Hubergroup startet Produktion in München - neue · PDF fileMGA-Farben, Lacke und...

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Migrations- und gerucharme Druckfarben Hubergroup startet Produktion in München Speziell für Lebensmittelhersteller interessant ist eine Neuentwicklung des Druckfarbenherstellers Huber- group. Die neuen MGA-Offset-Farben sind migrations- und gerucharm. Faltschachteln, die mit diesen neu- en Druckfarben dekoriert sind, beeinflussen das Füllgut nicht und verhindern eine durch Druckfarben aus- gelöste Geschmacksbeeinträchtigung. Vollautomatische Dosieranlage im Werk München. Originalitätsverschluss zur Unterscheidung der MGA-Farben von herkömmlichen Druckfarben. Reinigungsanlage für Gebinde. > Geruchliche oder geschmackliche Beeinträchtigungen des Füllgutes kön- nen von Offsetdruckfarben ausgelöst werden. Faltschachteln werden in Euro- pa bekanntlich im Bogenoffset bedruckt. Die Druckfarben enthalten in der Regel als Lösemittel Mineralöle bzw. nieder- molekulare Fettsäureester. Karton bezie- hungsweise Papier stellen für diese Stof- fe keinerlei Barriere dar. Auch eine Mi- gration durch Polyolefinbeschichtun- gen/-beutel ist möglich. „Dies bedeutet, dass PE- bzw. PP-Beschichtungen bzw. Innenbeutel aus Papier, OPP- oder PE-Fo- lien keine Barriere für diese Substanzen darstellen. Selbst zu dünne PET- oder Aluminiumfolien sind keine ausreichen- de Barriere. Eine Migration durch den Bedruckstoff auf das Füllgut ist somit möglich“, erklärt Heiner Ringer, Vorsit- zender der Geschäftsführung der Micha- el Huber München (MHM) Holding GmbH und Ressortleiter Strategie und Marketing für die hubergroup. So stellte beispielsweise das Kantonale Labor in Zürich bei einer Untersuchung von Reis, der in Faltschachteln verpackt war, einen Höchstwert von 26 mg/kg Mineralöl im Reis fest. Erlaubt sind lediglich 0,3 mg/ kg. System aus Farbe, Lack und Feuchtmittelzusatz Um das Problem der Migration und da- mit der Geschmacksveränderung des empfindlichen Füllgutes zu lösen, hat die Hubergroup das nach eigenen Anga- ben weltweit erste migrations- und ge- rucharme Druckfarbensystem für kon- forme Lebensmittelverpackungen ent- wickelt. MGA-Farben, Lacke und Feucht- mittelzusätze sind sensorisch neutral und enthalten ausschließlich Substan- zen, die nicht migrationsfähig sind. Als Lösemittel werden Fettsäureester einge- setzt, die nicht migrieren können. Far- ben, Lacke und Feuchtmittelzusätze bil- den ein System und müssen zusammen eingesetzt werden, denn MGA-Farben können nicht ohne Lackierung einge- setzt werden. „Eine Beeinflussung des Füllgutes ist damit ausgeschlossen“, stellt Josef Sutter, Key Accounter im Be- reich Verpackung bei der Michael Huber München GmbH, fest. Grund für die Produktentwicklung ist auch eine erwartete Änderung der europäischen Gesetzeslage. „Wir erwar- ten neue EU-Anforderungen bezüglich der Einhaltung von Migrationslimits“, so > special technik> Verpackungsdruck 20 neue verpackung> 08.2005

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Migrations- und gerucharme Druckfarben

Hubergroup startet Produktion in München Speziell für Lebensmittelhersteller interessant ist eine Neuentwicklung des Druckfarbenherstellers Huber -group. Die neuen MGA-Offset-Farben sind migrations- und gerucharm. Faltschachteln, die mit diesen neu-en Druckfarben dekoriert sind, beeinflussen das Füllgut nicht und verhindern eine durch Druckfarben aus-gelöste Geschmacksbeeinträchtigung.

Vollautomatische Dosieranlage im Werk München.

