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Forschung für nachhaltige Entwicklung Wissenschaftler/innen und Jugendliche ziehen Bilanz Eine Initiative des BMWF anlässlich des Jubiläumsjahres Rio+20 Hubert Dürrstein (Hrsg.)

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Forschung für nachhaltige EntwicklungWissenschaftler/innen und Jugendliche ziehen Bilanz

Eine Initiative des BMWF anlässlich des Jubiläumsjahres Rio+20

Hubert Dürrstein (Hrsg.)Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro (1992) startete das Bundesministe-rium für Wissenscha� und Forschung (BMWF) 2012 die Initiative „Rio+20 – Wissenscha� ler/innen und Jugendliche ziehen Bilanz“. Über 100 Jugendliche konnten sich im Rahmen eines vierwöchigen Praktikums im Sommer ein Bild von der österreichischen Nachhal-tigkeitsforschung an einer Universität oder in einer Forschungsein-richtung machen. Die Jugendlichen erhielten damit die Gelegenheit, die heimische Nachhaltigkeitsforschung direkt kennenzulernen und gemeinsam mit Wissenscha� ler/innen an aktuellen Forschungspro-jekten zu arbeiten. Am Ende der Praktika formulierten die Jugend-lichen ausgehend von den Forschungsergebnissen Visionen und Wünsche an die Zukun� . Eine Jury aus nationalen und internationa-len Nachhaltigkeitsexpert/innen ermittelte aus den über 60 entstan-denen Beiträgen die 25 besten, die die OeAD-GmbH als Koordinato-rin der Initiative nun in dieser vorliegenden Publikation herausgibt.

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978

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Hubert Dürrstein (Hrsg.)

Forschung für nachhaltige Entwicklung

Hubert Dürrstein (Hrsg.)

Forschung für nachhaltige EntwicklungWissenschaft ler/innen und Jugendliche ziehen Bilanz

Eine Initiative des BMWF anlässlich des Jubiläumsjahres Rio+20

© 2012 by Studienverlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 InnsbruckE-Mail: [email protected]: www.studienverlag.at

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikro-film oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7065-5712-2

Buchgestaltung nach Entwürfen von Kurt HöretzederSatz und Umschlag: Studienverlag/Maria Strobl, [email protected] (von links nach rechts): Foto aus dem Bericht von Stefan Blamhofer, Armin Ganic, Andre Ogris, Christian Schuhmacher (Praktikum an der Universität für Bodenkultur Wien, Department Raum, Landschaft, Infrastruktur); Foto aus dem Bericht von Felix Anton Scope (Prakti-kum an der Technischen Universität Wien, Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und tech-nische Biowissenschaften); Liane Hochgatterer, Technische Universität Graz, Institut für chemische Technologie von Materialien (2x); Foto aus dem Bericht von Jacqueline Keintzel (Praktikum an der Universität für Bodenkultur Wien); Dipl.-Biol. Ute Hoyer-Tomiczek, Bundesforschungs- & Ausbil-dungszentrum für Wald, Naturgefahren & Landschaft, Institut für Waldschutz.

Für den Inhalt verantwortlich: o. Univ.-Prof. Dr. Hubert DürrsteinRedaktion: Mag. Petra Siegele

Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhand-lung oder direkt unter www.studienverlag.at

Inhaltsverzeichnis

Bundesminister o. Univ.-Prof. Dr. Karlheinz TöchterleVorwort 9

o. Univ.-Prof. Dr. Hubert DürrsteinVorwort 11

Prof. Dr. Clemens MaderEinleitung 13

Thomas Bernsteiner, Benjamin Germann, Philipp Pramer, Tobias Wirthmiller1950er Syndrom 18

Katrin GrollnigDer Asiatische Laubholzbockkäfer – eine Gefahr für heimische Wälder 28

Jacqueline KeintzelWALD–WASSER–WEINviertel 34

Florian LadensteinAnpassung an den Klimawandel in Österreich, Aktivitätsfeld „Tourismus“ 40

