Harburg live oktober 2014

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Harburg live powered by Elbe Wochenblatt 01 | OKTOBER 2014 HIER IST REICHLICH WAS LOS! FLOATING HOMES Wohnen auf dem Wasser Harburger Jöhnk-Werft entwickelt exklusive Hausboote für den Binnenhafen ÖKO-SPORTWAGEN Mit dem BMW i8 durch Harburg Erlebnistour der besonderen Art Die Erfolgsgeschichte aus Wilhelmsburg Hamburg Towers Wie aus einem Sozialprojekt ein Bundesligateam wurde

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Das neue Magazin für Harburg powered by Elbe Wochenblatt

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HarburgHarburglivepowered by Elbe Wochenblatt01 | OKTOBER 2014

HarburgH I E R I S T R E I C H L I C H WA S LO S !

FLOATING HOMES

Wohnen auf dem WasserHarburger Jöhnk-Werft entwickelt exklusive Hausboote für den Binnenhafen

ÖKO-SPORTWAGEN

Mit dem BMW i8 durch HarburgErlebnistour der besonderen Art

Die Erfolgsgeschichte aus WilhelmsburgHamburg

Towers Wie aus einem Sozialprojekt ein Bundesligateam wurde

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2   Oktober 2014

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04 Menschen, die uns wichtig sindDrei starke Typen: Stöver, Scharfenberg und Cetinkaya 06 Aus Harburg in die WeltGlobale Player: Vier Unternehmen aus Hamburgs Süden und ihre Produkte 10 Floating HomesLuxus pur: Hausboote im Binnenhafen 12 Hamburg Towers Basketball: Vom Sozialprojekt zum Bundesligaklub 16 Alles nur spießig? Das Imageproblem der Kleingärten 18 Und Harburg ist doch eine Reise wert! Die neuen Hotels in Hamburgs Süden 20 Lautlos in die ZukunftMit dem BMW i8 unterwegs in Harburg

22 Kann Harburg Kultur?Streitgespräch zwischen Harburgs CDU-Chef Ralf-Dieter Fischer und SuedKultur- Sprecher Heiko Langanke 24 Alles, nur nicht leise30 Jahre Rieckhof 26 Bühne frei für Marias BallroomRenovierter Kultclub mit erweitertem Live-Angebot 28 Feine Küche am WasserRestaurantest: Das Nordlichtam Veritaskai 30 Nicht verpassen!Events, Konzerte und der Winterball im Hotel LindtnerDie besten Tipps

aufregend anders –so ist unser Harburg!längst entdeckt, viel gerühmt , trotzdem verkannt: Hamburgs süden

HarburgHarburglive

01 Oktober 2014

Hamburg. Irgendwo muss Schluss sein. Zum Beispiel an der Elbe. So sehen das vie-le, die nördlich der Elbe wohnen. Südlich der Elbe? Da kommt doch nichts mehr. Jeden-falls, bis die Toscana anfängt.

Fragte ich kürzlich einen geborenen Ham-burger: „Ich möchte was über Hamburg süd-lich der Elbe schreiben. Was Schönes. Sag mal, was gefällt dir besonders an Harburg, Wilhelmsburg, an der Veddel, an Süderel-be?“ Er: „Ich glaub, da gibts nichts Schönes.“ Er kommt aus Ottensen. Hamburg endet für ihn an der Elbe. Basta. Als Antwort bekom-me ich Mitleid.

Auch ich habe Mitleid. Mit ihm. Schließ-lich gibt es sieben Punkte, die beweisen: Die Süderelberegion hat im Vergleich zum Rest Hamburgs die besseren Karten.

1. Sie liegt im Süden. Süden ist immer gut.2. Der größte Teil von Deutschland und ganz Europa hängen dran. Von hier geht es zum Oktoberfest, nach Cannes, Biarritz, nach Rom. Dafür muss man sich nicht durch den Elbtunnel quetschen. Was hat denn Rest-Hamburg? Das bisschen Skandinavien. Und den Hansapark.3. Echte Berge erheben sich hier. In Hamburg so selten wie Perlen in einer Muschel.4. Das Leben hier ist bezahlbar. Wohnen kann man sich hier noch leisten. Kinder auch. Und einen Garten. Und für einen Blick aufs Wasser muss man nicht im Lotto gewon-nen haben.5. Zieh nach Eppendorf und du wirst gar nicht angeguckt. Zieh in die Schanze und dir wird misstraut. Zieh auf die Veddel, da freut man sich.6. Das zusammenschweißende „Wir sind ein Geheimtipp“-Gefühl gibt‘s nur südlich der Elbe. Und die Region ist es wert, Geheimtipp zu sein: von der „Kleinen Hafencity“ am Bin-

nenhafen bis zu den hochmodernen Öko-Häusern in Wilhelmsburg. Harburg ist für Hamburg heute das, was Brooklyn für New York ist: die ewig verkannte Kleine, im Schat-ten der großen Schwester zu ungeahnter Schönheit heranwachsend.7. Die Geschichte lehrt: Stadtteile, in die „man“ nicht zieht, sind für eine steile Karri-ere prädestiniert. Wie Hackney in London. Gar nicht so lange her, dass „man“ auch dort nicht wohnte ...

Im Ernst, Hamburg: Irgendwo muss Schluss sein. Schluss damit, das Licht von Hamburgs Süden unter den Scheff el zu stel-len. Deswegen haben wir „Harburg Live“ aus der Taufe gehoben - das neue Magazin aus Hamburgs Süden für Hamburgs Süden, ge-macht von Menschen, die das Leben süd-lich der Elbe kennen und lieben, die hier le-ben und arbeiten, verwurzelt sind oder her-zogen, weil sie erkannt haben, was der Stand-ort zu bieten hat.„Harburg Live“ zeigt, was die Region auf-weisen kann: intakte Natur, Kunst und Kultur abseits des Mainstreams, zukunft sweisende Projekte, spektakuläre Architektur, besondere Menschen, die ihre Individualität leben.Hamburg südlich der Elbe ist anders. Wir sind überzeugt: Es ist nicht nur anders. Es ist aufregend – aufregend besser.

Herzlichst, Ihr

Redaktionsleiter

Olaf ZimmermannTITELFOTOS: MssP, FranK nOCKe/nOCKe.De, FranK seiDel

FOtO: nOrbert sCHaCHt

Die besten Tipps

Oktober 2014   3

Page 4: Harburg live oktober 2014

✺Menschen

die uns  

wichtig  

sind

Karin istel, Harburg

Im Politikgeschäft ist sie eine Ausnahme: Birgit Stö-

ver. Die 44-Jährige ist nämlich nicht Lehrerin oder Juristin, son-dern Naturwissenschaftlerin, ge-nauer: Lebensmittelchemikerin. Und ein echtes Energiebündel.

Mann, drei kleine Kinder, Po-litik: Die Tage von Birgit Stö-ver sind randvoll mit Aktivitä-ten. „Ich hab einfach viel Ener-gie. Nur so zu Hause rumsitzen,

das könnte ich nicht“, sagt die CDU-Politikerin und

lächelt. „Acht Stun-den Schlaf, das kriege ich selten. Selbst am Wochenende ist die Nacht so gegen 7 Uhr vorbei. Unsere Kin-der sind Frühauf-steher – und damit

auch mein Mann und ich. Aber ich bin zufrieden und die Kinder auch, weil ich Zufriedenheit aus-strahle.“

Birgit Stöver gewann das Di-rektmandat für die Hamburgi-sche Bürgerschaft im Wahlkreis Harburg. Die Ur-Harburgerin – „Ich bin imKrankenhaus am Irr-garten geboren“ – hat die Berei-che Umwelt, Energie und Ge-sundheit als Schwerpunkte ih-rer politischen Arbeit gewählt. „Liegt bei meiner Ausbildung nahe“, sagt die Laborleiterin, der-zeit noch in Elternzeit. „Im April nächsten Jahres möchte ich wie-der zurück in den Beruf gehen.“

Gute Planung und Ausdau-er sind für die zweimalige Mara-thonläuferin im Alltag selbstver-ständlich. Als Parlamentarische Geschäftsführerin gehört sie zur Führungsebene der CDU-Frak-

tion in der Bürgerschaft. „Die Ausschüsse, Bürgerschafts- und Fraktionssitzungen sind immer abends. Ohne die tatkräftige Un-terstützung meiner Eltern und Schwiegereltern bei der Kinder-betreuung ginge gar nichts.“

In ihrer knapp bemessenen Freizeit stehen die Kinder an ers-ter Stelle. „Man muss auch mal ein Kind allein wertschätzen, es nur für sich haben. Außer-dem singen wir gern in der Fa-milie, und es wird viel vorgele-sen. Ich liebe es auch, im Garten zu werkeln. Er ist eher kindge-recht angelegt und nicht so sehr englisch.“ Manchmal greift Bir-git Stöver auch zum Cello: „Bis 2005 habe ich Cello in einem großen Orchester gespielt. Doch jetzt steht es leider meistens in der Ecke.“

Bei ihr stimmt die ChemieWie CDu-Politikerin birgit stöver Familie und bürgerschaftsmandat spielend unter einen Hut bringt

Harburg statt UNOValbone scharfenberg managt gleich zwei Marktkauf-Center – mit erfolg

Immer ein Lächeln:

Birgit StöverFOtO: Pr

Karin istel, Harburg

Dunkelblauer Anzug, hell-blaue Bluse – das Out-

fit passt haargenau zu einer er-folgreichen Geschäftsfrau wie Valbone Scharfenberg. Smar-tes Lächeln, verbindlicher Ton. Das gehört zum Business. Doch spätestens nach ein paar Mi-nuten möchte man sie am liebs-ten spontan zum nächsten „Mä-

delsabend“ einladen. Denn die 35-jährige Managerin des Markt-kauf-Centers ist auch herrlich unkompliziert. Man spürt, diese Frau mag Menschen. Kein Chef, der sich im Büro versteckt. Und ihr Lachen ist ansteckend.

Eine Managerin, der auch über Privates spricht. Etwa ihre Hoch-zeit im Mai. Die hatte sie hier in Harburg. Wenn sie davon erzählt, strahlen ihre Augen: „Es war eine

große albanisch-deutsche Hoch-zeit. Viele meiner Verwandten, die über ganz Europa verstreut le-ben, kamen und feierten mit.“

Valbone Scharfenberg kam 1995 aus dem Kosovo nach Kiel. Nach der Schule studierte sie Englisch, Psychologie und Öf-fentliches Recht, schloss mit dem Magister Artium (MA) ab. Und studierte auch Haushalts- und Er-nährungswissenschaften (Öko-

trophologie). „Eigentlich wollte ich an der Uni bleiben und pro-movieren oder zu den Verein-ten Nationen (UNO) gehen, um mich dort für die Menschenrech-te einzusetzen. Doch es kam alles anders: Schon während meines Studiums habe ich nebenbei im Einzelhandel gearbeitet. Wäh-rend ich an meiner Magisterar-

beit schrieb, wurde ich stellver-tretende Center-Manage-

rin in Kiel. Das hat mir ge-fallen. In dieser Tätigkeit mache ich etwas für Men-schen. Denn ich möchte, dass sich die Menschen im Center wohlfühlen.“Und damit hatte Valbone

Scharfenberg ihren Traum-job gefunden. Nach fünf Jahren in Kiel wechselte sie nach Ham-burg. Jetzt betreut sie gleich zwei Marktkauf-Center: eins hier in Harburg, das andere in Berge-dorf. „Ich bin Vollblut-Manage-rin!“, sagt sie. Und der Tonfall lässt keinen Zweifel: Es stimmt.

Ihre Arbeitstage sind lang, un-ter der Woche hat sie nur we-nig Zeit für Freizeitaktivitäten. Aber am Wochenende lädt sie gern Freunde ein. „Ich liebe es zu kochen, bin gern Gastgebe-rin“, so die Neu-Eimsbüttlerin. „Ich habe eben gern Menschen um mich!“

Sükrü Altunkaya, Geschäfts-führer von „Juwelier Noah“, mit Centermanagerin Valbone Scharfenberg. FOtO: Ki

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Mecit Cetinkaya (r.) trainert seinen Schützling Artur Idt. FOtO: Pr

Karin istel, FinKenWeWrDer

Tach, Trainer!“ Mit festem Handschlag begrüßen die

jungen Männer Mecit Cetinkaya zu Beginn des Boxabends. Immer dienstags, freitags und sonntags verwandelt sich die Gorch-Fock-Halle für zwei Stunden in eine Box-arena.