Originalitätsverschluss zur Unterscheidung der MGA-Farben von herkömmlichen Druckfarben.

Reinigungsanlage für Gebinde.

> Geruchliche oder geschmackliche Beeinträchtigungen des Füllgutes kön-nen von Offsetdruckfarben ausgelöst werden. Faltschachteln werden in Euro-pa bekanntlich im Bogenoffset bedruckt. Die Druckfarben enthalten in der Regel als Lösemittel Mineralöle bzw. nieder-molekulare Fettsäureester. Karton bezie-hungsweise Papier stellen für diese Stof-fe keinerlei Barriere dar. Auch eine Mi-gration durch Polyolefinbeschichtun-gen/-beutel ist möglich. „Dies bedeutet, dass PE- bzw. PP-Beschichtungen bzw. Innenbeutel aus Papier, OPP- oder PE-Fo-lien keine Barriere für diese Substanzen darstellen. Selbst zu dünne PET- oder Aluminiumfolien sind keine ausreichen-de Barriere. Eine Migration durch den Bedruckstoff auf das Füllgut ist somit möglich“, erklärt Heiner Ringer, Vorsit-zender der Geschäftsführung der Micha-el Huber München (MHM) Holding

GmbH und Ressortleiter Strategie und Marketing für die hubergroup. So stellte beispielsweise das Kantonale Labor in Zürich bei einer Untersuchung von Reis, der in Faltschachteln verpackt war, einen Höchstwert von 26 mg/kg Mineralöl im Reis fest. Erlaubt sind lediglich 0,3 mg/kg.

System aus Farbe, Lack und Feuchtmittelzusatz

Um das Problem der Migration und da-mit der Geschmacksveränderung des empfindlichen Füllgutes zu lösen, hat die Hubergroup das nach eigenen Anga-ben weltweit erste migrations- und ge-rucharme Druckfarbensystem für kon-forme Lebensmittelverpackungen ent-wickelt. MGA-Farben, Lacke und Feucht-mittelzusätze sind sensorisch neutral und enthalten ausschließlich Substan-

zen, die nicht migrationsfähig sind. Als Lösemittel werden Fettsäureester einge-setzt, die nicht migrieren können. Far-ben, Lacke und Feuchtmittelzusätze bil-den ein System und müssen zusammen eingesetzt werden, denn MGA-Farben können nicht ohne Lackierung einge-setzt werden. „Eine Beeinflussung des Füllgutes ist damit ausgeschlossen“, stellt Josef Sutter, Key Accounter im Be-reich Verpackung bei der Michael Huber München GmbH, fest.

Grund für die Produktentwicklung ist auch eine erwartete Änderung der europäischen Gesetzeslage. „Wir erwar-ten neue EU-Anforderungen bezüglich der Einhaltung von Migrationslimits“, so >

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neue verpackung> 08.2005

Wege der Migration Eine Migration ist über verschiede-ne Wege möglich. Produktions-bedingt hat - im Stapel oder in der Rolle - in der Druckmaschine die dem Füllgut zugewandte Seite ei-nen Kontakt mit der bedruckten Seite. Dabei ist ein Übergang von Druckfarben-Bestandteilen, bei-spielsweise von Lösemitteln, mög-lich. Zudem kann Migration nieder-molekularer Stoffe durch den Be-druckstoff hindurch auf das Le-bensmittel erfolgen. Drittens kön-nen auch flüchtige Stoffe im ge-schlossenen Luftraum einer Ver-packung auf das Lebensmittel übergehen.

FuturePack Award der hubergroup Der Druckfarbenhersteller hubergroup wird in einem interna-tionalen Wettbewerb Innovationen im Bereich von bedruckten Verpackungen mit dem „FuturePack Award“ auszeichnen. Angesprochen werden Fachleute, die am Entstehungsprozess von bedruckten Verpackungen beteiligt sind, insbesondere Ver-packungsdesigner und -entwickler, Agenturen, Drucker und

Josef Sutter. Allerdings könnte eine sol-che Regelung noch zwei bis drei Jahre auf sich warten lassen.

