Historische Tatsachen - Nr. 25a - Udo Walendy - Registerheft Nr. 1-25 (1986, 40 S., Scan-Text)
Historische Tatsachen - Nr. 23 - Udo Walendy - Zigeuner Bewaeltigen Eine Halbe Million (1984, 40 S.,...
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Historische Tatsachen Nr. 23
- Wissenschaftliche Zeitschrift -
Dipl. Pol. Udo Walendy
Zigeuner bewältigen
•
IOn "Die Todesopfer der Zigeuner unter der nationalsozialististischen Barbarei in Zahlen ausdrücken zu wollen, wird dem psychischen und physischen Leiden der Erm ordeten und Überlebenden nicht gerecht.
Dieses Heft ist vor Drucklegung juristisch dahingehend überprüft worden, daß weder Inhalt noch Aufmachung irgendwelche BAD-Strafgesetze verletzen oder sozialethische Verwirrung unter Jugend Iichen
auslösen_
Die meisten Autoren einigten sich auf eine halbe Million, wobei diese in keinster Weise durch Karteien, Listen oder Lagerbücher nachzuweisen ist."
Justus-Liebig-Universität Gießen, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie, Projekt Tsiganologie, 1978, von Bern hard Streck, S. 27
D•D•D•D•D•D•D•D•D•D•D•D•D•D•D•D•D•D•D•D•
Copyright
by
V er lag für Volkstum und Zeitgeschichtsforschung
D-4973 Vlotho/Weser Postfach 1643
1985
Konten des Verlages: Postscheck Essen 116162-433 Kreissparkasse H erford 250 00 2532
(BLZ: 494 501 20) Postscheck Wien: 7598.326
2
Druck: Kölle Druck, D-4994 Pr. Oldendorf
Ein neues Thema
soll fe stgesc h rieben werden:
"50 0.0 0 0 ermordete Zigeuner"
Würden sich nicht offizielle Behörden zwecks "Beein
flussung der öffentlichen Meinung" und in offensichtlich
ebenso vorsätzlicher wie hemmungsloser Diskri
rrumerung der "nationalsozialistischen Gewaltherr
schaft" zum Schaden des deutschen Volkes auch für
Gegenwart und Zukunft für die Verfestigung der
Legende von der "Ermordung von 500.000 Zigeunern
während des Zweiten Weltkrieges" zum "offenkundigen
historischen Tatbestand" eingesetzt haben, so würde
man über solche Behauptungen kein Wort mehr ver
lieren. Doch sie taten es in "amtlichen" Druckschriften und Schriftsätzen bzw. sie ließen zur Tarnung und "Absicherung" solche Druckschriften, finanziert mit offiziellen Geldern, von "unabhängigen" Instituten und politischen Bildungsstellen in die Öffentlichkeit lancie-
ren. Die "unabhängige" Welt-Presse machte den Assi
stenten und verstand ihr Geschäft in unablässigen
Wiederholungen und abgewandelten Variationen. Als
Brennpunkt blieb angesteuert: 500.000 ermordete Zi
geuner und eine weitere unbekannte Anzahl sterilisiert,
- durch die "NB-Gewaltherrscher".
Aus den genannten Gründen ist es für die historische
Forschung unerläßlich geworden, dieses Thema zu
analysieren, seinen Ursprüngen nachzugehen, die Beweis
lage zu prüfen. Auch ist der Frage nachzugehen, welche
Kriterien dafür verantwortlich sind, daß derartige Be
hauptungen sowohl in der Welt-Presse als auch amt
licherseits bisher weder auf Widerstand gestoßen noch
überhaupt kritisiert oder detailliert untersucht worden
sind. Wie ist es schließlich möglich, daß derartige
Pauschalbehauptungen in ihrer unpräzisen Art und mit
absurden Globalzahlen aufdringlich propagiert werden?-
Man ist unverzüglich an Nahum Goldmann erinnert,
wie er seine Verhandlungen mit Dr. Konrad Adenauer
und dessen Ministern in der Nachkriegszeit schilderte.
Man lese z.B. den Abschnitt in seinem Buch "Das jüdische Paradox" mit der Oberschrift "Wie man mit
Geschichten erzählen Millionen verdient". 1) Nicht nur
1) Nahum Goldmann, "Das jüdische Paradox", Köln· Frankfurt/M 1978,
S. 172- 182
die Art seines Vorgehens hat offensichtlich Schule gemacht. Nutznießer des allüerten Sieges von 1945 hatten zweifellos erkannt, daß die bundesrepublikanischen
Führungsstrategen von einer Geistesverfassung geprägt
sind, die es ihnen weder erlaubt, Greuelbehauptungen gegenüber den "Nazis" zu untersuchen, zu dementieren noch gar Unrechtshandlungen oder Morde an Deutschen
als solche zu bezeichnen oder womöglich hierfür Wieder
gutmachung zu verlangen.
Nicht nur die Art, "wie man mit Geschichten er
zählen Millionen verdient", ist eines historischen
Rückblickes wert, sondern auch, wie mit diesen "er
zählten Geschichten" angebliche "historische Tatbe
stände" festgeschrieben werden, ohne sie je untersucht
zu haben. So schrieb Nah um Goldmann (er war immerhin 39 Jahre Präsident des Jüdischen Weltkongresses und verwaltete "als Diktator" Budgets von einer Größenordnung ganzer Staaten):
" ... nannte ich sofort die Vorbedingung für die eigentlichen
Verhandlungen: Die Bundesrepublik müsse die Forderung Israels
- eine Milliarde Dollar - nicht als zu erreichendes Ziel, sondern
als Ausgangspunkt akzeptieren . ....
Im allgemeinen habe ich nichts für große Worte übrig, aber die
Stunde, in der der Vertreter des jüdischen Volkes dem Regierungs
chef der deutschen Nation gegenübersteht, die sechs Millionen
Juden ermordet hat, muß historisch genannt werden, und ich
möchte Ihnen auch erklären, weshalb. Ich bitte Sie nur darum,
mich zwanzig Minuten lang ohne Unterbrechung sprechen zu
lassen . ....
Adenauer sah mich an, bevor er antwortete:
'Herr Goldmann, ich hatte bisher nie das Vergnügen, Ihnen zu
begegnen . ....
Sie kennen mich nun seit einer halben Stunde ..... Adenauer:
'Gehen Sie bitte nach nebenan. Ich schicke Ihnen meine
Sekretärin: diktieren Sie ihr den Brief, und ich werde ihn
unterschreiben . ... Schicken Sie Herrn Barou heute nachmittag zu
mir; ich werde ihm den unterzeichneten Brief übergeben.'
Für den Fall, daß Journalisten Wind bekommen sollten,
wollten wir beide abstreiten, einander je begegnet zu sein . ....
Ich sage immer, daß ein Präsident ein Mann ist, der ein
Abkommen unterzeichnet, ohne dessen Inhalt zu kennen. Ich bin
3
e ine Art Gro ß händler und habe keinerlei G e duld, die Paragraphen einz eln zu untersuchen. Schäffer 2) drängte j e do c h weit e r .
'Unser Experte Ro binson s c h ä t z t die Gesamt s u m m e a u f u ngefä hr se c hs Milliarden Mark', sagte ich.
' Aber unse re Sac hverständige n sind auf acht M illiar de n geko mmen, und das ist viel zu viel", ant wo rt e te e r .
In Wirkli chkeit zahlte Deutsc hland bis z u m heut ige n Tage sechzig Milliarden Mark , und die G e sa m ts u m m e wird sic h auf
ac htzig Milliarden belau fen . . . . . 3) Der Bundeskanz ler fragte mich, was ich dazu zu sagen hät t e .
Daraufhin erz ählte ich ihm folgende G e schic hte: ' Ein I sraeli fragt e inen anderen: 'Waru m hat Israel eine
Milliarde Do llar von den De utsc hen verlangt? Wieso weiß die Re gier ung, daß die Inte grat ion von 5 0 0 . 000 Flüchtli nge n genau
eine Milliarde ko stet? Tat säc hlich kost e t es vielle icht z e hn
Millionen we niger, vielle icht z wanzig Millionen m e hr . Warum also e ine Milliarde? '
Darauf ant wo rte t e der ande r e : 'In meine m Dorf gab e s eine n Le bens mitt c l händle r , der st ottert e . Eines Tage s ko mmt eine alte J üdin in sein Ge sc häft und fragte: Moshe, wiev!el kostet ein Kilo Karto ffeln? - Zwanzig Kopeken. - Und e in Viert e l B utt er? -Zwanz ig Ko peken. - A u f j e de Frage antwortet er: Zwanzig Ko peken. - Nach einer We ile wundert s ich die Alte: Wie ist e s denn möglic h, Mo she, daß a l l e s zwanzig Kopeken kostet? - U n d
M o s h e antworte t : 'We il sich das leichter sagt .' Adenauer läc helte , verstand aber nicht, worauf ich hinaus
wo llte . 'St el len Sie sic h vo r , daß ich nac h se c h s monatigen Verhand
lungen mit dreihunde rt fünfzig Mil lionen Do llar nach New York
zurückke hre', erklärte ich. 'Das re ißt ke inen vo m Stuhl . Fünfhundert Millionen aber sind e ine glat te runde S u m m e , ge gen die nie mand e t was e inwenden wird. '
'Gut , dann e ben e ine halbe Mi lliarde', ent schied der Kanzler.
Und nun zur zweiten Epi sode des Kapit e l s 'Wie ver die nt man Geld, indem man Gesc hic hten erzählt'; sie sp ielte sich viele J ahre später ab, an einem Tag, an dem Israe l dringend zwanzig M il lio nen .\lark bcniitigc . .... " 1)
•••••••••••••••••••••••••
Zigeuner und J enisehe zusammen auf der Reise (um 19 2;))
I Hie rmann Arnold, "Die Zigeuner", Freiburg 19651
21 Bundesfinanzminister Fritz Schaffer
31 Auch diese Summe ist längst über
schritten
41 Sefton Delmer, "Die Deutschen und
ich", Hamburg 1962, S. 632.
Wir verzichten auf die Wiedergabe we iterer solcher Belege , mit denen historische Sachverhalte festgeschrieben worden sind, we il einige Politiker in solcher Art Konversation einander "Geschichten erzählten " , wobe i s ie sich darin einig waren , die Öffentlichkeit bei Bedarf zu beschwindeln. D iese moralische Grundhaltung , die hier von Nahum Goldmann eingestanden wurde , k ann sich jedoch nicht nur darauf beschränken ,
eine persönliche Begegnung abzustreiten oder nicht, sondern bezieht sich naturgemäß auf den Gesamtinhalt
der Gespräche ebenso. Man denke auch an den briti
schen Chef-Greuelpropagandisten von 1940 - 1946,
Sefton Delmer :
• 0 • 0
"Über unsere Methoden weiß die Öffentlichkeit nichts. Das muß so bleiben." 4)
• 0 • 0
• • O•O•O•O•O•O•O•D•D•D•D•D•D•D•O•D•D••D•D
Die Einblendung dieser P assagen über die Regelung der Wiedergutmachungsthematik gegenüber dem jüdischen Volk erscheint bei der Abhandlung des h ier zur Untersuchung anstehenden Komplexes sachgeboten. Denn augenfällige Parallelen zeichnen sich ab , zwar nicht w as die bundesrepublikanische Zahlungsfreudigkeit anbetrifft , doch was die Vorgeschichte und die Begleitum
stände kennzeichnet. Man hat schließlich von den anderen gelernt - und diese anderen halfen ja auch das Zigeunerthema bearbeiten ! Dient diese Zusammenarbeit doch dem gleichen Ziel : den "Verbrechenskom plex Deutschland" so umfassend und einmalig wie nie zuvor etwas in der menschlichen Geschichte aus zuweiten und auszubauen.
Der us-amerikanische Präsident Ronald Reagan hatte
sich am 11.8.1984 in e iner Sprechprobe, die jedoch
Eingang in alle Medien fand, zu dem nahezu unglaub
lichen , gefährlichen und makabren Ausspruch hinreißen
lassen ( man stelle sich vor, Adolf Hitler wäre solches
nachzusagen ! ):
•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• • • • • • • ! "Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß ich ! ! gerade ein Gesetz unterzeichnet habe, das Rußland für ! • • • vogelfrei erklärt. Das Bombardement beginnt in fünf • • • : Minuten." ! • • • • ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
Die hier zum Ausdruck gekommene Mentalität enthüllt dramatisch , was in Wirklichkeit seit dem Ersten Weltkrieg gegenüber dem deutschen Volk , bzw. den dieses Volk repräsentierenden Reichsregierungen unablässig praktiziert worden war: Sie sind für vogelfrei erklärt worden, und zwar von den Weltmächten der westlichen ebenso wie der östlichen Hemisphäre. Dies
schließt ein, daß selbst amtlich verbreitete Lügen jed
weder Art zur Diskriminierung dieses - wie überhaupt
eines so lchen die Einheit eines deutschen politischen
Willens verk örpernden - Machtträgers legalisiert sind .
Sie gehören zur Tagesordnung der offiziellen Feindbild
strategie und werden "wissenschaftlich perfektioniert"
dargereicht. Da infolge der bedingungslosen Kapitulation
Deutschlands der Weltpropaganda keinerlei Widerstand
mehr entgegengesetzt werden konnte , brauchten sich d ie
Besitzer der bzw. die Verfüger über d ie Medien keinerlei
Hemmungen mehr aufzuerlegen , diese nach wie vor für
"vogelfrei erklärten " Herrschaftsordnungen zu ver
leumden , wie immer sie wo llen. Erklärte einst Sefton Delmer als Devise für sein Handeln: "Deckung, Dreck,
Deckung, Deckung, Dreck , Deckung, Dreck " 5) , so
brauchte man nach Beendigung des Krieges d ie Deckung
nicht mehr. Sollte j emand meinen, d as hier bezeichnete Schleudern vo n "Dreck " sei seit dem 8. Mai 1945 beendet , so möge der Beweis dafür geliefert werden. Niemand wird auch nur Ansätze für eine solche Um stellung der unmoralischen Kriegspropagandamaßstäbe in Friedensmaßstäbe, die auf Wahrheit und Ehrlichkeit verpflichtet wären , nachweisen können ! Man muß als Historiker diese Faktenlage so ungeschminkt sezieren , auch auf die unzähligen Fälschungen von Dokumenten verweisen, die in die offiziellen deutschen Akten eingeschmuggelt worden sind , will man überhaupt Zugang zu
faktengetreuen Geschichtsvorgängen finden.
Kein einziger Bundes- oder Landtagsabgeordneter hat
sich bislang - immerhin über 40 Jahre nach Kriegsende
- gegen die amtliche , offiziöse oder die in der "freien ,
unabhängigen " Presse und Publizistik sich nieder-
5) S. Delmer aaO. S. 497.
schlagende Verunglimpfung der deutschen Geschichte
zur Wehr gesetzt , ihre Methoden, ihre Lügen ange
prangert und sich für eine objektive Geschichts
schreibung in bezug auf die deutsche Vergangenheit
eingesetzt . Ein beschämendes Zeugnis für eine angeb
lich deutsche " Souveränität " und einen "freien demokratischen Staat "! Das gilt für die BRD in gleicher Weise
wie für die "DDR " . Wobei das Urteil der Geschichte für
die "Demokraten in Bonn " noch sehr viel beschämender
ausfällt als für die "Volksvertreter " in Berlin-Pankow, da
sie ganz andere Möglichkeiten der Information und des
öffentlichen Auftretens haben. Quer durch die Parteien
scheint ein Politritual als offensichtlich existenznot
wendig erkannt : nichts darf die internationalen Be
ziehungen trüben, was so viel heißt, daß alles kritiklos auszuführen ist , was an Grundsatzsprachregelungen vom
Ausland vorgegeben wird, so mit auch an Propaganda
richtlinien.
Und die internationalen Propagandamaschinen gegen
Deutschland arbeiten im Rotationsverfahren. Das Bei
spiel " Volksmord an den Zigeunern" ist eines ihrer
Nebenthemen . So wird's gemacht :
Bis 27 Jahre nach Kriegsende 1945, also bis 197 2 , •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
gab es so gut wie keinerlei erbeutete deutsche Doku-•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
mente oder sonstige historische Nachweise von einem •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
"NS-Rassenmord " an Zigeunern . Auf einen solchen ••••••••••••••••••••••••••••••••
"N S-Rassenmord" abzielende vereinzelte Behauptungen
wurden sogar offiziell bestritten . Am 2 2 . Februar 1950
teilte z .B . das baden-württembergische Landesamt für
Wiedergutmachung m einem Runderlaß (E 19 -
202/1330 ) mit :
"Die Prüfung der Wiedergutmachungsberechtigung von
?igeunern und Zigeunermischlingen nach den Vorschriften des
Entschädigungsgesetzes habe zu dem E rgebnis geführt, daß der
genannte Personenkreis überwiegend nicht aus rassischen
Gründen, sondern wegen seiner asozialen und kriminellen Haltung
verfolgt und inhaftiert worden sei." 6)
Auch der Bundesgerichtshof entschied am 7 .1.1956 , daß die Deportationen von 2 .500 Zigeunern im Jahre 1940 als sicherheitspolizeiliche Maßnahmen und nieht als Rassenverfolgung anzusehen seien (AZ : IV ZR 211/55) . Auch das Oberlandesgericht München bestreitet am 1. März 1961 (AZ : 9 EU 475/59 ) den Charakter einer Rassenverfolgung bei kriegsbedingten Deportationen , u .a . mit der Begründung : 6)
"Sie lebten in offenen Lagern, verlassenen Judenvierteln oder auf dem Lande bei Bauern, meist recht primitiv, aber doch frei. Sie wurden verschiedentlich auch zur Arbeit in Rüstungs· werken oder auch zum Straßen- und Stellungsbau herangezogen
6) Rechtsprechung zum Wiedergutmachungsrecht, 12. Jg., Heft 7, Mün· chen, Juli 1961, S. 313
5
und zwangsverpflichtet. Daß sie solche Arbeit unter Aufsicht · und unter einem gewissen Zwang verrichten mußten, lag in der Natur der Sache. Die Arbeit war aber aus diesem Grunde allein noch keine Zwangsarbeit unter haftähnlichen Bedingungen, da die Arbeitsverpflichteten außerhalb ihrer Arbeitszeit im allgemeinen in ihrer Freiheit nicht beschränkt waren. Im übrigen war die Behandlung der in Polen lebenden Zigeuner deutscher Herkunft sicher unterschiedlich. Mißhandlungen sind zweifellos vorgekommen, besonders wenn sich einzelne weniger arbeitsfähig oder arbeitswillig zeigten. Gelegentlich wurden die Zigeuner auch von Polizei, SS oder Wehrmachtsdienststellen festgenommen und kürzere oder längere Zeit in Gefängnissen oder geschlossenen Lagern festgehalten. Dies alles geschah jedoch nicht, um sie aus Gründen der Rasse zu verfolgen, sondern weil sie ziel- und planlos umherzogen, sich über ihre Person nicht ausweisen konnten oder für Spione gehalten wurden." 7)
Mit dem Jahre 1972 ändert sich die "Offenkundigkeit der Tatsachen". Denn in diesem Jahr erscheint erstmals in London ein Buch von den beiden Autoren Grattan Puxon und Dr. Donald Kenrick mit dem Titel "The Destiny of Europe's Gypsies" (in deutscher Übersetzung 1981 erschienen mit dem veränderten Titel: "Sinti und Roma, - die Vernichtung eines Volkes im NS- Staat", herausgegeben von der "Gesellschaft für bedrohte Völker", Verlag, Göttingen, Reihe pogrom 69/70). Ergebnis: "Gesicherte Vernichtungszahl:
219.000 Zigeuner-Opfer der NS-Rassenpolitik"; "die
meisten in- und ausländischen Autoren schätzen heute
die Zahl dieser Opfer auf eine halbe Million". (S. 2) Wer sind die Autoren?
Grattan Puxon, geb. 1939, britischer Fahrender,
Generalsekretär des Weltverbandes der Zigeuner, der
"Roma-Union", wohnhaft in Serbien, im kommu
nistischen Regime.
Dr. Donald Kenrick, jüdischer Linguist aus England,
Direktor des dortigen Instituts für zeitgeschichtliche
Zigeunerforschung.
Finanziert wurde die genannte Schrift, die als
"Forschungsarbeit" weitergereicht wird, von einer
Stiftung "Columbus" der Sussex-Universität (England),
dem American Jewish Committee, dem Erzbischof von
Canterbury, der Wiener Library, nicht zuletzt auch von der deutschen "Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit". Diese Proteg�s im Hintergrund scheinen schon per se zu verbürgen, daß die so kreierte literarische Schöpfung die Wahrheit, nichts als die Wahrheit, - wissenschaftliche Erkenntnis ist. Denn seitdem dieses Buch auf diese Weise in die Öffentlichkeit, ja unmittelbar "in die Wissenschaft" eingeführt worden ist, erhält es allerorten als neues "Evangelium" seinen Segen. Wobei nicht etwa auf die "gesicherte Zahl von 219.000" abgehoben wird, sondern sogleich auf die "halbe
Million". ("Es spricht sich einfacher").
Keinem dieser Rezensenten scheint aufzufallen -niemanden gar zu stören -, daß in dem ganzen Buch noch nicht einmal ein einziger Ansatz dazu enthalten ist, auch nur die Zahl von 219.000 zu beweisen oder
Der Agitation folgt die Tat: Die Lage unseres Volkes: Geschlagen und vertrieben in der eigenen Heimat: Anläßlich eines friedlichen Veteranentreffens ehemaliger Waffen-SS-Angehöriger prügeln Zigeuner unter Berufung auf ihr "Vergangenheitssyndrom" auf die einstigen Soldaten ein. Notwehr würde den ehemaligen Soldaten von den Medienherrschern und ihren Schreiberlingen als extremistische Gewalt gegen die armen und verfolgten Sinti-Überlebenden ausgelegt.
7) "I II. Welt-Roma-Kongreß 1981 ", Sonde rausgabepogrom-Zeitschrift für bedrohte Völker, Göttingen, S. 68
6
darzutun, wieso man vo n "gesicherter Erk enntnis " sprechen kann .
Daß dann die nachfolgenden 5 00 . 000 auch nur eine
"Schätzung " - "von den meisten in- und ausländischen
Auto ren ", welchen eigentlich? -ist und wo rauf deren
Schätzung aufbaut , erwähnt der Einfachheit halb er k ei
ner dieser Publizisten mehr, geschweige denn fragt da
nach . Bleibt also "eine halbe Millio n Zigeuner , die
vergast , erschossen , verhungert sind " . So "Die Welt am Sonntag'' vo m 1 8 . Juni 1 9 7 8 .
Z u den "meisten in- und ausländischen Autoren " -
die Vielzahl von Autoren gilt o ffenb ar schon als Beweis
für die Richtigkeit dessen, was sie schreiben ! - gesellte
sich 1 9 7 9 ein Tilman Zülch, Vorstandsmitglied der
"Gesellschaft für bedro hte Völker" , um ebenfalls in
eigener Sache Geschichte zu schreiben, - im rororoaktuell Taschenbuch Nr. 4430 s) mit dem Titel "In
Auschwitz vergast , bis heute verfolgt " . Ein schon unwissenschaftlicher Titel : Wer bis 1 9 4 5 zu Tode vergast worden sein soll, kann wohl anschließend nicht m ehr
verfolgt werden. Aber was macht das schon . Jedenfalls : Aus den bisherigen " Schätzungen " ungenannter Schätzer und ungenannter Anhaltspunkte für die
"Schätzungen " ist inzwischen o hne j egliche Beweis
führung ein "historischer Tatbestand" gewo rden, j a das Minimum eines wahrscheinlich weit größeren Massenmordes. Seite 12 klärt uns auf:
"Mindestens e ine halbe Million europäischer Zigeuner fie len der Rassenpolitik des Dritten Reiches zum Opfer. Sie s ind nicht nur in den Konzentrationslagern verhungert , wurden dort vergast oder erschossen . Zehntausende starbe n auch durch Deportatio nen oder durch die Erschießungskommandos in vielen Teilen des natio nalso z ialistisch besetzten Europas. E inem der Satelliten· regimcs des Dritten Reiches, dem Kroatien der Ustaschas , gelang sogar die fast totale ' Endlösung der Zigeunerfrage' in ihrem Herrsc haftsgebiet. ''
Zieht man Bilanz aus diesen nahezu endlosen Ungereimtheiten, die jeglicher wissenschaftlichen Sorgfalts
pflicht entbehren , so ergibt sich, d aß die Autoren
Kenrick , Puxon und Zülch keinen Anspruch auf wissen
schaftliche Ernsthaftigkeit für ihre Gesamtaussagen be
anspruchen können. Sie schwatzen anklagend in eigener Sache daher, was ihnen gerade sinnvoll erscheint , ohne Korrektheit , ohne Beweisführung, ohne kritische Distanz den von ihnen verwendeten Quellen gegenüber, ohne technische, organisatorische Details , ohne zuverlässiges Belegsystem , ohne Berücksichtigung der Herrschaft sver
hältnisse im bolschewistischen Regime , d as schließlich den gesamten o steuropäischen Raum für neutrale , wissenschaftliche Forschungen unzugänglich macht, ohne gesicherte Dokumentationen, selbst o hne wie auch immer beeidete Zeugenaussagen . Die Demokratie sichert
8 ) Til ma n Zü l ch H rsg . , "ln Au schwit z v erg a st , b is heu t e v erfo lgt - Z u r Sit ua t io n d er R o ma (Z ig eu n er) i n D eu t sc h l a nd u n d E u ropa", Ha rn b u rg 1 983, roro ro -Tasc h en b u c h Nr. 4 4 30
ihnen Rede- und Meinungsfreiheit , aber auch jedwede
D iffamierungsmöglichkeit gegenüber dem "NB-Unrecht
staat" zu, aber auch die Freiheit , zu b ehaupten , daß das, was sie publiziert haben, "wissenschaftliche Erkenntnisse " seien.
Doch solche Behauptungen o hne d ie d azu notwendigen Qualitätsmerkmale zerfallen in ein Nichts und bleiben Romanschrift stellerei mit üblem , vo lksverhetzendem Beigeschmack . So wird man dem Andenken
der Toten des Zweiten Weltkrieges nicht gerecht, wobei
anzumerken bleibt , daß den Toten des Weltkrieges
beider Seiten der Fro nten ein gleichwertiges Andenken
gebührt und nicht etwa nur den ehemaligen Angehörigen
der schließlich siegreichen Truppe .
Unter der Strafrechtsdrohung, d as Andenken nur
ganz bestimmter V erstorbener nicht verunglimpfen zu
dürfen - anderer hingegen durchaus -, lassen sich weder
Willkürb.ehauptungen noch Übertreibungen angeblicher Tötungsakte oder gar eines " Völkermo rdes " in wissenschaftliche Qualität umfunktionieren . Die Verunglimpfung von Verstorb enen der anderen Seite wäre damit impliziert . Eine so lche Einseitigkeit verträgt die Wissenschaft nicht . Ein " Rechtsstaat " widerspricht seinen Grundsätzen, der eine gesonderte H andhabung zum Schutz des Andenkens nur ganz bestimmter Versto rb ener j uristisch kodifiziert. Zur Groteske wirkt sich aus , wenn ein Staat solchermaßen ungleiches Recht noch zu m Nachteil des eigenen Volkes im Strafgesetzbuch
verankert , wie es beim westdeutschen Strafgesetzbuchparagraphen 1 8 9 d er Fall ist . Normalerweise müßte ein
solc her Fall, wie er im vorliegend en Heft seziert worden ist , unver züglich aus d er Welt zu schaffen sein. U nd zwar dadurch, daß ein V erunglimpfer d er ehemaligen d eut schen Wehrmacht oder anderer ehemaliger d eutsc her Wehrverbände nach V eröffentlic hung solcher Anklagen, wie sie z. B . Kenrick, Puxo n, Zülch, das Inst itut für Zeitgeschichte in München, d ie politische Bild ungsstelle Nied ersachsen, Dir Zeit, Die Welt., !Jcr Spiegel und andere Zeitungen veröffentlicht haben, zu veranlassen w ären, die Beweise auf den Tisch zu legen. A nd ernfalls hätten sie d erartige Anklagen unter Strafdrohung, d ie sich auf Gesetze b eziehen, die sie gl eic hermaße n für sich in Anspruch nehmen können, zurüc kzunehme n b zw. grund sätzlic h zu unterlassen.
Doch im b esiegten, zerstüc kelte n, geteilten, freundbesetzten Deutschland sind die Verhältnisse o ffensichtlich anders , was sich naturgemäß auch bei den Zigeunern herumgespro chen hat . Für die Wissenschaft sind dies
jedo ch keine verbindlichen Maßstäb e .
Um dies verständlich werden z u lassen , sei eine weitere Rückblende gestattet.
7
Zigeuner mit einem gerichtlichen Durchsuchungsbefehl der Bundesrepublik Deutschland. - Nach Auskunft des Bundesfamilienministeriums erhalten 63% der sich in Westdeutschland aufhaltenden Zigeuner Sozialhilfe; von Wiedergutmachungsgeldern zu schweigen.
DEMOKRA TISCHE VORBILDER "Im J ahre 1925 befa nden sich b e i der Zigeunerpolizeistelle
München bereits über 14.000 Z igeunerakten u nd ·Vormerkunge n aus ganz Deutschland.
Die im J ahre 1925 während der 'Internationalen Polizeitechnischen Ausstellung in Karlsruhe gegründete 'Deutsche Kri minalpo lizeiliche Komm ission' nahm auf ih rer ersten Tagung in Karlsruhe eine Entsc hließung a n , in der ein geschlossenes Vorgehen sämt licher deutschen Länderregierungen zur Bekämpfung der Z igeunerplage gefordert wurde. Am 16. 7 .I 926 erließ Bayern ein Gesetz zur Bekämpfung vo n Zigeunern , Landfahrern und Arbeitsscheuen.
Für Preußen war schon am 17 .2.1906 (MBI . S. 53) e ine Minist.-Anwcisung betre ffend Bekämpfung der Zigeunerp lage ergangen Ein Erlaß des Preu ßischen M inisters des I nnern vo m 3.11.192 7 ( M BliV S. 1045) betreffend F ingerabdruckverfahren bei Zigeunern schrieb die F ingerabdrucknahme vo n allen nicht seßhaften Zigeunern und nach Zigeunerart herumziehenden Personen und die Mit führung vo n Bescheinigungen über die erfolgte F inge rabdrucknahme , m it F ingerabdruck für die se Perso nen vor. In der Zeit vom 23.-2 6.11.192 7 wurde p lanmäßig die F ingerabdr�cknahme der Zige uner usw . im ganzen Lande Preußen durchgeführt . Diesem Vorgehen Preußens schlo ssen sich die meisten anderen Länder an. In Preußen wurden in diese n Tagen mehr als 8.000 so lc her Personen daktyloskop iert .
