Hoeren Internetrecht April 2014

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1 Prof. Dr. Thomas Hoeren Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht Universität Münster Leonardo-Campus 9 D-48149 Münster [email protected] Internetrecht Stand: April 2014 Das folgende Skriptum steht zum kostenlosen Download zur Verfügung. Das Urheberrecht und sonstige Rechte an dem Text verbleiben beim Verfasser, der keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhalte übernehmen kann. Das Skript kann und will die rechtliche Beratung im Einzelfall nicht erset- zen. Eine Verwendung des Textes, auch in Auszügen, bedarf der Genehmigung des Verfassers. Für den Download des Textes wird keine Gebühr verlangt. Wir folgen insofern dem Shareware-Prinzip. Wenn Ihnen der Text zusagt und Sie die Arbeit des Instituts unterstützen wollen, bitten wir um eine Spende für die „Kaffeekasse“ des Instituts auf folgendes Konto: Kontoinhaber: „Verein zur Förderung der zivilrechtlichen Abteilung des ITM e.V.“ Konto-Nr. 95795300 BLZ 40160050 (Volksbank Münster) IBAN: DE90 4016 0050 0095 7953 00 BIC: GENODEM1MSC

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Hoeren Internetrecht April 2014

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    Prof. Dr. Thomas Hoeren Institut fr Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht

    Universitt Mnster

    Leonardo-Campus 9

    D-48149 Mnster

    [email protected]

    Internetrecht

    Stand: April 2014

    Das folgende Skriptum steht zum kostenlosen Download zur Verfgung. Das Urheberrecht und sonstige

    Rechte an dem Text verbleiben beim Verfasser, der keine Gewhr fr die Richtigkeit und Vollstndigkeit

    der Inhalte bernehmen kann. Das Skript kann und will die rechtliche Beratung im Einzelfall nicht erset-

    zen. Eine Verwendung des Textes, auch in Auszgen, bedarf der Genehmigung des Verfassers. Fr den

    Download des Textes wird keine Gebhr verlangt. Wir folgen insofern dem Shareware-Prinzip. Wenn

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    Kontoinhaber: Verein zur Frderung der zivilrechtlichen Abteilung des ITM e.V.

    Konto-Nr. 95795300

    BLZ 40160050 (Volksbank Mnster)

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    Vorwort Was soll dieses Buch im Internet? In der Tat knnte man sich fragen, wieso ein Buch kostenfrei zum Download ber das Internet bereitgehalten wird, das man vielleicht an anderer Stelle sogar kuflich in fester Form erwerben kann. Es gilt zu beachten, dass das Internet eine Dynamik hat, die die klassischen Buchverleger berfordert. Viele der in einem Buch getroffenen Aussagen sind gerade wegen des buchspezifischen Time Lag schon im Zeitpunkt des Erscheinens berholt. Dennoch macht es gerade auch im Zeitalter der digitalen Schnelligkeit Sinn, Bcher zu publizieren. Diese nehmen eine andere Funktion wahr. Galten sie frher als Medium fr die schnelle Information, sind sie heute Archive. Es wird ein bestimmter historisch wichtiger Zeitpunkt der Diskussion fr alle Zeiten festgehalten. Fr eine zeitnah-aktuelle Information ist das Buch jedoch kaum noch geeignet. Wer also halbwegs up to date bleiben will, muss auch im Internet publizieren und lesen. Die Verbreitung ber das Internet ist natrlich kein Garant dafr, dass alle Informationen wirklich stimmig sind. Die Flle des Rechtsgebiets Internetrecht drohen auch den Verfasser dieses digitalen Buchs zu berfordern. Es fllt sehr schwer, auf die Hybris zu verfallen, auf allen Gebieten des Internetrechts zu Hause sein zu wollen. Ich bitte daher den Leser die Leserin um Verzeihung, wenn die eine oder andere Information nicht mehr aktuell oder gar falsch sein sollte. Ich tue mein Bestes und damit nicht genug. Ich freue mich daher umso mehr fr jedwede Rckmeldung; kritische Hinweise an meine E-Mail-Adresse: [email protected]. Der Aufbau dieses Buches richtet sich nach den Bedrfnissen der Internetanbieter. Diese

    brauchen, um im Internet auftreten zu knnen,

    eine Kennung (dies verweist auf das Domainrecht),

    Inhalte (ein Tummelplatz fr das Immaterialgterrecht),

    Werbung und Marketing (hier kommen die Wettbewerbsrechtler zu Wort),

    den Kontakt zum Kunden (was zu Ausfhrungen zum Vertragsschluss und zum E-

    Commerce-Recht fhrt)

    sowie Daten der Kunden (hier gilt das Datenschutzrecht).

    Abschlieend findet sich noch ein Abschnitt zu der Frage, wer fr alle diese

    Rechtsanforderungen haftet. Schlielich wird auch noch auf das Problem der Vollstreckung

    von Gerichtsentscheidungen im Internet eingegangen. Gerade das Vollstreckungsrecht ist der

    archimedische Punkt der Internetdiskussion.

    Ich kann nur hoffen, dass der gndige Leser trotz mancher Schwchen den einen oder anderen Hinweis fr seine tgliche Praxis in den folgenden berlegungen findet. Mnster, April 2014 Thomas Hoeren

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    Inhaltsbersicht Inhaltsbersicht .......................................................................................................................... 3 Erstes Kapitel: Information und Recht die Kernbegriffe ...................................................... 11

    I. Einfhrung ........................................................................................................................ 11 II. Geschichte des Informationsrechts .................................................................................. 12 III. Einfhrende Literatur und Fachzeitschriften .................................................................. 13

    Zweites Kapitel: Rechtsprobleme beim Erwerb von Domains ................................................ 18 I. Praxis der Adressvergabe .................................................................................................. 19

    1. Internationale Strukturen/ICANN ................................................................................ 19 3. Die .EU-Domain ........................................................................................................... 23 4. Die DENIC eG ............................................................................................................. 26 5. Domainrecherche im Internet ....................................................................................... 29

    II. Kennzeichenrechtliche Vorgaben .................................................................................... 31 1. Kollisionsrechtliche Vorfragen .................................................................................... 31 2. 14, 15 MarkenG ....................................................................................................... 34

    a) Kennzeichenmige Benutzung ............................................................................... 34 b) Benutzung im geschftlichen Verkehr ..................................................................... 36 c) Verwechslungsgefahr ............................................................................................... 37 d) Gleichnamigkeit ....................................................................................................... 42 e) Gattungsbegriffe ....................................................................................................... 47 f) com-Adressen ........................................................................................................ 54 g) Regional begrenzter Schutz ..................................................................................... 55

    3. Titelschutz nach 5 Abs. 3 MarkenG .......................................................................... 55 4. Reichweite von 823, 826 BGB und 3 UWG ........................................................ 57 5. Allgemeiner Namensschutz ber 12 BGB ................................................................ 60 6. Rechtsfolgen einer Markenrechtsverletzung ................................................................ 69

    a) Unterlassungsanspruch ............................................................................................. 69 b) Schadensersatz durch Verzicht ................................................................................ 71

    7. Verantwortlichkeit der DENIC fr rechtswidrige Domains ........................................ 74 8. Schutz von Domains nach dem MarkenG .................................................................... 79

    a) Domain als Marke i.S.d. 3 MarkenG .................................................................... 79 b) Domain als Unternehmenskennzeichen i.S.d. 5 Abs. 2 MarkenG ........................ 81 c) Titelschutz ................................................................................................................ 83 d) Afilias und die Konsequenzen ................................................................................. 84

    III. Pfndung und Bilanzierung von Domains ..................................................................... 86 IV. Streitschlichtung nach der UDRP .................................................................................. 89 V. Streitschlichtung rund um die EU-Domain ..................................................................... 95

    Drittes Kapitel: Das Urheberrecht .......................................................................................... 102 I. Vorberlegungen ............................................................................................................. 102 II. Kollisionsrechtliche Fragen ........................................................................................... 103 III. Schutzfhige Werke ..................................................................................................... 107

    1. Der Katalog geschtzter Werkarten ........................................................................... 107

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    2. Idee Form ................................................................................................................ 108 3. Schutzhhe ................................................................................................................. 110

    IV. Leistungsschutzrechte .................................................................................................. 115 1. Ausbende Knstler, 7384 UrhG ........................................................................ 116 2. Tontrgerhersteller, 85, 86 UrhG .......................................................................... 117 3. Datenbankhersteller, 87a87e UrhG ..................................................................... 119

    a) Vorberlegungen: Der urheberrechtliche Schutz von Datenbanken ...................... 119 b) Die Sui-generis-Komponente ................................................................................. 120

    V. Verwertungsrechte des Urhebers ................................................................................... 128 1. Vervielfltigung ......................................................................................................... 129 2. Bearbeitung ................................................................................................................ 133 3. Recht der ffentlichen Zugnglichmachung .............................................................. 135 4. Verbreitungsrecht ....................................................................................................... 137

    VI. Urheberpersnlichkeitsrechte ....................................................................................... 137 1. Entstellungsverbot ...................................................................................................... 138 2. Namensnennungsrecht ............................................................................................... 139 3. Erstverffentlichungsrecht ......................................................................................... 140

    VII. Gesetzliche Schranken ................................................................................................ 140 1. Ablauf der Schutzfrist und verwaiste Werke ............................................................. 141 2. Erschpfungsgrundsatz .............................................................................................. 144 3. ffentliche Reden ( 48 UrhG) .................................................................................. 148 4. Zeitungsartikel ( 49 UrhG) ....................................................................................... 148

    a) Artikel .................................................................................................................... 149 b) Zeitungen ............................................................................................................... 149 c) Elektronische Pressespiegel ................................................................................... 150 d) Vergtungsanspruch .............................................................................................. 152

    5. Zitierfreiheit ( 51 UrhG) ........................................................................................... 152 a) Zitierfreiheit fr wissenschaftliche Werke ............................................................. 153

    aa) Wissenschaft ..................................................................................................... 153 bb) Umfang des Zitats ............................................................................................ 154 cc) Zitatzweck ........................................................................................................ 154 dd) Quellenangabe .................................................................................................. 155

    b) Kleinzitat, 51 Nr. 2 UrhG ................................................................................... 155 c) Musikzitate, 51 Nr. 3 UrhG ................................................................................. 156

