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H 20212 F hiltruper-missionare.de Oktober, November, Dezember 2019, Heft 4 Hiltruper Monatshefte

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H 20212 Fhiltruper-missionare.de

Oktober, November, Dezember 2019, Heft 4

Hiltruper Monatshefte

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Das Titelfoto stammt vom Kalender des Missionsärztlichen Instituts Würzburg. Maria Bextermöller kommentiert es:

„Eine afrikanische Lehrerin unterrichtet selbstbewusst und mit großer Freude ihre Schüler.Ich frage sie in Amadi/Kongo, warum sie die Kinder noch unterrichtet, obwohl sie schon sehr lange vom Staat nicht mehr bezahlt wird. Sie antwortet sehr einfach: „Ich bin dankbar, dass ich die Chance bekam, meine Ausbildung zu beenden. Gerne gebe ich mein Wissen weiter an unsere Kinder.“

Pater Hans Pittruff

Zur Erinnerung an Pater Manfred Simmich .................... S. 99

P. Jean Mermoz Eindrücke aus meiner Gemeindein Bourha/Kamerun .............. S. 103

Seelsorger verabschiedet ...... S. 105

Bea NygaGeht nicht? Gibts nicht ........... S.108

Hans PitruffPater Carl Laufer 50. Todestag ........................... S. 110

Pater Theo te Wierick100 Jahre holl. Provinz ............S. 112

Juliana TielkeIch schreibe eine Ikone ...........S. 115

Die Lebensweihekoreanischer Pianistin ...........S. 117

Das größere GegenüberGedichte von Uwe Kolbe ........S. 119

Pater Wilhem Schürmanngestorben ..................................S. 121

In der Mutterrolle ankommen .............................. S. 122

Doris NegerFreiwilliges Ordensjahr ......... S. 124

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…zur Erinnerung an P. Manfred Simmich MSC

Pater Norbert Becker würdigte den Mit-bruder in der Eucharistiefeier

Wir trauern um Manfred Simmich!Ich darf Sie und euch alle begrüßen und schon jetzt Danke sagen für euer Kommen.Wir trauern um den Herz-Jesu-Missionar Pater Manfred Simmich, und wir tun es voller Dankbarkeit: weil er mit uns lebte, für uns da war, weil er mit uns musi-zierte und sang, weil er mit uns betete und unzählige Gottesdienste feierte, weil er mit uns lachte, schwere Stunden aushielt, … weil er war, wie er nun mal war: Manfred, Pater Simmich, Manni. Es ist gut, dass wir als Christen Zeichen, Handlungen, Rituale und Symbole ken-nen, die einen solchen Abschied stützen und begleiten, die ausdrücken können, was so schwer in Worte zu fassen ist: deswegen in dieser Stunde die erinnern-den Gedanken, Musik und Lieder…, so wie es Manfred selbst so oft getan und verschenkt hatte.

Das Zeichen des Kreuzes erinnert uns stets an die Zuversicht, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, dass das Ende eines Menschenlebens der Anfang einer neuen Welt ist, die wir Himmel nennen.Es erinnert uns an das Geheimnis von Auferstehung – jenseits unseres Wissens und Verfügens...So lasst uns beginnen: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes!. . .Eine Stimme, die vielen von euch, von Ihnen vertraut war, schweigt für immer. Ein Mensch, der immer da war – zuletzt im Altenhilfe-Zentrum Haus Franziska –, ist nicht mehr unter uns.Durch die Jahre des beschwerlichen Alterns und Manfreds zunehmender Schwäche war der Tod durchaus eine Möglichkeit, wie das nun mal bei alten Menschen ist.Doch es fällt nun schwer, zu begreifen, womit wir als Mitbrüder, ihr als Ange-hörige, die vielen Weggefährten und Freunde irgendwann einmal rechnen mussten.

Jedes Sterben, jedes absolute Ende, hinter-lässt eine große Lücke, die einfach nicht zu füllen ist, von nichts und niemandem. Jede und jeder Mensch ist ein Original, eine einzigartige Kostbarkeit.Der zuletzt glückliche Schritt eines alten und kranken Menschen hin zu Gott läutet zugleich immer eine schwere Zeit für die ein, die zurück bleiben.

– 10. Mai 1933 geboren in Hamm-Herringen– 13. April 1955 Gelübde – 25. April 1960 Priesterweihe – Seit 1961 Lehrer und Erzieher in Hiltrup– 13 Jahre Superior der Ordensgemeinschaft in Hiltrup– Gestorben 29.August 2019 in Hiltrup– Eucharistiefeier und Beisetzung 6. September 2019

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Endgültiger Abschied tut immer weh und kostet Kraft...Wir dürfen uns aber an unsere österliche Hoffnung halten, dass Sterben und Tod niemals das endgültige ‚Aus‘ sind. Und wir tun es zusammen mit Manfred, der ein im besten Sinne frommer und Gott-verbundener Mensch war.Manfred ist bei Gott aufgehoben und geborgen, hat eine ewige Heimat bezogen. Er singt und musiziert im Kreis der Engel und himmlischen Herrscharen - da bin ich mir sicher. Alles, was er war, was ihn aus machte..., es ist gehalten, erlöst, ver-wandelt ... und in Gottes Freiheit gesetzt.Jede und jeder von euch hat Manfred auf ganz eigene und persönliche Weise gekannt, geliebt und geschätzt.Als Schüler in Homburg wurde ich auf Pater Simmich aufmerksam. Ich war damals – kurz vor dem Abitur – ent-schlossen, nach Hiltrup ins Noviziat zu gehen und erfuhr dann, dass da einer sein wird, der auch viel Musik macht.Und das war auch so.Uns verbinden viele Jahre gemeinsamen Musizierens und Singens, die Arbeit am Kardinal-von-Galen-Gymnasium, der Schulchor, die Aufführungen und Gottesdienste, die großen Fahrten und Unternehmungen, eine tiefe Freundschaft trotz des Altersunterschieds.Manfred war ein fleißiger Arbeiter und ansprechbar – in vielen Bereichen – und viele werden sich sehr sehr gerne erinnern:* an den Religions- und Musiklehrer, der Scharen von Schülerinnen und Schülern begleitet hatte,

* an den Kollegen, der noch weit nach der Schulübernahme durch das Bistum

Münster den Geist der Ordensgemein schaft am KvG mit verkörperte und am Leben hielt,* an den Mitbruder, der mit-prägend war für das spirituelle und liturgische Geschehen in der Hiltruper Kommnität, der Verantwortung übernahm und mit gestaltete, der in seiner für ihn zauber- haften bergenden Höhle aus unzähligen Heften, Noten, Büchern, Musikkassetten und später CDs … lebte – mit ein bisschen Platz auf dem Schreibtisch für die bis ins hohe Alter handgeschrie- benen Predigten und dem alten Sessel neben der Zimmertür, in dem er zum Lesen, Lauschen und Brevierbeten saß… (Ich bin sicher: Manfred war ein stiller und zutiefst gottvertrauender Beter.)* an den Zuhörer, der präsent war in Zeiten der Sorge und der Not,* an den Sänger, der solange es ging die oft anstrengenden Proben mehrerer Chöre besuchte und Konzerte mit gestaltete,* an den exzeltenten Flötisten, den Musikliebhaber und -kenner, den Flö- tenlehrer, den Chor-, Flötenkreis- und Orchesterleiter,* an den Seelsorger der KSJ-Jugendgruppe am KvG, der über viele Jahre mit ins Zeltlager fuhr,* an den Bruder, Onkel, Schwager ... mit gutem Kontakt zu seiner Familie (wenn ich mich recht erinnere, war mittwochs vormittags doch immer das Treffen zu Hause...)* an den Genießer von Geselligkeit und gutem Essen, den Liebhaber von Südtirol, wo er so gerne seinen Urlaub verbrachte: z.B. in Schenna ...,

