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HOCHMITTELALTERLICHE ADELSFAMILIEN IN ALTBAYERN, FRANKEN UND SCHWABEN Herausgegeben von FERDINAND KRAMER und WILHELM STÖRMER Redaktion: Elisabeth Lukas-Götz KOMMISSION FÜR BAYERISCHE LANDESGESCHICHTE MÜNCHEN 2005 o fl/71-]3 . ,

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HOCHMITTELALTERLICHE ADELSFAMILIENIN ALTBAYERN, FRANKEN UND

SCHWABEN

Herausgegeben von

FERDINAND KRAMER und WILHELM STÖRMER

Redaktion: Elisabeth Lukas-Götz

KOMMISSION FÜR BAYERISCHE LANDESGESCHICHTEMÜNCHEN 2005

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DIE GRAFEN VON VALLEY

von

Walburga Scherbaum

An die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ausgestorbenen Grafen vonValley, eine Seitenlinie des Geschlechts der Grafen von ScheyernlWittelsbach,erinnert heute noch der Name der Ortschaft Valley am Oberlauf der Mangfallim Landkreis Miesbach in Oberbayern. Im Zuge der Gebietsreform von 1978wurden die Nachbarorte Sollach, Hohendilching, Kreuzstraße, Grub und Teilevon Föching der Ortschaft Valley eingemeindet, so daß Valley heute 2800 Ein-wohner zählt.Unweit des Ortszentrums, etwa 100 m nördlich des heutigen Schlosses der

Grafen Arco auf Valley! erstreckt sich ein nach allen Seiten steil abfallendes,Schloßberg genanntes, Plateau in einer Ausdehnung von rund 80 x 20 m. Hiererhob sich einst hoch über dem Flußtal der Mangfall die Stammburg Valley, dieab 1124/25 namengebend für das Grafengeschlecht wurde. Die noch sichtbarenMauerreste deuten auf eine langgestreckte Burganlage hin, die gleichermaßenStraße und Fluß beherrschte. Obwohl eine 1970 erfolgte begrenzte Grabung inerster Linie den Spuren einer spätrömischen Höhensiedlung gale', förderte sieauch Funde aus dem Mittelalter zutage, die auf eine Burg des 12. Jahrhundertsschließen lassen.Valleyer Grafen gründeten 1120 das Augustinerchorherrenstift Bernried am

Starnberger See und agierten dort wohl bis zu ihrem Aussterben 1268 als Vögte.Kurzzeitigen Einfluß gewannen die Valleyer in der zweiten Hälfte des 12. Jahr-hunderts auf Teile des Pustertales, als sie vom Freisinger Bischof mit der Vogteides Stifts Innichen im südlichen Tirol belehnt wurden. Ihre nahe Verwandt-schaft mit den Grafen von ScheyernlWittelsbach und ihre Heiratspolitik, die siemit den Herren von Weilheim, den Südtiroler Grafen von Greifenstein/Morit(Moreit), den Lebenauer Grafen, den Grafen von Ortenburg/Spanheim, den

I 1821 erbte Max Graf von Areo zu Oberköllnbaeh das Schloß Valley (erbaut 1740) mitdem dazugehörigen Gut und der Brauerei von seinem Onkel Heinrich Graf von Tattenbach.Nach dem Tod Otto Reiehsgrafs von Areo auf Valley (3.9.1989) erbte seine Witwe MonikaReichsgräfin von Areo auf Valley Gut und Brauerei. Bis heute befindet sich der Besitz in ihrenHänden (frd!. Mitteilung von Frau A. Hinterstocker, Gern. Valley).

2 Vg!. Erwin KELLER, Exkursion Miesbach-Valley-Helfendorf-Bad Aibling. Valley inspätrömischer Zeit, in: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 18 (1971) 168-177,hier 168; Waiter SAGE,Zur archäologischen Erforschung mittelalterlicher Burgen in Südbay-ern in: Hubert GLASER(Hg.),Wittelsbach und Bayern 1/1: Die Zeit der frühen Herzöge. Bei-träge zur Bayerischen Geschichte und Kunst 1180-1350, 1980, 120-132, hier 127.

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Grafen von Falkenstein, den Kärntner Hochfreien von Trixen und den Grafenvon Moosen/Grünbach verband, eröffneten den Valleyern Kontakte zu denmächtigsten Adelsgeschlechtern des 12.113. Jahrhunderts.Auf Grund dieser weitreichenden Beziehungen und nicht zuletzt auch durch

ihre welfentreue Gesinnung, die ein Charakteristikum der Politik der Valleyerbis fast zu ihrem Aussterben war, haben die Grafen von Valley die Geschichtedes altbayerischen Raumes mitgestaltet.Trotz der großen historischen Bedeutung dieses Grafenhauses liegt bisher

keine zusammenfassende Arbeit über die Valleyer vor-, Der Wunsch diesesAufsatzes ist es, diese Lücke zu füllen und dabei denBlick immer wieder auf dieBeziehungen der Grafen zu den hochfreien Adelsfamilien in ihrem Umfeld zurichten. Freilich läßt sich dieser Aspekt mangels Quellen oft nur schwer odergar nicht verfolgen.

Familiäre Grundlagen

Am 16. Oktober 1102 trat Otto, der erste Valleyer", erstmals als Duo de Gru-be (Grub am Mangfallknie, LK Miesbach) in der als Gründungsurkunde desStifts Dietramszell bezeichneten Urkunde als Zeuge für den Freisinger BischofHeinrich I. aufS. Stimmt die Vermutung Tyrollers, daß Adelheid, die GattinOttos, als eine Schwester Bernhards von RothseelW eilheim (ca. 1102-1157) undals Nichte Bernhards von Sachsenkam identifiziert werden kann", dann könntedarin der Schlüssel für die Nennung Ottos nach Grub liegen. Bernhard VonSachsenkam hatte sich in seinen letzten Lebensjahren nach einer, möglicherwei-se von den Herren von Sachsenkam erbauten, Burg in Grub benannt", AlsBernhard von Sachsenkam/Grub (ca. 1060-1102) kinderlos starb, erbten die

J Verwiesen sei an dieser Stelle auf einen wichtigen Beitrag von Günther FLOHRSCHÜTZ.Der Adel des Ebersberger Raumes im Hochmittelalter (Schriftenreihe 88), 1989, 152-162. Inder älteren Literatur leistete Franz TYROLLER,Die Mangfallgrafschaft, in: Das bayerische Inn-Oberland 29 (1958) 83-140, Grundlagenforschung. Die Bedeutung der Stifterfamilie für dasAugustinerchorherrenstift Bernried wurde auch in meiner Arbeit über das Augustinerchorhsj-;renstift Bernried, auf deren Ergebnissen vorliegender Aufsatz basiert, herausgestellt, s. Walbur_ga SCHERBAUM,Das Augustinerchorherrenstift Bernried (MBM 168),1997,23-49.

4 Hier anachronistisch bereits als Otto I. von Valley bezeichnet, obwohl er sich nach Franz'TYROLLER,Genealogie des altbayerischen Adels im Hochmittelalter, in: Wilhelm WEGENER(Hg.), Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, 1962-1969, 45-524, hier249 ff., erst ab 1124/25 nach seiner Burg so benannte.

S Monumenta Boica (künftig MB) 6, (1767) 163. Otto von Grub steht hier an dritter Stelleder Zeugenliste. Edgar KRAUSEN,Das Augustinerchorherrenstift Dietramszell (GermaniaSacra NF 24), 1988, 98, weist darauf hin, daß diese Urkunde in jüngster Zeit als Tegernseer Fäl-schung des 12. Jahrhunderts nachgewiesen wurde. In der Urkunde wurde jedoch nur derWahlmodus des Propstes geändert.

6 Diese genealogische Konstruktion Tyrollers ist abgedruckt bei FLOHRSCHÜTZ,Adel (wieAnm. 3) 154. Über die verwandtschaftlichen Beziehungen der Weilheimer im Zusammenhangmit der Vogtei über das Stift Polling auch Friedrich HELMER(Bearb.), Die Traditionen desStiftes Polling (QuE NF 41/1),1993 [künftig zitiert: Trad. Polling], 115f. Helmer datiert je-doch in Abweichung zu Tyroller das Todesjahr Bernhards von Weilheim frühestens in das Jahr1157.

7 Vg!. FLOHRSCHÜTZ,Adel (wie Anm. 3) 339. Erster Burgherr war vielleicht ein Gisiloldein Vasall der Herren von Sachsenkam. •

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Herren von Weilheim und Otto von GrubNalley auf Grund der Verwandt-schaft mit Adelheid". Unter der Voraussetzung, daß Adelheid die SchwesterBernhards von Weilheim war, konnte Otto, als ihr Gemahl in das Erbe derSachsenkamer eintreten, das er allerdings mit ihrem Bruder teilen mußte. Magauch dieses Erbe der Sachsenkamer bescheiden gewesen sein, wie Flohrschützannimmt", so wird man doch davon ausgehen können, daß in der NennungOttos I. nach der Burg Grub die Dokumentation einer frühen dynastischenTerritorialpolitik in diesem Raum sichtbar wird.Noch 1111 finden wir Otto in Bozen, fungierend als Otto de Greuba, bzw.

Otto de Grunba'", 1114 zeugte er ein letztes Mal als nobilis Otto de Gruobs",Von 1108 bis etwa 1123/24 treffen wir Otto I. in den Quellen als Graf Duo deDachawe an, so 1108 in einer Scheyerer Urkunde zusammen mit seiner MutterGräfin Beatrix und mit seinem Bruder Konrad von Dachau'L In den Jahren1123/24 war Otto von Dachau anwesend bei einer für das Haus ScheyernlWit-telsbach wichtigen Angelegenheit: Kaiser Heinrich V. bestätigte die Verlegungdes Klosters Eisenhofen nach Scheyern und die Übergabe dieses Klosters in denpäpstlichen Schutz'". Die Nennung Ottos nach Dachau, dem Sitz seines VatersGraf Arnold I. von Dachau, könnte den beachtlichen Besitz des Stifts Bernriedin diesem Raum erklären". Die Interessen Ottos I. scheinen sich jedoch in denJahren 1124/25 vermehrt auf den Mangfallraum konzentriert zu haben, denn ertrat jetzt in den Quellen als Otto de Valein auf", Offensichtlich hatte Otto I.seinen Sitz von der Burg Grub in die neue Burg Valley verlegt, nach der sichfortan alle seine Nachfolger bezeichneten. In der Anlage der Burg als Herr-schaftselement offenbarte sich Ottos Herrschaftspolitik in diesem Raum, in derDeklarierung als "von Valley" ein gewisses Hausbewußtsein.Otto I. von Valley entstammte der Ehe des Grafen Arnold I. von Scheyern!

Dachau und der Beatrix, nach Tyroller eine Tochter des Grafen Kuno von Rei-persberg", der Erbtochter der Grafschaft Dachau. Unter seinem Vater Ar-

8 Bernhard von Weilheim beanspruchte die bischöflichen Lehen Bernhards von Sachsen-kam/Grub, wie dies aus einer Brixener Urkunde ersichtlich wird. Vg!. Oswald REDLICH(Hg.),Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen vom 10. bis in das 14.Jahrhundert (Acta Tirolensia1),1886 [künftig zitiert: Trad. Brixen], 409. Dies läßt auf eine Verwandtschaft schließen.

9 Vgl. FLOHRSCHüTZ,Adel (wie Anm. 3) 156;TYROLLER,Mangfallgrafschaft (wie Anm. 3)123, bringt die Zusammenstellung der Orte.

10 In zwei Urkunden des Bischofs von Trient vom 13. Juli 1111 und vom 14. Juli 1111 wer-den als Vertreter der Nachbarschaft im F1eimstal (Ort: Truden, italien, Trodena, nordöstI.Neumarkt) ein Egeni et Otto de Greuba bzw. Egeni et Otto de Grunba genannt. Vgl. FranzHUTER (Hg.), Tiroler Urkundenbuch 1-3, 1937-1957 [künftig zitiert: Tiroler UB], hier 1 63f.Von einem Egeni wird in den Quellen nichts mehr berichtet.

11 MB 6, 166f. Bei einem Tausch des Klosters Tegernsee mit Bischof Heinrich von Freisingerscheint er als erster unter den Zeugen als nobilis Otto de Gruoba.

12 MB 10,395: Comitissa Beatrix et filii eius comites Chonradus et Otto de Dachowe.13 MB 10,449: ... videlicet comitissa Beatrix et filii eius, Chonradus et ouo de Dachowe.14 Vgl. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 24.IS Karl August MUFFAT(Hg.), Schenkungsbuch der ehemaligen gefürsteten Probstei Berch-

tesgaden (QuE 1), 1856 [künftig zitiert: Schenkungsbuch Berchtesgaden], 238; Tiroler UB (wieAnm. 10) 69.

16 Vgl. in: GLASER,Wittelsbach und Bayern (wie Anm. 2): Genealogische Tafel der Grafenvon Scheyern-Wittelsbach-Valley (nach Karl Trotter, in Konkordanz mit Franz Tyroller) imAnhang, ohne Angabe des Autors. Dieser Zusammenstellung folgen genealogische Daten und

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nold I., einem Sohn aus der zweiten Ehe Ottos 11. und Hazigas von Scheyernt7,spalteten sich zwei Linien ab: Die Linie der Grafen von Dachau unter GrafKonrad I., die bereits 1182 unterging, und die Linie der Grafen von Valley, die1268 ausstarb",Mit Adelheid, 1122 erstmals als Gattin Ottos I. in einer Urkunde des Stifts

Bernried erwähnt", dürfte "der Aufsteiger" der jungen Linie Valley eine pas-sable Partie gemacht haben. Als Angehörige der Familie der Hochfreien vonWeilheim20, die vermutlich die Haupterben der Besitztümer der Herren vonMaisach waren", verfügte Adelheid über wichtige Beziehungen zu einigen Stif-ten und Klöstern, die in der näheren Umgebung ihres 1120 gegründeten Augu-stinerchorherrenstifts Bernried am Starnberger See lagen. Adelheids Onkelmütterlicherseits, Bernhard von SachsenkamlWeilheim, war von etwa 1060 bis1102 Vogt von Tegernsee". Norbert, Bischof von Chur, der Onkel väterlicher-seits, hatte aus seinem Eigentum das Kollegiatsstift Habach (südöstl. Polling) inden Jahren 1079-1087 gestiftet". Sein ingenuus Gebino I., der Vater Adelheids,übte in Habach die Vogtei aus. Um 1125 begegnen wir Bernhard von WeilheimlRothsee, Adelheids Bruder, als Vogt von Polling" und um 1135 auch als Vogtvon Habachö,Wenn man davon ausgeht, daß Adelheid der Familie der Edlen von Weilheim

angehörte, dann könnte ihr Erbe aus einigen Gütern im Gebiet zwischen Am-mersee und Starnberger See, im Mangfallgebiet und vielleicht auch im Etschtalbestanden haben16• Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, daß die Valleyer

verwandtschaftliche Beziehungen der Valleyer, sofern sie nicht durch Ergebnisse dieses Bei-trart korrigiert werden mußten.

1 Sie ist die Witwe des Grafen Hermann von Kastl und vermutlich eine Tochter des GrafenGebhard von Sulzbach. Detaillierte Untersuchungen über die ersten Wittelsbacher: PankrazFRIED,Die Herkunft der Wittelsbacher, in: GLASER,Wittelsbach und Bayern (wie Anm. 2),29-41, hier 31.

18 MB 10,392: Igitxr mons et castrum Schyren non ab uno vel duobus principibus seda pluri-bus communis habitabatur ... A/iam partem Comites de Grube habebant, qui et postea decastro Va/ei nuncupati sunt.