Ilva LeinichNanostrukturierte Materialien für die Energiespeicherung 48

Christina Mader30 Jahre SPES & Rio+20 54

Flora PrennerUnbegrenztes Flächen(fr)essen? Bevölkerungswachstum, Ernährung und Bioenergie 2050 60

Nina Maria ReiterWenn Mut zu Taten wird 68

Katharina RogenhoferEnergie für eine nachhaltige Kehrtwende 72

Felix Anton ScopeSynthetic Natural Gas – Das Erdgas der Zukunft? 78

Fabian StarlingerUmwelt Donau: Auf den Spuren der Vergangenheit in die Zukunft blicken 84

Anne Bechmann, Xenia Donschachner, Hanna PogatsEssen. Mehr als nur ein Produkt 90

Ana Bilandzija, Nathalie Grandl, Olivia Kelnreiter, Sophie Pouget, Stephanie ZornTATORT Kultur/Atelier Gespräche 96

Stefan Blamhofer, Armin Ganic, Andre Ogris, Christian SchuhmacherI AM HERE! 104

Maximilian Blaßnig, Adrain Fleisch, Isabella MenderFacility-Management als Chance 110

Victoria Dengg, Maria GlückWerbung für Lebensmittel in Österreich – Wissenschaftliche Evidenz des Regionalitätsbezugs 116

Lukas Engel, Albert Steiner, Philipp UtzFAM goes Public 122

Mona Fischer, Mirjam KreiselEconClim 130

Markus Hofbauer, Christina MichalkaModerne qualitätsgesicherte Technik als Lebensunterstützung im Gesundheitswesen 136

Jan Hurt, Julian KretschmerVersalzung von landwirtschaftlichen Böden – Ursachen und Lösungsansätze 142

Anita Kapeller, Cornelia Seiler„Alien-Jagd“ im Zwentendorfer AU(r)wald 148

Florian Maczek, Marvin WankeGeoinformatik 154

Jana Marx, Anna ReichBäume binden Böden besser 160

Gina Parukannil, Nikola StaudingerDie grüne Lunge: nachhaltige Entwicklung von Straßenbegleitbäumen 168

Reinhard Edelmoser, Johanna Eichinger, Johannes Elsner, Angel Eyalil, Niklas Loidl, Julian Möhlen, Elisabeth SteinerCIVIISION News 174

Bildnachweis 197

Weitere Berichte 199

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Vorwort

Anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums der Konferenz für Umwelt und Ent-wicklung in Rio de Janeiro (1992) ermöglichte das Bundesministerium für Wissen-schaft und Forschung (BMWF) im Zuge der Initiative „Rio+20 – Wissenschaftler/ -innen und Jugendliche ziehen Bilanz“ diesen Sommer jungen Menschen, sich im Rahmen eines vierwöchigen Praktikums ein Bild von der österreichischen Nach-haltigkeitsforschung an einer Universität oder in einer Forschungseinrichtung zu machen. Insgesamt 114 Jugendliche nahmen diese Einladung an und nutzten die Chance, gemeinsam mit Forschenden an aktuellen Projekten zu arbeiten. Am Ende des Praktikums erstellten die Jugendlichen einen Bericht, teilweise alleine und teilweise im Team, falls mehrere Schüler/innen an derselben Forschungsein-richtung zu Gast waren und am selben Projekt arbeiteten. Wissenschaftler/innen standen den Jugendlichen manchmal bei der Erstellung der Berichte zur Seite. Für das Verfassen der wissenschaftlichen Arbeiten gebührt diesen jungen wissbegieri-gen Menschen mein Respekt.

