáóÜò undÂéï-ìÜóçò im Bosporus; patu-ma9(a) lässt sich deuten mit ,drein-zuhauen vermögend', von pet, pata- .niederstrecken, fällen' undmak, mag- .vermögen'; vgl. skr. päta ,Sturz, Fall', skyth. oiop-ðáôá · Ü',éäñïêôäíïé, os. fadun ,spalten, zerhauen', armen, hatanel,abhauen, zuschneiden', q'ar-a-hat ëáôýðïò, hator ôüìïò etc.

-PANEUS, unsicher ob als selbständiges Element zu fassenin dem dakischen Namen Diurpaneus, Dorpaneus und Diup-paneus (s. d.). Aus der Zelt Alexanders stammen Äáé-ðáíçò und¢ñü-ðáíïé; Wz. pä- ,schützen', skr. päna .schützend', neupers.bän ,Herr; -hütend' slav. panu ,Herr'. Die edonischen Ðáíáúïéwaren entweder ,Gräber, Metallurgen', vgl. armen, hanel ,heraus-ziehen, herausgraben', oder ,preiswürdige, ruhmvolle' skr. pan-.

ÐÜñéò, phrygisches Synonym von ÁëÝîáíäñïò, eigentlich,Schläger', von armen, har- ,schlagen', europ. per : por, wofürim Thrakischen Ðäñéò (s. d.) begegnet; mit bewusster Anlehnungan den homerischen Namen finden wir ÐÜñéò êá': Âúèõò ìÝãéóôïéïíôåò ðáñÜ ôù ËõóéìÜ÷ù, Athen. 14 614, f, und in einer Inschr.aus Milet, Le Bas-Wadd. add. 1568: Óåýèçò ÐÜñéïò Ëõóéìá÷åýò.

Ðáñäüêáò, maionischer Sciave, Aristoph. ran. 601 schol.; dennnur in Lydien findet sich eine Art ðÜñäïò, ðÜñäáëéò, welches Wort0. Keller, Thiere des A. 387 zu semit. barod .gefleckt', nichtzu skr. prdäku stellt; daher der uralte lydische Name ÐáñäÜëáò,ÐáñäáëÝáò, Ðáñäáëüò, der auch in Thasos und Serdike auftritt.

PAKSANIUS, in Moesien, C. I. HI 6137.PASSAKUS, C. I. VI 2698, f. ÐáóóÜñá, illyrische Namen,

nicht thrakische.Ðçïßæáò, Sohn des Paizios, Syllogos 1886, p. 168; etwa

.Bodenstampfer, Tänzer' oder ,Fussgänger', Wz. ped-; im da-kischen ,Fünffingerkraut' ðñï-ðüäéëá fanden wir pod- ,Fuss',armen, otn.

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20 I. Abhandlang: Tomasche k.

PEBÜLA, C. I. VI 2737, wie skr. Perula, Wz. per ðåßñù.PETO-POKUS, Dynast der G-ebirgsdaken, DAc(i) · PETO-

POKIANI, TP.PIACCHES, getischer Häuptling, Ov. ex Ponto 4 10, 23.ÑÀÅ-ponüs rex Coisstobocensis, C. I. VI 1801; ygl. die

dakischen Ðéå-öåéãïé, Ptol. Als Reim und Gegenstuck zu priya,ÐñéÜíôçò .Freund' hatte piya, piya, piya(n)t, got. fijand- die Be-deutung .Feind', Wz. pei, pi- .anfeinden'; zu gr. -ðÞìáíôïò ver-gleicht Bugge armen, hivand .leidend'. Wir haben hier einen.Schlächter' oder .Bekämpfer des Feindest ein ähnlicher Sinnliegt auch in den ÐéÝ-öåéãïé, etwa von Wz. bhegh- .bekämpfen,streiten', kelt. -bogius.

Ðéóôïýò, scheinbar gr. ðéóôüò, z. B. Ðéóôïýò Âßèõïò, aus Ha-drianopel; ôï Ðßóôïõ öñïýñéïí, Theophyl. Sim. a. 596.

Ðßôôá÷,ïò ä ôùí Çäïíþí âáóéëåýò, Thuc. 4 107, und Ðßôôáêïòvon Mitylene, Sohn des Thrakers ¾ññáò (Anlaut wie im mysi-schen "Ãñôáêïò und im maionischen Orte ¾ñãáëá), auf MünzenÖéôôáêïò, Head p. 488, wie Ößôôáëïò in Abdera für Ðßôôáëïò, nebenÐéôôÜëáêïò und Ðßôôïõëïò; etwa ,geizig, gierig', Wz. flhid-, zu be-urtheilen wie Ðåôèáëüò, Öåôôáëüò, Èåóóáëüò, Wz. ghedh-?

ÐïëëÞò ä ôùí ¼äïìÜíôùí âáóéëåýò, Thuc. V 6; vgl. d. fg.POLULA, aus dem odomantischen Gebiete von Philippi,

Heuzey n0 86 C. I. III 707: Cintis Polulae f. Scaporenus. ZurWz. pel: pol- ,schütten, giessen, füllen', armen, heiul ,ausschütten',heiun, z'ehin .reichlich, voll'; auch die attischen Namen Ðüëëéò,Ðüëëé÷ïò, Ðüëõëëïò f. Ðïëýëëá gehören zu ðïëýò, ebenso skr.Purula zu pura ,viel'.

Ðüëôõò ä èñáêþí âáóéëåýò, mythischer Heros der VesteAinos oder Ðïëôõìâñßá; auch sonst Eigenname, C. I. Gr. II,n0 3141, 4; vgl. die Glosse ðüëôõí ,Damm, Aufwurf, von pel:pol- ,schütten, einen Damm aufwerfen'.

Ðüóóåéò, Ðüóóçò, Ðüóéò, f. Ðïóóßá, auf Inschr. z. B. aus Odessos,Mitth. d. d. arch. Inst. X, p. 317, im Tundzagebiet, Mitth. XV,p. 107, n0 53 etc.

POTAZIS, C. I. VI 2389; vgl. ÐïôÜóéïò Latyschew H, p. 300zu n0128.

Ðüñ÷,çò, aus Maroneia, Corr. Hell. V, p. 83, vgl. Lycophr.1347; gr. ðüñêçò aus porqä-, Wz. per : por- ðåßñù.

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21Die alten Thraker. II, 2.

Ðüñéò, Aineiate, Liv. 404; als typisches Element im zweitenGliede thrakischer Namen findet sich -ðüñéò, POKUS, ÑÏÊ, gen.-ðüñéäïò, ÷üñçïò, ðüñåïò, POBIS neben -ðüëéò, gen. ðüëéäïò, ðïëéüò,bald im Sinne von , Stecher, Schlächter', bald als ,Streiter,Kämpe, Held', von der Wz. per : por- ðå(ñù, Üíá-ðåßñù, ðåñüíçðüñïò, slav. na-poril ,Stich, Stoss', sü-porü ,Streit, Kampf, Pe-runü, lit. Perkunas .Donnergott', ir. orcim, orgim, part. pf.orta .schlage, tödte'. Reich ist die Sippe im Armenischen ver-treten: her(i) ,contentio, rixa', heriun ðåñüíç, harkanel (aor. 3.sg. e-har) ,figere, perforare, percutere, vulnerare, mactare', nom.verb. -har z. B. in phoi-a-har ,tubam pulsans', q'nar-a-har ,cin-narum ludens', sandz-a-har ,freno cohibens s. cohibitus', otn-a-har ,pedibus conculcans s. conculcatus', iz-a-har ,a viperamorsus', gan-har ,verberatus'; diesem -har entspricht im Vocalder phrygische ÐÜñéò, vielleicht als ,Lautenschläger'; thrak. -ðüñéòbewahrt noch den echten Ablaut o. Die häufige Verwendungdieses Elementes erfloss aus der Lebensweise und Psyche desthrakischen Nomaden- und Kriegervolkes, dessen Lust an Vieh-stechen und Todschlag sich bis in die späteste Zeit erhielt.Wir finden folgende Vollnamen: ¢âñïý-ðïëéò, Áõëïý-ðïñéò Aulu-por, d. i. ,Rossschlächter' oder .Kämpfer zu ROSS'; Hepta-poris; Petoporus; Pie-porus , Bekämpfer des Feindes'; Muca-poris, Muca-por, d. i. ,Saustecher' oder .Hammelschlächter';Nato-porus; ////-ôÜ-ðïñéò ////áéóôùíïò, verstümmelte Inschr. ausRazgrad; 'Ñáéó÷ïý-ðïñéò oder Ôáóêïý-ðïëéò (s. d.); ÄáëÞ-ðïñéò,Schlächter eines weiblichen Thieres', Äéëß- und Äõëý-ðïñéò (s. d.);Äéíäß-ðïñéò, etwa .Faustkämpfer', Diza-por (s. d.); Êåôñß-ðïñéòund Êåäñåß-ðïëéò ,Schlächter alles Vierfussigen'; Sem-por ActaSS. Oct. IX, p. 550, wenn es nicht für Óýìöïñïò, Symphor ge-setzt ist.

Ðõññüò, Ðýñïò und -ðõñéò in Íåóôï-ðõñéò, "Å-ðõñéò, Ãçðáé'-ðõñéòferner Ðõññßáò z. B. C. I. Att. II, n0 963, 33. 36, und besondersdeutlich PURULA z. B. aus Donaubulgarien 0. I. III 6138, vgl.VI 2586: M. Purula Diza mil. coh. praet., endlich ÐõñïõññÞïçòthrak. Söldner in Athen C. I. Att. II 963, 28 (worin âñÞäçòentweder zur Wz. vre- .sprechen' oder zu vredh, verdh- ,er-heben' gehört, ,einer der feuergleich aufflackert, auffährt'),bezeugen das Vorhandensein des idgm. Wortes .Feuer', armen.hur auch im Thrakischen.

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22 I. Abhandlung: TomaBchelc.

PUTINA, C. I. VI 2933; vgl. TOTTVI), ßuwif) ,von Weidenruthenumflochtene Flasche'? oder zu lit. put-, pütinu ,blase, schnaube,schäumet

-Ttpoti.01;, in Kai-Ttpoli^oi; (s, d.), aus itpo- ,vor' und einer aufo, S ausgehenden Wurzel; prei, pres- , voran' in dem phryg.Orte npe^o?, daher IIpei;;^ Corr. Hell. VII, p. 253; ähnlichgr. npes-fu?, eigentlich , vorangehend', Wz. gu, wozu Buggearmen, erec ,natu maior, preabyter' stellt.

Qpoww^, Name mehrerer bithynischer Fürsten; unter demersten Prusias wurden [Ipouiriai; T) wpo!; OaXaouY), d. i. Kios, undnpowiai; irpos 'TTCKO gegründet, Ew. IIpouaig^, ebenso, unter Hanni-bal's Auspicien, ripoucra xpbi; 'OXU[ATC(O, Ew. IIpouuasTs. Zugrundeliegt eine Basis pere (pre, gr. 1̂ 6(1)) oder pru- aus preu- inden erweiterten Formen preu-th, skr. pruth .schnauben, pusten,sprühen' und preu-s, skr. prus ,sprühen, flackern, brennen,jucken; spritzen, tropfen'; steht demnach Prusiaa für Pruthiasoder für Prusvias?

Mai-eaST]?, Seitenstück zu IIalpt-oaäi)«;, thrakischer Dynast,Xen. an. 7 2, 38. 5, l; zu deuten als Mi)Tpo-TiiJi.o<;, vgl. [Awa, Lall-wor-t für ,Mutter'.

Mai-olpa Oparra, Mutter eines Kotys, Freigelassene des Ni-katas aus Kallipolis, Corr. Hell. V, p. 411, n° 18; d. i. Mi]Tpo-(piXif), armen, mair-a-ser, von mair ,Mutter' und sirel ,lieben'.Als ,Mondglanz' oder .Vollmond' deute ich dagegen den Sar-maten Mat-^oipvo«;, Latyschew I, n0 85.

MAUPUS, aus Trimontium, Eph. epigr. IV, n° 894, a, 9.Map-nevrio,;, hessischer Reiteranführer, Proc. b. Got. II 5,

p. 164; [Ji.T)TpOT:6(h}Toi;, vgl. armen, mair, mär, mer ,mater'.Mapüv findet sich, nach dem homerischen Vorbilde, bis

in die späteste Zeit als Eigenname, z. B. Cod. lust. IV 44, la. 222: Aur. Maroni militi; Wz. mär- .blinken, funkeln, hitzen'.

-lAixpx.Tf), in Zta-[xii(px,if] (s. d,); vgl. den Ort ApaCTt-p.apx.a. Solltegall. y.dpv.s. ,Mähre', ahd. marha, maraha zu vergleichen sein?Oder liegt darin der Sinn ,packend', Wz. marq- p.dpwTtri?

-iJiap-ccn;, m 'ISi-p.ap-coi; (s. d.).MAMA, Dadae filia, sacerdos Tomitana, C. I. III 7559;

verbreitetes Lallwort für ,Mutfer'; der heil. Mamas, Sohn derAmya, erhielt diesen Namen, weil er als Kind stets mamalallte, Acta SS. Aug. III, p. 436.

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23Die alten Thraker. II, 2.

MaiA-oS«;, thrak. Söldner in Athen, C. I. Att. II 963, 38;.Muttersöhnchen', eigentlich ,Mama-benetzer', wie der getische2aX[A-o^is ,Benetzer des Felles'; vgl. Mamutzes, Bruder desSliciper und Decibalis, aus Durostorus; ähnlich Mamoceus, Eph.epigr. IV, n° 891, 18. Die MI]TK)P Oetov MotiAoui^iv^ einer Inschr. ausByzantion, Dethier p. 54, n° 19, hiess so nach einem Orte MajAou^a,geformt wie B6pui;a; vgl. Map.o686pTO in Bithynien, Acta Patr. Cp.

MANIUS, Bramb. 1290: C. Tutius Mani f. Dansala; vgl.Mavi'a, Gemahlin des Zenis aus Dardania, Xen. Hell. III l, 10,und die phrygische Glosse p.avia • T] xaXiS, Athen. 13 578, b,ferner (Ji.avix.6«; • Xapwcpoc, Oau[Jiairt6<;, neupers. mäni ,singularis, unica,pretiosa'; dazu der thrak. Heros "Hpox; Mav(-p.ai;os, Mitth. XV,p. 107, n0 58.

MANTA, z. B. aus Salonik, C. I. HI 7330: Manta Dizae f.;häufiger als weiblicher Name in Salonik und Larissa, z. B.MavTa, Frau des Kassandros, ferner Amme eines Ampianos;Wz. menth- ,umrühren, quirlen; zerren, zausen' z. B. in dak.(AOtwa • ßa-coi;, rubus, und in den Ortsnamen MavraXo«; in Phry-gien, Mawriov Bithynien.

MavTl«;, Sohn des Kaiproizos, aus Amphipolis, Anon. delongaev.

Mc(vSp<i)v, MavSpTj?, bebrykische Namen.MaSa-Yaua, Gemahlin des Tyriten Herakleidas, aus Odessos,

Berl. MB. 1875, n0 9; Wz. mad- ,überfliessen', dazu gau .Milch',ved. go?

M'ijvii;, gen. M^viSo?, M^vio? und M^vi, geformt wie Z^ii;,häufig in Phrygien und Bithynien, Kyzikos; Mucapor Menis f.,C. I.III 7437.

Milieu?, aus Bazardzik, Dumont p. 8, n° 2: noupot Mr^een;;aus Phrygien ist ein Ort Mei^ea bezeugt, Ew. Me^eavoi.

MijSoi;, f. MijSa, am besten abzuleiten von Wz. med, med-,ermessen; sinnen, walten'; Wescher-Foucart n0 157, p. 121;M^Soi; söpia avSpsrov, Opai; v^vos; dazu als Derivat M^Selo«; Theocr.ep. 8, AP. VII 663 u. Inschr. aus Söwe, Berl. Archäol. Zeit.1875, p. 162, n° 2. MijSa a&y.a -(•uvatx.eTov, Qpafca, Wescher-Foucartn0 43, p. 49; M^Sa ^ ^civ^p KoO^Xa TOU wi rs-cöv ßafftXecoi;, Athen.13 557, bei Jordanes Get. 10: Meda, Gudilae filia.

MiiScwo? o 'OSOUCT&V ßawXsue, Xen. An. 92, 32 Diod. a. 405.392, bei Demetr. eloc. 161 Mi)86x,r)i;. Der Name scheint absicht-

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24 I. Abhandlung: T o m äs ehe k.

lieh aus ¢ìÞäïêïò, ¢ìÜäïêïò, d. i. ,Rohfleischesser' veredeltworden zu. sein, im Sinne von ,verständig, klug'.

Ìçäï-óÜäçò, Gesandter des Seuthes II., Xen. An. 7 l, 5.2, 10; an der Propontis gab es eine êþìç ÌçäïóÜäåù, Hippocr.ep. IV 45, p. 186. 188. Entweder ,ob der Einsicht geehrt,Schätzer der Einsicht' oder ,Ehre, Ruhm des Medokos'.

ÌÞôïêïò, lautverschobene Form für ¢ìÞäïêïò, ÌÞäïêïò aufMünzen; so hiess auch der Wiedererbauer von Apollonia,Mitth. X, p. 163: ÌÞôïêïò Ôáñïýëïõ. Nebenform ÌÞôéêïò, z. B.Dipl. milit. n0 XX a. 99, C. I. III, p. 863: METICUS Solae f.Bessus, n0 LXII a. 221, Ephem. epigr. Ð, ñ. 464: MaeticusBessus ex Trimontio. Auf sarmatischem Boden ÌÞôáêïò, Laty-schew II add. ad n0 68, und ÌÞôáãïò, I, n0 64. 72, von zd. maeti,armen, met, mit.

ÌåëéÜò, sagenhafter Thrakenfurst, Hesych. Miles. orig.Byz. fr. 4, 11.

Ìåëãßò, aus Drabeakos, Heuzey n0 68: Âýæïò êáé Âåßèõò êáéÔÜñóáò ðáôñé ÔÜñóá êáé ìçôñß Ìåëãßäé ãíçóßïéò. Etwa die ,milch-reiche, milchweisse', ags. melc, ahd. melch oder .Melkerin',Wz. melg-, obwohl wir eher ìåëæ- erwarten, lit. melzu, slav.mlüza; für ÌÝëæïò scheint gesetzt ÌÝëóïò ä èñáêþí âáóéëåýò, derangebliche Besitzer oder Gründer von Messembria, Strab.

ÌåóôåÚò, aus Thasos, Conze p. 36: Öáõóôïò ÌåóôåÚäïò; gr.ìåóôüò ,íïÀÀ' gehört, wie skr. matta, zur Wz. mad, med- ,triefen,überfliessen'; dieses Element scheint mit tu- .schwellen' ver-bunden in MESTI-TU, Mutter der Mucapu, C. I. VI 3215.

Ìéëôï-êýèçò ä èñáî, Xen. An. 2 2, 7; femer Dienstmanndes Kotys II., Dem. p. 655. 1207; vgl. die Glosse ìßëôïò.

Ìßíáò, Bithyne, Sitzungsber. der Münchner Akad. 1863,p. 244, n° 17.

Ìüóôéò, thrak. Theilfürst im 2. Jahrh. v. Chr. auf MünzenâáóéëÝùò Ìüóôéäïò, åðß ÓáäÜëïõ, Eckhel DN. II, p. 177; vgl.ÌáêÜñçò Ìïóôßïõ, Latyschew Ð, n0 85. In Phrygien gab es einenOrt Ìüóôçíá.

Ìüóóçò, bisaltischer Fürst ca. 480 auf Münzen Ìùóóåù,Ìùóóåï Head ÇÍ. ñ. 179; man las ehemals ¼óóåùì und dachtean die Stadt "Ïóóá.

Ìüêáò, häufig in phryg. und thrak. Inschr., auch in Dar-dania, C. I. V 898; vgl. die Orte Ìüêáôá in Bithynien, Ìüêêáäá

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in Phrygien. Oft erscheint Ìüêá- gesetzt für thrak. Ìïõêá-, z. B.in dem Orte Moca-sura.

ÌïõêÜíôéïò, Vater des Muzakos, aus Nikomedeia, Anon. delongaev.

Ìïýêáóïò, Vater des Zaikedenthes, aus Parthikopolis, id.;vgl. Mucasius Thraex, Bramb. 489. MUCALUS, C. I. III 6133.— Mukant könnte .Brüller' bedeutet haben, Wz. mük- ,brüllen';Mukalo ,einer, der nicht gern spricht', vgl. ìõêüò · Üöùíïò, skr.mu'-ka; es gab auch eine Wz. muk, mok- ,scharf sein, stechen',vgl. ìüêñùí mucro, armen. m(ü)knd-a-har ,mit der Lanze ge-stochen'. Sehr verbreitet ist der Name Ìïýêêùí, z. B. C. I. VI 2735.2736 (aus Mösien). Anders deuten wir die folgenden Namen:

Ìïõêá-ôñÜëéò; aus Bazardzik, Dumont p. 9, n° 9: ÌïõêáôñÜ-ëçò Êüóù õë (?); aus Stenimachos, ñ. 11, n0 14: Âñïõæïò Ìïõêá-ôñÜëåùò; aus Beroe, Berl. MB. 1881, p. 442: ÌïõêáôñÜëéò ÊÝëóïõ;aus Pizos, Mitth. X, p. 96 etc. Ferner aus Lambaesis, C. I.VIII 3198: Mucatrali Aulureni f. n. Thrax ex civit. Aug. Trai-anesie; aus Arrabona, III 4378: Ulp. Mucatralis d. Bessus;aus Moguntia, Bramb. 1060. 1285. 1341 etc. Dazu als Kurzform

MUCA-TKA, wie Aulu-tra, z. B. Eph. ep. IV, p. 316: Jul.Mucatra Perintho; aus Salona, C. É. ÉÐ 2009; aus Campona,n0 3394; aus Viminacium, 8275, 4; aus Ad Medias, Eph. ep. II,p. 335, n0 305; aus Also-Ilosva, C. É. ÐÉ 787: Sola Mucatri;aus Mauretanien, VIII 2771. 2794; vom Rhein, Bramb. 151;aus Rom, C. I. VI 228: Durze Mucatra, 2385, 11: Mucatradomo Anchialo, 2557. 2813. 2408; Acta S. Eustratii b. Mignevol. 116, p. 471: ðñïò ôßíá Ìïõ÷Üôïñá, åí ô») ¢ñáõñáêçíþí ôçí ï'é'êç-óéí Ý÷ïíôá (var. ÌïõêÜðïñá). Als weiblicher Name: Aurelia Mu-catra, C. I. III suppl., n» 10276.

MUCA-TKAULIS oder -TBAULUS, Cod. lust. II 3, 9 a. 222;IX l, 10 a. 239; IV 44, 7; VIII 50, 15 a. 293.

MUCA-SENUS oder -SENES; aus Batkun, Dumont, n0 24 a, c:Êüôõò Ìïõêáóå'íç; zus Mösien, C. I. III 6137: Sises Mucasenis;aus Apulum, 1195: Mucasenus Cesorini; aus Lyon: MucaseniaFortunata ex Germania sup.

MUCA-ZANUS, Cod. lust. IV 30, 10 a. 294.MUCA-PUS, gen. -puzs, f., C. I. III 809, VI 3215.ÌïõêÜ- oder ÌïêÜ-ðïñéò, MUCA-PORIS, -POBUS, -POB, f. -POHA.

ÌïõêáÀÅïñéò, âáóéëåýò ôéò ôçò Âéèõíßáò, und êüëðïò ï Ìïõêáðüñéäïò,

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I. Abhandlung: Tomaschek.26

Dionys. Byz. Anapl. Bosp. fr. 62; Mucaporis notarius Aureliani. . . qui imperatorem apud Caenofrurium mansionem manu in-teremit, Vopisc. Aur. 26, 2, 35, 5; Mucapor, ipsius naturae ex-pers atque humanitatis ignarus, carnifex, Acta SS. Oct. IX,p. 596 a. 304. Inschr. aus Chalkedon, C. I. Gr. II, p. 974.3795: Âïõâáò Ìïêáðïñéäïò; aus Pantikapaion, Latyschew II 223:ÂåíæåÚ èõãÜôçñ Ìïêáôïñåïò; aus Beroe, Berl. MB. 1881, p. 442:Öë. ÌïõêÜðïñéò ÓêÝëïï; aus Pizos, Mitth. X, p. 96, aus Ryla,p. 74; aus Mösien, Kanitz II, p. 217, Mitth. XIV, p. 144, n0 4:Äéº Æâåëèéïýñäù ÌïêÜðïñéò äþñïí. Dipl. milit. n0 LXXIX a. 88,Eph. epigr. V, p. 652: Mucapori Eptacentis f. eq. Thraci; ausTomi, C. I. III 7565: Castus Mucapori; aus Mösien 7437:Mucapor Menis, vgl. 799. 852. 1526. 3558, Annali 1885, p. 248,C. I. VI 2386, a, 9. 2603. 3314. 2954: Tataza Mucapora;Bramb. 1341: Aur. Mucapor Aulusani f. civ. Anchealitanus. —Dass in ìïõêá- ein Thiername vorliegt, schliessen wir aus derAnalogie der übrigen Vollnamen; man könnte an ,Rind' denken,im Hinblick auf mük- .brüllen'. Gelegener· bietet sich das kelti-sche Wort für .Schwein', ir. mucc (pl. mucca)', cymr. bret.moch, wozu gall. Moccadius, ir. muccaid .Schweinehirt', deut-bar aus der Wz. meu, mu- (mit Nominalsuffix -ka) oder dererweiterten Form meuk, muk- -gleitend abstreifen, abziehen,losmachen, Samen lassen', gr. -ìýóóù, lit. maukti, skr. mu(n)c-(ved. Na-muci ,nicht loslassend', bebryk. Heros "Á-ìõêïò), dahermoka n. .abgezogenes Fell', os. mukkag .Same, Nachkommen-schaft'. Es braucht indess für das Thrakische nicht gerade dieBedeutung .Schwein' vorausgesetzt zu werden; man kann anjedes hautliefernde Hausthier denken, zumal an das Schaf, denHammel; neupers. mok für mes ist allerdings nur schwach be-zeugt (Vullers II, p. 1229, b), und armen, maq'i erfordert eineandere Herleitung. Ich schwanke daher, ob ich Mucaporisals ,Saustecher' oder als .Hammelschlächter', Mucatralis als.Schweinehälter' oder als .Schafzüchter' u. s. w. deuten soll.Derartige Namen bedeuten bei einem viehzüchtenden Volkenichts Unedles; im Orient schlachtet der Fürst in der Würdeeines Blutvergiessers (chfin-kar) täglich mit eigener Hand seinenHammel!

Ìïýæáêïò, Sohn des Mukantios, aus Nikomedeia, Anon. delongaev.; vgl. die spätbyz. Namen ÌïõæÜëùí, ÌïõæáëÜêéïò; Ìïõæçíüò

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Inschr. b. Sterret l, n0 375, Z. 24; armen, muz ,ausgepressterSaft, Most', mzel .Saft abziehen'. Die phryg. Ìïæåáíïß Headp. 562, 565, dagegen lauten bei Ptol. Ìïîåáíïß, und fern bleibeauch armen, mozi, kapp. gr. muzia .vitulus'.

Muscus, MUSCIÜS, MUSCELLUS (z. B. Dipl. milit. XI SoioniMuscelli f. Besso), häufig vorkommende Namen unsicherer Her-kunft; alb. musk .Maulesel'?

NATO-PORUS, kostobokischer Prinz im Exil zu Rom, C. I.VI 18al; vgl. NATÜ-SPARDO, Amm. Marc. 27 10, 16 a. 368. Beider phryg. Stadt Nakoleia gab es einen Ort Íçôïò ìåãÜëç,Mitth. VIII, p. 212, n0 29; gr. íùôïò, lat. nätes, Wz. ne : n6-,beugen'? erweitert in nem, skr. nam- .beugen', nata, ,gebeugt'?Nato-porus etwa ,den Rücken (des fliehenden Feindes) durch-bohrend', Natu-spardo ,m der Rückenlage mit den Füssenstrampfend'?

Íåóôü-ðõñéò, Íåóôï-êñÜôçò, ÍÝóôéò, Inschr. von Thasos undAbdera, zum Flussnamen ÍÝóôïò.

NUSA-TITA puer natione Thracius, C. I. II 3354, bei Äéþ-íõóïò besprochen.

RABO-CENTUS Bessicae gentis princeps, securi percussus aL. Calpurnio Pisone legato, Cic. or. in Pis. 34, 84; zu deutenals Ýñãüöéëïò, öéëüðïíïò? rabo-, skr. rabhas n. ,Arbeit, Handwerk,Kunst', Wz. rabh, labh- ,packen'.

ñáéóêï, ñáéóêïõ, ñçóêïõ- in dem Vollnamen'Ñáéóêïý-ðïñéò auf Münzen, sonst 'Ñáóêïýðïñéò, Ôçóêïýðïñéò, in

spätester Zeit auch Ôéóêïýðïñéò, gen. -ðïñéïïò, ðüñçïò, ðÜñéïò; sohiessen sieben bosporanische Könige bithynisch-odrysischer Ab-kunft aus der a. 71 zur Herrschaft gelangten Linie; in Thrakebegegnet dieser Name bei den Sapaiern und Odrysen zur ZeitCäsars und Octavianus'. Der odrysische 'Ñçóêïýðïñéò, Ôáóêýðïñéò,bei Suet. Tib. 37 Rhascypolis, wurde a. 19 abgesetzt; wir be-schränken uns auf die Zeugnisse über den Sapaier Rhascypolis,rex Macedoniae partis, qui copias Pompeio miserat, Caes. b.civ. 3, 4; 'Ñáóêïýðïëéò, ä ôùí Óáðáéùí âáóéëåýò, Bruder des 'ÑÜéêüò,Theilherrscher im Osten und Bundesgenosse des Brutus undCassius, App. b. civ. 4 87. 104; 'Ñáóêýðïñéò ï äõíÜóôçò, Cass. Dio47, 25 — so wechselt auch hier p mit ë. — 'ÑÜóêïò, Bruderdes Vorigen, Herrscher im Westgebiete oberhalb Philippi,Bundesgenosse des Octavianus und Antonius, App. 4 87. 104.

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146, stellt die Kurzform dar; sehr gut bemerkt Fick, Gr. Per-sonennamen LXV: ein Brtiderpaar, der eine mit dem Voll-namen, der andere mit dem Kosenamen, wie skr. Danda-dhäraund Danda, ahd. Karlmann und Karl, gr. ºððáñ÷ïò und Éððßáò.

RESCU-TOBME Soie, Frau des Mucasenus, aus Apulum, C. I.III 1195. Auch in Ortsnamen begegnet das Element, so inder Station Resculum der dakischen Goldbergwerke und in derwaldigen Anhöhe 'ÑÞóêõíèïò an der Münde des Strymon. Ichfasse es als Adjectivbildung auf -sko- von einer Basis rai (re,ra) und vergleiche skr. rayi, räi ,Schatz, Gut, Reichthum,Wohlstand, Segen', zd. rae-vant .reich, gesegnet, glücklich';auf europäischem Boden lautet die Wz. allerdings lä, le- ,nieder-legen, spenden, gewähren, lassen', z. B. in lit. Laima ,Göttindes Glücks und Segens'; slav. raj ,Paradies' ist noch unauf-geklärt. Demnach wäre 'Ñâéóêïý-ðïñéò etwa ,fortunatus bellator';doch sind auch andere Auffassungen möglich. Ich erinnerebeispielsweise an unser ,rasch' aus ra(,p)-sko- und an die Wz.re- ,abschätzen'.

-RENÜS in dem Vollnamen AUUJ-RENUS (s. d.); vgl. Orts-namen wie Ranilum u. ä.; Wz. ran- .erfreuen, sich freuen', skr.rana ,Lust, Behagen', armen, erani ,felix, beatus', eranel ,beatumpraedicare'. Demnach soviel wie ºððï-÷Üñìçò.

'Ñçâïýëáò, Óåýèïõ õ'éïò, Êüôõïò áäåëöüò, C. É. Att. Ð add. 175, ba. 330.

REGULA, Bramb. 443.RETi-c(in)Tis, aus Tomi, C. I. III 7565.ñïéìçô-, thrak. Element in dem Namen'ÑùéìçôÜëêáò, -áëêÞò, 'ÑõìéôÜëêçò, RUMITALCA; so hiessen zu-

mal zwei oder drei odrysische Fürsten; nach dem Tode desletzten machte Claudius Thrake zu einer römischen Provinz;ihre Namen finden sich häufig auf Münzen und Inschriften, vgl.Eckhel DN. II, p. 58; Inschr. b. Dumont p. 31, n0 62. 63,Corresp. Hell. VIII, p. 52: âáóéëåýò 'ÑïéìçôÜëêçò, Êüôõïò õßüò, äÂéóôäíùí åõåñãÝôçò; C. É. Gr. 2009: Öéëüôåéìïò âáóéëÝùò ÔïéìçôÜëêáäïýëïò, etc. — Im kimmerischen Bosporus regierte ein von Ha-drian eingesetzter Ôéâ. Éïýëéïò ÔïéìçôÜëêáò a. 131—153, Laty-schew I, n0 199 etc. — RUMITALOA tribunus, in societatem Pro-copianorum excitus, Amm. Marc. 26 8, l a. 365; unter Deciusvertheidigte Maximus Marcianopolis wider die Goten, ÜíÞñ ãÝíïò

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ôùí áðü 'ÑùìåôÜëêïõ, Dexipp. fr. — Den Ausgang -Üëêáò, wie inÓéôÜëêáò, halte ich für diminutiv; die Basis ñïéìçô- vergleiche ichnicht so sehr mit skr. cro-mata n. ,Ruf, Erhörung', got. *hliu-munda, ahd. hliumunt ,Leumund', obwohl die Wz. kleu- im Ar-menischen zu lu- zusammenschrumpft und im Thrakischen reu,ru lauten konnte, als vielmehr mit skr. ro-mantha, wach. römöt,das Wiederkäuen', von reu-mn-, lat. rumen ,pars colli, quaesca devoratur', Wz. reu, ru- l) ,brüllen', 2) .zerschlagen,mulmen'.

'Ñäèïò, ôï ãÝíïò èñáî, Wescher-Foucart n» 68, p. 66; Wz.reth- ,laufen, rollen' skr. ratha .Streitwagen' etc. Die Frei-gelassene "Ñïôïñìá, in Armyro, Heuzey p. 431, n0 214, war wohleine Epirotin, vgl. Ôßôïñìïò õ. ä.

