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atur Mensch und N Natürlich gesund leben – Naturheilverfahren helfen dabei

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aturMensch und NNatürlich gesund leben –

Naturheilverfahren helfen dabei

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2 | Mensch und Natur

Vorwort

Die Errungenschaften der modernen Medizin haben die Prognose von akuten lebensbe-drohlichen Erkrankungen sowie von Infekti-onskrankheiten entschieden verbessert. Entsprechend hat sich die Lebenserwartung in den letzten 50 Jahren deutlich erhöht.

Die Probleme der heutigen Zeit sind in erster Linie die Therapie von chronischen Erkrankungen sowie von solchen, die durch Stress entstehen. Beide haben zu einer großen Belastung für das Gesundheitssystem geführt. Bis zu 75 Prozent aller Ausgaben für stationäre Behandlung im Gesundheitswesen entfallen auf die Therapie von chronisch kranken Menschen. 60 bis 90 Prozent gehen auf Kosten der ambulanten Behandlung von Patienten mit stressassoziier-ten Beschwerden.

In diesem Spannungsfeld hat sich die Inte-grative Medizin in hohem Maße bewährt. Sie kombiniert die erprobte konventionelle Schulmedizin mit wissenschaftlich überprüf-ten Elementen der Naturheilkunde und ergänzt diese wiederum mit Verfahren der sogenannten Mind-Body-Medizin. Letztere regt die Selbstregulation des Körpers an und unterstützt die Eigeninitiative des Patienten.

Die Integrative Medizin sieht nicht nur die einzelnen Organe, sondern betrachtet den Menschen als individuelles Ganzes. Sie legt den Schwerpunkt nicht auf die krank machen-den Prozesse, sondern auf die Ressourcen der Selbstheilung. Dabei geht es jedoch nicht darum, „alternativ“ vorzugehen. Das Ziel ist vielmehr die optimale Verbindung zweier unterschiedlicher Strategien. Die Schulmedi-

Mensch und NaturNatürlich gesund leben –

Naturheilverfahren helfen dabei

zin bekämpft erfolgreich Symptome und deren Ursachen und ist besonders wichtig bei akuten Geschehnissen. Die naturheil-kundlichen Verfahren setzen dagegen an den Selbstregulationsmechanismen des Körpers an. Sie wirken daher manchmal nicht sofort und erfordern Geduld und Disziplin.

Und die Nachfrage bestätigt den Erfolg: Egal, wie gut oder schlecht es Patienten geht, etwa die Hälfte von ihnen möchte am liebsten mit Schulmedizin und Naturheilkunde behandelt werden. Weniger Nebenwirkungen und eine ganzheitliche Sichtweise sieht jeder zweite Deutsche als Vorteile der Naturheil-kunde. Und 80 Prozent sind davon überzeugt, dass sie kein Gegensatz zur Schulmedizin ist, sondern eine Ergänzung.

Diese Broschüre geht systematisch und strukturiert auf die Schwerpunkte naturheil-kundlicher Therapien ein. Sie soll Ihnen helfen, gesund zu bleiben oder wieder gesund zu werden.

Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit

Prof. Dr. med. Gustav DobosDirektor der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin an den Kliniken Essen-Mitte

Mensch und Natur – Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Hauptverwaltung: 22291 Hamburg. Internet: www.tk.de. Bereich Markt und Marketing; Fachbereich Werbung, Produktion und Redaktion: Roderich Vollmer-Rupprecht (verantwortlich). Text: Dr. med. Stefanie Schmid-Altringer. Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. med. Gustav Dobos, Dr. med. Felix Joyonto Saha. Redaktion: Maria Schwormstedt. Gestaltung: Christina Bartheidel. Produktion: Bianca Schreck. Bilder: Corbis, GettyImages, Masterfile. Lithografie: Hirte Medienservice. Druck: Möller Druck und Verlag GmbH, Blumberg.

© Techniker Krankenkasse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung.2. Auflage 2013

Um der besseren Lesbarkeit willen haben wir im Text auf die Unterscheidung in eine männliche und eine weibliche Form verzichtet. Selbstverständlich sind hier Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen.

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Inhalt

Wie natürliche Kräfte wirken

Die innere Uhr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Medizin mit Taktgefühl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Gesund bei Wind und Wetter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Die richtige Ernährung hilft heilen

Zwischen Chance und Versuchung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13 Sich gesund essen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15 Wenn das Essen krank macht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Natürlich gesund werden

Heilen hat Tradition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Den richtigen Weg finden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Nadeln, die heilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Die Akupunktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Die Neuraltherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Pflanzen, die heilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Die Phytotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Die Homöopathie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Hände, die heilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Die Massage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Die Manuelle Medizin/Chirotherapie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Natur, die heilt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Die Hydrotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Die Wärmetherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

Selbstheilungskräfte aktivieren

Was sind Selbstheilungskräfte? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Aktiv werden – natürlich heilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

Wissenswertes – FAQs

Ärzte, Heilpraktiker & Co – wer darf was? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59Kleine Arzneimittelkunde – was sind ...? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Kassenleistung oder aus eigener Tasche? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

Literatur und Adressen

Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Nützliche Adressen und Links . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63Die Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

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en he Kr

Wie natürlic äfte wirk

Eine neue Forschungsrichtung, die Chronobiologie, hat in wissenschaftlichen

Studien gezeigt, wie stark der Einfluss von außen auf unseren inneren

Rhythmus wirkt.

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Wer seine Gesundheit aktiv stärken und erhal-ten will, sollte den eigenen Körper gut kennen: Bin ich ein Morgenmensch oder arbeite ich leichter abends? Wie reagiere ich auf verschie-dene Wetterlagen und was tut mir allgemein gut? Die Natur steuert und beeinflusst unser Wohlbefinden mehr, als es vielen Menschen bewusst ist. Das Sonnenlicht zum Beispiel steuert viele entscheidende Prozesse im Kör-per – in einem natürlichen Takt, der sich den Tages- und Jahreszeiten anpasst. Gleiches gilt für das Wetter: Es fordert unseren Organis-mus immer wieder dazu heraus, sich flexibel an zum Beispiel Hitze, Kälte oder drückende Luft anzupassen. Je genauer wir den eigenen Körper kennen und wissen, wie er reagiert, desto besser können wir diese Bedürfnisse von innen mit den Herausforderungen von außen in Einklang bringen.

Die innere Uhr

Schon bevor wir am Morgen erwachen, hat unser Körper den Tag bereits begonnen: Un-gefähr zwei Stunden vor dem Aufwachen wird der Stoffwechsel angekurbelt, die Körpertem-peratur steigt und die Hormone schalten auf Tagesbeginn. Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist aktiv und steuert alle körperlichen Prozesse, die uns morgens aufwecken oder abends müde machen. Ähnlich unbemerkt verändert der Körper im Laufe des Tages eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Faktoren – etwa, wie oft das Herz schlägt oder wann wir uns gut oder schlecht konzentrieren können. Doch wer gibt den Takt an?

Die Antwort klingt zunächst einfach: unsere innere Uhr. In jeder einzelnen Zelle arbeitet eine solche innere Uhr, die Hormone, Enzyme und andere Botenstoffe rhythmisch an- oder abschaltet. Die meiste Magensäure wird zum Beispiel abends ausgeschüttet, dann kann auch fettreiches Essen optimal verarbeitet werden. Dieser innere Taktgeber beeinflusst nicht nur die Organe, sondern sogar unsere Gene. Bis zu 15 Prozent der Gene, die unsere Erbinformationen speichern, sind nicht dauer-haft, sondern nur stundenweise aktiv. Diese „Uhrgene“ verursachen, dass biochemische Prozesse im Körper ausgelöst oder gestoppt werden – jedes Organ arbeitet hierbei in sei-nem eigenen Rhythmus. Und die innere Uhr tickt von Anfang an: Schon bei ungeborenen Babys können Forscher erste rhythmische Abläufe nachweisen. Nach der Geburt muss allerdings der Tag-Nacht-Rhythmus erst noch ausreifen, was die oft müden Eltern deutlich zu spüren bekommen.

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Der Körper passt sich an

Im Körper gibt es viele unterschiedliche Rhythmen, die sich den natürlichen Kräf-ten von außen immer wieder neu anpas-sen. Wie in einem Konzert arbeiten die ver-schiedenen biologischen Regelkreise so zusammen, dass sie flexibel reagieren kön-nen. Das ist eine gute Überlebensstrategie. Am deutlichsten nehmen wir den „Tag-Nacht-Rhythmus“ beziehungsweise „Schlaf-Wach-Rhythmus“ wahr, in der Fachsprache die zirkadiane Rhythmik genannt. Etwas weni-ger bewusst erleben wir, was sich ebenfalls im Takt der inneren Uhr ändert: im Verlaufe eines Tages zum Beispiel die Menge des kör-pereigenen Stresshormons Corti-sol, im Monatstakt die Menstru-ation und jahreszeitlich die vom Körper benötigte Energie.

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Wer steuert die „innere Uhr“?

Der Rhythmus unserer inneren Uhr wird durch verschiedene Taktgeber beeinflusst. Grund-sätzlich steuern die Gene, wie und wann etwas geschieht. Aber auch wie alt jemand ist und ob männlich oder weiblich, beeinflusst unsere natürlichen Prozesse im Körper. Der männliche Tagesrhythmus beginnt zum Beispiel meist etwas später als bei Frauen und alte Menschen werden oft sehr früh wach. Das ist der „Grund-modus“ unserer inneren Uhr, der sich immer wieder neu an den täglichen Bedingungen „nacheicht“ . Ähnlich wie eine „Reset-Taste“ , die außen und innen angleicht.

Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Tageslicht. Selbst an einem bedeckten Tag bekommt der Körper draußen genug Informa-tionen, um den inneren Taktgeber auf die aktu-elle Tages- und Jahreszeit neu einzustellen. So kann sich der Organismus optimal auf das ein-stellen, was geleistet werden muss: Das Schlafhormon Melatonin macht uns müde, wenn es dunkel wird – und im Sommer sind wir bis abends spät noch aktiv, einfach weil es lange hell ist.lange hell ist.

Neues aus der Forschung

Lange Zeit glaubten Wissenschaftler, dass die Netzhaut des Auges nur aus zwei lichtempfindlichen Zelltypen, den Fotorezeptoren, bestünde: den Stäbchen, um hell und dunkel zu unterscheiden, und den Zapfen, die für das Erkennen unter-schiedlicher Farben verantwortlich sind. Vor einigen Jahren aber entdeckten Chro-nobiologen in unserem Auge die „innere Uhr“ , die Schaltstelle des Tag-Nacht-Rhythmus. Sie fanden eine dritte licht-empfindliche Sinneszelle, die ihre Infor-mationen über Tag und Nacht direkt an das Gehirn, an einen Punkt hinter unserer Nasenwurzel, weiterleitet.

Ob wir dank dieser Sinneszelle in Zukunft zum Beispiel besser mit Zeitverschiebun-gen zurechtkommen oder… – noch ist der genaue Mechanismus nicht abschlie-ßend erforscht und er bleibt eines der spannenden Rätsel der Wissenschaft.

Im Kampf mit der inneren Uhr

Wer mit dem Flugzeug in eine andere Zeitzone fliegt, der erlebt hautnah, wie anstrengend sich ein Zeitzonenkater oder auch „Jetlag“ anfühlt. Durch den Flug stimmt die innere Uhr des Reisenden nicht mehr mit der neuen Ortszeit überein. Die Folge: Der Tag-Nacht-Rhythmus ist vorübergehend aus dem Gleichgewicht. Ein ähnliches, sehr vergleichbares Phänomen – „Social Jetlag“ genannt – entsteht, wenn wir durch äußere Umstände gegen unsere innere Uhr leben müssen. Das kann zum Beispiel ein Spätaufsteher sein, der morgens um acht Uhr eine Sitzung leiten muss, oder eine Ärztin mit wöchentlich wechselnden Bereitschaftsdiensten.

Wenn das ab und zu geschieht, verkraftet unser Körper die Umstellung problemlos. Langfristig verursacht der Kampf gegen die innere Uhr aber eine Vielzahl gesundheitlicher Probleme wie etwa Kopfschmerzen, Schlaf- oder Verdauungsstörungen. Wer betroffen ist, merkt das auch daran, dass er sich häufig müde und unkonzentriert fühlt und abends trotzdem schlecht einschläft. Wichtig ist es deshalb, rechtzeitig zu reagieren (siehe auch Seite 7: Was können wir tun?).

ZITAT

Professor Dr. Achim Kramer, Institut für Chronobiologie der

Charité Berlin | „Die Forschung über

unsere innere Uhr gibt wichtige Hinweise, wie wir unsere Gesundheit

und unser Wohlbefinden verbessern können, wenn

wir diese Gesetzmäßig-keiten der Natur mehr

beachten. Ältere Menschen zum Beispiel, die oft nicht

einschlafen können, soll-ten tagsüber und abends

deutlich mehr Licht bekommen, also spazie-ren gehen oder auf dem

Balkon sitzen. Dieses Plus an Tageslicht stellt die innere Uhr zurück,

sodass der Körper später müde wird und dann bes-ser schläft. Die zukünftige Forschung wird hier bald noch mehr Tipps liefern. “

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Wer seinen Chronotyp kennt, kann manche körperliche Reaktion besser einschätzen.

Drei verschiedene Typen

Manche Menschen sind morgens um acht Uhr fit für den Tag, während sich andere um diese Uhrzeit noch äußerst schwertun – selbst bei gleicher Schlafdauer. Woran liegt das? Exper-ten unterscheiden drei verschiedene „Chrono-typen“ , die zu verschiedenen Zeiten wach oder müde sind. Die Frühaufsteher, auch Ler-chen genannt, stehen morgens fit und gut gelaunt in den Startlöchern. Die Eulen als Spätaufsteher hingegen schlafen zur selben Zeit eigentlich noch – sie erleben bis zu zwei Stunden später ihre kreative Hochphase.

Die meisten Menschen gehören allerdings zur Kategorie „Normaltyp“ . Spielt sich das Leben draußen ab, etwa in mediterranen Ländern, gibt es deutlich mehr Normaltypen. Das heißt, dass unser Körper möglicherweise draußen besser mit sich in Einklang kommt.

Was können wir tun?

Grundsätzlich raten Experten, sich so weit wie möglich nach der inneren Uhr zu richten. Wenn das nicht geht, sollten Betroffene die innere Uhr austricksen: Wer etwa gegen seinen Rhythmus früh zur Arbeit oder zur Schule muss, sollte besser zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren. Das zusätzliche Sonnen-licht hilft den Spätaufstehern, ihre innere Uhr gezielt „nachzueichen“ .

Ein weiterer Trick und ein guter Ausgleich ist das Power-Napping, der kurze Mittagsschlaf.

Wer mindestens dreimal pro Woche mittags schläft, baut Stresshormone ab und senkt dadurch das Herzinfarktrisiko um 37 Prozent, so eine Untersuchung der Harvard School of Public Health in Boston. Doch das Schläfchen sollte kurz sein, zehn Minuten reichen. Wer länger als 30 Minuten schläft, muss damit rechnen, nach dem Schlafen erstmal noch müder zu sein als davor. Der Grund: Wenn wir schlafen, beginnen wir mit dem traumintensiven, flacheren REM (Rapid-Eye-Movement)-Schlaf. Nach circa einer halben Stunde folgt der Tief-schlaf, aus dem wir nur schwer und müde erwachen.

Aus dem Takt durch die Sommerzeit

Im Frühjahr und im Herbst stellen wir die Uhr auf eine mitteleuropäische Sommerzeit um. Jedes Jahr kämpfen viele Erwachsene, aber auch Kinder, immer wieder mit diesem künst-lichen Wechsel. Warum? Forscher fanden her-aus, dass die Zeitumstellung von einer Stunde den Körper stärker belastet, als viele vermuten. Denn hier verändern sich die Uhrzeit, aber auch die Lichtverhältnisse – und das ist für die innere Uhr entscheidend. Sie muss im Frühjahr eine Veränderung des Lichts von drei Wochen und im Herbst sogar von vier Wochen ausgleichen. Das bedeutet: Wenn es nach der Zeitumstel-lung im Herbst Anfang November plötzlich bereits um 17 Uhr statt um 18 Uhr dunkel wird, wäre dies ohne Zeitumstellung erst vier Wochen später der Fall. Kein Wunder also, dass uns die Umstellung zu schaffen macht.

GUT ZU WISSEN!

Kein Mittagsschlaf | Während der „Umstel-lungszeit“ – also der drei Wochen im Frühjahr und der vier Wochen im Herbst – sollten Sie auf den Mittagsschlaf verzichten, um abends so richtig müde zu sein. Statt Schlafmittel zu nehmen, sollten Sie auf die allgemeinen Regeln der Schlafhygiene achten. Lesen Sie hierzu auch die „Tipps zum Schlafen“ auf www.tk.de, Webcode 020926. Dort können Sie auch einen „Schlaf-Check“ machen und so herausfinden, ob Sie eventuell unter Schlaf-störungen leiden.

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Medizin mit Taktgefühl

Nicht nur der gesunde Körper kennt rhythmisch wiederkehrende Prozesse. Ärzte beobachten in ihrer täglichen Arbeit immer wieder, dass auch Krankheiten jahres- und tageszeitlichen Schwankungen folgen. Menschen mit Asthma bronchiale wissen zum Beispiel, dass sie bei winterlich kaltem Wetter mehr an Luftnot leiden als im Frühling. Und es ist auch kein Zufall, dass zum Beispiel der Herzinfarkt in den frühen Morgenstunden gehäuft auftritt und Menschen mit starken Allergien nachts öfter schlecht Luft bekommen. Je nach Tageszeit reagieren die Organe unseres Körpers anders und es ver-ändert sich kontinuierlich, welche Botenstoffe oder Hormone wann ins Blut gelangen.

Gleiches gilt für Medikamente: Sie können je nach Tageszeit unterschiedlich stark oder schwach wirken. Das Notfallmittel von Herz-patienten zum Beispiel, das Nitrospray, wirkt morgens stärker als abends. Es ist also viel effektiver, die Einnahme von Medikamenten zeitlich optimal anzupassen, um damit mög-licherweise die Gesamtdosis zu reduzieren. Das erspart den Betroffenen eventuelle Nebenwirkungen der üblichen Therapie von „morgens, mittags, abends“ .

Zur rechten Zeit

Das Wissen über die natürlichen Schwankungen von Krankheiten hilft Ärzten und Betroffenen, ge-zielt und zum richtigen Zeitpunkt vorzubeugen.

Beispiel Allergie | Wissenschaftler konnten unter anderem nachweisen, dass die Lunge nachts viel sensibler auf allergieauslösende Substanzen reagiert als tagsüber. In dieser Zeit schüttet sie den Botenstoff Histamin schneller aus, der die allergische Antwort des

Körpers bewirkt. Deshalb brauchen zum Beispiel Menschen mit allergischem Asthma nachts deutlich mehr Medikamente als tagsüber.

Beispiel Angina pectoris und Herzinfarkt | Vorübergehende Herzschmerzen, sogenannte Angina-pectoris-Beschwerden, oder auch ein Herzinfarkt treten am frühen Morgen beson-ders häufig auf. Und das hat seinen Grund: In dieser Zeit beginnt der Körper nämlich, aktiv zu werden. Der Übergang vom Schlafen zum Wachsein wird vorbereitet, indem das für Aktivität sorgende Nervensystem sehr plötz-lich hochgefahren wird. Als Folge beginnt das Herz schneller zu schlagen, es pumpt mehr Blut in die Gefäße und entsprechend steigt der Blutdruck. Das belastet Herz und Kreislauf, was bei Vorschäden entsprechende Folgen haben kann. Passt der behandelnde Arzt die Einnahme der Medikamente zeitlich an, ist die Therapie in vielen Fällen erfolgreicher.

Beispiel Besuch beim Zahnarzt | Zu Ihrem Zahnarzt gehen Sie am besten nachmittags. Gleich starke Schmerzen werden im Laufe des Tages sehr unterschiedlich wahrgenom-men. Nach wissenschaftlichen Tests sind sie gegen 15 Uhr am geringsten. Außerdem wirkt das lokale Betäubungsmittel Lidocain, das der Zahnarzt verwendet, nachmittags intensiver als am Morgen.

Viele Erkenntnisse der modernen „Chrono-pharmakologie“ werden bereits in den ärztli-chen Empfehlungen, den Leitlinien für die Therapie einiger Erkrankungen, berücksich-tigt. Jeder behandelnde Arzt sollte deshalb wissen, wann das von ihm verordnete Medikament am besten wirkt. Fragen Sie im Zweifel einfach nach.

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„Biorhythmus“ – Achtung Unterschiede

Das relativ junge Forschungsgebiet der „Chronobiologie“ untersucht, wie sich die sogenannten „biologischen Rhythmen“ , zum Beispiel der Tag-Nacht-Rhythmus, auf den menschlichen Körper auswirken. Aber Achtung: Der biologische Rhythmus ist nicht zu verwechseln mit dem in Zei-tungen und im Internet viel beworbenen Begriff des „Biorhythmus“ . Nur mit dem Geburtsdatum berechnet sich hier – wie bei einem Horoskop – die individuelle Tagesform eines Menschen. Diagramme und mathematische Modelle sollen die besondere Glaubwürdigkeit belegen.

Nach dieser pseudowissenschaftlichen Theorie durchlaufen alle Menschen von Geburt an immer wieder die gleichen emotionalen (im 28-Tage-Rhythmus), geistigen (im 33-Tage-Rhythmus) und kör-perlichen (im 23-Tage-Rhythmus) Hochs und Tiefs. Forscher wissen jedoch, dass jeder Mensch anders tickt.

Gesund bei Wind und Wetter

Immer wieder berichten Menschen, wie sehr sie das Wetter oder ein Wetterumschwung belastet. Umfragen zufolge sind über die Hälf-te der Deutschen wetterfühlig. Wie „wasser-dicht“ , also wissenschaftlich nachweisbar, die-ser negative Einfluss auf unsere Gesundheit ist, wird diskutiert und kritisch hinterfragt. Denn die natürlichen Kräfte von Wind und Wetter wirken nicht auf alle Menschen gleich herausfordernd.

Manche Phänomene gehören nach neuesten Erkenntnissen wohl eher zu den verbreiteten Mythen des Alltags. Aber die Frühjahrsmüdig-keit oder der hämmernde Kopfschmerz bei erhöhten Ozonwerten – diese Ereignisse beeinflussen die Gesundheit und haben teil-weise handfeste Gründe. Eindeutig erwiesen ist, wie sehr das richtige Klima hilft, die Beschwerden bei Allergien oder Asthma zu bessern. Vielen Betroffenen hat die Kur am Meer oder der Aufenthalt in den „allergie-armen“ Bergen geholfen, mit ihrer Krankheit besser zu leben. Die „Klimatherapie“ gehört zu den klassischen Naturheilverfahren.

Im Frühjahr müde und im Winter dick

Mehr als die Hälfte der Menschen und mehr Frauen als Männer fühlen sich in den ersten Monaten des Frühlings anhaltend müde und schlapp. Warum? Durch die steigenden Tempe-raturen weiten sich die Blutgefäße und der Blutdruck fällt. Gleichzeitig erhöht sich nach dem kalten Winter die Körperkerntemperatur auf einen Normwert um die 37 Grad und der Stoffwechsel kommt in Gang. Das verbrennt zwar den Winterspeck, belastet aber den Kör-per und macht so müde. Hinzu kommt eine hormonelle Schieflage, denn im Frühling haben wir einen „Hangover“ vom Winter: Noch sorgt das Hormon Melatonin für ein großes Schlaf-bedürfnis, während das stimulierende Glücks-hormon Serotonin noch nicht ausreichend produziert wird.

GUT ZU WISSEN!

