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Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Herausgegeben 'Vonder Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Verbindung mit der Gesellschaft für fränkische Geschichte und der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft . Band 63 2000 c. H. Beck'sche Ve~lagsbuchhandlungMünchen

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Zeitschrift

für

bayerische Landesgeschichte

Herausgegeben 'Vonder Kommission

für bayerische Landesgeschichte

bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

in Verbindung mit der

Gesellschaft für fränkische Geschichte

und der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft

. Band 632000

c.H. Beck'sche Ve~lagsbuchhandlungMünchen

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HERRSCHAFTSAUSBAU IM SÜDOSTALPENRAUMAM BEISPIEL EINER BAYERISCHEN ADELSGRUPPE

Untersuchungen zum Freisinger Vizedom Adalbert,zur Herkunft der Eurasburger in Bayern, der Grafen von Tirol

und der Grafen von Ortenburg in Kärnten*

Von THEREsEMEYERund KURT KARPF

Der Freisinger advocatus A., der im Mai des Jahres 1072 im Zehentregulie-rungsvertrag zwischen Bischof EIIenhard von Freising und Erzbischof Geb-hard von Salzburg die Interessen des Hochstiftes Freising in Liburnia/Ober-kärnten vertrat', gab der Geschichtsforschung lange Zeit Rätsel auf. SeineHerkunft und Stellung am Hof zu Freising, seine Bedeutung für die Geschich-te Bayerns, Tirols und Kärntens mußten bis zu seiner Identifizierung unge-klärt bleiben. Danach jedoch wurde diese hochrangige Persönlichkeit aus al-tem bayerischen Adel, die unter verschiedenen Benennungen auftrat, in derGeschichte Kärntens als Stammvater der Grafen von Ortenburg, in der bayeri-sehen vornehmlich als Vizedom von Freising, auch als Iringsburger/Eurasbur-ger, und in der Tirols als sehr wahrscheinlicher Ahnherr der Grafen von Tirolerkannt. Sein weit gestreuter Besitz in Bayern, Tirol und Kärnten war typischfür die in den Süden und Osten des Reiches ausgreifenden hochadeligen undüberregional agierenden Geschlechter Bayerns im Früh- und Hochmittelalter.Die führende Grundherrenschicht suchte sich dort ein neues Betätigungsfeld,errichtete Burgen, nach denen sie sich auch benannte, und trieb die Kolonisa-rionstätigkeit, den sogenannten Landesausbau, voran. Die geringeren Möglich-

... Frau Dr. Gertrud DiepolderlMünchen sind wir für zahlreiche Anregungen zu großemDank verpflichtet. Sie hat uns auch auf das Manuskript von Frau Dr. Gertrud Sandbergerüber Beuerberg (siehe den entsprechenden Beitrag in diesem Heft) hingewiesen, der wirfür die Möglichkeit der Einsichtnahme in eine vorläufige Fassung ihres Kapitels über dieFamilie des Klostergründers danken. Für ihre Unterstützung danken wir auch HerrnU niv. Prof. Dr. Heinz DopschJSaIzburg und Herrn HR Dr. Alexander Rainer/Pusarnitz.! August v. ]AKSCH (Hg.), Die Kärntner Geschichtsquellen 811-1202 (Monumenta

Historica Ducatus Carinthiae III, künftig: MC III), 1904,394: Der Vogt ist nur in die-ser kopial überlieferten Urkunde, und darin lediglich mit dem Anfangsbuchstaben sei- ,nes Namens, als advocatus ecclesiarum A. genannt.

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keiten zu Besitz- und Machterweiterung im Altsiedelland veranlaßte viele, wieFriedrich Prinz sich ausdruckte, den ..rettenden Sprung- in den Süden undOsten zu versucherr', Erstrebt wurden neben dem Grundbesitz auch politischeÄmter, Vogteirechte und Kirchenlehen als vorzügliches Mittel zu Integration

. und Herrschaftsausbau. Diese konnten umso leichter in den eigenen Herr-

schaftsverband eingegliedert werden, je weiter sie von der Zentralmacht ent-

fernt lagen. Daher erleben wir ein verstärktes Einströmen des vorwiegendbayerischen Adels in die Grenzgebiete Bayerns, nach Kärnten und in die an-

. grenzenden Marken. Das Heiratsverhalten dieser Machteliten führte zu engenFamilienverflechtungen mit anderen Geschlechtern und ließ eine politischeFührungsschicht mit weitreichendem Einfluß und ausgedehntem Grundbesitz

entstehen.Während die Erfolgsgeschichte der Aribonerr', Eppensteiner", Ebersberger',

Spanheimer", Andechser' und Sighardinger', um nur die herausragenden Bei~

2 Friedrich PRINZ, Bayerns Adel im Hochminelalter, in: ZBLG 30 (1967) 53-117, 87.3 Heinz DOPscH, Die Aribonen. Ein führendes Adelsgeschlecht in Bayern und Kärn-

ten während des Hochmittelalters (ungedr. Staatsprüfungsarbeit am Institut für Oster-reichische Geschichtsforschung), 1968; DERS., Die Aribonen - Stifter des Klosters See-on. Beiträge zu Geschichte, Kunst und Kultur der ehemaligen Benediktinerabtei, in:Hans v. MALOTIKI (Hg.), Kloster Seeon, 1993, 5S-92; DERS., Gewaltbote und Pfalzgrafin Kärnten, in: Carinthia I 165 (1975) 12S-151; Gertrud DIEPOLDER,Die Herkunft derAribonen, in: ZBLG 27 (1964) 74-119; WIlhelm STÖRMER,Bayern und der bayerischeHerzog im I1.Jahrhundert, in: Stefan WEINFURTER- Helmuth KLUGER(Hg.), Die Sali-er und das Reich 1, 1991, 503-547, 537; Franz TYROLLER(Bearb.), Genealogie des alt-bayerischen Adels im Hochmittelalter, 1962-1969,9-17, TafelI.

4 Karl-Engelhardt KLAAR,Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten (Archiv fürvaterländische Geschichte und Topographie 61), 1966; Gerald GÄNSER,Die Mark alsWeg zur Macht am Beispiel der "Eppensteiner·, Teill, in: Zeitschrift des HistorischenVereines für Steiermark 73 (1992) 83-125; TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3) 64-70,Tafel6.

5 Camillo TROTTER,Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte Innerösterreichs. 1. DieGrafen von Ebersberg und die Ahnen der Grafen von Görz, in: Zeitschrift des Histori-schen Vereines für Steiermark 25 (1929) S-17.

6 Heinz DOPscH, Die Gründer kamen vom Rhein. Die Spanheimer als Stifter von St.Paul, in: Schatzhaus Kärntens. Katalog zur Landesausstellung St. Paul 1991,900 JahreBenediktinerstift, 1991,43-67; Ernst KLEBEL,Die Ahnen der Herzoge von Kärnten ausdem Hause der Spanheimer (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 24/25), 1936,47-66.7 Edmund v. OEFELE, Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Ludwig HOLZFURT-

NER,Ebersberg -.Dießen - Scheyern. Zur Entwicklung der oberbayerischen Grafschaftin der Salierzeit, in: Stefan WEINFURTER- Helmuth KLUGER(Hg.), Die Salier und dasReich 1, 1991, 549-577; DERS., Die Grafschaft der Andechser. Comitatus und Graf-schaft in Bayern 1000-1180 (Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern II/4), 1994;TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3) 104-120, Tafe! 10.

S Michael MITTERAUER,Karolingische Markgrafen im Südosten (Archiv für Osterrei-chische Geschichte 123), 1963,212-226.

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spiele zu nennen, bekannt ist, unterschätzte man lange den Anteil anderer, bis-lang noch weniger beachteter Geschlechter an der historischen Entwicklungdes Südostalpenraumes. Man hat gelegentlich als "kleine Adelige" eingestuft,was tatsächlich "große Herren" in der Reichspolitik waren, weil man ihre Po-sition auf lokale Aspekte reduzierte, ihre weiträumigen, die Länder übergrei-fenden Interessen und die Gesamtheit ihrer überregionalen Funktionen nichtberücksichtigte". Lange Zeit traf das auch auf den Freisinger Vizedom Adal-bert zu. Die vorliegende Arbeit stellt den Versuch dar, an seinem Beispiel dasAusgreifen eines bayerischen Geschlechtes in den Alpen-Adria Raum zu be-schreiben.

I.Der Freisinger Vizedom Adalbert

J In Bayern begegnen wir Adalbert zum erstenmal anläßlich eines Güterver-rrages'? mit seiner Frau Berta im Kreise einer großen Zahl von Zeugen, dennVerträge bedurften zu ihrer Rechtswirksamkeit der Öffentlichkeit. Diese Ver-einbarung datierten Theodor Bitterauf!! und Günther Flohrschütz 12 in denAnfang der siebziger Jahre des l1.Jahrhunderts. Ob des hohen politischen Ge-wichtes einzelner Persönlichkeiten in der Geschichte Bayerns und des Süd-ostens ist dieses Dokument von Bedeutung. Es erlaubt Beobachtungen zu ei-ner hochrangigen Zeugenreihe und zum politischen und sozialen Umfeld derVertragspartner. Für die Zielsetzung unserer Bemühungen sind die Zeugenauch wegen ihrer Stellung innerhalb der Zeugenreihe aufschlußreich. Wie inder Forschung allgemein beachtet, ist deren Aufeinanderfolge Ausdruck desgesellschaftlichen Ranges, aber auch der verwandtschaftlichen Stellung zuein-

9 Wilhe1mSTÖRMER,Adelsgruppen im früh- und hochmittelalterlichen Bayern (Studi-en zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte 4), 1972, 10; DERs.,Früher Adel.Studien zur politischen Führungsschicht im fränkisch-deutschen Reich vom 8. bisl1.Jahrhundert (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 6/1), 1973,201 u. 242:Diese Hochedlen besaßen oftmals eine Grafschaft in Bayern oder waren dort begütert-Ganz allgemein fällt das Festhalten des nach dem Osten und Süden orientierten Adelsan ihren Positionen im Altsiedeiland auf. Störmer deutet dieses Phänomen als Rückver-sicherung.10 Theodor BITTERAUF(Hg.), Die Traditionen des Hochstifts Freising 1u. 2 (Neu-

druck der Ausgabe München 1905, künftig: TF), 1967, 1469. - FrauDr. Gertrud Die-polder danken wir für den Hinweis, daß dieser Vertrag nicht, wie allgemein angenom-men, ein Vertrag anläßlich der Eheschließung war.

11 TF 1469, vor 1073.12 Günther FLoHRScHüTz,Der Adel des Ebersberger Raumes im Hochmittelalter

(Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 88), 1989, 229, datiert in die Jahre1070/72. .

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ander. G. Gänser meinte, daß im rein kirchlichen Bereich mehr die edlere Ab-

kunft die vorderen Plätze besetzte, während bei Verträgen Weltlicher die ver-wandtschaftlichen Beziehungen den Vorzug erhielten'I,

Die Reihe der Zeugen eröffnete Heinrich, Sohn Markwards von Eppenstein:Heinrich, Jilius Marchwardi Carinthiensis eomitis. Er entstammte einem baye-

rischen Adelsgeschlecht, das im Südosten des Reiches bereits im tC.Jahrhun-dert nachzuweisen istl4 und im 11. als Herzöge von Kärnten und Markgrafen

von Verona zu einer führenden Dynastie aufstieg. Bald nach dieser Beurkun-

dung werden die Söhne Markwards dort eine beachtenswerte Machtfülle in ih-ren Händen vereinen'P, Heinrichs Spitzenzeugenschaft deutet neben seinemhohen Rang möglicherweise auch auf ein verwandtschaftliches Verhältnis zueinem der Ehepartner hin. Nach Karl-Engelhardt Klaar soll Heinrichs erste

Frau Beatrix eine Schwester Bertas gewesen seinl6, doch sind hier Vorbehalte

wegen mangelnder Belege angebracht. Die Stellen zwei bis vier besetzten drei

Grafen aus dem Hause Dießen": Graf Arnold von Dießen, Graf Meginhard

13 GÄNSER, "Eppensteiner" I (wie Anm.4) 90f.; Heinz DOPscH, Ministerialität undHerrenstand in der Steiermark und in Salzburg, in: Zeitschrift des Historischen Verei-·nes für Steiermark 62 (1971) 3-31,11; STÖRMER,Bayern (wie Anm.3) 538f.

14 MC III 93, Salzburg 930 März 30: Ein Markward, Vorfahre der Eppensteiner, ver-fügte bereits im frühen 10.Jh. über Besitz im MurtallSteiermark; MC III 130, Pavia 970März 7: Markward, Markgraf im Murtal; MC III 201, Quedlinburg 1000 April13: Kai-ser Otto Ill. schenkte dem Markgrafen Adalbero (v. Eppenstein) 100 Huben in der pro-oincia Karinthia. Adalbero Herzog von Kärnten von 1012-1035. Siehe MC III 223u.249; KLAAR,Eppensteiner (wie Anm.4) 14 Nr.4, 18 Nr.9, 19 Nr.11 u. 12,20 Nr.16, 23Nr.22, 25 Nr.27. .IS August JAKSCH,Geschichte Kärntens bis 1335 I, 1928,213-227: Markward v. Ep-

penstein besaß die Vogtei über das Patriarchat von Aquileia. 1077 erhielt sein Sohn Lui-told das Herzogtum Kärnten und die Markgrafschaft Verona. Heinrich, der Spitzenzeu-ge des Vertrags, die Markgrafschaften Istrien und Krain und 1090 nach dem Tode seinesBruders das Herzogtum Kärnten und die Markgrafschaft Verona. Luitolds und Hein-richs geistlicher Bruder Ulrich wurde 1077 Abt von St. Gallen, 1079 Abt von Reiche-nau und 1086 Patriarch von Aquileia; Kurt REIN DEL, Bayern im Dienste des Reiches,in: Max SPINDLER(Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte, Band I: Das alte Bay-ern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12.Jahrhunderts, 2München 1981,302-324; Karl BRUNNER,Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12.Jahr-hundert (Österreichische Geschichte 907-1156), 1994, 139, 141-143, 150-153, 157-161;MC III 484: Hermann von Eppenstein, Sohn Markwards, wurde Bischof von Passau;KLAAR,Eppensteiner (wie Anm.4) Nr.21-97.

16 KLAAR,Eppensteiner (wie Anm.4) Nr.67-68. Die erste Frau Heinrichs von Eppen-stein war eine Beatrix,

17 FLoHRsCHÜTZ, Ebersberger Raum (wie Anm.12) 127f.: Die Grafen von Dießen ge-hörten zu den ältesten Hochadelsgeschlechtern Altbayerns. Erst seit 1055/60 nanntensie sich nach der Burg Dießen; Friedrich PRINZ, Der bayerische Adel bis 1180, (in: MaxSPINDLER(Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte, Band I: Das alte Bayern. DasStammesherzogtum bis zum Ausgang des 12.Jahrhunderts, 2München 1981, 402-425,hier 410: Seit 1132 bezeichneten sie sich nach ihrer Burg Andechs, seit 1173 Markgrafen

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von Giltichingen (= Gilching)" und Graf Otto von Thanning!", Die Zeugen-schaft dreier Dießener an bevorzugter Stelle ist wohl ein Indiz für eine engereVerwandtschaft Bertas mit diesen Grafen. Einer ihrer Söhne wird den Dieße-ner Namen Otto führen. Wie in vielen Fällen beobachtet, konnte auch kogna-tisches Namengut, häufig der mütterliche Großvater, in den folgenden Gene-rationen sichtbar gemacht werden'", Das geschah vorwiegend dann, wenn dieFrau einem vornehmen Geschlecht entstammte und ein großes Erbe in dieEhe einbrachte, wenn sie also zum Prestige der Familie beitrug. Einen weite-ren Hinweis auf Bertas wahrscheinliche Herkunft von den Dießenern kannman auch in der Spitzenzeugenschaft des oben erwähnten Grafen Amold fürBerta nach dem Tode des Vizedoms seherr", Überdies beobachten wir auffal-lend häufige Zeugenleistungen von Bertas Söhnen und Enkeln in Bayern fürdie Grafen von Dießen! Andechs+. G. Gänser hielt Graf Otto von Thanningfür Bertas Vater",

Von den weiteren Edlen dieser Zeugenreihe sind für uns die im einzelnennicht zu identifizierenden drei Adalberte von Bedeutung, mit denen wohl dieZeugenreihe für den Vizedom begann. Es fällt auf, daß im Unterschied zu

von Istrien, 1208 Pfalzgrafen von Burgund; Richard HEUBERGER,Vom alpinen Osträ-tien zur Grafschaft Tirol, in: Schlern-Schriften 29 (1935) 1-35, 20, seit 1180 Herzögevon Meranien. Gemeinsames Auftreten weist auf Verwandtschaft hin. Siehe HeinzDOPscH, Die steirischen Otakare. Zu ihrer Herkunft und ihren dynastischen Verbin-dungen, in: Gerhard PFERSCHY(Hg.), Das Werden der Steiermark. Die Zeit der Traun-gauer (Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs 10),1980, 75-139, 84.

18 HOLzFuRTNER,Ebersberg - Dießen - Scheyern (wie Anm.7) 564-568; DERS.,An-dechser (wie Anm.7) 115-121, 173-175. Zu den Andechs-Meraniern siehe auch: DieAndechs-Meranier in Franken. Europäisches Fürstentum im Hochmittelalter. Ausstel-lungskatalog, 1998.Gilching, Gern. Gilching, Lk Starnberg.

19 OEFELE,Andechs (wie Anm.7) 110 Nr.23, 110f. Nr.24, 111 Nr.26, 27,28, 112Nr.28a, 29, 29a, 29b; TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3) 107/14, Tafel 10, ordnet Ber-ta aufgrund der Dießener Zeugen ebenfalls diesem Geschlecht zu; PRINZ,BayerischerAdel (wie Anm.17) 410: Der zweite große Stützpunkt der Grafen von Dießen in Bay-ern waren Burg und Grafschaft Wolfratshausen; Gertrud SANOBERGER,Einige Beobach-tungen zur Herkunft der älteren Grafen von Tirol, in: ZBLG 45 (1982) 419-426, 422;Ludwig HOLZFURTNER,Das Landgericht Wolfratshausen (Historischer Atlas von Bay-ern, Altbayern 13), 1993, 173f. Thanning, Gern. Egling, LK Bad Tölz - Wolfratshausen.

20 Heinrich FICHTENAU,Lebensordnungen des 10.Jahrhunderts. Studien über Denkartund Existenz im einstigen Karolingerreich, 1992, 129: Eine besondere Rolle spielte beider Namengebung der Großvater mütterlicherseits. Siehe STÖRMER,Früher Adel I (wieAnm.9) 92f.

21 TF 1664a: Spitzenzeuge Amold comes de Diezan; OEFELE,Andechs (wie Anm.7)110Nr.18.22 OEFELE,Andechs (wie Anm.7) 112 Nr.33, 118 Nr.68, 119 Nr.77, 120 Nr.81, 125

Nr.112, 126Nr.116, 132Nr.155, 132Nr.158, 134Nr.168, 137Nr.193, 153Nr.304.23 GÄNSER,..Eppensteiner" I (wie Anm.4) 109; TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3)

104,Tafell0, hält ebenfalls Graf Otto für den Vater Bertas. .

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den Dießenern keiner von ihnen den Grafentitel führte. Von der Annahmeausgehend, daß diese Adalberte dem Vizedom nahestanden, glauben wir, dieDießener auch aus diesem Grund eher der Verwandtschaft Bertas zuweisenzu dürfen. Wie gelegentlich zu beobachten, sagt die rein numerische Stellungin der Zeugenliste noch nicht alles über den Rang eines Zeugen aus. In zahl-reichen Urkunden wird deutlich, daß Zeugenschaft in Blöcken für eine derjeweiligen Parteien eines Rechtsgeschäftes abgelegt wurde. So konnte es vor-kommen, daß eine durchaus hochrangige Persönlichkeit weiter hinten in derZeugenliste an einem scheinbar unbedeutenden Platz erschien, in Wirklichkeitaber als Spitzenzeuge des anderen Vertragspartners dessen Zeugenreihe an-führte.

Betrachtet man die Position Adalberts am bischöflichen Hof in Freising, sobegegnet man ihm dort in der Stellung eines Vizedoms", von der GüntherFlohrschütz meinte, daß nicht die spezielle Funktion, sondern die Zugehörig-keit zur engeren Umgebung des Bischofs von Bedeutung wars. Tatsächlichläßt Adalberts spärliche Präsenz in den Freisinger Traditionen weder auf einebesondere Machtfülle noch auf eine gehobene Stellung am bischöflichen Hofschließen, denn wir finden ihn nur noch ein zweites Mal als Vizedom ange-sprochen, als er, möglicherweise gar nicht in seiner offiziellen Stellung, son-dern als Besitznachbar, die Schenkung eines Gutes in AsenkofenlGem. Lan-genbachlBayern an das Hochstift Freising bezeugte", Adalbert oder seineFrau müssen selbst auch in Asenkofen begütert gewesen sein, denn nach sei-nem Tod schenkte Berta dort ein Gut an Freising'", Die wenigen Nennungenals Vizedom lassen allerdings offen, ob Adalbert möglicherweise auch ohneTitel, nur unter seinem Namen, in den schriftlichen Quellen überliefert wur-de28• Nach Otto von Dungern/? konnte derselbe Mann nämlich mit oder ohne

. seine Titel in den Urkunden erscheinen. Edle, die der führenden Grundher-renschicht angehörten, bedurften derselben eigentlich nicht, man wußte ohne-

24 TF 1469u. 1630;Wilhe1mSTÖRMER,Adel und Ministerialität im Spiegel der bayeri-sehen Namengebung (bis zum 13.Jahrhundert). Ein Beitrag zum Selbstverständnis derFührungsschichten, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 33 (1977)84-152, 133f.: Amtsträger sind in der Regel Spitzenzeugen. Das kennzeichnet auch ih-ren gesellschaftlichen Rang. Zu den Vizedomen in Freising im I1.Jh. siehe CamilloTROTIER,Zur Herkunft der älteren Grafen von Tirol, in: Forschungen und Mitteilun-gen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 12 (1915) 75-85, 76.

