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Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2013, Kap. 3 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS 1 3. Arbeit und Arbeitsorganisation 3.1 Grundlagen 3.2 Historie der Erwerbsarbeit 3.3 Entwicklung von Produktionsarbeit 3.4 Dienstleistungsarbeit Lehrbuch Kap. 3

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3. Arbeit und Arbeitsorganisation

3.1 Grundlagen

3.2 Historie der Erwerbsarbeit

3.3 Entwicklung von Produktionsarbeit

3.4 Dienstleistungsarbeit

Lehrbuch Kap. 3

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Gru

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be

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Arbeit und Arbeitsorganisation

Unternehmen,Netzwerke

IndustrielleBeziehungen Arbeitsmarkt

Management

Mikro-ebene

Meso-ebene

Makro-ebene

Struktur der Vorlesung

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3.1 Grundlagen der Arbeitsorganisation

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Fokus auf Arbeit als Erwerbsarbeit

Ökonomisch ausgerichtete ArbeitIhre Verteilung und Bezahlung regelt sich

auf einem Markt (Arbeit als Ware)Arbeit in Form von BerufenVersus informelle, nicht-offizielle oder auch

autonome Arbeit,

Art der Erwerbsarbeit bestimmt Einkommen, Lebenschancen,

Position in der Gesellschaft

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Fokus auf Erwerbsarbeit als Lohnarbeit

Erwerbsarbeit als abhängige ArbeitAustausch von Geld gegen ArbeitsvermögenAusübung grundsätzlich fremdbestimmt

Versus selbständige oder freiberufliche Tätigkeiten

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Lohnarbeit in historischer Perspektive:

• Sozialstrukturell: Arbeiterschaft• Beschäftigungsverhältnis: Grundkonflikt

zwischen Kapital und Arbeit• Herstellung materieller Produkte: Industrie-

oder ProduktionsarbeitIndustrialisierung und eine besondere Lebens- und Arbeitshaltung - „Geist

des Kapitalismus“ (M.Weber)

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Formen von Lohnarbeit I

• Sektorale Gliederung:

- primär: Gewinnung von Rohstoffen; Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Energie- und Wasserversorgung sowie Bergbau

- sekundär: verarbeitendes Gewerbe, Bauindustrie

- tertiär: großer „Rest“

Gliederung der Unternehmen nach Schwerpunkt der Aktivität

In Hinblick auf Tätigkeiten widersprüchlich; z.B. Finanzberater im Autowerk

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Formen von Lohnarbeit II

• Funktionale Gliederung nach Art des Produktes

- Materiell: Produktionsarbeit, Fließbandmontage

- Immateriell: Dienstleistungsarbeit, Bademeister, Finanzberaterin

Dienstleistungen nur negativ bestimmt: Tätigkeiten, die sich nicht auf die Herstellung von Sachgütern richten

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Beschäftigungsbeziehung

• Beziehung zwischen Management und Arbeitnehmer

• Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit („Lohnarbeitsverhältnis“)

Dauerproblem der Gestaltung des Arbeitsprozesses

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Das Beschäftigungsverhältnis: grundlegend divergierende Interessen

Management: Effizienz , Rentabilität,

Unternehmenswert

Beschäftigte: Beschäftigungssicherheit

Einkommen, gute Arbeit

Verhandlungsprozesse Interessenkompromisse / Gemeinsamkeiten

Anweisung des ManagementsGestaltung der Arbeit

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Transformationsproblem (Marx)

• Fiktiver Charakter der Ware Arbeitskraft (Polanyi)

• Differenz zwischen Arbeitsvermögen und tatsächlicher Arbeitsleistung

• Arbeit als „lebendige“ Arbeit• Flexibilitätserfordernis des Arbeitsprozesses

„…der Unternehmer kauft die Katze im Sack…“ (Deutschmann)

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Präzisierung• Konkrete Arbeitsleistung gekoppelt an die Person der

Arbeitskraft

Abhängigkeit von Affekten, Bedürfnissen und Interessen der Arbeitskraft

• Oft hohe zeitliche und sachliche Flexibilitätserfordernisse

Planungsprobleme• Störungsfreier Ablauf der Prozesse oft abhängig von

spezifischen Qualifikationen und impliziten Erfahrungen der Arbeitskräfte

„Zutun“ der Arbeitskräfte

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Offenheit des Arbeitsvertrages

Problem der ständigen Transformation von Arbeit in konkrete und alltägliche Arbeitsleistung

Ständige Abstimmung von InteressendivergenzenEx-ante schwer bestimmbare Flexibilitäts-

erfordernisse an den Arbeitsprozess

Rahmenregelungen der Arbeit: Einkommen, Position, Stellen-

beschreibung etc.