Alle aus dieser Praktikumsinitiative resultierenden Berichte wurden im Herbst 2012 von einer unabhängigen Jury beurteilt. Die 25 besten davon dürfen wir Ihnen in dieser Publikation nun zum Nachlesen präsentieren. Die Berichte sind bunt und vielfältig und zeigen, welch unterschiedliche Gesichter Nachhaltigkeit und Forschung haben kann. Denn die Jugendlichen erhielten nicht nur Einblicke in die österreichische Forschungslandschaft und deren Arbeit zum Thema, sondern konnten gewissermaßen „am eigenen Leib“ erfahren, dass nachhaltiges Handeln fast alle Lebensbereiche betrifft.

Die ausgewählten Texte stehen exemplarisch für die Vielfalt der Handlungsfelder: Manche Projekte beschäftigten sich mit ökologischen Kernthemen wie Klimawan-del, Artenschutz oder den Umgang mit Ressourcen. Auch hier finden sich jedoch höchst unterschiedliche Ansätze: Konnten einige Praktikant/innen durch die Simulation verschiedener Szenarien einen Blick in die Zukunft werfen, erfuhren

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andere beim Botanisieren im Auwald, wie gefährlich manch eingewanderte Arten sind. Dass man sich der Nachhaltigkeit auch von der technologischen Seite nähern kann, zeigen Projekte, die sich der Entwicklung neuer sparsamer und ressourcen-schonender Materialien und Produkte widmen. Ein weiteres Projekt, in diesem Falle aus der Finanzmathematik, macht deutlich, wie notwendig nachhaltiges, also verantwortliches Handeln heute in der Wirtschaft ist.

Auch im gesellschaftlichen Miteinander spielt Nachhaltigkeit eine Rolle, etwa bei der Gestaltung jugendlicher Freiräume in der Stadt. Und dass sich auch ein Blick in die Vergangenheit lohnt, zeigt der sehr gelungene Text, der von der Jury eindeutig als bester Praktikumsbericht ausgezeichnet wurde: Was lässt sich aus der Umwelt-geschichte für unser heutiges Handeln ableiten?

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Berichte und freue mich, wenn Sie darin vielleicht die eine oder andere Anregung für Ihren eigenen Umgang mit unserer Natur, mit den Ressourcen und im Umgang miteinander finden.

o. Univ.-Prof. Dr. Karlheinz TöchterleBundesminister für Wissenschaft und Forschung

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Vorwort

Als das BMWF die OeAD-GmbH 2011 beauftragte, zusätzlich zur Programmträ-gerschaft von Sparkling Science ein Zentrum für die Zusammenarbeit von Wissen-schaft und Schule einzurichten, sind wir dem nur zu gerne nachgekommen, gehört es doch zu unseren wesentlichen Aufgaben, nicht nur Förderprogramme abzuwi-ckeln, sondern auch und vor allem als unparteiische Plattform für die Vernetzung von Institutionen, die Koordination von Programmen sowie die erfolgreiche Wei-tergabe von Expertise zu sorgen. Zudem war dieser Auftrag ein weiteres Signal dafür, dass es der OeAD-GmbH erfolgreich gelungen ist, sich über ihre Ursprünge als Verein der hochschulischen Einrichtungen hinaus zunehmend zu einer Inter-nationalisierungsagentur für die gesamte Bildungskette zu entwickeln, die, ganz wesentlich auch über das EU-Programm Comenius, zahlreiche schulische Einrich-tungen zu ihren Partnern zählen kann.

Unter dem Offenheit signalisierenden Namen „Young Science“ wurde in kur-zer Zeit eine neue Service- und Informationsplattform aufgebaut, die nicht nur die Kooperation zwischen Bildungseinrichtungen des sekundären und tertiären Bereichs unterstützt und befördert, sondern auch von beiden Seiten als glaubwür-diger Partner wahrgenommen wird. Auch den weiteren zentralen Aktionen und Initiativen des BMWF (wie zum Beispiel Kinderuniversitäten, Studieren probie-ren, Studienchecker …) an der für jeden Jugendlichen so entscheidenden Schnitt-stelle von Schule und Universität konnte Young Science zu noch mehr Bekanntheit verhelfen.

