GRUNDSÄTZE DER RELIGIONSPÄDAGOGIK · duktorientierte Herr des Weingartens will dem Feigenbaum des...

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Dokumentation SOLIDARITÄT GESTALTEN AUFBRUCH WAGEN Fachtag für Vorstände und Interessierte von Kranken- pflegevereinen und karitativen Fördergemeinschaften Donnerstag, 19. Juli 2012 Tagungszentrum Stuttgart-Hohenheim

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GRUNDSÄTZE DER RELIGIONSPÄDAGOGIK

Dokumentation SOLIDARITÄT GESTALTEN

AUFBRUCH WAGEN

Fachtag für Vorstände und Interessierte von Kranken-pflegevereinen und karitativen Fördergemeinschaften

Donnerstag, 19. Juli 2012Tagungszentrum Stuttgart-Hohenheim

Seite 04 | VorwortSeite 05 | Geistlicher ImpulsSeite 07 | Impulsvortrag: Solidarität gestalten – Aufbruch wagenSeite 12 | Markt der MöglichkeitenSeite 14 | Präsentation guter BeispieleSeite 28 | ExpertenrundeSeite 34 | Ausblick – Es geht weiterSeite 35 | Auswahl guter BeispieleSeite 44 | Informationen und KontaktadressenSeite 46 | Mitwirkende

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DOKUMENTATION FACHTAG KRANKENPFLEGEVEREINE

INHALTSVERZEICHNIS

Der Fachtag am 19.7.2012 für Vorstände und Interessierte von Krankenpflegevereinen und karitativen Fördergemeinschaftenin der Diözese Rottenburg-Stuttgart war ein konkretes Umsetzungsergebnis aus dem diözesanen Projekt zur Weiterent-wicklung und Profilierung der Sozialstationen.

Das Projekt wurde 2008 - 2010 unter der Federführung der Hauptabteilung Caritas und in enger Zusammenarbeit mit derHauptabteilung Kirchengemeinden und Dekanate, dem Diözesancaritasverband und der Arbeitsgemeinschaft katholischerSozialstationen, in Teilfragen mit dem Fachverband Zukunft Familie, durchgeführt.

In einem Teilprojekt ging es auch um die Frage, welche Empfehlungen für die weiteren Entwicklungen der Krankenpflege-vereine und der karitativen Fördergemeinschaften in unserer Diözese auszusprechen sind. So zeigte sich schnell im Verlaufeder Projekterarbeitung, dass zur Belebung der Krankenpflegevereine und Fördergemeinschaften ein diözesaner stimulie-render Schub in Form eines Fachtages sinnvoll sei.

„Solidarität gestalten – Aufbruch wagen“ – mit diesem Motto war der daraufhin stattgefundene Fachtag überschrieben. Die vorliegende Dokumentation gibt einen Einblick in den Tag und wertvolle Impulse zu einer Weiterentwicklung von Kran-kenpflegevereinen und karitativen Fördergemeinschaften. Sie zeigt innovative Modelle und neue Profile von Krankenpfle-gevereinen und Fördergemeinschaften und beschreibt best-practice-Beispiele, die am Fachtag vorgestellt wurden.

Wir bedanken uns an dieser Stelle als verantwortliche Hauptabteilungen für den Fachtag bei allen, die an der Gestaltungmitgewirkt haben: durch ihre interessierte Teilnahme, durch ihren Beitrag als Experten und ihre Präsentationen beim Marktder Möglichkeiten.

Lassen Sie sich durch die Dokumentation in Ihrer Verantwortung für einen Krankenpflegeverein oder eine karitative För-dergemeinschaft anregen und ermutigen, Neues zu wagen, Bewährtes weiterzuführen oder Ruhendes zu aktivieren. Sieleisten damit einen wichtigen Beitrag zu einer missionarisch-diakonischen Kirche.

Dr. Irme Stetter-Karp Hermann-Josef DrexlOrdinariatsrätin Ltd. Direktor i.K.Leiterin der Hauptabteilung Caritas Leiter der Hauptabteilung

Kirchengemeinden und Dekanate

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DOKUMENTATION FACHTAG KRANKENPFLEGEVEREINE

VORWORT

DIAKON MICHAEL HAGELSTE IN

Vielleicht bringt er noch FruchtLukas 13,6-9

Vor elf Jahren haben mir Freunde ein Apfelbäumchen ge-schenkt. Ich habe es in unseren Garten gesetzt und auf Blüteund Frucht gewartet. Drei Jahre hat das nur mühsam wach-sende Bäumchen nichts geliefert, die Jahre darauf zwei oderdrei klägliche Äpfelchen, in diesem Jahr acht, zwar klein undunansehnlich, aber das Bäumchen hat sich abgemüht undes nicht zu mehr gebracht. Ich liebe dieses Bäumchen mitseiner Mühe und seinen kläglichen Früchten und ich werdees gegen den Rat meiner Freunde nicht umhauen. Der pro-duktorientierte Herr des Weingartens will dem Feigenbaumdes Gleichnisses keine Zeit lassen. „So hau ihn um“, befiehlter dem Gärtner. Gärtner sind geduldiger als die „Herren“,und darum bittet der Gärtner dieser Geschichte: Gib ihmeine Chance. Ich will ihn düngen, vielleicht bringt er dochnoch Frucht. Es ist das hoffende „Vielleicht“ der Liebe. Sieist geduldig und mit der Axt nicht so schnell dabei. Der Bittedes Gärtners wegen ist das Gleichnis erzählt. Je älter manwird und wenn man weiß, wie bescheiden die Früchte deseigenen Lebens sind, umso mehr dürstet man nach der Für-sprache des geduldigen Gärtners. Man braucht den Gärt-nergott, der die Geduld und seine Sanftheit nicht verliert.Man kommt mit dem Früchte suchenden Herrengott nichtaus. Das merkt man in all den Jahren der geringen Lebens-erträge.

Habe ich das Gleichnis ermäßigt? Habe ich darin nur gele-sen, was zu meinen Gunsten spricht: die Milde des Gärt-ners? Dessen letzter Satz ist hart: „Vielleicht bringt er dochnoch Frucht; wenn aber nicht, so hau ihn ab.“ Hau ihn ab.Das Evangelium spricht nicht nur für uns, es spricht auchgegen uns. Der Baum, der keine Frucht bringt, soll umge-hauen und ins Feuer geworfen werden. Wir können dieseSätze nicht überlesen. Sie stehen da und bedrohen uns. Mankann sein Leben verspielen und seine Zeit fruchtlos vertun.Wir können es als Einzelne, wir können es als Kirche oder

eben auch solche Einrichtungen, solche Strukturen wie dieKrankenpflegevereine. Gott nimmt uns und seine Kircheernst, und so erlässt er uns nicht die Folgen unseres Tuns.Das ist unsere eigenartige Würde, dass wir belangbar sind.Gott hält uns für mündig und also auch für strafmündig.Gott ist groß und er denkt groß von uns Menschen.

AN IHREN FRÜCHTEN WERDET IHR SIE ERKENNEN

Sie wissen, ich komme von Tettnang am Bodensee. Nebenden berühmten Hopfen kommt man dort an vielen prallvol-len Apfelbäumen vorbei. Dabei kam mir dann auch derGleichnis-Satz von den Früchten in den Sinn. Dieses Wortaus der Bibel ist so etwas wie eine Obstbauernweisheit. Obein Baum etwas taugt und trägt, das zeigt sich, wenn’s ansErnten geht.

„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Das ist zu-nächst einmal ein Erfahrungssatz. Er ist aus eingehender Be-obachtung, aus langjähriger Kenntnis der Prozesse desWachsens und Reifens gewonnen. Ein Satz, wie er im Bucheeines Obstbauern steht. Ein Stück Alltags- und Lebensweis-heit, wie sie in der Bibel vielfach vorkommt. Dieses weiseWort ist freilich nicht nur für Landwirtschaft und Gartenbaugültig. Es gilt ebenso für Politiker und Wirtschaftsleute, fürKulturschaffende und Lehrpersonen, für jede Frau und je-dermann.

„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Diese Aussagewird allzu leicht als eine biblische Bestätigung des Leistungs-denkens aufgefasst. Nach dem Motto: Früchte gleich Ertraggleich Erfolg. Aber damit ist nicht biblisch abgesegnet, dassdie Cleversten die dicksten Kartoffeln oder die dicksten Ak-tienpakete einheimsen. Unser Satz lautet ja nicht: An ihrenErfolgen, an ihrer Rendite werdet ihr sie erkennen. Nicht andem, was sie leisten, zeigt sich, was in den Menschen steckt.Früchte – das sind keine kurzfristig gepuschten Erfolgsbilan-zen und keine im Akkord vollbrachten Großtaten. Früchte –das ist das langfristige Ergebnis sorgfältiger Pflege und Für-sorge. Es stellt sich ein, wenn die Saat wachsen und gedei-

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DOKUMENTATION FACHTAG KRANKENPFLEGEVEREINE

GEISTLICHER IMPULS

hen kann, wenn sie ordentlich gehegt wird, wenn ihr Zeitzum Reifen gelassen wird, wenn die Erntezeit abgewartetwird.

„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Mit diesemSatz verbindet sich bereits in der Bibel die Aufforderung,wachsam und kritisch zu sein. Unmittelbar bevor er das sagt,warnt Jesus vor den falschen Propheten. Im Matthäusevan-gelium heißt es, dass sie sich wie harmlose Schafe gebärden.In Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. Nicht diejenigen,welche uns das Blaue vom Himmel versprechen, welche unsmit reißerischen Prognosen und Prophezeiungen ködern,sind die fruchtbarsten. Sonst müsste es ja heißen:

„An ihren Sprüchen werdet ihr sie erkennen.“ Manch argerSprücheklopfer stellt sich auf die Dauer doch nur als armse-liges Früchtchen heraus.

„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Das gilt nichtnur für Apfel- oder Birnbäume, das gilt auch und erst rechtfür Christinnen und Christen, ihre Taten und ihre Werke. Obsie etwas taugen und tragen, das zeigt sich erst mit der Zeit.An dem, was sie wachsen und gedeihen lassen, wird offen-bar, ob sie Saft haben. Ob die Saat des Evangeliums aufguten Boden gefallen ist, das erweist sich in der nachhalti-gen Nachfolge. Glauben heißt, aus dem Wurzelboden derBibel menschliche Früchte wachsen lassen. Wer glaubt, wirdden Warenkorb der marktgängigen Angebote gut und kri-tisch prüfen. Wer glaubt, hält die Augen offen, um keinenfalschen Prophetinnen und Propheten auf den Leim zugehen. Glauben heißt, sich von den vielen kurzlebigen Ak-tionen und Attraktionen nicht einkaufen zu lassen. Werglaubt, macht sich Wege und Strukturen zu Eigen, die aufNachhaltigkeit angelegt sind, die langfristig lebensfördernd,schöpfungsbewahrend und gottesgerecht sind. Glaubenheißt, Gottes Gerechtigkeit reifen lassen, auf dass sie köst-liche, knackige Früchte trägt, Früchte wie z.B:SELBSTHILFE – SOLIDARITÄT – NÄCHSTENLIEBE UND HEILUNG

Insofern gilt es bei den Krankenpflegevereinen, aus dem ver-trauensvollen und dankbaren Blick zurück auf eine Ver-gangenheit – und eine Solidarität – die trägt – den Blicknach vorne zu richten auf eine Zukunft, die uns herausfor-dert … und einen zuversichtlichen und hoffnungsvollen Auf-bruch wagen lässt. Eine wahrlich passende Überschrift überdem heutigen Tag!!!!!

Kurt Marti, der bekannte Schweizer Pfarrer und Dichter legtuns Christen und Kirchen eine solche Haltung nahe:

Was die Bäume lehren

Wer nicht Wurzeln hat,wächst in keine Zukunft.Wer eigenen Wurzeln aber nie entwächst,entfaltet sich nicht zum Neuen,zum Baum.Kurt Marti

LK 13,6-9

Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte inseinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam undnachsah, ob er Früchte trug, fand er keine.

Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schondrei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchteträgt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter demBoden seine Kraft nehmen? Der Weingärtner erwiderte: Herr,lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihnherum aufgraben und düngen.

Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lassihn umhauen.

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ORDINARIATSRÄTIN DR. IRME STETTER-KARP

Sehr geehrte Vorstände von Krankenpflegevereinen und karitativen Fördergemeinschaften, sehr geehrte Damen und Herren,

„gerade die schwächer scheinenden Glieder des Lei-bes sind unentbehrlich ... Gott aber hat den Leib so zu-sammengefügt, dass er dem geringsten Glied mehr Ehrezukommen ließ, damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, son-dern alle Glieder einträchtig füreinanander sorgen.“ (1 Kor12,22,24,25)

Dieses – fast schon visionäre – biblische Wort des ApostelsPaulus an die Gemeinde von Korinth möchte ich meinemImpuls in den heutigen Fachtag für Krankenpflegevereineund karitative Fördergemeinschaften voranstellen. Denn esumschreibt in biblischen Worten genau das, was als Mottoüber dem Tag steht: „Solidarität gestalten – Aufbruchwagen“. Die zwei als Herz ineinander verschränkten Händedrücken es im Symbol deutlich aus. (siehe Flyer)

„Gerade die schwächer scheinenden Glieder desLeibes sind unentbehrlich – und zwar für den ganzenLeib“, sagt Paulus und er führt damit mitten in den zentralenund ureigenen diakonischen (karitativen) Auftrag der Chris-ten hin. Nach christlichem Verständnis trägt jeder Menschals Gottes Ebenbild eine einzigartige Würde in sich: Gesundeund Kranke, Alte und Junge, Männer und Frauen, Starke undSchwache gleichermaßen. Alle gehören zu dem einen Leib,sind unentbehrlich für das Ganze und gefordert, solidarischfüreinander zu sorgen. Auch in der staatlichen Ordnung istes an prominenter rechtlicher Stelle verankert: Sie alle ken-nen – die Probe aufs Exempel würden Sie sicher alle beste-hen – den Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde desMenschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützenist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ So weit so klar– und doch ist auch wahr: Wie empfindlich und zerbrechlichdie Würde eines Menschen jedoch ist, merken wir, wenn es

um die konkrete Beantwortung der großen ethischen Fra-gen der Menschheit geht: bei Fragen nach dem Lebensan-fang und Beginn des Menschseins (man denke aktuell an dieDiskussion um die Zulassung und die Folgen des neuen ein-fachen Bluttests bei schwangeren Frauen zur Diagnose vonDown Syndrom), bei Fragen nach dem Umgang mit Krank-heit und Gebrechlichkeit, bei Fragen im Umgang mit dem Le-bensende, einer würdigen Sterbekultur und der immer größerwerdenden Gefahr in unserer Gesellschaft, dass Schwerst-kranke als unzumutbare, auch als unzumutbare finanzielleBelastung gesehen werden. Das Paulus-Wort erinnert unsdaran, dass wirkliche Humanität dann in eine Schieflagegerät, wenn eine Gesellschaft die Fähigkeit verliert, Kranke,Leidende und Schwache in ihre Mitte zu nehmen und soli-darisch bis zum Lebensende für sie zu sorgen. Seit der frühenChristenheit gehört die Sorge um die schwächer scheinen-den Glieder des Leibes, um die Armen, Kranken und Ster-benden zur besonderen Verantwortung derer, die sich in derNachfolge Christi sehen.

In den allgemeinen theologischen Grundaspekten ka-ritativen Handelns der Projektergebnisse zur Wei-terentwicklung und Profilierung der Sozial-stationen heißt es (ich zitiere): „Das Christentum hat gerade dadurch seine Ausstrahlungs-kraft gewonnen, dass die Verkündigung des Evangeliumseng mit dem Zeugnis der Liebe gegenüber Armen, Krankenund Fremden verbunden ist ... Die Evangelien überliefernunzählige Begegnungen Jesu mit gebrochenen Menschen,die seine rettende und helfende Zuwendung spüren konnten... Überall, wo diese christliche Humanität weiterhin gelebtund gepflegt wird, kommen Menschen mit Christus in Be-rührung ... Die anhaltende heilende Nähe Jesu wirkt in derKirche aller Zeiten und ist einer ihrer elementaren Aufträge,wie es Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika „Deus caritasest“ formuliert hat: (Er schreibt darin:) „Das Wesen der Kir-che drückt sich in einem dreifachen Auftrag aus: Verkündi-gung von Gottes Wort (kerygma-martyria), Feier derSakramente (leiturgia), Dienst der Liebe (diakonia). Es sindAufgaben, die sich gegenseitig bedingen und sich nicht von-

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IMPULSVORTRAG: SOLIDARITÄT GESTALTEN – AUFBRUCH WAGEN

IMPULSVORTRAG: SOLIDARITÄT GESTALTEN – AUFBRUCH WAGEN

einander trennen lassen. Der Liebesdienst ist für die Kirchenicht eine Art Wohltätigkeitsaktivität, die man auch anderenüberlassen könnte … Die karitativen Organisationen derKirche stellen (.) ihr opus proprium dar, eine ihr ureigeneAufgabe, in der sie nicht mitwirkend [gemeint sind die Ak-tivitäten des Staates] zur Seite steht, sondern als unmittelbarverantwortliches Subjekt selbst handelt und das tut, wasihrem Wesen entspricht.“ (Papst Benedikt XVI., Enzyklika„Deus caritas est“, 25 und 41)

Die historische Entwicklung der Kirche zeigt, dass es immerdie Caritas gab, die als selbstverständliche Frucht des Glau-bens an „die Güte und Menschenliebe Gottes“ (Tit 3,4) undals ein Wesensmerkmal christlichen Lebens verstandenwurde. Der Dienst am Nächsten, besonders aber die Sorgeum Menschen in Not, ist für christliche Gemeinden und Ge-meinschaften, für Orden und für die Kirche insgesamt ein un-verzichtbarer Lebensvollzug ihres Christ- und Kircheseins ...