2S Günther FLOHRSCHÜTZ,Die Freisinger Dienstmannen im 12.Jahrhundert, in:Oberbayerisches Archiv 97 (1973) 33-339, 289.

26 TF 1630.27 TF 1664a.28 Möglicherweise in TF 1460, 1461, 1468, 1473u. 1647.2'l Otto v. DUNGERN,Comes, liber, nohilis in Urkunden des 11. his 13.Jahrhunderts,

in: Archiv für Urkundenforschung 12 (1932) 181-205, 182£.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 497

hin, um wen es sich handelte", Im vorliegenden Fall erschwert der populäreName Adalbert die Identifizierung. Festzuhalten ist aber die Tatsache, daß derVizedom in den uns vorliegenden bayerischen Quellen nie den politisch be-deutenderen Grafentitel führte. In Bayern fehlten Adalbert offenbar eineGrafschaft und eine ausbaufähige Vogtei über ein Kloster oder ein Hochstift.

Von seiner Stellung als Vizedom am bischöflichen Hof in Freising ist jenelokale Vogtei zu trennen, die Adalbert unter Bischof Ellenhard (1053-1078)über die Freisinger Kirchengüter in Oberkärnten ausübte", Drei FreisingerKirchen: St. Peter in Holz/w. Spittal/Drau, St. Michael in Pusarnitz auf demLurnfeld und St. Martin in Obervellach im mittleren Mölltal unterstanden sei-ner Vogtei, als Erzbischof Gebhard von Salzburg (1060-1088) in Kärnten denniedereren Slawenzehent durch den höheren kanonischen ersetzte und sichAnteile an den Zehentleistungen der Eigenkirchen in seiner Diözese sicherte.In diesem Zusammenhang schloß er auch mit Bischof Ellenhard von Freisingjenen eingangs angeführten Zehentregulierungsvertrag'". Der Besitz des Hoch-stiftes Freising reichte 1072 vom Einfluß der Lieser in die Drau bei Spittal bisin das mittlere Mölltal bei Stall und in das obere Drautal bei Gerlamoos/Gem.Steinfeld/Kärnten33• Adalberts Funktion erhielt nicht durch die Ausdehnungdes Freisinger Besitzes, wohl aber durch dessen verkehrsstrategische Lage inOberkärnten eine größere Bedeutung, die sich im Investiturstreit offenbarte,als König Heinrich IV. alle anderen Alpenübergänge versperrt waren. Dasmachte die Herrschaftsträger in Oberkärnten zu nicht unwesentlichen Fakto-ren auch der Reichspolitik, denn sie beherrschten den Zugang zu mehreren

30 STÖRMER,Adel und Ministerialität (wie Anm.24) 117f.: Zu den Wandlungsprozes-sen in der Namengebung im hohen Mittelalter. Seit dem 11. und 12.Jh. zeigte sich einErwachen des Geschlechtsbewußtseins, das sich auch in der Verwendung bestimmterNamenzusätze ausdrückte. Große Herren legten sich lange Zeit keine Beinamen nachOrten zu. Dagegen nannten sich unbedeutendere Edle früher nach ihren Ansitzen.

31 MC III 394: Adalbert wurde hier als advocatus bezeichnet. Der Titel vicedominuskommt in den schriftlichen Quellen Kärntens für ihn nicht vor.

32 MC III 394; Ernst KLEBEL,Zehente und Zehentprobleme im bayrisch-österreichi-sehen Rechtsgebiet, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 58, Kano-nistische Abteilung 27 (1938) 234-261, 242-245; Heinz DOPscH, Gebhard (1060-1088). ,Weder Gregorianer noch Reformer, in: P. KRAMML- A.WEISS(Hg.), Lebensbilder.Salzburger Erzbischöfe aus 12 Jahrhunderten, 1998, 41-62, 43f.: EB Am hatte am Be-

- ginn des 9. Jhs. im Slawenland den deutlich niedrigeren Slawenzehent eingeführt, derbis in die 2. Hälfte des It. Jhs. unverändert geblieben war.H MC III 394; Gotbert MORO,Wirken und Besitz des Bistums Freising in Kärnten,

in: Südostdeutsches Archiv 10 (1967), 66-82; DERS.,Der kärntische Besitz des Hoch-stiftes Freising, in: Carinthia 123 (1933) 74-92; Johannes GRABMAYER,Freising in Kärn-ten, in: Hubert GLASER(Hg.), Hochstift Freising, 1990,319-332; Kurt KARPP- ThereseMEYER,Frühes Eigenkirchenwesen in Oberkärnten, in: Archäologie Österreichs 7 (Son-derausgabe 1996) 77-84, 79f.

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Alpenpässen, wie den Katschberg, den Korntauern bei Mallnitz, den Heiligen-bluter Tauern in Kärnten und den Felbertauern in Osttirol als östliche Alter-nativen zum Brenner", Diese Nord-Südverbindungen wurden durch das Talder Drau und Rienz in West-Ostrichtung ergänzt. Ein wichtiger inneralpinerVerkehrsweg verband solcherart Bayern mit dem Südosten des Reiches undItalien. Außerdem stellte Oberkärnten durch seinen Bergbau einen wirtschaft-lichen Faktor da~5. Schon in ottonisch-frühsalischer Zeit besaß Kärnten dahereine wichtige strategische und wirtschaftliche Position und wurde von dendeutschen Herrschern nur an politisch zuverlässige und ihnen nahestehendeHerzöge vergeben.

Der älteste Freisinger Besitz in Oberkärnten reicht in das 9.Jahrhundert zu-rück. König Arnulf von Kärnten (887-899) schenkte am 21.Juli 891 die Kirchebei seinem Hof Lurn mit allem Zubehör an Freising'", Dieser Königshof, des-sen genaue Lage noch immer für Diskussionen sorgt, befand sich auf demLurnfeld westlich von Spittal/Drau. Er ist übrigens der einzige, den dieschriftlichen Quellen für Oberkärnten überliefern. Mit dieser Schenkungkonnte Freising in der zentralen Landschaft Oberkärntens Fuß fassen", Im10. und l1.Jahrhundert gelangen dem Hochstift hier noch einzelne weitere Er-werbungerr", die mit dem stärkeren Vordringen Brixens in der zweiten Hälftedes l1.Jahrhunderts unter Bischof Altwin (1049-1097) aufhörten.

Man kann davon ausgehen, daß ein Edler, der in Oberkärnten eine Freisin-ger Vogtei innehatte, hier auch über Eigen- oder Lehensbesitz verfügte. So er-fassen wir Adalbert um dieselbe Zeit in der Nachbarschaft zu den FreisingerKirchengütern als Besitzer des Gutes Tschierweg/Gem. Millstatt, das er dem

3~ Herbert HASSINGER,Geschichte des Zollwesens, Handels und Verkehrs in den öst-lichen Alpenländern vom Spätmittelalter bis in die zweite Hälfte des 18.Jahrhunderts,1987,3-99: Die sog. "obere Straße" über den Plöckenpaß und den Heiligenbluter Tau-ern genoß bis in das Hochrnittelalter Vorrang vor der .unteren Straße" durch das Ka-naltal nach Villach - Spinal über den Katschberg. Der Heiligenbluter Tauern oder dasHochtor (2572m) waren schon zur Römerzeit ein begangener Alpenpaß. Auch nachdem Ausbau der Katschbergstraße am Beginn des 16.Jahrhunderts wurde er weiter be-nutzt.

35 STÖRMER,Früher Adel I (wie Anm.9) 146u. 247f.: Zur Bedeutung Kärntens. Derbayerische Adel war auch in montanwirtschaftlicher Hinsicht am erzreichen Kärnteninteressiert. Zum Bergbau in Kärnten siehe Hermann WIESSNER,Geschichte des Kärnt-ner Bergbaues I-III, 1950-1953.

36 MC III 63.37 Im 9.Jh. ist Freising auch mit Besitz in Unterkärnten nachgewiesen. MC III lau.

38.. 38 MC III 121. Zur Berichtigung der Ortsnamen siehe KARPF - MEYER,Eigenkirchen(wie Anm.33) 79, Obervellach/Kämten, Stall/Kärnten. MC III 215: Stallun = Kleblach/oberes Drautal; Lescah = Leßnig/oberes Drautal. MC III 216: Routkerasdorf = Ritters-dorf/oberes Drautal.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 499

Hochstift Brixen unter Bischof Altwin übeiließ39. Seine Identität mit dem Vi-zedom wird durch Berta gesichert, die cum manu sui advocati Adalpreht aufihre Ansprüche verzichtete'P, Hier ist festzuhalten, daß der Vizedom auch Be-ziehungen zu Brixen unterhielt, denn wir finden Adalbert, den man aufgrundseiner Spitzenzeugenschaft wohl für den Vizedom halten darf, noch mehrereMale bei Brixner Rechtsgeschäften in der Nähe seines bevogteten Gebietes".Über seinen Hauptbesitz in Oberkärnten, die Ortenburg, werden wir erst1093 informiert", Die im Südosten später und spärlicher einsetzende schriftli-che Überlieferung läßt uns über Adalberts weitere Güter in Oberkärnten im

, unklaren.In den kirchen- und reichspolitischen Auseinandersetzungen zwischen dem

Kaiser und dem Papst einerseits (Investiturstreit) und dem Kaiser und dendeutschen Fürsten andererseits in der zweiten Hälfte des 11.Jahrhundertsstand der Freisinger Vizedom mit den Eppensteinern und Bischof Altwin vonBrixen auf der Seite Heinrichs IV43

• Wie aus Belegen hervorgeht, zählte erzum engeren Kreis der Getreuen um den Herrscher und begleitete ihn auchauf seinen Italienzügen. Zwei seiner Aufenthalte in der Umgebung des Kaisersin Italien sind urkundlich nachgewiesen".

Die Auseinandersetzung mit Papst Gregor VII. hatte Heinrich Iv. vorüber-gehend durch seinen Gang nach Canossa im Januar 1077 entschärfen können.Bedrohlich aber blieb weiterhin die Rebellion der Fürsten im Reich. Nach

)9 MC III 410.40 MC III 412.41 Weitere Nennungen Adalberts, die wir auf den Vizedom beziehen: Oswald RED-

LICH,Die Traditionsbücher des Hochstiftes Brixen vom 10. bis in das 14.Jahrhundert(Acta Tirolensia I, künftig: AT I), 1886, 247: Adalbert Zeuge hinter dem Brixner VogtGundacher in einer Schenkung an das Hochstift Brixen mit Ausstellungsort Lieserho-fen/Gem. Seeboden/Kärnten. MC III 381: Adalbert Zeuge in Lieserhofen; MC III 474:Adalbert erster Zeuge in einer Schenkung an Brixen mit Ausstellungsort Weißenstein!Kärnten. MC III 354: Adalbert Spitzenzeuge bei einer Schenkung von Gütern und Un-freien in Lieserhofen und AltersbergiGem. Seeboden. Alle Orte liegen in der Nähe sei-nes bevogteten Gebietes.

42 Otto P. CLAVADETSCHER(Bearb.), Chartularium Sangallense 3 (1000-1265), 1983,885, Pavia 1093 Mai 12; STÖRMER,Früher Adel I (wie Anm.9) 51: Der bedeutendereAdel war nicht ortsverhaftet. Gemäß seiner extensiven Herrschaftsweise besaß er meh-rere Ansitze. Karl SCHMID,Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht, Hausund Dynastie beim mittelalterlichen Adel, in: Zeitschrift für die Geschichte des Ober-rheins 105 (1957) 1-61, 36: Adelige pflegten anfänglich mehrere Wohnsitze zu haben.Siewaren aber nicht an ein Zentrum gebunden.4) Zu Bayern im Investirurstreit siehe Kurt REINDEL,Das welfische Jahrhundert in

Bayern (wie Anm.15) 324-349.44 August v. JAKSCH(Hg.), Die Kärntner Geschichtsquellen. (Monumenta Historica

Ducatus Carinthiae. 1. Ergänzungsheft zu Band I-IV 811-1202, künftig: MC Ergh. 1-IV), 1915,3046u. 3047.

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500 Theme Meyer und Kurt Karpf

der Wahl Herzog Rudolfs von Schwaben zum Gegenkönig im März 107745

war die Rückkehr des Herrschers ein dringendes Gebot der Stunde. AnfangApril hielt sich Heinrich IV. noch in Pavia auf und übergab dort PatriarchSighard von Aquileia die Grafschaft Friaul", Unter den Fürbittern befandsich auch ein Adalbert, dessen Identität mit dem Vizedom im Hinblick aufseine späteren Erwähnungen am Kaiserhof wohl angenommen werden darf47•Wenn das zuträfe, dann müßte er auch Augenzeuge eines der großen Ereig-nisse des Mittelalters gewesen sein, als der deutsche König in Canossa vonPapst Gregor VII. die Lösung vom Kirchenbann erbitten mußte. Am16.April 1077 feierte Heinrich IV. das Osterfest in der Diözese Aquileia,aber bald danach muß er die Reise nach Bayern angetreten haben, dennschon im Mai stellte er in Regensburg ein Heer auf48• Da ihm der Brennerverschlossen blieb'", war der Herrscher gezwungen, den Weg durch die engenGebirgstäler Kärntens zu nehmen'", Das heißt aber auch, daß schwierige,noch nicht ausgebaute und zu dieser Jahreszeit durch Lawinen gefährdete AI-penpässe zu überwinden waren. Der König wurde dabei von dem kürzlichzum Herzog von Kärnten und Markgrafen von Verona erhobenen Liutoldvon Eppenstein (1077-1090) begleitet'", Wie Kurt Reindei sich ausdrückte,konnte der König hier durch die Herrschaftsgebiete seiner Getreuen reisens2

Im Süden führte der Weg durch das KanaltaVFriaul über das Herrschaftsge-biet der Eppensteiner bei Amoldstein/Kärnterr" zum eppensteinischen Molz-biehl im mittleren Drautal/Kärnten und weiter in den Herrschaftsbereich desVizedoms. Obwohl keine Quelle Adalberts Anwesenheit im Zug HeinrichsIV. überliefert, ist seine Präsenz schon aus Sicherheitsgründen anzunehmen.Als Grundherr und Vogt in Oberkärnten war er mit der Topographie desLandes vertraut und wußte um die großen Gefahren im Hochgebirge zu die-ser Jahreszeit.

45 MC III 445.46 MC III 446. Patriarch Sighard erhielt wenig später auch die Markgrafschaften

Krain und Istrien, MC III 451u. 452.47 Hermann WIESFLECKER(Bearb.), Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol,

Pfalzgrafen in Kärnten 1957-1271 (Publikationen des Institutes für österreichische Ge-schichtsforschung IV/I, künftig: GR 1),1949,129.

48 GR I Bau. 131;MC III 447u. 448.49 REINDEL, Welfisches Jahrhundert (wie A~m.43) 327; jAKSCH,Geschichte I (wie

Anm.15) 214: Herzog Welf I.von Bayern sperrte die bayerischen Pässe und der Gegen-könig Rudolf die schwäbischen. So blieb dem König nur der Weg durch Friaul undKärnten offen., 50 GR I 130;MC III 447.51 KLAAR,Eppensteiner (wie Anm.4) 46 Nr.58; MC III 446, 447u. 448.52 REINDEL, WelfischesJahrhundert (wie Anm.43) 327.53 JAKSCH,Geschichte I (wie Anrn.15) 238£.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 501

Am 12.Mai 1093 stellte Heinrich IV. in Pavia in Gegenwart Adalberts einefür die Geschichte Kärntens wichtige Urkunde aus, die schließlich zur Identi-fizierung des Vizedoms und Freisinger Vogtes mit Adalbert von Ortenburgführte54• Als Intervenient für eine Schenkung an das Kloster St. Gallen!Schweiz unter Abt Ulrich von Eppenstein begegnen wir ihm hier zum ersten-mal unter der Bezeichnung nach seiner Oberkärntner Burg als Adalbertus deHortenpurc".

Über die Entstehungszeit der Burg lassen uns die Quellen im Stich. Ihr Ur-sprung, von Joachim Zeune als Motte beschrieberr" und heute noch als Ruinemit Wall und Graben im Gelände erkennbar, verweist auf ein hohes Alter. DieOrtenburg, heute Ruine, steht auf mittlerer Höhe über der Drau südwestlichvon SpittallDrau. Sie wurde unter den Nachkommen des Vizedoms im12.Jahrhundert zum Stammsitz der Grafen von Ortenburg in Kärnten undzum Mittelpunkt einer späteren Grafschaft'".

Die Namengleichheit der Grafen von Ortenburg in Kärnten mit dem sichspäter ebenfalls als Ortenburger bezeichnenden Grafengeschlecht der Orten-

5.f Camillo TROTIER,Zur Frage der Herkunft der kärntischen Grafen von Ortenburg,in: Mitteilungen des Instituts für Osterreichische Geschichtsforschung 31 (1910) 501-502, 501f.; DERs.,Zur Abstammung Friedrichs, des angeblichen Stammvaters der kärn-tischen Grafen von Ortenburg, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Ge-schichtsforschung 30 (1909) 611-616.

55 CLAVADETSCHER,SangalIense (wie Anm.42) Nr.885: Reihung der Fürbitter: B.Me-ginward von Freising, Markgraf Diebald vom Nordgau, Markgraf Werinher von Anco-na (?), Markgraf Burkhard von Istrien und sein gleichnamiger Bruder, Heinrich vonOberndorf (a. Lech, sö. Donauwörth), Adalbert von Ortenburg u.a. SCHMID,Familie(wie Anm.42) 36--42:Zu Wohnsitzen und Herrschaftsschwerpunkten.

56 Joachim ZEUNE,Burgenkundliche Studien. Hohenburg, Ortenburg, Feldsberg, in:800 Jahre Spitta11191-1991 (Chronik), 1991,314-328,318-328. Martin Bitschnau hin-gegen bezeichnet die Motte als späteren Burggrafenturm (freundlicher Hinweis von Dr.M.Bitschnau, Innsbruck). '

57 Zur Geschichte der Grafen von Ortenburg. Karlrnann TANGL,Die Grafen von Or-tenburg in Kärnten, in: Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-QuelIen 30/1,1863; TROTIER,Ortenburg (wie Anm.54) SOl f.; DERs., Abstammung (wie Anm.54)611-616; Marija WAKOUNIG,Studien zu den Ortenburgern. Die ortenburgische Koloni-sation der Gottschee (ungedr. Staatspcüfungsarbeit am Institut für Österreichische Ge-schichtsforschtmg), 1983: Der in Kap. IIl/3 als Friedrich IV. bezeichnete Graf, ist aufFriedrich Ill. zu korrigieren. Siehe dazu TROTIER,Abstammung (wie Anm.54) 611-616; Marija WAKOUNIG,Aquileia, Venedig und das Reich. Die Politik Sigmunds von.Luxemburg im Südosten unter besonderer Berücksichtigung des Reichsvikariats Fried-richs IV. von Ortenburg (ungedr. phi!. Diss., Wien), 1985; Friedrich HAUSMANN,Einbisher unbekanntes Werk des Michael Gothard Christalnick zur Geschichte Kärntensund der Grafen von Ortenburg, in: Carinthia I 179 (1989) 187-274; Therese MEYER,Die Ortenburger, in: 800 Jahre Spittal 1191-1991 (Chronik), 1991, 21-39; ChristianLACKNER,Zur Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, in: Carin-thia 1181 (1991) 181-201.

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502 Therm Meyer und Kurt Karpf

berger in Bayern'" hat lange Zeit Verwirrung gestiftet. Die bayerischen Orten-burger erschienen in den Kärntner Quellen des Mittelalters jedoch durchwegsals Ortenberger und bildeten eine Seitenlinie des Kärntner Herzogshauses derSpanheimer'", Demnach sind die Grafen von Ortenburg in Kärnten von denOrtenbergernlOrtenburgern in Bayern grundsätzlich zu unterscheiden.

