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HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät Kriterien der Nachhaltigkeit in der kommerziellen Binnenfischerei und deren Überprüfung an einer Fallstudie in Mecklenburg-VorpommernMasterarbeit im Studiengang: Fishery Science and Aquaculture vorgelegt von: Bork, Martin Betreuer und Erstgutachter: Prof. Dr. Arlinghaus, Robert Department Nutzpflanzen- und Tierwissenschaften Fachgebiet Binnenfischerei-Management und Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Abteilung Biologie und Ökologie der Fische Zweitgutachter: Dr. Brämick, Uwe Institut für Binnenfischerei e.V., Potsdam-Sacrow Berlin, den 24.02.2011

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HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN

Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät

„Kriterien der Nachhaltigkeit in der kommerziellen Binnenfischerei und

deren Überprüfung an einer Fallstudie in Mecklenburg-Vorpommern“

Masterarbeit im Studiengang: Fishery Science and Aquaculture

vorgelegt von: Bork, Martin

Betreuer und Erstgutachter: Prof. Dr. Arlinghaus, Robert

Department Nutzpflanzen- und Tierwissenschaften

Fachgebiet Binnenfischerei-Management

und

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei

Abteilung Biologie und Ökologie der Fische

Zweitgutachter: Dr. Brämick, Uwe

Institut für Binnenfischerei e.V., Potsdam-Sacrow

Berlin, den 24.02.2011

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I. Inhaltsverzeichnis

I. Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................................. 1

II. Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................... 3

III. Tabellenverzeichnis ....................................................................................................................... 4

IV. Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................................. 5

1. Einleitung ..................................................................................................................................... 6

1.1. Zielformulierung .................................................................................................................... 8

2. Literatur: ....................................................................................................................................... 9

2.1. Überfischung .......................................................................................................................... 9

2.2. Nachhaltigkeit ...................................................................................................................... 12

2.3. Nachhaltigkeit in der Fischerei ............................................................................................ 16

2.4. Binnenfischerei .................................................................................................................... 19

2.5. Binnenfischerei in Deutschland ........................................................................................... 21

2.6. Gesetzgebung Binnenfischerei Mecklenburg-Vorpommern ............................................... 23

2.7. Vorstellung verschiedener Richtlinien für eine nachhaltige Fischerei ................................ 25

2.7.1. Marine Stewardship Council ....................................................................... 29

2.7.2. KRAV .......................................................................................................... 32

2.7.3. Naturland ..................................................................................................... 35

3. Erstellung eines Indikatorenkataloges für eine nachhaltige Seenfischerei ................................ 38

4. Bewertung der Nachhaltigkeit einer norddeutschen Erwerbsfischerei ...................................... 44

4.1. Datengewinnung und Methoden .......................................................................................... 44

4.1.1 Charakterisierung der Seenfischerei und Bewirtschaftung des Ökosystems 44

4.1.2. Abschätzung der fischereilichen Ertragserwartung ..................................... 51

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4.1.3. Abschätzung angelfischereilicher Entnahmen ............................................. 53

4.1.4. Abschätzung nachhaltiger Fischerträge ....................................................... 59

4.1.5. Bewertung der Indikatoren .......................................................................... 62

4.2. Ergebnisse ............................................................................................................................ 64

4.2.1. Dokumentation der Bewirtschaftung ausgewählter Seen ............................ 64

4.2.2. Vergleich zwischen Indikatorenliste und Ist-Situation des Betriebes.......... 69

4.2.3. Begründung der Beurteilung des Testunternehmens ................................... 74

5. Diskussion .................................................................................................................................. 91

6. Schlussfolgerungen .................................................................................................................... 94

7. Danksagung ................................................................................................................................ 95

8. Erklärung .................................................................................................................................... 96

9. Literaturverzeichnis .................................................................................................................... 97

V. Anhang ........................................................................................................................................ 106

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II. Abbildungsverzeichnis

Abb. 1. MSY, MEY, OSY; modifizierte Darstellung aus Charles (2000) und Christensen (2010)

Abb. 2. Entwicklung der Nachhaltigkeit in der Betrachtung von Einzelarten nach Quinn und Collie

( 2010)

Abb. 3. Fließschema zum Ablauf einer Zertifizierung

Abb. 4. Vergleich der Quantitäten zugekaufter und gefangener Fische in Direktvermarktung

Abb. 5. Vergleich der Quantitäten zugekaufter und gefangener Fische insgesamt

Abb. 6. Anteil der einzelnen Arten für die Direktvermarktung (% Gesamtfang einer Art)

Abb. 7. Jahreszeitliche Ausprägung Reusenfischerei in der Seenfischerei (2005 – 2006)

Abb. 8. Durchschnittliche Entnahmen (kg) in der Reusenfischerei (2005 – 2009)

Abb. 9. Jahreszeitliche Ausprägung der Zugnetzfischerei in der Seenfischerei (2005 – 2009)

Abb. 10. Durchschnittliche Entnahmen (kg) in der Zugnetzfischerei (2005 – 2009)

Abb. 11. Jahreszeitliche Ausprägung der Stellnetzfischerei in der Seenfischerei (2005 – 2009)

Abb. 12. Durchschnittliche Zanderentnahmen (kg) in der Stellnetzfischerei (2005 – 2009)

Abb. 13. Durchschnittliche Entnahmen (kg/ha) der Seenfischerei (2005 - 2009)

Abb. 14. Einheitsentnahme der Reusenfischerei (kg/Reusentag) der Seenfischerei (2005 – 2009)

Abb. 15. Netzdiagramm 1 (Ergebnis) und Netzdiagramm 2 (volle Übereinstimmung)

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III. Tabellenverzeichnis

Tab. 1. Gesetzliche Mindestlängen ausgesuchter Fischarten in Mecklenburg-Vorpommern

Tab. 2. Übereinstimmung von FAO und Zertifizierern

Tab. 3. Prinzipen der Zertifizierung nach MSC

Tab. 4. Prinzipien der Zertifizierung nach KRAV

Tab. 5. Prinzipien der Zertifizierung nach Naturland

Tab. 6. Checkliste zur Einschätzung der Nachhaltigkeit in Binnenfischereibetrieben

Tab. 7. Auswahl der Seenklassifizierung nach Bauch (1962) und Mehner et al. 2005

Tab. 8. Absolute Mengen gefangener Arten (in kg) in Direktvermarktung und Besatzfischverkauf

Tab. 9. Lebensparameter ausgewählter Fischarten

Tab. 10. Spannweite der gewonnenen Parameter

Tab. 11. Mittlerer Aufwand, Ertrag und Einheitsentnahme (±SD) kommerzieller Fischereimethoden

auf Testgewässern der Seenfischerei (2005 - 2009)

Tab. 12. Potentielle fischereiliche Ertragserwartung der Testgewässer

Tab. 13. Geschätzte angelfischereilichen Entnahmen im Testunternehmen auf Basis von Dorow und

Arlinghaus (im Druck)

Tab. 14. Vergleich der Gesamterträge aus Angel- und Berufsfischerei mit den fischereilichen

Ertragserwartungen in kg/ha

Tab. 15. Einschätzung der Entnahmen mittels Beddington und Kirkwood (2005)

Tab. 16. Kalkulation nachhaltiger Erträge nach Garcia et al. (1989) und Vergleich

Tab. 17. Fischbesatz der Testgewässer (2005 -2009)

Tab. 18. Bewertung der Nachhaltigkeitsindikatoren

Tab. 19. Mögliche Variablen für ein angelfischereiliches Fangtagebuch und deren

Erfassungseinheiten orientiert an Cooke et al. (2000); Dorow und Arlinghaus (2009)

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IV. Abkürzungsverzeichnis

Abs Absatz

CoC Code of Conduct ( = Verhaltenskodex)

EAF Ecosystem Approach to Fisheries

ExB0 (Bv) ursprüngliche, unbefischte Biomasse

FAO Food and Agricultural Organisation der Vereinten Nationen

FFH Flora Fauna Habitat

Jh. Jahrhundert

ha Hektar

K von Bertalanffy Wachstumsfunktion

KRAV Kontrollverband für den Alternativen Anbau

l Fischlänge in m

m Fischmasse in kg

M natürlicher Sterblichkeitskoeffizient

MEY Maximun Economical Yield (= Maximal Ökonomischer Ertrag)

MSC Marine Stewardship Council

MSY Maximum Sustainable Yield (= Maximal Nachhaltiger Ertrag)

NGO Non-Gouvernement Organisation (= Nicht-Regierungs-

Organisationen

OSY Optimal Social Yield (= Optimaler Sozialer Ertrag)

PM Postrelease Mortality (= Sterblichkeit nach Fang)

SD Standardabweichung

SN Seenutzfläche

WWF World Wide Fund for Nature

Y Yield ( = Ernte, Ertrag)

z Steepness ( = Steilheit)

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1. Einleitung

Fischerei ist historisch bedeutend und dient der Menschheit seit tausenden von Jahren als Quelle für

Nahrung und Wohlstand (FAO, 1995; Welcomme, 2001; Pauly et al., 2005). Weltweit werden in

jedem Jahr über 90 Mio. t aquatischer Organismen (ohne aquatische Pflanzen) gefangen und direkt

oder indirekt dem menschlichen Konsum zugeführt. Davon werden 10 Mio. t durch die Aktivitäten

der Binnenfischerei bereitgestellt (FAO, 2010). Die Fischerei dient weltweit der Sicherung von

Ernährung, Einkommen und Erholung (Welcomme et al., 2010). Die marine Fangfischerei trägt

nach Schätzungen der FAO (2003) für 80 – 90 Millionen Menschen täglich, hauptsächlich in den

Entwicklungsländern, zur Grundversorgung mit tierischen Eiweißen bei. Weltweit decken 1,5

Milliarden Menschen ihre tägliche Eiweißaufnahme zu 20 % aus Fischprodukten (FAO, 2010).

Allerdings hat die Kapazität so der Fischerei so stark zugenommen (Beddington et al., 2007), dass

die Ausbeutungsrate vieler Fischbestände zu hoch ist (Hilborn und Stokes, 2010). Marine

Populationen und Bestände gelten seit mehreren Jahrzehnten in weiten Teilen der Weltmeere unter

Druck oder werden häufig, zumindest regional, als überfischt angesehen (FAO, 1995a). Die

Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) spricht davon, dass dieser Trend seit 10

- 15 Jahren auf einem Niveau verharrt (FAO, 2009b). Mittlerweile sind nach Schätzungen ca. 32 %

aller marinen Fischbestände entweder überfischt oder bereits wieder in Erholung begriffen (FAO,

2010). 51 % der weltweiten Fischbestände sind dagegen auf einem Niveau, bei dem die Fischerei

als vollständig ausgebeutet bezeichnet werden kann und nur 15 % sind auf einem geringen oder gar

nicht ausgebeuteten Niveau (FAO, 2010). Nachgewiesen wurde ebenfalls, dass der

durchschnittliche trophische Level der Fänge in den letzten 50 Jahren gesunken ist (Pauly et al.,

1998, Christensen et al., 2003). Auch hat die durchschnittliche Größe der angelandeten Fische

abgenommen (Pauly, 2002) und häufig werden enorme Mengen von unerwünschten Beifängen

wieder über Bord geworfen. Das hat hohe Mortalitäten zur Folge und hat schwerwiegende

Konsequenzen für nicht genutzte Fischbestände (FAO, 2010). Ein weiteres Problem in der

Fangfischerei ist die illegale, unregulierte und unkontrollierte Fischerei, die nach Schätzungen einen

Anteil von 25 % an den Gesamtanlandungen ausmachen könnte (FAO, 2009b). Besonders

dramatisch waren die Entwicklungen in den 70ern, 80ern und 90ern des 20. Jh. (FAO, 2009b).

Gravierende Beispiele für Überfischungserscheinungen sind die Zusammenbrüche der peruanischen

Anchovisfischerei Anfang der 1970er, sowie der Kabeljaubestände vor Neufundland Anfang der

1980er und 90er (Hilborn und Walters, 1992; Pauly, 2002).

Als Überfischung wird allgemein der Umstand bezeichnet, dass aus einer Fischpopulation oder

einem Fischbestand mehr Fisch entnommen wird, als durch Nachwuchs oder Zuwanderung neu

hinzukommt. Auf einen Fischbestand oder eine Population wirken vielzählige biotische und

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abiotische Faktoren. Die wichtigsten biotischen Faktoren sind individuelles Wachstum, Anzahl der

Nachkommen, sowie natürliche und fischereiliche Sterblichkeit (Quinn und Collie, 2010). In der

ersten Hälfte des 20. Jh. resultierte der fischereibiologische Erkenntnisgewinn aus der Annahme,

dass jeder Bestand einen maximal nachhaltigen Dauerertrag (MSY) erbringen könne und Fischerei

diesen Ertrag anstreben sollte (Larkin, 1977). Dadurch, dass die dazugehörige Ertragskurve oft in

Bezug zur Biomasse der Population gesetzt wird, spricht man von der Biomasse im Punkt MSY

(BMSY). Im Laufe der Jahre hat sich bei vielen Institutionen der Fischerei und Behörden eine auf das

MSY-Konzept bezugnehmende Definition von Überfischung entwickelt und zur Formulierung von

Grenzwerten für die fischereiliche Entnahmen geführt (Mace, 2001). Hilborn und Stokes (2010)

meinen, dass die Betrachtung der Biomasse den größten Einfluss auf die Definition von

Überfischung gehabt hat.

Zeitgleich rückte der Begriff Nachhaltigkeit immer stärker in den Fokus der wissenschaftlichen und

politischen Betrachtung. Das Konzept „Nachhaltigkeit“ und „Nachhaltige Entwicklung“ als der

dazugehörige Prozess, haben das Ziel, heutige Aktivitäten im Umgang mit natürlichen Ressourcen

und zukünftige Ansprüche in der Ressourcennutzung auszugleichen bzw. zu beachten (FAO, 2003,

Von Hauff und Kleine, 2009 S. 2 ff). Das Konzept der Nachhaltigkeit hat sich auch in der Fischerei

durchgesetzt und permanente Weiterentwicklung erfahren (Quinn und Collie, 2010). Anfangs

wurden einzelne Bestände analysiert, um die fischereiliche Sterblichkeit auf das Niveau von BMSY

zu bringen. In den 1980er Jahren wurden verstärkt Grenzwerte etabliert, die keinesfalls

überschritten werden dürfen (Quinn und Collie, 2010). Weiteren Einfluss auf das Konzept der

Nachhaltigkeit hat der Vorsorgeansatz, resultierend in Grenzwerten für z. B. die Laicherbiomasse

eines Bestandes. In den letzten Jahren wurde verstärkt ein Ansatz verfolgt, der Nachhaltigkeit auf

der Ebene ganzer Ökosysteme positioniert (Pajak, 2000; FAO, 2003; FAO, 2010) und sich von der

alleinigen Betrachtung eines Fischbestandes entfernt. Dadurch können weitergehende Nutzen

fischereilicher Aktivitäten bewertet und gegebenenfalls angepasst werden.

Die negative Entwicklung vieler Fischbestände forcierte die Gründung unabhängiger Institutionen,

die Nutzer fischereilicher Ressourcen sensibilisiert und an einer nachhaltigen Entwicklung

partizipieren lässt. Diesem übergeordneten Ziel dienen Zertifizierungen von Fangfischereien.

Delphinsichere Thunfisch-Fischerei und die Entwicklung eines Marine Stewardship Council (MSC)

waren erste Zertifizierungen und gaben Anstoß für die Etablierung weiterer Institutionen

(Gullbrandsen, 2009, Thrane et al., 2009). Einschränkend sei erwähnt, dass die nachhaltige

Zertifizierung von Fischbeständen fast ausschließlich auf der Bewertung mariner Populationen

basierte und erst in den letzten Jahren auch die Aktivitäten der Binnenfischerei berücksichtigte.

In den beiden Bereichen trägt die Fischerei entscheidend zur Versorgung mit tierischen Eiweißen

bei (FAO, 2010). Darüber hinaus dienen Fischbestände weltweit auch der Befriedigung

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weitergehender nutzungsabhängiger und nutzungsunabhängiger Bedürfnisse (Holmlund und

Hammer, 1999). In industrialisierten Ländern erfüllt besonders die Freizeitfischerei diese Funktion

(Welcomme et al., 2010; FAO, 2010).

1.1. Zielformulierung

Um die Nachhaltige Entwicklung in der kommerziellen Binnenfischerei zu fördern und

diesbezüglich eine greifbare Selbsteinschätzung in Binnenfischereibetrieben zu ermöglichen, soll

eine Indikatorenliste erstellt werden.

Dieses Referenzsystem soll überprüfbare Werte realisieren und orientiert sich an den

internationalen Richtlinien und Schemata von Zertifizierungsorganisationen.

Die qualitativen und quantitativen Kriterien finden anschließend in einem Testbetrieb Anwendung

und werden einer Bewertung unterzogen. Die Ergebnisse dienen anschließend als Grundlage, um

betriebsspezifische Handlungshinweise zu formulieren.

Zum Abschluss wird der Kriterienkatalog einer kurzen Prüfung unterzogen und seine Bedeutung für

die Binnenfischerei eingeschätzt.

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2. Literatur:

2.1. Überfischung

Weltweit wird heute ein Viertel alle Fischbestände als übernutzt bzw. überfischt und weitere 51 %

als vollständig ausgenutzt (FAO, 2010) angesehen. Dies gilt insbesondere für große, pelagisch und

demersal lebende Fischarten, deren Populationen in den vergangen Jahrzenten besonders drastisch

reduziert wurden (Meyrs und Worm, 2003). Ebenso ist der trophische Level der gefangen

Organismen gesunken (Pauly, 1998). Die durchschnittliche Größe angelandeter Fische geht zurück

(Pauly, 2002) und zu große, ungenutzte Beifangmengen gefährden Populationen und Bestände

(FAO, 2010). Immer effizientere Fangtechniken, z. B. schwimmende Fischfabriken, hydraulische

Winden, moderne Dieselmotoren oder Echolote führten nicht nur zu höheren Entnahmen, sondern

auch zu einer insgesamt zu hohen Fischereikapazität (Beddington et al., 2007). Dafür gibt es

vielfältige Beispiele aus mariner Fischerei und Binnenfischerei (Hilborn und Walters, 1992 S. 18 ff;

Allan et al., 2005).

Schon zu Beginn des 20 Jh. sind fischereibiologische Grundlagen zur Analyse von

Fischpopulationen immer stärker in den wissenschaftlichen Fokus gerückt (Larkin, 1977; Caddy,

1999). Grund dafür waren schon damals sinkende Erträge etablierter Fischereien, besonders in den

von industrialisierten Ländern genutzten Fischereigründen der nördlichen Hemisphäre. Gerade die

beiden Weltkriege zeigten, dass sich vorher stark genutzte Fischbestände zwar wiedererholen

können, aber anschließend mit einer enormen Steigerung der Fänge durch effizientere Fangtechnik

(Pauly, 2002) konfrontiert waren. Diese Ereignisse führten zu der Erkenntnis, dass Zusammenhänge

zwischen Entnahmen und Wachstum der Fischbestände stärker analysiert werden mussten (Pauly,

2002).

Bereits in den 30er Jahren erarbeitete von Bertalanffy Erkenntnisse über die individuelle

Wachstumsfunktion von Fischen. Eine Grundlage späterer Fischereiforschung sind die einfacheren

Biomassemodelle (Caddy, 1999), die eine direkte Fang-Aufwand-Beziehung nutzen. Zur

Bewertung von Fischbeständen ist das Konzept des Maximal Nachhaltigen Ertrages (MSY)

besonders bedeutend geworden. Der MSY wurde von Schaefer (1954) auf der Basis logistischen

Populationswachstums als „Überschußproduktion“ deklariert.

Damit sich das Konzept der Überschussproduktion inhaltlich erschließt, ist es wichtig es als

fischereiliches Paradigma, das auf der Beziehung von Aufwand und Ertrag basiert, kurz zu

erläutern. Nach der Theorie erreichen einzelne Populationen die Kapazitätsgrenze eines Systems,

wenn sie sich im unbefischten Zustand befinden. Dann haben sie den Gleichgewichtszustand

(Equilibrium) erreicht. Wie sich die Fischpopulation auf diese Kapazitätsgrenze zubewegt, kann

durch eine logistische Wachstumsfunktion dargestellt werden. Der Punkt des stärksten Anstieges in

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der Funktion entspricht in etwa der Hälfte der unbefischten Biomasse. Wird die Hälfte der

unbefischten Biomasse durch Fischerei entnommen, entsteht theoretisch ein zusätzliches Angebot

an Nahrung und Raum für die verbliebenen Fische. Dadurch nimmt der innerartliche

Konkurrenzdruck ab. In der Folge können die Fische ihr Wachstumspotential besser ausnutzen und

die Population gleicht den Verlust durch die fischereiliche Entnahme dauerhaft aus. Diese Annahme

dauerhaft nachhaltiger Erträge ist abhängig von verschiedenen Voraussetzungen, die so in der Natur

nicht immer als konstant angesehen werden (Holling, 1973). Dies führt zu Schwierigkeiten in der

Ressourcenausbeutung (Larkin, 1977; Quinn und Collie, 2010). Sei es, das einzelne Arten niemals

isoliert von anderen Organismen existieren oder dass die Reduzierung einer Art durch Fischerei

unerwünschte Einflüsse auf andere Arten oder das Nahrungsnetz haben kann. Trotzdem bleibt das

Konzept der Maximal Nachhaltigen Erträge die Definitionsbasis für „Überfischung“, sowie

Grundlage der Ausrichtung von Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie zum Beispiel in der

Formulierung von aktuellen Zielen der EU Fischereipolitik (EU, 2006).

Es lassen sich verschiedene Formen der Überfischung von dem Konzept des MSY ableiten.

Nachwuchs-Überfischung und Wachstum-Überfischung sind, ausgehend von der Theorie der sich

selbst erhaltenden Überschussproduktion, Situationen, in denen kein Maximal Nachhaltiger Ertrag

erzielt wird (Abb. 1. auf Ertragskurve rechts des Punktes MSY) und es zu einer negativen

Entwicklung in der Bestandssicherheit kommen kann. Die Überfischung des Wachstums bedeutet,

dass Fische zum Zeitpunkt des Fanges ihr volles Wachstumspotential noch nicht erreicht haben.

Während für die Überfischung des Nachwuchses eine zu starke Reduzierung der Laicherbiomasse

charakteristisch ist, was eine mangelnde Rekrutierung aus dem noch vorhandenen Bestand nach

sich zieht (Hilborn und Stokes, 2010). Als Konsequenzen können Überschreitungen der

kompensatorischen Möglichkeiten eines Bestandes auftreten und depensatorische Effekte (Walters

und Kitchell, 2001; Post et al., 2002;) könnten zum Zusammenbruch der Fischbestände führen.

In den 50er Jahren des 20 Jh. trugen die Theorien von Ricker (1954), sowie Beverton und Holt

(1957) zum besseren Verständnis des dichteabhängigen Verhältnisses zwischen der Bestandsdichte

von Elterntieren und ihrem Nachwuchs bei. Es wurden die relativ komplizierten und aufwendigen

Modelle zur Analyse der Altersstruktur von Fischbeständen entwickelt (Caddy, 1999). Heutzutage

wird der direkte Zusammenhang zwischen der Laicherbiomasse einer Fischpopulation und der

möglichen Anzahl von Nachkommen als einer der wichtigsten biologischen Indikatoren für

Überfischung (Walters und Kitchell, 2001; Hilborn, 2010) angesehen. Verschiedene, relativ

komplexe Verfahren (Yield per Recruit, Virtual Population Analysis etc.) sind mittlerweile

gebräuchlich und finden in der Bestandsanalyse Anwendung (Caddy, 1999).

Zur Kontrolle fischereilicher Aktivitäten und Verhinderung von Überfischung wurden

internationale Institutionen zur Erfassung und Kontrolle der Fischerei gegründet. Problematisch

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war, dass fischereiliche Ressourcen lange Zeit für jeden Fischer frei zugänglich waren. Oftmals

nutzten Organisationen wie z. B. ICNAF (International Commission on North Atlantic Fisheries)

oder NEAFC (North-East Atlantic Fisheries Commission) das Konzept des Maximal Nachhaltigen

Ertrages (MSY) als Begrenzung der fischereilichen Entnahmen (Mace, 2001). Aber es mussten

noch andere Wege gefunden werden, um die weiter ansteigende Aufwände zu bremsen und

Fischbestände effektiv bewirtschaften zu können. Dazu wurden die „Exclusiv Economic Zones“

(EEZ) etabliert, die jedem Staat mit Zugang zum Meer eine 200 Seemeilen Zone entlang der

Küstenlinie zuweist. Mit Verabschiedung der United Nations Convention on the Law of the Sea im

Jahr 1982 wurden die hoheitlichen Rechte, die jeder Staat auf diesen Meeresflächen ausüben darf,

ratifiziert (UNCLOS, 1982; FAO, 1995). Nun verfügten Staaten mit Küstenzugang über

Hoheitsrechte innerhalb der 200 Seemeilenzonen. Aufgrund positiver sozioökonomischer

Wirkungen (z. B. Einkommen, Verarbeitung und fischereiliche Dienstleistungen) und der

Ernährungssicherung durch Fischerei (FAO, 2010; Welcomme et al., 2010), entwickelte sich in der

Folge ein Interesse an der Bewirtschaftung und Kontrolle von Fischbeständen in den jeweiligen

landeseigenen EEZ. Fischbestände sind aber nicht eindeutig bestimmten Gebieten oder EEZ

zuzuordnen, denn Arten können Wanderungsbewegungen durchführen, sehr mobil größere Gebiete

nutzen oder aus vielen Subpopulationen bestehen. Solche Bestände können nur sinnvoll

bewirtschaftet werden, wenn multilaterale Abkommen geschlossen werden. Gemeinsame Interessen

beteiligter Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Umweltverbänden führten zu einer

Vielzahl internationaler Vereinbarungen zum Schutz von Fischbeständen (Garcia und Cochrane,

2005; Gullbrandsen, 2009). Diese Vereinbarungen waren ein erster Anstoß zur gemeinsamen

Kontrolle der Fischerei innerhalb der 200 Seemeilenzonen, in denen über 90 % der weltweiten

Fangfischerei stattfindet (FAO, 1995b). Beispielhaft für gemeinschaftliche Anstrengungen zum

Schutz von Fischbeständen sind die United Nations Conference on Straddling Fish Stocks and

Highly Migratory Fish Stocks (UN, 1995), der FAO Verhaltenskodex für eine verantwortungsvolle

Fischerei (FAO, 1995a) oder die Gemeinsame Fischereipolitik der Europäischen Union (EU,

2008).

Die Erhebung grundlegender Daten hat für viele marine Bestände eine Kalkulation der Biomasse im

Punkt MSY (BMSY) ermöglicht. Dieser widerum wurde zu Zielgrößen oder später zu Grenzwerten,

für die fischereiliche Entnahme (FMSY) weiterentwickelt, die es keinesfalls zu überschreiten galt

(Abb. 2). Beispielsweise werden 20 – 50 % der BMSY von verschiedenen Behörden als Grenze zur

Überfischung (Hilborn und Stokes, 2010) und als einer der wichtigsten Grenzwerte zur Steuerung

der Fischerei angesehen (Beddington et al., 2007). Das führte zur Formulierung von TACs

(Höchstmengen der Entnahme) für eine Vielzahl von Beständen. Grenzen oder Grenzwerte sind

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dabei jedoch variabel (FAO, 1999), denn sie hängen von den Eigenschaften der Fischbestände

(Hilborn, 2010) und der Datenverfügbarkeit ab.

Völlig unterschätzt wurden lange Zeit die fischereilichen Entnahmen durch die Freizeit- oder

Angelfischerei in marinen Systemen (Coleman et al., 2004; Cooke and Cowx, 2004), wie auch im

Bereich der Binnenfischerei (Post et al., 2002). Freizeitfischerei dient im Gegensatz zur

kommerziellen Fischerei nicht der Sicherung von Ernährung und Einkommen, sondern trägt zur

Erholung der Beteiligten bei (Welcomme et al., 2010; FAO, 2010). Problematisch scheint zu sein,

dass Freizeitfischer weit weniger durch Fischereistatistiken erfasst werden. Durch fehlende

Informationen der anglerischen Entnahmen, können die wissenschaftlichen Modelle zur Kalkulation

von nachhaltigen Erträgen oder Grenzwerten der Bewirtschaftung zur Unterschätzung

fischereilicher Entnahmen führen. Daraus resultiert eine Überschätzung von Bestandsgrößen, was

folglich zur Gefährdung beliebter Arten führen kann (Coleman et al., 2004).

Zusammenfassend formuliert kann Überfischung im marinen- und Binnenbereich auftreten und

drastische ökonomische, ökologische und soziale Konsequenzen für die Bevölkerung nach sich

ziehen (FAO, 2010). Um eine dauerhaften Sicherung ökosystemarer Dienstleistungen (Holmlund

und Hammer, 1999) zu garantieren, müssen alle verfügbaren Informationen herangezogen werden.

Abschließend muss dieses Wissen unter Einhaltung nationaler und internationaler Richtlinien

Eingang in die Bewirtschaftungspraxis finden.

2.2. Nachhaltigkeit

„Nachhaltigkeit“ und „Nachhaltige Entwicklung“ sind normative Konzepte, werden variabel

definiert und finden für verschiedenste Systeme, so auch die Fischerei, Anwendung (Held und

Nutzinger, 2009 S. 100 ff). Die wahrscheinlich bekannteste Definition der Nachhaltigkeit geht auf

die 1987 abgehaltene UN Konferenz The World Commission on Environment and Development

(WCED, 1987) zurück und hat nach der UN Konferenz über Umwelt und Entwicklung (1992)

Eingang in die Leitbilder Internationaler Umwelt- und Entwicklungspolitik gefunden (Glavic und

Lukman, 2007, Bauer, 2010). Zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien mittels

Handlungsempfehlungen, wurde 1992 die Agenda 21 von 178 Nationen verabschiedet und auch das

Übereinkommen über den Erhalt der biologischen Vielfalt in Rio de Janeiro 1992 (Bauer, 2010)

geschlossen. Auf dem 2002er Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg (UN, 2002)

wurde dann nochmals eine stärkere Orientierung auf die Kernbereiche Wasser, Energie,

Gesundheit, Landwirtschaft und Artenvielfalt vereinbart (Bauer, 2010). Neben entscheidenden

Beiträgen zur Entstehung und Weiterentwicklung eines allgemeinen Konzepts, wurde auf der 87er

Konferenz eine Definition der Nachhaltigkeit von der Brundtland-Kommission geprägt.

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Nachhaltigkeit ist somit als eine Entwicklung zu verstehen, die heutigen Ansprüchen gerecht wird,

ohne die Möglichkeiten der zukünftigen Generation, ihre eigenen Ansprüche zu befriedigen, zu

beeinträchtigen (WCED, 1987).

Eine andere Definition besagt: „Nachhaltigkeit ist Nutzung, Erhalt und Steigerung der Ressourcen

einer Gemeinschaft, so dass ökologische Prozesse, auf denen das Leben basiert, erhalten bleiben

und die Gesamtqualität des Lebens, jetzt und in der Zukunft, gesteigert werden kann.“ (FAO, 1999).

Eine modifizierte Definition der FAO besagt: „Nachhaltigkeit ist die Bewirtschaftung und

Erhaltung der natürlichen Ressourcen und die Orientierung auf technologische und institutionelle

Änderungen, in einer Weise, die die Verwirklichung dauerhafter Befriedigung gegenwärtiger und

zukünftiger menschlicher Bedürfnisse sichert. Nachhaltige Entwicklung (in der Land-, Forst und

Fischwirtschaft) erhält Land und Wasser, sowie die genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren,

zerstört nicht die Umwelt, ist technisch angepasst, wirtschaftlich existenzfähig und sozial

akzeptiert.“ (FAO, 1995b; FAO, 1999). Nachhaltige Entwicklung kann demzufolge als

Optimierung der Nachhaltigkeitsdefinition gesehen werden. Sie berücksichtigt die dynamischen

Prozesse, die über eine gewissen Zeitraum ablaufen und hat somit evolutionären Charakter (Glavic

und Lukman, 2007).

Historisch gesehen ist das Konzept der Nachhaltigkeit in seiner heutigen Form zwar auf die 70er

und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts zurückzuführen, in den wesentlichen Grundzügen ist es

jedoch schon viel älter (Von Hauff und Kleine, 2009 S. 3 ff). Im 17. Jh. wurde von Carlo von

Carlowitz der Begriff in der Forstwirtschaft geprägt. Er war Urheber einer Schrift zum Thema und

empfahl, nur so viel Holz zu entnehmen, wie in einem Jahr nachwächst (Bauer, 2010). Auch nach

den beiden Weltkriegen des 20. Jh. wurden Umweltproblematiken in den Fokus gerückt, um einer

Umweltkrise entgegenzuwirken (Marsden, 2009). Die Überlegungen waren eng verknüpft mit dem

intergenerationellen ökonomischen Nutzen durch den Verbrauch limitierter natürlicher Ressourcen

(Von Hauff und Kleine, 2009 S. 2 ff). Es geht um die Frage, wie Wachstum erzeugt und trotzdem

der nächsten Generation im gleichen Maße Ressourcen zur Verfügung gestellt werden können. In

den 60er und 70er Jahren des 20 Jh. waren diese ökonomischen Überlegungen Auslöser rasant

wachsender Debatten, die zu vieldiskutierten Veröffentlichungen, wie “The Limits of Growth“ des

Club of Rome (Von Hauff und Kleine, 2009 S. 4 ff), führten. Wirtschaftlicher Aufschwung basierte

besonders auf nicht erneuerbaren Rohstoffen, wie Kohle, Gas und Öl (Marsden, 2009). Von

gesellschaftlicher Relevanz waren auch die negativen Effekte künstlichen Düngers auf lokale

Ökosysteme. Da die steigende Umweltbeeinträchtigung auf der ökonomischen Entwicklung und

steigenden Bevölkerungszahlen beruhte, schien ein Umdenken in der Nutzung natürlicher

Ressourcen unerlässlich. Marsden (2009) hat drei wesentliche Gründe zusammengetragen, die zu

der o.g. Sensibilisierung von Umweltproblemen zu Beginn der 80er des 20. Jh. beigetragen haben.

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Der Autor sieht zum Ersten die intensivere Landwirtschaft in den entwickelten Ländern, zum

Zweiten die steigende Gefahr verheerender Umweltverschmutzung durch Industrien und Drittens

die Bedeutung von Kohlenstoffdioxidausstößen als Gründe für eine wachsende Nachfrage nach

nachhaltiger Ressourcennutzung. Damit einhergehende Erscheinungen, die in den Blick der

Öffentlichkeit geraten sind, waren z. B. reduzierte Biodiversität, Eutrophierung von Gewässern,

Erosionserscheinungen, Grundwasserverschmutzung, diverse umweltbedingte Erkrankungen bei

Pflanzen und Tieren und Überfischungserscheinungen (Marsden, 2009).

Zeitgleich mit der Entstehung des Nachhaltigkeitskonzeptes wurden auch unterschiedliche Ansätze

in der Nachhaltigkeitsdebatte diskutiert. Die Grundfrage dabei ist, ob der Mensch oder die

Ressourcen das Bezugsystem in der Ressourcennutzung darstellen (Held und Nutzinger, 2009 S.

100 ff). In der philosophischen Definition unterscheidet man zwischen „anthropozentrischer“ und

„biozentrischer“ Nachhaltigkeit. Anthropozentrische Nachhaltigkeit begreift sich als ein Weltbild,

welches die Bedürfnisse des Menschen über die Generationen hinweg in den Mittelpunkt rückt.

Biozentrische Nachhaltigkeit beschreibt die grundsätzliche Gleichwertigkeit allen Lebens und die

Natur als Einheit von Mensch und Umwelt (Bauer, 2010). Die Biozentrische Sichtweise hat sich in

der praktischen Ausgestaltung von Richtlinien und Handlungshinweisen allerdings nicht

durchgesetzt, trägt aber zu wichtigen Impulsen in der Debatte bei (Held und Nutzinger, 2009 S. 100

ff).

Nachhaltigkeit wird prinzipiell von drei oder vier Subkategorien beeinflusst. Subkategorien sind

ökologische, soziale, ökonomische und institutionelle Nachhaltigkeit (Charles, 2000; FAO, 2008,

Bauer, 2010) oder ökologische, gesellschaftliche und institutionelle Nachhaltigkeit (Pajak, 2000).

Ökologische Nachhaltigkeit fasst den Bestand aller erneuerbaren Ressourcen eines Ökosystems

zusammen (Von Hauff und Kleine, 2009 S. 15 ff). Diese können direkt verfügbar sein, z. B.

Sonneneinstrahlung, oder indirekt, als Dienstleistungen der Ökosysteme. Ökologische

Dienstleistungen sind Grundlagen der menschlichen Existenz (Stoffkreisläufe, Primärproduktion,

Bodengenese), regulierender Natur (z. B. Klima, Wasserhaushalt, Erosion etc.), dienen der

Beschaffung (z. B. Wasser, Brennstoffe, Nahrung etc.) und haben kulturellen Nutzen (z. B.