Die Betreuung pflegebedürftiger Menschen, die zu Hauseund nicht in Heimen lebten, war lange Zeit überwiegend Pri-vatsache. Dabei kümmerten sich vor allem die christlichenGemeinden um kranke und alte Menschen und unterstütz-ten deren Angehörige ... Im Laufe der Kirchengeschichtehaben christliche Solidarität und der Wille zu sachgerechterHilfe so eine Fülle von sozialen Einrichtungen entstehen las-sen: Armenvereine, Hauspflegewerke und Stiftungen mit so-zialem Auftrag ...

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in den meisten Kir-chengemeinden spezielle Krankenpflegevereine ins Lebengerufen, die als Träger der Krankenpflege- und Schwestern-stationen fungierten. Diese Krankenpflegevereine sorgtenmit den Beiträgen und Spenden ihrer Mitglieder für den Le-bensunterhalt einer Ordensschwester oder sie bezahlteneine Gemeindekrankenschwester. Wer Mitglied im Kranken-pflegeverein war, hatte im Gegenzug ein Anrecht, bei Hilfe-bedarf selbst gepflegt zu werden. Die Ordens- oderGemeindeschwestern waren lebendiger Ausdruck der für-sorgenden Liebe zu den Kranken. Die Krankenpflegevereine

unterstützten diese Aufgaben finanziell – sie waren und sinddamit bis heute Ausdruck der Solidarität aller mit den Kran-ken und Hilfsbedürftigen der Kirchengemeinde ...

Mit dem Ziel einer flächendeckenden ambulanten Versor-gung wurde seit Anfang der 1970er Jahre von staatlicherSeite die Gründung professioneller Dienste forciert, die einEinzugsgebiet von etwa 20.000 Einwohnern umfassen soll-ten. Aus Zusammenschlüssen von gemeindlichen Kranken-pflegestationen entstanden nach und nach die Sozial-stationen. Die örtlichen Hauspflegewerke, deren Aufgabedie Haus- und Familienpflege insbesondere für kinderreicheFamilien war, wurden in die Sozialstationen integriert. ...Die Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 brachtewieder neue Herausforderungen: Das bis dahin geltendeSystem einer vom Bedarf her geplanten und durch öffentli-che Förderung gesteuerten Infrastruktur wurde abgelöst. Mitdem Pflegeversicherungsgesetz war der politische Wille ver-bunden, dass auch im Bereich der Pflege – obwohl reguliert –Dienstleistungen nach den Bedingungen von Markt undWettbewerb angeboten werden sollten.“1

Krankenpflevereine und in ihrer Folge die weiterentwickeltenkaritativen Fördergemeischaften mussten sich im Laufe derZeit mit den genannten Veränderungen immer neu aktivauseinandersetzen, wie sie ihren Auftrag zur christlichen So-lidarität mit den „schwächeren Glieder des Leibes“ zeitge-mäß gestalten und umsetzen.

Dank für die Treue zum AuftragVor allen weiteren Impulsen für eine Weiterentwicklung undvor aller Einschätzung zu ihrer heutigen Bedeutung gilt es,den Krankenpflegevereinen und karitativen Fördergemein-schaften, und darin immer den verantwortlich handelndenPersonen, zunächst „Danke“ zu sagen. Danke für die oft-mals über 100-jährige Treue zum karitativen Auftrag unsererKirche in friedlichen und kriegerischen Zeiten. Danke für dasvielerorts unendlich segensreiche und nicht zu unterschät-zende Wirken und Handeln der Krankenpflegevereine da-mals und heute. Danke für die so gelebte Solidarität

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IMPULSVORTRAG: SOLIDARITÄT GESTALTEN – AUFBRUCH WAGEN

1 Projektergebnisse Weiterentwicklung und Profilierung der katholischen Sozialstationen, S. 7ff (Kapitel: Das karitative Profil kirchlicher Sozialstationen)

zwischen den Generationen, zwischen Gesunden und Kran-ken, Alten und Jungen, Familien und Singles, für die Umset-zung der frohen Botschaft in die Tatverkündigung – also inverlässliche Nähe, in bestmöglicher Mitsorge im Dienst amKranken, alten, behinderten, biblisch am schwächsten Glieddes Leibes, das unentbehrlich für den ganzen Leib ist. Diesen Dank, den ich im Namen der Diözese als Leiterin derHauptabteilung Caritas ausspreche, bitte ich Sie herzlich inIhre Gemeinden, Gremien und Ausschüsse weiterzugeben.

Jeder Blick zurück – auf die Wurzeln, die Geschichte und dieEntwicklungen wäre unausgereift, mindestens jedoch weniginspirierend, wenn sich nicht ein Blick auf das Heute undMorgen anschließen würde. Daher:

Welche neuen Dimensionen und Herausforderungensozial caritativer Verantwortung gilt es heute 2012im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wahrzu-nehmen? Und: Wie ist die Bedeutung der Kranken-pflegevereine und Fördergemeinschaften heute inder Diözese einzuschätzen?

1.Heutige Herausforderungen – ein Blick auf Entwicklungstrends (aus den Projektergebnissen) „Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes werden vonden 2,34 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland rund69 % Prozent zu Hause gepflegt, davon gut zwei Dritteldurch Angehörige und ein Drittel durch Pflegedienste. Die demografischen Veränderungen – insbesondere die deut-lichen Verschiebungen im Altersaufbau der Bevölkerung –stellen derzeit die größte Herausforderung für die ambulantePflege und für die Kranken- und Altenhilfe insgesamt dar. Der Anteil der Hochbetagten nimmt kontinuierlich zu undmit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, pfle-gebedürftig zu werden ...

Im Jahr 2008 hat die Liga der Freien Wohlfahrtspflege eineTrendstudie „Gut umsorgt zu Hause im Jahr 2020 – Poten-ziale für die Pflege daheim“ vorgelegt, welche den zu er-wartenden Pflegebedarf, die mögliche Entwicklung

familiärer Unterstützungspotenziale und die Versorgungssi-tuation mit ambulanten pflegerischen und hauswirtschaft-lichen Diensten im Jahr 2020 in Baden-Württembergumfassend beschreibt.

So zeigt die Studie auf, dass eine zunehmende Zahl Pflege-bedürftiger auf immer mehr Pflegepersonen und wachsendefinanzielle Ressourcen angewiesen sein wird. Gleichzeitiggeht die Zahl potenzieller familiärer Pflegepersonen und imErwerbsleben stehender Beitragszahler zurück. Dieser de-mografische Wandel sowie die gesellschaftlichen und sozia-len, auch genderbezogenen, Veränderungen werden enormeAuswirkungen auf das Feld der Altenhilfe haben. Hinzukommt, dass die sozialen Sicherungssysteme bereits heutean ihre Grenzen stoßen. Es ist zu befürchten, dass die Leis-tungen der Pflegeversicherung die Kostensteigerungen inder Pflege nicht auffangen, was zu einer wachsenden De-ckungslücke führen wird ...

Gleichzeitig sagen Prognosen eine überproportionale Zu-nahme schwer pflegebedürftiger, vor allem demenziell er-krankter, aber auch multimorbider (= mehrfach erkrankter)und chronisch kranker Menschen voraus.

Die Trendstudie der Liga prognostiziert einen Anstieg der de-menziell Erkrankten bis 2020 um 80 Prozent. In der Folgewird in den nächsten 20 Jahren doppelt so viel Personal be-nötigt, um die zunehmende Zahl pflege- und betreuungs-bedürftiger Menschen zu versorgen.“2

2. Ein Blick auf die Chance der KircheGerade kirchliche Anbieter im Bereich der Kranken- und Al-tenhilfe genießen ein hohes Vertrauen bei den Nutzerin-nen/Nutzern und ihren Angehörigen. So sind katholischeSozialstationen in ganz Baden-Württemberg vertreten undhaben den Vorteil, gemeinsam mit anderen – in der Regelkatholischen – Anbietern Pflege und Versorgung aus einerHand im Sinne einer umfassenden Versorgungskette anbie-ten zu können. Mahlzeitendienste, ambulante Pflege, Nach-barschaftshilfe, Tages- und Kurzeitpflege, Besuchsdienste,

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IMPULSVORTRAG: SOLIDARITÄT GESTALTEN – AUFBRUCH WAGEN

2 Projektergebnisse S.21 ff

alltagsunterstützende Familienpflege usw. ermöglichenMenschen, so lange wie möglich in ihrer gewohnten häus-lichen Umgebung zu bleiben, trotz und gerade bei Krankheitund Gebrechlichkeit. Es wird darauf ankommen, dass dieLeistungspalette katholischer Anbieter, gerade im Bereichhaushaltsnaher Dienstleistungen, immer mehr und differen-zierter auf diese gesellschaftliche Entwicklung einstellt undAngebote aus einer Hand vorhält. Seit Jahren wird buchsta-biert: ambulant vor stationär und die Trendansage hat esnicht nur in sich, sondern wird auch oft missverstanden. Wieauch immer wir es auslegen, führt es nicht an der Einsichtvorbei, dass die Zeiten der abgrenzenden, sektoralen Be-trachtung einer Dienstleistung Vergangenheit sind – immermehr ist Vernetzung gefragt. Als Diözese arbeiten wir seit2011 zwischen vier Hauptabteilungen an einem neuen Blickauf das 4. Lebensalter. Die Synopse der vorhandenen kirch-lichen Anbieter und Organisationen hat mich sehr positivüberrascht. Es wächst die Einsicht, dass Vernetzung Struk-turen braucht. Mit der puren Einsicht ist erst der allerersteSchritt getan.

Ohne die Unterstützung von Krankenpflegevereinen an ver-schiedenen Orten wären z.B. Sozialstationen häufig nicht inder Lage, bestimmte Angebote aufrechtzuerhalten. Das giltfür die Finanzierung der Familienpflege ebenso wie die eineoder andere Zusatzleistung, die von den Kassen mit ihrer ri-giden Kostendämmungsstrategie entweder nicht mehr, nichtoder noch nicht erstattet wird. In der Summe kann mansagen, Krankenpflegevereine waren und sind auch heute einewichtige Stütze und tragen dazu bei, dass in einigen Seg-menten ein PLUS, ein echter Mehr-Wert an Dienstleistungenbei den katholischen Trägern von Sozialstationen und in denKirchengemeinden (noch!) vorgehalten werden kann. Den-ken Sie nur an den steigenden Bedarf in der psychosozialenBetreuung von Demenzerkrankten und ihrer pflegenden An-gehörigen durch Haupt- und Ehrenamtliche, an die zuneh-mend wichtige Aufgabe der Weitervermittlung vonHilfestellen für Angehörige, an Einsätze und Zeiten von Pfle-gekräften einer Sozialstation oder Familienpflege, die nichtrefinanziert sind, aber entscheidend das christlich-kirchliche

Profil der Dienste ausmachen, an die Unterstützung von Be-suchsdienstgruppen, von Gruppen pflegender Angehöriger,Gruppen der Sterbebegleitung und Trauerarbeit. Krankenpfle-gevereine und karitative Fördergemeinschaften können einwichtiger, bisher jedoch zu wenig beachteter Akteur im so-zialen Netzwerk einer Kirchengemeinde, einer Seelsorgeein-heit, eines Dekanates sein.

Im Kapitel Krankenpflegevereine innerhalb der Projekter-gebnisse finden Sie eine ganze Fülle von Empfehlungen zurWeiterentwicklung von Krankenpflegevereinen. Sie beschrei-ben die Bedeutung der Krankenpflegevereine als Partner imVersorgungsnetzwerk, notwendige strukturelle Anpassun-gen und die enorme Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit zurGewinnung neuer Mitglieder. Den entsprechenden Auszugaus den Projektergebnissen haben Sie ja mit Ihren Tagungs-unterlagen erhalten und im Laufe des Tages werden konkretausgewählte Modelle und best-practice-Beispiele vorgestelltund präsentiert. Sie haben genügend Gelegenheit, nachzu-fragen, Kontakte zu knüpfen und werden sicher merken,dass an der ein oder anderen Stelle genau wie Sie Menschenmit gleichen oder ähnlichen Fragen unterwegs sind. Sie kön-nen sehen und hören, was es an anderen Orten gibt undwie dort eine zeit- und bedarfsgemäße Verwirklichung desAuftrags geschieht.

Ich wünsche Ihnen allen hierzu anregende Gespräche undBegegnungen. Und allen, die sich zur Präsentation und zumGespräch bereit erklärt haben, sage ich danke. Auch das istein Zeichen gelebter Solidarität in unserer Kirche: andereteilhaben zu lassen an dem, was im eigenen Bereich entwi-ckelt, gelungen oder vielleicht auch schwierig war und ist.

Über das Konkrete hinaus: Impulse zur Weiterent-wicklung von Krankenpflegevereinen/Förderge-meinschaftenÜber alle konkreten Beispiele hinaus möchte ich aber nichtversäumen, Ihnen als Vorstände und Verantwortliche fürKrankenpflegevereine und karitative Fördergemeinschaftenganz grundsätzliche Einschätzungen und Überlegungen inden Tag und auf den Weg mitzugeben.

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IMPULSVORTRAG: SOLIDARITÄT GESTALTEN – AUFBRUCH WAGEN

Ein Erstes:Zumindest kurzfristig kann nicht davon ausgegangen wer-den, dass sich die Politik der Krankenkassen gravierend än-dert. Es ist aus meiner Sicht eher zu befürchten, dass sichauch mittelfristig die Pharmaindustrie mit ihrem Lobbyinggegenüber den Kassen stärker durchsetzt als das Lobbyingder sozialen Dienstleister. Bestimmte Aufgaben und Dienste– wie die Familienpflege – werden möglicherweise stärkerals bisher in neuen Hilfefeldern wie in der Jugendhilfe (HOT)oder in der Behindertenhilfe (Wohnen in der Gemeinde) auf-genommen und mitfinanziert werden. Doch dieser Wegbraucht Zeit und Geduld. Zumindest für die nächsten Jahrewird hier die finanzielle und ideelle Flankierung durch Kran-kenpflegevereine noch gebraucht werden.

Und auch danach – und sicher an vielen Orten auch bereitsheute deutlich – ist, dass es immer wieder Einzelfälle undSituationen in der Kranken- , Alten- und Behindertenhilfegibt, in denen das christliche Profil der Pflege, Begleitungund Hilfe nur gewährleistet werden kann, wenn zusätzlichekirchliche Mittel die klassische Refinanzierung über die Kos-tenträger ergänzen oder übernehmen. Ich denke hierbeiauch an die Männer und Frauen, die in Illegalität, ohne Kran-kenversicherung, als Saisonarbeiter oder Schwarzarbeitendebei uns leben, die Kinder bekommen, krank und alt werdenund Hilfe brauchen.

Ein Zweites:Neben dem Blick auf den kranken, hilfe- und pflegebedürf-tigen Menschen und dem Aufrechterhalten-Können von so-zialen Dienstleistungen ist es dringend notwendig, den Blickauch in die andere Richtung zu lenken: auf die eigenen Mit-arbeiter und Mitarbeiterinnen in ihrer Weiterbildung, egalob ehrenamtlich, freiwillig engagiert oder hauptberuflichtätig. Die spirituelle und religiöse Begleitung im Ehrenamtund im Hauptberuf, erst recht in persönlichen Krisenzeiten,ist ein wichtiges und weiteres Aufgabenfeld, in dem die Mit-tel und Möglichkeiten der Krankenpflegevereine und Förder-gemeinschaften nachhaltig und im wahrsten Sinn desWortes „sinn -voll eingesetzt werden können.

Ein Drittes:Es wäre nicht nur unwahr, sondern auch ein unsäglicher Ver-lust, wenn Krankenpflegevereine und karitative Förderge-meinschaften in heutiger Zeit zu dem Schluss kämen, sieseien in Zeiten eines durchstrukturierten Sozialstaates nichtmehr gebraucht. Im Gegenteil. Es ist heute mehr denn jenotwendig, dass privates soziales Engagement die staatli-chen Sicherungssysteme ergänzt. Es wird immer notwendigsein, dass wir uns als Christen und Christinnen unserer ei-genen Verantwortung in der Nächstenliebe bewusst bleiben. Auch deshalb haben wir uns entschieden, bei der Modell-förderung für die Sozialstationen auch Initiativen von Kran-kenpflegevereinen zu fördern.

Wenn es uns auch in Zukunft gelingt, dass wir Zeugen ge-lebter Solidarität sind, wenn wir uns sportlich in den Heraus-forderungen der Zeit bewegen und bereit sind, die Zeichender Zeit immer wieder neu zu lesen, dann es uns auch imBlick auf das Pauluswort im Korintherbrief nicht bange sein.Dann können wir auch morgen und übermorgen – über2020 hinaus – gesellschaftspolitisch motiviert und christlichinspiriert Solidarität leben und belegen.

Ich wünsche Ihnen allen für Ihre Arbeit vor Ort, in Ihren Gre-mien und Caritasausschüssen, in Ihrer Vorstandsarbeit, in allIhren Überlegungen und Weiterentwicklungen Ihrer Arbeitin der Hinwendung zum notleidenden Anderen unserer Zeitlangen Atem, Kraft und Erfolg. Lassen Sie sich hierzu heuteermutigen und inspirieren und nehmen Sie hoffentlich fürSie wertvolle Impulse nach Hause mit.

Ich möchte nicht schließen, ohne auch im Namen meinesKollegen, Herrn Drexl von der Vorbereitungsgruppe unterder Federführung der HA XIII, namentlich Frau Bollinger fürdie Tagungsvorbereitung zu danken. Der Einsatz hat sich ge-lohnt.

Und jetzt: Ich danke Ihnen allen für Ihre geduldige Aufmerk-samkeit.