„Man muss hier im Stadtteil etwas für die Jugendlichen an-bieten. Haben die Kids nichts zu tun, werden sie vielleicht noch gewalttätig. Beim Boxtraining bieten wir ihnen eine vernünfti-ge Basis. Hier können sie eifrig trainieren und ihre Kräfte ausle-ben“, erklärt er sein Credo. Des-halb ging er zum TuS Finken-werder, machte sich für Freizeit-aktivitäten stark. „Nach einem halben Jahr kamen viele Jugend-liche auf mich zu. Sie sagten: ,Du hast doch mal geboxt. Zeig uns, wie´s geht.‘ Da habe ich mal ei-nen Sandsack aufgehängt und los gings“, erinnert er sich.

Worauf es beim Boxen an-kommt, kann Cetinkaya den jungen Männern ganz genau zei-gen. „Ich habe 1986 angefangen zu boxen. In meiner kurzen, aber intensiven Zeit habe ich einige Titel mitgenommen“, erinnert sich der gelernte Maurer.

Jetzt gibt er sein Können wei-ter. „Ich fühle mich gedrängt, was zu machen. Man muss aus sich rausgehen und das, was man

zur Verfügung hat, der Gesell-schaft bereitstellen.“

Dreimal die Woche und am Wochenende gibt er sein Wis-sen weiter. „Meine Frau kann da-mit leben. Sie fiebert vor Wett-kämpfen schon mit.“ Seit den 90er Jahren trainiert er mit den Jugendlichen. Es geht um Aus-dauer, Schnelligkeit und Kraft. „Die meisten meiner Jugendli-chen sind sehr gute Sportler ge-worden. Wir haben den Erfolg bundesweit und international ge-schafft.“

Einfach nur die Trainingsstun-de „abreißen“, damit ist es für Mecit Cetinkaya nicht getan. Er steckt Engagement und Leiden-schaft in die Boxstunden, ist ein Ersatzvater für die Kinder. „Die Kinder sind sehr viel wert. Sie sind unsere Zukunft. Ich trainie-re sie mit richtig viel Freude.“

Doch es geht Cetinkaya nicht nur um den sportlichen Erfolg. „Boxen, das heißt diszipliniert und zielstrebig an sich zu arbei-ten, gemeinsam mit dem Trai-ner. Das spiegelt sich auch in an-deren Lebensbereichen wider. Die meisten meiner Jungs haben auch in der Gesellschaft etwas aus sich gemacht.“ Er vermit-telt den jungen Boxern Selbstbe-wusstsein, Respekt und Durch-haltevermögen. „Das Leben ist eben ein Auf und Ab. Da muss man durchhalten.“❱❱ www.tusfinkenwerder.de

„Zeig uns, wie es geht“Mecit Cetinkaya gibt Jugendlichen boxtraining in der gorch-Fock-Halle

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Oktober 2014   5

Page 6: Harburg live oktober 2014

raFFiNerie mit traDitiON

Der Ölriese an der süderelbebei Cargill – ehemals „HObuM“ – werden Pflanzenöle raff� iniert

lOKale FirMen iM internatiOnalen gesCHÄFt

CH.V.saVignY, Harburg

Margarine, Kekse, Scho-kolade, Speiseeis: In vie-

len Lebensmitteln sind heutzu-tage Fette und Öle enthalten. Sie geben der Schokolade Festigkeit, sie sorgen dafür, dass Kartof-felchips schön knackig schme-cken und sie verleihen der Do-sensuppe einen sämige Konsis-tenz. „Unsere Produkte helfen, dass der Schokokeks nicht in der Hand schmilzt, sondern erst im Mund“, sagt Augustinus Hon-komp, Werksleiter der Harbur-ger Cargill-Niederlassung in der Seehafenstraße.

Seit über 110 Jahren dreht sich an der Süderelbe alles um

das Th ema Pfl anzenöl: Gegrün-det 1896 zunächst als „Lein-oel- und Firnisfabrik“ wurde das Unternehmen wenige Jah-re später in „Harburger Oelwer-ke Brinckman & Mergell“ (kurz: „HOBUM“) umbenannt. Lein-saat, Sojabohnen und Palm-kerne wurden damals aus fer-nen Ländern wie Ostindien per Schiff angeliefert und im Werk gepresst und verarbeitet. Heu-te ist aus der einstigen Ölpresse eine reine Raffi nerie geworden, die Raps-, Kokosnuss-, Palm- und Sonnenblumenöl für die Le-bensmittelindustrie aufb ereitet. 1998 übernahm der US-Lebens-mittelriese Cargill die Harbur-ger Firma. Seither wurde viel in-

vestiert – unter anderem in einen neuen Schiff sanleger, ein moder-nes Tanklager und in eine Dämp-fungsanlage („Dämpfer“).

Öl wird raffi niert, weil es als Rohware aufgrund seiner Kon-sistenz, seiner Aromastoff e und seiner kurzen Haltbarkeit in Le-bensmitteln gar nicht verwend-bar wäre. Dafür sind mehrere Produktionsschritte erforderlich: Mittels Säure wird das Produkt entschleimt und anschließend mit Lauge wieder neutrali-siert. Anschließend folgen Blei-chung und Desodorierung. Ein werkseigenes Gasturbinenkraft -werk, das für die Stromversor-gung zuständig ist, liefert gleich-zeitig den Wasserdampf, der bei

der Desodorierung zum Ein-satz kommt. Eine wichtige Rolle spielt auch die Härtung, also die Schmelzpunkterhöhung. So wird sichergestellt, dass zum Beispiel Backfett bei Zimmertemperatur fest bleibt.

Aus anfänglich neun Ölsorten entstehen auf diese Weise bis zu 350 Endprodukte, die an Kunden in Deutschland, Skandinavien und Osteuropa gehen. Die Tages-produktion bei Cargill in Har-burg liegt bei 800 bis 1.100 Ton-nen. Der Standort beschäft igt 140 Mitarbeiter. Junge Leute können sich zu Mechatronikern oder als Fachkräft e für Lebensmittel aus-bilden lassen.❱❱ www.cargill.de

Dieses Schiff liefert 3.200 Tonnen Palmöl aus Papua-Neuguinea. Die Fracht wird abgepumpt und ins Werk geleitet. Anlagenbetreuer Michael Eichmann über-wacht die Raff� ination am Bildschirm. Ganz rechts: Unterschiedliche Ölsorten im Reagenzglas FOtOs: CVs

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start-UP-UNterNeHmeN

gentherapie gegen arthroseKleines Pharma-unternehmen aus Harburg will mit innovativem Medikament auf den Weltmarkt

CH.V.saVignY, Harburg

Arthrose ist ein häufi ges Volksleiden. Noch viel ver-

breiteter als beim Menschen ist der krankhaft e Gelenkverschleiß bei Pferden, insbesondere im Bereich des Springpferden. Das 2011 gegründete Vier-Mann-Un-ternehmen Genequine Biothe-rapeutics aus Harburg hat dazu ein Arzneimittel entwickelt, das langanhaltende Erfolge garantie-ren soll. Es beruht auf dem Prin-zip der Gentherapie. „Bei Pfer-den haben wir damit herausra-gende Ergebnisse erzielen kön-nen“, sagt Kilian Guse, einer der beiden Geschäft sführer.

Das Medikament wird direkt in das Gelenk injiziert und bringt die Zellen dazu, ein Protein zu

produzieren, das die Krankheit stoppt. Anschließend kann sich der Knorpel wieder regenerie-ren. „Auf dem Gebiet sind wir gewissermaßen Pioniere“, sagt der studierte Pharmazeut Guse, der das Medikament während eines Forschungsprojekts in den USA entwickelte. „Denn bislang wird Arthrose hauptsächlich mit Schmerzmitteln bekämpft , die aber langfristig keine Heilung versprechen.“Zurzeit befi ndet sich das kleine Start-Up-Unter-nehmen mitten in einem lang-wierigen Zulassungsprozess: Al-lein fünf Jahre dauert das Verfah-ren in der Veterinärmedizin. An-schließend soll das Medikament, für den noch ein Name gefun-den werden muss, in Europa und in den USA auf den Markt kom-

men. Auch im Bereich der Hu-manmedizin geht es demnächst los. Dort dauert das Verfahren allerdings noch länger: zehn bis 15 Jahre. ❱❱ www.genequine.com

Pionier auf dem Gebiet der Arthrosebekämpfung: Kilian Guse, einer der Geschäftsführer von Genequine. Längsschnitt durch ein Gelenk (in diesem Fall das einer Maus): Deutlich zu sehen ist das – teils rot einge-färbte – Knorpelgewebe. Die glatte Oberfläche des Knorpels ist ein Hinweis darauf, dass der Knochen gesund ist. FOtOs: Pr

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Page 8: Harburg live oktober 2014

kaUtsCHUk-sCHmieDe

Backmischungen für gummiContitech – ehemals Phoenix – produziert den grundstoff für autoreifen und Dichtungen

CH.V.saVignY, Harburg

In der Werkshalle von Contitech, der ehemali-

gen Phoenix-AG in der Han-noverschen Straße, herrscht ein ohrenbetäubender Lärm, der von großen, schwarz glänzen-den Maschinen verursacht wird. Wer hier arbeitet, trägt Ohrstöp-sel – ohne diesen Schutz würde man auf Dauer wohl einen Hör-schaden davontragen. Eine rie-sige metallene Walze presst die dunkle Gummimasse zu brei-ten Matten. Es ist der Grund-stoff für Gummiverbindungen aller Art, der hier entsteht. In ei-ner benachbarten Halle werden Stapel von ausgewalztem Gum-mi gelagert. Einige davon sind tiefschwarz, wie das Gummi, das man von Autoreifen und Fens-terdichtungen kennt. Andere da-gegen strahlen in grellem Blau oder in hellem Ocker. Letztere erinnern ein wenig an Kaugum-mi. Kaugummi für Riesen. Die Farbe entsteht zum Teil durch die verstärkenden Rohstoff e, die beigemischt werden. Synthetisch hergestellter Ruß zum Beispiel, oder Kieselsäure. Außerdem

werden entsprechende Farbpig-mente eingesetzt.

Bestgehütete Geheimnisse der Gummiindustrie

Die Auswahl der Zutaten und vor allem deren Menge gehört zu einem der am besten gehüteten Geheimnisse der Gummiindus-trie. Naturkautschuk als Grund-stoff gehört auf jeden Fall hinein. Weiterhin Wachse, verschiedene Öle als Weichmacher, Farb- und Füllstoff e und natürlich Schwe-fel, der dazu dient, die Gummimischung zu ei-nem späteren Zeitpunkt zu vulkanisieren. Quasi ein Aktivator, der vorerst im Winterschlaf vor sich hin dämmern soll. Denn Contitech verkauft haupt-sächlich Halbfertigpro-dukte, die vom Kunden anschließend weiterver-arbeitet werden. Backmi-schungen für Autoreifen, Dichtungen, Förderbänder und Schutzmasken sozu-sagen. Bis zu 25 verschie-dene Zutaten kommen in eine Mischung, im Durch-schnitt sind es zehn bis 15.

meNCk

Die Fensterbauer aus sinstorfDie Firma Menck gibt es bereits seit 130 Jahren

CH.V.saVignY, Harburg

Manchmal hat ein Win-ter seinen Namen einfach

nicht verdient: Wie die vergan-gene, angebliche so kalte Jahres-zeit, die statt Schnee reichlich Sonnenschein und wenig Re-gen bot. Dann ärgern sich viel-leicht die Kinder, weil sie keine Schneeballschlacht machen kön-nen, aber die Baubranche freut sich. Auch die Fensterbauer der Firma Menck, die ihren Stamm-sitz in Sinstorf hat. Denn gutes Wetter belebt die Konjunktur, das war schon immer so. „Wir können uns nicht beklagen“, sagt Vertriebsleiter Kai Philipp Ehrig über die derzeitige Auft ragslage.

