Handbuch Ms

176
Wolfgang J. Mehlhausen Handbuch Münzensammeln

Transcript of Handbuch Ms

Page 1: Handbuch Ms

Wolfgang J. Mehlhausen

Handbuch Münzensammeln

Page 2: Handbuch Ms
Page 3: Handbuch Ms

Wolfgang J. Mehlhausen

Handbuch MünzensammelnEin Leitfaden für Münzsammler und solche, die es werden wollen

Tipps, Tricks und Infos vom Fachmann

2. Auflage 2004H.Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf

Page 4: Handbuch Ms

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation inder Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografi-sche Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN 3-924861-83-8

2. Auflage 2004© 2004 by H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbHwww.gietl-verlag.deAlle Rechte vorbehalten.ISBN 3-924861-83-8

Page 5: Handbuch Ms

5

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7

Ein wenig zur Geldgeschichte 10

Münzprägung – damals und heute 28

Münzen bestimmen 35

Jede Medaille hat zwei Seiten 39

Was und wie sammeln? 45

Das Handwerkszeug des Sammlers 62

Qualität und Erhaltungsgrade 71

Münzreinigung und -pflege 81

Unterbringung der Sammlung 94

Falschgeld und Münzfälschungen 114

Münzen im Handel 134

Münzen als Wertanlage 147

Münzen, Computer und Internet 160

Sammler im Verein 166

Literaturverzeichnis 168

Internet-Adressen 169

Page 6: Handbuch Ms
Page 7: Handbuch Ms

7

Vorwort

Ich möchte Sie nicht langweilen mitklassischen Themen, wie „Anliegen desVerfassers“ und umfänglichen Dank-sagungen an Helfer, Verwandte undFreunde, stattdessen einige ganz per-sönliche Worte.

Meine Sammelleidenschaft begann imVorschulalter und galt zunächst denBriefmarken, noch bevor ich lesen undschreiben konnte. Schnell lernte ichenglische von niederländischen, DDR-von BRD-Marken zu unterscheiden. Mitetwa zehn Jahren entdeckte ich danndie Münzen für mich, die mir wenigerempfindlich schienen als Postwertzei-chen, bei denen es auf die Unversehrt-heit jedes einzelnen Zahns ankam.

Als Jugendlicher trat ich schon 1965 ei-nem Münzverein bei, dem ich bis heutedie Treue halte, er nennt sich nun „Nu-mismatischer Club Berlin-Pankow e.V“.Damals war es die Fachgruppe Numis-matik des Kulturbunds der DDR in Ber-lin-Pankow, die schon 1957 gegründetwurde. Dort lernte ich viele interessan-te Leute kennen, die sich diesem Hobbyverschrieben hatten. Zu diesen gehörtauch Klaus Priese, der später mein Kol-lege und dann mein Geschäftspartnerin der Berliner Münz-auktion GmbHwurde. Er hat mich auch beim Schrei-ben dieses Büchleins kritisch beraten,wofür ich ihm zu Dank verpflichtet bin.

Nur wenige Menschen haben das Glück,ihr Hobby zum Beruf machen zu kön-nen. Mir wurde dies 1986 zuteil, nach-dem ich 20 Jahre im Chemie-Exportge-schäft gearbeitet hatte. Und diesenSchritt habe ich nie bereut. Es macht mirbis heute große Freude, junge und alteSammler zu begleiten, mit Rat und Tat,weil ich selbst ein begeisterter Sammlerbin. Da mir bewusst war, dass das Thema„Münzen sammeln“ eigentlich uner-schöpflich ist, auch was die erschieneneLiteratur angeht, habe ich mich in Ab-stimmung mit dem Verlag entschieden,hier gänzlich neue Wege zu gehen.

Sie finden in den einzelnen Kapiteln„Aktuelle Literaturtipps“.

VerfasserThema + Verlagsangaben inklusive Preis und ISBN

Es wird hierbei nur auf Titel verwiesen,die Sie aktuell und problemlos im Buch-und Fachhandel bekommen können.Doch es lohnt sich, in Antiquariaten undMünzhandlungen auch nach älterer Li-teratur zu fragen und auch die öffent-lichen Bibliotheken haben gewiss daseine oder andere gute Münzbuch imBestand.

LITERATUR

Page 8: Handbuch Ms

8

Bei dem Umfang des Themas kann esmanchmal zwangsläufig zu Wiederho-lungen kommen, bei einigen Aus-führungen mag der Leser denken: Dar-über hätte ich gern noch mehr gewusst.Das Büchlein ist nicht als Nachschlage-werk, sondern als „Lektüre“ angelegt,die man gewöhnlich von der ersten biszur letzten Seite liest. Wird in einemKapitel ein Begriff oder Sachverhaltkurz angesprochen, um in folgendenKapiteln ausführlicher behandelt zuwerden, finden Sie einen „Hinweis“:

Weitere Ausführungen zu diesem Themafinden Sie in Kapitel …

Sofern Sachverhalte an späterer Stellenochmals in anderem Zusammenhanggenannt werden, so wird auf einen sol-chen Hinweis in der Regel verzichtet.

HINWEIS

In der Vergangenheit erschienen bereitsmehrere Bücher mit ähnlichem Anlie-gen. Sie sind im Literaturverzeichnisaufgeführt. Einige davon begannengleich mit der Münzgeschichte der An-tike und überforderten manchen Lesermit vielen Fachbegriffen und schwer inKurzform darzustellenden Zusammen-hängen. Doch zunächst soll ja das In-teresse für das Münzensammeln ge-weckt werden. Aus diesem Grund wirddie Geld- und Münzgeschichte nur kurzgestreift.

Da spätestens das 20. Jahrhundert dasZeitalter des Papiergelds ist, wurde ge-legentlich auch auf Banknoten einge-gangen. Denn nicht nur Münzen undMedaillen, sondern auch Geldscheinesind ein sehr interessantes und immerbeliebteres Sammelgebiet. Und vieleAussagen, die auf Münzen zutreffen,sind gleichermaßen auch für Papiergeldgültig. Auf ein kleines Lexikon, das vie-le derartige Bücher enthalten, wurdebewusst verzichtet, weil es hier aus-führliche Werke gibt, die sich derSammler, der „Feuer gefangen hat“, so-wieso zulegen sollte.

Page 9: Handbuch Ms

9

Viele Fragen konnten wahrhaftig nurim Ansatz aufgeworfen und beantwor-tet werden, viele sicher interessanteund bereits konzipierte Ausführungenmussten gekürzt werden, um den Rah-men eines solchen Büchleins nicht zusprengen.

Wissenschaftler und Berufsnumismati-ker mögen verzeihen, dass vielleichtmanche Zusammenhänge und Begriffezu „volkstümlich“ erklärt wurden. DochHauptanliegen war es ja, wie mehrfacherwähnt, zunächst das Interesse vonLaien für die Numismatik und das Sam-

meln von Münzen zu wecken. Nichtmehr und nicht weniger. Und wenn esgelang, nur einigen Lesern glaubhaft zuvermitteln, wie viel Freude und Spaß esbereitet, sich mit Münzen, Medaillenund Geldscheinen zu beschäftigen, soist dieses Ziel erreicht.Schließlich sei eine kleine Widmungdennoch erlaubt: Auch dieses Buch istmeiner Ehefrau Ingrid zugedacht, zu-gleich widme ich es allen Ehepartner(in-nen), die Verständnis für das Hobby ih-res Mannes oder ihrer Frau haben.

Auch in diesen Formen, als Münzschwert (Geldschwert) aus chinesischen Cash-Münzen oderSilberbarren, konnten in Ostasien (China, Annam) Zahlungen geleistet werden. Das Geld-schwert diente häufig als Geschenk oder wurde Frischvermählten über die Haustür gehangen.Das Münzschwert besteht aus zusammengebundenen chinesischen Cash-Münzen der EpocheGuang Xu (1875–1908) aus der Provinz Kwangtung. Der Sattelgeld-Barren im Gewicht von 5 Tael (rund 185 g) stammt aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, ebenso wie der recht-eckige Barren zu 10 Tael (rund 375 g). Die eingepunzten Schriftzeichen kennzeichnen den Her-stellungsort und die ausgebende Bank.

Page 10: Handbuch Ms

10

Ein wenig zur Geldgeschichte

Zu den Themen Geldgeschichte, Wäh-rung und Münzen wurden schon vieleBücher geschrieben, sie füllen ganze Bi-bliotheken. Es ist schlicht unmöglich, zudiesem Thema alles, was wichtig und in-teressant ist, auf ein paar Seiten zusam-menzufassen. Wie schon in der Einlei-tung erwähnt, soll zunächst nur das In-teresse des Lesers für das Münzensam-meln geweckt werden. Er soll nicht so-fort mit Fachbegriffen und komplizier-ten Erläuterungen zu Münzsystemenüberhäuft werden.

Handel und Wandel

Daher nur eine ganz kurze Einführungin die Geschichte des Geldes und derMünzen.Schon in „grauer Vorzeit“ gab es die Ar-beitsteilung, man tauschte Ware gegenWare oder Dienstleistungen. Felle wur-den gegen Töpfe, Vieh gegen Saatgut,Waffen gegen Salz getauscht, um nureinige Beispiele zu nennen. Gegenstän-de, die man selbst in ausreichender Zahlbesaß, konnte man gegen andere Din-ge eintauschen, sie wurden zur Ware.

Geld in Münzform als allgemein aner-kanntes Tauschmittel entstand erst spä-ter. Vieh war als Tauschobjekt sehr be-gehrt, das lateinische Wort „pecunia“bedeutet Vieh. Noch heute wird „pe-

kuniär“ das genannt, was mit Geld zutun hat. Im Sanskrit bedeutet „rupa“die Herde, hiervon ist die indischeWährungsbezeichnung „Rupie“ abge-leitet. Wer viel Vieh, also eine großeHerde besaß, war reich. Doch Viehkonnte krank werden und sterben,auch konnte man lebende Tiere nichtzur Schatzbildung verwenden. Anderebeliebte Tauschmittel waren beispiels-weise Felle, Salz und gepresste Teebar-ren. Auch Edelsteine und Perlen erfüll-ten Geldfunktion in einigen Kulturen.Die Germanen kannten Ringgeld, undriesige Steine waren auf der Karolinen-Insel Yap im Gebrauch. Von Ostasien bisAfrika waren die Gehäuse der Kauri-Schnecken uraltes Zahlungsmittel, umnur wenige Beispiele zu nennen.

Metalle machen das Rennen

Besonders gut als allgemeines Tausch-mittel eigneten sich Gebrauchsgegen-stände aus Metall, wie Messer, Spaten,Waffen oder Äxte. Doch bald gab esMesser, mit denen man kaum nochschneiden, Waffen, mit denen mannicht kämpfen konnte. Sie wurdennicht mehr als Gebrauchsgegenstände,sondern nur für den Tausch, als Geld ansich produziert. Solche „Kümmerfor-men“ von Gerätegeld, wie beispiels-weise Spaten- und Messergeld, gab es

Kauri-Schnecken

Page 11: Handbuch Ms

11

in China schon seit dem 7. Jahrhundertv. Chr. Man bezeichnet sie auch als „vor-münzliches“ Geld. Sie waren übrigensnoch lange Zeit neben Münzen im Um-lauf. Metalle sind im Gegensatz zu Viehnicht sterblich und können nicht ver-derben, wie Wein oder Getreide, sieverändern sich über Jahrhunderte meistnicht. Als Universaltauschmittel setztensich schließlich Metalle durch, beson-ders die edlen, also Gold und Silber.

Vom Barren zur Münze

Die Gewinnung von Metallen aus Erzsetzte schon eine Menge an techni-schem Wissen voraus. Bronze beispiels-weise als Legierung von Kupfer undZinn gab einer ganzen Geschichtsepo-che ihren Namen. Gold und Silber er-freuten sich größter Beliebtheit alsTauschmittel, sie kamen gediegen inder Natur vor und wurden auch wegen

ihres Aussehens sehr geschätzt. Zu-gleich waren sie „edel“, weil sie selten,aber auch sehr beständig gegen Um-welteinflüsse waren. Trotz ihrer relati-ven Härte waren sie verformbar undkonnten zu Schmuck, Bechern undSchalen verarbeitet werden.

In der Frühgeschichte des Geldes wur-den Gold und Silberstücke, so wie mansie gefunden hatte, zum Tausch einge-setzt. Später wurden Barren und Stäbeaus ihnen gegossen. Je nach Bedarfkonnte man von ihnen ein Stückchen„abhacken“, um damit zu bezahlen. Soist der Währungsname Rubel auf dasrussische Wort „rubit“ (abschlagen, ab-hacken) zurückzuführen.

Vermutlich entstanden die ersten Mün-zen im 7. Jahrhundert v. Chr. in Klein-asien. Man fertigte sie aus Elektron, ei-ner natürlich vorkommenden Silber-Gold-Legierung. Auf ihnen wurde derLöwe als Symbol der Lyderkönige dar-gestellt. Dem sprichwörtlich reichenKroisos, König der Lyder, wurden dieersten Goldmünzen zugesprochen.Möglich ist, dass es zur gleichen Zeitauch schon in China Münzen gab.

China, Chou-Dynastie, Staat Jin,Hohlstiel-Spatenmünze, 602 – 585 v. Chr.

Halber Elektron-Stater um 625 v. Chr.von Lydien, ein Löwenkopf als Symbol

der Lyder-Könige.Auf der Rückseite ist kein Bild, lediglich eine

Vertiefung, ein Quadratum incusum, vorhanden.

Page 12: Handbuch Ms

12

Münzkunst in der Antike

Im antiken Griechenland wurden ur-sprünglich Bratspieße (Obeliskos) alsGerätegeld eingesetzt. Aus ihnen wur-den dann Münzen, die Obole. Weil mansechs dieser Obeliskoi mit der Hand fas-sen konnte, ergaben sechs Obole eineDrachme (abgeleitet vom Wort „fas-sen“). Die „Drachme“ als Währungsein-heit der Griechen bis zur Einführungdes Euro ist davon abgeleitet. Im anti-ken Griechenland wurden einmaligschöne Münzen geprägt, die man wahr-lich als Kunstwerke ansehen kann.

Bei den Sammlern besonders beliebtund begehrt sind die Tetradrachmenvon Athen. Sie zeigen vorderseitig denKopf der Athena und rückseitig eineEule mit Ölzweig und Halbmond. DieseStücke wurden vom 6. Jh. v. Chr. bis ins2. Jahrhundert v. Chr. hinein geprägt.Häufig findet man den Ausspruch, dasses sinnlos sei, „Eulen nach Athen“ zutragen, um zum Ausdruck zu bringen,dass etwas überflüssig sei. Doch unter„Eulen“ verstand man nicht die leben-digen Raubvögel, sondern jene Tet-radrachmen mit Abbildung des Vogels,von denen es mehr als genug im rei-chen Athen gegeben haben soll.

Eine solche „Eulenmünze“ kann manmit etwas Glück heute im eigenen Port-

monee finden, denn Griechenland hatsie als Motiv für die nationale Seite der1-Euro-Stücke gewählt.

Die Römer gründeten ein Imperium undschufen zugleich ein Währungssystem,aus dem einige Elemente Bestand bis indie Neuzeit hatten. Einige Münzsortender Römer, wie Denare oder Solidi, sindin späteren Währungs- und Münzsyste-men als Rechnungseinheiten oderMünzsorten wieder zu finden. Zugleichwaren die Römer meisterhafte Münz-techniker. Die Stücke, die vor mehr als2000 Jahren geprägt wurden, sind tech-nisch vortrefflich gelungen, obwohl nurmit vergleichsweise bescheidenen tech-nischen Möglichkeiten geprägt. Sie fas-zinieren die Sammler bis heute.

Der Begriff Münze hat seine sprachlicheWurzel im lateinischen Wort „moneta“.Die erste römische Münzstätte soll sichbeim Tempel der Göttin Juno Monetabefunden haben. Sprachlich verwandtist mit diesem Wort auch das englische„money“ = Geld. Im Polnischen heißtdie Münze unverändert „moneta“,auch in anderen Sprachen finden wirden lateinischen Wortstamm wieder.

Auf römischen Münzen finden wir vie-le interessante Abbildungen. Durch siewissen wir heute beispielsweise, wie be-deutende Herrscher ausgesehen haben.

Tetradrachme aus Athen, um 440 v. Chr.1-Euro-Münze Griechenlands von 2002 mit der

Darstellung einer Tetradrachme von Athen

Page 13: Handbuch Ms

13

Auch Bauwerke, Gebrauchsgegenstän-de und Tiere sind auf antiken „Römern“zu finden. Einige Münzdarstellungenvermitteln uns eindrucksvoll und bild-haft das Leben der Römer in jener Zeit.

Viele antike Münzen sind übrigens garnicht so teuer, wie es der Laie vermutenmag, trotz ihres Alters. Es lohnt sich,hier bei einem Münzhändler nachzu-fragen. Doch es gibt gerade von denAntiken viele Fälschungen, worübernoch ausführlich zu berichten sein wird.

Wer sich an das schöne, aber nicht ein-fache Sammelgebiet „römische Mün-zen“ wagen will, dem seien beispiels-weise folgende Bücher empfohlen, dieauf dem Markt sind:

Beier, Manfred: „Das Münzwesen des römischen Reiches“H. Gietl Verlag, 1. Auflage 2002, Format 17 x 24 cm, 512 Seiten, Preis: 29,– Euro, ISBN 3-924861-54-4

Albert, Rainer:„Die Münzen der Römischen Republik“H. Gietl Verlag, 1. Auflage 2003, Format 17 x 24 cm, 272 Seiten, Preis: 29,90 Euro, ISBN 3-924861-76-5

Kampmann, Ursula:„Die Münzen der römischen Kaiserzeit“H. Gietl Verlag, 1. Auflage 2004, Format 17 x 24 cm, 544 Seiten, Preis: 39,90 Euro, ISBN 3-924861-77-3

LITERATUR

Zum Thema „antike Münzen“ gibt esnoch viele interessante Bücher und Ka-taloge, die sich der interessierte Samm-ler kaufen oder in einer Bibliothek aus-leihen kann.

Münzen im Mittelalter

Aus numismatischer Sicht beginnt dasMittelalter mit den merowingischenGoldmünzen und den karolingischenPfennigprägungen und endet mit derEinführung der Guldengroschen (Taler).Anfangs waren noch viele schon in derAntike eingeführten Münzsorten imUmlauf. Allein über mittelalterlicheMünzen Deutschlands und Europas wä-re viel zu berichten.

An dieser Stelle soll nur kurz auf einebesondere Münzart dieser Geschichts-periode eingegangen werden, undzwar auf die „Brakteaten“. Diese Mün-zen haben heute ihren Namen von lat.„bractea = dünnes Blech“. Sie bestehennur aus rasierklingendünnem Silber-blech, das einseitig beprägt wurde, wassie sehr zerbrechlich macht. Diese

Sesterz des römischenKaisers Nero (54 – 68 n. Chr.)mit der Darstellung desHafens von Ostia

Page 14: Handbuch Ms

14

Münzen entstanden im 12. bis 14. Jahr-hundert.

Das Bestimmen dieser Münzen ist fürAnfänger nicht einfach und erfordertnicht nur große numismatische Kennt-nisse, sondern auch Fachliteratur. Und„einfache Kataloge“, wie für Münzender Neuzeit, gibt es schon wegen derVielfalt dieser Prägungen nicht. Wirwollen es bei diesen wenigen Bemer-kungen bewenden lassen, schon des-halb, weil wohl kaum jemand zuerstMittelaltermünzen zum Gegenstandseiner Sammlung macht. Wenden wiruns allgemeineren Themen und Mün-zen der neueren Zeit zu.

Münzsystemeim Wandel der Geschichte

Es gibt unzählige Münztypen und -sys-teme in der Geschichte. Wir rechnenheute in Euro und Cent, 100 Cent ent-sprechen einem Euro. Der „Cent“ ist einHundertstel der „großen Währungsein-heit“ Euro. Doch „Cent“ gibt es als Hun-derstel des Dollars auch in den USAoder Kanada und anderen Ländern.Centime nannte sich die kleine Wäh-rungseinheit Frankreichs, in Italien lau-tete sie „Centesimo“, auch die Centavosals Hunderstel sind in lateinamerikani-schen Ländern noch im Umlauf. In Bul-

garien beispielsweise ist die „Stotinka“(„Sto“ = Hundert ) der 100. Teil des Lew(Löwen) bis heute. All diese Begriffe be-deuten: Hundertstel.

Das Dezimalsystem ist jedoch nicht ganzneu, in Russland führte Peter der Großedie Unterteilung von 1 Rubel in 100Kopeken ein. Und von 1871 bis 2001war in Deutschland die Mark in 100Pfennige eingeteilt, was jedoch nichtimmer so war. Die „Mark“ war einst ei-ne Gewichtsangabe, ähnlich wie das„Pfund“. Umgangssprachlich wird dasPfund bei uns heute noch für ein halbesKilogramm verwendet. In Großbritan-nien heißt die Währungseinheit bisheute so (Pound = Pfund). Die Ge-wichtsmark war seit dem 9. Jahrhundertin Gebrauch, doch ihr Gewicht war ter-ritorial recht unterschiedlich. So gab es,um nur wenige Beispiele zu nennen, dieWiener Mark mit 288,644 g, die Kra-kauer Mark mit 197,98 g oder die Würz-burger Mark mit 238,62 g. Die wichtig-ste Rolle im Münzwesen spielte jedochdie „kölnische Mark“ mit 233,856 g, diebis 1857 das Standardgewicht für Edel-metalle und Münzen wurde.

In Großbritannien wurde das Dezimal-system erst 1971 eingeführt. Bis zu die-sem Zeitpunkt galt 1 Pfund = 20 Shillingsund der Shilling wiederum war in 12Pence unterteilt. Ein Penny war also der240. Teil des Pfunds. Da musste man

Brakteat des GrafenWalther II. von Arnstein(1135 – 1166),Münzstätte Hettstedt

Page 15: Handbuch Ms

15

schon gut im Kopfrechnen sein. Versu-chen Sie herauszubekommen, wievielein Engländer als Wechselgeld bekam,wenn er eine Pfundnote über den La-dentisch reichte für eine Ware, die 2Shillings und 6 1⁄2 Pence kostete! Seit1971 ist das Pfund in 100 Pence unter-teilt.

Der Shilling ist als „dritte Währungsein-heit“ Großbrittanniens 1971 weggefal-len. Seinen Namen hat er übrigens vomlateinischen „Solidus“. Als Name hattedie von den Römern eingeführte Mün-ze in England bis zu jenem Jahr über-lebt. Im Mittelalter wurde auch bei unsder Solidus (Schilling) in karolingischerZeit zur Rechnungsmünze von 12 Pfen-nig oder 1⁄20 Pfund. Eine „Rechnungs-münze“ war kein Geldstück, sondernnur eine Rechengröße. Erst als ab dem13. Jahrhundert Groschen zu 12 Pfenniggeprägt wurden, gab es denSolidus /Schilling auch als Münze. Als„Silbergroschen“ existierte er bis 1873z. B. in Preußen und als „Neugroschen“z. B. in Sachsen.

Der Name Schilling ist uns aber auchvon der österreichischen Währung ver-traut, die bis 2002 im Umlauf war. Auchdieses Beispiel zeigt, dass vieleWährungsbezeichnungen auf histori-sche Münzen oder Gewichtseinheitenzurückzuführen sind.

Mark und Pfennig, Groschen,Taler, Dukaten und mehr

Unsere alte Mark-Währung hat ihrenNamen von der bereits erwähnten altenGewichtseinheit und war bis 2001 in100 Pfennige unterteilt. Als „richtigeMünze“ wurde die Mark aber erst zuBeginn des 16. Jahrhunderts in denHansestädten Lübeck, Lüneburg undHamburg geprägt. Die Mark wurdeseinerzeit in 16 Schillinge eingeteilt.Seit dem 17. Jahrhundert rechnete mandrei Mark auf einen Reichstaler. DieMark als Währung gab es einst auch inSchweden, Dänemark und Norwegen.In Finnland war die Mark Zahlungsmit-tel von 1864 bis zur Euro-Einführung,die Polen hatten von 1916 bis 1924 ei-ne „Mark“, ebenso wie die Esten von1922 bis 1926. Seit 2002 gibt es dieMark als Währungseinheit nur noch inBosnien-Herzegowina, wo sie 1998 als„Konvertibilna Marka“ zu 100 Feningaeingeführt wurde.

1 Mark 1549 von Lübeck

Page 16: Handbuch Ms

16

Der Pfennig (in mittelalterlichen Ur-kunden meistens „denarius“ genannt)ist die älteste deutsche Münze, schonseit dem 7. Jahrhundert geprägt, aller-dings in sehr wechselnder Gestalt. Dieersten Pfennige wogen etwa 1,2 bis1,3 g, unter Karl dem Großen rund1,7 g, und bestanden aus Silber. Sie be-herrschten den Geldumlauf bis ins 13.Jahrhundert und wurden ab dem 17.Jahrhundert zu Kupfermünzen. SeitKarl dem Großen gingen immer 240Pfennige auf ein Pfund, das blieb, wiewir wissen, in Großbritannien so bis1971. Auf einigen deutschen Münzenfinden wir übrigens manchmal auch dieungewöhnliche Schreibweise „Pfen-nich“ oder „Phenning“.

In Berlin und Umland wurde bis zurEuro-Einführung häufig von „Groschen“gesprochen, wenn man ein 10-Pfennig-Stück meinte. Und das 5-Pfennig-Stücknannte man gar „Sechser“. Doch wohlkaum ein Berliner, der diesen altenMünznamen benutzte, hätte diesen er-klären können. In Preußen waren 30 Sil-bergroschen einst ein Taler = später 3Mark. Und 1⁄10 Mark, also 10 Pfennigeblieben eben „een Groschen“, bis zumJahr 2002! Noch interessanter ist dieAntwort auf die Frage, warum man das5-Pfennig-Stück „Sechser“ nannte. Der

Begriff stammt ebenfalls aus jenen al-ten Tagen, als eben der „halbe Gro-schen“ („Silbergroschen“) exakt 6 Pfen-nigen entsprach und der Groschen in 12Pfennige eingeteilt war.

Der Groschen war einst eine ganz wich-tige Münze. Seinen Namen hat er ausdem Lateinischen von „grossus denarius“(dicker Pfennig). Nach seinem Vorbildwurden um 1300 in Böhmen die Pragerund später ab 1338 in Sachsen undThüringen die Meißner Groschen ge-prägt. Im Rheinland war der Weißpfen-nig (lateinisch „denarius albus“ seit derMitte des 14. Jahrhunderts eine wichti-ge Groschenmünze. Die Groschen be-einflussten das ganze mitteleuropäischeMünzwesen, sodass sie, eingeteilt in 12Pfennige, zu einer der wichtigsten Han-delsmünzen wurden.

Wollen wir uns also nur noch zwei sehrwichtigen Münzsorten zuwenden, diedem Leser zumindest dem Namen nachvertraut sind: Taler und Dukat.

Pfennig (Denar) Karls des Großen (768 – 814)aus der Münzstätte Mainz

3-Pfennig-Stück 1622 der Stadt Wismar mit der Schreibweise PHENNING

1⁄2 Silbergroschen 1856 von Preußen,im Volksmund „Sechser“ genannt

Page 17: Handbuch Ms

17

Der Taler – wichtigste Silbermünze Europas

Den Thaler oder Taler kennen wir ausMärchen und Geschichten und Reimen,wie „Taler, Taler, du musst wandern“.Vielleicht erinnern Sie sich daran, dassunsere Großeltern häufig noch von „ei-nem Taler“ sprachen, wenn sie dreiMark meinten. Die Erklärung hierfür istrecht einfach, bei der Einführung derMark-Währung 1871 liefen noch über30 Jahre Talerstücke als 3-Mark-Stückeum. Man rechnete noch lange nach Ein-führung der Mark-Währung in Talernund nannte die von 1908 bis 1933 ge-prägten 3-Mark-Stücke weiterhin um-gangssprachlich „Taler“. Der Taler warstets eine große Silbermünze, die einemrecht großen Geldbetrag entsprach.

Die ersten Talermünzen wurden unterdem Namen Guldengroschen 1486 inHall in Tirol geprägt. Diese neue Silber-münze entsprach im Wert einem Gold-gulden. In großen Mengen wurden die-se ersten Großsilbermünzen durch diesächsischen Herzöge ab 1500 als„Klappmützentaler“ (nach der Kopfbe-deckung auf den Münzen) und ab1519/20 durch die Grafen Schlick imböhmischen Joachimsthal geprägt. Dienach diesem Ort genannten „Joa-chimsthaler“ (später Taler) gaben diesergroßen Silbermünze schließlich im 16.Jahrhundert den allgemein gebräuch-lichen Namen, der sich gegen die Be-zeichnungen Guldengroschen oder Gul-diner durchsetzte. Der Taler wurdeschließlich zur beliebtesten Großsilber-münze.

Sächsischer Klapp-mützentaler aus der Zeitvon 1500 bis 1507.Die Bezeichnung„Klappmützentaler“ istauf die Kopfbedeckungder beiden Herzögezurückzuführen.Der mit dem Kurschwertdargestellte Kurfürstträgt keine Klappmütze,sondern den Kurhut.

JoachimstalerGuldengroschen um 1520

Page 18: Handbuch Ms

18

Auch der Name für die ameri-kanische Währung Dollar wurde

vom Taler abgeleitet, wir findenihn als Tolar, Daler, Daalder oder

Talar auch in Münzsystemen vielerLänder wieder. Bis heute ist der „Tolar“

die Währungseinheit in Slowenien.

Auf der Basis der Taler entstanden auch kleinere Münzen als„Teilstücke“, wie Halb-, Viertel- und Achteltaler, ebenso wieZweidritteltaler, um nur Beispiele zu nennen. Doch es gabauch so genannte „Mehrfachtaler“.

„Champagnertaler“ nannte man in Preußen Mitte des 19.Jahrhunderts Münzen im Wert von 2 Taler, weil eine Flaschedieses fürstlichen Getränkes seinerzeit so viel kostete und fürNormalbürger eine sündhaft hohe Summe darstellte.

In Braunschweig-Wolfenbüttel entstanden in der zweitenHälfte des 16. Jahrhunderts Mehrfachtaler bis zum 16-Taler-Stück. Das waren „Münzen“ von einem Gewicht von rund465 g! Erst seit wenigen Jahren gibt es noch schwerere Mün-zen, die in Silber, Gold oder Platin im Gewicht von 1 oder so-gar 4 Kilogramm hergestellt werden.

Lassen wir es bei diesen wenigen Beispielen zu Münzsortenbewenden. Die Taler erfreuen sich bis heute wegen ihrerGröße und vielfältigen Gestaltung großer Beliebtheit bei denSammlern. Doch besonders frühe Taler sind leider nicht billig,denn der Großteil dieser Münzen wurde immer wieder ein-gezogen und diente als Rohstoff für neue Münzprägungen.

Löser zu 4 Taler 1676, Braunschweig-Wolfenbüttel, auf den Tod des NeffenAugust Friedrich von Herzog RudolphAugust

Page 19: Handbuch Ms

19

Der Dukat – wichtigste Goldmünze Europas

Schließlich noch einige Worte zu einerwichtigen Goldmünze, dem Dukaten.Auch ihm begegnen wir in Märchen,denken wir nur an den „Dukatenesel“.Der Name „Dukat“ leitet sich von derUmschrift einer seit 1284 in Venedig ge-prägten Goldmünze, dem Zecchino, ab.Eigentlich bedeutet „Ducatus“ Herzog-tum, doch als Bezeichnung für dieseGoldmünze erhielt der Ausdruck einevöllig neue Bedeutung. In der zweitenHälfte des 16. Jahrhunderts wurde derDukat zur wichtigsten Goldmünze inDeutschland und ganz Europa. Die letz-ten Dukaten wurden in Deutschland(Hamburg) 1872 geprägt, in Österreichsogar noch bis 1915!

Neben den Dukaten gab es, ähnlich wiebeim Taler, unter anderem auch Viertel-und halbe Dukaten (als kleinste Gold-stücke sogar 1⁄32 Dukaten), aber auchDoppel- und Mehrfachdukaten. Für Re-präsentationsgeschenke und Auszeich-nungszwecke wurden „Donative“, biszum zehnfachen Dukat mit prächtigenDarstellungen geschlagen, die heutesehr begehrt und teuer sind. Der Dukatwurde zur beliebtesten Gold- und Welt-handelsmünze über Jahrhunderte.

Viel gäbe es noch zu berichten, von Hel-lern, Batzen, Stübern, Gulden, Pistolenund mehr. Doch wer mehr über Münz-

sorten und Münzsysteme wissen will,wird nicht umhin kommen, in einemnumismatischen Lexikon nachzusehen,von denen es einige gibt. Im Buch- undMünzhandel kann folgende Lexika er-werben.

Kroha, Tyll: „Großes Lexikon der Numismatik“Mit etwa 3500 Stichworten über alle Themendes MünzwesensBertelsmann-Lexikon-Verlag, Format 19 x 24 cm,900 Abbildungen, 544 Seiten, Gütersloh 1997,ISBN 3-577-10554-2

„Das große Münzlexikon Werbeagentur & Verlag Reppa GbR, 1. Auflage 1999, Format 17 x 24 cm, 651 Seiten, Preis: 45,– Euro,ISBN 3-9806358-2-1

Kahnt, Helmut:„Das große Münzlexikon von A – Z“H. Gietl-Verlag, 1. Auflage 2004, Format 21 x 28 cm, 608 Seiten, Preis: 29,90 Euro, ISBN 3-924861-84-6

Wollen wir uns noch kurz einigen wich-tigen Begriffen zuwenden, die natürlichviel ausführlicher in den empfohlenenLexika oder auch anderen, umfang-reichen Münzbüchern beschrieben sind.

LITERATUR

Dukat 1809 von Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg gemeinsam

Page 20: Handbuch Ms

20

Münzfuß, Schrot und Korn

Ziel der Münzprägung war es, genorm-te Metallmengen in den Verkehr zu ge-ben, und zwar nach einem bestimmten„Münzfuß“. In diesem Zusammenhangsoll der Begriff „Münzfuß“ kurz genau-er erläutert werden. Er legt fest, wie vielMünzen aus einer bestimmten MengeEdelmetall gefertigt werden sollten.Auf Münzen des 18./19. Jahrhunderts istdieser Münzfuß häufig angegeben.

Bei den so genannten „Konventions-talern“ mussten aus einer kölnischenMark (233,856 g) Feinsilber genau zehnTaler ausgebracht werden. Das wurdein der Form „X EINE FEINE MARK“ aufden Talern vermerkt. Bei Halbtalernstand analog „XX EINE FEINE MARK“.

Auf den preußischen Talern von 1823bis 1856 finden wir die Inschrift: EINTHALER XIV EINE F. MARK. Dies bedeu-tet, dass aus einer „feinen“jener bereitserwähnten „kölnischen Mark“, die233,856 g wog, 14 Taler mit einem Sil-bergehalt zu je 16,704 g Feinsilber zuschlagen waren. Der preußische Talerwar also weit weniger wert als der Kon-ventionstaler.

Der Gehalt an Edelmetall wurde inMünzgesetzen, Mandaten und Vor-schriften genau festgelegt. Was dasMünzgewicht angeht, so muss man hiernoch zwischen Rau- und Feingewichtunterscheiden. Denn es wurden nichtreine Metalle, sondern Legierungen zurMünzprägung eingesetzt, weil diesebesser zu verarbeiten und im Umlauf

Konventionstaler 1802 von Schaumburg-Lippe mit der Münzfußangabe „X EINE FEINE MARK“

Preußischer Taler 1848 im 14-Taler-Fuß, der in derUmschrift mit „XIV EINE F. M.“genannt wird

Page 21: Handbuch Ms

21

beständiger waren. „Schrot“ war dasRaugewicht der Münzen, das „Korn“kennzeichnete den Feingehalt. Den ei-gentlichen Geldwert repräsentierte im-mer nur das Edelmetall, das Feinge-wicht bestimmte den Wert einer Mün-ze im Handel. Von Schrot und Kornspricht man und meint hier auch dasBrutto- und Nettogewicht bei Münzen.Wer „nach des Reiches Schrot undKorn“ die Münzen prägte, hielt sich andie Münzgesetze. Die Aufwendungen,die für die Herstellung von Münzennotwendig waren, werden bis heutePrägekosten genannt. Der Gewinn, dender Münzherr aus der Geldproduktionzieht, wird als Schlagschatz bezeichnet.

Am Gold hängt alles

Gold und Silber wurden, wie wir erfah-ren haben, zum eigentlichen Geld. Eingroßes Problem für die Münzherren undKaufleute vergangener Jahrhundertewar es, das Wertverhältnis zwischen bei-den Metallen festzulegen, was sich alsschwieriges Unterfangen erwies. Werkonnte diesen „ökonomischen Schlüs-sel“ schon errechnen? Man glaubte lan-ge Zeit, dass das Wertverhältnis etwa1:15 betragen müsste, doch mit der Ent-deckung Amerikas und den großen me-xikanischen Silbermengen, die nach Eu-ropa kamen, verfiel der Preis des Silbersund der Goldpreis stieg, entsprechendveränderte sich das Wertverhältnis zwi-schen Gold- und Silbermünzen.

Goldmünzen zu 5, 10 und 20 Mark

Page 22: Handbuch Ms

22

Schließlich machte Gold das Rennen alsWährungsmetall. In der zweiten Hälftedes 19. Jahrhunderts gingen immermehr Länder zum so genannten „Gold-standard“ über. Einige Staaten bedien-ten sich weiterhin des Silbers alsWährungsmetall, auch „Bimetallsyste-me“ sind bekannt, wo beide Metallegleichermaßen gesetzliche Zahlungs-mittel waren. In Schweden und Russ-land wurde im 17. und 18. Jahrhundertauch Kupfer zum Währungsmetall er-klärt, aber das 19. Jahrhundert wurdezum Jahrhundert der Goldwährung.

Den Anfang bildete1816 Großbritannien,das Deutsche Reich führte 1873 und dieUSA 1900 eine Goldumlaufwährungein. Im Falle Deutschlands galt, dass ex-akt die Goldmenge von 0,398248 gFeingold einer Mark entsprach. Ein gol-denes 20-Mark-Stück wog bei der Prä-gung „rau“ 7,965 g, und hatte ein Fein-gewicht von 7,1685 g. Diese Menge anEdelmetall musste enthalten sein. Auseinem Kilogramm Feingold mussten125,55 Münzen zu 20 Mark geprägtwerden. Nur die Goldmünzen zu 20, 10und 5 Mark waren seinerzeit „Kurant-geld“, Zahlungsmittel, die jedermann in unbeschränkter Höhe annehmenmusste.

Unter Kurantmünzen verstand man ur-sprünglich vollwertige Silber-Umlauf-münzen, im Gegensatz zu den so ge-nannten „Scheidemünzen“, die mannur bis zu einem bestimmten Betrag an-nehmen musste. Der Begriff „Kurant-geld“ wurde schließlich ab dem 19.Jahrhundert zum Begriff für vollwerti-ges Geld mit gesetzlicher Zahlkraft.

Ein silbernes 5-Mark-Stück des deut-schen Kaiserreichs bestand aus 90% Sil-ber und wog brutto 27,77 g, enthieltalso 25 g reines Silber, doch der Mate-rialwert des Silbers lag unter 5 Mark.Die Annahmepflicht für diese Scheide-münzen war begrenzt, ebenso wie fürdie Kupfernickel- und Kupferstücke, de-ren Materialwert im Vergleich zum„Nenn- oder Nominalwert“ unbedeu-tend war.

Gleichzeitig erfreuten sich die Bank-noten immer größerer Beliebtheit imZahlungsverkehr, sie wurden auf Ver-langen jederzeit bei den Banken inGold umgetauscht. Ihr Wert beruhteauf Vertrauen in die Golddeckung. Die-se Geldscheine anzunehmen, war nie-mand verpflichtet, ausgenommen dieAusgabebanken, wie beispielsweise dieReichsbank. Sie ersetzten die kursieren-den Goldmünzen. Zugleich waren dieBanknoten notwendig zur Erhöhungdes Geldvolumens. Im Deutschen Reichhätte beispielsweise die Summe der vor-handenen Goldmünzen nicht ausge-reicht, um eine Jahresernte im Reich zubezahlen.

Page 23: Handbuch Ms

23

Die technische Revolution des 19. Jahr-hunderts erforderte große Geldmengenfür Investitionen. Vorher unvorstellbargroße Summen wurden überall in derWelt als Kredite aufgenommen undvergeben, Jahrhundertbauwerke voll-endet. Das Deutsche Reich hatte nachdem Krieg von 1871 gegen Frankreich5 Milliarden Francs in Gold als Kontri-bution erhalten, die zu einem enormenWirtschaftsaufschwung beitrugen.

Ab 1900 versuchte die Reichsbank zu-nehmend, die umlaufenden Goldmün-zen in ihren Tresoren zu konzentrieren.Längst hatte sich die Bevölkerung andas Papiergeld gewöhnt. Es galt für denKriegsfall eine beachtliche Goldreservezu bilden, denn bekanntlich hing allesam Gold, nur für das gelbe Metall konn-te man im Ausland Rohstoffe, Lebens-mittel und Materialien einkaufen. DieReichskriegskasse wurde mit Barren-und gemünztem Gold gefüllt.

Das Ende der Goldwährung

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs warzugleich die Epoche der Goldwährungzu Ende. Die meisten National- undZentralbanken gaben keine Goldmün-zen mehr aus für ihre Banknoten. Es be-gann endgültig das Zeitalter des Pa-piergelds. Der Spruch „Nur Bares istWahres“ machte die Runde, worunterman vor allem Goldstücke verstand.

Nach dem Krieg wurde nun Deutsch-land im Versailler Vertrag eine kaum zubezahlende Summe als Kriegsschuldauferlegt. Aus dem Zahlungsverkehrverschwanden zuerst die Silbermünzen,dann die anderen Stücke, schließlichgab es gar kein Metallgeld mehr, son-dern nur noch Papiergeld, das immerweniger Wert war. Schließlich kam es zueiner gigantischen Inflation, die 1923ihren Höhepunkt fand. Zur Kaiserzeit inGoldmark ersparte Vermögen auf Kon-ten und als Papiergeld waren wertlos,nur die alten Goldstücke, Sachwerte,Grund und Boden und „harte Devisen“hatten Bestand.

Höchster Geldschein der deutschen Inflationvon 1923, die Reichsbanknote vom 15. 2. 1924über 100 Billionen Mark, eine Zahl mit 14 Nullen! Doch 1924 war die Inflation schonüberwunden, und der Schein galt 100 Reichsmark.

Page 24: Handbuch Ms

Einige Städte und Gemeinden entdeck-ten eine gute Einnahmequelle unddruckten „Bildernotgeld“, das gar nichtals Geldersatz, sondern nur für Samm-ler produziert wurde.

Erst durch Einführung der „Renten-mark“ im November 1923 wurde dasdeutsche Geldwesen wieder stabilisiert,eine Billion Mark wurde gegen 1 Ren-tenmark umgetauscht (1 Rentenmark =100 Rentenpfennig). Gedeckt war dieseWährung nicht durch Gold, sonderndurch den gesamten deutschen land-und forstwirtschaftlichen Besitz. DerKurs zum Dollar betrug wieder 4,20Mark. 1924 wurde die Reichsmark zu100 Reichspfennig als „Goldkern-währung“ eingeführt. Dies bedeutete:nicht mehr an Privatpersonen wurdeGold für präsentierte Banknoten inMünzform auf Verlangen ausgegebenwie bis 1914, sondern nur zwischen denNationalbanken sollte es fließen, bei-spielsweise zum Ausgleich von Defizi-ten in Zahlungsbilanzen.

24

Schon während des Ersten Weltkriegsgab es überall in Deutschland erheb-lichen Kleingeldmangel, überall wurdeNotgeld in Münz- und Papierform aus-gegeben. Diese schweren Jahre be-scherten den Sammlern eine Vielzahlvon interessanten Münzen und Geld-scheinen, doch allein darüber gibt esumfangreiche Werke und Kataloge.

Grabowski, Hans L. /Mehl, Manfred:Deutsches Notgeld „Deutsche Serienscheine“H. Gietl Verlag, 2. Auflage 2003, Format 14,8 x 21 cm, 2 Bände je 448 Seiten, Preis: 39,90 Euro, ISBN 3-924861-70-6

Grabowski, Hans L. :Deutsches Notgeld „Deutsche Kleingeldscheine“H. Gietl Verlag, 1. Auflage 2004, Format 14,8 x 21 cm, 2 Bände ca. 980 Seiten,Preis: 59,80 Euro, ISBN 3-9246861-85-4

LITERATUR

LITERATUR

Serienschein zu 75 Pfennig der Stadt Buttstädt(Thüringen)

Page 25: Handbuch Ms

25

Doch mit Ausbruch der Weltwirt-schaftskrise 1929 werteten die meistenNationalbanken ihre Währung gegen-über anderen Währungen und dem Goldab. Zugleich wurde die Einlösungs-pflicht von Banknoten in Gold praktischüberall in der Welt aufgehoben. Die sogenannten „goldenen Zwanziger Jah-re“, die nichts mehr mit Goldmünzen zutun hatten, waren bald vorbei.

Nach Hitlers Machtergreifung wurdebald ein gigantisches Rüstungspro-gramm beschlossen, das viel Geld erfor-derte und durch „Pump“ finanziertwurde. Zugleich wurde der Außenhan-del kontrolliert und Devisen streng be-wirtschaftet. Die Bevölkerung wurdeaufgerufen, noch vorhandene Gold-münzen der Kaiserzeit gegen Papier-geld abzuliefern. Nach Kriegsausbruchwurden fast alle Waren und Lebensmit-tel rationiert, und die Bevölkerungspürte so nicht sofort, wie wertlos dieReichsmark schon war.

Erst nach dem Krieg stellte sich heraus,dass das Geld praktisch keinen Wertmehr hatte, weil kein entsprechendesWarenangebot dafür vorhanden war.Schwarzmarkt und Tauschhandel blüh-ten. Als beliebtester Geldersatz fun-gierten amerikanische Zigaretten.

1948 gab es schließlich eine Währungs-reform, zuerst in den Westzonen, da-nach in der Sowjetzone, nachdem sichdie Westmächte nicht mit der UdSSRüber ein einheitliches Vorgehen in allenBesatzungszonen einigen konnten.Zwei unterschiedliche Währungen führ-ten schließlich 1949 zu zwei deutschenStaaten. Die neuen Währungen, DM-West und DM-Ost, entstanden also be-vor es die Bundesrepublik und die DDRgab. Und die Mark der DDR verschwandam 30. 6.1990, sie wurde durch die DMersetzt, noch bevor auch die DDR mitder Wiedervereinigung am 3.10.1990zu existieren aufhörte.

Seit dem 1.1. 2002 gehört auch dieDeutsche Mark der Geschichte an. ZurErfolgsstory der DM und der Geschichteder Mark in Ost und West finden Sienoch interessante Literaturhinweise.

Weitere Ausführungen zu diesem Themafinden Sie im Kapitel „Was und wie sammeln?“

Kehren wir nach dieser sehr knappenExkursion vom Ersten Weltkrieg bis indie jüngste deutsche Geschichte zurückin das Jahr 1944.

HINWEIS

1 Reichsmark, 1926 aus der Münzstätte D (= München)

Page 26: Handbuch Ms

26

Der Dollar – gut wie Gold bis 1971

Als das Ende des Zweiten Weltkriegs ab-sehbar war, erlebte das gelbe Metallnoch einmal eine Renaissance in derGeldwirtschaft. Unter der Führung derUSA wurde 1944 in Bretton Woods überdie Weltwirtschaftsordnung nach Kriegs-ende beraten. Die Amerikaner hatteneinen gigantischen Goldschatz in FortKnox zusammengetragen und versi-cherten, dass zukünftig ihre Dollars sogut wie Gold seien. Denn jederzeit wür-de man internationale Dollarguthabenzu einem Kurs von 35 $ in 1 Feinunze(31,103 g) Gold eintauschen.

Auf dieser Relation zwischen Dollar undGold beruhte das Weltwährungsgefügenach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit.Gewinner des Weltwährungsabkom-mens waren in jedem Falle die USA. Ih-re „Greenbacks“, so nennt man die US-Dollar-Scheine wegen der grünen Rück-seite ihrer Scheine häufig, waren in al-ler Welt begehrt und lange Zeit tatsäch-lich so gut wie Gold. Viele Länder ver-zichteten auf die Bildung eigener Gold-schätze und hielten Devisenreservenvorrangig in US-Währung.

Für die Amerikaner war das Abkommenvon Bretton Woods von großem Vorteil,denn die Welt akzeptierte die US-Wäh-rung wegen der hohen Sicherheit. Dochschon in den siebziger Jahren kam es zuVerwerfungen im Weltwährungsgefü-ge. Während des Vietnam-Kriegs wuch-sen die Staatsschulden Amerikas unddas Außenhandelsdefizit nahm be-drohliche Ausmaße an. Am 15. August1971 erklärte US-Präsident Nixon in ei-ner sonntäglichen Fernsehanspracheüberraschend, dass die Einlösepflichtdes Dollars aufgehoben sei. Dies war,um es einfach zu formulieren, zugleichder Anfang vom Ende des Goldes imWeltwährungssystem.

Gold in Barren- und Granulatform

Page 27: Handbuch Ms

27

Gold verliert die Geldfunktion

In späteren Jahren wurde das Goldschrittweise „demonetisiert“, d.h. im-mer weniger Staaten banden das Wohlund Wehe ihrer nationalen Währungan das gelbe Metall. In den 80er und90er Jahren fand dieser Prozess, der1971 begonnen hatte, seinen Abschluss.Das Gold verlor schließlich endgültigseine Geldfunktion und wurde eineWare wie andere auch.

Verschiedene Notenbanken trenntensich in den letzten Jahren von großenTeilen ihres Goldschatzes, sie verkauf-ten Reserven des beliebten Metalls zumarktschonenden Preisen. Würden alleNationalbanken ihre Goldbarren in kur-zer Zeit auf den Markt „werfen“, wärendie Folgen für den Preis nicht absehbar.Man schätzt den Bestand aller Zentral-und Notenbanken der Welt auf rd.32.000 Tonnen. Gold ist zweifellos einesder seltensten Metalle, das es auf dieserWelt gibt. Für diesen Rohstoff gibt eseinen Markt, besonders bei derSchmuckindustrie. Doch für technischeZwecke, wie in der Elektronik hält sichder Bedarf in Grenzen, schon wegendes hohen Preises und vorhandener Er-satzstoffe. Gold produzierende Staaten,wie Australien, Südafrika oder Russ-land, kalkulieren kühl, ob es sich lohnt,das eine oder andere Goldfeld zu akti-vieren. Man entscheidet je nach Markt-

Deutsche 200-Euro-Münze 2002 in Gold

lage und kann bei attraktiven Preisenfür das gelbe Metall stillgelegte Gold-gruben wieder in Betrieb nehmen.