1~MB 8, 319: ... ab eadem Ottone et uxore ipsius Adelheide.20 V~!. Anm. 6. Zusätzlich zur Verwandtschaftsbeziehung Valleyer-Sachsenkamerc,

Weilhelmer auch MB 6, 163. In der Gründungsurkunde des Stifts Dietramszell 1102, in derBernhard von Sachsenkam/Grub als Vogt von Tegernsee auftritt, zeugt Otto von Grub/Valley;MB 8, 320: In einer Tauschurkunde des Stifts Bernried 1135 mit dem Stift Habach handelt Ottovon Valley als Vogt Bernrieds, Bernhard von RothseelWeilheim als Vogt von Habach. Ottos I.und Adelheids Sohn Konrad I. tritt hier als erster Zeuge auf.

21 Vg!. Pankraz FRIED,Die Edelfreien von Maisach, in: Amperland 3 (1967) 57-58; PankrazFRIED,Die Landgerichte Dachau und Kranzberg (HAB A 1/11,12), 1958, 112.

22 Vg!. TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 4) 213; FLOHRSCHÜTZ,Adel (wieAnm. 3) 153.

23 Vg!. TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 4) 403.24 MB 10, 11; Trad. Polling (wie Anm. 6) 95, 115 ft. Polling stand bis 1157/60 unter der

Vo~tei Bernhards I.von WeilheimlRothsee.2 MB 8, 320.26 Zum Besitz der Weilheimer vg!. Dieter ALBRECHT,Die Gerichts- und Grundherrschafre,

verhältnisse im Raum der ehemaligen Grafschaft Andechs vom 13. bis 19. Jahrhundert, (Diss.Masch.) 1951, 10f.; Gertrud SANDBERGER,Das Bistum Chur in Südtirol, in: ZBLG 40 (1977)70S-828, hier 749ff.; TYROLLER,Mangfallgrafschaft (wie Anm. 3) 122. Er vermutet Besitzan.,fall im Mangfallraum auf Grund der Heirat mit Adelheid.; Trad. Polling (wie Anm. 6) 116. Er

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Güter in diesen Gebieten dem altscheyrischem Hausgut entstammten. Hatte dieHeirat mit der Weilheimerin Ade1heid für Otto 1. gute Chancen zur Festigungseiner Position im Raum Polling, Habach, Tegernsee geschaffen, so brachte an-dererseits auch die nahe Verwandtschaft mit den im Aufstieg begriffenen Wit-telsbachern für Otto 1. gewiß Vorteile für den Aufstieg der eigenen Linie. Im-merhin war sein Vetter Otto V. von Wittelsbach seit 1116/20 Pfalzgraf in Bay-ern, später Vogt von Freising, Scheyern, Ensdorf, Indersdorf, GeisenfeId undKühbach. Von Vorteil für die Valleyer wird auch die Belehnung der Wittelsba-eher mit dem bayerischen Herzogtum im Jahre 1180 gewesen sein.Zwei Ehen förderten in der nächsten Generation die Expansion und den wei-

teren Aufstieg der Valleyer. Zwei Geschwister aus dem Hause Valley, nämlichGraf Konrad 1. und Mathilde, vermählten sich mit den Geschwistern Arnoldund Agnes aus dem Hause der Grafen von Greifenstein/Morit, den Grafen vonBozen. Obwohl die Abkunft der Agnes nicht ausdrücklich überliefert ist, hältTyroller ihre Abstammung aus dem Hause Greifenstein/Morit für erwieserr".Dafür spricht das häufige Auftreten der Grafen Konrad 1. und Gebhard vonValley zusammen mit Graf Arnold, dem Vogt des Hochstifts Brixen, und dieAnwesenheit Arnolds beim Begräbnis der Agnes in Schäftlarn28

• Außerdem tratder Sohn Ottos 11. von Valley aus der Ehe Konrads 1. mit Agnes die Nachfolgeseines Onkels Arnold von Greifenstein ea. 1165 in der Vogtei Innichen an

29•

Schwierigkeiten bereitete bisher die genealogische Einordnung der Mathilde30.

Sicher ist, daß sie nachweislich die Gattin Graf Arnolds von Greifenstein/Moritwar3!, der die im Raum Gries-Bozen liegenden Burgen Greifenstein und Moritbesaß32 und, wie bereits erwähnt, gleichzeitig Brixen und Innichen bevogtete.Gräfin Mathilde gilt, zusammen mit ihrem Gemahl, als Stifterin des Klosters St.Maria in der Au (Augia), das um 1160/65 als Augustinerchorherrenstift in derAu bei Bozen gegründet wurde33• In der Klosterkirche des heutigen Benedikti-

geht von einer Begüterung der Weilheimer in beträchtlichem Maße im Raum ihres Stammsitzesauf der Burg Wildenberg bei OberhausenlWeilheim aus.

27 TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 4) 252.28 Tiroler UB (wie Anm. 10) 84, (zu 1142) Aufzeichnung über die Stiftung des Augustiner-

chorherrenstifts Neustift/Brixen. Dabei der Vogt Amold de Morit und auch comes Chunraduset frater eius Gebhardus comes (von Valley), Bemhardus de Wilheim; Tiroler UB (wie Anm.10) 87,143; Trad. Brixen (wie Anm. 8) 151, 174; Hans WAGNER,Das Traditionsbuch des Au-gu~tine.r-Chorherre~stift~s Neustift bei ~rixen (Österreichische ~kademie der WissenschafteJ?,Phik-hist- Klasse, Historische Kommission, Fonres rerum Austnacarum 2176), 1954,29; AloisWEISSTHANNER(Bearb.), Die Traditionen des Klosters Schäftlarn 760-1305 (QuE NF 10/1),1953 [künftig zitiert: Trad. SchäftlarnJ} 117f.

29 Tiroler UB (wie Anm. 10) 144 r.30 Vg!. Genealogische Tafel (wie Anm. 16) Anhang. Tyroller sieht sie nicht als Tochter Ot-

tos I. und Adelheids an.31 Tiroler UB (wie Anm. 10) 109 (zu 1153-1173): Comes Amoldus et uxor eius comitissaMahtildis; Tiroler UB (wie Anm. 10) 143 (zu 1165-1170): Comes Amolt advocatus cum manuuxoris sue Mahtilt.

32 Zur geographischen Lage der Burgen vg!. Martin BITSCHNAU,Burg und Adel in Tirolzwischen 1050 und 1300, 1983,249,373. Danach ist die Burg Greifenstein bei Glaning nord-wesd. von Bozen-Gries zu suchen. Die genaue Lage Merits ist zwar nicht bekannt, nach Mei-nung Bitschnaus ist ~ieaber bei Gries zu suchen. .

33 Tiroler UB (wie Anm. 10) 152; Zur geographischen Lage des Klosters Au vgl, BITSCH-NAU, Burg (wie Anm. 32) 94; Karl ATZ-Adelgott SCHATZ,Der deutsche Antheil des Bisthums

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nerklosters Gries-Muri, in das 1406 die Augustinerchorherren von Au bei Bo-zen übersiedelt waren, ist Mathilde von Valley in Lebensgröße dargestellt. Dar-über steht folgende Inschrift: Translatio Urnae Fundatricis de Val/ai, uxoris Ar-noldi de Greifenstein. Daß Mathilde tatsächlich zur Familie der Valleyer gehör-te, erweist eine bisher wenig beachtete Handschrift aus der Universitätsbiblio-thek Innsbruck", Diese Handschrift enthält einen Catalogus omnium fundato-rum et anniversariorum des Klosters Gries, aus dem eindeutig hervorgeht, daßMathilde eine Tochter Ottos I. von Valley war. Unter dem 20. Januar ist dortvermerkt: Hie obiit Otho de Valay pater nostrae fundatricis35•

1179 erteilte Patriarch Udalrich 11. von Aquileja (1161-1182) dem Stift Au,dessen Weihe er auch vorgenommen hatte, ein Schutz- und Besitzbestätigungs-privileg, das die Stifterirr Mathilde als eonsanguinea nostra des Patriarchen be-zeichnet". Da sich Mathilde selbst in einem Brief an den Tegernseer Abt Rupert(1155-1186) als dessen Verwandte benennt", läßt sich über ihn eine Verbindungzu Udalrich herstellen, der während des Schismas von 1159-1177 eine wichtigeRolle als neutraler Vermittler zwischen Kaiser Friedrich I. und Papst Alexan-der III. spielte". Mathildes Nichte heiratete Graf Siboto 11. von Neuenburg-Falkenstein'", einen Neffen des Abtes Rupert, dessen Bruder Gebhard mit einerSchwester des Patriarchen Udalrich von Aquileja vermählt war40• Hatte sichdurch diese familiären Verbindungen die Einflußsphäre der Valleyer bereits we-sentlich erweitert, so eröffneten die Heiraten der Enkel Ottos I., Konrad 11. undMathilde, noch eine weitere Ausdehnung des Handlungsspielraumes der Fami-lie. Graf Konrad 11. von Valley, der Sohn Konrads I. und der Agnes, heiratete indie Familie der Grafen von Ortenburg eirr", die mit den Spanheimern, Le-benauern und Sulzbachern eng verwandt war". Die Ehe Konrads 11. mit Ma-thilde von Ortenburg, der Tochter Graf Rapotos I. und der Elisabeth, einerTochter des Grafen Gebhard von Sulzbach", gilt als sicheres Indiz für die

Trient, 1902, 230. Sie lokalisieren das Kloster in der sog. Guggau, im Gebiet des Zusammen-flusses zwischen Eisack und Etsch, südwestI. Bozen.

34 Universitätsbibliothek Innsbruck, Handschrift 988 Oktavformat, 1651 geschrieben nachalten Quellen. Die Handschrift enthält das Verzeichnis der Jahrtage und auch wichtige Anga-ben über die Stifterfamilie.

35 Auch die Todestage der Mathilde (24. November) und ihres Gemahls Arnold (19. August)gehen aus den Eintragungen hervor.

36 Tiroler VB (wie Anm. 10) 189.37 Vg!. Helmut PLECHL, Studien zur Tegernseer Briefsammlung des 12. Jahrhunderts, in:

DA 13 (1957) 39~81, hier 456 f.38 Vg!. PLECHL, Studien zur Tegernseer Briefsammlung des 12. Jahrhunderts, in: DA 12

(1956) 39~81, hier 390, 405.39 Vgl. Elisabeth NOICHL (Bearb.), Codex Falkensteinensis. Die Rechtsaufzeichnungen der

Grafen von Falkenstein (QuE NF 29),1978 [künftig zitiert: Codex Falkensteinensis), 157; MB7,500.

~oVg!. PLECHL, Studien (wie Anm. 37) 456f. Eine verwandtschaftliche Verbindung zwi-schen Rupert, Mathilde und Udalrich über die n.n. Nichte Mathildes, bei PlechI als Liutkard(gest. 1225) benannt, ist zeitlich möglich.

~] Vg!. Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 345; MB 4, 273; Joseph CHMEL-Jodok STüLZ(Bearb.), Urkundenbuch des Landes ob der Enns, 11 Bde., 1852-1983 [künftig zitiert: UBEnns), hier 1 602.

~2 Vg!. Friedrich HAUSMANN,Archiv der Grafen zu Ortenburg (BAI 42),1984,31.43 Graf Rapoto I.wurde nach der Achtung des Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach von König

Otto als Pfalzgraf in Bayern aufgestellt. Rapoto 1.war Vogt des Augustinerchorherrenstifts St.

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wachsende Bedeutung der Valleyer Familie, waren doch die Ortenburger im 12.und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts nach den Andechsern und Wit-telsbachern das einflußreichste Adelsgeschlecht in Bayern.Mathilde von Valley, die.Schwester Graf Konrads Il. ehelichte in erster Ehe

Graf Siegfried n. von Lebenau", in zweiter Ehe den Hochfreien Heinrich vonTrixen in Kärnten", Graf Siegfried 11. erscheint in den Quellen in den Jahrenzwischen 1156 und 1161 häufig gemeinsam mit seinen Verwandten, seinemSchwager Konrad n. von Valley", seinem Vetter Markgraf Engelbert Ill. vonIstrien und dessen Bruder Rapoto I. von Ortenburg, dem Schwiegervater seinesSchwagers Konrad 11.von Valley", Starkes Familienbewußtsein zeigte sich auchbesonders im Verhältnis zum Spanheimer Hauskloster St. Paul im Lavanttal inder Steiermark. Vor allem Gräfin Mathilde von Lebenau (Valley), verschwägertmit den Ortenburg/Spanheimern, erwies sich durch reiche Güterschenkungenund Seelgerätstiftungen als Gönnerin dieses Stifts". Aber auch ihr zweiter Ge-mahl Heinrich von Trixen sowie ihre Söhne Otto von Lebenau, Otto, Albertund Cholo von Trixen beschenkten St. Paul: Nicht weniger als 9 Schenkungensind überlieferr'".Daß die Valleyer und ihre Ministerialen jedoch am häufigsten diejenigen Klö-

ster und Stifte beschenkten, die in enger Verbindung zur Familie der Scheyern/Wittelsbacher standen, zeigt die Auswertung einer Untersuchung über alle unsbekannten Dotationen der Valleyer Konrad I., Otto n., Konrad 11. und Ot-

Nicola bei Passau, seine Gemahlin Elisabeth zeigte sich als Gönnerin dieses Stiftes. Rapotoszweiter Sohn Heinrich I. folgte seinem Vater in der Vogtei nach. Vgl. Gerd TELLENBACH,Diebischöflich-passauischen Eigenklöster und ihre Vogteien (Historische Studien 173), 1928, 121f.

44 Willibald HAUTHALER-Franz MARTIN(Hg.), Salzburger Urkundenbuch , 4 Bde., 1910-1933 [künftig zitiert: SUB], hier 1 661 (zu 1164): cometissa de Liubenowe Mathilt ... und mari-tus eius comes Sifridus; Heinz DOPSCH, Die Grafen von Lebenau, in: Das Salzfaß NF 4, 2(1970) 33-59.

45 August von JAKSCH(Bearb.), Monumenta Historica Ducatus Carinthiae, 4 Bde., 1896-1906 [künftig zitiert: MC], hier 3 402 (zu 1164-1189): Es handelt sich hier um eine Aufzeich-nung der Schenkungen der Mitglieder des Geschlechts der von Trixen an das Kloster St. Paulim Lavanttal. Dabei geht hervor, daß Heinrich von Trixen Mathildes Gatte ist: nobilis matronadomina Mehtildis cometissa, mater comitum Ottonis et Sifridi de Liubenow et dominorumTruhsensium (=Trixen) Cholonis, Gotjridi, Ottonis, ConraJi, Alberti. Zudem spricht die Tra-dition (MC 3, 538) von Otto von Trixen als von einem Halbbruder Siegfrieds Ill. von Lebenau,der aus der ersten Ehe der Mathilde stammte.

46 Joseph von ZAHN (Bearb.), Urkundenbuch des Herzogtbums Steiermark, 2 Bde., 1875-1879 [künftig zitiert: UB Steiermark], hier 1 (1875) 430f. (zu 1161): Sie zeugen für HerzogHeinrich den Löwen in Regensburg.

47 MB 3, 57, 58; vgl. DOPSCH,Grafen (wie Anm. 44) 39.48 Salzburger UB (wie Anm. 44) 1661; MC (wie Anm. 45) 3 402; UB Steiermark (wie Anm.

46)210.49 MC (wie Anm. 45) 3 402: Heinrich von Trixen 1164-1189 zwei Huben in Schestniza

nordöstI. Windischgrätz; MC (wie Anm. 45) 3 540: Otto von Lebenau 1193 Weiler Glanz beiFeistritz west!. Marburg, zwei Huben in Niederhöf östl. St.Paul, ein Gut zu Pipereck und je ei-ne Hube in Eitweg und Raglach nördl. St.Paul; MC (wie Anm. 45) 3 538: Otto von Trixen 1187Zecasen a.d.Drau und 1193 noch zwei Huben; MC (wie Anm. 45) 3 402: Albert von Trixen1164-1189 zwei Mansen zu Aigen und zu Vorsa am Krappfeld; MC (wie Anm. 45) 3 402, 412:Cholo von Trixen 1164-1189 mansus bei Unterdrauburg und zwei Huben in Pössnitz west!.Marburg.