Natürlich ist der letzte Winter schon eine Weile vorüber. Und

was die Menck Fenster GmbH angeht, kommt man auch so recht ordentlich über die Run-den. Denn das alteingesesse-ne, familiengeführte Unterneh-men genießt in der Branche ganz einfach einen guten Ruf. In sei-nem Werk in Wittenförden bei Schwerin werden hochmoder-ne Holzfenster und Holz-Metall-Fenster gefertigt und von dort aus in alle Welt verschickt. In Eu-ropa hat Menck Kunden in Eng-land, Spanien, Frankreich und Zypern, außereuropäische Pro-jekte wurden unter anderem mit Japan und den USA abgeschlos-sen. „Außerdem sind wir in der Ukraine gerade sehr aktiv“, sagt Ehrig.

Auch in Hamburg blickt man durch Scheiben aus Sinstorf: Das

Die Geschäftsführer Peter (li.) und Rolf Menck sind Urenkel des Gründers Peter Menck. FOtOs: CVs

Pressehaus am Speersort wur-de von Menck mit neuen Fens-tern ausgestattet, ebenso wie das „Open-House“-Projekt der Inter-nationalen Bauausstellung (IBA) in Wilhelmsburg sowie mehrere Gebäude in der HafenCity.

Gegründet wurde das Werk 1883 als Tischlerei in Hamburg, bevor sich das Unternehmen in

den 1950er Jahren zu einem rei-nen Fensterbetrieb wandelte. 1992 schließlich wurde die Pro-duktion nach Wittenförden ver-lagert. Erst vor ein bis zwei Jah-ren investierte die Firma vier Millionen Euro in einen Erwei-terungsbau mit modernen CNC-Geräten („Computerized Nume-rical Control“). Diese hochtech-nischen Werkzeugmaschinen können Arbeitsgänge wie Schnit-te und Bohrungen mit enormer Präzision durchführen. In Har-burg befi ndet sich heutzutage nur noch die Verwaltung. Insge-samt hat die Firma gut 100 Mit-arbeiter. Geleitet wird das Un-ternehmen in vierter Generation von Peter und Rolf Menck.❱❱ www.menck-fenster.de

8   Oktober 2014

Page 9: Harburg live oktober 2014

Der Ursprung der Harburger Gummiproduktion geht auf das Jahr 1856 zurück, als die Brü-der Albert und Louis Cohen, Söhne eines Hamburger Kauf-manns, vor den Toren der Stadt eine „Fabrik zur Herstellung von Gummihandschuhen und vul-kanisiertem Gummi“ gründe-ten. Schon bald machte im Hafen der erste Dampfer mit riesigen Ballen Rohkautschuk fest. Das Unternehmen florierte: Rund 100 Jahre lang gehörten der Be-legschaft der Phoenix-AG etwa 8.000 Mitarbeiter an.

Von Phoenix zu Contitech mit 750 Angestellten

Im Jahr 2004 wurde die Phoenix-AG aufgekauft und zu Contitech, einer Tochterfirma

der Continental AG. 400 Mit-arbeiter mussten damals ihren Arbeitsplatz räumen. Heute hat der Standort Harburg rund 750 Angestellte. „Die wirtschaftli-che Situation in unserem Werk in Hamburg ist in diesem Jahr nochmals besser als im Vorjahr. Deshalb konnten wir eine Rei-he von Leiharbeitern in ein re-guläres Arbeitsverhältnis über-nehmen“, sagt der Harbur-ger Contitech-Werksleiter Pe-ter Scholtissek über die aktuel-le Konjunkturlage. Bis zu 60.000 Tonnen Gummimischung kön-nen in Harburg pro Jahr pro-duziert werden. Außerdem fer-tigt Contitech Federsysteme für Züge und Nutzfahrzeuge sowie Schläuche für die Autoindustrie. ❱❱ www.contitech.de

Walzenmitarbeiter Jürgen Dembski beaufsichtigt die Pressung der Gummi-matten. Unten die Werkshalle von Contitech: Im Hintergrund eine Knet-maschine, in der die Gummizutaten zusammengemischt werden. FOtOs: CVs

Oktober 2014   9

Page 10: Harburg live oktober 2014

anDreas göHring, Harburg

Mitte der Achtzigerjahre saß dann Bezirksamtsleiter

Jobst Fiedler mit ein paar ande-ren Visionären bei Dimitri Kalli-gas, dem „Griechen an der Ecke“, und träumte von Uferpromena-den, Restaurants und Wohnun-gen mit Bootsgarage im Haus. Ein urbanes Stadtquartier am Wasser, statt EU-subventionier-ter Getreidespeicher ohne Wert-schöpfung.

20 Jahre später ist vieles davon Wirklichkeit geworden. Im Bin-nenhafen sind 6.000 neue Ar-beitsplätze entstanden, Hunder-te von Wohnungen entstehen, es gibt wunderbare Restaurants, ei-nen einzigartigen Beachclubs.

Harburg lebt jetzt am Was-ser. Und manche wohnen sogar

auf dem Wasser. Wie immer bei Pionieren wurde viel improvi-siert, einiges ausprobiert. Erster Blickfang war ein kastenförmi-ges Häuschen gegenüber von der KulturWerkstatt am Kai vor der Kaffeerösterei Fehling von An-dreas Behn. Da schlich so man-cher am Wochenende mal vor-bei und riskierte einen Blick ins Innere.

Weniger romantisch schien das graue Wohnschiff aus DDR-Beständen, das in der Nähe der Wasserschutzpolizei festgemacht hatte. Es wurde sogar in einem Immobilienportal zum Kauf an-geboten, schien aber schon we-gen der äußeren Anmutung nicht gerade ein Traumschiff zu sein. Dafür rankten sich umso mehr Legenden um das Wohn-schiff von Gunter Gabriel. So soll

sich der Barde mehr Platz ge-wünscht haben, worauf die be-nachbarte Werft seinen Kahn um ein paar Meter verlängerte. Der Haken: Nun war der Liegeplatz zu klein.

Eines Tages tauchten dann an der Jöhnk-Werft unbekannte schwimmende Objekte auf, die eher wie Raumschiffe aussahen. Werftchef Simon Sommerfeld hatte den Auftrag an Land gezo-gen, für ein Wohnschiff-Quar-tier am Viktoriakai-Ufer (Nähe Berliner Tor) sieben „Floating Homes“ nach den Plänen des Hamburger Architekten Mar-tin Förster zu bauen. Wahrlich ein exklusives Projekt! Dafür muss man schon gut eine halbe Million Euro zur Verfügung ha-ben, man bekommt aber sicher etwas Einzigartiges – zum Bei-

FlOatiNg HOmes

Wohnen auf dem WasserHarburger Jöhnk-Werft entwickelt schwimmende „raumschiffe“. im binnenhafen sind alle Plätze für private Wohnschiffe vergeben

Wie Raumschiffe liegen am

Viktoriakai- Ufer sieben

Floating Homes vor Anker

Viele Harburger hatten

es fast schon vergessen:

Wir leben in einer Stadt

am Wasser. Der Binnen-

hafen? Nicht mehr als

eine traurige Kulisse

für ein paar Arbeiter und

ein paar Passanten, die

sich in der Vergangenheit

verirrt hatten. Sonst

nur Lärm, Staub, der

Geruch von Raffinerien

und Ölmühlen …

10   Oktober 2014

Page 11: Harburg live oktober 2014

spiel den Typ „D“. Das ist ein Stahlbeton-Rumpf mit Holz-aufbau, sechs Meter breit und 20 Meter lang. Die Bewohner kön-nen sich auf 147 Quadratmetern (inclusive Sonnendeck) ausbrei-ten. „Die loftartige Konstrukti-on der Floating Homes ermög-licht eine Vielfalt unterschied-licher Grundrisse“, sagt Tan-ja Kürten, Marketing- und Ver-triebschefin bei Floating Homes. Alle Grundrisse haben ein groß-

zügiges Badezimmer und ein se-parates WC. Für den großen Rest gibt es unterschiedliche Kon-zepte wie „Loft“ mit einem gro-ßen Raum für alles und einer Freitreppe zum „Skydeck“. Oder „Family“ mit zwei gemütlichen Schlafzimmern. Oder „Sport“ mit einem großzügigen Wohn, Ess- und Küchenbereich. Dazu gibt es einen zusätzlichen Haus-wirtschaftsraum.

Kann man diesen Traum auch in Harburg verwirklichen? Im Prinzip ja, aber... Es gibt ein Lie-geplatzkonzept, daran hält sich das Bezirksamt. Und die Flä-chen, die für private Wohnschif-fe vorgesehen sind, sind zurzeit alle vergeben.

❱❱ mehr Info:www.floatinghomes.de

Die Bewohner können sich auf 147 Quadratmetern – inclusive Sonnendeck – individuell ausbreiten. Die loftartige Konstruktion erlaubt eine Vielfalt unter-schiedlicher Grundrisse wie „Loft“, „Family“ oder „Sport“. FOtOs: FranK nOCKe/nOCKe.De

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Oktober 2014   11

Page 12: Harburg live oktober 2014

BasketBall

Der sozial-Plan für die Bundesliga

M. greuliCH, WilHelMsburg

An einem Freitagabend Ende August begriff Mar-

vin Willoughby, was passiert war. Die Hamburg Towers waren in Quakenbrück zum Testspiel bei den renommierten Artland Dra-gons aus der Bundesliga einge-laden. „Unsere Jungs rannten da vor 2.000 Zuschauern über den Platz. Da wurde mir klar, dass

es jetzt richtig losgeht“, sagt der sportliche Leiter von Hamburgs neuem Profi-Basketball-Team. Es sind kurze Momente, in de-nen Willoughby noch staunen kann, dass eines der spannends-ten Sportprojekte der vergange-nen Jahre tatsächlich an den Start geht.

Marvin Willoughby, 36, trägt Sneakers, Jeans und Polohemd. Seine Sprache

es ist eine beispiellose erfolgsgeschichte. Die neu gegründeten Hamburg towers spielen mit einer Wildcard in der zweiten basketball-bundesliga. Das besondere: ex-nationalspieler Marvin Willoughby und seine Freunde haben den Klub aus einem sozialprojekt in Wilhelmsburg entwickelt

Konzentriert beim Wurf: Benjamin Furney, Power Forward, 27. FOtO: FranK nOCKe/nOCKe.De

12   Oktober 2014

Page 13: Harburg live oktober 2014

ähnelt der des Rappers Samy De-luxe, der die Stimme erheben und dabei immer noch cool klin-gen kann. Beide sind fast gleich alt, kennen sich seit ihrer Jugend und haben bereits einige soziale Projekte gemeinsam auf die Bei-ne gestellt. Willoughby war Bas-ketball-Nationalspieler, in Würz-burg spielte er zusammen mit Dirk Nowitzki. „Ich bin stolz auf das, was Marvin geleistet hat“, sagt sein Kumpel, der jetzt in Dallas spielt, und dieses Kompli-ment ist ehrlich gemeint.

„Es gibt kein vergleichbares Projekt im Profisport“

„Es gibt kein vergleichbares Projekt im Profisport“, sagt To-wers-Gesellschafter und Presse-sprecher Jan Fischer. Das klingt unbescheiden, ist aber Reali-tät. Vor zehn Jahren hatten Fi-scher, Willoughby und Ex-Pro-fi Pascal Roller die Idee, irgend-wann einen Bundesligaverein in Hamburg zu gründen. „Wir hatten viele tolle Erlebnisse in Sportvereinen, wir wollten selber was auf die Beine stellen“, so Fi-scher. Sie entschlossen sich mit dem Training von Kindern und Jugendlichen zu beginnen, weil

„man eine funktionierende Ba-sis braucht“.

