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HKM Höhlenkundliche Mitteilungen des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich Jg. 66, Heft 3/4, März 2010

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HKM Höhlenkundliche Mitteilungen des

Landesvereins für Höhlenkunde

in Wien und Niederösterreich

Jg. 66, Heft 3/4, März 2010

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Seite 36 HKM 66. Jg. (2010), Heft 3/4

Inhalt Protokoll der Jahreshauptversammlung des Landesvereines für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich ..................................................................................... 40 Höhlenweihnachtsfeier 2009................................................................................... 43 Revision im Niederösterreichischen Höhlenkataster .............................................. 44 Die Großauerkogelkammer (1815/363) im Dürrensteingebiet................................ 45 Die Wegscheid-Wasserschwinde (1836/183) am Schlagerboden........................... 45 Die Wegbauerkogelhöhle (1865/41) bei Schwarzau im Gebirge............................ 46 Höhlen bei Rohr im Gebirge................................................................................... 46 Genetische Charakterisierung der Odelsteinhöhle (Johnsbach, Stmk.)................... 47 Kurzbericht: Expedition Furtowischacht, Hochschwab (1744/310) ....................... 49 Die Damlata�höhle in Alanya (Türkei) ................................................................... 50 Expedition in die Voronya Höhle 2009 .................................................................. 51

Wir gratulieren!

zum 70. Geburtstag: Franz ZAKOVSKY Helga HARTMANN Dr. Max H. FINK

Liebes Vereinsmitglied! Wieder einmal tut sich einiges im Verein: Eine neuer, leistungsfähiger Drucker mit Kopier- und Scannmöglichkeit wurde angeschafft, mit dem die farbige HKM jetzt kostengünstiger und vollständig im Vereinsheim hergestellt werden kann. Das erste damit produzierte Heft hältst Du gerade in Händen. Auch das Scannen von Dokumenten aus dem Kataster und sonstigen Vereinsarchiven ist damit einfacher und schneller durchzuführen. Es würde mich freuen, wenn noch mehr Mitglieder bei diesen Arbeiten mithelfen. Weiters haben wir knapp vor Weihnachten aufgrund einer Büroräumung eine Menge neuer, kaum gebrauchter Möbel bekommen, die nun das etwas in die Jahre gekommene Mobiliar großteils ersetzen. Und auch neue Leihausrüstung ist wieder dazugekommen: Neben der Lawinenausrüstung gibt es nun auch zwei Paar Schneeschuhe. Ich wünsche viel Spaß und Erfolg bei den winterlichen Aktivitäten!

Lukas Plan

Vorlesungsmodul an der Uni-Wien: Karstkunde und Speläologie Vortragende: Lukas Plan und Philipp Häuselmann Im Sommersemester 2010: Die Termine der teilgeblockten 2-stündigen Vorlesung und der zwei Exkursionen (zwei und drei tagige) werden bei der Vorbesprechung am Di., 9. März um 15 h im UZAII-Geozentrum (Althanstr. 14, 1090 Wien), Seminarraum Geochemie 2C193 vereinbart. Themenschwerpunkte: Karstprozesse, Höhlenentstehung, regionale Karstkunde, Oberflächenformen, Karsthydrologie, Quelleinzugsgebiete, Karstsedimente, Trinkwasserversorgung und -schutz, Probleme bei Baumaßnahmen, etc. Der Umfang beträgt 4 Semesterwochenstunden bzw. 5 ECTS. Infos: Lukas Plan, [email protected], 01-5230418-10

HKM Höhlenkundliche Mitteilungen

66. Jg. (2010), Heft 3/4

Medieninhaber & Herausgeber Offizielles Organ des Landesvereines für

Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich

Redaktion, Satz & Layout DI Eckart Herrmann

Mag. Barbara Wielander Werner Zadrobilek

Produktion & Druck Anton Krügel, Werner Zadrobilek

Ständige Mitarbeiter Ing. Robert Greilinger,

Helga Hartmann, Wilhelm Hartmann, DI Martin Helmstedt, Anton Krügel,

Dr. Lukas Plan

Versand Friedrich Gamsjäger, DI Heinz Mrkos,

Alexander Polacek sen., Helmuth Schedl, Ernst Solar, Angelika Xaver

Verlags- und Herstellungsort Wien

Sitz des Vereines und der Redaktion Obere Donaustr. 97/1/61, 1020 Wien

www.cave.at, [email protected]

Erscheinungsform 6mal jährlich, Auflage: 500 Stück

Preis dieses Heftes: € 3,- Jahresabo: € 13,-

Konto: PSK, 7240148, BLZ 60000 IBAN: AT10600000000724148

BIC: OPSKATWW

Vereinszweck Erforschung, Dokumentation und Schutz

von Höhlen und Karstgebieten, die Zusammenarbeit mit öffentl. Dienststellen,

die Vermittlung karst- und höhlenkundlichen Wissens und die Förderung der sicheren

Höhlenbefahrung (überparteilich und nicht auf Gewinn gerichtet).

Vereinsvorstand Obmann: Dr. Lukas Plan, Obmann-Stv.:

Anton Krügel, Dieter Sulzbacher Schriftführer: Mag. Barbara Wielander,

Schriftführer-Stv.: Helga Hartmann, Dr. Michael Behm, Kassier: Angelika Xaver, Kassier-Stv.: Herbert Raschko, Ernst Solar,

Christian Schwabl

Die Veröffentlichung von Berichten aus diesem Heft, auch auszugsweise, ist nur

mit schriftlicher Genehmigung des Landesvereines für Höhlenkunde in Wien

und Niederösterreich gestattet.

DVR: 0531022 Titelbild:

Furtowischacht (Hochschwab): Matthias Hammer in einem engräumigen Schachteinstieg 660 m unterm Eingang.

(Foto: Marin Glusevic).

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66. Jg. (2010), Heft 3/4 HKM Seite 37

Programm Vereinsabend jeden Donnerstag außer Feiertag ab 19.00 Uhr im LV

M ä r z 2 0 1 0 Di 9.3. UZAII-Geozentrum (Althanstr. 14): 15:00 Uhr Vorbesprechung zum Vorlesungsmodul „Karstkunde und

Speläologie“ an der Uni Wien (siehe vorige Seite)

So 14.3. NHM: 11:00 Uhr Vortrag „Lechuguilla und andere Höhlen – Highlights aus Amerika“ Bei Exkursionen zum 16ten Int. Kongress für Speläologie in Texas führten Exkursionen in die durch Schwefelsäure

entstandenen Höhlen New Mexikos (u.a. Carlsbad Cavern) sowie in die tiefen Direktschächte Mexikos (u.a. Golondrinas, -350 m). Die seltene Gelegenheit die Lechuguilla Cave zu befahren bestand für ein kleines Team europäischer Geologen. Ort: Naturhistorisches Museum (normaler Eintritt), Kinosaal Vortragender: Lukas PLAN

Do 18.3. LV: 19:00 Uhr Vortrag „Erforschung Furtowischacht“ Erforschung der tiefsten Höhle des Hochschwabs – Furtowischacht, Polsterkar

Vortragender: Lukas PLAN

Di 23.3. NHM: 18:15 Uhr Speläologische Vortragsreihe „Höhlenmineralien“ Vortragender: Robert SEEMANN

Im Anschluss an den Vortrag findet ein Flohmarkt (Höhlenliteratur) statt. A p r i l 2 0 1 0 Do 8.4. LV: 19:00 Uhr Vierteljahresrückblick auf die Vereinsaktivitäten

Jedermann ist herzlichst dazu eingeladen, über das zu berichten, was er / sie in den letzten Monaten höhlen- bzw. vereinsmäßig getan hat – inklusive bebildertem Rückblick. Beamer wird zur Verfügung gestellt.

Fr 16.4. Buchpräsentation „Nixhöhle“ Albin Tauber, langjähriger Höhlenführer in der Nixhöhle bei Frankenfels, präsentiert sein soeben erschienenes Büchlein über diese Höhle.

Ort: Raikasaal Frankenfels (NÖ) Beginn: 19.00 Uhr

Mo 19.4. LV: ab 15:30 Uhr Versand der HKM 5-6/2010, um Mithilfe wird dringendst ersucht!

Di 20.4. NHM: 18:15 Uhr Speläologische Vortragsreihe „Voronya-Höhle“ Der Vortragende nahm im Herbst 2009 an einer 4-wöchigen internationalen Expedition in die Voronya-Höhle (auch Krubera) in Abchasien im Kaukasus teil. Diese ist mit 2191 m erforschter Vertikaldistanz die tiefste Schachthöhle der Welt. Der Vortrag gibt Einblick in die ungemein aufwendige und anstrengende Expedition, bei der trotz diverser Schwierigkeiten in einer Tiefe von über 2000 m gearbeitet wurde (siehe auch Artikel auf S. 51). Vortragender: Darko BAKSIC (Zagreb, HR)

M a i 2 0 1 0 Do 6.5. LV: 19:00 Uhr Vortrag „Canyoning bachaufwärts unter Tage“

Neuforschungen in der Riesenkluft der Dachstein-Mammuthöhle Vortragender: Michael BEHM

7.-9.5. Vereinsfahrt: Höhlen in Ungarn und Kongress Speleo Hungary Fr, 7.5. Kongressbesuch und Vorträge, anschließend Joszefhegy-Höhle oder Palvölgyi-Höhle

Sa, 8.5. Ferenzbegg- oder Matjashegyi-Höhle, anschl. Palvölgyi-Höhle , Gulaschparty bei Palvölgyi-Höhle So, 9.5. Molnar-Höhle (mit Badesachen), Heimfahrt Anmeldung und weitere Infos bei Barbara WIELANDER, [email protected], 0676 4214039 Informationen zum Kongress: Siehe Internationales Programm bzw. www.barlang.hu

J u n i 2 0 1 0 2.-6.6. Vereinsfahrt in die Fränkische Schweiz

Mi, 2.6. (Nachmittags): Anreise Do, 3.6. Breitensteiner Bäuerin (Schachthöhle) oder Alfelder Windloch Fr, 4.6. Bismarckgrotte (eine der längsten Höhlen in der Fränkischen Schweiz) Sa, 5.6. Steinbruchhöhle, Höhle ohne Namen So, 6.6. evtl. weiterer Höhlenbesuch, anschl. Abreise An/Abreise erfolgt mit Privatautos (Fahrgemeinschaften), Nächtigung erfolgt in Hirschbach nahe Hersbruck, im Gasthof "Zum Goldenen Hirschen" (ca. 10 € / Person / Nacht). Die Teilnahme an der Vereinsfahrt ist nur Personen mit Schachtbefahrungskenntnis und Schluferfahrung möglich! Leitung: Barbara WIELANDER Anmeldung telefonisch unter 0676 4214039, wegen der begrenzten Teilnehmeranzahl von 15 Personen ist eine rasche Anmeldung sinnvoll!

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Seite 38 HKM 66. Jg. (2010), Heft 3/4

E i n l a u f e n d a k t u a l i s i e r t e s P r o g r a m m f i n d e t s i c h a u c h u n t e r w w w . c a v e . a t

A b k ü r z u n g e n , A d r e s s e n , A u s k ü n f t e , A n m e l d u n g e n LV Landesverein für Höhlenkunde in Wien und NÖ, Vereinslokal, 1020 Wien, Obere Donaustraße 97/1/61;

e-mail: [email protected]; Internet: www.cave.at Fahrtenwarte/Vereinsfahrten: Barbara WIELANDER � +43 676 42 14 039; e-mail: [email protected]

NHM Karst- & höhlenkundl. Abteilung des Naturhistorischen Museums, 1070 Wien, Museumsplatz 1/10, (MQ, Eingang Mariahilferstraße 2/1), � +43 1 523 04 18 ; FAX: +43 1 523 04 1819; e-mail: [email protected]; Internet: www.nhm-wien.ac.at/nhm/hoehle

Forschungstermine und Internationale Veranstaltungen 2010 17.-18.4. Spelix Workshop Wie bei den letzten Veranstaltungen der Fachsektion Höhlendokumentation besprochen, wird das von Harald

Zeitlhofer ins Leben gerufene Programm Spelix die neue österreichweite Höhlendatenbank. Sie ersetzt die vom Verband Öst. Höhlenforscher und der Karst- und Höhlenabteilung (NHM-Wien) im Programm SAHKAD geführte Speldok-Datenbank. Die neue Onlinedatenbank kann von allen Vereinen genutzt werden, wobei eine komplexe Hierarchie aus Lese- und Schreibrechten den Zugriff beschränkt. Neben den Basisdaten können auch Pläne, Berichte, Vermessungsdaten und weitere höhlenbezogene Daten verwaltet werden. Im Workshop soll das Konzept des Programms erklärt, und das Arbeiten mit Spelix erlernt und geübt werden. Vortragender: Harald Zeitlhofer Veranstalter: Fachsektion Höhlendokumentation des VÖH und Karst- und Höhlenabteilung am NHM-Wien Vortragsort: Unterweitersdorf Unterkunft: Gästehaus Waldheimat, Gallneukirchen Preis für Zimmer mit Frühstück: Dreibettzimmer: € 25,50; Doppelzimmer: € 29,50; Einzelzimmer: € 36,50 Anmeldung und Quartierreservierung: Gottfried BUCHEGGER ([email protected])

23.-25. 4. Parcours Speleo im Fort Barchon Zitat aus Wikipedia: "Einmal jährlich, im März, organisiert ein lokaler Höhlenforscherverein im Fort ein internationales Treffen. Nahezu alle Gänge, Luftschächte und Zisternen werden dann genutzt, um einen künstlichen Höhlenparcours entstehen zu lassen. Die Speleologen erreichen dabei Ecken des Forts, die sonst jedermann verborgen bleiben. Der Parcours ist in sechs Themen eingeteilt (z. B. Freiluft, eng, kalt, nass, anstrengend), das Befahren des kompletten Parcours ist eine extreme sportliche Leistung, die sicher nicht in unter zehn Stunden zu schaffen ist. Höhlenforscher aus Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Frankreich treffen sich hier, vereinzelt auch immer wieder Engländer, Polen und Deutsche."

