HOREX - Selva

6

HOREX

Inhalt

Vorwort Seite 0071 1923–1929: Die Anfänge der Marke Horex Seite 0082 1930–1940: Von der Weltwirtschaftskrise bis zum Kriegsbeginn Seite 0243 1948–1955: Modelle der Nachkriegsjahre Seite 0504 1955-1960: Kleinmotorräder, Mopeds und Kinderfahrräder Seite 0685 Horex-Motorräder der jüngeren Zeit Seite 086

Anhang Seite 095

Poliertes Aluminium, reichlich Chrom-Glanz und eine schwarze Hochglanzlackierung. Soviel Eleganz und Luxus lässt die Herzen der Motorradfahrer - und nicht selten auch dieihrer Sozia-höher schlagen.

STC-HOREX-Kapitel-1_Mercedes Buch 31.08.2010 09:57 Seite 6

7

VORWORT

Nach dem Grundsatz »Von Motorrad-fahrern für Motorradfahrer« baute dasFamilienunternehmen unter der Leitungvon Fritz Kleemann über einen Zeitraumvon nahezu vier Dekaden Motorräder, diebis heute nichts von ihrem guten Ruf undihrer Faszination eingebüßt haben. Nochimmer zählen die Maschinen dieserMarke zu den Highlights jedes Klassiker-Treffens.

Grund genug, die Historie dieses hessi-schen Unternehmens noch einmal Revuepassieren zu lassen und dabei die einzel-nen Modelle vom ersten Gnom bis zumneuen VR6 vorzustellen. HOREX – besonders zu Beginn der1950er Jahren kommt dieser Marke eineüberragende Stellung im internationalenMotorradbau zu. In dieser Zeit steht die-ser Name wie kaum ein anderer fürQualität und Gediegenheit, für Formvoll-endung und sportliche Eleganz. Merk-male, die gerade das Er folgsmodellRegina in beispielloser Weise in sich ver-einigen konnte. Nicht ohne Grund avan-ciert die Regina – einst Traummaschineunzähliger Motorradfahrer – innerhalbkürzester Zeit weltweit zur Nummer 1 der350 cm³ -Maschinen.

HOREX steht aber ebenso für Ausdauerund Zuverlässigkeit – Merkmale, die dasBad Homburger Unternehmen vonBeginn der 1920er Jahre an immer wie-der mit seinem vorbildlichen Engage-ment im Motorsport unter Beweis stellt.Und er steht für Innovation – für wegwei-senden For tschritt: Bereits in den

1920er Jahren verfügt HOREX über dieschnellste 250er SerienmaschineDeutschlands. Welche andere Markeneben HOREX konnte schon in den1930er Jahren ihren Kunden einenbärenstarken 800er OHC-Paralleltwinoder einen 600er Einzylinder mitVierventiltechnik offerieren? Gerade der Paralleltwin bildete auch dieBasis für eine ganze Reihe Werksrenn-maschinen, die hier aus Platzgründen,wie viele andere interessante Details,unerwähnt bleiben mussten. Wenn Sie tiefer in die Historie der MarkeHOREX eintauchen möchten, mehr erfah-ren wollen über Serien- und Renn-maschine, Konstrukteure, Fahrer undErfolge, dann sei Ihnen an dieser StelleDAS GROSSE HOREX-BUCH (MotorbuchVerlag) empfohlen.

Jürgen Nöll im September 2010


8

1923–1929: DIE ANFÄNGEDER MARKE HOREX

1


9

1923–1929: DIE ANFÄNGE DER MARKE HOREX

GNOM

Wenn es darum geht, wann das ersteMotorrad mit dem Namen Horex dasLicht der Welt erblickte, so muss ganz

klar das Jahr 1923 genannt werden. Indiesem Jahr wird der Öffentlichkeit aufder Automobilausstellung in Berlin erst-mals ein Motorrad vorgestellt, das denNamen Horex auf dem Tank trägt. Auch

In einem Schuppen auf dem elterlichen Anwesen mon-tiert der zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 20 Jahrealte Kleemann die in den Columbus-Werken gefertig-ten Motoren in zugekaufte Fahrräder und verdient sichdamit die ersten Sporen als selbstständigerUnternehmer.


10

HOREX

Die Titelseite des Gnom-Prospektes.

Der Name Horex entstand als Wortkombination aus»Ho« für Homburg und »rex« für die Rex-Konservenglas-Gesellschaft, die der Vater des jungenFritz im Jahre 1918 übernommen hatte.

Mit diesem kleinen Motor legte Fritz Kleemann imJahre 1921 den Grundstein der Horex-Werke.