2006 gründeten sie den Verein „Sport ohne Grenzen“, um etwas gegen den Mangel an Sportange-boten in sozial schwachen Stadt-teilen zu tun. Sie gingen nach Wilhelmsburg, weil dort die meisten Jugendlichen in Ham-burg wohnen und es dort noch keinen Basketballverein gab. „Wir wollten niemandem etwas wegnehmen“, sagt Willoughby, als Sohn einer deutschen Mut-ter und eines nigerianischen Va-ters in Alt-Wilhelmsburg aufge-wachsen. Mit seinen Kumpels in der Gesamtschule Wilhelmsburg gewann er die Hamburger Schul-meisterschaft. Auf dem Turnier wurde er von einem Trainer der Turnerschaft Harburg angespro-chen, ob er nicht mal bei der TSH vorbeikommen wolle. „Wir sind dann mit fünf Jungs zum Training nach Harburg gefah-ren. Drei von uns sind dabei ge-blieben.“

Willoughby wechselte von der TSH zum SC Rist Wedel, für den er zwei Jahre in der 2. Bundesliga spielte. Anschließend vier Jahre Würzburg, Viola Reggio Calabria (Italien), EB Pau-Orthez (Frank-

Die gierigen korbjäger aus Wilhelmsburgoben v.l. Trainer Hamed Attarbashi, Vincent Kittmann, Andre Murillo, Michael Wenzel, Rob Fer-guson, Benjamin Furney, Marvin Adu, Co-Trainer Özhan Gürel,; unten Stef-fen Kiese, Daniel Hain, Terry Thomas, Bazou-mane Kone, Will Barnes, Janis Stielow, Felix Jehnichen, Athletiktrai-ner Melvin Wiredu.FOtO: FranK nOCKe/nOCKe.De

„Wir sind dann mit fünf Jungs zum Training nach Harburg gefahren. Drei von uns sind dabei geblieben.“Marvin Willoughby

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Oktober 2014   13

Page 14: Harburg live oktober 2014

reich) und Köln. Der 2,02 Meter große Willoughby war als Spie-ler ein Basketball-Idol. Nach-dem ihn eine Knöchelverletzung zwang aufzuhören, machte er sein Diplom als Sport-Fachwirt und wurde Co-Trainer der deut-schen U16-Nationalmannschaft.

Beste Voraussetzungen für die nächste Etappe des Bundesli-ga-Master-Plans: Als sich Sport ohne Grenzen etabliert hatte, gründeten Willoughby und sei-ne Freunde vor fünf Jahren die Hamburg Pirates. Dort spielen die größten Nachwuchstalen-te der Stadt in der Jugend-Bas-ketball-Bundesliga. Als ihr Bes-ter, Ismet Akpinar, im letzten Jahr als Spielmacher von Alba Berlin verpflich-tet wurde, wussten sie, dass nun die Zeit für Bundesliga-Basket-ball in Hamburg ge-kommen war, um den Talenten eine adäqua-te Mannschaft bieten zu können.

Ein Trainer mit Hamburg-Bezug

Zwei aus der U19 der Pirates haben den Sprung ins Zweitliga-Team geschafft. René Kindzeka von der Veddel und Janis Stielow aus Wil-helmsburg. Die beiden 19-Jähri-gen werden bei den Towers von Hamed Attarba-shi, 38, trainiert. Er stammt aus Sasel

und war zuletzt beim Bundesli-gateam in Bremerhaven für den Nachwuchs zuständig. „Wir woll-ten jemanden mit Hamburg-Be-zug“, sagt Willoughby. Im Kader stehen ein Kanadier und ein US-Amerikaner, die anderen Teams haben wesentlich mehr US-Pro-fis. Die Towers setzen sich in ih-rer ersten Saison keine großen sportlichen Ziele, außer in der Liga bleiben zu wollen.

Ob Profi-Basketball in Ham-burg langfristig eine Chance hat, kann trotz positiver Prognosen niemand sagen. Die Reaktionen aus der Wirtschaft sind zurück-haltend: Zu Saisonbeginn konn-

ten die Towers noch keinen Hauptspon-

sor präsentie-ren. In der Ge-s c h ä f t s s t e l -le am Ran-de des Insel-parks sitzen die Towers

Gesellschafter in vielen Sitzun-gen zusammen, um die komplett neue Infrastruktur auf die Beine zu stellen. Da kann es passieren, dass zwischen Kartenverkäufen, Spieltagsorganisation und Fan-betreuung mal ein Termin ver-gessen wird, was die Verantwort-lichen charmant ausbügeln.

Abgehobenes Profigehabe ist ihre Sache nicht

Abgehobenes Profigehabe ist ihre Sache nicht, was auch für die Spieler gilt, die auf den Presseter-minen jede Frage geduldig zu be-antworten pflegen.

In einigen Medienberichten wurde bereits auf das mögliche Spannungsfeld zwischen Sozi-alprojekt und dem Wirtschafts-unternehmen Hamburg Towers GmbH hingewiesen. Bei Will-oughby klingt das so: „Anfangs haben wir mit ein paar Jungs ei-nen Verein gegründet, jetzt ste-hen zweistellige Millionenbe-träge im Raum.“ Die Ex-Profis Willoughby, Roller und Jan Fi-scher, der zuvor beim Vermark-ter Upsolut gearbeitet hat, ge-hen die Sache nicht naiv an. „Es geht uns nicht darum, die Welt zu retten“, entgegnet Fischer de-nen, die glauben da seien Sozial-

romantiker am Werk. Das mo-mentan spannendste Sport-

projekt der Stadt sind die Hamburg Towers dennoch.

WildcardIm Frühjahr hatten sich die Towers für eine Startberechtigung

(„Wildcard“) in der zwei-ten Basketball-Bundesliga beworben und den Zuschlag bekommen. ❱❱ Infos und Spielplan:www.hamburgtowers.de

Für alle Towers-Fans! Harburg live verlost einen Basketball mit allen Unter-schriften der Towers-Spieler, ein signiertes Shirt und fünf mal zwei Tickets für ein Heimspiel der Hamburg Towers in der InselParkhalle.Einfach eine Postkarte an die Wochenblatt-Redaktion, Harburger Rathausstraße 40, 21073 Hamburg, senden, oder eine E-Mail mit Betreff-zeile „Gewinne: Towers“ an post@wochenblatt- redaktion.de. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

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Durchgesetzt: Vincent Kittmann (r.) und die Ham-burg Towers gewannen in Gießen. FOtO: MssP

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14   Oktober 2014

Page 15: Harburg live oktober 2014

POrtrait

Der Zeit vorausuta Falter-baumgarten ist die schöpferin der Harburger „Kinderpyramide“. ihr talent wurde schon früh entdeckt

Karin istel, HeiMFelD

Die „Kinderpyramide“ sieht jeder, der in der Har-

burger Fußgängerzone unter-wegs ist. Doch nur wenige wis-sen, dass die Schöpferin des Kunstwerkes Uta Falter-Baum-garten ist.

Heute lebt die Künstlerin eher zurückgezogen in Heimfeld. „Ich habe Mitte Juni meinen 90. Ge-burtstag im Kreis meiner Familie und Freunde gefeiert. Ich habe ein tätiges Leben. Das ist ein Ge-schenk. Da bleibt man lebendig. Ein Leben ohne Arbeit kann ich mir nicht vorstellen. Mir geht so viel durch den Kopf. Ich könnte auch noch 100 Jahre weiter arbei-ten.“

Ein typischer Backfisch

Dass sie Künstlerin werden wollte, war Uta Baumgarten schon als Jugendliche klar. „Ich war ein typischer Backfi sch. So richtig Lust, nach der elft en Klas-se weiter zur Schule zu gehen, hatte ich nicht. Glücklicherwei-se komme ich aus einer kunstbe-geisterten Familie. Deshalb durf-te ich schon mit knapp 16 Jahren an die Hansische Hochschule für bildende Künste gehen. Dort stu-dierte ich bei Professor Johann

Bossard in der Bildhauerklas-se. Außerdem belegte ich gra-fi sche Gestaltung bei Carl Otto Czeschka. Ich habe wie besessen gearbeitet, habe alles aufgesogen wie ein trockener Schwamm. Anschließend ging ich zum wei-teren Studium nach Dresden.“

Ein Leben auf der Überholspur

Auch privat lebte Uta Baum-garten auf der Überholspur. Sie heiratete kurz vor Kriegsende den Ritt-meister Karl Falter. Da-mals war sie noch keine 21 Jahre alt, also noch nicht volljährig. Aber die Eltern stimmten der Heirat zu. „Zwei Jahre später wurde unsere Tochter gebo-ren, 1951 und 1960 die Söhne. Von 1947 bis 1949 lebten wir im Odenwald. Dort habe ich Gebrauchsgeschirr entworfen und designed. Schließlich zogen wir nach Harburg, wo ich in der Tierarztpraxis mei-nes Mannes mitarbeitete und mich um die Fami-lie kümmerte. 1964 rich-tete ich im ehemaligen Pferdestall meine Bild-hauerwerkstatt samt

Brennofen ein“, erinnert sich Fal-ter-Baumgarten.

Dann legte sie richtig los: Sie schuf unzählige Skulpturen, vor allem im Bronzeguss, etwa die „Tanzenden Schmetterlinge“ vor dem Bürgerhaus Wilhelmsburg oder 1978 die „Kinderpyrami-de“. Mit zahlreichen baukerami-schen Wandgestaltungen beleb-te sie private und öff entliche Ge-bäude, so beispielsweise den In-nenhof des Ärzthauses Harburg in der Bremerstraße.

Für ihr langjähriges Engage-ment für die Kultur in Ham-burg wurde Uta Falter-Baumgar-ten von Kultursenatorin Barba-ra Kisseler im Jahr 2013 mit der Biermann-Ratjen-Medaille aus-gezeichnet.

Uta Falter-Baumgarten (90) mit ihrer sieben-jährigen Dackelhündin Alli. FOtOs: Ki

„Ein Leben ohne Arbeit kann ich mir nicht vorstellen. Mir geht so viel durch den Kopf. Ich könnte auch noch 100 Jahre weiter arbeiten.“

Uta Falter-Baumgarten

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Page 16: Harburg live oktober 2014

sabine langner, Harburg

Ein orangefarbener Kürbis von der Größe eines Me-

dizinballs wartet darauf, geern-tet zu werden. „Der wird wohl mehr als 20 Kilo auf die Waage bringen“, schätzt Uwe Techam mit Kennerblick. Kürbisse die-ser Gewichtsklasse sind eher sel-ten. Techmas Geheimnis: Eine ordentlich mit Pferdemist ge-düngter Boden und ein ruhiges, sonniges Plätzchen. „Kürbisse wollen nicht angefasst werden, während sie wachsen. Sie fau-len sonst ganz schnell“, sagt der 73-Jährige.

Seit 28 Jahren passionierter Kleingärtner

Seit 28 Jahren sind Uwe Te-chem und seine Frau Ursula pas-sionierte Kleingärtner. Mit dem Klischee des spießigen Garten-zwerg-Sammlers haben die bei-den Harburger nichts gemein. Zwar halten sie sich in ihrer Par-zelle an die alte Kleingarten-Re-gel: ein Drittel Nutzgarten, also Obst und Gemüse, ein Drit-tel Rasen und Ziergarten so-wie ein Drittel für Gebäude wie eine Laube oder Gewächshäuser. Aber aus der Pfl icht wurde bei Techams schnell Leidenschaft . Zu begeistert sind sie von dem Geschmack der selbst angebau-ten Produkte.

Die Ausbeute kann sich sehen lassen. Die Zwetschen hängen in diesem sonnigen Spätsommer dicht wie Weintrauben an Reb-stöcken an der Mosel. Im luft i-gen Schuppen, mit einer Plane gegen Licht geschützt, trocknen Dutzende von Speisezwiebeln. Mehrere Säcke Kartoff eln sind schon eingekellert. Und auch Wurzeln, Lauch, Tomaten, Boh-nen, Erbsen und Kürbisse aus ei-gener Ernte stehen bei Techams auf dem Speiseplan. „Damit le-ben wir bis Weihnachten“, freut sich Ursula Techam (72).

Das alles aber macht doch auch mächtig Arbeit? Arbeit, da winken beide ab. „Gartenar-beit ist entspannend“, tönen bei-de einhellig. Zusammen gerech-net komme man auf einen Tag Arbeit in der Woche. „Aber so richtig merkt man die Arbeit oh-nehin nicht“, sagt Uwe Techam. „Wir sind draußen an der fri-schen Luft und bewegen uns. Andere Menschen zahlen für Sportkurse viel Geld.“ Die Alter-native sei doch bei den meisten Menschen in ihrem Alter, zuhau-se vor der Glotze zu sitzen. „Das wollen wir beide nicht“, sagt Ur-sula Techam.

Auch für Ernst Fricke ist sein Garten im Kleingartenverein „Bremer Tor e.V.“ zwischen der Bremer Straße und dem Göhl-bachtal mehr als nur Hobby. Seit

laUBeNPiePer

Das verkannte Paradiesum das image der Kleingärten steht es nicht zum besten. spießig seien die laubenpieper, so das Klischee. Junge leute sind deshalb kaum in den Kolonien zu finden. schade. sie wissen nicht, was sie versäumen. zwei Harburger Kleingärtner zeigen, warum ihre laube viel mehr ist als ein Hobby.