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Opportunismusproblem (Williamson)

• Tendenz zur Leistungszurückhaltung: „Bremsen“ (Weber), „Sich-Drücken“ (Taylor) – „shirking“

• Tendenz zum Lohndrücken durch Arbeitgeber

Wechselseitiges Kontrollproblem des Arbeitsprozesses

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„Lösung“ der Strukturprobleme I

Unternehmen als Herrschaftsverhältnis, d.h. Autorität und Direktionsrecht des Managements

Herrschaft als Soziale Beziehung

Voraussetzung: Legitimität, Anerkennung, Konsens

und Einverständnis, Partizipation

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„Lösung“ der Strukturprobleme II

Voraussetzung: Freiwilligkeit, Leistungsbereitschaft, Motivation und „Zutun“ der Arbeitskräfte

Nicht allein monetäre Anreize wichtig Wichtig vielmehr auch Konsens, Engagement und

Eigeninteresse der Arbeitskräfte - generell gemeinsame Grundüberzeugungen innerhalb eines Unternehmens.

Anerkennung und Status!!!

Impliziter Arbeitsvertrag auf der Basis einer reziproken Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer

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„Lösung“ der Strukturprobleme III

Gegebene OrganisationsstrukturStellendefinitionArbeitsanweisungenFestgeschriebene Regelung von

Arbeitsabläufen

Formelle sowie informelle Arbeitsorganisation

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Adolph von Menzel (1815 – 1905): Eisenwalzwerk (1875); Schienenwalzwerk Königshütte Oberschlesien

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Arbeitsorganisation I:

• Arbeitsteilung: fachlich, funktional und hierarchisch

• Arbeitsteilung erfordert Kooperation• Kooperation basiert auf Koordination:

funktional-sachlich, zeitlich und personell

Koordination setzt Autorität und Direktionsrecht (Herrschaft) voraus

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Arbeitsorganisation II:

• Qualifikation: funktional, extrafunktional• Ausbildung und Qualifizierung: beruflich,

betrieblich, Grad der Spezialisierung• Personaleinsatz: zeitlich, sachlich

Aktuelles Problem ist die zunehmende Flexibilisierung des Personaleinsatzes

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Begriffe

Qualifikation: Gesamtheit der individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse für bestimmte Aufgaben

• Fähigkeiten: das gesamte Handlungspotential• Fertigkeiten: durch Übung entstanden• Kenntnisse: kognitives WissenFunktionale Qualifikation:

technisch-fachlich, prozessezifischExtrafunktionale Qualifikation:

Arbeitstugenden, generelle Schlüsselqualifikationen wie methodische und kommunikative Fähigkeiten

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Arbeitsorganisation III:

Leistungspolitik: widersprüchliches Verhältnis von: Vorgabe und Kontrolle von Leistungszielen durch

das Management Autonomie, Motivation, Leistungsbereitschaft und

„Mitdenken“ der Beschäftigten

Instrumente: Lohn und Einkommen, Aufstieg, Zielvereinbarungen, akzeptierte Arbeits-bedingungen

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Technik als intervenierender Faktor:

Technik zentrales Rationalisierungsinstrument: Kontinuisierung und Beschleunigung der

Produktion Standardisierung und Vereinfachung Automatisierung: Ersetzung menschlicher Arbeit

Verhältnis von Technik und Arbeitsorganisation ist eine der zentralen industriesoziologischen Fragen

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Typen von Arbeitssystemen

hoch

gering

betriebs-orientiert

berufs-orientiert

Personalpolitk

Arb

eits

teil

un

g

Differenzier-tes System

Polarisiertes System

Integratives System

Flexibeldifferenziertes

System

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Zu Personalpolitik

• Betriebsorientiert:

Auswahl und Einsatz des Personals orientiert an gegebener Arbeitsteilung

• Berufsorientiert:

Grad der Arbeitsteilung orientiert an verfügbaren Qualifikationen

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Differenziertes System

• Ausgeprägte funktionale und hierarchische Arbeitsteilung

• Anlernung und gezielter Einsatz der Arbeitskräfte• Einzelarbeitsplätze und Abschottung• Voraussetzung standardisierte Prozesse