    6. ffentliche Zugnglichmachung fr Unterricht und Forschung, 52a UrhG ........... 156 7. Die Nutzung ber Bibliothekarbeitspltze, 52b UrhG ............................................ 158 8. Vervielfltigungen zum eigenen Gebrauch, 53 UrhG ............................................. 159

    a) Privater Gebrauch ................................................................................................... 161 b) Eigener wissenschaftlicher Gebrauch .................................................................... 165 c) Aufnahme in ein eigenes Archiv ............................................................................ 166 d) Zeitungs- und Zeitschriftenbeitrge ....................................................................... 167 e) Kopienversanddienste, 53a UrhG ....................................................................... 167

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    f) Ausnahmeregelungen fr den Unterricht ............................................................... 169 g) Rechtsfolge: Vergtungsanspruch ......................................................................... 169

    aa) Die alte Rechtslage: Vergtung bei Bild- und Tonaufzeichnungen und bei reprographischen Vervielfltigungen ..................................................................... 170 bb) Die neue Rechtslage: 54 Abs. 1 UrhG .......................................................... 171

    h) Hausrechte .............................................................................................................. 172 9. Ausblick auf den Dritten Korb ............................................................................... 174 10. Kartellrechtliche Zwangslizenzen ............................................................................ 175

    VIII. Verwertungsgesellschaften ........................................................................................ 178 1. GEMA ........................................................................................................................ 181 2. VG Wort ..................................................................................................................... 184 3. VG Bild-Kunst ........................................................................................................... 185

    IX. Mglichkeiten der Rechtebertragung ......................................................................... 186 1. Vorberlegungen ........................................................................................................ 187

    a) Die Homepage ........................................................................................................ 187 b) Projektbeteiligte ..................................................................................................... 187 c) Inhalt ...................................................................................................................... 188 d) Finanzierung .......................................................................................................... 188 e) Projektbeendigung .................................................................................................. 188

    2. Abgrenzung der Nutzungsrechte ................................................................................ 188 a) Einfaches versus ausschlieliches Nutzungsrecht ................................................. 189 b) Zeitliche und rumliche Begrenzung ..................................................................... 190 c) Zweckbertragung ( 31 Abs. 5 UrhG): Auflistung der zu bertragenden Rechte 190 d) Weiterbertragung ................................................................................................. 194 e) Nichtausbung und Rckrufsrechte ....................................................................... 195 f) Honorare ................................................................................................................. 196

    3. 31a UrhG und die unbekannten Nutzungsarten ...................................................... 199 a) Einfhrung .............................................................................................................. 200 b) Unbekannte Nutzungsarten und der Zweite Korb .............................................. 201 c) bergangsregelung des 137l UrhG ..................................................................... 202

    4. Die Rechtsstellung des angestellten Webdesigners ................................................... 202 5. Nutzungsrechtsvertrge in der Insolvenz ................................................................... 208

    X. Code as Code Zum Schutz von und gegen Kopierschutzmechanismen .................... 211 XI. Folgen bei Rechtsverletzung ........................................................................................ 216

    1. Strafrechtliche Sanktionen ......................................................................................... 216 2. Zivilrechtliche Ansprche .......................................................................................... 218

    a) 97 Abs. 1 UrhG ................................................................................................... 219 aa) Anspruch auf Beseitigung und Unterlassung ................................................... 220 bb) Anspruch auf Schadensersatz .......................................................................... 220

    b) Sonstige Geldansprche ......................................................................................... 223 c) Auskunft und Rechnungslegung ............................................................................ 224

    Viertes Kapitel: Online-Marketing: Werberechtliche Fragen ................................................ 231

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    I. Kollisionsrechtliche Fragen ............................................................................................ 232 II. Anwendbare Regelungen ............................................................................................... 239

    1. Besondere Regelungen mit wettbewerbsrechtlichem Gehalt ..................................... 240 a) Standesrecht ........................................................................................................... 240 b) Werbebeschrnkungen fr besondere Produkte ..................................................... 248 c) Bewertungsysteme ................................................................................................. 256 d) Die Preisangabenverordnung, die Impressums- und weitere Informationspflichten .................................................................................................................................... 263

    aa) Preisangabenverordnung .................................................................................. 264 bb) Impressumspflicht ............................................................................................ 266 cc) Lieferfristen ...................................................................................................... 271 ee) Widerrufsbelehrung nach Fernabsatzrecht ....................................................... 273

    2. Allgemeines Wettbewerbsrecht .................................................................................. 278 a) Kommerzielle Versendung von E-Mails ................................................................ 278 b) Trennungsgebot ...................................................................................................... 286 c) Hyperlinks .............................................................................................................. 288

    aa) Deep Linking .................................................................................................... 289 bb) Framing bzw. Inline-Linking ........................................................................... 290 cc) Vorspannwerbung und Virtual Malls ............................................................... 291

    d) Meta-Tags und Google AdWords .......................................................................... 292 e) Sonstige wettbewerbsrechtliche Werbebeschrnkungen ....................................... 300

    3. Prozessuale Fragen ..................................................................................................... 305 Fnftes Kapitel: Der Vertragsschluss mit Kunden ................................................................. 309

    I. Kollisionsrechtliche Fragen ............................................................................................ 309 1. UN-Kaufrecht ............................................................................................................. 309 2. Grundzge der Rom I-VO .......................................................................................... 310 3. Sonderanknpfungen .................................................................................................. 313 4. Besonderheiten im Versicherungsvertragsrecht ......................................................... 314

    II. Vertragsschluss im Internet ........................................................................................... 315 1. Allgemeine Regeln und Internetabofallen .................................................................. 316 2. Vertragsschluss bei Online-Auktionen ....................................................................... 322

    III. Zugang, Anfechtung und Vollmacht bei elektronischen Willenserklrungen ............. 330 IV. Schriftform und digitale Signatur................................................................................. 336 V. Beweiswert digitaler Dokumente .................................................................................. 338

    1. Freie richterliche Beweiswrdigung .......................................................................... 339 2. Beweisvereinbarung ................................................................................................... 340 3. Signaturrichtlinie und das neue Signaturgesetz ......................................................... 341

    VI. Das Recht der Allgemeinen Geschftsbedingungen .................................................... 347 VII. Zahlungsmittel im elektronischen Geschftsverkehr .................................................. 354

    1. Herkmmliche Zahlungsmethoden ............................................................................ 355 2. Internetspezifische Zahlungsmethoden ...................................................................... 356

    VIII. Verbraucherschutz im Internet .................................................................................. 358

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    1. Kollisionsrechtliche Fragen ........................................................................................ 359 2. Das Fernabsatzrecht ................................................................................................... 362

    a) Anwendungsbereich ............................................................................................... 365 b) Widerrufs- und Rckgaberecht .............................................................................. 366 c) Kostentragung ........................................................................................................ 367

    aa) Rcksendekosten .............................................................................................. 367 bb) Hinsendekosten ................................................................................................ 368 cc) Nutzungsentschdigung .................................................................................... 369

    d) Ausnahmebestimmungen ....................................................................................... 371 e) Das Widerrufsrecht bei Onlineauktionen ............................................................... 372 f) Bestellkorrektur und Empfangsbesttigung ............................................................ 376 g) Neuregelung des Fernabsatzrechts 13. Juni 2014 .................................................. 377

    Sechstes Kapitel: Datenschutzrecht........................................................................................ 380 I. Vorab: Besondere Persnlichkeitsrechte ........................................................................ 381 II. Geschichte des Datenschutzrechts ................................................................................. 389

    1. Vorgeschichte bis zum BDSG 1991 ........................................................................... 389 2. Die EU-Datenschutzrichtlinie und die jngsten Novellierungen des BDSG ............. 391 3. Die Richtlinie 2006/24/EG ......................................................................................... 395

    III. Kollisionsrechtliche Vorfragen .................................................................................... 399 IV. Die Grundstruktur des BDSG ...................................................................................... 401

    1. Abgrenzung zwischen BDSG und Telemediengesetz ................................................ 401 2. Personenbezogene Daten, 3 Abs. 1 BDSG ............................................................. 402 3. Erhebung, Verarbeitung und Nutzung von Daten ...................................................... 405

    a) Erhebung von Daten, 3 Abs. 3 BDSG ................................................................. 405 b) Verarbeitung von Daten ......................................................................................... 405

    aa) Speicherung, 3 Abs. 4 Nr. 1 BDSG ............................................................... 406 bb) Vernderung, 3 Abs. 4 Nr. 2 BDSG ............................................................. 406 cc) bermittlung, 3 Abs. 4 Nr. 3 BDSG ............................................................. 407 dd) Sperrung, 3 Abs. 4 Nr. 4 BDSG .................................................................... 408 ee) Lschung, 3 Abs. 4 Nr. 5 BDSG ................................................................... 409

    V. Ermchtigungsgrundlagen ............................................................................................. 409 1. Einwilligung ............................................................................................................... 409 2. Tarifvertrag/Betriebsvereinbarung zugleich eine Einfhrung in arbeitsrechtliche Probleme mit Bezug zum Internet .................................................................................. 414 3. Gesetzliche Ermchtigung .......................................................................................... 423

    a) 28 BDSG ............................................................................................................. 423 b) Rasterfahndung und Auskunftsersuchen staatlicher Stellen .................................. 424

    VI. Haftung bei unzulssiger oder unrichtiger Datenverarbeitung .................................... 430 1. Vertragliche Ansprche .............................................................................................. 431 2. Gesetzliche Ansprche ............................................................................................... 431

    a) Verletzung des Persnlichkeitsrechts, 823 Abs. 1 BGB ..................................... 432 b) Verletzung eines Schutzgesetzes, 823 Abs. 2 BGB ............................................ 434

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    c) Schadensersatz nach 824, 826 BGB .................................................................. 435 d) Unterlassungs- und Beseitigungsansprche ........................................................... 435

    VII. Sonderbestimmungen im Online-Bereich ................................................................... 436 1. Datenschutz im TK-Sektor: Das TKG ....................................................................... 437 2. Das TMG .................................................................................................................... 440

    VIII. Ausgewhlte Sonderprobleme ................................................................................... 443 1. Web-Cookies .............................................................................................................. 443 2. Protokollierung von Nutzungsdaten zur Missbrauchsbekmpfung ........................... 446 3. Outsourcing ................................................................................................................ 447

    a) Auftragsverarbeitung und Funktionsbertragung .................................................. 448 b) Besonderheiten bei Geheimnistrgern ................................................................... 453