Kleingärten sind auch ein Paradies für Insekten. Nicht alle Tiere sind bei den Gärtnern willkommen, so wie diese hungrige Schnecke. FOtOs: sl

Jeden Tag schaut Ernst Fricke nach seinen „Paradiesäpfeln“ und werkelt in seinem Garten.

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Page 17: Harburg live oktober 2014

41 Jahren werkeln er und sei-ne Frau in Parzelle 742. „Als wir jung waren, sind wir am Wo-chenende mit einem Faltboot auf der Elbe herumgefahren“, er-innert sich der heute 78-jährige. „Als unser Sohn zur Welt kam, habe ich den Fluss mit anderen Augen betrachtet und gesehen, wie schmutzig er ist. Also haben wir uns einen Garten gesucht.“

Praktischerweise ist die Par-zelle nur wenigen Gehminuten von der Wohnung der Frickes im Göhlbachtal entfernt. Jeden Tag schauen sie in im Garten nach dem Rechten. Ernten hier ein paar Tomaten, scheiden dort ein paar wilde Triebe zurück oder plaudern mit den Nachbarn. All-zu verbissen sieht der ehemalige Maschinenführer der Phoenix-Werke das Ganze nicht. Zwar versucht er seine schönsten Blu-men mit Schneckenkorn vor den gefräßigen Schleimern zu schüt-zen. „Aber letztlich sind wir hier ein Teil der Natur, und wir essen das, was uns die Schädlinge üb-riglassen“, berichtet er grinsend.

Eine Winterbehausung mit Wasser und Futter für Igel

Wie ernst er das Zusammen-leben in und mit der Natur sieht, zeigt auch das Gewächs-haus. Hier steht seit ein paar Ta-gen ein kleines Häuschen, frisch ausgepolstert mit Heu. „Wenn es kalt wird, zieht hier der Igel ein“, sagt Ernst Fricke. Dafür lässt der Gärtner die Tür des Gewächs-hauses immer einen Spalt off en stehen. Und dafür stellt er auch täglich frisches Wasser und ei-nen Napf mit Katzenfutter in das Glashäuschen. „Das Futter teilt sich der Igel mit der wilden Kat-

ze, die meine Frau adoptiert hat“, sagt er. „Das klappt seit Jahren.“

Trotz aller Euphorie mag Ernst Fricke das größte Problem der Kleingartenvereine nicht ver-schweigen: „Wir vergreisen lang-sam. Wenn hier Kinder spielen, dann sind es die Enkelkinder der alten Pächter.“ Am Preis kann es nicht liegen - rund 300 Euro kos-tet so eine Laube im Jahr. Darin enthalten sind Pacht, Versiche-rungen, Strom, Wasser, Abwas-ser und Müllbeseitigung. Dazu kommt einmalig der Preis für die Laube. Der variiert je nach Zustand des Häuschens und des Gartens.

Dennoch sei es schwer, jun-ge Familien anzulocken. Da-bei würde Ernst Fricke als Ers-ter Vorsitzender des Vereins am liebsten nur junge Familien als neue Pächter willkommen hei-ßen. „Es gibt schon junge Leu-te, die gern einen Garten hätten, aber viele wollen einfach nur im Sommer in der Sonne liegen und so ganz ohne Arbeit funktioniert so ein Kleingarten nicht“, sagt er.

Der Weg zum Kleingarten Wer Interesse an einem Klein-garten hat, sollte im Internet auf die Seite des Landesbundes der Gartenfreunde in Hamburg schauen. Momentan stehen 282 freie Plätze in 77 Vereinen zur Auswahl. ❱❱ Landesbund der Garten-freunde, Fuhlsbüttler Straße 790, 22337 Hamburg, 040/500 564 [email protected]

Eher seltene Ernte: Gut 20 Kilo wird der Kürbis von Uwe Techam auf die Waage bringen, wenn er geerntet wird.

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Page 18: Harburg live oktober 2014

OlaF ziMMerMann, Harburg

Grün gibt es auch. Eine Ra-senfl äche im Format Vor-

garten, ein paar Ziersträucher. Mehr Alibi, als Bekenntnis. Wa-rum auch? Das neue B&B Hotel Harburg im Binnenhafen baut auf andere Qualitäten. Modern, funktional, preiswert und trotz-dem komfortabel. 100 Zimmer, Preis pro Nacht ab 52 Euro. Stan-dard sind Gratis-Stellplätze, kos-tenlos Sky-TV und WLAN. Im Preis inklusive auch die Aus-sicht aus den Zimmer-Fenstern auf schnöde Bahngleise und Bü-rotürme. Warum gerade die-ser Standort? „Wir sind das erste Haus am Platz. Die Umwandlung des Hafenareals zu einem leben-digen Wohn- und Arbeitsquar-tier machen den Standort sehr

eiNe reise Wert

Harburgs neue HotelsVor sechs Monaten wurden das b&b Hotel und das apartment Hotel am sand eröff net – beide sind mit der auslastung hoch zufrieden

Theodor-Yorck-Straße 1 , 21079 Hamburg. Preis pro Nacht: ab 52 Eurowww.hotelbb.de/de/hamburg-harburg

Hamburg wird als Reise-

ziel immer beliebter. Allein

im ersten Halbjahr 2014

wurden 5,5 Millionen Über-

nachtungen registriert.

Nördlich der Elbe hat man

sich auf den boomenden

Hamburg-Tourismus gut

eingestellt. Zahlreiche

Hotels wurden neu gebaut.

Der Hamburger Süden

hatte lange das Nachsehen.

Hier wurde viel geplant,

aber nur wenig umgesetzt.

Das hat sich geändert.

attraktiv. Außerdem ist die Mi-schung aus dicht am Wasser und citynah sehr reizvoll“, erläuter-te B&B-Sprecherin Melanie Kla-bunde.

Ein Blick auf den Parkplatz be-legt – das Konzept kommt of-fenbar an. Autos aus allen Teilen Deutschlands. Sogar Fahrzeu-ge mit ausländischen Kennzei-chen. Vor allem Geschäft skun-den steuern das neue Hotel mit der mausgrauen Fassade an. Das Hotel profi tiert von den Unter-nehmen im Umfeld. Und an den Wochenenden? Es kommen tat-sächlich Touristen. Vor allem aus Skandinavien. Von wegen, Har-burg ist keine Reise wert.

Im April hatte das B&B Ho-tel Harburg nach zehnmonati-ger Bauzeit eröff net. Hotelma-nager Jörn Backhaus zieht nach

den ersten sechs Monaten eine positive Bilanz: „Wir haben eine sehr gute Resonanz. Unser Haus ist deutlich über den Erwartun-gen angelaufen und entwickelt sich gut.“

Fast zeitgleich mit dem B&B Hotel hatte in der Harburger City das Apartment Hotel am Sand eröff net. Inhaber Ludin Karimi wandelte das Gebäude, in dem früher das traditionsreiche Mu-sikhaus Lebens zu Hause war, in ein 15 Zimmer Hotel mit 40 Bet-ten um. „Der Unterschied zu den umliegenden Häusern ist zum einen die zentrale und dennoch ruhige Lage und dass man in je-dem Zimmer eine Kochmöglich-keit in Form von einer Kochni-sche hat, die man während ei-nes Aufenthaltes bei uns nut-zen kann“, urteilte Ludin Karimi. „Außerdem können wir attrakti-vere Preise als die meisten Hotels im Zentrum anbieten.“ Wie ist die Auslastung? „Bis dato gut.“

Weniger gut steht es um ein spektakuläres Hotelprojekt an der Harburger Schloßstraße.

„Das erste Hotel am Platz“: B&B Hotel Harburg

Page 19: Harburg live oktober 2014

Arne Weber, Inhaber des atoll ocean resort auf Helgoland, woll-te das denkmalgeschützte Bor-nemannsche Haus um einen schiff sähnlichen Anbau bis an den Kaufh auskanal erweitern. „Alles war fertig. Die Rezepti-on sollte sich im alten Haus be-fi nden“, erzählte der Harbur-ger Bauunternehmer. „Doch das Denkmalschutzamt zeigte sich unnachgiebig. Wir hätten nichts verändern dürfen. Aber das macht keinen Sinn.“ Jetzt will Weber hinter dem Bornemann-schen Haus Wohnungen bauen.

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„Attraktivere Preise als die meisten Hotels im Zentrum“: Apartmenthotel am Sand

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Page 20: Harburg live oktober 2014

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mission Zukunft

Wo er auftaucht, bilden sich dicke Menschentrauben um ihn. Der neue bMW i8 sieht aus, als wäre er direkt aus der zukunft auf un-sere straßen gerollt. lange nur auf Fotos zu bewundern, kann man den spektakulä-ren öko-sportwagen endlich auch fahren. Wir waren unter-wegs mit dem bMW i8 in Harburg. eine erlebnis-tour der besonderen art.

FranK seiDel, Harburg

Die Ampel an der Cuxhavener Straße springt auf Rot. Neben mir stoppt ein schwarzer Mer-cedes der Business-Klasse. Die Scheibe surrt runter. Der Fahrer wendet sich zu mir, lächelt breit, streckt seinen Daumen hoch. Das Zeichen steht für Anerken-nung. Klare Botschaft : Dieser BMW gefällt. Fast verlegen nicke ich. Sowas ist mir mit meinem Volvo nie passiert.

Und es geschieht immer wie-der. Als ich den BMW i8 um den Harburger Hafen steuere, win-ken mir wildfremde Menschen zu. Auch hier: Daumen nach oben. Überall bleiben die Leu-te stehen, recken ihre Köpfe neu-gierig rollt die Flunder mit den futuristischen Flügeltüren an ih-nen vorbei. Egal, ob im Binnen-hafen, an der Außenmühle, am Wochenmarkt auf dem Sand. Und immer wieder höre ich die-selben Fragen: „Ist das der mit dem Hybrid?“, „Wie schnell ist er?“, „Was kostet er?“, „Wie fährt er denn so?“

Kurz: er fährt aufregend an-ders. Zwei Maschinen im BMW i8 sorgen für den Vortrieb: eine elektrische mit Leistungselektro-nik und Steckdose vorn und ein Dreizylinder-Benziner mit Ge-

triebe hinten. Die Elek-troma-schine treibt die Vorderräder an. Wenn es eine Spur fi xer werden soll, kommt der 1,5-Liter-Drei-zylinderturbo zum Einsatz. Im reinen E-Betrieb geht es beina-he lautlos fl ott voran - bis Tempo 120 ist elektrisch möglich. Abso-lut ausreichend also für Harburg City. Legt man den Schaltgriff mit einem leichten Druck nach links um, meldet sich geschmei-dig der TwinPower Turbo-Motor zusätzlich zum Dienst.

Die Kombi beider Motoren beschert dem Fahrer die Ge-wissheit, über Land auch ohne Strom nicht liegen zu bleiben. In der Stadt hat sie den Vorteil, dass man häufi g auf den Benzinmotor verzichten kann. Ein Gefühl, das besonders vor der von Rot auf Grün wechselnden Ampel un-bändig Freude bereitet. Während bei anderen Autos noch dröh-nend das Start-Stopp-System den Motor wieder zum Leben er-weckt, rauscht der elektrifi zierte BMW längst lautlos davon.

Sportlich kann er natürlich auch. Ein leichter Tritt aufs Gas-pedal reicht, schon stromert der i8 stürmisch nach vorn. Als ich es auf der A7 probiere, wer-de ich ruckartig in den ledernen Sportsitz gepresst. Nur Sekunden später signalisiert mir die Zahl

auf dem digitalen Display im Cockpit, die erlaubte Höchstge-schwindigkeit ist gefährlich nah. Ums Schalten kümmert sich eine bestens abgestimmte Sechsgang-automatik. Muss der Benziner ran, ist übrigens Schluss mit lei-se. Dann brüllt die Öko-Flunder mit kernigem Sound. Laut, aber durchaus sexy.