In Verfolg der Vorschläge der Deutschen Krim inalpolizeil ichen Kommission kam eine Ländervereinbarung über R ichtl inien für die Bekämpfung der Zigeunerplage vo m 16./17 .4.1929 zustande und da mit e ine zentralisierte überwach ung für das ganze Reich durch die Zige unerpolizeiste lle München ... . .
•••••••••••••••••••••••••••
Nach A u fhebung des Bayer. Geset zes zur Bekämpfu ng von Zigeunern, Landfahrern und Arbeitsscheuen vo m 16.7.1926
9 1 H a n n s El l e r , "Die Zig e u n er- Ein Problem" in : Kriminn/istik, H a rnb u rg 1 9 54 , 5. 1 24
8
durch die M ilitärregierung am 28.7.1947 hat �ich das Landfahrerunwe se n in Bayern zu einer allgemeinen Landplage entwickelt. Eine Neuregelung war daher unerläßlich . Nach schwierigen und langwierigen Vorarbeiten hat n unmehr der Bayerische Landtag am 22.12.5 3 ( Bay. G VBI. Nr. 2 7 /53 ) e ine Landfahrerordnung herausgegeben , die in großen Zügen folgende Bestimmungen enthält :
'Landfahrer bedürfen zum Umherziehen mit Fahrzeugen insbes. mit Wohnwagen oder Wohn karren , der Erlaub nis der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde.
Landfahrer dürfen nicht m it Schulpflicht ige n umherziehe n . Landfahrer benötigen zum Umherz iehen mit Tieren der Er
laub ni s. Landfahrer bedürfen zum Besitz von H ieb- oder St ichwaffen ,
Messern , die im Griffe fe ststehen oder festste llbar sind , Schußwaffen o der M unit ion e iner beso nderen Erlaubnis.
Landfahrer , die i m Fam ilienverband oder in emer Horde umherziehen , müssen in einem gemeinsamen Landfahrerbuch eingetragen sei n , das vo m Oberhaupt der Fam ilie oder Horde mitzuführen ist.
Landfahrer dürfen nur an Plätzen , die ihnen vo m Geme inderat angewiesen werden und nur für die vom Gemeinderat be;timmte Ze itdauer , unterm freien Himmel lagern oder ihre Fahrzeuge aufstellen. Mit der Anweisung des Platzes können Auflag,�n in bezug auf Benutzung und Sicherhe itsleistung verbunden werden.
Landfahrer haben sich beim Geme inderat ihres jeweilige n Übernachtungsorte s sofort nach der Ankunft anzumelden und sich über ihre Perso n und die vo n ihnen m itgeführten Tiere auszuwei sen.
Außer den in anderen gesetzlichen Best immungen vorge sehenen F älle n kann die zuständige Kreisverwaltungsbehörde zur Vorbeugung gegen strafbare Handlunge n , Landfahrer , die vorbe straft sind , beso nderen Aufenthaltsbeschränkungen unterwerfe n .
M i t Haft b is zu 6 Wo chen oder m it Ge ldstrafe b is z u 150 ,-- DM werden Landfahrer be straft , wenn sie vorsätzlich oder fahrlässig gegen die oben genannten Vorschriften zuwiderhandeln'." 9)
"Spiegel"-"Gesch ichtsch re i bung"
Liest man die in der Zigeuner-Literatur - "vier von
fünf sind jüdische Autoren" 1o) - immer wieder als
"historischen Beweis"-Beleg zitierte Seite 198 des "Spiegel" vom 5 . 3 .1979 - Nr. 10/1979 -, so muß dazu
zunächst Grundsätzliches über die Rechtsordnung der
Bundesrepublik und speziell über das Rollenverständnis
des "Spiegel" vorangeschickt werden:
Die deutschstämmigen politischen Vertreter der Bun
desrepublik verstehen sich seit der Zeit, als die west
lichen Siegermächte ihnen Erlaubnis, rechtmäßige Ab
sicherung und Struktu rordnung für ihr öffentlichkeits
wirken eingeräumt haben, als "Anti-fa-Kämpfer" im
Schutze der westlichen Großmächte. Die täglich laut
starke Verteufelung des Nationalsozialismus gehört zu
ihren wesentlichen Existenzgrundlagen. Sie wissen sehr
gerlau, daß "man" dies seit Anbeginn der Lizenzertei
lung durch die allüerten Besatzungsmächte von ihnen
erwartet. Dieser Diffamierungshaß, dessen sie sich seit
her befleißigen, ist für diese Leute auch völlig ungefähr
lich, da der Gegner tot ist und sich nicht mehr wehren
kann. Wohingegen die lebende Generation, die sich
historische Wahrheiten nicht dialektisch ins Gegenteil
verkehren lassen will, durch Strafrechtsparagraphen,
überwältigende, im Gleichstrom anflutende Presse
schwemme und für den Fall einer selbst parteipolitisch
parlamentarischen Gegenwehr mittels vielfältiger staat
licher Methoden ihrer Existenzgrundlagen beraubt wird.
Wie einfach ist es, unter solchen Voraussetzungen daher
zuschreiben, was Sefton Delmer sachgerecht mit unent
wegtem "Dreckschleudern" gegenüber dem zum öffent
lichen Freiwild erklärten Regime bezeichnete. Solche
Dreckschleuderei ist jedoch nocQ lange keine historische Beweisführung oder auch nur Geschichtsschreibung .
Und Leute, die sich auf Zitate solcher Provenienz
berufen, sind selber nicht viel besser. Denn entweder
wissen s ie um die Unseriosität so fundierter Aussagen
eines, wenn auch weltweit verbreiteten, Wochenmaga
zins, oder aber, falls sie es nicht wissen, sind ihre
10) Fr i tz Gr eu ß i n g , Götti n g en , "Die Ko n ti n u it ät der NS-Zigeu n erfo r s c h un g ", Zeitschri ft f ür K ult uraustaus ch , Instit ut für Aus l andsbe z ie h u ngen, St utt gart , Ch arlo ttenpl atz 1 7, Heft 4/1 981 , S. 405.
- Fr i tz Greu ß i n g i st Vo rst a n dsmi tg l i ed d er G es el l schaft f ür b ed ro hte V ö l k er
diesbezüglichen Quellenhinweise schon aus diesem Grun
de historisch ohne Wert.
"Der Spiegel" ist ein Polit-Magazin zur Festigung
einer bestimmten politischen Zielrichtung. Er ist jedoch
kein wissenschaftlich fachqualifiziertes Publikations
organ. Weder die Fülle der allerorten zusammengetra
genen Informationen noch die Auflagenhöhe und publi
zistische Reichweite selbst in die Kreise der Intelligenz
hinein qualifizieren für die von der Wissenschaft gefor
derten Ansprüche.
Es ist hier nicht das Thema, um diesen Sachverhalt an
Hand unzähliger Beispiele für total abwegige historische
Darstellungen des "Spiegel" nachzuweisen, sondern es
mag hier das Beispiel "Die Zigeuner der Hitler-Ära" in
der Ausgabe Nr. 1 0 /1979 vom 5.3.1979, Seite 198 genügen. Dort heißt es u.a.:
"Kein Buch hält ihr Maxtyrium fest, keine Monographie
beschreibt ihren Weg in die Gaskammern und vor die Exekutionskommandos des Dritten Reiches.
Dabei hatten sie, proportional gesehen, kaum weniger Menschenopfer zu beklagen als Juden oder Slawen: Fast eine halbe Million Zigeuner (Gesamtzahl in Europa: 3 Millionen 11)) wurden von SS und Wehrmacht ermordet, allein von den Zigeunern Mitteleuropas kamen 80.000 um, unter ihnen die meisten der etwa 40.000 deutschen Zigeuner. 12)
Ihre Vernichtung wurde freilich so lautlos und geheim betrieben, daß noch der Bundesgerichtshof 1956 in einem Urteil erklärte, die ersten Deportationen deutscher Zigeuner nach dem Osten seien primär nicht Aktionen der NS-Verfolgung gewesen, sondern polizeiliche Maßnahmen im Interesse der militärischen Sicherheit."
Also: "Fast eine halbe Million von SS und Wehr
macht ermordet, .... unter ihnen die meisten der etwa
4 0.00 0 deutschen Zigeuner".
Einen Nachweis hat der "Spiegel" weder für die "fast
eine halbe Million" erbracht noch für "die meisten der
etwa 40.000 deutschen Zigeuner". - Es wird einfach
b ehauptet ! - Sprechblasen !
Die Ungeheuerlichkeit solcher Behauptungen w ird für den Spiegel durch das "Recht auf freie Meinung, L ehr- und Pressefreiheit" usw . gew ährleistet. Andere
1 1 ) Au ch d i ese Za h l ist f al s c h : ca. 1 M i l l io n , v erg l . Se i t e 1 4
1 2 ) Au c h d i ese Zah l i st f al s c h : ca. 2 0.0 00 Z i g eu n er l ebten i m eh e m al i g en Re i c hsge b i et ; s i e h e S. 1 8
9
Publiz isten , die nur Anzuz weifeln o der gar in Abrede zu stellen wagen - so gar ihre Darlegungen wissenschaftl ich
beweiskräft ig belegen - landen vor den Gro ßen Strafkammern de s Lande s. So bleiben dann derartige publizi erte Un geheuerlichkeiten de m öffentlichen Anschein
nach unwiderspro chen.
Und in einigen Jahren hat man sich daran gewöhnt. Die Jugend - o hne hin jahre lan g zusätz lich zu den
ein seitigen Schulri chtlin ien zum Geschichtsunterricht von "j ugendgefähr denden" gru ndsätz lichen historischwi ssenschaftliche n Untersu chungen abgeschirmt "weiß es" na ch einigen Jahren im wahlberechtigten Alter, "daß es so war". Schließlich haben j a die Poli
tiker, Professoren, Jo urnalisten, Lehrer und Theo lo gen ihnen das alles jahrelan g unwidersprochen vo rerz ählt.
Und das sind j a schließlich "intelligente" Leute. Und jene , die dazu ge schwie gen haben, "konnten offenbar nicht widerspre chen", weil es " e ben Fakten waren".
Vo m Oppo rtunismu s der beamteten o der angestellten
Intellige nz , von den real en Auswir ku ngen selbst "demokratischer" Machtverhältn isse in einem freundbesetzten Land weiß die Jugend freilich n o ch nichts. Sie hat
schließ lich bisher noch kein Geld verdienen, sich nicht
an passen - man könnte auch sagen "gleichr ichten" -müssen. Doch wen n sie es schließlich lernt, fehlt ihr entweder das Wissen oder a u c h die Courage, in jedem F all die "im mer alles richtig , besser wissend e Mehrheit".
Wie weit gehend der Freibrief für Leute vo m Schlage
des "Spiegel" ist, z eigt das Bei
spiel au s der Springer- Presse :
Die ''Bild-Zeitung'' hatte am
1 7.5 . 1 9 84 dem in Chile v er
storbenen ehemaligen S S- Obersturmbannführer Rauff angelastet, persö nlich für den Mord
an 250 Mill ionen Juden verant
wortlich zu se in . De n darauf
hin ge ge n den Sprin ger- Verlag
angestre ngten Strafantrag wege n Verungli mpfu ng des An
denkens Verstorbener , Vo lksv e r h e tzung, Aufstachel.ung zum Rassenhaß und Verlet - ·
zung der presserechtlich vo r
gesc hriebenen Sorgpfaltspfli cht wies die Staatsanwaltschaft
Harnb urg mit der Begründun g
ab, daß durc h so lche Be haupt
ungen keinerlei Straftat bestän
de erfüll t worden se ien. Auf
Wie "har mlo s" mache n sich demgegenüber die Zahlen
und Behauptungen des "Spiegel" aus ! Braucht ein Chef
des "Spiegel"-Magazins oder ein "S'piegel"-Re dakteur
unter solchen Vorau ssetzungen irgendwelche Gewissens
bisse oder Beklemmungen zu haben, wenn er folg endes sc hreibt?
"Als die deutschen Armeen in Rußland einfielen, befahl Himmler die Ausro ttung des Zigeunertums .... "
Weder der Chef noch sein Re dakteur sind schließlich beweispflichtig. We der benötigen sie Angaben über Text,
Datum, Ort, Befehlsweg e ines solchen " Ausrottungs
b efehls für das Zigeunertum" n o ch Beweisstücke für die vo llzo gene "Ausrottun g", keine Daten, Orte, Fundst ätte n, Namen, Einheiten, - n ichts . Sie können auch weiter
schreiben:
"Doch inmi tten des Mordens, 1942, verlangsamte Himmler plötzlich seinen Vernichtungsfeldzug. Der Rassenfanatiker Himmler hatte Bedenken, Leute ermorden zu lassen, die er für Nachfahren der indogermanischen Urvölker hielt, und rette te sich aus seinem Dilemma mit einem abstrusen Projekt: Die 6.000 Angehörigen der angeblich reinrassigen Zigeunerstämme Sinte und Lallerie wollte er unter Denkmalschutz stellen und am Neusiedler See ansiedeln, dagegen die restlichen deutschen Zigeuner in Konzentrationslager bringen.
Noch 1942 wurden die deutschen Zigeuner verhaftet und in KZ geschleppt, die meisten nach Auschwitz. Dort trat ein RKPAKommando (RKPA = Reichskriminalpolizeiamt) zusammen, um
Se ite 36 der Nr. 2 1 "Hi.-tori.-che Tat.-achen" sei die sbezüg-
Polizei kontrolliert Wauderzigeuner in Oberschwaben (um 19 25)
lieh verwiesen.
10
im Familienlager die Sinte- und Lallerie-Zigeuner herauszufinden, die der Reichsführer-SS umjeden Preis haben wollte.
Von den übriggebliebenen 20.943 Zigeunern, in überfüllten
Baracken zusammengepfercht, Hunger und Seuchen ausgesetzt, durften nur die Arbeitsfähigen am Leben bleiben. In der Nacht
vom 31. Juli zum 1. August 1944 w urden die letzten Zigeuner
vergast- 4.000 Menschen."
So makaber es sich anhört, doch so urteilen nun
einmal weltweite Großverleger, wie z.B. Rupert Mur
doch (vgl. "Historische Tatsachen" Nr. 2 2, Seite 40):
Man ist schließlich in der "Unterhaltungsbranche", in
der eben alles erlaubt ist. Vom Denkmalschutz für
Menschen bis zur Vergasung von 4.000 M e ns ch en in
einer Nacht in Auschwitz (die Bevölkerung einer Klein
stadt! , in einer Nacht! ) , "der letzten Zigeuner". - Alles
auf Veranlassung eines einzelnen Mannes i m Dritten
Reich, der noch nicht einmal der Diktator selber war,
aber dennoch offenbar ohne jegliche Erlaubnis der
Staatsführung nach persönlichem Gutdünken Millionen
von Menschen umbringen konnte. Mitten im Krieg, wo
offenbar nichts'
anderes seine Zeit und Arbeitskraft in
Anspruch genommen hat, wo ihm offenbar trotz Feh-
Zigeuner (bei K&ln): "Wohin wir sollen, sagt uns niemand"
lens aller notwendigen Kompetenzen, Materialien, Ver
kehrsmittel, Energien, Personalreserven usw. usw. alles
reibungslos und ohne Spuren zu hinterlassen gelungen
ist, was er "wollte". Er, der weder der Wehrmacht noch
den Gauleitern Befehle erteilen konnte, brauchte mitten
im Krieg offenbar nur etwas zu "wollen ", und alle
machten sich s pontan zu Mittätern in einem millionen
fachen Mordgeschehen, das jedoch außerordentlich ge
heim blieb? Sie alle hatten im Krieg nichts anderes zu
tun?
1956 - 11 Jahre nach Kriegsende - war selbst dem
Bundesgerichtshof davon nichts bekannt. Doch im Jahre
1979 soll alles wie selbstverständlich auch ohne jegliche
Beweisführung als '�bekannt vorausgesetzt" werden, da man anscheinend keinen anderen Wortschatz mehr zu
kennen scheint?
Solches ist keine Geschichtsschreibung, ist nicht se
riös. Es ist schlicht gesagt: Volksverhetzung! Gleicher
maßen einzustufen sind jene Behauptungen ähnlichen
oder gleichlautenden Inhalts anderer Autoren, die sich
auf solche Ausführungen des "Spiegel" als "Beweis-Beleg
berufen.
"Bei Hitler waren wir wenigstens Deutsche" Zigeuner in der Bundesrepublik - noch immer verfolgt?
Das Zitat der Bildunterschrift des Spiegel vom 22. Okt. 1979, S. 97 gibt offensichtlich die Meinung der betroffenen Erlebenszeugen wieder, die - insbesondere weil sie vom Kommentator des Spiegel in Fettdruck unter das Foto gesetzt w urde -historisch beachtliches Gewicht hat.
ll
"Ke iner der NS-Mörder vo n 500.000 Sint i u nd Ro ma verurte i lt"
Mehr als 1 oder 6
Million Überlebende Zu den neuzeitlichen Autoren, die Do nald Kenrick,
Grattan Puxo n und Tilman Zülch literarisch zur Seite treten, gehört Fritz Greußin g. t3) Seine Quellen sind die gleichen wie die der anderen. Man beruft sich gegenseitig au f das vo m Anderen Behauptete u nd suggeriert damit de m L€ser, histori sche Fakte nbewe ise geliefert zu haben. Der Verweis auf viele Namen u nd Behauptungen au s de m Bereich des "Endlösun gs"-Ko mplexes scheint Nachweise o hnehin zu erübri gen.
Vo n Herrn Greußing erfahren wir jedoch manch bedeutende Einzelheit über Sachverhalte, die in d en anderen Schriften nicht zur Sprache gek o m men sind:
a) Erst zu Beginn des Krieges wurden im Reichsgebiet (fast 20.000) Genealogien über die Sinti und Roma zusammengestellt, eine behördliche Erfassung, d ie im November 1942 abgeschlossen wurde.
"Ober die e igent liche NS-Ra ssekarte i, die eingangs b e schriebenen ant hropo lo gisc hen Vermessungen von fa st 20 . 0 0 0 Sinti und Roma und die zugehörigen Genealogien, hüllt e sich das B undesarc hiv und auch da s Bunde sinnenm inist erium in Schweigen, obwo hl b e i den alle we sent lichen Einzelheiten des nachfo lgend beschrie benen Skandals genau b ekannt waren." (S . 388)
"Die 'rassischen Begutac htungen' von 18 . 922 Sint i und Roma wurden ab 1939 be gonnen und im Nove m b er 1942 abgeschlos· sen. " (S. 390)
b) Die Behörden der Bundesrepublik Deutschland, die seit Jahrzehnten einen weltge schichtlich nie dagewesenen Übereifer entwickelte n, um ja alle Verbrechen des Vor gän gerregime s aufzudecken, abzustrafen und publizistisch präsent zu er halten - bei Auskla mmerung aller Schandtaten Anderer o der auch von A nlässen und Zusamme nhängen -, haben sich weder um die se Zigeunerakten je gekümmert, noch irgendwelche Folgerun gen
13) Fritz Greu ßing, Göttingen, "Die Kontinuität der NS-Zigeuner-forschung", Zeitschrift für Kulturaustausch, Institut für Auslands
beziehungen, StuttgJrt, Charlottenplatz 17, Heft 4/1981 Wie gesagt: Vorstandsmitglied der Gesellschaft für bedrohte Vcilker, also Schreiber in eigener Sache. Und jeder kann ja schreiben, was er will, - sofern er nicht von Amts wegen als "offenkundig" bezeichne
te "historische Tahachen" leugnet, verharmlost oder in der Art des Verharmlosans "in die Nähe des Billigans gerät". Doch diese S trafgrenzen gelten nur für Hersteller "rechtsextremistischer" Schriften. ln diesem Gefahrenbereich bewegt sich Herr Greußing nicht. Ihm ist freies Schußfeld für jedes Kaliber zugebilligt.
12
daraus gezoge n. Sie haben bisher "keinen NS-Mörder
von 500.000 Sinti und Roma verurteilt". Dies ist doch nur dadurch zu er klären , daß es für derart ige Behauptun
gen keinerlei Beweise und so mit auch keine Täter, keine konkreten Belege gibt!
" . . . die Länder und der B und nie um diese fast 2 0 .000 NSZi geunerrasseakten und G enealugien kümm erten, mit denen Antragsteller i hre rassische Verfo lgung sofort hätten b elegen können." (S . 391)
" Angesichts der Tat sa c h e, daß sich das B unde sarchiv und die Bundesregierung nie u m die Sicherst e ll ung von B eweismaterial für den Völkermord an Sinti und Roma ernsthaft kümmert en, sondern NS- Zi geunerakte n in den K ellern vo n Po lizeibehörden,
Staatsanwalt schaften und Inst ituten verschwunden sein lie ßen
und der öffentlic hen Aufarbeitung vo rent h ie lten, ist e s weiter nicht verwunderlic h , daß keiner der NS- Mörder von 5 0 0 . 0 00 Sinti und Ro ma verurt eilt wurde und daß die Richt er von Majdanek nach 35 Jahren den angeblichen Mangel von Beweismaterial
b edauern konnt en. " (S . 3 91)
c) Gleichermaßen gibt es kein e ernst hafte wissenschaftliche , u nparte iische Arbe it für das anstehende Thema .
o;Til m an Zülch, B unde svorstandsmitglied der 'Gesellschaft für bedro hte Völker', nahm die fest liche G e legenh eit (J ahreskongreß der Deutschen Ge sel l schaft für Ant hro po logie und Hum angenetik Ende Sept ember I 981), zum Anlaß und warf den reno m m ierten Wi ssensc haft lern in e ine m kurzentschlossenen Re ferat bei Kongreßeröffnung vor:
. . . 'Daß e s bis heute keine ernsth afte wissenschaftliche Arb eit e ines aus der NS-Zeit unb elasteten Anthro po logen geb e , in der das Pro ble m der Zigeunerverni c h t ung aufgearbeitet worden sei .' . . . "
( s. 392)
"Während in den vergangeneu dreieinhalb J ahrzehnt en z ahlreiche Bücher über den an den e uro päischen .Juden b egangenen Völkermord ersch ienen sind, hat die deutsche Gesch ichts- und So z ialwi ssenschaft b is 197 9 der Erforschung des Geno z ids an den Sinti und Ro m a keinerle i Aufm erksamkeit geschenkt .
0".1 s bisher e inzige Standardwerk von Kenrick und Puxon zur Vernicht ung der euro päischen Roma wurde zunäc hst nur in englischer, franz ösis cher und ita lienis cher Sprach e publiziert und
erschien in Deutschland erst 1981. Auch die Arbeiten von Selma Steinmetz {Wien) und Miriam Novitch 0 erusalem) sowie Ben Sijes {Amsterdam) fanden im deutschen Sprachgebiet kaum Widerhall." ( S. 405)
" ... Vier der fünf genannten Autoren - Kenrick, Steinmetz,
Sijes und Novitch - gehören dem jüdischen Volk an, eine Tatsache, die sicherlich auch als Zeichen der Solidarität von jüdischer Seite gegenüber den Rarna-Leidensgenossen interpretiert werden könnte .... " {8. 405)
d) Es gab im Dritten Reich kein rassistisches Anti
Zigeuner-Gesetz. Dennoch versteht es Herr Greußing,
gerade daraus eine Schuld abzuleiten. Das geschieht
dann so:
"Mit theoretischen Lücken in der rassistischen Gesetzgebung bis 1942 oder in Erlassen der Nazis und damit, daß sich die Zigeunervernichtung auf kein logisch nachvollziehbares Konzept festlegen lasse, eine rassische Verfolgung 198 1 leugnen zu wollen, wie Dr. Streck es tut, ist vor allem dann peinlich, wenn er noch 19 7 8 unter der Oberschrift 'Das nie verabschiedete Zigeunergesetz' formulierte {veröffentlicht 197 9 im rororo -aktuell von T. Zülch 'In Auschwitz vergast...'), daß den Nazis lange die AntiZigeunergesetze aus der Weimarer Zeit für ihre Verfolgungs
maßnahmen ausgereicht hätten und daß Himmler und die 'NS· Spitzen im Falle der Zigeuner bewußt auf eine gesetzliche Grundlage verzichtet hätten, um nicht von Justiz und Behörden behind�rt zu werden.' {Streck stimmt dabei mit Hans Buchheim, "Die Verfolgung der Zigeuner aus rassischen Gründen ... ", 1958, üherein.) ... " (S. 417)
e) Nicht unbedeutende Leute warnen davor, den Zeugenaussagen der Zigeuner o hne weit eres Glauben zu schenken:
"In seiner vorerst letzten Veröffentlichung 'Ein Menschenalter danach' warnt Arnold (angesehener 'Zigeunersachverständiger ')
davor, Zeugenaussagen und Berichten der Sinti und Roma, die das
Dritte Reich und Auschwitz überlebt haben, ohne weiteres Glauben zu schen-ken und spricht die NS- Rasseforscher, die �lediziner Dr. Robert Ritter und Dr. Eva J ustin, von ihrer Mitverantwor-tung an der NS- Roma-Verfolgung frei." ... (S. 405) 14)
Arnold, überzeugter Vertreter der Eugenik und Rassenhygiene, war mindestens bis 197 6 Mitglied des Sachverständigenrates für Zigeuerfragen beim Bundesministe1ium für Jugend, Familie und Gesundheit, dem jedoch kein einziger Sinto oder Rom angehörte, sowie langjähriger ßerater der katholischen Caritas." ... (S. 405)
f) Mehr als eine Mill ion Si nti und Roma haben den
Krieg 1945 in Europa überlebt. Doch ein großer Teil von
ihnen stellte keine Wiedergutmachungsanträge, obgleich
das Entschädigungsgesetz noch nicht einmal handfeste
Nachweise für rassische Verfolgung vorgesehen hat:
"1953, acht Jahre, nachdem die letzten der Oberlebenden aus den Konzentrationslagern entlassen worden waren, wurde das erste von zwei Gesetzen verabschiedet, das Opfern eine Wiedergutmachung zugesteht. Es dauerte eine Weile, bis diese Nachricht zu den Roma und Sinti durchsickerte, von denen wenige Zeitung lesen. Als sie schließlich von einer möglichen Wiedergutmachung hörten, gab es bei der Anmeldung von Ansprüchen keinen plötzlichen Ansturm. Vielen verbaten ihre moralischen Grundsätze, für einen toten Vater, eine tote Mutter oder ein totes Kind Geld zu kassieren. Andere nahmen das schwierige Unterfangen auf sich, einen Rechtsanwalt zu finden, der sowohl willens war, den Fall zu übernehmen, als auch wohlwollend gegenüber Klienten, die möglicherweise ihren Geburtstag oder den Namen nicht kannten, unter dem sie registriert worden sein könnten. " (S. 395)
"Weitere vom Bundesgerichtshof 1958 und 196 1 gefällte Urteile erreichten neue Höhen der Absurdität. Sie entschieden, daß ein seßhafter Sinto mit festem Arbeitsplatz, der 1938 verhaftet worden war, nicht aus rassischen Gründen verhaftet worden sei. Die Polizei habe im Sinne des Gesetzes korrekt gehandelt, ihn als 'arbeitsscheu' zu verhaften, da sie damals - natürlich zu Unrecht - glaubte, daß er dies sei. Die vorinstanzliehe Entscheidung, Wiedergutmachung zu leisten, wurde verworfen. Der Erfolg der Bundesgerichtsentscheidungen war, daß niemandem Wiedergutmachung für vor März 1943 Erlittenes gezahlt wurde, dem Datum, an dem auf Himmlers Befehl die Sinti und Roma
nach Auschwitz geschickt wurden. Jede davor ergriffene Maßnahme war entsprechend der Entscheidung keine rassische Verfolgung . ... " ( S. 39 6)
"Drei Jahre später legte das dritte und letzte Entschädigungsgesetz fest, daß Roma und Sinti zur Berechtigung einer Wiedergutmachung nicht den Nachweis zu erbringen hätten,
14) Der eh ema lig e Leiter d er Ra sseh yg ienischen u n d Kr imin a l b iologisch en F o rsch u n gsstell e in B er l in , D r . Dr . R itter , wa r 19 48 ein em Er mittl u ng sv erfa h r en u n ter · warf en wo r d en , da s jed o c h o hn e An k l ag everf ah ren eing estel l t wo rd en ist. (StA Fra n k f u r t/ M . 55/3 Js 5582 /48) . Dr. R itter i st na ch E in stel l u ng d es V erf a h r en s g esto r ben . - Vier tel j a hr sh ef te f ü r Z eitg esc hich te
4/1959 , S. 428 .
"Zigeunersiedlung, Müllkippe Kistnersgrund: 'Noch ein halbes Jahr
- Der Spiegel Nr. 43, 22. Okt. 1979, S. 114 V erg l . hier S. 24 r ec h te Spal te. Bil d - u nd Tex t-F o r tsetz u ng Seite 16
13
daß die Ver fo lgung im Ze itraum 1 93 8 bis 1943 rassische Gründe gehabt habe. Es wurde vorausge setzt , daß e ine solche Ver fo lgung rassische Mo t ive hatte , so lange die Ger ichte nicht gegenteilige Bewe ise finden k onnten. Die Frist für Schadensforderungen wurde bis 1 969 verlängert und j eder , dessen Schadensforderung die J a hre 1 93 8 bis 1 943 betreffend abgewiesen worden war , konnte die Wiederaufna hme se ines Fal le s fordern . . . . " (S . 3 9 6 )
" Mehr als eine Mill ion Ü berlebende und deren Verwandte hatten rechtmä ßige Entschädigungsforderungen, die We stdeutschland oder den Regier ungen ge genüber hätten gestellt werden sollen, der en Staatsangehör ige s ie waren . " (S. 3 9 6 )
Aber halt ! Das sind keineswegs a 1 1 e überlebenden !