Ort: Fort Barchon, Lüttich, Belgien Information: B. Wielander ([email protected])

Organisation: www.squadbarchon.be, [email protected]

7.-9.5. Internationale Konferenz „SpeleoHungary 100“ 100 Jahre Ungarische Gesellschaft für Karst- und Höhlenforschung, zugleich EuroSpeleoForum 2010, Jahrestreffen der Europäischen Höhlenforscher (FSE) Ort: Budapest

10.-16.5. Exkursionen zur „SpeleoHungary 100“ A1 Nord-Ungarn: Bükk-Gebirge, Aggtelekter Karst Anna-barlang, Szt. István-barlang, Baradla-barlang, Rákóczi-barlang, Tapolcai-barlangfürdö (Höhlenbad), Oberflächentouren; Schachthöhlen im Bükk-Gebirge: Létrási-vizesbarlang, István-lapai-barlang, Bolhási-viznyelö-barlang; Höhlen im Aggteleker Karst: Béke-barlang, Kossuth-barlang, Vass-Imre-barlang, Meteor-barlang A2 Transdanubien: Bakony-Gebirge, Südungarn Mecsek-Gebirge Lóczy-barlang, Tapolcai-tavasbarlang, Abaligeti-barlang, Csodabogýos-barlang (4 h), Crerszegtomaiji-kútbarlang (4h), Kristallhöhle bei Nagyharsány Es werden jeweils Schauhöhlen und Höhlen, für die Schachtausrüstung notwendig ist, besucht. Teilnahmegebühr: € 60,- (nur EuroSpeleoForum, ohne Publikationen € 30,-) Information und Anmeldung: [email protected], www.barlang.hu

8.-16. 5. IV. International Symposium on Karst Ort: Malaga, Spanien Information / Organisation: Centre of Hydrogeology at the University of Malaga (CEHIUMA) and the Department of Geology, University of Malaga. [email protected] , www.cehiuma.uma.es

12.-16.5. 11. Internationales Symposium über Pseudokarst Ort: Königstein (Sachsen)

Information: www.vdhk.de Anmeldeschluss 15.03.2010

13.-16.5. 50. Jahrestagung des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. Ort: Ennepetal

Information: www.akkh.de/tagung2010

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66. Jg. (2010), Heft 3/4 HKM Seite 39

4.-11.6. 4th International Workshop on Ice Caves (IWIC-IV) Seit 2004 wird im Zwei-Jahres-Rhythmus eine internationale wissenschaftliche Konferenz zum Thema Eishöhlen abgehalten (Veranstaltungsorte bisher: Rumänien, Slowakei, Russland). 2010 wird die Konferenz in Österreich stattfinden. Auf dem Programm stehen meteorologische, glaziologische und auch historische Aspekte der Eishöhlenforschung, wobei auch Ergebnisse jüngster Projekte in Österreich vorgestellt werden. Weiters wird ein umfangreiches Exkursionsprogramm angeboten. Relevante Beiträge aus der Höhlenforschergemeinde sind willkommen! Ort: Obertraun (Oberösterreich) Information: www.iwic2010.info, [email protected]

10.-13.6. VÖH-Jahrestagung 2010 – 100 Jahre Dachsteinhöhlen Ort: Obertraun (Oberösterreich) Information: www.hoehle.org, www.voeh-tagung.at, Detailprogramm im nächsten Heft!

14.-19.6. International Karstological School Thema: Dinarischer Karst

Ort: Postojna (Slowenien) Information: kras.zrc-sazu.si/index.php

18.-20.6. 30. Dreieck der Freundschaft Ort: Warmbad-Villach

Exkursionen: Eggerloch, Villacher Naturschächte, Karlschacht Information: www.cavum.at, [email protected], Anmeldeschluss: 31.3.2010

25.7-7.8. Krippensteinwoche(n) Ort: Lodge am Krippenstein (Dachstein-Oberösterreich)

Information: Andreas Bigler, [email protected], www.andreasbigler1.com

1.-7.8. Schulungswoche Praktische Höhlenforschung Nachdem einige Jahre nur technische Schulungswochen stattfanden, bietet der VÖH heuer wieder eine Schulung

mit Schwerpunkt Höhlenforschung und -dokumentation an. Von Gams bei Hieflau in der Steiermark aus (Unterkunft und Vortragsräume) gibt es viele Möglichkeiten für u.a. Vermessungsübungen in bekannten und neu zu erforschenden Höhlen: Im westlichen Hochschwab (Gebiet um die Beilsteineishöhle, Happl Seeloch) und im Gesäuse (Odelsteinhöhle, Bärenhöhle im Hartelsgraben) sollen die noch recht lückenhaften oder veralteten Höhlendaten erneuert und ergänzt werden, wobei auch das Zeichnen von fertigen Plänen nicht zu kurz kommen soll. Auch Anleitung zu wissenschaftliche Beobachtungen, die Höhlenforscher machen können und sollten, wird es geben. Es werden auch Objekte ohne Schächte bearbeitet, womit Kenntnisse der Einseiltechnik für die Teilnahme nicht zwingend erforderlich sind. Inhaltliche Organisation: Lukas Plan und Eckart Herrmann; Organisation vor Ort: Günter Stummer Unterstützung: Stmk-Landesregierung, Naturpark Eisenwurzen, Karst- und Höhlenkundliche Abteilung NHM-Wien, Österr. Bundesforste, Nationalpark Gesäuse. Die Veranstaltung ist Teil des „Festivals der Geologie“ im Naturpark Steirische Eisenwurzen. Max. Teilnehmerzahl: 12 Personen. Nähere Infos folgen.

1.-15.8. Internationales Höhlencamp Sardinien Ort: Urzulei, Sardinien

Information / Organisation: Jo de Waele, [email protected], +39 051 2094542

4.-8.8. Jubiläumstagung „70 jahre Sociedade Espeleologica Cubano“ und 6. Kongress der FEALC (Federacion de Espeleologica de America Latina y el Caribe) Ort: Matanzas (Kuba)

21.-28.8. Forschungslager „LUMPI IV“ Ort: Hochalm – Hochschwab (Steiermark) Information: Lukas Plan, [email protected]

3.-11.10. Höhlenführerkurs und -prüfung Ort: Obertraun – Dachsteinhöhlen, OÖ Details zur Prüfung und zum einwöchigen Vorbereitungskurs: www.hoehle.org

15.-17.10. Schauhöhlen- und Höhlenführerfortbildungsseminar Der VÖH organisiert im Naturpark Steirische Eisenwurzen (voraussichtlich in oder in der Umgebung von Gams bei

Hieflau) mit Unterstützung durch die Steiermärkische Landesregierung, gemeinsam mit dem Naturpark und der Karst- und höhlenkundlichen Abteilung dieses Seminar. Neben einer Sitzung der „Fachsektion Schauhöhlen“ des VÖH, bei der aktuelle gemeinsame Probleme erörtert werden sollen, werden Experten der wissenschaftlichen und praktischen Höhlenforschung ihre Forschungsergebnisse vorstellen. Damit soll das Wissen der Höhlenführer wieder auf aktuellen Stand gebracht werden. Die Veranstaltung ist Teil des „Festivals der Geologie“ im Naturpark Steirische Eisenwurzen. In einem öffentlichen Vortrag werden Impressionen vom letzten Kongress für Höhlenkunde in den USA präsentiert, bei dem auch auf die Lechuguilla-Höhle (der großen Schwester der Kraushöhle) Bezug genommen werden wird. Organisation: Günter Stummer. Nähere Informationen folgen.

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Protokoll der Jahreshauptversammlung des Landesvereines für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich 16. Jänner 2010, Restaurant Hopfenstange, Wien 7, Kaiserstraße 12

Barbara Wielander

Jahreshauptversammlung 2010, Foto: W. Baar Der Beginn der Jahreshauptversammlung wird wie auch schon letztes Jahr nicht vertagt, somit wird trotz der gerin-gen Teilnehmerzahl von nur 44 Personen die Versammlung um 16:00 Uhr vom Obmann Dr. Lukas Plan eröffnet. Es ist das Ableben mehrerer Mitglieder zu beklagen: Dr. Herta Ladenbauer, Anton Mayer, Ludwig Hauser, Florian Wicke, Helmuth Jaklitsch, sowie im Umfeld des Vereines Konrad Plasonig, Rosa Wutzl und Rebecca Rössler. Alle Anwesen-den erheben sich im stillen Gedenken an die Verstorbenen. 1) Verlesung des Protokolls der Jahreshauptversammlung des Vorjahres Den Antrag auf Verlesung des Vorjahresprotokolls zu ver-zichten stellt Obmann Dr. Lukas Plan, da dieses in aus-führlicher Form in den „Höhlenkundlichen Mitteilungen“ 3-4/2009 veröffentlicht ist. Der Antrag wird einstimmig an-genommen, und somit ist dieses Protokoll genehmigt. 2) Tätigkeitsbericht des Obmanns und der Vereins-funktionäre Der Obmann dankt den Vorstands- und Ausschuss-mitgliedern für die geleisteten Arbeiten im Jahr 2009, wel-ches ein sehr produktives war, und berichtet von den Vereinsaktivitäten: Im vergangenen Jahr wurden vier Ausschusssitzungen sowie eine Vorstandssitzung abgehalten, an laufenden Arbeiten sind unter anderem der rege Publikationsverkauf (z.B. zwei HKS, Nachdruck der „Höhlenkunde“ von Kraus), die Neugestaltung und Produktion der „Höhlenkundlichen Mitteilungen“ (welche nun auch online erscheinen), die Meldung über Befahrungen in besonders geschützte Höhlen, diverse Archivarbeiten (Kataster, Ansichtskarten, ...), Vereins-fahrten, Materialeinkauf und -verwaltung (insbesondere die Aufstockung der Leihausrüstung, welche um ein zweites Schachtzeug sowie eine Lawinenausrüstung erweitert wurde) sowie die Organisation regelmäßiger Vorträge im Verein zu nennen. Die Renovierung des Vereinsheimes schritt zügig voran: Die Küche wurde komplett neu eingerichtet (so wurde z.B. der Gasherd durch einen E-Herd ersetzt) und verfließt und das Vereinsheim wurde mit neuem Mobiliar (dankeswerter Weise von der Fa. Siemens

zur Verfügung gestellt) ausgestattet, der Versammlungs-raum wurde mit neuen Bildern ausgestattet, und nicht zu-letzt verwandelt sich das WC allmählich in eine tropfstein-geschmückte Höhlennachbildung. An bürokratischen Arbeiten sei zu erwähnen das Ansuchen um eine Genehmigung für Forschungen im Wildnisgebiet Dürrenstein, weiters werden (zurzeit noch unentschiedene) Gespräche mit der Landesregierung bzgl. Verkaufs von Basisdaten geführt. Auch kam es zu Behördenkontakten in Sachen Höhlenschutz – hiervon betroffen sind der Nasse Schacht sowie der Hochkarschacht. Die Mitgliederbewegung gibt Kassier-Stv. Christian Schwabl bekannt: Stand Ende 2008 (inklusive Ungarn) 749 + Zugänge 43 792 – Austritte 3 – Todesfälle 5 Stand Ende 2008 784 Davon ungarische Mitglieder 396 Zugänge (nicht-Ungarn) 17 Otto Schmitz berichtet kurz über die Situation in der Vereinsbibliothek und meldet, dass es ein paar Zugänge geben habe. Materialwart Dr. Michael Behm berichtet, dass im vergangenen Jahr einiges an Material angeschafft worden war und bemerkt, dass die Leihausrüstung gerne in Anspruch genommen wird, allerdings ist geplant, das zurzeit etwas unübersichtliche Verleihsystem zu erneuern. Erich Hofmann berichtet von den Tätigkeiten der Nieder-österreichischen Höhlenrettung. Im letzten Jahr haben zwei Übungen, eine Bergeübung und eine Technikübung, stattgefunden. Auch am Blaulichtstammtisch in Ober-grafendorf war die Niederösterreichische Höhlenrettung vertreten, weiters haben zwei Funkschulungen in Bezug auf den neuen Digitalfunk, sowie eine Lawinenausbildung stattgefunden. Obmann-Stv. Dieter Sulzbacher berichtet kurz von den Behördenkontakten und macht die erfreuliche Mitteilung, dass die Meldungen über Befahrungen von besonders ge-schützten Höhlen im vergangenen Jahr laufend und un-aufgefordert eintrafen. Er bittet die Anwesenden darum, auch im kommenden Jahr so fleißig wie bisher Fahrten-meldungen zu verfassen. Die Berichte über Forschungen und Vermessungen im Jahr 2009 eröffnet Katasterwart Wilhelm Hartmann mit einem Blick auf das eigentliche Arbeitsgebiet: Wie in den Vorjahren war hier die Aktivität nicht sonderlich hoch, dagegen sehr wohl in den Bundesländern.

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Trotzdem stieg die Anzahl der Höhlen im Arbeitsgebiet um 36 auf 4790. Auf der Kräuterin gab es in der Bärwies-Eishöhle in den tiefen Teilen einen geringen Längenzuwachs auf 6935 m. Am Dürrenstein gelang die Erforschung der Gamsbleaml-höhle, wobei 192 m Länge und 51 m Höhenunterschied ermittelt wurden. Bemerkenswert in der ca. 500 m über dem Tal liegenden Höhle ist ein geräumiger, wassererfüllter Gang, wo Taucher etwa 70 m vordringen konnten, was rund 260 m Länge bedeutet. Im Arenaschacht erhöhte sich die Ganglänge durch Arbeiten mit ungarischen Höhlen-forschern um 52 m auf 1299 m. Auf der Schneealpe konnte die Bearbeitung des Schneelochs auf der Hinteralm abge-schlossen werden. Sie ist mit 721 m Länge die zweitlängste in dieser Teilgruppe; der Höhenunterschied beträgt –68 m. Interessant dabei ist die Bergung von Wisentknochen, wo-bei für einen Oberschenkelknochen ein Alter von rund 2200 Jahren ermittelt wurde. Anderes Tierknochenmaterial wird noch bearbeitet. Im Gebiet der Hohen Wand konnte in der Großen Klause die umfangreiche Außenvermessung abgeschlossen werden. Diese ist rund 2,2 km lang und erfasst die 16 bereits im Kataster geführten Höhlen sowie 10 neue kleine Objekte. Südlich des Semmerings wurde beim Pfaffensattel das Windloch mit 53 m Länge und 11 m Höhenunterschied vermessen, damit das größte Objekt in diesem Gebiet; von der Höhle gibt es erstaunlicherweise touristische Literatur aus dem Jahre 1873. Lukas Plan setzt fort mit Berichten von der Hochschwabgruppe: In der Kraushöhle (1741/1) konnte ein Schlot erklettert werden was lediglich 26 m Länge brachte. Die Neubearbeitung ist somit bei einer Länge von 793 m abgeschlossen. In unmittelbarer Nähe wurden die Kraushalbhöhle (1741/42) mit 49 m Länge und der Kraus-Unterstand (1742/43) mit 7 m vermessen und in den Kataster aufgenommen. Erstere ist Naturdenkmal und am alten Kraushöhlenplan enthalten, scheint aber bisher eigenartiger Weise nicht im Kataster auf. Auf der Brandstein-Nordseite wurde das 27 m breite Brandsteinabri 1742/9 vermessen. Die Forschungen im Gebiet um die Hochalm (SW Gschö-der) wurden bei einem 6-tägigen Forschungs-Zeltlager (LUMPI III) fortgesetzt. 10 neue Höhlen wurden in den Kataster aufgenommen. Weitergeforscht wurde in der Pol-Monster-Doline (1744/390), wobei ausgehend von der knapp 9000 m² großen KaMiLuMa-Halle in 380 m Tiefe zwei nach NE ziehende Gangfortsetzungen vermessen wur-den. Die Länge stieg auf 1532 m; die Tiefe geringfügig auf -386 m. Im Eisschachtkomplex (1744/518) wurde die Er-forschung und Vermessung abgeschlossen, womit dieser über 100 m lang ist. Zu erwähnen ist weiters die Killer-karnickelhöhle (1744/530) mit 118 m Länge und 74 m Tiefe, wo bei offener Schachtfortsetzung und starker Wetterführung umgekehrt wurde. Ebenso gutes Forschungs-potential hat der bis ca. 70 m Tiefe erkundete POL-NORD-Ponor-531 (1744/531). Mit dem POL-NORD-Schluf-533 (1744/533) konnte eine zumindest teilweise phreatische Mittelhöhle (L: 68 m, H: +12 m) vermessen werden. In der Hirschgrubenhöhle (1744/450) konnten bei einer Forschungsaktion an zwei Befahrungstagen hauptsächlich Reststrecken vermessen werden womit die Länge um 285 m auf 4464 m steigt. Der HU erhöhte sich geringfügig auf 194 m.

