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Hellasfreunde B ern

Hellasfreunde Bern Kulturelle Vereinigung der Hellasfreunde, 3000 Bern

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Titelbild: Agave

Vereinsadresse:

Kulturelle Vereinigung

der Hellasfreunde

3000 Bern

Kontakt:

Internet: www.hellasfreunde.ch

Mail: [email protected]

Tel. Fred Wyss: +41 (0) 031 931 02 13

Das Bulletin wird, zumindest auszugsweise,

auch auf unserer Website als PDF aufge-

schaltet – allerdings mit ca. 3 Monaten Ver-

zögerung: Mitglieder sollen Vorrang haben!

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In eigener Sache

Inhalt des Bulletins Zum Bulletin Fred Wyss (Mitgl. Hellasfreunde) 3

Am Evros Wilf Diethelm (Mitgl. Hellasfreunde) 5

En Taxi Ulli Behrens (www.gialtra.de) 7

Archäologisches und Touristisches Wilfried Jakisch (www.argolis.de) und andere 8

Inselparadies Lesvos Simone Keller (Mitgl. Hellasfreunde) 10

Patmos entdecken Sylvia Caviezel (Mitgl. Hellasfreunde) 12

Sprachkurs auf der Insel Syros Margarita Beiner (Mitgl. Hellasfreunde 14

Die zweite Krise Fred Wyss (Mitgl. Hellasfreunde) 16

All exclusive in Griechenland Richi (www.kykladenfieber.de) 18

Die wilden Quadfahrer von Serifos Richi (www.kykladenfieber.de) 19

Alles außer Sirtaki Katharina Roller (www.nissomanie.de) 20

Die gute alte Zeit J. Smit/ G. Podzierski (www.lesvos-web.com) 23

Hör, der Wind weht durch die Mühlen! J. Smit/ G. Podzierski (www.lesvos-web.com) 25

Verdoppelung der Photovoltaik-Systeme Griechenland Aktuell 26

Unkraut-Energie Theo Schlag (http://theo48.wordpress.com) 27

Winterliche Bilder aus Kreta Bettina Trüper (http://bettinaki.wordpress.com) 28

Karneval auf Naxos Astrid Scharlau (http://azalas.de/blog) 30

Die griechische Schule in Bern Caterina Latsi Nazzaro (Griech. Gemeinde) 39

Flüge ab Bern nach Griechenland 39

Veranstaltungen 40

Zum Bulletin Rund die Hälfte des Inhaltes widmet sich der Rückschau auf den Sommer, die andere Hälfte

eher der Vorschau auf die kalte Jahreszeit.

Es trafen diesmal recht viele Reiseberichte von Mitgliedern ein. Darunter befand sich, wie im

letzten Bulletin gewünscht, sogar einer übers Festland. Sonst waren (zumindest die

schreibenden) Mitglieder offensichtlich alle auf den Inseln.

Die Artikel der Mitglieder ergänzte ich durch möglichst passende Geschichten vom Internet.

Damit das Festland nicht wieder allzu kurz kommt, nahm ich zwei Kurzartikel über den

Peleponnes von Wilfried Jakisch dazu. Sonst suchte ich möglichst Geschichten, die zur kalten

Jahreszeit passen: Herbstliches aus Lesbos, Winterliches aus Kreta und ein ausführlicher

Artikel über den Karneval auf Naxos. Ausserdem erfahren wir etwas über das Zusammenleben

mit Windkraftwerken und über andere alternative Energiequellen in Griechenland, sowie

einiges über seniorentaugliche Fahrzeuge auf Serifos und Sprachprobleme auf Euböa.

Wir danken ganz herzlich allen Autoren, denjenigen die etwas für uns geschrieben haben

sowie denjenigen, welche uns grosszügig einen bereits veröffentlichten Text zur Verfügung

gestellt haben.

Das nächste Bulletin erscheint im März 2012. Redaktionsschluss bereits am 19. Februar,

Artikel nehmen wir aber gerne ab sofort entgegen.

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Zwiespältiger Start in die Veranstaltungs-Saison

Konzert mit KAFENEION am 26. Oktober

Das Konzert war musikalisch ein Erfolg. Die Musiker spielten hervorragend, die Stimmung

im Saal war, dank den recht zahlreich anwesenden Griechen, die gegen Schluss tanzten - und

wahrscheinlich auch wegen dem guten Wein von Nikos - sehr gut.

Von der Besucherzahl her war der Anlass aber ein Flop. Es kamen nur gerade halb so

viele Zuhörer wie aufgrund früherer

vergleichbarer Konzerte erwartet - wir

konnten genau 90 Tickets verkaufen.

Nur dank grosszügiger Sponsoren blieb

das Defizit in erträglichem Rahmen.

Warum waren es diesmal so wenige?

Haben wir zu wenig intensiv informiert?

Pech mit dem Datum? Zuviel Konkur-

renz durch andere Veranstaltungen

(Farantouri in Zürich, Live-Musik in

Restaurants)? Das Wetter, das TV-

Programm, die Finanzkrise? ...?

Wer kam diesmal nicht? Von den 90 zahlenden Besuchern haben sich rund 20 als

Nichtmitglieder identifiziert, 10 weitere Personen „mussten“ anwesend sein, weil sie irgendwie

als Helfer aufgeboten waren. Damit bleiben nur 60 Personen, d.h. gerade 20 pro Verein,

welche aus eigenem Antrieb gekommen sind. Das ist ein Drittel der Besucher die wir

durchschnittlich in den letzten drei Jahren bei ganz normalen Vorträgen hatten.

Trotzdem – oder gerade deshalb ein Dankeschön an alle die gekommen sind!

Ein ganz grosses Dankeschön aber vor allem an die Helfer. Etliche von ihnen waren

bereits bei den Vorbereitungen und dann von 15:30 bis Mitternacht im Einsatz. Organisatorisch

hat alles bestens geklappt, und dank dem, dass wir möglichst alles (inkl. das zweimalige Um-

möblieren des Saals) selbst gemacht haben, sehen die Zahlen nicht noch schlechter aus.

Die Lehre daraus:. Angesichts des offenkundig gezeigten Desinteresses - und Angesichts

des grossen Aufwands für die Organisation eines solchen Grossanlasses, werden wir uns sehr

gut überlegen, ob wir in nächster Zeit nochmals so etwas organisieren wollen. Schade

Vortrag von Jannis Zinniker am 16. November

Das war, wie bei Jannis Zinniker üblich, ein sehr interessanter und fundierter Vortrag, gut

illustriert mit sehr schönen und qualitativ hochwertigen Bildern, die mit dem Beamer projiziert

sehr gut zur Geltung kamen. Es kamen, wie leider bei anspruchsvollen Themen „üblich“, nur

um die 30 Teilnehmer – aber die waren alle hochzufrieden.

Zur kommenden Mitgliederversammlung Wir werden diesmal wieder unter uns sein, es gibt kein öffentliches Vorprogramm. Nach der

Versammlung gibt„s einem kleinen Imbiss (nichts griechisches, eher etwas bernisches: Züpfe,

Hamme, Käse,...) dazu interessante Gespräche und Musik, evtl. sogar Live-Musik.

Für die Teilnahme ist (wegen dem Essen), unbedingt eine Anmeldung erforderlich. Wir sind

auch dankbar für jede Abmeldung, auch wegen der Umfrage.

Wichtige Umfrage: Bitte beachten Sie, auf der Antwortkarte gibt es, auf vielseitigen Wunsch,

eine Umfrage betreffend die zukünftigen Anfangszeiten unserer Veranstaltungen.

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Am Evros Wilf Diethelm Sept. 2011

Schon seit Jahren plante ich eine Reise zum

Evros, dem Fluss im Nordosten Griechen-

lands, der die Grenze zur Türkei bildet.

Andreas Bonetti, Benny Trapp (zwei bekannte

Naturfotografen) empfahlen mir, doch einmal

diese wunderbare Gegend am Evros und in

den Rhodopenwäldern zu besuchen.

Als ich dann 2011 am Kerkinisee in Nord-

griechenland den Fotografen Nikos Koulamas

und zwei Leute vom „birdwing.eu“ traf, die mir

weitere Details vom Evros erklärten, war mein

Entschluss gefasst, die doch recht weite

Reise zum Evros unter die Räder zu nehmen.

Auf der fast neuen Autobahn von Thessa-

loniki bis Dadia am Evros sind es gute 360

km, und da fährt es sich ohne Stau und mit

sehr wenig Verkehr recht angenehm. Mein

Ziel war der Nationalpark Dadia mit der

gleichnamigen Greifvogelstation. Im Internet

hatte ich gelesen: „In den Wäldern von

Dadia befindet sich auch eine der letzten

europäischen Brutkolonien der Mönchs-

geier. Neben ihnen gehören Gänsegeier

und Schmutzgeier sowie viele Adlerarten

zu den ornithologischen Attraktionen der

Gegend.“

Dadia Nationalpark.

Steve and Hilary vom „Birdwing.eu“ die ich

am Kerkinisee traf, erklärten mir, dass das

neue Hotel beim Infocenter Dadia wegen der

bekannten Geldprobleme leider geschlossen

sei. Dem war auch so, als ich in Dadia an-

kam, aber das Infocenter war geöffnet und

eine sehr nette Dame beantwortete alle

Fragen und schrieb mir auch auf, wo ich in

Dadia und Umgebung übernachten könne.

Nachdem sie mir einen Film über den

Nationalpark gezeigt hatte, fragte sie mich

auch noch, ob ich ein Fernglas dabei hätte.

Das hatte ich natürlich. Ein Trinkgeld wollte

sie auf keinen Fall annehmen, ich brachte es

aber fertig, ihr dennoch etwas zuzustecken.

Ich beschloss, mich noch etwas im Rho-

dopenwald umzusehen und erst am nächsten

Tag, wenn es nicht so heiss ist, frühmorgens

zur Beobachtungshütte zu wandern.

Im Wald hatte ich mich dann schon nach

wenigen Minuten total verfahren. Als der Weg

immer mehr einem Bachbett glich, wendete

ich, um zurück zu fahren. Zwei Waldarbeiter

in einem Picup hielten an, fragten wohin ich

wolle. Als ich ihnen den Ort Giannouli nannte,

sagten sie nur „Komm mit!“

Leider war ihr Tempo derart hoch, dass ich

ihnen kaum folgen konnte und ich darum vom

Nationalpark, durch den die Strasse führte,

kaum etwas sehen konnte. Schliesslich

führten sie mich zum ECO-Zenter im Dorf.

Dorthin wollte ich aber gar nicht. Sie zeigten

auf mein Emblem (Hellenic Wildlife Hospital)

am Auto und beharrten darauf, dass das das

Haus sei wohin ich wolle. Sie machten das

Eisentor auf und ich musste ob ich wollte oder

nicht in den Hof fahren. Zum Glück war das

Ecozentrum geschlossen, und als meine

beiden Helfer weg waren, machte ich mich

wieder auf den Weg zurück nach Dadia.

In der Nacht, es war Vollmond, hörte ich

Hunde heulen und Schakale bellen. Am Mor-

gen weckte mich der quietschende Ruf des

Pirols und nach dem Frühstück wanderte ich

auf gut markiertem Weg durch den Rho-

dopenwald hinauf zur Geier-Beobachtungs-

hütte. Dieser wunderbare Waldweg allein

lohnt schon die weite Reise. Beeindruckend

sind die vielen Eichenarten und die lockere

Bewaldung, bezaubernd das Licht, das Blau

des Himmels und das vielfältige Grün der

Büsche und Bäume.

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Geier-Beobachtungshütte

Der Fütterungsplatz

Oben in der Beobachtungshütte, über dem

Futterplatz, den man nach einer guten Stunde

erreicht (ich hatte wesentlich länger, weil ich

so viel zu fotografieren hatte) ist die Über-

raschung unbeschreiblich. Gegen ca. ½ 11,

als es warm wurde, sah ich ca. 20 Geier und

Greifvögel in der Thermik. Da war ich froh um

mein Spektiv, denn stundenlang durch mein

Fernglas zu gucken ermüdet doch sehr.

Der Rückweg am Nachmittag ist nicht dersel-

be wie der Aufstieg. Man sieht so wieder

andere Teile des Waldes. Mir hat alles so gut

gefallen, dass ich am nächsten Tag dasselbe

wieder unternommen habe.

Dann bin ich auf der Waldstrasse von Dadia

50 km durch den Rhodopen-Märchenwald

nach Loutros am Evros-Delta gefahren. Eine

wunderbare einsame Strasse, so richtig zum

Träumen. Das Vogelparadies des Evrosdeltas

ist kaum zu beschreiben. Davon ein anderes

Mal.

Evros-Delta

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En Taxi (aus „Geschichten aus Gialtra“) Ulli Behrens, 2003

www.gialtra.de

Gialtra ist ein kleines Dorf im Nordwesten der griechischen Insel Euböa, und in den

"Geschichten aus Gialtra" können Sie nachlesen und sich zugleich auf bunten Bildern an-

schauen, welche Entdeckungen der Verfasser dieser Geschichten, Ulli Behrens, dort in

Gialtra und an anderen Orten der Insel gemacht hat. Mehr auf www.gialtra.de

Jürgen ist ein Mann von Welt und von gutem

deutschem Geschmack. In Weinen kennt er

sich wie bei echten Marken-T-Shirts trefflich

aus, nur die griechischen Rebgewächse

kennt er noch nicht und auch nicht alle

Geheimnisse der griechischen Sprache.

Thanassis nun, bei dem Jürgen seine Wein-

Kenntnisse zu vertiefen gedachte, führt unten

in Bania mit seiner Frau oder sie mit ihm die

luftig-urige Taverne „Angeliki“. Thanassis

spricht etwas deutsch, jedoch auch er nicht

so gut, dass er alle Missverständnisse aus-

schließen könnte. Aber er versteht sich auf

griechischen Wein und, wenn Angeliki nicht

da ist, auch auf schärfere griechische Ge-

tränke, den Tschipporo zum Beispiel. Den

brennt und trinkt er manchmal selber. Er hat

aber auch Weinfelder und produziert recht

viele eigene Weine, die zwar nicht auf

Flaschen gezogen werden, aber auch aus

Plastik-Wasserflaschen ganz trefflich munden

können. Und mit seinem noch klaren Blick

erkannte Thanassis sofort, dass sein neuer

deutscher Gast mit dem feinen, kleinen fran-

zösischen Krokodil auf der Brust seiner Wirt-

schaft und der Kasse seiner Wirtschaft in der

hölzernen Tischschublade gut bekommen

könnte. Und dieser Gast bestellte bei ihm

„grassi“, „Wein“, wie Thanassis gleich bestä-

tigend übersetzen konnte, „kokino, aspro“,

weißen oder roten? Jürgen entschied sich

nicht nur wegen des schöneren Wortes für

griechischen Rotwein. Bei so viel Sonnen-

schein und bei so guten Böden musste doch

prächtiger Rotwein zu keltern sein, und er war

gespannt, welche Traubensorte und welche

Bodenqualität er würde herausschmecken

können. Thanassis brachte einen halben Liter

seines, wie er meinte, besten eigenen roten

Weines, etwas Brot, wünschte „Jammas“ und

wartete mit seiner Frage, ob der ausgesuchte

Wein dem Gast denn auch munde, bis dieser

sein erstes Viertel geleert hatte.

Jetzt endlich konnte Thanassis seine Bestäti-

gung heischende Frage stellen: „En Taxi ?“,

der Wein sei doch sicher sehr gut. Jürgen war

noch nicht von dem ihm durchaus gut mun-

denden Wein verwirrt, wohl aber von der

Frage, die der Wirt da an ihn richtete. Glaubte

der, er, der schon manchen Wein getrunken

hatte und selber vom Rhein und seinen Wein-

bergen kam, er brauche schon nach dem er-

sten Viertele ein Taxi ? Bis er nicht mehr mit

seinem großen neuen Geländewagen fahren

könnte, müsste Thanassis doch deutlich mehr

auftragen, zumal in einer Gegend, wo es

keine Polizei, keine Radar- und keine Alkohol-

kontrollen zu geben schien. So wiegte Jürgen

sein nüchternes Haupt hin und her, so als ob

er noch dem Geschmack des Weines nach-

spüre, schüttelte es dann und sagte dem

wartenden Wirt ein griechisches Wort, dessen

ablehnende Eindeutigkeit er ganz bestimmt

kannte: „Ochi. Ochi Taxi“. Er brauche kein

Taxi.

