Heilig dem Herrn

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ChristlicheLiteratur-Verbreitung e.V.

Postfach 11 01 35 · 33661 Bielefeld

C.H. Spurgeon

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. Auflage 1987 (Taschenbuch). Auflage 1998 (Hardcover)

© 1987by CLV · Christliche Literatur-VerbreitungPostfach · Bielefeldbearbeitet von Wolfgang BühneUmschlag und Satz: CLVDruck und Bindung: Graphische Großbetriebe Pössneck

ISBN - - -

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Auf welcher Seite stehst du? . . . . . . . . . . . . .Der große Ansporn, Nachahmer

Gottes zu sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Lichter in der Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Die Wichtigkeit der »kleinen Dinge« . . . . . .Wiedergeburt durch die Taufe? . . . . . . . . . .

Eine Ansprache für traurige Zeiten . . . . . . .

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Vorwort

Der bekannte Erweckungsprediger C.H. Spurgeon( – ) hat uns eine Fülle origineller und kraft-voller Predigten hinterlassen.

Nachdem er als knapp sechzehnjähriger Junge sei-ne Bekehrung erlebte, predigte er etwa Jahre langmit großer Freude und Vollmacht das Wort Gotteseiner stets wachsenden Zuhörerschaft.

Waren es zuerst die Kinder seiner Sonntagschule,so zählten bald die Bauern aus den umliegenden Dör-

fern zu seinen Zuhörern, die mit ihren Frauen diesemfeurigen und schlagfertigen »Boypreacher« erstauntund ergriff en an den Lippen hingen.

Wenige Monate später war der junge Spurgeon be-reits Prediger der Baptisten-Kapelle in Waterbeach, diesich bald mit über Besuchern füllte. Mit zwanzigJahren trat er dann seinen Dienst in der New-Park-Street-Gemeinde in London an, die darauf einen der-artigen Zulauf bekam, dass man die größten HallenLondons mieten musste, bis endlich das »Metro-politan Tabernakel« eingeweiht wurde, das etwa

Besuchern Platz bot und bis zum Lebensende seineKanzel blieb.Wir können sehr dankbar sein, dass bereits die

Predigten Spurgeons wöchentlich gedruckt wurden,sodass fast alle Predigten aus den vier Jahrzehnten sei-nes gesegneten Dienstes erhalten geblieben sind.

Aus der Fülle dieser Predigten wurden für das vor-

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liegende Buch einige ausgewählt, die vor allem dasThema »Heiligung« behandeln und mir für die heuti-

ge Zeit besonders wichtig und aktuell erscheinen.Unter ihnen ist die wohl berühmteste Predigt Spurge-ons über das Thema »Taufwiedergeburt«, mit welcherer der Kirche von England den Fehdehandschuh hin-warf und für eine Sensation und Auseinandersetzungvon beispielloser Heftigkeit sorgte. Doch Spurgeonwusste sich von seinem Herrn beauftragt und manstaunt, mit welchem Verantwortungsbewusstsein dergerade dreißigjährige Prediger diese Botschaft einlei-tet:

»Wenn ich dadurch, dass ich ausspreche, was ich

als die Wahrheit glaube, die Freundschaft etlicher ver-lieren und die Feindschaft bei anderen erregen sollte,so kann ich dem nicht abhelfen. Die Last des Herrnist auf mir und ich muss meine Seele frei machen. Ichhabe lange genug damit zurückgehalten, aber das über-wältigende Gefühl von meiner heiligen Picht zwingtmich jetzt dazu. Da ich bald vor den Schranken mei-nes Meisters erscheinen muss, will ich heute auf jedeGefahr hin mein Zeugnis für die Wahrheit ablegen.Wenn es sein muss, will ich mich damit zufrieden ge-ben, als böse verworfen zu werden, aber ich kann und

darf nicht schweigen.«Spurgeons segensreicher Einuss ist sicher zum gro-ßen Teil in seiner Gottesfurcht und Aufrichtigkeit be-gründet, die auch seinen Gegnern Respekt abnötigte.Seine Predigten waren ungekünstelt, direkt und un-missverständlich, sodass sie von Menschen aller Bil-dungsschichten verstanden wurden.

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Dass sein Anliegen über Jahre nach seinem Todnichts an Aktualität eingebüßt hat, macht folgende

Bemerkung deutlich:»Wir bedürfen wieder eines Luthers, der den Men-

schen in nicht misszuverstehenden und bekanntenAusdrücken die Wahrheit sagt. In letzter Zeit hat sichSamt um den Mund vieler Prediger gelegt; aber wirmüssen die weiche Kleidung ablegen und es muss dieWahrheit und nichts als die Wahrheit gesprochen wer-den.«

Möge Gott die Botschaften dieses Mannes benut-zen, um das Volk Gottes in dieser letzten Zeit aus allerKompromissbereitschaft, Lauheit und Weltförmigkeit

wachzurütteln und zum entschiedenen Glaubensge-horsam zu erwecken.Wolfgang Bühne

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Auf welcher Seite stehst du?

»Da trat Mose in das Tor des Lagers und rief: Herzu mir, wer für den Herrn ist!«

. Mose ,

Bevor ich auf diese sehr persönliche und praktischeFrage eingehe, bitte ich euch daran zu denken, werder Mann war, der sie stellte. Es war Mose, der dieseFrage stellte und er richtete sie an Israel, als die Sündeim Lager üppig wucherte. Es ist gut, daran zu denken,

dass er dort als einzelner Mann stand, der einzige Strei-ter Gottes, und das ganze Volk vor die Entscheidungstellte, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Seineigener Bruder hatte ihn verlassen und das goldeneKalb gemacht. Von den siebenzig Ältesten, die ihmzur Seite stehen sollten, war keiner bei ihm. Mit Aus-nahme von Josua stand er allein inmitten der Menge,gerade als sie von ihren lüsternen Vergnügungen unddem fanatischen Götzendienst berauscht waren. Er warder Aufgabe gewachsen. Ohne irgendwie an seine ei-gene Sicherheit zu denken, unerschrocken, tapfer und

kühn, wirft er ihren Götzen nieder, lässt ihn zu Pulverzermalmen und in das Wasser schütten, welches dasVolk trinken soll.

Ihr bewundert seinen Mut, ihr staunt über seineaußerordentliche Autorität und fragt nach dem Ge-heimnis solcher Vollmacht. Mose muss eine gebieten-de, königliche Würde gehabt haben, weit höher als

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die, welche Geburt oder Amt verleihen. Wisst ihr nicht,woher diese Majestät kam? Er war vierzig Tage lang

allein mit Gott gewesen. Himmlische Gemeinschaftmacht einen Menschen stark. Er war in dem Verbor-genen des Allerhöchsten gewesen: er hatte mit Gottvon Angesicht zu Angesicht geredet, wie ein Mannmit seinem Freund redet, und es war nicht wahrschein-lich, dass er das Antlitz der Menschen fürchtete, nach-dem er das Antlitz Gottes gesehen hatte. Er war mitdem Erhabenen vertraut, und als er hinabstieg zu derunendlichen Kleinheit der Menschen, die es gewagthatten, die Herrlichkeit Gottes mit dem Bild einesOchsen zu vergleichen, der Gras frisst, da hatte er eine

göttliche Würde, vor der alle zitterten und sich furcht-sam wegschlichen.Mose war auch ein Mann des Gebets. Er hatte die

Hand des Allmächtigen droben auf der Spitze des Ber-ges aufgehalten, bis Gott selber sagte: »Lass ab vonmir.« So wunderbar es scheinen mag, der Mann Mosehatte durch seinen heiligen Glauben Gott zurückge-halten. Seid gewiss, dass der, welcher Macht bei Gotthat, auch bei Menschen Macht haben wird. Wenn wirMacht bei Gott für die Menschen haben, so werdenwir Macht bei den Menschen für Gott haben. Was

gibt es, das der nicht zu besiegen vermag, der den Him-mel durch Gebet überwinden kann?Da stand Mose, wie ein einsamer Felsen inmitten

der stürmischen See. Der Tumult des Volkes raste umihn her, aber er stand fest und unbeweglich. Alle diegeheimen und verborgenen Anhänger der Gottselig-keit, welche noch im Lager waren, sammelten sich auf

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seinen Ruf, und der eine Mann rettete die Sache. Soist es in der Geschichte nicht ein- oder zweimal, son-

dern oftmals gewesen. Ein einziger entschiedenerMann, voll von dem Geist Gottes, hat der ganzenMasse des Volkes die Stirn geboten, sich dem reißen-den Strom volkstümlichen Vorurteils entgegen ge-stemmt und nicht nur die Strömung aufgehalten, son-dern sie in die entgegengesetzte Richtung gebracht,wie Mose es tat. Nachdem er mit der Kraft Gottesumgürtet war und gelernt hatte, in der Höhe zu wei-len, wurde er der heldenmütige Führer einer Scharernster Seelen.

Brüder und Schwestern, wir brauchen in unseren

Tagen Männer und Frauen von festen Grundsätzen.Wir benötigen Menschen mit erleuchtetem Geist undentschlossenem Willen. Männer, die wissen, was Rechtist, und nicht davon abweichen wollen, selbst wennsie ihr Leben dabei wagen, fehlen heute sehr. Wir ha-ben nicht einen oder zwei, sondern viele feste Männernötig, die, wenn sie ihren Fuß niedersetzen, da zu blei-ben gedenken und nicht von ihrem Standpunkt ver-trieben werden können. Wenn einige von euch da-nach streben, die eigenen Familien zu leiten und diemit euch in Verbindung Stehenden in rechter Weise

zu beeinussen, so müsst ihr persönliche Seelenstärkebesitzen von der rechten Art, und müsst sie da gewin-nen, wo Mose seine Kraft erhielt. Solche Menschenmüssen viel allein mit Gott und mächtig auf ihrenKnien sein. Tretet der gottlosen Welt mit einem Ant-litz gegenüber, das vom Licht Gottes glänzt. Verbin-dung mit dem Himmel muss euch göttliche Hilfe ge-

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ben, damit ihr nicht vom Bösen überwunden werdet,sondern das Böse mit Gutem überwindet.

So viel über Mose. Gott mache uns ihm ähnlich.Lasst uns nun Moses Frage und Befehl betrachten:

»Her zu mir, wer für den Herrn ist!« Ich meine, hierdrei wichtige Punkte zu sehen. Der erste ist Entschei-dung – der Mann muss auf der Seite des Herrn sein.Zweitens ist hier Bekenntnis: »Her zu mir!« Wenn erauf des Herrn Seite ist, so soll er sich nicht in sein Zeltwegschleichen, sondern dem Gegner die Stirn bieten.Und drittens ist hier Hingabe, denn die, welche auf des Herrn Seite waren, sollten zu Mose kommen, umdes Herrn Willen zu tun und den Kampf des Herrn

auf jede Gefahr hin zu kämpfen.

Die wichtigste Entscheidung

Es handelt sich um eine Entscheidung über die höch-ste und wichtigste Sache, die je einem Menschen vor-gelegt werden kann. Hier sind zwei Lager: Gott undSatan, Wahrheit und Lüge, Heiligkeit und Sünde. Auf welcher Seite stehen wir? Wenn ich einen Menschengleichsam pendeln sehe zwischen beiden Heeren und

höre ihn zu sich selber sprechen: »Welches von beidensoll mein Herz haben? Welches soll über meine Dien-ste befehlen?«, so fühle ich, dass er in einer Stellungverweilt, die zur gleichen Zeit gefährlich und erhabenist, denn welche Wahl er auch triff t, es gilt für dieEwigkeit; es ist entweder der Himmel mit all seinenHerrlichkeiten oder die Hölle mit all ihren Schrecken.

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marschierst. O, dass Gottes Gnade einen jeden dahinführen wollte, auf der Stelle zu entscheiden!

Dies ist eine Entscheidung von der größten Wich-tigkeit, denn sie wird jede folgende Entscheidung dasganze Leben hindurch beeinussen. Wenn GottesGnade mich dahin führt, zu sprechen: »Ja, schreibemeinen Namen nieder in dem Verzeichnis der Kämp-fer auf der Seite des Herrn«, so wird von dem Tag an jede andere Frage in dem Licht dieser Entscheidungbeantwortet werden. Ihr werdet fortan eure Liebe nurder Wahrheit zuwenden, selbst wenn sie in Lumpengehüllt ist, und nicht der Lüge im seidenen Gewand.Ihr werdet Gerechtigkeit begünstigen und Ungerech-

tigkeit verabscheuen, selbst wenn sie auf den Höhender Erde fährt. Wenn ihr auf Gottes Seite seid, so wirdalles, was rein, redlich und von gutem Namen ist, ei-nen Freund in euchnden. Ihr werdet nie auf Seitender Trunkenheit noch auf Seiten der Unterdrückung,der Ungerechtigkeit oder des Krieges sein, denn in-dem ihr auf Gottes Seite steht, seid ihr Anwalt derMäßigkeit, der Gerechtigkeit und des Friedens. DieSeite Gottes ist im höchsten und besten Sinne die Sei-te der Menschheit. Wir fördern am besten die Interes-sen der Völker, wenn wir für die Sache Gottes wirken.

Ich bete, unsere Frömmigkeit möge so praktisch sein,dass wir sie in alles mit hineintragen, was wir tun. Ichliebe nicht die Religion, welche in den Kirchen lebtund am Sonntag herrlich ist – wie der Küster in sei-nem Rock –, aber in den gewöhnlichen schäbigen An-zug zurückfällt, sobald der Gottesdienst vorüber ist.Gebt mir die Gottseligkeit, die sich am Kamin zu

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Hause fühlt und im Büro und in der Werkstatt anihrem rechten Platz ist. Wahrer Glaube ist für Feld

und Straße, für Geschäftsräume und Markt bestimmt;sie gibt allem, womit der Mensch in Berührungkommt, Farbe. Der Nachfolger Jesu stellt sich auf dieSeite, welche eine Zeitlang unpopulär sein mag, abernach dem Gesetz und Zeugnis in den Augen Gottesdie rechte ist. Sehet also wohl zu, wie ihr eure Ent-scheidung in Bezug auf Gott treff t, da sich um dieseAchse euer ganzer Charakter drehen wird.

Bei dieser Entscheidung sollte durchaus keineSchwierigkeit sein. Der Mensch sollte sich für Gottentscheiden, weil Er sein Schöpfer ist. Wagt ihr daran

zu denken, Ihm entgegen zu sein, der euch gemachthat und der euch zermalmen kann, so leicht wie eineMotte? Er ist unser Erlöser, der Herr, der uns mit Sei-nem Blut erkauft hat; ist es möglich, dass wir auf ir-gendeiner anderen Seite – als auf Seiner – stehen kön-nen? Er ist Tag für Tag unser Erhalter und der, in des-sen Hand unser Atem ist – können wir im Wider-stand gegen Ihn leben? Unser Verhältnis zu unseremGott sollte eine leicht zu entscheidende Frage sein,wenn wir an unsere Verpichtungen denken. Wir ver-danken Gott nicht nur unser Dasein, sondern jedes

Gut, das wir jetzt genießen oder je zu besitzen hoff en.Sollte ein Mensch nicht auf seiten seines besten Freun-des stehen? Denkt nur an unsere Verantwortung, dieaus all den Segnungen entspringt, welche Gott unsschenkt, und es sollte eine sofortige Entscheidung desHerzens für Gott und Seinen Christus stattnden. Je-dem rechtgesinnten Mann dürfte es nicht schwerfal-

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len zu sprechen: »Ja, ich bin auf Seiten der Wahrheit«,und weil Gott die Wahrheit ist, sollten wir auf Seiner

Seite sein. Seine Seite ist die gerechte, die wahre Seite,welche schließlich siegen muss, die Seite, welche alleheiligen Engel und vollendeten Geister mit Weisheitergriff en und mit Ernst verteidigt haben. Sollte unsereEntscheidung viel Überlegung erfordern?

Wer verlangt Zeit zum Erörtern, wenn der Wegdeutlich ist? Und dennoch ist es leider wahr, dass wirunserer Sünden wegen nicht rasch zu einer ehrlichen,aufrichtigen und praktischen Entscheidung gelangen.Nein, wir werden niemals dazu gelangen, wenn nichtder Heilige Geist unser Herz beeinusst und uns von

der Sklaverei unserer sündigen Lüste befreit. Die mei-sten Menschen werden von ihren eigenen Interessenbeherrscht: »Welches ist die beste Seite für mich? Wel-che wird mir den meisten Mammon, die größte Ach-tung, die sicherste Ruhe bringen?« Aber wer auf Got-tes Seite ist, verachtet solche niedrigen Erwägungenund zieht nicht das vor, was für die Gegenwart Vortei-le bringt, sondern was recht und gerecht ist.

Ach, viele werden durch Menschenfurcht beein-usst. Was für eine mächtige Triebfeder ist dieses böseElement bei der Erledigung menschlicher Angelegen-

heiten! Die Menschen wollen wohl Recht tun, abersie wagen es nicht. Sie wollen wohl das vermeiden,was Unrecht ist, aber dann könnten sie wegen zu gro-ßer Gewissenhaftigkeit verlacht werden, und deshalbgestatten sie sich die Sünde, welche ihr Gewissen ver-dammt. Meine Brüder und Schwestern, möge der Herruns eine andere Gesinnung geben, damit die Meinung

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der Menschen kein Gewicht mehr bei uns hat. Es istbesser, Feinde zu bekommen, als Gott ungehorsam zu

sein. Ich wünschte, ihr wäret ebenso gesinnt wie deralte Spartaner, der sagte, bei ihm laute die Frage nie-mals: »Wie zahlreich sind meine Feinde?«, sondern:»Wo sind sie?« Ja, das ist es: »Wo sind sie?« Das istalles. Wir sind bereit und lassen uns nicht von derÜberzahl beeindrucken. Wenn es Gegner der Wahr-heit und Gerechtigkeit in Menge gibt, berechnet nichtihre Stärke, überschlagt nicht, was ein Angriff auf siekosten mag, sondern werft sofort den Fehdehandschuhhin und stellt euch auf die rechte Seite, für Gott undSeine Gerechtigkeit.

Eine andere Bemerkung muss gemacht werden: Beidieser Entscheidung gibt es nur eine Alternative. Wennwir nicht auf Gottes Seite sind, so sind wir auf derentgegengesetzten. Es gibt eine große Anzahl Leute,die versuchen, im Zwischenreich zu wohnen. Sie wür-den, wenn sie es könnten, auf beiden Seiten stehen oderauf gar keiner. Sie wollen in Ruhe gelassen werden; siewünschen, für sich zu bleiben, nichts zu sagen und mitkeiner Seite etwas zu tun zu haben. Nun, es gibt keineSynagoge für Unentschiedene auf der Erde und keinFegefeuer für Mittelmenschen in der unsichtbaren

Welt. Was diese Welt betri ff t, so wird euch da kein Trostgegeben. Ihr werdet nicht gepriesen, sondern von derSchrift getadelt und sogar ver ucht, dass ihr nicht demHerrn gegen die Feinde zur Hilfe gekommen seid. Ihrwerdet als Feinde Gottes betrachtet, bis ihr Seine Freun-de geworden seid; und es muss so sein, denn wer nichtehrlich ist, der ist unehrlich, wer nicht rein ist, der ist

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unrein, und wer nicht für Gott ist, der ist gegen Ihn.Es ist eine Sache, in welcher eine Seele nicht farblos

sein kann; diese Möglichkeit liegt völlig fern, denn Gotthat entschiedene Freunde und bittere Feinde. Alle gro-ßen Fragen bewirken in der Seele des Menschen starkeBewegungen nach der einen oder anderen Seite hinund diese größte aller Fragen bewirkt dasselbe. Ob-wohl du, mein Freund, zur Zeit keinen starken Drangin die falsche Richtung hin fühlst, so lauert doch indeinem Inneren das, was eine große, böse Bewegunghervorbringen kann, und wenn diese in dir schlum-mernde Sünde nicht getötet wird, indem die Gnadedich auf Gottes Seite führt, so kann sie sich eines Tages

zu einer furchtbaren Machtentfaltung aufra ff en. Wieeine Viper, die erst vor Kälte erstarrt war und zum Le-ben erwärmt wird, alle, die ihr nahe sind, beißt, so wütetdie Sünde, wenn ihre Stunde kommt. Wie der jungeLöwe, der noch kein Blut geleckt hat, zahm ist wie eineKatze und doch allmählich die ganze Wildheit des Raub-tieres zeigt, so ist es mit der Sünde, die sich im mensch-lichen Herzen verbirgt. Ihr müsst Gott und SeinemChristus angehören und Ihm dienen, sonst werdet ihrKnechte des Satans sein. Heiligkeit muss euch halten,sonst wird die Sünde euch nden. Der Himmel muss

euch gewinnen und zu sich ziehen, sonst wird die Höl-le euch als ihr Eigentum zeichnen und ihr werdet hin-ab fahren. Hier will ich die Sache der Entscheidungabschließen, mit dem ernsten Gebet, dass alle, die sichentschieden haben, fest bleiben und dass die, welchesich noch nicht entschieden haben, von dem Geist Got-tes dahin geleitet werden, sich sofort zu entscheiden.

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Das Bekenntnis

Lasst uns zweitens das Bekenntnis betrachten: »Herzu mir, wer für den Herrn ist!« Im Hebräischen ist derAusdruck noch schärfer: »Wer ist auf Jehovas Seite?Zu mir!« Es gleicht dem Ruf eines Mannes, der imKampf den ersten Streich führt und, indem er dasBanner entfaltet, die Menschen auffordert, sich dar-unter einzureihen. »Für Gott – zu mir!« »Wenn ihrwirklich Seine Knechte seid, kommt und versammelteuch um mich.«

In diesem Bekenntnis liegt zuerst ein Herauskom-men. Sie sollten aus den Reihen der Götzendiener

heraustreten. Ihr, die ihr auf des Herrn Seite steht,kommt aus euren Zelten, wohin ihr euch zurückgezo-gen habt, um nicht in den aufrührerischen Haufen zugeraten – kommt zu mir! Ihr, die ihr dort an den äu-ßersten Grenzen des Lagers seid, um vor diesem Lärmund Getöse sicher zu sein, kommt in das Tor des La-gers und zeigt euch. Niemand muss heute seine »Far-be« verbergen. Nun denn, ich fordere euch heute auf,die ihr auf des Herrn Seite steht: Verheimlicht nichteuren Glauben, seid nicht gottlos zurückhaltend, seidnicht undankbar zurückgezogen, sondern tretet her-

vor. »Gehet aus von ihnen, sondert euch ab, rührtUnreines nicht an.«Es gibt zu wenig Trennung von der Welt bei den

Bekennern Christi. Mich wundert nicht die Frage, dieein kleines Mädchen seiner Mutter stellte, als es dasNeue Testament gelesen hatte: »Mutter, meinst dunicht, es wäre sehr gut, wenn wir alle weggehen und

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da leben könnten, wo Christen sind?« Die Mutter sag-te: »Wie, es sind doch viele Christen um uns her.« »O

nein, Mutter, nicht wie die, von denen ich im NeuenTestament gelesen habe.« Ich fürchte, das Kind hatterecht, denn wenn es hier auch einige neutestamentli-che Christen gibt, so wünsche ich doch, die Zahl de-rer wäre groß, die nicht der Mode dieser Welt undden Torheiten der Zeit folgen, sondern in allen Din-gen mit Gott wandeln auf dem abgesonderten Weg,wo Jesu Fußstapfen zu sehen sind.