Gut vermarkten lässt sich Gold jedochbei den Münzsammlern, die gern Prä-gungen in diesem attraktiven Metall er-werben. In der Bundesrepublik Deutsch-land hat die Deutsche Bundesbank be-achtliche Reserven dieses Metalls ange-sammelt, die es ökonomisch sinnvolleinzusetzen gilt. Mit der Prägung dergoldenen „Abschiedsmark“ 2001 wur-de ein kleiner Teil des Goldschatzes inBares verwandelt.

Im Mai 2002 sind zwei Goldmünzen zu100 und 200 Euro ausgegeben worden,2003 folgte ein weiteres 100-Euro-Stückund auch zukünftig ist jedes Jahr einsvorgesehen. Doch die Masse des Gold-bergs in den Tresoren bleibt und wirderst über viele Jahre ökonomisch sinn-voll abgebaut werden.

Page 28: Handbuch Ms

28

Wenden wir uns nun, ebenfalls nurkurz, der technischen Seite der Münz-herstellung zu. Die Prägung der Mün-zen erfolgte von der Antike bis in das16. Jahrhundert mittels Hammerschlag.Dieses Prägen war die technisch ele-ganteste Methode, zu guten Münzenzu kommen. Gegossene Münzen gab esin der Antike ab dem 4. Jahrhundert,ebenso wie im alten China, wo Münzennoch bis zu Beginn des 20. Jahrhundertsso hergestellt wurden. Doch die Masseder Münzen wird geprägt.

Schlagen und Walzen

Münzen bestehen fast ausschließlichaus Metallen, wie wir erfahren haben.Die metallischen Werkstoffe sind gutverformbar und können daher beprägtwerden. Da reines Gold zu weich ist,wird es meist mit Silber oder Kupfervermischt. Auch Silber wurde in der Re-gel beispielsweise mit Kupfer legiert,wie man das Mischen von Metallen inflüssiger Form nennt.

Auf die Münzmetalle werden wir nochkurz eingehen. Dass manchmal auchvon den Münzherren mehr unedles alsEdelmetall verwendet wurde, um dieUntertanen zu prellen, wird ebenfallsnoch ausführlich beschrieben.

Weitere Ausführungen zu diesem Themafinden Sie in den Kapiteln „Münzreinigungund -pflege“ und „Falschgeld und Münz-fälschungen“.

Doch bevor man an das Münzenprägengehen konnte, musste man das Metallgewinnen, reinigen, legieren und wal-zen, um Schrötlinge (Ronden) zu pro-duzieren. So nennt man die runden Me-tallplatten, die dann beprägt werdensollen. Vor Jahrhunderten erfolgte dieBeprägung eines solchen Schrötlingsauf einem Amboss, Holzblock oderSteinquader. Manchmal wurde derSchrötling auch vorher erhitzt, weil erso weicher und leichter zu verformenwar. Zum Prägen beider Münzseitenmusste ein Ober- und Unterstempel ge-schaffen werden. Mit erheblichemKraftaufwand konnte man dann mit ei-nem Schlag (bei größeren Münzen auchmehreren Schlägen) eine Münze bei-derseitig beprägen. Doch ganz sichergab es dabei auch viel „Ausschuss“.Häufig finden wir Münzen mit so ge-nanntem „Doppelschlag“, wo dasMünzbild durch Verrutschen des Schröt-lings beim mehrfachen Schlagen verun-staltet wurde.

HINWEIS

Münzprägung – damals und heute

Page 29: Handbuch Ms

29

Mit Einführung des Klippwerks wurdedie Münzprägung viel genauer mög-lich. Die Münzstätte in Hall in Tirol führ-te Mitte des 16. Jahrhunderts bereitsein Walzenprägewerk ein, das man alsingenieurtechnisch geniale Leistung be-zeichnen darf, wenn man an die be-scheidenen Werkzeuge in jener Zeitdenkt. Das Walzprägewerk arbeitetemit einem von Pferden angetriebenenDrehwerk, später wurde ein Wasser-kraftantrieb verwendet. Hier zog mandie dünne Metallplatte, auch Zain ge-nannt, durch eine Walze, die beide Sei-ten der Münze prägte, also das Stem-pelprofil in das Metall drückte. Spätergab es Taschenwerke, die bedeutendkleiner waren und von einem kräftigenMann allein bedient wurden. Ein Nach-teil war, dass die Münzen selten ganzrund oder gleichmäßig flach ausfielen.Manche gleichförmig gebogenenStücke sind sofort als Walzenprägungzu erkennen.

Ende des 17. Jahrhunderts schließlichgab es dann so genannte Spindelwerke,die auch Stoßwerk oder Balancier ge-nannt wurden. Hier wurde eine senk-rechte Spindelschraube über zwei hori-zontale Arme mit Schwungkraft be-wegt, was sehr genaue und tiefe Prä-gungen auch von großen Münzen undMedaillen ermöglichte. Bei großflächi-gen Medaillen musste man den Präge-vorgang in mehreren Stufen vorneh-men.

Im 19. Jahrhundert wurde in Deutsch-land das Kniehebelprägewerk ent-wickelt, mit dem die moderne Münz-produktion begann. Hier wird derOberstempel nicht durch Stoß, sondernüber einen Hebel in Knieform bewegt.

Modell eines Walzenprägewerks aus Holz Kleines Spindelwerk (Balancier)

Page 30: Handbuch Ms

30

Münzmeisterund Stempelschneider

Die Münzproduktion war bis in das 18.Jahrhundert hinein wahrlich „Kno-chenarbeit“. Die Münzmeister hattenzugleich eine hohe Verantwortung, galtes doch „nach rechtem Schrot undKorn“ die Münzen zu prägen, manmusste genau und redlich sein undnicht selten endeten betrügerische oderleichtsinnige Münzmeister auf demSchaffot. Doch auch darüber wird nochzum Thema „Münzfälschung“ berich-tet. Die Münzmeister waren häufigGoldschmiede oder Handwerker, die fürdie technische und auch künstlerischeGestaltung der Prägungen verantwort-lich waren, ebenso wie für das reelleGewicht. Wahre Meister mussten dieStempelschneider sein, galt es doch diegewünschten Münzbilder in den Stem-pel spiegelverkehrt zu schneiden. DieStempel herzustellen und zu härten warebenfalls schwere Arbeit.

Diese Arbeitsstempel hatten eine un-terschiedliche Lebensdauer, manchmalkonnten sie nachgeschnitten werden,doch manchmal riss der Stempel, wasdann auf den letzten mit ihm gepräg-ten Münzen deutlich zu sehen war, unddieser musste schließlich ersetzt wer-den. Gerade bei Prägungen aus dem 16.und 17. Jahrhundert finden wir seltenzwei gleich aussehende Münzen auch

nur eines Jahrgangs. Hatte der Stem-pelschneider einen schlechten Tag,dann wurde auch schon ’mal ein Buch-stabe spiegelverkehrt eingraviert odergar eine Jahreszahl entstellt. Doch ge-rade solche Stempelvarianten machenheute den Sammlern viel Freude. DieMünzmeister kennzeichneten die vonihnen hergestellten Münzen. Sie be-nutzten dazu eigene Symbole, die sogenannten Münzmeisterzeichen, Wap-pen, Abkürzungen oder sonstige Kenn-zeichen. Münzmeister und Graveurna-men finden wir manchmal heute nochauf modernen Münzen. Auch hierzugibt es Lexika und oftmals hilft dasMünzmeisterzeichen bei der Bestim-mung von Stücken.

Rechenpfennig des Zellerfelder MünzmeistersErnst Peter Hecht 1724. Auf der Vorderseite ist das „redende“ Zeichen des Münzmeisters,drei Hechte, abgebildet. Ein Hecht ist auch aufsächsischen Münzen dieses Münzmeisters ausLeipzig vorhanden. In Zellerfeld verwendete derMünzmeister nur seine Initialen EPH auf denMünzen.

Blick in eine Münzstätte – Holzschnitt von Hans Burgkmaier (1473 – 1531)

Page 31: Handbuch Ms

31

Ganz wichtig: Die Endkontrolle

Waren die Schrötlinge (Ronden) ausden Zainen ausgeschnitten, dann er-folgte bei den höherwertigen Münzno-minalen eine Endkontrolle, die von be-sonderer Wichtigkeit war. Der Münz-herr hatte schließlich nichts zu ver-schenken. Also musste der Schrötlingvon jeder Gold- oder größeren Silber-münze nochmals auf die Waage, umfestzustellen, ob sein Gewicht stimmte.Waren es einige Zehntelgramm zu viel,dann wurde justiert. Manchmal wurdendie Schrötlinge am Rande beschnittenoder befeilt, doch häufig schabte maneinfach eine gewisse Metallmenge ab,um dem Stück das Idealgewicht zu ver-leihen, so wie es die Münzordnung vor-sah. Und in den Katalogen finden wirheute die Angabe „Justierspuren“. DieMünzmeister jener Zeiten waren nichtzimperlich, um die Münze auf das ge-setzliche Maß zu trimmen. Man schab-te nicht nur am Rande, sondern häufigauch auf der Münzoberfläche über-schüssiges Metall weg, damit das Rau-gewicht schließlich stimmte. Diese gro-ben Feilspuren wurden dann beim Prä-gevorgang nicht beseitigt, sodass dieseJustierspuren noch heute erkennbarsind.

Münzen auf der Waage

Die Kaufleute in vergangenen Jahrhun-derten hatten es nicht einfach, was dieVielzahl der umlaufenden Münzsortenanging. Die Münzen mussten geprüftund bewertet werden. Große Kauf-mannsbücher beschrieben die verschie-densten Prägungen anderer Länderund gaben Aufschluss über Gewichtund Feinheit. Gute Geschäfte machtenauch Geldwechsler, die fremde Münzenankauften und verkauften. Das wich-tigste Arbeitsmittel für Bankiers undKaufleute war die Geldwaage (sieheAbb. Seite 116) mit Münz- oder Passier-gewichten. Sie machten das Leben beimWiegen der Stücke etwas einfacher.Stimmte das Gewicht der Münze, dann„passierte“ sie. War sie untergewichtig,wurde sie zurückgewiesen oder exaktausgewogen und der fehlende Edelme-tallwert in der Berechnung abgezogen.

Passiergewicht von 1774 für 1 Louis d’or, hergestellt im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Das Material ist eine Kupferlegierung,

der Louis d’or war eine Goldmünze.

Page 32: Handbuch Ms

32

Vom Erzbergbau zur Münze

Historische Szenen der Münzherstel-lung vom Erzabbau bis hin zur Ausgabeder Münze finden wir auf dem so ge-nannten Schadowfries. Die Motive die-se Frieses sind im Kranz der Medailleder Staatlichen Münze Berlin von 1997zu finden. Auf der einen Seite sehen wirdas Münzgebäude, auf der anderen ei-ne Kniehebelpresse.

Moderne Münzstätten – Geldfabriken

Heute sind moderne Münzstätten Geld-fabriken, in denen mit modernen Ma-schinen riesige Mengen Münzen in kur-zer Zeit geprägt werden. Doch bevor ei-ne Münze vom Stempel springt, ist vielgeschehen. Zunächst fertigen Grafikermehrere Vorentwürfe und Reinzeich-nungen an, dann werden Gipsnegativegeschnitten, die dann in positive Gips-

modelle umgegossen werden. In derBundesrepublik wählt ein Preisgerichtdes Bundesamtes für Bauwesen undRaumordnung einen Entwurf untermehreren aus, der schließlich realisiertwird. Häufig werden in den Fachzeit-schriften nicht nur der angenommene,sondern auch die weiteren Entwürfevorgestellt. Von den Gipsmodellen wer-den Kunststoffkopien gefertigt, von de-nen dann mittels eines Reliefpantogra-fen eine Urmatrize hergestellt wird. DieVorlage wird Millimeter genau abgeta-stet und in der gewünschten Verkleine-rung auf eine Edelstahlscheibe übertra-gen und eingefräst. Von diesem Ur-stempel werden dann Arbeitsstempelgefertigt. Nun kann die Münzprägungbeginnen.

Zuvor müssen natürlich die Schrötlinge(Ronden, Münzplatten) gefertigt wer-den, jene Metallplättchen, die später zuMünzen werden sollen. Sie werden jenach Metall mit verschiedensten Ver-fahren behandelt und mit einer Rand-

Medaille der Staatlichen Münze Berlin auf die Münztechnikertagung 1997 in Berlin

Page 33: Handbuch Ms

33

stauchmaschine wird gegebenenfallsals erster Arbeitsgang die Randschrifteingeprägt. Erst danach folgt der ei-gentliche Prägevorgang. Immer wiederkommt es vor, dass auch ‘mal eine nichtbeprägte Ronde durchrutscht und un-ter die fertigen Münzen gelangt. Solcheunbeprägten Münzen, eigentlich „Aus-schuss“ werden aber gern gesammeltund erzielen hohe Preise im Handel.Wer sucht, der findet, auch wenn esmanchmal mühsam ist.

In den Fachzeitschriften wurden schonviele Fehlprägungen der neuen Euro-Münzen vorgestellt, die aufmerksameMünzliebhaber im „Kleingeld“ ent-deckt hatten. Doch bei solchen Massen-prägungen ist es nicht verwunderlich,dass trotz modernster technischer Kon-trolle mal eine „Fehlprägung“ in denGeldverkehr gelangt. Die Euro-Herstellung, sowohl in Bezugauf die Menge als auch die Qualität,war eine große technische Herausfor-derung für die beteiligten Prägeanstal-ten. Diese Aufgabe wurde hervorra-gend gelöst. Bei den 1- und 2-Euro-Bi-metallmünzen geht es darum, den In-nenteil, den man auch „Pille“ nennt,untrennbar mit dem Ring zu verbinden.Und auch was die Leistungsfähigkeitder modernen Münzmaschinen angeht,so werfen sie heute bis zu 850 Münzenin der Minute aus. In den Anfangsjah-ren der Bundesrepublik, als noch die sil-

bernen 5-DM-Stücke (1951 – 1974) ge-prägt wurden, konnten bis zu 90 Mün-zen in der Minute mit dem Prägeauto-maten gefertigt werden. Um 1830schafften fünf Männer an einer damalshochmodernen Uhlhorn-Kniehebel-presse nur etwa 45 Taler in der Minute.An der Spindelpresse mühten sich gleichneun Münzarbeiter ab, um 25 Taler inder Minute vom Stempel springen zulassen.

Waren die alten Münzmeister schonsehr zufrieden, wenn der Stempel erstnach ein paar Tausend Prägungen rissoder nachgeschnitten werden musste,so kann man heute mit einem einzigenStempelpaar bis zu 1 Million Münzenprägen. Eine extrem harte Chromnitrit-Beschichtung macht diese Extremleis-tung möglich.

Die Münzzeichen

Münzzeichen finden wir auf alten, aberauch auf modernen Münzen, bis zumheutigen Tag. In Deutschland werdenzur Kennzeichnung der Münzpräge-stätten seit langem Buchstaben be-nutzt, heute sind dies fünf an der Zahl,wobei die Buchstaben A für Berlin, Dfür München, F für Stuttgart, G fürKarlsruhe und J für Hamburg stehen.Früher gab es noch weitere deutsche

Page 34: Handbuch Ms

34

Münzstätten und -zeichen, so B fürBreslau und Hannover, C für Kleve undFrankfurt, das D konnte Aurich undDüsseldorf bedeuten, ein E stand fürKönigsberg bzw. Dresden, dann Mul-denhütten bei Freiberg (Sachsen). Das Ffand sich im 18. Jahrhundert auf Mag-deburger Prägungen, ein H auf Stückenaus Darmstadt ab 1872. Auch in ande-ren Ländern werden Buchstaben, aberauch spezielle Zeichen verwendet. Das„A“ wird für Münzen, die aus Berlinkommen, seit 1750 verwendet, dieMünze Wien verwendete diesen Buch-staben von 1766 bis 1872. In Frankreichbeispielsweise bedeutete ein „A“ ab1539 Paris und „AA“ von 1662 bis 1793Metz. Und noch heute werden auch inden USA die Münzstätten mit Buchsta-ben gekennzeichnet: D = Denver, P =Philadelphia, S = San Francisco und W =West Point. Doch nicht nur schlichteBuchstaben, sondern die unterschied-lichsten Symbole als Münzzeichen derMünzstätte oder des Münzmeisterswaren und sind bis heute in Gebrauch.

Anhand der Münzzeichen kann manbesonders ältere Münzen gut bestim-men, ebenso wie an den Münzmeister-zeichen. Manche Münzmeister warenan mehreren Prägeorten tätig und zu-sammen mit der Jahreszahl lässt sichdann rekonstruieren, wo das Stück einstgeschlagen wurde.

Es gibt eine Reihe von Büchern undNachschlagewerken, die sich nur mitMünz- und Münzmeisterzeichen befas-sen und mit deren Hilfe man ältereMünzen bestimmen kann, was manch-mal ganz schön kompliziert ist, wie wirsehen werden.

Schlickeysen, F. W. A. und R. Pallmann:„Erklärungen der Abkürzungen auf Münzender neueren Zeit, des Mittelalters und desAltertums sowie auf Denkmünzen undmünzartigen Zeichen“Reprint Berlin 1978

LITERATUR

Der Münzbuchstabe A im Zentrum der Rückseite des französischen

Louis d’ors 1642 steht für Paris

Page 35: Handbuch Ms

35

Selbst bei modernen Münzen des 20.und 21. Jahrhunderts ist es häufig nichtganz einfach festzustellen, wo sie her-kommen und welchen Wert sie haben.Dies gilt besonders für Stücke, die nichtmit lateinischen Buchstaben und denarabischen Ziffern beschriftet sind.Selbst mancher erfahrene Sammlermuss passen, wenn auf den funkelna-gelneuen Stücken nur arabische oderchinesische, vielleicht japanische oderganz unbekannte Schriftzeichen zu se-hen sind. Ist es Irak oder Iran, ist es dieVolksrepublik China oder Taiwan, Nepaloder gar Japan? Das Rätseln beginnt.

Auch die Wertangaben sind nicht im-mer sofort erkennbar. Selbst bei mo-dernen russischen Gedenkmünzen ist esnicht ganz einfach, den Wert ohneSprachkenntnisse sofort festzustellen,weil der nur in Worten, und natürlich inrussischer Sprache und kyrillischenBuchstaben angegeben ist. Doch das istkein Grund zum Verzweifeln.

Auch hier gilt: Übung macht den Meis-ter – und man braucht gute Literatur.Und Hand aufs Herz, können Sie alle dieneuen Euro- und Cent-Münzen, die nurSymbole, aber keine Landesnamen tra-gen, sofort dem richtigen Land zuord-nen? Und nicht jeder Ire oder Finnewird ohne weiteres die EichenblätterDeutschland zuordnen können, wäh-rend das Brandenburger Tor weitge-hend bekannt sein dürfte. Bei denitalienischen Münzen wird man das Ko-losseum in Rom sofort erkennen, abernicht jedermann kennt den belgischenKönig im linksblickenden Profil auf derMünzansicht. Selbst hierzu benötigtman einen Katalog oder eine Übersichts-tabelle.

Münzen bestimmen

Mandschukuo (japanischer Satellitenstaat in China),1 Fen 1935

Page 36: Handbuch Ms

36

Die amerikanischen Weltmünzkatalogeverfügen über ein hervorragendes Re-gister, in denen man Schriften und auchZiffern aus aller Welt finden kann. Vie-le alte und auch moderne Münzen wei-sen Wappen auf, die es zu identifizie-ren gilt und die uns etwas über die Her-kunft der Münze sagen können. Es gibthier spezielle Wappenlexika, die mansich vielleicht später mal zulegen sollte.Ebenso gibt es „Legenden-Lexika“, sieentstanden für Numismatiker schon vormehr als 100 Jahren und werdenmanchmal als Reprints im Handel ange-boten.

Unter „Legende“ versteht man in derNumismatik keine „erfundene Ge-schichte“, sondern das, was auf demMünzfeld als Umschrift oder auf demRand, eben als Randschrift, zu lesen ist.Die Tücke des Objekts ist, dass man eshäufig mit einer Flut von Abkürzungenzu tun hat. Besonders bei kleinen Mün-zen mussten die Münzmeister hier ausPlatzgründen auf teilweise willkürlicheKürzel zurückgreifen, die es zu erah-nen, zu raten und schließlich zu ent-schlüsseln gilt.

Erst im 20. Jahrhundert hat sich weit-gehend durchgesetzt, dass der Landes-name oder Ausgabeanlass oder Herr-scher in Landessprache wiedergegebenwird. Bei den deutschen Reichsmünzenfinden wir, ähnlich wie beim Euro heu-te eine „einheitliche Wertseite“, dortsteht beispielsweise Deutsches Reich1874 und Fünf Mark, dazu das Reichs-wappen. Auf der Bildseite hingegen se-hen wir ein Wappen oder den Kopf ei-nes Herrschers, beispielsweise Wilhelmals deutscher Kaiser und König vonPreussen, womit die Münze wirklichsehr leicht zu bestimmen und im Kata-log aufzufinden ist.

Bei Schweizer Münzen finden wir meistnur die Inschrift HELVETIA oder Con-foederatio Helvetica. Doch schwierigerwird es, wenn wir keinen Landesnamenund nur lateinische Inschriften, gar inAbkürzungen finden. Die modernen britischen Münzen sindzumindest mit Wertangaben in engli-scher Sprache versehen, bei älterenfehlt diese. So ist auf den früheren 2-Shillings-Stücken keine „2“ zu ent-decken, nur der historische Name „OneFlorin“ (1 Florin = 2 Shillings) ist ange-geben. Noch ein Beispiel: Erst durch ei-nen Blick in den Katalog bekommt manheraus, dass „Half Crown“ gleichzuset-zen ist mit 2 1⁄2 Shillings. Bei den golde-nen Pfund-Münzen fehlt jegliche Wert-angabe.

Vorderseiten britischer Münzen mit dem Porträtder Königin Elisabeth II. aus verschiedenenEpochen ihrer Regierung und jeweils mitlateinischer Umschrift

Page 37: Handbuch Ms

37

Selbst bei modernen engli-schen Münzen ist kein Lan-desname aufgeprägt. Alleindas Porträt von Königin Elisa-beth II. muss ausreichen, um dieStücke zu identifizieren. Unterdessengibt es verschiedene zeitgemäße Dar-stellungen der Herrscherin, die ihr 50-jähriges Thronjubiläum beging. Umge-ben ist das Kopfbild bei den letztenAusgaben von der lateinischen InschriftELIZABETH II. DEI GRA REG F. D., was be-deutet: „DEI GRATIA REGINA FIDEI DE-FENSOR“ und ins Deutsche übersetztheißt das: Königin von Gottes Gnaden,Verteidiger(in) des Glaubens. Auf man-chen Münzen finden wir einen solchenlangen königlichen Titel nur abgekürztmit D.G.R.F.D. „Fidei Defensor“ ist übri-gens ein Titel, der König Heinrich VIII.vom Papst verliehen wurde, bevor derKönig von der katholischen Kirche ab-gefallen war.Noch schwieriger wird es bei Münzendes 19. und früherer Jahrhunderte. DieTitulaturen der Herrscher sind häufigstark abgekürzt wiedergegeben undmüssen regelrecht erraten werden. Hiernoch ein Beispiel: IOHAN GEORG D : G:DUX: SAX: IVL: CLIV: ET: MONTI: SA:ROM: IMP: ARCHIM: ET: ELECT: In derVollform lautet diese Umschrift:IOHANNES GEORGIUS DEI GRATIA DUXSAXONIAE IULIACI CLIVIAE ET MON-TIUM SACRI ROMANI IMPERII ARCHI-MARESCHALLUS ET ELECTOR.

Übersetzt bedeutet dies: Johann Georgvon Gottes Gnaden Herzog von Sach-sen, Jülich, Kleve und Berg, des HeiligenRömischen Reiches Erzmarschall undKurfürst. Diese Umschrift tragen Mün-zen von Johann Georg I. von Sachsen(1615 – 1656), doch lassen Sie sich nichtentmutigen. Viele Sachsen-Sammlerwerden sofort sagen können, ob der Ta-ler selten oder häufiger ist, doch diewenigsten werden auf Anhieb denkomplizierten Titel vollständig aufsPapier bringen können.

R. oder RE bzw. REX steht für König,IMP für Imperator, Kaiser, DUX für Her-zog, MON. für „Münze“ und MON.NOV. für „Moneta nova“, eine „neueMünze“ und ARG für Argentum, dasSilber. Doch irgendwann kommt manmit etwas Übung, auch ohne „Lateiner“zu sein, hinter die Bedeutung derwichtigsten Abkürzungen.

Johann Georg I. vonSachsen (1615 – 1656),

20 Kippergroschen 1621,Münzstätte Zwickau. Das Zeichen dieser

Münzstätte sind die drei kleinen Schwäne überder Jahreszahl.

Page 38: Handbuch Ms

38

Doch es gibt noch einen Trost: Durch ihrImperium fanden Sprache und Buchsta-ben der Römer Verbreitung in vielenTeilen der Welt. Auf Münzen vielereuropäischer Länder vergangener Jahr-hunderte finden wir einander ähnlichelateinische Inschriften, bei den briti-schen Stücken gar bis heute.

Besser als Raten ist Nachschlagen. Mitguten Katalogen kommt man schnellweiter und kann anhand anderer wich-tiger Angaben, wie Metall, Durchmes-ser und Gewicht das Münznominal,Herrscher und Ausgabejahr der Mün-zen bestimmen. Nur wenn die Stückestark abgenutzt und Aufschriften fastunleserlich sind, ist guter Rat teuer,auch für Fachleute. Man muss dann hierauch ‘mal einen anderen Münzsammleroder einen Händler befragen, der viel-leicht weiterhelfen kann und das Stückgrob einordnen oder gar exakt bestim-men kann.

Bei europäischen Münzen findet manschon seit dem 13. Jahrhundert Jahres-zahlen auf den Stücken, so in Däne-mark ab 1234, zunächst vereinzelt, aberab dem 16. Jahrhundert sind sie meistaufgeprägt. Moderne Münzen gibt eskaum noch ohne Jahreszahl. Das er-leichtert die Suche in Katalogen undNachschlagewerken.

Aber schon heute wundern sich auf-merksame Betrachter der Euro-Stücke,dass es zum Beispiel von Deutschlandund Österreich nur Münzen ab 2002gibt, während u.a. französische oderniederländische Prägungen auch schonmit den Jahreszahlen 1999, 2000 und2001 vorkommen, obwohl der Euro jaerst am 1.1. 2002 Zahlungsmittel imEuro-Land wurde. Doch Cent- und Euroeiniger Länder mit Jahreszahlen vor2002 sind keineswegs „Fehlprägungen“.Einige Staaten nahmen und nehmen esmit der Jahreszahl stets sehr genau, an-dere hingegen prägen über viele Jahremit dem Erstausgabejahr weiter. Auchhier gilt es, in Katalogen und weiter-führender Literatur nachzulesen.

Mancher Anfänger staunt übrigens, wieschnell ein „alter Hase“ Berge von Mün-zen mit nahezu schlafwandlerischer Si-cherheit durchsieht und sekunden-schnell sortiert, scheinbar ohne nachzu-denken. Solche Erfahrungen kann mansich nicht anlesen, sondern nur durchlangjährige Übung aneignen. Und auchfür den erfahrensten Sammler gibt esimmer wieder ‘mal harte Nüsse zuknacken. Doch gerade das Entschlüsselnvon versteckten Botschaften auf Mün-zen macht ja bei vielen Sammlern diegrößte Freude aus.

Bistum Utrecht, David von Burgund (1455 – 1496), Stuiver 1472, MünzstätteDeventer. Die Jahreszahl MCCCCLXXII (1472)steht in der Umschrift.

Page 39: Handbuch Ms

39

So beschreibt der Volksmund bestimm-te Lebensumstände – und hat damitfast recht. Doch Medaillen und Münzenhaben eigentlich drei Seiten, denn mandarf den Rand nicht vergessen. Es gibtauch einseitig beprägte Medaillen undMünzen, doch auch diese haben eineRückseite, wenngleich diese „leer“ ist.Der Rand von Münzen kann glatt und„leer“ sein, aber es können dort auchwichtige Inschriften, vertieft oder erha-ben, aber auch Ornamente eingeprägtsein. Schließlich gibt es noch Riffelrän-der und einiges mehr.

Doch bevor wir uns weiteren Proble-men zuwenden, wollen wir uns noch ei-ne scheinbar bedeutungslose Frage stel-len: Was ist bei der „normalen“ MünzeVorderseite und was ist Rückseite? Siezu beantworten ist wichtig, wenn manInformationen aus Katalogen ohne Ab-bildungen richtig interpretieren will.

Vorder- und Rückseite?

Die Münzvorderseite wird auch als„Avers“ bezeichnet und mit Av. abge-kürzt. Bei Münzen, auf denen einMünzherr, also Kaiser oder König, Bi-schof, Fürst oder sonstiger Herrscher,abgebildet ist, wird stets diese Seite alsVorderseite bezeichnet. Ebenfalls wirdals Vorderseite angesehen, wenn ein

Wappen (bei Republiken oder Städte-münzen) oder Landesname bzw. ande-res „hoheitliches Symbol“ vorhandenist. Bei den bundesdeutschen 10-DM-oder 10-Euro-Münzen ist also immer dieSeite mit dem Bundesadler die Vorder-seite.

Bei den Euro-Umlaufmünzen ist jedochdie individuelle Landesseite die Rück-seite und die gemeinsame Wertseitedie Vorderseite. Alle finnischen Cent-und Euro-Münzen weisen den Wap-penlöwen auf, so wie die irischenStücke die Harfe zeigen. Bei den spani-schen Münzen sind nur die 1- und 2-Eu-ro-Stücke mit dem Kopfbild von KönigJuan Carlos versehen, aber alle Stücketragen den Namen ESPAÑA. Bei denösterreichischen Münzen muss manhoheitliche Zeichen schon suchen, dochhier ist unten die rot-weiß-rote Fahnezu erahnen. Das Brandenburger Tor inBerlin ist zwar ein Wahrzeichen derdeutschen Hauptstadt, aber keinHoheitszeichen wie der Bundesadlerauf den 1- und 2-Euro-Stücken. UndEichenblättern, wie auf den kleinenCent-Stücken, kann man dies auchnicht zuschreiben.

Man kann also durchaus streiten in die-ser Frage, wie wir sehen. Lettland hatbeispielsweise bei einigen sehr eigen-willigen Gedenkmünzen den Landesna-men einfach auf den Rand eingeprägt.

Jede Medaille hat zwei Seiten

Page 40: Handbuch Ms

40

Weder Wappen noch Landesnamensind bei einigen Stücken auf demMünzbild zu erkennen.

Nominal- oder Nennwert

So bezeichnet man den Wert, den eineMünze im Zahlungsverkehr verkörpert.Manchmal ist die Feststellung des Nenn-oder Nominalwerts nicht einfach, wiewir schon beim Thema „Münzen be-stimmen“ erfahren haben. Diese Anga-be ist bei vielen modernen Münzen auf-geprägt. Doch bei antiken und mittel-alterlichen Stücken fehlt meist ein sol-cher Wert völlig oder ist versteckt an-gegeben. Aufwendiges Suchen in derLiteratur bleibt in manchen Fällen nichtaus.

Bei älteren Münzen finden wir Anga-ben zum Münzfuß auf dem Stück undahnen schon wegen der Größe und desGewichts, dass es sich z.B. um einen Ta-ler handeln müsste. Die Aufschrift „X E.FEINE MARCK“ bestätigt, dass es ein Ta-ler nach Konventionsfuß ist.

Bei einigen Ländern, so in Russisch-Po-len ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhun-derts, sind sogar zwei Währungen, et-wa 10 Zloty = 1 1⁄2 Rubel, auf Münzenangegeben, um nur ein Beispiel zu nen-nen. Und Münzen ferner Länder sind

natürlich in oft nur in Landessprachemit uns nicht vertrauten Schriften ver-sehen, viele Länder geben aber diesenzusätzlich in lateinischen Buchstabenan.

Verkehrs- oder Sammlerwert

Heute ist bei den meisten Münzen derNennwert aufgeprägt. Wir finden hierzum Beispiel die Angabe 10 DM oder 10Euro. Doch der Münzwert kann erheb-lich höher sein und niemand kann dieMünze zum angegebenen Wert erwer-ben. So gibt es von Lettland Münzenmit dem Nominalwert von 1 Lats (rund1,5 Euro) oder russische 3-Rubel-Stücke,deren reiner Währungswert nur weni-ge Cent beträgt. Diese lettischen 1-Lats-Stücke oder 3-Rubel-Münzen werdenvon den Banken zu 25 Euro und mehrin den Handel gegeben. Allein der Ma-terialwert wäre höher als der Nenn-oder Nominalwert.

Noch ein anderes Beispiel: Nehmen wirhier die bundesdeutschen Zehnmark-stücke in Silber. Man konnte sie zumNennwert bei Banken und Sparkasseneben für 10 DM bekommen. Doch derPreis in Sonderqualität „Spiegelglanz“lag früher bei rd. 20 DM, wenn man sievon der Bundesschuldenverwaltung di-rekt bezog. Ebenso bekommt man heu-

Page 41: Handbuch Ms

41

te die neuen 10-Euro-Stücke für 10 Euro,doch für die 10-Euro-Stücke in der Son-derqualität werden 15 Euro von der mitdem Vertrieb beauftragten Bundes-wertpapierverwaltung verlangt. Ein sol-cher Aufschlag ist durchaus vertretbar,denn schließlich ist der Aufwand für sol-che Sonderqualitäten größer, bis hin zurVerpackung. Die ersten 50-Euro-Gold-münzen 2002 von Österreich kostetengleich etwa 150 Euro bei direktem Be-zug von der Münze bzw. Nationalbank.

Doch bei manchen Ländern ist der No-minalwert für Gedenkmünzen nur nochfiktiv. Steht der angegebene Wert inkeinem Verhältnis zum Materialwertoder Verkaufspreis, wird manchmalauch von Pseudomünzen gesprochen.Welche Zusammenhänge es zwischenNominal- und Sammlerwert gibt, auchwas Wiederverkaufspreise angeht, wirdnoch ausführlich besprochen.

Weitere Ausführungen zu diesem Themafinden Sie im Kapitel „Münzen im Handel“.

Medaillen – wertvolle numismatische Sachzeugen

Münzen wurden schon frühzeitig zuPropagandazwecken eingesetzt. Vorder Einführung der Buchdruckkunst wa-ren sie eigentlich das einzige Medium,das in größeren Mengen gleichartig ge-staltet und unter das Volk gebrachtwurde. Die meisten Bürger hatten ihrenHerrscher, König, Zaren oder Papst niezu Gesicht bekommen, aber sein Antlitzwar ihnen vertraut durch Münzen, aufdenen er mehr oder minder gut,manchmal geschönt, oft auch sehr rea-listisch abgebildet war.

HINWEIS

Konventionstaler1800 des BistumsBamberg mit derMünzfußangabeX EINE FEINE MARK

Page 42: Handbuch Ms

42

Neben den normalen, fürden Umlauf bestimmtenMünzen wurden seit dem 16.Jahrhundert auch Gedenkmünzenzu den verschiedensten Anlässen he-rausgegeben, die echte Geldstücke wa-ren, auch wenn sie kaum als solche ver-wendet wurden. Denken wir hier wie-derum nur an die Millionen bundes-deutscher Gedenkmünzen, die zumNennwert ausgegeben, aber kaum imVerkehr anzutreffen waren.

Medaillen hingegen sind Prägungen,die nicht als Geld im Sinne von „Zirku-lationsmitteln“ fungieren sollen, auchwenn sie aus Edelmetallen gefertigtwurden und einen Metallwert verkör-perten. Unter „Medaglia“ hat man immittelalterlichen Italien alte, nicht mehrkursfähige Münzen bezeichnet.

Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert wur-den vereinzelt „medaillenförmige Ta-ler“ oder auch „talerartige Medaillen“geprägt. Doch gerade diese sind nichtimmer eindeutig als „Geld“ oder „Me-daille“ einzuordnen. Barock und Re-naissance lieferten eine Fülle von herr-

lichen Medaillen, die zu verschieden-sten gesellschaftlichen Ereignissen spe-ziell entworfen und geprägt wurden.Sie dienten zur Erinnerung an Ereignis-se, aber auch als Auszeichnungen. Nichtumsonst spricht man oft von Medail-lenkunst, nicht in diesem Maße von„Münzkunst“, auch wenn viele Herr-scher, Münzherren, Münzmeister undStempelschneider ihr Bestes für dasgute Aussehen des Geldes taten. Me-daillensammler mögen nicht böse sein,wenn häufig dort, wo man von Münzenund Medaillen schreiben könnte, aufletztere der Einfachheit verzichtet wird.

Auch zu diesem Thema wäre noch vielzu sagen, beispielsweise über die Ver-bindung zwischen Orden und Ehrenzei-chen sowie Münzen und Medaillen.Sportfreunde werden bei Medaillen so-fort an die Siegerehrungen denken, beidenen diese ausgegeben werden. Doch

Renaissance-Medaille des 15. Jahrhunderts vonPisanello auf König Alfons V. von Aragon und Sizilien

Page 43: Handbuch Ms

43

nicht nur im Sport werden Medaillenfür Auszeichnungs- und Ehrungszweckevergeben. Auch Verbände und Betriebeverwenden sie zur Ehrung von Verdiens-ten.

Es gibt Münzsammler, die Medaillennicht interessieren, ebenso wie reineMedaillensammler, die zu bestimmtenGebieten alles, was erreichbar ist, zu-sammentragen. Zu verschiedenen Ge-bieten bietet es sich an, die Münz-sammlung durch Medaillen zu ergän-zen.

Die abgebildete Medaille von 1927dürfte für saarländische Heimatsamm-ler ebenso interessant sein wie für Luft-fahrt-Motivsammler. Und gewiss gibt esauch Sammler, die Kraftfahrzeuge aufMünzen und Medaillen sammeln undsind begeistert, dass nicht nur ein Auto,sondern auch ein Motorrad auf diesemStück zu finden ist.

Medaillen kann prinzipiell jedermannauf jeden Anlass prägen lassen. Von die-ser Möglichkeit machen viele FirmenGebrauch und lassen Stücke zu allenmöglichen Anlässen in privaten undauch staatlichen Münzstätten herstel-len, doch nicht zur Ehrung von Mitar-beitern, sondern zum gewinnbringen-den Verkauf. Nicht selten wird gerademit der Prägestätte geworben, wenn esdarum geht, die Produkte zu verkau-fen. Mancher unerfahrene Sammler hatschon viel Geld für das, was man dannals „Medaillen-Schrott“ bezeichnet,ausgegeben. Mehr erfahren Sie zu die-sem Thema später.

Weitere Ausführungen zu diesem Themafinden Sie im Kapitel „Was und wie sammeln“sowie „Münzen im Handel“.

Doch auch heute gibt es hervorragendeMedailleure, die ihr Handwerk verste-hen und durchaus sammelnswerteKleinkunstwerke schaffen. Medaillenmüssen nicht immer aus Metall sein. Be-sonders beliebt sind beispielsweise auchPorzellanmedaillen, die übrigens eben-falls geprägt werden. Doch es gibt sieauch aus vielen anderen Materialien.

HINWEIS

Einseitige Bronzemedaille auf den Großflugtag in Saarbrücken 1927

Page 44: Handbuch Ms

44

Sonstiges aus Metall zum Sammeln

Übrigens sind die Grenzen zwischenklassischen Medaillen und Plastiken, sogenannter „Kleinkunst“, fließend. Be-sonders im 20. Jahrhundert fehlte eshier nicht an Experimenten, von derklassischen runden Medaillenform ab-zugehen und völlig neue Techniken,Materialien und Formen auszuprobie-ren. Kurz erwähnt sollen auch nochJetons werden. Ihren Namen verdankensie dem französischen Wort jeter = wer-fen bzw. legen auf das Rechenbrett.Vielfach aus Metall waren auch Mar-ken, die zu den verschiedenstenZwecken hergestellt wurden. Es gibt be-kanntlich Hundemarken, die als metal-lene Bescheinigung für die entrichteteSteuer dienten, aber auch Müllmarkensind bis heute im Gebrauch. Sie sind vor-her zu erwerben und auf den Müllka-sten zu legen, als Beweis, dass man be-zahlt hat.

Marken gab es auch in Gaststätten (Bier-marken, Kaffeemarken) und für diverseAutomaten. Sie sind ein eigenes Sam-melgebiet und häufig ist es gar nichteinfach herauszubekommen, wo undzu welchem Zweck sie ’mal geprägtwurden. Nicht alle tragen den eindeu-tigen „Wert“, etwa „Gut für ein GlasBier“ oder tragen einen Städte- oderFirmennamen. Schließlich gehören auchSpielmarken dazu, diese gibt es vonSpielbanken und Casinos. Selbst Werk-zeugmarken von Fabriken werden vonheimatgeschichtlichen Sammlern sehrgesucht.

Aluminiummarke (Brotmarke) von Salzburg für EIN LAIB BROT

Page 45: Handbuch Ms

45

Häufig bildet die legendäre Zigarren-kiste voller Münzen, die irgendwo inder Familie auftaucht, den Grundstockeiner Münzsammlung. Hinzu kommendann ausländische Münzen, die vonfrüheren Urlaubsreisen übrig gebliebensind. Mit dem Bemerken „Du sammelstdoch Münzen“ bekommt man dannvon Freunden und Verwandten einigesdazu. Münzen, zumal Silberstücke, wer-den zum Glück eigentlich nie wegge-worfen, sie wandern von einer Schub-lade in die andere und kommen dannschließlich irgendwann in Sammlerhän-de. Man kann eine Münzsammlungnach vielen Gesichtspunkten auf- undausbauen. Dies gilt gleichermaßen auchfür die Medaillen und natürlich Papier-geld.

Auch zu diesem Punkt kann es natürlichnur einige ausgewählte Ratschläge ge-ben.

Der Euro – ein neues Sammelgebiet

Mit der Einführung des Euro in zwölfMitgliedstaaten der Europäischen Unionhaben nun etwa 300 Millionen Euro-päer das gleiche Geld, im Prinzip, mussman ergänzen. Die Banknoten sehenüberall gleich aus und lassen sich nurdurch die Buchstaben vor den Kontroll-ziffern Ländern zuordnen.

Bei den Münzen hingegen ist nur dieWertseite der Münzen aller Länderidentisch, die Rückseite bietet Gestal-tungsraum für nationale Symbole, wiewir wissen. Die Gemeinschaftswährunggibt es auch in Überseeprovinzen Frank-reichs oder Spaniens, ebenso wie inMontenegro und im Kosovo, die keineigenes Geld mehr haben. Und der Va-tikan, San Marino und Monaco, ob-gleich nicht Mitglied der EU, dürfen ih-re eigenen Euro- und Cent-Münzen prä-gen, die sofort nach ihrer Ausgabeschon sehr gesucht und hoch bezahltwurden.

Man darf wohl davon ausgehen, dassdas Zusammentragen aller Euro-Mün-zen vielen Leuten Spaß bereitet, dievorher kein Interesse für Münzen zeig-ten. Es wird zunächst das gesammelt,was man im Portmonee findet.

Was und wie sammeln?

Page 46: Handbuch Ms

46

Schnell wird bemerkt, dass es bei dendeutschen Stücken verschiedene Präge-buchstaben, aber zunächst nur das Jahr2002 gibt, anders als bei anderen Län-dern, worauf schon hingewiesen wur-de. Nun beginnt die Jagd auf die Jahr-gänge, verbunden mit dem Vorsatz,auch zukünftige Prägejahre möglichstkomplett in die Sammlung einzuord-nen. Doch viele Sammler möchten auchnoch nach Münzzeichen sammeln. Hiergibt es ja bekanntlich alle Euro- undCent-Stücken mit den Münzzeichen A,D, F, G und J. Weniger bekannt hinge-gen dürfte es sein, dass beispielsweisedie niederländischen Gulden- und auchEuro-Münzen verschiedene Münzmei-sterzeichen aufweisen. Interessante Va-rianten gibt es hier auch bei Griechen-land zu entdecken, wo kleine Buchsta-ben in einem Stern das Prägeland(Frankreich, Finnland, Spanien) kenn-zeichnen.

Wer nichts dem Zufall überlässt und dieDinge gleich richtig angehen will, demsoll an dieser Stelle ein ganz aktuellesBuch zum Euro und dessen Vielfaltempfohlen werden:

Kahnt, Helmut; Kurt Michael, Sonntag; Hans L., Grabowski: „Die Euro-Münzen. Katalog der Umlauf- undSondermünzen sowie der Kursmünzensätzeund Banknoten aller Euro-Staaten“H. Gietl Verlag, 3. aktualisierte Auflage 2003,sehr viele farbige Abbildungen, 352 Seiten, Preis: Euro 9,90ISBN 3-924861-75-7

Münzhändler aus dem In- und Auslandberichten erfreut, dass endlich auchwieder junge Leute in den Läden zu fin-den sind, das Münzensammeln nichtnur scheinbares Privileg der Rentner ist.Und vielleicht gehören Sie persönlich,lieber Leser, zu den neuen Sammlern,die den Euro nicht nur als Zahlungsmit-tel, sondern als Sammlungsgegenstandund dadurch die Welt der Münzen fürsich entdeckt haben?

Spezialisierung tut Not

Als 1840 in England die erste Briefmar-ke, die „Penny Black“, das Licht der Welterblickte, begann die Geschichte derPhilatelie. Schon bald folgten andereStaaten dem englischen Vorbild. DenMarken selbst folgten schnell die Brief-markensammler, die Philatelisten. Dochschon um 1900 war es unmöglich, eine

LITERATUR

Page 47: Handbuch Ms

47

„Generalsammlung“ anzulegen, d.h.alle Marken aller Länder der Welt zu-sammenzutragen, selbst mit relativ vielGeld. Noch ganz anders liegen die Din-ge bei den Münzen, die es seit Jahrtau-senden gibt.

Schon in den fünfziger Jahren des 20.Jahrhunderts erschien ein amerikani-scher Katalog, den R. S. Yeoman heraus-gegeben hatte, der sich „Modern WorldCoins“ nannte. Der Katalog umfasste diemodernen Münzen des 19. und 20. Jahr-hunderts. Er hatte noch das Format einesHandbuchs, während die Kataloge„Weltmünzen 20. Jahrhundert“ das For-mat eines Telefonbuchs einer Großstadtübertreffen. Allein was in der zweitenHälfte des 20. Jahrhunderts an Münzenund Münzstaaten dazugekommen ist,kann weder ein Privatsammler, noch einMuseum zusammentragen.Münzkataloge gab es schon früher, be-deutende Sammlungen wurden in sol-chen Katalogen dokumentiert. Hier wä-re nur als Beispiel die „Sammlung Mer-seburger“ aus dem Jahr 1894 zu nen-nen, die heute noch als Zitierwerk fürSachsen-Sammler gilt (es war die Ver-

kaufsliste einer Leipziger Münzhand-lung!). Im weiteren Sinne könnte manauch die alten Kaufmannsbücher alsMünzkataloge bezeichnen. Hier wur-den mittels Holzschnitten die verschie-densten Münzen aus vielen Ländern ab-gebildet und genau beschrieben.

Besitzt man einen gewissen Grundstockan Münzen, so muss und wird man sichzwangsläufig spezialisieren müssen.Doch auch die Spezialisierung lässt in-dividuellen Wünschen breiten Raum.Man kann nämlich Münzen unter ver-schiedenen Aspekten sammeln, dazu ei-nige Anregungen und Erklärungen,und vor allem wieder Literaturtipps.Und noch eine Mahnung und Warnungzugleich. Werden Sie nie Sklave des Ka-talogs, versuchen Sie bei den verschie-densten Gebieten nie um jeden Preiskomplett zu werden! Gerade in unse-riöser Werbung wird der heimlicheWunsch eines Sammlers, eben alles zubesitzen, was es gibt, verstärkt. DemUnerfahrenen wird eingeredet, er müs-se, um später mehr für seine Stücke zubekommen, unbedingt komplett wer-den.

Noch ein Ratschlag für Unentschlosse-ne: Wenn Sie schon einige Münzen ausden verschiedensten Gebieten besitzenund sich unklar hinsichtlich einer Spe-zialisierung sind, warten Sie es ab. Man-che Entscheidungen müssen reifen und

Page 48: Handbuch Ms

48

voreilig weggegebene interessante,nicht unbedingt nur teure Münzen be-kommt man vielleicht später nicht ein-fach oder nie wieder zurück.

Sammeln soll in erster Linie Spaß undFreude bereiten. Freuen Sie sich auchals Anfänger über das, was Sie haben.Und ärgern Sie sich nicht übermäßigüber Lücken, die Sie noch nicht odervielleicht nie schließen können. Nurdann werden auch Sie zu dem Kreis der„glücklichen Menschen“ gehören, wieman allgemein die Sammler gern be-zeichnet.

Die Geschichte des Münzensammelns

Wo historisches Interesse bestand, in-teressierte man sich auch für alte Mün-zen. In der Renaissance, als man sich aufdie Kultur und Blüte der Antike besann,wuchs auch das Interesse an alten Mün-zen. Im 16. und 17. Jahrhundert trugengekrönte Häupter, hohe Geistliche undreiche Kaufleute bedeutende Münz-sammlungen zusammen. Der deutscheKaiser Maximilian I. (1493 – 1519) warim Besitz einer großen Sammlung, aberauch Jakob Fugger der Reiche (1459 bis1525) hatte nicht nur viel kurantes Geld,sondern auch viele alte Münzen. In Mo-de waren seinerzeit antike römische,

später auch griechische Prägungen, dasInteresse für Mittelaltermünzen er-wachte erst im 18. Jahrhundert. Zu-gleich wurde die Medaille als Kunstge-genstand entdeckt. Auch Johann Wolf-gang von Goethe sammelte unter an-derem Münzen und Medaillen.