Thanassis war enttäuscht. Diesen guten Rot-

wein hatte bisher noch keiner seiner Gäste

abgelehnt oder zurückgehen lassen. Dieser

grau-melierte Germane war wohl besonders

anspruchsvoll, und er musste ihm daher noch

etwas Besseres bieten, einen von den

Weinen, die er sonst aus besonderem Anlass

oder dann, wenn Angeliki, was leider nur zu

selten vorkam, nicht in der Taverne war,

selber trank. Von einem solch edlen Wein

füllte er wieder einen halben Liter in eine

Karaffe, stellte sie mit einem frischen Glas

und mit einer der wenigen frischen weißen

Stoff-Servietten auf ein Tablett und kredenzte

den Wein, seines Erfolges sicher, dem an-

scheinend besonders kritischen Gast mit

einem erneuten, aufmunternden „Jammas“.

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Wieder musste Thanassis warten, bis sein

Gast das erste Glas des neuen Weines ge-

leert und, wie es ihm aus einigem Abstand

schien, mit Wohlgefallen gekostet und getrun-

ken hatte. Wieder überquerte er die Straße,

drängte sich zu dem Tisch seines anspruchs-

vollen Gastes, und wieder fragte er, diesmal

sicher, Zustimmung zu erfahren, „En Taxi ?“.

Doch wieder dieses Zögern auf Jürgens

Seite, wieder dieses zögernde Hin- und Her-

Wiegen des Kopfes und schließlich wieder

dieses eindeutige „Ochi. Ochi Taxi.“ Der eine,

der Wirt, fragte sich, warum denn auch dieser

Wein nicht schmecken solle, und der andere,

der Gast, fragte sich, warum der Tavernen-

Wirt sich denn schon nach dem zweiten

Viertele Sorgen um seinen Rücktransport

mache. Von dem Wein würde er gerne noch

mehr trinken, und drum sagte er noch einmal

kennerhaft „Ochi Taxi.“ Diese kurze, auf das

Wesentliche konzentrierte Unterhaltung

zwischen Gast und Wirt hatte also noch nicht

zu der beiderseitig angestrebten Überein-

stimmung in Wein- und Auto-Fragen geführt,

steigerte aber auf der einen Seite Verwun-

derung und auf der anderen Enttäuschung,

und sie erhöhte mit der Zeit aber auch die

Zahl der Vierteles und halben Liter, die der

Gast nolens volens ausgerechnet immer dann

erneut konsumieren musste, wenn er zuvor

sein ab-lehnendes „Ochi. Ochi Taxi“ gesagt

hatte. Schliesslich hatte er sich durch so viele

Rebsorten, Lagen und griechische Verfahren

der Wein-Optimierung hindurch gekostet,

dass er selig, so viele Köstlichkeiten

genossen zu haben, dem unermüdlichen Wirt

endlich die Freude machen wollte, das ihm

aufgedrängte Taxi für die Heimfahrt nun doch

anzunehmen. Und als der Wirt nach einem

weiteren Viertele erneut und schon leicht

mürrisch fragte: „En Taxi ?“, sagte er: „Jo, en

Taxi“.

Jetzt strahlte der Wirt, freute sich über das,

was er kaum noch für möglich gehalten hatte,

dass seinem Gast nämlich einer seiner Weine

wirklich geschmeckt zu haben schien. Er flog

förmlich hinüber zu seiner Theke, um die

ganze Flasche zu holen, deren erstes Viertel

sein Gast so ausdrücklich gelobt hatte. Aber

jetzt, nachdem die Flasche Wein vor den

Gast gestellt worden war, schienen die Rollen

plötzlich vertauscht zu sein: der vorher ent-

täuschte Wirt war jetzt verwundert, denn sein

Gast wollte anscheinend trotz seines stän-

digen Kopfnickens und seines wiederholten,

schon leicht gelallten „En Taxi“ nichts mehr

von dem kurz zuvor von ihm selber prä-

mierten Wein annehmen, und Jürgens

Verwunderung schlug schließlich in Ent-

täuschung um, weil das von ihm beim Wirt

bestellte Taxi partout nicht kommen wollte.

Zum Trost leerte er beim Warten Viertele auf

Viertele aus der ihm zuletzt angebotenen

Zwei-Liter-Flasche. Tief in der Nacht hat

Thanassis ihn dann selbst nach Hause

gefahren, selig, schließlich doch noch einen

weiteren Freund seines Weines gefunden zu

haben. Und Jürgen, weinselig, war froh, dass

seine Griechisch-Kenntnisse doch noch zum

Erfolg geführt hatten.

Archäologisches und Touristisches

Unbegrenzte Besuche in Museen und Archäologischen Stätten Anhand einer Initiative der Direktion der Museen und Bildungsprogrammen des griechischen

Ministeriums für Kultur und Tourismus ändert sich das System der Eintrittskarten für Museen

und archäologischen Stätten in Griechenland.

Demnächst werden neue Eintrittskarten für unbegrenzte Besuche eingeführt. Gemeinschafts-

tickets für Regionen oder Abteilungen, sogenannte „Wochenpakete“ und Preissenkungen sind

die wichtigsten Punkte dieser neuen Anpassung der Tickets, zum Vorteil der Besucher. Nach

dem neuen System werden die Eintrittskarten je nach Region und Anzahl der Museen, Monu-

menten und archäologischen Stätten zwischen 3 und 20 Euro kosten. Das Eintrittsticket für

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Akropolis und die übrigen sechs (in einem Paket zusammengeschlossenen) archäologischen

Stätten in Athen, werde weiterhin 12 Euro kosten, aber auch eine siebentägige Gültigkeits-

dauer haben. Mit der selben Eintrittskarte werde man die selbe archäologische Stätte mehr-

mals innerhalb einer Woche besichtigen dürfen. Einzelne, sowie ermäßigte Tickets werde es

aber weiterhin auch geben. Griechenland Aktuell, 21.10.2011

25 Jahre Weltkulturerbe: Wo Apollo immer noch Camping macht Wilfried Jakisch, www.argolis.de

Beliebtes Ausflugsziel in der Nähe von

Adritsena - an der Grenze zwischen Elis

und Messinien - ist der Apollo-Tempel.

Seit nunmehr fast 20 Jahren ist der direkte

Blick auf einen der schönsten antiken

Tempel durch ein riesiges Zelt verdeckt. Es

wurde errichtet, weil die stark schwefel-

dioxidhaltigen Rauchgase von den Braun-

kohlenkraftwerken bei Megalopolis erheb-

liche Schäden verursacht hatten, der

Tempel aber auch durch frühere Erdbeben

einsturzgefährdet war. Die Restaurierungs-

arbeiten schreiten langsam voran, Säulen

werden stabilisiert, erst einmal in ein

Korsett gezwängt. Der Tempel ist dennoch

täglich geöffnet. Im Winter von 9 Uhr bis

Sonnenuntergang.

Ein neues Dach für den Nestor-Palast Wilfried Jakisch, www.argolis.de

Stolz präsentiert Cynthia Shelmerdine, die amerikanische

Grabungsleiterin am Nestor-Palast bei Pylos, eine

Animation des neuen Schutzdaches für die archäologische

Stätte. Im Frühjahr 2012 soll es errichtet werden. Alle

bürokratischen Hürden sind genommen, die Mittel stehen

bereit. Nun hoffen die Archäologen nur noch, dass das alte

Dach bis dahin hält...

Professor Jack Davis, von

der American School of

Classical Studies in Athen,

freut sich über das erfol-

greiche Projekt. Gegen-

wärtig werden weitere

Grabungen durchgeführt

(Hintergrund rechts). Sie

sollen den Weg ebnen für

ein neues Eingangsge-

bäude an der bedeuten-

den Stätte.

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Inselparadies Lesvos Simone Keller

Oktober 2011

Seit ein paar Jahren mühe ich mich mit der

griechischen Sprache ab. Um meine spär-

lichen Griechisch-Kenntnisse auch brauchen

zu können, war ich auf der Suche nach einem

Urlaubsziel in Griechenland, wo diese nützlich

sein könnten und wo ich auch testen könnte,

ob ich mit diesen in einfachen Alltagssitua-

tionen zurechtkomme.

Ein erster Versuch auf Zakynthos ist kläglich

gescheitert, habe ich dort mein Englisch auf-

gefrischt, statt Griechisch parliert.

Also ein neuer Anlauf, ab zum Surfen im

Internet. Sollten es Sprachferien sein? Wäre

sicher gut um Fortschritte zu machen, aber

als Minimalistin und dann noch in den

Ferien… wohl doch eher nicht.

Nach langem Suchen bin ich fündig ge-

worden. Die Adresse hiess: lesvosreisen!

Niemand kannte dieses Unternehmen, die

Adresse klang aber nach Sitz in der Schweiz.

Nur Mut, frag dort mal an, ob das etwas nach

meiner Vorstellung sein könnte. Die Antwort

kam sofort mit dem Hinweis, dass ich bei

ihnen genau richtig sei.

Mit etwas unsicherem Gefühl machte ich mich

an die Ferienplanung. Das Datum war rasch

fixiert und ich bekam auch gleich einen Vor-

schlag, wie ich am besten anreisen könne,

die Reise müsse ich aber selbst buchen. Ok,

gesagt getan.

Gespannt und voller Erwartung stieg ich am

7. September 2010 in den Flieger Richtung

Athen. Nach einem Zwischenstopp ging es

weiter nach Mytilini. Ob es wohl klappt mit

dem abgeholt werden und ob ich wohl er-

kenne wer mich abholt?

All die Sorgen und Ungewissheit waren

bereits am Flughafen Mytilini Vergangenheit.

Marianna hat mich herzlich und mit einem

Olivenzweig willkommen geheissen und

Stephan hat mich ebenso herzlich – ohne

Olivenzweig, aber mit einem breiten Lachen –

begrüsst. Mit von der Partie war auch Anita,

ebenfalls eine Schweizerin, die sich aber viel

spontaner und ohne so lange Anlaufzeit wie

ich für diese Ferien entschieden hatte

So, nun ging es los. Auf der Hinfahrt nach

unserem Urlaubsort Tavari die erste Über-

raschung: Polizeikontrolle! Nach typisch

griechischer, gestikreicher und lauter

Diskussion ging es mit einem Bussenzettel

weiter. Die Bezahlung der Busse ist in

Griechenland (oder vielleicht nur in Lesvos)

auch sehr speziell geregelt. Bei Bezahlung

Fischerhafen von Tavari

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innert einer relativ kurzen Frist bezahlt man

nämlich nur die Hälfte. Dann Weiterfahrt nun

bereits in der Dämmerung. Es ging kurven-

reich Berg auf Berg ab. Kurzweilig, unterhalt-

sam… dann endlich Ankunft in Tavari in einer

kleinen Pension. Maria hat uns dort auf

Griechisch empfangen und ich war schon

glücklich, doch endlich mal etwas in dieser

verflixten aber schönen Sprache antworten zu

können. Zimmerbezug und dann ab in eine

Taverne etwas essen. Todmüde aber im

Wissen, dass ich hier endlich gefunden habe

was ich so lange suchte, bin ich ins Bett

gefallen und bei Morpheus gelandet.

Am Morgen dann die Erwartung, wie sieht es

bei Tageslicht aus, wie ist die Unterkunft bei

Tageslicht, wo gibt es Frühstück, wie ver-

stehen wir vier uns wirklich, was wird unter-

nommen etc., etc. Die Pension stellte sich als

klein aber fein und sehr sauber heraus, der

Garten als paradiesisch und Maria und

Panagiotis – die Besitzer – sind einfach lieb

und perfekte Gastgeber. Tag für Tag fanden

wir im Zimmer frische, fruchtige Grüsse, dann

gab es immer wieder mal Ouzo bei gemüt-

lichem Zusammensein. Auch ein typisch

griechisches Nachtessen in familiärer Atmos-

phäre hat nicht gefehlt. Einfach super.

Tavari ist ein kleines Fischerdorf (Sommerort

der Bewohner von Mesotopos) mit Strand-

tavernen, kleinen Läden und sehr netten,

meist nur griechisch sprechenden Einwohner.

Ich kam jedenfalls wirklich dazu die Sprache

zu gebrauchen. Die Unterhaltung war

meistens etwas einseitig, bis ich wusste was

ich sagen wollte, war das Thema schon

gewechselt.

Beim ersten gemeinsamen Frühstück haben

wir uns entschieden, es am ersten Ferientag

etwas gelassener anzugehen und gemütlich

zu einem ca. 5 Kilometer entfernten Strand zu

spazieren. Der Spaziergang gab einen ersten

Eindruck was uns Lesvos, Marianna und

Stephan bieten werden. Natur, einsame

Strände, viele, viele wunderschöne Steine,

herrliche Wassertemperaturen und viel Sonne

und Hitze bei liebevoller Betreuung.

Das mit den Steinen ist eine wundervolle

Sache wenn man Steine liebt. Diese edlen

Steine liegen am Wegesrand, am Strand und

im Wasser einfach so rum. Ich kann euch

sagen, ich habe in diesen zwei Wochen

sicher ca. 6 Kilo Steine gesammelt!

Aber Lesvos bietet nicht nur Steine. Ich habe

dort die sagenhafte und ursprüngliche

griechische Gastfreundschaft gefunden und

trotz Krise in Griechenland – von der man auf

der Insel nichts spürte – fröhliche, lebens-

lustige Einwohner getroffen. Marianna und

Stephan haben uns mit vielen tollen Aus-

flügen belohnt. Diese Ausflüge gingen oft

über staubige, enge und holprige Feldwege,

aber es lohnte sich immer. Da es auf diesen

Wegen nur ab und zu Gegenverkehr hatte,

war das höchsten für Stephan, der gefahren

ist, stressig. Der Lohn war jedoch immer:

schöner, einsamer mit Steinen übersäter

Strand, herrliches Meer!

Wir waren auch in Sigri, zuerst im Museum

mit dem versteinerten Wald, dann im Ort, auf

der Burg, wo man eine herrliche Aussicht auf

den Ort und die blaue Ägäis hat. Bei einer ge-

meinsamen Mahlzeit in einer wunderschönen

Taverne mit Meerblick haben wir uns wieder

Sicht vom Kloster Pithari auf den Stausee

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angeregt über die millionenalte Vergangen-

heit von Lesvos unterhalten. Weiter ging es in

ein Kloster hoch oben auf einem Berg. Dort

konnten wir in einem kleinen Schauraum

uralte Liturgiegewänder, religiöse Schriften

und anderes mehr bestaunen.

Lesvos bietet touristisches wie z.B. die Orte

Skala Eressou, Petra und nicht zu vergessen

Molyvos - aber auch Griechenland fernab

vom Massentourismus. Wir haben eine kleine

Wanderung gemacht, sind dabei keiner

Menschenseele begegnet, aber bei einer

Quelle einer ganzen Reihe Frösche. Wir sind

von einem Gewitter samt Regen (obwohl es

in Lesvos um diese Jahreszeit nicht regnen

sollte) überrascht worden, haben die Ruinen

einer frühchristlichen Basilika besichtigt und

uns natürlich in einer Taverne bei Speis und

Trank wieder gestärkt.

Marianna und Stephan haben uns mit Aus-

flügen an schöne, einsame Strände verwöhnt,

aber auch der Besuch von Mytilini mit

Museumsbesuch, von Molyvos, von Thermen

und Klöstern haben nicht gefehlt. Viel zu

schnell waren diese zwei Wochen vorbei und

es hiess wieder packen und dabei von meinen

6 kg Steinen eine Auswahl von 1,5 kg treffen.

Eines ist sicher: Lesvos, Marianna und Stephan

und alle anderen Tavarianer; ich komme

wieder!!!

Hinweis: Marianne Moser und Stephan von Arx

von „Lesvosreisen“ haben uns am 7. Dezember

ihre Insel in einem Dia-Vortrag vorgestellt - und

sie traten gleichzeitig auch als Sponsor dieser

Veranstaltung auf. Herzlichen Dank!

Wander- Kultur- und Badeferien individuell und persönlich begleitet

Lesvosreisen GmbH

M. Moser & St. von Arx

Breitenackerstr. 160

CH-4634 Wisen

Tel. 062 296 26 71

[email protected]

Patmos entdecken Sylvia Caviezel

Oktober 2011

An einem wunderschönen sonnigen Septem-

bermorgen waren fünf Wanderer ausseror-

dentlich früh beim Morgenessen, denn heute

ging‟s nicht „ab in die Wildnis“, wie ein Kellner

jeweils unsern Abgang zur Wanderung

kommentierte, heute stand Kultur auf dem

Programm. Wir wollten das Johanneskloster

auf der Nachbarinsel Patmos besichtigen.