Ôüóçæéò, thrak. Söldner in Athen, C. I. Att. 963, 23. Obsich etwa ñïó- mit skr. r9a .Antilope', raus, rus, ras ,wildesBergschaf' der Pamirdialekte, russ. los! (aus olsi) ,Elen', ahd.elho áëêÞò vergleichen lässt? -ezi- zu åßãù?

'Ñþëçò, Dakenhäuptling an der unteren Donau, Cass. Dio51, 26; vgl. ôïõ 'Ñïõëïý Castell in Mösien, 'Ñïëëé-ãåñáß in Daciameditcrranea.

'ÑùíÜêçò ü Ìáéïüò, Miterfinder der Syrinx, Athen. 4 184, a;zu armen, oronel åñåõíÜù, got.JU.na, altn. raun? Die gandharischeStadt 'Ñþí St. B. stelle ich zu zd. ravan, armen, erevil ,apparere,patere'.

ËÜëá, aus Bisanthe, Homolle p. 401.LENOLA, var. Venula, natione Dansala, Bramb. 980.Äáé-êþóçò, Vater des Xenakenthos, Mitth. X, p. 144; das

erste Glied zu ïÞéïò, äáÑéïò .feindlich', äáé- .in der Schlacht'?ÄááÀïò, f. ÄááÀò, Mitth. VIII, p. 208, n0 22.Ëáüò, DAVOS, Name gotischer Sciaven, in der neuattischen

Komödie; auch im Phormio des Terenz nennt sich Davos einenLandsmann des Geta; häufig in lat. Inschr., Äáïò in Samothrakeund Thasos. Zu deuten als. ,Siedler, Sasse, Bauer', wie ÄÜêïò,Abh. I, S. 101, von Wz. dhe- ,ponere, collocare', thrak. davaetc. Auffällig ist das schliessende ó in der mösischen OrtschaftÄáïõó-äáýá, Ptol. — Auf phrygischem Boden begegnet überaushäufig ÄÜïò, zu deuten aus der Glosse äÜïò- ëýêïò, ýð'ï Öñõãþí,gr. èþò ,Schakal', sei es als ,Läufer', gr. èïÑßò, sei es als ,Heuler',von èùäóóù.

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I. Abhandinng: Tomaschek.30

DADA, ÄÜäáò, ÄÜäïò, Lallwort für ältere Verwandte.äáëá, äáëç-, in folgenden VollnamenÄáëÜ-æåëìéò, aus Pantikapaion, Latyschew II, n0 136, p. 90.

300: Áýëïýæåëìéò ÄáëáæÝëìïõ.ÄáëÞ-ðïñéò, aus Pizos, Mitt. X, p. 96: ÊÝëóïò Äáëçðïñåïò.

Ich fasse dala, dalä als ,weibliches Thier' (Milchkuh, säugendesKalb, Mutterschaf, Lamm) und vergleiche skr. dhäru, gr. èÞëõ-,ir. delech, lett. dile, alb. delje, kurd. deil (z. B. deil-i-zl ,Stute',deil-i-Sir .Löwin', deilik .Hündin', lor. dällk ,Mutter'), von Wz.dhe-, skr. dhä- ,säugen, saugen'. Also ÄáëÞ-ðïñéò ,pecus s. vi-tulum mactans', ÄáëÜ-æåëìéò ,pelle ovina s. vitulina indutus'.

ÄáëôéáíÞ, Heuzey p. 330, n0 134; vgl. ÄÝëôéò, Tochter derKuthein, aus Salonik, und ¿ñÜäáëôéò?

Äáñßêéïò ï èñáî, Liban. ep. 281; vgl. ÄÜñçò ü Öñýî, für"Åêôùñ; Wz. dher- .festhalten'.

DABDISA, Ï. É. VI 2385, l, a, 18.ÄÜðõî, -õãïò, dakischer Häuptling an der unteren Donau,

Cass. Dio 51, 26; Wz. dap- äÜðôù, äáñäÜðôù? Zur mut. Dapabaevergleicht sich eher armen, taph ,flach, platt'. ÄÜððáóéò inPhanagoria, Latyschew n0 389, wohl karischer Herkunft.

Äåß8áò, DIDA, z.B. C. I. Gr. 2019; Ϻï-äåßäáò, Homolle p. 421;sonst häufig in Phrygien; Dida Paeon, Liv. 42, 51, 5. Wz.dhei, dhi- ,schauen, hüten'?

Äåßóïñïò, Dumont p. 13, n0 23.Äå/////ôç; ÄÞæïõ, ¢óôÜò, C. É. Gr. 2053, b.-äÝíèçò in Êáñ-äÝíèçò und Æáéêå-äÝíèçòÄÝíôùí, etwa ,Grosszahn', C. I. XI 82: T. Mucius Dento

nat. Bessus; vgl. Danthon Illyrius, Val. Max. 8 13, 7, DendonPlin. 7, 49.

DENTU- in den VollnamenDENTU-BRISA, Vater des Bessen Disacentus, Bramb. 990.DENTU-SÜCU, Tochter des Scerulo, C. I. III 6145.DENSOLA, Frau des Bitus, Mitth. XIV, p. 147, n0 13; vgl.

Dansala, Wz. äáê'- äÜêíù-, ahd. zangar, bissig'? oder lat. densusäáóýò dnso- ,verwachsen, dicht'?

DERULO, Äåñýëùí, cod. lust. IV 20, 8 a. 294.Ëåñíáßïò, Vater des Kotys, aus Odessos, M. d. d. arch.

Inst. X, p. 317, n0 5; Wz. der- ,reissen, spalten', vgl. dak. wpo-äßïñíá und den Ort 'Ñåðü-äåñíá.

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Die alten Thraker. Ð, 2. 31

Äåññüíéêïò, odomantischer Dynast auf Münzen, Head HN.,p. 180.

ÄåêÝ-âáëïò, auch DECI-BALÜS Hist. Aug. XXX tyr. 10, C. I.VII 866, III 4150, und DECI-BALIS. Das erste Glied wird häufigzum Dakennamen gezogen, also ,Daken-kraft, -glänz'; dieseAnnahme schliesst aber der e-Vocal aus. Falls wir darin eherein Nom. ag. zu äÝêïìá; oder ein Neutrum, wie lat. decus, skr.dä9as suchen, so schlägt dies die thrak. 9atam-Theorie überden Haufen.

Äåêáßíåïò Strab. VH 298. 304, × 762, DICENEUS lord. Get.5. 11, dakischer Prophet unter Burevista. ÄÝêìïò, aus Apollonia,Mitth. X, p. 163: Ìçôïêïò Ôáñïýëïõ öõó; äå ÄÝêìïõ; auf einerodomantisch-bisaltischen Münze begegnet der Name Äßêé////, vgl.ÄüêéìÂò, Heros der phryg. Stadt Dokimion und die dak. Ort-schaft Äïêé-äáýá; Wz. dek'-?

DEO, DIO, DIU-, aus devo, divo-, z. B. inÄåü-âéæïò, Inschr. Ðïóßá Äåïâßæïõ;DEO-PUS, Inschr. aus Salonik;DEO-SPOR, Bramb. 151;DIO-BESSUS, im Volke der Diobessi, Plin.;DIO-SCUTHES, G. I. III 703;Äéï-óêÝâñéïò, aus Miletopolis, Le Bas 1105, Perrot l, p. 59.DIU-ZENL-S, Dipl. milit. n01 a. 52, C. I. III, p. 844, × n0 769;

vgl. Äéï-ãÝíçò, gall. Divo-genus, Devo-gnatus.Äéüò, aus divio-, pl. ÄÀïé.Äß-âõèïò, thrak. Söldner in Athen, C. I. Att. H 963, 22.Äé-óïýðçò, ebenda, Zeile 30.Äé-êßìçò, Dakenfürst, Plut. Ant. 63; dasselbe Glied di-

auch in den Volksstämmen Äé'-ãçñïé und Äé-óïñáÅ, St. B.Äéçãéò, -éäïò, Sendling des Dekebalos unter Domitianus,

Cass. Dio 67, 7; Wz. leg- ,kräftig sein', lit. jegti; oder iegh-J'agen, rennen'? Dazu

ÄéÞãõëéò, ü Êáéíþí ôùí èñáêþí âáóéëåýò, Strab. ñ. 624, Diod.33 fr. 17, App. Mithr. 6, DIOGYRIS, Val. Max. 9, 2 extr., 4.

DIURDANÜS, C. I. VI 2408. 3451; abzutheilen Diur-danus,vgl. armen, diur- ,füglich, leicht' aus *devro, Wz. dhabh-? odergeformt wie skr. Deva-vardhana und gr. Ðáíô-üñäáíïò Arr. An.2, 9, 3?

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32 I. Abhandlung: Tomuche t .

DnJBPANEus Dacorum rex qui et Decebalus, Tac. b. Oros.7, 10, 4; Dorpaneus, Jord. Get 13. Sehr ähnlich G. I. VI, 3,n0 16903: DIUPPANEUS qni Euprepes, Steriasae f., Dacus, Haus-sciave oder Freigelassener in Rom; iup- vielleicht auch inÄéïþðôïõíïò, bospor. Filrst ca. 370 n. Chr., Latyschew II, p. 292,n0 49 ? Mit dem Vorgänger Ëïýñáò (s. d.) besteht wohl keinZusammenhang, etwa im Sinne .Schützling oder Schützer desDuras', s. u. -paneus. Es gibt auch eine Wz. derp : dorpl) ,zerreissen, zerhauen', 2) .leuchten, anzünden' (skr. darpana,Auge'); Diuppaneus liesse sich entweder als Assimilation oderals Schreibfehler (P anstatt R) erklären.

Ëßæáò, Äßîáò, ÄÞæáò, DIZA, DISZA, DIZZA, häufiger Manns-name; C. I. Gr. 2053: Äå////é;ò ÄÞæïõ ¢óôÜò, 2019; aus Kabyle,Mitth. XV, p. 107, n0 57; aus Ryla, X, p. 74; aus Serdica, XIV,p. 150, n0 25; aus Pantikapaion, Latyschew II, n0 290; ausParthikopolis, Aron. de longaev. — Ferner aus Rom, C. I. VI2799 (4 mal). 1058. 2385, 2. 2694. 2586 M. Purula Diza. 2933Aur. Diza vico Saprisara reg. Nicopolit.; XIV 3623 Aur. Diszanat. Thrax; aus Salonik, III 7330 Manta Dizae f.; aus Mösien:Aur. Dizza, u. a.; einem Diza schrieb Diocietianus a. 293, cod.lust. IX 20, 10; am Concii von Chaicedon a. 458 erschien Dizaepisc. civ. Odyssae Scythia.

Ä'.æßáò, Inschr. aus Oescus, C. I. III 7457.ÄéæÜëáò, DIZALA; aus Rom, VI 3202. 2385, 2. 2855. 2645

C. lulius Dizalae f. domo Heraclea Sentica; aus Salonik, Dethier,Etud. arch. 1881: ÄéæÜëáò, Vater des Äïõëáñßùí ÄéæÜëáò und Âåßèõò.

Äßæáóôïò, aus Parthikopolia, Anon. de longaev.Äéæùí, Äéóùí; aus Aquileia, C. I. V 893 Aur. Dizo; aus

Napoca, III 870 Dizo Asianus; aus Fl. Soiva, 5322; aus Rom,VI 3201 Aur. Diso n. Thrax; × 4874 Val. Dizo civ. Filopo-pulit.; Dizoni militi, cod. lust. IV 7, 3 a. 290. Vollnamen:

DIZA-POB, C. I. XIV 2284 Aur. Dizapor vet. Aug.ÄéîÜ-ôåëìéò, odrysischer Dynast ca. 100 v. Chr., auf einer

Münze âáóéëÝùò ÄéîáôÝëìåùò, Head. ÇÍ. ñ. 243, mit Apollokopfund Amphora.

ÄéæÜ-æå(ëìéò? oder -æÝíçò?), Mitth. XV, p. 107, n0 54.DISZA-TKALIS; aus Rom, C. I. VI 2732; vgl. Bramb. 1341:

Aulusenus Di(z)atralis. Ein thrakischer Reiter ÄõæáôñÜëéò ºïýëëïõ

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33Die »Iten Thraker. II, 2.

setzte das übliche Reiterbild "Çñþ Âåôåôðßù (Mitth.); es kannhier auch ÁûæáôñÜëéò gelesen werden.

DISA-CBMTUS Dentubrisae f. Thrax, Bramb. 990; vgl. ausTroesmis, C. I. III 6189 DIZZACE/////. — Bei allen diesen Namens-formen kann die Wz. dheig'h- ,kneten, formen (z. B. Töpfe,Kessel), aufwerfen' (z. B. eine Mauer, Veste, vgl. thrak. úéæá ·ôåß÷ïò) zugrunde gelegt werden; Äéæùí z. B. kann .Töpfer' be-deutet haben. Gross wäre auch die Versuchung, die Glosseäßæá · w-î heranzuziehen und Diza als ,Ziege', Dizala als ,Zickel',Dizatralis als ,Ziegenhälter', Dizapor als ,Ziegenschlächter' undDizacentus als ,nach Ziegen lüstern, Ziegendieb' zu fassen;wenn nur die Lesart ÄéæÜ-æåëìéò sicher stünde!

DIDILA, Bramb. 785, a; Dim. zu Äåßäáò?Äé'ôáò, f. Äéôá, häufig; dazu Äéôýëáò, Aristoph. ran. 608;

Äéôý-âõóôïò aus Dardania, Proc. H. arc. 6, p. 43; Äéôõ-æçëéò, ersteoder phrygische Frau des Nikomedes I. (= Êïóßããéò), Tz. Chil.× 969.

Äéíôïò, aus Nikomedia, C. I. Att. III 2843, für Ëßíäïò?Dagegen soll Äéíôáñé'ùí C. I. Gr. II 3827, b für Ôõíäáñßùí stehen.

Äéíïé-ðïñéò, Äåíäïý-ðïñéò, bithynischer Name; C. I. Gr. II,p. 974. 3795: Ãéãëßãçêïò Äéíäéðüñé; aus Aptera in Kreta, Corresp.Hell. III, p. 425: Äéí-çðïñéò ÓêéðñÜóéïò Ðñïõóéåýò, mit den nach-folgenden Varianten Äéí(ô()ðïñéò und Ä;(í)äéðïñ(é)ïò; aus Phila-delphia in Lydien, Le Bas-Wadd. 658: Áñôåìßäùñï Ðëïõôßùíïò,ãõíÞ äå Äåíäïõðäñåïò. Vgl. aga. dynt .Faustschlag, Hieb', engl.to dint, Wz. dhend- ,dreinhauen'; also Äéíäß-ðïñéò etwa ,Faust-kämpfer'? Die phryg. Äéíäõìá üñç und Äé'/äýìç eher aus Din-drnma (s. d. Ortsnamen), als zu lit. didis ,gross', didumas ,Er-habenheit'. Der Name Dindius z. B. C. I. XIV 2875. 2877 istwohl italisch, vgl. gr. Äå"äé'ëïò, zu dvend- ,zwinkern'.

DINIS, thrak. Rebellenanführer, Tac. Ann. IV 50.Äéíé-÷åíèïò ÂñéíêáæÝñåùò, aus Beroe, Berl. MB. 1881, p. 442; vgl.

Ortsnamen wie Dini-guttia, Äéíé-óêÜïôá; andere endigen auf -äßíá.DINUS, C. I. VI 3239, a; aus Misenum, IRN. 2793 Sola

Dini f.Äßíçò, z. B. Dumont n0 34: ÄïñîÝíèçò Äß(í)åïò; aus Misenum,

C. I. IX 3590 Dines Sautis nat. Bessus; aus Tibur, XIV 3623Sept. Dines, Erbe des Diza.

Siteungeber. d. phil.-hist. Cl. CXXXI. Bd. l. Abh. 3

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Page 234: Die alten Thraker

34 I. Abhanälang: Tomaschek.

Äéí(()áò, Mitth. XX, p. 107, n0 37; DINNIÜS, nat. Bessus,C. É. × 3573. Man könnte diese Sippe zu gr. äÀíïò .Wirbel',skr. dina ,Flug', Wz. dei ziehen und Dinis als ,Dreher, Tänzer'deuten.

äéëé, äõëõ- in dem Vollnamen:Äéëé-ðïñéò; Inschr. aus Bithynien, Mitth. d. d. arch. Inst. IV,

p. 18, XVII, p. 80: Äéëßðïñéò'¢ðöïõ; aus Kios, Syll. Mus. Cp.n0 ÖÖ6: ÓôñÜôùí Äéëß÷ïñé; aus Kyzikos, ÌÞíéïò Äéëéðüñçïò; ausAegina, C. I. Gr. II, p. 1017, n» 2143, g: Äõëýðïñéò ÐáôÜ. Ver-wandtschaft mit dem Element äáëá- ,weibliches Thier', Wz.dhei, dhei, dhi- ist nicht ausgeschlossen, vgl. die kurd. Formdeil; s. Äáëç-ðïñéò.

8ïë-, wurzelhaftes Element in den Namen:Äüëçò, gen. ÄïëÞïõò, z. B. Dumont p. 22, n" 47: Äüëçò Äï-

ëÞïõò und Äüëçò Âßèõïò; ferner (¸ðôáé)ôñÜëéò ÄïëÞïõò ä êáé Óêï-ðéÜäçò, Berl. MB. ×, ñ. 429; Äéæáò ôù ðáôñ'é Äüëåé Äåßäá, C. É.Gr. 2019; aus Pizos, Mitth. X, p. 96: Äüëçò Áõëïõ/////; ausSestos, Homolle p. 456; õºïí Äüëçí. Doleo schrieb Diocietianusa. 294, cod. lust. VII 35, 6; Dolenti Gordianus, dann Philippusa. 241, III 35, 3. V 34, 3; vgl. C. I. II 2984: lul. LonginusDoles Biticenti f. Bessus eq. ala Tautorum; VI 2616: Dolentinat. Pautaliae; 2390; Aur. Dolea/// 2389; vgl. Dules.

Äüëùí; Doloni schrieb Antoninus a. 213, cod. lust. II 7, l.DOLANUS Esbeni f. n. Bessus eq. ex coh. IV Thracum,

Bramb. 1523; vgl. die bithynische êþìç Äùëáíþí.DOLUCIUS, Annali 1885, p. 240. — Ich finde in dieser

Sippe dol- die Ablautstufe von del- ,spalten, behauen'; äüëùí,Dolch' kann ein thrakisches oder kleinasiatisches Wort gewesensein; vom homerischen Dolon abgesehen, gehören auch die Äï-ëéïíåò, Äïëéåúò dazu, vielleicht auch die thrak. Äüëïãêïé; ir. dlugim,in-dluag ,scindo, findo'?

-äùñïò, f. -äþñá, z. B. in Âåíäß-Úùñïò; Äþñùí, Äùñßùí, Äùñßóùíu. ä. Namen weisen auf das Vorkommen einer ähnlichen Formim Thrakischen hin, die wir auch in armen, tur äþñïí finden,z. B. Tir-a-tur Èåüäùñïò, Van-a-tur lupiter domicilium donans,Æåõò îÝíéïò. Woher vulgär-lat. darus äüóéò?

DORSES, C. I. VI 3209.ÄïñæÝíèçò, Äïñæéíèçò; aus Beroe, Berl. MB. 1881, p. 442,

Z. 21: ÄïñæÝíèçò ÉÜóïíïò; aus Philippopel, Dumont p. 17, n0 34:

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Page 235: Die alten Thraker

35Die alten Thraker. II, 2.

ÄïñîÝíèçò Äßíåïò; aus Bizye, Homolle p. 366: Äïñæßíèçò ÁéíåóéïÜìïõ,ÐÜðáò Äïñæßíèç und ¢öñüäåóá Äïñæé'íèç. Abtheilung unsicher; vgl.Durze?

ÄïÀäÜëóçò, ÄïÀäáëóäò, Äõäáëóüò, bithynischer Name. DieStadt Astakos war ein êôßóìá ÄïÀäáëóïà, Strab. XII, p. 563;Memmon nennt diesen Fürsten Äõïáëóüò. Inschr. aus Sabandza,C. I. Gr. Éà 3779: ¢ññéáí'ïòÄïéäáëóïõ; Mitth. d. d. arcb. Inst. XIV,p. 250 wird ein bithynischer Athlet ÄïÀäÜëóçò, Sohn des Apol-lonios, gepriesen; Inschr. aus Oescus, C. I. III 7423: lul. Di-dalsus. Der Stamm äïÀä, äõä- stellt sich wie skr. du-dh- auf-regen' zur Wz. dheu, dhu- ,schütteln, heftig bewegen, stürmen,eilen', vgl. armen, dnnd ,terrae motus', de-dev .herumgeworfen,schwankend, purzelnd'; dazu auch der Ortsname ÄïÀäýç, Corresp.Hell. XI, p. 86 und der Frauenname DIIDIS, C. I. III 7421, skr.dudhi ,wild, stürmisch'; ferner mit Derivat -ig-

Äàäéî; Inschr. aus Salonik, III 7330: Ucus Dydigis f.; skr.dödhaka? Zur Wz. dev, du- ,hart sein' dagegen stellt Fickgr. äïÀ-äàî ,Mörserkeule', lett. duka ,Faust'.

ÄïõëÞ-æåëìéò, thrak. Söldner in Athen, C. I. Att. II 9G3, 26:vgl. den Ortsnamen Äïõëßáñåò. Etwa zu deuten ,graupelzig, mitgrauem Fell bekleidet', dulä- ,grau, schwarz, mit weiss gemischt',von Wz. dhvel- ,trüben, mischen'? Mit dem etymologisch un-klaren Worte äïýëïò hängen Namen wie Dules, Dulus, Äïõëßùí,Äïõëáñßùí u. ä. zusammen.

Ëïýñáò, Dakenfürst, Vorgänger des Diurpaneus-Dekebalos,Cass. Dio 67, 6 Crito Get. fr. b. Suid. v. èïñõâïýíôùí: åðéêñÜôçóá;ôßíá, Ä;õñáí üíïìá. Ableitbar wie lat. dürus, gall. duro-, ir. dur,hart, fest, tapfer' von Wz. dev, du- ,fest sein', armen, tevel,durare'; vgl. die Ortsnamen mit Ëïýñï-.

DURAZIS, geformt wie Äñßáæéò, Mitth. XIV, p. 160, n0 54;-azis etwa Üãùí, armen, -ac? oder -zi- abzutheilen?

DÜRZE Mucatra, C. I. VI 228.Äñáõêïò, auf einer bithyn. Münze, Mionn. II 432.Äñåé////ïõ-æÝñåéò, Tochter des (Â)ñõ-0åÀè3ò, Frau des /////ôÜ-ðïñéò,

Inschrift aus Rasgrad in Donaubulgarien (Mitth. v. Const. Ji-recek).

Äñßáæéò, thrak. Söldner in Athen, C. I. Att. II 963, 29.DRI(L)GISA, Enkelin des Pieporus, C. I. VI 1801.Äñéìýò, Sciavenführer in Chios, Athen. VI 265; zu äñéìýò?

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Page 236: Die alten Thraker

36 I. Abhandlung: T o m a a c h e k .

Apo(Jit-5caiT»i.;, thrak. Söldner in Athen, C. I. Att. II 963, 42;berühmt war der von Lysimachos zweimal bekämpfte Apopii-ya.vwft 6 TÖV rstöv ßaotXeus; weiters erscheint als Soldatenflihrerunter Mithradates ein Apop-lyaTOr)?, App. b. Mithr. 32, 41; Apopu-%a(t£s xal Tijpn;?, ©paxöv EurcaTpiSe?, Polyaen. 4, 16 a. 260. DerAnklang an skr. Dharma-ketu ist zufällig; eher Hesse sicharmen, tram-a-yaith ,acriter stimulatus, instigatus' von tram,feat, ganz und gar* und %aith(i) ,stimulns', y.aithel .stimulare'vergleichen.

ApsirotVtl; IlayXavuv, Latyschew II, n0 296; vgl. die thrak.Apiool in der Strategie Aposix.^? Eher griechisch, wie ApouuXXa,Apooeprf.

DBOLES, in Aquincum, Eph. epigr. II, p. 381, n0 692; vgl.'PÜ\1}1,.

DRÜLES, -entis, Mitth. XIV, p. 147, n0 13.TADZIG-, hessischer Name, C. I. III 703: Bithus et Zipa-

centhus Tauzigis filii, Tauzixs Bithi f., Bithus Tauzicis f. EtwaTauz-ig abzutheilen, oder vielmehr Tau-zig- ,kräftig den Bogenspannend', vgl. skr. tava, gr. Tafi; und armen, dzig, z. B. innet-a-dzig ,sagittarius, arcum intendens' qar-a-dzig ,lapides proii-ciens'.

TaTaSoc, f. TATAZA, C. I. VI 2954; zum Lallwort tata , Väter-chen' gehörig, wie Tatuv, Torsi«;, Tatala etc.?

TIATUS, Vater des Dakin Zia, C. I. VI 1801.©taOioul; f., aus Odessos, Mitth. d. d. arch. I. X, p. 321, n° 12.Tdpßo^, Dynast an der dakischen Nordgrenze, Cass. Dio

70, 11; vgl. die Ortsnamen AaXa-idpßa und Täpßo^; kann auchfür bastarnisch (gall. tarvos ,Stier') oder vandalisch gelten.

Tapca<;, TARSA; Anführer der rebellischen Thraker, Tac.Ann. IV 51; Inschr. aus Maroneia, Corr. Hell. V, p. 74. 51: Tdp-oa? Muptovoi;, 'HieTa Tapoou; aus Drabeskos, Heuzey n0 68: Toipua;Bui;ou; aus Ryla, Mitth. X, p. 74: "Hpa; xal Tapsai; öl Beucot, vgl.XV, p. 108, n° 61; Eph. epigr. IV, p. 57; aus Rom, C. I. VI2568. 2386, a, g. 3600 Tarsa et Tarsinus. Altpers. tar?- ,zittern,sich fürchten', os. thärsäg ,Feigling' passt nicht für Helden;besser skr. tarsa ,Durst', trau ,durstig'. Wurde Tarza ausge-sprochen, so bieten sich die Wurzeln skr. targ und trh.

TapouuTvo.; epa%, C. I. Att. HI 2496; vgl. skr. terufia .Über-winder' und die galat. Fürstennamen Bpof(-T«po<, ATi'f6-Tapo<.

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Page 237: Die alten Thraker

Die alten Thraker. II, 2. 37

TapouXcti;, ToipouXos, ToiXoupOl;, TiiEXouXo;, gleichwerthige For-men mit schwankender Lage von r und l; Henkelinschrift ausSüdrussland: TatpouXoii; Bif)ßav6xou eico(ei %p. [AI}; aus Apollonia,Mitth. X, p. 163: MI^TOX.OI; TapouXou; aus Phalanna, Mitth. d. d.arch. I. VHI, p. 106: TapouXa; aus Athen: TaXoupa TaXoipoy9patvca, vgl. III 2565: rXauKiai; TaXo6Xou Map(i)veiTri<;; aus Samo-thrake, Conze, p. 67: TaXopixi;. Wz. ter- l) .durchdringen', 2) ,rei-ben'; skr. täru .überwindend, rasch, heftig, stark'; taruna, ta-luna, gr. 'cepi>)v ,zart'?

T^pY);, der erste bekannte Odrysenkönig (450—431), Vaterdes Sitalkas; sein Name erinnerte die Athener an den mythi-schen Tijpsuc, Thuc. II 29, wie denn auch auf Inschr. für Teresgeschrieben wird Tereus, z.B. bei Wescher-Foucart, p. 116, n° 147.Ferner hiess einer der drei Söhne des Sitalkas Tijpif)c; ein dritterT^OI)<; (347—341) folgte aufAmadokos II.; es gibt Münzen T^peü).Ein thrak. Theilfurst, der den Andriskos aufnahm, hiess T^?I]C.T^ipr^ x.ai Apo|Jiix<xi'n)$ 0pax(i)v eüwaTpiSe^, Polyaen. IV 16; T->;p»;c,Vater des Grammatikers Atowffios 6 QpixS,, Suid.; T^pTis & -rij? Qpa^;^eyMt, Acta SS. Sept. V, p. 31 sq. 'Inschr. aus Beroe, Berl.MB. 1881, p. 441: Tiipii? Qai&wc; p. 442: T^ B?twai;ep£ü)s; vgl.Mitth. XIV, p. 158, n° 47; lul. Teres, C. I. IH 7339. Der gr.T»)peui; gehört zu "")pos, TY)P^(I); der thrak. Teres sicherlich zurWz. ter, skr. tära, .durchdringend, überwindend, rettend' alsVictor oder Salvator; nicht darf herangezogen werden armen, ter,dominus, herus', tirel ,dominare': denn, wie der gen. te-arn unddas fern. ti-kin zeigt, im ersten Glied te, ti- scheint idgm. dems, gr.SSCT- (8eo-w6-ni<;, Sdc-itoiva) zu stecken oder auch die Wz. de ,binden'.

-OeTOo?, in (B)pu-6eTOoi;, Inschr. v. Rasgrad.-•teX^i;, in den Vollnamen 'Eßpu-TgXiAii; und AiSa-TeT.iJ.ic; vgl.

C. I. HI 6131 Telma. Wie -SeXp,ii; zu skr. carman, so kann-TeXpii? zu skr. tärman, •cep\wv gehören; ausser der Wz. ter- liessesich auch die Wz. tel(a): toi- ,aufheben, wägen' vergleichen,vielleicht im Sinne von TOX[J.̂ , -•roXpi.os? Zu skr. tala gehört ir.talam (gen. talman) ,Lehm, Erde', gr. -teX^Ei;, isX[Aa, tel-mn, armen.Lehnwort tehn, titm; os. thalm, talm ,Ulme, Rüster'?

-TITA in Nusa-tita.TITHUTES, thrak. Soldat, Annali 1885, p. 254; wie erklärt

sich vulg. lat. tittex, pAsTai;? -ut scheint derivativ zu sein wiearmen, -uth.

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Page 238: Die alten Thraker

38 I. Abhandlung: Tomascheh .

Ôßðáò od. ÔéðÜôçò, Fürst der Maiden a. 117 v. Chr.; Inschr.aus Lete, Rev. arch. 1870, p. 6: óõíåðåëèüíôïò ìåôÜ ôùí ÃáëáôþíÔßðá ôïõ ôùí Ìáéäþí äõíÜóôïõ ìåô' S/ëïõ ðëåßïíïò.

Ôüíïò, Vater des Bonzes (s. d.); Wz. ten: ton-.dehnen, spannen'.-ôüñìï; ßç Óìïñïï-ôüñìúò; Wz. ter, ôÝñìùí, ôüñìïò.Ôüñêïò, häufig auf Inschr. von Salonik; etwa ,Dreher,

Spinner', Wz. terq: torq.TUTIUS Dansala, Sohn des Manins, Bramb. 1290; Basis

teuto, tüto- ,voll, schwellend, kräftig'; vgl. dak. ôïõôÜóôñá und Fl.Ôïýôçò. Für gall. touto- konnte thrak. tauto- eintreten; daherdie ala Tautorum, G. I. II 2984 ? Tautomedes dux Daciae ri-pensis, cod. Theodos. XVI l, 13 a. 364 ?

Ôéïõôá, für Ôïýôá, Dumont, p. 21, n0 45 und p. 22, n° 47;vgl. die illyrische Teuta, got. hiu]) ,Gut, Segen'; thrak. Orts-name Tiutiamenob.

-TURME in RESCU-TURME; Wz. tver, tur in ôýñâç, lat. turma;alb. türme ,Anlauf, Sturm' von tur, med. turem?

TURESIS, Führer der rebellischen Thraker, Tac. Ann. IV50; vgl. Fl. ÔõñÜò, skr. tura, turana, tvarina, türna? Ved.Eigenn. Turvä9a?

-èßïõñïïò, óïõñäïò, s. d. Göttern. Æâåë-èé'ïõñäïò.ÔñÜëéò, thrak. Söldner in Athen, C. I. Att. II 963,43; zu deuten

als ,Hirt, Halter'; nach Analogie von pair, ðáôÞñ kann träl, trail,trair (mit r z. B. in ÔñïöÝò, ÔñÞñåò, Ôñéçñåò, Abb. I, S. 54) aus trätf·entstanden sein, von der arischen Wz. trä- ,nähren, halten, be-schützen, hüten, pflegen', Nom. verb. -trä, tra, z. B. skr. Agni-trä;slav. trajati ,durare', traj ,vita' (dagegen trawa ,Gras' zu trü,terü ,reiben'?); armen, pnthril ,cenare', enthriq (gen. enthreac).cena'. Das thrak. Element findet sich in folgenden Vollnamen:

TRAI-BITHUS, Vater des Seutha Cololeticus, Dipl. milit.n0 XIV, a. 86; C. I. III, p. 857, Abh. I, S. 85.

TRAII-CENTCS, Vater des Siburrinus, Heuzey, p. 42, n0 18;ferner in

Áûëïõ-ôñÜëéò, d. i. ºððïöïñâüò, ¸ðôç-ôñÜëéò, d. i. æåõãï-ôñüöïò,Bithi-tralis (s. Âå(èõò), Ìïõ÷á-ôñÜëéò, Diza-tralis, Æéáêá-ôñÜëéò; undabgekürzt zu -ôñÜò, -tra, in: Auro-tra, Aulu-tra-; ¸ðôç-ôñáò, Eptetra;Muca-tra. Geht die Wz. trä,, 'tera- auf ter- ,hindurchbringen' zurück ?

Tpi- ,dreimal, überaus, sehr' in Ôñé-âáëëïß undÔñé-êÝíôéïò, Name eines Romanen, Chron. Pasch.

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Page 239: Die alten Thraker

39Die alten Thraker. II, 2.

ÔÆÉÍÔÁ, Ôæßíôùí, asianische, d. i. bithynische Namen; ausNapoca, C. I. III 870. 7635. XI 836. Tsintea heisst ein Wlache,von rum. tsinte .Spitze, Schnabel'.

TZITA; Inschr. v. Glava am Iskerfluss: Tzita qui et Vitalis,Sohn des Tzita; Wz. gvi, gi- ,leben'? Viell. war der HeerführerÔæßôáò, Ôæßôôáò unter lustinianus ein Thraker von Geburt.