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IMPULSVORTRAG: SOLIDARITÄT GESTALTEN – AUFBRUCH WAGEN

Im Rahmen eines Markts der Möglichkeiten wurden den Teilnehmern des Fachtages Beispiele der Arbeit von Krankenpfle-gevereinen präsentiert. Dargestellt wurden innovative und zukunftsgerichtete Konzepte, die aus den verschiedensten Grün-den eine weiterhin positive Entwicklung vermuten lassen und so Modellcharakter haben. Die Teilnehmer konnten sich hierfrei informieren und Kontakte knüpfen. Gleichzeitig kam es zum gemeinsamen Austausch in zahlreichen Gesprächen.

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MARKT DER MÖGLICHKEITEN

MARKT DER MÖGLICHKEITEN

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MARKT DER MÖGLICHKEITEN

1.Als erstes gutes Beispiel stellt sich Herr Ulrich Wer-ner vom Förderverein "Füreinander – Miteinanderin Amtzell" den Fragen der Moderatorin.

Herr Werner, Ihr Angebot ist beachtlich, Sie unterstützen dieHospizgruppe, Demenzkranke ... Nur um einige Punkte zunennen. Aber was genau verbirgt sich hinter dem Namen,dem Verein "Füreinander – Miteinander in Amtzell"?

Füreinander – Miteinander" ist im Jahr 2000 aus dem Kran-kenpflegeverein Amtzell entstanden. Es geht uns darum, denkaritativen Auftrag in der Gemeinde zeitgemäß umzusetzen.

Sie hatten schon einige Punkte angesprochen. Zu "Fürei-nander – Miteinander in Amtzell" gehören die Hospiz-gruppe, die Nachbarschaftshilfe und der Besuchsdienst.Ferner sind auch eine 1-Welt-Gruppe und die so genannte"Einzelfallhilfe" dem Verein angeschlossen.

Wäre so ein Netzwerk auch auf andere Orte übertragbar?Oder ist es speziell auf die Struktur von Amtzell ausgelegt?

Unsere Aktivitäten beschränken sich auf das Gemeindege-biet, also auf die bürgerliche Gemeinde Amtzell und die dreiAmtzeller Kirchengemeinden – zwei katholische und eineevangelische Gemeinde. Uns ist also eine kirchlich-ökume-nische Ausrichtung wichtig.

Wir haben eine moderne Satzung, die auch gleichzeitig denLeitfaden für unsere Arbeit darstellt. Gerne können wir an-deren Krankenpflegevereinen die Satzung geben, wenn z.B.eine Satzungsänderung oder eine Umformung des bisheri-gen Krankenpflegevereins ansteht.

Krankenpflegevereine sind zwar nicht mit Sportvereinen zuvergleichen. Aber während im Sportverein noch zusätzlichMehrarbeit übernommen wird, wird beim Krankenpflegever-ein noch gefragt, was bekomm ich für mein Geld. Eine Er-fahrung, die Sie auch machen?

Hm, so eine Anspruchshaltung erlebe ich nicht oder eherselten. Wenn wir uns um neue Mitglieder bemühen, stellenwir den Hilfsauftrag als Selbstzweck dar. Und das kommtauch heute noch bei vielen Menschen an; neue Mitgliedertreten in den Verein ein, da sie vor Ort, in ihrer Heimatge-meinde, etwas Sinnvolles unterstützen möchten.

Wie gelingt es Ihnen, Mitglieder zu gewinnen, die zahlenund sich darüber hinaus noch aktiv beteiligen?

Ich muss dazu sagen, dass unsere Gruppen – Hospizgruppe,Besuchsdienst, Nachbarschaftshilfe usw. – ihre Angelegen-heiten weitestgehend selbst regeln. Die einzelnen Gruppie-rungen sprechen Menschen direkt an, ob sie sich nichtfreiwillig engagieren möchten. Also nicht der Verein als Gan-zes sucht sich Ehrenamtliche, sondern die einzelnen Grup-pen gewinnen ihre Freiwilligen. Eine Gruppenleiterin sprichtbeispielsweise mögliche Ehrenamtliche direkt an, währendeine andere Gruppenleiterin hin und wieder einen Aufruf insGemeindeblatt setzt. Die Gruppierungen in unserem Vereinhaben größtmöglichen Gestaltungsspielraum, – das dezen-trale Prinzip ist uns sehr wichtig.

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2.Manchmal muss man ja ein Leckerli hinwerfen: Über welcheInhalte lassen sich am leichtesten Mitglieder gewinnen. Gibtes Anreize?

Ich hatte es schon erwähnt, mit materiellen Anreizen möch-ten wir bewusst nicht werben. Unser Aushängeschild ist,dass wir vor Ort auf ehrenamtlicher Basis Hilfe leisten. Wirsind zwar in organisatorischer Hinsicht ein eigener Verein,aber sehr eng mit den beiden katholischen Kirchengemein-den und der evangelischen Gemeinde vernetzt. Gut, unsereMitglieder erhalten einen kleinen Rabatt, wenn sie Nach-barschaftshilfe in Anspruch nehmen, aber – wie gesagt –an die große Glocke hängen wir das nicht.

Wenn wir Ihren Verein vorstellen, müssen wir auch IhrenVerhaltenskodex vorstellen. Den hat der Vorstand für die Ge-schäftsleitung aufgestellt. Warum und welche Erfahrungenhaben Sie gemacht?

Richtig, das war uns im Vorstand sehr wichtig. Die Mitarbeitim Vorstand ist ehrenamtlich und der Vorstand ist bunt ge-mischt. Unsere Vorstandsmitglieder sind beruflich tätig alsPfarrer, Verwaltungsangestellte, Bürgermeister, Lehrer, Haus-wirtschafterin usw. Auch Rentner gehören dem Vorstand an.

In unserer Satzung haben wir den Passus "Der Vorstand be-sorgt alle Geschäfte ..." Wir wollten uns klar machen, wasdas konkret bedeutet.

Wir haben dann beispielsweise in einem Dokument geregelt,dass wir als Vorstand Ehrenamtliche sorgfältig begleiten,dass wir uns langfristige Ziele setzen und darauf hinarbeiten.Wir haben uns bewusst gemacht, dass wir gemeinschaftlichdie Geschäftsführungsverantwortung haben. Unsere Verant-wortung können und dürfen wir nicht abschieben.

Ich kann es nur empfehlen, sich im Vorstand einmal aus-führlicher mit solchen Fragen zu beschäftigen.

Als zweites gutes Beispiel folgt der Krankenpflege-verein Köngen, vertreten durch die Pastoralreferen-tin und 2. Vorsitzende des Vereins Frau Dr. UlrikeAltherr.

Frau Altherr, bei Ihrem Angebot fällt es schwer, Beispiele he-rauszupicken, die es Wert sind, präsentiert zu werden. Allesind es. Vom Kochkurs für Männer ab 65 bis zum Frühstückfür Senioren. Ich überlass es Ihnen, welches ihrer Angeboteist das Wichtigste?

Das Wichtigste sind unsere fröhlichen Runden, Betreuungs-gruppen für meist demente Menschen. Unsere Besucher er-leben anregende Nachmittage mit viel Spaß und dieAngehörigen sind entlastet. Es gibt sogar eine Kochgruppe.Auch toll ist unser Urlaub ohne Koffer. Menschen, die sichsonst nicht mehr wegzufahren getrauen, erleben 3 Tage inguter Gemeinschaft mit auf ihre Situation zugeschnittenenAngeboten. Wir bieten auch ein ganz niederschwelligesSportangebot an. Wir sind mitbeteiligt an der LOK (Lotsen-stelle Köngen, einem ehrenamtlichen Beratungsangebot füralle Lebenslagen). Sie merken, ich könnte noch viel aufzäh-len und mag mich nicht auf eins beschränken. Um das allesschaffen zu können, braucht es bei uns eine engagierte Ge-schäftsführerin, engagierte Ehrenamtliche und einen enga-gierten Vorstand.

Woher beziehen Sie Ihre Ideen? Wenn man so viel anbietenkann, dann doch nur, wenn einem die Ideen nie ausgehen?

Unsere Geschäftsführerin hat viele Ideen, ebenso unsere sechsengagierten Vorstände, die alle gut im Ort vernetzt sind, inder evangelischen Kirche, in der katholischen, im Senioren-zentrum, die frühere Geschäftsführerin des Krankenpflegever-eins… Alle kennen viele Leute, mit denen sie im Gesprächsind. Vor allem in den Vorstandsklausuren werden neue Ideengeboren und auf den Weg gebracht. Wir sind auch immer aufder Suche nach Ideen für Kinder und Familien.

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3.Jetzt muss man natürlich verraten, Ihr Verein ist ein ökume-nischer. Und Sie haben eine Geschäftsführerin, die mit 50 %angestellt ist, das macht vieles leichter. Trotzdem bleibt na-türlich die Frage ... Wie finanziert man einen hauptamtlichenMitarbeiter?

Vor allem aus den Vermögensreserven. Wir bemühen unsaus verschiedensten Töpfen, Zuschüsse und Spenden für un-sere verschiedenen Projekte zu bekommen.

Trotzdem: Ein großes Angebot braucht auch viele Helfer. Nurein Hauptamtlicher genügt nicht. Wie finden sich genügendMenschen, die sich engagieren?

Durch gute Erfahrungen der Mitarbeiter bei früheren Pro-jekten bewegen diese neue Menschen mitzumachen. DieGeschäftsführerin und die Vorstände kennen viele Menschenund sprechen sie an, vor allem junge Senioren. AttraktiveProjekte und gute „Betreuung“ bieten Anreize. Die Ge-schäftsführerin hält die alten ehrenamtlichen MitarbeiterIn-nen und sorgt für neue. Es spielt vermutlich auch eine Rolle,dass die Mitglieder des Vorstandes bei den meisten Projek-ten aktiv mitarbeiten.

Jetzt kann ich mir vorstellen, es gibt sicher einige, die sagen,so ein Angebot auf die Beine zu stellen, schaffen wir ehnicht. Können Sie diejenigen motivieren?

Wir haben auch nicht von jetzt auf gleich alles geschafft.Mein Vorschlag: Ideen sammeln und dann erst mal eine ver-wirklichen, diejenige, die Vorstand und bestehenden Mitar-beiterInnen am meisten am Herzen liegt.

Die Christliche Sozialstiftung Hohentengen wirddurch den Vorsitzenden der Stiftung, Herrn Dr. Tho-mas Borne, vorgestellt.

Herr Borne, die Stiftung fördert Sozialeinrichtungen, beson-ders auch die Jugend- und Altenhilfe, liefert auch seelsor-gerliche Begleitung. Wie stelle ich mir die Arbeit der Stiftunggenau vor?

Der Zweck unserer Stiftung umfasst tatsächlich ein weitesFeld: Wir haben grundsätzlich das ganze soziale Spektrumunserer Gemeinde im Blick. Dabei ist uns zum einen wichtig,die vorhandenen Strukturen, bei uns vor allem in der Alten-hilfe, zu unterstützen, wo es nötig ist – dazu gehört die Zu-sammenarbeit mit den Einrichtungen, die hier vor Ort tätigsind, aber auch die Würdigung und Fortbildung der in ver-schiedenen Gruppen organisierten Ehrenamtlichen. Darüberhinaus wollen wir Dinge anstoßen, die wir für wichtig undnotwendig halten, aber auch den Blick für die soziale Fragein unserer Gemeinde schärfen und Menschen zum Engage-ment gewinnen.

Aufgrund unserer Geschichte ist für uns „christlich“ mehrals ein Schlagwort. Das zeigt sich schon in unserer Organi-sationsstruktur, in der wir viel Wert auf die personelle „Ver-flechtung“ mit der Kirchengemeinde gelegt haben.

Die Seelsorge, die Sie ansprechen, vermitteln wir über denKontakt mit den Geistlichen vor Ort. Ich selber bin Diakonin der Kirchengemeinde Hohentengen.

Welche aktuellen Projekte, die Sie unterstützen, bewegenSie persönlich besonders?

Wir haben vor ein paar Monaten eine Betreuungsgruppe fürDemenzkranke eingerichtet. Vorbereitend haben wir durchArtikel, Vorträge und Filme versucht, über das Thema „De-menz“, das ja immer noch für viele ein sehr schwieriges ist,zu informieren. Dabei gab es immer wieder berührende Mo-

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4.mente, die uns zeigten, wie wichtig es ist, Menschen die Gelegenheit zu geben, über solche oft angstbesetzten Le-bensfragen zu sprechen.

Im Zusammenhang mit der Demenzgruppe entstand eineGruppe von Ehrenamtlichen, die einen Fahrdienst anbietenkann. Unser nächstes Ziel ist die Einrichtung einer Tages-pflegegruppe.

Ihre Stiftung wurde 2008 unter dem Dach der Caritas Stif-tung Lebenswerk Zukunft gegründet, der Krankenpflegever-ein wurde aufgelöst und ging auf die Stiftung über,sozusagen geschluckt. Warum? Welche Vorteile brachtedas?

Wir haben die Chance genutzt, dass sich ein Fördervereinfür unser Pflegeheim und eben der Krankenpflegeverein Ge-danken über ihre Zukunft machen mussten. Im Laufe derÜberlegungen wurde uns klar, dass das „klassische“ Spek-trum des Krankenpflegevereins erweitert werden mussteund wir entschlossen uns, unsere Satzung sehr weit zu for-mulieren und das gesamte soziale Spektrum aufzunehmen.Außerdem war es uns wichtig, eine konfessionsübergrei-fende Struktur zu finden, die auch die bürgerliche Gemeindemit ins Boot nimmt – diesen Ansatz halten wir nach wie vorfür zukunftsträchtig. Außerdem spielte natürlich die Fragedes Geldes, d.h. des Vermögens der beiden fusionierten Ver-eine, eine Rolle.

Wo sehen Sie Unterschiede zu den Aktivitäten eines Kran-kenpflegevereins?

Wie schon gesagt: Zunächst im breiten Spektrum unseresAufgabengebietes, dann in der strukturell verankerten Zu-sammenarbeit zwischen Kirchengemeinden und bürgerlicherGemeinde.

Willy Schillinger präsentiert die "Fördergemein-schaft aktiv helfen tut gut" aus Altshausen.

Herr Schillinger, Sie sind Diakon in der Seelsorgeeinheit Alts-hausen. Hilfe leisten – auf der Ebene einer Seelsorgeeinheit.Wie genau muss man sich das vorstellen?

Ich bin als Diakon für die gesamte Seelsorgeeinheit beauf-tragt, d.h. für 10 Kirchengemeinden. Es gilt die Angebotevor Ort zu stärken, zu fördern und zu vernetzen. So ist z.B.im vergangenen Jahr eine Betreuungsgruppe Demenz inEbersbach entstanden. Menschen mit eingeschränkter All-tagskompetenz können aus der gesamten Seelsorgeeinheitund den angrenzenden Gemeinden dieses Angebot nutzen.Es wurde ein „runder Tisch“ bestehend aus der örtlichenFördergemeinschaft „soziale Dienste Ebersbach“, der Ko-operation der örtlichen Fördergemeinschaften der Seelsor-geeinheit, der politischen Gemeinde Ebersbach, derörtlichen Seniorenwohnanlage und der Caritas ZUHAUSE-LEBEN-Stelle zusammengerufen.

Hier arbeitet nicht mehr jede Kirchengemeinde für sich?

Es gilt die Dienste der einzelnen Kirchengemeinden für dieanderen nutzbar zu machen. So hat bereits mein Vorgängerim Amte, Diakon Heller, zusammen mit Pfarrer Schäfer undPater Schneider die Weichen gestellt, dass aus den örtlichenKrankenpflegevereinen „Fördergemeinschaften sozialeDienste“ entstehen konnten. Heute haben 7 der 10 Gemein-den eine örtliche „Fördergemeinschaft soziale Dienste“. Die-se haben sich zu einer Kooperation mit dem Namen„Fördergemeinschaft aktiv helfen tut gut“ zusammenge-schlossen. Unter dem Dach der Kooperation sind folgendeDienste oder Gruppen vereint: Betreuungsgruppe Demenz,organisierte Nachbarschaftshilfe, Hospizgruppe, Selbsthilfe-gruppe Leere Wiege (für Eltern, die ihr Kind vor, währendoder kurz nach der Geburt verloren haben), ehrenamtlicheDienste, ein Bewirtungsteam sowie als wichtiger professio-neller Partner die Sozialstation St. Josef.

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5.Ihre Mitglieder sind also soziale Dienste ... nicht unbedingtMenschen?

Wie bereits gesagt, kümmert sich die Kooperation der örtli-chen Fördergemeinschaften – also die „Fördergemeinschaftaktiv helfen tut gut“ – um die Dienste, welche die Menschenbrauchen und die unter ihrem Dach vereint sind. In den ört-lichen Fördergemeinschaften sind es natürlich Menschen,die zu unseren Mitgliedern zählen. Es ist durch die Koope-ration „Fördergemeinschaft aktiv helfen tut gut“, wenn sieso wollen, eine große Solidargemeinschaft innerhalb derSeelsorgeeinheit entstanden. Knapp 500 Mitglieder miteinem Jahresbeitrag von 15 € ermöglichen die Finanzierungder ehrenamtlichen Angebote. Es werden auch Leistungender Nachbarschaftshilfe oder z.B. Essen auf Rädern bezu-schusst. Das Bewusstsein für die eigene Fördergemeinschaftvor Ort hat auch den Vorteil, dass Sie z.B. ehrenamtliche Mit-arbeiter leichter gewinnen können.

Wie sieht die Kooperation mit den Krankenpflegevereinenvor Ort konkret aus?