Das Schnellboot fuhr schon um 08 Uhr in

Pythagorion ab. Eine Frau mit vier Kindern

eilte ebenso aufs Tragflügelboot wie ältere

Frauen, Touristen und Handwerker mit vollen

Farbkübeln. Wir wollten uns nicht vorstellen

was wohl passieren würde bei hohem

Wellengang. Aber Poseidon war gnädig

gestimmt und nach einer Stunde ruhiger Fahrt

erreichten wir den Hafen von Patmos.

Majestätisch thront das Kloster Agios Ioannis

o Theologos auf dem Felsen hoch über Insel

und Meer.

SSSiiigggrrriii

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Es wurde ab dem 11Jahrhundert zum Teil als

Festung gebaut um vor Piratenattacken zu

schützen.

Neben dem Hafen gab es eine Menge Taxis,

die alle zwischen dem Hafen und dem Kloster

hin und her fuhren um die Besucher den

steilen Weg zum Kloster hinauf zu transpor-

tieren.

Wir nahmen den Linienbus mit dem gleichen

Ziel, nur etwas langsamer. Eigentlich existiert

auch hier ein Fahrplan, aber da der Bus noch

nicht voll war, wartete der Chauffeur einfach

noch auf Fahrgäste und rief immer wieder aus

dem Fenster die verschiedenen Stationen

aus, die der Bus anfuhr. Endlich waren genug

Fahrgäste da, nur die erste Reihe blieb leer,

dort hingen T-Shirts vom Chauffeur zum

trocknen über den Sitzen - so konnte er jeder-

zeit die verschwitzte Garderobe wechseln.

(Es war sehr heiss!!)

Ungefähr in der Hälfte des Weges stiegen wir

aus um zuerst die Höhle der Offenbarung zu

besuchen. Über unzählige Stufen stiegen wir

dort hinunter in die Höhlenkirche. An der

Decke der Höhle befindet sich ein Sprung im

Felsen, der sich am Boden fortsetzt. Dort er-

schien dem Johannes Jesus und er empfing

dort die Vision der Offenbarung.

Es befindet sich dort auch ein Kreuz, welches

der Legende nach von Johannes persönlich

dort eingraviert wurde.

Wieder über die vielen Stufen hinauf ging‟s

dann den Fussweg zum Kloster hoch (mit

wunderbarer Aussicht auf die Ägäis und die

nahe Türkei).

Endlich standen wir vor dem Klostertor, zu-

sammen mit vielen andern Menschen, die alle

das gleiche Ziel hatten, das Kloster mit seinen

Schätzen zu besichtigen. Soeben drängte

sich noch eine Gruppe mit Führerin in die

Kirche, sodass wir beschlossen, zuerst das

Museum anzuschauen. Das war eine kluge

Entscheidung, denn wir konnten in Ruhe und

ohne Gedränge die Schätze besichtigen.

Eindrückliche Ikonen aus den letzten Jahr-

hunderten, farblich noch in sehr gutem Zu-

stand, alte Handschriften aus dem ersten

Jahrhundert nach Christus und kostbare

Goldschätze, die als Geschenke des Klosters

hier ausgestellt waren. Wir waren alle beein-

druckt von der Schönheit des Museums.

Als wir wieder in die Kirche kamen, war die

Führung noch nicht sehr weit fortgeschritten,

die Teilnehmer wirkten aber ermattet und

schauten sich nach Sitzgelegenheiten um.

So sahen wir nicht allzu viel von der Kirche

und stiegen noch zum höchsten Punkt dem

Glockenstuhl hinauf, wo die Aussicht atembe-

raubend war und wir noch etwas die Ruhe

und Stille hier oben genossen.

Dann ging‟s wieder unzählige Stufen hinunter

zu einer Taverne auf einer kleinen Terrasse

mit Blick aufs Meer. Dort erholten wir uns bei

Ouzo, verschiedenen Vorspeisen und haus-

gemachtem Gemüsekuchen, der hervor-

ragend schmeckte. Den Rest des Nachmit-

tages verbrachten wir beim Schwimmen in

einer kleinen Bucht mit kristallklarem Wasser.

Um 17 Uhr stiegen wir wieder in unser Boot,

das uns in einer Stunde zurück nach Samos

brachte, wo wir den ereignisreichen Tag in

einer Taverne ausklingen liessen.

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OMILO, Sprachkurs auf der Insel Syros Margarita Beiner

September 2011

Als Mitglied der Hellasfreunde liegt es auf der

Hand, dass mich die griechische Sprache

interessiert. Ich nehme auch Griechisch-

unterricht, jedoch tue ich mich nach wie vor

schwer damit. Also studierte ich das Inserat

von OMILO auf der Homepage der Hellas-

freunde und entschied mich für einen Kurs

auf der Insel Syros. Diese Insel kannte ich

noch nicht, nur einmal legten wir dort im

Hafen an und die Stadt machte mir schon

damals Eindruck. Die Anmeldung bei OMILO

und weitere Kontakte erfolgten per Internet,

alles machte einen sehr sympathischen Ein-

druck, und so startete ich an einem Mittwoch

von Genf mit Swiss nach Mykonos, die Fähre

verpasste ich um Minuten und verbrachte

somit eine Nacht auf Mykonos. Am nächsten

Tag kam ich in Ermoupolis an, nahm den Bus

nach Azolimnos und fand meine Pension.

Das erste Treffen mit der Schule war für

Sonntag vorgesehen, so dass ich Zeit hatte,

per Bus die verschiedenen Strände kennen

zu lernen, dies umso mehr, als das Meer in

Azolimnos ziemlich stürmisch war. Georgios

von meiner Pension beruhigte mich und

sagte, im September sei das Meer dann wie

ein See.

Am Sonntagabend in der Pension Echo, dem

Schulort, fing der Kurs offiziell an mit der

Begrüssung, von 20 Schülern waren nur 3

zum ersten Mal dabei und das Wiedersehen

fand in einem für meine Ohren fliessenden

Griechisch statt, anschliessend fanden wir

uns in einer der zahlreichen Tavernen des

Ortes zum gemeinsamen Nachtessen ein,

typisch griechisch (je mehr Leute an einem

Essen teilnehmen, desto mehr verschiedene

Teller mit Spezialitäten werden aufgetischt),

eine wahre Gaumenfreude !

Am Montagmorgen stand der Eintrittstest auf

dem Programm, ich schaffte Intermediate B,

in der Lektion erwies sich jedoch, dass mein

Mündlich ziemlich harzig war, so dass ich in

Intermediate A wechselte, der untersten Stufe

dieses Kurses. Wir waren vier Schülerinnen,

zwei Französinnen und zwei Schweizerinnen

und unser Anliegen war es, mehr Sicherheit

im mündlichen Ausdruck zu gewinnen, also

das schon Gelernte zu vertiefen. Das hiess

üben, üben, üben, aber auf eine sehr unter-

haltsame Weise, wir lachten viel.

Um 14 Uhr war Ende des Unterrichts und es

folgte meistens zur Abkühlung ein Bad im

Meer, direkt vor der Schule, danach ein

kleiner Lunch, in einer Taverne oder im

Garten der Pension, Siesta, Lernen, Baden,

je nach Lust und Laune.

OMILO bot am Abend oft ein kulturelles

Programm an, so besuchten wir gemeinsam

Ano Syros, die Stadt mit der katholischen

Kirche on the top und Ermoupolis mit der

orthodoxen Kirche zuoberst auf dem Hügel.

Ein besonderes Erlebnis war ein Freiluftkon-

zert mit Martha Frintzila und Panayiotis

Tsevas in Ano Syros, auf den Besuch eines

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Schauspiels im Apollon-Theater verzichtete

ich, mein Griechisch hätte wohl nicht gereicht,

um der Handlung folgen zu können. Im Gar-

ten der Schule übten wir an zwei Abenden

griechische Tänze und ein Abend war der

griechischen Musik gewidmet, die vorgestell-

ten Stücke konnten wir auf einer CD mit nach

Hause nehmen. Einen vergnüglichen Abend

verbrachten wir mit einem Quiz über

Griechenland und dem gemeinsamen Nacht-

essen.

In den zwei Wochen haben wir viel gelernt,

viel Spass gehabt und Freundschaften ge-

schlossen. Wir taxierten OMILO auf Syros als

die optimale Mischung aus Schule und

Ferien, der Kursort in einem Dorf direkt am

Meer ohne ausländische Touristen (jedoch

sehr beliebt bei Griechen), nahe der Stadt

und mit Busverbindung, erwies sich als ideal.

Die Schulleitung und die Lehrkräfte waren

nicht nur sehr kompetent, sondern auch

freundschaftlich, fröhlich und herzlich. Dieses

gute Zeugnis wird verstärkt durch die Tat-

sache, dass etliche TeilnehmerInnen schon

mehr als 10 Mal in einem Kurs von OMILO

waren. Meine Mitlernenden kamen aus

Belgien(5), der Schweiz (3), Frankreich (2),

den Niederlanden (2), England (2), Norwegen

(2), Deutschland (2), Österreich (1) und Irland

(1), die Jüngste war 40 Jahre alt, die Zweit-

jüngste 50 und die übrigen Frauen und

Männer zwischen 60 und 75, in den Sommer-

kursen soll das Durchschnittsalter tiefer sein.

Wir Senioren fühlten uns wohl in Azolimnos,

kamen doch οι ζυνηαξιούχοι (die Pensio-

nierten) aus dem Ort auch jeden Morgen zum

Schwimmen. Einmal hiess es am Morgen

nicht "καλημέπα "sondern "καλoμήνα" (guter

Monat), nämlich am 1. September, und wie

versprochen war das Meer wie λάδι (Öl).

Dann kam der letzte Tag und somit das Ab-

schied nehmen, die eine oder andere Träne

wurde vergossen, wir versprachen, Nach-

richten und Fotos auszutauschen und

nächstes Jahr wieder zu kommen, "καλό

χειμώνα και ηου χπόνου, παιδιά!"

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Die zweite Krise Fred Wyss

September 2011

Wir waren Ende Sommer für zwei Wochen in

Griechenland, alles war wunderbar. Direktflug

ab Bern nach Kos, Reisezeit von Tür zu Tür

ganze 5 h. Ganz nach unserem Motto: Mög-

lichst günstig nach Griechenland fliegen und

dort das Geld an Ort und Stelle ausgeben,

wohnten wir bei einer „alten“ Bekannten, die

eine kleine, nette Appartementanlage im

Grünen betreibt. Von dort aus haben wir die

Insel Kos (nicht zum ersten Mal) mit dem

Mietwagen erkundet und auch die beiden

Nachbarinseln Kalymnos und Nisyros

besucht.

Und die Krise? Davon haben wir, touristisch

gesehen, die ganzen zwei Wochen absolut

nichts bemerkt. Alles hat bestens funktioniert,

wir wurden überall sehr freundlich und aufge-

schlossen empfangen. Wir haben immer sehr

gut gegessen, wohl auch deshalb, weil das

meistens in der Parea geschah - oft waren

andere, gleichgesinnte Gäste und auch

unsere Gastgeberin mit dabei. Das Preis-

niveau war entgegen den Erwartungen

(verglichen in €, in Franken sowieso) eher

tiefer als in den zwei Jahren zuvor, da waren

wir allerdings auf den Kykladen und auf

Kefalonia.

Selbstverständlich haben wir aber viel

über die Krise gehört. Die Mehrwertsteuer

wurde während unseres Aufenthaltes, auf den

1. September schon wieder erhöht. Allesamt

wird geklagt über steigende Abgaben und

horrende Stromrechnungen. Renten und

Gehälter werden gekürzt, die Griechen geben

weniger aus und damit leiden auch alle die

kleinen selbstständigen Händler, Wirte und

Hoteliers. Die Tochter unserer Gastgeberin

arbeitet z.B. als Deutschlehrerin in einer

Privatschule in Athen, da schicken immer

weniger Leute ihre Kinder hin. Ihr Freund, mit

dem sie zusammen eine Wohnung hat, ist

Berufssoldat (Offizier mit Büro-Job), dem wird

der Lohn gekürzt – es wird schon langsam

schwierig für die Griechen – sogar für gut

ausgebildete Doppelverdiener.

Fast noch mehr hörten wir aber Klagen

über eine zweite Krise auf Kos: Diese ist

für jedermann deutlich sichtbar, denn die

Verursacher sind alle mit einem farbigen

Plastik-Band markiert (wie die Kühe, nur

tragen sie die Markierung statt im Ohr am

Handgelenk). Es sind die Gäste der grossen

All-Inclusive-Anlagen, die sich damit aus-

weisen müssen, um in den Genuss der

vorausbezahlten Leistungen zu kommen. Es

ist mehr als ein Plastik-Armband, da sitzt

nämlich ein Chip drin, ähnlich wie beim Skilift.

Es ist somit eine Art elektronische Fuss- bzw.

Handfessel, so wie man sie den Leuten in

Halbgefangengenschaft verpasst.

Der überhandnehmende All-Inclusive-Touris-

mus, den die grossen Veranstalter der Insel

aufzwingen, ist ein Riesenproblem. Die Kon-

sequenzen, die noch vor ein paar Jahren nur

zu ahnen waren, sind jetzt deutlich sichtbar:

Tagsüber viele (markierte) Leute auf

Strassen und an den Stränden, aber mittags

und vor allem abends sind die Tavernen halb

- oder ganz leer. Die Touristen sitzen in ihren

All-Inclusive-Bunkern, verzehren das sowieso

bezahlte Essen und trinken dazu den billigen

Wein, über den sie sich (Zitat einer befreun-

deten Reiseleiterin) bei der Reiseleitung zwar

bitterlich beklagen, den sie aber trotzdem

saufen – weil sie ihn ja bezahlt haben.

Ein Kellner klagt, er möchte am liebsten ins

Gefängnis, da hätte er gleichviel zu tun wie

hier im Restaurant – aber freie Kost und

Logis. Der Wirt einer Taverne, die zwischen

zwei grossen All-inclusive-Hotels liegt, er-

zählt, dass oft Leute in sein Restaurant

kommen, sich hinsetzen, bestellen und dann

beim Bezahlen auf ihr Plastik-Armband zei-

gen, in der Meinung, hier sei die ganze Insel

all-inclusive. Das Gleiche erzählte der Liege-

stuhlvermieter am Strand vor der Taverne.

Schwer haben es neben den Restaurants vor

allem die kleineren Hotels und Pensionen,

also die Familienbetriebe in einheimischer

Hand. Einerseits weil die griechischen

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Touristen wegbleiben, vor allem aber auch,

weil solche Angebote mit Zimmer/Frühstück

in den Programmen der grossen Veranstalter

praktisch nicht mehr zu finden sind – diese

zwingen den Gästen das All-inclusive-Reisen

praktisch auf. Das schlimme ist, dass jetzt

schon die Generation Urlaub macht, welche

bereits mit ihren Eltern nichts anderes als All-

inklusive-Tourismus kennen gelernt hat.

Die Überfahrt auf die kleine Nachbarinsel

Nisyros machten wir mit dem täglich ver-

kehrenden Ausflugsschiff, das auch die

organisierten Ausflugstouren benutzen. Da

waren über ¾ der Passagiere mit farbigen

Plastik-Armbändern am Arm markiert und alle

hatten zusätzlich ihr Lunchpaket vom Hotel in

Form einer grossen farbigen Plastik-Box

dabei. Die haben also ausser Abfall gar nichts

auf die Insel gebracht.

Aber es geht leider weiter so: Viele Klein-

betriebe auf Kos, immer mehr auf Direkt-

bucher angewiesen, haben grosse Hoffnung

auf die Billig-Fluggesellschaft Ryanair ge-

setzt, welche Kos bereits anfliegt und jetzt

neu sogar einen Hub (Umsteigeflughafen)

etablieren möchte. Damit gäbe es weiterhin

billige Flüge für Direktbucher und in Zukunft

sollte es diese sogar ganzjährig geben. Nun

stellt sich aber offenbar eine „Mafia“ beste-

hend aus einigen einflussreichen, einhei-

mischen Vertretern von grossen Tourismus-

Organisationen, wichtigen Beamten sowie

dem grössten Zubringer unter den Tour-

Operatoren, dagegen. Dieses Griechisch-

Deutsche Bündnis wird sich wohl gegen das

Wohl der Bevölkerung durchsetzen – und

wieder mal wird der Kleine bluten müssen

während die Grossen Kasse machen.