Taylorisiertes Arbeitssystem, Fließband

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Integratives System

• Einsatz qualifizierten Personals für Segmente bzw. ganze Funktionsbereiche

• Prinzip der Selbstorganisation und Eigensteuerung mit Rahmenvorgaben - Prinzip der „black box“

• Komplexe und flexible Prozesse

Gruppenarbeit und selbstorganisierte Arbeitsformen

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3.2 Industrielle Arbeitsorganisation

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VorindustriellerHandwerksbetrieb

Manufaktur

Industrielle Arbeits-organisation

1850 1900

Historische Entwicklung von Arbeit

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Der vorindustrielle Handwerksbetrieb• soziale Differenzierung in Meister/Eigentümer, Geselle,

Lehrling• geringe Arbeitsteilung, hohe Bedeutung von Erfahrungswissen• hohe Autonomie und Dispositionsspielräume

Die Manufaktur• großbetriebliche Zusammenfassung handwerklicher Arbeit für

die frühe Massenproduktion• Arbeitsteilung, aber keine Technik• Handwerker und Ungelernte (Frauen, Kinder)

Ungleichzeitigkeit der Entwicklung: Handwerksbetriebe auch heute noch!

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Industrielle Betriebs- und Arbeitsformen• Großbetrieb, Kapitalkonzentration und Massenproduktion• Standardisierung und Technisierung in der Metallverarbeitung• fortschreitende soziale Differenzierung: Management,

kaufmännische Tätigkeiten, Ingenieure und Techniker, Meister, Arbeiter verschiedener Kategorien

• Handarbeit in Maschinensystemen und Handarbeit mit Maschinensystemen

Beginn der Industrialisierung: Beschäftigtenanteil in der Landwirtschaft unter 50%

UK 1841

D 1871

USA 1880

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Taylorismus: Rationalisierungsprinzipien der großbetrieblichen Massenproduktion

Frederick Winslow Taylor (Ingenieur, 1856 – 1915)

The Principles of Scientific Management, new York 1911

Die Grundsätze wissenschaftlicher Betriebsführung, München 1913

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Die Prinzipien Taylors• Normierung der Aufgaben und Arbeitszeiten

auf der Basis von Arbeits- und Zeitstudien • Auswahl der Arbeitskräfte nach

Leistungsfähigkeit; Anlernung nach genauen Vorgaben

• Individuelle Leistungsentlohnung auf der Basis eines definierten Arbeitspensums

• Soziale Isolierung der ArbeitskräfteStrikte Anweisung und Kontrolle durch Vorgesetzte und Einrichtung eines zentralen Arbeitsbüros

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„Taylorisierung“ der Produktionsarbeit

Trennung von Planung und Ausführung bzw. Kopf- und Handarbeit

Vorplanung und Kontrolle der Arbeit Zerlegung der ausführenden Arbeit in repetitive

Teilarbeiten Dequalifizierung der Produktionsarbeit

Arbeitskraft wird zum fungiblen Produktionsfaktor

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Automobilindustrie als „taylorisierte“ Industrie

• Massenfertigung standardisierter Produkte• Hochintegrierte Fabrik• Schaffung technisierter Teilprozesse• Spezialisierung der Aufgaben• Angelernte Arbeitskräfte• Kontinuisierung des Prozesses: Fließband• Zahlung überdurchschnittlicher Löhne: „five-

dollar-day“ (1913)

„Fordistische“ Massenproduktion

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„Fordismus“

• Henry Ford, 1863 – 1947• H. Ford: Mein Leben, mein Werk 1924• Einführung der Fließbandfertigung 1913 zur

Montage von Magnetzündern, • 1914 Montage des Modells T in Dearborn/Mi,

River Rouge

Vorläufer die Schlachthöfe in Chicago: „De-Montage-

Bänder“36

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Motorenmontage, Ford Highland Park 1913 (Hounshell 1984)

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Ford Modell T – „Tin Lizzy“

bis 1972: meistverkaufte Automobil der Welt

1908 – 1927: USA - 15 Mio. Stück gebaut

das erste Auto, das auf einem Fließband gefertigt wurde

1915 – 1925: Produktion nur in Schwarz

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Modell T (Tin Lizzy) - PKW Modell TT- LKW

Fordson-Traktor Ford Tf-c Panzerwagen

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Charlie Chaplin in his film Modern Times

