Handbuch Schumacher Quartier · • Die grne Familie (Parks, Passagen) • Die Nachbarschaften...

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3 Koordinierungsstelle Baukollegium Berlin - Im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Thomas Michael Krüger - Architekt BDA - TICKET B - Frankfurter Tor 1 - 10243 Berlin - t +49 (0)30 42 02 69 62-0 - [email protected] Handbuch Schumacher Quartier PROTOKOLL 78. Sitzung des Baukollegiums Berlin 02.03.2020 I SenSW 14.00 - 15.30 Uhr Vorlauf und Ziele einer Empfehlung des Baukollegiums Für die Nachnutzung des Flughafens Tegel als ein Modellprojekt für eine neue nachhaltige Stadtenwicklung soll ein „Handbuch Schumacher Quartier“ als Katalog mit Gestaltungsregeln und Umsetzungsregeln aufgelegt werden. Die vom Büro Luchterhandt entwickelten Vorschläge sollen im Baukollegium beraten und ggf. modifiziert werden. TEILNEHMER Vorhabenträger Prof. Dr. Philipp Bouteiller, Tegel Projekt GmbH, Berlin Karsten Wessel, Tegel Projekt GmbH, Berlin Nicolas Novotny, Tegel Projekt GmbH, Berin Daniel Luchterhandt, Büro Luchterhandt, Hamburg Baukollegium Dr. Verena Brehm, Architektin, Hannover Prof. Ansgar Schulz, Architekt, Leipzig Prof. Regine Keller, Landscahftsarchitetin, München Prof. Andreas Garkisch, Architekt und Stadtplaner, München Prof. Kees Christiaanse, Architekt und Stadtplaner, Rotterdam Verwaltung Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin SenSW Manfred Kühne, SenSW Städtebau und Projekte Susanne Walter, SenSW Städtebau und Projekte Holger Lippmann, SenSW Städtebau und Projekte Katharina Mach, SenSW Städtebau und Projekte Tanja Margowksi, SenSW Städtebau und Projekte Marius Helmuth-Paland, Stadtplanung Reinickendorf Nanna Sellin-Eysholdt, SenSW, Geschäftsstelle Baukollegium Thomas M. Krüger, Koordinierungsstelle Baukollegium Lisa Seibert, MA Koordinierungsstelle Baukollegium Abgeordnetenhaus / Bezirksverordnetenversammlung keine Angaben

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  • 3 Koordinierungsstelle Baukollegium Berlin - Im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und WohnenThomas Michael Krüger - Architekt BDA - TICKET B - Frankfurter Tor 1 - 10243 Berlin - t +49 (0)30 42 02 69 62-0 - [email protected]

    Handbuch Schumacher Quartier PROTOKOLL 78. Sitzung des Baukollegiums Berlin 02.03.2020 I SenSW 14.00 - 15.30 Uhr

    Vorlauf und Ziele einer Empfehlung des Baukollegiums Für die Nachnutzung des Flughafens Tegel als ein Modellprojekt für eine neue nachhaltige Stadtenwicklung soll ein „Handbuch Schumacher Quartier“ als Katalog mit Gestaltungsregeln und Umsetzungsregeln aufgelegt werden. Die vom Büro Luchterhandt entwickelten Vorschläge sollen im Baukollegium beraten und ggf. modifiziert werden.

    TEILNEHMER Vorhabenträger Prof. Dr. Philipp Bouteiller, Tegel Projekt GmbH, Berlin