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to Ill. und deren Ministerialen im Zeitraum von etwa 1140 bis 126850• Sie stat-teten die Hausklöster und Grablegen Scheyern und Indersdorf aus, die dieWittelsbacher auch bevogteten. Auch das Kloster Weihenstephan, über das dieWittelsbacher ihr Schutzregiment aufrichteten, und die Freisinger Kirche, überdie sie Vogtherren waren, wurden von den Valleyern mit Zuwendungen be-dacht. Besonders auffallend ist jedoch das starke Interesse der Valleyer und ih-rer Ministerialen für das von den Wittelsbachern bevogtete Kloster Schäftlarn,das nachweislich insgesamt 16 Güterschenkungen empfing!'. Beziehungen Zu

diesem Kloster scheinen bereits bei Otto 1. und Adelheid bestanden zu haben,denn sie werden nicht nur im Schäftlarner Nekrolog vermerkt", sondern derenSohn Konrad 1. gab auch für sie, seine Gattin Agnes und seine Kinder Seelgerätnach Schäftlarn", Agnes und Konrads 1. Bruder Gebhard erscheinen im Schäft-larner Nekrolog, Agnes und Konrad 1. sind auch in Schäftlarn begraben", Inden Jahren 1170-1173/75 gestanden die Grafen Otto H. und Konrad H. ihrenDienstmannen Handlungsfreiheit in Bezug auf Eintritt, Begräbnis und Besitz-verfügung gegenüber Schäftlarn ZU55•

Als 1212 der letzte Graf Otto Ill. von Valley dem Hochstift Freising eineAnzahl Ministerialen schenkte, wohl um ein kirchliches Begräbnis zu erlangen,fungierte Otto von Moosen als sein Salmann und Spitzenzeuge", Es handeltesich hier um Otto IV. von Moosen/Grünbach. einen Vertreter der reichen Fa-milie der Herren von MoosenlGrünbach an der oberen Viis57• Aus der Tatsache,daß Otto von Moosen bei dieser wichtigen Familienangelegenheit der Valleyerinnerhalb der Zeugenreihe eine so privilegierte Position einnahm, schließt Ty-roller, daß er Schwager Graf Ottos Ill. von Valley sein müsse. Demnach wäreAgnes die Gattin Ottos IV. von Moosen, eine Schwester des letzten Valleyerss,.Otto von Moosen, der offensichtlich gute Kontakte zur Valleyer Familie pfleg-te, findet man auch einige Male bei den bayerischen Herzögen Ludwig I. undOtto 11.59• Diese Zeugcnschaften könnten durchaus auf eine Zugehörigkeit ZurFamilie Valley hinweisen. Ob Otto IV. von Moosen allerdings als SchwagerOttos Ill. angesprochen werden kann, wie Tyroller annimmt, kann aus denvorhandenen Quellen nicht sicher geschlossen werden. Jedenfalls hatten es dieHerren von Moosen geschafft, ihre Freiheit zu bewahren, als um 1200 die mei-sten edelfreien Familien in die Ministerialität abwanderten. Möglicherweise ver-

50 V~1.SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 39 ff. Für die Zeit von der Gründung des Stifts1120 bis ca. 1140 sind nur drei Schenkungen Ottos I. bekannt.

SI Vg!. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 39ff.52 Monumenta Germaniae Historica, Necrologia Germaniac [künftig zitiert: MGH Neer.] 3

126,130.53 Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 60.54 MGH Neer. 3124,129; Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 117.ss Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 1S7.56 Friedrich Hector von HUNDT, Bayerische Urkunden aus dem XI.und XII. Jahrhundert

(Abhandl. d. hist, Classe d. königl. Bayer. Akademie d. Wissenschaften 14/I1.2 und 3), 1719102. Namen und Anzahl der Ministerialen werden nicht genannt. '

S7 Vg!. FLOHRSCHOTZ,Adel (wie Anm. 3) 190.5. MB 9, 493 (ca. 121S): ... nobiJisMatrona Agnes, uxor Ottonis comitis Gnlonenbach.59 MB 9, 482, 484; UB Enns (wie Anm. 41) 3 4S.

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standen sie es, sich mit den Wittelsbachern, als ihren Verwandten (?) zu arran-gieren.

Die Valleyer und ihre Verwandtschaft (12Jl 3.Jh.)Vereinfachte genealogische Obersicht

Amoldv.DachauCl)Beatrix

v.Relpersberg

IGeblnoLv.WeilhelmCl) N.N.SchwesterBemhardsv.

Sachsenkam/Grub

IAdelheld

t 12.nach 1135ono I. Cl)

t.~~.l.nach 1135

Konrad I.t 28.4.1162

Cl)Agnesv.Greifenstein/Morltt 17.10 vor 1162

Mathlldet 2üfriäch'1170

Cl)Amoldv.Greifensteln/Morltt 19.8.1174

Gebhardt.l.l:5 ..~~~ )!~~.

Ottoll.t 1172

Konrad 11.t vor 1200Cl) 'Mäthildev.Ortenburgt.u.ff).I!~

II

Ottolll.t1268

Mathlldet um 1195/1200Cl) I.Slegfrled 11.

v.lebenaut 23.8.1164

CI) 2. Heinrichv.Trbcen

Ono Slegfrled 111.t 8.3.um 1205 t 12.3.1190/91

IN.N.

TochterCl) Siboto V.v.Falkensteint 1222/26

"gnest 19.1.um 1215.. Ciötiö'"v.Moosent 31.7.1247

IHeinricht nach iiil

Cholo Gottfrled Ottot nach 1221 t nach 1212 t nach 1220

"goest3.10.1277

lIutgardls

• • •• keine Obereinstimmung mit TVROUER

Besitz, Ämter, Zeugenschaften

Die Besitzungen der Valleyer, soweit sie urkundlich faßbar sind, zeigen dietypische Streulage, wie wir sie in dieser Zeit regelmäßig vorfinden. Aus etwa 40bekannten Schenkungen der Grafen und ihrer Ministerialen lassen sich sechsBesitzkomplexe erfassen. Dabei kristallisieren sich Schwerpunkte heraus, diesich vom Gebiet um ScheyernIPfaffenhofen an der 11müber den Dachau/Für-stenfeldbrucker Raum zum Starnberger See und in die Umgebung Münchens

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bis zum Mangfallknie erstrecken. Dazu kommen noch etliche entferntere Besit-zungen im Inn- und Pustertal, im Raum Bozen/Meran und im Talgebiet desNoce. Auch die frühen Besitzungen des Augustinerchorherrenstifts Bernriedsind hier ins Auge zu fassen'", kann man doch aus ihnen auf Ausstattungsgutaus dem Hause Valley schließen. Als geographische Besitzschwerpunkte derfrühen Zeit gelten für das Stift Bernried die Großräume Dachau/Fürstenfeld-bruck zwischen Amper und Glonn, Bernried/Starnberger See und Gries/Bo-zen", Die nach dem Aussterben der Grafen von Ebersberg den Valleyern zu-gefallene Gütermasse im südlichen Ebersberger Raum62 läßt sich indirekt ausdem 2. Herzogsurbar von ca. 1270 erschließen. Unter dem Amt Heimburg sinddie Namen vieler Orte im Mangfallraum aufgelistet, die im 1. Herzogsurbar um1231 nicht zu lesen sind und die zumindest zum großen Teil auf den Erbanfallvon Valley her zurückzuführen sind63; Grub (10 km süd!. Aying), Föching(westI. Valley), (Hohen-)Dilching (1,5 km südöstl, Grub), Wertach (1,5 kmnordöstl, Feldkirchen-Westerham), Aschbach (3 km nordwest!. Feldkirchen-Westerham), Marschall (1 km östl. Holzkirchen), Aying (12 km südöstI. Mün-chen), Heimatshofen (3 km südöstl, Aying), Bergham (bei Otterfing 4 kmnordwestI. Holzkirchen), Wattersdorf (2 km östl. Weyarn) und Schmidham (2km west!. Weyarn).Als Pfalzgraf Friedrich von Wittelsbach 1172 seine zweite Pilgerreise ins Hei-

lige Land antrat, legte er ein Verzeichnis an, das seinen Gesamtbesitz von etwa70 Großgütern cnthielt'", In diesem sog. Testament vermachte er seinem Ver-wandten Graf Konrad 11. von Valley duas curtes in Puch (vermutlich nördl.Fürstenfeldbruck) et duas Ho(a)dorf (4,5 km west!. Starnberg), predium in Sele(= Söhl 1 km östl. Kreithan). Von diesen ererbten Gütern der Valleyer lag alsonur ein einziges, nämlich Söhl, im Raum um Aying/Mangfall. Schenkungen derValleyer weisen auf Güter in Walpersdorf (5,5 km östl, Aying)6S, in Buch (2 kmsüdl.Englhartingj'" und etwas entfernt davon in Abrain (6 km nörd!. Tölz) undSestalle (7 km nördl.Tölz, aufgeg. in Kogl)67 hin. Es gab erstaunlich wenigeSchenkungen aus diesem Raum. Wollte man den Besitz zusammenhalten, ange-sichts der zunächst bedrohten Machtposition Ottos I. von Valley in diesem Ge-biet? Die eingezwängte Situation, einerseits durch die Grafen von Wolfratshau-sen im Westen und ihren Ministerialensitzen in Dilching, Westerham und Fenr-

60 Vg!. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 230ff.61 Vg!. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 239.62Nach dem Aussterben der Ebersberger Grafen war reiches Hausgut im Raum Erding,

Sempt und Ebersberg an die Grafen von Scheyern gefallen. Der nördliche Teil gelangte in dieHand der Wittelsbacher Linie, der südliche Ebersberger Raum in den Besitz der Valleyer.63MB 36 a, 59£.M Friedrich Hector von HUNDT, Die Urkunden des Klosters Indersdorf (DA 24/1 u. 25/2),

1863/1864, hier DA 24/110.65 Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 185. In den 70er Jahren des 12. Jahrhundens übergibt

Konrad von Baierbrunn, Salmann G~af Konrads 11.einen Hof in Walpersdorf an Schäftlarn.66 Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 392. 1218-1220/22 schenkt Heinrich von Grub, Dienst-

mann Ottos Ill. ein Gut in Buch an Schäftlarn.67 Peter ACHT (Bearb.), Die Traditionen des Klosters Tegernsee 1003 bis 1242 (QuE NF

9/1),1952 [künftig zitiert: Trad. Tegernsee], 285. Alban und Werinher von Piesenkam hattendiesen Besitz übenragen bekommen. Die Schenkung als solche ist nicht erhalten.

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bach und andererseits durch die Grafen von Weyarn/Falkenstein im Osten, de-ren Burg in Altenburg und ihr Hauptsitz und Hauskloster Weyarn in unmittel-barer Nähe lagerr", hatte es den Valleyern sicher nicht leicht gemacht, sich indiesem verkehrsgeographisch .wichtigen Gebiet zu behaupten'", Nichtsdesto-trotz gelang es ihnen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, auf der Basisihres Besitzes die Burg Valley als Stammburg zu behaupten und eine starke Mi-nisterialität aufzubauen, wie noch zu zeigen sein wird.Ob die Valleyer Güter im Mangfallraum dem altscheyrischen Hausgut oder

aber dem Erbe, das Otto I. durch die Heirat mit der Weilheimerin Adelheid zu-gefallen war, entstammten, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.Als weitere Schwerpunkte dynastischer Machtkonzentration des Scheyrer

Grafengeschlechts gelten die Gebiete um Scheyern/Pfaffenhofen und DachaulFürstenfeldbruck'", aus denen um 113071 bei der Abzweigung der Valleyer Sei-tenlinie vom Dachauer Grafenhaus an Otto I. von Valley ein Teil der Güterrna-sse gefallen war, die vermutlich durch dessen Mutter Beatrix von Reipersberg inden Besitz der Familie gelangt warn. Altscheyrischer Gemeinschaftsbesitz läßtsich für das Gebiet um die Stammburg Scheyern (südöstl. Pfaffenhofen), die Be-sitz aller drei Linien war, aus Schenkungen nachweisen", Außer Graf Kon-rad n. von Valley, der Güter zu Triefing (2,5 km süd!.Scheyern) und Mitter-scheyern (1 km nördl. Scheyern) an Kloster Scheyern stiftete", erscheinen auchMinisterialen der Valleyer mit Schenkungen aus diesem Raum: Gebhard undRudolf (?) übergaben je eine curia in Vieth (1 km nordwest!. Scheyern)"; Diet-rich von Vieth eine Mühle und Wald in Pauloch (bei ViethY6, Albero (?) eineHube in Triefing" und die Brüder Heinrich und Hartrnut von Haimhausen einpredium zu Gummelsberg (Gde. Scheyern)",

68 Vg!. SCHERBAUM, Bernried (wie Anm. 3) 28; FLOHRSCHÜTZ, Adel (wie Anm. 3) 156 undKarte .Das Ausgreifen der Grafen von Valley. im Anhang.

~9 Vg!. KELLER, Valley (wie Anm. 2) 169. .70 Allgemein zu den Besitzschwerpunkten der ScheyernlWittelsbacher vg!. Sigmund von

RIEZLER, Das Herzogthum Bayern zur Zeit Heinrichs des Löwen und Ottos I. von Wittels-bach, 1867; Max SPINDLER-Gertrud DIEPOLDER, Bayerischer Geschichtsatlas, 1969, 18-19;Franz GENZINGER, Grafschaft und Vogtei der Wittelsbacher vor 1180, in: GLASER, Wittels-bach und Bayern (wie Anm. 2), 111-125, hier 113.

71 Vg!. FRIED, Dachau (wie Anm. 21) 8.72Vg!. TYROLLER, Genealogische Tafeln (wie Anm. 4) 248. Er nimmt an, daß der Vater der

Beatrix, Kuno von Reipersberg, mit namhaften, von Tegernsee entfremdeten Gütern in derDachauer Gegend ausgestattet gewesen war.

73 MB 10,392: Igitur mons et castrum Schyren non ab uno vel duobus principibus seda pluri-bus communis habitabatur; Vg!. dazu auch RIEZLER, Herzogthum (wie Anm. 70) 164.

74 MB 10,400; Michael STEPHAN (Bearb.), Die Traditionen des Klosters Scheyern (QuE NF36/1), 1986 [künftig zitiert: Trad. Scheyern], 52. 1181 schenkt Otto 11. diese Güter an Scheyernmit der Einschränkung des Nießbrauchs für seine Ministerialen Engilram von Lauterbach (LKDachau) und Dietrich von Vieth. Gleichzeitig tradieren Graf Eberhard von Scheyern, PfalzgrafFriedrich 11. und Herzog Otto I.an Scheyern.

75 MB 10,408; Trad. Scheyern (wie Anm. 74) 30: ca. 1142-1182.76 MB 10,408; Trad. Scheyern (wie Anm. 74) 30: 1182.77 Trad. Scheyern (wie Anm. 74) 98.78 MB 10,413; Trad. Scheyern (wie Anm. 74) 68: 1187-1200.