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* an den väterlichen, geschwisterlichen Freund ... ich habe nie erlebt, dass Man- fred sich irgendwo in den Mittelpunkt oder Vordergrund gedrängt hat … nicht, dass er sich nicht hätte durchsetzen können ... (Er konnte auch schon mal laut werden und sehr deutlich zeigen, wenn er sauer war!) – er war doch eher zurückhaltend und bescheiden, brillierte dann aber durch seine angenehme Präsenz auf Augenhöhe, durch seine Güte und seine menschliche Wärme.Ich erinnere mich an ein Wort aus Schülermund auf die Frage, wie sich das Kind Gott denn vorstelle. Die Antwort: „Wie Pater Simmich, nur ohne Schuhe.“Wenn Manfred irgendwo zu Gast war, dann war er immer mehr als ein Gast; er war ein Geschenk. Er war großzügig und irgendwie immer bereit… Er litt unter dem Sprachfehler, sehr schlecht ‚Nein‘ sagen zu können… Aber gerade

dadurch war Manfred vielen Menschen so nahe und diente aus ganzem Herzen – durch und durch Herz-Jesu-Missionar. Kindtaufen, besondere Jubiläen, Hochzei-ten … Dafür war ihm an priesterlichem Dienst nichts zu viel.Ein paar Worte aus einem facebook-Kommentar zu meiner Information, dass Manfred gestorben sei, sind bezeichnend für Mannis Wirken. Da war zu lesen: „Ein wunderbarer Mann. Wir werden nie vergessen, wie er uns die Trauung „gerettet“ hat. Weltklasse.“Von Manfred habe ich auch gelernt, wie ich mit Blick auf die Menschen und ihre Bedürfnisse das ganze Regelwerk unserer Kirche auch mal sehr weit nach hinten schieben kann, um das zu tun oder zu sagen, was Not-wendig ist. Dafür bin ich ihm dankbar.Manfred war ein großer Geber und er hat vielleicht in manchen Situationen

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viel zu wenig auf sich selbst geachtet. Er war vernetzt, bekannt, geschätzt und beliebt… war im besten Sinn ein Aushängeschild unserer Gemeinschaft – besonders in Hiltrup.Und in der Erinnerung wird er das auch bleiben. Das, was Manfred Simmich im Letzten ausgemacht hat, das geheim-nisvolle „Innere“, das wir Menschen oft „Seele“ nennen, es ist aufgehoben bei Gott.Manfred war ein tiefgläubiger Mensch. Vielleicht hatte er in schweren Stunden seines Lebens mehr und anders mit Gott

Das eigens zu Maria Himmelfahrt ein-studierte Musical „Mutter Maria“ des Chores „Kreuz und quer“ hat Begeiste-rungsstürme ausgelöst. Chorleiterin Elke Bienert hatte die Idee, ein neues Musical über das Leben Marias zu verfassen. Dazu wählte sie Stücke aus dem Lied-werk des Autors und Komponisten Pater Norbert M. Becker MSC. Doris Köpcke ergänzte Sprechtexte als Überleitung

gesprochen, als wir das wahrnehmen oder wissen konnten (?)Ein großer Mensch hat seinen Weg been-det und ist von uns gegangen.Wir nehmen Abschied und dürfen Pater Manfred Simmich Gott anvertrauen, dürfen ihn aus der Hand geben – sehr dankbar, dass wir mit ihm leben und das Leben teilen durften.Stimmen wir ein in das Lied „Gott, wir vertraun dir diesen Menschen an.“

(GL 506)

Musical „Mutter Maria“

in Warendorf uraufgeführt

zu den Liedtexten. Pater Norbert war begeistert von der Vorlage. Nach mona-telangen Proben fand die Aufführung am großen Marienfest Warendorfs in der Marienkirche statt.Die Tageszeitung „Die Glocke“ berich-tete über das Ereignis unter dem Titel „Mutter Maria - nie so aktuell wie hier und heute“.(22. August 2019)

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P. Jean Mermoz MSCEindrücke aus meiner GemeindeChrist König in Bourha/Kamerun

Ich heiße Jean Mermoz, bin Herz-Jesu-Missionar und seit zwei Jahren Priester. Beim Besuch von Freunden in Hiltrup traf ich Pater Pittruff, der mich bat, Ihnen von meiner Seelsorge als Dorfpastor zu erzählen.

GemeindeZunächst einige Zahlen: Im letzten Jahr habe ich 65 Menschen getauft, 40 Kinder gingen zur Erstkommunion, 32 Lutheraner konvertierten. Ich habe nur bei drei Hochzeiten assistiert, weil in unserer Kultur die Verlobung als Heirat gilt. Dazu kommt, dass viele Moslems mehrere Frauen haben und das manche Katholiken auch praktizieren.Zwei Projekte habe ich begonnen: ich habe einen kleinen Kinderchor gegründet und übe mit ihnen Lieder, besonders für die Gottesdienste.Dann habe ich ein altes Schulgebäude notdürftig herrichten lassen. Die Eltern der Kinder haben die Schuluniformen genäht, die Vorschrift sind. Da wir keine Lehrer bezahlen können, habe ich Stu-denten engagiert, die kein Geld für ein Studium haben. Sie unterrichten nun die Kinder, das klappt gut.Wir leben in einer trockenen Berggegend. Die Leute leben von Landwirtschaft, Viehzucht und kleinen Geschäften. Darum sind die finanziellen Beiträge für

die kirchlichen Aufgaben sehr niedrig.Ich besuche die Familien und lerne ihre täglichen Freuden, Sorgen und Nöte kennen. Weil sie kaum Bargeld besitzen, versuchen sie alles mit Naturalien zu bezahlen. So kommt eine Mutter, deren Tochter krank ist, und bittet mich ihr zu helfen und den Aufenthalt im Kran-kenhaus zu bezahlen. Dafür schenkt sie mir eine Ziege! Die meisten Bewohner sind Moslems, ein Teil Christen und viele Anhänger der Naturreligion (Animisten). Bedrohung durch Islamisten Seit der Terrorakte von Boko Haram ist unser Ort Bourha zum Zufluchtsort für

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viele Flüchtlinge aus Nigeria geworden, weil wir nahe der Grenze liegen. Diese Flüchtlinge verlangen unsere Hilfe und christliche Betreuung, sind aber auch eine große Belastung für die armen Leute.