Schönheit, Bildung, Erholung etc.) (Holmlund und Hammer, 1999; Carpenter und Folke, 2006).

Ebenso wichtig ist der Erhalt von Ressourcen für zukünftige Nutzen, sowie eine

Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen oder unvorhergesehenen Ereignissen, z. B. Havarien

(Charles, 2000). Ziel ist es demzufolge, einerseits das bestehende Naturkapital zu erhalten und

andererseits die ökologischen Bedingungen des menschlichen Überlebens zu sichern (Bauer, 2010).

Die ökonomische Komponente ist die zweite bedeutende Subkategorie der Nachhaltigkeit. Sie

umfasst das wirtschaftliche Produktionskapital in Form von Sach-, Wissens-, und Humankapital

(Von Hauff und Kleine, 2009 S. 15 ff). Sie wird außerdem durch den Begriff der

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sozioökonomischen Wohlfahrt charakterisiert und steht für die dauerhafte Generierung von Nutzen

aus der Bewirtschaftung einer Ressource (Naturkapital). Für die Fischerei bedeutet das, dass die

gesellschaftliche Wohlfahrt über die direkten Beteiligten an der Fischerei hinaus geht und gerecht

verteilt sein sollte (Charles, 2000). Zusätzlich beinhaltet die ökonomische Nachhaltigkeit die

Fähigkeit eines Systems innerhalb lokaler, regionaler und globaler Wirtschaftskreisläufe seine

Funktion aufrecht zu erhalten (FAO, 2003).

Als dritte Komponente der Nachhaltigkeit fungiert die Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft ist ein

menschliches Wertesystem sich wechselnder Werte und Normen, dass das Zusammenleben

interagierender Individuen regelt. Ausgerichtet ist die „soziale Nachhaltigkeit“ auf die Beteiligung

aller Akteure und den Ausgleich sozialer Kräfte (Bauer, 2010). Sie dient der Befriedigung von

Grundbedürfnissen und unterstützt die Weiterentwicklung der Gesellschaft (Von Hauff und Kleine,

2009 S. 15 ff). Eine nachhaltige Gemeinschaft steht demzufolge für die dauerhafte Selbsterhaltung

durch sinnvolles Ressourcenmanagement, das im Interesse aller Bürger dieser Gesellschaft liegen

sollte (Charles, 2000).

Es gibt noch eine vierte Komponente der Nachhaltigkeit, die jedoch übergeordnet zu den anderen

drei Komponenten steht und im Zusammenspiel mit ihnen als Regelsystem wirkt (Pajak, 2000). Die

„institutionelle Nachhaltigkeit“ fasst die langfristige Ausrichtung der finanziellen, administrativen

und organisatorischen Bedingungen zusammen und erfüllt eine wichtige Funktion für den Aufbau

und Erhalt nachhaltiger Strukturen (Charles, 2000). Beispielsweise bilden Gesetze und

Verordnungen und ihre langfristige Ausrichtung wichtige Faktoren für eine institutionelle

Nachhaltigkeit, denn sie bilden den Rahmen für die inhaltliche Ausrichtung von

Bewirtschaftungsplänen.

Nach Pajak (2000) wird die Umsetzung der Nachhaltigkeit oder nachhaltiger Entwicklungen und

ihrer Subkategorien mittels der „Ökosystembasierten Bewirtschaftung“ (“Ecosystem-Based

Management“) realisiert, die zum Erhalt und der Sicherung von natürlichen Systemen beiträgt.

Durch Indikatoren ist sie überprüfbar und vergleichbar mit anderen Bewirtschaftungsmaßnahmen.

Dieser Ansatz wird auch in der Fischerei verfolgt und als „Ökosystembasierte Fischerei“

(“Ecosystem Approach to Fisheries“) bezeichnet (FAO, 2003; Garcia und Cochrane, 2005).

Zusammenfassend formuliert ist Nachhaltigkeit ein Konzept, dass in der Bewirtschaftung von

natürlichen Ressourcen schon relative lange bekannt ist. Aufgrund von weltweiten

Umweltbeeinträchtigungen und Störungen von Ökosystemen in den letzten fünfzig Jahren und den

damit verbunden Folgen, wurde das Konzept der Nachhaltigkeit auf internationalen Kongressen

und in der Wissenschaft weiterentwickelt. Es findet mittlerweile eine breite Anwendung in der

Formulierung von Gesetzen, Verträgen, Richtlinien und erfasst neben ökologischen Faktoren auch

soziale, ökonomische und institutionelle Zusammenhänge. Nachhaltige Entwicklung soll dabei

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helfen die Nutzung von Ressourcen jeglicher Art für jetzige und zukünftige Generationen zu

sichern oder auszubauen.

2.3. Nachhaltigkeit in der Fischerei

Nachhaltigkeit ist in der Fischerei im 20. Jh. ein wesentlicher Faktor für die Etablierung und

Beurteilung von Bewirtschaftungsmaßnahmen fischereilicher Ressourcen geworden (FAO, 2003;

Gulbrandsen, 2009). Zu Beginn der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden grundlegende

fischereiwissenschaftliche Fortschritte durch die Erfassung und Analyse von Fängen und

fischereilichen Aufwänden erzielt (Pauly, 2002). Diese Entwicklung war eng verknüpft mit der

Erkenntnis, dass viele Fischbestände nicht dauerhaft den stetig weiter steigenden Aufwänden

standhalten können. Die klassische Form der Nachhaltigkeit konzentrierte sich auf einzelne

Bestände und Populationen, um wissenschaftlichen Fortschritt zu erlangen (Quinn und Collie,

2010). Die genutzten Fischbestände wurden analysiert, um die wichtigsten Parameter für eine

Bestandsanalyse zu gewinnen. Charles (2000) beschreibt das Konzept der Nachhaltigen Erträge

(MSY) als obsolete Perspektive der Fischerei. Als physische Größe eines Gleichgewichtsmodells

diente es dem Zweck, Fänge stabil zu halten, um so einfach wie möglich aussagekräftige Ergebnisse

zu erlangen (Larkin, 1977).

Abb. 1. MSY, MEY, OSY; modifizierte Darstellung aus Charles (2000) und Christensen (2010)

Anfang der 50er des 20. Jh. wurde damit begonnen Fangstatistiken für verschiedene Bestände und

Populationen nicht nur zu erheben, sondern auch gezielt zu analysieren (Pauly, 2002). Der Maximal

Nachhaltige Ertrag (MSY) für einzelne Arten, Populationen oder Bestände wurde zum Ziel der

Bewirtschaftung und in der Fachsprache als Target Reference Point (TRP) bezeichnet (Abb. 2).

In der zweiten Hälfte des 20. Jh. entwickelte sich das Konzept des MSY weiter. Zuerst zum MEY,

dem „Maximal Ökonomischen Ertrag“. Gordon hat die „Überschußproduktion“ mit der Ökonomie

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in Zusammenhang gebracht (Abb. 1.). Er hat damit berücksichtigt, dass bei steigendem

Fischereiaufwand auch die Kosten steigen. Dadurch, dass die Kosten linear steigen, ist der

maximale Abstand zwischen Ertrag und Kosten bereits vor dem Punkt MSY erreicht (Bromley,

2009; Christensen, 2010). Eine spätere Weiterentwicklung war der OSY, der „Optimale Soziale

Ertrag“, bei dem die z. B. maximale Beschäftigung im Fischereisektor vorliegen würde (Charles,

2000). Es werden keine Gewinne mehr erzielt werden, da sich die Kostengerade und die

Ertragskurve schneiden (Abb. 1.).

Die Aufgabe, Daten zu sammeln, übernahm die Welternährungsorganisation der Vereinten

Nationen, die zu Beginn der 1950er Jahre in Rom gegründet wurde. Die Analyse erfolgte dann bei

den regionalen Fischereiorganisationen (z. B. ICES, NAFC, NEAFC etc.) und führte zur

Formulierung von Entnahmemengen, die sich am Zielpunkt MSY orientierten. Leider hat diese

Maßnahme nicht ausgereicht, um Fischereiaufwände und Effizienz der eingesetzten Methoden

nachhaltig zu begrenzen (FAO, 1995; Pauly et al., 2002, Gulbrandsen, 2009).

Abb. 2. Entwicklung der Nachhaltigkeit in der Betrachtung von Einzelarten nach Quinn und Collie

( 2010)

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Fehlende Kenntnisse über populationsdynamische Prozesse, die einen Einfluss auf Fischbestände

haben können, machten ein Sicherheitspolster notwendig. Das Konzept des MSY musste durch

Untergrenzen bei der der Bestandsbiomasse, Laicherbiomasse, beim Fangalter u. a. erweitert

werden (Beddington et al., 2007; Hilborn und Stokes, 2010). Zielpunkte wurden zu Limit Reference

Points (LRP) entwickelt, also Grenzwerten, die nicht unterschritten werden dürfen (Abb. 2) (Mace,

2001). Mittlerweile berücksichtigen die Einzelartmodelle Zielpunkte und Grenzwerte

gleichermaßen (Abb. 2.). Wenn die Grenzen erreicht sind, wird in der Regel der Aufwand

eingeschränkt. Das Einzelartenmodell steht jedoch aufgrund seiner Simplifizierung in der Kritik

(Larkin, 1997, Quinn und Collie, 2010). Unerwünschte und unvorhersehbare Veränderungen im

Ökosystem lassen präzise Aussagen für einzelne Fischbestände nur mit großen Sicherheitsreserven

zu (Pauly, 2002) und es scheint eine Orientierung auf das ganze Ökosystem notwendig.

Die Säulen der Nachhaltigkeit fanden auch Eingang in die Formulierung von Richtlinien und

Bewirtschaftungsmaßnahmen. Es wurde die „Ökosystembasierte Fischerei“ (“Ecosystem Approach

to Fisheries“) entwickelt (FAO, 2003), die funktionierende, ökologische Strukturen und die

Befriedigung vielzähliger sozialer Bedürfnisse ganzheitlich zu erhalten und auszugleichen versucht

(Garcia und Cochrane, 2005). Der ökosystemare Ansatz zur Bewirtschaftung von Fischereien

berücksichtigt über die Fischerei hinausgehenden Nutzen für die Gesellschaft. Dabei sollen die

unterschiedlichen gesellschaftlichen Zielvorstellungen ausgeglichen sein, in dem verfügbares

Wissen eingesetzt und mögliche Unsicherheiten beachtet werden (FAO, 2003; Zhou et al., 2010).

Dieses Verfahren ist einen integrierter Ansatz, die zwei Zielstellungen miteinander verknüpft.

Erstes Ziel ist die Bereitstellung von Nahrung und wirtschaftlicher Sicherheit, zweites Ziel ist die

Funktion des Ökosystems (oder seiner Dienstleistungen) zu erhalten. Beides soll auch zukünftig in

nutzbaren Strukturen zur Verfügung stehen. Der Mensch und die mit ihm verbundenen

Wechselbeziehungen, sind dabei von zentraler Bedeutung für die ganzheitliche Betrachtung eines

Ökosystems und der daraus resultierenden nachhaltigen Nutzung (FAO, 2009). Das macht eine

anpassungsfähige Bewirtschaftung notwendig, die die Bedürfnisse aller Akteure mit einbezieht, wie

z. B. die Interessen von kommerziellen Fischern, Anglern, Touristen, Naturschützen oder

Ornithologen und der Gesellschaft berücksichtigt. Es gilt, bei aller Unsicherheit, einen integrierten

Ansatz innerhalb ökologischer Grenzen für ein Fischereisystem zu etablieren (FAO, 2003).

Der „Vorsorgeansatz“ (“Precautionnary Approach“) berücksichtigt die Erkenntnisse, dass

Änderungen in Fischereisystemen immer sehr langsam umkehrbar, schwer zu kontrollieren und

teilweise noch nicht verstanden worden sind (FAO, 1995b). In der Bewirtschaftung von

Fischereien, im marinen - und Binnenbereich, spielt der Vorsorgeansatz eine immer bedeutendere

Rolle und ist einer der zentralen Punkte des FAO Verhaltenskodex für eine verantwortliche

Fischerei (FAO, 1995a). Die Berücksichtigung des Vorsorgeansatzes ist auf jeder Stufe der

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Fischerei, und auch für die, der Fischerei vor- und nachgelagerten Bereiche, sinnvoll (FAO, 1995b).

Der Vorsorgeansatz bezieht mit ein, dass der Zusammenbruch von Fischbeständen unvorhersehbare

ökologische, soziale und ökonomische Konsequenzen nach sich ziehen kann (Cochrane, 2000).

Solche Änderungen könnten auch durch Fischfang induzierte evolutionäre Prozesse sein, da durch

die Entnahme bestimmter, meist gewünschter, Eigenschaften aus Fischbeständen eine anthropogene

Selektion stattfindet (Francis et al., 2007; Allendorf & Hard, 2009). Ebenso bedeutsam ist die

ständige Gefahr, dass gebietsfremde Arten eingeschleppt werden und damit ganze Ökosysteme in

Gefahr geraten (FAO, 1995b).

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Nachhaltigkeit in der Fischerei über die bloße Entnahme

von Fischen hinaus gewachsen ist. Es hat sich gezeigt, dass die Konzentration auf

fischereibiologische Aspekte der Bewirtschaftung zwar wichtig, aber nicht umfassend genug ist

(Arlinghaus et al., 2002, Garcia und Cochrane, 2005). Sie bezieht sich mittlerweile auf jegliche

ökologische, soziale und ökonomische Interaktion. Nur eine ganzheitliche Betrachtung der

Fischerei und angeschlossener Systeme kann den Ansprüchen aller Akteure gerecht werden. Die

Bedeutung fischereilich genutzter Ökosystemen geht weit über die Fischerei hinaus (Carpenter und

Folke, 2006; Welcomme et al., 2010) und stellt eine großer Herausforderung für die Nachhaltige

Entwicklung im Bereich der Fischerei dar.

2.4. Binnenfischerei

Binnenfischerei umfasst alle Aktivitäten, die zur Gewinnung von Fischen und anderen lebenden

Organismen aus Oberflächengewässern innerhalb der Küstenlinie beitragen (Welcomme et al.,

2010). Sie umfasst eine Vielzahl von Aktivitäten. Neben der Seen- und Flussfischerei in natürlichen

oder künstlichen Gewässer, zählt auch die Fischzucht in Teichen und Kreislaufsystem, sowie

Freizeit- oder Angelfischerei (FAO, 2010) zur Binnenfischerei. Diese breite Palette an

unterschiedlichen Aktivitäten macht eine genaue Eingrenzung und verlässliche Erfassung

grundlegender Daten sehr schwer (FAO, 2010).

In der vorliegenden Arbeit soll aber ausschließlich die kommerzielle und freizeitorientierte

Fangfischerei in natürlichen Oberflächengewässern betrachtet werden. Diese Gewässer sind im

Vergleich zur marinen Fischerei wesentlich stärker terrestrischen Einfluss- bzw. Störfaktoren

ausgesetzt (Arlinghaus et al., 2002; Welcomme, 2010). Zu den Einflussfaktoren zählen

Industrialisierung, Urbanisierung, Entwaldung, Bergbau, landwirtschaftliche Nutzung, der Einfluss

gebietsfremder Arten (FAO, 1997b; Allan et al., 2005, Welcomme et al., 2010), wasserbauliche

Maßnahmen oder Eutrophierung (FAO, 2010). Alle diese Prozesse können zu einer Veränderung

der aquatischen Ökosysteme beitragen und die fischereiliche Aktivität stark beeinflussen (FAO,

2010). Im Gegensatz zur negativen Entwicklung innerhalb marinen Bestände durch zu hohe

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fischereilicher Entnahmen, sind in der Binnenfischerei die von außerhalb des Sektors kommenden

Störfaktoren eher der Grund für einen Verlust an Erträgen und Fischereiressourcen (FAO, 2010).

Die Erträge aus der weltweiten Binnenfischerei stiegen dennoch in den letzten Jahren an. Im Jahr

2006 wurden erstmals mehr als 10 Mio. t aquatische Organismen in der Binnenfischerei erzeugt.

Dabei stellen China und die Entwicklungsländer mit mehr als 95 % den größten Anteil an diesem

Ertrag (FAO, 2010) dar. Die Qualität dieser Statistiken wird jedoch immer wieder in Frage gestellt.

Die Industrienationen tragen zu einem geringeren Teil zu den Fängen der weltweiten

Binnenfischerei bei, nur 0,18 Mio. t oder 1,8 %. In den industrialisierten Ländern ist häufig die

Freizeitfischerei die dominante Nutzungsform von Süßwasserfischbeständen geworden (Arlinghaus

et al., 2002; FAO, 2010, Welcomme et al., 2010), während ausschließlich fangorientierte

kommerzielle Binnenfischerei rückläufig ist. Schätzungen korrigieren die weltweiten

Fangstatistiken unter Beachtung der Freizeitfischerei um bis zu 14 % nach oben (Cooke & Cowx,

2004).

Überfischung tritt auch in Binnengewässern auf. Nach Welcomme (2001) sind beispielsweise

bereits im 17. Jh. Regularien zur maximalen Entnahme erlassen worden. Die Lachsbestände an der

Amerikanischen Pazifikküste oder die Welsbestände des Mekong sind nur wenige Beispiele von

Überfischung in Binnengewässern (Allan et al., 2005). Mögliche Ursachen für Überfischung in

Binnengewässern zeigen sich variabel. Einer der Hauptgründe ist die mangelhafte Erfassung von

Daten (FAO, 2010). Auch die Vielzahl unterschiedlicher Zielarten und die sehr variablen

Fangmethoden können zur Reduzierung des trophischen Levels im Fang beitragen (Allan et al.,

2005; Welcomme et al., 2010) und Überfischung über einen breiten Aufwandsbereich verschleiern.

Besonders in der Nähe großer Ballungsgebiete kann auch die Freizeitfischerei zu einer

Verringerung der Bestände und Populationen beitragen (Post et al., 2002). In der Freizeitfischerei

ist diese Situation durch die Vielzahl unterschiedlicher Zielfischarten, der Heterogenität der

Angelbedingungen und der großen Mobilität der Freizeitfischer bedingt (Post et al., 2002; Allan et

al., 2005). Weiterhin können negative Effekte auch durch eine gemeinsame Nutzung von

Fischbeständen durch kommerzielle und freizeitorientierte Fischerei hervorgerufen werden. Mit der

Überfischung von Binnengewässern sind in der Folge vielfältige Probleme verbunden,

beispielsweise die Reduzierung der Biodiversität, der Verlust wertvoller Habitate oder die

Entkopplung trophischer Nahrungsbeziehungen (Allan et al., 2005). Dass Fischpopulationen sich

räumlich und zeitlich sehr variabel zeigen und besonders häufig Kompensation durch Besatz

betrieben wird, sind weitere Gründe für die breite Unterschätzung negativer fischereilicher

Einflüsse (Post et al., 2002).

In den entwickelten Ländern zeichnen sich die Binnenfischereien u. a. durch private Eigentums-

oder Nutzungsrechte, kleinteiligere Strukturen oder durch höhere nutzungs- und

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nutzungsunabhängige gesellschaftliche Wohlfahrt aus (Arlinghaus et al., 2002). Aber diese Struktur

birgt auch Nachteile in sich. Denn die breite Palette der Habitate und Vielzahl der Gewässer sowie

unterschiedlicher Interessen von Nutzergruppen, können eine nachhaltige Bewirtschaftung durch

Allokationskonflikte (Arlinghaus, 2005) hemmen. Nach Arlinghaus et al. (2002) werden für eine

nachhaltige Bewirtschaftung von Binnenfischereien Prinzipien benötigt, die auf Verantwortlichkeit,

Verhältnismäßigkeit, Vorsorge, anpassungsfähiger Bewirtschaftung, voller Kostenbeteiligung und

der Beteiligung aller Akteure basieren. Demnach ist nachhaltige Fischerei nur unter Beteiligung der

Gemeinschaft zu erzielen, die alle Akteure mit einbezieht, sich auf langfristige Schutzziele einigen

kann und Konfliktlösungen bereit hält (Arlinghaus et al., 2002; FAO, 2009).

2.5. Binnenfischerei in Deutschland

In Deutschland fasst die Binnenfischerei alle fischereilichen Aktivitäten in natürlichen und

künstlichen Süßwasserökosystemen zusammen, und findet in Seen, Flüssen und Teichen statt

(Brämick, 2009). Es werden 570.000 ha, der in Deutschland verfügbaren 870.000 ha Wasserfläche,

für Zwecke der Binnenfischerei genutzt. Auch in Deutschland ist die Bedeutung des Angelns erst in

den letzten Jahren in den Fokus wissenschaftlicher Betrachtung gerückt und die damit verbundene

gesamtgesellschaftliche Wertschöpfung abgeschätzt worden (Arlinghaus, 2004). Die Bedeutung

freizeitfischereilicher Dienstleistungen ist für traditionelle Binnenfischereiunternehmen, wie in

einer Vielzahl von entwickelten Ländern, auch in Deutschland lebenswichtig geworden

(Welcomme et al., 2010). Die kommerzielle Binnenfischerei findet in weit geringerem Umfang

statt. Für Deutschland lässt sich seit Jahren eine teilweise rückläufige oder stagnierende Bedeutung

der kommerziellen Binnenfischerei nachweisen (Brämick, 2009). Neben sinkenden kommerziellen

Erträgen, die auf ein Niveau von ca. 3.300 t pro Jahr gesunken sind, ist auch die Zahl der

Arbeitsplätze, die wirtschaftliche Gesamtleistung und die Anzahl der Binnenfischereibetriebe

insgesamt rückläufig (Brämick, 2009). Es gibt vielfältige Gründe für diese Entwicklung und sowohl

in den aquatischen Ressourcen, als auch in den Interessen und Eigenschaften der Fischer und

gesellschaftlichen Veränderungen, zu finden. Insbesondere nach der politischen Einheit wurden in

den neuen Bundesländern größere, flächendeckende Betriebsstrukturen aufgelöst. Gesicherte

Absatzwege der Binnenfischerei, deren Märkte gesteuert wurden, waren nicht mehr vorhanden.

Somit war ein Umdenken zu marktwirtschaftlichem Handeln immer notwendiger. In der Folge kam

es zur Gründung sehr kleiner, privater Unternehmen, die weniger Personal benötigten und ihre

Bewirtschaftung anpassen mussten.

So sind Oberflächeneinträge nicht mehr im selben Maße in die Gewässer gelangt, wie es z. B. in der

ehemaligen DDR, aufgrund fehlender Abwasseraufbereitung und intensiver Düngegabe in

Landwirtschaftsbetrieben, die Realität war (UBA, 2010). Diese Entwicklung führte zwar zu einer

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Verbesserung der Wasserqualität, aber gleichzeitig zu einem Rückgang der Produktivität vieler

Gewässer und folglich zu einem Rückgang der Fänge. Zusätzliche Einflüsse von fischfressenden

Vögeln sind deutschlandweit nachweisbar und mit einem Verlust bis zu 20.000 t Fisch jährlich zu

beziffern (Brämick, 2009). Außerdem sind sehr häufig naturschutzrechtliche Einschränkungen der

Bewirtschaftung, beispielsweise durch Speergebiete oder Besatzverbote, problematisch für

Binnenfischereibetriebe. Es können auch Konflikte zwischen unterschiedlichen Nutzergruppen (z.

B. Angler, Tourismus, Schifffahrt, Wasserkraft) für einen Rückgang kommerzieller

binnenfischereilicher Aktivitäten und Erträge ursächlich sein (Brämick, 2009). Solche

konfliktreichen Situationen zwischen unterschiedlichen Akteuren können durch

Nutzungseinschränkungen zu einem Verlust ökonomischer Nutzen führen (Arlinghaus, 2005).

Dennoch gibt es in einigen Regionen Deutschlands noch eine relativ bedeutende Stellung der

Binnenfischerei, z. B. in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Bayern oder Schleswig-

Holstein (Brämick, 2009). Eine besondere Schwierigkeit für den gesamten kommerziellen

Binnenfischereisektor ist allerdings, die Transformationsprozesse hin zur

Dienstleistungsgesellschaft für einzelne Fischereibetriebe nutzbar zu machen (Lasner, 2006).

Unternehmen würden somit durch das Anbieten angeltouristischer Dienstleistungen oder von

Möglichkeiten der Direktvermarktung profitieren und dadurch eine alternative Einkommensquelle

entwickeln.

Anders, als in der marinen Fischerei, sind Binnengewässer in Deutschland mit wenigen

Ausnahmen, wie der Koppelfischerei am Bodensee, langfristig vom Staat, Bundesländern und

Kommunen an private Unternehmen oder Vereine verpachtet. Dieser Umstand kann nachhaltigere

Bewirtschaftungsstrategien oder -konzepte besser umsetzbar machen (Arlinghaus et al., 2002).

Allerdings ist die mangelnde Erfassung grundlegender Daten für die Etablierung nachhaltiger

Bewirtschaftungsmaßnahmen ein sehr großes Problem (FAO, 2010). Die große Zahl nutzbarer

Gewässer ist die Ursache dafür, denn die Kosten der Datenerfassung müssen von den beteiligten

Akteuren getragen werden. Somit sind sehr oft keinerlei Daten, die Aufwand und Ertrag erfassen,

vorhanden. Folglich können auch keine Aussagen zur Situation einzelner Bestände getroffen

werden und Überfischung wird zu spät oder gar nicht erkannt (Post et al., 2002; Allan et al., 2005;

Welcomme et al., 2010).

Solche Bestandsentwicklungen sind für lange Zeit nicht in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt.

Besonders in Situationen, in denen Fischer und Angler gleiche Arten nutzen, könnten sich diese

Effekte jedoch verstärken und unerwünschte Konsequenzen haben. Diese können entweder

anglerische Möglichkeiten limitieren oder die Einschränkung kommerzieller Fischerei nach sich

ziehen. Der Wohlfahrtsverlust würde durch die damit verbundene Reduzierung vor- und

nachgelagerter Dienstleistungen weiter steigen.

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2.6. Gesetzgebung Binnenfischerei Mecklenburg-Vorpommern

Eine wichtige Voraussetzung für die Ausrichtung von binnenfischereilichen Aktivitäten ist die

Umsetzung internationaler Vereinbarungen (UN, EU, FAO) für eine nachhaltige Fischerei in

nationale und föderale Gesetze. Die betriebliche Praxis in der Binnenfischerei orientiert sich an der

nationalen Gesetzgebung (BNatSchG, TierSchG, WHG) der Bundesrepublik Deutschland und der

Fischereigesetzgebung (LFischG M-V) des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern (LFishG vom

13.04.2005 und der Änderung der VO 2009). Dem überarbeiteten Naturschutzgesetz (BNatSchG,

2010) folgend, sollen Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege unter

Berücksichtigung natur- und landschaftsverträglicher [...] Fischwirtschaft für die Erhaltung der

Kultur- und Erholungslandschaften genutzt werden (BNatSchG, 2010; § 5 Abs. 1). Dabei gilt für

die fischwirtschaftliche Nutzung, dass Gewässer und ihre Uferzonen als Lebensstätten und -räume

zu erhalten und zu fördern sind. Außerdem ist der Besatz mit nicht einheimischen Arten zu

unterlassen (BNatSchG, 2010; § 5 Abs. 4) und Beeinträchtigungen bei der Erzielung nachhaltiger

Erträge an heimischer Tier- und Pflanzenwelt so gering wie möglich zu halten. In § 14 Abs. 2

benennt das Gesetz auch die „Gute Fachliche Praxis“ (GFP) als naturschutzfachliche Anforderung

an die Fischwirtschaft. Mit der Umsetzung der „GFP“ sollen Erhalt und Nutzung der biologischen

Vielfalt gesichert werden (Lewin et al., 2010).

Unter Umständen kann es dazu kommen, dass beispielsweise Besatzmaßnahmen in FFH Gebieten

einer behördlichen Genehmigung bedürfen (BNatSchG § 33 & § 34). Das sollte allerdings nur der

Fall sein, wenn in diesem Gebiet auftretende Fischarten besonders geschützt sind (Baer et al.,

2007). Der Umgang mit gefangenen Fischen wird im Tierschutzgesetz (TierSchG) geregelt. Wer

aus gewerblichen Gründen Wirbeltiere tötet, muss dieses unter Vermeidung unzumutbarer

Umstände, am besten unter Betäubung und in jeden Fall unter Nachweis seiner Sachkunde tun

(TierSchG § 4 Abs. 1 und 1a). Das Tierschutzgesetzt ist ebenfalls von Bedeutung, wenn Fische

lebend zum Zwecke des Verkaufes transportiert werden. Hier gilt bei der Erlaubnisbeantragung, die

verantwortlichen Personen und die zu transportierenden Fischarten, zu benennen (TierSchG § 11

Abs. 3). Spezifischer ist die Tierschlachtverordnung (TierSchlV). Darin wird auf fischgerechte

Betäubungs- und Tötungsmethoden verwiesen (TierSchlV § 13) und auch die Haltung von Fischen

behandelt (TierSchlV § 10).

Das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) ist ebenfalls ein wichtiges Gesetz für die fischereiliche Praxis.

Der Zweck dieses Gesetztes (WHG § 1 und § 6) ist die Sicherung der Gewässer als Bestandteil des

Naturhaushaltes, als Lebensgrundlage des Menschen, als Lebensraum für Pflanzen und Tiere sowie

als nutzbares Gut. Eingeschlossen sind oberirdische Gewässer, die ständig oder zeitweilig in Betten

fließen oder aus Quellen wild abfließender Gewässer stammen (WHG § 3). Das schließt also auch

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die Gewässer der Mecklenburgischen Seenplatte mit. Die Bewirtschaftung soll nach

Flussgebietseinheiten erfolgen (WHG § 7). Für den Gewässerbereich der Mecklenburgischen

Kleinseenplatte erfolgt eine Einordnung in die Flussgebietseinheit Elbe. Nach § 27 (WHG)

umfassen die Bewirtschaftungsziele u. a. eine Verschlechterung des ökologischen und chemischen

Zustandes zu verhindern, bzw. den guten Zustand zu erhalten. Diese Formulierungen entsprechen

auch der europäischen Gesetzgebung, der Wasser-Rahmen-Richtlinie (WRRL). Diese soll den

guten ökologischen Zustand europäischer Gewässer gewährleisten. Dass bedeutet, dass die

natürliche Trophie der Gewässer erhalten bleibt oder dieser Zustand, wenn möglich, mittels

geeigneter Maßnahmen wieder hergestellt wird (EU, 2000).

Das Fischereirecht umfasst laut Landesfischereigesetz Mecklenburg-Vorpommern (LFischG § 3

Abs. 1 Punkt 1 und 2), die Verpflichtung zur Hege von Gewässern, das Recht Fische zu fangen und

Rohr zu werben. Das Landesgesetz definiert unter Hege (§ 3, Abs. 3): „Hege beinhaltet alle

Maßnahmen, zur Erhaltung, zum Aufbau und zur Pflege eines dem Gewässer angepassten

heimischen Fischbestandes. Sie dient dem Schutz der Fische vor Krankheiten und sonstigen

Beeinträchtigungen und dem Schutz der Lebensräume“. Heimische Fischbestände sind laut Gesetz

(§ 3 Abs. 4) wilde Fischarten mit Reproduktions- oder Wandergebiet in Mecklenburg-Vorpommern

oder Fischarten die verwildert sind oder durch den Menschen eingebürgert wurden. Die

Voraussetzung dafür ist, dass sich diese Fischarten über mehrere Generationen ohne menschlichen

Einfluss als Populationen erhalten haben. In der aktuellen Fassung des Naturschutzgesetzes

(BNatSchG, 2010) wird die Einteilung heimischer und nicht heimischer Arten nach dem gleichen

Erklärungsmuster vorgenommen. Der Karpfen (Cyprinus carpio) ist als heimische Art anzusehen.

Da diese Art bereits vor 1492 in Deutschland als Besatz Verwendung fand, spricht man von

Archäbiota (Baer et al., 2007). In Deutschland existieren nur wenige sich selbst erhaltene

Karpfenpopulationen, z. B. in der Donauregion (Kohlmann et al., 2003), allerdings nicht in

Mecklenburg-Vorpommern. Ein Besatz mit Karpfen (Cyprinus carpio) sollte allerdings nur dann

erfolgen, wenn die Art zum gewässertypischen Artenbestand gehört (Baer et al., 2007).

Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern regelt in der „Verordnung zur Ausübung der Fischerei

in den Binnengewässern“ vom 15.08.2005 folgende Schonbestimmungen für relevante Arten, die

auch vom Testunternehmen in den Pachtgewässern gefangen werden. Für den Wels (Silurus glanis)

umfassen die Schonzeiten den Zeitraum vom 01. Mai bis zum 30. Juni eines jeden Jahres.

Schonmaße sind die Mindestlängen, für folgende Arten (Tab. 1), die auch von der Seenfischerei

gefangen werden. Die angegebenen Mindestlängen sind Totallängen (Länge von der Kopfspitze bis

zum Ende der Schwanzflosse).

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Tab. 1. Gesetzliche Mindestlängen wirtschaftlich genutzter Arten in Mecklenburg-Vorpommern

Aal (Anguilla anguilla) 50 cm

Barsch (Perca fluviatilis) 17 cm

Hecht (Esox lucius) 45 cm

Karpfen (Cyprinus carpio) 40 cm

Schleie (Tinca tinca) 25 cm

Wels (Silurus glanis) 70 cm

Zander (Stizostedion lucioperca) 45 cm

Neben einer Vielzahl von Gesetzten und Verordnungen, die die Bewirtschaftung der

Fischereiressourcen regeln, sind für die Direktvermarktung und Verarbeitung in einem Betrieb noch

weitere wichtige gesetzliche Regelungen zu berücksichtigen. Neben dem Fischetikettierungsgesetz

und der Hygieneverordnung, ist eine Vielzahl von Dokumentations- und Mitteilungspflichten zu

erfüllen, z. B. die Dokumentationspflichten für den Handel mit gefährdeten Arten, wie dem

Europäischen Aal (Anguilla anguilla). Gemeinsam bilden alle Gesetze und Verordnungen das

Regelsystem für die Fischerei und sollen einen grundlegenden Beitrag zur institutionellen

Nachhaltigkeit leisten (Charles, 2000; Pajak, 2000).

2.7. Vorstellung verschiedener Richtlinien für eine nachhaltige Fischerei

Mit der zunehmenden Thematisierung von Überfischungsproblemen in der globalen Fangfischerei

vollzog sich zeitgleich in industrialisierten Gesellschaften eine Sensibilisierung für das Thema

Nachhaltigkeit (Marsden, 2009, Van Hauff und Kleine, 2009 S. 2 ff; Gulbrandsen, 2009). Durch die

Erkenntnis, dass die ungebremste und unkontrollierte Entwicklung der Fangfischerei zu

gravierenden Folgen führen kann, entwickelte sich ein steigendes Umweltbewusstsein.

Beispielsweise trug die Beifangproblematik von Säugetieren und Schildkröten zu einer

Sensibilisierung der Bevölkerung in den entwickelten Ländern bei. Insbesondere Beifänge von

Delphinen waren Grundlage steigender Bedenken bei den Konsumenten. Es folgten Initiativen zum

Schutz von Delphinen beim Fang von Thunfischen (Gulbrandsen, 2009). Zu diesem Zwecke

wurden Institutionen gegründet, die aus Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO), staatlichen

Institutionen, wissenschaftlichen Einrichtungen, Fischereibehörden und -Unternehmen bestehen.

Sie haben das gemeinsame Ziel, die Fischereitätigkeit und den Schutz der Ressourcen in Einklang

zu bringen und damit nachhaltiges Bewirtschaften von Fischbeständen zu sichern (FAO, 2010).

Daraus entsprangen eine Vielzahl von Handlungsempfehlungen (z. B. Verhaltenskodizes und

Richtlinien), bestimmte technische Vorschriften bei Fanggeräten (z. B. nationale Umsetzung von

Bewirtschaftungsplänen) oder Verbraucherhinweise (z. B. Greenpeace Fischführer).

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Internationale Bedeutung erlangte die Zertifizierung von kommerziellen marinen Fangfischereien

durch die Gründung des Marine Stewardship Council (MSC) im Jahr 1996. Initiiert wurde die

Gründung durch die Nicht-Regierungsorganisation WWF und den Nahrungsmittelkonzern

Unilever. Hintergrund dieser Zusammenarbeit waren verstärkte Konsumentenwünsche zur

Beifangreduktion und der Thematisierung von Überfischung. Die Nachfrage nach nachhaltig

produzierten Fischereiprodukten ist in den vergangen Jahren stark gestiegen (FAO, 2010).