    4. Data Mining und Data Warehouse ............................................................................. 455 5. Grenzberschreitender Datenaustausch ..................................................................... 456 6. Datennutzung in der Insolvenz ................................................................................... 462

    Siebtes Kapitel: Haftung von Online-Diensten ...................................................................... 464 I. Kollisionsrechtliche Vorfragen ....................................................................................... 465 II. Das Telemediengesetz (TMG) ....................................................................................... 466

    1. Der Content-Provider ................................................................................................. 467 a) Vertragliche Haftung .............................................................................................. 468 b) Deliktische Haftung ............................................................................................... 470

    2. Der Access-Provider .................................................................................................. 472 3. Der Host-Provider ...................................................................................................... 473 4. Haftung fr Links ....................................................................................................... 477

    a) berblick ................................................................................................................ 478 b) Haftung fr Hyperlinks .......................................................................................... 480 c) Suchdienste ............................................................................................................ 484

    5. Haftung fr sonstige Intermedire .............................................................................. 488 Achtes Kapitel: Die internationalen Aspekte des Internetrechts ............................................ 503

    I. Zustndigkeit bei Immaterialgterrechtsverletzungen .................................................... 505 1. Innerdeutsche Flle .................................................................................................... 506 2. Internationale Zustndigkeit ....................................................................................... 508

    a) EuGVO ................................................................................................................... 509 b) Das Haager bereinkommen ber Gerichtsstandsvereinbarungen ....................... 512

    II. Zustndigkeit bei Vertrgen .......................................................................................... 513 1. Die nationale Zustndigkeit ....................................................................................... 513 2. Die EuGVO ................................................................................................................ 513 3. Das Haager bereinkommen ..................................................................................... 514

    III. Vollstreckung ............................................................................................................... 516 IV. Online Dispute Settlement ........................................................................................... 516 V. Internationales Privatrecht ............................................................................................. 517

    1. CISG ........................................................................................................................... 517 2. EU-Kollisionsrecht ..................................................................................................... 517

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    a) Rom I-Verordnung ................................................................................................. 517 b) Rom II-Verordnung ............................................................................................... 520

    3. Deutsches IPR ............................................................................................................ 522 4. Exemplarische Problemgestaltungen ......................................................................... 523

    Neuntes Kapitel: Internetstrafrecht ........................................................................................ 526 I. Einfhrung ...................................................................................................................... 527 II. Anwendbarkeit deutschen Strafrechts ........................................................................... 528 III. Internationale Regelungen ............................................................................................ 528

    1. Cybercrime Convention ............................................................................................. 529 2. EU-Rahmenbeschluss des Europarates (2005/222/JI) ............................................... 530 3. EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung (2006/24/EG) ....................................... 530 4. EU-Haftbefehl (2002/584/JI) ..................................................................................... 532

    IV. Materielles Internetstrafrecht ....................................................................................... 533 1. Internet als Propagandamittel ..................................................................................... 533 2. Gewaltdarstellungen im Internet ( 131 StGB) .......................................................... 535 3. (Kinder-) Pornographie im Internet ............................................................................ 536 4. Jugendschutz im Internet ............................................................................................ 538 5. Beleidigungen im Internet .......................................................................................... 540 6. Hyperlinks .................................................................................................................. 540 7. Viren, Wrmer, Trojaner, Spyware ............................................................................ 542 8. Phishing, Pharming .................................................................................................... 544 9. DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service) ....................................................... 547 10. Dialer ........................................................................................................................ 549 11. IP-Spoofing und Portscanning ................................................................................. 551 12. Einstellung von mangelbehafteten Angeboten ins Internet einschl. der Nutzung fremder Accounts (Account-Takeover) ...................................................................... 553 13. Filesharing ................................................................................................................ 554 14. Film-Streaming ......................................................................................................... 554

    V. Strafprozessrecht ........................................................................................................... 558 1. Vorratsdatenspeicherung und verdeckte Online-Durchsuchung ................................ 558 2. E-Mail-berwachung und Beschlagnahme von E-Mails ........................................... 564 3. Hinzuziehung von Dritten im Ermittlungsverfahren .................................................. 567

    Anhang Mustervertrge .......................................................................................................... 569 I. Einkaufsbedingungen ...................................................................................................... 569

    1. Liefergegenstand ........................................................................................................ 569 2. Bestellungen ............................................................................................................... 569 3. Lieferung .................................................................................................................... 569 4. Versand ....................................................................................................................... 569 5. Zahlung ....................................................................................................................... 570 6. Gewhrleistung und Haftung...................................................................................... 570 7. Schlussbestimmungen ................................................................................................ 570

    II. Erwerb von Musikrechten fr die Online-Nutzung ....................................................... 571

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    1 Vertragsgegenstand .................................................................................................. 571 2 Rechteumfang ........................................................................................................... 571 3 Vergtung ................................................................................................................. 572 4 Rechtsmngelhaftung ............................................................................................... 572 5 Gebrauchstauglichkeit und Abnahme ...................................................................... 573 6 Sonstiges ................................................................................................................... 574

    III. Nutzungsvereinbarungen mit angestellten Programmierern ........................................ 574 1 Rechte an Arbeitsergebnissen .................................................................................. 574 2 Abgeltung ................................................................................................................. 575 3 Eigene Software und Erfindungen des Herrn Y ....................................................... 576 4 Nebenberufliche Softwareverwertung ...................................................................... 576 5 Informationen, Unterlagen und Software Dritter ..................................................... 577 6 Geschfts- und Betriebsgeheimnisse ........................................................................ 577 7 Wissenschaftliche Verffentlichungen und Vortrge .............................................. 577

    IV. Mustertext: AGB-Vorschlge zur Gewhrleistung ...................................................... 578 Gewhrleistung (nicht fr Verbrauchsgterkauf) .......................................................... 578 Untersuchungs- und Rgepflicht (nicht fr Verbrauchsgterkauf) ................................ 578 Haftung (inkl. Verbrauchsgterkauf; siehe 475 Abs. 3 BGB) .................................... 579

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    Erstes Kapitel: Information und Recht die Kernbegriffe I. Einfhrung

    Das Informationsrecht ist eine neue Rechtsdisziplin, deren Wurzeln im Dunkeln liegen. Dies

    hngt zu einem groen Teil damit zusammen, dass der Gegenstand dieses Fachs nicht klar zu

    bestimmen ist. Niemand wei, was Information ist. In der Tat scheint jeder zu wissen, was

    Information ist, ohne es jedoch konkret benennen zu knnen.1 Gngig sind negative Definiti-

    onen, etwa dergestalt: Information ist nicht gegenstndlich, nicht greifbar, nicht zeitlich be-

    schrnkt. Solche Umschreibungen helfen wenig. Ebenso vage sind jedoch positive Ausknfte

    wie: Information sei ein dritter Urzustand der Welt, eine neue Art Wirklichkeit, neben der

    materiellen und geistigen Wirklichkeit, eine strukturelle Koppelung, eine dritte universelle

    Grundgre. Diesen nebulsen Aussagen entsprechen einer Flle von Informationsbegriffen

    in einzelnen Fachdisziplinen. Die differenziertesten Definitionsversuche unterscheiden zwi-

    schen Information als Prozess, als Subjekt, als Objekt und als System. Letztendlich bezeichnet

    Information semantisch wohl jede Kenntnisbeziehung zu jedem realen und irrealen Gegen-

    stand der Welt.2 Damit ist der Begriff allerdings konturen- und grenzenlos. Offensichtlich

    aber besteht bei vielen Informationen ein konomischer Wert, der es rechtfertigen kann, die-

    sen einer einzelnen Person zuzuordnen. Zu beachten ist allerdings, dass dieser Wert nur

    schwer zu fassen ist. Eine Information kann beispielsweise in dem Moment, in dem sie ande-

    ren mitgeteilt wird, ihren Wert verlieren, da ihr Wert einzig und allein darin bestehen kann,

    dass niemand sie kennt.

    Letztendlich umschreibt der Begriff des Informationsrechts eine Querschnittsmaterie, in deren

    Mittelpunkt Phnomene wie

    das Internet

    Soft- und Hardware

    Kunsthandel

    Rundfunk und Fernsehen

    Musik, Theater, Film, Foto, Printmedien

    Telekommunikation, Satellitenkommunikation, Kabelnetze

    1 Siehe hierzu Steinmller, Informationstechnologie und Gesellschaft, Darmstadt 1993, 189. 2 So bereits Welp, IuR 1988, 443, 445.

  • 12

    stehen.

    Das Informationsrecht bildet jedoch nicht den Oberbegriff fr eine lose Sammlung verschie-

    denster Themen. Vielmehr beschftigt das Informationsrecht eine zentrale Leitfrage: Wie

    werden wem wann und warum Ausschlielichkeitsrechte an Informationen zugeordnet? Diese

    Leitfrage lsst sich in Einzelprobleme untergliedern. So ist z.B. im Informationsrecht zu fra-

    gen:

    Welche Ausschlielichkeitsrechte bestehen berhaupt (z.B. Immaterialgterrechte, Per-

    snlichkeitsrechte, Geheimnisschutz)?

    Wie lassen sich diese Rechte voneinander abgrenzen?

    Wie kann das Interesse der Allgemeinheit am freien Zugang zu Informationen gesichert

    werden?

    Welche ffentlichen Interessen rechtfertigen Verbote der Informationsnutzung?

    II. Geschichte des Informationsrechts

    Das Informationsrecht nahm seinen historischen Ausgangspunkt Anfang der siebziger Jah-

    re, als mit der zunehmenden Bedeutung der EDV auch deren Risiken Gegenstand der ffent-

    lichen Diskussion wurden. So begann ein Streitgesprch ber den Schutz personenbezoge-

    ner Daten, das sich bald mit einem der SPD nahestehenden politischen Duktus verband. In

    der Folge entstanden die ersten Datenschutzgesetze in Hessen (1974) und auf Bundesebene

    (1979). Nach dem Volkszhlungsurteil (1983) trat der Streit um Mglichkeiten und Grenzen

    des Datenschutzes noch einmal in das Licht der ffentlichkeit, bevor der Datenschutz darauf-

    hin seine bis heute andauernde Talfahrt begann.

    Auf anderen Gebieten kam die Diskussion erst allmhlich ins Laufen. Zunchst wurden first

    generation issues behandelt, insbesondere die Frage der Anwendbarkeit traditioneller Re-

    gelwerke auf Software- und Hardware. So rankten sich Rechtsprechung und Literatur An-

    fang der achtziger Jahre um die Urheberrechtsfhigkeit oder die Sachqualitt von Software.