Begleitung der Jugendlichen Mehr als die Hälfte unserer Einwohner sind unter 20 Jahre. Viele haben keine Schulbildung, im moslemischen Kontext bleiben die Mädchen zu Hause. Viele sind stark beeinflusst durch die moder-nen Medien und streben nach einem besseren Leben in der Stadt. Besondere Notlagen entstehen durch ungewollte Schwangerschaften, Abtreibungen, Aids und Hepatitis, Bandenwesen, Einfluss

von Boko Haram, die leicht Mitglieder finden, die sie bezahlen, Arbeitslo-sigkeit und Analphabetentum. Diese Jugendlichen bilden eine große Chance für die Zukunft. Aber sie sind so leicht zu beeinflussen und in Gefahr einen falschen Weg einzuschlagen. Und wir können ihnen konkret wenig bieten.

Unsere Gemeinde ist sehr angesehen im öffentlichen Leben. Wir versuchen allen zu helfen, die uns brauchen, ohne Ansehen der Person, Religion, Stammes-zugehörigkeit usw. Um Kinder und Jugendliche fortzubilden brauchen wir einige Computer, Schulbü-cher, ein E-Piano und einen Projektor.

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Seelsorger verabschiedet

Nach 23 Jahren als Seelsorger für die Hiltruper Schwestern im Mutterhaus wurde Pater Stefan Radermacher MSC am 11. August verabschiedet. Am 16. August wurde er 87 Jahre!

Im Mutterhaus feierte Pater Radermacher im Wechsel mit den Mitbrüdern täglich die Eucharistie. Eine gut gestaltete, ansprechende Liturgie mit genügend Stille war ihm immer ein Herzensanlie-gen. Zu seinen Aufgaben gehörten auch Andachten, Gedenktage, Jubiläen und andere besondere Gottesdienste, z. B. jeden Monat für die Heimbewohner von Haus Franziska. Für viele Schwestern hat er die Totenmesse gefeiert und sie auf

dem Friedhof „Hohe Ward“ beerdigt. Den Schwerpunkt seines täglichen Dienstes bildeten zunehmend die Besuche der alten und kranken Schwestern und Mitbrüder im Mutterhaus, Haus Maria und Haus Franziska. Mit großer Ausdauer, Geduld und feinfühligem Verständnis ging er von Zimmer zu Zimmer und hatte für alle ein offenes Ohr und Herz.

Die Abschiedsmesse, an der auch Pater Provinzial Dr. Martin Kleer und Pater Superior Klaus Gräve teilnahmen, feierte Pater Radermacher mit den Schwestern. Anschließend bedankten sie sich mt Geschenken und musikalischen Beiträ-gen, u.a. einem indischen Tanz.

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Seelsorger in Bitterfeld-Wolfen

Pater Fritz Biermann Nach dem Zusammenbruch des Kom-munismus im Osten Deutschlands und den anderen Ländern bat die Deutsche Bischofskonferenz alle Ordensgemein-schaften, MitgliederInnen in die neuen Bundesländer zu senden.Pater Klaus Gräve und Pater Bernhard Trilling wirkten als Seelsorger in Leipzig. 1997 schickte der Orden mich in das neugegründete Pfarrgebiet Edith Stein nach Wolfen. Dort wurde gerade das neue Zentrum aufgebaut. Meine Aufgabe war nach der Meinung des Bischofs Leo Nowak“ missionarische Initiativen zu ergreifen“ . So fing ich unter der Leitung von Pfarrer Markus Lorek an mit Gruppenfahrten in vier Etappen zu den Lebensstationen der neuen Pfarrpatronin Edith Stein:1. Breslau, Geburtsort von Doktor Edith Stein und Auschwitz-Birkenau (Sterbeort)2. Bad Bergzabern (Taufort), Freiburg und Speyer.

3. Münster, Dozentin in der Nazizeit, Köln -Eintritt in den Orden der Karmelitinnen und Zufluchtsort in den Niederlanden (Echt)4. Wallfahrt nach Westerbork (Ort der Deportation)Weiter engagierte ich mich in Bibel-kreisen.Großen Wert legte er auf die Kontakte mit allen Frauen und Männern, die aufgrund von Krankheit und Alter nicht mehr an den Gemeindeveranstaltungen teilnehmen konnten.

Pater Manfred RidilNach über 30 Jahren als Musiklehrer am Gymnasium Johanneum in Homburg /Saar kam ich 2003 nach Wolfen.Auf den Osten habe ich mich als Pensi-onär besonders gefreut; einmal, weil er an meine schlesische Heimat erinnert, zweitens, weil ich gern mit Pater Bier-mann zusammenarbeiten wollte, den ich von der Gymnasialzeit in Hiltrup sehr schätzen gelernt hatte. Ein wenig Unternehmergeist war natürlich auch dabei. Ein liebenswerter Kreis von Pfar-

Links Pater Biermann, rechts Pater Ridil

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rern nahm uns mitbrüderlich auf. Die Zusammenarbeit mit ihnen sollte uns viel Freude bringen. Fritz nahm mich mit zu den Gemeinden und zeigte mir anfangs viel von Sachsen-Anhalt. Eine große Überraschung waren in beiden Kirchen der Pfarrei die wunderschönen Orgeln, jede mit einem Krummhorn, meinem Lieblingsregister. Ich sehe im Orgelspiel eine besondere Art der Seelsorge, und die Gläubigen bestätigen mir das auch. Eine besondere Freude bereitet mir bis heute der Dienst in der Gemeinde am Altar und im Beichtstuhl. Anfangs wurde ich von den Mitbrüdern im Pfarrdienst auch gelegentlich zu Religionsstunden geladen. Eines tat weh, wenn man in Homburg jeden Tag hundert Schüler um sich hatte in Schule , Jugendarbeit und Musik, und kommt dann in eine „Stadt ohne Kinder“. Die jungen Leute ziehen ja bis auf den heutigen Tag in den Westen, um Arbeit zu finden. Wenngleich mir die Gottesdienst-Besucher, Kinder, Jugendliche und Erwachsene nach jeder Hl. Messe liebe Worte des Dankes sagten – eine Frau kam ans Auto: „Mein Mann und ich gehen nach Ihrer Messe immer so froh nach Hause“- so hatte ich mit meinem Orgel-Unterricht recht mäßigen Erfolg: von etlichen Inte-ressenten hielt nur eine Schwester aus Ozeanien durch; sie komponiert, singt, dirigiert und spielt Orgel und Klavier; sie könnte eine Musikschule in ihrem Land aufmachen.Als Musicus wurde ich natürlich zur Chormusik gebeten. An allen sechs Chören bin ich gescheitert. „Zu anspruchsvoll!“ wurde geklagt, dabei wollten sie alle nur

ihre alten Lieder singen.Nun scheiden Pater Biermann und ich aus diesem schönen Land mit so zahlreichen kul-turellen Schätzen. Wir freuen uns auf Hiltrup, den Ort unserer „Jugendstreiche“, besonders auf unsere Mitbrüder.