In Klöstern und Museen entstandenMünzkabinette. Die größten der Weltbefinden sich heute in London im Bri-tish Museum, in Paris in der Bibliothé-que nationale und in St. Petersburg inder Eremitage. Auch in Berlin und Wiengibt es bedeutende museale Sammlun-gen, auch die Staatliche Münzsamm-lung in München mit ihrer großen Bi-bliothek gehört zu diesen. Viele Natio-nalbanken, so auch die Bundesbank,haben ein Geldmuseum und eine um-fangreiche Sammlung. Münzen fehlenmeist nicht einmal in kleinen heimat-geschichtlichen Museen und Sammlun-gen. Ganz eifrige und umsichtigeMünzsammler prüfen vor Urlaubsreisenschon in den Reisebüro-Katalogen oderim Internet, ob und wo es eventuellMünzausstellungen oder Kabinette gibt.

Doch gestatten Sie die Wiederholungder Ermahnung, was Freude am Sam-meln angeht. Wenn Sie beispielsweisedie märchenhafte Münz- und Geld-scheinsammlung in Stockholm gesehenhaben und dort im Geldscheinteil ne-ben häufigsten deutschen Inflationsno-

Page 49: Handbuch Ms

49

ten einen 100-Billionen-Schein in kas-senfrischer Erhaltung erblicken, der vonNicht-Fachleuten vielleicht nicht einmalbesonders beachtet wird, erfreuen Siesich daran. Kein Privatsammler, auchwenn er noch so viel Geld hat, wird je-mals eine solche museale Sammlung,die in Hunderten von Jahren zusam-mengetragen wurde, je aufbauen kön-nen. Finden Sie dort reihenweise Mehr-fachdukaten und Taler in Idealerhal-tung – dann freuen Sie sich darüber,dass Sie zumindest einen einzigen Talerin brauchbarer Sammlerqualität Ihr Ei-gen nennen können. Wer sich an frem-den Schätzen nicht erfreuen kann, soll-te lieber den Museumsbesuch aus demProgramm streichen.

Von alten und neuen Münzen

Der Begriff „alt“ ist auch für eine Mün-ze relativ. Für die Schulkinder von heu-te werden schon bald die uns noch ver-trauten DM-Münzen „alte Münzen“sein, viele Laien sind beeindruckt, wennsie Pfennige aus dem 19. Jahrhundertfinden und enttäuscht werden müssen,dass auch 100 Jahre „kein Alter“ füreine Münze ist, und eine lange Zeit-spanne nicht unbedingt für „wertvoll“steht. Doch über Münzwerte wird nochzu sprechen sein. Wirklich alt sind Mün-zen aus der Antike. Doch auch hier gibt

es häufig Bronzestücke in mäßigem Zu-stand schon für wenige Euro im Handelzu kaufen.

Antike Münzen werden bis heute gerngesammelt. Doch die meisten Sammlerinteressieren sich zunächst für moderneMünzen, diesem Umstand wird auch inden folgenden Kapiteln Rechnung ge-tragen. Viele gute Bücher zum ThemaMünzen und Sammeln beginnen beider Antike und überfordern gerade denAnfänger mit vielen Begriffen und Er-klärungen. Erfahrene Numismatiker, dieAntike oder Mittelalter sammeln, mö-gen es verzeihen, wenn diese Gebietevielleicht in diesem Büchlein zu kurzkommen.

Eines der schönsten Geldmuseen der Welt – das Königliche Münzkabinett in Stockholm

Page 50: Handbuch Ms

50

Die Übersichtssammlung

Reizvoll ist es, sich eine Übersichts- oderQuerschnittssammlung anzulegen, inder vormünzliches Geld, wichtigeMünztypen verschiedener Epochen vonder Antike, dem Mittelalter bis zur Neu-zeit und auch Papiergeld enthaltensind. Eine solche Sammlung kann wieein Bilderbuch der Weltgeschichte sein.Man muss dabei nicht immer auf dieteuersten Typen zurückgreifen undauch nicht immer nur an Prachtqualitä-ten denken. Welchen Umfang eine sol-che Sammlung annimmt, hängt natür-lich auch vom verfügbaren Geld undder Zeit, die man für das Hobby auf-bringen kann, ab.

Viele Sammler streben nach Vollstän-digkeit. Sie kaufen sich einen Katalogund suchen alles, was dort aufgeführtist, um diese Stücke dann „abhaken“ zukönnen. Es macht Spaß, in alten undstark zerlesenen Münzkatalogen nachsolchen Häkchen zu suchen. Doch esgibt wohl kein größeres Land und keinGebiet, das man ohne weiteres voll-ständig zusammen bekommt, beson-ders wenn man auch noch Varianten,Jahrgangstypen und Münzzeichen sam-meln will. Man muss auch hier mit Kom-promissen leben und darf, wie schonausführlich erklärt, nicht glauben, eine„museale Sammlung“ zu Hause auf-bauen zu können.

Schließlich kann man auch versuchen,aus jedem bestehenden oder längstnicht mehr existierenden Land oderStaat eine Münze zu bekommen. Einespezielle Variante davon ist das Sam-meln der kleinsten Münze jedes Landes.

Die Ländersammlung

Wer bestimmte Neigungen zu einemanderen Land hat, es oft und gern be-reist und sich für seine Geschichte undKultur interessiert, vielleicht sogar dieSprache erlernt hat, wird vielleichtschnell „sein“ Sammelgebiet gefundenhaben. Diese Sammlung nach territo-rialen Gesichtspunkten kann wiederumnach historischen oder geldgeschicht-lichen Aspekten aufgebaut sein. Wervorrangig an der allgemeinen Ge-schichte des Landes interessiert ist, soll-te unbedingt auch Medaillen in dieSammlung aufnehmen. Häufig sind bei-spielsweise gerade wichtige Schlachtenoder andere Ereignisse nur auf Medail-len dokumentiert. Wer der währungs-geschichtlichen Seite größere Bedeu-tung beimisst, wird Münztypen z. B.nach Münzkonventionen und Wäh-rungssystemen sammeln. Hier dürfendann die Banknoten eigentlich nichtfehlen.

Page 51: Handbuch Ms

51

Schließlich kann man sich hier auch aufgewisse Zeiträume begrenzen, wie„Deutschland ab 1871“. Beispielsweise„Deutschland“ als territorialen Oberbe-griff vor der Reichsgründung zu sam-meln, ist ein sehr kostspieliges undpraktisch unmöglich zu realisierendesUnterfangen, auch wenn man Kompro-misse bezüglich der Vollständigkeit undQualitäten von vornherein einkalku-liert. Selbst eine Reichsmünzensamm-lung ab 1871 mit allen Typen und Jahr-gängen zusammen zu bekommen istheute fast aussichtslos, selbst mit vielGeld.

Manche Sammler, die Münzen allerdeutschen Kleinstaaten des 17. bis 19.Jahrhunderts sammeln, beschränkensich auf die kleinen Nominale bis bei-spielsweise zum Dritteltaler oder Gul-den. Taler oder Goldmünzen kosten so-gar von größeren deutschen Ländernvor der Reichsgründung häufig vielGeld. Doch eine gepflegte Kleinmün-zensammlung als Stückwerk anzusehenwäre völlig falsch.

Wer sich dazu entschließt, beispielswei-se Polen oder Ungarn, Frankreich oderItalien zu sammeln, steht natürlich vorder gleichen Frage wie bei deutschenGebieten. Will man „nur“ eine Über-sichtssammlung haben, dann gehörenauch Münzen der „Römer“ und „Kel-ten“ in eine England-Sammlung, da sie

einst auf der Insel umliefen. Günstigerist es, sich zeitlich einzugrenzen.

Die meisten Sammler beginnen mitneuzeitlichen Münzen, weil diese rechteinfach zu bestimmen und auch zu er-werben sind und sammeln dann Schrittfür Schritt „rückwärts“, was nahelie-gend ist.

Für die modernen deutschen Münzendes 19. und 20. Jahrhunderts findetman eine Reihe von Katalogen. Doch jeweiter die numismatische Reise zurückin vergangene Jahrhunderte geht, umso schwieriger wird es auch mit der Li-teratur.

Bei anderen Staaten als Sammelgebietwird man schnell merken, dass die be-liebten amerikanischen Weltmünzkata-loge oder der deutsche Schön-Welt-münzkatalog allein nicht ausreichen.Man sollte sich dann um Spezialkata-loge aus dem entsprechenden Landbemühen, die es häufig nicht nur inLandessprache, sondern oft auch inenglischer oder deutscher Sprache gibt,was die Sache erleichtert. Doch die mo-dernen Münzkataloge sind überall inder Welt ähnlich aufgebaut, man findetsich erstaunlich leicht hinein und derVerfasser kennt USA-Sammler, die her-vorragende Sammlungen besitzen,doch nur wenige Worte Englisch kön-nen. In vielen Ländern gibt es wie in-

Page 52: Handbuch Ms

52

Deutschland Münzfachzeitschriften, ausdenen man nützliche und interessanteInformationen erlangen kann.

Die Heimatsammlung

Viel Freude kann eine kleine, aber mitgroßem Fleiß und Mühe zusammenge-tragene Sammlung zu einem bestimm-ten Gebiet (Region, Stadt oder Stadt-teil) bereiten. Wer alles Geld, das bei-spielsweise in Berlin je umlief, zusam-mentragen will, wird sicher scheitern.Aber eine Übersichtssammlung zumBerliner Geld kann man durchaus auf-bauen und dabei noch einen Schrittweitergehen. Selbst für die heutigenoder früheren Stadtteile gibt es numis-matische Sachzeugen, wie Notgeld-scheine, Bier- oder Wertmarken, die esaufzuspüren gilt. Und hübsche An-sichtskarten und Abzeichen können ei-ne solche Sammlung ebenfalls berei-chern.

Eine kleine Anregung zu einer heimat-geschichtlichen Sammlung, hier für diedeutsche Hauptstadt, kann vielleichtdas empfohlene Büchlein geben.

Caspar, Helmut: „Groschen, Taler, Mark und Euro.Die Berliner und ihr Geld. Eine geldgeschicht-liche Reise durch die Jahrhunderte bis heute“1. Auflage 2001, Format 12 x 18,5 cm, sehr viele Abbildungen, 176 Seiten, Preis: 14,30 Euro, ISBN 3-8148-0090-7

Münz- und Geschichtsperioden

Eine solche Sammlung wird nach zeit-lichen Gesichtspunkten angelegt, wiebeispielsweise Münzen der Antike oderdes Mittelalters, und zwar nicht für einbestimmtes Land oder Gebiet be-schränkt. Es gibt Sammler, die nur dieGroschen-Periode interessiert, anderesammeln so genannte Konventionstaler,Stücke, die länderübergreifend nachgleichem Münzfuß geprägt wurden.Auch Bergbau- oder Ausbeutetalerbzw. -münzen sind ein interessantesSammelgebiet. Es gab auch in vergan-genen Jahrhunderten immer wiederMünzunionen (Münzvereine), was manhervorragend mit Prägungen aus ver-schiedenen Ländern dokumentierenkann. Paradebeispiele für das 19. Jahr-hundert sind die Lateinische und dieSkandinavische Münzunion.

LITERATUR

Pfandmarke der „Schaumburger Brauerei“ in Stadthagen

Page 53: Handbuch Ms

53

Beliebt sind auch abgeschlossene Sam-melgebiete, wie es die Münzen derMark-Periode der BundesrepublikDeutschland nun mit der Euro-Ein-führung sind. Auch die Münzen derDDR bilden ein abgeschlossenes, inter-essantes und aussagekräftiges Sammel-gebiet.

Hierzu weitere Literaturtipps, das ersteBuch zur spannenden Lektüre und Ver-mittlung von Hintergrundwissen, daszweite in Katalogform und auch zurWertbestimmung.

Kahnt, Helmut; Martin, Pontzen; Michael H., Schöne; Karlheinz, Walz„Die Geschichte der Deutschen Mark in Ost und West“H. Gietl Verlag, 1. Auflage 2003, Format 21 x 27,8 cm, viele Abbildungen, 304 Seiten,Preis: 19,95 Euro , ISBN 3-924861-68-4

Kahnt, Helmut: „Die Preise der deutschen Münzen 1945 – 2002“Vollständiger Bewertungskatalog allerdeutschen Kurs- und Gedenkmünzen sowieKursmünzensätzen von 1945 – 2002 mitPreisen in mehreren ErhaltungsgradenH. Gietl Verlag, 4. Auflage 2002, Format 11,5 x 18,5 cm, jede Münze mitVorder- und Rückseite abgebildet, 293 Seiten,Preis: 6,90 Euro, ISBN 3-924861-59-5

LITERATUR

Manche Sammler haben eine Liebe fürdas Detail. Sie entdecken vieles, was an-dere übersehen. Solche Münzliebhaberwidmen sich dann mit großer Freudeden Prägevarianten und bauen für einebestimmte Epoche eine Spezialsamm-lung auf, bei der es auch viel Neues zuentdecken gilt. Nehmen wir nur dieMünzprägungen der BundesrepublikDeutschland von 1948 – 2001. Hier sindbei weitem noch nicht alle Variantenentdeckt. Und wie gesagt, mit etwasGlück kann man selbst noch etwas völ-lig Neues finden auf diesem Gebiet fin-den.

Neugebauer, Peter: „Variantenkatalog der bundesdeutschen Kurs- und Gedenkmünzen“Aktueller Katalog mit Preisen zu vielenentdeckten Varianten beim deutschenKursgeld und bei GedenkmünzenH. Gietl Verlag, 3. Auflage 2002, Format 11,5 x18,5 cm, über 400 Abbildungen, 320 Seiten,Preis: 16,90 Euro, ISBN 3-924861-64-1

LITERATUR

Variante eines1-Euro-Stücksmit „herausfallen-den Schwanz-federn

Stempelriss bei einer5-DM-Gedenkmünze 1975„Albert Schweitzer“

Page 54: Handbuch Ms

54

Doch auch bei den DDR-Münzen gibt eszweifellos einiges zu entdecken, wenn-gleich es hier weniger Jahrgänge undanfangs zwei, später nur eine Münz-prägestätte gab.

In den Fachzeitschriften wurden schonbald nach der Einführung der neuenEuro-Münzen erste Varianten und Fehl-prägungen vorgestellt. Wer hier einenguten Blick für das Detail hat, kann der-artige Varianten selbst entdecken undder Sammlergemeinde mittels Leser-brief vorstellen. Ein weiterer Vorteil ist,dass solche Varianten, wenn man sieselbst aus dem Zahlungsverkehr „fischt“,nicht viel kosten.

Motivsammlungen

Die immer wieder von Sammlern be-klagte Fülle von Neuausgaben vielerLänder, deren Zahl in den letzten Jah-ren noch weiter zugenommen hat, bie-tet zugleich eine große Chance fürFreunde bestimmter Motive. Hier kannman in aller Ruhe aus der Fülle der An-gebote der Münzneuheiten auswählen.

Auch bei Motiven gilt: Sammeln kannman alles. Es gibt hier schon „klassische“Gebiete, wie Sport und OlympischeSpiele, Schiffe und Tiere auf Münzen.Selbst Münzen und Geldscheine aufMünzen gibt es. Diese Gebiete erfreuensich der größten Beliebtheit bei denNumismatikern in aller Welt, entspre-chend oft gibt es gerade zu diesen auchNeuerscheinungen. Und der Bogen wirdoft weit gespannt. Die Slowakei, einLand mit vielen schönen Gebirgen, hatauch eine Schiffsmünze im Jahr 1995herausgegeben, was man gar nicht ver-mutet. Auch Ungarn, das wegen seinergeografischen Lage nicht zu den mariti-men Staaten gehört, gibt mit Fug undRecht Schiffsmünzen heraus. Es erschienhier bereits eine ganze Serie mit Donau-und Plattensee-Schiffen. Die Alpenre-publik Österreich begann 2004 gar miteinem Münzprogramm „Österreich aufhoher See“.

Beim Tier- und Pflanzenreich bietet sichdem Interessenten eine Fülle von Mün-zen, denn auch schon vor 1900 gab eshier ansprechende Prägungen, selbstauf antiken Prägungen findet manzahlreiche reizvolle Motive.

Taler von Anhalt-Bernburg 1846 (Ausbeute- oder Bergbautaler) mit dem

Wappenbären auf der Mauer

Page 55: Handbuch Ms

55

Doch irgendwann wird man feststellen,dass auch hier eine Spezialisierung not-wendig wird. Bleiben wir bei den Tie-ren. Man kann hier moderne Prägun-gen, die im Rahmen der weltweitenProgramme „Geschützte Tierwelt“ he-rausgegeben werden, zusammentragen.Doch auch beliebte Haustiere, wie Hun-de und Katzen, sind auf Münzen zu fin-den. Etwas schwieriger findet man„Nutzvieh“, wie Schweine oder Kühe,auf Geldstücken. Doch ein bekannterSammler hat eine stattliche Sammlunggerade zum Thema „Schwein“ zusam-mengetragen, auf die er besondersstolz ist und sein kann. Ein andererSammler sucht wiederum alles, was„jagdbares Wild“ ist.

Unzählige Tierdarstellungen finden wirin den Wappen, die seit Jahrhundertenauf Münzen zu finden sind, häufig so-gar solche, die es eigentlich gar nichtgibt: so genannte Fabelwesen wie Dra-chen, Greife oder ähnliches. Bei Mün-zen von Anhalt finden wir das bekrön-te Tier auf einer Mauer schreitend.Doch Bären gibt es auf vielen Münzen.Die Fülle des Angebots mahnt auch hierzur Einschränkung. Man muss sich fra-gen, ob man es anstreben soll, alleMünzen mit jeglichem gegenständ-lichen oder abstrakten Bärenmotiv zuerwerben, vielleicht ist es sinnvoller dieSammlung auf die wichtigsten Vertre-ter dieser Gattung oder Art zu begren-

zen? Es ist eine Überlegung wert. Zuentscheiden ist, ob man sich auf Mün-zen beschränken, oder auch Medaillen,Jetons, Marken und Geldscheine in diejeweilige Sammlung aufnehmen will.

Reizvolle Stadtansichten und Bauwerke

Stadt- und Hafenansichten finden wirebenfalls bereits auf antiken Stücken.Im 17. und 18. Jahrhundert gab es viele„Schaumünzen“ in Talergröße undgrößer mit Stadtansichten, die schondamals gern gesammelt wurden und soerhalten blieben. Besonders schöne Prä-gungen gibt es von Hamburg, Frankfurtam Main, Nürnberg, Regensburg oderDanzig, um wenige Beispiele zu nen-nen.

Stempelschneider des Barock schufenmeisterhafte Werke, die von der Prachtder Städte zeugen sollten. Bis heutewerden Gebäude und Stadtansichtenauf Münzen dargestellt, z. B. auf derlettischen Münzserie „800 Jahre Riga“.

Konventionstaler der Stadt Nürnberg von 1768mit prächtiger Stadtansicht

Page 56: Handbuch Ms

56

Auf „1000 Jahre Potsdam“ gibt es einbundesdeutsches 10-Mark-Stück, dazudie beiden 5-Mark-Stücke der DDR mit„Sanssouci“ und dem „Neuen Palais“ inPotsdam. Von 1930 gibt es ein schönes3-Reichsmark-Stück auf den 300. Jah-restag der Zerstörung Magdeburgs miteiner Ansicht der Stadt. Schließlich kannman auch einzelne Bauwerke auf Mün-zen und Medaillen sammeln, hier gibtes nicht wenige Numismatiker, die spe-ziell das Brandenburger Tor in Berlin zuihrem Gebiet gemacht haben. Es istschon erstaunlich, wie umfangreich soein Gebiet werden kann, wenn manauch Geldscheine und vielleicht sogarnoch Objekte, wie Auto-Plaketten undAbzeichen, mit in die Kollektion auf-nimmt.

Persönlichkeiten auf Münzenund Medaillen

Auf Münzen aller Zeiten finden wir Por-träts von Herrschern, bedeutenden wieunbedeutenden, und zwar bis in dieNeuzeit. Besonders aus dem 20. Jahr-hundert gibt es nicht nur Einzelstücke,sondern ganze Serien mit herausragen-den Persönlichkeiten, Politikern, Wis-senschaftlern und Künstlern. Hier seinur an die österreichische Musiker-Serieerinnert. Die Auswahl an Motiven ist sogroß, dass man hier sogar ins Detail ge-hen und sich innerhalb des Gebiets spe-zialisieren kann. So gibt es Sammler, diesich nur auf J. S. Bach oder W. A. Mozartkonzentrieren. Mediziner sammelngern Münzen und Medaillen aufberühmte Ärzte. Schwieriger wird esschon, wenn man beispielsweise nurChirurgen oder Radiologen sammelnmöchte. Das Sammelgebiet heißt „Me-dicina in nummis“.

Zu einer Geschichts-Querschnittssamm-lung kann man auch Porträts von Poli-tikern zusammentragen, von denen vie-le nicht auf Münzen, sondern vorrangigauf Medaillen dargestellt sind. Nichtwenige Münzfreunde haben beacht-liche Sammlungen zu Bismarck aufge-baut. Auch Numismatiker auf Münzensind ein lohnendes Objekt für eineSammlung.

3-Reichsmark-Stückvon 1930 auf den 300.Jahrestag der ZerstörungMagdeburgs mit einerAnsicht der Stadt

Page 57: Handbuch Ms

57

Münzen auf Münzen und MedaillenAuch zu diesem Gebiet gibt es reichlichMaterial, mehr als man vielleicht vermu-tet. Nicht nur alte Taler, sondern auchmoderne Münzen werden auf Münzenabgebildet, erinnern wir uns nur an diedeutsche Gedenkmünze „50 Jahre Deut-sche Mark“. Die erste deutsche 10-Euro-Gedenkmünze von 2002 war der Ein-führung der GemeinschaftswährungEuro gewidmet, doch auch Tschechienhat diesem geldpolitischen Ereignis Ende2001 eine Münze gewidmet.

Von Nord-Korea und anderen Staaten isteine internationale Serie erschienen, diedas Ende der nationalen Währungen inden Euro-Staaten zum Thema hat.Schließlich kann man zum Thema Geldauch noch alles, was mit Münzstätten,Banken und der Börse zu tun hat, sam-meln. Es fehlt gewiss nicht an interes-santem Material zu diesem Themen-

kreis. Solche Dinge aufzuspüren, machtoft mehr Spaß als nur das zu suchen,was man in einem Katalog geordnetvorfindet.

Kulturhistorische Aspekte

Einige Sammler widmen sich den Mün-zen und vor allem auch Medaillen nachkulturhistorischen Epochen. Der eineliebt den Jugendstil, der andere wie-derum ganz moderne Medaillen. Auchbei Geldscheinen gibt es die verschie-densten künstlerischen Stile zu ent-decken und zu sammeln. Übrigens kannman auch Baustile auf Münzen und Me-daillen sammeln, hier gibt es von ver-schiedenen Ländern sogar spezielle Ar-chitekturserien, die typische Bauten ausden verschiedensten Epochen des Lan-des vorstellen. Einige Länder, z.B. Russ-land, geben jedes Jahr mehrere Münzenmit bemerkenswerten sakralen Bau-werken heraus, andere stellen Städteund Orte, die auf der UNESCO-Liste desWeltkulturerbes stehen, auf ihren Mün-zen vor. Auch die deutschen 100-Euro-Stücke seit 2003 können hier zugeord-net werden.

Nord-Korea, 10 Won 2002, „letzte Ausgabe derDeutschen Mark“, mit einer geschnittenen

Edelsteineinlage („Tigerauge“) 100 Euro 2003 „Quedlinburg“

Page 58: Handbuch Ms

Zum Beispiel „Krieg und Frieden“

Geschichtsinteressierte Sammler befas-sen sich mit bestimmten historischenEreignissen und Epochen. Beispielswei-se ist es reizvoll, sich dem Thema „Kriegund Frieden“ zu widmen. Das Sammel-gebiet wird „Pax in nummis“ genannt.Hier gibt es viele interessante Medaillenund Münzen auf Friedensschlüsse. Aberauch Kriegsprägungen des Siebenjähri-gen Krieges kann man sammeln.

Einige Sammler versuchen, alles an Be-lagerungs- und Notmünzen zusammen-zutragen, von denen es nicht wenigegibt. Auch die Kriegsprägungen desErsten und Zweiten Weltkriegs derbeteiligten Staaten sind ein in-teressantes Sammelgebiet. Vonvielen Ländern erschienen Mün-zen anlässlich des 50. Jahrestagsder Beendigung des ZweitenWeltkriegs.

Münzmetalle und Werkstoffe

Münzen bestehen meist aus Metallen,aber es gibt auch solche aus Porzellanoder Steingut und anderen Materialien.In den letzten Jahren gab es Farbmün-zen und solche mit Einlagen aus Edel-steinen, Perlmutt, Kristallen, Keramikund Bernstein. Münzen aus den ver-schiedensten Metallen und Legierun-gen zusammenzutragen kann viel Freu-de bereiten. Einige Sammler suchenBimetallstücke aus der ganzen Welt zu-sammen.

Vieles, was für Münzen gesagt wurde,gilt auch für Banknoten. Auch hier sindeinige Länder dazu übergegangen,statt Papier Plastikmaterialien zu ver-wenden. Und Notgeldscheine gab essogar u.a. aus Aluminiumfolie, Seide,Leder, Stoff und Holz.

Medaille 1919 von Karl Goetz auf den Diktatfrieden von Versailles

58

Trimetallmünze 2002 zu50 Dollars von Australien:außen Kupfer, mittlererRing Silber, Zentrum Gold

Page 59: Handbuch Ms

59

Währungstypen-Sammlung

könnte man eine Kollektion nennen,bei der man von möglichst vielen Staa-ten jeweils eine kleine und eine großeMünze zusammenträgt, also Cent undDollar, Kopeke und Rubel, Heller undKrone und so weiter. Ein Sammler mitLiebe zu Indien und seiner Kultur be-gann, die Münzen dieses Landes zusammeln, um dann auch Geldstücke ausLändern, die ebenfalls die Rupien-Wäh-rung haben, zusammen zu suchen.Auch bei alten Münzen kann manWährungstypen verschiedenster Ländersammeln, beispielsweise nur Groschen,Doppelschillinge oder Schüsselpfenni-ge. Ein anderer Münzliebhaber, ein Ma-thematiker, sammelt nur Münzen mitbesonders „krummen“ Nominalwerten.

Geld„schein“ zu 50 Heller 1920,Holz-Notgeld der Gemeinde Hadersfeld

im Wienerwald

Serienschein 1921 der Stadt Eisenach zu 50 Pfennig

Papiergeld – ein Thema für sichVieles, was für das Sammeln von Mün-zen vorgeschlagen wurde, trifft glei-chermaßen auch für Papiergeld zu. Si-cherlich ist die Anzahl der Münzliebha-ber größer als die der Papiergeldfreun-de, doch bei vielen Gebieten bietet essich an, auch Geldscheine mit zu sam-meln. Erwähnt wurde bereits, dass esviele Notgeldscheine nach Ausbruchund nach dem Ende des Ersten Welt-kriegs gab, die, wie es ihr Name sagt,aus der Not, wegen Mangel an Metall-geld, ausgegeben wurden. Auch nachdem Zweiten Weltkrieg gab es gele-gentlich solche Emissionen. Doch nebendem Bedarfsnotgeld druckten vieleStädte und Gemeinden zu Beginn der20er Jahre des 20. Jahrhunderts ganzeSerien von „Bildernotgeld“ nur fürSammler. Sie sind daher meist auchnoch völlig ungebraucht, weil sie nie alsGeld kursierten.

Page 60: Handbuch Ms

60

Auch für dieses Bildernotgeld, auch„Serienscheine“ genannt, gibt es unter-dessen verschiedene Bücher und Kata-loge. Unter anderem kann der nachfol-gende Titel, der noch im Handel ist,empfohlen werden:

Grabowski, Hans L.; Manfred Mehl: „Deutsches Notgeld. Deutsche Serienscheine1918 – 1922“Illustrierter Katalog in zwei Bänden mitPreisangaben für die deutschen Serienscheine H. Gietl Verlag, 2. Auflage 2003, Format 14,8 x 21 cm, ca. 4400 farbigeAbbildungen, 896 Seiten, Preis: 39,90 Euro ISBN 3-924861-70-6

Eine Renaissance erlebte das Papier-geldsammeln in den 70er Jahren, alsviele Münzen schon sehr teuer, die meis-ten Geldscheine aber noch durchaus

LITERATUR

preiswert, wenn nicht gar billig waren.Die Papiergeldsammler waren in denMünzvereinen nur eine Randgruppe,doch dies sollte sich schnell ändern. DasErscheinen von Katalogen und der Zeit-schrift „DER GELDSCHEINSAMMLER“,heute mit „Münzen & Papiergeld“ ver-einigt, trugen mit dazu bei, dass immermehr Sammler dieses interessante Ge-biet für sich entdeckten.An dieser Stelle sei auf einige hervorra-gende Kataloge hingewiesen, in denenauch der Anfänger alles erfährt, wasman zu Papiergeld wissen möchte. DerRosenberg-Katalog ist für Sammlerdeutscher Banknoten das Standard-werk, das nicht zu Unrecht als „Bibeldes Sammlers“ für dieses Gebiet be-zeichnet wird.

Rosenberg, Holger / Bearbeiter:Hans L. Grabowski:„Die deutschen Banknoten ab 1871“Katalog mit Preisangaben für die deutschenBanknoten ab 1871H. Gietl Verlag, 14. Auflage 2003, Format 15 x21 cm, 432 Seiten, fast jeder Geldschein farbigabgebildet, Preis: 19,90 Euro, ISBN 3-924861-73-0

Für Weltbanknoten gibt es hervorra-gende amerikanische Kataloge von Al-bert Pick und Colin R. Bruce II. Jede guteMünzhandlung kann diese Katalogezeigen und bei Interesse bestellen.

LITERATUR

Grabowski, Hans L.: „Das Papiergeld der deutschen Länder von 1871 bis 1948“Die Banknoten und Notgeldscheine derdeutschen Länder, Provinzen und Bezirke mitPreisangaben in DM H. Gietl Verlag, 1. Auflage 1999, Format 14,8 x21 cm, zahlreiche Abbildungen, 597 Seiten,Preis 39,– Euro, ISBN 3-924861-33-1

LITERATUR

Page 61: Handbuch Ms

61

Was es sonst noch so gibt

Nicht alle Münzen sind bekanntlichrund. Gerade nichtrunde Münzen ausaller Welt möchten einige Sammler zu-sammentragen.Neben Münzen und Geldscheinen gibtes noch Geld in ganz anderen Formen,denken wir nur an das moderne Pla-stikgeld, die Kredit- oder Geldkarten.Eine solche Plastikkarte kann durchausauch Aufnahme in die Sammlung fin-den, ebenso wie Schecks, Wechsel oderGeldanweisungen. Eine Münz- und

Geldscheinsammlung kann beein-druckende Zeitdokumente enthalten,wie die so genannten „Rationierungs-belege“, hierunter sind Lebensmittel-karten und Gutscheine zu verstehen.

Ein eigenständiges und hochinteressan-tes Sammelgebiet sind auch historischeWertpapiere. Auch Sparbücher, Münz-behältnisse und Sparbüchsen werdengern gesammelt, ebenso wie das so ge-nannte „Primitivgeld“ bzw. vormünz-liche Geldformen.

Man kann, wie gesagt, alles sammeln,nach ganz unterschiedlichen Gesichts-punkten. Und die Aufzählungen undVorschläge erheben nicht im geringstenauch nur annähernd Anspruch auf Voll-ständigkeit. Münzsammler sind Indivi-dualisten und müssen ihr Gebiet selbstherausfinden.

Sparbüchse derSparkasse der StadtBerlin (1930/1940)

Ovale Münzserie von Sambia auf dasThronjubiläum derKönigin Elisabeth II.2002

4-Annas-Stück 1920 von Britisch-Indien mit acht abgerundetenEcken

Page 62: Handbuch Ms

62

Ein Münzsammler braucht neben dem„Material“ relativ wenige Dinge, umseinem Hobby zu frönen. Im Mittel-punkt des Sammelns stehen die Mün-zen, Medaillen und Geldscheine, die esfachgerecht unterzubringen gilt. Wich-tig sind nur wenige Gerätschaften, dieman meist ohnehin für andere Zweckeschon im Hause hat. Für die Münzreini-gung muss man sich einige Geräte undChemikalien anschaffen.

Weitere Ausführungen zu diesem Themafinden Sie im Kapitel „Münzreinigung undPflege“.

Licht, Lupe, Waage und Magnet

Von großer Bedeutung zur richtigenBetrachtung und Bestimmung vonMünzen ist gutes Licht. Alte „Hasen“beurteilen beispielsweise eine Münz-börse oder andere Veranstaltung stetsdanach, ob die Lichtverhältnisse gutoder schlecht waren. Doch diese Erfah-rungen werden Sie schnell selbst sam-meln.

HINWEIS

Unverzichtbar ist eine ordentliche Lupe,auch wenn man an sich gute Augenhat. Hier bietet der Handel viel an, inden verschiedensten Preisklassen undnatürlich auch unterschiedlichster Qua-lität. Mancher Sammler schwört auf ei-ne Leuchtlupe, ein anderer bezeichnetsie als Unfug. Eine Lupe sollte minde-stens eine drei- bis sechsfache Ver-größerung aufweisen. Besonders gün-stig sind kleine Taschenlupen, die auszwei Teilen bestehen und bei denenman notfalls eine weitere Linse ein-schieben kann und so bei Bedarf eineneunfache Vergrößerung erreicht. Aufso genannte Taschenmikroskope kannman wohl verzichten, aber auch hiergilt: ausprobieren und eigene Erfah-rungen sammeln.

Die Anschaffung einer Waage ist fürAnfänger nicht zwingend notwendig.Doch fortgeschrittene Sammler, beson-ders wenn sie alte Münzen sammeln,wollen schon ’mal Gewichtskontrollenvornehmen. Und selbst bei modernenMünzen gibt es hier etwas zu ent-

Das Handwerkzeug des Sammlers

Page 63: Handbuch Ms

63

decken, so beispielsweise bei den 5-Mark-Stücken der DDR 1969 „XX JahreDDR“. Wer hier eine größere Mengedieser heute sehr billigen Stücke in gu-ter Erhaltung zur Verfügung hat, solltederen Gewicht prüfen. Die Abweichun-gen, die zutage treten, sind teilweiserecht gravierend, was mit dem unter-schiedlichen Nickelgehalt zusammen-hängt. Bei modernen Münzen dieserGröße sind Gewichtsdifferenzen vonmehr als 0,1 g schon als beachtlich ein-zuschätzen.

Eine kleine Briefwaage reicht kaum aus,um auf 1 Gramm genaue Wägungendurchzuführen. Mit ihr kann man dasvorgeschlagene Experiment natürlichnicht durchführen. Doch im Handel gibtes um die 100 Euro sehr brauchbareelektronische Waagen, die auf 1⁄10

Gramm genau in Sekundenschnellewiegen. Sie sind im Vergleich zu klassi-schen Balkenwaagen sehr klein undleicht zu bedienen.

Auch ein kleiner Magnet tut gute Diens-te, mit ihm kann man Eisen als Münzme-tall orten, was manchmal sehr wichtig ist.Denn häufig sind Eisenmünzen nur dünnmit anderen Metallen überzogen (plat-tiert), und wenn es z.B. Stücke sowohl inKupfer als auch kupferplattiert gibt, solassen sie sich leicht durch einen Magne-ten unterscheiden, z.B. die 2-Pfennig-Stücke der Bundesrepublik Deutschland.

Auch Nickel und Legierungen mithohem Nickelanteil werden vom Ma-gneten angezogen. Hier können Sieebenfalls Versuche mit den erwähntenDDR-Stücken XX Jahre DDR von 1969anstellen. Sie werden feststellen, dasseinige an den Magneten „springen“,andere hingegen nur schwach ange-zogen werden, je nach Nickelanteil.Sicher gibt es auch bei anderen Ländernviel Interessantes zu erforschen.

Doch Vorsicht: Bekleben Sie den Ma-gneten mit einem Pflasterband. Soschützen Sie die Münzen vor mechani-schen Beschädigungen durch den Ma-gneten.

Elektronische Waagemit einer Anzeige auf1/100 Gramm genau

Page 64: Handbuch Ms

64

Über Pflege und Reinigung von Mün-zen wird noch zu sprechen sein. Dochschon an dieser Stelle der Hinweis zurVorsicht: Niemals Münzen mit schmut-zigen oder auch nur feuchten Fingernanfassen und möglichst nur am Randeberühren. Dies gilt besonders für prä-gefrische Stücke und hier wieder be-sonders für die „PP“-Ausführungen. Siekönnen sehr schnell verdorben werden,weil die Fingerabdrücke nachhaltigeSpuren auf den Münzen hinterlassenkönnen, die nicht so einfach oder garnicht zu entfernen sind. Wenn Sie diesbeherzigen, dann brauchen Sie als„normaler“ Sammler weder Samt- nochGummihandschuhe, um ihre Stücke an-zufassen. Allerdings ist es für empfind-liche Oberflächen empfehlenswert, eineGummi oder Plastik beschichtete Pinzet-te zu verwenden, um ein Malheur zuvermeiden.

Das wichtigste Handwerkzeug:Fachliteratur

Erst besinn’s, dann beginn’s, so lautetein alter Spruch. Dies trifft in übertra-genem Sinne auch für den Aufbau einerMünzsammlung zu. Manche Menschenbezeichnen sich als „Praktiker“. Sie sindAutodidakten und meinen „grau ist alleTheorie“ und lehnen es selbst ab, Ge-brauchsanweisungen für neu gekaufte

Geräte zu lesen. Sie probieren halt alleserst einmal aus. Andere sind wieder„Theoretiker“, die systematisch an jedeSache herangehen und auch einfacheDinge möglichst genau vorausplanenmöchten. Wie dem auch sei, irgend-wann wird jeder Münzsammler fest-stellen, dass es ohne Literatur nichtgeht. Auch bei der Numismatik sindFachbücher das wichtigste Handwerk-zeug.

Man ist manchmal überrascht, wie vielGeld einige Sammler für Münzen aus-geben, aber die Ausgabe für einen or-dentlichen Katalog als „zu teuer“ ab-lehnen. Sie suchen dann mit beachtli-chem Aufwand Stücke, die es gar nichtgibt, wie Umlaufmünzen von Weiß-russland.

Das Angebot an Fachbüchern ist enorm.Jedes Jahr kommt eine Vielzahl von in-teressanten Titeln hinzu, andere, ältereBücher werden händeringend gesuchtund auf Auktionen hoch bezahlt. Nichtnur Museen und große Münzhandlun-gen haben eine umfangreiche Biblio-thek, auch viele alte Sammler wissen,wie wichtig es ist, auf gute Werke im ei-genen Heim zurückgreifen zu können.

Was man an Literatur unbedingtbraucht, muss jeder Sammler für sichherausfinden. Und ebenso wie bei denMünzen gilt: Man kann nicht alles

Münzpinzette mit Gummi oderPlastik beschichteten Griffflächen

Page 65: Handbuch Ms

65

haben, was es gibt und schön wäre. DieAuswahl der im Handel befindlichen Li-teratur ist sehr groß und man sollte sichnicht scheuen, den Rat anderer Samm-ler oder eines Händlers zu suchen. Inguten Münzhandlungen bekommt manschnell Informationen, welche Bücheres zu dem gesuchten Gebiet gibt – oderauch nicht. Auch über Neuauflagen undvoraussichtliche Erscheinungsterminesind solche Berufsnumismatiker meistgut unterrichtet. Die Fachzeitschriften,über die noch zu berichten ist, stellenmeist auch Bücher vor, sodass man sichorientieren kann.

Der Katalog – ein Wegweiser

Für viele Bereiche der Numismatik gibtes Kataloge. Bei manchen Gebietenkann man unter verschiedenen Titelnauswählen, für einige Bereiche ist dasAngebot spärlich oder fehlt ganz. Eini-ge Werke sind prächtig gebunden undfarbig illustriert, doch auch hektogra-fierte dünne Heftchen können für be-stimmte numismatische Bereiche vonbeachtlichem Wert sein.

Wichtig erscheint die Anmerkung, dassein Katalog immer nur ein „Leitfaden“für den Sammler sein kann. Je nachQualität des Buchs findet er hier mehroder minder genau jede existierende

Münze inklusive eventueller Variantenaufgeführt.

Viele, doch bei weitem nicht alle Kata-loge enthalten auch Preise. Und hierzumuss angemerkt werden, dass dieseauch niemals ein Dogma, sondern im-mer nur eine Empfehlung sind. Dasmuss sich der Anfänger einprägen. ÜberMarkt- und Katalogpreise wird nochausführlich zu sprechen sein. Doch Prei-se verändern sich, manchmal sogar sehrschnell. Ebenso wichtig ist es, sich beisolchen Katalogen genau das Vorwortdurchzulesen. Bei verschiedenen Preis-angaben muss man darauf achten, dasssich diese für unterschiedliche Qualitä-ten verstehen. Eine „absolute“ Preisan-gabe für eine Münze ohne die Qua-litätsdefinition ist Unfug. Über Erhal-tungsgrade wird im Zusammenhang zuPreisen noch mehr gesagt werden, hiernur nochmals soviel: Katalogpreise sindOrientierungsgrößen, keine auf denEuro genauen Bewertungen.

Nicht immer müssen Kataloge in Buch-form vorliegen. In den Fachzeitschriftenerscheinen für bestimmte Gebiete, wieDeutschland, Österreich und Schweiz,Euro-Länder, jeweils ständig aktuali-sierte Katalogseiten, gelegentlich wer-den auch Spezialkataloge zu anderenLändern veröffentlicht.

Page 66: Handbuch Ms

66

Klassiker für deutsche Münzen

Bei den deutschen Münzen seit 1871 istder schon erwähnte Jaeger-Katalog,der nun schon in 18. Auflage erschienenist, ein wichtiges „Zitierwerk“. Dies be-deutet, dass z.B. seine Nummern bisheute bei deutschen Münzen praktischweltweit verwendet werden. MancheSammler sprechen nur „Jaeger-Latein“und sagen: J. 315 J, meinen damit dasdeutsche 4-Pfennig-Stück von 1932 mitMünzbuchstaben „J“. Und es gibt sogarSammler, die alle Auflagen dieses be-liebten Werkes ab 1942 zusammenzu-tragen versuchen. Da viele Sammler sichgerade für deutsche Prägungen inte-ressieren, soll dieser „Klassiker“ zuerstvorgestellt werden.

Jaeger, Kurt/Bearbeitung: Helmut Kahnt:„Die deutschen Münzen seit 1871“Einleitungstexte zur Geschichte, Übersichts-tabellen zu jedem Gebiet, mit Preisen in Eurofür mehrere Erhaltungsstufen, mit exaktenPrägezahlenH. Gietl Verlag, 18. Auflage, Regenstauf 2002,Format 11,5 x 18,5 cm, über 800 Abbildungen,786 Seiten, Preis: 24,90 Euro, ISBN 3-924861-60-9

LITERATUR

Neben diesem Katalog gibt es noch eineReihe anderer Werke, doch wollen wires bei diesem Beispiel an dieser Stellebewenden lassen. Weitere Literatur-tipps finden Sie, wie im Vorwort ver-sprochen, in fast allen Kapiteln zu denverschiedensten Themen.

Page 67: Handbuch Ms

67

Münzen international

Wer Münzen aus aller Welt sammeltoder sich über die Ausgaben andererLänder informieren will, muss auf einen„Weltmünzkatalog“ zurückgreifen.Selbst wer über keine Englischkenntnis-se verfügt, dem können die US-Katalo-ge von Krause/Mishler empfohlen wer-den. Sie erscheinen jährlich und alleindas Werk für Münzen des 20. Jahrhun-derts hat den Umfang eines Telefon-buchs einer Weltstadt. Was die aufge-führten Dollarpreise angeht, so darfman sie wirklich nur als Richtwerte an-sehen. Leider sind diese Bücher nichtbillig, aber man muss ja auch nicht un-bedingt jedes Jahr ein aktuelles Werkkaufen. Über Neuheiten wird man bei-spielsweise in den Fachzeitschriften in-formiert.

Krause/Mishler: „2004 Standard Catalog of World Coins 1901 – Present“Das englischsprachige Standardwerk fürMünzen des 20. Jahrhunderts mit Bewertun-gen in vier Erhaltungsgraden31. Auflage 2003, 2224 Seiten mit über 48 500 Abbildungen, Preise in US-Dollar, Preis: 82 Euro,–, ISBN 0-87349-593-4(erscheint jährlich neu)

LITERATUR

Solche US-Kataloge gibt es auch für dieMünzen des 17., 18. und 19. Jahrhun-derts. Man sollte sich über das Angebotin einer guten Münzhandlung infor-mieren, dort darf man gewiss auch ei-nen Blick in das Buch werfen.

In deutscher Sprache gibt es ebenfallseinen sehr guten Katalog, der preis-werter ist, aber bei weitem nicht so vie-le Abbildungen enthält. Doch hier istdie Beschreibung der Münzen und Prä-geanlässe von hoher Qualität und manfindet auch ohne Bild schnell das ge-wünschte Stück und auch Preise fürmehrere Qualitäten.

Schön, Günter; Gerhard Schön: „Weltmünzkatalog 20. JahrhundertVon 1900 bis heute“32. Auflage München 2003, 1700 Seiten,ca. 16000 Abbildungen, mit Preisen in Euro,Preis: 48,– Euro, ISBN 3-89441-501-0

Vom gleichen Autor gibt es auch denWeltmünzkatalog für das 19. Jahrhun-dert und jährlich einen „Kleinen deut-schen Münzkatalog“, der auch Öster-reich, die Schweiz und Liechtenstein so-wie die so genannten Nebengebiete,wie deutsche Kolonien und Gebiete, diemit Deutschland ab 1871 verbundenwaren, aufführt.

LITERATUR

Page 68: Handbuch Ms

68

Preisbücher – nicht nur für Händler

Seit Jahren erscheinen auch Preis-bücher, deren Nutzen von Sammlernmanchmal unterschätzt wird, weil siewegen der kleinen Auflage bei großemArbeits- und Produktionsaufwand lei-der nicht billig sind. Man findet hier dieZuschlagpreise, die auf Auktionen er-zielt wurden. Sie erleichtern dem Händ-ler Festlegung von realen Preisen, kön-nen aber auch für den Privatsammler ei-ne sehr nützliche Hilfe zur Wertbestim-mung sein. Auch über Häufigkeit bzw.Seltenheit von Münzen kann man an-hand der Angaben realistische Aussa-gen treffen.

Solche Preisjahrbücher können nebenAuktionspreisen auch Listenpreise vonHändlern enthalten. Sie gibt es für sehrspezielle Gebiete, z.B. für Braun-schweig-Lüneburg, Stolberg, Livland,Kurland oder polnische Goldmünzen,aber auch für die Münzen Deutschlandsbis 1871, was wohl die meisten Leser in-teressieren dürfte.

Sicher wird Ihnen Ihr Münzhändler gerngestatten, in sein Handexemplar zuschauen, damit Sie selbst prüfen kön-nen, ob sich die Anschaffung eines sol-chen Werks für Sie lohnt.

Wonsik, Kazimir:„Deutsches Münzpreis-Jahrbuch 2002“Auktionsergebnisse deutscher Münzen in denJahren 1999 – 2002782 Seiten, ⁄Lódz 2002, Preis: 85.– Euro

Fachzeitschriften – aktuell und informativ

Da sich Preise bei Münzen manchmalsehr schnell ändern können, haben vieleFachzeitschriften einen eigenen Kata-logteil, in dem sie in straffer Form eige-ne Preisnotierungen angeben.

Doch keinesfalls nur unter den genann-ten finanziellen Aspekten kann jedemSammler nur empfohlen werden, sicheine Fachzeitschrift zu halten. DieseZeitschriften erscheinen in der Regelmonatlich und informieren den Leser zuallen Gebieten der Numismatik brand-aktuell.

Solche Fachzeitschriften werden nichtnur bei uns, sondern in vielen Ländernder Welt herausgegeben. Fachleute, dieNiederlande oder Polen speziell sam-meln, werden bestätigen, wie vorteil-

LITERATUR

Page 69: Handbuch Ms

69

haft es ist, wenn man sich die dort er-scheinenden Publikationen besorgt.

In Deutschland gibt es mehrere Fach-zeitschriften, von denen zunächst diezwei verbreitetsten erwähnt werdensollen:

MÜNZEN & PAPIERGELD – vereinigt seit 2002mit „DER GELDSCHEINSAMMLER“Zeitschrift für Münzen, Medaillen & Papier-geldH. Gietl Verlag, Einzelpreis: 4,70 EuroISSN 0947-8116

MünzenRevueInternationale Monatszeitschrift für Münzen-,Banknoten- und Wertpapier-SammlerH. Gietl Verlag, Einzelpreis: 4,90 EuroISSN 0254-461X

LITERATUR

In den Zeitschriften findet man nichtnur eine Fülle interessanter Artikel zuaktuellen und historischen Themen ausallen Bereichen der Numismatik, son-dern auch zur Heraldik (Wappenkunde)und auch Phaleristik, wie man die mitder Numismatik verwandte Ordens-kunde nennt.

Der „Neuheitenteil“ der Zeitschriftenbringt aktuelle Informationen zu Mün-zen, meist mit Bild, die gerade erschie-nen sind, nicht selten werden auch Prä-gungen vor ihrer Ausgabe vorgestellt.Meist erfährt man hier sogar mehr alsaus Katalogen, wie genaue Metallzu-sammensetzung, Ausgabedatum, An-gaben zum Entwurf und Graveur. Dabeispielsweise der deutschsprachigeWeltmünzenkatalog nicht jedes Jahr er-scheint, möchten viele Neuheiten-Sammler nicht auf eine Zeitschrift ver-zichten.

Page 70: Handbuch Ms

70

Schon erwähnt wurden die Buchbe-sprechungen, die auf neu erschieneneWerke hinweisen. Weiterhin werdenHändler-Preislisten ausgewertet, manberichtet über bevorstehende und er-folgte Auktionen und Münzbörsen.Schließlich sind auch Terminkalenderfür numismatische Veranstaltungensehr brauchbar, ebenso wie eine An-schriftensammlung von Münzvereinenund Händlern.

Man kann diese Zeitschriften im günsti-gen Abonnement beziehen, aber auchim Zeitungshandel erwerben. Doch vie-le Sammler gehen gern zu ihrem Münz-händler, um bei dieser Gelegenheit dieZeitschrift und ein paar Münzen zu er-werben.