Zum Vizedom Adalbert zurückgekehrt, läßt sich für das Jahr 1096 ein wei-teres Mal seine Anwesenheit am kaiserlichen Hof nachweisen. Als HeinrichIV. in Verona die eppensteinische Klostergründung in St. LambrechtlSteier-mark bestätigte, ließ er sich als Adelbrei Frisingensis in die Zeugenreihe auf-~ehmen60. Nicht die verschiedenen Prädikate Adalberts sind ungewöhnlich,dafür finden sich in den Geschichtsquellen Kärntens auch andere Beispiele'",aber daß er bei keinem der überlieferten Auftritte den Grafentitel führte, über-rascht. Einer so angesehenen Persönlichkeit des politischen Lebens mit Zu-gang zum Herrscher müßte doch auch der Erwerb einer Grafschaft gelungensein, und das um so wahrscheinlicher, als König Heinrichs großzügige Vergabevon Reichsgut an seine treuen Parteigänger, wie die Eppensteiner, Bischof AI-twin von Brixen und Patriarch Sighard, bekannt ist, deren Loyalität auch des-wegen reichlich belohnt werden mußte, um sie an der Seite des Herrschers zuhalten. Sollte der nicht weniger loyale Vizedom von solchen Gunstbeweisenausgeschlossen worden sein?

Eine Grafschaft Adalbertsv kann vorerst dort vermutet werden, wo wäh-rend des Irrvestiturstreites nördlich und südlich des Brenners, also an einemreichspolitisch wichtigen Alpenübergang, ein Graf gleichen Namens belegt ist.Da die Anwesenheit des Vizedoms in der Umgebung des Herrsches in Pavia(1093) und in Verona (1096) nachgewiesen ist, kann die Identität jenes Grafen

58 Zu den Grafen von Ortenburg in Bayern: Friedrich HAUSMANN,Tarnbach und dieGrafen zu Ortenburg, in: Weitramsdorf. Vergangenheit und Gegenwart 1177-1977,1977,277-291; Richard LOIBL,Der Herrschaftsraum der Grafen von Vombach und ih-rer Nachfolger. Studien zur Herrschaftsgeschichte Ostbayerns im hohen Mittelalter(Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern 11/3),1997,290-304.

S9 DOPSCH,Gründer (wie Anm.6) 61f.; PRINZ,Bayerisoher Adel (wie Anm.17) 410f.;MC III 741: Rapoto comes de Ortenpercb ... Dtto filius Ottonis de Ortenburch; MCIII 1008:comes Rapoto de Ortenbercb ... comes Hainricus de Ortenburch et frater eiusOtto.Die beiden Adelsgeschlechter werden deutlich voneinander unterschieden.

60 MC Ergh. I-IV 3047; Josef ZAHN,Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark I789-1192 (künftig: STUB I), 1875,88.

61 Graf Engelbert I. von Spanheim nannte sich auch Graf von Lavant und sein SohnBernhard Graf von Trixen und Graf von Kärnten. Siehe MC III 488, 571u. 750. GrafEngelbert II. von Görz führte gelegentlich das Prädikat .von Eberstein", Siehe MC III641u. 642. Pfalzgraf Aribo 11. ist auch als Graf von Heigermoos überliefert. Siehe GR I96.

62 Zur Grafschaft Adalberts siehe S.21 ff.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 503

mit dem Freisinger Vizedom Adalbert von Ortenburg auch aus dem Umstandin Betracht gezogen werden'", daß die Reiseroute des Kaisers seine Grafschaftberührte und er sich als Amtsträger vor Ort wohl dem Zug Heinrichs IV.nach Italien angeschlossen haben dürfte.

Es stellt sich auch die Frage, ob nicht schon früher, also vor der Zeit des Vi-zedoms, Adalberte als Grundherren im heutigen Südtirol in Erscheinung 'ge-treten sind, die jener Adelsgruppe angehört haben könnten, der auch unser Vi-zedom entstammte. Die Untersuchung wird mehrere Generationen von Adal-berten mit Beziehungen zum bischöflichen Hof in Brixen nachweisen, dernicht nur ein religiöses, sondern auch ein politisches Zentrum im Süden Bay-erns war.

Die Brixner Traditionen überliefern uns für die zweite Hälfte des lO.Jahr-hunderts einen Adalpreht oder Adalperht, der zweimal einen Besitztausch inBerg am Starnberger SeeIBayern bezeugte". Auch unter Bischof Albuin (n ..975-1006)65 erschien ein Adalbert als Zeuge von Brixner Rechtsgeschäften inSüdrirol'", Um 990 beobachten wir die Errichtung einer Gedenkstiftungdurch einen Edlen Adalbert für sein und seiner Eltern Seelenheil in Brixen'",Sie könnte anläßlich des Ablebens eines Elternteiles erfolgt sein und gibtAuskunft über dessen Besitz, den wir aus den Veräußerungen allerdings nurpunktuell erschließen können. Für diese Stiftung übergab Adalbert Güter inStilfes/Südtirol ... talem proprietatem qualem habuit in valle Wibitina locoStilues ... mit 20 Mancipien. Dazu schenkte er mit Ausnahme zweier "latei-nischer Mansen" Erbgüter in Mauls und Ried •.. Mules et Riet. Damit erfas-sen wir also um ea, 990 einen Adalbert als Grundherrn in zweiter Generati-on in der Umgebung von Sterzing/Südtirol. Über sein familiäres Umfeldgibt seine Heirat mit einer Edlen Drusunda Auskunft. Ihr Ehevertrag wurdein Anwesenheit Bischof Albuins von Brixen beurkundet'f und enthält inter-

63 TRolTER, Grafen von Tirol (wie Anm.24) 78, lehnte die Identität des VizedomsAdalbert mit dem Brixner Lehensgrafen ab; Ernst KLEBEL,Kärnten und die Grafen vonTirol, in: Schiern-Schriften 207 (1959) 181-193, 190, ließ die Frage ungeklärt; SANDBER-GER,Beobachtungen (wie Anm.19) 426, meinte, daß die Identität des Vizedoms mitdem Brixner Lehensgrafen nicht zu beweisen aber auch nicht auszuschließen sei.M AT I 2u. 3.6S Josef GELMI,Die Brixner Bischöfe in der Geschichte Tirols, 1984, 40--42;Oswald

REDLICH,Zur Geschichte der Bischöfe von Brixen vom 10. bis in das 12.Jahrhundert;in: Zeitschrift Ferdinandeum III/28 (1884) 3-52, 9-18.

66 AT I 6, 7, 11. Das amtliche Ortsverzeichnis für Bayern, 1991, verzeichnet einenOrt Berg am Starnberger See nördlich von Wolfratshausen und EurasburglBayern.67 AT I 12. Gern. Stilfes, GB Sterzing. Ried im Pfitschtal, GB Sterzing. Gern. Mauls,

GB Sterzing,68 AT I 16, ca. 985-993: Die Identität des Adalbert aus dem Ehevertrag mit dem

Adalbert aus der Gedenkstiftung sichert seine Frau Drusunda. Siehe AT I 12u. GR I 6;

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essante Details. Adalbert übergab darin Drusunda Besitz in Avalunes undCherninatun. Dazu schenkte er Weinberge in Bozen mit einer ungenanntenZahl von Mancipien und Liegenschaften in H usun und Ruotprebtsried. EinOrt Cherninatun = Kemnaten existiert im PfitschtallSüdtirol, und Avaluneswurde mit Flains gleichgesetzt69• Da eine Ortschaft Flains sowohl in der Ge-meinde Wiesen am Ausgang des Pfitschtales als auch bei Mauls existiert, woAdalbert als Grundbesitzer belegt ist, bleibt die Identifizierung offen, istaber auch nicht von Bedeutung, denn Adalbert muß in der Umgebung vonSterzing/Vipiteno/Südtirol über größeren Besitz verfügt haben, der sich vonMauls bis in das Pfitschtal erstreckte und wohl beide Flains umfaßte. Ruot-prehtsried konnte nicht eruiert werden, aber bei Husun soll es sich um Hau-sen bei Weilheim in Bayern gehandelt haben. Auf diese Weise erfahren wir'auch von Adalberts Grundbesitz südlich von Dießen und Andechs in Bay-ern. Von einem Ansitz Husin (= Hausen) berichtet Oefele im Zusammen-hang mit einem Andechser Ministerialen, Bertol] de Husin, der mit Zustim-mung der Grafen Poppo und Bertold 1147 Besitz an das Kloster Dießen tra-dierte", Allerdings existiert auch ein Kemnaten bei Innsbruck, aus dessennächster Umgebung ein Bernhard von Weilheim ca. 1138 ... curtem in Auu-lunges ... (= Afling bei Kematen) an das Kloster Wessobrunn gab71• EinenBernhard von Weilheim, wohl identisch mit dem Schenker in Afling, findenwir mehrere Male in Dießener Zeugenreihen'L Bei Avalunes und Chemins-tun73 aus dem Ehevertrag Adalberts und Drusundas kann es sich aber nurum die Orte in der Umgebung von Sterzing in Südtirol gehandelt haben, diesich aufgrund ihrer Lage mühelos in Adalberts Güterkomplex einfügen. Einewichtige Beobachtung ergibt sich auch aus der Besitznachbarschaft diesesAdalbert bei Weilheim und Sterzing zu dem der Grafen von Andechs. ImHinblick auf eine mögliche Zugehörigkeit dieses und späterer Adalberte zu

Franz HUTER(Bearb.), Tiroler Urkundenbuch Ill. 'Die Urkunden zur Geschichte desdeutschen Etschlandes und des Vintschgaus (künftig: TUB I), 1937, 35; Franz AntonSINNACHER(Bearb.), Beyträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Bri-xen in Tyrol n, 1822,43-47.

69 SINNACHER,Beyträge (wie Anm.68) 44. Ihm folgte Wiesflecker in GR I 6. ZuFlains: Siegfried HAIDER,Antike und frühestes Mittelalter, in: josef FONTANA- PeterW. HAIDERu.a, Geschichte des Landes Tirol I, 1985, 127-263, 213: AvaIunes=Valo-nes = Flains.

70 OEFELE,Andechs (wie Anm.7) 123Nr.l07a ..71 Reinhard HÖPPL(Bearb.), Die Traditionen des Klosters Wessobrunn (Quellen undErörterungen zur bayerischen Geschichte XXXII/I), 1984, 16.

72 OEFELE,Andechs(wie Anm.7) 112Nr.33 a, 122Nr.l02, 130Nr.140, 135£.Nr.181,14of. Nr.215.73 Phonetisch stimmt Avalunes = Valones besser mit Flains überein, während Afling

lautlich zu Auulunges paßt. '.

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Hemchaftsausbau im Siidostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 505

jener Adelsgruppe wird dieser Aspekt noch zu beachten sein (Siehe KapitelI1: Iringe).

Der Ehevertrag Adalberts und Drusundas überliefert mit einem Udalschalkauch einen nahen Verwandten der Braut. der als Vogt ihre Interessen vertrat.Als solcher handelte für eine Frau vor ihrer Verheiratung der Vater74, stellver-tretend für diesen auch ein Bruder oder naher männlicher Verwandter, danachaber deren Ehemann. Einen Zeugen Udalschalk beobachten wir auch zeit-gleich unmittelbar vor einem Adalbert bei einem Brixener Gütertausch".

Die Zeugenreihe des Ehevertrages führte ein Meginhard an. Als Spitzenzeu-ge muß er wohl mit einem der Brautleute verwandt gewesen sein. Zur selbenZeit trat am Brixener Hof auch ein Meginhard auf, der zweimal als persönli-cher Vogt Bischof Albuins dessen Erbgut in Stein im Jauntal/Kärnten und inAsehau bei MühldorflBayern unter der Spitzenzeugenschaft eines Adalbert anBrixen tradierte/" und zahlreiche. Male in Brixner Urkunden erschien". Erdürfte mit dem ersten Zeugen des Ehevertrags identisch gewesen sein. Es istnicht auszuschließen, daß es sich bei ihm um Meginhard von Gilching aus derDießener Sippe gehandelt hat, der mit Besitzansprüchen in Trens sö. von Ster-zing in Südtirol, in der Nachbarschaft zu den Gütern Adalberts nachzuweisenises• Nach Josef Riedmann besaßen die Dießenerl Andechser umfangreicheHerrschaftsrechte nicht nur am Inn, sondern auch im Etsch- und Eisacktal/",

Die schriftlichen Quellen überliefern auch Besitz der Edlen Adalbert undUdalschalk in der Umgebung von Bruneck und in Olang im Pustertal/Südti-rol. Ein Udalschalk tauschte seine Liegenschaften in Tesselberg (Gern. Dieten-heim bei Bruneck) mit Bischof Albuin gegen Besitz im nicht weit davon ent-fernten Uttenheim im Tauferertal'", Verfolgt man die Adalbert-Drusunda Fa-

74 FICHTENAU,Lebensordnungen (wie Anm.20) 142: Der Vater übergab die Braut imBeisein der Familie dem Bräutigam. Bis zur Heirat blieb ein Mädchen in der Munt ih-res Vaters oder dessen Vertreters. Georges DUBY,Die Frau ohne Stimme. Liebe undEhe im Mittelalter, 1989,28: Die Trauungsformel sprach der Vater der Braut.

75 ATI 11.'6 MC III 188u. 189;AT I 30u. 31. Als B.Albuin seiner Schwester Gepa für deren Ver-

zicht auf ihren Erbanteil in Aschau/Bayern das Gut Gösselsdorf bei SteinlJauntal inKärnten überließ, bezeugte dies auch ein Udalschalk. SieheGR 116; MC III 192;AT I 36..77 AT I 29, 30, 31, 32, 42, 43, 51.78 Peter ACHT,Die Traditionen des Klosters Tegernsee (Quellen und Erörterungen

zur Bayerischen Geschichte 9, künftig:TT), 1952, 1: Im Jahre 1011verzichtete ein Edler'Meginhard von Gilching auf seine Besitzansprüche in Trens, GB Sterzing. OEFELE,An-dechs (wie Anm.7) 108 Nr.7u. 8. Auch den Gütervertrag des Vizedoms mit Berta vor1073 bezeugte ein Graf Meginhard von Gilching. Siehe TF 1469.

79 Josef RrEDMANN,Mittelalter, in: Josef FONTANA- Peter W. HAIDERu.a., Geschich-te des Landes Tirol, 1985,267-685,328.80 AT I 27: Tesselberg nö. der oft genannten curtis Aufhofen im GB Bruneck. Utten-

heim liegt im Tauferertal, GB Bruneck.

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506 Therese M eyer und Kurt Karpf

milie weiter, so stößt man bei einem Rechtsgeschäft Bischof Albuins mit Adal-bert und Udalschalk auf einen Besitztransfer, der uns weitere Hinweise liefert.Adalbert tradierte dabei die Kirche von OlanglPustertal mit drei Höfen andas Hochstift Brixerr". Als Gegengabe überließ ihm der Bischof die Nutzungdes geschenkten Gutes und fügte eine bischöfliche Hube in demselben Ortauf Adalberts und seines Sohnes Adalpero Lebenszeit hinzu. Damit ist einSohn Adalberts - Adalpero - überliefert, der mit seinem Vater jedoch nichtnamengleich warK2• Diese spezielle Tauschform, als complacitatio bezeichnet",die sich in zahlreichen Fällen über zwei Generationen erstreckte, ermöglichtedem Schenker und dessen Nachkommen das eigene und das bischöfliche Gutbis zu ihrer beider Ableben zu nutzen. Danach fiel das gesamte Tauschgut,das eigene wie das bischöfliche, an die Kirche zurück. Complacitationes brach-ten dem Adel kurzfristig einen Vorteil, langfristig zog jedoch die Kirche dar-aus größeren Gewinn. Mit diesem Rechtsgeschäft in Olang waren außerdemganz bestimmte Auflagen verbunden. Von der bischöflichen Hube erhielt derEdle Udalschalk den Zins und der Bischof bezog jährlich eine bestimmteMenge Wein und Bier. Als Spitzenzeuge fungierte Udalschalk, in dem wir denVogt Drusundas und Zinsbezieher aus der genannten Hube annehmen. EinSpitzenzeuge Adalbert trat auch bei einem familiären Güterausgleich zwischenBischof Albuin und zwei seiner Geschwister, Aribo und Gepa, bei BleiburglKärnten, Stein/Kärnten und Aschau/Bayern in Erscheinung", Als persönli-cher Vogt Albuins führte auch ein Udalschalk einen Güterverzicht zugunstenBrixens durch". Wir beobachten dessen Mitwirkung mehrmals in BrixnerRechsakten als Spitzenzeugeoder auf den vorderen Plätzen der Zeugenreihen.Aufgrund dieser beschriebenen Funktionen müssen Adalbert, Meginhard undUdalschalk zum engeren Kreis um Bischof Albuin gehört haben. Im Hinblickdarauf liegt deren Identität mit den gleichnamigen Persönlichkeiten des Ehe-vertrags nahe.

Wie bei den in den Südosten ausgreifenden bayerischen Adelsgeschlechternzu beobachten, hielten sie weiterhin an ihren Gütern, ihrer sozialen und poli-tischen Stellung in Bayern fest. Im Hinblick auf den Vizedom und seine Stel-

81 AT 117.82 Ein Adalpero erschien in den folgenden Jahrzehnten öfter in den Brixner Zeugen-

reihen, ohne daß ein Bezug zu dem Sohn Adalberts und Drusundas hätte hergestelltwerden können. AT I 50, 65, 67, 68, 83, 91, 93, 96.83 Wolfgang HESSLER, Complacitatio. Wortschöpfung und Begriffsbildung bei Vorbe-

haltsschenkungen an die Kirche im Frühmittelalterlichen Bayern, in: ZBLG 41(1978)49-92, 69-92.

84 AT I 28: Livpicdorf = Bleiburg.8S ATI41.

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lung am bischöflichen Hof in Freising wird ein Adalbert in der ersten Hälftedes I1.Jahrhunderts wichtig. Unter Bischof Nitker (1039-1053) ist neben demHochstiftshauptvogt Sighard und einem Vizedom Artolf ein ... Adalbert ad-oocatus ... bei einem Besitztausch in Bayern bezeugt", Schon Camillo Trotterzog diesen Adalbert als Vater unseres Vizedoms in Betracht", Friedrich Prinzhielt ihn für einen Vorfahren der Grafen von Tirol'", Am Hof in Freising hätteer wohl die Stellung seines Sohnes als Vizedom und Vogt über die FreisingerKirchengüter in Oberkärnten vorbereiten können. Aber auch in den BrixnerUrkunden finden wir zeitgleich mehrmals einen Adalbert als Zeugen undzweimal einen Edlen gleichen Namens als Vogt Bischof Altwins (1049-1097),der in Stein im JauntallKärnten um 1050-1065 eine Schenkung in Niunsazund Mökriach im Jauntal durchführtet", Im Hinblick auf die Spitzenzeugen-schaft eines Adalbert vor 1006 für Bischof Albuin, die auch Güter in jener Ge-gend betroffen hatte90, lassen Namengleichheit und öffentliches Auftreten inUnterkärnten Beziehungen zwischen den be iden Adalherten als sehr wahr-scheinlich erscheinen. Jener zweite Adalbert (um ea. 1050), den wir als Vaterdes Vizedoms in Betracht ziehen, hätte demnach neben den Kontakten zuFreising auch Beziehungen zu Bischof Altwin von Brixen unterhalten. Die inStein, wenn auch nur zweimal erwähnte Vogtei Adalberts, gewinnt aber anBedeutung, wenn wir vorgreifend darauf verweisen, daß sich später die Herr-schaft Stein im Jauntal im Besitz der Grafen von Tirol befinden wird. Dazugehörten auch Höfe in dem oben genannten Mökriach.

Das Gut Stein mit acht slawischen Huben war vor 975 von einer Edlen Hilde-gard an ihren geistlichen Sohn Albuin, später Bischof von Brixen (n. 975-1006),geschenkt91 und von diesem an seine Kirche weitergegeben worden", In derAmtszeit Bischof Altwins (1049-1097) war Stein noch im Besitz des Hochstiftesund oft Ausstellungsort für Rechtsgeschäfte", Ein allerdingsviel späterer Quel-lenbeleg sichert die Kirche von Stein 1238 im Besitz Graf Alberts von Tirol94•

86 TF 1442.87 TF 1442;TROTIER,Grafen von Tirol (wie Anm.24) 78.88 PRINZ, Adel (wie Anm.2) 84;DERs.,Bayerischer Adel (wie Anm.17) 336.89 AT I 164 u. 165; MC III 301u. 302; Den Ort Niunsaz setzte A.Jaksch mit Vesie-

lach bei Eberndorf/Kärnten gleich.90 AT I30.91 MC III 138.92 MC III 189.93 AT I 74, 77, 79, 80, 84, 86, 104, 108, 109, 120, 127, 128, 140, 147, 153, 156, 161, 164,

165, 174,180,209,224,289,300; Christian LACKNER,Der Besitz des Hochstiftes Brixenin Kärnten und Steiermark (Ungedr. phi!. Diss., Innsbruck), 1985,42-48.

9.f August v. JAKSCH(Hg.), Die Kärntner Geschichtsquellen 1202-1269 (MonumentaHistorica Ducarus Carinthiae IV/I, künftig: MC IV/I), 1906, 2159u. 2161.

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Die Beobachtungen zu den beiden Adalberten mit Bezug zu Brixen undStein, sowohl unter Bischof Albuin um ca. 1000 als auch unter Bischof Altwinum ca. 1050, legen eine verwandtschaftliche Nachfolge nahe. Wenn weiters da-von ausgegangen werden kann, daß jener zweite Adalbert unter Bischof Alt-win der Vater unseres Vizedoms war, den wir für den Ahnherrn der Grafenvon Tirol halten, dann könnte hier eine Kontinuität vorgeschlagen werden, diezur Herkunft der späteren Tiroler Herrschaft in Stein eine Erklärung liefert.