    Als diese Grundsatzfragen durch hchstrichterliche Rechtsprechung geklrt waren, kamen die

    second generation issues, Spezialfragen, wie der Vervielfltigungsbegriff bei RAM-

    Speicherung.

  • 13

    Die Forschung bewegte sich bis Ende der achtziger Jahre in ruhigeren Gewssern, bis dann

    durch Multimedia und Internet neue Themen ins Blickfeld gerieten. Bislang scheint die

    Forschung hier noch bei den first generation issues stehen geblieben zu sein. So finden sich

    zahlreiche Beitrge zur Anwendbarkeit des traditionellen Werberechts auf Online-Marketing

    oder zum Schutz gegen Domain-Grabbing. Inzwischen normalisiert sich die Diskussion wie-

    der. Nachdem die Anwendbarkeit traditioneller Regelungen auf Internet-Sachverhalte weitge-

    hend (auch durch Gesetzeskorrekturen) geklrt ist, kommt jetzt erneut die Phase, in denen

    Detailfragen zu klren sind.

    Dennoch ist es bis heute noch nicht gelungen, ein klares dogmatisches System des Informati-

    onsrechts zu begrnden. Der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Facetten des In-

    formationsrechts bedarf noch der Aufklrung und Diskussion.

    III. Einfhrende Literatur und Fachzeitschriften

    Zum Informationsrecht insgesamt ist einfhrende Literatur dnn gest. Noch wird die Publi-

    kationsszene von einer Vielzahl einzelner Monographien und Einfhrungen zu Teilaspekten,

    wie etwa dem Datenschutzrecht oder dem Datenverarbeitungsvertragsrecht, geprgt. Im bri-

    gen ist zu beachten, dass die Gefahr einer beralterung im Informationsrecht sehr hoch ist:

    Bedingt durch das enorme Tempo der Gesetzgebung und Rechtsprechung auf diesem Gebiet

    sind Werke meist schon veraltet, wenn sie erscheinen. Man muss daher alle Werke auf diesem

    Gebiet (einschlielich des vorliegenden) mit Bedacht lesen und auf aktuelle Entwicklungen

    hin kritisch prfen.

    Hinweise zu Einfhrungsliteratur fr einzelne Teilgebiete finden sich vor den jeweiligen Ab-

    schnitten in diesem Werk. Als bergeordnete Literatur ist zu empfehlen:

    Hoeren/Sieber (Hrsg.), Handbuch Multimediarecht, Mnchen, Loseblatt: Stand 2014.

    Kilian/Heussen (Hrsg.), Computerrechtshandbuch, Mnchen, Loseblatt: Stand 2014.

    Spindler/Schuster (Hrsg.), Recht der elektronischen Medien, Mnchen, 2. Aufl. 2011.

    Einzelmonographien:

    Thomas Hoeren, Internet- und Kommunikationsrecht, 2. Aufl. Kln 2012

    Niko Hrting, Internetrecht, 5. Aufl., Kln 2013.

    Haug, Internetrecht, 2. Aufl. 2010.

  • 14

    Khler/Arndt/Fetzer, Recht des Internet, 7. Aufl., Heidelberg (C.F. Mller) 2011.

    Hinsichtlich der Fachzeitschriften ist ein Trend zu einer Informationsberflutung zu be-

    obachten. Eine Flle neuer Zeitschriften ist in den letzten Jahren zum Informationsrecht er-

    schienen; offensichtlich wittern viele Verleger hier Morgenluft. Die Qualitt der Beitrge

    lsst allerdings manchmal zu wnschen brig; viele Inhalte wiederholen sich. Bei der Lektre

    ist also Vorsicht geboten. Im Einzelnen erscheinen in Deutschland folgende Zeitschriften (in

    alphabetischer Reihenfolge):

    Archiv fr Presserecht/Zeitschrift fr Medien- und Kommunikationsrecht (AfP)

    Computer und Recht (CR)

    Computer Law Review International (CRi)

    Datenschutz-Nachrichten (DANA)

    Datenschutz und Datensicherung (DuD)

    Datenverarbeitung, Steuer, Wirtschaft, Recht (DSWR)

    Datenverarbeitung im Recht (DVR; eingestellt 1987)

    Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR)

    Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht. Internationaler Teil (GRUR Int.)

    Der IT-Rechts-Berater (ITRB)

    Informatik und Recht (IuR; eingestellt 1988)

    Kommunikation & Recht (K&R)

    Kunst & Recht (KR)

    Multimedia und Recht (MMR)

    Neue Juristische Wochenschrift. Computerreport (NJW-CoR; eingestellt 2000)

    ffentliche Verwaltung und Datenverarbeitung (VD; eingestellt 1986)

    PingG Privacy in Germany

    Recht der Datenverarbeitung (RDV)

    Zeitschrift fr geistiges Eigentum

  • 15

    Zeitschrift fr Urheber- und Medienrecht (ZUM) und der dazu gehrige Rechtspre-

    chungsdienst (ZUM-RD).

    sterreich:

    Ecolex

    Medien & Recht

    Rundfunkrecht (RfR).

    Schweiz:

    sic!

    Digma/Zeitschrift fr Datenrecht und Informationssicherheit

    Im internationalen Kontext ist die Lage auf dem Zeitschriftenmarkt kaum berschaubar.

    Hier sei nur eine Auswahl genannt:

    Actualidad Informatica Aranzadi (E)

    Auteurs & Media (B)

    Berkeley Technology Law Journal (USA)

    Columbia Visual Arts & Law Journal (USA)

    Communications Law (Tolleys)

    Computer Law & Practice (UK)

    Computer Law & Security Report (UK)

    The Computer Lawyer (USA)

    Computerrecht (NL)

    EDI Law Review (NL)

    European Intellectual Property Review (UK)

    Information & Communications Technology Law (UK)

    Informatierecht (NL)

    Jurimetrics (USA)

  • 16

    Lamy Droit de linformatique (F)

    Revue internationale de Droit dAuteur (F)

    Rutgers Computer & Technology Law Journal (USA)

    The John Marshal Journal of Computer& Information Law (USA)

    Vanderbilt Journal of Law & Technology (USA)

    World Intellectual Property Law (USA)

    Fr die Recherche in Fachbibliotheken muss beachtet werden, dass es sich beim Informati-

    onsrecht um eine junge Disziplin handelt, die nur an wenigen Universitten beheimatet ist.

    Der unbedarfte Forscher wird daher meist enttuscht sein, wenn er versucht, ber seine lokale

    Fakulttsbibliothek an einschlgige Werke zu gelangen. Zu empfehlen sind die Bibliotheken

    folgender Einrichtungen

    DFG-Graduiertenkolleg Geistiges Eigentum und Gemeinfreiheit (Universitt Bay-

    reuth)

    Max-Planck-Institut fr Immaterialgter- und Wettbewerbsrecht (Mnchen)

    Institut fr Rechtsinformatik (Universitt Saarbrcken)

    Institut fr Medienrecht und Kommunikationsrecht (Universitt Kln)

    Institut fr Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und Medienrecht (TU Dresden)

    Institut fr Rechtsinformatik (Universitt Hannover)

    Zentrum fr Rechtsinformatik (Universitt Karlsruhe)

    Gerd Bucerius-Stiftungsprofessur fr Kommunikationsrecht (Universitt Rostock)

    Institut fr Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht/ITM (Universitt

    Mnster)

    Institut fr Urheber- und Medienrecht (Mnchen).

    Im europischen Ausland findet sich das

    Institut voor Informatierecht (Universiteit Amsterdam/Niederlande)

    Centre de Recherches Informatique et Droit/CRID (Universite de Namur/Belgien)

  • 17

    Centre for Advanced Legal Studies (London)

    Institut fr Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie und Rechtsinformatik der Karl-

    Franzens-Universitt Graz

    Interdisciplinary Centre for Law & Information Technology (Leuven)

    Norwegian Research Center for Computers and Law/NRCCL (Oslo)

    Queen Mary University of London School of Law (London)

    Centre dEstudis de Dret i Informtica de Balears (Palma de Mallorca).

    In den USA bestehen Forschungseinrichtungen u.a. an der Harvard Law School: Berkman

    Center for Internet & Society und der Yale University: Center for Internet Studies. Weitere

    Forschungseinrichtungen und Lehrsthle bestehen an der Columbia Law School (New York)

    und den Universitten Stanford und Berkeley.

  • 18

    Zweites Kapitel: Rechtsprobleme beim Erwerb von Domains

    Literatur:

    Baum, Die effiziente Lsung von Domainnamenskonflikten, Mnchen 2005; Becker: Das Domainrecht als subjektives Recht, GRUR Int. 2010, 940; ders., Verteilungsgerechtigkeit und gebotene Benutzung im Domainrecht, GRUR Int. 2010, 202; ders., Positive und negati-ve Zeichenberechtigung im Internet, WRP 2010, 467; Bcker, Der Lschungsanspruch in der registerkennzeichenrechtlich motivierten Domainstreitigkeit, GRUR 2007, 370; Br-cher, Domainnamen und das Priorittsprinzip im Kennzeichenrecht, MMR 2005, 203; B-cking/Angster, Domainrecht, Stuttgart 2010; Danckwerts, rtliche Zustndigkeit bei Urhe-ber-, Marken- und Wettbewerbsverletzungen im Internet, GRUR 2007, 104; Diesel-horst/Plath, Marken und Domains, in: Moritz/Dreier (Hrsg.), Rechtshandbuch E-Commerce, 2. Aufl. Kln 2005, 306; Eichelberger, Benutzungszwang fr .eu-Domains, K&R 2007, 453; Erdmann, Gesetzliche Teilhabe an Domain-Names. Eine zeichen- und wettbewerbsrechtliche Untersuchung, GRUR 2004, 405; Grbig, Domain und Kennzeichen-recht, MMR 2009, Beil. Nr. 6, 25; Haar/Krone, Domainstreitigkeiten und Wege zu ihrer Beilegung, in: Mitteilungen der deutschen Patentanwlte 2005, 58; Hrting, Kennzeichen-rechtliche Ansprche im Domainrecht, ITRB 2008, 38; Hellmich/Jochheim, Domains im Agenturgeschft nach der grundke.de Entscheidung, K&R 2007, 494; Huber/Hitzelberger, Ratgeber Domain-Namen, 2. Aufl. 2010; Hlsewig, Rechtsschutz gegen die unberechtigte Nutzung von Domains im Internet ein systematischer berblick unter Bercksichtigung aktueller Rechtsprechung, JA 2008, 592; Jaeger-Lenz, Die Einfhrung der .eu-Domains Rechtliche Rahmenbedingungen fr Registrierung und Streitigkeiten, WRP 2005, 1234; Ka-zemi, Schutz von Domainnamen in den Beitrittsstaaten, MMR 2005, 577; Krner, Der Schutz der Marke als absolutes Recht insbesondere die Domain als Gegenstand marken-rechtlicher Ansprche, GRUR 2005, 33; Koos, Die Domain als Vermgensgegenstand zwi-schen Sache und Immaterialgut Begrndung und Konsequenzen einer Absolutheit des Rechts an einer Domain, MMR 2004, 359; Martinek, Die Second-Level-Domain als Gegen-stand des Namensrechts in Deutschland, in: Festschrift fr Kfer 2009, 197; Mietzel, Die ersten 200 ADR-Entscheidungen zu .eu-Domains Im Spagat zwischen Recht und Gerech-tigkeit, MMR 2007, 282; Mietzel/Orth, Quo vadis .eu-ADR? Eine erneute Bestandsauf-nahme nach 650 Entscheidungen, MMR 2007, 757; Mller, .eu-Domains Erkenntnisse aus dem ersten Jahr Spruchpraxis, GRUR Int. 2007, 990; Pothmann/Guhn, Erste Analyse der Rechtsprechung zu .eu-Domains in ADR-Verfahren, K&R 2007, 69; Reinholz/Janke, Do-mainrecht - eine Bilanz der Rechtsprechung aus den Jahren 2012/2013, K & R 2013, 613; Selby, Domain law and internet governance, in: Bourbaki Law Review 34 (2008), 325; Sobola, Ansprche auf .eu-Domains, ITRB 2007, 259; Ullmann, Wer suchet der findet Kennzeichenrechtsverletzungen im Internet, GRUR 2007, 663; Viefhues, Wenn die Treu-hand zum Pferdefu wird, MMR 2005, 76; Voegelie-Wenzl, Internet Governance am Bei-spiel der Internet Corporation of Assigned Names and Numbers (ICANN), GRUR Int. 2007, 807; Weisert, Die Domain als namensgleiches Recht? Die Bchse der Pandora ffnet sich, WRP 2009, 128.

    Wer im Internet erreichbar sein will, braucht eine eindeutige Adresse. Ansonsten erreicht ihn

    weder die elektronische Post noch kann der Nutzer sein Informationsangebot abrufen. Inter-

    net-Adressen sind ein uerst knappes Gut. Sie knnen nur einmal vergeben werden; der Run

    auf diese Kennzeichnungen ist deshalb eine logische Konsequenz. Schon bald machten sich

  • 19

    erste digitale Adressenhndler auf die Suche nach wertvollen Kennzeichnungen, die sie reser-

    vieren lieen, um sie nachher gegen teures Geld zu verkaufen. Markenrechtliche Auseinan-

    dersetzungen waren vorprogrammiert und es huften sich im In- und Ausland Gerichtsent-

    scheidungen zu diesem Problembereich.

    I. Praxis der Adressvergabe

    Literatur:

    Bettinger, Domain Name Law and practice, Oxford, 2005; Burgstller, Die neue doteu-Domain, Medien & Recht 2004, 214; Mller, Alternative Adressierungssysteme fr das In-ternet Kartellrechtliche Probleme, MMR 2006, 427; Mller, Tobias, Das neue alternative Streitbeilegungsverfahren fr .eu-Domains, in: SchiedsVZ 2008, 76; Rayle, Die Registrie-rungspraktiken fr Internet-Domainnamen in der EU, Mnchen 2003; Wibbeke, Online-Namensschutz, Organisation der Domainverwaltung in Zeiten der Globalisierung, ITRB 2008, 182.

    Bei der Durchsetzung der markenrechtlichen Vorgaben sind die faktischen Besonderheiten

    der Adressvergabe im Internet zu beachten. Nur eine offiziell gemeldete Adresse kann ord-

    nungsgem geroutet werden, d.h. am Internet teilnehmen.

    1. Internationale Strukturen/ICANN

    Literatur:

    Voegeli-Wenzl, Internet Governance am Beispiel der Internet Corporation of Assigned Na-mes and Numbers (ICANN), GRUR Int. 2007, 807; Meyer, Die Zukunft der Internetadres-sierung, DFN-Infobrief 01/2007; Weigele: Internet Corporation on Assigned Names and Numbers (ICANN) - Staats-, europa- und vlkerrechtliche Beurteilung, MMR 2013, 16; Schulte-Braucks: Kennzeichnungsschutz durch Hinterlegung im Trademark Clearinghouse und parallele Domainberwachung, K & R-Beih. 2013, 3; diess., Alles neu macht die I-CANN die neuen Top Level Domains bescheren Markeninhabern neue Risiken und neue Rechtsschutzmglichkeiten, GRUR Int 2013, 322; Jaeger-Lenz: Rechtsschutz bei Marken-verletzungen durch neue Top-Level-Domains, GRUR-Prax 2012, 543; Troge: Neue Top-Level-Domains - Neuer Markenschutz?, CR 2012, 481; Rickert: Schutz von Kennzeichen-rechten bei der Einfhrung neuer TLDs, MMR 2012, 444; Holznagel, Hartmann: .gemeinde statt .de Internet-Domainnamen fr deutsche Kommunen, NVwZ 2012, 665.

    Die fr die Kommunikation zwischen den einzelnen Rechnern erforderlichen IP-Adressen

    werden nicht vom Staat vergeben. Als Oberorganisation ist vielmehr die ICANN (Internet

    Corporation for Assigned Names and Numbers) zustndig.3 Die ICANN wurde im Herbst

    3 Siehe dazu Kleinwchter, MMR 1999, 452.

  • 20

    1998 als private non-profit-public benefit organization i.S.d 51106910 des California

    Corporation Code in den USA gegrndet.4 Der Sitz ist in Kalifornien.

    Die ICANN hat weitreichende Kompetenzen im Domainbereich, u.a.

    die Kontrolle und Verwaltung des Root-Server-Systems (mit Ausnahme des obersten

    A-Root-Server, der lange Zeit unter der Kontrolle der US-Regierung stand und heute

    von VeriSign Global Registry Services verwaltet wird)

    die Vergabe und Verwaltung von IP-Adressen, mit Hilfe der Numbering Authorities

    ARIN (fr Amerika), RIPE (fr Europa), Afrinic (fr Afrika) oder APNIC (fr die Re-

    gionen Asien und Pazifik)

    die Vergabe und Verwaltung von Top-Level-Domains, sowohl hinsichtlich der ln-

    derbasierten Kennungen (country-code Top-Level-Domains; ccTLDs) als auch der ge-

    nerischen Top-Level-Domains (gTLDs); hierzu akkreditiert ICANN sog. Registrars, bei

    denen dann die einzelnen Domains registriert werden knnen.

    Derzeit bestehen folgende gTLDs:5

    arpa (ARPANET; diese TLD wird von der IANA6 als Infrastrukturdomain bezeich-

    net)

    biz (Unternehmen)

    com (Commercial)

    info (Informationsdienste)

    int (Internationale Organisationen)

    name (Natrliche Personen oder Familien)

    net (fr Angebote mit Internetbezug)

    org (fr nichtkommerzielle Organisationen)

    4 Siehe dazu auch die Articles of Incorporation des ICANN vom 28.1.1998, abrufbar unter

    http://www.icann.org/general/articles.htm. 5 Um die zustndigen Registrierungsstellen fr diese Kennungen festzustellen siehe

    http://www.icann.org/registries/listing.html. 6 Bei der IANA handelt es sich um die Internet Assigned Numbers Organisation, die die Vergabe von IP-

    Adressen, Top Level Domains und IP-Protokollnummern regelt. Die IANA ist eine organisatorische Un-terabteilung der ICANN; siehe dazu http://www.iana.org/about/ und Meyer, DFN-Infobrief, 1/2007.

  • 21

    pro (Bestimmte Berufsgruppen Anwlte, Steuerberater, rzte, Ingenieure in USA,

    Kanada, Deutschland und dem Vereinigten Knigreich)

    Auerdem bestehen folgende sog. Sponsored gTLDs:7

    aero (Luftverkehr)

    asia (Region Asien)

    cat (Region Katalonien)

    coop (Genossenschaftlich organisierte Unternehmen)

    edu (Bildungsorganisationen)

    gov (US-Regierung)

    jobs (Internationaler Bereich des Human Resource Management)

    mil (US-Militr)

    mobi (Mobilfunkanbieter bzw. Inhalte, die durch mobile Endgerte genutzt werden

    knnen)

    museum (fr Museen)

    tel (vereinfachtes Anrufen bei Firmen und Unternehmen)

    travel (Reiseanbieter)

    xxx (Pornoanbieter).

    Wurde 2007 noch von ICANN die Endung .xxx abgelehnt, hat sie sich am 20. Juni 2011 je-

    doch im Rahmen einer Ausweitung des Rahmes mglicher TLDs auch fr diese ausgespro-

    chen.8 Dies erffnet Raum fr neue kennzeichenrechtliche Problemstellungen, wollen doch

    Inhaber von Kennzeichenrechten diese in der Regel nicht mit der Endung .xxx im Internet

    wiederfinden. Daher war es vom 7. September 2011 mglich, innerhalb von 30 Tagen Mar-

    kennamen auf Dauer fr die Registrierung unter der TLD .xxx zu sperren.9

    7 Siehe dazu http://www.icann.org/registrars/accredited-list.html. 8 Vgl. http://heise.de/-1211025 (zuletzt abgerufen am 14.9.2011). 9 Vgl. zu diesem Problemkreis MMR-Aktuell 2011, 320145.

  • 22

    Lnderspezifisch bestehen heute ber 200 verschiedene Top-Level-Domains.10 Wichtig sind

    die ccTLDs

    at (sterreich)

    ch (Schweiz)

    de (Deutschland)

    es (Spanien)

    fr (Frankreich)

    jp (Japan)

    nl (Niederlande)

    no (Norwegen)

    uk (Grobritannien).