Nützliche Werbung und Annoncen

Noch eine letzte Bemerkung: Der Be-griff „Werbung“ ist heute fast durch-weg negativ belegt. Denken wir nur andie vielen Werbeschriften, die unsereBriefkästen verstopfen oder Unterbre-chungen im Fernsehen. Doch beimMünzmarkt sollte man die Dinge etwasanders sehen. In den Fachzeitschriftenbefinden sich natürlich auch viele Händ-ler- und auch Privatannoncen mit An-geboten und konkreten Preisen. Unddiese gilt es, gründlich durchzusehen,einmal, weil man vielleicht etwas gün-stig kaufen kann und will, andererseitssind solche Preise in Annoncen die „Na-gelprobe“ für Katalogpreise. Wenn einoder gar mehrere Händler eine be-stimmte Münze in vergleichbarer Qua-lität zu 100 Euro anbieten, dann kannim Katalog durchaus 90 oder auch 120Euro stehen. Steht in der „richtigen“Spalte jedoch 250 Euro, dann kann et-was mit dem Katalogpreis nicht stim-men! Bleibt noch zu wiederholen, dasssich Preise manchmal auch sehr schnelländern können. Auch dies spricht dafür,sich selbst bei bescheidenen finanziel-len Mitteln zumindest ab und zu eineFachzeitschrift zu leisten und bei Lite-ratur für das eigene Gebiet nie zusparen.

Page 71: Handbuch Ms

71

Münzen sind eigentlich Gebrauchsge-genstände, abgesehen von jenen, dieausschließlich für Sammler gefertigtwurden. Sie unterliegen zwangsläufigeinem natürlichen Verschleiß. Derberühmte Taler, der von einem zum an-deren wanderte, verlor schnell seinenprägefrischen Zustand und „alterte“,nutzte sich ab. Selbst bei den neuenEuro-Münzen gibt es schon jetzt Stücke,die „Alterungserscheinungen“ aufwei-sen. Pfleglich wurde besonders kleinesGeld eigentlich nie behandelt.

Sammler wünschen sich ihre Münzen ineiner perfekten Erhaltung, möglichstso, als ob sie gerade vom Stempel ge-sprungen sind. Dies ist bei modernenMünzen kein Problem, doch beiStücken, die schon einige Jahrzehnteoder gar Jahrhunderte, wenn nicht län-gere Zeiträume überdauert haben, sindsolche Prachterhaltungen nicht odernur sehr selten zu finden und stellenselbst bei sonst häufigen Münztypenwahre Raritäten dar.

Und gleich an dieser Stelle eine wichti-ger Ratschlag. Gerade Anfänger möch-ten für recht wenig Geld möglichst vie-le Münzen erwerben. Das ist zu verste-hen, doch Vorsicht, auch bei den Mün-zen gilt: Nicht Masse, sondern Klassezählt. Mit anderen Worten gesagt, mansoll sich nicht verleiten lassen, schlechte

Qualitäten in Mengen zu kaufen undzu sammeln, nur weil sie eben billigsind. Wer billig kauft, kauft doppelt.Das trifft auch auf Münzen zu. Miese Er-haltungen kann man später nur schweroder gar nicht mehr verkaufen odervertauschen.

Doch man muss hinsichtlich der Qua-litäten auch Kompromisse schließenkönnen. Besonders Briefmarkensamm-ler, die zur Numismatik stoßen, stellenhäufig überhöhte Qualitätsanforderun-gen an die Objekte, dies gilt für Mün-zen und auch für Papiergeld gleicher-maßen. Bei vielen Münzen haben selbstgeringe Qualitätsunterschiede gleichenorme Auswirkungen auf den Preis.Und wer nur „Superqualität“ sammelnwill, kommt bei vielen Gebieten nichtsehr weit, selbst dann, wenn Geld kei-ne Rolle spielt. Über Preise bei Münzenund Wertanlage wird noch in eigenenKapiteln berichtet. Auch auf die Frage,wo man Kompromisse hinsichtlich derErhaltungsgrade schließen muss undwo man dies auf keinen Fall tun darf,wird ausführlich geantwortet.

Weitere Ausführungen zu diesem Themafinden Sie in den Kapiteln „Münzen imHandel“ und „Münzen als Wertanlage“.

HINWEIS

Qualität und Erhaltungsgrade

Page 72: Handbuch Ms

72

Die Erhaltungsgrade

Seit es Münzsammler und Händler gibt,haben sich zur besseren Kommunika-tion Definitionen der Erhaltungsgradeeingebürgert, die man unbedingt ken-nen muss. Denn, wie schon erklärt, ge-rade vom Zustand der Münze ist ihrPreis abhängig, manchmal mehr als vonder Seltenheit. Die Erhaltungsgrade sol-len nachstehend erklärt und möglichstgenau beschrieben werden. Es gab vie-le Versuche, diese Erhaltungsgrade mitnaturwissenschaftlicher Exaktheit zubestimmen, so in den USA, wo es un-zählige „Grade“ gibt. Die Einschätzungder Qualität von Münzen, Medaillenund Banknoten wird durch Menschenvorgenommen und wird zu einem be-stimmten Grad immer subjektiv blei-ben.

Und gerade bei den Erhaltungsgradengibt es die meisten Differenzen zwi-schen den Sammlern aber auch im Han-del. Während manche Verkäufer eineMünze „schön reden“ wollen, wird derKäufer auf kleinste Mängel hinweisenund versuchen, den Erhaltungsgrad unddamit den Preis nach unten zu drücken.

Erfahrungen werden die Sammler auchmit Händlern in Bezug auf die Qualitätmachen. Einige Firmen „schönen“ ihreMünzen, sie sehen auf Abbildungenoder im Internet viel besser aus als in

Natura. Moderne Bildbearbeitung amComputer macht vieles möglich. AndereHändler hingegen scheuen das Risikoeiner Reklamation und sind vorsichtigbei der Angabe des Erhaltungsgrads.Sie beschreiben die angebotenenStücke eher schlechter als sie in der Tatsind, was zu positiven Überraschungenbeim Erwerb ohne Besichtigung führenkann. So wird jeder Sammler auch sei-ne ganz speziellen Erfahrungen mit ver-schiedenen Münzhändlern und Tausch-partnern machen.

Wir wollen uns nun den verschiedenenErhaltungsgraden widmen, zu denenauch gleich die gängigen Abkürzungenangegeben werden, die der Handel beiseinen Angeboten verwendet. Um esgleich vorweg zu nehmen, viele Namender Erhaltungsgrade sind von Hause aussprachlich „geschönt“, hier wird „guterhalten“ gesagt, aber gemeint ist „ge-ring erhalten“, was eigentlich mit „un-brauchbar“ übersetzt werden müsste.

Polierte Platte „PP“Hier handelt es sich um besonders be-handelte Stücke, die speziell für Samm-ler hergestellt werden, wobei dieMünzronden und die Stempel poliertwerden. Solche PP sind keine Erfindungder letzten Jahre, auch von Kaiserreich-münzen gibt es solche Abschläge in PP.Die Münzfläche ist „spiegelnd“, erha-

Page 73: Handbuch Ms

73

bene Partien hingegen erscheinenmatt. Im engeren Sinne ist „PP“ kein Er-haltungsgrad, sondern eine Art beson-derer Ausführung bei der Münzprä-gung. Bei diesen Stücken ist besondereSorgfalt geboten, man darf niemals aufdie Münzoberfläche greifen, Fingerab-drücke könnten das Stück schnell ver-derben. In solchen Fällen spricht derFachmann von „PP – berührt“. SolcheSpuren sind auch für Fachleute schweroder gar nicht zu entfernen.

Proof-like „PL“Einige Länder geben, wie es der engli-sche Begriff ausdrückt, „PP“-ähnlicheStücke heraus, doch hier ist die gesam-te Münzfläche spiegelglatt ohne Mat-tierung bei erhabenen Flächen. Kanadaz. B. pflegt seine Dollarmünzen in „PP“und „PL“ zu prägen, auch bei ungari-schen Neuheiten gibt es meist beide Va-rianten.

SpiegelglanzDiese Sonderqualität ähnelt den PP-bzw. PL-Versionen. Hier werden dieMünzen zwar mit poliertem Stempel,aber nicht mit polierter Ronde herge-stellt. Die bundesdeutschen Gedenk-münzen und Kursmünzenserien wer-den so gefertigt. Die umgangssprach-

liche Bezeichnung dieser Stücke als„PP“ ist eigentlich nicht richtig.

Stempelglanz „St.“ oder „Stgl.“ Der Name beschreibt zutreffend, wiedie Münzen aussehen müssen: Derdurch das Prägen entstandene Glanzmuss erhalten geblieben sein. SolcheStücke sind gänzlich unzirkuliert, warenalso nie im Umlauf und weisen auchkeinerlei Gebrauchsspuren auf, wieKratzer oder Flecken. Ähnlich belegt istauch der französische Ausdruck „Fleurde coin“ („FDC“). Doch beispielsweisefinden wir bei den bundesdeutschen10-DM-Münzen, die Massenprägungensind, zwar den Glanz des Stempels, abernicht selten zugleich zahlreiche kleineKratzer und Schlagstellen, auch wennsie direkt von der Bank kommen. Be-sonders auffällig ist dies, wenn siegroßflächig gestaltet wurden, wie„Hamburger Hafen“ oder „10 JahreDeutsche Einheit“.Diese vielen kleinen Kratzer und winzi-gen Schlagstellen entstanden schon inder Prägestätte, weil die Münzen inBehältern aufeinander fielen und sichgegenseitig diese „Blessuren“ zufüg-ten. Bei der Stempelglanzqualität wirdaber von einer makellosen Qualität aus-gegangen, die es bei den genanntenStücken eigentlich gar nicht gibt.

Page 74: Handbuch Ms

74

Stempelfrisch „stfr.“Die Definition „unzirkuliert“ (engl. „un-circulated“ oder manchmal auch „BU“abgekürzt, für brilliant uncirculated)beschreibt besser den Sachverhalt füralle Münzen, die nicht in den Umlaufgelangten. Die oben beschriebenenbundesdeutschen 10-DM-Stücke, dienie im Verkehr waren, sind zweifelsfrei„stempelfrisch“ (prägefrisch), aber nichtmehr ganz unversehrt. Noch ein weite-res Beispiel: Gerade Kupferstücke, dievor 10, 20 oder 50 Jahren geprägt wur-den und sofort in eine Sammlung ge-wandert sind, ohne dass sie einge-schweißt waren, verlieren schon nachkurzer Zeit den charakteristischen„Stempelglanz“. Sie werden mehr oderminder schnell dunkel bis schokoladen-braun, ohne auch nur einen winzigenKratzer aufzuweisen. Der Überzug aufdem Metall ist gleichmäßig undfleckenlos. Ähnlich ist es bei Silbermün-zen. Sie laufen häufig schon nach kur-zer Zeit an und verlieren den typischenGlanz, den sie beim Beprägen erhielten.Gerade bei alten Silbermünzen ist einsolches Anlaufen ganz und gar nichtunerwünscht, bei vielen mit „Patina“(korrekter sollte man bei Silbermünzenvon „Tönung“ sprechen) versehenenStücken ist der Preis höher als bei nor-malen Stücken.

Vorzüglich „vz“Dieser Name beschreibt zutreffend denZustand einer Münze. Sie darf keinerleigrobe Beschädigungen, Verletzungenim Feld oder am Rand aufweisen. DasRelief muss einwandfrei erhalten sein.Auch kleinste Details, z.B. beim Wap-pen, sind voll erhalten. Geringe Kratzer,unter der Lupe erkennbar, sind erlaubt.

Vorzüglich von PP „vz von PP“Hierunter versteht man Münzen mit Po-lierter Platte, die durch geringfügigesVerkratzen der empfindlichen Metall-oberfläche oder durch reines Berühren(„PP berührt“) nicht mehr makellossind. Derart veränderte PP werdendann nur noch zu „vz“ degradiert undsind weniger wert als Normalprägun-gen in Stempelglanz.

Sehr schön „ss“Die Münze weist deutliche Umlauf-spuren auf, kann im Feld abgenutztsein und auch Kratzer aufweisen, dochder Gesamteindruck muss wahrhaft„sehr schön“ sein. Man darf keine Ker-ben oder Randschäden sehen. Bei dendeutschen Münzen des Kaiserreichs istder Wappenschild auf Adlerbrust nichtmehr genau zu erkennen. Die erhabe-nen Stellen der Münzen weisen Abnut-zungserscheinungen auf.

Page 75: Handbuch Ms

75

Schön „s“Hier ist die Bezeichnung schon etwas ir-reführend. Man versteht hierunterMünzen, die stärker abgenutzt sind undsogar größere Beschädigungen aufwei-sen. Münzen mit dieser Beschreibungsind eigentlich alles andere als schön,sie sind stark abgenutzt. Bei den deut-schen Münzen ab 1871 ist kaum nochetwas im Mittelfeld des Adlers zu er-kennen. In jedem Falle müssen aberUmschriften und auch Jahreszahlen beidiesen noch zu lesen sein. Auf solcheStücke soll ein Sammler nur dannzurückgreifen, wenn bessere Exempla-re nicht zu bekommen oder uner-schwinglich teuer sind.

Sehr gut erhalten und „gut erhalten“ –„s.g.e.“ / „g.e.“In beiden Fällen sind die Bezeichnun-gen nicht nur geschönt, sondern gänz-lich irreführend. Bei derart beschriebe-nen Stücken wird vorausgesetzt, dassman gerade noch die Identität derMünze, also Herrscher und Land nochbestimmen kann. Diese Münzengehören nicht in eine Sammlung. Mankann solche Münzen als so genannte„Belegexemplare“ in die Sammlungaufnehmen, wenn es von diesem Herr-scher oder Typ keine besseren Stückegibt. Die Abkürzung „s.g.e.“ oder„g.e.“ kann schlicht und einfach auchals „gering erhalten“ ausgelegt wer-

den, was der Realität näher kommt alsder Begriff „gut“. Noch zutreffenderwäre der Begriff „schlecht“ oder gar„sehr schlecht erhalten“. Auch in ande-ren Sprachen lauten die Erhaltungsgra-de ähnlich und werden ebenso wie imDeutschen geschönt.

Es gibt vielleicht noch einige Besonder-heiten, die der Vollständigkeit halbererwähnt werden sollen.

HandgehobenManche Münzprägestätten, wie Öster-reichs Münze, deklarieren ihre Stückeals „handgehoben“. Dies bedeutet,dass die Stücke besonders vorsichtignach dem Prägen aufgefangen wurdenund nicht in ein Behältnis zu anderenMünzen gefallen sind, wo sie sich ge-genseitig beschädigen, wie bei vielenbundesdeutschen Gedenkstücken. Die-se Stücke sind natürlich immer etwasteurer, aber wegen der hohen Qualitätauch beliebt.

Page 76: Handbuch Ms

76

Grau ist alle Theorie – auch bei den Erhaltungsgraden

Bei den Erhaltungsgraden werden manchmal auch römi-sche Ziffern zur Abkürzung verwendet. Doch hier gibt esvon Land zu Land und selbst von Firma zu Firma Unter-schiede. So werden die „PP“ mal mit „0“ oder auch mit„I“ bezeichnet, entsprechend verschiebt sich das Num-merngefüge. Wird bei den „PP“ mit „0“ begonnen, sobedeutet eine „I“ Stempelglanz oder „unzirkuliert“ bzw.eine „II“ vorzüglich. Beginnt man bei „PP“ mit „I“, so istmit der „II“ Stempelglanz gemeint und vorzüglich ist„III“. Es empfiehlt sich daher, immer auch das „Kleinge-druckte“ in Katalogen und Preislisten genau anzusehen.

Zutreffend formuliert der Volksmund: „Grau ist alleTheorie“, was auch auf die Festlegung der Erhaltungs-grade von Münzen zutrifft. Man muss auch hier Erfah-rungen mit dem Material sammeln. Nebenstehend fin-den Sie zur groben Orientierung Abbildungen von ver-schiedenen Erhaltungsgraden des 5-DM-Silberstück, dasim Jaeger-Katalog als Nr. 387 katalogisiert ist.

Der Unterschied zwischen „Stempelglanz“ und „PP“ sollanhand einer 1000-Zloty-Münze von Polen mit PapstJohannes Paul II. dargestellt werden (siehe nächste Seiteoben).

Es gibt für subjektive Dinge keine exakten wissenschaft-lichen Kriterien und Prüfmethoden, so auch für diese Er-haltungsgrade. Sie festzulegen, ist immer eine Sache despersönlichen Empfindens. Im Handel und bei Tauschge-schäften unter Sammlern ist es letztlich eine Frage, wieund auf welchem Preisniveau man sich einigt.

vorzüglich

sehr schön

schön

gering erhalten

Stempelglanz

Page 77: Handbuch Ms

77

Qualitätskriterien bei Medaillenund Banknoten

Sie haben nun die wichtigsten Defini-tionen für die Beurteilung der Qualitätvon Münzen kennengelernt. Sie geltenzugleich auch für Medaillen, doch dadiese von vornherein nicht zum Umlaufproduziert wurden, sind hier besondersstrenge Maßstäbe anzuwenden. Diestrifft auch für Stücke zu, die 50, 100oder noch mehr Jahre alt sind.

Bei den Banknoten gilt das gleiche wiebei Münzen. Qualität ist – von Ausnah-men abgesehen – wichtiger als Selten-heit. Mit der Einführung des Euro ha-ben 300 Millionen Menschen neue,druckfrische Scheine erhalten. Sehen Siein Ihr Portmonee und stellen Sie fest,welcher Geldschein wirklich noch „kas-senfrisch“ ist, so wie er die Druckereiverließ und an die Bankschalter kam.

Strenge Zensuren für Geldscheine – von 1 bis 5

Auch Papiergeldsammler streben stetsden Idealzustand für ihre Objekte anund verteilen für sie „Zensuren“ von 1bis 5 oder I bis V.

Note „1“ = kassenfrisch „kfr“So wird eine Banknote bezeichnet, diekeinerlei Gebrauchsspuren aufweist,weder geknickt noch irgendwie be-schädigt ist. Sie muss von der Druckereidirekt an die „Kasse“ und dann ins Al-bum gewandert sein. Doch selbst Schei-ne aus druckfrischen Bündeln könnendurch den Kassierer beim Zählen leichtbeschädigt werden.

Note „2“ = leicht gebraucht „l.gebr.“Ein Geldschein, der noch fast perfekt er-halten ist und keine scharfen Faltungenaufweist, wird als „leicht gebraucht“bezeichnet. Seit vielen Jahren sind me-chanische Zählmaschinen bei den Ban-ken im Einsatz, die winzige Spuren aufden druckfrischen Scheinen hinterlas-sen. Wird ein Geldschein durch sie stär-ker beschädigt, bekommt er nicht mehr

Polierte Platte (PP) Normalprägung

Page 78: Handbuch Ms

78

uneingeschränkt die Note „1“ beiSammlern. Kritisch wird es bei Faltspu-ren. Zu oft werden Geldscheine sofortgeknickt und gefaltet. Bei „2“ ist nur ei-ne leichter, nicht durchgängig und tie-fer Bruch gestattet.

Note „3“ = gebraucht „gebr.“Eine Banknote, die verschiedene Ge-brauchsspuren aufweist, wie Knickfal-ten, kleine Einrisse oder auch Be-schmutzungen auf dem Papier, also ge-braucht ist, wird auch so bezeichnet. Ei-ne oder zwei Knickfalten sind gestattet.Die meisten Banknoten erreichen die-sen ungünstigen Erhaltungsgrad schonnach kurzer Zeit.

Note „4“ = stark gebraucht „st.gebr.“Papiergeld mit starken Knitterfalten,großen Schmutzspuren und gröberenEinrissen gelten als „stark gebraucht“.Viele Banknoten haben im Zahlungs-verkehr so stark gelitten, dass sie keiner-lei Festigkeit in der Papierstruktur mehrbesitzen. Solche Scheine sammelt ge-wöhnlich die Emissionsbank ein und er-setzt sie. Ein Sammlerwert ist nur nochbei Seltenheiten vorhanden.

Note „5“ = ?Diese Note wird selten vergeben undbetrifft solche Scheine, von denen nurnoch wenig übrig ist. Sie sind stark ein-gerissen, haben größere Löcher, es feh-len großflächig Ecken, teilweise beste-hen sie gar nur noch aus zwei Teilen,durch Klebeband zusammengehalten.Ebenfalls kaum sammelwürdig sindScheine, die ihre Farbe verloren habenoder großflächig Flecken aufweisen.Derartige Geldscheine sind meist völligwertlos, doch bei einigen Noten des 19.Jahrhunderts sind selbst solche Frag-mente noch sammelwürdig, in Erman-gelung brauchbarer Exemplare.

Zwischentöne

Sowohl bei den Münzen, als auch beiden Banknoten finden wir in der Lite-ratur und bei Händlerangeboten auch„Zwischentöne“. Vielfach wird be-schrieben „ss+“ oder ss – vz. Das ist le-gitim, denn man mag sich nicht auf deneinen oder anderen Erhaltungsgradfestlegen. Manchmal wird auch ange-geben: Vs. „ss“, Rs. „vz“, was nichts an-deres bedeutet, als dass die Vorderseiteschlechter ist als die Rückseite.

Page 79: Handbuch Ms

79

Erhaltungsgrad und Preis

Auf die Tatsache, dass der Preis vonMünzen, Medaillen und Geldscheinenganz entscheidend vom Erhaltungsgradabhängig ist, wurde mehrfach hinge-wiesen. Um es gleich vorweg zu neh-men, es gibt auch keine Formel, um ei-nen Preis von „vz“ in „ss“ umzurech-nen. Die Relationen können extremschwanken, was auch verständlich ist.Für einen prägefrischen Taler von 1700kann man keinen Preis am Schreibtischfestlegen. Moderne Münzen mit gro-ben Beschädigungen haben hingegennur noch Materialwert. Die meisten Ka-taloge geben zumindest zwei, manch-mal aber auch drei bis vier Erhaltungs-grade an. Hier kann man sich ein gutesBild machen, wie groß die Unterschie-de zwischen einzelnen Qualitätsstufensind.

Besonders gute Kataloge geben abernur real anzutreffende Erhaltungsgra-de an und bewerten auch nur diese. Sofinden wir hier bei Stücken des 19. Jahr-hunderts keine „Traumerhaltungen“mit erfundenen Preisen, sondern nursolche, die wirklich erreichbar und imHandel beziehungsweise in Sammlun-gen anzutreffen sind.

So werden in der Regel bei Münzen des20. Jahrhunderts die Stücke in „PP“oder „unz.“ und „vz“ angegeben, dieAusgaben des 19. Jahrhunderts hinge-gen werden nur in „ss“ und „vz“ be-wertet, bei manchen seltenen Stückenwird sogar noch „s“ aufgeführt. Auchbei Banknoten des 19. und frühen 20.Jahrhunderts finden Sie in guten Kata-logen häufig nur Preisangaben für dieBewertungsstufen II – III, manchmalsogar für IV.

Kompromisse sind notwendig

Zusammenfassend muss man nochmalssagen, dass bei Münzen, Medaillen undGeldscheinen hinsichtlich der QualitätKompromisse notwendig sind. Mankann nicht alles in Superqualitäten be-kommen, selbst wenn man bereit ist,Superpreise zu bezahlen. Gerade An-fänger haben zunächst Probleme, dieErhaltung richtig einzuschätzen. Meisterlangt man aber schnell ein Gefühl fürdie richtige Qualitätsbestimmung. Ge-spräche mit anderen Sammlern undHändlern sind hier besonders hilfreich.Wo sollte man nun Kompromisse beiden Qualitäten eingehen? Als Richtliniedarf man vielleicht folgendes angeben:Bei modernen Münzen, auch Ausgabenab ca. 1970 sollte man möglichst nur„perfekte“ Stempelglanz- (unzirkulier-

Page 80: Handbuch Ms

80

te) oder PP-Erhaltungen sammeln.Frühere Münzen bis ca. 1870 sollte manin „vz“ anstreben und bei älterenStücken kann auch „ss“ schon Freudemachen. Welche Kompromisse einSammler gewillt ist einzugehen, hängtschließlich vom verfügbaren Angebotund auch dem Geld ab, das man bereitist zu investieren. Münzen, die grobeFehler (z. B. Löcher) aufweisen, solltennur in Ausnahmefällen als so genannte„Belegstücke“ Eingang in die Samm-lung finden, wenn ein gut erhaltenesStück finanziell unerschwinglich ist.

Münzen wurden schon in früheren Zei-ten gern als Schmuck an einer Kette ge-tragen. Im schlimmsten Falle wurden siedazu durchbohrt. Häufig wurden siemit einem Henkel versehen, der direktan die Münze gelötet oder in einer teil-weise aufwendigen und kunstvollenFassung befestigt wurde. Solche Mün-zen sind nicht in jedem Fall wertlos, be-sonders Stücke vor 1800. Man sollte sol-che Stücke so belassen wie sie sind.

Denn beim Entfernen des Henkels blei-ben immer Reste zurück, die man „Hen-kelspuren“ nennt.

Doch wie gesagt, Münzsammler sind In-dividualisten. Es gibt hier wahre „Erhal-tungs-Fetischisten“, die der kleinsteMangel stört. Andere sehen die Dingelockerer. Was dem einen schon zu schä-big erscheint, mag den anderen gefal-len. Und Freude ist in jedem Fall – auchin Bezug auf die Qualität – das wichtig-ste Kriterium allen Sammelns.

Münze mit Henkel: Kursachsen,Taler 1567 auf die Einnahme von Gotha

Page 81: Handbuch Ms

81

Mit Münzen und Geldscheinen wurdeselten pfleglich umgegangen. Man be-nutzt das Geld als Zahlungsmittel,wofür es ja schließlich geschaffen wur-de. Schon nach kurzer Zeit sind Münzenund Banknoten mehr oder minder starkverschmutzt und angelaufen und kom-men so in Sammlerhand.

Nichts liegt näher, als diese zu reinigen,doch Vorsicht: Eine verschmutzte, nichtgereinigte Münze ist immer besser alsein falsch behandeltes Stück. GeradeAnfänger machen bei Reinigungsversu-chen sehr viel verkehrt und können un-ter Umständen sehr wertvolle Münzenin Sekundenschnelle zu „Schrott“ ma-chen. Im Handel werden immer wiederPrägungen vorgelegt, die man vorsorg-lich doch „schön sauber machen“ woll-te, doch nicht selten sind sie unwider-ruflich verdorben, weil sie mit ungeeig-neten mechanischen oder chemischenMitteln bearbeitet wurden.

Nachstehend können nur wenige wich-tige Regeln zur Münzreinigung undPflege gegeben werden. Es gibt einigeBücher, in denen Sie mehr über Metal-le, Reinigung, Konservierung und Auf-bewahrung, teilweise mit ausführlichenRezeptsammlungen finden.

Mehlhausen, Wolfgang: „Handbuch zur Münzpflege“ Kleine Metallkunde für Münzsammler,Reinigung, Pflege, Konservierung undAufbewahrung von Münzen und MedaillenH. Gietl Verlag, 1. Auflage 2001, Format 14,8 x21 cm, viele Abbildungen, 176 Seiten, Preis:10,– Euro , ISBN 3-924861-56-0

Die Anschaffung eines solchen Ratge-berbuchs kann sich sehr schnell bezahltmachen, weil dort beschriebene Me-thoden für die Stücke ungefährlich sindund man sich so vor Schäden durchÜbereifer schützen kann.

Es ist übrigens ein immer wieder anzu-treffender Irrglaube, man könne denErhaltungsgrad eines Stücks irgendwieverbessern. Dies ist leider ausgeschlos-sen. Eine Münze, die nur noch „sehrschön“ ist, kann durch keine physika-lische oder chemische Methode wieder

LITERATUR

Münzreinigung und Pflege

Page 82: Handbuch Ms

82

in eine vorzügliche verwandelt werden.Der Grad der Beschädigung oder Ab-nutzung ist irreversibel. Doch manch-mal kann eine stark verunreinigte Mün-ze, von der man glaubt, sie sei kaumnoch sehr schön, sich nach sachkundigerReinigung als durchaus brauchbar,manchmal sogar als Prachtstück erwei-sen, weil dicke Schmutzschichten keinereale Beurteilung der Oberfläche er-möglichten. Verbessert hat man den Er-haltungsgrad nicht, aber sichtbar ge-macht. Und dann hat man unter Um-ständen Grund zur großen Freude.

Münzen säubern – niemals putzen!

Die meisten Münzen bestehen aus Me-tallen. Bei Goldmünzen ist meist eineReinigung nicht erforderlich, das Wa-schen in warmer Seifenlösung reichtvöllig aus. Anders sieht es schon beimSilber, einem sehr wichtigen und be-liebten Münzmetall aus. Stücke aus Sil-ber sind häufig stark verfärbt, die Pa-lette der Verfärbung reicht von tief-schwarz bis bräunlich. Manche Stückesind einheitlich dunkel eingefärbt, an-dere hingegen fleckig. Schließlich sindMünzen Gebrauchsgegenstände, dieteilweise Jahrzehnte im Verkehr waren.Eine über lange Zeit entstandene Oxi-dationsschicht nennt man Patina, die

man nicht entfernen sollte. Schön pati-nierte (getönte) Silbermünzen erzielenunter Umständen höhere Preise, bei an-tiken Stücken ist die Patina gar ein Echt-heitsbeweis.

Moderne Prägungen, die nur für Samm-ler in besonderer Qualität („PoliertePlatte“, „Spiegelglanz“) hergestellt wor-den sind, dürfen keinerlei Anlauf- oderSchmutzspuren zeigen. Es gibt im Fach-handel spezielle Reinigungsbäder, die –mit gewissen Einschränkungen – sehrnützlich sind. Grundsätzlich ist davonabzuraten, irgendwelche „Hausmittel“zu verwenden. Drogerien und Bau-märkte bieten viel für die Auto- und Be-steckpflege an, Pasten, Reinigungs-tücher und Scheuerpulver. Sie sind si-cher hervorragend für die beschriebe-nen Anwendungszwecke geeignet, aufkeinem Fall jedoch für Münzen.

Handelsübliche Reinigungsbäder für Münzenaus Silber und Kupfer/Kupfernickel

Page 83: Handbuch Ms

83

Der wichtigste Grundsatz ist: Münzendarf man reinigen – aber niemals put-zen! Unter Putzen verstehen wir dasmechanische Abreiben mittels Lappenund Putzkörpern in flüssiger oder Pa-stenform. Allgemein erlaubt ist das Wa-schen von Münzen in warmer Seifenlö-sung. Hier kann man nichts falsch ma-chen. Bei normalen Münzen – nicht je-doch den PP-Stücken – kann auch eineweiche Bürste zur Hilfe genommenwerden. Doch keinesfalls darf – vonganz seltenen Ausnahmen abgesehen –mit Sandpapier oder einer Drahtbürstehantiert werden.

Bevor man sich an das Reinigen derMünzen macht, sollte man den Zustandder Stücke kritisch beurteilen. Es gibtalte Münzen, besonders antike Stückeoder auch Taler früherer Jahrhunderte,die eine gewachsene Patina aufweisen,die es zu erhalten gilt. Ein kräftiges Sei-fenwasserbad schadet nicht und reichtoft schon zur gründlichen Säuberungaus.

Zur Chemie der Metalle

Wichtig ist immer, das Metall des zu be-handelnden Stücks genau zu bestim-men, was dem Anfänger sicherlich nochProbleme bereitet. Ein erfahrenerSammler sieht meist auf den erstenBlick, um welches Metall es sich bei ei-ner Münze handelt. Und auch hier wie-der ein Appell für die Literatur: GuteKataloge führen die Münzmetalle exaktauf. Man sollte sich, bevor man mit derReinigung beginnt, über die Zusam-mensetzung des Münzmetalls unbe-dingt informieren, denn jedes Metallbedarf einer besonderen Behandlung.Ein Universalmittel zur Münzreinigunggibt es nicht.

Mit scharfen Chemikalien sollte mankeine Münzen behandeln. Gegebenen-falls sollte man einen Fachmann, einenHändler oder andere Sammler um Ratfragen. Die vom Münzhandel angebo-tenen fertigen Reinigungsbäder verlei-ten dazu, sofort ausprobiert zu werden.Doch Vorsicht, eine über 200 Jahre ge-wachsene Patina auf einem alten Talerkann in Minuten restlos zerstört wer-den. Zurück bleibt eine unnatürlichblanke Metalloberfläche.

Bei modernen Münzen ab ca. 1900, diestark verschmutzt sind, kann man auchzu stärkeren Reinigungsmitteln greifen.Doch auch hier gibt es wichtige Grund-

Page 84: Handbuch Ms

84

sätze. Niemals darf man wahllos unbe-kannte Münzen aus verschiedenen Me-tallen in einem Bad zur gleichen Zeit zu-sammen behandeln. Wirklich gefährlichwird es, wenn die Reinigungsbäder ver-tauscht werden.

Ein kupferner Pfennig kann in einem al-ten Silberbad sofort „versilbert“ wer-den, womit er praktisch wertlos ist. Be-sonders ärgerlich ist das, wenn dies einseltener Jahrgang oder Typ war. Dahernochmals: Grundsätzlich nur gleicheMetalle gemeinsam behandeln, undzwar immer im richtigen Bad.

Platin, Gold und Silber

Platin- und Goldmünzen bedürfen inder Regel keiner Reinigung. Seifenbä-der reichen völlig aus, um sie von even-tuell anhaftendem Schmutz zu befrei-en.

Bei modernen Silbermünzen kann mandie käuflichen Reinigungsbäder einset-zen, besonders wenn die Münzenfleckig und stark angelaufen sind. Inganz kurzer Zeit wird dieser Silberbelagvom Bad aufgelöst.

Das Reinigen ist mit den fertigen Tauch-bädern denkbar einfach. Auf dem Eti-kett befindet sich auch eine Gebrauchs-

anweisung, wenn man diese genau be-achtet, kann eigentlich nichts passieren.Gerade bei Silberstücken erlangen Sieschnell Erfolge mit diesen Tauchbädern.

Hat man größere Mengen von Silber-münzen zu behandeln, so kann manauch Ammoniaklösung (auch „Salmiak-geist“ genannt) einsetzen, das ca. 10 %igkonzentriert sein soll. Doch diese Che-mikalie ist nicht ungefährlich und esempfiehlt sich, über den Umgang mitdiesen und anderen „härteren“ Chemi-kalien in einem der empfohlenenBücher für Münzreinigung nachzule-sen.

Wundermittel Natron

Ein wirklich guter Rat ist, die Münzenmit einem Pulver zu behandeln, dasman in der Apotheke, Drogerie oderauch im Lebensmittelhandel bekommt,nämlich Natron. Dieses Natron ist che-misch „Natriumbikarbonat“ und wurdefrüher auch Natriumhydrogenkarbonatgenannt. Es wird unter anderem alsBackpulver verwendet.

Mit diesem Natron, das man keinesfallsmit „Soda“ (Natriumkarbonat) oder„Ätznatron“ (Natriumhydroxid) ver-wechseln darf, kann man die Münzennach Behandlung in den Bädern abrei-

Page 85: Handbuch Ms

85

ben. Einige Münzhandlungen habenauch Natronpulver im Angebot und er-klären Anfängern, wie man dieses„Wundermittel“ effektiv einsetzt.Zum Abschluss jeder Münzbehandlungmüssen die Stücke lange und gut, ambesten unter fließendem Wasser ge-spült werden.

Es ist erstaunlich, wie wenig selbst er-fahrene Sammler von diesem „Wun-dermittel Natron“ Gebrauch machen.Immer wieder hört man ungerechtfer-tigte Klagen über die Reinigungsbäder,doch diese können nur dort auf das Me-tall einwirken, wo keine wasserunlös-lichen Stoffe, z.B. Fett, an der Münzehaften. Ein kurzes Abreiben mit Natronbewirkt hier wahre Wunder. MancheMünzen muss man mehrfach „tauchen“.Auch bei den Zwischenschritten kannman die Stücke mit Natron abreiben,um die Reinigungswirkung des Bads zuverstärken.

Natron kann nicht nur bei Silber, son-dern praktisch allen Münzen, die feuchtbehandelt wurden, eingesetzt werden.

Von halbedlen und unedlen Metallen

Im Münzenhandel wird auch für Kup-fer- und Kupfernickelmünzen ein Reini-gungsbad angeboten, das bei richtigerVerwendung gute Dienste leisten kann.Doch bevor Sie Ihre Münzen dort hi-neinstecken ist zu beachten: GeradeKupfermünzen nehmen schon nachkurzer Zeit eine dunkle Farbe an, nacheinigen Jahren sehen die Münzen scho-koladenbraun aus. Und so sollten sie ei-gentlich auch bleiben. Diese natürlicheSchutzschicht sollte man nicht ohnezwingenden Grund entfernen.

Sind die Münzen oberflächlich ver-schmutzt, dann werden sie in Seifen-wasser gebadet. FortgeschritteneSammler können sich auch an Natron-lauge wagen, die sehr viel effektiver,aber in stärkerer Konzentration giftigund ätzend ist. Man sollte über denUmgang mit diesen und anderen Stof-fen also vorher unbedingt informiertsein und Fachleute fragen bzw. darübernachlesen, auch was den Arbeits- undGesundheitsschutz angeht. In den Apo-theken bekommt man ein Merkblatt

Abreiben der Münzen mit Natron

Page 86: Handbuch Ms

86

für den Arbeits- und Gesundheitsschutzbeim Umgang mit solchen Substanzenausgehändigt.

Die käuflichen Münzbäder enthaltenSäuren und entfernen die brauneSchutzschicht, die sich auf Kupfermün-zen befindet, in kurzer Zeit. Doch einPfennig aus dem 19. Jahrhundert solltenicht hell leuchten. Beim Kupfer gibt eseinen gewissen Trost, ähnlich wie Silberkann sich die Schutzschicht nach weni-gen Monaten oder Jahren wieder auf-bauen. Manchmal bleiben die Münzenaber fleckig und man bereut es, sie je-mals in ein solches Bad gelegt zu haben.

Robustes Nickel und seine Legierungen

Wenig Sorge dürfte die Reinigung vonNickel- und robusten Kupfernickel-stücken machen. Hier sei an die 5- und10-Pfennig-Münzen der Kaiserzeit erin-nert. Sie vertragen das Kupfernickelbadhervorragend. Werden sie dann nochmit Natron abgerieben, kann man nichtnur die Oberfläche vortrefflich reinigen,sondern auch den Schmutz aus Vertie-fungen holen. Man kann die Münzenauch kräftig mit Natron und wenigWasser einreiben und dann in eine Zi-tronensäurelösung legen. Doch bittekeine richtige Zitrone, sondern das kri-

stalline Pulver aus der Apotheke ver-wenden. Taucht man eine mit Natroneingeriebene Münze in Säure, dannentsteht ein Brauseeffekt, das entste-hende Kohlendioxid reißt Schmutzpar-tikeln mit, und der Reinigungseffekt istperfekt.

Schwieriger ist es mit den so genannten„gelben Metallen“, dies sind Bronze,Messing und andere Metallkombinatio-nen (Legierungen), die mehr oder min-der viel Kupfer enthalten. Auch diesesollte man immer zuerst mit warmemSeifenwasser behandeln und erst dannin das Bad tauchen. Doch niemals zu-sammen mit anderen Kupfer- oderweißen Kupfernickelstücken.

Es empfiehlt sich übrigens, zwei Kup-fernickelbäder zu kaufen und immernur gleiche Münzen in einem Bad zubehandeln. In das eine Gefäß kommennur „gelbe“, in das andere hingegennur „weiße Legierungen“.

Page 87: Handbuch Ms

87

Problemmetalle:Aluminium, Eisen, Zink

Größere Schwierigkeiten machen Alu-miniummünzen, auch für diese gibt esBäder, doch man sollte diese Münzenbesser nur mit warmem Seifenwasserbehandeln und danach mit Natron ab-reiben. Problematisch ist das Reinigenvon Eisenstücken, hier muss auf dieFachbücher verwiesen werden, eineeinfache, aber nicht immer effektiveMethode ist das Entrosten mit Petro-leum oder Kriechöl. Und bei Zinkkommt man meist nicht umhin, stärke-re Chemikalien (verdünnte Mineralsäu-ren) einzusetzen, z.B. Salz- oder Schwe-felsäure. Was bei allen anderen Mün-zen streng verboten ist, bei Eisen undZink muss man unter Umständen sogarmit derben mechanischen Mitteln, wieeiner Zink-Drahtbürste vorgehen. Dochwie gesagt, das ist nur bei Eisen undZink erlaubt, ansonsten bleiben dieDrahtbürste, Stahlwolle oder Schmir-gelpapier absolutes Tabu bei der Münz-reinigung.

Gerade Zinkmünzen weisen manchmalweiße Schichten auf, die unbedingt ent-fernt werden müssen. Ohne Material-verluste geht es hier nicht. Man solltediese Beläge kurz mit Säuren anlösenund dann die Münze „schwabbeln“.Darunter versteht man, das Stück miteiner rotierenden Messingbürste, die

man in eine Bohrmaschine einspannt,abzubürsten. Doch dies ist wirklich nurfür korrodierte Zink- und Eisenstückegestattet. Gleiches gilt auch für die Be-handlung dieser Metallstücke mit Stahl-wolle.

Alle diese Ratschläge sind lang be-währt, allgemein anerkannt, aber gera-de beim Münzenreinigen macht Übungden Meister. Und es lohnt sich, hierpraktische Erfahrungen zu sammeln,nachdem man sich etwas mit der Che-mie der Metalle vertraut gemacht hat.Ohne ein gewisses theoretisches Einar-beiten in die Materie sollte man lieberdie Finger vom Reinigen lassen. Mankann sehr schnell Fehler machen, dienicht mehr zu korrigieren sind.

Eine Messingbürste ist nur bei korrodiertenZink- und Eisenstücken erlaubt. Um das

Zerkratzen des Münzrands zu vermeiden, mussdie Zange mit Stoff oder Pflaster umhüllt

werden.

Page 88: Handbuch Ms

88

Hartnäckige Ablagerungenbeseitigen

Manchmal befinden sich auf einer Münz-oberfläche auch hartnäckige Schmutz-spuren, die sich weder durch Wassernoch mittels der Reinigungsbäder ent-fernen lassen. Man muss ihnen mit me-chanischen Mitteln beikommen. Hierempfiehlt es sich, mit einem Hartholz-Stift zu arbeiten, um fest ansitzendeReste von Fremdstoffen abzustoßen.Bei solchen Arbeiten sollte man niemalsscharfkantige Gegenstände aus Metallverwenden, weil diese vielleicht denSchmutz beseitigen helfen, aber zu-gleich Kratzspuren verursachen könn-ten.

Münzen wässern und trocknen

Sehr wichtig ist es, alle Münzen, dieman in irgendeiner Weise nass behan-delt hat, gründlich zu spülen. Vielfachwird ein entscheidender Fehler, bei-spielsweise bei den Silbermünzen, ge-macht, die man im Tauchbad behandelthat. Werden die Stücke nur kurz – oder

im schlimmsten Falle – gar nicht ge-spült, dann können sie innerhalb vonkurzer Zeit schlimmer aussehen als vor-her. Schuld daran ist Schwefel, der dasSilber oberflächlich mit rabenschwar-zem Silbersulfid überzieht. Und dieserSchwefel ist auch in gebundener Formim Silberbad. Daher ist es äußerst wich-tig, die behandelten Münzen stets gutzu spülen. Am besten lässt man einenkleinen Strahl Wasser mehrere Minutenüber die Münzen laufen.

Das Trocknen danach ist genauso wich-tig wie die vorherige Behandlung. DochVorsicht beim „Abtrocknen“, Putzenund Reiben ist auch hier verboten. Nie-mals darf man die Münze wie einen Tel-ler aus dem Spülbad behandeln. Statt-dessen tupft man die Stücke mit einemsaugfähigen Baumwolltuch ab und lässtsie dann, bevor sie im Album oderMünzschrank verschwinden, unbedingtan einem warmen Ort restlos trocknen.

Sehr vorteilhaft kann es sein, nachgründlicher Wässerung die Münzen mitEthylalkohol (Spiritus) zu behandeln.Dieses Verfahren hat sich gerade bei Po-lierten Platten bewährt, die keinesfallsmit einem Tuch berieben werden dür-fen. Den „Sprit“ bekommt man etwa70 %ig in Apotheken.

Münzen sachgemäß trocknen:nicht reiben, sondern abtupfen

Page 89: Handbuch Ms

89

Münzen lackieren

In der älteren Fachliteratur wird immerwieder empfohlen, dass sogar neue,prägefrische Münzen aus unedlen Me-tallen wie Zink und Eisen mit einerLackschicht überzogen werden sollen.Es gibt spezielle Klarlacke für Metalle,die nicht abblättern. Am bekanntestenund erprobt ist ein Mittel unter demHandelsnamen „Zaponlack“, den früherauch Münzhandlungen führten. Dochheute wird dieser Lack nur noch in denseltensten Fällen eingesetzt. In der Pra-xis findet man viele Münzen, die so dicklackiert sind, dass das Münzbild kaumnoch zu erkennen ist. Diese Lackierungwird meist unsachgemäß vorgenom-men und im Handel wird dann in Listenund Katalogen vermerkt „Lackspuren“.Der Lack ist theoretisch leicht mit Löse-mitteln zu entfernen, doch in der Praxissieht dies häufig anders aus. Es bleibengerade in Vertiefungen immer Lackspu-ren zurück.

Wenn überhaupt, dann sollte man nurEisen- und Zinkmünzen mit einer ganzdünnen Lackspur versehen, dazu ist derLack um 50 % zu verdünnen. Und häu-fig wird bei diesem Lacken der Randvergessen, d.h. der Lack kann reißenoder einige Teile der Münze laufennach kurzer Zeit wieder unnatürlich an.Bei Eisenmünzen kann man so genann-ten „Anlaufschutz“ auf Silikonbasis ver-

wenden. Wenn es irgendwie zu vermei-den ist, dann sollte man auf diesen Kor-rosionsschutz verzichten. Wie gesagt,diese Meinung wird nicht von allen Nu-mismatikern geteilt. Viele schwören aufdie Versiegelung der Münzoberflächemit Lack.

Münzen pflegen

Dieser Begriff beinhaltet den Umgangund die Aufbewahrung von Münzen.Hat man sich die Grundlagen der Münz-reinigung angeeignet, so sollte man nursaubere und gepflegte Stücke in dieSammlung legen. Wichtig ist schon, wieman Münzen anfasst, besonders beiden modernen PP-Stücken darf manniemals auf die Münzoberfläche grei-fen. Schon Körperschweiß kann dortschlimme Spuren hinterlassen. Auch an-dere prägefrische Münzen sollte manimmer nur am Rande anfassen. Selbst-verständlich sollte man die Münzen nurmit sauberen Händen berühren unddafür sorgen, dass die Münzen sauberund trocken aufbewahrt werden.

Weitere Ausführungen zu diesem Themafinden Sie im Kapitel „Unterbringung derSammlung“.

HINWEIS

Page 90: Handbuch Ms

90

Münzen reparieren

Immer wieder findet man interessanteStücke, die nicht nur verschmutzt, son-dern regelrecht zerstört sind. Da gibt esangefeilte Münzen oder solche mit„Henkelspuren“, gar durchbohrte Exemp-lare. Um es gleich vorweg zu nehmen:Eine Münzreparatur kann nur von sehrerfahrenen Fachleuten vorgenommenwerden. Dies gilt auch für das Entgol-den oder Entsilbern von Münzen. Laienkönnen in der Regel hier mehr falsch alsrichtig machen. Auch das Stopfen vonLöchern sollte man nicht selbst versu-chen, sondern einen Goldschmied umHilfe ersuchen. Doch derartige Repara-turen lohnen sich in der Regel nur beiwertvolleren Münzen.

Eine „gehenkelte“ Münze wurde be-reits vorgestellt. Doch solch ein Henkelist meist nicht mehr völlig rückstandsloszu entfernen. Sind noch Teile des Hen-kels selbst oder nur Lötspuren amMünzrand zu sehen, so spricht man vonHenkelspuren.

Daher sollte man sich unbedingt immerauch den Rand einer Münze besondersgenau ansehen. Selbst bei Auktionenwerden manchmal solche Spuren über-sehen, die dann Reklamationsgrundsind. Niemals sollte man selbst den Löt-kolben in die Hand nehmen und versu-

chen, diese Spuren zu entfernen. Meistrichtet man mehr Schaden als Nutzenan.

Schließlich eine nachdrückliche War-nung. Behandeln Sie niemals Münzen,die Ihnen nicht gehören, in irgendeinerWeise. Wer beispielsweise Ansichtssen-dungen von Händlern und Auktions-häusern bekommt oder Münzen erstei-gert oder gekauft hat, darf sie nicht be-handeln, um zu sehen „was dabei her-auskommt“. Nicht einmal das unge-fährliche Seifenbad, schon gar nicht ir-gendwelche Chemikalien dürfen einge-setzt werden. Es würde jeglicher Rekla-mationsanspruch erlöschen. Bei An-sichtssendungen kann es noch größerenÄrger geben.

Die wichtigsten Münzmetalleim Überblick

Abschließend zu diesem Thema in Ta-bellenform einige Angaben zu denwichtigsten Münzmetallen. Nützlich fürMünzsammler ist es, sich an die chemi-schen Symbole für die Metalle zu erin-nern, die man einst in der Schule lern-te. Denn häufig werden nur diese ausPlatzgründen in Katalogen und Ange-botslisten verwendet.

Page 91: Handbuch Ms

91

Besonders konservative Han-delsfirmen im In- und Aus-land verwenden bis heute AV= „Aurum“ (Gold) und AR =„Argentum“ (Silber). Beiganz alten Katalogen sinddiese Abkürzungen die Re-gel.

Auch das spezifische Ge-wicht, also die Masse (ange-geben in Gramm), die ein Ku-bikzentimeter des Metallswiegt, ist in obiger Tabelle zufinden. Diese Werte benötigtman für eventuelle Dichtebestimmun-gen von Münzen.

Banknoten sachkundig reinigen

Geldscheine unterliegen einem starkenVerschleiß. Sie müssen meist schon nachwenigen Jahren ausgetauscht werden.Wie schnell kassenfrische Geldscheineden Erhaltungsgrad „stark gebraucht“annehmen können, sehen Sie, wenn Sieeinen Blick in ihre Geldbörse werfen.Die meisten der Euro-Noten, weisenhäufig schon starke Umlaufspuren auf.In den seltensten Fällen sind die Bank-noten „kassenfrisch“. Bei Papiergeld-sammlern wird dieser Idealzustand, alsoeine unverschmutzte, glatte, nicht ge-faltete oder eingerissene Note gesucht.