Allerdings fand diese Entwicklung nur für Produkte der Fangfischerei statt, die auf den Märkten der

entwickelten Länder (besonders der EU) gehandelt werden (FAO, 2010). Die jährlichen

Wachstumsraten im Groß- und Einzelhandel allein bei den Produkten des MSC bestätigen diesen

Trend. Im Jahr 2010 sind insgesamt 1.632 Fischprodukte mit einem MSC Siegel ausgezeichnet

worden. Innerhalb eines Jahres sind über 700 neue Artikel dazugekommen. Mengenmäßig sind in

Deutschland allein 92.500 t Fischprodukte und Meeresfrüchte mit dem MSC Siegel verkauft

worden. Legt man die Gesamtfangmenge aus der deutschen Fischerei im marinen und

Binnenbereich zugrunde (ca. 500.000 t), so sind rund 20 % der in Deutschland gehandelten

Produkte aus der Fangfischerei bereits (mündliche Kommunikation, MSC 2010) nachhaltig

zertifiziert. Nach Angaben des Marine Stewardship Council (MSC) und Friends of the Sea (FoS)

decken diese Institutionen 7 % respektive 10 % der globalen Erträge aus der Fangfischerei mit ihrer

Zertifikation ab (FAO, 2010). Für Fangfischereien in der EU kann nur eine Zertifizierung der

Fischerei als nachhaltig in Frage kommen, weil die europäische Gesetzgebung es ablehnt eine

Zertifizierung, der aus Jagd oder Fischerei stammenden Produkte als ökologisch oder biologisch,

anzuerkennen (EU, 2007).

Auf dem Markt für Produkte aus der Fangfischerei haben sich in den vergangen Jahren einige

Organisationen etabliert, die mittels eines spezifischen Kriterienkataloges den Grad der

Nachhaltigkeit von Fischereien bewerten (Gulbrandsen, 2009; FAO, 2010). Sie sichern die

Standards, die über die nationalen Gesetze hinausgehen, da noch nicht alle internationalen

Vereinbarungen in nationales Recht umgesetzt worden sind. Demzufolge sind also auch nicht alle

Kriterien, die für eine stärkere Nachhaltigkeit in der Fischerei sorgen könnten, umgesetzt (Thrane et

al., 2009).

Für die vorliegende Arbeit wurde drei Organisationen und ihre Schemata zur Entwicklung eines

Indikatorenkataloges genutzt. Um ein sinnvolles Referenzsystem zu erstellen, wurde auf das

Zertifizierungschema des MSC (MSC, 2010), das hauptsächlich für die Zertifizierung mariner

Fangfischerei entwickelt wurde, zurückgegriffen. Weiterhin wurde die Wildfisch-Richtlinie des

Naturland-Verbands mit übernommen, da diese Organisation ihr Schema auch an die

Anforderungen der Binnenfischerei angepasst hat (Naturland, 2009). Weiterhin ist die Schwedische

KRAV Organisation berücksichtig worden, weil deren Richtlinien auch Teile der Verarbeitung

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aufnimmt (Thrane et al., 2009; KRAV, 2009). Diese Organisationen stellen ein Referenzsystem zur

Verfügung, welche von akkreditierten Unternehmen oder Expertenkommissionen, in Anwendung

auf ein zertifizierungswilliges Fischereiunternehmen überprüft wird. Als Grundlage für die

unterschiedlichen Zertifizierungsschemata dienten u. a. FAO Dokumente (Tab. 2.) und andere

wissenschaftliche Literatur. Die generellen Prinzipien des FAO Verhaltenskodex für

verantwortungsvolle Fischerei zeigen sich in deutlich in den Richtlinien der genutzten

Zertifizierungsorganisation (Tab. 3.- 5.). Abbildung 3 zeigt den grundlegenden Ablauf einer

Zertifizierung. Um Übersichtlichkeit zu bewahren können, nicht alle Zertifizierungsschemata, die

am Markt etabliert sind, vorgestellt und berücksichtigt werden.

Tab. 2. FAO Kodex für ein verantwortungsvolle Fischerei

FAO Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Fischerei (§ 6 Generelle Prinzipien)

1. Erhalt aquatischer Ökosysteme (Fischen heißt Verantwortung tragen)

2. dauerhafter Erhalt der Vielfältigkeit und Verfügbarkeit aquatischer Ressourcen für aktuelle und zukünftige Nutzen

3. Reduzierung von Überfischung und Überkapazitäten (Sicherung der Ressource zur dauerhaften Nutzung)

4. an aktuellen, verifizierten, wissenschaftliche Erkenntnissen ausrichten, sowie ökologische, soziale und ökonomische Faktoren berücksichtigen

5. Vorsorgeansatz zum Schutz und Erhalt aquatischer Ressourcen für Bewirtschaftung und Entnahme anwenden

6. Fanggeräte haben keinen negativen Einfluss auf Artenvielfalt und genutzte Bestände

7. Erhalt des nutritiven Wertes der gewonnenen Produkte, Reduzierung von Beifang und Abfall

8. Kritische Habitate schützen (Laichhabitate etc) und Wiedererholung ermöglichen

9. Schutz der fischereilichen Ressourcen implementieren (Planung und Entwicklung in z.B. Küstengebieten)

10. Kontrollmechanismen etablieren

11. Verantwortlichkeiten bei Nicht-Einhaltung der Regularien klären

12. Vergleichbare Bedingungen für verantwortungsvolle Fischerei grenzübergreifend schaffen

13. Entscheidungen sollten aktuell und transparent und zeitnah sein

14. Handel von Produkten in Übereinstimmung mit internationalen Vereinbarungen

15. Reduzierung von Konflikten (friedlich, zeitnah, kooperativ)

16. Förderung des Verständnisses für die getroffen Maßnahmen bei Fischern (zu deren Nutzen) durch Bildung, Training und Beteiligung

17.Sichere, gesunde und faire Arbeitsbedingungen schaffen

18. Besondere Bedeutung der Subsistenzfischerei beachten und deren Schutz fördern

19. Ressourcennutzung für Fischzucht so gestalten, dass sie Einkommen und Nahrung generieren und Ressourcen schonen

Die Nachfrage nach nachhaltig erzeugten Fischprodukten ist auf den Märkten der entwickelten

Länder in den letzten Jahren stark angestiegen (MSC, 2010; FAO, 2010). Produkte aus der marinen

Fangfischerei und der Binnenfischerei können von verschiedenen Organisationen als „Nachhaltig“

zertifiziert werden (MSC, 2010; KRAV, 2009; Naturland, 2009).

Auch wenn die Strukturen der Binnenfischerei in Deutschland auf die Direktvermarktung ausgelegt

sind (Knösche, 1998; Lasner, 2006; Brämick, 2009), könnten Fischereiunternehmen die

Möglichkeiten der Zertifizierung nutzen und ihre Nischenprodukte noch besser, also hochpreisiger,

anbieten (Thrane et al., 2009) und damit auch ihre Kompetenz in der Bewirtschaftung von

Oberflächengewässern nachweisen. Verbraucher in den entwickelten Ländern zeichnen sich durch

ein hohes Umweltbewusstsein aus und durch die Nachfrage nach besonders hochwertig

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verarbeiteten und regionalen Produkten (Gehrling und Fick, 2007; FAO, 2010). Diese regionalen

Produkte werden mit einem besonderen Qualitätsanspruch verknüpft. Diese Ansprüche können

kurze Wege, besondere Frische, eine Förderung der heimischen Produzenten oder die Verknüpfung

von Natur und Heimat sein (Gehrlich und Fick, 2007). Zusätzlich könnte eine zertifizierte

Produktion die Aufmerksamkeit für Binnenfischereien in Deutschland erhöhen und ihre Bedeutung

für die Gesellschaft, durch die Gewinnung gesunder Nahrungsmittel und den Erhalt wertvoller

aquatischer Ökosysteme betonen.

Abb.3. Fließschema zum Ablauf einer Zertifizierung

Antragsteller strebt Zertifizierung bestimmter Fischereimethoden oder ganzer Fischereien als nachhaltig an

externe Unternehmen gewinnen Daten und gleichen mit spezifischem Schema eines Zertifizierers ab

Konsultationsprozeße unter Beteiligung möglichst aller betroffenden Akteure

Modifikation der Bewirtschaftung bzw. Erfüllung bestimmter Auflagen

Zertifikation beantragter Fischereimethoden und zeitlich definierte Überprüfung der Zertifikationsgrundlagen

Produkte dürfen Siegel des Zertifizierers tragen

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2.7.1. Marine Stewardship Council

Entwicklung und Ziele

Am Beispiel des Forest Stewardship Council (FSC) orientierte sich der WWF bei der Initialisierung

seines Zertifizierungsschemas für den Fischereisektor und gewann den Lebensmittelkonzern

Unilever für eine Kooperation. Im Jahr 1998 wurde der MSC als vollständig unabhängige

Organisation anerkannt (MSC, 2010). Weitere Entwicklungen in der Organisationsstruktur und zur

Sicherung des freien Zugangs für verschieden Akteure, auch von außerhalb des Fischereisektors,

sowie zahlreiche Konferenzen und Expertenrunden, führten zu einem Zertifizierungsschema. Dieses

Schema ist Grundlage einer Zertifizierung, die von einer dritten, unabhängigen Organisation

vorgenommen wird. So kann dem Verbraucher vom Fang zur Verarbeitung und bis zum Handel,

die gewünschte, nachvollziehbare und nachhaltige Fischerei angeboten werden. Basis der

Zertifizierungprinzipien sind internationale Abkommen und Richtlinien, wie beispielsweise der

Verhaltenskodex für eine verantwortungsvolle Fischerei der FAO (Tab. 2.) (Gulbrandsen, 2009).

Zertifiziert wird auf der Grundlage der MSC Principles and Criteria for Sustainable Fishing aus

dem Jahr 2010 (MSC, 2010).

Grundsätze und Prinzipien

Die MSC Prinzipien und Standards stellen die Grundlage eines überparteilichen, freiwilligen und

unabhängigen Zertifizierungsschemas dar, auf dem ein vom MSC akkreditierter Zertifizierer seine

Beurteilung fällt. Eine nachhaltige Fischerei nach MSC Prinzipien hat den Erhalt oder den

Wiederaufbau gesunder Bestände und Zielfischarten zum Ziel. Außerdem ist der Erhalt der

Funktionalität und Integrität des Ökosystems von zentraler Bedeutung. Um die Entwicklung und

den Erhalt von Fischereien zu fördern, sind alle verfügbaren Aspekte zu berücksichtigen. Darunter

fallen biologische, technologische, ökonomische, soziale, kommerzielle und umweltbedingte

Faktoren. Ebenso ist die Einhaltung lokaler und nationaler Gesetze und internationaler

Übereinkommen zu beachten. Spezifischer formuliert, bedeutet dies:

unendliche Fortführung der Fischerei auf begründetem Niveau

Erhalt und Ausbau der maximalen ökologischen Gesundheit und Vielfältigkeit

Erhalt der Diversität, Struktur und Funktionalität des betroffenen Ökosystems und

enthaltender Lebensräume, sowie die Reduzierung schädlicher Einflüsse

Erhalt gegenwärtiger und zukünftiger sozialer und ökonomischer Nutzen

Ausgestaltung der Fischerei in sozial und ökonomisch fairer und verantwortungsvoller

Weise

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Tab. 3. Prinzipien der Zertifizierung nach MSC

Prinzip 1 (Ziele, Hintergründe, Kriterien)

Keine Überfischung oder Ausrottung von genutzten Fischpopulationen. Überfischten Beständen Erholung ermöglichen.

Produktivität der Bestände erhalten, Langzeitnutzen sichern, mögliche Fehlentwicklungen und Unsicherheiten beachten.

1. Fischerei auf Fangniveau ausrichten, das lang anhaltend hohe Produktivität der Bestände sichert

2. übernutzte Bestände schützen und wieder aufbauen, Vorsorgeprinzip mit einfließen lassen und hohen Dauerertrag absichern

3. Fischerei so ausrichten, dass weder Alters- oder Genstruktur, Geschlechterverhältnis oder Reproduktionspotential des Bestandes gestört wird

Prinzip 2 (Ziele, Hintergründe, Kriterien)

Fischerei soll den Erhalt der Struktur, der Produktivität, Funktion und Vielfalt derer Ökosysteme (inklusive Habitate und damit verbundener

abhängiger und ökologisch verknüpfter Arten) erlauben, auf denen die Fischerei basiert.

Förderung ökosystembasierter Fischerei, bei der die Bewirtschaftung Erfassung und Kontrolle der Einflüsse der Fischerei erlaubt.

1. Fischerei erlaubt den Erhalt natürlicher Funktionen zwischen den Arten und sollte nicht zu Veränderungen in den trophischen Kaskaden oder dem

Zustand des Ökosystems führen.

2. Fischerei sollte nicht die Biologische Vielfalt auf Arten-, Gen- oder Populationsebene gefährden und die Sterblichkeit gefährdeter, bedrohter oder

geschützter Arten verhindern oder zumindest reduzieren.

3. Sollten genutzte Arten ausgebeutet sein, wird die Fischerei ausgesetzt, bis die Erholung oder Wiederauffüllung des Bestandes auf ein bestimmtes

Niveau innerhalb vorgegebener Zeit nach dem Vorsorgeprinzip und der Möglichkeit lang anhaltender Dauererträge sichergestellt ist.

Prinzip 3 (Ziele, Hintergründe, Kriterien)

Fischerei ist Gegenstand effektiver Bewirtschaftung die lokale, nationale und internationale Gesetzgebung und Standards respektiert und

institutionelle und operationelle Richtlinien beachtet, um die verantwortliche und nachhaltige Nutzung der Ressource sicherzustellen.

Trägt zu Sicherstellung bei, dass institutionelle und operationelle Richtlinien zur Etablierung der o.g. Prinzipien der Größe und Bedeutung der

Fischerei angepasst sind.

A. Kriterien des Bewirtschaftungssystems:

1. Fischerei sollte nicht an kontroversen einzelstaatlichen Ausnahmen von internationalem Recht ausgerichtet sein.

das Bewirtschaftungssystem sollte:

2. langfristige Zielstellungen in Übereinstimmung mit MSC Prinzipien demonstrieren inklusive konsultativer Prozesse, die transparent sind und

interessierte und betroffene Parteien und alle relevanten Informationen und lokales Wissen berücksichtigen.

3. an den kulturellen Hintergrund, Größe und Intensität der Fischerei angepasst sein, spezifische Zielstellungen reflektieren, operationelle Kriterien

und Implementierungsprozesse beinhalten, Überwachung und Leistungsbewertung und das Einbringen aktueller Erkenntnisse ermöglichen.

4. das langfristige Interesse abhängiger (Nahrung und Auskommen) Personen, ausgerichtet auf ökologische Nachhaltigkeit, beobachten.

5. angepasste Mechanismen zur Konfliktlösung innerhalb des Systems beinhalten.

6. ökonomische und soziale Anreize für nachhaltige Fischerei schaffen und keine Subventionen für nicht nachhaltige Maßnahmen zahlen.

7. in zeitlich naher und angepasster Weise die besten verfügbaren Daten sammeln und bei Unklarheiten dem Vorsorgeprinzip folgen

8. einen Forschungsplan beinhalten, angepasst an die Größe und Intensität der Fischerei, um benötigte Daten für die

9. Bewirtschaftung zu gewinnen und zeitnah Forschungsergebnisse allen interessierten Parteien zur Verfügung stellen

10. die benötigten Messungen des biologischen Zustandes und des fischereilichen Einflusses periodisch erfassen

11. spezifische Messungen und Strategien demonstrativ zur Kontrolle der Ausbeutung der Bestände heranziehen, z. B.

a) Festsetzung von Entnahmemengen die die Zielpopulationen und die hohe Produktivität von Gemeinschaften in

Relation zu ihrem Potential erhalten und damit einhergehenden Fang von Nicht-Zielarten beachten

b) Identifizierung angepasster Fischereimethoden zur Reduzierung nachteiliger Effekte auf Habitate, besonders in

kritischen und sensiblen Zonen mit Reproduktions- oder Aufwuchsgebieten

c) Schutz und Wiedererholung gefährdeter Fischpopulationen auf ein bestimmte Niveau in bestimmte Zeit zu

ermöglichen

d) Mechanismen zur Beendigung der Fangsaison wenn eine vorher bestimmte Fangmenge erreicht wird

e) Etablierung von Sperrgebieten wo möglich

12. beinhaltet angepasste Methoden für eine effektive Überwachung der Regularien, die Absichern das maximale Entnahmemengen und nötigenfalls

entsprechende Gegenmaßnahmen eingehalten werden.

B. Operationale Kriterien

Fischereiunternehmen sollten:

13. Fanggeräte und -Methoden verwenden, die eine Reduzierung unerwünschten Beifanges, Reduzierte Mortalitäten von Nicht-Zielfischarten oder

die Reduzierung von unvermeidlichem Beifang ermöglichen.

14. angepasste Fischereimethoden etablieren, die zu einer Reduzierung unerwünschter Einflüsse auf Habitate, besonders in sensiblen Reproduktions-

und Aufwuchsgebieten, führen.

15. keine destruktiven Fangmethoden wie Fischgifte oder Explosionsmaterialen verwenden.

16. operationale Abfälle, wie verlorenes Fanggerät, Reste fossiler Energieträger oder Fischabfälle, minimieren.

17. in Übereinstimmung mit dem Bewirtschaftungssystem und allen rechtlichen und administrativen Anforderungen organisiert sein.

18. mit Bewirtschaftungsbehörden zusammenarbeiten und helfen Fang- und Beifangdaten, sowie aller anderen Informationen die zu einer effektiven

Bewirtschaftung der Ressourcen und Fischerei beitragen, zu sammeln.

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Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen

Zu Beginn der Arbeit des MSC sind ausschließlich marine Fangfischereien zertifiziert worden.

Mittlerweile sind allerdings auch Binnenfischereien zertifiziert (MSC, 2009). Eine Übertragung der

MSC Prinzipien auf Süßwasserökosysteme ist möglich, aber in ihrer Ausprägung anzupassen. Die

Kosten einer Zertifizierung, die MSC Standards folgen, können sehr hoch sein (Thrane et al., 2009)

und der Nutzen für die Verbraucher muss sich, aus Produzentensicht, auch im Preis widerspiegeln.

Beispiel für eine Bewertung nach MSC Prinzipien

Im Jahr 2007 ist die Winterstellnetzfischerei auf Zander (Stizostedion lucioperca) im Hjälmären-

See (Schweden) mit einem durchschnittlichen Ertrag von 110 t im Jahr, im Auftrag des MSC

bewertet und als nachhaltig zertifiziert worden. Das Zertifizierungsschema für diese Fischerei im

Hjälmaren - See wird im Folgenden auf Grundlage des Public Certification Reports (Hanson &

Hough, 2007) kurz vorgestellt. Dieser Report beschreibt den kompletten Zertifizierungsprozess und

wird am Ende des Verfahrens veröffentlicht. Zunächst wird mit einer Einschätzung der

Ausgangssituation der zu bewertenden Fischerei begonnen. Das beinhaltet die Biologie der

Zielfischart, die Fischereihistorie, die Eigenschaften der gegenwärtigen Fischerei, einschließlich der

eingesetzten Fanggeräte, sowie Aufwands- und Ertragskontrollen. Zusätzlich werden Informationen

zum Ökosystem gesammelt. Das umfasst die potentiellen Gefahren für gefährdete Arten durch

Fangmethoden. Außerdem werden Auswirkungen auf andere bedrohte Tierarten und

Besonderheiten anderer Fischereimethoden beschrieben. Weiterhin werden die administrativen

Zusammenhänge erläutert und Gesetzgebung, Fischereigesetze und die Verantwortlichkeiten

geklärt. Im Anschluss, wird der Fischbestand der betreffenden Zielfischart untersucht bzw. die

nötige Literatur zusammengetragen. Weiterhin wird die fischereiliche Bewirtschaftung beschrieben.

Im Fall der Zanderfischerei scheint ein wichtiger Punkt, dass die Fischerei in hohem Maße über

Aufwandskontrollen beeinflusst wird. An der Bewertung der Fischerei haben die Experten aus den

unterschiedlichsten Bereichen, so z. B. Fischereiwissenschaftler, Fischer, Akteure aus lokaler,

nationaler und internationaler Administration, wesentlichen Anteil. Zusätzlich setzen sich weitere

Akteure in Konsultationen mit der Zertifizierung der Fischerei auseinander und begleiten den

Prozess durch Kommentare zu allen Bereichen der Prinzipien. Anschließend erfolgt eine Auswahl

von Akteuren beteiligter Disziplinen. Diese haben die Aufgabe, aufgrund vorhandener Daten, die

Prinzipien (Tab. 3.) des MSC mittels eines Punktesystems zu bewerten. Dabei wird allen Prinzipien

die gleiche Bedeutung bzw. Wertigkeit eingeräumt. So sind jedem Prinzip maximal 100

Wertungspunkte zugeordnet. Für ein erfolgreiches Zertifizierungsverfahren werden eine

Mindestanzahl von durchschnittlich 80 Punkten in jedem der drei Prinzipien, aber nicht weniger als

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60 Punkte in einem Prinzip, benötigt. (Hanson und Hough, 2007). Erst im Anschluss an die

Benotung werden Zertifizierungsbedingungen und Modifikation für die Fischerei vorgeschlagen.

Verbesserungen sind dann erforderlich, wenn einzelne Benotungskriterien mit weniger als 80

Punkten bewertet wurden. Ihre Erfüllung wird in einem verbindlichen Zeitrahmen mit der

Zertifizierung verknüpft.

Für die Hjälmären Zanderfischerei wurden explizit Verbesserungen in der Erfassung und Analyse

von Bestandsparametern gefordert, um beispielsweise die Erfassung des Geschlechterverhältnisses

und der Alters-Längen-Beziehungen innerhalb einer Zeitvorgabe nachzuweisen. Zusätzlich wurde

auf die erweiterte Erfassung von Beifischfängen verwiesen, um eine verbesserte und ganzheitlichere

Erfassung der Aktivitäten zu ermöglichen. Weiterhin müssen Versuche zur Bestimmung der

Entnahme durch Vögel durchgeführt werden. Als einer der letzten Punkte wurde die Notwendigkeit

einer externen Begutachtung durch unabhängige Dritte formuliert. Abschließend enthält der MSC

Public Certification Report noch Empfehlungen, die jedoch nicht verpflichtend sind.

2.7.2. KRAV

Entwicklung und Ziele

Neben den Aktivitäten des MSC entstanden im vergangenen Jahrzehnt weitere

Zertifizierungsmöglichkeiten für die kommerzielle Fangfischerei (Thrane et al., 2009). In Schweden

etablierte sich KRAV und in Deutschland Naturland zur Zertifizierung von kommerziellen

Binnenfischereien. KRAV Zertifizierungsschemata entstehen seit dem Jahr 1985 und begannen mit

Prinzipien zur Zertifizierung organischer landwirtschaftlicher Produktion in Schweden. Dabei wird

von der ursprünglichen Produktion bis zum fertigen Endprodukt, also entlang der gesamten

Produktionskette, analysiert, ggf. modifiziert und durch KRAV akkreditierte Unternehmen

zertifiziert (Thrane et al., 2009). Bislang geschah dies jedoch ausschließlich in Schweden und

Norwegen. Man hatte sich allerdings zuerst auf die Grundlagen einer organischen Landwirtschaft

beschränkt und erst im Verlauf der Entwicklungen auch der marinen Fangfischerei und der

Aquakultur zugewendet (KRAV, 2009). Zielvorstellung ist die Produktion von Nahrungsmitteln im

Einklang mit den fundamentalen Funktionen der Umwelt unter weltweit solidarischen

Gesichtspunkten. Es sollen hochwertige Produkte entstehen, die Vertrauen durch Verbraucher

rechtfertigen und Nachhaltigkeit garantieren.

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Tab. 4. Prinzipien der Zertifizierung nach KRAV

1. Bestandsanalyse (Ziele, Hintergründe, Kriterien)

Es soll eine langfristig nachhaltige Fischerei eingerichtet werden, ohne die biologische Kapazität zu überschreiten. Außerdem sollen Fanggeräte

weder die Fischbestände noch die Umwelt gefährden oder stören.

Hintergrund sind große Unsicherheiten bezüglich genauer Bestandsinformationen und die Notwendigkeit dem Fischereikomitee, zur Einschätzung

der Fischerei, möglichst umfassende Informationen zu Verfügung zu stellen.

1. Fischereidruck sollte nicht die Produktionskapazität überschreiten

2. Bewertung und Analyse der Bestände basiert auf dem Vorsorgeprinzip

3. Produktionssicherheit durch biologische Grenzen, z. B. kritische Laicherbiomasse und kritischer Mortalität

4. Datenbasis so breit wie möglich

5. Fischereimethoden sollten keine langfristigen Schäden anrichten

6. Schädlich oder ungewollte Substanzen in den Produkten vermeiden (Schweden spezifisch!)

2. Zertifizierung von Schiffen (Ziele, Kriterien)

Von Fangschiffen sollte so wenig Einfluss auf die Umwelt wie möglich (Betriebsstoffe und Methode) ausgehen, was Größtenteils durch die

Qualifikation der Crew zu steuern ist und Einhaltung von Gesetzen und zur Sicherung eines geringen Einflusses auf die Umwelt.

1. Zertifizierung des Bootes und seines Fanges → Verantwortlichkeit des Eigners

2. Nachweispflicht über Einhaltung der Standards, Verantwortlichen bestimmen

3. Kompetenzbildung bzgl der Standards und Umsetzung

4. Dieselmotoren nur mit E10, Gas darf maximal 0,05 % Schwefelanteil haben

5. unreines Benzin und Zweitaktmotoren sind nicht gestattet

6. Hydrauliköl und Schmierstoffe aus Bioproduktion

7. Reinigungsmittel dürfen nicht giftig, krebserregend oder anderweitigen Einfluss auf Gesundheit haben

8. toxische Bootsanstriche sind verboten

3. Fischereimethoden (Ziele, Kriterien)

Sie sollen so ausgerichtet sein, dass nur der beabsichtigte Ertrag gefangen wird und nur im zertifiziertem Fanggebiet. Der Einfluss von

Fangmethoden auf die Umgebung sollte so gering wie möglich sein und eine unangemessene Handhabung verhindern. Außerdem soll die

Herstellung zurückverfolgt werden können. Zusätzlich sollen Geisterfischerei und Beifänge verhindert werden.

1. Einhalten gesetzlicher Vorgaben, z. B. Sperrgebiete

2. nur zugelassene Fangmethoden dürfen angewandt werden

3. keine verbotenen Fanggeräte mitführen

4. keine Befischung zertifizierter Bestände mit nicht-zertifizierten Fanggeräten

5. lückenlose Dokumentation der Fangreise

6. VMS ist Plicht, wenn Trip länger als 24 h

7. Aufbewahrungsbehältnisse müssen gekennzeichnet werden

8. Fanggeräte kennzeichnen

9. Beschädigte Fanggeräte nicht vor Reparatur nutzen

10. Beifangdokumentation (Säugetiere, Wirbellose, Vögel)

11. Länge des Fangtrips darf keine negativen Einflüsse auf Produktqualität haben

12. Notwendigkeiten bei Einsatz von Schleppnetzen: Verboten, außer wenn zertifiziert; Grundfisch- oder Kabeljaufänger mit BacomaFenster

ausstatten, erhöht Selektivität des Fanggerätes

13. Notwendigkeiten bei Stellnetzfischerei: nur wo Einsatz zertifiziert; nicht länger als 24 Stunden im Wasser lassen; Meeressäuger schützen

14. Notwendigkeit beim Einsatz von Leine und Haken → nur Einsatz wenn zugelassen

15. Notwendigkeiten beim Einsatz von Reusen und anderen Fischfallen: nur verwenden wenn zugelassen; Zweimal pro Woche kontrollieren

4. Anlandung und Verarbeitung (Ziele, Kriterien)

Zertifizierte Produkte werden gesondert gelagert. Zusätze, Rohstoffe, Geschmacksverstärker, Verarbeitungszusätze dürfen nur aus

umweltfreundlichen oder natürlichen Quellen stammen. Müll und Abfälle müssen weitestgehend vermieden werden. Minimaler Energieaufwand

zum Transport und zur Verarbeitung ist sicherzustellen. Lange Wege und billige Lohnkosten in Verarbeitung werden nicht zertifiziert. Die

Sicherheit über Produktionsweise und Entlohnung der Mitarbeiter müssen nachvollziehbar sein.

1. nur nach zertifizierten Verfahren zulässig (Zertifizierte Verarbeitung)

2. Warenempfänger ist für Einhaltung der Zertifizierungsstandards verantwortlich

3. Rückverfolgbarkeit absichern (Verpackungsmaterialien mit wichtigsten Arten

4. Verarbeiter ist für Einhaltung der Standards verantwortlich

5. kurz- und langfristige Zielsetzung im Zusammenhang mit der Umwelt formulieren

6. Information über Rohmaterialien sammeln und betriebliche Dokumentation

7. Schlachtkörperausbeute maximieren und so wenig Fischabfall wie möglich

8. erlaubte Zusatzstoffe (siehe Standard) könnne verwendet werden

9. umweltfreundliche Verpackungen (Schweden spezifisch Zertifizierung

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Grundsätze und Prinzipien

Durch das Zertifizierungsschema (Tab. 4.) soll prinzipiell das Ökosystem erhalten und die

biologische und genetische Vielfalt geschützt werden. Weiterhin soll die Nutzung nicht-

erneuerbarer Ressourcen minimiert und Umweltverschmutzung, z. B. durch potentiell gefährliche

Abfallstoffe, verhindert werden. Zusätzlich ist in den Prinzipien festgelegt, dass die Verarbeitung

von Fischprodukten nur nach ausgesuchten Prozeduren erfolgen soll und dadurch möglichst wenige

Zusätze Verwendung finden. Die Einkünfte der Produzenten sollen angemessen und die Arbeit

sicher und befriedigend sein. Auch die Zugänglichkeit der Konsumenten zu allen Produkten und der

Betonung einer nachhaltigen Entwicklung auf Produzenten- und Konsumentenseite ist besonders

wichtig (KRAV, 2009).

Die Kriterien der KRAV Zertifizierung unterliegen der ständigen Revision und werden

nachvollziehbar und offen den aktuellen Erkenntnissen und Entwicklungen im Sinne der

Zielsetzung angepasst. Das Schema der KRAV basiert nach eigenen Aussagen auf vier Eckpfeilern;

erstens eine intakte, natürliche Umwelt; zweitens der fürsorgliche Umgang mit Tieren; drittens

Gesundheitsaspekte und viertens soziale Verantwortlichkeit. Umgesetzt werden diese Ansprüche

für eine nachhaltige Fischerei mittels eines standardisierten Zertifizierungsschemas.

Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen

Neben den Übereinstimmungen der Zertifizierungskriterien mit dem Verhaltenskodex für eine

verantwortungsvolle Fischerei (Tab. 2.) (FAO, 1995a) wird von der KRAV zusätzlich die

Verarbeitung kontrolliert. Dieses Verfahren bietet den Konsumenten mehr Sicherheit bezüglich der

Nachhaltigkeit des Produktes und stellt besser nachvollziehbare Kriterien zur Verfügung. Leider

wurde bisher nicht explizit festgelegt, dieses Verfahren auch auf die Binnenfischerei anzuwenden.

Und es könnte sein, dass die Berücksichtigung der gesamten Produktionskette, die nötigen

Nachweise für eine erfolgreiche Zertifizierung zu erbringen, betriebswirtschaftlich nur funktioniert,

wenn ausschließlich Hochpreismärkte angestrebt werden.

Ein Vorteil der Zertifizierung nach KRAV Schema ist, dass Verarbeitungstechniken zertifiziert

werden können, z. B. Räuchern, enzymatische Reifung und saure Reifung (KRAV, 2009). Entlang

der gesamten Produktionskette sollen Nachhaltigkeitsindikatoren etabliert werden, um die

gewünschte ganzheitliche Erzeugung von Fischereiprodukten zu ermöglichen.

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35

2.7.3. Naturland

Entwicklung und Ziele

Naturland hat mit seiner Marke „Wildfisch“ ein Zertifizierungsverfahren für die Binnenfischerei auf

den Weg gebracht. Wesentlich ist, dass mit diesen Prinzipien unverarbeitete Erzeugnisse aus Fisch,

Wirbellosen, oder Pflanzen aus der Binnenfischerei zertifiziert werden können. Die Naturland

Richtlinien streben an, ganze Betriebe zu zertifizieren (Gesamtbetriebsumstellung), d. h. einen

Erzeugervertrag abzuschließen. Auf den Grundlagen sozialer, ökonomischer und ökologischer

Komponenten, soll Nachhaltigkeit erhalten oder aufgebaut werden.

Grundsätze und Prinzipien

Unter „Ökologischer Nachhaltigkeit“ wird dabei der Erhalt der befischten Bestände und des

umgebenen Ökosystems verstanden. Zusätzlich wird auf die Bedeutung von hochwertigen,

gesunden Fischereierzeugnissen verwiesen, die weder durch Umwelteinflüsse, noch durch die

Verarbeitung, beeinträchtigt werden dürfen. „Soziale Nachhaltigkeit“ meint im Sinne von Naturland

die Schaffung befriedigender Arbeitsverhältnisse und mehr Rücksicht auf die Gemeinschaft, die

durch die Fischerei beeinflusst wird. „Ökonomisch Nachhaltig“ ist die Fischerei durch die

Schaffung von Wertschöpfungsketten, die auf gegenseitiger Verantwortung basieren und stabil

sind.

Nach erfolgreicher Prüfung durch die Anerkennungskommission wird ein Erzeugervertrag

besiegelt. Der Betrieb darf aber vor der Unterzeichnung eines gesonderten Lizenzvertrages noch

nicht das Naturland Siegel tragen. Der zertifizierte Erzeuger muss sich schrittweise oder umgehend

den Richtlinien von Naturland annähern, bzw. eine konstante Einhaltung gewährleisten. Richtlinien

werden bei Naturland von der Richtlinienkommission vorgegeben. Bei Umstellung oder

Weiterentwicklung von Richtlinien werden Fristen zur Anpassung in den betroffenen Betrieben

vereinbart. Ein wichtiger Punkt nach der Zertifizierung ist, dass weiterhin alle Informationen

ständig verfügbar sein müssen. Ob die Richtlinien eingehalten werden, wird in Abständen

unangemeldet kontrolliert. Jährlich wird dann ein Zertifizierungsbescheid durch die

Anerkennungskommission von Naturland ausgesprochen (Naturland, 2009).