TZOLOTUS, Inschr. v. Apulum, C. I. III 7789.ÆÜñìïò, aus Ankyra, C. I. Gr. III, p. 95, n° 4061; ÆÝñìïò ä

óôñáôçëÜôçò, auf einer byz. Münze aus Salonik.-æÜíçò, æáíïò und æÝíçò, óÝíçò, z. B. in Áýëïõ-æÝíçò, Aulu-zanus;

Muca-zanus und Moux.a-óÝíçò; vgl. ÂñïõèÝíçò und Âñßæåíéò.ZANIA fern., cod. lust. IV 49, 9 a. 293.ZANTIALA, zu Æáíôßáò, IRN. 2845, C. É. × 1754.-ZENUS in Diu-zenus, d. i.: Äéï-ãÝíçò; thrak. æåí- aus g'hen-

und g'en konnte bedeuten: l) .schlagen, schlachten', 2) .treiben',3) ,zeugen', 4) ,erkennen, kennen'; zenti- ebenso ,Schlag, Trieb,Abstammung oder Geschlecht, Bekanntschaft oder Kunde'; auf-fallend ist genta, ãáìâñüò im Gloss. Labb., vgl. Lit. zentas.

Æçíéò, gen. ÆÞíé, aus Odessos, Mitth. d. d. arch. I. X, p. 317,n0 5; Æçíáò, häufig in Bithynien für Æçíüïùñïò, Æçíüöéëïò? Æçíü-ìéãêïò, aus Volo in Thessalien b. Heuzey, vgl. Ìßíáò.' ÆÞíïçò Þñùò Üñ÷çãÝôáò, in Selymbria, Homolle, p. 369; viell.

genus s. vitam praebens', armen, ein ,nativitas' und -di ,ponens'?ZELI-CENTIUS, Tribun bithyn. Abkunft in Kyzikos, Acta

SS. 3. lan. I, p. 134; zum ersten Glied vgl. phryg. æÝëêéá · ëÜ÷áíá,slav. zelije, Wz. g'hele- ,grünen', armen, eil ,germen viride',cat ,flos', neben cair ãÝëùò.

-æÝëìçò, æåëìéò, óåëìéò, gleich der Glosse æáëìüò ,Fell, Bären-haut', in folgenden Vollnamen: ¢âñï-æÝëìçò, Áýëïý-æåëìéò, -óåëìéò,d. i. ,Rosshäuter', ÄáëÜ-æåëìéò, ÄïõëÞ-æåëìéò, -ÄéæÜ-æå(ëìéò?).

-æÝñåõò, in Âñéíê.á-æÝñåõò, Äñåé|ïõ-æÝñåéò.Æåéðïßôçò, Æå'.ðýôçò ä èñáî, Âéèõíþí âáóéëåýò, auch geschrieben

Æéðïßôçò, Memnon 11. 18. 21, und Æõðïßôçò, Paus. V 12, 7. Da-neben begegnet Æéâïßôçò ä âáóéëåýò ôùí Âéèõíþí Diod. 19, 60 a. 315,Polyb. 4 50, 51; Ziboeta Liv. 38 16, 7; vg!. die Glosse æåéðïßôçò,Wz. g'hei- .werfen, schütten, ausgiessen'.

ZIPARUS, cod. lust. IV 5, 8. VIII 41, 6 a. 294; vgl. ZIPER,C. I. VIII 9248 und bei Corippus, Æßðåñ b. Agathias IV 18. Ab-zutheilen æß-ðáñïò, -ðåñ?

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Page 240: Die alten Thraker

40 L Abhandlung: Tom»«chek.

Æåé'ðáò, ÆÉÑÁ; bilingue Inschr. aus Abdera, C. I. III 7378:èõóéáóôáé ðåñß ÉåñÝá Ðïðßëéïõ Æåßðá, cultores sub sacerdote PopilioÆÉÑÁ; aus Thasos, Conze, p. 27: Çñüäïôïò Æåßðá; Syllogos 1886,p. 108: Ôïõöïò Æåé'ðá; Heuzey, p. 236, n0 107: Æåéðáí, und n0 86,C. I. III 707, 6: Zipa Nisii f., n0 6115, a: Zipas Sed. fil. Nocha. 1040 begegnet bei Kekaumenos § 75 ein ÆÝðå als dux vonThessalonike, vgl. Zipa in einer wlachischen Urkunde bei Haz-deu. Entweder Koseform zu Æåéðïßôçò, oder als ,Kiffeler, Nager'zu Wz. g'eip-, Vollname hiezu

ZIPA-CENTHUS, Sohn des Tauzix, C. É. ÉÐ 703.ÆéâÝëìéïò ä ôïõ Äéçãýëéïò õ'éüò, âáóéëåýò ôùí Êáéíþí èñáêþí, Uiod.

34, fr. 34, Zibelmls Diogyridis fil., Val. Max. IX 2, 4. Derivat-ìéïò wie in skr. ayas-maya, zd. stryo-maya, gr. Üíäñï-ìåïß, bithyn.Âåíäß-ìéïò; æéâåë- ,Blitz, Himmelsglanz', vgl. Æâåë-èßïõñäïò; also der»Glanzreiche'.

ZIA, Tochter des Daken Tiatus, Frau des Pieporus, C. I. VI1801: deutbar als ,Stute, ROSS', skr. haya ,Renner, ROSS', Wz.hi, zd. zi, idg. g'hei- ,schleudern, abschiessen, antreiben'; armen.dzi (gen. dzioj, pl. dzianq') ,Ross', auch in Zss. wie dzi-a-vor,eques', dzi-a-ker ,equos devorans, Mongolus', dzi-a-kes ,cen-taurus', daraus entlehnt zaza-kurd. zi. Iranische Vergleichemangeln; zd. zaya bedeutet ,Waffe, Geschoss', os. zäi ,Schnee-stunn, Lawine'.

Æéá-ìÜñêç, aus Kabyle, Mitth. X, p. 133; eine, welche dasROSS bei der Mähne oder beim Zügel packt? oder skr. haya,antreibend', ìÜñêá gall. ,Stute'?

Æéáêá-ôñÜëéò, d.i. ºððïôñßöïò, diminut. æéáêá, armen, dziak, dziok,Inschr. ans Philippopel, Dumont, p. 19, n0 40: Âñéæåí'éò ÆéáêáôñÜëåïò.

Æáéêå-äÝíèçò, viell. flir Æ'.á÷,á-äÝíèçò, Sohn des Mukasos ausParthikopolis, Anon. de longaev.

Æ(áéëéò, Tochter des Seuthes, aus Sestos, C. I. Gr. 3808.ÆéáÞëáò, bithynischer König (250—228) auf Münzen âáóé-

ëÝïò Æ'.áÞëá, Ztschr. f. Numism. III, p. 220, sonst geschriebenÆéÞëáò, Æçßëáò, Æçëáò; vgl. Inschr. Berl. MB. 1888, p. 867: ¢ðçÊÝâñú) ÆéáÞëïõ. Etwa ,Rossetummler', Wz. ela-, gr. Ýëáýíù, ÝëÞ-ëáìáé, Ýëçëåäáíôï.

ZINAMA, Inschr. aus Belgrad: Deo Heroni Zinama; ausRom, C. I. VI 2638; Zinima, cod. lust. IV 21, 7 a. 286; vgl. lit.zinomas .bekannt'?

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Page 241: Die alten Thraker

Die »iten Thraker. Ð, 2. 41

Æßæùí, cod. lust. IV 24, 7 a. 285; vgl. Ðãùí und gr. æé-(,áíéïí.

Æùðï'ò, Mitth. ×, ñ. 164, Kurzform für Æþðõñïò.Æþíéïò, aus lasos, Le Bas 292: 'â÷,áôáÀäò Æùíßïõ èñáî; vgl.

armen, dzoni (gen. -nvoj) ,opfernd, Hierodule', dzonel ,opfern,weihen'.

ÆõñÜîçò, dakischer Dynaat in der Veste Genukla, Cass.Dio 51, 26; vgl. Æïýñçò, Æïõñßæéïò in Olbia, Æõñéäïò in Panion,Homolle, p. 408, n0 83.

ÆïõëåìÞò im Bosporus, Latyschew I, n0 178; vgl. armen.dzoil ,Iiquidus, mollis', dzulumn ,mollitio'.

ZÜDE f., C. É. ÉÐ 7481.SAECUS, C. I. VIII 9390; f. Óá(()êïõò, Mitth. d. d. arch. Inst.

X, p. 320, n0 9.-oaoc, in Êïìß-óáïò.Óáýñïöïò, Vater des Pairisalos.Óáýôçò, Inschr. aus Misenum, C. É. × 3590: Dines Sautis f.-óÜäáò, óÜïçò, d. i. ,ehrend, zierend' oder ,Zier, Ehre, Ruhm',

Wz. k'ad, skr. 5ad, gr. ÷Üæïìáé, ÷Ýêáïìáé, in den Vollnamen:Âçñé-óÜäçò, Ðáéñé-óÜäçò, d. i. 'ÐáôñïêëÝçò oder ÊëåïðÜôñáò, Ìáé-óÜäçòund Ìçäï-óÜäçò; ferner als Basis in den erweiterten FormenÓúäáÚïò, Latyschew I, n0 57;

ÓÜäï÷ïò, Sohn des Sitalkas I., Thuc. II 29. 67; ÓÜäùêïò,schol. Aristoph. Acharn. 145; ferner in

ÓáäÜëáò, l) auf Mlinzen des Mostis, 2) Sohn des Odrysen-fürsten Kotys zur Zeit des ersten Bürgerkrieges, Caes. b. civ.3, 4, Cass. Dio 41, 51. 63, und später, Plut. Ant. 61, Cass. Dio46, 25. Es gibt Münzen ÓáäÜëá, ÓáäÜëïõ. Vater des Kotys,Gemahl der Polemokrateia, Inschr. aus Bizye, Dumont, p. 30,n° 62 etc. — Inschr. aus Pantikapaion, Latyschew II, n0 198:ÓáäÜëáò ÓáäÜëïõ, n0 264: Øõ÷áñéïí èõãÜôçñ ÓáäÜëá; aus Athen, C.É. Att. ÐÉ 2493: Áöñïäéóßá Óáäáëá èñáôôá, ÄáéäÜëïõ ãõíÞ; aus Ka-rien, Corr. Hell. IX, p. 348: ÓáäÜëáò ÁñéóôïäÞìïõ.

ÓÜìïò, SAMUS, SAMMUS, SAMNES und Óáìõëïò, auch thrakisch.-óÜëïò in Ðáéñß-óáëïò (s. d.).SALIA m., Amm. Marc. 29 l, 26 a. 370; vgl. dak. óáëßá,

Wz. k'el, skr. cal.SARDONIUS Sacorum rex, Verbündeter des Decebalus, Aur.

Victor; viell. ein sarmatischer Dynast, vgl. os. sürdon.

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42 I. Abhandlung: Tomaschek .

Óéöâôïêïò, thrak. Dynast auf Münzen thasischen Gepräges,Head, p. 241.

-óáñýç, in Êáìá-óáñýç, Êïì,ï-óáñýç (s. d.), vgl. Âåëé-óÜñéïò; vgl.skr. 9aru ,Speer, Pfeil', garva ,verwundend'? Kam-sar wird inden armen. Annalen zu iran. 9ara .Haupt' gestellt.

Óáñêç, Tochter des Skilas aus Amphipolis, Anon. de lon-gaev.

Óåñêßò, Tochter des Aulutralis, Mitth. XIV, p. 152, n0 33.Óáñìáôßùí, C. I. VI 2785.SED////, Vater des Zipa, C. I. III 6105, a.ÓÞôç, Mutter des Bithys, Stammfrau der Bithynen, St. B.;

ÓåÀôé, Mutter eines Ingenuus, Berl. MB. 1881, p. 448, vgl. Óåé-ôÜë÷,çò.

Óçóôå f., C. I. Gr. 2009; vgl. Óçóôüò?ÓÞëõò in ÓÞëõïò ðïëéò oder Óçëõìâñßá, Strab.; Wz. skr. cal-?SEICI-PER aus Durostorus, Bruder des Mamutzes und

Decibalus.Óåýèçò, SECTHA, Name mehrerer odrysischer Könige; der

erste (a. 424—405) war Sohn des Sparadokos und Vater desersten Amadokos, Thuc. II 97, IV 101; es gibt Münzen mit derLegende Óåýèá êüììá oder áñãýñùí, Head, p. 240; der zweite(405—383) war Sohn des Maisodes und Vater des ersten Kotys;mit dem dritten Seuthes (330—313), Sohne des Kersobleptes,führte Lysimachos Krieg. — ÓåýÏçò, thrak. Söldner in Athen,C. I. Att. II 963, l; Óåýèçò S. d. Paris aus Lysimacheia, Le Basadd., n° 1568; aus Beroe, Berl. MB. 1881, p. 442; aus Ganos,Mitth. d. d. arch. I. IX, p. 74; aus Thasos, Conze, p. 15, Z. 22;andere, C. I. Gr. 3808; Münchner Sitzber. 1863, p. 210, n°10;Óåýèçò êáß ÔùíÜêçò ïß Ìáéäáß, Athen. IV 184, a; Zeuta, getischerProphet, lord. Get. 5, d. i. Óåýèçò, Vater des Abaris, Suid.? —P. Aelius Seuthens, Annali 1885, p. 251; Seutha Traibithi f.,Cololeticus, Dipl. milit., n0 XIV, a. 86, C. I. III, p. 857; Aur.Seuti, III 6122. — Ich vergleiche zu Seutha armen, soit (gen.suti) .beweglich, schnell', Wz. sk'ev, skr. ksu, zd. su, slav. su,lit. säuju, sauti ,in Bewegung setzen, schleudern, abschiessen',daher auch der Sinn ,Bogenschütze' darin liegen könnte.

SIBUKRINUS, C. É. ÐÉ 678.SIPA, Frau des Esbenus, C. É. ÐÉ 804.-óßñá, in Ìáé-óé'ñá; vgl. armen, ser (siroj) ,amor', mair-a-ser

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43Die alten Thraker. II, 2.

,matrem amans', sirel ,amare', sirun ,amorosus', etwa zu gr.êÞñ, pruss. seyr, sir?

Óéóéñïò, aus Thasos, Hell. Stud. VHI, p. 417, n0 18: Êåñäþíü êáé Óéóéñïò; f. Óéóßñá, aus später Zeit, b. Homolle; skr. 9i-9ira,kalt', eig. .verletzend, brennend', Wz. cir.

Sisus natione Dacus, Muratori, p. DCCXC, n0 3; SISES, S.d. Mucasenus, C. I. III 6137; ×ïßäñá èõãÜôçñ Óßóïõ, Latyschew II,n0 263; SISOLA, cod. lust. IV 23, l a. 293; vgl. SESE Lenulae f.Dansala, Bramb. 980.

SINTULA, Amm. Marc. 20 4, 3 a. 360, eher gallischer Her-kunft.

ÓéôÜò, SITA; Óéôáò ä ôùí Äåíèåëçôþí âáóéëåýò, Bundesgenosseder Römer, Cass. Dio 51, 23. 25; Rufus Sita eq. coh. V. Thrac.,C. I. VII 67; dagegen eher illyrisch Sita Pasipi f., C. I. III 8242und âõñïßùí Óéôá, Heuzey, p. 331, n0 136. Dazu, geformt wie'ÑïéìçôÜëêáò,

ÓéôÜëêáò, -áëêÞò, ÓåéôÜëêçò; so hiess erstlich der mächtigsteKönig der Odrysen, Sohn des Teres, Hdt. IV 80, Thuc. II 29 fg.;seine Thaten wurden in einem Siegeslied gl. N. gefeiert, Xen.An. 6, l, b; ÓéôÜëêáò hiess sein zweitgeborener Sohn, Thuc.; eindritter ÓéôÜëêçò, Sohn des Kersobleptes, viell. der thrak. Reiter-anfuhrer unter Alexander, Arr.; ÓåéôÜëêçò, Dynast auf Münzenvon Laodikeia; SITALCES divi Augusti eques Thracum, Orelli,n0 629. — Für skr. cita, Wz. 9a, würden wir thrak. sato, soto-erwarten; seito, sito- hatte eher den Sinn ,ruhig, gesetzt, fried-sam', von Wz. k'ei, k'i, skr. 9!, gr. êåéìáé; vgl. ÓÞôç.

Sicu, Tochter des Bithus, C. I. III 707; vgl. Como-sicusund dak. óéêïõ-ðíïýî; Bed. .Stachel'?

Óïúïò, f. Óïßç, und Óïé'ùí; Óïßá Perrot I, p. 109, n0 68, SoieC. I- III 1195; (dat.) Soioni Besso, Dipl. milit., n0 XI, a. 80.Etwa ,ruhig, sittsam', skr. -9aya, gr. (üñÝó-) êïéïò, .liegend, lagernd',Wz. k'ei. — Óßãïò, Latyschew II, n0 29. 452, von unsichererHerkunft, Wz. k'eg-?

SOLA, hessischer Mannsname, Dipl. milit., n0 XX, a. 99:Meticus Solae f., ÐÉ n0 787: Sola Mucatri; IRN. 2793: SolaDini f.; auch Frauenname, Mitth. VI, aus Tomi, n0 63: ÓüëáìÞôçñ Âýäéïò. Viell. , schwellend', Wz. k'ev: kov-?

SOTIMUS, Maedorum rex, Oros. 5, 18 a. 89 v. Chr., gr.Óþôéìïò.

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I. Abhandlung: T o m a n c h e k .44

Óõñìüò, ä ôùí Ôñéâáëëùí âáóéëåýò, Plut. AI. 11 Arr. etc.; austvormo v. Wz. tver, tur? oder vgl. gr. óýñù?

SUA-, z. B. in Sua-vithus, C. I. VI 2591; ähnlich in Orts-namen.

-óïõðïò, in ÏýñÞ-óïõðïò und Äé'-óïõðïò.SUKUS, C. I. VI 3195. 3201; 9Ura? erweitert zu Óõñßùí,

Surio.SULÜ, C. É. ÐÉ 7437.Óïõóïò, Homolle, p. 449; SUSULLA, C. I. II 2984; vgl. sarmat.

Óïõóïýëùí, Sohn des ¢ âñüáãïò, Latyschew I, n0 71.Óïõêïàò f., C. É. ÐÉ 6145: DENTU-SUCU; skr. 9110- ,Leid em-

pfinden', goka .Kummer'? europ. k'uk'?Óïýäéïò, Inschr. v. Athos, Duchesne et Bayet, n0 57; Aur.

Sudius, Annali 1885, p. 237; Val. Sudius, C. I. XIV 3631, vgl.den Ort ÓïõäÜíåë».

SÜDI-CENTIUS, hessischer Name, C. I. V 900 aus Aquileia;aus Rom, VI 2785; aus Aboba (Abrytus) ÐÉ 7465: Var. Sudi-cintis milix. Unpassend wäre armen, sut, øåõäüò; eher fasseman thrak. sudi als ,Schmuck, Reinheit', von der arischen Wz.$u-dh- ,blank machen, reinigen'; Sudi-centius .schmuckbegierig'oder ,castitatis amans';

Óìåñäßçò, kikonischer Knabe, Liebling des Anakreon; vgl.óìÝñäïò· ëÞìá ïñìçìá, äýíáìéò, ïäýíç etc.

Óìïñäï-ôïñìïò, Localname auf Münzen von Abdera, HeadHN., p. 219; bistonisch oder griechisch, einer, .dessen Ungemach(Leid) ein Ende (Ziel) gefunden hat'.

ÓìÚ-êýèçò, Aristoph. equ. 969 schol.ÓðáñÜäïêïò, ÓðÜñäïêïò, Neffe des Sitalkes, Vater des ersten

Seuthes, Thuc. 4, 101 u. a.; Münzen Óðáñáäïêï mit thrak. Reiter,Corr. Hell. ÐÉ, p. 409, Head, p. 240; ältere Form für ÓðÜñôáêïò.

-óðÜñäùí in Natu-spardo (s. d.).ÓðÜñôáêï;, ÓðÜñôáêïò, ÓðÜñôéêïò, gebildet wie ÌÞäïêïò, ÌÞ-

ôïêïò, ÌÞôéêïò, mit lautverschobenem ô für ä; ÓðÜñôáêïò Üíçñ èñáîôéõ íïìáäéêïý (Âåóóéêïà) ãÝíïõò, Plut. Crass. 8, App. b. civ. 10, 116etc., lat. Spartacus; ferner ÓðÜñôáêïò aus Ainos, Dittenberger, Syl-loge, n0 314, vgl. C. I. Att. Ð 2756: ÅöÞíç ÓðáñôÜêïõ ÁÓíßá. Dipl.milit., n0 l, a. 52, G. I. III 844: Spartico Diuzeni f. DipscurtoBesso. In Pantikapaion begründete der bithynische StrategeÓðÜñôáêïò, auf Münzen und Inschr. ÓðÜñôáêïò, eine neue Herrscher-

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Die alten Thraker. II, S. 45

linie; hier regierten fünf Fürsten Namens ÓðÜñôïêïò, Spartacos. —Wz. spher, skr. sphur, zd. spar- ,zucken, sich sperren undstemmen, ausschlagen, zappeln, stampfen, treten', erweitertspher-dh-, skr. spardh, zd. spared- ,ringen, drängen, streben',mit derbsinnlicher Bedeutung wachan. spardheng ,Floh', altn.spordr ,Fischschwanz'; ÓðáñÜäïêïò, ÓðÜñôáêïò demnach ,mit denFüssen strampfend, Strampfer'.

-SPOR, Wz. sper-, óðåßñù, in Deo-spor; dazuÓðïñÜêçò, makedonischer Phylarch, Cass. Dio 68, 21.SPEL////, Frau des Zipa, C. I. III 6115, a.STAC////, Bramb. 1290.STERISSA Dacus, Vater des Diuppaneus, C. I. VI 16903;

Wz. ster-, etwa ,der ältliche', slav. sterica, starica, staros, armen.sterdi ,sterilis' etc.

Óôñüìâïò, sagenhafter Held, Hesych. Miles. Or. Byz. 4, 20.Óèñá÷Üñ÷çò (?), Mitth. XIV, p. 152, n» 31.-óêÝâñéïò, in Äéï-óêÝâñéïò.Óêåñýëùí, SCERULO, C. I. III 6145.Óêïñýëùí, SCOKULO, dux Dacorum, Frontin, l, 10, 4; vgl.

Coryllus rex Dacorum, lord. Get. 12.ÓêÝëçò, Berl. MB. 1881, p. 442, Z. 6. 8; vgl. Ortsnamen

Óêåëá-âñßá, Ôáíß-óêåëïò und die Glosse óêÜëìç; Wz. sq'el. Da-neben Óêßëáò, Vater der Sarke aus Amphipolis, Anon. de lon-gaev., und Óêßëïõñïò, Fürst im kimmer. Bosporus.

Óêßðñáóéò, Vater des Dindiporis, Corr. Hell. III, p. 425; ge-formt wie Tieresis; Wz. skeip- .schnellen, schleudern', skr. käi-pra .schnellend, schnell'; dagegen germ. skifra ,Schiefer', vonskip- ,zerschneiden, splittern'.

Óêüðáò èñáî, C. I. Att. III 2496; Óêïðéïò, aus Samothrake,Conze, p. 64; ÓêïðÜíçò, aus Kyzikos, Mitth. d. d. arch. I. VI,p. 53; Wz. skep: skop- l) ,spähen; bedecken, schützen, 2) be-schneiden, hauen'; vgl. di-scopela unter den dak. Pflanzennamen.

Óêïðüêçò, thrak. Dynast ca. 300 v. Chr., Eckhel, DN. II,p. 57; Head, p. 242.

-SCUTHES, vgl. -êýèçò, in Dio-scuthes, C. I. III 703.Óêõôé'ùí, AUZA SCUTTO, C. I. VI 228; Wz. sq'ev- ,bedecken,

schützen'?Îéáìöþêáíïò, Latyschew II, n0 447.ÎçâÜíïêïò, Vater des Ôáñïýëáò, ein Dake.

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I. Alh&ndlung: Tomaschelc.46

ÎçíÜ-êåíèïò Äáéêþóïõ, öýëáñ÷ïò, Mitth. X, ñ. 144.-÷áßôçò, in Äñïìé-÷áßôçò (s. d.).×Üëçò, ïò çñ÷å Ôñ:âáëëþí, schol. Aristid. vol. III, ñ. 275; vgl.

armen. •/ai(:) ,Tanz, Scherz, Spiel', /aiel .springen, scherzen'?×áñíáâþí, getischer Herrscher, s. Abh. I, S. 93.Êáé-ðñï'éæïò, Vater des Mantis aus Amphipolis, Anon. de

longaev.; -ðñïéæïò wurde analysirt; was etwa in êáé- aus ka'i,qasi steckt, lässt sich schwer errathen.

Êáýáñïò, Dynast in Tylis (219—200) aus dem gallischenVolke der Êáýáñïé, Cavari, Polyb. und auf Münzen âáóéëÝùòÊáõÜñïõ, Head, p. 243; vgl. Parthen. 8: ï âÜñâáñïò ÊáõÜñáò; ir.caur, skr. 9avira, cura.

Êáýêçóéò, CAUCENSIS, C. I. VIII 9390, aus der dakischehTribus der Caucoenses.

Êáìß-óáïò, Mitth. d. d. arch. I. VI, p. 264; s. Êïìü-.ÊÜëçñïò, St. B. v. ¢ëùðåêüííçóïò.CARETA, Annali 1885, p. 254.ÊáñïÝíèçò, Dmnont, p. 14, n0 25.ÊÜñôïõæá, f., aus Maroneia, Homolle, p. 445; Wz. q'ert-, s.

d. Glosse êÜôôïõæïé.ÊÜñóéò ä èñáî, An·. An. 4, 13, 4; Söldner in Athen, C. I.

Att. II 963, 27; vgl. Ortsnamen Êáñóé-äáýá, ¼íß-êáñóéò, und bospor.ÊÜñæåéò, Êáñæüáæïò.

Êáñðüò, auch in Thrake häufig; vgl. die dak. Êáñðïß undäñïò ÊáñðÜôçò.

Êáñðáåýò, Heros im pontischen Mesembria, Homolle, p. 463.ÊÜñêïò, C. I. Gr. 2019; vgl. dak. êåñêåñ; eig. ,rauh, heiser'?Êáóßãíáêéò, auf einer Münze Teres II., Ztschr. f. Numism.

V 97.ÊÜæâìéò, bei Heydemann, .Marmorwerke aus der Stoa des

Hadrian', p. 292, n0 788: Êüôõò õ'éïò ôïõêáæåìåïò. Sollte ÄïõêáæÝë-ìåïò gelesen werden dürfen, d. i. ,mit Wolfsfell bekleidet'? thrak.ëïõêá- aus vlqo-, afghan. lugh? Doch erhält ÊÜæåìéò eine Stützedurch Ìáñãáñßôçò ä ÊÜôæáìõò aus Kyzikos, Malala XV, p. 386.

ÊÝíâïò, thrak. Söldner in Athen ca. 300 v. Chr., C. I. Att. II963, 40; offenbar Koseform eines der folgenden Vollnamen mitdem thrak. Element -êåíèïò: Aulu-centus, -centius; Epta-centus,¸ðôáß-êåíèïò; Biti-centhus, -centus; Boup(t)-êåíôéÜò; Ìáñ(·.)-êÝíôéïò;Rabo-centus; Äéíß-êåíèïò; Diza-centus; Traii-centhus; Ôñé-êÝíôùò;

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Die alten Thraker. Ð. 2. 47

Zeli-centius; Zipa-centhus; ÎçíÜ-êåíèïò; Sudi-centius; und in demvon Hecataeus fr. 129 erwähnten thrak. Volke der Óáôñï-êÝíôá;,St. B. s. Abh. I, S. 68. Schon vor Jahren hatte ich vermuthet,dass darin der Begriff -ößëïò, -ðüèùí stecken müsse, und verglichdazu die arischen Wurzeln kam (part. pf. känta) und kan, can(os. eine .Befriedigung, Freude'), von der Basis qä, europ. qe-,nunmehr berufe ich mich vor allem auf die armen. Sippe: /and,Sucht, G-ier, Verlangen, Passion', ÷andal ,Verlangen hegen,eifern', /ind ,Lust, Freude', y^ndal (dial. ÷ïçßï!) ,an etwasVergnügen und Lust finden, lieÜen', ÷ç^Àà , Verlangen, Be-gehr, Wunsch, Nachfrage', yndrel ,Verlangen etc.'; Buggestellt dazu die slav. Wz. ÷ïçß- ,begehren, Lust oder Ge-schmack empfinden', welche kaum mit skr. svad-, gr. ÜíäÜíùund mit ir. sant, kymr. chwant ,Begierde, Lust' verglichenwerden kann. Ich setze eine thrak. Wz. q'enth: qoth- .ge-lüsten, sich wonach sehnen' an, womit vielleicht lit. kenöiü,kesti und kenteti ,leiden, dulden' zusammenfliesst, da Sehnsuchtund Gier Leidenschaften sind; gr. ðüèïò, ðïèÞ (n. pr. Ðüèùí, IIo-èßùí, ÐïèåÀíïò, ÉÉïèßóêïò) stellt man jetzt freilich nicht zu ðÝíèïò,ðÝ-ðïíèá und ðÜèïò, Wz. q'enth- ,leiden', sondern zur Wz. g'hedh-,anflehen, bitten, verlangen' in èÝóóïìáé, èåóôüò, öåóôüò, Èåóóáëü;(boiot. Öåôôáëüò, thessal. Ðåôèáëüò) — wäre es aber so ganz un-möglich, ðüèïò an ðÝíèïò zu knüpfen, wie ìÜèïò an menth-? Dochabgesehen von der etymologischen Verwandtschaft, so scheintjedenfalls in êÝíèïò der Begriff des leidenschaftlichen Verlangenszu stecken, und für jene Vollnamen lassen sich Deutungen auf-stellen wie ºððï/Üñìçò, Æåõãüöéëïò, Ðïëõðüèçôïò, Ìçôñüöúëïò, ¸ñãü-öéëïò etc., ebenso für die edonische Êüôõò, Êïôõôôþ die DeutungÐïèþ (nicht Êïôþ ,die Zornige'). Unerklärt ist noch die hesy-chianische Glosse øßíèïò · ôÝñøéò, Wz. sq'enth-?

Êåñóßâáõëïò âáóéëåýò, auf Münzen, Brit. Mus., Thracia., p. 239,Head, p. 242, thrakischer oder galatischer Herkunft (vgl. ÊÜì-âáõëïò, Führer der Galater).

Êåñóï-âëÝðôçò, einmal auch Êåñóå-âëÝðôçò, odrysiscber Fürst(359—341) und Zeitgenosse des Amadokos Ð., Teres III. und Be-risades, or. Att. etc.; der Name, dessen zweites Glied dem Griech.angepasst ist, deutet sich als ðáñáâëþø, von qerso- ,quer, schief,gr. êÜñóéïò, lit. skersas, pruss. kirsa, vgl. lat. cerron-,Querkopf.

CBRZULA, Vater des Bithicenthus; C. É. ÐÉ 703; entweder

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zu qer-fl- ,drehen' oder zn sq'eroh-, skr. kharg .knarren, krei-schen', khargalä, ein .kreischender Vogel'.

êåôñ;, êåôñç, êåäñç, êÝäñï- in den Vollnamen:Êåôñß-ðïñéò, Dynast im bisaltischen oder sintischen Flach-

gebiet am Strymon nahe dem See Prasias (ca. 360); die Athenernahmen die Bundesgenossenschalt dieses Fürsten gegen Philippin Aussicht und wollten Gesandte ausschicken ðñïò Êåôñßðïñéí ôïíèñÜêá êáé ðñïò Ëýððåéïí ôïí Ðáßïíá êáé ðñïò ÃñÜâïí ôïí ºëëõñéïí, C.É. Att. II 666, ñ. 405, a. 356; es gibt Münzen Êåôñéðüñéïò mitbärtigem Dionysos und Thyrsosstab, Brit. Mus., p. 204; Posto-lakas, p. 171; Head, HN., p. 241. In einer Inschr. aus demGebiet von Nicopolis ad Haemum, Mitth. XV, p. 216, n° 98,möchte ich für EFRIPOBIS lesen (C)ETIHPOBIS BISINII.

ÊåäñÞ-ðïëéò, thrak. Söldner in Athen, C. I. Att. II 963, 37.Êåäñä-ðïëéò, gen. -ðïëéüò, Theophrast. de odoribus 2, 4: á'é

êñéèáÉ ôïÔò ýðïæõãé'ïéò áß åê ôçò Êåïñïðïëéïò (ãçò) äéäïìÝíáé; die ausTheophr. gezogenen Parallelstellen fassen Êåäñüðïëéò als Ortsnamen; der êÝäñïò-Baum wuchs auch in Thrake.

ÊåôñÞæåéò, gen. -æåéäïò, Vater des ¢ëëïýðïñéò, Homolle, p. 470,Syllogos 1886, p. 109; ungewiss ob -Þæåéò oder -æåéä- abzutheilen(von -çæ- ,treiben, jagen' oder von -æåé, æåéä- ,treffen, erlegen');da nun -ðüñéò .Schlächter, Durchbohrer' bedeutet, so steckt imersten Glied unzweifelhaft ein Ausdruck für Wild, quadrupes,ir. cethir, altn. hvecturr, hveär- ,Schafbock' (neben hvedra ,vier-schrötig, Riesin'), d. i. idgm. q'etvr, q'etur- ,vier, vierfüssig'(neben q'etro, q'etra ðÝôñïò, ðåôñÜ, lat. quadra). Somit hat auchim Thrakischen die Vierzahl mit velarem q angelautet.

CESOKINUS, Vater des Mucasenus, C. I. III 1195; lat. Cen-sorinus? Eher zu q'esvoro- ,einer der das Jucken hat, sichgerne striegelt', gr. êáóùñÝù.

Êßáóïò, f. Êßáóá, geformt wie Ðéáóïò, sagenhafter Edonen-fürst, dessen Tochter dem Akamas bei Neunwegen ein êéâþôéïíUpbv ôçò Ìçôñüò 'ÑÝáò übergab und sich später aus Liebesgramins Meer stürzte, schol. Aeschin. Ð 30; Kiasa hiess bei denGriechen, gleich der dortigen Alluvialebene; Öõëëßò.

ÊéÜôôá, Tochter der èéèé-óÜôôá, Mitth. XI, p. 62, n0125; vgl.ÊÜôôáò bei Latyschew Ð, n0 403, Z. 6; catta ,Katze'?

CIMTIS, Sohn desPolula, Heuzey, n0 86, C.I.III 707; vgl. ÊÝíèïò?Êßóáò, aus Kyzikos, Mitth. d. d. arch. I. XIII, p. 304.

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Die alten Thraker. Ð, 2.49

ÊéñïÝïáò, Beiname des Amadokos ÉÐ., AP. XVT 6; manerwartet ÊïôõâÅäáò.

Êþââò & ÔñÞñáò áãùí (vgl. bei Kallinos ÔñÞñåáò Üíäñáò Üãùí),Strab. I, ñ. 61 c.