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Das ehemalige Königsgut zu Haimhausen (nordösd Dachau)", dessen hoch-mittelalterliche Geschichte um die Mitte des 12. Jahrhunderts mit der NennungValleyer Ministerialen beginnt, dürfte, soweit es nicht an die Freisinger Kircheverschenkt worden war, geschlossen an die Valleyer Grafen übergegangen sein.Diese statteten die Stifte Bemried und Beuerberg mit je einer curia aus, wie ausdem 2. Herzogsurbar hervorgeht", Diese Quelle erschließt unter dem officiumDachau weiteren Valleyer Grund- und Vogteibesitz in den Orten Ottershausen(2 km südwesd Haimhausen), Hochmutting (München-Oberschleißheim), In-hausen (4 km südösd. Haimhausen), Biberbach (3 km südösd Vierkirchen),Gesseltshausen (8 km nordöstl. Haimhausen), Laupach (nicht lokalisierbar),Olching (3,5 km nordwestl, Gröbenzell), Germansberg (3 km wesd. AIling),Mauem (2 km östl. Grafrath), Rottenried (0,5 km westl. Gilching), Argelsried (2km südwestl, Unterpfaffenhofen), Gilching (4 km nordwestl. Gauting) undAiling (5 km wesd. Gerrnering)". Eine frühe Schenkung der Valleyer an dasStift Bernried, wenn nicht sogar Erstdotationsgur", aus diesem Raum dürfteMalehing (3,5 km nördl. Fürstenfeldbruck) gewesen sein, über das wir 1206 be-züglich einer Vogteiverleihung Ottos Ill. von Valley an seinen MinisterialenHeinrich von Esting erfahren'". Dieser zunächst unverständlich weit von Bern-ried entfernt liegende Güterbesitz erhält seinen Sinn, wenn man einen Blick aufdie Bodengütekarte dieses Raumes wirft, die gutes Getreideland signalisiert.Malehinger Höfe lieferten in erster Linie Getreidereichnisse, deren Transportvon Bernrieder Grundholden als Scharwerksleistung zu erbringen warB4• So wieandere Klöster im Pfaffenwinkel mit Getreideland im Gericht Landsberg ausge-stattet wurden'", so scheint das Stift Bernried von den Valleyern gutes Getrei-deland im Landgericht Dachau als wirtschaftliche Basis für seine Existenzfähig-keit erhalten zu haben.Weiterer Valleyer Besitz läßt sich letztendlich noch im Raum zwischen Glonn

und Amper in den Orten Odelzhausen (12 km wesd. Schwabhausen), Röhr-

79 Vgl. Gottfried MAYR,Haimhausen in den Anfängen seiner Geschichte, in: Amperland 10(1974) 477-483, hier 482.

80 MB 36a: curia pernrieden(sium), Cllria beuerberg. Dem offidum Dachau ist der redditusbonorum castri in Heimenbusen angefügt; vgl. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 236'FRIED,Dachau (wie Anm. 21) 79. '

BI Vg!. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 24, 189, 199,236. In den Orten Ottershausenund Hochmutting findet sich früh überlieferter Besitz des Stifts Bernried. 1517 sind für Bern-ried Güter in Biberbach und Gilching, 1803 in Germansberg und Argeisried bezeugt: Trad.Schäftlarn (wie Anm. 28) 228. Etwa 1179/80 übereignet Berthold von Puoche, ein MinisterialeKonrads n. von Valley durch seinen Salmann Konrad von Baierbrunn dem Kloster Schäftlarnein Gut in Gilching.

82 Eine Zusammenstellung über die Erstausstattung des Stifts Bernried fehlt in den Quellen.83 MB 8, 322: FRIED,Dachau (wie Anm. 21) 127: SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 211

234. Bernrieder Grundbesitz in der Hofmark Malching ist bis 1803 überliefert, die Inkorpora~tion der Pfarrkirche St. Margareth seit 1456.

B4 Vg!. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 240.BS Vgl. Pankraz FRIED-Sebastian HIERETh, Landgericht Landsberg und Pfleggericht Rau-

henlechsberg. Pankraz FRIED, Landgericht, Hochgericht und Landkreis Schongau (HAB A1/22,23),1971,100.

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moos (8 km nördl. Dachau) und Grubhof (4 km nordöstl. Schwabhausen)nachweisen".Während sich die Valleyer in ihren Schenkungen aus dem Mangfallraum eher

zurückhaltend gezeigt hatten, erwiesen sie sich in der Vergabe.von Gütern ausdem Raum Scheyern und Dachau/Fürstenfeldbruck großzügig. So sind unsNachrichten von insgesamt 18 Schenkungen erhalten. Ähnlich großzügig ver-hielten sie sich auch mit Dotationen aus dem Raum um München und im Be-reich des Starnberger Sees. Aus 13 Orten übereigneten die Valleyer und ihreMinisterialen 16 Liegenschaften an die Klöster Schäftlarn, Bernried, Scheyern,Weihenstephan und Benediktbeuern. Das Kloster Schäftlarn, das sie mit 9 Do-tationen am reichsten bedachten, erhielt in den Jahren zwischen 1140 und 1200drei Liegenschaften in Wörnbrunn (zwischen Grünwald und Oberhaching)",zwei Güter in Milbertshofen (im nördl. München)", je eine Hube in Feld-moching (im nörd!. München) und Possenhofen (8 km süd!. Starnberg), eine cu-ria in Gräfelfing (südöstl. München) und nicht näher bezeichneten Besitz in-Berg am Starnberger See (6 km südöstl. Starnbergj",

Als Ausstattungsbasis für das neugegründete Stift Bernried (1120) gilt eine cu-ria in Bernried (7 km südöst!. Tutzing), die der Stifter Otto I. den Augustiner-chorherren überlassen hatte9O• Darf man der Tradition im Stift Bernried Glau-ben schenken, dann übergab Otto I. seinem Stift 10 Jahre nach der Gründungseine sich vermutlich im Eigenbesitz befindliche Kapelle St. Maria Magdalena

86 MB 9, 432; Bodo UHL (Bearb.), Die Traditionen des Klosters Weihenstephan (QuE NF27/1),1972 [künftig zitiert: Trad. Weihenstephan), 190. 1159 schenkt Graf Konrad I. eine halbe·Hube in Odelzhausen an Kloster Weihenstephan; Friedrich Hector von HUNDT, Das Cartulardes Klosters Ebersberg (Abhand!. d. hist, Classe d. könig!. Bayer. Akademie d. Wissenschaften14), 1879 [künftig zitiert: Trad. Ebersberg], 179. Auf dem Landtag Herzog Ludwigs inWörnsmühl im Herbst 1183 schenkt Konrad Il,mit Gattin Mathilde und Sohn Otto III. Gut inOdelzhausen; HUNDT, Urkunden Indersdorf (wie Anm. 64) 18;MB 14,140. Um 1200 schenktOno Ill. eine curia in Röhrmoos an Kloster Indersdorf; Pankraz FRIED,Herrschaftsgeschichteder altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter sowie inder frühen Neuzeit (Studien 1), 1962, 87. Der herzogliche Ministeriale Arnold von Camerübereignet Hartenhoven (=Grubhof), das er als Lehen von den Valleyern trägt, an Indersdorf.

87 Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 289. Heinrich von Fentbach, ein Ministeriale der Valleyer,verkauft seinen Besitz in Wörnbrunn an Schäftlarn mit Einverständnis Konrads 11.; MB 8, 424;Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 155f£. Um 1170/75 geben Otto n. und sein Bruder Konrad 11.Gut (Güter?). Vermutlich handelt es sich hier um eine Übergabeerneuerung.; MB 8,479; Trad.Schäftlarn (wie Anm. 28) 179. Um 1172/73 tauscht Otto 11. seinen Hof in Wörnbrunn anSchäftlarn; Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 201. Um 1173/74 schenkt Konrad Il.einen Hof undLeute. In Wörnbrunn ist seit 1416 auch Bernrieder Stiftsbesitz vermerkt.

88 MB 8, 383; Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 60. Zwischen 1140 und 1155 schenkt Konrad I.omne predium quod habui ad Ilmungeshoven als Seelgerät für seine Eltern, seine Gattin undseine Kinder; MB 8,424; Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 155. Am Begräbnistag Konrads I. (ca.1170/75 nach April28) schenken Konrad n. und Otto 11.Güter.

89 Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 345, 295, 343. 1198/99-1200 übergibt Konrad von Lots-bach, Ministeriale Ottos Ill. eine Hube in Feldmoching. 1198/99 schenkt Otto Ill. mit seinerMutter Mathilde eine Hube in Possenhofen an Schäftlarn. Um 1190/92 schenken Konrad 11.und seine Gattin mit Ono Ill. Gut in Gräfelfing durch den Salmann (?) Berthold von Vagen anSchäftlarn. 1198/99 schenkt der Valleyer Ministeriale Gerung von Peiss Besitz in Berg; MB 8,478,481.

90 MB 8, 315. Origines Bemriedenses ad annum 1120 ascendunt, quo ... curiam suam Bernriedin asceterium mutavit. Vg!. dazu auch SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 230 ff.

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samt zwei Huben in Hohenberg (3,5 km südwestl. Seeshaupt)", Gleichzeitigübereignete er auch eine halbe Hube in Husen den Bernrieder Chorherren, die1135 von Propst Otto von Bernried an das Kollegiatsstift Habach vertauschtwurde, dessen Vogt Bernhard von Weilheim höchstwahrscheinlich der Schwa-ger des Valleyers war92• Was die halbe Hube in Husen betrifft, ist es schwierigden Ort zu lokalisieren. Während Flohrschütz, Fried und Volkert-Zoepfl an ei-nen der Hausen-Orte in der näheren Umgebung Weilheims denken, identifi-zierten Trotter und Helmer Husen mit Oberhausen (5 km süd!.Weilheim) alsBesitz des Bernhard von Husen bzw. Weilheim93• Oberhausen, in dessen Nähedie Burg Wilten- oder Willenberg lag, gehörte zusammen mit dem dazugehöri-gen officium Wildenberg zu den Gütern der Hochfreien von WeilheimCJ.4. Unterder Prämisse, daß Adelheid, die Gattin des Bernrieder Stiftsgründers eine Weil-heimerin war, ist an Ausstattungsgut aus ihrem Erbe zu denken. In Frage kom-men könnte für Husen auch das nahegelegene und zur Pfarrei Habach gehörigeDürnhausen (2 km nordöstl, Habach), zumal im Nachbarort Sindelsdorf Cbon-radus de Sindilstorf, ein Valleyer Ministeriale, bezeugt ist95•In den Jahren zwischen 1159 und 1175 erhielten die Klöster Scheyern, Wei-

henstephan und Benediktbeuern von Graf Konrad I. und dessen Söhnen Kon-rad 11.und Otto 11.kleinere Schenkungen, die im nahen Raum um München la-gen: Liegenschaften in Höhenkirchen (6 km südöstl. München-Ötrobrunnj=gelangten an Scheyern, eine Mühle und Äcker in (Unter-)Menzing (im westl.München) an Benediktbeuern'" und ein Drittel eines Gutes in Unter-, Ober-haching (süd!. München) an Weihenstephan98•Über den Ursprung der Valleyer Besitzungen im engeren Raum um München

und im Bereich um den Starnberger See kann nichts Endgültiges gesagt werden,nur soviel ist bemerkenswert, daß in einem Raum, in dem die ScheyernlWittels-bacher eher schwach vertreten waren?', eine ganze Reihe Güter der Valleyer Zufinden sind. Obgleich Riezler altscheyrischen Besitz im Würmtal, im Gebietzwischen Ammersee und Starnberger See, nachweisen konnte'?', ist sich die

91 BayHStA Kloster Faszike1126/14.92 MB 8,321.93 Vgl, Günther FLOHRSCHÜTZ, Machtgrundla~en und Herrschaftspolitik der ersten Pfalz-

grafen aus dem Hause Wittelsbach, in: GLASER, Wlttelsbach und Bayern (wie Anm. 2), 42-110,hier 100; Wilhelm VOLKERT-Friedrich ZOEPFL, Die Regesten der Bischöfe und des Domkapi-tels von Augsburg 1/4, 1985,291; Camillo TROTTER, Beziehungen altbayerischer Herrenge-schlechter zu Tirol, in: VHN 64 (1931) 65-99, hier 86; Trad. Polling (wie Anm. 6) 101.

94 Vgl, ALBRECHT, Gerichtsverhältnisse (wie Anm. 26) 10ff.95 MB 7,72; Vg!. RIEZLER, Herzogthum (wie Anm. 70) 273; Dieter ALBRECHT, Das Land-

gericht Weilheim (HAB A 114),1952,23.ss MB 10, 400f. Nicht näher bezeichneter Besitz in Höhenkirchen bei München, nicht

Kleinhöhenkirchen (LK Miesbach), wo Ministerialen der Valleyer saßen.97 MB 7,68; Carl MEICHELBECK, Chronicon Benedictoburanum 11, 1753, 19. Konrad n.

und Otto Il. schenken 1170/75 durch die Hand Hartnidis de Stainbach (Salmann, Ministeria-le ?).

98 MB 9,431; Trad. Weihenstephan (wie Anm. 86) 188. Konrad I. übergibt kurz nach demTod Konrads Il,von Dachau (1159).

99 Vg!. SPINDLER-DIEPOLDER, Geschichtsatlas (wie Anm. 70) 18-19; GENZINGER, Graf-schaft (wie Anm. 70) 113.

lOO Vg!. RIEZLER, Herzogthum (wie Anm. 70) 268f.; SCHERBAUM, Bernried (wie Anm. 3)24.

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Forschung nicht einig, ob und inwieweit auch die Linie der Valleyer Güter ausdiesem Stammgut erhalten hatte'?'. Jedenfalls wird man auch hier, zumindestfür einen Teil der Grundherrschaft, den Erbanfall von den Weilheimern insKalkül ziehen müssen.Aus Südtiroler Besitz, der vermutlich auf altscheyrisches Erbe zurückgeht'?',

tradierten Angehörige der Valleyer Familie eine Reihe von Weinbergen undGütern um Bozen an bayerische Klöster und Stifte. Kloster Schäftlarn erhielteinige Male Weingärten in Russan (Gries/Bozen), in Haslach (abgeg. bei Morit-zing/Bozen), bei der Burg Weineck am Virgl und in Campille (wohl Corn-pill/Bozen-Dorfl'?'. Weihenstephan wurde mit einem nicht näher definiertenWeinberg bei Bozen, Neustift/Brixen mit einem Gut in Winkel (bei Bozen) undTegernsee mit Liegenschaften in Albere (Örtlichkeit bei der Pfarrkirche in Bo-zen) ausgestattet'?'. All diese uns bekannten Gütertradierungen lassen auf einennicht unerheblichen Besitz der Valleyer in diesem Raum schließen. Wenn wirauch über die Herkunft der Südtiroler Güter des Stifts Bernried in Gries/Bozenund in St. Pauls keinen sicheren Nachweis besitzen, so kann dennoch vermutetwerden, daß auch dieser im 13./14. Jahrhundert überlieferte Besitz Bernriedsaus der Hand der Valleyer starnmte'P.Ebenso wichtig wie die Massierung von Gütern in den von den Dynasten

kontrollierten Gebieten dürften aber auch Stützpunkte außerhalb ihrer Güter-ballungsräume für sie gewesen sein. Sog. Streubesitz, an verkehrspolitisch be-deutsamen Punkten gelegen, erfüllte sowohl die Funktion der Kontrolle vonVerkehrswegen als auch die der Wegstation auf Reisen'P', Fernbesitz der Val-leyer finden wir an strategisch bedeutsamen Punkten in Kematen (1 km östl.Zirl bei Innsbruck) im Inntal, in Mauern (1,5 km südl. Matrei am Brenner) undin Tscherms (=Cermes, 5 km südl. Meran) im Etschtal!", Einen nicht geringenEinfluß auf die jeweiligen Verkehrswege dürfte den Valleyern nicht näher be-

101 Vgl. TYROLLER,Mangfallgrafschaft (wie Anm. 3) 122. Während Tyroller vom Hausgutder Valleyer im Starnberger See Gebiet spricht, zieht fLOHRSCHüTZ, Adel (wie Anm. 3) 154,für die Herkunft dieses Besitzes die jüngere Linie der Andechser Grafen in Betracht.