Münster-Wolbeck

Pater Theo Vogelpoth wird 80 Jahre und beendet die Seelsorge in seiner Heimatgemeinde Wolbeck. Nach der Rückkehr aus der Mission im Erzbistum Rabaul arbeitete er in der Gemeinde St. Bernhard in Angelmodde-West, in den letzten Jahren in der Gemeinde St. Niko-laus in Wolbeck. Er pflegte dort besonders Traditionen wie die Gottesdienste in der wieder erbauten Antonius-Kapelle und betreute die Achatius-Bruderschaft.

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Bea Nyga

GEHT NICHT? GIBTS NICHT!

Singen macht Spaß und verbindet Men-schen über Grenzen hinweg. Singen lässt Alltagssorgen vergessen und trainiert die Bauchmuskulatur. Singen erfrischt, macht frei und glücklich. – Diese Erfah-rungen habe ich bei meinen Singetagen und Sing-Workshops in den vergangenen 30 Jahren immer wieder gemacht: Egal ob alt oder jung, Frauen oder Männer, schwarz oder weiß, krank oder gesund, alle singen gern!

Besonders viel musikalischen und kre-ativen Ehrgeiz entwickle ich, wenn es in verschiedenen norddeutschen Städ-ten wie Vechta oder Cloppenburg oder Flensburg wieder heißt: GEHT NICHT?

GIBTS NICHT! - Musikworkkshop mit Bea.Denn dann laden berufsbildende Schulen ihre eigenen Schüler*innen und Menschen mit Behinderung aus den benachbarten Einrichtungen und Förderschulen zu einer 3-tägigen Sing- und Rhythmus-Begegnungsaktion ein, die mit einem öffentlichen Konzert endet. Viele von den Teilnehmer*innen mit Behinderung kenne ich schon, das Wiedersehen ist dann bereits der Beginn einer großar-tigen Zeit mit viel Gefühl, Spaß und innerer und äußerer Bewegung. „Sag mir deinen Namen“ ist unser erstes Lied im Boogie-Woogie-Stil, bei dem alle ein-zeln ihre Namen sagen. Die erste große Herausforderung. Nicht alle haben den Mut, in einer neu zusammengewürfelten Gruppe von 60 Menschen zu sprechen, und manche können nur mit ganz viel „Anlauf“ ihre teils komplizierten Vorna-men sagen. Mit Geduld und Anfeuern schaffen es am Ende alle und freuen sich über den lustigen Song, den flotten Rhythmus und über ihren Mut.

Nächster Schritt: Ein Lied, bei dem man richtig mit jemand Fremden in Kontakt kommt. Es heißt: „Von Mensch zu Mensch eine Brücke baun, einander tief in die Augen schaun. In jedem Menschen das Gute sehn und nicht an ihm vorübergehn.“ Wir singen diesen Vers und erfinden Bewegungen wie Brückebauen mit den Armen, sich wirklich tief in die Augen

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schauen etc. Es beginnt ein erstes Paar, alle singen mit. Wenn ein Durchgang des Liedes beendet ist, trennt sich das Paar, und jeder sucht sich eine(n) neuen Partner*in usw. Am Ende tanzen alle und singen immer lauter mit...die Stimmung steigt, hoffentlich klingt mein Piano laut genug...

Ein aktuelles Thema ist immer die LIEBE. Irgendjemand ist immer gerade in irgend-jemanden verliebt. Diesmal Marvin in Melanie. Beide sind 19 Jahre jung und haben Down-Syndrom. Sie kauern immer zusammen, halten Händchen, küssen sich, kichern und lassen sich auch mit meinen süßesten Singeinladungsworten nicht aus ihrem Verliebtheitskonzept bringen. Erst als ich sie zum Paar der Woche küre, der Applaus der anderen nicht enden will und sie sich als Preis ein Lied wünschen dürfen, nehmen sie wieder Anteil am Gruppengeschehen. Und als Lied wünschen sie sich: „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ von DJ Ötzi. Wie gut, dass ich mir diesen Song

daheim noch einmal auf Youtube ange-hört hatte, Schlager sind immer noch oder wieder in. Ich persönlich muss das ja nicht verstehen... Und wenn Marvin und Melanie das Stern-Lied singen und sich dabei ansehen und umarmen, klingt es für mich schöner als alle Mozartarien zusammen, denn für sie ist jedes Wort nichts als die reine Wahrheit.

So vergehen unsere Workshop-Tage wie im Flug. Das Konzert am Ende ist jedes Mal ein Riesenerfolg – mit ganz viel Lampenfieber zu Beginn und einem leckeren Eis für alle als Dankeschön! Ach, könnten Sie, Leserinnen und Leser, dieses Spektakel nur ein einziges Mal miterleben...so viel Lebensfreude und Begeisterung lädt alle inneren Akkus im Nu wieder auf!

Wenn Sie Interesse an Liedern aus dieser musikalischen Arbeit haben, schreiben Sie mir eine Nachricht an [email protected] Ich stelle Ihnen gern kostenlos Material zur Verfügung.

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P. Hans Pittruff

Pater Carl Laufer / 50. Todestag

Carl Laufer wurde am 13. März 1904 in Güsten/Anhalt geborenAm 12. Juli 1922 legte er die Gelübde abAm 10. August 1928 empfing er die PriesterweiheAm 12. Oktober 1929 reiste er in das Apostolische Vikariat Rabaulauf der Insel New Britain. Er übernahm auf der Gazelle-Halbinsel die Station Rakunai und lebte im Stamm der Tolai.Von 1942-1945 lebte er mit fast allen Mis-sionaren im Internierungslager Ramale unter japanischer Besatzung.Dort lehrte er den späteren Erzbischof Johannes Höhne die Tolaisprache.1951 wurde er Pfarrer von Vunavavar.

Aus Gesundheitsgründen musste er 1955 nach Deutschland zurückkehren.Von 1959 bis 1969 lehrte er an der Ordens-hochschule in Oeventrop Ethnologie, Religions-und Missionswissenschaft.Von Anfang an forschte er auf vielen Gebieten und verfasste 160 Artikel, die in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen, besonders dem „Anthropos“. Er war Mitglied verschiedener wissen-schaftlicher Gesellschaften in Australien, England und der Schweiz.

Eine Auswahl aus seinen Beiträgen– Religiöse Wahnideen unter Naturvölkern Rigenmucha, das Höchste Wesen der Baining– Die Taulil und ihre Sprache auf Neubritannien– Erstgeburtsfeiern auf dem westlichen Neubritannien– Die Mitarbeit der Eingeborenen beim Aufbau eines christlichen Gemeindelebens– Das Wesen des Menschen im Denken der Gunantuna – Jugendinitiation und Sakraltänze der Baining– Das „Schöpferwort“ in der Mythologie einiger Südseestämme – Jagdzauber der GunantunaCarl Laufer, Missionar und Ethnologe auf Neu-Guinea, Hsgb. H. Janssen, J. Sterly, K. Wittkemper – Freiburg, Herder-Verlag 1975

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Carl Laufer hatte keine akademische Ausbildung und war kein Wissenschaftler, sondern als Seelsorger und Missionar war er offen für das Leben, Denken, die Vorstellungen und Gefühle der Menschen. Seine Einstellung hat der Afrikamis-sionar J.V. Taylor treffend formuliert: „Wenn wir einem Menschen begegnen, gleich welcher Religion oder Rasse, dann müssen wir im Geiste unsere Schuhe ausziehen. Denn bevor wir kamen, war Gott schon da.“ Ein Beispiel: Der Tumbuan ist ein Zeichen des Geheimbundes für Macht über Leben und Tod, Rache und Vernichtung des Gegners. Pater Laufer wurde Mitglied des Tumbuan und der Geheimgesellschaft. Er baute seinen eigenen Tumbuan. Mit dieser Maske zog er im Tumbuanmonat Mai von Dorf zu Dorf, Viele nahmen ihm das übel, nur wenige zeigten Verständnis. Heute wer-den die Masken bei Tänzen und Festen getragen, haben aber nicht mehr die bedrohliche Bedeutung.