Raus an die frische Luft | Ein Spaziergang wirkt in allen Jahreszeiten Wunder, denn durch die Bewegung und das Licht kurbeln wir die Produktion des Glückshormons Serotonin an.

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Wetterfühligkeit auf dem Prüfstand

Ein Drittel der Deutschen gibt in Umfragen an, hin und wieder wegen des Wetters nicht arbeitsfähig zu sein. Ist dieses Problem der Wetterfühligkeit eingebildet oder echt? Aus Expertensicht ist die Antwort nicht eindeutig. Zu vielfältig sind die möglichen Wetterfaktoren von Luftfeuchtigkeit bis zu potentiellen Druckschwan-kungen, die Beschwerden erklären sollen.

Aber es gibt Wetterlagen, die für alle Menschen besonders anstrengend sind. Extreme Tempe-raturen zum Beispiel werden aus gutem Grund als belastend erlebt. Denn mit Schwitzen oder Frieren muss unser Körper die normale Tempe-ratur immer wieder neu regulieren, und das kostet Kraft.

Wissenschaftlich gesichert ist, dass

heißes und feuchtes Wetter besonders für Herzpatienten anstrengend ist,

bei trockenem Wetter mit hoher Belastung durch Feinstaub und Pollen allergieähnliche Beschwerden auch bei Nichtallergikern zunehmen,

hohe Ozonwerte an sonnigen Tagen zu mehr Erkrankungen der Atemwege führen,

bei kaltem und feuchtem „Rheumawetter“ die Gelenke mehr als sonst schmerzen.

TK-LEISTUNG | Gesundheits-Check-up

Der Gesundheits-Check-up hilft, vor allem Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie eine Zuckerkrankheit (Diabetes mel-litus) rechtzeitig zu erkennen. TK-Versicher-te können diese Untersuchung ab Beginn des 36. Lebensjahres jedes zweite Jahr in Anspruch nehmen. Die Abrechnung erfolgt direkt über die Gesundheitskarte.

Wird dabei eine Krankheit festgestellt oder besteht der Verdacht auf eine Erkrankung, so sorgt der Arzt dafür, dass eine weiterge-hende gezielte Diagnostik erfolgt und gegebenenfalls medizinisch erforderliche Maßnahmen eingeleitet werden. Noch Fragen? Auf www.tk.de, Webcode 035610, oder unter Tel. 0800 - 285 85 85 (24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr, gebührenfrei innerhalb Deutschlands) erfahren Sie mehr.

GUT ZU WISSEN!

Den Körper stärken | Wetterfühlige sollten

ihren gesamten Orga-nismus, speziell das

vegetative Nervensys-tem, stärken. Der

regelmäßige Saunabe-such oder Wechselgüsse

trainieren den Körper, sich schneller auf wechselnde Wetterlagen einzustellen. Achtung: Vor dem ersten

Saunabesuch empfiehlt sich ein Check-up beim

Hausarzt.

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Das Geschäft mit dem Biowetter

Scheinbar neutrale Vorhersagen des „Biowet-ters“ nutzen die tatsächliche Wetterfühligkeit und die Sorge der Menschen um ihr Wohlbe-finden aus. In jeder Tageszeitung und sogar auf Ärzteseiten im Internet finden sich täglich neue Vorhersagen über das zu erwartende Biowetter. Mit dem positiv besetzten Zusatz „Bio-“ wer-den hier bestimmte Wetterlagen unmittelbar für die schmerzende Narbe, Kopfschmerzen oder auch das Stimmungstief verantwortlich gemacht.

Aber so einfach ist es nicht. Experten sehen diesen Zusammenhang kritisch und raten, sich durch die Vorhersagen des Biowetters nicht unnötig verrückt machen zu lassen. Denn bei

welchem Wetter ich mich gut oder schlecht fühle, ist individuell sehr verschieden und schwankt von Tag zu Tag. Die „gefühlte Tempe-ratur“ unterscheidet sich außerdem bei allen Menschen von der tatsächlichen Temperatur. Bei kaltem Wetter und viel Wind liegt etwa die gefühlte Temperatur bis zu 15 Grad Celsius unter dem, was das Thermometer anzeigt. Der Deutsche Wetterdienst berechnet das Biowet-ter aber für alte und junge, dicke und dünne sowie kranke und gesunde Menschen gleich. Es wird nur das „thermische Empfinden“, also die gefühlte Temperatur, eines Durchschnitts-menschen vorausgesagt. Ganz klassisch ist der sogenannte Michel 35 Jahre alt und wiegt 75 Kilogramm bei einer Größe von 1,75 Meter. Insofern sind Biowetterprognosen nur mit Vor-sicht zu genießen.

GUT ZU WISSEN!

Auf sich hören | Wir sind keine Maschinen, die immer gleich funktionie-ren. Respektieren Sie Ihre persönliche Tagesform und hören Sie auf Ihren Bauch. Das heißt: Wenn Sie einen schlechten Tag haben oder sich trotz eines schönen Sommer-tags schlapp fühlen, dann verzichten Sie zum Beispiel auf die übliche Joggingrunde und gehen vielleicht besser spazieren.

Stimmt's oder stimmt's nicht?

Schützt Vorbräunen vor Sonnenbrand?

Viele Menschen glauben immer noch, dass sie sich durch „Vorbräunen“ im Solarium auf den Urlaub vorbereiten können. Ein gefähr-licher Irrtum. Sonnenstudios arbeiten in der Regel nur mit einem Teil des Lichts, den UVA-Strahlen.

Diese zusätzliche Strahlendosis ist unnötig belastend, denn erst durch die UVB-Strah-len des Sonnenlichts entsteht in der Haut ein echter Schutz. Nur diese Strahlen bewir-ken, dass die schützende Hornschicht wächst und sich eine sogenannte Licht-schwiele bildet.

Kann Alkohol wärmen?

Im ersten Moment scheint ein Glühwein oder ein Schnaps zu wärmen, aber dieser Eindruck täuscht. Alkohol bewirkt, dass sich die Blutgefäße weiten. Was zunächst die Durchblutung anregt, führt aber relativ schnell zu einer mangelnden Blutversor-gung der inneren Organe und zu einem Wärmeverlust. Als Folge sinkt die Körper-temperatur weiter ab und es kommt leich-ter zu Erfrierungen. Fatal ist dann zusätzlich, dass Alkohol auch die natürlichen Schutzre-flexe betäubt – die Betroffenen empfinden die Kälte nicht mehr und reagieren daher nicht angemessen. Besser wäre es, statt Alkohol einen wärmenden Holunderblüten- oder Ingwertee zu trinken.

TK-LEISTUNG | TK-Gesundheitskurse

Die TK bietet für jeden den richtigen Kurs. Ob Bewe-gung, Ernährung, Stress-bewältigung, Entspannung oder Suchtprävention – zu allen Themen gibt es qua-litätsgesicherte Angebote auf neuester wissenschaft-licher Basis. Mehr dazu fi nden Sie auf www.tk.de, Webcode 5442. Gerne können Sie sich auch an Ihre TK-Geschäftsstelle wenden oder an das TK-ServiceTeam unter Tel. 0800 - 285 85 85 (24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr, gebührenfrei innerhalb Deutschlands).

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12 | Mensch und Natur

t heilenDie richtige Ernährung hilf

Längst essen wir nicht mehr nur, weil wir Hunger haben. Wir essen, um

satt zu werden, aber auch, weil wir noch gemütlich zusammensitzen oder

weil uns einfach langweilig ist.

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Gesund zu essen ist immer ein Balanceakt, der unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden muss. In unserem westlichen Kultur-kreis möchten wir das Essen in erster Linie genießen. Aber eine gesunde und ausge-wogene Ernährung kann noch viel mehr. Nach dem Motto „Du bist, was Du isst“ kann das, was wir essen, eine vorbeugende und sogar heilende Kraft entwickeln. Dieser neue Impuls kam in den letzten Jahren unter anderem aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Nicht mit Tabletten, sondern unter anderem mit dem täglichen Essen nimmt der Betroffene seine Genesung selbst verantwortlich in die Hand. Dieses Wissen über das ursprünglichste Naturheilverfahren, unsere Ernährung, setzt sich jetzt auch bei uns immer mehr durch und hilft in Zeiten von Fast Food & Co, neue Wege zu gehen.

Zwischen Chance und Versuchung

Gesundheitsbewusste Ernährung setzt heute enorm viel Wissen voraus und jede Menge innere Stärke, auch einmal nein zu sagen. Aber das gelingt nicht immer, die Zahlen sprechen für sich.

Nur die wenigsten Deutschen bringen ein nor-males Gewicht auf die Waage. In Deutschland sind zum Beispiel fast 20 Prozent der Kinder zu dick oder gar fettleibig. Eine der Ursachen ist der übermäßige Verzehr von Junkfood. Vier- bis sechsjährige Kinder essen davon rund 50 Kilogramm pro Jahr – und das hat Folgen. Viele der heutigen Zivilisationserkrankungen – bis hin zu Krebs – sind unmittelbar auf eine falsche Ernährung zurückzuführen. Wir essen uns krank, weil wir der Versuchung, gehaltvoll zu essen, nicht widerstehen und die tatsächlichen körperlichen Bedürfnisse falsch einschätzen.

Fleisch und nochmal Fleisch

Vor zwei bis drei Millionen Jahren lebten die Menschen der Steinzeit als Jäger und Samm-ler. Sie ernährten sich zu 90 Prozent von Fleisch sowie Beeren, wilden Früchten, Pilzen und Nüssen – Milchprodukte und Getreide gab es nicht. Diese heute wieder in Mode gekommene „Steinzeitdiät“ hatte damals ihren Sinn, denn der Bedarf an energierei-chem Eiweiß war hoch. Der Steinzeitmensch hatte ein großes Gehirn und enorm viele Mus-keln, die ständig neue Kraftnahrung brauchten.

Doch die Gewohnheiten änderten sich im Laufe der Zeit: Wir bewegen uns heute weniger und brauchen deshalb nicht mehr so viel Eiweiß. Erst vor wenigen tausend Jahren wurde der Ackerbau eingeführt und die Menschen hatten plötzlich größere Mengen Kohlenhydrate zur Verfügung. Dies veränderte das Essverhalten grundlegend.

Das Essen der Neuzeit

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts bestand das Essen überwiegend aus preiswerten Koh-lenhydraten, also aus Getreide und Kartoffeln. Dann kamen die Kohlenhydrate als Dickma-cher in Verruf und die Menschen konnten sich Fleisch auch wieder leisten. Seit circa 100 Jah-ren geht der Trend wieder zu mehr Fleisch und – was in der Geschichte neu ist – zu einer insge-samt sehr fettreichen Kost, allerdings ohne das entsprechende Bewegungspensum des Nean-dertalers: Jagen ist out, „Take-away“ ist in.

Essgewohnheiten unter der Lupe | Machen Sie den Test: Wie viele Mahlzei-ten nehmen Sie zu sich? Lassen Sie sich genügend Zeit zum Essen? Und essen Sie auch „das Richtige“? Antworten auf diese und andere Fragen bekommen Sie auf www.tk.de, Webcode 037696.

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So viel soll's sein

Was wir essen, sollte „genug“ Kohlen- hydrate enthalten. In unserer Nahrung kom- men sie in Form von Zucker, Stärke und Ballaststoffen vor. Kohlenhydrate liefern dem Körper einen großen Teil der benötig- ten Energie. Enthalten sind sie vor allem in Getreide und Getreideprodukten, zum Bei- spiel in Brot, Müsli, Reis, Nudeln und Hafer- flocken. Ob es die offiziell angeratenen 50 Prozent sein müssen, ist noch die Frage. Die „Low Carb“-Ernährung empfiehlt, nur wenig oder gar keine Kohlenhydrate zu essen und dadurch abzunehmen. Eine neuere Variante rät, sich nur von Lebensmitteln mit einem niedrigen glykämischen Index zu ernähren, also zum Beispiel nicht von Weiß- brot und Nudeln. Der glykämische Index sagt aus, wie schnell und wie hoch der Blutzucker nach dem Essen verschiedener Nahrungs- mittel ansteigt. Für welche Richtung sich der Einzelne letztlich entscheidet, ist immer auch Geschmackssache. Experten raten aber, nur dann kohlenhydratärmer zu essen, wenn das Gewicht reduziert werden soll.

Im Idealfall sollten rund 20 Prozent der Nahrung aus Eiweiß, sogenannten Proteinen, gedeckt werden. Eiweiße setzen sich aus den kleineren Aminosäuren zusammen und liefern das Baumaterial für Muskeln, Organe und Blut, aber auch für Enzyme und Hormone. Einen Teil dieser lebensnotwendigen Amino- säuren kann der Körper nicht selbst produ- zieren. Außerdem kann er das aufgenom- mene Eiweiß nicht speichern. Deshalb müssen wir mit dem Essen regelmäßig und bewusst Eiweiß aufnehmen. „Nebenbei“ dient Eiweiß auch als Ersatzenergiequelle, zum Beispiel, wenn wir zu wenige Kohlen- hydrate essen.

Besonders zurückhaltend sollten wir im Umgang mit Fett sein. Maximal 30 Prozent der Energie sollten wir als Fett aufnehmen. Als beliebter Träger von Geschmack wird Fett überall eingesetzt. Nicht nur die Butter auf dem Brot, sondern vor allem die ver- steckten Fette zum Beispiel in Wurst, Käse oder auch Schokolade machen dem Wohl- fühlgewicht zu schaffen. Mit rund 60 Gramm Fett am Tag kommen wir gut aus – aber schon eine Bratwurst mit Pommes frites und Mayonnaise hat bereits 87 Gramm. Aber ohne Fett geht es auch nicht. Damit die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K vom Körper aufge- nommen werden, braucht zum Beispiel der Möhreneintopf immer auch etwas Butter oder Öl.

Achtung | Optimal ist hochwertiges Fett mit möglichst vielen ungesättigten Fett-säuren, wie sie zum Beispiel in Lein- oder Rapsöl zu finden sind. Sie schützen unter anderem vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Obst und Gemüse können reichlich verzehrt werden. Zwei Portionen Obst und drei Por- tionen Gemüse sind für eine gute Versor- gung optimal. Zur besseren Orientierung hilft das „Handmaß“: Was in eine Hand passt, gilt als die richtige Portionsgröße – also große Portion bei großer Hand, kleine Portion bei kleiner Hand.

Tipp | Unter www.tk.de finden Sie unter anderem alles Wissenswerte über Vitamine, Webcode 037762, und Mineralstoffe, Webcode 037806.

GUT ZU WISSEN!

Nicht zu viel Eiweiß | Diäten, die auf viel Eiweiß setzen, sind einseitig und

deshalb – auch für sportliche Menschen –

nicht zu empfehlen. Denn zu einem echten

Eiweißmangel kommt es in den Industrieländern nur sehr selten – auch

wenn manche Firmen und Fitnessstudios davor eindringlich warnen.

Ihr Interesse besteht in erster Linie darin, eine

große Produktpalette an Eiweißdrinks und -pulver an den muskelsüchtigen

Mann und die gesund-heitsbewusste Frau zu

bringen. In Wahrheit essen die meisten

Menschen heute sogar zu viel Eiweiß, vor allem aus

tierischen Produkten. Dies kann zum Beispiel zu

Herz-Kreislauf-Erkran-kungen, Erkrankungen

des Magen-Darm-Traktes und Gelenkbeschwerden

führen.

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Sich gesund essen

Über das Essen versorgen wir uns mit lebens-wichtigen Bausteinen, Flüssigkeit und der täg-lich benötigten Energie. Je hochwertiger die Nahrung ist, desto mehr Kraft liefert sie uns. Qualitativ schlechte Produkte schwächen dagegen unseren Organismus in einem Maß, das lange unterschätzt wurde.

Zum Beispiel bei Kindern, die noch wachsen müssen, und bei kranken Menschen gilt der Grundsatz: Muss der Körper besonders viel leisten, ist er noch mehr als sonst auf gutes und ausgewogenes Essen angewiesen. Gutes Essen bedeutet aber auch, dass jede Lebens-lage oder Krankheit besondere Anforderungen

an die Ernährung stellt: Schwangere brauchen zum Beispiel in den ersten Monaten unter anderem ausreichend Folsäure, bei altersbe-dingten Augenkrankheiten empfiehlt sich vitaminreiches Essen, bei Bluthochdruck soll-ten Alkohol und Kaffee vermieden werden. Jede Erkrankung, aber auch jeder einzelne Mensch braucht etwas anderes, um gesund zu bleiben. Wer das erkennt, hat große Chancen, sich auch ohne Tabletten und Spritzen gesund zu essen.

Lustvoll genießen

Sich gesund zu essen heißt auch, mit Genuss zu essen. Oft denken wir bei gesunder Ernäh-rung an Verzicht auf Schokolade und Bratwurst statt an einen italienischen Vorspeisenteller mit eingelegtem Gemüse. Um sich selbst zu motivieren, lohnt es sich, das eigene Essver-halten sowohl gesund als unbedingt auch lust-voll zu gestalten. Und es geht beides: Exoti-sche Gerichte aus fernen Urlaubsländern zum Beispiel sind oft gesund und steigern laut Experten die Freude am Essen.

GUT ZU WISSEN!

Gesunde Ernährung „in Stichworten“ | Fünf Portionen – jeweils eine Handvoll – Obst und Gemüse pro Tag essen, etwa 400 bis 800 Gramm.

Vitaminreiche Kost bevorzugen.

„Bunt essen“. Gemüse und Obst in unter- schiedlichen Farben enthält verschiedene für den Menschen lebensnotwendige Inhaltsstoffe.

Vollkornprodukte bevor- zugen, möglichst wenig Weißmehl essen.

Wenig Fleisch zu sich nehmen, nur ein- bis zweimal pro Woche.

Ein- bis zweimal pro Woche fetten Seefisch essen – dieser ist reich an Omega-3-Fettsäuren.

Geräucherte, gepökelte und mit Nitrit konservierte Fleischwaren ein- schränken.

Gesamtfettmenge reduzieren.

Übergewicht vermeiden.

Alkoholkonsum einschränken.

TK-LEISTUNG | Ernährungskurse

Haben Sie ein Gewichtsproblem? Dann kommt es nicht nur darauf an, wie viel Sie essen. Wichtig ist vor allem, was Sie zu sich nehmen. In den TK-Ernährungskursen lernen Sie, Ihre individuellen Ernährungsgewohn-heiten umzustellen und sich abwechslungs-reich und gesund zu ernähren. Mehr zum Thema lesen Sie auf www.tk.de, Webcode 134878.

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Das Richtige auswählen

Um seine Beschwerden zu lindern, hilft es, den Speiseplan der jeweiligen Krankheit anzu-passen. Ergibt der Gesundheitscheck zum Bei-spiel einen zu hohen Cholesterinwert, so rät der Arzt unter anderem, auf Butter zu verzich-ten. Sind die Gefäße verkalkt, sollte die Nah-rung spätestens dann mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie etwa in Rapsöl enthalten. Weitere Beispiele:

Bei Lebererkrankungen: fettreiches und scharf gewürztes Essen vermeiden, nicht zu viele Eier essen und möglichst keinen Alkohol und Kaffee zu sich nehmen.

Bei Verdauungsproblemen: mehr Bewegung und genug trinken, fettarmes und ballast- stoffreiches Essen bevorzugen und Krank- heiten zum Beispiel der Schilddrüse abklären.

Bei Arthrose (Gelenkverschleiß): auf Schweine- fleisch und Wurst weitgehend verzichten, fettarm und nährstoffreich essen, entzün- dungshemmende Gewürze wie Kurkuma verwenden sowie Omega-3-Fette bevorzugen und Gewicht reduzieren.

Sorgen Sie für Ihr Wohlbefinden | Testen Sie sich selbst: Wissen Sie, was Ihnen gut-tut? Und tun Sie dies dann auch? Überprüfen Sie auf www.tk.de, Webcode 109476, ob Sie genügend auf sich achtgeben.

Nährstoffe im Blick behalten

Die meisten Deutschen haben heute genug zu essen. Trotzdem sprechen Ärzte auch bei uns immer öfter von einem Mangel an wichtigen Mikronährstoffen. Warum? Der ökonomische Druck billiger Restaurants und Imbisse, aber auch von Kantinen und bei der Schulverpfle-gung geht oft zu Lasten einer nährstoffreichen Versorgung. Hier ist jeder Einzelne gefragt, für sich selbst und seine Kinder auf hochwertiges Essen und eine gesunde Esskultur zu achten.

Gesunde Ernährung setzt Qualität voraus. Moderne Lebensmittel enthalten aber oft problematische Inhaltsstoffe. Was in der Stein-zeit noch frisch gejagt auf das Feuer kam, wird heute mit aufwendigen Verfahren haltbar, schmackhaft und optisch attraktiv gemacht. Wer heute gesund bleiben will, der muss genau hinsehen und bewusst auswählen, was auf den Teller kommt.

Und das ist oft schwierig: Jährlich werden über 1.000 Lebensmittel neu auf den Markt gebracht, viele sind nur unzureichend gekenn-zeichnet. Die angebotene Vielfalt ist verwir-rend und setzt auf Masse statt auf Qualität. Große Mengen Zucker, künstliche Aromen und billige Fette wie Palmöl gehören mittlerweile zum Standard, besonders im wachsenden Bereich der Fertigprodukte. Relativ neu sind gentechnisch veränderte Lebensmittel – mög-liche Auswirkungen auf die Umwelt und unsere Gesundheit wurden bisher noch nicht lang-fristig untersucht.

TK-LEISTUNG | TK-Broschüre Ernährung

Die Broschüre vermittelt unter anderem die Grundlagen für eine genussvolle und gesunde Ernährung. Außerdem beschreibt sie zum Beispiel aktuelle Ernährungstrends und klärt Fragen zur Sicherheit unserer Lebensmittel, zu Gentechnik, Biolebens-mitteln und alternativen Ernährungs-formen. Sie erhalten die Broschüre in Ihrer TK-Geschäftsstelle oder auf www.tk.de, Webcode 6544.

GUT ZU WISSEN!

Hier gibt's Hilfe | Wer sich bei der Auswahl der

richtigen Lebensmittel unsicher fühlt, sollte beim

Hausarzt nachfragen. Er überweist, wenn nötig,

zu einer ausführlichen Ernährungsberatung.

Besonders sinnvoll ist das etwa bei Herz-Kreislauf-

Erkrankungen, Nahrungs-mittelallergien und Dia-

betes. Hier unterstützen veränderte Essgewohn-heiten nachweislich die medizinische Therapie.

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Was heißt hier „Bio“?

Aus Sorge vor giftigen Rückständen im Essen greifen viele Menschen auf Bioprodukte zurück, die mittlerweile auch in Supermärkten mit eigenem Bio-Label angeboten werden. Doch auch hier ist nicht alles so eindeutig, wie es scheint, und der Verbraucher muss genau hinsehen. Trägt ein Produkt die offizielle Kennzeichnung „Bio“ oder „Öko“ , dann müssen gesetzlich vorgeschriebene Regeln eingehalten werden. Diese Lebensmittel dürfen

keine Antibiotika und Leistungsförderer,

keine Gentechnik,

keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und

keine mineralischen Dünger

enthalten. Außerdem ist eine zusätzliche Bestrahlung verboten und Tiere müssen art-gerecht gehalten sowie nach ökologischem Standard gefüttert werden. Strenger als diese europäische Öko-Verordnung kontrollieren die einheimischen Bioverbände, was sich dann im Preis widerspiegelt. Irreführend und gefähr-lich sind dagegen Bezeichnungen wie „aus kontrolliertem Vertragsanbau“ , „unbehandelt“ oder nur „kontrolliert“ . Hier ist Vorsicht geboten: Diese Angaben unterliegen keiner gesetzlichen Vorschrift und täuschen Qualität nur vor.