Jede Fördergemeinschaft „soziale Dienste“ vor Ort hat sicheine eigene Satzung gegeben und handelt autark. Die örtli-chen Fördergemeinschaften finanzieren die Aktivitäten derKooperation zu einem bestimmten Anteil mit. Große Ge-meinden tragen mehr, kleinere weniger. Die Kooperation„Fördergemeinschaft aktiv helfen tut gut“ verfügt über einezentrale Rechnungsstelle, welche dann die Kosten an dieörtlichen Fördergemeinschaften in Rechnung stellt. Dieseübernimmt auch zentral die Abrechnung für die Leistungs-empfänger in den einzelnen Fördergemeinschaften. Außer-dem trifft sich der Beirat der Kooperation, bestehend ausden Vorständen der örtlichen Fördergemeinschaften, denLeitungen der Gruppen und Dienste sowie der Rechnungs-stelle, 2 x pro Jahr zum Austausch.

www.kath-kirche-altshausen.de

Auch das nächste Beispiel ist ein besonderes. Esnennt sich Zeitbank 55+. Was sich genau dahinterverbirgt, erklärt Herr Wolfgang Schleicher.

Herr Schleicher, Zeitbank 55+, in dem Wort steckt das WortBank. Und bei Banken geht es ja immer um Geld, bei Ihneneigentlich gar nicht, sondern um Zeitguthaben ...

Bei diesem Modell geht es tatsächlich um Zeitguthaben.Mitglieder und Mitgliederinnen der Zeitbank tauschen un-tereinander von Fritz zu Maria, von Maria zu Heinz, vonHeinz zu Konrad, von Konrad zu Erwin, von Erwin zu Hilde-gard usw. nichts anderes als Zeitstunden. Wenn Heinz Hil-degard hilft, so bekommt er eine Zeitstunde gutgeschriebenund Hildegard bekommt eine Stunde von ihrem Konto ab-gezogen. Die Palette der Hilfe reicht von Klassikern wie bü-geln, Kuchen backen, Rasen mähen, Kinder hüten,Geschichten erzählen, Fahrtdienste usw. bis hin zur Organi-sation von Veranstaltungen, Kindergeburtstagen, Hilfe beider EDV, Organisation von philosophischen Gesprächen,usw. Die Angebots- und Nachfrageliste enthält derzeit fast200 Beispiele des Zeittauschs. Es ist daher wichtig, die Mit-glieder der Zeitbank miteinander in Kontakt zu bringen undein Netzwerk der gegenseitigen Hilfe mittels der alle vierWochen stattfindenden Zeitbanktreffen aufzubauen. So wirddie Zeitbank den beiden wichtigsten Wünschen älterer Men-schen gerecht, nämlich gebraucht zu werden und möglichstlange zu Hause wohnen zu können.

Gibt es ein eindrucksvolles Beispiel, das Sie am meisten fas-ziniert?

Ja, zwei Zeitbankmitglieder haben einer Dame drei Hoch-beete gebaut, da sie gern gärtnert. Ohne diese Hochbeetewäre das nicht mehr möglich und ohne die Zeitbank auchnicht finanzierbar gewesen. Die Dame musste nur das Ma-terial bezahlen, die Zeit bekamen die beiden von ihr gutge-schrieben, und sie kann weiter ihrem Hobby nachgehen.

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Menschen helfen sich gegenseitig. Ein Selbstläufer? WelcheErfahrungen gibt es bisher?

Ich finde es ein sehr gutes, sehr wichtiges Modell. Zu einemSelbstläufer wird es, wenn die Anfangsschwierigkeiten über-wunden werden. Wir alle helfen viel lieber anderen, als dasswir uns helfen lassen, so dass am Anfang viele Helferange-bote in einem Zeitbankverein ankommen. Dagegen ist dieNachfrage anfangs eher verhalten. Diese Anfangsphasemuss überwunden werden. Dazu dienen die regelmäßigenZeitbanktreffen, bei denen man sich besser kennen lernt, inBeziehung tritt, sich austauscht über seine Bedürfnisse undseine Angebote und bei denen auch neue Freundschaftenund Beziehungen entstehen.

Was passiert, wenn es einseitig wird? Also, wenn ich meinganz eigenes Zeitkonto nicht auffüllen kann?

Wenn ich gar nichts mehr machen kann, besteht immernoch die Möglichkeit, mir jährlich 50 Zeitstunden vom Zeit-bankverein zu kaufen zu einem Preis von 3,60 €. Das Geldbleibt beim Zeitbankverein, ansonsten werden immer nurZeitstunden getauscht. Es fließt kein Geld untereinander.

Jetzt gibt es auch in der Diözese Rottenburg-Stuttgart dieorganisierte Nachbarschaftshilfe. Stehen die beiden Ange-bote möglicherweise in Konkurrenz zueinander?

Gerade das Gegenteil ist der Fall. Die Zeitbank ist der orga-nisierten Nachbarschaftshilfe sozusagen „vorgelagert“ undso eine sehr gute Ergänzung. Die Zeitbank stößt dann anihre Grenzen, wenn es um regelmäßige Tätigkeiten geht.Zeitbankmitglieder lassen sich in der Regel über längereDauer nicht regelmäßig binden. Von daher ist dann die or-ganisierte Nachbarschaftshilfe gefragt.

Ein Beispiel, das Schule machen könnte. Wo können dennVereine, die dieses Modell einführen möchten, Hilfe bekom-men?

Die Vereine melden sich beim Verband Katholisches Land-volk in Rottenburg-Stuttgart, Jahnstr. 30, 70597 Stuttgart,Tel. 0711 9791117 oder bei SPES-Zukunftsmodelle in Frei-burg, Okenstr.15, 79108 Freiburg, Tel. 0761 5144244.

Für 1.500 € gibt es ein komplettes Starterpaket mit Werbe-materialien, Zeitbankschecks, Einführung in die Computer-gestützte Datenbank, zwei Einführungsvorträge, Muster-satzung usw., so dass es kein Problem ist, zusammen mitden Fachleuten vom Landvolk oder von SPES-Zukunftsmo-delle eine Zeitbank vor Ort zu gründen.

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6.Ein Verein mit langer Tradition ist der CaritasvereinUntergriesheim, von dem der Vorsitzende GünterMüller berichtet.

Herr Müller, 90 Jahre gibt‘s Ihren Verein schon. Mit welcherIntension ist er denn gestartet und was macht er heute?

Der ursprüngliche Vereinszweck war die Gründung einerSchwesternstation zur Einrichtung eines Kindergartens undeiner Krankenstation. Dies gelang zwei Jahre nach der Grün-dung, als 1923 Schwestern vom Kloster Reute nach Unter-griesheim kamen. Schon 12 Jahre später konnten wir eineneigenen Kindergarten bauen, in dem auch ein Behandlungs-raum für die Krankenschwester eingerichtet war. 1975wurde die Krankenschwester der neu gegründeten Sozial-station eingegliedert. Bis 1978 war unser Caritasverein Trä-ger des Kindergartens. Durch den Tod der Kindergarten-schwester wurde die gesamte Schwesternstation aufgelöstund wir übergaben die Trägerschaft an die Kirchenpflege.

Ab dieser Zeit gab es ein großes Problem für den Caritas-verein: Bisher wurden die Familien von Kindergartenkindernpraktisch selbstverständlich Mitglieder des Caritasvereins.Diese Quelle versiegte sehr rasch. Wenige Jahre spätertauchte ein weiteres Problem auf. Es gab keinen Pfarrer undkeinen Bürgermeister mehr am Ort. Diese waren seither quaAmt die beiden Vorsitzenden. So dümpelte der Verein lang-sam Richtung Ende. Ich selbst war zu jener Zeit stellvertre-tender Ortsvorsteher und Zweiter Vorsitzender im KGR undman bat mich, in dieser Doppelfunktion den Vorsitzenden-posten als Vertreter des Bürgermeisters und des Pfarrers zuübernehmen. Geht rechtlich eigentlich nicht! Was tun?Würde man den Verein auflösen, dann müsste wohl einneuer Krankenpflegeverein installiert werden.

Zusammen mit einigen Getreuen erarbeiteten wir eine neueSatzung, in der neben der Förderung des Kindergartens undBezuschussung der Sozialstation (zur Unterstützung derKrankenpflege) noch die Durchführung von Veranstaltungenvorgesehen ist zur Verwirklichung des Vereinszweckes. Einbewusst sehr weit gefasster Begriff. Die Vorstandschaft wirdauf fünf Jahre frei gewählt. Wir behielten bewusst den tra-ditionellen Namen bei und ich stelle fest, dass wir in dieserRunde als einziger Verein diesen Namen tragen.

Bezuschussung von Diensten, die die Sozialstation erbringt.Was sind das genau für Dienste?

1. Unsere Kirchengemeinde ist Gesellschafterin der Sozial-station und zahlt pro Kirchengemeindemitglied im Jahreinen bestimmten Betrag, derzeit 60 Ct. Diesen Betrag bezahlt der Caritasverein.

2. Wenn unsere Mitglieder Dienste der Sozialstation bean-spruchen, übernehmen wir 25 % der Kosten.

3. Die Sozialstation leistet auch Dienste, die mit keinem Kos-tenträger abgerechnet werden können. Diese Kosten er-statten wir nach einem bestimmten Aufteilungsschlüssel.So fließen je nach Umfang der Leistung zwischen 60 und90 % unserer Mitgliedsbeiträge an die Sozialstation.

Was 90 Jahre Bestand hat, muss ja von Mitgliedern getragenwerden. Wie schaffen Sie es immer wieder, neue Mitgliederzu bekommen, die alten zu motivieren?

Ich hatte vorhin erwähnt, wie die Mitglieder früher zu un-serem Verein fanden. Das Versiegen dieser Quelle führte zueinem stetigen Rückgang der Mitgliederzahlen. Wenn wirdurch die neue Satzung und die Aktivitäten nicht gegenge-steuert hätten, dann wären wir vom Mitgliederstand ca. 250im Jahre 1978 heute bei etwas über 100, tatsächlich sindwir aber bei 180 Mitgliedschaften – wir unterscheiden zwi-schen Einzelmitgliedern (Beitrag 10 €) und Familienmitglied-schaften (Beitrag 15 €). Wir haben kein Geheimrezept fürdie Gewinnung von neuen Mitgliedern, aber wir sind sicher,dass unser Vorgehen erfolgreich war.

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Uns ist es wichtig, dass der Verein im Ort bekannt ist. Wirbieten die verschiedensten Veranstaltungen an, die Men-schen im Ort zusammenführen. Z.B.: ein Fastenessen, Be-gegnungstag für Familien (klappte nur zwei Mal),Betreuungstag für Kinder in der Vorweihnachtszeit (wird gutangenommen), beliebte Theaterfahrten, mehrtägige Reisen(Berlin, Ungarn, Rom, Andalusien). Es gibt Kurse in Gedächt-nistraining, Beckenbodentraining, Ersthilfe-Auffrischung. EinRenner ist seit knapp drei Jahren unser „Dämmerschoppen“am dritten Donnerstag jedes Monats. Im Angebot sind Be-sichtigungen, Vorträge, ortskundliche Führungen – auch zuaktuellen Themen – und kleinere Wanderungen oder Aus-flüge. All diese Veranstaltungen sind letztlich zugleich Wer-beaktivitäten und führen uns immer wieder Mitglieder zu,weil die Leute nicht nur etwas für den Krankheits- oder Pfle-gefall angeboten bekommen. Ehrlich, wer mag schon ineinen „Krankenpflegeverein“?

Wichtig ist folgende Anmerkung: Diese Veranstaltungenwerden nur von uns organisiert, nicht finanziert. Sie tragensich selbst und werfen gelegentlich noch einen kleinen Ge-winn für unsere Kasse ab. Die Motivation unserer alten Mit-glieder erfolgt vor allem durch die weit über 100 Besuche,die unser Besuchsdienst macht. Die über 70-jährigen erhal-ten dabei seit Jahren als Geschenk den Caritasbuchkalender.(Lambertus-Verlag)

Wichtig ist ja auch immer öffentliche Präsenz, da sein, sichzeigen – wie gestaltet sich dieses bei Ihnen?

Über die eben genannten Angebote werden natürlich regel-mäßig Berichte im Gemeindeblatt veröffentlicht. Unser 80-jähriges Bestehen feierten wir mit einem großenGemeindefest, unser 90-jähriges mit einem Festgottesdienstund anschließendem Stehempfang. Wir gestalten Vereins-oder Dorffeste mit. Wir beteiligten uns auch schon mit einemAngebot für das Kinderferienprogramm der Stadt. Beim Kin-dergartenfest veranstalten wir einen Luftballon-Weitflug-Wettbewerb. Wir gestalten einen Caritas-Gottesdienst.

Viele MitbürgerInnen beteiligen sich an unserer Daueraktion„Gebrauchte Briefmarken sammeln“, an die wir regelmäßigerinnern.

Was noch, außer öffentlicher Präsenz ... Das kann nicht alles sein.

Noch drei Dinge: 1. Unsere Mitglieder erhalten alle einen Weihnachtsbrief

und eine persönliche Einladung zur Mitgliederversamm-lung, die bestens besucht ist, weil wir neben den Regu-larien immer ein aktuelles Thema behandeln.

2. Wir haben schon zwei Mal die Broschüre „Wer? Wo? Was? Wann?“ erstellt, in der wir alles Wich-tige und Wissenswerte über alles, was im Ort ist, festhal-ten, angefangen bei der Verwaltung und Bildungs-angeboten über Kirchengemeinde und Vereine bis zu denFirmen im Ort. Diese Broschüre erhält jeder Haushalt kos-tenlos und auch jeder Neubürger kann sie in der Verwal-tungsstelle mitnehmen.

3. Wir haben eine sehr aktive Vorstandschaft, in der außerden Gewählten auch Vertreter von Ortschaftsrat und Kir-chengemeinderat mitarbeiten. Jedes Mitglied hat einenbesonderen Arbeitsbereich. Wir haben je nach Bedarf zwi-schen 4 und 6 Sitzungen im Jahr. Und wir pflegen die Ka-meradschaft im Vorstand bei einer „Hocketse“ imSommer und einem „Jahresfeschtle“ vor Weihnachten.

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7.Familienpflege, Nachbarschaftshilfe, Projekte in Kin-dergärten. Das sind die Aufgaben des KatholischenFördervereins für Krankenpflege und sozialeDienste in Plochingen. Die Fragen dazu beantwortetder Vorsitzende Thomas Reuther.

Herr Reuther, Sie bezuschussen und fördern diverse Diensteund Projekte. Um welche handelt es sich?

Der Katholische Förderverein für Krankenpflege und SozialeDienste Plochingen e.V. hat sich aus dem 1946 gegründetenKatholischen Krankenpflegeverein weiterentwickelt. Nachden gesetzlichen Änderungen in der ambulanten Pflege för-dert der Verein heute eine prosperierende organisierte Nach-barschaftshilfe der Kirchengemeinde St. Konrad und darüberhinaus die Katholische Familienpflege des Dekanats beiihren Einsätzen in Plochingen sowie kulturelle und sozialeProjekte der beiden katholischen Kindergärten in der Stadt.

Sie plädieren ja dafür, Krankenpflegevereine in Fördervereineumzuwandeln. Warum? Was sind Ihrer Meinung nach dieVorteile?

Der Förderverein hegt mit seinen 210 Mitgliedern einen be-scheidenen und trotzdem selbstbewussten Anspruch. Erwirkt von der Basis seiner Mitglieder her, vom Bedarf in derKirchengemeinde. Er bildet das finanzielle Rückgrad fürderen Dienst an alten und kranken Menschen. Es ist ein Mo-dell für solidarisches Tun, das insgesamt spürbar weiterent-wickelt und ausgebaut werden muss. Denn wir müssen alsChristen in den nächsten Jahren lernen, konsequent überdie Möglichkeiten der Kirchensteuer hinauszudenken.

Thema Stiftungen. Über Hohentengen haben wir uns schonunterhalten. Sie können eine Bereicherung und Ergänzungsein zu Fördergemeinschaften, können aber auch in Konkur-renz zueinander stehen. Wie ist Ihre Meinung? Das eineoder das andere?

Künftig wird die Solidarität mit den verschiedenen kirchli-chen Aufgaben nicht mehr allein, vielmehr immer wenigerüber den anonymen Kirchensteuereinzug erfolgen. KirchlicheDienste und Aufgaben werden weniger denn je aus dessenvom Himmel fallenden finanziellen Manna gespeist. Kirchevor Ort braucht andere und zusätzliche Quellen, getragendurch selbstbewusste Christinnen und Christen. Das Subsi-diaritätsprinzip, in Sonntagsreden hoch gelobt, steht in derwerktäglichen Umsetzung hier vor großen Herausforderun-gen: Spender, Mitglieder, Förderer und Stifter ernst zu neh-men. Der synodale Charakter muss sich in derenUnterstützung und Förderung von kirchlichen Aufgaben zei-gen. Kirche muss auf anlassbezogene Initiativgruppen,Spenderaktionen, langfristig wirkende Fördervereine und aufStifter bauen. Es gibt nicht nur keine Konkurrenz, vielmehrwerden dies alles zu Säulen, die Gemeinsames tragen. EinTeil dieser Bewegung will der Katholische Förderverein inPlochingen sein.

Wir haben uns heute schon über die Gewinnung neuer Mit-glieder unterhalten. Welche Erfahrung haben Sie gemacht,wenn es darum geht, immer wieder neue Mitglieder an Bordzu holen?

Zugegeben, das ist ein schwieriger Punkt. Solidarität gehtvon dem aus, der Solidarität leisten will. „Ich will mit meinerArbeitskraft und/oder mit meinem Geld etwas größeres be-werkstelligen, das meiner Intension entspricht.“ Das müssenwir lernen, das müssen wir weiterentwickeln. Da lohnt einBlick in Länder ohne Kirchensteuer. Darauf müssen Kirchen-leitung und Gemeindeleitungen viel deutlicher hinweisenund dafür werben. Dann bekommen wir sicher wieder mehrMitglieder.

Welche Aufgaben, welcher Zeitaufwand ist mit einer Mit-gliedschaft verbunden?

