Harnstoff Adblue fuer den Acker Bauernzeitung Humer 2016 02 06

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PRODUKTION SEITE 6 NR. 02 | 14. JäNNER 2016 | BauernZeitung H arnstoff (Urea; 46 % N) ermög- licht bei richtigem Einsatz eine kostengünstige N-Düngung. Um den Kostenvorteil wirklich nutzen zu können, muss man die Spezifika des Dünge-Harnstoffs kennen. Denn die Stickstofffreisetzung aus dem Harnstoff ist vergleichbar mit jener von Gülle – erst nach einigen Um- wandlungsschritten wird der im Dün- ger enthaltene organische Stickstoff pflanzenverfügbar (siehe Grafik). Weil durch die Umwandlungsschritte auch N-Verluste auftreten können, sind ei- nige Regeln zu beachten. Einarbeitung verhindert N-Verluste Die dargestellten Umwandlungs- schritte zeigen auf, dass das gasför- mige Ammoniak verlustgefährdet ist. Je rascher Harnstoff in die Ammo- niumform übergeführt wird, umso effizienter wirkt die Harnstoffdün- gung. Günstige Voraussetzungen da- für sind: • eine gute Bodenfeuchte, • kühle Temperaturen und • ein Boden pH-Wert unter 7. Besonders verlustgefährdet ist daher die Harnstoffdüngung auf offenen und alkalischen Böden, bei warmer Wit- terung, Trockenheit und bei Wind. Dabei rechnet man mit 20 bis 40 Pro- zent an möglichen N-Verlusten, die zudem noch klimaschädigend wirken und auch die extensive Naturvegeta- tion beeinträchtigen können. Das Wissen um diese spezifischen Eigenschaften von Harnstoff und der dabei neu entstehenden Stickstoffver- bindungen geben dem Praktiker aber auch die Handhabe, diese Verluste weitgehend zu verhindern. Die geringsten Stickstoffverluste hat man daher bei der Einbringung des Düngeharnstoffs in die oberste Boden- schicht. Dies kann durch Bearbei- tungsmaßnahmen, wie z. B. Striegeln oder Eggen, geschehen. Besonders wichtig ist diese Maßnahme bei Böden mit pH-Werten über 6,5. Im Optimal- fall wäscht ein leichter Regen den Harnstoff in den Boden ein. Bei noch nicht voll entwickelten Ackerkulturen kann Harnstoff gleich- zeitig mit dem Striegeln des Unkrauts mit Boden bedeckt werden. Bei der Anwendung in schossende Getreide- bestände braucht keine besondere Ein- arbeitung zu erfolgen, weil ein schos- sender Pflanzenbestand am Boden ein feuchteres Kleinklima aufweist, das die Ammoniakabwehung bremst. Zu- dem können die Pflanzen das Ammo- niak teils über die Blattöffnungen auf- nehmen und verwerten. Harnstoffeinsatz bei Qualitätsweizen Die häufig praktizierte Dreiteilung der N-Gabe bei der Qualitätsdüngung zu Weizen empfiehlt sich auch bei Harnstoff. Die erste N-Gabe sollte sich an der Bestandsentwicklung orientie- ren und wie bei KAS bemessen wer- den. Bei unterentwickelten Beständen ist die N-Gabe leicht zu erhöhen. Die langsamere Wirkung von Harnstoff ist bei kühler Witterung im Frühjahr ein Vorteil, weil eine übermäßige Be- stockung unterbleibt. Die zweite und dritte N-Gabe sollten gegenüber KAS um etwa eine Woche vorverlegt werden, damit ausreichend Zeit zur N-Mineralisierung des Harn- stoffs bleibt. Bei der dritten Gabe ist abzuwägen, ob man beispielsweise aufgrund trockener Witterung nicht doch auf den unmittelbar und rasch wirkenden KAS zurückgreift. Harnstoff bei Zuckerrübe, Mais und Kartoffel Der Harnstoffeinsatz bei Zucker- rübe führt nach den bisherigen Ver- suchserfahrungen im Trockengebiet praktisch zu gleichen Erträgen und Qualitäten. Nur wenn der Boden un- günstige Gareeigenschaften, beispiels- weise durch Verdichtung oder Fest- lagerung hat, und der Wasser- und Gasaustausch durch zuwenig Poren gestört ist, ist mit