    Karsten Wessel, Tegel Projekt GmbH, Berlin

    Nicolas Novotny, Tegel Projekt GmbH, Berin

    Daniel Luchterhandt, Büro Luchterhandt, Hamburg

    Baukollegium Dr. Verena Brehm, Architektin, Hannover

    Prof. Ansgar Schulz, Architekt, Leipzig

    Prof. Regine Keller, Landscahftsarchitetin, München

    Prof. Andreas Garkisch, Architekt und Stadtplaner, München

    Prof. Kees Christiaanse, Architekt und Stadtplaner, Rotterdam

    Verwaltung Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin SenSW

    Manfred Kühne, SenSW Städtebau und Projekte

    Susanne Walter, SenSW Städtebau und Projekte

    Holger Lippmann, SenSW Städtebau und Projekte

    Katharina Mach, SenSW Städtebau und Projekte

    Tanja Margowksi, SenSW Städtebau und Projekte

    Marius Helmuth-Paland, Stadtplanung Reinickendorf

    Nanna Sellin-Eysholdt, SenSW, Geschäftsstelle Baukollegium

    Thomas M. Krüger, Koordinierungsstelle Baukollegium

    Lisa Seibert, MA Koordinierungsstelle Baukollegium

    Abgeordnetenhaus / Bezirksverordnetenversammlung keine Angaben

  • 4 Koordinierungsstelle Baukollegium Berlin - Im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und WohnenThomas Michael Krüger - Architekt BDA - TICKET B - Frankfurter Tor 1 - 10243 Berlin - t +49 (0)30 42 02 69 62-0 - [email protected]

    Handbuch Schumacher Quartier PROTOKOLL 78. Sitzung des Baukollegiums Berlin 02.03.2020 I SenSW

    Vorpräsentation Tegel Projekt GmbH

    Projektvorstellung

    Diskussion

    Diskussion

  • 5 Koordinierungsstelle Baukollegium Berlin - Im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und WohnenThomas Michael Krüger - Architekt BDA - TICKET B - Frankfurter Tor 1 - 10243 Berlin - t +49 (0)30 42 02 69 62-0 - [email protected]

    Handbuch Schumacher Quartier PROTOKOLL 78. Sitzung des Baukollegiums Berlin 02.03.2020 I SenSW

    Vorstellung Schumacher Quartier bei Tegel Projekt GmbH Lietzenburger Straße 107D - 10707 Berlin 11.00- 12.30 Uhr

    Herr Novotny zeigt anhand einer PowerPoint-Präsentation die Planungen und den Vorlauf der „Urban Tech Republic“ und des Schumacher Quartiers auf.

    Neben Siemens 2.0 und Neu-Gartenfeld handelt es sich um das wichtigste Stadtentwicklungsprojekt im Norden Berlins.

    Es beinhaltet insgesamt die Planung von 9.000 Wohneinheiten.

    Die bestimmenden Themenfelder sind: Energie – Mobilität – Recycling – Wasser – IKT (intelligente Informations- und Kommunikationstechnologien) – Werkstoffe

    Das denkmalgeschützte vorwiegende gewerblich genutzte ehemalige Flughafenareal „Urban Tech Republic“ und der östliche Bereich des Schumacher Quartiers am Kurt-Schumacher-Platz werden detailliert vorgestellt und die Unterlagen als Handout dem Baukollegium zur Verfügung gestellt.

    Urban Tech Republic Die Integration von Wohnen ist in der Urban Tech Republic nur als Sonderthema relevant. Die unmittelbare Umgebung des Flughafengebäudes (gmp, 1969-1979), das als neuer Sitz der Beuth-Hochschule ge-nutzt werden soll, wird kaum Grünflächen erhalten, da der größte Teil der Betonoberflächen unter Denkmalschutz steht. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Energiezentrale gelegt, dessen ebenfalls von gmp entworfener Bau (auch denk-malgeschützt) als Showroom für ein Low-Energie-Netz dienen soll.

