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HERFORDER ORGELSOMMER 2017: 16.7. bis 10.9.17
„500 Jahre Reformation“
Grußwort der Schirmherrin
Bezirksregierung Detmold
Die Regierungspräsidentin
Detmold, im April 2017
Sehr geehrte Konzertgäste aus nah und fern,
liebe Freunde der Orgelmusik,
ebenso wie Sie freue ich mich auf den
Herforder Orgelsommer 2017.
Münsterkantor Stefan Kagl ist es wieder
gelungen, ein vielseitiges und
anspruchsvolles Festivalprogramm mit
heimischen Künstlern und Gästen aus dem
In- und Ausland zu gestalten. Gemeinsam
stellen sie das Reformationsjubiläum und
das Wirken Luthers in den Mittelpunkt
ihrer Aufführungen.
Selbst ein begabter Lautenspieler und
geübter Sänger, der in Erfurt neben
Theologie auch Musik studiert hatte, wusste der Reformator um die Kraft der Noten und
Liedtexte. Martin Luther komponierte und dichtete eingängige Strophen, die wir bis heute in
den Gesangbüchern finden. Was wäre ein Gottesdienst ohne Musik?
Bei den Konzerten des Orgelsommers, die uns von Juli bis September in die Kirchen der
Hansestadt führen, wollen wir uns ganz im Sinne Luthers auf die Musik der Königin der
Instrumente einlassen. In seiner nach heutigem Verständnis oftmals derben Sprache forderte
er „Hindere die Spielleute nicht. Und wenn man lauscht, so schwatz nicht dazwischen und
spare dir deine Weisheit für andere Zeiten“.
Als Schirmherrin gilt mein besonderer Dank und Gruß allen Freunden und Förderern des
Herforder Orgelsommers. Ohne Sie, ohne Ihre Begeisterung und tatkräftige wie finanzielle
Unterstützung wäre eine solche ambitionierte Veranstaltungsreihe nicht möglich.
Ihre
Marianne Thomann-Stahl
Grußwort des künstlerischen Leiters
Liebe Konzertbesucherinnen und –besucher,
500 Jahre Reformation ist das beherrschende Thema in
der evangelischen Kirche und so auch im diesjährigen
Orgelsommer. Im Zuge der Erneuerung des
Gottesdienstes durch Martin Luther in Gestalt der
Einführung deutscher Kirchenlieder und der Aufwertung
der figuralen Kirchenmusik (mehrstimmig komponierte
Kunstmusik für Chor oder Orgelmusik) entwickelten sich
ganz eigenständige Formen des Orgelchorals, des
Choralvorspiels, der Choralbearbeitung, der
Choralfantasie und der Choralvariationen. Darin
unterschied sich Luther übrigens auch stark von den
anderen Reformatoren, die die Kirchenmusik eher
unterdrückten. Der Gegenreformation und dem Zeitalter
des Absolutismus entsprang die künstlerisch so prächtige
Epoche des Barock, die sich die protestantischen Lande
dann regelrecht einverleibten und mit ihren Chorälen eine
Blüte der Kirchenmusik in Formenreichtum,
Kunstfertigkeit und wahrhaft komponierte Theologie,
Verkündigung und Frömmigkeit hervorbrachten. Die Krone dessen ist in der Orgelkunst und
den Kantaten und Oratorien Johann Sebastian Bachs uns allen wohlbekannt. Das
Eröffnungskonzert zeigt die Vielfalt von Choralvorspielen über Luthers Lieder aus 5
Jahrhunderten, ein kirchenmusikalischer Festgottesdienst will musikalisch-theologische
Einblicke in ein freies Orgelwerk Bachs geben, der Dresdner Kreuzorganist, einer der
renommiertesten Stätten der Pflege lutherischer Kirchenmusik Deutschlands, spielt
Sächsisches auf und Matthias Dreißig von der Predigerkirche Erfurt Mitteldeutsches. Danach
wird sich unser Ohr in das lutherische Skandinavien, nach Norwegen und Finnland wenden,
um der Kunst der Domorganisten der lutherischen Erzkathedralen zu lauschen, bevor der
frisch restaurierte Stummfilm „Luther “ von Hans Kyser aus dem Jahre 1927, mit Stephan von
Bothmer an der Orgel, zu sehen und hören sein wird. Den Konzerten „Luther in Tönen“ mit
Martin Bambauer von der Konstantinsbasilika Trier und „Ein feste Burg“ mit Thomas Herzer
von der Schlosskirche Wittenberg, von wo Martin Luthers Reformation ihren Anfang
genommen hatte, folgt ein Nachtkonzert mit Nikolas Fehr und Ioana Maria Precup aus
Ålesund ( NOR) mit Orgelkunst aus Norwegen und Siebenbürgen, während Michael Harris
von der Kathedrale Edinburgh den Chorälen Hymn-Tunes entgegenstellt. Einem
Kinderkonzert mit einer Orgelgeschichte über Martin Luthers Kindheit folgt schließlich eine
kleine Sensation: Die Rekonstruktion eines Abends mit Herforder Stiftsmusik um 1700, also
Klänge, die von vor 300 Jahren, zur Blütezeit der Herforder Abtei, als die Patroklus-Möller-
Orgel im Münster auf einem Lettner thronte, wo jetzt das große Kreuz hängt! Ganz besonders
herzlich möchte ich der HVV GmbH, der Firma EVONIK und der Stiftung der Sparkasse
Herford für ihre großzügigen Beiträge danken, mit dem sie den musikalischen Teil des
Orgelsommers maßgeblich unterstützt haben. Mein Dank gilt genauso der Stadt Herford, dem
Verkehrsverein und der Pro Herford für die professionelle Werbung, die gute
Zusammenarbeit und das schöne Programmheft, den Stadtführern mit ihren
abwechslungsreichen Spaziergängen vor den Konzerten, sowie allen Beteiligten und Helfern
im Orgelsommer für ihren großartigen Einsatz. Alle Konzerte sind wie gewohnt bei freiem
Eintritt für jedermann zugänglich, wir sind jedoch sehr - und immer mehr (auch aufgrund der
veränderten Sponsorenlage) - auf Ihre Spende am Ausgang angewiesen. Sie dient
ausschließlich dazu, die Kosten der auswärtigen Künstler zu decken und die künstlerische
Qualität dieser Reihe weiter zu erhalten. Bitte spenden Sie am Ausgang großzügig und
bedenken Sie dabei, was eine Eintrittskarte zu einem vergleichbaren Festival in Deutschland
normalerweise kosten würde!
Herzlichst, Ihr Stefan Kagl
Sonntag, 16. Juli 2017, 18.00 Uhr
Herforder Münster
Herforder Münster
ORGELKONZERT Stefan Kagl
,,Hits der Orgelmusik zum Rathausfest”
Jeremiah Clarke: Trumpet Voluntary
(1670-1707)
Modest Mussorgski: aus „Bilder einer Ausstellung“
(1839-1881) Das alte Schloß - Baba-Yaga - Das große Tor von Kiev
(Orgelbearbeitung: Stefan Kagl)
Léon Boëllmann: Suite Gothique op. 25
(1862-1897) Prière á Notre-Dame – Toccata
John Ireland: Cavatina
(1879 – 1962)
Robert Prizeman: „Songs of Praise“ Toccata for Organ
(*1952)
Isaac Albéniz: Asturias (aus : Suite Espagnole)
(1860 – 1909) (Arr : Willi Nagel/Stefan Kagl)
Christopher Pardini Toccata über „Amazing Grace”
(* 1973)
Louis James Alfred Lefébure-Wély: Marsch in C-Dur
(1817-1869)
Andreas Willscher: Mein Beethoven - Concert Rag
(*1955)
Charles-Marie Widor: Toccata aus der V. Symphonie op. 42/1
(1844-1937)
Paul Bryan: Trumpet Air
(* 1950)
Eduardo Torres: Impresión teresiana
(1872-1935)
David German: Festive Trumpet Tune
(*1954)
Stefan Kagl wurde 1963 in München geboren und nahm
Privatunterricht bei Klemens Schnorr und Peter
Schammberger. Er studierte an der Münchner Staatl.
Hochschule für Musik (bei Klemens Schnorr) und an der
Schola Cantorum in Paris (bei Jean Langlais und Marie-
Louise Langlais) sowie am Conservatoire Supérieur de
Paris (CNR). Er bekam den „Prix de Virtuosité“ an der
Schola Cantorum und legte das A-Examen für
Kirchenmusik und die künstlerische Staatsprüfung im
Hauptfach Orgel an der Münchner Musikhochschule ab
und am Conservatoire Supérieur de Paris den „Premier
Prix“ und den „Prix d´Excellence“. Seine Paris- und
London-Debüts 1988 in der Kathedrale Notre-Dame de
Paris und in der St. Paul´s Cathedral London mit Werken
von Reubke und Langlais eröffneten seine erfolgreiche
Konzertlaufbahn, die ihn zu allen wichtigen
Kathedralen, Kirchen und Konzertsälen Europas und Russlands führte (u.a. Gewandhaus
Leipzig oder Mariinsky Konzertsaal beim Festival „Stars of the White Nights 2011“). Er ist 1.
Preisträger des internationalen César- Franck-Wettbewerbs St. Bavo/Haarlem (Holland). Von
1991-96 war er Stadt- und Bezirkskantor in Bad Kissingen und von 1997- 2002 Kantor der
beiden Hauptkirchen im thüringischen Rudolstadt. Seit Juli 2002 ist Stefan Kagl Kantor und
Organist am Münster zu Herford und künstlerischer Leiter des „Herforder Orgelsommers“.
Als Chorleiter hat er alle wichtigen Oratorien und chorsymphonischen Werke einstudiert und
dirigiert. Seit 2005 ist er Dozent für künstlerisches Orgelspiel und Improvisation an der
Hochschule für Kirchenmusik Herford. Rundfunk- und CD-Einspielungen (u.a. 2007 zwei
Aufnahmen mit Tournemire und Langlais bei Motette-Ursina, 2008 das Orgelwerk von John
Ireland bei cpo und 2010 die CD „10 Jahre Herforder Orgelsommer“ bei Motette und die neue
CD „Russian Dreams“ mit Orgeltranskriptionen von Borodin und Mussorgsky an der
Luzerner Hofkirchenorgel) sowie Veröffentlichungen in Fachzeitschriften runden sein
Tätigkeitsfeld ab.
Wieso hat das heutige Programm überhaupt nichts mit dem Thema Reformation zu tun?