Mit einer Mitgliedschaft ist zunächst kein Zeitaufwand ver-bunden, für den Vorstand und für den Vorsitzenden schon.Die satzungsmäßigen Regularien müssen beachtet werden,Werbung steht an und eine korrekte Kassenführung istselbstverständlich.

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8.Für die Fördergemeinschaft der Sozialstation imRaum Munderkingen steht der Geschäftsführer derSozialstation Anton Neher Rede und Antwort.

Herr Neher, für die Sozialstation Munderkingen hat sich1980 eine Fördergemeinschaft gegründet. Wie sieht die Zu-sammenarbeit bei Ihnen aus und wie hat sich die im Laufeder Zeit entwickelt?

Unsere Fördergemeinschaft ist kein eingetragener Verein –Rechtsträger ist unsere Katholische Kirchengemeinde St. Dio-nysius Munderkingen. Sie hat aktuell 862 Mitglieder (311Einzelmitgliedschaften und 551 Familienmitgliedschaften).

Die Zusammenarbeit mit unserer FG der Sozialstation RaumMunderkingen ist sehr eng und ausgezeichnet. Die Vor-standschaft der FG trifft sich in der Regel zweimal im Jahrzu Vorstandssitzungen, die Geschäftsführung der Sozialsta-tion wird hierzu immer eingeladen. Hierbei werden aktuelleThemen besprochen – die jeweils gegenseitige Unterstüt-zung steht im Vordergrund. Die FG erhält regelmäßig einenBericht über den Sachstand und Entwicklungen in der Sozi-alstation und ist somit an allen Weiterentwicklungen maß-geblich miteinbezogen.

Konkret: Wie wird die Sozialstation durch die Fördergemein-schaft unterstützt?

Die Fördergemeinschaft unterstützt die Sozialstation finan-ziell und ideell. Die Mitgliedsbeiträge der FG werden an dieSozialstation weitergeleitet. Diese finanzielle Unterstützungvon rund 14.000 Euro im Jahr ist für unsere Sozialstation,aber auch für die Mitglieder unserer Fördergemeinschaft(durch gewährte Nachlässe) eine wichtige Förderung. DesWeiteren fördert die FG auch außerordentliche Investitionenoder leistet für neue Projekte Anschubfinanzierungen durchfinanzielle Zuschüsse. Die Mittel hierzu erwirtschaftet die FGdurch eigene Initiativen bzw. auch durch Spenden. Mitglie-der und Vorstandschaft unserer Fördergemeinschaft nehmenunsere Angebote und Leistungen aus einem anderen Blick-winkel wahr. Der gemeinsame Diskurs darüber eröffnet oftwichtige Impulse für unsere Arbeit.

Darüber hinaus: Nimmt sie eigene Aufgaben wahr?

Unsere Fördergemeinschaft unterhält einen Besuchsdienstfür alle, die 70 Jahre und älter sind in unserer Gemeinde.Durch mehr oder weniger regelmäßige Besuche (je nach Be-darf und Wunsch) ist der Besuchsdienst oft wichtiger „Brü-ckenbauer“ zwischen unserer Sozialstation und Hilfebe-dürftigen. Durch Bewirtungsstände z.B. an der Fastnacht er-wirtschaftet die FG eigene Mittel hierfür. Auch unterstütztunsere Fördergemeinschaft eine Freizeitgruppe für psychischerkrankte Menschen mit Fahrtkostenzuschüssen.

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9.Den katholischen Krankenpflege- und Kindergarten-verein St. Joseph Ebnat präsentiert der VorsitzendeHans Peter Kinzl.

Ihr Name sagt eigentlich schon alles aus: Krankenpflege-und Kindergartenverein ... Und den gibt's schon seit über100 Jahren.

Ja, der Verein wurde 1910 gegründet mit dem Ziel, fürkranke und alte Menschen Hilfe und Unterstützung zu leis-ten. Die Mitglieder des Vereins brachten sich immer persön-lich und finanziell ein, um den Schwachen in derGemeinschaft zu helfen.

Wir haben heute schon viel über Zusammenarbeit, Netz-werke gesprochen. Wie verstehen Sie die Rolle des Vereins,z.B. in der Beziehung zu einer Sozialstation?

Sozialstation und Krankenpflegeverein müssen sich als Part-ner auf gleicher Augenhöhe verstehen. Ihre Aufgaben sindunterschiedlich und gemeinsam können sie beide mehr er-reichen. Die Vereine können als Ratgeber und Meinungs-bildner wichtige Informationen und Veränderungenfrühzeitig an die Sozialstation herantragen. Dabei spielt na-türlich auch die Vernetzung der Vereine untereinander undauch mit weiteren Einrichtungen, z.B. der Nachbarschafts-hilfe, oder auch innerhalb der politischen Gemeinde einewichtige Rolle. Diese Informationen kann die Sozialstationwiederum in ihren Entscheidungsprozessen berücksichtigen.Daher macht auch die aktive Einbindung der Krankenpfle-gevereine in die Entscheidungsgremien der Sozialstation(z.B. Verwaltungsrat) durchaus Sinn.

Wie stehen Sie generell einer Vernetzung gegenüber mit an-deren Vereinen, die ähnliche Ziele verfolgen?

Grundsätzlich halte ich die Vernetzung für außerordentlichwichtig, und zwar regional wie überregional. Die regionaleZusammenarbeit findet bei uns seit Jahren in Form einerARGE statt. Die Vorsitzenden der 7 örtlichen Vereine treffensich mehrmals im Jahr zum Info-Austausch und zur gegen-seitigen Unterstützung. Bei der überregionalen Vernetzunghaben wir noch deutliches Potential. Hier können z.B. diemodernen Kommunikationsmittel noch viel intensiver ge-nutzt werden, um auch kleine Vereine zeitnah über Verän-derungen und Ideen zu informieren. Dabei gilt es, bereitsvorhandene Strukturen zu nutzen, z.B. Carinet oder Web-Auftritte der Sozialstationen.

Es gibt immer knappere Ressourcen? Muss man erfinderi-scher werden?

Nun ja, wie gesagt, vieles gibt es ja bereits. Wir müssen esnur besser nützen. Ich denke, dass z.B. Aufgaben der Sozi-alstation, der Krankenpflegevereine und der Kirchenge-meinde noch besser gebündelt werden können in Form vongemeinsamen Veranstaltungen, gemeinsamer Werbung, auf-einander abgestimmte Aktionen usw. In den Kirchengemein-den gibt es sehr viele Angebote und Einrichtungen, die sichgegenseitig bereichern könnten (Ministranten, Kindergärten,Nachbarschaftshilfe, Kirchenchöre, KAB, Sozialstationen …).Und sicher ist noch lange nicht jeder Mitglied im Kranken-pflegeverein.

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10.Erstaunlich, nahezu jede Familie ist auch Mitglied in IhremVerein. Da stellt sich die Frage, wie stellen Sie's an?

Wir sind nicht nur Krankenpflegeverein, sondern auch Kin-dergartenverein. Wir präsentieren unseren Verein und seineZwecke in den Elternabenden der Kindergärten. Dabei nüt-zen wir die Gelegenheit der persönlichen Ansprache von jun-gen Familien, die neu in die Gemeinde hinzugezogen sind.Gleiches gilt für die Nachbarschaftshilfe, die wir finanziellund organisatorisch unterstützen. Hier wird ja der Sinn un-serer Einrichtung für den Einzelnen konkret erlebbar.

Klar ist, dass die persönliche Ansprache bei der Mitglieder-gewinnung erfolgen muss. Werbung und Öffentlichkeitsar-beit sind dabei hilfreiche flankierende Maßnahmen.

Was sind denn die Beweggründe der Menschen, Ihrem Ver-ein beizutreten? Sind das vor 100 Jahren andere gewesenals heute?

Damals wie heute ist es die Solidarität mit den Schwachenund Hilfebedürftigen und sicher auch der Gedanke, dassman selber auch einmal in Not geraten kann. Hinzu kommtder moderate Jahresbeitrag und das Gefühl, dass damitetwas sehr Sinnvolles und Gutes gemacht wird. Und zwardirekt in der Gemeinde vor Ort. Dass auch die ehrenamtlicheMitarbeit in unserem Verein viel Freude machen kann, brau-che ich ja wohl nicht extra erwähnen.

Stolzes 30-jähriges Jubiläum konnte im März dieFördergemeinschaft St. Georg aus Empfingen feiern.Was der Verein seit 30 Jahren macht, erläutert derVorsitzende Jürgen Baiker.

Herr Baiker, 30 Jahre Besuchsdienst, Betreuungsangebote,Angebote für Leib und Seele, umfassend und ganzheitlichwürde man sagen ...

Im Mai 1977 wurde die Sozialstation Horb gegründet. Daes klar war, dass die Kosten der Sozialstation nicht voll überZuschüsse, Gebühren u.a.m. gedeckt werden konnten,ging’s natürlich auch um die Frage, wie ein entstehender Ab-mangel gedeckt werden könnte. Am 18. März 1982 wurdedeshalb die Fördergemeinschaft Empfingen für die Sozial-station Horb gegründet zum Zweck der Übernahme des an-teiligen jährlichen Abmangels der Sozialstation Horb. DieseAufgabe nimmt die Fördergemeinschaft (neuer Name) St.Georg bis heute wahr.

Besuchsdienst Besucht werden die Mitglieder anlässlich ihres 75sten Ge-burtstages, ab dem 80sten Geburtstag jedes Jahr. KrankeMitglieder werden unabhängig vom Alter besucht. Gernewerden auch bei Goldenen Hochzeiten, Diamantenen Hoch-zeiten und Eisernen Hochzeiten Besuche gemacht, um zugratulieren.

InvestitionskostenanteilDer Vorstand beschloss 1998, für seine Mitglieder den In-vestitionskostenanteil bei pflegerischen Hausbesuchen zuübernehmen. Seit 2001 werden die Kosten nur noch füreinen Hausbesuch pro Tag übernommen.

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PRÄSENTATION GUTER BEISPIELE

Altengerechte betreute Wohnanlage „Haus am Kehlhof“Ein Team nimmt als verlängerter Arm der Fördergemein-schaft ehrenamtlich Betreuungsdienste in der Wohnanlage„Haus am Kehlhof“ wahr. Dazu gehören Sprechstunden zurBeratung der Hausbewohner in Fragen des täglichen Lebens,allgemeine Hilfestellung bei Kontakten mit Behörden, Un-terstützung bei der Planung und Durchführung von gesund-heitlichen und geselligen Aktivitäten. Jeden Tag ist einMitglied des Betreuungsteams da und nimmt sich viel Zeitbeim Rundgang durch das Haus. Dabei wird mit jedem Be-wohner Kontakt aufgenommen, Anliegen entgegengenom-men oder einfach zugehört. Im Lauf des Jahres werden auchim Gemeinschaftsraum Veranstaltungen organisiert, beidenen die Gemeinschaft gepflegt wird.

RhythmusgruppeEtwas tun für Seele und Geist – dies ist ein Angebot für Jungund Alt. Mit der Anschaffung von Orffschen Musikinstru-menten durch die Fördergemeinschaft wurde 1998 eineRhythmusgruppe ins Leben gerufen, Ziel war es, etwas fürKörper und Seele zu tun. Zwischenzeitlich organisiert sichdiese Gruppe selbst.

SonstigesIn dem Bewusstsein für kranke und behinderte Menschenda zu sein, hat sich die Fördergemeinschaft St. Georg Emp-fingen auch bei den Renovierungen der Kirche St. Georg en-gagiert, so sich an der Finanzierung einer modernenLautsprecheranlage beteiligt, bei der sich Menschen mit Ge-hörgeräten einklinken können. Ein größeres Projekt war diefinanzielle Beteiligung an einem barrierefreien Eingang.

Interessant finde ich den Sozialpreis, den Sie stiften. Es wer-den Schüler ausgezeichnet – für ihr soziales Verhalten. Wiekam’s dazu?

Der Vorstand der Fördergemeinschaft St. Georg Empfingenmachte sich immer Gedanken zu seinem Engagement, auchwie man sich in geeigneter Weise in der Öffentlichkeit prä-sentieren, wie man auf sich aufmerksam machen kann.Steht doch im Hintergrund immer wieder auch die Gewin-nung neuer Mitglieder. So entstand die Idee, einen Sozial-preis zu stiften. Dies wurde 2005 realisiert. Ausgezeichnetwerden damit am Ende eines Schuljahres Schülerinnen undSchüler, die sich in den Hauptschulklassen (bisher 5 bis 9,seit der Schulreform 5 bis 7) am sozialsten gegenüber ihrenMitschülern, Schule, auch nach außen hin verhalten haben.Der Sozialpreis wird in Form einer Urkunde und eines Buchesübergeben.

Wer trifft die Auswahl in den Klassen?

Dies geschieht durch die Klassenlehrer und Fachlehrer imRahmen der Lehrerkonferenz, die immer am Ende des Schul-jahres stattfindet. Sie kennen die Schüler am besten. DerVorstand der Fördergemeinschaft St. Georg freut sich, dassder Sozialpreis inzwischen auch Nachahmer gefunden hat.

Sie haben öffentlichkeitswirksam ihr 30-Jähriges gefeiert.Ich nehme an, ganz bewusst ...

Wie in allen Vereinen ist die Öffentlichkeitsarbeit ein we-sentliches Instrument, um wahrgenommen zu werden. DieÖffentlichkeit soll wahrnehmen, dass es uns gibt, was wirtun, auch sehen, wie wir verantwortungsbewusst mit denuns anvertrauten Geldmitteln umgehen. Ziel ist es immer,neue Mitglieder zu gewinnen, denn wir wollen bewusst denJahresbeitrag von nur 13,00 Euro niedrig halten und unsdoch vielfältig engagieren.

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PRÄSENTATION GUTER BEISPIELE

Kann man sich da vielleicht eine Scheibe abschneiden? Großfeiern, auch breite Wahrnehmung ... Groß rauskommen?

Groß feiern ist nicht der richtige Ausdruck. Unsere Satzungsagt, dass wir alle zwei Jahre eine Mitgliederversammlungdurchführen sollen. Da wir 1982 im Monat März gegründetwurden, wird bei den Mitgliederversammlungen auch immerwieder der Monat März anvisiert. 2012 war eine Mitglie-derversammlung vorgesehen, so bot es sich an, in diesemZusammenhang das 30-jährige Jubiläum zu feiern.

Um der Bevölkerung in Empfingen mal wieder ins Bewusst-sein zu bringen, dass es uns gibt, was wir tun, bot sich anim kommunalen Mitteilungsblatt Empfingen, das wöchent-lich erscheint, eine Serie zu schreiben, im kirchlichen Mittei-lungsblatt „Regenbogen“, das monatlich erscheint, eineZusammenfassung als Beilage zu schreiben.

Nicht zu vergessen, die politische Gemeinde Empfingen gibtjedes Jahr einen Jahresbericht heraus, in dem alle Vereineund Institutionen ihre Arbeit des vergangenen Jahres vor-stellen können. Seit „Gründung“ dieses Jahresberichtes prä-sentiert sich auch die Fördergemeinschaft in dieserBroschüre regelmäßig. Diese Broschüre wird an alle Haus-halte verteilt.

Sie verstehen sich ja sowohl als Fördergemeinschaft für dieSozialstation als auch als Trägerin eigener Aktivitäten. Wiewichtig ist es für Sie, beides zu praktizieren?

Das eine schließt das andere nicht aus. Wir wollen für unsereMitglieder da sein. Anlass für die Gründung unserer Förder-gemeinschaft war zwar die katholische Sozialstation in Horb.Mit unserer Satzungsänderung in 1998 haben wir mit un-serem „neuen“ Namen deutlich ausgesagt, dass wir eineEinrichtung der katholischen Kirchengemeinde St. Georgsind und uns auch formal für neues Engagement geöffnet.Die Sozialstation ist für uns weiterhin sehr wichtig, aber nurnoch ein Teil unseres Engagements.

KontaktmöglichkeitFördergemeinschaft St. Georg EmpfingenVorsitzender Jürgen BaikerWeillindestraße 6372186 EmpfingenE-Mail: [email protected]

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PRÄSENTATION GUTER BEISPIELE

Das Motto des Fachtages "Solidarität gestalten,Aufbruch wagen" war anschließend auch Themaeiner Expertenrunde. Wie kann die Solidarität vorOrt gestaltet und gleichzeitig weiterentwickelt wer-den. Menschen, die damit Erfahrungen gesammelthaben, sind die Podiumsteilnehmer:

1. Hans-Peter KinzlVorsitzender katholischer Krankenpflege- und Kindergartenverein St. Joseph, Ebnat

2. Thomas Reuther Vorsitzender katholischer Förderverein für Krankenpflege und soziale Dienste, Plochingen

3. Paul Magino Dekan, Wendlingen

4. Ute Niemann-StahlFachreferentin in der Hauptabteilung Caritas des Bischöflichen Ordinariats

5. Anton NeherGeschäftsführer Sozialstation im Raum Munderkingen

6. Thomas MünschCaritasregion Biberach-Saulgau

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EXPERTENRUNDE

EXPERTENRUNDE

v. l .n. r.: Hans-Peter Kinzl, Thomas Reuther, Paul Magino, Ulrike Nowak, Ute Niemann-Stahl, Anton Neher, Thomas Münsch

Eine Frage, die sich viele Vereine auch häufig, vielleicht sogarimmer häufiger stellen, ist die: Wie bekommen wir mehr Mit-glieder? Wir haben heute schon einige tolle Beispiele gehört,wie‘s gelingen kann. In Zeiten, in denen sich immer wenigerMenschen binden möchten, kein leichtes Unterfangen. HerrKinzl, Ihren Verein gibt es seit über 100 Jahren. Wenn SieIhre Mitgliederzahlen betrachten, kann man sagen, es istgenerell schwieriger geworden, an die Menschen heranzu-kommen – und wenn, dann wollen sie auch noch eine Ge-genleistung?