    Schumacher Quartier Grundlage der städtebaulichen Figur ist der Entwurf des Planungsbüros Scheuvens und Wachten, das als Gewinner aus dem städtebaulichen Wettbewerb im Jahr 2016 hervorging. Zurzeit wird der B-Plan für das Schumacher Quartier erstellt. Die Grundstücke sollen im Erbbaurecht vergeben werden. Die Energieversorgung wird einheitlich sein, deshalb wird es einen Anschlusszwang an die Fernwärmeversorgung in Niedrigtemperaturtechnik geben. Die Förderung der Verwendung von Holz als nachhaltigem Baustoff ist eins der wichtigen Ziele des neuen Quartiers. Es soll damit ein Vorzeigeprojekt zur Verwendung von Holz in urbaner Umgebung und im Geschosswohnungsbau werden.

    In der Diskussion werden die Themen der Entwässerung der Straßenquerschnitte und der Fassadenbegrünung erörtert. Ein besonderes Thema ist auch der Umgang mit den öffentlichen und privaten Freiflächen. Hier wird von den Baukolle-giumsmitgliedern empfohlen, insbesondere die privaten Freiflächen im Zusammenhang mit den hochbaulichen Wettbe-werben zu bearbeiten. Der Umgang mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen wird thematisiert (Stichwort Schwammstadt). Es wird die Frage aufgeworfen, ob sich der rigide Städtebau als flexibel genug herausstellt, um aktuelle und in der weiteren Planung gewonnenen Erkenntnisse zu integrieren. Im westlichen Bereich werden Hochhäuser und tiefere Gebäude zugelassen. Für die Realisierung der einzelnen Bauab-schnitte sollen Hochbauwettbewerbe ausgeschrieben werden. Die Grundstücke werden in Erbpacht vergeben.

    Das Quartier soll frei vom motorisierten Individualverkehr bleiben. Dadurch können vielfältig nutzbare Binnenräume entstehen. Geplant sind autonom fahrende Bahnen, Lieferverkehr für die Gewerbeansiedlung wird möglich sein. Zudem wird eine Vielzahl von Mobilitätshubs entstehen. Problematisch wird auch mittelfristig die Anbindung an die U-Bahn sein. Zurzeit gibt es ausschließlich die U-Bahnhöfe Kurt-Schumacher-Platz im Nordosten und Scharnweberstraße im Nordwesten des Quartiers.

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    Projektvorstellung

    Frau Lüscher betont zu Beginn die Wichtigkeit von mehr Wohnungsbau in Berlin. Dies bedeutet für ein neues zukunft-weisendes städtisches Wohnquartier auch eine höhere Dichte. Das Schuhmacher Quartier musste sich in seinem städtebaulichen Konzept fortlaufend auch an sich verändernde Rahmenbedingungen anpassen, das bedeutet, dass die Themen Schwammstadt, Verwendung von Holz im Geschosswohnungsbau, Mischnutzungen und Lebendigkeit der Erd-geschosszonen jetzt eingearbeitet werden. In unmitterlbarer Nähe des Schumacher Quartiers könnte eine Art Bauhütte entstehen, um das in Berlin und Brandenburg unterentwickelte Know How mit diesem Baumaterial zu qualifizieren.

    Das Gestaltungshandbuch soll im Baukollegium vorgestellt werden, um eine Einschätzung zu bekommen, ob zukünftige neue Wohnquartiere durch ein solches Gestaltungshandbuch in der Realisierung der Hochbauten zu qualifizieren sind. Das Baukollegium soll zudem auch hinsichtlich des Inhalts beraten. Besonderes Augenmerk soll dabei auf die Haupt-themen und Schwerpunkte des Handbuches gelegt werden.

    Herr Prof. Dr. Bouteiller, Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH, leitet die Präsentation ein. Das Schumacher Quartier soll in Zeiten der „Fridays For Future“- Demonstrationen und des „Green Deals“ einen Vorbild-charakter für nachhaltiges Bauen haben. Die Vorstellung des Handbuches soll ein Auftakt für weitere Beratungen durch das Baukollegium zu wichtigen Meilensteinen bei der Realisierung eines so wichtigen sozial und ökologisch orientierten Projektes der öffentlichen Hand sein. Die Umsetzung des Projektes verläuft planmäßig; der Baubeginn der Erschließung ist bereits für 2021 geplant.