Eigentlich habe ich wenig einzuwenden

gegen ein All-inclusive-Arrangement, wenn es

in die ägyptische Wüste geht - aber doch

nicht hier in Griechenland. Ich habe auch

nichts gegen ein Pauschalarrangement, das

buchen auch wir aus Preisgründen gerade in

der Vorsaison sehr oft, wenn es etwas

Passendes gibt. Aber bitte nur das Minimum:

Schlafen und Frühstück. Alles andere sollte

ausserhalb des Hotels und möglichst sogar

ausserhalb des Touristenortes passieren,

denn nur so erlebt man Griechenland.

Was können wir dagegen tun? Ich geh mal

davon aus, dass wohl kaum ein Hellasfreund

ein All-inclusive Arrangement buchen wird.

Aber sicher habt ihr Bekannte und Freunde

die mal nach Griechenland fahren wollen, und

die ihr vielleicht beeinflussen könnt. Versucht

doch denen Mut zu machen, das Land

wirklich zu entdecken, ihre All-Inclusive-

Anstalt zu verlassen oder sich besser dort

gar nicht einweisen zu lassen.

Eigentlich müsste sich doch jeder genieren,

der wie ein Rindvieh markiert herumläuft –

aber Irrtum: Noch auf dem Flughafen haben

die Leute ganz stolz ihr Plastik-Armband

getragen. Ich bin fast sicher, die gehen am

Montag sogar noch so ins Büro!?

Diese Werteskala muss man doch um-

drehen. Machen wir den Leuten klar, dass

der All-icklusive-Tourismus etwas Schlechtes

ist und den Einheimischen schadet.

Mit Plastik markierte Geschöpfe: Schlachtvieh und All-Inclusive-Touristen

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Kaum noch Pauschalangebote ohne HP oder All-Inklusive

Ein kurzer Check mittels der jeweiligen Internet-Suchmaschinen bei den CH-Veranstaltern

zeigte in der Saison 2011 für die Destination Griechenland folgendes Bild:

Bitter sieht es aus bei den „grossen“ Destinationen wie Kos, Rhodos und Nordküste Kretas, da

bieten die grossen Veranstalter (TUI, Kuoni, FTI, Hotelplan) inkl. Töchter, wenn überhaupt, nur

noch vereinzelte Hotels mit Zimmer/Frühstück an, alles andere ist nur mit Halbpension oder

All-inklusive zu haben. Generell besser sieht es auf „kleineren“ Inseln aus (Kefalonia, Samos)

und an der Südküste Kretas, vor allem aber auf den Kykladen (Mykons, Santorini, Naxos, ...).

Ebenfalls viel besser ist das Verhältnis bei den kleineren Veranstalter, z.B. Aaretal-Reisen

(Lefkada, Parga) und natürlich bei den Spezialisten wie Laros-Reisen, Lesvos-Reisen, ....

Ausweg: Wenn pauschal, dann schliesst man sich am besten einer Wandergruppe an – oder

bucht nur den Flug und sucht die Unterkunft direkt, via Internet oder an Ort und Stelle. Das ist

eigentlich ganz einfach und gibt ein ganz anderes Reisegefühl - siehe unten.

All exclusive nach Griechenland Copyright 2011: Richi auf

www.kykladenfieber.de

Es ist ein ganz bestimmtes Gefühl, das mich

jedes Jahr nach Griechenland zieht.

Es ist das Leben im Hier und Jetzt, das die

Griechen – wie die Kinder - noch gut beherr-

schen und uns vermitteln, einfach an-

steckend. Vielleicht gibt es das noch anders-

wo, aber auf jeden Fall ist es in-greece so.

Sobald ich auf den Kykladen bin, ist es mir

unmöglich, mich mit Gestern und Morgen zu

beschäftigen, ganz anders als in Spanien,

Italien oder anderen mediterranen Ländern,

wo mir das nicht gelingt.

Es ist, als ob ich in einer Blase lebe, ge-

schützt für eine gewisse Zeit.

Mein Budget für diese Dauer kann ich mittler-

weile gut einschätzen, obwohl auch hier alles

teurer wird.

Ich weiß, wie viel ich brauche und auch die

kleinen Inseln, die ich besuche, haben meist

schon einen Geldautomaten und sind noch

relativ preiswert.

Mit diesem Background fühle ich mich frei,

muss auf nichts verzichten, kann essen und

trinken was ich möchte, suche mir eine nette

Bleibe. Luxusartikel und Shopping-Meilen

gibt es eh nicht.

Ich wähle den Standort und die Insel nach

Lust und Laune, wie der Meltemi mich treibt.

Dabei werfe ich oft die zu Hause gemachten

Pläne über den Haufen, nie habe ich es je

bereut. Dort wo man zur Zeit ist, ist es gut. Es

gibt kein: „wäre ich doch besser hier oder

dort…“

Nichts ist einengender für mich, als in einer

geschlossenen Hotelanlage All inclusive mit

Bändchen um das Handgelenk – als Insasse

zu gelten.

Ich käme mir vor wie in einer geschlossenen

Anstalt bei Vollverpflegung mit Handfessel,

trotz höchstem Komfort.

Und die Vorstellung, um 6 Uhr früh am Livadi

oder Kentros Beach eine Liege mit meinem

Handtuch zu reservieren, ist eher grotesk.

So ist für mich ist ganz Griechenland ein All

inclusive Club, die Inseln der Kykladen

speziell sehr exklusiv. Für eine Weile. Bis

zum nächsten Mal.

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Die wilden Quadfahrer von Serifos... Copyright 2011: Richi au

www.kykladenfieber.de

Natürlich ist Serifos eine eher ruhige Insel.

Und natürlich ist Serifos auf den Tourismus an-

gewiesen, wie eigentlich alle Kykladeninseln. So

wird auch hier gerne jeder Segen angenommen,

den der Tourismus bietet. Aber nicht von jedem.

Und nicht überall.

Ein Beispiel sind die bei den Touristen so allseits

beliebten Quads. Sie bieten mit ihrer imposanten

Bereifung den Vorteil der Standfestigkeit bei Null

Fahrpraxis, Frischluft pur und jugendliches

Image - bei geringen Unterhaltskosten.

Während sie andernorts wie auf Paros oder

Naxos die Straßen und die Touristen erobert

haben, findet man sie auf Serifos nur sehr

vereinzelt.

Der Grund ist folgender:

Seitdem eine gewisse Gruppe von Senioren er-

kannt hat, dass Quads eigentlich die gleichen

Vorteile bieten wie elektrische Rollstühle, aber

ein wesentlich jüngeres Image vermitteln, nutzt

man sie gerne als Seniorenmobile, auf die man

auch mal die Oma hinten draufpacken kann.

Und ab geht es zum Einkauf oder zum

Verwandtenbesuch. Warum auch nicht? Das

spart die Kosten für ein Auto und ist längst nicht

so störrisch wie ein Esel, geschweige denn wie

ein Motorrad. Was allerdings zur Folge hat, dass

junge Menschen auf Serifos diese Quads eher

meiden und auf die herkömmlichen Motorräder

und Autos zurückgreifen.

Also, mir gefallen die Esel eindeutig besser. Aber

wer weiß, vielleicht steht das Quad schneller als

man denkt vor der eigenen Tür.

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Alles außer Sirtaki Katharina Roller

www.nissomanie.de

Man kann keinen Text über griechische

Tänze schreiben ohne „Alexis Sorbás“ zu

erwähnen: der Film und der daraus entstan-

dene Tanz „Sirtaki“ prägen unser Bild von

griechischen Tänzen und griechischer Musik

bis heute.

Völlig unverdient, leider, denn das griechische

Brauchtum hat tanzmäßig so sehr viel mehr

zu bieten, dass es eine Schande ist, es auf

Sirtaki zu reduzieren. (Damit keine Missver-

ständnisse aufkommen: ich liebe diesen Film,

und die Szene am Schluß!) Allerdings klingen

die Melodien nicht immer so nett im Ohr und

eignen sich – je nach Herkunft – kaum zur

typischen Tavernen-Dauerberieselung oder

zum Erzeugen von Urlaubsgefühlen. Oder

habt ihr schon mal echte pontische oder

mazedonische Tanzmusik in einer

griechischen Taverne gehört? Da würde der

mitteleuropäische Gast schnell die Flucht

ergreifen…

Manche (inzwischen auch Griechen!) be-

haupten, der Sirtaki wäre der typische

griechische Tanz.

Ja, das ist er geworden, aber erfunden wurde

er erst 1964, mit und für den Film „Zorbas the

Greek“ / „Alexis Sorbas“, dessen Regisseur

Michalis Kakogiannis neulich gestorben ist.

Es handelt sich also mitnichten um einen

traditionellen Tanz.

Besser Informierte kolportieren, der Darsteller

des Alexis Sorbas, Anthony Quinn, hätte den

typischen Tanz (welchen eigentlich?) nicht

hingebracht, und deshalb hätte Mikis

Theodorakis eigens für ihn den „Sirtaki“

erfunden – aus dem kleinasiatischen

Metzgerstanz Chassapikos und dem

schnellen Chassaposervikos (das ist der

Schritt, den alle Tanzanfänger als ersten

lernen und mächtig die Beine werfen) sowie

einem Hauch kretischen Pentozalis. Wenn

man sich daraufhin den Film anguckt, so wird

man sehen, dass man kaum einmal den

ganzen Anthony Quinn beim Tanzen sieht –

nur in der Schlussszene, und der Tanzschritt

ist nun wirklich einfach… Sonst Beindoubles.

Tja, wenn es ein schneller Pentozali hätte

sein sollen…

Es hatte wohl andere Gründe, warum man

lieber einen „Sirtaki“ (= kleiner Sirtos =

Reigen, Reihe) erfunden hat – seither ein

vielzitiertes Erfolgsmodell, ohne das kein

„griechischer Abend“ in einem griechischen

Ferienhotel stattfinden kann – der Kenner

wendet sich mit Grauen ob der bei der

schneller werdenden Musik immer wilder und

konfuser dahin hüpfenden Möchtegern-

Zorbes.

Gerne liest man in der Presse von Sirtaki-

tanzenden Griechen (z.B. damals beim EM-

Erfolg der Fußball-Nationalmannschaft), aber

ganz ehrlich: ich hab noch keinen Griechen

außer bei Vorführungen „Sirtaki“ tanzen

sehen, und weiß nicht wie „Sirtaki“ geht.

Dabei tanze ich jetzt seit fünfzehn Jahren

griechische Tänze….

Angefangen hat alles 1994 auf Tinos im

„Tinos Beach Hotel“. Da gab es in der

Hoteltaverne einen griechischen Abend, der

diesen Namen auch verdiente – auf Tinos

urlaubten damals fast nur Griechen, und

denen musste man mit Sirtaki nicht kommen,

die konnten ihren Kalamatianos und ihren

Sonaradikos. Ich stand fasziniert am Rande

und hätte gerne mitgetan – traute mich nur

nicht. Nahm den Tanzwunsch aber mit nach

Hause.

Zwei Jahre später stieß ich in der Tages-

zeitung auf einen Artikel, der für einen Tanz-

kurs bei der Deutsch-Griechischen Gesell-

schaft in Böblingen warb. Und der Wunsch

kam in mir wieder hoch, und ich ging hin.

Lernte bei der unendlich geduldigen Gudrun

allwöchentlich einfache und auch komplizier-

tere Tänze (und trat der Deutsch-

Griechischen Gesellschaft Böblingen /

Sindelfingen bei, eine zeitintensive und bis

heute dauernde Beziehung). Später dann, bei

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Anitas Fortgeschrittenen, mit weniger Geduld,

aber dafür schnelleren Tänzen, die ich

besonders liebe.

Tänze der Pontos-Griechen, düster und erdig,

und mit Lyra, Trommel und jammerndem

Gesang, melancholische klarinettenbegleitete

Tänze aus dem Ipiros, schnelle und kraftvolle

kretische Tänze, stolzierende dudelsack-

quietschende mazedonische Tänze, flotte

schuhplattlernde Tänze aus Thrakien, den

beeindruckenden kleinasiatischen Metzgers-

tanz Chassapiko in verschiedenen Varianten,

und und und....

Und immer noch kein „Sirtaki“….

Er fehlte mir auch nicht – es gibt in jeder

griechischen Region Dutzende von faszinie-

renden Tänzen, wer braucht da Sirtaki?

Höchstens die Anmerkungen Ahnungsloser

nerven: Griechischer Tanz = Sirtaki. Schub-

lade auf, Sirtaki rein, Schublade zu. Nicht

auszurotten. Nur noch ignorieren. Oder sich

von der Seele schreiben.

Irgendwann veranstaltete die Deutsch-

Griechische Gesellschaft dann einen Tanz-

abend mit Live-Musik und ich machte erste

Tanzerfahrungen abseits des Tanzkurses. So

im Gedränge zu tanzen, auf Live-Musik, das

ist etwas völlig anderes als im geordneten

Kurs mit reichlich Platz. Als unsicherer Neu-

ling tut man sich schwer, mal soll ja auch

nicht immer auf seine Füße gucken -

komisch, dass man das macht - als ob man

erst gucken müsste, damit man weiß, was die

Beine machen.

Griechinnen in High-Heels in der Reihe vor

mir drohen mir versehentlich die Füße zu

durchlöchern, der Mann links - obwohl

Grieche und es damit vermeintlich besser

wissend - greift bei der Schulterfassung

zerrend bis über meinen Hals, der Andere hat

einen eisernen Griff oder hängt am Oberarm.

Der ganze Saal ist eine wogende Kreisbe-

wegung. Männer machen vorne ihre Show,

Frauen können es besser, halten sich aber

zurück. Ein Tanz dauert zehn, fünfzehn,

zwanzig schweißtreibende und endlose

Minuten. Wer vor dem Ende aufgibt, hat

verloren… also durchhalten!

Und trotzdem: es macht unglaublich Spaß!

Die Stimmung, die Live-Musik, das

Miteinander.

Seither bin ich süchtig. Tanzsüchtig. Eine

Choromanin.

Wer will, kann mitmachen, jeder und jede

darf, kein mühsames Überreden des tanz-

unwilligen Partners, keine Auseinander-

setzungen darum wer führt. Stolpernde

Anfänger lässt man gewähren. Ela, chorepse,

und rein in die Reihe!

Gockeltänze, der Se(m)bekiko, eine getanzte

Version des Rembetiko, nur von einigen solo

getanzt, frei improvisiert im 9/8 Rhythmus (ja,

es gibt auch hier Grundschritte, theoretisch),

von anderen kniend beklatscht. Da muss man

in der richtigen Stimmung sein, sonst geht es

nicht. Im Hier und Jetzt, was zählt morgen?

Ich weiß nicht, wie ich vorher glücklich sein

konnte, bevor ich mich beim Tanzen so ver-

ausgaben konnte. Meinem Herzen Luft ver-

schaffen konnte. Ohne griechischen Tanz

wäre mein Leben so viel ärmer.

Schon Alexis Sorbas (bei Kazantzakis, im

Buch) wusste das:

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„Was ist nur in dich gefahren, so einen Tanz

vorzuführen?“ - „Was hätte ich tun sollen,

Chef? Ich war vor Freude übergeschnappt,

ich musste meinem Herzen Luft machen. Und

wie kann man seinem Herzen Luft machen?

Mit Worten? Pff!“

Auf lästige Diskussion über originale Tanz-

schritte lasse ich mich selten ein, mögen sich

die Puristen streiten. Die guruhafte Verehrung

der unterrichtenden, meist männlichen Tanz-

koryphäen seitens der überwiegend weib-

lichen Jüngerschaft ist auch nicht mein Ding.

Originale, gesittete Schritte demonstrierende

Lehrerinnen, die die Freude am Tanzen gut

verstecken, Tanzseminare und Tanzferien

über mehrere Tage um auch den letzten Tanz

aus dem hintersten kleinasiatischen Dorf zu

erlernen und ihn mangels Gelegenheit, ihn zu

tanzen, sofort wieder zu vergessen – nein,

das brauche ich nicht. Lieber ein wöchent-

licher Tanzkurs mit Gleichgesinnten. Dass

das Gehirn und die Koordination dabei

trainiert werden und etwas für die Fitness

getan wird – willkommener Nebeneffekt.