ÊïñðÀëïò, aus Imbros; vgl. Abh. I S. 69 fg.Êüëðïò, thrak. Söldner in Athen. C. I. Att. II 963, 35.-êüìçò, in Äé-êüìçò (s. d.).êïìü-, êáìá- in den Vollnamen:COMO-SICUS, Dacorum et rex et pontifex, lord. Get. 11;

,Liebesstachel' ?

Êïìï-óáñýç, Êáìá-óáñýç, Tochter des bosporan. TheilfürstenGorgippos und Frau des Spartokiden Pairisades I. (347—309);Inschr. vom Ufer des Temrjuksee's bei Phanagoria, C. I. Gr.2119 Latyschew II n0 346: Êïìïóáñýç, Ãïñãé'ððïõ èõãáôçñ, Ðâéñé-óÜäïõò ãõíÞ, ÜíÝèçêå é'ó÷õñù èåþ ÓáíÝñãåé êáé ¢óôÜñâ; Inschr. vommilesischen Dindymos aus der Zeit des Prusias II. (180—149),C. I. Gr. 2855, Z. 29: âáóéëßóóçò Êïúìáóáñýçò, d. i. die bosporan.Fürstin, Tochter des Spartokos V., Frau des Pairisades III.,später vermählt mit Argotos, Inschr. vom Mithridatesberge beiPantikapaion, Latyschew II n0 19: âáóéëßóóçò Êáìáóáñýçò, ôçòÓðáñôÜêïõ èõãáôñïò öéëïôÝêíïõ êáé ¢ñãïôïõ ôïõ º(óÜí)èïõ, âáóéëßóóçò Êáìá-óáñýçò áíäñüò. Der Wechsel von älterem êïìü- mit jüngeremêáìá- erscheint auch in der bithyn. Glosse êáìüëçò · ðñïóöéëÞòn0 17 und in CAMI-SARES, Vater des Datames, Corn. Nep., vgl.armen, n. pr. Kam-sar (falsch gedeutet b. Moses v. Khorni);spielt bei dem Vocalwandel persischer Einfluss mit? skr. käma,Liebe, Gunst, Begehr, Wunsch' etc., Basis kä, europ. qe-; ichdeute Êïìï-óáñýç als eine .welche Liebespfeile besitzt, entsendetund damit verwundet'; vgl. den dakischen Ort Êïìé-äáýá.

CUSALA, C. I. III suppl. 10276: Aurelia Cusala.-êþóçò, êïóçò, in Äáúêþóçò, ¢óôéêüóçò.Êïóùí, ein von Brutus in Thrake eingesetzter Dynast oder

Statthalter, auf Münzen mit der Legende M. Brutus, die inden Donauländern häufig gefunden werden; vgl. armen, y.ösun ,lo-quelaris, loquax', von y.ösel ,loqui'? êïóùõë, Homolle, p. 324, n" 9?

COSINCHS, Gemahlin des Nikomedes I., Plin. VIII 144, áðüÖñõãþí ôï ãÝíïò, Tz. Chil. III 969 (s. Äéôõ-æçëéò), also ein phry-gischer Name! vgl. ÊÜóáò, St. B. v. ÊïóéÜåéïí, und Êïóßëáïò in

Sitzungster. d. phil.-hist. Cl. CXIXI. Bd. l. Abh. 4

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50 I. Abhandlung: Tomasche t.

KoolXdou x.iojJi.i) Sozom. VII 21, ferner K6crii; Herondas 5. Die-selbe Basis mit dem Derivat -ing- bietet

KofflYYflii;, lepeus •riji; "Hpoii; x.ai i'^s.y.w Keßpiivi'MV y.ai Sx.aißoöv,zweier Völker in Mösien, Polyaen. VII 22; dies allein erweistdie nahe Verwandtschaft der europäischen Mösen mit den klein-asiatischen Phrygen!

KOTUS, l) in der phryg.-maionischen Stammsage Sohn desManes und Vater des Asios, Hdt. IV 45; von Kowai; war dieStadt KoTuaEeiov gegründet worden; KOTUI; und Ko'rix.a? hiessenzwei paphlagonische Dynasten; KOTU; nannte Xanthos-Skyto-brachion jenen mösischen König, der sein Volk nach Asienbrachte, C. Porphyr, de them. I, 4; KOTU^, Coto hiess bei denphrygischen Edonen die orgiastisch verehrte Naturgöttin Rhea-Kybele. 2) ebenso hiessen aber auch odrysische Fürsten, z. B.KOTUS I. a. 383—359, Sohn des zweiten Seuthes, Vater desKersobleptes; der letzte Kotys herrschte über Thrake zur Zeitdes Augustus und Tiberius, ein Freund hellenischer Bildung,massig, tapfer und gerecht; 3) KOTUS 6 SairaTo^, Strab. XII,p. 556, c; 4) im kimmer. Bosporus herrschten drei Fürstendieses Namens. Bezeugt sind die Schreibweisen COTUS, COTTDS,K6vtui;, KOUTUI;, f. KU)TUS u. ä., auf Münzen KOTO, KOTJ, einmalsteht auch K6-cuos /apoy/nip, Head p. 243. 5) Auch sonst findetsich der Name auf Inschr. für Privatpersonen, z. B. aus Odessos,Mitth. X, p. 317, n° 5: K6ws Aepvcii'ou; aus Delphi, Corr. Hell. V,p. 411: KOTO?, Sohn der Maloi'pix; aus Selymbria, Mitth. VIII,p. 208, n° 22: K&w;, Vater der Aaa'i's; aus Serdike, XIV p. 152,n° 31: KOTOI; SOpa/dp/ou; bei Heydemann n0 788: Kowi; TOU K.aC,i-1*60?; Diocietianus schrieb a. 293 Cotm, cod. lust. 11 19, 7. —Fick erinnerte an gr. xo-coc, gall. catu-, ahd. hadu, altn. Hödr,im Widerspruch zur catam -Theorie, vgl. skr. 9atru ,Femd',thrak. SaTpo-nswai. Wir gehen auch hier von der Wz. q'enth:q'oth- .begehren' aus, B. Kevöo«;.

Ko6^Xai;, Getenfürst, Vater der MijSa, welche Philipp zurFrau nahm, Theop. b. Athen. XIII 557, c; Cassiodorius b. lord.Get. 10 gotisirt diesen Namen in Gudila, vgl. Proc. b. Got. III 30,p. 402. 404: FouStXas Qpai; 5 8opuy6po?, neben Kouti'Xas; Herodianb. Choerobosc. p. 36, 35 nennt einen Kün^Xoii;.

KoutiXal; Opa?, BeXioaplou Sopuyipo;, Proc. b, Got. II 2,p. 150 fg.

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51Die alten Thraker. II, 2.

CÜTIULA, hessischer Reiter, C. I. III 7330; vgl. OÜTA, cod.lust. VIII 42, 14 a. 293, und CUTIES, C. I. VI 2353; KouOeiv f.,aus Salonik, Hell. Stud. VIII, p. 371 n° 18.

-w(h)i;, in den Vollnamen Mi'XTO-wOY)?, Spi.i-xuOT)^; vgl. -scuthes,Wz. sq'ev, squ- ,bedecken, schützen'; MiXToxAOr);; etwa ,dieWangen mit Röthel bestreichen'.

Koutl^T]!;, Bruder des BOÖ^Y)!;, Proc. b. Pers. I 13, p. 60; einanderer, Sohn dea Mösoromanen Vitalianus, Malala 18, p. 441;vgl. d. Ortsnamen Kou-^ou-roupa, Kotzo-fanü, gräkowlachischerName, KouT^c-ß>,a%oi etc.?

-X.PCI(JMI^, K.P«|AI|;, in dem Vollnamen AuXo6-x.paiJi.ii; (s. d.); Wz.qrem- ,schweben, hangen, reiten' skr. Vi-krama.

Kpi.wy.oi;, aus Kyzikos, Mitth. d. d. arch. I. XIII, p. 704;Derivat wie armen, usim .vernünftig' etc.; oder gleich Kpisap,i;& Köoi;?

KpoviSi);, von einer sonst unbelegten Basis Kpovo;, Homollep. 338, n° 47, Vater der TIOUTOI aus Philippopel.

-l'auot, faßa, in MaSa-vaua.-•(•ann)i;, in O()OXO-Y«IOT)I;.-GISA, in Dri(l)-gisa?raoepuxios, aus Miletopolis in Bithynien, Perrot Voy.

arch. I, p. 59.r»)TC-a(-itupi?, Gemahlin des bosporan. Fürsten Mithradates,

Sohnes des Aspurgos; es gibt Münzen fiwCkiv^ TrfRonTWfiw^;vgl. Inschr. aus Perinthos, Dumont p. 35, n0 69: Aaputa rrjwat-'rcupK;, Aapx.i6u 'AffiaTixou 6uYaTi)p. Wz. oep-? dazu "E'rcupt?.

rev^p.»)?, Homolle p. 457; geformt wie Zinama.Tixst^, 'Häov^üiv ßaaiXe6^, und Tixa, ßaiJtXeii)s 'HSyvav, Legende

auf zwei, im Tigris aufgefundenen und offenbar dahin durchPerser verschleppten Münzen aus der Zeit des Dareios, HeadHN. p. 179, vgl. Abh. I, S. 38; FeTa«; auch sonst, z. B. C. I.HI 1231. 3059, lat. GBTA, Sklavenname aus dem Volke derr^Tai, re'cvjvoi; Wz. oe : oö- .schreiten, treiben, weiden', gr. ß6<n'.()),ßou-ß^Tt? etc.

rf^-pixo? AivSi^pi, aus Chalkedon, C. I. II 3795; vgl.•Ci'fyXos • vavo?? oder zu lesen AI-(-X{-C-T)X.OS?

roa^is, Mann der Bpaupii), Edone, Thuc. 4, 107.r6x(i)v, Homolle p. 401, und rounoSi;, p. 375. Im Verhältniss

zu X, erscheint der velare o-Anlaut im Thrakischen weit seltener.0 A*

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52 I. Abhandlung: Tomuchek.

Zusatz. Einen vom Thrakischen verschiedenen Typuszeigen die paionischen Personennamen, welche sich mehr an dieillyrischen anzuschliessen scheinen z. B. (ungewiss, ob als Voll-name zu fassen) ÁõúïëÝùí ä ôùí Ðáéüíùí âáóéëåýò ca. 310 í. Chr.,vgl. ÁûäÜôá, illyrische Frau, Athen. 13, p. 557, c und ÁõäÜñéóôïò,Stadt in Pelagonia; Áýê÷,åéïò oder Áý'êðåéïò, vgl. Ëïõððé'âê in Messa-pien, das heutige Lecce; ferner ^Áãéò, Äñùðéùí, ÂÝóóïò (vgl. alb.besse) u. a.; wir fügen hinzu ËÜããáñïò ä ôùí 'ÁãñéÜíùí âáóéëåýò,Arr. An. I, 5, 2, vgl. LONGARUS· rex Dardanorum, dessen Sohnden illyrischen Namen ÂÁÔÏ trägt, Liv. 31, 28, l; illyrisch er-weisen sich auch die Ortsnamen, welche Procopius in der Pro-vinz Dardania vermerkt.

5. Die topische NamengeHmng.Die Namen der Ortschaften der thrakischen Region theilen

mit den Personennamen die gleiche Eigenschaft, dass sie meistaus zwei Elementen, einem bestimmenden und einem generellen,bestehen, also Vollnamen sind; diese Bildungsweise tritt aufillyrischem, ähnlich wie auf italischem, Boden überaus seltenauf, indem hier die Ortsnamen gewöhnlich von einer Basis aus-gehen, an die sich verschiedene derivative Charaktere an-schliessen. Wir sind daher nicht herauszufinden imstande, wieetwa im Dlyrischen die Ausdrücke für ,Burg, Dorf, Weiler'gelautet haben, während dies für das Thrakische vorzüglichgelingt — schon dieser Umstand allein erhöht die Bedeutungder thrakischen Ortskunde. Diese Kunde schöpfen wir, vonden Zeugnissen der alten Geographen und Historiker abgesehen,die zum Theil in das geographische Wörterbuch des Stephanusvon Byzanz übergegangen sind, aus den römischen Itinerariensowie aus dem Buche des Procopius über die unter Kaiserlustinianus ausgeführten Bauwerke und Castellrestaurationen;Einiges lässt sich auch aus den Inschriften gewinnen. NachAbschluss der romanischen Periode ca. 600 tritt an Stelle deralten Namengebung die slovenische. Da es sich uns nur umdie thrakischen Sprachreste handelt, schliessen wir alle grie-chisch und lateinisch benannten Ortschaften von der Liste aus;auch aus der überaus gemischten Nomenclatur des makedo-nischen und hellespontischen Grenzgebietes treffen wir eine

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53Die alten Thraker. II, 2.

blosse Auswahl, zumal auf Grund der analogen Bildungsweise;ebenso bleibt eine Anzahl von Namen aus dem vorwiegendillyrischen Morawagebiet unberücksichtigt; die keltischen Grün-dungen an der unteren Donau und auf dakischem Boden müssenjedoch als solche hervorgehoben werden, obwohl sich einestrenge Scheidung des Sprachschatzes nicht überall durchführenlässt. Zum Schlüsse erfahren noch die wichtigsten Gebirgs- undFlussnamen eine kurze Erörterung. Bei diesem ersten Ver-suche einer gesichteten Darlegung der thrakischen und moesi-schen Nomenclatur darf wohl der Verfasser auf eine derschwankenden Sachlage entsprechende milde Beurtheilung,namentlich von Seite der Sprachkundigen, rechnen.

Áßá-úÜâá, im Bezirk Remesiana nahe an Quime-dava, Proc.de aed. p. 284, 39; vgl. 'As-äÜâá, bei Variana zwischen Augustaeund Oescus, p. 290.

Áºãçôá, "Åãçôá, am rechten Donauufer südlich von derBrücke Traian's, jetzt Brza. Galatisch sind die nahen OrteGernlata und Taliatae; unsicher bleibt auch die Herkunft derVeste Áúãéóóïò am Donaudelta, j. Tuldza.

AIZIZIS, Á?æéóßò, Azizis, in Dacia, m. p. XII Bersovia, XIIITibisco, etwa am Poganis, Zufluss des Temeä; ,Ziegentrieb',armen, aic ,Ziege'? vgl. Áßæé÷,Þ ÈñÜêçò ìÝñïò, St. B.

Áõèé-ðÜñïò in Haemimontus, Proc. 306, 32, vgl. ¢èõ-ðÜñïò.¢âñï-ëÝâá, Berghalde an der Tundza, s. u. d. Personen

mit áâñü-."Áâñõôôïò, Abrutus, in Moesia inf. südlich von Zaidapa, j.

Aboba; maked. Üâñïàôïò · ïöñýåò? Vocalische Prosthese in dermysischen ¢âñåôôçíÞ, neben Âñåôôßá.

APULUM, auch Apula, im Centrum von Dacia, vielleichtbenannt nach dem in den Maroä einmündenden Bache (Ompoly);vgl. den Flussnamen Apus.

"Áðñïé, "Áðñùò, "Áðñïò, in der Kainike, XXII m. p. Resisto,XXI Sirocellis, j. Kestridze; vgl. dak. Üðñïõò? oder lat. aper?

¢ð-ðéÜñåéá, ¢ððéáñá, Donaucastell in Moesia, mit denAnwohnern Piarenses, ÐéáñÞíóéïé Ptol.; vgl. •ðéáñüò, •irielpa,Ðßçñåò, skr. pivara; davor die Präp. Üä- wie in phryg. Ü'ä-äáêåô,Üâ-âåñåô.

"Áìïõëïò bei Timacus minor, Proc. 285, 30; armen, amul.sterilis'?

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I. Alhandlung: Tomaschek .54

AMUTRIA, ¢ìïýôñéïí, in Dacia XXXVI m. p. Drubetis, ander Vereinigung des Baches Motrü mit dem ^iul, j. Gura-Mo-trului; Ü- priv. und zd. muthra ,Unreinlichkeit, Urin'? vgl.Ìþôñååò.

¢íá-ãïíêëßáé in Haemimontus, Proc. 306, 30.¢í-Üóáìïò d. i. ,am Fl. Asamos' gelegen.'ÁíÜ-äñáéìïò, (edonischer?) Name für ÅííÝá ï8ïé, St. B.¢íãïõóôß« in Dacia, am Durchbruch des Alutas, PtoL; lat.

angustiae; für »eng' erwarten wir im Dakischen Üíæïõ- vgl. armen.andzuk etc.

ABABOS mut., nahe an Seres, GR.'Apiva, zw. Odessos und Nikopolis, Proc. 307, 22.¢ñßóâá, â. d. Fluss "Áñéóâïò.ABULOS in Pieria, j. Kolendros, T P.AKUTELA in Dacia am Fl. Alutas, T P.; an der Einmündung

des Baches Lotrü?¢ñâáôßáú in Dacia mediterr., Proc. 282, 43."ÁñâÔëá, "Áñâåéëá, Dorf im Gebiet von Nikomedia, Mitth.

d. d. arch. Inst. XII, p. 171, n0 4, C. I. Gr. 3785."Áññùëïò in Bisaltia, St. B. PtoL, "Áñáõëïò Hieroci.; armen.

araur, aror Üñïõñá?ARRUBIUM an der unteren Donau, keltische Gründung."Áñóá in Dardania, Proc. 281, 41, serb. Rasa? vgl. "Áñóáæá

im Bezirk Naissos, 283, 45 und "Áñóåíá 283, 33, serb. Razan?¢ñóüíéïí, im Gebiet der dakischen (?) ¢ñó'.Þôáé an den Quellender Vistula, PtoL; lit. aräus ^eftig'?

ABCI-DAVA in Dacia zw. Apus fl. und Centum putea, j.Versec; ¢ñãéäáýá bei PtoL?

¢ñêéííá in Dacia, Ptol.¢ñêï-âÜïáñá in Dacia, Ptol.¢ñêïàíåò in Dacia mediterr., Proc. 282, 39.¢ñãáíï-êéëïí bei Aquae in Moesia sup., Proc. 285, 10; vgl.

Êïâåí-êßëåò."Áñãáìïò, in Scythia minor, Proc. 308, 28."¢ñãéëïò in Bisaltia, s. d. Glosse Üñãéëïò."Áñãéæâ in Mysia, Hier. vgl. Argesis T P.''Áëáðôá nahe an Stageira, Scyl. Galen. XIX, p. 74; vgl.

die edonischen Ä,áôýëåðôïé. C. Müller denkt an eine phönikischeGründung und vergleicht Talapta, Leptis u. ä.

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Die »Iten Thraker. II, 2. 55

¢ëé-äßíá in Scythia minor, Proc. 308. 7."Áëùñïò in Paionia, Ptol.; vgl. -ùñïò.ALUSORE mut. am oberen Hebrus, IH.ALBOCA, geformt wie Napoca, im sw. Theile von Dacia,

Ew. Albocenses, 'ÁëâïêÞíóéïé Ptol.; Basis alb-, vgl. Transalbazw. Dierna und Drobeta, Not. dign.

"Áëäáíåò im Bezirk Naissos, Proc. 283, 35.¢ëôçíþí öñïýñéïí bei Tramarisca, Proc. 292.¢äñÜíá bei Berenike, makedonische Gründung, St. B., d. i.

áßèñÞíç, vgl. Ü3ñáßá · áéèñßá u. ä.; armen, eder, áúèÞñ ist jungesLehnwort; os. ird ,heiter (v. Himmel)', aus *i(n)dra, vgl. "JSpatsarmat. Volk, Ptol.

¢èõ-ðÜñïò, Inschrift aus Sofia, Mitth. XIV, p. 150, n0 25:÷õñßù ÓÜâáæßù ¢èõðáñçíù. Wz. Üè- wie in "¢èùò .der Spitzgipflige'?

"Áæùñïò in der pelagonischen Tripolitis, s. u. -ùñïò; vgl."Áæåéá in der Troas? Üæüò, áÅæüò· õøçëüò?

¢óáß in Thrake, St. B.; ¢óáßá· 3íïìá äñïõò, Suid., vgl. skr.A9aya?

"Áóóçñá, Hafen im Innersten des singetischen Busens, vgl.åí ¢óóÜñïéò Corr. Hell. VII, p. 199; "Áóóçñïò setzt Ptol. in Myg-donia an; phönikischer Name?

"Áóåñìïò im Chersonnes, Acta SS. Febr. II, p. 40; armen.serm óðÝñìá?

"Áóã-áñæïò in Haemimontus nahe an Burtudizos, Proc. 306,43.¢óãé-æáíç in Haemimontus nahe an Tzo'ida, Proc. 306, 54;

vgl. armen, azg ,genus, proles, familia'?ACATA-PARA vicus reg. üsdicensis, C. I. VI 2807.ACI-DAVA an der Alutusstrasse in Dacia, m. p. XIII Ro-

mula, TP., vgl. lit. akis ,Auge, Oeffhung, Quelle'? 2) = Saci-dava, TP.

ACMONIA in Dacia zwischen Tibiscus und Sarmizegethusa;áêìþí? ¢êìïíßá ðüëéò Öñõãßáò; lit. akmen- ,Stein'.

ERETE, Erite, m. p. XI, südl. von Odessos an der Mündungdes Pannysos.

¸ñãáìßá in Scythia minor, Proc. 308, 38."Åñãéóóá, Ew. ¸ñãéóóçíïß, bei Beroe, Berl. MB. 1881, p. 442,

n°17.¸ñãßóêç, odrysische Veste, im Quellgebiet des Fl. Erginos,

ôï íõí ÓåñãÝíôæéïí, schol. Dem., vgl. Óáñãåôßáò, Flussname.

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I, Ahhandinn^: Tom&Bclielc.56

^Çëéò, getische Veste an der unteren Donau, worin Dro-michaites den gefangenen Lysimachos bewirthete, Diod. —Slavischen Ursprung zeigt der Fluss ¹ëéâáêéáò (Jeliwac, Jalom-nica?) b. Theophil. Sim. a. 600.

¸ëÞñá in der Rhede von Perinthos, Dumont p. 34, n0 66.¸ëùñïò im Mündungsgebiet des Ludias, vgl."AX(i)po;."Åìáóôïò in Dardania, Proc. 281, 40, vgl. ÂåìÜóôç.EGERICA, Egirca GR. T P., Nebenform für die mansio

HEUCE, Hilica ÉÁ. IH. zwischen Sparata und dem Haemuspass,im Kessel von I/timän; ¹ëé'êç?

"Éëéïí, bei Bizye, St. B. vgl. "Éëïõæá in Phrygien.IDIMUM, mansio m. p. XVII Horreo Margi, bei Medwedje

an der Resawa."Éäïïùò an der Nordküste des Chersonnes, Thuc. vgl. "É3ç

Scyl. 67 zw. Kardia und Alopekonnesos; "Éäç .Waldgebirge',Wz. eid- .schwellen'?

ºôá-âåñßåò in Dacia mediterr., Proc. 282, 46.ºôá¼Ýâá, ebenda p. 283, 10; skr. eta zd. aeta? oder zu

Wz. sei-?^Éóìáñïò, ºóìÜñá, kikonischer Küstenstrich und Anhöhe

oberhalb Maroneia.ºïãé-ðÝñá, nahe an Bessapara, Proc. 305, 25.¾ìáõ-ðáñïõ-âñß, im mittleren Hebrusgebiet, Proc. 306, l.¾ëáóéÜíáé in Haemimontus, Proc. 306, 36."Ïââõëïò, Gau oder Fluss in Moesia inf., zw. Rasgrad und

Totrokan, Ew. Obulenses, ¼âïõëÞíïéïé Ptol.¼ðéóçí« im östl. Haemus, Ptol.¼íä-êáñóéò, Lustschloss des Kotys, Athen. ×Ð 531, F;

ono- gr. Üíù? Variante Ìä-êáñóïò St. B.?-ùñïò, häufiger Ausgang in pelagonischen, paionischen und

edonischen Vesten z. B. in "Áæùñïò, "Áëùñïò, "¸ëùñïò, ÃÜæùñïò,èÝóôùñïò, Ìßë÷ùñïò, Ðéëùñïò, vgl. Êýôùñïò in Kleinasien; daneben-ùñ« und -ùñïí, auch in thrak. Namen, vgl. Êïôýùñá, Cepora,Scapora, Clevora, ÔÜñðùñïí; gr. -Fopo,?

"Ïññçóêïò, "Ïñçóêïò, geformt wie ÃÜñçïêïò, edonische Münz-stätte am Pangaios, auf Münzen ¼ññåóêßùí, Head HN. p. 174.

OBO-DISTA ad Bargum, mansio m. p. XXX Cabyle, XL VIIIHadrianopoli, an der Ostseite des Tonzus, ÉÁ.; vgl. zd. distiund uz-dista neben nz-daeza, Wz. deig'h- ,deichen'.

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Die alten Thraker. Ð, Ú. 57

¼ñêÝëëáé im östl. Haemusgebiet, Ptol.; galatisch? Vgl.Vercellae.

¼ñãÜëçìá am unteren Istros, Hecat. b. St. B.; äñãÞ· ðßóóá?OLOROS, zwischen Pydna und der Mündung des Haliak-

mon, Plin.¼ëü-âáãñá in Macedonia, St. B. vgl. ÖïÅãñçò.¼ëü-úïñéò, im Bezirk Na'fssos, Proc. 284, 7."Ïë-õíèï; in Sithonia oder Bottike; äëõíèïò .unreife Feige'?¼äçóóüò, mit karischem Ausgang, ursprünglich Benennung

der Anhöhe, St. B.; Wz. eid-, oid-?¼Úñßïõôæïò, im Flussgebiet des Timacus, Proc. 285, 26.¼æùâ«, geformt wie Bersovia, nahe an Dorostorus, Acta

SS. April. Ð, p. 974 f.¼æüñìç, var. ¼æáñâç, nahe an Carasura und Pizos, Proc.

305, 26."Ïóóá in Bisaltia, Ptol."Ïóôáöïò, im östl. Haemus, Ptol.OSTÜ- oder USTO-DIZOS, mansio m. p. XVIII Hadrianopoli,

XVHI Bnrtudizo, später genannt Íßêç, Þ ìé÷ñÜ Íßêáéá, byz. Íßêéôæá,j. Hafsa; vgl. östo- ,FInssmündung' lit. osta etc., oder lit. aukstas,hoch'?

"Oxova, im Gebiet von Nicopolis, Inschr. Äéåß ¼÷ïíçíù,Kanitz DB. ÉÐ, p. 341.

Oup-âñé'áíá im Bezirk Nai'ssos, Proc. 284, 10.Oup8ao( oder -8áï6ò, im Hebrusgebiet, Proc. 306, 4.ULU-CITRA , Rhodopecastell, Not. dign.; -÷ßôñá, skr. citra,

zd. cithra »sichtbar, onenbar, hell'; lit. ula ,Fels'?Ïõôé-äáýá in Dacia, am Oberlauf des Alutas, Ptol. vgl. den

Fluss Ïàôïò.ÜT-SUBDAB, mansio im G-ebiet von Bizye, m. p. XXX

Caenofrurio, XLII Tarpodizo, TP. GR., das heutige Sarai; vgl.surd- in ÆéââÅë-óïõñäïò, Praep. ut-?

USDICA, für Uzdica, in der Sredna gora, daher cives(regionis) üsdicensis C. I. VI 2807, óôñáôçãßá Ïûóäéêçóé÷Þ Ptol.;graecisirt zu Åßóäé'êáéá Proc. 305, 41; Basis nz-do-, Praep. ut-und Wz. dhe-?

USCU-DAMA, odrysische Veste, von den Bessen besetzt, vonLucullns erobert, Rufus Festus 9, Eutr. 6, 10 Amm. Marc. 14,11, 5; 27,4,12; die spätere Hadrianopolis. Uscu- .erhaben, hoch',

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I. Alhandinng: Tomaschek.58

von ut- u. adi. Bildung -oy-o-? -dama, wie -dava, von Wz. dhe-,skr. dhäma(n) .Wohnstätte'?

0!i(v)iwu êáóôÝëëéïí, bei Burdipta, Proc. 306, 14; vgl. denPersonennamen Ucus.

VEVOCASENUS vicTis reg. Philippopol., C. I. VI 2799; redupi.ve-vök-.

BAOS, in Moesia sup. zw. Viminacium und Horreum Margi;vgl. öÜïò.

ÂáÀêá, in Haemimontus, Proc. 306, 38.ÂÜíåò, in Dacia mediterr., Proc. 282, 50.ÂÜëëá, ÏýÜëëáé, am Nordabhang des Olympos. Ew. Âáë-

ëáÀïé, Vallaei; Ïàáëëá im östl. Hämusgebiet, PtoL, röm. valla,Gräben'.

BALLANSTRA mut. zw. Meldia und Translites, IH., im Beckenvon Sofia.

ÂÜëáõóïí im Bezirk Kasseta, Proc. 283, 29.Âáëïßá, ÂÜëïéïí in Macedonia, St. B. Galen. XIX, p. 88;

Baloie in Dalmatia; vgl. alb. ballj, balle ,Stirn, Spitze', skr.bhäla ,Glanz, Stirn'.

ÂáäæéáíÜ, nahe an Banes, Proc. 282, 49.Âáóß-ßouvov, nahe an Anchialos, Proc. 307, 4; vgl. Êáóöùíá.Ââóóé-äéíá in Scythia minor, Proc. 307, 53.ÂÜóôåöá oder ÌÜóôåöá, odrysische Veste, Dem.ÂáóôÝñíá·. l. in Hämimontus, zw. Beroe und Lardea, Nie.

Chon. p. 518, 2. im Gebiet von Nicopolis, Proc. 307, 28; Orteder dahin verschlagenen Bastarner.

ÂÜóêïí im Hebrusgebiet, Proc. 306, 8; vgl. den Frauen-namen Âáóêßá.

BA-CAUCA, im sw. Theile von Dacia, GR.; Basis qauq-s. d. Bergnamen, davor Präp. ba-?

BEO-DIZOS mut. m. p. IX Heraclea, IX Tzurullo, I H., ander Quelle des Bala-kastro-dere; vgl. Be-dizos.

••ÂÝ-ðáñá, im Hebrusgebiet, Proc. 305, 46.ÂåìÜóôç, in Dacia mediterr., Proc. 283, 7.Bewa, Vorort der ÂÝííïé oder ÂåííÜóéïé am unteren Hebrus,

St. B.Âåñåíßêç, makedon. Gründung nahe an Adrana, St. B.ÂÝñïéá, Bdppoia,.am Südabhange des Bcrmios nahe dem

Haliakmon, j. Verria, eine Gründung der Brigen; Wz. bher

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59Die alten Thraker. Ð, 2.

gr. öåñ, armen, phryg. ber-, also die ,fruchtreiche, ergiebige' —als Heros galt ÂÝñçò, gen. -çôïò, d. i. berent.

Âåñüç, Âåñïßç, m. p. XXX Castris Zarbis, XL a vado Arzifluminis, XVIII Carasnra, LII Cabyle, wahrscheinlich eine An-lage der Makedonen, seit Traianus auch genannt civ. AugustaTraianensis oder Traiana, unter Irene Åéñçíïýðïëéò, und dannwiederum Veroe, fränkisch Viroi, slav. Boruj-grad, zuletzt Stara-Zagora, türk. Esky-Zaghra. Vgl. Bireum.

ÂÞñïò, in Hämimontus, Proc. 306, 27.Âçñé-ðÜñá 1. im Gebiet von Nicopolis ad Hämum, Proc.

307, 30, 2. im Gebiet von Bessapara am oberen Hebrus, 305, 24;vgl. Âçñ',-óÜïçò.

Âçñç-ßáñïò zw. Bessapara und Pizos, Proc. 305, 27.ÂÝñæâíá in Dardania, Proc. 281, 46; illyrisch?BEKSAMAE zw. Anchialos und Kabyle, j. Áåôüò, A'ido oder

auch Karnow.BERSOVIA im sw. Theile von Dacia, m. p. XXIV Arcidava,

XX Aizizi; Berzobis schreibt Traianus b. Priscian. VI 14; derBach bei Zidovin heisst noch jetzt Berzava, viell. ,Birkenbach',vgl. lit. beräas, slav. breza, os. bärzä, wakhan, furz ,Birke',eig. ,weissgefleckt'.

ÂåñêÜäßïí, im Bezirk Nai'ssos, Proc. 28.3, 41.ÂÝñãá, ÂÝñãç und ÂÝëãç, in Bisaltia, j. Takhyno am West-

ufer des Prasias; vgl. d. Mannsnamen Âåñãáúàò, und ÂåñãÝðïëéòin der Abderitis, St. B.

ÂÝñãéóïí, var. Âåñôéóïí, am oberen Hebrus, Proc. 305, 36.Âåñãïýëç, auch Vergule und Virgolae, später genannt ¢ñ-

÷áäéïýðïëéò, j. Lülfe-Bergas am Ergene-su; Wz. bhergh- ,hochsein' 2. ,bergen'?

Âçëá-éäé-ðÜñá, var. Âïëá-ïúõ-ðÜñá, am oberen Hebrus, Proc.305, 44.

Âçëá-óôàñá', in Hämimontus, Proc. 305, 24.Âåëå-Siva in Scythia minor, nahe an Abrytos, Proc. 308, l.ÂÝëëïõñïò, Veste oberhalb Maximianopolis, Provinz Rho-

dope, Proc. 303; daher das byz. èÝìá Âïëåñüí, Volero; vgl.Âüëïõñïò.

BE-DIZOS mut. m. p. XII Resisto, XII Apris, auf dem Wegenach Kypsela, IH.; j. Bunarly; eig. Âå8ý-8éæïò ,Wasserburg'?

ÂÝäõò in Bisaltia, Diod. 19, 50; s. d. Glosse âÝäõò.

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I. Abhandlung: Tomasche ÉÅ.60

Âåäý-óéñïò in der südlichen Thrake, Herodian., d. i. ,Wasser-grube'.

ÂÝôæáé, im Bezirk Bugaraca, Proc. 282, 33.BESSA-PABA, -PAKE, bei Proc. 305, 22 Âåóïõ-ðÜñïí, abgekürzt

Bessa cod. Theod. ×Ð l, 30, d. i. ,Bessen-markt', j. Besikaraam Büdl. Ufer des oberen Hebrus im Bezirk von Bazardzik?

ÂÞãéò, ìïßñá êáé ðüëéò ôùí åí Éëëõñßá ÔñÜëëåùí, St. B.ÂÝ÷éò in Scythia minor, zw. Abrytus und Scai'dava, Proc.

308, 6; vgl. d. Mannsnamen ÂÞî, Âåêüò, und Âåêïýëç, im nördl.Theil von Hämimontus, Proc. 307, 8.