    Die Kennung .us (fr die USA) existiert zwar, ist aber nicht gebruchlich. Einen besonde-

    ren Reiz ben Kennungen aus, die ber ihren Lnderbezug hinaus eine Aussagekraft haben,

    wie z.B.: .tv (fr Tuvalu; begehrt bei Fernsehsendern) und .ag (fr Antigua; gleichzeitig

    Ausdruck fr Aktiengesellschaft). Besondere Probleme bestanden mit der Zulassung von

    Domains auf der Basis des chinesisch-japanischen Schriftsystems; diese Probleme wurden im

    Juni 2003 durch die Einfhrung eigener ICANN-Standardisierungsrichtlinien gelst.11

    In der Diskussion ist die Einfhrung weiterer Regio-TLDs wie .bayern, .berlin oder

    .nrw. ICANN selbst hat die vllige Freigabe aller TLDs in die Wege geleitet. Wegen kar-

    tellrechtlicher Bedenken soll die Gestaltung von TLDs frei mglich sein, so dass TLDs wie

    .Siemens denkbar sind. Erste Vorschlge fr ein solches System wurden unter dem Stich-

    wort Openness Change Innovation im Oktober 2008 verffentlicht.12 In der Zwischenzeit

    liegt ein Applicant guidebook vor, das die weiteren Details des Verfahrens beschreibt. Zu

    entrichten sind 185 000 US-Dollar als Registrierungsgebhr. Antragsberechtigt sind Unter-

    nehmen, Organisationen und Institutionen von gutem Ansehen (in good standing). Pri-

    vatpersonen oder Einzelkaufleute knnen sich nicht registrieren. Verfgbar sind ASCII-Code-

    Zeichen und gTLDS aus nicht lateinischen Zeichen. Nach der Anmeldung folgt eine berpr-

    fung der technischen und finanziellen Kompetenz des Antragstellers (Evaluation Procede- 10 Siehe dazu die Liste unter http://www.iana.org/domains/root/db (Stand: 7.9.2011). 11 http://www.icann.org/general/idn-guidelines-20jun03.htm. 12 http://www.icann.org/en/topics/new-gtld-program.htm.

  • 23

    re). Danach knnen Dritte Einsprche gegen ein Registrierungsantrag vorbringen (Dispute

    Resolution Procedere). Bei mehreren Antrgen fr eine TLD soll der Zuschlag nach Aukti-

    onsregeln oder nach Magabe einer vergleichenden Evaluierung erfolgen (comparative eva-

    luation). Zahlreiche Unternehmen und Gebietskrperschaften haben sich um die Zuteilung

    neuer TLDs beworben.13 Vergeben wurden insbesondere Namen von Unternehmen und Std-

    ten sowie Allgemeinbegriffe (z.B. . bike, .singles, .photography, .today und .company).14

    3. Die .EU-Domain

    Literatur:

    Eichelberger, Benutzungszwang fr .eu-Domains?, K&R 2007, 453; Eichelberger, Das Verhltnis von alternativem Streitbeilegungsverfahren zum Zivilprozess bei Streitigkeiten ber .eu-Domains, K&R 2008, 410; Frsterling/ Hohl: Verhltnis der ordentlichen Ge-richtsbarkeit zur alternativen Streitbeilegung bei .eu-Domain-Streitigkeiten - Diskussion vorhandener Lsungsanstze anhand der Entscheidung Toth vs. Emirates, MMR 2013, 148; Mietzel, Die ersten 200 ADR-Entscheidungen zu .eu-Domains, MMR 2007, 282; Miet-zel/Orth, Quo vadis .eu-ADR? MMR 2007, 757; Mller, .eu-Domains: Erkenntnisse aus dem ersten Jahr Spruchpraxis, GRUR Int. 2007, 990; Mller, .eu-Domains: Widerruf auf-grund zweijhriger Nichtbenutzung ab Domainregistrierung, GRUR Int. 2009, 653; Mller, Das neue alternative Streitbeilegungsverfahren fr eu.Domains: Einfhrung und erste Er-kenntnisse aus der Praxis, SchiedsVZ 2008, 76; Pothmann/Guhn, Erste Analyse der Recht-sprechung zu .eu-Domains in ADR-Verfahren, K&R 2007, 69; Sobola, Ansprche auf .eu-Domains, ITRB 2007, 259.

    Nachdem die ICANN im Jahre 2000 die Einfhrung einer neuen ccTLD .eu beschlossen

    hat, ist diese ab dem 7. Dezember 2005 sehr erfolgreich gestartet. Seit diesem Zeitpunkt war

    es fr die Inhaber registrierter Marken15 und ffentlicher Einrichtungen im Rahmen der sog.

    landrush-period mglich, die Vergabe der .eu-Domains zu beantragen. Zwei Monate sp-

    ter, also ab dem 7. Februar 2006, konnten dann sonstige Rechteinhaber eine Domain unter der

    TLD .eu beantragen (landrush-period II). Innerhalb dieser Zeitrume galt fr Rechteinha-

    ber das sog. Windhundprinzip; wer als erster seinen Registrierungsantrag bei der zustndi-

    gen Behrde EuRID16 einreichte, der erhielt die Domain. Die jeweiligen kennzeichenrechtli-

    chen Positionen mussten innerhalb einer Frist von 40 Tagen bei dem Unternehmen Price Wa-

    terhouse Coopers zur Prfung vorgelegt werden. Die Dokumentation der entsprechenden

    kennzeichenrechtlichen Positionen erforderte eine besondere Sorgfalt, da bereits formale Feh-

    13 Vgl. http://heise.de/-1263102 (zuletzt abgerufen am 5.10.2011). 14 MMR-Aktuell 2011, 319448. 15 Hierzu zhlten neben reinen Wortmarken (nationale Marken, europische Gemeinschaftsmarken oder in-

    ternationale Registrierungen mit Schutzwirkung in einem Mitgliedsland der EU) auch Wort-Bild-Marken, bei denen der Wortbestandteil vorrangige Bedeutung hat.

    16 http://www.eurid.eu.

  • 24

    ler (fehlendes Deckblatt der Anmeldung etc.) zu einer Abweisung fhrten. Eine solche Ab-

    weisung bedeutete zwar noch keinen vollstndigen Verlust der Domain, jedoch war eine

    Nachbesserung nicht mglich und zwischenzeitlich eingereichte Registrierungswnsche fr

    die Domain erhielten eine bessere Prioritt.

    Bei Streitigkeiten ber eine EU-Domain gibt es sechs verschiedene Wege, ttig zu werden.

    Zunchst empfiehlt sich als Hauptweg die Anrufung einer Streitschlichtungsinstanz, in diesem

    Fall des tschechischen Schiedsgerichtshofes, der zentral alle Aufgaben der Streitschlichtung

    fr die EU-Domain wahrnimmt. Art. 21 VO (EG) 874/2004 bestimmt, dass sich eine Streit-

    schlichtung ausschlielich auf Marken- oder Namensrechte beziehen kann, gegen die die EU-

    Domain verstt. Der entsprechende Rechteinhaber muss vortragen, dass die Gegenseite kein

    Gegenrecht oder legitimes Interesse geltend machen kann oder die entsprechende Domain

    bsglubig registriert oder nutzt. Das Streitschlichtungsverfahren unterscheidet sich hier fun-

    damental von der UDRP, die das Fehlen eines Gegenrechtes kumulativ zur Bsglubigkeit

    prft und eine Bsglubigkeit bei Registrierung und bei der Nutzung verlangt. Ein legitimes

    Interesse liegt vor, wenn die entsprechende Bezeichnung bereits vorher vom Domaininhaber

    genutzt worden war. Zu beachten sind insbesondere die Interessen von Hndlern, die mit der

    Benutzung der Domain auf ihre Waren hinweisen wollen. Eine Bsglubigkeit der Registrie-

    rung oder Nutzung liegt vor, wenn die entsprechenden Vorgnge unlauter sind, insbesondere

    wenn die Domain zur wettbewerbswidrigen Verunglimpfung oder Unterdrucksetzung des

    Markenrechtsinhabers genutzt werden soll. Neu ist auch gegenber der UDRP, dass eine

    zweijhrige Nichtbenutzung ebenfalls unter die bsglubige Registrierung fllt und zum nach-

    trglichen Widerruf der Domain fhrt.

    Der EuGH stellte mit der Entscheidung in der Sache reifen.eu klar, dass die Auflistung der

    Bsglubigkeitsflle in Art. 21 Abs. 3 VO (EG) Nr. 874/2004 nicht abschlieend ist.17 So

    muss die Beurteilung des nationalen Gerichts vielmehr aufgrund einer umfassenden Wrdi-

    gung der Umstnde erfolgen. Dabei ist nach Auffassung des Gerichts insbesondere zu berck-

    sichtigen, ob der Markeninhaber beabsichtige, die Marke auf dem Markt zu benutzen, fr den

    Schutz beantragt wurde, und ob die Marke so gestaltet wurde, dass eine Gattungsbezeichnung

    kaschiert wurde. Bsglubigkeit knne darber hinaus durch die Registrierung einer Vielzahl

    vergleichbarer Marken, sowie deren Eintragung kurz vor Beginn der ersten Phase fr die Re-

    gistrierung von EU-Domains indiziert werden.18

    17 EuGH, Urt. v. 3.6.2010 C-569/08, CR 2010, 615 = MMR 2010, 538 reifen.eu. 18 EuGH, Urt. v. 3.6.2010 C-569/08, CR 2010, 615 = MMR 2010, 538 reifen.eu.

  • 25

    Daneben bleibt noch der normale Gerichtsweg mit der klassischen kennzeichenrechtlichen

    Prfung je nach Landesrecht (Art. 21 Abs. 4 VO (EG) Nr. 874/2004).19 Auch an die Streit-

    schlichtung selbst kann sich ein Gerichtsverfahren anschlieen (Art. 22). Bei formalen Ver-

    sten gegen die Registrierungsbedingungen, etwa bei der Angabe falscher Adressen, kommt

    ein Widerruf von Amts wegen in Betracht (Art. 20). Schlielich bleibt auch die Mglichkeit,

    je nach Landesrecht bei unsittlichen Registrierungen einen Widerruf vorzunehmen (Art. 18).