einer etwas lang- sameren N-Wirkung aus Harnstoff zu rechnen. Dies erkennt man, wenn die Bestände die typisch saftig grüne Fär- bung verzögert erreichen. Bei Mais ist die Anwendung von Harnstoff gleichzeitig mit der Hacke sehr wuchsfördernd. Dabei läuft die langsame Umwandlung des Amid- Stickstoffs zu Nitrat-Stickstoff ideal parallel mit dem zeitlichen Verlauf der Nährstoffaufnahme. Die langsamere N-Mineralisierung von Harnstoff ist bei Mais von Vorteil, weil er in der Jugend noch wenig Stick- stoff aufnimmt und der umgewandel- te Harnstoff-N weniger verlustanfällig ist. Wird Mais mit einer zweiten Gabe (am besten in die Reihe und nicht flächig) mineralisch gedüngt, so düngt man nur mit Harnstoff. In Kombina- tion mit einer Hacke – allerdings nur auf flachen Flächen, damit keine Bo- denerosion provoziert wird – bewirkt die Harnstoffdüngung einen enormen Wachstumsschub bei Mais. Bei Kartoffel kann Harnstoff bis 120 kg N/ha als Unterfußbanddün- gung mit drei bis fünf Zentimeter Abstand zur Knolle ohne Ätzschäden eingesetzt werden; noch höhere N- Gaben sind besser breitflächig auszu- bringen. Der Harnstoff wirkt zudem weniger bodenversauernd als Ammon- sulfat und ist gegenüber KAS mit 140 kg N/ha teils sogar leicht über- legen. Durch die langsamere, spätere und bedarfsgerechtere N-Freisetzung bei Harnstoff lebt das ertragswichtige Blattchlorophyll länger und kann somit länger Stärke einlagern. Praxiserfah- rungen mit Harnstoff sind durchwegs positiv. Die Stickstoffwirkung von Harnstoff im Überblick • Auf besseren Böden erreicht Harn- stoff etwa die Wirkung anderer Stick- stoffdünger. • Auf leichteren und humusärmeren Sandböden wirkt Harnstoff schlechter, insbesonders bei fehlenden Nieder- schlägen. • Zu Wintergetreide schneidet Harn- stoff bei der frühen Anwendung in der Folge der starken Abhängigkeit der Umsetzung von den Temperaturver- hältnissen oft schlechter ab als Kalk- ammonsalpeter. Bei späterer Anwen- dung ist die Wirkung gleich gut. • Bei einer Vorsaat-Harnstoffdün- gung kann es bei Mais, Rüben und Raps zu Keimschäden und damit zu Auflaufproblemen kommen. • Auf Wiesen und Weiden verliert man bei Harnstoff genauso wie bei der Anwendung von Wirtschaftsdün- ger wegen der unvermeidlichen Am- moniakverluste zirca 15 bis 25 Prozent N. Die Verluste reduzieren sich deut- lich, wenn nach der Düngung zehn bis 20 mm Niederschlag den Harnstoff in den Boden leicht einwaschen. Nachteile sind beherrschbar Für die Verwendung von Harnstoff als Dünger für Ackerkulturen sprechen vor allem die deutlich geringeren Kos- ten. Mit Sachkenntnis der Dünger- wirkung sind auch die Nachteile die- ser Düngerform beherrschbar. Rasche Einarbeitung in den Boden oder rasch folgende Niederschläge sind wichtige Hilfen gegen Ammoniakverluste. Weitere Hinweise zur N-Düngung mit Harnstoff gibt es im Internet unter www.ages.at/themen/umwelt/boden/ boden-und-duengerbroschueren/ Kontakt zum Autor unter E-Mail [email protected]. Auf An- frage stellt der Autor gerne weitere Fachliteratur zum Thema zur Verfü- gung. Rückmeldungen sind weiters erwünscht zu einezlbetrieblichen Er- fahrungen mit der Harnstoffdüngung, (Ertragswirkung bei verschiedenen Kulturen und Bodarten, Ausbringung, ev. toxische Wirkung). „AdBlue“ für den Acker – mit Harnstoff sachgerecht und kostengünstig düngen JOHANN HUMER Harnstoff (Urea) ist der welt- weit dominierende Stickstoff- dünger und auf den internatio- nalen Märkten derzeit vergleichsweise kostengünstig verfügbar. Für einen sachge- rechten Einsatz sind jedoch einige Besonderheiten