BnAL-cosT. vicns reg. Pautaliensis, C. I. VI 2772.Âé'-âáóôïò, Ort in Thrake, St. B.Âé'ìåñïò in Dacia mediterr., Proc. 283, l.Âúíáé, Bt'vif), an der Grenze der Sinten und Maiden am

Flusse Pontos, wo Braunkohle (óðßíïò, ìáñéèÜí) gefunden wurde,Theophr. de lapid. 2, 12 EM. 197, Tz. Chil. p. 510 K.; vgl. Âßíåïòin Dardania, Proc. 282, 23.

BmEüM, auch Bereum und Biroe, Castell am rechten Donan-ufer m. p. XXV Carsio, XXI Troesmi, j. Hisarlyq am CanaleBaroju bei Giriidzin und Doljani. Makedonische Gründungunter Lysimachos, nach dem Muster von Beroe?

ÂÂéãéò, bei Odessos, Proc. 307, 21.ÂéôæéìáÚáé in Dacia mediterr., Proc. 282, 47.Âéôæéáíïí in der bithynischen Tarsia, Acta SS. lan. I, p. 598.Âßúæïò im Bezirk Kavetzos, Proc. 282, 27.Âéæþíç, Âßæùí, bei Sallust. Vizzo, ðïëß÷íéïí âáñâÜñùí, Scymn.

760, m. p. XII Tiriza, XII Dionysopoli; terrae hiatu rapta,daher ÷þñïí åñçìïí; vgl. armen, wiz ,collum'?

Âéæýç, •Ë ôùí Áóôþí âáóßëåéïí, ÂÉÆÅ laterc. milit. Ephem.epigr. IV n0 895, 20. 25. 30, byz. Âéæüç, Vizoi, Visoi, j. Vizze.Nahe lag Êáñá-âéæþç, das heutige Karybdze, Not. episc., sowieTpairo-âéæýô), ibid. Praep. vi, bi- und Wz. g'hu, g'ha-u- ,klaffen',neupers. zawe ^palt'?

ÂÀóá, Ort in Thrake, St. B. vgl. den Mannsn. Bisa.ÂéóÜíèç, Bizanthe Corn. Nep. Ale. 7, 4, zw. Perinthos und

Makron teichos, später benannt Ôçóéóôüí, 'Ñáéäåóôüò, j. Rodhosto.Wz. skr. vig-?

Âéó-äßíá, nahe an Marcianopolis, Proc. 307, 43.Âéó-ìÜö«, nahe an Zadalpa, Proc. 308, 21.

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Die »Iten Thraker. Ð, Ú. 61

Âßóôéñïò, s. Ðé'óôéñïò.Âý-ìáæïò, Ort der Paionen, St. B.Âõë-Üæùñ, -Üæùñá, grosse Stadt der Paionen am Axios, slav.

Welica, alb. Weleze; vgl. die illyr. Byliones, und pelagonisch"Áæùñïò.

ÂõæÜíôéïí, Ýìéôüñéïí ôùí èõíþí; als Heros galt Âýæáò. Den-selben Namen verwenden die Seefahrer für den indischenKüstenort Vigaya-durga, skr. vi-gaya ,obsiegend'; der thrak.Name lässt sich mannigfach deuten.

Âüñ-âñåãá, bei Bugaraca, Proc. 282, 35; vgl. Âñåãå-äÜâá.Âüñõæá an der thynischen Küste, St. B.; Ausgang wie in

Ôßñéæá, ÊÜôôïõæá, ¢ñÜâõæá, ÐÝðïõæá, "Éëïõæá etc.Âüñíïé Corn. Nep. Ale. 7, 4, "Ïñíïé Hier., an der Propontis

zw. Paktye und Bisanthe, mit anläutendem Digamma.BORTIA, Uebergangsort über den Hebrus vor Hadrianopolis,

Acta SS. Maii HI, p. 199, in der Lage von Burdipta?Âüëïõñïò, ðüëéò êáé ìïßñá ôùí É'é Éëëõñßá ÔñÜëëåùí, St. B.; vgl.

armen, blur, bolur, bolor ,Hügel, Rundung', altn. boll-r ,Kugel',ahd. bolön .rollen'.

BoSai in Moesia inf., Proc. 307, 33.Âüôôåò, in Dacia mediterr., Proc. 282, 46.Âïó-ðÜñá, nahe an Bessapara, Proc. 305, 21.Âïõñâï-þ8éïí im maked. Grenzgebiet, Proc. 280, 17.BÜRBI-DAVA in Dacia, m. p. XIII Ponte Aluti, XII Castris

Traianis, bei Slatina am Unterlauf des Oltü; Ew. Barida venses,ÂïõñéäáõÞíóéïé Ptol.

BURD-APA vicus reg. Philippop., C. I. VI 2799, p. 721.Âïýñä-ùðåò im Bezirk Naissos, Proc. 284, 21; üñ, ap ,Wasser,

Bach'.Âïõñäüìéíá im Bezirk Remesiana, Proc. 284, 53; vgl. Vindo-

mina?BURD-IPTA ÉÁ., ÂïõñäÝéðù Proc. 306, 20, Burdenis TP.,

mansio am linken Hebrusufer, XVIH m. p. Castris Zarbis,XXIV Hadrianopoli, j. Hisar gegenüber der Brücke des Mustafa-pasä. Gehört das Element bur-do- zu ber- .tragen, führen',gr. öåñôÝò, öüñôïò, oder zu ber (aus bher, bhur)- ,schneiden,durchqueren'? dazu ap, ip- ,nehmen, erlangen'? — Eine Parallel-form bur-ti- begegnet in

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I. Abhandlung: T o m a s c h e k.62

BURTICUM l. Ort in Dacia auf dem Wege nach Apulum,wo man hinter Germizera vom linken Marosufer an das rechteübertrat, bei Alvinz, GR. 2. an der thynischen Küste zw. Apol-lonia und Thynias, etwa beim beutigen Brodiwo, wo Ptol. einÐåñïíôéêüí ansetzt, GR.

BUKTU-DIZOS ÉÁ., Âïõñôïõ-äéæé Proc. 306, 44, Burto-dixi cod.lust. V 10, 23, VIII 35, 9 a. 294, Burto-dexion Acta SS. Maii ÐÉ,p. 199, gekürzt Burtizo TP. GR., êÜóôñïí Âïýñêïõ. Inschr. b.Kanitz DB. III, n0 42; mansio am Fl. Erginias und Böyük-deressi, j. Baba-eskysi.

ÂïõñæéÜùí, Burziavo, arx Getarum, erobert von L. Lucullus,Eutr. 6, 10; in der Lage von Sumen? vgl. neupers. burz zd.bereza ,Höhe'?

Âïàôéò im Bezirk Kasseta, Proc. 283, 30; vgl. lit. butas,Haus, Bude' etc.

Âïõôåñßåò in Dacia mediterr., Proc. 282, 41.BUGARACA, mansio m. p. XVIII Serdica, XXI Egerica, j.

Vakarel; Proc. 282, 32 schreibt Âïýãáñêá.BKAUNAE, mut. m. p. XII Heraclea, × Selymbria, IH.;

lit. brauna .Messerrücken, Kesselrand, Schiffskiel', âñáàíá · êÞëç,êýóôéò und âñáõíéá · êïéëþìáôá ôçò ãçò, Hesych.

Âñáé'ïëá, im Timacusgebiet, Proc. 285, 9. 35; Ausgang wiein Vindimiola.

ÂñÜñ-êåäïÌ im Bezirk Naissos, Proc. 283, 39; brar aus brair»Bruder'?

ÂñÜôæéóôá ebenda, 284, 6.ÂñÜãõëïò nahe an Parthikopolis, Hier.; wohl paionisch-illy

risch, wie Bargullum bei Dimallum parthinisch, Liv. 29 12, 13.ÂñÝá im ägäischen Küstengebiet, Colonie von Athen, Ew.

ÂñåáÚïé, ÂñåÜôáé, Kratinos b. Hesych., St. B., Cat. trib. Att.; vgl.Âñå, Rhodopecastell, Proc. 305, 18; ältere Nebenform zu âñßá,s. d. Glosse.

BpE-iERO-raARA, mut. m. p. × Maximianopoli s. Porsulis,× Brendice, I H., j. Irdzan am Yardymiy-dere; etwa ,Burg beimHerosmarkt*, vgl. Âçñç-Àáñïò.

BBENDICE, Brindice, Brizice, Berozica, mut. m. p. XXPorsulis, XV Milolico; mit unorganischem d hinter n etwa gleichÂåñåíßêç ?

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Die alten Thraker. II, 2. 63

ÂñÝíú; im unteren Hebrosgebiet, Strab. VII, p. 331 fr. 38;slaw. brenije ,Koth'?

ÂñÝäáé, nahe an Burdipta, Proc. 306, 26; Wz. bred- .waten'?Âñåãå-ÚÜâá, nahe an Bugaraca, Proc. 282, 24; Wz. bhreg-

,brechen'? zu gr. âñÝ÷ìá gehört wohl ÂñÝãìç im Gebiet vonPergamon, Ew. Bregmeni, Plin.

Âñßá l. in Phrygien, Ew. Bpwoi, Head H N. p. 560; dim.Âñé'ïõëá? 2. thrak. Element für ,Wehre, Veste', s. d. Glosse;vgl. Ìåóçìâñßá, Óçëõìâñßá, Ðïëôõìâñßá, Óïìâñßá, ÓêåëÜâñßá, ¾ìá'-éðá-ñïõâñé, Êïõóêáâñß, Óáëåâñé'åò, Óáâ;í;âñßåò, ºôáâåñé'åò, Ôáìïíâáñß; altereNebenform ÂñÝá.

Âñé-ðáñïò l. im Gebiet von Serdike, Proc. 282, 7, 2. vonRemesiana, 284, 48 (apogr. Monac.).

Bpt'rtoupa, im Bezirk Remesiana, Proc. 284, 27.BBIGANA, in der regio Usdicensis, C. I. VI 2807: Heroni

Briganitio.Âñßãéæéò, nahe an Bolbos und Aulon, Proc. 279, 44; brigischer

Ort? ähnlich Âñýãéïí und ÂñõãéÜò an der illyrischen Grenze.Âñõëëé'ò und Âñõëëéïí, nahe an Daskylion und Kios, St. B.BRUNGA mut. zw. Libyssa und Nicomedia, IH.BBUOLA, geformt wie Genucia, Castell in Dacia m. p. XII

Apulo, XII Salinis, j. Nagy-Enyed am westl. Ufer des Maros;lit. bruklis .Knüttel', brukti ,drängen, zwängen'?

ÂëÝðïé im Gebiet von Pautalia, Proc. 283, 23.ÂëÝôæïò in Dardania, Proc. 281, 49.Ðáõôáëßá, ÐáõôÜëåéá, TP. PBUTALIA, Ew. ÉÉáõôáëéþôáé; Vorort

der dentheletischen Strategie, das heutige Köstendil; midne Po-telense C. I. VI 2819 kann sich auf einen sonst unbekanntenOrt Potela bei Serdica beziehen. Viele Deutungen sind möglich;vielleicht war der Name makedonisch; Ðþôáëïò, thess. Ðïýôáëïò,zu ðù- ,trinken'? lit. puta, pota?

-PARA, PERA, ðÜñïò u. ä. im Sinne von ,Marktort, Dorfwurde unter den Glossen besprochen; vgl. die Ortsnamen:ÁýèéðÜñïò, ¢èõðÜñïò, Acatapara, ºóãéðÝñá, ¾ìáõðáñïõâñß, ÂåðÜñá,ÂçëáéÚéðÜñá, ÂçñéðÜñá, Âçñéðáñïò, Bessapara, ÂïóðÜñá, Breierophara,Âñßðáñïò, Ðñéóêïõðåñá, ÌïõôæéðÜñá, ÄáñúáðÜñá, Äù§ïðÜñïò, Druzipara,Tranupara, Sauzupara, ÓêáñéðÜñá, Óêáéðç-ðÜñïò, ×åóúäõðáñá, Êçñ'.ï-wapa. Aus Bithynia und Dacia mangeln Belege; es müsste denndak. ÐïñïëéóóÝí hieher gehören.

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I. AlAmdInng: T o mal ehe k.64

Ðâñíïõóô« im Bezirk Kavetzos, Proc. 282, 25.PALAE mut. m. p. VII Arzo, XI Castris Zarbis, I H.;

ðÜë« · æþíç?PALMA vicus reg. Philippop., C. I. VI 2791, p. 721; vgl.

Pahnatis, m. p. XIV Durostoro, j. Kainardzi.-ðÜí«, -ðåíå in Ãñéíêéá-ðÜíá, Knri-ðåíå.ÐÜíéïí an der Propontis, Gebiet ÐáíéÜò, Ew. ÐáíÚôáé.Ðáäé-óÜñá zw. Axiopolis und Marcianopolis, neben Zaidapa,

Proc. 305, 20.Ðáôñé-äáýá in Dacia, Ptol.Ðá÷ôýç im Chersonnes, eine karische oder milesische

Anlage.ÐÝñéíèïò, eig. ,Ueberfahrtsort' v. ðåßñù, ðÝñáí etc.?PBBEPRUS vicus reg. Meletinae, C. I. VI 2736.Ðåñêþôç zw. Abydos und Lampsakos, j. Bergas; armen.

herk, *herkoth ßñïõñá, herkel Üñïôñéáí, porcare, .furchen'?ÐÝñãáìïò, s. d. Glosse.Ðå-ðëÜâéïò im Bezirk Kavetzos, Proc. 282, 21; Wz. pleu-.PBLBNDOVA im Flachgebiet von Dacia, XXXV m. p. Amu-

tria, bei Krajowa am Unterlauf des Ziul; vgl. Ðïëüíäá? gr. ðëÜäïò,Nässe' (aus plendos)? Wz. pel- ,grau sein'? An die keltiberischenPelendones in Hispania Tarraconensis ist nicht zu denken.

ÐÝôñá in Maedica, Liv. 40 22, 12, maked. Gründung?2. in Dacia, zw. Germizera und Ad Aquas, j. Öikmo, röm.Gründung? Vgl. jedoch Ðåôñïäáýá im östl. Theile von Dacia, Ptol.

ÐÝóéïí im Lande der lazygen, Ptol.; dakische Gründung?eher eine Anlage der Boier, vgl. Ðåóéíïàò in Phrygien.

PECETUM vicus reg. Philippop., C. I. VI 2799.PreüM in Dacia, Ptol.; röm. Bezeichnung.Ðéñïâïñé-äáýá an der südl. Beuge des Hierasos (Seret), Ptol.;

eine keltische Gründung mitten unter den dakischen Karpen,vgl. Pirobori Bramb. n0 315.

Ðßëùñïò, Ðßëëùñïò, Küstenort in Sithonia, zw. Singos undAssera.

Ðßíïí im südl. Flachgebiet von Dacia, Ptol.; etwa ,Geflecht'?oder ,feuchter Ort'?

Ðßæïò Mitth. X, p. 96. T P. É Á., Ðßíæïò Proc. 305, 31, åìðüñùíund mansio nördl. v. Hebras, m. p. XII Ranilo, XVIII Arzo,j. Hisar-qasaba am Aq-dere.

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65Die »Iten Tliraker. U, 2.

Ðßóôåò im Bezirk Naissos, Proc. 284, 4; Ðéóôïý öñïýñéâí zw.Marcianopolis und Zaidapa, Theophyl. Sim. p. 273.

Ðßóôéñïò, Ðßóôõñïò, Ðýóôéñïò und Êýóôéñâò, im Lagunengebietvon Abdera, Hdt.; abgekürzt Ðßóôá, Aeschyl. Pers. I.

POKOLISSÜM, Ðïñßëéóóïí, Vorort von Dacia Porolissensis, ander Sämosbeuge bei Mojgräd; die ptolem. Variante ÐáñÜëéóóïílässt sich durch civ. Paralisensium C. I. III 2866 stützen. Ab-zutheilen poro-lisso-?

PORSÜLAB, die spätere civ. Maximianopolis, byz. Ìïóõíüðïëéò,j. Misini-kale am Qaradza-sü nahe an Gümürdzina, byz. Kou-ìïõôæçíÜ, am Südabhang des Qarly-dagh. Thrak. porsula (par-9ala) etwa gleich lat. porcula, ahd. farheli, gr. ðüñêïò, ir. orc?vgl. Ad Scrofulas in Moesia sup.

Öüñïõííá St. B., bei Liv. 26 25, 6. 12 (iam) Phoryna ,caputet arx Maedicae', ursprünglich wohl Bspoima ausgesprochen.

POTAISSA, dakisches Municipium, j. Torda am Unterlaufdes Aranyos südl. von Klausenburg; die Nebenform Patavissazeigt Anlehnung an das venetische Patavium. Abzutheilen po-ta(v)issa, skr. taviSa ,stark'?

POTULA im westl. Theil von Dacia, GR., viell. Potulata;Ew. Potulatenses, ÐäôäõëáôÞíóéïé Ptol. Abzutheilen po-tula-?

Ðïëüíäá (cod. X), var. ÐÜëïäá, im so. Flachgebiet vonDacia. Abzutheilen po-londa? lit. pas-, pa- ,bei, an, nach' slav.ledina ,Brachfeld, Heide', Basis lenda ,Ebene, Land' ir. lannetc.? Vgl. Pelendova.

PUKDAE mut. m. p. IX Acontisma, VII Topiro, I H.PUPA, in Pupe(n)ses reg. Philippop., C. I. VI 2799.Ðïýôåäéò, Donaucastell östl. v. Almus, Proc. 290; lat. putidus?Ðïõóéíüí im Hebrusgebiet, Proc. 305, 47; lit. pusynas

,Fichtenwald' von pusis ðåýêç? lat. pisinnus, pusillus?ÐñåÀïéò in Scythia minor, nahe an Zaidapa, Proc. 308, 27.Ðñå-äâýá in Dacia, Vorort der Predavenses, ÐñåäáõÞíóéïé Ptol.;

viell. nach cod. × Ðéå-äáýá .Böeendorf, ÐéåäáõÞíóéïé, vgl. ÐéÝ-öåéãïé,Pie-porus.

Ðñåôæïõñßåò im Bezirk Remesiana, Proc. 284, 41.ÐñÞðá, êþìç Ðñçðáíþí, im Gebiet von Nicomedia, Mitth.

d. d. arch. Inst. XII, p. 170, n0 3; Präp. prei, pri- ,vor' und ap-,Wasser'? PBAP. findet sich, wenn ich mich recht entsinne, auf einerInschr. vom Unterlauf der Theiss; das Citat ist mir entgangen.

Siteongsber. d. phil.-hitt. Cl. ÏÚÓ×É. Bd. l. Alh. 6

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66 T. AbhandlunR: T o m S B c h e f c .

IIptsxou-Tepa in Dardania, Proc. 281, 30.IIptcr-ni, PKISTA, auch Sexaginta- und Sexanta-Prista, 'E^evra-

itplirta Proc., j. Ruscuk an der Donau; schwerlich thrakisch.MARENB, Landstrich an der ägäischen Küste, Liv. 42, 67, 4;

Wz. mär- ,heiss sein' 2. ,schimmern'.Mapxo-Saua in Dacia, Sitz eines Marcus?Mapxep(i)i;a in Haemimontus, Proc. 306, 40; Ausgang wie in

^wplwcs.MALVA, Vorort von Dacia Malvensis, Castell am nördl.

Ufer der Donau; Hazdeu vergleicht slav. molü ,U{er'; lett. mala,Rand, Ufer'.

MaäuTOi; im Chersonnes, j. Maito; vgl. Maduateni,Liv. 38, 40, 8.

MalJTClpa, odrysische Veste, var. BoiOT£ipa, Dem.MAGARIS vicus reg. Serdicae, I R N. 2845.MacpiJitott im Bezirk Kasseta, Proc. 283, 27; vgl. zd. magha

,Loch, Tiefe'.MeXavSta l. Uferstrich der HI. Sithonia 2. in der Thynias,

Ew. MeXavSreat.MeXania? am Fl. Athyras, XII m. p. Rhegio, XXIV Statuis;

auch Melintias, MeXi-cias Suid., byz. Mgtpat Not. episc. Cantacuz. III,p. 320, am Fl. MsXa;.

MELDIA mansio XXX m. p. Turribus (j. Pirot), XXIIISerdica, beim heutigen Orte Sliwnica; Vorort der galatischenMeXSoi oder MifXSai, Cass. Dio 51, 25, 4; vgl. ir. meld ,zart,gelind, annehmlich', slav. miadü Jung' etc.

MELTA mansio XIII m. p. Sostra, X Dorionibus, östl. vomFl. Isker, j. Lowec, byz. AißiT^o«; am Oberlauf des Fl. Osem;vgl. Mesacus civis Meletinus C. I. VI 2736. Wz. mel- ,be-streichen, malen' lit. meletä .Grünspecht' etc.

MevSa Burg der Sithouen auf Pallene, Colonie von Ere-tria; Münzen MivSaKov, Mev8ai<üv Head p. 186; vgl. BsvSTi;, Wz.bhendh-.

MiSena im Bezirk Kavetzos, Proc. 282, 20.M^Tii^oi; m Macedonia, Proc. 280; 5.MewfiiJi-ßpSa, MeTapi-ßpia l. an der pontischen Küste im Ge-

biet der Skyrmiaden, Colonie von Byzantion, 2. an der kiko-nischen Küste, Colonie von Samothrake. Die Alten selbst legen

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Page 267: Die alten Thraker

Die alten Thraker. II, 2. 67

nicht gr. iJie(n)[Aßpi'a zugrunde, sondern thrak. -ßpia und MeXuo;,N. propr.

Mi'e^a, brigischer Ort am Abhang des Bermios, nahe anSkydra Balla und Berroia, auch genannt Stpupioviov, urbs insignisantris Coryciis, Nymphaeo.

MiXXapsxa, im Gebiet von Naissos, Proc. 284, 23.MILOLITOS IA., Melalicos IH., Micolitos TP., mut. nahe

dem Tempyrapasse oberhalb der Küstenstation Säle.M{Xx(i)po? in der Chalkidike.MICIA pagus s. statio, m. p. XLV ab Apulo, C. I. III 7847,

sq. 8061, j. Vecel am Märoä westl. v. Deva.MupiTjVov, Mupttoviov, odrysische Veste, Dem.Mupiwvo?, edonische Veste östlich vom Unterlauf des Stry-

mon; Wz. mrk- ,dunkel werden, dämmern'?Mtopr)'^, Morrene, Gegend in Mysia; armen, mor ,Sumpf,

Schlamm'? Moppa hiess ein bulgarischer Landstrich am Unter-lauf der Arda, eigentlich Morwa?

MopuJifjvoi, Tribus an der thrakischen Küste, bei welcherdie Orpheussage im Schwange war, Plin. Vgl. d. BergnamenM»)pio6i;?

MopuXXoi; in Mygdonia, St. B., Ew. Morylli, Plin.; vgl.M6pui; mys. phryg. Eigenn. b. Homer.

MöSpa im Quellgebiet des Fl. Gallos, Ew. MoSpT)voi, GegendMoSpiivi], j. Müdürly; vgl. slaw. modrü ,blau' modrenü ,Lärchen-banm', ModruSe Ort im kroat. Küstenland.

MttfTpesi; im Bezirk Aquae in Dacia rip., Proc. 285, 36.M6ouvo<; am Prasiassee, Athen. VIII 345, e, gleich SuXiTcoXn;.Monapso?, odrysische Veste, St. B., a. 'Ovi-xapffis.MOCA-SURA, mansio nördl. v. Resiston gegen den Coriu-sü,

etwa bei Gündüzly; vgl. die Personenn. mit muca-, und dieOrte auf -sura.

MonaTa in Bithynia, St. B.; MonnaSa in Phrygia.Mo6vS-67ca, geformt wie Ze/S-sica, in Rhodope, Proc. 305,. 13.Moupi-Ssßa, in Scythia minor nahe an Zaidapa, Proc. 308, 17;

arm. mur ,tortus'? mur ,fuligo'?Moup-ctox.'»), var. Mup-riox.»), odrysische Veste, Aeschin.; vgl.

slav. alb. murgu ,schwärzlich, dunkelfarbig'?Mou-ci.i-xdpa, in Dacia rip., Proc. 285, 23.Nawo6<;, j. Nis, benannt nach dem Flusse gl. N. (s. d.).

5*

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68 I. Abhandlung: Tomischek.

NAPOCA in Dacia, j. Klausenbarg oder Kolos-var; Ptol.schreibt Nawouxa, vgl. Ï. É. ÐÉ 7996 Napucenses; das Derivat-ok, uk hat diminutiven Sinn; die Basis nap- auch in demFlussnamen ÍÜðáñéò, vgl. gr. íÜðïò?

NABCOS mut. VIII m. p. Bergule, IX Drizupara, I H., ander Münde des Geldzikdere in den Ergene-sü. Wz. snerq-,schnüren'? ner- ,eng sein'?

Íåôéí-äâýâ, Var. Íåíôé'-ïáõá, im so. Flachgebiet von Dacia,Ptol.; armen, net ,Rohr, Pfeil' geht auf nada, nada zurück.

Í(øá, Vorort der ÍéøáÀïé und Tpa-íßøáé, im Bergland zwischendem Fl. Erginias und der pontischen Küste, benannt nach einerQuelle? s. Íßø.

Íßó÷ïíéò, in Sythia minor, Proc. 308, 35.Íýóóïò auf Pallene, Plin.?Íþãåôïò im Bezirk Nai'ssos, Proc. 284, 11.Nouxpaoyvov, in Scythia minor, Ptol.RAMAE mut. VII m. p. Castris Zarbis, XI Burdipta, IH.;

Wz. rem- ,ruhen, behagen', skr. zd. räma ,Ruhe, Behagen', lit.rimti, rämas, ramus etc.

'Ñáì'.-äáýá im nördl. Theile von Dacia am Oberlauf desAlutas, Ptol.; adi. rämya- .behaglich'.

BANILUM mans. XXV m. p. Philippopoli, XII Pizo, nahean Carasura, TP.; Ort der Lust, Wz. ren, skr. ran- »erfreuen',skr. rana, zd. räna l) ,Behagen' 2) .Kampflust, Kampf, armen.erani .glücklich-, eraneli ,glückselig'; vgl. -renus in Aulu-renus.

'Ñáíß-ó÷åëïò im Gebiet von Serdike, Inschr. Mitth. XIV,p. 100, n0 24: ¢ðüëëùíé 'Ñáíéó÷åëçíù; skr. ranya.

'Ñáéäåóôüò, späterer thrak. Name von Bisanthe, bezeugtseit 500, j. Rodhosto; vgl. ÷Üóôñïí 'Ñåäåóôïà Säuleninschrift ausTirnowa an der Jantra, durch die Bulgaren unter Krum vonder Propontis dahin verschleppt. Als ältere Form begegnet'Ñçóéóôäí, Resistos, mit affricativem s an Stelle von d; vgl. skr.rädhas »Gunst, Segen'? slav. rada ,gern, froh' radostt ,Freude'?

'Ñâß÷çëïß, älterer Name von Ainos, Lycophr. 1236, vgl.'ÑÜ÷çëïò, St. B.; ebenso im Gebiet von Nicomedia ÷þìç Ãá÷Þëùí,'Ñá÷çëáíùí, Mitth. d. d. arch. Inst. XII, p. 169.

'Ñá÷þëç, Heimstätte der gegen die Kattnzoi oder Pygmäenausziehenden Kraniche, St. B., vgl. Ôâ÷ïýëç in Haemimontus beiBurdipta, Proc. 306, 21.

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Die alten Thraker. II, 2. 69

'ÑÜôá÷á in Dacia Porolissensis, Ew. Ratacenses, 'ÑáôáêÞí-óéïé Ptol.

'Ñáôéáñßá, 'Ñáéôéáñßá, j. Arcer, von lat. ratiarius? oder kel-tische Anlage?

'Ñçóéóôüí, s. 'Ñáéäåóôüò.'Ñåóé-äéíá in Scythia minor, Proc. 307, 54.'ÑÞó÷õíèïò, Cultusstätte der Zerynthia nahe der Hebrus-

münde.RESCULUM statio im Goldbezirk von Dacia, Tab. cer.; vgl.

die Mannsnamen mit ñáéó÷ï-.REMESIANA, mit mehreren, theilweise an Roma angelehnten

Nebenformen, eine Gründung der galatischen Remi, 'ÑÞìïé; vgl.die Landschaft Rimesica im centralen Haemus, TP., besetzt vonden galatischen Tyleni?

REMETODIA mans. m. p. XII Ratiariis, IV Aimo, an derMünde der Skomolja in die Donau, TP.; ähnlich geformt Óêåí-ôïýäéåò.

'Ñåðï-äÝñíåò im Bezirk Remesiana, Proc. 284, 45; Wz. reip-,reissen'.

ROCOBAE in Scythia minor, Plin.'Ñïëëé-ãåñáß im Bezirk Germane, Proc. 283, 15; vgl. ôïõ

'Ñïõëïý in Moesia inf., 307, 35.'Ñïõâïàóôá, in Scythia minor, Proc. 308,4; kaum lat. ro-

busta, eher das alte Ëýâéóôïò neben Rocobae und Zygere, Plin.'Ñïõ÷÷üíéïí im nördl. Theil von Dacia, Ptol.; ein Ort der

Anartes?RUMBO-DONA mut. m. p. × Topiro, × Stabulo Diomedis,

IH., am Fl. von Xanthi; vgl. ñïìöáßá? 'ÑÜìöïò westl. von Rhe-gion, Theophyl. Sim. p. 237; lit. rumba ,Saum, Einfassung'?dazu armen, tun ,domus'?

RUSI-DAVA in Dacia, XIV m. p. Ponte Aluti, XXIV Aci-dava, TP., am rechten Ufer des Oltü; lit. rausis ,ausgewühlteHöhle'? Aur. Rusoni schrieb Diocietianus, a. 294, cod. lust. IV,49, 14.

ËÜäåøá, Sitz der thynischen Ëáäåøïß, geformt wie Íßøá.ËÞó«, Áçóáíþí -÷þìç, in Bithynia, j. Kandrä, Le Bas-

Wadd. 1171.-ëÝâá in ¢âñï-ëÝâá (s. d.).Ë(ðáîïò an der Küste von Krusis, südl. von Skombreai.

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Page 270: Die alten Thraker

70 I. Alhandlang: Tomaeche t .

Ëéóáß ebenda, zwischen Aineia und Potidaia, Hdt.; vgl.LISSAE mans. m. p. XXI Helica, XXII Bessapara, die spätereBonamansio, j. Wetren, ÉÁ.; ferner vicus LISENON reg. Philip-popol. C. I. VI 2799; s. d. Flussnamen Ëßóïò, Ëßóóïò.

ËÜ÷ïæïò, Ëüêïîïò, Ëõêïæåéá, treriscbe Ansiedlung in Phrygia,vom Wasser hinweggeschwemmt, Xanthos b. St. B.; sollte hierthrak. luqo- ,Wolf aus vlqo- vorliegen? vgl. Áïõêïõ-íÜ'/ôá im Be-zirk Kasseta, Proc. 283, 28, etwa ,Wolfsthal'? Eine lat. .Wolfs-quelle' Ëïõðï-öáíôÜíá begegnet im Bezirk Remesiana, 284, 51.

-DAVA, DEVA, -5áýá, äÝâá ,Siedelung, Weiler' (s. die Glosse)begegnet in mehr als 40 Ortsnamen, von denen allein 25 aufDacia entfallen: AiaSaßa, ¢åäÜâ«, Arcidava (¢ñãéäáýâ), Acidava,ºôáäÝâá, Ïûôéäáýâß, BoupiSaua, ÂñåãåúÜâá, Ðáôñéïáýá, Ðåôñïäáýá, IIipsßupt-ïáýá, Ðñåïáý«, Ìáñêïäáýá, ÌïõñéäÝâá, Íåôéíäáýá, 'Ñáìéäáýá, Rusidava,Äáïõóïïþá, ÄáíåäÝâï«, Desudava, Äïêúäïþá, Ôáìáóéïïþá, Æáñãéäáõá,ZipiSaua, Æïõóéäáýá, ÆéóíïõúÝâá, Óáíãéäáýá, Sacidava, Sagadava,Óåôéäáýá, Óß'/ãéäáý«, Óïõê'.äïþá (Sucidava), ÆéêéäÝâá, Scai'dava oder-Seßa, Êïìéïáýá, ÊïõéìåäÜâá, Êáñóéäïþ«, Capidava, Êëçéôéäïþá. Desu-dava bezeugt das Vorkommen dieses Elementes bei den Maidenam Strymon; dass es auch bei den Bessen vorkam, ersehenwir aus dem Zeugniss des Jordanes Rom. p. 28, 16, 37, 5:PÜLPU-DEVA, i, e. Philippopolis lingua Bessorum: bei den Bulgarenhiess die Stadt urkundlich Plowdinft, jetzt aber merkwürdiger-weise Plow-diw.

Äáïõó-äáýá in Moesia, j. Rasgrad, Ptol.Äáþíéïí, Äáüíéïí, ÄÜíåéïí, ältere Form Äáýíéïí ôåß÷ïò (bei Scylax

ÄÜìéíïí ôåß÷ïò, verschrieben?), an der Propontis.ÄÜâáíïò in Dardania, Proc. 281, 16.ÄáâëåÚò in Bithynia.DAPHABAE mut. zwischen Ostudizos und Hadrianopolis, IH.;

armen, taphel .niederstrecken, platt legen', tapharak ,platt, flach,eben'.

Äáíå-äÝâáß im Bezirk Kavetzos, Proc. 282, 29.AapSg-weipa an der Q-renze von Dardania und Dacia me-

diter., Proc. 281, 32 und 284, 52; eine hessische Ansiedlung,,Dardanermarkt' oder ,Birnbaummarkt'?

Äáëá-ôÜñâá l) in Haemimontus nahe an Tso'ida, Proc. 306,55,2) ßç Rhodope nahe an Brea, 305, 17; vgl. die Mannsnamenmit ïâëá-.

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71Die »Iten Thraker. U, 2.

ÄÜôïò, ÄÜôïí, edonischer Ort mit Goldgruben nahe demheutigen Kawala; Strabo denkt hiebei an gr. äïôüò, ïßóéò; vgl.die Tribus Äáôý-ëåðôïé.