Bei einer 7-tägigen international besetzten Expedition in den Furtowischacht (1744/310) mussten etliche alte Ein-bauten bis -600 m sowie das Biwak saniert werden. Für den Vorstoß stand dann nur eine Tour zur Verfügung wo von -600 bis 682 m abgestiegen wurde. Hier wurde in kleinräumigen Wasser führenden Schächten bei offener Fortsetzung umgekehrt. Der HU bleib mit 713 m unverändert, die Länge stieg auf 1577 m. Bei drei Tagestouren auf die Zeller Staritzen konnten 4 Objekte neu aufgenommen werden. Darunter der Vaterschaftsschacht (1747/47; 82 m, -21 m) und der Brandsteinschacht (1747/50; 35 m, -17 m). Das bereits früher entdeckte Rudis Hinweisloch (1744/29) erbrachte 32 m Länge. Im ebenfalls bereits bearbeiteten Eisloch (1744/18) ergaben sich bei niedrigerem Schneestand im Spätherbst geringfügige Zuwächse (26 m, -9 m). Michael Behm setzt fort: Die diesjährige Sommerexpedition in den Burgunderschacht (1625/20) auf der Tauplitz erbrachte trotz geringer Teilnehmerzahl äußerst erfreuliche Ergebnisse. Nach einer anstrengenden Materialausbautour der Höhlenteile "Große Kluft" (-300 m) und "Hotel Ananas", welche durch einen Wassereinbruch einen besonderen zusätzlichen Reiz erfuhr, wurde für 4 Tage in das Große Horizontalsystem abgestiegen. Ausgehend von einem komfortablen Biwak in der "Salamanderhalle" (-150 m) konnten in drei Touren insgesamt 770 m Neuland in Tiefen zwischen -200 m und -300 m erforscht werden. Die neuen Teile verlaufen größtenteils horizontal und führen auch zu einem neuen östlichsten Punkt des Burgunderschachtes. Dem nahen, 2 km langen Canyonschacht konnten sich die Forscher bis auf eine Entfernung von 25 m nähern, ein Zusammenschluss scheiterte jedoch leider (wieder) an einer unüberwindbaren Engstelle. Mehrere gute Fortsetzungen sind vorhanden, sodass einer Tour im Herbst nichts entgegensteht. Dieses Jahr konnten auch die im Vorjahr aufgefundenen, außerordentlich gut erhaltenen Versteine-rungen triassischer Reptilienknochen fotografiert werden. Die Ganglänge des Burgunderschachtes beträgt damit 21.920 m. In der Dachstein-Mammuthöhle (1547/9) konnte im Höhlenteil Riesenkluft sehr befahrungsaufwändiges Neuland erforscht werden. Es gelang, weitere nasse Schlotstufen zu erbohren und anschließend in horizontale Teile vorzudringen. Insgesamt wurden rund 500 m Neuland kartiert, und der Höhlenteil setzt sich stark bewettert fort. Durch die neuen Teile fließt der "Miskatonic River", der Oberlauf des zum tiefsten Punkt führenden Donnerbaches. Dieser Bach kann nun durchgehend über 950 Höhenmeter befahren werden. Die Ganglänge der Mammuthöhle beträgt 65.086 m. An der Oberfläche des Dachsteins wurden im November 2 neue Schächte vermessen (Eierschacht, L 43 m; Unfall-Nebenschacht, L 22 m). Bei dieser Unternehmung wurde auch die Leiche eines im Februar verunglückten Snow-boarders in einem ca. 40 m tiefen Schacht aufgefunden. Nach Alarmierung der Alpingendarmerie wurde die Berg-rettung bei der Bergung unterstützt. Die Forschungen in der Rubinahöhle (1547/239, L 286 m, T -65 m) und dem 30er-Schacht (1547/237, L 401 m, H -85 m) konnten abgeschlossen werden, die beiden Höhlen nähern sich auf eine Distanz von nur 13 m.

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Eckart Herrmann berichtet von den Forschungen im Gesäuse: Nachdem 2008 mit dem Erreichen von 470 m Tiefe im Tellersackcanyon ein Höhepunkt der Forschung erreicht schien, wurde heuer mit insgesamt 18 Beteiligten aus Wien, NÖ, OÖ, Steiermark, Tirol, Ungarn und der Ukraine neuerlich ein großartiges Ergebnis eingefahren: In 48 dokumentierten Objekten – fast ausschließlich Schachthöhlen – wurden zusammen 2622 m Neuland vermessen, davon in der Hochtorgruppe 1920 m, am Zinödl 417 m und am Admonter Reichenstein 285 m. Die größten 2009 bearbeiteten Höhlen sind der Seekar-schacht XVI (L 842 m, H -374 m), der Roßkarschacht IV (6 Eingänge, L 769 m, H-262 m bis zum Ansatz einer viel-leicht 100 m tiefen Stufe), der Plattenschrofenschacht (L 568 m, H 222 m), die Bockleiten-Schachthöhle, die nach vorliegenden älteren Befahrungsberichten in 140 m Tiefe zu Ende hätte sein sollen (L 488 m, H -174 m) und die Bockleiten-Durchgangshöhle (L 252 m). Viele der Höhlen befinden sich in ausgesprochenem Steilgelände, die entle-genste war heuer aber sicher die Einsturzhöhle am Ödstein, eine sehr großräumige 37 m lange Durchgangshöhle im Schluchtgrund der Teufelsturm-Südschlucht: Ihr Besuch er-fordert vom Ausgangspunkt 1450 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, davon sind 750 Hm Kletterei. Als kuriosestes Ob-jekt des Jahres kann die in eiszeitlicher Hangschuttbrekzie entwickelte, 76 m lange Kainzenalplgrabenhöhle bezeich-net werden, eine Auswitterungshöhle, deren Portale schon der Gesäusepionier Ernst Straka sen. in den 1980er-Jahren gesichtet, aber nicht erreicht hat: mehrere riesige Halbhöhlen besitzen auf 80 m Breite gemeinsame Trauflinien oder sind durch Gänge miteinander verbunden. Wissenschaftliche Untersuchungen betrafen Speleotheme und die Bestimmung von Mineralbildungen und Fledermausmumien, die in einem trockenen Horizontalteil des Seekarschachtes XVI in 300 m Tiefe in größerer Zahl aufgefunden wurden. Zum zweiten Mal führten die Landesvereine für Höhlen-kunde in Tirol und Wien/NÖ eine gemeinsame Forschungs-fahrt in das Gebiet der Obstanser Eishöhle in Osttirol durch. In drei Objekten kamen insgesamt ca. 550 m Neuland dazu. Die Eishöhle als bedeutendste Höhle Osttirols hat nun insgesamt 1322 m Länge und eine Höhendifferenz von 81 m und ist nun auch in ihren altbekannten Teilen vollständig neu kartiert. Nach Abpumpen des Siphons I konnten auch die beiden dahinter anschließenden Gänge mit schönen Röhren- und Canyonprofilen aufgenommen werden, wobei ein Ast einen starken aktiven Bachlauf aufweist und der andere Ast nur wenige Meter unter der Oberfläche neben dem markierten Steig zur Obstanser Seehütte verstürzt endet. Eine vor Jahrzehnten von einem Osttiroler (der sich 2009 an den Forschungen beteiligte) entdeckte, weitläufige Fortsetzung dürfte derzeit von einem Eiswall verschlossen sein, aus einer engen Spalte zwischen Gangdecke und Eis ist starker Luftzug spürbar. Nach aufwendigen Grabungen unserer Tiroler Kameraden konnten in der Bullö-Doline kleinräumige Gangstrecken angefahren werden und die Länge auf vorläufig 44 m Länge gesteigert wurde. Neben der reinen Höhlendokumentation wurden auch die Forschungen an den Gewässern und dem Höhleneis sowie die biospeläologischen Aufnahmen fortgesetzt.

3) Kassenbericht Den Kassenbericht in Euro für das Geschäftsjahr vom 1.1.2009 bis 31.12.2009 gibt Kassier-Stv. Christan Schwabl: Eingang Ausgang

Konten 38.489,86 38.782,93

Kasse 14.472,85 13.623,46

52.962,71 52.406,39 +556,32

Saldo per 01.01.2009 28.630,16 26.991,26(Konten)

Saldo per 31.12.2009 556,32 2.195,22(Kasse)

Gesamtsaldo 29.186,48 29.186,48 Die Summen in Euro setzten sich wie folgt zusammen:

Eingang Ausgang

Mitgliedsbeiträge 21.570,00

Einschreibgebühr 325,00

Spenden 627,39

Verbandsbeitrag, Versicherung 4.699,50

Lokal (Erhaltung) 1.184,10 8.526,43

Renovierung 3.048,75

Die Höhle 2.180,10 2.260,50

HKM 59,00 3.495,32

Höhlenrettung 204,80

Förderungen 2.594,00 1.954,20

Kataster 40,00

Befahrungsmaterial 300,00 4.897,85

Büromaterial, Porto 65,98 354,43

Kopierer, EDV, Internet 882,35

Versicherungen 321,23

PSK 6,22 164,86

BankDirekt 1.054,88 177,70

Katasterbücher 1.269,20

Kraus-Bücher 315,00

HKS 161,00 35,93

sonstige Publikationen 399,05 237,50

Bibliothek 30,00 161,11

Vereinstätigkeit 430,00 535,82

Saldierung 20.033,09 20.033,09

Diverses 358,70 375,02

52.962,71 52.406,39

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4) Bericht der Rechnungsprüfer Rechungsprüfer Werner Hollender teilt mit, dass alle Unterlagen geprüft und für in Ordnung befunden worden waren. Er dankt den Kassieren für ihre Arbeit. 5) Entlastung und Neuwahl des Vereinsvorstandes Ehrenobmann DI. Heinrich Mrkos dankt dem Vereinsvorstand für die geleistete Arbeit und stellt den Antrag auf Entlastung des Kassiers und des Vereinsvorstandes. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Der unveränderte Wahlvorschlag für den Vorstand des kommenden Jahres lautet wie folgt: Obmann: Dr. Lukas Plan Stv: Anton Krügel Dieter Sulzbacher Kassier: Angelika Xaver Stv.: Herbert Raschko Christian Schwabl Ernst Solar Schriftführer: Mag. Barbara Wielander Stv.: Dr. Michael Behm Helga Hartmann Erweiterter Vorstand (Ausschuss): Beirat: Mag. Karl Heinz Hochschorner, DI Eckart Herrmann, Ing. Ernst Fischer, DI Heinrich Mrkos

Verwaltung und Vereinsheim: Vereinsheim: Dieter Sulzbacher, Christine Hofmann Bibliothek: Brigitte Roubal, Otto M. Schmitz, Mag. Veronika Dittes Saubere Höhlen: Wilhelm Hartmann EDV: Mag. Elisabeth Guggenberger (neu)

Dokumentation und Forschung: HKM (Editoren): DI Eckart Herrmann, Mag. Barbara Wielander, Werner Zadrobilek HKM (Druck): Anton Krügel, Werner Zadrobilek HKM (Versand): Ernst Solar, DI Heinrich Mrkos, Familie Polacek, Siegfried Gamsjäger, Herbert Santin, Helmuth Schedl, Angelika Xaver, u.A. Homepage: Christian Berghold, Dr. Michael Behm Katasterwart: Wilhelm Hartmann, DI Eckart Herrmann, Dr. Lukas Plan Material: Dr. Michi Behm, Dr. Lukas Plan, Silvia Katzinger (neu) Höhlenrettung (Landesleitung NÖ): Erich Hofmann Höhlenrettung (Est-Wien): Werner Zadrobilek (neu), Ing. Thomas Resch (neu)

Vereinsaktivitäten: Fahrtenwart: Mag Barbara Wielander, DI Heinz Holzmann, Dr Peter Biermayr (neu) Archive: Brigitte Roubal (Dokumente), Robert Fröhlich (Foto), Herbert Raschko (Ansichtskarten), Helga Hartmann (Briefmarken) Der Wahlvorschlag wird einstimmig angenommen. Lukas Plan gibt eine kurze Vorschau über geplante Tätigkeiten 2010: Es ist die Weiterführung der Renovierung des Vereinsheimes (WC, Heizung) geplant. Eine Menge neuwertiger Möbel wird die in die Jahre gekommenen ersetzten. Weiters wird ein Farb-Drucker, welcher gleichzeitig als Kopierer und Scanner verwendet werden kann, angeschafft, wodurch nicht nur das Scannen von Unterlagen im Verein ermöglicht wird sondern auch der Druck der HKM vereinfacht wird. Auch die Vereins-EDV soll in naher Zukunft umgestaltet werden. An Forschungen sind im Arbeitsgebiet eine Koordinaten-Erfassung sowie eine Bearbeitung von Höhlen auf der Kräuterin und im westlichen Niederösterreich geplant. Außerhalb des eigentlichen Arbeitsgebietes soll weiter im Hochschwab (Forschungslager „Lumpi IV“), im Gesäuse, auf der Tauplitz, sowie am Dachstein geforscht werden. 7) Anträge Es liegen keine Anträge an die Generalversammlung vor. Der Mitgliedsbeitrag bleibt 2010 gleich. Um rasche Zah-lung der Mitgliedsbeiträge wird gebeten. 8) Allfälliges Lukas Plan weist auf die monatlich im Verein stattfindenden Vorträge bzw. Quartalsrückblicke hin. Weitere Veranstaltungen 2010 wären: Die in Budapest stattfindende Tagung „Speleo Hungary 100“ (8.-16.5.), der 4. Internationale Eishöhlenworkshop in Obertraun (5.-11.6.), die ebenfalls in Obertraun stattfindende Verbandstagung (10.-13.6.), die Schulungswoche „Praktische Höhlenkunde“, welche Anfang August in Gams bei Hieflau stattfinden wird, sowie Höhlenführerkurs und -prüfung in Obertraun (3.-11.10.). Weiters wird auf den neu eingeführten Poldi-Fuhrich-Preis für junge Höhlenforscher (siehe auch Beilage zu dieser Ausgabe!) hingewiesen. Lukas Plan schließt den formellen Teil der Generslver-sammlung. Werner Baar schießt das traditionelle Gruppenfoto. Anschließend folgt ein bebilderter Jahresrückblick mit Beiträgen verschiedener Mitglieder.