Sauer macht nicht lustig

In Apotheken und Drogeriemärkten wird für Produkte geworben, die gegen eine Vielzahl von Beschwerden helfen sollen, die alle auf eine sogenannte Übersäuerung des Körpers zurückzuführen sind. Der Verbraucher bekommt zum Beispiel basisches Wasser oder Basenpulver angeboten oder er kann seine persönliche Säurebelastung testen – wie seriös ist das?

Richtig ist, dass der Körper seinen „Säure-Basen-Haushalt“ bei einem pH-Wert von 7,4 im Gleichgewicht halten muss. Essen wir viel Weißmehl, Wurst und Käse und haben viel Stress, werden wir „sauer“ . Der Organismus muss dann diese angestauten Säuren erst wieder ausscheiden, um im Gleichgewicht zu bleiben. Schafft er das über eine längere Zeit nicht, so belastet das unseren Körper.

Nach dem Denkmodell der „Säuren und Schlacken“ sollen die meisten Zivilisations-krankheiten von Allergien bis Bluthochdruck auf eine solche chronische Übersäuerung zurückgehen. Dies ist wissenschaftlich nicht bewiesen, das Gegenteil allerdings auch nicht. Teure basenhaltige Produkte sind des-halb für stressgeplagte Menschen kein Muss. Und es geht auch anders: Wer viel Obst und Gemüse isst, genug trinkt und sich regel-mäßig bewegt, baut die Säuren ganz preis-wert und aus eigener Kraft wieder ab. Und hier noch ein Tipp für denjenigen, den der Stress „sauer“ macht: Möglichst jeden Tag eine Entspannungstechnik ausüben. Das beruhigt nicht nur die Nerven, sondern harmonisiert auch den Stoffwechsel.

Gesundheitsbewusstes Verhalten lohnt sich …

TK-LEISTUNG | Entspannen Sie per CD

Sind Sie angespannt und gestresst? Dann besorgen Sie sich die beiden CDs der TK „Atementspannung“ und „Progressive Muskelentspannung“. So können Sie Stress abbauen und Ihr Wohlbefi nden steigern. TK-Versicherte erhalten die CDs kostenlos auf www.tk.de, Webcode 049412, oder direkt in ihrer TK-Geschäftsstelle.

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Darf es etwas mehr sein?

Auch das für die Händler lukrative Geschäft mit der bunten Palette an Vitaminen, Nahrungs-ergänzungsmitteln und Lebensmitteln, die zusätzlich mit gesunden Inhaltsstoffen ange-reichert wurden, ist für uns nicht unbedingt positiv. Im Fachjargon heißen sie „Functional Food“: Fruchtsäfte mit noch mehr Mineralien, Brot plus Omega-3-Fettsäuren, Joghurts mit Probiotika, Bonbons mit Vitaminen – die Werbung für diese Zusatzprodukte vermittelt vehement den Eindruck, dass unser normales Essen nicht mehr gut genug ist. Teilweise stimmt das ja auch. Aber sich von Fast Food zu ernähren und zusätzlich Vitamintabletten zu schlucken, ist keine Lösung. Und Bonbons mit Vitaminen sind eben trotzdem nicht gesund. Multivitaminpräparate „vorbeugend“ regelmäßig einzunehmen, hat sich in Studien sogar eher als schädlich erwiesen.

Im Einzelfall kann es aber durchaus sinnvoll sein, Vitamine und Mineralien zusätzlich zum „normalen“ Essen zu nehmen – zum Beispiel bei bestimmten Krankheiten, die mit Mangelzuständen einhergehen. Dies sollte aber immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Grundsätzlich ist es viel besser, sich ausgewogen zu ernähren und Nahrungsmittel auf den Tisch zu bringen, die wenig giftige Rückstände enthalten, reich an Nährstoffen sind und schonend zubereitet werden. An der Kasse im Supermarkt kann das zunächst mehr kosten, aber letztlich spart es doch Geld und ist „garantiert nebenwir-kungsfrei“ .

Die Apotheke aus dem Kühlschrank? | Macht es einen Unterschied, ob wir Vitamin-C-Tabletten nehmen oder eine Kiwi essen? Beide enthalten doch viel Ascorbinsäure, also Vitamin C. Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass die Mikronährstoffe mit der Nahrung besser aufgenommen werden. Ein möglicher Grund: In Obst und Gemüse sind die Vitamine und Mineralien nie isoliert vor-handen. Zusammen mit anderen wichtigen Inhaltsstoffen verstärkt sich deren positive Wirkung. Und nur fünf Prozent der Inhalts-stoffe unserer Obst- und Gemüsesorten sind überhaupt bekannt. Doch genau diese Mischung in den Naturprodukten macht es aus – auf sie ist der Mensch genetisch programmiert. Daher können uns isolierte Substanzen nicht das geben, was wir wirklich brauchen.

Achtung Wechselwirkungen | Was wir essen und trinken beeinflusst, wie schnell und wie stark ein Medikament im Körper wirken kann. Wer zum Beispiel Antibiotika einnehmen muss, sollte etwa zwei Stunden vor und nach der Einnahme auf Milch und Milchprodukte ver-zichten. Ansonsten bilden sich kleine Moleküle, die verhindern, dass das Antibiotikum aufge-nommen wird, und die somit dessen Wirkung abschwächen.

Patienten, die einen Betablocker einnehmen und dabei sehr eiweißhaltig essen, verzögern die Passage durch die Leber, wo das Arznei-mittel normalerweise abgebaut wird. Dadurch erhöht sich die Konzentration des Wirkstoffs im Blut und das Medikament wirkt stärker.

Nicht zusammen | Grapefruitsaft ist sehr gesund, aber nicht für

jemanden, der Medika-mente einnehmen muss.

Der Saft steigert die Wirkung vieler Arzneimit-tel um bis zu 70 Prozent.

Zum Beispiel in Kombina-tion mit Bluthochdruckmit-teln kann das dramatische

Folgen haben.

GUT ZU WISSEN!

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Für Menschen, die dauerhaft Medikamente einnehmen, ist es grundsätzlich wichtig, die speziellen Wechselwirkungen zu kennen. Es lohnt sich, daraufhin den Beipackzettel noch mal genau zu lesen oder den Arzt zu befragen.

Ganzheitlich denken, auch beim Essen

Ältere Menschen wissen oft noch sehr gut, dass zum Beispiel die Hühnerbrühe bei einer Grippe Wunder wirkt und den Körper stärkt. Sie löst festsitzenden Schleim in den Atem-wegen und enthält – so neueste Studien aus den USA – entzündungshemmende Substanzen.

Unser Wissen über die Kraft des richtigen Essens stammt überwiegend aus Zeiten, wo es noch nicht so wirksame Medikamente gab wie heute. Seit einigen Jahren interessieren sich auch mehr und mehr Wissenschaftler für diese natürliche Heilkraft unserer Nahrung. Die Ernährung in der TCM | In der Traditionel-len Chinesischen Medizin – kurz TCM – ist die Lehre von der passenden Ernährung fest ver-ankert. Entscheidend ist dabei nicht das klassi-sche ernährungsmedizinische Etikett „Besser weglassen“ oder „Besonders hilfreich“ , son-dern welche Lebensmittel den eigenen Körper am besten unterstützen. Die TCM geht von einem natürlichen Gleichgewicht der Kräfte aus, das schon gestört ist, bevor ein Mensch ernst-lich erkrankt. Durch eine spezielle Diagnostik, unter anderem die Puls- und Zungendiagnose, wird herausgefunden, welche Energiebahnen (Meridiane) unterversorgt und welche blockiert sind.

Die chinesischen Ärzte entwickelten eine ganze Wissenschaft, wie wir unsere Gesundheit positiv beeinflussen können: indem wir essen, was den Körper harmonisiert. Besonders wichtig ist dabei die „thermische Wirkung“ des Essens, nach der kalte, neutrale und warme Lebensmittel unterschieden werden. Essen wir zu viel kalte Lebensmittel wie zum Beispiel Rohkost, erlischt nach dieser Theorie „ein schwaches Verdauungsfeuer“ vollständig. Eine praktische Erkenntnis, die uns Westler in Erstaunen versetzt. Rohkost gilt doch als sehr gesund – aber das gilt nicht immer.

Manche Salatfans leiden unter Blähungen und das gibt der TCM recht: Die Verdauung wird durch Salat überlastet. Gemüse und Obst sollen deshalb nach der TCM-Lehre besser gekocht als Kompott oder als Beilage verzehrt werden. Hier gilt es, den individuell richtigen Weg zu finden. Wer mehr über die Ernäh-rungslehre der TCM wissen möchte, findet im Buchhandel zahlreiche Bücher und Ratgeber zum Thema.

GUT ZU WISSEN!

Gesunder Schlaf | Wer gut schlafen will, sollte abends wenig Eiweiß zu sich nehmen und an Rohkost nur das, was er verträgt. Besser sind leicht verdauliche Ge-richte – zum Beispiel ein vegetarisches Couscous.

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Wenn das Essen krank macht

Unwohlsein, zu viel Luft im Bauch, Kopfschmer-zen oder eine laufende Nase – schuld kann eine Nahrungsmittelallergie sein oder dass der Betrof-fene bestimmte Inhaltsstoffe schlecht verträgt.

Bei einer „echten“ Nahrungsmittelallergie ant-wortet der Körper sofort und schon bei kleinsten Mengen. Oft erleben die Betroffenen, dass sich die Haut rötet und juckt. Wer heftig reagiert, der bekommt sogar keine Luft mehr. Ein bedrohlicher Zustand, der bereits durch Spuren von etwa Nüs-sen, Mandeln, Soja oder Fisch ausgelöst wird.

Kann der Körper bestimmte Stoffe nicht vertra-gen, kommt es erst nach und nach zu Problemen. Erst ab einer gewissen Schwelle wird es zu viel. Hier gibt es zwei Formen: Bei der sogenannten Pseudoallergie verursachen unverträgliche

Zusatzstoffe, aber auch Eiweiße in Käse oder Rotwein die Beschwerden. Die Nahrungsmittelunverträglichkeit hinge-

gen ist genau genommen „nur“ eine Abbaustörung. Dem Körper fehlen abbauende Enzyme oder ein Bestandteil der Nahrung kann vom Darm nicht aufgenommen werden.

Verschiedene Unverträglichkeiten

Im Folgenden werden verschiedene Nahrungs-mittelunverträglichkeiten beschrieben.

Histaminintoleranz | Bei dieser pseudoaller-gischen Reaktion fehlen Enzyme, die Histamin aus dem Essen schnell abbauen. Der Körper reagiert, ähnlich wie bei einer echten Allergie, mit Herzproblemen, Bauch- oder Kopfschmer-zen. Betroffene sollten vorsichtig sein beim Genuss histaminreicher Nahrungsmittel. Dazu gehören reifer Käse, Salami, Rotwein, Schoko-lade, Thunfisch und Zitrusfrüchte. Auch manche Medikamente können Histamin freisetzen.

Laktoseintoleranz | Wer betroffen ist, hat nach dem Genuss von Milch und Milchprodukten mit Blähungen, Völlegefühl, krampfartigen Bauch-schmerzen und häufig Durchfällen zu kämpfen. Der Grund: Milchzucker muss vom Körper erst gespalten werden und dazu benötigen wir ein Enzym, die Laktase. Mit zunehmendem Alter oder bei einer angeborenen Laktoseintoleranz fehlt das Enzym und der Milchzucker kann nicht abgebaut werden. Etwa 15 bis 30 Prozent der

Europäer sind betroffen. Sie sollten sich bei milchhaltigen Nahrungsmitteln zurückhalten, um Beschwerden zu vermeiden.

Fructoseintoleranz | Fruchtzucker wird vom Dünndarm aufgenommen. Ist dieser Mecha-nismus aus unterschiedlichen Gründen gestört – auch eine Magenschleimhautentzündung kann dies verursachen –, gelangt Fruchtzucker in den Dickdarm und verursacht dort Verdauungsbe-schwerden. Gerade Trauben, Birnen und Beeren enthalten besonders viel Fruchtzucker – aber auch zum Beispiel in Süßigkeiten und Tomatenketchup kommt er vor. Verzichten sollten Betroffene aber nur so lange, bis sich der Körper erholt hat. Ach-tung: In dieser Zeit muss auch auf Sorbit verzich-tet werden, ein natürlicher und künstlicher Zucker-austauschstoff, der die Intoleranz verstärkt.

Glutenunverträglichkeit | Getreide, speziell Wei-zen, Gerste, Roggen und Hafer, aber auch Dinkel, enthält das Klebereiweiß Gluten. Wird dieses nicht vertragen, führt das zu schweren Veränderungen der Dünndarmschleimhaut. Als Folge davon kön-nen wichtige Nährstoffe nicht mehr vom Darm

aufgenommen werden. Symptome kön-nen unter anderem Durchfall und

Übelkeit sein sowie Vitamin- und Mineralstoffmangel. Nur eine lebenslange glutenfreie Ernäh-rung führt dazu, dass die Darm-schleimhaut wieder richtig funktioniert. Betroffene müs-sen auf andere, besser verträg-liche Getreide umstellen wie zum Beispiel Hirse, Amaranth, Buchweizen und Quinoa.

20 | Mensch und Natur

Fleisch-Männer und Salat-Frauen

Laut Umfragen empfinden es die meisten Menschen als ausgesprochen männlich, ein dickes Steak zu verspeisen, während ein knackiger Salat eher feminin wirkt. Kein Wunder, so die Wissenschaftler, dass es Männer schwerer haben, sich gesund zu ernähren. Das schadet nämlich dem männ-lichen Image. Deutsche Männer trinken im Durchschnitt mehr Alkohol als Frauen, essen zu viel – besonders fettes Fleisch – und nehmen weniger Obst und Gemüse zu sich. Und das, obwohl sie Fett schlech-ter abbauen können als Frauen. Auch wenn es paradox klingt, zuständig dafür ist das weibliche Östrogen – es hält das Gewicht unter Kontrolle. Hier sind zukünftig neue Strategien gefragt, Männern das Abneh-men und gesundes Essen schmackhaft zu machen.

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Mensch und Natur | 21

Was heißt hier zu dick?

Übergewicht ist bekanntermaßen ein Risiko – es belastet das Herz, die Gelenke, den Stoffwechsel und nicht zuletzt auch die psychische Stabilität. Neue Forschungen der Universität Tübingen haben Folgendes gezeigt: Rund 30 Prozent der Übergewichtigen haben eine „gutartige Adipo-sitas“ , das heißt, sie sind deutlich weniger anfällig für die typischen Risiken. Besonders gefährdet sind dagegen Menschen, die

ihre überzähligen Kalorien besonders am Bauch speichern,

mit zusätzlichen Risikoerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck leben,

sehr unter ihrem Gewicht leiden,

laut Ultraschall zu viel Fett in der Leber haben.

Ihnen wird von Experten geraten, vernünftig und konsequent abzunehmen.

Zwei Formeln für Ihr Gewicht

Body-Maß-Index

Um herauszufinden, ob jemand über- oder untergewichtig ist, eignet sich der sogenannte Body-Mass-Index (BMI). Er berechnet sich wie folgt:

Körpergewicht in KilogrammBMI = (Körpergröße in Metern)²

Beispiel: Wer 1,70 Meter groß ist und 65 Kilogramm wiegt, rechnet: 65 : 1,70² = 22,5

Ab wann besteht Über- oder Untergewicht?

BMI bei Männern:

unter 20: Untergewicht

20 bis 25: Normalgewicht

25 bis 30: leichtes bis mittleres Übergewicht

30 bis 40: schweres Übergewicht

über 40: massives Übergewicht

BMI bei Frauen:

unter 19: Untergewicht

19 bis 24: Normalgewicht

24 bis 30: leichtes bis mittleres Übergewicht

30 bis 40: schweres Übergewicht

über 40: massives Übergewicht

Waist-to-Hip-Ratio – Apfel- oder Birnen-Typ

Wer einen runden Bauch hat, gehört zum Typ Apfel. Bei wem das Fett an Oberschenkeln, Gesäß und Bauch sitzt, der gehört zum Typ Birne. Möchten Sie wissen, zu welchem Typ Sie gehören? Dann teilen Sie Ihren Bauchumfang in der Taille durch Ihren Hüftumfang und ermitteln so Ihren Taille-Hüft-Quotienten. Ein Wert unter 0,8 spricht für eine Birnenform, ein Wert über 1,0 spricht eher für die Apfelform.

Das Bauchfett ist besonders gefährlich und kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einige Krebserkrankungen erhöhen. Daher sollte der Bauchumfang bei Frauen nicht über 88 Zenti-metern, bei Männern nicht über 102 Zentimetern liegen.

Ganz einfach berechnen können Sie sowohl BMI als auch Waist-to-Hip-Ratio auf www.tk.de, Webcode 145238.

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22 | Mensch und Natur

Bloß nicht hungern

Eine Diät nach der anderen und doch wieder zu viel auf der Waage. Wer sich durch das Leben hungert und nur noch an Kalorien denkt, geht den falschen Weg. Jeder Verzicht führt unter anderem zu einem niedrigen Blutzuckerspiegel, der dem Gehirn Heißhunger signalisiert. Hun-gern reduziert außerdem den Grundumsatz, das heißt, wie viel Energie der Körper in Ruhe ver-braucht. Nach einer Diät können deshalb schon normale Mengen an Essen zu kalorienreich sein. Wie umgehen wir diesen Jo-Jo-Effekt? Energiegehalt beachten | Steigen Sie auf Lebensmittel um, die einen normalen bis niedrigen Energiegehalt haben. Hier lohnt es sich, genauer hinzusehen. Als Grundregel gilt: Je mehr Zucker und Fett in einem Nahrungs-mittel enthalten sind, desto höher ist die Zahl der Kalorien. Selbst wer nur kleine Portionen dieser gehaltvollen Produkte zu sich nimmt, isst mehr, als ihm guttut. Diät- oder Light-produkte sind nicht zu empfehlen. Sie täuschen oft einen niedrigeren Fettgehalt nur vor.

Das Richtige essen | Experten empfehlen heute, so viel zu essen, bis sich der Hunger legt. Dabei sind aber Nahrungsmittel zu bevor-zugen, die ballaststoffreich und kalorienarm sind. Der asketische Diät-Teller mit einem Spar-gel und einer Kartoffel ist out. Essen Sie einfach eine große Menge Gemüse. Das macht satt, ohne das Kalorienkonto zu belasten. Essen Sie dabei langsam, denn die Information „satt“ kommt erst nach zehn bis 20 Minuten im Gehirn an.

Rat und Hilfe bei Essstörungen | Unter www.bzga-essstoerungen.de bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Auf-klärung umfangreiche Informationen rund um das Thema Essstörungen für Betroffene und ihre Angehörigen. Speziell für Jugend-liche bis 20 Jahre gibt es dort auch einen „Bodycheck“ . Hier können sie ihr Essver-halten testen. Sie erfahren, wann der kri-tische Blick auf die Pfunde normal ist und woran man eine Essstörung erkennt.

Den eigenen Energieverbrauch kennen

Wer sein Gewicht halten will, darf nur so viel essen, wie er am Tag verbraucht. Das hört sich logisch an, ist aber ein bisschen komplizierter. Zwei Faktoren entscheiden gleichzeitig, wel-che Kalorienzahl wir pro Tag benötigen:

Der Grundumsatz wird von individuellen Körperfaktoren wie Größe, Alter und Geschlecht beeinflusst. Kleine Frauen und alte Menschen verbrauchen zum Beispiel weniger Energie als große Männer.

Der Leistungsumsatz hängt von den Kalorien ab, die wir durch körperliche Tätigkeiten ver- brauchen. Wird am Samstag zum Beispiel das Auto gewaschen und der Großeinkauf getätigt, dann verbrennt der Körper mehr Energie als in der Woche am Schreibtisch.

GUT ZU WISSEN!

Große Mengen ja, aber vom RichtigenTagesbedarfsrechner | Der Verbrauch von Kalorien ist

individuell verschieden. Erst die Fettpölsterchen –

nicht die verzehrten Kalorien – zeigen, ob

jemand mehr isst, als er braucht. Ermitteln Sie

Ihren persönlichen Kalorienverbrauch und Ihren Bedarf an Nähr-

stoffen, Vitaminen sowie Mineralstoffen

und Spurenelementen auf www.tk.de,

Webcode 037886.

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Stimmt's oder stimmt's nicht?

„Dinner cancelling“: jung und schlank ohne Abendbrot?

Mühelos abnehmen und gleichzeitig jung bleiben – wer nach 18 Uhr die Kalorien reduziert oder sogar auf das Essen verzichtet, dem werden verlockende Ziele in Aussicht gestellt. Verfechter dieser Anti-Aging-Theorie preisen deren Vorzüge mit scheinbar wissen-schaftlichen Erklärungen: Das abendliche Fasten soll die Produktion bestimmter Hor-mone wie des fettabbauenden und straffen-den Somatotropins anregen. Diese Hormone stehen in dem Ruf, das Älterwerden aufzu-halten. Aber dieser Jungbrunnen ist fragwür-dig. Denn nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gibt es über den Nutzen der abendlichen Askese insgesamt zu wenige aussagekräftige Studien, die außerdem noch widersprüchlich sind. Aber wer nachts gut schlafen will, der sollte trotz-dem auf ein ausgedehntes Abendessen mit schwer verdaulicher Kost verzichten. Eine leichte Mahlzeit bis spätestens 21 Uhr ist optimal.

Leben Vegetarier länger?

Bloß auf Fleisch verzichten und schon ver-längern wir unser Leben. Das hört sich gut an, aber so einfach ist es nicht. Denn hinter dem plakativen Begriff „Vegetarier“ verber-gen sich sehr unterschiedliche Arten, sich zu ernähren. Die längste Studie zur vegeta-rischen Ernährung wurde vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg durchgeführt. Die Forscher unterschieden zwischen drei Gruppen:

Veganer: Sie verzichten auf Fleisch und alle tierischen Produkte wie Eier, Milch und Käse.

Ovo-Lakto-Vegetarier: Hier wird nur das Fleisch weggelassen.

Moderne Vegetarier: Sie essen nur selten Fleisch und Fisch.

Ergebnis: Vegetarier leben länger, aber auch, weil sie sich allgemein gesundheits-bewusster verhalten. Sie verzichten häufig auf Genussgifte wie Alkohol oder Nikotin und bewegen sich regelmäßig. Kein Wun-der also, dass die „modernen Vegetarier“ am besten abschneiden.

Schärfen Möhren die Sehkraft?

Keine Frage, Möhren sind gesund. Sie ent-halten jede Menge Ballaststoffe, die den Darm anregen, und auch eine große Portion Beta-Carotin, das der Körper in Vitamin A umwandelt. Und hier beginnt der Irrtum: Vitamin A stärkt zwar das Auge, aber die Brille ersetzt es nicht. Fehlt dieses fettlös-liche Vitamin, kommt es „nur“ zu Nacht-blindheit und trockener Bindehaut. Wer keine Brille möchte, der sollte unter anderem am Bildschirm auf einen guten Umgang mit seinen Augen achten. Mehr dazu lesen Sie auch auf www.tk.de, Webcode 038842.

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eNatürlich gesund w rden

Heute vertrauen immer mehr Menschen darauf, durch Naturheilverfahren

gesund zu werden. Sie möchten ihre Gesundheit aktiv mitgestalten und

suchen nach neuen Wegen.

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Naturheilverfahren stärken unter anderem die inneren Selbstheilungskräfte. Die Krankheit bessert sich oder heilt aus, wenn das körperliche und emotionale Gleichgewicht wiederherge-stellt ist. In diesem Kapitel erfahren Sie, welche Methoden der Naturheilkunde es gibt und was Sie bei der Auswahl beachten sollten.