zu beachten. DER WEG VOM HARNSTOFF ZUM NITRAT Bis Harnstoff pflanzenwirksam wird, dauert es etwa zwei bis vier Wochen QUELLE: HUMER BAUERNZEITUNG WO VERLUSTE MöGLICH SIND Stickstoffverluste vermeiden, so lautet das Ziel einer sachgere- chnten N-Düngung mit Harnstoff. Weil der Stickstoff im Harnstoff als Amid (−NH2) vorliegt, bedarf es zweier Umwand- lungsschritte, damit der Stickstoff als Nitrat (NO3−) pflanzen- verfügbar wird. Im ersten Schritt wird das sehr gut wasserlösliche Amid zu Ammoniak (NH3) und CO2 gespalten. Diese Reaktion wird durch das allgegenwärtige Enzym Urease sowie durch hohe pH-Werte gefördert und läuft selbst bei niedriger Bodentempe- ratur rasch ab. Ammoniak ist ein stechend riechendes, pflanzengiftiges und leichtflüchtiges Gas, wodurch N-Verluste eintreten können. Durch Kontakt mit Wasser wird Ammoniak jedoch in die Ammonium-Form (NH4+) übergeführt, die mit dem Bodenhumus eine stabile und schwer wasserlösliche Bindung eingeht. Der Ammonium -Stickstoff ist dann sogar bei höheren Niederschlägen nicht mehr auswaschungsgefährdet. Damit der Stickstoff schließlich pflanzenverfügbar wird, bedarf es weiterer Umwandlungsschritte von Ammonium über Nitrit (NO2−) zu Nitrat (NO3−). Auslöser dieser Reaktionen sind Bodenbakterien. Das Nitrit ist dabei nur eine kurzlebige Zwischenverbindung. Entscheidend für eine gute Stickstoffver- sorgung der Pflanzen ist das Nitrat. Nitrat hat eine sehr gute Wasserlöslichkeit und wird von den Wurzeln gierig gesucht und aufgenommen. Da der Boden bzw. Humus das Nitrat nicht bindet, ist es sehr auswaschungsgefährdet. Die Umwandlungsgeschwindigkeit von Harnstoff zu Nitrat hängt von Umweltbedingungen, vor allem von der Bodentem- peratur ab. Das erklärt bei Harnstoff die viel langsamere Düngewirkung bei kühler Witterung im Vergleich zu rasch wirksamen Nitrat-Stickstoffdüngern wie Kalkammonsalpeter (KAS bzw. Nitramoncal) oder Volldüngern. LAGERUNG UND AUSBRINGUNG Harnstoff bringt einige Besonderheiten und Erschwernisse mit sich, die aber mit zunehmender Erfahrung beherrschbar sind: Harnstoff ist hygroskopisch, zieht also Wasser an, und kann nur mit Vorbehalten in der Lose-Dünger-Kette verwendet werden. Rasches Verschmieren des Harnstoffs und damit eine kurzfristige änderung der Streumenge und des Streubilds können ebenfalls als Schwächen der Harnstoffdüngung bezeichnet werden. Harnstoff ist je nach Hersteller unterschiedlich fein gekörnt (1,85 bis 3,30 Millimeter Durchmesser). Im Vergleich zu Kalkam- monsalpeter ist Harnstoff feiner gekörnt und hat ein geringeres spezifisches Gewicht (Harnstoff 700 kg/m3, Kalkammonsalpeter 1100 kg/m3). Geringeres Düngergewicht und kleinere Körner be- deuten geringere Wurfweite und abweichendes Verhalten beim Ausrieseln aus dem Düngestreuer. Die hohe Konzentration des Harnstoffs mit 46 Prozent N hat zur Folge, dass zum Beispiel bei einer Aufwandmenge von 60 bis 100 kg N/ha nur eine Streumenge von 130 bis 220 kg/ha Harnstoff auszubringen ist. Exaktstreuer können diese Aufgabe am besten lösen. Harnstoff stellt höhere Ansprüche an die Düngerverteilung. Das präzise gleichmäßige Streuen von Harnstoff ist sehr vom Streuertyp abhängig. Bei Schleuderstreuern und ungleicher Düngerkörnung besteht die Gefahr von Streufehlern. Auch der Windeinfluß ist bei Harnstoff deutlich größer als bei Kalkammonsalpeter. Für die Gleichmäßigkeit des Streubildes ist die gleichmäßige Düngekörnung und die Art des Düngerstreuers entscheidend. Harnstoff stellt höhere Anforderungen an die Streugenauigkeit. FOTO: AGRARFOTO.COM