Höhlenweihnachtsfeier 2009

Barbara Wielander

Die traditionelle Höhlenweihnachtsfeier unseres Vereins – es war bereits die 86. ihrer Art – fand am 13.12. in und beider Grafenlucke bei Winden am See statt. Zeitig in der Früh bestiegen die Teilnehmer am Schwedenplatz den Autobus, um mit selbigem vorerst nach Mannersdorf am

Leithagebirge kutschiert zu werden. Dort wurde unter sachkundiger, einheimischer Führung das örtliche Museum besucht, wo man eine reichhaltige Sammlung an Mineralien und Fossilien, eine archäologische Ausstellung mit Fundstücken aus der Gegend, sowie eine umfassende

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Sammlung zum Thema Steinmetztechnik (eine der ausführlichsten ihrer Art, wie uns der Führer erklärte) zu sehen bekommt. Und da wir uns gerade in der Adventzeit befanden, beherbergte das Museum auch eine liebevoll gestaltete Krippenausstellung. Das Museum ist in einem zweigeschossigen Renaissancebau, welcher ursprünglich als Getreidespeicher diente, untergebracht. Das ursprüngliche Gebäude ist noch sehr gut erhalten, nur für die Einrichtung des Museums wurden geringfügige Umbauten vorgenommen. Allmählich machte uns allerdings die herrschende Kälte zu schaffen, und so fand der nächste Programmpunkt umso größeren Anklang: Es ging weiter zum Mittagessen. Gestärkt und gewärmt brachte uns der Bus nun zur eigentlichen Weihnachtsfeier bei der Grafenlucke, wo wir bereits mit heißem Punsch und Lebkuchen in Fledermausform empfangen wurden. Um 15.00 Uhr begann dann die Feier in und vor der Höhle. Da die Grafenlucke eher die Charakteristik einer Halbhöhle

aufweist (Gesamtganglänge der größten der insgesamt 6 Höhlen: 40 m), fanden nicht alle Besucher in der Höhle Platz, wohl aber ein schön geschmückter Weihnachtsbaum sowie unser – auch schon traditioneller – Höhlenweihnachtsmann DI Heinz Holzmann, welcher an manche der Anwesenden (nur an die, die brav waren?) Geschenke verteilte. Anschließend wurden ein paar Weihnachtslieder angestimmt, und natürlich auch das „Lied der Höhlenforscher“, bei welchem, angesichts der Tatsache, dass es nicht allzu oft gesungen wird, verhältnismäßig richtig und voller Inbrunst mitgesungen wurde. Die anwesenden Kinder machten sich daran, die umgebenden Halbhöhlen zu erkunden, die Erwachsenen wurden dazu ermutigt, die restlichen Punschvorräte zu vernichten, und dann ging es wieder ins Warme, nämlich zum Heurigen nach Winden, wo diese stimmungsvolle Weihnachtsfeier ihren würdigen Ausklang fand. Gesamtteilnehmerzahl 65 Personen.

Revision im niederösterreichischen Höhlenkataster

Lukas Plan und Wilhelm Hartmann

Früher wurden oftmals mehr oder weniger nahe gelegene Höhlen unter einer Katasternummer geführt und jeweils mit Buchstaben versehen (Objekt a, b, c…). Im Österreichi-schen Höhlenverzeichnis sind Buchstaben aber für die Nummerierung bzw. Unterscheidung mehrere Eingänge ei-ner (zusammenhängenden) Höhle vorgesehen. Die Führung mehrerer getrennter Höhlen unter einer Katasternummer ist nicht nur ein Widerspruch im System, sondern vor allem bei der datenbankmäßigen Erfassung der Höhlen ein Prob-lem. Trotz einiger Änderungen durch HARTMANN (2000), gab es noch etliche zu revidierende Objekte. Diese werden hiermit bereinigt, was in der untenstehenden Liste doku-mentiert ist. Die meisten Objekte hatten nur einen Namen, wodurch es nötig war - meist durch Zusätze oder Nummern – diese auf zwei oder mehr Namen abzuwandeln. Insgesamt wurden 15 Objekte auf zwei oder mehr neue Nummern aufgeteilt. Einige „Nebenhöhlen“ waren kleiner als 5 m und somit nicht katasterwürdig weshalb sie nicht mit einer neuen Katasternummer versehen wurden. Folgende Höhlen wurden geändert bzw. haben durch die Aufspaltung neue Katasternummern bekommen. Koordinaten werden nur angegeben, wenn sie relativ genau (<15 m Fehler) im Gelände ermittelt wurden. 1815/156 Abseitshöhle I (vormals 1815/156 a, Abseitshöhle A) Sh. 1120 m, L 16 m, H +9 m) 1815/362 Abseitshöhle II (vormals 1815/156 b, Abseitshöhle B) Sh. 1120 m, L 24 m, H +9 m)

1828/42 a,b Lampelsberghöhle (2 Eingänge, vormals 1828/42 a) Sh. 720 m, L 35 m, H 10 m (+8 m, –2 m) 1828/88 Kleine Lampelsberghöhle (vormals 1828/42 b, 1828/42 c nicht katasterwürdig) Sh. 715 m, L 5 m, H –3,5 m

1836/39 a,b Staffmauernhöhle (2 Eingänge, vormals 1836/39 a) Sh. 880 m, L 35 m, H +16 m 1836/184 Kleine Staffmauernhöhle (vormals 1836/39 b) Sh. 890 m, L 7 m, H +3 m

1836/115 a,b Kögelbergdurchschlupf (2 Eingänge, vormals 1836/115 b) Sh. 1020 m, L 6 m, H +2 m 1836/185 Kögelberghalbhöhle (vormals 1836/115 a) Sh. 1020 m, L 6 m, H +5 m

1837/2 Untere Brigglerhöhle (vormals 1837/2 a) Sh. 550 m, L 5 m, B 20 m, H +6 m 1837/63 a,b Obere Brigglerhöhle (2 Eingänge, vormals 1837/2 b) Sh. 560 m, L 27 m, H +7 m

1837/23 a,b Zufluchtshöhle I (Durchgangshöhle, vormals 1837/23 I) Sh. 834 m, L 7 m, H 0 m 1837/60 Zufluchtshöhle II (vormals 1837/23 II) Sh. 837 m, L 7 m, H 0 m 1837/61 Zufluchtshöhle III (vormals 1837/23 III) Sh. 837 m, L 10 m, H –2 m 1837/62 Zufluchtshöhle IV (vormals 1837/23 IV) Sh. 832 m, L 10 m, H 0 m

1861/21 Schafloch I (vormals 1861/21 a) Sh. 690 m, L 6 m, H +4 m 1861/71 Schafloch II (vormals 1861/21 b) Sh. 680 m, L 9 m, H 0 m

1862/27 a,b Hexenküche (2 Eingänge, vormals 1862/27 a) Sh. 967 m, L 8 m, H +2 m) 1862/103 Teufelsloch (vormals 1862/27 b) Sh. 967 m, L 8 m, H –2 m

1863/78 a-c Radlhäuslhöhle I (3 Eingänge, vormals 1863/78 b) Sh. 755 m, L 18 m, H +7 m

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1863/234 Radlhäuslhöhle II (vormals 1863/78 a) Sh. 755 m, L 9 m, H 0 m

1865/11 a-e Bärenhöhle (Durchgangshöhle mit 3 Deckenöffnungen, vormals 1865/11) Sh. 960 m, L 25 m, H +15 m 1865/40 Bärenhalbhöhle (vormals 1865/11) Sh. 960 m, L 15 m, H +4 m

1867/2 Fleischbänke-Nordhöhle (vormals 1867/2 a) Sh. 740 m, L 6 m, B 13 m, H 2 m 1867/194 Fleischbänke-Südhöhle (vormals 1867/2 b) Sh. 740 m, L 6 m, B 12 m, H 2 m

1869/31 a-c Größenberghöhle (3 Eingänge, vormals 1869/31a) Sh. 405 m, L 16 m, H +2,5 m, BMN-K.734140/308800 ±10 1869/86 Größenbergloch (vormals 1869/31 b) Sh. 405 m, L 5 m, H –1m, BMN-K. 734150/308800 ±10

1914/10 Fuchsloch I (vormals 1914/10 a) Sh. 400 m, L 22 m, H +5 m, BMN-K. 743950/322290 ±10

1914/36 Fuchsloch II (vormals 1914/10 b) Sh. 400 m, L 18 m, H 0 m, BMN-K. 743950/322290 ±10

2872/26 Buchbergkluft I (vormals 2872/26 a) Sh. 440 m, L 11 m, H +4 m2872/86 Buchbergkluft II (vormals 2872/26 b) Sh. 440 m, L 7 m, H 1 m

2911/3 Grafenlucke I (vormals 2911/3 a) Sh. 170 m, L 17 m, H 0 m, BMN-K. 781575/314510 ±4 2911/71 Grafenlucke II (vormals 2911/3 b) Sh. 170 m, L 8 m, H 0 m, BMN-K. 781560/314520 ±4 2911/72 Grafenlucke III (vormals 2911/3 c, 3 weitere Höhlen nicht katasterwürdig) Sh. 170 m, L 6 m, H 0 m, BMN-K. 781560/314530 ±4 Literatur � HARTMANN, W. (2000): Änderungen im

niederösterreichischen Höhlenkataster. – Höhlenkundliche Mitteilungen Wien, 56 (2): 22.

Die Großauerkogelkammer (1815 / 363) im Dürrensteingebiet

Wolfgang Fahrenberger und Walter Fischer

Der 1448 m hohe Großauerkogel (in ÖK 50/71 nicht na-mentlich bezeichnet) befindet sich knapp 500 m SSO der Ybbstalerhütte (1344 m) im unübersichtlichen, teilweise bewaldeten Gelände, welches nördlich vom markierten Weg auf den Dürrensteingipfel, westlich vom markierten Weg auf den Noten und südlich vom Steilaufschwung zum Noten begrenzt wird. Hält man sich vom höchsten Punkt des Großauerkogels in Richtung OSO und wendet sich bei einer Einsattelung in den nördlichen Abhang, erreicht man nach etwa 120 m die kleine, felsige Einsenkung mit der Großauerkogelkammer (1815/363), Sh 1420 m, L 6 m, H -3 m, BMN-K. 652.356 / 296.887 ± 13 Die Einsenkung mit etwa 6 m Durchmesser wird nördlich

und östlich von einer 3 m hohen Felswand begrenzt. Am Fuß befindet sich der 1 m hohe und 1,5 m breite Einschlupf, der über erdige Sedimente und Blöcke in eine max. 1,4 m hohe, bis 3,5 m breite Kammer abwärts leitet. Der Boden besteht aus grobem Blockwerk, nördlich oberhalb einer Stufe zieht eine niedere Fuge zu zwei unschliefbaren Tag-öffnungen aufwärts. Die Vermessung erfolgte am 30.7.2009 durch die Verfas-ser. Etwa 50 m SSW der Großauerkogelkammer öffnet sich der in den HKM 1/2004 beschriebene Schweintzschacht (1815/330), 120 m, OSO befindet sich das Sinterröhrchen-loch (1815/244, siehe HKM 4/1992).

Die Wegscheid-Wasserschwinde (1836/183) am Schlagerboden

Thomas Gundacker und Walter Fischer

Bei einem Besuch des Grubbauern am Schlagerboden bei St. Anton/Jeßnitz, Besitzer der Bärenlucke (1836/180), er-hielt Thomas den Hinweis, dass beim Nachbarn - beim „Wegscheider“ - das Bachbett eingebrochen sei und das Wasser nun in einem „Loch“ verschwinde. Eine erste Erkundung am 25.9.2009 durch die Verfasser zeigte, dass es sich dabei um eine zwar kleine, aber immer-hin katasterwürdige Höhle handelt. Die Befahrung gestal-tete sich durch den hineinplätschernden Bach jedoch als ziemlich feucht und unangenehm. Das Objekt befindet sich im Verlauf eines kleinen Bachbettes mit einem temporären Gerinne, 30 m südwestlich vom Anwesen „Wegscheid“ am Schlagerboden (namentlich eingetragen in ÖK50 Nr. 72) unmittelbar neben der Zufahrtsstraße zu diesem. Das bis 1 m breite Bachbett verläuft in Richtung WSW-ONO zwischen der Straße und einer südwärts ansteigenden, teils sumpfigen Wiese und stellt die höher gelegene

Verlängerung des Höllgrabens dar. Am Grund des 0,7 m tiefen Bachbettes ermöglicht nun eine 1 m mal 0,5 m große, durch zwei Wurzeln zusätzlich verengte Öffnung den Einstieg in die Wegscheid-Wasserschwinde (1836/183), Sh 655 m, L 7 m, H -3 m, BMN-Koord. 670.205 / 315.745 ± 5 Der teils nur durch Blockwerk begrenzte Abstieg mündet in eine 2,5 m tiefer liegende Raumerweiterung. Das herein-plätschernde Gerinne versickert im Boden zwischen Sedi-menten und Blöcken. Ein abwärts führender Schlufansatz wird bereits nach 1,5 m unschliefbar niedrig. In westliche Richtung kann man zu einer schmalen, schrägen Kluftstre-cke kriechen, in der verkeilte Blöcke ein Weiterkommen unmöglich machen. Aus der weiter abwärts ziehenden Stre-cke ist Wasserrauschen vernehmbar. Die Vermessung erfolgte am 9.10.2009 durch die Verfasser.