S e c h s Millionen haben überlebt , will man den j üdi
schen und zigeunerischen Publizisten des ro ro ro
Tasche nbuche s ' ' In Auschwitz vergast , b is heute ver-
folgt " Glauben schenken :
I "Mit r u nd sechs Millio nen s ind d ie R oma die größte ,
n i c ht ter r ito r i a l gebundene nationale Minderheit in E u ro pa . " 1 s ) I " . . . . e in großer Tei l der Sinti und Roma als analphabetische
u nd verängstigte Überleb ende bis zum Ablauf der Wiedergutm a c h u ngsfris t e n k ein e Wiedergutmachungsanträge zu ste lle n wa,g t c n. " ( Greußing S. 404)
D as Institut fü r Zeit ge schic hte in M ünche n best ätigte im Jahre 1 9 5 9, daß bis dato in Ent schädigu ngs prozessen
"nur wenig beweiskräftiges Mat erial vorgelegen" hat und
die Zigeuner- Leben ssitu at io n nur selte n rekonstruierbar war. 1 6 ) A ngesichts d er b ehaupteten angebliche n l\I ordziffer vo n einer halb en Million ist d ies doch wohl eine sensatio nelle Meldung j e ner Leute, die seit Jahren d ie Umerz iehung d es d eut sche n Volkes im Siegerin .. teresse n icht unwesentlich m itgestaltet hab en. Immerhin waren dam als bereits 1 4 Jahre nach Kriegsend e verga ngen, u nd d ie Trib unale und ihre unzähligen H elfer aus nahen und fernen Länder n hatten alles zusam me ngetrage n , was sie wußten. D o ch es war " nur wenig beweiskräft iges Mat erial ' ' !
"W ähre nd die Verfo lgung der J uden durch den Nat io nalso ziali smus zahlre iche Darste llun �n �funden hat und gleichwo hl noch zu unserer ' unbewälti gt en Ver gange n he it ' ge hört, ist die Beha n dlung der Zigeuner, der ' zweiten ' Gruppe der ' Fremdvölkische n' in Deut schland, selbst unter Berücksicht igung i hres geringe n Umfan gs se hr wenig untersucht wor den . Eine Rolle spielt dabei der Umstand, daß Maßnahmen, die sich gegen die Zige u ner
r ichteten, n icht immer o der auss c hl ie ßlich aus 'ra ssischen' Gründen er klärt w er den kön nen bzw. er klärt zu werde n brauchen.
Schon deshalb wir d in Entschädi gu ngsprozessen für die geltend ge machte rassische Verfolgu ng oft nu r wenig beweisk räftige s Material vorgelegt .
Überdies läßt sich die Le be nssitu ation des einzel nen Zigeuners für eine bestimmte Zeit mit e iner ju ristischen Ansprüchen genügende n Sicherhe it nur selte n re konstruiere n.
Es ist allge me in be kannt , da ß die mittlere und namentlich die Bagatell-Krimi nalität der Zigeu ner -- insbe so ndere der Zigeun ermi schl in ge - be deute nd hö her lie gt als die der se ßhaften , nicht
1 5 ) Ti I ma n Z ü l c h H r sg . , " l n A u schw i t z verga st , b i s heute verfo lgt " aa O . S. 29 ( r o ro r o T a s c he n b u c h )
zige uneris chen Bevölker ung. Als der nat io nalsozialist ische Staat mit Be gin n der sogenannten 'vorbeu genden Verbreche nsbe kämpfung' durc h die Po lizei in den Jahren 1 9 3 7 /3 8 Maßnahme n von eine m Umfan g ergriff, die ihre sgleichen in frü heren Zeiten nicht hatten, trafe n die se da her an s ich begreiflicherwei�e die Zi geuner härter a ls je de andere Gruppe . . . . " 1 6)
g) Eine Aner kennung steht no ch aus :
" . . . I n der Frage e iner globalen Zahlung i st seit mehreren J ahren keine o ffizie lle Stellungnahme erfo lgt.
Bis zu e iner halben Million Tote und weit mehr p hysisch und psychisch Verletzte . Un d doch sind in den darauffolge nden 35 J ahren le diglich ein paar der Mörder mehr als nur symboli sch verurtei lt und wenige der Opfer entschädigt wo rden. Die Über lebende n erwarten noch immer vo n der deutschen Re gierung eine reelle Abbitte i n Gestalt vo n barer Münze , um de n de m Volk der Ro mani zugefügten Schaden wiedergutzumachen und die Diskriminierung zu b eenden , unter der die überlebenden Sinti und Ro ma noch immer le iden . " ( Greußing, S. 3 9 7 )
" E ine der wichtigsten Anerkennunge n der Anliegen deutscher Sinti und Roma und der Ro ma im internatio nale n Au sland blieb aber bis heute immer noch aus : Die Erklärung des Kanzlers der deutschen Bundesregierung . die das Bedauern über den Völker mord i m Dritten Reich ausdrückt . Nachdem der B undeskanzler einen Empfang von Sint i- und Ro m a-Delegierten im Anschluß an die Gede nkkundgebung in Bergeu-Belsen 1 97 9 ablehnte , das Kanzleramt , die wesentliche n F orderungen des Memorandums unmitte lbar vor Beginn des Hungerstreiks in Dachau 1980 negativ besc hied und die Förderung eines e igenen Kulturzentrums für Sinti und Ro ma u nter Hinwe is auf e inen in Köln bereits geförder
ten Sinti-Kindergarten ablehnte , nah m der 'VDS' das Bekannt werden rassistisc her Methoden der Erfassung und Datenspeicherung der 'Zigeunernamen ' be i Po l ize i und .J ust iz und andere 'kriminalpräventive Maßnahmen ' vo n Behörden nach Prinzipien des NS-Staate s erneut zum Anlaß , sich im November 1981 an den Bundeskanzler mit e inem e indr inglichen Schreiben zu wenden und auf der längst fällige n Erfüllung der Forderungen zu beste hen.
Der ' VDS' tei lte dem B undeskanzler mit , daß sich Sint i und Roma nie ht länger auf e in Gespräch und e ine Anerkennung des NSHo locaust vertrösten la ssen können, so ndern daß dieses stat t · fin den muß als moralische Wie dergutmachung durch die Bundesregierung, so wie sie ge genüber den jüdisch en Le idensgeno sse n sc ho n u nter A denauer e ingesetzt hat.. .. " (S. 42 1 )
h ) Vor dem Krieg lebten im gesamten Reichsgebiet
20.0 0 0 , zuz üglich je ner 1 1 . 2 0 0 in Österreich = 3 1 . 200,
von denen jedo c h 2 1 . 5 0 0 umgebracht wor den sein sollen, was ihre verbli ebene An zahl auf rund 1 0 . 0 0 0 ver
mindert haben wür de . Doch nach dem Kr ie g - im Jahre
1 9 80 - lebte n allein in der kleinen Bundet;re pub lik 50.0 00 von ihnen.
Oder in e ine m anderen Zahlenvergleich ausgedrückt :
In der " Encyclopedia Americana - Internation al Edition " , Band ( volume ) 1 3 sind unter dem Stichwort
" Gypsies" als Vorkriegsz ahlen für Euro pa = 7 5 0 . 000, 1
Million o der 1 , 5 Mill ionen Zi geuner ausgewi ese n.
Nach eigenen Aussagen der maßgebenden Zigeu nerund j üdischen Autoren haben davon 1 Mill ion Zigeuner
den Krie g überlebt . 1 7) Nach Aussa gen derselben Leute
1 6 ) Viert e l j a h r s hefte f ü r Ze itge sch ichte , M ü n c h e n 4 / 1 959 , S . 4 1 8 .
leben nach Kriegsende in Euro pa "als di e größte, nicht territorial gebundene natio nale Minderheit " = "rund
sechs Millionen" ! 1 8 ) Die selben Leute bestäti gen weiter :
" Bi sla n g u n ge klärt is t die Fra ge , von wem un d zu welche m Ze itpu nkt der Befe hl zur Liqui dierun g der in de r Sowjetunion lebe n den Roma ge geben wur de . Außer de m ist e s auch nicht möglich, mi t ein i ge rma ßen genauen Zahlen die Gesamt zahl der Opfer anzuge ben . . . .
Es e x istieren keine schrift lichen Do ku mente me hr über B efehle, die zur Ma ssen e x e ku t io n vo n Ro ma u n d J u de n in der So wjetunion erla sse n wor de n sin d . . . .
Di e Ei nsat z gruppen hatte n mit Sicher he it kein e n verbind lichen Befe hl , Ro ma zu t öten, insbe sondere Frauen und K in der . . . .
Natürlich haben s ich die R o ma a l s Par t isanen a kt iv a m W i derstand in der U d S S R beteili gt . . . .
:VIa n kan n j e doch darau s schl ie ßen, da ß e in v er hält n is mäßig gro ßer Te il der russischen Ro ma de n Krieg ü berle bt e . " 1 9 )
Folgt man Herrn Greußin g weiter, so ergibt sich noch
etwas Erstaunliches :
" We n n die Zahl der Sinti und R o m a in der B u ndesrepub lik
i n z wischen - o h ne die Gastarb e it er -- etwa 5 0 . 0 0 0 M e n schen
erreicht hat , so geht da s nicht nur zurüc k auf die ho he Geburt e n quot e dieser Volksgruppe , so ndern a u c h a u f die Einwanderung zahlreicher o steuropäischer Ro ma s e it Kricgse nde . . . . " ( S . 400)
"In den 5 0er J a hren trafe n im Rahmen der Umsiedlun g vo n Ostde uts chen aus de n b is 1 9 4 5 deutschen Ost ge b iete n a u ch
po ln ische Ro ma aus de m eige ntlichen Po le n in dn B undesr e publik e in . . . . " ( S . 400 )
Also auc h Roma aus Polen haben in nennenswerter Anzahl den Krie g üb erlebt . Und sie kamen offenbar gern zu diesem "bö sen Volk der Deut sc hen " zurück. 50.000 blie ben hier. Sie hätten ja auch weiterziehen k önnen, wo anscheinend "be ssere Menschen " leben, die ihnen n icht so lches Le id an getan haben . Warum wohl blieben sie hier?
Ein ganz erstaunliches Vol k ! Für wie dumm hält man eigentlich die Deutschen ?
" E in kon zipierter und in d ie Tat umgesetzter Plan zum konsequenten G enozid (d.h. Völkerm ord )
d er Zigeuner konnte nicht rekonstruiert werd en."
T z igano loge D r . Streck i n : leitsch rif't für Kult ura ns ta usch , S t uttgart, 3 2 . J g. 1 9 8 1 , Nr. 4 , S . 4 1 8
* • * • *• *• *• * • * • *• ......................................................................................................................................................... .......
" Ve rn i c h t u n g e i nes Vo l l<e s i m N S - Staat '' Gre ife n wir an dere Beispiele herau s : Von den 1 1 . 200 Zi geunern , die 19 39 für Österreich
ange ge ben wer den , so llen nach Kenrick und Puxon 6. 5 0 0 , a lso mehr a ls die Hälfte ermordet worden se in . 2 0 ) Als Be le g w ir d auf die Schrift Se lma St einmet z " Ö sterre ichs Zige uner im N S - Staat " , Wien , Europa Verlag 1 9 6 6 verwiesen . Nicht s weiter . Alles was dort geschrieben steht , so ll so mit richtig sein . Behauptun gen e ine s an dere n dienen als historischer Beweis, ohne jegliche Be gr ü ndung dafür , warum das Behau ptete beweiskräfti g se i . So er spart man sich Ein zelheiten und Nachfragen o der gar Detailbelege .
Weder Ke nric k und Puxon noch Selma Steinmet z sehe n s ich in dessen für die se Mordziffe r auch nur zu der gerin gste n seri ö se n Beweisführun g veranlaßt .
An deres Be ispie l : Dona ld Kenrick un d Grattan Puxon in ihrem Buch
1 7 ) F ritz G reu ßing , " Die Kon ti n u i t ät d e r Z i geuner- Fors c h ung " aa O . S .
39 6. 1 8 ) T i lman Zül c h , " l n Aus c h w i tz ver gast , b is heute verfolgt " , rororo
Rowo h l t T as c henbu c h N r _ 4430 , Ha rnburg 1 97 9 , S . 29.
1 9 ) Donald Kenrick und Gratt an Puxon, " Sinti und R o ma - die V ernich
t u ng e ines Vo lkes i m NS- St aat", Reihe po gro m s..q no, G öttingen 1 98 1 , S. 1 0 2, 1 0 3, 1 05.
20 1 Dona ld Kenri c k und Gratt an Puxon, " S int i und Roma, d ie Vern i c htun g eines Volkes im NS -Staat " , Reihe
po gro m 69 / 70 , G öt t i n ge n 1 9 8 1 , S . 1 35 "Statis ti k"
"Sinti und Roma - Die Vernichtung eine s Volke s im NS-Staat " . übrigens ein Titel , der schon in sich sach
widrig ist , da Sinti und Roma nachgewiesenermaß en noch am Leben sind , dieses " Volk also n i c h t vernichtet " i st . 2 1 ) Greifen wir die Seiten 56 und 57 heraus :
" Neben der Deporta t io n war ein e z we it e ra dikale Lösu n g vor gesehe n , d i e Sterilisierun g. De n erste n do k u me ntar ischen Hin· wei s a uf Sterilis ierung, den wir in Deut s c hlan d gefunden haben, dati ert a us de m J ahre 1 9 3 7 , als im Reichsverwaltungsb latt ( Nr . 1 0 ) mit get e i lt wur de , da ß 9 9 % der Ro ma·Kinder i n Redebu rg reif für die Ste r ilis ierung se ie n . Aber wa hrscheinlich lasse n sich auch noch friihere B e lege fin den . "
Wir haben das Reichsverwaltun gsblatt Nr . 10 aus 19 37 nachge prü ft : Dort hat der Bürgermeister von Berleburg, Dr. Günther , einen Artikel veröffentli cht mit dem Titel " Seßhafte Zigeuner " . Dort erwähnt er neben ein em hi sto ri schen Rüc kblic k u . a. , daß bis 19 37 in bezug auf Zigeuner seit der Ministerialanweisun g vom 1 7 .2.1906 keinerlei geset zliche Bestimmun gen ergan gen sind, daß di e Seßhaftmachung von Zigeunern zahlreiche
Probleme mit sich gebracht habe, u . a . auch Erbschäden durch In zucht . Er wirft danach die Frage auf, ob ir gendwann , wenn solche Gefahren der Inzucht nicht anders vermieden werden können , mö glicherwei se ir-
2 1 ) Man beachte d i e Ver meh rungsquote Sei ten 1 4 + 1 8
1 5
gendwelche Maßnahmen zur Verhütung erbkranken Nachwuchses bedacht ( "notwendig" ) werden sollten. Erbschäden seien augenblicklich zwar noch nicht häufig, sie würden j edoch bei fortschreitender Inzucht zu erwarten sein, vor allem vererbbarer
Schwachsinn. Und dann komm t der zitierte
Satz :
"Denn e me Umfrage bei den Schulleitern hat ergeben, daß die 52 katholischen und 2 evangelischen Zigeunerschulkinder zu 99 v . H . reif für die Sterilisierung seien . "
Es war die politisch unverbindliche Auffassung e1mger Schulleiter, die sie aus bereits vorliegenden vererbliehen Krank heitssymptomen hergeleitet hatten. Diese unverbindliche Auffassung auf Grund konkreter Einzelfälle wird von D . Kenrick und G. Puxon in eine " von der politischen Führung des Dritten Reiches vorgesehene radikale Lösung, die Sterilisierung " um funktioniert .
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� * •
dan n haben wir sie zugeschüttet ": Kistnersgrund ·Bewohner "
Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1 979: O rt : Bad Hersfeld
- Der Spiegel, Nr. 4 3 , 22 . Okt . 1979, S. 1 14
Wie verwerflich j edoch die Verfälschungsabsicht historischer Sachverhalte dieser beiden Autoren ist, wird erst richtig ermessen, wer die nachfolgenden Texte dieses Reichsverwaltungsblattes liest, und zwar von Regierungsrat Rohne, Regierung Liegnitz ( Schlesien) . Dort heißt es u .a . :
Wie sähe wohl die Propaganda aus, w ürden diese Bilder und Texte S. 1 3 + 1 6 aus dem Dritten R1!ich stammen? - Nicht auszudenken! *
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"Die Zi geuner s ind fremdes Blut. Wir können sie daher nicht zum deutschen Volke zählen . Betrachten w ir sie aber als ein fremdes V olks tum, so w ollen wir uns einerseits der oft ausge spr ochenen Worte des Führers erinnern, daß das nat . -soz . Deutschland weit davon entfern t ist, fremdes V olkstum deshalb zu mißachten, wei l es nicht deutsch is t .
Auf die Zi geunerfrage angewendet, bedeutet dies, daß keine Maßnahme nach Inhalt, Form und Zweck nur g e gen den Fremdrassi gen als solchen zu richten is t . Was nicht schadet oder das Nützliche nicht hin dert, braucht deshalb nicht Ge genstand staatli cher Re gelung zu sein . Hieraus er gibt sich aber schon k lar, was durch den Staat erlaßt werden muß : Dem fremdrassigen Zi geuner unter uns kann Ei gen gestaltung nur insoweit zugebilligt werden, als er dami t die völkische Ordnung der Deutschen nicht stör t . . . . .
W ir sind als V olk stark und selbstbewußt genug, um die Lebens gestaltung dieses un ter uns lebenden Fremdstammes ohne Haß und unvoreingenommen re geln zu können, w ir sind uns aber der V erantw ortung vor dem Leben unserer ei genen Nation zu se hr bewußt, als daß w ir die gerin gste Schädigung durch frem drassige Einflüsse hinnehmen könnten, und wir sind entschl ossen, uns diese klare Erkenntnis durch keine Gefühlsduselei trüben zu lassen . So betrachtet, muß die Bekämpfung des Zigeunerunwesens, also desjenigen Verhaltens der Zigeuner , das eine V o lk sschädigung darstellt, e ine wichtige Auf gabe wer den, der unbeding t mehr A ufmerksamkeit zuzuwenden ist, als dies seit 1906 geschehen is t.
Die Er gebnisse, die s taatliche Einw irkung zu erzielen vermag, hän gen in ers ter Linie davon ab, wi e der S taat mit dem e ingeborenen Wandertrieb des Zi geuners und der damit verbundenen Lebens haltung fer tig wir d . Soweit es sich um ausländische Zigeuner handelt, ist die Lösung nic ht schwer und bietet sich von selbs t an : Es wer den ihnen die deutschen Grenzen gesperr t oder sie
16
werden, wenn sie sich schon Eingang in das Inlan d zu verschaffen gewußt haben , aus gewiese n .
Für die in ländischen Zi geuner ist der Kernpunkt an sich schon 1906 er kannt w orden : Wenn der im Lande h erumziehende Zigeuner seßhaft gemacht w erden könnte, so wäre damit das Pr oblem im wesentlichen gelöst . Was übrig bliebe, wäre eine Sache
örtlicher Behörden, die 'Landplag e ' wäre gebannt . So w urde also schon in der genannten äl teren V O . vorgeschrieben, da ß anzustreben sei, die Zi geuner mög lichst an einem bestimmten Ort seßhaft zu machen .
Für das Gelin gen dieses Vorhabens fehl ten aber alle Vorau ssetzun gen . Es war ein Irr tum, zu glauben, die Seßhaftigkeit d ieser Nomaden mit der Erschwerung des Umh erziehens und des Lebenserwerbs in dieser Form erzw in gen zu können . Mit manchen dieser Maßnahmen hat man genau das Gegenteil erreicht. So wurde eine s ys tema tische po lizei liche Beobachtung in der Weise ein geführt , daß die Or tspolizeibehörden bei jedem Auftauchen von Zi geunern sogleich die Gendarmerie zu verständigen hatten, die ihrerseits den Weiterzu·g bis zur Grenze ihres Dienstbereichs nicht aus den Augen zu lassen und ge gebenenfalls auch den Nachbarbereich von dem Anrücken zu benachr ich tigen hatte . Auch die Landräte waren zu un terrichten und hatten Vorsor ge zu treffen, daß die Zi geuner unter dauernder Beobachtung blieben und weiter gemelde t wurden .
Bei Viehseuchen gefa hr mußte seit 19 27 sogar ein Polizeibeamter die Zigeuner s tändig begleiten, um für Beachtung der viehseuchenpolizeilichen V orschrif ten zu sor gen. Alle diese Vor· schriften, die ja noch heu te geltendes Recht dars tellen, waren unter den gegebenen Umständen an sich richtig und v ernünfti g, wenn man n ur darauf be dacht w ar, d ie Ausw irkun gen ein es als Gefahr im polizeilichen Sinne sich ausw irkenden Zustandes ab· zu wehren oder ganz unschädlich zu machen . . . .
Es geht aber nicht an , daß Landrat und Gen darmerie ihre ein zige Aufgabe darin sehen, j eden Wauderzug an der Kreisgrenze in Empfang zu ne hmen und auf kiirzeste m Wege aus de m Kreis wieder herauszuführen in der Gewißhe it oder der A nnahme, im Na chbar kreise wür de es ebenso ge ma cht, diese m tue man a lso nicht weh , zu ma l man von ihm jeder zeit die gleiche Maßna hme aus der anderen Richtun g zu ertrage n ge nötigt und bere it sei . Es ist klar , daß e ine solche organisiert e , aber in i hrer W irkung do ch
planlose We it erle itung nach dem Grundsatz : ' M öge n d ie Z igeuner bleiben , wo sie wo l len , nur n i cht in me ine m Kreise ' , vo m Ganzen her gese he n, e in lJn ding is t . Damit wird der Wandertrieb der Zigeuner , de ssen Ge fahren man zu be ge gnen wünscht , behördlich geför dert . . . . .
E s mu ß dabei zunächst i n gewissem Umfan ge mit der Einstellung gebrochen werden , da ß anzie hende Zige uner, wenn sie wir klich e inmal in einem Ort zu längere m o der dauerndem Verbleib sich po lize ilich anmelden wollen, mit a llen gesetzlic h nur irgendwie gre ifbaren Mitte ln daran zu h in dern un d schl eun igst wieder auf die La ndstraße zu setzen sin d, da mit sie n ur rasch außer Sicht ko mmen , gl eichgiilt ig, wo sie dann bleiben.
Bis j etzt ist es in ganz weit gehende m :\1aße so - und man kann es de n Bür ger me is te rn nicht e in mal verübeln, da ß sie sich so verhalten anges ichts der zu erwarte nden Fürso rge lasten un d der Beläst igung der Bevö lk erung. Es ist e in e immer wieder kehrende Erfa hru ng: Wo Zigeu ner s ich für längere Zeit niederlassen , nehmen die B e schwerden aus der Nac hbarschaft wegen aller mögli c hen übelst ände kein Ende.
W ie sich hierau s ergibt, i�t e s mit e iner 'Se ß haftmachung' der Z ige uner in der We ise , daß ma n ihnen nur sozusage n gesetz liche Bre msk lötze vor die Räder ihrer Wohnwagen schiebt, n icht getan. :\1an mu ß vie lmehr die Wo hnwa ge n in fe ste Behausunge n umwan de ln und die \1e nschen dar in a us No ma den zu bo denst ändigen Einwo hnern zu ma che n versu c hen, die sich mit fortschre ite nder
Se ßhafti gkeit und o hne die Aussicht a uf künft ige W anderfahrten auch auf einen or dent lichen und gere ge lte n Lebensunter halt umstellen .
Diese s Zie l zu erre iche n, darf kein geeign et erscheinendes
Mi tte l unversucht ge la ssen wer den . D ie Schäden der Wan derung o der auch ihrer nur ge legentl ichen L'nterbre chung sin d zu gro ß, als daß s ie auf di e Dauer ertrage n o der mit b lo ßen Ab wehr mitte ln be kämpft werden könnten . . . . .
Nebe nhe r müßte da s B estreben ge hen, dem Zigeuner die so ziale E in gl ie derung nach :\lögl ichkeit z u erle ichtern. Es wurde schon erwä hnt , da ß die blo ße Abwehr vo lksschädigenden Ver ha lt en s, vo m völkische n St an dpunkt aus ge se hen, n icht ge nügt. Man muß es vielmehr da hin brin ge n, daß so lche Abwehr überhaupt me hr und me hr unnötig wir d.
Das gi lt auch dann , wenn d ie Z ige uner in Sie dlun gen zusammen ge iaßt se in wer den . Daß die se so ziale Einglie der un g nicht etwa in dem Be stre ben bestehen k ann , eine lan gsa me ' Assimilat ion ' durch Ver mischung mit der deutschen Bevölkerun g zu erre iche n, bedarf im nat . - so z . Staate keiner näheren Darlegung . .\Ian mu ß aher versuchen, de m Zige une r das Verständnis dafür beizubr ingen , da ß er als Bewo hner deutschen Bo dens und als Nut znießer deut schen Vo lksfr iedens Pfl ichten ge genüb er seinem Gastvo lk hat . Hi er öffne t s ich für die Schulerziehung der Z ige uner kinder ein lo hne n des Feld. Aber auch die Erwachsenen könnten, so lange s ie noch n icht durch die entspre chende Schulbildung gegangen sind, se hr wo hl e in er solchen Schulung unterworfen wer den . I m Zusa mmenwirken zwische n Parte i- und Staatsst el len wür de sich hierfür die r icht ige Form nicht allzu schwer fin den lassen .
Alle euro päischen Staaten habe n me hr o der weniger unter der Zi geunerpla ge zu le i den . Sie haben desha lb die ' Internatio nale Zentra lste lle zur Be kämpfu ng des Zigeu nerunwesens ' geschaffe n,
die in Wien ihre n Sit z hat und mit der auch das D eutsc he Reich über die da mit beauftragte Polizeidire kt io n in Münc hen zusammenarbe itet . Es handelt s ich dabei in der Hauptsache um die kriminalpo lizeiliche Erfassung. Das ruhelo se Umherziehen dieses No mandenvolkes und die dauern de Be unruhigung der Gastvölker durc h se ine An ge höri ge n sind e in in ternatio nales Problem ge worden . Gehe n wir in Euro pa bei der Lösung d ieser Fragen voran und geben wir dadurc h der Umwelt e in B eispiel, wie man das friedliche Zusammenleben der Völker fördert , inde m man bei s ich se lbst e in e schwieri ge Auf gabe so bewält igt , wie das Wo hl des eigenen Volkes es ver la ngt ! "
Die s alles haben - wie ge sagt - D . Kenrick und G. Puxon auch gel esen . Ebenso gut ko nnten sie ein e private und unverbindliche Auffassun g eines örtlichen Bürgermeisters von der a mt lichen Darle gun g ein es Regierun gs
vert reters unterscheiden . Do ch das paßte nicht in ihr
Konzept. Un d daher sin d ihre Darlegun gen un seriös un d geschichtswidri g !
Ver ge genw ärtigt man sich aber den Sachver halt, daß die Nie ders ächsische Lan deszentrale für po litische Bildung in Hanno ver in der vo n ihr ver öffentlichten Pub likation dieser beide n Autoren darauf verweist, daß die dort fe hle nden Quellenbele ge in der deutschen Überset zung von " Destin y of Euro pe ' s Gypsie s " , also in dem hier zitierten Buch " Sinti un d Roma, die Vernichtun g eines Vo lkes im NS- Staat " zu fin den seien ( sie he dort aus Hanno ver Seite 7 3 ) , dann schauderts einen wegen der po litis chen Verantwortun gslo sigkeit , mit der hier amtlich üble Greuelagit atio n de m deuts chen Vo lk vor
die Füße gewo rfen wird . Wir kommen auf Seite 2 5 ff darauf zurüc k .
Romani R ose ( Sohn des Bundesverdienstkreuzträgers Vinzenz Rose ? ) , selbsternannter Zigeunerkönig von Deutschland, läßt sich aus dem Rathaus von Darmstadt schleifen, das er zusammen mit einigen Vergangenheitsbewältigern unter Mitführung von R atten zu stürmen versucht hatte. ( Deutsche N at i o na l z e it u ng , 4 . 5 . 1 984)
17
"Der berühmte Zigeunerkönig Vaj da Vojvod spricht von
3. 5 0 0.0 0 0 getöteten Zigeunern "
2 2)
Prüfen wir die Zahlen, die für e ine Bevölkerungsstatistik der Zigeuner uns
Sie vergaßen zwar die Summe zu ziehen (oder war es Absicht ? ), weil sie offenbar auf die " Schätzung " von
a) allgemein zur Verfügung stehen , 219. 000 Mordo pfer fixiert waren , die ko mmentarlos
b ) speziell von den " Experten " der Zigeuner-Holo caust- Literatur geboten werden .
danebengesetzt worden war, doch die Gesamtzahl be
trägt hiernach - also im Jahre 1939 in Europa -93 5 . 000 Lebend e . Die " Encyclo pedia Americana International
Edition", Val . 13 weist unter dem Stichwo rt " Gypsie s " aus, daß i n der Vorkriegszeit , also bis 1939, i n D eutschland ca 2 0 . 0 0 0 und in ganz Europa zwischen 7 5 0 . 000 und 1,5 Millionen Zigeuner gelebt haben, j e nachdem, in welchen Regionen man Osteuro pa abgrenzt und welche statistisch nicht erfaßbare Dunkelziffer man berücksichtigt.
Auf Seite 12 ff haben wir nachgewiesen , das die
selben Leute für Euro pa n a c h dem Krieg, also für 1 9 4 5 und danach 1 Million, ja 6 Millionen Lebende
auswiesen. Bei diesem Zahlenvergleich bleibt für die
unterstellte " Vernichtung eines Vo lkes im NS- Staat "
kein Zahlenspektrum mehr übrig . Man sollte dieser
6 5 . 000 bzw. 5 Millionen plus 65 .000 Vermehrungsquote
in fünf - möglicherweise in 40 - Jahren die deutschen
Krie gs v e r l u s t e vo n über 10 Millionen gegenüb er
stellen und auch die historisch gesicherten Einzelb elege
Donald Kenrick und Grattan Puxon wissen es j edo ch genauer. In ihrem Buch " Sinti und Roma - die Vernichtung eines Volkes im NS- Staat " spezifizieren sie auf Seite 1 3 5 wie fo lgt :
für diese ungeheure Größeno rdnung !
Land Bevölkerung im
Todesziffer Jahr 1 939 Belgien 500 400 Böhmen 13.000 6.500 Deutschland 20.000 15 .000 Estland 1.000 1.000 Frankreich 40.000 15.000 Holland 500 500 Ita lien 25.000 1.000 Kroatien 28.500 28.000 Lettland 5.000 2.500 Litauen 1.000 1.000 Luxemburg 200 200 Österreich 1 1.200 6.500 Polen 50 .000 35.000 Rumänien 300 .000 36.000 Serbien 60.000 12.000 * ) Slowakei 80.000 1.000 Ungarn 100.000 28.000 UdSS R 200.000 30.000 * )
• • • • • • • • •
� In sgesamt : 2 19.600
Diese Sum 1 939 in me Wurde " Europa Leb vergessen ''· ende: 935 .
