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High End 2011 - Rückblick

Hörerlebnis

High End 2011

Die diesjährige 30. High-End in Münchenstand bei einer doch beträchtlichen Zahl vonHerstellern im Zeichen der Gigantomanie.Selten zuvor war so viel großes und exorbi-tant teures Hifi zu sehen und zu hören.Entsprechend lang waren die Sitzungen undvier Tage Aufenthalt nicht zu knapp kalkuliert.Wie immer wurde viel mit analogen Quellenvorgeführt, was der Qualität der Wiedergabeaus meiner ganz persönlichen Sicht oftmalssehr gut tat.

Der Veranstalter, die High End Society,meldete mit 337 Ausstellern ein Plus von 30,6Prozent gegenüber dem Vorjahr. DieserZuwachs erklärt sich für mich in erster Linieallerdings dadurch, dass die ParallelmesseHifi de Luxe nicht stattfand und zumindest einTeil der dort vertretenen Firmen auf die HighEnd ausgewichen sind. Das ändert untermStrich aber nichts an der hohen Zahl derAussteller, sondern relativiert nur dasErgebnis.

Der Donnerstag war reserviert fürFachbesucher. Immerhin kamen knapp 4.400.Das ist ein Ergebnis, das sich sehen lassenkann. Gefühlt waren es allerdings weniger.Das mag vielleicht daran liegen, dass dieMesse sehr weitläufig angelegt ist. Zumindest

Wo ist der Klang geblieben?

Robert Schmitz-Niehaus

waren die Vorführen, die ich besucht habe,glücklicherweise nicht überfüllt. In den Hallen3 und 4, hinter vorgehaltener Hand auch"Downtown" genannt, gab es zwar eineMenge zu sehen, doch die klanglichenDemonstrationen in den oftmals beengtenKabinen (Quadratmeter auf einer Messe sindnun einmal sehr teuer) entsprachen nichtimmer der wirklichen Qualität der Produkte.

Der Andrang der Besucher stieg leichtzum Wochenende hin an und fand amSamstag seinen Höhepunkt. Kein Wunder,denn der Donnerstag war ja nicht wie in vielenJahren zuvor ein Feiertag. Für Interessentennördlich des Sauerlandes ist ein Tripp nachMünchen nicht ohne Weiteres möglich. Zweibis drei Tage kommen da schnell zusammen.Welcher Händler kann es sich in einer insge-

samt schwierigen wirtschaftlichen Situationauch erlauben, von Mittwoch bis Samstag sei-nem Geschäft fernzubleiben? Das ist dieKruks an einem Ort wie der bayrischenHauptstadt. Denn auch andere Branchenhaben die für eine Messe attraktive geografi-sche Lage schätzen gelernt. Das führtzwangsläufig zu Terminkollisionen.

Vergleicht man nun die alte High End inFrankfurt mit der neuen in München, gibt esgravierende Unterschiede. Der vom End-verbraucher geliebte hemdsärmelige Charmeist einem High-Tech-Flair gewichen. Dasfrühere Bastlerimage der Szene gehört end-

High End 2011

Die Vorführung des neuen LautsprechersystemsPoseidon von Acapella (185.000 Euro) gehörte für RSNund MK zu den klanglichen Highlights der diesjährigenMesse.

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gültig der Vergangenheit an. Insofern ist dieVorliebe der deutschen Hersteller für Mün-chen mit professionellerem Auftritt nachvoll-ziehbar. Es ist ein richtiger Schritt in dieRichtung der Öffnung für neue Zielgruppen,die diese Branche dringend für das Überlebenbraucht. Zumal es genügend musikbegeister-te Menschen gibt, die die High-End-Szenenoch nicht kennen.