102Vgl. GENZINGER,Grafschaft (wie Anm. 70) 113; SANDBERGER,Bistum Chur (wie Anm.26) 810, vermutet dazu noch Ebersberger Erbe.

103 MB 8, 424. Russan 1160/62 von Konrad I. und seinen Söhnen Otto 11. und Konrad 11;Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 155. Russan, Haslach und Campille 1170/75 Übergabeerneue-rung von Konrad II. und Otto II. .

104 MB 9, 432; Trad. Weihenstephan (wie Anm. 86) 190. 1159-1162 von Konrad I.; TirolerUB 1 (wie Anm. 10) 87. Winkel 1142-1170 von Konrad I.;MB 6, 126; Trad. Tegernsee (wieAnm. 67) 248.Albere 1172/73 von Konrad 11.und Ono 11.

105 Vgl. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 236.106 Vgl. Wilhelm STÖRMER,Fernstraße und Kloster. Zur Verkehrs- und Herrschaftsstruktur

des westlichen Altbayern im frühen Mittelalter, in: ZBLG 29 (1966) 299-343; WilhelmMÜLLER,An alten Straßen. Rasterte, Geleitstationen, Pferdedörfer, in: AOfr. 52 (1972) 187-253.

107 MB 8, 424, 428; Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) ISS, 134. Güter und Grundbesitz in Ke-maten um 1170/75 von Konrad 11. und Otto 11. an Schäftlarn . .Ein predium Kematen um1163/70 von Konrad I. an Schäftlarn. Die Inhaber des predium waren zur Weinfuhr von Bozennach Mittenwald verpflichtet; MB 6, 126;Trad. Tegernsee (wie Anm. 67) 248; MB 9,455; Trad.Weihenstephan (wie Anm. 86) 228. Eine halbe Hube in Mauern 1166-72 schenkt Konrad 11.anWeihenstephan; Hans von VOLTELINI-franz HUTER, Die Südtiroler Notariatsimbreviaturendes 13. Jahrhunderts Il, 1951, 83. (zu 1242): ... uno suo manso iacente ad Scherms.•. quod habentad [eudum a domine de Valaiam.

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zeichneter Besitz in VilVRodenecker Berg am Eingang des Pustertales sowie inAunania im Nocetal (= Vigo Annania westl. Salurn) und in Truden (= Trodenaöstl, Neumarkt) im Fleimstal verschafft habenl08•Wenn man auch davon ausgehen kann, daß der gesamte Besitz der Valleyer

Grafenfamilie noch umfangreicher war, als sich dies hier ruckschließend zeigenläßt, so haben sich dennoch wichtige Hinweise auf die regionalen Verteilungs-gebiete ergeben, die sich an Hand einer Karte verdeutlichen lassen.Von 1108 bis etwa 1123/24 treffen wir Otto I.mit dem Grafentitel, der wohl

von seinem Vater übernommen wurde, zusammen mit seinem Bruder Konradvon Dachau'P", Als Graf bzw. Gräfin von Valley werden Otto I.und seine Ge-mahlin Adelheid erst nach ihrem Tod (nach t 135) im Necrologium des KlostersSchäftlarn bezeichnet'P,Wenn man als Maßstab für die Entwicklung und Ausdehnung einer Graf-

schaft die Quantität bzw. die örtliche Verteilung der Ministerialensitze ansetzt,dann kann man in der Zeit des ersten Auftretens Ottos I. von Valley bis etwat 135 nur von einer "Grafschaft· bescheidenen Umfangs sprechen, wenn manüberhaupt in dieser Zeit von einer Grafschaft Valley sprechen darf. Von einerGrafschaft Valley als Allodialgrafschaft, die eine Besitzherrschaft mit allodifi-ziertem Grafentitel meint'!", einer neuen Art der Raumherrschaft mit einer Burgund einer Reihe von Dienstmannen im näheren und weiteren Umkreis wirdman freilich erst unter seinem Sohn Konrad I. sprechen können. Feste Grenzendes "gräflichen Gebietes" lassen sich nicht ziehen.Konrad I. trat bald nach der erfolgreichen Verteidigung der Burg Valley im

Sommer 1140 erstmals mit dem Grafentitel auftt2, mit dem er, sein Bruder Geb-hard, seine Söhne Konrad 11. und Otto 11.und sein Enkel Otto Ill. fast durch-wegs in den Quellen anzutreffen sind. Es ist davon auszugehen, daß die Familieder Valleyer ihren Aufstieg zur Grafenwürde in erster Linie ihrer welfentreuen

108 Trad. Brixen (wie Anm. 8) 151. 1115-1125 Konrad I. und sein Bruder Gebhard zeugtenals Nachbarn (Eingang Pustertal) für Bischof Hugo von Brixen. Für das Kloster Au, eine Stif-tung Mathildes von Valley, wird nach 1179 ebenfalls Besitz im Pustettal evident; vg!. AnselmSPARBER,Die Brixner Fürstbischöfe im Mittelalter, 1968, 68. Mit der Begüterung der Valleyerim Pustertal dürfte auch die Verhaftung Bischof Heinrichs H. von Brixen 1173 durch Kon-rad H. zusammenhängen; Tiroler UB 2 (wie Anm. 10) 228. Zeugenaussage bei einem Grund-stücksstreit 1222: Item dico quod audivi did, quod decima de Avnania fuit comitum Valay... ;Tiroler UB 1 (wie Anm. 10) 63. Egeni et Dtto de Greuba zeugen 1111 als Vertreter der Nach-barschaft im Fleimstal bei einem Vergleich mit Bischof Gebhard von Trient.

109 MB 10, 395, 447, 449. Vor 1108: .•. comites Chonredus et Otto de Dachawe. 1123/24:comes etiam Chonradus et frater eius Dtto; vg!. TYROLLER,Mangfallgrafschaft (wie Anm. 3)103, sieht Otto I. als einen ehrgeizigen, aber erfolglosen Mitbewerber um die sog... Mangfall-grafschaft" ge~en Rudolf von Falkenstein. Der von Tyroller geprägte Begriff der .Mangfall-grafschafr" ist ID dieser Sinndeutung in der neueren Forschung nicht mehr aufrechtzuerhalten.

110 MGH Neer. 3 126, 130.111 Vg!. FLOHRSCHüTZ,Adel (wie Anm. 3) 152,218. Er untersucht am Beispiel Valley und

Falkenstein die politische Entwicklung zur Grafschaft; Franz ANDRELANG,Landgericht Ai-bling und Reichsgrafschaft Hohenwaldeck (HAB A 1/17), 1967,217. Den Blutbann und denTitel Grafschaft erhielt Valley erst 1656 zugesprochen, als MaximiJian Kurz auf dem Schloßsaß.

112 Theodor BITfERAUF(Hg.), Die Traditionen des Hochstifts Freising , 2 Bde. (QuE NF4/5), 1905/09 [künftig zitiert: Trad. Freising), hier II 363. Chunrat comes de Va/laia (um 1138-58); Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 60. Chonradus comes de Uelsie (um 1140-52); MB 7,47.

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Besitz der Grafen von Valley (12./13. Jh.)

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f Burg* KlostervogteiÄ Besitz

o 17 SOkm

Entwurf: W. Scherbaum Kartographie: F.-G. Weinrich

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Gesinnung zu verdanken hatte. Auch der Sieg bei der Belagerung ihrer Burgmag dazu beigetragen haben'P,Als Graf Heinrich 11. von Wolfratshausen, der 1137 für den Staufer Kon-

rad Ill. Partei ergriffen hatte, im Gefolge des neuen Herzogs von Bayern, demBabenberger Luitpold Ill., an der Belagerung der Burg Valley teilnahm, war dieLage der Valleyer sehr kritisch, da sie fast allein in ganz Bayern auf der Seite derWelfen standen. Als sich der Welfe Heinrich der Stolze im Kampf um die Kö-nigskrone gegen den Staufer Konrad Ill. nicht durchsetzen konnte, fielen diebayerischen Großen von Heinrich ab. Die Valleyer Brüder Gebhard und Kon-rad I. jedoch hielten weiterhin zu Heinrich!". Auch als nach dem Tode Hein-richs 1139 König Konrad seinen Halbbruder Luitpold Ill. zum bayerischenHerzog bestellte, blieben die Valleyer ihrer Haltung treu. Luitpolds Herrschaftin Bayern war jedoch nicht unumstritten, denn Heinrichs Bruder Welf VI.setzte den Kampf in Bayern fort. Es kam am 13. August 1140 zur Belagerungder Burg Valley, bei der Herzog Luitpold und Heinrich Il. von Wolfratshausendurch den zu Hilfe eilenden Welf eine empfindliche Niederlage hinnehmenmußten!".Die erste Zeugenschaft eines Valleyers findet sich in der Gründungsurkunde

des Stifts Dietramszell, als Otto I. im Jahre 1102 für Bischof Heinrich I. vonFreising (1098-1137) testierte!". Otto I. ist nicht weniger als vierzehnmal inUrkunden, Traditionsnotizen und ähnlichen Aufzeichnungen zu fassen, zuletzt1135 als Vogt seines Stifts Bernried'V, Dies gibt uns die Möglichkeit, Rück-schlüsse auf politische Ziele und vielleicht auch auf persönliche Intentionen zuziehen.Im Vordergrund stand für Otto I., zumindest bis 1124/25, das Interesse an

seinem Stift Bernried, für das er insgesamt sechsmal handelnd auftrat!". Bei derGründung des Reformstifts Bernried 1120 wird man auch bei Otto I. undAdelheid als eines der Motive eine gewisse religiöse Ergriffenheit ansetzen kön-nen, die sich wie bei anderen Adligen dieser Zeit auch, in der Gründung vonReformklöstern zeigtel'", Dieses reformreligiöse Anliegen der Adligen siehtWeinfurter auch als Beweggrund für die Bildung eines Verschwörerkreises ge-

113 Nach TYROLLER,Mangfallgrafschaft (wie Anm. 3) 122, ist die Auszeichnung der Herrenvon Valley mit dem erblichen Grafentitel von König Konrad Ill. als Ersatz für die nicht erhal-tene .Mangfallgrafschaft" erfolgt.

114 MGH SS,Ottonis Episcopi Frisingensis Chronica sive Historia de duabus civitatibus lit.VII., 1912, 349 f.

ItS Vg!. Kurt REINDEL,Bayern vom Zeitalter der Karolinger bis zum Ende der Welfenherr-schaft. Die politische Entwicklung. Das welfische Jahrhundert in Bayern, in: Max SPINDLER(Hg.), Handbuch der Bayerischen Geschichte I, '1981,324-349, hier 339.

116 MB 6, 163. 1102 steht Ono I. als Zeuge vor Werinhard von Stoffen. Als Vögte warenBernhard von Grub und Siboto von Neuenburg dabei.

117 MB 8,321.118 MB 8,315-321; vg!. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 23-38.119 Vg!. Stefan WEINFURTER,Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruch-

zeit, 1992, 64H.; SeefanWEINFURTER,Reformidee und Königtum im spätsalischen Reich, in:St~fan W.EI!,FURTE~(Hg.), Reformidee und Reformpolitik (Quellen und Abhandlungen Zurmittelrheinischen Kirchengeschichte 68), 1992, 1-46; Kar! SCHMID, Adel und Reform inSchwaben, in: Josef FLECKENSTEIN(Hg.), Investiturstreit und Reichsverfassung (VuF 17),1973,295-319.

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gen Kaiser Heinrich IV. an, in dem Berengar von Sulzbach eine bedeutendeRolle zukam'P, Unter dem Aspekt dieser engen Verflechtung von reform-religiösem Eifer und politischer Wirkkraft ist man versucht, auch die PersonOttos I. von Valley zu betrachten. Wir. finden ihn allerdings nicht in der Reiheder oppositionellen Gruppe um Berengar, die sich als Vereinigung der Recht-gläubigen verstand, die 1105/06 Kaiser Heinrich IV. zum Verzicht auf sein Kö-nigtum zwang und 1106 seinen Sohn Heinrich V. zum König wähltel21•Das Verhalten Ottos I., soweit es aus Zeugenschaften ersichtlich ist, erscheint

wenig durchschaubar. Otto I. zeugte 1102 und 1114 für Bischof Heinrich I. vonFreising'P, von dem bekannt ist, daß er nicht zur Gruppe der begeisterten Re-former um Heinrich V. zählte!23. Andererseits wurde Ottos I.Reformstift Bern-ried gewiß zum Zufluchtsort für eine reform-radikale Gruppe wie Herluca vonEpfach und Paul von Bernried, der um 1121 Regensburg wegen der Verfolgun-gen unter Heinrich V. verlassen mußte. Nichtsdestotrotz finden wir Otto I.undseine Söhne Gebhard und Konrad I. zwischen 1121 und 1125 bei Bischof Hugovon Brixen (1115-1125)124, der in den Augen des Metropoliten Konrad I. vonSalzburg die Ausbreitung der Reform behinderte und der zu den treuesten An-hängern der kaiserlichen Partei zählte125• Eine antikaiserliche Haltung der Val-leyer könnte allerdings die Zeugenschaft für Erzbischof Konrad I.von Salzburg(1106-1147) in den Jahren 1121/28 signalisieren'P, Dieser war nach anfänglicherZugehörigkeit zum Kreis um Heinrich V. nach 1111/12 zum erbitterten Gegnerdes Kaisers und zum Prototypen des Reformbischofs geworden'F. Erstaunlichist, daß wir Otto I. im November 1125 im Gefolge Berengars von Sulzbach inRegensburg antreffen!", von dem aber bekannt ist, daß er bis zuletzt auf SeitenHeinrichs V. stand''".Eindeutiger war das Verhältnis der Valleyer Grafen zu den Welfenl30• Bereits

vor 1120 sind Kontakte Ottos I. und seines Sohnes Gebhard zu Herzog Welf V.bekannt, der auch zum Reformkreis um Kaiser Heinrich V. zu zählen istl3l•Hier dürften bereits die Anfänge der welfentreuen Gesinnung der Valleyer zusuchen sein, wie sie Bischof Otto von Freising in seiner Chronik für die Söhne

120 Vgl. WEINFURTER,Reformidee (wie Anm. 119) 7.121 Vgl. WEINFURTER,Herrschaft (wie Anm. 119) 139-155.122 MB 6,163,166.123 Vgl. Doris HAGEN, Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel. Die Bischöfe von

Freising in salischer und frühstaufischer Zeit (Europäische Hochschulschriften 3, Geschichteund ihre Hilfswissenschaften 634),1995,132. Bischof Heinrichs Verwandtschaft mit Berengarvon Sulzbach brachte ihm wohl eine gewisse Toleranz bei Heinrich V.

124 Trad. Brixen (wie Anm. 8) 151; vg!. Josef GELMI, Die Brixener Bischöfe in der Ge-schichte Tirols, 1984, 51.

125 Vgl. HAGEN, Herrschaftsbildung (wie Anm. 123) 135; SPARBER,Fürstbischöfe (wieAnm. 108) 53.

126 SUB (wie Anm. 44) 2 190.127 Vgl. WEINFURTER,Reformidee (wie Anm. 119) 24, 41.128 Schenkungsbuch Berchtesgaden (wie Anm. 15) 238.129 Vg!. Gerold MEYERvon KNONAU, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Hein-

rich IV. und Heinrich V., 7 Bde. Qahrbücher d. deutschen Geschichte 14fI-VII), 1890-1909,hier VII 321. Berengar wird am 7. Mai 1125 als Getreuer des Kaisers bezeichnet.