. ooo
Quellenangaben (Tod .ziffer) \ Wenn ein Befehl zur Ermordung der Zigeuner
\ vorge legen hätte und, wie unterstellt wird, Schätzung \ die Reichsregierung sogar "industriemäßig Horvathova � . " _ . Schätzung ( siehe Sip pe l in Spiege l) � ausgestattete Vernichtungszentren ms -
Schätzung \'-< besondere in Auschwitz - zur Massenver -D . L 'b . � ro z t e t 1 erte \'-1 nichtung vo n Menschen eingerichtet hätte Schätzung % '
Schätzung \'-1 so wären ne ben den Zigeunern aus Polen % Uhlik % ( auf die wir noch zu sprechen ko mmen
\\ Kochanowski ( 1946) \\ werden ) mit Sicherheit zunächst j ene Schätzung \\ \\ aus der Slowakei in den Sog dieser Schätzung \\ Steinmetz \\ "Aktio n " geraten. Sie nämlich be-
Schätzung '1.�1 fanden sich in unmittelbarer Nach -Rumänische Kommi ssion für Krieg sverbrechen \\barschaft vo n Auschwitz . Man hätte s h ' ' >?' c �tzung 11 die geringsten Transpo rtpro bleme, Schatzung >0 . . Nacizmus üldözötteinen Bizottsaga I wenn uberhaupt welche gehabt .
Schätzung 1 Denn man hätte sie praktisch zu Fuß
1 in Marsch setzen können . Die bündnis-
2 4)
1 treue slowak ische Regierung hätte pro b
,/ lernlos mit Sympathie geholfen , j ene 8 0 .000 :r/ "=r� "=r � "=r >0'" Sinti abzuschieben.
* ) M öglicherweise werde n sich d ie se Za hle n als viel höher erwe ise n , we n n we itere s Do k u mentat io n smateria l vo rliegt .
22 ) Selma Stein metz, "Ö sterreichs Zig e u ner im NS-Staat", Wien - Fra n k fu rt/M - Z ürich 1 966, S. 4 5
2 3) D. Ken rick + G . P u x o n , "Sin ti u n d R o ma - d ie Vernicht u ng !ilines V o lk e s im NS-Staat" , G ött in g e n 1 981 , R eihe pogrom 69/70, S. 99
24) D. K e n r i ck + G . P u x o n , "Sinti u nd R o ma" a ao . , S 1 3 5
18
Do ch ausgerechnet hier we ist die von Kenrick und Puxon beweislo s angeführte Schätzung nur 1 . 0 0 0 Opfer , no ch nicht ein mal Mordo pfer , sondern Kriegsopfer aus . Besondere Gründe für diese hier im Vergleich zu anderen Ländern relativ geringfügige Anz ahl werden nicht genannt . Auf Seite 99 desselben Buches sto cken sie die Sinti- Lebendz iffer für die Slowakei 1 9 39 auf 1 0 0 . 0 0 0
auf, reduz ieren hingegen die Kriegsopferzahl auf "nur
einige Hundert " . 2 3 ) Sie scheinen ihre eigenen Zahlen
nic ht verglichen zu haben .
8 0. 000 bzw. 1 0 0 . 0 0 0 in der Slowakei ehemals lebenden Zigeuner und ihre genannte Kriegso pferzahl - "einige Hundert " bzw. 1 . 0 0 0 - unter Berücksichtigung ihrer Partisanentätigkeit mit den Ausführungen desselben Autoren Puxon im genannten rororo -Taschenbuch s) S . 56 vergleicht . Dort weist e r z u m Jahr 1 9 8 0 für die Tschechoslowakei über 4 0 0 . 0 0 0 Zigeuner aus , wo laut
seiner Statistik-Schätzung 24) nur 8 5 . 0 0 0 überlebt haben
so llen . - Eine unfaßliche Wachstumsrate , zumal ange
sic hts von " Völkermo rd " und " Vergasung in
Auschwitz" !
Nun zu den Zigeunern in Polen :
Obgleich es uns selb st widerlich
aufstößt , immer wieder gleichartig unpräzise und sadistisch unt ermalte Greuelgeschichten lesen zu müssen, kann es dem Leser nicht ersp art
bleiben , wenigstens beispielhaft j ene
Art der " Beweisführung " zur Kennt nis zu nehmen , wie j ene Leute Mordpolitik in die deutsche Ge schichte festschreiben wollen . Ganze Bücher sind zu Tausenden in dieser Diktion in nicht endenwo llendem Federfluß
geschrieb�n wo rden und vergiften
die internationale Verständigung . Denn das , was in derartigen Büchern
zur Darstellung gebracht wird , kenn
zeichnet allgemein das Agitationsniveau auch gegenüber anderen politischen Gegnern. Lediglich der Grad der Unverfrorenheit richtet sich nach den Perspektiven der Machtver -
- Zigeuner u m 1 909 - Le benswe ise schon da m a l s prob lemati sch hältnisse , je nachdem , ob es riskant oder nicht riskant erscheint , ein anderes Volk oder R egime für "vo gelfrei " zu erklären , um auf den Aus druck vo n Ronald Reagan zurück zuko mmen .
/!er Spiegel. N r . 4 3 , 2 2 . O k t . 1 9 7 9 , S . 1 0 3
Prü ft man ihre Abschnitte d o rt auf den Seiten 9 9 -
1 0 0 genauer, so befindet man sich zunächst im So mmer 1 9 44 und erfährt , daß "sich die Ro ma in der Slowakei
aktiv am nationalen Aufstand gegen das Marionettenregime beteiligt " haben . Dann wird man zurückversetzt
in den No vember 1 94 3 in ein Dorf in Böhmen und Mähren , um schließlich zusammenhanglos am 1 . September 1 9 39 in Po len und im we stpreußischen Korridor zu
landen . Der hier zum Ausdruck kommende Glied erungs
wirrwarr ist kennzeichne nd sowohl für den Gliederungsund Gedankenaufbau des ganzen Buches als auch für die
geistigen Substrate, die sich vie lfach widersprechen und
durchgängig der ko nkreten Details und Beweisführungen entbehren.
Geradezu läc herlich grotesk wirkt es , wenn man j ene
So meinen auch o ffenbar Kenrick und Puxon Ge
schichte schreiben zu können :
"In viele n Teilen Polens fielen von 1942 an die Roma syste· matischen Massakern zum Opfer , die häufig von ukrainischen und po lnischen F aschisten verübt wurden . Andere Roma-Gruppen wurden in Konzentrations- und Vernichtungslager depo rtiert . I nsgesam t wurden 1942 = 1 15 Roma in Lohaczy ermordet , J 94 3 = 96 in Szczuro wa und 15 in Berna, 10 4 in Zahro czyma, 30 in Gro chow und etwa 50 in Karczwe umgebracht . Erschossen wurde die ge samte Roma-Bevölkerung von Olyce. Auch in Pyrach , Zyradow, Targowka, Radom , Sluzeca u n d Komorow spielten sich solche Gemetzel ab . In Posen hetzte man Hunde auf die Roma.
In Wolhynien und in den Karpate n fanden Massene xekutionen stat t , in Wolhynien töteten deutsche und ukrainische Faschisten etwa 3 .000 · 4.000 Roma. Erschossen wurden nur die Erwachsenen , die Kinder ermordete man meist , indem man sie an den Beinen faßte und da nn den Kopf an e inem Baumstamm zerschmettert e . Außerdem wurden die mobilen Vergasungswagen
19
ei ngesetzt. Ei ne Roma-Gruppe wurde ertränkt, indem man die Opfer auf eine n Fluß mit einer nur sehr dü nne n Eisdecke trieb.
Tausende Roma fielen diesen wahllose n Morden und Massaker n zum Opfer, den anderen drohte die Deportatio n nach Auschwitz, Belse n, Chelm no, Majdanek und Treblinka. Etwa 600 polaisehe Roma und 2 .600 Roma aus Bial ystok wurden nac hweislich nach Auschwitz deportiert. ... "
Im September 1944 begann dann schließlich die Vernichtung der überwiege nden Mehrheit der noch in den Ghettos lebe nden Roma. Ma n schätzt, daß während des Nazi -Regimes etwa 35 .000 Roma (zwei Drittel der gesamte n pol nische n Rom a-Bevölkerung) ermordet w urden . .. . "
In diese m Stil geht es unentwegt weiter. B eweisführung : ihre Quellenangaben : ko mmunistisch-po lnische Literatur , in der das von Kenrick und Puxon Behauptete auch nicht ko nkretisiert und bewiesen wird , so ndern lediglich vo rher auch schon einmal in gleicher unpräziser Diktio n b e h a u p t e t wo rden ist , entweder als Zeugenaussage vor einem kommunistischen G ericht oder in einer Publikation eines die Meinungsfreiheit be
k ä m p f e n d e n k o m m u n i s tischen Staatsverlages. Vorbehalte gegenüber so lchen Quellen hab en Kenrick und Puxon in keinem einzigen Fall dargetan. Sie schöpfen geradezu ständig aus d iesen für sie uoentb ehrlichen und offensichtlich unversiegbaren Quellen.
Immerhin : der vo n Kenrick und Puxon zitierte polnisch-ko mmunistische Kronzeuge Ficowski gibt für die Zigeunerverlustziffer in Polen " eine geringere Zahl an " ( S . 1 6 5 ) , o hne d aß Kenrick und Puxon j ene Zahl benennen oder sich damit sachlich b efassen . Das nennt
sich dann b ei ihnen "wissenschaftliche Auseinander
setzung " .
Daß bei Kenrick und Puxon a b und z u k urze Sachver
halte einfließen, die zutreffen , wertet die übrigen Aus
sagen in keiner Weise auf. So ist auf fo lgende Aussagen
aufmerksam zu machen :
" Bis 1 944 blieben die Roma jedoch im Ghetto von Lemberg und durfte n sich frei bewegen und konnte n ihre traditionellen Berufe ausüben. "
" Bislang u ngeklärt ist die Frage, von wem und zu welchem Zeitpunkt der Befehl zur Li quidierung der in der Sowjetu nion lebe nden Roma gegeben wurde. Außerdem ist es auch nicht möglich, mit ei nigermaßen ge nauen Zahle n die Gesamtzahl der Opfer anzugeben . . . ..
Es e xistieren keine schriftlichen Dokumente mehr über Befehle, die zur Masse ne xekution von Roma und Juden i n der Sowjetu nion erlasse n worden si nd."
"Die Ei nsatzgruppen hatte n mit Sicherheit keine n verbind liche n Befehl, Roma zu töten, i nsbesondere Frauen u nd Ki nder. "
"Natürlich haben sich die Roma als Partisanen aktiv am Widerstand in der UdSSR beteil igt."
"Ma n kann jedoch daraus schließen, daß ein verhältnismäßig großer Teil der russi schen Roma den Krieg überlebte. "
"In ei nem Bericht der pol nischen 'Hauptkommissio n zur Untersuchung von Naziverbrechen i n Polen ' wird angegeben, daß 5.000 Roma in Chelm no ermordet worden seien, aber genaue Einzelheiten s ind bisher noch nicht bekannt. In einer anderen Quelle wird die Zahl von 15 .000 Ermordete n angegebe n, von insgesamt 1.300 .000 Mens chen, die dort ver nichtet wurden."
20
Wie gesagt , "genaue Einz elheiten sind bisher no ch nicht bekannt " , nicht einmal für die 5 . 0 0 0 , was j edoch
nicht hindert , anschließend d ie Zahlen sogleich weiter aufzusto cken . Alles wird als "historische Tatsache " ausgegeben , was von einer ko mmunistischen ! 'Hauptkommissio n " bzw. anderen kommunistischen Desinformatio nszentren ohne j e gliche neutrale und wissenschaft
lic he Beweisführung in hemmungsloser Umkehr der wah
ren Tatsachen den Öffentlichkeitsmedien der Welt in
Verfolg eigener Macht- und Herrschaftsinteressen zu
gespielt wird.
Das gesamte Argumentatio nsniveau entbehrt den An sprüchen , die eine wissenschaftliche Untersuchung erfo rdert . Quellenhinweise - wie z . B . des Instituts für Zeitgeschichte oder der Zentralstelle für politische Bildung und anderer Publikationsorgane - auf diese Schriften von Kenrick und Puxon oder auch Zülch (das ro roro -Taschenbuch , in dem Puxon ebenfalls als Verfasser aufscheint , enthält das gleiche Diskussio nsniveau ) , k önnen somit keinerlei wissenschaftlichen Wert haben.
Selbst in Fällen, da Zeugen Beh auptungen aufgestellt haben , oder "Dokumente " Sachverhalte ausweisen , die sich tech..'1isch, physikali sch , o rganisato risch als völlig
unmöglich erwiesen, ist bis 40 Jahre nach Kriegse nde so gut wie niemals der Meineidcharakter einer Zeugenaussage bzw. die Dokumentenfälschung eingestanden und die damit verbundene Greuelaussage fallengelassen oder gar dementiert wo rden . Das einzige Mal , da dies ge schehen ist , dürfte das offizielle Eingeständnis gewe sen sein , daß es - ent gegen ursprünglichen offiziellen Verlautbarungen - in Dachau k e i n e Gaskammern gegeben habe. Doch selbst hier wagte man lediglich zu verbessern, sie seien bis 1 94 5 "nicht in Betrieb ge
wesen " . Daß die Sieger grundsätzlich gelo gen hatt en und
eine " Gaskammer " nach Kriegsende durch gefangene
SS- Angehörige haben bauen lassen , wagte man hier nicht "von Amts wegen " deutli ch zu machen . Die Lügen behielten somit auch hier weiterh in hoc hrangigen Stellenwert bei allen j enen, die mittels Publizistik ihr Brot verdienten.
Was waren das noch für Zeiten , als nach dem Ersten
Weltkrieg ho chrangige britische P olitik er vo n der Tri
büne des Unterhauses in London o ffizie ll die ungeheuer
lichen Kriegslügen zwischen 1 9 1 4 und 1 9 1 8 eingestanden , bedauert und Abhilfe gefordert hatten ! - Nach
1 9 4 5 hat man in der we stlichen Welt le diglich von der
Dachau- , Seifen - und Lamp enschirmlüge stillschweigend
- und selbst dies auch nur teilweise und zeitweilig ! -
Abstand geno mmen. Bedauert h aben die Sieger und
Mitsieger - j edenfalls offiziell - ni cht s . Sie spielen
weiter die Ankläger . Die Verlogenheit geht we iter . Mehr
denn j e . Sie setzt die Zeichen für die Geschichtsschrei
bung der Menschheit , aber auch für die Existenzgefähr
dung der Menschheit in unmittelb arer Zukunft , was no ch ungeheuerlicher ist !
I m S i n n d e r S e t t o n D e l m e r - S c h u l e
Es ist zwar nicht unseres Amtes, Staatsanwälten und Richtern die Paragraphen des Strafgesetzbuches zur Lektüre zu empfehlen oder zu unterbreiten. Doch wenn hier der § 1 93 StG B vorangestellt wird , so hat das seinen besandem Grund darin , um alle , die es angeht , daran zu erinnern , daß es e inen solchen Paragraphen gibt , d er leider im Verfahren der Gro ßen Strafkammer Bielefeld in bezug auf das H eft Nr . 15 dieser Schriftenreihe " Kenntnismängel der Alliierten" im Jahre 1 984 mißachtet wurde. Dort hatte nämlich die Große Strafkammer "die H erabsetzung anderer Autoren" zum Strafdelikt erklärt . Wir erinnern daher insbesondere hier bei der Abhandlung des Vorurteilsforschers Hobmann an diesen Paragraphen 19 3 StGB, der da lautet :
" 9 1 9 3 . Wahrne h mung berecht igt er Interesse n .
Lul d n d c l 1 r t e i l c ü b e r w issensc ha ftlic he, kün stlerische o d er gewerb l i c h e L e i s t u ng e n , d e sgleic h e n A. u ßerungcn, welc h e z ur Ausführung oder Vert e id igung von R echten o d er zur W a hrnehm u ng b erec htigter I nteressen gemac h t werde n, . . . . sind nur inso fern stra fbar, als das Vorhandensein einer B ele id igung aus der F orm der A u fkrun g oder a u s den C m ständen, unter welchen sie gesc ha h , h nvorc;e h t . "
Joachim S . Hohmann, Geburtsjahrgang 1 949 , Dr . phil . und Dr. rer. so z . , Wissenschaftspublizist , schwerpunktmäßig mit Vorurteilsforsch ung befaßt, hat in seinem neuen Ruch " G eschichte der Zigeunerverfolgung in Deutschland " , Campus Verlag ( Auslieferung : H erder Verlag ) , Frankfurt/M - N ew Y ork 1981, noch einmal alles zusammengetragen und erneut "wissenschaftlich verpackt " , was die Weltpropagandisten in Ost und West in V er leumd ung Deutschlands sich bereits seit Jahrzehnten bemüht haben, publiz istisch zu " o ffenkundigen historischen Tatsachen " zu machen. Alles, was diese Leute für ihr Repertoire benötigen, wird als "wissenschaftliche Erkenntnis " serviert :
Von den " etwa eine halbe M illion umgebrachter Z i
geuner" ( S . 1 4 4 , 1 7 8 - 1 7 9 ) bis zu den " Deportationen zum Z w ecke der Ausrottung in großem Umfang" (S . 1 7 2 ) ;
von emer " freilich nicht näher umrissenen 'Gesamtlösung ' des Zigeunerproblems , die die Abteilung für Erb- und Rassenpflege des Reichsgesundheitsamtes bereits vor dem Zweiten Weltkrieg als ihre Aufgabe angesehen hat" ( S. 138 - 139 ) bis zur E uthanasie
ermordung von ' 'Hunderttausenden von H omosexuellen,
Kommunisten und Zigeunern" ;
von der Zwangssterilisation "zwischen 200.000 bis 350 .000 Personen " ( S . 140 ) bis zur "Ermordung mindestens e iner halben Million Zigeuner durch den per S chnellbrief vom R eichssicherheitshauptamt am 29. Januar 1943 verschickten Auschwitz-Erlaß -ein Befehl H immlers - ( "Anstoß zur Endlösung der Z igeunerfrage") " ;
von dem Gaskammertod der schließlich als Zigeuner erkannten Wehrmachtsangehörigen selbst mit Tapferkeitsauszeichnungen ( S . 158) bis zu Kälteversuchen an männlichen G efangenen mit anschließendem Aufwärmen durch - natürlich nackte - weibliche H äftlinge ( S . 1 64 ) ;
von "Zerstörungen von Gaskammern i m April 1945 durch die SS " ( S. 17 6 ) , die in Wirklichkeit niemals existiert haben, bis zu den vor dem Krieg "bürokratisch und juristisch nach P lan vorbereiteten Maßnahmen" ( S. 167 ) ;
von den absurdesten, total unseriösen kommunistischen Quellen bis zu notorisch bekannten Meineidzeugen in westlicher sowie in östlicher Gefangenschaft ( z . B . Mr. Gräbe und Broad S . 158) , bis zum Umfunktionieren belletristischer Erzählungen in Faktenbeweise für historisches Geschehen. (Martha Adler u.a.)
" S chicken Sie Ihr e n Mann ( ein für das Afrikakorps vorgese h e ner
Soldat , der, weil Z igeuner , angeblich aus der W e hrmacht ausgest oßen, später sterilisiert u nd dann in A uschwitz ermordet S . 1 2 2 ) , wenn er z urüc k ist , z u uns hier herauf : denn es ist wegen der Ster ilisation. Wie Ihnen vielle icht b e kannt sein dürft e , werden
die Zigeune r alle sterilisiert . " ( S . 1 1 4, 1 5 0)
Vorurteilsforscher Hobmann verwunderte sich indes
seltsamerweise nicht , daß Martha Adler nicht des o ffen
bar beabsichtigten Eingriffs wegen sogleich dortbehalten
wurde, zumal auch gerade Zeit fi.ir einen derartigen
"kriegswichtigen " E insatz war .
Wie unseriös er arbeitet , zeigt sich insbesondere an j enen Beispielen seiner eigenen Wortwahl , d ie nachweisen, daß er historisch geschehene Sachverhalte behauptet , den Quellenbezug für d iese Aussagen j edoch selbst in die M öglichkeitsform kleidet . B eispiele:
"war man wo hl b ereits 1 9 3 8 e ntschlossen, z umind est die ' Z igeunermischling e ' u nd die nach Z igeun erart umherziehenden 'Aso z iale n ' in Lagern u nterz ub ringen u nd z u sterilisieren . " ( S . 1 3 9 )
" S terilisierungs- u nd Kastratio nsexperim ente a n Zigeunern und anderen Häftlingen wurden versuchsweise d urchgeführt , um die dabei erprobten Me thoden später eve nt uell in gr ößerem Maße z ur Unfruchtbarmachung von Zigeunern und ' A so ziale n ' einzusetze n . " ( S . 1 6 5 )
2 1
"Die Erlaubnis zur Durchführung der Menschenversuche hatten die SS-Mediziner teilweise bereits im Sommer 1 9 42 von Heinrich HIMMLER, dem Reichsführer-SS oder seinem persönlichen Adjutanten bekommen." (S . 1 6 5 )
" Da man besonders in 'Mischrassigen ' die bedeutendste Gefahr für das 'deutsche Blut ' sah, forderten die 'Rassehygieniker ' die Sterilisierung von Zigeunermischlingen ersten und zweiten Gr ades, solcher Zigeuner also, die mit 'asozialen Deutschen ' zusammenlebten bzw. die Frucht einer solchen Beziehung waren . " (S. 1 1 4)
"Der Nationalsozialismus ging das 'Zigeunerproblem ' zunächst auf der Grundlage der bereits bestehenden Gesetze an, um mit der ihm eigenen verbrecherischen Akribie das übernommene kriminalpolizeiliche und rassenbiologische Material Zug um Zug zu überprüfen . " (S . 1 3 2 )
Man achte auf die W orte des Vorurteilsforschers, "man war wohl bereiL� 1 938 entschlo.s.sen " ( also nichts G enaues weiß d er V orurteilsforscher ! ) , "später erentuell in grijßerem Maße . . . . einzus e tze n " ( auch hier stolpert der Vorurteilsforscher in die SprechblasenE ventualität ! ) . Und ob Himmler oder sein Adj utant "die Frla ub ni.s rrt eilt ' ' hat , wagte er auch nicht zu überprüfen oder ist an der Prüfung offensichtlich gescheitert . Weder hat er Belege für seine Behauptungen angegeben noch dargetan, weshalb er hier keine Klärung vornehmen konnte . Doch diese offene Frage veranlaßt ihn keineswegs z ur Zu-
gerichtsillstanzen vorgeschaltet waren, daß Erbkrankheiten in der Verwandt schaft keineswegs von diesem Gesetz erfaßt wurden, auch keine vererbbaren Verbrechensmerkmale , daß D eutschland damals keineswegs als das einzige Land der Welt eine so lche Gesetzgebung angemessen fand , hat der Vorurteils
forscher Rohmann daher auch gar nicht erst ange
schnitten . S o war das erste G esetz zur Verhütung erbkranken
Nachwuchses im Jahre 1 9 0 7 im US- Staat Indiana verabschiedet worden. Zwar hob im Jahre 1 9 1 9 der dortige Bezirksgerichtsho f das G esetz als verfassungswidrig wieder auf, doch in den USA folgten andere Staaten mit Gesetzen zur Verhütung erbkranken
rückhaltung im Urteil, ob es überhaupt ein e solche "Erumbni.� " gegeben hat.
Rom-Zigeuner aus dem Burgenland (um 1939 in Wien)
Schließlich weiß der V orurteilsforscher zu berichten : "_l !a n sa h in den 'Mis ch rassigen ' die bed e u tends te Gefahr", - ohne dem wißbegierigen L eser nun klaren Wein einschenken zu wollen oder zu k önnen, wer denn diese "rna n " nun eigentlich waren.
Vorurteilsforscher Rohmann läßt sich zwar seitenlang über Sterilisierung zu Hund erttause nden im Dritten Reich aus , beruft s ich auch auf damals erschienene Presseartikel, die d iesen Begriff beinhalteten, und erweckt beim L eser den E indruck, als habe die diktatorische F ührung im Dritten R eich wie selb stverständlich d ie M öglichkeit gehabt, j eden zu sterilisieren, den sie "wollte" . M it keinem einzig en Wort hat er "das Gesetz zur Verhütung erbkranken N achwuc hses" vom 1 4 . 7 . 1 9 3 4 erwähnt , in d em genau festgelegt war, wer unter w elchen Voraussetzungen der nachgewiesenen E rbkrankheiten wie angebo rene m Schwachsinn , Schizophrenie, zirkulärem (manisch-depressivem) Irresein , erblicher Fallsucht , erblichem Veitstanz, erblicher Blindheit , erblic her Ta.ubheit, schwerer körperlicher M ißbildung, schwerem Alkoho lismus auch zwangsweise sterilisiert w erden konnte. Daß hier mehrere F achärzte und zwei E rbgesundheits-
2 2
Nachwuchses, die i n bestimmten F ällen schwerer Erbkrankheiten eine Zwangssterilisierung vorsahe n : C alifornia 1 9 1 3 , 1 9 1 7 , 1 9 2 3 , 1 9 2 9 mit j eweils entsprechenden Änderungen, Arizona 1 92 9 , Delaware 1 9 2 3 , ldaho 1 9 2 3 - 1 9 2 9 , Indiana 1 9 0 7 - 1 9 2 7 , Iowa 1 9 1 5 - 1 9 2 4 , 1 9 2 9 , Kansas 1 9 1 7 , Maine 1 9 2 5 , Michigan 1 9 2 9 , M innesota 1 9 2 5 , M ississippi 1 9 2 8 , M ontana 1 9 2 3 , North Carolina 1 9 2 9 , North Dakota 1 9 1 3 , Oregon 1 9 2 3 , Utah 1 9 2 5 , Virginia 1 92 4, Nebraska 1 9 1 5 , Newada 1 9 1 2 , N ew Hamshire 1 9 2 6 - 1 9 2 9 , N e w Jersey 1 9 2 9 , Washington 1 9 09 - 1 9 2 1 , WestVirginia 1 9 2 9 , Wisconsin 1 9 1 7 - 1 9 1 9 , Oklahoma 1 9 3 1 , Alabama und Co nnecticut 1 9 09 - 1 9 1 9 , South D akota 1 9 1 7 , 1 9 1 9 , 1 9 2 5 schlie ßlich Vermont.
Außer den genannten Staaten in den USA sind gleichartige G esetze erlassen worden in der Provinz Alberta in Kanada ( 1 92 8 ) , 1 9 2 5 im Kanton Waadt
in der Schweiz , 1 9 3 3 in British C olumbia, 1 9 3 4 in N orwegen, D änemark und Schweden. Auch in E ngland , F innland, Japan, Neuseeland , P olen und anderen Ländern s ind die intensiven Verhandlungen der Gesund heitsministeriell mit dem Z iel , derartige Gesetz e zu verabschieden, geführt worden , wenn es auch bei Gesetz-
entwürfen geblieben war .
Bis zum 1 . Januar 1 9 3 7 wurden z . B . i n d e n U S A rund 25 . 0 0 0 M enschen, davon allein in Kalifornien 1 1 . 5 00 sterilisiert . 2 s)
Einem Informationsbrief von D- 7 2 9 0 Freude nstadt- F rutenho f, entnehmen wir folgende M eld ung :
Jo achim N ehring, vom M ärz 1 9 8 1
"70 .000 Zwangssterili sierungen i n den USA Erst jetzt wurde gegen den amerikanischen B undesstaat Virgi
nia ein Verfahren wegen A nwendung E ugenisc her Gesetze durch Zwangssterilisierung e ingeleitet . 7 0 .000 Perso nen sollen zwisc hen den zwanziger und sieb ziger J a hren ( ! ) in 30 am erikanischen Bundesstaaten oh ne ihr Wissen sterilisiert worden sein . Nach Angaben der 'American Civic Libert ies Unio n ' w urden die Eingriffe in Nervenhei lanstalte n unter dem D eckmantel vo n Erbgesundheitsgesetzen praktiziert, ' um die Gesellschaft von Asozialen und Geisteskranken zu säubern ' . "
I n Deutschland w ar es Reichskanzler BethmannHollweg, der am 5 . 7 . 1 9 1 4 dem Reichstag einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt hatte, in dem eine Regelung der Unfruchtbarmachung und Schwangerschaftsunterbrechung in bestimmten erbkranken Fällen vorgesehen war. War dieser Entwurf auc h infolge des Ersten Weltkrieges nicht mehr weiter erö rtert worden , so hat doch vornehmlich d as Land Preußen in den zwanziger Jahren an einem neuen diesbezügli chen Gesetz gearbeitet , und der Preußische Landesgesundheitsrat hat am 2. 7 . 1 93 2 diesen G esetzentwurf der Ö ffentlichkeit vorgelegt . Dieser noch in der Weimarer Zeit öffentlich stark diskutierte Entwurf wurde späterhin die Grundlage für das NS-G esetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Es ist hier nicht der Platz, dieses Thema naturwissenschaftlich oder j uristisch umfassend zu erörtern . Es sei auf die diesbezügliche Literatur verwiesen. 2 6)
Aus Gründen der R assehygiene war die Unfruchtbarmachung in Deutschland gesetzlich weder in der Form der Sterilisation noch der Kastration erlaubt . 2 7)
Doch die s war lediglich ein kurzer N achtrag zu dem , was V orurteilsforscher Hohmann vergessen hatte zu erwähn en, die and eren neuzeitlichen S chreiber über dieses Thema -freilich ebenfalls . Sie haben leider alle
ähnliche Merkmale , indem sie d a s behaupten, was and ere ebenfalls behaupten, d a s mit zweifelhaftesten "Quellen" belegen, was die and eren auch auf die gleiche Provenienz zurückführe n, - und d a s verschweigen , wovon die anderen anscheinend auch nichts wissen oder wissen wollen. Sie haben sogar n o c h
25 ) H .J . D ö r i n g , " D i e Z i g e u n e r i m N S·Staat" , H a mb urg 1 964, S. 1 7 5 , 1 76
Wa l t e r Kopp , " G e se t z l i che U n f r u c htbarma c h u n g " , K i e l · Le i pz ig 1 9 34 B . Ste i n wa l l n e r , " R asse hyg ie n i sche G esetzg eb u ng und - M a ß n a h m e n
im A u s l a nd i n : " F ot s c h r itte der E rb pa t h o l og i e , R asse n hyg i e n e u n d i h re
G renzgeb i ete " , 1 . Jg . Le i pz i g 1 9 37 /38 , S. 206
26) G en a n nte H i nweise i n : D r . Hans F r a n k , " N at i o n a lso z i a l i st i sches H a n d b u c h f ü r R e c ht und G e· setzgeb ung" , M ü n chen 1 9 35, S. 8 1 2 · 827 .