Heilen hat Tradition

Nicht immer gab es so viele medizinische Möglichkeiten wie heute. In Zeiten, als es modernde Medikamente wie Antibiotika noch nicht gab, gehörten Wickel, Tees und pflanzliche Salben zu jeder ärztlichen Behandlung. Sie waren das therapeutische Werkzeug eines normalen Arztes und keine „Alternativmedizin“ . Erst vor rund 150 Jahren hat sich die klassische Medizin von den Naturheilverfahren getrennt.

Der Grund: Revolutionäre wissenschaftliche Entdeckungen veränderten die Medizin in eine Richtung, die heute als „Schulmedizin“ bezeichnet wird. Die Forschung brachte neue Technologien wie das Mikroskop auf den Markt und half, biochemische Vorgänge zu ent-schlüsseln – zum Beispiel, um vielfältige neue Medikamente künstlich herzustellen. Der kriti-sche Blick auf das Heilen mit natürlichen Methoden gehörte ab dann zum guten Ton der naturwissenschaftlich denkenden Ärzte.

Hand in Hand

Krankheiten galten früher als „Prüfung Gottes“ und hatten deshalb für die Menschen einen Sinn – nicht aber in der modernen naturwissenschaftlichen Medizin. Dort sind Krankheiten eine sinnlose Störung, die besei-tigt werden muss. Natürlich war es ein großes Glück, als Antibiotika und andere hochwirksame Medikamente entdeckt wurden. Trotzdem sah man auch damals diesen medizinischen Fortschritt nicht nur positiv: Pfarrer Sebastian Kneipp, Vincenz Prießnitz, Xaver Mayer und viele andere Heilkundige setzten sich ener-gisch für die natürlichen Methoden ein. Das stärkte die Naturheilkunde, aber sie blieb lange im Schatten der „Schulmedizin“ .

Heute zählen Naturheilverfahren in Deutschland wieder zu den anerkannten ärztlichen Fach-gebieten. Es gibt sogar eine offizielle Zusatz-bezeichnung, den Arzt für Naturheilverfahren. Nachgewiesen ist zum Beispiel, dass eine ergänzende Akupunktur bei Rückenschmerzen oder Knieverschleiß hilft und dass Massage bei krankhaften Ängsten zusätzlich beruhigt und entspannt. Aus der streng abgegrenzten „Alternativmedizin“ hat sich heute mehr und mehr eine ergänzende „Komplementärmedizin“ entwickelt, die gleichzeitig eingesetzt wird. Und das entspricht den Bedürfnissen der meisten Menschen: Über zwei Drittel der Bevölkerung wünschen sich, dass Naturheilkunde und Schulmedizin zukünftig Hand in Hand arbeiten. So kann die konventionelle Medizin die Krankheit behandeln, während gleichzeitig die Naturheilkunde die Selbstheilungskräfte anregt und die „gesunden Anteile“ des Menschen weiter kräftigt.

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Den richtigen Weg fi nden

Viele Menschen engagieren sich für die eigene Gesundheit, treiben Sport oder stärken sich mit pflanzlichen Präparaten. Schon der Blick in die Regale eines Drogeriemarkts oder einer Apotheke zeigt, wie sehr wir alle auf ein lan-ges, gesundes Leben hoffen und dafür alles Mögliche ausprobieren. Diese Sehnsucht macht anfällig für verlockende Werbeangebote und gut klingende Heilsversprechen. Die Naturheilkunde findet sich deshalb nicht nur im heilenden Bereich, sondern hat ihren festen Platz auch als Wellness- und Lifestyleangebot, „ganz natürlich“ eben.

Diese scheinbar „sanfte, natürliche Medizin“ legt es nahe, dass sie jeder selbst anwenden kann. Aloe-vera-Creme für eine straffe Haut, ein Wadenwickel bei Fieber oder Arnika-Kügel-chen als erste Hilfe bei kleineren Verletzungen – kein Problem. Wer sich auch bei anderen Krank-heiten für Naturheilverfahren entscheidet, sollte die wichtigsten Methoden näher kennen. Nur so lässt sich einschätzen, welcher Weg am besten passt.

Welche Methode ist die richtige für mich?

Der Rücken schmerzt, dafür ist der Orthopäde zuständig, und Magenprobleme behandelt der Internist – in der klassischen Schulmedizin ent-scheidet die Krankheit, welche Fachrichtung oder auch welche Behandlung angesagt ist. Wer so nach dem geeigneten Naturheilverfah-ren sucht, ist auf dem falschen Weg. Homöo-pathie, Akupunktur, Osteopathie – natürliche Heilverfahren behandeln grundsätzlich alle Krankheiten. Allerdings ist bei den meisten Methoden ein Nutzen nur für einzelne, ausge-wählte Erkrankungen in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen. Diese Studien sind gesetzlich vorgeschrieben, zur persönlichen Orientierung sind sie weniger geeignet.

Das richtige Naturheilverfahren zu finden, ist eine sehr persönliche Entscheidung. Mit einer Spritzenangst ist die Akupunktur sicher der fal-sche Weg, möglicherweise hilft hier die sanfte Berührung einer osteopathischen Behandlung. Oder eine Freundin empfiehlt ihren homöopa-thisch orientierten Hausarzt und ist voll des Lobes über sein Können. Aber Sie kommen mit ihm so gar nicht zurecht, weil „die Chemie nicht stimmt“ .

GUT ZU WISSEN!

In Kombination | Naturheilverfahren lassen

sich sehr gut kombinie-ren. Wer homöopathisch

behandelt wird, kann zum Beispiel zusätzlich noch

zur Neuraltherapie gehen oder Kneippsche

Wechselgüsse machen.

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Kritisch prüfen | Wer Naturheilverfahren aus-probieren möchte oder bevorzugt, muss das meist aus eigener Tasche zahlen (siehe auch Seite 62). Angeboten wird viel, aber nicht alles ist seriös. Wissenschaftliche Studien zur Wirk-samkeit, die bei der Orientierung helfen könn-ten, fehlen häufig. Das hat einen praktischen Grund: In der Naturheilkunde wird jeder Mensch individuell behandelt. Selbst bei der gleichen Krankheit kann es sein, dass eine andere Therapie oder ein anderes Medikament sinnvoll ist.

Um wissenschaftlich korrekt bewerten zu kön-nen, wären deshalb deutlich mehr „Fälle“ erforderlich als in der klassischen Schulmedi-zin. Das ist sehr aufwendig und oft zu teuer. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die wichtigsten Regeln einer seriösen Behandlung beachten. Hier lohnt es sich, kritisch hinzusehen:

Wenn ohne genaue Diagnose oder ärztliche Begleitung behandelt wird. Im Zweifel ist es besser, vorher zum Arzt zu gehen und die medizinische Diagnose dann selbst mitzu- bringen.

Wenn der Therapeut zu Beginn nicht nach vorhandenen Krankheiten fragt, bei denen womöglich die Methode oder das Medika- ment nicht eingesetzt werden darf.

Bei fragwürdigen Versprechen wie „Das Wundermittel“ oder „Heilung in 28 Tagen“ – diese Anbieter nutzen häufig die hoffnungs- lose Situation der Betroffenen aus, beson- ders bei Übergewicht, Krebs oder chronischen Schmerzen.

Beim Kauf von Medikamenten im Internet. Hier gibt es zahlreiche unseriöse Angebote, sich „natürliche Präparate“ selbst zu besorgen. Die TK arbeitet mit einigen Versandapotheken in Deutschland und den Niederlanden zusammen. Bei diesen Apotheken handelt es sich mit Sicherheit um seriöse Anbieter.

Achtung bei allen sogenannten „invasiven“ Naturheilverfahren. Zum Beispiel: Eigenharn- therapie, Eigenbluttherapie oder Kolonhydro- therapie. Hier wird massiv in die Funktionen des Körpers eingegriffen. Ein Nutzen ist bis- her nicht wissenschaftlich nachgewiesen.

Vorsicht ist geboten, wenn die Beschwerden trotz Behandlung anhalten oder sich ver- schlechtern. Es kommt leider immer noch zu oft vor, dass wichtige medizinische Maßnah- men verzögert werden, nur weil zu lange gewartet wird. Gehen Sie rechtzeitig zum Arzt.

Wer sich an diese Regeln hält, kann sich ver-trauensvoll für natürliche Heilverfahren ent-scheiden.

TK-LEISTUNG | Wahltarife und Zusatzversicherungen

Möchten Sie Ihren Krankenversicherungs-schutz erweitern – zum Beispiel beim Thema Naturheilverfahren? Die TK bietet ihren Versicherten verschiedene Zusatzversiche-rungen in Kooperation mit der Envivas Krankenversicherung AG sowie mehrere Wahltarife an. Interesse? Dann geben Sie auf www.tk.de den Webcode 4615 ein oder rufen Sie das TK-ServiceTeam an unter Tel. 0800 - 285 85 85 (24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr, gebührenfrei inner-halb Deutschlands).

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Nadeln, die heilen ...

… haben eine lange Tradition. In asiatischen Ländern wird die Akupunktur seit über 2.500 Jahren eingesetzt. Von diesem Wissen können wir heute profitieren.

Die Akupunktur

Heute behandelt jeder zehnte niedergelassene Arzt mit Akupunktur, besonders aktiv sind Haus-ärzte und Orthopäden. Bei chronischen Schmer-zen der Lendenwirbelsäule und chronischen Schmerzen durch Arthrose der Kniegelenke wird die Akupunktur sogar von den Krankenkassen bezahlt. Begonnen hat diese Entwicklung erst in den 1970er Jahren mit einem regelrechten Akupunktur-Boom, der sich bis heute gehalten hat.

Der Begriff „Akupunktur“ kommt aus dem Lateinischen von Acus = Nadel und pungere =

stechen und beschreibt genau, was hier passiert. Um Krankheiten zu heilen,

werden hauchdünne Nadeln, die nur ein Zehntel einer

Stecknadel ausmachen, an bestimmten Körper-

stellen, den „Aku-punkturpunkten“ , eingestochen. Je nach Diagnose werden die Punkte gezielt ausgewählt und die Nadeln bleiben zwischen 15 und 45 Minuten

in ihrer Position. Für eine intensivere Wir-

kung kann es vorkom-men, dass die Nadeln

gedreht oder manuell nach oben oder unten bewegt wer-

den. In manchen Fällen werden dazu auch schwache Stromimpulse auf

die Nadeln gegeben – dies macht sich dann als Kribbeln bemerkbar.

Einzige, aber seltene Ausnahme: die Dauer-akupunktur, wie sie zum Beispiel zum Abneh-men angeboten wird. Hier bleiben die Nadeln oder Knöpfe für mehrere Tage stecken – der wissenschaftliche Beweis für einen positiven Diäteffekt steht aber noch aus.

Es geht auch ohne Nadeln | Statt mit Nadeln können die Akupunkturpunkte auch anders stimuliert werden, die Idee bleibt dieselbe. Dazu wird Ultraschall, niedrig dosierte Laser-strahlung oder Strom (Elektroakupunktur) ein-gesetzt. Bei der Akupressur drücken die Finger mit einer speziellen Technik ausgewählte Aku-punkturpunkte. Aus der Geburtshilfe ist vielen Frauen die Moxibustion bekannt. Liegt das Kind

mit dem Kopf nach oben, setzen Hebammen die sogenannten „Moxa-Zigarren“ ein. Dabei werden Akupunkturpunkte an den Füßen erwärmt, damit sich anschließend das Kind von selbst in die richtige Position dreht. Die Moxibustion wird aber auch bei vielen anderen Erkrankungen eingesetzt – vor allem, wenn diese Krankheiten durch Kälte verursacht oder verschlechtert werden. So gelingt es, wieder Wärme und Energie in den Körper zu bringen. Für die hier beschriebenen Akupunkturmetho-den dürfen die gesetzlichen Krankenkassen keine Kosten übernehmen.

Erstaunlich: Fernöstliche Massagetechniken und weit verbreitete Bewegungslehren wie das Yoga arbeiten auch mit Akupunkturpunk-ten. In der chinesischen Tuina-Massage und der japanischen Shiatsu-Massage werden ausgewählte Akupunkturpunkte entlang der Meridiane mit speziellen Techniken bearbeitet. Die Bewegungsübungen Qi Gong und Tai Chi sollen ebenfalls den harmonischen Fluss der Lebensenergie anregen oder auch wieder herstellen.

Sehr erfahrene Lehrer können deshalb bei Beschwerden auch gezielte Bewegungsübungen empfehlen. Dem indischen Yoga liegt zwar nicht das chinesische Meridiankonzept zugrunde – aber auch hier dienen spezielle Bewegungen und Körperhaltungen dazu, die Gesundheit energetisch zu aktivieren und zu verbessern. So können relativ einfache Übungen manche chronische Krankheit deutlich lindern.

GUT ZU WISSEN!

Wie oft behandeln? | Ein erster Erfolg der Aku-

punktur kann sich nach ein bis zwei Sitzungen

einstellen, der dann bei Bedarf durch einen weiteren Termin stabili-siert wird. Wer an einer chronischen Erkrankung leidet, muss öfter kom-

men. Experten sprechen bei rund acht Sitzungen

von einem „Behandlungs-zyklus“ , der dann mit

Pausen wiederholt wird.

Über 350 Akupunktur-punkte liegen auf den

zwölf sogenannten Meri-dianen, den Leitbahnen, die unsere Lebensener-

gie durch den Körper transportieren.

TK-LEISTUNG | Akupunktur

Seit Anfang 2007 gehört die Akupunktur zum Leistungskatalog der gesetzlichen Kranken-versicherung. Wesentlich dazu beigetragen hat das „Modellvorhaben Akupunktur“ der TK. In viereinhalb Jahren nahmen über 360.000 Patienten an der Studie teil. Rund 13.000 Ärzte setzten weit über 20 Millionen Akupunkturnadeln. Das Projekt wurde über die gesamte Dauer wissenschaftlich begleitet.

Das Ergebnis: Akupunktur wirkt, ist sicher und erhöht die Lebensqualität. Heute bekommen TK-Versicherte mit chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule oder chronischen Knieschmerzen durch Arthrose Akupunktur bei Ärzten mit einer qualitativ hochwertigen Ausbildung direkt auf Gesundheitskarte. Bei Fragen wenden Sie sich direkt an Ihre TK-Geschäftsstelle oder an das TK-ServiceTeam unter Tel. 0800 - 285 85 85 (24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr, gebührenfrei innerhalb Deutschlands).

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Wie funktioniert die Akupunktur?

Das östliche Modell | Durch den Reiz der Nadeln an den Akupunkturpunkten wird der natürliche Fluss der Lebensenergie angeregt, die im Chinesischen als „Qi“ bezeichnet wird. Es löst sich gestaute, blockierte Energie. Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin – TCM – gilt dieser Zustand als wichtige Voraus-setzung dafür, dass wir gesund bleiben.

Das westliche Modell | Die moderne Neuro-biologie hat nachgewiesen, dass sich die Akupunktur auf unser Nervensystem positiv auswirkt. Sie regt zum Beispiel schmerz- und entzündungshemmende Mechanismen an und gibt das Signal, die Durchblutung zu fördern. Die Wissenschaftler konnten nach einer Aku-punktursitzung mehr körpereigene sogenannte Endorphine nachweisen als vorher. Sie wirken stark schmerzlindernd und beruhigend.

Mehr als ein Placeboeffekt

Dem behandelnden Arzt vertrauen und auf Genesung hoffen – diese emotionalen Faktoren spenden laut Placeboforschung enorm viel Kraft, um gesund zu werden. Sind sie für eine erfolgreiche Therapie verantwortlich oder wirken die Naturheil-verfahren aus sich selbst?

Das gut untersuchte Beispiel Akupunktur zeigt, wie schwer das zu beantworten ist: Vergleichende Tests mit echten Nadeln und nur scheinbar akupunktierenden Tele-skopnadeln – sie klappen sich ein statt zu stechen – ergaben sehr unterschiedliche Ergebnisse. Geht es um Schmerzen, scheint die Akupunktur deutlich erfolgrei-cher zu sein als eine Placebobehandlung. Die Forscher vermuten, dass die Nadeln Prozesse in Gang setzen, die den Schmerz abschwächen.

Anders sieht es dagegen bei Krankheiten aus, die stark von der psychischen Verfas-sung beeinflusst werden wie Schlafstö-rungen oder das Reizdarmsyndrom. Hier ist derzeit kein Unterschied nachweisbar, beides hilft gleichermaßen. Aber ein Erfolg ist es trotzdem. Laut Experten gilt der Placeboeffekt, also die positive Erwartung „Jetzt wird es besser“ , oder das mitfühlende Wort des behandelnden Therapeuten heute als wichtiger Wirkfak-tor jeder medizinischen Behandlung.

Sicher und (fast) schmerzlos | Erfolgt die Akupunktur fachgerecht, ist sie eine sichere Methode. Die Nadeln zu „setzen“ , tut je nach Körperregion und abhängig davon, wie schmerz-empfindlich jemand ist, kaum bis gar nicht weh. Wer in diesem Moment oder später ein dumpfes, ausstrahlendes Ziehen, Kribbeln oder Wärme spürt, der erlebt, wie die Energie wieder fließen kann. Dieses sogenannte De-Qi-Gefühl ist ein gutes Zeichen: Die Nadel wirkt. Fühlt sich das Stechen eher wie ein heller, scharfer Schmerz an, kann ein Hautnerv irritiert sein. Die Position der Nadel sollte dann geändert werden. Kleine Blutergüsse, Muskelkater und ein leichter, vorübergehen-der Schwindel können eine normale Reaktion auf die Akupunktur sein.

Wichtig | Um Kreislaufprobleme zu vermeiden, sollte die Akupunktur immer liegend in einer entspannten Position erfolgen – das heißt unter anderem: die Knie und den Nacken bei Bedarf mit einer Rolle unterstützen.

Die Nadeln reizen die Selbstheilungskräfte. Diese Wirkung endet etwa 20 bis 30 Minuten nach deren Entfernen. Die Antwort des Organismus auf diesen Reiz dauert jedoch erheblich länger. Oft braucht es mehrere Tage, bis der Körper sein neues Gleichgewicht gefunden hat. Damit die Therapie optimal wirkt, ist es daher sinnvoll, noch eine halbe Stunde zu ruhen, nachdem die Nadeln gezo-gen wurden.

GUT ZU WISSEN!

Das sollten Sie beachten | Am Anfang einer Aku- punktur muss eine klare medizinische Diagnose stehen.

Nur durch sterile Einmalnadeln bleibt die Akupunktur hygienisch sicher.

Wer Hautprobleme hat, zum Beispiel bei Diabetes, sollte bei Akupunktur vorsichtig sein. Betroffene sollten sich vorher mit ihrem Arzt beraten.

Bei Störungen der Blut- gerinnung oder Ein- nahme von Medika- menten wie etwa Marcumar, welches das Blut verdünnt, sollte auf Akupunktur verzichtet werden. Wer ASS (Acetylsalicylsäure) einnimmt, sollte mit seinem Arzt bespre- chen, ob eine Akupunk- tur erfolgen kann.

Menschen mit Herz- schrittmacher sollten keine Elektroakupunk- tur erhalten.

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Die Neuraltherapie

Kleinere, teilweise nicht spürbare Entzündungen können den gesamten Organismus belasten. Die Naturheilkunde sieht in diesen anhaltenden Irritationen sogenannte Störfelder, die den Körper Kraft kosten und verhindern, dass wir gesund werden. Die meisten Ursachen finden sich im Kopfbereich: entzündete oder tote Zähne, Entzündungen der Nasennebenhöhlen, Rachenmandeln oder ein permanent gereiztes Ohr. Hier hilft die Neuraltherapie nach Huneke, das Störfeld durch eine gezielte lokale Betäu-bung auszuschalten.

Gut gegen Schmerzen | Wird das Betäubungs-mittel direkt unter die Haut gespritzt, nennt sich diese Technik „Quaddeln“ . Erfahrene Schmerztherapeuten oder Rheumatologen betäuben auch in tieferen Regionen, im Bereich der Nervenwurzeln oder wenn Muskeln ver-härtet sind. Bei entsprechender Qualifikation sind Komplikationen sehr selten. Wissen-schaftliche Studien konnten zeigen, dass die Neuraltherapie bei chronischem Schmerz besonders wirksam ist: Über die Hälfte der Behandelten konnten anschließend ihre Schmerz-mittel reduzieren oder sogar weglassen. Mithilfe der Neuraltherapie können zum Bei-spiel auch schmerzende und überempfindliche Narben entstört werden. In hausärztlichen oder orthopädischen Praxen wird das Betäubungs-mittel dabei um die Narbe herum gespritzt, was im Nervensystem zu einer „Sendepause“ führt. Dadurch hat der Organismus die Chan-ce, sich zu erholen – auch wenn die Betäu-bung nachlässt.

Die Segmenttheorie | Die Neuraltherapie beschreibt neben den Störfeldern noch ein zweites Phänomen, das in der klassischen Medizin anerkannt ist. Nach der „Segment-theorie“ sind die inneren Organe, Muskeln und Gelenke sowie die Haut miteinander ver-schaltet und reagieren gemeinsam. So kann zum Beispiel die rechte Schulter schmerzen, wenn eigentlich die Gallenblase Probleme macht. Dieses Wissen nutzt die Neuraltherapie und behandelt innere Organe, indem Hautquad-deln im zugehörigen Segment gesetzt werden, um einen „Heilreiz“ an das funktionsgestörte Organ zu senden. So werden die entsprechen-den Segmente entlastet, also auch schmerzende Organe und verspannte Muskeln.

Achtung | Neuraltherapie ist nicht geeignet bei

Allergien gegen Lokalanästhetika wie zum Beispiel Procain – im Zweifel hilft ein Verträglichkeitstest. Fragen Sie Ihren Arzt.

Blutgerinnungsstörungen.

sehr niedrigem Blutdruck.

TK-LEISTUNG | Neuraltherapie

Die TK übernimmt die Kosten einer Neuraltherapie

mit lokalem Betäubungs-mittel, die sogenannte

Quaddelbehandlung, bei einem Vertragsarzt bei ent-sprechender Diagnose. Das

gängigste Anwendungs-gebiet der Neuraltherapie

sind Schmerzen des Bewe-gungsapparates – zum Bei-

spiel der Wirbelsäule.

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Pflanzen, die heilen …

… gehörten immer schon zum Repertoire einer ärztlichen Behandlung. Heute sind sie als Extrakte, Kapseln, Tees und Globuli rezeptfrei in Apotheken oder Drogeriemärkten zu kaufen.

Die Phytotherapie – Kräutermedizin

In der Geschichte der Naturheilverfahren hat das Wissen über die Heilkraft von Pflanzen eine sehr alte Tradition. Praktiziert von traditio-nellen Heilern und in christlichen Klöstern stellte die Pflanzenheilkunde das wichtigste „Werkzeug“ der damaligen Medizin dar. Ein Wissensschatz, der auch heute noch aktuell ist: zum Beispiel die Kräutermedizin der Hildegard von Bingen, einer heilkundigen Nonne des Mittelalters. Als Äbtissin eines Frauenklosters sammelte und veröffentlichte sie mündlich über-liefertes Wissen und ergänzte es durch eigene Beobachtungen. Ihre Kräutermedizin ist religiös geprägt und deshalb nicht mit der Pflanzen-heilkunde des 21. Jahrhunderts vergleichbar.

Artischockendragées bei Verdauungsproblemen oder Thymiantropfen, wenn der Husten sich nicht lösen will – unsere moderne Sicht auf pflanzliche Präparate unterscheidet sich nur wenig von der Art, wie wir chemisch herge-stellte Medikamente nutzen. Beide sollen die Krankheit möglichst unkompliziert lindern oder heilen. Wer aber langfristig gesund blei-ben will, der sollte umdenken. Selbst die beste Phytotherapie kann nur wirken, wenn gesundheitlich schädigendes Verhalten erkannt und zum Positiven verändert wird.

