Holzernte mit dem Helikopter - waldwissen.net · FORSTTECHNIK 34 WA L D U N D H O L Z 10/06...

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FORSTTECHNIK 34 WALD UND HOLZ 10/06 Heli-Logging Holzernte mit dem Helikopter In erschlossenen Gebirgswäldern kommen heute in vielen Fällen Gebirgsharvester zum Einsatz. Etwas schwieriger gestaltet sich die Angelegenheit in schlecht zugänglichen Gebieten. Hier wird oft mit konventionellen Seilkrananlagen gearbeitet. Eine echte Alternative dazu bietet der Einsatz eines Helikopters. D ie Vorteile dieser Art der Holzbringung liegen auf der Hand: Es sind keine Erschliessungsstrassen nötig, es müssen keine Schneisen für Seilkrananlagen ge- schlagen werden, der Einsatz kann punk- tuell erfolgen und die Leistung von bis zu 600 m 3 pro Tag übersteigt jene einer Seil- krananlage um ein Vielfaches. Im Alpenraum hat sich der Einsatz des K-Max-Helikopters bestens bewährt. Dieses Fluggerät wurde in Amerika entwi- ckelt und ist als 1-Plätzer ein reiner Trans- porthelikopter (Abb. 1). Wo für Kleinheli- kopter die Bäume oft mehrmals zerkleinert werden müssen und Grosshelikopter im Gegenzug nur schlecht ausgelastet wer- den können, ist der K-Max mit einer Nutz- last von bis zu 2722 kg geradezu prädes- tiniert für diese Aufgabe. Entwicklungen In den letzen Jahren wurden die Tech- niken beim Heli-Logging immer mehr ver- feinert. Versuchte man früher ganze Holzschläge im Voraus mit Stahlstruppen vorzubereiten, stellte sich heraus, dass es sinnvoller ist, wenn die Lasten während des eigentlichen Flugeinsatzes vorbereitet werden. Fast schon eine kleine Revolution erlebte die Schweizer Helibranche, als die Rotex- Helicopter AG 1998 als erste Firma in der Schweiz die Doppelklinke einsetzte (Abb. 2). Der Clou dabei: Wenn der Pilot beim Anheben der Last merkt, dass diese zu schwer ist, kann er innert kürzester Zeit einen Teil der Last ohne Zutun des Flug- * Rotex Helicopter AG, 6074 Giswil, www.rotex-helicopter.ch. Abbildung 1: Der K-Max ist als 1-Plätzer ein reiner Transporthelikopter. Abbildung 2: Mit Hilfe der Doppelklinke lässt sich eine optimale Auslastung des Heliko- pters erreichen. Abbildung 3: Der Grapple ermöglicht es dem Piloten, Bäume ohne fremde Hilfe aufzunehmen. helfers am Boden ausklinken. Dies hat einen enormen Zeitgewinn zur Folge. Weiter war es ebenfalls die Rotex-Heli- copter AG, die das Fliegen mit Doppelbe- satzung einführte. So kann in Stosszeiten bis zu 14 Stunden pro Tag an mehreren verschiedenen Einsatzorten geflogen wer- den. Von Thomi Püntener*

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Heli-Logging

Holzernte mit dem HelikopterIn erschlossenen Gebirgswäldern kommen heute in vielen Fällen Gebirgsharvester zum Einsatz. Etwas schwieriger gestaltet sich die Angelegenheit in schlecht zugänglichen Gebieten. Hier wird oft mit konventionellen Seilkrananlagen gearbeitet. Eine echte Alternative dazu bietet der Einsatz eines Helikopters.

Die Vorteile dieser Art der Holzbringung liegen auf der Hand: Es sind keine

Erschliessungsstrassen nötig, es müssen keine Schneisen für Seilkrananlagen ge-schlagen werden, der Einsatz kann punk-

tuell erfolgen und die Leistung von bis zu 600 m3 pro Tag übersteigt jene einer Seil-krananlage um ein Vielfaches.

Im Alpenraum hat sich der Einsatz des K-Max-Helikopters bestens bewährt. Dieses Fluggerät wurde in Amerika entwi-ckelt und ist als 1-Plätzer ein reiner Trans-porthelikopter (Abb. 1). Wo für Kleinheli-kopter die Bäume oft mehrmals zerkleinert werden müssen und Grosshelikopter im Gegenzug nur schlecht ausgelastet wer-den können, ist der K-Max mit einer Nutz-last von bis zu 2722 kg geradezu prädes-tiniert für diese Aufgabe.

Entwicklungen

In den letzen Jahren wurden die Tech-niken beim Heli-Logging immer mehr ver-feinert. Versuchte man früher ganze Holzschläge im Voraus mit Stahlstruppen vorzubereiten, stellte sich heraus, dass es sinnvoller ist, wenn die Lasten während des eigentlichen Flugeinsatzes vorbereitet werden.

Fast schon eine kleine Revolution erlebte die Schweizer Helibranche, als die Rotex-Helicopter AG 1998 als erste Firma in der Schweiz die Doppelklinke einsetzte (Abb. 2). Der Clou dabei: Wenn der Pilot beim Anheben der Last merkt, dass diese zu schwer ist, kann er innert kürzester Zeit einen Teil der Last ohne Zutun des Flug-

* Rotex Helicopter AG, 6074 Giswil, www.rotex-helicopter.ch.

Abbildung 1: Der K-Max ist als 1-Plätzer ein reiner Transporthelikopter.

Abbildung 2: Mit Hilfe der Doppelklinke lässt sich eine optimale Auslastung des Heliko-pters erreichen.