Eigentlich sollte das Programm mit den Luther-Liedern vom 23. Juli heute stattfinden, doch
nach gemeinsamen Überlegungen mit der Pro Herford und Bürgermeister Kähler, haben wir
uns entschlossen, ein populäres Programm zu unserem Rathausfest anzubieten. Nachdem ich
im letzten Jahr in einer freundlichen Zuschrift von Zuhörern gebeten worden bin, doch einmal
bekannte, alte Schlager der Orgelmusik zu spielen, bin ich auf die Idee gekommen, das
heutige Programm zusammenzustellen. Es soll eine unterhaltende Sammlung von
spektakulärer Musik sein, die man auf der Orgel spielen kann. Solche Stücke baue ich
eigentlich immer in meine Programme ein, ganz einfach, um die Hörer auch niveauvoll zu
unterhalten. Weniger möchte ich heute aber die üblichen Ave Marias oder Largos von Händel
spielen, die man bei Beerdigungen und ähnlichen Veranstaltungen immer wieder zu hören
bekommt, aber stattdessen: Neben den virtuosen Toccaten, meist französischer Provenienz,
hören sie festliche Trumpet-Tunes, die auf unserer Hochdruck-Tuba herrlich klingen, daneben
auch wieder zarte, romantische Träumereien, Transkriptionen unvergesslicher Musik, die
eigentlich nicht für die Orgel geschrieben wurde, und mitreißende, jazzige, neue
Kompositionen. Viele dieser Werke sind auf den CDs aufgenommen, die Sie am Ausgang
erwerben können. Ganz besonders kann ich Ihnen Aufnahmen mit den Werken Irelands und
Mussorgskis ans Herz legen. Ich würde mich freuen, wenn viele Menschen ihre Liebe zur
Orgel in diesem Konzert mit den Hits der Orgelmusik entdecken, viel Freude dabei.
Sonntag, 23. Juli 2017, 18.00 Uhr
Herforder Münster
ORGELKONZERT Stefan Kagl
„Lutherlieder“
Dietrich Buxtehude: Choralvorspiel „Ein feste Burg ist unser Gott“ BuxWV 184
(1637-1707)
Max Reger: Choralvorspiel ,,Nun komm der Heiden Heiland” op. 67 / 29
(1873-1916)
Johann Sebastian Bach: Choralbearbeitung „Ein feste Burg ist unser Gott“ BWV 720
(1685-1750)
Zsolt Gárdonyi: Choralimprovisation ,,Vom Himmel hoch, da komm ich her”
(*1946)
Dietrich Buxtehude: Choralvorspiel ,,Nun bitten wir den Heiligen Geist”
(1637-1707) BuxWV 209
Max Reger: Choralvorspiel „Ein feste Burg ist unser Gott“ op. 67 / 6
(1873-1916)
Johann Sebastian Bach: „Wir glauben all an einen Gott, Schöpfer“
(1685-1750) in organo pleno BWV 680
Max Reger: Choralvorspiel ,,Vater unser im Himmelreich” op. 67 / 39
(1873-1916)
Johann Sebastian Bach: ,,Christ, unser Herr zum Jordan kam“ BWV 684
(1685-1750)
Jean Langlais: „De profundis“ ( Aus tiefer Not )
(1907-1991)
Jean Langlais: „Ein feste Burg ist unser Gott“ (Livre Œcuménique 1968)
(1907-1991)
Johann Sebastian Bach: Choralvorspiel ,,Nun freut euch, lieben Christen g’mein“
(1685-1750) BWV 737
Johannes Matthias Michel: Fantasie „Ein feste Burg ist unser Gott“
(*1962)
Lebenslauf Stefan Kagl siehe Konzert am 16.7.2017
Heute erklingt ein reines Choralvorspiel-Programm, das genuin zum Thema des
Orgelsommers gehört. Wie schon Frau Regierungspräsidentin Thomann-Stahl in ihrem
Geleitwort so schön bemerkt hat: ,,Was wäre ein Gottesdienst ohne Musik!“ In diesem Sinne
steht das Programm des Eröffnungskonzerts ganz im Zeichen der Lieder Martin Luthers
und der Kompositionen, die über diese Melodien und ihren damit implizierten Texten in den
darauf folgenden Jahrhunderten geschrieben worden sind. Ist doch das von der Gemeinde
gesungene Lied im Gottesdienst das große Novum, das wir der Reformation Martin Luthers
verdanken. Mithilfe dieser Lieder brach sich die Reformation auch erst Bahn, wurde sie doch
Kennzeichen und Bestandteil des evangelischen Gottesdienstes. Luther selbst hat 37 Lieder
verfasst, von denen ein Teil noch heute in den Gesangbüchern lebendig ist. Dabei hat er ganz
bewusst nach Vorlagen gearbeitet: er hat Psalmen in deutsche Lieder umgeformt, hat
altkirchliche und mittelalterliche Hymnen ins Deutsche übertragen, so genannte „Leisen“
(Lieder, die mit Kyrieleis enden) umgearbeitet und mit weiteren Strophen versehen,
liturgische Stücke und Katechismusartikel in Lieder gefasst oder ganz einfach neu und frei
gedichtet. Luthers außergewöhnliche Musikalität befähigte ihn auch Melodien zu schaffen,
die teilweise auf einer Umarbeitung älterer, meist gregorianischer Vorlagen beruhten oder neu
komponierte wurden. Eigentlich war in der reformatorischen Kirche das Singen der
Kirchenlieder zuerst ganz ohne Orgelbegleitung üblich, umso mehr wurde ein ausgedehntes
Präludieren auf dem Instrument gefordert. Ob wir jetzt die so genannten melismatischen
Choralvorspiele des Lübecker Marienorganisten Dietrich Buxtehude als Beispiel nehmen, in
denen die Melodie solistisch und kunstvoll verziert mit ruhigen Begleitstimmen versehen
erklingt, oder ob wir die ausgefeilten, großartigen Choral-Gemälde eines Johann Sebastian
Bach betrachten, erkennen wir, dass diese aus dem reformatorischen Liedgut entstandenen
Preziosen weit mehr sind, als gefällige Intonationen, sondern eine genuin aus der
evangelischen Gottesdienstpraxis erwachsene, hohe Kunstform. Bachs Choralbearbeitung
über „Ein feste Burg ist unser Gott“ steht als Jugendwerk noch ganz in der Tradition von
Buxtehude und den anderen norddeutschen Orgelmeistern. Die beiden anderen Werke Bachs
gehen jedoch noch weiter: In ihnen werden in hoch artifizieller Kontrapunktik Liedinhalt und
musikalische Motivik der Melodie kunstvoll verarbeitet. Selbst wer glaubt, das intellektuelle
Geflecht der Polyphonie nicht verstehen zu können, dem teilt sich ganz von selbst
beispielsweise das Fließen des Jordanwassers oder die Freude der durch Rechtfertigung
erlösten Christen tonmalerisch mit. Max Reger, dem im letzten Orgelsommer ausgiebig
gedacht worden ist, arbeitet ähnlich mit den Mitteln der Mehrstimmigkeit, die er aber in die
Tonsprache der Spätromantik übersetzt. Kontrapunktische Verarbeitung der Choralmotive
begleiten die Melodie des jeweiligen Liedes, wogegen die Komponisten des 20. und 21.
Jahrhunderts sich in bewegten Klangflächen, Patterns und Strukturen aus dem Jazz
verwirklichen. Ich wünsche den Zuhörern viel Freude beim Heraushören und vielleicht
innerlichem Mitsingen der Melodien der Luther-Lieder.
Sonntag, 30. Juli 2017, 10.00 Uhr
Herforder Münster
MUSIKALISCHER FESTGOTTESDIENST
mit Orgelmusik von Bach
Theologisch-musikalische Auslegung: Pfr. Johannes Beer;
Stefan Kagl, Orgel
Johann Sebastian Bach: Praeludium und Fuge C-Dur BWV 547
(1685-1750)
Sonntag, 30. Juli 2017, 18.00 Uhr
Jakobikirche
ORGELKONZERT Holger Gehring
Kreuzorganist Dresden
„Sächsisches Concerto“
Johann Adolf Hasse: Concerto Nr. IV D-Dur
(1699-1783) Allegro – Adagio – Allegro
Johann Ludwig Krebs: Fantasia à gusto italiano in F
(1713-1780)
Fantasia sopra „Freu dich sehr, o meine Seele“
Trio Es-Dur
Adagio - Non molto Allegro
Fantasia et Fuga F-Dur
Johann Sebastian Bach: Sonata Nr. VI G-Dur BWV 530
(1685-1750) Vivace – Lento – Allegro
Johann Gottlob Schneider: Thema mit Variationen A-Dur
(1789-1864)
Holger Gehring wurde in Bielefeld
geboren und erhielt dort u.a. bei
Herbert Wulf seine erste musikalische
Ausbildung. Er studierte
Kirchenmusik, künstlerisches
Orgelspiel und Solistenklasse Orgel an
den Musikhochschulen in Lübeck,
Frankfurt a. M. und Stuttgart (u. a. bei
Martin Haselböck, Jon Laukvik,
Daniel Roth und Ludger Lohmann)
sowie an der Schola Cantorum
Basiliensis bei Jesper Christensen. Er
ist Preisträger mehrerer nationaler und
internationaler Wettbewerbe für Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation. Nach
kirchenmusikalischen Tätigkeiten in Ludwigsburg und Bad Hersfeld wurde er 2004 zum
Kreuzorganisten an die Kreuzkirche Dresden berufen. Darüber hinaus ist er als
Lehrbeauftragter für Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation sowie für Generalbass und
Aufführungspraxis Alte Musik an den Musikhochschulen Leipzig und Dresden tätig. Eine
rege solistische Konzerttätigkeit als Organist und Cembalist führt ihn durch das In- und
Ausland.
Die Kreuzkirche mit ihrer 800jährigen Geschichte ist von jeher das kirchenmusikalische
Zentrum der Stadt Dresden, das auch heute noch jährlich über 100.000 Besucher in einem der
größten protestantischen Kirchenbauten anzieht. Die Kirchenmusikpflege kann auf eine
jahrhundertelange Tradition zurückblicken, seien es die bis auf das Jahr 1371
zurückgehenden, musikalischen Vespern oder die bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert
nachweisbaren Orgelkonzerte der seit 1491 namentlich bekannten Kreuzorganisten.
In diesem Konzert erklingt Musik des Barock und der Frühromantik aus Sachsen. Den
Rahmen bilden Werke aus Dresden: Zum Auftakt erklingt ein bereits ursprünglich für
Tasteninstrument komponiertes Concerto im Stil der italienischen Orchesterkonzerte des
Dresdner Hofkapellmeisters Johann Adolf Hasse. Unter Hasse gelangte zur Zeit der
Regentschaft August des Starken die Hofmusik vor allem im Bereich der Oper, ebenfalls im
italienischen Stil, zu besonderer Blüte. Abschließend sind die Variationen über ein eigenes
Thema des Dresdner evangelischen Hoforganisten Johann Gottlob Schneider zu hören, die
dieser allerdings noch während seiner Tätigkeit als Organist an der legendären Görlitzer
„Sonnenorgel“ komponierte und selbst mit teilweise außergewöhnlichen, für dieses
Instrument gedachten Registrierungen versehen hat. Die damalige Beliebtheit Schneiders
spiegelt sich in seiner Bezeichnung als „sächsischer Orgelkönig“ wider. Mendelssohn
empfahl besonders begabten Studenten des von ihm gegründeten Leipziger Konservatoriums
häufig Unterricht bei Schneider. Die Werke des Bachschülers Johann Ludwig Krebs, dem
langjährigen Organisten der Altenburger Schlosskirche, stehen einerseits ganz in der
Tradition seines großen Lehrmeisters, sind andererseits aber bereits im Geist des
empfindsamen Stils der nachkommenden Generation komponiert. Ebenfalls im galanten Stil
geschrieben sind die Triosonaten Johann Sebastian Bachs, die dieser eventuell zur
Perfektionierung des Spiels seines ältesten Sohnes Wilhelm Friedemann komponiert hat.