In den Tänzen werden die Ahnen lebendig.

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Pater Theo te Wierik, Provinzial

100 Jahre niederländische MSC Provinz

„Verlieren Sie sich nicht in der Vergan-genheit...“ Das ist etwas, was wir zu Beginn von '100 Jahre Niederländische MSC-Provinz' sicherlich nicht wollten. Wir, Schwestern, Brüder und MSC-Laien werden uns nicht in der Vergangenheit einschließen – aus Angst, uns der Gegen-wart stellen zu müssen. Was wir zeigen wollten, war, dass wir sehr dankbar sind, die noch auf dem aufbauen können, was unsere Mitschwestern und Brüder für uns geleistet haben. Sie und wir sind den Worten Jesu gefolgt: „Geht hinaus

in alle Welt“ ...sogar in die entlegensten Winkel unseres eigenen Landes! Wir singen es in unserer Liturgie und wir, die weltweite Chevalier-Familie, haben es mit vielen anderen möglich gemacht. Wir machen das immer noch jeden Tag.Neue Provinzen sind entstanden. Wir sind inzwischen Großeltern geworden. Mitschwestern und Brüder sind in ihren eigenen Ländern geblieben, um die Arbeit anderer zu ermöglichen. Jetzt, da wir alt geworden sind und langsam an die Grenze des Lebens kommen, schauen

Die Pfeile zeigen die ehemaligen Missionsgebiete

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wir glücklich auf das zurück, was wir gut gemacht haben, wie ein Journalist zu uns sagte: „Du stehst für so viel, was du Gutes getan hast. Zeige das! Zeige allen, dass es noch möglich ist, aus dem Mausoleum zu kommen!“ Aber es gab noch einen weiteren Grund, sich an diesen Jahrestag zu erinnern.Und das deshalb, weil wir, so alt wie wir sind, in euch Anhänger suchen, welche die Hoffnung auf eine neue Zukunft am Leben erhalten. Eine Zukunft, in der Gottes Name mit Ehrfurcht erwähnt werden kann. Wo Menschen sich um einander kümmern. – weltweit... Wo sie sich auch um unsere Erde kümmern, die von so viel Gewalt belastet wird. Wo es wieder ein „Herz“ für Gott, für einander und diese Erde gibt. Eine ganze Woche war für dieses Jubiläum vorgesehen. Die Woche begann mit der Eröffnung

der Fotoausstellung. Wir versammelten uns in einer voll besetzten Kapelle. Über 600 Familienmitglieder, Freunde und Bekannte besuchten die Ausstellung, die einen guten Überblick über Leben und Werk von MSC, FDNSC und Che-valier - Laien gab.

Am Fest Mariä Himmelfahrt (Donners-tag, 15. August) leitete unser Bischof die Eucharistiefeier in der Kapelle der Mut-tergottes, in der unser Chor von Schwes-tern und Brüdern sang. Der emeritierte Bischof von Manado, Bischof Suwatan, sowie die Provinziäle und Mitglieder des Generalrats konzelebrierten. Das Fest endete mit einem von unserem eigenen Küchenpersonal zubereiteten Buffet.Wenn wir zurückblicken, können wir sagen, dass es ein wunderbares Fest war – durch das große Engagement aller

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unserer Mitarbeiter und Freiwilligen, für die nichts zu viel war. Alles Lob für sie!

Die holländischen MSC können auf eine großartige Geschichte zurückblicken. Sie hatten lange die meisten Mitglieder der europäischen Länder. Ihre früheren Missionsgebiete sind heute blühende Provinzen: Indonesien, Philippinen, Brasilien. Leider gibt es aber auch in den Niederlanden seit Jahrzehnten keinen Ordensnachwuchs und die Mitglieder sind alt: 29 Priester und 9 Brüder leben in drei Häusern, die größte Gemeinschaft in Tilburg zusammen mit den Töchtern Unserer Lieben Frau.Nach der Vertreibung aus Frankreich kamen die MSC 1880 nach Holland. 1890 bauten sie das große Missionshaus in Tilburg, aus dem 700 Missionare her-vorgegangen sind! (Redaktion)

Canisianerbruder Jochen Rickhei lebt seit Jahren im Rollstuhl. In seiner Fantasie hat er sich in den Himmel erhoben und schaut auf die Stadt Münster.

Festgottesdienstin der Kapelle in Tilburg

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Im Karmeliterkloster Zenderen (Holland) waren wir acht Personen aus verschie-denen holländischen Provinzen, dazu 2 Patres aus dem Kloster und ich aus Dortmund. Unsere Leiterin war Jose van Sante, eine erfahrene Ikonenschreiberin.Mit großer Ruhe und Geduld ging sie auf alle Fragen ein. Den unerfahrenen und ängstlichen Teilnehmern wie mir half sie auch praktisch, um Fehler zu korri-gieren. Nach dem Frühstück begannen wir mit einem griechischen Morgenlied zur Ehre Gottes. Am 1. Tag wurde das Transparent auf den Holzblock aufgelegt, mit Tuschepapier unterlegt und aufge-zeichnet. Dann folgten Erklärungen zur Farbe und Farbmischungen.

Juliana TielkeIch schreibe eine Ikone

Wir arbeiteten nach der Griechisch-Orthodoxen Methode.Es sind pure Farben, die mit Ei-Tempera (Eigelb) gemischt werden. Die eigentliche Meditation der Ikonenmalerei beginnt schon mit der richtigen Farbmischung. Hierbei sollte nicht gesprochen werden. Das Malen geht immer aus dem Dunkel ins Helle z. B. Schwarz u. Rot ergibt dunkelrot. Die vielen kleinen einzelnen Schritte, die zur Vollendung einer Ikone führen, können hier nicht alle aufgeführt werden. Ich als Anfängerin wünschte die Ikone Maria zu malen, das geht wohl.Sie hat nicht viele verschiedene Farben. Stimmt nicht, besser sofort genau hin-gucken. Eine ruhige Hand und ein gutes Auge, sowie die innere Ruhe müssen von mir Besitz ergreifen, was mir vorher nicht bewusst war. Mehrere Male sagte ich laut, es geht nicht, ich will es nicht mehr. Es kam dann eine helfende Stimme, die sagte, denke lieber wie schaffe ich es.Da merkte ich meine eigne innere Unzu-friedenheit, die fragte: „warum malst du sie?” Ich schaute ihr Abbild an, das vor mir lag. Ich wurde ruhiger, denn auch ihr Weg ging in eine unbekannte Zukunft wie der Meine nun auch. Nun, Maria, zum Abschluss des Tages bist du mir mit Hilfe von Jose doch gelungen, darauf bin stolz! Das Ikonenschreiben ist für mich eine besonders hilfreiche Art meditieren zu lernen, da Ruhe und Denken eingeübt werden.