    Das Büro Luchterhand, Hamburg ist von der Tegel Projekt GmbH beauftragt worden, für die Realisierung des Quartiers ei-nen Gestaltungsleitfaden zu erstellen. Herr Luchterhandt, Inhaber des Büros, stellt das Handbuch in Form einer Beamer-Präsentation vor.

    Das „Quartiersbuch“ beginnt mit einer anschaulichen Darstellung im Charakter eines Wimmelbildes. Das Bild soll in sei-ner Dichte und Vielfalt die Atmosphäre und Struktur eines lebendigen Stadtorganismus widerspiegeln. Eine lebendige Urbanität entsteht nicht durch Zufälligkeiten, sondern erfordert entsprechende programmatische Voraussetzungen. Die Abstimmung über das jetzt vorliegende Ergebnis war durch die Vielzahl der Beteiligten und der unterschiedlichen Interessenslagen sehr aufwendig. Die erfolgreiche Umsetzung des Handbuches kann nur durch ein ausgewogenes Ver-hältnis von strengem Regelwerk, offenen Prozessen und Gremienbeteiligung gelingen.

    Die Präsentation ist gegliedert in 1. Schumacher Quartier: Lesart, Konzepte, Prinzipien 2. Handschriften: Gestaltungsvorgaben für ausgewählte Raumsituationen 3. Im Dialog: Verfahren und Prozesse

    Folgende Raumsituationen wurden herausgearbeitet: • Das Schumacher Quartier (Bebauung, Kurt-Schumacher-Platz und Bildungscampus) • Die Quartiersrahmen (Flugfeldkante, Kurt-Schumacher-Damm, Neue Meteorstraße) • Die grüne Familie (Parks, Passagen) • Die Nachbarschaften (Plätze, Höfe und Gassen)

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    Regeln Die Grundlage des Handbuchs ist ein solider, aber auch rigider Städtebau, der aus dem 1. Preis des städtebaulichen Wettbewerbs der Planungsgemeinschaft Scheuvens + Wachten Plus Planungsgesellschaft mbH, Dortmund mit WGF Land-schaft, Nürnberg hervorgegangen ist.

    1. Schumacher Quartier: Lesart, Konzepte, Prinzipien Ein zentrales Konzept bzw. Prinzip der Identitätsstiftung ist das der Materialität, Farbe und Profilierung. Das Quartier soll eine zurückhaltende Grundhaltung, ein sogenanntes „Grundrauschen“ einnehmen, welchem mit besonderen Kontrastmit-teln einzelne Akzente hinzugefügt werden. Profilierungsthemen sind sichtbare Holzfassaden, sowie verpflichtende Grün- und PV-Fassaden. Auch Animal Aided Design (AAD) soll zum Einsatz kommen. Ein weiteres Thema ist das des Formats. Es werden drei Gebäudetypen vorgestellt: fließend (Betonung der Horizontalen), bodenständig (Betonung der Vertikalen), rhythmisiert (unterteilt). Unabhängig davon wird zudem die Gebäudekubatur als glatt bzw. plastisch (mit Erkern in den Obergeschossen) definiert. Die Plastizität mit Balkonen und Loggien kommt z.B. im sogenannten Windmühlenquartier an den Windmühlenplätzen zum Ausdruck.

    Die Fassadengliederung wird zudem über die Sockel- und Erdgeschoss-Bereiche erreicht. Eine sogenannte „base min“ Höhe von OK 3,30 m im Erdgeschoss ist das vorherrschende Element in den Häuserblöcken. In der Definition „base Anmutung“ werden Erdgeschoss und 1. Obergeschoss gestalterisch zu einer OK 6,40 m zusam-mengefasst und die „base“ weist ein erhöhtes Erdgeschoss, ebenfalls mit OK 6,40 m auf. Zudem werden einzelne Gebäu-deecken mit einer stärkeren Transparenz ausgebildet.