Dieses Bekenntnis war kein bloßes Heraustreten –sie sollten zu dem Führer kommen. Mose stand daund rief: »Her zu mir!« Er stand da als Gottes Stellver-

treter und schien zu sagen: »Ich bin auf Gottes Seite,das ist keine Frage, obwohl ich allein stehe; nun lasstandere, die auf Gottes Seite sind, zu mir kommen.«»Ach!«, sagt ihr heute, »wir wünschten, es gäbe einenFührer, kühn und tapfer, zu dem wir kommen könn-ten.«

Ich erwidere, ihr habt einen. Wo ist er? Er ist in diehöchsten Himmel hinaufgegangen, aber euer Glaubekann ihn sehen. Es ist Jesus Christus, der Herr, dersich zuerst und vollkommen auf Gottes Seite stellte –er bewies es durch Sein Leben und bewies es durch

Seinen Tod, und heute ruft Er alle, die auf Gottes Sei-te sind, zu Ihm zu kommen. Kommt und lasst Ihneuren Meister und Herrn sein; kommt und ahmt SeinBeispiel nach und haltet Seine Gebote; kommt undverkündet Sein Evangelium und verteidigt Sein Reich.Wer auf der Seite des Herrn ist, der komme zu Chri-stus und folge dem Lamm, wohin immer es geht.

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Und doch ist noch viel mehr darin enthalten. Die- jenigen, welche zu Mose kommen sollten, kamen na-

türlich auch zueinander. Als Mose rief: »Her zu mir,wer für den Herrn ist!«, bildete er in Wirklichkeit eineGemeinde und formte eine Armee von Männern, de-ren Herzen Gott berührt hatte. Diese kamen auf denRuf des Mose hervor. Kommt denn, ihr, die ihr denHerrn liebt, kommt und verbindet euch mit anderen,die ebenso denken. Gesellen sich nicht die Vögel ei-ner Art zusammen? Wenn Gott euch zu Paradiesvö-geln gemacht hat, so eilt, und wie die Tauben sam-melt euch zum Flug. Freund, wenn ich auf der Seitedes Herrn bin und du auf des Herrn Seite bist, wes-

halb sollten wir einander fremd sein? Es sind wenige,die zu Christus stehen, gewiss, sie sollten in engsterZuneigung miteinander verbunden sein. Einheit istStärke, und da wir keine überüssige Stärke haben, solasst uns vereint sein. Tretet hervor, ihr, die ihr denHerrn kennt, und zeigt eure Zugehörigkeit, indem ihreuch mit denen verbindet, die euren König liebha-ben. Reiht euch ein unter demselben Heerführer undschreibt eure Namen in dieselbe Musterrolle.

Ich kann diesen Ruf nicht mit so viel Energie erge-hen lassen, wie ich möchte, sonst würde ich ihn auf

jedem Marktplatz erheben. Ich bitte diejenigen, wel-che nicht auf des Herrn Seite stehen, dringend, nichtzu versuchen, sich mit irgendeiner sichtbaren Kirchezu verbinden, denn das wäre grobe Heuchelei. Aberich möchte alle, die auf des Herrn Seite stehen, ermu-tigen, einladen, bitten und fast so weit gehen, es ih-nen zu gebieten, sich zu erklären. Kommt zu uns, denn

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auch wir stehen auf der Seite des Herrn. Leiht unseure Hilfe, gewährt uns eure Gesellschaft, lasst uns in

Gemeinschaft miteinander treten und uns in allem,was gut und wahr ist, verbunden sein, weil wir auf derSeite des Herrn stehen. Tut dies, ich bitte euch, undlegt so bald wie möglich von eurer Entscheidung fürGott ein Bekenntnis ab.

Hingabe

Die, welche auf der Seite des Herrn stehen, solltennicht nur ihre Namen, sondern sich selbst geben. Wenn

wir auf Christi Seite stehen, gehören wir Christi an.Jeder, der wirklich auf Gottes Seite steht – Sein Ei-gentum ist –, sollte sich verpichtet fühlen, GottesWillen zu gehorchen. Ich danke Gott, dass ich dieseslernte, als ich zuerst den Heiland erkannte. Ich dachtenicht, dass ich in Glaubenssachen meinem Vater oderirgendeinem anderen frommen Mann folgen müsste.Mir schien, dass Gott die Bibel in meine Hand gelegtund ich sie lesen und miteißigem Forschen ausn-dig machen müsste, was der Herr mich in diesem Buchlehrt, und dass ich dann glauben und danach tun soll-

te. Ich fühle es jetzt als einen großen Trost für meinHerz, dass ich nichts aus zweiter Hand nahm. Ichempng meine Lehre nicht von Menschen, wurdenicht darin unterwiesen, sondern ich ging geradewegszum Ursprung der Quelle und trank durch die Unter-weisung des Geistes Gottes aus ihr. Ich wünschte, ihralle tätet dieses. Folgt nicht einer Kirche, folgt nicht

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irgendeinem großen Prediger, heftet euch an keinesMenschen Ärmel.

Zum Gesetz und zum Zeugnis: Wenn sie nicht nachdiesem Worte sprechen, dann deswegen, weil keinLicht in ihnen ist! Wenn jedermann dies tun würde,dann gäbe es immer noch Verschiedenheiten der Er-kenntnis, aber ich bin geneigt zu glauben, dass Ein-heit in Lehre und Praxis viel eher durch diese Voraus-setzung erreicht werden würde als durch jedes andereMittel. Wenn ein jeder für sich selbst zum Wort Got-tes geht und sich nicht länger in irgendeinem »-ismus«,den er von anderen gelernt hat, niederlässt, könntenwir die Wahrheit erkennen und in unseren Ansichten

darüber zusammenkommen. In einer gewissen Spurweitergehen, weil ihr zufällig durch Umstände, Ge-burt und Erziehung da hineingestellt seid, ist nichtdie Weise einer aufrichtigen und erleuchteten Seele.Ich kümmere mich nicht um die Dekrete der Kirchenoder die Dogmen der Menschen. Ich ehre beide, Kir-chen und heilige Männer, aber nicht als Diktatorenunseres Glaubens. Dieses eine Buch, die Bibel, ent-hält den Glauben des wahren Christen, soweit er durchBuchstaben beschrieben werden kann, und der GeistGottes soll uns, wie verheißen, über ihre Bedeutung

erleuchten. Gebe Gott, dass wir niemals sagen wer-den: »Ich tue dies und das, weil es in dem Gebetbuchso steht«; oder: »Weil es nach den Bekenntnissen un-serer Gemeinschaft so ist.« Was habt ihr zu tun mitirgendeinem Buch, außer der Bibel, oder mit irgend-einer Gruppe, außer der Gemeinde des lebendigenGottes, ausgenommen, das Buch und die Gruppe sind

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schriftgemäß? Gebt acht, denn sorgfältiger Gehorsamgegen Gott tut in diesen Zeiten sehr not. Ich habe

ein- oder zweimal heute einen Spartaner zitiert, dennetwas von dem spartanischen Geiste würde sehr gutsein, wenn es vom Geiste Christi durchdrungen wäre.Ein Spartaner stand inmitten einer Schlacht im Be-griff seinen Feind zu töten. Sein Schwert war erho-ben, als die Trompete zum Rückzug blies und er zogsein Schwert zurück. Als jemand sagte: »Warum lie-ßest du ihn entrinnen?«, antwortete er: »Ich wollte lie-ber meinem General gehorchen, als einen Feind tö-ten.« Für einen Christen gibt es nichts, das dem Ge-horsam gleich käme. »Gehorchen ist besser als Schlacht-

opfer, Aufmerken besser als das Fett der Widder.« Lasstuns das lernen.Wenn wir auf des Herrn Seite treten, sollen wir nicht

nur bereit sein, Seinem Willen zu gehorchen, sondernIhm auch tätig und eifrig zu dienen. Mose sagte zudiesen Männern: »Ein jeder lege sein Schwert an dieHüfte!« Ihr sollt euch nicht auf die Seite des Herrnstellen, um eure Zeit träge zu vergeuden. Eine MengeLeute denken, wenn sie in den Schoß der Kirche kom-men, so könnten sie dort schlafen wie ein Kind in denArmen seiner Mutter. Die Kutsche des Evangeliums

fährt vorbei, und sie versuchen auf einen Sitz zu klet-tern und mitzufahren; aber der Gedanke, die Kutschezu ziehen oder für den Herrn zu arbeiten kommt nichtin ihren Kopf. Mit uns darf es nicht so sein. Wir müs-sen uns mit unserer ganzen Energie auf die Seite Got-tes schlagen, so wie sich der Stamm Levi tapfer gegendas aufrührerische Volk verteidigte.

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Und wir müssen dies auf alle Gefahr hin tun undkeine Kosten scheuen. Diese Männer hatten eine sehr

schmerzliche Picht zu vollziehen. Sie wurden ihrenBrüdern, die des Hochverrats gegen Gott, ihren Kö-nig, für schuldig befunden wurden, zu Scharfrichtern.Es kostete ihren Herzen viel, dass jeder seinen Bruderund Freund töten musste, aber wenn sie dieselbenhartnäckig in ihrer Abgötterei fanden, so war es ihnenbefohlen, sie ohne Gnade zu erschlagen. Ihre Handschonte nicht und ihr Auge hatte kein Mitleid für die,welche in der Empörung verharrten. Seht, was Mosevon ihnen sagt. Zu Levi sprach er: »Deine Tummimund deine Urim sind für deinen Frommen, den du

versucht hast zu Massa, mit dem du hadertest bei demWasser von Meriba; der von seinem Vater und vonseiner Mutter sprach: Ich sehe ihn nicht, und der sei-ne Brüder nicht erkannte und von seinen Söhnennichts wusste. Denn sie haben dein Wort beobachtet,und deinen Bund bewahrten sie.« Sie waren Gott er-geben und das müssen auch wir sein. Wenn ihr euchmit der Kirche Christi verbindet, so muss, wenn esnötig ist, ein Abschneiden des rechten Armes und einAusreißen des rechten Auges, ein Töten des Fleischesmit seinen Lüsten und Begierden stattnden. Wir sind

zu einem Kampf berufen und wir müssen uns darauf vorbereiten und dürfen nicht bange sein.Nun, weil diese Männer Gott so treu ergeben wa-

ren, wurden sie zu Lehrern Israels für spätere Zeitengemacht. Lasst mich fortfahren zu lesen, was Mosesagt, weil sie unparteiisch das Urteil des Herrn voll-streckt hatten: »Sie werden Jakob lehren deine Rech-

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te, und Israel dein Gesetz; sie werden Weihrauch le-gen vor deine Nase und Ganzopfer auf deinen Altar.«

Ferner sollten sie bewahrt bleiben und zu mehr alsSiegern gemacht werden, um ihrer Treue willen. Siehatten die Lenden der Feinde Gottes zerschlagen, undnun spricht der Mann Gottes diesen Segen über sieaus: »Segne, Jehova, sein Vermögen, und das Werkseiner Hände lass dir wohl gefallen; zerschmettere dieLenden derer, die sich wider ihn erheben, und seinerHasser, dass sie nicht mehr aufstehen!« Levi schlugGottes Feinde, Gott will seine Feinde schlagen. Die,welche Gottes Werk tun, werden feststellen, dass Gottfür sie wirkt. Sie taten ihre Picht mit strenger Lau-

terkeit und deshalb macht Gott sie zu Führern SeinesVolkes, zu Lehrern Seiner Nation, und sie sollen nunüber alle ihre Gegner triumphieren. Ich wollte, dass jeder, der bekannt hat, auf des Herrn Seite zu stehen,dem Wort Gottes in allen Dingen folgt, koste es wases wolle. Ihrndet in der Bibel Lehren, welche dieWelt für hart erklärt; haltet fest daran, und lasst siedieselben grausam nennen, wenn es ihr gefällt. Ihrwerdet strenge Lehren zu verkünden haben, die denhoch daherfahrenden menschlichen Stolz nieder-schmettern und die Vergnügungssuchteischlicher

Gemüter durchkreuzen; verkündet sie dennoch. Gottwird euch rechtfertigen, wenn ihr es tut, und euchgegen alle Schmähungen verteidigen. Gestattet keineVorbehalte. Sorgt nicht für das Fleisch und seine Lü-ste. Wenn du »ein Streiter des Kreuzes, ein Nachfol-ger des Lammes« bist, so ist es deine Aufgabe, zu tun,was Gott dir gebietet. Deine Sache ist nicht, zu fragen

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warum?! Deine Sache ist es, wenn nötig zu sterbenwagen und stets in aller Sanftmut und Demut die

Wahrheit zu behaupten, mag sie den zarten Philoso-phen unserer Tage auch rau und schroff erscheinen.Seid immer auf der Seite des Rechts. Möge der Heili-ge Geist uns in all diesem helfen, denn wenn Er unsnicht hilft, so fallen wir sicherlich, aber wenn Er mituns ist, so werden wir überwinden.

Die unter euch, die bis jetzt noch klein sind in Isra-el, sollten Sorge tragen, dass sie ihr Werk für Gott anihrem bescheidenen Platz gut verrichten, dann wer-den sie zu größeren Aufgaben berufen werden. DieseLeviten wurden zu Lehrern gemacht, weil sie es wag-

ten, auf Gottes Befehl Scharfrichter zu sein – ein Auf-trag, der nach Meinung der Menschen mit Unehreverbunden war. Sie waren kühn genug, sich dem gan-zen Lager gegenüber zu stellen, und nun sollen sie weisegenug gemacht werden, alle Stämme zu lehren. Age-silaus, der Spartaner, war nicht beleidigt, als man ihmden letzten Platz anwies, sondern sprach: »Ich will denPlatz ehren, wenn der Platz mich nicht ehrt.« So ver-schaff e auch du, wenn du an den niedrigsten Platz inChristi Haus gestellt bist, dem Platz Ehre, und nacheiner Zeit, wenn der König hereinkommt, seine Gä-

ste zu besehen, wird er sprechen: »Freund, rücke hö-her hinauf.« Wenn ihr treu seid über Weniges, wird ereuch über Vieles setzen, nur achtet darauf, dass ihreuch ihm völlig weiht.

Ich wünsche zum Schluss zu zeigen, wie mein The-ma für die jetzige Zeit geeignet ist. Ich bin sicher, esist nicht unzeitgemäß. »Wer ist für den Herrn?«, der

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komme zu Christus und weihe sich ihm heute. DieAnbetung des goldenen Kalbes ist jetzt allgemein üb-

lich. Die Menschen werden nach der Summe des Gel-des geschätzt, das sie besitzen. In der Tat, wir sagen,ein Mann sei »so und so viel wert«. Obwohl der Mannnicht ein Paar alte Schuhe wert sein mag, so sagt mandoch, wenn er ein großes Haus, ein schönes Gut undein bedeutendes Kapital besitzt, er sei so viel wert.Armes, kleines Geschöpf! In vielen Fällen könnte seinWert auf den Nagel eures Daumens geschrieben wer-den. Es ist nicht der Mann, der Wert hat; sein Haus,seine Ländereien und sein Geld haben den Wert, nichter. Es gibt viel zu viel Beugen und Kriechen vor dem

goldenen Kalb in allen Klassen der Gesellschaft. Allemöglichen Kniff e werden gebraucht, um einen Spanvon den Hufen dieses Geschöpfes zu bekommen. Bru-der, du solltest eher Armut ertragen, als um des Reich-tums willen ein Unrecht zu tun. Du musst es lernen,Menschen nach dem zu schätzen, was sie sind, nichtnach dem, was sie haben. Es braucht kein Christen-tum, um euch zu sagen, dass einige der würdigsten,edelsten und königlichsten Menschen ihr Brot imSchweiße ihres Angesichts verdienen; wenn ihr ihnenbegegnet, liebt und ehrt sie!

Auf der anderen Seite müsst ihr wissen, dass einigeder schändlichsten Menschen oftmals zu hohen Plät-zen des Reichtums und der Macht emporgestiegensind. Kriecht vor keinem Menschen, aber am allerwe-nigsten bückt euch vor einem Geldsack. Beurteilt dieLeute nach ihrem Charakter, nicht nach ihrer Stel-lung. Gott gebe, dass niemand von uns je in der An-

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betung des goldenen Kalbes gefunden werde. Dochum in die Gesellschaft aufgenommen zu werden, tut

man die verächtlichsten Dinge. Ich weiß nicht, wasfür ein Ding die Gesellschaft ist, aber ich habe sagenhören, dass es eine wundervolle Errungenschaft sei, indie Gesellschaft aufgenommen zu werden – das Vor-recht zu haben, die leeren Zeremonien und die hoh-len Täuschungen stupiden Glanzes zu genießen – dasVorrecht zu haben, mit jenen Personen zu reden, diemehr an ihre Kleidung als an ihren Glauben wenden.Nach dem wenigen, was ich von diesem wundervol-len Ding, das man »Gesellschaft« nennt, kenne, habeich kein Streben gefühlt, an ihrer Glückseligkeit teil-

zunehmen. Und doch habe ich gesehen, dass Leute,um in die Gesellschaft zu gelangen, ihre Grundsätzewegwerfen, ihre Freunde verlassen, ihre Gewissen er-sticken, ihre Glaubensgemeinschaft aufgeben und anihrem Gott zum Verräter werden. Fürwahr, sie habenGlück im Geschäft und hoff en, einen Rang unter demAdel einnehmen zu können und deshalb verlassen siediejenigen, welche sie lieben, um mit großem Aufwanddie zu bewirten, welche verächtlich auf sie herabse-hen. Der Herr bewahre uns alle vor solcher Herab-würdigung.

Das nächste, wogegen ihr fest und stark sein müsst,ist der Aberglaube, der zu oft mit religiöser Verehrungverbunden ist. Denkt daran: Gott soll angebetet wer-den und Gott allein. Das ist das Wesentliche des er-sten Gebotes; aber Gott soll auf Seine eigene Weiseangebetet werden – das ist das Wesentliche des zwei-ten Gebotes. Das erste sagt: »Du sollst keinen ande-

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ren Gott haben«, und das zweite lautet: »Du sollst dirkein geschnitztes Bild machen, noch irgendein Gleich-

nis dessen, was oben im Himmel und was unten auf der Erde ist, und was in den Wassern unter der Erdeist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen, undihnen nicht dienen.« Mose ließ das aufrührerische Volkseinen ›Gott‹ trinken, aber in diesen Zeiten leben Per-sonen unter uns, die buchstäblich ihren Gott als ei-nen Akt der Andacht essen. Vor dem hohen geistli-chen Geheimnis, in welchem wir geistlich unserenHerrn Jesus essen, habe ich die tiefste und feierlichsteEhrfurcht, aber die abergläubische Meinung, dassMenschen das Fleisch Christi wirklich unter der Form

des geweihten Brotes essen, erweckt meinen Wider-willen. Die Anbetung dessen, was das heilige Sakra-ment genannt wird, ist eine ebenso niedrige Abgötte-rei, wie die ägyptische Anbetung der Zwiebeln undanderer Kräuter, die in ihren eigenen Gärten wuch-sen. Beide sind um keine Stecknadel verschieden. Brot,das nichts als Brot ist und, wenn ihr alles darüber ge-sagt habt, was zu sagen ist, doch Brot bleibt, darf nichtin einem Gerichtshof vorgezeigt werden;* oder, wennes da vorgezeigt wird, so versichert ein großer Bischof,der es besser wissen sollte, dass er Sorge getragen hat,

dass es ehrfurchtsvoll verzehrt werde. Ich möchte wis-

* Bei einem Rechtsstreit der Ritualisten, die sich der römi-schen Anschauung vom Abendmahl immer mehr zunei-gen, wurde das Brot (Hostien werden in der anglikanischenKirche nicht gebraucht) im öff entlichen Gerichtshof vor-gezeigt.

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Güte Gottes! Viele von dem einfachen Volk werdenmehr hieraus lernen als aus einer Predigt.« Gewisse

kunstliebende Leute mochten, jeder in seiner Weise,hinzugefügt haben: »Diese symbolische Verehrung istso geschmackvoll, dass sie mir hilft, anzubeten. Alsich in dem Lager war und sich da kein goldenes Bildbefand, konnte ich nie recht in diese kahle Verehrungeinstimmen, aber ich bewundere sehr diesen ge-schmackvollen und ansprechenden Gottesdienst. Dieunvorbereiteten Gebete Moses und seines Bruderswaren mir zu dürftig. Dieser schöne Stier ist ästhe-tisch und erweckt Gedanken und Gefühle, und dasZeremoniell des Apis ist nach meinem Urteil durch-

aus ein Muster. Gebt mir ein wenig Israelitisch-ägyp-tisches, worin ihr das Alte durch das Neue verschö-nert habt, und mit Hilfe der Musik und Kniebeugun-gen kann ich in der Tat anbeten.« Ihr wisst, wer diesind, die heutzutage in dieser Weise reden.

Nachher kamen die Volksbelustigungen – denn essteht geschrieben: »Und das Volk setzte sich nieder,um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, umsich zu belustigen.« Die Abergläubischen lieben mei-stens eitle Vergnügungen. »O, das ist die Religion fürmich«, schreibt einer; »nichts von eurem engherzigen

Gerede vom Anbeten Gottes im Geist und in derWahrheit.« Meine Brüder, ich wünsche, ihr seid euchsicher, dass ihr hierin auf Gottes Seite steht, denn je-des Symbol – ich wiederhole es – ob Bild, Gemälde,Brot oder was ihr wollt, muss getadelt werden, wennes als Gegenstand der Anbetung aufgestellt wird. DaBrot und Wein von unserem Herrn Jesus verordnet

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sind, zu Seinem Gedächtnis gebraucht zu werden, somüssen sie mit liebevollem Nachdenken gebraucht

werden, aber wir müssen und dürfen ihnen nicht diegeringste Anbetung zollen, denn das hieße Sünde derschwärzesten Farbe aus dem zartesten aller Andenkenzu machen.

Der nächste Punkt ist, dass ich wünsche, wir wärenauf des Herrn Seite in Bezug auf die sündigen Ver-gnügungen, welche solchen Reiz für viele zu habenscheinen, dass selbst christliche Leute, soweit sie nurkönnen, dabei mitmachen. Als sie sich vor diesemgoldenen Kalb gebeugt hatten, »standen sie auf, umsich zu belustigen«, und ein sehr hübsches Spiel war

es. Es verträgt keine Erklärung und in der Welt gibt eseine Menge von diesen »Spielen«. Hütet euch vor je-dem Vergnügen, das euch hindert, die Zeit auszukau-fen oder welches das Gemüt beeckt. Es gibt Erho-lungen einer gesunden, männlichen, erfrischenden Art;aber die, welche euch gar keinen Dienst leisten kön-nen, sind unnütz. Derselbe Geist, welcher bewirkte,dass der Puritaner sich weigerte, die sogenannten hei-ligen Tage und heiligen Dinge des Aberglaubens zuverehren, führte ihn auch dahin, Gott und Sein heili-ges Gesetz so zu verehren, dass er nicht an den ernied-

rigenden Vergnügungen der damaligen Zeit teilneh-men wollte, die in der Regel so roh waren, dass selbstirreligiöse Leute sie heutzutage nicht ertragen würden.Wir haben etwas von demselben Widerspruch zu er-heben und dürfen nicht davor zurückweichen. Wirsprechen von Zeitvertreib – wenn dieser rein und lau-ter ist, wenn er gesund für den Körper oder beruhi-

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gend und stärkend für den Geist ist, so führt uns kei-ne altmodische Laune dazu, ihn zu tadeln, und wir

tadeln ihn auch nicht; aber wenn daran ein Fleckenvon Laster ist oder eine Versuchung dazu oder wennes bloße Narrheit ist, so können wir es nicht ertragen.Wir wagen uns nicht dahin, wohin Jesus nicht gegan-gen wäre. Wir möchten nicht dahin gehen, wo wiruns fürchten würden, zu sterben oder zittern würden,die Posaune der Wiederkunft unseres Herrn zu hören.Seid ihr stark genug auf der Seite des Herrn, um diesestrenge Lehre zu bejahen? Ich bitte Gott, den neumo-dischen Christen ein Rückgrat zu geben. Jeder andereTeil ihres Körpers scheint fest zu werden, ausgenom-

men die Wirbelsäule, die weich und leicht verdrehbarbleibt. Wir müssen entschlossen und treu werden.»O«, sagt einer, »das sind kleine Punkte.« Ja, aber

ich möchte, dass ihr dem Spartaner gleicht, der auf sein Schild eine Fliege malte. »Dein Wappen ist sehrklein«, sagte jemand. »Richtig«, sagte er, »aber ich hal-te es dem Feind sehr nahe.« Wenn etwas eurem Ge-wissen sehr klein erscheint, so ist es umso wichtiger,dass wir sie denen gerade vors Angesicht halten, diegering von Gottes Sache denken. Ein kleiner Punkt,der auf Gott Bezug hat, ist eine große Sache. Spielen

mit kleinen Dingen führt zum Spielen mit großenDingen.Zuletzt: Wir haben eine feste Entscheidung für Gott

und ein kühnes Bekenntnis nötig in dieser Zeit desallgemeinen Feilschens mit Grundsätzen. Es gibt vieleLeute die sagen: »Ihr habt recht, ohne Zweifel, aber …«Nein, die christliche Art zu sprechen ist: »Wenn es

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recht ist, so kennen wir kein Aber!« »O ja«, sagt einer,»ich stimme damit überein, dass dies richtig ist, und

doch …« Ein echter Christ hat kein »und doch«. WennWorte eindeutig dies und das bedeuten, so wird jeder,der auf des Herrn Seite steht, sie in diesem Sinn undnicht in einem unnatürlichen Sinn gebrauchen under wagt niemals zu sagen: »Ich weiß, dass dies und dasunrecht ist, und es beunruhigt mein Gewissen, aberihr seht doch, dass ich sehr viel Gutes tue, und wirmüssen uns ein wenig Böses gefallen lassen, um eingroßes Gutes zu gewinnen.« Der entschiedene Christwird nie Böses tun, damit Gutes daraus kommt; erverabscheut diese jesuitische Idee. Er glaubt, dass es

ein großes Übel ist, wenn man versucht, Gutes zu tun,indem man Böses tut. Für ihn sind Wahrheit, Recht,der Wille Gottes und die Lehren Christi die höchstenGegenstände.