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Die Wegbauerkogelhöhle (1865/41) bei Schwarzau im Gebirge

Wilhelm Morgenbesser

500 m nördlich des Falkensteins (1013 m) bzw. östlich vom Gasthof Rossböck (Rauraklalm) erhebt sich der ca. 975 m hohe Wegbauerkogel. Benannt ist er nach dem ehemaligen Gehöft Wegbauer, das etwas nördlich vom Gasthof Rossböck lag und von dem heute kaum mehr Mauerreste zu sehen sind. Die Höhle liegt jedoch auf dem Grund des Ge-höfts Baumgarten, wo sich früher ein Eisenhammer, später ein Sägewerk befand. Dies ist heute aber ohne Bedeutung, da beide Liegenschaften vom Chorherrenstift Kloster-neuburg erworben wurden. Die Vermessung der Höhle er-folgte am 26.10.2009 durch G. Gsenger, A. Kollenhofer, H. Kütäubel und M. u. W. Morgenbesser. Basisdaten ÖK 74, BMN-K. 702.560 / 298.841 ±12 (GPS), Sh 830 m, L 11 m, H +1 m, He 11 m Zustieg: Fährt man auf der B 27 von Schwarzau im Gebirge Rich-tung Rohr im Gebirge, erreicht man ca. 1 km nach dem Ortsende das rechts der Straße in der Rotte Gegend gelegene Baumgarten, erkennbar am so genannten Werkhaus, einem mehrgeschossigen Gebäude. Das Fahrzeug stellt man aber am besten links der Straße bei einem Trafo unmittelbar

vor der Schwarzabrücke ab (ca. 620 m Seehöhe). Man folgt nun kurz einem Fahrweg, der am orografisch linken Ufer der Schwarza bzw. eines Werkskanals entlangführt. Kurz nach einem Kraftwerk zweigt rechts ein deutlicher Fußsteig ab, der in östliche Richtung durch den Wald zu den Kletter-felsen im Nordteil der Falkensteinwände hinaufführt. Nach Überquerung einer Forststraße (ca. 760 m) verfolgt man noch kurz den Steig, um dann einen Graben querend in nordwestliche Richtung am Fuß der untersten, niederen Felsstufen zu der nicht übersehbaren Höhle aufzusteigen. Rund 35 m nordwestlich der Höhle und einige Meter höher befindet sich das Ende jener Forststraße, die von der Kote 810, am Arzloch (1865/1) vorbei, hierher führt. Beschreibung Das südwestschauende, dreieckige Portal ist 6 m breit und 2,3 m hoch. Der anschließende, leicht ansteigende Gang behält die Breite bei, die Höhe nimmt bergwärts ab, so dass der tagfernste Teil nur mehr kriechend zu befahren ist. Beim Eingang lagert ein großes Felspaket, ansonsten herrscht Kleinschutt und rötlicher Lehmboden vor. Rund 5 m südöstlich der Wegbauerkogelhöhle befindet sich noch eine niedere, 4 m lange Höhle mit ebenem, großteils laubbedecktem Boden.

Höhlen bei Rohr im Gebirge

Wilhelm Morgenbesser

Rund 2 km nordöstlich von Rohr im Gebirge (683 m) er-hebt sich der Mitterberg (ca. 990 m). Etwa 500 m westsüd-westlich des Gipfels befindet sich in einem Felsaufbau der Mitterbergschlot (1865/42a-d). ÖK 74, BMN-K. 706.310 / 307.467 ±7 , Sh 925 m, L 13 m, H 8 m, He 9 m Der Zugang erfolgt zunächst am besten von Rohr auf dem rot markierten Rundweg über die Marienhöhe. Wo der Weg wieder zu fallen beginnt, steigt man kurz den Rücken zu ei-ner Forststraßenkreuzung empor. Die folgende Straßen-serpentine wird ausgegangen und man erreicht eine weitere am Kamm befindliche Kreuzung. Sich an die obere, Rich-tung Gipfel des Mitterbergs führende Straße haltend, erkennt man nach 300 m den knapp unter der Straße befind-lichen Felsaufbau, in dem sich die Höhle befindet. Am Fuß des Felsaufbaus öffnet sich eine 6 m breite und ebenso hohe, nord schauende Halbhöhle (Eingang a). Von der rund 4 m tiefen Halbhöhle führt ein kurzes, horizontales Gangstück zu der nur von äußerst schlanken Personen eventuell befahrbaren Öffnung b, die sich an der Südseite des Felsaufbaus befindet. Auffallend ist der von der Halb-höhle aufwärts ziehende Schlot, der im Gipfelbereich des Felsgebildes ausmündet (Einstieg c). 2 m nordöstlich davon und etwas tiefer ist ein weiterer Zugang (Eingang d) gege-ben, der allerdings 6 m tief zum Grund der Halbhöhle abbricht.

Steinerhöhle (1866/215) ÖK 74, BMN-K. 702.569 / 303.191 ±8, Sh 650 m, L 9 m, H -1 m, He 9 m 500 m südlich der Einmündung der B 27 in die B 21 in der Rotte Gegend liegt an der B 27 das Gehöft Steiner. Hier zweigt eine Forststraße ab, die den Zellenbach überquert, dann nach Norden umbiegt und in weiterer Folge auf den Größenberg (1102 m) führt. Verlässt man die Straße in der Biegung nach der Brücke und begibt sich 30 m nach Süden (bachabwärts), erblickt man etwa 5 Höhenmeter über dem Bach den Eingang der Steinerhöhle. Das ostschauende Portal ist 6 m breit und 1,5 m hoch. Ein zunächst 3,5 m breiter Gang führt niederer werdend leicht bergab zu einer kleinen Lacke. Dann beginnt der jetzt nur mehr 2 m breite Gang wieder leicht anzusteigen, wobei in den Lehmboden ein kleines Gerinne eingeschnitten ist. Der Lehmboden ist fast in der gesamten Höhle vorhanden, le-diglich im Eingangsbereich lagert eine Laubschicht. Werasöder Durchgangshöhle (1866/216a,b) ÖK 74, BMN-K. 700.299 / 305.462 ±16, Sh 775 m, L 6 m, H 2 m, He 10 m Rund 150 m südlich des Gehöfts Werasöd an der B 21 (1 km westlich des Gasthofs Kalte Kuchl) befindet sich die Naturbrücke bei Werasöd (1866/23). Ein wesentlich ausge-prägteres Höhlenobjekt ist die hier besprochene Höhle, die gut 50 m weiter südlich liegt.

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66. Jg. (2010), Heft 3/4 HKM Seite 47

Bei der Straßenbrücke der B 21 (747 m) beginnt eine Forst-straße, die entlang der Werasöder Wiesen Richtung Tiefental führt. Sie wird linkerhand anfangs von einer Wiese begleitet. Dort wo diese endet, steigt man im Wald kurz auf und gelangt in einen Felskessel. Am linken Rand des Kessels erkennt man den westschauenden Eingang a der Höhle. Das Portal ist 7 m breit und bis 3,5 m hoch. Im rechten Teil des Portals ist eine 1,5 m tiefe Nische zugänglich, während

im linken Teil ein ca. 5 m langer, durchschnittlich 1,5 m hoher Gang zum nordost schauenden Eingang b hinauf-führt. Dieser ist 5 m breit und bis 1,5 m hoch und hier bedeckt eingewehtes Laub den Boden. Ansonsten dominieren Feinsedimente mit Kleinschutt. Die Vermessung der in diesem Bericht beschriebenen Höhlen erfolgte am 8.11.2009 durch A. Kollenhofer, H. Kütäubel und M. u. W. Morgenbesser.

Genetische Charakterisierung der Odelsteinhöhle (Johnsbach, Stmk.)

Lukas Plan

Bei einer Befahrung der Odelsteinhöhle (1722/1) am 20.12.2009 gemeinsam mit Ana Cernok, Margit Decker, Eckart Herrmann, Nico Polner, Simone Pysarczuk und Barbara Wielander konnten Beobachtungen zur Speläogenese gemacht werden. Der Eingang dieser Schauhöhle liegt in einer Seehöhe von ~1080 m etwa 200 m über dem Johnsbach. Sie ist in schwach metamorphen devonischen Kalken der Grauwackenzone entstanden und verläuft ca. 215 m fast geradlinig und meist abfallend mit einigen Parallelstrecken nach WNW, und somit in gleicher Richtung wie das Johnsbachtal. Die Höhle ist aufgrund ihrer teils blau oder grün gefärbten Aragonitbildungen (Eisenblüte) bekannt. Leider sind diese großteils von Mineraliensammlern ausgebeutet worden. Die Profile und die Anlage der Höhle sprechen für eine Entstehung unter (epi)phreatischen Bedingungen, während vadose Formen fehlen. Höhlenkarren (z.B. im Eforations-gang) deuten auf eine Bildung unter epiphreatischen Be-dingungen (in der Überflutungszone) hin. Ebenfalls können schräge spitz zulaufende Auskolkungen (solution pockets) und Deckenkolke (cupolas; z.b. im Hohen Dom) als Bildungen episodischer Flutereignisse interpretiert werden. Deutliche Fließfacetten, deren Asymmetrie recht eindeutig eine einwärts (WNW) gerichtete Paläofließrichtung anzeigt, finden sich nur im Eingangsbereich. An klastischen Sedimenten gibt es neben autochthonem Bruchschutt zum Teil mehrere Meter mächtige Sedimentlagen (z.b. nahe dem Höhlenende) allochthoner Sedimente. Diese sind vorwiegend aus nicht-karbonatischem Material, wie Quarzen und Schiefern der Grauwackenzone aufgebaut. Das Korngrößenspektrum reicht von reichlich Ton und Silt, wenig Sand bis zu Kiesen und Steinen mit bis zu 20 cm Durchmesser. Viele Gänge enden sedimentverfüllt (Höhlenende, Schatz-kammer, Eforationsgang). Auch in den heute zugänglichen Teilen (z.B. Hoher Dom) zeigen paragenetische Decken-karren eine einstmalige Sedimentverfüllung an und die zum Teil über 10 m hohen und nur wenige Meter schmalen Canyonprofile (z.B. vor dem Hohen Dom oder vor dem Eforationsgang) sind ebenfalls als paragenetische Bildungen – wobei die Sedimente an der Höhlensohle nur eine Profilentwicklung nach oben erlaubten – zu interpretieren. Sehr gut in dieses Bild passen auch diverse kleine parallele Röhren (z.B. nach dem Hohen Dom) die als Bypässe er-weitert wurden, während der Gang völlig mit Sediment ver-füllt war. Die Höhle kann somit als Teil eines ehemals allochthon (durch Bäche, die nicht-karbonatische Gebiete

entwässern und in Ponore fließen) gespeisten Systems gedeutet werden, das parallel zum heutigen Tal verlief. Die großen Korndurchmesser der transportierten Sedimente zeigen, dass fallweise Fließgeschwindigkeiten von mehreren Metern pro Sekunde geherrscht haben. Aufgrund der Höhe über dem Vorfluter und Taleintiefungsraten aus anderen vergletscherten alpinen Gebieten (rund 0,1 bis 1 mm/Jahr) ist eine Entstehung im Altpleistozän (1,81 – 0,78 Mio. Jahre) oder eher im Mittelpleistozän (0,78 bis 0,13 Mio. Jahre) wahrscheinlich.

Paragenetisches Canyonprofil am Ende des Führungswegs (Zugang zum Eforationsgang). Wachsende Sedimentbe-deckung an der Sohle hatte zur Folge, dass das Profil nur nach oben erweitert wurde. In einem späten Stadium wurde kein Sediment mehr abgelagert und der Gang wurde auch in die Breite erweitert was zur Schlüssellochform führt. Vadoses Fließen, das für die meisten Canyonprofile verantwortlich ist, spielte bei der Formung dieses Profils keine Rolle, ev. aber bei der Ausräumung des Sediments (Foto: E. Hermann).

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Seite 48 HKM 66. Jg. (2010), Heft 3/4

Kurzbericht: Expedition Furtowischacht, Hochschwab (1744/310)

Lukas Plan

Aufriss des Furtowischachts (1744/310) Zeichnung: L. Plan Jänner 2010 nach Längsschnitten von E. Herrmann u. M. Glusevic.

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66. Jg. (2010), Heft 1/2 HKM Seite 49

� Der Haupteingang ist im Gegensatz zum Nebeneingang nicht

zugeweht (M. Glusevic).

� Im Biwak 350 m unterm Eingang wechseln sich die beiden

Teams ab. (D. Baksic).

� Kleinräumiger trockener Schacht auf -640 m

(M. Glusevic).

� Engräumiger wasserführender Schacht auf

-675 m (M. Glusevic).

� Das Team von oben im Uhrzeigersinn: L. Plan, M. Glusevic, A. Baksic, K. Milisic, L. Sanna, D. Baksic, M. Hammer (M. Glusevic).