Zur Problemstellung dieser Arbeit gehört die Frage nach verwandtschaftli-ehen Zusammenhängen des Vizedoms mit Adalbert und Drusunda. Mangelsurkundlicher Belege kann das nur mit Hilfe von Besitzkontinuität seiner FrauBerta oder ihren Söhnen, Adalbert und Otto, in jenen Orten versucht werden,in denen Adalbert oder Drusunda zuvor als Grundbesitzer nachzuweisen wa-ren. Zurückgreifend auf Adalberts complacitatio mit Bischof Albuin in Olang,in der er die Kirche mit drei Höfen in das Tauschgeschäft eingebracht hatte'",ist zu hinterfragen, ob sie die Gesamtheit seiner Güter in diesem Ort umfaßthatten, denn als Besitzer der Eigenkirche dürfte er wohl über mehr als die dreitradierten Huben verfügt haben. Wir beobachten nämlich im späteren l1.Jahr-hundert die Schenkung einer Edlen Berta ... matrona nobilis genere Perchta, .•. bei der Vergabe von Erbgut in Olang an Brixen96• Die vornehme Herkunftwürde auf Berta, die Gemahlin des Vizedoms, zutreffen und der SpitzenzeugeAdalbert könnte ihr Sohn gewesen sein". Als ein Sohn Bertas aber wurde indieser Urkunde ein Eberhard genannt'", Diese genealogische Festlegung kannschon deswegen nicht außer acht gelassen werden, weil wir später einen weite-ren Sohn Bertas und des Vizedoms, Otto, mehrmals unmittelbar hintereinan-der in den Zeugenreihen mit einem Eberhard von Herrnhausen beobachten.Wenn wir dem Zusammenspiel: Erbbesitz einer Berta in Olang mit den Na-men Adalbert und Eberhard keine bloße Zufälligkeit attestieren wollen, ergibtdiese Belegstelle einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit, daß es sich hierum die Familie des Vizedoms gehandelt hat, auch wenn Otto Redlichs Datie-rung der Schenkung zwischen ca. 1065 bis ca. 1075 dieser Möglichkeit zu wi-dersprechen scheint. Doch ist zu berücksichtigen, daß in den Brixner Traditio-nen als zeitlicher Rahmen nur die Amtszeiten der Bischöfe, hier Bischof Alt-wins (1049-1097), zweifelsfrei feststehen, während dazwischen liegende Datie-rungen einen größeren Spielraum zulassen. Durch die Schenkung in Olang

95 AT 117.96 AT I 215, ea, 1065-ca. 1075.97 TF 1480. ,98 Siehe dazu Kap. Ill: Die Nachkommen des Vizedom in Bayern, Tirol, Kärnten und

Aquileia.

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hätten wir unter Einbeziehung obiger Kombination Berta dort nachgewiesen,wo zwei Generationen zuvor auch Adalbert (Drusunda) über Besitz verfügthatte, der dann wohl nicht zur Gänze an Brixen gefallen sein konnte. Als wei-terer Hinweis sei in Erinnerung gerufen, daß ein Udalschalk, wohl der VogtDrusundas, nördlich von BrunecklPustertal ein Gut am Tesselberg an BischofAlbuin übergeben und dafür Besitz in Uttenheim (beide Tauferertal/Südtirol)erhalten hatte?". Etwas nördlicher, aber nicht weit davon entfernt in Taufers/Tauferertal, schenkte in der Amtszeit Bischof Alrwins (1049-1097) ebenfallseine Berta unter der Spitzenzeugenschaft eines Adalbert und Otto einen Hofan Brixenloo• Ein Adalbert und Orto entstammten nachweisbar der Ehe desVizedoms und sind als Söhne Bertas bei einem späteren Besitztausch in Bay-ern belegt. Auch hier führten sie, nun aberausdrücklich als ihre Söhne be-zeichnet, die Zeugenreihe an: Adalpreht et frater eius Otto, predicte Perbte ft-liitOI• Das Zusammenwirken von Namen, Spitzenzeugenschaft, Besitz und Be-zug zu Brixen erhöht in der Gesamtheit die große Wahrscheinlichkeit einerZugehörigkeit des Vizedoms Adalbert von Ortenburg zu der Nachkommen-.schaft Adalberts und Drusundas.

Das bayerische Geschlecht der Adalberte, wir wollen sie vorläufig nach ih-. rem Leitnamen so benennen, verfügte demnach schon seit der Zeit der Otto-nen im heutigen Südtirol über Grundbesitz und pflegte enge Beziehungenzum Hochstift Brixen. Und hier im Machtbereich Bischof Altwins gelang ei-nem Adalbert im Investiturstreit die Erwerbung einer Grafschaft ..

Am 7.Juni 1027 verlieh König Konrad 11. die Grafschaft im Inn- und Nori-tal der Kirche von Brixenl02 unter Bischof Hartwig (1022-1039)103. HeinrichIv. bestätigte 1057 Bischof Alrwin die Besitzrechre'?', fügte 1065 das KlosterPolling in Bayern hinzulOS und übergab ihm 1078 das Reichsgut im Passeier-ta}l06. So konnte das Hochstift Brixen unter den Bischöfen Hartwig, aus demHaus der Sighardinger, und Bischof Altwin, dessen Herkunft noch im dunkeln

99 AT I27.100 AT 1130.101TF 1480.102TUB I 53u. 74; RIEDMANN, Mittelalter (wie Anm.79) 300; Kurt REINDEL, Bayern

im Dienste des Reiches (wie Anm.15) 323f.103B. Hartwig, ein Sohn Adalas aus ihrer zweiten Ehe mit dem Sighardinger Grafen

Enge1bert, hatte mächtige Verwandte in der Reichspolitik, wie Erzbischof Aribo vonMainz und Erzbischof Pilgrim von Köln.

104 TUB I74.lOSFriedrich HELMER, Die Traditionen des Klosters Polling (Quellen und Erörterun-

gen zur bayerischen Geschichte 41), 1993, 72; RIEDMANN, Mittelalter (wie Anm.79)306. .106TUB I98.

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liegt, seinen Grundbesitz und seine Herrschaftsrechte im l1.Jahrhundert er-heblich ausbauen und zu einem wichtigen politischen Zentrum im Süden Bay-erns aufsteigen. Mit dem Brenner kontrollierte man den für die Italienpolitikwichtigsten Alpenübergang. Eine kaiserliche Reichsidee war im Hinblick aufdie Romzüge deutscher Herrscher ohne die Offenhaltung dieses Alpenüber-ganges durch loyale Gefolgsleute nur schwer zu verwirklichen. Daher war dieVergabe der Grafschaft südlich und nördlich des Brenners, der eine Brücken-oder Sperrfunktion einnehmen konnte, von reichspolitischer Tragweite.

Die Ereignisse des Jahres 1077 hatten König Heinrich Iv. in eine schwierigeLage gebracht, aus der er sich nur mit Unterstützung seiner Parteigänger be-freien konnte. Die rasche Reaktion Heinrichs 1077 führte zu einem weitrei-chenden Herrschaftsumbau im gesamten Südostalpenraum und betraf: Tirol,Kärnten, Krain, Istrien, Friaul und die Mark Verona. Den größten Nutzen ausdieser politischen Umschichtung zogen die Eppensteiner. Liutold, Sohn Mark-wards, erhielt das Herzogtum Kärnten (1077-1090)107, das sein Großvater,Herzog Adalbero, 1035 verloren hattel08• Die Mark Verona, mit Kärnten in .Personalunion verbunden, erhöhte die Bedeutung dieser Position ganz wesent-lich. Liutolds Bruder Ulrich wurde zum Abt von St. Gallen/Schweiz er-nannt'P? und erhielt 1086 auch das Patriarchenamt in Aquileia (1086-1121)110.Den Eppensteinern waren also im Investiturstreit beherrschende Positionenzugefallen. Auch Patriarch Sighard von Aquileia wurde von Heinrich IV.großzügig ausgestattet und mit den Grafschaften Priaul'!', Istrien'P und derMark Krai~ belehnt'!', Aber nicht nur 1077, auch später noch wurden Gegnerdes Kaisers aus ihren öffentlichen Positionen entfernt. So verlor Graf Engel-bert von Spanheim, der als Vogt Erzbischof Gebhards von Salzburg im Lagerder Kirchenreformer stand, 1091 die Grafschaft im Pustertal, die seine Vorfah-ren schon seit dem ersten Viertel des Jahrhunderts besessen hatten. Sie wurdeBischof Alrwin von Brixen zugesprochen!", In Anbetracht dieser Tatsachenwäre es nur schwer zu verstehen, wenn der Vizedom, den wir in den nächstenJahrzehnten mit den Eppensteinern in der Umgebung des Herrschers in Itali-en antreffen werden!", leer ausgegangerl sein sollte. Adalberts Königstreue

107 MC III 446; KLAAR, Eppensteiner (wie Anm.4) 46 Nr.58.108 MC III 249.109 MC III453.110 MC III479.111 MC III446.112 MC III451.113 MC III 452.114 Karl Friedrich STUMPF-BRENTANO,Urkunden des Kaiserreiches aus dem X., XI.

und XII.Jahrhundert (Acta Imperii III), 1865-1881, Nr.2913 (1091 Sept.2).lIS MC Ergh. I-IV 3046 (1093) u. 3047 (1096). .

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durfte daher wohl auch einen Gunstbeweis erwarten, und seine bis an das Le-bensende anhaltende Loyalität spricht ebenfalls dafür.

Eine Urkunde, die in Brixen zwischen 1070 und 1080 ausgestellt wurde undGüter in Villnöss/Südtirol und Villanders/Südtirol betraf, nennt einen GrafenAdalbert'!", der als Spitzenzeuge ... Adalperht comes ... den Rechtsaktdurchführte'V, In Vilnöss besaß Graf Adalbert selbst auch Eigengut und tra-dierte davon eine halbe Hube an den Martinsaltar in Brixen'P. Daß es sich beiAdalbert um den offiziellen Amtsträger handelte, geht aus der zeitgleichenSchenkung eines Brixner Vasallen Gundacher in KolsassfTirol an den Martins-altar in Brixen hervor. Die Lage der Hube wurde mit ... Cholasazan comita-tuque Adalperti situm ... angegeben'P, Auch in diesem Fall führte Adalbertmit dem comes-Titel die Zeugenreihe an. Ebenso befand sich Stilfes/Südtirol... in comitatu Adalberti12O• Und noch einmal wurde ein Ort in seiner Graf-schaft genannt: in oalle Eni comitatu Adalberti in monte supra Teruanes'",Hier handelte es sich um ein Gut auf dem Berg bei Terfensffirol unweit Kol-sass. Die genannten Orte lassen die Ausdehnung der Grafschaft Adalberts er-kennen. Sie lag in dem von Josef Riedmann umgrenzten Brixner Herrschafts-gebietl22 und erstreckte sich nördlich und südlich des Brenners. Graf Adalberttrug die Grafschaft im Inn- und Norital vom Hochstift Brixen zu Lehen'P,

Die Bemühungen dieser Untersuchung richten sich auf die mögliche Identi-tät des Vizedoms mit diesem Brixner Lehensgrafen. Es ist keine Quelle be-kannt, die sie außer Streit stellt, doch gibt es dafür starke Indizien. Seine Herr-schaftsrechte als Graf in einem für König Heinrich besonders kritischen Zeit-raum zu beiden Seiten eines politisch sensiblen Passes konnten nur einem Kö-nigstreuen anvertraut werden und sprechen für den Vizedom. Die Identität

116 AT I254.117 FLOHRSCHÜTZ,Ebersberger Raum (wie Anm.12) 61: Außer den in comitatu-Nen-

nungen gibt es noch eine Möglichkeit, den Inhaber einer Grafschaft zu bestimmen.Wenn nämlich ein Graf erster Zeuge einer Rechtshandlung ist, so handelt es sich mitgroßer Wahrscheinlichkeit um den zuständigen comes. AT I 242: Graf Adalbert auchSpitzenzeuge bei einer Schenkung in Mauls/Südtirol und in AT I 280 in Brixen.

118 AT I 273; SANDBERGER,Beobachtungen (wie Anm.19) 424: Der St. Martinsaltarstand in der Gruftkirche in Brixen, der Grablege der gehobenen Brixner Hochstifteva-sallität.

119 AT I 278.120 AT I335.121 AT I 393u. 400.122 Josef RIEDMANN,Geschichte 'Iirols (Geschichte der österreichischen Bundeslän-

der), 1982, 34f. '-12l Graf Adalbert konnte diese Grafschaft, die sich seit 1027 im Besitze des Hochstifts

Brixen befand, nur von B.Altmann erhalten haben. Dazu auch Otto STOLZ,Geschichteder Gerichte Deutschtirols. Abhandlungen zum historischen Atlas der österreichischenAlpenländer (Archiv für österreichische Geschichte 102), 1913,86-334,93.

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mit dem Grafen Adalbert macht auch die Tatsache wahrscheinlich, daß seinLehensherr, Bischof Altwin von Brixen, im Investirurstreit als Gleichgesinnterunerschütterlich die Kirchenpolitik Heinrichs Iv. unterstützte und man sichsozusagen im selben Lager befand. Im Kapitel zu den Nachkommen des Vize-doms werden sich dafür auch noch andere Gründe anführen lassen.

Gertrud Sandberger beschrieb den Vizedom Adalbert von Ortenburg in al-len seinen Funktionen und schloß dessen mögliche Identität mit dem BrixnerLehensgrafen nicht aus!". Es ist ihr und Martin Bitsehnaus Verdienst, den Bo-gen zu seiner Herkunft aus dem Geschlecht der Eurasburger im Loisachtal inBayern geschlagen zu haben'P.

Rückblickend auf den Gütervertrag des Vizedoms mit Berta sei an die An-wesenheit dreier Adalberte erinnert, die als Zeugen und Verwandte des Vize-doms in Anspruch genommen wurden, und es stellt sich die Frage, ob einervon ihnen, möglicherweise ein gleichnamiger Bruder'P, jedenfalls ein Euras-burger, die Grafschaft in Tirol erhalten haben könnte. Aber aus den urkundli-chen Belegen, die dreimal einen Adalbert am Kaiserhof bestätigen, beziehensich zwei deutlich auf den Vizedom 127. Auch das läßt dessen Identität mit demBrixner Lehensgrafen als sehr wahrscheinlich erscheinen. Die Grafschaft imInn- und Norital könnte der Vizedom von Bischof Altwin erhalten haben, alsder König 1077 die politische Neuordnung im Südostalpenraum vornahm.Oefele, Sandberger und Bitschnau ziehen dafür ebenfalls dieses Jahr in Erwä-gung128• .

1U SANOBERGER,Beobachtungen {wieAnm.19} 419ff., bes. 426.125 Martin BITSCHNAU,Gries-Morit, in: Oswald TRAPP - Magdalena HÖRMANN-

WEINGARTNER(Hg.), Tiroler Burgenbuch VIII. Raum Bozen, 1989,207-255,210.126 Gleichnamigkeit bei Brüdern, dann wohl aus verschiedenen Ehen, kam gelegent-

lich vor. CLAVADETSCHER,Sangallense {wie Anm.42} 885: Burchard [ratris Burchardimarchionis. Auch zwei Söhne Adalas aus ihren Ehen mit Pfalzgraf Aribo I. und demSighardinger Grafen Engelbert führten den Namen Hartwig: Pfalzgraf HartwigH., + 1027 und Hartwig, Bischof von Brixen, 1022-1039. Dazu DOPscH,Aribonen {wie'Anm.3} 84.

127 GR I 129: Ein Adalbert in Pavia, wohl identisch mit dem Vizedom, unter den In-tervenienten für Patriarch Sighard von Aquileia, 1077. Da der König anschließend dieRückkehr ins Reich durch das Gebiet Adalberts antrat, könnte er sich wohl auch schonin Pavia im Gefolge des Herrschers befunden haben; CLAVADETSCHER,Sangallense (wieAnm.42) 885:Adalbertus de Hortenbure in Pavia, 1093;MC Ergh. I-IV, 3047:AdalbretFrisingensis in Verona, 1096.

128 OEFELE,Andechs (wie Anm.7) 110 Nr.16a; SANOBERGER,Beobachtungen (wieAnm.19) 422; BITscHNAu,Gries-Morit (wie Anm.125) 210; Martin BITSCHNAU- Wai-ter HAUSER,Baugeschichte der Burg Tirol im Hochmittelalter (1077/1100-1300). Vor-bericht über die bauhistorischen Untersuchungen 1986-1994, in: liroler Heimat 59{1995}5-18, 10£.;TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3) 260-266, Tafel24. Der unter Ta-fel 24/6 genannte Bertold von Stein war kein Graf von Tirol, sondern ein Graf von An-dechs, der die Herrschaft Stein/Kamen in Slowenien besaß.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 513

Der Vizedom, den wir unter so verschiedenen Bezeichnungen erlebt hatten,entstammte also dem bayerischen Geschlecht der Eurasburger, das seinen Na-men nach einer Burg (castrum Iringi) im Loisachtal in Bayern führte. Die Eu-rasburger zählte Ludwig Holzfurtner zu den bedeutenderen Adelsgeschlech-tern in Bayern129•

Die vorliegende Untersuchung konnte Adalbert als Vizedom am bischöfli-chen Hof zu Freising, als Vogl in Oberkärnten, als Adalbert von Ortenburg.als Parteigänger und Intervenient am Hof Kaiser Heinrichs IV. und wahr-scheinlichen Brixner Lehensgrafen in Tirol vorstellen. Sowohl seine verschie-denen Ämter wie auch der weit auseinander liegende' Besitz in Bayern, Tirol,Kärnten und Krain130 waren nichts Außergewöhnliches, sondern die üblicheVorgangsweise beim Herrschaftsausbau des bayerischen Adels im Früh- undHochmittelalrer'!'. Der Freisinger Vizedom Adalbert wurde lange nur unterlokalen Aspekten ohne Würdigung seiner überregionalen politischen Bedeu-tung gesehen. Betrachtet man ihn aber als Grundherrn in Bayern und demSüdostalpenraum in Zusammenhang mit seinen politischen Ämtern mit Zu-gang zum Herrscher, so ergibt die Summe eine hochrangige und einflußreichePersönlichkeit. Als Stammvater der Grafen von Ortenburg und sehr wahr-scheinlicher Ahnherr der Grafen von TiroPJ2 erlangte er nachwirkende histo-rische Bedeutung. Seine Nachkommen werden in der Geschichte dieser Län-. der eine bedeutende bis beherrschende Rolle spielen.

Die urkundliche Präsenz des Vizedoms erstreckte sich von seinem erstenAuftreten in Oberkärnten im Jahre 1072133 bis zu seinem letzten Erscheinen am

, Kaiserhof in Verona im Herbst 1096134• Bald darauf dürfte er verstorben sein.

t29 HOLZFURTNER,Wolfratshausen (wie Anm.19) 37.1)0 WAKOUNIG,Studien (wie Anm.57) 8-14: Zum Fußfassen der Ortenburger in

Krain. Güter des Vizedoms lassen sich auch aus dem Besitz des Klosters Beuerberg beiNassenfuß/MokronoggfSlowenien erschließen, die 1355 gegen die Pfarre Münsing mitFreising getauscht wurden. Sie dürften wohl zur Gründungsausstattung gehört haben.Dazu Peter PFATRISCH,Geschichte des regulinen Augustiner-Chorherrn-Stiftes Beuer-berg, 1876, 12; SANDBERGER,Beobachtungen (wie Anm 19) 424f.m Zur Doppelposition des Adels in Bayern und im Ostland siehe PRINZ,Adel (wie

Anm.2) 61ff.; Gerald GÄNSER,Die Mark als Weg zur Macht am Beispiel der .Eppen-sreiner" (II.Teil), in: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 85 (1994) 73-122,90f.m TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3) 261, Tafel 24f1, sah in ihm ebenfalls den

Stammvater der Grafen von Tirol. Den Zusammenhang mit den Ortenburgern in Kärn-ten erwähnte er nicht.

IJJ MC III 394.. tU MC Ergh, I-IV 3047. Der Überlieferung zufolge soll der Vizedom im päpstlichenBann verstorben sein. Dazu Johannis AVENTINIDes Hochgelerten weitberümbtenBeyerischen Geschichtschreibers Chronica, 1566; 475v.: Die fromme Herlucae soll denvom Papst Gebannten in der Hölle gesehen haben. '

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514 Therese Meyer und Kurt Karpf .

Einer Überlieferung zufolge gründete Adalbert mit seiner Frau Berta undseinem Sohn Otto das Kloster Beuerberg im Loisachtal/Bayerri'P, doch diepäpstliche Bulle zur Unterstellung unter den HI. Stuhl im Jahre 1121 nanntenur den hochedlen Otto •.. de castro Iringi ... als Stifterl36• Die Eurasburg-"erhob sich wenige Kilometer nördlich von Beuerberg über dem Tal der Loi-sach und lag wie das Kloster an einer Nord-Südverbindung, die von Freisingdurch das Leisachtal nach Innsbruck und weiter über den Brenner nach Itali-en führte.