Sonntag, 6. August 2017, 18.00 Uhr
Neuapostolische Kirche
ORGELKONZERT Matthias Dreißig
Predigerkirche Erfurt
„Mitteldeutsche Orgelkunst“
Felix Mendelssohn Bartholdy: Präludium und Fuge c-Moll op. 37, 1
(1809-1847)
Johann Sebastian Bach: Choralbearbeitung ,,Aus tiefer Not schrei ich zu dir”
(1685-1750) BWV 686
Johann Pachelbel: Ciacona in f
(1653-1706)
Johann Sebastian Bach: Präludium und Fuge c-Moll BWV 546
(1685-1750)
Johann Christian Kittel: Fantasie in a
(1732-1809)
Johann Pachelbel: Choralbearbeitung ,,Vater unser im Himmel”
(1653-1706)
August Gottfried Ritter: Sonate d-Moll op. 11
(1811-1885) Allegro – Andante – Allegro – Andante – Presto
Matthias Dreißig studierte von 1979 – 1984
Kirchenmusik an der Hochschule für Musik „Franz
Liszt“ Weimar bei Prof. Rainer Böhme. Im Rahmen
der Absolventenförderung erhielt er von 1984 -1988
ein Zusatzstudium im Fach Orgel bei KMD Prof.
Johannes Schäfer. 1984 nahm der am Internationalen
Orgelwettbewerb „Prager Frühling“ teil und belegte
den 4. Platz. Seit 1984 unterrichtet er als Dozent für
künstlerisches Orgelspiel an der Evang. Hochschule für
Kirchenmusik in Halle/Saale. Von 1985 -1994 war er
als Kantor und Organist in Bad
Frankenhausen/Kyffhäuser tätig. 1994 erfolgte seine
Berufung zum Organisten der Predigerkirche zu Erfurt.
Seit 1995 nimmt er zudem einen Lehrauftrag für Orgel
an der Musikhochschule Weimar wahr. Im Jahr 2000
erfolgte seine Ernennung zum „Kirchenmusikdirektor“
und 2005 seine Berufung zum Honorarprofessor an der
Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar. Eine rege Konzerttätigkeit im In-und Ausland
(Tschechien, Schweiz, Italien, Rumänien, Frankreich, Polen, Russland, Finnland, Dänemark,
Litauen, Japan) und Aufnahmen für CD, Rundfunk und TV runden seine musikalischen
Aktivitäten ab.
Predigerkirche und –kloster zu Erfurt zwischen 1230 und 1270 errichtet. Sie waren die
Wirkungsstätte des bedeutendsten deutschen Mystikers, Meister Eckhart, welcher von 1303 –
1311 als Prior des Erfurter Klosters amtierte. 1521 hielt Magister Georg Forchheim den ersten
evangelischen Gottesdienst in der Predigerkirche und seit 1559 wurden die gewählten
Ratsherren in ihr inthronisiert. Seitdem ist die Predigerkirche die protestantische Hauptkirche
der Landeshauptstadt Erfurt.
Das vorliegende Programm ist geprägt durch die mitteldeutsche Kirchenmusiktradition und
hat zu Erfurt und der Predigerkirche eine besondere Beziehung. Mit Präludium und Fuge c-
Moll, op. 37, 1 von Felix Mendelssohn Bartholdy wird das Konzert eröffnet. Mendelssohn –
in Hamburg geboren und Berlin aufgewachsen – dirigierte 1835 als Kapellmeister das erste
Konzert im Leipziger Gewandhaus und initiierte die Gründung des ersten Konservatoriums in
Deutschland, der heutigen Hochschule für Musik und Theater, die auch seinen Namen trägt.
Seine Orgelwerke entstanden unter dem Eindruck seines Spiels der Silbermannorgel in Rötha
bei Leipzig. Mit August Gottfried Ritter, einem Zeitgenossen Mendelssohns und ebenfalls
profilierten Vertreter der deutschen Romantik wird das Programm beschlossen. Ritter wurde
1811 in Erfurt geboren und erhielt seine ersten musikalischen Unterweisungen beim
damaligen Organisten der Predigerkirche, Michael Gotthard Fischer. Von 1840 -1844 wirkte
Ritter als Organist am Merseburger Dom, wo er zusammen mit Franz Liszt den Neubau der
großen Ladegastorgel betreute. 1844 wurde er dann zum Magdeburger Domorganisten
berufen, wo er 1885 verstarb. Bereits zu Lebzeiten war Ritter ein überaus gefragter
Orgelpädagoge, Orgelsachverständiger und Konzertorganist. Johann Pachelbel gehört zu den
bedeutendsten Orgelkomponisten in der Generation vor Johann Sebastian Bach. 1653 in
Nürnberg geboren, wirkte er von 1678 -1690 als Organist an der Erfurter Predigerkirche. Die
meisten seiner Orgel-und Vokalkompositionen sind hier entstanden. Nach kurzen
Aufenthalten in Stuttgart und Gotha folgte er 1695 einem Ruf seiner Geburtsstadt und wurde
Organist der Sebalduskirche. 1706 verstarb er in Nürnberg. Zwischen den Familien Pachelbel
und Bach gab es vielfältige Beziehungen, so war Johann Pachelbel der Orgellehrer Johann
Christoph Bachs, dem ältesten Bruder von Johann Sebastian Bach. Pachelbels zweiter
Nachfolger im Amt des Erfurter Predigerorganisten wurde 1762 Johann Christian Kittel.
1732 in Erfurt geboren, ging er 1748 nach Leipzig, um einer der letzten Schüler Johann
Sebastian Bachs zu werden. Als Organist der Predigerkirche erlangte Kittel hohes Ansehen,
Bewunderer seines Orgelspiels waren damalige Geistesgrößen wie Johann Wolfgang von
Goethe, Johann Gottfried Herder oder Christoph Martin Wieland. In seinen Kompositionen
zeigen sich Anregungen von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart, die er persönlich
sehr verehrte. Johann Sebastian Bach hatte zwar keine beruflichen Beziehungen zu Erfurt,
aber die weitverzweigte Familie Bach hat hier regelmäßig ihre Familientreffen abgehalten.
Zudem stammen Bachs Eltern aus Erfurt und ein Großonkel von ihm, Johann Bach, war
ebenfalls als Organist an der Predigerkirche tätig. Mit Präludium und Fuge c-Moll BWV 546
erklingt in der Mitte des Programms ein Werk, welches zu den letzten freien
Orgelkompositionen gehört, die J. S. Bach als Thomaskantor in Leipzig schrieb.
Freitag, 11.August 2017, 21.00 Uhr
St. Marien Stift Berg
NACHTKONZERT I Orgel & Literatur
Magne Harry Draagen
Domorganist Olavsdom Trondheim (N)
„Musik aus dem Nidarosdom“
Arild Sandvold: aus 30 Pre- und Postludien, op. 6:
(1895 - 1984) „Til Olavsdagen“/,,Für den Olavstag"
Lesung
Trond H. F. Kverno: Intrada über „Rex Olavus"
(* 1945)
Magne H. Draagen: Intermezzo über „Confluebant ad baptisma"
(*1974) (Gregorianische Antiphon der Olavs-Musik)
Ludvig Nielsen: Fantasie über zwei gregorianische Choräle
(1906 - 2001) aus der Olavs-Musik, op. 4
Lesung
Trond H. F. Kverno: Triptychon II
(* 1945) Drei Bilder aus dem mittelalterlichen Gedicht „Draumkvedet“
I Rex perpetuus Norvegiae - II Sancta Dei Genitrix –
III Signifer sanctus Michael
Lesung
Arild Sandvold: aus 30 Pre- und Postludien, op. 6: „Lux illuxit laetabunda“
(1895 - 1984) (Liturgische Sequenz für den Olavstag)
Kjell Mørk Karlsen: aus „Sinfonia Grande“ (Orgelsymfoni Nr.5), op. 171
(* 1947) II Predicasti Dei care
Gottfred Pedersen: „Heilig Olav“
(1911 - 1941)
Lesung
Kjell Mörk Karlsen: aus „Sinfonia Grande":
(* 1947) V Toccata Grande II
Lesungen: Dr. Olaf Reinmuth
Magne H. Draagen, geboren 1974, studierte nach dem Abitur Kirchenmusik an der
Musikhochschule in Oslo, wo er 2002 mit dem Solisten-Diplom in Orgelspiel abschloss.
2003 - 2012 wirkte er als Domkantor/Domorganist an den
Domkirchen in Oslo und Stavanger. Seit 2012 hat er das
Amt des Domkantors und Haupt-Organisten am
Nidarosdom in Trondheim - Nationalheiligtum und
Hauptkirche Norwegens - inne. Dort leitet er die
vielfältige Kirchenmusik, mit u.a. drei Domkantoren und
fünf Chören. Als Organist am Nidarosdom ist ihm sowohl
die berühmte Barockorgel des Silbermann-Schülers
Joachim Wagner von 1741 anvertraut, als auch die 2014
neu renovierte Steinmeyer-Orgel, eine der größten
Kirchenorgeln Nordeuropas. Neben mehreren CD-
Produktionen und Konzerten im In- und Ausland ist er auch
als Komponist und Pädagoge tätig, u.a. als Dozent für
Chorleitung und Orgelspiel an der Universität in Trondheim
(NTNU). Weiterhin vertritt er die Stadt Trondheim als
Artistic Director in der Vereinigung European Cities of
Historical Organs (ECHO).
Der Nidarosdom oder Olavsdom in Trondheim (alter Name der Stadt: Nidaros) gehört zu
den bedeutendsten Kirchen in Norwegen und ist ein Nationalheiligtum der Norweger. Er war
die Kathedrale der norwegischen Erzdiözese, die 1152 gegründet wurde. Weil hier der
Schrein von Olav dem Heiligen hinter dem Hochaltar stand, trug der Dom auch den Beinamen
„Herz Norwegens“. Nach der Einführung der Reformation 1537 wurde er zur Kathedrale der
evangelisch-lutherischen Bischöfe von Trondheim. Im Mittelalter und von 1818 bis 1906 war
der Nidarosdom die Krönungsstätte der norwegischen Könige. Hier wurden sieben Könige
gekrönt und zehn begraben. Der Nidarosdom ist auch seit der Reformation weiterhin
Bischofskirche des Bistums Trondheim. Seit 2011 ist er außerdem Sitz des neugeschaffenen
Amtes der Vorsitzenden der norwegischen Bischofskonferenz.
Das heutige Programm birgt ganz besondere Musik, die vom norwegischen Nationalheiligen
Olav und den mit ihm verbundenen religiösen Festen und Liturgien inspiriert wurde und auch
im Nidarosdom immer wieder erklingt. Wir hören dazu, gelesen von Dr. Olaf Reinmuth
Auszüge aus der Heimskringla Sage aus Snorris Königsbuch Texte, die sich auf König Olav
beziehen. Arild Sandvold studierte u.a. am Leipziger Konservatorium Klavier, Orgel und
Komposition. Er war in erster Linie Kirchenmusiker am Osloer Dom und Lehrer am dortigen
Konservatorium. Trond H. F. Kverno studierte in Oslo, wo er auch später an der Staatlichen
Musikakademie Professor für Kirchenmusik wurde. Er versteht seine Musik als vordringlich
„liturgisch“. Auch Ludvig Nielsen wurde an den Konservatorien von Oslo und Leipzig zum
Kirchenmusiker ausgebildet.1935 wurde er Kantor und Organist am Nidarosdom und leitete
außerdem den Kathedralchor, den er 1946 gegründet hatte, und den Knabenchor des Doms.