In der Pressemeldung der High EndSociety wird darauf hingewiesen, dass dieHigh End ihre Position als Europas größteMesse für hochwertige Unterhaltungselektro-nik kontinuierlich ausgebaut habe und mitjedem Veranstaltungsjahr auch auf internatio-naler Ebene an Bedeutung gewinnen würde.Ich halte diese Einschätzung für zu vorsichtigformuliert und würde mich etwas weiter ausdem Fenster lehnen wollen: In dieserKonstellation ist die High End auf dem bestenWeg, nicht nur für deutsche Hersteller(immerhin kamen Vertreter aus 29 Ländern)die vielleicht wichtigste Messe weltweit zuwerden. Der Anteil ausländischer Ausstellerbetrug laut High End Society fast 50 Prozentund stieg gegenüber dem Vorjahr um beacht-liche 46 Prozent. Die stärksten europäischenAusstellernationen nach Deutschland seienDänemark, Frankreich, Großbritannien, Italienund die Schweiz gewesen. (Bei den außereu-ropäischen Ländern kamen die meistenAussteller aus den USA, Japan, Süd-Korea,Kanada und China.) Diesen Erfolg dürfen sich

High End 2011

Willi Nienhaus von ASW (oben) stellte die überarbeiteteGenius-Linie vor, die preislich nur leicht über ihrenVorgängern liegt.Uwe Klose von applied acoustics (Vertrieb u.a. vonAudia Flight und Opus 3) zeigte in derBayernmetroleLokalkolorit. Der Ruhrpottjunge und jetzige Berliner,dessen Herz für den bekannten GelsenkirchenerFußballverein schlägt, hatte allen Grund zur Freude Ja,sie haben den Pott geholt!

die Veranstalter an die Brust heften. Betrachte ich die ganze Sache aus einem

professionellen Blickwinkel, ist die Entwick-lung sicherlich nicht falsch und hilft unsererBranche besser Fuß zu fassen. Dennochdenke ich als ewig gestriger Audiophile miteiner Träne im Auge gerne an die guten altenZeiten zurück, die glücklicherweise mit eini-gen Alternativmessen von altem Schlage vonHamburg bis Stuttgart eine Renaissance fei-ern.

Was wir hier auf den nächsten Seiten vonunseren Besuchen vorstellen, kann leider nurein Ausschnitt des Angebots der High Endsein und erhebt nicht den Anspruch derVollständigkeit.

Ein Audiophiler unter den Musikern: Martin Vatter(oben). Seine Klavieraufnahmen genießen höchsteklangliche Anerkennung.Jürgen Ultee vom van den Hul-Team auf dem Stand vonAudio Reference. Er stellt die aktuelle Akku-Version SBder Phonostufe The Grail und den Prototypen einerneuen Vorstufe vor.

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Dr. Christian Feikert, im Gespräch mit Endverbrauchern(rechts oben), stellte seine neuen Laufwerke und neueMesssysteme vor. Isophon stellt gemeinsam mit Octave aus. Das machendie beiden Firmen bereits seit einigen Jahren und beidehatten mehrere Neuheiten im Gepäck. Lautsprecher vonIsophon verwenden die Keramikchassis von Thiel undPartner. Was einerseits technisch nicht leicht in denGriff zu bekommen ist, kann aber vorzüglich klingen.

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Ascendo (oben) fuhr das größte System ihresEntwicklers Norbert Heinz auf, angefeuert vonRöhrenmonos von Convergent Audio Technology imBold-Vertrieb. Audioresolutions neue Aktive kostet10.000 Euro (links). Toller Eindruck.Ayon Röhren werden in Deutschland von Audium ver-trieben. (unten). Boxen mit Ionenhochtönern gibt es beiLansche Audio (Konstanz), rechte Seite.

High End 2011

"Die High End 2011 war für mich persön-lich ein neues Highlight. Nicht nur, daß sienach meinem Gefühl die größte Anzahl anAusstellern vorweisen konnte. Nein, darüber-hinaus habe ich mit Freude viele neue Aus-steller gesehen. Eine besondere Bereiche-rung zum Beispiel war der Raum desfinnischen Aktivmonitorherstellers Genelec:Was hier aus bezahlbaren Monitoren anKlang gezaubert wurde bereichert nicht nurdas Messeangebot, sondern zieht echtesKundeninteresse auf sich, vielleicht sogar beijüngerem Publikum.

Auf der anderen Seite gab es reichlichVetreter der Spezies "Traum". Hierbei beson-ders aufgefallen ist wieder einmal die FirmaSilbatone, deren riesige Hörner möglicherwei-se nur wenige Menschen zu kaufen (undstellen!) in der Lage sind. Doch deren Perfor-mance war schlicht und ergreifend atembe-raubend, körperhaft und dynamisch.