11. Iringe und Meginharde

Die Iringe haben besonders in den letzten Jahrzehnten die bayerische For-schung bewegt. Ihre Bedeutung für die Geschichte Bayerns und ihre Bezie-hungen zu KarantanienlKärnten machen sie auch für den Herrschaftsausbaudes altbayerischen Adels im Südostalpenraum interessant.

Wilhelm Störmer wies bereits 1973 auf einen Iring und seine fränkisch-bayerischen Beziehungen hin und ging kurz auf dessen Familie ein1J8• MichaelBorgolte berichtete 1984 von Iringen in hohen politischen Positionen imDienste verschiedener Herrscher+", Gerd Althoff behandelte 1992 eine Perso-nengruppe um den bayerischen Grafen Iringl40• 1995 stieß Gertrud Diepolderbei ihren Untersuchungen zu den Freisinger Traditionen, den Salzburger Me-morialeinträgen und dem Reichenauer Verbrüderungsbuch im alemannischenund Freisinger Raum mehrfach auf Träger dieses Namens!",

us Johannes TURMAIER'S,genannt Aventinus, Bayerische Chronik. (Hg. Mathias LE-XER). Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1883, 1996,3. Buch, 301: Albrechtvon Euresberg an der Iser; so geweltig am hof bei kaiser Hainrichen dem vierten war,stiftet mit seiner Frau und seinem Sohn Otto das Kloster Peilberg an der Loisa.

136 A. Graf v. RAMBALDI,Geschichte des Schlosses Eurasburg und seiner Besitzer, in:Oberbayerisches Archiv 48 (1893/94) 1-86, 11, mit Edition der päpstlichen Bestäti-gungsbulle aus dem Staatsarchiv in München.

1J7 Zu Eurasburg RAMBALDI,Eurasburg (wie Anm.136) 1ff.; PFATRISCH,Beuerberg(wie Anm.130) 9f.; Wiguleus HUND zu Sultzmos, Bayrisch Stammen Buch I, 1585,187-189.us STÖRMER,Adelsgruppen (wie Anm.9) 145f.139 Michael BORGOLTE,Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit

(Vorträge und Forschungen Sonderband 31) 1984, 1859u, 1869• .HO Gerd ALTHOFF,Amicitiae und Pacta. Bündnis, Einung, Politik und Gebetsgeden-

ken im beginnenden 10.Jahrhundert (MGH Schriften 37) 1992, 345ff.HI Gertrud DIEPOLDER,Freisinger Traditionen und Memorialeinträge im Salzburger

, Liber Vitae und im Reichenauer Verbrüderungsbuch, in: ZBLG 58 (1955) 147-189,175-178. Weitere Erkenntnisse sind von G.Sandbergers Untersuchungen zum KlosterBeuerberg zu erwarten (in diesem Heft 451-457).

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Wie bereits dargelegt, entstammte der Vizedom dem Geschlecht der Euras-burger, das sich nach der lringsburg nannte, die ursprünglich wohl von einemIring erbaut worden war. Das wirft die Frage nach möglichen Beziehungender Eurasburgerllringsburger zu den Iringen auf. Im Hinblick auf das Thema. dieser Untersuchung stellen eventuelle Zusammenhänge auch ein interessantesForschungsproblem der Kärntner Geschichte dar. Es gelang jedoch nicht, eineGenealogie zu erstellen, daher mußten wir uns mit bruchstückhaften Beobach-tungen bescheiden, die zu bestimmten Zeitpunkten Verwandtschaftsgrade undZugehörigkeiten zu Adelsgruppen erhellen.

Zu den Iringen fällt vorerst auf, daß es beeindruckende Träger dieses Na-mens gegeben haben muß. Der Dichter des Nibelungenliedes nahm einenIring unter seine Helden auf, widmete ihm einen ganzen Abschnitt und ließihn ehrenvoll von der Hand Hagen von Tronjes sterbenl". Das heißt, die Er-innerung an die lringe war zur Entstehungszeit des Epos um 1200 nochdurchaus lebendig143• Auch in Ortsnamen hinterließen die Iringe Spuren.Ohne Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu können, wurden neun Ortsbe-zeichnungen, eine auch in Kärnten, gefunden, die ihren Namen von einemIring herleiten:- Eurasburg, Gern. Eurasburg, LK Bad Tölz - Wolfratshausen- Eurasburg, Gem. Eurasburg, LK Aichach - Friedberg- Eurasstetten, Gem. Eggenhofen, LK Fürstenfeldbruck_ Eyrichsburg bei Bad Kissingen, LK Bad Kissingen!"- Eyrichshof, Gern. St. Ebern, LK Haßberge_ lringshofen, Gem. Stiefenhofen, LK Lindau_ Irgenhausen, Gem. Pfäffikon, Kt. Zürich, Schweizr"

142 Felix GRENZMER(Übers.), Das Nibelungenlied, 1995, 34. Abenteuer, 309-317;STÖRMER,Adelsgruppen (wie Anm.9) 31-35: Zu den Nibelungennamen: STÖRMER,Adel und Ministerialität (wie Anm.24) 105:Zum Nibelungenbewußtsein.

143 Luitfried SA.~VINI-PLAWEN,Zur Datierung des Nibelungenliedes, in: Mitteilungendes Instituts für Osterreichische Geschichtsforschung 103 (1995)26-43, 42f.

144 Erich von GUTTENBERG,Die Territorienbildung am Obermain I u.II.Unveränder-ter Nachdruck der Ausgabe 1927.Bericht des Historischen Vereins Bamberg von 1927,1966,247 Fn. 64u. 251 Fn. 77; Klaus SCHWARZ,Der frühmittelalterliche Landesausbauin Nordost-Bayern archäologisch gesehen, in: Ausgrabungen in Deutschland (Mono-graphien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 1/11), 1984, 338-409, 394: ZuNennungen und Lage dieser lringsburg bei lringshausen nahe der fränkischen Saale.Ortsname im amtlichen Ortsverzeichnis für Bayern 1991 nicht mehr verzeichnet. Daßes sich bei dieser Eyrichsburg um die Burg eines lring handelt, bestätigt das nahe gele-gene Dorf lringshausen und eine Iring-Nennung aus dem Jahre 822.Wir danken HerrnDr. Hans Losert aus Bamberg für den Hinweis auf diese lringsburg.

145 DIEPOLDER,Traditionen (wie Anm.141) 177; BORGOLTE,Grafschaften Alemanni-ens (wie Anm.139) 80.

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516 Therese Meyer und Kurt Karp]

- Irinsdorf (auch Eyringesdorf), heute Eiersdorf, Gem. Poggersdorf, Kärn-ten146

- Iringshausen an der fränkischen SaaleDamit ist der bekannte Wirkungskreis der lringe in groben Zügen umrissen.

Er reichte von der Schweiz über Schwaben und Bayern nach Kärnten. Wersolche Spuren hinterläßt, muß von hochedler Herkunft gewesen sein undmachtvolle politische Positionen bekleidet haben. Wir lernen die lringe schonsehr früh im alemannischen Bereich und im Freisinger Raum kennen. GertrudDiepolder machte auf einen Mönch Hirinc aufmerksam, der um741-745 alsSchreiber und Lektor in St. Gallen wirkte und dessen Bruder WolfbertGrundherr im heutigen LK Konstanz war und verweist auf lringe in derMoosburger Klostergemeinschaft!".

Zwischen 828 und 844 ist ein Edler lring bei verschiedenen Rechtshandlun-gen im Einzugsgebiet von Freising belegt!", Aber auch in Wintgrabon = Lan-gendorf/Saale bei Hammelburg (LK Bad Kissingen) trat 823 ein lring alsSchenker mit einem Spitzenzeugen Egino in Erscheinungl", Die gemeinsameHandlung der beiden Edlen erleichtert die Identifizierung lrings und führtnach Altbayern zurück, wo 842 ein Presbiter Egino Besitz an das HochstiftFreising schenkte. Diesem Egino stand nun wiederum ein Iring als Spitzen-zeuge zur Seite. Die Urkunde wurde, und das verdient besondere Aufmerk-.samkeit, in Puppling ausgestellt'P, Dieser Ort bei Wolfratshausen nördlichvon Eurasburg ist deswegen von Bedeutung, weil er in jenem Gebiet liegt, ausdem ein Iring wenig später selbst an Freising tradieren wird. Die Verbindungmit einem Egino in beiden Fällen macht es sehr wahrscheinlich, daß der imRaum Puppling agierende Iring auch bei Bad-Kissingen in Unterfranken begü-tert war.

Bald darauf wird 843 in Verdun ein Irinc als Zeuge fÜr das Rechtsgeschäfteines Edlen Paldericus mit Bischof Erchanbert von Freising wahrgenom-men15l• Er dürfte wohl auch jenen Vertragsabschluß miterlebt haben, der Kö-nig Ludwig dem Deutschen endgültig die Herrschaft über das Ostfranken-reich sicherte'P. Mehr erfährt man über denvermutlich selben lring, als er im

146 MC III 1423: Besitzaufzeichnungen des Klosters St. Paul (1193-1220); MC IV/I2611. Hier als Eyringesdor/bezeichnet.

147 DIEPOLDER, Traditionen (wie Anm.142) 177 Fn. 94. Zu Iringen 175-178. .148 TF 574, 610, 611, 629, 646, 661; DIEPOLDER, Traditionen (wie Anm.142) 177.149 STÖRMER, Adelsgruppen (wie Anm.9) 145£.ISO TF 646,842 Juli 1.1S1 TF 661.1S2 Kurt REINDEL, Politische Geschichte Bayerns im Karolingerreich (wie Anm.15)

248-277,264f.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 517

Jahre 848 mit seiner Frau Fridapurc'P und seinem Sohn Meginhard in Freisingeine Gedenkstiftung einrichtete. Zu deren Ausstattung schenkte er Güter inRied, Asch und Ellbach (alle LK Bad Tölz - Wolfratshausen) gegen Rücker-stattung als Lehen. Als Gegenleistung verlieh ihm der Bischof das Gotteshauszu Thankirchen (Gern. Dierramszellj'P', Damit ist Erbbesitz der Iringe in derweiteren Umgebung der Eurasburg erfaßt. Gertrud Diepolder stieß in denReichenauer Memorialeinträgen auf eine größere Liste mit einem Iring und ei-nem Meginhard clericusl'", dessen Name an den Iring-Sohn Meginhard erin-nert. Zeitgleich mit jenem Iring, der 848 eine Gedenkstiftung in Freising ein-gerichtet hatte, trat ea. 853 ein Iring als königlicher missus auf, unter dessenGerichtsvorsitz die strittigen Grenzen des Klosters Kempten festgelegt wur-denls6 und dessen Identität mit dem gleichnamigen Gemahl der Fridapurc an-genommen werden darPs7•

An der Gedenkstiftung in Freising im Jahre 848 war auch Irings Sohn Me-ginhard beteiligt gewesen. Um 860 vertauschte er, nun den Grafentitel füh-rend, Bischof Anno von Freising ein Wegstück in Deining in der GemeindeEgling (LK Bad Tölz - Wolfratshausen)tS8. Deining befand sich in der Nähezu den Stiftungssgütern Irings aus dem Jahre 848. Daher wird man diesenGrafen Meginhard wohl für dessen und Fridapurcs Sohn halten dürfenlS9• Sei-ne Grafschaft lag im Raume des heutigen München, wie wir einer Besitz-transaktion in Perlach/München 864 auf einem Placitum in Föhring zwischeneinem Edlen Engildeo und Bischof Anno von Freising entnehmen können,die Graf Meginhard an erster Stelle vor drei weiteren Grafen beurkundetel'P,Der hohe politische Rang dieser Familie erhielt im Jahr 883 durch das Auf-treten eines Grafen Meginhard als Palatinus comes eine neuerliche Bestäti-gungl61• Er dürfte noch der direkte Nachkomme Irings und Fridapurcs gewe-

153 ALTHOFF,Amicitiae und Pacta (wie Anm.140), 345f: Eintragung unter der Über-schrift .Personengruppe um den bayerischen Grafen Iring": Iring, Iring, Fridapurc.

154 TF 701, Freising 848.155 DIEPOLDER,Traditionen (wie Anm.141) 176.156 Paul F. KEHR(Bearb.), Die Urkunden Ludwigs des Deutschen, Karlmanns und

Ludwigs des Jüngeren (Monuments Germaniae Historica I.Unveränderter Nachdruckder Ausgabe Berlin 1934), 1991,66; DIEPOLDER,Aribonen (wie Anm.3) 110; MichaelBORGOLTE,Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit (Ar-chäologie und Geschichte 2),1986, 189f.lS7 DIEPOLDER,Traditionen (wie Anm.141) 178.m TF 766.159 DIEPOLDER,Traditionen (wie Anm.141) 178; Wilhelm STÖRMER,Früher Adel 11

(Monographien zur Geschichte des Mittelalters 6/11),1973,419.160 TF 890. Meginhard als comes genannt: TF 890, 903, 968, 970.161 TF 958; STÖRMER,Früher Adel 11(wie Anm.159) 419; GÄNSER,.Eppensteiner" I

(wie Anm.4) 100.

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518 Therese Meyer und Kurt Karpf

sen seinl62• Die Pfalzgrafenwürde war die angesehenste unter den GrafenBayernsl'".

Im Jahre 883 beobachten wir in Freising die Zeugenleistung eines Iringhinter dem Pfalzgrafen Meginhard und zwei weiteren Grafenl64. Es könntesich bei ihm um einen 848 nicht genannten Bruder des Pfalzgrafen handeln,denn im Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau sind nach Fridapurc zweiIringe, wohl Vater und Sohn, vor einem Meginhard verzeichnet'P, Wenigspäter, zwischen 887-889, erschienen Meginhard und Iring als Spitzenzeugeneines Besitztausches im LK Freising unmittelbar hintereinander+". Einen Me-ginhard mit Zeugenbezug zu Kärnten beobachten wir, als König Arnulf 888in Ötting zwei Kapellen im LavanttallKärnten einem Priester Adalolt über-ließl67. .

Nach einem Diplom König Arnulfs von Kärnten vom 26.Juni 890 legte einGraf Iring noster quidam comes honorabilis et dilectus ministerialis nomineYringus dem Herrscher die Urkunde über einen Tausch vor, den die Mön-che von Ottobeuren mit einem Hekisheri vorgenommen hattenl68• Mit GrafSighard, einem Verwandten Arnulfs von Kärntenl69, erschien 897 wohl dersel-be Iring als Intervenient in einer Urkunde des nunmehr Kaiser gewordenenArnulf im Augstgauf", Ein Amtslehen Graf Irings um Hörgenshausen/LKFreising belegt eine Kaiserukunde aus dem Jahre 899171• Nach Gertrud Die-polder stand er in Beziehung zum Augstgau, übte ein ministerium im RaumMoosburg aus und verfügte über eine Grafschaft in Bayern172• Im Jahr 896 lagauch der On Thalhausen bei Dorfbeuren in Salzburg in der Grafschaft eines

162DIEPOLDER,Traditionen (wie Anm.141) 178; STÖRMER,Früher Adel II (wieAnm.159) 419f., hält den Pfalzgrafen für einen Sohn Irings und Fridapurcs.163Zu den bayerischen Pfalzgrafen: STÖRMER,Früher Adel II (wie Anm.159) 414-

424; Josef Maas, Das Bistum Freising im Mittelalter (Geschichte des Erzbistums Mün-chen und Freising 1), 1986, 80:Alle Pfalzgrafen des 9. Jhs. sind in Freising bezeugt.164TF 958.165DIEPOLDER,Traditionen (wie Anm 141) 164.166TF 968.167Paul F. KEHR(Bearb.), Die Urkunden der deutschen Karolinger. Die Urkunden

Arnolfs (Monumenta Germaniae Historica 3. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe. Berlin 1940, künftig: MGH DA), 1988, 16; GÄNSER,Eppensteiner I, (wie Anm.4) 101.

168 MGH DA 79; BORGOLTE,Grafen Alemanniens (wie Anm.156) 265; DERs.,Graf-schaften Alemanniens (wie Anm.139) 1859.169MGH DA 144u. 159; STÖRMER,Adelsgruppen (wie Anm.9) 165-175: Zu den Sig-

hardingern: Mitterauer, Markgrafen (wie Anm.8) 212-226; DOPscH, Aribonen (wieAnm.3) 24-35.170MGH DA 156; BORGOLTE,Grafschaften Alemanniens (wie Anm.139) 56. Graf

Iring als Intervenient in Urkunden K.Arnulfs: MGH DA 64, 73, 79.171MGH DA 173,Regensburg 988 Februar 8.172DIEPOLDER,Traditionen (wie Anm 141) 178.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 519

IringJ73• Ob bei diesen Iring-Nennungen in Bayern und Salzburg Identitätvorliegt, bleibt aus unserer Sicht offen. Zur Sippe der Iringe könnte auch dergleichnamige Bischof von Basel gehört haben, den Michael Borgolte im ausge-henden 9.Jahrhundert erfaßtem.

Ein Ereignis aus dem Jahre 898 bringt einen Grafen Iring auch in Kontaktzu Kärnten. Im August dieses Jahres gab Kaiser Arnulf einem Edlen Zwenti-bold den Hof Gurk und seine Lehen im Gurktal und um Zeltschach bei Frie-sachlKärnten zu freiem Eigen175

• An dieser Rechtshandlung nahm Graf Iringals Intervenient für Zwentibold, einem Vorfahren der hl. Hemma von Gurk,teill76• Gemeinsame Präsenz dieses Grafen Iring mit Graf Sighard"? wirft einbezeichnendes Licht auf seine hochrangige soziale und politische Stellung178•Mit dem Pfalzgrafen Meginhard gehörten sie zu den einflußreichsten Persön-lichkeiten am Hofe Kaiser Arnulfs von Kärnten. Sie bildeten sozusagen deninneren Kreis der Mächtigen, die Einfluß auf die Politik des Herrschers nah-men. Die katastrophale Niederlage des bayerischen Heerbanns gegen die Un-garn 907 bei Preßburg kostete auch einen Grafen Iring das Leben!",

Zur Zeit der Karolinger waren Iringe und Meginharde in hochrangigen Po-sitionen weiträumig tätig gewesen, aber mit dem Ende dieser Epoche scheintihr Stern gesunken zu sein, denn sie erschienen immer seltener in den Quellen.Erst Im Gefolge Erzbischof Odalberts von Salzburg beobachten wir wiedereinen Iring, der wohl auf den 896 in Salzburg bezeugten Grafen gleichen Na-. mens gefolgt sein magl80• Im Mai des Jahres 927 traf sich der bayerische"Grenzadel" nach dem verheerenden Einfall der Ungarn in Bayern 926181 auf

173 MGH DA 148.174 BORGOLTE,Grafschaften Alemanniens (wie Anm.139) 217f.175 MGH DA 162; August v. JAKSCH,Die Gurker Geschichtsquellen 864-1232 (Mo-

numenta Historica Ducanis Carinthiae I, künftig: MC I ), 1896,4; JAKSCH,GeschichteI (wie Anm.15) 114. .

176 Michael MIITERAUER,Slawischer und bayerischer Adel am Ausgang der Karolin-gerzeit, in: Carinthia I 150 (1960) 693-701, 706: Die Güter Zwentibolds gelangten imErbweg an die 1938 heilig gesprochene Hemma von Gurk in Kärnten, die sie zur Aus-stattung eines Nonnenklosters verwendete. Zu Zwentibold siehe Heinz DOPSCH,Hem-ma von Gurk - Eine Stifterin zwischen Legende und Wirklichkeit, in: Hemma vonGurk. Katalog zur Ausstellung auf Schloß Straßburg/Kärnten, 1988, 11-23, 13f.

177 MGH DA 156.178 DIEPOLDER,Aribonen (wie Anm.3) 110:Mit diesem Iring ist wohl jener Iring ver-

wandt, der 890 in einer Urkunde für Ottobeuren aufscheint. MGH DA 79.179 Sigmund v. RIEZLER,Geschichte Bayerns I, 1927, 257u. 264; Herwig WOLFRAM,

Grenzen und Räume. Geschichte Österreichs vor seiner Entstehung (Geschichte Öster-reichs 378-907) 272: Zu Preßburg 907.

180 MGH DA 148.181 Heinz DOPSCH,Die Zeit der Karolinger und Ottonen, in: Heinz DOPSCH(Hg.),

Geschichte Salzburgs 1,1981,157-228,202.

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520 Theres~ M eyer und Kurt Karpf

der Karnburg in Kärnten. Unter ihnen befand sich auch ein lring182• Mit einergrößeren Zahl Hochedler leistete er Zeugenschaft beim Abschluß einer corn-placitatio Erzbischof Odalberts mit einem Weriand und seiner LuitpoldingerFrau Adalswind, die den Hof Friesach in Kärnten und Güter bei Schladmingin der Steiermark betrafl83• -

Um die Mitte des 10.Jahrhunderts begegnet uns in Freising noch einmal einEdler Iring bei einem Besitztausch Bischof Lamberts in Pasing/Münchenl'"und 976 überliefert eine Salzburg er Zeugenliste ebenfalls einen Iring18S, dernun wohl schon ein Nachkomme jenes Iring auf der Karnburg (927) gewesensein müßte.