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„Disassembly“ Line, Slaughterhouse 1873, Cincinnati(Hounshell 1984)

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Das erste deutsche Fließband 1924 bei Opel in Rüsselsheim

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Produktivitätseffekte bei Ford

• 1914 300.000 Autos/Jahr• 1923/24 ca. 2 Mio Autos/Jahr• 1912 600$ pro Auto• 1923/24 290$ pro Auto

• In Deutschland Opel 1924 erste Automobilfabrik mit Serienfertigung am Fließband; im Zeitraum von 1924 bis 1928 eine Verzehnfachung der Automobil-produktion auf knapp 43.000 Wagen pro Jahr

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Fordistische Massenproduktion in Deutschland ab ca. 1950 bis Mitte der 1970er Jahre = Wirtschaftswunder

Hohe Wachstumsraten, 1955 BIP-Wachstum 10,5%

Arbeitslosenquote 1965 ca. 0,7%Reallohnsteigerung zwischen 1950 und

1970 um das ZweieinhalbfacheAusgeglichener Staatshaushalt„Aufstiegsgesellschaft“

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Symbol des frühen Wirtschaftswunders in Westdeutschland, ca. 1955

13,6 PS, 74 km/hVon 1955 – 1969ca. 281.000 Stückproduziert

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Massenproduktion im Wirtschaftswunder , ca. 1955

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1.000.000 Käfer, 1955

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Innerbetriebliche „Polarisierung“ der Arbeit

Einerseits: Dequalifizierung der Produktionsarbeit

Andererseits: massives Wachstum von Vorgesetztenpositionen (Meister, Obermeister etc.) und qualifizierten Extertenstäbe (Planer, Techniker. Ingenieure etc.)

Aufstiegsmöglichkeiten und Verdienstchancen

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Überbetriebliche „Polarisierung“ der Arbeit

Einerseits: Taylorisierte Produktionsarbeit in Sektoren der Massenproduktion

Andererseits: Erhalt qualifizierter Produktionsarbeit / Facharbeit in Sektoren der Investitionsgüterindustrie, kunden-spezifische Einzel-/ Kleinserienfertigung

Facharbeit funktionale Voraussetzung für

taylorisierte Produktion

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• Stetig steigende Nach-frage nach industriellen

Gütern

• Erweiterung der Massenproduktion,Kostendegression

• Mobilisierbarkeit vonArbeitskräften

• Steigende Löhne, • Sinkende Preise

Wirtschaftswunder in D.,1950 -1975

• SozialstaatlichePolitik

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• Instabile Nach-frage, Marktsättigung,

wachsende Konkurrenz

• Anforderungen an Innovativität, Qualität,

Produktvielfalt

• Flexible Produktion, • Neue Produktions-

konzepte

• Stagnierende Löhne, • Arbeitslosigkeit

Grenzen der Massenproduktion, seit Mitte der 1970er Jahre

• Grenzen desSozialstaates

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Neue Produktionskonzepte

Re-Integration von planenden und ausführenden Arbeiten

Steigerung von Autonomie und Verantwortung der Arbeitskräfte

Erhöhung des Qualifikationsniveaus

Integrative Arbeitssysteme, z.B. Gruppenarbeit

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Ziele der neuen Produktionskonzepte

Verbesserung der Qualität, Flexibilität und Innovativität der Arbeit

Senkung von (tayloristischen) Overhead- und Bürokratiekosten

Durch Partizipation der Belegschaft steigendes Engagement bei der Arbeit

These: Autonomie und Partizipation steigern

Motivation und Leistungsbereitschaft

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• Kern, Horst und Schumann, Michael: Ende der Arbeitsteilung? München 1984

• Piore, Michael J. und Sabel, Charles F.: Das Ende der Massenproduktion - Studie über die Re qualifizierung der Arbeit und die Rückkehr der Ökonomie in die Gesellschaft, Berlin 1985

• Womack, J. P.; Jones, D. T.; Roos, D.: Die zweite Revolution in der Autoindustrie, Frankfurt/New York 1991

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Industrielle Arbeitsorganisation

Flexibel differenziertes Arbeitssystem/

flexiblerTaylorismus

Integratives Arbeitssystem/

ganzheitlich, „black box“

StandardisierteProduktion

KomplexeProduktion,

Kleine Serien

Breites Spektrum unterschiedlicher Arbeitsformen

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3.3 Dienstleistungsarbeit

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Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen im Vergleich