    Der Dachabschluss wird ohne Staffelung ausgeführt und soll nicht nach oben hin abgeschnitten wirken.

    Folgende Handschriften werden definiert: • Individuell (z.B. Anbindung von identitätsstiftenden Elementen an Hauseingänge) • Gemeinschaftlich (z.B. identitätsstiftende Gestaltung von Tordurchgängen) • Publikumsbezogen (z.B.: Werbemöglichkeiten) • Quartiersbezogen (z.B. Kunst am Bau)

    Durchgänge und Tordurchgänge zu Innenhöfen sollen als besonders definierte Übergangsbereiche zwischen privatem und öffentlichem Bereich dienen und dem öffentlichen Raum zugeschlagen werden.

    2. Handschriften: Gestaltungsvorgaben für ausgewählte Raumsituationen Anhand der oben genannten Raumsituationen werden die unterschiedlichen Regeln durch dekliniert und die jeweilige „Handschrift“ erläutert.

    Der Kurt-Schumacher-Damm als sonnige Magistrale bildet den Quartiersrahmen nach Süden. Hier sollen Grünfassaden, fließende Formate und glatte Fassaden mit erhöhten Erdgeschossen (6,40 m) zum Einsatz kommen. Die Profilierung der Fassaden soll mit nachhaltigen und wertigen Materialien erfolgen, die Traufkanten werden durch einheitliche Höhen-entwicklung beruhigt. Auskragende Balkone und Loggien sind zulässig und die Vorzonen der Gebäude können flexibel bespielt werden.

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    In der „grünen Familie“ am Quartierspark werden PV Fassaden realisiert, das Format ist bodenständig, die Fassaden plas-tisch und die Erdgeschosse liegen bei 3,30 m Höhe oder sind mit dem 1. Obergeschoss optisch zusammengefasst. Die Fassadenprofilierung ist holzsichtig, die Traufkanten gegliedert. Auskragende Balkone und Loggien sind zulässig und die Vorzonen der Gebäude sollen eingefasst werden.

    Weitere Beispiele sind die „Nachbarschaften“ und der Quartiersauftakt mit dem Kurt-Schumacher-Platz.

    Prozess

    3. Im Dialog: Verfahren und Prozesse Die Verfahren und Prozesse sollen dynamisch gesteuert werden und dabei die Quartiere einbinden. Die Grundstücksvergabe erfolgt mittels Konzeptverfahren für Bietergemeinschaften bzw. durch Direktvergabe an Woh-nungsbaugesellschaften. Die gestalterische Qualifizierung der Baufelder, sowie der Quartiers- und Parkkanten erfolgt über Wettbewerbe nach RPW (Hochbau). Für den Bildungscampus soll ein RPW-Wettbewerb für Hochbau und Freiraum ausgelobt werden.

    Es sollen Verfahrenspakete gebildet werden, wonach eine Jury je ein Verfahrenspaket beurteilt. Es soll je Baufeld ein eige-nes Teilnehmerfeld geben und es soll kein Architekturbüro zeitgleich zwei Baufelder bearbeiten.

    Der fertige Gestaltungsleitfaden wird bestehen aus: • Quartiersbuch (Band 1) • Katalog zu Architektur und Freiraum (Band 2) • Schriftensammlung (Band 3) • Regieanweisung (Faltplan) • Website

    Die Umsetzung des Schumacher Quartiers ist in vier Phasen geplant. Der erste Bauabschnitt erfolgt „auf der grünen Wiese“ an der Kante zum Flugfeld und dem Kurt-Schumacher-Damm. Der zweite Bauabschnitt erstreckt sich nördlich davon entlang der Neuen Meteorstraße. Der dritte Bauabschnitt befindet sich im Umfeld des Kurt-Schumacher-Platzes. Der vierte Bauabschnitt ist derzeit zurückgestellt und liegt im Bereich um den Sportplatz, nördlich der Neuen Meteorstraße.