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SalzburgPater Andreas Steiner (70) wurde auf dem Provinzkapitel der Süddeutsch- Österreichischen Provinz für eine dritte Amtszeit wiedergewählt.

WeilheimSchwester Anita Leipold (45) wurde zur Regionalleiterin der Missionarinnen Christi gewählt.

Pemba-Mosambik

Für die Opfer des Hurrikans Kenneth auf Mosambik, wo unsere Mitbrüder seit einiger Zeit eine Gemeinde übernommen haben, hat die Ordensgemeinschaft zu Spenden aufgerufen. 40.000 Euro sind eingegangen.

Issoudun–FrankreichAm 7. September fand in Issoudun, dem Gründungsort unserer Gemeinschaft, ein besonderes Jubiläum statt.150 Jahre kommen die Menschen zur Großen Wallfahrt Unserer Lieben Frau vom heiligsten Herzen Jesu. Unser Gründer Pater Jules Chevalier hat Maria diesen neuen Titel gegeben und mit Erlaubnis des Bischofs von Bourges die Verehrung und Wallfahrt begründet. Er ließ auch die Basilika bauen und krönte verschiedene Statuen, u. a. in Sittard /Holland. Viele Christen in aller Welt verehren seit-dem Unsere Liebe Frau vom hlst. Herzen Jesu und beten täglich das Gedenke.

An vielen Orten gibt es Statuen und Bilder – von Kanada bis Vietnam.Die Festmesse in Issoudun leitete der neue Erzbischof von Bourges Jerome Beau.

NottulnDer verstorbene Bruder Hermann Frye stammt aus Nottuln bei Münster. Vor dem Eintritt ins Kloster hat er sich stark in der DJK engagiert. Auf ihren Vorschlag wird nun eine Straße in Nottuln nach ihm benannt. In Oberhausen-Osterfeld, wo er die Sozialstation leitete, trägt schon eine Straße seinen Namen.

SüdkoreaIn Südkorea tagte die Generalkonferenz der Ordensgemeinschaft. Unser Provinzial Pater Dr. Martin Kleer nahm daran teil.

AustralienPater Peter Malone, international aner-kannter Filmfachmann, hat ein Buch veröffentlicht unter dem Titel: Screen Priests. Darin beschreibt er die Rollen von Priestern in Filmen von 1900 bis 2018. Pater Adrian Meaney ist gestorben. 20 Jahre hat er mit großem Geschick Förderer geworben und Geldquellen erschlossen. Mit 20 Millionen Dollar hat er Projekte in verschiedenen Ländern verwirklicht, besonders in der Wasser-aufbereitung, im Gesundheitswesen und der Förderung armer Kinder.

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Schwester Joanna Jimin Lee ist Kore-anerin. Sie hat in Wien Musik studiert. Dort lernte sie die Missionarinnen Christi kennen. Heute gibt sie als Pianistin Musikunterricht und Konzerte.Am 28. April 2019 hat sie sich zusammen mit Schwester Arlette Reichel in der St. Ignatius Kirche München durch die Lebensweihe endgültig an die Gemein-schaft gebunden. Den Gottesdienst leitete Bruder Andreas Knapp, unter den Anwesenden war auch der Heimatbischof von Sr. Lee Yik Chang. Auf die Frage nach drei Wünschen für das Ordensleben antwortet sie: „Ich würde mir als erstes wünschen, dass Männer und Frauen mit der Sehnsucht nach einem Leben mit und für Gott einen für sie passenden Ort finden können. Der zweite Wunsch

Lebensweihe koreanischer Pianistin

wäre, dass unsere schwindende Zahl als Ordensfrauen nicht uns selber lähmt.Und drittens wünsche ich, dass wir mehr danach fragen, wie Gott durch uns wirken will und weniger die Frage in den Vordergrund stellen, wer wir sind in der Gesellschaft.“ Als Unterstützung durch die anderen wünscht sie sich: „Wenn sie mitziehen am selben Strang, dann bedeutet das Reich Gottes. Alle können aus der Frohen Botschaft leben, sie weitergeben und sich austauschen.Außerdem können sie beten für mich und für Menschen, zu denen ich gesandt bin: junge Musikerinnen, junge Erwachsene auf der Suche nach ihrem Platz, Zuhö-rerInnen meiner Auftritte…“

Kontinente Sept./Oktober 2019, Seite VIII.

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SIEGER KÖDER, MOSES VOR DEM BRENNENDEN DORNBUSCH

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1957 in Ost-Berlin geboren, nach Schreib- und Publikationsverbot emigriert er in den Westen. Stipendium der Villa Massimo in Rom,1997 „Leiter des Studio und Theater“ der Universität Tübingen, seit 2017 lebt er in Dresden. Die lyrischen Suchbewe-gungen des Dichters tragen ihn und die Leser bis ins „Gehäuse der Lieder“ – zu den Psalmen. 2017 gab Uwe Kolbe ein Buch heraus mit dem Titel „Psalmen“. Ihm stellt er ein Wort von Michel de Montaigne voraus:„Hätten wir nur so viel Glauben wie ein Senfkorn, würden wir Berge versetzen ,sagt die Heilige Schrift; unsere Hand-lungen, von der Gottheit begleitet und geführt, wären dann nicht lediglich menschliches Tun, sondern ihnen eig-nete wie unserem Glauben etwas von den Wundern…“

Der letzte dieser Psalmen ist adressiert „AN DICH“:Du hast mich gemacht,du kannst mich zerstören.Du hast mich aufgemacht,du kannst mich wieder schließen.Es gibt nichts zu murren,nicht dass du das meinst.Lass nur den Weg mich, der noch bleibt,an deiner Hand zu Ende gehen.

In die Betrachtungen und Erfahrungen des Lebens bezieht er den Tod mit ein, als Ende des Weges. Er will ihn nicht

Das größere Gegenüber –Gedichte von Uwe Kolbe

allein bestehen, sondern bittet um „deine Hand“.

In einem anderen Psalm, den er „NACHT“ nennt, bittet Uwe Kolbe um ein friedli-ches Ende:Auch wenn ich schon das große Schlossder Nacht betrete,schlägt noch mein Herz,dass ich noch bete,es möge eines Tages friedlich stille stehen.Noch kann ich`s nicht,doch lass mich, wenn es Zeit ist,friedlich gehen. Im folgenden Gedicht ist der überra-schende Überschlag von der Rede über Gott in die Rede zu Gott zu beobachten

Das Lied ohne Gott ist tonlos,es langweilt sich bei sich selbst,und seine Sänger schlafen ein.Dem Lied ohne Gott fehlt Gott,das Geistlose hat keinen Geist.Mein eigenes Schwadronieren,gottloses Wort, das ich sagte,betrog all jene, die hörten.Ich fand mich wohl tollin meiner schwarzen Weste,den Fleck meiner Sehnsucht,von der mein Gesang ging,ein sprachloses Sprechen,ein Fragen, von Anfang an hohl.Das Lied ohne dich ist tonlos,Herr, dies ist mein Psalm.

