Heiner Vogel, Ulrike Worringen, Rudolph Friedrich Wagner ... · R. S. Lazarus Das klassische...

22
Heiner Vogel, Ulrike Worringen, Rudolph Friedrich Wagner & Heike Schäfer Streß und Streßbewältigung Seminareinheit

Transcript of Heiner Vogel, Ulrike Worringen, Rudolph Friedrich Wagner ... · R. S. Lazarus Das klassische...

Heiner Vogel, Ulrike Worringen, Rudolph Friedrich Wagner & Heike Schäfer

Streß und Streßbewältigung

Seminareinheit

414 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Streß und Streßbewältigung – Sachtext

1 Einleitung .......................................................................................................................... 415 1.1 Relevanz der Streßproblematik für die medizinische Rehabilitation ............................. 415 1.2 Zielsetzung der Seminareinheit .................................................................................... 415

2 Grundlagen zum Thema Streß ......................................................................................... 416 2.1 Begriffsklärung und Zusammenhänge.......................................................................... 416 2.2 Streß als biopsychosozialer Prozeß ............................................................................. 417

2.2.1 Das transaktionale Streßmodell von R. S. Lazarus............................................................. 417 2.2.2 Streßauslöser/Stressoren.................................................................................................... 418 2.2.3 Streßreaktionen................................................................................................................... 420

2.3 Weitere wichtige Themen der Streßforschung ............................................................. 422 2.3.1 Evolutionstheoretische Aspekte .......................................................................................... 422 2.3.2 Positiver und negativer Streß .............................................................................................. 422 2.3.3 Streß und Persönlichkeit ..................................................................................................... 422 2.3.4 Ressourcenforschung und die Salutogenese...................................................................... 423 2.3.5 Streß und Wohlbefinden...................................................................................................... 424 2.3.6 Was ist erfolgreiches Bewältigungsverhalten?.................................................................... 424 2.3.7 Streß aus wissenschaftlicher versus laientheoretischer Sicht............................................. 425

3 Grundlagen zum Thema „Streßbewältigung”................................................................. 425 3.1 Anwendungsbereiche................................................................................................... 425 3.2 Ziele von Maßnahmen zur Streßbewältigung ............................................................... 426 3.3 Methodisches Vorgehen............................................................................................... 427 3.4 Empirische Überprüfung............................................................................................... 429

4 Verzahnung der Seminareinheit mit anderen Angeboten.............................................. 430 4.1 Fortführung und Vertiefung des Themas innerhalb der Einrichtung ............................. 430 4.2 Weiterführung des Themas nach der Rehabilitation..................................................... 431

5 Literaturverzeichnis.......................................................................................................... 431 5.1 Im Text zitierte Literatur................................................................................................ 431 5.2 Weiterführende Literatur für die Referent(inn)en.......................................................... 434 5.3 Literaturempfehlungen für die Rehabilitand(inn)en....................................................... 434

Streß und Streßbewältigung – Sachtext 415

1 Einleitung

1.1 Relevanz der Streßproblematik für die medizinische Rehabilitation

„Streß“ ist in den letzten Jahrzehnten zu einem populären Schlagwort in der Alltagssprache ge-worden, sei es als Entschuldigung für eigene Versäumnisse oder als knappe Beschreibung der allgemeinen Lebenssituation bzw. der individuel-len Befindlichkeit. Streß meint dabei soviel wie Druck, Belastung und unangenehme Spannung. Obgleich Streß in dieser Verwendung zunächst mit einer negativen Bedeutung verknüpft ist, hat der Hinweis auf Streß auch einen Beiklang von Anerkennung und Wichtigkeit in unserer Leis-tungsgesellschaft. Schließlich ist – zumindest in der alltagssprachlichen Verwendung – damit oft auch die implizite Botschaft verknüpft, daß vor allem die Umstände oder andere Personen für die individuelle Belastung verantwortlich sind. Wichtig wird Streß im Erleben vieler Menschen auch als Kausal-Erklärung von gesundheitlichen Ein-schränkungen und Belastungen.

Neuere Forschungsbefunde aus unterschiedli-chen Teilgebieten der Medizin, der Psychologie und anderen Sozialwissenschaften konnten eine Vielzahl von Stressoren identifizieren, die in der Lebensweise und im sozialen Umfeld von Rehabi-litand(inn)en begründet liegen und entscheidend für die Entstehung und den Verlauf chronischer Krankheitsprozesse sind. Gesundheitsriskantes Verhalten oder Risikoverhalten läßt sich dabei sehr oft als mißlungenes Bewältigungsverhalten für Streß- oder Belastungssituationen kennzeich-nen. Hier liegt ein etwas anderes Streßkonzept zugrunde (vgl. Abschnitt 2), das aber gleichwohl eine Verbindung mit dem alltagssprachlichen Verständnis hat und dessen Berechtigung auf-zeigt.

Streß hat eine wichtige Bedeutung im Leben vie-ler Menschen und insbesondere bei den Pati-ent(inn)en in der medizinischen Rehabilitation, die per definitionem gesundheitlich bereits stark ein-geschränkt sind. Diese gesundheitlichen Ein-schränkungen stellen für viele Rehabilitand(inn)en wiederum zusätzliche Belastungen und Bewälti-

gungsaufgaben dar, mit denen sie sich auseinan-dersetzen müssen.

Es ist daher konsequent, daß die Entwicklung geeigneter Fertigkeiten zur Bewältigung von Bela-stungen im persönlichen, sozialen und beruflichen Umfeld im Sinne des Schutzfaktorenkonzeptes ein übergreifendes Ziel der medizinischen Reha-bilitation darstellt. Mit der Seminareinheit „Streß und Streßbewältigung“ soll die individuelle Bedeu-tung dieses Themas für die Patient(inn)en in der Rehabilitation aufgezeigt sowie auf anschauliche und motivierende Weise in die Grundlagen der Streßentstehung und Streßbewältigung eingeführt werden. Es wird vor allem die individuell unter-schiedliche Reaktion von Menschen auf Streß-auslöser sowie die Verankerung von Streßverhal-ten im persönlichen Lebensstil herausgearbeitet. Damit wird das klassische Risikofaktorenkonzept der Gesundheitserziehung um wichtige Prinzipien des Lebensweisenkonzepts der neueren Gesund-heitsförderung erweitert, das die Wechselwirkung von Streß mit anderen Gesundheitsfaktoren und Lebensbereichen betont.

1.2 Zielsetzung der Seminareinheit

Die Seminareinheit „Streß und Streßbewältigung“ ist darauf gerichtet, die Teilnehmer(innen) zu motivieren, sich mit dem Thema Streßbewälti-gung auseinanderzusetzen und eine Verhaltens-änderung in Angriff zu nehmen. Außerdem wer-den die Teilnehmer(innen) informiert, was sie zur besseren Streßbewältigung tun können und wel-che Klinikangebote sie bei der Umsetzung unter-stützen können. Dabei sind drei Zielsetzungen vorrangig. Die Seminareinheit soll

1. die Aufmerksamkeit der Teilnehmer(innen) auf biopsychosoziale Zusammenhänge lenken,

2. eigene Ansatzpunkte und Möglichkeiten zur Veränderung aufzeigen und

3. zur Fortführung und Vertiefung der Beschäfti-gung mit dem Thema entsprechend dem eige-nen Bedarf oder Bedürfnis motivieren – etwa in Streßbewältigungskursen, im Entspannungs-training, Selbstsicherheitstraining oder in einer Einzelberatung.

416 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Es wird davon ausgegangen, daß entsprechende Fortführungs- oder Vertiefungsangebote innerhalb der Klinik vorhanden sind (gegebenenfalls auch krankheitsspezifische Gruppen zur Belastungs-bewältigung, siehe Abschnitt 4.1). Die Einheit soll keinen Gruppenkurs zur Streßbewältigung erset-zen, sie kann ihn allerdings vorbereiten bzw. zur Teilnahme motivieren.

Zur Auffrischung bzw. Einführung in neue Theo-rien der Streß- und Streßbewältigungsforschung ist der vorliegende Sachtext erstellt worden, der unbedingt vor der ersten Durchführung des Semi-nars zu erarbeiten ist.

2 Grundlagen zum Thema Streß

2.1 Begriffsklärung und Zusammen-hänge

Der Begriff Streß stammt ursprünglich aus der Materialforschung und bezeichnet dort eine Kraft, die auf einen Körper einwirkt und eine Verfor-mung bewirkt oder Spannung verursacht. In die-ser Bedeutung wurde der Begriff auch von dem amerikanischen Physiologen Cannon verwendet, der im Jahr 1914 Experimente zum Zusammen-hang von Hormonsystem (endokrinologischen Variablen) und emotionalen Zuständen veröffent-lichte.

Als Vater der modernen Streßforschung gilt der österreichisch-kanadische Biochemiker Hans Selye. Er untersuchte die körperlichen Auswir-kungen von Belastungen und fand, daß der Or-ganismus auf unterschiedliche Stressoren auf endokrinologischer Ebene mit einer erhöhten Aktivität des Hypophysen-Nebennierenrinden-Systems reagiert. Weil die verschiedenen Stres-soren, die er untersuchte, immer wieder zu ähnli-chen Auswirkungen führten, nannte er dies eine unspezifische Streßreaktion. Das von Selye 1936 entwickelte Konzept des Allgemeinen Adaptati-onssyndroms beschreibt die Streßreaktion als Abfolge der drei Phasen Alarmreaktion, Wider-stand und Erschöpfung im Anschluß an die Konfrontation eines Organismus mit einer Belas-tung. Es sollte zum Ausdruck bringen, daß es sich um eine typische unspezifische Reaktion des

Organismus auf jede Art von Herausforderung handelt, die der Anpassung an diese Belastung dient. Auf Selye geht somit auch die klassische Definition des Streßgeschehens zurück:

Streß ist die unspezifische (innere) Reaktion des Organismus bzw. der Person auf

(äußere) Herausforderungen oder Stressoren.

Die heutige Streßforschung ist interdisziplinär ausgerichtet und entwickelte sich in den letzten Jahren sehr schnell. Relevante Beiträge sind unter anderem aus der Psychologie, der Biologie (Verhaltensforschung), der Immunologie, der Neurologie und der Physiologie erfolgt. Sie lassen sich heute zu einem komplexen Forschungsfeld zusammenfügen. Als wichtige Forschungsstränge haben sich hierbei herausgebildet:

• Die Psychoimmunologie, die Zusammenhänge zwischen psychischem (Streß-)Erleben und Immunsystem untersucht.

• Die Psychoendokrinologie, die Zusammenhän-ge zwischen psychischen und hormonellen Vorgängen untersucht.

• Die Psychoneuroimmunologie, die als relativ neuer Forschungszweig Zusammenhänge zwi-schen psychischen Vorgängen, Funktionen des vegetativen Nervensystems und neurohumora-len Prozessen im Hinblick auf eine Beeinflus-sung des Immunsystems untersucht (siehe Sachtext der Seminareinheit „Schutzfaktoren: Was hält uns gesund?“, Kapitel 6). Als neuro-humoral werden dabei Erregungen von Nerven bezeichnet, die durch Hormone veranlaßt wer-den. In die Psychoneuroimnunologie fließen daher Ergebnisse sowohl der Psychoimmuno-logie als auch der Psychoendokrinologie ein.

• Die Copingforschung, die sich mit der Verarbei-tung bzw. Bewältigung von Streß unter beson-derer Berücksichtiung der psychischen Ebene beschäftigt.

Streß und Streßbewältigung – Sachtext 417

2.2 Streß als biopsychosozialer Prozeß

2.2.1 Das transaktionale Streßmodell von R. S. Lazarus

Das klassische Streßkonzept von Selye, wonach ein Stressor unmittelbar zu einer unspezifischen Streßreaktion führt, wurde inzwischen erweitert bzw. modifiziert. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete R.S. Lazarus, der in seinem Modell der subjektiven Bewertung einer potentiellen Streßsi-tuation durch die Person einen zentralen Stellen-wert einräumt (Lazarus 1966; Lazarus & Folkman 1984; deutsche Darstellung: z.B. Hampel & Pe-termann 1997; Jerusalem 1990; Krohne 1996).