Im Rahmen von Young Science wurde die OeAD-GmbH 2012 auch mit der Betreuung eines ganz besonderen Vorhabens beauftragt: Das Projekt Rio+20 ermöglichte über 100 Jugendlichen in ganz Österreich ein vierwöchiges Prakti-kum an einer Universität oder in einer Forschungseinrichtung, die in der Nach-haltigkeitsforschung engagiert ist, zu absolvieren. Die Jugendlichen arbeiteten an aktuellen Projekten mit, informierten sich über Nachhaltigkeitsthemen und haben

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schließlich spannende eigene Berichte über ihre Erfahrungen verfasst. Ausge-wählte Berichte können Sie in diesem Band nachlesen, den ich auch mit einem persönlichen Geständnis einleiten möchte: Selten habe ich eine Herausgeberschaft freudiger übernommen als für diesen Band und selten hat eine Initiative ihre Mit-tel zielgerichteter und effektiver eingesetzt, um eines der wichtigsten Themen der Zukunft genau bei jenen zu propagieren, die sehr bald die Verantwortung für diese Zukunft übernehmen werden.

Besonders freut mich dies nicht nur, weil mir die Vermittlung der Ergebnisse und Zugänge wissenschaftlicher Forschung über die Universität hinaus und in die nächste Generation ein großes Anliegen ist. Vor allem aber ist Nachhaltigkeit für mich eines jener Themen, denen in unserem Jahrhundert die größte gesell-schaftliche Bedeutung zukommen wird – im ökologischen, im sozialen und im ökonomischen Sinne. Durch die erlebte Forschungspraxis und das eigenständige Verfassen der Berichte tauchen die Jugendlichen sehr tief in eine globale Thematik ein, von der ich nur hoffen kann, dass sie sie in ihrer weiteren Laufbahn begleiten wird. Und nicht verhehlen will ich auch meine Freude darüber, dass meine wis-senschaftliche Heimatinstitution, die Wiener Universität für Bodenkultur, in ihrer ganzen Breite vom Gewässermanagement über Waldökologie und Holzforschung bis zu Meteorologie, Botanik, Landtechnik, Infrastruktur- und Nachhaltigkeitsfor-schung, an der Initiative Rio+20 beteiligt war und damit einen wesentlichen Bei-trag zum Gelingen des Projekts leisten konnte.

Den wesentlichsten Beitrag aber haben natürlich die Jugendlichen mit ihrem Inter-esse, ihrem Engagement und ihrer Bereitschaft geleistet, sich auf das Thema Nach-haltigkeit einzulassen. Den daraus entstandenen Berichten wünsche ich daher viele Leser/innen, die dem Projekt Rio+20 eine weitere nachhaltige Wirkung bescheren.

o. Univ.-Prof. Dr. Hubert DürrsteinGeschäftsführung OeAD-GmbH

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Einleitung

Die Initiative „Rio+20 – Wissenschaftler/innen und Jugendliche ziehen Bilanz“ ermöglichte es Schülerinnen und Schülern aus ganz Österreich während des Sommers 2012 für einige Wochen in die Welt der Nachhaltigkeitsforschung ein-zutauchen. 114 Jugendliche konnten dabei zwischen 51 privaten und öffentlichen Forschungseinrichtungen wählen. Sie stellten sich der Herausforderung, Nachhal-tigkeitsprojekte der Einrichtungen, besonders in deren Interaktion mit Themen der Agenda 21, welche 1992 von den Vereinten Nationen beschlossen wurde, zu begleiten und zu unterstützen. Zum Abschluss ihrer Praktika verfassten die Jugendlichen – teilweise in Co-Autor/innenschaft mit ihren Betreuer/innen – Berichte, deren beste Sie nun in diesem Sammelband finden können. Das Buch ermöglicht Ihnen somit eine Reise durch die Vielfältigkeit der Österreichischen Nachhaltigkeitsforschung, geschildert aus der Sicht jugendlicher Enthusiasten. Diese Vielfalt und Buntheit der Berichte von den Jugendlichen zeigt nicht nur die Breite an Forschungsinstitutionen und Universitätsinstituten, die sich zentral mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftigen, sondern vor allem den Elan und kritischen Blick, mit dem sich Jugendliche der Nachhaltigkeitsforschung widmeten.