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Harnstoff (Urea; 46 % N) ermög-licht bei richtigem Einsatz eine kostengünstige N-Düngung. Um den Kostenvorteil wirklich nutzen zu können, muss man die Spezifika des Dünge-Harnstoffs kennen. Denn die Stickstofffreisetzung aus dem Harnstoff ist vergleichbar mit jener von Gülle – erst nach einigen Umwandlungsschritten wird der im Dünger enthaltene organische Stickstoff pflanzenverfügbar

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Produktion Seite 6 NR. 02 | 14. JäNNeR 2016 | BauernZeitung

Harnstoff (Urea; 46 % N) ermög-licht bei richtigem Einsatz eine kostengünstige N-Düngung.

Um den Kostenvorteil wirklich nutzen zu können, muss man die Spezifika des Dünge-Harnstoffs kennen. Denn die Stickstofffreisetzung aus dem Harnstoff ist vergleichbar mit jener von Gülle – erst nach einigen Um-wandlungsschritten wird der im Dün-ger enthaltene organische Stickstoff pflanzenverfügbar (siehe Grafik). Weil durch die Umwandlungsschritte auch N-Verluste auftreten können, sind ei-nige Regeln zu beachten.

Einarbeitung verhindert N-Verluste

Die dargestellten Umwandlungs-schritte zeigen auf, dass das gasför-mige Ammoniak verlustgefährdet ist. Je rascher Harnstoff in die Ammo-niumform übergeführt wird, umso effizienter wirkt die Harnstoffdün-gung. Günstige Voraussetzungen da-für sind:

• eine gute Bodenfeuchte, • kühle Temperaturen und • ein Boden pH-Wert unter 7. Besonders verlustgefährdet ist daher

die Harnstoffdüngung auf offenen und alkalischen Böden, bei warmer Wit-terung, Trockenheit und bei Wind. Dabei rechnet man mit 20 bis 40 Pro-zent an möglichen N-Verlusten, die zudem noch klimaschädigend wirken und auch die extensive Naturvegeta-tion beeinträchtigen können.

Das Wissen um diese spezifischen Eigenschaften von Harnstoff und der dabei neu entstehenden Stickstoffver-bindungen geben dem Praktiker aber auch die Handhabe, diese Verluste weitgehend zu verhindern.

Die geringsten Stickstoffverluste hat man daher bei der Einbringung des Düngeharnstoffs in die oberste Boden-schicht. Dies kann durch Bearbei-tungsmaßnahmen, wie z. B. Striegeln oder Eggen, geschehen. Besonders wichtig ist diese Maßnahme bei Böden mit pH-Werten über 6,5. Im Optimal-fall wäscht ein leichter Regen den Harnstoff in den Boden ein.

Bei noch nicht voll entwickelten Ackerkulturen kann Harnstoff gleich-zeitig mit dem Striegeln des Unkrauts mit Boden bedeckt werden. Bei der Anwendung in schossende Getreide-bestände braucht keine besondere Ein-arbeitung zu erfolgen, weil ein schos-sender Pflanzenbestand am Boden ein feuchteres Kleinklima aufweist, das die Ammoniakabwehung bremst. Zu-dem können die Pflanzen das Ammo-niak teils über die Blattöffnungen auf-nehmen und verwerten.

Harnstoffeinsatz bei Qualitätsweizen

Die häufig praktizierte Dreiteilung der N-Gabe bei der Qualitätsdüngung

zu Weizen empfiehlt sich auch bei Harnstoff. Die erste N-Gabe sollte sich an der Bestandsentwicklung orientie-ren und wie bei KAS bemessen wer-den. Bei unterentwickelten Beständen ist die N-Gabe leicht zu erhöhen. Die langsamere Wirkung von Harnstoff ist bei kühler Witterung im Frühjahr ein Vorteil, weil eine übermäßige Be-stockung unterbleibt.

Die zweite und dritte N-Gabe sollten gegenüber KAS um etwa eine Woche vorverlegt werden, damit ausreichend Zeit zur N-Mineralisierung des Harn-stoffs bleibt. Bei der dritten Gabe ist abzuwägen, ob man beispielsweise aufgrund trockener Witterung nicht doch auf den unmittelbar und rasch wirkenden KAS zurückgreift.

Harnstoff bei Zuckerrübe, Mais und Kartoffel

Der Harnstoffeinsatz bei Zucker-rübe führt nach den bisherigen Ver-suchserfahrungen im Trockengebiet praktisch zu gleichen Erträgen und Qualitäten. Nur wenn der Boden un-günstige Gareeigenschaften, beispiels-weise durch Verdichtung oder Fest-lagerung hat, und der Wasser- und Gasaustausch durch zuwenig Poren gestört ist, ist mit einer etwas lang-sameren N-Wirkung aus Harnstoff zu rechnen. Dies erkennt man, wenn die Bestände die typisch saftig grüne Fär-bung verzögert erreichen.