    Diskussion im Baukollegium

    Das Baukollegium bedauert, dass die Richtlinien zur Freiraumplanung nicht vorgestellt wurden. Diese liegen bereits vor und sind nicht Aufgabenbereich des Büro Luchterhandt, wären für die Beurteilung des Handbuchs jedoch von großer Bedeutung.

    Nach Auskunft der Tegel Projekt GmbH werden die Innenräume der Höfe als Privatraum umgesetzt, hierfür seien geson-derte Verfahren vorgesehen. Es gäbe keine inhaltliche Vorgabe, jedoch aber eine Prozessvorgabe zum qualifizierenden Verfahren. Der öffentlicher Raum wird gemeinschaftlich gedacht.

    Das Baukollegium sieht die die Durchführung von qualifizierenden Verfahren zum Freiraum abgetrennt vom Hochbau kritisch. Der Freiraum ist immer integraler Bestandteil eines Hochbauprojekts. Wettbewerbsverfahren müssten interdiszi-plinär ausgeschrieben werden, um die Applikation von Freiräumen an die Architektur zu vermeiden.

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    Handbuch Schumacher Quartier PROTOKOLL 78. Sitzung des Baukollegiums Berlin 02.03.2020 I SenSW

    Des Weiteren werden die Schnittstellen bzw. Transitorischen Räume, z.B. die Übergangszonen zu den Hofseiten, als äußerst wichtig gesehen. Hier fehle es ebenfalls an Information zur Beurteilung. Der städtebauliche Rahmen ist sehr strikt und erscheint unflexibel hinsichtlich späterer Anpassungen. Das wirft innerhalb des Baukollegiums die Frage auf, was dies hinsichtlich späterer Einarbeitung neuerer Erkenntnisse z. B. hinsichtlich der sich veränderten klimatischen Bedingungen bedeutet.

    Das Baukollegium empfiehlt, dass das Handbuch einen Handlungsleitfaden bildet, der Architektur und Freiraum als zu-sammengehörig versteht und miteinander verbindet. In den Wettbewerbsverfahren muss klar erkennbar sein, was für den Freiraum bereits vorgegeben ist. Dies ist dann die Ausgangslage für den weiteren Entwurfsprozess. Das soll auch die freiraumplanerischen Qualifizierungsverfahren für den privaten Bereich einbeziehen.

    Prof. Dr. Bouteiller bekräftigt, dass die ökologischen Anforderungen bzw. der Freiraum noch vor dem Städtebau festge-schrieben wurden. Man sei am Anfang eines Prozesses, bei dem noch nicht alle Fragen beantwortet seien. Die Anforde-rungen des Holzbaus kamen beispielsweise neu hinzu, sowie auch die Überlegung das Quartier autofrei zu realisieren. Man kann an der Ausbildung des Städtebaus erkennen, dass bei der Planung nicht von einem weitgehend autofreien Quartier ausgegangen wurde (z.B. Blockrandbebauung).

    Das Motiv des „Grundrauschen“ wird als zu schwach bewertet, die Empfehlung lautet, eher ein Material festzulegen. Dies führe automatisch zu relativ viel Struktur und Einheitlichkeit, wenn z.B. Holz verwendet wird. Ein guter Städtebau kommt auch mit einem einzigen Material aus, als Beispiel wird hier die Haussmann-Planung in Paris genannt. Im Moment sei noch zu viel Varianz enthalten.

    Frau Lüscher betont, dass das Quartier mit einem starken Gesicht nach Außen auftreten müsse.