O, dass ihr alle in diesem Geist lebtet und darinfest wäret. In eurem Familienkreis, in eurem Geschäft,seid überall wahr, seid aufrichtig, seid Gott ähnlich,seid Christus ähnlich. Möge der Geist Gottes dazuverhelfen, um Jesu Christi willen. Amen.

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Der große Ansporn,Nachahmer Gottes zu sein

»So seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder.«Epheser ,

Die Einteilung der biblischen Bücher in Kapitel istmanchmal missglückt, und in diesem Fall teilt sie ei-nen Abschnitt, der seinem Sinn nach unteilbar ist. DerApostel hatte gesagt: »Seid aber gegeneinander gütig,mitleidig, einander vergebend, gleichwie auch Gott

in Christo euch vergeben hat. Seid nun NachahmerGottes als geliebte Kinder.« Er hat euch vergeben, dar-um ahmt Ihn nach.

. Der Befehl

Ich bemerke zu dieser Vorschrift, dass sie uns zur prak-tischen Picht auffordert. Sie weist auf Handlungenhin, auf fortgesetzte Taten der besten Art. »Seid Nach-ahmer«, das heißt, betrachtet Gott nicht nur und denkt

dann, dass ihr genug getan habt, sondern geht daran,das in eurem Leben zu zeigen, was ihr studiert. Be-trachtung ist eine glückliche, heilige, wertvolle Beschäf-tigung, und sie belehrt, stärkt, tröstet und inspirierteure Herzen und macht eure Seelen fest, aber ihr müsstvon der Betrachtung zur Nachahmung des Charak-ters Gottes übergehen. Lasst euer geistliches Leben

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nicht nur in frommen Erwägungen knospen und blü-hen, sondern lasst es Frucht bringen in heiligen Ta-

ten. Dem Sitzen zu Jesu Füßen muss das Treten inJesu Fußstapfen folgen.

Der Text sagt uns auch nicht, dass wir BewundererGottes sein sollen. Das sollten wir sein und werden esauch sein, wenn wir wahre Christen sind. Die reinenHerzen, die Gott allein recht sehen können, sind vollehrerbietiger Bewunderung. Mit den Engeln rufen sieaus: »Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth!« »Werist Dir gleich, o Gott, herrlich in Herrlichkeit?« Aberwir können uns mit einer solchen Bewunderung nichtzufrieden geben, wir müssen unsere Bewunderung

durch sorgfältiges Nachahmen beweisen. NachahmungGottes ist die aufrichtigste Form der Bewunderung,und wir können nicht glauben, dass ihr Gott kenntund von Seiner Heiligkeit erfüllt seid, wenn ihr nichtdas Bestreben zeigt, Ihn, soweit Er euch hilft, als ge-liebte Kinder nachzuahmen.

Der Text bleibt auch nicht bei der Anbetung ste-hen, obwohl das eine erhabene Höhe ist. Anbetungentspringt aus der Betrachtung und Bewunderung undist eine sehr hohe und edle Übung des Geistes. Viel-leicht erheben wir uns zum höchstmöglichen Gottes-

dienst auf Erden, wenn wir Ihn anbeten. Nie sind wirdem Himmel näher, als wenn wir auf der Erde derBeschäftigung der Heiligen und Engel vor dem Thronfolgen. Geliebte, lasst unser ganzes Leben Anbetungsein. Betet Ihn überall an durch gute Werke, eine Artder Anbetung, die so wirklich und angenehm ist wieder ehrerbietigste öff entliche Gottesdienst. Bedenkt,

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dass Gehorsam besser ist als Opfer. Wenn ihr als ge-liebte Kinder Nachahmer Gottes seid, wird sich eure

Anbetung als aufrichtig erweisen. Lasst uns unsereAnbetung über den ganzen Tag ausdehnen, indem wirLust zeigen an Gottes Geboten und Seinen Charakternachahmen. Es ist klar, dass dieser Befehl äußerst prak-tisch ist. Ihr, die ihr euch rühmt, praktische Menschenzu sein, gebt acht darauf!

Diese Vorschrift behandelt uns als Kinder, als das,was wir sind. Manche Menschen sind sehr hoch undmächtig. Nach ihrem eigenen Maß gemessen, sind siegroße Leute, und deshalb möchten sie Originale seinund sich einen eigenen Weg bahnen. Ihr werdet nicht

aufgefordert, etwas Derartiges zu tun, euch ist der Weggebahnt: »Seid Nachahmer!«Dies ist eine Lehre, wie wir sie den Knaben in der

Schule geben. Du, mein Junge, sollst kein Schreibsys-tem ernden, du hast eine viel leichtere Aufgabe. Haltedich an die Vorschrift, ahme jeden Buchstaben, jedenZug der Hand deines Lehrers nach. Schüler könnennur durch Nachahmung lernen, und wir sind alleSchüler. Verlasst euch darauf: Wer nicht kopieren kann,der kann nicht ernden. Wie kann ein Mensch einKünstler werden, wenn er nicht eine Malschule be-

sucht und von einem gewissen Meister lernt? Wenn ergut ausgebildet ist und viel Arbeit geleistet hat, mager über seinen Meister hinauswachsen und ein Origi-nal werden, aber beginnen muss er als ein sorgfältigerNachahmer. Hier werdet ihr eingeladen, Nachahmerzu werden, aber der Meister ist ein solcher, dass ihrnie imstande sein werdet, alles zu lernen, was Er leh-

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uns an Schlachten zu erfreuen. Wir wünschen, denGott des Friedens nachzuahmen, dessen Name Liebe

ist. Wer versucht Gott nachzuahmen, der erhebt sichwie auf Adlers Flügeln. Wir kopieren unendliche Güte;wir trachten nach moralischer Vollkommenheit. Wirstreben danach, ohne Tadel und unsträich zu sein,aber wie Gott unendlich mehr ist als das, so möchtenwir uns zu tatsächlicher Heiligkeit erheben. Vom Bö-sen ablassen ist nicht genug; wir müssen durch denGeist mit allem Guten erfüllt werden.

Ist das nicht ein würdiges Ziel? Urteilt selbst, wasdas für eine Gnade sein muss, die uns zu dieser Höheerhebt! Gottes eingeborener Sohn, welcher heute Herr

ist über alles, trägt in Seiner Herrlichkeit das Bild Sei-nes Vaters, so wie Er schon auf Erden in Wahrheitsagen konnte: »Wer mich sieht, der sieht den Vater.«»Ich tue allezeit«, sagte Er, »was Ihm wohlgefällig ist.«Der vollkommene Sohn Gottes ist hinsichtlich derHeiligkeit wie Sein Vater. Brüder, ihr seht eure Aufga-be. Ahmt nach, aber beachtet wohl, dass ihr kein un-vollkommenes Vorbild erwählt. »Seid NachahmerGottes als geliebte Kinder.«

Indem uns dieser Befehl veredelt, erprobt er unsauch in vielen Punkten. »Seid Nachahmer Gottes«; dies

erprobt unsere Erkenntnis. Ein Mensch kann das nichtnachahmen, was er nie gesehen hat. Wer Gott nichtkennt, kann Ihn unmöglich nachahmen. Kennst duGott, mein Zuhörer? Hast du Gemeinschaft mit Ihmin Christus? Kannst du sagen: »Ich habe den Herrnvor mir?« Wir müssen einen geistlichen Eindruck vonGott haben, sonst können wir Ihn nicht nachahmen;

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deswegen benötigen wir den Heiligen Geist. Wie kön-nen wir den Herrn kennen, wenn der Geist Ihn nicht

in uns off enbart?Was mehr ist: Dieser Befehl erprobt auch unsere

Liebe. Wenn wir Gott lieben, wird allein die Liebeuns drängen, Ihn nachzuahmen. Wir werden denen,die wir lieben, ähnlich. Diese Ähnlichkeit ist das na-türliche Ergebnis der Liebe, und wenn wir Gott auf-richtig lieben, werden wir kraft dieser Liebe durchSeinen Heiligen Geist Ihm mehr und mehr ähnlichwerden. Wenn wir den Herrn nicht lieben, werdenwir Ihm auch nicht nachfolgen, aber wahre Liebe lässtuns mit David sagen: »Meine Seele hängt Dir nach, es

hält mich aufrecht deine Rechte.«Unser Text erprobt auch unsere Aufrichtigkeit.Wenn ein Mensch kein wirklicher Christ ist, wird ersich um sein Leben nicht kümmern; der Wunsch derNachahmung aber schließt wachsame Sorgfalt in sich.Mein Freund, du kannst Gott nicht nachahmen, wenndu zu der Sorte Christen gehörst, die beständig in ei-nem Zustand zwischen Wachen und Schlafen sind.Solche Menschen führen ein träges Leben und prüfensich selbst nie. Sie leben aufs Geratewohl und neh-men sich nie Zeit, das Leben eines hinter ihnen lie-

genden Tages zu prüfen um dessen Fehler zu sehen,und so wächst bei ihnen die Sünde wie Unkraut imGarten des Faulen. Solche Personen, die mit der Hei-ligkeit spielen, werden sicher zurückbleiben. Wer esaber ernst damit meint, wird seine Gedanken unterviel Gebet darauf richten, dass er ein eifriger Nachah-mer Gottes werde.

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Weiter prüft uns diese Vorschrift auch hinsichtlichunserer Gesinnung, ob sie die des Gesetzes oder des

Evangeliums ist. »Seid Nachahmer Gottes als geliebteKinder« – keine Sklaven, die ihren Herrn unwillig undaus Furcht vor der Peitsche nachahmen, sondern lie-bende, willige Nachahmer, wie Kinder es sind. Ihrzwingt eure Kinder nicht, euch nachzuahmen, sie tundies selbst in ihren Spielen. Wir können nicht zurHeiligkeit getrieben werden wie der Ochse zum Pug;wir sollen Lust haben an Gottes Gesetz nach dem in-wendigen Menschen. Der Christ ist von oben gebo-ren, und deshalb lebt er droben. Seine NachahmungGottes entspringt aus der Verwandtschaft mit Gott.

»Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder«, weilihr nichts Besseres wünscht, als eurem Vater gleich zusein und heilig zu sein, wie Gott heilig ist, nach demWort: »Seid vollkommen, wie auch euer Vater im Him-mel vollkommen ist.« Habt ihr diesen Geist der Kind-schaft? Habt ihr ein brennendes Verlangen nach Hei-ligkeit? Oder ist die Sünde eure Freude und der DienstGottes eine Ermüdung? Wo euer Vergnügen ist, da isteuer Herz. Wenn ihr das Böse liebt, seid ihr nichtGottes Kinder und könnt Ihm weder nachfolgen, nochIhm wohlgefälligen Dienst leisten. Der Herr mache

uns zu Seinen Nachahmern, so wie Kinder ganz na-türlich dahin neigen, ihre Eltern zu kopieren.Indem uns dieser Befehl erprobt, hilft er uns auch.

Welch eine Hilfe ist es, eine deutliche Karte und ei-nen richtigen Kompass zu haben! Wir haben nur zufragen: »Was würde unser himmlischer Vater in die-sem Fall tun?«, und unser Weg ist klar. Wir können

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Gott in Seiner Kraft oder Allgegenwart oder Allwis-senheit nicht nachahmen; gewisse Eigenschaften sind

nicht mitteilbar, aber diese sind auch in dem Befehlnicht einbegriff en. Doch durch die Hilfe Seines Heili-gen Geistes können wir Gott in Seiner Gerechtigkeit,Heiligkeit, Reinheit, Wahrheit und Treue nachahmen.Wir können herzlich, freundlich, geduldig, barmher-zig und versöhnlich sein. Wir können in der Liebewandeln, so wie Christus uns geliebt hat.

Ich will diesen ersten Teil abschließen, nachdem ichnoch eine weitere Bemerkung gemacht habe. DieserBefehl dient sehr zu unserer Nützlichkeit. »Seid nunNachahmer Gottes als geliebte Kinder.« Ich kenne

nichts, das uns unseren Mitmenschen nützlicher ma-chen kann. Wozu sind wir in dieser Welt? Wenn wirNachahmer Gottes sind, werden sie genötigt, sich zuerinnern, dass es einen Gott gibt, denn sie werden Sei-nen Charakter in uns abgespiegelt sehen. Ein echter,heiliger Christ ist ein Strahl der Herrlichkeit Gottesund ein Zeugnis von dem Wesen und der Güte Got-tes. Die Menschen werden nicht vergessen, dass es ei-nen Gott gibt, solange sie Seine Knechte sehen, diemit Heiligkeit bekleidet sind. Wir sollten nicht nurdie Sorglosen erinnern, sondern durch unseren Wan-

del auch Lehrer der Unwissenden sein. Indem sie se-hen, wie wir leben, sollten sie etwas von Gott lernen.Heilige Menschen sind die Bibeln der Welt. Die Weltliest nicht das geschriebene Testament, aber sie liestunser Zeugnis.

Brüder, eine sorgfältige Nachahmung Gottes wür-de unseren Glauben zu Ehren bringen. Es würde nicht

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so übel von dem Namen Christi geredet werden, wennunser Leben nicht so fehlerhaft wäre. Welch eine Stütze

ist es für den Prediger, wenn er ein Volk um sich hat,das täglich daheim und im Geschäft ein Zeugnis fürGott ist. Wenn der Prediger auf die Gemeinde zeigenund sagen kann: »Seht hier, was Gottes Gnade tunkann! Seht hier in dem Leben unserer Gemeindeglie-der, was der Geist Gottes zustande bringen kann«, dannhat er unwiderlegbare Beweise, welche die Verächterzum Schweigen bringen. Sagt der Herr nicht:

»Ihr seid meine Zeugen?« Sind wir nicht zu demZweck in dieser Welt, um Zeugnis von unserem Herrnabzulegen? Wie können wir kräftig für Ihn zeugen,

wenn unser Leben nicht rein ist? Ein unreiner Beken-ner ist ein Hindernis für das Evangelium. Um nütz-lich sein zu können, müssen wir heilig sein. Darum:»Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder.«

. Die Motivation

Es ist die natürliche Neigung der Kinder, ihre Elternnachzuahmen. Doch gibt es Ausnahmen, denn man-che Kinder sind das Gegenteil ihres Vaters und entfal-

ten vielleicht die Laster eines entfernteren Vorfahren.In dem Fall der Kinder Gottes ist es eine Notwendig-keit, dass sie ihrem Vater gleichen. Die gerecht undgottselig leben in Christus Jesus und an Ihn glauben,sind Kinder Gottes, und wenn auch die Gottseligensündigen, so lieben sie doch die Sünde nicht. Heilig-keit des Lebens ist der Beweis der Wiedergeburt. »An

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ihren Früchten werdet ihr sie erkennen«, ist eine all-gemein angewandte Regel. Kinder Gottes müssen Ihm

gleich sein. Trotz ihrer Fehler und Mängel muss ihrLeben, als ein Ganzes betrachtet, Gott ähnlich sein.Ich sage zu jedem hier, der den Namen eines Christenträgt und ein Kind Gottes zu sein bekennt: Entwedergleiche deinem Vater oder gib deinen Namen auf. Ihrerinnert euch der alten klassischen Geschichte von ei-nem Soldaten in Alexanders Armee, der auch Alexan-der hieß, aber immer zitterte, wenn der Kampf heftigwurde. Da sagte Alexander zu ihm: »Wie kannst duden Namen Alexander tragen? Lass entweder deineFeigheit oder deinen Namen fahren.« So sage ich zu

denen, die unheilig, unrein, unfreundlich und hart-herzig sind: Seid Gottes Nachahmer oder hört auf, denNamen eines Kindes Gottes zu tragen. Spiele nichtden Judas, wenn du nicht im Sinn hast, ein zweites»Kind des Verderbens« zu sein.

Die Folgerung ist also: Wenn wir Kinder sind, soll-ten wir unseren Vater nachahmen. Aber es heißt auch:»… als geliebte Kinder.« Ist dies nicht ein herzbewe-gender, aber gewaltiger Grund? Wie sehr hat Gott unsgeliebt, dass Er uns erlaubt, Seine Kinder zu sein!Wunderst du dich nicht in deinem Fall darüber, dass

du ein Kind Gottes heißen darfst? Sieh die Liebe, diedich erwählte, als du tot in Übertretungen und Sün-den warst und die dir das Leben Gottes gab! Welcheine Liebe war es, die sich in deiner neuen Geburtund in deiner Kindschaft off enbarte – die dir die Stel-lung eines Kindes einräumte! Und hat ferner je einKind so viel Güte von seinem Vater erfahren wie du?

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Konnte Er besser gegen dich handeln, als Er gehan-delt hat? Ich weiß nicht, was du zu sagen hast, mein

Bruder, aber dies kann ich sagen: Ich bin voll Verwun-derung über Gottes Liebe zu mir. Ich bin ein Kind,das von seinem Vater sehr geliebt wird. Seine Liebe zumir ist wunderbar. Ich bin ein großer Schuldner Sei-ner Gnade. Bist du es nicht auch? Dann ahme deinenVater nach, denn je mehr ein Kind seinen Vater liebt, je mehr es ihn bewundert, desto stärker ist sein Ver-langen, ihm in allen Stücken gleich zu sein.

Dieses Wort »als geliebte Kinder« hat jedoch nocheinen anderen Sinn. Kinder unterscheiden sich von-einander. Ein Vater liebt alle seine Kinder, aber es kann

nicht in allen Beziehungen von ihm gesagt werden,dass er sie alle gleich lieb hat, denn manche zwingenihn, sie mehr als die anderen zu lieben. Das eine Kindmacht dem Vater durch sein Verhalten wenig Freude,das andere liebt ihn von Herzen und ist bestrebt, ihmzu gefallen. Du kannst nicht anders, dein Herz hängtan diesem Kind. Mit einem Wort, es ist eines von den»geliebten Kindern«. Trapp sagt: »Gott hat aber nurwenige solcher Kinder.« Ich fürchte, dass der Auslegerrecht hat und dass nur wenige den Herrn nachahmen,wie sie sollten. Brüder, seht es darauf ab! Hier liegt die

Glückseligkeit, hier ist der Himmel diesseits des Him-mels. Unser Herr hatte Jünger, aber von einigen sagteEr: »Wenn ihr in meinem Worte bleibet, so seid ihrwahrhaft meine Jünger.« Möge der Heilige Geist euchzu solchen machen! Seid denn Nachahmer Gottes, in-dem ihr geliebte Kinder seid, deren Gedanken nur dar-auf gerichtet sind, wie sie ihrem Vater gefallen kön-

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nen – deren Kummer es ist, Ihn zu betrüben – derenSchönheit es ist, Ihm gleich zu sein.

3 . Eine Ermutigung

Ich hörte jemand sagen: »O, diese Nachahmung Got-tes geht über unsere Kraft hinaus!« Ich will euch er-mutigen durch einige Winke, die ihr selber weiter ver-folgen könnt.

Zunächst, Gott hat euch bereits zu Seinen Kinderngemacht. Ich spreche zu euch, die ihr Gläubige seid.Ihr seid Söhne Gottes. Ihr hättet euch nicht zu Kin-

dern Gottes machen können, aber Er hat es getan.»Geliebte, nun sind wir Kinder Gottes.« Es muss vielleichter sein, den Vater nachzuahmen, als ein Kind zuwerden. Ihr mögt ein Kind adoptieren, aber der Herrhat uns »wiedergeboren zu einer lebendigen Hoff -nung«. Sollte das Kind nicht seinen Vater nachahmen?Wird das nicht ganz natürlich sein?

Dann beachtet, dass Gott euch bereits Seine Naturgegeben hat. Sagt nicht Petrus, dass wir »teilhaftig ge-worden sind der göttlichen Natur, indem wir ento-hen sind dem Verderben, das in der Welt ist durch die

Lust«? Es bleibt für euch übrig, die neue Natur nachihrer eigenen Weise handeln zu lassen. Lasst nun dasHeilige, das in euch geboren ist, den Thron einneh-men und bittet Gott, dass es geschieht. Der lebendigeund unvergängliche Same wird eine Ernte guter Wer-ke hervorbringen; begießt ihn mit euren Gebeten undumsorgt ihn mit eurer Wachsamkeit.

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Dann hat euch der Herr Seinen guten Geist gege-ben, um euch zu helfen. »Gleicherweise hilft der Geist

unserer Schwachheit auf.« Vergesst das nie. Was Men-schen unmöglich ist, ist dem Geist Gottes möglich.Die schönste Harfe, die ihr je gesehen habt, machtvon selbst keine Musik, sondern muss von den Fin-gern eines Musikers berührt werden; aber der HeiligeGeist macht uns zu lebendigen Harfen, die unter Sei-ner Leitung eine gottgeweihte Melodie hervorbringen.Ist das nicht wunderbar? O, erfüllt zu sein mit demGeist Gottes! Es ist eine große Hilfe in der Nachah-mung Gottes, die Salbung von Dem zu haben, derheilig ist, und von Ihm belehrt zu werden. Der Heili-

ge Geist ist der Geist Gottes, und Er kann uns wiekein anderer lehren, Gott nachzuahmen. Er ist auchder Geist der Heiligkeit und kein anderer kann unsereHeiligkeit besser fördern. Seid guten Mutes! Mit sol-chem Helfer könnt ihr nicht unterliegen.

Denke ferner daran, lieber Bruder, dass der Herrdir gestattet, mit Ihm Gemeinschaft zu haben. Wennwir jemand nachahmen sollten, den wir nicht sehen,würden wir das sehr schwernden. In diesem Fall aberkönnen wir uns zu Gott halten. Einige von uns kön-nen die Tür ihres Kämmerleins hinter sich schließen

und mit Gott allein sein und wenn wir wollen, kön-nen wir den ganzen Tag mit Gott wandeln. Könntetihr euch noch bessere Bedingungen vorstellen um Gottnachzuahmen? In Gottes Nähe leben macht uns Ihmähnlich. Je mehr du Gott erkennst, desto mehr vomWillen Gottes wird in deinem Leben gesehen werden.Wenn du in Zeiten der Stille viel mit Gott umgehst

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und in allen Geschäften des Lebens bei Ihm bleibst,wirst du in Sein Bild verwandelt werden. So gewiss

wie das Siegel sich selbst dem Lack einprägt, wird derHerr Sein Bild in dir einprägen, wenn du in Ihmbleibst.