Solche idealen Banknoten werden ge-rade bei alten Ausgaben hoch bezahlt.Viele Noten gibt es praktisch nur nochgebraucht oder gar stärker gebraucht,ausgenommen von wenigen Exempla-ren, die durch Zufall in Prachterhaltung„überlebten“.

Weitere Ausführungen zu diesem Themafinden Sie im Kapitel „Erhaltungsgrade“.

Papiergeldsammler möchten, wie dieMünzsammler, das Aussehen ihrer Sam-melobjekte verbessern, was nur in ge-wissen Grenzen möglich ist. Viele Ge-brauchsspuren, wie Falten und Einrisse,

HINWEIS

Metall chemisches spezifischesSymbol Gewicht (Dichte)

g/cm3

Platin Pt 21,46Palladium Pd 12,02Gold Au 19,33Silber Ag 10,5Kupfer Cu 8,96Nickel Ni 8,9Zink Zn 7,2Zinn Sn 7,29Blei Pb 11,35Aluminium Al 2,67Magnesium Mg 1,74Eisen Fe 7,87Titan Ti 4,5Niob Nb 8,56

Page 92: Handbuch Ms

92

können nicht rückgängig gemacht wer-den. Doch mit etwas Geschick undGlück kann man groben Schmutz ent-fernen und den Gesamteindruck desScheins optisch verbessern.

Immer wieder reizt es Papiergeldsamm-ler, stark zerknitterte Scheine zu bü-geln. Denn die meisten älteren Geld-scheine, die in Sammlerhand gelangen,sind je nach Größe mindestens ein- oderzweimal gefaltet. Davor sei jedoch aus-drücklich gewarnt, besonders, wennman nicht die niedrigste Temperatureinstellt, kann es schnell zu weiterenWertverlusten bei einem guten Scheinkommen.

Beim Erhitzen eines Geldscheins ist esmöglich, dass sich bedruckte und unbe-druckte Teile des Papiers unterschied-lich ausdehnen. Dies führt nach demAbkühlen unter Umständen zu schlim-men Wellen und Verwerfungen. DerGesamteindruck der Note kann danachschlechter sein als vorher. Das Bügel-eisen sollte also im Prinzip immer tabubleiben.

Stattdessen sollte man die verschmutz-ten und zerknitterten Scheine vorsich-tig in warmem Wasser mit etwas Ge-schirrspülmittel einweichen. Bei moder-nen Scheinen passiert hier kaum etwas,aber Vorsicht bei Noten vor 1900. Leiderfehlen bis heute Hinweise in den Bank-

notenkatalogen, welche Scheine was-serempfindlich sind. In Briefmarkenka-talogen findet man solche Hinweise,auch welche Marken in keinem Fallemit Benzin behandelt werden dürfen,um das Wasserzeichen feststellen zuwollen.

Häufig lösen sich im Seifenwasserbadschon grobe Verschmutzungen schnellab oder auf. Sehr günstig ist es, dennassen Geldschein auf eine Glasplattezu legen. Man kann nun vorsichtig miteinem weichen Pinsel versuchen,Schmutzresten zuleibe zu rücken. Un-bedingt von innen zum Rand hin arbei-ten, um Einrisse zu verhindern. Nach er-folgreicher Behandlung wird die Noteauf der Glasplatte zum Spülen belassen.Man muss auch Banknoten gründlichmit viel fließendem Wasser abspülen.Besonders wichtig ist dies, wenn weite-re Chemikalien verwendet worden sind.

Zum Auffrischen der Farben wird gernein kleiner „Schuss“ Essig dem Spül-wasser beigefügt. Bei den geringstenauffälligen Veränderungen gilt: Bank-note sofort aus dem Bad entfernen undgründlich spülen. Zur Entfernung vonFettflecken hat sich folgende Methodebewährt. Man mischt reines Benzin ausder Apotheke mit Magnesiumoxid, dasman als „Magnesia usta“ auch dort be-kommt. Diesen weißen Brei streichtman auf die betreffende Stelle und lässt

Page 93: Handbuch Ms

93

das Benzin verfliegen. Danach werdendie Magnesia-Reste vorsichtig wegge-bürstet, ebenfalls von innen nachaußen arbeiten. Keinesfalls darf manaber Feuerzeugbenzin oder Benzin vonder Tankstelle verwenden wegen derdort enthaltenen Zusätze.

Auch der Einsatz von handelsüblichenFleckenentfernern für Rost und Blutkann man bei eindeutig identifiziertenVerunreinigung versuchen, doch mansollte immer vorsichtig mit einer niedri-gen Konzentration der Mittel begin-nen. Nachhaltig gewarnt werden mussvor Lösungsmitteln, z.B. Toluol, dasauch Kerzenwachs löst. Doch dieses undauch andere organische Lösungsmittelkönnen die Druckfarben anlösen, wasschlimme Folgen für den behandeltenGeldschein hätte.

Bei Scheinen, die in den Katalogen z.B.mit mehr als 50 Euro stehen, sollte manReinigungsversuche lieber unterlassenund einen Fachmann um Hilfe bitten.Schließlich kann man „lappig“ gewor-dene Scheine auch mit Wäschestärkeetwas auffrischen. Sie müssen dann ander Luft trocknen. Und wie gesagt, keinBügeleisen anwenden, stattdessen dieScheine lieber in dicken Büchern länge-re Zeit pressen. Gute Dienste leistenauch Trockenhefte und Pressen fürBriefmarken, die man im Handel be-kommt.

Bei allen Experimenten muss man im-mer mit Verlusten rechnen. Es muss vor-her gut überlegt werden, ob ein solchesRisiko vertretbar ist. Wegen der ge-schilderten Risiken bei Reinigungsver-suchen muss ausdrücklich nochmals da-rauf hingewiesen werden, dass allediese Experimente erprobt sind, dochweder Verlag noch Autor können ir-gendwelche Haftung bei misslungenenReinigungsversuchen übernehmen.

Lassen Sie sich dennoch nicht entmuti-gen, auch hier gilt: Probieren geht häu-fig über Studieren. Bewahren Sie häufi-ge und schlecht erhaltene Scheine aufund machen Sie mit diesen eigene Rei-nigungsexperimente. Und trotz aller Ri-siken – häufig wird der Erfolg Sie nach-haltig belohnen.

Page 94: Handbuch Ms

94

Wie man optimal Münzen, Medaillenund Banknoten aufbewahren sollte, isteine Frage, die sich viele Sammler immerwieder neu stellen. Es gibt, um es gleichvorweg zu nehmen, auch hier kein Pa-tentrezept. Vor allem ist wichtig, wie-viel Platz zur Verfügung steht und wieumfangreich die Sammlung ist und wiegroß sie noch werden kann. Gerade derZuwachs im Laufe der Jahre wird viel-fach unterschätzt. Wer erst einmal rich-tig „Feuer gefangen“ hat, erweitertseine Sammlung meist schneller alsgedacht.

Einige Anregungen für die Unterbrin-gung der Schätze können gewiss gege-ben werden, doch auch hier gilt, dassschließlich Sammler Individualisten sindund ihre spezielle Lösung für sich fin-den müssen. Für den einen sind ästheti-sche und repräsentative Elemente dabeiwichtiger als praktische Aspekte. Einanderer legt größten Wert auf Über-sichtlichkeit. Was den Platzbedarf an-belangt, so sollte man von vornhereinauch an die Fachliteratur denken, die esunterzubringen gilt.

Von großer Bedeutung ist die Sicherheit

Wer vielleicht schon eine kleine Samm-lung besitzt oder beispielsweise geerbthat, sollte sich zunächst einen Überblickhinsichtlich des Wertes verschaffen.Dabei sind nicht fiktive Katalogpreise,sondern die Preise im Handel relevant.Eine komplette DDR-Sammlung hatheute schon einen Wert von bis zu 6000 Euro. Sie kann auf wenigenTabletts untergebracht – und so auchkomplett gestohlen werden. Wer bun-desdeutsche Gedenkmünzen sammelt,weiß, dass allein die ersten fünf schoneinen beachtlichen Wert haben. Dochauch die anderen 5- und 10-DM-Stücke,die jederzeit in Euro umgetauscht wer-den können, repräsentieren nicht gera-de wenig Geld. Mancher Sammler gibt50, 100 und mehr Euro im Monat fürdas Hobby aus, da kommt schnell einhübsches Sümmchen zusammen.

Anleger kaufen so genannte Bullion-Goldmünzen, die zwar numismatischnicht wertvoll sind, aber einen respek-tablen Metallwert verkörpern, beson-ders wenn nicht nur die kleinen, son-dern auch die schweren Stücke nachJahrgängen gesammelt werden. DieseDinge gilt es vor Einbrechern und an-deren Dieben zu schützen. Nicht immersind es kriminelle Banden, die unter

Unterbringung der Sammlung

Page 95: Handbuch Ms

95

dramatischen Umständen ins Haus drin-gen, sondern oftmals Gelegenheitsdie-be, manchmal auch falsche Freundeund Bekannte, die sich bedienen.

Ein junger Mann soll sich gelegentlichaus der Münzsammlung des VatersMünzen zum Zigarettenkauf geliehenhaben. War er wieder flüssig, kaufte erdie geborgten Münzen beim Händlermit einem kleinen Aufgeld zurück undlegte sie wieder an ihren Platz, ohnedass der Vater etwas merkte. Nur ein-mal hatte er sich vergriffen und ein„Germanisches Museum“ beim Zigaret-tenhändler abgegeben. Es waren dieteuersten Glimmstengel, die er je ge-raucht hatte.Was das Sicherheitsbedürfnis der Men-schen angeht, so ist dies recht unter-schiedlich. Einer ist sehr ängstlich, derandere sorglos oder gar leichtsinnig.

Doch ein ganz wichtiger Rat an Samm-ler, die glauben, ihr Gebiet sei für Lang-finger nicht so interessant, denn es lä-gen ja schließlich keine Goldschätze imMünzschrank. Doch nur Sie wissen, wasSie haben, nicht aber der Einbrecher.Ganoven pflegen alles mitzunehmen,was sie greifen können. Auch wenn sichspäter herausstellt, dass die entwende-ten Münzen und Geldscheine recht we-nig Wert haben. Es gibt Fälle, wo Spezial-sammlungen des Mittelalters gestohlen

wurden. Solche Sammlungen sindschwer verkäuflich, weil der Wiederer-kennungswert vieler Stücke, die häufigsogar einmalig sind, sehr hoch ist. Zu-gleich beschäftigen sich nur wenigeHändler mit solchen Stücken und wür-den dem unberechtigten Verkäufer un-angenehme Fragen stellen. Im schlimm-sten Falle landen dann solche unwie-derbringlichen numismatischen Sach-zeugen im Container, weil die meistenHändler abwehrend die Hände hebenund der Dieb nach mehreren misslun-genen Verkaufsversuchen alle Spurenverwischen will.

Von eigenen und fremden Tresoren

Nun muss nicht jeder Anfänger als ers-tes einen Tresor anschaffen oder garRaumsicherungsanlagen installieren las-sen, wie es Banken und größere Münz-handelsgeschäfte haben. Doch für um-fängliche Münzen- und Medaillen-sammlungen ist es durchaus lohnens-wert, über ein geeignetes „Wertgelass“nachzudenken. Es gibt hier ein breitesAngebot von Stahlschränken, einge-bauten Wertfächern und auch Panzer-schränken. Man kann dort nicht nurMünzen, sondern auch andere Wertge-genstände, Bargeld und wichtige Ur-

Page 96: Handbuch Ms

96

kunden unterbringen, denn ordentlicheTresore bieten auch einen gewissenSchutz gegen Hitze bei einem Woh-nungsbrand.

Die Auswahl eines solchen Schranks istwirklich nicht einfach, denn im Ange-bot sind einfache und teure, kleine undriesige Modelle. Man muss solcheSchränke aber möglichst bei einer Fach-firma kaufen, es sei denn, man kenntsich selbst bei dieser Materie aus. Spe-zialhändler sind sicher etwas teurer alsBaumärkte, doch dafür bekommt maneine ausführliche Beratung. Es gibt ver-schiedene Sicherheitsstufen, die exaktdefiniert sind, gerade, was den Versi-cherungsschutz angeht. Und hier un-terscheiden die Versicherer nach ge-werblicher und privater Nutzung undlegen genaue Haftungsgrenzen fest.Parallel sollte man mit seinem Versiche-rungsvertreter sprechen. Wer ausrei-chend Platz im Hause oder der Woh-nung hat, sollte sich nicht für das klein-ste Modell entscheiden. Denken Sie da-ran, eine Sammlung wächst, und diesmanchmal schneller, als man glaubt.

Wer ein Eigenheim zu bauen plant, soll-te schon in der Rohbauphase über denEinbau geeigneter Wertgelasse denken.Hier gibt es schon ab 100 Euro ganzhübsche Kassetten, sogenannte Wand-tresore, die man in die Wand mauernlassen kann. Doch auch hier ist Überle-

gung gefragt. Die dümmste Idee derWelt ist es, den Wandtresor im Wohn-zimmer schön zentriert über der Couchzu platzieren, weil darüber das großeLieblingsbild gehängt werden soll. BeiEinbrüchen wundert sich der Laie, wa-rum die Einbrecher meist alle Bilder vonden Wänden reißen.

Abschließend zu diesem Problemkreisnoch ein letzter Rat. In allen größerenStädten gibt es Beratungsstellen derKriminalpolizei, wo wirkliche Profis kos-tenlos mit Rat und Tat zur Seite stehen.Wer eine solche Beratungsstelle aufge-sucht hat, wird feststellen, wie viel Zeitsich erfahrene Beamte nehmen, um Siezu beraten, sie machen dem Slogan„Die Polizei – dein Freund und Helfer“wahrlich alle Ehre.

Die meisten Banken und Sparkassenbieten in besonders gesicherten Tre-sorräumen Schließfächer an. Diese kannman für längere Zeiträume mieten,doch auch das Unterbringen für be-stimmte Zeit, wie Urlaubsreisen, istmöglich. Die Kosten halten sich im Rah-men und stehen in keinem Verhältniszu einem möglichen Verlust der Samm-lung durch Einbruch und Diebstahl. Voneinem „Daueraufenthalt“ ihrer Schätzeim Bankfach halten viele nichts, denn –um es ’mal ganz salopp zu sagen – siekönnen nicht mit ihren Münzen „spie-len“, wenn sie es gerade wollen. Dieses

Page 97: Handbuch Ms

97

Argument wird jeder passionierte Nu-mismatiker, der Münzen nicht nur alsAnlageobjekt sieht, gut verstehen.

Doch es gibt auch hier Kompromisse. ImUrlaub oder bei längerer Abwesenheitkann man nur den wertvollsten Teil derKollektion ins Schließfach geben, denRest hingegen zu Hause belassen. Neh-men wir auch hier den konkreten Fall:Bei einer DDR-Sammlung bringt mandie seltenen Gedenkmünzen zur Bankund lässt die Umlauf-Gedenkmünzenzu Hause. Bei BRD verschwinden zeit-weilig die „ersten Fünf“, die goldeneAbschiedsmark und die goldenen 100-und 200-Euro-Stücke im Banktresor, dieeinfachen 5- und 10-DM- bzw. 10-Euro-Stücke hingegen verbleiben daheim.

Auch wenn man sich keinen Tresor oderStahlschrank zulegt, abzuschließen soll-te der Schrank, wo sich die Münzen be-finden, in jedem Falle sein. Einige Ver-sicherungsgesellschaften fordern diesausdrücklich, ohne konkrete Anforde-rungen an die Qualität der Schlösser zustellen.

Sammlertraum – der „klassische“ Münzschrank

Wenige Sammler werden das Glück ha-ben, an einen klassischen Münzschrankzu kommen. Diese teilweise doppel-türigen, großen Möbel mit vielen Schu-bern, wie sie im 19. Jahrhundert in soli-der Tischlerarbeit entstanden, sind sel-ten zu finden und wenn, dann richtigteuer. Sie sind zugleich die Zierde einesprivaten Münzkabinetts, doch wie ge-sagt, man kann solche Handarbeit heu-te kaum noch bezahlen. Manchmalwerden solche Prachtstücke für mehreretausend Euro auf Versteigerungen an-geboten.

Doch seit vielen Jahrzehnten sind sehrordentliche Münzschränke aus Hartpla-stikmaterial auf dem Markt. Hier wollenwir einmal eine Ausnahme machen,was das Nennen von Produkten und Fir-mennamen angeht. Für Münzsammlun-gen aller Art und Größe können dieBEBA-Münzschränke nur empfohlenwerden, sie wurden von einem Numis-matiker und Händler mit dem NamenBeckenbauer kreiert, der genau wusste,

KlassischerMünzschrank aus dem

19. Jahrhundert

Page 98: Handbuch Ms

98

was Händler und Sammler brauchen.Diese BEBA-Schränke gibt es in „mini“mit acht Schubern und in Normalaus-führung mit zehn Schubern. Von diesenSchubern oder Schubfächern gibt esverschiedene, jeweils mit unterschied-lichen quadratischen Flächen, in denendie Münzen ihren Platz finden. Nicht zuvergessen sind auch die Schuber ohnejegliche Einteilung. Hier kann derSammler selbst improvisieren und bas-teln. Bei der großen Variante bietet derHandel Einteilungen von 3 x 3 Fächernbis 10 x 10, außerdem auch solche ohnejegliche Einteilung, die es normal undin doppelter Höhe gibt. Bei der Unter-bringung von großen Stücken, wie„Kilobarren“ oder Medaillen, erweistsich diese Lösung als sehr brauchbar.Und als weiteres Zubehör gibt es kleineKästchen, mit denen man die vollflächi-gen Böden auslegen kann, auch Filze indrei Farben: Blau, Grün und Rot kannman dazukaufen.

Diese Münzkästen sind auch überein-ander stapelbar. Sie passen vorzüglichin eine Anbauwand oder auch in einenkleinen oder größeren Tresor. Doch auf-gepasst, manchmal unterschätzt mandas Eigengewicht von Münzen. Sind dieSchränke voll belegt mit einigen Kilo-gramm, dann sollte man zwischen einoder zwei solcher Schränke, die mantheoretisch auf einen Meter und mehr„hochstapeln“ kann, Metall- oder Holz-platten legen. Diese Schränke sind fi-nanziell erschwinglich, gute Münz-handlungen bieten sie zum Verkauf an.Und in vielen Münzgeschäften und aufBörsen kann man sehen, welche gutenDienste sie den Händlern und Ausstel-lern leisten. Nicht ganz billig, aber ge-rade für Ausstellungszwecke unum-gänglich sind auch die vorgefertigtendurchsichtigen Plexiglas-Platten. Sieschützen auf Veranstaltungen nicht nurvor Staub, sondern in gewisser Weiseauch vor Langfingern.

Beba-Schuber ohneEinteilung, zur freienGestaltung

Page 99: Handbuch Ms

99

Turmbau mit Münzschubern

Mehrere Firmen bieten sehr attraktiveMünzschuber an, die ebenfalls überein-ander gebaut werden können, sie sindmit blauem oder rotem samtähnlichemMaterial bezogen und weisen quadra-tische oder runde Aussparungen auf, indenen die Münzen eingebettet werdenkönnen. Diese Münztabletts sind natür-lich viel attraktiver als die einfachenBEBA-Tabletts, aber leider auch teurer,man muss gut und gern 16 bis 18 Eurofür einen solchen kompletten Schubermit Kern und Hülle ausgeben. Dafürbieten sie gerade bei modernen Mün-zen einen einmaligen Anblick.

Verschiedene Markenfirmen haben sol-che Tabletts im Angebot für bundes-deutsche 5- und 10-Mark-Stücke, Euro-Münzen ebenso wie für DDR oderÖsterreich und andere Länder und Ge-biete. Die Münzen einer Größe passen

dann perfekt in die eingelassenenLöcher. Weil viele Sammler auch Mün-zen erst in Kapseln verpacken und dannin ein solches Tablett einordnen, wer-den auch für „gekapselte“ Münzenspezielle Schuber hergestellt. In denProspekten ist meist aufgeführt, welcheSchuber für welche Münztypen gefer-tigt wurden.

Nicht alle Münzhandlungen führen einbreites Sortiment von diesem Zubehör,viele müssen passen. Doch kunden-freundliche Händler besorgen Ihnendas, was Sie wünschen und schickenauch umfängliches Prospektmaterial zu,das man in aller Ruhe zu Hause durch-sehen kann. Hilfreich können hier auchkleine Briefmarkenläden sein, denn vie-le dieser Firmen sind mit philatelisti-schen Bedarfsartikeln groß gewordenund haben numismatisches Zubehörerst später entwickelt und in die Paletteaufgenommen. Immer wieder ist es be-

Beba-Schuber imStahlschrank als Turm.In dieser Dimensionist er bei Händlernoder sehr fortge-schrittenen Sammlernzu finden.

Page 100: Handbuch Ms

100

eindruckend, wie groß die Auswahl istund vor allem, wie schnell durch die Fir-men Kundenbestellungen per Telefonausgeführt werden. Die meisten Münz-händler beraten Sie gern auch bei Fra-gen der Unterbringung der Münzen.

Wie eingangs beschrieben, sind diesegut ausgestatteten Schuber attraktiv,aber leider nicht gerade billig. Und einSammler sollte sich gut überlegen, wasihm die Unterbringung seiner Schätzewert ist.

Im Münzhandel werden nicht seltenAnfänger-Sammlungen zum Verkaufvorgelegt, bei denen die in den Schu-bern enthaltenen Münzen in keinemvernünftigen Verhältnis zu den An-schaffungspreisen der Münzboxen ste-hen.

Wer beispielsweise deutsche Kleinmün-zen ab 1873 bis zum Ende der DM (ein-schließlich DDR) nach Jahrgängen sam-melt, sollte genau abwägen, ob er die-se Sammlung in den teuren Schubernunterbringt. Hier machen es die preis-werten und vor allem platzsparendenBEBA-Schuber allemal. Es gilt praktische und ästhetischeAspekte in Einklang zu bringen. EineKollektion sowjetischer und russischer3-Rubel-Stücke oder amerikanischer 1-Dollar-Stücke ist wahrlich attraktiver ineinem solchen teuren Schuber unterge-bracht als auf einer einfachen BEBA-Platte. Gleiches gilt sicher für 10-DM-oder neuerdings 10-Euro-Stücke derBundesrepublik. Aber mittelalterlicheBrakteaten, zumal mit unterschiedli-chem Durchmesser, können in der Tiefeeines derartigen Behältnisses unterge-hen.

Attraktive Münzschuber verschiedener Firmen

Page 101: Handbuch Ms

101

Münzalben – das Für und Wider

Sehr vielfältig ist auch das Angebot vonMünzalben im Handel. Man findet vonden verschiedensten Firmen attraktiveAlben mit unterschiedlichen Blätternund Einteilungen. Auch im Aufbau un-terscheiden sich die Produkte teilweiseerheblich voneinander, entsprechenddifferenziert sind auch die Preise. Eini-ge Münzalben sind mit wattiertem Ein-band versehen, andere hingegen seheneher schlicht aus. Selbst bei den Farbendes Deckels gibt es eine große Auswahl.Und wer die Wahl hat – hat bekanntlichdie Qual.

Bei der Kaufentscheidung sollte nichtnur der Preis für das Komplettalbumausschlaggebend sein. Günstiger als einbilliges Album mit zwölf vorgegebenenund nicht austauschbaren Seiten ist es,ein Markenprodukt zu erwerben, woSie selbst bestimmen können, wie vieleund vor allem welche Seiten enthaltensein sollen.

Was nützt es einem Kleinmünzen-sammler, dessen Objekte kaum größerals 25 mm im Durchmesser sind, wenner preiswert ein Album erwerben kann,in dem nur wenige Einlegeblätter inden Durchmessern enthalten sind, dieer eigentlich braucht und für Münzendieser Größe passen. Bei Produktennamhafter Hersteller können Sie in der

Regel immer selbst bestimmen, mit wel-chen Seiten das Album bestückt seinsoll.

Die Größe des Felds in der Münzfoliemuss in vernünftigem Verhältnis zumDurchmesser der Münze stehen, sie sollweder in die Plastikfolie hineingezwängtwerden, noch darin „schwimmen“, alsofrei beweglich sein.

Günstig sind Produkte, wo nicht nurPlastikseiten, sondern auch Zwischen-einlagen aus Papier mitgeliefert wer-den. Auf diesen kann man sich Notizenzu den Münzen machen. Und es gibtnoch ein entscheidendes Argumentdafür, Produkte eingeführter Firmen zukaufen. Bei den Standardsortimentenkann man auch nach Jahren, gar Jahr-zehnten einzelne Seiten nachkaufen.Dies ist bei Sonderangeboten in Kauf-häusern kaum möglich.

Wer billig kauft, kauft doppelt

Schließlich ein letztes Argument für dieQualitätsprodukte. Münzalben gibt esschon seit den 60er Jahren, ihr prinzi-pieller Aufbau hat sich nicht verändert,wohl aber die Qualität. Bei der erstenGeneration dieser schönen, durchsichti-gen Alben wurde Polyvinylchlorid (PVC)verwendet, das normalerweise recht

Page 102: Handbuch Ms

102

spröde und brüchig ist. Um diese Ge-brauchseigenschaft zu ändern, werdenbis heute dem PVC so genannte„Weichmacher“ beigefügt, die bei Ak-ten oder anderen Anwendungsgebie-ten keinerlei Schäden hervorrufen. An-ders sieht es bei den Münzen aus. Ver-schiedene chemische Produkte, z. B.Metall-Stearate, können als Weichma-cher den Münzen nicht nur schaden,sondern gar einen Totalverlust hervor-rufen. Sie „fressen“ beispielsweise re-gelrecht Kupfer oder andere Metalleaus den Silbermünzen heraus und ver-derben sie gänzlich. Immer wieder wer-den beim Münzenankauf Alben der er-sten Generation vorgelegt, in denengute Silbermünzen durch das Pla-stikmaterial verdorben wurden. Meistist um die Münzen ein regelrechter grü-ner Schleim, der auf Kupfer hinweist, zufinden. Man benötigt schon viel Fach-kenntnisse, um diese Stücke zu retten,doch manchmal kommt jede Rettungnach 30 oder 40 Jahren zu spät.

Die führenden Münzalben-Herstellerverwenden seit vielen Jahrzehnten nureinwandfreies Material. Die Reduzie-rung von Weichmachern im PVC führtdazu, dass die Seiten etwas brüchigerwerden, besonders wenn die Ver-schweißung nicht bei der richtigen Tem-peratur durchgeführt wurde. Und auchhier sind Markenhersteller sehr kulant,was den Umtausch von zerbrochenen

Albenseiten angeht. Eine totale Garan-tie können sie natürlich nicht überneh-men. Doch bei den Sonderangebotenist die Gefahr sehr groß, dass Plastikma-terial verwendet wurde, das nach heu-tigem Erkenntnisstand für Münzen un-geeignet ist.

Sollten Sie bei Ihrer Münzsammlung inAlben geringste Veränderungen an denMünzen beobachten, so ist Vorsicht ge-boten. Silbermünzen können immer et-was dunkeln, partiell oder ganzflächig.Doch wenn beispielsweise die Stückesehr schnell anlaufen oder Farbverän-derungen bei Kupfer- und Kupfer-nickelmünzen auftreten, so sollte mansofort alarmiert sein und die Stücke ausdem Album entfernen.

Nahezu uneingeschränkt können Albenals Transportmittel und für Präsenta-tionszwecke empfohlen werden. In ei-nem kleinen Taschenalbum, das nichtunbedingt von einem Markenherstellerstammen muss, kann man seineTauschmünzen ideal zu Veranstaltun-gen mitnehmen und ausbreiten. DieMünzen bleiben in der Regel nur kurzeZeit in diesen Alben.

Wer sich für die Unterbringung einerMünzsammlung in Ringbindern ent-scheidet, sollte schließlich noch folgen-des bedenken: Niemals soll man dieseüberladen. Meist bieten Markenher-

Page 103: Handbuch Ms

103

steller diese mit einer vernünftigen An-zahl von Blättern als Grundausstattungan. Doch man sollte sich davor hüten,zu viele Ergänzungsblätter einzufügen.Da die Münzen ein erhebliches Eigen-gewicht haben, empfiehlt es sich, dieMünzalben nicht wie Bücher aufzustel-len, auch wenn diese so aussehen, son-dern liegend aufzubewahren.

Gerahmte Münzen – im Album und lose

Seit vielen Jahren kann man so genannteMünzrähmchen kaufen. Diese gibt es ineiner klassischen Größe von 40 x 40 mm,aber auch größer. Hier gibt es selbstkle-bende Rähmchen und solche ohne Kle-ber, die geheftet werden müssen.Natürlich sind die selbstklebenden teu-rer als die, die man mit Heftklammernzusammenpressen muss. SparsameMünzhändler nehmen nur die einfa-chen Rähmchen. Wer eine größere

Menge Münzen unterbringen will, soll-te sich die Preisunterschiede durch denKopf gehen lassen. Auch bei den Rah-men gibt es natürlich Markenprodukteund Gelegenheitsangebote.

Diese Münzrähmchen bestehen auszwei Teilen, die aufeinander geklebtoder geheftet werden. In der Mitte be-findet sich ein Loch, das mit dünnerPlastikfolie überdeckt ist. Die Durch-messer der Löcher beginnen bei 15 mmund enden bei etwa 39 mm, man kannalso die verschiedensten Münzen rah-men.

Zu empfehlen ist, den Durchmesser desRähmchens in ein optimales Verhältniszum Münzdurchmesser zu bringen. Ei-ne Münze mit 30 mm Durchmesser soll-te man in einen Rahmen von 32,5 oder,je nach Dicke 35 mm einbringen. Sonstbesteht die Gefahr, dass die Plastikhautdieses Rahmens einreißt. Ein nicht zuunterschätzender Vorteil der Münz-rähmchen ist es, dass sie aus Karton be-

Münzalbum zurAufbewahrunggerahmter Münzen

Page 104: Handbuch Ms

104

stehen, auf dem man vortrefflich Be-schriftungen anbringen kann. Dies magmit einem Bleistift, Faserschreiber oderComputeretikett geschehen. Wer einegut lesbare Handschrift und dazu guteAugen besitzt, kann alles auf diesemPapierrand des Rähmchens vermerken,was ihm wichtig ist.

Es gibt für diese Münzrähmchen auchgeeignete Alben. Dort passen beispiels-weise 3 x 3 dieser Rahmen auf eine Sei-te. Und mit den Münzrähmchen wirdunter Umständen auch ein Nachteil ver-schiedener Albenseiten ausgeglichen:Bei einer solchen 3 x 3-Seite kann mandurch die Münzrähmchen in neun Fel-dern durchaus ansprechend Münzenvom kleinsten bis zum größten Nominal(1 Cent bis zu 2 Euro) unterbringen.Bleiben wir bei den Euro-Stücken. Beiacht Nominalen und neun Feldern wä-re im ersten Feld sogar noch Platz, dasLand anzugeben. Andere Varianten zurEuro-Unterbringung werden noch vor-gestellt.

Eine weitere Möglichkeit ist, die ge-rahmten Münzen in geeigneten Kästenstehend aufzubewahren. So ordnenHändler vielfach ihre Lager, die Zu-behörfirmen haben solche Schränkeund Schuber ebenfalls im Angebot.Man kann mit diesem System viel mehrStücke auf kleinem Raum unterbringenals in Münzalben.

Außerdem gibt es noch Plastiktaschen,vielfach auch in den Maßen 4 x 4 cm.Diese kann man in Alben stecken, aberauch in Kästen einsortieren, so wie Kar-teikarten. Beschriftet werden diese miteinem Stift, der für Plastikmaterial ge-eignet ist. Oder man klebt Papiereti-ketten zu diesem Zweck auf die Hüllen.Schließlich bietet der Handel auch nochkarteikartenähnliche Münztaschen imA6-Format an. Hier kann man sehr gutMünzserien unterbringen.

Präsentation von Euro-Münzen

Die Hersteller von Zubehör hatten sichschon rechtzeitig auf das Sammeln vonEuro-Münzen eingestellt. Es gibt pas-sende Münzalben, -tabletts und -boxen.

Einige pfiffige Firmen haben eine Chan-ce gewittert und Alben auf den Marktgebracht, bei denen die Münzen in ent-sprechende Ausstanzungen gedrücktwerden. Bei Material- oder fertigungs-technischen Mängeln können die Mün-zen aber herausfallen. Angeboten wer-den im Handel auch Verpackungen füralle zwölf Euro-Länder, doch es fehlendie Fächer für die assoziierten Klein-staaten, denn auch die Münzen von SanMarino, Monaco und dem Vatikan wol-len untergebracht sein.

Page 105: Handbuch Ms

105

Von Deutschland gibt es vom Startjahr2002 an die Prägungen der fünf Münz-stätten. Verschiedene Länder haben dieEuro-Stücke jahrgangsgenau ab 1999geprägt, was für variable Unterbrin-gungsmöglichkeiten spricht.

Münzkapselnals nützliches Zubehör

Seit einigen Jahren haben sich Münz-kapseln im Handel durchgesetzt. In die-sen durchsichtigen Plastikdosen werdenStücke heute meist schon in der Präge-anstalt eingelegt und kommen so inden Handel. Man kann die Münzkap-seln auch einzeln in den verschieden-sten Größen kaufen. Sie bestehen ausMaterial, das der Münze nicht schadetund können sehr empfohlen werden.Sie schützen das Stück vor Staub undsonstigen Umwelteinflüssen vortreff-lich, wenn sie von guter Qualität sind.

Auch hier gibt es beachtliche Qualitäts-und Preisunterschiede. Vorteilhaft istauch hier, die etwas teureren Marken-produkte zu bevorzugen, die man im-mer wieder nachkaufen kann. DennKapsel ist nicht Kapsel, manche habeneinen Steg, manche nicht. Andere wie-derum sind glatt oder gewölbt. Und ge-rade bei gleichen Stücken, wie 10-Euro-Münzen, möchte man gewöhnlich auchgleiche Kapseln in der Sammlung ha-ben.

Für gängige Münznominale, wie diedeutschen Gedenkmünzen, gibt es pro-blemlos Kapseln im Handel, ebenso wiefür Kanada- oder US-Dollars und vieleandere Sorten. Bei ausgefallenenStücken kann es schon schwieriger wer-den. Hier muss man den Durchmesserfeststellen und nach entsprechendenGrößen fragen. Noch einfacher ist, esdie Münze mitzunehmen und den Ver-käufer um Rat zu fragen.

Nie sollte man mit Gewalt eine Münzein eine solche Kapsel zu pressen versu-chen, sie könnte dabei zu Bruch gehen,noch schlimmer ist es, wenn man die

Münzbox für Euro-Münzen von 1 Cent bis 2 Euro

Page 106: Handbuch Ms

106

Münze dann nicht mehr aus der Kapselherausbekommt. In einem solchen Fallmuss man vorsichtig die Kapsel amRand aufschneiden.

Das Einbringen von gereinigten Mün-zen in die Kapseln darf erst erfolgen,wenn die Münze restlos trocken ist.Sonst bildet sich Kondenswasser in derhermetisch abgeschlossenen Kapsel,was unbedingt zu vermeiden ist.

Vordruckalben für Münzen und Banknoten

Schon vor dem Jahr 1900 erschienen dieersten Briefmarkenalben, auf deren Sei-ten man Felder mit Abbildungen dereinzuklebenden Marken aufgedruckthatte. Der Sammler sah sofort, wo undwas ihm fehlte. Solche Alben gibt es fürPhilatelisten bis heute, doch bei den

Münzen haben sich diese nie so richtigdurchgesetzt, obwohl es an Versuchenfür solche Alben nicht fehlte. Die Be-dürfnisse der Numismatiker sind zu un-terschiedlich und kostengünstig lassensich solche Alben nur in großer Stück-zahl produzieren. Bei Banknoten bei-spielsweise gibt es sehr attraktive Albenfür die DDR-Geldscheine, die ja ein ab-geschlossenes Sammelgebiet darstellen.Auch für die Geldscheine der Bundesre-publik und für die neuen Euro-Scheinegibt es sie schon.

Am besten ist es, sich hier im Fachhan-del umzusehen. Auch wenn nicht jederHändler alles hat, gute Fachgeschäftehaben immer ausreichend viele Pro-spekte von mehreren Anbietern vor-rätig. Die Herstellerfirmen wiederumgeben gern telefonisch Auskünfte zuihren Produkten. Gute Dienste leistethier auch das Internet.

Papiergeld-Vordruckalben

Page 107: Handbuch Ms

107

Heimwerker – selbst ist der Mann

Handwerk hat goldenen Boden, so sagtman gewöhnlich. Manche Handwerks-meister mögen nicht mehr an diesenSpruch glauben, nicht zuletzt deshalb,weil viele geschickte Mitmenschen ausKostengründen lieber selbst etwas bas-teln, auch wenn es nicht ganz so pro-fessionell gelingt wie ein Meisterstück.Wer über etwas Geschick verfügt, kannheute in Baumärkten geeignetes Mate-rial kaufen und daran gehen, sich selbsteinen Münzschrank zu basteln.

Doch einen richtigen Schrank zu bauen,ist nicht einfach, nicht umsonst ist Mö-beltischler ein Lehrberuf. Einfacher istes daher, einen neuen oder auch hüb-schen alten Schrank zu kaufen und ihnmit Münzfächern auszustatten. SindKonzept und Gestaltung klar, so gilt esbei diesem Unternehmen noch an we-nige, aber wichtige Dinge zu denken.

Verwenden Sie bei der Konstruktionmöglichst abgelagertes Material. Ausdiesem Grund ist ein altes Schränkcheneinem neuen Fabrikprodukt vorzuzie-hen. Besonders wichtig ist, dass Sie fürIhr ausgeklügeltes Projekt nur säure-freie Materialien verwenden. BewährteKlebstoffe der Holzbranche auf PVAC-Basis (Polyvinylchlorid-Acetat) scheidenaus, nehmen Sie stattdessen zum Ver-binden den alten Knochenleim odermoderne „organische“ Leimstoffe, wiePatex oder andere Produkte, die säure-frei sind. Fragen Sie einen Fachmann,gleich ob im Baumarkt oder im Farben-laden. Er wird sie beraten. Und ist derBau eines solchen Schranks dann ge-glückt, bitte nicht gleich mit IhrenSchätzen belegen.

Auch wenn Sie beim Rohbau keine säu-rehaltigen Kleber verwendet und statt-dessen mehr geschraubt und genagelthaben, gilt es Fehler beim Auslegen derTabletts zu vermeiden. Vorsicht ist beim

SelbstgebautesTablett für dieAufbewahrungvon Münzenoder Medaillen

Page 108: Handbuch Ms

108

Einkleben von Stoffen geboten. Nie-mals weißen, oft mit Chlor oder Schwe-fel gebleichten Samt verwenden. Esgibt im Handel hervorragende, samt-ähnliche Selbstklebefolien in verschie-denen Farben, die sich für Münzschrän-ke bewährt haben.

Wenn Ihr Eigenbau richtig durchge-trocknet ist, dann bringen Sie zunächstdie „kleinen Schätze“ dort unter. Undbei den geringsten Veränderungen derMünzen, wie Verfärbungen oder An-laufen derselben heißt dies, auf Ursa-chenforschung zu gehen und alle gutenStücke zu entfernen.

Es ist beeindruckend, welch solide,zweckmäßige und zugleich attraktiveBehältnisse von Sammlern gebaut wur-den. Not macht bekanntlich erfinde-risch und in den Nachkriegsjahren fehl-te es an fabrikmäßig hergestelltem Zu-behör.

Verpackungskult bei Münzen

An dieser Stelle noch wenige wichtigeHinweise und Ratschläge unter einer et-was ungewöhnlichen Überschrift. Mün-zen werden von Banken gewöhnlich inRollen oder Beuteln ausgeliefert undvom Handel wiederum in gerollterForm dort abgeliefert. Nun gibt es neu-erdings auch Rollen-Sammler. Gerademit der Einführung des Euro glaubenviele neue Sammler an Wertsteigerun-gen. Immer wieder werden auch alteMünzen in Rollen aufgefunden, diedann wirklich phantastische Preise er-zielen, weil sie, wenn von der Münze di-rekt nach dem Prägen verpackt, natür-lich prägefrisch sind. Wohl dem, der ei-ne Rolle mit den ersten bundesdeut-schen Pfennigen in einer alten Kasseoder Tresor findet. Einige Münzanstal-ten geben heute sogar Rollen-Serien fürSammler heraus und verdienen gut dar-an, wie zum Beispiel Norwegen oderdie USA.

Ansonsten werden Münzen auch inBeuteln an die Geschäftsbanken oderKaufleute ausgeliefert. Hier weisenzwangsläufig viele Stücke schon leichteBeschädigungen auf, ohne auch nureinen Tag im Verkehr gewesen zu sein.

Page 109: Handbuch Ms

VerschiedeneMünzverpackungenin Schachteln und Boxen

109

Heute werden daher Sammlermünzen,besonders solche in der Sonderqualität„PP“, in spezieller Verpackung in denHandel gegeben. Die deutschen Präge-anstalten hatten bis 2001 ihre „Spiegel-glanz-Stücke“ in so genannter Noppen-folie, versehen mit dem Bundesadlerund Kennzeichnung der Prägestätteausgeliefert. Parallel gab es für die letz-ten 10-DM-Stücke auch so genannte„Folder“, die aber nicht ganz so beliebtwaren wie jene in Plastikfolie einge-schweißten Münzen. Mit dem engli-schen Wort Folder werden Klappkartenbezeichnet, die zugleich Informationenzu den dort eingelegten Münzen ent-halten. Einige Länder, z.B. Österreich,liefern auch Einzelmünzen in diesenkleinen Mappen aus, bei den Kursmün-zenserien werden sie seit Jahren vonvielen Staaten zur Präsentation be-nutzt.

Doch Vorsicht, entfernen Sie nicht ohneGrund die Münze aus dieser Original-verpackung. Sie ist nicht nur attraktiv,sondern schützt auch die Stücke. Gera-de bei den Kursserien wäre dies sehrschade, gleich ob diese in Plastikboxen

eingelegt oder in Folien verschweißtbzw. in Foldern geliefert werden. Häu-fig macht der Nominalwert der Münz-serie nur einen Bruchteil des Preises derSerie aus. Es wäre beispielsweise auchtöricht, die deutschen DM-Münzen ausihrer Verpackung (Spiegelglanz = Hart-plastiketui, Normalprägung = Folie) zuentfernen.

Wertvolle Transportverpackung

In der Bundesrepublik Deutschland hat-te man sich eine besondere Transport-verpackung für die Auslieferung derSpiegelglanzstücke einfallen lassen, die-se empfindlichen Stücke wurden schonin der Münze in spezieller Noppenfolieeingeschweißt, teilweise auch mit Bun-desadler und Prägebuchstaben in Goldbedruckt. Sie wurden so vor jeglichenBeschädigungen vortrefflich geschützt.Als die Münzkapseln immer weitereVerbreitung fanden, lösten viele Samm-ler die Stücke aus der Folie und „ver-kapselten“ sie. Doch dies erwies sich alsfundamentaler Fehler.

Page 110: Handbuch Ms

110

So komisch es einem Anfänger – undauch dem Verfasser dieser Zeilen – er-scheint: Sie verloren an Wert. Die über-wiegende Zahl der Sammler modernerbundesdeutscher Münzen wollen ihreStücke unbedingt und unversehrt„oBH“, das bedeutet „original BadHomburg“ (Sitz der Versandstelle fürSammlermünzen). Die einst als Trans-portverpackung eingeführte Folie er-hielt einen so hohen Stellenwert wiedie Zacken einer Briefmarke bei denPhilatelisten.

Die sogenannten „losen“ Münzen, ob-wohl sie keinerlei Beschädigungen auf-weisen, werden mit deutlich geringerenPreisen bewertet. Wehe dem, der diePlastikfolie mit der Schere bearbeitethatte, um sie in ein Album zu stecken.Auch hier ist ein Wertverlust eingetre-

ten. Im Handel werden solche Exempla-re mit „beschnitten“ beschrieben. Fra-gen Sie nicht warum, es ist so, zumin-dest noch. Seit 2002 werden die Euro-Münzen in PP-Version, wie internatio-nal lange üblich, auch bei uns inDeutschland in Plastikkapseln ausgelie-fert. Möglich, dass sich spätere Samm-lergenerationen über diesen „Ver-packungskult“ amüsieren.

Sollte die Plastikfolie beschädigt sein,und die Münze weist für Silber typischeAnlaufspuren, Verfärbungen auf, dannbleibt einem nichts weiter übrig, als die-se aus der Folie zu entfernen und in ei-ne Kapsel zu stecken. Niemals sollteman Münzen mit Folie im Silberbad be-handeln, sie würden nach kurzer Zeitrestlos schwarz werden und ist dannkein schöner Anblick.

5-DM-Münze „Deutscher Zollverein“ links „beschnitten“, rechts „oBH“

Page 111: Handbuch Ms

111

Von Zertifikaten, Expertisenund Schächtelchen

Einige Nationalbanken und Prägestät-ten verpacken ihre Münzen nicht nur ineiner Kapsel, sondern stecken diesenochmals in eine Plastik- oder Holz-schachtel, auch Aluminiumboxen undähnliches sind hier im Angebot. DasGanze kommt dann nochmals in einePappkiste oder zumindest in eine Pa-pierhülle und wird zu guter Letzt nochverschweißt. Die Verschweißung sollteman natürlich öffnen, denn man möch-te ja die Münze zumindest ansehen undeventuell gar die Qualität kontrollieren.Denn zwar sehr selten, doch immer wie-der, treten auch Qualitätsfehler auf.

Doch wenn Sie einigermaßen Platz zuHause haben, werfen Sie die Umver-packung nicht achtlos weg, sie ist unterUmständen bares Geld wert. Wollen SieIhre Sammlung umschichten und eini-ges an Händler verkaufen, dann fragendie manchmal bei bestimmten Gebie-ten auch nach „Papier“ und „Ver-packung“. Unter Papieren werden dieso genannten „Zertifikate“ verstanden,auf denen die Münzstätte oder Natio-nalbank einige numismatische Anga-ben liefern, so auch Feingehalt und Prä-gezahl, meist gar mit Faksimile-Unter-schrift des Präsidenten oder Gouver-neurs versehen. Die Unterzeichnendengarantieren also gewisse Daten der

Münze, deren Einhaltung ohnehin dereinzelne Sammler nicht prüfen kann.Doch gerade bei Medaillen aus Goldund Silber sind diese Angaben manch-mal bei der Bestimmung des reinen Ma-terialwerts durchaus brauchbar. HebenSie also diese Zettelchen möglichst auf.

Doch heute werden selbst wertlose Me-daillen mit solchen Zertifikaten gelie-fert, sie sollen den Eindruck erwecken,dass der Käufer etwas besonders Wert-volles erworben hat. Entsprechend auf-wändig, wertpapierähnlich, werden siegedruckt und manchmal sogar mitTrockensiegeln versehen. Wenn Sie viel-leicht schon einige Dollar- oder Rubel-Gedenkmünzen erworben und die mit-gelieferten Zertifikate in den Papier-korb geworfen haben, ist das soschlimm auch nicht, denn viele Samm-ler schert es nicht, wenn diese fehlen.Und manche entsorgen beim Erwerbvon Neuheiten die Umverpackung samt„Papieren“ gleich beim Münzhändler,so dass dieser sie für andere Stücke auf-bewahren und bei Rückkäufen späterwieder benutzen kann.

Haben Sie jedoch eine wertvolle Mün-ze aus privater Hand oder von Händlernmit einem wirklichen „Echtheitszertifi-kat“, einem Gutachten eines anerkann-ten Sachverständigen erworben, so he-ben Sie dieses Papier auf wie eine Ge-burtsurkunde. Sie ist gegebenenfalls ein

Page 112: Handbuch Ms

112

„Ausweis“ beim Weiterverkauf. Bei be-stimmten teuren Münzen, die gern ge-fälscht werden, wie der schon mehrfachgenannte „Goethe-Fünfer“, fordernvorsichtige Käufer eine solche Experti-se. Und es ist mit Zeit und zusätzlichenKosten verbunden, wenn man das Pa-pier verloren hat und erneut einen Gut-achter bemühen muss.

Banknoten-Aufbewahrung

Viele Hersteller von Zubehör haben sicherst mit der Produktion von Alben fürPhilatelisten profiliert. Briefmarkenal-ben sind in der Regel auch sehr gut ge-eignet für die Aufbewahrung von Pa-piergeld.

Die Produzenten der Briefmarkenalbenweisen in ihren Prospekten meist da-rauf hin, wie schön sich auch Banknoten

in ihren Produkten aufbewahren lassen.Was für so genannte „Ganzsachen“, alsoBriefe mit Marken für Philatelisten ge-schaffen wurde, bietet auch ideale Un-terbringungsmöglichkeiten für kleineoder größere Geldscheine. Und dies be-zieht sich nicht nur auf Einzelstücke,sondern auch auf Serien. Gerade beidem so genannten „Bildernotgeld“ kannman für die Sammlung auch Karteikar-ten verwenden, wie sie die Briefmar-kenfreunde verwenden. Viele Bankno-tenhändler führen geeignetes Materialim Sortiment und geben meist auchgern einen Tipp, wo man das, was sieselbst für ihre Ware benutzen, bekom-men kann. In der Regel können sie essehr schnell bei den Zubehörlieferantenbestellen.

Einlageseiten gibt es für diese Alben inverschiedenen Größen, man kann siebei Markenfirmen auch nach Bedarfnachkaufen.

Banknotenalbum

Page 113: Handbuch Ms

113

Umweltschutz für Münzen und Banknoten

Noch ein letzter Gedanke zur FrageMünzalben und Münzschrank. Münzenaus verschiedensten Materialien undPapier sind bestimmten Umwelteinflüs-sen ausgesetzt. In Plastikalben entstehtschnell ein „Mikroklima“, bedingt durchLuftfeuchtigkeit und Temperatur-schwankungen. Es kann beispielsweisezu Kondenswasserbildung kommen, indenen sich die in der Luft enthaltenenSchadstoffe, besonders Schwefelverbin-dungen, lösen und schädliche Einflüsseauf die Sammlungsgegenstände aus-üben.

Bewahren Sie Ihre Münzsammlungmöglichst in einem Raum mit gleichbleibender Temperatur auf. NiemalsMünzschränke oder Alben in Nähe ei-ner offenen Feuerstelle (Kamin) oderOfen stellen. Ungeeignet sind auchRäume mit hoher Luftfeuchtigkeit, wiedie Veranda oder Kellerräume.