Im transaktionalen Streßmodell von Lazarus und Mitarbeitern werden zwei Grundprozesse für die Auseinandersetzung postuliert (vgl. Abbildung 1): Danach entsteht Streß dann, wenn

1. die Anforderungen von der Person als bedroh-lich bzw. aversiv bewertet werden („primary appraisal” nach Lazarus), und diese Person

2. die zur Verfügung stehenden Bewältigungs-möglichkeiten als zu gering erachtet, um diese Anforderungen erfüllen oder die Bedrohung bewältigen zu können („secondary appraisal”).

Erst die Bewertung einer Anforderung als aversiv macht diese zum Stressor bzw. zum streßauslö-senden Faktor. Primäre und sekundäre Bewer-tung verlaufen zeitlich parallel und beeinflussen sich wechselseitig.

Kommt es schließlich zu einem Bewältigungsver-such, wird das daraus resultierende Ergebnis von der Person aufgenommen und führt zu einer Neubewertung der Situation („reappraisal”) – die Person lernt aus ihren Erfahrungen. Sind die Be-wältigungsversuche der Person erfolgreich, so ist der Streß beseitigt. Kann die Person die Situation nicht meistern, so hält die Streßreaktion an und kann zu schädlichen chronischen Folgen auf kör-perlicher und psychischer Ebene führen. Diese Folgen können nun selbst wieder zu Stressoren werden. Der Teufelskreis des Streß ist geschlos-sen.

In der heutigen Streßforschung bildet der transak-tionale Ansatz von Lazarus, der inzwischen auch in der Emotionspsychologie eine wichtige Rolle spielt, das herrschende Paradigma. Dieses Mo-dell stellt auch die Basis für die Erläuterung von Streßbewältigungsmöglichkeiten innerhalb der Seminareinheit dar. Die Entstehung von Streß wird danach auf die Interaktion von situativen

1. Bewertung:

- Bedrohung?

2. Bewertung:

- eigene Fähigkeiten?- Unterstützung?

Nein

K e i n S t r e s s

Stress- Herausforderung?

Neu-Bewertung:

Stress-Auslöser:

- Situation- Lebensereignis

- eigene GedankenPersonbedingungen:

Umweltbedingungen:

- Erfahrungen

Nein

Erfolg?

Ja

Nein

(Ereignis- (Ressourcen-einschätzung)

- Veränderungschancen?

Ja

Ja

einschätzung)

Abbildung 1: Das transaktionale Streßmodell in Anlehnung an Lazarus

418 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Anforderungen und individuellen Beurteilungen der Situation sowie der vorhandenen Bewälti-gungsressourcen und -fähigkeiten zurückgeführt.1 Dabei kommt den individuellen Einschätzungs-prozessen eine zentrale Vermittlerrolle zu. In Ab-hängigkeit von der individuellen Einschätzung der eigenen Möglichkeiten, auf äußere und/oder inne-re Anforderungen adäquat zu reagieren, kommt es zu unterschiedlichen Folgen.

Die aktuelle Definition von Streß leitet sich aus dem transaktionalen Verständnis ab (in Anleh-nung an Wagner-Link 1995):

Streß ergibt sich aus einer Störung des Gleichgewichts zwischen den Anforderungen an die Person und den subjektiven Möglich-keiten der Person, mit diesen Anforderungen

umzugehen.

Ähnlich definiert Greif (1991, S. 13) Streß als einen subjektiven, intensiv unangenehmen Span-nungszustand, „der aus der Befürchtung entsteht, daß eine Situation stark aversiv, subjektiv zeitlich nahe (oder bereits eingetreten) ist und subjektiv lang andauert, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint.“

Im Rahmen der Weiterentwicklung der Streßfor-schung wurde damit der Schwerpunkt der theore-tischen Betrachtung auf die Variable der kogniti-ven Bewertung verschoben. Durch die Identifika-tion der kognitiv-emotionalen Aspekte der Streß-verarbeitung sind vielfältige Ansatzpunkte gege-ben, um den Vorgang der Streßbewältigung zu beeinflussen. Die Theorie von Lazarus bildet den Grundstein von Verfahren, die im Rahmen der Verhaltenstherapie angewendet werden, um die Reaktion auf Stressoren zu modifizieren (Nitsch 1981; Wagner & Vogel 1996).

1 Die Verwertung von Erfahrungen für weitere Bewälti-

gungsaufgaben wird von Lazarus als „Transaktion” ver-standen.

2.2.2 Streßauslöser/Stressoren

Als Streßauslöser oder Stressoren werden jene Kräfte bezeichnet, die für das Entstehen der Streßsymptome verantwortlich gemacht werden. Stressoren sind somit alle Faktoren, die mit er-höhter Wahrscheinlichkeit Streß auslösen. Stres-soren lassen sich für alle Bereiche des Lebens finden, was bestätigt, daß es nicht Bestimmungs-größen der Situation allein sind, die eine Auslöse-situation zum Stressor machen, sondern die Be-wertung oder Interpretation der Situation durch eine Person eine wesentliche Rolle spielt.

Die Intensität der Herausforderung einer Person kann in bestimmten Bereichen oder besonderen Konstellationen zwischen zwei Extremen schwan-ken. Mangelnde Beanspruchung (Deprivation) kann ebenso wie Überforderung als Streß erlebt werden, so daß man das Verhältnis zwischen Anforderung und Streßerleben graphisch als U-Kurve darstellen kann. Wo jedoch genau der Be-reich liegt, der vom Einzelnen als angenehm oder zumindest nicht streßauslösend erlebt wird, hängt neben situativen auch mit inter- und intraindivi-duellen Unterschieden zusammen. So kann z.B. die Vorstellung, vor einem größeren Publikum eine kurze Rede halten zu müssen, für einige Menschen eine extrem streßauslösende Situation darstellen, während die gleiche Situation für ande-re eine interessante Herausforderung bedeuten kann, der sie sich gerne stellen (interindividuelle Unterschiede). Andererseits kann die gleiche Person, die das Reden vor einer Gruppe einmal als angenehme Herausforderung empfindet, die gleiche Situation als sehr unangenehm einschät-zen, wenn sie beispielsweise besonders erschöpft oder schlecht vorbereitet ist (intraindividuelle Unterschiede).

Auch wenn die Bewertung eines bestimmten Rei-zes als Stressor immer auch von den individuellen Einschätzungen der Personen abhängig ist, er-scheint es sinnvoll, Reize zu untersuchen, die mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit von vielen Menschen als Stressor erlebt werden. Es können folgende Stressoren unterschieden werden:

• äußere Stressoren (Überflutung durch Reize wie Lärm, Licht, Vibration oder deren Entzug,

Streß und Streßbewältigung – Sachtext 419

Schmerzreize, Gefahrensituationen) • Entzug von Reizen, die zur Befriedigung primä-

rer Bedürfnisse relevant sind (Nahrung, Was-ser, Schlaf, Bewegung)

• Leistungsstressoren (z.B. Überforderung, Zeit-druck, aber auch Unterforderung)

• soziale Stressoren (z.B. Isolation) und • vornehmlich psychische Stressoren (z.B. Un-

kontrollierbarkeit, Ungewißheit).

Besonders ausführlich wurde der Streß am Ar-beitsplatz untersucht. Beispielhaft werden ver-schiedene Stressoren aufgeführt, die sich im Be-reich des Arbeitsplatzes unterscheiden lassen (Zapf & Frese 1993; Zapf, Dormann & Frese 1996):

• Stressoren, die sich aus der Arbeitsaufgabe ergeben

• physikalische Stressoren aus der Arbeitsum-gebung (Lärm, Hitze, Staub etc.)

• Stressoren in der zeitlichen Dimension (z.B. Schichtarbeit)

• soziale Stressoren (z.B. Spannungen mit Kol-legen oder Vorgesetzten; „Mobbing“2 als eine extreme Form sozialer Stressoren, vgl. hierzu nebenstehenden Kasten)

• organisatorisch bedingte Stressoren (z.B. feh-lender Nachschub, nicht vorhandene Informati-onen oder Unterbrechungen durch das Tele-fon)

• Stressoren in der Berufskarriere (wie z.B. Rea-litätsschock beim Eintritt in das Berufsleben oder mangelnde bzw. fehlende, arbeitsplatzbe-zogene Kompetenzen) und schließlich

• Arbeitslosigkeit und Arbeitsunsicherheit (d.h. die Gefahr, den Arbeitsplatz zu verlieren oder auch die Umstellung durch Berentung).

Eine andere Richtung innerhalb der Streßfor-schung hat unter der Perspektive der Life-Event-Forschung (Filipp 1990) die Bedeutung kriti-scher Lebensereignisse herausgearbeitet. Als Beispiele, die wegen ihrer einschneidenden Wir-kung auf die Lebensumstände des Betroffenen

2 Der Begriff „Mobbing“ beschreibt feindselige Interaktionen

am Arbeitsplatz, die systematisch gegen eine bestimmte Person gerichtet sind und über ein halbes Jahr oder länger mindestens einmal pro Woche vorkommen (Knorz & Zapf 1996; Leymann 1993).

Neuanpassungen erforderlich machen, seien hier erwähnt: Tod und Krankheit in der Familie, Schwangerschaften und Geburten, berufliche Fehlschläge und Erfolge, Schwierigkeiten und Verbesserungen der Arbeitssituation, Scheidun-gen und Eheschließungen, finanzielle Engpässe oder Gewinne, negative und positive Auswirkun-gen eines Umzuges u.ä.

Ebenso bedeutsam für die Entstehung von Streß und seine Folgen dürften nach neueren Untersu-

Exkurs: Mobbing am Arbeitsplatz Untersuchungen in den skandinavischen Ländern und in Österreich (z.B. Leymann 1993; Niedl 1995) haben gezeigt, daß Mobbing am Arbeits-platz ein ernstzunehmendes Problem darstellt, von dem in der Bundesrepublik – würde man schwedische Zahlen übertragen – etwa eine Mil-lion Beschäftigte betroffen wären. Nachfolgend werden daher einige ausgewählte Untersu-chungsergebnisse zu diesem Thema dargestellt (für einen umfassenden Überblick siehe Zapf 1999). Mobbing kann von einer oder mehreren Personen ausgehen. Generell scheinen eher mehrere Personen an entsprechenden Handlun-gen beteiligt zu sein (Zapf 1999). Der Anteil an männlichen Tätern beträgt nach den Untersu-chungsergebnissen von Einarsen und Skogstad (1996) 49%; Rayner (1997) spricht sogar von ei-nem Anteil von zwei Dritteln. In mehr als der Hälf-te der Mobbinghandlungen sind die Vorgesetzten beteiligt (Zapf et al. 1996, zitiert nach Zapf 1999). Frauen werden häufiger zu Mobbingopfern als Männer; bei Niedl (1995) z.B. liegt der Anteil bei 82%, Knorz und Zapf (1996) berichten von 70%. Es zeigen sich aufgrund der Mobbinghandlungen langfristig gravierende gesundheitliche Ein-schränkungen wie z.B. psychosomatische Be-schwerden und Depressivität (Knorz & Zapf 1996). Als Mobbingstrategien werden diskutiert: 1. Or-ganisationsbezogene Strategien (z.B. Entzug von Entscheidungskompetenzen), 2. Soziale Isolie-rung, 3. Angriffe auf die eigene Person und ihre Privatsphäre, 4. Verbale Drohungen bzw. verbale Aggression sowie 5. Androhung oder Ausübung körperlicher Gewalt. Bezüglich der Ursachen von Mobbing liegen bisher kaum empirische Ergeb-nisse vor, die „methodisch strengen Kriterien ei-ner Ursachenanalyse standhalten würden“ (Zapf 1999, S. 12). Die bisher vorliegenden Daten sprechen allerdings dafür, daß die Ursachen bei allen Beteiligten sowie in der Organisationsstruk-tur (z.B. schlechte Arbeitsorganisation, beste-hende Führungsprobleme etc.) zu suchen sind.

420 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

chungen die alltäglichen Belastungen („daily hassles”) sein, denen wir immer wieder ausge-setzt sind (Brantley et al. 1987). Die Anzahl und Intensität alltäglicher Stressoren ist es, die für die meisten Menschen einen relevanten Einflußfaktor auf Wohlbefinden, Krankheitsanfälligkeit und Be-lastbarkeit darstellt.