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Otto Schittler, Heimleiter

Birkeneck: Ein neues Zuhause für die Jugendlichen

Am 11. Juli 2019 wurden vier neue Gruppenhäuser für acht heilpädagogi-sche und sozialtherapeutische Gruppen eingeweiht.

Bischof Bernhard Haßlberger zele- brierte einen Dankgottesdienst, der vom Pastoralkreis des Jugendwerkes festlich gestaltet wurde. Anschließend erfolgte die Segnung der Häuser.

Danach versammelten sich die Festgäste mit den Kindern und Jugendlichen von Birkeneck zu einer Feierstunde und zu einem gemeinsamen Mittagessen im Festsaal.

Die neuen Häuser bieten Einzelzimmer mit Dusche und WC, Therapiezimmer,Gruppenräume, Aktivräume, Küche usw. und entsprechen vor allem den inhaltlichen Erfordernissen einer zeit-gemäßen Gruppenpädagogik und den legitimen Wünschen junger Menschen an ihre Wohnung. Mit der Investition von 11,5 Millionen Euro zeigen das Jugendwerk und ihr Gesellschafter, die Provinz der Herz-Jesu-Missionare, dass sie auch künftig den gesellschaftlichen Herausforderungen im Bereich der stationären Jugendhilfe mit hohem Einsatzbegegnen.

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Pater Wilhelm SchürmannPater Schürmann wurde geboren am 10. Oktober 1933 in Bottrop. Ab 1948 besuchte er unsere Schule in Hiltrup und wohnte im Internat. 1955 ging er ins Noviziat nach Vussem und legte am 13. Mai 1956 die Erste Profess ab. In Oeventrop studierte er Philosophie und Theologie und empfing am 9. April 1961 die Priesterweihe.

1963 reiste er in die Mission nach Neu-guinea. Sein erstes Arbeitsfeld war die neu errichtete Station Sara an der Süd-küste. Von 1969 bis 1975 war er Pfarrer in Malmal/ Pomio. Ab 1975 leitete er die Pfarrei in Vunapope und war im Auftrag des Erzbistums Rabaul verantwortlich für das Gesundheitswesen. Von 1990 bis 1996 war er Superior und errichtete das MSC- Zentrum in Vunapope. Ab 1996 war Pater Schürmann Seelsorger für die Gemeinde Vunavavar. 2011 feierte er das Goldene Priesterjubiläum in Vunapope. Anschließend kehrte er nach Deutschland zurück und lebte in der Kommunität in Hiltrup. Seit 2016 wurde er im Altenhil-fezentrum „Haus Franziska“ betreut.1968 produzierte der NDR eine Serie über verschiedene Missionsgebiete unter dem Titel „Pioniere und Abenteurer“. Pater Schürmann begleitete das Team kundig über die ganze Insel New Britain. Wir sagen ihm Dank auch im Namen der vielen Menschen, die er als Priester begleitet hat.

Wir feierten die Eucharistie für P. Wil-helm Schürmann am Donnerstag, dem 25. Juli 2019, um 11.00 Uhr in der Kapelle des Missionshauses, Am Klosterwald 40 in Münster-Hiltrup. Anschließend erfolgte die Beisetzung auf unserem Klosterfriedhof.

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Katholische Arbeitsgemeinschaft Müttergenesung

In der Mutterrolle ankommenMit dem ersten Kind ändert sich das Leben – und die Belastung.

Kurze Nächte, kaum noch Pausen und immer die Sorgen, nicht alles richtig zu machen – die ersten Monate mitBaby sind für viele Mütter eine echte Belastungsprobe. Doch wenn die eigenen Bedürfnisse dauerhaft zu kurz kommen, entstehen Stress und Hektik. Die völlige Erschöpfung ist vorprogrammiert.Damit es dazu nicht kommt, bieten spezialisierte Mutter-Kind-Kliniken Vor-sorge- und Rehamaßnahmen bereits für Mütter mit Babys ab sechs Monaten an.

Die ersten zwölf Monate mit Baby sind für die meisten Eltern herausfordernd. Das Neugeborene prägt den Tag und die Nacht: Trink- und Essgewohnheiten, Ent-wicklungsphasen, Schlaf-Rhythmus,erste Kinderkrankheiten – all das müssen Eltern lernen. Erfahrungsgemäß ist das nicht leicht, denn auch die eigene Situation hat sich verändert. Wer vor dem Kind erfolgreich im Job war und dort Anerkennung erhalten hat, muss sich in der Mutterrolle umstellen. Besonders junge Mütter fühlen sich der neuen Verantwortung oft nicht gewach-sen. Freunde verreisen und sind aktiv, während man sich selbst scheinbar nur noch um das eigene Kind dreht und keine Zeit mehr für sich hat. Das Leben vieler Mütter ist schon nach

kurzer Zeit nicht mehr im Gleichgewicht.Eigentlich müssten sie glücklich sein, aber sie fühlen sich erschöpft und leer. Im Gespräch mit Freundinnen, aber auch mit Hebammenund Kinderärzten öffnen sich die Mütter. Für Gabi Mele vom Marianne-van-den-Bosch-Haus in Goch sind dies die wichtigenMomente, in denen die Frauen offen sind für einen guten Rat. „Wennsie erfahren, dass sie in ihrer Situation nicht allein sind und dass es spezialisierte Fachkliniken für Maßnahmen der Müttergenesung mitKleinkindern gibt, spendet das nicht nur Trost. Es richtet die Frauen auch auf.“ Die Mutter-Kind-Klinik in Goch hat sich auf Mütter mit Kindern im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren spezialisiert. Sie gehört zur Katholischen Arbeitsge-meinschaft (KAG) Müttergenesung, die als größter Trägerzusammenschluss im Müttergenesungswerk Spezialisierungen und Weiterentwicklungen vorantreibt. Bei einer Mutter-Kind-Kur mit Kleinkindern wird besonders darauf Wert gelegt, den Müttern Sicherheit zu vermitteln. Dazu trägt im Marianne-van-den-Bosch-Haus ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Heilpädagogen, Ernährungsberaterinnen, Sozialpädagoginnen und Psychologen bei. Sie arbeiten eng zusammen, um für jede Frau einen individuellen Plan zu entwickeln, der sie für ihren Alltag stärkt. „Wir erkunden mit den Müttern, was die Belastung auslöst, und wie wir

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das Schritt für Schritt ändern können“, erklärt Gabi Mele, die in Goch die Kinder-betreuung leitet. Die Mütter lernen auf

diese Weise, wie sie mit ihrem Verhalten ihre Belastungssituation verändern.

Auch Kinderärzte gehören zum Team der Mutter-Kind-Kliniken, die Vorsorge- und Rehamaßnahmen für Mütter mit Kleinkindern anbieten.