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Tab. 5. Prinzipien der Zertifizierung nach Naturland

Allgemeine (Bewirtschaftungs-) Auflagen bzw. sonstige übergeordnete Bestimmungen

1. Lagerung: Lagerung ist zugelassen, Chemische Lagerschutzmittel nicht, Trennung zw. Produkten vers. Anerkennungsstufen

2. Zukaufsware: allg. möglich, klare Trennung, konventionelle Ware nur mit Nachweis (ohne Alternative)

3. Betriebsmittel: Umweltverträglichkeit ist bedeutend 4. Maschinentausch zw. Unterschiedlichen Betriebsformen: möglich, Reinigung beim Einsatz von Substanzen nötig

5. Materialeinsatz: muss mit Naturland abgeklärt werden

6. GVO & GVO-Derivate: kein Einsatz erlaubt, wenn kein Einfluss auf Störung, trotzdem relevant 7. Qualitätssicherung: hohe sensorische und gesundheitliche Güte, Vorkehrung zur Vermeidung von Verunreinigung → Kühlkette zw. Fang und

Vermarktung

Soziale Verantwortung

1. Menschenrechte: Einhaltung der UN Konventionen, ILO und UN Kinderrechtskonvention

2. Zwangsarbeit: jede Art unfreiwilliger Arbeit ist ausgeschlossen 3. Versammlungsfreiheit und Gewerkschaftszugang: muss gewährt werden und darf nicht zu Nachteilen führen

4. Gleichstellung: Ethnie, Glauben, Geschlecht, Mitgliedschaften, pol. Überzeugungen dürfen nicht zu Ungleichbehandlung führen

5. Kinderarbeit: ausgeschlossen, außer Familienbetrieb, dann nur unter Aufsicht, nicht gefährlich oder während Schule 6. Gesundheit und Sicherheit: Trinkwasser, Essen, Unterkunft und med. Grundversorgung sichern

7. Arbeitsverhältnisse: Zertifizierung umschließt auch Leih-, und Teilzeitarbeiter

7.1. Verträge müssen schriftlich fixiert sein

7.2. Gleichbehandlung der Angestellten

7.3. Mindestlöhne zahlen

7.4. Alternativ Kost und Logis anbieten 7.5. angemessene Arbeitszeiten

7.6. Sozialleistungen: Grundabsicherung durch Arbeitgeber, mind. gesetz. Minimum

7.7. Weiterbildung ermöglichen

Regelungen für die Nachhaltige Fischerei

1. Projektspezifische Bewirtschaftungsauflagen (PB) und Zertifizierungsverfahren

1.1. für jedes zertifizierungswillige Projekt gelten auch PB; PB + Inhalte aus Richtlinien führen zu einem Maßnahmenkatalog (für Bewirtschaftungsplan und Qualitätssicherung); PB fußt auf Expertenbefragung (NGO, Verwaltung, Wissenschaft, Fischereiorganisationen)

1.2. zweijähriger Turnus der Expertenbefragung, Projekt ist für Organisation und Daten prinzipiell verantwortlich;

Anerkennungskommission gibt neuen PB frei 1.3. Veröffentlichung des Kontrollberichts für zusätzliche positive oder negative Resonanz, Veröffentlichung 4 Wochen

vor Anerkennungskommission, Einwände durch Antragssteller auszuräumen

2. Ökologie

2.1. Bestände und angeschlossene Ökosysteme langfristig erhalten

2.2. Beurteilt wird das geogr. Einzugsgebiet und Anteil an Nutzung einer Spezies 2.3. Wandernde Arten werden individuell für jedes Projekt überprüft und beurteilt (wenn alle anderen auch so handeln)

2.4. Zertifizierung nur, wenn nicht noch andere, externe Gründe die Bestände gefährden

2.5. falls kein exklusiver geogr. Bereich befischt wird, wird auch die Gesamtbestandssituation herangezogen 2.6. Nicht zulässig (ökologische Sicht): Fangen von Meeressäugern und -schildkröten; Finning; Fischerei mit Gift- oder Explosionsstoffen;

Beschädigung von Korallen, Baumkurrenfischerei und Grundschleppnetze, Grundschleppnetze ohne Fluchtfenster zur Reduzierung von Beifang

2.7. PB regeln insbesondere: Mindestgrößen und Höchstmengen; Gerät und Technik; Schonzeiten- und Gebiete; Beifangregularien; Maßnahmen zum Schutz aquatischer Ökosysteme; Protokolle zur Überwachung von Umweltschadstoffen

3. Soziale und ökonomische Gesichtspunkte

3.1. Naturland Richtlinien zur sozialen Verantwortung beachten 3.2. Fischer in Entwicklungsländern (Unterkunft, Versicherung, Gesundheit, Bildung, Transport) bes. beachten

3.3. PB regeln: besondere Sozialaspekte; Maßnahmen zur aktiven Vermeidung von Konflikten

4. Rechtlicher Rahmen und Management

4.1. Fischerei in Übereinstimmung mit nationalen und internationalem Recht

4.2. Fischereiprojekt ist verantwortlich für die Information der Fischereiberechtigten bzw. -ausübenden 4.3. Umsetzung: Nachweis das Richtlinien und PB zeitnah, effektiv und systematisch umgesetzt werden, inklusive: konsistente Erfassung und

Auswertung der Fangdaten; Rückkopplung zw. Fangdaten und Fischereipraxis; Kenntnis und Erfüllung nat. und internat. Gesetze; Strukture zur

Kommunikation sozialer Belange; Etablierung und Einhaltung eines Entwicklungsplanes

4.4. PB regelt besonders die Dokumentationspflicht und Internes Kontrollsystem

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Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen

Der Aufwand der Naturland Wildfisch Zertifizierung erscheint im Vergleich mit den beiden

anderen Schemata sehr hoch. Aber die Verfügung über Betriebsdaten und deren Veröffentlichungen

sollen Transparenz und Rückverfolgbarkeit ermöglichen. Ob Binnenfischereibetriebe in dem Maße

kooperieren können, wie von Naturland vorgesehen, erscheint teilweise schwer vorstellbar und ist

mutmaßlich ein Grund dafür, dass bislang keine Zertifizierung abgeschlossen wurde. Auch sind

einige der Standards der sozialen Verantwortung auf Entwicklungsländer zugeschnitten und müssen

in Deutschland ohnehin von jedem Unternehmen erfüllt werden. Insgesamt gehen die

Anforderungen nicht auf praktische Tätigkeiten zur Sicherung oder Herstellung von Nachhaltigkeit

ein. Es werden keine ökologischen Nachhaltigkeitsindikatoren formuliert. Diese werden von Fall zu

Fall individuell von der Expertenrunde aufgestellt und erschweren eine Vergleichbarkeit zwischen

ähnlich strukturierten Betrieben.

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3. Erstellung eines Indikatorenkataloges für eine nachhaltige Seenfischerei

Die Vielzahl der Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklung in der Fischerei macht eine

Selbsteinschätzung für Fischereiunternehmen schwierig. Aufgrund der Strukturen des

Binnenfischereisektors in Deutschland sind bislang keine Vorstöße zum Nachweis einer

nachhaltigen Bewirtschaftung unternommen worden.

In Deutschland enthalten Gesetze und Verordnung zwar bereits die Grundzüge des

Vorsorgeprinzips oder ökosystemarer Effekte (BNatScG, TSchG, LFischGMV), haben aber längst

noch nicht alle Maßnahmen implementiert (Thrane et al., 2009). Auch die gesetzlich verankerte

„Gute fachliche Praxis“ berücksichtigt überwiegend nur ökologische Aspekte (Lewin et al., 2010).

Zur Sicherung einer fischereilichen Praxis der Berufsfischerei sollten andere Akteure möglichst

fundiert informiert und von der Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung überzeugt werden. Außerdem

sollte die gesellschaftliche Bedeutung der Fischerei betont werden. Dazu sollten Empfehlungen

internationaler Institutionen (FAO etc.) genutzt und Fortschritte aus der Wissenschaft in die Praxis

integriert werden. Im Anschluss könnten sie dann in die betrieblichen Bewirtschaftungspläne

eingearbeitet werden.

Bislang sind jedoch keine greifbaren Kriterienkataloge oder Handlungsempfehlungen für die

fischereiliche Praxis geschaffen worden. Vorhandene Zertifizierungschemata sind häufig sehr

allgemein und qualitativ formuliert (MSC, 2009; Naturland, 2009; KRAV, 2009) und werden

mittels betriebsindividueller Indikatoren von unabhängigen Zertifizierungsunternehmen umgesetzt

und verursachen hohe Kosten (Thrane et al., 2009). Ein Kriterienkatalog mit konkreten Mahnahmen

für die deutsche Seenfischerei liegt bisher nicht vor. Dadurch ist es Binnenfischereiunternehmen

derzeit nicht möglich, ihre eigene Wirtschaftsweise in Bezug auf Nachhaltigkeitskriterien o. g.

Institutionen zu prüfen und selbstständig die Bewirtschaftung und die Ausrichtung des

Unternehmens mit den Kriterien nachhaltiger Bewirtschaftung abzugleichen und gegebenenfalls zu

optimieren.

Daher scheint es angebracht, einen Kriterienkatalog mit relevanten Indikatoren zur Einschätzung

der Bewirtschaftung aufzustellen. Ein solcher Katalog ist immer der Größe des Fischereisystems

angepasst und im Fall einer einzelnen Unternehmung, relativ operationell formuliert. Er

berücksichtigt außerdem die Bedeutung funktionierender Ökosysteme für die beteiligten Akteure

(FAO, 1999; FAO, 2003; Garcia und Cochrane, 2005). Der Indikatorenkatalog versucht nachhaltige

Entwicklung also vom anthropozentrischen Standpunkt aus zu fördern. Er dient primär dem Erhalt

des potentiellen Nutzens der Fischereiökosysteme für den Menschen. Zur vollständigen Abdeckung

aller Komponenten der Nachhaltigkeit, sind die Prinzipien des FAO Verhaltenskodex (1995a), die

Zertifizierungsschemata von MSC (Hanson & Hough, 2007; MSC, 2010), KRAV (KRAV, 2009)

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und Naturland (Naturland, 2009), sowie wissenschaftliche Literatur die Grundlagen für den

Indikatorenkatalog.

In Charles (2000) und Veröffentlichungen der FAO (FAO, 1999; FAO, 2003) werden spezifische

Bewertungssysteme entwickelt. Ein Vorgehen, wie das „Pressure-State-Response“ Verfahren,

(FAO, 1999; Pajak, 2000) schließt auch institutionelle Ebenen mit ein. Für die spezifischen

Anforderungen zur Bewertung einer Binnenfischerei scheint das „Ökologisches Referenzsystem zur

Nachhaltigen Entwicklungen“ aufgrund seiner einfachen Struktur besser geeignet (FAO, 1999).

Dabei wird ein Bewertungsansatz vorgegeben, der zuerst eine Begrenzung relevanter Komponenten

der Nachhaltigkeit für das Fischereisystems festgelegt. Im vorliegenden Kriterienkatalog sind das

die „Ökologische Nachhaltigkeit“ und die „Gesellschaftliche Nachhaltigkeit“ (als Kombination von

„Sozialer“ und „Ökonomischer Nachhaltigkeit“). Als zweiter Schritt sollte die Formulierung eines

spezifischen Kriterienkataloges (Checkliste) die Untersuchung der beiden relevanten Komponenten

ermöglichen. Den Komponenten werden Indizes zugeordnet und mit Nachhaltigkeitsindikatoren

aufgefüllt. Die Indikatoren korrespondieren mit den Indizes und diese widerum mit den

Komponenten (Charles, 2000). In Tab. 6. sind die Komponenten, Indizes und Indikatoren

aufgelistet und vermeintliche Grenzen für eine Umsetzung formuliert. Die entwickelten Indikatoren

werden unter 4.2.2. mit den aktuellen Gegebenheiten in einem Testunternehmen (Seenfischerei

„Obere Havel“ eG Wesenberg) verglichen und bewertet und unter 4.2.3. eingehender analysiert, um

Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Der Indikatorenkatalog soll auch dazu dienen, die Binnenfischerei so auszurichten, dass sie den

Ansprüchen einer möglichen Zertifizierung standhalten würde. Ein Vorteil dieses Verfahrens

könnte im Zusammenhang mit Einsparungen bei einer Zertifizierung oder eine ausreichende

Positionierung im Kontext der nachhaltigen Fischerei zur Befriedigung von Konsumentenwünschen

und Ansprüchen anderer Akteure (Holmlund und Hammer, 1999; FAO, 2010), gesehen werden.

Entweder entspricht die zu beurteilende Fischerei den geforderten Kriterien oder es sind die

empfohlenen Maßnahmen einzuleiten, um eine Nachhaltige Entwicklung der Bewirtschaftung zu

fördern.

Nun folgt die Indikatorenliste mit den Komponenten und Indizes. Eine inhaltliche Ausgestaltung

und mögliche positive Auswirkungen werden benannt. Weiterhin werden mögliche Limitationen

auf operationeller Ebene kurz dargestellt. Eine Literaturliste soll die Ausgestaltung der Checkliste

nachvollziehbar gestalten.

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Tab. 6. Checkliste zur Einschätzung der Nachhaltigkeit in Binnenfischereibetrieben

Indikator Maßnahme Auswirkungen Limitation Literatur

Subkategorie Ökologische Nachhaltigkeit

Index Hege / Bestandsmanagement

Bestandssicherheit überfischte Bestände nicht nutzen und Wiedererholung ermöglichen

Erreichen eines ursprünglichen oder sogar erhöhten Ertragsniveaus

Überfischungen identifizieren und

reagieren können

FAO, 1995a Baer et al. 2007

MSC, 2010

Zielformulierung Erstellen von Bewirtschaftungszielen oder Referenzpunkten, andere Akteure

beachten

Unter Einbezug aller Informationen und Akteure kommt es zu einer

stärkeren Identifikation mit der

Fischerei

Fischer oder einzelne Unternehmen könnten

best. Akteure unbewusst

ausschließen

FAO, 1997a S.66 FAO, 1999 S. 60

FAO, 2003 S. 38

Kontrolle Effiziente 3 % der Anglerschaft Beitrag zur Einhaltung von

Regularien, Reduzierung illegaler

Entnahmen

saisonaler Aufwand Walker et al. 2007

Altersstruktur Altersstruktur einzelner Bestände so

natürlich wie möglich erhalten

Rekrutierungsausfälle vermeiden Tierschutzgesetz Arlinghaus et al.,

2008

Lewin et al., 2010

Artenzusammen-

setzung

Gewässerspezifische Artendiversität

erhalten, irreversible Änderungen der

aquatischen Lebensgemeinschaft verhindern

Ausgewogene Nutzung aller Arten

sichert beständige und naturnahe

Artenzusammensetzung

Verarbeitungskosten

und

Vermarktungpotentiale

MSC, 2010

Zhou et al., 2010

Lewin et al. 2010

Laicherbiomasse Sicherstellung das ausreichende Anzahl

von Nachkommen in den Bestand eintreten

ausreichende Rekrutierung erhält

Widerstandsfähigkeit von Beständen

Laicherbiomasse müsste

bestimmt werden

MSC, 2010

Walters und Kitchell,2001

Index Gewässerpflege/Fischartenschutz

Schutz von

Habitaten

Diversität der Habitate und Ökosysteme

und gefährdete Arten schützen ,

Laichhabitate und Makrophytenbestände schützen

Schutz und Nutzung sind vereinbar, Identifikation der

gefährdeten Habitate,

Bewirtschaftungspraxis

FAO, 1995b

FAO, 1997b

MSC, 2009 KRAV, 2009

Lewin et al. 2010

Beifang I Fangstatistiken für untermäßige Fische, bes. der Top Prädatoren

Altersstruktur erfassen, Bewertung von Besatzmaßnahmen

Betriebswirtschaftlicher Aufwand sehr hoch

Baer et al., 2007

Beifang II Reduzierung von Beifängen die zu

erhöhten PM führen könnten, durch angepasste Fangmethoden z. B.

Maschengrößen

Je geringer Beifang umso geringer

ist möglicher Einfluss auf trophische Kaskaden und das

gesamte Ökosystem

Beifang lässt sich nicht

gänzlich verhindern

KRAV, 2009 S. 125

Beifang III Dokumentation des ungewollten Beifanges von Vögeln und Säugetieren

Entspricht dem EAF Gedanken Dokumentations-aufwand

KRAV, 2009 S. 127

Nicht-

Wirtschaftsarten

Nutzung von bislang ungenutzten

Fängen verstärken z. B. noch stärker alternative Produkte entwickeln (Hoher

Verarbeitungsgrad → gereifte Produkte,

Fischbouletten etc.)

auch als ausgewogene Ausbeutung

(balanced exploitation)

Erhöhung des Fischangebotes

(weniger attraktive Angelfischarten) und der

Serviceorientierung, Entnahme

aller nutzbaren Fische

unterstützt das Konzept der

ökosystembasierten Fischerei

Spezialisierung der

Binnenfischereibetriebe auf bestimmte Arten

Selektivität der

Fanggeräte

Lasner, 2006

Zhou et al. 2010

Energieeffizienz Biodiesel verwenden (E10),

Hydrauliköl auf regenerativer Basis,

Benzinaußenborder nur als 4 Takter, am besten Ökoprodukte auf natürlicher

Basis auch für Außenanstriche

Erhöhung der Betriebssicherheit

durch verminderte Havariegefahr

und verringerten Schadstoffausstoß

Betriebswirtschaftliche

Umstellungskosten bzw.

Investitionen nötig

FAO, 2003 S.44

KRAV, 2009 S.

124 Naturland, 2009 S.

7

Abfall Verschmutzungen verhindern z. B. keinen Abfall durch Fischer und

fischereiliche Tätigkeiten (Zigaretten,

Papier, Folien etc.)

Verminderung schädlicher Einflüsse ungewünschter

Substanzen

Kontrolle der Einhaltung und

individuelle

Verhaltensmuster

FAO, 2003 S.44 KRAV, 2009 S. 124

Index Fangmethoden

Zugnetze Zugnetzfischerei ausschließlich im Herbst und Winter durchführen

Reduziert Stress für laichreife Fische und Schonung saisonaler

Laichhabitate im Frühjahr

Betriebswirtschaftliche Zwänge in saisonaler

Abfolge

FAO, 1995b

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41

Stellnetze Stellnetze nicht länger als 24 h im

Wasser lassen

Negative Auswirkungen auf die

Produktqualität verhindern

Einfluss der

Wassertemperatur

bedingt Nutzung

KRAV, 2009 S. 128

Selektivität der Stellnetzfischerei erhöhen, so dass

sichergestellt ist, dass hauptsächlich geschlechtsreife Tiere der Zielfischart

gefangen werden

Reduzierung ungewünschter

Beifänge /Jungfische

Mehrartenfischerei in

der Binnenfischerei limitiert

Mindestmaschengrößen

Froese, 2004

Public Cert. Report Lake Hjälmaren

Reusen Stationäre, passive Fanggeräte mindestens zweimal wöchentlich

kontrollieren

Negative Auswirkungen auf die Produktqualität verhindern,

Mortalitäten verringern

Einfluss der Wassertemperatur

KRAV, 2009 S. 128 Knösche, 1998

Geisterfischerei Verlust von Fanggeräten (z. B. Stellnetzen) verhindern z. B. durch

sichere Verankerung und abbaubare Materialien

Verhinderung von Schäden im Ökosystem

Investitionskosten für abbaubare Materialien,

Angelfischereiliche „Geisterfischerei“

FAO, 2003 S.42 Lewin et al., 2010

Bodenschutz Reduzierung von Fangtechniken die

den Gewässergrund schädigen könnten, d.h. Grundschluss von Zugnetzen

mittels Abstandhalter

(Gummiführungen, Rollen)

Minimierung des möglicherweise

störenden Einflusses von mechanischen Einrichtungen auf

Habitate und Bodensubstrat

Betriebswirtschaftliche

Situation und Vermarktung lebender

Fische als Besatz

FAO, 1997b S. 27,

FAO, 2003 S.44 Lewin et al., 2010

Index Fischtransport und Hälterung

Tiergerechtheit I Stellnetzfischerei Box mit Eis, wenn

möglich Betäuben & Abstechen der

Tiere am Fangplatz, sofortiges Ausweiden im Betrieb,

bei Massenfängen Methoden anpassen

Vermeiden unnötiger Qualen,

Produktsicherheit und Kühlkette

gesichert

Betriebswirtschaftlicher

Aufwand z. B. bei

Stellnetzfischerei auf Maränen zu hoch

TSchG § 4 Abs. 1

& 1a

Tiergerechtheit II Zugnetzfischerei (Wassertemperatur. max. 8°C) Fische ohne Keschern in

Transportboot zum Anlandeplatz

verbringen, Zwischenhälterung so kurz wie möglich, Wasseraustauch und O2

Versorgung sichern

Vermeiden von Stress Keine artspezifische Beschreibung der

notwendigen

tiergerechten Voraussetzungen

TSchG § 11 Abs. 1 Z. 3b;

TierSchlV § 7 Abs.

2 Z. 5 & 6; § 10 Abs. 1

Tiergerechtheit III Reusenfischerei auf gleiche Wassertemperaturen achten,

Höchstmengen pro Schweff,

Wasseraustauch und O2 Versorgung absichern

Stress vermeiden optimale Haltungsbedingungen schaffen

Platzbedarf in Spitzenzeiten als

limitierender Faktor

TSchG § 2; § 2a TierSchlV § 7 Abs.

2 Z. 5 & 6;§ 10

Abs. 1

Haltungs-

einrichtungen

Auf optimale Umweltbedingungen

achten, Besatzdichten angemessen

auswählen,

Schutz vor Stresseinwirkungen durch Raubtiere (Vögel, Säugetiere),

vorsichtige Handhabung beim Keschern

und Transportieren

Minimaler Stress bei maximaler

Gesundheit, z.B. in Angelteichen,

Zwischenhälterung

Wer Besatzfische

vermarktet, muss

potentielle Stressoren

kennen und beachten

TSchG § 2 und 2

Abs. a

Index Verarbeitung

Verarbeitung Vermeiden von Leid und unnötigen

Qualen, Betäubung per Kopfschlagen,

Kohlendioxidexposition, elektr. Durchströmung, Stoffe mit

Betäubungseffekt

Sicherheit im Sinne des Tierschutz

weitgehend stressfrei

Betriebswirtschaftlicher

Aufwand, Umsetzung

durch Veterinärämter sehr unterschiedlich

streng

TierSchlV § 3 Abs.

1 & 2, § 4 ; § 13

Abs. 6 Anlage 3

Zusatzstoffe Zutaten und Zusatzstoffe aus zertifizierter oder EU 889/2009

Herstellung, keine GVO nutzen

Produktsicherheit für Verbraucher erhöht

Betriebswirtschaftliche Grenzen der

Substitution

KRAV, 2009 S. 95 Naturland 2008 S. 7

Produktqualität Erhalt der nutritiven Eigenschaften,

Reduzierung von Abfall, keine neg.

Einflüsse auf die Umwelt, z. B. lokales Räucherholz

Effektive und verlustarme

Produktion im Einklang mit

gesellschaftlichen Anforderungen

Direktvermarktung

basiert darauf und

sichert regionale Absatzwege

FAO 1995a FAO,

1998 S. 30 + S. 36

KRAV, 2009

Transport Minimaler Aufwand für Transport von

Fischprodukten

Ressourcenschonung Zugekaufte Ware und

lange Transportwege

KRAV, 2009

Index Daten

Mitarbeiter-qualifikation

Jeden Mitarbeiter von der Wichtigkeit genau erfasster Daten überzeugen z. B.

beim Auszählen oder -wiegen

gefangener Fische

Höheres Vertrauen in gewonnene Daten verbessert die Sicherheit im

Umgang mit der Ressource

Optimierung betrieblicher Abläufe

zur Reduzierung des

Aufwandes

FAO, 1997b S.31

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42

Datenerfassung Grundlage der Datenerfassung auf

Einfaches und Bedeutendes (gesetzl.

Rahmen) konzentrieren Aufwand

und Ertrag erfassen, Mengen einzelner

Fischarten pro Gewässer und Fanggerät, Alters- und Längendaten gewinnen

Gute Bewirtschaftung erfordert

gute Daten, bessere

Datengrundlage erlaubt präzisere

Vorhersagen und damit ein

potentiell höheren Nutzen durch sicherere Annahmen

Vermeidung

von doppelter

Datenerfassung, Kosten

der Datenerfassung,

Qualifikation der Mitarbeiter

FAO, 1997a

S.35und 38

FAO, 1999 S. 35

KRAV, 2009 S. 127

Welcomme et al., 2010

Angeltagebuch Fangtagebuch für Angelfischerei bei

Lizenzkauf etablieren Aussagekräftige Fangstatistik

anglerischer Entnahmen → Tab. 19.

Abschätzungen anglerischer

Entnahme wird möglich

Kosten der Analyse und

Stichprobengröße, Erfassung aller

Angelkarten,

Cooke et al., 2000

Cooke & Cowx, 2004

CoPRecFish, 2008

Datengrundlage Zusammenfassung der Daten, Aufwand und Ertrag von Fischern und Anglern,

Gewinnung von Populationsparametern

Transparenz und Übertragbarkeit Datengrundlage muss in aussagefähigem Format

vorliegen

FAO, 1997a S. 35

Datenanalyse Ertragsfähigkeit der Gewässer schätzen,

inkl. Fang- und Aufwandstatistiken k und m abschätzen um Bestände

beurteilen zu können

Einschätzung von Beständen

ermöglichen und Überfischung verhindern, LRP für Fischerei

formulieren

Verlässlichkeit der

Daten, Kosten und Komplexität der

Analysen

FAO, 1995a

FAO, 1997a FAO, 1999

MSC, 2009

Index Besatz

Allgemein Gewässerspezifisch angepasster Besatz

(GME) unter Beachtung fachlicher

Standards und Leitfäden

Altersstruktur erhalten,

Vorsorgeprinzip und Ökosystemare

Ansätze

Qualität des

Besatzmaterials

(Inzucht, Selektion, Pathogene) aus

Einzugsgebiet

FAO, 2003 S.48

Baer et al., 2007

Bedarf

Kompensationsbesatz: (z. B. Aal, Hecht, Zander) Nachweis

eines Mangels an Reproduktion

(Ausfall von Jahrgängen aufgrund Habitatverlust, o.ä.) oder zu hoher

fischereilicher Entnahmen nötig

Ertragssteigerung: Karpfen- und

Maränenbesatz

Reproduktion trägt Bestand nach Besatz

Ertragsteigerung in Form gesteigerter Fänge und Entnahmen

Beseitigung störender Faktoren nicht immer

durch

Fischereiberechtigten zu gewährleisten (z. B.

Gewässerverbau,

Bootsverkehr etc.)

Vorsicht vor

ungewollter Manipulation der

Artenzusammensetzung im Gewässer

Baer et al., 2007

Durchführung und

Erfolgskontrolle

Gewässerindividuelle Planung und

Durchführung , Beachtung von Höchstmengen, empfohlenen

Altersklassen für Besatz nutzen und

GME achten

Effiziente Durchführung

notwendiger Besatzmaßnahmen

gefühlte

Besatznotwenigkeit

Baer et al., 2007

Lewin et al. 2010

Subkategorie und Index Gesellschaftliche (Soziale und Ökonomische) Nachhaltigkeit

Wertschöpfung Schaffung von Arbeitsplätzen,

Einkommen in der Region, Beitrag zur

Entwicklung ländlicher Räume, Direktvermarktung

höhere Regionalität erzielt höhere

Preise

Konfliktreiche

Situationen und

Bestandsituation können hemmend wirken

Charles, 2000

FAO, 1995b

Tradition Fischerei als Jahrhunderte altes Handwerk zur Sicherung der

Ernährung, des Einkommens von

Familien etc. betonen

Sich der Tradition aktiv bewusst sein und der Moderne zugewandt

Persönliches Engagement nötig

Welcomme, 2001, FAO, 1995b

Bildung Bildungsveranstaltungen für

Schulklassen anbieten,

Praktikumsplätze bereithalten,

Ferienangebote auf dem Fischereihof,

Fischerfeste

Verständnis für aquatische

Systeme, Herstellung von

Fischerzeugnissen und den Beruf

Fischwirt/in erzeugen

Ohne qualifiziertes

Personal nicht möglich

FAO, 1999 S.18

Entlohnung Gerechte Entlohnung der Mitarbeiter, Zugang zu Gewerkschaften

Stärkere Motivation/ bessere Befriedigung, führt zur mehr

Identifikation

Betriebswirtschaftliche Situation und

Vermarktungswege

Naturland, 2009 S. 9

Familie Vereinbarkeit von Familie und Beruf beachten (Teilzeitarbeit und Elternzeit)

Stärkere Motivation durch flexible und individuelle Ausgestaltung

Unternehmenseigene Versorgung von allg.

Situation abhängig, Struktur des

Unternehmens

Naturland, 2009 S. 9

Gleichheit Gleichstellung im Zusammenhang mit Naturland, 2009 S.

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43

Ethnie, Glauben, Geschlecht,

10

Konflikte Kommunikation mit anderen Akteuren

zur Reduzierung möglicher Konflikte,

z. B. öffentliche Versammlungen besuchen, Medien nutzen, Erklären was

man warum macht!

Fischerei als kompetenter Partner

im aquatischen Bereich (z. B.

Angelvereine, FFH, Seenrestaurierung, etc.)

Möglicherweise

ausschließlich indirekter

Nutzen für Fischerei. Sind alle Akteure

angesprochen?

Arlinghaus, 2005

Einheitlichkeit Gleiche Regularien für Fischer und Angler auf einem Gewässer anwenden

Reduziert Konfliktpotential und erhöht Sicherheit der

Ressourcennutzung

Nutzen beider Aktivitäten müsste für

jeden spez. Fall

gemessen werden

FAO, 1997b S. 35 Arlinghaus, 2005

Bereitschaft Aktive Mitarbeit bei Bestimmung von

Schutzgebieten, Formulierung notwendiger Maßnahmen zum Schutz

der genutzten Ressourcen

Vereinbarkeit von Naturschutz und

Fischerei

Nutzungskonflikte zw.

Fischer und Naturschutz in Schutzgebieten

FAO, 1997b

S. 29

Mitarbeiter-schulung

Inner- und außerbetriebliche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen

um Kundenzufriedenheit und

Mitarbeitermotivation zu erhöhen

Perspektiven der Persönlichkeits-entwicklung, Nachhaltigkeit

transportieren

Abhängig von Motivation der

Mitarbeiter und

Führungsstil der Unternehmung

FAO, 2009 S. 54

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44

4. Bewertung der Nachhaltigkeit einer norddeutschen Erwerbsfischerei

Im Folgenden sollen die entwickelten Kriterien an der betrieblichen Praxis einer norddeutschen

Erwerbsfischerei getestet werden. Dazu wurden durch das Unternehmen alle Informationen zur

Verfügung gestellt. Diese werden zuerst aufbereitet und analysiert, um dann anhand des Kataloges

bewertet zu werden. Zum Abschluss werden für jeden Indikator Empfehlungen ausgesprochen, die

zu einer Verbesserung der Bewertung führen würden. Alle Abbildungen und Berechnungen wurden

mittels MS Excel 2010 (Home and Student Version) angefertigt.

4.1. Datengewinnung und Methoden

4.1.1 Charakterisierung der Seenfischerei und Bewirtschaftung des Ökosystems

Das Testunternehmen hat seinen Sitz im Landkreis Mecklenburg-Strelitz und bewirtschaftet 5.416

ha Wasserfläche im Süden des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Die Gewässer befinden

sich in der Mecklenburgischen Kleinseenplatte, südlich des Müritznationalparkes und werden

größtenteils von der Oberen Havel durchflossen.

Entstanden sind die Gewässer der Mecklenburgischen Seenplatte (inkl. Kleinseenplatte) während

der letzten glazialen Serie vor etwa 9.500 Jahren, als Grundmoränenseen (Schwoerbel und

Brendleberger, 2005). Zur gepachteten, fischereilich nutzbaren Wasserfläche zählen 51 Seen und 13

Fließgewässerabschnitte, wobei der flächenmäßig größte Anteil über die Obere Havel und Kanäle

miteinander verbunden ist. Die Gewässer sind mehrheitlich in Besitz des Bundeslandes

Mecklenburg-Vorpommern, sowie Eigentum des Landes Brandenburg. Einige kleinere Gewässer

sind in kommunaler Hand.

Über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus (Tab. 1), hat die Seenfischerei verschiedene

zusätzliche Regularien für die Angelfischerei erlassen. Der fischereiliche Aufwand wird durch

Schonzeiten und Begrenzung der Anzahl der Fanggeräte auf 2 Routen, einheitlich für alle

bewirtschafteten Gewässer, kontrolliert. Weiterhin wird auch der Ertrag, durch die maximale

Anzahl von drei Fischen (Zander, Aal, Hecht, Karpfen) pro Fangtag, limitiert. Weitergehend sind

Schonzeiten für Hecht (01.02. - 30.04) und Zander (15.03. - 15.06.) formuliert. Für den Wels

(Silurus glanis) liegt das Mindestmaß bei 90 cm.

Das Testunternehmen verfügt über 4 Fischereihöfe mit ähnlicher Struktur. Auf diesen sind jeweils

Wirtschaftsgebäude mit einem Fischgeschäft zur Direktvermarktung, einem Bootshaus und

mehrerer Bauten zur Fischhaltung vorhanden. Von diesen Stützpunkten aus werden vier, in etwa

gleich große, Reviere (Meisterbereiche) durch Fischwirtschaftsmeister und -gesellen bewirtschaftet.

In der Seenfischerei sind ständig 17 Vollzeitarbeitsplätze vorhanden, die in den Sommermonaten

um mindestens 6 sozialversicherungspflichtige, zeitlich begrenzte Vollzeitarbeitsplätze für die

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45

Direktvermarktung ergänzt werden. Es werden kontinuierlich Lehrlinge ausgebildet. Derzeit ist ein

Auszubildender im Betrieb angestellt. Die Größe der bewirtschafteten Gewässer ist sehr

unterschiedlich, der Sürlingsee ist das Gewässer mit der kleinsten Fläche (4,5 ha SN) und der größte

See, ist der Woblitzsee mit 497 ha SN. Auch morphologische Eigenschaften sind zwischen den

einzelnen Gewässern sehr unterschiedlich und lassen sich nach der Seenklassifizierung von Bauch

(1962) und Mehner et al. (2005) wie folgend (Tab. 7.) einordnen.

Tab. 7. Auswahl der Seenklassifizierung nach Bauch (1962) und Mehner et al. 2005

Fischereilicher Seentyp Beschreibung Fischartengemeinschaft

Bau

ch,

19

62

Plötzensee Gealterter norddeutscher

Coregonensee, tief, sommerliche

Sichttiefe 2- 3 m, Untergrund

überwiegend schlammig,

Sauerstoff ist in der Tiefe sehr

gering oder fehlt im Sommer,

Ertragspotential 25 – 80 kg /ha

Leitart: Plötze

Begleitarten: Blei, Güster,

Rotfeder, Barsch, Aal, Hecht,

Zander

Bleisee Flach (5 – 20 m), mit weitem,

flachem Ufer, sommerliche

Sichttiefe ca. 1 m, ohne Sauerstoff

in der Tiefe,

Schwefelwasserstoffbildung,

Untergrund schlammig,

Ertragspotential: 20 – 100 kg /ha

Leitart: Blei

Begleitarten: Plötze, Barsch,

Zander, Güster, Ukelei, Rotfeder,

Hecht, Aal

Hecht-Schlei-See Flach, über große Flächen

krautreich, ausgeprägt Gelegezone,

relativ klares Wasser, Untergrund

sandig-schlammig,

Ertragspotential: 25 – 120 kg /ha

Leitart: Hecht, Schleie

Begleitarten: Karausche, Rotfeder,

Güster, Plötze, Barsch, Aal

Meh

ner

et

al.

200

5 Kaltwassergemeinschaft Tiefere Gewässer (> 6-8m mittlere

Tiefe)

Leitart: Maräne

Begleitarten: Barsch und Plötzen

Warmwassergemeinschaft

Karpfenartiger

Flachgewässer bis 6-8 m mittlere

Tiefe, mittlere bis hohe

Produktivität (je produktiver umso

höher der Brassenanteil)

Leitarten: Plötze, Brassen, Ukelei

Durch die exponierte Lage der vier Fischereihöfe in der Mecklenburgischen Kleinseenplatte kann

ein großer Teil, der von der Seenfischerei gefangen Fische direkt vermarktet werden. Die

Ausstattung der Geschäfte ermöglicht die Bereitstellung küchenfertiger Fische. Notwendige

Arbeitsschritte für eine Weiterverarbeitung, z. B. Marinieren oder Räuchern, werden ebenso vor Ort

durchgeführt. Räucherfischerzeugnisse sind in der touristischen Hauptsaison, den Sommermonaten,

stark nachgefragt. Deutlich zu bemerken ist eine kontinuierliche Steigerung der direkt vermarkteten

Mengen heimischer und zugekaufter Fische (Abb. 4.). Die Verarbeitung und Veredelung besonders

beliebter Salmoniden, wie z. B. dem Elsässer Saibling (Salvinus fontinalis X alpinus) und der

Regenbogenforelle (Onchorhynchus mykiss) ist in den vergangenen 5 Jahren gestiegen (Abb. 4).

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46

Aufgrund der großen Nachfrage können die lebenden Salmoniden nur von dänischen Erzeugern

bezogen werden, da kein regionaler Erzeuger die Ansprüche des Testunternehmens in Bezug auf

das Stückgewicht und die Gesamtmengen befriedigen kann. Die gestiegene Anziehungskraft der

Seenplatte als Urlaubsregion führte in den letzten beiden Jahrzehnten zu konstant steigenden Zahlen

von Erholungssuchenden und Anglern. Deren Wunsch Produkte (Abb. 6) zu genießen, die vor Ort

gefangenen und verarbeitet werden und gleichzeitig ein hervorragendes Angelrevier angeboten zu

bekommen, kann die Seenfischerei nachkommen. Erfahrungsgemäß legen die Verbraucher einen

großen Wert auf regionale Produkte. Gleichzeitig bedeutet diese Nachfrage auch eine

Herausforderung für die Seenfischerei, denn nur 53 % der direkt vermarkteten Fische stammen aus

dem Eigenfang.

Abb. 4. Vergleich der Quantitäten zugekaufter und gefangener Fische in der Direktvermarktung

Abb. 5. Vergleich der Quantitäten zugekaufter und gefangener Fische insgesamt

23275

32047

24587

30180

20537 23484

26081 27825

0

5000

10000

15000

20000

25000

30000

35000

2006 2007 2008 2009

kg Gefangen

Zukauf

93066 101196

81295 88944

20537 23484 26081 27825

0

20000

40000

60000

80000

100000

120000

2006 2007 2008 2009

kg

Gefangen

Zukauf

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47

Die Hochpreisigkeit der verarbeiteten Produkte scheint für die Kaufentscheidung eine

untergeordnete Rolle zu spielen, denn die Kunden der Fischerei sind willens für ein handwerklich

und qualitativ hochwertiges Produkt einen relativen hohen Preis zu zahlen.

Zusätzlich vermarktet die Seenfischerei auch lebende Fische in ganz Deutschland. Im

Winterhalbjahr werden Fische verschiedener Arten, besonders Brassen (Abramis brama), Rotaugen

(Rutilus rutilus), Schlei (Tinca tinca) und Hecht (Esox lucius) für den Besatz von Angelgewässern

bestellt (Tab. 8.).