Schließlich sei darauf hingewiesen, daß auch Reize, die zunächst nicht als Belastungen erlebt werden (wie z.B. Lärm), wie Stressoren verarbei-tet werden und Streßreaktionen auslösen oder die Auslösung von Streßreaktionen erleichtern kön-nen. Das Konzept der subliminalen Wahrneh-mung, welches von Dixion (1981, zitiert nach Milt-ner 1986) ausführlicher untersucht wurde, befaßt sich mit der Wahrnehmung von Reizen unterhalb der Bewußtseinsschwelle, d.h. mit Stimuli, die zwar meßbare physiologische Reaktionen hervor-rufen, deren Wahrnehmung von der Person aber nicht bewußt registriert wird. Eine wesentliche Voraussetzung für die subliminale oder unter-schwellige Wahrnehmung besteht nach Miltner (1986) darin, daß diese Stimuli eine assoziative Verbindung zu Inhalten des Langzeitgedächtnis-ses herstellen können. In Untersuchungen konnte ebenfalls geklärt werden, daß die subliminalen Wahrmehmungsprozesse wiederum Auswirkun-gen auf das Langzeitgedächtnis haben und somit emotionale und autonom nervöse Erregungsvor-gänge – und damit Streß – hervorrufen können (Miltner 1986, S. 55).

2.2.3 Streßreaktionen

Der Mensch reagiert auf Streß in vielfältiger Wei-se, wobei sowohl große interindividuelle als auch intraindividuelle Unterschiede beobachtet werden können. Als wichtige Beschreibungsdimensionen haben sich vier Bereiche herausgebildet: Auf der physiologischen Ebene werden sowohl muskuläre als auch vegetativ-hormonelle Veränderungen beschrieben. Auf emotionaler Ebene werden Ge-fühle wie z.B. Ärger oder Enttäuschung analysiert, im kognitiven Bereich sind bestimmte Gedanken gemeint, die als Reaktion auf Streß auftreten und z.B. durch häufige Wiederkehr die Form von au-tomatischen Gedanken annehmen können. Auf der Verhaltensebene geht es schließlich um kon-krete Verhaltensweisen, die verdeutlichen, daß

eine Person Stressoren ausgesetzt ist. In Abbil-dung 2 sind Beispiele für alle vier Dimensionen aufgeführt.

Sehr ausführlich und differenziert wurden in den letzten Jahren die psychophysiologischen Reakti-onen auf Streßsituationen untersucht. Dabei las-sen sich als endokrine Korrelate der Streßreakti-on vor allem Änderungen in Cortisol-, Catechola-min- und Testosteron-Konzentrationen im Serum aufzeigen (Neuser 1994, S. 78; zur Darstellung der neurophysiologischen Zusammenhänge vgl. auch Hüther et al. 1996).

Auf neurologischer Ebene kommt es vor allem zu einer Erhöhung der Sympathikusaktivität3, wo-durch die Voraussetzungen für die Leistungsfä-higkeit eines Individuums geschaffen werden (z.B. Puls- und Blutdruckanstieg, Verengung der Blutgefäße, Muskelanspannung, Pupillenerweite-rung, Hemmung der Darmtätigkeit usw.).

Selyes Postulat der Unspezifität der Streßreaktion mußte inzwischen differenziert werden, denn es fanden sich durchaus unterscheidbare situations-typische Reaktionsmuster. Die aktuelle Sichtwei-se zur Situationsspezifität der Streßreaktion wird von Henry (1986) in seinem psychoneuroendokri-nologischen Streßmodell geordnet, wobei not-wendigerweise Vereinfachungen vorgenommen wurden. Er unterscheidet drei Typen von endokri-nen Reaktionsmustern, denen spezifische emoti-onale Erlebnisformen und Verhaltenstendenzen zugeordnet sind:

• Bei ärgerauslösenden Situationen reagiert der Organismus vor allem mit der Freisetzung von Katecholaminen, insbesondere Noradrenalin; auch der Testosteronspiegel, der mit aggres-siv-dominantem Verhalten in Zusammenhang steht, wird erhöht. Es kommt zu starken kardio-vaskulären Reaktionen (Blutdruck- und Herz-frequenzanstieg). Auf der behavioralen Ebene lassen sich Kampf- bzw. Anstrengungsbereit-

3 Das vegetative oder autonome Nervensystem regelt im

wesentlichen die (inneren) Organfunktionen (Verdauung, Herzrate, Blutdruck u.v.a.). Dabei lassen sich zwei funktio-nelle Bereiche unterscheiden: das sympathische Nerven-system („Sympathikus“) und das antagonistisch wirkende parasympathische Nervensystem („Parasympathikus“).

Streß und Streßbewältigung – Sachtext 421

schaft finden. • Bei furchtauslösenden Situationen kommt es

zu verstärkter Adrenalinfreisetzung sowie einer leicht erhöhten Noradrenalin- und Cortisolkon-zentration. Hier steigen Herzfrequenz und Blut-druck leicht an. Das Verhalten ist durch Flucht- und Anstrengungstendenzen gekennzeichnet.

• In Situationen, die durch Gefühle von Depres-sivität, Resignation und Hilflosigkeit gekenn-zeichnet sind, zeigt sich ein Anstieg des Corti-sols sowie ein Rückgang des Testosteronspie-gels und eine Abnahme der Herzfrequenz.

Zuviel Streß macht krank: Gelegentliche Streß-situationen, die bewältigt werden können, sind unproblematisch, gegebenenfalls eher förderlich für die Gesundheit bzw. die Belastbarkeit des Menschen. Zu häufige oder zu lang andauernde Streßreaktionen sind jedoch gesundheitlich prob-lematisch, da sie eine dauernde Überaktivierung des Organismus bedeuten, die Abwehrkräfte überfordern und das Krankheitsrisiko erhöhen. Dies läßt sich einerseits direkt über die oben ge-nannten endokrinologischen und physiologischen Aspekte der Streßreaktion erklären, andererseits auch indirekt über die Wirkung ungünstiger Be-wältigungsformen (Psychopharmaka-Einnahme,

falsche Ernährung, Bewegungsmangel, sozialer Rückzug, Nikotinmißbrauch etc.; vgl. Basler & Florin 1985; Miltner 1986).

Wichtig im Hinblick auf die Bewältigung von Streß sind auch Ergebnisse zur Beeinflußbarkeit von Streßreaktionen. Eine besondere Bedeutung scheint dabei – entsprechend dem Streßmodell von Lazarus – der Fähigkeit der Person zur realis-tischen Einschätzung der Herausforderungssitua-tion sowie zur Bewertung der eigenen Hand-lungsmöglichkeiten zuzukommen. Ob Streß ent-steht, hängt also entscheidend davon ab, ob eine Person sich dazu in der Lage sieht, einen poten-tiellen Stressor – zum Beispiel Zeitdruck am Ar-beitsplatz oder Ärger in der Familie – zu bewälti-gen. Daher spielen Methoden zur Verbesserung der Problemlösefähigkeit in Programmen zur Streßbewältigung eine zentrale Rolle. Daraus kann allerdings nicht abgleitet werden, daß Streß-entstehung und Streßbewältigung generell ein individuelles (privates) Problem darstellen (Ulich 1998). Strukturelle Aspekte wie z.B. die Gestal-tung von Arbeitsplätzen und -abläufen oder die individuelle Wohnsituation können ebenfalls Streß auslösen; sie können vielfach jedoch von den Betroffenen nicht verändert werden.

Stressor

Streßreaktionen physiologisch, z.B. emotional, z.B. kognitiv, z.B. behavioral, z.B.

• Puls ↑, Blutdruck ↑

• Muskelspannung ↑

• Atemfrequenz ↑

• Blutgerinnung ↑

• Verdauung ↓

• Immunkompetenz ↓

• Sexualfunktion ↓

• Angst

• Ärger

• Enttäuschung

• Depressionen

• „Immer ich”

• „Das schaffe ich nie”

• „Jetzt ist alles aus”

• „Ich weiß nicht weiter”

• hastig und verkrampft arbeiten

• gereizt gegenüber anderen sein

• mangelnde Planung und Übersicht

• Pausenvermeidung

• mehr Rauchen

• „nebenbei” essen

Abbildung 2: Stressor und Streßreaktionen

422 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

2.3 Weitere wichtige Themen der Streßforschung

2.3.1 Evolutionstheoretische Aspekte

Die Streßreaktion läßt sich unter phylogeneti-schen Gesichtspunkten als wertvolle Fähigkeit des Organismus charakterisieren, in Herausforde-rungssituationen alle Kräfte auf die Bewältigung der Aufgabe zu konzentrieren. Die Streßreaktio-nen führen zur Aktivierung des sympathischen und zur Hemmung des parasympathischen Ner-vensystems. Dieser im wesentlichen bereits von Selye beschriebene Mechanismus läßt sich phy-siologisch nachweisen und führte dazu, daß Streß auch als Vorbereitung auf Kampf und/oder Flucht beschrieben wurde. Tatsächlich werden Herz und Muskeln stärker durchblutet bzw. aktiviert, wäh-rend beispielsweise der Verdauungstrakt sowie andere für Kampf und Fortbewegung unwichtige Organe schwächer versorgt werden.

Im Gegensatz zum Tier und unseren Vorfahren verliert dieser Zusammenhang in der heutigen Zeit für die meisten Belastungssituationen des Menschen seinen Sinn, da es selten darauf an-kommt, zu fliehen oder zu kämpfen (Ausnahme: sportlicher Wettkampf, körperliche Angriffe und Überfälle o.ä.). Die in einer Streßsituation frei werdenden Energien richten sich aber, wenn sie nicht genutzt werden, gegen den eigenen Körper. Geht die Streßsituation schnell vorüber, fängt der Körper die Auswirkungen der Mobilmachung auf. Bei Dauerstreß ist der Körper in ständiger Alarm-bereitschaft, was sich langfristig negativ auf Ge-sundheit und Wohlbefinden auswirkt.

In vielen Situationen sind die physiologischen Streßreaktionen kontraproduktiv zur erfolgreichen Bewältigung. Wenn man etwa in schwierigen Situationen einen „kühlen Kopf” behalten muß, wird dies durch ausgeprägte Aktivierung des Or-ganismus, die unter anderem regelmäßig auch zu einer kognitiven Einengung und Unruhe führt, eher verhindert. Die Streßreaktionen werden so zu neuen Stressoren, die bewältigt werden müs-sen. Gerade aus der evolutionsgeschichtlichen Bedeutung der Streßreaktion läßt sich allerdings auch der Sinn von körperlichen Abreaktionen (Sport, Bewegung) bei übermäßiger kognitiv-

emotionaler Beanspruchung erklären, da sie auf rein physiologischer Ebene in der Lage sind, eine Deaktivierung der erregten Organsysteme zu erreichen (vgl. Seminareinheit „Bewegung und körperliches Training”).

Der evolutionstheoretische Aspekt ist bei der Durchführung der Seminareinheit von großer Be-deutung, da er für die meisten Teilnehmer(innen) interessant und unmittelbar evident ist und den „Sinn“ der Streßreaktion verdeutlicht. Somit wird der Zugang zum weiteren Inhalt des Kurses er-leichtert (vgl. Umsetzung der vorliegenden Semi-nareinheit).

2.3.2 Positiver und negativer Streß

Von Selye stammt die Unterscheidung von (gu-tem) Eustreß und (schlechtem) Disstreß. Er wollte damit zum Ausdruck bringen, daß ein gewisses Maß an Streß eine positive Wirkung auf den Or-ganismus im Sinne von Training und Aktivierung hat, während ein zuviel an Streß zu den bekann-ten negativen Folgen führt. Dies ist einleuchtend, da Training sowohl im motorischen als auch im kognitiven Bereich zur Verbesserung der Bewälti-gungsfertigkeiten und damit der Belastbarkeit führt.

Kaum allgemeingültig zu beantworten ist die Fra-ge, welches Ausmaß an Streß für den einzelnen optimal oder noch zu verkraften ist. Das hängt stark von den individuellen Voraussetzungen und der jeweiligen Situation ab und kann nur im Ein-zelfall beurteilt werden. Es kann daher beim Er-lernen von Streßbewältigungsfertigkeiten kein Ziel sein, jeglichen Streß zu vermeiden. Vielmehr soll ein Ausgleich zwischen Spannung und Streß auf der einen und Entspannung und Ruhe auf der anderen Seite angestrebt werden.