Die Phytotherapie verwendet Heilpflanzen oder ihre Bestandteile als Tees oder weiter-verarbeitet in Form von pharmazeutischen „Kräutermedikamenten“ . Von Tropfen bis Zäpfchen sind die heilenden Pflanzen in den unterschiedlichsten Varianten erhältlich. Apothekenpflichtige pflanzliche Medikamente unterliegen heute einer ebenso strengen Arzneimittelkontrolle wie andere Medikamente auch. Ihre Wirksamkeit ist von allen Naturheil-verfahren am besten untersucht und syste-matisch dokumentiert.

Nur scheinbar harmlos | Wenn die Verdauung streikt, eine Erkältung droht oder es stressig wird – pflanzliche Medikamente sind schnell gekauft und da liegt die Tücke der Phytotherapie. Die scheinbar so harmlosen „Pflänzchen“ verführen zu einem unkritischen Gebrauch, sind aber in Wirklichkeit ernstzunehmende Medikamente. Zum Beispiel Kapseln mit Eukalyptus: Sie befreien die Atemwege, können aber auch Magenprobleme verursachen.

Erkältung – was tun Sie für sich? | Testen Sie auf www.tk.de, Webcode 109420, ob Sie wirksame Strategien in Ihrem Alltag einsetzen, um Erkältungen vorzubeugen beziehungsweise diese erfolgreich zu behandeln.

GUT ZU WISSEN!

Wohltuend | Wer immerwieder erkältet ist, kann dem Immunsystem zumBeispiel mit Thymiantee unter die Arme greifen. Thymian wirkt außer-dem bei Bronchitis schleimlösend und desinfizierend – als Dampfbad, Tee oder Badezusatz.

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Bei der Phytotherapie beachten

Wer pflanzliche Präparate verwendet, sollte einige Dinge bedenken:

Fragen Sie beim Kauf von pflanzlichen Präparaten nach Wechselwirkungen mit Medikamenten, die Sie regelmäßig oder aktuell einnehmen.

Geben Sie beim Arztbesuch auch die pflanzlichen Medikamente an, die Sie einnehmen. Dies kann sowohl für die Diagnose als auch für die Therapie wichtig sein. Der Arzt kann so berück- sichtigen, ob es Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichen Medi- kamenten gibt oder ob andere Einflüsse auf den Körper beachtet werden müssen.

Achten Sie auf die Qualität, denn Heil- pflanzenpräparate können teilweise auch durch Pestizide und Schwermetalle verunreinigt sein. Vorsicht bei Internet- käufen. Sicher sind die Präparate aus Apotheken. Auch Supermärkte und Drogerien bieten zunehmend Pflanzen- präparate an – diese enthalten jedoch oftmals eine zu geringe Menge des Wirkstoffs.

Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit sollten Heilpflanzenpräparate nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder einer Hebamme eingenommen werden.

Die Bachblütentherapie

Um 1930 hat der britische Arzt Edward Bach die Therapie mit 38 heilenden Blü-tenessenzen entwickelt, die sogenannte Bachblütentherapie. Als Anhänger des berühmten Psychoanalytikers C. G. Jung nahm er an, dass die Heilung einer Krank-heit auf seelischer Ebene beginnt. Den Impuls zum Gesundwerden sollen seine Blütenessenzen geben, die jeweils einem der „38 disharmonischen Seelenzustän-de“ zugeordnet sind.

Ähnlich wie in der Homöopathie beruht die Wirkung der Bachblüten nicht auf konkreten Inhaltsstoffen, sondern auf energetischen Schwingungen. Um Blüten-essenzen herzustellen, hat Bach Blüten und Pflanzen in Wasser oder Alkohol ein-gelegt und sie anschließend stark verdünnt.

Seit den 1990er Jahren ist die Bachblü-tentherapie wieder in Mode gekommen. Für die Wirksamkeit dieses Verfahrens gibt es noch keine wissenschaftlichen Beweise.

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Die Basis der homöopathischen Arznei: Milchzucker plus stark verdünnte Wirkstoffe

Die Homöopathie

Kleine weiße Kügelchen, Tabletten oder Trop-fen – homöopathische Medikamente erfreuen sich steigender Beliebtheit. Über die Hälfte der Deutschen hat bereits ein solches Heilmittel probiert und 84 Prozent sind offen dafür. Weil sie meist gut verträglich ist, bevorzugen viele Menschen die „Kügelchenmedizin“ . Beson-ders beliebt und anerkannt ist sie bei Hebam-men, vielen Eltern und auch Kinderärzten.

Aber es gibt auch kritische Stimmen. Viele Ärzte sehen selbst in einer erfolgreichen homöopa-thischen Therapie nicht mehr als einen Place-boeffekt. Ihr Argument: Wo kaum oder sogar überhaupt kein Wirkstoff nachweisbar ist, kann ja nichts wirken. Wissenschaftliche Studien helfen hier nicht weiter, denn die Testergebnisse fallen sehr verschieden aus. Wer zu homöopa-thischen Mitteln greift, ist sich dessen meist bewusst. Nach dem Motto „Wer heilt hat recht“ ist der fehlende Nachweis aber für die meisten Menschen kein Problem – die positive Erfahrung überzeugt.

In aller Ruhe | Für viele Menschen ist es erstaunlich, wonach beim ersten Besuch gefragt wird: Was essen Sie besonders gerne? Wie schlafen Sie? Neigen Sie zu kalten Füßen? Eine klassische, homöopathische Behandlung beginnt immer mit einem ausführlichen Gespräch, der sogenannten Erstanamnese. Mit viel Zeit wird unter anderem erfragt, in welcher Lebenssituation sich der Kranke befin-det und wie er sich fühlt. Erst mit diesem umfassenden Wissen sucht der behandelnde Homöopath ein passendes Mittel aus.

Nicht immer das Gleiche

Je nachdem, wer mit Homöopathie arbeitet, kann „das richtige Mittel zu finden“ etwas anderes bedeuten.

Klassische Homöopathie – gesucht wird ein einziges sogenanntes Konstitutionsmittel, das zum ganzen Menschen passt.

Klinische Homöopathie – verwendet werden ein oder zwei Mittel, die zu dem jeweiligen Krankheitsbild passen.

Komplexmittelhomöopathie – verordnet wird ein für die Erkrankung passendes sogenanntes Komplexmittel, das mehrere homöopathische Arzneien enthält.

Mensch und Natur | 33

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Homöopathie oder Schüßlersalze – ein Unterschied?

Schüßlersalze sind homöopathisch aufbereitete Mineralsalze in Ta-blettenform. Sie arbeiten nach einem anderen Prinzip als die Homöopathie.

Schüßlersalze | Vor rund 130 Jahren entwickelte der Arzt Dr. Wilhelm Schüßler die Therapie der „Zwölf Salze des Lebens“ . Die genaue Beobachtung des Gesichts, die sogenannte Antlitz-diagnose, soll zeigen, welche Salze dem Körper fehlen. Diese Schüßlersalze sind mineral-stoffhaltige, homöopathi-sche Mittel in einer niedri-gen Potenz. Sie sollen entweder vorbeugend ein-gesetzt werden oder, um Krankheiten zu behandeln.

Homöopathie | Vor rund 200 Jah-ren begründete der Arzt und

Apotheker Samuel Hahne-mann die Lehre von der Homöopathie.

Er beobachtete an sich selbst, dass sich Beschwerden nach dem

Prinzip „Ähnliches heilt“ gut behandeln lassen. Bei

Übelkeit und Erbrechen kann zum Beispiel die Brechnuss (Nux

vomica) als homöopathisches Mittel hilfreich sein. Während einer

homöopathischen Behand-lung sollten übrigens keine Schüßlersalze eingenom-men werden, weil der behandelnde Arzt sonst nicht mehr unterscheiden kann, was wirkt.

Wie funktioniert die Homöopathie?

Die Homöopathie sieht in Krankheiten eine „Verstimmung der Lebenskraft“ , die innere Balance ist gestört. Ähnlich wie bei anderen Naturheilverfahren aktiviert das richtige Mittel die körpereigenen Selbstheilungskräfte. Das passende homöopathische Mittel gibt dem Organismus körperlich und psychisch den ent-scheidenden Impuls, wieder in sein natürliches Gleichgewicht zurückzufinden. Aber das braucht Zeit und Geduld.

Anfangs können sich dabei die Beschwerden zunächst verschlimmern, um dann aber abzu-klingen. Kommen im Laufe der Therapie frühere Krankheiten wie etwa Pilzinfektionen oder Haut-ausschlag kurzfristig wieder, ist das kein Grund, sich zu sorgen. Was aus Unkenntnis verunsichert, wertet die Homöopathie als gutes Zeichen – das homöopathische Mittel wirkt.

TK-LEISTUNG | Vertrag zur homöopathischen Versorgung

Die TK hat mit der Managementgesellschaft des Deutschen Zentralvereins homöo-pathischer Ärzte (DZVhÄ) einen Vertrag geschlossen, um den Versicherten der TK homöopathische Leistungen direkt über die Gesundheitskarte anbieten zu können. An diesem Vertrag dürfen Ärzte teilnehmen, die ein Diplom des DZVhÄ oder eine ver-gleichbare Qualifi kation besitzen. Diese Ärzte können Sie als TK-Versicherte ohne Mehrkosten aufsuchen. Welche Leistungen dieses Angebot im Einzelnen umfasst und welche Ärzte teilnehmen, erfahren Sie bei Ihrer TK-Geschäftsstelle oder auf www.tk.de, Webcode 5270.

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Mehr oder weniger verdünnt | Die Homöopa-thie wird in der modernen Medizin kritisch gesehen, weil sich Samuel Hahnemanns Theo-rien (siehe Kasten links) wissenschaftlich nicht belegen lassen. Homöopathische Mittel wer-den in verschiedenen „Potenzen“ angeboten. Das heißt, sie sind unterschiedlich stark mit Wasser oder Alkohol verdünnt. Substanzen wie etwa Mineralien, die sich nicht auflösen lassen, werden alternativ mit Milchzucker ver-rieben. Mit jeder Stufe der „Potenzierung“ wird das Mittel stärker verdünnt und dadurch in der Vorstellung der Vertreter der Homöopa-thie immer wirksamer – ein scheinbares Para-doxon, das die Homöopathie auszeichnet.

Dabei wird allerdings ein wichtiger Aspekt übersehen: der Verarbeitungsprozess. Hahne-mann ging davon aus, dass eine Krankheit durch eine Substanz geheilt werden kann, die bei Gesunden ähnliche Beschwerden erst aus-löst. Nach dieser Theorie prüfte Hahnemann verschiedene Heilpflanzen und mineralische Substanzen. Außerdem stellte er sich die Fra-ge, welche Krankheiten wohl durch hochgiftige Pflanzen geheilt werden können. Dafür muss-ten die einzelnen Stoffe allerdings stark ver-dünnt werden, um Vergiftungen zu vermeiden. Um eine Verdünnung herzustellen, unterzog Hahnemann die Substanzen einem sehr inten-siven Verarbeitungsprozess. Dabei beobachte-te er, dass die giftige Wirkung abnahm, die heilende Wirkung jedoch nach seiner Vorstel-lung mit jedem Schritt deutlich stärker wurde – daher der Begriff „Potenzierung“ . In späteren Versuchen setzte er dann nur noch die ver-dünnte Form ein.

Bei der Homöopathie beachten

Wer sich für die Homöopathie entscheidet, sollte Folgendes wissen:

Die homöopathische Therapie von akuten und chronischen Krankheiten gehört in die Hände eines erfahrenen Arztes, der speziell in Homöopathie ausgebildet ist.

Wer sich selbst oder seine Kinder mit homöopathischen Mitteln behandelt, sollte die Grenzen dieses Naturheilverfahrens kennen und im Zweifel immer einen Kinder- arzt aufsuchen. Suchen Sie nach Kinderärzten mit Zusatzbezeichnung Homöopathie oder Naturheilverfahren.

Eine ergänzende homöopathische Therapie kann fast immer hilfreich sein, auch bei schwerstkranken Menschen.

TK-LEISTUNG | Alternative Medikamente

Die TK erstattet ihren Versicherten die Kosten für nicht verschreibungspfl ichtige, aber apothekenpfl ichtige Arzneimittel der Homöopathie, Phytotherapie und Anthro-posophie, wenn diese ein Arzt auf einem Privatrezept oder einem grünen Rezept verordnet. Pro Versichertem ab dem Alter von zwölf Jahren übernimmt die TK bis zu 100 Euro pro Kalenderjahr. Kinder bis einen Tag vor dem zwölften Geburtstag erhalten die alternativen Arzneimittel weiterhin wie gewohnt über die TK-Gesundheitskarte auf Kassenrezept.

Die Therapie muss medizinisch geeignet sein, um eine Krankheit zu erkennen, zu heilen, ihr Fortschreiten zu verhüten oder die Beschwerden zu lindern. Weitere Ein-zelheiten erhalten Sie beim TK-Service-Team unter Tel. 0800 - 285 85 85 (24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr, gebührenfrei innerhalb Deutschlands). Oder lesen Sie mehr auf www.tk.de, Webcode 405182.

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Hände, die heilen …

… vermitteln ein uraltes Wissen über die Kraft der Berührung. Heute gibt es vielfältigste

Methoden, die eines gemeinsam haben: Sie nutzen jede Menge Fingerspitzengefühl.

Die Massage

Ursprünglich stammt das Wort Massage aus dem Arabischen von „massa“ , was so viel heißt wie „berühren, kneten“ . Intuitiv wissen wir, welche unglaubliche Kraft in diesem Berühren steckt: Fällt

ein Kind hin, reiben die besorgten Eltern als Erstes die verletzte Stelle und trösten

das Kind nur dadurch, dass sie es zuge-wandt berühren. Genau das passiert im

Idealfall bei einer Massage, unterstützt von Erfahrung und einer professionellen Technik.

Von der klassischen Rückenmassage bis zur Sportmassage unterscheiden sich die heute angebotenen Techniken sehr deutlich. Wem der Orthopäde Massage und Rotlicht verordnet, der erhält eine vollständig andere Therapie als zum Beispiel bei der Fußreflexzonenmassage.

Die Entdeckung der Langsamkeit – mit Zeit und Geduld gesund werden

Streikt das Auto, muss es in die Werk-statt und schnell repariert werden. Ähn-lich sollte eine medizinische Therapie funktionieren – so denken viele Men-schen und teilweise auch Ärzte. Für die schnelle Heilung ist dabei das wirksame Medikament oder die gelungene Opera-tion zuständig, nicht der Patient.

Wer sich für Naturheilverfahren entschei-det, muss, um gesund zu werden, Zeit und Geduld mitbringen. Homöo-pathische Globuli wirken zum Beispiel nicht automatisch nach einer halben Stunde wie etwa ein starkes Schmerz-mittel. Mehr als klassische Medikamente sind natürliche Therapien von Anfang an darauf angewiesen, dass der Patient „mithilft“ . Die beste Akupunktur hilft nicht, wenn jemand zum Beispiel heftig raucht. Hier muss umgedacht werden – und das braucht Zeit.

Gerade bei Rückenschmerzen sind Massagen sehr hilfreich.

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Mensch und Natur | 37

Wie funktioniert die Massage?

In der klassischen Massage, im Shiatsu, bei Ayurvedamassagen oder bei der Lymphdrainage wird die Haut durch Kneten, Reiben, Wringen, Klopfen, Streichen und Vibrieren intensiv bear-beitet. Das steigert die Durchblutung, ent-spannt die massierte Muskulatur und beruhigt das Nervensystem sehr direkt und unmittel-bar. Diese positiven Effekte lassen sich wissen-schaftlich nachweisen, zum Beispiel bei schmerzendem Rücken, Angstzuständen und wenn die Verdauung streikt. Frauen, die vor ihrer Periode unter Beschwerden leiden (PMS-Syndrom), Fibromyalgiepatienten und ältere Menschen – sie alle profitieren laut Studien von regelmäßigem Massieren. Auch für das Schröpfen und die Schröpfmassage liegen Studien vor, die eine Wirkung unter anderem bei Nackenschmerzen nachweisen.

Anders sieht die Situation bei den sogenann-ten reflektorischen Massagetechniken aus wie zum Beispiel der Fußreflexzonenmassage. Hier ist das Ziel, über die Massage bestimmter Reflexzonen am Fuß die entsprechenden inne-ren Strukturen und Organe zu beeinflussen. Ob sie wirklich hilft, kann bisher nur jeder für sich selbst entscheiden.

Wichtig | Nicht in jedem Fall ist eine Massage zu empfehlen.

Keine Massage: bei Haut- und Venen- entzündungen sowie Thrombosen

Nur durch Therapeuten mit viel Erfahrung: während der Schwanger- schaft und bei Krebserkrankungen

Nach dem Einkauf: Baden Sie Ihre Füße und legen Sie einen Massageball ins Wasser. Rollen Sie ihn mit den Füßen hin und her, um die Reflexzonen zu aktivieren.

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Die Manuelle Medizin/Chirotherapie

Verspannte Muskeln kennen die meisten Menschen als lästiges Übel. Noch schlimmer fühlt sich ein „Hexenschuss“ oder ein „Schief-hals“ an. Wenn die warme Badewanne oder mehr Ruhe nicht hilft, ist der Gang etwa zum Hausarzt angesagt – mit einer zusätzlichen Ausbildung in Manueller Medizin können sich Ärzte heute fortbilden.

Manchmal hilft es schon, die betroffenen Zonen vorsichtig zu dehnen, um den Teufels-kreis aus schmerzenden und dadurch immer stärker verspannten Muskeln zu durchbre-chen. Wenn das nicht ausreicht – zum Beispiel, weil der Betroffene sich mit einem operierten Knie oder nach einem Sturz zu asymmetrisch bewegt – kann es helfen, auch die betroffenen Gelenke zu mobilisieren.

Mit der Kraft der Hände

Die Begriffe Manuelle Medizin und Chirothera-pie stammen aus unterschiedlichen Sprachen (lateinisch: manus, griechisch: cheir = Hand), bedeuten aber beide dasselbe: Hier wird nur mit den Händen behandelt. Wie das geschieht, hängt immer davon ab, was angeboten wird. Was bei Hippokrates noch als „Knochenset-zen“ bekannt war, ist heute eine sehr weiter-entwickelte und teilweise anerkannte Thera-pie, die unterschiedliche „Schulen“ hat. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begründeten zwei amerikanische Ärzte jeweils die Lehre der Chi-rotherapie (Daniel David Palmer) und die Lehre der Osteopathie (Andrew Taylor Still). Diese Trennung innerhalb der Manuellen Medizin blieb bis heute erhalten, auch wenn die Gren-zen sich überschneiden.

Eine Frage des Selbstverständnisses | Beide Methoden unterscheiden sich grundsätzlich darin, wie sie sich selbst verstehen. Chirothe-rapeuten helfen, indem sie blockierte Gelenke und Muskeln von außen lösen. Dazu gehört unter anderem auch das „Einrenken“ – ein an sich irreführender Begriff, da ja nichts „ausge-renkt“ ist.

Aus osteopathischer Sicht heilt sich der Körper selbst. Geeignete Handgriffe machen „nur“ den Weg dafür frei. Diese Behandlung arbeitet immer ganzheitlich und dauert meist etwa eine Stunde. Ein chirotherapeutischer Eingriff hingegen erfolgt auch mal in einer kurzen ärzt-lichen Sprechstunde – sozusagen als schnelle erste Hilfe.

GUT ZU WISSEN!

Vielfältiges Angebot | Laut Deutscher Ärzte-

kammer soll „Manuelle Medizin“ als Oberbegriff

die chirotherapeutische Behandlung genauso wie

die Osteopathie umfas-sen. In der Praxis wird

allerdings unter dem Eti-kett „Manuelle Medizin“

oft sehr viel und teilweise Unterschiedliches ange-boten. Wer wissen will,

wie behandelt wird, sollte deshalb vorher genau

nachfragen und eigene Wünsche äußern.

TK-LEISTUNG | Manuelle Medizin/Chirotherapie

Viele Funktionsstörungen des Bewegungs-apparates können mit der Manuellen Medi-zin – auch Chirotherapie genannt – behan-delt werden. Schon Hippokrates kannte ähnliche Behandlungsansätze, um Störungen von Gelenken, Muskeln und Nerven zu Leibe zu rücken. Die TK übernimmt die Kosten für Manuelle Therapie, wenn diese von einem Arzt mit der Zusatzbezeichnung Chirotherapie erbracht wird.

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Einseitige Tätigkeiten belasten das natürliche Gleichgewicht.

Hier hilft die Manuelle Medizin

Ärzte und Physiotherapeuten setzen die Manuelle Medizin oft bei Schmerzen und Erkrankungen des Bewegungsapparates ein, zum Beispiel bei Nacken- und Rückenschmerzen und wenn unsere Statik aus dem Lot gekom-men ist, wenn das Becken schief steht oder die Halswirbel verschoben sind. Gute Erfolge sind auch bei Babys zu beobachten, die nach der Geburt viel und lange weinen. Diese sogenannten Schreikinder leiden oft unbe-merkt an einer durch die Geburt erworbenen Fehlstellung des Kopfes, dem KISS-Syndrom (Kopfgelenk-induzierte Symmetriestörung), oder auch an Bauchschmerzen, die auf Osteopathie gut ansprechen.

Weniger bekannt ist, dass die Manuelle Medizin auch bei anderen Krankheiten wie zum Beispiel Tinnitus, Kopfschmerzen, Schwindel, Asthma oder Sehstörungen helfen kann. Die Erklärung: Sind die Gelenke nicht ausreichend beweglich oder einseitig verschoben und ist die Muskulatur dauerhaft verspannt, wirkt sich das auch auf andere Bereiche wie die inneren Organe aus. So fällt zum Beispiel das Luftholen schwer, wenn sich der Brustkorb rein mechanisch nicht öffnen kann.

Wie funktioniert die Chirotherapie?

Nach der Manuellen Medizin entstehen Krankheiten, wenn Gelenke und Muskeln nicht mehr ihren eigentlichen anatomischen Bewe-gungsumfang nutzen können. Dies wird in der Chirotherapie als „Blockierung“ bezeich-net. Durch gezieltes Dehnen von verkürzten Muskeln – die sogenannte Weichteiltechnik – und das Bewegen blockierter Gelenke wird der natürliche Bewegungsspielraum wieder hergestellt. Zwei Methoden sind dabei hilf-reich: Bei der „Manipulation“ wird das Gelenk mit einem schnellen, aber sanften Impuls wieder in die natürliche Lage gebracht. Die „Mobilisation“ dagegen löst Blockaden lang-sam und stückweise immer mehr auf.

Sind die Gelenke wieder in ihrer Position und deshalb beweglich, wird das umliegende Gewebe besser versorgt, der Druck auf benachbarte Nerven lässt nach und die Muskulatur kann sich entspannen. Der Effekt ist oft schon nach einer oder zwei Sitzungen verblüffend spürbar und kann, wenn nötig, durch andere Naturheilverfahren oder krankengym-nastisches Training unterstützt werden.

Tipp | Fühlen wir uns schwindelig und sehen teilweise etwas verschwommen, kann es auch sein, dass der oberste Halswirbel blockiert ist. Eine chirothera-peutische oder osteopathische Therapie kann hier Klarheit bringen.

TK-LEISTUNG | Physikalische Therapie

Krankengymnastik, Massa-gen sowie Wärme- und Kälteanwendungen wer-den eingesetzt, um Krank-heiten zu heilen und akute Beschwerden zu lindern. Ob bei Schmerzen der Gelenke oder der Wirbel-säule oder nach chirur-gischen Eingriffen – hier kann die physikalische Therapie helfen, schneller gesund zu werden. Die TK übernimmt die Kosten für die drei hier genannten Behandlungen, soweit die-se ärztlich verordnet und von zugelassenen Thera-peuten erbracht werden.