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Seite 50 HKM 66. Jg. (2010), Heft 3/4

Von 27.12.2009 bis 2.1.2010 fand eine international be-setzte Forschungsaktion im Furtowischacht statt. Vorerst mussten viele der alten Schachteinbauten zwischen 300 und 600 m unterm Eingang getauscht und verbessert sowie das Biwak auf -350 m neu hergerichtet werden. Leider stand dann nur eine Tour für einen Vorstoß im wasseraktiven Teil von -600 m ausgehend zur Verfügung. Dabei konnte in re-lativ kleinräumigen und kompliziert einzubauenden Schächten bis -682 m abgestiegen werden. Hier setzt sich die Höhle nach einer nassen Engstelle weiter schachtartig fort. Weiters wurde in einer trockenen stark bewetterten Parallelstrecke die auf -620 m ansetzt auf offenem Ende bei -650 m umgedreht. Obwohl sich der Höhenunterschied von 713 m (+1, -712 m) nicht erhöhte, ist es sehr erfreulich, dass nach 7-jähriger Forschungspause wieder alle Strecken in die tiefen Teile saniert sind und die Forschungen nun relativ einfach fort-gesetzt werden können. Die Ganglänge beläuft sich auf 1577 m. Teilnehmer: [AB] Ana Baksic (HR), [DB] Darko Baksic (HR), [MG] Marin Glusevic (HR), [MH] Matthias Hammer (A),

[KM] Katja Milisic (HR), [LP] Lukas Plan (A), [LS] Laura Sanna (I) Ablauf der Forschungen: 27.12.: Anreise, Materialtransport zur Sonnschienalm 28.: mehrfacher Materialtransport zum Einstieg [MH, LS, MG, KM] 28. bis 29. (3 Uhr Früh): Verbesserung der Einbauten und Materialtransport bis zum Biwak -350 m, Ausstieg [AB, DB, LP] 29. (Früh): Materialtransport zum Biwak und Verbesserung der Einbauten bis -420 m, Biwak [MH, MG, KM] 29. (Abend) bis 30. (Früh): Materialtransport zum Biwak und Verbesserung der Einbauten bis -600 m, Biwak [DB, LS] 30.: Neuforschung von -600 bis -685 m (sowie Erforschung einer weiteren Parallelstrecke), Biwak [MH, MG, KM], Materialabtransport vom Eingang [AB, LP] 30. (Abend): Ausbau von -685 m und Materialtransport [DB, LS], direkter Ausstieg vom Biwak gemeinsam mit der anderen Gruppe [MH, MG, KM] bis 31. (Abend) 31. Materialtransport vom und zum Eingang [LP] 1.1. Rasttag 2.1. Materialtransport ins Tal, Abreise

Die Damlata�höhle in Alanya (Türkei)

Helga und Wilhelm Hartmann

Die Damlata�höhle (Damlata� = Tropfstein) ist aufgrund ihrer Lage, ihrer Ausprägung sowie des Tropfstein-schmuckes und ihres Heilklimas wegen interessant und be-suchenswert. Sie befindet sich direkt in Alanya unweit des Strandes im Westen der Festung von Alanya. Die Zufahrt ist gut beschildert. Sie wurde entdeckt, als man 1948 eine Anlegebrücke bauen wollte und das benötigte Material gleich an Ort und Stelle durch Sprengungen gewann. Dies laut einem Buch mit vie-len Fehlern und Ungereimtheiten, das wir in einer Kara-wanserei kauften (siehe Literaturhinweis). Nach der „Ent-deckung“ wurde die Höhle mit ihrem schönen Tropfstein-schmuck sofort verschlossen und unter Schutz gestellt. Ein rühriger Einwohner von Alanya, ein Lehrer, der sich um den Tourismus sehr verdient gemacht hat, las damals in ei-ner Zeitung, dass im 2. Weltkrieg Leute in einer Höhle in Deutschland Zuflucht gesucht haben und jene unter ihnen, die an Asthma und Bronchitis litten, in ihr Linderung, ja Heilung ihres Leidens fanden. Er meinte, dies könnte auch in der neu entdeckten Höhle der Fall sein. Er überzeugte of-fizielle Stellen und es begannen eingehende Untersuchun-gen durch Geologen, Ärzte und Chemiker. Sie alle kamen letztendlich zu dem Schluss, dass die Höhle genauso gut wie die in Deutschland für Heilzwecke genutzt werden kann. Der Eingangsbereich der Höhle wurde etwas erwei-tert und mit Blumen sowie Pflanzen verschönert. Sodann ging ein Bericht mit Bildern unter dem Titel „Heilung für Asthmakranke in der Tropfsteinhöhle von Alanya“ an türki-sche Tageszeitungen. Die Sache erregte große Aufmerk-samkeit und Heilungsuchende strömten in einem Ausmaß herbei, dass Private Unterkünfte zur Verfügung stellten und ein Hotel gebaut wurde. In der Folge zeigten ärztliche Untersuchungen der Patienten, dass tatsächlich eine

deutliche Besserung, ja in vielen Fällen auch eine Heilung ihres Leidens eintrat. Wir besuchten die Höhle im Jänner 2010 im Rahmen einer Reisegruppe und so konnten wir nicht allzu viel herum-schnüffeln. Wir wissen nicht, ob sich hinter den Tropfstein-säulen im Eingangsbereich noch Fortsetzungen befinden und so können wir die Ganglänge nur aufgrund der von uns besuchten Teile auf 50 bis 100 m schätzen. Die Höhle wird ohne Führer betreten. Der Eingang befindet sich in einem Raum mit dem Kassahäuschen; der Eintritt kostet TL 4,50 (= ca. € 2,50). Ein schmaler Durchgang zwischen großen Tropfsteinsäulen und auf unebenem Sinterboden führt nach ca. 20 m zu einer Plattform, von der man über eine Treppe fast 10 m in einen rund wirkenden, domartigen Raum mit maximal 15 m Durchmesser und ebensolcher Höhe hinab-steigt. Im Deckenbereich sieht man schöne Tropfstein-bildungen, die Wände bestehen bis zu einem gewissen Be-reich einerseits aus Konglomerat und andererseits aus blan-kem Fels; letzterer bildet auch die Wände und die Decke einer gebückt begehbaren, teils mehrere Meter breiten und ca. 20 m langen Fortsetzung (Taschenlampe!). Man kann sich vorstellen, dass die Wandbeschaffenheit auf den Ein-fluss von Wasser zurückzuführen ist, man befindet sich ja auf Meeresniveau. Der Boden besteht aus feuchtem Kies. Eine mehrsprachige Tafel im großen Raum gibt einige In-formationen zur Höhle, wobei das Alter der Tropfsteine mit 10.000–15.000 Jahren angegeben wird. Das steht auch so in dem o.e. Buch, doch wird dort gleichzeitig an anderer Stelle auch das Alter der Höhle so angegeben. Im Raum stehen auch eine Reihe von Bänken, auf denen die heilungssuchenden Patienten drei Wochen lang täglich von 6 Uhr bis 9 Uhr ausharren müssen. Danach dient die Höhle als Schauhöhle. Die Temperatur beträgt konstant 22,3 °C bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit.

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66. Jg. (2010), Heft 3/4 HKM Seite 51

In dem oben angeführten Buch werden noch eine Reihe an-derer Höhlen bei Alanya beschrieben. Die nachfolgenden Informationen sind daraus entnommen. Bei einer Bootstour können von Alanya z.B. drei Höhlen besucht werden. Eine große Höhle, in die man hineinfahren kann, ist die Piratenhöhle, auch Mädchenhöhle genannt, weil die Piraten hier angeblich entführte Mädchen versteckt hielten und die auch als Warenlager für die Diebsbeute diente. Sie ist „10 m breit und beim Eingang 5-6 m hoch“. Danach „erhebt sie sich wie die Kuppel einer Moschee, von der farbige Stalagmiten und Stalaktiten herunterhängen“. Die Höhle wird als Picknickplatz empfohlen. Die Ausdeh-nung der Höhle wird nicht erwähnt. In westlicher Richtung weiterfahrend kommt man zur Grotte der Verliebten. Als nähere Angabe wird nur er-wähnt, dass sie ca. 1-2 m über dem Meeresspiegel liegt und „etwas breiter“ ist. Die dritte Höhle, in welche man wieder mit dem Boot hineinfahren kann, ist die Phosphorgrotte. Vor allem am Nachmittag kann man „schillernde Farben im Meer“ beo-bachten. Sonst gibt’s keine weiteren Informationen. Andere Höhlen in der Umgebung von Antalya werden im Buch ebenfalls beschrieben, und zwar die Hasbahçe-Grotte, Die Kad�ini-(Çatak)-Grotte und die Dim-Grotte (Gâvurini). Die Hasbahçe-Grotte liegt im Bezirk Küçük Hasbahçe Mahallesi des Ortes Ini�dibi und 4 km von Alanya entfernt. Sie ist größer als die Damlata�höhle und weist ebenfalls Tropfsteinbildungen auf. Ein Kaufmann hat hier einmal Orangen und Zitronen gelagert. In dem o.e. Buch wird angedeutet, dass sie vielleicht einmal eine bedeutende Einnahmequelle durch den Tourismus bedeuten kann. Die Kad�ini Grotte befindet sich 15 km in nordöstlicher Richtung vom Stadtkern im Bezirk Çatak zwischen den Dörfern Badema�ci und Oba. Durch Picknickplätze herrscht hier lebhaftes Treiben und auch wird mit der Eröffnung der Höhle für Schauzwecke spekuliert. Bei Ausgrabungen im Jahre 1957 wurden u.a. menschliche Skelette entdeckt. Zu den Funden gibt es keine näheren Angaben. Da im Buch kein Erscheinungsdatum zu finden ist, sind beide letztgenannten Höhlen vielleicht ohnehin schon Schauhöhlen. Die Dim-Grotte liegt 12 km östlich von Antalya am Hang des 1649 m hohen Cebeireis Berges mit dem Portal hin zu Antalya und auf einer Straße erreichbar. Sie spielt für den Tourismus eine große Rolle. Die Beschreibung lautet fol-gendermaßen: „Zum Norden hin ist ein großer Spalt mit ei-ner kleinen Öffnung, die nach 350-400 m zur eigentlichen Dim-Grotte führt“. Es werden weiters Tropfsteinbildungen und ein See erwähnt. Von der Piratenhöhle, der Phosphor-höhle sowie von den drei Tropfsteinhöhlen sind im er-wähnten Buch Fotos vorhanden. Das Buch ist übrigens sonst auch reichlich mit Fotos versehen. Ansichtskarten von

der Damlata�höhle erhält man in einem Shop direkt beim Eingang. Fährt man von Alanya über Antalya nach Demre und in die Vorberge des Taurusgebirges, erlebt man nicht nur eine eindrucksvolle Karstlandschaft sondern man sieht oftmals in den Abhängen und Felswänden Höhlenportale. Die Felswände treten vor allem gegen Demre zu unmittelbar an die Straße heran; einmal erhascht man beim Vorbeifahren sogar den Blick in eine Tropfsteinhöhle etwas unter dem Straßenniveau. Die Karainhöhle liegt 27 km nordwestlich von Antalya. Wir haben sie nicht besucht und besitzen von ihr lediglich eine Ansichtskarte, die vier Ansichten zeigt: zwei Höhlen-motive, eine eingemeißelte Inschrift auf einer Felswand und dann noch den Berghang mit dem Eingang, der ob der Kleinheit des Bildes nur schwer zu erkennen ist. Es dürfte sich um eine Schauhöhle handeln. Unserem türkischen Rei-seleiter war lediglich zu entlocken, dass man die Höhle be-suchen kann, aber man muss zu Fuß hingehen. In der Tief-garage von Antalya, wo während des Besuches des ein-drucksvollen Düden-Wasserfalles unser Bus wartete, fan-den wir zu unserer Überraschung eine Vitrine mit archäolo-gischen Funden, u.a. auch aus der Karainhöhle. Die Funde aus der Höhle reichen bis ins Paläolithikum zurück. In dem Buch fanden wir auch einen Hinweis auf eine Pub-likation des Geologen Temuçin Aygen mit dem Titel „Höhlen der Türkei“; es gibt aber keine näheren Angaben dazu. Sollte jemand aus Höhlenforscherkreisen Unterlagen über die in diesem Beitrag beschriebenen Höhlen besitzen, wür-den wir gerne Kopien für den Vereinskataster anfertigen. Es wäre auch wünschenswert, weitere Informationen in den „HKM“ zu veröffentlichen. Zuletzt noch ein Hinweis über Pamukkale. Diese phantas-tischen Sinterwasserbecken sind abends zum Teil beleuch-tet und bieten einen tollen Anblick. Am Fuße dieser Bil-dungen ist ein großer Teich angelegt, den man umrunden kann. Alles wirkt sehr neu. Außerdem kann man bei einem Kassahäuschen im rechten Bereich um TL 20 eine Eintritts-karte erstehen und über einen quer von rechts nach links durch die Becken angelegten beleuchteten Steig hinauf-gehen. Wir waren um 20.30 Uhr dort und hätten diesen Ge-nuss erleben können wenn wir noch türkische Lira besessen hätten. In Euro kann man hier nicht zahlen und offensicht-lich auch nicht wechseln. Literatur � HA�IM YETKI (ohne Jahr): Alanya. Von der

Gegenwart bis zur Neuzeit. Das alte und neue Alanya. 192 Seiten.

Expedition in die Voronya Höhle 2009

Darko Bakši� (Zagreb)

Unser kroatischer Freund und Vereinsmitglied, Darko Bakši�, der auch schon mehrmals an Forschungen in Österreich in der Dachstein-Mammuthöhle und im Furtowischacht (siehe voriger Beitrag) mitwirkte, nahm an einer Expedition in die tiefste Höhle der Welt teil. Die Übersetzung von der englischsprachigen Homepage www.speleologija.hr/voronya/voronya.html erfolgte dan-

kenswerterweise durch Veronika Dittes. Der Text wurde etwas gekürzt. Er wird auch am 20.4. in einem Vortrag in der Speläologischen Vortragsreihe darüber berichten (siehe Programm). [Lukas Plan] Vom 23.10. bis 18.11.2009 nahmen Robert Erhard und Darko Bakši�, Mitglieder der Speläo- Abteilung im Alpin

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Seite 52 HKM 66. Jg. (2010), Heft 3/4

klub Velebita, des Speläologischen Komitees der Kroati-schen Bergsteigervereinigung sowie der Kroatischen Berg-rettung, an einer Expedition in die Voronya Höhle teil, der mit -2191 m derzeit weltweit tiefsten Höhle. Unter der Leitung von Denis Provalov und Oleg Klimchouk wurde durch ein fünfzehnköpfiges Team aus Russland, der Ukraine, Ungarn und Kroatien in einem Seitenarm auf -1980 m weiter geforscht. Ziel war es, durch Grabungs-arbeiten eine Umgehung des Siphons Kvitochka befahrbar zu machen, um Tauch- und andere Ausrüstung in Zukunft einfacher zum dahinter liegenden Siphon Dva Kapitana transportieren zu können. Im Sommer 2008 war bereits 8 Tage an der Erweiterung des Ganges gearbeitet worden; im Rahmen der hier beschriebenen Expedition kamen noch-mals 6 Tage dazu. Weitere 2 bis 3 Tage sind nötig, bis der Gang auf die gesamte Länge einen durchgehenden

Ausrüstungstransport erlaubt. Die Wiederaufnahme der Arbeiten ist für Ende Jänner oder August 2010 geplant, abhängig von der Wetterlage und den verfügbaren finanziellen Mitteln. Die Teilnehmer: Valerij Akulenko (RUS, Mezdurechensk), Darko Bakši� (HR, Zagreb), Denis Provalov (RUS, Mos-kau), „Bazilej“ Jurij Bazilevskij (RUS, Chelyabinsk; ab 31.10.2009), „Robi“ Robert Erhardt (HR, Zagreb), „Dima“ Dimitrij Fedotov (UA, Poltava), „Vasya“ Vasilij Hohrin (RUS, Samara), „Klim“ Oleg Klim�uk (UA, Kiev), Peter Kunisch (HU, Budapest), Attila Nyerges (HU, Budapest), Denis Pataki (HU, Budapest), „Misha“ Mihail Rafikov (RUS, Yekaterinburg), Andrej Rjanskij (RUS, Moskau; ab 31.10.2009), Vlad Troc (RUS, Moscow), „Dima“ Dimitrij Vikor�uk (RUS, Yekaterinburg).