2.3.3 Streß und Persönlichkeit

Persönlichkeitstheoretische Beiträge weisen auf interindividuelle Unterschiede in der Reaktion auf Stressoren hin. Ein klassisches Beispiel hierfür ist das Typ-A-Konzept nach Friedman und Rosen-man (1974), welches den Typus einer „Streßper-sönlichkeit” beschreibt, die in besonderer Weise gefährdet ist, eine koronare Herzerkrankung zu

Streß und Streßbewältigung – Sachtext 423

erleiden. Das Typ-A-Verhaltensmuster ist durch starkes Streben nach Anerkennung, ständige Wettbewerbshaltung, latente Feindseligkeit, Het-ze und Ungeduld sowie die Mißachtung von Ent-spannungsbedürfnissen gekennzeichnet.

Der Zusammenhang von Typ-A-Verhalten und Er-krankungen des Herz-Kreislaufsystems wurde als Ergebnis mehrerer epidemiologischer Studien postuliert. Exemplarisch erwähnt sei hier die „Framingham Heart Study“ von Haynes, Feinleib und Kannel aus dem Jahre 1980. Jüngere Unter-suchungen haben jedoch Zweifel an der generel-len Gültigkeit dieses Konzeptes aufkommen las-sen. So war z.B. die Überlebensrate von Typ-A-Personen nach einem Herzinfarkt höher als die von anderen Herzinfarktpatienten (Ragland & Brand 1988). Es wurde versucht, spezifische As-pekte des Typ-A herauszukristallisieren, die sich besonders gesundheitsschädigend auswirken. Von einigen Autoren wurde daraufhin die Bedeu-tung der Komponenten „Hostility“ (Feindselig-keit) und Ärger als mögliche Risikofaktoren der koronaren Herzerkrankung hervorgehoben.

Im Rahmen von Metaanalysen hat Myrtek (1999) 24 prospektive Studien zum Typ-A-Verhalten sowie acht prospektive Studien und acht Fall-Kontroll-Studien zum Thema „Hostility“ analysiert. Im Ergebnis zeigte sich, daß Typ-A-Verhalten und „Hostility“ keine eigenständigen Risikofaktoren der koronaren Herzerkrankung darstellen. Es zeigte sich aber, daß die im Sinne des Hostility-Konzeptes feindseligen Personen häufiger zu riskanten Verhaltensweisen und zu abweichen-dem Verhalten neigen. Damit ist ein Zusammen-hang zwischen feindseligem Verhalten und koro-narer Herzerkrankung nicht verwunderlich.

Ein weiterer persönlichkeitsspezifischer Aspekt wird mit dem Konzept der Kontrollüberzeugun-gen4 beschrieben, das sich in vielen Untersu-

4 Der Begriff der Kontrollüberzeugung („locus of control")

wurde von Rotter (1966) im Rahmen seiner sozialen Lern-theorie geprägt. Rotter versteht darunter generalisierte Er-wartungshaltungen eines Individuums darüber, ob es durch eigenes Verhalten wichtige Ereignisse in seinem Leben steuern und kontrollieren kann und beschreibt damit die internale Kontrollüberzeugung. Demgegenüber steht bei der externalen Kontrollüberzeugung die subjektive Auffas-

chungen als Moderatorvariable erwiesen hat, die das Streßerleben und die Streßverarbeitung beeinflußt. Dabei zeigt sich, daß streßauslösende Situationen um so besser bewältigt werden kön-nen, je stärker eigene Einflußmöglichkeiten auf das streßauslösende Ereignis bzw. den Stressor wahrgenommen werden (Frese 1989; Rotter 1966; Wagner 1995). Schreiben sich Personen dagegen nur geringe eigene Einflußmöglichkeiten zu, so ist es für sie in der Regel schwieriger, die Streßsituation zu bewältigen. Kontrollüberzeu-gungen können daher als wichtige Ressource des Menschen (im Sinne eines Schutzfaktors) für die Bewältigung von Streß angesehen werden (Muthny et al. 1994; vgl. Sachtext der Seminarein-heit „Schutzfaktoren: Was hält uns gesund?“, Abschnitt 4.1.1).

Eine denkbare Synthese finden diese For-schungsansätze in den moderneren kognitiven Ansätzen. Wie im transaktionalen Modell von Lazarus ausführlich vorgesehen, zeigt sich, daß die subjektive Wahrnehmung und Bewertung der Situation durch die Person von herausragender Bedeutung für das Streßerleben und die Streß-bewältigung sind. Hier spielen erlernte Reakti-onstendenzen, quasi automatische Gedanken und Interpretationsschemata eine zentrale Rolle. Eine Vielzahl kognitiv orientierter Interventionsan-sätze knüpfen an diesem Punkt an (vgl. Meichen-baum 1991; Schalp et al. 1990).

2.3.4 Ressourcenforschung und die Salutogenese

Das Konzept der Salutogenese von Antonovsky (1979, 1993) hat einen speziellen Zugang zur Streßbewältigung eröffnet, indem danach gefragt wird, welche Faktoren manche Menschen „wider-standsfähiger” gegenüber Belastungsfaktoren bzw. Streß machen als andere (vgl. hierzu Sach-text der Seminareinheit "Schutzfaktoren: Was hält uns gesund?", Abschnitt 3.4). In diesem Zusam-menhang wird häufig von Ressourcen (oder auch Schutzfaktoren) gesprochen. Darunter werden Kompetenzen oder Überzeugungen zu-

sung im Vordergrund, das eigene Schicksal nicht steuern bzw. beeinflussen zu können.

424 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

sammengefaßt, die eine Person dazu befähigen, mit einer Streßsituation erfolgreich umzugehen. Unterschieden werden interne und externe Res-sourcen bzw. Schutzfaktoren.

Zu den internen Schutzfaktoren zählen problem-bezogene Kompetenzen wie berufsbezogene Qualifikationen, soziale Kompetenzen (z.B. im Umgang mit Vorgesetzten oder Arbeitskollegen) und bestimmte problemorientierte und emotions-orientierte Streßbewältigungsstrategien. Die Prob-lemorientierten Bewältigungsstrategien sind da-rauf gerichtet, mit dem Stressor selbst umzuge-hen, z.B. die Fähigkeit zur differenzierten Analyse von Problemsituationen, um bessere Lösungsan-sätze zu finden. Emotionsorientierte Strategien dagegen sind auf streßbegleitende Emotionen gerichtet (vor allem Angst und Anspannung), die möglicherweise die Streßbewältigung behindern.

Als wichtige externe Schutzfaktoren haben sich in wissenschaftlichen Untersuchungen (tatsächliche) Kontrolle und soziale Unterstützung erwiesen (vgl. Frese & Semmer 1991, Röhrle 1994).

2.3.5 Streß und Wohlbefinden

Verschiedentlich wurde das anzustrebende Gleichgewicht zwischen Streß (Anspannung) und Ruhe (Entspannung) erwähnt, welches für das Wohlbefinden und die Aufrechterhaltung der Be-lastungsfähigkeit eine wichtige Voraussetzung darstellt. Entsprechend dem salutogenetischen Ansatz kann dieses Gleichgewicht sowohl durch die Förderung der Streßverarbeitungskapazitäten als auch über die Förderung der anderen Seite des anzustrebenden Gleichgewichts erreicht wer-den. In der neueren Entwicklung der Streßbewäl-tigung wird daher die Fähigkeit, positive Gefühle wahrzunehmen und zu fördern (sogenanntes „euthymes“ Erleben und Verhalten), als wichtiger Faktor angesehen und untersucht (Koppenhöfer 1990, 1996; Lutz 1996). Im Zusammenhang mit Streßbewältigung steht der Aufbau von Verhal-tensweisen im Vordergrund, die eine gesundheits-fördernde bzw. -schützende Wirkung haben und damit langfristig für einen Belastungsausgleich sorgen (vgl. Sachtext der Seminareinheit „Schutz-faktoren: Was hält uns gesund?“, Kapitel 5).

2.3.6 Was ist erfolgreiches Bewälti-gungsverhalten?

Die Bewältigungs- bzw. Coping-Forschung ist ein weit gefächertes Gebiet innerhalb der psychoso-zialen Gesundheitsforschung, das sich im we-sentlichen mit der Frage effektiver Bewältigungs-strategien bei gesundheitlichen Herausforderun-gen beschäftigt (vgl. Beutel 1988). Ziel ist es, Streßerleben zu reduzieren oder zu vermeiden.

Als durchgängig ineffektiv haben sich dabei so-genannte „eskapistische” Strategien in Form von realitätsfliehenden Wunschphantasien sowie Dro-gen- oder Alkoholkonsum erwiesen. Mit Ausnah-me sportlicher Aktivitäten erscheinen Strategien, bei bestehenden Belastungen „Dampf abzulas-sen” oder sich durch aggressive Handlungen „Luft zu verschaffen”, als besonders ungünstig. Bei den intrapsychischen Strategien sind Selbstabwer-tung, Selbstbeschuldigung und Resignation wenig hilfreich. Günstig sind dagegen positive Neube-wertungen der Situation („Wie geht es mir jetzt im Vergleich zum letzten Jahr?” oder „Wie geht es mir im Vergleich zu anderen?”) sowie aktives, auf die Problemlösung gerichtetes Handeln.

Häufige Stressoren liegen im zwischenmenschli-chen Bereich und führen zu Ärgergefühlen. We-ber (1992, 1994) kommt nach umfangreichen Studien zu dem Schluß, daß in solchen Situatio-nen weder das „Herauslassen von Ärger” noch das „In-sich-Hineinfressen” günstige Reaktionen darstellen. Positiv wirken sich Bewältigungsfor-men aus, die dazu beitragen, daß der Ärger ab-gebaut wird. Dies kann durch Ablenkung, Umdeu-tung, Humor sowie durch ein klärendes Gespräch geschehen.

Erfolgreiches Bewältigungsverhalten zeichnet sich durch Flexibilität aus. Weder generalisierte Ver-meidungsstrategien noch ein unangemessenes Kontrollbedürfnis sind der Gesundheit zuträglich. Auf der Basis einer realistischen Einschätzung eigener Einflußmöglichkeiten und eines breiten Repertoires an verfügbaren Bewältigungsformen zeichnen sich gesunde Personen dadurch aus, daß sie in Belastungssituationen unterschiedliche Lösungsalternativen zur Verfügung haben und entsprechend dem jeweiligen Bedarf die günstigs-

Streß und Streßbewältigung – Sachtext 425

te Form auswählen können (vgl. hierzu z.B. Kalu-za 1996, S. 51f.).

2.3.7 Streß aus wissenschaftlicher ver-sus laientheoretischer Sicht

Das Streßverständnis aus Laiensicht gilt häufig als unzureichend, um Streßbewältigungstechni-ken plausibel zu begründen. Insbesondere unter-scheiden Laien zumeist nicht zwischen Stressor und Streßreaktion. Dennoch enthält das Alltags-verständnis von Streß durchaus einen Bezie-hungsbegriff (Überforderung gleich Mißverhältnis von Anforderung und Leistungsmöglichkeiten), der dem „wissenschaftlichen” Streßverständnis ähnlich ist (Weber 1987).

Ursachen für Streß liegen nach dem Alltagsver-ständnis häufig in Belastungssituationen oder Zuständen, die nicht zu vermeiden sind. Eigene Einflußmöglichkeiten werden zumeist nicht gese-hen – sie sind oft kaum vorstellbar. Externale Kontrollüberzeugungen, d.h. – verkürzt dargestellt – die Einschätzung, selbst nichts wesentliches zur Veränderung einer Problemsituation beitragen zu können, bilden somit ein Hindernis für eine adä-quate Veränderungsmotivation (Muthny et al. 1994, vgl. auch Abschnitt 2.3.3).

Auch das häufig anzutreffende Alltagsverständnis von nicht näher differenziertem psychosozialem Streß als wesentlicher Krankheitsursache ist ge-rade in der Rehabilitation nicht unproblematisch, worauf Myrtek (1985a, b; vgl. auch Halhuber 1985) nachdrücklich hinweist. Bietet es doch die Gelegenheit, unveränderbare oder nur bedingt beeinflußbare Stressoren zur Kausalerklärung der Erkrankung heranzuziehen und den Änderungs-bedarf hinsichtlich der ohne Zweifel relevanten somatischen Risikofaktoren wie Ernährung, Rauchverhalten und Bewegungsmangel zu ver-nachlässigen („Streß als Ausrede”).