In Oberkärnten ist an der Wende vom 10. zum l1.Jahrhundert der Besitzeines Iring im Maltatal belegt. Ein Edler dieses Namens hatte unbekanntenDatums mit einem Bischof von Freising eine complacitatio abgeschlossen. InKärnten erstreckte sich die Nutzung der Tauschgüter in der Regel über zweiGenerationen. Im vorliegenden Fall erleben wir das Ende dieser Vereinba-rung, die in der zweiten Hälfte des lO.Jahrhunderts getroffen worden seinmuß und Irings Besitz in Malta zum Inhalt hattel86• Zeitlich könnte es sichbei diesem Iring noch um jenen gleichnamigen Zeugen in Freising für denBesitztausch in Pasing (948-955) oder einem seiner Vorfahren gehandelt ha-ben, denn die complacitatio in Malta bestätigt Irings Beziehungen zu -diesemHochstift. Sein großer Besitz im Maltatal umfaßte 20 Huben und einen An-teil an der Kirche. Unter Bischof Egilbert (1006-1039) befand er sich bereitswieder in der Hand Freisings'V und wurde vom Bischof einem Edlen Popovertauschtv", Was'Irings Güter in Malta so beachtenswert erscheinen läßt,ist der Nachweis seiner Präsenz in einem TalOberkärntens in geringer Ent~fernung zum späteren Besitz des Freisinger Vizedoms Adalbert in Tschier-'weg, auch zur Ortenburg und jenen Freisinger Kirchengütern westlich vonSpittal a. d. Drau bis in das mittlere Möll- und obere Drautal, die er bevog-tete:

Für Kärnten darf auch der an einen Iring erinnernde mittelalterliche Orts-name Irinsdorf bzw. Eyringesdorf (heute EiersdorflUnterkärnten) nicht außer

182 DOPsCH,Aribonen (wie Anm.3) 67: Im Gefolge EB Odalberts traten die Ahnher-ren fast aller berühmten Geschlechter Kärntens auf.

183 MC III 89.184 TF 1121,Freising 948-955.185 Willibald HAUTHALER,Salzburger Urkundenbuch I. Die -erzbischöflichen Tradi-

tionscodices des X. und XI.Jahrhunderts (künftig: SUB I), 1910, 177£.Nr.13.186 Malta ist sowohl ein Orts- wie auch ein Gegendname (,.in der MältingC

).

187 In Malta finden wir in der 1.H. des 12.Jhs. die Grafen von Lurn als Grundherren.MC III 585u. 586;TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3) 178-189, Tafe116.

188 MC III 216,

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 521

acht gelassen werden189• Er zeigt, daß ein Edler dieses Namens schon frühGrundbesitz in Kärnten erhalten hatte. Dafür scheint sich die Zeit Kaiser Ar-nulfs von Kärnten anzubieten, denn in der Umgebung dieses Herrschers istmehrmals ein Graf Iring bezeugt, dessen Fürbitte in einer Kärntner Schenkung ,898 bereits festgehalten wurdel90• Es fällt auf, daß dieser o- jenseits der Draunördlich von Stein im Jauntalliegt, wo auch die Adalberte, wie bereits ausge-führt, Interessen vertraten. In Irinsdorf und Stein liegt also eine ähnliche Be-sitzkonstellation wie in Oberkärnten vor.

In der zweiten Hälfte des l1.Jahrhunderts sind in Kärnten noch einmal die'bei den Iringen in Bayern im 9.Jahrhundert überlieferten Namen Meginhardund Iring zu fassen. Als Zeugen einer in Lienz/Osttirol um ea. 1080 ausge-stellten Urkunde unmittelbar hintereinander genannt'?', führt dieser Beleg zuneuen Überlegungen im Hinblick auf die Herrschaftsverhältnisse in Ober-kärnten, denn in Osttirol, zu jener Zeit ein Teil Kärntens, befand sich dieGrafschaft eines Meginhard'Y, Lienz aber bildete später das Zentrum desHerrschaftsgebietes der Grafen von Görz. Die gemeinsame Nennung einesMeginhard mit einem Iring läßt jedoch im Hinblick auf die Vorgeschichte aneine engere Beziehung der beiden denken und legt eine Spur zu jener Adels-gruppe, die wir von Bayern und Salzburg nach Kärnten verfolgen konnten.

Ein Graf Meginhard trat in der zweiten Hälfte des l1.Jahrhunderts mehrereMale gemeinsam mit einem Grafen Udalschalk, dem Inhaber einer zweitenGrafschaft in Oberkärnten'V, als Spitzenzeuge in Erscheinung''" und erinnert, an die gleichnamigen Edlen aus dem Ehevertrag Adalberts und Drusundas vorder jahrtausendwende'P. Das stellt zur Diskussion, ob jener Graf Meginhard

189 MC III 1423/1I1(1193-1220): Ein dominus Hilprandus de Losebental schenkte an-läßlich der Beisetzung seiner Frau Mehtilt dem Kloster St. PauVKärnten eine Hube beiIrinsdorf. MC lVII 2390(1248): Fryngestorph, vermutlich Fehllesung für Eyringe-storph. MC lVII 2611 (1256): Verzeichnis der vom Erzbistum Salzburg an HerzogBernhard von Kärnten und dessen Sohn Ulrich verliehenen Zehente, u.a. in Eyringes-dorf, das in der Aufzählung nach GrafensteinlUnterkärnten und vor Tainach genanntwurde. MC IV/2 3026 (1269): Salzburger Lehen: Eiringesdorf in der Aufzählung nachTainach (n. von Stein im Jauntal). Nach Jaksch MC IV/2, Register, Irinsdorf = Eyringes-dorf der heutige Ort Eiersdorf, Gem. Poggersdorf in Unterkämten. ,190 MC I 4 u. 5; JAKSCH,Geschichte I (wie Anm.15) 114; WOLFRAM, Grenzen und

Räume (wie Anm.179) 257ff.: Zu ArnuIf von Kärnten.191 AT I253, 1075-ca. 1080.' '192 AT I292, Brixen ca. 1070-1090.I9l Verschiedene Ortsnennungen in der Grafschaft Udalschalks von Lurn in Ober-

kärnten: MC III 358: Lurnfe1d; MC III 366: Steindorf, Ortsteil von Pusarnitz auf demLurnfeld: MC III 386:Winklem im Mölltal; MC III 415: Malta im Maltatal.

194 Gemeinsames Auftreten Meginhards und Udalschalks als Spitzenzeugen: AT I109,179,228; MC III 285, 364, 394.

195 AT 116.

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522 Therese M eyer und Kurt Karpf

o 4 SIan

If/}! Gegendnamc: In der M/J/Jing

in Osttirol ein Nachkomme des gleichnamigen ersten Zeugen AdalbertslDru-sundas und des wahrscheinlich mit ihm identischen Vogtes Bischof Albuinsvon Brixen wart96• Die Tradition der Meginharde in Bezug auf ihren Namen,ihren Besitz und ihre Nähe zum Brixner Hof setzte sich nämlich auch unterBischof Hartwig (1022-1039) fort. Ein Graf Meginhard und seine Frau Mat-hilde überließen in der Amtszeit dieses Bischofs das Predium Gödnach bei Li-enz der Kirche von Brixen!", Nach Mathildes Tod bestätigte er Bischof Alt-win (1049-1097) die Schenkung!", so daß er 1049 noch am Leben gewesen

196 MC III 188 u. 189; AT I 29 u. 30: Meginhard hier persönlicher Vogt Bischof Albu-ins. Vogt des Hochstiftes Brixen ist der Edle Rodani.

197 AT I 72; MC III 234.198 AT I 90; MC III 280.

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Herrschaftsausbau im Südost4lpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 523

sein muß. Die Kontinuität des Namens mit Bezug zu Brixen und die politi-sche und ökonomische Verankerung der Meginharde im selben geopolitischenRaum verbindet sie miteinander, wenn nicht zu direkter Nachkommenschaftso doch zu engster Verwandtschaft. Diese gräflichen Meginharde'P? dürfen alsVorfahren der Grafen von Görz gelten200 und ihr Name wurde in der sprachli-chen Umformung zu Meinhard einer der Leitnamen dieser im Südosten späterso mächtigen Dynastie.

Die Besitznachbarschaft der Görzer mit den Grafen von' Andechs beiMoosburg/Kärnten201 und im oberen MölltaFo2, dem sogenannten Kirchhei-mertallKärnten, wo die Grafen von Görz in die Nachfolge der Andechser ein-rraterr'", führt zu einer neuen Fragestellung im Hinblick auf einen möglichengenealogischen Zusammenhang.

Um die Mitte des tl.Jahrhunderts erregt noch einmal ein Iring unser Inter-esse. Ein Abt dieses Namens leitete das Kloster Beligna bei Aquileia und lei-stete 1154 bei der päpstlichen Bestätigung des Augustiner ChorherrenstiftesEberndorf in Kärnten und Ausstattung mit Gütern in der näheren Umgebungvon Stein/Kärnten Zeugenschaft'?', Seine Teilnahme darf wohl nur mit seinergeistlichen Funktion in Zusammenhang gebracht werden. Mangels weitererAngaben mußte seine genealogische Einordnung unterbleiben.

Während in Brixen die Adalberte und Meginharde in engen Beziehungen zuden Bischöfen standen, können in Bayern auch Verbindungen anderer Art auf-gespürt werden. Eine verwandtschaftliche Nähe der lringe zu der später über-aus mächtigen Adelsfamilie der Dießenerl Andechser hat schon Camillo Trot-

199 AT I 72, 90, 292.200 Therese MEYER- Kurt KARPF, Zur Herkunft der Grafen von Görz. Genealogische

Studie zur Genese einer Dynastie im Südostalpenraum (In Druckvorbereitung für Süd-ostforschungen 2001). .

201 MC I 40: Engelbert, der spätere Pfalzgraf und Bruder Meinhards I. von Görz,nannte sich 1106 nach der Moosburg/Kämten, die in der ersten Hälfte des 12.Jahrhun-derts bereits im Besitz der Grafen von Görz war. Siehe dazu MC 140; MC III 547; GRI 202u. 242; MC III 704: Graf Bertold von Andechs schenkte 15Huben bei MoosburglKärnten an Admont.

202 MC III 964, vor 1157: Graf Engelbert 11. v. Görz schenkt dem Kloster AdmontGut bei Kirchheim und die villa Sagritz. OEFELE,Andechs (wie Anm.7) überliefert fürdie 2. H. des 12. Jhs. zwei Brüder von Kirchheim als Andechser Ministeriale: 131Nr.147, 137Nr.194, 139Nr.205, bes. 139f. Nr.207.

203 Der Ansitz Kirchheim, die spätere Burg Farbenstein bei Heiligenblut, befand sich1252 im Besitz der Görzer. MC IV/1, 2529. Zu Ministerialen der Grafen von Görz imoberen Mölltal: Therese MEYER- Kurt KARPF, Die Flaschberger. Ein Beitrag zur Ge-schichte Oberkärntens, in: Flaschberg. Archäologie und Geschichte einer mittelalterli-chen Burganlage bei Oberdrauburg in Kärnten (Nearchos 3), 1995, 15-136, 31, 106,11t.204 MC III 930 (1154)u, GR I 238 (ca. 1158).

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524 Theme Meyer und Kurt Karpf

ter vermutet. Er stellte mit Vorbehalt den Pfalzgrafen Meginhard an die Spitzedieses Geschleclues+". Und in der Tat findet sich der Name Meginhard beiden Grafen von Gilching, die Edmund von Oefele den Dießenern zuordnet,bis ca. 1073206.

Die Grafen von Dießen waren schon um 1000 ein hochangesehenes Ge-schlecht, das sich nach W. Störmer auf kaiserliches Blut berufen konnte207. Esgibt Überlieferungen, die auf eine frühe verwandtschaftliche Nähe zwischenden Iringen und den Dießenern hinweisen. Nach einer Hypothese K. Grafvon Rambaldis stand die Wiege der lringe bei Dießen und Oefele überlieferteinen Iringsberg in der Nähe der Burg Shonenberch bei Dießen208, der vondem Andechser Grafen Heinrich vonWolfratshausen mit anderen Güternzum Seelenheil seines verstorbenen Bruders Otto am l.Mai 1157 an St. Mariaund St. Stephan in Dießen tradiert wurde209• Der zweite große Stützpunkt derbayerischen Macht dieses Adelshauses waren Burg und Grafschaft Wolfrats-hausen, in deren Nachbarschaft im 9.Jahrhundert auch ein Iring und Megin-hard und im 11. und 12. die Eurasburger als Grundherren anzutreffen waren.Wiguleus Hund berichtet von einem Berchtold zu Yringeschaim, dessen Bru- .der, Graf Ono, im November 1080 erschlagen worden sein SOU2lO,und Ed-mund von Oefele überliefert einen Otto von Dießen, der an einem 3. Novem-ber in Yringisheim starb2t1• Ein Meginhard bezeichnete sich 1042/46 als Grafvon Reichersbeuern (LK Bad Tölz - Wolfratshausen)212, also nach einem Ortnahe bei Ellbaclr'", aus dem Iring, Fridapurc und Meginhard 848 an Freising .

20S Camillo TROTI'ER,Das Haus der Grafen von Andechs, in: Otto v. DUNGERN(Hg.), Genealogisches Handbuch zur bairisch-österreichischen Geschichte, 1931, 10-28, Tafelt; Dagegen TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3) 104/1u. Zu, 113f., Tafell0/1u. 2, stellt den Luitpoldinger Berthold 1. und dessen Sohn Friedrich an die Spitze desGeschlechtes.206OEFELE,Andechs (wie Anm.7) 108;TROTI'ER,Andechs (wie Anm.205) Nr.7, 8, 9;

TF 1469: Graf Meginhard von Gilching als Zeuge im Gütervertrag des Vizedoms mitseiner Frau Berta in der Dießener Zeugenreihe.207 STÖRMER,Adel und Ministerialität (wie Anm.24) 123; HOLZFURTNER,Ebersberg -

Dießen - Scheyern (wie Anm.7) 562-568; BRUNNER,Herzogtümer (wie Anm.15) 365;PRINZ,Adel (wie Anm.2) 66f.; TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3) 104-120, Tafell0.·208 RAMBALDI, Eurasburg (wie Anin.136) 4;' OEFELE,Andechs (wie Anm.7) 155Nr.318. Dieser lringsberg lag bei Wengenls. Dießen.

209 OEFELE,Andechs (wie Anm.7) 155 Nr.318; HUND, Stammen Buch I (wie,Anm.137) 25, überliefert ebenfalls diesen lringsberg bei Dießen.210 HUND,Stammen Buch I (wie Anm.137) 25.211 OEFELE,Andechs (wie Anm.7) 117 Nr.64; TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3)

116,Tafel10/2, 35; Monumenta Boica VIII (Ed. Acad. Scientiar. Maximilianea, künftig:MB VIII), 1767,308.

212 TROTI'ER,Andechs (wie Anm.205); Genealogie, Tafel 1/20.21JTF701.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 525

geschenkt hatterr'!", Graf Otto von Thanning, Zeuge im Gütervertrag Bertasmit dem Vizedom, nannte sich auch nach einem Ort nordöstlich von Euras-burg. Einer Überlieferung zufolge, soll der Vizedom Adalbert den DießenernReliquien geschenkt haben, die später im Kloster Andechs ausgestellt wurden.Nach Rambaldi soll bei der jährlichen Zurschaustellung dem Volk das Anden-ken an die Edlen Iringe immer wieder ins Gedächtnis gerufen worden sein215•

Im Inntal besaß das Kloster Beuerberg bei Weer, Wattens und Kolsaß öst-lich von Hall Grundbesitz!", der wie im Raum Wolfratshausen der DießenerHerrschaft um Arnras/Innsbruck"? benachbart lag und sich in der zweitenHälfte des 11.Jahrhunderts innerhalb der Grafschaftsgrenzen Adalberts be-fand218• Auch in Fritzens, das Wattens gegenüber liegt, waren die Dießener be-gütert219 und bei Schönberg am Eingang ins Stubaital südlich von Amras/Inns-bruck (nach dem sich Otto von Thanning auch Graf von Amras nannte220)befand sich neben den Stiftungsgütern der Abtei Beuerberg Dießener Kloster-besitz221• In Bezug auf Südcirol meinte Bitschnau, daß sich die Eurasburgerund Dießener die Herrschaftsrechte geteilt hätten222• Im 1l.Jahrhundert sinddie Nachkommen des Vizedoms in Bayern in den Andechser Zeugenlistennicht zu überseherr'". Diese vielfältigen Berührungspunkte zwischen den Eu-rasburgern und Dießenern lassen auf enge Beziehungen, möglicherweise sogarauf die Zugehörigkeit zu einer Adelsgruppe mit gemeinsamen Ahnen schlie-ßen. -

214 TF 701.21S RAMBALDI,Eurasburg (wie Anm.136) 7f.216 SANDBERGER,Beobachtungen (wie Anm.19) 424.217 AT I 341: Graf Otto von Thanning nannte sich auch nach Amras bei Innsbruck:

Otto comes de Omeras; TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3) 114, Tafel 10/1u. 10; OE-FELE,Andechs (wie Anm.7) 110 Nr.23u. 24, 111 Nr.25u. 26; RIEDMANN,Tirol (wieAnm.129) 45: Innsbruck eine Gründung der Andechser.

218 AT I 278.219 OEFELE,Andechs (wie Anm.7) 63.220 AT I 341,1084-1090.221 SANDBERGER,Beobachtungen (wie Anm.19) 424.222 BITSCHNAU,Gries-Morit (wie Anm.125) 210.m OEFELE,Andechs (wie Anm.7) 118 Nr.68 (1121-1126), 119 Nr.77 (1126/27), 120

Nr.80 (1126/27): Bei dem hier genannten Otto von Iringsburg kann es sich aufgrundder Zeitstellung nur um den in der päpstlichen Bulle von 1121 erwähnten Sohn des Vi-zedoms handeln. Weitere Nennungen von Iringsburgern in Dießener Urkunden: 126Nr.116, 132 Nr.155u. 158, 134 Nr.168, 135 Nr.175, 137 Nr.193, 141 Nr.221, 153Nr.304.

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526 Therese Meyer und Kurt Karp]

Ill. Die Nachkommen des Freisinger Vizedomsin Bayern, Tirol, Kärnten und Aquileia

Die Nachkommen des Freisinger Vizedoms Adalbert (von Ortenburg) wer-den einerseits den ausdrücklichen Verwandtschaftsangaben in den schriftlichenQuellen entnommen, andererseits aus Zusammenhängen erschlossen, die sichan Namen- und Besitzkontinuität und dem gemeinsamen Auftreten in denZeugenlisten orientieren.

Der Ehe des Vizedoms mit Berta entstammten zwei urkundlich belegte Söh-ne: Adalbert und Otto, eventuelle Töchter oder geistliche Söhne scheinen inden Quellen nicht auf. Aber nur das Vater-Sohn-Verhältnis des Vizedoms mitdem jüngeren Adalbert ist urkundlich belegt, während Otto über seine MutterBerta als deren Sohn und Bruder Adalberts erschlossen wird.

Zwischen ca. 1090 und 1098 übertrug Adalbertus de Carinthia filius Adal-berti vice domini an das Stift St. Kastulus in Moosburg ein Gut in Enghausen(Gern. Mauern. Lk Freising)224. Das identifiziert ihn eindeutig als Sohn des Vi-zedoms. Die Herkunftsangabe de Carintbia besagt, daß er in Bayern auch alsGrundherr in Kärnten wahrgenommen wurde.

Als Söhne Bertas sind der jüngere Adalbert und Otto gemeinsam belegt:Adalpreht et frater eius Ouo, predicte Perhte filii221• Sie bezeugten vermutlichnach dem Tod ihres Vaters (n. 1096) einen Tausch ihrer Mutter mit BischofMeginward von Freising. Da es sich hier um das Vorbehaltsgut Inzkofen ausBertas Gütervertrag mit dem Vizedom handelte-", ist ihre Identität hinrei-chend gesichert. Otto nannte sich gemäß der päpstlichen Bulle vom 30.März1121 nach der Eurasburg im Loisachtal-". In Otto, dessen hochedler Stand da-bei hervorgehoben wurde, dürfen wir wohl den ältesten Sohn des Vizedomsvermuten, denn das Stammgut blieb vorzugsweise in der Hand des Erstgebe-renen228• '.

224 TK 26; MC Ergh. I-IV 3045; GR I 154; TROITER,Ortenburg (wie Anm.54) 502;SANDBERGER,Beobachtungen (wie Anm.19) 421; TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3)262/2, war diese Urkunde nicht bekannt.

225 TF 1480.226 TF 1469.227 Päpstliche Bulle bei RAMBALDI,Eurasburg (wie Anm.136) 11f. ediert. Zu Otto

von Eurasburg: TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3) 262, Tafel 24; HOLZFURTNER,An-dechser (wie Anm.7) 192,204,212,215,332; MB VI 399u. 403.