HANS PETER KINZL: Natürlich wählt man heute sehr sorg-fältig aus, wofür man sich zeitlich und finanziell engagiert.Und ich halte es auch für legitim, dabei nach einer Gegen-leistung zu fragen. Aber diese Gegenleistung muss einennicht zwingend selber betreffen. Die Förderung von Kinder-gärten ist auch für Mitglieder in Ordnung, die aktuell keineKinder in diesem Alter haben. Auch bei der Nachbarschafts-hilfe handelt es sich um eine grundsätzlich sinnvolle Einrich-tung, die man auch gerne fördern will.

Was bekomme ich dafür? Eine berechtigte Frage, die ich beieinem Musik- oder Sportverein nicht stellen würde, oder?Herr Reuther, sehen viele die Mitgliedschaft in einem Kran-kenpflegeverein als Mini-Pflegeversicherung? Der Anreiz istja ganz klar: Preisnachlass im Pflegefall.

THOMAS REUTHER: Ja, das sehen noch viele. Das wird dau-ern, bis der Übergang von einem Krankenpflegeverein „Ichbekomme etwas, wenn ...“ geschaffen ist zu einem Förder-verein „Ich fördere etwas, weil...“.

Mitglieder gewinnen ist das eine, aber wie gelingt es, Mit-glieder zu gewinnen, die sich über die Mitgliedschaft hinausnoch engagieren?

THOMAS REUTHER: Ich kann die Mitgliedschaft nur attraktivgestalten, wenn ich Anreize dafür schaffe, Solidaritätsstifterzu werden, wenn ich Mitglied einer Bewegung werde, diesich in Kirche, Gesellschaft und Staat engagiert.

Es steht oft die Forderung im Raum: Wir müssen neue Ziel-gruppen ansprechen? Welche sind das?

THOMAS MÜNSCH: Im Grunde sind alle Zielgruppen undalle Menschen anzusprechen, deren Notlagen Hilfen undHilfestrukturen notwendig machen. Ein Beispiel: Die nunGott sei Dank auch älter werdenden Menschen mit geistigerBehinderung. Caritasregionen und ihre Fachdienste könnenPersonengruppen/Zielgruppen nennen.

Wichtig ist sicher, sich von den Bedarfen vor Ort, in der Kir-chengemeinde/Seelsorgeeinheit/Gemeinde leiten zu lassen.Andererseits sollten wir die Förderung der kirchlichen Sozi-alstationen nicht außer acht lassen. Also: Förderung der So-zialstationen plus konkrete „innovative“ Projekte unter-stützen, die dem Verein einen „Motivationsschub“ geben.

HANS-PETER KINZL: Schauen wir mal in unsere Kirchenge-meinden. Dort finden wir eine Vielzahl an Einrichtungen undGruppen, in denen sich Menschen engagieren und Aufgabenübernehmen. Die Kirche ist außerdem ein großer Arbeitge-ber. Hier gilt es, den Verbundgedanken weiter auszubauenund auch das Interesse für die örtlichen Krankenpflegever-eine zu wecken.

Herr Magino, bei all dem Engagement – wird manchmalWesentliches aus dem Blick verloren, z.B., dass hinter alldem die Kirche steckt?

PAUL MAGINO: Das kann ich bestätigen. Nicht so sehr beiden Mitgliedern, die wissen, dass der Krankenpflegevereinetwas mit Kirche zu tun hat. Aber in der Außenwahrneh-mung. Z. B. der Krankenpflegeverein Unterboihingen, daskönnte vom Wort her auch eine kommunale Einrichtungsein. In dem, was wir machen, wo wir auftreten, da wird na-türlich schon deutlich, dass es was mit Kirchengemeinde zutun hat, auch wenn die Kirchengemeinde nicht im Namenersichtlich ist.

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EXPERTENRUNDE

Beim Krankenpflegeverein in Köngen, der ursprünglich einevangelischer Verein war, wo die katholische Kirchenge-meinde später dazu kam, da ist es in der Kommune stärkerverhaftet, dass es ein kirchlicher Verein ist, auch wenn er alse. V. formal ein bürgerlicher Verein ist.

Frau Niemann-Stahl, wie sehen Sie das?

UTE NIEMANN-STAHL: Krankenpflegvereine und Förderge-meinschaften sind wichtige Beispiele für das konkrete Wir-ken einer missionarisch-diakonischen Kirche. IhreZielsetzung ist nach wie vor unverändert: Sie sind Teil deszentralen diakonischen Auftrags der Christen, indem sieDienste und Leistungen für Kranke, Alte, für Menschen mitBehinderungen, pflegende Angehörige, haupt- und ehren-amtliche MitarbeiterInnen in der Pflege, Pflege begleitendeDienste, für Bewusstseinsarbeit, für Sterbe- und Trauerbe-gleitung finanziell, materiell und ideell unterstützen. Sie set-zen ganz praktisch und lokal den Grunddienst der Kirchezur praktizierten Nächstenliebe um, weil sie in ihrem Um-kreis Menschen in Not helfen und beitragen, ihre Menschen-würde zu schützen.

Frau Niemann-Stahl, sehen Sie denn manchmal auch Kon-kurrenz? Beispiel Zeitbank 55+: Auch in der Diözese Rot-tenburg-Stuttgart gibt es organisierte Nachbarschaftshilfe.Konkurrieren die Angebote?

UTE NIEMANN-STAHL: Wie Herr Schleicher bei der Vorstel-lung des Modells Zeitbank 55+ selbst betont hat, geht eshierbei nicht um ein Konkurrenzangebot zur organisiertenNachbarschaftshilfe, sondern um ein niederschwelliges An-gebot von freiwillig engagierten Ehrenamtlichen – zeitlichund inhaltlich deutlich vorgelagert zur organisierten Nach-barschaftshilfe. Ganz grundsätzlich gilt, dass die Vereinsmit-glieder der Krankenpflegevereine und der karitativenFördergemeinschaften per Satzung ihren Fokus der Ange-bote selber festlegen und – im Idealfall nach einer Bedarfs-analyse – entscheiden, wo sie Schwerpunkte setzen.

Herr Münsch, Vereine stehen heute nicht mehr für sich al-leine, sondern wir haben gehört, immer häufiger muss ver-netzt werden. Die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen,mit der Gemeinde ist wichtig. Welche Erfahrungen habenSie in der Caritasregion Biberach gemacht? Wie kann guteZusammenarbeit gelingen?

THOMAS MÜNSCH: Kooperation und Vernetzung funktio-niert da, wo Personen sich als „Vernetzer“ sehen und ein-bringen (können) und wo die Strukturen dafür vorhandensind oder überhaupt gestaltet werden können. Wichtig ist,zuerst auf den untersten Ebenen sich zu vernetzen, nämlichim Verein, in der Kirchengemeinde, dann in der SE, mit derbürgerlichen Gemeindeverbund usw.

Am besten gelingt Vernetzung mit einem motivierenden Pro-jekt/Anliegen, das auch von den Betroffenen im Sozialraumdefiniert wird. Vernetzung gelingt ferner da, wo aus einemsicheren Stand, Vision und Profil heraus nach Gemeinsam-keiten gefragt und wo Kommunikation als sensibles „Kapi-tal“ betrachtet wird sog. „Win-Win-Situationen“ herstellen,wertschätzende Haltung, „Gleiche mit Gleichen“, Umgehenmit Kommunikationsstörungen, definierte Orte der Kommu-nikation, Management des Prozesses, Reflektion und Eva-luation …

Das Zusammenwirken von Hauptberuflichen und Ehrenamt-lichen muss dabei besonders gesehen und gepflegt werden.

Herr Neher, wir haben beim Beispiel von Ebnat über knappeRessourcen gesprochen, wenn‘s darum geht, Aufgaben zubündeln. Das darf nicht der einzige Grund für Vernetzungsein, oder?

ANTON NEHER: Zusammenarbeit ist immer wichtig. Nichtjeder braucht das Rad neu zu erfinden. Vernetzung kann zurgegenseitigen Stärkung beitragen.

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EXPERTENRUNDE

Herr Magino, welche Bedeutung haben Krankenpflegever-eine für die Gemeindearbeit? Können sie Kooperationspart-ner sein, wenn‘s um ein verlässliches Hilfenetzwerk geht?

PAUL MAGINO: Die Krankenpflegevereine, mit denen ich zutun habe, haben eine Bedeutung sowohl für das Gemein-wesen als auch für die Kirchengemeinden. Der Verein in Un-terboihingen hat lange Zeit das Gemeindefest ausgerichtet.Sie machen Fahrdienste z. B. zum Krankensalbungsgottes-dienst, haben eine Initiative „Pflegepartner“ zur Entlastungpflegender Angehöriger gegründet. Da laufen auch Vermitt-lungen. Wenn wir bei Krankenbesuchen ins Gespräch kom-men, weisen wir auf den Krankenpflegeverein hin und, wennin der Pflegepartnerschaft Betreute zustimmen, auch umge-kehrt. Der Verein gestaltet unser kirchengemeindlichesLeben durchaus mit. So ist auch unser Gemeindezentrumder Ort für Treffen und Veranstaltungen des Krankenpflege-vereins.

In der Kommune ist es so, dass die Krankenpflegevereine –sowohl Unterboihingen als auch Köngen – Mitglied der So-zialstation sind. Das heißt jährliches finanzielles Engagementund die übliche Vereinsarbeit. Außerdem gab es die letztenzwei Jahre mit jedem Krankenpflegeverein und den Mitar-beiterinnen der Sozialstation einen gemeinsamen Nachmit-tag, wo man sich über Möglichkeiten zur Kooperationausgetauscht hat. Z. B. kommen Mitarbeiterinnen der Sozi-alstation mit Zustimmung der Patienten auf uns als Kirchen-gemeinde zu oder auf den Krankenpflegeverein etwa inSachen „Pflegepartner“.

Herr Magino, kann ein Krankenpflegeverein auch Impulsge-ber sein?

PAUL MAGINO: Ja – Beispiele dafür sind: Unterboihingen or-ganisiert Gesundheitsvorträge, die auf großes Interesse stoßenund gut besucht sind. Der Diakonieverein Wendlingen hat eineDemenzgruppe ins Leben gerufen, die inzwischen von der So-zialstation betreut wird. Die Initiative dazu ging aber vomKrankenpflegeverein aus, sowohl als Hilfeangebot als auchals Thema in der öffentlichen Wahrnehmung.

Der Krankenpflegeverein Köngen hat sich umgebaut, nach-dem die Sozialstation als eigene Aufgabe weggefallen war,und betreibt, unterstützt durch eine teilzeitbeschäftigte Mit-arbeiterin, u. a. eine Beratungseinrichtung zu alltäglichenFragestellungen von kranken und alten Menschen.

Herr Neher, zwischen Sozialstationen und Krankenpflege-vereinen besteht traditionell eine enge Verknüpfung. Kran-kenpflegevereine sind Unterstützer von Sozialstationen.Welche Unterstützung ist die Wichtigste? (Dienste ohne Ab-rechnung, Fortbildung für Mitarbeiter)

ANTON NEHER: Zweifellos ist für unsere Einrichtung zu-nächst die finanzielle Unterstützung das Wichtigste. Ohnediesen finanziellen Rückhalt wäre so manches nicht möglich.Die Kostenschere geht immer weiter auseinander. Die Kos-tensteigerungen z.B. im Personalbereich oder im Sachkos-tenbereich (Kraftstoff, Strom usw.) stehen seit Jahren inkeinem Verhältnis mehr zu den Ergebnissen, die bei den Kos-tenträgern im Rahmen der Vergütungsverhandlungen er-reicht werden können. Unsere Einrichtung, aber auch alleSozialstationen tun sich jetzt schon schwer, und dies wirdnoch zunehmen, z.B. Mittel für zwingend notwendige Inves-titionen, Maßnahmen zur Weiterentwicklung, Erfüllung un-serer kirchlichen, karitativen Aufgaben aus dem „orden-tlichen“ Betrieb (Krankenkassen- und Pflegeversicherungs-leistungen) zu erwirtschaften. Somit sind diese „Drittmittel“aus Fördergemeinschaften und Krankenpflegevereinen für unsSozialstationen eminent wichtig und nicht wegzudenken.

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EXPERTENRUNDE

Frau Niemann-Stahl, wir haben von zahlreichen Aufgabengehört, die übernommen werden. Nicht nur Kranken- undAltenpflege, sondern auch familienunterstützende Angebote,Kinder etc. Wie sieht das die Diözese? Gibt es Grenzen?

UTE NIEMANN-STAHL: Es ist gut und absolut anerken-nenswert (die heute vorgestellten Beispiele und Modelle zei-gen es), dass sich viele Krankenpflegevereine aufgrund derveränderten Lebenswelten, der gesellschaftlichen Prämissenund Trends in den letzten Jahren weiterentwickelt und neueFörderbereiche aufgenommen haben, die diesen Bereichengerecht werden und in denen die Refinanzierungen aus öf-fentlicher Hand nicht ausreichen (man denke an die Stich-worte Teilhabe, Inklusion, selbstbestimmtes Leben im Alter,Ambulantisierung, Aufbau von Versorgungsketten und Hilfenaus einer Hand). Eine Engführung ausschließlich auf die Un-terstützung von Sozialstationen ist daher seitens der Diözesenicht gewollt – so wichtig diese Unterstützung auch ist.

Herr Reuther, gerade am Beispiel Krankenpflegeverein Kön-gen haben wir ein reichhaltiges Spektrum gesehen – kom-men wir mal zu den Strukturen. In Köngen wird unheimlichviel gemacht, dennoch sind Sie für Fördervereine. Waskönnte denn noch besser laufen?

THOMAS REUTHER: Diese Frage kann ich nicht beantwor-ten. Wir sind in Plochingen, haben den Krankenpflegevereinvor 8 Jahren umgewandelt in einen Förderverein. Der Un-terschied liegt in der Mentalität. Bei einem Krankenpflege-verein will ich mich versichern. Bei einem Förderverein willich was fördern.

Vergleichen wir jetzt mal Stiftungen und Fördervereine. Brau-che ich noch nen Förderverein, wenn es eine Stiftung gibt?

Wir brauchen dringend beides. Bei einer Stiftung schaffendie Stiftungsmittel Einzelner einen Kapitalstock. Aus seinenZinsen kann die Stiftung langfristig Gutes tun. Ich als Stifterstifte, habe dann aber keine Rechte und Pflichten mehr. Allesgeschieht so, wie es meine bzw. die Stiftungssatzung sagt. Ein Förderverein nimmt Menschen in die Pflicht. Diese för-dern, ihr Bewusstsein steuert nicht nur ihren Geldbeutel,sondern oft ihr persönliches Engagement, ihr Ehrenamt, ihrekonkrete Tat der Nächstenliebe.

Als letzte Frage möchte ich Ihnen die nach der Zukunft stel-len. Wie sieht das Hilfsangebot der kommenden Jahre aus?

THOMAS MÜNSCH: Generell müssen wir von Hilfe- undPflegemixe ausgehen und diese gestalten.

HANS-PETER KINZL: Der Hilfebedarf wird tendenziell wei-ter zunehmen. Sozialstationen und Nachbarschaftshilfenwerden noch mehr gefordert sein. Die Krankenpflegeverei-ne sollten diese Entwicklung aktiv begleiten und die Hilfs-dienste vor Ort nach Möglichkeit entlasten. EhrenamtlicheDienste sollten weiter ausgebaut werden, um die Fachkräfteeinerseits zu entlasten, andererseits den Hilfesuchendenmenschliche Nähe und Verbundenheit zu vermitteln.

UTE NIEMANN-STAHL: Drei Punkte sind aus meiner Sichtwichtig:1. Immer mehr Menschen sind heute bereit, sich selbst, ihre

Fähigkeiten, ihre Zeit in Form von bürgerschaftlichem En-gagement für andere einzubringen und suchen nachMöglichkeiten hierzu. Krankenpflegevereine und Förder-gemeinschaften können hierfür Orte sein und dazu bei-tragen, dass Solidaritätsstiftung und Verantwortungssinnaller für das Gemeinwohl in der Gesellschaft gestärktwird.

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EXPERTENRUNDE

2. Krankenpflegevereine und Fördergemeinschaften müssen sich immer wieder der Aufgabe stellen, ihren Sozialraumzu analysieren und zu erforschen, wo und wie sie einwichtiger Partner innerhalb eines lokalen Versorgungs-netzwerkes sein können. Hier gilt das gute Prinzip:„sehen – urteilen - handeln“, d.h. Not sehen und be-darfsorientiert handeln.

3. Konzeptionelle Arbeit ist und bleibt daher unerlässlich. Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit sind wichtige Bau-steine hierbei. Vorstände und Leitungsverantwortliche derKrankenpflegevereine und Fördergemeinschaften solltensich auch zukünftig gut der Frage stellen „Wen wollenwir warum unterstützen und welches Marketing, welcheÖffentlichkeitsarbeit braucht es dazu?“ Die Mitglied-schaft in einem Krankenpflegeverein oder einer Förder-gemeinschaft ist dann lohnenswert, wenn Mitgliedererkennen können, welche Leistungen oder Angebote ineiner Gemeinde gefördert werden bzw. wegfallen wür-den, wenn sie nicht gefördert werden.

ANTON NEHER: Die Anforderungen bzw. Herausforderun-gen an unsere Einrichtungen werden weiter zunehmen.Wichtig hierbei wird es sein, das Bewährte zu erhalten undNeues zu entwickeln.

• Die Weiterentwicklung des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI) wird uns ab 2013 vor große neue Herausforde-rungen stellen.

• Die Versorgung von demenziell und multimorbid Erkrank-ten wird ein Schwerpunkt werden.

• Der „Pflege“ unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss ein noch größeres Augenmerk geschenkt werden.