27 ) Se i t d e m 24 . 1 1 . 1 933 k o n n t e n d i e St rafg e r i c hte a u s G r ünden d e r K r i · m i n a l präve n t i o n kraft § 42 k StG B Kastrat io n anord ne n , sofe r n e i n rückf ä l l i g gewordener Se x u a l verbrecher n a c h m i ndestens zwe i m a l iger Ver urte i l u ng z u F re i he itsstrafen von e i n em ha lben Jahr u nd b e i G esamt· b ewert u n g d e r Tate n a l s gef ä h r l i cher Sit t l i c h k e i t sverb recher z u e r ke n ne n i st .
etwas Gemeinsames : Keinerlei V orbehalt gegenüber selbst den unwahrscheinlichsten " Z eugenaussagen' ' oder " D okumenten" mit eine m gegen Deutschland , sprich das Dritte Reich, aussagenden Inhalt .
Von " Umerziehung " , D okumentenfälschungen, offiziellen, also amtlichen, "Desinformations "-praktiken, ideologisch von einer diktatorisch regierenden Weltm achtführung vorgeschriebenen " dialektischen Betrachtungsweise " , - von all dem haben sie , folgt man ihren Publikatio nen , noch nie etwas gehört . Vorurteilsforscher Rohmann gehört zu diesen Leuten.
Aussichtsreicher , als sich mit d en auf d ie Jahre v o r 1 9 4 5 beziehenden Behauptungen bei Herrn Rohmann zu befassen, scheint es, seine Sezierungen der N achkriegsverhältnisse zu beachten, als da sind :
1 . ) Seite 1 8 6 : Es wird auf eine o ffizielle V eröffentlichung des Bayerischen L andeskriminalamtes in "Kriminalist ik ", Hamb urg , M ai 1 9 5 4 , S . 1 2 4 ff verwiesen. Dort hat Krirn .- Amtmann Hanns E ller unter dem Titel " Die Z igeuner - ein Problem " vermerkt :
"Während des Dritten Reiches wurde e ine A nzahl zigeunerischer Personen wegen ihrer teils aso ziale n , teils kriminellen L ebensweise als polizeiliche Vorbeugungshäftlinge in KZ-Haft genommen. Erst im J ahre 1 943 wurde auch die familienweise E inweisung von Zigeunern in KZ-Lager verfügt. Inwieweit und unter welchen Um ständen hierbei Zigeuner ihr Leben lasse n m ußten, kann mangels konkreter U nterlagen nicht festgestellt werden. Soweit j edoch b ekannt, wurden auch viele Zigeuner ein Opfer von S euchen, die z um Teil auf die mangelhafte U nter· bringung in Lagern , zum Teil aber auch auf die persönliche und angeborene Unsaub erkeit der Betroffenen selbst z urückz uführen ist . Eine rassische Verfolgung schlechthin muß aber im Gegensatz zu der J udenverfolgung verneint werden. "
V orurteilsforscher Rohmann bestätigt zwar, daß das Bayeris che Landeskriminalamt "bei der E rmittlung von NS-Straftätern " eingeschaltet gewesen w ar, also hätte Kenntnis in der Sache haben m üssen. Doch vermeidet er , konkrete Beweise oder Unterlagen vorzulegen, die die Aussagen des Bayeris chen Landeskriminalamtes Lügen strafen würden. Der Hinweis auf das "rassenkundliche " Material des R eichskriminalpolizeiamtes Berlin ist total unsubstantiell und reicht hierfür nicht , wo es s chließlich um H underttausende gehen soll .
2 . ) S eite 1 8 9 : Der Vorurteilsforscher schreibt :
"So teilte das baden-württembergische Landesamt für Wiedergutmachung in einem Runderlaß E 1 9 vom 2 2 . F ebruar 1 95 0 (AZ : 2 0 2 / 1 3 3 0 ) m i t , die Prüfung der Wiedergutmachungsberechtigung von Z igeunern und 'Z igeunermischlingen ' nach den Vorschriften des Entschädigungsgesetzes habe z u dem Ergebnis geführt , daß ' der genannte Personenkreis überwiegend nicht aus rassischen Gründen, so ndern wegen seiner aso zialen und kriminellen Haltung verfolgt und inhaftiert worden' sei. "
3 .) Seiten 1 89 und 1 9 7 : Der Bundesgerichtshof hat mit Urteil vom 7 . 1 . 1 9 5 6 ( A Z : IV Z R 2 1 1 / 5 5 ) festgestellt , daß die Deportation von 2 . 500 Z igeunern aus d em Reichsgebiet im Jahr 1 9 4 0 in das Generalgo uvernement nicht aus Gründen rassischer V erfolgung angeordnet worden sei, sondern als sicherheitspolizeiliche Maßnahme . Seite 1 9 7 :
2 3
Zigeum�r-Phakat 500 000 umgebracht
So "D('r SJiicge l ' ' i n W ahrnehmung seiner
Meinungsfreiheit am 6. Okt. 1980, Nr. 4 1, S eite 98
"Noch am 3 0 . Oktober 1 95 9 hatte der B undesgerichtshof die A nsicht vertreten , die - ... - Sterilisierungsdrohungen gegen Zi geuner seien ebenso wie bei der A ndro hung der Verbringung in e in KZ nur ein Mittel gewesen , die deportierten Z igeuner m ögl ichst wirksam von einem Verlassen ihres Deportatio nsortes abzuhalten . "
Der Bundesgerichtshof hat die Behauptungen von Zwangssterilisationen - zumal bei "Abertausenden " - "nicht in Betracht gezogen " .
N o c h 1 967 wies d a s Oberlandesgericht München "verschiedene Ents chädigungsansprüche von Z igeunern zurück " . - Das Wort " verschiedene" läßt darauf schließen, daß es wohl nicht allzu zahlreiche Anträge gewesen sein dürften.
4.) Seite 1 9 8 :
" Die Zigeunerwissenschaft der Nachkriegszeit wurde in den ersten J ahren besonders durch zwei Autoren und ihre Veröffentlichungen geprägt : Hermann ARNOLD mit seinen B üchern über 'Vagante n , Kom ödianten, F ieranten und Briganten ' und 'Die Z igeuner' - und Hans-J oachim DÖRING mit seiner in e in er kriminologischen Schriftenreihe veröffentlichten D issertatio n über 'Die Z igeuner im NS-Staat '. "
24
Arnold und D öring bestätigten die E rgebnisse der b und esdeutschen Behörden. Ja, Arnold war lang e Z eit Mitglied des Z igeunerrats des Banner Familienministeriums und verfügte über das sippe- und rassenkundliehe M aterial des einstigen Berliner Instituts. Immerhin, Vorurteilsfors cher Hohmann rechnete die Arbeiten von Arnold und D öring der Wissens ch aft zu. Man wird ihre Ergebnisse also auc h heute nicht verschweigen und ohne n eue Nachweise , also lediglich mit Behauptungen umfälschen können.
5 . ) Der ehemalige L eiter der rassehygienischen F orschungsstelle des R eichsgesundheitsamtes in BerlinDahlem, Dr . Robert Ritter , ist trotz seiner - von Vorurteilsforscher H ob mann auf S eite 200 bestätigten -Weiterarbeit bis z um Jahre 1 944 nach dem Kriege keinerlei Strafprozessen unterzogen worden, obgleich ein E rmittlungsverfahren anhängig gemac ht w orden war.
" Eine A nzeige führic 1 948 zu e inem staatsanwaltschaftl iehen Ermittlungsverfahre n ( StA. Frankfurt /Main 5 5 /3 .J S 5 5 8 2 /4 8 ) , das im A ugust 1 950 e ingestellt wurde, nachdem 62 Perso nen - z um Teil r ichterlic h - vernomme n worden waren. Die Verfügung b egründet die E instellung des Verfahrens damit, daß Ritters U nterlagen wo hl für die E inweisung in zahlreichen F älle n ursächlich gewesen sind, ihm aber nicht nachz uweisen ist , daß er zur Z eit der U ntersuchungen wußte , wo zu seine Aufzeichnungen in Zukunft dienen werden . . . . "
2 8)
Angesichts die ser Sachlage und j ahrzehntelangem
Verfo lgungseifer d er bundesrepublikanischen Behörden gegen "N B-Straftäter" sind die Behauptungen des V orurteilsforschers H obmann auf Seite 1 6 8 grotesl�, denenzufolge dieser Mann " für den Tod von Tausenden von Z igeunern verantwortlich war " , und " alle diese M af3nahmen in den Jahren zuvor (vor dem Krieg) b ürokratisch und j uristisch nach Plan vorbereitet worden waren " ( S . 1 6 7 ) . Grotesk, wie s o vieles i n diesem Buch.
Würde der nachkriegsgeborene Vorurteilsforscher, der nicht die geringste eigene Erleb nisresonanz für sein Thema mitbringt, inzwis che n wirklich begriffen haben, was V murteile sind, so wäre sein Buch siche r and ers ausgefallen. Doch er bleibt gefangen von Vorurteilen, die es ihm augenscheinlich unm öglic h machen, zur wissenschaftlichen Unvoreingenom menheit zu finden . Und dies trotz der akademischen Grade Dr . phil . +
Dr . rer . so z . Es muß wo hl auch an den Doktorvät ern
lie gen . Die Umerziehung dauert j a schließlich schon zwei
Generationen !
E i n e persö n l i c h e A nfrage d e s Verf . über d e n Ca m p u s- V e r l a g
be i H er r n H o h m a n n , u m we l c h e G a ska m m e r n es s i c h hande lte, d i e se i n e n A u sf ü h r u ng e n z u fo l g e im A p r i l 1 945 vo n d er SS zerst ört wo r d e n s e i n so l l e n , wo der von ihm erwä h nte H i m m l e rB e f e h l vom 1 6 . 1 2 . 1 9 42 ( " A u srott u ng d e r Z ig e u n e r " ) nachzuprüf e n s e i u sw . , b l ie b u n b ea n twortet. T y p i sch !
28) H .J . Dör i ng , " Di e Z igeuner i m N S -Staat " , H a rn b u rg 1 964, S. 82
Verg l . h i e r S . 1 3 F u ßnote 1 4 )
A m t l i c h g e f ö r d e r t e
Der Steuerzahler, der " mündige Bürger" bezahlt heutzutage noch die Literatur, die amtlich für seine V erdum mung in Umlauf gesetzt wird. E inen solch "hohen"
Stellenwert genießt seine Wahlstimme bei den gegenwärtig herrschenden "D emokraten". Und hier ist es tatsächlich einmal angebracht , einen gewissen Pauschalbegriff anzuwenden, denn von "den herrschenden Demokraten " hat sich seit Jahrzehnten niemand mit erkennbarem Nachdruck gegen die M ethode d er gegen das deutsche Volk gerichteten verleumderischen historischen Darstellungen mit Hilfe von Falschaussagen und gefälschten Unterlagen zur Wehr gesetzt.
Wir befassen uns mit der Veröffentlichung der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung von Donald Kenrick, Grattan Puxon und Tilman Zülch mit dem Titel "Die Zigeuner verkannt , verachtet, verfo lgt " , Hannover 1 9 8 0 .
D a sich vieles wiederholt , was bereits in den übrigen Publikationen genannt ist , können wir hier nur Beispiele herausgreifen.
Diese Broschüre, die als Leitwort voranste llt , " D ie Würde des M enschen ist unantastbar". hat für "die Würde d er Deutschen" nicht einmal einen N ebensatz vorgesehen. V on den über 1 0 Millionen D eutschen die im Verlauf und nach E nde des Zweiten Weltkriege� ihr Leben - davon viele in grauenhafter Weise - haben
lassen müssen , ist kein Wort erwähnt ! Folgt man den
Publizisten der Gesellschaft für bedro hte Völker , so
hatten die Repräsentanten der Deutschen während des
furchtbarsten aller b isherigen Kriege o ffenbar nur Sinn
für sadistische Experimente und Morde , und die gleich
in Größenordnungen über Hunderttausende bis unmittelbar zum Z eitpunkt der Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Dafür war offenbar Z eit , Personal, Trausportraum und E nergie , auch zum Beseitigen aller Spuren , in ausreiche ndem Um fang vorhanden, wie bei den and eren gleichartigen Geschichten auch.
In der gesamten Broschüre ist selbst keinerlei wissenschaftlicher Quellenbeleg angeführt, obgleich durchgängig graue nh afteste historische Vorgänge in F orm von Behauptungen abgehandelt werden. Die kommunistische " polnische K ommission für Knegsverbrechen " ist doch wohl ni cht als ein solcher wissenschaftlicher Quellenbeleg zu bewerten ! Zwar wird darauf verwiesen, daß bereits ein Buch in englischer Sprache "The D estiny of Europes G ypsie s " erschienen sei , das demn ächst in deutscher Übersetzung auf den M arkt kommen werde (was inzwischen geschehen ist 2 9 ) ) , doch offensichtlich
2 9 ) D o na ld K e n r i ck u . G ratta n P u x o n , "Si n t i u n d R o m a - d ie V e r n i c h t u n g ei nes Vo l k e s im N S-Staat " , G eitt i ng e n 1 9 8 1 , R e i he pog r o m 69/70
" p o l i t i s c h e B i l d u n g "
haben die Verantwortlichen der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung keine einzige der dort genannten Quellen überprüft . Dieser bereits beim ersten überfliegen der S eiten aus H annover aufkeimende V erdacht wurde d urch den anschließenden Schriftwechsel mit der Landeszentrale bestätigt .
Was dort an geschichtswidrigen Sachverhalten mit unseriösen Quellenbezügen behauptet wird , ist geradezu schauerlich. Die Landeszentrale für politische Bildung nahm noch nicht einmal daran Anstoß , daß die Autoren die deutschen Dokumente o ffensichtlich selbst niemals eingesehen haben, auf die sie sich berufen, sondern auf die "englisch-sprachige V ersion der deutschen Dokumente" verwiesen ( S . 74) . Sie nahmen auch keinen Anstoß daran, wenn es in zwei aufeinander folgenden Absätzen heiß t : (Bezug : Auschwitz, 2. August 1944)
" D a n n m u ßten die Z urüc kgeb lieb enen zum Appell antreten. Um 2 0 U hr kame n die Lastwagen an. J edem einzelnen wurde eine Brotratio n und Salam i gegebe n , als sie aus ihren H ütten kam en. Z unäch st fuhren die Lastwagen in Richtung Krem atorium ab . . . .
Wir befanden u n s i n H örweite der s c hrec klic hen letzten S zene �: als deutsche kriminelle Gefangene unter F ührung der SS m it K nuppe l n und Hunden im Lager auf d ie Fraue n , Kinder und alten Män ner lo sgelassen wurden. Sc hließlich wurde n alle Insassen in die Lastwagen gepfercht und weggefahren. Frauen und Kinder flehten auf K nie n : Habt Mitleid , habt Mitleid mit un s ! E s half nichts. Sie wurde n niedergeschlagen, brutal getreten und in die Wagen getrieben . . . . "
Also entweder stimmt das eine o der d as andere.
Niemals beides zugleich. Doch es sind für das eine wie für das andere nur Behauptungen. Beweise werden wed er für das eine no ch für das andere vorgelegt . Z eugenaussagen reichen nach alledem, was man seit 1945 über dieses Thema hat hören müssen, nicht aus. Die Unterstellungen, in Auschwitz seien zu j ener Z eit "bis Oktober 1944'' täglich bis zu 20.000 (allein nachts zuweilen über 4.000 ) M enschen vergast, verbrannt und zu Kunstdüngerasche zermahlen oder auch in F orm von Knochenasche "in die Weichsel geworfen" worden 3 0) die V erbrennung von "bis zu drei L eichen in einer Ofen� kammer" habe " im Durchschnitt nur 20 Minuten gedauert" 2 9) , usw. sind wissenschaftlich längst widerlegt. 3 1)
30) " Ko m m a nd a n t i n A u s c h w i t z - A u t o b i ogra p h i s c h e A u fze i c h n u n g e n vo n R ud o l f H ei ß " , h rs g . v. I n st i t u t für Z e i tgesch i c hte M ün ch e n 1 958 s. 1 6 7
' •
3 1 1 An H a nd der che m i s c h - p h y s i k a l i s c h e n W i r k we i se vo n Z y k l o n- S , d e r F o tod o k u m e nte d e r U S-A 11·- F o rce A u f k l ärer vom " T a t o r t u nd Tatze i t p u n k t " a us säm t l i c h e n F r ü hj a h rs- , So m m e r - und H er b st m o nate n d es J a h res _ 1 944 � an H an d d e r E rfa h r u n gswerte d e r K r e m a to r i e n u n d ":'e i t e r e n Vi e l f a l t i g e n N a c hwe i s e n . - V e rg l . vo r n e h m l i c h llistorische 1 atsachen N r . 5, 9, 1 5 , "A u s c h w i t z i m I G - F a rbe n P r o z e ß - H o l o ca u std o k u me n te ? " h rsg v. Udo Wa l e n d y ,
- ' ·
D r. W i l h e l m Stäg l i c h , " D er A u sc h w i t z - M y t h o s " , T üb i n g e n 1 9 79 , P r o f . D r . A r t h u r B u t z , " D e r J a h r h u ndertbet r u g " , V l o t h o 1 9 7 7 u . a .
25
Anderes Beispiel :
"In N atzweiler wurden Experi
mente mit Typhusbazillen an Z igeu· nern vorgenommen. 1 9 44 w urden achtzig Leute in zwei Gruppen aufgeteilt und in zwei getre nnten Räumen untergebracht. Während jene in dem einen Z immer eine experime n· teile Schutzimp fung gegen Typhus erhielten, bekamen die anderen keine. Dann wurden be iden Gruppen Typhusbazillen inj iziert , sie wurden in ihre Räume zurückgebracht und eingesperrt. In einem Zentrum in Dachau wurden Exp erimente veranstaltet, bei denen man eine Salzlösung injizierte. Später im Jahre 1 944 wur· de eine Gruppe Zigeuner und U ngarn fünf Tage lang in einem Raum einge· schlo ssen. Man gab ihnen nichts anderes als Salzwasser zu tr inken. Anderen Gefangenen gelang es, E ssen in den Raum zu schmuggeln, und so üb erlebten s1e. In Sachsenhausen gab man Z igeunern eine Injektion gegen Gas, und dann wurden sie in einen mit Senfgas gefüllten Raum Zigeunersiedlung bei Oberwarth/Burgenland gebracht. Das Gegengift wirkte nicht • •• • • •+ •+ • + • + • + •+ •+ •+ • + • + • + •+ •+ • + • + •+ • + •+ • + •+ • + •+ •+ •+ • + • + • + • + •+ •+ •
und vier P erso nen starben b ei diesem Experime nt. E s wurde mit in eine Gaskammer gebracht würden ? Sie starben natür-zehn anderen Leute n wiederholt, zweien davon, die als Kontroll- lieh auch . - Das ist doch wirklich schauerlichste Kriegs-gruppe die nten, spritzte man das Gegengift nicht ein. Sie starb en.
propaganda in Friedenszeiten 1 9 8 1 , amtlich herausge-Einer der Überleb enden wurde später getötet und seziert. In Buchenwald wiederum wurden sechsundzwanzig Z igcuern F leck- geben von der Niedersächsischen Landeszentrale für po-
fieberviren inj iziert , und sechs von ihnen starben. Im seihen Lager litische Bild ung ! wurd e an vier Frauen experime ntiert , um festzustellen, wie Men-schen sich bei extremer Kälte verhalten. Wie gesagt , " Die Würde des M enschen ist unantast-
Dr. M engele war insbesondere an Z igeunern interessiert. N eben seinen Experim enten mit Zwillingen spritzte er Zigeunern in Auschwitz Phenol. Vo n ihm wird auch behauptet, daß er einige Zigeuner getötet habe , weil er die "Farbe ihrer A ugen interessant fand. Er soll die Augen zur Untersuchung in ein Labor nach ßer· lin geschickt haben. Die entsetzlichsten Experimente waren j edoch die, bei denen man versuchte , neue schnelle Methoden zur Sterilisatio n zu finden . . . . .
E in Z igeuner erinnerte sich , wie e r ohne ein B etäub ungsmitte l sterilisiert wurde . Nach der Operation war er fiir sechs Wochen im Krankenb lock. Die Männer, die sterilisiert worden waren, wurden dann aufgefordert , sich freiwillig zum Militärdie nst zu melden. J ene, die sich nicht meldeten, wurden vcrgast . " (S . 7 1 - 7 2 )
I n diesem Stil geht "die politische Bildung" w eiter !
So "gab man " (wer eigentlich ? Doch wohl e inige
Ärzte? Welche ? Wann ? Wem ? - alles bleibt anonym ! ) den Leuten " eine Inj ektion gegen Gas " . Der " V ersuch" scheiterte. Sie starben im mit S enfgas gefüllten Raum .
Dann wird " das E xperiment " wiederho lt und "man versuchte es als Kontrollgruppe mit L euten, denen
nichts inj iziert wurde " . Sie starben erstaunlicherweise
auch . Eine gewiß überraschende Erkenntnis . -
Aber das geh ört j a auch zum System , selb st d ie
deutsche In telligenz einschließlich der medizinischen E xperten als so sadistisch, dumm, ja schizophren darzu
stellen, daß sie selb st unsinnigste Sachverhalte nicht er
kennen. Die deutschen Ärzte waren ja o ffenbar so d äm
lich, daß sie erwarteten, d aß wom öglich diese so " imunisierten Häftlinge " überleben könnten, wenn sie
26
bar " .
Wir sind darauf gespannt , ob nicht i n künftigen
Jahren jemand mit der G eschichte aufwartet, daß deut
sche Ärzte - natürlich wieder kurz vor dem Zusammenbruch des R eiches, als anscheinend besonders viel Z eit für "E xperimente mit G efangene n" war, aber ebenso natürlich die Erlebniszeugen nicht mehr da sein k önnen, die die wahren L ebensverhältnisse am " Tatort" belegen k önnten - den KZ-H äftlingen Inj ektionen gegen den Ertrinkungstod verabreicht und sie anschließend ins tiefe Wasser getaucht haben, um mit Hilfe dieses " E xpe rimente s " zu ergründen, ob ein solches Serum vielleicht doch Erfolg verspricht. An die " Kontrollgruppe " sei erinnert , die das " E xperiment" vielleicht auch o hne Serum durchste ht . M öglicherweise gehen sol
che "politischen Bildungsinhalte " auch dann noch amtlich, mit H ilfe von Ste uergeldern über die Bühne. Gemes
sen an dem heutigen Niveau ist das nicht ausgeschlossen. Schließlich erfahren wir auch erstmals am 5 . 2 . 1 98 5 aus dem BersPnbriic k er 1\rPis b la t t von einem israelischen " Augen- und Erlebniszeugen " , der im großen H örsaal
der H o lo caust-Gedenkstätte Jad Waschern sich unter
Q ualen d aran " erinnerte " , daß der Dr. med. M engele
seinerzeit in Auschwitz " ein Zwillingspaar wie Siamesische Zwillinge aneinandergenäht " hatte. - Man hatte nach 1 94 5 doch immer den Eindruck, das Bisherige ko nnte noch nicht die letzte Variation im R epertoire
sein.
Weiteres Beispiel : Der " Wahrheitsbeweis" wird von den Autoren zu
weilen d ad urch " erbracht " , daß sie ein anderes Buch
zitieren. -- Wir gre ifen eines heraus : Selma Steinm etz, " Ö sterreichs Zigeuner im NB-Staat ", Wien 1 9 6 6 .
Schaut man sich die d ürftige Broschüre von Selma Steinmetz an, so gelte n neben den bereits genannten obskuren Quellen sämtliche o ffiziellen kommunistischen Be haupt ungen als Wahrhe itsbeweise ohne j ede Nachfrage . W ie einfach und unseriös ! Oder an anderer Stelle :
" Erst das Häftl ingskale ndarium erm öglichte eine exakte Stat i s t ik iih er die Häftlingszahlen und die Zahl der Opfer im KZ A uschwit z . "
( S . 3 1 ) . Selma Steinmetz hat sich damit aber nicht
weiter aufgehalten , weder mit der technisch-medizini
schen Untersuchung dieser "Methode " noch mit Einzel
heiten wie Namen und Belegen . - Wahrlich eine " wür
dige histo risch-wis senschaftliche Quelle " , auf die sich
Leute wie Kenrick , Puxon , Zülch , Hohmann sowie die
Niedersäc hsische Landeszentrale für po litische Bildung berufen !
Ende November 1 9 8 4 wurde der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung ein F ragenkatalog vorgelegt , inwiefern man dort die Angaben von Kenrick, Puxon und Z ülch überprüft habe und wie diese und j ene Behauptungen über historische Sachverhalte zu verifizieren seien. - Ohne auf die Fragen überhaupt einzu-
Di ese Angabe ist in 2-facher Hinsicht aufschlußreich : h ·
d V t tl ' h d N ' d ··
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ge en, verwws er eran war 1c e er 1e ersac sl-1 . ) Das "Häftlingskalendarium " , ohnehin anonym, sehen Bildungsstelle , Dr. Loebel, auf den von ihm als
ist kommunistisch-polnischen Ursprungs . Sein e Angaben " kompetent " ausg ewiesenen Tilman Z ülch und leitete sind in bezug auf Richtigkeit keinerlei neutraler Be- kurzerhand den Brief weiter an die G esellschaft für be-weisprüfung unterzogen worden. drohte Völker in G öttingen, von der Antwort zu erwar-
2 .) " E rst das Häftlingskalend arium erm öglichte" , - ten sei , die dann j edoch nicht gekommen ist .
heißt doch nichts and eres, als daß keinerlei andere Be- Dr. Loebel vergaß nicht, auf den beachtlichen " U n ·
weise für d i e dort ge nannten Z ahlen und Angaben er- tersc hied z u r Sch u l u ng i n u n se l i ge n Zeiten " zu verweisen
bracht werden k önne n . Und die s , obgleich man mit Hilfe und lobpreise nd hervorzuheb en, daß glücklicherweise
aller internationalen Macht - und Expertenmittel über 20 in der nunmehrigen D emo kratie mittels Steuergelder
Jahre Zeit zur Ermit tlung hatte und dabei noch unge- "zu jewei l s e i nem po l iti schen Pro b l e m versch iedene l nfo rmatio -
stört dik tatorische Vollmachten auswerten konnte . nen u n d Me i n u ngen a ngeboten " werde n , und "es dem Leser
über la sse n b l ieb e , s ich se lbst e i n absch l i eßendes Urte i l zu Allein die se Tatsache ist ausreichend , r;=======.:==::;;:::::;;;;=======i! b i lden " .
die se s " H äft lingskalendarium " als histori-
sehe Quelle für den Nachweis Hunderttau-H o ch erfreut über diese Seg-
nungen der D emokratie bot ich sender , ja Millionen Menschen zu verwer- prompt d arauf schriftlich an, ein fen . Selma Stein met z gest eht auf Seite 45 : solches M anuskript frist- und um
" D ie stat is t isc hen Angab e n über d ie Z igeuner beru hen auf S chätz ungen . "
Damit entwertet sie selbst ihre nachfolge nde A ussage, d erzufolge "das Häftlingskalendarium eme exakte Statistik erm öglichte " . " S chät zungen" k önnen j a
wo hl nicht "exakt " sein ! Dazu fehle n j eg
liche Angaben , wer eigentlich "geschätzt "
hat und nach welchen Anh altspunkten !
Grund sätzlich um den Ruf einer wissenschaftlich ernst zunehmenden Autorin bringt sich Sdma Steinmetz j edoch mit
der B eha uptung schon auf S eite 3 1 ihres
Buches, demz ufo lge im KZ Rave nsbrück " seit Dezember
1 9 4 4 Sterilisat io nsversuche " vo rgeno mmen worden sei
en, wo hingegen anderen Autoren zufo lge zu j enem
Zeit punkt "die Zwangssterili sation bereit s bei Hundert
tausenden vollzogen " wo rden sein so ll . - H ier also erst
" Versuche seit Dezember 1 9 4 4 " angesichts zusammen
brechender Fronten in Ost und West und einer Totalzer
st örung der deutsc hen Städt e und Verkehrswege durch
britisch-amerikanische Bomberpulks bei Tag und Nacht !
Die Feinde waren bereits über die Reichsgrenze vorge
drungen , als " noch wenige Wochen vo r der Befreiung des
Lagers Raven sbrück Sterilisierungen mittels mehrm aliger
Röntgeneinsprit zung vorgeno mm en " worden sein sollen
fanggerecht einzureichen, in dem die zahllo sen Falschdarstellungen von Kenrick, Puxon und Z ülch widerlegt seien. Ich verwies noch betonend auf die G ewissenserleichterung, die die Niedersächsische Lande szentrale für politische Bildung empfinden müsse , wenn sie von dem Vorwurf, wissentlich unwahre historische Bachdarstellungen - zudem zum Schaden des deutschen Volkes publiziert zu haben, dadurch entlastet würde, wenn sie nunmehr "den andere n Informationen und
Meinungen " Platz einräume . Doch am 2 8 . 1 2 . 1 984 so rgte der fle xible Dr . Loe bel für die Ernüchterung des mündigen Staatsbürgers :
" Unsere derze itige Haushaltsituatio n erlaub t es nicht , uns weiterhin m it diesem Problem politischer Bildung zu befassen. "
Welch überzeugender " U nterschied zur Schulung in unseligen Zeiten " ! - E i n Untersc hied freilich ist gravierend : Der Niedersächsischen Landesz entrale für politis che Bildung wurde vorgeworfen, amtlich, mit öffentlichen Geldern historische Falschdarstellungen -zum Schaden unseres V olkes - , im Klartext : Lügen, publiziert zu haben ! Die Weigerung - ganz gleic h , aus welchen Gründe n -, diese ric htigzustellen, ist leider seit 1 9 4 5 d urchgängig zu kon statiere n .
27
HALBWEGS Das in der gesamten uns vorliegenden " Z igeuner
Literatur" mit Abstand qualifizierteste Buch ist jenes von Hans-Joachim D öring "Die Zigeuner im nationalsozialistischen Staat " , Kriminalistik V erlag Hamb urg, 1 96 4 . H.J. Döring hat recht umfangreich recherchiert , seine Publikation als Band 1 2 der " Kriminologischen Schriftenreihe" trägt auch einen gewissermaßen amtlichen Charakter.