Samstägliche Tanzfeste in der Region mit

meist zu lauter Musik dazu – schade, dass sie

weniger werden, die Organisation ist ein

Aufwand, und in immer weniger Hallen darf

geraucht werden, das senkt die Stimmung,

auch wenn es beim Tanzen hilft. Aber vor

allem die Pontos-Griechen pflegen noch ihre

Traditionen, ihre Tänze voller Stolz.

Ich glaube schon lange nicht mehr, dass das

Tanzen den Griechen automatisch in die

Wiege gelegt wird, oder man Tanzen kann

durch Sich-Griechisch-Fühlen und eine

Ladung Ouzo. Man muss es schon lernen,

Schritt für Schritt, und den Rhythmus in sich

aufnehmend.

In Griechenland lernen die Kinder die Tänze

in der Schule – was ein Stellenwert des

Tanzes, der Musik!

Ein Volk, das so viele wunderschöne Tänze

für jede Stimmung hat und sie auch tanzt, bei

ausgelassenen, fröhlichen Festen für Alle –

das ist einfach nur zu beneiden!

Ein glückliches Volk!

Am 7. März wird Katharina Roller, Autorin des obigen Artikels, bei uns einen Dia-Vortrag halten

über die unbekannten Inseln am äußersten Rand Griechenlands. Sie wird ein paar Tage bleiben.

Liebe Tanzfreudige, vielleicht ergibt sich ja ein gemeinsamer Besuch eines Griechischen Abends?

Und wo tanzt man in der Schweiz?

Griechische Wochen im Gwatt-Zentrum, vom 28. Januar bis 24. März 2012.

Griechische Spezialitäten, Donnerstag bis Sonntag jeweils Live-Musik.

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Die gute alte Zeit Julie Smit, 24. 10. 2011, www.lesvos-web.com

Aus dem Holländischen von Gabriele Podzierski

In der jetzigen Krisenzeit ist nicht auszu-

schließen, dass viele Menschen manchmal

denken: Weg mit den Griechen! Aber Tat-

sache ist doch, dass nicht allein die Griechen

Verursacher der derzeitigen finanziellen

Situation sind. Und außerdem, wie würde die

Welt aussehen, wenn es die Griechen nicht

gegeben hätte? In den vergangenen

Jahrzehnten war Griechenland ein beliebtes

Urlaubsland und die Heimat mächtiger

Schiffsreeder. Darüber hinaus ist es die

Wiege zahlloser Wissenschaftler und

Philosophen, und man darf nicht vergessen,

dass deren viele hundert Erfindungen und

Theorien nicht mehr aus der heutigen moder-

nen Welt wegzudenken sind.

Nun, nehmen wir mal Ihren Tagesablauf als

Beispiel, bei denen Ihnen die griechische

Antike auf Schritt und Tritt folgt: Denken Sie

vielleicht daran, wenn Sie morgens durch den

Alarm Ihres Weckers aufwachen, dass es der

griechische Philosoph Platon war, der bereits

im 4. Jahrhundert vor Christus den ersten

Weckapparat erfand? Und, wenn Sie dann

unter die Dusche gehen, machen Sie sich mal

bewusst, dass es Ihnen die Griechen schon

seit dem 4. Jahrhundert v.Chr. gleichmachten

und das Stück Seife selbst in dieser lang

vergangenen Zeit dabei nicht fehlte. Nach

dem Duschen rasch den E-Mail-Eingang

checken? Tja, bereits Jahrhunderte vor

unserer Zeitrechnung fragten auch die

Griechen bereits eine Art Computer um Rat:

Googeln Sie einfach mal „Mechanismus von

Antikythera“, den ältesten erhaltenen

Analogrechner der Welt, der im Jahr 1900 in

einem Schiffswrack von Schwammtauchern

vor der griechischen Insel Antikythera

gefunden wurde. Erst seit 2006 weiß man,

was dieser Computer alles konnte, und dass

es sich um ein höchst anspruchsvolles

Kalendarium handelte, welches u.a. eine Da-

tums- und Tierkreiszeichenanzeige hatte und

selbst den Zeitpunkt kultureller Veranstal-

tungen angab, wie z.B. den der Olympischen

Spiele.

So, weiter, in Ihrem Tag: Sie gehen vielleicht,

so wie manch einer, auch nicht ohne

Kaugummi und Regenschirm vor die Tür?

Nun, wer hat‟s erfunden? Richtig, die

Griechen! Und so gibt‟s eine unendlich lange

Liste von Gegenständen, die dieses Volk

entdeckt hat. Ich zähl mal einige davon auf:

Das Katapult, den Anker, die Dampf-

maschine, das Thermometer und die Zentral-

heizung. Lt. Wikipedia, hatte der Römer Orata

Sergius die großartige Idee der

Fußbodenheizung. Aber dieses System,

Hypokaustum genannt, stammt namentlich

aus dem Altgriechischen (Hypo = unten,

caust = Erwärmung), und nach Plinius dem

Älteren, gab es bereits Heizungsanlagen in

griechischen Gebäuden, lange bevor die

Römer in Griechenland einmarschierten.

Inzwischen sind sich die meisten Wissen-

schaftler einig, dass das Heizungssystem

eine Erfindung der Griechen ist, die von den

Römern später verfeinert wurde.

Wie gut, dass es diese Entdeckungen gibt,

denn wir hatten sie in der letzten Woche

bitternötig, als das Wetter uns einen Vorge-

schmack auf den kommenden Winter gab:

Die Temperaturen sanken unter 5 Grad,

plötzlich war es vorbei mit dem herrlichen

Altweibersommer, und die Heizung musste

angeschmissen werden.

Die meisten Häuser hier sind mit einer Öl-

Zentralheizung ausgestattet. Vor ungefähr 10

Jahren sah es noch so aus, dass Heiz-

strahler, Ölradiatoren, und Elektroöfen die

Inselbewohner wärmten oder es in den

Häuser Holzöfen bzw. offene Kamine gab.

Heutzutage ist es nicht selten, dass man

selbst Klimaanlagen anwirft, um durch den

Winter zu kommen, aber überwiegend ist man

auf die Zentralheizung umgestiegen, die

inzwischen zur Grundausstattung eines jeden

neu gebauten Hauses zählt, so wie früher

eben, denn ein jeder weiß ja, dass man in

Ephesus, der bedeutendsten antiken

Ausgrabungsstätte der Türkei, auf diese

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ausgeklügelte System stieß: Schon damals

erwärmte man also Luft in riesigen Kesseln

und leitete diese dann mittels Rohrleitungen

zu Wohnhäusern (betuchter Bürger) und in

öffentliche Gebäude. Nur Öl benutzte man

seinerzeit nicht.

Vielleicht aber Gas… Obwohl Erdgas noch

ein Geheimnis für die Menschen war, wurde

es bereits in Griechenland in der Antike ge-

nutzt. So begab es sich, dass so um 1000

Jahre v. Chr. ein Schäfer im Parnassos-

Gebirge eine Feuerfontäne aus der Erde auf-

steigen sah. Diese Flammen, die nicht zu

löschen waren, wurden als göttliches Zeichen

gesehen, und so errichtete man einen Tempel

drum herum, und zwar den nun so berühmten

„Apollon-Tempel“, dem Sitz des Orakels von

Delphi, wo die Priesterinnen das ewige Feuer

nutzten, um in die Zukunft zu schauen. So

wurde Gas unter anderem als ein Feuer des

Orakels gebraucht.

Na, was meinen Sie? Haben die Priesterin-

nen damals schon voraussehen können, dass

eine Zeit kommen wird, in der die Griechen

ihre zentrale Heizung nicht mehr bezahlen

können? Der Preis für Heizöl ist inzwischen

so in die Höhe geschnellt, dass kein Grieche

mehr das Geld dafür einfach so aus dem

Ärmel schütteln kann, und auf der Insel hat

ein wahrer Run nach Holzöfen eingesetzt.

Fakt ist, dass die Wärme, die ein Holzofen

abgibt, eigentlich wesentlich besser ist, als

die einer Zentralheizung. Viele Häuser hier

auf Lesvos sind von Feuchtigkeit und somit

auch von Schimmel befallen, der sich auf die

Wände setzt. Ein echtes Problem, denn man

kann putzen und imprägnieren so viel, wie

man will, der Schimmel ist hartnäckig und

erscheint in kürzester Zeit wieder und wieder.

Die beste Lösung ist ein Holzofen, da er den

Räumen viel trockene Wärme spendet. So

kann man also 2 Fliegen mit einer Klappe

schlagen: Effektive Wärme und die Nutzung

eines Brennstoffs, welcher um einiges

preiswerter ist, als das unangemessen teure

Heizöl. Außerdem gibt es so viel Holz auf der

Insel, schon allein durch den regelmäßigen

Schnitt der unzähligen Olivenbäume, und

zusätzlich kann man in den Wäldern

abgestorbene Bäume finden.

Tja, und so wird das Treiben in der Natur

diesen Winter stark zunehmen: Nicht nur,

dass sich die Inselbewohner auf die Suche

nach Chorta (Wildgemüse) und Pilzen in die

Felder und Wälder aufmachen werden, um so

eine preiswerte Mahlzeit zu ergattern, son-

dern es wird eine neue Gruppe der Sammler

geben, nämlich die der Holzwilderer.

Vangelis sägt Holz

Aber, um noch einmal auf die Erfindungen

zurückzukommen: Das antike griechische

Reich war auch der Geburtsort der Münzen.

Nachdem im 7. Jahrhundert vor Christus

verschiedene griechische Gebiete im

heutigen Westanatolien durch die Lyder

erobert wurden, erfand man dort das Geld. Zu

Beginn der Herrschaft des Alyattes II. (605 –

561 v.Chr.) wurden die ersten Münzen der

Weltgeschichte geprägt. Sein Sohn war König

Krösus, der ja sprichwörtlich berühmt wurde

(so reich wie Krösus), da er in Geld

geschwommen haben soll und sich somit

auch erlauben konnte, eines der sieben

Weltwunder der Antike zu errichten, den

Artemis-Tempel in Ephesus, und wer weiß,

wahrscheinlich auch ausgerüstet mit einer

zentralen Heizungsanlage.

Die Zeiten haben sich seit der Regierung von

Krösus drastisch verändert. Wo sind die

mächtigen Könige und Wissenschaftler

geblieben, jetzt, wo die Griechen kein Geld

mehr haben und sich keine Zentralheizung

mehr erlauben können…?

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Hör, der Wind weht durch die Mühlen! Julie Smit / Gabriele Podziersk

www.lesvos-web.com, 27.9.2010

Eines der stets präsenten und stärksten Ge-

räusche hier auf der Insel ist der Wind, wenn

er durch die Zweige rauscht oder manchmal

auch regelrecht stürmt. Man hört die Böen

schon, wenn sie noch in der Ferne sind, und

haben sie einen dann erreicht, so überrascht

ein jeder Baum mit seinem eigenen Klang, als

sei er ein Instrument, dass sich nur allzu gern

von den Luftströmen bespielen lässt. Die

Olivenbäume erzeugen ein heiseres

Rascheln, während die Kiefern mit ihren

langen feinen Nadeln massive Pauken-

schläge hervorbringen, und gerade in den

Tannenwäldern, die viele Berge auf Lesvos

bedecken, ist es ein Hochgenuss dem Wind-

konzert zu lauschen.

Inzwischen hat unser Eiland neue Instrumen-

te bekommen, und zwar gerade da, wo der

Wind nicht einem grünen Ast auf seinem Weg

begegnet und sich auf seinem Weg mit kah-

len Hügeln zufrieden geben muss: Im kargen

kahlen Westen, dort, wo einst die prähisto-

rischen Mammutbäume in den Himmel reich-

ten, bis sie vor tausenden von Jahren durch

Vulkanausbrüche zerschmettert wurden. Aus-

grabungen ermöglichten es, dass einige Ex-

emplare noch heute im „Versteinerten Wald“

zu besichtigen sind. Doch die meisten sind

begraben in der Erde und nur noch unsicht-

bare stumme Zeugen von dem einstigen riesi-

gen Orchester, das bestimmt ohrenbetäubend

war, denn diese Baumriesen, Sequoias

genannt, wurden mehr als 100 Meter hoch,

und was der Wind damit anstellen konnte.

Heute ist der Westen der Insel eine karge

hügelige Landschaft, die sich aber doch sehr

attraktiv darstellt, denn die Falten der Berge

überraschen mit saftig grünen Oasen, durch-

zogen von Bäumen und Wasserfällen, wie

z.B. bei den Mühlen von Krinelou, etwas

oberhalb von Erresós, und wenn man dann

noch bedenkt, dass der Boden unter den

Füssen voll von versteinerten Bäumen sein

muss, so wächst die Ehrfurcht vor dem muss,

kahl aussehenden Landstrich.

Die Windmühlen bei Antissa

Aber ein Wandel dieser totalen Öde steht

bevor, denn wenn Sie heute von Ántissa

Richtung Erresós und Sigri fahren, ist es

schon von weitem sichtbar: Windkraftanlagen,

riesige moderne Windmühlen, sind auf 3

Hügeln installiert. Es sollen 153 werden!

Stellen Sie sich nur schon mal vor, dass sie

demnächst unter diesem neuen Wald von

Riesen stehen. Diese Windkraftmühlen

können, mit um die 150 Meter, sogar höher

werden als Mammutbäume, die bei Ántissa

erreichen so zwischen 50 –80 Meter, was

aber schwer einzuschätzen ist, wenn man am

Fuße der Riesen steht. Bei meinem letzten

Besuch kontrollierte ich skeptisch die Veran-

kerung, während ein ziemlich starker Wind

durch die Flügel rauschte. Wohl fühlte ich

mich nicht, Bilder durch Unwetter entwurzelter

kräftiger Bäume tauchten vor meinem inneren

Auge auf, und ich stellte mir die bange Frage,

ob diese Giganten nicht auch die Boden-

haftung oder gar ein Flügelblatt verlieren

könnten.

25 dieser Turbinen habe ich gezählt, jede

davon soll ca. 2 Megawatt liefern, und das

soll – laut Wikipedia – genug sein, um 2.000

amerikanische Haushalte zu beliefern. Nun

können wir aber davon ausgehen, dass ein

griechischer Haushalt bei weitem nicht so viel

Elektrizität verbraucht, wie einer in den USA,

was bedeuten würde, dass die 25 Anlagen

bei Ántissa 50.000 Haushalte auf Lesvos mit

Strom versorgen könnten, was doch wohl

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mehr als genug ist, denn Lesvos hat so um

die 90.000 Einwohner, d.h. 2 Personen pro

Haushalt. Die Insel ist somit doch eigentlich

gut versorgt. Der griechische Windkraftan-

lagenhersteller Rokas jedoch plant 153

Mühlen, die 300.000 Haushalte leicht be-

dienen könnten. Ich weiß ja nicht, welch Ener-

gieverbrauch Unternehmen oder Fabriken

haben, bin aber sicher, dass Schafe und

Ziegen ohne Elektrizität auskommen. Viel-

leicht wird Lesvos demnächst in den Strom-

handel einsteigen?

Vielleicht hab ich mich ja auch verkalkuliert,

sehe das gedanklich falsch, ich kenne mich

ja nicht aus mit dieser neu gewonnenen

„grünen“ Energiequelle, denn bislang habe

ich nur, ziemlich bedröppelt dreinschauend,

unter diesen modernen imposanten Plastik-

bäumen gestanden und, wenn ich ehrlich bin,

ist dieser Fortschritt der Technik für mich

eigentlich meistens Anschlag auf die land-

schaftliche Schönheit der Natur. In den

Niederlanden sind inzwischen Landstriche mit

ihnen bedeckt, Kinder wachsen mit ihnen auf,

werden ihren Anblick zukünftig für selbstver-

ständlich halten... ich nicht! Tja, und jetzt bin

ich überrascht, dass es mich komischerweise

nun so gar nicht stört, dass die Windkraft-

räder in dieser kahlen Landschaft von West-

Lesvos stehen. Ich empfinde es so, als wären

sie schon immer ein Teil dieser Ödnis ge-

wesen, naja, so wie Denkmäler für die längst

untergegangenen Riesenmammutbäume.