• Die Gewinnung von Fachkräften, aber auch Nachwuchs-kräften im Führungsbereich muss unsere Aufgabe sein.

• Wir müssen verstärkt selber ausbilden.• Die finanziellen Ressourcen werden weniger – umso grö-

ßer wird die Bedeutung unserer Fördergemeinschaftenund Krankenpflegevereine.

THOMAS REUTHER: In der Zukunft werden die verschie-denen Säulen unseres Staatswesen deutlicher zum Tragenkommen: Der Staat in seinem föderalen Aufbau mit seinergesetzlichen Pflicht auf der einen und die Zivilgesellschaftauf der anderen Säule. Sie werden jeweils markanter ihreAufgaben übernehmen - müssen-. Kirche mit ihren Gemein-den sind herausgefordert, hier Position zu beziehen. Ausdem Glauben heraus ist ihre Aufgabe, Heil und Heilung zuvermitteln. In deren Verknüpfung sehe ich die Hilfsangebotekommender Jahre. Das wird eine große Herausforderung:Kirche als ein Motor in der Zivilgesellschaft.

PAUL MAGINO: Die Themen Krankheit und alt werden ineiner Kommune, einer Kirchengemeinde wachzuhalten, halteich für eine wichtige Aufgabe.

Für wichtig halte ich, Akzente zu setzen wie z. B. in der Ak-tion „Pflegepartner“, zum Thema „Demenz“ oder mit derBeratungseinrichtung in Köngen. Krankenpflegevereine kön-nen Aufgaben suchen und wahrnehmen, die von einer So-zialstation nicht abgedeckt werden.

Krankenpflegevereine haben durchaus eine Zukunft, siemüssen sich aber diesen neuen Herausforderungen stellen.Sie haben ihren ursprünglichen Zweck der Gemeindekran-kenpflege zwar aufgegeben, das setzt sie aber auch frei fürandere Dienste.

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EXPERTENRUNDE

Peter Grundler, Leiter der Caritasregion Biberach-Saulgauund Mitglied der Vorbereitungsgruppe des Fachtags. gibteinen Ausblick, wie die regionale Weiterarbeit geplant ist:

Ziel der Veranstaltung war, einen belebenden Impuls für dieweitere Arbeit zu geben. Damit dies keine „Eintagsfliege“bleibt, soll auf Dekanatsebene bzw. auf der Ebene der Ca-ritasregionen ein Forum für Begegnung und Austausch ent-stehen. Die heutige Veranstaltung versteht sich also nichtals ein abgeschlossener, einmaliger Event. Sie ist hoffentlichder Auftakt für weitere, die Arbeit der Vereine belebende Be-gegnungen auf regionaler Ebene.

Die Caritasregionen sowie der Caritasverband für Stuttgarte. V. werden hier moderierend tätig. Die regionalen Arbeits-gemeinschaften der katholischen Sozialstationen sind auf-gefordert, daran unterstützend mitzuwirken. Nach Vorliegender regionalisierten Adresslisten werden die Caritasregionenauf die Verantwortlichen der Krankenpflegevereine zugehenund zu einem ersten Gespräch einladen.

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AUSBLICK – ES GEHT WEITER!

AUSBLICK – ES GEHT WEITER!

Plenum

KRANKENPFLEGEVEREIN KÖNGEN E.V.

Aktivitäten

BESUCHSDIENST KONTAKTEhrenamtlich Engagierte bieten Besuche an für Menschenin Köngen, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen, wieErkrankungen oder auch Einschränkungen, mehr Kontaktwünschen. Inhalt der Besuche sind Gespräche, oder ein Spa-ziergang, ein gemeinsames Spiel, singen oder auch einfachnur beieinandersitzen.

FRÖHLICHE RUNDEEin Angebot für Menschen mit Alterserkrankungen wie De-menz, Depressionen, nach Schlaganfall, Schwerhörigkeitusw. Es gibt zurzeit drei Gruppen, darunter eine Koch-gruppe. Ziele: Betreuenden Angehörigen für dreieinhalbStunden einen Freiraum zu schaffen, Abwechslung undFreude für unsere Besucher, soziale Kontakte erhalten, Ge-meinschaft erleben. 4-5 Mitarbeiter beschäftigen sich in die-ser Zeit mit den Besuchern. Teilweise findet eineEinzelbetreuung statt, so dass sich ein Mitarbeiter sowohlim Kreis wie auch später beim Kaffeetrinken und Spielenoder Basteln nur einer Person widmet.

BERATUNG UND VERMITTLUNGMit unserer Kompetenz wollen wir Hilfesuchende unterstüt-zen. Wir informieren über unterschiedliche Hilfsangebotezum Leben im Alter, zum Leben mit Pflegebedürftigkeit, zuVorsorgepapieren, zur Wohnberatung für pflegende Ange-hörige, zum Leben mit Handicaps, zur Unterstützung in Fa-milien.

BUS= BEWEGEN, UNTERHALTEN, SPASSzusammen mit der Gemeinde Köngen.Bewegung unter freiem Himmel, 1 x pro Woche, ohne An-meldung, mit 2 geschulten Übungsleiterinnen.

HEILIG-ABEND-FEIERDer heilige Abend ist ein Fest der Liebe und der Gemein-schaft. Niemand sollte an diesem besonderen Fest ohneFreude sein. Wir laden deshalb ein zu einer Feier des HeiligenAbend in Gemeinschaft mit Jung und Alt. Gemeinsames Sin-gen, Musizieren, Essen und Trinken, Basteln und Erzählenmachen Weihnachten spürbar. Mitarbeiter und Vorstand desKrankenpflegevereins gestalten diesen Nachmittag zusam-men mit dem Posaunenchor Köngen und Schülern der Mu-sikschule Köngen.

FRÜHSTÜCK FÜR SENIOREN +/- 70Ziel: Information und soziale Kontakte, Austausch.Mitarbeiter: Ehrenamtliche.Informationen zum Thema „älter werden“ kombiniert miteinem gemütlichen Frühstück und Platz und Zeit für gegen-seitigen Austausch. Alle zwei Monate gibt es ein „informa-tives Frühstück“ meist mit einem fachkompetentenReferenten.

SCHREIB- UND ERZÄHLWERKSTATT SEINER ZEITSenioren aus und in Köngen erzählen und schreiben überErlebnisse und Erfahrungen ihres Lebens. Bei Kaffee und Ku-chen wird erzählt und rezitiert und in Erinnerungen gekramt.Geschichten, die allen wichtig sind, werden notiert und kom-men in ein Buch. Das erste Buch kam heraus im Juni 2010.Inzwischen waren die Seniorinnen auch in der Grundschuleund erzählten dort Geschichten von früher. Lebhafte Dialo-ge zwischen Schüler und Senioren lassen hoffen, dass esbald ein gemeinsames Projekt von Jung und Alt geben wird.

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AUSWAHL GUTER BEISPIELE

AUSWAHL GUTER BEISPIELE

KOCHKURS FÜR MÄNNER AB 65 JAHRENHäufig hat in den Familien die Frau den Haushalt übernom-men. Was aber nun, wenn die Frau krank ist oder verstor-ben? Das Projekt möchte Männern Unterstützung anbieten,Tipps geben zu Fragen: Wie plane ich den Speisezettel, wo-rauf muss ich achten beim Einkauf, wie bereite ich mirschnell, einfach und doch gesund eine Mahlzeit zu, die mirschmeckt. An drei Vormittagen werden Grundlagen gelegtfür den „Seniorenhausmann“.

URLAUB OHNE KOFFERUrlaub ohne Koffer das bedeutet, der Koffer bleibt zu Hause,denn Sie schlafen im eigenen Bett zu Hause. Eine Woche Fe-rien und trotzdem keine Organisation für Blumenpflege,Briefkasten leeren oder Haustierversorgung. In den Urlaubkommen Sie mit dem Auto. Sie werden an verabredeten Hal-testellen oder bei Bedarf zu Hause abgeholt. An Ihren Ur-laubstagen versorgen wir Sie mit einem Frühstück,Mittagessen, Kaffee und Kuchen und einem Vesper.Der Krankenpflegeverein Köngen e.V. bietet eine wahreFundgrube an Ideen und Anregungen.

MotivationDer Krankenpflegeverein hat die aktive Krankenpflege unddie hauswirtschaftliche Hilfe an die Sozialstation Wendlin-gen abgegeben. Für viele Mitglieder war das ein schmerzli-cher Einschnitt. Damit wurden aber auch Ressourcen frei fürneue Tätigkeiten. Motiviert hat uns der Wunsch, auf Bedürf-nisse der Menschen vor Ort zu reagieren, mehr Miteinanderzu schaffen und zu ermöglichen. Dahinter steht unser christ-licher Glaube, dass jeder Mensch Gottes Ebenbild ist undwir den Auftrag haben, uns besonders für die Schwächereneinzusetzen.

ErfahrungenEs ist einiges gewachsen, die neuen Projekte werden zuneh-mend mehr angenommen, man spricht wieder positiv überden KPV. Die Einrichtung einer 50%-Stelle bewährt sich: DieGeschäftsführerin ist sehr kompetent und engagiert.

Empfehlung an andere KrankenpflegevereineMotivierter Vorstand, jemanden anstellen, weil EhrenamtHauptamt braucht, Offenheit für Bedürfnisse vor Ort, guteVernetzung mit anderen Hilfeanbietern im Ort und regional.

KontaktmöglichkeitKrankenpflegeverein Köngen e. V.Oberdorfstraße 2173257 KöngenTelefon: 07024 466 819E-Mail: [email protected]: www.kpv-koengen.de

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AUSWAHL GUTER BEISPIELE

FÜREINANDER – MITEINANDER IN AMTZELL

Aktivitäten

Schwerpunkte der Arbeit sind:• Unterstützung der Hospizgruppe Amtzell.• Unterstützung des Füreinander-Miteinander-

Besuchsdienstes• Unterstützung von Betreuungsangeboten für

Demenzerkrankte• Unterstützung bei individuellen Notlagen• Unterstützung ehrenamtlicher Dienste usw.• Machakos-Hilfe (1-Welt-Projekt: Partnerschaft mit

Jugendhilfeprojekten in Machakos, Kenia

ErfahrungenGute, – dem Verein wird von den Gemeindemitgliedern (Kir-chengemeinden, bürgerl. Gemeinde) großes Vertrauen ent-gegengebracht.

EmpfehlungenGruppierungen haben größtmögliche Eigenständigkeit.„Marke“ ist die jeweilige Gruppierung selbst, weniger derVerein.

KontaktmöglichkeitFüreinander – Miteinander in AmtzellC/O Katholisches Pfarramt AmtzellWangener Straße 888279 AmtzellTel. 07520 96160

DIE KRANKENPFLEGEVEREINE AUS DEM EINZUGS-GEBIET DER SOZIALSTATION AALEN – AALEN, OBER-KOCHEN, UNTERKOCHEN, EBNAT, WALDHAUSEN,WASSERALFINGEN UND HOFEN – pflegen regelmäßi-gen Kontakt und arbeiten eng zusammen. Anderen Kran-kenpflegevereinen geben sie mit auf den Weg:

• Krankenpflegevereine müssen in der Öffentlichkeit prä-sent sein. Deshalb sind Werbung und Öffentlichkeitsarbeitin Zeitungen/Medien wichtig.

• Der Erfahrungsaustausch mit anderen Krankenpflegever-einen dient der Weiterentwicklung (Arbeitskreise mit 4bis 6 Treffen im Jahr).

• Zusammenarbeit mit und Einbindung in die Sozialstation praktizieren.

• Unterstützung und Nähe zu Kindergärten pflegen• Den „Verbundgedanken“ fördern (Sozialstation, Kran-

kenpflegevereine, Kindergärten, Kirche als Arbeitgeber ....)

KontaktmöglichkeitKatholischer KrankenpflegevereinSt. Joseph e. V. EbnatHans Peter Kinzl Tel. 07367 5325Ringstraße 133 73432 Aalen-EbnatE-Mail: [email protected]

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AUSWAHL GUTER BEISPIELE

FÖRDERGEMEINSCHAFT AKTIV „HELFEN TUT GUT“Die Sozialen Dienste in der Seelsorgeeinheit Altshausenhaben sich in einer Kooperation zusammengeschlossen.Jede Kirchengemeinde behält ihre Selbstständigkeit und sieunterstützen sich gegenseitig.

Aktivitäten

SOZIALSTATION Die Sozialstation St. Josef Altshausen bietet häusliche Kran-ken- und Altenpflege, hauswirtschaftliche Versorgung, Fa-milienpflege sowie Essen auf Rädern an.

HOSPIZGRUPPEBegleitung von Schwerstkranken und Sterbenden und derenAngehörigen zu Hause, im Pflegeheim oder im Krankenhaus.Die Hospizgruppe arbeitet ehrenamtlich, auch nachts. DieEinsätze sind kostenlos.

BESUCHSDIENSTE DER KIRCHENGEMEINDENAuf Wunsch machen Mitglieder der Kirchengemeinde Besuchezu besonderen Anlässen wie Geburtstagen, Jubiläen, im Trau-erfall, bei Neuzuzug in die Gemeinde, in Notsituationen.

EHRENAMTLICHE HILFENDie Betreuung und Unterstützung alter, kranker, behinderterund einsamer Menschen haben sich Frauen und Männer ausder Seelsorgeeinheit Altshausen zur Aufgabe gemacht. Dieehrenamtlichen Hilfen sind da • zum Zuhören, Dasein, Erzählen, Vorlesen, Spielen, Singen

und Musizieren• für Botengänge, Behördengänge, Einkäufe• für Schriftverkehr, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen,

zum Anrufe tätigen• für Fahrdienste, Rollstuhlausfahrten, kleinere Ausflüge,

Spaziergänge• für Gefälligkeiten im Haushalt und in der Wohnung• für Hilfestellung beim Essen und Trinken• zur Unterstützung der Angehörigen

NACHBARSCHAFTSHILFEDie Nachbarschaftshilfe unterstützt• bei längerfristigen Hilfen im Haushalt, z.B. Einkaufen, Ko-

chen, Wäschepflege, Wohnungsreinigung• mit Hilfestellung bei der Körperpflege, beim Aufstehen,

An- und Ausziehen• bei Behördengängen, Arztbesuchen, Begleitung zu kirch-

lichen, kulturellen und anderen Veranstaltungen• bei kurzzeitiger Kinderbetreuung

KontaktmöglichkeitDiakon der SeelsorgeeinheitWilly Schillinger Büro: Ebersbacher Straße 688361 AltshausenTelefon: 07584 923 212

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AUSWAHL GUTER BEISPIELE

KRANKENPFLEGEVEREIN „SOLIDARISCHE GEMEINDE“ IN REUTE-GAISBEUREN

AktivitätenDer Krankenpflegeverein Reute-Gaisbeuren hat sich zum Zielgesetzt, den Menschen ein "Altwerden in vertrauter Umge-bung" zu ermöglichen. Dazu wurde in einem ersten Schrittim Juli eine Befragung aller Bürger in Reute und Gaisbeurendurchgeführt.

Die Betreuung und Unterstützung (nicht nur) älterer Men-schen soll ausgebaut werden; evt. soll sogar irgendwanneine ambulante Pflegewohngruppe oder Ähnliches initiiertwerden. Aber das ist alles noch offen – auf jeden Fall ist derKrankenpflegeverein sehr an innovativen Modellen interes-siert und sehr engagiert.

MotivationAnlass und Impulsgeber für diesen Aufbruch war eine Ta-gung im Kloster Heiligkreuztal im April 2011, bei der wiru.a. die ZeitBank 55+ sowie die ambulante Pflegewohn-gruppe Adlergarten von Eichstetten vorgestellt hatten.

KontaktmöglichkeitKrankenpflegeverein „Solidarische Gemeinde“Vorsitzender: Dr. Konstantin EiseleUlmenweg 1488339 Bad WaldseeE-Mail: [email protected]

SOZIALGEMEINSCHAFT BÖSINGEN

Aktivitäten• Besuch von Mitbürgern im Krankenhaus oder Pflegeheim• Geburtstagsbesuche bei betagten Mitgliedern• Besuch bei jungen Familien nach der Geburt eines Kindes• Unterstützung aller, die Hilfe benötigen, in Zusammenar-

beit mit der Nachbarschaftshilfe• Unterstützung der Sozialstation Dunningen

ErfahrungenDen einzelnen Projekten Zeit geben, gerade in ländlichenGebieten ist mündliche Propaganda wichtig. Die Hemm-schwelle, Hilfe anzunehmen, liegt höher als in den Städten,wo die Anonymität größer ist. Im Dorf kennt jeder jeden.

Empfehlungen• Mit Vorträgen von die Menschen, die in den verschiedens-

ten Bereichen z. B. Demenz betroffen sind immer wieder ansprechen

• Zeit lassen• Kontakte knüpfen in Schulen und Kindergärten, um junge

Familien zu erreichen. Projekte mit diesen Einrichtungen unternehmen

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AUSWAHL GUTER BEISPIELE

DIE FÖRDERGEMEINSCHAFT FÜR SOZIALE DIENSTE ERBACH

Aktivitäten • Unterstützung der Pflege ergänzenden Dienste der Sozi-

alstation Erbach• Förderung der pastoralen Dienste der Kirchengemeinde

Erbach• Unterstützung der Hospizgruppe und des Besuchsdienstes• Unterstützung für den Betrieb des Kirchenbusses.

Katholische Fördergemeinschaft für karitative und sozialeAufgaben in der Seelsorgeeinheit Neckarknie

AktivitätenFörderung der Organisierten Nachbarschaftshilfe Neckar-knie.

MotivationAktivierung und Solidarisierung von Christen.

EmpfehlungEin Verein braucht eine konkrete eigene Aufgabe vor Ort!