Bei Mais ist die Anwendung von Harnstoff gleichzeitig mit der Hacke sehr wuchsfördernd. Dabei läuft die langsame Umwandlung des Amid-Stickstoffs zu Nitrat-Stickstoff ideal parallel mit dem zeitlichen Verlauf der Nährstoffaufnahme.

Die langsamere N-Mineralisierung von Harnstoff ist bei Mais von Vorteil, weil er in der Jugend noch wenig Stick-stoff aufnimmt und der umgewandel-te Harnstoff-N weniger verlustanfällig ist. Wird Mais mit einer zweiten Gabe (am besten in die Reihe und nicht flächig) mineralisch gedüngt, so düngt man nur mit Harnstoff. In Kombina-tion mit einer Hacke – allerdings nur auf flachen Flächen, damit keine Bo-denerosion provoziert wird – bewirkt die Harnstoffdüngung einen enormen Wachstumsschub bei Mais.

Bei Kartoffel kann Harnstoff bis 120 kg N/ha als Unterfußbanddün-gung mit drei bis fünf Zentimeter Abstand zur Knolle ohne Ätzschäden eingesetzt werden; noch höhere N-Gaben sind besser breitflächig auszu-bringen. Der Harnstoff wirkt zudem weniger bodenversauernd als Ammon-sulfat und ist gegenüber KAS mit

140 kg N/ha teils sogar leicht über-legen. Durch die langsamere, spätere und bedarfsgerechtere N-Freisetzung bei Harnstoff lebt das ertragswichtige Blattchlorophyll länger und kann somit länger Stärke einlagern. Praxiserfah-rungen mit Harnstoff sind durchwegs positiv.

Die Stickstoffwirkung von Harnstoff im Überblick

• Auf besseren Böden erreicht Harn-stoff etwa die Wirkung anderer Stick-stoffdünger.

• Auf leichteren und humusärmeren Sandböden wirkt Harnstoff schlechter, insbesonders bei fehlenden Nieder-schlägen.

• Zu Wintergetreide schneidet Harn-stoff bei der frühen Anwendung in der Folge der starken Abhängigkeit der Umsetzung von den Temperaturver-hältnissen oft schlechter ab als Kalk-ammonsalpeter. Bei späterer Anwen-dung ist die Wirkung gleich gut.

• Bei einer Vorsaat-Harnstoffdün-gung kann es bei Mais, Rüben und Raps zu Keimschäden und damit zu Auflaufproblemen kommen.

• Auf Wiesen und Weiden verliert man bei Harnstoff genauso wie bei der Anwendung von Wirtschaftsdün-ger wegen der unvermeidlichen Am-moniakverluste zirca 15 bis 25 Prozent N. Die Verluste reduzieren sich deut-lich, wenn nach der Düngung zehn bis 20 mm Niederschlag den Harnstoff in den Boden leicht einwaschen.

Nachteile sind beherrschbar

Für die Verwendung von Harnstoff als Dünger für Ackerkulturen sprechen vor allem die deutlich geringeren Kos-ten. Mit Sachkenntnis der Dünger-wirkung sind auch die Nachteile die-ser Düngerform beherrschbar. Rasche Einarbeitung in den Boden oder rasch folgende Niederschläge sind wichtige Hilfen gegen Ammoniakverluste.

Weitere Hinweise zur N-Düngung mit Harnstoff gibt es im Internet unter www.ages.at/themen/umwelt/boden/boden-und-duengerbroschueren/

Kontakt zum Autor unter E-Mail [email protected]. Auf An-frage stellt der Autor gerne weitere Fachliteratur zum Thema zur Verfü-gung. Rückmeldungen sind weiters erwünscht zu einezlbetrieblichen Er-fahrungen mit der Harnstoffdüngung, (Ertragswirkung bei verschiedenen Kulturen und Bodarten, Ausbringung, ev. toxische Wirkung).

„AdBlue“ für den Acker – mit Harnstoff sachgerecht und kostengünstig düngen

JohaNN humeR

Harnstoff (Urea) ist der welt-weit dominierende Stickstoff-dünger und auf den internatio-nalen Märkten derzeit vergleichsweise kostengünstig verfügbar. Für einen sachge-rechten Einsatz sind jedoch einige Besonderheiten zu beachten.