Tab. 8. Absolute Mengen gefangener Arten (in kg) in Direktvermarktung und Besatzfischverkauf

Art Vermarktung 2005 2006 2007 2008 2009

Aal

Direkt 4269 3815 5520 4953 6336

Besatz 0 0 0 0 0

Barsch

Direkt 2274 1813 3381 1893 2475

Besatz 629 544 335 933 640

Hecht

Direkt 7842 6701 12377 9658 8221

Besatz 5511 2840 2764 2522 3616

Zander

Direkt 4839 4703 3911 3463 3957

Besatz 5775 3837 6054 5727 2772

Karpfen

Direkt 5219 3138 3207 1955 3311

Besatz 1202 1069 679 2029 1557

Schlei

Direkt 1015 1125 171 485 1040

Besatz 1630 2851 4317 3497 1679

Plötzen

Direkt 865 600 1750 1013 2350

Besatz 29000 20500 19000 25000 28000

Brassen

Direkt 1300 1350 1730 1167 2490

Externe

Verarbeitung

43000 38150 36000 17000 20500

Auf den Pachtgewässern des Testunternehmens wird traditionelle Binnenfischerei, unter

Verwendung moderner Techniken und Materialien betrieben. Ebenso findet eine ausgesprochen

aktive Angelfischerei auf beinah allen Gewässern statt (Tab. 13.). Bewirtschaftungsmaßnahmen

folgen heute immer der Befriedigung aller fischereilichen Tätigkeiten. Verschiedene

Fischereimethoden wechseln sich im Jahresverlauf ab, beginnend mit der Reusenfischerei (Abb. 7.

und 8.) nach dem Eisabgang. Reusen als stationäre, passive Fangeinrichtungen verbleiben bis

Anfang Juni in den Gewässern und werden dann aufgrund starker touristischer Frequentierung der

Gewässer häufig geborgen, gereinigt und gelagert. Nur ein Teil der Reusen verbleibt vom März bis

Anfang Oktober in weniger frequentierten Gewässern. Dem Fischfang dient weiterhin auch die

Stellnetzfischerei, die im Jahresverlauf in den Monaten mit Eisbedeckung und vor dem

Weihnachtsgeschäft flexibel eingesetzt wird (Abb. 11.). Dabei gilt, dass die Fische aus den

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48

Stellnetzen ausschließlich in der Direktvermarktung genutzt werden können (Abb. 12). Zusätzlich

praktiziert die Seenfischerei „Obere Havel“ im Winterhalbjahr Zugnetzfischerei (Abb. 9. und 10.)

zum Fang von Fischen für die Direktvermarktung im Weihnachts- und Silvestergeschäft und zur

Bereitstellung von Besatzfischmaterial für Angelvereine. Zugnetze sind aktive Fanggeräte, die bei

entsprechender Handhabung sehr selektiv eingesetzt werden können. Die besonders schonende

Behandlung von Fischen sichert dabei einen weitestgehend stressfreien Transport und optimale

Haltungsbedingungen mit höchstmöglicher Überlebensrate.

Abb. 6. Anteil der einzelnen Arten für die Direktvermarktung (% Gesamtfang einer Art)

Abb. 7. Jahreszeitliche Ausprägung Reusenfischerei in der Seenfischerei (2005 – 2006)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

2005 2006 2007 2008 2009

%

Barsch

Hecht

Zander

Karpfen

Schlei

Plötz

Brassen

Aal

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov

Du

rsch

sch

nit

tlic

he

An

zah

l Re

use

nta

ge

Prieperter

Labus

Vilz

Woblitz

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49

Abb. 8. Durchschnittliche Entnahmen (kg) in der Reusenfischerei (2005 – 2009)

Abb. 9. Jahreszeitliche Ausprägung der Zugnetzfischerei in der Seenfischerei (2005 – 2009)

0

50

100

150

200

250

Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov

kg Aal

0

20

40

60

80

100

120

140

160

Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov

kg Barsch

0

50

100

150

200

250

300

350

400

Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov

kg Hecht

0

20

40

60

80

100

120

140

Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov

kg Zander

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

Feb Mar Apr Jul Aug Sep Okt Nov Dez

du

rch

sch

nit

tlic

he

An

zah

l Zü

ge/a

Prieperter

Labus

Vilz

Woblitz

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50

Abb. 10. Durchschnittliche Entnahmen (kg) in der Zugnetzfischerei (2005 – 2009)

Abb. 11. Jahreszeitliche Ausprägung der Stellnetzfischerei in der Seenfischerei (2005 – 2009)

0

100

200

300

400

500

Feb Mar Apr Jul Aug Sep Okt Nov Dez

kg Hecht

0

100

200

300

400

500

600

700

800

Feb Mar Apr Jul Aug Sep Okt Nov Dez

kg Zander

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

Feb Mar Apr Jul Aug Sep Okt Nov Dez

kg Brassen

0

1000

2000

3000

4000

5000

Feb Mar Apr Jul Aug Sep Okt Nov Dez

kg Plötzen

0

10

20

30

40

50

60

Jan Feb Mar Apr Jun Jul Aug Dez

Du

rch

sch

nit

tlic

he

An

zah

l Ste

llne

tze

/a

Prieperter

Labus

Vilz

Woblitz

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51

Abb. 12. Durchschnittliche Zanderentnahmen (kg) in der Stellnetzfischerei (2005 – 2009)

4.1.2. Abschätzung der fischereilichen Ertragserwartung

Die Erfassung fischereilicher Ertragspotentiale hängt von der Verfügbarkeit der Daten ab. Ein

Verfahren zur Abschätzung der fischereilichen Ertragserwartung nutzt die Zusammenhänge

zwischen dem Gesamtphosphorgehalt und der Primärproduktion eines Gewässers und den

langjährigen Fangerträgen (Barthelmes und Knösche, 1998). Dieses Verfahren wurde von Brämick

und Lemcke (2003) weiterentwickelt, unter besonders Beachtung flacher Gewässer und dem Anteil

der hypolimnischen Fläche, und soll einer Aktualisierung der Ertragserwartung dienen. Die zur

Abschätzung der Ertragspotentiale benötigten Gesamtphosphormengen (TP) und Flächenanteile des

Hypolimnion (H %) wurden den Pachtverträgen des Testunternehmens entnommen. Die

Kalkulation der potentiellen fischereilichen Erträge (Tab. 12.) erfolgte nach Brämick und Lemcke

(2003). Zur Anwendung kamen folgende Formeln:

TPTransformiert:

𝑇𝑃𝑡𝑟𝑎𝑛𝑠(𝜇𝑔

𝑙) = 1,48198 ∗ 𝑇𝑃2(

𝜇𝑔

𝑙)1,2278

𝑇𝑃𝑡𝑟𝑎𝑛𝑠(𝜇𝑔

𝑙): umgerechneter Gesamtphosphor in µg/l für flache Gewässer

TP2(𝜇𝑔

𝑙): Gesamtphosphor in µg/l für flache Gewässer

Hd

= 45

Hd: Hypolimnische Differenz

H %: Hypolimnische Fläche in %

0

50

100

150

200

250

300

Jan Feb Mar Apr Jun Jul Aug Dez

kg

Prieperter

Labus

Vilz

Woblitz

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52

Primärproduktion

o Fall a. (Hd = 0)

𝑃𝑃(𝑔𝐶

𝑚2∗ 𝑎) = 148 ∗ log 𝑇𝑃(

𝜇𝑔

𝑙) 39,6

PP(gC/m2

* a): Primärproduktion in Gramm Kohlenstoff pro m2

und Jahr

log TP(𝜇𝑔

𝑙): logarithmierter Gesamtphosphorgehalt in µg/l

o Fall b. (Hd > 0)

𝑃𝑃 (𝑔 𝐶

𝑚2∗ 𝑎) = (

1 ∗ (148 ∗ log 𝑇𝑃𝑡𝑟𝑎𝑛𝑠 39,6)) ((1 (

1 )) ∗ (148 ∗ log 𝑇𝑃 39,6)

PP (gC/m2

* a): Primärproduktion in Gramm Kohlenstoff pro m2

und Jahr

Hd: Hypolimnische Differenz

log TPtrans: logarithmierter, transformierter Gesamtphosphorgehalt in µg/l für Flachgewässer

log TP: logarithmierter Gesamtphosphorgehalt in µg/l

o Fall c. (Hd < 0)

𝑃𝑃 (𝑔 𝐶

𝑚2∗ 𝑎) = (1 (

1 )) ∗ (148 ∗ log 𝑇𝑃 39,6)

PP (gC/m2

* a): Primärproduktion in Gramm Kohlenstoff pro m2

und Jahr

Hd: Hypolimnische Differenz

log TP: logarithmierter Gesamtphosphorgehalt in µg/l

Ertragspotential für Seen mit Primärproduktion von ≤ 380 g C/m² * a

𝑃 ( 𝑔

𝑎∗ 𝑎) = 6,315 ∗

, 2∗ (𝑔 𝑚 ∗𝑎)

FYP (kg/ha*a): Potentielle Fischereiliche Ertragserwartung in kg/ha*a

PP (gC/m2

* a): Primärproduktion in Gramm Kohlenstoff pro m2

und Jahr

Ertragspotential für Seen mit Primärproduktion von > 380 g C/m² * a

𝑃 ( 𝑔

𝑎∗ 𝑎) = 57,937 ∗ l 𝑃𝑃(

𝑔𝐶

𝑚2∗ 𝑎) 78, 9

FYP (kg/ha*a): Potentielle Fischereiliche Ertragserwartung in kg/ha*a

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53

Ln PP (gC/m2

* a): natürlicher Logarithmus der Primärproduktion in Gramm Kohlenstoff pro

m2

und Jahr

Korrektur des Ertragspotentials nach Fläche 𝑃𝑐𝑜𝑟𝑟𝐴 (𝑘𝑔

ℎ𝑎∗ 𝑎)

𝑃𝑐𝑜𝑟𝑟𝐴 ( 𝑔

𝑎∗ 𝑎) = (1 ,6 ∗ (1 (

(𝐴(ℎ𝑎)7 ℎ𝑎

)))) ∗ 𝑃 (

𝑔

𝑎∗ 𝑎)

FYPcorrA (kg/ha*a): Potentielle Fischereiliche Ertragserwartung in kg/ha*a nach

Flächenkorrektur

FYP (kg/ha*a): Potentielle Fischereiliche Ertragserwartung in kg/ha*a

A (ha): Fläche des Gewässers in ha

Ertragspotential Raubfische 𝑃 𝑟𝑒𝑑𝑎𝑡𝑜𝑟 (𝑘𝑔

ℎ𝑎∗ 𝑎)

𝑃 𝑟𝑒𝑑𝑎𝑡𝑜𝑟 ( 𝑔

𝑎∗ 𝑎) = 𝑃𝑐𝑜𝑟𝑟𝐴 (

𝑔

𝑎∗ 𝑎) ∗ ,3

FYPPredator (kg/ha*a): Potentielle Fischereiliche Ertragserwartung für Raubfische in kg/ha*a

FYPcoorA (kg/ha*a): Potentielle Fischereiliche Ertragserwartung in kg/ha*a nach

Flächenkorrektur

4.1.3. Abschätzung angelfischereilicher Entnahmen

In der Seenfischerei „Obere Havel“ eG werden Angeldienstleistungen in Form von

Angelberechtigungsscheinen (Angellizenzen) angeboten. Erträge aus der Angelfischerei sind zu

erwarten, da durchschnittlich 7898 (± 170; n = 4) Lizenzen pro Jahr unterschiedlicher Lizenztypen

für die gepachteten Gewässer der Seenfischerei von Anglern verkauft wurden. Die verkauften

Lizenzen beinhalten verschiedene Lizenztypen (Jahreslizenzen 1503 (± 55; n = 4); Monatslizenzen

525 (± 80; n = 4); Wochenlizenzen 3386 (± 628; n = 4) und Tageslizenzen 2845 (± 490; n = 4)).

Arithmetisches Mittel x:

𝑒𝑛 𝑒𝑛 =∑ 𝑘 1

𝑛

xGesamt: Mittelwert ausgegebener Lizenzen

∑ 𝑘 1 : Summe der ausgegebenen Lizenzen

n: Anzahl der Jahre im Untersuchungszeitraum

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54

Die Berechnung der Standardabweichung und der empirischen Varianz erfolgten immer nach dem

vorgegebenen Muster. Aus Gründen der Übersichtlichkeit soll dieses nur einmal aufgeführt werden.

Im weiteren Verlauf orientieren sich die Parameter für die Berechnung der Standardabweichung

und der empirischen Varianz immer an den Parametern der Mittelwertberechnung.

Standardabweichung s:

= √ 2

s: Standardabweichung ist die durchschnittliche Abweichung aller Merkmalswerte vom

arithmetischen Mittel x

s2: empirische Varianz (mittlere Summe der Abweichungsquadrate)

Empirische Varianz s2:

2 =∑

2

𝑛

1

(∑ 2

𝑛

1

)

2

𝑛

2: mittlere Summe der Abweichungsquadrate

∑ 2𝑛

1 : Summe der Abweichungsquadrate

n: Stichprobenumfang

Allerdings sind keine ausreichend großen Stichproben zu anglerischen Entnahmen vorhanden.

Kalkulationen anglerischer Entnahmen erfolgten auf Basis des Datensatz aus Dorow und

Arlinghaus (im Druck). Datengrundlage der Angelstudie (Dorow und Arlinghaus, im Druck) waren

Fangtagebücher von Anglern die in Mecklenburg-Vorpommern geangelt haben (N=648). Die

relevanten Fangtagebücher wurden ausgewählt, indem die Gewässer des Testunternehmens mit den

Angaben in allen Fangtagebüchern verglichen wurden. 23 dieser Fangtagebücher enthielten

Angaben zu Angeltrips und Fängen, die auf den Gewässern der Seenfischerei „Obere Havel“ eG

stattgefunden haben. Aus diesen 23 Fangbüchern konnten 192 erfolgreiche (mindestens 1 Fisch der

Zielarten gefangen) Angeltrips und dazugehöriger Entnahme auf Artenebene ermittelt werden. Das

Hauptaugenmerk richtet sich auf die Angaben zu den Raubfischarten (Aal (Anguilla anguilla),

Barsch (Perca fluviatilis), Hecht (Esox lucius), Zander (Sander lucioperca)). Der gewonnene

Datensatz wurde auf drei unterschiedliche Wege untersucht.

a) Verfahren 1: Ermittlung angelfischereilicher Entnahmen auf Tripniveau

Zur Ermittlung der durchschnittlichen Angeltrips im Zeitraum eines Jahre auf den, von der

Seenfischerei gepachteten Gewässern, konnten die Verkaufszahlen der Lizenzen der Jahre 2005-

2008 (s.o.) genutzt werden. Um den individuellen Lizenzbesitzern eine mittlere Tripanzahl je

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55

Lizenz zuordnen zu können, mussten folgenden Annahmen vorausgehen:

Tagesangellizenzbesitzer absolvieren einen Angeltrip

Wochenangellizenzbesitzer absolvieren angenommene 4 Angeltrips

Monatsangellizenzbesitzer absolvieren angenommene 8 Angeltrips

Jahresangellizenzbesitzer absolvieren 20 Angeltrips pro Jahr

Durchschnittlich wurden nach Zuordnung der Annahmen über Angeltrips/Lizenz 51.364 (± 2138; n

= 4) Angeltrips pro Jahr absolviert.

Arithmetisches Mittel x:

𝑟 𝑝𝑠 =∑ 𝑘 1

𝑛

xTrips: Mittelwert Trips pro Jahr

∑ 𝑘 1 : Summe jährlich absolvierten Angeltrips auf den Gewässern des Testunternehmens

n: Anzahl der Jahre im Untersuchungszeitraum

Um eine Artenindividuelle Entnahme je Trip zu berechnen, wurden die 192 Angeltrips der Studie

(Dorow und Arlinghaus, im Druck) untersucht. Hierzu wurden die erfolgreichen und nicht

erfolgreichen Angeltrips (n=192) zur Berechnung einer durchschnittlichen Entnahme auf

Artenniveau genutzt.

Arithmetisches Mittel x:

𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒 =∑ 𝑘 1

𝑛

xEntnahme: Mittlere Entnahme in Fischen je Trip

∑ 𝑘 1 : Summe der entnommenen Fische erfolgreicher und nicht erfolgreicher Trips

n: Anzahl der Angeltrips

Um eine Einschätzung der durchschnittlichen jährlichen Entnahme abgeben zu können, wird die

mittlere Entnahme (Fische/Trip) und die Schätzung der mittleren Anzahl (Trips/Jahr) zu einem

Punktschätzer multipliziert.

𝑛 𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒 𝑎 = 𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒 ∗ 𝑟 𝑝𝑠

xEntnahme/a: Entnahme in n Fischen / Jahr

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56

Auf Basis dieser sehr kleinen Stichprobe, kann ein sehr breiter Vertauensbereich und damit eine

geringe und unsichere Aussagekraft erwartet werden (Bernard und Clark, 1996; Hoyle and

Cameron, 2003). Die 95 %igen Konfidenzintervalle zur Punktschätzung der Entnahmemenge einer

Art wurden mittels Bootstrap-Verfahren bestimmt (Efron und Tibshirani, 1993; Hoyle und

Cameron, 2003). Die, in der Stichprobe ermittelte Gesamtentnahme und der Schätzer zur

Grundgesamtheit der Angeltrips werden per Zufallsauswahl aus den beobachteten Verteilungen für

die Bestimmung der Gesamtentnahme durch Multiplikation n mal wiederholt. Basis der 95 %igen

Konfidenzintervalle waren die n=5000 Wiederholungen im Bootstrap-Verfahren. Berechnungen

zum Bootstrap-Verfahren wurden mittels der Statistiksoftware R durchgeführt.

Konfidenzintervalle (Richter und Kroschewski, 2002):

𝑃 ( 1 ∗

√𝑛 1

√𝑛) = ,95

x: arithmetisches Mittel aus Bootstrap-Verfahren (n Fische/a)

s: Standardabweichung

n: Stichprobenumfang

α: Irrtumswahrscheinlichkeit 5 %

b) Ermittlung angelfischereilicher Entnahmen auf Basis Mittelwert pro Angler

In diesem Verfahrensweg wird zuerst die Gesamtentnahme einer Art (n Fische/Angler) für jeden

Angler summiert.

𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒𝐴𝑛𝑔𝑙𝑒𝑟

=∑

𝑘

1

xEntnahme/Angler: Entnahme pro Angler in Fischen / Jahr

∑ 𝑘 1 : Summe entnommener Fische / Art

Im Anschluss wird die durchschnittliche, jährliche Entnahme einer Fischart aller Angler (n Fisch /

Angler) errechnet.

𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒𝐴𝑛𝑔𝑙𝑒𝑟

∗𝑎 =∑ 𝑘 1

𝑛

∗𝑎 : Mittlere Entnahme pro Angler in Fischen / Jahr

∑ 𝑘 1 : Summe entnommener Fische / Art

n: Anzahl der Angler in Fangbuchstudie

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Im Anschluss wird die mittlere Entnahme pro Angler (in n Fischen/Jahr) mit der durchschnittlichen

Anzahl der verkauften Lizenzen (Lizenzen/a) multipliziert.

𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒𝑎

= 𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒𝐴𝑛𝑔𝑙𝑒𝑟

∗𝑎 ∗ 𝑒𝑛 𝑒𝑛

Auch in diesem Fall, ist durch die geringe Größe des Stichprobenumfanges, eine große Unsicherheit

vorhanden (Bernard & Clark, 1996; Hoyle and Cameron, 2003). Die in der Stichprobe ermittelte

Gesamtentnahme und der Schätzer zur Grundgesamtheit der Lizenzen werden per Zufallsauswahl

aus den beobachteten Verteilungen für die Bestimmung der Gesamtentnahme durch Multiplikation

n mal wiederholt. Die 95 %igen Konfidenzintervalle zur Punktschätzungen der Entnahmemenge

einer Art für die Gewässer des Testunternehmens wurden mittels Bootstrap-Verfahren bestimmt

(Efron und Tibshirani, 1993; Hoyle und Cameron, 2003). Erneut waren die n=5000

Wiederholungen im Bootstrap-Verfahren Basis der 95 %igen Konfidenzintervalle.

Konfidenzintervalle:

𝑃 ( 1 ∗

√𝑛 1

√𝑛) = ,95

x: arithmetisches Mittel

s: Standardabweichung

n: Stichprobenumfang

α: Irrtumswahrscheinlichkeit 5 %

c) Ermittlung angelfischereilicher Entnahmen auf Tripbasis je Angler

Basis dieses Verfahren ist wieder die Anzahl der verkauften Lizenzen im Testunternehmen (siehe

Verfahren a.). Bei der Errechnung der durchschnittlichen Entnahme je Trip, wird jedoch dieses Mal

zuerst die durchschnittliche Entnahme (n Art/Trip) für jeden Angler im Untersuchungszeitraum

errechnet. Für jeden der 23 Angler wird also zunächst die durchschnittliche Entnahme/Trip

errechnet:

𝑛 𝑟 𝑝 =∑ 𝑘 1

𝑛

xn/Trip: Mittlere Entnahme in Fischen je Trip und Angler

∑ 𝑘 1 : Summe der entnommenen Fische einer Art

n: Anzahl der Angeltrips

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Vorteil dieser Methode ist, dass jeder Angler mit seiner durchschnittlichen Entnahme je Trip in die

Stichprobe einfließt (n = 23), so dass eine Überrepräsentation einzelner, sehr aktiver, Angler (hohe

Anzahl an Trips) nicht mit in die mittlere Entnahme je Trip einfließt. Im Anschluss wird die

durchschnittliche Entnahme je Trip über alle Angler (n = 23) errechnet:

𝑛 𝑟 𝑝 =∑ 𝑘 1

𝑛

xn/Trip: Mittlere Entnahme in Fischen je Trip

∑ 𝑘 1 : Summe der entnommenen Fische erfolgreicher und nicht erfolgreicher Trips

n: Anzahl der Angler in Stichprobe

Um eine Einschätzung der durchschnittlichen jährlichen Entnahme abgeben zu können, wird die

mittlere Entnahme (Fische/Trip) und die Schätzung der mittleren Anzahl (Trips/Jahr) zu einem

Punktschätzer multipliziert.

𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒 = 𝑛 𝑟 𝑝 ∗ 𝑟 𝑝𝑠

xEntnahme: Entnahme in Fischen / Jahr

Die in der Stichprobe ermittelte Gesamtentnahme und der Schätzer zur Grundgesamtheit der

Angeltrips werden wieder per Zufallsauswahl aus den beobachteten Verteilungen für die

Bestimmung der Gesamtentnahme durch Multiplikation n mal wiederholt (Bernard und Clark,

1996; Hoyle and Cameron, 2003). Die 95 %igen Konfidenzintervalle zur Punktschätzungen der

Entnahmemenge einer Art wurden mittels Bootstrap-Verfahren bestimmt (Efron und Tibshirani,

1993; Hoyle und Cameron, 2003). Basis der 95 %igen Konfidenzintervalle waren die n=5000

Wiederholungen im Bootstrap-Verfahren.

Konfidenzintervalle:

𝑃 ( 1 ∗

√𝑛 1

√𝑛) = ,95

x: arithmetisches Mittel

s: Standardabweichung

n: Stichprobenumfang

α: Irrtumswahrscheinlichkeit 5 %

Zur Umrechnung von Fischlängen in Fischmasse, wurden Länge-Masse Beziehungen verwendet,

die für das Bundeland Mecklenburg-Vorpommern ermittelt wurden (unveröffentlichte Daten, LFA

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MV). Es wurden allerdings nur Angeltrips verwendet, bei denen ein Tier der Zielfischart

entnommen wurde (Arlinghaus und Dorow, 2008). Aus diesen wurde die mittlere Länge berechnet:

𝑛𝑔𝑒 =∑ 𝑘 1

𝑛

XLänge: Mittlere Länge der Fischart in cm

∑ 𝑘 1 : Summe der Längen entnommener Fische

n: Anzahl der Trips bei denen 1 Fisch gefangen wurde

Mittels folgender Formeln wurden die mittleren Längen in ein durchschnittliches Stückgewicht

umgerechnet:

𝐴𝑎𝑙 = , 111 ∗ 𝑙2, 277

𝑎𝑟𝑠𝑐ℎ = , 136 ∗ 𝑙2,9779

𝑒𝑐ℎ𝑡 = , 43 ∗ 𝑙3,12 7

𝑎𝑛𝑑𝑒𝑟 = , 68 ∗ 𝑙3, 893

Art: durchschnittliches Stückgewicht der Zielfischart in g

𝑙: durchschnittliche Länge der Zielfischart in cm

Basis der möglichen angelfischereilichen Entnahmen je Hektar ist die Größe der zum Angeln im

Testunternehmen freigegebenen Fläche (5.100 ha). Die Ergebnisse der drei

Untersuchungsverfahren, mittlere Stückgewichte und jährlichen Entnahmen (kgGesamt und kg/ha)

sind in Tabelle 13. dargestellt.

4.1.4. Abschätzung nachhaltiger Fischerträge

Die Ermittlung von Maximal Machhaltigen Erträgen spielt in der Fischereiwissenschaft eine große

und vieldiskutierte Rolle, um das Ertragspotential eines genutzten Fischbestandes abzuschätzen.

Aufgrund der datenarmen Situation im Testunternehmen kann, um eine Beurteilung der

durchschnittlichen jährlichen kommerziellen Entnahmen zu fällen, das Verhältnis von aktueller

Entnahme und ursprünglicher Biomasse genutzt werden (Beddington und Kirkwood, 2005).

Alternativ kann auch eine Berechnung des MSY nach Garcia et al. (1989) erfolgen. Beide

Verfahrensweisen sind mit großer Unsicherheit behaftet, denn es stehen nur gewässerspezifische

Entnahmen (kg/ha) zur Verfügung. Alle anderen Parameter sind aus der Literatur (Tab. 9) und

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60

müssen als Minimum- und Maximum-Angaben zur Gewinnung einer Spannweite (Tab. 10.) genutzt

werden.

Tab. 9. Lebensparameter ausgewählter Fischarten

Fischart LMindestmaß L∞ (m) K M h Bv (kg/ha) Literatur

Barsch 0,32 0,2052 0,42 49,1 Johnston et al.

0,57 – 0,76 Myers et al. 1999

0,25 0,1 – 0,17 0,16 Froese und Pauly, 2010

0,17 Seenfischerei

Hecht 128,8 Casselmann, 1996

36 - 74 Barthelmes, 1982

100 - 150 Knösche, 1998

80 - 150 Grimm, 1994

16,1 Johnston et al.

0,816 0,2 0,26 Froese und Pauly, 2010

0,57 – 0,64 Myers et al., 1999

0,45 Seenfischerei

Zander 0,954 0,0841 0,2 50,2 Balik et al., 2004

61 Johnston et al.

0,57 – 0,76 Myers et al. 1999

0,86 0,2 Froese und Pauly, 2010

0,45 Seenfischerei

Mittels einer Formel aus Beddington und Kirkwood (2005), lässt sich das Verhältnis vom aktuellen

Ertrag und der ursprünglichen Biomasse mit Parametern der Populationsdynamik vergleichen.

= 𝑎 (𝑙𝑐, ) ∗

: Relation zwischen Ertrag und ursprünglicher, unbefischter Biomasse

𝑎 (𝑙𝑐, ): konstanter Multiplikator aus Länge beim ersten Fang und Steilheit

K: Wachstum der von Bertalanffy Form

Der dimensionslose Parameter h, die Steepness („Steilheit“), ist der Grad der Dichteabhängigkeit

der Nachkommenschaft (Beddington und Kirkwood, 2005; Hilborn, 2010). Der Parameter h nimmt

Werte zwischen 0,2 und 1 an und gibt Informationen darüber, wie stark die Nachkommenschaft

zunimmt, wenn der Elterntierbstand 20 % der unbefischten Biomasse entspricht (Beddington und

Kirkwood, 2005; Hilborn, 2010). Ein Wert von 1 entspricht dabei einer konstanten

Nachkommenschaft und umso mehr sich h in Richtung 0,2 bewegt, desto stärker ist die

Nachkommenschaft von der Elterntierdichte abhängig. Bei h = 0,2 ist die Anzahl der

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61

Nachkommenschaft linear von der Elterntierdichte abhängig (Beddington und Kirkwood, 2005;

Hilborn, 2010).

Die Länge beim ersten Fang lc (Länge beim ersten Fang in m) fließt ebenfalls ein (Beddington und

Kirkwood, 2005) und wird als Mindestmaß (Länge in m im Testunternehmen) relativ zur

asymptotischen Länge L∞ (m) berechnet.

𝑙𝑐 =𝑙 𝑛𝑑𝑒𝑠𝑡𝑚𝑎

𝑙

Das Wachstum K wird der Wachstumsfunktion nach van Bertalanffy (aus Beddington und

Kirkwood, 2005) und nimmt für Länge (l) und Gewicht (w) im Alter (t) folgende Form an:

𝑙( ) = 𝑙 (1 𝑡)

( ) = (1 𝑡)

Der konstante Multiplikator 𝑎 (𝑙𝑐, ) wird aus einer Graphik von Beddington und Kirkwood (2005)

abgelesen. Nach der Bestimmung von 𝑙𝑐 wird mittels der dazugehörigen Kurve für h ein Wert für

den Multiplikator von der Y-Achse abgelesen (Figure 3; Beddington und Kirkwood, 2005). Sich

dabei an der unteren Grenze von h zu orientieren, bedeutet, vorsorglich von einer schwächeren

Dichteabhängigkeit auszugehen (Beddington und Kirkwood, 2005). Deshalb wird für die weitere

Berechnung nur die untere Grenze für h aus Myers et al. (1999) angenommen.

Tab. 10. Spannweite der gewonnenen Parameter

Art Lc h a (lc;h) K a (lc; h) * K Bv (kg/ha)

Barsch 0,53 – 0,68 0,57 0,28 – 0,36 0,1 - 0,2052 0,03 – 0,07 49,1

Hecht 0,35 – 0,55 0,57 0,2 – 0,28 0,2 0,04 – 0,06 16,1 - 150

Zander 0,47 – 0,5 0,57 0,25 0,0841 – 0,2 0,02 – 0,05 50,2 - 61

Nach der Multiplikation von a (lc, h) und K lässt sich das Verhältnis zwischen den

durchschnittlichen Fängen im Testunternehmen und der unbefischten Biomasse nutzen, um ein

Aussage zur Nachhaltigkeit der Fänge zu tätigen. Dabei gilt die derzeitige Entnahme als nachhaltig,

wenn

𝑎 (𝑙𝑐, ) ∗

Die Ergebnisse für die einzelnen Gewässer sind in Tab. 15. dargestellt.

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62

Nach Garcia et al. (1989) lassen sich mittels einer einfachen Formel nachhaltige Erträge bestimmen.

= ∗ ∗

MSY: maximal nachhaltiger Ertrag in kg/ha

M: natürlicher Sterblichkeitskoeffizient

B0: ursprüngliche, unbefischte Biomasse in kg/ha

x: dimensionsloser Faktor von 0,3

Die Ergebnisse werden in Tab. 16. dargestellt und zeigen eine Spannbreite möglicher nachhaltiger

Erträge (MSY in kg/ha) in Abhängigkeit von den Ausgangsparametern (Tab. 9.)

4.1.5. Bewertung der Indikatoren

Um ein derzeitigen Zustand des untersuchten Systems bewerten zu können, ist eine Beurteilung der

einzelnen Indikatoren notwendig. Um die einzelnen Indikatoren ihrer Relevanz entsprechend zu

gewichten, werden unterschiedliche Ansätze verfolgt (Pajak, 2000; Charles, 2000).

Die einzelnen Indikatoren werden mit einem Punktesystem von 0 bis 20, in Fünferschritten,

bewertet. Dabei bedeuten 20 Punkte die vollständige Übereinstimmung zwischen Indikator und

betrieblicher Praxis, 15 Punkte beschreiben eine überwiegende Übereinstimmung mit dem Indikator

und 10 Punkte eine mittlere Übereinstimmung zwischen Indikator und Betrieb. Werden 5 Punkte

vergeben, bedeutet dies eine geringe Übereinstimmung und bei der Vergabe von 0 Punkten, konnte

keine Übereinstimmung erreicht werden. Die Wichtung der beiden Subkategorien erfolgt nach der

absoluten Anzahl der Indikatoren in den Subkategorien.

𝑛𝑔 𝑎 𝑜 = (𝑚 𝑔𝑙 𝑃 𝑛 𝑎 𝑙 𝑎𝑡𝑒𝑔𝑜𝑟 𝑒

𝑎𝑚 𝑝 𝑛 𝑎 𝑙 𝑎𝑡𝑎𝑙𝑜𝑔) ∗ 1

Zum einen lässt sich die einfache Relation der erreichten Ergebnisse in den Subkategorien

darstellen. Zusammengefasst werden die erreichten Punkte in den Bereichen:

Ökologische Nachhaltigkeit: 405 von möglichen 700 Punkten

Soziale und Ökonomische Nachhaltigkeit: 130 von möglichen 200 Punkten

Um eine Gesamteinschätzung zu ermöglichen, findet folgende Formel Anwendung:

𝑎 𝑔𝑜 = ( 𝑙 𝑃 𝑛 𝑎 𝑙 𝑎𝑡𝑒𝑔𝑜𝑟 𝑒

𝑚 𝑔𝑙 𝑃 𝑛 𝑎 𝑙 𝑎𝑡𝑒𝑔𝑜𝑟 𝑒) ∗ 𝑛𝑔 𝑎 𝑜

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63

Für die zwei Subsysteme der Nachhaltigkeit ergeben sich somit folgendermaßen gewichtete Anteile

am Gesamtergebnis:

Ökologische Nachhaltigkeit: 44 %

Soziale und Ökonomische Nachhaltigkeit: 15 %

Das Gesamtergebnis (Übereinstimmung mit Indikatorenkatalog) ist die Summe der beiden

gewichteten Teilergebnisse.

Alternativ lässt sich das erzielte Ergebnis auch als Amoebaplot (Pajak, 2000) oder Netzdiagramm

darstellen. Hierfür wird als Bezugsebene für eine Bewertung die Bildung von Indizes aus den

einzelnen Indikatoren herangezogen. Für den vorliegenden Kriterienkatalog erfolgte eine

modifizierte Indexbildung, um die vollständige Wiederspiegelung betriebspraktischer Indikatoren

zu ermöglichen. Diese Indizes sind die Unterkategorien der Subkategorien und werden durch die

Relation zwischen erreichter und maximaler Punktzahl bewertet.

𝑛 = ( 𝑙 𝑃 𝑛 𝑎 𝑙 𝑛𝑑𝑒 𝑚 𝑔𝑙 𝑃 𝑛 𝑎 𝑙 𝑛𝑑𝑒

) ∗ 1

Die Ergebnisse der Überprüfung mittels des Indikatorenkataloges sind in Abbildung 15. als

Netzdiagramm dargestellt.

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64

4.2. Ergebnisse

4.2.1. Dokumentation der Bewirtschaftung ausgewählter Seen

Zur näheren Analyse wurden vier Gewässer ausgewählt, die eine möglichst große morphologische

Unterschiedlichkeit (Tab. 7.) aufweisen: der Woblitzsee (497 ha SN, Bleisee), der Vilzsee (199 ha

SN, Bleisee), der Labussee (258 ha SN, Bleisee) und der Priepertsee (91 ha SN, Plötzensee). Nach

Mehner et al. (2005) sind hierbei ausschließlich Gewässer mit Warmwasser-Cypriniden

Gemeinschaften in die Untersuchung mit einbezogen worden.

Besatz, Fischereiaufwand und Erträge, einschließlich angelfischereilicher Entnahmen, sind Basis

der Analysen des derzeitigen Status und Vergleichs mit dem Indikatorenkatalog. Fischereiliche

Erträge und Besatzstatistiken der zu untersuchenden Gewässer, sind für einzelne Arten in

Statistiken der Seenfischerei zu finden. Aufgrund der gesetzlich verankerten, statistischen

Mitteilungspflicht, liegen verschiedene Bewirtschaftungsparameter für einzelne Fischereimethoden

und Fangzahlen auf Artenniveau vor. Zusätzlich gewonnene Informationen zu anglerischen

Entnahmen, potentiellen fischereilichen Ertragserwartungen und nachhaltiger Erträge sind den

Entnahmen der kommerziellen Binnenfischerei zum Vergleich gegenübergestellt.