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Erfahrung vorausgesetzt | Die Manuelle Medizin gehört unbedingt in die Hände eines erfahrenen Arztes oder Therapeuten, beson-ders, wenn Impulse gesetzt werden – der Volksmund spricht von „Einrenken“ . Erst wenn andere Erkrankungen ausgeschlossen wurden, darf behandelt werden.

Keine Manipulation bei:

Bandscheibenvorfall oder Entzündungen

Gerinnungsstörungen und Therapie mit blutverdünnenden Medikamenten (Antikoagulanzien). Achtung: erhöhtes Schlaganfallrisiko

Fortgeschrittener Osteoporose oder Knochenmetastasen bei Krebs

Anatomischen Besonderheiten

Wie funktioniert die Osteopathie?

Wer sich für die sanftere Methode der Manuellen Medizin – die Osteopathie – ent-scheidet, muss trotzdem damit rechnen, dass es auch mal heftiger zugeht und Impulse gesetzt werden, also „eingerenkt“ wird. Kein Grund, verunsichert zu sein, denn die verschiedenen Techniken haben ihren Grund in den teilweise sehr unterschiedlichen Methoden, mit denen die Osteopathie arbeitet – je nachdem, was der behandelnde Arzt oder Physiotherapeut gelernt hat:

Parietale Osteopathie: arbeitet ähnlich wie die Chirotherapie mit Muskeln, Faszien und Gelenken; parietal = seitlich, wandständig

Viszerale Osteopathie: löst Blockaden der inneren Organe, zum Beispiel bei Magen- schmerzen oder Verdauungsstörungen; viszeral = die Eingeweide betreffend

Kraniosakraltherapie: harmonisiert rhythmisch fließende Energien des Zentralnerven- systems (siehe rechts)

Auch vorbeugend? | In den USA, Groß-britannien und Frankreich gehört die osteo-pathische Behandlung, speziell die parietale Osteopathie, schon sehr viel länger als in Deutschland zu den anerkannten Naturheil-verfahren und wird an den Universitäten – wie das Medizinstudium – als eigener Studien-gang gelehrt. Nach einem Unfall, nach Opera-tionen oder nach einer traumatischen Geburt wird die Osteopathie hier sogar vorbeugend eingesetzt, um den Körper – auch im übertra-genen Sinne – wieder ins Lot zu bringen.

Die Kraniosakraltherapie | Aus der Osteopa-thie entwickelte der Arzt William Garner Sutherland die Kraniosakraltherapie. Er ent-deckte neben Atmung und Herzschlag einen weiteren Rhythmus des Körpers, das pulsie-rende Gehirnwasser. Dieses Pulsieren ist für den Kraniosakraltherapeuten außen am Kopf (lateinisch: cranium), im Gewebe und bis zum Kreuzbein (lateinisch: os sacrum) wie kleine Druckwellen spürbar. Mit kurzen sanften Bewegungen wird dieser natürliche Fluss wie-der in Gang gebracht und der Körper findet ins Gleichgewicht zurück. Wissenschaftliche Beweise für diese Methode stehen noch aus. Doch gerade bei Babys, Kleinkindern und in der orthopädischen Behandlung setzt sich die Kraniosakraltherapie immer mehr durch.

Nur selten ernste Folgen | Dass beim Lösen von Blockaden auch mal Tränen fließen oder Gefühle wach werden, ist nicht ungewöhnlich. Bei diesen Methoden gehört das körperliche und emotionale Empfinden unmittelbar zusam-men. Leichte Nebenwirkungen wie Kribbeln oder ein vorübergehender Schwindel gelten als nor-mal. Ernste Nebenwirkungen kommen nur bei der impulshaften Manipulation – dem „Einren-ken“ – vor und sind sehr selten. Werden die Halswirbel manipuliert oder mobilisiert, kann das in seltenen Fällen und bei Vorerkrankun-gen – zum Beispiel bei verkalkten Gefäßen – einen Schlaganfall auslösen. Hier müssen der Nutzen und ein möglicher Schaden individuell sorgfältig abgewogen werden. Sprechen Sie über mögliche Risiken im Vorfeld mit Ihrem Therapeuten.

GUT ZU WISSEN!

Schmerzen vorbeugen | Es ist sinnvoll, nach

unnötigen Belastungen der Wirbelsäule zu

fahnden – zum Beispiel durch hohe oder schlecht

passende Schuhe, zu langes Sitzen oder

Übergewicht. Häufi g ist auch die Muskulatur nicht ausreichend trainiert. Dies

überlastet Bänder und Gelenke. Dadurch kommt es als Schutzreaktion zur

Blockierung und somit zum Schmerz.

Das heißt, die Muskulatur muss gekräftigt und

eventuell die Körperhal-tung korrigiert werden – so

können Betroffene erneuten Schmerzen und

Blockaden vorbeu gen. Ansonsten ist die

Chirotherapie „reine Reparatur“ und kann

auf Dauer nicht viel ausrichten.

TK-LEISTUNG | Osteopathische Behandlung

TK-Versicherte können sich auf ärztliche Veranlassung osteopathisch behandeln lassen, wenn die Therapie medizinisch geeignet ist, eine Krankheit zu erkennen, zu heilen, ihr Fortschreiten zu verhüten oder die Beschwerden zu lindern. Erfüllt der Osteopath bestimmte Qualitätskriterien, erstattet die TK 80 Prozent der Kosten für maximal sechs Sitzungen im Kalenderjahr, pro Sitzung jedoch nicht mehr als 60 Euro. Weitere Informationen erhalten Sie beim TK-ServiceTeam unter Tel. 0800 - 285 85 85 (24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr, gebührenfrei innerhalb Deutschlands) oder auf www.tk.de, Webcode 405096.

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Mensch und Natur | 41

Natur, die heilt …

… beruht auf den ursprünglichen, positiven Kräften unserer Umwelt. Mit Wasser, Wärme und Erde zu behandeln, ist im klassischen Sinne ein Naturheilverfahren.

Die Hydrotherapie – mit Wasser heilen

„Ich fühle mich so wohl wie ein Fisch im Wasser“ : Das nasse Element vermittelt Wohlbefinden. Ob in der Badewanne oder am Meer, ob jung oder alt – die meisten Menschen können sich im Wasser besonders gut entspannen. Kein Wunder, denn mit Was-ser stillen wir den Durst, waschen wir uns und gießen wir die Pflanzen im Garten. Diese natürliche Kraftquelle nutzen Heilkundige seit vielen tausend Jahren, um Krankheiten vorzu-beugen und sie zu bekämpfen. Antike und mittelalterliche Badehäuser sind sichtbare Zeichen dafür, wie sehr das Element Wasser immer schon geschätzt wurde. Und das gilt bis heute: Die Arbeit von Rehakliniken und Kurbädern ist untrennbar mit der sogenann-ten Hydrotherapie verbunden.

GUT ZU WISSEN!

Die „innere Anwendung“ nicht vergessen | Unser Körper braucht ausrei-chend Flüssigkeit, um gut zu funktionieren. Trinken Sie täglich zwischen zwei und drei Liter Wasser, Kräutertee oder mit Wasser verdünnte Fruchtsäfte. Wer Herz- oder Nieren-probleme hat, sollte sich ärztlich beraten lassen, welche Flüssigkeitsmenge sinnvoll ist.

Sogar während der Wehen können sich viele Schwangere im warmen Wasser gut entspannen.

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42 | Mensch und Natur

Hilfe bei vielen Beschwerden | Selbst

mit Knieverschleiß oder Rückenproblemen lässt es sich im Bewe-gungsbad wieder schmerzfrei trainie-ren – das Körper-gewicht wird vom Wasser getragen. Neurodermitis oder Schuppenflechte

reagieren besonders gut auf Salzbäder

kombiniert mit UVB-Bestrahlungen, die

„Balneophototherapie“ (siehe auch Seite 62). Teil- und

Ganzkörperbäder, Unterwasser-massagen oder Güsse stimulieren den

Körper auch nach schweren Krankheiten. Diese „Anwendungen“ erfordern keine aktive Mitarbeit und eignen sich deshalb besonders gut, das Gesundwerden entspannt zu unter-stützen.

Hydrotherapie kann auch problemlos zu Hause erfolgen. Wechselwarmes Duschen oder ein Vollbad mit duftenden Kräutern – das ist wohl-tuend, stärkt gleichzeitig die körpereigene Abwehr und trainiert die Gefäße. Ist das häus-liche Badezimmer nicht attraktiv genug, gibt es heute zahlreiche Alternativen: von Aqua-Jogging im Schwimmbad bis zu Whirlpools im Spa-Bereich eines Hotels.

Wasser ist immer gut

Wasser hilft in jeder Form, gesund zu werden: Zu Eis gefroren lindert das Kühlpaket die Schmerzen, feuchte Wickel senken das Fieber und Wasserdampf – zum Beispiel mit Euka-

lyptus – befreit die Atemwege bei Erkältungen. Was dabei hilft, ist ein intensiver Reiz, auf den der ganze Organismus reagieren muss. Wird dieser positive Stress wiederholt, trainiert der Körper immer besser, sich selbst zu regulieren. Besonders wichtig ist diese Fähigkeit bei Krank-heiten wie Bluthochdruck oder Schmerzen, bei denen sich Muskeln und Gefäße nicht mehr richtig entspannen können.

Güsse | Es gibt eine Vielzahl verschiedener Güsse, die an unterschiedlichen Stellen des Körpers mal mit kaltem, mal mit warmem und stellenweise auch mit heißem Wasser erfolgen.

Kalte oder wechselwarme Unterschenkelgüsse trainieren die Beingefäße und helfen deshalb bei Venenschwäche, senken den Blutdruck und wirken schlaffördernd. Zum Schluss sollte es immer ein kalter Guss sein. Das steigert den Trainingseffekt für die Gefäße. Wer Zeit hat, legt sich nach den Güssen ins Bett und ruht. Das Wasser wird nur mit der Hand abgestreift und nicht abgetrocknet. Kalte Armgüsse machen dagegen wach – besser als Kaffee. Und ein warmer bis heißer Nackenguss hilft gegen Verspannungen.

Wickel und Auflagen | Kühle, feuchte Wickel ent-ziehen dem Körper Wärme und helfen als Waden-wickel bei Fieber, Entzündungen oder einem geprellten Gelenk. Nach dem ersten Kälteschreck wird die innere Wärme an den Wickel abgegeben. Solange sich der Betroffene wohl fühlt, müssen die Tücher durch frische ersetzt werden, sobald sie warm werden. Wadenwickel zur Fiebersen-kung helfen nur, wenn der Schüttelfrost vorbei ist und der Mensch schwitzt. In der Anstiegsphase des Fiebers sollen sie nicht angewendet werden.

Wieder aktuell – die Kneipp-Therapie |

Ein Pfarrer, der Wasser predigte – das war Sebastian Kneipp (1821–1897). Der

Legende nach hat er sich als junger Student

mit kalten Donaubädern von einem lebensbe-

drohlichen Lungenleiden befreit. Danach begann

er die heilende Kraft von Wasser – die Hydrothe-

rapie – systematisch zu erforschen, von

feuchten Wickeln bis zum Wassertreten. Die natürlichen Reaktionen

des Körpers auf Wasser, Druck und Temperatur werden hier therapeu-

tisch eingesetzt. Als erfahrener Seelsorger wusste Kneipp außer-dem, wie wichtig ein

geordnetes Leben ist, um gesund zu werden. Deshalb entwickelte er die stressreduzierende

„Ordnungstherapie“ . Er empfahl unter anderem

auch, sich gesund zu ernähren und sich aus-reichend zu bewegen.

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Grundsätzlich sind Wadenwickel besser als fieber-senkende Mittel wie zum Beispiel Paracetamol oder Acetylsalicylsäure. Untersuchungen zeigen, dass Medikamente zwar den Schmerz und manches Unwohlsein bessern können, den Krankheitsprozess jedoch verlängern.

Achtung | Ab 38 Grad Celsius Körpertem-peratur spricht die Medizin von Fieber – einer gesunden und wichtigen Reaktion unseres Körpers. Es ist notwendig, damit das Immunsystem auf Hochtouren laufen kann, wenn es gerade durch einen Infekt gefordert wird. Daher sollte Fieber erst gesenkt werden, wenn es über 39 Grad Celsius steigt und der Kreislauf dadurch zu sehr belastet ist. Kinder halten dabei deutlich mehr aus als etwa ein alter und geschwächter Mensch.

Warme Wickel oder warme Auflagen bleiben län-ger am Körper: Sie müssen 30 bis 60 Minuten einwirken. Bei hartnäckigem Husten entkrampft ein warmer Brustwickel die Atemmuskulatur.

Thymian oder Lavendel im Wasser oder auch ein Kartoffelwickel unterstützen, dass sich der Schleim lösen kann. Hierbei werden gekochte Kartoffeln in ein Leinentuch eingewickelt, darin zerdrückt und so mit dem Tuch auf die Brust gelegt. Als zweite Schicht folgt nach Kneipp immer ein trockenes Baumwolltuch und anschlie-ßend eine dritte Schicht aus Flanell oder Wolle.

Bäder

Teilbäder

Sitzbad | Zehn Minuten in einer halbvollen Badewanne mit gerbstoffhaltigem Badesalz (Eichenrinde) oder Lavendel fördern die Wund-heilung – zum Beispiel bei entzündeten, juckenden Hautstellen im Genitalbereich – oder mildern den Windelausschlag von Kleinkindern.

Ansteigendes Fußbad | Beginnend bei „Hauttempe-ratur“ mit 32 Grad Celsius wird die Wassertempera-tur alle fünf Minuten konti-nuierlich bis auf 40 bis 42 Grad Celsius erhöht. Die anfangs kühleren Tem-peraturen sind wichtig, damit sich die Gefäße nach und nach öffnen können. Diese ansteigen-den Fußbäder sind leicht durchzufüh-ren und sorgen für Wohlbefinden.

Durch ein Fußbad werden auch die ableiten-den Harnwege und der Unterbauch besser durchblutet. Sie helfen deshalb sogar bei einer beginnenden Blasenentzündung und bei Menstruationsbeschwerden.

Auch bei Schlafstörungen sind Fußbäder wirk-sam – am besten direkt vor dem Zubettgehen. Hier sollten zwei bis fünf Tropfen Lavendelöl mit ins Wasser gegeben werden.

Ansteigendes Armbad | Erfolgt ähnlich wie das ansteigende Fußbad – beginnend auch zunächst mit Hauttemperatur ansteigend bis auf 40 bis 42 Grad Celsius. Das ansteigende Armbad wirkt allerdings stärker auf das Herz und senkt den Blutdruck.

Vollbäder

Kräuterzusätze und Bade-salze machen das Baden zu einem entspannen-den Vergnügen, das vie-le Menschen genießen. Weniger bekannt sind die „Überwärmungs-bäder“ , die ab 38 Grad Celsius beginnen. Bis

39,5 Grad Celsius regen sie das Immunsystem an

und bremsen überschießen-de Immunreaktionen. Ein Effekt,

der bei Erkrankungen des Abwehrsys-tems wie rheumatischen Schüben, Allergien oder Asthma in Kurbädern kontrolliert einge-setzt wird – aber nur, wenn das Herz-Kreislauf-System belastbar ist und keine Schwanger-schaft vorliegt.

Bei Überwärmungsbädern sollte immer eine zweite Person anwesend sein, falls es durch die hohen Temperaturen plötzlich zu Kreislauf-beschwerden kommt.

TK-LEISTUNG | Ganzheitliche Therapie bei rheumatoider Arthritis

Rheumatoide Arthritis ist eine chronische Erkran-kung, die sich meist lang-sam, zum Teil schubweise entwickelt und bisher nicht heilbar ist. In Deutschland leiden rund 800.000 Men-schen an dieser Erkrankung. Die TK hat für Betroffene gemeinsam mit dem Imma-nuel Krankenhaus Berlin-Wannsee, einer Spezialkli-nik für Rheumaorthopädie, Rheumatologie und Natur-heilkunde, ein besonderes Therapiekonzept entwickelt.

Die Patienten werden dort sowohl mit schulmedizi-nischen als auch mit natur-heilkundlichen Verfahren behandelt. Das Ziel ist es, die Aktivität der Krankheit zu vermindern und die Lebensqualität der Pati-enten zu verbessern. Erfahren Sie mehr auf www.tk.de, Webcode 408582, oder beim TK-ServiceTeam unter Tel. 0800 - 285 85 85 (24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr, gebührenfrei innerhalb Deutschlands).

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44 | Mensch und Natur

Wie funktioniert die Hydrotherapie?

Wasser hat immer eine bestimmte Temperatur und ein eigenes Gewicht, das als „hydrosta-tischer Druck“ auf den Körper einwirkt. Sinnes-zellen der Haut wandeln diesen Reiz über Druck- und Thermosensoren in ein elektrisches Signal um, das an das zuständige Gehirnareal geleitet wird. Als Antwort erhält der Körper den Befehl, eine optimale Gegenreaktion ein-zuleiten: zittern, um Wärme zu produzieren, oder schwitzen, um die hohen Temperaturen zum Beispiel in der Sauna abzukühlen. Dazu verengen oder öffnen sich die Gefäße und ent-sprechende Hormone werden aktiviert. Der Wechsel aus Anspannung und Entspannung hat einen guten therapeutischen Effekt, zum Beispiel bei Bluthochdruck.

Wer im Winter von draußen ins Warme kommt, kennt das: Gesicht und Hände beginnen zu „glühen“ , das heißt, sie sind stark durchblutet. Jeder kennt diesen Effekt, den die Hydro-therapie auch nutzt und der durch zusätzliche mechanische Reize wie bürsten oder den Druck eines Wasserstrahls noch verstärkt wird. Reaktive Hyperämie nennt sich das Phänomen, wenn der Körper eine stimulierte Hautzone anschließend maximal durchblutet. Mit dem zusätzlichen Blutstrom werden neue

Nährstoffe angeschwemmt und Bakterien abtransportiert – zum Beispiel bei schadhaf-tem Knorpel eine gute Möglichkeit, die körper-eigenen Nährstoffe dorthin zu schleusen, wo sie gebraucht werden.

Wissenschaftliche Studien konnten außerdem nachweisen, dass nach circa acht bis zehn Wochen Hydrotherapie, zum Beispiel mit wechselwarmen Güssen am Morgen, die Zahl der abwehrstarken Immunzellen steigt. Hier ist Ausdauer gefragt, denn wer den Winter mög-lichst gesund genießen möchte, muss mit der „vorbeugenden Abhärtung“ rechtzeitig beginnen.

Wichtig | Bei der Hydrotherapie sollten Sie Folgendes beachten:

Vor und nach Wasseranwendungen sollte auf Genussmittel und schweres Essen verzichtet werden.

Achten Sie immer auf die aktuelle Tagesform: Atmung, Puls und das eigene Gefühl sagen, wann es angenehm oder wann es genug ist.

Schwere Krankheiten sowie entzündete oder gereizte Hautstellen sind ein Grund, sich vorher ärztlich beraten zu lassen.

ZITAT

Peter Schäfer – Therapeutische Fach-leitung der Klinik für

Rehabilitationsmedizin, Medizinische Hoch-

schule Hannover | „Die Hydrotherapie hat eine große Wirkung auf das

gesamte vegetative Nervensystem: Der ge-

stresste Manager kommt dadurch besser zur Ruhe und gleichzeitig werden Menschen, die sich zum

Beispiel wenig bewegen, aktiviert. Die Verfahren

sind einfach und können sogar auf Reisen selbst durchgeführt werden.“

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Die Wärmetherapie

Warmes Wasser und Moorbäder entspannen schmerzende Muskeln. Zehn Minuten mit dem Kopf über einem heißen Dampfbad ver-bessern die Durchblutung der Atemwege und lösen verkrampfte Bronchien. Kombiniert mit den richtigen Kräutern hilft diese Methode, auf natürliche Weise gesund zu werden.

Dampfinhalation | Bei Erkältung unschlagbar: Inhalieren mit heißem Wasser und Salz löst die verstopfte Nase und befreit die Atemwege. Wer es verträgt, kann auch ätherische Öle oder pflanzliche Medikamente ins Wasser geben. Sie gelangen dadurch bis tief in die Bronchien und die Nasennebenhöhlen. Die warme Luft kann aber noch mehr: Bei Span-nungskopfschmerzen kann ein Dampfbad sogar die Schmerzen lindern.

Sauna | Der arabische Hammam, finnische Saunen oder die Schwitzhütten aus Mittelame-rika: Das Saunieren hat Tradition. Die hohen Temperaturen fordern den ganzen Körper zu einer Reaktion heraus. Herz und Kreislauf, Abwehrsystem, Stoffwechsel – alle Funktio-nen müssen in der Sauna aktiv werden.

Vor und nach der Sauna sollte unbedingt auf warme Füße geachtet werden. Am besten ist es, vorher ein warmes Fußbad zu nehmen und sich nachher im Ruheraum mit Wolldecken zuzu-decken. Warum? Wer mit kalten Füßen in die Sauna geht, hat in dem Moment keine gute Thermoregulation – der Kreislauf wird stärker belastet. Mit warmen Füßen lässt sich die Hitze dagegen viel besser aushalten und genießen.

Achtung | Gut gemeinte Aufgüsse sollen den Saunaeffekt noch verstärken, aber sie haben einen entscheidenden Nachteil: Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit verdunstet der Schweiß auf der Haut nicht mehr. Dieses automatische Kühlen brauchen wir, damit die Sauna besser vertragen wird. Beson-ders für Herzpatienten gilt: Sauna ja, aber besser ohne Aufgüsse.

Menschen mit Herzbeschwerden oder hohem Blutdruck sollten auch auf die Abkühlung im Tauchbad verzichten – dies belastet das Herz zu stark. Besser ist es, sich an der frischen Luft oder mit kalten Güssen abzukühlen. Betroffene mit Herz-Kreislauf-Problemen sollten sich immer zunächst mit ihrem Arzt beraten.

Achtung auch bei der Wahl der Zusatzstoffe: Manche Düfte lösen Allergien aus. Bei Kin-dern sind Dampfbäder wegen der Verbren-nungsgefahr nicht zu empfehlen. Hier ist es besser, zum Beispiel bei trockenem Husten, die Luftfeuchtigkeit des Raumes zu erhöhen.

Hyperthermie – Hilfe bei Krebs?

Ob intensive Wärme über 40 Grad Krebszellen zerstört, ist bisher noch nicht eindeutig zu beantworten. Mit dieser sogenannten Hyperthermie sollen Chemo- und Strahlentherapie besser wirken, belegt ist das aber nicht. Die Hyperthermie gehört deshalb laut Deutschem Krebsin-formationsdienst nicht zu den Standard-verfahren der Krebstherapie und wird nicht von den Krankenkassen bezahlt.

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en krSelbstheilungs äfte aktivier

Selbst wenn wir uns gesund und tatkräftig fühlen, arbeitet der Körper

beständig daran, stabil zu bleiben. Verantwortlich dafür sind die inneren

Selbstheilungskräfte.

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Mensch und Natur | 47

Gesund zu sein ist nicht selbstverständlich. Im Laufe des Lebens können wir vorübergehend oder dauerhaft erkranken sowie Unfälle oder Schicksalsschläge erleiden. Trotzdem haben wir es in der Hand, wie wir mit diesen Heraus-forderungen umgehen und sie so gut wie möglich meistern. Naturheilverfahren helfen uns dabei, die eigenen Kräfte zu mobilisieren – vorbeugend und wenn wir erkrankt sind.

Was sind Selbstheilungskräfte?