3 Grundlagen zum Thema „Streß-bewältigung”

Verfahren zur Bewältigung von Streß wurden ursprünglich auf dem Hintergrund psychophysio-logischer Theorien zum Streß entwickelt und fan-

den im Rahmen verhaltenstherapeutischer Be-handlungen Anwendung (vgl. Beisenherz 1990 sowie Hampel & Petermann 1997). Mit der Aus-breitung verhaltenstherapeutischer Behandlungs-verfahren wurden auch die Methoden zur Streß-bewältigung bekannter und häufiger angewandt. Es erfolgte die Entwicklung von einzelnen Techni-ken hin zu umfassenden Behandlungsprogram-men zur Streßbewältigung (vgl. Wagner & Vogel 1996).

Im stationären und ambulanten Setting werden Verfahren der Streßbewältigung sowohl als Grup-penverfahren als auch in der Einzeltherapie er-folgreich angewandt. Nachfolgend wird die Grund-konzeption üblicher Streßbewältigungstrainings vorgestellt, wie sie etwa in den Manualen von Kaluza (1996) oder Wagner-Link (1995) ausführ-lich beschrieben sind.

3.1 Anwendungsbereiche

Eine Vielzahl psychosomatischer und chronischer somatischer Störungen sind unter anderem durch die verminderte Fähigkeit zum Umgang mit Her-ausforderungen gekennzeichnet. Gerade Pati-ent(inn)en, die bereits durch psychische oder körperliche Störungen belastet sind, können da-von profitieren, mit Belastungen – seien es „nor-male” oder krankheitsbedingte Herausforderun-gen – besser umzugehen. Neben psychischen Störungen und Symptomen (z.B. Ängste, Depres-sionen, Selbstwertprobleme, Burnout-Syndrom) und somatoformen bzw. psychisch mitbedingten Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Spannungs-kopfschmerz, verschiedene gastrointestinale Er-krankungen) sind auch somatische Erkrankungen (z.B. Krankheitsbewältigung bei chronischen Er-krankungen, Verarbeitung von schweren operati-ven Eingriffen) zu nennen. Da die medizinische Rehabilitation sich vorwiegend auf Patient(inn)en mit chronischen Erkrankungen bezieht, liegt hier ein besonders geeignetes Anwendungsgebiet für Methoden zur Verbesserung der Streßbewälti-gungsfähigkeiten.

Streßbewältigungsverfahren sind nicht nur indi-ziert, wenn die Stressoren durch subjektive Be-wertung entstehen: Auch im Falle kritischer Le-

426 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

bensereignisse (Verlust des Ehepartners, Mittei-lung einer schweren somatischen Diagnose) sind diese Verfahren oder Teile daraus indiziert, da sie die kognitiv-emotionale Auseinandersetzung der Patientin bzw. des Patienten mit der Situation ver-bessern können und so langfristig negative Ent-wicklungen vermeiden helfen.

Das Training in Streßbewältigung ist somit ein klassisch „psychosomatisches” Vorgehen, da es sich speziell auf die ohnehin fließende Grenze zwischen psychischen und somatischen Aspekten des Krankseins bezieht und den Patient(inn)en ein greifbares Modell für den Umgang mit ent-sprechenden psychophysischen Herausforde-rungssituationen vermittelt.

Schließlich muß die Vermittlung von Streßmana-gement-Fertigkeiten auch als wichtige präventive Maßnahme verstanden werden, da es neben der Bewältigung bestehender Stressoren gleichzeitig darum geht, den Patient(inn)en den Umgang mit zukünftigen Herausforderungen zu erleichtern. Insofern hat die Streßbewältigung einen zentralen Platz in allen umfassenderen Konzepten zur Ge-sundheitsförderung (Vogel 1993).

3.2 Ziele von Maßnahmen zur Streß-bewältigung

Die übergreifenden Ziele von Maßnahmen zur Streßbewältigung werden anschaulich in dem folgenden Merkspruch zusammengefaßt:

Ändere Dinge, die Du ändern kannst. Akzeptiere Dinge, die Du nicht ändern kannst.

Und lerne, zwischen beiden zu unterscheiden.5

Damit ist bereits auf die Illusion hingewiesen, man könne alle Belastungssituationen vermeiden oder ändern. Gerade (aber nicht nur) in der Arbeitswelt

5 Original: „Gott gebe mir den Mut, die Dinge zu verändern,

die ich ändern kann, die Gelassenheit, die Dinge zu akzep-tieren, die ich nicht ändern kann, und die Weisheit, das ei-ne von dem anderen zu unterscheiden” (Friedrich Christoph Oetinger, 1702-1782).

gibt es für die meisten Rehabilitand(inn)en mar-kante Beispiele dafür, daß es bei vielen Stresso-ren individuell nur bedingt oder gar nicht möglich ist, Veränderungen in den Rahmenbedingungen zu erreichen (z.B. bei Lärmbelästigung am Ar-beitsplatz).

Die Ziele eines Streßbewältigungkurses lassen sich somit wie folgt systematisch in fünf Bereiche aufgliedern:

1. Der Erwerb eines Verständnisses der Zusam-menhänge zwischen äußeren (und gegebe-nenfalls inneren) Auslösern, innerer Verarbei-tung der Auslöser, (automatischer, gegebe-nenfalls unangemessener) Bewältigungsreak-tionen und dem Ergebnis auf der emotionalen, kognitiven und physiologischen Ebene.

2. Die Förderung der Bereitschaft und Fähigkeit zur Analyse von Belastungssituationen: Identi-fikation von (äußeren) Stressoren und proble-matischen (und veränderbaren!) Bewälti-gungsformen.

3. Die Förderung der Akzeptanz von Belastungen als Teil des eigenen Lebensplans: Hier geht es darum, das Ziel „Streß vermeiden” zu relativie-ren und die Unvermeidbarkeit von Belastun-gen im alltäglichen Leben (bis zu einem ge-wissen Ausmaß) zu thematisieren.

4. Kennenlernen verschiedener Fähigkeiten und Einübung insbesondere von Erleichterungs-techniken zur kurzfristigen Streßverminderung.

5. Erarbeitung und Training von Fähigkeiten zur längerfristigen Streßverminderung oder –ver-meidung (vor allem Situations- oder Verhal-tensänderungen). Hierzu gehört auch die Fä-higkeit zu genießen, körperliche Aktivität, ge-sunde Ernährung und ein gesundheitsförderli-cher Denk- und Lebensstil.

Einzelne Techniken, die auf verschiedenen Ebe-nen bedeutsam werden und deshalb in einem umfassenden Streßbewältigungstraining zumeist auch Berücksichtigung finden, sind:

• Problemlösefertigkeiten • Entspannungstechniken • Aufbau/Stärkung sozialer Kompetenzen

Streß und Streßbewältigung – Sachtext 427

• Genußübungen • sportliche Aktivität.

Zusammenfassend läßt sich das Ziel auch wie folgt beschreiben: Förderung der Fähigkeit, ein Gleichgewicht von Anspannung und Entspannung herzustellen bzw. von Hektik und Ruhe oder von (negativem) Streß und Genuß. Die Interventionen richten sich auf eine verbesserte (realistischere, positive) Selbstbeobachtung und auf die Vermitt-lung von Bewältigungsfertigkeiten. Am Ende einer erfolgreichen Streßbewältigung sollte ein verbes-serter Umgang mit Herausforderungen im Alltag stehen und damit auch ein besserer Umgang mit sich selbst.

3.3 Methodisches Vorgehen

Streßbewältigung wird üblicherweise als Grup-penkurs vermittelt bzw. erlernt. Als typische Schwerpunkte von Interventionsansätzen zur Ver-besserung der Streßbewältigung lassen sich nen-nen:

1. Vermitteln von Informationen zum Umgang mit Streß

2. Identifikation individueller Stressoren und Er-arbeitung von Bewältigungsstrategien

3. Positive Nutzung von Streßenergie 4. Erlernen kurzfristiger Erleichterungstechniken 5. Erlernen langfristiger Streßreduktions- und Be-

wältigungstechniken.

zu 1: Bei der Informationsvermittlung geht es zunächst um ein handlungsleitendes Modell für die Entstehung von Streß, das therapeutische Ansatzpunkte eröffnen sollte. Dabei gilt es, den Rehabilitand(inn)en eine realistische Einschät-zung ihrer Fähigkeiten und Grenzen zu ermögli-chen.

Für Rehabilitand(inn)en, die auch unter anderen Symptomen und Störungen leiden, kann die In-formationsvermittlung über Theorien und Metho-den der Streßbewältigung eine entlastende und hilfreiche Funktion haben (vgl. Wagner 1995). Ein gutes Verständnis hiervon ist die Voraussetzung für eine motivierte und erfolgreiche Mitarbeit der Rehabilitand(inn)en bei den folgenden Schritten.

zu 2 „Identifikation individueller Stressoren und Erarbeitung von Bewältigungsstrate-gien“: Die jeweiligen Handlungsabläufe, persönli-chen Stressoren und Reaktionsmuster der Reha-bilitand(inn)en werden identifiziert und somit einer verhaltenstherapeutischen Betrachtung zugäng-lich gemacht. Hier bietet sich eine Gelegenheit, die Rehabilitand(inn)en das zuvor Erlernte bei der Analyse ihrer eigenen Situation (Stressor => Be-wertung des Stressors => Bewertung der Hand-lungsmöglichkeiten => emotionale Reaktion => Verhalten ==> langfristige Folgen) anwenden zu lassen.

Besondere Bedeutung kommt dem Problemlöse-training zu. Damit sind Strategien der systemati-schen Bearbeitung von Problemen gemeint, die prinzipiell auf unterschiedlichste Schwierigkeiten im sozialen Kontext und im Lebensalltag ange-wendet werden können (Fliegel et al. 1994; Gra-we et al. 1980). Nach einer klaren Definition der Problemstellung (im Sinne einer Abweichung des gegenwärtigen vom erwünschten Zustand) wer-den unterschiedlichste Lösungsansätze gesam-melt, ohne sie zunächst zu bewerten. Erst danach erfolgt eine Auswahl geeigneter Lösungsmöglich-keiten sowie deren Umsetzungsplanung und Aus-führung. Eine abschließende Evaluation (Verbes-serung erreicht?) rundet den Problemlöseprozess ab und kann bei nicht hinreichender Problemlö-sung dazu führen, erneut einen Lösungsversuch im Sinne des Schemas zu starten.

Das Problemlösetraining setzt damit an zentralen Punkten des Streßmodells nach Lazarus an (vgl. Abschnitt 2.2.1): der Situationsbewertung/Prob-lemdefinition und der Bewertung der eigenen Handlungsmöglichkeiten/Lösungswege – und strebt eine Verbesserung der individuellen Bewäl-tigungsfertigkeiten an.

zu 3 „Nutzung positiver Streßenergie“: Unter dieser Überschrift soll vermittelt werden, daß es neben den erlebten negativen Folgen auch positi-ve Aspekte von Streßbelastungen gibt, wenn die-se ein gewisses Ausmaß nicht überschreiten. Die Aufteilung in Eustreß und Disstreß und die Bedeutung bewußter und weniger bewußter Moti-ve bei der eigenen Handlungsplanung wird erläu-tert und auf Beispiele aus der Lebenswelt des(der) Patienten(in) angewandt. Die Ambiva-

428 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Patienten(in) angewandt. Die Ambivalenz von Streßerleben soll herausgearbeitet und somit einer Bearbeitung – zumindest in Ansätzen – zu-gänglich gemacht werden.

zu 4: Beim „Erlernen kurzfristiger Erleichte-rungstechniken“ werden konkrete Techniken vorgestellt, die in aktuellen Streßsituationen durchgeführt werden können. Dazu zählen vor allem die Lenkung der Wahrnehmung (z.B. weg vom Herzklopfen, hin zu Überlegungen, wie sich eine Person nach Abschluß des streßauslösen-den Ereignisses fühlt), positive Selbstgespräche (z.B.: Ich habe viel für die Prüfung gelernt, ich bin gut vorbereitet) oder Selbstinstruktionen, Abreak-tionen (z.B. sportliche Aktivitäten) und systemati-sche Spontanentspannung (z.B. Anwendung von Autogenem Training oder Progressiver Muskel-entspannung). Diese Techniken werden in ver-schiedenen Lehrbüchern der Verhaltenstherapie ausführlich dargestellt (Fliegel et al. 1994; Linden & Hautzinger 1993).

zu 5 „Erlernen langfristiger Streßbewälti-gungsmechanismen“: Ziel von Maßnahmen der Streßbewältigung ist es nicht nur, mit aktuellen Streßsituationen besser umgehen zu können. Vielmehr sollen die Rehabilitand(inn)en auch ler-nen, ihr Leben so zu gestalten, daß sie langfristig streßauslösende Ereignisse bewältigen können. Beim Erlernen langfristiger Streßreduktions- und -bewältigungstechniken geht es daher um die An-eignung von Problemlösetechniken und die Stei-gerung der Belastbarkeit durch Entspannungsver-fahren (Progressive Muskelentspannung, Auto-genes Training oder auch Meditation) sowie um die Änderungen von problematischen Einstellun-gen, Erwartungen und Zielen. Schließlich kann hier auch die Frage nach Möglichkeiten und Chancen einer Veränderung von Rahmenbedin-gungen (in den Bereichen Tagesablauf, Lebenssi-tuation, beruflicher Alltag u.a.) gestellt und bear-beitet werden.