20 Jahre sind seit dem Verfassen der Agenda 21 vergangen. Themen und Hand-lungsfelder, welche in der Agenda 21 aufgezeigt wurden, sind jedoch heute noch so aktuell wie damals. Armut, Umweltzerstörung und wirtschaftliche Krisen sind nur einige jener globalen Probleme, welche uns alle betreffen und akuten Hand-lungsbedarf aufzeigen. Um diesen globalen Herausforderungen entgegentreten zu können, wurden in den vergangenen Jahren wirkungsvolle regionale und betrieb-liche Agenda-Initiativen gestartet, Nachhaltigkeitsstrategien auf unterschiedlichs-ten Verwaltungsebenen entwickelt, gezielt Förderungen vergeben, welche Umwelt, Soziales und Unternehmen bei Maßnahmen für nachhaltige Entwicklung unter-stützen und Preise überreicht, welche herausragendes Handeln für nachhaltige Entwicklung honorieren. Die Bandbreite an Aktivitäten, welche bis heute durch Bewusstsein für eine nachhaltige Entwicklung entstanden sind, ist dementspre-

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chend vielfältig und hat Einfluss in unserem täglichen Leben (z. B. Konsum, Pro-duktion, Partizipation, Kommunikation, Bildung, Forschung, …).

20 Jahre nach der UN Konferenz in Rio de Janeiro sollten wir, wieder in Rio, Bilanz ziehen, um Erreichtes dem Versäumten gegenüberzustellen. Akteure/Akteurin-nen aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Forschung nahmen teil oder blickten gebannt und hoffnungsvoll nach Rio, in der Erwartung, erneut richtungsweisende Nachrichten zu bekommen, wie wir den nach wie vor bestehenden globalen Her-ausforderungen entgegentreten können. Wider manche Erwartung entstanden jedoch keine klaren Anleitungen zum Erreichen von Zielen und Verabschieden neuer Gesetze, um eine nachhaltige Entwicklung global zu erreichen. Vielmehr wurde der Ball von Seiten der Politik an die Gesellschaft zurückgespielt. Die Ver-einten Nationen waren nicht in allen Belangen so vereint wie erhofft. Ein globa-ler politischer Konsens über konkrete Ziele, Zahlungen und Pflichten erwies sich als nicht erreichbar, doch einigten sich die Staaten unter Konsultation mit Inte-ressenvertreter/innen aus aller Welt letztlich auf ein Abschlussdokument – „The Future We Want“. Das Dokument umreißt eine Art „Spielfeld“, um Ordnung in einer kaum zu überblickenden Vielzahl an globalen wie auch lokalen Heraus-forderungen zu schaffen. In diesem Spielfeld werden Handlungsfelder definiert, welche bis 2014 in Nachhaltigkeitszielen münden und ab 2015 den dann auslau-fenden Milleniumszielen folgen sollen. Zusätzlich erfolgte eine Anpassung der Aktionsfelder leitender UN-Einrichtungen (UN Umweltprogramm, High Level Panel, Economic and Social Council), um Initiativen von Ländern und aus der Gesellschaft besser unterstützen zu können. Neben diesen Verhandlungen, wel-che die Schaffung globaler Rahmenstrukturen – eines gemeinsamen „Spielfeldes“ – sicherstellten, fanden über 500 Nebenveranstaltungen (offiziell genannt „Rio+20 Side-Events“) in Rio de Janeiro statt, welche von zivilgesellschaftlichen Gruppie-rungen, Interessenvertretungen sowie Länder-Delegationen organisiert wurden. Diese thematisch fokussierten Veranstaltungen zielten darauf ab, Handlungsfelder und konkrete Lösungsvorschläge zu diskutieren und zu initiieren. Die UN schuf entsprechend das Spielfeld für Akteure/Akteurinnen aus aller Welt – bestehend aus Wirtschaft, Vereinen, Wissenschaft, Städten und Dörfern, Alten wie Jungen, um durch die globale Vernetzung regionaler und internationaler Aktivitäten gemein-sam für eine nachhaltige Entwicklung aktiv zu werden. Diese Akteure/Akteurin-nen (wir alle) stellen die handelnden und treibenden Kräfte auf dem Spielfeld dar, um die Gesellschaft in eine nachhaltige Richtung zu steuern. „Deshalb glauben wir, dass nur durch ein gemeinsames Umdenken und vor allem durch das gemein-same Bewusstwerden und Lösen der vorhandenen Probleme (und hier müssen wir wiederum auf die Bedeutung der Bildung verweisen) ein Weg in Richtung Nach-haltigkeit eingeschlagen werden kann“, schreiben auch die Praktikanten Thomas Bernsteiner, Benjamin Germann, Philipp Pramer und Tobias Wirthmiller in ihrem hier veröffentlichten Beitrag.