228 Friedrich PRINZ,Die Bistümer (wie Anm. 117) 440-462, 454; FICIITENAU,Lebens-ordnungen (wie Anm.20) 157: Zum Erbverhalten der Oberschichten. RAMBALDI,Eu-rasburg (wie Anm.136) 11: ... nobili et illustri oiro Ottoni de castro Iringi; MB IV 399:Ouo nobilis Dynasta de Castro lringsburg sive Eyrasburg.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 527

Ein Eberhard von Herrnhausen ist mehrere Male mit Otto von Iringsburgunmittelbar hintereinander in verschiedenen Zeugenlisten zu finden-". DieIdentität mit jenem Eberhard, der mit seiner Mutter Berta unter der Spitzen-zeugenschaft eines Adalbert ein Gut zu Olang im Pustertal an das HochstiftBrixen geschenkt hatte, kann als genealogischer Hinweis angesehen werden230,der durch eine Überlieferung ergänzt wird, nach der Otto von Iringsburg ei-nen Bruder Eberhard gehabt haben soU23t• Es sei als Frage verstanden, ob

. Eberhard eventuell aus einer früheren Ehe Bertas oder des Vizedoms stammenkönnte. Enge Verwandtschaft der Nachkommen des Vizedoms mit Eberhardvon Herrnhausen liegt offensichtlich vor.

Drei Söhne Ottos von Iringsburg sind urkundlich belegt: Adalbert, Kon-rad232und Otto. Letzterer trat in das Kloster Admont ein, das von seinem Va-ter um 1135 Güter bei Walde (= Peterswahl) und InzkofenlGem. Wang/Bay-ern erhielt233• 1147 nahm Otto am zweiten Kreuzzug teil und dürfte nichtmehr zurückgekehrt sein2J.4.

Über einen Teilungsvertrag der Erb~n Adalberts und Bertas ist nichts be-kannt. Dennoch muß eine Besitzaufteilung stattgefunden haben, denn wir fin-den sie im 12.Jahrhundert in deutlich voneinander getrennten Herrschaftsbe-reichen. Ein Teil des Eurasburger Erbes muß auch in die Ausstattung des Klo-sters Beuerberg eingeflossen sein.

Das Hauptaugenmerk unserer Bemühungen gilt dem Ausgreifen des bayeri-sehen Adels in: den Südostalpenraum. dargestellt am Beispiel der Eurasburger.Aus diesem Grund wurden der Vizedom und sein gleichnamiger Sohn, dersich bei einem Rechtsakt in Bayern als de Carinthia und in Aquileia als Or-

229 OEFELE,Andechs (wie Arun.7) 112 Nr.33 (1098-1116), 227f. 3 (1116 Januar 3),118 Nr.68 (1121-1126), 120 Nr.81 (1126-1227); TF 1540 (1138-1147); MB VI 60u. 99;STUB I 342, 345, 351.

230 AT I 215, ea, 1065-ca. 1075. Gesicherte Datierungen in AT I ergeben nur dieAmtszeiten der Bischöfe, in unserem Fall Bischof Altwins 1047-1097. Sinnacher, Bey-träge (wie Anm.68) 507, datierte diese Urkunde nicht. Er ordnete sie der AmtszeitB.Altwins zu.

23t MB VI 429: Otto von Iringsburg, Stifter von Beuerberg, soll einen Bruder Eber-hard gehabt haben; Ebenso RAMBALDl, Eurasburg (wie Anm.136) 8f. Der hier genannteKonrad war ein Enkel des Vizedoms.

232 OEFELE,Andechs (wie Arun.7) 125Nr.113 (1149), 132Nr.155 (1158), 135Nr.175(1163);MB VI 118u. 181;TT 290u. 315. .

233 TF 1480:Nach Walde = Peterswahl nannte sich Berta, die Mutter Ottos v. Irings-burg und Großmutter des Mönchs Otto. STUB I 167: Otto schenkte dem Kloster Ad-mont das Predium Walde in Oberbayern mit folgenden Orten: Bergen, Imbercbeim,Suorlo(c)h, (H)adisprunne, Hasilbach, Aichberg, Heselwanch, Vilbach, Wetircheim, Wal-de und Chraniperge. Wir danken dem Stiftsarchivar von Admont, Herrn Dr. JohannTomaschek, sehr herzlich für die schriftliche Mitteilung.)34 TT 257.

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528 Therese M eyer und Kurt Karp!

tenburger bezeichnetem zu einem wichtigen Beispiel dieser Entwicklung. Vondem jüngeren Adalbert kann angenommen werden, daß er in die Nachfolgeseines Vaters als Graf in Tirol eintrar'", die Vogtei über das Bistum Trient aus-übte237, mit einer Edlen Adalheid238 verheiratet war und um 1125 verstarb+",Josef Riedmann stellt einen Grafen Adalbert im Vintschgau, dessen Identitätmit dem Sohn des Vizedoms wir vorschlagen, an die Spitze seiner Genealogieder Grafen von TiroF40. Am Ausgang des Vintschgaus bei Meran erhebt sichdie Burg Tirol, nach der seine Nachkommen ihre Geschlechtsbezeichnungführen werden.

Graf Adalbert hinterließ, wenn auch nicht urkundlich belegt, so doch durchseine nachfolgende politische Stellung als Graf mit Namengleichheit gesichert,einen Sohn Adalbert, als dessen Bruder ein Graf Bertold überliefert isc24t, diesich beide nach ihre~ Burg als Grafen von Tirol bezeichneterr'S. Ein früherNachweisdieses Titels gelang mit Hilfe einer bayerischen Quelle für das Jahr1141 durch die Spitzenzeugenschaft Graf Bertolds von Tirol hinter Graf Hein-rich von Wolfratshausen für einen Rechtsakt, der unter anderem Wippenhau-sen/Gern. Kirchdorf und Loipersdorf/Gem. Schweltenkirchen in Bayern be-traP43. DieZeugenschaft eines Grafen von Tirol führt vorerst zu der Fragenach seinen Interessen im Raum nördlich von Freising und kann wohl nurdurch die nachbarschaftliche Lage der genannten Orte zu den Gütern Bertasbei Inzkofen und Pfettrach in der Gemeinde Wang, die wir aus ihrem Güter-vertrag kennen, erklärt werden. Graf Bertold dürfte hier also als benachbarter

.235 MC Ergh. I-IV 3045; GR I 161: 1102 in Aquileia unter den Zeugen Adeleite vonOrtenburg. Nach TANGL,Ortenburg (wie Anm.57) 241: Fehllesung für Adalbert.

236 AT I 432, ca. 1115-1125: Graf Adalbert Spitzenzeuge bei einem Besitztausch amRodenecker Berg/Südtirol und ViIVGem.RodenecklSüdtirol.

237 TUB I 138u. 139.238 AT I 424u. 440; TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3) 262/2, hielt Adelheid für eine

Tochter Bertolds Ill. v. Andechs. Ihr Sohn Bertold hätte demnach den Namen seinesmütterlichen Großvaters geführt.

239 AT I 438u. 440.240 Josef RIEDMANN,Das entscheidende Jahrhundert in der Geschichte Tirols, in: Ei-

nes Fürsten Traum. Meinhard n. Das Werden Tirols (Katalog zur Tiroler Landesaus-stellung), 1995, 27-38, 37; DERs.,Mittelalter (wie Anm.79) 328: Die Bischöfe von Tri-ent betrauten ein Adelsgeschlecht mit den Grafenrechten im Vintschgau, dessen Ange-hörige sich den Beinamen de Tirol gaben. HEUBERGER,Osträtien (wie Anm.17) 19f.;Gertud SANDBERGER,Das Bistum Chur in Südtirol, in: ZBLG 40 (1977) 705-828, 706f.241 TUB I 172:Adalbertus comes et frater eius Perhtoldus als Spitzenzeugen.

. 242 TUB I 188; AT I 454: comes Adalbertus de Tyroles; TYROLLER,Genealogie (wie. Anm.3) 263/6: Der hier erwähnte Bertold von Stein wurde irrtümlich für einen TirolerGrafen gehalten. Es handelt sich bei ihm um den Grafen Bertold von Andechs und dieHerrschaft Stein in Oberkrain/Slowenien. Siehe dazu Ernst KUBEL, Grafen von Tirol(wie Anm.63) 18Sf.243 TF 1536.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 529

Grundbesitzer von der Rechtshandlung betroffen gewesen sein. Wenige Jahrespäter wird diese Überlegung durch dessen Anwesenheit bei einem weiteren 'Rechtsakt für dieses Gebiet Unterstützung finden. Bei der Bestätigung desStiftbriefes für das Kloster Neustift bei Freising durch Bischof Otto 1147, diesich auch auf die Zugehörigkeit einer Kapelle in Kleingründling bezog, führteGraf Bertold die Zeugenreihe an2,". Kleingründling liegt in der GemeindeNandlstadtlBayern, zu deren Nachbarschaft Bertas Weiler Pfettrach und Inz-kofen gehörtenw. Zwischen ca. 1090 und 1098 hatte, wie bereits erwähnt, ihrSohn Adalbertus de Carinthia filius Adalberti vicedomini ein Gut in Enghau-sen/Gern. Mauern an das Stift St. Kasrulus in Moosburg geschenkr'", Die Ge-meinde Mauern liegt ebenfalls in dem Gebiet zwischen Wang und Nandlstadt,nw, von Moosburg. Auch Bertas zweiter Sohn, Otto von Iringsburg, ist hiermit Besitz nachzuweisen, aus dem er 1135 für seinen geistlichen Sohn an das.Kloster Admont tradierte247• Beide Söhne Bertas müssen demnach aus ihremErbe einen Anteil erhalten haben. Wenn wir nun hier von ca. 1073 bis ca.1091/98 Berta als Grundbesitzerin vorfinderr'" und später ihre Söhne aus die-sen Orten tradieren, dann können wir Graf Bertolds Spitzenzeugenschaft beiobigen Rechtsakten nur mit seiner Abstammung von Berta und ihrem SohnAdalbert erklären. Das aber ergibt auch einen weiteren deutlichen Hinweisauf die Herkunft der Tiroler Grafen vom Freisinger Vizedom Adalbert. Derjüngere Adalbert muß demnach der Vater der ersten sich nach Tirol bezeich-nenden Grafen Adalbert und Bertold gewesen sein.

Eine Neustifter Klosteraufzeichnung in Südtirol bestätigt Adalbert und Ber-told 1142 als Grafen von TiroF49 und 1145 als Brüderso• Als 1144 Bischof AIt-mann (1124-1149) im bischöflichen Palast von Trient einen Grenzstreit ent-schied, geschah dies ... in presentia comitis Adelpreti de Tirolo'"; Nach MichaelHeuberger gehörte die Vogtei über Trient zu den Herrschaftsrechten der Grafenvon Tirol2S2• Gertrud Sandberger geht davon aus, daß die Tiroler Grafen sowohl

24-4 TROTIER,Grafen von Tirol (wie Anm.24) 149.245 TF 1469u. 1480. ,246 TK 26; MC Ergh. I-N 3045; GR I 154; TROTTER,Ortenburg (wie Anrn.54) 502;

SANOBERGER,Beobachtungen (wie Anm.19) 421; TYROLLER,Genealogie (wie Anm.3)262/2, war die Urkunde nicht bekannt.

247 STUB I 167.248 TF 1469u. 1480.249 Theodor MAlRHOFER(Hg.), Urkundenbuch des Augustiner Chorherren-Stiftes

Neustift in Tirol (Fontes rerum Ausrriacarurn. Österreichische Geschichtsquellen. Hi-storische Comission 2. Abt., Diplomara et Acta XXXIV, künftig: UBN), 1871, I: comit-es de Tyrol; Albertus et Perbtoldus. '

250 UBN XIX: comes Albertus et frater ejus comes Perhtoldus de Tyrol.2SI WB I 217. .252 HEUBERGER,Osträtien (wie Anm.17) 20; TUB 1138.

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530 Therese Meyer und Kurt Karp]

die Hochstiftsvogtei als auch die Grafschaft im Vmtschgau Bischof Altmannvon Trient253, dem Sohn Graf Udalschalks von Lurn, verdankten. Dazu ist anzu-merken, daß Altmanns väterliches Erbe, die Hohenburg ob PusarnitzlKärn-ten254, der Ortenburg schräg gegenüber über dem Lumfeld stand. Hier körmtenengere Beziehungen bestanden haben, denn nach dem Erlöschen des LumerGrafengeschlechtes in Oberkärnten mit Bischof Altmanns Bruder Adalbero vor1135255 erhielt Graf Otto I.von Ortenburg einen Anteil an dem Erbe auf demLurnfeld zwischen Möllbrücke und Spittal/Drau, In der Regel führte Verwandt-schaft zu solchen Erbgängen, die, wenn sie hier bestanden haben sollte, auch Bi-schof Altmanns Vergabe der Trienter Vogtei und Grafschaft im Vintschgau andie Tiroler Grafen erklären würde. Doch kann sie nicht eng gewesen sein, dennbei den Ortenburgern fehlt jede Lurner Namentraditiorr=. Auffällig ist jeden-falls, daß Graf Adalbert von Tirol und Duo von Ortenburg, der als dessen Bru-der noch nachzuweisen sein wird, von den Lurner Grafen begünstigt wurden.

Außerhalb Südtirols verfügten die Grafen von Tirol auch über Grundbesitzum Stein und Timenitz/Kärnten-", Mit unvollständiger Grenzbeschreibungüberliefern die Gurker Geschichtsquellen für 1158 und 1163 eine "Grafschaft"Graf Bertolds südlich des Magdalensberges-", die auch Timenitz umfaßte. Ausdiesem Ort schenkte Bertold 1165/66 zwei Huben an die Kirche von Brixen259 •

. Südlich von Irinsdorf/Eiersdorf jenseits der Drau erstreckte sich jene schonerwähnte Tiroler Herrschaft mit dem zentralen Ansitz Stein260, die aber erstim 13.Jahrhundert im Besitz des Geschlechtes belegt isr261• Daß dieser Nach-weis so spät gelingt, hängt mit der zwischen 1080 und 1238 völlig fehlendenschriftlichen Überlieferung zu Stein zusammen. Dieser Tiroler Besitz umfaßteHuben in jenen Ortschaften zwischen Stein, Eberndorf und dem Klopeiner-see, in dem im 10. und I1.Jahrhundert Brixen begütert gewesen war262•

253 SANDBERGER,Bistum Chur (wie Anm.240) 706; TUB I 138u.139. B.Altmann warder Sohn Graf Udalschalks von Lurn, von dem er die Hohenburg in Oberkärnten ge-erbt hatte. .

25. MC III 751u. 752: B.Altmann schenkte 1142 die Hohenburg auf seinen Todfall(+ 1149)mit reichem Zubehör und Ministerialen an die Salzburger Kirche.

255 MC III 650.256 Bei den Ortenburgern kamen keine Lurner Namen wie Udalschalk, Altmann,

Konrad oder Adalbero vor.257 HEUBERGER,Osträtien (wie Anm.17) 19f.258 MC 1201 u. 203: .Grafschaft" hier als Synonym für Herrschaft eines Grafen, denn

eine Grafschaft im eigentlichen Sinn bestand dort zu keiner Zeit; KLEBEL,Grafen vonTirol (wie Anm.63) 185-189.

259 MC III 1085;LACKNER,Brixen (wie Anm.93) 45.260 Stein im Jauntal =Abschnitt des Drautales in Unterkärnten.261 MC lVII 2158u. 2161.262 KLEBEL,Grafen von Tirol (wieAnm.63) 185;LACKNER,Brixen (wie Anm. 93) 42-48.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 531

Da die Herrschaft Stein in unseren Überlegungen zur Herkunft der TirolerGrafen von den frühen Adalberten in Brixen eine Rolle spielt, kehren wirnoch einmal in das 10.Jahrhundert zurück. Die schriftliche Überlieferung zuStein beginnt, wie schon erwähnt, ca. 975 mit der Schenkung einer Edlen Hil-degard263an ihren geistlichen Sohn Albuin, dem späteren Bischof von Brixen,der die Burg mit acht Huben seiner Kirche überließ264. In der Umgebung die-ses Bischofs befand sich auch jener Adalbert (00 Drusunda), der durch seineGedenkstiftung in Brixen in Erinnerung ist und in Gegenwart Bischof Albuinsseinen Ehevertrag schloß265 und wohl mit dem gleichnamigen Spitzenzeugenfür Bischof Albuin bei dessen Güterausgleich mit seinen Geschwistern in Blei-burg/Kärnten und Stein identisch wa~66. Der urspünglich geringe Umfang derBrixner Herrschaft Stein erfuhr aber in der Amtszeit Bischof Altwins (1049-1097) eine wesentliche Erweiterung='. In Stein muß sich auch ein wichtigerBrixner Amtssitz befunden haben, denn er erschien viele Male als Ausstel-lungsort in den schriftlichen Quellen268•

Ein Adalbert, wahrscheinlich der Vater des Vizedoms, führte als Vogt Bi-schof Alrwins in Stein um 1050-1065 eine Schenkung in Mökriach bei Steindurch269. Er war wohl auch mit dem gleichnamigen Spitzenzeugen für eineSchenkung in Hausen bei Weilheim um ca. 1065-ca. 1075 an Brixen iden-tisch270 und dürfte bei diesem Rechtsgeschäft seine nachbarschaftlichenGrundinteressen verteten haben. Seine Spitzenzeugenschaft in Hausen stellteine Beziehung zu Adalbert und Drusunda her, die in Hausen um die Jahrtau-sendwende über Grundbesitz verfügt hatterr'", Daher darf man zwischen die-sen Adalberten aufgrund der Namengleichheit, des Besitzes und der Spitzen-zeugenschaft in Hausen und ihren Beziehungen zu Stein und dem bischöfli-chen Hof in Brixen eine Verbindung herstellen, die sie verwandtschaftlich zu-sammenfaßt. Im Hinblick auf den späteren Tiroler Besitz um Stein sei auchdie Frage erlaubt, ob diese Adalberte dort nicht auch schon sehr früh über

263MC III 138.264MC III 189.265AT I 12u. 16.266AT I28.267Schenkungen in der Umgebung von Stein an Brixen: MC III 271, 273, 274, 275,

277,' 278, 283, 284, 289, 293, 294, 295, 297, 299, 301, 302, 333, 334, 359, 361, 367, 380(Obrundorf = Eberndorf und nicht Oberdorf bei Spittal/Drau), 411,416,417.268MC III 271, 273, 274, 283, 284, 288, 289, 293, 294, 295, 296, 297, 298, 299, 301,

302,333,334,343,360,361,367,411,417,419.269AT I 164 u. 165.270AT I 189. Zeitlich gesehen könnte dieser Adalben auch schon der Vizedom gewe-

sen sein, der häufig in Brixner Zeugenreihen erscheint. Siehe Anm.41.271 AT 116.

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Güter verfügt haben könnten und aus diesem Grund für die oben beschriebe-nen Funktionen als lokaler Vogt oder Spitzenzeuge in Stein von den Bischöfenvon Brixen ausersehen wurden. Wenn das zuträfe, dann hätten die Adalbertein der Umgebung von Stein schon zu einem weit früheren Zeitpunkt als bisherangenommen Fuß gefaßt, und die Grafen von Tirol hätten als deren Nach-kommen ihre Herrschaft im 12.Jahrhundert auf Kosten Brixens ausbauenkönnen. Bei der Herrschaftsteilung zwischen Graf Albert Il. von Görz- Tirolund seinem Bruder Graf Meinhard 11. von Tirol-Görz im Jahre 1271 fielenalle Tiroler Güter östlich der Haslacher Klause bei Mühlbach in Südtirol, da-mit auch die Ämter Stein und Tirnenitz, an die Görze~72.

Was geschah mit der Ortenburg? Wie der Vizedom selbst 1093 in Verona273,hatte sich auch sein Sohn Adalbert 1102 in Aquileia nach der Ortenburg be- .zeichner'". Er und nicht sein Bruder, OttO von lringsburg, der in Bayern ver-wurzelt blieb, hatte sie also aus dem Erbe seines Vaters erhalten. Als Adalbertum 1125 starb, müssen die Herrschaftsbereiche wiederum geteilt worden sein.Seine Söhne Adalbert und Bertold, wohl die älteren, erhielten das Tiroler Erbemit Vogt- und Herrschaftsrechten und Gütern in Unterkärnten. Das wirft diezwingende Frage nach der Erbfolge auf der Ortenburg auf.