Denno ch fordert dieses Buch z u folgender Kritik heraus : 3 2)
H . J . Döring hat vielfach k eine Distanz gegenüber
Dokumenten und Zeugenaussagen erkennen lassen, die
die Sie germächte und ihre Helfer unter Ausnutzung der
deutsc hen Niederlage und Wehrlo sigkeit zur Motivierung eigener Interessen vorgelegt, vorgetragen, zu "Beweismitteln " und schließlich " historischen Tatbeständen" aufgewertet haben, die in Wirklichkeit j edoch bis heute keinerlei neutraler Beweisprüfung unterzogen
worden sind . E s findet sich bei H .J. D öring kein Hinweis auf die
grundsätzliche Fragwürdigkeit der von kommunistischen Autoren, Zeugen, Politikern, Publiziste n vorgebrachten Aussagen und " D okume ntationen " , obgleich er wissen müßte , daß der d ogmatis che Zwang zur "Diale ktik " , spric h "Parteilichkeit " , und damit zu L üge und Betrug zum offiziellen Ritus der kommunistischen Diktaturen in der po litischen Auseinandersetzung mit Freund und Feind gehört. Die Fälschung von historischen Sachverhalten hat bei der Bekämpfung des " Hitler-F aschismus" einen wohl historis ch einmaligen Höhepunkt bis zur Stunde erreicht, --- bewerkstelligt von den ideologisch einseitig vorge henden Sowj ets im Verein mit ihren auf das gleichP Ziel der machtp olitischen Z erschlagung eines ge einte n Deutschland hin arbeitenden westlichen V erbündeten . Auc h deren Geselle nstücke in dieser Branche sind seit 1 9 1 4 Legion.
Doch davon weiß H . J . D öring nichts, o der besser gesagt, davo n gib t H .J. D öring keine Kenntnis. Zwar em pfindet es ein Sach kenner schon als wohltuend , von allzu vielen Greuelgeschichten verschont zu werden und sich auf ein allgemein hohes Niveau konzent rieren zu können , d o c h ohne die seit Jahrzehnten gewohnten Pflichtübungen in Grundsatz fragen geht es auch bei H .J. Döring nich t . Ein solches Buch wie "M edizin ohne Menschlichkeit - Dokumente des Nürnberger Ärzteprozesses" , hrsg . von A. Mitscherlieh und F . Mielke
( Fischer Büc herei , Frankfu rt/M - Harnburg 1 96 0 / 1 9 6 2 )
3 2 ) D i e Gro ße St ra f k a m mer B i e le f e l d se i a u c h h i e r w i e d e r vo rab a n d e n § 1 93 St G B e r i n n ert , d e r e i n e K r i t i k a nd e r e r A u t o r e n f ü r st r a f f r e i a u swe i st , so w e i t d i ese s i c h n i c ht se l bst a l s b e l e id igt b e s c h w e r e n u nd d ie Kr it i k k e i ne B e l e i d i g u ng e n t h ä l t .
2 8
SACHL I CH
rangiert bei ihm unter Abk ürzung "Wissenschaft " , -
allerdings o hne Anführungszeichen ! Wir verweisen zur
Skizzierung die se s Buches auf die dortigen Seiten 17 4 ff
"Jüdische Skelettsammlung ". Die sachgebotene Richtigstellung dieses Themas findet der Leser in His to ris che Ta tsachen Nr . 1 8 " Adolf Eichmann und die Skelett sammlung des Ahnenerbe e . V . " . Auch fo lgendes Buch gehört zu seinen " seriösen Quellen " : Eugen Kogo n "Der
SS-Staat " , Berlin 1 9 4 7 , ein Buch, das laut Landgerichtsurteil München I, 1 0 . Zivilkammer (AZ : 1 0-0 4 09 / 5 8 )
vo m 1 3 . Dezember 1 95 8 als Pamphlet bezeichnet wer
den darf, was Herr Döring schon beim überfliegen eines
solchen Buches hätte erkennen müssen .
Zwar vermerkt H .J. D öring auf Seite 1 1 , daß es nach dem Kriege vielfach genügte , Insasse eines Konzentrationslagers gewe sen zu sein , um bevorzugte Gerichtsurteile zu bekommen. Zwar verweist er auch einmal ( S . 1 6 7 ) darauf, daß d e r Bundesgerichtsho f fehl gehe , wenn er als verfolgtes Endziel des R SHA-Schnellbriefes vom 2 9 . 1 . 1 943 "deutlich die gänzliche Ausrottung der im Herrschaftsbereich der ns-Gewalttäter lebenden Zigeuner" feststellen zu können glaubt. - Doch übernimmt er in vie len anderen F ällen unkritisch Gerichtsurteile und wertet dortige F eststellungen als "historische Tatbestände " , ohne selbst die jenen Urteilen zugrundeliegenden " D o kumente" oder Z eugenaussagen sowie den politischen Hintergrund dieser Proz esse mit Sorgfalt zu analysieren.
Solche F ehlleistungen von H .J . Döring führen natUrlieh bei ihm zu groben Falschdarste llung en in zahlreichen Einzelheiten ..
Dennoch bleibt vieles beachtenswert :
" . . . V erfo lgte Z igeuner und nichtverf o lgtc Z igcuner konnten sich (nach dem Kriege ) aus me hrerlei Gründ en hisweilen S traftaten leisten, o hne daß sie deshalb vor den Ric hter kamen . Führte e in eingeleitetes Ermitl iungsverfahren zur Erhebung der Anklage, dann gen:igte in manchen F ällen die friihnc llaft in einem Konzentratio nslager (KL ) , u m <:> ine recht weitgehende Strafmilderung z u erre ichen . . . (S . 1 1 ) .
Wichtige U nterlagen vcnlanken wir einem Krim inalbeam ten, der die Erlaßsammlung Nr . 1 5 'vorbeugende Verhrechensbek ämpfung ' nach dem Kriege vergraben hatte und später dam it nachweise n konnte, daß se ine früheren �aßnahmen nic ht auf persönlicher Willkür, sondern auf Grund von gc lwimen Erlassen des R eichskriminalpolizeiamtes getroffen worden waren.
Leider ist auch der größte Teil der Materialien der Rassenhygienischen und b evölkerungsbio logischen Forschungsstelle des R eichsgesundheitsamtes durch den Krieg verloren gegangen.
Soweit die Zigeuner d urch die G eheim e Staatsp olizei ( G estapo ) in Konzcntratio nslager ge langten , fehlen U nterlagcn nahezu völlig. J edoch genügten sie , um wenigstens einige Rückschlüsse
auf d ie Be handlung der Z igeunerfrage von dieser Se ite zu z iehen . . . . ( S . 1 3 )
M it der Z igeunerfrage spez iell beschäftigte sich die damalige ' Reichsregierung überhaupt nicht . . . . ( S . 3 4 )
Als schärfstes M ittel war d ie poliz eiliche Vorbeugungshaft vorgese hen. Das Verh ängen d ieser Haft setzte voraus, daß es sic h um Berufsverbrecher handelte , die wegen aus Gewinnsucht begangener Straftaten mindestens dreimal zu Zuchthaus oder z u GcLingnis von mindestens se chs Mo nate n rechtskräftig verurtei lt waren (A , I I , I , b ) . Gewo h n he itsverbrecher mit e ntsprechenden Stra ftate n, die sie 'aus verbrecherischem Trieb oder verbrecherischer N cigung ' begangen haben, konnten ebenfalls eingewiese n werden (A , I I , I , c ) . Die Bestimmungen setzte n \\' ert ungen mit erheblichen Konseq uenzen für die Vorbestraften voraus, welche b isher nur Richter vornehmen durften. Vo n die ser :\laßnahme wurd en aber nur we nige Zigeuner betroffen. Wesentliche B edeutung hingegen hatte für Z igeuner die Bestimmung, wo nach j eder , der ' ohne Berufs- und Gewohnheitsverbrecher zu sein, d urc h sein aso ziales Verhalten d ie Allgemeinheit gefährdet ' , in polizeil iche Vorbe ugungshaft genommen werden kon nte (A , I I , I , c ) .
Bei asoz ialem V erhalten genügte zur Haft scho n eine bloße G cfiihrdung . . . . (S. 5 0 )
Vielm e hr heißt es e infach : 'Als Aso zialer gilt , wer durch gemeinschaftswidriges, wenn auch nicht verbrecherisches Verhalten zci,gt, daß er sich nicht in die Gemeinschaft einfügen will. ' . . . ( S . 5 1 ) 3 3 )
' :\ soz ial sind Personen , die auf Grund anlagebedingter und daher nich t besserungsfähiger G eisteshaltung fortgesetzt mit den Stra fgeset zen , d er Polizei und den Behörden in Ko nflikt geraten oder arb eit sscheu sind und den U nterhalt für sich und ihre Kinder laufend öffentlichen oder privaten Wohlfa hrt seinric htungen, insbesondere der N S V und d em WHW aufzubürden suchen. ' . . . ( S . 5 l ) 3 4 )
Die po lizeiliche Vo rbeugungshaft wurde n u r offiz iell i n Besse ru ngs- und Arbeits lagern vo llzogen . Zum Bau die ser Lager ist es jedoch nie gekomme n. O ffizie ll bemühte man sich j edoch b i s in d ie Kriegsze it , den A nsch ein zu erwecken, daß Vorbcugungs hiiftlinge n icht mit den Ko nzentratio nslagern in Berührung kam e n . . . . ( S . 5 3 )
Die Dauer der Haft wurde dem Häftling grundsätzlich nicht mitgeteilt. Die Entlassung erfolgte me ist ebenso überraschend wie die Festsetzung. Die polizeiliche Vorbeugungshaft wurde durch d ie Krim inalpolizeistellen angeordnet und b edurfte in den ersten J ahren stets der Bestätigung durch das RKP A . 3 5) Die erste E inweisung von Z igeunern ohne Haftbestätigung erfolgte im März 1 943 . Auf die Gestaltung der Haft in den KL hatte das RKP A keinen E influß. Es entschied über d ie E ntlassungen.
Tatsächlich hat d ie polizeiliche Vorbeugungshaft bei Z igeunern in viele n Fällen länger bzw. bis Kriegsende gedauert, wie aus den Akten zahlreicher Wiedergutmachungsverfahren hervorgeht. Einzelne Gruppen wurden seit 1 940 im Gegensatz zu Deutschblütigen grundsätzlich nicht überprüft . . . . ( S . 53 )
Doch schon Anfang 1 94 1 stand nicht mehr die Z igeunerforschung, sondern die U ntersuch ung der J ugendkriminalität im Vordergrund . . . . ( S . 6 9 )
E s i s t aber sehr fraglich , ob im Herb st 1 93 9 geplant gewesen war, die evakuierten Z igeuner in Polen in Lagern unterzubringen. Die west- und nordwestdeutschen Z igeuner wurden nach ihrer Umsiedlung jedenfalls nicht alle in Lagern festgesetzt. Im D istrikt Radom sind no ch im J ahre 1 943 häufig bettelnde Z igeuner anzutreffen gewesen, die nicht in Lager e ingewiesen wurdei_l· . . . ( S . 94) 3 6)
In Radom erhielten d ie Z igeuner Wohnungen, durften sich frei bewegen, doch die Stadt nicht verlassen, keine deutschen Lokale besuchen und sich abends nicht auf der Straße aufhalten. Für ihre Arbeit erhielten sie kein G eld, sondern lediglich gemeinsame Verpflegung.
Nach anderen J! eststellungen 3 7) wurden die Zigeuner in der Regel in Wo hnungen untergebracht, die zuvor J uden innehatten und die noch mit deren Möbeln ausgestattet waren. In and eren Gegenden wiederum wurden sie in Lager eingewiesen und vo n dort zur Arb eit geführt. Die Z igeuner aus Karlsruhe hatten im Generalgouvernement so fort e inen Arbeitsplatz gefunden und sich durch Vermittlung der Kriminalpolizei ihr Arbeitsbuch, F ührerschein usw. nachschicken lasse n. Es ist sogar ein Fall bekannt, daß ein umgesiedelter Z igeuner in die deutsche Polizei im Generalgo uvernement eintrat , unter F eldpostn ummer mit Karlsruhe korrespondierte , sich vo n dem S tandesamt Urkunden schicken ließ und vo n Pole n aus die Kriminalpolizei in Karlsruhe bat, ihm d ie dortige Habe an Brennmaterial usw. zu ver-
kaufen. Die Kriminalpolizei hat dieser Bitte entspro chen, weil die Reichsbank eine Devisengenehm igung zur Überweisung erteilte.
Einige Mitglieder einer Z igeunerfamilie wurden in einem Vorort vo n Krakau in eine polnische Wo hnung eingewiesen und wanderten über N eurnarkt b is nach Mosty in den Beskid cn. 3 8)
D ie Freizügigkeit d er Z igeuner im G ennalgo uvernemcnt ist demnach r echt untersch iedlich besc hränkt gewesen. Während sich manche i n ko nzentrat ionslageriihnl ichen Verhältniss en befanden, lebte n andere m Städten und Dörfern, i n denen sie b ei E inhalte n vcrsehiedener Einschränkungen unbehelligt b lieben . . . . (S . 99 )
Zi;!CliiH'raussicd lun� aus dem Rheinland im S ommer 1 9 38 und
lagcrm iifüge linterbring:u ng in ßcrlin
Als später die Evakuierung der Z igeuner aus anderen R eichsgeb ieten nach Pok n nicht mehr beabsic htigt war , hat das RSHA
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nicht e inmal ihre geschlo ssene Zusammenfassung in Lagern für die Kriegsdauer befohlen.
Im Kriege werden Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit immer mit besonderem Argwo hn behandelt. Das steigert sich verständlicherweise in Grenzgeb ieten. Wenn von den Evakuierungsaktio nen aber gerade Zigeuner mit ausländischer Staatsangehörigkeit ausgenommen blieben, spricht das nicht gerade für militärische Gründe, aber umsomehr für die Vorsicht, mit der man die Umsiedlung behandelte .
Nachdem die west- und nordwestdeutschen Z igeuner in das Generalgouvernement abgeschoben worden waren, sind weitere Zigeunertransporte aus anderen G ebieten unterblieben. Der Schnellbrief 3 9) vom 3 1 . Oktober 1 940 über die Behandlung der Österreichischen Z igeuner drückt dies mit den Worten aus, daß 'die vorgesehene Umsiedlung von 6 .000 Z igeunern aus der Ostmark nach dem Generalgouvernement ' z-n unterbleib en hat, 'weil nach dem Kriege eine andere Regelung der Z igeunerfrage vorgesehen ist ' . . . . ( S . 1 09 )
Nach Abwägen aller Argumente sind wir der Ansicht, daß die Um siedlung grundsätzlich aller Zigeuner , die sich im deutschen R eichsgeb iet aufhielte n, schon im Oktober 1 93 9 nach dem Generalgouvernement geplant gewesen war. Wir sind davon üb erzeugt , daß diese Absicht e inwandfrei spätestens in dem Umsiedlungserlaß vom 27. April 1 940 zum Ausdruck kommt. Die Um siedlung der west- und nordwestdeutschen Z igeuner stellte nur den verschobenen B eginn der Evakuierung aller Z igeuner nach Polen dar. D ieser Plan wurde - vermutlich wegen anderer Z iele in der Ostpolitik spätestens im Oktober 1 940 aufgegeben . . . . ( S . 1 1 0 )
Für die im J uni 1 93 8 i n polize iliche Vorbeugungshaft genommenen Aso zialen war die Haftprüfung spätestens nach zwei Jahren, d.h. im J uni 1 940 fällig. Ein Schnellbrief des RSHA (RSHA V A - Nr. 1 2 7 7 /40 - vertraulich -) vom 1 8. J uni 1 940 ordnete an, daß bei diese n Personen ' im Hinb lick auf die Kriegszeit' ein besonders strenger Maßstab anzulegen und die F ortdauer d er Haft u.a. be i J uden und Z igeunern auf j eden F all geboten sei.
Der Schnellbrief führte unter den Häftlingen, bei denen eine Haftprüfung nicht vorgenommen werden sollte, zuerst die Asozialen an, deren kriminelles Vorleben über den Rahmen der kleinen Kriminalität hinausging , und dann Asoziale, die wiederholt wegen B etteins und Landstreicherd vorb estraft und insbesondere keinen festen Wohnsitz hatten. Erst dann werden J uden ' im Hinblick auf die augenblickli che Lage Unm öglichkeit der Auswanderung ' und an letzter Stelle die Z igeuner o hne Begründung genannt . . . . ( S . 1 1 2 )
Bei Kriegsausbruch bestanden 6 KL mit 2 1 .400 H äftlingen. 4 0) Davon zählen ca. 1 0 .000 zu den polizeilichen Vorbeugungshäftlingen.
Allerdings wurden später auch Zigeuner entlassen, die zum Teil kurzfristig eingeliefert worden waren. So z .B . eine Zigeunerkapelle, der man wegen anstößigen Benehmens gegenüber Fraue n und Mädchen nicht nur das weitere Auftreten untersagte, sondern sie auch für 4 Monate in das KL Dachau einwies . . . . (S . 1 1 3 ) 4 1)
33) 1 . D V . - E r l . z u r VO über A r b e i t s l o se n h i lfe vo m 5 . 9 . 1 939 ( D t . R e i c h sund Pr . Staatsanze iger N r . 2 1 3/39)
34) R i cht l i n i e n des R ei c h s m i n i sters des l n ne r n f ü r d i e B e u rte i l u ng der E rbges u n d h e i t vom 1 8 . 7 . 1 940 i n : M i n i ster i a l b l att des R e i c hs- und Pre u ßisch e n M i n ister i u ms d es l n n e r n , S . 1 559 ff .
35) R e i ch sk r i m i na I po l i ze ia mt
36) B e r i cht des Leiters der A bt . G e s u nd he itswese n i m D i s t r i k t Rado m v.
2 6 . 5 . 1 943 i n : F ra n k -Tageb u c h Bd . 2 6 , i n : I MT Bd . XXI X , S . 593 f f .
37 ) LG K a r l s r u he WG I I 88, - Sc h r i ftsatz d e s J u st i z m i n . Bade n-Württem-berg , Abt. W i e d e rg utma ch u ng , 2 0 2 - E K 7 4 /50 v. 1 9. 8 . 1 950
38 ) LG K a r l s r u h e , Besc h l u ß v. 23. 1 2 . 1 952 - W G I I 8 7 7
3 9 ) R e i chsm i n ister d e s l n n e r n , Pol S V B 2 N r . 1 2 64/40 I V .
40) C h ef d e s W i rtschafts-ve rwa l t u n g s- H a u ptamtes C h . Po / H a 2 1 92 /42g v. 30.4. 1 942 = Dok. 1 29- R i n : I M T , Bd . X X X V I I I , S. 363 f f .
41 ) Landesa mt f ü r K r i m i n a l e r k e n n u ng sd i e nst + Po l i ze i stat ist i k W ürtteml>erg- Bad e n , Abt. 1 /5 Tg b . - N r . 1 1 5 , S / 5 1 N m .
3 0
a ) Burgenländische Z igeuner (II ) Sie bestanden zu zwei Dritteln aus Frauen und Kindern.
Sicher läßt sich dieser Z ustand mit der polizeilichen Vorbeugungshaft von 2 .000 burgenländischen Z igeunern erklären, die bereits früher eingewiesen worden waren. Als seßhafte Z igeuner wohnten sie in dürftigen Lehmhütten. Um sie besser überwachen z u k önnen, sollten die Wohnhütten kleinerer Siedlungen (bis zu 50 Personen) abgebrochen und auf die nächstliegenden größeren S iedlungen ' sippenweise verte ilt ' werden. Lastkraftwagen der Polizei führten bei größerer Entfernung den Hausrat und auch Abbruchmaterial nach. Für die se 'kleine Umsiedlung ' hatten die Aufnahmesiedlungen mittello sen Zigeunern Stro h und Lehm zu stellen. Das RKP A versäumte nicht, auf das spätere Entwanzen der Lastkraftwagen hinzuweisen. Siedlungen mit mehr als 300 Personen erhielten eine ständige Wache der Ordnungspolizei, die mit zwei B eamten besetzt war. Kein Z igeuner durfte die Siedlung ohne schriftliche Genehmigung verlassen. F erner sollten G em einschaftsküchen eingerich tet werden. Um die bisherigen erheblichen Lasten der F ürsorge zu vermindern, ordnete der Erlaß an, 'die Arbeitskraft der Z igeuner in weitestgehendem Maße produktiv' auszunutzen. Deshalb hatte die Kriminalpolizei-Leit· stelle dafür zu sorgen, daß die männlichen Zigeuner an den großen Arbeitsplätzen in Linz und Eisenerz eingesetzt wurden.
S ie sollten zwangsweise über die nächsten Arbeitslager dorthin transportiert und in Baracken bei Gemeinschaftsverpflegung untergebracht werden. N ur Zigeuner , die seit längerer Zeit in Arbeit standen und ' zumindest als gelernte Arbeiter zu betrachten ' waren, ko nnten 'aus Zweckmäßigkeitsgründen' an ihrem bisherigen Arbeitsplatz bleiben.
Diese Arbeitslager 4 2) leiteten Kriminalbeamte in V niform ; diesen standen Zigeuner als Barackenälteste usw. zur Seite , die z u diesem Zweck 'versuchsweise ' aus der polizeilichen Vorbeugungshaft entlassen worden waren . . . . (S. 1 1 4)
Diese Arb eitslager gehören nicht zu den ersten Zusammenfassungen von Z igeunern . Bereits 1 93 7 bestand ein Zigeunerlager in Biebrich/Rhein, in dem wiederholt Sc hlachten stattgefunden haben. 4 3) W eitcr bestand ein Zigeunerlager in Lackenbach bei Wien m it einem Auße narbeitslager in Le�poklsdorf. 44) Das im Kriege eingerichtete Z igeunerlager bei Königsberg/Pr. bestand bis 1 945 . Weitere Lager befanden sich bei Salzburg und bei Fulda. 4 5) F erner in Berlin-Marzahn und in Pölitz bei Stettin. Auch in Po itiers (Frankreich) existierte im Jahre 1 94 2 ein 'Camp d e s Nomandes ' , von dem ein Z igeunerlager durch Stacheldraht abgetrennt war .
Die in den übrigen Österreichischen Landen befindlichen 700 Z igeuner wurden in den einzelnen Gemeinden in einer 'geeigneten Unterkunft ' zusammengezogen, die sie nur mit Genehm igung der Ortspo lizeibehörde verlassen durften. Arbeitsfähige Z igeuner hatten die nicht-arb eitsfähigen weitgehend m it zu unterhalten, um diesen ein 'notdürftiges E xistenzminimum ' zu sichern. Ersatzweise sollte die F iirsorge eingreifen. . . . (S. 1 1 5 )
Wir hatten festgestellt , daß für Z igeuner und Zigeuner-Mischlinge keine Sonderbestimm ungen galten und sie zum Arbeitsund Wehrdienst in gleicher Weise wie Deutschb lütige einberufen werden m ußten.
Eine E ntscheidung im Rahmen der Wiedergutmachungsbestimmungen führte einen 'geheimen Runderlaß ' des Reichskriegsm inisteriums vom 26. Novemb er 1 93 7 an, nach dem Zigeuner keinen Wehrdienst leisten d urften und der Ersatzreserve II zu überweisen waren.
Am 1 0 . J uni 1 942 verbot eine Verfügung des Oberkommandos der Wehrmacht 'aus rassenpolitischen Gründen ' , Z i « e u n er u nd Z igeuner-Mischlinge - auch als Freiwillige - i n (I(')] aktiven
42 ) St A Fra nk f u rt / Ma i n 55/3 J S 5582 /48 , S .
43) 0 LG F ra n k f u rt / Ma i n , Besch l . v . 1 3 . 1 . 1 95 3 - 2 W 834/5 1 2b (2) W i k E
1 5 7 . 44) O LG M ü n c he n , W E G 5 1 /52 E K 358 1 /50 Besch l . v . 1 5 .9 . 1 9 5 2 . 4 5 ) 0 L G Fra n kf u rt / M . Besch l . v . 5 .8 . 1 9 5 2 - 2 W 1 5 /52 2b ( 2 ) W W i k E
509.
Wehrdie nst einz ustellen. Während Zigeuner den Ausschließungsschein erhielten, sollten Zigeuner-Misc hlinge der Ersatzreserve II b zw. der Landwehr überwiesen werden. Z u diesem Zweck so llte n die Kriminalpolizei( leit) stelle n die Perso nen den Wehrdienststeilen mitteilen. Soweit Zigeuner und Z igeuner-Mischlinge no ch in der Wehrmacht Dienst taten, waren sie 'wegen mangelnder Eignung' ( § 24, II b WG) aus dem aktiven W ehrdie nst zu entlasse n und wie nicht einberufene Zigeuner zu behandeln . . . . ( 1 3 3 ) .
Die So nderregelungen für Zigeuner bis zum Jahre 1 9 42 zeigen, daß hinsic htlich dieser Frage selb st nach zehnj ähriger natio nalso zialistischer Herrschaft noch keine ein heitlic he Linie festzustellen ist . . . . ( S . 1 3 9 )
Währe nd schon seit 1 93 3 grundsätzlich die N eigung b estand, die Zigeuner aus sämtlic hen Orga-nisatio nen der Part ei herauszuhalte n, sind doch mehrere Fälle b ekannt , in denen Zigeuner nicht nur den Gliederungen der N S DAP, insbeso ndere der Hitler-J ugend und
SA, so wie der N S V, so ndern auch der Partei angehörten . . ,. ( S . 146)
Ouo vadis mit der Meinu ngsfreiheit i n der B undesrepub l i k Deutsch land, speziel l jener für d ie wisse nschaft l iche Forschung? - Die Herren Min ister für I n neres ( Zi m mermann, l i n ks i .B .) und Justiz ( E ngel hard ( rechts i .B .) u neins? - Übrigens: I m R evisio nsverfah ren bezüg l ich der Nr. 1 5 Historische Ta tsachen - siehe Heft Nr. 21 - hat der B u ndesger ichtshof m it Besch luß vo m 27 . 1 1 . 1 984 die vo m Verfasser bea ntragte Revision e insti m m ig "a ls u nbegründet verwo rfen, da die Nachprüfu ng des Urte i ls . . . keinen Rechtsfeh ler zum N achte i l des Ei nziehu ngsbetei l igten ergeben hat" (Saiger, Knobl ich, Ruß, Goydke, Meyer-Goßner - AZ: 4 St R 683/84) . Auch d ie Verfassungsbeschwerde i st mit Urte i l des Bu ndesverfassu ngsger ichts vo m 1 2. 3. 1 985 ( AZ: 2 BvR 1 645/84) d u rch d ie R ichter Ze id ler, Träger und K lein
Gegen die Inhaftierung der im Auschwitz·Erlaß genannten Ausnahmen spricht , daß selb st noch am 1 . , . ,.. �,p.ewiesen wo rden. ·
September 1 944 m Deutschland ,.. + *+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*
1 4. 5 7 4 J ude n außerhalb der Ko nzentratio nslager lebten . 4 6). Aus hältnis von 1 1 6 zu 2 0 1 A nträgen, daß zahlreiche Zigeuner den damaligen Verhältnissen ist zu schließe n, daß sich am 1 0 . nicht in die Konzentratio nslager e ingewiesen worden sind.
März 1 944 mindestens die gle iche Anzahl J uden, eher mehr , in Diese Z ahl erhöht sich no ch, wenn man b erücksichtigt , daß
Freiheit befunden haben müssen . Wie es aber b ei den J uden einig e Zigeuner überhaupt nicht versucht haben, einen Antrag
Ausnahmen gegeben hat , bestanden sie b ei Zigeunern, die der zu stelle n, weil sie nicht im Konzentratio nslager gewesen waren. Nicht wenige Z igeuner sind üb erhaupt niemals festgesetzt
rassischen Verfolgung bisher grundsätzlich nicht so stark ausge-worden oder wurden bei Razzien inhaftiert und nach kürzerer
setzt waren, zumindest in gleicher Weise . Das läßt sich aus zahlreichen Fest stellungen belegen.
In den heutigen Regie rungsbezirken Nordbaden und Nordwürttemb erg wurden in den J ahren 1 9 5 0 bis 1 9 5 2 auf A ntrag des damaligen württemb erg-badischen J ustizministeriums die Wiedergutmachungsanträge vo n 2 0 1 zigeunerischen Personen überprüft. 4 7) Hiervo n erhoben 1 1 2 Personen Anspruch wegen erlittener Haft in Konzentratio nslagern 4 8) und 44 wegen Evakuierung in das Generalgouvernement im J a hre 1 940. Bei 1 7 4 Zigeunern ko nnten die Verfolgungsgründe einwandfrei bzw. mit grö ßter Wahrscheinlichkeit geklärt werden.
Nur in 7 2 Fällen lagen rassische Motive vor. Da die Erhebung allerdings die Evakuierung in das Generalgo uvernement als militärische Maßnahme ansieht, würde sich die Zahl nach unserer Ansicht auf 1 1 6 erhöhen. Selb st wenn man unterstellt, daß alle 44 A nträge b erechtigt waren {das ist sehr zweifelhaft, da z.B. vo n 2 0 1 Perso nen allein 48 Zigeuner ihre Personalien nachweislich falsch angegeben hatten), zeigt das Ver-
46) Nach einer stat ist ischen E r heb ung der ' R ei chsvere i n i g u n g der J u d e n i n Deutsc h l a nd " , d i e vo m R SH A m o n at l i ch ve r la ngt w u rde, i n : B r u no B l a u , " D i e Kr i m i n a l it ät i n Deutsch l a nd während d es zweiten We ltkr ieges" i n :
Zeitschrift für d ie gesamte Strafrec htsw issenschaft, 64. Bd ., B erl i n 1 952, S . 1 0, 3 1 ff, i nsb. S . 6 5 ff
47) La ndesk r i m i na lamt Bade n-W ürttemberg, J a hresber icht 1 952, Tei l I I , A I 2 c, S. 85
48) H i erbei ist zu berücks icht igen, d a ß v ie le Z i g e u ner a l s Aso zia le i n d ie KZ ei ngewiese n wo rd e n war e n . R i tter schätzt, d a ß ' k a u m d ie H älfte' a l ler Zigeu ner als Asoz i a l e in die K L g e l a ngten.
oder längerer Haft wieder e ntlassen, wie sich aus zahlr eichen Wiedergutmachungsakten ergibt ... (S. 1 7 0 - 1 7 1 )
Vo n 4 2 9 Z igeunern, bei denen wir i n Baden-Württemberg nach dem Kriege b egangene Straftate n festgestellt haben, waren 253 in Baden-Württemberg, 53 im übrigen W estdeutschland, 1 4 i n Mitteldeutschland und 1 1 i n Ostdeutschland ( unter polnischer und r ussischer Verwaltung stehender Gebiete ) , das heißt 3 3 1 Perso nen in den Grenzen vo n 1 9 3 7 , geboren, während bei 98 Perso nen der Geburtsort im Ausland (davon 5 1 allein in der Tschechoslowakei) lag.