Sie gleichen kleinere und größere Schäden schnell wieder aus: Jeder hat sich schon mal in den Finger geschnitten und dabei auf die Selbstheilungskräfte vertraut. Das heißt, die Wunde hört auf zu bluten, weil die Blutplätt-chen – die Thrombozyten – und viele andere Faktoren das Blut gerinnen lassen. Fibrin sorgt als natürlicher Kleber im Blut dafür, dass sich die Haut wieder schließen kann. Ein Wunder, was sich in unserem Inneren täglich und auf verschiedenste Weise abspielt.

Sich selbst schützend vernichtet der Körper zum Beispiel seine eigenen Zellen, wenn diese krank, alt oder nutzlos werden. Fachleute sprechen vom sogenannten Apoptose-Programm. Wird diese Fähigkeit, sich selbst zu regulieren, überlastet, kippt das natürliche Gleichgewicht. Kurzfristiger Stress kann meist kompensiert werden. Wer jedoch dauerhaft angespannt ist und sich zusätzlich noch durch eine ungesunde Lebensweise überfordert, wird irgendwann krank. Ein gutes Beispiel ist die Leber: Geschädigtes Gewebe erholt sich sehr gut, aber nur, solange die Leber nicht zusätzlich durch Gifte wie Alkohol belastet wird. Dann kommt es zu einer „Defektheilung“ , das heißt, die Zellen bauen sich zu funktions-losem Bindegewebe um. Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass negativ denken, rauchen und viele weitere Faktoren die Selbstheilung blockieren.

Innen und außen – gemeinsam stark

Möglicherweise wird es zukünftig auch künst-lich hergestellte Medikamente geben, die den Selbstheilungskräften unter die Arme greifen können. Forscher arbeiten schon daran. Wie sinnvoll jedoch solche Medikamente sind, bleibt mehr als fraglich. Aber es geht ja auch anders: Krankheiten lassen sich leichter überwinden, wenn die medizinische Therapie gleichzeitig

unsere natürlichen Ressourcen stärkt. Neuro-biologische und psychologische Erkenntnisse belegen, wie stark sich Körper und Seele gegenseitig beeinflussen. Diese Richtung heißt heute „Mind-Body-Medizin“ . Sie zeigt genau-er als je zuvor, welche Rolle gezielte, positive Impulse von außen spielen. Sie bewirken unter anderem, dass der Körper sehr viele „Medika-mente“ , von schmerzstillenden Endorphinen bis zu entzündungshemmenden Aminosäuren und Abwehrzellen, selbst bereitstellt. Diese „innere Apotheke“ wird durch Naturheilver-fahren und mentale Strategien „von außen“ aktiviert – auch unterstützend bei einer medi-zinisch notwendigen Therapie.

Wichtig | Die Macht der Gedanken ist nicht zu unterschätzen. Wer hoffnungslos oder deprimiert ist, hat einen höheren Stress-level – wissenschaftliche Untersuchungen des Zentralinstituts für seelische Gesund-heit belegen das. Nach einer Bypass-Operation erholten sich depressive Patienten deutlich schlechter, während das Gefühl, geliebt zu werden, nach-weislich gesünder macht. Immer mehr Ärzte setzen heute den früher so negativ besetzten „Placeboeffekt“ (siehe auch Seite 29) bewusst ein: Indem sie ihren Patienten einfühlsam begegnen und ihnen Mut machen, stärken sie gleich-zeitig die Fähigkeit des Körpers, sich selbst zu heilen.

ZITAT

Wer seine Selbstheilungskräfte mobilisieren kann, hat gut lachen.

Prof. Dr. med. Gustav Dobos – Lehrstuhl für Naturheilkunde, Universität Essen | „Die Aktivierung von Selbstheilungskräften gilt auch heute im Zeitalter der modernen Medizin als entschei-dender Heilungsfaktor. Besonders wichtig sind Naturheilverfahren, die vom Patienten selbst oder von seinem Partner durchgeführt werden können. Denn immer mehr Menschen haben das Bedürfnis, selbst Verantwortung zu über-nehmen. “

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Die eigenen Kräfte stärken

Jeder muss für sich entscheiden, wann er Hilfe braucht. Aber spätestens wenn wir erkranken, brauchen wir körperliche und emotionale Unterstützung. Um langfristig gesund zu blei-ben und auch hartnäckige Krankheiten in den Griff zu bekommen, sollten folgende drei Ebenen immer kombiniert werden:

Passiv | Lassen Sie sich tragen – durch passive Verfahren. Beispiel: Massage, Manuelle Medizin, Akupunktur, Homöopathie

Aktiv | Engagieren Sie sich selbst – mit aktiven Verfahren. Beispiel: Yoga, mediterrane Vollwerternährung oder Ernährung nach der TCM-Methode, Hydro- und Thermotherapie Mental | Lernen Sie neu fühlen – durch mentale Strategien und Entspannungstraining. Beispiel: Stressbewältigung und Achtsamkeit, Muskelentspannung nach Jacobsen, Techniken für ein besseres Zeitmanagement, Ordnungstherapie

In sich gehen

Ob Homöopathie oder besser Akupunktur – welcher Weg der richtige ist, entscheidet letzt-lich das eigene Bauchgefühl (siehe auch ab Seite 26), jeder kennt sich ja selbst am bes-ten. Aber Achtung: Viele Naturheilverfahren wirken laut Experten nur deshalb „nicht rich-tig“ , weil sie falsch oder zu unregelmäßig erfolgen.

Lassen Sie sich deshalb ärztlich beraten, fragen Sie nach und finden Sie Ihren persönlichen Gesundheitskick. Denn die nötige Motivation zum Durchhalten steigt mit dem Erfolg. „Selbstwirksamkeit“ nennen Psychologen diese erlernbare Erkenntnis, dass wir uns selbst helfen können. Schaffen Sie sich messbare Erfolgserlebnisse mit dem Naturheilverfahren, für das Sie sich entschieden haben.

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Eine Stunde am Tag | Krankheiten können uns beunruhigen und Angst machen. Das ist normal, aber gerade Angstgefühle schwächen das Immunsystem und belasten den erkrankten Organismus unnötig. Anstatt von einem Arzt zum nächsten zu gehen, kann es helfen, die Selbstheilungskräfte mit der „Visualisierungs-technik nach Simonton“ (Literatur, Seite 63) zu aktivieren. Unterstützend zur Chemotherapie wurde sie ursprünglich für Krebspatienten ent-wickelt, hilft aber auch bei anderen Krankheiten. Täglich eine Stunde oder zweimal 30 Minuten üben schafft Selbstvertrauen und Zuversicht.

Mensch und Natur | 49

Tipp | Entspannen Sie sich. Stellen Sie sich dann mit geschlossenen Augen Ihre Heilkräfte vor. Das kann ein warmes Licht sein oder ein schöner Moment am Meer. Bleiben Sie dort und lassen Sie diese Kraft in den ganzen Körper fließen, bis in die Zehen und Fingerspitzen. Wer möchte, kann sich vorstellen, wie die Zellen Heilkraft tanken und wieder gesund wer-den oder wie die ärztlich verordneten Medikamente helfen.

Für Kinder eignet sich besonders die „Lichtdusche“ – eine Visualisierung von positiver Kraft, die mit Farbe und Wasser arbeitet. Denken Sie sich eine Geschichte aus, die zu einem wilden Wasserfall führt. Dort stellt sich das Kind in Gedanken unter das Wasser und erfrischt sich. Dann ändert sich die Farbe des Wassers: Zuerst wird es silbrighell, anschließend kommt die Lieblingsfarbe, und zum Schluss wird es lilafarben. Schmücken Sie die Geschichte so aus, wie es Ihrem Kind gefällt.

GUT ZU WISSEN!

Auf den ersten Blick | Auf Smartphones lassen sich heute per App unter anderem die Blutdruckwerte als über-sichtliche Tageskurven darstellen. Jeder Erfolg ist dann sofort sichtbar.

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Aktiv werden – natürlich heilen

50 | Mensch und Natur

Die meisten Menschen wissen heute, wie sie mit den normalen, alltäglichen Krankheiten umgehen. Sie gurgeln bei Halsschmerzen mit Salbei oder machen Wadenwickel, wenn das Fieber hoch ist. Doch was hilft auf natürliche Weise, wenn die Beschwerden chronisch sind? Im folgenden Kapitel finden Sie Ideen, welche Naturheilverfahren bei den häufigsten Krank-heiten helfen und was Sie selbst tun können.

Sich selbst behandeln?

Wer ansonsten gesund ist, darf sich bei den ersten Anzeichen einer leichteren Erkrankung selbst behandeln. Vorausgesetzt, der Betroffene weiß, was hilft und wo Vorsicht geboten ist. Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie etwa Rheuma oder Bluthochdruck gehören grundsätzlich in ärztliche Behandlung. Dort sollten sie lernen, bei welchen Anzeichen sie den Arzt aufsuchen müssen und wann sie sich noch selbst helfen können. Denn wer sich selbst oder auch andere kompetent unterstüt-zen kann, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen, der fühlt sich weniger ausgeliefert – ein wich-tiger Schritt, um mit der eigenen Krankheit selbstbewusst umgehen zu können.

Wann zum Arzt?

Halten die Beschwerden an oder werden stär-ker, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Wer sehr besorgt ist oder ein „komisches Gefühl“ hat, sollte sich im Zweifel frühzeitig ärztlich beraten lassen. Das gilt besonders bei Schwangeren und kleinen Kindern, denn hier kann eine scheinbar harmlose Krankheit sehr plötzlich bedrohlich werden. Der Arzt kann dann entscheiden, ob er eingreifen muss oder ob noch gewartet werden kann.

Allergien

Was sonst so nützlich ist, macht bei Allergien krank: das Immunsystem. Die Zellen von Haut, Atemwegen und Darm wehren bei einer Allergie selbst harmlose Substanzen wie Blütenpollen oder Nahrungsmittel ab. Dadurch beginnt es etwa zu jucken oder die Augen tränen. Mit dieser überschüssigen Abwehrreaktion des Immunsystems haben wir dann zu kämpfen.

Das hilft bei Allergien

Allergiepause | Das auslösende Allergen soll-te so weit wie möglich vermieden werden. Aus naturheilkundlicher Sicht ist es aber nicht immer nötig, dauerhaft zu verzichten. Das Immunsystem bekommt eine Pause und wird gleichzeitig harmonisiert, sodass es anschlie-ßend wieder normal funktionieren kann.

Mit der Hydrotherapie (siehe auch Seite 41) beruhigt sich das Immunsystem und die Anfälligkeit für Infekte nimmt ab.

Homöopathische oder pflanzliche Mittel (siehe auch ab Seite 31) lindern die Beschwerden, können aber auch zur natür- lichen „Desensibilisierung“ eingesetzt werden.

Emotionale Stabilität | Allergien verbessern sich häufig, wenn das innere Gleichgewicht stimmt. Gelassen ist, wer ausreichend schläft und sich regelmäßig entspannt. Zum Beispiel durch Yoga, Qi Gong, Übungen der Achtsamkeit oder Meditation. Als positiver Nebeneffekt vertieft sich dabei auch die Atmung und der Körper wird besser mit Sauerstoff versorgt.

Wichtig | Naturheilverfahren wie Hydrotherapie oder Massagen stützen das psychische Gleichgewicht über bewusste körperliche Reize.

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Verdauung stärken | Ob bei Neurodermitis oder allergischem Asthma, für ein intaktes Immunsystem muss die Darmflora gesund sein. Deshalb:

Stillen, eine gesunde Ernährung (siehe auch ab Seite 12) und der Verzicht auf übertriebene Hygiene beugen Allergien von Anfang an vor.

Feucht-kalte Wickel (siehe auch Seite 42) und eine Bauchmassage im Uhrzeigersinn beruhigen den Bauch.

Was darf ich essen? Tests auf zusätzliche Nahrungsmittelallergie bringen Klarheit.

Tipp | Bei Luft im Bauch hilft es, sich ein warmes Kirschkernkissen auf den Bauch zu legen und dann zu entspannen. Eine weitere gute Möglichkeit: die Kümmel-Leibauflage. Der Bauch wird hierzu mit zwei bis drei Tropfen Kümmelöl eingerie-ben. Anschließend wird ein feucht-warmes Tuch auf den Bauch gelegt und mit einem trockenen Tuch abgedeckt. Darauf eine Wärmflasche legen und so eine halbe Stunde liegenbleiben.

Bluthochdruck

Der Körper pumpt das sauerstoffhaltige Blut vom Herzen bis in die kleinsten Gefäße – optimal ist ein Druck von 120/80 mmHg. Verkalken etwa die Gefäße, muss der Druck ansteigen, um rein mechanisch dasselbe leisten zu kön-nen. Gefährlich ist, dass sich hoher Blutdruck oft nicht rechtzeitig bemerkbar macht. Kopf-schmerzen, Ohrensausen oder Schwindel können bereits auf massiv erhöhte Werte hinweisen. Langfristig leiden darunter feine Organstrukturen von Niere, Herz oder Auge. Im schlimmsten Fall können Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen oder Blindheit die Folge sein. Nur wenn der Blutdruck deutlich gesenkt wird, sind die Organe geschützt. Ganz wichtig: Betroffene sollten immer mit ihrem Arzt klären, ob ihr Bluthochdruck medikamentös behandelt werden muss. Auf kei-nen Fall dürfen eigenmächtig die vom Arzt verordneten Blutdruck-mittel weggelassen oder durch im Folgenden genannte Maßnah-men „ersetzt“ werden.

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Das hilft bei Bluthochdruck

„Das setzt mich unter Druck“ – ein hektischer Alltag, ungelöste Konflikte und die pausenlose Reizüberflutung unserer Zeit verhindern, dass sich Anspannung und Entspannung in einem gesunden Maß abwechseln. Eine wirksame Therapie gegen Bluthochdruck haben wir selbst in der Hand: Wer seinen Lebensstil ändert, kann den Erfolg schnell spüren.

Übergewicht reduzieren (10 Kilogramm abnehmen = 5 bis 20 mmHg weniger)

Bewegung ins Leben bringen – optimal sind täglich 30 Minuten Ausdauertraining wie Lau- fen, Schwimmen Radfahren usw. Aber auch schon ein täglicher Spaziergang oder ab und zu mal die Treppe zu nehmen statt des Fahr- stuhls beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Vorsicht bei plötzlicher, intensiver Belastung zum Beispiel beim Krafttraining. Grundsätzlich sollten Betroffene immer mit dem behandeln- den Arzt besprechen, wie viel Bewegung für sie gut ist und welche Sportarten geeignet sind.

Ernährung umstellen – mehr pflanzliches Eiweiß, weniger Fleisch, gute Fette wie Omega-3-Fettsäuren bevorzugen und die tägliche Kochsalzzufuhr auf unter sechs Gramm verringern (siehe auch ab Seite 12).

Auf Genussgifte verzichten. Achtung: Nicht nur Kaffee, sondern auch zu viel Alkohol erhöht den Blutdruck – grüner Tee dagegen senkt ihn.

Tipp | Erste Hilfe beginnt im Kopf. Wenn Ihnen alles zu viel wird, setzen Sie bewusst ein „Stopp-Signal“ . Trinken Sie keinen Kaffee, atmen Sie tief durch und

Wie gut ist Ihr Zeitmanagement?

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beruhigen Sie sich – und Ihren Blutdruck gleich mit.

Folgende Naturheilverfahren senken den Blutdruck

Phytotherapie: Ein halber Liter Hibiskustee, zubereitet mit zwei Esslöffeln Hibiskusblüten, senkt nachweislich den Blutdruck. Das Glei- che gilt für einen halben Liter Rote-Beete- Saft pro Tag. Kräutertees aus Hopfen, Melisse und Baldrian beruhigen das Nervensystem.

Homöopathie: Je nach sonstigen Beschwer- den kann die Homöopathie (siehe auch ab Seite 33) ein geeignetes Mittel anbieten.

Hydrotherapie: Regelmäßige, abwechselnd kalte und warme Güsse sowie ansteigende Armbäder (siehe auch ab Seite 41) trainieren die natürliche Flexibilität der Gefäße, die bei Bluthochdruck eingeschränkt ist.

Wärmetherapie (siehe auch Seite 45): beruhigt durch Entspannungsbäder mit Kräuterzusätzen wie Lavendel oder durch Sauna. Achtung: extreme Temperaturen vermeiden, also das kalte Tauchbad oder die 90-Grad-Celsius-Sauna.

beruhigen Sie sich und Ihren Blutdruck gleich mit.

52 | Mensch und Natur

GUT ZU WISSEN!

Obst oder Reis | Entlastungstage, an denen

nur Obst oder alternativ ungesalzener Reis geges-

sen wird, senken den Blutdruck. Der Grund dafür scheint die ent-

wässernde Wirkung des „Verzichts“.

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Mensch und Natur | 53

Kopfschmerzen

Hämmernd, dumpf oder stechend – der Kopf tut weh und das normale Leben wird beschwerlich. Je nach Ort und Ursache der Schmerzen lassen sich verschiedene Kopf-schmerztypen unterscheiden, die jeweils anders behandelt werden. Es klingt paradox, aber: Wer öfter als zehnmal pro Monat eine Schmerztablette gegen Kopfschmerzen ein-nimmt, kann zusätzlich zu seiner Migräne oder den Spannungskopfschmerzen noch einen sogenannten Medikamenten-Dauerkopf-schmerz entwickeln.

Besonders wichtig ist es deshalb, den eigenen Kopfschmerztyp zu kennen und die richtige Therapie zu wählen.

Machen Sie alles richtig? | Kopfschmer-zen werden gerne selbst kuriert. Machen Sie auf www.tk.de, Webcode 109430,den Test, ob Sie Ihre Kopfschmerzen bereits verantwortungsbewusst behan-deln. Anregungen für die Behandlung von Kopfschmerzen sowie für den richtigen Umgang mit Kopfschmerzmedikamenten finden Sie in der Auswertung.

Chronische Kopfschmerzen – das heißt, lang andauernde oder oft auftretende Schmerzen – sind bei Erwachsenen sehr verbreitet. Aber auch Kinder sind betroffen. Chronische Kopf-schmerzen beeinträchtigen Körper und Seele und wirken sich negativ auf die Lebensqualität aus. Für eine erfolgreiche Therapie ist es hier besonders wichtig, dass Arzt und Patient eng zusammenarbeiten. Dabei können Sie selbst einiges dazu beitragen, Ihre Beschwerden zu lindern.

TK-LEISTUNG | Hilfe bei chronischen Kopfschmerzen und Migräne

Millionen Menschen leiden an Migräne oder quälenden chronischen Kopfschmerzen. Die TK hat für diese Patienten mit der Schmerz-klinik Kiel, dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und rund 400 nieder-gelassenen Schmerztherapeuten ein Netz-werk aufgebaut. Das Konzept verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der medikamentöse und nicht medikamentöse Strategien mitei-nander verbindet. Die Therapie dauert etwa ein Jahr. Während dieser Zeit arbeiten die Ärzte am Wohnort und die Spezialisten in der Schmerzklinik Hand in Hand. Lesen Sie mehr auf www.tk.de, Webcode 148124.

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54 | Mensch und Natur

Das hilft bei Kopfschmerzen

Trainieren Sie regelmäßig Ihre Ausdauer. Forscher konnten nachweisen, dass eine gute Kondition die Zahl der Kopfschmerzattacken reduziert.

Verzichten Sie darauf, schnell mal eben eine Schmerztablette einzunehmen. Die Naturheilkunde bietet zahlreiche Tipps, was Sie zusätzlich oder stattdessen gegen Kopfschmerzen tun können.

Gesundheitscheck: Haben Sie genug getrunken? Sind Sie vielleicht hungrig oder könnte eine Pause sinnvoll sein? Flüssig- keitsmangel und bestimmte Nahrungsmittel können zum Beispiel Kopfschmerzen verursachen. Magnesiummangel kann die Neigung zu Kopfschmerzen verstärken. Überprüfen Sie außerdem Ihren Termin- kalender und die To-do-Liste: Zu hohe Ansprüche und Stress sind typisch für Menschen mit Kopfschmerzen.

Erste Hilfe bei beginnenden Kopfschmerzen Tupfen Sie Minzöl – aus der Apotheke – auf die Schläfen oder massieren sie damit den Nacken.

Wärme löst Verspannungen: Legen Sie ein Kirschkernkissen in den Nacken oder duschen Sie warm. Ein warmes Fußbad, eventuell mit schwarzem Senfmehl, leitet die Fülle im Kopf ab und hilft, sich zu „erden“ .

Bei Migräne helfen eine feuchte, kühle Auflage oder ein kalter Gesichtsguss – nach Kneipp immer von rechts nach links. Bei den ersten Zeichen einer Migräne trinken Sie bewusst viel Wasser und gehen Sie draußen spazieren.

Akupressur der Nacken- oder Schläfenpunkte kann den Kopfschmerz abwenden.

Tipp | Behandeln Sie sich mit Akupressur selbst.

Das hilft bei Spannungskopf- schmerzen: Im Nacken, zwi- schen dem Kapuzenmuskel und den schrägen Hals- muskeln, liegt rechts und links ein kleines Grübchen. Am bes- ten drehen Sie sanft den Kopf hin in und her, um die Muskeln zu finden. Drücken Sie diesen Akupressurpunkt Fengchi für circa drei bis vier Minuten. Erst sanft und dann stärker, um Verspannungen im Nacken zu lösen.

Das bessert die Migräne: Drücken Sie bei Schmerzen den Akupressurpunkt Taichong: Höhe Mittel- fußknochen zwischen großem und zweitem Zeh, dort, wo beide ein V bilden.

Bevor Sie die Akupressur anwenden, soll-ten Sie dies mit Ihrem Arzt absprechen.

Folgende Naturheilverfahren können Kopfschmerzen lindern

Akupunktur: hilft nachweislich im akuten Zustand und vorbeugend.

Manuelle Medizin: kann durch Haltungs- korrektur vom Kiefer bis zum Lenden- bereich entlasten.

Neuraltherapie: ist hilfreich nach Un- fällen, Operationen und bei hormonell bedingtem Kopfschmerz. Auch geeignet, wenn der Schmerz durch die Nasen- nebenhöhlen verursacht wird – ebenso, um lediglich die Symptome zu behandeln.

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM): berücksichtigt den gesamten Organismus aus einem völlig anderen Blickwinkel her- aus. Das bekannteste Verfahren ist die Aku- punktur. In vielen Fällen können aber auch chinesische Kräuter- rezepturen helfen, die der Spezialist für TCM individuell zusammen- stellt.

GUT ZU WISSEN!

Pause für die Augen | Auch angestrengtes

Sehen führt auf Dauer zu Kopfschmerzen. Wer viel

am PC arbeitet, sollte den Augen regelmäßig eine Pause gönnen. Reiben

Sie dazu die Hände anei-nander und legen dann

die „energiegeladenen“ Handflächen schalenför-

mig über die Augen. Genießen Sie die Pause

so lange wie möglich.

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Mensch und Natur | 55

Rückenschmerzen

Nach der Gartenarbeit oder wenn wir schwer getragen haben, macht sich der Rücken manchmal bemerkbar. Diesen akuten Rücken-schmerz kennt fast jeder. Doch viele Menschen leiden an chronischen Rückenschmerzen, die immer wiederkommen. In dem Fall müssen zunächst verschiedene Krankheiten – zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall – ausge-schlossen werden.

Bei 80 bis 90 Prozent der Betroffenen findet sich jedoch keine organische Ursache – hier wäre dann zum Beispiel eine eventuell erfolgte Röntgenaufnahme gar nicht nötig gewesen. Daher muss der Arzt nach der körperlichen Untersuchung sorgfältig abwägen, ob eine Diagnostik mit Apparaten medizinisch notwen-dig ist. Denn: Je mehr Untersuchungen erfol-gen, umso wahrscheinlicher ist es, dass die Schmerzen chronisch werden. Und chronische Rückenschmerzen sind hartnäckig. Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist es wichtig, die Schmerzen möglichst früh in den Griff zu bekommen.