130 FRIED, Dachau (wie Anm. 21) 6, geht von der Annahme aus, daß die Mutter Ottos I.Beatrix eng verwandt war mit den Welfen.

131 Tiroler UB 1 (wie Anm. 10) 69.

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Ottos I.eigens hervorgehoben hatm• 1161 werden Konrad I. und sein Schwie-gersohn Siegfried von Lebenau als principibus et annitentis Heinrichs des Lö-wen bezeichner'P. Die Parteinahme der Valleyer für die Welfen überdauerte dieZeit unter den Babenberger Herzögen von Bayern - wir verweisen auf die HilfeWelfs bei der Belagerung der Burg Valley 1140 - und endete erst 1171, als Kon-rad ll. ein letztes Mal zusammen mit seinem Schwager Siegfried von Lebenauals Zeuge für Heinrich den Löwen auftrat1l4•Die Untersuchung der Urkundentätigkeit der Valleyer Grafenfamilie und ih-

rer Ministerialen zeigt, daß familiäre Bindungen eine wichtige Rolle in ihrenAktivitäten spielten!", Auffallend oft erscheinen die Grafen von Valley in Ur-kunden und Traditionsnotizen derjenigen Klöster, zu denen die Familie derWittelsbacher eine enge Beziehung unterhielt. Am häufigsten finden wir dieGrafen von Valley in den Klöstern Schäftlarn (20), Scheyern (7) und Weihen-stephan (5). Ob das viermalige Erscheinen der Valleyer in Tegernsee auf eineverwandtschaftliche Beziehung durch den Onkel Adelheids Bernhard von Sach-senkam, der Vogt von Tegernsee war, zurückzuführen ist, wie Weidemannvermutet, läßt sich nicht nachweisen-=.In der Zeit des beginnenden Aufstiegs der Valleyer - in den Jahren zwischen

1140 und 1165 - treffen wir Konrad I. auch am häufigsten in Urkunden undZeugenlisten an, insgesamt einundzwanzigmal. Zwischen 1140 und 1165 wirkteKonrad I. einige Male als Salmann seines Verwandten Konrad 11.von Dachautv,wobei ihm besonders 1158 bei einer Zusammenkunft der männlichen Famili-enmitglieder der wittelsbachischen Nebenlinien Dachau und Valley eine wichti-ge Rolle zukam'P,Eine besondere Hinwendung zu den Wittelsbachern, die ja seit 1180 Herzöge

von Bayern waren, zeigte sich bei Otto Ill. von Valley. Seit 1183 begegnet eruns immer wieder in der Nähe des bayerischen Herzogs. Nach 1208 suchte erim Auftrag Herzog Ludwigs die ehemals andechsischen Tegernseer Besitzungenheim, über die der Wittelsbacher nach dem Mord an König Philipp von Schwa-ben verfügte139• Am 20. März 1212 bürgte Otto Ill. für Herzog Ludwig in

132 MGH SS (wie Anm. 114) 349•... dum in obsidione cestri Phaleia duorum !ratrum, qui inparte duos Heinrio steterant.

IJ) UB Steiermark (wie Anm. 46) 1 431.m UB Steiermark (wie Anm. 46) 1 496. In den Jahren 1158 bis 1171 sind die Valleyer sechs-

mai bei Welf VI. und Heinrich dem Löwen anzutreffen; MB 10, 11; Trad. Polling (wie Anm. 6)26; Trad. Freisin~ (wie Anm. 112) 385; Trad. Tegernsee (wie Anm. 67) 236; MGH DD 26, DieUrkunden Heinnchs des Löwen,106.

13S Vg!.SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 39-43. Dort sind auch Quellenangaben. Dieweiteren Ausführungen folgen dieser Untersuchung.

136 Vg!. Kar! WEIDEMANN,Hof, Burg und Stadt im östlichen Oberbayern während des frü-hen und hohen Mittelalters, in: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 18 (1971)117-167, hier 123.

137 MB 8, 396; Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 114; MB 9, 431; Trad. Weihenstephan (wieAnm. 86) 188. .

138 MB 10, 11. Graf Konrad I. von Valley als Salmann und Graf Ono 11.von Valley sind hierneben Herzog Konrad 11.sowie Welf VI. als wichtige Zeugen zu nennen. Der Anlaß dieser Zu-sammenkunft dürfte der bevorstehende zweite Italienzug Friedrichs I. gewesen sein.

139 Vgl, Andreas KRAUS,Das Herzogtum der Wittelsbacher. Die Grundlagen des HausesBayern, in: GLASER,Wittelsbach und Bayern (wie Anm. 2), 165-200.

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Frankfurt bei einem Schutzbündnis mit Kaiser Otto140• Im Juni desselben Jahresübergab Otto Ill. Ministerialen an Bischof Otto 11.von Freising, eine Maßnah-me, die von Flohrschütz als Affront gegen den Herzog gewertet wird'?'. DasHauptmotiv bei dieser Übergabe dürfte jedoch die Zusage eines kirchlichen Be-gräbnisses gewesen sein, wie dies in den Quellen auch zum Ausdruck kommt'v.1231 übereignete der kinderlose Otto Ill., wohl in Anbetracht des Untergangsseiner Familie, dem Herzog sogar seine Burg Valley und behielt sich selbst nurnoch eine Teilhabe daran 143.

Auf verwandtschaftliche Bindungen sind auch die Kontakte Konrads I. undKonrads 11. zu den Lebenauer Grafen zurückzuführen. 1161 erscheint Kon-rad I. mit seinem Schwiegersohn Siegfried 11. in den Urkunden!", 1171 und1190 trat Konrad II. gemeinsam mit seinem Schwager als Zeuge aufl4s. Als Ver-mächtnisverwalter seines Neffen Siegfried Ill. übergab Konrad II. 1191 nachdessen Tod ein predium in Kirchdorf (Oberösterreich) an das Kloster Admontund 1192/93 einen Hof zu Vogtareuth an St. Emmerarn+", Eine gemeinsameZeugenschaft Siegfrieds I1., Konrads 11 und Sibotos von Falkenstein im Jahre1171 könnte man vielleicht als Annäherung an die Falkensteiner Grafen deuten,die 1168 und 1170 Bündnisse gegen die Valleyer geschlossen hatten!". Für eineAussöhnung zwischen Valleyern und Falkensteinern spricht freilich erst dieVerlobung Sibotos V. mit einer n.n. Tochter Konrads 11.148•Der Besitz von Vogteien, ein probates Mittel zum Aufstieg eines Geschlechts,

scheint bei den Valleyern keine wichtige Rolle gespielt zu haben. Wir wissennur, daß Otto I. Vogt des Stifts Bernried war und Otto 11. ca. 1165-73 dieVogtei Innichen zu Lehen trug149• Von vogteiliehen Rechten bzw. deren Ver-waltung und Organisation ist in den Quellen nie die Rede. Wir hören lediglich,daß Otto Ill. 1206 seine Vogtei in Malehing seinem Ministerialen Heinrich vonEsting zu Lehen gabIso. Demnach erhielt der Estinger als Neben- oder TeilvogtOttos Ill. vogteiliehe Rechte über einen vermutlich aus der Stifterfamilie stam-menden Güterkomplex in Malching.Auch über gräfliche Rechte der Valleyer bzw. deren Ausübung gibt es keine

Nachrichten. Eine von Konrad 11. im Jahre 1172 zu Peiß einberufene Ver-sammlung seiner sämtlichen Ministerialen und anderen Adligen, wohl seiner

140 Franz Michael WITIMANN (Hg.), QuIlen zur Bayerischen und Deutschen Geschichte, 9Bde., 1856-1863, hier 51857,11. .

141 Vgl. FLOHRSCHÜTZ,Adel (wie Anm. 3) 161.142 HUNDT, Bayerische Urkunden (wie Anm. 56) 102, 108. Otto Ill. hatte sich offenbar im

Kirchenbann befunden.143 MGH SS 17339: ... comitem (Otto 111.),quifuit particeps eius (dem) castri...144 UB Steiermark (wie Anm. 46) 1 431.145 UB Steiermark (wie Anm. 46) 1 496; MB 2, 349.146 MC (wie Anm. 45) 3 525; Joseph WIDEMANN(Hg.), Die Traditionen des Hochstifts Re-

gensburg und des Klosters St. Emmeram (QuE NF 8), 1943 [künftig zitiert: Trad. Regensburg),510; DOPSCH,Grafen (wie Anm. 44) 44.

147 Codex Falkensteinensis (wie Anm. 39) 95, 110.148 Codex Falkensteinensis (wie Anm. 39) 156.149 MB 8, 321; Tiroler UB 1 (wie Anm. 10) 144f.150 MB 8, 322.

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Burgen und Ministerialität

Vasallen (?), wird man sicher nicht als Grafschaftsding werten können'!', Keinerder Valleyer Dienstmannen trat je mit dem Richtertitel auf.

Wie schon erwähnt, errichtete Otto I. in den 20er Jahren des 12. Jahrhundertsunweit der alten Burg Grub (am Mangfallknie) seine neue Hauptburg in Valley,nach der sich fortan alle seine Nachkommen nannten'F, Die Wahl des Ortes er-klärt sich zum einen aus der dort gegebenen Möglichkeit, das Mangfalltal als einim Mittelalter verkehrsgeographisch bedeutsames Gebiet zu überwachen'<',Zum anderen wird der Grund für den Bau einer neuen Burg die allzu großeNähe Altenburgs (unterhalb des Mangfallknies), der ursprünglichen Hauptburgder rivalisierenden Falkensteiner, gewesen sein!", Mit der Anlage der Burg Val-ley offenbart sich die Absicht früher Herrschaftspolitik in diesem Raum. Inunmittelbarer Nähe eines von den Falkensteinern kontrollierten Gebietes solltedie Valleyer Burg als Herrschaftselement in einer Region errichtet werden, inder die Valleyer ihre Gebietsherrschaft aufbauen wollten und diese auch be-haupten mußten. Deutlich sichtbar wird diese Politik auch durch den Aufbauihrer Ministerialität, die militärische Macht verkörperte und die Sicherung derHerrschaft gewährleistete. Die weitaus höchste Anzahl ihrer Dienstmannenstammte aus diesem Raum.Ob eine kleine Befestigungsanlage der Valleyer in Oberzeismering (3 km

nördl. Bernried) aus einer ähnlichen Intention errichtet worden war, läßt sichnicht ermitteln. Es ist jedenfalls auf Grund der Wahl des Ortes (sog. Ilkahöhehoch über dem Starnberger See) daran zu denken, daß sie in diesem Gebiet alsKontrollstation gegen die übermächtigen Andechser Grafen gedacht war. Vonder Existenz dieser kleinen Turmhügelburg (?) kündet eine Urkunde von 1206,die unter Otto Ill. in pomerio Zaizmaringen besiegelt wurde!", Eine Quelle des18. Jahrhunderts meldet, daß gemäß einem nicht mehr auffindbarem Urbar be-reits der Stifter Bernrieds in Pomario zu Zeißmaningin gewohnt habe und daßdieser Ort später zerstört worden seil56•Als ersten Kastellan auf der Burg Valley spricht Flohrschütz einen Oze (Ozi,

Oßi) von Valley an, der It. Tegernseer Urkunden als Zeuge zwischen 1127 und

ISI Trad. Tegernsee (wie Anm. 67) 248f.152 Vgl. KELLER,Valley (wie Anm. 2) 174. Das Kernwerk der ehemaligen Burg gleicht einem

langgestreckten Dreieck, wobei die Basis im Süden liegt. Ausdehnung in nordsüdl. Richtungetwa 90 m, die breiteste Stelle mißt knapp 30 m.

153 V~1.KELLER,Valley (wie Anm. 2) 169.154 DIe Falkensteiner errichteten wohl ihrerseits wegen der Nähe zu Grub die Neuburg bei

Vagen.155 MB 8, 323. Auf der steil abfallenden Ostseite des heute rundum von Bäumen bewachas,

nen Plateaus (sog. Linsenbühel) finden sich noch geringe Reste eines Mauerwerks. Bei einer voretwa 20 Jahren durchgeführten Grabung zur Anlage einer Wasserleitung stieß man auch an derWestseite auf massive Grundmauern (It. Aussage des Bernrieder Baumeisters Walter Eberl).

156 Parnassus Boicus, Etwelche Meistens Bayrische Denck- und Leß Wuerdigkeiten ZurFortführung des sog. Parnassi Bojci aufgesetzter, Ill. Stuck, 1783, 171.

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1147 auftratl57• In den Jahren zwischen 1170 und 1175 begegnen uns ein Wal-cboun prepositus de Ualaie und 1191 ein Liutold als Burghauptleute auf Val-leyl58. Außer der Erwähnung eines Heinrich der chastenare und eines Reinma-rus vena tor de Va/aia, der um 1189/90 offensichtlich die Jagd um die Burg be-treute, hören wir nichts mehr von Amtsträgern der Valleyerl",Für die Grafengeschlechter des 12. Jahrhunderts spielte der Aufbau einer

starken Ministerialität zum Zwecke der militärischen Sicherung ihrer Herr-schaft eine wichtige Rolle. Drei Gruppen von Minsiterialen können wir bei denValleyern unterscheiden: Die erste Gruppe bestand aus Ministerialen aus demRaum Mangfall-Kupferbach-Glonn'P, die zweite aus der Valleyer Gefolgschaftim Dachauer Raum, und die dritte setzte sich aus Dienstmannen aus dem enge-ren und weiteren Bereich um den Starnberger See (bes. Ostseite) zusammen!",Von 73 ermittelten Ministerialensitzen befanden sich 46 (62 %) im Raum zwi-schen Ebersberger Forst/Glonn/Mangfall und Leitzach. 19 Sitze (26 %) könnenwir im Scheyern/Dachau/Fürstenfeldbrucker Raum und 8 (12 %) im Gebietzwischen München/Starnberger See/Garmisch feststellen.Beim Versuch, die älteste Anhängerschaft der Valleyer herauszufinden, stößt

man auf das Problem, daß besonders im Zeitraum zwischen 1130 und 1160 eini-ge der als Ministerialen dargestellten Personen noch den Vasallen zuzurechnensind und der Zeitpunkt des Abstiegs in die unfreie Ministerialität häufig schwerfestzulegen istl62• Festzustellen ist auch, daß einige Ministerialenfamilien bei al-len Linien des Hauses Wittelsbach anzutreffen sind, also nicht eindeutig denValleyern zuzuordnen sindl63• Betrachtet man die 13 zwischen 1140 und 1160bezeugten Ministerialen aus dem Mangfallraum Rudolf von Thai, Ulrich vonHöhenrain, Otto und Rudolf von Fischbach, Sigehard von Spielberg, Hartwigund Heinrich von Reinstorf'?', Konrad von Lanzing (=Schwaig/Irschenberg),Gerloh und Otto von Darching, Eberhard von Mietraching, Gerolt von Egma-ting165 und Siboto von Glonnl66, dann zeigt sich, daß sich deren Sitze von Eg-mating im Norden bis Mietraching im Osten etwa auf einer Linie und in glei-cher Entfernung von der Burg Valley befanden. Nur die Darchinger Dienst-mannen scharten sich direkt um Valley. Diese, wie Flohrschütz betont, vor 1150noch als Edle bezeugten Familien hatten sich also verhältnismäßig früh undrasch in die Ministerialität der Valleyer begeben. Im Raum zwischen den ge-nannten Ministerialensitzen und der Burg Valley saß zu dieser Zeit noch eineReihe von freien Herren, die in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts ebenfalls im

157 Vg!. FLOHRSCHÜTZ,Adel (wie Anm. 3) 458; Trad. Tegernsee (wie Anm. 67) 165.158 MB 8, 424;MC (wie Anm. 45) 3 525.159 Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 289; Trad. Tegernsee (wie Anm. 67) 285.160 Vgl. TYROLLER,Mangfallgrafschaft (wie Anm. 3) 123; FLOHRSCHÜTZ,Adel (wie

Anm. 3) 157.161 Vgl, dazu auch RIEZLER,Herzogthum (wie Anm. 70) 265ff.; SCHERBAUM,Bernried (wie

Anm. 3) 23, 26, 29f., 39-43, 47.162 Vgl dazu auch FLOHRSCHÜTZ,Adel (wie Anm. 3) 157f., 457.163 Z.B. die Aiserstein aus Volkertshofen a.d. Ilm, Herschenhofen-Ortenburg, Lindach, Et-

zenhausen, Haimhausen, Reinstorf. Vg!. auch RIEZLER,Herzogthum (wie Anm. 70) 267-277.164 MB 9, 432.165 Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 58, 112, 118, 119.166 Trad. Tegernsee (wie Anm. 67) 211.