Der Klang der Insel wird sich im Westen

verändern. Die Turbinen haben die

Symphonien der Winde um ein modernes

Element erweitert: „Vlaff, vlaff, vlaff“ klingt es,

und kein Windstoß schafft es, die Flügel der

Mühlen aus dem Rhythmus zu bringen. Wie

wird es sich anhören, wenn sich dort 153

Mühlen drehen? Endlich moderne Musik in

der jahrhundertealten Landschaft.

Verdoppelung der Photovoltaik-Systeme im Jahr 2011

Die installierten Photovoltaik-Betriebssysteme

in Griechenland haben sich in den ersten

neun Monaten des laufenden Jahres ver-

doppelt, wobei im gleichen Zeitraum es auch

signifikante Steigerungen auch in anderen

erneuerbaren Energiequellen gegeben hat.

Dies basiert auf Angaben, die die

Gesellschaft Hellenic Transmission Systems

Operator (HTSO) veröffentlicht hat. Die

installierte Leistung der Photovoltaik betrug

Ende September 326 MW, im Januar waren

es 162 MW. Die installierte Windkraft-

Kapazität für den gleichen Zeitraum erreichte

1230 MW im Vergleich zu 1052 MW vom

letzten Januar. Der Minister für Umwelt,

Energie und Klimawandel, Georgios

Papakonstantinou, erklärte, dass die Kosten

für den Kauf von Ökostrom rationiert werden,

aber dies keinen rück-

wirkenden Effekt haben

wird. Er stellte klar, bis

zum Jahre 2013 werden

die Stromtarife schritt-

weise angepasst, um die

tatsächlichen Kosten der

Leistung, einschließlich

der Kosten der Emissions-

rechte, berechnen zu

können. (Arch.Pn.)

Griechenland Aktuell

10.11.2011

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Unkraut-Energie Theo Schlag

http://theo48.wordpress.com

Der Ärger, den griechische Bauern jetzt viel-

leicht mit dem ”Unkraut” in ihren Feldern

haben, könnte sich ins Gegenteil umkehren.

Die wilde Artischocke – nennen wir sie fortan

”Distel” – könnte dazu beitragen, zwei ökolo-

gische Probleme, die Griechenland am Hals

hat, zu lindern: Die Umweltbelastung durch

die Braunkohleverbrennung in den Kraft-

werken und den verschwenderischen

Wasserverbrauch durch den Baumwollanbau

in Thessalien.

Im Jahr 2009 wurde im Braunkohlekraftwerk

in Kardia/Kozani in Makedonien getestet, die

Biomasse von getrockneten Disteln mit

der Braunkohle vor der Verbrennung zu

mischen. Es funktionierte, und die Rück-

stände des Verbrennungsprozesses waren

weniger belastend als zuvor. Man staunte.

2010 wurden in dem Test-Ofen 1800 Tonnen

getrocknete Disteln mitverfeuert. Der Anteil

Biomasse betrug zunächst nur 10%. Die

Bauern, die an dem Versuch mitarbeiteten,

erhielten 51 Euro pro Tonne getrockneter

Biomasse. Sie hatten auf 400 Hektar Land

Disteln angebaut.

Blühende wilde Artischocke (Cynara

cardunculus) mit anfliegendem

Kolibrischwärmer (Taubenschwanz /

Macroglossum stellatarum).

Der Versuch wurde größtenteils aus Steuer-

geldern bezahlt, und leider in diesem Jahr

(aus den bekannten übergeordneten

Gründen …) wieder weitgehend

zurückgefahren.

Worüber die Experten der Universität von

Thessalien die Hände über dem Kopf zusam-

menschlagen, denn Disteln wären der

ideale Ersatz für den enorm wasserver-

brauchenden und auch enorm subven-

tionierten Baumwoll-Anbau in Thessalien!

Da außerdem die Wasserzufuhr über die

neuen Rohrleitungen vom Acheloosfluß

gerichtlich gestoppt ist, wäre eine so genüg-

same Pflanze wie die Cynara cardunculus

geradezu der ideale Ersatz für die Bauern!

Da die wilde Artischocke auch traditionell aus

dem Mittelmeerraum stammt, wären diese

Felder ohnehin ein Paradies für Insekten

(siehe unten links, wo sieht man schon mal

sonst einen Kolibrischwärmer?). Der Natur-

kreislauf braucht Disteln, aber keine

Baumwolle. Die Distel-Felder brauchen

praktisch keine Pflege, die Pflanzen trocknen

von selbst, werden am Ende des Sommers

abgemäht, zu Ballen gepreßt und in die

Kraftwerke gefahren, fertig. Während der

Reifezeit haben sich noch ölhaltige Samen

entwickelt. Der Preis pro Tonne Biomasse

könnte bis zu 70 Euro betragen, schätzt man.

OK, die wilde Artischocke ist teilweise eßbar

(Blätter und Stiele), aber es würde kein wirk-

lich wichtiges landwirtschaftliches Produkt

vom Markt genommen (wie zum Beispiel in

den USA, wo jetzt schon 40% der Mais-Ernte

in die Benzinproduktion gehen). Es würde

einfach voll ins System passen. Und vielleicht

sähen die Felder in Thessalien im Früh-

sommer fast so romantisch aus wie die

Lavendelfelder in Südfrankreich, fast … …

Und auch für die wasserarmen Kykladen-

inseln wären die Disteln ein optimales

Produkt.

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Winterliche Bilder aus Kreta Bettina Trüper, Chora Sfakion

http://bettinaki.wordpress.com

Um euch einen Eindruck über den Winter auf Kreta zu verschaffen, hier ein paar ausgesuchte

Bilder samt Kommentar von der Website von Bettina Trüper. Die Bilder sind natürlich aus dem

letzten Jahr. Weitere Bilder (in Farbe) sind zu finden auf der Website von Bettina

13. Dezember 2010 – Sturmbilder Wetterkapriolen

nennt man so etwas

wohl. Vorgestern der

viele Schnee, gestern

die Sonne und heute

ein unglaublicher

Sturm aus Südwest,

mit unwahrscheinlich

großen Wellen. Der

Wind ist recht warm,

ab und zu noch ein

Regenguß dazu…

Wau,

was ein Wetter!!!!

22. Dezember 2010: Der Pachnes

Heute Morgen musste ich kurz nach Vamos fahren. Bei schönem sonnigem Wetter ohne

Wölkchen am Himmel war es eine reine Genussfahrt. Kurz vor Vamos dann die wunderschöne

Aussicht auf den schneebedeckten Pachnes. Es gab schon mehr Schnee dieses Jahr, aber

recht viel ist schon wieder geschmolzen. Ich hoffe das wird sich ganz bald wieder ändern und

der Winter meldet sich dann auch hier so wie es sich gehört!!!

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6. Januar 2011: Wasserweihe…Θεοφάνια

Kalimera und xronia polla! Heute am 6. Januar ist der Tag der „Theofánia“, der Segnung der

Gewässer. In der griechisch-orthodoxen Kirche werden an diesem Tag alle Gewässer, ob

Meer, Fluss oder See gesegnet. Zuerst findet am Morgen der Gottesdienst statt, danach geht

man entweder an den Hafen, oder einen anderen geeigneten Ort. Der Papás, der Priester

schmeißt das Kreuz ins Meer, Mutige springen hinterher um als erster das Kreuz zu ergattern.

Dieses wird dann geküsst. Hier in Chora Sfakion wird das Kreuz meistens dreimal Mal ins

Meer geworfen, Gelegenheit für alle es als einmal erster in der Hand zu halten und zu küssen.

Später ziehen die Jungs mit dem Kreuz auf einen silbernen Tablett von Haus zu Haus, für alle

die Gelegenheit, das Kreuz zu küssen und den Mutigen eine kleine Gabe zu geben.

Jedes Jahr ein wunderschönes Ereignis!!!!!!

7. März 2011: Kathari Devtera – Καθαρή Δευτέρα

Der sogenannte saubere Montag - er ist hier das offizielle Ende der griechischen Faschingszeit

(Apokries) und der Beginn des Osterfastens (Sarakosti) - am Kathari Devtera geht man raus. Man

läßt den Drachen steigen, geht gemütlich was Essen: Fisch, Kalamaria, Oktopus, Tarama und

natürlich die bekannte Lagana ( normales Brot wird hier bei uns am Kathari Devtera gar nicht

gebacken).

Heute Morgen war super geniales Wetter. Ich

hab den Drachen rausgeholt und mich schon

gefreut - und dann der Schock: Es wurde

dunkler und dunkler, dann fing es auch noch an

zu regnen. Oh weiaaa!. Aber es sollte ja doch

alles gut werden. Die Sonne kam wieder heraus,

es wehte ein schwacher Wind, und wir gingen

runter an den Strand, um die Gunst der Stunde

zu nutzen. Wir haben unseren bunten Drachen

an den Himmel gelassen …10 Minuten, dann

auf einmal totale Flaute. Naja mal sehen, viel-

leicht heute Nachmittag noch mal ein Versuch….

Aber schön war es auf jeden Fall!

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Karneval auf Naxos Astrid Scharlau

http://azalas.de/blog/

Auch auf Naxos wird Karneval gefeiert: In der Karnevalszeit werden in der Chora und in den

Dörfern an mehreren Tagen spezielle Festlichkeiten begangen. Der Karneval (gr. apókries

oder karnaváli) hat eine lange Tradition auf Naxos, ja es ist keine große Übertreibung, wenn

man behauptet, dass er hier besonders zu Hause ist: Unseren heutigen Erkenntnissen zufolge

hat er sich aus dem Dionysos-Kult entwickelt, der wiederum auf Naxos besonders früh nachzu-

weisen ist. Es ist bemerkenswert, was für Ähnlichkeiten wir entdecken können, wenn wir die

antiken Bräuche zu Ehren des Gottes mit den heutigen Gepflogenheiten beim Karneval sowie

mit dem traditionellen Karneval in den Dörfern von Naxos vergleichen.

Im folgenden Hauptartikel versuche ich, die Entstehung des Karnevals aus dem Dionysos-Kult

zu rekonstruieren und die psychologische und gesellschaftliche Funktion beider zu verstehen.

Ich habe eine ganze Reihe von Quellen zum Thema studiert und dann versucht, die von mir

eher intuitiv “erfühlte” ganzheitliche Wahrheit, die sich hinterm Karneval verbirgt, logisch nach-

zuvollziehen und auch so darzustellen. Ich weiß nicht, ob mir das auf ganzer Linie gelungen ist;

vielleicht sind meine Darstellungen teilweise etwas einseitig. Für alle Fälle hoffe ich, dass der

kritische Leser die dargestellten Zusammenhänge und Begründungen als Denkanstoß ver-

stehen möge.

Karneval auf Naxos Ursprung des Karnevals: Der Dionysos-Kult

Karneval wird heute in vielen weit voneinander

entfernten Regionen der Welt gefeiert: Der

Karnevals-Brauch wurde mit dem Christen-

tum auf der ganzen Erde verbreitet. Die

Karnevals-Feierlichkeiten gehören zu den

vielen “heidnischen” Bräuchen, die vom

Christentum fast unverändert übernommen

wurden, in der weisen Einsicht, dass sie für

das Volk eine so große Bedeutung hatten,

dass sie nicht auszumerzen waren.

Es gilt als sicher, dass die heutigen Karne-

valsfeiern sich, zumindest im griechischen

Raum, aus den Festlichkeiten zu Ehren des

Gottes Dionysos entwickelt haben. Dionysos

nicht nur der Gott des Weines und des

Rausches, sondern vor allem der Fruchtbar-

keit. Somit war er für die einfache, bäuerliche

Bevölkerung von außerordentlicher Bedeu-

tung. Die wichtigsten Feiern zu seinen Ehren

wurden zu Beginn des Frühlings vollzogen,

wenn die Natur wiederauflebte und erblühte

und die Menschen um eine günstige Ernte

baten. Wir besitzen nur lückenhafte Infor-

mationen über die Praktiken und Festlich-

keiten des Dionysos-Kultes in der Antike,

aber die Parallelen zu den heutigen Karne-

vals-Gebräuchen sind unübersehbar.

Die Aufnahme der Karnevals-Feiern ins

Christentum fand vermutlich schon kurz nach

der Zeitenwende in Rom statt. Die Römer

hatten die entsprechenden Bräuche wieder-

um von den Griechen übernommen, und

begingen ganz ähnliche Feierlichkeiten, wie

sie beispielsweise aus Athen überliefert sind.

Dionysos und die Insel Naxos

Dionysos ist wie kein anderer Gott mit der

Insel Naxos verbunden. Dem Mythos gemäß

soll er auf Naxos von den drei Nymphen

der Insel aufgezogen worden sein und sie als

seine Heimat betrachtet haben. Auf Naxos

spielte sich die Episode mit Ariadne (ur-

sprünglich eine kretische Nymphe) ab: Hier

traf Dionysos auf seine Braut und heiratete

sie, und von hier aus zog er sich mit Ariadne

auf den Olymp zurück, als seine irdischen

Abenteuer endeten.

Auf Naxos lässt sich eins der ältesten Heilig-

tümer des Dionysos nachweisen, das schon

in der mykenischen Periode existierte (etwa

1300 v. Chr.). Das bedeutet, dass Dionysos

einer der frühesten Götter der Region ist, und

beweist, dass seine Verehrung nicht nach-

träglich in den griechischen Raum eingewan-

dert ist, wie oftmals angenommen wird. Aus

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Am letzten Freitag der Karnevalszeit findet in der

Chora ein Umzug statt, in dem die antiken Prozes-

sionen zu Ehren des Dionysos nachempfunden

werden. Wie in der Antike nehmen am Umzug

Mänaden und Satyrn teil, Wesen aus dem Gefolge

des Dionysos.

Sie sind mit dessen Attributen ausgestattet:

Weinlaubkränze und mit Efeu umrankte Stäbe;

außerdem tragen sie Fackeln.

Die Prozession zieht unter Trommelschlagen und

wildem Geschrei durch die Straßen.

Der Weingott Dionysos fährt auf einem Wagen; er

hält den Thyrsos-Stab (hier kein echter) und trinkt

Wein aus dem auf Naxos üblichen flaskí, dem hohlen

Flaschenkürbis

Begleitet wird Dionysos vom in ein Tierfell gehüllten

Pan, dem wilden, angsteinjagenden (“Panik”), bocks-

gestaltigen Anführer der Satyrn mit dem Phallus als

Zeichen der Lebenskraft und Fruchtbarkeit. Pan

spornt die Satyrn durch Gebrüll und Tuten auf zwei

großen Hörnern

An der Paralía wird ein rituelles Opfer an den Gott Dionysos vollzogen, durch das die Fruchtbarkeit der Natur beschworen werden soll.

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der mykenischen Epoche stammt auch die

erste griechische Inschrift, die Dionysos

erwähnt.

Der Ursprung des Dionysos-Kultes

Der Dionysos-Kult hat sich vermutlich aus der

Verehrung von Nymphen entwickelt, ebenfalls

Göttinnen der Fruchtbarkeit und im griechi-

schen Raum wohl die ältesten Gottheiten. Die

Nymphen wurden als Mänaden in den

Dionysos-Kult aufgenommen und zusammen

mit Satyrn, dem Silen, Eros und weiteren

Gestalten des Volksglaubens in das Gefolge

des Gottes eingegliedert.

Antike griechische Geschichtsschreiber

berichten uns, dass schon die frühbronze-

zeitlichen, vorgriechischen Bewohner der

Kykladen im 3. Jahrtausend v. Chr. den

Dionysos verehrten. Diese waren (soweit wir

wissen) von Osten kommend in den Ägäis-

raum gelangt und hatten von dort vermutlich

den Vorläufer des Dionysos-Kultes mitge-

bracht. (Eine diesem ähnliche Religion ist für

das 3. Jahrtausend v. Chr. in Sumer (Meso-

potamien) nachgewiesen, von wo aus auch

viele andere Elemente der mediterranen

Kultur in den Mittelmeerraum einwanderten,

so etwa der Weinanbau.) Etwa zur selben

Zeit ist der Kult auch nach Kreta gelangt

(möglicherweise kam er dorthin von den

Kykladen, ebenso wie andere Bestandteile

der Kykladenkultur, oder aus Ägypten, das

einen entsprechenden Kult ebenfalls aus

Mesopotamien übernommen hatte). Auf Kreta

erlangte der Weinanbau während der

Minoischen Epoche (etwa 3.000 bis 1.400 v.