Wer will, kann dem BMWi8 fast schon rennreife Sprintwerte entlocken. Beide Motoren kräft ig rangenommen, leisten dann zu-sammen 362 PS. Damit prescht das Auto in nur 4,4 Sekunden auf Tempo 100. Bei Tempo 250 begrenzt sich das Vergnügen al-lerdings automatisch. Strom hin, Benzin her…

Egal, Spaß gibt‘s auch beim ge-mütlichen Cruisen durch Har-burg Stadt und Land. Feinstes Leder macht den Innenraum zur Komfortzone. Gewöhnungsbe-dürft ig ist allerdings die geringe Bodenfreiheit. Größter Feind des BMW i8 sind Bodenwellen und Kantsteine. Vorsicht sollt auch beim Parken stets dabei sein. Zwar schwingen die Seitentüren atemberaubend eff ektvoll nach oben, brauchen dabei aber nicht gerade wenig Platz. Übung ver-langt auch das Ein-und Ausstei-gen. Elegant sieht das vermutlich nur bei sportlichen jungen Män-

Wie sieht der Öko-Sportwagen innen aus? Zwei Autofans sind neugierig. FOtO: FranK seiDel

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Page 21: Harburg live oktober 2014

nern oder Frauen aus.BMW verspricht mit dem i8

Performance-Eigenschaft en ei-nes reinrassigen Sportwagens bei Verbrauchs- und Emissionswer-ten auf Kleinwagenniveau. Das Werk gibt einen kombinierten Verbrauch von 2,1 Litern an. In der Praxis dürft e der Verbrauch wohl etwas höher liegen. Dafür lässt sich die Lithium-Ionen-Bat-terie das Elektromotors an jeder normalen Steckdose in zweiein-halb Stunden aufl aden.

Der BMW i8 kostet in der Grundausstattung 126.000 Euro. Das von uns getestete Modell in der Farbe Sophistograu Bril-

lianteff ekt – zur Verfügung ge-stellt vom BMW-Autohaus B&K an der Buxtehuder Straße – hat sämtliche Annehmlichkeiten wie Vollleder-Ausstattung, Head-Up-Display, ein HiFi Lautspre-chersystem von harman/kardo-nan und vieles mehr an Bord und steht für 145.300 Euro vor der Haustür. Leider etwas zu teu-er für meine Gehaltsklasse.

❱❱ mehr Infos: www.bmw.de/i8

Daten & Fakten Kraftstoff verbrauch und CO2-Emissionen für den BMW i8 mit Plug-in-Hybridantrieb BMW eDrive: Kraft-stoff verbrauch in l/100 km (kombiniert): 2,1 CO2-Emission in g/km (kombiniert): 49 Strom-verbrauch in kWh/100 km (kombiniert): 11,9 Mit vollständig geladener Batterie kann die maximale rein elektrische Reichweite von 37 km voll ausgeschöpft werden.

l/100 km (kombiniert):

I believe I can fly: Schnittiges Design von allen Seiten. FOtOs: FranK seiDel, bMW

Oktober 2014   21

Page 22: Harburg live oktober 2014

● Was sollten die ersten Maßnahmen zur Stärkung der Harburger Kulturlandschaft sein? Eine Aufstockung der Mittel für Stadtteilkultur?

Fischer: Die Mittel für Stadtteil-kultur reichen seit vielen Jah-ren nicht. Da müssen wir grund-sätzlich noch mal ran, um wirk-lich zu ermitteln: Was wird pro Kopf der Bevölkerung für Kultur in Harburg gebraucht? Ich bin ja schon froh, wenn wir da eine Kopfpauschale erreichen, wie wir sie andere Stadtteile haben, wenn wir alle kulturellen Dinge zusammenrech-nen. Insofern müs-sen wir uns bemü-hen, für die Kultur in Harburg mehr Mittel zu aquirie-ren, auch Haus-haltsmittel von der Bürgerschaft. Ist möglich, aber wird aber ein längerer Weg sein. Ich wäre schon froh, wenn wir im Laufe dieser Legis-laturperiode erreichen, dass Kul-tur mehr und besser gefördert wird als in der Vergangenheit.

Langanke: Geld ist immer eine entscheidende Sache, aber mit Sicherheit wird es nie reichen. Wenn wir selbst das haben, dann fangen wir Kulturschaffenden an herumzuspinnen, wir hätten gern noch goldene Wasserhähne. Geld ist also nicht das Alleinige. Sondern zum Beispiel Bürokratie abbauen, eine gewisse Sicherheit zu schaffen, dass man Experten hat, zum Beispiel was Vermie-tung angeht. Es gibt eine Kreativ-gesellschaft in Hamburg, die aber in Harburg am wenigsten aktiv wird, weil die auch nicht gefor-dert wird.

Ganz wichtig ist, zu gucken, was wollen wir in diesem Stadt-teil. Es gibt zum Beispiel vie-le kleine Migrationsvereine mit kulturellen Angeboten. Ken-nen die sich überhaupt? Haben die überhaupt eine Möglichkeit, Anlaufstellen zu finden? Früher wäre das schwieriger gewesen, heute geht es übers Internet.

Ich glaube nicht, dass das eine kostenintensive Sache ist, man müsste da mal etwas entwickeln. Es gibt viele Ideen, auch im Will-kommensbereich, etwa ein Gut-scheinheftchen für Neubürger, die nach Hamburg ziehen und in Harburg landen. Mit kulturel-len Angeboten nach dem Motto „Wir heißen dich im Bezirk will-kommen“. Wurde überlegt, ist nie wirklich vorangetrieben wor-den. Da kann man mit Sicherheit

mit wenig Mitteln mehr machen.Außerdem kann man gu-

cken, welche Art von Förde-rung man will - weder das Gieß-kannenprinzip noch dieses rei-ne Leuchtturm-Förderprinzip. Dazwischen muss man einfach Wege finden, wo man auch Ver-ständnis füreinander hat.

Alle haben tolle Wünsche, alle sind für sich mächtig am Stram-peln, aber wenn man merkt, dass ein anderen in eine Schiefla-ge kommt, man gerne auch mal sagt: wenn es nicht ganz verges-sen wird, bin ich auch mal bereit,

mich hintenan zu stellen. Weil wichtig ist, dass

andere auch am Leben bleiben. Und das ist et-was, wo man aus der Kulturszene viel lernen kann.

Fischer: Das Schlimmste, was

der Kultur passieren kann, ist ein Konkurrenz-

kampf untereinander.

Langanke: Wird gern forciert, nicht von Kulturschaffenden. So nach dem Motto „Mach es mal wie die, dann hättest du be-stimmte Probleme nicht“. Wir Kulturschaffenden müssen mit-einander reden, um nicht Neid aufkommen zu lassen. Neid ist eine ganz schlechte Basis, um et-was Positives zu machen.

Fischer: Die Dinge kommen dann in der Politik an, ich hab’ das gerade im Sportbereich: Wenn da zwei Vereine gegenei-nander agieren, weil jeder zu-erst den Kunstrasen bekommen möchte, dann kriegen am Ende beide nichts. Das hat man gele-gentlich im Kulturbereich auch schon gehabt. Wenn es auf Seiten der Kulturschaffenden gelingt, sich besser zu vernetzen und das Bewusstsein zu schärfen, dass je-der nicht alles verlangen kann, dann wäre ich schon dankbar.

Langanke: Wenn viel gefordert wird, dann ist es eher aus der Erfahrung „Ich verlang mal al-les, dann bekomme ich vielleicht die Hälfte“ entstanden. Das lernt man ja, das bekommt man ja je-den Tag von der Politik vorge-macht. Ist aber nicht gesund, da gebe ich Ihnen recht.

Fischer: Es muss die Bereitschaft da sein, Entscheidungen, die nach Abwägung getroffen wer-den, auch zu akzeptieren. Das kann bedeuten, dass nicht jeder ein paar Euro kriegt, sondern

staDtteilkUltUr

ist Harburg ein schwieriges Pflaster für kultur? streitgespräch zwischen Harburgs CDu-Chef ralf-Dieter Fischer und suedKultur-sprecher Heiko langanke

Die Stadt Hamburg als Geld-geber unterscheidet zwischen drei Kategorien: Soziokultu-relle Zentren (etwa: Motte, Goldbekhaus), gefördert von der Kulturbehörde; Bürger-häuser/ Freizeitzentren (Bürgerhaus Wilhelmsburg), gefördert über die Bezirke; Community Center (Feuervo-gel, BGZ Neugraben), fast gar nicht gefördert.Diese Unterscheidungen sind,

so sagen Kritiker, durch nichts zu begründen und seit Jahren Quelle von Streit.Die Kulturbehörde hat für Stadtteilkultur im Bezirk Mitte jährlich 4,84 Euro pro Kopf und Jahr ausgegeben (Stand 2012), für Altona 4,68, für Eimsbüttel 2,40 Euro, im Bezirk Nord 4,48 Euro, in Wandsbek 2,30 Euro, in Bergedorf 2,76 Euro. Für Har-burg gerade einmal 1,20 Euro!

Heiko langankehat 2005 den Jazzclub

Stellwerk mitgegründet und geleitet. Als Sprecher von Sued-Kultur engagiert er sich für die Harburger Kulturschaffenden.

ralf-Dieter FischerDer langjährige Harbur-

ger CDU-Kreisvorsitzende und CDU-Fraktionschef in der Bezirksversammlung hat überraschend den Vorsitz des Ausschusses für Kultur, Sport und Freizeit übernom-men.

„Wir Kulturschaffenden müssen miteinander reden, um nicht Neid aufkommen zu lassen.“

„Ich wäre sehr dankbar, wenn es gelingt, dass Bewusstsein zu schär-fen, dass nicht jeder alles verlangen kann.“

Hintergrund

Streit Kultur

Harburglive

22   Oktober 2014

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dass man sagt: „Das wollen wir zunächst mal fördern, und das andere hat hintenan zu stehen“. Dafür muss auch bei den Kultur-schaffenden um Verständnis ge-worben werden.

Langanke: Das können wir uns beide ja auf die Arbeitsmappe schreiben.

● Sollte der Bezirk gemeinnützigen Vereinen für steuerrechtliche Beratung Geld zur Verfügung stellen?

Fischer: Ich habe noch nicht ge-prüft, ob das rechtlich haltbar wäre. Ich könnte mir vorstellen, dass man diese Beratung eher für alle Kulturschaffenden macht. Der Vorschlag, jedem einen Be-ratungsschein für einen Steuer-berater zu geben, erscheint mir problematisch. Dann kommt die Steuerberatungskammer, dann kommt die Anwaltskammer. Es wäre sinnvoller, wenn man einen Leitfaden zusammenstellt und allen Kulturschaffenden an die Hand gibt.

Langanke: Mit einer Checklis-te ist das leider nicht ohne wei-teres möglich. Da kommen wie-der 1.000 Nachfragen. Die Struk-turen der Vereine sind einfach zu unterschiedlich. Es gibt auch noch nicht viele Steuerberater, die mit dem Vereinsrecht in der Praxis so erfahren sind. Wir ha-ben zwei Kanzleien, die dort fit und praxiserprobt sind, gefun-den. Man könnte denen vorher die Satzung schicken, die gucken sich das durch und erkennen gleich, wo Schwachstellen sind.

Fischer: Die arme Bezirksver-sammlung muss nun aber das Geld auch nach gewissen Krite-rien ausgeben. Sonst kommt ir-gendwann der Rechnungshof und sagt „Das durftet ihr nicht“. Das ist alles nicht ganz einfach mal eben so zu entscheiden.

● Freilichtbühne im Stadt-park: Ist die jetzige Nutzungs-regelung zufriedenstellend?

Fischer: Nein. Diese Gesellschaft muss Sportlärm ertragen, sie muss Kinderlärm ertragen und sie muss auch in bestimmten Fäl-len Veranstaltungslärm ertragen. Natürlich muss dabei sicherge-stellt werden, dass nicht die gan-ze Gegend vermüllt ist und über-all Graffiti an privaten Häusern sind und solche Dinge.

Die rechtlichen Vorschriften ergeben sich aus Gesetzen, die hat nicht die Bezirksversamm-

lung gemacht. Wenn die enge-halten werden, warum soll es dann nicht Veranstaltungen ge-ben? Das ist ein Stück Kultur, ge-nau wie das Schützenwesen Kul-tur ist. Wir haben da ständig De-batten mit Nachbarn und Kom-promisse, Verträge und Verein-barungen. Wenn die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten wer-den – und das muss der Ver-anstalter garantieren, sonst ist Schluss – dann dürfen die Veran-staltungen stattfinden.