Wichtig ist es, sich immer ’mal wiederdavon zu überzeugen, ob Veränderun-gen am Material beobachtet werden.Dies gilt auch für Sammlungen und Tei-le, die außer Haus bei einer Bank imSchließfach eingelagert sind. Doch rich-tige Sammler schauen ohnehin sehr oftnach ihren Schätzen und bemerkenschnell, wenn etwas nicht stimmt.

Page 114: Handbuch Ms

114

Falschgeld ist praktisch so alt wiedas Geld selbst. Das unberechtigteHerstellen von Geld, von Münzenoder auch Banknoten, nennt man„Falschmünzerei“. Zu allen Zeitenwurde dieses Delikt hart bestraft. Infrüheren Jahrhunderten wurdenFalschmünzer in kochendem Öl gesot-ten, gerädert oder anderweitig grau-sam getötet. Kleinen Gaunern wurdedie Hand abgehackt. Doch ungestraftblieben die großen Herren, gekrönteHäupter, die ihre Untertanen mitschlechtem Geld betrogen. Phillip IV.von Frankreich wurde gar „Falschmün-zerkönig“ genannt. Doch es gab nochviel bedeutendere Herrscher, die ihmbei der Falschgeldverbreitung nichtnachstanden, wie der PreußenkönigFriedrich II., der allgemein „der Große“genannt wird.

Besonders in Not- oder Krisenzeiten, bishinein in das letzte Jahrhundert, kam esimmer wieder zu größeren Falschgeld-affären. Es gibt hier eine Reihe von be-eindruckenden Büchern zur Kriminal-geschichte. Besonders während derWeltwirtschaftskrise 1929 bis 1933 ver-suchte mancher Arbeitslose aus wahrerNot, von der letzten Silbermünze einenBlei- oder Zinnabguss herzustellen, umdafür Lebensmittel zu kaufen.

Das Thema Falschgeld ist aktuell biszum heutigen Tag. Banknoten reprä-sentieren einen viel höheren Wert alsMünzen, sie zu fälschen ist besonderslukrativ. Auf vielen Geldscheinen des20. Jahrhunderts finden wir einen sogenannten „Straftext“, einen Hinweis,

dass Zuchthaus- oder Freiheitsstra-fen für das Fälschen oder Verfäl-schen von Geld und dessen Ver-breitung angedroht wird. DochKriminelle lassen sich bekannt-lich nicht durch das Strafgesetz-buch von ihren Taten abbringen,

Durch Einhiebentwertete preußische1⁄3-Taler-Fälschung von 1773

Falschgeld und Münzfälschungen

Durch Lochungentwertetesgefälschtes 5-Mark-Stück von 1874

Page 115: Handbuch Ms

115

auch wenn Auszüge davon auf denBanknoten abgedruckt sind.

Aus gutem Grund wurden die Euro-Banknoten erst ab dem 1.1. 2002 in denVerkehr gegeben, damit sich die Fälschernicht zu lange auf das neue Geld ein-stellen konnten. Zugleich fehlte es inden Medien nicht an Hinweisen darauf,dass die Fälscher vor der Euro-Ein-führung ihre „Altbestände“ an Währun-gen der Mitgliedstaaten der Gemein-schaftswährung loswerden wollten.

Wer glaubt, das Fälschen von Münzenwürde sich heute nicht mehr lohnen,wird schnell eines Besseren belehrt. Esgibt beispielsweise von Lettland schonviele falsche 2-Lats-Stücke mit Jahres-zahl 1992 (Wert etwa 3 Euro), so dassdiese 1999 durch Bimetallstücke ersetztwerden mussten. Und in Bulgarien sindfalsche 50-Stotinki-Münzen in größererMenge mit Jahreszahl 1999 aufgetre-ten, Wert etwa 25 Cent. Auch in Deutsch-land gab es immer wieder falsche 5-DM-Stücke, die teilweise hervorragend ge-prägt waren. Nur automatentauglichwaren sie nicht, weil man keinen

Schichtwerkstoff, sondern reines Kup-fernickel verwendete. Dafür haben kri-minelle Bastler wiederum Stücke her-gestellt, die niemand als Geld ange-nommen hätte, aber durchaus in vielenAutomaten passierten. In jüngster Zeittauchen auch vermehrt falsche 2-Euro-Stücke auf.

Fälschung und Verfälschung

Wird eine Münze oder ein Geldscheinvon unberechtigter Seite, früher zumSchaden des Münzherrn, heute zumSchaden der Emissionsbank oder desStaates hergestellt, so bezeichnet mansie als „Falschgeld“. Eine Verfälschunghingegen liegt dann vor, wenn gültigesGeld manipuliert wird. Schon im Alter-tum wurden Goldmünzen angebohrtund die Löcher mit Blei verschlossen. Inspäterer Zeit wurden gerade Gold-,aber auch Silbermünzen gern beschnit-ten. Von Bildern kennen wir Kaufleute,die sorgsam die Münzen prüften undwogen. Dies erfolgte mittels speziellerMünzwaagen, die heute ebenfalls be-

Mit Zinn verfüllter mexikanischer Peso (8 Reales) von 1885, bei dem die dünne Original-Vorderseitewieder aufgelötet war (hier ist sie abgetrennt zur besseren Demonstration)

Page 116: Handbuch Ms

116

liebte Sammlergegenstände sind. Zu ei-ner Balkenwaage gehörten Passierge-wichte (Abb. siehe Seite 31) für be-stimmte Sorten wie Dukaten oder an-dere Münztypen. Stimmte das Gewichtder Münze, dann „passierte“ sie, warsie untergewichtig, wurde sie zurück-gewiesen.

Doch das schon im Altertum beliebteAnbohren und Aushöhlen von Gold-münzen lohnt sich bis heute, immerwieder werden zum Beispiel großeGoldstücke wie der Krügerrand so ver-fälscht. Daher wiegen die Münz- undMetallhändler gerade solche Stückestets nach.

Auch bei Geldscheinen, die keinenMaterialwert haben, gibt es solche Ver-fälschungen. Hier wird der Banknotedurch Manipulation einfach ein höhe-rer Nominalwert verliehen.

Während der Hyperinflation in Deutsch-land 1923 kam die Reichsbank mit derBanknotenproduktion nicht nach, daherwurden später bereits fertig gedruckteNoten mit einem sehr viel höheren No-

minalwert überdruckt. Die Bevölkerungkonnte diese Notenflut kaum nochüberschauen. In jener Zeit versahen Fäl-scher schon wertlose Scheine mit sol-chen Aufdrucken und versuchten sie anden Mann zu bringen, was manchmalauch gelang.

Bei den von den Alliierten 1944 fürDeutschland in den Verkehr gegebenenBanknoten sind Fälle bekannt gewor-den, wo beispielsweise 20-Mark-Schei-ne durch geschicktes Retuschieren in100er „umgewandelt“ wurden.

Münzherren und Staat waren stetsbemüht, ihr Geld hinsichtlich der Fäl-schungssicherheit zu verbessern. Mün-zen mit Randinschrift oder Riffelrandließen sich nicht einfach mehr be-schneiden, ohne dass dies sofort auffiel.Und was die Geldscheine angeht, so istman heute verblüfft, welche drucktech-nischen Meisterleistungen schon beiden Banknoten Ende des 19. bzw. An-fang des 20. Jahrhunderts erbracht wur-den. Ende des 20. Jahrhunderts wurdendie Geldscheine durch zusätzliche Si-cherungen, wie Hologramme oder Me-

Taschen-Münzwaage mit Münzgewichten, die zum leichteren Herausheben mit einem Griffstäbchen versehen sind

Page 117: Handbuch Ms

117

tallfäden, Mikroschriften und andereRaffinessen, weiter verbessert. DieDeutsche Bundesbank beispielsweisemusste noch 1996 die 50-, 100- und 200-DM-Scheine mit Hologrammen verse-hen, weil zu viele Fälschungen aufge-treten waren. Immer wieder ist es be-eindruckend, dass auch sehr primitive,auf einem Farbkopierer hergestellte„Blüten“ von arglosen Zeitgenossen un-beanstandet angenommen werden.

Der Staat als Falschmünzer?

Schon in der Antike wurden die als sit-tenstreng bekannten Spartaner durchvergoldete Bleimünzen von der Obrig-keit betrogen. Im Mittelalter gab es lau-fend „Münzverschlechterungen“. Gutbekannte, vollwertige und gern ange-nommene Münzen wurden eingezogen

und durch Prägungen mit schlechteremSilber ersetzt. Römische Folles hatten ei-nen Silberüberzug, bestanden aber fastnur aus Kupfer.

Und es gibt nicht wenige Fälle in derGeldgeschichte, wo Falschgeld alsKriegsfinanzierung eingesetzt wurde.König Friedrich II. von Preußen beauf-tragte während des SiebenjährigenKrieges den Münzpächter der LeipzigerMünzstätte Veitel Ephraim, große Men-gen sächsisch-polnischer Münzen inschlechtem Silber und Gold mit erbeu-teten Stempeln auszuprägen, was nichtsofort bemerkt wurde. Er konnte mitdieser gigantischen Münzmanipulationbedeutende Summen für seine Kriegs-führung aufbringen und zugleich diesächsische Währung unterminieren.Doch der Schwindel blieb nicht unent-deckt und der Begriff „Ephraimit“ wur-de später der Inbegriff für geringhalti-

Bangladesh:10 Taka 1974, mit

durchgehendemSicherheitsfaden

China:50 Yuan 1999 mitHologramm undunterbrochenemSicherheitsfaden

Page 118: Handbuch Ms

118

ge Münzen schlechthin. Preußen selbstwurde von einer Falschgeldschwemmebetroffen, die um 1800 einsetzte. Engli-sche Fälscherbanden produzierten mas-senhaft Groschen und Sechser, die nurhauchdünn mit Silber überzogen wa-ren. Derartige Münzfälschungen sindheute als Sammlergegenstände sehr ge-sucht. Im Wirtschaftskrieg, den Napo-leon gegen Großbritannien mittels derso genannten Kontinentalsperre von1806 bis 1812 führte, versuchten dieFranzosen, die britische Währung durchFälschung von Pfund-Noten zu ruinie-ren.

Während des Zweiten Weltkriegs wur-de im Konzentrationslager Sachsen-hausen bei Oranienburg eine „Falsch-geldfabrik“ errichtet, die Millionen bri-tischer Pfund-Scheine herstellte. VieleNoten waren so gut gelungen, dass sienicht von ausländischen Banken bean-standet wurden. Einige Blüten warensogar so gut, dass es selbst den Fach-leuten der Bank von England schwer-fiel, sie als solche zu klassifizieren. Überdieses „Unternehmen Bernhard“, so ge-nannt nach dem SS-HauptsturmführerBernhard Krüger, liegen von überle-benden Häftlingen authentische Schil-derungen über die Tätigkeit dieser Fäl-scherwerkstatt vor. Man benutzte dieperfekt gelungenen Scheine zur Bezah-lung beim Einkauf von Rohstoffen imneutralen Ausland.

Weniger gut gelungene Fälschungenwurden über England abgeworfen, umdie Wirtschaft zu schädigen, andere umDiversanten und Agenten anzuheuernund zu bezahlen. Der berühmtesteEmpfänger falscher Pfund-Noten warder Top-Agent „Cicero“, ein gebürtigerAlbaner, der Kammerdiener des briti-schen Botschafters in Ankara war. Er er-hielt mehr als 300 000 Pfund Sterling,die sich jedoch nach dem Krieg beimVersuch des Einlösens im südamerikani-schen Exil allesamt als falsch erwiesen.Der betrogene Agent war so dreist undverklagte 1962 die BundesrepublikDeutschland als Rechtsnachfolger desDeutschen Reichs auf Schadensersatz,jedoch ohne Erfolg.

Vielfach werden Münzen, die zum Scha-den des Münzherrn und im Zeitraum ih-rer Gültigkeit gefertigt werden, auch als„zeitgenössische Fälschungen“ bezeich-net. Solche Exemplare wandern ge-wöhnlich in die Ermittlungsakten oderAsservatenkammern der Polizei und Ge-richte, wenn den Fälschern der Prozessgemacht wird. Doch man kann durchausauch heute noch solche „zeitgenössi-schen“ Produkte aus vergangenen Jahr-hunderten finden, sie sind immer eineinteressante Ergänzung einer Samm-lung (Abb. siehe Seite 114 und 123).

Gefälschte5-Pfund-Note

aus dem KZ Sachsenhausen

Page 119: Handbuch Ms

119

Münzfälschungenzum Schaden der Sammler

Fälscher gibt es jedoch nicht nur für„richtiges“ Geld, sie stellen alles dasgern her, was von anderen gesucht undgut bezahlt wird. Antiquitäten, Brief-marken und alte Gemälde, Möbel undsogar Hitler-Tagebücher wurden undwerden mehr oder minder gut nachge-macht. Und nicht immer werden sie alssolche sofort erkannt.

Als sich etwa Anfang der 60er Jahre des20. Jahrhunderts das Münzensammelnzu einem Massenhobby entwickelte,wurde das Münzmaterial schnell knapp,die Preise stiegen nahezu explosionsar-tig. Ein Vergleich alter Preislisten undKataloge mit heutigen Marktpreisen be-weist dies. Im amerikanischen Yeoman-Katalog von 1957 finden wir unter „Ger-many“ die Nr. 77, dies ist das 5-Mark-Stück von 1932 (J. 351) auf den 100. To-destag von Johann Wolfgang vonGoethe. Es ist dort mit 10 US-$ bewer-tet, was seinerzeit 42 DM waren. Heutekostet diese Münze je nach Erhaltunggut und gern 2000 bis 4000 Euro.

Mit rasant steigenden Münzpreisen be-gann eine regelrechte Fälschungsplage.Und viele Anfänger glauben gar nicht,

wie viele falsche Münzen es gibt. Heutegibt es kaum ein Gebiet, wo nicht mehroder minder gelungene Fälschungenzum Schaden der Sammler anzutreffensind. In großem Stil wurden deutscheReichsmünzen und Münzen der Wei-marer Republik gefälscht, ebenso wiedeutsche Kolonialmünzen oder die Prä-gungen für die Freie Stadt Danzig. Ge-rade auch bei den Reichsgoldmünzenwerden im Handel immer wieder Fäl-schungen angeboten, dies gilt insbe-sondere für die raren goldenen 5-Mark-Stücke.

Die Goldmünzen des Dr. Schmidt

Der Bonner Zahnarzt Dr. K. Schmidtprägte von 1961 bis 1967 viele Reichs-goldmünzen zu 20,– 10,– und auch 5,–Mark nach. Den Vertrieb übernahm sei-ne Schwester Ilona Hausmann. Sie offe-rierte „originalgetreue Reichsgold-Nachprägungen“, die in großer Zahl aufmodernsten Maschinen gefertigt wur-den und den Originalen so ähnlich wa-ren, dass selbst Fachleute Mühe hatten,diese sofort als Fälschungen zu erken-nen. Und man konnte sich nicht übermangelnde Nachfrage beklagen, denn

Krönung jeder „Weimar“-Sammlung:der „Goethe-Fünfer“.Leider existieren davonauch viele Fälschungen.

Page 120: Handbuch Ms

120

seinerzeit begann der„Boom“ des Münzensam-melns und Originale waren,wenngleich sehr viel billigerals heute, nicht beliebig zubeschaffen.

So blühte dieses Geschäft und vieleSammler griffen zu. Namhafte Numis-matiker, wie Kurt Jaeger oder WillyFuchs, Vorsitzender der Gesellschaft fürInternationale Geldgeschichte, wandtensich an Politiker und Minister, doch Dr.Schmidt hatte eine Gesetzeslücke aus-genutzt, die zwar das Prägen von gülti-gen Zahlungsmitteln, nicht aber dieNachprägung von ungültigem Geld un-ter Strafe stellte. Erst im April 1967 ent-schied das Bundesverwaltungsgericht,dass die Herstellung und der Vertriebnachgeahmter und nicht gekennzeich-neter Münzen strafbar sei. Doch Dr.Schmidt nutzte alle Mittel des Rechts-staats, legte Berufung ein und prägtefleißig weiter, bis dieser Antrag endlichabgelehnt wurde. Erst ab 1.1.1975 trateine entsprechende Gesetzesänderung

in Kraft, so dass dem Zahnarzt endlichdas Münzhandwerk gelegt wurde.

Doch viele Jahre waren vergangen, indenen diese Falsifikate in Handel undSammlungen flossen. Banken undMünzhändler sortierten die zweifelsfreials falsch erkannten Stücke aus ihrenBeständen aus und ließen sie ein-schmelzen. Doch in vielen Sammlungen,die seinerzeit angelegt und teilweisekomplett vererbt wurden, schlummernbis heute die Schmidtschen Produkteunerkannt. Und oft gibt es herbe Ent-täuschungen, wenn bei einem Verkaufgerade die Spitzenstücke als solche vomHändler aussortiert werden und für dienur der Metallwert bezahlt wird.

Werbeblätter der FirmaHausmann & Co. KG., in denendie Reichsgold-Nachprägungenangepriesen wurden

Page 121: Handbuch Ms

121

Von „guten“ und „schlechten“ Fälschungen

Was die Qualität der Falsifikate angeht,so sprechen Fachleute von gefährlichenFälschungen dann, wenn diese nicht so-fort als solche zu erkennen sind. Zu die-sen gehören die beschriebenen Gold-stücke des Dr. Schmidt. Besonders beidem beliebten und heute sehr teurenGoethe-Fünfer (5 Mark 1932, Jaeger-Nr.351, Abb. siehe Seite 119) gibt es sehrviele solcher raffinierten Nachahmun-gen. Auch Fachleute müssen gelegent-lich Kollegen konsultieren, besonderserfahrene Numismatiker fungieren alsGutachter, erstellen Expertisen und be-scheinigen die Echtheit mit einem Zer-tifikat.

Gerade bei solchen hochwertigenStücken sollte man die im Vergleichzum Kaufpreis geringen Kosten für ei-nen Gutachter nicht scheuen. Diese Spe-zialisten haben nicht nur viele echteund falsche Münzen in ihrem Leben ge-sehen, meist verfügen sie auch überentsprechende Vergleichsstücke, die oftunbedingt notwendig sind für diesichere Auskunft: „echt“ oder „falsch“.

Der beste Schutz vor Fälschungen ist je-doch, Münzen aus zuverlässigen Quel-len, beispielsweise beim Fachhandel, zukaufen. Immer wieder werden geradein den Mittelmeerländern und in arabi-

schen Staaten „frisch gefundene“ anti-ke Münzen unter der Hand angeboten.Manchmal sind dies sehr primitiveNachahmungen, doch andere sind rechtgut gelungen und werden nur vomFachmann als falsch erkannt. Dringendabraten muss man immer vor soge-nannten „Gelegenheiten“. Wenn aufFlohmärkten oder auf Börsen Unbe-kannte einen Goethe-Fünfer oder auchbilligere Stücke zu Preisen anbieten, diedeutlich unter dem üblichen Niveau lie-gen, dann sollten alle Alarmglockenläuten.

Die Fälscher arbeiten teilweise banden-mäßig und wissen sehr wohl, wo undwie sie ihre Produkte an den Mannbringen können. So ist ein Fall bekanntgeworden, wo ein vertrauenswürdigesMütterchen bei mehreren Sammlern er-schien, die in der Zeitung annoncierthatten. Sie erklärte glaubhaft, dass ihrMann kürzlich verstorben sei und siegar keine Ahnung habe, was die vonihm gesammelten Münzen eigentlichwert seien. Man wurde sich meistschnell handelseinig und die alte Dameentschwand auf Nimmerwiedersehen,nachdem sie eine beachtliche Summefür ihre angebliche Erbschaft kassierthatte. Die Stücke waren allesamt falsch,wie ein Fachmann auf den ersten Blickfeststellte.

Page 122: Handbuch Ms

122

Wie erkennt man Münzfälschungen?

Eine immer wieder gestellte Frage ist,wie man Münzfälschungen erkennt.Diese zu beantworten ist mit wenigenSätzen nicht möglich. Es gibt gewisseallgemeine Regeln, doch Erfahrungenkann man sich nicht anlesen, man musssie selbst gewinnen, möglichst ohnegroßes Lehrgeld zu bezahlen. Übrigensbringen die erwähnten Fachzeitschrif-ten häufig aktuelle Meldungen zu be-stimmten Münzen, von denen viele Fäl-schungen aufgetaucht sind, manchmalmit Abbildungen oder genaueren Hin-weisen zum Erkennen derselben. Auchdies ist ein guter Grund, solche Zeit-schriften ständig durchzusehen.

Galvanos

Immer wieder fallen Sammler auf so ge-nannte „Galvanos“ herein, dies sindNachahmungen, bei denen Vorder- undRückseite einer echten Münze galvano-plastisch reproduziert wurden. Bei die-sem Verfahren wird eine stromleitendeFolie der Münze in ein Silbersalzbadeingebracht, wo sich dann das metalli-

sche Silber niederschlägt. Diese so ge-wonnenen Folien werden dann mit Bleioder Zinn verfüllt. Die hellen Silber-flächen werden künstlich patiniert, sodass man auf den ersten Blick wirklichnicht eine Kopie von einem echtenStück unterscheiden kann. Hier hilftaber sofort die Klangprobe. Silbermün-zen klingen hell, Blei oder Zinn hinge-gen nicht. Auch am Rande ist meist gutzu sehen, dass das Stück zusammenge-setzt ist. Außerdem sind die Galvanosoft auf dem Rand oder im Feld mitBuchstaben punziert.

Die Polnische Numismatische Gesell-schaft hat einige Raritäten als Galvanosfür Sammler gefertigt und mit „f“ ge-kennzeichnet. Ein österreichischerSammler legte einmal eine rare Klippe(eckige Münze) mit diesem „f“ vor, dieer vor Jahren auf einem Markt in Polenerworben hatte. Der dreiste Verkäuferdes Stücks erklärte, als er die Zweifel beiseinem Kunden bemerkte, wortreich,dass dieses Stück geprüft sei und sogarein entsprechendes Zeichen hätte undverwies auf das „f“ (= lat. Falsca, Fäl-schung). In der DDR stellte Klaus-PeterBrozatus für Sammler solche doppelsei-tigen Kopien von unerschwinglichenPrägungen mit Kennzeichnung „GB“ (=Galvano Brozatus) am Rande her. Heuteist der Verkauf von doppelseitigen Gal-vanos verboten.

Galvano eines 3-Mark-Stücks 1916 vonWürttemberg. Das Zeichen von K.-P. Brozatus(GB) befindet sich auf dem Rand des Galvanos.

Page 123: Handbuch Ms

123

Guss- und Prägefälschungen

Viele Münznachbildungen werdennicht geprägt, sondern gegossen, weildies einfacher ist. Dabei stellt der Fäl-scher von einem Original eine Gussformher und gießt diese dann mit Metallaus. Solche Gussfälschungen sind relativeinfach zu erkennen, wenn man sichdie Stücke mit einer starken Lupe ge-nau ansieht. Bei Güssen sind auf derOberfläche stets kleine „Lunker“ oderBlasen zu sehen, die nicht mit dembloßen Auge, aber bei schon sechs-facher Vergrößerung gut zu erkennensind. Auch wird meist der Rand nach-bearbeitet und die Münzflächen wer-den geglättet.

Besonders alte Taler und Teilstücke derTaler werden gern als Gussfälschungenangeboten, weil deren Oberfläche na-turgemäß nicht spiegelglatt ist. Dochauch moderne Münzen werden so ge-fälscht. Auch das 5-DM-Stück 1952„Germanisches Museum“ gibt es alsGussfälschung, die gewiss nicht jederauf Anhieb als solche sofort erkennt.Bei einigen dieser Stücke sind die Buch-staben vom Grad, der beim Guss ent-standen ist, mittels Schabtechnik ent-fernt worden. Häufig gibt auch das Ge-wicht einen Aufschluss über die Echt-heit der Münze. Fachleute, die Ver-gleichsstücke zur Hand haben und über

ein gutes Gehör verfügen, können an-hand der Klangprobe Rückschlüsse aufdie Echtheit von Münzen ziehen.

Schwieriger verhält es sich bei gepräg-ten Fälschungen. Sie sind teilweise sehrschwer von echten Stücken zu unter-scheiden. Oft ist der Gesamteindruckder Stücke flau, sie sind nicht so tief aus-geprägt, weil die Fälscher natürlichnicht über die technischen Möglichkei-ten der Münzstätte verfügen, beson-ders was den Prägedruck angeht.

Beliebtes Objekt von Prägefälschungensind beispielsweise die 2- und 5-Reichs-mark-Stücke 1934 des Deutschen Reichsauf den 175. Geburtstag von Friedrichvon Schiller, und zwar aus gutemGrund. Sie sind relativ einfach zu fäl-schen und gehören der preislichen Mit-telklasse an, wo viele Interessentennicht zu ängstlich beim Erwerb sind. DieFälschungen können so auch in größe-rer Zahl abgesetzt werden.

Erfahrene Sammler erahnen unter Um-ständen schon anhand der schwachenPrägung die Fälschung und untersu-chen dann besonders genau den Rand.Bei den modernen Münzen wirdzunächst immer der Rand, dann dieMünze beprägt. Fälscher hingegen be-prägen fast immer erst die Münze und

Gegossene Zinn-Fälschung eines

preußischen Talersvon 1802. Die poröse

Gussoberflächeist gut erkennbar.

Page 124: Handbuch Ms

124

bearbeiten dann den Rand. Er wird ge-glättet und die Randschrift oder Orna-mente werden meist nicht maschinell,sondern von Hand eingeschlagen. Diesgelingt mehr oder minder gut, doch niesind die Buchstaben so exakt wie bei ei-nem echten Stück angeordnet. Ver-dächtig ist immer, wenn die Randin-schrift Unregelmäßigkeiten aufweist.Gut bedient ist, wer ein Vergleichsstückzur Hand hat.

Gekennzeichnete Nachprägungen

Wie wir wissen, ist heute die Herstel-lung von Münznachprägungen ohneKennzeichnung bei uns verboten. DieMitglieder der deutschen Händlerver-bände verpflichten sich, keine Nachah-mungen oder Kopien jeglicher Art zuhandeln.

Es gibt jedoch eine Reihe von Münzen,die offiziell in großer Zahl nachgeprägtwerden. Bis heute wird der Maria-The-

resia-Taler von der Münze Österreich ingroßen Mengen ohne besondere Kenn-zeichnung geprägt. Auch verschiedeneGoldmünzen des Landes werden bisheute als so genannte Anlagemünzennachgeprägt. Die Kennzeichnung er-folgt hier u.a. mit der Jahreszahl 1915.Sie haben eigentlich nur Materialwertund werden auch gern als Souvenirs ge-kauft.

Bei den deutschen Reichsmünzen gibtes einige Silberstücke, die kaum ein nor-maler Sammler je erwerben kann, hiersei nur das sächsische 3-Mark-Stück1917 „Friedrich der Weise“ genannt.Diese Jaeger-Nr. 141 wurde seinerzeit in100 Exemplaren geprägt und kostetheute gut 60 000 Euro. Dies ist die sel-tenste deutsche Reichssilbermünze ab1871. Dieses Stück wurde, wie auch ei-nige andere rare Münzen der Kaiser-zeit, immer wieder nachgeprägt, aller-dings mit entsprechender Kennzeich-nung. Die meisten Numismatiker leh-nen derartige Produkte rundweg ab,die Hersteller und Verkäufer hingegenargumentieren dahingehend, dass sie

Eine mit der Jahreszahl 1978gekennzeichnete Replik des 3-Mark-Stücks 1917 „Friedrich der Weise“

Page 125: Handbuch Ms

125

auch einem Durchschnittssammler er-möglichen wollen, sich an der Schön-heit dieser Prägungen zu erfreuen.Doch ganz uneigennützig fertigen siediese Produkte zweifelsfrei nicht, siekosten meist um 50 Euro und mehr, ei-ne Summe für die man lieber eine „rich-tige“ Münze kaufen sollte. Doch mansoll nicht glauben, dass nur solche Ra-ritäten nachgeprägt werden. Es gibtselbst Nachprägungen von einfachenReichsmünzen, die gekennzeichnet sind.Doch sie zu kaufen, ist Unfug.

Verfälschungen von Sammlerstücken

Bei vielen Münzen gibt es verschiedeneJahrgänge und Münzzeichen, so bei-spielsweise bei den deutschen Reichs-münzen ab 1871, die gern nach „Buch-staben“ (die Kennbuchstaben derMünzstätten) und Jahreszahlen gesam-melt werden. Und hier gibt es wahrlichextreme Preisunterschiede bei einemMünztyp. Einige Jahrgänge sind „Mas-senware“ und kosten wenige Cent,doch mit einem anderen Jahr oderMünzzeichen wird für eine Top-Raritätein vierstelliger Betrag gezahlt. Es istdaher nicht verwunderlich, dass ge-wiefte Fälscher hier Jahreszahlen mani-pulieren oder aus einem „E“ ein „F“fabrizieren.

Besonders bei solchen Jahrgangs- undBuchstabenraritäten ist höchste Vor-sicht geboten. Oft hilft hier eine schar-fe Lupe, um irgendwelche Manipula-tionen zu erkennen. Doch bei den ganzteuren Stücken gilt: Kauf nur im Fach-handel oder von privaten Sammlern,wenn diese ein Gutachten beibringenkönnen oder mit der Erstellung einessolchen vor Zahlung des Kaufpreiseseinverstanden sind. Ein Musterbeispielist das deutsche 1⁄2-Mark-Stück 1908 F,das oft aus einem Exemplar 1908 E„hergestellt“ wird.

Solche verfälschten Münzen sind teil-weise sehr schwierig zu erkennen, dennsie sind ja keine Totalfälschungen, son-dern „größtenteils“ echt. Und die Fäl-scher sind oft wahre Meister ihres Fachs.So gibt es Nachahmungen, die aus zweiverschiedenen echten Münzen „zusam-mengebaut“ werden. Es gibt viele Mün-zen, die häufig und billig sind, aber inKombination der Vor- und Rückseitengesuchte Raritäten darstellen. Manch-mal werden solche Machwerke einfachauf die Hälfte ihrer Stärke abgeschliffenund mit Metallkleber zusammengefügt.Es empfiehlt sich daher, immer denRand einer besonders genauen Unter-suchung zu unterziehen.

Eine besonders gefährliche Fälschungeiner sehr teuren 20-Mark-Goldmünzewurde noch raffinierter ausgeführt.

Page 126: Handbuch Ms

126

Hier hatten die Fälscher die eine Münzenicht abgeschliffen, sondern ganz-flächig ausgehöhlt und bis auf wenigeZehntel Millimeter den Rand stehen las-sen. Und die andere Münze wurde aufdie richtige Höhe dieser „Höhle“ abge-schliffen, der Rand etwas entfernt undalles in die Hülse eingepasst. MehrereFachleute waren sich bezüglich derEchtheit nicht sicher, erst ein Vergleichmit einem Original-Stück des Bundes-bankmuseums brachte diese raffinierteFälschung an das Tageslicht. Ganz neuwar dieses Verfahren allerdings nicht,eine rare tschechische 5-Heller-Münzevon 1924 wurde ähnlich zusammenge-bastelt.

Wie wir erfahren haben, werden nichtnur teure und seltene Münzen ge-fälscht. Manchmal lohnt sich sogar dasFälschen von dem, was Münzhändler„Massenware“ nennen.

Vor Jahren gab es größere Mengen vonDanziger Pfennigen der Zwischenkriegs-zeit, die als gut gelungene Prägefäl-schungen auf den Markt kamen. Siesind für wenige Euro im Handel zu be-kommen, doch selbst bei dem dama-ligen Ankaufspreis des Handels von 1 bis 2 DM pro Stück muss sich das Ge-schäft gelohnt haben. Weil die Fälschergenau wissen, dass sehr teure Stückenicht „blind“ gegen bar auf einer Börse

gekauft werden, fertigen sie auch in-teressante Stücke der Mittelware undgar unterer Preisklassen an, weil diesesich besser unbemerkt verkaufen lassen.Sicher liegen diese Nachprägungenheute in vielen Sammlungen, aber nie-mand wird sich die Mühe machen, die-se aufzuspüren, weil sie in durch-schnittlicher Erhaltung nur ein paarEuro kosten.

Nun, es gibt immer noch mehr echte alsfalsche Münzen, dies zum Trost für An-fänger. Doch Ausnahmen bestätigendie Regel. Sehr gesucht sind die Mün-zen des Gettos Litzmannstadt. Hier gibtes so viele Fälschungen, dass man fürdiese gar einen Typenkatalog erarbei-ten könnte. Ein angesehener Fachmann bestätig-te, dass er nur sehr wenige Male in sei-nem Leben ein echtes 20-Mark-Stückgesehen hat, während ihm Nachah-mungen in Mengen zur Begutachtungvorgelegt wurden. Bei dieser Münzekann man mit Fug und Recht behaup-ten, dass die Masse der in den Samm-lungen liegenden Stücke schlichtfalsch ist. Für diese Gettomünzen gibtes einen großen Markt. Sie wurdenschon in den 60er Jahren und mehr-fach später gefälscht. In Ermangelungechter Vorlagen für die 20-Mark-Stücke wurden Kopien von Kopienhergestellt und einige Fach-leute kön-

Getto Litzmannstadt,20 Mark 1943

Page 127: Handbuch Ms

127

nen sogar die Fälschungen nach Zeit-perioden bestimmen.

Immer wieder gibt es auch moderneFantasieprodukte, so beispielsweise 20-Pfennig-Stücke der DDR, die nicht mes-singgelb, sondern silberfarben ausse-hen. Ihr Gewicht entspricht in etwa dennormalen Stücken. Wer etwas von Che-mie versteht, kann problemlos eineKupfer- oder Messingmünze versilbern,vernickeln oder verchromen. Dochschlimmer wird die Sache, wenn es dengleichen Jahrgang und Münztyp inzwei Metallen gibt. Es hilft hier nur ei-ne physikalische Dichtebestimmung, essei denn, man feilt das Stück am Randean. Diese ungeeignete Methode würdezwar helfen, die Fälschung als solche zuenttarnen, aber bei einem echten Stückzu einem enormen Wertverlust führenund muss deshalb unterbleiben.

Frechheit siegt – nicht immer

Noch ein Beispiel, wie dreist und mitwelch recht einfachen Methodenmanchmal Fälscher das schnelle Geldmachen wollen: In der DDR wurden1985 10-Mark-Münzen in Kupfernickelzum 40. Jahrestag der Befreiung ingroßer Menge ausgegeben (Jaeger-Nr.1603). Zugleich stellte man für ausge-wählte Funktionäre insgesamt 266

Goldabschläge dieser Münze her. Dochdieses Stück war mit einem erhabenen„P“ rechts neben dem Staatswappenversehen. Dieser Goldabschlag wog we-gen der niedrigen Goldlegierung (0,333Au) nur 15,1 g, also nur geringfügigmehr als das Normalstück mit 12 g.

Eine solche Münze wurde vor Jahren voneiner jungen Frau bei mehreren BerlinerHändlern angeboten, dessen Opa an-geblich dieses Stück erhalten hatte. War-um auch nicht? Die „Goldmünze“ war ineinem mit Bleiplombe versiegelten Pla-stiketui eingebettet, so wie die DDR ver-schiedene PP-Münzen an Sammler aus-lieferte. Das Gewicht konnte nicht exaktgeprüft werden, da dazu das Stück ausder verplombten Verpackung hätte ent-nommen werden müssen. Ein Ver-gleichsexemplar stand bei nur 266 StückAuflage verständlicherweise nicht sofortzur Verfügung. Doch bei genauerem Be-trachten fiel dem Händler auf, dass das„P“ neben der Jahreszahl vertieft einge-schlagen war. Da er schon einmal einOriginal-Stück in der Hand hatte, ließ ersich nicht täuschen. Als er schließlichZweifel äußerte und eine stärkere Lupeholen ging, war die junge Dame bereitsaus seinem Laden verschwunden. In denFachzeitschriften erschien daraufhin ei-ne Warnmeldung, doch vielleicht liegtauch dieses Produkt schon längst, sehrteuer bezahlt, in einer Sammlung.

Einzige Goldmünzeaus DDR-Zeiten –Fälschungen bekannt

Page 128: Handbuch Ms

128

Als die Pläne der Deutschen Bundes-bank bekannt wurden, eine „Ab-schiedsmark“ in Gold zu prägen, liefendie Händler- und SammlerverbändeSturm gegen dieses Projekt, weil derNominalwert von 1 DM in keinem realis-tischen Verhältnis zum Goldgewichtvon 12 g steht. Hinzu kam, nur am Ran-de bemerkt, dass die Bundesbank nichtautorisiert war, überhaupt Münzen zuprägen. Doch alle Versuche, die für dieAusgabe dieser Münze notwendigenGesetzesänderungen zu verhindern,schlugen fehl. Die Münze erschien –und war sehr schnell ausverkauft, diePreise stiegen und liegen heute 255 bis300 Euro. Zugleich waren windige Fir-men auf dem Markt, die eine DeutscheMark, eine ganz einfache DM-Münze„echt vergoldet“ zu einem hohen Preisanboten, natürlich mit professionellerWerbung. Und nicht wenige Leute wer-den solche Stücke in der Hoffnung aufWertsteigerung erworben haben. Scha-de um das schöne Geld. Ein vergoldetesMarkstück ist völlig wertlos und wirdnicht einmal mehr in Euro umgetauscht.

Fantasieprodukte zu Goethes Zeiten

Es werden nicht nur Münzen frühererZeiten zum Schaden der Sammler nach-geprägt, sondern sogar erfunden, sosonderbar dies anmutet. Immer wiederwerden beispielsweise 5-, 20- und 100-Reichsmark-Stücke mit dem PorträtAdolf Hitlers angeboten, doch solcheStücke gab es nicht, abgesehen von we-nigen Proben, die 1942 in der BerlinerMünze hergestellt wurden.

Doch Münzfälschungen, die Berufsnu-mismatiker vor Rätsel stellten, gab esschon zu früheren Zeiten. Der HofratBecker (1772 – 1830), Zeitgenosse undFreund Goethes war Wein- und An-tiquitätenhändler. Er hatte ein großesInteresse an antiken Münzen und be-gann, Stempel antiker und mittelalter-licher Stücke zu fertigen, die er künst-lerisch „nachempfunden“ hatte. Erfand für seine perfekten ErfindungenKäufer in aller Welt und wurde sogarvom Fürsten Carl von Isenburg zumHofrat ernannt. Mit Freude stellte erfest, dass seine Neuschöpfungen großeAnerkennung fanden, er patinierte siehervorragend und viele Produkte gin-gen sogar an Museen. Als Zweifel ander Echtheit seiner Stücke geäußertwurden, offenbarte sich der nicht etwareich gewordene Hofrat und bot seine„Sammlung“ und Stempel später Mu-

Page 129: Handbuch Ms

129

seen an. Sie gelangten schließlich in denBesitz des Berliner Münzkabinetts. DaBecker seine Produkte selbst hervorra-gend dokumentierte, sind diese lücken-los erfasst und bekannt, doch bei denSammlern im 19. Jahrhundert führtediese Falschmünzerei zu großer Verwir-rung. Es war auch damals nicht einfach,ihn gerichtlich zu belangen, hatte ersich doch nicht der Falschmünzerei zumSchaden eines Münzherrn strafbar ge-macht. Schließlich hatte er, anders alsder Dr. Schmidt, nicht einmal Originalenachgeprägt, sondern Münzen erfun-den, auf die er sogar sehr stolz war.

Anders erging es einem Fälscherkolle-gen ein halbes Jahrhundert früher. DenLothringer St. Urbain steckte der Her-zog von Lothringen und spätere KaiserFranz I. wegen Fälschungen alter Mün-zen einige Wochen bei Wasser und Brotin den Kerker. Heute werden dieBeckerschen Fälschungen gern gesam-melt und gut bezahlt, ebenso wie die„Paduaner“, die Sesterzen-Nachahm-ungen des in Padua ansässigen Medail-leurs Cavino (1500 – 1570).

Wenig bekannt ist bei uns hingegen,dass auch die Polen einen „berühmten“Fälscher hatten. Sein Name ist JosefMajnert, er wurde 1813 als Sohn desGottfried Majnert geboren, der als Gra-veur in der Warschauer Münze tätigwar. Nach einem Kunststudium war er

Mitarbeiter der Münzstätte Warschauvon 1830 bis 1846. Etwa 1836 begannder mit seiner Arbeit nicht sehr zufrie-dene Majnert mit der Herstellung vonFantasiemünzen, besonders großer Ta-lerstücke. Auch er erfand Münzen, dievon der Fachwelt zunächst bestauntund dann beargwöhnt wurden. 1871schließlich verkaufte er seine Stempel-sammlung an Karol Beyer, einem be-kannten Numismatiker, der sie wieder-um Graf Hutten-Czapski überließ, derdie größte Sammlung polnischer Mün-zen aller Zeiten zusammengetragenhat.

Bis heute gibt es immer wieder frag-liche Prägungen, von denen nicht zu sa-gen ist, ob sie von Majnert oder ande-ren Fälschern aus jener Zeit stammen.Münzfälschungen zum Ärger derSammler gab es also auch schon früher,wenngleich primär auch aus anderenMotiven, wie künstlerischem Ehrgeizund nicht, um das schnelle Geld zu ma-chen.

Page 130: Handbuch Ms

130

Der Karlsruher Münzskandal

Ab Mitte 2001 hatte eine pfiffige Wer-befirma die Idee, auf sich und das Me-dium „Plakatwerbung“ aufmerksam zumachen. Die meisten Leute übersehenheute die Plakatflut auf Bahnhöfen, anBauzäunen und sonstwo, es sei denn,ihre Aufmerksamkeit wird in besonde-rer Weise erregt. Überall im Lande fandman auf diesen Plakaten Informationenzu „Schätzen“ im Portmonee, dazu wa-ren einige vertraute bundesdeutscheMünzen abgebildet, mit entsprechendhohen Werten, die man dafür bekom-men könne. Die Telefone bei denMünzhändlern standen nicht mehr still,jeder glaubte, das gesuchte 2-Pfennig-Stück von 1969 oder einen Fünfzigermit „Bank deutscher Länder“ gefundenzu haben, die er schnell zu „Barem“machen wollte. Fernseh- und Radiosen-der nahmen sich des Themas an, dieBoulevardpresse, die es schon in frühe-ren Zeiten regelmäßig aufgegriffenhatte, schrieb mehr oder minder quali-fizierte Berichte dazu.

Zweifelsfrei gibt es bei den alten DM-Münzen eine Vielzahl von gesuchtenStücken, wahre Raritäten sind darunter.Immer wieder im Gespräch ist jedochvorrangig das 50-Pfennig-Stück von1950 G mit der Inschrift „Bank deut-scher Länder“. Die ersten 50-Pfennig-Stücke des Jahres 1949, die in allen vier

Münzstätten hergestellt wurden, hat-ten alle diese Umschrift: „BANK DEUT-SCHER LÄNDER“. Ab 1950 wurde aufden Münzen stattdessen „BUNDES-REPUBLIK DEUTSCHLAND“ aufgeprägt.Nur in der Münzstätte Karlsruhe, Münz-zeichen „G“, wurde versehentlich einePrägung mit Jahreszahl 1950 und deralten Inschrift „BANK DEUTSCHER LÄN-DER“ ausgeführt, und zwar in einerAuflage von nur 30 000 Stück. Diesesind heute sehr gesucht und werden inPrachterhaltung mit bis zu 1500 Eurobezahlt, aber auch nur in der Erhaltung„sehr schön“ kosten sie bis 700 Euro. Werhingegen eine solche Münze mit der„normalen“ Umschrift BUNDESREPU-BLIK DEUTSCHLAND besitzt, muss schonein Prachtexemplar haben, um ein paarEuro dafür zu bekommen.

Die Nachfrage nach dem 50er mit „Bankdeutscher Länder“ und „G“ stieg schonAnfang der sechziger Jahre rasant,denn immer mehr Sammler erkannten,dass es durchaus Sinn macht, nicht nurdie Prägungen vergangener Epochen,sondern auch umlaufende Geldstückenach Jahrgängen und Buchstaben zusammeln. Diesen Umstand machten sicheinige Mitarbeiter der MünzstätteKarlsruhe zu Nutze, indem sie einigeRaritäten nachprägten. Im September1976 fand vor der III. Großen Strafkam-mer des Landgerichts Karlsruhe dannder Prozess gegen Willy Ott und ande-

Begehrt als Original und Nachprägung:50-Pfennig-Stück Bank deutscher Länder von 1950 G

Page 131: Handbuch Ms

131

re Mitarbeiter statt, der in die Münzge-schichte als „Karlsruher Münzskandal“einging.

Es kam zu weiteren Verhandlungen, dieletzte Runde fand erst im Juni 1978statt. Man hatte in Karlsruhe eine Viel-zahl von unterdessen sehr gesuchtenSammlermünzen, eben auch dieses ra-re 50-Pfennig-Stück „Bank deutscherLänder“ in größerer Zahl unbefugt mitOriginalstempeln nachprägen lassenbzw. dies geduldet. Seinerzeit war diesbei Sammlern schon gut 300 DM wert.Es wurden auch Stücke in Spiegelglanz-qualität gefertigt, die es normalerwei-se nicht hätte geben dürfen. Bestohlenhatten die Angeklagten den Münzher-ren nicht, denn für jedes nachgefertig-te Stück hatten sie ordnungsgemäß denNominalwert entrichtet, also eine ande-re Münze abgegeben und „verwalzt“,also durch Walzen unkenntlich ge-macht. Bei dem legendären 50-Pfennig-Stück hatte man jedoch einen Fehlergemacht. Für die Vorderseite wurde deralte Stempel von 1950, für die Rückseitejedoch ein späterer eingesetzt.

Münzfreunde, die an juristischen Fra-gen dieses Skandals interessiert sind,sollten es sich nicht entgehen lassen, inder Fachliteratur genauer nachzulesen,es gibt dort sicher einige Kuriositäten inBezug auf die Rechtsgrundlage undAuslegung des Sachverhalts. Mögen die

Rechtsgelehrten darüber streiten, obdiese „falschen Fünfziger“ aus Karlsruhenun Geld sind oder nicht – die Sammlerinteressiert dies weniger. Denn die„Skandalmünzen“ werden heute ge-nau so hoch wie die wirklich 1950 ge-prägten Stücke gehandelt, obwohl derFachmann sie unterscheiden kann.

Erfahrung – der beste Fälschungsschutz

Dieser kleine Ausflug in das Reich derKriminalität mit wenigen Beispielenmag nachdenklich stimmen, soll abereinen Anfänger keinesfalls entmutigen.Sicher haben auch die meisten altenSammler schon ’mal eine Fälschung„angedreht“ bekommen. Und aus Scha-den wird man klug. Abermals sei vor sogenannten „Schnäppchen“, dem unkri-tischen Kauf von Raritäten von Unbe-kannten, gewarnt, vor allem dann,wenn der Preis auffallend günstig ist.

Erfahrene und kooperative Händler hel-fen gern auch mit Ratschlägen. Sie wis-sen meist, welche Fälschungen aktuellauf den Markt gelangt sind und welcheMünzen besonders fälschungsgefähr-det sind. Sie werden auch gelegentlichein vorgelegtes Stück für Kunden be-gutachten. Doch ein Sammler, der fastnur auf dem Flohmarkt kauft, darf nicht

Page 132: Handbuch Ms

132

erwarten, dass er stets kostenlos dieDienste eines Berufsnumismatikers inAnspruch nehmen kann.

Man sollte sich keine Gelegenheitenentgehen lassen, Fälschungen selbst ge-nau anzusehen, so im Münzverein oderbeim Fachhändler. Erst anhand konkre-ter Fälle gewinnt man auch auf diesemGebiet Erfahrungen und Sicherheit undkann das Auge für typische Merkmalebei falschen Münzen schulen.

Und noch ein letzter Hinweis: Wenn Siedie geringsten Zweifel an der Echtheiteines Stücks haben, dann lassen Sie esliegen, wo es ist. Man sollte sich lieberdie eine oder andere Chance entgehenlassen, als viel Geld für eine „Eule“ aus-zugeben, wie man manchmal unterSammlern salopp falsche Münzen nennt.

Geldscheinfälschungenzum Schaden der Sammler

Papiergeldfälschungen zum Schadender Sammler halten sich allgemein imRahmen. Wie schon an anderer Stelleerwähnt, ist ein 1000-Mark-Schein von1910 ein solches Kunstwerk, gleich obmit rotem oder grünem Wertsiegel, dasman mit einfachen Mitteln nicht nach-machen kann und wird, weil er nur einpaar Cent wert ist.

Doch es gibt durchaus raffinierte Fäl-schungen von Papiergeld zum Schadenvon Sammlern. Vorsicht ist allgemeingeboten bei Scheinen mit Überdrucken.Ist der Grundschein preiswert und dergleiche Typ mit einem entsprechendenÜberdruck teuer, sollte man diesen ge-nau unter die Lupe nehmen.

Bei Einmarsch der deutschen Truppen inPolen 1939 wurden die polnischen Bank-noten zu 100 Zloty mit Jahreszahl 1932und 1934 eingezogen und für kurzeZeit wieder in Umlauf gegeben mit ei-nem roten Stempel „Generalgouverne-ment für die besetzten polnischen Ge-biete“. Solche behelfsmäßig überdruck-ten Noten nennt man Provisorien.

Es gibt hier Scheine, die schon damalsunautorisiert überdruckt wurden, siekann man als „zeitgenössische“ Fäl-schungen bezeichnen. Als das Sammelnvon Banknoten immer populärer wur-de, hat man dann auch diese Scheine ingroßer Zahl für Sammler nachgemacht.Sie kosten relativ viel Geld und werdenauch in Deutschland unter „Nebenge-bieten“ gesammelt und daher gesucht.

Vor Fälschungen muss auch beim so ge-nannten „frühen“ Notgeld gewarntwerden. Viele Kommunen und Städtestellten zu Beginn des Ersten Weltkriegswegen akutem Kleingeldmangel teil-weise mit primitivsten Mitteln Notgeld-

Page 133: Handbuch Ms

133

scheine her. Einige sind im Spiritus-Um-druck gefertigt worden, andere sind ge-druckt oder mittels Stempel hergestelltund vom Bürgermeister per Hand un-terschrieben worden. Es gibt sogargänzlich mit Tinte geschriebene undnur mit einfachen Siegeln versehene Er-satzscheine. Der Einsatz von Trocken-siegeln ist bis heute ein gewisser Schutzgegen Nachahmungen. Doch die mo-derne Kopiertechnik bietet leider auchKriminellen vielseitige Möglichkeiten,gesuchte Raritäten täuschend ähnlichherzustellen. Leider muss man davonausgehen, dass die Anzahl der „Kunst-produkte“ auf diesem Gebiet entspre-chend der Nachfrage noch weitersteigt.