Es sollte dich auch mit heiligem Eifer erfüllen, zubedenken, dass du Gott nachzuahmen hast. Es ist eineder größten Wonnen des Himmels, Christus gleichzu sein, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist. VorSeinem Thron sind wir ohne Fehler. Sein Name wirdan unseren Stirnen sein. Das bedeutet, der CharakterGottes wird an uns sichtbar sein. Gewiss, was ewigunsere Bestimmung ist, sollte heute unser Verlangen

sein. Wir sollten ringen nach Heiligkeit – nach derKraft dessen, der in uns mächtig wirkt.

4 . Einige Schlussfolgerungen

Teure Freunde, ist jemand unter euch, der meint, Gottwerde ihm Seine Verheißung nicht erfüllen? Hör mirzu. Gott ist uns ein Vorbild, darum wird Er gewissSein Wort halten. Er muss treu und wahrhaftig sein,denn du wirst aufgefordert, Ihn nachzuahmen. Wenn

Gott Seinem Worte untreu werden könnte, würdenwir nicht ermahnt werden, Ihn nachzuahmen, unddarum sind wir gewiss, dass Er treu und wahrhaftigist, weil wir aufgefordert werden, Ihn genau nachzu-ahmen. »Gott ist nicht ungerecht, eures Werkes zuvergessen und der Liebe, die ihr gegen seinen Namenbewiesen« (Hebr. , ).

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Eine andere Folgerung ist diese: Wenn ihr aufge-fordert werdet, »Nachahmer Gottes als geliebte Kin-

der« zu sein, dann könnt ihr euch darauf verlassen,dass Gott ein liebender Vater ist. Die geliebten Kin-der Gottes haben einen liebenden Vater. Wir dürfenversichert sein, dass Er freundlich und zartfühlendgegen uns sein wird, weil Er will, dass wir voller Liebezu Ihm sein sollen. Ich weiß, ihr seid zur Zeit bedrücktund betrübt, aber euer Vater ist freundlich und gut.Glaubt es, wenn ihr es nicht sehen könnt. Wenn dieVernunft sagt, dass Er etwas hart gegen euch handelt,weil Er euch züchtigt, so bedenkt, dass dies Seine WeiseSeinen Geliebten gegenüber ist. Hat Er nicht gesagt:

»Welche ich liebhabe, die strafe und züchtige ich?«Diese Schläge sind Siegel der Liebe. Euer himmlischerVater ist viel besser gegen euch, als ihr gegen Ihn seid.Er ist als Vater liebevoller und herzlicher, als ihr es alsKinder Ihm gegenüber gewesen seid. Freut euch übereuren Vater, obwohl ihr euch nicht über euch freuenkönnt.

Abschließend noch einen Gedanken. Wenn der Textsagt: »Seid nun Nachahmer Gottes«, gebietet er uns,Ihn nachzuahmen, solange wir leben. Daraus schließeich, dass Gott uns stets bleiben wird, was Er ist. Er

wird uns weiterlieben, weil Er diese Liebe zum Vor-bild der unseren macht. Gott wird darin ausharren,uns zum Himmel zu führen, denn Er lehrt uns, aus-zuharren. Der Herr wird Sein Herz nicht von uns ab-wenden, nachdem Er begonnen hat, uns für den Him-mel tüchtig zu machen und wird Seine Hand nichtzurückziehen, bis das Werk vollendet ist. Darum ver-

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lasst euch auf die unwandelbare Güte eures Vaters undbittet um die Gnade, Ihn immer mehr nachahmen zu

können, bis ihr dahin kommt, Sein Angesicht zu se-hen. Möge Seine Gegenwart euch begleiten und SeinAngesicht euch Frieden geben! Amen.

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Lichter in der Welt

»Tut alles ohne Murren und zweifelnde Überlegun-gen, auf dass ihr tadellos und lauter seid, unbeschol-tene Kinder Gottes, inmitten eines verdrehten undverkehrten Geschlechts, unter welchem ihr schei-net wie Lichter in der Welt, darstellend das Wortdes Lebens, mir zum Ruhm auf den Tag Christi,dass ich nicht vergeblich gelaufen bin, noch auchvergeblich gearbeitet habe.«

Philipper , -

Wir sind weit von der Wahrheit entfernt, wenn wiruns einbilden, dass die Vorschriften des Evangeliumszur Zeit der Apostel ernster waren als in unseren Ta-gen! Da die ersten Bekehrten aus den Gräueln desHeidentums herauskamen, hätte man vielleicht mehrNachsicht haben können. Da aber diese Leute, die ausdem Sumpf der heidnischen Gräuel und Zügellosig-keiten herauskamen, dennoch zu dem erhabenstenheiligen Leben veranlasst wurden, wie viel mehr ha-ben wir dann einen hohen Stand christlicher Vollkom-

menheit zu erstreben, ein göttliches Leben zu führenund treue Nachfolger Christi zu sein.Möge Gott uns helfen, heute die Ansprache zu hö-

ren, die der Apostel der Gemeinde zu Philippi hielt;möchten wir deren ganze Kraft in unserem Gewissenfühlen und deren vollen Sinn in unserem Leben ver-körpern!

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Damit gehe ich zu dem Gegenstand über, den icheuch heute ans Herz legen möchte. Ich wünsche, dass

jeder Gläubige hier darauf achtet, hinfort inmitten derFinsternis dieser Welt als ein Licht zu leuchten unddenen Licht zu geben, die in seinen Einussbereichkommen.

. Es geht um ein ö ff entliches Zeugnis

Der Text sagt, dass wir Lichter sein sollen. Wie kön-nen wir aber Lichter sein, ohne gesehen zu werden,und welchen Nutzen würden wir bringen, wenn wir

unsichtbare Lichter wären?Dann sollen wir scheinen, und wie können wirscheinen, wenn nicht irgendein Strahl von uns aus-geht, und wenn wir überhaupt nicht als Christen er-kannt werden können? Dann aber, wo sollen wir alsLichter scheinen? In unseren Häusern? »In der Welt!«Gewiss müssen wir in unseren eigenen Familien schei-nen; aber wenn wir sind, was wir sein sollen, müssenwir Lichter »in der Welt« sein.

Diese drei Aspekte – Lichter, scheinende Lichterund Lichter in der Welt – lehren ganz deutlich, dass

ein Christ Kontakt mit der Außenwelt haben mussund dass es ihm kaum möglich ist, seine Aufgabe zulösen, wenn er in einer solchen Zurückgezogenheit undVerborgenheit lebt, in welcher er nie als Christ erkanntwerden kann.

Manche schüchternen Herzen scheuen sich, ihrenGlauben zu zeigen und trösten sich gerne mit Niko-

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demus, bedenken aber nicht, dass Nikodemus mehrals Warnung denn als Beispiel anzusehen ist. Im Ge-

gensatz zu ihnen suchten die Pharisäer gerne dieÖff entlichkeit auf. Sie konnten keine Almosen gebenund nicht beten, ohne die Blicke anderer auf sich zulenken. Die Welt hat dieses Blendwerk längst durch-schaut. Wir denken von den Leuten, die auf der Stra-ße beten, dass sie nirgendwo anders beten und vondenen, die ihre Mildtätigkeit öff entlich zeigen, dasssie alles zeigen, was sie überhaupt zu zeigen haben.Aber während wir uns vor dem Stolz der Pharisäerhüten, müssen wir uns vorsehen, dass wir nicht insentgegengesetzte Extrem geraten. »Darf ich ein gutes

Wort für Christus einlegen, ohne dass jemand sagenkann, ich sei stolz?« In dieser Sache wird euer eigenesGewissen euer Führer sein. Wenn ihr in euch einenWunsch entdeckt, euch selbst zu verherrlichen, dannist es falsch, euren Glauben überhaupt öff entlich zuzeigen. Und wenn ihr entdeckt, dass ihr euch zurück-haltet, um für euch selbst einen leichteren Weg zuhaben, so ist es verkehrt, euer Christentum zu verber-gen. Wenn euer Gewissen erleuchtet ist, wird es euchstets sagen, wann ihr in der Gefahr steht, einerseitsprahlerisch und andererseits feige zu handeln. Ichnde

es nicht schwierig, zwischen dieser Scylla und Cha-rybdis hindurch zu steuern. Ein Mensch mit etwasWeisheit wird bald erkennen, was er tun sollte. Aberich bitte euch, macht den Stolz der Pharisäer nicht zueiner Entschuldigung eurer Feigheit; sagt nie: »Ich liebees nicht, ein Bekenntnis abzulegen, weil es so vieleHeuchler gibt!« Ihr habt umso mehr Ursache, ein Be-

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bin ich, Herr; ich bin Dein Knecht, und ich möchteDir bis ans Ende dienen.«

Ihr solltet auch beständig mit Gottes Volk in Ver-bindung stehen. Wir stellen fest, dass in den Tagender Apostel die Gläubigen der Gemeinde hinzugetanwurden. Das Christentum fordert von euch, dass ihreuch mit denen verbindet, die mit Christus verbun-den sind. Wenn die Gemeinde die Braut Jesu Christiist, solltet ihr suchen, sowohl ein Glied der sichtbarenwie der unsichtbaren Gemeinde zu sein, besonders ihr,die ihr vor kurzem bekehrt worden seid, denn es dientzu eurem Besten und gereicht der Gemeinde zumTrost.

Außer dieser Gemeinschaft mit Christen sollte euerChristentum in eurem täglichen Leben gezeigt wer-den. Es leuchtet nicht alles, was wir sagen – das kannmöglicherweise nur Feuerwerk sein –, sondern es istunser tägliches Tun, welches den in uns wohnendenChristus ausstrahlen lässt und so nach außen scheint.Jeder muss in seiner eigenen Sphäre die zu übertre ff ensuchen, die nicht in Christus sind, sodass wir den Un-gläubigen im gleichen Fach weit vorgezogen werden.

Aber um als Lichter zu scheinen, müssen wir unse-rem Wandel das off ene Zeugnis unserer Worte hinzu-

fügen. Ich gebe nicht einen verrosteten Nagel für eu-ren Glauben, wenn ihr darüber schweigen könnt.Wovon das Herz voll ist, das liegt gewöhnlich auchauf der Zunge. Ihr müsst durch das Wort eures Mun-des beständig zeugen, die Unwissenden belehren, dieSorglosen warnen, die Abgewichenen zurückbringenund die Irrenden zum Kreuz führen. Ihr werdet viele

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Gelegenheiten haben, nutzt sie alle aus und so werdetihr scheinen als Lichter in der Welt. Es gibt Zeiten, in

denen ihr ohne eine sehr kühne und ernste Entschei-dung für Christus nicht scheinen könnt. Wenn wir insolchen Zeiten, da von unserem Zeugnis vieles ab-hängt, schwanken oder zögern, werden wir sofort zuVerrätern. Achtet daher darauf, dass ihr dann stets so-fort und konsequent eurem Herrn nachfolgt.

Ein off enes Bekenntnis, eine lebendige Verbindungmit der christlichen Gemeinde, ein beständiges gott-seliges Leben und eine wohlüberlegte Entschiedenheitsind wir unserer Umgebung schuldig.

. Die Auswirkungen

Worin besteht der Nutzen der Christen als Lichter?Wir brauchen Licht, um off enbar zu machen. Ein

Christ sollte in seinem Leben so scheinen, dass die,welche in seine Nähe kommen, in seinem Leben ih-ren eigenen Charakter, ihre eigenen Sünden, ihrenverlorenen Zustand sehen können. Er sollte so leben,dass eine Person nicht eine Woche mit ihm zusam-men sein kann, ohne das Evangelium kennen zuler-

nen. Sein Reden und sein Wandel sollten derartig sein,dass alle, die um ihn her sind, den Weg zum Himmelverstehen können. Dinge, welche die Menschen nichtsehen wollen und ohne ihn nicht sehen können, soll-ten da, wo er ist, sehr deutlich werden.

Die Menschen lesen manchmal ihre Bibeln, undsie verstehen die Bibel nicht, weil es ihnen am Licht

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fehlt. Gleich Philippus sollten wir bereit sein, uns auf den Wagen zu setzen, um den Reisenden zu belehren

und den Sinn und die Kraft des Wortes Gottes, denWeg des Heils, das Leben der Gottseligkeit und dieMacht des Wortes off enbar zu machen. Darf ich jedeneinzelnen unter euch fragen, ob ihr dazu beigetragenhabt, dass Menschen das Evangelium besser verstehen?»Nein«, sagt der eine, »das habe ich dem Prediger über-lassen.« Dann hast du deine Picht vernachlässigt;bereue deine große Sünde und bitte Gott, dir zu hel-fen, dass du allen, mit denen du zusammenkommst,ihre Sünde und die Liebe des Heilands klar machenkannst.

Die nächste Aufgabe des Lichtes ist, den Weg zuweisen. Der Seefahrer versteht das. Jeder Christ sollteeinen Teil der Lebensreise beleuchten, und nicht eineGasse sollte ohne sein Licht sein. Herrlicher Polarstern!Wie mancher Sklave ist durch die Sümpfe und Wäl-der des Südens hinauf zum Land der Freiheit geführtworden! Und selig bist du, Christ, wenn dein Lichtirgendeine Seele zu Jesus in die Freiheit geführt hat,wo der Sklave seine Fesseln nie wieder zu tragenbraucht. Ich hoff e, dass ihr oft, auch wenn andereMenschen es kaum ahnten, euren Mitmenschen den

Weg zu Christus gezeigt habt, indem ihr sagtet: »Sie-he, das ist Gottes Lamm!«Lichter werden auch zur Warnung gebraucht. Wo

Felsen und Sandbänke sind, da werden Leuchttürmeerrichtet. Christen sollten wissen, dass es in der Weltüberall eine Menge falscher Lichter gibt. Die Zerstö-rer des Satans sind überall tätig, um die Menschen zur

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Sünde zu versuchen, indem sie ihnen Vergnügen ver-sprechen. Sie stecken das falsche Licht auf. Es ist eure

und meine Aufgabe, auf jedem gefährlichen Felsen einrechtes Licht anzuzünden, jede Sünde zu kennzeich-nen und zu sagen, wohin sie führt, damit wir so, in-dem wir als Lichter in der Welt scheinen, rein sindvon dem Blute der Menschen.

Lichter haben auch einen tröstlichen Einuss, unddas triff t auch bei Christen zu. Neulich hatten wir spätabends in einem Park, nicht weit von London ent-fernt, unseren Weg verloren. Wir gingen dahin undwussten nicht, wo wir waren. Da sagte einer: »Da drü-ben ist ein Licht«, und ich kann euch nicht sagen,

welche Quelle des Trostes jenes Licht in dem Fenstereiner Hütte für uns wurde. Ein Licht im Dunkeln ge-währt wirklich großen Trost. Ein Christ sollte solchein Tröster sein. Mit freundlichen Worten auf seinenLippen und Mitgefühl in seinem Herzen sollte er fürdie Leidenden ein tröstendes Licht sein.

Das Licht hat auch seine Aufgabe in der Bestra-fung der Sünde. Ich denke, unsere Gasammen auf der Straße sind die beste Polizei, die wir haben. Wenn jene Flammen nicht da wären, hätten wir zehnmal soviel Wächter nötig und es gäbe viel mehr Verbrechen.

Woher kommt es, dass Diebe das Licht nicht mögen?Weil sie ihre dunklen Taten nur im Finstern tun kön-nen. Und wie kommt es, dass gottlose Menschen dieChristen nicht leiden mögen? Nun, weil sie sich ge-straft fühlen. Wie Lichter dazu beitragen, eine Stadtzu sichern und den Räubereien und den Verbrechenzu wehren, so werden Christen, wenn sie in genügen-

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der Anzahl auf die Umwelt einwirken können, dieSünde einschränken. Zumindest werden sie die Sün-

der zwingen, sich in dem Schatten der Nacht zu ver-bergen.

Aber der Christ ist in einem ganz besonderen Sinnein Licht: Er ist ein Licht, das Leben in sich hat. Rich-tet das Licht der Laterne auf das Angesicht eines To-ten und ihr werdet es kalt und weiß sehen wie denMarmor. Richtet das Licht direkt auf sein Auge; ersieht nicht und ihr könnt ihn durch die Kraft einesirdischen Lichtes nicht lebendig machen.

Aber der Gläubige ist Gottes Leuchte, voll des Hei-ligen Geistes, und es geschieht oft, dass Gott durch

unser Zeugnis ein Licht in die Augen der Toten brin-gen lässt, welches sie lebendig macht, sodass die Fin-sternis des Todes dem Glanz der Herrlichkeit Platzmacht und die mitternächtliche Dunkelheit des Geis-tes vor der aufgehenden Sonne der Gerechtigkeit ieht.

So habe ich den Zweck dieser Lichter angedeutetund indem ich diesen Punkt abschließe, kann ich nursagen: Mich soll’s wundern, was ein Christ überhauptnützt, wenn er nicht als ein Licht der Welt nützlichist. Er hat einen Schatz, aber er häuft ihn auf. Wasnutzen die Geizhälse, solange sie leben? Sie sind erst

von Nutzen, wenn sie sterben. Dann wird das Vermö-gen hervorgeholt und verteilt, und vielleicht haben dieeinen Nutzen, die einen Teil davon erhalten.

Wer Gold aufsammelt, ist ein Elender, aber was istder, welcher Brot aufhäuft? Die Welt liegt im Sterben,und sie häufen das Brot des Lebens auf! Sie selbst kön-nen es nicht genießen, aber sie geben es auch den an-

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deren nicht. Ein Glaube, der für andere kein Segenist, ist auch kein Segen für mich. Ich häufe nur eine

Masse Verwesung auf, sie nützt meiner Seele nichts,denn sonst würde sie mich nötigen, anderen Gutes zutun. Aber sie stauen das lebendige Wasser auf und däm-men den Strom ein, sodass er nur genug für sie ent-hält, und was wird aus dem Strom? Er wird von Grasund Kraut bedeckt. Er erzeugt Krankheitserreger undwird stinkend, und allerlei ekelhaftes Gewürm regt sichdarin. Sie sind noch törichter, denn sie versuchen dasLicht einzufangen, als ob sie weniger haben würden,wenn sie es anderen zukommen ließen. Licht ansam-meln, als ob es nur wenig davon gäbe! Schimpich!

Teu isch! Ich wünschte, es gäbe noch ein stärkeres Wortals dies. »Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nichtlieb hat, der sei Anathema«, sagt Paulus. Und ich fra-ge mich, ob dieses schreckliche Anathema nicht die insich schließt, welche die Seelen nicht lieben und da-mit beweisen, dass sie Christus nicht lieben, denn wennsie Christus liebten, müssten sie die Sünder lieben.Wenn sie Jesus liebten, müssten sie bestrebt sein, SeinReich auszubreiten, damit Er die Frucht der MühsalSeiner Seele sehen könnte.

3 . Unser Arbeitsfeld

»Aber«, sagt jemand, »ich kann nicht scheinen; es hatkeinen Zweck, darüber zu sprechen, denn ich bendemich in einer Lage, in welcher ich nichts Gutes aus-richten kann.«

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Der Apostel wusste das, denn er sagt: »Inmitten ei-nes verdrehten und verkehrten Geschlechts.« »Wenn

ich da herauskommen könnte«, sagt jemand, »so könn-te ich der Sache des Herrn dienen, aber wo ich bin,kann ich es nicht.« Aber, lieber Freund, du sollst danoch nicht herauskommen, sondern sollst da für dei-nen Herrn sprechen, wo du bist. Inmitten des ver-drehten und verkehrten Geschlechtes sollst du schei-nen als ein Licht in der Welt.

Deine Stellung lehrt dich dreierlei. Zunächst solltesie dir ein Ansporn sein. Je schlimmer die Leute sind,unter denen du lebst, umso mehr bedürfen sie deinerAnstrengungen. Wenn sie verdreht sind, so ist es umso

nötiger, dass sie zurechtgewiesen werden. Wenn sie ver-kehrt sind, so haben sie es umso nötiger, dass ihre stol-zen Herzen der Wahrheit zugewandt werden. Je schlim-mer deine Stellung ist, desto dankbarer solltest du da-für sein, dass du dich darin be ndest. Wo sollte derArzt sein, wenn nicht da, wo viele krank sind? Wo an-ders kann der Soldat Ehre und Auszeichnungen ge-winnen, als in der heißesten Schlacht? Tadle deine Stel-lung nicht, wenn du ein unnützer Knecht bist, son-dern tadle dich selbst. Wenn du es schwer ndest, daGutes zu tun, wo du bist, so wird es anderswo viel schwe-

rer werden. Träge Arbeiter suchen die Fehler bei ihrenWerkzeugen und Arbeitgebern. Wenn du einen Baumverp anzt, um ihn fruchtbarer zu machen, so mag dirdas möglicherweise gelingen, aber in neun von zehnFällen wirst du ihn endgültig zum Absterben bringen.

Weiter: Da du in einer solchen Stellung bist, so lassdir das zur Warnung und Vorsicht dienen. Es ist ein

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verdrehtes und verkehrtes Geschlecht, darum wunde-re dich nicht, wenn sie dein Licht hassen und versu-

chen, es auszulöschen. Sei umso mehr auf der Hut,dass du ihnen nicht unnötiges Ärgernis gibst. Lassdeine Untadeligkeit der einzige Fehler sein, den sie andir nden können. Bitte den Herrn, deine Lampe gutgeschmückt für dich zu erhalten. Flehe Ihn an, dassEr dich vor ihrem boshaften Atem schützt. Sei umsomehr besorgt, eine innige Gemeinschaft mit Christuszu pegen, weil ein verkehrtes Geschlecht dich gernevon Ihm weglocken will. Versuche nicht, Menschenzu gefallen und mache nicht die Meinung dieses Ge-schlechts zu deiner Regel, denn sie ist sehr krumm.

Es amüsiert einen oft festzustellen, wie man öff ent-lich dafür getadelt wird, dass man etwas tut, dessenGegenteil in der Woche zuvor so scharf getadelt wur-de. Und in demselben Zeitungsartikel wirst du heuteden Schreiber dabei ertappen, dass er ungehalten istüber das, was du getan hast, und dann wieder darüberungehalten über dich ist, dass du es nicht noch ein-mal getan hast. Es ist ein verdrehtes und verkehrtesGeschlecht, und der Mensch, der sich bemüht, Men-schen zu gefallen, wird sich bald in einem Labyrinthseltsamster Art benden; er wird sein ganzes Leben

lang ein elender Kriecher und wird bis zu seinem Todein verächtlicher Heuchler sein. Suche du dem Herrnzu gefallen, und dann lass die Menschen sich selbergefallen.

Noch eins: Während die Augen des verkehrtenGeschlechts dir ein Antrieb und zugleich eine War-nung sein sollten, vergiss nicht den reichen Trost, der

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dir durch den Umstand wird, dass alle Gläubigen stetsdie gleiche Trübsal zu erdulden hatten. Bendest du

dich inmitten eines verkehrten Geschlechts? Paulus wares auch, die Gemeinde zu Philippi und alle Gläubigenwaren es ebenfalls.

Bedenke, dass du deine Krone ebenso in einem nichtselbsterwählten Kampf gewinnen musst, wie sie es auchmussten. Sie wurden nicht auf Daunenbetten in denHimmel getragen und du darfst nicht erwarten eineleichtere Pilgerreise zu haben. Sie hatten in dem erns-ten Kampf ihr Leben in den Tod zu geben, und duwirst nicht gekrönt werden, wenn du dich nicht alsein guter Streiter Jesu Christi erwiesen hast. Wenn dein

Pilgerweg der der Apostel und Propheten ist, darf ernicht glatt und eben sein. Weiche Kleider, kostbareSpeisen und bequeme Ruhe gehören zu den Palästender Erde, dürfen aber nicht von denen erwartet wer-den, die zu der Schar derer gehören, die außerhalb desLagers sind und ihres Herrn Schmach tragen. Ich bit-te euch, ihr Knechte des Herrn, besonders euch, dieihr Glieder dieser Gemeinde seid, steht fest, wacht undringt. Seid fest und unbeweglich und überströmendin dem Werk des Herrn.