Gefreut hat mich auch das Treffen mitalten Bekannten, die wie jedes Jahr den Wegnach München finden, selbst wenn er weitsein sollte.

Insgesamt stellte ich ein geringeres Vi-deoangebot fest, was mich allerdings nichtstört, im Gegenteil.

Klanghighlights waren neben Genelecund Silbatone vor allem die tollen Lautspre-cher von Lansche (siehe rechts) und Tidal. Im

bezahlbaren Bereich ist mir besonders diekleine KEF Q 900 in der Aufführung einerHiFi-Zeitschrift aufgefallen.

Insgesamt empfand ich die High-End-Messe 2011 hervorragend und hoffe auf eineähnliches Erlebnis im kommenden Jahr.

Ich kann das Erlebte nicht besser zusam-menfassen, als es der Entwickler der Har-beth-Lautsprecher, Alan Shaw, nach dem Be-such der Messe in seinem Forum getan hat:"...It was a huge success on many fronts witha far bigger international attendance than anyCES show I can recall. This is the high-endshow to attend."

High End 2011

Matthias Jösch

La Grande Castine aus Frankreich: ein immensesHornsystem in modischem Weiß. (oben) Virgil Warrenim Gespräch mit Marco Kolks (links). Der gebürtigeAmerikaner vertreibt in Deutschland dieZubehörprodukte von Harmonix und die Elektronik vonReimyo. Wie man schrittweise mit dem fast schon unü-berschaubaren Programm richtig vorgeht, um denKlang seiner Anlage zu verbesseren, ist in der neuenFirmenbroschüre anschaulich in Diagrammen darge-stellt.

High End 2011

Auf der High End schon oft ein Aussteller gewesen:Cessaro (oben). Die riesigen Hornlautsprecher spieltenin diesem Jahr leider nicht auf vollem Niveau.Kef stellte die Blade vor. Klanglich reichten dieVorführungen ebenfalls nicht an die des letzten Jahresheran (rechts).Thomas Woschnik baut weltweit gefragte Plattenspieler.Ein Highlight in seinem Programm ist der 10,5” Tonarm.(unten) Hervorragend gerfertigt und klanglich sehr gut.

High End 2011

Mit Volldampf voraus: AVM (oben und unten rechts). Derneue Geschäftsführer Udo Besser hat die Produktlinieüberarbeitet und bietet Produkte in allen Preisklassen.Neu ist ein kleiner Kompaktlautsprecher (nicht im Bild)und zwei Laufwerke, die sich optisch und klanglich indie Produktlinien einfügen. Der Newcomer Zellaton(links), der die Chassistechnologie von Dr. Emil Podziusweiterentwickelt hat, bietet inzwischen drei verschiede-ne Lautsprechersysteme an. Über kleine Kipphebel aufder Rückseite lassen sie sich den räumlichenGegebenheiten anpassen.

High End 2011

Audionec aus Frankreich geht bei der Entwicklung sei-ner Lautsprecher unkonvetionelle Wege, die aber in derPraxis den gwünschten klanglichen Erfolg bringen(oben).Andreas Schönberg haucht der Traditionsmarke AudioExklusiv neues Leben ein: Unten mit der neuenPhonostufe für knapp 4.000 Euro. Rechts oben steht derneue Plattenspieler und auch ein CD-Player (unten) istzu haben. Die Frontplatten sind in verschiedenenQualitäten erhältlich, die massiven Drehknöpfe passenddazu in Chrom- oder Goldoptik.

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Als Einheimischer habe ich das Kaiser-wetter zur 30. High End einerseits als demJubiläum angemessen und typischen Aus-druck bayerischer Gastfreundlichkeit, insbe-sondere gegenüber Frankfurtnostalgigern,andererseits (der Bayer braucht immer waszum grummeln) als Verschwendung betrach-tet - wie schön wär´s doch jetzt an die Isar, aneinen See oder in die Berge zu fahren.Letztendlich bin ich aber doch in die Hallendes MOC ausgeschwärmt. Und bin rück-blickend glücklich darüber. Die entspannteSonnenatmosphäre setzte sich drinnen fort.Diejenigen Aussteller, die mit Liebe, Müheund Sorgfalt an die klangliche Präsentationherangegangen sind, haben sich und unsbelohnt. Rücksichtslosigkeiten gegenüberBesuchern und Kollegen/Mitbewerbern wieBassdemonstrationen durch ganze Gang-fluchten oder Lüften von Klangkabinen beiRechtsanschlag des Pegelstellers wurden mitGelassenheit und freundlichen Hinweisen, dieteilweise sogar fruchteten, hingenommen. Soist das eben, wenn viele Menschen zusam-menkommen, auch der unkollegiale und/oderunerzogene Teil der Bevölkerung wird reprä-sentiert. Danke an alle die mit gutem Soundund guter Laune für mich diese 30. High Endzu einem größeren Highlight werden liesenals ich das im Vorfeld erwartet habe.