Tab. 11. Mittlerer Aufwand, Ertrag und Einheitsentnahme (±SD) kommerzieller Fischereimethoden

auf Testgewässern der Seenfischerei (2005 - 2009)

Gewässer Woblitz Vilz Labus Prieperter

ha SN 497 199 258 91

Reusenaufwand (d/a) 3627 (±1170) 1619 (±495) 1664 (±156) 598 (±129)

Reusenertrag (kg/a) 1295(±243) 716(±332) 639(±191) 237(±79)

HPUE Reuse (kg/d) 0,36 0,44 0,38 0,40

Zugnetzaufwand (Züge/a) 7(±2) 7(±5) 7(±4) 3(±1)

Zugnetzertrag (kg/a) 11407(±5911) 1804 (±430) 2444 (±1560) 4844 (±3661)

HPUE Zugnetz (kg/Zug) 1630 258 349 1615

Stellnetzaufwand (Netze/a) 8(±4) 48(±15) 31(±12) 25(±15)

Stellnetzertrag (kg/a) 14(±6) 263(±154) 120(±73) 188(±137)

HPUE Stellnetz (kg/Netz) 1,8 5,5 3,9 7,5

HPUE = Harvest per Unit Effort

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65

Abb. 13. Durchschnittliche Entnahmen (kg/ha) der Seenfischerei (2005 - 2009)

Abb. 14. Einheitsentnahmen der Reusenfischerei (kg/Reusentag) der Seenfischerei (2005 – 2009)

Zusätzlich stehen Informationen zum Gesamtphosphorgehalt (TP) und des relativen Anteiles der

hypolimnischen Fläche (H%) der Gewässer zur Verfügung. Letztmalig wurde im Jahr 2000 die TP-

Konzentration gemessen, aktuellere Zahlen stehen nicht zur Verfügung, seien aber mutmaßlich

geringer als vor zehn Jahren (mündliche Kommunikation, LALLF MV, 2010). Auf Basis dieser

Werte wurden die potentiellen fischereilichen Ertragserwartungen der Gewässer nach Knösche und

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

Woblitz Vilz Labus Prieperter

kg/ha

Aal

Barsch

Hecht

Zander

0,000

0,020

0,040

0,060

0,080

0,100

0,120

0,140

0,160

0,180

0,200

20

052

006

20

072

008

20

092

005

20

062

007

20

082

009

20

052

006

20

072

008

20

092

005

20

062

007

20

082

009

Woblitz Vilz Labus Prieperter

kg/d Aal

0,000

0,050

0,100

0,150

0,200

0,250

0,300

0,350

0,400

20

05

20

06

20

07

20

08

20

09

20

05

20

06

20

07

20

08

20

09

20

05

20

06

20

07

20

08

20

09

20

05

20

06

20

07

20

08

20

09

Woblitz Vilz Labus Prieperter

kg/d Barsch

0,000

0,020

0,040

0,060

0,080

0,100

0,120

0,140

0,160

0,180

20

052

006

20

072

008

20

092

005

20

062

007

20

082

009

20

052

006

20

072

008

20

092

005

20

062

007

20

082

009

Woblitz Vilz Labus Prieperter

kg/d Hecht

0,000

0,020

0,040

0,060

0,080

0,100

0,120

0,140

0,160

0,180

20

05

20

06

20

07

20

08

20

09

20

05

20

06

20

07

20

08

20

09

20

05

20

06

20

07

20

08

20

09

20

05

20

06

20

07

20

08

20

09

Woblitz Vilz Labus Prieperter

kg/d Zander

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66

Barthelmes (1998) bestimmt; u. a. zur Bestimmung der Pachthöhe. Brämick und Lemcke (2003)

haben eine Weiterentwicklung dieser Berechnungen veröffentlicht, die Auslöser einer

Neuberechnung der möglichen fischereilichen Erträge war. In Tab. 12. sind die potentiellen

Fischerträge der Testgewässer nach Knösche und Barthelmes (1998), sowie die neuberechneten

potentiellen Fischerträge nach Brämick und Lemcke (2003), dargestellt.

Tab. 12. Potentielle fischereiliche Ertragserwartung der Testgewässer

Gewässer ha SN TP µg/l H % FYPalt FYPRaubAlt FYPneu FYPRaubNeu

Woblitz 497 148 0 46 14 33 10

Vilz 199 125 60 23 7 22 7

Labus 258 131 48 28 8 27 8

Prieperter 91 110 79 18 6 18 5

H% Fläche des Hypolimnions an % der Gesamtfläche

FYPalt fischereiliche Ertragserwartung nach Knösche und Barthelmes (1998) in kg/ha*a ( aus Pachtverträgen)

FYPRaubAlt fischereiliche Ertragserwartung (Raubfische) nach Knösche und Barthelmes (1998) in kg/ha*a (aus Pachtverträgen)

FYPneu fischereiliche Ertragspotential nach Brämick und Lemcke (2003) in kg/ha*a

FYPRaubNeu fischereiliche Ertragserwartung (Raubfische) nach Brämick und Lemcke (2003) in kg/ha*a

Tab. 13. Geschätzte angelfischereilichen Entnahmen im Testunternehmen auf Basis von Dorow und

Arlinghaus (im Druck)

Parameter Aal Barsch Hecht Zander

Ver

fahre

n a

.

n Entnahme / Trip (± SD; n) 0,109 (±0,4;192) 1,88 (±4,6;192) 0,745 (±1,1;192) 0,048 (±0,27;192)

n Entnahme / Jahr 5599 96564 38266 2465

95 % Konfidenzintervall ± 35 ± 592 ± 232 ± 16

Stückgewicht kg / Fisch 0,29 0,28 1,85 1,63

Entnahme kg / Jahr 1624 20738 70792 4018

Entnahme kg / ha * Jahr 0,32 4,07 13,88 0,79

Ver

fah

ren b

.

n Entnahme/ Angler (± SD; n) 0,91 (±0,37;23) 15,65 (±9,12;23) 6,22 (±2,66;23) 0,35 (±0,19;23)

n Entnahme / Jahr 7211 123621 49105 2747

95 % Konfidenzintervall ± 150 ± 2773 ± 1026 ± 62

Stückgewicht kg / Fisch 0,29 0,28 1,85 1,63

Entnahme kg / Jahr 2091 34614 90844 4478

Entnahme kg / ha * Jahr 0,41 6,79 17,81 0,88

Ver

fah

ren c

.

n Entnahme / Trip (± SD; n) 0,22 (±0,10;23) 1,18 (±0,52;23) 0,43 (±0,13;23) 0,05 (±0,04;23)

n Entnahme / Jahr 11300 60610 22087 2568

95 % Konfidenzintervall ± 242 ± 1281 ± 464 ± 61

Stückgewicht kg / Fisch 0,29 0,28 1,85 1,63

Entnahme kg / Jahr 3277 16971 40860 4186

Entnahme kg / ha * Jahr 0,64 3,33 8,01 0,82

Spannbreite der Entnahme kg/ha 0,32 – 0,64 3,33 – 6,79 8,01 – 17,81 0,79 – 0,88

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Tab. 14. Vergleich der Gesamterträge aus Angel- und Berufsfischerei mit den fischereilichen

Ertragserwartungen in kg/ha

Gewässer FYPneu FYPRaubNeu YBifi YBifiRaub YRec

Woblitz 33 10 26 (±12) 6 (±2) 12,5 – 26,1

Vilz 22 7 12 (±4) 6 (±2) 12,5 – 26,1

Labus 27 8 12 (±7) 5 (±1) 12,5 – 26,1

Prieperter 18 5 58(±41) 6 (±2) 12,5 – 26,1

FYPneu Fischereiliche Ertragserwartung nach Brämick und Lemcke (2003)

FYPRaubNeu Fischereiliche Raubfischertragserwartung nach Brämick und Lemcke (2003)

YBifi Erträge der Binnenfischerei 2005 - 2009 (Mittelwert Gesamtfang ± Standardabweichung)

YBifiRaub Erträge der Binnenfischerei 2005 - 2009 (Aal, Wels, Barsch, Hecht, Zander (Mittelwert Gesamtfang ± SD))

YRec Spannbreite der möglichen Raubfischentnahme nach Dorow und Arlinghaus (2010) aus Tab. 12

Tab. 15. Einschätzung der Entnahmen (kg/ha) mittels Beddington und Kirkwood (2005)

Gewässer YBifi (kg/ha)

2005 - 2009

YAngler

(kg/ha)

YGesamt

(kg/ha)

YGesamt / B0

(kg/ha)

a(lc,h)*K

Entnahme auf

nachhaltigem

Niveau?

Zander

Woblitz 1,30 0,79 – 0,88 2,1 – 2,2 0,03 – 0,04 0,02 – 0,05 möglich

Vilz 3,40 0,79 – 0,88 4,2 – 4,3 0,07 – 0.09 0,02 – 0,05 nein

Labus 2,46 0,79 – 0,88 3,3 0,05 – 0,07 0,02 – 0,05 möglich

Prieperter 3,48 0,79 – 0,88 4,3 – 4,4 0,07 – 0,09 0,02 – 0,05 nein

Barsch

Woblitz 0,51 3,33 – 6,79 3,8 – 7,3 0,08 – 0,15 0,03 – 0,07 nein

Vilz 1,02 3,33 – 6,79 4,4 – 7,8 0,09 – 0,16 0,03 – 0,07 nein

Labus 0,52 3,33 – 6,79 3,9 – 7,3 0,08 – 0,2 0,03 – 0,07 nein

Prieperter 0,64 3,33 – 6,79 4,0 – 7,4 0,08 – 0,15 0,03 – 0,07 nein

Hecht

Woblitz 1,90 8,01 – 17,81 9,9 – 19,7 0,07 – 1,2 0,04 – 0,06 nein

Vilz 2,33 8,01 – 17,81 10,3 – 20,1 0,07 – 1,2 0,04 – 0,06 nein

Labus 1,15 8,01 – 17,81 9,2 – 19,0 0,06 – 1,2 0,04 – 0,06 möglich

Prieperter 1,16 8,01 – 17,81 9,2 – 19,0 0,06 – 1,2 0,04 – 0,06 möglich

YBifi: kommerzielle Entnahmen

YAngler: Entnahmen der Freizeitfischerei

YGesamt: Gesamtentnahmen (Kommerziell und Freizeitfischerei)

YGesamt/B0: Verhältnis zwischen Gesamtentnahme und unbefischter Biomasse

a(lc,h)* K: Produkt aus konstantem Multiplikator a(lc,h) und Wachstum K

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Tab. 16. Kalkulation nachhaltiger Erträge nach Garcia et al. (1989) und Vergleich

Gewässer YBifi (kg/ha) 2005 - 2009 YAngler (kg/ha) YGesamt (kg/ha) MSY (kg/ha)

Zander

Woblitz 1,30 0,79 – 0,88 2,1 – 2,2 1,27 – 3,66

Vilz 3,40 0,79 – 0,88 4,2 – 4,3 1,27 – 3,66

Labus 2,46 0,79 – 0,88 3,3 1,27 – 3,66

Prieperter 3,48 0,79 – 0,88 4,3 – 4,4 1,27 – 3,66

Barsch

Woblitz 0,51 3,33 – 6,79 3,8 – 7,3 0,62 – 2,4

Vilz 1,02 3,33 – 6,79 4,4 – 7,8 0,62 – 2,4

Labus 0,52 3,33 – 6,79 3,9 – 7,3 0,62 – 2,4

Prieperter 0,64 3,33 – 6,79 4,0 – 7,4 0,62 – 2,4

Hecht

Woblitz 1,90 8,01 – 17,81 9,9 – 19,7 1,00 – 9,00

Vilz 2,33 8,01 – 17,81 10,3 – 20,1 1,00 – 9,00

Labus 1,15 8,01 – 17,81 9,2 – 19,0 1,00 – 9,00

Prieperter 1,16 8,01 – 17,81 9,2 – 19,0 1,00 – 9,00

YBifi: kommerzielle Entnahmen

YAngler: Entnahmen der Freizeitfischerei

YGesamt: Gesamtentnahmen (Kommerziell und Freizeitfischerei)

MSY: Maximal Nachhaltiger Ertrag

Besatzmaßnahmen wurden durch die Seenfischerei „Obere Havel“ eG ebenfalls durchgeführt und

sind in Tabelle 17. für die Testgewässer aufgeführt.

Tab. 17. Fischbesatz der Testgewässer (2005 -2009)

Gewässer/ Jahr Aalbesatz in St./ha

(Stückgewicht in g)

Hechtbesatz H0 in

St./ha

Karpfenbesatz in St./ha

(Stückgewicht in g)

Woblitz

2005 As 6 (30) 382 1,5 (1000)

2006 As 5 (20) 322

2007 Av 28 (8,5) 322 1,3 (750)

2008 Av 24 (8,2) 302

2009 As 5,7 (35) 724 5,5 (1000)

Vilz

2005 641

2006

2007 Av 61 (8,5)

2008 641

2009 As 7,3 (35) 1923

Labus

2005 775 1,4 (1000)

2006 As 6 (20) 504

2007 Av 11 (8,5) 388 3 (750)

2008 Av 28 (8,2) 620

2009 As 4,4 (35) 1124 3,4 (1000)

Prieperter

2005 As 10 (30)

2006 As 16 (20) 769

2007 Av 26 (8,5)

2008 Av 40 (8,2) 220

2009 As 16 (35) 330

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69

4.2.2. Vergleich zwischen Indikatorenliste und Ist-Situation des Betriebes

Tab. 18. Bewertung der Nachhaltigkeitsindikatoren

Indikator Maßnahme Punkte Begründung Empfehlung

Subkategorie Ökologische Nachhaltigkeit

Index Hege / Bestandsmanagement

Bestandssicherheit überfischte Bestände nicht nutzen und

Wiedererholung ermöglichen 5 Entnahmen der

Raubfischbestände liegen über

MSY, CPUE in Reusenfischerei scheint zu

sinken

Reduktion Fangaufwand,

genauere Datengrundlage

Zielformulierung Erstellen von Bewirtschaftungszielen oder Referenzpunkten, andere Akteure

beachten

0 Bislang keinerlei Formulierung von Bewirtschaftungszielen

Formulierung von Bewirtschaftungszielen

mittels Indikatorenkatalog

Kontrolle Effiziente 3 % der Anglerschaft 10 Zu geringer Kontrollaufwand, hauptsächlich durch die Kosten

der Kontrollen limitiert

Bei ca. 8000 Lizenzen/a wären Kontrollen von ca. 250

Personen bes. im Mai, Juni,

Juli effizient

Altersstruktur Altersstruktur einzelner Bestände so

natürlich wie möglich erhalten 5 Entnahme liegt über den

gesetzlichen Mindestmaßen

Limitierte Möglichkeiten für

Betriebe z.B.

Tierschutzgesetz

Artenzusammen-setzung Gewässerspezifische Artendiversität

erhalten, irreversible Änderungen der

aquatischen Lebensgemeinschaft verhindern

15 Breite Palette genutzter Arten Nicht alle vorhandenen Arten

sind wirtschaftlich sinnvoll zu

nutzen

Laicherbiomasse Sicherstellung das ausreichende Anzahl von Nachkommen in den Bestand

eintreten

10 Bislang nur durch Mindestmaß sichergestellt

Mindestmaß bedeutet bei hoher Intensität starke

Verjüngung

Index Gewässerpflege

Schutz von

Habitaten

Diversität der Habitate und Ökosysteme

und gefährdete Arten schützen ,

Laichhabitate und

Makrophytenbestände schützen

10 Betriebliche Anweisung zum

Schutz von Ufer, Schilf

Gelegen und Laichhabitaten,

in der Reusenfischerei kann es in geringfügigem Maße zu

Störungen in Seerosenfeldern

kommen

Wissen um Bedeutung

gesunder Ökosysteme und

vielstrukturierter Habitate

weiter fördern

Beifang I Fangstatistiken für untermäßige Fische,

bes. der Top Prädatoren 0 Nicht etabliert Erfassung würde Aussagen zur

Jahrgangsstärke zulassen,

frühzeitiges Erkennen von Bestandsschwankungen

Beifang II Reduzierung von Beifängen die zu

erhöhten PM führen könnten, durch angepasste Fangmethoden z. B.

Maschengrößen

15 Weitestgehend reduziert, Fang

von Massenfischarten mit geringfügigen Verlusten (PM)

Maschenweite des

Zugnetzsackes verringern > 12mm

Beifang III Dokumentation des ungewollten Beifanges von Vögeln und Säugetieren

0 Wird nicht praktiziert, es treten keine ungewollten Beifänge

auf

Dokumentationsvorlage in Fangbücher einarbeiten, mit

geringem Aufwand verbunden

Nicht-Wirtschaftsarten Nutzung von bislang ungenutzten

Fängen verstärken z. B. noch stärker

alternative Produkte entwickeln (Hoher

Verarbeitungsgrad → gereifte Produkte, Fischbouletten etc.)

auch als ausgewogene Ausbeutung

(balanced exploitation)

15 In den letzten Jahren sind vers.

Produkte aus bislang

ungenutzten Arten etabliert

worden, Boulette aus Brassen, Plötzen- und

Schleifiletprodukte, Fischerschinken aus

Karpfenartigen etc.

Weitere Anstrengungen zur

Nutzung von Beifischarten in

der Direktvermaktung

unternehmen

Energieeffizienz Biodiesel verwenden (E10), Hydrauliköl auf regenerativer Basis,

Benzinaußenborder nur als 4 Takter, am

besten Ökoprodukte auf natürlicher Basis auch für Außenanstriche

10 Es werden noch ältere Diesel-Einzylinder-Motoren genutzt,

kein Biodiesel

Modernisierung und Umstellung beschleunigen

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70

Abfall Verschmutzungen verhindern z. B. keinen Abfall durch Fischer und

fischereiliche Tätigkeiten (Zigaretten, Papier, Folien etc.)

20 Fischer sind Vorbild für Umgang mit Ressource

In der Regel bergen die Fischer Müll und Anderes beim

Fischen mit dem Zugnetz

Index Fangmethoden

Zugnetze

Zugnetzfischerei ausschließlich im

Herbst und Winter durchführen 15 Zugnetzfischerei fast

ausschließlich im Herbst und Winter

keine Zugnetzfischerei in den

Frühling hinein

Stellnetze

Stellnetze nicht länger als 24 h im Wasser lassen

20 Stellnetze verbleiben max. 12 h im Wasser

Selektivität der Stellnetzfischerei erhöhen, so dass sichergestellt ist, dass hauptsächlich

geschlechtsreife Tiere der Zielfischart

gefangen werden

15 Maschenweite ist in den letzten Jahren für Raubfische auf

60mm angehoben worden

Keine Verwendung von Stellnetzen mit Maschenweiten

unter 60 mm

Reusen

Stationäre, passive Fanggeräte

mindestens zweimal wöchentlich

kontrollieren

10 Betriebswirtschaftliche

Zwänge ermöglichen nur

einmalige Kontrolle

Weniger Reusen, mehr

Personal besonders in der

fangintensiven Frühjahrssaison

Geisterfischerei Verlust von Fanggeräten (z. B.

Stellnetzen) verhindern z. B. durch sichere Verankerung und abbaubare

Materialien

20 Ist sichergestellt, da Verlust

gleichbedeutend mit wirtschaftlichen Einbußen ist

Problem: Angelzubehör und

IUU könnten gefährlich sein

Effiziente Kontrollen und

Reduzierung von IUU könnten auch noch verbleiben

Geisterfischerei verhindern

Bodenschutz Reduzierung von Fangtechniken die

den Gewässergrund schädigen könnten, d.h. Grundschluss von Zugnetzen

mittels Abstandhalter

(Gummiführungen, Rollen)

20 Bodenschonende Fischerei ist

sichergestellt

Index Fischtransport und Hälterung

Tiergerechtheit I Stellnetzfischerei Box mit Eis, wenn

möglich Betäuben & Abstechen der

Tiere am Fangplatz, sofortiges Ausweiden im Betrieb,

bei Massenfängen Methoden anpassen

15 Eisbox bislang unüblich Leichte Modifikation zw. Fang

und Verarbeitung sind

durchaus möglich und praktikabel

Tiergerechtheit II Zugnetzfischerei (Wassertemperatur. max. 8°C) Fische ohne Keschern in

Transportboot zum Anlandeplatz

verbringen, Zwischenhälterung so kurz wie möglich, Wasseraustauch und O2

Versorgung sichern

20 Geringste Verluste während Zugnetzsaison und hohe

Kundenzufriedenheit mit

gesunden Fischen

Tiergerechtheit III Reusenfischerei auf gleiche Wassertemperaturen achten,

Höchstmengen pro Schweff,

Wasseraustauch und O2 Versorgung absichern

15 Nicht immer kann ausgeschlossen werden, dass es

kurzzeitig zu hohen

Besatzdichten kommt

Größere Transportkapazitäten schaffen, öfter zum

Betriebshof und entladen

Haltungseinrichtungen Auf optimale Umweltbedingungen

achten, Besatzdichten angemessen auswählen,

Schutz vor Stresseinwirkungen durch Raubtiere (Vögel, Säugetiere),

vorsichtige Handhabung beim Keschern

und Transportieren

20 Nur geringe Störung durch

Vögel durch Lage der Teiche, Besatzdichten gering,

Fischschonendes Abfischen sichergestellt

Index Verarbeitung

Verarbeitung

Vermeiden von Leid und unnötigen

Qualen, Betäubung per Kopfschlagen,

Kohlendioxidexposition, elektr. Durchströmung, Stoffe mit

Betäubungseffekt

15 Zu geringe Nutzung

elektrischer

Betäubungsmöglichkeiten

Anschaffung passender

Technik wäre kostengünstig zu

realisieren

Zusatzstoffe Zutaten und Zusatzstoffe aus

zertifizierter oder EU 889/2009

Herstellung, keine GVO nutzen

10 Zwar keine GVO, aber auch

keine Orientierung auf

zertifizierte Zutaten und Zusatzstoffe

Möglichkeiten und Angebote

prüfen und

Zutaten/Zusatzstoffe testen und zum Einsatz bringen

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Produktqualität Erhalt der nutritiven Eigenschaften, Reduzierung von Abfall, keine neg.

Einflüsse auf die Umwelt, z. B. lokales Räucherholz

20 Verwendung lokalen Erlenholzes, angeschlossene

Direktvermarktung, ständige Beprobung durch

Lebensmittelüberwachung

Transport Minimaler Aufwand für Transport von Fischprodukten

10 Abb. 5. Lokale Anbieter finden

Index Daten

Mitarbeiterqualifikation

Jeden Mitarbeiter von der Wichtigkeit

genau erfasster Daten überzeugen z. B. beim Auszählen oder -wiegen

gefangener Fische

10 Verständnis für Sinnhaftigkeit

genauer Daten scheint u. U. zu gering

Personalführer und

Vorgesetzte sind in der Pflicht

Datenerfassung Grundlage der Datenerfassung auf

Einfaches und Bedeutendes (gesetzl.

Rahmen) konzentrieren statistisch aussagefähiges Format, vergleichbar

mit anderen, formulieren z. B. Aufwand

und Ertrag erfassen, Mengen einzelner Fischarten pro Gewässer und

Fanggerät,

Alters- und Längendaten gewinnen

15 Fang- und Aufwandsstatistiken

werden individuell für alle

Gewässer, Arten und Fangmethoden geführt

Keine Kalkulation von

Größenklassenverteilung

möglich, für genauer Analyse notwendig

Angeltagebuch

Fangtagebuch für Angelfischerei bei

Lizenzkauf etablieren

Aussagekräftige Fangstatistik anglerischer Entnahmen → Tab. 19.

0 Bislang nicht etabliert Nutzen bei richtiger

Anwendung sehr groß

Abschätzung der anglerischen Entnahmen möglich

Datengrundlage

Zusammenfassung der Daten, Aufwand

und Ertrag von Fischern und Anglern,

Gewinnung von Populationsparametern

5 Datenaufbereitung und

Vergleichbarkeit erhöhen

Viel stärkere Nutzung der

bereits vorhandenen Daten

nötig

Datenanalyse

Ertragsfähigkeit der Gewässer schätzen,

inkl. Fang- und Aufwandstatistiken k und m abschätzen um Bestände

beurteilen zu können

5 Geringe Aussagekraft der

vorhandenen Daten, TP Daten nicht aktuell,

CPUE laufend analysieren!!

Aktueller TP Messungen,

Ermittlung von m und k oder anderer Parameter nötig

Index Besatz

Allgemein

Gewässerspezifisch angepasster Besatz

(GME) unter Beachtung fachlicher

Standards und Leitfäden

10 Besatz wird nicht geplant,

sondern als nötig vorausgesetzt

Gewässerindividuelle

Besatzmengen empfohlener

Altersklassen und heimischer Genpool

Bedarf Kompensationsbesatz: (z. B. Aal, Hecht, Zander) Nachweis

eines Mangels an Reproduktion

(Ausfall von Jahrgängen aufgrund Habitatverlust, o.ä.) oder zu hoher

fischereilicher Entnahmen nötig

Ertragssteigerung: Karpfen- und Maränenbesatz

10 Reproduktion heimischer Hechte und in geringfügigem

Umfang Zander

Unterstützung von

Maränenbestand in zwei Gewässern geplant

Stärkere Identifikation von Besatzbedarf nötig, wird

bislang eher aus Tradition als

aus Notwendigkeit durchgeführt

Durchführung und

Erfolgskontrolle

Gewässerindividuelle Planung und

Durchführung , Beachtung von Höchstmengen, empfohlenen

Altersklassen für Besatz nutzen und

GME achten

10 Durchführung nicht

nachvollziehbar, Erfolgskontrolle gefühlt

Erfolgskontrolle etablieren, für

Aal, Hecht und Karpfen kann das nicht vollständig

nachvollzogen werden

Subkategorie Gesellschaftliche (Sozial und Ökonomisch) Nachhaltigkeit

Wertschöpfung Schaffung von Arbeitsplätzen,

Einkommen in der Region, Beitrag zur Entwicklung ländlicher Räume,

Direktvermarktung

10 Direktvermarktung (nur 53 %

des Gesamtfanges) und zu hohe E

Erhöhung der

Direktvermarktung, Reduzierung des Aufwands

Tradition Fischerei als Jahrhunderte altes Handwerk zur Sicherung der

Ernährung, des Einkommens von

Familien etc. betonen

10 Wahrnehmung innerhalb lokaler Gesellschaft zu gering,

trotz Fischereimuseum

Fischerfeste und Bildungsangebote durch

Fischerei auf Darstellung der

Tradition ausweiten

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72

Bildung Bildungsveranstaltungen für Schulklassen anbieten,

Praktikumsplätze bereithalten, Ferienangebote auf dem Fischereihof,

Fischerfeste

15 Findet statt, könnte aber noch ausgeweitet werden

didaktisch qualifizierten Personals, Aufwand und

Kosten

Entlohnung Gerechte Entlohnung der Mitarbeiter, Zugang zu Gewerkschaften

15 Ortsübliches Lohnniveau, entspricht

Mindestlohnforderungen

Verbesserung des Einkommens, könnte auch

einem Fachkräftemangel

entgegenwirken

Familie Vereinbarkeit von Familie und Beruf

beachten (Teilzeitarbeit und Elternzeit) 20 Teilzeit möglich, flexible

Arbeitszeitplanung

Gleichheit Gleichstellung im Zusammenhang mit Ethnie, Glauben, Geschlecht,

20 Geschlechterverhältnis 50:50, jeder Mitarbeiter wird an

seiner fachlichen

Qualifizierung gemessen

Konflikte Kommunikation mit anderen Akteuren

zur Reduzierung möglicher Konflikte,

z. B. öffentliche Versammlungen besuchen, Medien nutzen, Erklären was

man warum macht!

10 Keine gemeinsamen

Veranstaltungen mit lokalen

Angelvereinen, keine Publikation geplanter

Maßnahmen

Transparenz fördert

Verständnis und hemmt

möglicherweise Allokationskonflikte und

andere Konflikte

Einheitlichkeit Gleiche Regularien für Fischer und Angler auf einem Gewässer anwenden

5 Schonzeiten nur für Angler Möglichkeiten für stärkere Identifikation mit Fischerei

sollten genutzt werden

Bereitschaft Aktive Mitarbeit bei Bestimmung von Schutzgebieten, Formulierung

notwendiger Maßnahmen zum Schutz

der genutzten Ressourcen

15 Beteiligung an FFH Konsultationen

betriebswirtschaftliche Zwänge weiter abbauen, Etablierung als

kompetenter Ansprechpartner

im aquatischen Bereich

Mitarbeiter-schulung Inner- und außerbetriebliche Aus- und

Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen

um Kundenzufriedenheit und Mitarbeitermotivation zu erhöhen

10 Wird genutzt und im Betrieb

umgesetzt

Möglichkeiten noch stärker

nutzen, Identifikation mit der

Arbeitsstelle erhöhen

Aufsummiert, multipliziert und gewichtet ergibt sich damit ein Gesamtergebnis von 59 %

Übereinstimmung mit dem Indikatorenkatalog.

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73

Als Netzdiagramm (FAO, 1999; Pajak, 2000) zur Einschätzung der einzelnen Indizes, stellt

sich das Ergebnis wie folgt dar.

Abb.15. Netzdiagramm 1 (Ergebnis) und Netzdiagramm 2 (volle Übereinstimmung)

0

20

40

60

80

100

Gesellschaftlich

Daten

Hege

Gewässerpflege

Besatz

Verarbeitung

Fangmethoden

Hälterung

aktuelle Übereinstimmung in %

0

20

40

60

80

100

Gesellschaftlich

Daten

Hege

Gewässerpflege

Besatz

Verarbeitung

Fangmethoden

Hälterung

vollständige Übereinstimmung in %

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74

4.2.3. Begründung der Beurteilung des Testunternehmens

Die Beurteilung der Bewirtschaftung eines Testunternehmens und vier Testgewässern nach den

Indikatoren der Nachhaltigkeit (Tab. 18.) führte zu einer Übereinstimmung von 59 %. Alternativ

lässt sich das Ergebnis als Netzdiagramm (Abb. 15.) darstellen. Die in Tabellenform kurz

angegebenen Begründungen werden im Folgenden ausformuliert, um Verbesserungsmöglichkeiten

anzuführen.

Die ökologische Subkategorie der Nachhaltigkeit stellt den größten Block des Indikatorenkataloges

dar und wird durch 7 Unterkategorien (Indizes) charakterisiert.

Index Hege/Bestandsmanagement

Indikator „Bestandsicherheit/Wiedererholung“: 5 von 20 Punkten

Die Ergebnisse analysierter Fangdaten (Tab. 16) zeigen eine zu hohe fischereiliche Entnahme, wenn

man die kalkulierten Anglerentnahmen als realistisch einschätzt. Die kommerziellen

Einheitsentnahmen in der Reusenfischerei gehen zurück (Abb. 14.) Eine Verjüngung der Bestände

ist offensichtlich. Die, über dem nachhaltigen Ertrag hinaus, abgeschöpfte Menge Fisch könnte als

Wachstumsüberfischung angesehen werden (Hilborn und Stokes, 2010). Dies würde bedeuten, dass

bei einem reduzierten kommerziellen Fischeraufwand, die Fische ihr Wachstumspotential besser

ausnutzen und eine potentielle Zunahme möglicher Erträge der Raubfischarten Barsch, Hecht und

Zander erwartet werden könnte (Abb. 1.). Würde der Aufwand nicht nur auf den MSY, sondern bis

auf den MEY reduziert, könnte aus kommerzieller Sicht eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit

erreicht werden (Christensen, 2010). Auch die Berücksichtigung angelfischereilicher Erträge (Tab.

13.) macht eine Reduzierung kommerzieller Aufwände und Erträge notwendig (FAO, 1995a).

Besonders auch auf den von Anglern vermeintlich am häufigsten frequentierten Gewässern. Diese

Gewässer sind in der Nähe der Hauptwasserwege und Campingplätze zu vermuten. Hier würde sich

aufgrund der Reviergröße der Seenfischerei eine Diversifizierung der fischereilichen Tätigkeiten

anbieten. Häufig ist in den kleineren Gewässern der Seenfischerei, kein oder nur ein geringer Fang

zu verbuchen. Eine Nutzung dieser Gewässer und ihrer Fischpopulationen könnte den Druck einer

Wachstumsüberfischung von den am stärksten genutzten Gewässern abwenden. Hierzu müssten

technische Strukturen geschaffen werden, die einen flexiblen, schnellen und schonenden Einsatz

von z. B. Stellnetzen und Zugnetzen ermöglichen.

Indikator „Zielformulierung“: 0 von 20 Punkten

Derzeit ist noch kein Bewirtschaftungsplan etabliert. Das Formulieren von Bewirtschaftungszielen,

stellt einen sehr wichtigen Schritt zur ökosystembasierten Fischerei dar (FAO, 2003). Insbesondere

die Festlegung sinnvoller Grenzwerte bei Bewirtschaftungsparametern, wie zum Beispiel

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Höchstmengen kommerzieller Entnahmen, die auf den MSY-Schätzungen basieren, wären ein

Anfang (FAO, 2003). Wegen des, von dem Testunternehmen langfristig gepachteten,

Fischereirechts, sollte eine Umsetzung der Bewirtschaftungspläne, die Gesamtfangmengen

festlegen, grundsätzlich relativ einfach sein und erscheint dringend nötig. Dem Vorsorgeansatz

entsprechend, könnte EMSY beispielsweise nur 80 % des Ertrages im Punkt MSY betragen. Dieser

EMSY könnte dann auf die Fischer und Angler aufgeteilt werden und beispielsweise folgende

Zielpunkte enthalten: ECOM = 50 % EMSY (kommerzielle Entnahme) und EREC = 50 % EMSY

(Entnahme Freizeitfischerei). In einen Bewirtschaftungsplan müsste auch die Analyse aller anderen

Gewässer mit aufgenommen werden. Bewirtschaftungspläne beinhalten neben den ökologischen

Faktoren auch soziale und ökonomische Faktoren der Fischereitätigkeit. Die Berücksichtigung der

Interessen beteiligter Akteure, (z. B. der Kanutourismus/Charterbootverkehr), der Erhalt von

Arbeitsplätzen oder die Gewinnmaximierung können wichtige Ziele eines Bewirtschaftungsplanes

(FAO, 2003) für eine nachhaltige Fischerei sein. Um der vorhandenen Unsicherheit durch das

Prinzip der Vorsorge gerecht zu werden (FAO, 1995b), sollten die im Testunternehmen gewonnen

Daten möglichst konservativ interpretiert werden. Das bedeutet, eher untere Grenze bei den

fischereilichen Ertragspotentialen anzunehmen und bei den anglerischen Entnahmen sollten eher die

oberen Entnahmegrenzen Berücksichtigung finden, bis eine bessere Datengrundlage geschaffen

wurde.

Indikator „Kontrolle fischereilicher Tätigkeit“: 10 von 20 Punkten

Bestandsmanagement ist auch im Zusammenhang mit der Frage nach möglichen illegalen

Entnahmen und der Kontrolltätigkeit ein wichtiges Argument (FAO, 2010) für eine nachhaltige

Bewirtschaftung. Aufgrund eines relativ geringen Kontrollaufwandes und der vermutlich hohen

Frequentierung des Reviers ist eine Einschätzung illegaler Tätigkeiten mit großer Unsicherheit

behaftet. Eine effiziente Einschränkung illegaler Tätigkeiten würde durch einen erhöhten

Kontrollaufwand zu Beginn der Angelsaison, besonders im Mai und Juni, gesichert. (Walker et al.,

2007). 3 % der ausgegebenen Lizenzen zur Zielgröße in der Kontrolle zu machen, würde bedeuten

ca. 250 Angler zu überprüfen. Die Zusammenarbeit mit den lokalen Angelvereinen in der

Fischereiaufsicht würde dieses Vorhaben sinnvoll unterstützen. Zusätzlicher Nutzen einer

gemeinsamen Fischereiaufsicht könnte aus einer verbesserten Zusammenarbeit und

Kommunikation zwischen kommerziellen und freizeitorientierten Fischern gezogen werden.

Dadurch würden intrasektorielle Konflikte möglicherweise reduziert werden (Arlinghaus, 2005).

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Indikator „Altersstruktur“ (5 von 20 Punkten) und Indikator „Laicherbiomasse“ (10 von 20

Punkten)

Aufgrund der hohen fischereilichen Entnahme in den Testgewässern ist eine starke Verjüngung der

Bestände anzunehmen. Eine Verbesserung der Altersstruktur genutzter Fischbestände würde durch

einige Maßnahmen initiiert werden. Die Erhöhung der Mindestmaße und Fangbeschränkungen

wären erste Schritte. Einige Möglichkeiten wurden bisher jedoch nur in der Literatur diskutiert.

Eine Küchenfensterregulierung (Kombination von Mindest- und Höchstmaß) der Entnahme wäre

eine Chance für eine positive Manipulation der Altersstruktur (Arlinghaus et al., 2008; Venturelli et

al., 2009) und würde den Erhalt einer wertvollen Laichfischpopulation unterstützen (Lewin et al.,

2010). Diese wertvolle Laichfischpopulation könnte die Wahrscheinlichkeit von

Rekrutierungsausfällen reduzieren (Walters und Kitchell, 2001). Mit dieser Maßnahme könnten

auch Effekte fischereilich-induzierter Selektion reduziert werden. Da Fischarten auf intensive

Fischerei mit einem früheren Eintritt der Laichreife (bei geringerer Länge) reagieren könnten

(Allendorf und Hard, 2009), würde ein Küchenfenster eine Verminderung dieses Effektes erreichen

und könnte sich für das Testunternehmen als positiv erweisen. Aber auch die

Küchenfensterregulierung birgt Probleme in sich, denn eine ungewollte Sterblichkeit nach

Fangereignissen würde diese Maßnahme konterkarieren und ist nach dem Tierschutzgesetz (TSchG,

2009) in Deutschland verboten. Ein Problem, mit dem die Berufs- und Freizeitfischerei

gleichermaßen konfrontiert wären und das artenspezifisch gelöst werden müsste (Cooke und Suski,

2005).