Die heutige Jugend stellt in dieser globalen Entwicklung eine besondere Akteurs-gruppe dar. Neben der Tatsache, dass sie für unsere Fehler von gestern Lösungen

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entwickeln muss, stellt sie die zukünftigen Entscheidungsträger/innen und lebt bereits seit ihrer Kindheit in einer globalen, vernetzten Welt. Dieses Bewusstsein zeigte sich auch auf der Rio+20 Konferenz. Global vernetzte Jugendliche aus der ganzen Welt waren vor Ort präsent und setzten sich etwa erfolgreich und diplo-matisch für die Rolle non-formaler Bildung im Abschlussdokument „The Future We Want“ ein. So ist es dem Einsatz der Jugendlichen in Rio zu verdanken, dass Artikel 231 in der letzten Fassung vorkommt. Dieser Artikel besagt, dass UN-Mit-gliedstaaten unter Jugendlichen Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung durch non-formale Bildung fördern sollen. Non-formale Bildung, wie sie in Museen, Vereinen oder auch durch kulturellen Austausch vorkommt, hat durch den Einsatz der Jugendlichen die für nachhaltige Entwicklung notwendige Aufmerksamkeit und Relevanz im Abschlussdokument bekommen.

Zur Umsetzung dieser und vieler weiterer Ziele sind zivilgesellschaftliche Akteure/Akteurinnen wie auch private und öffentliche Einrichtungen auf lokaler Ebene aufgerufen. Diese Akteure/Akteurinnen kennen die Herausforderungen, um durch entsprechende Aktionen reagieren zu können. Staaten sind aufgerufen, regi-onale wie auch internationale Initiativen mit allen möglichen Mitteln zu fördern, um letztlich die im Jahre 2000 definierten Milleniumsziele und die darauf folgen-den Nachhaltigkeitsziele, wie sie 2014 auf Basis der in Rio beschlossenen Themen definiert werden, erreichen zu können. Das Abschlussdokument „The Future We Want“ hilft in der systemischen Einordnung regionaler Aktivitäten bezüglich ihrer globalen Relevanz. Diese Zusammenhänge zwischen lokalen und globa-len Herausforderungen und Implikationen sind für die Allgemeinheit schwer zu begreifen. Trotzdem ist es wichtig, lokalen Akteurinnen und Akteure bewusst zu machen, welche Wirkung ihr Handeln unmittelbar lokal wie auch global hat. Jeder Mensch ist in seinem/ihrem individuellen Lebensumfeld Experte/Expertin. Von Geburt an lernt der Mensch mit Lebensumständen umzugehen und im individu-ellen sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und natürlichen Umfeld zu agieren. In diesem Umfeld muss letztlich Bewusstsein für nachhaltiges Verhalten ankommen. Wie auch Praktikantin Jacqueline Keintzel in ihrem Beitrag vermerkt, ist Wissen etwa zu Klimawandel nicht genug, Bewusstsein muss auch zu nachhaltigem Han-deln führen.