Neben Orgelwerken komponierte Nielsen auch Instrumentalkonzerte, Kantaten, Motetten und
Chormusik. Kjell Mørk Karlsens frühe Werke entspringen ebenfalls der liturgischen
Tradition, später entwickelte er seinen Stil hin zu zeitgenössischen Kompositionstechniken.
Nach seinen Studien bei dem finnischen Komponisten Joonas Kokkonen 1983-84, begann
Karlsen symphonische Werke und große Oratorien zu schreiben.
Sonntag, 13. August 2017, 18.00 Uhr
Herforder Münster
ORGELKONZERT Markku Hietaharju
Domorganist Turku (FIN)
„Reformation 500&Finnland 100 Jahre“
Johann Sebastian Bach: Fantasie g-Moll BWV 542/1
(1685-1750)
Fantasia super „Jesu, meine Freude“ BWV 713
Choralvorspiel „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ BWV 655
Fantasia super „Christ lag in Todesbanden“
(choralis alto, manualiter) BWV 695
Fuge g-Moll BWV 542/2
Aulis Sallinen: Variazioni per Organo op. 104
(*1935)
Adagio op. 102/1
Jean Sibelius: Finlandia
(1865-1957)
Markku Hietaharju, geboren 1961 in Finnland,
studierte in Helsinki und als DAAD-Stipendiat in
Lübeck in der Klasse von Prof. Martin Haselböck. Nach
Abschluss seines Konzertexamens mit Auszeichnung
kehrte er in seine Heimat zurück, wo er, nach zwanzig
Jahren als Organist in Helsinki, seit 2006 Domorganist
an der Nationalen Kathedrale von Finnland in Turku ist.
Markku Hietaharju ist Preisträger in internationalen
Wettbewerben. Seit 1986 ist er Dozent an der Sibelius-
Akademie in Helsinki. Er ist in Skandinavien, in
Mitteleuropa, im Baltikum und in Russland als
Konzertorganist sehr gefragt. Zu seinen zahlreichen
Aufnahmen gehört eine CD mit den Sonaten von
August Gottfried Ritter, eingespielt an der berühmten
Walcker-Orgel des Rigaer Doms. Im Sommer 2013 hat
er an sechs Tagen die sechs monumentalen Vierne-
Symphonien beim Turku Festival aufgeführt.
In katholischer Zeit war Turku die wichtigste Stadt und
Zentrum des religiösen Lebens Ostschwedens. Seine Kathedrale hat eine immense Bedeutung
als älteste Kirche Finnlands. Mit der Reformation wurde sie noch wichtiger, die erste Messe
in finnischer Sprache wurde 1537 gelesen. 1554 wurde Mikael Agricola erster
protestantischer Bischof von Turku. Er war Student von Erasmus, Bugenhagen, Melanchton
und Martin Luther. Eine Statue von ihm steht heute vor der Kathedrale, die die Nationalkirche
Finnlands und Sitz des Bischofs von Turku und des Erzbischofs von Finnland ist.
Johann Sebastian Bachs Fantasie und Fuge g-Moll, BWV 542 hat einen direkten Bezug zu
Hamburg. Die Fuge verdankt ihre Entstehung Bachs intensiven Bemühungen um seine
Bewerbung um die Stelle als Organist der dortigen Hauptkirche St. Jacobi, die er dann,
bekanntermaßen wegen der schlechten Konditionen nicht annahm. Das Thema der Fuge
könnte eine Hommage an den Kollegen der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen, Johann
Adam Reincken sein, der aus dem niederländischen Deventer stammte: Das niederländische
Volkslied „Ik ben gegroet“ war wohl Vorbild für das prägnante Fugenthema. Die Fuge selbst
ist eines der bekanntesten Werke Bachs und auch eines seiner virtuosesten, lebt sie doch von
einer mitreißenden, permanenten Sechzehntelbewegung, die gleichermaßen auf Manuale und
Pedal verteilt ist. Die vorangestellte, harmonisch unerhört kühne und hochexpressive Fantasie,
ganz im sog. stylus phantasticus gehalten, dürfte Bach erst später hinzu komponiert haben. In
ihr wechseln freie, rezitativisch gehaltene Abschnitte mit ruhigeren, imitatorisch gestalteten
Passagen wirkungsvoll ab. Auslis Sallinen ist einer der erfolgreichsten Komponisten der
heutigen Zeit. Der Erfolg seiner Opern zwischen 1970 und 90 war herausragend. Seine Opern
und symphonischen Werke und seine Kammermusik werden weltweit aufgeführt. Die erste
Orgelmusik schrieb er schon in den frühen siebziger Jahren und seine Chaconne ist
mittlerweile schon ein „Klassiker“ in der finnischen Orgelmusik. Nach 40 Jahren Pause in der
Orgelmusikproduktion hat Sallinen das Orgelrepertoire mit drei weiteren, größeren Werken
(Drei Adagios, Preludes and Fugues und Variazioni per Organo) bereichert. Die Stücke
Sallinens im heutigen Programm sind typisch für die Eigenschaften seiner Musik: Sie sind
ganz eigen im Charakter und immer seiner eigenen Tonsprache verpflichtet. Man könnte
sagen, dass er im postromantischen Idiom musikalisch völlig unkompliziert kommuniziert.
Das Adagio ist ein wunderbares Beispiel für seine Fähigkeit, einfachste Musik zu schreiben,
die den Hörer in einen unwiderstehlichen Bann zieht. Jean Sibelius ist der wohl wichtigste
finnische Komponist und Finlandia sein beliebtestes Werk. Es entstand 1899 bis 1900 in einer
der schwierigsten Epochen in Finnlands Geschichte und wurde ein essentieller Teil des
aufkeimenden Nationalgefühls, als Russland versuchte, Finnlands Autonomie zu schwächen
und wurde sozusagen zur heimlichen Nationalhymne.
Freitag, 18.August 2017, 21.00 Uhr
Herforder Münster
NACHTKONZERT II KINOORGEL
„Luther “ von Hans Kyser 1927 (112 min.)
Stephan v. Bothmer (Berlin), Orgel
Das Biopic „Luther“ erzählt Luthers Leben aus der Perspektive von 1927: Studienzeit,
dunkle Momente, das Gewittererlebnis, sein Leben als Mönch, seine Zweifel, seine
exzessiven Bibelstudien, seine Entdeckung, dass Gott barmherzig ist und kein zürnender
Richter, die Konfrontation mit dem Ablasshandel, dann, als Doktor der Theologie, das
Anschlagen der 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg, der Reichstag zu Worms, auf
dem Luther nicht widerruft, Bannbulle des Papstes und Reichsacht, die Bibelübersetzung auf
der Wartburg und schließlich die Bilderstürmer mit Luthers Heimkehr nach Wittenberg.
Die ersten Aufführungen des Films führten zu tumultartigen Auseinandersetzungen zwischen
Katholiken und Protestanten, zu Protesten der katholischen Kirche und schließlich zu
mehreren Prüfungen durch die Zensurbehörde. Hans Kyser war ein erfolgreicher
Drehbuchautor der Weimarer Republik. Er arbeitete mit den Besten jener Zeit zusammen. So
schrieb er auch das Drehbuch zu F. W. Murnaus „Faust“. „Luther“ ist seine einzige
Regiearbeit. Mit großem Staraufgebot inszeniert er seinen Luther-Film mit Helldunkel-
Techniken, die er sich bei barocken Malern, insbesondere bei Rembrandt, abgeschaut hatte.
Gerade weil Stummfilme anfangs nur Hell und Dunkel sind tritt bei „Luther“ Material,
Ästhetik und Filminhalt in eine wechselseitige Beziehung. Luther-Filmkenner halten ihn für
die beste Lutherverfilmung bisher. Stephan Graf v. Bothmer hat eine neue, packende
Filmmusik zu „Luther“ komponiert. Seine Musik ist ebenso virtuos wie modern. Sie
durchdringt die religiösen Schichten des Films, entlarvt aber auch seine deutschtümelnden
und idealisierenden Tendenzen. Insbesondere versucht seine Musik, Luther als Mensch mit
Ängsten, Unzulänglichkeiten, revolutionären Einsichten und mutigen Entscheidungen
darzustellen. Durch v. Bothmers Musik wirkt die restaurierte Fassung des Filmes
überraschend und fast verstörend aktuell. Dabei geht die Musik weit über eine „Begleitung“
des Filmes hinaus, sondern stellt eine tiefgreifende Interpretation dar. Für seine Live-
Filmmusik hat Stephan v. Bothmer in den letzten 19 Jahren einzigartige kompositorische
Techniken entwickelt, die dem Film eine Wirklichkeit zu geben scheinen und welche die
Zuschauer sich als Teil des Films empfinden lassen. Durch seine extreme filmmusikalische
Präzision schafft er sich die Freiräume, die er für seine komplexe Interpretation des Films
braucht. „Er vertont nicht, was er sieht, sondern fasst in Töne, was der Film aussagen will.“
(Handelsblatt). [Hans Kyser, D 1927]
Stephan Graf v.
Bothmer Der
klassisch
ausgebildete Pianist
(UdK) studierte u.a.
bei den Professoren
Koenen und Sava in
Berlin und Hamburg.
Sein Examen im
Fach Klavier legte er
an der Hochschule
der Künste Berlin mit
der Bestnote 1,0 ab –
unter besonderer
Erwähnung der
herausragenden
interpretatorischen
Leistung. Daneben studierte er an der Jazz- und Rockschule Freiburg und spielte in
zahlreichen Bands. Intensive Studien außereuropäischer Musik, experimenteller und Neuer
Musik folgten. Filmmusik-Komposition lernte er bei Prof. N.J. Schneider, Niki Reiser und
dem Morricone-Schüler Fabrizio Sabarino. Stephan v. Bothmer gibt selbst Meisterkurse und
Workshops in verschiedenen Ländern. Auf dem Schleswig-Holstein-Musik-Festival spielte
Stephan v. Bothmer ebenso wie in der Laeiszhalle Hamburg und in Berlin im Admiralspalast,
im Wintergarten Varieté und im Berliner Dom. Beim Rock-Pop-Festival „Berlin-Festival“ im
Flughafen Tempelhof trat er nach Björk und den Pet Shop Boys auf. Er spielte auf dem
Justus-Frantz-Festival auf Gran Canaria, in der National Concert Hall Budapest und der
Philharmonie Kasachstan. Vier Mal wurde er auf die Philippinen eingeladen, spielte in
Uruguay, Brasilien, Kolumbien ebenso wie in Russland und im Kosovo. Stephan Graf v.
Bothmer war der erste Komponist, der eine Neukomposition zur restaurierten Fassung von
„Metropolis“ vorstellte, im zweimal ausverkauften Zoopalast Berlin und in der Laeiszhalle
Hamburg. Er spielte im Nilpferd-Haus des Berliner Zoos und im Gefängnis Herford vor
Gefangenen. Mit Bischof Markus Dröge gestaltete er den ersten Stummfilm-Gottesdienst
überhaupt. Die Spiele der Fußball-WM und EM interpretierte Stephan Graf v. Bothmer vor
jeweils 2.500 Fans live an der Kirchenorgel – und schuf damit eine vollkommen neuartige
Verbindung von Sport, Kunst und nervenzerrendem Drama. Stephan Graf v. Bothmer trat im
NDR-Fernsehen auf, seine Orchester-Kompositionen liefen auf ARTE, ZDF, 3Sat und der
Deutschen Welle. Spiegel-Online brachte schon zwei Interviews mit ihm. Stummfilme sind
wieder populär. Dass sein Konzept aufgeht, liegt aber an der Musik. Sie ist packend,
mitreißend, modern und verschmilzt mit dem Film zu einer perfekten expressiven Einheit.