Langanke: Unsere Forderung ist: Alles wieder auf Null setzen, das ist schon ewig eine Bühne gewe-sen. Meine Erfahrung war in Ge-sprächen mit den Fraktionen: Es geht eigentlich nicht um die Freilichtbühne, sondern um ei-nen Streit, der mit dem Veran-stalter „Keine Knete, trotzdem Fete“ entstanden ist. Dann sollte man aber auch den Mumm ha-ben zu sagen: „Lasst uns darü-ber reden.“

Die Freilichtbühne ist eine Bühne. Man kann nicht auf die Reeperbahn ziehen und dann sagen: „Ich möchte hier mei-ne Ruhe haben“. Dass Proble-me da sind, das wird man in ei-ner Großstadt immer haben und muss man wahrscheinlich alle fünf Jahre neu diskutieren. Dennoch: Solche Veranstaltun-gen finden statt, die werden auch nicht weniger werden. Man muss gucken, dass man sich im Rah-men bewegt. Da müssen sich die Kulturschaffenden dran halten, aber auch die Anwohner.

Auf der letzten Kulturaus-schusssitzung hieß es, wir könn-ten gar nicht darüber entschei-den, an der Freilichtbühne al-les wieder auf Null zu setzen, da wäre ein anderer Ausschuss zu-ständig. Da kam bei uns schon die Meinung hoch, dass es manchmal besser ist, wenn die Politik nichts entscheidet, statt etwas zu entscheiden, das nach-her jahrelang dazu führt, dass diese Bühne nicht genutzt wer-den kann und in Vergessenheit gerät.

Fischer: Also auch dafür werden wir sorgen, dass es keine Dop-pelbefassung gibt. Das Hin und Herschieben– ist das nun Um-welt oder Gesundheit oder Sport oder Kultur oder wer ist zustän-dig – wird aufhören. Die Zu-ständigkeiten werden klar gere-gelt sein. Und die gehören in den Kultur- und Sportausschuss.

Harburgs Kultur ist vielfältig: Ob ein Konzert in Marias Ballroom, Jazz, Klassik, Galerien oder Lesungen, für jeden ist etwas dabei. Aber werden die Kulturschaffenden auch ausreichend unter-stützt? FOtOs: CVs

Wie ist Ihre Meinung? Schreiben Sie uns: [email protected]

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24   Oktober 2014

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OlaF ziMMerMann, Harburg

Im Seeveviertel kündigt sich ein großes Ereignis an.

Der Rieckhof, das Kulturzent-rum im Herzen Harburgs, wird 30 Jahre alt. Die eindrucksvol-le Bilanz: 5.500 Veranstaltun-gen, 23.000 Künstler, 3,5 Millio-nen Besucher.

Dabei war vor vier Jahren kei-neswegs sicher, dass der Rieck-hof seinen 30. Geburtstag er-leben würde. Im Gegenteil, so-gar die Schließung drohte. 2009 stellten Gutachter in einer 150 Seiten langen Expertise er-hebliche Sicherheitsmängel fest. Allein deren Beseiti-gung sollte rund 600.000 Euro kosten. Für die eigent-liche Sanierung des da-mals 26 Jahre alten Gebäudes wurde zusätzlich eine Millionen Euro veranschlagt.

Der Eigen-

30 JaHre rieCkHOF

… und kein bisschen leise! Harburgs Kulturzentrum feiert seinen 30. geburtstag

Von Alfons bis Zwingenberger: Auftritte in 30 Jahren Rieckhof

alfons, alma Hoppe, götz alsmann, alvin lee, Fips asmussen, die Ärzte, barny Kessel trio, Dirk bielefeldt (Herr Holm), Wolf biermann, boer-ney & die tritops, bon scott, Jochen busse, Celtic Cowboys, alex Conti, georg Danzer, Franz Josef Degen-hardt, Dire strats, Domenica niehoff, emmi und Herr Willnowsky, Felix eberhard, Felix de luxe, thomas Freitag, uwe Friedrichsen, arved Fuchs, gunter gabriel, götz george, guru guru, stefan gwildis, romy Haag, nina Hagen, anne Haigis, Mathias Halfpape (Heinz strunk), Maria und Margot Hellwig, Michael Heltau, Peter Herbolzheimer, Dieter Hildebrandt, Klaus Hoffmann, abi Hübner, Hans Dieter Hüsch, Jango edwards, Marlene Jaschke, Kay ray, Dew Kerry, Knut Kiesewetter, David Knopfler, achim Konejung, Mike Krü-ger, evelyn Künnecke, Klaus lage, lake, lalelu, Corny littmann, lotto King Karl, ingolf lück, McCalmans, eberhard Möbius, Münchener Frei-heit, rüdiger nehberg, Petra Oelker, Hans Werner Olm, Ougenweide, ingo Oschmann, Carsten Pape, Pfefferminz, Puhdys, Purple schulz, Will Quadflieg, bill ramsey, ernie reinhard, rio reiser, Michy reinke trio, Matthias richling, richard rog-ler, Harry rowohlt, inga rumpf, Hans scheibner, sebastian schnoy, Horst schroth, Olaf schubert, Peter sebas-tian, tony sheridan, sklavenmarkt (Markus Dentler), serdar somuncu, supercharge, torfrock, Wolfgang trepper, trude träumt von afrika, Henning Venske, Hannes Wader, abi Wallenstein, Vince Weber, Jutta Weinhold, JoJa Wendt, günter Willu-meit, Jutta Wübbe, rolf zuckowski, axel zwingenberger.

tümer der Immobilie, der Be-zirk Harburg, hatte sich kaum um den Erhalt des Gebäudes ge-kümmert. Kein Wunder, war bei der Verwaltung doch das Ju-gend- und Sozialdezernat zu-ständig. Dort gab es viele Päd-agogen, aber keine Baufachleu-te. Letztlich konnte das drohen-de Aus erst durch eine 650.000 Euro-Finanzspritze der Bürger-schaft abgewendet werden. Mitt-lerweile investiert die Stadt Stück für Stück in den Erhalt des Ge-bäudes und der Einrichtung.

Unterdessen versucht die Har-burger Verwaltung, die Immo-bilie loszuwerden. Die Verhand-

lungen mit der Sprinkenhof AG laufen seit vier Jahren. Bis-

lang ohne Ergebnis. Nun gilt

das Liegenschaftsamt als mögli-cher Käufer. Für die Aufrechter-haltung des Kulturzentrum-Be-triebs waren (und sind nach wie vor) kreative Lösungen gefragt. So wurden Gastronomie und Gebäudereinigung an die El-be-Werkstätten übergeben. Das spart Geld, außerdem entstan-den über 30 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung.

Doch beim Sparen ist längst das Ende der Fahnenstange er-reicht. „2015 werden wir weniger Zuwendungen erhalten als 1987“, erklärt Rieckhof-Geschäftsfüh-rer Jörn Hansen. „Wie wir 2015 gestalten können, ist hier und heute noch offen. Wir brauchen schlicht mehr Geld.“

Trotz aller finanziellen Nöte gibt’s zum 30-jährigen Bestehen des Rieckhofs eine große Par-ty. Gefeiert wird am 15. Novem-ber, standesgemäß mit viel Mu-sik und Gelegenheit zum Klön-schnack. Jörn Hansen verspricht: „Das wird eine lange Geburts-tagsnacht.“ ❱❱ www.rieckhof.de.

Wie wir 2015 gestalten können, ist hier und heute

noch offen.Rieckhof- Geschäftsführer Jörn Hansen ist dennoch in Feierlaune

Auf die nächsten 30 und dass wir dann immer noch „Taxi nach Paris“ über die Bretter schmettern.Micky Reincke

Beim Anblick des Rieckhofs auf meinem Tourplan huscht mir ein Lächeln übers Gesicht.Kay Ray

Im Rieckhof treffen wir immer auf ein „plietsches“ und großartiges Publikum.Alma Hoppe

Wenn Boerney & dieTriTops auftreten,kocht der Rieckhof. FOtO: Pr

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Page 26: Harburg live oktober 2014

ClUBkUltUr

Bühne frei für marias Ballroom nach sanierung: Club in der lassallestraße bietet sechsmal pro Woche live-Musik

CH.V.saVignY, Harburg

Brillenträger sind übel dran. Ihre Gläser beschla-

gen gnadenlos. Fast allen im düsteren Konzertsaal perlt der Schweiß glänzend auf der Stirn. Die gefühlte Luft feuchtigkeit be-trägt gefühlte 90 Prozent. Min-destens. Hoch her geht es in Ma-rias Ballroom. Dafür sorgt die Hamburger Band „Hardbone“ vorne auf der Bühne. Mit ihrem Hit „Walking Talking Sexmachi-ne“ geht gerade so richtig die Post ab. Rund 100 Besucher, in der Mehrzahl schwarz gekleide-te Männer mittleren Alters, wip-pen begeistert mit oder schütteln ihre – meist schüttere – Haar-pracht. AC/DC? Highway to Hell? Klingt ein bisschen so und soll auch so klingen. „Und jetzt was Kuscheliges“, ruft Hardbone-Sänger Tim Dammann ins Mik-ro – um gleich darauf mit dem nächsten Kracher loszulegen. Im Vorraum des Clubs in der Lassal-lestraße geht es deutlich gemä-

ßigter zu. Unter rötlich leucht-enden Lampen sitzen Leute an den Tischen beisammen und un-terhalten sich. Dann und wann wird laut gelacht. Ganz kurz öff -net sich die Tür in Richtung Büh-ne. Ein schweißüberströmter Konzertgänger erscheint. „Geil“, sagt er. „Schön laut!“

Sechsmal pro Woche Livemusik

Nach einigen Wochen Reno-vierungspause hat Ballroom-Be-treiber Heimo Rademaker seinen Laden pünktlich zur Hamburger „Nacht der Clubs“ wiedereröff -net. Ab sofort steht sechsmal pro Woche Livemusik auf dem Pro-gramm: montags bis donnerstags unplugged und gratis in der neu-en „Lounge“, freitags und sonn-abends gegen Eintritt auf der gro-ßen Ballroom-Bühne. Nachdem die Anzahl der Besucher in den letzten Monaten etwas zurückge-gangen war, hat sich Rademaker ein neues Konzept überlegt und seinen Club von Grund auf sa-

niert. „Wir wollten unseren Gäs-ten nicht nur am Wochenende etwas bieten, sondern auch an Wochentagen“, sagt er.

Die „Lounge“ – das ist der Teil von Marias Ballroom, in dem früher die Gastwirtschaft unter-gebracht war. Streng genommen müsste man den ersten Teil des Clubnamens streichen, denn Na-mensgeberin Maria Stricker, die für den Restaurantbetrieb zu-ständig war, ist bereits im Ap-ril dieses Jahres ausgestiegen. Andererseits: Als „Marias Ball-room“ ist der Club im Stadtteil bekannt, und so soll es auch blei-ben. „Der Laden ist mein zweites Zuhause, wir sind wie eine große Familie“, sagt Kneipenbesuche-rin „Babsi“. Früher sei sie oft auf dem Kiez gewesen. „Da fahre ich gar nicht mehr hin, weil ich mich hier einfach wohler fühle!“

Rund einen Monat lang hat Rademaker mit seinem Team gespachtelt und gestrichen, alte Vertäfelungen abgerissen, Sitz-bänke abgebeizt, lackiert und mit

„Es hat sich schnell herumgesprochen, dass man bei uns fast täglich gute Livemusik hören kann“Ballroom-Betreiber Heimo Rademaker

„Schön laut!“ Hard-bone- Sänger Tim Dammann mit Fans. FOtO: CVs

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neuen roten Polstern versehen. Zusätzlich wurde im Bereich der Lounge – dort ist das Rauchen erlaubt – eine nigelnagelneue Lüft ungsanlage eingebaut. He-rausgekommen ist ein wirklich schicker neuer Kneipenraum in Rot und Schwarz mit interessan-tem Beleuchtungskonzept.