0

10

20

30

40

50

60

70

80

1882 1925 1950 1970 1999 2006 2009

Primärer SektorSekundärer SektorTertiärer Sektor

%

11 Ergebnisse der Berufszählung im Reichsgebiet - Erwerbspersonen.

2 Ergebnisse der Berufszählung im früheren Bundesgebiet

3 Ergebnisse des Mikrozensus April 1070 im früheren Bundesgebiet.

4 Ergebnisse des Mikrozensus April 1999 in Deutschland

5 Deutschland in Zahlen, Ausgabe 2005

6 Deutschland in Zahlen, Ausgabe 2005

Quelle: 1-4 Statistisches Bundesamt: Datenreport 1999, S. 90

Quelle: 5-6 Statistisches Bundesamt: GENESIS Online, März 2010

1 1 2 3 4 5 6

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Grundmerkmale von Dienstleistungsarbeit

„Uno-actu“ und ständige Interaktion:

Beispiel: Friseur

Nichtlagerfähigkeit und Nichthaltbarkeit:

Bspl. Handel, Konsum

Immaterialität:

Bspl. Bildung, Beratung, Finanzen

Rationalisierungsbarrieren:

Bspl. Teile der produktionsorientierten DL

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Dienstleistungsgruppen

Distributive DL: Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung etc.

Gesellschaftsorientierte, soziale DL: Gesundheit, Bildung, Kultur etc.

Konsumorientierte DL: Gastgewerbe, Haushalte

Produktionsorientierte DL: Finanzgewerbe, Beratung, IT, FuE etc.

Sonstige DL: Exterritoriale Organisationen und Körperschaften

(nach NACE Klassifikation)

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Produktionsorientierte Dienste:

Vorbereitung, Planung, Unterstützung, Sicherung industrieller Produktion

Gewährleistungsarbeit in den verschiedensten Bereichen

Gestaltungsprinzip oft Effektivität statt Effizienz

Vielfach hohe Rationalisierungsbarrieren: Effizienz vs. Effektivität

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Heterogene Entwicklungstrends der Dienstleistungsarbeit

Breites Spektrum unterschiedlicher Arbeitsformen• Qualifizierte Arbeit z.B. an Kundenschnittstellen• Routinisierung und Taylorisierung z.B. in Büros• Konventionelle Arbeitsformen z.B. Verkauf

Zusätzliche spezifische Entwicklungstrends• Überdurchschnittlicher Anteil von Frauenarbeit• Wachsende Bedeutung von Telearbeit• Steigender Anteil prekärer Beschäftigung

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Hauptgründe für den Trend zur Dienstleistungsgesellschaft :

• Grenzen der industriellen Entwicklung• Wachsende Nachfrage nach Dienst-

leistungen: „Hunger nach Tertiärem“• Steigende Bedeutung von Wissen und

„intelligenten“ Produkten

„Grosse Hoffnung“ der sozialen und ökonomischen Entwicklung

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Relativierungen

• Wachstum des tertiären Sektors gekoppelt an die Entwicklung des sekundären Sektors:

steigende Komplexität der Produktions-prozesse, wachsender Serviceanteil bei industriellen Produkten

• Dienstleistungssektor teilweise statistisches Artefakt:

Verringerung der Fertigungstiefe, Outsourcing im industriellen Sektor

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Quelle: Dostal 2001, S. 55

Genereller Trend: Informationsarbeit

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Genereller Trend: Wissensarbeit

• Wissen gilt als zentrale Ressource wirtschaftlichen Handelns

• Arbeit wird wissensintensiv• Qualifikationsniveau steigt generell• Wissen entwickelt sich dynamisch• Aber: sehr unterschiedliche Arbeitsformen

Aufkommende Wissensgesellschaft

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Ausgewählte Literatur

• Häußermann, H.; Siebel, W. 1995: Dienstleistungsgesellschaften. Frankfurt/M.

• Hirsch-Kreinsen, H. 2008: Lohnarbeit. In: Mauerer, A. (Hg.): Handbuch der Wirtschaftssoziologie, Wiesbaden, S. 268 – 290

• Minssen, Heiner 2012: Arbeit in der modernen Gesellschaft. Eine Einführung. Wiesbaden

• Müller-Jentsch, W. 2003: Organisationssoziologie. Frankfurt/New York, Kap. 2