Chr.) eine große Bedeutung. Bei der Ero-

berung Kretas durch die Mykener wurde der

Weinanbau gemeinsam mit dem Vorläufer

des Dionysos-Kultes durch die neuen Siedler

übernommen.

Die Attribute des Dionysos

Der Gott Dionysos oder Bacchus ist vor allem

mit der Weinpflanze verknüpft, und der be-

rauschende Wein ist aus seinem Kult nicht

wegzudenken. Wichtige Attribute des Gottes

sind der Weinstock und der kantharos, die

elegante, zweihenkelige Trinkschale. Der

Wein verkörperte in der Vorstellung der

Menschen den Dionysos: Durch den Genuss

dieses heiligen Getränkes konnte der Anhän-

ger des Kultes seine Vereinigung mit dem

Gott erreichen. Dieser Aspekt wurde von der

christlichen Kirche übernommen, in der der

Wein das Blut Christi verkörpert.

Eine weitere, eng mit dem Weingott ver-

knüpfte Pflanze ist der Efeu, der den Rausch

mildern sollte und mit dem Dionysos und

seine Anhänger sich bekränzten (hier tauchen

zum ersten Mal die in der Antike so beliebten

und wichtigen Bekränzungen auf). Als um-

rankende Kletterpflanze stand der Efeu nicht

nur als Symbol für Freundschaft und Treue,

weswegen er in der Antike auch für die Braut-

kränze verwendet wurde, sondern galt auf-

grund seiner Lebenskraft auch als Symbol für

das Ewige Leben, was ebenfalls im Christen-

tum beibehalten wurde.

Ein wichtiges Attribut des Dionysos ist außer-

dem der sogenannte thyrsos-Stab aus dem

kräftigen, aber leichten, hohlen Blütenstiel

vom Riesenfenchel (Ferula communis), der

die weinseligen Anhänger des Dionysos-

Kultes stützen sollte, ohne dass die Beses-

senen sich damit gegenseitig verletzen

konnten. Auf der Spitze des Thyrsosstabes

steckte gewöhnlich ein Kiefernzapfen, mög-

licherweise, weil der Wein mit dem Harz der

Kiefer versetzt wurde, um ihn haltbarer und

aromatischer zu machen (dieser Brauch

stammte vermutlich vom Abdichten der

Weinamphoren mit Kiefernharz schon

während der Kykladenepoche).

Außer mit dem Wein wurde Dionysos (insbe-

sondere auf Naxos) auch mit dem Feigen-

baum verbunden, und besaß in dieser Eigen-

schaft (Dionysos Meilichion) ein mildes,

gemäßigteres Wesen als der ekstatische,

weinselige Bacchus.

Die antiken Feiern zu Ehren von Dionysos

und Ariadne

Ähnlich dem Göttinnenpaar Demeter und

Persephone wurden auch zu Ehren des

Fruchtbarkeitsgottes Dionysos und seiner auf

Naxos besonders verehrten Gattin Ariadne im

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Jahreslauf zwei wichtige, gegensätzliche

Feiern vollzogen.

Im Herbst wurde im Zuge des Verwelkens der

Natur eine Trauerfeier begangen, und im

Frühjahr mit ihrem Wiederaufleben ein fröh-

liches Fest. Die herbstliche Feier wurde mit

dem Pressen der Trauben verknüpft, das als

Tod des Dionysos (versinnbildlicht durch die

Traube), also seinen Abstieg in die Unterwelt,

interpretiert wurde (eine ähnliche Bedeutung

hatte im Demeter-Kult das Mahlen des Getrei-

des). Auch für Ariadne wurde im Herbst eine

Trauerfeier begangen gemäß einer Variante

des Mythos, in der sie, nachdem Theseus sie

auf Naxos verlassen hatte, Selbstmord

beging. Aus diesen Trauerfeiern soll sich das

christliche Fest Allerseelen Anfang November

entwickelt haben, bei der die Menschen ihrer

verstorbenen Verwandten gedenken.

Die bedeutenderen Feiern des Dionysos

fanden im Winter und im Frühjahr statt. Wir

sind genauer darüber unterrichtet, wie sie im

Athen der klassischen Epoche begangen

wurden. Eine wichtige Festlichkeit war mit

dem ersten Öffnen der Weinkrüge im

Dezember/Januar verknüpft (“ländliche

Dionysien”): Die Umwandlung des Mostes in

Wein wurde als Wiederauferstehung des

Gottes verstanden, die dem Wiedererwachen

der Natur im Laufe des Winters mit seinen

Regenfällen entsprach (im Christentum wurde

diese Feier in die Wasserweihe (Epiphanias)

umgewandelt). Im Januar/Februar folgten die

Lenäen (vom gr. Wort für “keltern”, heute

erhalten im Wort linoú = Becken für das

Treten des Weines) und im Februar/März die

Anthestiria (von ánthos = Blüte), die vor allem

durch poetische Wettstreite sowie Aufführun-

gen von Komödien und Tragödien begangen

wurden.

Bei den letzten Feiern im Frühling, den

großen “städtischen” Dionysien im März/April,

wurde die Hochzeit des wiederauferstan-

denen Gottes Dionysos mit Ariadne gefeiert.

Bei dieser zog das göttliche Brautpaar auf

einem blumengeschmückten, schiffsähnlichen

Karren (dem carrus navalis = Karneval) in die

Stadt ein. Der Aspekt der göttlichen Hochzeit

und der Einzug auf einem Wagen sind schon

von den sumerischen Vorläufern des

Dionysos-Kultes überliefert.

Auf Naxos wurden schon in der archaischen

Periode (6. und 5. Jahrhundert v. Chr.)

ähnliche Festlichkeiten gefeiert wie die hier

beschriebenen athenischen; sie waren von

großer Bedeutung für die Bevölkerung. Der

höchste Priester des Dionysos war über lange

Zeit auch der Anführer des Staates. Es ist

denkbar, dass die Bräuche des Dionysos-

Kultes von den Kykladen nach Athen gelang-

ten, ebenso wie beispielsweise auch mehrere

Eigenarten der naxiotischen Tempelarchi-

tektur von den Athenern übernommen

wurden, als Athen zu größerem Einfluss in

der Ägäis gelangte.

Die Übereinstimmungen zwischen dem

Dionysos-Kult und Karneval

Die Theorie, dass sich der Karneval aus den

Feiern des antiken Dionysos-Kultes entwickelt

hat, wird gestützt durch die bemerkenswerten

Übereinstimmungen, die sich zwischen

beiden Bräuchen finden lassen.

Die wichtigsten gemeinsamen Aspkete der

Karnevalsbräuche und des Dionysos-Kultes

sind die folgenden:

der Rausch: Heute wie früher betranken sich

die Menschen, um sich so von den Zwängen

und Sorgen des Alltags zu befreien und in

einen ekstatischen Zustand der Glückseligkeit

zu gelangen.

die Prozession: Schon während der Antike

war ein wesentlicher Bestandteil der Feierlich-

keiten eine Prozession, entweder von der

Stadt zum außerhalb gelegenen Tempel, oder

als Einzug des Gottes auf einem Wagen in

die Stadt; dieser Aspekt hat sich in den

Wagen des Rosenmontagsumzuges erhalten.

der Lärm: Die Prozession wurde von Musik,

insbesondere von Trommeln begleitet. Der

intensive Rhythmus und der laute, unge-

hemmte “Krach” bei der Prozession hat ver-

mutlich zwei Funktionen: Zum einen sollen

die Teilnehmer so dem ekstatischen Zustand

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näher gebracht werden, zum anderen handelt

es sich um ein symbolisches Vertreiben der

bösen Geister bzw des Winters.

die Maske: Die Maske war ein wichtiges Attri-

but des Gottes Dionysos. Sie wurde zunächst

von den Chorsängern bei den Feierlichkeiten

zu seinen Ehren getragen; aus diesen Chor-

gesängen entwickelte sich das antike

Theaterspiel, bei dem die Schauspieler eben-

falls Masken trugen. Heute noch sind Maske

und Verkleidung nicht wegzudenkender

Bestandteil des Karnevals.

der Spott: Von Naxos ist schon aus der

Antike überliefert, dass die Menschen im

Zuge der Feiern zu Ehren des Gottes die

Reichen und Mächtigen verspotteten und ihre

Sünden anprangerten, wie man es heute zu

Karneval noch ungestraft tun darf. Auch in

den während der Dionysien vorgetragenen

Komödien spielte der Spott eine wichtige

Rolle.

die Gleichstellung: Schon aus dem 3. Jahr-

tausend v. Chr. ist aus Sumer überliefert,

dass im Winter ein Fest gefeiert wurde, bei

dem Sklaven und Reiche gleichgestellt

waren. Dieser Aspekt war auch ein zentraler

Punkt der römischen Saturnalien, die sich aus

den griechischen Dionysien entwickelt hatten:

Sklaven und Besitzer saßen für die Feiertage

am gleichen Tisch und hatten gleiche Rechte.

Auch im christlichen Mittelalter tauschten

beim Karneval die Adeligen und ihre

Bediensteten für einen Tag die Plätze.

Bei den traditionellen Karnevalsfeiern auf

Naxos, wie sie bis etwa zur Mitte des letzten

Jahrhunderts durchgeführt wurden, tauchen

ferner folgende Aspekte auf, die ebenfalls

direkt den antiken Dionysos-Feiern ent-

springen:

Während der traditionellen Feiern brachte die

Dorfbevölkerung einen “Toten” in einem Sarg

zum Friedhof, wo dieser unter großem Hallo

und Gelächter aus dem Sarg “wiederaufer-

stand”. Das entspricht einem Kernpunkt der

antiken Mythen und Feiern des Dionysos: der

Abstieg des Gottes zum Totenreich und seine

Wiederauferstehung, somit sein Sieg über

den Tod.

Am Karneval in Apiranthos nimmt auch heute

noch ein Brautpaar teil, dessen Hochzeit

während der Feierlichkeiten vollzogen wird.

Auch dieses ist ein wesentlicher Bestandteil

schon der antiken Feiern. Im Frühjahr wurde

ein fröhliches Fest begangen, bei der die

göttliche Hochzeit des Gottes mit Ariadne

gefeiert wurde, durch die Dionysos wieder

ganz ins Leben gerufen wurde. Diese Hoch-

zeit spielte auch eine entscheidende Rolle bei

den Feiern zu Ehren des Dionysos in Athen

(“große Dionysien”) und später in Rom.

Früher brachten die Bauern zu den Feierlich-

keiten einen Pflug auf den Dorfplatz, mit dem

symbolisch gepflügt wurde. Mit diesem Ritual

sollte eine gute Ernte erfleht werden.

Außerdem taucht als wichtige Figur eine alte

Frau auf, die einen Korb trägt; auch diese ist

schon für die antiken Riten bezeugt. Der Korb

soll eine Opfergabe an den Gott versinnbild-

lichen.

Das Schlachten der Eber, das traditioneller-

weise am ersten Samstag der Karnevalszeit

durchgeführt wird, ist ebenfalls als rituelles

Opfer zu verstehen; noch heute wird es auf

den Dörfern als besondere Feierlichkeit

begangen.

An den Feiern nehmen mit Ziegenfellen

bekleidete Figuren teil, die den Satyrn des

Dionysos-Kultes entsprechen. Ebenso wie

der eher kretische Stier war der Ziegenbock

als Symbol der Lebenskraft ein wichtiger

Bestandteil des Dionysos-Kultes. Er versinn-

bildlicht das “tierische”, unbändige Innere des

Menschen (das Unterbewusste), das bei den

Riten zu Ehren des Gottes mithilfe des

Rausches, des ekstatischen Tanzes und der

Maskierung befreit wird.

Während der Antike wurden zu den Dionysien

poetische Wettstreite durchgeführt und Thea-

terstücke aufgeführt, hier ist der Ursprung der

Komödie (=”singender Umzug”), der Tragödie

(von trágos, Ziegenbock) und des Theaters

allgemein zu suchen. Inhalt der Komödien

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war häufig eine Verspottung bestimmter

gesellschaftlicher Verhältnisse. Auch heute

noch wird in Apiranthos zur Karnevalsfeier ein

Gedicht vorgetragen, in dem politische und

gesellschaftliche Missstände öffentlich

angeprangert und verspottet werden.

Die Bedeutung des Dionysos-Kultes

Der Dionysos-Kult hatte eine sehr wichtige

Funktion im Leben der Menschen. Wir wissen

aus manchen Quellen aus der Antike, dass

bestimmte Rituale des Dionysos-Kultes zur

Initiation der Jugendlichen, also ihrer Auf-

nahme als vollwertige Mitglieder in die Gesell-

schaft, vollzogen wurden. Leider sind zu

wenig Informationen erhalten, als dass wir

uns ein klares Bild davon machen könnten.

Auch was den zweiten Aspekt des Dionysos-

Kultes betrifft, tappen wir teilweise im

Dunkeln: über seine Funktion zur Vorbe-

reitung der Menschen auf ihren Tod.

Dionysos hatte eine enge Verbindung zur

Unterwelt; er war der Gott, der in den Hades

hinabgestiegen und wieder auferstanden war

(auch diese Idee wurde später vom Christen-

tum übernommen). Eng mit dem Dionysos-

Kult verwandt ist der Kult der Demeter. In den

ihr gewidmeten Eleusinischen Mysterien

erlangten die Menschen in einem Ritual, das

sie nur einmal in ihrem Leben nach langer

Vorbereitung durchführen durften, als sehr

wichtig und einzigartig erachtete Erfahrungen,

die ihnen halfen, die Angst vor dem Tod zu

überwinden und ihr eigenes Leben neu zu

sehen; durch die Teilnahme an den Mysterien

erlangten sie durch die Vereinigung mit den

Göttern das Anrecht auf ein Weiterleben nach

dem Tode.

Bei den Eleusinischen Mysterien steht die

Göttin Demeter für den weiblichen Aspekt der

(Wieder-)Geburt, während der dionysische

Aspekt den männlichen Gegenpol der

Befruchtung, aber auch des Todes und der

Unterwelt darstellt. Dem antiken Mythos

gemäß ist es Dionysos, der Demeters Tochter

Persephone in den Hades entführt (sie pflückt

eine Narzisse, gr. nárkissos (“nárki” = Schlaf

/Rausch und “kissós” = Efeu). Die Entführung

der Persephone durch Dionysos zerstört

durch den Beginn des Winters bzw der un-

günstigen Jahreszeit die ursprünglich gleich-

bleibende Harmonie der Natur/der Welt (ent-

spricht der Vertreibung aus dem Paradies),

die jedoch durch das Wiederaufleben der

Natur im Frühling wiederhergestellt wird. Da

Persephone in der Unterwelt von einem

Granatapfel gegessen hat (Symbol der

Fruchtbarkeit sowie der Ehe), darf sie die

Unterwelt nicht mehr ganz verlassen, sondern

muss den Totengott Hades heiraten. Nur für

je die Hälfte des Jahres darf sie zurück zu

ihrer Mutter auf die Erde. So erklärten sich die

Menschen den jahreszeitlichen Wechsel von

Absterben und Aufblühen der Natur.

Wir wissen nicht genau, was bei den Eleusi-

nischen Mysterien vor sich ging – schließlich

war es ein Geheimkult. Es ist klar überliefert,

dass die Teilnehmer eine Erkenntnis ge-

wannen oder verinnerlichten, die für ihr

ganzes Leben sehr bedeutsam war, und die

sie auf ihren Tod vorbereitete. Dafür wurden

wahrscheinlich rauscherzeugende Mittel

benutzt, vermutlich das Mutterkorn, das

Geburts- oder Tod-ähnliche Empfindungen

auslösen kann. Von großer Bedeutung ist

sicher der Zusammenhang, der zwischen

dem eigenen Tod und dem alljährlichen

Absterben und Wiederaufleben der Vegeta-

tion gesehen wurde: Es kann kein Zufall sein,

dass derartige Mysterien im Kult der beiden

wichtigsten Vegetationsgötter, der Demeter

und des Dionysos, auftreten. Ich nehme an,

dass der Kern der Sache die Erkenntnis war,

dass ebenso wie in der Natur auch im

menschlichen Leben und in der Gesellschaft

die neue Geburt nur durch die Existenz des

Todes ermöglicht wird, dass wir durch

unseren Tod “Platz machen” für eine neue,

jüngere, “lebendigere” Generation; dass also

aus dem Tod neues Leben entspringt.