Große Preisunterschiede gibt es auchbei den ersten Banknoten der Bundes-republik, wenn diese mit „B“-Stempel,„B“-Perforation oder beiden Kennzei-chen versehen sind. Mit diesem B wur-den in Westberlin umlaufende Notenanfangs gekennzeichnet. Wie ein alter

Sammler zu berichten wusste, hat mandiese Scheine mit einem einfachen, auseiner Kartoffel geschnittenen B-Stem-pel schon in den sechziger Jahren ver-fälscht.

Was für Münzen gesagt wurde, giltauch für Banknoten. Und natürlich auchvon Medaillen, besonders bei gegosse-nen Stücken.

Abschließend noch ein Buchtipp zumThema Falschgeldaffären, das span-nend wie ein Krimi und lehrreich wieein Fachbuch ist:

Walz, Karlheinz: „Falschgeld“ Spannendes und Kriminalistisches, Ernstesund Amüsantes aus der Welt der GeldfälscherH. Gietl Verlag, 1. Auflage Regenstauf 1999,Format 17 x 24 cm, sehr viele Abbildungen, 180Seiten, Preis: 25,46 Euro, ISBN 3-924861-32-3

LITERATUR

Geldschein mit gefälschtem Überdruck zum Schaden der Sammler

Page 134: Handbuch Ms

134

Die Bundesbürger sind bekanntlichWeltmeister im Reisen, jährlich fahrenMillionen in das nahe und ferne Aus-land. Nach erster Bekanntschaft mitdem fremden Geld stellt man fest, wel-che Münzen es gibt. Dann wird be-merkt, dass es von der einen oder an-deren Münzsorte verschiedene Typengibt, was reizt, der Sache auf den Grundzu gehen. In Souvenirläden kann manmanchmal interessante ältere Einzel-stücke oder Serien für wenig Geld er-werben.

Ist die Leidenschaft für das Hobby„Münzen“ erst einmal geweckt, so wirdman schnell feststellen, dass die Zufalls-geschenke und Reiseandenken alleinnicht ausreichen, um eine Sammlungauf- und auszubauen. Und schon nacheiner bescheidenen Spezialisierung pas-sen viele dieser sporadischen Münzprä-sente gar nicht recht in das Gebiet, fürdas man sich schließlich entschiedenhat. Es gibt allerdings Menschen, diealles aufheben, was sie je an Münzenbekommen konnten. Ob daraus danneine brauchbare Sammlung wird, seidahingestellt.

Münzensammlerund Münzenhändler

Früher oder später wird man die Diensteeines Münzenhändlers in Anspruchnehmen müssen, wenn man eben nichtnur „alles“ sammelt, was man zufälligbekommt, sondern spezielle Stückesucht und eine sinnvolle Sammlung auf-bauen will.

Münzenhandlungen gibt es überall inDeutschland in größeren und kleinerenStädten. Manchmal führen auch An-tiquitätengeschäfte Münzen als Neben-sortiment, häufig haben auch Brief-markenhändler Münzen im Angebot.Auch auf Flohmärkten liegen Münzenund Papiergeld zum Verkauf aus. In Zei-tungen sind Annoncen zu finden, mitdenen Münzen gesucht oder offeriertwerden. Auch bei Auslandsreisen wirdman Münzläden und Händler finden,die vielleicht etwas für die eigeneSammlung haben.

Gelegenheiten, für viel oder wenig Geldan Münzen zu kommen, gibt es überall.Doch Münzenkauf ist Vertrauenssache,besonders wenn es sich um Stücke derhöheren Preisklasse handelt. Händler istnicht Händler, wie auch bei anderenWaren unterscheiden sich Angebote,Preise und vor allem die fachliche Kom-petenz der Anbieter teilweise stark. Inder Marktwirtschaft herrscht Gewerbe-

Münzen im Handel

Page 135: Handbuch Ms

135

freiheit und praktisch jeder, der esmöchte, kann ein Gewerbe anmeldenund sich „Numismatiker“ oder Münz-händler nennen. Diese Berufsbezeich-nung ist nicht gesetzlich geschützt.

In Deutschland bestehen zwei Verbän-de, der „Verband der deutschen Mün-zenhändler“ und der „Berufsverbanddes deutschen Münzenfachhandels“, indenen sich professionelle Münzhändlerorganisiert haben. Die Mitglieder dieserVerbände verpflichten sich zu gewissenGrundsätzen, wie beispielsweise markt-gerechte Preise zu fordern und nurzweifelsfrei echte Stücke anzubieten,was für den Konsumenten, sprichSammler, von großer Wichtigkeit ist.Wer Mitglied in diesen Verbänden wer-den möchte, muss über solide numis-matische und kaufmännische Kenntnis-se verfügen, um aufgenommen zu wer-den. Natürlich gibt es auch kompetenteund seriöse Händler, die keinem Ver-band angehören. Letztlich muss daherjeder Sammler „den Händler seines Ver-trauens“ selbst suchen und finden, derihn gut berät und betreut.

Die Händlerverbände verschicken auchauf Anforderung Mitgliederlisten, indenen man dann einen Münzhändler inder Wohnnähe finden kann. Natürlichsind sie auch im Internet präsent. Diedeutschen Fachzeitschriften enthaltenin speziellen Rubriken „numismatischeFührer“, in denen man nicht nur die An-schrift, sondern auch die Spezialgebie-te, Öffnungszeiten, Telefon- und Fax-nummern der Firmen aufgelistet findet.Zugleich wird angegeben, welchemVerband der Händler angehört.

In größeren Städten gibt es meist eineReihe von Münzfachgeschäften, man-che Händler hingegen verkaufen ihreWare in der Wohnung und empfangenKunden nur nach Anmeldung. Eingroßer Vorteil für den Sammler ist, dasser sich in einem Laden sehr schnell einBild machen kann. Dies betrifft das An-gebot allgemein, aber auch, wie dieWare angeboten und mit Preisen aus-gezeichnet ist. Einige Händler führenalles, was man sammeln kann, anderehingegen bieten nur moderne Münzenan, manche sind spezialisiert auf be-stimmte Länder und Gebiete. Was diePreise angeht, so gibt es natürlich oftganz gravierende Unterschiede. Ange-bot und Nachfrage bestimmen denPreis.

Logo des Verbands der deutschenMünzenhändler (links) und desBerufsverbands des deutschenMünzenfachhandels (rechts)

Page 136: Handbuch Ms

136

Schnäppchen beim Münzenkauf

Mit etwas Glück kann man das eineoder andere gesuchte Stück günstig er-werben, besonders bei etwas ausgefal-lenen Gebieten, wo der Sammler oftmehr von den Münzen und deren Prei-sen weiß als der Händler. Immer wiederfindet man in Kramkisten manche Jahr-gangsvariante, die bedeutend teurer istals andere, dies trifft besonders bei Aus-landsmünzen zu. Doch Vorsicht bei derSchnäppchenjagd. Seit Jahrzehntengibt es gute Münzkataloge für fast alleGebiete, die Fachzeitschriften enthal-ten, wie schon erwähnt, meist umfang-reiche Aufstellungen mit Preisen fürdeutsche, österreichische und SchweizerMünzen, die auch laufend aktualisiertwerden. Und selbst im nahen und fer-nen Ausland haben die Händler dieseKataloge und Zeitschriften, ebenso wiedie dortigen Sammler. Eine gute deut-sche Reichsmünze zu 50 % des üblichenMarktpreises zu erwerben ist praktischausgeschlossen. Es sei denn, sie istfalsch, doch dazu wurde schon einigesausgeführt.

Besonders in südlichen Ländern werdenimmer wieder Fälschungen von antikenMünzen angeboten und gekauft.Manchmal werden Touristen „unter derHand“ Schätze offeriert, die man an-geblich gerade gefunden hat. In derTürkei beispielsweise sollte man es in

jedem Falle unterlassen, Münzfundeoder Teile davon zu kaufen, meist be-kommt man ohnehin nur Fälschungen.Und beim Zoll kann es große Problemegeben. Mancher Tourist musste wegenzweifelhafter Antiken, die er fast zumgleichen Preis in Deutschland bei einerrenommierten Firma mit Echtheitsga-rantie hätte bekommen können, Be-kanntschaft mit einem türkischen Ge-fängnis machen. Doch keine Angst,nicht überall ist der Münzenkauf imAusland mit Ärgernissen verbunden.Auch in der Türkei wurde auf dem Flug-hafen von Istanbul ein Münzgeschäfteröffnet, wo Reisende im Duty-Free-Be-reich moderne türkische Münzen sehrgünstig erwerben können.

In vielen Ländern haben sich die Händ-ler in Verbänden zusammengeschlos-sen, deren Mitglieder sich zu den glei-chen Grundsätzen wie ihre deutschenKollegen verpflichtet fühlen. Man kanngewiss auch im Ausland das eine oderandere Stück günstig kaufen, aber dieZeit, wo es oftmals wirkliche „Schnäpp-chen“ gab, ist lange vorbei.

Vielleicht zum Auslandskauf noch fol-gende Bemerkung. In der Regel sind dieMünzen des eigenen Landes immer imLande selbst am teuersten. Ungarischeoder belgische Münzen kauft man ga-rantiert nicht billig in Ungarn oder Bel-gien. Doch der ungarische Händler hat

Page 137: Handbuch Ms

137

mehr an ungarischen Münzen am La-ger, als der deutsche oder englische Kol-lege. Und der Händler in Brüssel kannbei Belgien nicht nur alle häufigenStücke, sondern manche lang gesuchteRarität anbieten, natürlich zum „richti-gen“ Preis. Doch vielleicht nimmt ersehr gern Dubletten in Zahlung, die beiuns schwer verkäuflich sind. An einenHändler in Dänemark kann man unterUmständen dänische oder norwegischeMünzen nach Jahrgängen verkaufenoder vertauschen, für die hier relativwenig Interesse besteht. Doch auch derMünzenmarkt ist „globalisiert“, vieleHändler pflegen internationale Kon-takte untereinander und haben Kun-den wie Bezugsquellen im Ausland.Geschenkt bekommt man nirgendwoetwas. Besonders in armen Ländern for-dern unerfahrene Händler aus Angst,etwas zu verlieren, viel mehr als bei uns.Diese Feststellung wird man immer wie-der machen, wenn man im AuslandMünzen kaufen will. Nicht selten wirdsogar ein Katalog vorgelegt, wo auf dieSpalte mit dem höchsten Preis verwie-sen wird, ohne jedoch die Erhaltungrealistisch einzuschätzen.

Noch ein Wort zur Preisauszeichnung.In der Münzenbranche ist es durchausüblich zu handeln und nach Rabattenzu fragen, unabhängig vom neuen Ra-battgesetz. Es gibt einige Münzhand-lungen, in denen an den Münzen sehr

hohe Preise stehen, die sich aber schnellnur als „Verhandlungsangebot“ he-rausstellen. Andere Händler wiederumverweisen darauf, dass es nur beigroßen Summen einen minimalen Ra-batt gibt, wiederum andere betonen,dass die Preise allesamt so günstig kal-kuliert sind, dass keinerlei Zugeständ-nisse möglich sind.

Doch an dieser Stelle noch ein guterRat. Wenn Sie auf der Suche nach einemMünzhändler ihres Vertrauens sind,dann sollten Sie nicht sofort das Ge-spräch mit der Frage nach Rabatten be-ginnen. Sind Sie Stammkunde in einemFachgeschäft, so wird der Händler dieszu honorieren wissen. Er weist Sie danngezielt auf günstige Angebote hin, diees immer wieder auch im Münzenhan-del gibt und wird Ihnen manches Stückzu einem Vorzugspreis abtreten. Aus-gesprochen unseriös ist es, wenn ineinem Münzgeschäft keine Preisaus-zeichnung für die Ware erfolgt.

Weitere Ausführungen zu diesen Themenfinden Sie im Unterkapitel „Münzen alsWertanlage“.

HINWEIS

Page 138: Handbuch Ms

138

Münzbörsen und Münzauktionen

Weiter fortgeschrittene Sammler wer-den feststellen, dass sie bald für ihr Ge-biet nichts mehr in den ihnen bekann-ten Läden finden. Die Händler be-grüßen den Kunden schon immer miteinem bedauernden Kopfschütteln.

In großen Städten werden jährlich teil-weise mehrfach Münzbörsen abgehal-ten. Diese haben nichts mit der „klassi-schen Börse“ zu tun, es sind große Ver-kaufsveranstaltungen, wo viele Händlerdes In- und Auslands ihre Schätze demPublikum vorstellen und zu denen je-dermann Zutritt hat. Manchmal sindauf ganz großen Börsen auch National-banken und Münzprägeanstalten desIn- und Auslands vertreten, Fachverlagestellen ihre Produkte und neue Büchervor. Es gibt Börsen von Weltrang, so inMaastricht (Valkenburg) für Geld-scheinsammler, auch die stets Ende Ja-nuar stattfindende World Money Fair inBasel gehört dazu. Wichtige Börsen fin-den auch in London statt. Die „Numis-mata“ gibt es in München und Berlinjährlich, aber auch in vielen anderenStädten werden sehr erfolgreiche undbeliebte Börsen abgehalten, so auch inStuttgart, Hannover, Karlsruhe, Leipzigund anderen Städten, um nur einige zunennen.

Der Besuch einer solchen Münzbörse istein besonderes Erlebnis. Man findetmanchmal in mehreren großen Halleneine kaum zu überschauende Fülle vonMaterial, das Händler und auch Privat-sammler aus allen Teilen Deutschlandsund dem Ausland anbieten. EinigeSammler stürzen sich gleich in das Ge-wühl, prüfen systematisch jeden Standund fragen nach Angeboten zu ihremGebiet. Andere hingegen sind schnellermüdet und stellen fest, dass ihnen beieiner solchen Fülle von Angeboten dieOrientierung fehlt. Sie freuen sich dannriesig, wenn sie „ihren Händler“ ent-deckt haben, den sie gut kennen. Undsie kaufen dann das, was sie auch amnächsten Montag in seinem Laden hät-ten erstehen können. Andere Münz-sammler hingegen sind von den Münz-börsen so begeistert, dass sie sich baldselbst um einen Stand bemühen, umdort Dubletten zu verkaufen.

Vielleicht noch ein letzter Rat zum The-ma Münzbörsen: Die Risiken, übervor-teilt zu werden oder Fälschungen zu er-werben, sind natürlich auch dort groß,besonders wenn man bei unbekanntenPrivatleuten kauft. Praktisch risikolos istder Erwerb bei angesehenen Münz-handlungen, die sich gern bei solchenBörsen vorstellen. Leider ziehen solcheMassenveranstaltungen auch immer„dunkle“ Gestalten an, also „Augen aufund Taschen zu“. Hat man selbst einen

Page 139: Handbuch Ms

139

kleinen Stand gemietet, so sollte manbesonders teures Material niemals un-beaufsichtigt lassen. Es gibt nicht nurgerissene Diebe, die Münzen einfachentwenden, sondern auch wahre Spe-zialisten des Betrugs, die blitzschnell ei-ne echte gegen eine falsche Münze aus-tauschen oder einen „guten Jahrgang“an sich bringen und auf das Tablett einMassenstück legen.

Münzbörsen sind für viele Sammlerwahre Höhepunkte, einige reisen jähr-lich zu allen möglichen deutschen Bör-senplätzen und ins Ausland.

Schwellenängste bei Münz-auktionen sind unbegründet

Eine weitere Möglichkeit, an gute Münzenzu gelangen, sind Versteigerungen. Mün-zauktionen gibt es seit langem. InDeutschland führen verschiedene großeund kleinere Firmen solche Versteigerun-gen durch. Sie finden in den Fachzeit-schriften nicht nur eine Übersicht der Fir-men, die Auktionen durchführen, sondernauch die entsprechenden Termine. Diesewerden, manchmal mit der Beschreibungvon wichtigen Schwerpunkten im Ange-bot, auch durch Annoncen bekanntgege-ben. Zugleich findet man in der Fachpres-se auch Berichte über bevorstehende Auk-tionen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Münz-auktionen sind meist keine „elitären“Veranstaltungen. Oft denkt man beimWort „Auktionen“ nur an solche Ver-steigerungen, von denen in der Tages-schau berichtet wird, wo beispielsweisealte Gemälde für Millionen den Besitzerwechseln. Die Münzauktionen hinge-gen sind eigentlich normale Verkaufs-veranstaltungen und man braucht auchkeinerlei Schwellenangst zu haben, ein„Auktionslokal“ zu betreten, das meistkein klassisches Lokal, sondern eingroßer Saal in einem Hotel oder Re-staurant ist. Manche Auktionshäuserführen die Versteigerungen auch in deneigenen Geschäftsräumen durch. DieseAuktionen sind öffentlich und niemandwird Sie ansprechen, wenn sie zunächsterst einmal „nur schauen“ wollen. DasPersonal wird Ihnen gern behilflich sein,wenn Sie Fragen zum Ablauf der Ver-anstaltung haben.

Eine weiterhin sehr verbreitete, jedochfalsche Meinung ist, dass man auf Auk-tionen besonders teuer kauft. Man musssich nur sorgfältig vorbereiten und vorder Auktion Preisrecherchen anstellen.So lohnt es sich, einen im Laden vomHändler geforderten Preis mit den Er-gebnissen früherer Versteigerungen zuvergleichen und für sich ein Limit beimKauf zu setzen. Zweifellos gibt es beiden Auktionen ebensolche Unterschie-de wie bei den Münzenläden, aber

Page 140: Handbuch Ms

140

auch die ganz großen Firmen der Bran-che haben immer wieder auch etwasfür den kleinen Geldbeutel im Angebot.

Auf Münzversteigerungen der großenAuktionshäuser werden vorrangig bes-sere Münzen und Super-Raritäten an-geboten. Bei kleinen Firmen hingegenist auch gängiges Material der Mittel-klasse zu finden. Doch wie gesagt, Spit-zenpreise werden für ganz besondersgute Stücke erzielt, aber manche ge-suchte Münze ist auf der Auktion unterUmständen sogar günstiger als in einemLadengeschäft zu erstehen. Das heraus-zufinden ist Sache des Sammlers.

Spielregeln und Auktionstipps

Wie bei allen Dingen im Leben mussman bei der Auktion die „Spielregeln“kennen, die sich von Firma zu Firma et-was unterscheiden können, doch es gibtallgemeine Grundsätze, die kurz erklärtwerden sollen. Die Auktionsfirmen sindgesetzlich dazu verpflichtet, die Ge-schäftsbedingungen im Auktionslokalauszuhängen, in den Katalogen sind sieebenfalls abgedruckt und man solltesich, besonders bei Häusern, die mannicht kennt, diese vor Gebotsabgabe,gleich ob als Saal- oder Fernbieter, ge-nau durchlesen. Dies gilt insbesondere,wenn man sich im Ausland an Auktio-nen beteiligen will.

Zunächst muss man sich einen Auk-tionskatalog besorgen, diesen bekommtman meist nur gegen eine Schutzge-bühr von der Firma auf Anforderungzugesandt oder man kann ihn auchwährend der Auktion erwerben. ImComputer-Zeitalter findet man dieseKataloge meist auch im Internet, mitBeschreibung und Bildern. Oft kannman heute schon „Online“ auch seineGebote abgeben. Dazu finden Sie nähe-re Erklärungen im Kapitel „Internet“.

Auktionskatalog der Firma Dr. Busso Peus Nachf.in Frankfurt /Main für die Sammlung Dr. med.Friedrich Bonhoff, Teil I Deutsche Münzen desMittelalters, nach der heute vielfach zitiert wird

Page 141: Handbuch Ms

141

Die Auktionskataloge sind manchmalwahre Meisterwerke, was die Druck-qualität und wissenschaftliche Bearbei-tung angeht. Einige ältere Katalogesind heute als Fachliteratur gesucht undwerden gut bezahlt, besonders wenndort Spezialsammlungen einzelner Ge-biete enthalten sind.

In guten Versteigerungskatalogen fin-det man nicht nur ein Inhaltsverzeich-nis, sondern auch ein Register. Sie sehenbeispielsweise unter Danzig oder Frank-furt nach und finden dann die Stückeunter den entsprechenden Nummern.Diese Positionen nennen sich bei derAuktion „Lose“. Zu jedem Los gibt esdann eine mehr oder minder ausführ-liche Beschreibung und einen Schätz-preis. Dieser kann, muss aber nicht derMinimalpreis sein, zu dem die Münzeoder Gegenstand angeboten oder „aus-gerufen“ wird. Bei manchen Häusernwird mit 80 % des Schätzpreises begon-nen (wenn nicht mindestens zwei höhe-re Gebote vorliegen), andere verweisendarauf, dass keine „Untergebote“ an-genommen werden und der aufgeführ-te Preis zugleich Mindestpreis ist.

Aus Platzgründen werden verschiedeneAbkürzungen gewählt, solche, die all-gemein benutzt werden und, andere,die firmenspezifisch sind und in einemAbkürzungsverzeichnis erklärt werden.

Beteiligen kann man sich an den Auk-tionen persönlich, durch „Anwesenheitim Saal“, oder aber auch als Fernbieter.Kommt man selbst zur Auktion, dannerhält man eine Bieternummer, die mandann bei der betreffenden Losnummerhochhält. Der Auktionator ruft ein„Los“ auf und nennt das Mindestgebot,manchmal wird auch angesagt, dass be-reits ein schriftlicher Auftrag vorliegt,den es zu überbieten gilt. Dann beginntdas Steigern, hierbei gibt es Stufen oderSchritte, die in den Versteigerungsbe-dingungen angegeben werden. ZumBeispiel: bei Schätzpreisen im Katalogvon 1 bis 20 Euro mindestens 1 Euro, ab20 bis 50 Euro mindestens 2 Euro oderab 1000 Euro mindestens 100 Euro.

Den Zuschlag erhält schließlich der Bie-ter, der bis zum Schluss seine Bieter-nummer hochhält, während andereschon „ausgestiegen“ sind. Manchmalwird aufgerufen, nur eine Karte gehthoch – und schon wird der Zuschlag er-teilt. Manchmal gibt es regelrechteBietergefechte, die den Versteigereraußer Atem bringen, wenn er bei 500Euro begonnen hat, aber der Zuschlagerst bei 8700 Euro erfolgt. Das Bieter-duell endet schließlich mit der Auffor-derung: Zum ersten, zum zweitenund… zum dritten. Nach Hammer-schlag geht dann das Stück Nr. X für8700 Euro an den Bieter Y.

Page 142: Handbuch Ms

142

Wichtig sind die Kenntnisse über dieGesamtkosten. Die Preise in den Kata-logen sind „Netto“. Auf diesen Preiswird immer ein „Aufgeld“ erhoben,dies ist der Verdienst des Auktionators,das unterschiedlich sein kann, in der Re-gel aber bei 15 % liegt. Über dieses Auf-geld muss man sich, insbesondere beiunbekannten Firmen und im Auslandgenau informieren. Ebenso wie überden Mehrwertsteuersatz, der dannnoch aufgeschlagen wird. Dieser be-trägt in Deutschland in der Regel 7%,aber bei einigen Goldmünzen entfälltdie Mehrwertsteuer und bei anderenStücken werden 16 % erhoben. In an-deren Ländern werden Münzen teil-weise gar nicht oder mit völlig anderenSätzen besteuert. Verbindlich ist immerder Steuersatz des Landes, wo sich dasAuktionshaus befindet.

Nun eine kleine Rechnung zur Veran-schaulichung: Sie bieten 100 Euro underhalten den Zuschlag. Darauf kommen15 % Aufgeld und auf diese Summe von115 Euro nochmals die 7% Mehrwert-steuer. Insgesamt kostet Sie das Stückdann 123,05 Euro. Beim Versand kom-men noch entsprechende Versandkos-ten oder eine Pauschale hinzu, die vonFirma zu Firma unterschiedlich hochausfallen kann, aber in den Geschäfts-bedingungen aufgeführt wird.

Wer die Gelegenheit hat, sollte sich ei-ne solche Auktion unbedingt einmalansehen. Man muss nur die Spielregelnkennen und ein gutes Reaktionsvermö-gen besitzen. Schon vorher muss klarsein, wieviel einem eine Münze wirklichwert ist, wie weit man gehen und dieKarte hochhalten will. Erhält man denZuschlag, so ist dieser juristisch bindend,man kann hinterher keinen „Rückzie-her“ machen. Und aus diesen Gründenist beispielsweise auch der Alkoholaus-schank in Auktionssälen gesetzlich ver-boten.

Fernbieten ohne Nervenkitzel und Risiko

Wer nicht über die notwendigen Ner-ven verfügt, den manchmal aufregen-den Bietgefechten beizuwohnen, kannauch in aller Ruhe von zu Hause aus aneiner solchen Auktion als Fernbieterteilnehmen. Man schickt dem Auktions-haus rechtzeitig per Brief oder Fax sei-nen Auftrag, der ebenso bindend ist,wie die persönliche Teilnahme. Dortwird dieser interessenwahrend für sieausgeführt. Konkret bedeutet dies, ei-ne Münze ist mit 100 Euro ausgepreist.Sie würden 200 Euro bieten und den-ken dabei unbedingt an das Aufgeldund die Mehrwertsteuer, die hinzu-kommen. Werden im Saal dann nur 120

Page 143: Handbuch Ms

143

Euro geboten, so erhalten Sie den Zu-schlag, je nach Versteigerungsbedin-gungen des Auktionshauses, zum glei-chen Preis von 120 Euro oder zu einerBietstufe höher, zum Beispiel 125 Euro.

Der kluge Auktionator wird sich hüten,Ihr Gebot „auszureizen“, nur weil Sienicht im Saal sind. Ein solches Ausnut-zen der Ferngebote spricht sich schnellherum und nichts ist schlimmer als einramponierter Ruf. Bei einigen Firmenkann man auch telefonisch bieten, dochhier ist Geduld erforderlich, weil nie ge-nau vorherzusehen ist, wann eine Los-nummer zum Ausruf gelangt. Das tele-fonische Bieten sollte die Ausnahme beibesonders teuren Stücken sein und blei-ben.

Nachteilig bei dem Fernbieten ist, dassSie das Stück nicht ansehen konnten, esalso blind kaufen. Einige Häuser bietenAnsichtssendungen bei gut bekanntenKunden an, doch meist muss man dasMaterial vor der Auktion in der Firmaoder am Versteigerungstag im Saal an-sehen.

Ohne eine persönliche Besichtigungmuss man sich auf die Beschreibung in-klusive Qualitätsangabe des Versteige-rers verlassen. Auch hier gilt es: Erfah-rungen zu sammeln und zu vergleichen.Auch bei den Auktionsfirmen gibt esAbweichungen, was gerade die Qua-

litätsbeurteilung angeht. Einige sindsehr vorsichtig in dieser Frage, um Re-klamationen zu vermeiden, andere hin-gegen legen die Qualitätskriterien sehroptimistisch aus, was zu Enttäuschun-gen führen kann. Zu beachten ist auchdas „Kleingedruckte“, wonach meist beiLots, so nennt man Zusammenstellun-gen von mehreren Münzen unter einerKatalognummer, kein Rückgaberechtbesteht.

Ähnlich wie beim Fernbieten läuft auchdas Online-Bieten an. Meist findet mansehr gute Fotos von den Stücken im In-ternet, man braucht dann nur noch denpersönlichen Höchstbetrag einzugebenund per E-Mail sein Gebot abzu-schicken.

Einige Münzhändler bieten als beson-dere Dienstleistung die „Auktionsver-tretung“ an. Diesen Service sollte mannutzen, wenn man besondere Wünschehat oder bezüglich der Qualität ganz si-cher sein will. Kennt man den Händlergut, kann man ihn auch um Rat bittenund ihm den Höchstbetrag anvertrau-en, den man ausgeben will. DieserKundendienst ist meist auch ohne zu-sätzliche Kosten verbunden, weil Händ-ler meist ein geringeres Aufgeld alsSammler zu bezahlen haben und dieDifferenz als Aufwandsentschädigungbehalten.

Page 144: Handbuch Ms

144

Fern- und Internet-Auktionen

Es gibt auch reine „Fernauktionen“.Hier sind die Spielregeln ähnlich wie beiden beschriebenen Versteigerungen,nur dass es keinen Saal gibt, wo die Zu-schläge erfolgen. Bei diesen auch „mailbid“ genannten Auktionen werden dieschriftlichen Gebote gesammelt und aneinem bestimmten Stichtag ausgewer-tet. Dann erhält jeweils das höchste Ge-bot den Zuschlag. Bei mehreren Gebo-ten in gleicher Höhe entscheidet derEingangstag der Postsendung.

Weitere Ausführungen zu diesem Themafinden Sie im Kapitel „Münzen, Computer undInternet“.

Lager- und Versandlisten

Viele Münzhandlungen verschickenauch regelmäßig Versand- und Ange-botslisten zu den verschiedensten Ge-bieten. Man muss sie nur anfordern,meist erfolgt der Versand auch kosten-los. In den Fachzeitschriften werdenvielfach diese Listen ausführlich bespro-chen und ihr Inhalt analysiert. AndereHändler wiederum veröffentlichen re-gelmäßig große oder kleinere Annon-

HINWEIS

cen in der Fachpresse. In diesem Zu-sammenhang sei abermals darauf hin-gewiesen, wie wichtig es ist, sich eineoder mehrere dieser Zeitschriften zuhalten, auch zum Kauf und Verkauf vonMaterial. Denn die dort aufgeführtenPreise sind die „Nagelprobe“. Nicht Ka-talogpreise, die irgendwie als Durch-schnitt festgelegt wurden, sondern mitWare untersetzte Händler-Verkaufs-preise sagen etwas über die aktuelleMarktsituation und die Stücke selbst aus.

Die Unterschiede in Umfang, Qualitätund Inhalt sind auch bei diesen Listensehr groß. Einige enthalten akribisch al-le Angaben zu einem Stück, bei ande-ren wieder ist die Vorstellung des An-gebots lückenhaft. Und auch die Preiseselbst, wie könnte es anders sein, sindmanchmal sehr unterschiedlich für diegleiche Münze. Schließlich muss mannoch beachten, ob es sich bei den auf-gelisteten Stücken um Einzelstückehandelt oder ob es Standardware ist,von dem jeder Händler gewiss mehr alsnur eines am Lager hat. Mit Sicherheitdürften alle „normalen“ DDR- und BRD-Münzen bei einer Münzhandlung mehr-fach verfügbar sein. Aber bei einem 5-DM-Stück 1958 J in Erhaltung „ss+“mit kleinem Randfehler wird es sich si-cherlich um ein Einzelstück handeln,ebenso wie bei vielen Talern, Mittelal-ter- oder antiken Münzen.

Page 145: Handbuch Ms

145

Viele Münzhandlungen nehmen Bestel-lungen auch telefonisch entgegen. Beibesonders interessanten Stücken emp-fiehlt es sich, schnell zum Hörer zu grei-fen, denn wer zuerst kommt, mahlt zu-erst. Wartet man zu lange, so ist dieEnttäuschung groß, wenn man erfährt,dass das Stück schon weg ist.

Der Versand der Preislisten erfolgt häu-fig kostenlos, während bei den auf-wändig gedruckten und schweren Auk-tionskatalogen fast immer eine Schutz-gebühr verlangt wird. Meist bekommtman nicht nur eine, sondern auch wei-tere Listen unaufgefordert zugeschickt,doch wer nie etwas bestellt, darf sichnicht wundern, wenn der Händler dannden Versand alsbald einstellt. Bei denheutigen Portokosten ist dies wohlleicht nachzuvollziehen.

Was den Service und vor allem die Ku-lanz und Korrektheit bei der Abwick-lung und Qualität angeht, so gilt auchbeim Versandhandel: Vergleichen undden Partner suchen, den man sichwünscht. Manche Sammler, die in ihrerNähe kein Münzgeschäft haben, arbei-ten eng mit einem oder mehreren Ver-sandhändlern zusammen. Für Neuhei-ten bieten beispielsweise einige Firmengünstige Abonnements an, mancheführen auch Zubehör, wie Alben und Li-teratur und andere bearbeiten Fehlli-sten und unterbreiten gezielte Ange-

bote zu be-stimmten Ge-bieten und suchenfür ihre Kunden Stücke, die diese inFehllisten aufführen.

Vorsicht bei „Münzschrott“!

Werbung ist ein wichtiger Bestandteilder modernen Marktwirtschaft. Sie fin-den in Tageszeitungen, Magazinen,Fernsehzeitschriften und sonstigenDruckerzeugnissen immer wieder auchMünzangebote, wo seriöse Münzhand-lungen um neue Kunden werben.

Nicht selten allerdings bieten Firmendas, was als „Münzschrott“ bezeichnetwird, für viel Geld an. Vorsicht ist insbe-sondere geboten, wenn von „hohenWertsteigerungen“ die Rede ist, odervon „echtem Silber“. Der Materialwertdes Silbers ist im allgemeinen unerheb-lich. Und auch die Auflage kann man„streng“ limitieren. Diese „Limitierung“sagt bei solchen modernen Medaillennicht das Geringste über den wirklichenWert aus. Leider fallen immer wiederAnfänger auf raffinierte Reklame he-rein und verlieren viel Geld. Nicht seltenkostet eine 15 g schwere Silbermedail-le bis zu 50 Euro, die kein Münzhändlerder Welt dann später auch nur für 5 Eu-ro ankaufen würde.

„Münzschrott“ – die gekenn-zeichnete Nachprägung eines

5-Mark-Stücks von Preußen

Page 146: Handbuch Ms

146

Auf der vorhergehenden Seite ist einpreußisches 5-Mark-Stück abgebildet,das mit Jahreszahl 1988 (die echtenExemplare gibt es nur von 1874 bis1876) neben dem Münzbuchstaben Aals Nachprägung korrekt gekennzeich-net ist und das ganz sicher nicht geradebillig war. Doch schade um das Gelddafür. Eine solche Münze ist in brauch-barer Erhaltung im Handel als echtesExemplar schon für wenig Geld zu be-kommen. Solche Stücke werden übri-gens „mit Echtheitszertifikat“ geliefert,was sie jedoch keineswegs wertvollermacht.

Weitere Ausführungen zu diesem Themafinden Sie in Unterkapitel „Von Schächtelchenund Zertifikaten“.

Von Sammler zu Sammler

Über Sammlerverbände wird noch zuberichten sein. Einige Sammlervereineführen Tauschabende und Münzbörsendurch, besonders Anfänger werden hierbestimmt etwas finden. Fortgeschritte-ne Sammler, die gern die Vorträge derVereine besuchen oder nur mit anderenSammlern reden wollen, wissen genau,was der andere im Tauschalbum seit

HINWEIS

Monaten hat. Doch der vertraute Ver-ein hat auch seine Vorteile. Sie sind viel-leicht bekannt dafür, dass Sie „Notgeld“oder „Italien“ sammeln. Und so kom-men dann andere Sammlerfreundegern mit Dubletten bei Notgeld odereben Italien gezielt zu Ihnen.

In den Fachzeitschriften gibt es auch ei-nen Annoncenteil, meist sogar geglie-dert nach Gebieten und den RubrikenAnkauf / Verkauf / Tausch. Diese sollteman genau ansehen, denn ein Kauf vonprivat kann durchaus interessant sein,ebenso wie ein Tausch. Manchmal er-wachsen durch solche telefonischenoder schriftlichen Kontakte echteSammlerfreundschaften. Natürlich gibtes manchmal auch Probleme, besonderswenn teure Stücke gekauft oder ver-kauft werden sollen, denken wir nur andie Frage der Echtheit und auch derZahlungsabwicklung. Doch viele Samm-ler haben schon preiswerte und vor allemim Handel selten angebotene Münzen,Geldscheine, Abzeichen oder Ansichts-karten über solche Annoncen bekom-men. Einen Versuch ist es immer wert,zumal die Annoncen in leserfreund-lichen Sammlerzeitschriften kostenlossind.

Page 147: Handbuch Ms

147

Münzen sammeln soll in erster LinieFreude machen. Wer eine größere Erb-schaft gemacht hat oder mehr verdientals er ausgeben kann und will, sollte zurGeldanlage die Dienste von Finanzbe-ratern in Anspruch nehmen. Bankenoder seriöse Anlage-Spezialisten wer-den eine Vielzahl von Produkten zurAuswahl anbieten. Es gibt sehr sichereWege, sein Vermögen mit kleinen Ren-diten schrittweise zu erhöhen, aberauch waghalsige Experimente mit ho-hem Risiko. In den letzten Jahren habeneinige ein Vermögen mit Aktien, spe-ziell beim „Neuen Markt“ gemacht, an-dere Sparer wiederum steckten dasGeld in als sicher angepriesene Aktien-fonds – und haben viel verloren.

Wer ohne Sachkenntnis wahllos Mün-zen kauft, wird mit hoher Sicherheitmehr verlieren als gewinnen. Und se-riöse Münzhändler werden und könnenauch garantiert keine „todsicheren“Tipps für Münzen geben, die man – wieAktien – nur kaufen und liegenlassenmuss.

Immer wieder wird berichtet, dass Inves-titionen in Münzen auf lange Sicht ho-he Renditen bringen, sogar Immobilienin dieser Hinsicht überflügeln. DieseAussage ist sicherlich nicht prinzipiellfalsch, kann aber auch nicht ohne wei-tere Erklärungen hingenommen wer-den. Wer beispielsweise in den fünfzi-

ger Jahren des 20. Jahrhunderts Reichs-münzen in bester Qualität gekauft hat,konnte sie Ende 2000 mit einem riesi-gen Gewinn verkaufen, unter Berück-sichtigung von Zins und Zinseszins.Doch vielleicht wäre die Investition inBauland noch günstiger gewesen, werkann das schon nachrechnen? Doch mitSachkenntnis und etwas Glück kannman sein Geld sehr wohl gewinnbrin-gend in Münzen anlegen, nur ist es wiebei der Liebe – erzwingen lässt sich hiernichts.

Die „goldenen Sechziger“ für Münzsammler

Wie schon berichtet, gab es in den sech-ziger Jahren einen „Boom“ bei Mün-zen. Die Leute in Ost und West verdien-ten mehr und konnten sich auch einemnicht ganz billigen Hobby zuwenden.Mit steigender Sammlerzahl verknapptesich das Angebot bei gesuchten Mün-zen sehr schnell, entsprechend stiegendie Preise. Besonders deutsche Münzender Weimarer Republik und des Kaiser-reichs wurden immer teurer, weil es kei-nen „natürlichen“ Nachschub gab wiebei Grund und Boden.

Zu Beginn des Dritten Reichs wolltekein Münzhändler die Münzen derWeimarer Republik kaufen, wie man

Münzen als Wertanlage

Page 148: Handbuch Ms

148

aus dem Tagebuch von Viktor Klempe-rer erfahren kann. Er war froh, als er beider Reichsbank 1934 seine Gedenk-münzen von 1925 bis 1932 gegen Geld-scheine umtauschen konnte, um Rech-nungen zu begleichen. Und die Bergar-beiter im Ruhrgebiet freuten sich kei-neswegs darüber, als sie 1952 eine sil-berne Gedenkmünze zu 5 DM auf dasGermanische Nationalmuseum in ihrenLohntüten fanden. Immer wieder wur-de darüber berichtet, dass diese heuteheiß begehrten Prägungen bei denBanken liegen blieben, weil niemandsie haben wollte.

Ein alter Sammler erzählte, dass er 1964einige „Fichte“ (5 DM) bei der Bank er-halten hatte und diese nach zwei Jah-ren für 12 DM verkaufen wollte. Er fandkeinen Käufer, immerhin wollte ermehr als 100 % verdienen. Doch schonnach wenigen Jahren wendete sich dasBlättchen bei dieser Münze und er hatschließlich nicht die „ganz schnelleMark“, aber ein gutes Geschäft damitgemacht.

Anders sieht es mit den Gelegenheits-sammlern aus, die 1972 die 10-DM-Ge-denkmünzen auf die Olympischen Spielein München in großen Mengen „weg-gelegt“ hatten. Für die meisten dieser

Stücke wollte zum Ende der DM keinHändler mehr als 10 DM geben. Bei nur3 % Zinsen verdoppelt sich das Kapitalin 20 Jahren. Normalerweise hätte einSilberzehner der Olympischen Spiele beider Einführung des Euro mehr als 20DM wert sein müssen. Dabei ist nichteinmal berücksichtigt, dass es auch 1972schon interessantere Anlageformengab, bei der mehr als „mickrige“ 3 %Zinsen herausgekommen wären. Erstmit Einführung des Euro gaben vieleGelegenheitssammler enttäuscht ihre„Schätze“ von 1972 zur Bank, zum No-minalwert. Und viele schworen sicher,nie wieder etwas in Münzen zu inve-stieren. Wer jedoch 1972 andere Mün-zen gekauft hätte, könnte sich heute si-cher über einen schönen Gewinn freu-en. Doch wie oft im Leben nutzt dieÜberlegung „Hätte man nur …“ nichts.

DDR-Münzen hoch im Kurs

Gedenkmünzen gab es auch in derDDR, die ersten erschienen 1966. Siewaren von den Sammlern in der DDRsehr gesucht und schwer zu bekommen.Doch die Nachfrage im Westen hieltsich sehr in Grenzen, obwohl sie teil-weise sehr gut gestaltet waren und vie-

5-DM-Gedenkmünze J. G. Fichte von 1964

Page 149: Handbuch Ms

149

le interessante Motive und Persönlich-keiten der gesamtdeutschen Geschich-te zum Gegenstand hatten. Auch diePrägezahlen waren, besonders im Ver-gleich mit Gedenkmünzen der Bundes-republik, sehr klein. In der DDR gelang-ten die meisten der Gedenkmünzen nieregulär an die Bankschalter. Nur ausge-wählte Personen erhielten sie zumNennwert. Der Kulturbund der DDRhatte durchgesetzt, dass er für die or-ganisierten Numismatiker ein gewissesKontingent bekam. Schließlich wurden6000 Stück pro Auflage zum Nominal-wert plus 1 Mark für das Etui und eineweitere Mark Schreibgebühren an dieMitglieder verteilt. Wer sich als Samm-ler in den örtlichen Kulturbund-Fach-gruppen am Vereinsleben aktiv betei-ligte, hatte eine reale Chance, dieseMünzen praktisch zum Nominalwert zuerhalten. Selten hat sich die Mitglied-schaft in einem Verband so gut gerech-net wie für die Kulturbund-Numismati-ker. Allerdings gab es auch nicht selten„böses Blut“ bei der Verteilung.

Nach dem Fall der Mauer stiegen Nach-frage und folglich die Preise für fast alleDDR-Münzen drastisch an. Nur die ganzhäufigen Kupfernickelprägungen, so ei-nige 10- und 20-Mark-Stücke, erwiesensich später als unverkäuflich.

Vom Wendeherbst bis zum Sommer1990 stieg der Preis für eine kompletteMünzsammlung der DDR mit 123 Typen(ohne Kleinmünzen) auf über 30 000DM. Bis zum Mauerfall kosteten sie inder DDR gerade einmal 12 000 Mark derDDR. In der Bundesrepublik wurde da-mals im Ankauf oft nur der Nominal-wert 1:1, und das auch nur für die bes-seren Stücke in DM bezahlt …

Ähnlich wie die DDR-Briefmarken wur-den die Münzen schnell Objekt der Spe-kulation, doch was hoch steigt, kannauch tief fallen. Alsbald beruhigte sichder Markt wieder. Wer jedoch in DDR-Zeiten im Kulturbund die Stücke fastzum Nominalwert erworben hatte,kann auch heute noch auf eine schöneRendite schauen.

Neuheitenflut – Auswahl tut not

Immer wieder gibt es Gebiete oder Ein-zelmünzen, bei denen die Preise unauf-hörlich steigen, weil die Auflage be-grenzt und die Nachfrage immens ist.Schon in den sechziger Jahren habenviele Staats- und Nationalbanken schnellerkannt, dass man mit Sammlermünzenordentlich verdienen kann.

Page 150: Handbuch Ms

150

Von vielen westeuropäischen oder US-Münzen und Ausgaben anderer Länderkönnte man berichten, die bei Ausgabesehr günstig zu haben waren, dannaber schnell im Preis stiegen. Die Gunstder Sammler ist nie vorauszuplanen.’Mal wurde der „Polarbär“ von Kanadain preislicher Hinsicht in die Höhe ge-trieben, dann schienen alle Sammlerdas „Weiße Haus“, eine Dollarmünzeder USA, für sich entdeckt zu haben.Solche Preisbewegungen, und zwar so-wohl auf als auch ab, gab es immer. WerMünzzeitschriften der 60er und 70erJahre aufgehoben hat und durchsieht,wird von Booms oder Krisen ganzer Ge-biete lesen können.

So wie bei Aktien ist auch bei Einzel-münzen und Gebieten eine todsicherePrognose unmöglich. Es gibt auch in derNumismatik Leute, die immer den „rich-tigen Riecher“ für einzelne Münzenund Gebiete haben, andere hingegenkaufen immer das falsche Material zumungünstigsten Zeitpunkt. In dieser Hin-sicht haben Aktien einiges gemeinsammit Münzen. Und Münzbörsen, so we-nig sie sonst mit dem klassischen „Par-kett“ zu vergleichen sind, zeigenschnell, ob man das „große Geschäft“gemacht oder „mit Zitronen“ gehan-delt hat.

Jährlich erscheinen Unmengen vonMünzneuheiten aus aller Welt. Manche

Staaten überschütten die Sammlerförmlich mit Neuausgaben, einige sindzurückhaltender. Münzen werden alsProdukte sehr professionell „vermark-tet“, ähnlich wie Waschpulver oder Bier.Die wirklich interessanten Stücke he-rauszufinden, die preislich „etwas wer-den können“, erfordert eine „gute Na-se“, die der eine hat, der andere abernie bekommen wird. Auch ein bisschenGlück gehört dazu. Doch eigentlich istdie Wertentwicklung ja nicht der wich-tigste Aspekt für den Sammler.

Preisexplosion bei Euro-Münzen?

Umfragen von Meinungsforschungsin-stituten im Jahr 2001 ergaben, dass dieMehrzahl der Deutschen der neuen Ge-meinschaftswährung skeptisch gegen-überstand. Auch aus anderen EU-Staatenwurde berichtet, dass nicht geradeHochstimmung in der Bevölkerung indieser Frage herrschte. Doch als dasMünzgeld dann ab dem 17. Dezemberin Form von Startpäckchen für 20 DMausgegeben wurde, waren die Plastik-beutelchen in den meisten Bankfilialengleich vergriffen. Bundesbank und Lan-deszentralbanken hatten immerhinmehr als 53 Millionen (!) dieser Beutelverteilt und standen vor einem Phäno-men. Münzsammler aus Berlin suchten

Page 151: Handbuch Ms

151

sofort Tauschpartner für ihre „A-Mün-zen“ in Stuttgart oder Hamburg, umdie Beutel mit Münzen „F“ oder „J“ zuergattern, bei Internet-Auktionen wur-den kräftige Aufgelder verlangt undauch bezahlt. Im Fernsehen erklärtenmehrere Münzhändler, dass sie an eineWertsteigerung angesichts dieser Men-ge nicht glauben, doch warten wir esab. Für Startpakete von Monaco oderdem Vatikan werden heute schon Traum-preise verlangt und erzielt.

Wer sich rechtzeitig um die Original-Kursmünzensätze, beispielsweise vonSan Marino oder Vatikan bemüht hat-te, konnte Traumrenditen erzielen. Indiesen Sätzen ist jeweils eine Münze al-ler Nominalstufen enthalten, insgesamtbeträgt der Nennwert 3,88 Euro. Aufder „Numismata“ in München wurdeder Originalsatz des Vatikan im Früh-jahr 2002 schon mit 500 Euro gehan-delt. Anfang 2004 kostete er 900 bis1100 Euro. Von San Marino beträgt die

Kursmünzensatz 2002 von San Marino

Kursmünzensatz 2002 von Deutschland in Stgl.

Page 152: Handbuch Ms

152

Auflage der Serie nur 120 000 Stück,was eigentlich nicht wenig ist, doch derPreis stieg schnell weit über 250 Euro,weil bekannt wurde, dass dieser Klein-staat mit nur 26 000 Einwohnern beiden kleinen Münzen von 1 bis 10 Centfür den Zahlungsverkehr auf italieni-sche Prägungen zurückgreifen will.

Die Anzahl der Münzen, die von denkleinen Staaten, die nicht Mitglied derEU sind, geprägt und ausgegeben wer-den darf, ist begrenzt. So beträgt das„normale“ Jahreskontingent für denVatikan gerade einmal 670 000 Euro, in

einem Heiligen Jahr oder bei einer Se-disvakanz oder der Eröffnung einesökumenischen Konzils dürfen zusätzlichMünzen im Gesamtwert von 201 000Euro, Gedenkmünzen eingeschlossen,geprägt werden. Für San Marino liegtdieser Wert bei 1 944 000 Euro und Mo-naco darf nur 1⁄500 der für Frankreich vor-gesehenen Geldmenge in den Verkehrgeben.

Aus Finnland wurde bekannt, dass manweitgehend auf die Ausgabe von 1- und2-Cent-Münzen verzichten wird. Schnellwurde auch hier selbst für lose Münzen

Kursmünzensatz 2002 des Vatikan – 3,88 Euro für 1000 Euro und mehr

Kursmünzensatz 2002 von Deutschland in PP

Page 153: Handbuch Ms

153

ein Vielfaches des Nennwerts bezahlt.Man darf gespannt sein, wie sich diePreise für verschiedene Münzen, be-sonders in den beliebten Kurssätzen,entwickeln werden. Als sicher darf un-terstellt werden, dass es für die Euro-Münzen eine ganz neue Gruppe vonGelegenheitssammlern gibt. Und dassselbst Münzalben knapp wurden, sprichtebenfalls dafür.

Von wahren Sammlerfreuden

Anhand verschiedener Beispiele wurdebewiesen, dass man auch mit Münzenunter Umständen „richtig Geld“ ma-chen kann. Doch vielfach wird manauch Investitionen tätigen, die sichnicht rechnen. Wie eingangs gesagt,wer Geld gewinnbringend investierenwill, sollte sich lieber Aktien oderGrundstücke kaufen.

Doch wahre Sammlerfreuden bestehendarin, ein lang gesuchtes Stück endlichin die Sammlung einfügen zu können.Hier noch ein Blick zurück in die sechzi-ger Jahre. Seinerzeit standen besondersdie Silbermünzen im Mittelpunkt desInteresses, Kaiserreich und WeimarerRepublik waren die „Renner“. Nur we-

nige Münzfreunde widmeten sich denNotmünzen, die während und nachdem Ersten Weltkrieg geprägt wordenwaren. Diese konnte man oft schon fürPfennige kaufen. Doch schon nach we-nigen Jahren wurden viele Notgeld-stücke sehr gesucht und auf Auktionenfür viel Geld gekauft wie verkauft.