Indikator „Artenzusammensetzung“: 15 von 20 Punkten

Der Erhalt der gewässerspezifischen Artenzusammensetzung auf den Pachtgewässern der

Seenfischerei ist in überwiegender Übereinstimmung mit den Anforderungen (MSC, 2010; Zhou et

al., 2010). Dieses Kriterium soll eine negative Beeinflussung der aquatischen Lebensgemeinschaft

verhindern. Um eine ausgewogene und naturnahe Artenzusammensetzung zu erhalten und die

Reduzierung negativer Einflüsse, beim Fang einer Art auf das ganze Ökosystem, zu minimieren,

schlagen Zhou et al. (2010) das Konzept der “Balanced Exploitation“ („ausgewogene Ausbeutung“)

vor. Der Versuch, so wenig Beifang wie möglich zu verursachen, soll nicht durch eine Erhöhung

der Selektivität des Fanggerätes, sondern durch eine möglichst vollständige Nutzung der

gefangenen Fische erreicht werden (Zhou et al., 2010). In der Seenfischerei ist diese Entwicklung in

den letzten Jahren schon vorangeschritten, da die große Nachfrage nach Fisch und die limitierten

Erträge hochpreisiger Fischarten zu einer stärkeren Nutzen von „Beifängen“ führten (Tab. 8.)

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Index Gewässerpflege/Fischartenschutz

Indikator „Schutz von Habitaten“: 10 von 20 Punkten

Der Schutz von Habitaten, gleich ob direkt genutztes Fischereihabitat oder angrenzender

Lebensraum, ist für die Ausrichtung nachhaltiger fischereilicher Tätigkeiten essentiell (FAO,

1995a; KRAV, 2009; Naturland, 2009; MSC, 2010). Es werden betriebliche Anweisung zum

Schutz von Ufer, Schilfgürtel, Gelegen und Habitaten (Makrophyten, Laichsubstrate) formuliert.

Die Forderungen können im Testunternehmen aber nicht vollständig erfüllt werden. Die Fischerei

mit passiven Reusen im Frühjahr, kann aber unter Umständen in Gebieten erfolgen, die später

Vegetationszonen von Seerosen sind und daher nicht vom Schutzgedanken getragen werden.

Die Struktur und Funktion von Ökosystemen zu schützen und gleichzeitig Nutzen aus ihnen zu

ziehen, stellt den Anspruch der ökosystembasierten Fischerei dar (FAO, 2003). Schutzgebiete

besonders wertvoller Laichhabitate (Welcomme, 2001; Berkeley et al., 2004) die weder befahren

noch befischt werden dürfen, wären ein erster Schritt zum Schutz. Leider können

Binnenfischereiunternehmen keine Schutzgebiete selber bestimmen, da das in Mecklenburg-

Vorpommern die Obere Fischereibehörde regelt (LFishGMV, 2005). Außerdem scheint es keine

gesicherten wissenschaftliche Erkenntnisse zur Effizienz von Schutzgebieten im Binnenbereich zu

geben (Lewin et al., 2010) und die negative Beeinflussung fischereilicher Habitate hat eher externe

Gründe (Allan et al., 2005; Welcomme et al., 2010).

Lediglich eine Verschlechterung genutzter Habitate durch fischereiliche Tätigkeiten muss entgegen

gesteuert werden und eine aktive Beteiligung an der Formulierung von Schutzmaßnahmen, (z. B.

im Rahmen von FFH Schutzgebieten) könnte Vorteile bei der Identifizierung degradierter

Lebensräume bringen.

Indikator „Beifang I: Fangstatistiken untermaßiger Fische“: 0 von 20 Punkten

Die Beifangproblematik ist in der Binnenfischerei geringer ausgeprägt, als in der marinen Fischerei

(Welcomme et al., 2010). Trotzdem ist im Testunternehmen keinerlei Dokumentation über Beifänge

etabliert. Es wäre empfehlenswert, Beifänge untermaßiger Fische der wichtigsten Raubfischarten zu

dokumentieren. Die daraus potentiell ermittelbaren Jahrgangsstärken könnten weitere wichtige

Hinweise zum Status der Nachkommenschaft liefern, den Erfolg von Besatzmaßnahmen

dokumentieren (Baer et al., 2007) oder bei der Identifikation notwendiger Schutzmaßnahmen

(Fangstopp, Erhöhung Mindestmaß, etc.) helfen.

Indikator „Beifang II: Reduzierung von Beifängen“: 15 von 20 Punkten

In der Zugnetzfischerei könnte eine Minimierung der Sterblichkeit von Beifängen (Knösche, 1998;

KAV, 2009) durch eine Reduzierung der Maschengröße des Zugnetzsackes erreicht werden. Dazu

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müsste eine betriebsspezifische Maschengröße von 12mm angestrebt werden, da kleine Plötzen und

Barsche dann nicht mehr in die Maschen passen.

Indikator „BeifangIII: Beifang von Vögeln und Säugetieren“: 0 von 20 Punkten

Eine Dokumentation ungewollter Beifänge von Säugetieren und Vögeln ist derzeit keine

Maßnahme des Fischereiunternehmens. Nach Auskunft treten Beifänge nur in ganz geringem

Ausmaß auf. Im Sinne der ökosystembasierten Fischerei wäre zumindest eine Erfassung

ungewollter Beifänge zu prüfen (KRAV, 2009). Man würde damit signalisieren, dass man auch

dem von der Fischerei beeinflussten System Beachtung schenkt (Garcia und Cochrane, 2005) und

mögliche Einflüsse berücksichtigt würde.

Indikator „Nicht-Wirtschaftsarten“: 15 von 20 Punkten

In der Direktvermarktung lassen sich immer mehr hochwertig verarbeitete Fischprodukte aus z. B.

Plötzen (Rutilus rutilus), Brassen (Abramis brama), Schleien (Tinca tinca) und Rotfedern

(Scardinius erythrophthalmus) in Form von Fischbouletten, gereiften Produkten, Fischchips etc.

absetzen (Abb. 6). Diese Ausrichtung auf eine möglichst vollständige Nutzung aller gefangenen

Arten (Zhou et al., 2010), spiegelt auch eine notwendige Orientierung auf Servicedienstleistungen

in der Direktvermarktung wieder (Lasner, 2006).

Indikator „Energieeffizienz“: 10 von 20 Punkten

Die Energieffizienz einer Binnenfischerei ist ein weiteres wichtiges Kriterium in der Beurteilung

ökologischer Nachhaltigkeit (KRAV, 2009). Hier liegen, je nach Unternehmen, Möglichkeiten für

Verbesserungen. Im Testunternehmen muss konstatiert werden, ist die Verwendung alter

Einzylinder-Motoren nicht mit den Ansprüchen an die Energieffizienz vereinbar und hält damit

Potentiale für Verbesserungen bereit. Auch wäre bei der Verwendung von hydraulischen

Einrichtungen konsequent auf biologisch unbedenkliche Schmier- und Betriebsstoffe zu achten, um

eine volle Punktzahl zu erreichen. Ein Einsatz von Biodiesel könnte die Übereinstimmung in

diesem Indikator weiter erhöhen.

Indikator „Abfall“: 20 von 20 Punkten

Die Verhinderung von Abfall, prozessbedingt oder durch menschliche Handlungen, ist im

Testunternehmen durch betriebliche Anweisungen sichergestellt und befindet sich damit in voller

Übereinstimmung mit den Ansprüchen einer nachhaltigen Bewirtschaftung (KRAV, 2009;

Naturland, 2009; MSC, 2010) und den Gedanken einer ökosystembasierter Fischerei (FAO, 2003).

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Index Fangmethoden

Die Anforderungen an die Fangmethoden im vorliegenden Kriterienkatalog sind fast vollständig in

voller Übereinstimmung mit dem Testunternehmen. Die Schonung der Habitate durch angepasste

Fangmethoden (Indikator „Bodenschutz“: 20 von 20 Punkten), eine konsequente Verhinderung von

Materialverlusten (Indikator“ Geisterfischerei“: 20 von 20 Punkten) und angepasste

Stellnetzfischerei (Indikator „Stellnetze“: 20 von 20 Punkten) befinden sich im Einklang mit den

Anforderungen (FAO, 1995b; KRAV, 2009; Naturland, 2009; MSC, 2010). Drei Indikatoren zeigen

dennoch Verbesserungspotentiale.

Indikator „Zugnetzfischerei“: 15 von 20 Punkten

Wie in Abb. 9. dargestellt hat die Zugnetzfischerei in den letzten fünf Jahren auch im März und

April auf den Testgewässern stattgefunden. Es könnte durch das Überfahren von Laichhabitaten

oder durch das Scheuchen Stress bei den Fischen induziert werden. Die potentielle Störung des

beginnenden Laichgeschäfts wichtiger Zielarten (z. B. Zander) muss als ungünstig beurteilt und

weiter beschränkt werden (FAO, 1995b).

Indikator „Selektivität“: 15 von 20 Punkten

Besonders in der Stellnetzfischerei ist auf die Verwendung von Maschengrößen zu achten, die

Absichern das 100 % der gefangenen Fische bereits geschlechtsreif sind (Froese, 2004). Die

Verwendung von 60 mm Maschenweite für den Fang von Zandern scheint eine effektive

Reduzierung von ungewünschten Beifängen zu ermöglichen (Hanson und Houghes, 2007).

Problematisch erscheint der Fang von durchschnittlich kleineren Arten, z. B. der kleinen Maräne

(Coregunus albula). Ein möglicher Beifang von Jungfischen anderer pelagischer Arten scheint

dabei nicht vollständig verhindert werden zu können.

Indikator „Reusen“: 10 von 20 Punkten

Die Kontrolle passiver Fanggeräte (KRAV, 2009) müsste für eine höhere Übereinstimmung mit den

Kriterien verbessert werden. Die Anforderungen liegen bei einer zweimaligen Kontrolle in der

Woche. Im Testbetrieb wird dies jedoch nur einmal die Woche durchgeführt. Die Verbesserung

dieses Indikators würde möglichen Stress der gefangenen Fische minimieren und damit die

Möglichkeiten, diese Tiere lebend hältern und bedarfsgerecht vermarkten zu können (Knösche,

1998), verbessern.

Index Fischtransport und Hälterung

Durch kleinere Änderung in der Betriebspraxis des Testunternehmens würden zusätzlich positive

Effekte auf Fischgesundheit und Tiergerechtheit während des Transports und der Hälterung

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realisierbar. Die Indikatoren „Tiergerechtheit III: Zugnetzfischerei“ und „Haltungseinrichtungen“

stimmen vollständig mit den Anforderungen überein. Das Testunternehmen ist seit vielen Jahren

durch den Verkauf von besatzfähigen Fischen am Markt etabliert und es wurden jeweils 20 von 20

Punkten erreicht.

Indikator „Tiergerechtheit I: Stellnetzfischerei“: 15 von 20 Punkten

Eine Mitnahme von Eis in Kühlboxen, um den Fang direkt nach dem Heben von Stellnetzen zu

lagern, erhält die Produktqualität und verringert die Gefahr von unerwünschten Veränderungen des

Rohproduktes (KRAV, 2009). Die Stellnetzfischerei wird zwar in den Sommermonaten weit

weniger genutzt wird als in der Vorweihnachtszeit (Abb. 11.), aber die hohen Temperaturen der

Gewässer können bakterielle Zersetzungsprozesse beschleunigen. Eine sofortige Eiskühlung

leichtverderblicher Fischprodukte dient somit der Sicherung hoher Qualität während des

Transportes zum Verarbeitungsort (Tülsner, 1994). Wenn viele Fische mit einem Mal gefangen

werden und eine sofortige Kühlung nicht möglich ist, sollte überprüft werden, wie man dieser

Anforderung anders gerecht werden kann. Ob der fischereiliche Aufwand verringert wird oder

zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden sollten, müsste betriebsindividuell entschieden werden.

Indikator „Tiergerechtheit II: Reusenfischerei“: 15 von 20 Punkten

In der Reusenfischerei ist eine Überschreitung der Besatzdichten im gut durchströmten Schweff zu

verhindern, um Stresssituationen für die Fische weitestgehend zu minimieren (EFSA, 2009).

Besonders im Frühjahr könnte ein mehrmaliges Entladen oder eine Vergrößerung der

Transportkapazitäten zu einer Reduzierung von potentiellem Stress der Fische beitragen.

Index Verarbeitung

Indikator „Verarbeitung“: 15 von 20 Punkten:

Regularien für eine möglichst schonende und leidfreie Tötung von Fischen sind durch nationale

Gesetzgebungen bereits vorgegeben (TierSchlVO, 2006; TierSchG, 2009) und werden im

Testunternehmen angewendet. Es bieten sich allerdings noch Verbesserungsmöglichkeiten, um eine

volle Punktzahl zu erreichen: z. B. durch das konsequente Anwenden von elektrisch durchströmten

Wasserbehältnissen. Durch eine kürzere Luftexposition und vermindertes Handtieren mit den

Fischen würde eine Verhinderung von Stress für die Fische, die per Kopfschlagen getötet werden,

erreicht.

Indikator „Zusatzstoffe“: 10 von 20 Punkten

Für die Weiterverarbeitung der Rohprodukte bietet sich eine Konzentration auf Zusatzstoffe aus

zertifizierter Produktion an (KRAV, 2009), die den nutritiven Wert der Produkte unterstützt bzw.

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nicht vermindert. Dadurch steigen zwar die Kosten der Verarbeitung, aber eine Verwendung

zertifizierter Zutaten oder Zusatzstoffe erhöht die Wertschätzung durch die Kunden (FAO, 2010).

Indikator „Produktqualität“: 20 von 20 Punkten

Die Einhaltung einer hohen Produktqualität ist sichergestellt (FAO, 1995a). Zum Räuchern wird

ausschließlich lokal gewonnenes Erlenholz verwendet (KRAV, 2009). Die Wege zwischen

verschiedenen Verarbeitungsschritten sind sehr kurz und die Kühlketten werden strikt eingehalten.

Die verarbeiteten Produkte werden ausschließlich in der Direktvermarktung verkauft. Eine ständige

Kontrolle des nutritiven und bakteriologischen Zustands der Fischprodukte ist durch die

Lebensmittelüberwachung des Veterinäramtes sichergestellt.

Indikator „Transport“: 10 von 20 Punkten

Die Bewertung hängt mit der hohen Zukaufsquote im Testunternehmens zusammen (Abb. 4.). Eine

Erhöhung des Anteiles gefangener Fische in der Direktvermarktung könnte die Quantität

zugekaufter Produkte verringern und die negativen Einflüsse von Transporten über lange Strecken

verringern (KRAV, 2009). Eine Erhöhung des Direktvermarktungsgrades wird im Indikator

Wertschöpfung diskutiert.

Index Daten

Indikator „Mitarbeiterqualifikation“: 10 von 20 Punkten

In der Mitarbeiterqualifikation sind noch Potentiale für eine nachhaltige Entwicklung zu erkennen.

Die Erfassung der Aufwands- und Ertragsdaten scheint teilweise mit Unsicherheiten behaftet und

muss noch genauer erfolgen. Um die Erfassung relevanter Daten zu verbessern, sind Schätzungen

oder irreführende Angaben zu minimieren (FAO, 1997b). In die betrieblichen Anweisungen sind

Vorschriften zu integrieren, die die Verlässlichkeit und Präzision der erfassten Daten noch weiter

erhöhen, beispielsweise für das CPUE-Monitoring (Abb. 14).

Indikator „Datenerfassung“: 15 von 20 Punkten

Möglicherweise ließen sich durch eine Erweiterung der Datenerfassung über die gesetzliche

Mitteilungspflicht hinaus, Parameter für die Bewirtschaftung wirtschaftlich wichtiger Arten

gewinnen. Ergebnisse punktueller Beprobungen der Größen (Länge und Gewicht) und des Alters

genutzter Raubfische (Zander, Hecht, Barsch) sollten mit in die Datengrundlage einfließen (Lewin

et al., 2010). Besonders wichtig ist die Etablierung möglichst einfacher Erfassungsvorlagen (FAO,

1997a).

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Indikator „Angeltagebuch“: 0 von 20 Punkten

Eine Erfassung anglerischer Entnahmen wird für notwendig gehalten (Cook et al., 2000; Post et al.,

2002). Ziel ist die Gewinnung aussagekräftiger und statistisch valider Daten und eine Erhöhung des

Stichprobenumfangs, über die bislang, 23 Angler (Dorow und Arlinghaus, im Druck) umfassende,

Stichprobe hinaus. Die Anglerschaft auf den Gewässern der Seenfischerei sollte zumindest teilweise

mit Angeltagebüchern ausgestattet werden. Die entsprechende Ausgestaltung und Kontrolle sind in

Cooke et al. (2000) untersucht worden. 78 % der initiierten Fangbuchprogramme dienten der

Erfassung des Einheitsfanges mittels Erfassung der Triplänge und der Entnahmen spezifischer

Fischarten (Cooke et al., 2000). Die Ausgestaltung der Tagebücher sollte sich an den in Tab. 19.

aufgelisteten Variablen orientieren und so nutzungsfreundlich wie möglich aufgebaut sein.

Unter Umständen ist damit zu rechnen, dass die Rückkehr nicht ordnungsgemäß erfolgt. Es könnte

sich als nötig erweisen, durch die Fischereiaufsicht Fangtagebücher zu kontrollieren. Außerdem

könnten bestimmte Anreizsysteme geschaffen werden (Cooke et al., 2000; Dorow und Arlinghaus,

2009), die bei ordnungsgemäß ausgefüllten Fangtagebüchern eine Rabattierung bestimmter

Angelkarten im Folgejahr beinhaltet. Die in Tab. 13. erzielten Resultate zeigen die große

Unsicherheit in der präzisen Schätzung der anglerischen Entnahmen.

Tab. 19. Mögliche Variablen für ein angelfischereiliches Fangtagebuch und deren

Erfassungseinheiten orientiert an Cooke et al. (2000); Dorow und Arlinghaus (2009)

Variable Erfassungseinheiten

Gewässer Name des betreffenden Sees

Angelkartenvariante Tages-, Wochen-, Monats-, oder Jahreskarte

Triplänge Erfassung des Angelausflugs in h

Entnahme Art und Länge/Gewicht der entnommenen Fische je Trip

Beifang Art und Größe des Beifanges

Indikator „Datengrundlage“: 5 von 20 Punkten

Die Schaffung einer methodischen Datengrundlage ist essentiell für die Ausrichtung von

Bewirtschaftungsmaßnahmen (FAO, 1997a, FAO, 1999). In der Seenfischerei werden

gewässerspezifische Aufwand- und Ertragsdaten auf Arten - und Fangmethodenebenen erfasst, aber

nicht hinreichend geordnet. Sie stehen daher nicht ohne weiteres für eine Analyse zur Verfügung.

Die Reduzierung der mittleren Länge befischter Arten ist bislang nicht beachtet worden und ein

Absinken des CPUE (Abb. 14.) blieb unbemerkt. Beide Faktoren lassen vermuten, dass eine

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Wachstumsüberfischung vorliegt (Hilborn und Stokes, 2010). Ein kontinuierliches CPUE-

Monitoring erscheint dringend notwendig.

Die Feststellung, dass zum Beispiel eine zu starke Verjüngung genutzter Bestände auftritt, kann

aufgrund der Vielzahl genutzter Arten in der Binnenfischerei lange verborgen bleiben (Allan et al.,

2005; Welcomme et al., 2010) und eine Erweiterung der vorhanden Datengrundlage notwendig

machen. Die Ergebnisse der Untersuchung zu den Raubfischbeständen (Tab. 15. und 16.) zeigen

deutlich, dass auf den untersuchten Gewässern, unter Beachtung freizeitfischereilicher Entnahmen,

eine Reduzierung des Aufwandes erfolgen sollte.

Es ließen sich evtl. Synergien mit fischereiwissenschaftlichen Institutionen oder Ausbildungsstätten

nutzen, um aussagekräftige Daten zu gewinnen. Die verbesserte Datengrundlage könnte zu einer

Bestimmung der aktuellen Biomasse führen. Einfache Biomassemodelle (Garcia et al., 1989;

Beddington und Kirkwood, 2005; Quinn und Collie, 2010) könnten dann eine präzisere

Einschätzung des nachhaltigen Ertrages ermöglichen und es ließen sich auf Basis einer verbesserten

Datengrundlage einfache Indikatoren zur Verhinderung von Überfischung etablieren (Mace, 2001;

Froese, 2004; Hilborn und Stokes, 2010).

Indikator „Datenanalyse“: 5 von 20 Punkten

Die Datenanalyse wird im Testunternehmen nur in geringem Umfang praktiziert. Eine Datenanalyse

mittels der fischereilichen Ertragserwartung (Brämick und Lemcke, 2003) kann zwar Anhaltspunkte

liefern, aber nur in Zusammenhang mit den gewässer- und artenspezifischen Daten zu einem

Gesamtbild kompiliert werden. Denn das Verfahren basiert, neben dem Verhältnis von

Gesamtphosphor und Primärproduktion, auch auf der Korrelation zwischen Primärproduktion und

langjährigen Erträgen in Nordostdeutschland (im Zeitraum von 1970 bis 1990). Aber die

Phosphoreintragungen sind zurückgegangen (UBA, 2010). Außerdem waren die Fangdaten der

Binnenfischerei der 70er und 80er durch eine relativ starke Gewässermanipulation beeinflusst. Der

Besatz mit gebietsfremden Arten (Silberkarpfen Hypophthalmichthys molitrix und Marmorkarpfen

Hypophthalmichthys nobilis) und ein hoher Besatz mit heimischen Fischarten sollte eine hohe

Produktivität der Gewässer ausnutzen und eine starke Überformung der fischereilichen Habitate

kompensieren. Das Ausweisen potentieller Ertragserwartungen für Raubfische spiegelt nicht die

mögliche Dynamik ihrer Entnahme, die zeitliche Variabilität der Populationsparameter und

mögliche Veränderungen der Artenzusammensetzung der letzten 20 Jahren wider (Tab. 13. und

16.). Besatzmaßnahmen könnten z. B. beim Hecht eine Ursache für eine Überschreitung der

Ertragserwartung durch die fischereiliche Entnahme sein (Tab. 14.). Der Vergleich der Verfahren

(Tab. 12.), nach Knösche und Barthelmes (1998) und von Brämick und Lemcke (2003), zeigen bei

gleichen Ausgangsparametern eine sinkende Ertragserwartung. Die mögliche Überschreitung der

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potentiellen Ertragserwartung für Raubfische, durch die Kombination der anglerischen und

kommerziellen Entnahmen (Tab. 14.) würde, vor dem Hintergrund weiter sinkender

Phosphorgehalte (UBA, 2010) in den Gewässern, noch verschärft.

MSY Berechnungen auf Basis fischereiwissenschaftlicher Literatur sind nützlich (Tab. 9), spiegeln

aber nicht gewässerspezifische Unterschiede der Populationsdynamiken wider. Eine Erweiterung

der Datenerfassung und -grundlage scheint wie o. g. dringend nötig. Die gewässerindividuelle

Ermittlung des Natürlichen Sterblichkeitskoeffizienten M wäre von Nutzen. Entweder über die

Erfassung von Alter und Länge spezifischer Arten und eine Analyse der

Altersklassenzusammensetzung oder einer Kalkulation nach Pauly (1980). Allerdings sind beide

Verfahrensweisen mit erheblichem Aufwand verbunden. Auch die Bestimmung des

gewässerindividuellen Wachstums der Arten sollte erfolgen, um die einfachen Biomassemodelle

zur Abschätzung nachhaltiger Erträge zu präzisieren. Für Hechtpopulationen könnte eine

verbesserte Abschätzung der ursprünglichen Biomasse nach Pierce und Tomcko (2005) über den

Anteil der Litoralfläche ermöglicht werden und die Spannweiten möglicher Erträge verringern. Eine

Analyse vorhandener Daten zur Bestimmung der optimalen Länge wichtiger Fischarten könnte zu

weiteren, einfachen Indikatoren führen, die Überfischung zu verhindern helfen (Froese, 2004;

Froese und Binohlan, 2000) und für eine Steuerung von Mindestmaßen in kommerzieller und

freizeitorientierter Fischerei hilfreich sind.

Weiteres Ziel der Verbesserungsmaßnahmen im Bereich der Datenanalyse ist eine Präzisierung

vorhandener Ergebnisse (FAO, 1995b; FAO, 1997a) und die Etablierung von Analysemodellen der

Altersstruktur von Fischbeständen (Hilborn und Walters, 1992 S. 79 ff). Ein kritischer Punkt in der

Analyse vorhandener Daten ist allerdings der Umstand, dass es sich bei den untersuchten

Standgewässern mehrheitlich um durchflossene Gewässer handelt (Winkler et al., 2007). Diese

Fluss-Seen-Systeme bieten den verschiedenen Fischarten die Möglichkeit von einem in ein anderes

Gewässer zu gelangen. Damit wird eine Bestandschätzung, unabhängig, ob nach FYP (Brämick und

Lemcke, 2003) oder MSY (Garcia et al. 1989; Beddington und Kirkwood, 2005), mit weiterer

Unsicherheit belastet und kann unter Umständen nur eingeschränkt aussagefähig sein. Das könnte

es notwendig machen, mehrere Gewässer als Einheit anzunehmen, um Bestände zu analysieren.

Index Besatz

Indikator „Besatz Allgemein“: 10 von 20 Punkten

Besatzmaßnahmen stellen in Deutschland sehr gebräuchliche Methoden zur Stabilisierung,

Wiedererholung oder Ertragssteigerung von Fischbeständen dar (Knösche, 1998; Baer et al., 2007)

und haben eine lange Tradition. Sie können allerdings auch dazu beitragen, dass

Überfischungserscheinungen länger verborgen bleiben (Post et al., 2002). Die Notwendigkeit von

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Besatzmaßnahmen sollte in der Binnenfischerei stets sorgfältig geprüft werden. Dem Besatz sind

Habitat-fördernde und Habitat-verbessernde Maßnahmen vorzuziehen (Baer et al., 2007; Lewin et

al., 2010) Wird Besatz dennoch für Nötig befunden, sollte er nur unter Verwendung von

Erfolgskontrollen stattfinden.

Der Vergleich mit der gegenwärtigen Besatzstrategie in der Seenfischerei (Tab. 17.) zeigt stark

schwankende Besatzdichten bei allen besetzten Arten. Die Schwankungen zwischen den Jahren sind

zu stark. Zwar sind die Aalbesatzmaßnahmen vom Preis der Satzfische abhängig und somit auch die

verfügbaren Mengen, aber dies sollte nicht dazu führen, per Augenmaß eine bestimmte

Besatzmenge für ein Gewässer zu wählen. Die fachliche Begleitung der Landesforschungsanstalt

MV erhöht anscheinend die Sicherheit des ordnungsgemäßen Aalbesatzes.

Indikator „Besatz Bedarf“: 10 von 20 Punkten

Der Bedarf in der Seenfischerei wird nicht festgestellt, sondern vorausgesetzt. Für das

Testunternehmen scheint ein Kompensationsbesatz mit Aalen sinnvoll und wird durch die

Maßnahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU (GFP) gefördert. Die fehlende bzw. stark

reduzierte Rekrutierung junger Aale ist Ursache der Besatzmaßnahmen. Begleitende

Untersuchungen durch die Landesforschungsanstalt MV (Steigaalfang in der Oberen Havel) werden

in Kooperation mit dem Fischereiunternehmen durchgeführt. Dies trägt zu einer Beurteilung der

Effektivität dieses Kompensationsbesatzes bei.

Ein Besatz zur Ertragssteigerung Kleiner Maränen (Coregonus albula) erscheint für einige

reoligotrophierende Gewässer zielführend. Bereits vor den Eutrophierungserscheinungen der letzten

50 Jahre waren Maränen-Populationen in den spezifischen Gewässern vorhanden und sind derzeit in

geringer Stückzahl wieder im Fang vertreten. Genauso ist der Besatz mit Karpfen (Cyprinus carpio)

zur Ertragssteigerung nur unter Beachtung der fachlichen Standards durchzuführen, denn er ist eine

heimische Art und gehört für die meisten Gewässer des Testunternehmens zum Arteninventar.

Indikator „Besatz Durchführung und Erfolgskontrolle“: 10 von 20 Punkten

Eine Voraussetzung zur Durchführung von Besatzmaßnahmen ist die Einhaltung der „Genetischen-

Management-Einheiten (GME)“. Die GME stellen Populationen dar, die einen Großteil der

gesamten genetischen Erbmasse einer Art repräsentieren (Baer et al., 2007).

Erste GME ist die „Evolutionäre Gesamtgruppe“. Zu ihr gehören Aal, Wels, Zander und Karpfen.

Eine Verwendung als Besatzfisch innerhalb Deutschlands (unter Beachtung des Bedarfs) ist

möglich. Zweite GME Einheit ist die „Evolutionäre Großraumgruppe“. Sie bedingt, dass nur

Besatzmaterial aus demselben Einzugsgebiet für Besatzmaßnahmen genutzt werden sollte (z. B.

Hecht). Die Reproduktion von Hechten findet auch im Testunternehmen statt. Es werden jährlich

mehrere Millionen Larven (H0) erzeugt und in den heimischen Gewässern ausgesetzt. Dritte GME

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ist die evolutionäre Kleinraumgruppe. Sie fasst alle Arten zusammen, die potentiell zwischen

unterschiedlichen Gewässern des gleichen Einzugsgebietes verschiedene evolutionäre Linien

ausgebildet haben könnten. Sollte ein Besatz mit Kleinen Maränen zur Ertragssteigerung geplant

werden, müsste auf in dem Gewässer vorkommende Bestände zurückgegriffen werden (Lewin et

al., 2010).

Ist eine Besatzmaßnahme geplant, müssen die fachlichen Standards eingehalten werden (Baer et al.,

2007). Eine empfohlene flächenspezifische Besatzdichte sollte daher nicht überschritten werden

und Besatzfische so jung wie möglich sein (Baer et al., 2007). Ebenso wichtig ist die Etablierung

von Erfolgskontrollen. Der Besatz mit Hechten (H0) kann aufgrund der vorliegenden Daten nicht

beurteilt werden und sollte in einigen Gewässern testweise ausgesetzt werden (Baer et al., 2007),

um die Bedeutung des Besatzes zu verifizieren und eine volle Übereinstimmung mit den Vorgaben

zu erreichen.

Index Gesellschaftlich

Die soziale und ökonomische Nachhaltigkeit sind in Subkategorie Gesellschaftlich zu einem Index

zusammengefasst. Sie besteht aus zehn Indikatoren. Diese dienen der Sicherung von Nahrung,

Einkommen (Welcomme et al. 2010) und über Fischbestände hinausgehende ökosystemarer

Dienstleistungen (Hammer und Holmlund, 1999; Carpenter und Folke, 2006). Außerdem sollen sie

einen Beitrag zur Identifikation potentieller Konflikte zwischen der Berufsfischerei und anderen

Akteuren leisten (Arlinghaus, 2005).

Indikator „Wertschöpfung“: 10 von 20 Punkten

Die hohe Nachfrage nach Fisch (Angelfischerei, Besatzfisch) und Fischprodukten

(Direktvermarktung) sind die Geschäftsgrundlage des Testunternehmens. Doch nur rund 53 % der

direkt vermarkteten Fischprodukte stammen aus Eigenfang. Es lässt sich zwar eine leicht steigende

Tendenz in der Direktvermarktung heimischer Produkte erkennen (Abb. 6.), aber dieser Zweig

müsste dringend weiter ausgebaut werden, um der nachhaltigen Bewirtschaftungspraxis stärker

entgegenzukommen und im Bereich der Wertschöpfung volle Übereinstimmung zu erlangen.

Der Anteil, der für Besatzfischverkäufe aufgewandten an Menge Fisch müsste reduziert werden, um

eine Erhöhung des Direktvermarktungsgrades zu ermöglichen, ohne den Aufwand zu steigern.

Viele Beispiele in der Direktvermaktung des Testunternehmens zeigen die Erfolgschancen

regionaler Fischprodukte. Noch stärker als bisher sollte versucht werden, den Eigenfang, z. B.

Produkte aus „Weißfischen“, in die Vermarktung einzubringen (Lasner, 2006; Zhou et al., 2010).

Vorteile sind eine geringere Zukaufquote und eine noch höhere Regionalität der Produktion. Wenn

diese Produkte erfolgreich vermarktet werden, könnten positive Auswirkungen auf die

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Wirtschaftlichkeit des Unternehmens erwartet werden. Denn der Deckungsbeitrag heimischer

Produkte ist im Testunternehmen, trotz höherer Kosten, besser, als der Deckungsbeitrag im

Besatzfischverkauf.

Problematisch erscheint in diesem Zusammenhang der saisonal variierende Fangertrag (Abb. 7. –

12.). Ein großer Teil des Fanges wird im Winterhalbjahr mit dem Zugnetz gewonnen. In den letzten

Jahren wurden hierfür erfolgreich Strukturen geschaffen (schonender Fang und Transport, Teiche,

Sortieranlagen, flexibel einsetzbare Fischtransporter etc.), die es der Seenfischerei erlauben, die

touristische Nebensaison für die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu nutzen. Eine Ursache

dafür ist, dass die Direktvermarktung im Herbst und Winter, bis auf die Weihnachts- und

Silvesterzeit, deutlich reduziert ist; besonders im Vergleich mit der Zeit zwischen Ostern und

Oktober, inklusive der am stärksten besuchten Monate Juli und August. Für eine direkte

Weiterverarbeitung der im Winter gefangenen Fische, fehlen bislang die Produktionsstrukturen im

Testunternehmen. Möglichkeiten vorverarbeitete Produkte und Rohprodukte tiefgekühlt zu lagern

müssten hierfür erweitert werden. Dann ließen sich noch mehr einheimische Produkte in der

touristischen Hochsaison vermarkten. Dann könnte eine wirtschaftlich bessere „Ausbeute“ in der

Sommersaison eine Reduzierung der Fänge für den Besatzfischverkauf ermöglichen und die Menge

zugekaufter Salmoniden (Abb. 4.) reduzieren.

Zusätzlich ließen sich lokal wichtige Beiträge zur Entwicklung ländlicher Räume leisten (FAO,

2007). Besonders in der strukturschwächen nordostdeutschen Region leistet die Seenfischerei einen

Beitrag zur Entwicklung des ländlichen Raumes und der Generierung sozialer Wohlfahrt. Betrachtet

man die kommerziellen Entnahmen der hochpreisigen Raubfischarten, liegen sie teilweise über dem

vorsichtig geschätzten MSY. Die bioökonomische Modellierung aber zeigt, dass für Monopolisten

oder private Pächter des Fischereirechtes auf einem Gewässer, ein Ertrag links vom MSY (Abb. 1.)

anzustreben ist. Der Maximal Ökonomische Ertrag MEY hält aufgrund des optimalen

Fischereiaufwands einen maximalen Gewinn bereit (Charles, 2000; Bromley, 2009). Sollte der

MEY erreicht werden, dürfte von einer besseren Wirtschaftlichkeit ausgegangen werden. Die

Befriedigung der Anglerschaft darf dabei aber nicht vergessen werden. Deren Entnahmen können

durchaus auch die Höhe der kommerziellen Entnahmen erreichen oder überschreiten (für Barsch

und Hecht in Tab. 16.) und müssen beachtet werden. Eine einseitige Einschränkung der Entnahme

für Angler, mit dem Ziel dem MEY kommerziell näher zu kommen, könnte im Umkehrschluss zu

einer Reduzierung der Umsätze mit Angeldienstleistungen führen. Es würde zu einem steigenden

Konfliktpotential mit Anglern kommen, was für die Unternehmung und die Gemeinschaft keine

nachhaltige Wirkung hätte (Arlinghaus, 2005). Eine Konsequenz daraus wäre ein Verlust sozialer

Wohlfahrt.

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Indikator „Tradition“: 10 von 20 Punkten

Weiterhin sollten Binnenfischereibetriebe auch auf ihre jahrhundertealte Tradition verweisen

(Knösche, 1998, Welcomme, 2001) und gleichzeitig ihre Anpassung an die Moderne demonstrieren

(Lasner, 2006). So könnten sie die Gewinnung und Bereitstellung lokaler und äußerst gesunder

Lebensmittel rechtfertigen und abzusichern (FAO, 2010). Ein Fischereimuseum, das von einem

Gründungsmitglied der Seenfischerei zusammengetragen wurde, unterstützt dieses Vorhaben

ebenfalls, müsste im Marketing der Seenfischerei aber stärkere Berücksichtigung finden. Die

Bedeutung der Tradition wird vom Fischereiunternehmen zwar zu Marketingzwecken genutzt, z. B.

für Fischerfeste, ist aber noch ausbaufähig. Gerade die Bewirtschaftung der Ressourcen unter

Beachtung weitergehender Nutzen (Gesunde Fischbestände, regionale Produkte, gutes Angelrevier)

bietet den Binnenfischereibetrieben eine Möglichkeit, ihre Tradition aufrecht zu erhalten. Der

kompetente Ansprechpartner im aquatischen Bereich könnte der Berufsfischer sein, der es vermag,

eine Kommunikation innerhalb der Gemeinschaft über die Ressourcennutzung zu führen, die

Befriedigung nutzungsabhängiger und nutzungsunabhängiger Bedürfnisse zu erkennen und im

Sinne seiner Unternehmung zu beeinflussen. Das könnte zu einer Aufrechterhaltung der

binnenfischereilichen Tradition und einer Weitergabe von Erfahrung und Wissen in die nächsten

Generationen beitragen.

Indikator „Bildung“: 15 von 20 Punkten

Bildungsangebote für Schulklassen, Betriebsführungen und Schulpraktika sind nicht nur für eine

Sensibilisierung junger Menschen aus der Gemeinschaft nützlich, sondern es lässt sich auch für den

Beruf des Fischers Werbung machen. Gerade, der im Testunternehmen steigende Bedarf an

qualifiziertem Personal, macht eine konsequente Nachwuchswerbung nötig. Der Bedarf entsteht

aufgrund des Renteneintritts einiger älterer Mitarbeiter in den nächsten Jahren.