11


Firmengründer Fritz Kleemann nannte inseiner an Weihnachten 1954 veröffent-lichten Unternehmensbiografie »Ge-schichte der Windsbraut« als Gründungs-jahr der Marke Horex das Jahr 1923.Der Name Horex entsteht alsWortkombination aus »Ho« für Homburgund »rex« für die Rex-Konservenglas-Gesellschaft, die der Vater des jungenFritz – Kommerzienrat Friedrich

Kleemann – im Jahre 1918, unmittelbarnach Ende des Ersten Weltkrieges, über-nommen hatte. Wenig später erwirbt erdie Aktienmehrheit an der ColumbusMotorenbau AG. Bereits zum Jahreswechsel 1921/1922bietet Columbus einen, wie die Werbungverspricht, für jedes Fahrrad passendenEinbau-Motor an – den OberurselerGnom. Die Gnome sind sowohl als

Einbau-Motoren wie auch als bereits inFahrradrahmen montierte, Komplettfahr-zeuge lieferbar.

Der Oberurseler »Gnom« ist mit 62,8 cm³ Hubraumund 0,75 PS zur Motorisierung des Fahrrades unddamit als preiswerte Alternative zum Kleinmotorradgedacht.


12

Auf der Automobilausstellung Ende 1923 präsentiertdie neu gegründete Marke Horex der Öffentlichkeiterstmals ein »richtiges« Motorrad, das neue 250erHorex Sportmodell.

Horex 250 OHV.


13


250 OHV – DIE ERSTE HOREX 250 CM3

Auf der Automobilausstellung Ende 1923präsentiert die neu gegründete MarkeHorex der Öffentlichkeit erstmals ein»richtiges« Motorrad, das neue 250erHorex Sportmodell. Es ver fügt übereinen kopfgesteuerten, zunächst 5,0 PS,später 7,8 PS leistenden Motor mit hori-zontal geteiltem Kurbelgehäuse sowieaußen liegender Schwungscheibe. Einegekapselte Rollenkette überträgt dabeidie Kraft von der quer hinter demZylinder liegenden Nockenwelle auf dasZweiganggetriebe. Die bei den erstenPrototyp-Motoren noch konstruktiv seit-lich angeordneten Nockenwellen gehennicht in Serie. Der Antrieb zum Hinterrad erfolgt je nachKundenwunsch mittels einer Rollenketteoder als Riemenantrieb. Während dieersten Modelle noch mit einer einfachen,auf den Speichenkranz des Hinterradesder Maschine wirkenden Klotzbremseausgeliefert werden und das Vorderradzunächst noch vollkommen ungebremstbleibt, erfolgt schon bald die Umstellungauf Lamellenbremsen, die in den Komet-Naben der Vorder- und Hinterräder ver-baut werden.

Die Maschine gilt schon bald als nicht zu unterschätzender Gegner bei den inzwischen wieder aufkommendenRennveranstaltungen.

Für entsprechenden Vortrieb sorgt ein kopfgesteuer-ter, zunächst 5,0 später 7,8 PS leistender Motor mithorizontal geteiltem Kurbelgehäuse sowie außen lie-gender Schwungscheibe.


14

HOREX

T 5, T 55, T 6 – DIE ERSTEN SV-MODELLE

Im Jahre 1925 entstehen die erstengroßvolumigen Maschinen. Die neuenSeitenventiler sollte es mit 500, 550und 600 cm³ Hubraum geben, wobei alledrei Varianten über den gleichen Hub ver-fügen, die Motoren unterscheiden sichalso lediglich durch verschiedeneBohrungsdurchmesser. Trugen dieSunbeams in Bezug auf den mit 105Millimeter doch recht großen Kolbenhubden Zusatz »Longstroke«, so sollten dieneuen Horex-Konstruktionen diesennochmals um weitere fünf Millimeterübertreffen. Sie gelten daher als extre-me Langhubmotoren.Während die 500er Modelle schon 1924angeboten werden, erscheinen die550er und 600er Varianten erst imdarauf folgenden Jahr.Der Leistung der neuen Motorengenera-tion Rechnung tragend, müssen auchneue Fahrwerke und vor allen Dingenverbesserte Bremsen her. Die noch indem 250er Modell verbauten, fahrrad-ähnlichen Nabenbremsen waren bereitsdort an ihre Grenzen gestoßen und gera-de im sportlichen Einsatz ihrer nur mäßi-gen Bremswirkung wegen wiederholt indie Kritik geraten. Da der Motor als mittragendes Elementgeplant ist, entsteht ein eindimensiona-ler, gemuffter und verlöteter, unten offe-ner Rohrrahmen. Eine stabile Konstruk-tion, mit der Horex nun auch demWunsch seiner Kundschaft nach einerseitenwagentauglichen Maschine nach-kommt. Dementsprechend verfügen alleModelle bereits serienmäßig über ent-

Mitte der 1920er Jahre kommt Horex erstmals mitModellen auf den Markt, die über mehr als 250 cm³Hubraum verfügen.