Ein wichtiger Teilbereich, der in den letzten Jah-ren auf der Basis des Salutogenese-Konzeptes zunehmend häufiger betont wird, ist die Förde-rung des individuellen Wohlbefindens und der Genußfähigkeit (Koppenhöfer 1990). Dadurch sollen die Rehabilitand(inn)en in die Lage versetzt

werden, langfristig für einen Belastungsausgleich zu sorgen (vgl. hierzu Sachtext der Seminarein-heit „Schutzfaktoren: Was hält uns gesund?“, Abschnitt 5.3.1).

Eine weitere langfristige Streßreduktionsmaß-nahme ist die Förderung sozialer Kompetenzen und der Aufbau eines sozialen Netzes, weil auf diese Weise einerseits emotionale Unterstützung in Belastungssituationen zur Verfügung steht und andererseits konkrete praktische Hilfestellung leichter zugänglich ist (vgl. hierzu Sachtext der Seminareinheit „Schutzfaktoren: Was hält uns gesund?“, Abschnitt 4.2.1 sowie Umsetzung „So-ziale Unterstützung – Rückhalt bei anderen Men-schen finden“). Hier geht es zunächst um eine Analyse der sozialen Bezüge einer Person sowie gegebenenfalls von Defiziten in kommunikativen und sozialen Fertigkeiten. Vor diesem Hintergrund sind Veränderungsziele zu erarbeiten und Verän-derungen zu planen und gegebenenfalls einzu-üben, z.B. in Rollenspielen.

Bei der Durchführung von Therapiegruppen oder Kursen zur Streßbewältigung sind im wesentli-chen drei Phasen unterscheidbar. Nach der Vermittlung von theoretischen Grundlagen erfolgt die Planung und das Training von neuen Bewälti-gungsformen, der Transfer in den Alltag sowie die Generalisierung auf andere Problembereiche einschließlich der erforderlichen therapeutischen Begleitung. Diese drei Phasen beziehen sich auf alle inhaltlichen Bereiche, so daß sich die Abfolge der einzelnen Phasen in den Kursen oder Grup-penprogrammen in der Regel überschneidet und nur teilweise eine sukzessive Abfolge möglich ist.

Die Umsetzung in Gruppenprogrammen bietet gegenüber der Durchführung in Einzelbehandlun-gen neben der größeren Ökonomie auch den Vorteil, daß gerade bei diesem Thema – bei ge-schickter Gruppenführung – beträchtliche Lern-prozesse durch die Gruppeninteraktion und die verschiedenen, vielfach beschriebenen Synergie-effekte von Gruppenarbeit genutzt werden kön-nen (Lernen am Modell, Lernen durch eigenes Lehren, gegenseitiger Ansporn etc.; vgl. Juli 1990).

Streß und Streßbewältigung – Sachtext 429

Krankheits- oder indikationsspezifische Grup-pen

Belastungs- oder Streßbewältigung erfolgt nicht nur in speziellen, darauf bezogenen Trainings- oder Therapiegruppen, sondern ist in der Regel auch integraler Bestandteil in den meisten krank-heits- oder indikationsspezifischen Gruppenpro-grammen, die in der letzten Zeit entwickelt und publiziert wurden. Dies macht vor allem deshalb Sinn, weil die meisten chronischen Erkrankungen mit typischen Belastungssituationen im emotiona-len, sozialen oder beruflichen Bereich verknüpft sind, deren Bewältigung einen wichtigen Schritt zur besseren Krankheitsverarbeitung darstellt, die Compliance (im Sinne einer angemessenen Mit-arbeit bei der Behandlung oder Selbstbehand-lung) verbessert und somit den langfristigen Ver-lauf der Krankheit positiv beeinflußt.

Beispielhaft für krankheitsspezifische Verfahren soll auf das Gruppenprogramm bei atopischer Dermatitis eingegangen werden. Ausgehend von der Erfahrung, daß das Auftreten von Streß zu verstärkten Juckreaktionen führt, die den Krank-heitsverlauf negativ beeinflussen, werden Techni-ken entwickelt bzw. in der Gruppe erarbeitet, die es den Patient(inn)en erleichtern, Streßsituatio-nen frühzeitig zu erkennen und möglichst effektiv zu bewältigen, ohne die Krankheitsymptome zu verstärken. Gleichzeitig richtet sich das Pro-gramm auch auf die Unterstützung bei der psy-chischen Krankheitsbewältigung (Kaschel et al. 1989, 1990; Niebel 1990, 1995). Für andere Krankheitsbereiche werden ebenfalls spezifische Programme entwickelt, die jeweils von den spe-ziellen Anforderungen durch die Erkrankung aus-gehen (z.B. für Morbus Crohn, Rückenschmer-zen, Diabetes mellitus oder Adipositas; vgl. Ko-sarz & Traue 1996; Petermann 1997; Vogel & Liebing 1995).

Die Integration entsprechender Einheiten zur Be-lastungsbewältigung in krankheits- oder indikati-onsspezifische Programme hat gegenüber dem „reinen” Streßbewältigungskurs den Vorteil, daß in diesem Fall die behandelten Belastungssituati-onen noch spezifischer für die Rehabilitand(inn)en ausgewählt werden können. Dadurch können die erarbeiteten Veränderungswege konkreter einge-

setzt werden und sind für die individuelle Situation hilfreicher. Schließlich wird eine krankheitsspezi-fisch zusammengesetzte Gruppe durch das bes-sere gegenseitige Verständnis der Teilneh-mer(innen) und stärkeres Näheempfinden mehr Offenheit der Beteiligten erlauben und damit wirk-samer werden. Gegen die Integration von Streß-bewältigungstrainings in krankheits- oder indikati-onsspezifische Programme spricht, daß es auf diese Weise möglicherweise nur begrenzt gelingt, einen Transfer der gelernten Verarbeitungsfähig-keiten auf andere Lebens- und Belastungsberei-che zu erreichen.

3.4 Empirische Überprüfung

Während für die ein- oder mehrstündige Semi-narveranstaltung mit primär motivierender Ziel-setzung keine an diesem Ziel orientierten Evalua-tionsstudien bekannt sind (und wohl auch nur schwer in kontrollierter Form durchführbar wären), gibt es inzwischen eine Vielzahl von Studien zur empirischen Effektprüfung von Streßbewälti-gungsstrainings, die nachfolgend unter Verweis auf die Metaanalysen von Grawe, Donati und Bernauer (1994) zusammenfassend referiert wer-den.

Die Evaluation von Streßbewältigungsprogram-men wird von Grawe et al. (1994, S. 415 ff.) unter der Überschrift kognitive Bewältigungstrai-nings (KBT) abgehandelt. In ihre Metaanalyse konnten sie 38 Studien mit insgesamt 1.556 Pati-ent(inn)en aufnehmen, in denen das KBT bei klinisch relevanten Störungen angewendet wurde. Das Spektrum der in den einzelnen Studien be-handelten Störungen umfaßt u.a. Angststörungen, Selbstunsicherheit, Verhaltensstörungen bei Schizophrenen, chronische Schmerzen, Span-nungskopfschmerzen, Depressionen und Zwän-ge. Die untersuchten Behandlungen dauerten mehrheitlich nicht länger als acht Wochen, bei durchschnittlich vier bis zwölf Behandlungssitzun-gen. Die Effektmessung bezieht sich in den meis-ten Studien neben der Hauptsymptomatik auch auf Veränderungen der Befindlichkeit und umfaßt in drei Viertel aller Studien auch Langzeitergeb-nisse. Insgesamt liegt die methodische Güte der betrachteten Studien zum KBT leicht über dem

430 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Durchschnitt der übrigen von Grawe et al. (1994) berücksichtigten Untersuchungen.

In der Zusammenschau zeigte sich, daß in 80 Prozent aller Behandlungsgruppen sowohl eine signifikante Besserung der Hauptsymptomatik als auch des allgemeinen Wohlbefindens festgestellt wurde. Fast immer wurden auch positive Verän-derungen im zwischenmenschlichen Bereich fest-gestellt. Bedeutsame Veränderungen in psycho-physiologischen Maßen und im Persönlichkeits-profil zeigten sich bei der Hälfte der Gruppen. Die Wirkungen waren noch eindrucksvoller, wenn kognitives Bewältigungstraining systematisch mit verhaltensübenden Methoden (z.B. einem Ent-spannungstraining oder Selbstsicherheitstraining) kombiniert wurde: Hier fanden sich immer be-deutsame Symptomverbesserungen und überwie-gend signifikante Verbesserungen im Befinden und in vegetativen Funktionen. Diese Ergebnisse zeigten sich bei sehr verschiedenen Störungsbil-dern und unterschiedlichen Patientengruppen, in ambulanten wie auch in stationären Therapien, sowohl im gruppen- als auch im einzeltherapeuti-schen Setting. Erfolgreiche Wirksamkeitsprüfun-gen fanden sich ebenfalls in Kontrollgruppenver-gleichen und bei Betrachtung langfristiger Verläu-fe. Für die (mindestens halbjährigen) Katamnese-zeiträume wird häufig noch von weiteren signifi-kanten Verbesserungen berichtet.

Zusammenfassend kann nach Grawe et al. (1994, S. 435ff.) festgehalten werden, daß das kognitive Bewältigungstraining angesichts seiner breiten Anwendbarkeit, großen Ökonomie und belegten Effektivität für den Einsatz in der Ge-sundheitsversorgung geeignet ist. Dies gilt spe-ziell dann, wenn es um biopsychosoziale Bela-stungen geht, also um gesundheitliche Heraus-forderungen, in denen körperliche Störungen und Symptome eng mit psychosozialen Belastungen verknüpft sind.

4 Verzahnung der Seminareinheit mit anderen Angeboten

4.1 Fortführung und Vertiefung des Themas innerhalb der Einrichtung

Eine optimale Form der Streßbewältigung baut auf verschiedenen Fertigkeiten auf, die unter-schiedliche Aspekte der Bewältigung thematisie-ren und die jeweils individuelle Situation des(der) Patienten(in) berücksichtigen. Für die Weiterfüh-rung und Vertiefung des Themas „Streß und Streßbewältigung” im Anschluß an die Seminar-einheit können damit je nach individueller Situati-on und nach Bedarf der Teilnehmer(innen) unter-schiedliche Wege aufgezeigt werden, für die die Klinik entsprechende Angebote bereithalten sollte.

Für eine Reihe von Rehabilitand(inn)en kann es – entsprechend der jeweiligen individuellen Situati-on – auch zweckmäßig sein, den allgemeinen Ansatz der Streßbewältigung in einen speziellen Kurs „Streßbewältigung – der bessere Um-gang mit täglichen Belastungen” über mehrere Sitzungen hinweg zu vertiefen. Hierzu kann das vorliegende Material als Basis genutzt werden. Gruppen-Manuale wurden z.B. vorgelegt von Kaluza 1996; Kessler 1995 und Wagner-Link 1995 (vgl. Abschnitt 3.3).