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Lager der Valleyer zu finden warenl67• Von diesen insgesamt 31 Familien seienhier nur die wichtigsten genannt: Die Herren von Berg, Dilching, Fentbach,Höhenkirchen, Standkirchen, Steinhausen, Pöring, Grub, Aying, Valley, Gai-ling, Moosach, Berganger, Haag, Schlacht, Peiss und Lausl68• In engem Zusam-menhang mit diesem erheblichen Gewinn der Valleyer dürfte das Erlöschen derGrafen von Wolfratshausen 1157 und der Tod des Freisinger Bischofs Otto I.1158 stehen. Jetzt erst werden die Valleyer einen Zugriff auf die Dienstmannender Wolfratshauser Grafen im Westen sowie auf die des Freisinger Bischofs imSüden gewagt haben. Die Valleyer nutzten die günstigen Bedingungen undbauten ihre Ministerialität zwischen Pöring (nördl. Zorneding) im Norden undSchwaig/lrschenberg im Süden aus. Jedenfalls wechselten, wohl nicht durchgewaltsames Vorgehen!", vermutlich aber unter einem gewissen Druck derValleyer Freisinger Ministerialen, wie z.B, die von Standkirchen, unter BischofAdalbert, dem politisch schwachen Nachfolger Bischof Ottos 1., in das Lagerder Valleyer über. Den Übergang einiger ehemals Wolfratshauser Ministerialen,wie z.B. Hermanns von Fentbach oder Liebharts von Ditching, zu den Val-leyern konnten erstaunlicherweise selbst die den Valleyern machtmäßig weitüberlegenen Andechser nicht verhindem+".Bei den Dienstmannen aus dem Raum um Dachau vermutet Flohrschütz, daß

sie als eigentliche und ursprüngliche Stammgruppe der Valleyer anzusehen sind.Er zählt zu den frühen Anhängern Ottos 1. die Brüder Trutlieb und Hartmutvon Etzenhausen, Hartrnut und Heinrich von Haimhausen, Anno und Rotbertvon Bergkirchen, Berthold von Puch und die Aiterstein'?',Auffallend für die Jahre zwischen 1140 und 1200 ist das minimale Interesse

der Valley er an ihrem Stift Bernried. Die Untersuchung über die Schenkungstä-tigkeit der Grafen und über die Zahl der Ministerialen in diesem Raum zeigt,wie wenig Wert darauf gelegt wurde, das Stift zu fördern bzw. die Gefolgschaftin diesem Gebiet auszubauen'P.Zu den wichtigsten Stützen der Valleyer zählten Hartrnut und Heinrich Von

Haimhausen, Anno und Rotbert von Bergkirchen aus dem Dachauer Raum so-wie Konrad, Albero, Wichmann von Aying, Eberhard von Mietraching, Rudolfvon ThaI, Diebold von Berganger und Konrad von Berg im Großraum um dieMangfall. Sie befanden sich sehr häufig und in führenden Positionen im Gefolgeder Grafen!",Nur einmal hören wir expressis verbis von der Belehnung eines Ministerialen

mit einer Funktion. 1206 gab Otto Ill. die bis dahin unter seinem Schirm ste-hende Vogtei über Bernrieder Stiftsbesitz in Malehing Heinrich von Esting ZuLehen'?", Vorgänge, die eine Übertragung von Gütern als Lehen beinhalten,

167 Vg!. FLOHRSCHÜTZ, Adel (wie Anm. 3) 158.168 Weitere Familien- und Quellenangaben bei FLOHRSCHÜTZ, Adel (wie Anm. 3) 158.169 In den Urkunden findet sich nirgends ein Hinweis auf Gewalt.170 Vg!. dazu auch FLOHRSCHÜTZ, Adel (wie Anm. 3) 160 f. Er vermutet als Grund für die

Durchsetzungskraft der Valleyer die Nähe ihrer Burgen.171 MB 8, 321; vgl. FLOHRSCHÜTZ, Adel (wie Anm. 3) 157.172 Vg!. SCHERBAUM, Bernried (wie Anm. 3) 39 ff.173 Vg!. FLOHRSCHÜTZ, Adel (wie Anm. 3) 159.174 MB 8, 322; SCHERBAUM, Bernried (wie Anm. 3) 47, 137,234.

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sind in den Quellen als solche nicht zu finden. Wir können lediglich indirektaus Schenkungen der Valleyer Ministerialen, die einer Zustimmung der Grafenbedurften, auf eine Belehnung schließen. Insgesamt begegnen uns 14 potentielleLehensnehmer.in der Zeit von etwa 1142 bis 1227. Als solche kommen aus.demRaum ScheyernlDachau ein Rudolf(?), ein Gebhart(?), ein Albero(?)175, Ber-told von Buch, Dietrich von Vieth, Heinrich und Hartmut von Haimhausensowie Konrad von Lotsbach in Fragel76. Aus dem Großraum Ebersberg/Mang-fall/Miesbach sind Heinrich von Fentbach, Gerung von Peiss, Alban und We-rinher von Piesenkam, Heinrich von Grub und Heinrich von Höhenrain zunennen!".Von Vasallen der Grafen hören wir nichts in den Quellen, ebensowenig gibt

es Hinweise auf Übertragungen vasallitischen Leihegutes. Allerdings finden wirin der Gesellschaft der ersten Valleyer einige freie Herren, die Tauschgeschäfteund Schenkungen bezeugen. Um 1130/35 erschließen sich aus Zeugenschaftenfür Otto I. und seinen Sohn Gebhard einige Gefolgsleute, die in den Quellen alsnobiles bezeichnet werden!", Otto (von Eurasburg?, süd!. Wolfratshausen),Otto und Eberhard von Herrnhausen (nörd!. Beuerberg)!", Hartmut undTruhlep (von Etzenhausen?, bei Dachau)18o,Werinhart von Pang (südwest!. Ro-senheirn)!", Gebolf von Aschering (bei Starnbergj'P, Udalrich von Andechs(süd!. Herrschingj'P, Perthold von Almuttingen (= Oberalting/Seefeld/Pilsen-see)llI4,Albere, Rudolf und Sigebot von Mörlbach (zw. Wolfratshausen undSrarnbergj'P und Dietmar von Puch (nordwest!. Fürstenfeldbruck)!", Auffal-lend ist, daß der überwiegende Teil dieser freien Herren aus dem näheren undweiteren Umkreis um das Stift Bernried stammte, was sowohl auf ein starkesInteresse Ottos I. an diesem Raum als auch auf eine gewisse Akzeptanz desValleyers hindeutet.In den Jahren zwischen 1150 und 1185 finden wir für die Grafen Konrad I.,

Otto n. und Konrad II. noch einige Zeugen, die in den Quellen als nobiles be-

175Trad. Scheyern (wie Anm. 74) 3D,98. Höchstwahrscheinlich stammen diese 3 Ministeria-len aus diesem Raum. Sie schenkten ausschließlich Güter aus dem Gebiet um Scheyern an dasgleichnamige Kloster.176Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 228, 345; MB 10,408,413; Trad. Scheyern (wie Anm. 74)

68.InTrad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 289, 343, 392; Trad. Tegernsee (wie Anm. 67) 285; MB 7,

78; MB 8,481.178MB 2,295; MB 8, 320.179 Vg!. TYROLLER,Genealogische Tafeln (wie Anm. 4) Tafel 24; Otto von Eurasburg war

möglicherweise einer der Erben der Herren von Glonn. Er tritt mehrmals zusammen mit Eber-hard von Herrnhausen auf. So z. B. in Trad. Tegernsee (wie Anm. 67) 164; MB 3, 10; Trad.Schäftlarn (wie Anm. 28) 59, 83.

180Sie erscheinen 1170/73 als Ministerialen der Valleyer; vg!. FRIED,Herrschaftsgeschichte(wie Anm. 86) 94.

181 Zu den Herren von Pang vg!. ANDRELANG,Aibling (wie Anm. 111) 197182Zu den Edlen von Aschering vg!. Edmund OEFELE,Geschichte der Grafen von Andechs,

1877,49.183Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 113.184Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 297.18S Vg!. FLOHRSCHÜTZ,Adel (wie Anm. 3) 375; OEFELE, Geschichte (wie Anm. 182) 50.186Zu den Freien von Puch vg!. FLOHRSCHÜTZ,Adel (wie Anm. 3) 392.

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zeichnet werden: Ulrich von Lochhausen (Aubing/Lochhausenj'V, Werinhardvon Starkertshofen (nördl. Pfaffenhofen)!", Heinrich und Berthold von Vagen(an der Mangfall, südwestl. Bruckmühlj'P, Ulrich von Haselbach (nordöstl.Ebersberg)!", Otto von Eichenhofen (=Eichhofen ?, nordwestl. Indersdorf)!?',Rotbert von Tutzing (nördl. Bernriedj!", Eberhard von Maisach (nordwestl.Olehing), Udalschalk von Iffeldorf (südl. Seeshaupt) und Rapoto von Antdorf(südl. Seeshauptjt'",

Verhältnis zu Königtum und Herzogtum

Bekanntlich waren gute Beziehungen zum Königs- bzw. zum Herzogshausimmer eine wirksame Basis für Erfolg und Aufstieg eines Geschlechts. Zunächstfällt bei den Valleyern auf, daß keine besonders intensiven Bindungen an dasReich nachzuweisen sind. Keine Urkunde nennt die Grafen Otto 1., Gebhard,Konrad H. und Otto 11.unter den Zeugen des Königs. Erst in den Jahren zwi-schen 1155 und 1166 bezeugen drei Urkunden eine gewisse Nähe zu KaiserFriedrich Barbarossa. Konrad I. stand als Zeuge an vierter Stelle in einemSchutzbrief für das Kloster Prüfening!", Seinen Sohn Otto 11. finden wir 1166zusammen mit seinem Salmann Konrad von Baierbrunn auf dem Hoftag desKaisers zu Laufen a.d. Salzach!" und kurz darauf in Ranshofen zusammen mitHeinrich dem Löwen'?",Wie schon erwähnt, schien den Valleyern an der Nähe zu den Welfen, die im

12. Jahrhundert Herzöge in Bayern waren, viel gelegen zu sein. Bereits Otto I.zeugte vor 1120 für Welf 11.197• Auch für Konrad I., Otto n. und Konrad 11.sind zwischen 1158 und 1171 engere Bindungen an die Welfen nachzuweisen'w,Diese welfentreue Haltung, auch während der Zeit der Babenberger Herzöge inBayern, dürfte sich für die Valleyer gelohnt haben, denn es ist davon auszuge-hen, daß sie ihnen den Grafentitel gebracht und zum Aufstieg der Familie bei-getragen hat. Daß die Beziehungen zu den Babenberger Herzögen nicht gut wa-

187 MB 6, 126; RIEZLER,Herzogthum (wie Anm. 70) 269.188 Trad. Tegernsee (wie Anm. 67) 248.189 VI?!.FLOHRSCHüTz,Adel (wie Anm. 3) 179. Der Edle Berthold (I 157-1205) heiratete ei-

ne Freismger Ministerialin. Seine Nachkommen gehörten dann zur Freisinger Ministerialität.190 Vg!. Gottfried MAYR,Ebersberg: Gericht Schwaben {HAB A 1/48),1989,193. Um 1185

ist Urich von Haselbach Zeuge unter Hochadeligen bei einem Tauschgeschäft zwischen Ebers-berg und Konrad 11.von Valley. Gleichzeitig nannte sich auch ein Ebersberger Ministerialenga,schlecht nach Haselbach.

191 Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 345f.; MAYR,Ebersberg (wie Anm. 190) 180.192 MB 6, 126;Trad. Tegernsee (wie Anm. 67) 248.193 Vg!. ALBRECHT,Gerichtsverhältnisse (wie Anm. 26) 7. Maisach: Freie werden zum letz-

ten Mal 1173/88 genannt. Antdorf: Die Hochfreien von Antdorf verschwanden zwischen 1261und 1280. Ihr Herrschaftsbereich fiel an die bayerischen Herzöge.

194 MB 13, 176.195 MB 13, 115.1% MGH DD 26 (wie Anm. 134) 106.197 Tiroler VB (wie Anm. 10) 1 69.198 Trad. Freising (wie Anm. 112) 2 385; VB Steiermark (wie Anm. 46) 1 431,496; MB 10,

U; Trad. Polling (wie Anm. 6) 26; Trad. Tegernsee (wie Anm. 67) 236; MGH DD 26 (wieAnm. 134) 106.

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ren, zeigte sich während der Zeit der welfisch-babenbergischen Auseinanderset-zungen in Bayern'?'. Als es im Sommer 1140 zur Belagerung der Burg Valleykam, nahm der neue Herzog von Bayern, der Babenberger Luitpold 111.,daranteil. Der Konflikt endete mit einer Niederlage des Herzogs, nicht zuletzt des-halb, weil Welf, der Bruder Heinrichs des Löwen, den Valleyern zu Hilfe kam.Erstaunlich ist, daß Konrad 1. in der Zeit zwischen 1140 und 1152 zweimal

für den Freisinger Bischof Otto I. (1138-58), einen Bruder Herzog Luit-polds Ill., als Zeuge fungierte2OO• Bischof Ottos politische Stellung ist allerdingsnicht eindeutig zu klären: Unterstützte er, wie zu vermuten wäre, seine baben-bergische Verwandtschaft, oder war er um eine eigene Position bemüht? Hagengeht davon aus, daß er zumindest eine wohlwollende Haltung gegenüber denWelfen einnahm, denn er äußerte sich durchaus mißbilligend über seine BrüderLuitpold III. und Heinrich jasornirgott-?', Die Zeugenschaft der Valleyer fürden Babenberger könnte diese Vermutung unterstützen.Als 1180 die wittelsbachischen Verwandten der Valleyer die Herzogswürde in

Bayern erhielten, zeigte sich die enge Beziehung zum Herzogshaus sehr deutlich.Im Herbst 1183 war Konrad II. mit Gattin und Sohn Otto Ill. auf dem LandtagHerzog Ludwigs in Wörnsmühl zugegen202• Noch im selben Jahr trat Otto Ill.zusammen mit Herzog Ludwig als Zeuge auf, nach 1208 beteiligte er sich imAuftrag des Herzogs an der Verwüstung der ehemals andechsischen TegernseerBesitzungen, 1212 bürgte er für Ludwig, als dieser ein Bündnis mit Kaiser Ottoschloß, und 1222 begegnete er uns wieder als Zeuge für den Herzog+". Auch beidessen Sohn Herzog Otto 11. finden wir den Valleyer kurz nach dem Regie-rungsantritt 1231, als dieser dem Kloster Scheyern Güter tradierte-",

Hauskloster und Vogtei

Trotz der verwandtschaftlichen Beziehungen zum Herzogshaus, die hilfreichsein konnten bei der Beschaffung von kirchlichen Ämtern, findet sich in denQuellen weder ein Hinweis auf die Zugehörigkeit eines Valleyers zu einemDomkapitel, noch erschien je ein Valleyer auf einem Bischofsstuhl. Wir begeg-nen lediglich den beiden Nichten des letzten Valleyers Otto 111., den Töchternseiner Schwester Agnes von Moosen/Grünbach in der WittelsbachergründungSeligenthai bei Landshut. Als erste Äbtissin nennen die Nekrologien von Seli-genthai eine domina Agnes comitissa de Grunbach, que ... prima ibidem abbatiepromeruit primum locum20s• Nach Agnes' Tod 1277 trat deren leibliche Schwe-ster Liutgardis als zweite Äbtissin die Nachfolge an206•

199 Vg!. dazu REINDEL, Bayern (wie Anm. 115) 337ff.200 Trad. Freising (wie Anm. 112) 375; Alois WEISSTHANNER, Regesten des Freisinger Bi-

schofs Otto I. (1138-1158), in: Analeeta sacri Ordinis Cisterciensis 14 (1958) 151-245, hier 196.201 Vgl, HAGEN, Herrschaftsbildung (wie Anm. 123) 168 f.202 Trad. Ebersberg(wie Anm. 86) 179.203 MB 14, 135; WITTMANN, Quellen (wie Anm. 140) 11; MB 6,203.20<4 Trad. Scheyern (wie Anm. 74) 126.20S MGH Neer. 4 503, 513. Vg!. TYROLLER, Genealogische Tafeln (wie Anm. 4) 323.206 MGH Neer. 4 513: deinde Liutgardis comitissa, sorer abatisse ...