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Beschreibung der Voronya-Höhle vom Eingang bis zur Game-Over-Halle Der Einstiegsschacht ist 57 m tief und führt in einen engen, mäandrierenden Canyon mit drei kürzeren Schachtstufen. Über sie erreicht man einen weiteren Schacht von 115 m, der in eine Halle mündet. Schliefen durch einen weiteren mäandrierenden Gang führt in einen 43 m-Schacht, in des-sen oberem Drittel zwei Seile eingebaut sind. Eines führt in den Canyon Krym und weiter abwärts zum Grund der Höhle. Das andere führt in den Nekujbyshevskaja genannten Seitenteil. Über Krym gelangt man zu einem 110 m-Schacht, der ebenfalls doppelt eingebaut ist. Beide Seile münden nach 40 m in eine Querung. Eines führt in den Canyon Mozambique, der sein Ende im weitläufigsten und größten Schacht der Höhle findet, 152 m tief und in -500 m in eine Kammer mündend, die bisher als Lagerplatz verwendet wurde. Weiter geht es durch den aktiven Canyon Sinusoida, der sowohl in horizontale als auch in vertikale Richtung durch Mäander gekennzeichnet ist. Im Normalfall bewegt man sich hier am Boden des Canyons, bei Hochwasser auf höhergelegenen Ebenen. Der Sinusoida endet in einem großräumigen Schacht von 2 m +71 m, dem Petit Dru, dessen Grund auf -700 m liegt. Hier, auf -700 m, wurde der erste Biwakplatz errichtet. Er kann drei bis vier Personen aufnehmen. Zwischen -700 und -1100 m finden sich große Mengen an Wasser. Jeder Schacht ist gleichzeitig Wasserfall, dem-entsprechend bestehen die Einbauten vor allem aus Traver-sen und Umlenkungen. Die Reihenfolge der Schächte nach dem Biwakplatz auf -700 m bis zum (heute ungenutzten) Camp auf -1215 m lauten: 24, 45, 43, 40, 40, 49, 40, 28, 33 und 71 m. Weitere Schächte von 22, 21, 21, 10, 29 und 23 m führen zum nächsten und geräumigsten aller Biwak-plätze, Sandy Beach auf -1410 m. Er kann zwischen 10 und 12 Höhlenforscher beherbergen. Hier sind auch Trocken-tauchanzüge gelagert, die angezogen werden, bevor man über einen kurzen Canyon und zwei Schachtstufen (17 und 12 m) den Weg zum 1. Siphon auf -1440 m fortsetzt. Im Winter weist der Siphon eine Länge von 3 m und eine Tiefe zwischen 1 und 0,5 m auf und kann mit angehaltenem Atem überwunden werden. Im Sommer steigt der Wasserstand und damit die Siphonlänge auf 6 m, was kleine Pressluft-flaschen zum Betauchen nötig macht. Die Ausrüstung wird mittels eines Seils durch den Siphon gezogen. Dem Siphon folgen zwei Schächte: Second Life (35 m) und Everest (12 m). Hier werden die Trockentauchanzüge abgelegt. Nach kurzer Zeit erreicht man einen Canyon mit der engsten Stelle der Höhle, die jedoch glücklicherweise nicht lang ist. Der Weg wird durch den Shining Meander fortgesetzt, einen wunderbaren, aktiven Canyon mit reichlich Wasser. Um durch den Everest-Schacht ins KSS-Biwak auf -1640 m zu gelangen, wird eine Serie weiterer Schächte befahren (15, 25, 15, 18, 30, 5 und 18 m). Das KSS liegt an einem Platz, an dem sich die Höhle teilt: Ein Gang führt zum Blue Sump, der andere zum Grund der Höhle. Beim KSS beginnt das Schliefen. Zwischen -1640 m und -1700 m erstreckt sich The Way to the Dream, eine enge Passage, die in seichtem Wasser liegend überwunden werden muss. Die Höhle verläuft hier gewinkelt in die Tiefe und weist beeindruckende Kolke und Sinterformationen auf. Die Wände sind dunkel und stellenweise von Mergel-Adern durchzogen. Auf 1970 m liegt das Peremi�ka-Biwak, Lager für 4 Personen. Es folgen

zwei weitere Schächte, von denen der größere den Namen Millennium trägt, denn hier überschreitet man die magische 2000 m-Marke. Der Weg zwischen -2060 und -2080 m führt durch eine 10 m lange, niedrige Passage, deren Wand mit Lehm bedeckt ist. Ein 20 m-Schacht endet schließlich auf -2140 m in der Halle Game Over. Unmittelbar vor dem Peremi�ka zweigt ein Gang zum Kvitochka-Siphon ab. Zwei weitere Siphone, Odnir (-2010 m) und Unitaz (-2070 m) weiter erreicht man den Dva-Kapitana-Siphon auf -2140 m. Letzterer wurde weiter hinab zu dem bisher tiefsten erreichten Punkt auf -2191 m betaucht. Expeditionstagebuch Freitag, 23.10. Zu Mittag erreichen wir den Ausgangspunkt unserer Reise, Pleso Airport in Zagreb. Sowohl Robi als auch ich haben je 40 kg Ausrüstung dabei und machen den Damen am Check-In schöne Augen, damit sie es uns mitnehmen lassen. Wir haben Erfolg und tragen schließlich auch noch unsere je 18 kg Handgepäck mit einem verbissen-tapferen Lächeln in den Flieger. Um 14:10 heben wir ab und nach 3 Std. Flug sind wir in Moskau, wo wir uns aufmachen, Denis Provalov zu treffen. 24.10.: Denis fliegt mit uns weiter in die Stadt Sotschi wo uns Vasya abholt. Am Abend machen wir uns auf und überqueren nach einigen Zollformalitäten die Abchasische Grenze, eine Brücke über den Fluss Psou – wie alle anderen zu Fuß, Unmengen von Gepäck tragend. Ein Taxi bringt uns zum Motel, dem vereinbarten Treffpunkt für einen Teil des Expeditionsteams. Sie sind bereits da, manche aus weit entfernten Orten wie dem Ural oder Sibirien. Nach einem ersten Kennen lernen und Abendessen fahren wir zu jenem Haus weiter, das seit Jahren den Ausgangspunkt für Höh-lenexpeditionen im Arabika-Massiv darstellt. 25.10.: Um 2 Uhr Früh wache ich auf. Mein Zimmerkollege Vlad schnarcht wie ein sibirischer Bär. Aus meinem Ruck-sack fische ich Schlafsack und Isomatte und verlege meine Schlafstätte in den Garten. Robi schläft trotz all des Geschnarches den Schlaf der Gerechten. Wie er das macht, ist mir ein Rätsel – bis zu dem Moment, in dem er am Mor-gen die Oropax aus den Ohren zieht. In der Früh fährt Provalov los, um Klim (Oleg Klimchouk) und den Rest des Ukrainischen Teams zu holen. Andere fahren während-dessen nach Sotschi und kaufen die Verpflegung für die Expedition. Als die Mannschaft vollzählig ist, beginnt das Verpacken. Das Karbid wird in Plastikbehälter gesteckt, das Essen peinlich genau nach Mahlzeit, Biwak und Zahl der Esser portioniert und akribisch verpackt. 26.10.: Gemeinsam mit Klim und Vlad starten Robi und ich schon einen Tag früher zur Höhle. Die Autofahrt ist eine einzige akrobatische Einlage, denn mit unserem Körpergewicht müssen wir immer wieder der Schwerkraft entgegenwirken, damit das Auto in gefährlichen Schräglagen nicht tatsächlich kippt. Vom Ende der Straße bis zum Camp auf 2000 m Seehöhe ist es ca. 1 Std. Fußmarsch, den wir in den nächsten Tagen noch etliche Male machen werden, um Material zu transportieren. 27.10.: Nach einem weiteren Materialtransport sichten Robi und ich die nahe gelegene Ž-13-Höhle, die zwischen Expe-

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ditionen als Materialdepot verwendet wird. Wir finden dort eine ganze Menge Zeug. Der Rest des Teams kommt um ca. 15:30 an. Endlich sind alle da, auch die Ungarn, die ei-nen Zug verpasst haben und daher einen Tag später ange-kommen sind. 28.10.: Der Einstieg der Voronya liegt ca. 150 m vom Camp entfernt auf 2256 m Sh um ca. 13:30, nach einem weiteren Materialtransport, starten wir unsere Befahrung. Team 1 überprüft die Einbauten, die anderen folgen und transportieren je einen schweren Schleifsack zum Krym-Canyon auf -240 m. Um 19 Uhr sind wir wieder draußen, Regen und Wind schlagen uns entgegen. 29.10.: Die ganze Nacht hat es geschüttet, gedonnert, ge-blitzt und noch vor dem Morgengrauen wurde aus dem Re-gen Schnee. Provalov, Klim, Misha, Kajo, Attila und Denis brechen gegen 10 Uhr auf, um auf -700 m ein Biwak ein-zurichten. Der Rest von uns ist damit beschäftigt, den Schnee von den Zelten zu kehren und noch mehr Aus-rüstung ins Lager zu holen. Gegen 20 Uhr ist das Höhlen-Team zurück und schließlich klart auch das Wetter auf. 30.10.: Gegen 13 Uhr ist die Planung für den Tag endlich so weit. In 3 Teams legen wir los. Team 1 (Provalov und Misha) und 2 (Dima und Vasily) bringen auf ihrem Weg insgesamt vier Schleifsäcke zum Krym und lagern drei vor dem Sinusoida-Canyon (-500 m) zwischen. Robi und ich steigen als Team 3 gleich danach ein. Die viele Ausrüstung, die auch wir mit dabei haben, ist in den Canyons ziemlich hinderlich. Im Biwak auf -700 m treffen sich alle. Provalov steigt wieder auf, Misha schließt sich Team 2 an und ge-meinsam gehen sie weiter bis zum Sandy-Beach-Biwak (-1410 m). Team 3 holt die drei Schleifsäcke, die weiter oben vor dem Sinusoida deponiert worden sind, ins -700 m-Biwak. 31.10.: Wir kochen uns Spaghetti und "Eintopf nach Groß-mutters Art“, trinken jede Menge Tee und erhalten An-weisungen von der Oberfläche. Zwei Materialsäcke sind im Krym (-240 m) deponiert und müssen ins Sandy-Beach (-1410 m) gebracht werden, also machen wir uns auf den Weg. Die Ungarn bringen Materialsäcke direkt auf -1410 m. Andere, die schon auf -1410 m sind, steigen auf -700 m auf, um dort deponiertes Material zu holen. Überall in der Höhle wird irgendetwas irgendwohin transportiert. Kurz nach Mitternacht haben wir und die Schleifsäcke Sandy Beach erreicht, wo sich auch die Ungarn befinden. Es ist Vasyas Geburtstag, und wir feiern mit einem Schluck Cognac. Bis wir schlafen gehen ist es sehr spät, fast 4 Uhr. 1.11.: Um 8 Uhr kriechen wir aus den Federn, mit ziemlich wenig Schlaf. Robi und ich gesellen uns zu Misha, Dima, Dima und Vasya. Heute wollen wir den ersten Siphon auf -1440 m durchtauchen. Das Frühstück und das Anziehen der Trockentauchanzüge braucht viel Zeit. Es ist 14 Uhr, als wir endlich den Siphon in Angriff nehmen. Einem Seil entlang ziehen wir uns mit angehaltenem Atem und ohne Maske (man sieht ohnehin nichts) durch. Zu guter letzt schleifen wir unsere insgesamt 12 Transportsäcke durchs Wasser. Weiter geht es durch einen Schacht, nach dem wir uns aus unseren Tauchanzügen schälen. Nicht viel später haben wir eine Engstelle erreicht, an der wir alle Ausrüstung ablegen müssen, um uns durchquetschen zu können. Gemeinsam steigen wir weiter zum KSS-Biwak auf

-1640 m ab. Dort haben sechs Menschen Platz, exakt passend für uns. Das Abendessen beschließen wir gut gelaunt und, wie es Brauch ist in solchen Tiefen, mit Kaviar. Währenddessen machen sich Provalov, Klim und Bazilej von der Oberfläche auf den Weg ins Sandy Beach (-1410 m). 2.11.: Schon wieder nicht genug Schlaf. Misha und Vasya machen sich auf den Weg auf -1480 m, wo jetzt Material-säcke geholt werden müssen. Hingegen die beiden Dimas, Robi und ich werden weiter absteigen, bis ins Peremi�ka-Biwak auf -1960 m. Es dauert nicht lange, und wir sind an The Way to the Dream angelangt. Tatsächlich ist es wie im Traum, genauer gesagt wie in einem Albtraum. Der Weg von -1640 auf -1700 m ist eine einzige Engstelle, die man nicht mit mehreren Schleifsäcken gleichzeitig passieren kann. Stattdessen schiebt man sich seitlich vorwärts, stets halb in Wasser liegend, mit dem sich die komplette Klei-dung langsam aber sicher voll saugt. Hinter einem schleift man das Gepäck her, das sich fortwährend irgendwo ver-keilt und das man ständig in irgendeine Position treten und quetschen muss, um es überhaupt irgendwie am Seil nach-ziehen zu können. Danach folgen mehrere Schachtstufen und die Höhle belohnt mit reichlich Schmuck. Eine Passage mit Wasserbecken und Sinterformationen folgt der nächs-ten. Wir fotografieren. Robi ist vor mir, dann wieder hinter mir. Auf diese Art wechseln wir uns ab, fortwährend den kroatischen Tiefenrekord brechend: -1700, -1800 m, und immer weiter. Schließlich sind wir im Peremi�ka (-1960 m) angelangt, wo wir die Nacht verbringen werden.

Die beiden Dimas können ihre Schlafsäcke nicht finden. An sich ist es keine große Sache, denn wir haben genug Benzin mit, um zur Not die ganze Nacht zu heizen und uns warm zu halten. Dennoch kontaktieren wir Misha, Vasya Provalov, Klim und Baziley im KSS. Es wird ein Wechsel in der Besatzung beschlossen: Provalov wird sich auf den Weg hierher ins Peremi�ka machen und zwei Schlafsäcke mitnehmen. Robi und ich sollen dafür ins KSS wechseln.

Robi und ich schauen einander an: An sich ist der Plan für uns in Ordnung. Aber vorher werden wir noch hinunter zur Game-Over-Halle gehen, komme was wolle. Wer weiß, ob wir später noch eine Gelegenheit dazu haben werden. Die beiden Dimas verstehen unser Anliegen und helfen uns be-reitwillig. Wir beeilen uns. Endlich erreichen wir um 22:40 die Game Over auf -2080 m. Im sandigen Boden hinterlas-sen Robi und ich unsere Spuren, die bald vom Wasser weg-gespült sein werden, so wie jene der Speläologen, die ihren Fuß vor uns hierher gesetzt haben. Wir machen Fotos mit Dima. Der kroatische Tiefenrekord! Unsere Freude kennt keine Grenzen. Ein Höhlenforschertraum wird Wirklich-keit.