Ähnlich erging es vielen Geldschein-sammlern, die anfangs wahrlich nur eineMinderheit in den Sammlervereinen bil-deten. Sie wurden damals nicht seltenwegen ihres Sammelgebiets belächelt.Ein Vergleich alter mit aktuellen Geld-scheinkatalogen hingegen beweist, wieteuer selbst an sich häufige Scheineheute geworden sind.

Spezialistenentdecken Raritäten

Erfahrene Sammler können auch heutenoch mit etwas Glück hier und da ein„Schnäppchen“ machen, selbst im Fach-handel. Wer sich auf ein spezielles Ge-biet konzentriert hat, wird sehr schnellfeststellen, welche Stücke häufig, seltenoder gar nicht zu bekommen sind. Vie-le Anfänger glauben, dass heute schonalles erfasst, katalogisiert und bewertet

Ein „Überflieger“ aus der 28. LeipzigerMünzauktion vom Dezember 2001.

Der unscheinbare Silberreal von Venezuela stiegvom Schätzpreis 400,– DM im Katalog auf einen

Zuschlag von 8400,– DM.

Page 154: Handbuch Ms

154

ist. Doch selbst bei modernen Münzengibt es eine Vielzahl von unbekanntenVarianten oder nicht richtig bewertetenPrägungen.

Wer also „Spezialist“ auf einem be-stimmten Gebiet ist, wird auch beieinem sonst sehr versierten Händler im-mer ’mal etwas preisgünstig finden.Selbst bei größeren Auktionshäusern,wo mehrere Berufsnumismatiker dieStücke bearbeiten, gibt es solche Chan-cen, die zu so genannten „Überflie-gern“ werden, wenn es nicht nur einSammler oder Händler bemerkt. DerSchätzpreis wird dann um ein Vielfa-ches überboten, wenn zumindest zweiSammler die Rarität als solche geortethaben und diese unbedingt habenwollen. Und manchmal bleiben solcheStücke auch unentdeckt von anderen,sehr zur Freude des Käufers, der siedann für wenig Geld erworben hat. Wieschon gesagt: Auch im Münzhandelgibt es Spezialisierungen, der eineHändler ist Fachmann für USA und Ka-nada, bei ihm kann man viel von diesenGebieten zu marktgerechten Preisen er-werben, aber keine Raritäten dieserLänder in Kramkisten entdecken. Einanderer handelt nur deutsche Münzenund bietet Auslandsmünzen in interes-santen und billigen Lots an, in denenauch ’mal eine seltene Münze enthal-ten oder gar eine kleine Rarität ver-steckt ist.

Von „nichts kommt nichts“

Abschließend noch eine weitere,grundsätzliche und wichtige Bemer-kung zum Thema „Münzen und Wert-anlage“. Es gibt viele Hobbys, die nichtsmit Sammeln zu tun haben. Denkenwir nur an Fußballfreunde, die für Kar-ten bei bedeutenden Spielen sehr vielGeld ausgeben. Opern- und Theater-freunde zahlen manchmal „Schwarz-marktpreise“ für die Eintrittskartenund erinnern sich gern an tolle Insze-nierungen. Viele gehen in teure Re-staurants essen und erfreuen sich anden kulinarischen Genüssen, wiederumandere kaufen sich eine Rassekatze fürviel Geld oder machen Weltreisen aufeinem Traumschiff. Einige Männer lie-ben teure und schnelle Autos, undmanche Frauen brauchen ständig neueKleider.

Und niemand käme auf die Idee, beisolchen Leidenschaften irgendwie anWertsteigerungen zu denken, wie auch.Wer Münzen kauft, hat etwas Bleiben-des, das – entsprechende Sachkenntnisvorausgesetzt – unter Umständen anWert gewinnen kann. Auch wenn manhäufig nicht das, was man ’mal hinein-gesteckt hat, gar mit Zinsen zurücker-warten darf beim Verkauf, bleibt meistdoch einiges übrig. Und nicht selten istbei einigen Dingen ein Wertverlust ein-getreten, bei anderen hingegen ein Zu-

Page 155: Handbuch Ms

155

wachs, der diesen kompensiert und inder Summe ein Plus bedeutet.

Nur wer nie etwas in eine Sammlungsteckt, nur geschenktes Material oderübrig gebliebene Kleingeldstücke vonAuslandsreisen zusammenträgt, darfsich nicht wundern, dass seine Münz-sammlung auch kein „Kapital“ dar-stellt. Ein Berliner Münzhändler pflegtBesitzer solcher Sammlungen, ob selbstzusammengetragen oder ererbt, im-mer mit wenigen Bemerkungen aufzu-klären, dass schließlich von „nischt“auch „nischt kommt“. Wer nichts ineine Münzsammlung investiert, kannauch nicht mit Wertsteigerungen rech-nen.

Katalog- und Handelspreise

Münzen und Medaillen werden nichtnur vom Münzhandel, sondern auchvon Banken und Sparkassen angebo-ten, teilweise zu sehr unterschiedlichenPreisen. Wie wir wissen, ist der Preis im-mer von Angebot und Nachfrage ab-hängig, dazu ist die Qualität, die Erhal-tung der Münzen, von außerordent-licher Wichtigkeit. Prachterhaltungenbedingen hohe Preise, schlecht erhalte-ne Stücke hingegen sind für wenig Geldzu bekommen – aber kaum wieder zuveräußern.

Immer wieder wird die Frage nach „Ka-talogpreisen“ gestellt. Es gibt eine Viel-zahl von in- und ausländischen Katalo-gen für alle Gebiete der Numismatik.Meist sind dort auch Preise aufgeführt,und zwar gleich mehrere für unter-schiedliche Qualitäten. Diese sind alsRichtgrößen, doch niemals als Dogmaanzusehen. Der Katalogpreis dient dergroben Orientierung. Darauf wurdeschon früher hingewiesen. Bei denMünzen sind diese Preisrelationenmeist recht real, anders als bei Brief-marken, für die häufig sehr hohe Preisein den Katalogen stehen, die aber nie-mand fordert oder bezahlt.

Besonders beliebte Münzen, die von vie-len Sammlern begehrt werden und dieknapp auf dem Markt sind, steigen imPreis, während andere Stücke kaum ge-sucht und folglich auch nicht hoch be-zahlt werden. Es gibt einige Länder, diewenige Münzen in kleiner Auflage her-ausgegeben haben und die in Katalogensehr hoch bewertet, doch kaum gesam-melt werden. Bei einigen solchen Raritä-ten winken die Händler sogleich ab, oh-ne sich auf eine Preisdiskussion einzulas-sen und erklären: „Das kaufen wir nicht“.

Andere Münzen hingegen werden gernvom Handel selbst in größeren Mengenangekauft, auch wenn diese nicht sehrhoch im Katalog stehen. Und es mussnochmals wiederholt werden: die Qua-

Page 156: Handbuch Ms

156

lität muss stimmen und man muss in derrichtigen Spalte des Katalogs nachse-hen. Sonst rechnet man sich schnell„reich“ und wird stark enttäuscht,wenn man die realen Ankaufspreise desHandels erfährt.

Die Nagelprobe – Auktionen,Annoncen und Preislisten

Realistische Preise erfährt man, wennman sich Auktionsergebnisse oderHändlerpreislisten, aber auch An- undVerkaufsannoncen des Handels in denFachzeitschriften oder im Internet an-sieht. Auf Auktionen werden nicht nursehr seltene, sondern auch recht häufi-ge Münzen der so genannten „Mittel-ware“ angeboten, die ein bestimmtesPreisniveau erreichen, das bei den Fir-men in etwa gleich ist. Es lohnt sich, die-se Preise mit den Katalogangaben ge-nau zu vergleichen, um Trends feststel-len zu können. Natürlich gibt es auchimmer wieder ’mal Überraschungen beiganz seltenen Stücken, die dann dieFachwelt verblüffen. Daher sind auchNachberichte von Auktionen mit kon-kreten Informationen zum Gesamtver-lauf und zu einzelnen Stücken oderganzen Gebieten sehr interessant undlesenswert, die in den Fachzeitschriftengebracht werden, wie wir bereits im Ka-pitel „Handwerkzeug“ erfahren haben.

Die meisten Händler kaufen „gängige“Ware, die sie schnell und risikolos wie-der verkaufen können, zu 40 bis 75 %des Marktpreises an. Besonders aktiveSammler kaufen manchmal nicht nurEinzelstücke, sondern größere Postenan, um nur wenige Stücke für dieSammlung zu entnehmen. Der Rest istdann Tauschmaterial oder wird anHändler verkauft. Hier gilt es wiederden Händler des Vertrauens zu finden,der faire Preise bezahlt. Einige sindauch zum Tausch bereit, doch muss beisolchen Transaktionen auch eine Han-delsspanne berücksichtigt werden. DerHändler muss von seinem Geschäft le-ben, hat diverse Kosten, wie Mieten,Gehälter, Werbe- und sonstige Be-triebskosten, und kann nicht 1:1 wie einSammler nach Katalogpreisen tauschen.

Prägezahlen bzw. Auflagehöhen

In den Katalogen und auch im Neuhei-tenteil der Fachzeitschriften finden wirneben anderen Daten, wie Nominal-wert, Metall, Durchmesser und Gewichtauch die Prägezahlen bzw. Auflage-höhen von Münzen. Diese Zahl sagtaus, wieviel Münzen tatsächlich ge-prägt wurden oder in welchem Rahmensich die Prägung gesetzlich bewegendarf. Die Prägezahl bestimmt in gewis-ser Weise die Seltenheit einer Münze.

Page 157: Handbuch Ms

157

Bei den Neuheiten müssen dieAusgabebanken sehr gut überle-gen, welche Prägezahl optimal ist.Werden zu wenige Stücke geprägt,so sind die Sammler unter Umständenverprellt, werden zu viele Stücke gefer-tigt, kann die Nachfrage fehlen undman bleibt auf einem Teil der Auflagesitzen.

Bei alten Münzen ist kaum bekannt,wie viel tatsächlich einmal geprägt wur-den. Hier finden wir in der Literatur undAngebotslisten dann Seltenheitsanga-ben, wie R (von: Rarität oder rar) aberauch RR oder RRR. Unter R wird ver-standen: Das Stück ist selten, RR bedeu-tet, dass das Stück sehr selten ist undRRR steht für „Stück ist von außeror-dentlicher Seltenheit“. In einigen Län-dern gibt es ein Zahlensystem von R 1bis R 8. Während R 1 für selten verwen-

det wird, besagt R 8, dass weniger alsfünf Exemplare bekannt sind.

Bei den meisten Münzen des 19. und20. Jahrhunderts sind die Prägezahlenbekannt und in den Katalogen aufge-führt. Doch niemand vermag zu sagen,wie viel Stücke bis heute erhalten ge-blieben sind und dem Sammlermarktnoch zur Verfügung stehen. So kanndurchaus eine Münze, von der mehrere100 000 Stück geprägt wurden, heutesehr selten zu finden und entsprechendteuer sein.

Russisches 100-Rubel-Stück 2002 auf dieFußball-Weltmeisterschaft (Abb. 70 %verkleinert, Originaldurchmesser 100 mm).Der Nominalwert von 100 Rubel entsprachbei der Ausgabe rund 3,70 Euro. DerVerkaufspreis im deutschen Münzhandel fürdiese „Münze“ im Gewicht von 1 Kilo-gramm Feinsilber lag bei etwa 450 Euro.

Page 158: Handbuch Ms

158

Pseudomünzen

Von nicht wenigen Ländern gibt es sogenannte „Pseudomünzen“. Die Mün-zen werden nur für Sammler geprägt,und die Staaten haben nicht einmal ei-ne entfernteste Beziehung zu dem The-ma der Ausgabe. Auf solche Stückewurde schon kurz eingegangen. Bei sol-chen Prägungen wird oft mit dem Ar-gument „niedrige Auflage“ oder „nur… geprägt“ geworben. Solche Münzensind nur theoretisch Zahlungsmittel. EinMünzhändler berichtete von einer Ur-laubsreise auf eine Südsee-Insel, wo ersolche „Raritäten“ zum Bezahlen einerRechnung verwenden wollte. DieserVersuch endete auf einer Polizeistation,weil niemand je eine solche Münze imLande gesehen hatte.

Einige Länder geben Münzen mit ei-nem realen Nominalwert heraus, beivielen Staaten ist dieser aber ganz fik-tiv. Bei den bundesdeutschen 10-Euro-Münzen ist der Nominalwert real, mankann mit diesen Münzen auch bezah-len oder sie problemlos gegen einenGeldschein bei der Bank umtauschen.Der Staat garantiert die Einlösung die-ser Münzen zum Nominalwert, auchdie alten 10-DM-Stücke können unbe-grenzt bei den Landeszentralbankengegen Euro-Scheine umgetauscht wer-den. Einen fiktiven Nominalwert hin-gegen hatte die „goldene Abschieds-

mark“ der Deutschen Bundesbank, ihr„Wert“ betrug nur 1 DM, doch abge-geben wurde sie für 250 DM und heu-te muß man diesen Betrag in Euro auf-wenden, wenn man sie kaufen will.Die Händlerverbände und Sammlerprotestierten vergeblich gegen dieAusgabe einer solchen fiktiven Gold-mark. Niemand wäre auf die Idee ge-kommen, mit einem solchen Markstücketwas zu bezahlen. Hätte man statt-dessen einen Nominalwert von 200 DMgewählt, so wäre dies ehrlicher gewe-sen und hätte der Bundesbank den-noch einen schönen Gewinn gebracht.Kein Sammler hat etwas dagegen, dassdie PP-Münzen der BRD zu 10 Euro mit15 Euro verkauft werden, ein solches„Aufgeld“ wird akzeptiert. Auch dieösterreichischen 100- und 500-Schil-ling-Stücke bis 2001 wurden nicht zumNominalwert, sondern stets mit Auf-geld verkauft, wogegen nichts einzu-wenden ist.

Lächerlich hingegen ist es, wenn Rumä-nien unterdessen schon Aluminium-münzen zu 5000 Lei im Jahr 2001 aus-gibt, zur gleichen Zeit aber auch Gold-münzen in dieser Wertstufe heraus-bringt. Völlig fiktiv sind auch die Nomi-nalwerte bei den russischen Gedenk-münzen. Schon zu sowjetischen Zeitenerschienen große 3-Rubel-Silberstücke,die auch während der drastischenWährungsabwertung des Rubel (erst

Page 159: Handbuch Ms

159

1997 wurden vier Nullen gestrichen)weiter geprägt wurden, bis heute.

Viele Sammler stört dies aber nicht, siesammeln, was ihnen gefällt, auch Pseu-domünzen. Doch um auf das Ausgangs-thema zurückzukommen, derartige Prä-gungen stellen meist keine Wertanlagedar, auch wenn Ausnahmen die Regelbestätigen.

Scheiden tut weh – der Verkauf der Sammlung

Leider gelingt es nur relativ wenigenSammlern, Kinder oder Enkel an ihr ge-liebtes Hobby heranzuführen. Immerwieder wird beklagt, dass sich niemandin der Familie für die Schätze interes-siert. Dennoch wird fleißig weiter ge-sammelt, kaum ein Sammler trennt sichohne Not von seinen Stücken. Und sowerden manchmal vermeintliche oderwahre Schätze vererbt, die dann beimMünzhändler landen, um verkauft zuwerden.

Wer sich von seiner Sammlung oder Tei-len trennen will, sollte sich gut beratenlassen. Bei einigen gängigen Gebietenkann man einen anderen Privatsamm-ler suchen, der bereit ist, z.B. Bundesre-publik oder DDR komplett zu kaufen.Doch häufig sind die Angebote garnicht so lukrativ und ein ehrlicher Händ-ler hätte unter Umständen gar den glei-chen Preis, vielleicht sogar mehr be-zahlt?

Man sollte sich daher stets mehrere An-gebote im Handel einholen, dies gilt be-sonders dann, wenn es sich nicht umgängige Standardware handelt. DerVerkauf an einen Händler bietet ge-wöhnlich den Vorteil, dass dieser allesübernimmt, auch Literatur und Zu-behör. Bei besonders wertvollen Samm-lungen sollte man sich bei einem Auk-tionshaus erkundigen, ob und zu wel-chen Bedingungen man diese verstei-gern lassen kann. Hier bekommt manunter Umständen höhere Preise alsbeim Direktverkauf, aber es könnenauch einige Dinge unverkauft bleiben.Und auch auf den Verkaufserlös mussman unter Umständen längere Zeitwarten, was sich jedoch meist ganz gutrechnet, wenn man das Geld nicht so-fort braucht.

Page 160: Handbuch Ms

160

Kaum eine Erfindung hat die Welt soverändert wie die der Metallgewin-nung, des Buchdrucks, der Eisenbahn,des Autos und des Computers. Wäh-rend die Generation der Großelternentweder Berührungsängste oder flam-mende Begeisterung für die revolu-tionären Veränderungen der letztenzehn Jahre zeigt, wachsen die Schulkin-der heute mit PC, Internet, Scanner, Di-gitalkamera und Handy auf. Ihnen mussnicht erklärt werden, dass Computerund Internet auch für das Münzensam-meln ganz hervorragende Möglichkei-ten bieten, von denen man früher nurträumen konnte. Der Verfasser dieserZeilen genießt es bis heute, wie manTexte verarbeiten und verändern undFotos von Münzen einfügen kann. Nochvor gut 15 Jahren musste eine ganzeSeite mühsam nochmals mit derSchreibmaschine abgetippt werden, nurweil ein Wort im Manuskript vergessenwurde oder ein Satz umzubauen war.

Informationssuche im Internet

Mittlerweile benutzt in Deutschlandregelmäßig ein Drittel der Bevölkerungdas Internet, beruflich oder privat, wasim Vergleich zu den USA noch wenig ist.Fast in jedem Haushalt steht ein Com-puter. Man kann mit Sammlerfreunden,Händlern und Nationalbanken rund um

die Welt per E-Mail kommunizieren, fürwenig Geld, per Mausklick.

Und im Internet findet man zu jedemSachgebiet, so auch zur Numismatik,unzählige Seiten, man muss nur wissenwo? Unterdessen ist auch das Aufspürenvon gesuchten Informationen noch ein-facher geworden. Es gibt einige sehrgute „Suchmaschinen“, bei denen mangeschickt bestimmte Begriffe eingebenund vor allem sinnvoll kombinierenmuss. Würde man nur „Münzen“ alsSuchwort eingeben, wäre die Datenflutnicht zu überschauen. Doch die Technikdes Suchens soll hier nicht weiter erläu-tert werden, bei den Suchmaschinengibt es exakte Gebrauchsanweisungen,wie man gezielt Daten auffinden kann.Besonders gute Suchmaschinen bietenmeist noch mehrere „Links“ zum The-ma an und durch einen Tastendruck er-hält man sogar deutsche Übersetzun-gen. Ähnlich wie bei Übersetzungspro-grammen kommen hier manchmal sehrkonfuse Texte und Begriffe heraus, weildas Vokabular der Numismatik ganzspeziell ist. Aber mit etwas Fantasie undErfahrung kann man sie entschlüsseln.

Wer sich beispielsweise für moderneMünzen interessiert, ist immer gut be-raten, auf den Homepages der Natio-nal- und Staatsbanken nachzusehen. Ei-nige Banken haben sehr viel für Numis-matiker zu bieten, dort werden nicht

Münzen, Computer und Internet

Page 161: Handbuch Ms

161

nur aktuelle, sondern auch ungültigeMünzen und Geldscheine vorgestellt.Andere wiederum haben kompletteDatenbänke zu allen Münzen der letz-ten Jahre oder gar Jahrzehnte ins Netzgestellt. Doch bei manchen National-banken sind numismatische Informatio-nen sehr dürftig oder fehlen gänzlich.Bei einigen Ländern sind sowohl die Na-tionalbanken, als auch die Prägestättenmit sehr stattlichen Internet-Seiten ver-treten. Doch immer wieder stellen auchPrivatpersonen das ins Internet, wasman eigentlich von den Banken erwar-tet hätte. Diese Seiten aufzuspüren, er-fordert etwas Geschick und Einfalls-reichtum.

Münzenkauf im Internet

Auf die Möglichkeit sich bei Auktionenauch „online“ zu beteiligen, wurde be-reits kurz hingewiesen. Viele Münz-händler haben ihre eigene Internet-adresse und einen „E-Shop“, wo manMünzen, Medaillen und Banknoten an-sehen und gegebenenfalls auch gleichkaufen kann. Die Berufsverbände sind

im Internet vertreten, ebenso wie vieleHändler des In- und Auslands. Wer bei-spielsweise ausländische Münzen sam-melt, sollte gezielt in Landessprache imInternet suchen. Gibt man „munt“ undSprache: niederländisch ein, so findetman viele Adressen zu Münzen aus denNiederlanden und Belgien. Versuchtman es mit „monety“ und „polnisch“,werden Adressen polnischer Händlerofferiert.

Die meisten Auktionshäuser haben ihreKataloge schon im Internet, man kanndort das Angebot ansehen und auchBilder betrachten und teilweise auch er-heblich vergrößern. Ältere Sammlerwerden einen gedruckten Auktionska-talog bevorzugen. Doch wer nur einganz spezielles Gebiet sammelt, wirdbegeistert sein von der Möglichkeit,Suchbegriffe einzugeben und in Sekun-den zu erfahren, ob unter 2 – 4000 Lo-sen etwas für sein Gebiet dabei ist.Kaum ein Sammler kann heute schonaus Zeitgründen alle deutschen Auk-tionskataloge, die im Jahr herausgege-ben werden, durchsehen. Und in derRegel wird für die aufwändig gestalte-ten und teuren Kataloge auch eine

Die Startseite einerSuchmaschine, hier„Google“

Page 162: Handbuch Ms

162

Schutzgebühr verlangt, weil allein derVersand viel Geld kostet. Doch ein Be-such auf der Internetseite der Auk-tionsfirma macht es möglich, den Kata-log mit Bildern anzusehen und diespraktisch zum Nulltarif.

Unterdessen gibt es auch reine Internet-Auktionen, wo auch Münzen gehandeltwerden, dazu gleich mehr. KonservativeSammler behaupten, dass das erforder-liche Vertrauensverhältnis zwischenHändler und Sammler bei Internet-Auk-tionen nicht mehr besteht. Dies ist nurbedingt wahr. Denn die führendenAuktionsfirmen stellen die gleichen Fo-tos, die sie auch für den gedruckten Ka-talog verwenden, ins Netz. Doch viel-fach kann man die elektronischen Fotosvergrößern und das Stück noch viel bes-ser beurteilen als bei einem Druck. Werganz sicher sein will, ob das Objekt100 %ig seinen Anforderungen ent-spricht, muss sie persönlich im Auk-tionslokal besichtigen.

Dauerauktionen für Sammler im Internet

Nach bestimmten Spielregeln kann je-dermann Ware im Internet anbietenund kaufen und bezahlt dafür gewisseGebühren an das Auktionshaus. Nacheiner Anmeldung ist man berechtigt,per Mausklick mitzubieten. Die Veran-stalter dieser Internet-Auktionen habenein sehr vernünftiges Regelwerk aus-getüftelt, an das sich alle Beteiligtenhalten müssen, sonst werden sie vonweiteren Auktionen ausgeschlossen.Die Spielregeln bei dieser Fernauktionsind ähnlich wie bei einer Saalauktion.

Doch beispielsweise gibt es kein Auf-geld für den Käufer. Wenn Sie 50 Eurofür eine Münze bieten, dann zahlen Sienur diesen Betrag plus eine Gebühr anden Betreiber der Auktionsplattformund die Versandkosten. Dies wird imAngebot exakt ausgewiesen. Und wenngewerbliche Händler Ware an sie ver-kaufen, dann ist die gesetzliche Mehr-wertsteuer bereits in diesen Betrag ein-kalkuliert. Wer Freude am Surfen im In-ternet hat, sollte sich diese Seiten ruhigansehen. Man findet dort mittlerweilein den übersichtlich aufgebauten Ru-briken manchmal interessante Münzen,auch von bekannten Händlerfirmen.Doch auch viel Unfug von privatenSammlern wird dort eingestellt. Manch-mal muss man über die Beschreibungen

Page 163: Handbuch Ms

163

schmunzeln. Dies beginnt schon, wennman eine „Finnland-Supermünze“ un-ter „Balkanstaaten“ findet. Übrigensgilt auch hier: Schnäppchen sind die ab-solute Ausnahme. Vorsicht geboten istimmer dann, wenn Münzen deutlichunter dem Marktpreis angeboten wer-den.

Doch probieren geht über studieren.Durch ein gut durchdachtes Bewer-tungssystem, wo Käufer und Verkäufersich gegenseitig Plus- oder Minuspunk-te erteilen können, ist ein gewisser Auf-schluss über den Partner möglich. Mankann einiges an häufigem und so ge-nanntem „Mittelmaterial“ ersteigern.Wirklich rare und hochwertige Münzensind im Internet eher selten zu finden.Doch in der Zukunft wird diese Han-delsform sicherlich noch an Bedeutunggewinnen.

Elektronische Kommunikation

Unterdessen sind elektronische Kame-ras zu erschwinglichen Preisen im Han-del, mit denen man selbst als Laie vielbessere Fotos machen kann als mit demtraditionellen Fotoapparat. Doch selbstein einfacher Scanner, der um die 100Euro kostet, ist sehr hilfreich bei der An-fertigung von Münzabbildungen. Dieeingescannten Fotos kann man be-

kanntlich speichern oder auch anderenSammlern oder Händlern schicken. Inder richtigen Vergrößerung kann unterUmständen sogar hinsichtlich der Echt-heit eine erste, vage Aussage getroffenwerden. In jedem Fall kann man solcheBilder von Münzen einem Händler oderanderem Sammler zuschicken mit Bitteum Hilfe bei der Bestimmung. Wirklichgute plastische Fotos hingegen kannman nur mit der Digitalkamera ma-chen, dazu bedarf es auch Erfahrungen,schließlich ist Fotograf ein Beruf, der er-lernt sein muss. Doch wie stets – Übungmacht den Meister und wer Freude amExperimentieren hat, wird auch bald Er-folge erringen, beim Fotos „schießen“wie beim Scannen von numismatischenObjekten.

Die elektronische Münzkartei

Immer wieder wird in der Fachliteraturdarauf verwiesen, dass ernsthafteSammler die Stücke ihrer Sammlung do-kumentieren sollen. Münzhändler undVersteigerungshäuser fertigen für ihreStücke kleine Kärtchen an, auf denenalle wichtigen Daten erfasst sind, wieLand, Münzherr (Herrscher), Jahreszahl,Münzmeisterzeichen und Metall, dazuGewicht, Feinheit und Durchmesser.Nicht zu vergessen auch eventuelle Li-teraturzitate, worunter beispielsweise

Page 164: Handbuch Ms

164

Katalognummern zu verstehen sind.Nun, nicht jeder Münzsammler, der bei-spielsweise moderne Gedenkmünzensammelt, wird sich unbedingt für jededieser Stücke einen solchen Münzpassanlegen.

Doch bei alten Münzen kann eine sol-che Kartei, die man natürlich auch aufdem Rechner anlegen kann, gute Dien-ste leisten. Früher wurden den Samm-lern aus Versicherungsgründen nahe-gelegt, Fotos von ihren Münzen zu ma-chen. Doch man kann die Münzen aufdem Tablett als Übersicht fotografierenund besonders ausgewählte Stücke zu-sätzlich scannen. Bei einem Diebstahlkönnte ein solches Beweismittel unterUmständen sehr hilfreich sein, eineMünze zurückzubekommen. Auch dieSammler, die alles andere sind als„Buchhaltertypen“, sollten sich im Com-puter eine kleine Bestandsdatei ein-richten und dort auch das, was sie fürdie Sammlung ausgegeben haben, ver-merken. Mit den heutigen Programmenbedarf es eines Tastendrucks und schonkann man Veränderungen eingebenund sekundenschnell den Gesamtwertausrechnen lassen. Eine solche Dateikann im Schadensfall für die Versiche-rung ein wichtiges Beweismittel dar-stellen. Sie sollten dies mit dem Vertre-ter ihrer Versicherungsgesellschaft be-sprechen.

Fachzeitschriften und Verlage

haben meist auch eine Internet-Seite,auf der die neuesten Bücher und Beiträ-ge in den Zeitschriften vorgestellt wer-den. Selbstverständlich haben auchüberregionale Tageszeitungen und Ma-gazine Internet-Seiten, teilweise mit ei-nem sehr brauchbaren Archiv und Such-funktionen. Dort kann man dann leichtdas finden, was man irgendwann ’malzum Thema Münzen, aber auch zu an-deren Gebieten, gelesen hat. Das er-spart viel Sucherei unter großen Pa-pierbergen und geht schnell. Meist gibtes noch eine Druckversion und mankann dann die Informationen aus-drucken und selbst archivieren.

Page 165: Handbuch Ms

165

„www. sammler“ – selbst ist der Mann

gilt auch für das Internet. Man kannsich nämlich mit etwas Anleitung undErfahrung eine eigene Homepage insInternet einstellen. Es gibt professionelleAnbieter, die perfekte Websites offerie-ren, was schnell einige 1000 Euro kostenkann, doch pfiffige Oberschüler oderInformatikstudenten können hier unterUmständen für ein Taschengeld helfen.Dann kann man eigene numismatischeBeiträge erstellen, Tauschannoncen auf-geben und gegebenenfalls auch „chat-ten“, mit anderen Sammlern über inte-ressante Münzfragen korrespondieren.Wie gesagt, der moderne Computerund die Kommunikationstechnik bietenso viele Möglichkeiten, die sich auch al-te Münzsammler nicht entgehen lassensollten.

Noch eine abschließende Bemerkungzu dem neuen Medium Internet. VieleGroßväter wollen ihre Enkel für dieMünzen begeistern. Und viele Enkelwünschten sich, der Opa hätte doch nuretwas Interesse für den Rechner unddas „Netz“. Vielleicht finden beide Sei-ten hier einen zufriedenstellendenKompromiss? Einen Versuch ist es alle-mal wert.

Page 166: Handbuch Ms

166

Mehrfach wurde die Freude am Sam-meln in den Mittelpunkt bei der Be-trachtung verschiedener Themen ge-stellt. Ein Sammler hat Freude daran,sich seine Schätze im stillen Kämmerleinanzusehen, ein anderer wiederummöchte auch den Ehepartner und an-dere Familienmitglieder oder Freundeund Bekannte mit seinem Hobby be-kanntmachen und sie begeistern.

Besonders interessant ist es, sich mit an-deren Sammlern zu treffen, Rat zu su-chen und zu geben. Münzvereine undSammlerverbände gibt es schon seit lan-ger Zeit. In vielen Ländern findet manneben den „normalen Münzclubs“auch elitäre Numismatische Gesell-schaften, so in Belgien, wo sogar derKönig Mitglied ist.

Sammler sind Individualisten, doch dasZusammentreffen mit anderen Münz-liebhabern muss ja nicht gleich das wer-den, was allgemein als „Vereinsmeie-rei“ abgelehnt wird. In den verschie-densten Münzsammlergruppen werdenregelmäßig Tausch- und Vortragsaben-de veranstaltet. Es gibt Frühlingsfesteund Weihnachtsfeiern, aber auch Münz-ausstellungen, die von den Numismati-kern in ihrer Freizeit aufgebaut wer-den. Einige Vereine organisieren sogarnumismatische Reisen in andere Städteund Länder.

Nun gehören solchen SammlergruppenMenschen aller Berufsgruppen undSchichten an, Anfänger wie Spezialis-ten. Doch nicht wenige Privatsammler,die alles andere als Berufsnumismatikersind, haben nicht nur Aufsätze für Zeit-schriften, sondern ganze Kataloge er-arbeitet.

Gerade was auf dem Gebiet der Numis-matik von Laien an Forschungsarbeitgeleistet wird, übertrifft alle Erwartun-gen. Es gibt wohl kaum ein Gebiet, wosich Autodidakten mit einer Materie sointensiv und erfolgreich beschäftigt ha-ben wie in der Münzkunde. Dies wirdunterdessen auch von den „Profis“ inMünzkabinetten und Museen, nicht im-mer ganz neidlos, anerkannt.

Die Deutsche Numismatische Gesell-schaft (DNG) versteht sich als Dachver-band der deutschen Münzsammlerver-bände und begann ihre Tätigkeit schon1951. Im Jahr 1990 stieg die Zahl derVereine durch die neuen Bundesländerdeutlich an. Heute sind dort 80 Vereineaus Deutschland organisiert, hinzukommt die Gesellschaft der Vorarlber-ger Münzfreunde aus Österreich. DieVerbindung der DNG zum Münzhandelund der wissenschaftlichen Berufsnu-mismatik sind sehr eng.

Sammler im Verein

Page 167: Handbuch Ms

167

Die DNG beispielsweise gibt eine eigeneFachzeitschrift mit lesenswerten Beiträ-gen zu verschiedenen Bereichen derNumismatik heraus. Auch hier findenwir Termine für Auktionen, Ausstellun-gen, Münzbörsen und Tagungen. Sie istauch die einzige deutsche Münzzeit-schrift nach dem Zweiten Weltkrieg, dieseit 1952 bis heute erscheint.

NNB – NUMISMATISCHES NACHRICHTENBLATT Organ der Deutschen NumismatischenGesellschaftH. Gietl Verlag, Preis: 2,50 Euro, ISSN 0937-6488

An dieser Stelle soll auch die Gesell-schaft für Internationale Geldgeschichte(GIG), Gemeinnützige Forschungsge-sellschaft e.V., in Frankfurt am Main ge-nannt werden, die ebenfalls eine Fach-zeitschrift – allerdings nur für Mitglie-der – herausgibt:

GN – GELDGESCHICHTLICHE NACHRICHTEN Sammlerzeitschrift für Münzkunde und verwandte Gebiete ISSN 0435-1835

LITERATUR

LITERATUR

Dieser Gesellschaft gehört eine großeZahl von Laien und Berufsnumismati-kern an. In den GN, wie die Zeitschriftabgekürzt wird, gibt es neben vielenbemerkenswerten Beiträgen zu allenmünzkundlichen Bereichen einen be-achtlichen Neuheitenteil, Buchbespre-chungen, Tauschannoncen und einenAuktions-, Börsen und Vereinskalender.

Selbstverständlich gibt es auch ganz un-abhängige, mehr oder minder großeVereine überall im Land, die regel-mäßig Treffen durchführen und woGäste jederzeit herzlich willkommensind.

Wie schon im Vorwort erwähnt, gehörtder Verfasser dieser Zeilen einem sol-chen Verein seit 1965 an und kann nurjedem Sammler ans Herz legen, eineMitgliedschaft in Erwägung zu ziehen.Der Erfahrungsaustausch ist bekannt-lich eine billige Investition. Weitere Er-kenntnisse und neue Erfahrungen kannauch ein alter Sammler ganz gewissnoch brauchen.

Page 168: Handbuch Ms

168

Arnold, Küthmann, Steinhilber: „Großer deutscher Münz-katalog von 1800 bis heute“, 20. Auflage München 2004

Dehnke, Erhard: „Münzen – ein Brevier für Sammler“,Niederherrnhausen 1990

Faßbender, Dieter: „Lexikon für Münzsammler“, Augsburg 1991

Flämig, Otto C.: „Monogramme auf Münzen, Medaillen,Marken, Zeichen und Urkunden“, 3. Auflage Regenstauf 2003

Fengler/Gierow/Unger: „transpress Lexikon Numismatik“, 4. Auflage, Berlin 1988

Kahnt/Knorr: „Lexikon Alte Maße, Münzen und Gewichte“,Leipzig und Mannheim 1986

Littek/Kahnt: „Willkommen Euro“, Regenstauf 2002

Schön, Gerhard: „Euro-Münzkatalog – Die Münzen derEuropäischen Währungsunion“, 3. Auflage München 2002

Schön, Gerhard: „Deutscher Münzkatalog 18. Jahrhundert –Deutschland, Österreich, Schweiz, München 2002

Sedillot, René: „Muscheln, Münzen und Papier – Die Geschichte des Geldes“, Frankfurt/M. 1992

Sprenger, Bernd: „Das Geld der Deutschen – GeldgeschichteDeutschlands“, 3. Auflage, Paderborn 2002

North, Michael: „Das Geld und seine Geschichte“, München 1994

North, Michael: „Von Aktie bis Zoll – Ein historischesLexikon des Geldes“, München 1995

Die in den Texten eingearbeiteten Literaturempfehlungen werdenan dieser Stelle nicht wiederholt.

Literaturverzeichnis

Page 169: Handbuch Ms

169

Fachzeitschriften und Verlage

in DeutschlandH. Gietl Verlag & Publikationsservice http://www.gietl-verlag.de

– Münzen & Papiergeld, http://www.gietl-verlag.de/MP/MPindex.html

– MünzenRevue http://www.gietl-verlag.de/MR/MRindex.html

Numismatisches Nachrichtenblatt http://www.numismatische-gesellschaft.de

Battenberg-Verlag http://www.battenberg.de

Münzhändler-Verbände

Association Internationale des Numismates Professionnels (AINP) http://www.iapn.ch

Berufsverband des deutschen Münzenfachhandels e.V. http://www.muenzenverband.de

Verband der deutschen Münzenhändler http://www.vddm.de

Föderation Europäischer Münzhändlerverbände (FENAP) http://www.fenap.com

Verband österreichischer Münzenhändler http://www.univie.ac.at/Numismatik/verband.htm

Verband schweizerischer Münzenhändler http://www.univie.ac.at/Numismatik/verband.htm

Deutscher Geldschein- und Wertpapiersammler e.V. http://www.dgwev.de

Sonstiges

Numismatische Kommission der Länder http://www.ahf-muenchen.de/Mitglieder/in der Bundesrepublik Deutschland Institutionen/NumismatKommLaender

BRD.htm

Bloomberg-Wechselkurse http://www.bloomberg.com/markets/für alle Währungen currency/currcalc.html

Deutschland BundeswertpapierverwaltungBad Homburg http://www.bwpv.de

Page 170: Handbuch Ms

170

Münzprägestätten

AustralienPerth Mint http://www.perthmint.com.au

AustralienRoyal Mint http://www.ramint.gov.au

Belgien http://treasury.fgov.be/intermunt/Königliche Münze Brüssel En/konmunt.htm

ChinaGold http://www.chinagoldcoin.net

DeutschlandMayers Münze http://www.mayermint.com

Deutschland http://www.berlin.de/senfin/Muenze/Staatliche Münze Berlin index.html

DeutschlandBayerisches Hauptmünzamt http://www.hma.bayern.de

Deutschland Staatliche Münzen Stuttgart http://www.muenzestuttgart.deDeutschland Staatliche MünzenBaden-Württemberg http://www.staatlichemuenzenbw.de

DeutschlandStaatliche Münze Hamburg http://www.muenzehamburg.de

FinnlandRahapaya Oy, Mint of Finland, Vantaa http://www.mint.fi/en

FrankreichMonnaie de Paris http://www.monnaiedeparis.fr/index.htm

GroßbritannienRoyal Mint http://www.royalmint.com

GroßbritannienPobjoy Mint http://www.pobjoy.com/

IsraelIsrael Government Coins and Medal Corp.http://www.coins.co.il/asp/main.asp

ItalienZecca dello Stato Rom http://www.ipzs.it

IndienKalkutta Mint http://www.igmint.org

JapanMint Bureau Osaka http://www.mint.go.jp

Page 171: Handbuch Ms

171

KanadaRoyal Canadian Mint http://www.mint.ca/index_splash.htm

Korea (Süd)Komsep-Münze http://www.komsep.com/english

KroatienMünze Zagreb HNZ http://www.hnz.hr

LitauenLitauische Münze http://www.lithuanian-mint.lt

MalaysiaKönigliche Münze http://www.theroyalmint.net

MexikoCasa de Moneda Mexico http://www.cmonedam.com.mx

NiederlandeKönigliche Münze Utrecht ( KNM ) http://nl.knm.nl

NeuseelandNew Zealand Mint http://www.nzmint.com

NorwegenKönigliche Münze http://www.dkm.no/

ÖsterreichMünze Österreich http://www.austrian-mint.at

PolenStaatsmünze Warschau http://www.mennica.com.pl

Portugal Casa da Moneda http://www.incm.pt

Rußland GOZNAK http://www.goznak.ru

RußlandPetersburg http://www.mintspb.ru

RußlandMoskau http://www.mint.ru

RußlandWertpapierdruckerei Perm http://www.goznak.perm.ru

RußlandPapierfabrik St. Petersburg http://www.goznak.spb.ru

San MarinoAASFN http://www.aasfn.sm

SlowakeiMünze Kremnitz http://www.mint.sk/

SchwedenKönigliche Münze http://www.myntverket.se

Page 172: Handbuch Ms

172

Schweizswissmint http://www.swissmint.ch

SingapurSingapore Mint http://www.singaporemint.com.sg

SpanielReal Casa de la Moneda http://www.fnmt.es

SüdafrikaSouth African Mint Co. http://www.samint.co.za

Südafrika http://www.exinet.co.za/pagliari/Cape Mint thecapemint.htm

ThailandRoyal Thai Mint http://www.trd.mof.go.th/index.php

TschechienCeska Mincovna Gablonz http://www.bcm.cz

TürkeiDarphane Staatsmünze Istanbul http://www.darphane.gov.tr

UngarnUngarische Münze http://www.penzvero.hu/

UsbekistanGoznak Usbekistan http://www.naytov.com/links/goznak

USAThe Alaska Mint http://www.akmint.com/

USAWashington Mint http://www.washingtonmint.com

USAUS States Mint http://www.usmint.gov

Mit Informationenzum Geld

Münzen Noten

Nationalbanken und Emissionsbanken

Albanien Bank of Albania http://www.bankofalbania.org X

Ägypten Central Bank of Egypt http://www.cbe.org.eg/ X X

Algerien Bank von Algerien http://www.bank-of-algeria.dz/

Angola Banco Nacional http://www.bna.ebonet.net//bna.htm

Argentinien Zentralbank http://www.bcra.gov.ar X X

Armenien Zentralbank CBA http://www.cba.am/ X X

Aruba Centrale Bank van http://www.cbaruba.org X

Aserbaidschan Nationalbank http:/www.nba.az X X

Page 173: Handbuch Ms

173

Australien Reserve Bank of http://www.rba.gov.au/ X

Bahamas Central Bank of http://bahamascentralbank.com X X

Bahrain Monetary Agency http://www.bma.gov.bh X

Bangladesh Central Bank http://www.bangladesh-bank.org/ X X

Barbados Central Bank http://www.centralbank.org.bb X X

Belgien Nationalbank http://www.bnb.be X X

Benin Banque Centrale des Etats http://www.bceao.int X Xde l’Afrique de l`Ouest

Bermuda Monetary Authority http://www.bma.bm X X

Bolivien Banco Central http://www.bcb.gov.bo X X

Bhutan Royal Monetary Authority http://www.rma.org.bt X X

Bosnien Herzegowina Zentralbank http://www.cbbh.gov.ba/ X X

Botswana Bank of http://mbendi.co.za/orgs/cbjg.htm

Brasilien Banco Central http://www.bcb.gov.br/ X X

Bulgarien Nationalbank http://www.bnb.bg X X

Burkina Faso Siehe Benin

Chile Central Bank http://www.bcentral.cl X X

China, VR Nationalbank http://www.pbc.gov.cn/english

Costa Rica Banco Centrale http://www.bccr.fi.cr X X

Dänemark Nationalbank http://www.nationalbanken.dk X X

Deutschland Bundesbank http://www.bundesbank.de X X

Dominikanische Republik Banco Central http://www.bancentral.gov.do/ X X

Ecuador Banco Central http://www.bce.fin.ec/ X X

El Salvador Banco Central de Reserva http://www.bcr.gob.sv/ X X

Estland Eesti Pank http://www.eestipank.info/frontpage/et/ X X

Fiji Reserve Bank http://www.reservebank.gov.fj X X

Finnland Bank of Finland http://www.bof.fi X X

Frankreich Banque de France http://www.banque-france.fr X X

Georgien Nationalbank http://www.nbg.gov.ge X X

Griechenland Bank of Greece http://www.bankofgreece.gr X X

Großbritannien Bank of England http://www.bankofengland.co.uk X

Guatemala Banco de http://www.banguat.gob.gt

Guinea Bissau Siehe Benin

Mit Informationenzum Geld

Münzen Noten

Page 174: Handbuch Ms

174

Hongkong Monetary Authority http://www.info.gov.hk X X

Honduras Banco Central http://www.bch.hn

Indien Reserve Bank of http://www.rbi.org.in/ X X

Indonesien Bank Indonesia http://www.bi.go.id

Iran Central Bank http://www.cbi.ir X X

Irland Central Bank http://www.centralbank.ie/ X X

Israel Bank of Israel http://www.bankisrael.gov.il X X

Island Sedlabank http://www.sedlabanki.is X X

Italien Banca d´Italia http://www.bancaditalia.it X X

Jamaika Bank of Jamaica http://www.boj.org.jm/ X X

Japan Bank of Japan http://www.boj.or.jp

Jemen Zentralbank http://www.centralbank.gov.ye X X

Jordanien Zentralbank http://www.cbj.gov.jo

Kanada Bank of Canada http://www.bankofcanada.ca/en/ X X

Kasachstan Nationalbank http://www.nationalbank.kz X X

Kenia Central Bank http://www.centralbank.go.ke

Kirgisien Nationalbank http://www.nbkr.kg X X

Kolumbien Banco de la Republica http://www.banrep.gov.co

Korea (Süd) Bank of Korea http://www.bok.or.kr/

Kroatien Nationalbank http://www.hnb.hr X X

Kongo Demokrat. Rep. Zentralbank http://www.bcc.cd/go.html X X

Kuwait Zentralbank http://www.cbk.gov.kw

Lettland Latvijas Banka http://http://www.bank.lv X X

Lesotho Zentralbank http://www.lesoff.co.za/

Libanon Banque du Libanon http://www.bdl.gov.lb X X

Litauen Lietuvos Bankas http:/www.lbank.lt X X

Luxemburg Banque Centrale http://www.bcl.lu X X

Macao Monetary Agency http://www.amcm.gov.mo X X

Malawi Reserve Bank http://www.rbm.malawi.net

Malaysia Bank Negara http://www.bnm.gov.my

Mauritius Bank of http://bom.intnet.mu X X

Mazedonien Nationalbank http://www.nbrm.gov.mk X X

Mexiko Banco do http://www.banxico.org.mx/ X X

Mit Informationenzum Geld

Münzen Noten

Page 175: Handbuch Ms

175

Moldawien Nationalbank http://www.bnm.org X X

Malta Zentralbank http://www.centralbankmalta.com X X

Montenegro Zentralbank http://www.cb-mn.org X

Mosambik Banco de http://www.bancomoc.mz/

Myanmar Regierung http://www.myanmar.com/gov/

Namibia Bank of http://www.bon.com.na

Neuseeland Reserve Bank http://www.rbnz.govt.nz X X

Niederlande De Nederlandsche Bank http://www.dnb.nl X X

Niederländische Antillen Centralbank http://www.centralbank.an/ X

Nicaragua Banco Central http://www.bcn.gob.ni/

Norwegen Norges Bank http://www.norges-bank.no X

Österreich Nationalbank http://www.oenb.at/ X X

Pakistan

Paraguay Banco Central http://www.bcp.gov.py X X

Peru Central Riserve Bank http://www.bcrp.gob.pe

Philippinen Bangko Sentral http://www.bsp.gov.ph X X

Polen Nationalbank http://www.nbp.pl X X

Portugal Banco de Portugal http://www.bportugal.pt X X

Rumänien Nationalbank http://www.bnro.ro/def_en.htm X X

Rußland Zentralbank http://www.cbr.ru X X

San Marino A.F.F.S.N http://www.aasfn.sm X

Sambia Bank of Zambia http://www.boz.zm/ X

Saudi-Arabien Monetary Agency http://www.sama.gov.sa X

Schweden Rijksbank http://www.riksbank.se/ X X

Schweiz Nationalbank http://www.snb.ch X X

Senegal Siehe Benin

Serbien Nationalbank http://www.nbs.yu/ X X

Singapur Monetary Authority http://www.mas.gov.sg X X

Sierra Leone Bank of http://www.bankofsierraleone.org

Simbabwe Reserve Bank http://www.rbz.co.zw/

Slowakei Nationalbank http://www.nbs.sk X X

Slowenien Banka Slowenije http://www.bsi.si X X

Sri Lanka Central Bank http://www.lanka.net/centralbank/ X X

Mit Informationenzum Geld

Münzen Noten

Page 176: Handbuch Ms

176

Salomonen-Inseln Central Bank http://www.cbsi.com.sb X X

Spanien Banco de España http://www.bde.es X X

Sudan Bank of Sudan http://www.bankofsudan.org/

Südafrika Reserve Bank http://www.reservebank.co.za X X

Suriname Centrale Bank van http://www.cbvs.sr/ X X

Swasiland Zentralbank http://www.centralbank.sz

Tansania Bank of http://www.bot-tz.org X X

Thailand Bank of http://www.bot.or.th X

Trinidad Central Bank http://www.central-bank.org.tt X X

Transnistrien Republikanische Bank http://www.cbpmr.net X X

Türkei Zentralbank http://www.tcmb.gov.tr X X

Tschechien Nationalbank http://www.cnb.cz X X

Tunesien Zentralbank http://www.bct.gov.tn X X

Ukraine Nationalbank http://www.bank.gov.ua/ X X

Ungarn Nationalbank http:/www.mnb.hu X X

Uruguay Zentralbank http://www.bcu.gub.uy

USA Federal Reserve Bank (FED) http://www.federalreserve.gov

Venezuela Zentralbank http://www.bcv.org.ve/

Vereinigte Zentralbank http://www.cbuae.gov.ae XArabische Emirate

Weißrußland Nationalbank http://www.nbrb.by X X

Westafrikanische Staaten http://www.bceao.int X X

Zypern Zentralbank http://www.centralbank.gov.cy X X

EU Europäische Zentralbank http://www.ecb.int/ X X

Zur Beachtung: Internet-Adressen ändern sich manchmal sehr schnell. Alle hier aufgeführtenAdressen wurden Mitte Februar 2004 aufgerufen und angesehen, auch was even-tuellen numismatischen Inhalt angeht.

Mit Informationenzum Geld

Münzen Noten