    Das Baukollegium regt an, die Vielfalt der Regelungen zu reduzieren, um durch die Beschränkung die Hauptthemen zu stärken. Es entstehe mehr Identität, wenn man sich auf Schwerpunkte konzentriert und dadurch mehr Vielfalt zulasse. Das Baukollegium empfiehlt, den Regelkatalog hinsichtlich seiner Regelungsvielfalt noch einmal zu überprüfen. Es gilt, die wichtigsten Themen nochmals zu schärfen. Die Unterteilung in „bodenständig, rhythmisiert, keine Vorgabe“ wird angezweifelt. Die verschiedene „Formate“ beschreiben einen Städtebau, den es nicht gibt. Eine damit definierte, kleintei-lige Parzellierung fände man nicht vor, und somit sei diese Kategorisierung konzeptionell nicht nachvollziehbar. Die Fotos auf Folie 14 sind in ihrer Aussage verwirrend, die sie teilweise nicht mit den Rahmenbedingungen vor Ort korrespondie-ren.

    Das Baukollegium kritisiert, dass für den Bildungscampus und dessen öffentliche Einrichtungen keine Vorgaben gemacht werden sollen (Folie 15 der Präsentation). Der Bildungscampus dürfe nicht als isolierte Baumaßnahme gesehen werden, sondern umgekehrt in seiner architektonischen Qualität eine Vorbildfunktion haben. Die Einrichtungen des Bildungscam-pus sollen identitätsstiftend wirken und hätten deshalb eine herausragende Rolle im Quartier.

    Herr Luchterhandt stimmt dem zu, gibt jedoch zu bedenken, dass derzeit konkrete Informationen für den Bildungscampus fehlen und man daher Offenheit habe anwenden wollen.

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    Das vorgestellte Konzept der applizierten Begrünung kann das Baukollegium nicht überzeugen. Die Kategorisierung „glatt“ bei Fassaden mit Begrünung wird als Widerspruch empfunden. Auch widersprechen sich die Forderungen bei einzelnen dargestellten Beispielen. Das Baukollegium empfiehlt Möglichkeiten der Baubotanik zu untersuchen, die das Konzept des Zusammenwirkens des technischen Fügens und pflanzlichen Wachsens verfolgt. Die lebenden und nicht-lebenden Konstruktionselemente wer-den so miteinander verbunden, dass sie sich zu einer vegetabil-technischen Verbundstruktur zusammenfügen. Frau Lüscher fasst zusammen, dass ein Materialkanon der Nachhaltigkeit geschaffen werden müsse, bei dem gilt: weni-ger ist mehr. Die Verfasser sollten reflektieren, an welcher Stelle eine harte Vorgabe absolut wichtig ist und wo dafür man an anderen Stellen offener werden könne. Die Themen sollten sich auf wenige Hauptaspekte reduzieren und dafür klarer werden.

    Das Regelwerk stelle eine Momentaufnahme dar und müsse kontinuierlich fortgeschrieben werden. Es wird empfohlen festzulegen, dass Materialen nur in ihren natürlichen Vorkommen, Texturen und Farben verwendet werden dürfen.

    Bei weiteren Präsentationen im Baukollegium möchte das Baukollegium mehr Informationen zum Freiraum sehen, sowie die Zuweisungen von Baufeldern an unterschiedliche Akteure. Das Verfahren, sich bei zukünftigen Beratungen eines Fassadenpitches zu bedienen wird abgelehnt. Die vorzustellenden Projekte sollten stattdessen in ihrer Gesamtheit im Baukollegium beraten werden, um die Gestaltung in ihrer Komplexität zu erfassen.

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    PROTOKOLL 78. Sitzung des Baukollegiums Berlin 02.03.2020 I SenSW

    Protokoll: Thomas M. Krüger. Das Protokoll ist von den Mitgliedern des Baukollegiums freigegeben. Das Protokoll wird nach Freigabe auf der Internetseite des Baukollegiums Berlin veröffentlicht. Ansprechpartnerin: Nanna Sellin-Eysholdt Tel: 030 / 90 139 44 31 oder [email protected]

    Die projektweisen Einzelprotokolle sind Auszüge eines Gesamtdokuments. Deshalb beginnen die Seitenzahlen nicht mit S.1.

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    mailto:[email protected]