P. Theo Vogelpoth16. Oktober

80 Jahre

P. Hans Ollertz11. November

90 Jahre

Wir gratulieren:

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Freiwilliges Ordensjahr Vier Fragen an: Doris Neger

Das Freiwillige Ordensjahr gibt es in Österreich schon seit mehreren Jahren. Doris Neger hat daran im Kloster St. Elisabeth in Schaan bei den Anbeterin-nen des Blutes Christi teilgenommen.

Warum haben Sie ein „freiwilliges Ordensjahr“ gemacht?

Es war der starke innere Wunsch, einen Raum der Stille und des Gebets zu betre-ten. Mehr oder weniger „zufällig“ bin ich dann über Umwege auf die Möglichkeit des „freiwilligen Ordensjahres“ gestoßen.

Parallel dazu hat sich ein Zeitfenster eröffnet. Davor lagen einige Jahre mit einem hohen beruflichen Engagement in anspruchsvollen Umfeldern. Ich war „rund um die Welt“ und „rund um die Uhr“ unterwegs und irgendwie in mei-ner „Rolle“ gefangen. Das führte mich schlussendlich in einen Zustand der Dauererschöpfung. Ohne dass ich es zunächst bemerkte. Die Zeit für einen Wandel war gekommen, ein Sich Öffnen für Veränderungen und andere Wege. Die Zeit im Kloster war der Boden für eine bewusste Auseinandersetzung hin zu neuen Verhaltensweisen.

Wie haben Sie das Zusammenleben mit den Ordensleuten erlebt?

Weiblich. Bunt. Individuell. Engagiert. Stil- und respektvoll. Fürsorglich. Als mutiges, tägliches Miteinander durch sich verändernde Zeiten. Keineswegs konfliktfrei. Wie eben das Leben selbst. Meine „Begleitschwester“ hat mich groß-artig durch meine Ordenszeit geführt. 14tägige Orientierungsgespräche haben den Rahmen gebildet. Darüber hinaus hat sie mich aber auch einfach „sein“ lassen. Oft ist mir die Liebe begegnet: Sie war gegenwärtig … in verantwortungs-voller, ökologischer Kreislaufwirtschaft, frisch duftender Bettwäsche, vielen Frühaufsteherinnen, besonders fest-

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lichen Gottesdiensten, inhaltsreichen Gebetszeiten und täglichen Gesprächen. Aber auch in unserem Abtrocknen-Team, beim abendlichen Kartenspielen mit den älteren Schwestern (Schweißperlen auf meiner Stirne!), bei Lachsalven am Tisch, bei meditativen Spaziergängen rund um das Kloster, umgeben von einer prachtvollen Berglandschaft ...

Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen beson-ders in Erinnerung ist? Zweifellos sind das die Tischgemein-schaften: Liebevoll gestaltete Gedecke, gesunde Mahlzeiten (häufig aus dem eigenen Garten) und lebhafter Austausch (in glücklichen, alltäglichen und traurigen

Momenten). Das alles eingehüllt in eine gefühlte Atmosphäre der Dankbarkeit und gelebter Gastfreundschaft. Ein besonderer Höhepunkt war die Adventzeit mit persönlichen Tagesimpulsen von uns allen beim Abendessen, welche in eine kreative Gestaltung einer eigenen „Adventwand“ mündete.

Was hat das Ordensjahr mit Ihnen „gemacht“?

Das wage ich jetzt noch gar nicht abzu-schätzen. Auch einige Monate später wirkt alles noch nach. Jedenfalls habe ich inneren Frieden gefunden. Auch wenn der Sturm um mich tobt. Impulsgebend, wenn auch anstrengend, waren die Ordensjahr-Wochenenden. Die Begegnung mit anderen TeilnehmerInnen, jeder auf seinem Weg. So viele individuelle Lebenssituationen, ein persönliches „Ankommen“ in „passenden“ Ordensge-meinschaften. Was bleibt ist sicherlich die Erkenntnis, dass klösterliche Kern-werte von zeitloser Schönheit sind. Es ist der dahinter liegende Ewigkeitsgedanke verbunden mit hohem Engagement im Jetzt. Ich habe begonnen, mein Tempo zu drosseln, häufiger inne zu halten. Und mein Leben disziplinierter, gleichzeitig aber auch freier zu gestalten.

Buddhistische Mönchszelle

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V E R S T O R B E N ESchwestern

Schwester M. Mechthilda MSC – Mathilde MickeGeboren 06.05.1930 in AmelsbürenErste Profess 03.02.1952Gestorben 07.06.2019 in Münster –Hiltrup

Schwester M. Theomaris MSC – Hedwig BeckmannGeboren 04.09.1927 in Arnsberg-OeventropErste Profess 16.08.1954Gestorben 17.06.2019 in Münster –Hiltrup

Schwester M. Irmhilde MSC – Maria ClashinrichsGeboren 29.12.1935 in Ostenfelde Kr. WarendorfErste Profess 03.02.1961Gestorben 19.07.2019 in Münster- Hiltrup

Schwester M. Antonilde MSC – Elfriede FunkGeboren 19.08.1925 in Obernitz, SudetenlandErste Profess 16.08.1953Gestorben 01.08.2019 in Münster-Hiltrup

Förderer

Antonius Naramski, ArnsbergUrsula Oelgeklaus, Hörstel-RiesenbeckIda Köning, HorstmarDoris Völkert, Hörstel-Riesenbeck

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Hiltruper Missionare GmbHAm Klosterwald 40, 48165 MünsterTelefon 02501 4494-34Telefax 02501 4494-35

DKM Darlehnskasse Münster eGBLZ 400 602 65, Kto.-Nr. 222 500BIC GENODEM1DKMIBAN DE17 4006 0265 0000 2225 00

Unsere Zeitschrift „Hiltruper Monatshefte“ ist eine Gabe an die Freunde und Förderer der Herz-Jesu-Missionare. Es wird kein Bezugspreis erhoben. Freiwillige Spenden können auf obige Konten überwiesen werden mit der Anschrift:

Missionsbüro der Hiltruper MissionareAm Klosterwald 40, 48165 MünsterJedem Heft liegt als Zahlungserleichterung ein Zahlschein (Überweisungsauftrag) bei.Dies ist keinesfalls als Mahnung anzusehen.

Pater Hans Pittruff MSCAm Klosterwald 4048165 MünsterTelefon 02501 449450E-Mail: [email protected](jedes Heft als PDF-Datei vorhanden)

IMPRESSUM 127. Jahrgang

Auflage: 2150 Exemplare

BildnachweisTitelseite: Kongolesische Lehrerin Foto: Sabine Gries

Rückseite: Peruanischer Junge spielt die Panflöte Foto: MSC Archiv,

S. 101 GrottendieckS. 102 Gabi WildS. 103 – 104 Jean MermozS. 105 Schwester Brigitta/ASNS. 106 – 107 MSC ArchivS. 108 – 109 Bea NygaS. 110 MSC ArchivS. 112 – 114 Holl. MSCS. 114 Jochen RickheiS. 115 Julianna TielkeS. 117 MC-SchwesternS. 121 MSC ArchivS. 122 KAG MüttergenesungS. 124 Doris NegerS. 125 Sibylle KlostaS. 126 Hans Pittruff

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