Filmmusik live. Dabei schöpft er musikalisch aus der Moderne (Pink Floyd, Tekkno, Deep
Purple, 20er-Jahre-Jazz...) ebenso wie aus der Tradition (Beethoven, Wagner, Chopin, Bartok,
Cage...) und entwickelt für jedes Konzert eine neue, unwiederholbare Live-Filmmusik. Sie
zieht den Zuschauer förmlich in den Film hinein und lässt mal die Dramaturgie, mal die
Handlung, mal die Photographie und mal die psychologische Ebene hervortreten. „Gute
Filmmusik besteht aus einer ständigen Variation der filmmusikalischen Rolle, dem
permanenten Ringen um das Wesen des Filmes und der eigenen Position dazu“, sagt der Graf
und spielt keine herkömmliche Stummfilmmusik, sondern moderne Filmmusik live. In den
letzten 17 Jahren hat er eine einzigartige filmmusikalische Methode voller Intensität
entwickelt und über 600 Filme neu vertont.
Sonntag, 20. August 2017, 18.00 Uhr
St. Paulus
ORGELKONZERT Martin Bambauer
Konstantinsbasilika / Trier (D)
„Luther in Tönen“
Dieterich Buxtehude: Toccata F-Dur BuxWV 156
(1637 – 1707)
Choralvorspiel „Ein feste Burg ist unser Gott“
BuxWV 184
Johann Sebastian Bach: Dorische Toccata und Fuge BWV 538
(1685 – 1750)
Choralvorspiel „Liebster Jesu, wir sind hier“ BWV 731
Charles-Marie Widor: Marche du veilleur de nuit
(1844 – 1937) (aus „Bachs Memento”)
Classique d´aujourd´hui
(aus ,,Trois nouvelles pièces” op. 87)
Louis Vierne: Méditation
(1870 – 1937) (aus „Trois improvisations“)
Sigfrid Karg-Elert: Choralbearbeitung „Ein feste Burg ist unser Gott”
(1877 – 1933) op. 65 Nr.47
Martin Bambauer: Improvisation über den Namen LUTHER
(* 1970)
Bedřich Antonín Wiedermann: Impetuoso
(1883 – 1951)
Martin Bambauer ist seit 1999
Kantor und Organist an der
Konstantin-Basilika Trier. Der in
Düsseldorf (A-Examen) und Frankfurt
a.M. (Konzertexamen für Orgel bei
Prof. Daniel Roth) ausgebildete
Kirchenmusiker ist als
Konzertorganist, Dirigent,
Klavierbegleiter und Orgelpädagoge
in vielen europäischen Ländern und
den USA tätig. Mehrfach war er
Preisträger internationaler
Wettbewerbe, so erhielt er z.B. 1995
den 1. Preis beim Orgelimprovisationswettbewerb Schwäbisch Gmünd. An der
Musikhochschule Köln war Martin Bambauer von 2001 bis 2008 Dozent für Liturgisches
Orgelspiel und Improvisation. In Trier arbeitet er mit dem von ihm im Jahr 2000 gegründeten
Caspar-Olevian-Chor und dem Trierer Bachchor (regelmäßige oratorische Aufführungen aller
Epochen). Außerdem ist er Kreiskantor des Ev. Kirchenkreises Trier. Im Januar 2017 wurde
er von der Rheinischen Landeskirche zum Kirchenmusikdirektor ernannt. Zahlreiche CD-
Einspielungen bei den Labels IFO, Aeolus und Motette, u.a. an der Cavaillé-Coll-Orgel von
St. Sulpice, Paris. Mit dem Neubau der symphonischen Hauptorgel für die Konstantin-
Basilika (2014 / 87 / IV + P) durch die Firma Hermann Eule Orgelbau (Bautzen) initiierte er
ein Orgelbauprojekt, das internationale Beachtung fand.
Die Konstantin-Basilika, ursprünglich als Repräsentationsaula für römische Kaiser im 4.
Jahrhundert erbaut, wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf Geheiß des preußischen
Königs Friedrich Wilhelm IV. als „Ev. Kirche zum Erlöser“ - eine Art protestantisches
Pendant zum Kölner Dom - wiederaufgebaut und der Ev. Kirchengemeinde Trier „zur ewigen
Nutzung“ übergeben. Seit 1986 ist die Basilika Teil des UNESCO-Weltkulturerbes,
spätestens seit dem Bau der neuen Hauptorgel (Eule / 87 / IV + P) im Jahr 2014 ist sie einer
der orgelmusikalischen „Leuchttürme“ der Ev. Kirche im Rheinland. In Bezug auf die
Reformation erinnert u.a. der direkt an die Basilika angrenzende Caspar-Olevian-Saal an den
1536 in Trier geborenen Theologen Caspar Olevian, einen der bedeutendsten Vertreter der
sog. "Zweiten Reformation" in Deutschland.
Das heutige Programm geht stilistisch den Weg von Musik des norddeutschen Orgelbarocks
am Beispiel einer mehrteiligen Toccata und einer Choralbearbeitung Dieterich Buxtehudes
über die formale Weiterentwicklung derselben Gattungen durch Johann Sebastian Bach
sowie Vertretern der französischen und deutschen Orgelromantik bis zu einer Toccata des 20.
Jahrhunderts. Inhaltlich sind zum einen Lieder (bzw. der Name) Martin Luthers ein
verbindendes Element, zum anderen die zeitlich und orgellandschaftlich differenzierten
Ausprägungen der Gattungen „Toccata“ und „Choralbearbeitung“. Insbesondere sei auf selten
zu hörende Werke von Charles-Marie Widor (2 Sätze aus den späten Zyklen „Bachs
Memento“ / 1925 und „Trois nouvelles pièces“ / 1934 – seiner letzten Komposition
überhaupt!) und dem tschechischen Komponisten und Organisten Bedřich Antonín
Wiedermann hingewiesen. Zu Wiedermanns Schülern gehören so namhafte tschechische
Komponisten wie Bedřich Janáček und Jiří Ropek. Die Improvisation über den Namen
LUTHER bedient sich eines populären musikalischen Kryptogramms, welches – unter
zahlreichen anderen – im 19. Jahrhundert in Frankreich verbreitet war, um Buchstaben zu
„verklanglichen“, die nicht Bestandteil des Notenalphabets sind. Der Name LUTHER wird
durch die entsprechende Zuordnung von Buchstaben und Tönen zur wohlklingenden Tonfolge
e´-g´-f´-a´-e´´-d´´.
Sonntag, 27. August 2017, 18.00 Uhr
St. Johannes Baptist
ORGELKONZERT Thomas Herzer
Schlosskirche Wittenberg (D)
„Ein feste Burg“
Jan Zwart: Fantasie über ,,Ein feste Burg“
(1877-1937) Einleitung und 3 Variationen
Johann Sebastian Bach: Triosonate in C-Dur BWV 529
(1685-1750) Allegro – Largo – Allegro
Michael Praetorius: Choralfantasie über ,,Ein feste Burg“
(1571-1621)
Vincent Ryan: Re-formation Suite:
(*1971) I. Jauchzen - Nun freut euch
II. Raumzeit - Jesaja, dem Propheten das geschah
III. Tanzen - Vom Himmel hoch
Felix Mendelssohn Bartholdy: Sonate in A-Dur
(1809-1847) über den Choral ,,Aus tiefer Not“
Con moto maestoso - Andante tranquillo
Carl Stein: Präludium und Fuge über ,,Ein feste Burg“
(1824-1902)
Thomas Herzer wurde in St. Ingbert im
Saarland geboren und bekam seine erste
kirchenmusikalische D- und C-Ausbildung
in der Pfälzischen Landeskirche. Er
studierte Kirchenmusik in Halle (Saale)
mit abschließendem A-Diplom und schloß
ein Auslandsstudium im Fach
„Künstlerisches Orgelspiel“ an der
University of Nebraska-Lincoln, USA an.
Er ist seit September 2003 Kantor und
Dozent am Evangelischen Predigerseminar
und an der Schlosskirche in Wittenberg
und absolvierte als längerfristige
Weiterbildung 2013 bis 2014 ein „Kotaktstudium“ an der Kirchenmusikhochschule in
Herford.
Die Schlosskirche in Wittenberg gilt als der Ursprungsort der Reformation, da Martin
Luther vor genau 500 Jahren dort seine 95 Thesen an die Tür genagelt und damit die
Reformation in Gang gebracht hat. In der Schlosskirche sind auch die Gräber von Martin
Luther und Philipp Melanchthon. Zur Zeit der Reformation war die Schlosskirche, wie der
Name schon sagt, die Kirche der Residenz des Kurfürsten Friedrich des Weisen, und
Universitätskirche der von ihm gegründeten Universität. Seit 1817 ist sie Kirche des
damaligen „Königlich Preußischen Predigerseminars“, das bis heute Bestand hat. Das
Wittenberger Predigerseminar ist heute in Trägerschaft der „Union Evangelischer Kirchen“.
In ihm werden Vikarinnen und Vikare aus 4 ostdeutschen Landeskirchen ausgebildet. Die
Schlosskirche dient bis heute auch als „Übungskirche“ für das Seminar.