Das hilft bei Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind der häufigste Grund, sich für natürliche Heilmethoden zu entscheiden. Das verwundert nicht, denn wirkungsvolle Schmerzmittel haben oft mehr Nebenwirkun-gen, als viele Menschen akzeptieren möchten.

Tipp | Wer nicht in Rückenlage entspan-nen kann, hat eine gute Alternative – die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen (siehe auch Kasten Seite 17). Sie kann auch im Sitzen erfolgen. Ansons-ten profitieren viele Betroffene von den sanften Bewegungsübungen im Qi Gong.

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Erste Hilfe bei akuten Rückenschmerzen

Nehmen Sie ein warmes Vollbad mit Arnika oder Rosmarin und legen Sie anschließend die Beine im sogenannten „Stufenbett“ hoch: kleines Kissen unter den Kopf und großer Kissenberg unter die Beine, direkt an das Gesäß. Die Beine bilden einen 90-Grad-Winkel zum Rücken. Das entlastet die Bandscheiben.

Aus der Hydrotherapie (siehe auch ab Seite 41) ist bekannt, dass nicht nur warme, sondern auch feucht-kühle Lendenwickel oder Kühlpakete ebenfalls wirksame erste Hilfe leisten.

56 | Mensch und Natur

Achtung: Fühlt sich ein Arm oder ein Bein taub an, kribbelt es oder strahlt der Schmerz aus, dann müssen Sie umgehend zum Arzt.

Folgende Naturheilverfahren können Rückenschmerzen lindern

Akupunktur: wirkt nachweislich besser als Massage.

Massage: Fernöstliche Massagetech- niken wirken oft tiefer als klassische Massage.

Manuelle Medizin: kann helfen, gehört aber in erfahrene, ärztliche Hände.

Neuraltherapie: Lokale Betäubung schaltet das Schmerzgedächtnis aus. Manchmal liegt die Ursache des Schmerzes auch nicht im Rücken selbst, sondern an einer ganz anderen Stelle des Körpers. Wenn diese bekannt ist, kann es die Rücken- schmerzen lindern, die krank machenden Impulse an dieser Stelle auszuschalten.

Phytotherapie: Gute Ergebnisse liegen bei der Therapie mit Teufelskralle vor. Auch die Wirkstoffe der Weidenrinde sind schmerzlindernd.

TK-LEISTUNG | Ganzheitliche Therapie bei Kopf- und Rückenschmerzen

In Deutschland leiden Millionen Menschen an chronischen Kopf- und Rückenschmer-zen. Daher hat die TK zusammen mit der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Kliniken Essen-Mitte ein beson-deres Therapiekonzept entwickelt. Ein inter-disziplinäres Team hochspezialisierter Ärzte und Therapeuten betreut hier die Schmerz-patienten. Es ist sowohl ambulante, statio-näre als auch tagesklinische Versorgung möglich. Unter Tel. 0800 - 285 00 85 (gebührenfrei innerhalb Deutschlands) erfahren Sie mehr.

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Mensch und Natur | 57

Für mich sorgen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat es 1946 so beschrieben: „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen. “ Diese Definition ist allerdings sehr einseitig – sie berücksichtigt die Ressourcen des Einzelnen nicht und spricht bestimmten Gruppen wie etwa Menschen mit Behinderungen von vorn-herein die Fähigkeit ab, gesund zu sein und zu bleiben. Heute geht die Wissenschaft davon aus, dass ein Mensch zwar nie ganz gesund ist. Er kann jedoch immer etwas für seine Gesundheit tun – zum Beispiel dadurch, dass er Risikofaktoren wie etwa Stress vermindert.

Denn: Sich in seiner Haut wohlzufühlen und möglichst lange gesund zu sein, das ist die Basis eines erfüllten Lebens. Für dieses Ziel müssen wir uns täglich neu engagieren – zum Beispiel uns ausgewogen ernähren und regelmäßig für Bewegung sorgen. Dieser aktive Lebensstil ist ein erster wichtiger Schritt.

Aber für sich selbst zu sorgen bedeutet auch, seine Gesundheit im Blick zu behalten: Vorsorge und Früherkennungsuntersuchungen helfen, die häufigsten Krankheiten und mögliche Fehlent-wicklungen bei Kindern bereits in einem frühen Stadium zu erkennen. Denn rechtzeitig ent-deckt, sind die Chancen auf Heilung bei den meisten Erkrankungen erfreulich hoch. Holen Sie sich dazu kompetente Hilfe bei Ihren Ärzten und Ihrer Krankenkasse (siehe Kasten rechts).

Stimmt's oder stimmt's nicht?

Schützt Rotwein vor Krebs?

In der Schale von roten Trauben steckt ein Stoff, der angeblich Wunder wirkt – Resveratrol. Er soll unter anderem das Herz stärken, Demenz vorbeugen und auch noch vor Krebs schützen. Immer wieder lesen Verbraucher von neuen Untersuchungen, die das bestätigen.

Wer aber aufmerksam das „Kleingedruckte“ liest, wird hellhörig: Diese Studien erfolg-ten bisher nur im Labor an Mäusen und Fischen. Außerdem ist Resveratrol wasser-unlöslich und wird möglicherweise nur schwer aufgenommen. Ein großer Nach-teil, denn für die gepriesene Schutzwirkung bräuchte der Körper große Mengen. Ob Kapseln mit Resveratrol eine bessere Lösung darstellen, bleibt abzuwarten.

Der Bedarf sollte aber sicher nicht durch Rotwein gedeckt werden. Auch wenn eine aktuelle Studie aus den USA zeigt, dass Rotwein angeblich sogar vor Lun-genkrebs schützt. Wer zusätzlich noch raucht, profitiere von der „Schutzwirkung“ des Rotweins noch mehr – vorausgesetzt, er trinkt täglich zwei (!) Gläser Rotwein. Dieser Rat ist hochgradig unseriös. Gesün-der ist es, weder zu rauchen noch regel-mäßig Alkohol zu trinken.

TK-LEISTUNG | Untersuchungen zur Früherkennung

Für Kinder und Jugendliche sowie für Erwachsene – es gibt für jeden das passende Angebot. Die TK über-nimmt die Kosten für alle im jeweiligen Lebensalter gesetzlich vorgesehenen Früherkennungsuntersu-chungen. Für Kinder und Jugendliche bietet die TK neben den gesetzlich vor-gesehenen Terminen noch drei weitere Untersu-chungen an. Informieren Sie sich auf www.tk.de, Webcode 5421. Oder fragen Sie direkt in Ihrer TK-Geschäftsstelle nach oder beim TK-ServiceTeam unter Tel. 0800 - 285 85 85 (24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr, gebührenfrei innerhalb Deutschlands).

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AerWissensw tes – F Qs

Kann ich auch zu einem Heilpraktiker gehen oder muss es ein Arzt sein?

Warum werden manche Kosten übernommen und andere nicht? Rund

um die Naturheilverfahren gibt es einiges zu klären.

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Ärzte, Heilpraktiker & Co – wer darf was?

Im Folgenden finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen, wenn es um Naturheilver-fahren geht – denn je mehr Sie wissen, desto vertrauensvoller starten Sie Ihre Behandlung.

Wer übt Naturheilkunde aus?

Chronische Rückenschmerzen behandelt der Orthopäde und ist eine Frau schwanger, geht sie zum Gynäkologen – anders als in der klas-sischen Medizin gibt es in der Naturheilkunde keine Fachgebiete, die nach Körperzonen sor-tiert sind. Hier steht die erlernte Methode im Vordergrund. Auf dem Praxisschild findet sich zum Beispiel „Facharzt für Kinderheilkunde – Naturheilverfahren“ oder „Heilpraktiker – Homöopathie“ .

Achtung | Nicht jeder Therapeut kennt seine Grenzen. Wer die eigene Kompe-tenz überschätzt, versäumt es, rechtzeitig an andere Fachkollegen zu überweisen. Bestehen Sie im Zweifel immer auf einen zusätzlichen Arztbesuch.

Heilberufe, was bedeutet das?

Dieser Begriff umfasst alle Berufe, die sich professionell mit Krankheiten oder Behinde-rungen beschäftigen. Je nach Ausbildung gibt es ärztliche Heilberufe und nicht ärztliche Heil-berufe. Ärztliche Heilberufe sind etwa Haus-ärzte oder Zahnärzte. Zu den nicht ärztlichen Heilberufen gehören:

Akademische Berufe wie zum Beispiel Apotheker und Psychologen. Sie haben an einer Universität studiert.

Nicht akademische Berufe wie zum Beispiel Gesundheitspfleger, Hebammen, Physiothe- rapeuten usw. Sie haben eine Ausbildung mit staatlicher Prüfung abgeschlossen.

Heilpraktiker zählen zu den nicht ärztlichen, nicht akademischen Berufen. In Deutschland sind Heilpraktiker in zahlreichen Verbänden

organisiert, die jeweils auch ausbilden. Die Qualität der Heilpraktikerausbildung ist nicht einheitlich, die Dauer schwankt zwischen sechs Monaten und drei Jahren. Am Ende der Lernzeit muss eine Prüfung abgelegt werden, die aber bundesweit nicht einheitlich geregelt ist. Nach dem Heilpraktikergesetz gibt es strenge Vorschriften, wann ein Heilpraktiker zugelassen wird. Neben einer abgeschlossenen Schulausbildung müssen ein ärztliches Attest und ein unauffälliges polizeiliches Führungs-zeugnis vorliegen.

Was dürfen Heilpraktiker und was nicht?

Um Patienten zu schützen, darf in Deutschland nur der Krankheiten behandeln, dem eine staatliche Heilerlaubnis erteilt wird. Ärzte bekommen die volle Heilerlaubnis. Heilpraktiker und Psychologen hingegen können die soge-nannte eingeschränkte Heilerlaubnis beantragen. Wer Heilpraktiker werden möchte, wählt hier wiederum zwischen der großen, allgemeinen Heilerlaubnis und einer auf Psychotherapie beschränkten Heilerlaubnis, die als der „kleine Heilpraktiker“ bezeichnet wird. Heilpraktiker dürfen frei wählen, welche Naturheilverfahren sie einsetzen. Laut Gesetz dürfen sie nicht:

Krankheiten allein behandeln, die ärztliche Hilfe und Diagnostik benötigen wie Intensiv- medizin und Operationen

Geburtshilfe ausüben

Infektiöse Erkrankungen diagnostizieren und behandeln, speziell Geschlechtskrankheiten

Verschreibungspflichtige Medikamente verordnen

Wichtig | Immer wieder kommt es vor, dass die offizielle Heilerlaubnis umgangen wird. Heilpraktiker, die nur den kleinen Heilpraktiker für Psychotherapie erworben haben, dürfen psychische Erkrankungen behandeln, aber nicht automatisch auch mit homöopathischen Mitteln.

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Was kann ein „Arzt für Naturheilverfahren“?

Das Medizinstudium vermittelt das nötige Basiswissen – aber erst die weitere Ausbil-dung entscheidet, was ein Arzt praktisch kann. Als Facharzt hat er mehrere Jahre in einem bestimmten Fachgebiet gearbeitet und sein Wissen erweitert. Nur wer eine umfangreiche Facharztprüfung ablegt, darf sich zum Beispiel „Facharzt für Gynäkologie“ nennen. Ärzte können sich außerdem in verschiedenen Methoden weiterbilden und eine anerkannte Zusatzbezeichnung erwerben. Die Ärztekam-mer garantiert und kontrolliert, dass hier die Qualität stimmt.

Kleine Arzneimittel-kunde – was sind ...?

… Generika?

Generika sind die wirkstoffgleichen Folgepro-dukte eines Originalpräparates, das unter einem Markennamen auf dem Markt erhältlich und inzwischen nicht mehr durch ein Patent geschützt ist. Wie die Originalpräparate müs-sen auch alle Generika bei den zuständigen Behörden ein Zulassungsverfahren durchlau-fen. Die Generika sind preisgünstiger als die Originalpräparate, da die Forschungs- und Ent-wicklungskosten für den Wirkstoff entfallen. Obwohl ein Generikum eventuell anders aussieht oder anders heißt als das Original-präparat, hat es

die gleiche Qualität,

den gleichen Wirkstoff,

die gleiche Wirkstärke,

die gleiche Normgröße der Packung und

die gleiche oder eine vergleichbare Darreichungsform.

Lediglich die Hilfsstoffe, die dem Arzneimittel zum Beispiel Form und Aussehen verleihen, können eventuell abweichen.

Wichtig | Die Zusatzbezeichnung „Arzt für Naturheilverfahren“ vermittelt allge-meines Wissen über Naturheilkunde – von Hydrotherapie bis Chronobiologie. Wer sich dagegen klassisch homöopa-thisch behandeln lassen möchte oder auf Chirotherapie und Akupunktur ver-traut, sollte zu einem Arzt gehen, der die Zusatzbezeichnung „Akupunktur, Manuelle Medizin/Chirotherapie“ oder „Homöo-pathie“ erworben hat. Nur hier werden praktische Kenntnisse erlernt und je nach Bundesland von der Ärztekammer abge-fragt.

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… Arzneimittel-Rabattverträge?

Die Kosten im Gesundheitswesen steigen ste-tig, vor allem die Ausgaben für Arzneimittel. Damit sich dies ändert, hat der Gesetzgeber den Krankenkassen ermöglicht, mit einzelnen Herstellern Arzneimittel-Rabattverträge zu schließen. Dadurch erhalten die Kassen Preis-nachlässe auf Generika sowie auf einige Origi-nalpräparate. Durch den Abschluss von Rabatt-verträgen muss die Krankenkasse weniger Geld aus den Beiträgen der Versicherten für Medikamente einsetzen. Rabattverträge ermöglichen also eine qualitativ hochwertige und dabei gleichzeitig wirtschaftliche Versor-gung mit Arzneimitteln.

... OTC-Präparate?

OTC-Produkte – OTC steht für „over the coun-ter“ – sind nicht verschreibungspflichtige, aber apothekenpflichtige Medikamente, zum Beispiel Mittel gegen Erkältungen oder Abführ-mittel. Sie werden normalerweise nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt, es gibt jedoch Ausnahmen (siehe auch Kasten Seite 35). Die Arzneimittel können Sie ohne Rezept direkt in der Apotheke kaufen. Genau wie verschreibungspflichtige Medikamente unterliegen OTC-Präparate hohen Qualitäts-standards.

Trotzdem: Viele pflanzliche Medikamente gel-ten nicht als OTC-Arzneimittel. Sie sind als „Nahrungsergänzungsmittel“ oder „Lebens-mittel“ eingestuft. Daher müssen sie weniger streng überprüft werden und dürfen auch außerhalb der Apotheke verkauft werden. Besondere Vorsicht ist beim Kauf im Internet angeraten. Ganz wichtig: Es sollte immer ein Beipackzettel vorhanden sein.

… rezeptpfl ichtige Naturarzneimittel?

Die meisten natürlichen Arzneimittel sind frei-verkäuflich. Es gibt aber Ausnahmen – zum Beispiel Johanniskraut, das seit April 2009 ver-schreibungspflichtig ist, wenn es bei mittel-schweren Depressionen eingesetzt wird. Warum?

Auch pflanzliche Präparate können uner- wünschte Nebenwirkungen haben und bei gleichzeitiger Einnahme anderer Medika- mente Probleme machen.

Die Therapie bestimmter Krankheiten wie etwa Depressionen gehört in ärztliche Hände, was mit der Verschreibungspflicht garantiert ist.

Was bedeutet „Aut idem“?

Der lateinische Begriff „Aut idem“ bedeu-tet so viel wie „oder das Gleiche“ . Auf jedem Kassenrezept findet sich das „Aut-idem“-Feld. Wird dieses vom Arzt ange-kreuzt, so streicht er dieses gewisserma-ßen durch – der Apotheker muss dem Versicherten genau das verordnete Medi-kament ausgeben. Wird das „Aut-idem“-Feld freigelassen, muss der Apotheker ein geeignetes Generikum eines der Ver-tragspartner aussuchen. Zu guter Letzt kann der Arzt auch statt eines bestimm-ten Präparates nur einen Wirkstoff ver-ordnen und auch so dem Apotheker die Wahl überlassen.

TK-LEISTUNG | Generika-Rabattverträge der TK

Die TK hat bisher durchweg positive Erfah-rungen mit Arzneimittel-Rabattverträgen gemacht. Sie schließt nur mit solchen Her-stellern Verträge ab, die garantieren können, dass ihre Arzneimittel eine hohe Qualität aufweisen. Außerdem sind die Rabattver-tragspartner so ausgewählt, dass TK-Versi-cherte in allen Apotheken mit den entspre-chenden Arzneimitteln versorgt werden können. Bei Fragen rufen Sie gern an unter Tel. 0800 - 285 85 85 (24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr, gebührenfrei inner-halb Deutschlands). Oder Sie gehen auf www.tk.de, Webcode 5113.

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Kassenleistung oder aus eigener Tasche?

In Deutschland vertrauen viele Menschen auf natürliche Heilmethoden. Pro Jahr geben Pati-enten hochgerechnet fünf Milliarden Euro für die sogenannte Komplementärmedizin aus – Kosten, die von den gesetzlichen Krankenkas-sen leider in der Regel nicht erstattet werden dürfen. Was ist der Grund?

Im Vorfeld beantragen

Für jedes Verfahren muss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beantragt werden, dass die Krankenkassen die Kosten dafür übernehmen dürfen. Krankenkassen dürfen Leistungen nur dann bezahlen, wenn sie als notwendig, zweckmäßig und wirtschaftlich anerkannt sind – dann sind diese Methoden Bestandteil des Leistungskataloges der gesetzlichen Krankenkassen.

Wie entscheidet der G-BA? | Der Gemeinsa-me Bundesausschuss prüft anhand medizini-scher Studien, ob die Qualitätsanforderungen für eine Aufnahme in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen erfüllt sind. Damit soll sichergestellt werden, dass keine Verfah-ren zulasten der Krankenkassen angewendet werden, deren Nutzen nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist und die möglicherweise gesundheitliche Risiken einschließen. Metho-den, deren medizinischer Nutzen nicht nachge-wiesen ist, schließt der Gemeinsame Bundes-ausschuss von der vertraglichen Versorgung

aus. Nach den Vorschriften des Sozialgesetz-buches dürfen die Krankenkassen nur dann Kosten übernehmen, wenn der Gemeinsame Bundesausschuss eine Methode positiv bewertet hat und sie in die vertragsärztliche Versorgung aufgenommen wurde.

Gibt es Ausnahmen? | Es gibt zwei Konstella-tionen, bei denen die Krankenkasse in Zusam-menarbeit mit dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) prüfen kann, ob ausnahmsweise Kosten für eine Behandlung übernommen werden dürfen:

Wenn ein Patient an einer lebensbedroh- lichen oder regelmäßig tödlich verlaufenden Erkrankung leidet.

Wenn ohne Anwendung der Methode eine schwere, nicht umkehrbare Schädigung eintritt wie der Verlust von Organen und Gliedmaßen, Erblindung oder Hörverlust.

Voraussetzung für die Kostenübernahme ist, dass im Einzelfall keine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Behandlung zur Verfügung steht. Außerdem muss eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf Heilung oder auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf bestehen.

Wichtig | 1998 haben die Krankenkassen beim Gemeinsamen Bundesausschuss einen Antrag für Akupunkturleistungen erfolgreich gestellt. Die ausgewerteten wissenschaftlichen Studien zeigten, dass Akupunktur bei Rücken- und Knieschmer-zen eindeutig hilft. Bei der Schuppen-flechte (Psoriasis) lief es genauso, hier dürfen jetzt die Kosten für Salzbäder plus UVB-Bestrahlung erstattet werden.

Anders ist es bei der sogenannten Bal-neophototherapie zur Behandlung des atopischen Ekzems (Neurodermitis) – der G-BA riet hier, den Antrag erstmal zurück-zustellen, um in einem Modellvorhaben den Nutzen der Methode wissenschaft-lich zu prüfen.

GUT ZU WISSEN!

Nur mit Rechnung | Auch wenn Sie eine

Behandlung aus eigener Tasche zahlen müssen – bestehen Sie immer auf

einer Rechnung. Der Arzt oder Heilpraktiker ist ver-pfl ichtet, Ihnen als „Kun-de“ offenzulegen, wie er abrechnet. Wer über eine

Zusatzversicherung für Naturheilverfahren ver-

fügt, braucht diese Rech-nung, damit die Kosten

erstattet werden.

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dLiteratur und A ressen

Weiterführende Literatur

Zum Nachlesen | Karin Kraft, Rainer Stange, Hrsg. (2010): Lehrbuch Naturheilverfahren – Hippokrates Verlag

Mehr über Selbstheilungskräfte | Gustav Dobos (2012): Chronische Krankheiten natür-lich behandeln – Verlag Zabert Sandmann

Gustav Dobos, Sherko Kümmel (2011): Gemeinsam gegen Krebs – Verlag Zabert Sandmann

Fernöstliche Naturheilverfahren | Thomas Bißwanger-Heim, Edzard Ernst (2011): Asiatische Heilkunde – Stiftung Warentest

Zum Üben | Carl Simonton, Stephanie Simon-ton, James Creighton (2002): Wieder gesund werden – Verlag Wunderlich

Nützliche Adressen und Links

aid Infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V.Heilsbachstraße 16, 53123 Bonn www.aid.dewww.was-wir-essen.de

Carstens-Stiftung/Natur und Medizin e.V.Am Deimelsberg 36, 45276 Essenwww.carstens-stiftung.dewww.naturundmedizin.de

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Godesberger Allee 18, 53175 Bonnwww.dge.de

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG)Im Mediapark 8, 50670 Kölnwww.iqwig.dewww.gesundheitsinformation.de Kneipp-Bund, Bundesverband für Gesundheitsförderung und PräventionAdolf-Scholz-Allee 6–8, 86825 Wörishofenwww.kneippbund.de

Die AutorinDr. med. Stefanie Schmid-Altringer …

… studierte Medizin an der Universität Bonn und qualifizierte sich gleichzeitig in einer berufsbegleitenden Fortbildung als tiefenpsycho-logische Tanz- und Ausdruckstherapeutin. Anschließend arbeitete sie als Ärztin im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe. Seit 1999 ist sie als freiberufliche Medizinjournalistin und Buchautorin tätig. Mit den Themenschwerpunkten Frauengesundheit, Ernährung und alternative Heilverfahren produzierte sie als Expertin, Autorin und Regisseurin zahlreiche TV-Dokumentationen und mehrere Bücher. 2011 gründete sie ihre Firma „nahdran – Kommunikation für Gesundheit und Wissenschaft“ und veranstaltet Wissenschaftscafés zu Gesundheits-themen wie Traditionelle Chinesische Medizin, Genfood und Übergewicht.

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Wir sind für Sie daSie haben Fragen rund um Gesundheit und Krankenversicherung? Das TK-ServiceTeam ist 24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr für Sie erreichbar: Tel. 0800 - 285 85 85(gebührenfrei innerhalb Deutschlands)

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Im TK-ÄrzteZentrum sind rund 100 Fachärzte für Fragen zur Gesundheit am Telefon: Tel. 040 - 85 50 60 60 60 (365 Tage im Jahr, 24 Stunden täglich)

Beim TK-FamilienTelefon erhalten Sie Antworten auf Fragen zur Gesundheit von Babys, Kindern und Jugendlichen: Tel. 040 - 85 50 60 60 50 (365 Tage im Jahr, 24 Stunden täglich)

Internet

Ausführliche Informationen rund um Krankenversiche-rung und Gesundheit findenSie auf: www.tk.de

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