    In der Zwischenzeit liegen auch erste deutsche Gerichtsentscheidungen zum .eu-System

    vor. Das OLG Dsseldorf hat mit Urteil vom 11. September 2007 in der Sache last-

    minute.eu20 die Verordnungen der EU zur .eu-Domain als unmittelbar geltendes Recht

    angewendet. Ferner hat das OLG bekrftigt, dass die Entscheidung eines Schiedsgerichts der

    Tschechischen Landwirtschaftskammer zu .eu-Domain nichts an der Zustndigkeit staatli-

    cher Gerichte fr kennzeichenrechtliche Streitigkeiten um .eu-Domains ndere. Der Begriff

    last-minute sei in der Touristikbranche rein beschreibend und daher nicht schutzfhig.

    Dementsprechend sei die Nutzung der Domain last-minute.eu mit Berufung auf eine Marke

    fr Bekleidungsprodukte nicht missbruchlich im Sinne der EU-Verordnungen zu .eu-

    Domains.

    Das OLG Hamburg hat mit Urteil vom 12. April 200721 in Sachen original-nordmann.eu

    entschieden, dass eine .eu-Domain frei whlbar sei und von einem Nichtmarkeninhaber regis-

    triert werden knne, auch wenn fr eine beschreibende Internet-Adresse mit dem Top-Level

    .eu in einem Mitgliedstaat der EU eine identische Marke eingetragen sei. Hintergrund fr

    diese Wertung sei das Territorialittsprinzip, wonach eine nationale Wortmarke nur im An-

    meldeland ihre Wirkung entfalte. Im konkreten Fall stand die Domain original-

    nordmann.eu in Streit, die ein deutscher Staatsangehriger angemeldet hatte, der sich erfolg-

    reich gegen einen britischen Brger zur Wehr setzte, fr den in Britannien die Wortmarke

    Original Nordmann eingetragen ist.

    Da fr den Bereich der Top-Level-Domain .eu im Falle von Rechtsstreitigkeiten kein Dis-

    pute-Verfahren besteht, msse einem Antragsteller im Streit um eine Domain zumindest ein

    Verfgungsverbot zugesprochen werden, wenn er glaubhaft machen kann, dass er ber ent-

    sprechende Rechte an der Internetadresse verfgt und sich der derzeitige Domaininhaber auf

    19 Dazu zum Beispiel OLG Hamburg, Urt. v. 24.4.2007 3 U 50/07, CR 2009, 512 mit Verweis darauf, dass

    auch eine Kennung mit .eu-Domain gegen das deutsche Markenrecht verstoen kann. 20 OLG Dsseldorf, Urt. v. 11.9.2007 I-20 U 21/07, MMR 2008, 107. 21 OLG Hamburg, Urt. v. 12.4.2007 3 U 212/06, K&R 2007, 414.

  • 26

    keine Anspruchsgrundlagen berufen kann. Dies hat das Kammergericht (KG)22 entschieden.

    Damit gab das KG dem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfgung statt und verpflichte-

    te den Domaininhaber, es zu unterlassen, ber die in Streit stehende .eu-Adresse entgeltlich

    oder unentgeltlich zu verfgen, es sei denn, es erfolge eine bertragung auf den Antragsteller

    oder ein gnzlicher Verzicht.

    Im brigen hat das LG Mnchen23 darauf hingewiesen, dass die .eu-Festlegungsverordnung

    kein Schutzgesetz i.S.v. 823 Abs. 2 BGB sei.

    4. Die DENIC eG

    ber die Einrichtung einer deutschen Domain24 unterhalb der Top-Level-Domain .de und

    ihre Anbindung an das Internet wacht seit dem 17. Dezember 1996 die DENIC eG.25 Im Au-

    gust 2008 hatte sie 264 Mitglieder26 (davon 13 per Amt), einschlielich der Deutschen Tele-

    kom AG. Aufgaben der DENIC sind der Betrieb des Primary-Nameservers fr die Top-Level-

    Domain .de, die bundesweit zentrale Vergabe von Domains unterhalb der Top-Level-

    Domain .de und die Administration des Internet in Zusammenarbeit mit internationalen

    Gremien.27

    Die Ttigkeit der DENIC erfolgt auf rein zivilrechtlicher Grundlage; insbesondere ist die

    DENIC weder als Beliehener noch als untergeordnete Behrde etwa im Verhltnis zur Bun-

    desnetzagentur anzusehen.

    Die DENIC eG hat genau festgelegt, wie ein Domain-Name beschaffen sein muss. Ein glti-

    ger Domain-Name besteht aus maximal 63 Buchstaben, Ziffern und dem Bindestrich. Er be-

    ginnt und endet mit einem Buchstaben oder einer Ziffer, wobei er mindestens einen Buchsta-

    ben beinhalten muss.28 Zwischen Gro- und Kleinschreibung wird nicht unterschieden. Nicht

    22 LG Berlin, Beschl. v. 10.8.2007 5 W 230/07, MMR 2008, 53 = AfP 2008, 327 = CR 2007, 735 = GRUR-

    RR 2007, 398 = ITRB 2007, 226 m. Anm. Rssel = K&R 2007, 527 = MarkenR 2007, 393, 506 = Mitt. 2008, 36 = WRP 2007, 1245.

    23 LG Mnchen I, Urt. v. 10.5.2007 17 HKO 19416/06. 24 In sterreich ist die NIC.AT GmbH zustndig, in der Schweiz SWITCH (Swiss Academic and Research

    Network). Adressen: nic.at, Jakob-Haringer-Str. 8, A-5020 Salzburg, Tel.: 0043/662/46690, Fax: 0043/662/466919, E-Mail: [email protected], http://www.nic.at; fr das SWITCH, Werdstrae 2, Postfach, CH-8021 Zrich, Tel.: 0041/848/844080, Fax: 0041/848/844081, E-Mail: [email protected], http://www.switch.ch.

    25 Die DENIC darf von sich behaupten, sie sei ohne Gewinnabsicht ttig und eine Non-Profit-Organisation; siehe LG Frankfurt, Urt. v. 24.10.2001 2/6 O 280/01, MMR 2002, 126 = CR 2002, 616 (Ls.).

    26 Zu den einzelnen Mitgliedern siehe http://www.denic.de/denic/mitglieder/mitgliederliste.html. 27 Die DENIC ist erreichbar unter der Adresse Kaiserstrae 7577, 60329 Frankfurt, Tel.: 069/272350, Fax:

    069/27235238, E-Mail: [email protected], www.DENIC.de. 28 Siehe dazu LG Frankfurt, Urt. v. 22.3.2000 3/8 O 153/99, MMR 2000, 627 m. Anm. Welzel, wonach

    kein Anspruch aus 19 Abs. 1, 20 Abs. 2 GWB gegen die DENIC auf Registrierung einer Domain gege-

  • 27

    zulssig sind die Namen bestehender Top-Level-Domains (arpa, com, int, gov, mil, nato, net,

    org, edu ) sowie deutsche Kfz-Kennzeichen.29 Umlaute und Sonderzeichen sind seit dem

    1. Mrz 2004 erlaubt. Eine weitere, eigene Unterteilung (Subdomain) ist mglich, wird jedoch

    nicht von der DENIC eG, sondern vom Provider oder vom Nutzer eingerichtet.

    In der Zwischenzeit ist auch klar, dass die DENIC Domains mit zwei Buchstaben zulassen

    muss. Nach Auffassung des OLG Frankfurt30 hat der Automobilhersteller Volkswagen gegen

    die DENIC einen kartellrechtlichen Anspruch ( 20 GWB) auf Zuteilung einer zweistelligen

    de-Domain (hier: vw.de). Es knne nicht darauf abgestellt werden, dass die DENIC gem

    ihren Richtlinien Second-Level-Domains, die lediglich aus zwei Buchstaben bestehen, nicht

    vergibt. Eine Ungleichbehandlung von VW liege im Verhltnis zu solchen Automobilunter-

    nehmen vor, deren Marke als Second-Level-Domain unter der Top-Level-Domain .de ein-

    getragen wurde. Allerdings gebe es nur einen auflsend bedingten Anspruch, da technische

    nderungen weiterhin mglich bleiben sollen.31 In einer weiteren Entscheidung hat das LG

    Frankfurt32 darauf hingewiesen, dass eine Verpflichtung der DENIC zur Registrierung von

    Zwei-Zeichen-Domains, die einem KFZ-Zulassungsbezirk entsprechen, nicht besteht. Ein

    beachtenswerter sachlicher Grund im Sinne des Kartellrechts sei gegeben, wenn der bloe

    Plan der Regionalisierung des Domainraums .de durch Einfhrung von Second-Level-

    Domains, die KFZ-Zulassungsbezirken entsprechen, noch in Zukunft realisiert werden knn-

    te, auch wenn eine gewisse Anzahl der dafr bentigten Domains derzeit vergeben ist. Abge-

    lehnt wurde ferner seitens der Gerichte ein kartellrechtlicher Anspruch auf einstellige de-

    Domains (x.de).33 Trotzdem hat die DENIC mit Wirkung vom 23. Oktober 2009 den Na-

    mensraum fr ein- und zweistellige Domains zur Registrierung freigegeben. Daraufhin gab es

    zahlreiche Folgeprozesse derjenigen, die Rechte an Zweibuchstabenbezeichnungen geltend

    machten. Im Streit zuletzt um hr.de und sr.de, in dem der Hessische und der Saarlndische

    Rundfunk gegen die DENIC ttig wurden, hob das OLG Frankfurt34 nun die Urteile des

    Landgerichts Frankfurt35 auf. Ging das Landgericht jeweils von einem namensrechtlichen

    ben ist, wenn nach den Registrierungsbedingungen sachliche Grnde, insbesondere technischer Natur, ge-gen die Erteilung sprechen (hier die Domain 01051.de).

    29 Zur Unvereinbarkeit von Domains mit Kfz-Reichen auch LG Frankfurt, Urt. v. 7.1.2009 2-06 O 362/08. 30 OLG Frankfurt, Urt. v. 29.4.2008 11 U 32/04, MMR 2008, 609 m. Anm. Welzel = CR 2008, 656 =

    GRUR-RR 2008, 321 = ITRB 2008, 147 m. Anm. Rssel = K&R 2008, 449 m. Anm. Dingeldey; Anm. Jaeschke, JurPC 2008, Web-Dok. 113/2008; Anm. Breuer/Steger, WRP 2008, 1487.

    31 Zulssig sind allerdings Ablehnungen von Domains aus reinen Ziffern; OLG Frankfurt, Urt. v. 13.2.2007 11 U 24/06, MMR 2008, 614 m. Anm. Welzel = CR 2008, 742 11880.de.