Martin Luther war und ist bis heute einer der bedeutendsten Lieddichter und Komponisten der
Evangelischen Kirche. Seine markanten Melodien sind in viele Orgelwerke eingeflossen, so
auch in den meisten Stücken des heutigen Programms. Das Programm beginnt mit einer
Fantasie über Luthers wohl berühmtestes Lied „Ein feste Burg“ des niederländischen
Organisten und Komponisten Jan Zwart, der dieses Stück vor genau 100 Jahren, also zum
400. Reformationsjubiläum komponiert hat. Viel älter ist die Fantasie von Michael
Praetorius, der nur 25 Jahre nach Luthers Tod geboren ist, und der mit seiner musikalischen
Interpretation des Liedes am nächsten bei der Reformation liegt. Es handelt sich um ein sehr
virtuoses, belebtes Orgelstück. Felix Mendelssohn Bartholdy interpretiert Luthers Psalm-
und Bußlied über Psalm 130 auf sehr eindrückliche Weise. Die tiefe Not, um die es hier geht,
ist das eigene Versagen. Dennoch beginnt er die Orgelsonate majestätisch. Nach einer kurzen
Einleitung kommt eine längere Passage, in der man das flehende Rufen um Gnade aus der
tiefen Not heraus fast hören kann. Immer schneller und lauter soll der Organist an dieser
Stelle werden. Zum Schluss des I. Satzes mündet es wieder in ein majestätisches Finale. Ganz
leise und andächtig endet die Orgelsonate mit einem Andante tranquillo. Ein ungewöhnlicher
aber wohltuender Abschluss eines großen Orgelwerkes. Zwei der heute aufgeführten Werke
sind für die beiden Orgeln geschrieben worden, die heute in der Wittenberger Schlosskirche
stehen. Carl Stein war Organist in der Schlosskirche und hat die wunderbar klingende
historische Ladegast-Orgel auf der Empore aus dem Jahr 1863 mit konzipiert. So kann man
davon ausgehen, dass sein Präludium und Fuge über „Ein feste Burg“ ganz spezifisch für
dieses Instrument geschrieben wurde. Seit Juli 2016 hat die Schlosskirche auch eine zweite
Orgel: Eine Chororgel hinter dem nördlichen Chorgestühl, gebaut von der Firma Schuke
(Potsdam). Zur Einweihung dieser Orgel hat der mit dem heutigen Interpreten befreundete
amerikanische Organist und Komponist Vincent Ryan eigens ein Stück komponiert und an
der Chororgel am 4. Oktober 2016 uraufgeführt. Ähnlich, wie schon Bach und andere
Komponisten es schon getan haben, benutzt er ein musikalisches Alphabet. Er ordnet also
jedem Ton einen Buchstaben zu und kann so, für den Hörer völlig unauffällig, bestimmte
Worte „komponieren“. Wie viele amerikanische Besucher tief beeindruckt von Wittenberg als
Ursprungsort der Reformation, sieht Vincent Ryan den an der Schlosskirche vorbei
fließenden Fluss Elbe als ein Symbol für die fließende Zeit. Gleich die ersten 4 Töne in
seinem Satz „Jauchzen“ stellen das Wort ELBE dar. Der tänzerische 5/8-Takt in diesem Satz
unterstreicht die Aufforderung Luthers in seinem Lied: „Nun freut euch, lieben Christen
g'mein, und lasst uns fröhlich springen!“. Das bei uns nicht mehr bekannte, aber in Amerika
immer noch gesungene Lied „Jesaja, dem Propheten“ wird auch als „deutsches Sanctus“
bezeichnet. Es beschreibt die Vision des Propheten Jesaja, wie er Gott auf einem hohen Thron
in hellem Glanz sieht, umgeben von zwei Seraphinen, die singen „Heilig ist Gott, der Herr
Zebaoth“. Dieser mit „Raumzeit“ überschriebene Satz wirkt zeitlos, fast wie eine Filmmusik,
die die Vision Jesajas untermalt. Der dritte III. Satz „Tanzen“ ist im Stil des „Jazz Waltz“
geschrieben und stellt so eine Referenz an die Heimat des Komponisten dar. Gleich das erste
Motiv in der rechten Hand bildet das Wort LUTHER, bevor dann Luthers berühmtes
Weihnachts- und Kinderlied „Vom Himmel hoch“ erklingt. Als „freien“ Kontrapunkt in
diesem Programm könnte man die Triosonate in C-Dur von Johann Sebastian Bach
bezeichnen. Ein kammermusikalisches Werk für 2 Soloinstrumente und einem Bass, das auf
eindrucksvolle Weise zeigt, wie viele Möglichkeiten im Instrument der Orgel stecken.
Freitag, 1. September 2017, 21.00 Uhr
Herforder Münster
NACHTKONZERT III
Nikolas Fehr und Ioana Maria Precup
Ålesund ( N);
„Norwegen und Siebenbürgen“
Trygve Madsen: Prelude et Fugue, op. 61
(* 1940)
Egil Hovland: Koralpartita Nr. 1, op. 7 („Macht hoch die Tür“)
(1924-2013) I. Langsomt koraltempo - II. Allegro moderato
III. Moderato con moto - IV. Andante semplice
V. AdagioVI. Allegro maestoso
Nils Henrik Asheim: Koralfantasi over ,,Christ lag in Todesbanden”
(geb. 1960)
Eilert M. Hægeland: Toccata og fuge med koralen ,,Du vere lova Jesus Krist”
(1951-2004) („Gelobet seist du, Jesu Christ“)
Egil Hovland: Toccata: „Nu la oss takke Gud“ („Nun danket alle Gott“)
(1924-2013)
Franz Xaver Dressler: „Nun preiset alle“
(1898-1981)
„Ringe recht”
Hans Peter Türk: „Brich uns, Herr, das Brot“
(* 1940)
„Es wandeln sich die Reiche”
Ioana Maria Precup und Nikolas Fehr sind ein
Ehepaar und leben und arbeiten Ålesund, Norway. Ioana
ist Organistin der katholischen Pfarrkirche, während
Nikolas Organist an der lutherischen Hauptkirche ist.
Ioanna stammt aus Alba Iulia (Karlsburg) in Rumänien
und studierte Orgel und Musikwissenschaft in Cluj-
Napoca (Klausenburg) in Rumänien, sowie
Kirchenmusik und Orgel in Trossingen, Deutschland
und Orgel in Pitea, Schweden u.a. bei Maria Abrudan,
Christoph Bossert, Stefan Johannes Bleicher und Hans-
Ola Ericsson. Nikolas wurde in Edmonton, Kanada
geboren und wuchs dort und in Portland, Oregon, USA
auf. Er studierte Akkorden und Bandoneon in Detroit,
sowie Orgel in Montreal und in Pitea, Schweden u.a. bei
Jonathan Oldengarm, William Porter und Hans-Ola
Ericsson. Neben ihren Tätigkeiten als Organisten leiten
beide Chöre, unterrichten Klavier und konzertieren in
den verschiedensten Formationen.
Norwegen war etwa 1000 A.D. bis zur Einführung der Reformation 1536 katholisch. Die
evangelisch-lutherische Kirche war bis 2012 eine Staatskirche und die Pfarrerschaft war bis
zum 1.1. 2017 staatlich verbeamtet. Ålesund ist, wie viele norwegische Küstenstädte, eine
relativ junge Gründung. In den landwirtschaftlich geprägten Dorfstrukturen wurden
mittelalterliche Kirchen an wichtigen Treffpunkten erbaut, so besitzt auch die Gemeinde von
Ålesund eine winzige mittelalterliche Kirche auf der Insel Giske. Die Ålesunder Kirche wurde
erst anstelle einer Vorgängerkirche nach dem verheerenden Stadtbrand 1904 in der Bauform
und Ausstattung des Jugendstils errichtet und der Bau wurde maßgeblich von Kaiser Wilhelm
II. unterstützt, der oft in der Gegend Urlaub gemacht hatte. Sie ist der größte Kirchenbau der
Region, ist für ihre Fresken, Mosaiken, Glasfenster und ihrer hervorragenden Akustik
berühmt und besitzt die zweitgrößte Orgel Norwegens (inklusive eines Fernwerks und eines
40 stimmigen Glockenspiels im Turm der Kirche). Sie ist, neben der Diözesankathedrale in
Molde, geistliches Zentrum des Luthertums in der ganzen Region.
Trygve Madsen ist allen prominenten norwegischen Musikern und Komponisten als ein
hervorragender Lehrer für Harmonielehre und Komposition bekannt. Sein Prelude et Fugue
ist ein perfektes Beispiel für seinen Kompositionsstil, der in traditionelle Formen moderne
harmonische Wendungen und neue Seiten des klassischen Kontrapunktes aufscheinen lässt.
Nikolas Fehr vollendete 2016 eine Debut-Aufnahme des gesamten Orgelwerks inklusive
Kammermusik mit Orgel von Trygve Madsen. Madsens wichtigster Kompositionslehrer war
Egil Hovland, dessen Musik wir zweimal im heutigen Programm hören. Hovlands Partita
über „Macht hoch die Tür” ist wie eine klassische Erprobung der Variationsmöglichkeiten,
die man über eine solche Choralmelodie des 17. Jahrhunderts nur machen kann. Später im
Programm präsentiert seine Toccata über „Nu la oss takke Gud” die Melodie alternierend in
der Oberstimme und im Bass, die mit belebten Figurationen umspielt werden. Nils Henrik
Asheim wuchs in Oslo auf, ist aber schon seit Längerem in Stavanger tätig, wo er für die neue
Konzerthallenorgel im dortigen Konserthus verantwortlich ist. Er ist einer der prominentesten
Komponisten Norwegens und er schreibt in einem Avantgarde Stil, der sich grundlegend von
dem von Madsen und Hovland unterscheidet, seine experimentellen Orgelimprovisationen
sind weithin bekannt. Eilert Magnus Hægeland stammt aus dem südnorwegischen
Kristiansand, arbeitete jedoch die meiste Zeit innerhalb des Polarkreises im Norden, wo er in
Tromsø eine beachtliche kirchenmusikalische Fortbildungsstätte begründete und Domorganist
in Bodø war. Wie Madsen und Hovland ist sein Kompositionsstil neoklassisch. Im
rumänischen Teil dieses Programms präsentieren wir zwei Komponisten aus dem deutsch-
siebenbürgischen Kulturbereich. Die Geschichte der „Kirche der Siebenbürger Sachsen“
reicht mehr als 850 Jahre zurück. Bereits im zwölften Jahrhundert ließen sich Siedler aus der
Rhein- und Moselgegend in Siebenbürgen nieder. Gerufen zur Verteidigung der Grenzen und
zur Erschließung des Landes, gründeten sie Dörfer und bauten Städte. Die Gotteshäuser
waren zugleich Zufluchtsort und wurden deshalb immer mehr zu jenen Kirchenburgen
ausgebaut, die heute ein charakteristisches Merkmal der siebenbürgischen Landschaft sind.
Zwischen 1542 und 1550 fand die lutherische Reformation in Siebenbürgen statt, die von den
Sachsen geschlossen angenommen wurde. 1550 wurde die lutherische Kirche offiziell
anerkannt. Die Bezeichnung „Evangelisch A.B.“ steht für „Evangelisch Augsburgischen
Bekenntnisses“. Die Verkündigungssprache ist seit der Reformation Deutsch (bzw. Mundart).
(Quelle: http://www.evang.ro/geschichte/): Franz Xaver Dressler studierte in Leipzig bei
Karl Straube, der eine wichtige Figur in der Aufführungsgeschichte der Werke Bachs war und
große kulturelle Bedeutung für die deutsche Gemeinde in Rumänien hatte. Straube selbst
empfahl Dressler für die Organistenstelle in Hermannstadt, wo er höchst eindrucksvolle Chor-
und Orgelkonzerte durchführte und sich zudem als Komponist profilierte. Hans Peter Türk
wuchs in Sibiu auf und wurde in Kronstadt vom dortigen Organisten Victor Bickerich zu
seiner Musikerlaufbahn inspiriert. Seine Studien bei Sigismund Toduţă in Cluj-Napoca
(Klausenburg), wo er später auch lehrte und nach dem Zerfall des kommunistischen Regimes
auch Professor wurde, waren für ihn richtungsweisend. Während der kommunistischen
Herrschaft konnte er keine offiziellen Ämter übernehmen, da er kein Parteimitglied war. In
seiner Musik hören wir immer wieder, wie bei Bartok, Elemente der transsilvanischen
Volksmusik heraus und eine große Zahl seiner Werke basieren auf lutherischen Chorälen.