Danach machen wir uns auf den Weg zurück zum Peremi�ka-Biwak, um nun tatsächlich ins KSS aufzubrechen. Provalov ist bereits im Peremi�ka, als wir dort eintreffen. Er schimpft ein wenig, dass wir nicht auf ihn gehört haben und statt zum KSS in die Game Over gegangen sind. Doch dann sieht er uns strahlen, sieht, dass wir noch genug Energie für den Weg vom Peremi�ka ins KSS übrig haben und freut sich mit uns. Wir sind so enthusiastisch, dass uns nichts unsere Freude verderben kann. Der Aufstieg von 3 Std., das Schliefen durch Wasser, das uns jetzt auf dem Weg ins KSS erwartet, macht uns genauso wenig aus wie die Tatsache, dass wir seit Tagen

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nicht anständig geschlafen haben und auch im KSS nicht anständig schlafen werden. 3.11.: Innerhalb von 3 Std. haben wir KSS erreicht. An den Öfen versuchen wir uns zu trocknen und wecken dabei die Kollegen. Anschließend quetschen wir uns in ihre Schlafsä-cke. Um 8 Uhr telefonieren wir mit der Oberflächen-Crew. Aufgeregt teilen sie uns mit, dass es in 2 Tagen 2 m Neuschnee gegeben hat und die Gefahr von Lawinen hoch ist. Eine ist schon abgegangen, hat einen Teil des Hauptzelts zerstört und die ganze Verpflegung mitgerissen. Die kleineren Zelte sind mit Schnee bedeckt, genau wie der Höhleneingang. Schnell ändern wir der bisherigen Plan: Jemand muss schnellstens nach oben, um das Camp an einen sicheren Platz zu verlegen und einen Weg zu finden, den Berg zu verlassen. Robi und ich gehen los, Provalov mit uns. Das restliche Team macht sich auf, um wie ursprünglich geplant den Bypass zum Kwitocha-Siphon zu erweitern. Wir alle wissen, dass jetzt ein Rennen gegen die Zeit begonnen hat. Robi, Provalow und ich werden informiert, dass es an der Oberfläche extrem kalt ist. Die dortige Crew schafft es al-leine nicht, die Zelte aus dem Schnee auszugraben. Nass und erschöpft aus der Höhle zu kommen, in eisige Kälte und unerbittliches Wetter, ohne Chance, sich an einen ge-schützten Platz zurückzuziehen? Die Chancen, zu überle-ben, wären gering. Was kommt da draußen auf uns zu? Wir müssen uns zuerst aus der Höhle ausgraben, dann den Weg zum Camp freimachen, das Zelt ausgraben und es anschlie-ßend an einen sicheren Platz verlegen. Wenn wir das alles schaffen wollen, brauchen wir jetzt dringend Erholung und Schlaf. 4.11.: Wir wachen auf. Bis zu diesem Punkt ist alles gut gelaufen, aber die Schlacht ist noch nicht geschlagen. Draußen kann es gut und gerne unwirtlich, ja gefährlich sein, und möglicherweise lauert Gefahr durch Lawinen. Wir kochen Tee und essen, was noch da ist. Provalov, dessen Schleifsack leicht ist, geht voran, um die Lage draußen so schnell wie möglich zu erkunden. Robi und ich brechen mit je einem Schleifsack in das Biwak auf -700 m auf. Dort können wir unsere Sachen trocknen, nötige Reparaturen vornehmen, essen und schlafen. 5.11.: Um 6 Uhr Früh stehen wir auf – wir wollen so bald wie möglich los. Im Sinusoida-Canyon überhole ich Robi, aber auf den finalen 100 m gibt meine Helmlampe den Geist auf. Ich gehe mit meiner Tikka weiter. Um 14 Uhr ist das Ziel erreicht. Ich passiere den schneebedeckten Höhleneingang und höre Provalov meinen Namen rufen: "He, Darka!" Er ist gestern in 5 Std. und 45 Min. aus einer Tiefe von -1400 m aufgestiegen, um anschließend mit bloßen Händen zu versuchen, den Eingang frei zu räumen – und zu scheitern. Erst mit Hilfe eines improvisierten Werkzeugs, das er gebastelt hat, konnte er in zweieinhalb-stündigem Graben schließlich durchstoßen. Ein weiterer Rückschlag folgte: Oben angekommen hatte ihn der weiche Schnee nicht getragen. Auf dem Bauch vorwärts robbend hatte er sein Gewicht verteilt und es so zum Camp ge-schafft. Heute war er zum Eingang der Voronya zurück-gekehrt, um ein Seil als Ariadnefaden zum Camp zu legen. Im Gegensatz zu Provalov haben wir Glück. In der Zwi-schenzeit hat sich der Schnee etwas verfestigt, sodass wir zum Zelt gelangen können. Dennoch wird mir schnell eis-kalt und mir droht Hypothermie. Unser Zelt schaut aus dem

Schnee heraus, rasch krieche ich hinein. Valery von der Oberflächencrew versorgt mich mit heißem Tee. Als Dan-keschön überreiche ich ihm einen wunderschönen Stein aus der Voronya. Wir beide sind glücklich. Robi kommt 2 Std. nach mir an. Im ganzen Camp herrscht Chaos. Es kostet uns Stunden, das von der Lawine mitgerissene und verschüttete Haupt-zelt wieder freizuschaufeln. Wir hören das Grollen von ab-gehenden Lawinen und auf den benachbarten Hängen kön-nen wir die Bewegung der Schneemassen sehen. In der Nacht schneit es von neuem und wieder brechen wir die Zelte ab, um sie an geschützterer Stelle wieder aufzubauen. In der Höhle verläuft währenddessen alles nach Plan. Auf ca. -2000 m wechseln sich die Teams beim Graben ab. An-fangs arbeiten sie sich von beiden Seiten vor, um möglichst zeiteffizient zu arbeiten, doch schließlich geben sie diese Vorgehensweise auf. Die Luftqualität zwischen dem Kvitocha- und dem Podnir-Siphon ist zu schlecht. 6.11.: In der Nacht hat es aufgeklart und das Camp wird vom Vollmond erhellt. Die Temperaturen sind drastisch ge-sunken. Ein wunderbarer, sonniger Tag beginnt. Nach dem Frühstück fahren wir damit fort, das Camp aus dem Schnee auszugraben und ein kleines ungarisches Zelt vom Schnee zu befreien, das unter der Last zusammengebrochen ist. Aus Teilen des zerstörten Hauptzeltes konstruieren wir eine neue Küche und bringen die Lebensmittel, die wir aus dem Schnee bergen können, dort hin. Robi schafft es, das Strom-aggregat zum Laufen zu bekommen, sodass wir die Akkus laden können. Zweimal täglich sprechen wir mit dem Team in der Höhle. Die Ungarn befinden sich auf dem Weg nach oben und tragen je zwei Materialsäcke von -1410 m auf -700 m hinauf. Am Grund arbeitet inzwischen das dortige Team im Schichtbetrieb fieberhaft weiter, 24 Std. täglich. 7.11.: Ein weiterer beeindruckend schöner Tag bricht an. Angesichts des strahlenden Sonnenscheins wirken alle Sor-gen, Bedenken und Unwegsamkeiten wie weggeblasen. Die Sonnenauf- und Untergänge hier im Arabika-Massiv sind atemberaubend. Vom Schnee umgeben blicken wir hinunter aufs Meer. Schon früh brechen wir zum Gebirgspass auf, wo uns zu Beginn der Expedition der Truck abgesetzt hat. Ausrüstung, die wir bis jetzt nicht gebraucht haben, liegt in Fässern verstaut noch immer dort deponiert. Wir müssen herausfinden, ob wir den Truck auch jetzt noch zu diesem Platz hin bringen können. Noch immer ist der Schnee so überfroren, dass er uns trägt. Die umgebenden Hänge glit-zern im Weiß und wir nehmen die Schönheit der Land-schaft in uns auf. Eine lange Zeit wandern wir geradeaus und verpassen dabei die Straße, die unter der Schneedecke unsichtbar geworden ist. Als wir den Pass erreichen sehen wir, dass Schneewehen den Weg völlig bedeckt haben. Hier kann uns der Truck unmöglich abholen. Unverzüglich ruft Provalov einen Piloten an und leitet alles in die Wege, da-mit wir am 12.11. mit einem Helikopter abgeholt werden. Dies ist der letzte Tag mit stabiler Wetterlage, danach wird sich das Wetter verschlechtern. Der Helikopter-Landeplatz wird oberhalb des Camps liegen. 20 Min steil bergauf gibt es einen kleinen Bergrücken, der tragfähig genug ist. All das Gepäck, das wir gar nicht brauchen, müssen wir nun vom Pass zum Camp und von dort zum Helikopter-Lande-platz tragen, damit wir es überhaupt vom Berg bekommen. Jeder von uns hat über 20 kg Ausrüstung auf dem Rücken, unsere Füße sind eiskalt und wir können es kaum erwarten, endlich im warmen Basislager anzukommen. Dort begrüßen

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uns die Ungarn. Auch sie waren im Game Over und sind überglücklich. 8.11.: Die Ausrüstungstragerei nimmt kein Ende! Einige Sachen lassen wir in der Ž 13 zurück. Möglicherweise sind sie für kommende Expeditionen nützlich. Das Team am Grund der Voronya hat alle Bohrmaschinenakkus ver-braucht, aber den Durchbruch noch nicht geschafft. Wir alle sind etwas enttäuscht, denn jeder hatte auf Erfolg gehofft. Unverrichteter Dinge müssen sie den Rückzug an die Ober-fläche antreten. Nur vage kann ich mir ausmalen, wie sich die Jungs da unten jetzt fühlen müssen. Aber das ist eben Höhlenforschung – ein großes Maß an Schufterei, Durch-halten und Teamwork: Die nächste Expedition wird fortfüh-ren, was diese nicht vollenden konnte. 9.11.: Die Teams in der Höhle steigen weiter auf. Zwei Per-sonen haben die -1400 m bereits passiert, zwei sind auf dem Weg dorthin. Wir hier heroben verbringen den Tag wieder einmal mit Materialtransport. Am Abend haben wir endlich ein bisschen Zeit für uns. Bis dahin ist auch eines der bei-den verbliebenen Teams, Duma & Duma, aus der Voronya zurückgekehrt. Damit sind noch Misha und Vasya in der Höhle. Die Wettervorhersage ist nicht gut. Einen Tag früher als erwartet soll es zuziehen. Entsprechend verschiebt sich auch der letztmögliche Abflugtag. Nicht erst am 12.11., sondern bereits am 11. müssen alle aus der Höhle sein. Provalov informiert das letzte Team in der Voronya per Telefon und lässt sie wissen, dass sie spätestens morgen da sein müssen. Wenn wir vom schlechten Wetter erwischt werden, sitzen wir für Tage fest, wenn nicht Wochen. Des-sen sind wir uns alle bewusst. Wieder einmal beginnt ein Rennen gegen die Zeit. 10.11.: Provalov weckt mich mit Neuigkeiten. Auf -1410 m sind alle Arbeiten im Biwak erledigt, die Tauchanzüge ge-trocknet, versorgt und verstaut. Sie haben keine überzähli-gen Transportsäcke dabei, die hinaufgetragen werden müssten – die Aufgabe, die uns beiden zugefallen wäre. Damit bleibt uns nur der Abstieg zum Camp auf -700 m, um dort die Schlafsäcke und Müll zu holen. Um 11 Uhr Vormittag begeben wir uns auf den Weg. Eine Stunde verbringen wir im Biwak und steigen danach wieder auf. Nach insgesamt 5 Std. 50 Min. sind wir wieder zurück. 11.11.: Ich komme nicht zur Ruhe und finde keinen Schlaf. Schließlich stehe ich auf und warte in der Küche gemein-sam mit den Dumas auf die Rückkehr von Misha und

Vasya. Während wir Eintopf für sie kochen und warm stellen, bekomme ich von Duma und Duma alles über das Scheitern an der Erweiterung der Engstelle erzählt. Nur 2, vielleicht 3 m hatten gefehlt. Noch eine Expedition wie diese, und der Bypass um den Kvitocha-Siphon ist vollendet. Um 3 Uhr früh wecken mich Stimmen, ich muss einge-schlafen sein. Das letzte Team hat die Voronya verlassen. Ein paar Wortwechsel mit den Neuankömmlingen und um 4 Uhr sind alle im Bett. Nach nur 1 Std. Schlaf ist um 5 Uhr die ganze Mannschaft wieder auf den Beinen und trägt Sachen zum Landeplatz. Das „Abholservice“ ist für 7:30 bestellt. Meisterhaft landet der Pilot den Helikopter. Wir werfen alles Equipment hinein, klettern selbst hinterher und heben ab. Nur 20 Min. später landen wir direkt auf dem Strand vor unserem Haus zwischen Passanten. Die Situaton ist reichlich skurril. Verpackt in Pullover und Goretex-Jacken steigen wir aus und sehen dabei aus wie Aliens. Die Hitze sorgt bald dafür, dass wir eine Kleidungsschicht nach der anderen ablegen. Wir tragen die Ausrüstung ins Haus, essen zu Mittag, sonnen uns am Strand und gehen im Schwarzen Meer eine Runde schwimmen. Alle freuen sich gemeinsam über den gut gemachten Job in der Voronya. Die zwei Wochen unaufhörlichen Arbeitens in 2000 m Tiefe haben uns zu einem phantastischen Team zusammenwachsen lassen, doch schon morgen werden sich unsere Wege trennen. 12. bis 18.11.: Wir sortieren unsere Siebensachen, stapeln sie in einen Minibus und los geht’s, der Grenze entgegen. Gemeinsam mit den Russen und den Ukrainern gehen wir als eine international bunt gemischte Truppe wieder zu Fuß über die Abchasische Grenze. Auf der anderen Seite mieten wir einen Kombi und fahren zum Bahnhof, wo wir uns von Vasya und Dima verabschieden. Sie reisen zurück nach Samara und in den Ural. Auch Klim und den Ungarn, die morgen einen Zug nach Kiew nehmen, sagen wir Le-bewohl. Danach reisen wir selbst zum Flughafen weiter. Um 20 h geht unser Flug nach Moskau. Ein paar Tage haben wir noch Zeit, und so beschließen wir die Expedition mit Kultur. Wir besichtigen Moskau und St. Petersburg, wo wir bei befreundeten Höhlenforschern übernachten können, die zusätzlich Fremdenführer spielen. Auch diese Zeit hat ein Ende. Am Mittwoch, den 18.11., einen knappen Monat nach unserer Abreise, kommen wir wieder in Zagreb an – nicht, ohne bereits Pläne für die nächsten Expeditionen zu schmieden.

Absender: Landesverein f. Höhlenkunde i. Wien u. NÖ Ob. Donaustraße 97/1/61 1020 Wien

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