In der ersten Hälfte des t2.Jahrhunderts finden wir einen Otto von Orten-burg dort als Besitznachfclger-P, Obwohl in dem bearbeiteten Zeitraum alsNachkommen des jüngeren Adalbert nur die Grafen Adalbert und Bertold

. von Tirol galten, muß es noch einen weiteren Sohn namens Otto gegeben ha-. ben, der bei der Herrschaftsteilungdie Oberkärntner Güter mit der Ortenburgerhielt, denn es ist nicht vorstellbar, daß man beim Vorhandensein direkter Er-ben alten Familienbesitz aus der Hand gegeben hätte. Für die Nachfolge aufder Ortenburg: Freisinger Vizedom Adalbert (1093) - Sohn Adalbert (1102) -Otto von Ortenburg, gibt es demnach nur die eine Erklärung, daß Otto vonOrtenburg ein bisher nicht als solcher erkannter Sohn des jüngeren Adalbertund damit ein Bruder der Grafen Adalbert und Bertold von Tirol gewesensein muß. Dieser verwandtschaftliche Zusammenhang erklärt auch ihre ge-meinsamen Zeugenleistungen in Innichen276 und Unterkärnrerr'",

272 GR 1868.27l CLAVADETSCHER, Sangallense (wie Anm.42) 885.274 GR I 217. TANGL, Ortenburg (wie Anm.57) 240f.275 MC III 590; Hans PIRCHEGGER - Ono DUNGERN (Bearb.), Urkundenbuch des

Herzogtumes Steiermark. Ergänzungsheft zu den Bänden I-Ill (Veröffentlichungen derHistorischen Landeskommission für Steiermark 23) 1949, 113: Otto I. von Ortenburgca. 1124-1147.276 TUB I 172.277 GR I 240; MC I 201u. 233.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 533

Die schriftlichen Überlieferungen des Klosters St. Paul in Kärnten vermer-ken in der ersten Hälfte des 11.Jahrhunderts hinter dem Spitzenzeugen Hein-rich von Spanheim, dem späteren Herzog von Kärnten (1113), einen Otto fra-ter Adilberti und etwas später an erster Stelle.der Zeugenliste einen Otto deOrtenburch278• Wie aus der Bezeichnung "de Ortenburch" für Otto hervor-geht, muß er diese Feste und Herrschaft zu jener Zeit bereits besessen haben.Mit ihm erfassen wir die dritte urkundlich nachgewiesene Generatio~ von Be-sitzern der Ortenburg. Wie Bertold sich 1141 Graf von Tirol nannte, so be-zeichnete sich Otto im selben Jahr als Graf von Ortenburg+",Um alle Zweifel über die Herkunft der Ortenburger auszuräumen, sei hier

auf die Frage eingegangen, ob dafür nicht auch Otto von Iringsburg, der ältereSohn des Vizedoms, schon wegen der Kontinuität des Namens in Betracht ge-zogen werden müßte. Zwar führte auch einer seiner Söhne den Namen Otto,doch trat dieser vor 1135 in das Kloster Admont ein280• Aus diesem Grundkönnen Otto von Iringsburg und sein geistlicher Sohn Otto als Vorfahren derGrafen von Ortenburg ausgeschlossen werden.Das Geschlechtsbewußtsein der Eurasburger blieb trotz Teilung der Herr-

schaftsbereiche noch längere Zeit lebendig. Wie anders wäre sonst ihre Anwe-senheit bei einer Schenkung in Innichen im Jahre 1140 zu erklären, denn hiertrafen sich die Vertreter der verschiedenen Zweige: Tiroler, Iringsburger, Or-tenburger, noch einmal zu gemeinsamer Zeugenschaft: Adalbertus comes etfrater eius Perbtoldus, Otto de lringispurch, Heinricus de Ortenpercbs",

In Otto von Ortenburg sehen wir also jenen Enkel des Vizedoms, der sichausschließlich nach der Ortenburg nannte. Den Grafentitel verdankte er wohlseiner gräflichen Herkunft, denn eine Grafschaft Ortenburg existierte zu die-ser Zeit nicht. Otto I. ist in den Urkunden bis um die Mitte des 11.Jahrhun-derts überliefert282• Drei seiner Söhne sind urkundlich gesichert: Otto 11.283,Heinrich J.2s. und Archidiakon Hermann 1. Eine Tochter Gertrud kann aus

278 Beda SCHROLL(Hg.), Urkundenbuch des Benediktiner-Stiftes St. Paul in Kärnten,1876, Cap. XVI u. XXI. Daß es sich bei dem Spitzenzeugen Heinrich (ca. 1105) umHeinrich von Spanheim gehandelt hat, geht aus dem 2. Teil der Urkunde hervor, in dersein Bruder Bernhard von Spanheim an 1. Stelle stand. Dazu auch MC III 528.

279 MC III 736, Friesach 1141 (Iuli): comes Otto de Ortenbure.280 STUB I 167.281 TUB I 172. Den Namen Heinrich führte auch ein Tiroler Graf dieser Generation, .

der allerdings erst gegen Ende des 12.Jahrhunderts nachgewiesen werden kann.282 MC III 844; GR I 218: 11471etzte Erwähnung mit seinem Sohn Heinrich, der, wie

seine Brüder, zu Lebzeiten des Vaters nicht mit dem Grafentitel überliefert ist. .283 MC III 741:0tto filius Ottonis de Ortenburch; MC III 1388: Graf Otto II. von

Ortenburg mit seinen Brüdern Archidiakon Hermann I.und Heinrich I.28. MC III 844, 878,972,1008,1093,1199; MC I 138; GR I 218, 222, 250.

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Verwandtschaftsangaben ergänz~8S und ein weiterer geistlicher Sohn Ulrichaus den Quellen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erschlossenwerden. Der Geistliche Ulrich brachte es zur Würde eines Archidiakons underwählten Patriarchen von Aquileia286, und Hermann, ebenfalls Archidiakonin Kärnten, wurde zum Bischof von Gurk gewählt, aber wie sein Bruder nichtim Amt bestätigr'". Ihre Schwester Gertrud stand als Äbtissin dem Kloster St.Georgen am Längsee in Kärnten vor288•Von den fünf Nachkommen Ottos I.von Ortenburg. die wir kennen, waren demnach drei in den geistlichen Standgetreten. Das erleichterte einerseits den Zusammenhalt des Familienbesitzes,andererseits konnten sie aufgrund ihrer Herkunft hohe kirchliche Ämter er-warten. Einen Bischof in der Familie zu haben, galt nicht nur der hohen Ehrewegen als erstrebenswert. Geistliche Fürsten hatten auch Lehen zu vergeben,und in der Regel wurden Verwandte dabei nicht übergangen.

Ulrich von Ortenburg289 muß wohl schon unter Patriarch Ulrich I.von Ep-penstein (1086-1121) seine geistliche Laufbahn in Aquileia begonnen haben290,denn zwischen den Ortenburgern und Eppensteinern bestanden seit langerZeit engere Beziehungen und Besitznachbarschaft in Oberkärnten. Dahermochte sich der junge Ulrich der Protektion des mächtigen Patriarchen, des-sen Namen er trug, wohl sicher gewesen sein. Einige Jahre nach dessen Tod(1121) wurde Ulrich von Ortenburg ca. 1128 vom Domkapitel zum Patriar-chen gewählt. Die Anerkennung durch den rechtmäßigen Papst blieb ihm je-doch versagr'". Nach seiner Absetzung trat er wieder in den Stand eines Erz-priesters zurück. In dieser Funktion ist er noch bis in die siebziger Jahre inAquileia und Kärnten nachzuweisen. 1136/37 erbat Ulrich vom Patriarchen

285MC III 1365:Gertrud Schwester Graf Ottos Il. von Ortenburg.286TANGL,Ortenburg (wie Anm.57) 244-250; Ernst KLEBEL,Zur Geschichte der Pa-

triarchen von Aquileja, in: Carinthia I 143 (1953) 326-352, 333f.; Pio PASCHINI,Storiadel Friuli, 41990,254.287MC III 1118, 1125, 1129, 1130, 1175, 1271, 1291, 1365, 1381;MC I 308, 309, 311,

316. Dazu JAKSCH,Geschichte I (wie Anm.15) 315f. Nach dem Tode B.Romans vonGurk 1179 wählten die Geistlichen und Laien der Gurker Kirche Hermann v. Orten-burg gegen den Willen des Erzbischofs Konrad Ill. zum Bischof von Gurk. Er wurdedaher vom Erzbischof, dem die Ernennung und Einsetzung des Gurker Bischofs recht-lich zustand, nicht anerkannt.288MC III 1363u. 1365.289MC 1II 926, 930, 1125, 1129, 1130; MC I 258. .290GR 1183: Patriarch Ulrich starb 1121. Erste Nennung Ulrichs v. Ortenburg in Ci-

vidale 1122Mai 21: Wo/doncus archidiaconus et prepositus Aqui/egensis.291KLEBEL,Patriarchen (wie Anm.287) 333f.; Heinrich SCHMIDINGER,Die Besetzung

des Patriarchenstuhles von Aquileia bis zur Mitte des 13.Jahrhunderts, in: Mitteilungendes Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 60 (1952) 335-354; TANGLOrten-burg (wie Anm.54) 248: Ulrich soll nach seiner Wahl zum Patriarchen mit dem Bau derKirche St. Egid und einem dazugehörigen Hospital bei Aquileia begonnen haben.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 535

für das Domkapitel von Gurk einen Hof mit Marktrecht in Aquileia. Dafürleistete sein Vater, Ono I., Zeugenschafr292 und 1146 hielt sich Graf Otto I.wieder in Aquileia auf und begleitete an prominenter Stelle eine Rechtshand-lung293• Wir beobachten die Anwesenheit Graf Ott os I. mit seinem SohnHeinrich 1147 auch in Angelegenheiten des Klosters Moggio in FriauF94. 1169bestätigte Patriarch Ulrich 11. (Graf von Treffen in Kärnten) die Schenkungdes oben < erwähnten Hofes in Aquileia in Anwesenheit dreier Ortenburger:Archidiakon Ulrich, Erzpriester Hermann und Graf Heinrich 1.295• Das Auf-treten der Ortenburger in Aquileia gemeinsam mit Ulrich kann nur auf die be-schriebene Verwandtschaft zurückgehen, denn ortenburgische Güter oder po-litische Ämter sind zu dieser Zeit in Friaul nicht bekannt.

Graf Otto I. dürfte nach 1147296 aber vor 1149 gestorben sein. Als nämlichKönig Konrad Ill. im Jahre 1149 auf seiner Heimkehr vom Kreuzzug in Frie-sach Station machte, erschienen zahlreiche Adelige, unter anderen Graf Hein-rich I.von Ortenburg, an seinem HoP97. Daß sein Vater fehlte, könnte bedeu-ten, daß er nicht mehr am Leben war.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstand für die Grafen von Or-tenburg die Notwendigkeit einer eigenen Begräbnisstätte in ihrer Herrschaftin Oberkärnten. Dafür boten sich zwei Möglichkeiten an: ein Kloster oder einHospital mit Kirche. Die Errichtung und Ausstattung einer Abtei konntenicht in Betracht gezogen werden, denn die Güterteilungen hatten den ur-sprünglichen Besitz des Vizedoms in mehrere Teile zerfallen lassen, aber dieStandesqualität erforderte zu ihrer Aufrechterhaltung eine ausreichende Be-sitzgrundlage. Im 12.Jahrhundert jedoch stand der Herrschaftsausbau der Or-tenburger in Kärnten und Krain noch am Anfang. Daher griff man zur sparsa-meren Variante einer Hospitalgründung mit Kirche und Gebetsverpflichtungfür die Stifter. Der Archidiakon Graf Hermann I.und sein Bruder, Graf OttoIl., bauten und bestifteten unbekannten Datums auf der Terrasse über derLieserbrücke, im heutigen Stadtgebiet von Spittal an der Drau, ein Hospitalmit Kirche, die sie der hl. Maria weihten298• Diese Marienkirche, heute Stadt-pfarrkirche, wurde am 11.April 1191 zum erstenmal in einer Urkunde ge-

292 GR 1197; MC I 84.293 MC III 806: GR 1212.294 MC III 844: Das Kloster Moggio im Kanaltal stand unterder Leitung eines Abtes

Ulrich, der nicht mit Ulrich von Ortenburg ident war. .295 MC I258.296 MC III 844; GR 1218: Graf Ottos letztes urkundlich belegtes Auftreten fiel in das

Jahr 1147.297 MC III 878.298 Therese MEYER,Wo lag das ortenburgische Hospital? Der Ursprung der Stadt

Spinal, in: 800Jahre Spittal1191-1991 (Chronik), 1991, 8-10.

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nann~99. In diesem Gotteshaus errichteten Hermann I. und Ono 11. die Erb-. begräbnisstätte für das Geschlecht der Grafen von OrtenburglOO. Die orten-burgisehe Armenstiftung hatte Bestand und überdauerte die Jahrhunderte. Siewurde erst im Jahre 1986 aufgelösr'?'. .

Im Norden schloß an das Hospital ein Markt an, der wohl mit diesem ge-gründet worden sein dürfte, aber erst am 9. September 1242 zum erstenmal ineiner Überlieferung erschien: apud Hospitale forum juxta aquam Liser die-tamJ02• Die zentrale und verkehrstechnisch günstige Lage ließ den Markt Spit-tal, der seinen Namen von diesem ortenburgischen Hospital herleitet, zumHauptort der späteren Grafschaft und 1849 zur heutigen Bezirksstadt werden.

Die Ortenburger stiegen im 13. und 14.Jahrhundert im Südosten des Rei-ches zu einem bedeutenden Adelsgeschlecht auf, das auch im heutigen Slowe-nien über ausgedehnten Besitz und Herrschaftsrechte verfügte303• Durch ihrekluge Heiratspolitik gelangten sie über die Grafen von Görz- Tirol in ver-wandtschaftliche Nähe zu den Habsburgern und über die Grafen von -Cillistanden sie dem Kaiserhaus der Luxemburger nahe'?'. Das Geschlecht der Or-tenburger erlosch mit dem letzten regierenden Grafen Friedrich Ill. und sei-nen unmündigen Kindern in den Jahren 1418/1419305• Die Grafschaft aber be-stand unter anderen Inhabern, den Grafen von Cilli-Ortenburg, den Grafenvon Ortenburg-Salamanca, den Grafen Widmann-Ortenburg und den FürstenPorcia bis zu ihrer Aufhebung in der Revolution des Jahres 1848 weiter.

299 MC III 1381.. 300 MC III 1381. Siewurde 1861 anläßlich eines Kirchenumbaues geschlossen.

301 Bescheid des Amtes der Kärntner Landesregierung, Z1. 13 - SH - 2409/1/1986.302 MC II 563.303 Hermann WIESSNER(Hg.), Die Kärntner Geschichtsquellen 1335-1414 (Monu-

menta Historica Ducatus Carinthiae X), 1968, 837.31).4 Graf Friedrich von Ortenburg (ca. 1254-1304) heiratete Adlheid, die Schwester

Graf Meinhards 11.von Tirol-Görz, Dessen Tochter Elisabeth vermählte sich mit Kö-nig Albrecht I. (1298-1308). Die Grafen von Ortenburg und die Grafen von Cilli warendurch zwei Ehen miteinander verbunden. Barbara von Cilli heiratete 1408 den späterenKaiser Sigismund von Luxemburg (1410-1433/1437).

305 Beda SCHROLL(Bearb.), Necrologium des ehemaligen Benediktinerstiftes Ossiachin Kärnten, in: Archiv für österreichische Geschichte 73 (1888) 275-314: Graf FriedrichIII. von Ortenburg starb am 28.ApriI1418; Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Allge-meine Urkundenreihe, 1419 VI 18. Zum Aussterben der Ortenburger: Therese MEYER,Sage und Wahrheit am Beispiel zweier Gräfinnen von Ortenburg, in: Carinthia I 187(1997) 379-389, 379-383.

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Herrschaftsaushau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 537 .

rv. Ergebnisse

Die Beschäftigung mit einem in den schriftlichen Quellen vorerst als Adal-pertus Frisingensis uicedomnus, dann als Freisinger advocatus A. in Oberkärn-ten, später als sehr wahrscheinlichen Brixner Lehensgrafen im Inn- und Nori-tal und schließlich als Adalbertus de Hortenbure bezeichneten Edlen aus derzweiten Hälfte des 11.Jahrhunderts erweiterte sich zu Beobachtungen zu denIringen und den Eurasburgern in Bayern, den Grafen von Tirol und den Gra-fen von Ortenburg in Kärnten und erbrachte neue Erkenntnisse zum Herr-schaftsausbau des früh- und hochmittelalterlichen Adels im Südostalpenraum.Am Beispiel des Freisinger Vizedoms und seiner Nachkommen ließ sich dasweiträumige Ausgreifen und die überregionale Handlungsfähigkeit des alt-bayerischen Adels offen legen.Verfolgen wir die Biographie des Vizedoms, so begegnen wir ihm bei seiner

ersten Erwähnung im Umfeld Bischof Ellenhards von Freising (1053-1078) alsVizedom und Vogt der Freisinger Kirchengüter in Oberkärnten. Er entstamm-te dem Geschlecht der Eurasburger im Loisachtal in Bayern und hatte eineBerta von Peterswahl zur Frau, mit der er in den frühen siebziger Jahren des

• I

11.Jahrhunderts einen viel beachteten Gütervertrag schloß. In Kärnten wurdeer als Stammvater der Grafen von Ortenburg erfaßt und in Tirol darf er alsAhnherr der Grafen von Tirol gelten. Seine unverbrüchliche Loyalität zu Kai-ser Heinrich IV. im Investiturstreit bekundeten Aufenthalte an dessen Hof inItalien. Dort trat er als Intervenient und Zeuge im engeren Umfeld des Herr-schers in Erscheinung. Am Beispiel der Eppensteiner, Patriarch Sighards vonAquileia, Bischof Altwins von Brixen und sehr wahrscheinlich auch des Vize-doms läßt sich das ganze Ausmaß der politischen Umgestaltung des Südostal-penraumes im Investiturstreit erkennen. Adalberts Herrschaftsausbau mitweitgestreutem Grundbesitz entsprach dem üblichen Vorgehen der bayeri-sehen Führungsschicht im Südosten des Reiches. Erfaßt man den Vizedom inall seinen Funktionen, so ergibt die Summe eine hochrangige politische Per-sönlichkeit aus der zweiten Hälfte des 11.Jahrhunderts. Länder übergreifenderBesitz, wichtige politische Positionen und die Nähe zu Kaiser Heinrich IV.lassen den überregionalen Wirkungskreis des. Vizedoms hervortreten. EineUntersuchung unter lokalen Gesichtspunkten hätte seiner Bedeutung für dieGeschichte Tirols und Kärntens nicht gerecht werden können. 'Ein Mann in so herausragender Position muß von hochedler Herkunft ge-

wesen sein. Einer seiner Söhne, Otto de castro lringi,'wies den Weg zurück indie Vergangenheit und ließ auch die lringe und Meginharde des,9.Jahrhun-derts in Bayern miteinbeziehen. lringe wurden im 9.Jahrhundert für höchste

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politische Ämter ausersehen und zählten am Hof Kaiser Arnulfs von Kärntenzum inneren Kreis der Mächtigen. Zahlreiche Ortsbezeichnungen, eine davonauch in Kärnten, erinnern an den Einfluß der lringe auf den Landesausbau.Am Ausgang des ersten Jahrtausends konnte bereits ein Adalbert im heuti-

gen Südtirol mit Besitz bei Bozen, Sterzing, Bruneck, Olang/Südrirol undHausen bei WeilheimIBayern nachgewiesen werden. Seine Frau Drusunda ver-band jenen Adalbert mit einer Adelsgruppe, in der auch der Name Udalschalkgeführt wurde. Der Spitzenzeuge ihres Ehevertrages, Meginhard, steht am Be-ginn einer längeren Reihe gleichnamiger Edler, die als Grafen um Lienz über-liefert sind und als Vorfahren der Grafen von Görz gelten dürfen.Der Ehe 'des Vizedoms mit Berta von Peterswahl entstammten urkundlich

gesicherte Söhne: Otto und Adalbert. Otto übernahm die lringsburg, heuteRuine Eurasburg im Tal der Loisach in Bayern. Er war der Gründer des Klo-sters Beuerberg und führte das Geschlecht der Eurasburger in Bayern fort.Adalbert, der sich auch als de Carinthia und als Ortenburger bezeichnete,sehr wahrscheinlich auch mit dem gleichnamigen Grafen im Vintschgau identwar, begründete mit seinen Söhnen Adalbert und Bertold das Geschlecht derGrafen von Tirol. Sein von uns erschlossener dritter Sohn, Otto, steht an derSpitze der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain.Die Bemühungen der Ortenburger, mit einem Patriarchen als geistlichen

Reichsfürsten Einfluß und Ansehen zu gewinnen, schlugen fehl, und ein sichanbahnender Herrschaftsausbau in Friaul wurde bereits in den Anfängen ab-gewehrt. Den anderen Nachkommen des Vizedoms, den Grafen von Tirol,sollte jedoch der Aufstieg zu einem Fürstenhaus von europäischer Bedeutungbeschieden sein.

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Herrschaftsausbau im Südostalpenraum am Beispiel einer bayerischen Adelsgruppe 539

Versuch einer Genealogie

ADALBERT 00 DRUSUNDAc. 985 - c. 993

IADALPEROc. 985 - c. 993

ADALBERTFreisinger Vogt (c. 1039 - c. 1047)

Vogt B. Altwins v. Brixen (c. 1050 - c. 1065)I

ADALBERT 00 BERTAVizedom v. Freising c. 1072 - c. 1098c. 1072 - 1096/97

Graf im Inn- und Noritalc. 1077 - 1096/97

v. Ortenburg (1093)

OTTO. v. lringsburg1091/98 - 1149Eurasburger

ADALBERT 00 ADELHElDde Carinthia 1091198

v. Ortenburg 1102 - c. 1125Graf im Vintschgau

I

I

EBERHARD?v. Herrnhausen

c. 1121 - c. 1138/47

II

OTTOADALBERT BERTOLDGraf v. Tirol

1142Graf v. Tirol Graf v. Ortenburg

1141 1141