Ein weiterer, zentraler Aspekt des Dionysos-

Kultes für die Menschen lag in seiner Funk-

tion der Befreiung. Dionysos war der Gott,

der alle Unterdrückten, Sklaven, Unfreie,

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Frauen und Arme, befreite. Durch ihn wurde

die bestehende Ordnung in Natur und Gesell-

schaft umgestürzt. Durch das Austauschen

der Rollen von Dienern und Herren bzw.

durch die vorübergehende Gleichwertigkeit im

Zuge der Feierlichkeiten sollten beide Seiten

ihrer Rollen bewusster werden und die Zu-

stände gewissermaßen von außen betrach-

ten. Dadurch sollten (ebenso wie durch den in

dieser Zeit erlaubten Spott und das Anpran-

gern von Vergehen) Missstände korrigiert

werden; es wurde eine Verbrüderung der

unterschiedlichen Pole der Gesellschaft ange-

strebt. Das tiefere gesellschaftliche Ziel der

Befreiung und des Umsturzes beim Dionysos-

Kult war also sicher kein Zurückfallen ins

“tierische” Chaos, sondern das Erreichen

einer höheren Ordnung, einer größeren

Harmonie: Eine Umwälzung, eine durchgrei-

fende Verbesserung oder Weiterentwicklung

kann nur durch eine Zerstörung des Alten und

somit meist durch einen vorübergehenden

chaotischen Zustand erreicht werden.

Im Dionysos-Kult wurde der Teilnehmer durch

den Rausch, den Lärm und den wilden Tanz

in Ekstase versetzt und dadurch “entfesselt”,

befreit; auch die Maske und Verkleidung

hatten eine wichtige Funktion bei dieser

Befreiung des Inneren Selbstes. In diesem

Zustand wurde sein durch die Zwänge der

Zivilisation gehemmtes Unterbewusstsein

wiederbelebt. Der Teilnehmer erlebte diese

Befreiung als Rückkehr zur Harmonie mit der

Natur und auch mit den Mitmenschen (im

Sinne von Jung: das kollektive Unterbewusst-

sein wurde erweckt, ein “kosmischer

Bewusstseinszustand” erreicht). Das einmal

im Jahr bei den Dionysien bzw beim Karneval

erlaubte Ausleben der Sehnsucht nach

Freiheit und Gleichstellung hatte nicht eine

Auflösung der Gesellschaft zur Folge,

sondern machte diese eigentlich erst über-

lebensfähig, indem es dieses Bedürfnis nach

Freiheit durch das kontrollierte Abreagieren

bändigte und die Menschen in einen gereinig-

ten, natürlicheren, gesünderen psycholo-

gischen Zustand brachte. (Wir sollten bei der

Analyse dieser Verhältnisse nicht vergessen,

dass die Menschen damals noch in einer viel

jüngeren, der Natur noch viel näheren Gesell-

schaft lebten).

Natürlich war für den antiken Teilnehmer an

den Riten der Fruchtbarkeitskulte kein

logisches Bewusstmachen dieser Zusammen-

hänge erforderlich. Die im Dionysos- und im

Demeter-Kult verwendeten, archetypischen

Symbole wurden von den Menschen intuitiv

verstanden. Ein letztes Überbleibsel dieses

“natürlichen, gefühlten Verständnisses” ist,

denke ich, die Rührung, die ich jedes Mal em-

pfinde, wenn ich, wie diese Tage, die ersten

reifenden Getreideähren auf den Feldern

erblicke. Wie schade, und wie schädlich für

uns, dass wir uns so weit von diesen uner-

setzlichen, natürlichen, tiefen, “gesunden”

Zusammenhängen entfernt haben.

Karneval im Christentum

Schon während der Antike, noch mehr aber

nach der Ausbreitung des Christentums

wurden die dionysischen Bräuche zu-

nehmend als barbarisch, brutal, unkontrolliert

erotisch geächtet. Sicher hat es diesen

Aspekt in der Verehrung des Dionysos

gegeben, und es scheint, dass in den

späteren Zeiten auch Exzesse in den

Bräuchen zunahmen. Sie stellen aber keines-

falls den Kernpunkt des Kultes dar und sind

aller Wahrscheinlichkeit nach von der gesell-

schaftlichen Obrigkeit, die um ihre Existenz

fürchtete, übertrieben dargestellt worden.

Im Gegensatz zum Dionysos-Kult, der die

Lebenskraft, die Jugend und die Lebens-

freude ganz bejahte und daraus seine

Energie bezog, suchte die christliche Religion

sich dem Gott durch Askese und Meditation

anzunähern. Entsprechend wurden die

dionysischen Wesen und Riten durch die

neue Religion verteufelt und verdammt.

Unterstützt wurde das, wie schon dargestellt,

von den Vertretern der gesellschaftlichen

Oberschicht, die natürlich im eigenen

Interesse alle Umstürze und Veränderungen,

sei es auch in Richtung einer besseren

Gesellschaft, ablehnten. Es ist jedenfalls

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sicher kein Zufall, dass der Antichrist einem

Satyr in seiner Bocksgestalt so ähnlich ist.

(Es kann natürlich auch sein, dass die Logik

genau andersherum funktionierte und dass

das Christentum eben wegen der im

Dionysos-Kult stattfindenden Exzesse eine so

asketische Ausrichtung annahm – so ver-

mutet und beschreibt es jedenfalls Alexis

Sorbas im gleichnamigen Buch von Nikos

Kazantzakis.)

Trotz aller Bemühungen konnten die der

Bevölkerung wichtigsten “heidnischen”

Bräuche wie der Karneval allerdings nicht

ganz ausgelöscht werden; stattdessen

wurden sie ins Christentum aufgenommen

und dadurch “gezähmt” und umgedeutet. So

wurde der Karneval im Christentum als Ventil

beibehalten, in dem die unterdrückte, heid-

nische, dionysische Lebensfreude und -kraft

sich kurzfristig wieder äußern durfte.

Ein besonderer Karnevals-Brauch in Apiranthos: die Koudounati Am letzten Sonntag der Karnevalszeit, bevor mit dem “Sauberen Montag” (katharí deftéra) die

Fastenzeit beginnt, wird im Dorf Apíranthos ein besonderer Karnevalsbrauch vollzogen: Die

Männer ziehen sich ihre aus Ziegenhaar gefertigten Hirtenmäntel und die traditionellen roten

fésia (Kopfbedeckung türkischen Ursprungs) an, binden sich die großen Ziegenglocken um

den Leib und rüsten sich mit den dicken Stängeln des Riesenfenchels aus. In dieser

Aufmachung jagen sie unter ohrenbetäubendem Glockenscheppern durch die Gassen.

Die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände der

koudhounáti: die Ziegenglocken (koudhoúnia)

und die sómba (der antike thyrsos-Stab) aus

dem großen Stängel des Riesenfenchels.

So sieht die fertige Schnürung von hinten

aus.

Die Glocken werden über dem hochgefalteten

Hirtenmantel auf der Hüfte festgebunden

Nun noch die sómba in die Hand: und los

geht‟s!

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Auf dem Dorfplatz tanzt die Tanzgruppe des

Dorfes in traditioneller Tracht zum Klang des

Dudelsackes.

Von Zeit zu Zeit stürmen die koudhounáti

unter ohrenbetäubenden Glockenscheppern

auf den Dorfplatz.

An der Feier wird auch ein Brautpaar

„getraut“; eine Erinnerung an die antiken

Wurzeln des Karnevals: das Fest zu Ehren

des Dionysos, bei denen die Hochzeit von

Dionysos und Ariadne begangen wurde.

Astrid Scharlau betreibt die Website

http://azalas.de/blog - eine sehr umfang-

reiche und informative Website, von der auch

ihre Artikel in diesem Bulletin stammen.

Und sie vermietet die Ferienhäuser “Azalas”

Auf der wunderschönen griechischen Insel

Naxos vermietet sie vier liebevoll gestaltete

und voll eingerichtete Ferienhäuser für je 2

Erwachsene und 1-2 Kinder.

Die Anlage befindet sich auf einem Grund-

stück von 7000 m² mit Ölbäumen, Gemüse-

und Weingärten. Sie liegt unmittelbar am Meer

oberhalb eines kleinen Sandstrandes. Jedes

Haus hat eine Terrasse mit herrlichem Aus-

blick auf die Ägäis.

Und sie hat ein Buch geschrieben:

„Zwei Türen hat das Leben“.

Es handelt sich um die Lebenserinnerungen

ihres Schwiegervaters Mitsos, Nikos‟ Vaters,

bereichert um ein Kapitel über die Insel

Naxos, um einige Abschnitte über die jüngere

Geschichte Griechenlands und ausführliche

Beschreibungen der traditionellen Lebens-

weise in den naxiotischen Bergdörfern, die

Mitsos‟ Erzählungen in einen größeren

Rahmen stellen und besser verständlich

machen sollen.

Astrid Scharlau, Zwei Türen hat das Leben -

Erinnerungen des Dimitris Mandilaras

ISBN-Nummer: 978-3-8391-1930-3

Astrid Scharlau und Nikos Mandilaras

Agios Dimitris, Azalas, Apiranthos

Naxos/Kykladen, Griechenland

Kontakt in Griechenland:

fone: +30 22850 68258

mobil: +30 6936620180

post: Postbox 81, GR-84300 Naxos

email: [email protected]

Alles weiter auf: http://azalas.de/blog

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Griechische Schule in Bern Katerina Latsi-Nazzaro, November 2011

Sekretärin Griechische Gemeinde Bern

Die Griechische Schule in Bern-Bümpliz im Tscharnergut I - Schulhaus (Fellerstrasse 18, 3027

Bern) besteht seit 40 Jahren und ist für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren mit mindestens einem

griechischen Elternteil bestimmt. Der Unterricht findet jeden Freitag von 16:30 bis 19:15 Uhr statt.

Die Kinder lernen hauptsächlich die griechische Sprache, aber auch Kultur und Geschichte. Die

aktuelle Lehrerin heißt Andriana Arvaniti und lebt in Fribourg.

Es gab eine Zeit, als die griechische Schule aus 40 oder mehr Kindern bestand und zwei Lehrer

hatte. Leider ist es so, dass in den letzten Jahren die Zahl der Schülerinnen und Schüler zurück-

gegangen ist. Es besteht die Gefahr, dass die Schule wegen zu wenigen Kindern schließt! Es gibt

nicht so viele Griechen in Bern, oder die Kinder sind oft sehr belastet und möchten deshalb nicht

an einem schulfreien Nachmittag noch Griechisch lernen.

Aber das Lernen der griechische Sprache und

Kultur ist nötig, damit man seine Wurzeln nicht

verliert. Wenn man die griechische Sprache

lernt findet man heraus, woher viele Wörter

der europäischen Sprachen stammen. So

können die Kinder später auch als

Erwachsene den Kontakt mit den Verwandten

und Freunden in Griechenland pflegen. Und

die zweisprachigen Kinder haben es immer

leichter, eine weitere Fremdsprache zu lernen.

Die Freundschaften, die man in der Schule

schliesst sind auch sehr wichtig für die Zukunft

des Kindes.

Wenn Sie griechische Kinder zwischen 6 und 12 Jahre alt kennen, informieren Sie sie bitte über

der Griechische Schule. Auf der Internetseite www.grgb.ch oder bei Frau Eleftheria Markoyannaki

(Tel 031 992 24 61,[email protected]) können Sie weitere Informationen erhalten.

Flüge ab Bern nach Griechenland Fred Wyss

November 2011

In der Saison 2012 wird es folgende, z.T. neue Direktflüge von Bern/Belp nach

Griechenland geben:

SkyWork Airlines:

Preveza (Parga/Lefkada): 7. 5. bis 22. 10. 2012, jeweils Montag.

Thessaloniki: 25. 3. bis 27. 10. 2012, jeweils Montag und Freitag.

Flüge und Pauschalreisen können gebucht werden bei Aaretal-Reisen (www.aaretal-reisen.ch),

Flüge auch direkt bei SkyWork Arlines (www.flyskywork.com).

Helvetic Airways:

Heraklion: 16. 5. bis 17. 10. 2012, jeweils Mittwoch

Kos: 17. 5. bis 18. 10. 2012, jeweils Donnerstag

Korfu / Zakinthos: 11. 5. bis 5. 10. 2012, jeweils Freitag

Flüge und Pauschalreisen könne gebucht werden bei Kuoni / Helvetictours

(www.helvetictours.ch)

Alle Angaben ohne Gewähr!

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Die nächsten Veranstaltungen in Bern und Umgebung

Veranstaltungen die uns bis zum Redaktionsschluss am 18. 11. 2011 gemeldet wurden.

Samstag, 31. Dezember: Silvester im Restaurant Athen Falkenplatz 1, 3012 Bern

Reichhaltiges griechisches Buffet à discretion ab 20:15 Uhr (Apéro ab 19 Uhr).

Griechische, Orientalische und Internationale Live-Musik mit dem „Duo Mykonos“

Fr. 78.- inkl. Apéro, Kinder von 7 bis 12: Fr. 30.-, Zzgl. Getränke. Reservation: 031 301 65 55.

Montag, 9. Januar, 18:30 Uhr, Antikensammlung Bern, Hallerstrasse 12, 3012 Bern

Athen – Ein etwas anderer Stadtrundgang. Öffentliche Führung: Adriana Urango

Eintritt frei. Weitere Infos auf: www.arch.unibe.ch/content/veranstaltungen_und_events/

Freitag 27. Januar, 19.00 Uhr: Veranstaltung der Hellasfreunde

Tell-Saal, Bernstrasse 101, Ostermundigen

Mitgliederversammlung der Hellasfreunde. Im zweiten, gemütlichen Teil gibt es einen

kleinen Imbiss offeriert vom Verein. Anmeldung erforderlich!

Samstag, 28. Januar bis 24. März: Griechische Wochen im Gwatt-Zentrum

GWATT-Zentrum am Thunersee, 3645 Gwatt bei Thun, Tel. 033 334 30 30,

Griechische Spezialitäten, jeweils Do – So Live-Musik. Reservation empfehlenswert.

Montag, 6. Februar, 18:30 Uhr, Antikensammlung Bern, Hallerstrasse 12, 3012 Bern

Dionysos und sein Gefolge – Herrschaft des Ausnahmezustandes

Öffentliche Führung: Josy Luginbühl

Eintritt frei. Weitere Infos auf: www.arch.unibe.ch/content/veranstaltungen_und_events/

Mittwoch 15. Februar, 20.00 Uhr: Veranstaltung der Hellasfreunde Eintritt frei

Tell-Saal, Bernstrasse 101, Ostermundigen

Inseln des Dodekanes: Kos, Kalymnos, Nisyros. Fred Wyss führt uns in seinem Video-Film

auf bekannte und weniger bekannte Inseln des Dodekanes. Sponsor: Imbach-Reisen

Montag, 5. März, 18:30 Uhr, Antikensammlung Bern, Hallerstrasse 12, 3012 Bern

Welteroberer und Herrschaftsteilung – Alexander der Grosse und die Diadochen

Öffentliche Führung: Hanni Klenk

Eintritt frei. Weitere Infos auf: http://www.arch.unibe.ch/content/veranstaltungen_und_events/

Mittwoch 7. März, 20:00 Uhr: Veranstaltung der Hellasfreunde Eintritt frei

Tell-Saal, Bernstrasse 101, Ostermundigen

Griechenland etwas ausgefranst - Inseln am Rand. Katharina Roller (Herrenberg, D), insel-

süchtig und darum Betreiberin der Website www.nissomanie.de, führt uns mit vielen wunder-

schönen Bildern auf drei unbekannte Inselchen am äußersten Rand Griechenlands: Othoni,

Gavdos und Kastellorizo. Sponsor: Aaretal-Reisen

Änderungen bleiben vorbehalten. Aktuelle Informationen auf www.hellasfreunde.ch

Tell-Saal – unser Veranstaltungslokal: Wie Sie wahrscheinlich der Presse entnehmen konnten, ist

das Restaurant Tell, nach einem Jahr unter neuer Führung, bereits wieder geschlossen worden. Das

hat keinen Einfluss auf den Tell-Saal, der Saal wird als Kulturzentrum direkt durch die Gemeinde

verwaltet. Schade, dass es kein Restaurant mehr unmittelbar neben dem Saal gibt, aber das

Restaurant National (Italienische Küche, Pizzeria) liegt keine 100 m davon entfernt.