KontaktmöglichkeitFörderverein für Soziale Dienste ErbachPeter EhehaltErlenbachstraße 10289155 Erbach

DIAKONISCHER FÖRDERVEREIN ESCHBRONN

Aktivitäten• Finanzielle Unterstützung der sehr gut funktionierenden

Sozialstation Dunningen• Wir sind Anlaufstation für sämtliche Anliegen der älteren

Generation (auch Patientenverfügungen usw.)

MotivationWeiterführung der bisherigen Krankenpflegevereine Maria-zell und Locherhof (Ortsteile von Eschbronn) durch Neugrün-dung des Diakonischen Fördervereins Eschbronn.

ErfahrungenDas bürgerschaftliche Engagement zu fördern. Mitglied zusein oder zu werden, ist bei der mittleren und jüngeren Ge-neration kaum mehr vorhanden.

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AUSWAHL GUTER BEISPIELE

KRANKENPFLEGEVEREIN SCHÖNENBERG

Aktivitäten• Finanzielle Unterstützung der Mitglieder bei Inanspruch-

nahme von Pflegeleistungen der Sozialstation Ellwan-gen.

• Gemeinsame Informations- und Weiterbildungsveranstal-tungen mit der Sozialstation- z. B. Vortrags- und Informa-tionsveranstaltungen, Kurs für häusliche Krankenpflege.

Motivation• Der Dienst am Nächsten• Gelebte Nächstenliebe• Die Wichtigkeit des sozialen Bereiches in unserer Gesell-

schaft• Soziale Verantwortung

Erfahrungen• Die Hilfe wird gebraucht, es gibt aber große Hemm-

schwellen.• Unwissenheit und Gleichgültigkeit.• Kontakt zu den Mitgliedern ist wichtig – Vertrauen schaf-

fen, informieren, aufklären.• Der Krankenpflegeverein erreicht mit mehr Öffentlich-

keitsarbeit mehr Aufmerksamkeit als in den letzten Jah-ren.

• Die großen karitativen Einrichtungen in der Diözese ste-hen in einem großen Spannungsfeld zu den ehrenamtli-chen sozialen Organisationen/ Hilfsdiensten bzw. der Ka-tholischen Sozialstation, nicht nur in unserer Region.

Empfehlungen• Öffentlichkeitsarbeit• Werbung• Aufklärung• In der Kirche präsent sein• Der Krankenpflegeverein soll auf den Rechnungen der

Katholischen Sozialstation sichtbar präsent sein

KATHOLISCHE FÖRDERGEMEINSCHAFT DER KIRCHLICHEN SOZIALSTATION ROTTWEIL

Aktivitäten• Förderung der Sozialstation mit Geld zur Durchführung

des „Christlichen Profils“ bei der Pflege• Zuschüsse zur Beschaffung von Dienstwagen mit Werbe-

aufschrift• Zuschuss für den Internetauftritt• Zuschüsse für die Weiterbildung von Mitarbeitern für

neue Aufgabenfelder• Zuschuss zum Flyer der Sozialstation• Zuschuss für einheitliche Dienstkleidung mit Logo• Zuschuss zur Beschaffung von Präsentationswänden für

Messen usw.• Gewährung von Rabatt an die Mitglieder bei Berechnung

von Investitionskosten• Öffentliche Vorträge für die Bevölkerung (z. B. Demenz,

ambulante Palliativversorgung, Änderungen in der Pfle-geversicherung, Hüft- und Knieendoprothetik, Patienten-verfügung und Betreuungsrecht usw.)

MotivationMit der Gründung der Kirchlichen Sozialstation im Jahr 1978wurde auch die Fördergemeinschaft ins Leben gerufen zurfinanziellen und ideellen Unterstützung.

ErfahrungenEinige Jahre nach der Gründung konnten ca. 1.200 Mitglie-der gewonnen werden. Diese Zahl hat sich in den vergan-genen Jahren stetig verringert.

Erschwert ist dies seit der gesetzlichen Pflegeversicherung,da dadurch eine Notwendigkeit eines Fördervereins nichtmehr gesehen wird und das Anwachsen von privaten Pfle-gediensten, denen keine Fördervereine zur Seite stehen.

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AUSWAHL GUTER BEISPIELE

KRANKENPFLEGE-FÖRDERVEREIN ST. VINZENZ RÖTTINGEN

Aktivitäten• Finanzielle Unterstützung der Mitglieder bei Pflege durch

die Sozialstation St. Elisabeth Lauchheim oder Betreuungdurch die Nachbarschaftshilfe

• Finanzielle Unterstützung der Sozialstation für Einsätze in Notsituationen und Begleitung pflegender Angehöri-ger

• Trauerbegleitung (Übernahme der Kosten der Trauerbe-gleitung in Gruppen)

MotivationDer Verein hatte keine Perspektive mehr. Die Leute wusstennicht, warum sie diesem Verein angehören. Um wiederLeben in den Verein zu bringen, wurde ein neuer Vorstandgewählt. Es wurden neue Mitglieder geworben. Die Zahl derMitglieder stieg um 1/3.

ErfahrungenEs ist leichter, Mitglieder ab 50 Jahren zu bekommen. Jün-gere Personen können sich schlecht mit der Materie ausei-nandersetzen.

CARITASVEREIN OBERGRIESHEIM

Aktivitäten• Förderverein für die Kirchengemeinde• Zuschüsse an die Sozialstation Krumme Ebene.

MotivationBereits 1905 gegründet, wurden die sozialen Aufgaben ab1979 an die Kirchengemeinde übertragen. Seitdem werdenu. a. der Kindergarten, die Sozialstation, die Senioren undvieles mehr gefördert.

ErfahrungenDadurch, dass die Mitglieder während der Kindergartenzei-ten ihrer Kinder gute Vergünstigungen haben und in Folgedessen regelmäßig Mitglied im Caritasverein werden, habenwir kein Nachwuchsproblem.

KATHOLISCHE KIRCHENGEMEINDE OFFENAU, FÖRDERVEREIN SOZIALSTATION KRUMME EBENE

AktivitätenDie Katholische Kirchengemeinde ist seit 1974 Gesellschaf-terin der Sozialstation Krumme Ebene (gemeinnützigeGmbH mit Sitz in Gundelsheim). Um die Kirchengemeindefinanziell zu entlasten, wurde 1978 der Förderverein gegrün-det.

MotivationLangjähriges Mitglied im Kirchengemeinderat und Mitbe-gründer des Vereins, zudem seit 1978 Kassier.

ErfahrungenMan muss die Leute persönlich ansprechen oder gezielt an-schreiben.

EmpfehlungWerbung im Amtsblatt und Pfarrbrief.Informationsabende mit einem Referenten der Sozialstation.

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AUSWAHL GUTER BEISPIELE

CARITASVEREIN UNTERGRIESHEIM

AktivitätenDer Verein wurde 1921 gegründet, um eine Schwesternsta-tion für die Krankenpflege und Betreuung der Kinder (Kin-dergarten) einzurichten. Dies wurde 1923 erreicht. DieSchwesternstation musste 1978 aus Personalmangel aufge-löst werden, aber die Förderung dieser beiden Aufgaben ist– in mehrfach angepasster Form – bis heute unser Vereins-zweck. Diesen erfüllen wir konkret, indem wir• den Beitrag der Kirchengemeinde (als Gesellschafter der

Sozialstation) bezahlen,• Leistungen der Sozialstation für die Mitglieder bezu-

schussen,• nicht abrechenbare Leistungen der Sozialstation anteilig

übernehmen,• dem Kindergarten Anschaffungen finanzieren, die der Trä-

ger nicht ermöglichen könnte,• bei Kindergartenfesten Aktionen anbieten; z.B.: Luftball-

onwettbewerb,• bei Festen der Kirchengemeinde, bürgerlichen Gemeinde,

oder der Vereine das Festprogramm aktiv mitgestalten.

Neu und etwas Besonders: Außerdem fördern wir seit derletzten Satzungsänderung (2000) auch Angebote, die imweitesten Sinne der Mitgliederwerbung dienen, denn ohneMitglieder läuft nichts. Diese "Werbeangebote“ verursachendem Verein in der Regel keine Kosten, sondern festigen underhöhen den Bekanntheitsgrad des Vereins auch in den Me-dien, dienen der Gewinnung neuer Mitglieder – vor allemauch jüngerer – und erzielen finanzielle Überschüsse fürden Verein.

MotivationDer Verein stand um 2000 eigentlich vor dem Aus. Wir such-ten nach einer Überlebenschance und sahen diese in einerUmstrukturierung (neue Satzung), mit der wir auch ein Endedes rasanten Mitgliederschwundes erreichen wollten. DieIdeen und der Einsatzwille einiger seitheriger Mitglieder,aber auch der Stolz auf die Leistungen des Vereins in derVergangenheit spornten andere zum Mitmachen an.

ErfahrungenDer Verein wurde im Ort mehr und mehr bekannt. Veran-staltungen finden guten Zuspruch. Wir erreichen auch Men-schen, die weder mit Kirche noch mit der "Caritas"eine engeBeziehung haben, sich aber im Caritasverein gut aufgenom-men und angesprochen fühlen.

Der Mitgliederstand ist seither trotz Überalterung (es hatteseit 1978 fast keine Eintritte mehr gegeben) und folglichzahlreicher Todesfälle leicht gestiegen und dadurch auch dasDurchschnittsalter der Mitglieder wieder leicht gesunken.Die nahezu 100 besuchten Mitglieder (alle über 70-Jähri-gen) sind hoch erfreut über die Aufmerksamkeit und überdas überreichte Geschenk, das Caritaskalenderbuch vomLambertusverlag.

EmpfehlungenSich nicht nur als Krankenpflegeverein darstellen, sondernauch als eine Vereinigung, die Kommunikation und Gemein-schaft (in unserem etwa 1.350 Einwohner zählenden Dorf)fördert, somit also mehr als nur ein Verein, der im Notfall(den keiner erhofft) finanzielle Hilfe bringt. Man muss Per-sonen kennen, die den Verein repräsentieren, und man mussdie Tätigkeit des Vereins allenthalben wahrnehmen können.

KontaktmöglichkeitKrankenpflegeverein Untergriesheim 1921 e. V.Günter Müller (Vorsitzender)E-Mail: [email protected]

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AUSWAHL GUTER BEISPIELE

Informationen und Kontaktdaten zu den Caritasre-gionen und zum Caritasverband für Stuttgart e. V.:

Der Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V.ist in neun Caritasregionen untergliedert. Im StadtgebietStuttgart ist der Caritasverband für Stuttgart e. V. als eigenerRechtsträger aktiv:

Caritasregion Biberach-Saulgau, Dekanate Biberach und SaulgauKolpingstr. 43 · 88400 BiberachTel. 07351 5005-0E-Mail: [email protected]: www.caritas-biberach.de

Caritasregion Bodensee-OberschwabenDekanate Allgäu-Oberschwaben und FriedrichshafenKatharinenstr.16 · 88045 FriedrichshafenTel. 07541 3000-0E-Mail: [email protected]: www.caritas-bodensee-oberschwaben.de

Caritasregion Fils-Neckar-AlbDekanate Esslingen-Nürtingen, Göppingen-Geislingen, Reutlingen-ZwiefaltenNeckarstr. 21 · 73728 Esslingen Tel. 0711 396954-0 E-Mail: [email protected]: www.caritas-fils-neckar-alb.de

Caritasregion Heilbronn-HohenloheDekanate Heilbronn-Neckarsulm, Hohenlohe, Mergentheim, Schwäbisch HallBahnhofstr. 13 · 74072 HeilbronnTel. 07131 89809-300E-Mail: schneider@caritas-heilbronn-hohenloheInternet: www.caritas-heilbronn-hohenlohe.de

Caritasregion Ludwigsburg-Waiblingen-EnzDekanate Ludwigsburg, Mühlacker, Rems-MurrEberhardstr. 29 · 71634 Ludwigsburg Tel. 07141 97505-0 E-Mail: [email protected]: www.caritas-ludwigsburg-waiblingen-enz.de

Caritasregion Ost-WürttembergDekanate Ostalb, HeidenheimWeidenfelder Str. 12 · D-73430 Aalen Tel. 07361 59040E-Mail: [email protected]: www.caritas-ost-wuerttemberg.de

Caritasregion Schwarzwald-Alb-DonauDekanate Balingen, Rottweil, Tuttlingen-SpaichingenKönigstr. 47 · 78458 Rottweil Tel. 0741 246-153E-Mail: [email protected]: www.caritas-schwarzwald-alb-donau.de

Caritasregion Schwarzwald-GäuDekanate Böblingen, Calw, Freudenstadt, RottenburgHanns-Klemm-Str.1a · 71034 BöblingenTel. 07031 6496-0E-Mail: [email protected]: www.caritas-schwarzwald-gaeu.de

Caritasregion UlmDekanat Ehingen-UlmBaldingerweg 4 · 89077 UlmTel. 0731 14018-40 · Fax: 0731 14018-42E-Mail: [email protected]: www.caritas-ulm.de

Caritasverband für Stuttgart e. V.Stadtdekanat StuttgartGeschäftsstelle · Strombergstr. 11 · 70188 StuttgartTel. 0711 2809-0E-Mail: [email protected]: www.caritas-stuttgart.de

Die Caritasregionen bzw. der Caritasverband für Stuttgartwerden in nächster Zeit auf die Verantwortlichen der Kran-kenpflegevereine zugehen und zu einem ersten regionalenGespräch einladen.

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INFORMATIONS- UND KONTAKTADRESSEN

INFORMATIONEN UND KONTAKTADRESSEN

Nachstehend weisen wir auf weitere Dienste undEinrichtungen hin, die als Partner oder Unterstützervon Krankenpflegevereinen und Fördergemein-schaften hilfreich sein können.

Arbeitsgemeinschaft katholischer Sozialstationenin der Diözese Rottenburg-Stuttgart Geschäftsstelle · Strombergstr. 11 · 70188 StuttgartTel. 0711 2633-1210E-Mail: [email protected]

Im Hinblick auf die gewachsene enge Verbindung zwischenKrankenpflegevereinen und Sozialstationen ist die Arbeits-gemeinschaft, in der sich die Träger katholischer Sozialsta-tionen zusammengeschlossen haben, eine relevanteAnsprechpartnerin.

Zukunft Familie e. V.Fachverband Familienpflege undNachbarschaftshilfe in der Diözese Rottenburg-StuttgartGeschäftsstelle · Strombergstr. 11 · 70188 StuttgartTel. 0711 2633 1165E-Mail: [email protected]: www.zukunft-familie.info

Zukunft Familie e.V. bietet umfassende Leistungen für dieFamilienpflege, die Dorfhilfe und für die Organisierte Nach-barschaftshilfe in der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Caritas-Konferenzen DeutschlandsDiözesanverband Rottenburg-Stuttgart e. V. (CKD)Geschäftsstelle · Strombergstr. 11 · 70188 StuttgartTel. 0711-2633-1160/1161eMail: [email protected]: www.ckd-rs.de

Die Caritas-Konferenzen Deutschlands, DiözesanverbandRottenburg-Stuttgart e. V. (CKD) sind das Netzwerk karitativtätiger Ehrenamtlicher in Kirchengemeinden und sozialenEinrichtungen.

ZEITBANK 55+ ist ein gemeinnütziger Verein, der Nachbarschaftshilfe aktivfördert. Menschen helfen sich gegenseitig. Die geleistetenoder in Anspruch genommenen Stunden werden auf Zeit-konten gebucht. So können Zeitguthaben angespart wer-den. Mit diesem Guthaben lassen sie sich wiederum vonanderen helfen.

Weitere Informationen und Hilfestellung überSPES Zukunftsmodelle e. V. · Ingrid EngelhartOkenstr.15 · 79108 Freiburg Tel. 0761 5144-244 E-Mail: [email protected] · Internet: www.spes.de

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INFORMATIONS- UND KONTAKTADRESSEN

Verantwortlich für die Organisation und Durchführung des FachtagsGabriele BollingerFelix KellnerHauptabteilung Kirchengemeinden und Dekanate des Bi-schöflichen Ordinariats Rottenburg

Mitarbeit in der Vorbereitungsgruppe des Fachtags:Ursula Bröckel Referentin im Kompetenzfeld Gesundheit desCaritasverbandes der Diözese Rottenburg-StuttgartLiz DeutzGeschäftsführerin des Fachverbands Zukunft Familie e. V.Peter Grundler Leiter der Caritas Region Biberach-SaulgauHans-Peter Kinzl Stellv. Vorsitzender des Kindergarten- und Krankenpflegevereins St. Joseph EbnatThomas MünschStabsstelle Ehrenamt und soziale Netzwerke in Gemeinden der Caritas Region Biberach-SaulgauAnton NeherGeschäftsführer der Sozialstation Raum Munderkingen

Moderation des FachtagsUlrike Nowakist Diplom-Theologin und Journalistin. Sie arbeitet als Mo-deratorin und Reporterin im Studio Heilbronn des SWR.

Geistlicher ImpulsMichael Hagelsteinist Diakon in Tettnang St. Gallus und Vorsitzender der Ar-beitsgemeinschaft katholischer Sozialstationen in der Di-özese Rottenburg-Stuttgart.

ImpulsvortragOrdinariatsrätin Dr. Irme Stetter-KarpIst Leiterin der Hauptabteilung Caritas des Bischöflichen Ordinariats Rottenburg mit Sitz in Stuttgart.

Präsentation guter Beispiele und ExpertenrundeDr. Ulrike Altherr, KöngenJürgen Baiker, EmpfingenDr. Thomas Borne, HohentengenHilde Fuß, DunningenHans-Peter Kinzl, Aalen-EbnatDekan Paul Magino, WendlingenGünter Müller, UntergriesheimThomas Münsch, BiberachAnton Neher, MunderkingenUte Niemann-Stahl, StuttgartWilly Schillinger, AltshausenWolfgang Schleicher, StuttgartThomas Reuther, PlochingenUlrich Werner, Amtzell

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MIWIRKENDE

MITWIRKENDE