4 . Der Beweggrund des Paulus

Der Apostel hatte die Gemeinde zu Philippi gegrün-det. Er hatte mit großer Sorge über sie gewacht, hattegepanzt und begossen und wartete nun auf das Ge-deihen. Er appellierte deshalb an die Liebe, die sie zu

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ihm hatten. »Ich bin gelaufen«, sagte er, »und vielevon denen, die zusahen, haben mich gehasst und ver-

spottet. Ich bin gelaufen mit aller Kraft; wollt ihr, dassich umsonst gelaufen bin?« »Ich habe gearbeitet, ichhabe mehr gearbeitet als sie alle«, konnte der Apostelsagen, »wollt ihr, dass ich für nichts gearbeitet habe?«

Er wusste, dass ihre Antwort lauten würde: »Nein,geliebter Paulus, wir wollen gerne, dass du den Preiserringst, um deswillen du gelaufen bist, und dass dudie Frucht erntest, um welche du gearbeitet hast.«»Nun«, mochte der Apostel hinzufügen, »aber das kannich nicht, es sei denn, ihr scheinet als Lichter in derWelt. Ihr werdet meine Hoff nungen enttäuschen und

mir den Preis entreißen und werdet mich mit Angsterfüllen, wenn ihr nicht heilige, himmlisch gesinnteZeugen Christi seid.«

Ich gebrauche dieselben Gründe bei euch, denn auf die Fremden hier wird das keinen Einuss haben. Einegroße Schar von euch wurde hier durch die Predigtdes Wortes zu Christus gebracht und wenn nicht hier,dann in Park Street oder in Surrey Gardens oder inExeter Hall. Wie viele von den hier Versammeltenhaben zuerst von meinen Lippen von Jesus gehört! DasWort wurde schwach und in sehr einfacher Sprache

damals wie jetzt verkündigt; aber der Herr bekanntesich dazu in der Bekehrung nicht nur von zehn oderzwanzig, sondern von Hunderten, ja von Tausendenund nicht nur unter euch, sondern unter Menschenin allen Ländern. Gott ist mit uns, und Er hat keinesSeiner Worte zur Erde fallen lassen. Was aber, wennihr als Gemeinde träge und müßig seid? Was aber,

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wenn euer Leben unheilig ist, wenn euch Eifer undGlaube fehlt, um von Christus zu zeugen? Was dann?

Dann werden meine besten Erwartungen vernichtet,dann ist mein Leben ein Fehlschlag gewesen; alles, wasich getan habe, scheint umsonst.

Ich habe in meinem Herzen gedacht und habe esernstlich von meinem Gott erbeten, dass es geschehenmöchte, dass hier ein großes Heer sein beständigesQuartier und seine Erziehungnden möchte, und dassder Herr euch wie ein siegreiches Heer über alle Ge-biete der Welt verteile, um zu lehren und zu zeugenund für Christus zu sprechen, zu leben und zu arbei-ten. Ich bitte darum, und ihr werdet euch vereinigen

und mit mir darum bitten.Ihr, die ihr kein Verlangen spürt, den Meister zuehren; ihr, die ihr euch um die Ausbreitung SeinesReiches nicht bemüht und nicht kümmert; ihr, dieihr damit zufrieden seid, den Kopf hängen zu lassenund euch des Heilandes nicht rühmt – bleibt fern undunterstützt uns nicht. Aber ihr, die ihr Sein Reich bau-en möchtet, ihr, die ihr Seinen Namen liebt, ihr, dieihr Schuldner Seiner Gnade seid – helft Seiner Sacheüberall als ein hingebendes, opferwilliges und heiligesVolk. Um Christi willen bitte ich es von euch, und ihr

werdet es mir nicht versagen. Gott segne euch umSeines Sohnes willen! Amen.

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Die Wichtigkeit der»kleinen Dinge«

»So machte der Herr, unser Gott, einen Bruch unteruns, weil wir ihn nicht suchten nach der Vorschrift.«

. Chronika ,

Die Bundeslade war eine Art Kasten aus Akazienholz,von innen und außen vergoldet. In dieser Lade wur-den die steinernen Tafeln aufbewahrt, die Mose auf dem Berg aus der Hand Gottes empng. Auch der

Krug mit Manna und der Stab Aarons wurden darinaufbewahrt. Auf dem Deckel waren Cherubim darge-stellt, und wenn die Lade ruhte, zeigte sich zwischenden Flügeln der Cherubim jenes wunderbare, helleLicht, die Schechinah, welche das Zeichen der Ge-genwart des Allerhöchsten war.

Wie ihr wisst, wurde der Deckel der Lade der Gna-denstuhl genannt. Diese Lade war in dem symboli-schen Gottesdienst der Israeliten eines der heiligstenDinge, weil sie der Ausdruck der Gegenwart Gottesunter ihnen war; denn wo diese Lade war, da weilte

Gott. Der Deckel, Gnadenstuhl genannt, war dieDarstellung Jesu Christi, der unsere Bundeslade ist,in welchem Gott unter den Menschen wohnte, undEr ist unser Gnadenstuhl, durch welchen wir Zugangzu Gott, unserem Vater, haben.

Ihr wisst, dass die Lade sorgfältig im Allerheilig-sten der Stiftshütte aufbewahrt wurde, in welches nie-

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mand eintrat als nur der Hohepriester einmal im Jahr,und auch dieser nie ohne Blut. Mit seiner Räucher-

pfanne bildete er eine dichte Wolke von Rauchwerk,und indem er den Gnadenstuhl mit Blut besprengte,wagte er es, sich ihm zu nähern, jedoch nicht ohneBlut. Wenn die Lade weiterbefördert wurde, musstesie ganz bedeckt sein, sodass kein menschliches Augesie sehen konnte, und dann wurde sie an vergoldetenStäben auf den Schultern der Leviten getragen. Ange-sichts der Lade trat der Jordan zurück, sodass die Kin-der Israel, als sie in Kanaan einzogen, hindurchgehenkonnten.

In einer trüben Zeit wurde die Lade von den Phili-

stern geraubt; als sie diese aber in ihr Land brachten,wurden, wohin sie auch kam, die Philister mit Plagengeschlagen, sodass sie genötigt waren, sie wieder zu-rückzugeben.

Sie stellten die gefürchtete Beute auf einen neuenWagen und ließen die Rinder ziehen, wohin sie woll-ten und durch Gottes Vorsehung kam die Lade nachBeth-Semes. Die Leute von Beth-Semes ließen sichdurch ihre bösartige Neugierde verleiten, den Deckelaufzuheben und hineinzusehen, und die Folge diesergottlosen Vermessenheit war, dass viele getötet wur-

den.Die Lade wurde dann nach Kirjath-Jearim in dasHaus eines Abinadab gebracht, wo sie bis zu den Ta-gen Davids blieb. David hatte den Wunsch, sie in dieStiftshütte zu bringen, die er auf dem Berg Zion er-richtet hatte. Die Boten durcheilten das Land undluden die Stämme Israels und die Kinder Juda ein, die

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Bundeslade unter Freudenmusik heraufzubringen.Und sie kamen aus allen Städten. Aber das göttliche

Gesetz vergessend, nahmen sie die Lade und stelltensie auf einen neuen Wagen, den sie zu diesem Zweckgemacht hatten. Vielleicht dachten sie, dass sie zuschwer sei, um von den Priestern meilenweit getragenwerden zu können, oder aber sie hatten das göttlicheGesetz ganz vergessen und ahmten das Beispiel derPhilister nach.

Es ist eine schlimme Zeit für das Volk Gottes, wennes sein eigenes Urteil aufstellt und es unterlässt, demgöttlichen Gesetz unbedingten Gehorsam zu leisten.Die Lade wurde von Rindern gezogen, und da es im

Morgenland keine gebahnten Wege gab, sondern nurhier und da eine Wagenspur, so ging der Wagen ein-mal schief, und die Lade schwankte, und als sie auf den Platz Chidon kamen, wo der Weg besonders un-eben sein mochte, kippte der Wagen fast um, und dieLade drohte herunterzufallen. So dachte wohl Ussa,er streckte seine Hand aus, fasste die Lade an, um siezu halten und wurde auf der Stelle geschlagen undstarb daselbst vor Gott. Die Prozession blieb stehen,und statt des Freudenjubels gab es Kummer und Trä-nen, und selbst der König schien seinem Gott zu zür-

nen, weil er dachte, dass Gott hart gegen sein Volkhandelte.Ihr habt das Bild nun vor euch. Ich möchte euch

bitten, zuerst darauf einzugehen, um gewisse Wahr-heiten hervorzuheben, die es nach meiner Ansichtlehrt, und dann das Bild als ein Ganzes zu überbli-cken, um dessen volle Bedeutung zu erfassen.

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Gott urteilt über Sünde anders als wir

Die erste Bemerkung, die ich darüber mache, ist, dassGottes Urteil über die Sünde sich von unserem Urteilvöllig unterscheidet.

Wer unter uns, der diese Geschichte liest, hat nichtgedacht, dass Ussa hart behandelt wurde? Wurde er inseiner Handlungsweise nicht von einem guten Beweg-grund geleitet? Er konnte den Gedanken nicht ertra-gen, dass die Lade vom Wagen auf die Erde fallenkönnte, und darum streckte er seine Hand aus. Nachunserem Dafürhalten war die Sünde nur sehr kleinund der Beweggrund so vortrefflich, dass die Tat fast

gerechtfertigt scheint. Wir sind geneigt, Ussa zu ent-schuldigen und anzunehmen, dass das Gericht, wel-ches über ihn erging, unverdient war.

Lasst mich hier anmerken, dass ich denke, dass Ussaals Resultat seines Vergehens keine ewige Bestrafungerlitt. Wir haben es nur mit dem zu tun, was Gott mitihm in dieser Welt tat. Wir können das Böse nicht soschnell entdecken, aber es war Sünde in der Tat, sonstwürde Gott sie nicht bestraft haben. Er ist zu gut undzu gerecht, um jemand härter zu bestrafen, als er esverdient. Gott übertreibt unsere Sünden nie. Er sieht

sie an, wie sie sind. Und was meint ihr, meine Zuhö-rer, wenn die Sünde der Berührung der Lade den Todüber den Menschen brachte, was müssten wohl unse-re Sünden über uns bringen, wenn Gott »das Rechtzur Richtschnur und die Gerechtigkeit zum Gewicht«machen wollte? Wir alle haben tausendmal schlim-mere Dinge verübt als Ussa.

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Manche unter uns leben heute in der Sünde. Ihrhabt eure Sünden nie bereut, sondern liebt eure bösen

Wege, und wenn ihr auch oftmals gewarnt worden seid,beharrt ihr dennoch in euren Missetaten. Muss nichtGottes Geduld unter euren Sünden erdrückt werden?

Es erscheint seltsam, dass der Umstand, dass Evavon der verbotenen Frucht genoss, der Ruin der gan-zen Welt werden und den Tod mit allen seinen Folgenin die Welt bringen musste. Aber das scheint uns so,weil wir nicht wissen, wie böse die Sünde ist. Die ge-ringste Sünde ist ein so großes Übel, ein so außeror-dentlichnsteres Gräuel, dass Gott gerecht wäre, wennEr uns in dem Augenblick, da wir einen schlechten

Gedanken hegen oder ein einziges verkehrtes Wortaussprechen, in die Hölle stoßen würde. Die Sündeist ein unermessliches Übel. Sie ist ein bodenloserAbgrund. Sie ist ein unbeschreiblich böses Etwas, des-sen Abscheulichkeit wir nie erkennen werden.

Alle Abweichungen von der Bibelmachen uns schuldig

In der Gemeinde Christi ist die Idee aufgetaucht, dass

viele Dinge, die in der Schrift gelehrt werden, nicht sowichtig sind und wir sie eben ein wenig dahin abän-dern können, dass sie uns passen, und dass, wenn wirnur in den Fundamentalwahrheiten richtig stehen, dieanderen Dinge von keinem Belang und Wert für unssind. Nun seht auf unser Bild und lasst diesen Irrtumfür alle Zeit fahren.

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Es schien dem Volk Israel belanglos, ob die Ladeauf den Schultern von Männern getragen oder ob sie

auf einem Wagen gefahren wurde. »Es kommt nichtdarauf an«, sagten sie. »Es ist ja wahr, dass Gott unsgesagt hat, dass sie von Leviten getragen werden soll;aber was hat das zu bedeuten, solange sie überhauptnur getragen wird? Es wird alles ganz richtig sein. Wirwollen das so machen und den Modus abändern; dasmacht ja nichts aus.« Aber es machte doch etwas aus,denn gerade infolge dieser Abänderung, die sie anGottes Gesetz vornahmen, geschah es, dass die Ladean ng zu schwanken, und dass Ussa versucht wurde,seine Hand danach auszustrecken und sie anzurühren,

sodass der Tod Ussas die Bestrafung des ganzen Volkeswurde, weil sie es versäumt hatten, die präzisen Geset-ze Gottes in ihren Einzelheiten zu beobachten.

Meine Brüder, als Mose die Stiftshütte baute, wur-de es ihm nicht überlassen, sie nach seiner Laune undnach seinem Geschmack herzustellen. Jeder Knauf und jede Schleife, jedes Brett und jede Leiste, alles war indem göttlichen Plan vorgezeichnet, und Mose musstealles machen nach dem Muster, das Gott ihm auf demBerg gezeigt hatte.

Nun, dies ist ein Vorbild für einen Christen – dieses

Buch Gottes, das vor mir liegt. Das Neue Testamentunseres Herrn und Heilandes Jesu Christi ist der Maß-stab für unsere Praxis. Und meint ihr, einige wenigeDinge dahin abändern zu dürfen, dass sie für das Kli-ma passen oder sich mit euren eigenen Ideen oder eu-rem Geschmack vertragen? Ihr bildet euch ein, dassz. B. diese Lehre nicht von so großer Wichtigkeit ist,

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folgen, was Gott ihnen gebietet, und nicht von irgendeinem Menschen oder von einer Klasse von Menschen

an der Nase herumgeführt werden.Vergesst diese Lektion nicht, Brüder, denn sie ist

für die Gemeinde von größter Wichtigkeit.

Jedes Abweichen von der Schrift bringt schwere Verluste

Als die Lade auf den Schultern von Männern getra-gen wurde, kam es nicht darauf an, ob es bergauf oderbergab ging, ob der Weg rau oder eben war – die Lade

wurde wie die Sänfte eines Königs getragen. Aber setztsie auf den Wagen – ob man auch meinen mag, dassdas besser aussieht –, dann holpert es hier und holpertes da, und sie droht beständig herunterzufallen. Wennwir ein Wort der Schrift ändern, bringen wir uns selbstin Unruhe. Wir mögen das anfangs nicht einsehen,aber mit der Zeit werden wir es gewiss erkennen. Än-dere ein Wort, und du gerätst in eine Schlinge und inein Labyrinth, und Gott helfe dir, den Weg wiederherauszunden, denn du selberndest nicht wiederheraus. Stehe zu Gottes Wort, und du stehst sicher.

Ändere einen Punkt auf einem i und du bendest dichin Feindesland und kannst dich nicht schützen. Wennwir uns auf die Schrift verlassen, können wir der Weltwiderstehen; wenn wir aber nichts haben als das Werkeines großen Predigers oder den Beschluss eines Kon-zils oder die Tradition der Väter, so sind wir verloren.Wir versuchen dann, aus Sand ein Seil zu winden, wir

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bauen ein Kartenhaus, das einstürzen muss. Die Bi-bel, die ganze Bibel und nichts als die Bibel ist die

Religion der Gemeinde Christi. Und solange wir nichtdahin zurückkehren, wird die Kirche zu leiden haben.Sie wird die Lade nicht auf den Berg Zion bringen; siewird Christi Reich nicht kommen sehen, bis sie mit jenen Rindern und dem neuen Wagen gebrochen hatund zurückkehrt zu dem Plan der Heiligen Schrift,und bis sie bereit wird, sich beharrlich an die Wahr-heit zu klammern, wie sie in Jesus ist, und ernstlichum den Glauben zu kämpfen.

Jeder Irrtum muss von weiteren Abweichungen gestützt werden

Ein kleiner Irrtum führt zu einem großen. Niemandbeabsichtigte, dass Ussa die Lade anrühren sollte. Siedachten nicht daran, als sie die Lade auf den Wagensetzten, dass dies zu Ussas Tod führen werde und erdie Sünde begehen würde, die Lade anzurühren; sonstwürden sie sich sicherlich nach dem biblischen Plangerichtet haben. So benden sich einige unter euch,meine lieben Brüder in Christo, die in ihren Anschau-

ungen von der Schrift nicht ganz richtig sind. Viel-leicht denkt ihr dasselbe von mir.Da ist ein Mann, dessen Anschauungen nicht ganz

mit der Schrift übereinstimmen. Er sagt: »Das tutnichts; das ist eine kleine, eine ganz unbedeutendeSache.« Ja, aber dieses kleine unrechte »Etwas« führtzu einem großen unrechten »Etwas«. Der Weg des

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Sünders geht bergab, und wenn ihr in der Übertre-tung der Vorschriften des Wortes Gottes erst einen

Schritt tut, ist euer nächster Schritt nicht nur leicht,sondern er scheint sich euch aufzudrängen.

Woher kamen die Irrtümer der römischen Kirche?Wurden sie alle an einem Tage geboren? Nein, sie ka-men nach und nach. Ich will nur einen Irrtum verfol-gen, gegen den wir beständig Protest erheben, und ichnehme das nur als ein Beispiel des Ganzen. Bei denersten Christen war es die Regel, die, welche an JesusChristus glaubten, durch Untertauchen in Wasser imNamen des Vaters und des Sohnes und des HeiligenGeistes zu taufen. Nun, die erste verkehrte Lehre, die

da auftauchte, war die Idee, dass vielleicht in demWasser irgendwelche Wirksamkeit liegen könnte. Dar-auf folgte, dass, wenn jemand im Sterben lag, der nochnicht getauft war, er vielleicht den Glauben an Chri-stus bekennen und darum bitten mochte, getauft zuwerden; da er aber im Sterben lag, konnten sie ihnnicht aus dem Bett nehmen, und darum nahmen siedie Besprengung als eine leichtere Methode an, durchwelche sie das Wasser anwenden und das Gewissendes Sterbenden beruhigen konnten. Nachdem das ge-schehen war, war es nur noch ein Schritt dazu, auch

die kleinen Kinder in die Kirche aufzunehmen; Kin-der, Säuglinge, die – ohne ein Bewusstsein von Gutund Böse – zu Gliedern des Leibes Christi werden soll-ten, und so wurde die Säuglingsbesprengung einge-führt.

Der Irrtum war nicht mit einem Mal da, sondernkam nach und nach, bis er schließlich in der Kirche

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eingeführt wurde. Ich kenne gegenwärtig keinen Irr-tum, der zur Verdammnis von mehr Seelen führt als

dieser. Es gibt Tausende von Leuten, welche fest glau-ben, dass sie in den Himmel gehen werden, weil sieals kleine Kinder besprengt und nachher konrmiertworden sind und dann das Abendmahl empfangenhaben. Die Wirksamkeit der Sakramente und die Tauf-wiedergeburt – alles entspringt aus dem ersten Irrtumder Säuglingstaufe. Hätte man sich an die Schrift ge-halten und hätte die Kirche stets den Glauben vor derTaufe gefordert, so wäre dieser Irrtum nicht entstan-den. Er hätte vor dem Licht der Wahrheit nicht beste-hen und in der christlichen Kirche nicht festen Fuß

fassen können. Aber ein Irrtum führt zum anderen,daran besteht kein Zweifel.Es ist nicht zu sagen, wo ihr enden werdet, wenn

ihr einmal falsch angefangen habt. Ich spreche heutesehr deutlich über einen Gegenstand, den ich nichtoft berühre. Wenn ich aber darüber spreche, muss ichin meiner Sprache deutlich sein, zumal ich selten An-spielungen auf diese Wahrheit mache. Beurteilt mich,wie ich andere beurteile. Ihr sagt mir, dass ihr, wennich einen falschen Schritt tue, nicht wisst, wie weitich gehen kann. Ich glaube euch. Glaubt mir auch,

wenn ich dasselbe sage. Lasst uns zur Heiligen Schriftgehen und dabei bleiben. Und soweit glaubt mir, abernicht einen Zoll weiter. Brecht mit mir, wenn ich mitmeinem Meister breche. Die Bibel, die Bibel allein istdie Musterlehre, die Musterpraxis, die Mustererfah-rung eines Christen, und was darüber ist, das ist vomBösen.

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Der Zweck heiligt nicht die Mittel

Es fällt mir auf, dass auch auf der Oberäche dieserStelle die Widerlegung eines sehr verbreiteten Irrtumsliegt, indem man sagt, Gott würde etwas akzeptieren,und wäre es auch etwas Verkehrtes, wenn es nur auseinem richtigen Beweggrund geschieht.

Der allgemeine Irrtum der Zeit ist folgender: »Ichzweie nicht daran«, sagt jemand, »dass, wenn einMensch ein guter Mohammedaner ist und sich nachdem richtet, was er weiß, er in den Himmel kommenwird.« »Ja«, sagt ein anderer, »und wenn er ein guterKatholik ist und sich an das hält, was er weiß, so ist er

sicher.« »Jawohl«, sagt noch ein anderer, »wir dürfeneinander nicht hart richten; ohne Zweifel sind die,welche sich vor Buddha beugen, wenn sie nach demleben, was sie wissen, auch selig.« Wollt ihr die Teu-felsanbeter und die Schlangenanbeter auch mit auf-zählen? Ihr müsst sie alle einlassen. Ihr habt die Türweit genug aufgetan, um alle einzulassen. Und dieThugs, die in Indien umhergehen und den Menschendie Kehle durchschneiden – sie tun es aus Prinzip, esist ein Teil ihrer Religion, und sie halten es für Recht –meint ihr, dass sie auch in den Himmel eingehen wer-

den, weil sie getan haben, was sie für Recht hielten?»Nein«, sagt der eine, »so weit will ich denn doch nichtgehen.« Ja, aber wenn das Prinzip in dem einen Fallrichtig ist, dann ist es das auch in einem anderen. Aberdas ist alles Betrug und Falschheit.

Gott hat uns den einen wahren Glauben gelehrt,und einen anderen Grund kann niemand legen außer

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dem, der gelegt ist. Wir sind Gott für unseren Glau-ben verantwortlich. Wir sind verpichtet zu glauben,

was Er uns zu glauben heißt, und unser Urteilsvermö-gen ist ebenso verpichtet, sich dem Gesetz Gottes zuunterwerfen, wie jede andere Kraft unseres Wesens.Wenn wir vor Gott treten, gilt es nicht als Entschuldi-gung, wenn wir sagen: »Mein Herr, ich habe unrechtgetan; aber ich war der Meinung, dass ich recht täte.«»Ja, aber ich habe dir mein Wort gegeben, und du hastes nicht gelesen, oder wenn du es gelesen hast, so hastdu es so sorglos gelesen, dass du es nicht verstandenund deswegen unrecht getan hast.«

Schien es in Ussas Fall nicht das Richtigste von der

ganzen Welt zu sein, dass er seine Hand ausstreckte,um das Herabgleiten der Lade zu verhindern? Werwollte den Mann tadeln? Aber Gott hatte geboten,dass keine unbefugte Hand sie jemals berühre, und daUssa sie dennoch berührte, und wenn er es auch ausgutem Beweggrund tat, musste er sterben. Gott will,dass Seine Anweisungen gehalten werden.