Eigene Produktion verhindert Kontamination

Nach 15-monatiger Planungs- und Bau-zeit wurde die neue MGA-Produktion bei MHM in Kirchheim bei München in Be-trieb genommen. Die Produktion der MGA-Farben ist strikt von der Produkti-on herkömmlicher Offsetfarben ge-trennt, um Querkontaminationen zu verhindern. Die gesamte Prozesskette ist optimiert, jeder einzelne Produktions-schritt ist protokolliert. Erstmalig wurde mit der neuen Produktion eine Rückver-folgbarkeit aller Produkte und Einsatz-

stoffe bis zum Rohstofflieferanten ein-geführt.

MGA-Bindemittel, -Farbkonzentrate und -Skalenfarben werden in der neu er-richteten Produktionsstätte bei Info-Lab, Irland, hergestellt und dann nach Kirch-heim bei München transportiert. Im Blickpunkt der neuen MGA Produktion in Kirchheim steht die Farbdosierstation. Die Anlage ist mit 37 Komponenten be-stückt und dosiert automatisch Chargen von 1 bis 200 kg mit einer Verwiege -genauigkeit von +/- 1 g. Die Rezepturen werden direkt vom Host-System SAP auf dem Rechner der Anlage übertragen. Nach der Verwiegung erfolgt die Rück-meldung der Komponenten mit Charge. „Die Produktion von MGA-Farben erfor-dert aufwändigere Prozesse und man kann die Qualitätssicherung nicht mit der von herkömmlichen Offsetfarben vergleichen“, erklärt Josef Sutter. „Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Preise. Sie liegen um 60 bis 70 Pro-zent höher als bei herkömmlichen Off-setdruckfarben.“

„Nicht nur die Druckfarbe und -lacke, sondern alle in der Prozesskette verwen-deten Materialien müssen im Hinblick auf die Migration aufeinander abge-stimmt sein“, fordert Josef Sutter. Dazu gehören der Karton, der Kleber und schließlich die Verarbeitung auf der Druckmaschine. So hat beispielsweise der Druckmaschinenhersteller MAN Ro-land bereits eine Maschine zur Verarbei-tung von MGA-Farben entwickelt, aller-dings lassen sich die Farben auch auf herkömmlichen Maschinen drucken. Al-lerdings sollte hier ein Wechselbetrieb mit herkömmlichen Offsetfarben ver-mieden werden, da geringste Mengen schon eine Einschleppung von Fremd-

stoffen, sprich Mineralölen, verursachen kann. Ansonsten müsste jeder Druckauf-trag auf Migration aufwändig geprüft werden, so dass hier eine Optimierung des Druckprozesses im Hinblick auf die MGA-Farben zu empfehlen ist.

Resonanz bei den Lebensmittelherstellern

Und wie ist die erste Reaktion der Le-bensmittelhersteller und -verpacker? „Es gibt solche und solche“, weiß Heiner Ringer. Mit anderen Worten: es kommt auf die Grundeinstellung des Marken-artiklers an. Einige Unternehmen haben schon umgestellt. Dazu gehört bei-spielsweise Langnese-Iglo, der zum Ver-packen von Tiefkühlkost mit MGA-Far-ben bedruckte, beschichtete Faltschach-teln einsetzt, um Geschmacksbeein-trächtigungen zu vermeiden. Aber nicht nur für Lebensmittelhersteller ist die Neuentwicklung interessant. Auch Ziga-rettenhersteller wie Philipp Morris ha-ben auf das neue Druckfarbensystem umgestellt, um so den reinen Tabak -genuss für Raucher zu gewährleisten. >|

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Iglo verwendet bereits die migrations- und gerucharmen MGA-Farben. (Fotos: Michael Huber München GmbH, Kirchheim)

Markenartikelhersteller. Mit dem Award will das Unternehmen das Verständnis für die Bedeutung herausragender Ver-packungsqualität verbessern. Bewerben können sich alle Un-ternehmen, die in die Entwicklung, Gestaltung, Produktion und Verarbeitung von bedruckten Verpackungen eingebunden sind. Bewerbungsschluss ist der 31. Januar 2006.

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