Ganz spontane und subjektive "Spezialcredits for" (in alphabetischer Reihenfolge):

audio exclusiv, Burmester, Davide Oliveri (DoAcoustics), Lothar Mertens (EAR/Yoshiko),Thomas Fast (Fast Audio), Genelec, GüntherMania, Progressive Audio, Reiner Schwab,Holger Stein (Stein Music (unten); neuerPlattenspieler imVertrieb, neuer Cd-Spieler);alle die sich hier nicht finden, obwohl sie esverdient hätten, seien für mein schlechtesGedächtnis um Verzeihung gebeten.

Ad multos annos High End!

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Alexander Weinreuter

Holger Stein (linke Seite) hat einen neuen Plattenspieleraus Asien im Vertrieb. Kostenpunkt 20.000 Euro.Daneben gibt es neue Lautsprecher und CD-Spieler.Hier hat sich viel getan im letzten Jahr.

Thiel und Partner, bekannt für Keramikchassis vertrei-ben auch Röhrengeräte von Cary Audio, Emille undaktuell von Aboluta aus Italien (unten).Der Elektronikspzialist Vitus (oben) aus legte einenSpitzenauftritt hin. Liveauftritte mit McKinley Black(Stockfisch) gehörten zu den Highlights der High End.

High End 2011

Wiedergabe von hochwertigen Hifianlagen auswirken.Die Gerätebasis (Mitte links) hat Seitenteile aus Glas,um die Wirkung der CI2P-Technologie großflächig andie Komponenten abgeben zu können. Die Wirkung, soSelker, sei verblüffend und nicht mehr nur auf kleineGlaschips reduziert.Zum Programm gehören auch beschichteteWanddosen. Wer beispielsweise ein neues Haus bautund von Anfang an alles richtig machen möchte, mussrund 1.500 Euro investieren.

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Die Optik von Orpheus(Schweiz) ist gewöh-nungsbedürftig schwer-fällig (oben). Der Klangganz das Gegentiel:transparent, leichtfüßigund sehr musikalisch.Arno Selker (links) vonCreaktiv Audio gehört zuden renommierten Rack-und Hifi-Möbelherstellernin Deutschland. Ein zwei-tes Standbein sind diver-se Tuningelemente aufCI2P-Basis, die sich har-moniserend auf die

In Kleinserie wird Acapella einen LaMusika-Plattenspieler fertigen. Der extrem lange Tonarmbesteht aus Holz (oben). Klanglich ist das Ergebnisüberragend. Rechts ein Blick auf die Rückseite derPoseidon, die auch schon auf auf Seite 2 zu sehen ist.angetrieben wurden die Lautsprecher über eine Vor-/Endstufenkombination und Phonostufe von LaurenzMartensen. Diese Elektronik gehört zum Besten, wasman für Geld kaufen kann.Trigon stellte den Chronolog (unten) vor und rundet dieSerie damit ab. Gemeinsam führte die Firma aus Kasselmit Lautsprechern und Analgolaufwerken von Amazonsowie Morch-Tonarmen vor.

High End 2011

Analoge Laufwerkstechnologie “at its best”: TransrotorRondino FMD (oben). Im Ausstellungsraum vonTransrotor wird die aktuelle Produktpalette präsentiertund erklärt.Michael Proske (links) von Connect Audio mit demkugelförmigen Spährenlautsprecher Planet L vonElipson. Das 2-Wege-Koaxialchassis ist das Ergebnisvon zwei Jahren Forschung. Neue und wirklich bezahlbare Kabel gibt es vonNordost (unten).