Außerdem, meine lieben Brüder, bin ich mir nachallem hinsichtlich der Richtigkeit eurer Beweggründenicht sicher. Der Staat hat eine Proklamation veröff ent-licht, die nach der Weise der alten Römer in Erz ein-

gegraben wird. Ein Mensch geht mit seiner Feile dar-an, an dem Erz herumzufeilen und hier etwas wegzu-nehmen und dort etwas hinzuzufügen. Er sagt: »Ichhabe es aus einem guten Beweggrund getan. Ich hieltdas Gesetz nicht für gut, ich dachte, es sei für dieseZeit zu altmodisch, und so wollte ich es ein wenigabändern und es für das Volk besser gestalten.«

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Wer bist du, dass du es wagst, auch nur einen ein-zigen Buchstaben des Buches Gottes anzurühren, das

Gott mit jenem furchtbaren Satz umzäunt hat, inwelchem geschrieben steht: »Wenn jemand zu diesenDingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hin-zufügen, die in diesem Buche geschrieben sind; undwenn jemand von den Worten des Buches dieser Weis-sagung wegnimmt, so wird Gott sein Teil wegnehmenvon dem Baume des Lebens und aus der heiligen Stadt,wovon in diesem Buche geschrieben ist.« Tatsache ist,dass es nur einen Weg und nicht fünfzig Wege zumHimmel gibt; dass es nicht zwei Türen, sondern nureine Tür gibt, die in den Himmel führt. Christus ist

der Weg. Vertrauen auf Christus ist der Pfad zum Pa-radies. Wer nicht an Jesus glaubt, muss verdammtwerden. Der Glaube, den Christus fordert, ist intole-rant; er gestattet keine zweite Heilsmethode und for-dert euren völligen Gehorsam, euren kindlichen Glau-ben; im anderen Fall droht er euch, wenn ihr euchweigert, mit der furchtbarsten Strafe. Die Idee von derFreidenkerei und von dem Recht des Menschen, zudenken, wie es ihm gefällt, hat keinen Grund in derSchrift. Wir sind verpichtet zu glauben, was Gottuns sagt, wie Er es uns sagt; verpichtet, kein einziges

Wort zu ändern, sondern die Bibel zu nehmen, wiesie ist, oder aber sie zu verleugnen und die Folgen da-vonzutragen.

Ich komme nun zu dem zweiten Punkt; lasst unsauf das Bild als Ganzes sehen. Wir haben hier zweiBilder, eins für das Volk Gottes und das andere für dieUngläubigen. Ich möchte beide kurz beleuchten.

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Brüder, trotz unserer Missgriff e – und wir irren inmanchen Dingen, was uns Gott vergeben möchte –,

trotz unserer Schwächen sind wir eins in Jesus. Den-noch sollten wir unsere Irrtümer nicht für unwichtighalten, sondern ein jeder von uns sollte auf seinenKnien göttliche Belehrung suchen, damit wir von al-len falschen Wegen gereinigt und bis an unser Endeauf den Weg des göttlichen Gehorsams geführt wer-den. Ich bin gewiss, dass das eine Ziel eures Lebensauch das meines Lebens ist: das Reich unseres Herrnund Heilandes Jesu Christi aufgerichtet zu sehen. Wirhaben das Bedürfnis, die Lade aus ihrer Verborgen-heit an den Platz der Herrlichkeit zu bringen. Jedes-

mal, wenn wir unsere Knie beugen, ist ein Gebet auf unseren Lippen, das wir nicht unterlassen können:»Dein Reich komme; Dein Wille geschehe, wie imHimmel, also auch auf Erden.« Ist es gekommen?Gelobt sei Gott, in einem gewissen Maß ja. Aber ha-ben wir die volle Frucht der jahrhundertelangen Ar-beit? Ich denke nicht. Ich glaube sagen zu können,dass zwei Jahrhunderte nach dem Tod Christi das ReichGottes auf der Erde fast ebenso mächtig war, wie es jetzt ist. Und die ganze Zwischenzeit – Gott verhüte,dass ich sage, sie sei verschwendet – ist dessen unge-

achtet mehr eine Zeit des Rückgangs als des Fort-schritts gewesen. Nun, wie lässt sich das erklären? Lagin dem Evangelium nicht etwas, was die Feinde bisans Ende der Erde treiben konnte? Lasst Paulus nur inRom auftreten, und wenn auch nach einiger Zeit seinKopf von seinem Leibe getrennt wurde, so beganndoch das Reich der sieben Hügel zu zittern, als er

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sprach. Lasst die anderen Apostel ausziehen, so vielWiderstand sie auchnden mögen, sie gehen von ei-

nem Land zum andern, und die Länder unterwerfensich. Es ist wahr: Die Märtyrer bluten, und die Apo-stel sterben, und die Bekenner werden verbrannt; aberdie Wahrheit lebt und überwindet und siegt. Inner-halb zweier oder dreier Jahrhunderte ist der Name Jesumehr bekannt geworden als der irgend eines Menschenund Sein Evangelium hat größere Macht als jedes an-dere in der Welt. Und hier sind wir nun und sendenunsere Missionare überall hin, und was ist der Erfolg?Gott sei Dank für das, was da ist; es ist ein vortreffli-cher Lohn für all unsere Arbeit und viel mehr, als wir

verdienen. Aber in unseren Missionaren liegt nicht dieKraft, die in den Aposteln war. Unsere Siege gleichennicht den Siegen der alten Zeit. Woher kommt das?

Meine Theorie, wie das zu erklären sei, ist folgen-de: Erstens fehlt es uns in einem großen Maß, mitdem Heiligen Geist erfüllt zu sein. Aber wenn ihr derSache auf den Grund geht, so ist meine Antwort die-se: Die Kirche hat ihre ursprüngliche Reinheit aufge-geben, und darum hat sie ihre Kraft verloren. Wennwir einmal mit allem Irrtum brechen würden, wenndurch den einstimmigen Willen des ganzen Leibes

Christi jede schlechte, nicht in der Schrift verordneteZeremonie aufgegeben und abgeschaff t, wenn jedeLehre verworfen würde, die sich nicht durch die Hei-lige Schrift decken lässt, wenn die Kirche rein undklar wäre, so würde ihr Weg triumphieren und sieg-reich sein. Sie würde ihren Fuß auf Brahma setzen undWischnu unter ihren Füßen zertreten. Sie würde zum

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Halbmond Mohammeds sagen: »Geh unter auf ewig.«Sie würde den Papst vom Thron reißen; sie würde fal-

sche Religionen mit der Wurzel ausreißen – und eswürde eine Hütte Gottes bei den Menschen sein.

Aber wir sind nicht rein; wir können die Lade Got-tes nicht heraufbringen. Gelobt sei Gott, sie ruht nochim Hause Obed-Edoms. Wahrer Glaube ist in denHerzen derer vom Volk Gottes zu nden und in man-chen Gemeinden wird die Wahrheit noch bewahrt; aberbevor nicht die ganze Gemeinde hervorgeht, schön wieder Mond, auserwählt wie die Sonne, wird sie auch nieschrecklich werden wie die Heeresspitzen.

Das mag manchem sehr unwesentlich scheinen,

aber in Wirklichkeit handelt es sich um das Leben.Ich könnte jeden einzelnen Christen bitten: Denkedarüber nach, mein lieber Bruder. Wenn die einen dasChristentum vor jeder Autorität schützen – mit Aus-nahme der Autorität Christi! – und die anderen eineStaatskirche festhalten, so können nicht beide rechthaben. Wir mögen in den großen Stücken richtig sein,aber wir können nicht in allem richtig sein; der einemuss sich im Unrecht benden. Wenn die einen dieSäuglinge besprengen und die anderen die Gläubigentaufen, so können nicht beide richtig handeln; es wäre

töricht, das zu denken. Christus hat keine schwer zubeschreibende Religion gegründet, die alle Arten Leutein sich aufnimmt und der doch alle gleich gehorsamsind. Die Wahrheit schwankt nicht wie ein Pendel,das sich vor- und rückwärts bewegt. Sie gleicht nichteinem Kometen, der hier und da und überall ist. Dereine muss recht, der andere muss unrecht haben. Es

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ist nicht meine Sache, zu erklären, wer recht und werunrecht hat. Ich bin nicht unfehlbar. Es ist meine

Aufgabe, die Schrift für mich selbst als vor Gottes Augezu beurteilen. Ich bitte euch, dasselbe zu tun. Haltetkeinen Irrtum für unwichtig, sondern prüft die Gei-ster; prüft, ob dies oder das recht sein kann. Ich binder Überzeugung, dass der beste Weg, die Einheit zufördern, der ist, die Wahrheit zu fördern. Wir müsseneinander in Christus lieben; aber wir dürfen nicht soeins sein, dass wir nicht imstande sind, die Fehler an-derer und unsere eigenen Fehler zu sehen. Nein, rei-nigt das Haus Gottes, und dann werden große undherrliche Zeiten für uns anbrechen.

Und nun wende ich mich an die, welche unbekehrtsind, die sich aber sehnen zu hören, dass ihnen dasEvangelium von Jesus Christus gepredigt wird. Ichdenke, dass das, was ich bereits gesagt habe, wichtigist; aber dieser letzte Teil ist der wichtigste.

Mein Zuhörer, ich will annehmen, dass in deinemHerzen das sehnliche Verlangen ist, gerettet zu wer-den, dass du aber den Heilsplan nicht verstehst. Es tutmir leid um dich, denn wenn du ihn nicht verstehst,wirst du, obwohl du Christus suchst, Missgriff e tun,und du wirst dir damit viele Unannehmlichkeiten scha-

ff en. Es war ganz recht, dass David die Lade heraufzu-bringen wünschte, aber vielleicht war er hinsichtlichder Art und Weise unwissend, und sieh, wie er darun-ter zu leiden hatte: die Lade schwankte, die Rinderschlugen aus. Wenn du nun hinsichtlich des Heilspla-nes nicht klar bist, wirst du auch schwanken und vieleZweifel und Befürchtungen haben. Lass mich dich

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bitten, in der Heiligen Schrift zu forschen und dannsei bestrebt, mit Gottes Hilfe eine klare Sicht von der

Tatsache in dir zu bewahren, dass du, wenn du über-haupt gerettet wirst, durch das Vertrauen auf JesusChristus und allein durch Ihn gerettet wirst. Der Heils-plan ist: »Vertraue Jesu.« Irrst du auch in anderen Fra-gen, so wirst du darunter zu leiden haben; ein Irrtumin dieser Sache ist verhängnisvoll für dich.

Mir scheint, ich höre jemand sagen: »Ich sehne michdanach, gerettet zu werden, aber ich bin doch unru-hig; ich denke, wenn ich gute Werke tue und michdadurch retten könnte, so könnte ich Jesus vertrau-en.« Tritt zurück, Ussa, tritt zurück; du versuchst die

Lade Gottes anzurühren; hüte dich, dass du nichtstirbst. Andere Missgriff e werden dich beunruhigen,aber dieser Missgriff ist verhängnisvoll für dich! Chri-stus bedarf deiner Mithilfe nicht, lass Ihn alles tun,nimm Ihn, wie Er ist, und geh zu Ihm, wie du bist,und du wirst gerettet werden. Versuche Christus zuhelfen, und du kannst nicht gerettet werden. Solangedu nicht mit dem Gedanken gebrochen hast, musstdu traurig und in deinem Tode bleiben. Christus mussalles sein und du musst überhaupt nichts sein. Wenndu es versuchst, sein vollkommenes Kleid zuicken,

so kann dieses Kleid nie deine Blöße decken. Du mussteinen ganzen Christus haben und nichts als Christum.Vor allem aber, liebe Freunde, habt ihr gar keine

Verdienste, denn Christus bietet sich euch umsonstan. Sünder, nimm Christus, wie Er ist; nimm Ihn jetzt,wie du bist. Dies ist das Evangelium: Vertraue Chri-stus, und du bist gerettet. Verlass dich auf das, was Er

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getan hat, und du bist selig. Wirf dein Vertrauen auf irgendwelche Zeremonien, auf irgendwelche Lehren,

auf irgendwelche Formen, auf irgendwelche Werkeweg, und verlass dich auf Christus, und du bist geret-tet.

»Wie kann ich das tun, wenn ich in meinen Sün-den verharre?« Nachdem du dich auf Christus gewor-fen hast, kannst du nicht in deinen Sünden weiterle-ben. »Nein«, sagt ein anderer, »aber ich habe nichts inder Welt, kein Verdienst, auf Grund dessen ich geret-tet werden könnte.« Richtig, ich weiß, dass du nichtshast; aber ob du etwas Gutes hast oder nicht, dir wirddennoch gesagt, dass du auf Jesus vertrauen sollst.

Mir ist, als hörte ich jemand sagen: »Ich darf Jesusnicht vertrauen, ich habe kein Recht dazu.« Aber, lie-ber Freund, dir wird befohlen, es zu tun. »Gott gebie-tet allen Menschen, Buße zu tun.« Das ist Sein Ge-bot, dass wir glauben an den Herrn Jesus Christus,den Er gesandt hat. Ist das nicht wirklich das Evange-lium: »Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirstdu gerettet«? Nun, es kann nicht unrecht sein, wennich tue, was Gott mir zu tun gebietet. Der Prediger,der einem Menschen sagt, dass er sein Recht in seinerHilfsbedürftigkeitndet, veranlasst den Sünder, auf

sich selbst zu blicken; wenn er aber sagt: »Ob du esfühlst oder nicht fühlst, Gott hat das befohlen zu glau-ben«, dann veranlasst das den Sünder, sich Christusund Christus allein zuzuwenden.

Zum Schluss will ich dir eine kleine Anekdote er-zählen, die ich schon öfter erzählt habe; sie führt dirklarer als alle anderen Mittel vor Augen, dass du Ursa-

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che hast, an Christus zu glauben. Ich spreche zu de-nen, die sagen: »Ich habe kein Recht, auf Christus zu

vertrauen.«Ich saß da eines Tages im Gericht und interessierte

mich für einige Verhöre, die vorgenommen wurden,und da wurde ein Zeuge nötig. Ich bin mir hinsicht-lich des Namens nicht ganz klar, aber ich denke, erhieß Braun. So wurde denn die Parole ausgegeben, dassnun Braun erscheinen solle. Der Diener ging hinausund rief: »Braun!« Jemand anders, welcher der Türnahe stand, rief: »Braun!« und ich konnte hören, wienoch einige Male gerufen wurde: »Braun! Braun!Braun!« Der Gerichtssaal war dicht besetzt. Mit der

Zeit erschien unter einigen Schwierigkeiten ein klei-nes, unansehnliches Geschöpf in der Tür. Es kam undbahnte sich seinen Weg. Da stand ihm ein feiner, gro-ßer Herr im Saal im Weg, der nicht Platz machenwollte, und in einer überheblichen Weise sagte: »Wersind Sie?« »Braun«, sagte der Mann, »ich bin Braun.«»Wer ist denn Braun?«, fragte der andere. »Nichts«,sagte er, »mir wurde nur gesagt, dass ich kommen sol-le.« Es war wunderbar, wie jeder Platz für Braun mach-te, weil ihm gesagt worden war, dass er kommen solle.Der Raum war gedrängt voll; aber Braun musste ir-

gendwie hindurch, weil man ihn nötig hatte. Es kamnicht darauf an, wie ärmlich, wie zerrissen oder wieschmutzig er aussah; er war nötig, und er hatte einRecht zu kommen.

So gebietet dir Gott jetzt, Christus zu vertrauen.Aber du sagst: »Da steht ein großer Sünder vor mirauf.« Und er sagt: »Wer bist du?« Du sagst: »Ein armer

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Sünder.« »Und was ist ein armer Sünder?«, fragt er.»Gar nichts«, sagst du, »aber Christus hat mir gesagt,

dass ich Ihm vertrauen soll.«Ich bende mich oben in einem brennenden Haus.

Er ruft: »Spring in meine Arme, spring, und ich willdich auffangen«, und ich folge dem Ruf. Ob zer-schmettert oder gerettet, ich habe keinen anderenHeilsweg, ich falle in Seine Arme. Ich versinke, dieFluten sind bereit, mich zu verschlingen. Christus sagt:»Ergreife dieses Seil.« Es sieht schwach aus, aber ichergreife es. Ich will mich auf nichts anderes verlassen,und ich bin gerettet. Tue das, armer Sünder, wer duauch sein magst, vertraue Christus jetzt. Jetzt, ich bit-

te dich, jetzt, da es gelegene Zeit ist. Möge der HeiligeGeist dich befähigen, Christus zu vertrauen, und wenndu auch mit Sünden beladen hierher gekommen bist,kannst du reingewaschen weggehen mit Frieden indeinem Herzen, weil der Geist Gottes dich geleitethat, Jesus zu vertrauen, und in demselben Augenblickbist du gerettet.

Möchte Gott nun Seinen Segen hinzufügen um Jesuwillen. Amen.

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Wiedergeburt durch die Taufe?

»Und Er sprach zu ihnen: Gehet hin in die ganzeWelt und prediget das Evangelium der ganzenSchöpfung. Wer da glaubt und getauft wird, wirderrettet werden; wer aber nicht glaubt, wird ver-dammt werden.«

Markus , -

In dem vorhergehenden Vers gibt uns der Herr JesusChristus einen kleinen Einblick in den natürlichen

Charakter der Apostel, die Er dazu ausersehen hatte,die ersten Diener des Wortes zu sein. Es waren off en-sichtlich Männer wie wir, die es ebenso nötig hatten,gescholten zu werden wie wir. Der Herr schalt ihrenUnglauben und ihre Herzenshärtigkeit, dass sie de-nen, die ihn auferweckt gesehen, nicht geglaubt hat-ten, und daraus schließen wir, dass es dem Herrn ge-el, zur Verkündigung Seines Wortes unvollkomme-ne Männer zu erwählen; und dazu noch Männer, diean sich sehr schwach waren in der Gnade des Glau-bens, in welcher sie hätten stark sein sollen.

Glaube ist die siegende Gnade und eine wichtigeVoraussetzung für den Prediger, und doch musstendiese Anführer des göttlichen Kreuzzuges wegen ihresUnglaubens getadelt werden.

Wir, die wir Gottes Diener sind, wollen nicht unse-re Mängel entschuldigen oder gar mit Vollkommen-heit prahlen. Wir be eißigen uns, heilig zu leben, aber

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wir können nicht den Anspruch erheben, dass wir sind,was wir zu sein wünschen. Wir gründen die Ansprü-

che der Wahrheit Gottes nicht auf die Fleckenlosigkeitunseres Charakters, sondern darauf, dass sie von Ihmkommt. Ihr habt trotz unserer Fehler und nicht wegenunserer Tugenden geglaubt. Wir treten oft mit großemZittern vor euch hin und trauern über unsere Mängel;aber wir bieten euch Gottes Wort als Gottes Wort undbitten euch, es aufzunehmen nicht als von uns kom-mend, sondern als ausgehend von dem ewigen unddreimal heiligen Gott, und wenn ihr es so aufnehmt,dann wirkt das Wort, was nicht der Fall wäre, wenn esirgendwie auf Menschenweisheit beruhen würde.

Nachdem uns der Herr so einen Einblick in denCharakter derer gegeben hat, die Er zur VerkündigungSeiner Wahrheit erwählte, fährt Er fort, den erwähl-ten Kämpfern ihren Auftrag für den heiligen Krieg zugeben. Ich bitte euch, die Worte mit ernster Sorgfaltzu beachten. Er fasst ihre Aufgabe in wenigen Wortenzusammen und sagt ihnen zugleich das Resultat vor-aus, indem Er ihnen mitteilt, dass ohne Zweifel dieeinen glauben und errettet werden und die anderennicht glauben und darum gewisslich verdammt, dasheißt, auf ewig zu den Strafen des Zornes Gottes ver-

urteilt würden.Die Zeilen, welche den Auftrag unseres auferstan-denen Herrn enthalten, sind gewiss von größter Wich-tigkeit und erfordern volle Aufmerksamkeit und un-bedingten Gehorsam, nicht nur von denen, welcheDiener des Wortes sind, sondern auch von denen,welche die Botschaft der Gnade hören. Zum Erfolg

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im Werk unseres Meisters ist ein klares Verständnisdieser Worte absolut notwendig, denn wenn wir den

Auftrag nicht verstehen, ist es nicht wahrscheinlich,dass wir ihn richtig ausführen werden. Diese Worteabändern, wäre mehr als Unverschämtheit; es schlössedas Verbrechen des Hochverrats wider die AutoritätChristi und wider die besten Interessen der Menschen-seelen in sich.

Wohin sich die Apostel auch wenden mochten, diePredigt des Evangeliums stieß auf Hindernisse, und jeoff ener und wirksamer die Tür des Wortes war, umsozahlreicher wurden die Widersacher. Diese kühnenMänner schwangen das Schwert des Geistes, um alle

ihre Feinde in die Flucht zu jagen, und sie taten esnicht durch List oder Falschheit, sondern indem siedirekt auf den Irrtum losgingen, der ihnen im Wegestand. Sie dachten nie einen Augenblick daran, dasEvangelium dem unheiligen Geschmack oder denVorurteilen der Leute anzupassen, sondern sie gingendirekt und kühn mit dem gewaltigen Schwert desGeistes gegen die Krone des ihnen entgegenstehen-den Irrtums an.

Ich will heute im Namen des Herrn Zebaoth, mei-nes Helfers und Beschützers, dasselbe zu tun versu-

chen, und wenn ich dadurch, dass ich ausspreche, wasich als die Wahrheit glaube, die Freundschaft etlicherverlieren und die Feindschaft bei anderen erregen soll-te, so kann ich dem nicht abhelfen. Die Last des Herrnist auf mir und ich muss meine Seele frei machen. Ichhabe lange genug damit zurückgehalten, aber das über-wältigende Gefühl von meiner heiligen Picht zwingt

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mich jetzt dazu. Da ich bald vor den Schranken mei-nes Meisters erscheinen muss, will ich heute auf jede

Gefahr hin mein Zeugnis für die Wahrheit ablegen.Wenn es sein muss, will ich mich damit zufrieden ge-ben, als böse verworfen zu werden, aber ich kann unddarf nicht schweigen. Der Herr weiß, dass ich nichtsanderes in meinem Herzen habe als die reine Liebe zuden Seelen derer, denen ich in dem Namen des Herrnzu predigen habe.

Unter meinen Zuhörern und Lesern werden michviele tadeln, wenn nicht verurteilen, aber ich kannnicht anders. Wenn ich um der Wahrheit willen eureLiebe verscherze, so tut es mir leid um euch, aber ich

kann und darf nicht anders. Habe ich jemals um eu-ren Beifall gebuhlt? Es ist jedermann angenehm, Bei-fall zu bekommen; aber wenn irgendein christlicherPrediger um der Behaglichkeit oder um seines Anse-hens oder um des Lächelns der Menschen willen ei-nen Teil seines Zeugnisses zurückhält, so wird sein Herres schließlich von seinen Händen fordern. In der un-mittelbaren Gegenwart Gottes stehend, will ich heuteehrlich aussprechen, was ich fühle, je nachdem michder Heilige Geist dazu befähigen wird, und ich will eseuch überlassen, die Angelegenheit zu beurteilen.

Ich glaube, dass der große Irrtum, mit welchem wirim ganzen Land zu kämpfen haben, einer ist, der indirektem Gegensatz zu meinem Text steht; er ist euchals die Lehre von der Taufwiedergeburt wohl bekannt.Wir wollen diesem Dogma die Behauptung gegenüber-stellen, dass die Taufe ohne den Glauben niemand se-lig macht. Der Text sagt: »Wer da glaubt und getauft

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wird, wird errettet werden«, und er behauptet: »Weraber nicht glaubt, wird verdammt werden«, ob er nun

getauft ist oder nicht, sodass die Taufe den Ungläubi-gen nicht rettet, dass sie ihn auch nicht im Geringstenvon dem Urteil aller Gottlosen freispricht. Ob er nundurch Untertauchen oder durch Besprengen, in sei-nem Säuglingsalter oder als Erwachsener getauft wer-den mag – wenn er sein Vertrauen nicht auf Jesus Chri-stus setzt, wenn er ein Ungläubiger bleibt, dann giltihm dieses schreckliche Urteil: »Wer aber nicht glaubt,wird verdammt werden.« Die sehr mächtige KircheEnglands lehrt diese Lehre nicht nur durch ihre Die-ner, sondern sie erklärt sie auch öff entlich und kühn

in ihrer Glaubensregel, dem allgemeinen Gebetbuch,und zwar in so deutlichen Worten, dass sie nicht miss-verstanden werden können.