Aus die sen spärlich en B eispielen und den nach dem Kriege gestellten Wiedergutmach ungsanträgen kann nur geschlossen werden, daß eine generelle z wangsweise Sterilisatio n, die nach einer bestimmten Frist abgeschlo sse n sein so llte , nicht stattgefunden hat . . . . (S. 1 7 8 )
. . . . scheinen bei den Zigeunern diese Sele ktio nen ausgeblieben zu sein. Sie kamen m itsamt ihren Familien - was sonst in Konzentrationslagern bei Nicht-Zigeunern nie üblich war - in ein beso nderes Z igeunerlager innerhalb des KL Auschwitz, in dem selbst die arbeitsfähigen M änner nicht zu arbeiten brauchte n und alle mindestens zehn Mo nate unbehelligt blieben . . . . ( S . 1 6 2 )
Gegenüber der Lage während d e s Polenfeldzuges hatte sich die innere Sicherheit des Reiches bedeute nd gewandelt. Es waren bei weitem mehr M änner als j e z uvor zum W ehrdienst eingezogen. Allein im J ahre 1 94 2 wurden zwei Millionen zur Wehrmacht einberufen. A ndererseits strömten im gleichen Z eitraum drei Millionen ausländische Arbeitskräfte nach Deutschland ein . . . . ( S. 1 6 1 )
3 1
Bei den Rom-Zigeunern ist sicher, daß sie der Kriminalpolizei bisher die meisten Schwierig keiten b ereiteten, und auch deshalb als geschlo ssene Gruppe eingewiesen wurden . . . . ( S. 1 62 )
Glüc klicherweise haben sich die nach dem Kriege geäußerten Befürchtungen und Behauptungen über das Schicksal der Zigeuner nicht b ewahrheitet. " ( S . 1 9 1 )
Wären die Zigeuner . . . der Vernichtung zum Op fer gefalle n, würden die heute in Baden-Württemberg leb e nden Z igeuner nicht in so hohem Maße in Deutschland geboren sein, so ndern aus Gebieten außerhalb Deutschlands stammen.
Aus diesen Gründen kann die Evakuierung und Isolierung der Zigeuner kaum im Sinne einer ausnahmslosen Entfernung aus dem Reic h gemeint gewesen sein. Z u m indest ist sie j edenfalls nicht in dieser F orm durchgeführt wo rden . . . . ( S. 1 7 1 )
Wirklich so zial augepaßt leb ende Z igeuner sind nur in den selteste n F ällen in ein Ko nze ntratio nslager eingewiesen worden. 4 9)
49) A ussage L i n LG St uttgart, Wk I I E G R 330 (S . 24 ff ) : E G R 1 234 ; E G R 38
A ussage R i n : E G R 1 546 B I . 2 1 /2 2 G uta c ht e n vo n Uscho ld : LG M ünchen I E K 34/5 1 ( L E A : 1 0 56 / 1 / 7 4 1 )
A ussage A i n : LG St uttgart , W k I I , Besch l u ß v. 23.8 . 1 95 1 , ES 5590/ E G R 1 26 1 sowie LG St uttga rt, Wk I I , Besch l u ß v. 1 3.9 . 1 9 5 1 - ES 0577 E G R 38 Der Besc h l u ß erwä hnt be i sp ie lsweise sechs Verfa hre n d ieser Kammer, aus denen s ich in zwei V erfa h r e n d ie E nt l ass ung j e e i n es Z igeuners in den Jahren 1 943 und 1 944 ergeben hat . • . . (S. 1 70 - 1 7 1 ) .
D e r S c h n e l l b r i e f d e s RSHA
D er ohne Unterschrift, ohne N ennung eines Verantwortlichen, ohne Stempel gedruckt vorliegende Schnellbrief des R eichssicherheitshauptamtes ( RSHA) vom 2 9 . 1 . 1 9 4 3 so) ist d er " Schrifte nreihe des R eichskriminalpolizeiamtes Berlin Nr. 1 5 - Vorbeugende Verbrechensbekämpfung - E rlaßsammlung" entnommen. Unseren N achforschungsbemühungen stand lediglich die im Institut für Z eitgeschichte, M ünchen, in F otokopie vorliegende E rlaßsammlung zur V erfügung, die von einem offensichtlichen Original in einer us-amerikanischen Bibliothek gefertigt wurde ( L ib rary L egal Divion OM GUS APO 7 4 2 , N o . G 4 1 9 . 5 7 ) .
Um es sogleich vorwegzunehmen : D a s Blatt 3 2 4 mit dem nachfolgenden noch zu analysierenden Paragraphen III ist als einziges in der gesamten Sammlung nachträglich hineingeklebt w orden. Das ursprüngliche Blatt 3 2 4 ist sauber herausgeschnitten. Die Drucktype unterscheidet sich zwar nicht vom übrigen Text. -
Wir kommen darauf zurück.
Die Bedeutung dieses " S chnellbriefes des RSHA", vom 2 9 . 1 . 1 9 4 3 erhellt dadurch, daß er in der neuzeitlichen Literatur als " systemtypisch" , als "den Willen des Nationalsozialismus ausdrückend " ausgewiesen und dem ganzen deutschen Volk angelastet wird , so , als hätte es stets allem begeistert z ugestimmt , was irgendj emand einmal damals in irgendeiner Behörde geräuspert hat .
Bei näherem Hinsehen stellt sich indessen heraus , daß in einem augenscheinlich authentischen D okument
nachträglich ein ganzer Abschnitt verfälschend ausgewechselt worden ist. Wir haben diese M ethode kürzlich im sogenannten " Stahlecker- Bericht " vom 1 5 . 1 0 . 1 94 1
50) " E i ne A usfert i g u n g d es Sc h ne l l b r i efes k o n nte i n d e n i m B u nd es·
3 2
arch iv n u r l ücken haft über l ieferten Akten i n sbeso ndere d e s R S H A n i cht e rmi tte lt werd e n , a u c h n i cht d er Befe h l d e s Re i chsf ü h re rs-SS vo m 1 6. 1 2. 1 94 2 . " - Schre i ben d es B u n d esa r c h i vs an Verf . v. 1 5 . Ja n u a r 1 98 5.
nachgewiesen ( siehe Historis c h e Ta tsa c h e n Heft Nr. 16 - " Einsatzgruppen im V erband e des Heeres" 1 . Teil, s. 34 ff) .
Der Abschnitt hier, auf d e n sich der Fälschungsvorwurf bezieht , ist der Abschnitt III dieses Schnellbriefes. E r lautet :
" I II. So weit der unter II 3 - 9 angeführte Personenkreis vo n der Einweisung in das Konzentratio nslager ausgenom me n wird, ist wie fo lgt z u verfahr e n : 1 . D i e E inwilligung z ur U nfruchtbarmachung d e r üb er 1 2 J ahre
alten aber noch nicht sterile n zigeunerischen Perso nen ist anz ustreb e n ;
2 . Vo llj ährige Personen haben im Falle d e r E inwilligung eine unterschriftliche oder mit d em Abdruck des rechten Zeigefingcrs versehene Erklär ung abz ugeb e n , die dem Reic hskriminalpolizeiamt unter Angab e der Personalien in zw eifacher Ausfertigung zu üb ersenden ist.
3. Bei Minderj ä hrigen üb er 1 2 J ahre ist die Erklärung vom gesetzlichen Vertreter ab zugeb e n .
4. Im F all der Weigerung entscheidet n a c h Darlegung der Gründe das Reichskriminalpolizeiamt über das zu Ver· anlassende . "
Während alle übrigen Abschnitte eine kurzgefaßte und fett gesetzte Überschrift hab en ( I . Einweisung von Zigeunermischlingen, Rom-Zigeunern und balkanischen Zigeunern in ein Konzentrationslager, II. Von der Einweisung bleiben ausgenommen, IV. Verhängung der Vorbeugungshaft, V. Haftunterlagen, V I . Sonstiges) , weicht Abschnitt I I I um ständlich davon ab und verläßt auch im Inhalt den Betreff des gesamte n Schnellbrie fes , der sich lediglich auf die E inweisung in ein Konzentrationslager be zie ht . Er überschreitet auch die Kompetenzen des RSHA sowie die vorhandenen Gesetze .
D er " B etreff" des Schnellbriefes befaßt sich nicht damit. , was mit Personen zu geschehen habe, die aus Sicherheitsgründ en n i c h t in ein Konzentrations-
lager eingewiesen werden sollen, schon gar nic ht bein haltet er " Unfruchtb armachung" .
Beachtet man die R echtslage im damaligen Deutschland , Befehlswege und Kompetenzen der einzelnen Behörden, schließlich den Z e itpunkt der Stalingrad- Katastro phe, des amerikanischen V ordringens in Nord- Afrika, des sich verschärfende n zivilen Bombenkrieges, so erweist sich der Schnellbrie f-Text, der eine " U nfruchtbarmachung" ein es " angeführten Personenkreises anzustreben" befiehlt , als so abartig, daß er zweifello s ein Kriegsgerichtsverfahren ausgelöst h ätte. Als ob es in Deutschland gerade in diesem Zeitpunkt nicht andere Sorgen gegeben hätte ! Und dann schaue man sich d en " in I I . 3 - 9 angeführten Personenkreis " einmal genau an : Es sind ausg ere chnet j e ne Leute, für die eine Sicherungsverwahrung nicht
nötig schie n : Rechtsgültig mit Deutschblütigen Ver
heiratete , so zial angepaßt Lebende, die in fester
Arbeit standen , und Versehrte, mit Tapferk eitsaus
zeichnungen Deko rierte . Wed er ist ein Gesetz genannt, nach d em dies
m öglich gewesen wäre, noch eine Begründung w a r u m eine U nfruchtbarm achung ausgerechnet bei jenem "Personenkreis" im Gegensatz zu den als sicherheitsgefährdend angesehenen anderen Personenkreisen " an z ustreben ist " . Ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für Arzte hatte das RSHA 1 943 auch nicht nötig , - man versetze sich in dieses Kriegsjahr ! Außerdem w äre es dafür auch nicht zuständig gewese n !
Analysieren wir den Sprachstil d e s Abschnittes li I :
E i ne " sterile P erson " gibt es nicht . Steril bedeutet keimfrei. E ine F ormulierung "noch nicht sterilen zigeunerischen Personen" ist somit Unsinn . Wenn mit d ieser F arm ulierung " sterilisierte" Personen gemeint gewesen seien, so hat der Schreiber solcher Z eilen keine Sprachkenntnis . Ein solcher Mann wäre im RSHA niemals auf einen Posten avanciert , der es ihm erlaubt hätte , Schnellbriefe des RSHA zu fo rmulieren, zu überprüfen, zu verantworten, zu versenden ! Doch weiter :
Position 2 : Eine " unterschriftliche Er klärung" sei ab zuge ben. - E in ebensolcher Schwachsinn ! E s gibt alle nfalls e ine Erklärung, die zu unterschreib en ist, niemals aber eine " unterschriftliche Erklärung " . -- Po sition 4 : "Im F alle der Weig erung entscheid et nach Darlegung der Gründe d as R eichskriminalpolizeiamt über das zu Veranlassende". -Wenn laut P o s . 1 " Die Einwilligung . . . . anzustreben ist " , so set zt Pos. 4 dieses wid ersprüchlich dadurch außer Kraft, daß dem R eichskriminalpolizeiamt " im F alle der Weigerung" Vollm acht erteilt wird , o u ch o h n l ' [in lr illif!ll f lg über d ie " U nfruchtbarmachung " zu entscheid en, - "Nach Darlegung der Gründ e " , versteht sich. Welche Gründ e sollen dafür sch on " dargelegt " werden? Will man wirklich die Welt glauben machen, das RSHA hätte zu damaliger Z eit nichts anderes zu tun gehabt ? -Abartiges, Gesetzloses, Undurchführbares, Kriegs-
unwichtiges , Widersprüchliches als täglicher Dienstplan für die deutsche Polizei in den Jahren 1 94 3 , 1 944, 1 94 5 ?
Verständlich wird das freilich alles, wenn man sich der ausländischen " Schwarzkünstler" erinnert . Dann bekommt das Abartige seinen Sinn !
Wir haben den Ab satz III dieses Do kumentes näher untersucht . Auf das fein säuberlich ausgeschnittene und neu eingeklebte Blatt 3 2 4 haben wir b ereits verwiesen. Die Druckb uchstab en inclusive der für SS damals üblichen Siegrunenzeichen stimmen mit den übrigen S eiten der Erlaßsammlung überein. Dieser Sachverhalt ist jed och kein schlüssiger Beweis für die vollständige Authentizität dieses " D o kumentes" . Eine Vielzahl von Fälschungen der sogenannten " S chwarzpro pagandisten"
in britischen, sowj etischen und amerikanischen Diensten enthalten ang ebliche " Originale" an Stempeln, Briefköpfen , Schrifttypen u.ä Klischeeanfertigungen. Man lese hierzu Sefton Delmer, " Die D eutschen und ich" oder Ellic Howe " Die schwarze Pro paganda - Ein In sider- Bericht über die geheimsten Operationen des britischen G eheimdienstes im Zweiten Weltkrieg" (M ünchen 1 9 8 3 ) . Auch die Einschmuggelung solcher Fäls chungen in d ie deutschen Akten war nicht nur ein Anliegen, dem sich S eft on D elmer und sein Stab nach Kriegsende in Deutschland mit besonderer Vorliebe angenommen hatte .
Das Institut für Zeitgeschichte teilte mit Schreiben v .
1 8 . 1 2 . 1 98 4 mit , daß d i e Erlaßsammlung "Vorbeugende
Verbrechensbekämpfung " in einer vertraulichen Auflage
"im Dezember 1 9 4 1 in Berlin gedruckt wurde " . - Es ist
kaum anzunehmen, d aß die späteren Schnellbriefe eben
falls noch während des Krieges gedruckt wo rden sind,
dafür waren dam als die M öglichkeiten für "S chnell
briefe " , zumal mit nur geringem Verteiler , infolge der
Kriegsbedingungen k aum mehr vorhanden . . Jedenfalls
wäre das einer Nachprüfung wert , was uns bisher kon
kret zu beantworten nicht möglich war . Fest steht
indessen, daß die Siegermächte nach dem Mai 1 9 4 5 die
ehemals deutschen Druckbuchstaben für ehemals offi
ziellen deutschen Dokumententext zur Publizierung der
von ihnen dann herausgegebenen Akten verwendet
haben .
Ein ko nkretes Beispiel dafür sei aufgezeigt , wie ein
angebliche s deutsche s Dok ument , das nach 1 9 4 5
von al liierter Seite mit SS-Siegrunenzeichen gedruckt , im Text zudem verfälscht wurde : Es handelt sich um
das in den A kten des Nürnberger Militärtrib unals im Band XXVI unter der Dokume ntenbe zeichnung 1 0 6 1 -P S als letzte M eld ung angehängte Fernschreiben des S B- Brigadeführers Stroop vom 1 6 . Mai 1 943 an den H öhere n SS- und Polizeiführer Krüger über die Niederwerfung des Aufstand es im Ghetto von Warschau. Dort heißt es u.a .
"G esamt zahl der erfaßtcn und nachweislich vernichteten J uden b eträgt insgesamt 5 6 . 0 6 5 . "
Aus den übrigen Einzelb erichten des s ogenannten
3 3
" Stroop- Berichtes " , die unter d erselben Dok.Nr. abgedruckt sind , geht eindeutig hervor, und zwar durchgängig , daß sich diese Z ahl 5 6 . 0 6 5 zusammensetzt aus der Z ahl der Toten und der " Umgelagerten", d .h . der an andere Orte V erbrachten, wobei selbst die "aus Bunkern Erfaßten" von den Toten bzw. Erscho ssenen numerisch gesondert genannt wurden, beide Kategorien jedoch in die Gesamtsumme der Umgelagerten und Toten aufgenommen wurden . Stro op hatte am 1 6 . Mai 1 94 3 also nicht s chreiben können " und nachweislich vernichtet". Im übrigen liegt zum Warschauer Ghetto-Aufstand auch eine umfangreiche Schilderung der jüdischen Aufständischen vor : Y uri Suhl, " They fought back" , N ew Y ork 1 9 7 5 ( " Sie schlugen zurück" ) . Nirgendwo in dieser Beschreib ung des Aufstandes im Ghetto von Warschau ist von einem Massenmord der Deutschen die Rede, schon gar nicht an 5 6 . 0 0 0 M enschen, sondern
ausschließlich von Kampfhandlungen. Die deutschen Verluste in diesen Kämpfen werden dort mit 3 6 0 Toten und 1 . 0 0 0 Verwund�ten ang egeben ( S . 1 1 5 ) .
Nach Kenntnis dieser Sachverhalte kann e s nicht verwundern, wenn diese von den Alliierten nach Kriegsende nachweislich verwendeten - und auch für Text-Verfäls chungen verwendeten !
noch für andere " D okumente"
und ihre Bearbeitung b e nutzt wurden.
Druckstöcke auch
Mit Ausnahme dieses Schnellbriefes des RSHA gibt es we der eine einzige überlieferte Reaktion der zahlreichen Empfänger oder der vo n ihnen in Bewegung gesetzten
nachgeordneten Instanzen noch überhaupt einen Nach
weis für "eine generelle zwangsweise Sterilisatio n " . Dies
ist erweislich aus den nach dem Krie g vorgetragenen
Wiedergutmachungsanträgen bzw. durchgeführten
-verfahren. 5 1 ) Der Abschnitt III dieses Schnellbriefes ,
der - allein schon seinem Sprachstil nach zu urteilen �
von einem Ausländer formuliert wurde, ist für diesen
Sachverhalt wie derum sympto matisch .
In der gesamten E rlaßsammlung des RSHA ist in bezug auf Männer stets von "Entmannung " , in bezug auf Frauen von " Unfruchtbarmachung" die Rede . Einen Hinweis auf " Sterilisation, Entmannung oder Unfruchtbarmachung von Zigeunern " gibt es im Sachregister dieser E rlaßsammlung nicht .
So auch schon früher im Deutschen R eich. Beispiel :
" D er Reichsführer�S S . . . . B erlin SW 1 1 , d e n 20.5 . 1 939 . An das Reichskriminalpolizeiamt Betrifft : Freiwillige Entmannung vo n Vorbeugungshäftlingen Im Runderlaß des Reichs· und Preußischen Ministers des
Innern und des Reichsjustizministers vom 23 . 1 .36 (RMBliV. S. 2 5 8 ) ist ausgeführt , daß die }'reiwilligkeit des Entschlusses zur E ntmannung durch keinen - auch keinen mittelbare n -Zwang beeinträchtigt werden darf. ' Insbeso ndere ' heißt es dort,
• • • • • •
Der zwe ite Vo rsitzende des Ze ntra l rats Deutscher S i nt i u nd Roma, Oskar B i rken·
telder ( re c hts) n i m mt a us den H ä nden d es F re i b u rger Ob erbürgermeisters Böhme das Verdienstk reuz am Ba nde des Verd iensto rde n s der B u n d esrepu b l i k Deutsch land ent·
• • • • • ...
: gege n . • ...
Wo schließlich ist in den damaligen deutschen Gesetzen auch nur der geringste Hinweis dafür gegeben, daß E ltern durch bloße Willenserklärung körperliche Eingriffe in den Lebe nsstatus ihrer minderjährigen Kinder - Sterilisierung wäre ein solcher gewaltsamer Eingriff - hätten verfügen können ? So etwas z u unterstellen ist schon eine Ungeheuerlichkeit in sich ! Als ob auch je zu erwarten war -wie es Abschnitt III des genannten Sc hnellbriefes unterstellt daß Eltern einer solchen Z umut ung irgendwelcher staatlichen Behörden gegenüber ihren " Kindern ab 12 Jahren" auch nur die geringsten C hancen gäben ! " F reiwilligkeit war ja anzustreben" ! Und solche Abartigkeit soll in ein em "Sc hnellbrief des RSHA" ohne weitere Erläuterung der d urch einen solchen Text völlig verwirrten und aufgebrachten Polizeibeamten übermittelt w orden sein?
: N a c h A u s k u nft d e r O rd e n ska nz l e i d es B u nd espräs i d ia l a m tes e r h i e l t H err • ... • ...
34
• • B i r k e nfe l d e r d i ese A u sz e i c h n u n g a u f G ru nd d e r von i h m konz i p i erte n u n d • : e ntwi c k e l t e n soz i a l e n B e ra t u ngsste l l e n, o rga n i s i erter B ü rger rechtsa rbe it , se i �
: nes E i n satzes f ü r d i e V ö l k e rverstä nd i g u n g u n d - so wört l i c h :
: "Die A nerk e n n ung natio n a lwzialis ti.� clw n Un recht .� a n Sin t i u n d R mna : d urch die Rundesrrgierung im Ja hre 1 982 l1 eruh t e a uf se iner in tensive n
• ... • ... • ... • • • ...
: Mita rb eit. " •
• 5 1 ) H .J . D ö r i n g , " D i e Z ig eu ner im N S-Staat " , Harnb urg 1 964 , S. 1 78
' ist es daher unz ulä ssig, d ie (� ewähr u n g b ed i ngter Strafauss e t z u ng vo n d er E i n willigung abhängig z u m a c h e n ' .
Vm einer fals c h e n A uslegung d ieser B estim m ung vor z ub eugen, b e t o n e ich im E i nver n e h m e n m it dem Reichsminister d er J ustiz , daß die nach d er B estim m u ng des § 14 A b s. 2 des G esetzes zur
Ve r hütung erbkra nke n Na chwuchse s erforderliche Freiwilligkeit nic ht in Frage geste llt werden darf , wenn der i n Vo rb eugungshaft befindliche Sitt li chkeit sverbr echer darüber bele hrt wird , da ß na ch Vo rna h me der Entmannung wahrsche inlich seine Ent lassung aus der Vo rbeugungshaft wir d erfolgen könne n .
I c h ersuc he , i n geeignete n F ällen entsprechend zu verfahre n . "
Weiteres Beispiel :
" R eichssic h er h e i t s ha uptamt B erlin, den 1 3 . M a i 1 9 4 2
A n alle Kriminalp o l i z cileit stelle n u n d -ab teilungen B e tri fft : Sc hwangere Prostituierte Auf G r u nd d er m i r vo n d e n Krim inalpo lizei ( Ieit ) stell e n über
sa ndten B erichte über h e ka n ntgewor d e n e Sc hwangersc hafte n vo n Pro st i t u ierten habe ich beim Rei c h s m inisterium des Innern eine gr u n dsät zl iche K lärung der Frage der Unt erbr echung die ser Schwa nge rsc haft angeregt .
Der Re ic hs minister des lnnern hat n u n m ehr durch Erlaß vo m
2 8 . 4 . 1 9 4 2 -- IV b 7 4 6 /4 2 / 1 0 6 7 - an d ie Gesundheitsäm ter und ihre :\u fsi c h t s h e hiird e n fo lg endes a ngeord n e t : . . . .
I c h weise darauf h i n , daß d erart ige F älle i n d e n Rahm e n m e ines E rlasses vo m 1 9 . Septe m b er 1 9 40 . . . falle n und daher b e i m ir die C e n c h m ig u ng z ur Schwa ngerschaftsunterbrechung und die etwa notw e nd �7 gc haltc nc U n fruchthar m a chung nachgesucht werden k a n n . . . . .
A m 1 3. O ktober 1 942 hatte Himmler in einem Erlaß bek anntgemacht, daß die reinrassigen Binte-Zigeuner sowie di e von ihnen aufgenommenen Zigeunermischlinge, sofern sie sich einwandfrei verhalten und zu keinerlei Beanstandungen Anlaß geben, eine gewisse Bewegungsfreiheit erhalten sollen und ihrer arteigenen Besch äfti gung nachg ehen können. Für das Reichsgebiet si nd neun ihrer Sprecher bestellt worden, deren Anträge au f Wand ergewerbescheine und Zulass ung zur Reichsm usikkammer zu unterstützen s eien. M ag sich dieser E rlaß au c h lediglic h auf di e Sinte-Zigeuner beziehen, so zeigt si ch doch hier , daß ihnen - offensichtlich a us guten G ründ en - eine besondere Bevorzugung zuerkannt wo rd e n war. Doc h folgt man dem Abschnitt I I I des " S c hnellbrie fes vom 29.1. 1 943 " , der sich auf emcn ni cht au fge fund enen Befehl Himmlers vom 1 6 . 1 2 . 1 94 2 beru ft - also zwei Monate später datiert ist , so falle n ausge rechnet auch diese bevorzugten Si nte-Zigeu ner unter j enen " angeführten P ersonenkreis , deren Einwilligung zur Un fruchtbarmachung anzustreben ist" , denn (Position 9 ) ihre " Einw eisung in das Zigeunerlager war j a aus zusetzen". Das widerspricht sich d och alles !
Im N ürnberger Mi litärtribunal der Si egermächte 1 9 4 5 - 1 94 6 scheint im Stichwortregister das Wort " Sterilisati o n " zweimal auf : Es verweist auf die Seiten 3 4 4 und 3 4 5 Band V I I I . D er sowj etische Ankläger Oberst Smirnow verliest Texte zweier Zeugen, die angeblich irgend wo ausgesagt h aben, sie seien mit " 2 0 0 M ann " bzw. " alle jungen Männer zwischen 1 8 u nd 20 Jahren" seien i n Auschwit z- Bir kenau mittels Röntgenstrahlen sterilisiert und anschließend kastriert worden. Als nächstes ve rweist er auf eine " von der
Außerordentlichen staatlichen Kommiss ion beglaubigte " Mitteilung des Leutnant Frank, derzufolge die Zigeunerin Lucia Strasdinsch erst dann wieder in Libau wohnen dürfe , wenn sie sich sterilisieren ließe . Der Präfekt der Stadt, H. G auds, schreibt , daß das "hiesige Krankenhaus " die durchgeführte Sterilisation der L ucia Strasdinsch schriftlich bestätigt habe . Zur Beweisführung für das alles legte Sowjetoberst Smimow dem IMT vier Stücke Papier vor. Mehr Beweise dafür gibt es bis heute nicht. - Es war die große Rede des Herrn Smirnow am 2 7 . Febr. 1946, in der er noch "ein Stück Seife aus Menschenfett" vorlegte . Schließlich handelte es sich in Nürnberg um jenes Verfahren, das auch sein amerikanischer Anklagekollege Jackson als "hochgradige Lynchparty" auffaßte s 2) . Wozu als o sich um Wahrheit bemühen! -Immerhin : eine einzige Z igeunerin wurde dem Tribunal genannt , nicht etwa Hunderttausende , wie man sie 40 Jahre später aus dem Ärmel zaubert .
Abschließend ist festzustellen, d aß es uns weder gelungen ist , irgendwelche historisch gesicherten
Belege dafür zu finden, daß jemand über das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses hinausgehend im Herrschaftsbereich des Nationalsozialismus zwangssterilisiert worden ist oder zur freiwilligen Anerkenntnis e iner Sterilisierung veranlaßt oder gedrängt und unter solchen Voraussetzungen eine Sterilisierung durchgeführt worden ist. - Jeder Leser dieser Zeilen ist aufgerufen, uns Beweise zugänglich zu m achen, die Gegenteiliges belegen sollten. Wir gewährleisten, in einer künftigen Ausgabe der "llis toris c lz c n Ta tsache n " nach sachgerechter Prüfung solche Belege zu publizieren. Bloße Behauptungen, auf Hörensagen beruhende Zeugenaussagen oder auch auf Vermutungen gestützte Wiedergutmachungsurteile würden freilich für eine wissenschaftliche B eweisführung nicht ausreichen.
Im übrigen verweisen wir noch auf den bereits während des Ersten Weltkrieges praktizierten Sachverhalt hin, daß die M anager der psychologischen Kriegführung vielfach ihrem deutschen Kriegsgegner das an grauenh aftem Tun unterstellt h aben, was sie selbst durchgeführt haben oder aber zu tun beabsichtigten . H ierfür wurde bereits damals der Begriff " Spiegelgedanke " ge
prägt (vergl. "llis t o ri.� c h r Ta t.�a ch c n " Nr. 2 2 , S. 32) . Jene "Schwarzkünstler" versuchten entweder von ihren eigenen Initiativen abzulenken oder dies e als " Reaktion " auf die "deutsche Barbarei " zu "rechtfertigen".
D er hier beschriebene Zusammenhang "Sterilisation " in Verbindung mit dem RSHA liegt auf der Hand : Bereits 1941 hatte in den USA mit offizie ller Unterstützung der Roosevelt-Administration eine Broschüre weiteste Verbreitung gefunden, die als Ziel us-amerikanischer Politik die Zwangssterilisation des gesamten deutschen Volkes zum Inhalt h atte . Ihr Verfasser war der Präsident der " amerikanischen
5 2 ) Thomas M ason, " Harlan Fi ske Stone - P i llar of the Law", New York 1 956 , S . 7 1 6.
3 5
Friedensliga" , Theodor Nathan Kaufman !
" De utschland muß für im mer untergehen - in der Wirklichkeit , nicht in der Fanta sie . Es bleibt also nur e ine Art , die Welt für immer vo m Ger manent u rn zu befreien , da s ist : die Quelle zu verstopfen, aus der die se kriegsgierigen Se elen ent springen, indem man das deut sche Vo lk für alle Zeiten daran hindert , seine Art fortzupflanzen.
Nach der vo lle ndeten Sterilisatio n wird in Deutschland keine Geburtenziffer mehr vorhanden sein . Bei der normalen To desrate vo n 2% im J a hr werden 1 ,5 Millionen De utsche j ährlich sterbe11.
Daher wird in e inem Ze itraum vo n zwei Generationen die Ver
nichtung d e s Ger manismus u n d seiner Träger volle ndete Tatsac he
se in . . . . Das stet ige allmähliche Verschwinden der Deutschen aus
Euro pa wir d keine ungün stigere Wirk ung auf die sen Erdteil haben, als da s allmähliche Verschwinden der Indianer i n Amerika . . . .