High End 2011

Finite Elemente integriert Hightech in sein RackEmporer (oben). Die gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut entwickelte Piezokeramik-Technologie dämpftaktiv Resonanzen. Nebem dem Rack steht ein mikropro-zessorgesteuertes Steuergerät. Die Wirkung istunglaublich.Volker Bajorat (unten), der auch für Nordost entwickelt,zeigt den QV2-Stecker (rechts). Einfach in die Netzleisteintegrieren und staunen... Noch ist der Qv2 nicht liefer-bar.

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Thomas Fast in für ihn typisch fröhlicher Pose. Die klei-nen Kisos gabs in der Vorführung im Doppelpack.Gelungen. Tolle NF-Kabel von Acoustic System.Audio Physik (links und unten) mit Phatos-Monoendstufen. Freier Blick in die Aventera.

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Das Kawero Classic-Lautsprechersystem (oben undrechts Mitte) war eine der positivsten Überraschungenauf der High End. Rückseitig arbeiten zwei Tieftöner, dieWeiche ist ausgelagert. Bei der Kaiser GmbH klang eseinfach nur gut. Kompliment.Ascendo und der Bold Hifi-Vertrieb vertrauen bei ihremUnterbau auf die Racks von Highend Masterclass(unten). Der Hersteller hat auch zwei Kabelserien imProgramm. Vor dem Rack stand eine kleine Pyramidemit poliertem Metallgehäuse, die sich klangbeeinflus-send auswirkt. Wir beschäftigen uns damit.

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Die Zahl der weiblichen High-End-Besu-cher war schon einmal größer. Woran magdas liegen? Diese jährliche Messe ist sicher-lich ein Event, das ohne wenn und aber einenBesuch wert ist. Das männliche Publikumsollte sich daher nach Kräften dafür einset-zen, die bessere Hälfte mitzubringen, dennEntscheidungen für Anschaffungen in HighEnd-Gefilden werden doch meistens gemein-sam gefällt.

Eine weitere Frage, die sich mir nach derMesse verstärkt stellte, war: Wo ist die Musikgeblieben? Natürlich wurde wie immer vielvorgeführt und so manches Mal auf extremhohen Niveau (wie bei Phonosophie undBrodmann, siehe auch rechts oder AudioResolution). Doch zeichnet sich für mich beieinigen Mainstreamherstellern ein Trend ab,der zwar zu bedienerfreundlichen Kompo-nenten führt, die überdies hervorragend ver-arbeitet sind und eine tolle Haptik haben, abernicht mehr so klingen wie ich es mir wünsche.Der musikalische Tiefgang, das Durchdringendes gesamten Körpers und das Berühren derSeele habe ich oft vermisst. Das ist beileibekeine Frage ausschließlich von Geld undGröße. Mit Produkten, die all diese Eigen-schaften beherrschen, lassen sich auch neueKundenkreise erschließen, für die bislang dieHigh End-Messe ein Tummelplatz für Exotenwar, wenn ihnen überhaupt die Existenz die-ser Branche bekannt ist.

Es gibt also wieder viel zu tun. Packenwir’s gemeinsam an.

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Klanglich ein absolutes Highlight auf der Highend:Elektronik von Phonosophie spielte mit Lautsprechernder Wiener Instrumentenmanufaktur Brodmann. Oben:Ingo Hansen (rechts).Marco Kolks diskutiert mit Entwicklerlegende HansDeutsch (unten links), der sich von der Phonosophie-Aktivatortechnologie beeindruckt zeigte. In der Mitte derEnkel von Hans Deutsch.Der Inhaber des italienischen Plattenlabels Fone dozier-te im Phonosophie/Brodmann-Raum über guteAufnahmequalität und war ob des hohen Niveaus derWiedergabe selbst begeistert.

von Regina Wegers

Da hatte ein Unternehmen in Sachen Messevorführungseine Hausaufgaben wohl nicht gemacht: Davis acou-stics. Schade.

Bei Surrountec lief mit den “:monolog” alles wie amSchnürchen. Handwerkskunst verbindet sich hier mitanspruchsvollem Klang.