DEr WEg VoM HarNStoFF ZUM NitratBis harnstoff pflanzenwirksam wird, dauert es etwa zwei bis vier Wochen

Quelle: humeRBaueRNzeituNg

Wo VErlUStE MöglicH SiND

Stickstoffverluste vermeiden, so lautet das ziel einer sachgere-chnten N-Düngung mit harnstoff. Weil der Stickstoff im harnstoff als amid (−Nh2) vorliegt, bedarf es zweier umwand-lungsschritte, damit der Stickstoff als Nitrat (No3−) pflanzen-verfügbar wird.

im ersten Schritt wird das sehr gut wasserlösliche amid zu ammoniak (Nh3) und Co2 gespalten. Diese Reaktion wird durch das allgegenwärtige enzym urease sowie durch hohe ph-Werte gefördert und läuft selbst bei niedriger Bodentempe-ratur rasch ab. ammoniak ist ein stechend riechendes, pflanzengiftiges und leichtflüchtiges gas, wodurch N-Verluste eintreten können. Durch Kontakt mit Wasser wird ammoniak jedoch in die ammonium-Form (Nh4+) übergeführt, die mit dem Bodenhumus eine stabile und schwer wasserlösliche Bindung eingeht. Der ammonium -Stickstoff ist dann sogar bei höheren Niederschlägen nicht mehr auswaschungsgefährdet.

Damit der Stickstoff schließlich pflanzenverfügbar wird, bedarf es weiterer umwandlungsschritte von ammonium über Nitrit (No2−) zu Nitrat (No3−). auslöser dieser Reaktionen sind Bodenbakterien. Das Nitrit ist dabei nur eine kurzlebige zwischenverbindung. entscheidend für eine gute Stickstoffver-sorgung der Pflanzen ist das Nitrat. Nitrat hat eine sehr gute Wasserlöslichkeit und wird von den Wurzeln gierig gesucht und aufgenommen. Da der Boden bzw. humus das Nitrat nicht bindet, ist es sehr auswaschungsgefährdet.

Die umwandlungsgeschwindigkeit von harnstoff zu Nitrat hängt von umweltbedingungen, vor allem von der Bodentem-peratur ab. Das erklärt bei harnstoff die viel langsamere Düngewirkung bei kühler Witterung im Vergleich zu rasch wirksamen Nitrat-Stickstoffdüngern wie Kalkammonsalpeter (KaS bzw. Nitramoncal) oder Volldüngern.

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harnstoff bringt einige Besonderheiten und erschwernisse mit sich, die aber mit zunehmender erfahrung beherrschbar sind:

■ harnstoff ist hygroskopisch, zieht also Wasser an, und kann nur mit Vorbehalten in der lose-Dünger-Kette verwendet werden.

■ Rasches Verschmieren des harnstoffs und damit eine kurzfristige änderung der Streumenge und des Streubilds können ebenfalls als Schwächen der harnstoffdüngung bezeichnet werden.

■ harnstoff ist je nach hersteller unterschiedlich fein gekörnt (1,85 bis 3,30 millimeter Durchmesser). im Vergleich zu Kalkam-monsalpeter ist harnstoff feiner gekörnt und hat ein geringeres spezifisches gewicht (harnstoff 700 kg/m3, Kalkammonsalpeter 1100 kg/m3). geringeres Düngergewicht und kleinere Körner be-deuten geringere Wurfweite und abweichendes Verhalten beim ausrieseln aus dem Düngestreuer.

■ Die hohe Konzentration des harnstoffs mit 46 Prozent N hat zur Folge, dass zum Beispiel bei einer aufwandmenge von 60 bis 100 kg N/ha nur eine Streumenge von 130 bis 220 kg/ha harnstoff auszubringen ist. exaktstreuer können diese aufgabe am besten lösen.

■ harnstoff stellt höhere ansprüche an die Düngerverteilung. Das präzise gleichmäßige Streuen von harnstoff ist sehr vom Streuertyp abhängig. Bei Schleuderstreuern und ungleicher Düngerkörnung besteht die gefahr von Streufehlern. auch der Windeinfluß ist bei harnstoff deutlich größer als bei Kalkammonsalpeter. Für die gleichmäßigkeit des Streubildes ist die gleichmäßige Düngekörnung und die art des Düngerstreuers entscheidend.

harnstoff stellt höhere anforderungen an die Streugenauigkeit.

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