Die neuen Herausforderungen der Wissenschaft beinhalten somit (a.) durch Zusammenarbeit mit Akteuren/Akteurinnen herauszufinden, welche gesellschaft-lichen Fragestellungen durch Zusammenführen von wissenschaftlichen Erkennt-nissen und Erfahrungen von Akteuren/Akteurinnen gelöst werden können und (b.) zu eruieren, wie Erkenntnisse der Wissenschaft zu Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung beitragen können. Diese transdisziplinäre Forschung trägt durch die inhaltliche und methodische Herangehensweise zur Transformation für eine nach-haltige Entwicklung bei. Die beiden Praktikantinnen Mona Fischer und Mirjam Kreisel schrieben dazu in ihrem Beitrag, dass sie „einen neuen Zugang zu Wissen-schaft gefunden“ hätten und dadurch auch feststellen konnten, wie „notwendig der Handlungsbedarf ist“.

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Die Entwicklung von Lösungen für nachhaltige Entwicklung beruht in Zukunft auf der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Wissenschaft muss von den Erfahrungen der Gesellschaft und Entwicklungen der Natur ler-nen, um Fragestellungen lösungsorientiert aufgreifen zu können. Aus gemeinsa-men Forschungsprozessen zwischen Akteuren/Akteurinnen und Forscher/innen entstehen anwendungsorientierte Lösungen, welche unmittelbar zu nachhaltiger Entwicklung beitragen können.

Die Vielfältigkeit der Beiträge in diesem Buch zeigt das breite Spektrum der Akti-vitäten, welche in Österreich und durch globale Vernetzung auch international zu nachhaltiger Entwicklung beitragen. Auf diese Form der sogenannten transdiszip-linären und Wissenschaft-Gesellschaft basierten Forschung (science-society based research) wird entsprechend oft im Abschlussdokument der Rio+20 Konferenz „The Future We Want“ verwiesen. Jugendliche, welche an der Inititative „Rio+20 – Wissenschaftler/innen und Jugendliche ziehen Bilanz“ teilnahmen, bewiesen Weitblick und Verantwortung für ihre Zukunft.

Während ihrer etwa vierwöchigen Praktika an Österreichs Forschungsstätten lernten die Jugendlichen nicht nur viel über Forschungsmethoden und Themen, sondern leisteten auch einen wertvollen Beitrag zu Österreichs Nachhaltigkeitsfor-schung. Forscherinnen und Forscher lernten von den Fragen, Visionen und Erfah-rungen der Jugendlichen. Dies liest sich auch in den beeindruckenden Berich-ten. Es handelt sich somit bei diesem Sammelband um eine lebhaft zu lesende Mischung aus teils wissenschaftlicher Facharbeit, teils lockerer Sprache und „über-setzten“, leicht verständlichen Erkenntnissen, welche die Jugendlichen und deren wissenschaftliche Betreuer/innen gewinnen konnten.

Sämtliche der über 60 aus der Initiative des BMWF resultierenden Praktikums-berichte wurden durch eine Jury begutachtet und die 25, aus der Sicht der Jury spannendsten, wissenschaftlich fundiertesten, innovativsten sowie Rio+20 und nachhaltige Entwicklung reflektierenden Beiträge ausgewählt. Dementsprechend entscheidend ist Bildung für nachhaltige Entwicklung unter heutigen und zukünf-tig handelnden Akteuren/Akteurinnen und Entscheidungsträger/innen. Dem-entsprechend entscheidend ist Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung, um gemeinsam mit betroffenen Akteursgruppen (uns allen) aus scheinbaren Einbah-nen für alle positive Auswege zu finden.