Sonntag, 3. September 2017, 18.00 Uhr
St. Marien Stift Berg
ORGELKONZERT Michael Harris
Kathedrale Edinburgh (GB)
„Choräle und Hymn Tunes“
Matthias Weckmann: Choralbearbeitung: „Komm, heiliger Geist, Herre Gott“
(1616-1674)
Johann Sebastian Bach: Choralvorspiel: „Meine Seele erhebt den Herrn“
(1685-1750) BWV 648
Johann Nicolaus Hanff: Choralvorspiele: „Erbarm dich mein, O Herre Gott“
(1665 – 1711/12) „Ein feste Burg ist unser Gott“
Felix Mendelssohn Bartholdy: Sonata VI op. 65
(1809-1847) Choral und Variationen:
Andante sostenuto – Allegro molto
Fuga - Finale: Andante
Kenneth Leighton: Fantasia on St Columba
(1929-1988) Fantasia on Helmsley
Johann Sebastian Bach: Praeludium und Fuge C-Dur BWV 547
(1685-1750)
Michael Harris ist seit 1996 Organist und Master of the
Music an der St. Giles’ Kathedrale in Edinburgh und
lehrt als Dozent an der Ian Tomlin Academy of Music
der Edinburgh Napier Universität. Zuvor war er als
Assistant Organist an der Kathedrale zu Canterbury und
an der Pfarrkirche in Leeds tätig. Sein musikalisches
Aufgabengebiet umfasst neben der regulären Chorarbeit
außerdem Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen
sowie Konzerte im In- und Ausland. Rund um die
berühmte Rieger-Orgel (1992 erbaut) in der St. Giles’
Kathedrale organisiert Michael Harris seit 1996 diverse
Konzertreihen, die das musikalische Leben der Stadt
Edinburgh prägen und bereichern. Seine
Soloeinspielungen umfassen unter anderem The Organ
at St Giles sowie eine CD Aufnahme mit Orgelmusik
des britischen Komponisten William Wolstenholme. Mit dem Kathedralchor hat er eine Reihe
von CD-Einspielungen unternommen.
Die St Giles’ Cathedral, auch High Kirk of Edinburgh, ist die Hauptkirche der Church of
Scotland und eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Edinburgh. Die Church of
Scotland ist die Nationalkirche in Schottland. Sie ist nicht, wie die Church of England, die
etablierte Staatskirche, hat aber eine besondere Stellung innerhalb Schottlands, sie ist
presbyterianisch (reformiert) und nicht anglikanisch. Die Church of Scotland entstand durch
John Knox, der die Reformation aus Genf von Johannes Calvin mit in seine Heimat brachte.
Die Reformation breitete sich dann von Edinburgh und St Andrews über ganz Schottland aus.
Matthias Weckmann war einer derjenigen norddeutschen Komponisten, die den Musikstil
der Sweelinck-Schule mit dem Buxtehudes verbinden konnten. Er stammte nicht, wie viele
seiner Zeitgenossen aus dem Norden, sondern aus Thüringen, war zuerst Schüler von
Heinrich Schütz in Dresden und später von Jacob Praetorius in Hamburg. Seine
Choralbearbeitung über das Pfingstlied „Komm, heiliger Geist, Herre Gott“ besteht aus drei
Strophen, in deren Verlauf sich das Geflecht der Begleitstimmen sukzessive steigert. Nicolaus
Hanff (geboren in Wechmar 1665 und verstorben in Schleswig 1711/12) stammt aus dem
selben thüringischen Dorf, wie Bachs Vorfahren und man nimmt an, dass er schon mit 7
Jahren zur Ausbildung nach Hamburg kam. Er hatte verschiedene Stellen in Lübeck und
Hamburg inne, als ihm der Posten des Domorganisten in Schleswig versprochen wurde. Diese
Stelle wurde aber leider unglücklicherweise erst wenige Monate vor seinem eigenen Tod frei.
Seine Choralvorspiele existieren in Kopien von Johann Gottfried Walther und wurden von
diesem stark verändert. Felix Mendelssohn Bartholdy war auch für England, wie in
Deutschland, ein wichtiger Botschafter für die Musik Bachs. Bei seinen regelmäßigen
Besuchen propagierte er dessen Werke, fand jedoch bei seinen ersten Besuchen um 1829
kaum Orgeln vor, die überhaupt ein Pedal hatten, d.h. Bachs Musik war unspielbar. In seinen
sechs Sonaten zollt Mendelssohn seinen Tribut an die lutherische Choraltradition, dies aber
ganz besonders mit dem letzten Werk dieser Reihe, das auf Luthers Lied „Vater unser im
Himmelreich” basiert. Während die lutherischen Choräle selbst nur schrittweise ihren Weg
nach Großbritannien fanden, benutzten doch etliche Komponisten des 19. und 20.
Jahrhunderts das Konzept des Choralvorspieles, um Stücke über englische
Kirchenliedmelodien zu komponieren. Kenneth Leighton verbrachte seit 1970 einen Gutteil
seiner Karriere als Musikprofessor an der Universität in Edinburgh. Er genoss dabei die enge
Zusammenarbeit mit Herrick Bunney, dem damaligen Organisten von St Giles’ Cathedral.
1975 führte Herrik Bunney Leighton`s ,,Six Fantasies on Hymn Tunes” op. 72 dort das erste
Mal auf. Bachs Präludium und Fuge in C-Dur BWV 547 ist eines der heitersten seiner ganz
großen Orgelwerke. Wie bei vielen der späten Leipziger Arbeiten benutzte er die Ritornell-
Form des italienischen Concertos um die Textur des Präludiums zusammenzuhalten. Die Fuge
ist von höchster kontrapunktischer Dichte, in der die Linien des Themas in verschiedensten
Umformungen verwoben sind. Das Pedal taucht erst gegen Ende auf, um eine augmentierte
Version des Fugenthemas zu bringen.
Dienstag, 5. September 2017, 10.00 Uhr
Petrikirche
ORGELKONZERT für Kinder
Christiane Michel-Ostertun: „Maaartin“
Vom kleinen Martin zum großen Luther;
Ekaterina Panina, Orgel – Stefan Kagl, Sprecher
Auch Luther war einmal Kind und musste seinen Eltern und Lehrern gehorchen. Wie ist aus
diesem Jungen ein Mann geworden, der die ganze Kirchengeschichte verändert hat? Zu
Beginn des Familien-Orgelkonzertes hört man lateinische Texte zu Orgelklängen. Der
Erzähler fragt sich: Warum muss denn in der Kirche immer alles auf Lateinisch sein? Man
hätte doch viel mehr davon, wenn man das verstünde, was in der Bibel steht und was die
Priester sagen. Im Mittelalter war vieles anders, als wir es heute kennen. Z.B. war es
selbstverständlich, dass Kinder Schläge bekamen, wenn sie nicht folgten. Der kleine Martin
im Hause Luthers bekam vielleicht sogar mehr Schläge als andere Jungs, weil er so
eigenwillig war. Er stellte Fragen, wo er doch einfach gehorchen sollte. Aber es gab so vieles,
das er nicht verstand und gut fand. Als Student erlebte er ein schlimmes Gewitter. In
Todesangst rief er: „Wenn ich das hier überlebe, großer Gott, dann werde ich Mönch.“ Martin
ging tatsächlich ins Kloster. Er versuchte, ein vorbildlicher Mönch zu werden. Er pilgerte
nach Rom, doch war entsetzt: Dort ging es um Macht und Geld statt um den rechten Glauben.
Darf das so bleiben? Wieder zu Hause beobachtete er die Menschen auf dem Markt. Sie
redeten freudig und tauschten sich aus. In der Kirche waren sie stumm und ängstlich, weil sie
nichts verstanden. Sie mussten alles glauben, was die Priester ihnen erzählten, denn die
Kirchensprache war Latein. So fing Martin an, deutsche Kirchenlieder zu dichten. Später
übersetzte er die Bibel ins Deutsche. Er wollte, dass alle Menschen verstehen, dass Gott keine
Geldgeschenke will, keine Pilgerreisen und kein schlechtes Gewissen. „Gott will dich frei.“
Das singt der Erzähler mit allen Kindern und Unterstützung der Orgel. Und zusammen singen
sie das bekannteste Kirchenlied Luthers, auch wenn es gar nicht in die Jahreszeit passt.
Diese ganze Geschichte wird nicht nur erzählt, sondern man hört sie gleichzeitig auf der
Orgel. Laut und heftig klingt das Gewitter, andächtig das Singen im Kloster, festlich die
Choräle und selbst die Prügelschläge kann die Organistin darstellen.
Das Konzert ist geeignet für Zuhörer ab 5 Jahren und dauert etwa 40 Minuten.
Ekaterina Panina wurde 1989 in Sankt-Petersburg
geboren. Mit 6 Jahren erhielt sie ihren ersten
Klavierunterricht. Sie hat die Pädagogische Herzen-
Universität in St. Petersburg im Bereich
Musikpädagogik absolviert und studierte im
Orgelinstitut bei Frau Dr. Olga Minkina. Im Jahr 2011
nahm sie ein Kirchenmusikstudium an der Hochschule
für Kirchenmusik in Herford auf. Neben Ihrem Studium
ist sie als Organistin und Chorleiterin in der Ev.-Luth.
Emmauskirchengemeinde Herford tätig.
Sonntag, 10. September 2017, 18.00 Uhr
Herforder Münster
ABSCHLUSSKONZERT
Johann Rosenmüller Ensemble
Künstlerische Leitung: Arno Paduch
Kammerchor am Münster
Gesamtleitung und Orgel: Stefan Kagl
„Herforder Stifts-Musik um 1700“
Johann Rosenmüller Ensemble:
Sopran - Ina Siedlczek
Bass - Ralf Grobe
Zink - Arno Paduch
Violine - Volker Mühlberg
Violone - Barbara Hofmann
Fagott - Kristina Filthaut
Chitarrone - Petra Burmann
Orgel (Continuo) - Jürgen Banholzer
Wolfgang Carl Briegel: ,,Wohl dem, dem die Übertretung vergeben ist“
(1626-1712) (aus: Buß-Psalmen..., Giessen, 1691)
Johann Sebastian Bach: Praeludium und Fuge in e-Moll BWV 533
(1685-1750)
Johann Jakob Pagendarm: ,,Befiehl dem Herren deine Wege“
(1647-1706) (aus: Ms. der Bodleian Library zu Oxford)
Dietrich Buxtehude: Choralvorspiel ,,Nun komm der Heiden Heiland” BuxWV 211
(1637-1707)
Johann Rudolf Ahle: ,,Magnificat anima mea”
(1628-1665) (aus: Neu-gepflanzter Thüringischer Lustgarten,
Mühlhausen, 1657)
Dietrich Buxtehude: Choralvorspiel ,,Gelobet seist du, Jesu Christ” BuxWV 189
(1637-1707)
Johann Arnold Fockerod: ,,Nun walt' es Gott von neuen“
(um 1660-1720) (aus: Ms. des 17 Jh. des Thüringischen Landesmusikarchivs)
Samuel Capricornus: ,,Jesu du Blum“
(1628-1665) (aus: Erster Teil Geistlicher Harmonien, Stuttgart, 1659)
Franz Tunder: ,,Komm heiliger Geist, Herre Gott” (Choralfantasie)
(1614-1667)
Johann Rosenmüller: ,,In te Domine speravi“
(1617-1684) (aus: Ms. des 17. Jh. der Staatsbibliothek zu Berlin)
Dietrich Buxtehude: Choralvorspiel ,,Erhalt uns Herr bei deinem Wort” BuxWV 185
(1637-1707)
Johann Rosenmüller: ,,Danksaget dem Vater"
(1617-1684) (aus: Kernsprüche..., Leipzig, 1648)
Herforder Stiftsmusik um 1700: Zahlreiche Quellen belegen, dass im Reichstift Herford
und in der Stadt Herford spätestens seit der Reformationszeit ein reiches Musikleben
herrschte. Leider sprechen die archivalischen Quellen nur von den Kantoren, dem Chor der
Lateinschule und den Organisten. Welche Musik im 16. und 17. Jahrhundert in Herford
aufgeführt wurde ist leider nicht bekannt, da in Herford selbst keine Noten aus der Zeit vor
1800 erhalten sind und im Moment auch keine Musikinventare oder Notenankaufrechnungen
bekannt sind. Dass an der Herforder Lateinschule ein intensiver Musikunterricht betrieben
wurde kann man zum Beispiel an Johann Jacob Pagendarm sehen, der am 6. Dezember
1647 in Herford geboren wurde und seine Schulausbildung unter dem aus Thüringen
stammenden Kantor Laurentius Burckardi erhielt, der von 1658 bis 1682 in Herford wirkte.