Lampen aus Wischeimern von Ikea

Die aparten Lampen ha-ben Rademaker und seine Hel-fer aus blechernen Wischeimern von Ikea zusammengebastelt. An den Wänden hängen Instrumen-te, die der Ballroom-Betreiber von Musikern geschenkt bekom-men hat: elektrische und akusti-sche Gitarren, eine indische Si-tar, ein chinesischer Gong, zum Teil mit LED-Lampen als Hin-tergrundbeleuchtung. LP-Cover von Kiss, Van Halen und Deep Purple erinnern an die gute alte Zeit, in der Hardrocker auch schon schwarze Ledersachen trugen, aber noch keine Bierbäu-che hatten. Dass die Mehrzahl seiner Gäste die 50 schon über-schritten hat, fi ndet Rademaker in Ordnung. „Jüngere Leute ha-ben wir auch, aber nicht so vie-le“, sagt er. „Die wollen halt lie-ber tanzen gehen und Party ma-chen.“

Das Geld hat bei den Konzept-überlegungen ebenfalls eine Rol-le gespielt, denn eine Gaststät-tenkonzession will erstmal be-zahlt werden. 150 Personen pas-sen in den „Ballroom“, den an-geschlossenen Konzertsaal, aber so viele werden es nur selten. „30 bis 40 Besucher sind das absolu-te Minimum, darunter lohnt es sich nicht“, sagt Rademaker. Für die Musiker springe eh erst ab 80 oder 90 Besuchern eine Gage he-raus. Nach einer zweimonatigen Sommerpause und der anschlie-ßenden Renovierung sei der Club zurzeit besonders knapp dran. Aber so langsam habe sich herumgesprochen, dass man in der Lassallestraße fast täg-lich gute Livemusik hören kön-ne – meistens sogar gratis. Ra-demaker merkt es an den Besu-cherzahlen. „Es geht wieder auf-wärts“, sagt er. ❱❱ www.mariasballroom.de.

Sie sorgen in der neu eröff neten „Lounge“ für die Getränke: Swantje (li.) und Anastasia. FOtO: CVs

Southside Rock aus dem Süden Hamburgs. FOtO: CVs

Statt Speiselokal nun eine Musik-Lounge: Der Vorraum von „Marias Ballroom“ ist richtig schick geworden. FOtO: Pr

Der Laden ist mein zweites Zuhause, wir sind wie eine große Familie!Kneipenbesucherin „Babsi“.

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Page 28: Harburg live oktober 2014

restaUraNttest

Feine küche am kaiDas „nordlicht“ schickt sich an, Harburgs erstes sternerestaurant zu werden. Verantwortlich: inhaber Marian Hansen und Küchenchef Henry theben

anDreas göHring, Harburg

Nein, das „Nordlicht“ im denkmalgeschützten Fleet-

haus wird nicht vorübergehend leuchten, um dann wieder zu verglühen. Inhaber Marian Han-sen und sein Küchenchef Hen-ry Th eben sorgen mit ihrem Re-staurant dafür, dass Harburg an dieser Ecke des Binnenha-fens glänzt. Und es spricht über-haupt nichts dagegen, dass dieser Glanz von Dauer sein wird. Mit dem „Nordlicht“ steht Harburg zum ersten Mal unter Stern-Ver-dacht. Noch ist es wohl nicht so weit, aber die Tester der monat-lichen Gourmet-Zeitschrift „Der Feinschmecker“ haben schon einmal ein Auge auf Th eben und Hansen geworfen. Als einziges Restaurant in der südlichen Me-tropolregion ist das „Nordlicht“ im Feinschmecker-Führer „Die 800 besten Restaurants Deutsch-lands“ verzeichnet.

Th eben, ausgebildet und wei-terentwickelt in verschiede-nen Steigenberger Hotels, später dann in Restaurants wie „Wei-te Welt“, „Palmspeicher“ oder „Heinsens“, hatte schon in Hitt-feld mächtig gepunktet. Er gilt als exzellenter Fisch-Zuberei-ter. Das beweist er eindrucks-voll – zum Beispiel mit dem „Ge-bratenem Seezungenfi let auf Ri-sotto mit Pilzen und Petersilien-schaumsauce“ (27,00 Euro) . Das Filet ist saft ig, innen leicht glasig.

Hier hatte einer die Temperatu-ren im Griff – ohne dieses Talent wird kein Stück Fisch zum Ge-nuss. Zum Schluss wurde das Fi-let noch in Butter gebräunt. Sehr gelungen.

Dazu ein Risotto. Für viele ist das einfach ein Reisgericht „mit was drin“. Sie können nicht ah-nen, dass die Zubereitung eines Risotto ein schöpferischer Akt ist , der ziemlich genau 23 Minu-ten dauert und den der nunmehr ehemalige Chef-Restaurantkriti-ker Wolfram Siebeck als „Rühr-stück“ beschrieben hatte. Zum Schluss muss das Risotto, das in der Regel mit Rundkornreis der Sorten Vialone, Arborio oder Carnaroli zubereitet wird, „bis-sig und schlonzig“ sein. Durch-schnittsköche versuchen, mit ei-nem mehr oder weniger großen Schuss Sahne oder ein paar Löf-feln Mascarpone die gewünsch-te Konsistenz herbeizuzaubern. Th eben hat das nicht nötig. Er kann auch Risotto. Und wie!

Wenn der Abend mit einem hauchzarten „Carpaccio von Na-mibia-Rinderfi let mit Trüff elvi-naigrette“ (14,90) begonnen hat, macht dieser Genuss glücklich. Dieser Zustand hält an, Marian Hansens Gespür für jeden ein-zelnen Gast ist nicht entgangen, dass da noch was Süßes fehlt. Vielleicht etwas Kleines. Mit Un-schuldsmiene empfi ehlt er „ne Kugel Eis“ (2,70). Die kommt nach einer Weile, jede einzel-

ne im Pacojet zubereitet, je-nem Zaubergerät, von dem je-der Hobbykoch wegen des hohen Anschaff ungspreises ein Leben lang nur träumen wird. Der ers-te Löff el Banane-Rosmarin – die Geschmacksrezeptoren tanzen Tango! Ein unbeschreiblicher Genuss, ungewöhnlich, weich, wunderbar. Ob man nur für eine Kugel Eis kommen kann?

Genug gejubelt? Noch nicht! Das alles wird in einer unglaub-lich entspannten Atmosphäre vorgetragen. Nichts, aber wirk-lich gar nichts hindert den Gast daran, sich von der ersten Sekun-de im „Nordlicht“ wohl zufühlen und sich ganz auf den Genuss einzulassen. Dafür sorgt vor al-lem Marian Hansen, der Gastge-ber. Klar, viele kennen ihn schon aus dem „momento di“ oder dem „Silo 16“. Das schafft Vertrauen, aber auch Gäste, die ihn noch nie erlebt haben, fühlen sich schnell geborgen und vertrauen seinen Weinempfehlungen blind. Das können sie auch.

NordlichtVeritaskai 221079 HamburgTelefon: 040 767 933 [email protected]Öff nungszeiten:Montag-Freitag: 12 -22.30 UhrSamstag: 17 - 22.30 UhrSonntag: 12 - 21 Uhr❱❱ www.nordlicht-harburg.de

Als einziges Restaurant in der südlichen Metropol-region ist das „Nordlicht“ im Feinschmecker-Führer „Die 800 besten Restaurants Deutschlands“ verzeichnet.

Stolz auf sein Restaurant: Marian Hansen vor dem Eingang des „Nordlicht“

Außergewöhnliche Desserts verwöhnen Feinschmecker (r.)

Das „Nordlicht“ wurde in einem denkmalgeschützen Fleet eröff net. FOtOs: FranK nOCKe/nOCKe.De

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Page 29: Harburg live oktober 2014

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Oktober 2014   29

Page 30: Harburg live oktober 2014

30   Oktober 2014

Sabine Deh, harburg

Der Winterball der Har-burger Schützengilde von

1528 ist der gesellschaftliche Hö-hepunkt im Kalender des Be-zirks. In diesem Jahr wird das große Fest am Sonnabend, 13. Dezember, ab 20 Uhr im Hotel Lindter, Heimfelder Straße 123, zu Ehren des amtierenden Gilde-königs Ulf Schröder gefeiert.

Im festlich geschmückten Ball-saal des Lindtner funkeln dann die Abendroben der Damen mit dem Licht der Kerzen um die Wette. Für die Herren ist an die-sem Tag das Tragen eines elegan-ten Smokings natürlich Pflicht. Sehen und gesehen werden auch darum geht es auf diesem Ball. Hier werden Allianzen geschlos-sen, unterhaltsame und kons-pirative Gespräche geführt und Pläne für das kommende Jahr ge-schmiedet.

Getanzt wird zu beliebten Klängen der Showband Valen-dras, die bereits in den Jahren davor ein Garant für mitreißen-de Tanzmusik war. Das jünge-re Publikum wirbelt im kleinen Ballsaal über die Tanzfläche, zu den Beats von DJ Frank Schwar-

tau der die Turntables bedient. Zwischendurch können sich

die Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur beim Torwandschie-ßen, Roulette oder dem Schießen mit einem Lasergewehr amüsie-ren. Die Einnahmen dieser Wett-bewerbe spendet die Gilde dem Harburger DRK-Hospiz. Zum guten Ton gehört auch der Kauf von einem oder mehreren Tom-bola-Losen, bei der es auch dies-mal wieder wertvolle Preise zu gewinnen gibt.

Wie im vergangenen Jahr en-det der Winterball in den frühen Morgenstunden mit dem traditi-onellen Spiegeleieressen.

Winterball-KartenDie Karten für den Winterball gibt es in der Geschäftsstelle der Harburger Schützengilde, Schwarzenbergstraße 80. Telefonisch unter 0176/95 58 66 06 oder per E-Mail an winterball@ harburgerschuetzengilde.de.Tickets mit Tischplatzreservie-rung kosten 33 Euro. Flanierkarten gibt es bereits für 20 Euro.

Gildeball

Glamour totalDie harburger high Society feiert am 13. Dezember im hotel Lindtner den amtierenden gildekönig ulf Schröder

Sorgt für heiße Klänge: Die Showband Valendras.

FOTO: archiv

Tipps

HarburgHHarburgggr

live

Die Maßnahmen der Re-gierung kommen nie

zu spät. Die Probleme kom-men immer nur zu früh. Mit Witz und Satire nimmt das Ka-barett-Duo Alma Hoppe am Mittwoch, 19. November, um 20 Uhr im Rieckhof, Rieckhoff-straße 12, in seinem aktuellen

Programm „Männer mit Black-out – Total Amnesie“ die Wirt-schaft, Politiker aufs Korn. Jan-Peter Petersen und Nils Loeni-cker sezieren nationale und in-ternationale Krisen und prä-sentieren frisch bespitzelt Unverdauliches als glasklares Kabarett. SD

Die Cremé de la Cremé der Hamburger Musik-

szene präsentiert sich am Frei-tag, 14. November in der Fried-rich-Ebert-Halle, Alter Postweg 30. Um 20 Uhr startet dort die 7. große Blues & Boogie-Night. Künstler wie Clemens Vog-ler, Jörg Hegemann, Christoph Steinbach, Richie Loidl, Fontai-ner Burnett und Yogi Jokusch sowie die Bands Blues Culture

(Foto), Boogie House spielen ihre schönsten Songs zuguns-ten der SOS-Kinderdörfer welt-weit. Die Moderation über-nimmt wieder bewährt char-mant und witzig Peter „Banjo“ Meyer. Tickets für dieses Kon-zerterlebnis für einen guten Zweck gibt es im Vorverkauf zum Preis von 16 bis 24 Euro. Restkarten mit etwas Glück an der Abendkasse. SD/FOTO: pr

Freunde des subtilen Hu-mors sind am Donners-

tag, 11. Dezember, im Rieck-hof, Rieckhoffstraße 12, wahr-scheinlich fehl am Platze, wenn dort ab 20 Uhr die große Kay Ray Show auf der Bühne ex-plodiert. „Moral ist ein Man-gel an Gelegenheit“ findet der exentrisch-extrovertierte Edel-Punk aus Osnabrück. Politi-cal correct-ness? Geschissen

drauf! Laut lachend bricht er Tabus und scheut weder Kitsch noch Klischee. Ohne mit den falschen Wimpern zu zucken, schlachtet er „heilige Kühe“, reißt Witze über Tunten, Tan-ten, Lesben, Moslems, Juden und den Papst und singt zwi-schendurch Perlen der Popmu-sik. Die Tickets kosten im Vor-verkauf 18 Euro, Abendkasse 22 Euro. SD/FOTO: anDreaS eLSner

Männer mit Total Amnesie alma hoppe kommt am 19. november in den riekhof

Boogie und Blues für SOS-KinderdörferDie crème der hamburger Musikszene spielt am 14. november in der Friedrich-ebert-halle für guten Zweck

Verboten witziggroße Kay ray Show am 11. Dezember quietschbunt im rieckhof harburg

Auch Blues Culture spielt für den guten ZweckFOTOS: pr

Jan-Peter Petersen

(r.) und Nils

LoenickerFOTOS: pr

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Oktober 2014   31

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Page 32: Harburg live oktober 2014