Äá÷ß-âõæá,-âéæá, bithynisches Emporium am astakenischen Golf.Äåßîáò in Hämimontus, Proc. 306, 48; spr. deiza, s. äßæïò.DEULTUM, colonia Flavia Pacis Deultensium C. I. VI 3828

a. 82, auf Münzen col. Fl. Pac. Deult., Äåïõåëôïò êïëù'/ßá Ptol.,Äïõåëôïò concil. Ephes. 431, Develtos cod. lust., Debeltos m. p.XII Aquis Calidis, XVIII Sadame ÉÁ., bis in die bulgarischeZeit hinein bezeugt als Äåâåëôïò, Äçâåëôüò; bei Amm. Marc. 31 8,9Dibaltum geschrieben; lag zwischen zwei Bächen im Sumpf-gebiete an der Bucht von Burgas. Man erkennt in der Formein Part. pf. pass.; die Wz. deul, devel- fällt wohl mit idg.dhvel- .durcheinander rühren, verwirren, trüben' zusammen;deul-to- kann bedeuten »verschlammt, schlammig', gr. èïëåñïò.

Äåõñßáß im Bezirk Remesiana, Proc. 284,43; vgl. armen.diur ,eben, leicht, füglich'; die illyrischen Äåõñßïðåò etwa .Werk-meister', lat. fabri.

DEUSARA im Goldbezirk von Dacia, Tab. cer. III, XIII.ÄÝâñô; in Haemimontus, Proc. 306, 50; vgl. ÄÝâñåñá, var.

ÄÝñâåñá, im Bezirk Naissos, Proc. 284, 24.ÄÝíéæïò in Rhodope, Proc. 305, 15.ÄÝñôáëëïò in Rhodope, Proc. 306, 6.DESU-DAVA in Maedica, LXXV m. p. ab Axio urbeque Al-

mana, Liv. 44 26, 7, etwa im Flussgebiet der Bregälnica.ÄÝóôñåâá im Bezirk Remesiana, Proc. 284, 40.Äßáêïí, Donauveste zwischen Oescus und Novae, etwa das

heutige Nikopoli; eine galatische Gründung?DIIE-SUKB vicus reg. Philippopol., C. I. VI 2799; divie-9ure,

skr. Divya-9flra neben Deva-§ura?Äßåñíá, DIERNA, auch Tierna, Zerna, ÆÝñíç, XX m, p.

Taliatis, XI südl. von Ad Mediam, bereits am linken Uferder Donau in Dacia; etwa ,Durchbruch, Felsspalt', Wz. der-,vgl. dak. ðñï-äßïñ'/á, und den Ort 'Ñåðï-äÝñíåò; skr. dirna ,zer-spalten'.

Äßïðëá, Dumont p. 28, n0 61, 4: Üñ÷éåñåõò Äéßðëùí.DIPS-OURTOS, Heimat des hessischen Veteranen Sparticus,

Dipl. milit. n0 I, a. 80 C. I. III, p. 844. Man kann auch Dip-scurtos abtheilen.

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Page 272: Die alten Thraker

72 I. Abhandlung: Tomasche k.

DIMUM in Moesia inf., ×ÉÐ m. p. Securisca, XVI Novis,Ew. Dimenses, zw. Belina und Swiätowa, byz. Èåïäþñïõ ðäë(ò.Aehnlich Äýìç, DYMAE, Demae, XVI m. p. Traianopoli, byz.ÂÞñá oder ÂÞñç, j. Feredzik am westl. Ufer des unteren Hebrus.

Äé'ìåñúò im Gebiet von Nicopolis ad Haemum; Inschr. ÄéßÄé(õ)ìåñáíù.

Diinssos C. I. VI 2858, vgl. cod. lust. Ð 12, 20 Demesso;in Moesia?

Äßíéïí in Dardania, Proc. 281, 38.Äéíé-ó÷Üñôá'ßç Scythia minor, Proc. 308, 5.DINI-GUTTIA ÉÁ., Äéíï-ãÝôåéá Ptol., Dini-gothia Not. dign.,

Denegothia Acta SS. Oct. I, p. 30, Dino-gessia GR., geformtwie Timo-gitia; Veste an der Donaubeuge gegenüber Galac.In Scythia minor begegnen Orte auf -äßíá z. B. ¢ëé-äßíá; vgl. ir.din(a) »Schutzwehr'? Andererseits .vgl. den Mannsnamen Dinis.

Äéíãéïí im Hebrusgebiet, Proc. 305, 37; Wz. deng- ,decken'?lit. dinga.

Äéíäñýìç, geformt wie Æßíäñïõìá, Cultusstätte der 'ÑÝá Äéí-äñõìçíÞ, St. B., ältere Form für ÄéíäõìçíÞ, Äéíäýìç; vgl. äñõìüò,skr. druma ,Gehölz, Baum', mit Reduplication wie in äÝí-äñåÑïí,zu äñõò, Wz. der- ,spalten'.

-DIZOS, äé'æïò, ä(æá ,Burg, Veste, Schloss' (s. d. Glosse), eig.,Mauer, Deich, Erdaufwurf, m den Ortsnamen Ostudizos, Beo-dizos, Bedizos, Burtudizos, Tarpodizos, Ôõñüäéæá, ÄñÜäéæá, ÓêÜäéæïò,Êéóôßäéæïò; daneben Schreibweisen wie Äåßîáò, ÂïõñôïäÝîéïí; über-dies vgl. Oro-dista, ÊïíôÜ-äåóôïò. Aus Dacia mangeln Belege:die Schlösser des Dekebalos waren alle zerstört worden.

Äùäï-ðÜñïò, Inschr. aus dem Tundzagebiet, Mitth. X, p. 142:êáôÜ ÷8üíá ÄùäïðÜñïßï; idg. dh6dho- ,Spott, Tadel' passt nichtdem Sinne nach.

Äüâçñïò l. am Nordabhang des Pangaios, Domeros VIIm. p. Amphipoli, I H. 2. in Paionia, auch geschrieben Äüâçñ,Äüâåéñá, Ew. Äüâçñåò, Doberi; Wz. dhubh- ,hohl sein, tief liegen'gall. dubno, dumno- ,tief, Tiefe', nhd. ,Tobel' lit. dubüs, dobe,dauburä ,Bergschlucht, Thai', slav. dibri.

Äùñßïíåò in Moesia sup., × m. p. Meltis, IX Storgosia,zwischen den Fl. Osem und Vid, ösd. v. Isker.

Äïñéó÷ïò ðåäßïí Þ áéãéáëüò êáé ðäëéò, Hdt. Liv., Äïõñßóêïò Ýôé ôù"Åâñù ôåß÷ïò, Scyl., die spätere Ôñáéáíïýðïëéò; Vgl. armen, tur äþñïí.

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Page 273: Die alten Thraker

Die alten Thraker II, 2. 73

Äïñäâò in Hämimontns, Proc. 306, 33; ir. dord ,GebrüllBass'? '

Äïñôïþí in Dacia rip. nahe der Timacusmünde; vgl. ÄÝñ-ôáëëïò.

ÄïñßÌïí? m (O)drns(ae) Dorciani, T P.Äùëáíþí ÷þìç in Bithynia, Rev. archeol. XXX, p. 413;

vgl. Dolanns.Äïêé-äâýá im nw. Theile von Dacia, Ptol.Aoufava im Bezirk Kavetzos, Proc. 282, 18.Äïõñßåò in Dacia mediterr., Proc. 282, 40.Äïõñü-ôåëéò Ýì÷ïñéïí Íåé÷ïðïëåéôþí, Inschr.Äïõñï-óôßñïí, Düso STOKOS, bei Amm. Marc. 274, 12 Doro-

storus, byz. Äïõñïóôüëïò, Äïñõóôüëïò, Äïñïâôüëïò, später Äñé'óôñá; vgl.lat. dü-ru-s, gall. düro- ir. dur ,fest, stark', im Arischen isoliertos. dor, dur ,Stein'; dazu -óôüñï- (s. d.).

Äïõëßáñåò im Bezirk Nai'ssos, Proc. 284, 14.Äïýó-ìáíåò ebenda, 284, 5; vgl. nenpers. duä-man, zd. dus-

manäo, skr. durmanäs, gr. äõóìåíÞò .übelgesinnt' und äýóìáéíáé ·al åí ÓðÜñôáéò ÷ùñé'ôéäåò, ÂÜê÷áé. Äýóùñïí äñïò in Bisaltia, ausdusvoro-?

Äïýôæïëïò im Bezirk ßemesiana, Proc. 284, 44.ÄñÜ-äéæá, óõããÝíåéá Äñáäéæáíùí, in Bithynia, Mitth. d. d. arch.

Inst. XII, p. 169; könnte auch ÄñÜäé-æá abgetheilt werden.ÄñÜâïò zw. Kardia und Alopekonnesos, Strab.ÄñÜâçó÷ïò, ðäëéò ¹úùíþí Daravescos m. p. XII Philippis

T P., byz. ÄñÜìá. Wz. derbh- ,abreissen, aushauen, roden', oderdhrebh-? vgl. äñÜâç ,lepidium nasturtium'?

Äñáóé-ìÜñ÷á im Bezirk Remesiana, Proc. 285, 3.DRASDEA Haemuscastell im Gebiet von Nicopolis, Not. dign.DKIPPA mut. XII m. p. Cypsela, XIV Sirocellis, I H., byz.

Äñýðåéá, j. Mal-tepe am Yaila-dagh.Äñüããéëïí odrysische Veste wie ÌÜóôåéñ« und Êáâýëç, Dem.;

von einer Wz. dreng : drong-, Bed. unsicher; mit byz. äñïàããïòvgl. ir. drong(a) ,Schaar, Trupp'; slav. dreng- ,stossen, bohren,stechen', drongtt ,Pfahl, Stange'? ir. dringim .erklimme, be-steige', altn. drang-r ,ragender Fels'? lit. drangus, drungnus»lauwarm'?

DKOBETAE, DROBETA und DBUBETA, bei Ptol. cod. × Äñïõâçôéò,m. p. XX Egeta, am dakischen Donauufer, j..Turnü-SeverinuluK,

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I. Abhandlung: Tom&schet .74

nahe der Traiansbrücke. Zu Wz. der-bh- ,spalten, abzweigen'mit participialem ~çô, ent-?

DKÜZI-PARA, Druzipera, Drusipara, Drizupara, Äñéæßðåñá,Äñéîß-÷áñïò (Zon. Suid.), am Fl. Erginias, m. p. XVII Tzurullo,byz. ÌåóÞíç oder Ìåóýíç, j. Mesini bei Qariätiran. Wz. wie inÄåñæåëÜôçò, slav. drüzati festhalten'? Oder zusammenhängendmit dem Namen der ¼äñýóáé, Odrusae, ¼äñéæúôáé?

Äñïàëëïò in Dardania, Proc. 280, 47.Ôáìáóé-äâþá an der zweiten Beuge des Hierasos (Seret) in

der Lage von Berlad, Ptol.; skr. tamasa, lit. tamsä ,Finsterniss',tamsüs .dunkel'.

Ôáìïí-âáñé im Hebrusgebiet, Proc. 305, 28.ÔÜñáíôïò oder ÄÜñáíïïò, in Bithynia, St. B.; Cult des Æåõò

ÔáñáíôáÀïò, vgl. gall. Taranis?-ôÜñâá, in Äáëá-ôÜñâá, geformt wie ÆÜñâá; vgl. ÔÝñâïò.ÔÜñðùñïí im Bezirk Pautalia, Proc. 283, 20.TABPO-DIZOS l. mut. zw. Ostudizos und Burtudizos, IH.;

2. mans. m. p. XXXII Ostudizo, XXXVI Debelto, XLII Ut-surdis, j. Kowcat bei Skopelos, ÉÁ., Tarpudizo TP., -diso GR.,Lustschloss', Wz. terp-; lit. tarpa ,Gedeihen, Wachsthum'; vgl.ÔÝñôéõëëïò in Mygdonia, Ptol.

èáñóïÍ-äÜëá, Rhodopecastell, Proc. 305, 14.TASI-BASTA beim heutigen Zichna, Cultusstätte des Liber

Pater Tasibastenus, G. É. ÐÉ 703. 704; vgl. ÈÜóïò? Wz. taus-,dehnen'?

ÔÝñâïò, in Bithynia, Mitth. d. d. arch. Inst. XVII, p. 80.èÝñíç in der Chalkidike, St. B.èÝóôùñïò, ebenda, St. B.: vgl. èåóôéäåéïí beim edonischen

Nysa, St. B.èÞóêïò, èåóêüò, nahe dem Halse des Chersonnes, Byz.TEGRA, Ôßãñá, in Moesia inf., XIV m. p. Appiaria, IX

Pristis, j. Qayämahalla; Wz. teg, steg- ,decken', teig- .spitzigsein'? vgl. Ôéãáò, Proc. 292, 11.

Ôßáóóïí im Flachgebiet östl. v. Alutas, Ptol.Ô(â(óêïò, s. d. Flussnamen.Ôßøïò Herodian., TIPSOS mut. zw. Druzipara und Tzurullos

am Fl. Erginias, IH., geformt wie ÃÜëçøïò, Tirepsos, ÁÜïåøïé, Íßøá.Ôéìáêïò, s. d. Flussnamen.ÔéìÝíá, Donaucastell, Proc. 289.

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75Die alten Thraker. II, 2.

Ôéì(â)ßáíá im Bezirk Na'issos, Proc. 283, 43.TIMO-GITIA ÉÁ., Timum GR., nahe dem Vorgebirge Tiriza;

Wz. tem, tim- ,dunkel sein'; ähnlich Dini-guttia.TivS-f;, in Chalkidike, Ew. ÔéíïáÀïé, St. B. Cat. trib. Att.Ôýíôç, Münzen Ôõíôçíþí, Head H N. p. 173; Wz. twe-nt-

,schwellen, fluthen'.Ôéëëéôþ in Scythia minor, Proc. 308, 15.Ôéïýí÷,áíá, Ôéïýíêùíá, im Bezirk Nai'ssos, Proc. 284, 16.TIÜTIAKENOS vicus reg. Philippop., C. I. VI 2799.TYKIDA, Diomedis equorum stabula, Plin.; turris quam

Diomedis vocant, Mela II 29; Stabulum Diomedis mans. XXIIm. p. Topiro, XU Porsulis, ÉÁ. IH.; ä Ä'.ïìÞïïõò óôÜâëïò, Éï.Antioch. An. Ï÷. Ð, ñ. 83; ôá âáóßëåéá Ä'.ïìÞäïõò am Fl. Êïóóéíéôçò,Ael.; ÊáñôåñÜ, Strab., Uebersetzung von Tyrida? Wz. tver-,fassen', ir. tuir, turid ,Pfosten, Säule'? Vgl. Ôõñü-äéæá.

Ôýñéúóá, brigische Veste in Macedonia, Ew. Tyrissaei.Tupi-óôáôá in Bithynia, Inschr.; vgl. d. fg.Ôöß-óôáóéò .Uferstandplatz' an der Propontis, j. Peristeri;

Cantacuzenus schreibt ständig Ôçñßóôáóéò; vgl. Ôßñéæá unter denVorgebirgen.

TIREPSÜM, Ôýñåøïò, GR.. Ort der Karpiden im Flussgebietdes Tyras.

Ôõñß-ïéæá Þ Ðåñéíèßùí Hdt. 7, 25; Wz. tver, tur- .fassen,zusammenhalten'; also ,starke Burg, Zwingburg' wie Tyrida.

Ôéñóáé in Mygdonia, St. B.Ôýëéò, Vorort der galatischen Herrschaft zwischen Byzantion

und dem Haimos; nach Jirecek Tulowo am Oberlauf der Tundza,s. Abh. I, S. 91; Ew. ÔõëÀôáé, Ôõëçíïß. Vgl. gall. Ôïõëëïí, j. Toul?

ÔïìÝò im Bezirk Remesiana, Proc. 284, 35; vgl. ÔïìäÀ ander getischen Küste?

úïñþíç, Ôåñþíç, in Sithonia.Ôüôåéñá, Ôüðåéñïò, Ôüðåñïò, Topyrum, Ôüðáñïí, Hügelstadt am

östl. Ufer des Fl. Nestos oberhalb dessen Münde; vgl. Ôüðåñáim Bezirk Remesiana, Proc. 284, 34.

èùí-ýùäéò in Haemimontus, Proc. 306, 28.Ôïýñéêëá im Bezirk Kavetzos, Proc. 282, 19; lat. turricula?

Vgl. Brucla.Ôïõëåïõò zw. Arzos und Pizos, Proc. 305, 32; armen, thoil,

thul ,laxus, flaccidus'?

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I. Abhandlung: Tomaschek.76

TUGÜ-OERÜM mut. IX Bessapara, XII Philippopoli, I H.;armen. ßçõ÷ ,fuscus'?

Ôñá-ìÜñéóêá, Tras-marisca, Donauveste, j. Totrokan; tra-jenseits' auch m der Tribus Ôñá-íßøáé.

Ôñáôï-âéæýç in Haemimontus, Not. episc.TRANU-PAKA in Päonia, m. p. XXX Stobis, XX Astibo;

vielleicht ein vorgeschobener Posten der thrakischen Maiden.ÔñÜãéëïò, Ew. ÔñáãéëåÀò, St. B., vgl. Münzen Ôñáúëßùí Head

HN. p. 191; etwa an der Andzista bei Krumiäta, wohin diemansio TBIÜLO T P., Trillo GR., m. p. × Philippis, XVIIGraero, feilt?

Ôñß-öïõëïí im nördl. Theil von Dacia, Ptol., dalmatische oderitalische Gründung? Vgl. Tri-bulium in Dalmatia, ïßíïò Ôñßöõëëïòaus Italia. Tpi- auch in Ôñé-ìÜììéïí an der Donau, j. Pyrgoszw. Lom und Jantra: im röm. Ôñé-ìüíôéïí; im kelt. Ôñé-êßñíéïí.

Ôñé óôùëïò in der Landschaft Sintike, Ptol.; vgl. Óôþëïò.Ôñéóóüí, Ort der lazyges, Ptol., urspr. dakisch?TKOESMIS, Ôñïéóìéò, Ôñüóìéò, Standlager der leg. I. lovia am

rechten Donauufer in Scythia minor, j. Iglica; Wz. treus, trus-?ÔæÜóêëéò in Scythia minor, Proc. 308, 11.Ôæåñæåíïýôæáé im Bezirk Remesiana, Proc. 284, 37.Ôæßìåò im Bezirk Kavetzos, Proc. 282, 26.Ôæéôáåôïàò in Haemimontus, Proc. 306, 23; cittä vetus? man

erwartet vetere; liegt darin der Mannsname Ôæßôáò?Ôæïíðäëïãá in Haemimontus, Proc. 307, 3.Ôæþéäá Not. ep., Ôæüéäïò Hier., Ôæýåéïá Proc. 307, 2, in

Haemimontus, nahe an Theodoropolis (Sarai); Wz. gheid- .ver-wunden'? zd. zoizda?

Ôæïýôñáôïò im Timacusgebiet, Proc. 285, 22.Ôæïõñïõëëïò, -ëüò, Ôæïñïëëüò, Ôæïõñïõëüç, Tzomllos, Tzurallos,

Zorolus, j. Corlu am Corlu-dere; vgl. Zorlanae.Æáéåëá im Edonenland, Münzen ÆáéåëÝùí, Head 175.ÆÜíåò nahe der Traiansbrücke, im Gebiet von Aquae,

Proc. 285, 41. 288, 7 fg.-æÜíç in ¢óãé-æÜ·*ç.ÆÜñâá, var. Æüâñá, in Castra ÆÁÊÂÁ ÉÁ., êÜóôñá ÆÜñâá

Proc. 305, 34, Castra Zobra IH., Castra Rubra (Zubra) T P.,zw. Arzos und Burdipta, beim heutigen Sary-chän; zabra, zawra,Rachen, Schlund'?

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Tffi »Iten Thraker. II, i. 77

Æâñã'.-äáýá in Dacia an der Hierasosbeuge, j. Roman, Ptol.;,PfahldorP, vgl. lit. zogris, zagre? ,Saudorf, os. zärgh, dzärgh,Thierweibchen, Sau'?

ÆÜëïáðá Proc. 308, 23 Theophyl. Sim. a. 596, ÆÜñïáðáTheophan. p. 395, ÆÜëäáâá Jo. Antioch. Hermes VI, p. 344,ÆÝëäåðá Hier., zw. Durostorus, und Marcianopolis, j. Suyudiuqbei Dobric; zaid-apa entweder .Gelbwasser' npers. zard-äb, zd.zairita, skr. härita ,gelb', oder ,Kaltwasser', lit. saltas, os. sald,zd. careta ykalt'.

Æåéñçíßá in Thrake, St. B.Æçñáíßá ebenda, St. B.ZBKVAE ÉÁ., Zurvae GR., Zirinis (Zirvis) TP., am Unter-

lauf des Hcbrus, m. p. XXIV Plotinopoli, XX Aeno, zwischenFeredzik und Ipsala; etwa .Kranichen', lit. gerve, slav. zeravi.

-æô;ñá, ZARA .Wasser', im dakischen Ãåñìß-æçñá, Germizara (s. d.).Æåñìé-æåãÝèïõóá, ôá âáóéëÝá ôïõ ÄåêåâÜëïõ, Cass. Dio, bei Ptol.

Æáñìé- oder Óáñìé-æåãÝèïõóá, Inschr. Sarmi-zegetusa, -zegethusa,abgekürzt zu Zarmiz., Zermiz., Sarmiz., Sermiz.; Beachtungverdient die von einem Daqus verwendete Form C. I. VI 3236ZERMI-(Z)EGETE, vgl. GR. Sarmazege(te), TP. Sarmategte. Zumersten Glied zermi- vergleicht sich skr. harmya ,Herd, Haus,Familie' (zd. zairimya?) armen, zarm(i) ,familia, suboles' (vgl.zarm-ev-zavak, alter Stabreim); das zweite Glied -æÝãåôå ver-gleiche man mit skr. gä-gat .beweglich, lebendig, belebte Welt,Menschheit'; das Ganze ergibt den Sinn ,Haus der (getischen)Nation'? ÃÝôáò, ÃÝôáé stellten wir zu oe : óï- ,gehen, weiden,treiben', lit. getis.

-æåãÝèïõóá, s. d. vor.Æßìéïñá, Cultusstätte desAsdepius ZIMIDRENUS, C. I. VI 2799.Æßíêõñá im Hebrusgebiet, Proc. 306.Æßíäñïõìá, Cultusstätte des Æåõò Æéíïñïõìçíüò, Rev. archeol.

XXXVI, p. 297 aus dem Syllogos Cp.; geformt wie Äéí-ïñõìç.Zipt-ïáýá in Dacia, zwischen Apulum und Tibiscus. Ptol.;

armen, dzir ÷Üñéò?Æéóíïõ- oder Æéïóíïõ-ïÝâá im Hämusgebiet, Proc. 307, 34;

zd. zöisnu ,hässlich' oder .unrein'?Æéêé-äÝâá in Moesia inf., nahe an Nicopolis, Proc. 307, 24.Zygere in Scythia minor, Plin.ÆõóâÜåò in Dardania, Proc. 281, 6.

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I. Abhandlung: Tomae^ek.78

ZYRMA mans. XXIV m. p. Ege'rica, XXVII Philippopoli, TP.ZORLANAE mans. XXXVII m. p. Aeno, XVI Sirocellis, TP;

byz. Ôïýóéïí êáé Êßóóïí, j. ürus-köi und Keäan, wo sich mehrereBäche vom Yaila-dagh vereinigen; armen, dzreien (gen. -iini).wässerig, wasserreich', von dzur ,Wasser'.

-ZUKA z. B. in Êïõñôïõ-æïõñá, entweder fur -sura, oder inder Bed. .Wasser', vgl. amnis Zyras, Zuras, Zuria; armen, dzur.

Æïõñï-âÜñá in Dacia, in der Lage etwa von Temesvar,Ptol.'; ,krumme Schatzwehr'? skr. hvaras, npers. zur, armen.cup (neben cir ,Runde' ãýñïò) und vära?

Æïõóé-äáýá im so., zu Moesia gerechneten Flachtheil vonDacia, Ptol.; Wz. geus- ,kosten, schmecken, gern haben'?

ZBUKÜLOS vicus reg. Philippop., C. I. VI 2799, zweimal;vgl. den Anlaut von Æâåë-, Æéâåë-? oder armen, z' mit Wz.bhur, bherv: .aufsprudelnd'?

ÆäÝñâø, var. ÆäÝâñéí, in Haemimontus, Proc. 306, 41.SAUZU-PABA mans. XVII m. p. Arzo, XXII Burdipta, ÉÁ.,

also nahe an Castra Zarba; vgl. Óáõóáäßá, Sabsadia bei Aphro-disias zwischen Kardia und Ainos, wobei schwerlich an lit.sausas, gr. óáõóáñüò, óáõóáî erinnert werden darf; wie erklärt sichnpers. sabz ,viridis' sabzi ,herba recens'?

SABATIUM in Pieria, XV m. p. Tempibus, XII Dio, TP.Óáâéíé-âñé'åò im Bezirk Nai'ssos, Proc. 283, 42.SAPRI-SARA vicus reg. Nicopolit., C. I. VI 2933; vgl. óÞðù,

óáðñüò?ÓÜíç 1) am Halse der Akte, 2) auf Pallene zwischen

Mende und Potidaia.Óáíãé-äáýá in Dacia, am Oberlauf des Alutas, Ptol.; vgl.

phryg. ÓÜããáò, Óáããéá, ÓáããÜñéïò?Óáëáì-âñßá, Óáëõì-âñé'á, Óçëõìâñßá· Þ ÓÞëõïò ðüëéò, j. Siliwri.Óáëå-âñßåò im Bezirk Bugaraca, Proc. 282, 38.ÓÜëç, Salei, an der kikonischen Küste, m. p. VII Tempyra,

j. Dede-aghac; vgl. ÓÜëá in Phrygien bei Tripolis, Óáëüç amSipylos.

Óüëùí, Óáëùíßá, triftenreiche Ebene in Bithynia, am west-lichen Arm des Billaios, woher Óáëùíéôçò ôõñüò, Strab. p. 565.

Óáëïàêñá im Hebrusgebiet, Proc. 306, 2.Óáëìõäçóóüò, seichter Küstenstrich der Thynias mit einer

Ortschaft gl. N., j. Midhia; Óáñìõäçóóüò bei Suid.; angeblich be-

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Di· alten Thraker. Ð, 2. 79

nannt nach einem ðïôáìüò; die Endform weist auf karischen Ur-sprung, vgl. Óáëìáêßò bei Halikarnassos ? óáëìõä- enthält deriva-tives -õä-, wie óçìýäá ,Birke'. Ueber Salmuris, ¢ëìõñßò s. d.Flussnamen.

SALSOVIA zw. Aigissos und dem See Salmuris im Donau-delta; Ausgang wie in Bersovia, ¼æùâéá, Basis sals-? lat.salsugo?

ÓÜëäç im Flachgebiet von Dacia, Ew. Saldenses, ÓáëäÞíóéï;Ptol.; zu deuten wie ÆÜëä-áðá? Am Fl. Saus gab es einen panno-nischen Ort Saldae.

-SARA l. für -zara ,Wasser' in dak. Germi-sara 2. in denOrtsnamen Deusara, Padisara, Saprisara, ungewiss, ob vongl. Bed.

ÓáñíÜêç in Mysia, vgl. ¢ëß-óáñíá bei Pergamon, ÖáëÜ-óáñíá aufKreta; armen, sarn ,glacies, crystallus' (ati-sarn ,salis concretiones')?

ÓÜñóçôá, Inschr. aus dem Tundzagebiet, Mitth. X, p. 144"¹ñá Óáñóçôçí^; armen, sarsel ,tremere, agitari', nach BuggeWz. sprk-?

ÓÜñôç am Osteck der HI. Sithonia, j. Sykiä, Ew. ÓáñôáÔïé.SADAMB, Sadamia ÉÁ., in Astica, j. Umür-faqih.SACI-DAVA l. in Dacia, m. p. XV südl. v. Apulum,j. Reichau,

GR. (T P. hat dafür Acidava), 2. in Moesia inf. an der Grenzevon Scythia, T P., j. Holtina. Wz. kaq, skr. 9ak- .vermögen,stark sein; fördern; behagen'?

ÓÜ÷éóóïò im Hebrusgebiet, Proc. 305, 38; vgl. ÓÜêïò inPieria, St. B.?

SAGA-DAVA, östl. v. Durostorum, T P.; Wz. cag-?Óçóôüò gegenüber von Abydos.ÓÞôç, ÓÞôáé, Óçôïé, in Bithynia, St. B. Zon.Óåôé-äáýá nahe den Quellen der Vistula, Ort der nordwärts

verdrängten Daken, Ptol.; slav. seü ,finis, extremitas'?ÓÝôëïôåò am Timacus, Proc. 285, 30.SBRNOTA, Syraota, mut. VIII m. p. Parembolis, × Philippo-

poli, I H.ÓåñäéêÞ, Óåñäþí ðüëéò, nach den thrak. Óåñäïß; Wz. lier-dh-?

armen, sert?ÓåñìåÚò ÓåñìáúïÀ, an der ägäischen Küste, Cat. trib. Att.;

Óåñìýëç, Óåñìõëßá, am Golf von Torone, j. Ormylia; óåñìüò ·èåñìüò?

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I. Alhindlung: Tomuchek.80

Óßá oder Óéç, im centralen Theil von Dacia, Ew. Sienses,Óéçíéçâé PtoL; Wz. kei, êåÀìáé, skr. 9aya ,liegend, lagernd'; vgl.das hessische Volk ÓéáëÝôáé.

Óéðôç, sithonische Burg bei Mende, Paus. V 27,12; ,gebohrt,geschürft, Schürf, Wz. keip-, zd. *cipta, gr. ê(âäç?

Óßìáíá in Bithynia, St. B.; ÓåìÜíç bei Nicomedia, Acta SS.Apr. III, p. 484.

Óßããïò zwischen Sarte und Piloros auf der HI. Sithonia.Óéíãé-äáýá in Dacia westl. von Apulum und Germizera, Ptol.Óßíäïò zwischen Therma (Salonik) und Chalastra, Hdt.,

Óéíèïò St. B., vgl. Óéöíáßïé Hecat. h. St. B.Óßëôá nahe an Aphrodisias, Strab. VII, p. 331, fr. 56, vgl.

ÓéëôéêÞ, Hier.ÓÚñéò, gen. Óßñéïò, Ew. Óéñéï-ðáßïíåò, nahe dem Prasias, Hdt.;

SIRAE terrae Odomanticae, Liv. 45 4, 2; Óßññá St. B. vgl. Þ Óé-ññáßùí ðüëéò Ï. É. Ð, ñ. 62, n0 2007; byz. ÓÝññáé, j. Seres; vgl.ÓÚñåò, Tribus bei Nipsa nahe dem Fl. Erginias, und Ìáé-óúñáweibl. Eigenname; armen, ser (siroj) ,dilectio' sirel ,amare'?

-óúñüò, óåéñÜò, .Getreidegrube' (s. d. Glosse) in dem bisal-tischen Orte Âåäý-óéñïò, vielleicht auch in SIRO-CELLAB, Siracellae,SyrasceUe, mans. m. p. XXV Cypsala, XXXVIII Dymis, XXIApris, j. Malgara, byz. ÌåãÜëç êáñý÷.

Óßôéñïò, Herodian. im Canon auf -ºñïò.ÓéêÝñá bei Beroe, Berl. MB. 1881, p. 442: ¢ðüëëùíé Óé-

êåñçíù; Wz. <}ik}i- ,spitzig sein'? vgl. Óéêëáé in Macedonia,Proc. 280, 3; Óéêåëßá ÷þñá ÈñÜêçò Hesych. u. den thrak. KönigÓéêåëüò Diod. V 50, sowie den dionysischen Tanz óßêéííéò, er-wähnen wir bloss.

SIOSTA am linken Donauufer an der Einmündung desßéíÄ, j. Kalaras, Not. dign.; darnach benannt die cohors novaSOSTICA.

SOSTKA mans. × m. p. Radicibus Haemi, ×ÉÐ Meltis, T P;am Oberlauf des Asamus (Osem) zu suchen, vgl. Kanitz II 206.

Óïì-âñßá an der Propontis, Ew. Óïìâñéáíïß, Cat. trib. Att.SONETOM (Soncium?) in der êëåéóïýñá von Succi, I H.Óïíäßò (Óïõêßò?) ebenda, Malchus; s. Succi.Óßíêçôá in Moesia sup., Oultusstätte der "¹ñá ÓïíêçôçíÞ, Mitth.

X, p. 240, n0 4; Wz. k'onq- ,hangen', skr. 9anka , schwankend'.Óüñíïí im so. Flachgebiet von Dacia, Ptol.

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81Die alten Thraker. II, 2.

Óïõá- in Óïõá-âÜóôáé, Bezirk Pautalia, Proc. 283, 21, und inÓïõá-ãþãìç, Bezirk G-ermane, Proc. 283, 18.

Óïýâáñáé im Bezirk Remesiana, Proc. 284, 28.Subzu-para, s. Sauzupara.Óïõäáí;ëÜíáé, Rhodopecastell, Proc. 305, 12; vg'l. ôáõ Óïõäåëá,

283, 2.-óïýñá, in den Ortsnamen MOCA-SURA, ÊáñÜóïõñá, Êïõôæïýóïõñá,

Diie-sure; pl. Óïàñáé iü Hämimontus, Proc. 306, 31; skr. zd. 9ura.Óïýôçëá im Gebiet von Nicopolis, wo auch Äïõñü-ôåëéò,

Mitth. XIV, p. 153, n0 35: êõñßù "Çñþ Óïõôçëçíù.SUCI-DAVA, Óõêé-äÜâá, Óïõêé-äáõá, byz. Æéêß-Sißa, ÆåêÝäåðá,

1) in Scythia minor, nahe an Sacidava, m. p. XXX Durostoro,XVII Axiopoli, bei Rassowa am Westende des röm. Walles;2) in Moesia sup. zwischen Oescus und Utus, vielleicht amlinken Ufer bei Öelei, Óõêé-äéâá Proc. — Auf mehrere Weisedeutbar; vgl. d. Pass Succi.

Óìßëá, Óìßëëá, zwischen Aineia und der Spitze Gigonis;vgl. óìÚëá?

Óìäñíç, ZMIRNA, zwischen Novae und Taliata; zu Smyrna,Æìüñíá, Zmurna, vgl. armen, zmur ìýññá.

ÓðÜäéæïò in Moesia inf., Proc. 307, 31.ÓðÜñôáêïò, SPARATA, Spartos, a. die Mannsnamen.ÓðÜñôùëïò in Bottike, westl. von Olynthos; wohl griechisch,

vgl. ¸ôÝùëïò und "Ïêùëïò auf Euboia; óðáñôüò, lit. spartas,Band, Tau'.