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Als Otto 1. und Adelheid 1120 unter dem Eindruck der Kanonikerreform dasStift Bernried gründeten, lag es sicher in ihrer Absicht, hier am Starnberger Seeein valleyisches Hauskloster mit Familiengrablege zu schaffen. Daß man letzt-.Jich nur bedingt von einem Hauskloster sprechen kann, hat seinen Grund imsich abzeichnenden Desinteresse der späteren Valleyer an Bernriedt". Sieht manvon einem Privileg Ottos Ill. aus dem Jahre 1202 ab, hören wir nach dem TodOttos I. nichts mehr von Zuwendungen der Gründerfamilie an ihr Stift208• Wiegering die Verbindung zu Bernried war, zeigt sich besonders darin, daß das Stiftnach Otto I. und Adelheid nicht mehr als Familiengrabstätte benutzt wurde. Inder Stiftskirche St. Martin in Bernried haben nur insgesamt vier Personen ausder Familie Valley ihre letzte Ruhestätte gefundenf". Wiguläus Hund erwähnte1528 zum ersten Mal, daß sich die Gräber der Stiftsgründer in Bernried befin-den2lO• Konrad 1. und seine Gattin Agnes sind in Schäftlarn begraben-". VonKonrad 11., dem Enkel des Stiftsgründers, wissen wir, daß er um 1198/1200 inSchäftlarn gestorben ist und dieses Kloster als Grablege gewählt hat212• SeineGemahlin Mathilde wurde, dem Willen ihrer Mutter Elisabeth von Ortenburggemäß, in St. Nikola/Passau bestattet21l• Über die Grablegen Gebhards, Ot-tos 11. und Ottos Ill. schweigen die Quellen. Trotz der recht vagen Beziehun-gen der Valleyer zu ihrem Stift hat sich erstaunlicherweise das Andenken an dieGründer und ihre Familie in Bernried erhalten. Im 17. Jahrhundert wurden dieGebeine der Familie feierlich in die neu erbaute St. Martinskirche überführt undnoch im 18. Jahrhundert gedachte man der Familie in Meßfeiem!",Obwohl dem Stift Bernried zwei Jahre nach seiner Gründung in einem päpst-

lichen Privileg 1122 die freie Vogtwahl zugesichert worden war2IS, hinderte die-ser Passus Otto 1. nicht, sich die Ausübung der Vogtei selbst zu sichern-", Da essich hier jedoch um das einzige Auftreten Ottos I. als Bernrieder Stiftsvogthandelt, können über Inhalt, Charakter, Funktion und gerichtliche Kompeten-zen keine Aussagen getroffen werden-". Über die Ausübung der Stiftsvogteidurch die Nachkommen Ottos I. besitzen wir keine Nachrichten. Es darf je-

207 Vg!. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 23 H.208 MB 8, 322.209 Vg!. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 50.210 Vg!. Wiguläus HUND, Metropolis Salisburgensis, 1582,194. Sepulti sunt ibo Ouo funda-

tor, cum fratre Ottone junior, Mechtilde sorore amborum et Adelhaid uxore Ottonis senioris...Da es aber relativ unwahrscheinlich ist. daß Otto I. einen jüngeren Bruder gleichen Namenshatte, und auch keine Schwester Mathilde in den Quellen auftaucht, könnte es sich um die Kin-der oder aber um die Enkel des Stifterpaares handeln. Da aber ein gleichnamiger Sohn Ottos I.in den Quellen nicht vorkommt und es auch sehr zweifelhaft ist, ob die Tochter Mathilde vonGreifenstein in Bernried begraben wurde, müssen gegen die Behauptung HUNDS Bedenkenangemeldet werden. Vg!. dazu auch Hans von WIESER,Das Grabmal der Gräfin Mathilde vonMorit-Greifenstein, in: FS für Dr. Johanna Gritsch (Schiern-Schriften 264), 1973, 277-285, hier280.

211 MGH Neer. 3 129, 124.212 Trad. Schäftlarn (wie Anm. 28) 345.213 MB 4, 273.214 Vgl, SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 51.215 MB 8, 320; vg!. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 77f£.216 MB 8, 321. Diese Praxis wurde in gleicher Weise von anderen Dynasten ausgeübt.217 Vg!. SCHERBAUM,Bernried (wie Anm. 3) 136.

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doch angenommen werden, daß sie erblich auf diese übergegangen und bis zumAussterben der Familie 1268 in der Hand der Valleyer verblieben ist218•Ganz allgemein kann man festhalten, daß die Zeitspanne vom 11. Jahrhundert

bis zur ersten Hälfte .des 12.Jahrhunderts von einer starken religiösen Bewegunggetragen war, die sich in der Kirchen- und Klosterreform dieser Zeit niederge-schlagen hat. Die Wirkkraft dieser Reformbewegung erfaßte in zunehmenderWeise auch den Adel219• Dieser schuf Hausklöster, die ungeachtet der religiösenBedeutung der Stiftung, ein Zeichen der Herrschaftsrepräsentation des adligenHauses des Stifters und seiner Familie wurden. Die gottgefällige Stiftung ge-währleistete, dem mittelalterlichen do-ut-des Denken gemäß, der StifterfamilieErfolg und Wohlergehen im Leben-".So diente die Stiftsgründung in Bernried Otto I. der Verwirklichung seines

reform-religiösen Anliegens ebenso wie der dynastischen und territorialen Po-litik in diesem Raum. Etwa in den Zeitraum der Gründung des Stifts Bernriedfielen auch die Verlegung der Burg Grub nach Valley und die Namengebungdes Geschlechts-".Sieht man einmal von den religiösen Motiven ab, so fragt man sich nach den

Absichten Ottos I., ein Kloster am Starnberger See, weitab der eigentlichenKernräume der Familie, zu errichten. Zum einen könnte das Erbe der Weilhei-merin Adelheid eine Rolle gespielt haben, zum anderen dürfte, zumindest wasden Mangfallraum betrifft, die Nähe der rivalisierenden Falkensteiner Grafenmit ihrer Burg Weyarn für die Gründung eines valleyischen Stifts in dieser Re-gion nicht opportun gewesen sein222• Allerdings ist zu beachten, daß sich dieNeugründung Bernried in einem Gebiet befand, in dem die mächtigen Grafenvon Andechs um 1100 bereits Grafschaftsrechte ausübten223• Möglicherweisebot sich den Valleyern südlich der andechsischen Ministerialensitze Hauns-hofen, Unterzeismering, Pähl und Raisting gewissermaßen ein monastischerLeerraum am Westufer des Starnberger Sees. Die Valleyer könnten - in Anbe-tracht des nahen Herrschaftskomplexes der Andechser - eine Festigung ihrerPosition im südwestlichen Bereich des Starnberger Sees im Auge gehabt haben.Dafür sprechen auch die Tatsache eines Wohnsitzes in Oberzeismering und dienicht unbedeutende Anzahl freier Herren im Gefolge Ottos I. aus diesemRaum. Für die Wahl Bernrieds als Hauskloster spielte mit Sicherheit auch dieSympathie der Valleyer zu den Welfen eine Rolle. Diese bevogteten die Klöster

218 Klöster Indersdorf und Scheyern: Hier auch die Erblichkeit der Vogtei durch die Wit-telsbacher.

219 Vgl. dazu SCHMID,Adel (wie Anm. 119) 198 f.220 Vgl. Wilhe1m STÖRMER,Die Hausklöster der Wittelsbacher, in: GLASER,Wittelsbach

und Bayern (wie Anm. 2), 139-151, hier 139.221 Auf diesen Zusammenhang machte bereits Störmer aufmerksam. Vgl. STÖRMER,Haus-

klöster (wie Anm. 220) 139 f.; SCHMID,Adel (wie Anm. 119) 302.222 Das Augustinerchorherrenstift Weyarn dürfte keine Rolle gespielt haben, da es später als

Bernried, 1133, gegründet wurde.223 Vgl. Alois SCHÜTZ,Das Geschlecht der Andechs-Meranier im europäischen Hochmittel-

alter, in: Josef KIRMEIER-Evamaria BROCKHOFF(Hg.), Herzöge und Heilige, 1993,21-185,hier 50f.; Kar! BOSL,Das bayerische Dynastengeschlecht der (Dießen-) Andechs-Meranier undseine Wallfahrtskirche auf dem Berg zu Andechs, in: Karl BOSLu. a. (Hg.), Andechs. Der Hei-lige Berg, 1993, 32-45.

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Polling und Wessobrunn im Südwesten sowie die innerhalb des geschlossenenVogteigebiets der Welfen liegenden Klöster Steingaden und Rottenbuch. DieGründe für die Abwendung der Valleyer von Bernried kennen wir nicht. Viel-leicht erwies sich die geographische Lage Bernrieds im Spannungsfeld zwischenden Interessen der Andechser und der Welfen als doch nicht allzu glücklich, sodaß sich die Interessen der Valleyer mehr auf das Mangfallgebiet konzentrier-ten. Jedenfalls nutzten die sich inzwischen als Grafen bezeichnenden Valleyerdie Gelegenheit. Als in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts die Grafen von Wolf-ratshausen ausstarben, ergriffen die Valleyer die Chance, zwischen EbersbergerForst und Mangfall eine Reihe von freien Herren in ihre Ministerialität zu brin-gen. Ihre, durch Eheschließungen sichtlich gestärkte Position wurde auch imRaum Dachau/Fürstenfeldbruck sichtbar, in dem sie sich häufig mit einem Ge-folge von Dienstleuten zeigten.Es entsprach der Mentalität dieser Zeit, vor dem Erlöschen einer Familie die

meisten Güter den eigenen Klöstern darzubringen, um diese wirtschaftlich zusichern224• Entgegen dieser Gepflogenheit übereignete der kinderlose Otto Ill.1231 seine Burg Valley seinem Verwandten Herzog Ludwig n., während erselbst nur eine "Teilhabe" daran behieltm. Wie sich diese "Teilhabe" genauerdefinierte, verschweigen uns die Quellen. Als im Jahre 1268 durch den TodOttos Ill. die Familie der Valleyer erlosch-", wurden die Herzöge von Wittels-bach alleinige Erben des gesamten Grund- und Vogteibesitzes der ValleyerGrafen.

Zusammenfassung und Schlußgedanke

Abschließend läßt sich feststellen, daß die Familie der Valleyer in den fünfGenerationen ihres Bestehens - historisch faßbar etwa zwischen 1100 und 1268- es verstanden hatte, auf der Basis von Eigengütern, die ihnen zumindest ZumTeil als Erbgut von ihren Verwandten, den Scheyern-Wittelsbachern, zugefallenwaren, ansehnliche Herrschaftsräume vor allem in den Gebieten Aying/Mang-fall, Dachau/Fürstenfeldbruck und um den Starnberger See aufzubauen. ImMangfallraum errichteten sie ihre Stammburg Valley, nach der sich die Familiebenannte, in Bernried am Starnberger See gründeten sie ein Augustinerchorher-renstift, dessen Vogtei sie in ihre Verfügung brachten. Diese blieb die einzigeüber längere Zeit andauernde Klostervogtei der Familie, sieht man von einemkurzen Vogteibesitz über Kloster Innichen ab. Die Valleyer nutzten offensicht-lich nicht das Instrument der Besetzung von Kloster- oder Kirchenvogteien, umzu größerem Einfluß zu gelangen. Dagegen erwiesen sie sich sehr geschickt inihrer zielstrebig geführten Heiratspolitik, die ihnen Kontakte zu den Grafen

224 Die Grafen von Ebersberg brachten kurz vor ihrem Erlöschen ihre Güter den KlösternGeisenfeId und Ebersberg dar. Vgl, FLOHRSCHÜTZ, Adel (wie Anm. 3) 117.

225 MGH SS 17 339: ... castrum ducis Bauarie in Valai... comitem (Otto 111.), qui/uit par-ticeps eius(dem) cestri...

226 MGH Neer. 3 171: ... Otto com(es) de Va/a, ob(iit). Otto erreichte ein für diese Zeit un-gewöhnlich hohes Alter, an dem aber kein Zweifel besteht. Allerdings tauchte er zwischen 1231und 1268 nicht mehr in den Quellen auf.

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von Ortenburg, Falkenstein, Lebenau, Greifenstein, Moosen sowie zu den Her-ren von Weilheim und Trixen eröffnete. Der Aufbau einer starken Ministeriali-tät besonders während der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in den genann-ten Herrschaftsräumen gab ihrer Politik Sicherheit und Rückhalt. Wichtig warfür die Valleyer ihre, in den zeitgenössischen Quellen eigens hervorgehobeneParteinahme für die in Bayern wenig beliebten Welfen, die ihnen vermutlichzum Grafentitel verholfen hatten. Was das Bemühen der Valleyer um Königs-nähe, einem entscheidenden Element zum Aufstieg eines Geschlechts, anbe-trifft, so geben die Quellen nur wenig Auskunft. Eine eindeutige Haltung derValleyer in ihrem Verhältnis zum Königtum lassen die Quellen nicht erkennen.Demgegenüber zeigten sich die Valleyer in den Beziehungen zu ihren Ver-wandten, vor allem zu den Wittelsbachern, durchwegs familienbewußt bis zumTod des Valleyers Otto Ill. imJahre 1268.Was aber blieb der Nachwelt neben den Quellen an »Sichtbarem" von der

Familie der Valleyer bis heute übrig?Von der Burg Valley finden sich nur noch Mauerreste. Das von Mathilde von

Valley gegründete Augustinerchorherrenstift St. Maria in der Au (Gries/Bozen)wurde 1406 durch eine Mure vollständig zerstört und an dieser Stelle nichtmehr errichtet. Das einzige Bauwerk, das nach heutigem Kenntnisstand in sei-ner ursprünglichen Zweckbestimmung überdauert hat, ist das Augustinerchor-herrenstift St. Martin in Bernried am Starnberger See. Nach einer Unterbre-chung von 1803 bis 1950 beherbergen die ehemaligen Stiftsgebäude - freilich inveränderter architektonischer Form - wieder ein Kloster. Missionsbenediktine-rinnen sind es heute, die großen Wert darauf legen, in Anbetracht der langenTradition des Stifts Bernried, ihren Gästen und Besuchern das aus dem 17.Jahrhundert stammende sog. »Stifterbild der Valleyer" im Klosterfestsaal zuzeigen und zu erläutern. ~.

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