Nach seiner Schulzeit wurde Pagendarm 1670 Kantor in Osnabrück und am 1. August 1679
Kantor am Katharineum zu Lübeck, wo er eng mit Dietrich Buxtehude zusammenarbeitete.
Wahrscheinlich lernte er auch den jungen Johann Sebastian Bach kennen, als dieser
1704/1705 in Lübeck weilte. Von Pagendarms umfangreichem kompositorischem Schaffen
hat sich leider nur das kurze Duett „Befiehl dem Herren deine Wege“ erhalten, da seine in
Lübeck aufbewahrten Werke zusammen mit denen Buxtehudes von einem seiner
Amtsnachfolger vernichtet wurden, da diese Musik als alt und unbrauchbar angesehen wurde.
Die wichtigste Quelle zur Musikpflege in Herford sind der erste und der dritte Band des
„Gründlichen musikalischen Unterrichts“ des Herforder Kantors Johann Arnold Fockerod
(auch Vockerodt, Fokkerodt, Fokkerod), die 1698 und 1718 in Mühlhausen erschienen sind.
Der zweite Band ist leider verloren. Fockerod wurde um 1660 als Sohn des Kantors Johann
Fockerod in Mühlhausen geboren und erhielt seinen Musikunterricht bei dem dortigen
Organisten Johann Rudolf Ahle, zusammen mit dessen Sohn Johann Georg Ahle, der seinem
Vater im Amt nachfolgte und somit Vorgänger Johann Sebastian Bachs in Mühlhausen
wurde. Seit 1682 wirkte Fockerod als Kantor in Herford und veröffentlichte neben den oben
erwähnten theoretischen Schriften auch eine Sammlung mit Kantaten für vier Singstimmen,
zwei Geigen und Basso continuo unter dem Titel „Neu-gepflanzter Westfälischer Lustgarten“,
in dem er auf die berühmte Sammlung „Neu-gepflanzter Thüringischer Lustgarten“ seines
Lehrers Johann Rudolf Ahle anspielte. Von seinen Kompositionen hat sich nur eine gedruckte
Hochzeitskomposition erhalten, die aufgrund der vollkommen anderen Besetzung leider heute
nicht aufgeführt werden kann, sowie der Satz über den Choral „Nun walt' es Gott von neuen“,
der im heutigen Konzert erklingt. Aus den Angaben Fockerods in den Bänden des
„Gründlichen musikalischen Unterrichts“ lassen sich zahlreiche Angaben zu Kompositionen
finden, die Fockerod kannte und auch in Herford aufführte. Neben Werken seines Lehrers
Johann Rudolf Ahle nennt Fockerod unter anderem Werke von Wolfgang Carl Briegel,
Samuel Capricornus und Johann Rosenmüller, den er besonders für seine hervorragende
Textvertonung lobt. Besondere Erwähnung findet das geistliche Konzert „Jesu du Blum“ von
Samuel Capricornus, das wegen seiner ungewöhnlichen Modulationen bis hin zu As-Dur
und Des-Dur eigentlich den tonalen Rahmen der Zeit sprengt. Choralvorspiele Dietrich
Buxtehudes und seines Schwiegervaters Franz Tunder, sowie ein Werk aus der Mühlhäuser
Zeit Johann Sebastian Bachs, also Musik, die in direktem Zusammenhang mit den
Vokalwerken des Programms stehen, werden auf der Orgel musiziert.
Das Johann Rosenmüller Ensemble wurde 1995 von Arno Paduch in Leipzig gegründet.
Seit dem hat das Ensemble zahlreiche Konzerte in ganz Deutschland, etwa beim Rheingau
Musikfestival, der Ansbacher Bachwoche, den Händelfestspielen in Halle/Saale, dem
Dalheimer Sommer, dem Lausitzer Musiksommer, dem MDR Musiksommer, dem Rheinisch-
Westfälischen Musikfest, dem Hohenloher Kultursommer, den Leipziger Bachtagen, den
Mitteldeutschen Heinrich-Schütz-Tagen in Bad Köstritz und Weißenfels, den Arolser
Barockfestspielen, den Aschaffenburger-Bachtagen sowie in Tschechien, Polen, Österreich
und in der Schweiz gegeben. Die CD-Aufnahmen des Johann Rosenmüller Ensembles haben
in zahlreichen deutschen und internationalen Fachzeitschriften hervorragende Kritiken
erhalten. Im Mittelpunkt der Ensemblearbeit steht die Wiederaufführung unbekannter Musik
des 17. und 18. Jahrhunderts, wobei größter Wert auf authentische Interpretation
durch gründliches Quellenstudium und das Spielen auf Kopien von Originalinstrumenten
gelegt wird. Namensgeber ist Johann Rosenmüller, bedeutendster deutscher Komponist der
Generation zwischen Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach, von seinen Zeitgenossen
gerühmt als „alpha et omega musicorum“.
Arno Paduch studierte Musikwissenschaft in Frankfurt am Main sowie Zink und Historische
Aufführungspraxis an der Schola Cantorum Basiliensis. Er arbeitet regelmäßig mit den
wichtigsten Ensembles für Alte Musik in Deutschland zusammen, konzertiert in Deutschland
und dem europäischen Ausland, wirkt bei Rundfunk- und Fernsehaufnahmen mit und hat
mittlerweile an über 80 CD-Produktionen teilgenommen. 1992 wurde er zum Dozenten für
Zink und Ensemblemusik an die Abteilung für Alte Musik der Musikhochschule in Leipzig
berufen. Dort gründete er 1995 das Johann Rosenmüller Ensemble, das mittlerweile den
Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit bildet. Neben seiner musikalischen Tätigkeit hat
er mehrere Aufsätze zur Musik des 16. und 17. Jahrhunderts veröffentlicht und war als einer
der beiden Intendanten maßgeblich an der Realisierung des 43. Internationalen Heinrich-
Schütz-Festes 2011 beteiligt. Im Frühjahr 2015 wurde ihm die Intendanz des Festivals
Dalheimer Sommer im ehemaligen Kloster Dalheim in Lichtenau/Westfalen übertragen und
im Oktober 2015 wurde er in den Beirat der Internationalen Heinrich-Schütz-Gesellschaft
gewählt.
Lebenslauf Stefan Kagl siehe Konzert am 16.7.2017 Seite….
Der Herforder Münsterchor sucht neue Mitglieder:
Wenn Sie Freude dabei haben, großartige Chormusik mitzugestalten, Zeit für regelmäßiges Proben haben und
beim Eintrittsalter nicht älter als 60 Jahre sind, kommen Sie doch einmal bei unseren Proben (nach den
Schulferien ab dem 5.9.2016, Zeiten s.u.) vorbei, Sie sind herzlich willkommen!
Die Geschichte des Herforder Münsterchors geht bis auf das Jahr 1869 zurück. Seit 1980 ist er zu einem
wichtigen Chor in der Musiklandschaft Ostwestfalens geworden. Der Münsterchor singt in den Konzerten und
Gottesdiensten des Münsters. Zur Zeit hat er etwa 70 Mitglieder. Im Repertoire des Münsterchores sind zum
Beispiel: Johann Sebastian Bach: Matthäuspassion, Johannespassion, Weihnachtsoratorium, zahlreiche Kantaten
und Motetten; Giuseppe Verdi: Requiem; Johannes Brahms: Deutsches Requiem; Edward Elgar: King Olaf, The
Kingdom; Felix Mendelssohn Bartholdy: Paulus, Lobgesang; Georg Friedrich Händel, Messias, Dettinger Te
Deum; Giacomo Puccini, Messa di Gloria; Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem, Vesperae; Louis Vierne:
Messe solennelle; Jean Langlais: Messe solennelle u.v.a.m.. Der Leiter des Chores ist Münsterkantor Stefan
Kagl. Weiter Informationen unter: http://www.kirchenmusik-im-herforder-muenster.de/herforder-munsterchor/
Probenzeiten
Herforder Münsterchor: Gemeindehaus am Münster
Dienstag, 19.45 Uhr
Kinderchor am Münster: Gemeindehaus am Münster
Mittwoch, 16.00 Uhr 5-8 Jahre
Mittwoch, 17.00 Uhr ab 9 Jahre
Mittwoch, 18.00 Uhr Jugendchor
Die nächsten Veranstaltungen mit dem Herforder Münsterchor:
Dienstag, 31. Oktober 2017, 18.00 Uhr
Herforder Münster
KANTATENGOTTESDIENST zum
500 jährigen Reformationsjubiläum
J. S. Bach: Kantate BWV 79 „Gott, der Herr ist Sonn und Schild“
Herforder Münsterchor; Julia Borchert, Sopran
Eike Tiedemann, Alt; Dieter Goffing, Bass
Philharmonisches Bachorchester, Leitung: Stefan Kagl
Predigt: Superintendent Michael Krause
Samstag, 11. November 2017, 17.00 Uhr
Herforder Münster
8. HERFORDER CHORFESTTAGE
CHORKONZERT zum 500 jährigen Reformationsjubiläum
Mendelssohn: Reformationssinfonie;
Nicolai: Kirchliche Fest-Ouvertüre über “Ein feste Burg” op. 31;
Bruckner: Te Deum
Solisten; Herforder Münsterchor – Kantorei Bad Kissingen
Thüringen Philharmonie Gotha; Leitung: Stefan Kagl
(Vorverkauf ab 9.10.2017)
24.-26.1.2017 Konzertreise nach Bad Kissingen
Sonntag, 17. Dezember 2017, 19.00 Uhr
Herforder Münster
J.S. Bach: WEIHNACHTSORATORIUM
Julia Borchert, Sopran; Eike Tiedemann, Alt
Mario Tardivo, Tenor, Dieter Goffing, Bass
Kinder- und Jugendchor am Herforder Münster
Herforder Münsterchor; Philharmonisches Bachorchester
Leitung: Stefan Kagl (Vorverkauf ab 13.11.2017)
Montag, 25. Dezember 2017, 10.00 Uhr (1. Weihnachtsfeiertag)
Herforder Münster
KANTATENGOTTESDIENST
J.S. Bach: 1. Kantate aus dem Weihnachtsoratorium
Dienstag, 26. Dezember 2017, 10.00 Uhr (2. Weihnachtsfeiertag)
Herforder Münster
KANTATENGOTTESDIENST
J.S. Bach: 2. Kantate aus dem Weihnachtsoratorium