Óðß-âõñïò in Moesia inf., Proc. 307, 25.ÓôÜãåéñïò, ÓôÜãåéñá, beim heutigen Nizworo; wird für phö-

nikisch gehalten, vgl. Fl. ÓôÜ÷åéñ bei Hanno; indess gab es beiPhilippopolis einen vicus STAIRESIS (Stagirensis), C. I. VI 2799.

ÓôÜìáæïò, vielleicht dardanisch, Proc. 282, 16.Óôáñáóê-, Mitth. XV, p. 107, n0 53: ¢ðüëëùíé Óôáñáóêáéóóù.STELU-OERMANE vicus reg. Philippop., C. I. VI 2799.Óôåëå-êüñôá im Bezirk Kavetzos, Proc. 282, 28.ÓôÝíäáé im Bezirk Aquae, Proc. 285, 24.STORGOSIA in Moesia sup., j. Plewen, TP.; zu gr. óôÝñãù?

oder zu Wz. sterg, serg- ,hüten'? oder von den Störchen benannt?-óôõñïí, -óôïàñá, -óôïñïò, in den Ortsnamen: Ëïõñü-óôïñïò, -óôïñïí,

Êáðïýóôïñïò, Âçëáóôïõñáé, Êáðéóôïýñéá, Gestistyrum; eig. ,stark, fest,gross', skr. sthüra, os. sthur, sthür, npers. sturg, suturg.

Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. CXXXI. Bd. l. Alh. 6

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82 I. Abhandlung: T o m a s c h el(.

SwXoi;, d. i. ,Stuhl"', TO^ti; ßapßap'.M) g/. TÖV 'HStovöv, Ew.ST(>)Xio'., St. B.; vgl. Tpi-CTTü)Xoi; in Sintike, Ptol.

2/cpap.syriat in Dacia mediterr., Proc. 283, 8; ,steil auf-steigend', Wz. strem.

StpdiAßai in Chalkidike, St. B.Stpav-ßasTa, var. STpaßavi;T(p)a, im Bezirk Naissos, Proc.

283, 34.2-rpouai im Gebiet von Serdike, Proc. 282, 9; vgl. I'T)TI-

(rrpauoi, Wz. sreu.STpiyrei; im Bezirk Remesiana, Proc. 284, 30; alb. strunge.SCAI-DAVA IA., Sx.ai-Ssßa Proc. 308, 10, d. i. ,Siedelung der

Ska'ioi', in Moesia inf. zwischen latros und Trimammium, j.Ablanowo.

Sx.aßfliXoi in der Akte; vgl. lit. skabüs ,scharf, schneidig''?Sx,aitT»)-ou>.Yj, SCAPTENSULA, Goldbergwerk an der edonischen

Küste, .Rodenwalde', v. ozdvw, npers. sikaftan, und iniX-r) • uX»);vgl. d. fg.

Sx.OTc'to-'icapo.; am oberen Strymon, j. G-ramädi bei Dzumaja,Mitth. d. d. arch. Inst. XVI, p. 267: Tcapa ii.ww:w 'S.wKWKap-^wvTÖV x.ai rpY)os:TÖv (itpeußeuTÖv?); thrak. skap-to-, wie im vorigen.

SCAPORA in Odomantica nahe der Andäista, Ew. Scapo-renus, 0. I. III 707; Wz. skap- ,graben'; slav. ceporü, alb. 6üprekommt nicht in Betracht.

^x,cn(<a, Susp^a, KajA^a, Ka^a, in der Krusis zwischen Smilaund Gigonis; von der gleichen Wz. ska(m)p-; vgl. Sxa4ii$, Sx.'»)̂ ,am Aisepos in der Troas? Ki^a X(I)[A») AuSioii;, Lycophr. 1352?

2narcXii;(t) oder SxXaTCii;tü im Bezirk Germane am oberenStrymon, Proc. 283, 12.

2/.apes in Dacia mediterr., Proc. 283, 5; dagegen ist byz.S^aptci, bischöfl. Sitz unter Dorostolos, gleich Kapfona, Sexoupiwazwischen Swistowo und Nikopol.

Sxapi-irctpa im Gebiet von Aquae, Proc. 285, 25.2/.apiMTa im Hebrusgebiet, Proc. 306, 2.-CTKap'tot in Aivi-oxapTa.SCATRAE mans. XII m. p. Pannysso, XVIII Carsaleo, TP.

GR., im heutigen Nadhir-derbend oder Boghaz-dere; vgl. 2xa-tp^a Proc. 307, Ift.

2xi3((TOTj-ca, K3iw»)Ta, Vorort eines Bezirkes in Daciamediterr., Proc.

282

Page 283: Die alten Thraker

83Die alten Thraker. II, 2.

-cn^pa in XeCTSou-wspa.2x,£Aevat oder Sy-ei^ai, in Haemimontus, Proc. 306, 29.Sy-eXevTa, Mitth. XV, p. 214, n0 93: M^ep Oeöv ^&\s-i-^r,;

vgl. Sx.s'AgvTa in Mysien zw. Blaudos und Germa, Hier. p. 662, 16.Zy.eXa-ßpi-») w\i:^ im Hebrusgebiet bei Pizos, Mitth. X, p. 96;

Wz. skel- ,spalten', lit. skile ,Spalt, Loch', slav. skala ,Fels'.SxeOTöv V.&[J.-<} im Hebrusgebiet, Mitth. X, p. 96.SxevTouSi'e; nahe dem Succipass, Proc. 283, 4.Sniöai bei Potidaia, St. B.SxtTax.e? im Hebrusgebiet, Proc. 305, 45.Sur^episi; im Bezirk Germane, Proc. 283, 16.'S.v.owi^woi im Gebiet von Serdike, Proc. 282, 17.Sx,cSp(a in Dacia mediterr., vgl. Sx.säpa in Illyrien; C. I.

VI 2698: regione Scodrihese (Scodriense).Siy5Xos in der Bottike bei Olynthos.2x.o6ave$ in Dacia mediterr., Proc. 283, 3; Wz. skev, sku-

,verbergen'.SX.OUTCIOV im Gebiet von Serdike, Proc. 282, vgl. SHOÜTOI in

Dardania.2no5(Ji.ßpo im Bezirk Remesiana, Proc. 284, 47; vgl. 2x6|Ji.ßpoi,

Berg Sx.cpi.ßpos.Sxupp.os in Mysia auf dolionischem Boden bei Kyzikos; vgl.

SwJpp.taSa'. Stamm zw. Mesembria und Apollonia; gr. cx.iipü)? ahd.skermo, slav. cermu ,Schirm, Schutzwehr, Zelt'.

SCRETESCA mut. XI m. p. Serdica, XII Meldiis, I H.; vgl.Kpan-iJx.apa? lit. skret- ,hart werden, vertrocknen'?

SCRINA in Dardania, Bramb. 1077.KaßeT^Ot;, Vorort eines Bezirkes in Dacia mediterr., Proc.

282; einige Erklärer versetzten das homerische Ha^sao^ nachThrake.

KaßöXY] w6Xii; ev 'OSpuoai, 'i3pu(Ji.e'/T) irpos w Tovi^w iiotap-M ouTCsppü) T !̂; TÖV 'ACTTMV Xi'>pa<;, CABULA S. Hilarii ep. fr. 4 a. 347,byz. Ai'oi; TCoXil;, Aic(p.TOXi?, j. Jamboly. Vgl. KaXüßrj bei^ Dem.

KaTH-Saöa, -Saßa, CAPIDAVA, vgl. terr. Capidavensis Mitth.XIV, p. 17, n0 37, in Scythia minor zw. Axiopolis und Carsium,an der Donaubeuge bei Boghazdzuq und Topalo; vgl. skr. cäpa,Bogen, Krümmung', Wz. qep : qa,(m)]>-v.dy.v:w; ebenso d. fg.

KcHit-ircoöpia am oberen Hebrus nahe an Bessapara, Proc.305, 23.

283

Page 284: Die alten Thraker

84 t. Abhandinng- Tomasche k.

Êâéðïý-óôïñïò nahe an Sca'idava, Proc. 308, 10.CAPORA karpodakischer Ort im Flussgebiet des Tyras,

G· R. IV 5, p. 177; vgl. CEPORA Êçðþñá in Bithynia östl. vonKrateia am Oberlauf des Billaios, j. Bäindyr-Hamamly T P. GR.;vgl. gr. êÞðïò, êáðïò, ahd. huoba, Wz. qep.

KavSapai im Bezirk Germane am oberen Strymon, Proc.283, 14; vgl. maked. êÜíäáñïò ,Kohle'; von der gleichen Wz.qend- auch ÊÜíäéëáñ im Gebiet von Na'issos, Proc. 283, 44; vgl.zu KotvSfl^-Ares.

Êáñá-âéæýç im Gebiet von Bizye, Not. ep.ÊáñÜ-óïõñá Proc. 305, 30, CARA-SURA castrum m. p. XL

Philippopoli, XVIII Beroea, Acta SS. Maii III, p. 198; CARASSURAmut. m. p. IX Cillis, IH., j. Hisarlyq im Gebiet von Cirpan.Vgl. dak. êáñù-ðßèëá .Liebestrank', ir. cara, lat. cärus? Oderaltpers. kära ,Heer', lit. käras ,Krieg' etc.? 9ura ,stärkend,Stärke'.

CARERINUS vicus reg. Philippop. C. I. VI 2799.Kotppaßiz in Mygdonia, Ptol.; vgl. Hesych. êÜñáâïò · Þ ðýëç,

uws Ìáêåäüíùí? ÊÜñáâïò in Haemimontus, Not. ep.ÊÜñâåñïò m Haemimontus, Proc. 306, 52; vgl. die odry-

sischen Carbiletae und die hessischen Carbilesi, Plin.Êáñðïõä-ÜÀìïí im Haemus, Ptol.; s. zu ÊáñðÜÀçò opsc.Êáñóé-äáýá im östl. Theile von Dacia, Ptol.; vgl. ¼íü-êáñóéò,

Ìüêáñó'.ò, und die Mannsnamen ÊÜñóéò. Wz. qers- ,reissen,Furchen ziehen', skr. ki-sya, zd. karsya ,anbaufähig'; slav. kruM,Fels, Stein'? vgl. d. f.

CARSIUM TP., inter Carsium et Sucidavam, Mitth. XIV,p. 16, n0 34; ÊÜñóïõì Ptol., ÊÜñóïò Prise. Hier. etc., in Scythiaminor, j. Hirsowa.

CARSALEUM GR., Cazalet TP., m. p. -XVIII nördl. vonAnchialos, nahe der östl. Haemuspassage; Eigenn. ÊÜñóáò La-tychew II, n0 402; skr. k]·ca ,mager, verschrumpft.

ÊÜëáñíá St. B., ÊÜëáñíïò Proc., nahe an Argilos; skr. käla,schwarz' etc.

Êáëëáôßò soll einst Êáñâáôßò, Êåñâçôéò geheiasen haben, Plin.ÊáóåÞñá, Rhodopecastell, Proc. 305, 9.ÊÜóóçôá Proc. 283, 25, s. ÓêÜóóçôá.ÊÜôôïõæá, Ort der Pygmäen, s. d. Glosse êÜôôïõæïé.Êçñéï-êÜñá oder Êçñß-ðÜñá in Hämimontus, Proc. 306, 12.

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Page 285: Die alten Thraker

85Die alten Thraker. II, 2.

×åñäïý-óêåñá im Bezirk Pantalia, Proc. 283, 22, corr. ×åéëïý-?CERSIE TP., Certie GR., im nördl. Theil von Dacia, südl.

von der Samosbeuge, bei Romlot; vgl. ÊáñóÝáé in Mysia.ÊÝëëáé, CELLAE l) mansio an der via Egnatia in Macedonia,

j. Ostrowo, 2) nördl. von Hebrus, m. p. XXX Philippopoli,XX Pizo. LA., IX Carasura IH. == Cillium, vgl. ¢ñãáíä-êéëïíin der reg. Aquensis, Proc. 285, 10 und ÊïâÝí-êéëåò in Dardania,Proc. 281, 55; ferner Siro-cellae und die moesischen Cele-geri.Wz. qel- ,hehlen, verbergen, bedecken', lat. cella, gr. êáëéÜ, ir.cuile; vgl. zu Coila.

Êåëåôáé, Ort in Samafke oder Sapa'ike. Mitth. X, p. 142;vgl. óêåëåôüò , vertrocknet' ?

CEDONIA in Dacia, Lage von Hermannstadt, TP.; vgl.ÊõäùíéÜ?

Êåïñäðïëéò nahe dem Prasiassee, bei Arist. Hist. an. 9, 36Êåäñåéðïëéò, nach dem Cederwachholder -ëÝäñäí Theophr. Hist.plant. 4, 5, 2 benannt? skr. kadru ,gebräunt'? Indess vgl. denMannsnamen ÊåäñÞ-ðïëéò.

×åóäïõ-ðÜñá im Bezirk Nai'ssos, Proc. 284, 25.ÊÚïò 1) an der Münde des Fl. Askanios m Mysia, Ew.

Êéáíïé, 2) ciüs oder CIUM, mösisches Donaucastell zwischen Car-sium und Bireum, j. Hakkodak bei Sara'i. Beleg für die Gleich-heit der Mysen und Moesen? oder ist das Donaucastell eineGründung des Lysimachos, nach dem Vorbild der mysischenStadt? Zu Wz. qei, skr. ci- , sammeln, schichten', 2) ,wahr-nehmen·; skr. käya ,Wohnung', lat. caium wird mit slav. po-koj ,Ruhestätte' verglichen. Vgl. die dakischen ÊåéÜ-ãåéóïò undden Mannsnamen Êéáóïò; auch Êßåñïò?

QUIME-DAVA, Êïõéìå-äÜâá, Proc. 286, Êïõìïõ-äÝâá 284, 42, imGebiet von Remesiana, nahe dem heutigen Pirot; vgl. lat.quietus? lit. kemas ,Heim'?

Êßâåñéò, Êéâçñéò, Ort am Halse des Chersonnes, Proc. Agath.;ÊõâÝñùí Üãñáò bei Nicomedia, Acta SS. Aug. IV, p. 822.

Êéðß-÷åíå in der reg. Aquensis, Proc. 285, 27.C//NISCUS vicus reg. Ratiarensis, C. I. VI 2730.Êßíäñá in Thrake, St. B.; öõëÞ ÊåíäñéóåÀò in Philippopolis,

C. É. Ð 2049, p. 74, daher Êåíäñåßóåéá ßÀýè'.á auf Münzen, Headp. 245, auch in Nikaia p. 443.

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Page 286: Die alten Thraker

86 Abhandlung: T o m a s c h e k.

Êéóôß-äéæïò in Moesia inf., Proc. 307, 27; vgl. armen. /ist,durus, dirus, austerus'? oder zu Wz. qeit-, vgl. skr. cit-tä.wahrgenommen'? Die norddakischen Êéóôï-âþêï; heissen auchCOISTO-BOCAE, einmal sogar Casta-bocae; part. pf. pass. qois-to.Müllenhoff DA. II 86 dachte an slav. *cestü, öistü, lit. kystas,pruss. skystas ,rein, hell, klar' und bei den Namen auf -âþêïéan slav. bokü ,Seite, Bergabhang', jedoch ohne Zuversicht S. 87:armen, bok (aus bos-qo-) ,barfuss' passt nicht.

COILA, Cuila, Cuela, Culla, gew. Êïúë», im Chersonnes,Mionn. Suppl. II, p. 526, Eckhel II, p. 80, kann thrakisch sein;vgl. COLLA m. p. XX Aeno, XVII Zorlanis, TP,, im Sumpf-gebiet bei Rüs-köi; armen. /iui, ÷õÚ ,Hütte·? und die odry-sischen Coelaletae, Cololetici, Êï'.ëáëçôáé, Abh. I, S. 86.

Êþâñõò, Ew. Êùâñýôáé, Hafen von Kardia.Koßev-êéëåò in Dardania, Proc. 281, 55.Êïìé-Saua im östl. Theil von Dacia, PtoL; vgl. die mit

êáìá, êïìü- gebildeten Personennamen, Wz. qe, qa- ,gern haben',skr. ka-m; Êïìáíßá bei Pergamon?

-êóñôá in Óôäëå-êüñôá. Æçôíïõ-êüñôá.Êýðáóóéò, Hafen von Kardia; vgl. Hesych. êýðáóóéò · ðåñß-

æùìá, Wz. qeup- ,sich wölben'.Êýøåëï, èñáôôá ðüëéò Polyaen. 4, 16, auch Êýìøáëá, Cum-

psala, jetzt Ipsala; gr. êõøÝëç ,Hohlgefäss', Wz. qu(m)bh-? oderfür Ãýøáëá, wegen der Gypslager am jenseitigen Ufer des Hebrus?

Êõñß-äáíá in Haemimontus, Proc. 307, 7.Êýæéêïò, cuzicus, ursprünglich Ort der phrygischen Do-

lionen, schol. Ap. Rh. I 924; kuziko- aus kud'iko, wie byz. Kcu-æéíáò ,Sipylos' neben ðÝôñá KoSSivou Paus. III 22, 4, von Wz.kheudh- êåïèù, wegen der versteckten Lage an der Buclit; ge-formt wie skr. kuhaka, n. pr. Kuhika, neben kuhara ,Höhle'.

Êïàáé im Bezirk Remesiana, Proc. 284, 36.Êïàðïé, CUPPAB, Donaucastell zwischen Pincus und Novae;

Wz. qeup-, lit. kaupas.KsupTOu-æïàñá nördl. vom Hebrus, Proc. 305, 39.Êïõôæïõ-óïõñá im Bezirk Bugaraca, Proc. 282, 44; vgl. n. pr.

Êïýôæçò.Êäõóêï-, vielleicht zu Wz. qeu, qu- ,hauen' mit adi. Aus

gang -sko- wie in ahd. chnski, alts. kusko ,rein, keusch', vonWz. gu-, in:

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Page 287: Die alten Thraker

Die alten Thraker. II, 2.

Ksuwov, im Gebiet von Marcianopolis, Proc. 307, 41; Êïý-óêáíá ebenda, -307, 40; Êúýóêïõëïò in der lihodope, 305, 20;Êäõóêá-âñß, -âéñé, in der Rhodope, 307, 19.

CONTIE-QERUM vicus reg. Philippop., C. I. VI 2799 dreimal.CLBVORA zwischen Aegeta und Aquae, TP.Êëçðé-úáýá am Mittellauf des Tyras, bei Stanislawow oder,

wie Sadowski meint, Jampol, Ort der Kostoboken oder Karpo-daken; Wz. kiep- ,verbergen'? oder zu slav. kiep- .schlagen,klopfen' 2) , herabhangen'; vgl. sklepü ,Keller'.

ÊëåóâÝóôéôá im Bezirk Kavetzos, Proc. 282, 17.Êñáôé-óêÜñá zwischen Serdike und Remesiana, Proc. 268;

Wz. kert-.Êñùâýëç, odrysische Veste, Dem., geformt wie Êáâýëç;

Wz. kreu, krü- .verwunden', armen. 7JOw ,rixa, tumultus', gr.êñÝáò ,Blut' etc.; Êñùâßáëäò an der paphlagonischen Küste, zugr. êñþâéïí · êñùðßïí, äñÝðáíï';. Vgl. die getischen Êñïâõæïé.

GAGANAE TP., Gazanac GR., in Dacia südl. von Tibiscum;nicht zu vgl. armen, gazan ,wildes Thier'.

ÃÜæá, ôåß÷À3ìá ÈñÜêçò, St. B.; G-ründung des Lysimaclios?ÃÜæ-ùñïò, Ptol. ÃÜóùñïò, edonische Veste mit Cult der "¢ñ-

ôåìéò Ãáæùñéá.ÃÜÌ;ò, Anhöhe und Veste an der Propontis, j. Ganos; èåÜ

ÃáíÞá, Mitth. d. d. arch. Inst. IX, p. 74; vgl. Hesych. v. ãÜíïò. Inder Bedeutung Þ ýáéíá, ýð'ï Öñõãþí êáé Âéèõíþí, eher ãïþíïò oderãáÑïò zu schreiben, Wz. gau- ,heulen'.

ÃÜñêåò im Bezirk Naissos, Proc. 284, 3.ÃÜñçóêïò, Ãáñßóêïò, 1) in Mygdonia nahe an Therme, 2) in

der sintischen Parorbelia, Ew. Garesci, vgl. "Ïñçóêïò; '^ari ,wal-dige Anhöhe' und adi. sko-? Ein Ort bei Apros und MegaleKarya hiess in byz. Zeit ÃáñÝëëá, Ãáñßåëá.

ÃÜëçøïò 1) zwischen Torone und Sermylia, 2) edonischeVeste gegenüber Thasos nahe an Oisyme;vgl. ÃÜìøçëïò Hesych.?Wz. gal- auch in den kikonischen Ãáëáºïé Cat. trib. Att. 63, 97in der Ãáëëáúêç bei Mesembria, Hdt.; vgl. ÃáëÜôáé?

GALTIS am Flusse Alutas in Dacia, lord.; jetzt Galt beiHe-viz?

ÃÝìâñïò im Gebiet von Aquae, Proc. 285, 17.ÃÝíïõêëá, geformt wie Brucia, Donauveste des Dakcn Zy-

raxes, Cass. Dio 51, 26; Wz. i^en- ,abhauen' wie in der Glos°c

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Page 288: Die alten Thraker

QQ I. Abhandlung: Tomaschek .

ãÝí-ôï-? oder zu idg. genu ,Knie'? Im Litauischen gibt es eineWz. gan, gin- ,hüten', vgl. gany-kla, giü-klas.

GERASTOS im Gebiet von Serdica, cod. Theod. XVI 5, l a.320 und cod. lust.

ÃÝñìç, ÃÝñìá in Mysia, Galatia und Phrygia; Ãåñìáß,Therme'im Bezirk Germane am oberen Strymon, Proc. 283, 13.

ÃåñìáíÞ, Ãåñìáíßá im Gebiet von Pautalia, Hier. und Proc. 268.283, l; Heimat des Belisarios, Proc. b. Vand. 11, p. 361, jetztBanja ,Bad' am Bache Germanstica an der Nordseite des Ryla;vgl. armen, dzermn (-man) ,Gluth, Hitze, Fieber' neben dzer èÝñïòund dzerm èåñìüò, skr. gharmä,, altp. garma, npers. garm etc.

GERMI-ZERA, Warmbad in Dacia, m. p. XXXVI Sarmize-getusa, XVII Apulo, TP., mit Variante bei Ptol. Æåñìß-æåñá,Ãåñìß-æåñá; in poetischer Schreibweise GERMI-SARA C. I. III 1395;jetzt Feredö-Gyogy am Westufer des Maros. Das dakischeElement zera, zara entspricht dem thrak. zura, zor-, armen.dzur ,aqua'; genau deckt sich armen, dzerm-dzur ,aqua calida',neben dzermuk ,balneum', dzerm'k-dzur ,balnei aqua'; man ver-gleicht skr. gala, *gara ,Wasser', galana, *garana ,rinnend',Wz. gal-, europ. oel-, ahd. quellan; der Eintritt von r für lund namentlich von z (z, dz) für velares g verdient Beachtung.

GESTI-STYRUM, m. p. XII südl. von Hadrianopolis, s. dieGlosse.

Ãçôé-óôñâõïé oder -óôñÜïé, in Haemimontus, Proc. 306, 49.Ãåôñé'íáé in Haemimontus, Proc. 306, 25.Ãßíïõëá im Tundzagebiet, Mitth. X, p. 144.Ãïëßç in Haemimontus nördl. von lambol, vielleicht gala-

tische Gründung, obwohl erst seit der Komnenenzeit bezeugt?vgl. Ãïëüç ìéêñáò Ãáëáôßáò C. I. Gr. II 9764 und Êïëüç, Grenzortvon Pontus Cappad.; armen. glu-/, dial. golo/, lit. galwä ,ÊïñÑ?

Ãßìâåò zw. Bononia und Dorticum, Proc. 290.Ãïííåúò, Stadttheil von Hadrianopolis, St. B. Eust. zu B 573;

makedonische Colonie aus dem thessalischen Gonnoi?Ãïíäñáé in Thrake, St. B.; lit. gandras ,Storch'?Ãïýñâéêïí im Bezirk Naissos, Proc. 284, 12; vgl. Gurbita

nördl. von Stobi, TP.Ãñáúñïò mansio m. p. XVII Triulo, XVII Heraclea Sintica,

TP. GR., jetzt Zichna? Vgl. Âáöïò zw. Terpyllos und Kalin-doia in Mygdonia, Ptol.?

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Die alten Thraker. II, 2. 89

Ãñáéêüò im Bezirk Remesiana, Proc. 285, 2.ÃñÜí3åôïí im Bezirk Naissos, Proc. 284, 9.ÃñáóÚíïò, Ãñçóúíïò, im thrak. Chersonnes, St. B. Harp.Ãñßâïò im Bezirk Naissos, Proc. 285, 20.Ãñéíêéá-ðÜíá im Bezirk Remesiana, Proc. 285, l.Ãñïööåò im Bezirk Naissos, Proc. 284, 2.

Anhang.l. Namen von Gebirgen, Hügeln und Pässen.

Aus der ägäischen Küstenregion heben wir nur Einigesheraus. Der brigische ÂÝñìéï:, das von Stürmen durchtobteGebirge, gehört entweder zu bhrem-, skr. bhrmi ,Wirbelwind',oder zu bher-mn-, von bherv, bhur-. Der ÐáããáÀâò kann ,Pfahl,Keil' bedeutet haben; der dionysische Hügel Æéëìéóóüò geht aufdie Wz. g'hel- zurück, sei es in der Bed. ,grünen', armen, eil,germen viride' oder ,warm sein, glühen', vgl. die Glosse æßëá ·ïßíïò, "¢èùò, der Eckpfeiler der thrakischen Welt bei Homer,lässt sich als der ,spitzgipfelige' fassen, vgl. den Ortsnamen¢èý-ðáñïò? Das Vorgebirge ÓÝññåéïí ist vielleicht das ,gehörnte',Óáñðçúþí dagegen gehört nicht der thrak. Nomenclatur an. Derheutige Oatal-tepe oberhalb Ainos hiess Ìçñéóüò (Caihm. b. Suid.v. êáôáéî), Merizus, was an den phryg. Bergort Ìçñüò und densithonischen Berg ÃõãÝ-ìçñïò erinnert, zu armen, mair, mer(i),Fichte'? Die korpilische Bergklause ÔÝìðõñá westl. von Dymae-Traianopolis erinnert an die thessalischen ÔÝìðåá, í. Wz. temp-,spannen', vgl. gr. kappad. Tempere, Engpass im Norden vonFaras im Taurus. — Weiter landeinwärts, in Bisaltia, erscheintbei Ptol. ein ÂÝñôéóêïò, d. i. ÂÝñãéóêïò, nach der Stadt ÂÝñãá.Die ÊÝñ÷ßíç des Thuc. lässt sich entweder zu gr. êÝñêïò ziehenoder zu lat. quercus, germ. *faurhus, v. Wz. qerq- ,rauh, rissigsein'. ÌåóóÜðéïí äñïò bei Aristot. deutet sich als ìåóï-ðïôÜìéïí,armen, midz-a-get, nur dass hier ap für ved- ,Wasser' eintritt.Die Vitosa bei Sofia heisst bei Polyb. Äïàíáî, acc. Äïýíáêá (Do-nuca, Liv. 40 58, 2); vielleicht eine bastarnische Benennung,Schanzenberg', vgl. gall. du-no-. Ein centraler Bergstock, derRyla, hiess Óêüìâñïò, vielleicht von Wz. ske(m)bh- ,stützen,stemmen', vgl. zd. skemba, skr. skambliä; Plinius schreibt monsScopius, etwa ,Berg der Fernsicht'?

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Page 290: Die alten Thraker

I. Abhandlung: T o m a s c h o l t -90

"Ïñâçëïò, "Ïëâçëïò, bewohnt von den bessischen ¼ñâçëéïé,die heutige Perin-planina, kann ,Gewölbe, Dach' bedeutet haben,vgl. üñïöïò, ïñïöÞ, õøçñåöÞò, ahd. reba, slav. rebrü, rebri; wie¼ñâáëéóóüò in Klein-Armenien sich erklärt, lässt sich nichterhärten.

'Ñïäüðç, etwa nacli den röthlichen Felsmassen benannt,heisst noch jetzt bulgar. Rudopi-te, und Rudopa ein linker Zu-fluss der Mesta bei dem Dorfe Bartina, gleichsam von slav.ruda; war etwa die Rodope ein Gebiet der Erzausbeute, derMetallurgen? Den Ausgang -op zeigt die Berglandschaft Ìåñüðç,jetzt Qarlyqdagh mit der Kodza-yailä; von den wlachobulgari-schen ÌÝñïðåò leitet man die in serbischen Urkunden erwähntenmeropci ab.

Óïàêêïé, á'é Óïýêêåéò, Þ Óïàê'.ò, der strategisch wichtige Eng-pass zwischen der Rodope und dem Haimos am Eingang insHebrusthal; vgl. die Ortsnamen Óïõêéäáýá. Das Litauische bietetAnklänge wie sukke ,Bruch, Riss, Lücke', sükti ,drehen,winden'; die arische Wz. cuk- bedeutet ,brennen' z. B. in 9Uka,Glanz', cuöi ,leuchtend, rein', cukrä ,roth', §oka .Flamme,Kummer'.

Áßìïò, ôï ÁÀìïí ïñüò, scheidet Thrake in zwei Theile undschliesst die Ebene an der unteren Donau in ausgesprochenerFlexur von drei Seiten ein, wie ein Gürtel, vgl. türk. Ural,russ. Kamenoj pojas. Der h-Anlaut ist ursprünglich, trotzspäterer Formen wie MONTE EMNO TP., byz. ä "Åììùí, "¸ììïíá,bei Edrisi Eimon, türk. Emine-burun; daher ist nicht skr. emanaus ei-mn- ,Passage' zu vergleichen, sondern europ. sei-mn-,Band, Seil, Gürtel', skr. siman. ,Scheitel, Grenze', Wz. sei, si-,binden'; ai für ei wie nicht selten im Armenischen und inphryg. aini .derjenige' neben skr. ena. In der Station Subradice VIAMATAE steckt vielleicht der Name eines Haemus-gipfels.

Ôßñéæéò, Ôßñéæá, Tirissa, Tiristis, Ôéñéóôñéò, ÔåéñéóéÜò, die Land-spitze ÊáëÞ ow.pa, türk. Celigre-burun, vgl. die dortigen Ufer-anwohner ÔÝñéæïé und die hellespontische üferstation Ôåéñß-óôáóéò;Wz. ter, tir- .eindringen', skr. tira ,Ende, Spitze, Rand, Ufer'.

CAUCASUS heisst einmal auch der Karpat, Bramb. 405,wohl im Hinblick auf die dakische Hochlandtribus der Cau-coenses, n. pr. Caucesis; ähnlich Caucalandensis locus Amm. 31

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91Die alten Thraker. II, 2.

4, 13, got. Hauha-land-, Wz. qeuq : qouq- ,sich wölben', auchin den Êáýêùíåò und in dem Hafenort Êáýêáóï auf Chios; dieBenennung Êáýêáóïò für das Randgebirge der Erde über demPhasis ist von den Milesiern und Karern ausgegangen. In dengetischen CAUGDAE und im dakischen Êùãáéïíïò steckt die ähn-liche Wz. qeug : qoug- ,sich wölben'.

ÊáñðÜôçò 3ñïò Ptol., aus gelehrter Tradition Karbad beiIdrisi, ebenso poln. Krapak; vom Gebirge sind benannt dieÊáñðï-äÜêá'. oder Êáñðïß, Êáñðéáíïß, Êáñðßäáé, Êáëëßðßúá'.; im Haemuslag ein Ort Êáñðïõä-áúìïí. In gr. êáñºôïò, êáñðÜëéìïò und ahd.hwerban, alts. hwarf erkennt man eine Wz. qerp- ,sich drehen,wenden'; ÊáñðÜôçò konnte demnach ,sich drehend, windend, ge-wunden, Ringwall, corona montium' bedeutet haben. Gegendie Annahme eines Zusammenhanges des slav. StammnamensXrüvatinü, Xorvatu mit ÊáñðÜôçò (ähnlich wie Korutane mit demkelt. Carantani, Siezane mit germ. Óßëéããïé) scheint der v-Lautzu sprechen, obwohl die Chorvaten bei ihrem Eintritt in dieGeschichte thatsächlich im Karpat, in den alten Sitzen derdakischen Karpen, auftreten, wo sie auch die nordische Hervarar-saga kennt, welche das Karpatengebirge mit Harvada-fjöll,Chorvatengebirge' bezeichnet, wie Kunik und Heinzel erkannthaben; den Chorvatennamen hat Geitler ansprechend aus lit.sarwu'tas .geharnischt' gedeutet.

ÔÜðáé, der Haupteingang nach Dacia von Sw. her, un-mittelbar vor Sarmizegctusa gelegen, das heutige ,eiserne Thor'oder Vas-kapu, Cass. Dio 67 fr. 10, 68 fr. 8, Tabae lord. Get. Ã2;ähnlich wie ÔÝìðõñá zu deuten, zunächst von arisch tapa-,drücken, einengen'. lordanes nennt das südliche EingangsthorBoutae, Âïàôáé, Basis bhu-to, Wz. bhü? Man denkt eher an dieTraiansbrücke ÐÜíôåò, da lordanes die Namen stark entstellt.

2. ITamen von Flüssen, Quellen und Seen.

Solche sind in grösserer Zahl bezeugt und lassen sichmitunter recht ansprechend deuten.

Áýñáò, Nebenfluss des Istros, Hdt. IV 49; zd. aurva .schnell',gall. Arva?

"Áðïò oder ''Áðïò, ÁÑÏ fl. T P., Apio und Apo GR., derheutige Karas am banatischen Donauufer; vgl. Apnlum, Apula

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I. Alhandlung: Tom»schek.92

in Dacia? pruss. ape, apu, lit. upe, skr. ap .Wasser'. Hat auch¢ððßá, ¢ðßá in Phrygien von einem Flusse den Namen? Derpierische Apilas (Plin.) aus Hesych. Üóðéëïò · ÷åßìáññïò zu ver-bessern?

"Áñáñïò, Zufluss der Donau im Skythenlande, Hdt; redupi.Wz. er : or, in skr. aräryate ,irrt umher, tritt aus', gall.Ar-ar?

"Áñéóâïò, Zufluss des oberen Hebros im Gebiete der Ke-brenier, Strab., vgl. Áñßóâç zwischen Abydos und Perkote; skr.a-risva ,nicht schädigend'?