    32 LG Frankfurt, Urt. v. 7.1.2009 2-06 O 362/08. 33 LG Frankfurt, Urt. v. 20.5.2009 2-6 O 671/08. 34 Urt. v. 26.10.2010 11 U 29/10 (Kart) und 11 U 30/10 (Kart). 35 Urt. v. 4.3.2010 2/3 O 483/09 und 2/3 O 482/09.

  • 28

    Unterlassungsanspruch nach 12 BGB aus, vertritt das OLG Frankfurt die Ansicht, die DE-

    NIC sei weder Strer und noch habe sie Prfpflichten verletzt.36 hnlich hat im brigen das

    OLG Brandenburg37 nderungsansprche eines Betroffenen im Hinblick auf Falscheintra-

    gungen in der Whois-Liste abgelehnt. Die Eintragung in der Whois-Datenbank der DENIC sei

    kein Bereicherungsgegenstand nach 812 Abs. 2 Satz 2 Alt. 2 BGB, da die Eintragungen

    keinen ffentlichen Glauben genssen, sondern ein rein privates Verzeichnis der Vertrags-

    partner der DENIC darstellten.

    Die Registrierung der freien Domains erfolgt selten direkt ber die DENIC. Meistens sind

    Zwischenhndler ttig, z.B. Discount Provider wie Strato oder Puretec/1&1. Dennoch kommt

    der Domainvertrag immer zwischen dem Kunden und der DENIC direkt zustande. Die Do-

    mainprovider selbst vermitteln nur das Domaingeschft auf der Basis eines entgeltlichen Ge-

    schftsbesorgungsvertrages ( 675 BGB) und betreuen die Domain auf dienstvertraglicher

    Grundlage.

    Nach den Vergabebedingungen der DENIC38 liegt die Verantwortung fr marken- und na-

    mensrechtliche Folgen aus der Registrierung des Domainnamens beim Kunden.39 Der Kunde

    versichert der DENIC gegenber, dass er die Einhaltung kennzeichenrechtlicher Vorgaben

    geprft hat und keine Anhaltspunkte fr die Verletzung von Rechten Dritter vorliegen ( 3

    Abs. 1). Eine doppelte Adressvergabe kann folglich von der DENIC nicht verhindert werden.

    Wer einen freien Namen gefunden hat, kann ihn bei der DENIC als Second-Level-Domain

    registrieren lassen.40 Er riskiert dann allerdings, dass er nachtrglich markenrechtlich auf Un-

    terlassung in Anspruch genommen wird. Um eine schnelle bertragung der Domain von ei-

    nem Domain-Grabber auf den anderen zu verhindern, sieht die DENIC einen sog. Dispute-

    Eintrag vor. Hierfr muss ein Dritter glaubhaft machen, dass er ein Recht auf die Domain hat

    und dieses gegenber dem Domaininhaber geltend machen ( 2 Abs. 3 Satz 1 der Registrie-

    rungsbedingungen). Dieser Eintrag wirkt fr ein Jahr und wird auf Antrag verlngert. Ist be-

    reits ein Dispute-Antrag fr einen anderen eingetragen, besteht keine Mglichkeit mehr, einen

    zweiten Dispute-Eintrag vornehmen zu lassen. Eine Domain, die mit einem Dispute-Eintrag

    versehen ist, kann vom Inhaber weiter genutzt, jedoch nicht bertragen werden. Weiterhin

    gewhrleistet der Dispute-Eintrag, dass der Berechtigte des Eintrags automatisch neuer Do-

    36 hnlich zuvor schon OLG Frankfurt, Urt. v. 18.5.2010 11 U 36/09 (Kart), MMR 2010, 694. 37 OLG Brandenburg, Urt. v. 15.9.2010 3 U 164/09, CR 2011, 268 = GRUR-RR 2010, 485. 38 Die Bedingungen datieren aus dem Jahr 2004 (im Internet abrufbar unter

    http://www.denic.de/de/bedingungen.html). 39 Absatz Domainnamen, I. (5). 40 Er beantragt daneben noch ein IP-Netz beim NIC im Rahmen dessen 254 Nummern zur weiteren Vergabe

    zur Verfgung stehen (ClassC-Netz).

  • 29

    maininhaber wird, wenn der bisherige Domaininhaber die Domain freigibt. Gegen einen un-

    berechtigten Dispute-Eintrag steht einem Betroffenen die negative Feststellungsklage zu, mit

    Verweis auf einen Eingriff in den eingerichteten und ausgebten Gewerbebetrieb ( 823

    Abs. 1 BGB).41 Ein auf Grund eines Markenrechts eingerumter Dispute-Eintrag ist schon

    wegen der zahlreichen auerhalb der geschtzten Marke denkbaren Verwendungsformen un-

    zulssig und damit zu lschen.42 Der Domaininhaber einer Domain mit einem Gattungsbegriff

    (welle.de) kann aus 823 Abs. 1 BGB gerichtlich gegen den Dispute-Eintrag vorgehen, den

    ein Namensrechtsinhaber (die Gemeinde Welle in Niedersachsen) bei der DENIC hat eintra-

    gen lassen.43

    5. Domainrecherche im Internet

    Noch freie Domains lassen sich ber Suchmaschinen finden, etwa

    http://www.denic.de

    http://www.speednames.com

    http://www.domainsearch.com.

    Will ein Unternehmen also feststellen, ob die gewnschte Domain-Bezeichnung noch frei ist,

    kann es ber die Homepage der DENIC eine Suche nach vergebenen, reservierten oder akti-

    vierten Domain-Names starten (http://www.denic.de/hintergrund/whois-

    service/webwhois.html). In der whois Datenbank kann jedermann recherchieren und eine

    Flle persnlicher Informationen, insbesondere ber den Domaininhaber, ziehen. Die in der

    whois-Abfrage ersichtlichen Domaindaten sind allerdings datenschutzrechtlich geschtzt.

    Sie drfen nur zum Zwecke der technischen oder administrativen Notwendigkeiten des Inter-

    netbetriebs oder zur Kontaktaufnahme mit dem Domaininhaber bei rechtlichen Problemen

    genutzt und ohne ausdrckliche schriftliche Erlaubnis der DENIC eG weder elektronisch noch

    in anderer Art gespeichert werden.44

    Derjenige, der bei einer sogenannten WHOIS-Abfrage bei der DENIC als Inhaber eines Do-

    mainnamens eingetragen ist, ohne gegenber der DENIC materiell berechtigt zu sein, kann

    41 OLG Kln, Urt. v. 17.3.2006 6 U 163/05. 42 LG Kln, Urt. v. 5.3.2013 33 O 144/12, MMR 2013, 469. 43 LG Kln, Urt. v. 8.5.2009 81 O 220/08. 44 Siehe dazu auch den 13. Bericht der Landesregierung ber die Ttigkeit der fr den Datenschutz im nicht-

    ffentlichen Bereich in Hessen zustndigen Aufsichtsbehrden vom 30.8.2000, DrS 15/1539 des Hessi-schen Landtages, Abschnitt 9.2.

  • 30

    diese Stellung im Sinne von 812 Abs. 1 Satz 1 Fall 2 BGB auf Kosten des Berechtigten er-

    langt haben.45

    Abgeschafft wurde von der DENIC eine reverse Abfrage nach Domaininhabern (Auffh-

    rung aller Domainnamen eines bestimmten Anmelders) sowie die alphabetische Auflistung

    aller registrierten Domainnamen. Mglich ist nur noch die Abfrage nach dem Inhaber eines

    bestimmten Domainnamens, da diese Information bei Rechtsstreitigkeiten bentigt wird.

    Hinzu kommen Angaben zum

    admin-c: Der administrative Ansprechpartner (admin-c) ist die vom Domaininhaber

    benannte natrliche Person, die als sein Bevollmchtigter berechtigt und gegenber der

    DENIC auch verpflichtet ist, smtliche z.B. die Domain hoeren.de betreffenden An-

    gelegenheiten verbindlich zu entscheiden.

    Tech-c: Der technische Ansprechpartner (tech-c) betreut die Domain in technischer

    Hinsicht.

    Zone-c: Der Zonenverwalter (zone-c) betreut die Nameserver der Domain.

    Anders verhlt sich fr die .com-Adressen die NSI, die Datenbestnde mit detaillierten

    Kundeninformationen zum Kauf anbietet, darunter Namen, Adressen und Telefonnummern

    sowie Informationen darber, welche Sicherheitsvorkehrungen fr bestimmte Webseiten ge-

    troffen werden, ob eine Seite aktiv betreut wird, oder ob eine Seite ein E-Commerce-Angebot

    bereithlt.

    Fr die Markenrecherche im Internet bietet sich an:

    https://dpinfo.dpma.de/ (Deutsche Marken)

    http://www.patentamt.at/Beratung/Recherche_und_Produkte/Markenrecherche/ (ster-

    reich)

    http://www.ige.ch (Schweiz)

    http://oami.europa.eu/ows/rw/pages/QPLUS/databases/databases.de.do (Europisches

    Markenamt).

    Auch Titelschutzregister sind online abrufbar, so etwa:

    Titelschutzanzeiger (www.presse.de)

    45 BGH, Urt. v. 18.1.2012 I ZR 187/10.

  • 31

    Softwareregister (www.software-register.de).

    II. Kennzeichenrechtliche Vorgaben

    Domains lsen eine Vielzahl kennzeichenrechtlicher Konflikte aus. Insbesondere kann die

    Registrierung und/oder Nutzung einer Domain mit marken-, namens- oder wettbewerbsrecht-

    lichen Vorgaben kollidieren. Im Weiteren werden deshalb die wichtigsten Rechtsfragen des

    Domainerwerbs skizziert.

    1. Kollisionsrechtliche Vorfragen

    Literatur:

    Baetzgen, Internationales Wettbewerbs- und Immaterialgterrecht im EG-Binnenmarkt. Kollisionsrecht zwischen Marktspaltung (Rom II) und Marktintegration (Herkunftsland-prinzip), Kln 2007; Hoeren/Sieber, Handbuch Multimedia-Recht, 23. Aufl., Mnchen 2010; Kotthoff, Die Anwendbarkeit des deutschen Wettbewerbsrechts auf Werbemanah-men im Internet, CR 1997, 676; Leible, Rom I und Rom II Neue Perspektiven im Europi-schen Kollisionsrecht, Bonn 2009; Mankowski, Internet und Internationales Wettbewerbs-recht, GRUR Int. 1999, 909; Mank