In vielen Fällen kann das Seminar den Anstoß geben zur Teilnahme an Kursen oder Gruppen zum Erlernen von Entspannungsverfahren (Autogenes Training, Progressive Muskelent-spannung oder Tiefmuskelentspannung, Yoga oder Feldenkrais). Diese sollten sich dann nicht allein auf das Training der jeweiligen Methode beschränken, sondern so ausgerichtet und durchgeführt werden, daß die Entspannungsme-thode als individuelle Technik zur Belastungsbe-wältigung im Alltag erlernt wird. Das bedeutet, daß dabei insbesondere das Üben unter alltags-nahen Bedingungen und die spätere Umsetzung im Alltag einen wichtigen Bestandteil darstellen wird (Ohm 1995, Klinkenberg 1996).

Von besonderer Bedeutung für eine größere An-zahl von Rehabilitand(inn)en dürfte die Teilnahme an Gruppen zum sozialen Kompetenztraining

Streß und Streßbewältigung – Sachtext 431

(Selbstsicherheitstraining) sein. Diese Grup-penkonzepte, die sich zweckmäßigerweise auf eines der vorliegenden und erprobten Manuale beziehen (Hinsch & Pfingsten 1983; Feldhege & Krauthahn 1979 u.a.), werden mit zunehmender Häufigkeit auch in Rehabilitationskliniken mit so-matischer Hauptindikation durchgeführt. Sie rich-ten sich darauf, zentrale Kompetenzen zur besse-ren Bewältigung von Belastungen im beruflichen und sozialen Umfeld zu fördern.

Daneben gibt es noch eine Vielzahl anderer An-gebote in den Rehabilitationseinrichtungen, die – ergänzend zu den vorgenannten Programmen – als gezielte Arbeit an der Verbesserung von spe-ziellen Bewältigungsfertigkeiten verstanden und vermittelt werden können. In diesem Sinne sind sie auch eine sinnvolle Weiterführung und Ergän-zung eines Einführungsseminars zum Thema „Streß und Streßbewältigung“:

• Gesundheitsbewußte Ernährung • Bewegung und Sport • Training euthymen Verhaltens (Genußgruppe) • Sozialberatung, um die sozialrechtlichen und

sozialen Rahmenbedingungen und Ressourcen eigener Problemkonstellationen besser ab-schätzen zu können

• Information und Wissen über begleitende ge-sundheitliche Probleme und Belastungen (indi-kationsspezifische Seminare).

Krankheits- oder indikationsspezifische Pro-gramme: In den meisten Rehabilitationseinrich-tungen, die sich auf Rehabilitand(inn)en mit be-stimmten Grunderkrankungen spezialisiert haben, dürften inzwischen entsprechende Gruppenpro-gramme etabliert sein, in denen neben krank-heitsspezifischer Informationsvermittlung auch die Hilfe zur Belastungsbewältigung integriert ist. Die Teilnahme an solchen Gruppen sollte nahegelegt werden, da sie eine größere Sicherheit bietet, daß sich die Rehabilitand(inn)en auch tatsächlich mit ihren individuellen und krankheitstypischen Stres-soren sowie entsprechenden Bewältigungsmög-lichkeiten auseinandersetzen (vgl. Abschnitt 3.3).

In einigen Fällen wird sich aus dem Seminar Be-darf für weitergehende psychosoziale oder psy-chologische Einzelberatung mit gegebenenfalls

psychotherapeutischem Schwerpunkt ergeben. Dies kann der Fall sein, wenn Belastungssituatio-nen so persönlich oder schwerwiegend sind, daß eine Erörterung und Offenbarung in einer Grup-penmaßnahme nicht akzeptabel ist. Das kann auch zweckmäßig sein, wenn die Belastung des(der) Rehabilitanden(in) bereits zu ausgepräg-ten emotionalen und psychophysischen Sympto-men geführt hat, so daß eine Unterstützung in-nerhalb der Gruppe ebenfalls nicht in Frage kommt.

Nicht jedes wünschenswerte Vertiefungsangebot wird in allen Rehabilitationseinrichtungen vorhan-den sein. Umso wichtiger ist es daher, daß der(die) Rehabilitand(in) während der Maßnahme hinreichend informiert und motiviert wird, langfris-tige Änderungen in seinem(ihrem) Bewältigungs-verhalten umzusetzen und dies gegebenenfalls durch die Teilnahme an entsprechenden Kursen oder Gruppen nach der Rehabilitation zu unter-stützen.

4.2 Weiterführung des Themas nach der Rehabilitation

Standardisierte Programme zur Streßbewältigung werden schon seit langem durch Erwachsenen-bildungseinrichtungen, wie Familienbildungsstät-ten und Volkshochschulen, einer breiteren Öffent-lichkeit zugänglich gemacht. Auch andere ge-sundheitsfördernde Angebote dieser Einrichtun-gen können je nach individuellem Bedarf empfeh-lenswert sein, wie etwa die Kurse zum Entspan-nungstraining oder Angebote zum Selbstsicher-heitstraining.

5 Literaturverzeichnis

5.1 Im Text zitierte Literatur

Antonovsky, A. (1979). Health, stress, and coping. San Francisco: Jossey-Bass Publishers.

Antonovsky, A. (1993). Gesundheitsforschung versus Krankheitsforschung. In: A. Franke & M. Broda (Hrsg.). Psychosomatische Gesundheit. Tübingen: DGVT, 3-14.

Antonovsky, A. (1997). Salutogenese. Zur Entmysti-fizierung der Gesundheit. Deutsche erweiterte Aus-gabe von A. Franke. Tübingen: DGVT.

432 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

Basler, H.-D.; Florin, I. (1985). Klinische Psychologie und körperliche Krankheit. Stuttgart: Kohlhammer.

Beutel, M. (1988). Bewältigungsprozesse bei chro-nischen Erkrankungen. Weinheim: VCH.

Beisenherz, B. (1990). Grundzüge von Streßmodellen und Ansätze psychologischer Intervention. In: VDR, a.a.O., 55 - 66.

Biener, K. (1990). Epidemiologie und Prävention. Bern: Huber.

Brantley, Ph.; Waggoner, C. D.; Jones, G. N.; Rappaport, N. B. (1987). A Daily Stress Inventory: Development, Reliability, and Validity. Journal of Behavioral Medicine, 10, 61-74.

Einarsen, S.; Skogstad, A. (1996). Prevalence and risk groups of bullying and harrassment at work. Euro-pean Journal of Work and Organizational Psycho-logy, 5, 185-202.

Feldhege, F.-J.; Krauthahn, G. (1979). Verhaltenstrai-ning zum Aufbau sozialer Kompetenz. Berlin: Sprin-ger.

Filipp, S.-H. (Hrsg.) (1990). Kritische Lebensereig-nisse. 2. Auflage. München: Psychologie Verlags Union.

Fliegel, S.; Groeger, W.M.; Künzel, R.; Schulte, D.; Sorgatz, H. (1994). Verhaltenstherapeutische Stan-dardmethoden. Ein Übungsbuch. Weinheim: Beltz.

Frese, M. (1989). Theoretical models of control and health. In: S. L. Sauter; J.J. Hurrel & C.L. Cooper (Eds.). Job control and worker health. New York: Wiley, 108-128.

Frese, M.; Semmer, N. (1991). Streßfolgen in Abhängigkeit von Moderatorvariablen: Der Einfluß von Kontrolle und Sozialer Unterstützung. In: S. Greif; E. Bamberg & N. Semmer (Hrsg.). Psychischer Streß am Arbeitsplatz. Göttingen: Hogrefe, 135-153.

Friedman, M.; Rosenman, R.H. (1974). Type A behavior and your heart. New York: Knopf.

Grawe, K.; Dziewas, H.; Wedel, S. (1980). Interak-tionelle Problemlösungsgruppen – ein verhaltens-therapeutisches Gruppenkonzept. In: K. Grawe (Hrsg.). Verhaltenstherapie in Gruppen. München: Urban & Schwarzenberg, 245-264.

Grawe, K.; Donati, R.; Bernauer, F. (1994). Psycho-therapie im Wandel. Göttingen: Hogrefe.

Greif, S. (1991). Streß in der Arbeit. Einführung und Grundbegriffe. In: S. Greif; E. Bamberg & N. Sem-mer (Hrsg.). Psychischer Streß am Arbeitsplatz. Göttingen: Hogrefe, 1-28.

Halhuber, M.J. (1985). Leserbrief – zum Beitrag von M. Myrtek: Streß und Typ-A-Verhalten, Risikofaktoren der koronaren Herzkrankheit? Eine kritische Be-standsaufnahme (Psychotherapie und medizini-sche Psychologie, 35, 54-61), Psychotherapie und medizinische Psychologie, 35, 247-248.

Hampel, P.; Petermann, F. (1997). Patientenschulung und Patientenberatung – Zur Bedeutung der Streß-konzepte. In: Petermann, a.a.O., 53-99.

Henry, J.P. (1986). Neuroendocrine patterns of emotional response. In: R. Plutchik & H. Keller-mann (eds.), Emotion: Theory, Research and Experiences (Vol. 3). San Diego: Academic Press, 37-60.

Hinsch, R.; Pfingsten, U. (1983). Gruppentraining so-zialer Kompetenz. München: Urban & Schwarzen-berg.

Huether, G.; Doering, S.; Rüger, U.; Rüther, E.; Schüßler, G. (1996). Psychische Belastung und neuronale Plastizität. Ein erweitertes Modell des Streß-Reaktions-Prozesses als Grundlage für das Verständnis zentralnervöser Anpassungsprozesse. Zeitschrift für psychosomatische Medizin, 42, 107-127.

Jerusalem, M. (1990). Persönliche Ressourcen, Vulnerabilität und Streßerleben. Göttingen: Ho-grefe.

Juli, D. (1990). Streßbewältigung in verhaltens-therapeutischen Gruppen. Praxis der Klinischen Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 3 (3), 230-237.

Kaluza, G. (1996). Gelassen und sicher im Streß. Psychologisches Programm zur Gesundheits-förderung. Heidelberg: Springer.

Kanfer, F.H.; Reinecker, H.; Schmelzer, D. (1996). Selbstmanagement-Therapie. Heidelberg: Springer.

Kaschel, R.; Miltner, W.; Egenrieder, H.; Lischka, G. (1989). Verhaltenstherapie beim atopischen Ek-zem: Ein Trainingsprogramm für ambulante und stationäre Patienten. Aktuelle Dermatologie, 15, 275-280.

Kaschel, R.; Miltner, W.; Egenrieder, H.; Lischka, G.; Niederberger, U. (1990). Eine Pilotstudie mit fünf kontrollierten Einzelfällen bei atopischer Dermatitis. Verhaltensmodifikation und Verhaltensmedizin, 11, 5-23.

Kessler, A. (1995). Der erfolgreiche Umgang mit täglichen Belastungen – ein Programm zur Streß-bewältigung. IFT-Materialien. München: Roettger-Verlag.

Kessler, A.; Gallen, M. (1995). Der erfolgreiche Umgang mit täglichen Belastungen – ein Programm zur Streßbewältigung. Teilnehmerunter-lagen für den Gruppenkurs. IFT-Materialien. München: Roettger-Verlag.

Klinkenberg, N. (1996). Die Feldenkrais-Methode als Mittel einer kognitiv-behavioralen Körpertherapie. Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis, 28 (2), 191-202.

Knorz, C.; Zapf, D. (1996). Mobbing – eine extreme Form sozialer Stressoren am Arbeitsplatz. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsycho-logie, 40 (1), 12-21.

Koppenhöfer, E. (1990). Therapie und Förderung ge-nußvollen Erlebens und Handelns. In: M. Zielke & M. Mark (Hrsg.). Fortschritte der angewandten Verhaltensmedizin, Band 1. Heidelberg: Springer, 250-263.

Koppenhöfer, E. (1996). Euthymes Erleben im thera-peutischen Selbstmanagementprozeß. In: H. Rein-ecker & D. Schmelzer (Hrsg.). Verhaltenstherapie, Selbstregulation, Selbstmanagement. Göttingen: Hogrefe, 199-207.

Kosarz, P.; Traue, H.C. (1996). Alltagsstreß, Streßbe-wältigung und Morbus Crohn. Verhaltensmodifika-tion und Verhaltensmedizin, 17, 25-44.