Abbildung 3: Der Grapple ermöglicht es dem Piloten, Bäume ohne fremde Hilfe aufzunehmen.

helfers am Boden ausklinken. Dies hat einen enormen Zeitgewinn zur Folge. Weiter war es ebenfalls die Rotex-Heli-copter AG, die das Fliegen mit Doppelbe-

satzung einführte. So kann in Stosszeiten bis zu 14 Stunden pro Tag an mehreren verschiedenen Einsatzorten geflogen wer-den.

Von Thomi Püntener*

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HolzzangeEine weitere Innovation ist der Grapple

(Abb. 3). Dabei handelt es sich um eine automatische Greifzange, die anstelle des normalen Lasthakens an der Loggingleine angebracht wird. Das spezielle daran ist, dass der Pilot ohne fremde Hilfe Baum-stämme aufnehmen und ablegen kann. Diese Technik kommt vor allem in Gebie-ten zum Einsatz, wo der Zutritt für Per-sonen unmöglich oder zu gefährlich ist. So zum Beispiel in Steinschlaggebieten, in sehr steilem Gelände oder an Flüssen und Seen.

Vorbereitung

Das A und O für einen reibungslosen Ablauf ist eine perfekte Vorbereitung. Bereits eine saubere Ausführung der Hol-zereiarbeiten trägt zu einem optimalen Helikoptereinsatz bei. Die Fällrichtung sollte grundsätzlich quer zum Hang sein. Um eine optimale Auslastung zu erreichen, können die Angaben auf der Walzertafel sehr hilfreich sein. Viele helierfahrene Forstbetriebe und Unternehmer setzen während der Holzfällarbeiten oftmals eine Seilwinde wie zum Beispiel den Waldrapp ein. Um das fortlaufende Anbringen der Stahlseile während des Flugbetriebes nicht unnötig zu erschweren, ist es von Vorteil, wenn das Holz nicht von Ästen verdeckt wird.

Ausführung

Ist der Helikopter einmal in der Luft, muss alles rund laufen. Der Einsatz von zwei bis drei Mannschaften im Wald garan-tiert, dass es zu keinen Unterbrüchen kommt und alle genügend Zeit haben, um ihre Lasten vorzubereiten. Die Kom-munikation zwischen Pilot und Bodenper-sonal erfolgt über Funk. Knappe, aber klare Befehle reichen aus, um einen rei-bungslosen Ablauf zu garantieren.

Abbildung 4: Der Einsatz eines Schlep-pers auf dem Abladeplatz erhöht die Effizienz und ermöglicht es, auch auf klei-nen Ablade-plätzen grös-sere Mengen an Holz abzu-laden.

Berechnungsgrundlagen Fichte Fichte Laubholz

Holzmenge in m3 500 500 500

Durchschnittliche Flugdistanz m 250 600 600 Durchschnittliche Höhendifferenz m 100 200 200

Rotationspreis in Fr. 142.– 165.– 165.–

Spezifisches Gewicht des Holzes kg 850 850 1050

Überflugskosten

Kosten Überflug pro Einsatz (variabel) Fr. 800.– 800.– 800.–

Kosten Überflug pro m3 Fr. 1.60 1.60 1.60

Kostenjem3beiwechselnderAuslastung

kg/Rotation Kosten/m3 Kosten/m3 Kosten/m3

1700 71.– 82.50 101.91 1800 67.06 77.92 96.25 1900 63.53 73.82 91.18

2000 (Durchschnittliche Auslastung, 60.35 70.13 86.63 2100 stark abh. von der Rüstqualität) 57.48 66.79 82.50

2200 54.86 63.75 78.75 2300 52.48 60.98 75.33 2400 50.29 58.44 72.19

Was kostet Heli-Logging? In der Gegen-überstellung mehrerer Holzschläge mit

unterschiedlichen Voraussetzungen sind die Auswirkungen der einzelnen Variablen

(Rotationszeit, spezifisches Gewicht und Auslastung) ersichtlich. Die durchschnitt-

liche Auslastung pro Rotation liegt bei ca. 2000 bis 2100 kg, ist aber stark von der Rüstqualität abhängig. Diese Preise

beinhalten sämtliche Leistungen wie vor-gängiges Rekognoszieren, Helitrac-Einsatz, Flughelfer, Pilot und Flugbetriebsmaterial.

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Hat der Pilot die Last abgehoben, diri-giert er sein Arbeitsgerät gekonnt Rich-tung Abladeplatz. Dort angekommen, wird er ebenfalls über Funk eingewiesen. Um unnötigen Zeitverlust beim Ablegen zu verhindern, ist in den meisten Fällen ein Bagger oder Forstschlepper mit einer Holzzange auf Platz, mit dem das Holz sauber gestapelt wird (Abb. 4). So ist es möglich, auch bei engen Platzverhältnis-sen viel Holz auf dem gleichen Platz abzu-

legen. Ein weiterer Vorteil von sauber gestapeltem Holz auf dem Abladeplatz zeigt sich spätestens beim Aufrüsten: Ohne Probleme kann Stamm für Stamm verarbeitet werden.

Ökologie

Oftmals argumentieren die Gegner von Hubschraubereinsätzen mit der Umwelt-belastung. Natürlich bedeutet der Einsatz

des Helikopters – wie jeder anderen Trans-porttechnik auch – eine Belastung der Umwelt. Aber auch hier spielt der K-Max seine Trümpfe aus. Der Kerosinverbrauch von nur 300 l/Std. und die sehr geringe Lärmbelastung (80dB für das Bodenper-sonal am Lastaufnahmeort) sind für einen Helikopter dieser Grösse einmalig. Weiter müssen beim Holztransport mit dem Heli-kopter keine Schneisen für Strassen und Seilbahnen geschlagen werden.