Ne hmen wir a n , De utschland habe den Krieg verloren und bitte u m Frie de n. Die gebieterischen Fo rderungen des Siegervolkes, daß Deutschland für i mmer vernichtet werde , macht es für die Sie ger notwendig, die Massensterilisatio n der Deutschen als
das beste Mittel, sie für immer auszulösch en, durchz uführen. " 53)
Dieses Buch ist geschrieben , veröffentlicht und vo m
Präsi denten der USA, F . D . Roosevelt gefördert worden,
bevor sich die Vereinigten Staaten überhaupt im Krie gs
zustand mit Deutschland befunden haben ! Auch das
sollte man nicht vergessen !
F . D . Roo sevelt ,
"der haupt sächlic hste Schmied der W erkzeuge, die zur Mob ilmachung der Welt gegen Hitler geführt hätten, obwohl sein Land nicht unmittelbar gefährdet gewesen sei" , 54)
53) T h . Nat ha n Ka ufma n , "Ger ma n y must per i s h " , New Yo rk 1 94 1 54) A usspruch Sta l i n s a m 8 .2 . 1 945 a uf d e r Ko nferenz i n Ja lta . D ie Ja lta- D o k u me nte, G ött ingen 1 956, S. 2 2 5 .
36
Der so wj etische Mord hetzer l lj a E h renburg, während des Kri eges haßbl ind vo m Tötu ngswa h n gegen a l le Deutschen, auch Frauen und Ki nder, d ie er sä mt l i c h a ls Tiere verschrie, nach dem vo n ihm m i terru ngene n "Sieg" bei se i ne m ( r . i . B . ) "a lten F reund Picasso" i n N izza/ Frankreich .
Foto : U P I
hatte sich nicht nur die Sterilisierungspläne Th . Nathan Kaufmans zu eigen gemacht . Sondern er betrieb -besonders ein deutig abgestimmt mit seinem sowj eti schen Kriegsverbündeten - grundsätzlich eine Poli
tik der Vernichtung des deutschen Volkes, was nicht nur im Morgenthau-Plan seinen offiziellen Ausdruck fand . In der Tat wurde von j enen L euten dem deutschen Volk " das Menschsein abgespro chen " . Man denke auch an den sowj etischen Chefpropagandisten, der mit seinen westlichen Glaubensbrüdern in enger Verbindung stand und jahrelang die Sowj etarmisten mit den sowj et
offiziellen Parolen anfeuerte :
" T ötet die Deutschen, die Deutschen sind keine Menschen! "
" Diesen Stam m (die Deutsche n ) werden wir vern ichte n . Aber den let zten Fritzen kann man dann in den Zoop ark setzen , mit der Über schrift : ' F rit z vulgaris , der nach den Bemühungen des Dr .
Gepke aus dem Menschen entstand ' . "
Der britische Premierminister Winston Churchill ,
Hauptkriegsbrandstifter und Entfacher des Bomben
krieges gegen die Z ivilbevölkerung am 1 0 . Mai 1 9 4 0 , auf
der Jalta-Konferenz "der Großen Drei " am 7 .2 . 1945 :
" . . . in bezug auf die Frage des Raumes in Deutschland für diese deportierten Personen ( 1 8 Millio nen zu vertreib ende Deutsche aus den deut schen Ostgebieten sowie aus Südost -Europa, - d . Verf.) glaube er , daß die Tatsache , daß Deutschland im Kriege sechs bis sie ben Millio nen Menschen verloren hab e und vorau ssichtlich noch eine Millio n mehr verlieren werde , dieses Problem verein fachen wer de . " s s)
Oder gegen Kriegsende zum exilpo lnischen Minister
präsidenten Mikolaj cyk :
"Machen Sie sich keine Sorge über die fünf oder mehr Millio nen Deutscher . . . . Stalin wird sich darum kümmern. Sie
55 ) Die Ja l ta-Do k u me nte , G ött i ngen 1 956, S. 1 64 .
werden mit ihnen keine Schwierigkeiten habe n : Sie werde n zu exist ieren aufhören . " 5 6)
Diese Haßorgien, die sich in bestialischen Morden an Millionen · D eutschen, insbesondere auch an Frauen und Kindern auswirkten, sind in ihrer Größenordnung und Schauerlichkeit gar nicht zu vergleichen mit den hier untersuchten Formulierungen angeblicher Passagen aus deutschen Dokumenten. Allein der MorgenthauPlan hätte nach Aussagen amerikanischer Fachleute , wäre er so durchgeführt worden, wie ihn Präsident Roosevelt in Gang gesetzt hatt e , mindestens 2 8 Millio
nen Deutschen das Leben geko stet , - und zwar nach Beendigung des Krieges! 5 7)
Und auch in der anschließend " b efreiten" sowj etischen Besat zungszone - also auch hier n a c h Kriegsende - blieb diese offizielle Vernichtungsstrategie reale
Praxis. Wir k önnen hier
geben:
nur ein kleines Beispiel
" Der sowj etische Befehl 2 0 1 wies d ie Zo nenregierung an, 3 .432 deut sche Frauen und Männer aus den aufgelösten Internierungslagern Mitt eldeutschlands nach Ko ntro llrat sdirektiven abzuurteilen.
Die nach der Nummer des sowj et ischen Befehls kurz ' 2 0 1 er ' genannte n Deut schen hatte n zum allergrößten Te il bereits seit 1 9 45 in so wj etischen Internierungslagern auf deutschem Bo den
j ämmerlich dahinveget iert , o hne daß ihnen die So\\jets einen Pro zeß ge macht hatten. Solche Internierungslager bestanden in: Bautzen, Buchenwald bei Weimar , Hohenschö nhause n bei Berlin ,
J amlitz bei Liebero se , Ketschendorf bei Fürste nwalde , Landsb erg an der Warthe, Mühlberg bei Riesa , Neubrandenb urg (auch Fünfeichen genannt ) , Po sen, Sachsenhausen bei Oranienb urg, Torgau an der Eibe mit F ort Zinna , Tost in Schlesien und Weesow bei Werneuchen . . . . .
Aus der Zahl vo n rund 1 8 5 .000 i n die Internierungslager versc hleppten Frauen und Männer waren 40.000 in die So\\jet unio n deportiert wo rde n ; vo n den i n den Lagern Mittel- und Ostdeutschlands verbliebenen Internierten sind nach vorsichtiger und sorgfältiger Berec hnung 65%, also annähernd 1 00 .000 Menschen mit Wille n und Wissen der So \\jets umgekommen.
Die auf mittel- und ostdeutschem B o den Internierten waren vo n der Besatzungsmacht zu Klassenfeinden und St örern des demo kratischen Aufbaus ge stempelt und zur Abschreckung aller ideo logischen Gegner in der Sowjetzo ne zur physischen Ver nichtung auserse he n . S ie wurde n weder zu Aufbauarbeiten herange zogen , noch bedienten sich die Sowj ets ihrer zum eigenen Nutzen. Nach einem teuflis chen Plane sollten sie allmählich ver hu ngern und erfrieren. E rst nachdem aus den fast hermetisch abgeschlossenen Internierungslagern Mittelde utschlands er
schreckende Nachrichten vo m Massensterben in die freie We lt hinausge sickert waren , sahen sich die Sowjets gezwungen , die Zustände in de n Lagern ein wenig zu bessern und im Februar 1 95 0 die letzten aufzulö sen . Ein kleiner Rest se ltener E xemplare menschlicher Lebensz ähigkeit , schwer ange schlage n an Körper und Seele , wurden der in zwischen im sowjetisch -kommu nistischen Sinne herangebildeten mittelde utschen J ustiz übergeb e n , fast dreieinhalbtausend wahllo s zusam mengewürfelte deutsche Frauen und Männer .
56) "R evie w of World Affa irs " , New York , 5 . Okt . 1 945 ; - s iehe a u ch : E mmanue l J . R e i chenberger , "Wider Wi l l k ür u nd Machtra u sch " , G ra z G ött i nge n 1 95 5 , S. 400 .
5 7 ) Corde i l H u l l , "The Me mo i r s of Co rde i l H u l l " , New York 1 948 , B d . l l , S . 1 6 1 7
Das muskauhörige Regime in Pankow zögerte auch keine Minut e , mit der Verurteilung der fast 3 . 5 00 Zweihu ndert einser einen ein maligen Rechtsbruch in der Ge schichte der deutschen J ustiz der Neuzeit zu begeh en und in der Zeit vo m 2 1 . April 1 95 0 bis Anfang J uli 1 9 5 0 alle die se Männer und Frauen o h ne eine Ausna hme zu ho hen F reiheit sstrafen, in vie le n Fällen auf Leb enszeit und in zweiunddreißig Fällen zum To de zu verurteilen . . . . " ss)
....................
Antwo rte n an den münd igen Bürger
A n die Lan deszentrale für po lit ische Bildung
Po st fach 3000 Hanno ver
den 29 . 1 1 . 1 9 8 4 Se hr geehrte Dame n und Herre n ! Mit Intere sse habe ich die Bro schüre Ihres Hause s vo n
Donald Ke nrick, Grattau Puxo n un d Til rna n Zülch " Die Zigeuner ver kannt , verachtet, verfo lgt " durchgelesen.
Zwecks weit erer Verarbeitung habe ich mi c h b ereits an da s In st it ut für Ze it ge sc hichte in München gewendet, um mir noch ein iges weitere Material zu diesen fast ver gessenen Vorgän gen zu besc haffe n . Ich möchte dieses The ma nämlich me inerseits noch publizistisch bearbeiten, damit es me hr als bisher ins öffentliche Bewußt se in gelan gt . Hi erfür scheint es mir j edo c h sinnvo ll, mich hier und dort n o c h etwa s besser que llen mäß ig abzusichern.
Daher wäre ich für die Beant wort un g fo lgender Fragen dankbar :
a) A uf Se ite 7 3 ist als Que lle ver mer kt : Ke nrick und Puxon: Destiny of Euro pe 's Gypsie s, Be ine mann 1 9 7 2 ( Deutsche Überset zun g in Vorbereitung) . - D iese Aussage bezieht sich auf das Jahr 1 9 80 . Ist die deutsche Üb ersetzung inzwischen erschienen, wenn ja, wo ? W as ist unter " He in ernann 1 9 7 2" zu verstehen? In
unserer Biblio t he k wu ßt e da mit n ie mand etwa s anzufan ge n, so daß ich das Buch bisher n icht habe besorgen können.
b ) Kann ich, wenn ich die in Ihrer Broschüre dargest ellten historischen Vor gänge unter B erufung auf Ihre Veröffe nt lic hun g darlege , davon ausge hen, da ß Sie die vo n Ihnen veröffentlichten Sachver halte auf ihre histor ische Richtigkeit hin überprüft haben? - Ich ho ffe, daß e s so ist , aber ich wurde etwas st utzi g, als ich auf Seite 71 letz te Ze ile la s , daß die Nazis den Zigeuner n so gar Inj e kt io n en gegen Ga s verabreicht haben, um zu ermitteln, ob dies zu ein er Re sistenz gegen Senfgas führ e . Da ich weder Che mi ker noch Me diziner b in, möchte ich mich jedo c h mit einer so lchen be merken swert en Neuheit ( m . E. ! ) nicht wo möglich falsch äußern.
Bi tte verschaffen Sie mir auch in diesem Sachver halt Gewißhe it darüber, daß hier keine Falsc hin fo r mat io n vor lie gt.
c ) Le ide r sind die in I hrer Bro schüre genannte n F älle der Sterilisatio n vo n Zige uner� st ets nur mit Buchstabenab kürzun ge n genannt, was auf d e n Leser etwas ano nym wirkt. Ich möchte mich dazu etwa s - für die "sk eptische J uge nd" scheint mir das notwendig - beweiskräfti ger äußern. Vi elleicht könnten S ie mir hierfür irgen dwelche nac hprüfbar en Beweisunt er lage n b enennen o der e inen Betro ffe nen namhaft machen.
d) Auf Se ite 62 ist vo n einer Vero r dnun g Hi m mlers vo m 1 5 . No ve mber 1 9 43 die Re de , die mich in ihrer G esamt heit inter· essieren wür de . Wo kann ich vo n die ser Veror dnun g e in e Kopie er halten ? . . . . . Mit fre un dlichem Gruß
58) " D i e Zwei h u n d erte i n ser - B e r i cht über den Sc h i ck sa l sweg der in d e n Wa ld he imer Pro zessen vo n A pr i l b i s Anfang J u l i 1 9 50 ver u rte i l t e n d e utschen F r a u e n u nd M ä n ner , bearb . v . F r i tz G ö h ler , E s s e n o . J . ( 1 959 )
3 7
Antwort :
" N ie dersächsische Lande szentrale für politische Bildung Ho he nzo llernstraße 46 D 3000 Hannover
Hannover 4. De z. 1 9 8 4 Sehr geehrt er Herr besten Da nk für Ihre Zuschrift vo m 2 9. Nove mber. Wir haben
Ihr Schreiben an die Ge sellscha ft für bedro ht e Völk er in Gött ingen mi t der Bitte um Erledigun g weitergeleit et . Sie werden vo n dort B esche id erhalten .
Leider ist un sere Auflage seit lan ge m vergriffen. Ich ver mag da her Ihrer Bitte um Zuse ndun g vo n weit er en Exemplaren nicht
zu entspre chen . Mit freundlichen Grüßen Ihr Im Auftra ge Dr. Loe bel "
Erneute A nfrage :
An die Landeszent rale für politische Bildung Ho henzo llern str. 46 3. 000 Hannover
7 . 1 2 . 1 9 84
Be zug: Die Bro schüre Ihre s Hau se s : Donald Kenr ick, Gratta n Puxon und Tilman Zülch " Die Z ige uner ver kannt, ver ac htet, verfo lgt "
Se hr geehrter Herr Dr. Loe bel ! Be sten Dank für Ihre Antwort vo m 4. 1 2. 1 9 84. Le ider haben Sie keine me iner Fragen b eant wort et. - Ich
möchte keine Antwo rt von der Gesellschaft für b e dr o hte Völker in Göttin gen, so n dern ich möchte mein e Fra ge n gern e vo n � beantwortet haben, da Sie die o . g. Broschüre amtlich veröffent li cht habe n. Ich ste lle meine Fragen daher noch e inmal : . . .
Ich hoffe , Sie haben Verst ändnis dafür , da ß i c h als mündiger Bürger einen Unterschied mache zwischen dem Verfasser eines so lchen Themas, der wo möglich Partei ist , und dem amtlichen Herausgeber einer die sbezügliche n Bro schüre . Daher ist m ir I hre Antwort wi chtiger , als die der Verfasser , denn Sie zeichnen schließlich mit der He rausgabe als amtliche St elle auch für die
Richt igk eit des Inhalts vera ntwo rtlich.
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Mit freundlichem Gruß
Auf diese Korrespo nde nz erfolgte keine Antwort mehr, weder seitens der Niedersäc hsisc hen Landeszentrale für politisc he Bildung, noch seitens der Gesellschaft für bedro hte Völk er .
Herrn
D er nachfolgende Schriftwechsel ist separat vom Verfasser direkt geführt word e n :
GESELLSCHAFT FÜR BEDROHTE VÖLKER Menscllenr8cht901gB111aatlon IOrwrfolgte Olhnlache, - und rellg- MI-on
Gernolnnützlgor -society for endangerad peoples assoclatlon pour l'alde aux peuples menaces
asociaciOn para Ia defensa de los pueblos indigenas
Survlval International, Deutsche Sel<tlon
BundesbOro: Postfach 20 24 0·3400 GOI! I ngen
Udo Wa l endy Telefon (0551) 5 58 22 / 23 Teletex: 551 8101 = GfbVGoe Telex: 17 551 8101
4973 V l otho
6. 1 2 . 1 9 8 4 " Sehr geehrt er Herr Waiendy !
Unsere Verpflichtungen gegenüber verfo lgten Sint i verbietet es, die Akt enzeichen und Inhalt e der un s vorliegenden Entschädigun gsfälle wegen Zwangssterilisatio nen an uns unbekannt e Personen mit zute ilen . Ob und in welcher For m mit dem Mat erial an die Öffent lichkeit gegangen wird, bedarf zudem nicht nur der Zustimmung der betro ffenen Sint i , so ndern auch der Sinti-Verbän de , die den Rahmen der po litischen- und Öffentlichkeitsarbeit ab stecke n . Mit freundlichem Gruß
(Katrin Re emtsma ) .L.- .....lo. .L- � .L- ....:O.. .L._ ....:O.. ..L_ -.!1.. .L._ ....:O.. .L- -.!1.. .L_ ---r � -r .....-- -r """'"" --r .....-- ---r -..:--- --r � --r .....-- --,.
An die Ge se llsc haft für bedro ht e Völker z .H. Frau Katr in Re emst ma Postfach 20 2 4 D- 3 400 Göttin gen
Se hr gee hrte Frau Ree mt s ma !
Vlotho , 7 . 1 2 . 1 9 84
Für Ihren Br ie f vo m 6. 1 2 . 8 4 bedanke ich mich
Ihre Ant wort hat mein A nlie gen jedoch le ider nicht erfaßt, weder in der einen no ch in der anderen Fra ge .
Me in zweites Anliegen betraf dok ume ntierte Nachweise für Ste ri lisier ungen vo n Zigeunern während der NS-Zeit, die hier in der Bun desrepublik ja do ch nun in unzähliger Anzahl vor liegen müssen. Das kann un d braucht do ch nicht " ge heim" zu bleiben un d a bhän gi g ge macht w er den vo n der Z ust immung der Sint iVerbän de! Schlie ßlich war es do ch die Ge se llschaft bedro hter Völker, die darüber so umfangreich berichtet ha t, so daß man do c h er warten kann, daß die Be weise für das in den Büchern Be hauptete , de m Le ser jedo c h da mit noch nicht Be wiesene, nun auch an Hand der vor han denen Beweise im Falle e iner Nachfrage selbstverständlich zur Verfügung stehen müßt en. · · · · · · · ·
Mit fre un dlic he m Gruß
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Aus der von unserem Verlag weiterhin veranlaßten Korrespondenz sind folge nde Antworten beachtlich :
1 ) Die Z entrale Stelle der Justizverwaltungen, Ludwigsburg verwe ist "bezüglic h der während des Dritten
Reic hes vorgeno mmenen Sterilisierungen" an das Insti-
tut für Zeitgeschichte in München 19, Leonrodstr. 46 b und das Bundesarchiv Koblenz, Am Wöllershof 12. ,(Brief v. 11 . 1 . 1985 )
2 ) Der Bundesminister der Justiz kann das erbetene Material nicht beschaffen und verweist auf den Bundesminister des Innem. ( Brief v. 1 1 .1 .1985)
"keine amtliche Untersuchung über die während des NSRegimes vorgeno mmenen Zwangssterilisationen verfügbar ist , jedoch eine Forschungsarbeit darüber im kommenden J ahr publiziert werden so ll . " ( Brief v. 1 0. 1 2 . 1 984)
Falls die angekündigte Arbeit erscheint, werden wir sie prüfen und darüber berichten.
3) Das Bundesinnenministerium verwies telefonisch
an das Bundesarchiv in Koblenz . 4) Das Institut für Z eitgeschichte teilte mit,
"Leid er läßt sich der Himmler-Erlaß bei uns nicht nachweisen. Da er auch unter den Nürnberger Dokumenten nicht auftaucht, ist eine Anfrage beim Staatsarchiv Nürnberg zwecklo s. Wir empfehlen Ihnen vielmehr eine Anfrage beim B undesarchiv Koblenz (Po stfach 3 2 0 ) . " ( B rief v. 1 1 . 1 2. 1 984)
"daß unser Archiv eine kleinere Sammlung von Do kume nten
6) Das Staatsarchiv Nürnberg verwies auf die Nürn
berger Militärtribunale der Siegermächte , speziell auf die
Unterlagen des .Ärzte-Prozesses ( KV- Prozesse, Fall 1 ) , des Oswald Pohl-Pro zesses ( KV-Prozesse , Fall 4) sowie auf die Reihe der NO-Anklagedokumente. Da uns die
Art dieser NO-Anklagedokumente bereits seit langem
bekannt ist ( siehe Beispiele in His torische Tatsachf!.n Nr . 2 S. 35) und sie sich im übrigen in der bisherigen
zur Zigeunerfrage im Dritten Reich besitzt, die in unserem Zigeunerliteratur überhaupt nicht niedergeschlagen ha-
Lesesaal eingesehen werden kann. Die Art vo n Do kum e nten, die ben, weil sie offensichtlich von keinem der Autoren Sie suchen, dürften darunter allerdings am wenigsten zu finden ernst genommen worden waren, haben wir in diesem sein. " ( B rief v. 1 8. 1 2 . 1 9841
5) D B d hi t ·u "t Heft auf ihre Analyse verzichtet . Wir kommen jedoch
as un esarc v e1 e m1 , daß dort darauf zurück. O O O D O O O O O O O D O O O D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D D O
Welcher Leser unserer Analyse glaubt noch nach dem Vergleich mit nachfolgenden Pressemeldungen an die Unabhängigkeit und Meinungsvielfalt der bundesdeutschen Presse?
Aus Platzmangel nur wenige Beispiele. Seitens der Bundesregierung ist sowieso nichts zu bringen, da sie _selbst zum Thema schweigt und "die Unabhängigkeit der Presse " gewähren läßt. - Wußten Sie schon, daß Sie als demokratischer Wähler die Zeitungskonzernbosse gar nicht abwählen können? Veranlassen Sie also die Regierung zum Handeln , aber bitte nicht im Sinne einer Strafverfolgung der Presse-Kritiker, auf dem Sektor herrscht schon genug Aktivität !
So wjetunion heute v . Sept . 1 984 S. 1 5 :
"Die SS-Männer . . . ha ben ... die Liquidierung von 520. 000 Zigeunern . . . auf dem Gewissen. "
Welt am Sonntag vo m Frankfurter Allge- Der Rhe inische Mer- D e r S P i e g e i Washingto n Jo urnal 1 8 . J u n i 1 97 8 : meine 1 6 . Okto ber 1 97 9 : kur/Christ und Welt vo m 6. 1 0. 1 980, s . 97 , N r . br ingt a m 1 8. Apr i l 1 980
"In deutschen Konzentra- "... der nationalsozialis- 1 8. Ap r i l 1 980 sch reibt : 4 1 /1 98 0 : auf Seite 2 d iese l be tio ns'n�rn starben �'ast f isc h e n S c hreckensherr- "Zum besseren uersta""nd - Nachricht wie d i e F AZ oue� J ' I r ' "Während der Nazizeit 500. 000 Zigeuner. " schaft ..• fielen mit1 Sicherheit nis sollten wir wissen, dap vo m 8. 4. 1 980. - E i n Bei -
ji .. . n.. d d z· wurden viele Zigeuner Ver-Frankfurter Allge-
unJ .. un erttausen 1geuner während der NS . Zeit 1'. spie l da für, wie sogar 0 .1'. A 1 A J olgt und vertrieben, an die zum PJ er. m · ugust 500. 000 Roma (Ro ma = Ge - Amer "1kaner bere"1ts vo n meine 8. Apr i l 1 980: 1 944 d " Iet t d ' 500. 000 i n Konzentratio ns-war 1e z e Jeser samtheit a ller Zigeuner- lagern umgebracht. " den deutschen Medien
"Zur Erinnerung an die Ma uenvernichtungsak tionen Sippen) , darunter Zehn-. L A h · übernehmen. "Wenn d ie mehr als 500.000 Zigeuner I m ager usc 'WitZ · tausende deutscher Sinti und unter den Opfern des Birkenau: viereinhalbtausend fast alle La llerli, ermordet De utsc hen es schon Natio nalsozia lismus hatte am Zigeuner starben allein an wurden. (Sinti und Lallerli se l bst schre iben " , - wa s Karfreitag in Dachau eine jenem Tag in den Gas- sind die deutschen Sippen so l l man da nn vo n den Gedenkfeier &tattgefunden. " ka mmern. " der Roma) . " a nderen erwarten ? ••D ••D ••D ••D ••D • .. D •• D ••••D•• ••D•• D ••• D•• D• • D • D •• D ••D • D ••D•• D • D • D•• D•• D•D • D•• D• • D•• D•
Orig ina ltext : Übersetzung umseit ig S . 40 : On February 29, 1 944 the B r it i sh M i n istry of I nformation se nt the fo l lowi ng note to the h igher B r it i sh clergy a nd to t h e B B C :
"Sir, I am directed by the Ministry to send you the following circular Ietter : It is often the duty of the good citizens and of the pious Christians to turn a blind eye on the peculiarities of those associated with
us. But the time comes when such peculiarities, while still denied in public, must be taken into account when action by us is called for. We know the methods of rule employed by the Bolshevik dictator in Russia itself from, for example , the writing and speecbes of
the Prime Minister hirnself during the last twenty years. We know bow the Red Army bebaved in Poland in 1920 and in Finnland , Estonia, Latvia, Galicia , and Bessarabia only recently.
We must, therefore, take into account how the Red Army will certainly behave when it overruns Central Europe. Unless precautions are taken, the obviously inevitable horrors which will result will throw an undue strain on public opinion in th1s country.
We cannot reform the Bolsheviks but we can do our best to save them - and ourselves - from the consequences of their acts . The disclosures of the past quarter of a century will render mere denials unconvincing. The only alternative to denial is to distract public attention from the whole subject. ·
Experience has shown that the best distraction is atrocity propaganda directed against the enemy. Unfortunately the public is np Ionger so susceptible as in the days of the 'Corpse Factory', the 'Mutilated Belgian Babies' and the 'Crucified Canadiens'.
Your cooperation is therefore earnestly sought to distract public attention from the doings of the Red Army by your wholehearted support of various charges against the Germans and Japanese which have been and will be put into circulation by the Ministry.
Your expression of belief in such may convince others. I am, Sir, Your obedient servant,
(Signed) H. Hewet, Assistant Secretary The Ministry can enter into no correspondence of any kind with regard to this communication which should only be disclosed to
responsible persons. "
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Des britischen Premiers Winston Churchill engste Berater : Links : Informationsminister und Erster Lord der Admiralität , Brendan Bracken ( siehe das hier abgedruckte, von ihm veranlafite Rundschreiben vom 29.2. 1 944) im Gespräch mit Lord Beaverbrook, dem Besitzer des Londoner Expre.� 8 und Evening Sta ndard , dessen langjähriger Auslandskorrespondent Sefton Delmer war. (L ife , 1 1 .6.1 945 )
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Able nk u ng der Öffentl ichk e it m itte l s verstä rkter
G reue l pro paganda gegen d ie Deutschen
" Am 29. 2 . 1 944 gab das britische Informations
ministerium eine Note an alle h öheren B ea1pten und Gestalter der öffentlichen Meinung in Umlauf, durch die
sie angewiesen wurden , vo n den zu erwartenden Greueln der nach Mitteleuro pa vorstoßenden Roten Armee durch eine 'gegen den Feind gerichtete Greuelpro paganda abzulenken ' :
'Sir, ich bin vo m M i n i ste r i u m a ngewiesen,
I hnen den folgenden Rundbr ief zu über senden: Es i st oft die Pf l i cht guter Bürger und f ro mmer Christen , e i n Auge zuzu mache n gegenüber Beso nderheiten je ner, d ie m it uns verbü ndet s ind.
Aber es ko m mt d ie Ze i t , da so lche Besonderheiten, wä h rend sie noch in der Öffentl i c hkeit ge leu gnet werden, berück sicht igt werden müsse n , we nn e i ne Ste l l u ngnahme vo n uns gefo rdert wird.
W i r kennen d ie vo m bo lschewistischen D iktato r a ngewa ndten Herrsch aftsmethoden i n Rußland se lbst , u nd zwa r du rch d ie Artikel und Re den des Premiermin isters persönl ich i m Ver lauf der letzten zwanzig J a h re . W i r wi ssen, wi e d ie Rote Armee s i c h i n Po len 1 920 ver hielt u nd in F i nn land, Est land , Lita u en, G a l i z ien u nd Bessa rabien erst kürzl ich.
Wir mü ssen da her i n Rech n u ng stel len, wie d ie Rote Ar mee sich sicher l ich ver ha lten wird, wenn s ie Zent r a i - E u ropa über rennen wi rd. Wenn nicht Vorsichts maßna h men in Angr iff
ge no m men werden , da nn werden d ie augensche i n l ich u nver me i d l i chen Schrecken, die si ch ergeben, e i ne un passende Belastung auf die öffent l i che Me inung in diesem Lande werfen. Wi r k önnen die Bo lschewisten ni cht refo rmieren, a ber wir können u nse r Bestes tun, um sie - und uns - vo r den Konse quenzen i h res H a n d e i n s zu retten. Die E nthü l l u ngen des letzten Vi ertels e i nes Jahrhu nderts geben le d i g l i ch n i cht überzeugende Leugnu nge n wieder . Die e inz ige Alter nati ve zu r Leugnung i st, d ie öffent l i che Aufmerk sa mkeit vo n dem ga nzen T hema a bzu lenken.
Erfahrung hat geze igt, daß d ie beste Able nk u ng e i ne gegen den Feind ger ichtete Gre u e l pro paga nda ist . Unglück l i cherwe ise ist die Öffent l ichkeit n icht meh r so empfä ngl ich wie i n den Tagen der ' Le ichen -Fabr iken ' , der 'verstümmelten belgischen K i nder' u nd der 'gek reuzigten Kana dier' .
I hre Zu sa m mena rbeit ist da her e r nsth aft er beten, u m d ie öffentl i che Aufmerk samkeit vo n den Taten der Rote n Armee abzu lenken, und zwa r d u rch I hre vo l le Unterstützu ng der verschiedena rt i gsten An k l agen gegen d ie Deutschen u nd Japaner, welche bere its vo m M i n ister i u m i n Um lauf gebracht wo rden s ind u n d we iter i n Umla uf gebracht werde n .
I hre zu m Ausdruck geb rachte Anschau u ng in diesen Di ngen möge andere überzeugen.
Ich bin, Sir, I h r ergebener Diener, geze ichnet H. He wet , Assista nt Secreta ry
Das M i n i ster i u m kann i n keiner le i Korrespondenz über d iese Mitte i l u ng, we lche n u r verantwortl i chen Persön l i chkeiten eröffnet werden so l lte, e i ngehen."
59)
59) Edward J . Rozek , "A I I ied Wart i me D i p lo macy - A Patter n in Po land " ,
Lo ndo n 1 958, 209 - 2 1 0 .
40