Zeitgenössische Vergaser-Werbung.


15

sprechende Befestigungsan-schlüsse.Hatten sich bereits zuvor die 250erModelle einen hervorragenden Ruf alsleistungsfähige Sportgeräte erworben,so sollten sich auch die T-Modelle in derzweiten Hälfte der 1920er Jahre im

Motorsport bewähren und somit dazubeitragen, den guten Ruf der Marke zufestigen und den Kundenkreis der BadHomburger Marke deutlich zu erweitern.

Alle drei Varianten waren auch für den Betrieb mitSeitenwagen konzipiert.


16

HOREX

Während die 500er Modelle schon 1924 angebotenwerden, erscheinen die 550er und 600er Variantenerst im darauf folgenden Jahr.

Die Presse schreibt: »...ein ausgesprochenesStrapazierfahrzeug. Von hoher Qualität wird es seinenWeg zur deutschen Käuferschaft bestimmt finden, nach-dem sich die große Allgemeinheit endlich davon frei zumachen beginnt, dass nur englische Fabrikate leistungsfä-hig und preiswert sind.«


500ER SPORTMODELLE

Auf den internationalen Rennstreckensind inzwischen seitengesteuer teMaschinen nahezu komplett von derBildfläche verschwunden. Dort habenbereits zur weiteren Steigerung der

Drehzahl Motoren mit oben liegendenNockenwellen Einzug gehalten, beidenen die hin und her gehendenMassen, die sogenannten oszillierendenMassen, durch den Wegfall von Stößelund Stößelstangen deutlich reduziertwerden konnten.

17

Horex präsentiert in der zweiten Hälfte des Jahres1929 seinen Kunden die erste Halbliter-Sportmaschine des Unternehmens, die über einenkopfgesteuerten Motor verfügt.


Diesem Trend folgend, bieten Ende derzwanziger Jahre auch hierzulande nahezualle namhaften Motorrad-Hersteller ihreSportmodelle, wenn nicht mit oben lie-genden Nockenwellen, dann aberwenigstens mit kopfgesteuerten Mo-toren an.Dieser Entwicklung Rechnung tragend,präsentiert Horex in der zweiten Hälftedes Jahres 1929 seinen Kunden dieerste Halbliter-Spor tmaschine desUnternehmens, die über einen kopfge-steuerten Motor verfügt. Bei dem verwendeten Viertakt-Motorhandelt es sich nicht mehr um eine reineHorex-Konstruktion, sondern um einenenglischen Motor aus der Produktion derbekannten Sturmey Archer Werke. Doch bevor sich das Sport-Modell zueinem großen Verkaufserfolg entwickelnkann, kommt eine Weltwirtschaftskrise,die unzählige Unternehmen im In- undAusland in den Konkurs treibt. Währenddaraufhin im Deutschen Reich die Zahlder Arbeitslosen von 3,05 Millionen1929 auf über 6,1 Millionen 1932anwächst, gehen auch die Produktions-zahlen bei den Horex-Werken drastischzurück. Damit trifft die neue 500erSportmaschine auf die denkbar ungüns-tigsten Voraussetzungen, um auf Anhiebzu einem großen Verkaufserfolg zu avan-cieren.

Unter dem Motto »schnell – rassig – zuverlässig« besitztdas 1929 in Serie gehende Topmodell aus Bad Homburgalle Merkmale eines modernen Motorrades, das je nachVerdichtung über 18 bzw. 20 PS verfügt.

Zu einer modernen Maschine zählt insbesondere dieVerwendung eines das obere Rahmenrohr verdecken-den Satteltanks sowie die mehr einem Mode-Trendals der technischen Notwendigkeit folgendenVerwendung einer Doppelport-Auspuffanlage.


19

Schnell-rassig-zuverlässig: Die neue 500er Horex Sport.

Die Firma Hurth in München istLieferant der im Rahmen hängendangeordneten, handgeschaltetenDreigang-Getriebe.


20

Von D.R. O´ Donovan konstruiert, wird der Motor über dendeutschen Generalimporteur Nordesta in Berlin an zahlrei-che deutsche Motorrad-Hersteller, so auch neuerdings andie Horex-Werke nach Bad Homburg geliefert.


HOREX - Selva

Documents

Transcript of HOREX - Selva