Krohne, H. W. (1996). Streß und Streßbewältigung. In:

Streß und Streßbewältigung – Sachtext 433

R. Schwarzer (Hrsg.). Gesundheitspsychologie. 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe, 267-283.

Lazarus, R.S. (1966). Psychological Stress and the Coping Process. New York: McGraw Hill.

Lazarus, R.S.; Folkman, S. (1984). Stress, Appraisal and Coping. New York: Springer.

Leymann, H. (1993). Mobbing – Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann. Reinbeck: Rowohlt.

Linden, M.; Hautzinger, M. (Hrsg.) (1993). Verhaltens-therapie. Heidelberg: Springer.

Lutz, R. (1996). Gesundheit und Genuß: Euthyme Grundlagen der Verhaltenstherapie. In: J. Margraf (Hrsg.). Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 1: Grundlagen – Diagnostik – Verfahren – Rahmenbe-dingungen. Berlin: Springer, 113-128.

Meichenbaum, D. (1991). Interventionen bei Streß. Bern: Huber.

Miltner, W. (1986). Streßbewältigung, subliminale Wahrnehmung und Krankheit. In: W. Miltner; N. Birbaumer & W.-D. Gerber (Hrsg.). Verhaltensme-dizin. Heidelberg: Springer, 38-60.

Mittag, O. (1995). Institutionelle Bedingungen der Ge-sundheitsförderung in der stationären Rehabilita-tion. Praxis der Klinischen Verhaltensmedizin und Rehabilitation 8, 32-35.

Muthny, F.; Kramer, P.; Lerch, J.; Tausch, B.; Wiede-mann, S. (1994). Gesundheits- und krankheitsbe-zogene Kontrollüberzeugungen Gesunder. Zeit-schrift für Gesundheitspsychologie 2, 194-215.

Myrtek, M. (1985a). Streß und Typ-A-Verhalten, Risiko-faktoren der koronaren Herzkrankheit? Eine kri-tische Bestandsaufnahme. Psychotherapie und medizinische Psychologie 35, 54-61.

Myrtek, M. (1985b). Stellungnahme – zum Leserbrief vom M.J. Halhuber: Streß und Typ-A-Verhalten, Risikofaktoren der koronaren Herzkrankheit? Eine kritische Bestandsaufnahme. Psychotherapie und medizinische Psychologie 35, 249-251.

Myrtek, M. (1999). Expertise: Das Typ-A-Verhaltens-muster und Hostility als eigenständige Risikofakto-ren der koronaren Herzkrankheit. Unveröffentlicht.

Neuser, J. (1994). Streß und Emotion. In: W.D. Ger-ber; H.D. Basler & U. Tewes (Hrsg.). Medizinische Psychologie. München: Urban & Schwarzenberg, 73-82.

Niebel, G. (1990). Verhaltensmedizinisches Gruppen-training für Patienten mit atopischer Dermatitis in Ergänzung zur dermatologischen Behandlung; Pilotstudien zur Erprobung von Selbsthilfestra-tegien. Verhaltensmodifikation und Verhaltensme-dizin 11, 24-44.

Niebel, G. (1995). Verhaltensmedizin der chronischen Hautkrankheit. Interdisziplinäre Perspektiven der atopischen Dermatitis und ihrer Behandlung. Bern: Huber.

Niedl, K. (1995). Mobbing/Bullying am Arbeitsplatz. Eine empirische Analyse zum Phänomen sowie zu personalwirtschaftlich relevanten Effekten von sy-stematischen Feindseligkeiten. München: Hampp.

Nitsch, J.R. (Hrsg.) (1981). Streß. Theorien, Untersu-chungen, Maßnahmen. Bern: Huber.

Ohm, D. (1995). Entspannungstraining in der Gesund-

heitsversorgung: Anwendungsbereiche und Aspek-te der differentiellen Effektivität. Praxis der Klini-schen Verhaltensmedizin und Rehabilitation 8, 60-65.

Petermann, F. (Hrsg.) (1997). Patientenschulung und Patientenberatung. 2. Auflage. Göttingen: Hogrefe.

Ragland, D.R.; Brand, R.J. (1988). Type A behavior and mortality from coronary heart disease. The New England Journal of Medicine, 318, 2.

Rayner, C. (1997). The incidence of workplace bul-lying. Journal of Community & Applied Social Psy-chology, 7, 199-208.

Reschke, K. (1995). Überlegungen zum Kompetenz-profil in der Gesundheitsbildung. Praxis der Klini-schen Verhaltensmedizin und Rehabilitation 8, 26-31.

Röhrle, B. (1994). Soziale Netzwerke und soziale Un-terstützung. Weinheim: Psychologie Verlags Union.

Rotter, J.B. (1966). Generalized expectancies for inter-nal versus external control of reinforcement. Psy-chological Monographs 80, 1-28.

Schalp, T.; Malucke, D.; Gravemeier, R.; Meusling, U. (1990). Rational-Emotive Therapie als Gruppen-training gegen Streß. Bern: Huber.

Selye, H. (1936). A syndrome produced by diverse nocuous agents. Nature 138, 32.

Siegrist, J. (1987). Chronischer Streß und koronares Risiko. Braunschweig: Vieweg.

Siegrist, J. (1991). Soziale Krisen und Gesundheit. Prävention 2, 43-49.

Siegrist, K. (1990). Streß und Adaptation – Thesen zu neueren Entwicklungen in der Streßforschung. In: VDR, a.a.O., 99-102.

Sippel-Werner, K. (1989). Streß und psychosomati-sches Erkrankungsrisiko. Frankfurt: Lang.

Titze, I. (1990). Psychologische Intervention und Im-munfunktionen. In: VDR, a.a.O., 45-53.

Trojan, A.; Stumm, B. (Hrsg.) (1992). Gesundheit för-dern statt kontrollieren. Eine Absage an den Mu-stermenschen. Frankfurt/M.: Fischer Sachbuch.

Ulich, E. (1998). Arbeitspsychologie. Stuttgart: Schäf-fer-Poeschel.

Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (Hrsg.) (1990). Psychoimmunologie und Überforderungs-syndrom (Streß). (Band 3 der Reihe Klinische Psychologie in Rehabilitationskliniken). Frankfurt am Main: Selbstverlag.

Vogel, H. (1993). Gesundheitsbildung in der medizi-nischen Rehabilitation der Rentenversicherung: Si-tuation und Zukunftsperspektiven. Prävention und Rehabilitation 5, 1-13.

Vogel, H.; Liebing, D. (Hrsg.) (1995). Gesundheits-förderung und Gesundheitsbildung – Theoretische Grundlagen und praktische Anwendungen. The-menheft. Praxis der Klinischen Verhaltensmedizin und Rehabilitation 8, 1-84.

Wagner, R.F. (1995). Kontrollüberzeugungen bei chro-nischer Pankreatitis. Münster: Aschendorf.

Wagner, R.F.; Vogel, H. (1996). Streßbewältigungstrai-ning. Ein kognitiv-behavioraler Ansatz bei unter-schiedlichen Störungsbereichen. Fundamenta Psychiatrica 10, 115-120.

Wagner-Link, A. (1995). Verhaltenstraining zur Streß-

434 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation

bewältigung. Arbeitsbuch für Therapeuten und Trai-ner. München: Pfeiffer.

Weber, H. (1987). Das Streßkonzept in Wissenschaft und Laientheorie. Regensburg: Roderer Verlag.

Weber, H. (1992). Belastungsverarbeitung. Zeitschrift für Klinische Psychologie 21, 17-27.

Weber, H. (1994). Ärger. Psychologie einer alltägli-chen Emotion. Weinheim, Juventa.

Zapf, D.; Frese, M. (1993). Streß. In: A. Schorr (Hrsg.). Handbuch der Angewandten Psychologie. Bonn: Deutscher Psychologen Verlag, 658-660.

Zapf, D. (1999). Mobbing in Organisationen – Über-blick zum Stand der Forschung. Zeitschrift für Ar-beits- und Organisationspsychologie 43, 1-25.

Zapf, D.; Dormann, C.; Frese, M. (1996). Longitudinal studies in organizational stress research. A review of the literature with referference to methodological issues. Journal of Occupational Health Psychology 1, 145-169.

5.2 Weiterführende Literatur für die Referent(inn)en

Praktische Manuale zur Durchführung von Semi-naren zum Thema „Streß“ sind die o.g. Titel von Kaluza (1996), Kessler (1995) bzw. Kessler & Gallen (1995) und Wagner-Link (1995).

Ferner sollte in diesem Zusammenhang auf Aus-bildungsseminare zur Einführung in spezielle Streßbewältigungsprogramme hingewiesen wer-den. Sie werden u.a. von der Deutschen Psycho-logen Akademie (Heilsbachstraße 22, 53123 Bonn) organisiert oder im Rahmen der Verhal-tenstherapiewochen (Freiburg, Kiel, Dresden) des Instituts für Therapieforschung/IFT (Parzivalstr. 25, 80804 München) angeboten.

5.3 Literaturempfehlungen für die Re-habilitand(inn)en

Birkenbihl, V.F. (1996). Freude durch Streß. Lands-berg: mvg-Verlag.

Brenner, H. (1988). Entspannungstraining. München: Humboldt-Ratgeber.

Diekstra, R.F.W. (1982). Ich kann denken / fühlen was ich will. Lisse (Holland): Swets & Zeitlinger.

Eberspächer, H.; Franck, M. (1985). Streßausgleich und Entspannung durch Bewegungstraining. Ober-haching: Sportinform.

Fensterheim, H.; Baer, J. (1995). Sag nicht ja, wenn Du nein sagen willst. München: Goldmann Sach-buch.

Franke, K. (1990). So lernt man Autogenes Training. 6. Auflage. Stuttgart: TRIAS.

Hatzelmann, E. (1997). Keine Macht dem Streß!

Handbuch für Entspannung und mentales Training. München: Humboldt.

Juli, D.; Engelbrecht-Greve, M. (1997). Streßverhalten ändern lernen. Neuauflage. Reinbek b. Hamburg: rororo Sachbuch.

Lazarus, A.; Fay, A. (1982). Ich kann, wenn ich will. Anleitung zur Selbsthilfe. Stuttgart: Klett-Cotta/dtv.

Lindemann, H. (1995). Überleben im Streß. Der erfolgreiche Weg zu Entspannung, Gesundheit und Leistungssteigerung. München: Heyne.

Ohm, D. (1997). Progressive Relaxation. 2. Auflage. Stuttgart: TRIAS.

Trappe, M. (1989). Selbstsicher, selbstbewußt. Mün-chen: Humboldt.

Schenk, Ch. (1996). Streß bewältigen durch Entspan-nung. Neuauflage. Niedernhausen: Falken Verlag.

Stemme, F.; Reinhardt, K.-W. (1988). Supertraining – Mit mentalen Techniken zur Spitzenleistung. Düs-seldorf: Econ.

Wolf, D.; Merkle, R. (1996). Gefühle verstehen, Prob-leme bewältigen. 13. Auflage. Mannheim: PAL-Ver-lag.

Empfehlenswert sind die in den letzten Jahren erschienenen Gesundheitsbroschüren der Kran-kenkassen, die häufig in fundierter und für Laien verständlicher Weise Themen der Gesundheits-förderung aufgreifen.

Die einzelnen Bücher und Broschüren haben jeweils andere Schwerpunkte und sind didaktisch unterschiedlich aufbereitet. Manche von ihnen sind anspruchsvoller geschrieben, d.h. schwieri-ger zu verstehen. Die Referent(inn)en sollten sich selbst ein Bild davon machen, um bei Bedarf auch genauere Vorschläge und Anregungen zu geben.

Die Ratgeberbücher und Broschüren können für interessierte Teilnehmer(innen) des Seminars eine wichtige Vertiefungsmöglichkeit darstellen, allerdings nur, wenn sie auch sofort verfügbar sind (und nicht erst nach Ende der Rehabilitation im häuslichen Umfeld, wenn die Belastungen des Alltags wieder überwältigend zu werden drohen). So ist etwa daran zu denken, die Bücherei der jeweiligen Einrichtung entsprechend auszustatten und/oder auch die Buchhandlung(en) in der Nähe darauf aufmerksam zu machen, daß in der Ein-richtung entsprechende Buch-Tips gegeben wer-den und vorzuschlagen, diese Texte vorrätig zu halten.