Prof. Dr. Clemens Mader ist Gastprofessor für Umwelt und Nachhaltigkeit in der Region an der Leuphana Uni-versität Lüneburg, Deutschland. Clemens Mader nahm als Forscher in den Bereichen „Nachhaltige Hochschulentwicklung“ und „Transformative Nachhaltigkeitsprozesse“ als Delegierter des österreichischen Wissenschaftsministeriums an der Rio+20 UN- Konferenz für nachhaltige Entwicklung teil.

Prof. Dr. Clemens MaderGastprofessor für Umwelt und Nachhaltigkeit in der Region an der Leuphana Uni-versität Lüneburg, DeutschlandClemens Mader nahm als Forscher in den Bereichen „Nachhaltige Hochschulent-wicklung“ und „Transformative Nachhaltigkeitsprozesse“ als Delegierter des österrei-chischen Wissenschaftsministeriums an der Rio+20 UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung teil.

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Autoren: Thomas Bernsteiner, Benjamin Germann, Philipp Pramer, Tobias WirthmillerCo-Autoren: Univ.-Prof. Dr. Reinhold Reith, Dr. Georg Stöger

1950er Syndrom

Vorbemerkungen

Am Anfang stand das Interesse. Das Interesse, sich mit den Geschichtswissen-schaften und besonders der Umweltgeschichte zu befassen, sich über Nachhaltig-keit ernsthafte Gedanken zu machen und in die Vergangenheit zu reisen, um sich eine Vorstellung von der Zukunft auszumalen. Jedoch war es auch ein Anreiz, Ein-richtungen wie die Salzburger Universitätsbibliothek oder das Stadtarchiv kennen-zulernen, als „Nichtstudent“ ein Stück universitäres Leben zu erfahren, sein eige-nes Wissen wachsen zu lassen und mit interessierten und interessanten Menschen zusammenzuarbeiten. Eine bezahlte Tätigkeit, die bildet, Spaß macht und zudem ein für die Gesellschaft brauchbares Ergebnis auswirft, ist leider selten anzutreffen.

Seit dem ersten Arbeitstag hat sich eine gemeinschaftliche Dynamik entwickelt, eine Atmosphäre, in der man auf Erkenntnisgewinn, aufs Diskutieren und Fragen bzw. Hinterfragen abzielt und in der das gemeinsame Arbeiten im Vordergrund steht. Genau aus diesem Grund haben wir unseren Praktikumsbericht gemeinsam verfasst. Wir wollten nach einem Monat erfolgreicher und interessanter Zusam-menarbeit nicht in einzelne Individuen aufgespaltet werden, denn es war unser Praktikum, wir haben es gemeinsam begonnen und schließen es gemeinsam ab.

1 (Umwelt-)Geschichte und Nachhaltigkeit – Eindrücke aus dem Praktikum

In der ersten Woche beschäftigten wir uns noch nicht vertiefend mit den Hauptthe-men des Praktikums.1 Stattdessen diskutierten wir anhand eines Textes des franzö-sischen Historikers Marc Bloch, der „Apologie der Geschichte“, die Legitimation der Geschichte als Wissenschaft. Bereits zu Beginn nimmt Bloch Bezug auf diese Diskussion: „Papa, wozu dient denn eigentlich die Geschichte?“ Diese Frage haben auch wir uns gestellt und auf Basis des Textes von Bloch miteinander diskutiert. Immerhin hat sie doch keinen Nutzen für die Menschheit? Kann man „aus ihr lernen“ (auch wenn die Menschen es viel zu oft nicht taten)? Es gäbe keine Gegen-wart ohne Vergangenheit, zudem kann es unterhaltsam sein, sich mit Geschichte

1 Berichte zu den ersten drei Wochen finden sich im Blog zum Praktikum unter: http://rioplus20sbg.wordpress.com