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High End 2011 - Ein Fest der Superlativen

Wer nach München gekommen ist, umdas Beste, Größte, Längste, Breiteste,Stärkste und Teuerste zu sehen und zu hören,was die HiFi Branche zu bieten hat, der isthier richtig. In diesem Jahr war die HighEndmehr denn je eine Show der Superlativen:Mannshohe Lautsprecher, Türme von Ver-stärkern, mindestens drei verschiedeneFrontends, armdicke Kabel, die teilweisePreislagen eines Kleinwagens erreichten. Beimanchen Anlagen ist das Haus, das man sichnach dem Kauf um die Anlage herum baut bil-liger, als die Anlage selbst. Weniger denn jewaren die kleinen aber feinen für normaleWohnräume und Geldbeutel geeigneten Ket-ten vertreten - Schade!

Nie war die HighEnd so reich an Gegen-sätzen wie in diesem Jahr. Single Ended Röh-renendstufen neben modernster Class DTechnologie. Die meisten Hersteller führensowohl mit modernen Streamern, Festplatten-systemen und Apple Anwendungen vor.Gleichzeitig ist die analoge Schallplatte sogegenwärtig wie noch nie: Neuartige Tonarm-konstruktionen und -materialien stehen derRenaissance alter Technologien gegenüber,was sich zum Beispiel in luftkissengelagertenTangentialtonarmen widerspiegelt. Der Auf-wand kennt kaum Grenzen. Genauso steigtder Aufwand, der von Herstellern getriebenwerden muss, um die strengen europäischenRichtlinien zu Sicherheit und Entsorgung ein-

halten zu können, mit atemberaubender Ge-schwindigkeit.

Doch der Aufwand lohnt sich: nie geahnteLuftigkeit und tonale Natürlichkeit paaren sichvielerorts mit dem brachialen Punch und demVolumen, das man normalerweise nur ausLive-Aufführungen kennt. Auch die digitalenFrontends haben viel an Natürlichkeit und Au-thentizität gewonnen, so dass diese schonbald als ein ernst zu nehmender "Verdränger"der CD angesehen werden können.

Alles in allem hatten die Ketten ein äu-ßerst hohes Niveau. Aber auch die Preiseschrauben sich in derart Schwindel erregendeHöhen, dass sich die Frage stellt, wie vieleMusik liebende Menschen sich dies auch leis-ten können. Wird High End mehr und mehrein Privileg der Industriellen, der Geschäfts-führer und leitenden Angestellten, die in ihremJob aufgehen und Tag und Nacht rund umden Globus unterwegs sind. Wann sollen sieMusik genießen? Aus einen I-Pod an irgend-einem Flughafenterminal in Europa, währenddie Kette zuhause vergeblich auf Standbysteht? Bleibt dabei der "Normalo" der Musiküber alles liebt, auf der Strecke?

Ich persönlich würde mir sehr wünschen,wenn sich High End wieder mehr Menschenfinanziell und räumlich erschließen würde, umsomit auch den nachkommenden Generatio-nen von Musikliebhabern den Einstieg zu er-leichtern und die High End Gemeinde wiederwächst: Eine echte Aufgabe und Herausforde-rung für die Hersteller!

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Dr. Kathrin Becker

High End 2011

Aus Griechenland kam Tune Audio (oben) mit dem 3-Wege-Hornsystem Anima. Die Empfindlichkeit wirdmit 109 dB angegeben.Britischer Klang von Onix wird vertrieben vonPacetech aus Italien (rechts).Lansche-Audio (unten) will verstärkt imHochpreissegment auf dem deutschen Markt Fußfassen. Vorgeführt wurde mit dem Modell 5.1 aus derPassivserie. Das Besondere an Lautsprechern vonLansche-Audio ist der 8 mm-Ionenhochtöner. Daskleinste Modell ist die No. 3 für rund 16.000 Euroerhältlich. Klangrelevante Bauteile sind in abge-schlossenen Kammern untergebracht.

Endlich wieder auf der High End dabei: Active Audio(oben). Fehlt dieser Vertrieb, fehlen immer auch wichti-ge Produkte.Chario aus Italien führten vor mit Accustic Arts-Elektronik vor und zeigten, was im kleineren, preiswer-teren Segment klanglich möglich ist (Mitte links). Ab800 Euro für das Pärchen gibt es bereits sehr üb erzeu-gende Lösungen.Thorens und Focal bei Sintron (Mitte). Die ganz“Großen” von Focal spielten bei Vitus.Joachim Gerhard (links) wird unter “Süßkind” einePhonostufe herausbringen.

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