Wir zitieren die Worte aus dem Katechismus, wel-cher zum Unterricht der Jugend bestimmt und natür-lich sehr klar und einfach abgefasst ist, da es ja törichtwäre, die Jugend mit metaphysischen Kunststückenzu belästigen. Das Kind wird nach seinem Namen unddann weiter gefragt: »Wer hat dir diesen Namen gege-ben?« »Meine Paten und Patinnen bei meiner Taufe,durch welche ich ein Glied Christi, ein Kind Gottes

und ein Erbe des Himmelreichs geworden bin.« Istdas nicht bestimmt und klar genug? Ich schätze dieWorte wegen ihrer Off enheit; sie könnten nicht deut-licher sein. Das Wort Wiedergeburt könnte durch ei-nige Kniff e anders ausgelegt werden; aber hier kann eskein Missverständnis geben. Das Kind ist nicht nur»ein Glied Christi« geworden – und Verbindung mit

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Christo ist keine kleine geistliche Gabe –, sondern istdurch die Taufe auch »ein Kind Gottes« geworden,

und da die Regel ist: »wenn aber Kinder, so auch Er-ben«, so ist es auch »ein Erbe des Himmelreichs«.Nichts kann deutlicher sein. Ich wage zu sagen, solan-ge noch Ehrlichkeit auf Erden ist, wird es über denSinn dieser Worte zu keinem Streit kommen. Es istklar wie der Mittag, dass – wie die liturgische Vor-schrift lautet – »Väter, Mütter, Lehrmeister und Herr-schaften ihre Kinder, Lehrlinge und Dienstboten (ganzgleich, wie träge, eitel oder gottlos sie auch sein mö-gen) veranlassen sollten, den Katechismus zu lernenund zu sagen, dass sie durch die Taufe Glieder Christi

und Gottes Kinder geworden sind«.Die Worte für die Erteilung dieser Taufe sind eben-

so deutlich, denn dem Allmächtigen wird ausdrück-lich dafür gedankt, dass die getaufte Person wiederge-boren ist. »Dann soll der Priester sagen: ›Da wir nun,geliebte Brüder, sehen, dass dieses Kind wiedergeborenund in den Leib der Kirche Christi eingep anzt ist, solasst uns dem allmächtigen Gott für diese Segnungendanken und Ihn einmütig bitten, dass dieses Kind seinübriges Leben diesem Anfang gemäß wandle.‹«

Das ist aber noch nicht alles. Damit kein Irrtum

geschieht, werden die Worte der Danksagung vorge-schrieben: »Dann soll der Priester sagen: ›Wir bringenDir herzlichen Dank, allbarmherziger Vater, dass esDir gefallen hat, dieses Kindlein durch Deinen Heili-gen Geist wiederzugebären, es durch Adoption als Deineigenes Kind anzunehmen und es Deiner heiligen Kir-che einzuverleiben.‹«

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Dies ist also die klare und unverkennbare Lehre ei-ner Kirche, die sich protestantisch nennt. Ich behandle

jetzt nicht die Frage der Säuglingstaufe; damit habeich es heute nicht zu tun. Ich erwäge jetzt die Frageder Wiedergeburt durch die Taufe, ob in Erwachse-nen oder in Kindern, ob sie der Besprengung, der Be-gießung oder dem Untertauchen zugeschrieben wird.Hier ist eine Kirche, welche an Schulen alle Kinderdarüber belehrt, dass sie, als sie getauft wurden, Glie-der Christi, Kinder Gottes und Erben des Himmel-reichs wurden! Hier ist eine sich protestantisch nen-nende Kirche, welche jedesmal, wenn ihr Diener ansTaufbecken tritt, erklärt, dass jede Person, welche die

Taufe empfängt, dann wiedergeboren und in den Leibder Kirche Christi eingepanzt worden ist.»Aber«, höre ich viele liebe Leute ausrufen, »es gibt

viele gläubige Geistliche in der Kirche, welche nichtan die Taufwiedergeburt glauben.« Darauf antworteich sofort. Warum gehören sie denn einer Kirche an,welche diese Lehre in den deutlichsten Ausdrückenlehrt? Man sagt mir, dass viele in der Englischen Kir-che gegen ihre eigenen Lehren predigen. Ich weiß, dasses so ist, und hierin freue ich mich ihrer Erleuchtung,aber ich bezweie sehr ernstlich ihre Aufrichtigkeit.

Einen Eid darauf zu leisten, dass ich aufrichtig einerLehre zustimme, die ich nicht glaube, müsste meinemGewissen fast wie ein Meineid vorkommen, wenn esnicht sogar Meineid ist; aber die, welche so handeln,müssen von ihrem Herrn gerichtet werden. Wenn ichGeld dafür nehme, dass ich das verteidige, was ichnicht glaube; wenn ich Geld von einer Kirche nehme

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und doch nicht das predige, was off enbar ihre Lehreist – ich sage, wenn ich das täte (ich beurteile andere,

wie ich wünsche, dass sie mich beurteilen), oder wennein anderer ehrlicher Mann das täte, so wäre das eineso große Abscheulichkeit, dass ich mich aller Ehrlich-keit und Anständigkeit bar erachten müsste, wenn icheine solche Tat begangen hätte.

Ehe ich die Aufgabe eines Dieners dieser Gemeindeannahm, sah ich mir eure Glaubensartikel an. Wärenes nicht auch die meinen gewesen, hätte ich euren Ruf nicht angenommen, und wenn ich meine Meinungenändern sollte, so seid versichert, dass ich als ehrlicherMann abtreten werde, denn wie könnte ich einen Teil

eures Glaubens bekennen und dann etwas ganz ande-res predigen?

Ich kenne nichts, das mehr geeignet ist, das Sitt-lichkeitsgefühl im Volk zu verderben, als den Mangelan Aufrichtigkeit bei den Predigern; und wenn Welt-menschen hören, dass Prediger gerade das leugnen,was ihr Bekenntnis lehrt, dann bilden sie sich ein, dassWorte bei den Verkündigern keinen Sinn haben, dasswesentliche Unterschiede in der Religion nur Baga-tellen sind, und dass es gar nicht darauf ankommt,was ein Mensch glaubt, solange er noch wohlwollend

gegen andere Menschen ist.Wenn die Taufe Menschen tatsächlich zur Wieder-geburt bringt, so muss diese Tatsache mit ›Trompe-ten-Zungen‹ gepredigt werden, und dann darf sich nie-mand des Glaubens daran schämen. Das sind in die-ser Hinsicht ehrliche Kirchenmänner, welche, das Ge-betbuch unterschreibend, auch an die Taufwiederge-

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burt glauben und sie deutlich predigen. Lasst uns ihreLehre durch alle biblischen und verständigen Mittel

widerlegen; aber lasst uns ihren Mut achten, mit demsie uns off en ihre Anschauungen darlegen. Ich hasseihre Lehre, aber ich liebe ihre Ehrlichkeit, und da sienur aussprechen, was sie für wahr halten, so mögensie es aussprechen, und je klarer sie das tun, desto bes-ser ist es. Ich für mein Teil liebe es, einem ehrlichenGegner von Angesicht zu Angesicht gegenüberzuste-hen. Wenn jemand glaubt, dass die Taufe die Wieder-geburt wirkt, so spreche er es aus; wenn aber jemandin seinem Herzen nicht so glaubt und doch die Worteunterschreibt, die es behaupten, und wenn er durch

seine Zustimmung seinen Lebensunterhalt bezieht, sosuche er sich verwandte Genossen und Freunde unterden Menschen, die sich auf Zweideutigkeiten und auf allerlei Schiebungen verstehen, denn ehrliche Män-ner werden seine Freundschaft weder suchen noch an-nehmen.

Wir selbst sind über diesen Punkt nicht im Zwei-fel. Wir behaupten, dass Menschen dadurch, dass siegetauft werden, keine Wiedergeburt erleben. In einersolchen Versammlung wie dieser schäme ich mich fast,auf diese Sache einzugehen, weil ihr zu sicher seid,

um irregeführt zu werden. Doch um anderer willenwollen wir es tun. Wir glauben, dass Menschen nichtdurch die Taufe erlöst werden, denn erstens nehmenwir an, dass es mit dem geistlichen Evangelium, wel-ches Christus zu lehren gekommen ist, nicht überein-zustimmen scheint, wenn Er die Errettung von einemRitual abhängig gemacht hätte.

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Das Judentum konnte möglicherweise die Zeremo-nie als eine Art Vorbild in seine Vorschriften aufneh-

men, die ihm zum ewigen Leben als wesentlich vorka-men, denn es war eine Religion von Vorbildern undSchatten. Aber Jesus Christus beansprucht für denGlauben, dass er rein geistlich sei, und wie konnte Erdie Wiedergeburt mit einer besonderen Anwendungeiner wässrigen Flüssigkeit verbinden? Ich kann nichteinsehen, wie das ein geistliches Evangelium sein kann,aber ich kann einsehen, wie mechanisch es würde, wennich ausgesandt wäre zu lehren, dass das Benetzen derStirn oder selbst das Eintauchen einer Person in Was-ser die Seele rette. Dies scheint mir die mechanischste

Religion zu sein, die existiert, und sie steht mit denGebetswindmühlen in Tibet oder mit dem Hinauf- undHerabkriechen auf der Pilatustreppe – dem sich auchLuther in den Tagen seiner Dunkelheit unterzog – auf gleicher Stufe. Ich kann keine Verbindung sehen, diezwischen der Besprengung oder dem Untertauchenund der Wiedergeburt besteht, sodass das eine ohneden Glauben notwendig an das andere gebunden ist.Wenn Gott es so geboten hätte, könnten im Vertrau-en darauf Wunder gewirkt werden; wie aber könnenohne Glauben oder selbst ohne Bewusstsein, wie in

dem Fall der Säuglinge, geistliche Segnungen mit demBesprengen von Wasser verbunden werden?Aber als kräftigeres Argument fällt mir auf, dass

dieses Dogma nicht durch Tatsachen gestützt wird.Sind alle getauften Personen Kinder Gottes? Nun, wirwollen uns die göttliche Familie ansehen. Lasst unsauf ihre Ähnlichkeit mit ihrem Vater achten! Bin ich

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unehrlich, wenn ich sage, dass sich etliche von denen,welche im Säuglingsalter getauft wurden, jetzt in un-

seren Gefängnissen benden? Ihr könnt das, wenn ihrwollt, feststellen, indem ihr euch an die Gefängnisbe-hörden wendet.

Glaubt ihr, dass diese Menschen, von denen vielevon Raub, Diebstahl, Betrug und anderen Verbrechengelebt haben, wiedergeboren sind? Wenn es so ist, dannbewahre uns Gott vor einer solchen Wiedergeburt.Sind diese Elenden Glieder Christi? Wenn ja, dannhat sich Christus seit der Zeit, als Er heilig, unbeecktund von den Sündern abgesondert war, schmerzlichverändert. Hat Er wirklich getaufte Trunkenbolde und

Huren zu Gliedern Seines Leibes gemacht? Lehnt ihreuch gegen eine solche Annahme nicht auf?Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass getaufte

Personen hingerichtet worden sind. Gewiss, es kannkaum richtig sein, Erben des Himmels hinzurichten!Welche verabscheuungswürdige Farce ist das am o ff e-nen Grab, wenn »ein lieber Bruder«, welcher im trun-kenen Zustand gestorben ist, in einer »sicheren undgewissen Ho ff nung der Auferstehung zum ewigen Le-ben« begraben wird! Hier ist ein »wiedergeborener Bru-der«, welcher, nachdem er seinen Wohnort durch sei-

ne beständige Unreinigkeit und Trunksucht verunrei-nigt hat, ohne ein Zeichen der Buße stirbt, in »einersicheren und gewissen Ho ff nung der Auferstehung zumewigen Leben« mit allen Ehren in die Erde versenktwird, die man ungetauften Unschuldigen verweigert.

Glauben wir, die wir auf das Bekenntnis des Glau-bens hin durch Untertauchen taufen – eine Weise, die

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für korrekt, wenn auch von etlichen zu ihrer Gültig-keit nicht für absolut notwendig gehalten wird –, n-

den wir, die wir wie andere im Namen des Vaters, desSohnes und des Heiligen Geistes taufen, dass die Tau-fe zur Wiedergeburt führt?

Nein! Weder bei den Gerechten noch bei den Gott-losen nden wir, dass durch Taufe Wiedergeburt ge-wirkt wird. Wir sind nie mit einem Gläubigen zusam-mengetroff en, der, wie gut er auch in göttlichen Din-gen unterrichtet sein mochte, seine Wiedergeburt auf seine Taufe zurückführen konnte, und andererseitsbekennen wir mit Schmerz, aber ohne Erstaunen, dasswir solche gesehen haben, die wir selbst nach aposto-

lischem Vorbild getauft haben, die aber zur Welt zu-rückgegangen sind und sich in den hässlichsten Sün-den verirrt haben, und ihre Taufe ist kaum eine Schran-ke für sie gewesen, weil sie nicht an den Herrn JesusChristus glaubten.

Alle Tatsachen zeigen, dass, was immer auch Gutesin der Taufe liegen mag, sie gewiss einen Menschennicht zu »einem Glied Christi, zu einem Kind Gottesoder zu einem Erben des Himmelreiches« macht; sonstwären viele Diebe, Huren, Trunkenbolde, Ehebrecherund Mörder Glieder Christi, Kinder Gottes und Er-

ben des Himmelreiches. Tatsachen, Brüder, sprechenwider die päpstliche Lehre, und Tatsachen sind un-beugsame Dinge, die sich nicht bestreiten lassen.

Doch weiter bin ich davon überzeugt, dass es über-haupt nicht wahrscheinlich ist, dass die im Gebetbuchals Taufe bezeichnete Handlung Wiedergeburt wirktund rettet. Wenn man von einem Vorgang hört, durch

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welchen Menschen zu Gliedern Christi, Kindern Got-tes und Erben des Himmels werden, ist man gespannt

zu wissen, wie das geschieht.Wir wollen annehmen, dass wir eine Anzahl Men-

schen um das Wasser her versammelt sehen und dassder Prozess der Wiedergeburt nun vor sich gehen soll.Wir wollen annehmen, dass sie alle gottesfürchtigeLeute sind. Der amtierende Pfarrer glaubt an denHerrn Jesus, Vater und Mutter sind exemplarischeChristen und die Paten und Patinnen sind gläubigeLeute. Es ist eine von Liebe diktierte Annahme, abersie mag korrekt sein. Was wird von diesen lieben Leu-ten erwartet, das sie sagen sollen? Lasst uns auf das

Gebetbuch achten. Der Pfarrer hat zu diesen Leutenzu sagen: »Ihr habt auch gehört, dass unser Herr JesusChristus in Seinem Evangelium versprochen hat, allesdas zu gewähren, um das ihr gebetet habt, und seinVersprechen wird Er seinerseits aufs gewisseste haltenund erfüllen. Nachdem nun Christus dieses Verspre-chen gegeben hat, muss darum auch dieses Kind sei-nerseits durch Euch, die Ihr seine Bürgen seid, getreu-lich versprechen (bis es alt genug ist, um es selber tunzu können), dass es dem Teufel und allen seinen Wer-ken entsagen, beständig Gottes heiliges Wort glauben

und gehorsam Seine Gebote halten will.« Dieses klei-ne Kind hat zu versprechen, dass es das tun will, oderrichtiger: Andere haben es zu übernehmen, das zu ver-sprechen und selbst zu geloben, dass es das tun soll.

Aber wir dürfen das Zitat nicht unterbrechen, unddarum lasst uns zu dem Buch zurückkehren. »Ich for-dere dich deshalb auf, entsage du im Namen dieses

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Kindes dem Teufel und allen seinen Werken, dem eit-len Pomp und der Herrlichkeit der Welt mit allen lü-

sternen Wünschen derselben und deneischlichenBegierden, sodass du dem nicht folgest, noch dichdavon leiten lässest.« Antwort: »Ich entsage dem al-len.« Das heißt, auf den Namen und für dieses zarteKind, das eben getauft werden soll, entsagen diese gläu-bigen Leute, diese erleuchteten Christen, die es besserwissen, die keine Betrogenen sind, die wohl wissen,dass sie Unmöglichkeiten versprechen – sie entsagenan Stelle dieses Kindes dem, welchem für sich selbstzu entsagen sie so sehr schwernden – sie entsagen»allen lüsternen Wünschen der Welt und den sinnli-

chen Begierden des Fleisches, sodass sie denselben nichtfolgen, noch sich von ihnen leiten lassen«. Wie kön-nen sie ihre Angesichter so verhärten, dass sie vor demallmächtigen Vater solch falsches Versprechen geben?Dann bekennen sie vor dem Himmel an Stelle diesesKindes, dass es standhaft das Glaubensbekenntnis glau-ben werde, während sie wissen oder leicht beurteilenkönnen, dass das kleine Geschöpf an nichts fest glaubt.Beachtet: Sie sagen nicht nur, dass der Säugling dasGlaubensbekenntnis glauben wird, sondern sie be-haupten, dass er das tut, denn sie antworten im Na-

men des Kindes: »Alles dieses glaube ich fest.« Nichtwir glauben fest, sondern ich, das kleine Baby, daskeines ihrer Glaubensbekenntnisse kennt. In Beant-wortung der Frage: »Willst du in diesem Glauben ge-tauft werden?«, antworten sie für das Kind: »Das istmein Wunsch.« Gewiss hat das Kind in dieser Sachekeinen Wunsch, oder wenigstens ist niemand autori-

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siert worden, an seiner Stelle irgendwelche Wünschezu äußern.

Aber dies ist noch nicht alles, denn dazu verspre-chen diese gottesfürchtigen, verständigen Leute anStelle des Säuglings, dass »er den heiligen Willen Got-tes und alle Seine Gebote gehorsam halten und seinganzes Leben hindurch darin wandeln werde«. Nunfrage ich euch, die ihr wisst, was wahrer Glaube be-deutet, könnt ihr selbst in sämtlichen heiligen Gebo-ten Gottes wandeln? Wagt ihr es heute, eurerseits einGelübde abzulegen, dass ihr dem Teufel und allen sei-nen Werken, dem Gepränge und den Eitelkeiten die-ser bösen Welt und allen sündlichen Lüsten des Flei-

sches entsagt? Wagt ihr es vor Gott, ein solches Ver-sprechen zu geben? Ihr wünscht solche Heiligkeit, ihrringt ernstlich darum, aber ihr ersehnt sie von GottesVerheißungen und erwartet sie nicht von euren Ge-lübden. Wenn ihr es wagt, solche Versprechungen zugeben, so bezweie ich, dass ihr eure eigenen Herzenund den geistlichen Sinn des Gesetzes Gottes richtigkennen gelernt habt. Aber selbst, wenn ihr dies füreuch tun könntet, würdet ihr es wagen, für irgend eineandere Person – und wäre es der bestgeborene Säug-ling auf Erden – solches Versprechen zu geben?

Brüder, was sagt ihr? Habt ihr keine bündige Ant-wort bereit? Ich kann verstehen, dass ein einfältiger,unwissender, ungelehrter Mensch dies alles auf dieForderung eines Priesters hin tut; aber ich kann nichtverstehen, wie gottesfürchtige, verständige Leute amTaufstein stehen und den so gnädigen Vater mit Ge-lübden beleidigen können, die nach einer Erdichtung

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Wort glauben und gehorsam seine Gebote halten wer-de«.

Meine Brüder, denkt nicht, dass ich hier hart spre-che. Ich denke wirklich, dass hier etwas ist, dass denDämonen Anlass zum Gespött gibt. Jeder ehrlicheMensch sollte es beklagen, dass Christen so etwas dul-den und dass es gläubige Leute gibt, die sich schmerz-lich getroff en fühlen, dass ich in aller Freundlichkeitdes Herzens die Abscheulichkeit strafe.

Unwiedergeborene Sünder versprechen für einenarmen Säugling, dass er alle heiligen Gebote Gotteshalten werde, die sie selbst tagtäglich in ausgelassenerWeise brechen! Dies kann nur die Langmut Gottes

ertragen. Und man sollte nicht dagegen sprechen? DieSteine auf der Straße könnten sich über solche Nie-dertracht gottloser Männer und Frauen beklagen, wel-che versprechen, dass ein anderer dem Teufel und al-len seinen Werken entsagt, während sie selber demTeufel dienen und seine Werke mit wahrer Begierdetun. Und der Höhepunkt von dem allen ist, dass ichglauben soll, dass Gott das gottlose Versprechen an-nimmt und infolgedessen das Kind wiedergeborenwird. Ihr könnt an eine Wiedergeburt durch diese›Operation‹ nicht glauben, egal ob die Paten Heilige

oder Sünder sind. Wenn sie Gläubige sind, so tun sieunrecht, indem sie tun, was ihr Gewissen verdammenmuss; wenn sie Gottlose sind, so tun sie unrecht, wennsie etwas versprechen, von dem sie wissen, dass sie esnicht halten können, und in keinem Fall kann Gottsolchen Dienst annehmen, noch viel weniger die Wie-dergeburt unfehlbar an eine solche Taufe knüpfen.

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Aber ihr werdet sagen: »Warum protestieren Siedenn so dagegen?« Ich protestiere dagegen, weil ich

glaube, dass die Taufe die Seele nicht rettet, und weildie Predigt dieser Lehre einen verkehrten und bösenEinuss auf Menschen ausübt.

Wir treff en mit Personen zusammen, welche, wennwir ihnen sagen, dass sie wiedergeboren werden müs-sen, uns versichern, dass das schon in ihrer Taufe ge-schehen sei. Wie kann jemand auf seiner Kanzel ste-hen und zu seiner Versammlung sagen: »Ihr müsst vonneuem geboren werden«, wenn er ihnen bereits dieVersicherung gegeben hat, dass jeder einzelne von ih-nen bereits in der Taufe wiedergeboren wurde? Was

kann er mit ihnen tun?Nun, meine lieben Freunde, das Evangelium hatdann keine Stimme mehr, es kann nicht sprechen, umihre Sünde zu strafen.

Der Mensch, der getauft oder besprengt ist, sagt:»Ich bin gerettet, ich bin ein Glied Christi, ein KindGottes und ein Erbe des Himmels. Wer bist du, derdu mich tadelst? Mich zur Buße rufen? Mich zu ei-nem neuen Leben auffordern? Welch besseres Lebenkann ich denn haben? Denn ich bin ein Glied Chri-sti – ein Teil Seines Leibes. Wie, mich warnen? Ich

bin ein Kind Gottes. Können Sie mir das nicht vomGesicht ablesen? Egal, wie mein Leben und Wandelist, ich bin ein Kind Gottes. Ich bin ein Erbe des Him-melreiches. Es ist wahr, ich saufe unduche und der-gleichen mehr; aber wissen Sie, ich bin ein Erbe desHimmelreiches, denn obwohl ich beständig in Sün-den lebe, werden Sie mich doch, nachdem ich gestor-

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ben bin, beerdigen und es jedem sagen, dass ich in dersicheren und gewissen Hoff nung der Auferstehung

zum ewigen Leben gestorben bin.«Wie kann nun der Einuss einer solchen Predigt

auf unser Land sein? Wenn ich mein Land nicht lieb-te, sondern mich selbst am meisten liebte, könnte ichstill sein; weil ich es aber liebe, kann und darf ich nichtschweigen, und da ich bald Rechenschaft vor meinemGott abzulegen habe, dessen Knecht ich zu sein hoff e,muss ich mich sowohl von diesem wie von jedem an-deren Übel frei machen, sonst könnte das Blut derSeelen über mein Haupt kommen.