"Áñæïò, Zufluss des Hebros, j. Saziy-dere, Acta SS. Mali III,p. 199, mit einem Castell gl. N., T P.; Wz. arg- ,hell sein,glänzen'? besser vergleicht sich armen, arc ,erectus', zd. erezu,skr. é-Ý" »rectus, directus'; vgl. d. Ort "Áóã-áñæïò.

¢ñôÜíçò, ¢ñôÜíáò, 1. südl. Zufluss des Istros im Lande derKrobyzen, Hdt. IV 49; 2. Küstenfluss in Bithynia, östl. v. Rebas;s. d. fg.

¢ñôçóêüò, Fl. im Lande der Odrysen, wahrscheinlich gleichÔüíæïò, Hdt. IV 49; vgl. die moesischen ¢ñôáêïß, und Fl. ÁñôÜêçòb. Symeon Logotbeta aus St. B., zu skr. rta ,fügsam, recht'mit adi. sko-. Dagegen bezeichnet ¢ñðçóóüò b. App. b. civ.IV 103 die ,raffende, reissende' Arda, welche ihren heutigenNamen nach einem bulgar. Dorf "ApSa im Quellgebiet (Jo.Cautacuz.) trägt.

¢ëïýôáò PtoL, ALUTÜS T P. u. Inschr. Bramb. 405, j. Alt,slav. Oltü; Nebenform Aruta, zu erschliessen aus der StationAKÜTELA, j. Lotrü? Lässt sich auch hier skr. ärvant ,eilig' ver-gleichen? oder aruäa, aruoa, ahd. elu .lohfarbig'?

¢ëìüò, der heutige Lom, in Moesia sup. mit Castell gl. N.;lat. almus? vgl. Almana am Axios, Liv. 44, 26, 7; Wz. al, auchin "Áëäçóêïò, Üëïáßíù.

"Áèñõò, Nebenfluss des Istros aus dem Haimos, Hdt.;IETERUS Plin., später Éáôñüò genannt mit Castell g]. N. an derMünde, jetzt bulg. Jeter, Jetar, Jantra; vgl. slav. jedrü, ahd.atar ,alacer, celer'?

¢èýñáò, Küstenfl. westl. von Byzantiou; a- und Wz. dhver-,losstürzen'?

"Áíáìïò südl. von Pydna, Wz. an- ,hauchen, riechen'?

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93Die alten Thraker. II, 2.

"Áóáìï;, Nebenfluss des Hister in Moesia, bulgar. Osem,byz. "Ïóìïò, mit dem Castell ¢í-Üóáìïò ,an der Osma'; ä-$ama,gr. Ü-êÜìáò?

¢óôéâüò in Paionia, j. Bregalnica, mit Stadt gl. N. j. Stip,Istib; Wz. sti-bh- .stocken'? Oder sollte alb. stipes ,zerstossend'in Betracht kommen?

¢ããßôáò, ¢ããêôôçò. Zufluss des Strymon im Lande derEdonen, Hdt. VII 113 App. b. civ. IV 106; j. Andzista miteinem Dorf gleichen Namens am Mittellauf, byz. ¢íôæßóôá. Wz.eng- ,einengen'? oder der ,rasch dahinstreichende', Wz. ong-,skr. ang-?

"Áããñï;, Nebenfluss des Brongos, d. i. die westliche Morawamit dem Ibar, Hdt. IV 49; vgl. in Italien Umber, Umbro, inGallien Ambris; armen, andzrev ,imber, ïìâñïò', Wz. onff-,streichen', 2. ,schwellen'.

¢ãñéÜíçò Hdt. IV 90, richtiger ¢ñãéÜíçò, s. d. fg.¸ñãéíé'áò, ¸ñãÚíï;, Ergina, byz. Ôéãéíßá, frank. Regina, türk.

Ergene, grossei· Zufluss des Hebros aus dem Lande der Thynenund Asten; etwa fler ,dunkel gefärbte', von Wz. erff- ñåæù? ImQuellgebiet lag· die Veste ¸ñãßóêç.

"Åâñïò, Ebrus T P., der Hauptfluss der südlichen Thrake,j. Märica, an der Quelle noch Ibcr genannt: geformt wie ÊÝâñïò;vielleicht von der Wz. sobli- ,sippen, sich einigen', da derStrom im Gebiet von Hadrianopolis die grossen Zuflüsse Arda,Tundza und Ergcne sich beigesellt; vgl. slav. sebrü, lit. sa'bras,Gefährte, Theilhaber', armen. Liur .hospes'?

"Éííá, Quelle im Grenzgebiet der Maiden und Paionen;skr. inva .drängend' oder zu Wz. is- .wünschen, ersehnen'?

"ßóôñïò, HISTBR, der nordische Riesenstrom in seinem thra-kischen Unterlaufe; hessischer Name, wie lordanes a. 350 be-zeugt; Wz. ster- ,ausbreiten'? Eher zu sreu, thrak. stru-,fliessen1,vgl. Óôñýìùí, Óôñáàïò mit unorganischein i-Anlaut; lit. Isrä, Isträ,Inster', Isrut'is ,Insterburg'? Dana-ster, Danastrü?

¾ðéïò, Grenzfluss zwischen den Bebryken und Marian-dynen, dessen Quelle in den "Ãð'.á üñç lag; vgl. skr. n. pr.Upiya, zu upa õðü.

¼ñïóßíçò Küstenfluss der Thynias, Plin.; vgl. armen, oresel,separare, dividere', slav. oriti.

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I. Abhandlung: T o m a s c h e k .94

¼ñïçóóüò, angeblich Nebenfluss des Istros im Skythenlande,Hdt. IV 48; an der pontischen Küste nördl. von Delta gab eseine karisch-milesische Ansiedelung gl. N.

"Ïëãáíïò, Nebenfluss des Haliakmon im Bereich des Ber-mios, St. B.; vgl. ahd. wolchan ,Uunstmasse, Regenwolke', Wz.velo- ,netzen, befeuchten'.

Ïûêáóïò, Station ponte Ucasi nahe dem Engpass Succi,IH; die heutige Jaworica, Zufluss der Topolnica; vgl. lit. ukanas,nebelig, trübe' ukas ,Nebel'.

ÏÔóêïò, auch Aescus G. I. VI 2638, Yscos, Escus, "Éïêïò,¼óêéïò und Óêéïò, der heutige Isker; vgl. lit. aiskus .deutlich,klar'?

Ïýôïò, ÏÀôïò (vgl. ÏéôÞíóéïé PtoL), der heutige Vid: vgl. diedakische Ortschaft Ïûôé-äáýá. Wz. av, ev- in skr. uti Befrie-digung, Nahrung Hilfe'? Oder wie der Fluss Áõãéíüò zu deuten,von veiti ,Uferweide', Wz. vei- ,winden'?

Âáñâþóçò, Bach in Byzantion; Wz. bherv-? armen, borboq',Hitze, Wallung'?

ÂÜñãïò, l) Nebenfluss des Hebrus, Plin., vgl. Orudista adBargum ÉÁ.; 2) Mittelform zwischen Âñüããïò und ÌÜñãïò, dieheutige Morawa, Strab.

ÂßëëáÀïò oder Âéëëáéïò, Âßëëåïò, Fluss im östlichen Bithynien,genannt auf Münzen von Tios und Kratela, jetzt Filijas-cai;vgl. n. pr. Âéëëçíüò, ÂéëëçíÞ und Âßëëáñïò. Wz. bil- aus bhul-öëýù? vgl. armen. -bui/. ,profluens' zu biyel.

Âüëâç, See in Mygdonia, mit dem Castell Âäëâõò; Wz. bhol,armen, bol- .anschwellen, rund sein'.

Âñäããïò, bei Hdt. IV 49 die thrak. Namensform für dieheutige Morawa, kelt. ÌÜñãïò, vgl. ÂÜñãïò, aus vronao-, Wz.vreng- ,drehen, krümmen'; vgl. die bithynische Station Brunga.

ÖÜñíïõôéò, Bach in Nikaia, Suid. Plin., aus der Zeit derpersischen Herrschaft überkommener Name, altpers. *farnavati;vgl. sarmat. ÖÜñíáãïò, os. farn ,Glanz, Segen, Friede', FärnügName eines Helden etc.

ÐÜíáî, acc. ÐÜíáêá, byz. Name eines Baches im Pangaios-gebiet, nahe an Chrysopolis; vgl. bulgar. Panega, Zufluss de?Isker? IIavoict, die edonischen Anwohner?

ÐÜíõóïò, Ðáíõóóüò, ÐÜííõóéò, ÐÜííéóïò, Küstenfluss im Gebieteder getischen Krobyzen, jetzt Kamcyk, Kamcija, dessen TTnter-

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Die alten Thraker. II, 2.

lauf stark versumpft ist; noch 586 n. Chr. nennt Theophyl.Sim. an seinem Ufer den Brückenkopf ÐáííáóÜ. Vgl. skr. panka,Sumpf, pruss. panja ,Ìïïé·', ahd. fenni, fenna, got. fani, gall. ana.

ÐÜÏéóóïò, ältere Namensform für Ôéóéüò, Ôéóáò, Ôßóáò, Tisia,,Theiss', Þ Ôé'æá bei Const. Porph.; so schreibt Plin., falsch ÐÜ-ñéóïò Strab. VII, p. 303; die Variante bei Amm. 17, 13, 4 tlap-èéóêïò stellt sich zu der iazygischen Ortschaft Ðáñôßóêïí PtoL,d. i. ,Furth, Uebergang' zd. peretu. Wz. pate- ,sich ausbreiten' ?Müllenhoff fasst pa- als Präpositio; wie erklärt sich dann -Ïéóóï-?

Ðáéðßñéïò, Fluss in der heutigen Walachei, nahe der Ja-lomnica, Theophyl. Sim. VI 8, p. 258; aus dem Slavischen kaumdeutbar.

ÐéÝããáò, enthalten im Namen der dakischen Ðéåããúôáé, wieÔõñÜò in Ôõñßôáé, Ptol.; Wz. peng- ,färben'? slav. pegu, nebenpeknü, poln. piekny.

Ðßíêïò m Obermösien, jetzt Pek, mit der Uferstation ander Donau Aelia Pincensia; vgl. den dak. Ort Ðßíïí, zu skr.pinv- ,überfliessen'? gr. ðßíïò?

Ðüíôïò, Grenzfluss der Maiden und Stuten, die heutigeStrumica; Wz. pent- ,einen Pfad finden, kommen, gelangen'.

ÉÉõñåôüò, skyth. ÉÉüñáôá, Hdt.; peceneg. ÂïõñÜô, Const. Porph.,der heutige Prut; Basis pere, pru-, skr. pru-th- ,sprühen'?

ÐñáóéÜò ëßìíç, der ,lauchgrüne' See: ä Óôñõìþí èÝñïõò ðñÜóéüíôé ðÜ÷ïò ðÜíõ ðïëý öÝñåé êáé ôñÝöåé ôù ÷ëïåñù ôá ß÷Ïõïéá, Eust. zuö 124, ñ. 1227, 21.'

ÌÜñéò, Hauptfluss des Agathyrsenlandes, Hdt. IV 49, ÌÜ-ñ'.óïò bei Strab., Marisia lord., Ìïñçóçò Const. Porph. d. adm.imp. 40, slav. Maroäü, Ungar. Maros, sächs. Miersch. Wz. mar-,glänzen, schimmern': zu lat. märe stellt sich dagegen vulg.mariscus, frz. marais ,Marsch', vgl. Tra-marisca.

ÌÜñãïò, galatische Namensform flir ÂÜñãïò, ÂñÜããïò (s. d.).Ìáôüáò, angeblich skythischer Name des Istros, St. B.; vgl.

Ìáôõêåôáé?ÌïõóÝïò, der heutige Buzeu in der Walachei, richtiger

also ÂïõóÝïò, spät bezeugt in den Acta SS. April. II, p. 968;Wz. bhug- ,biegen'?

NAVISSUS in der Ars des Consentius, gal.'itischer Name derheutigen Nisawa; daher Íáéóóßò, jetzt Nis, ursprünglich Gründungder Remi und Meldi9

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96 I. AbbandLan^·': Tomasc'hek.

ÍÜðáñ'ò, nördl. Zuflusa des Hister im Skythenlande, etwadie heutige Jalomnica, Hdt. IV 48; vgl. dak. ÍÜðïêá, ÍÜðïõ÷,á,und die skythischen ÍÜðáé, ÍáðáÀïé; lit. Nepras, altn. Nepr stehtfllr slav. Dttneprü, Dtoapri, sarmat. ÄÜíáðñéò, Danaper d. i. derskythische Borysthenes. Zu gr. íÜðïò, íÜðç ,Waldschlucht' nebeníå-íþðçôáé, ðñï-íùðçò nimmt Prellwitz eine Wz. nape : nop- ,biegen,neigen' an, vgl. ne: nö in íþôïò, und ne-m ,zubiegen'? Pers.napta ,feucht, Nafta' stellt Hörn zur Wz. nabh, *naph- ,platzen,hervorquellen' und erwähnt hiebei auch baluc. napt,Donnerkeil,Blitzstrahl, Kanone'.

ÍÝóôïò, spätere Form Ìåóôüò, j. Mesta, türk. Qara-su; kaumzur Wz. nek Ýíåã÷,åúí, etwa wegen des Mitführens von Treibholzund Schlamm; eher zu skr. nad- .rauschen' nadi, laghm. nandi,afgh. landai, zig. len ,Strom' oder zu nad- ,netzen'.

Íßø, gen. Íéâüò, acc. Íßâá, Quelle und Fluss im Gebiet derÍéøáÔïé bei Í(øá, 2. nach Ael. bist. an. XV 80 im Gebiet vonThessalonike, wo ein Ort Íßâá hiess. Etwa zur Wz. nebh-,platzen, hervorquellen' skr. nabh ,0effnung, Quelle'? Wennder Name griechisch war, zu Wz. neio- íßæù? gr. íéðôüò, skr.nikta, ir. necht?

Íüçò, Zufluss des Istros im Lande der Krobyzen, Hdt. IV,49; vgl. NOAS Val. Flacc. VI 100; vgl. íÝù, íÝá ,Quelle', Wz.sneu- ,fliessen', gall. Nava.

'ÑÞâáò, gen. 'ÑÞâáíôïò, j. Riva, Fl. an der bithynischenKüste nahe dem Bosporus, mit dem üppigen Thaigebiet 'Ñçâáíôé'á;skr. revant, zd. raevafiit.

Ôýíäáêïò, Rundacus, selten 'Ñýíäáî, byz. 'Ñõíäáêáò; schwerdeutbar, trotz pers. ñõíäÜêçò, np. rundah ,Rohrspatz', LagardeGes. Abh. 275.

Ëïéäßáò, Ëïõäßáò, Ëõäßáò, bei Plin. 'Ñïéäßáò, in Emathia, bri-gischer Name? Wz. leudh- .steigen, wachsen; frei werden, ent-eilen' Ýëåýèù? Die maionischen Áõäïß etwa als ,Freie' zu fassen?— Dagegen 'Ñüäéïò bei Dardanos, der ,röthliche'?

Ëßóïò Hdt. VII 108, Áßóóïò Eust. zu Dion. 538, Ovid. exPonto I 5, 21, an der kikonischen Küste; Mela II 28 setzt dafürSthenos fl., d. i. Óôåíüò; in der Klause Succi hiess die StationBonamansio früher LISSAE d. i. Óôåíáß, vgl. vicus Lisenon 0. I.VI 2799. Vgl. lit. Iraas ,mager, dünn'? os. listag'?

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97Die alten Thraker. II, 2.

Atßuwoe, Bach bei Libyssa in Bithynien, nach dem LibyerHannibal so benannt, App. Syr. II? Doch hiess ein bithyn. OrtAtßov; skr. libuga?

ÄÝë÷ïò, fischreicher See oberhalb Byzantion, mit dem BachÄÝë÷ùí und der Fischgattung äåëêÜíü;, Athen. III 118, b; byz.ÄÝñ÷ïò, ÄÝñêïí, ôá ÄÝñ÷á, j. Derkos. Wz. del, der- ,spalten, reissen'.

Äñç÷ùí, ÄñÝãêùí Prise. Pan., DRICCA GR., Zufluss der Theissneben Temea und Maros.

ÔÜñóéïò l. im östl. Theil der Troas, 2. südl. v. Nikomedeia;armen, tharsam ,trocken, dürr'.

ÔÝáñïò, Nebenfluss des Agrianes, Hdt. IV 89 fg., j. Kryo-nero bei Bunar-hisar, byz. Âñýóéò ìåãÜëç. Die wahre Aussprachedes Anlautes lässt sich schwer ermitteln; so schreibt Hdt.ÔÝáóðéò für pers. Öaispis; demnach könnte skr. cäru .angenehm,lieb' zugrunde liegen, als von dem Perserkönig ausgegangeneBenennung.

Ôßâéóéò, ein aus dem Haimos kommender Zufluss des Istros,Hdt. IV 49, vgl. Ôéâ(ó÷á, Ort in Scythia minor, Ptol. III 10, 12.Dazu stellt sich Ôßâéóêïò oder Ôéâßó÷ïò, Tibiscus, auch Tiviscus,der dakische Name des Temes, Ptol., mit dem Munic. Ôßâéóêïí,Tibiscum, j. Zupa bei Karansebes; den Fluss nennt Prise. Pan.fr. 8 ÔéöÞóáò, lord. GR. Tibisia, Const. Porph. d. adm. imp. 40ä Ôßìçóçò. Etwa der .buschreiche', vgl. skr. stibhi »Büschel,Busch'? Vielleicht gab es neben stei-gh- ,steifen, stocken' aucheine Wurzelform stei-bh-, tibh- vgl. gr. ôéöïò ,Sumpf, slav. ti-meno, tina; also thrak. tibisko- ,der stockende, träge, versumpfte'?Wie erklärt sich sabin. Teibur?

Ôßìâïéïò, Timaeus, in Moesia sup., noch jetzt Timok, An-wohner Timacenses, slav. Timocane; d. i. der .dunkle', Wz.tem, tim- ,dunkel sein', slav. ttma ,Dunkel', skr. timira, ags.bimm ,<iimkel'.

Ôüíæïò im Lande der Odrysen und Artakier mit Ortschaftgl. N. bei Kabyle, Ptol. (vgl. Ôïíæçßò Insehr. b. Homolle p. 568);Ôüíæïò als Flussgott auf Münzen von Hadrianopolis, Mionn.suppl. II p. 306, n0 634, fl. Tonzus TP., verschrieben ÔÜîïò b.Harpocr. v. Êáâýëç, Ôþíïò b. Zosim. II 22; byz. Þ Ôïàíæá Theo-phan. p. 654 Cantacuz. I, p. 509, noch jetzt Tundza, Teza.Wz. teng : tong- .spannen', slav. tagü ,dicht, gedrang, fest', zd.tangista, sehr straff, fest', os. thung, thing- ,anspannen'? Besser

Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. CXXXI. Bd. l. Alh. 7

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98 I. Abhandlung: Tomasche k.

zu skr. tug- ,drängen, stossen, schnellen', tunga ,andringend;Andrang, Anlauf, Stoss'.

¾ýñ÷ò, dakisch Tura, Wz. tver : tur-, vgl. die MannsnamenTuresis; noch erhalten in türk. wlach. Turia, vgl. Ôïàñëïò,Ôñïàëëïò Const. Porph. 38. Dagegen erhielt sich die sarmatischeBenennung Dana-stru-, i ÄÜíáóôñéò C. P. 42, in slav. D&nastrü,Dnestrn. Gotisch ist wohl fl. Agalingus, TP.

Ôïýôçò, etwa die heutige Bega, Const. Porphyr, de adm.imp. 40, ein Rest dakischer Namengebung? der ,volle, an-schwellende' Fluss? vgl. die Frauennamen Ôéïõôá. War jedochdas Wort hunnisch, so vergleicht sich türk. tut , Haltplatz,Lager', tutus ,fest, massiv', Wz. tut- .festhalten'.

èéáãüëâ, die nördlichste Istrosmünde mit einer grossen La-gune an deren Nordseite, Ptol.; die Aussprache des Anlautesunklar, die Herkunft des Wortes unsicher.

ÔéÜñáíôïò, d. i. skyth. Garant ,der bewegliche, eilende' Fluss,Hdt.; bei Ptol. ºÝñáóïò, Amm. Gerasus, pecenegisch bei CP.38 und 42 Ý ÓÝñåôïò und Ý ÓáñÜô, daher noch jetzt wlach. Siret.

Æéüíêåëïò, nördl. Zufluss des Erginas, Acta S. Alex. 13Maii, der heutige Gedzik-dere; vgl. armen, dziun (gen. dzean),gr. ÷éþí ,Schnee', dziunain, dznot ,nivalis'? oder zu Wz. oheng-,lit. zeng^ti?

Æýóêïò in Macedonien, Herodian.; etwa der ,reine', ahd.chuski, Wz. gu-? oder dialektisch für Öýóêïò?

Æïýñáò, Æýñáò, Küstennüsse in der Thynias und nördlichdavon, Plin.; armen, dzur (gen. dzroj, dzri) ,aqua', s. Germi-zera. Zurta b. lord. Rom., verschrieben für Zuria, im Fluss-gebiet des Erginias, etwa der Öorlu-su, oder der Bach vonZorlanae (s. d.).

ÓÜìïò, SAMUS C. I. III 7033, das Gelände am Fl. Samoä,d. i. der ,ruhige' Fluss, von skr. cam- êÜñù (vgl. "Áóâìïò), imGegensatz zum reissenden Körös.

ÓÜíäáíïò, Fluss bei Olynthos, Plut.; phönikischer Name?oder zu sq'end- .schimmern, glühen', vgl. armen, äand?

ÓáããÜñéïò, ÓÜããáñéò in Phrygien, mit Dorf Óáãã^ an derQuelle; Anlaut wie in dak. Óáããé-äáýá.

Óáñãåíôé'áò, Óáñãåôßáò, 1) in Paionia, etwa ein Zufluss desAstibos, Tz. Chil. VI 470 fg.; 2) nahe bei Sarmizegetusa, etwader heutige Streljbach, Cass. Dio. Die Namensgleichheit, sowie

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die Uebereinstimmnng der beiderseits mitgetheilten Sage be-fremdet. War der Name wirklich paionisch, und wurde dieSage selbst von den Beschreibern des dakischen Krieges einfachcopirt? Oder hatte das Gedächtniss den Tzetzes verlassen?Der Name erinnert übrigens an den byz. Ort ÓúñãÝíôæéïí, j.Istrandza ober dem Derkossee nahe den Quellen des Ergene;hier soll nach d. schol. Dem. die Veste ¸ñãßóêç gelegen haben.Woher dann auf einmal der Anlaut s-? Vorzüglich passt dazudie lit. pruss. Wz. serg- ,einhegen, hüten, bewachen', aus sergh-,gr. Ýñ÷ : ïñ÷-, welche auch in den Flussnamen Pa-sarge, Sar-gente auftritt. War Óáñãåíôéáò wirklich dakisch, so müssten wirdann annehmen, dass der dak. s-Anlaut nicht stets auf k', 9,sondern auch in einzelnen Fällen auf ursprüngliches s zurück-geht, wie im Slavischen und Litau'schen.

SALMUBIS, ¢ëìõñßò, See südl. vom Istrosdelta, SalmorudeI A., Salamorio Not. dign., palus Salameir Chron. Ronc. II,p. 252 cod. V; vgl. spätlat. salmuria, frz. saumure ,aqua sal-macia'.

ÓÝñìéïò Acta S. Alex. 13. Maii, SYRMUS Plin., nördl. Zuflussdes oberen Hebrus, j. Strema, wie byz. ÓôñÝáìïò für slav, Srem,ÓÝñìéïí oder Óßñìéïí. Wz. ker- ,mischen, mengen, kochen'?

Óïëüåéò, acc. Óïëüåíô÷, Bach beim Warmbad Pythopolis nahean Prosa, Plut. Thes. 26; ,Steinbach', v. (semit.?) óüëïò.

Óõëåýò .Waldbach' in ÓõëÝïò ðåäßïí Hdt. VII 115, nahe anÓêáðôçóýëç, Wz. svel-, woraus sich auch der mysische "Õëáòerklärt?

Óôñáõïò, Fluss im Küstenstrich der Bistonen, Hdt. VII 109;vgl. die Orte Óôñïàáé, Ãçô;-3ôñâþïé; Wz. srev, srü- ,fliessen', lit.sravä, ved. giri-sravä, gr. ñïÑïò, ÷åéìÜ-ññïï;, slav. struja, o-strovüetc.; vgl. d. fg.

Óôñàìþí, die heutige Struma; Strymon hiess eine Stationzw. Drabeskos und Serrä, TP.; die Maidobithynen nannten sichÓôñõìüíéïé, Bithynia hiess einst Óôñõìïíßò, und der brigische OrtMieza Óôñõìüíéïí; vgl. Óôñõìþ · Ôïéù, Tochter des Skamandros,und Óôñïõìíïò n. pr. aus Gundani, Sterret I, n0 366, Zeile 110.Vgl. ir. sruaim (pl. sruama), gr. ñåýìá; cech. strumen ,schnell,reissend'. Den Einschub des t (vgl. ºóôñïò) theilt das Thrakischeund Phrygische mit dem Germanischen, Lettischen und Slavi-schen; altn. straumr, ahd. stroum, lett. strauma.

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100 I. Abhandlung: Tomasche k.

SuSlAavSpcx;, geformt wie MaiiavSpos neben Mafuv, der ,gewundene', gleich Kdßprjv, Wz. skam: kam, npers. kham, kam, öam-.

Xaßpii; zw. Potidaia und Gigonis, Ptol. III 11, 10.Kapitii; H dt. IV 49, Verwechslung mit KapiMfn^ Spei;? Einige

denken an den Fl. KoXonti?, dessen Kunde von Pola ausgehenmochte.

KaXicixi;, KaXm>is, später Kapw;i;, Kdpwt?, an der bithyn. Küste.KaXii)!;, gen. KC^TO?, KiSiXi}?, KisiXijxos, ebenda; Wz. qal-

,schwarz sein'.K^ßpsi;, Klaßpo?, Ki'a(Aßpoi;, in Mösia sup., j. Cibrica; vgl.

Keßp-fjv ,Krummbach' in der Troas, und die moesischen KsßpiSvtot;Wz. qep, qa(m)p, qa(m)b- ,sich krümmen', skr. kamprä ,krumm,gewunden'; Cambre oppidum Mysiae, Plin., gleich Kdßp»)?

Kojx^avTOi;, Ki^a-cos, fliesst mit dem Strauos vereinigt inden bistonischen See, Hdt. VII 109, der heutige Quru-cai; ver-schrieben KouSTpo; Scyl. 67, spätere Form Kowtvi'Tific, Koaolw^i,Ael. bist. an. XV 25; daher die Station COSSINTOS. Zu X(X[JHCT(«)?qomps, erweitert aus qomp, slav. kap- ,sich ducken, untertauchen,baden'?

KovTci-Seoros, -SssSo;, Zufluss des Agrianes, der sich mitdem Tearos vereinigt, Hdt. IV 90; ursprünglich wohl der Nameeiner an ihm gelegenen odrys. Veste, wie Oro-dista. Zumersten Glied vgl. wvwq, und den Ort Cuntie-gerum.

K6vo^c<;, angeblich Synonymon von Strymon, v. K6wy.w 11.KuSapos, wie der Barbyses, Bach beim goldenen Hörn.Kpdrioi;, bei lord. und GR. Cresia, Crisia, i Kpfaoi; Const.

Porphyr, d. adm. imp. 40, der heutige Körös, sächs. Krisch.Mit Rücksicht auf den Fekete-köröä liesse sich an skr. krsnä,pruss. kirsnas, ir. ciar(s) ,schwarz' denken, Wz. kys, kres- ,buntfärben', lit. kersas etc. Oder zu Wz. kers- ,furchen'?

reuSii;, reuSoi;, goldsandführender Fl. in Bithynien, Nonn.43, 417, Plin. V 148 und auf Münzen von Nikaia, Head p. 443;Wz. gheu-d-, gr. yuS-?

rpAwoi;, Wz. gras- ,fressen, nagen'? vgl. rpavoua«;, Gran?

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101Di» alien Thraker. II, 2.

Verzeichnisseiniger aus den Personen- und Ortsnamen erschlossenen

thrakischen 'Wortelemente und "Wurzeln.

(ßeihenfolge der Laute: Vocale, v, b, p, m, n, r, l, d, t, tz, z, s, h, k, g.)

aizi- ,Ziege' 53.awro, aulü- ,Ross' 3. 5.am- ^oh* 6.angro- ,schwellend; streichend'

93.ap ,Wasser, Bach' 91 f. 77. 89.art- ,recht, gerade; heilig' 7.92.asg- ,Stamm, Familie' 55.epta »Gespann' 8 f.esb ,Stute' 9.orolo, oloro ,Adler, Falke' 10.olg- netzen, dunsten' 94.ostft ,Flussmündung' 87.ut, uz- ,anf, empor', ü-skü ,er-

haben' 57 f.volo ,Räuber' 11.ber- ,tragen' 58 f.benz, bonz- .schwellen, kräftig

sein' 11. 16.bek ,Brecher', beki ,Bruch' 12.

60.berz ,Birke' 59.biz ,Hals, Höhe' 62.bnrta, burd- ,Fähre, Furth,

Kreuzung' 61 f.buri ,viel, voll, reich' 16 f.brar- ,Bruder' 62.brea, brt ,Wehre, Veste' 62. 63.brongo, brungo ,krumm, ver-

dreht' 94.pair ,Vater' 18.papa , Vater' 18.

paniso- ,yersnmpft' 95.pathiso- ,sich ausbreitend' 95.para ,Markt' 63.pie- ,Feind' 20.polu ,voll, viel' 20.poitu ,Aufwurf, Schutzwehr' 20.pori, poli- ;Stecher, Schlächter;

Schläger, Kämpfer' 21.porsula ,Ferkel' 65.pur, pyr ,Feuer' 21. 8. 95.pro- .sprühen' 22 f.mair, mär, mai ,Mutter' 22.mama ,Mutter' 22 f.mariso- ,glänzend' 95.medo- ,sinnig; Einsicht' 23 f.melg- ,melken' 24.mnka ,Schaf; Schwein' 25 f.rabo- »Arbeit, Kunst' 27.raiskü, re-skü .glücklich, froh"

27 f. 69.ran- ,behagen, Lust haben' 68.renü ,froh' 28.rem- ,rohen, behagen' 68.revant- ,glänzend, fruchtbar'

(iran.).roimet- »zerbrechend, kauend'

28 f.liso, leso- ,schmal, eng' 96. 70..dava ,Siedelung, Dorf 70.davo- ,Siedler, Bauer' 29.dala .Milchkuh, La am' 30; vgl.

dm 34.

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I. Abhandlung: T o m a s c h e k.102

dentü .Zahn' 30.de(v)o- ,Gott, göttlich' 31.deul, devel- ,trüben, verschlam-

men' 71.dierna ,Spalt, Riss' 72; vgl. 30.

69.diza .Ziege'? 32 f.diza, deza ,Topf, Kessel' 32 f.,

,Veete, Burg' 72.dindruma, zindruma .Gehölz'

72.77.dind- ,mit der Faust schlagen'

33.dol- ,spalten' 34.duro- .hart, fest; Veste' 35. 73.tapa- ,einengen' 91.tarula, talura ,siegreich' 37.tarpo- ,Lust, Gedeihen' 74.teri, tiri- .Ufer, Landvorsprung^

75. 90.ter- ,salvator, victor' 37.tem- ,dunkeln' 74. 75. 97.tempyra .Enge' 89.tonzo- ,andringend, reissend'

97 f.tyra, tura ,andringend, stür-

misch' 38. 98.tyrida, tyro-diza ,Zwingburg'

75.trair, tral-, trä ,Halter, Hirt'

38 f.zenü ,Sprössling' 39.zelmi- .Häuter, mit Fell be-

kleidet' 39.zera (dakisch) ,Wasser' 77;

sara 79.zura (thrakisch) ,Wasser' 78;

tzurulo, zorolo .Bächlein' 76,zorlano- ,wässerig' 78,

zibel- ,Glanz' 40.zia, dim. ziak ,Stute' 40.zerm- ,Haus, Familie; Palast'

77.zegete ,Welt, Nation' 77.samo- ,ruhig' 98; vgl, a-samo-

92.sad- ,ehren, zieren' 41.seuta .Schleuderer, Schütze' 42.serg- ,hüten, einhegen' 98 f.sita .beruhigt' 43.sia ,lagernd' 86; soio- ,sittsam'

43.sir- .lieben' 42 f. 80.siro- ,Getreidegrube' 80.sura .kräftig, stark' 81.sudi ,Reinheit, Schönheit' 44.suki ,Enge' 81.spard- .strampfen' 44 f.sturü ,gross, fest; reich' 81.stölo- .Stuhl' 82; tri-stolo-, Drei-

stuhl'.stru- .fliessen' in istrü 93, stra-

vo- 99, strumon- .reissend,Strom' 99.

ekap- ,graben' 82.skar- .scharren' 82.skel- ,spalten' 45. 83.haimon- .Gürtel' 90.hebro- .gesellig, Genösse,

Freund' 93.hepta, s. epta.kauko- ,hoch, convex' 58. 90f.kapi ,Bogen, Flussbeuge' 83;

kapora 84.karpat .Ringwall' 91.ke(m)bro- .krumm, gewunden'

100.kenth- ,begehren, lieben' 46 f.

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103Die alten Thraker. II, 2.

kers- .Furchen reissen' 84.kerso- .schief 47 f.kel- bedecken' 85; kulia ,Hütte'

86.ketri- ,vier, vierfüssig; Stein-

bock, Wild' 48.kio- .Ruhestätte' 85.kvimtt- ,Heim' 85.komo- .Liebe' 49. 86.

kompsat- ,untertauchend' 100.kotu .lieb, theuer' 50.ku-sko .Schlag, Schmiede' 86 f.kuziko .versteckter Ort' 86.krisio- .schwarz' 100.gar .Berg', gare-sko- ,monta-

nus' 87.germ- .heiss', german ,heiss' 88.

germi-zera ,Therme' 88.

I n h a l t .

P e r s o n e n n a m e n . . . . . .Städte und Dörfer . . . .Gebirge, Hügel und Pässe .Flüsse, Quellen und Seen .

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Page 304: Die alten Thraker

DIE ALTEN THRAKEREine ethnologische Untersuchung

von

WILHELM TOMASCHEK

Erschienen in:Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe

der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaftenzu Wien, Bände 128, 130 und 131

Neudruck der Ausgaben von 1893 und 1894

BIBLIO VERLAG · OSNABRÜCK 1975