Wir brauchen wieder einen Luther, der den Men-

schen in nicht misszuverstehenden und bekanntenAusdrücken die Wahrheit sagt. In letzter Zeit hat sichder Samt um den Mund vieler Prediger gelegt; aberwir müssen die weiche Kleidung ablegen und es mussdie Wahrheit und nichts als die Wahrheit gesprochenwerden; denn von allen Lügen, durch welche Millio-nen zur Hölle geschleppt wurden, betrachte ich dieseals eine der schrecklichsten: dass es in einer protestan-tischen Kirche Leute gibt, welche darauf schwören,dass die Taufe die Seele errettet. Ihr mögt jemand ei-nen Baptisten oder einen Presbyterianer oder einen

Dissidenten oder einen Kirchenmann nennen – dasist mir einerlei –, wenn er sagt, dass die Taufe die See-le vor der Verdammnis rettet, so stellt er auf, was Gottnie gelehrt hat, was die Bibel nie aufgestellt hat undwas nie behauptet werden sollte von Menschen, dieda bekennen, dass die Bibel und die ganze Bibel derGlaubensgrund der Protestanten ist.

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So viel habe ich gesagt, und es werden einige hiersein, die sagen, dass ich das alles bitter gesagt habe.

Sei es so. Medizin ist oft bitter, aber sie wird gut wir-ken, aber der Arzt ist nicht bitter, weil die Medizin esist, oder wenn er so gesehen wird, so tut das nichts zurSache, wenn nur der Patient geheilt wird. Jedenfallsgeht es den Patienten wenig an, ob der Arzt bitter istoder nicht, er hat sich um die Gesundheit seiner Seelezu kümmern. Hier ist die Wahrheit, und ich habe sieeuch gesagt, und wenn jemand unter euch oder unterdenen sein sollte, welche die Predigt lesen werden,wenn sie gedruckt ist, der sich auf die Predigt oder auf irgendwelche Zeremonien verlässt, so bitte ich euch,

schüttelt diesen giftigen Glauben ab ins Feuer, wiePaulus die Natter abschüttelte, die sich an seiner Handfestgebissen hatte.

Ich bitte euch, verlasst euch nicht auf die Taufe!Ich bitte euch dringend, zu bedenken, dass ihr einneues Herz und einen neuen Geist haben müsst, unddieses kann euch die Taufe nicht geben. Ihr müsst euchvon euren Sünden bekehren und Christus nachfolgen,ihr müsst einen solchen Glauben haben, der euer Le-ben heilig und eure Sprache rein macht, sonst habtihr den Glauben der Erwählten Gottes nicht und wer-

det nie in Gottes Reich eingehen.Ich bitte euch, stützt euch nicht auf diesen elendenund faulen Grund, auf diese betrügerische Erndungdes Antichristen. Möge Gott euch davon erretten undeuch dahin bringen, dass ihr den rechten Felsen derZuucht für müde Seelen sucht. Amen.

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kannst! Der Fels des Sühneopfers erhebt sich höherals deine Sünde und auf ihm ist auch der Schuldigste

über die schäumenden Wogen der Rache weit erho-ben. Von göttlicher Hand geführt, um den großenErlöser und Stellvertreter umschlingen zu können, istauch die schiff brüchige Seele sicher gelandet und kannsingen, weil sie dem Tod entgangen ist.

Obwohl die an Jesus Glaubenden vor dem göttli-chen Zorn völlig sicher sind, können sie dennoch vonTrübsalen überwältigt werden. Sie sollten es nicht,denn wenn ihr Glaube tätig wäre, wie er es sein sollte,würde sie keine Furcht ergreifen, aber wegen derSchwachheit des Fleisches und auch wegen der inne-

wohnenden Sünde bricht der Unglaube wie eine Flutherein und überschwemmt das ängstliche Herz.Manchmal rollen auch wie ungeheuere atlantischeWogen die Prüfungen des Lebens daher und schlagengegen unsere armselige Barke, dass wir hin und herschwanken und wie ein Betrunkener wanken. Das leck-gewordene Schiff füllt sich mit Wasser und gehorchtdem Steuer der Vernunft nicht mehr. Es lässt sich vonder Strömung treiben, wohin diese will, und der Schiff -bruch scheint bevorzustehen. Dann ist es gut, wennder Christ ruft: »Du wirst mich auf einen Felsen lei-

ten, der mir zu hoch ist«, denn wenn auch bei einemnatürlichen Sturm ein Felsen vermieden werden muss,gibt es in unseren geistlichen Stürmen doch einenhohen Felsen, zu dem wir uns als Zuucht und Hafenüchten müssen. Wahrlich, dieser Felsen ist höher, alswir es sind, und gerade seine Höhe ist unser Trost.Gott, der unendlich Hohe und Herrliche, wird nicht

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beunruhigt noch verzagt. Seine Absichten sind vielhöher als unsere Blicke, und sie sind auch weit über

die Wirkung des Bösen erhaben. Deshalb lassen wirim Vertrauen auf Gott den Sturm weit unter uns undlächeln über den Tumult dort unten.

Meinem Herzen, meine Brüder, kommen die be-drückenden Gedanken nicht von meiner persönlichenSünde, denn ich weiß, dass sie vergeben ist, noch vonweltlichen Trübsalen, da ich weiß, dass mir alle Dingezum Besten dienen. Aber ich bin wegen dem gegen-wärtigen Zustand der Gemeinde Gottes tief beküm-mert. Männer, die von Gott berufen sind, für SeineHerde zu sorgen, fühlen sich niedergeworfen, wenn

die Zeichen der Zeit dunkel und drohend sind. Mosetrug in der Wüste das ganze Volk Israel auf seinemHerzen, und zuweilen waren sie ihm eine wahre Last,und so trägt jeder rechte Prediger die Gemeinde auf seinem Herzen und fühlt sich oft sehr beladen. Ge-genwärtig kann ich schmerzerfüllt mit Jeremia ausru-fen: »Es tobt in mir mein Herz! Ich kann nicht schwei-gen!« (Jer. , )

Es ist erschütternd für mich, die zunehmende Ver-weltlichung der Gemeinde sehen zu müssen. Vielebekennende Christen – der Herr allein weiß, ob sie

wahre Gläubige sind oder nicht – geben uns Ursachezu Befürchtungen. Wir sehen, wie Dinge geduldetwerden, die ihre Väter nie geduldet hätten. Mein Bluterstarrt mir in meinen Adern, wenn ich daran denke,wie sehr manche Bekenner irre gehen. Es stehen Fa-milien mit unseren Gemeinden in Verbindung, indenen keine Hausandachten gehalten werden, wo aber

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luxuriöses Essen und Trinken und sonstige Extrava-ganzen an der Tagesordnung sind. Ich bin selbst nicht

fern von dem Verdacht, dass sich unter den Beken-nern eine beträchtliche Anzahl bendet, die das Thea-ter besucht, sich am Kartenspiel beteiligt, leichte undtörichte Lektüre liest und doch zum Tisch des Herrnkommt. Wenn diese sich von der Welt unterscheiden,so ist es schwer zu sehen, wie oder wo das der Fall ist.Weder in ihrer Kleidung, noch in ihrer Sprache, nochin der Art ihres geschäftlichen Lebens, noch in ihrenGewohnheiten daheim unterscheiden sie sich von denUnbekehrten.

Ist das nicht ein großes Übel unter der Sonne? Wenn

die Gemeinde auf das Niveau der Welt hinabsinkt,dann ist ihre Kraft dahin. Doch wir können diesesverdächtige Unkraut nicht ausjäten, weil wir fürch-ten, den Weizen mit auszureißen. Wenn falsche Be-kenner off ener in ihrem Verhalten wären, würden wirsie erkennen, aber ihre Übel sind geheim, und darummüssen wir sie mit dem Weizen zusammen wachsenlassen. Doch manchmal geht der bekümmerte Land-mann zu dem großen Eigentümer und ruft: »Herr, hastDu nicht guten Samen auf den Acker gesät? Woherhat er denn das Unkraut?« Die Antwort lautet: »Das

hat der Feind getan«, und wir werden niedergeschla-gen, weil wir fürchten, dass wir dem Feind durch un-sere Schläfrigkeit dazu Gelegenheit gegeben haben.

Ich schaue wieder aus und sehe, wie eine AnzahlBekenner abfällt. Viele Personen, die auf dem LandeMitglieder von Gemeinden waren, fallen ab, wenn siein diese große Stadt kommen. Sie übernehmen die

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Gewohnheiten ihrer Nächsten und behandeln dieGottesdienste am Tag des Herrn, als ob es in ihrem

freien Willen stünde, damit zu tun, wie es ihnen ge-fällt. Und wenn sie zum Gottesdienst gehen, dann lau-fen sie hierhin und dorthin und vergessen die Pich-ten der christlichen Gemeinschaft. Andere sind damitzufrieden, berühmte Prediger zu hören, nicht weil siedas Evangelium predigen, sondern weil sie als vorzüg-liche Männer bekannt sind. Einst wurden Predigerwegen ihrer gesunden Lehre, Salbung und Erfahrunggeschätzt, jetzt aber sucht man Männer, die populärund geistreich sind.

Manche, die sich Christen nennen, verlangen schö-

nen Gesang und gute Musik. Wenn sie diese Befriedi-gung suchen, warum geben sie sich dann nicht damitzufrieden, ein Wochenkonzert an einem geeignetenOrt zu besuchen? Gottes Haus ist nie dazu bestimmtgewesen, in eine Halle umgewandelt zu werden, woMusikgruppen miteinander wetteifern, um den Oh-ren der Menschen zu gefallen. Nicht wenige wählenihre Kirche, weil sie ein imposantes Bauwerk ist unddie Versammlung sich aus respektablen Leuten zusam-mensetzt. Mögen sie doch, wenn sie nur Gesellschaftsuchen, dahin gehen, wo sich die Elite der Gesellschaft

zusammenndet und sich selbst auswählt. Doch beider Anbetung Gottes begegnen Reiche und Arme ein-ander; der Herr hat sie alle gemacht. Es ist ein schlim-mes Zeichen, wenn in unserer Zeit Gottes arme Hei-lige verachtet werden. Wenn Geschäftsleute etwas Gelderspart haben, werden sie zu groß für die Versamm-lung, in welcher sie sich einst zu Hause fühlten, und

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müssen unbedingt Mitglied einer vornehmeren Kir-che werden. Diese Dinge machen mir auch viel Kum-

mer, nicht weil es in einzelnen Fällen auch Gliedermeiner Gemeinde triff t, sondern weil der Umstandvielen auffällt.

Ebenso schmerzlich wird mein Herz berührt, wennich die Verbreitung des Aberglaubens wahrnehmenmuss. Ihr könnt kaum eine Straße hinabgehen, ohneeine sogenannte Episkopalkirche anzutreff en, wo »Prie-ster« – so nennen sie sich selbst – törichte Frauen zurBeichte locken und sie mit Messen und Prozessionenzu amüsieren suchen. Eitle Betrüger! Geistliche eineranerkannten protestantischen Kirche gehen eifrig dar-

auf aus, dem Protestantismus das Leben zu nehmen.Es gibt Narren genug, die an diese Priester glaubenund sich vor ihren Kruzixen und Kreuzstationen unddergleichen beugen, und die Gräuel verbreiten sichoff ensichtlich wie der Sauerteig im Mehl. Gott alleinweiß, wo unser Land hinsteuert, und wer sein Landliebt, fühlt, wie er von solchen Dingen überwältigtwird.

Doch halte ich dies nicht für das schlimmste Zei-chen der Zeit. Rings um uns her wächst das böse Un-kraut der »neuen Ideen« auf, das nichts anderes ist als

ein Unglaube, der zu feige ist, seinen eigenen Namenzu tragen. Es gibt Prediger auf christlichen Kanzeln,welche die Autorität verschiedener Bücher der Bibelleugnen und die wörtliche Inspiration ganz verwer-fen. Es gibt nicht eine Lehre des Evangeliums, welchenicht von dem einen oder anderen »Denker« geleug-net würde, und selbst die Existenz eines persönlichen

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Gottes wird als ein strittiger Punkt betrachtet. Dochdie Gemeinden dulden sie und gestatten ihnen, die

Kanzeln zu betreten, die einst von gottseligen Predi-gern Christi besetzt waren. Nachdem sie den Glau-ben verleugnet und so gut sie es nur vermochten, ihreDolche in das Herz der wichtigsten Lehren gebohrthaben, beanspruchen sie noch, Prediger des Evangeli-ums zu sein, und dabei wünschen sie, Glaubensbe-kenntnisse und Glaubensartikel abzuschaff en, weil die-se beständige Zeugen wider ihre Schurkenstreiche sind.Ich würde mich nicht darum kümmern, was aus demKehricht werden mag, wenn nur die Gemeinden vondem Irrtum errettet würden. Ich sehe diesen Sauer-

teig des Unglaubens nach allen Richtungen hin wir-ken und viele sind in dem einen oder anderen Punktangesteckt. Er frisst sich wie ein Krebs in die Seele derGemeinden ein. Gott erlöse uns davon!

Es ist schwer zu sagen, was geschehen soll, weil nie-mand seinen Nächsten verdächtigen möchte, und dochscheint eine Pest in der Luft zu liegen, sodass sie auchin die bestbehüteten Kammern eindringt. Wir hörenbald von dem einen, bald von dem anderen, dass erseltsame Ideen erörtert, und die, welche man für Säu-len hielt, werden plötzlich rollende Steine. Wer wird

demnächst abgehen? Und was wird sich dann ereig-nen? Inmitten dieser Verwirrung droht unser Herz zuverzagen. Ist keine Ursache dazu vorhanden? Es istnicht unser eigenes Haus, nicht unser Vermögen, nicht.unsere leibliche Gesundheit, welche in Gefahr ist; wenndas wäre, würden wir uns stillschweigend beugen undes tragen. Nein, es ist die Haushaltung Gottes, das

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Reich Christi, es ist die Gemeinde Gottes auf Erden,welche so leidet, und wohl mögen die, welche den

Herrn und Seinen Christus und Seine Wahrheit lie-ben, um die Lade zittern und eine heilige Eifersuchtin sich brennen fühlen. Zu einer solchen Zeit ist dasGebet Davids unschätzbar: »Du wirst mich auf einenFelsen leiten, der mir zu hoch ist.« Lasst uns sehen,wie diese Bitte der Lage entspricht.

Zuerst wollen wir uns dessen erinnern, dass Gottlebt. Herrlicher Gedanke! »Der Herr ist König ewig-lich; des freue sich das Erdreich!« Er führt Seine Pläneaus und setzt Seinen Willen durch. Es wäre sehr kin-disch, wenn wir für den Mond fürchten wollten, weil,

während er in seinem Glanz dahinzieht, die Hundeihn anbellen. Es wäre absurd, für die ewigen Berge zufürchten, weil der Wind deren Granitspitzen umweht,und es wäre ebenso töricht, für die Wahrheit Gotteszu zittern. Feste Dinge werden bestehen, und die nichtbestehen können, mögen fallen. Gott lebt, und alles,was von Gott ist, bleibt in Ewigkeit. Auf diesem Fel-sen lasst uns ruhen.

Auch wollen wir uns daran erinnern, dass GottesWahrheit dieselbe ist. Es tut nichts, ob fünfzigtausendoder nur fünf oder nur einer sie zu seiner Sache macht.

Die Wahrheit herrscht nicht durch die Wahlurne oderdurch die Berechnung der Köpfe; sie bleibt ewiglich.Alle Zungen der Menschen und Engel können dieWahrheit nicht wahrer machen, und alles Heulen derTeufel und Zweier kann sie nicht in eine Lüge um-wandeln. Gott sei Preis und Ehre dafür! Jesus Chri-stus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Die

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ewigen Wahrheiten sind erhaben über ihren Leugnern,denn diese sind wie Spreu, die der Wind verweht. »Wo

sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wosind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weis-heit dieser Welt zur Torheit gemacht?«

Ein anderer Fels kann uns auch Schutz gewähren,nämlich die hohe Lehre, dass der Herr die Seinen er-retten wird. Die viel verachtete Wahrheit von der Er-wählung steht für uns in unruhiger Zeit fest. Wir seuf-zen und schreien, weil so viele die Götter dieser Zeitanbeten, aber der Herr antwortet: »Ich habe mir üb-riggelassen siebentausend Mann, welche dem Baal dasKnie nicht gebeugt haben. Also ist nun auch in der

jetzigen Zeit ein Überrest nach Wahl der Gnade.« DieWorte des Apostels sind jetzt wahr: »Die Auserwähl-ten haben es erlangt, die übrigen aber sind verstocktworden, wie geschrieben steht: Gott hat ihnen einenGeist der Schlafsucht gegeben, Augen, um nicht zusehen, und Ohren, um nicht zu hören, bis auf denheutigen Tag.« Ich beuge mich vor der erhabenen Sou-veränität Gottes und das Geschrei der Leute dringtnicht in meine Ohren. Der Rat des Herrn besteht undEr tut alles, was Ihm wohlgefällt. Von dem sühnen-den Blut soll kein Tropfen vergeblich geossen sein,

keine Zeile des ewigen Bundes wird durchgestrichen,und kein Beschluss des Ewigen wird zurückgezogenwerden. Das ärgert den Widersacher, aber währenddie Heiden toben und die Leute Eitles ersinnen,n-den wir in dieser göttlichen Wahrheit unseren Trost.

Ein Felsen, der zu hoch für mich ist, kann mir nichtnur zum Schutz, sondern auch zur Erhebung dienen.

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Wenn du einen hohen Platz einnimmst, kannst du,selbst wenn du ein Zwerg wärst, weiter sehen als der

größte Mensch, der unten steht. Wenn wir nun auf dem hohen Felsen des Wortes Gottes stehen, was se-hen wir da? Reinigt eure Augen von Zweifel und Staubund schaut. Vergesst einen Augenblick die Gegenwartund seht durch das Teleskop des Glaubens. Was sehenwir?

Wir sehen, wie die Systeme des Irrtums zerbrök-keln und der Aberglaube den Maulwürfen und Fle-dermäusen zum Raube wird, wie die Wolken sich zer-teilen, die Finsternis der Nacht verschwindet und dieTiere sich in ihre Höhlen zurückziehen, weil die Son-

ne der Gerechtigkeit aufgeht mit Heil unter ihren Flü-geln. Der Tag des Triumphes der Wahrheit muss an-brechen.

Wenn dies vor der Wiederkunft unseres Herrn nichtgeschieht, so wird es zur Verwirrung Seiner Widersa-cher und zur Wonne Seiner Heiligen danach gesche-hen und es wird »einen neuen Himmel und eine neueErde geben, in denen Gerechtigkeit wohnt«. Wenndiese alte Erde die Wahrheit noch verwerfen und deralte Himmel noch auf eine Herrschaft des Irrtumsherabsehen muss, so werden sie doch vom Feuer ver-

zehrt werden und auf dieser Erde, auf welcher wir ste-hen, wird, nachdem sie erneuert und gereinigt ist, einso herrlicher und schrecklicher Thron errichtet wer-den, wie das Kreuz Christi schimpich und schmach-voll war. Das Blut Jesu ist auf diese Erde getropft undhat die Garantie für ihre Erlösung von dem Fluchübernommen, und eines Tages wird unser Herr, nach-

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dem Er die unterworfene Kreatur freigemacht hat, hierwohnen und in Herrlichkeit herrschen.

Wir sind imstande zu warten, denn die Ewigkeitist für uns. Wir können es ertragen mitanzusehen, dassdie Reihen der Armee des Herrn eine Weile zurückge-drängt werden. Wir können es mitansehen, dass dasBanner von rauen Winden hin und her bewegt wird.Wir können selbst das »Aha!« der Philister mitanhö-ren, denn wenn der Fürst kommt, werden sie SeinenNamen und die Macht Seiner Stärke erkennen. Wennsie sich Ihm hier nicht ergeben und Sein silbernes Lie-beszepter nicht küssen wollen, so werden sie sich beu-gen müssen, wenn sie sehen, dass Sein eisernes Zepter

sie wie ein Tongefäß zerschlägt. Es kommt alles dar-auf an zu wissen, dass wir auf der Seite Gottes sind.Wenn ein Mensch weiß, dass sein Herz und seine See-le der Sache Gottes und Seiner Wahrheit ergeben ist,so ist er in einer uneinnehmbaren Festung verschanzt,und er wird in den ewigen Wahrheiten reiche Muniti-on von dem wunderbaren Felsennden.

Was haben wir denn nun zu tun? Wir haben allenFleiß anzuwenden. Achtet darauf, denn wenn auchmanche diese heilige Sorge als Selbstsucht bezeichnenmögen, so weiß unser Herr es doch am besten, und Er

sagte Seinen Knechten, dass sie sich nicht so sehr überihre Macht über den Teufel, sondern vielmehr dar-über freuen sollten, dass ihre Namen im Himmel an-geschrieben sind. Wacht über euer eigenes Herz undwerft euer Vertrauen nicht weg.

Und dann steht in der Abhängigkeit von Gott undbemüht euch eifrig, das wenige zu tun, was ihr tun

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könnt. Tut es gut und tut es beharrlich. Wir sind nichtdazu berufen, die Welt zu verbessern, noch das wü-

tende Meer der menschlichen Sünde aufzuhalten. Lasstuns nicht versuchen, das göttliche Zepter zu schwin-gen; es steht uns nicht zu. Natürlich möchtet ihr ger-ne alle Menschen zurechtbringen und alle Predigerbibeltreu machen. Aber, mein Bruder, das geht überdein Vermögen hinaus. Sei darauf bedacht, in deinemeigenen Leben richtig zu stehen und sei entschlossen,von jeder Wahrheit, die du erkennst, ein vollständi-ges, ehrliches und gehorsames Zeugnis abzulegen undlass es dabei bewenden, denn du bist nicht verantwort-lich für das, was über deine Möglichkeiten hinaus-

geht.Keiner von uns ist viel mehr als eine Ameise auf ihrem kleinen Hügel. Wenn jene winzige Ameise sichin ernsten Erwägungen über Staatsgeschäfte ergingeund dabei vergäße, die Arbeiten des Ameisenhaufenszu erledigen, so wäre sie ein törichtes Geschöpf. Wennsie aber die großen Dinge anderen überlässt und ihreArbeit als Ameise tut, füllt sie ihren kleinen Wirkungs-kreis aus und entspricht der Absicht ihres Schöpfers.Eine Mutter, die ihre Kleinen lehrt und alles tut, wassie kann, um sie in der Furcht Gottes zu erziehen; ein

Prediger mit wenigen Menschen um sich her; eineLehrerin mit ihrem Dutzend Kindern; eine stille christ-liche Frau in ihrem häuslichen Kreis, die ihr gottseli-ges Zeugnis ablegt; ein junger Mann, der zu anderen jungen Männern von Jesus spricht – es liegt in diesenAufgabenbereichen nichts Ehrgeiziges, aber ein jederhandelt weise vor dem Herrn. Überlass die Zügel des

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Universums den Händen seines Schöpfers und danntue, was Er dir zu tun gegeben hat, in Seiner Furcht

und durch Seinen Geist, und es wird mehr dazukom-men, als du zu hoff en wagst.

Wir gleichen jenen Korallentierchen, von denen jedes in den verborgenen Tiefen sein kleines Teilchenan dem Aufbau des Korallenfelsens liefert. Wir kön-nen mit den mächtigen Schlachtschiff en, die den Oze-an durchqueren, den Kampf nicht aufnehmen, unddoch, wer weiß? – wir können bauen und bauen, bisein Riff entsteht, an dem die stolzesten Seefahrer Schiff -bruch erleiden werden. Durch den beständigen, ein-fachen und redlichen Aufbau der Heiligkeit und der

Wahrheit können wir – ohne jemand herauszufordernoder anzugreifen – eine Situation schaff en, welche derprahlerischen List der Falschheit und der Zweifelsuchtdes Unglaubens äußerst gefährlich wird. Eine heilige,ernste Gemeinde ist eine große Zerstörerin des Aber-glaubens und Unglaubens. Das Leben Gottes im Men-schen, die Geduld im Leiden, das Ausharren im Wohl-tun, die Treue gegen die Wahrheit, das Gebet im Hei-