Mehrmals im Jahr werden von den Mitarbeitern der Seenfischerei Schul- und Berufsschulklassen

durch den Betrieb geführt. Eine durchweg positive Rückmeldung durch die Teilnehmer ist eine

Motivation für die Genossenschaft, diesem Weg noch stärker zu folgen und in Zusammenarbeit mit

Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen zu einer Sensibilisierung für den nachhaltigen

Umgang mit natürlichen Ressourcen (FAO, 1999) und eine nachhaltige Entwicklung der lokalen

Gemeinschaft beizutragen. Eine Verbesserung der didaktischen Fähigkeiten der Mitarbeiter und

eine altersgerechte Ausgestaltung von Bildungsangeboten, könnten zusätzlichen Nutzen haben.

Indikator „Entlohnung“: 15 von 20 Punkten

Eine überwiegende Übereinstimmung der betrieblichen Realität mit dem Indikator Entlohnung

(KRAV, 2009; Naturland, 2009), soll auf das allgemein niedrige Lohnniveau in der Branche

verweisen. Die Entlohnung in der Binnenfischerei entspricht als Einstiegsgehalt zwar den

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Mindestlohnforderungen großer Gewerkschaften, aber mit einer höheren Entlohnung wächst auch

die Bedeutung des Unternehmens für die Gemeinschaft und eine stärkere Identifizierung der

Mitarbeiter mit dem Unternehmen könnte die Folge sein.

Indikator „Familie“: 20 von 20 Punkten

Bereits hervorragend umgesetzt erscheint der Indikator, der die Vereinbarkeit von Beruf und

Familie bewertet. Junge Eltern machen ein Drittel der Belegschaft aus und eine flexible

Arbeitszeitgestaltung (Halbtags- und Kurzzeit) motiviert zusätzlich.

Indikator „Gleichheit“: 20 von 20 Punkten

Es herrscht volle Übereinstimmung mit dem Indikator, da die Hälfte der Belegschaft weiblich ist.

Eine qualifizierte und aussagefähige Bewerbung würde potentiell jedem Mitbürger einen

Arbeitsplatz bereithalten.

Indikator „Konflikte“: 10 von 20 Punkten

Für eine volle Übereinstimmung mit dem Indikator „Konflikte“ wäre jedoch ein stärkeres

Engagement des Betriebes in der Gemeinschaft nötig. So sollten Konsultationen mit lokalen

Angelvereinen eingeführt werden und eine gewisse Offenheit im Umgang mit betriebseigenen

Fang-, Aufwands-, und Besatzzahlen realisiert werden. Eine effektive Reduzierung von

Allokationskonflikten (Arlinghaus, 2005) könnte zu einer höheren Befriedigung der Bedürfnisse

von Anglern (einheitliche Schonzeiten, bessere Angelbedingungen) und Fischern (Einhaltung von

Regularien, reduzierte illegale Fischerei) beitragen.

Weitere Konfliktfelder können beispielsweise die Rohrwerbung oder der Fanggeräteeinsatz sein.

Welche Maßnahmen, in welchem Umfang, wann geplant sind, könnte über lokale Medien der

Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und für Verständnis in der Gemeinschaft sorgen. Wird

dabei die nachhaltige Strategie des Unternehmens transparent dargelegt, könnte ein reduziertes

Konfliktpotential, das Ansehen der Binnenfischerei weiter erhöhen.

Indikator „Einheitlichkeit“: 5 von 20 Punkten

Ein wichtiger Schritt zu Verbesserung des Ergebnisses wäre, die gleichen Regularien für

kommerzielle und freizeitfischereilicher Aktivitäten anzuwenden. Eine Aufhebung

betriebsspezifischer Schonzeiten für Hechte wäre eine Maßnahme, da immer wieder konfliktreiche

Situationen entstehen können. Gerade wenn die Berufsfischerei im Februar, März und April Hechte

anlandet, kann es zu einem Konflikt mit den Anglern kommen, da ihre Möglichkeiten Hechte

anzulanden, aufgrund der Schonzeit, limitiert sind. Die Bedeutung der Schonzeit für Hechte scheint

nicht nachgewiesen (Lewin et al., 2010) und zum Zwecke der Konfliktreduktion sollte über eine

Aussetzung der Maßnahme nachgedacht werden.

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Wenige Anlässe reichen oft aus, um dauerhaft Konflikte in einer Gemeinschaft hervorzurufen

(FAO, 1997b). Mit einheitlichen Regularien für Berufsfischer und Angler könnte man deutlich

zeigen, dass die Bewirtschaftung nach klaren ökologischen und gesellschaftlichen Prinzipien

organisiert ist und nicht vom Willen des Fischereiberechtigten abhängt. Alternativ könnte ein von

der Seenfischerei formulierter Bewirtschaftungsplan, bestehende Ungleichheiten erklären versuchen

und ihre Notwendigkeit begründen.

Indikator „Bereitschaft“: 15 von 20 Punkten

Essentiell für die Berücksichtigung fischereilicher Interessen ist die Mitwirkung bei der Entstehung

von Schutzgebieten. Es werden betriebliche Ressourcen zur Beteiligung an Konsultationsprozessen

bereitgehalten werden. Es sind in einigen Regionen Deutschlands im Rahmen der Natura 2000- und

FFH-Vorhaben Schutzgebiete entstanden, in denen teilweise auch die Fischerei eingeschränkt wird

(STAUN, 2010). Ein aktuelles Vorhaben in der Seenplatte wird auch durch das Testunternehmen

unterstützt. Umso qualifizierter und engagierter Fischereiunternehmen auftreten, desto eher werden

ihre Argumente auch wahrgenommen und Schutz und Nutzung lassen sich besser vereinen. Die

Mortalitäten geschützter Arten, sollte im Sinne der Beachtung ökosystemarer Effekte der Fischerei,

durch häufiges Kontrollieren der Fanggeräte reduziert werden. Die Dokumentation ungewollten

Beifangs (Indikator Beifang) wäre ein Signal für das Engagement der Berufsfischerei. So könnten

Einschränkungen des Einsatzes von Fischereimethoden reduziert werden. Ein „Otterkreuz“ zum

Beispiel, kann die Fangeffizienz von Reusen deutlich reduzieren (Lewin et al., 2010) und ist

kommerzieller Sicht als nachteilig anzusehen.

Indikator „Mitarbeiterschulung“: 10 von 20 Punkten

Nicht zu vernachlässigen ist im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit die Schulung der Mitarbeiter.

Nur, wenn jeder einzelne Mitarbeiter die Möglichkeiten erhält, sich weiter zu entwickeln und zu

qualifizieren, wird eine vollständige Übereinstimmung mit dem Indikator erreicht (FAO, 2009). Die

persönlichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu nutzen, kann die Umsetzung nachhaltiger

Bewirtschaftung verbessern. Es sollten Maßnahmen der außerbetrieblichen Weiter- und Fortbildung

noch stärker zum Einsatz kommen. Besonders ein qualifiziertes Auftreten im Kundengespräch und

eine verbesserte Kommunikation mit beteiligten Akteuren, können der Fischerei zu einer höheren

Akzeptanz innerhalb der Gemeinschaft verhelfen. Die mit dem Indikatorenkatalog angestrebten

Entwicklungen, ließen sich auch zum Inhalt innerbetrieblicher Ausbildungsmaßnahmen

umfunktionieren und die Persönlichkeitsentwicklung der Angestellten unterstützen.

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5. Diskussion

Der vorgestellte Kriterienkatalog stellt den Versuch dar, Binnenfischereibetrieben in Deutschland

eine Selbsteinschätzung ihrer Bewirtschaftungspraxis zu ermöglichen, um eine Zertifizierung als

„Nachhaltig“ anstreben zu können. Der Nachweis einer nachhaltigen Fischereipraxis spielt für

Marktteilnehmer eine immer wichtigere Rolle. Die Konsumenten, besonders in der EU, fordern

über ihre Kaufentscheidungen den Nachweis nachhaltiger Fischerei ein (FAO, 2010). Dass dieser

Umstand auch für Produkte der kommerziellen Fangfischerei gilt, zeigt die starke Steigerung der

nach MSC Prinzipien zertifizierten Produkte (mündliche Kommunikation, MSC 2010).

Für Binnenfischereibetriebe in Deutschland spielen mögliche Nachhaltigkeitszertifikate (MSC,

Naturland, KRAV) bislang eine untergeordnete Rolle. Gründe dafür sind in Deutschland noch nicht

untersucht, aber hängen mutmaßlich mit fehlenden Informationen, unsicherer Planung und hohen

Kosten eines solchen Vorhabens zusammen (Thrane et al., 2009). Die Zertifizierer, wie auch der

vorliegende Kriterienkatalog, greifen mehr oder weniger in den betrieblichen Alltag ein und fordern

berechtigterweise eine vollständige Dokumentation aller betrieblichen Vorgänge. Das ermöglicht

ein transparentes Zertifizierung-Verfahren (FAO, 2005). Der Verzicht auf einen Nachweis

nachhaltiger Bewirtschaftungspraxis sorgt allerdings dafür, dass Informationen zum

Themenkomplex „Nachhaltigkeit“ und „Nachhaltige Entwicklung“ in der Binnenfischerei von

Kunden oft nicht wahrgenommen werden und Märkte für hochpreisige Fischprodukte daher

möglicherweise nicht angesteuert werden können. Die vorliegende Bewertung des

Testunternehmens zeigt aber deutlich, dass bei reduziertem Aufwand ein höherer Preis für die

Produkte der Binnenfischerei erzielt werden müsste. Dadurch könnten die Ressourcen geschont, die

Wirtschaftlichkeit gesichert und den Verbrauchern die gewünschten Produkteigenschaften

angeboten werden (Gehrlein und Fick, 2007).

Zur Einschätzung der Angepasstheit des Kriterienkataloges an die vorher formulierten Ansprüche

und Zielstellungen können einige Reflexionen hilfreich sein (FAO, 1999; FAO, 2005).

Ein wichtiger Punkt in der Bewertung von Kriterienkatalogen ist die zeitlich definierte Revision

einzelner Indikatoren (Gulbrandsen, 2009). Nach den Prinzipien der FAO sind immer wieder

Aktualisierungen, wegen neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, der Gewinnung aussagefähiger

Daten oder durch unvorhersehbare Veränderungen im System, nötig und vorgeschrieben (FAO,

2005). Die Revision ist auch mit dem hier entwickelten Katalog durchführbar. Einzelne Indikatoren

können jederzeit an neuere Erkenntnisse ausgerichtet werden. Wenn z. B. Alters- und Längendaten

erfasst und entsprechend analysiert werden, ließen sich Grenzwerte für Bestandsparameter

formulieren, einarbeiten und der Kriterienkatalog somit evolutionär weiterentwickeln (FAO, 2009).

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Der Kriterienkatalog hat das Ziel „Nachhaltige Entwicklung“ auf operationeller Ebene zu

implementieren und den Zweck Binnenfischereibetrieben eine Zertifizierung zu ermöglichen. Eine

Anpassung an die Größe des zu betrachtenden Fischereisystems ist dabei nötig (Garcia und

Cochrane, 2005) und durchgeführt worden.

Ein Vorteil des Kriterienkataloges ist die Überprüfung der gesamten binnenfischereilichen

Aktivitäten (FAO, 2005). So wird ein ganzes Fischereiunternehmen und seine Tätigkeiten

überprüft, um Handlungsempfehlungen zu geben, was z. B. auch mit der Naturland

Gesamtbetriebsumstellung verfolgt wird. Es sollte der Versuch unternommen werden, eine

kostengünstige und realistische Einschätzung der fischereilichen Aktivität selbst vornehmen zu

können. Der Kriterienkatalog kann auf operationeller Ebene angewendet werden und in den

Kontext einer nachhaltigen Entwicklung im Fischereisektor eingefügt werden (FAO, 1999).

Die einfachen Methoden zur Gewinnung der Aussagen sind mittels der Indikatorenliste und

ausgewiesener Literatur nachvollziehbar, wurden dokumentiert und sollten den Betrieb dem Ziel

der Untersuchung näher bringen. Umso größer die Unsicherheit in der Datengewinnung ist, umso

konservativer sollten die Daten interpretiert und genutzt werden (FAO, 2005).

Der Indikatorenkatalog schafft es nicht eine ausreichende Datengewinnung im Bereich der

gesellschaftlichen Nachhaltigkeit zu implementieren und deren Indikatoren quantitativ überprüfbar

zu machen. Für die Bereiche der sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit ist die Gewinnung

verlässlicher Daten sehr schwierig und hauptsächlich verbaler Natur. Trotzdem sind diese

Kategorien der Nachhaltigkeit notwendig um eine Fischerei ganzheitlich einschätzen und ausrichten

zu können und ihre Bedeutung für die Gemeinschaft herauszuarbeiten (Garcia und Cochrane, 2005),

sowie über das Fangen von Fischen hinausgehende Nutzen zu sichern (Holmlund und Hammer,

1999). Durch die gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsindikatoren des vorliegenden Kataloges, soll die

Aufmerksamkeit auf mögliche konfliktreiche Situation gelenkt werden. Konflikte mit Nutzern der

gleichen Ressourcen können die nachhaltige Bewirtschaftung des Systems gefährden und machen

vorsorgende Maßnahmen notwendig (Arlinghaus, 2005). Der Kriterienkatalog müsste eventuell

noch intensiver die beteiligten Akteure identifizieren helfen und sie stärker mit einbeziehen.

Möglicherweise ließen sich durch eine genaue Feststellung beteiligter Akteure, über die im Katalog

angesprochenen Angler hinaus, Gespräche und Versammlungen etablieren. So ließe sich eine noch

stärkere Verbindung mit der Gemeinschaft fördern.

Am ehesten kann die Entwicklung anwendungsorientierter und leicht erfassbarer Referenzen im

Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit gelingen, da hierfür Daten aus der betriebswirtschaftlichen

Praxis zur Verfügung stehen und besonders die FAO zahlreiche Richtlinien zu diesem Thema

veröffentlichte. Der Kriterienkatalog nutzt wissenschaftliche Erkenntnisse zur Formulierung

ökologischer Indikatoren. Defizite in der Datenanalyse konnten, z. B. im Rahmen der Abschätzung

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von MSY und FYP, mit wissenschaftlichen Methoden reduziert werden. Problematisch ist, dass

kaum fundierte Aussagen zu einzelnen Beständen möglich sind, da in der Regel keine Information

zu Populationsdynamiken genutzter Fischbestände gewässerindividuell zur Verfügung stehen und

einfache Biomassemodelle nur aus der Literatur, mit großer Sicherheitsreserven, formuliert werden

können (Garcia et al., 1989; Beddington und Kirkwood, 2005; Quinn und Collie, 2010).

Allgemein spricht man in der Binnenfischerei von einer datenarmen Situation (Welcomme et al.,

2010). Dieses Defizit gilt es mit dem hier entwickelten Indikatorenkatalog zu beseitigen, sowie die

Erfassung effizienter zu gestalten und die Analyse gewonnener Daten zu verbessern. Die

Ergebnisse zeigen, dass ohne die Indikatorenliste, eine mögliche Überfischung noch länger

verborgen geblieben wäre. Mit der vorsichtigen Kalkulierung potentieller Entnahmemengen

wichtiger Zielfischarten und einer Festlegung auf Grenzwerte, die auch die Freizeitfischerei stärker

berücksichtigen, wäre ein erster wichtiger Schritt getan (FAO, 2005).

Insgesamt wurden Indikatoren und die spezifischen Referenzwerte zu ihrer Überprüfung im

Rahmen des „Ökologisch Nachhaltigen Referenzsystems“ entwickelt und nachvollziehbar mit der

betrieblichen Praxis verglichen (FAO, 1999).

In jedem Fall fördert der Katalog die Verantwortlichkeit und Führerschaft der Berufsfischer für die

Nutzung der aquatischen Ressourcen. Er benennt für das Testunternehmen Defizite und zeigt

mögliche Lösungen, die zu einer Verbesserung des erzielten Ergebnisses führen würden, auf. Der

Indikatorenkatalog ließe sich in diesem Zusammenhang auch als eine Basis für einen betrieblichen

Bewirtschaftungsplanes oder betriebsinterner Weiterbildung nutzen. Weiterhin könnte er helfen die

Ansätze der ökosystembasierten Fischerei (FAO, 2003) und des Vorsorgeprinzips (FAO, 1995b) in

die Bewirtschaftung zu implementieren und in der Gemeinschaft zu kommunizieren.

Ein Mechanismus zur Veröffentlichung der Methoden und Ergebnisse unter den beteiligten

Akteuren ist bislang allerdings nicht entwickelt. Die für diesen Katalog gewonnenen Daten mit der

Öffentlichkeit zu teilen, stellt für die Betriebsführung der Seenfischerei eine enorme

Herausforderung dar, weil eine große Unsicherheit bezüglich der potentiellen Reaktionen besteht.

Eine Diskussion zu diesem Themengebiet auf der Ebene von Fischereiverbänden scheint bislang

wenig Aufmerksamkeit gefunden zu haben, könnte aber mit dem vorliegenden Kriterienkatalog

angestoßen werden.

Der Indikatorenkatalog stellt aus Sicht der FAO (2005) den ersten von drei Schritten zur

Entwicklung einer Zertifizierung von Fangfischereien dar. Als mögliches Label wäre „Nachhaltige

Binnenfischerei Mecklenburg – Vorpommern“ denkbar. Solange aber für ein solches Vorhaben

keine Grundlage auf regionaler Ebene geschaffen wird, bleibt es Binnenfischereibetrieben

überlassen, ihre Übereinstimmung mit dem, in dieser Arbeit abgeleiteten, Referenzsystem zur

„Nachhaltigen Entwicklung“ selbst zu überprüfen.

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6. Schlussfolgerungen

Gesunde Fischbestände haben weltweit eine große Bedeutung für die Gewinnung von

Nahrungsmitteln und Einkommen. Sie sorgen aber auch für die Befriedigung einer Vielzahl

weitergehender Ansprüche. Werden Fischbestände in ihrer Funktion und Struktur gestört, sind

weitreichende negative Effekte zu erwarten. Konsequenzen einer nicht nachhaltigen

Bewirtschaftung sind weltweit nachgewiesen und können auf unterschiedlichen Ebenen, von

lokalen Gemeinschaften bis zu Gesellschaften, für Konflikte sorgen und sind Mittelpunkt

zahlreicher Diskussionen.

Die hohe Nachfrage nach Fischprodukten in den entwickelten Ländern scheint eine verantwortliche,

nachvollziehbare, an den neusten Erkenntnissen orientierte und sozial gerechte Fangfischerei

einzufordern. Zahlreiche Organisation versuchen über eine Zertifizierung von Fangfischereien, die

gestiegenen Ansprüche von Konsumenten an die Produkte und die Anforderungen an eine

nachhaltige Fischerei zu vereinen. Fangfischereien, die auf Direktvermarktung angewiesen sind,

könnten über kurz oder lang mit diesen, von den gesellschaftlichen Entwicklungen implizierten und

von den Zertifizierungsorganisationen und Umweltverbänden formulierten Ansprüchen, an die

Gewinnung von Fischprodukten, überfordert sein. Eine Problemstellung die in der deutschen

Binnenfischerei bislang keine Berücksichtigung gefunden hat. Denn eine Zertifizierung in

Deutschland ist für den Bereich der Binnenfischerei bislang nicht erfolgt.

Aufgrund der hohen Kosten einer Zertifizierung und der Vielzahl an möglichen Richtlinien könnte

eine Einschätzung von Binnenfischereien oder auch Fischereiverbänden bislang ausgeblieben sein.

Der vorliegende Katalog versucht den Ansprüchen einer nachhaltigen Fischereipraxis näher zu

kommen und eine Entwicklung in Gang zu setzen. Dabei ist die Gewinnung von aussagekräftigen

Daten eine große Herausforderung für den Abgleich mit Indikatorensystemen, ebenso wie die

Ableitung operationeller Kriterien.

Die Ermittlung der Indikatoren und ihre Bewertung zeigen aber, dass auch eine erfolgreich am

Markt etablierte kommerzielle Binnenfischerei große Potentiale für eine nachhaltige Entwicklung

hat und diese umgehend in Angriff genommen werden sollten.

Die Thematik „Nachhaltige Entwicklung“ müsste auf der Ebene von Fischereiverbänden verstärkt

diskutiert werden. Soll eine Zukunftsperspektive entwickelt werden, müssen sich die

Binnenfischereien dem Themenkomplex weiter annähern. Daraus könnte in der Folge eine breite

Diskussion über die Sicherung einer binnenfischereilichen Praxis entstehen oder sogar die

Initiierung eines eigenen, Landes- oder Verbandsweiten, Zertifizierungsschemas gelingen.

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7. Danksagung

Ich möchte mich außerordentlich für die fachliche Begleitung und die große Geduld meiner

Betreuer, Prof. Dr. Robert Arlinghaus und Dr. Uwe Brämick, bedanken. Weiterhin bin ich Dipl.

Biologe Malte Dorow und Jeanne Wellnitz für ihr Engagement zu ganz besonderem Dank

verpflichtet. Eine große Unterstützung habe ich durch meine Eltern, Conny und Wolfgang Bork,

erfahren. Für ihre Liebe, ihre Geduld und ihr Verständnis kann ich mich gar nicht genug bedanken.

Einen besonderen Dank möchte ich auch David Sutter, Hanno Slawski, meinem Bruder Christoph

und meiner lieben Freundin Jule aussprechen, die mir während der Entstehung dieser Arbeit immer,

mit Diskussionen und Anregungen, hilfreich und unterstützend zur Seite gestanden haben.

Ferner möchte ich meiner ganzen Familie, allen ehemaligen Dozenten und Studienkollegen, sowie

den Kollegen der Seenfischerei, für die unzählbaren positiven Erlebnisse der letzten Jahre danken.

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8. Erklärung

Hiermit erkläre ich, die vorliegende Masterarbeit selbständig verfasst und keine anderen als die

angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt zu haben.

Berlin, den 24.02.2011 Martin Bork

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106

V. Anhang

Anhang 1:

Gesamtfischerträge der Seenfischerei „Obere Havel“ eG Wesenberg 2005 – 2009 in kg

Jahr SN ha Aal Barsch Hecht Zander Karpfen Schlei Plötzen Brassen Wels

2005 5416 4269 2903 13353 10614 6421 2645 29865 44300 385

2006 5416 3815 2357 9541 8540 4237 3976 21100 39500 325

2007 5416 5520 3716 15141 9965 3886 4488 20750 37730 356

2008 5416 4953 2826 12180 9190 3984 3982 26013 18167 206

2009 5416 6336 3115 11837 6729 4868 2719 30350 22990 603

Gesamtangellizenzen der Seenfischerei

Jahr Monatskarten Wochenkarten Tageskarten Jahreskarten Total

2005 417 3007 2522 1502 7448

2006 478 2559 3269 1519 7825

2007 609 3880 2130 1572 8191

2008 594 4097 2017 1418 8126

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107

Anhang 2:

Aufwand und Ertrag auf den Testgewässern 2005 – 2009 in kg (1 = Reusenfischerei; 2 = Zugnetzfischerei; 3 = Stellnetzfischerei)

Woblitzsee:

2005

FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 1 93 79 34 19 32 22 280 0 0 280

Barsch 2 5 58 14 11 13 18 10 5 126 10 0 136

Hecht 100 100 181 14 9 8 22 6 50 280 340 430 0 770

Zander 3 5 2 5 27 2 12 32 0 44

Karpfen 80 17 34 26 32 40 77 152 0 229

Schlei 2 2 1 10 1 4 7 30 27 30 0 57

Plötz 100 2500 0 2600 0 2600

Blei 3300 0 3300 0 3300

Wels 4 4 0 0 4

Flusskrebs 6 1 7 0 0 7

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

190000

750 750

110000 80000

9191

0

Gesamtbesatz in kg oder St.

1 53

150 100 1945

1

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

234 540 558 288 75

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

2006

FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 98 165 73 55 47 438 0 0 438

Barsch 20 14 15 10 24 3 15 5 83 23 0 106

Hecht 189 15 37 62 24 28 450 400 327 878 0 1205

Zander 2 7 8 3 4 20 165 520 230 24 935 0 959

Karpfen 4 12 100 850 330 16 1280 0 1296

Schlei 1 2 120 50 3 170 0 173

Plötz 200 1700 500 0 2400 0 2400

Blei 200 1150 11000 2000 0 14350 0 14350

Wels 8 8 0 0 8

Flusskrebs 5 2 7 0 0 7

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

160000

0

160000

5050

0

Gesamtbesatz in kg oder St.

2 82 2 2

2644

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

528 682 540 558 336

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

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108

2007

FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 65 140 111 62 80 71 61 48 14 652 0 0 652

Barsch 19 28 38 36 45 22 16 12 10 2 10 218 20 0 238

Hecht 270 90 24 14 18 22 12 4 100 4 260 458 360 0 818

Zander 16 11 8 2 2 4 50 220 43 270 0 313

Karpfen 5 50 300 5 350 0 355

Schlei 1 12 11 12 9 10 45 10 0 55

Plötz 0 0 0 0

Blei 16050 0 16050 0 16050

Wels 0 0 0 0

Flusskrebs 13 13 0 0 13

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

160000

500 500

160000

120120

0

Gesamtbesatz in kg oder St.

3 41

450 310 50 4098

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

322 690 713 540 558 465

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

2008

FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 13 109 151 38 38 46 37 87 16 535 0 0 535

Barsch 45 3 31 14 15 18 8 21 20 80 9 140 139 265 0 404

Hecht 120 90 130 15 10 16 10 8 11 30 8 720 298 870 0 1168

Zander 240 5 7 2 20 1215 14 1475 0 1489

Karpfen 35 678 0 713 0 713

Schlei 2 4 4 5 10 5 0 15

Plötz 200 800 1500 0 2500 0 2500

Blei 1500 108 0 1608 0 1608

Wels 26 0 26 0 26

Flusskrebs 3 1 1 4 1 0 5

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

150000

0

150000

9898

0

Gesamtbesatz in kg oder St.

5 91 1

660 682 255 5183

2

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

220 660 682 660 682 682

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

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109

Vilzsee:

2009

FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 35 227 91 99 115 65 93 70 795 0 0 795

Barsch 12 23 12 12 16 17 18 1 26 9 250 122 273 1 396

Hecht 120 202 65 20 13 12 20 2 16 10 85 200 256 507 2 765

Zander 15 2 7 2 2 12 2 3 70 300 18 385 12 415

Karpfen 15 2 4 9 6 11 2 15 960 34 990 0 1024

Schlei 5 5 3 2 2 5 2 4 2 175 25 180 0 205

Plötz 80 1000 250 0 1330 0 1330

Blei 200 200 2850 0 3250 0 3250

Wels 5 5 10 0 0 10

Flusskrebs 3 6 9 0 0 9

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

360000

1760 2760

200000 160000

100

1000

100

8

Gesamtbesatz in kg oder St.

3 9

8

2

480 256 4264

3 1

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

286 660 682 660 620 620

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

2005

Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 58 57 49 22 186 0 0 186

Barsch 10 40 15 19 15 14 20 12 74 71 0 145

Hecht 15 50 60 8 12 4 13 35 7 70 134 0 204

Zander 150 47 90 36 17 90 140 60 13 100 543 0 643

Karpfen 0 0 0 0

Schlei 5 5 2 0 12 0 12

Plötz 700 0 700 0 700

Blei 500 100 0 600 0 600

Wels 15 0 15 0 15

Flusskrebs 0 0 0 0

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

100000

0

100000

0

0

Gesamtbesatz in kg oder St.

3 151 4 2

1391

2 3

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

338 403 390 260

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

Page 111: HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN - besatz-fisch.de fileHUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät „Kriterien der Nachhaltigkeit in der kommerziellen

110

2006

Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 35 20 30 20 15 120 0 0 120

Barsch 30 5 25 10 10 12 3 80 12 3 95

Hecht 100 80 10 25 10 110 25 225 110 25 360

Zander 40 25 30 45 20 300 255 160 300 255 715

Karpfen 8 10 10 33 5 28 33 5 66

Schlei 3 25 3 25 0 28

Plötz 0 0 0 0

Blei 2000 0 2000 0 2000

Wels 0 0 0 0

Flusskrebs 0 0 0 0

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

0

0

0

60 60

Gesamtbesatz in kg oder St.

4 4

420 196 1820

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

434 420 350

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

2007

Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 10 87 85 42 35 90 20 369 0 0 369

Barsch 20 65 46 35 15 35 5 35 10 221 35 10 266

Hecht 50 170 21 14 17 58 3 253 15 333 253 15 601

Zander 30 55 65 38 32 43 5 33 200 268 33 200 501

Karpfen 4 8 30 15 57 0 0 57

Schlei 19 13 12 2 3 80 2 49 80 2 131

Plötz 500 0 500 0 500

Blei 500 0 500 0 500

Wels 5 15 25 45 0 0 45

Flusskrebs 0 0 0 0

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

0

0

8080

40 40

Gesamtbesatz in kg oder St.

33

450 140 2490

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

130 560 580 420 210

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

Page 112: HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN - besatz-fisch.de fileHUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät „Kriterien der Nachhaltigkeit in der kommerziellen

111

2008

Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 25 22 50 4 76 25 0 101

Barsch 30 48 75 3 126 30 0 156

Hecht 200 10 140 40 3 16 183 200 26 409

Zander 70 33 22 2 350 57 0 420 477

Karpfen 0 0 0 0

Schlei 4 13 5 22 0 0 22

Plötz 0 0 0 0

Blei 0 0 0 0

Wels 0 0 0 0

Flusskrebs 8 2 3 13 0 0 13

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

100000

0

100000

0

46 64

Gesamtbesatz in kg oder St.

0

18

1098

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

165 390 403 140

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

2009

FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 25 48 33 18 27 151 0 0 151

Barsch 19 30 10 10 5 5 52 60 52 19 131

Hecht 12 80 20 15 10 10 70 30 135 100 12 247

Zander 65 15 25 25 6 8 140 30 79 170 65 314

Karpfen 0 0 0 0

Schlei 2 3 4 5 5 41 10 19 51 0 70

Plötz 1000 0 1000 0 1000

Blei 0 0 0 0

Wels 8 6 14 0 0 14

Flusskrebs 0 0 0 0

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

300000

0

300000

4040

28

Gesamtbesatz in kg oder St.

4

28

3 1

330 1298

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

165 341 165 297

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

Page 113: HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN - besatz-fisch.de fileHUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät „Kriterien der Nachhaltigkeit in der kommerziellen

112

Labussee:

2005

Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 42 22 14 1 110 188 1 0 189

Barsch 15 15 54 6 4 45 30 109 60 0 169

Hecht 5 15 50 7 125 2 1 40 30 10 100 173 200 12 385

Zander 30 3 125 50 66 22 3 245 130 45 120 224 535 80 839

Karpfen 10 200 14 10 50 0 260 24 284

Schlei 1 70 2 10 5 40 3 125 0 128

Plötz 250 500 0 750 0 750

Blei 250 1200 0 1450 0 1450

Wels 12 10 20 42 0 0 42

Flusskrebs 0 0 0 0

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

200000

350 350

100000 100000

0

50

Gesamtbesatz in kg oder St.

5 14

10 40

4 1

450 1412

4

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

100 360 372 120 10

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

2006

Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 36 41 1 40 30 30 25 203 0 0 203

Barsch 28 14 1 30 2 3 78 0 0 78

Hecht 2 120 12 2 20 3 2 25 5 159 30 2 191

Zander 30 95 40 2 100 5 6 175 8 248 183 30 461

Karpfen 5 50 3 5 53 0 58

Schlei 1 2 3 40 5 6 45 0 51

Plötz 0 0 0 0

Blei 0 0 0 0

Wels 5 5 0 0 5

Flusskrebs 2 2 0 0 2

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

130000

0

130000

3030

20

Gesamtbesatz in kg oder St.

3

20

2 1

160 140 1580

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

300 280 90 300 310

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

Page 114: HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN - besatz-fisch.de fileHUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät „Kriterien der Nachhaltigkeit in der kommerziellen

113

2007

Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 9 56 12 14 16 25 15 147 0 0 147

Barsch 5 2 5 60 5 11 4 11 6 20 40 3 99 70 3 172

Hecht 10 110 20 55 4 8 5 9 5 20 15 30 196 65 30 291

Zander 100 36 100 120 51 20 16 28 16 45 20 92 45 287 357 45 689

Karpfen 50 50 8 7 15 100 0 115

Schlei 5 15 5 1 30 10 5 16 55 0 71

Plötz 700 0 700 0 700

Blei 600 0 600 0 600

Wels 11 3 14 0 0 14

Flusskrebs 4 7 11 0 0 11

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 10 0 10 0 10

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

100000

600 600

100000

2525

20 20

Gesamtbesatz in kg oder St.

2 81 1

180 1680

2 2

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

200 300 330 230 210 230

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

2008

Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 6 30 23 1 21 20 22 55 178 0 0 178

Barsch 12 15 10 4 1 8 15 13 17 10 85 20 0 105

Hecht 70 20 30 3 2 2 12 8 24 30 40 141 100 0 241

Zander 4 130 6 330 11 5 20 50 25 30 15 30 151 375 130 656

Karpfen 5 10 5 10 0 15

Schlei 2 20 3 2 23 0 25

Plötz 300 600 0 900 0 900

Blei 400 0 400 0 400

Wels 5 5 10 0 0 10

Flusskrebs 3 3 0 0 3

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

160000

0

160000

6060

16

Gesamtbesatz in kg oder St.

1 5

16

1

180 140 1820

3

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

200 300 330 230 210 230

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

Page 115: HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN - besatz-fisch.de fileHUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät „Kriterien der Nachhaltigkeit in der kommerziellen

114

Prieperter See:

2009

FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 16 47 24 6 25 24 34 38 214 0 0 214

Barsch 3 9 7 35 5 5 3 3 6 3 10 15 7 30 5 90 42 14 146

Hecht 10 60 60 22 30 6 2 2 5 3 6 17 1 70 60 20 119 220 35 374

Zander 60 15 19 65 24 80 9 4 40 7 25 12 13 7 25 60 60 95 230 200 525

Karpfen 20 5 4 4 5 20 8 33

Schlei 50 5 3 4 1 30 35 4 120 4 128

Plötz 150 1000 1300 0 2450 0 2450

Blei 400 200 1200 0 1800 0 1800

Wels 5 4 5 0 4 9

Flusskrebs 1 2 1 4 8 0 0 8

Rotfeder 5 0 5 0 5

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

290000

880 880

140000 150000

4040

15 47

Gesamtbesatz in kg oder St.

2 6

8 4 8 12

1

240 90 1826

2 1

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

150 300 310 240 248 248

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

2005

Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 26 7 33 0 0 33

Barsch 85 85 0 0 85

Hecht 95 5 95 5 0 100

Zander 50 23 50 60 80 73 190 0 263

Karpfen 0 0 0 0

Schlei 0 0 0 0

Plötz 500 100 0 600 0 600

Blei 500 900 0 1400 0 1400

Wels 0 0 0 0

Flusskrebs 0 0 0 0

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

0

0

3030

20 20

Gesamtbesatz in kg oder St.

32 1

500

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

270 230

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

Page 116: HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN - besatz-fisch.de fileHUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät „Kriterien der Nachhaltigkeit in der kommerziellen

115

2006

Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 19 36 4 2 61 0 0 61

Barsch 42 18 2 10 72 0 0 72

Hecht 65 10 3 5 78 5 0 83

Zander 18 40 5 30 93 0 0 93

Karpfen 10 15 25 0 0 25

Schlei 1 1 0 0 1

Plötz 500 0 500 0 500

Blei 0 0 0 0

Wels 0 0 0 0

Flusskrebs 0 0 0 0

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

160 248 120 60 588

1 1

0

Gesamtbesatz in kg oder St.

30 30

0

70000

0

70000

2007

Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 4 16 6 4 6 10 46 0 0 46

Barsch 20 2 19 4 5 5 5 5 40 20 5 65

Hecht 40 30 30 5 30 5 65 70 5 140

Zander 250 10 48 21 2 15 15 70 180 111 320 180 611

Karpfen 0 0 0 0

Schlei 2 2 0 0 2

Plötz 3500 7000 0 10500 0 10500

Blei 0 0 0 0

Wels 0 0 0 0

Flusskrebs 1 1 2 0 0 2

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

0

0

2020

25 25

Gesamtbesatz in kg oder St.

42

837

2

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

90 180 186 130 130 121

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

Page 117: HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN - besatz-fisch.de fileHUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät „Kriterien der Nachhaltigkeit in der kommerziellen

116

2008

Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 14 26 2 5 47 0 0 47

Barsch 10 4 5 10 19 10 0 29

Hecht 10 35 6 3 5 44 15 0 59

Zander 74 80 9 11 7 10 80 2 37 156 80 273

Karpfen 20 0 20 0 20

Schlei 0 0 0 0

Plötz 200 2700 400 0 3300 0 3300

Blei 400 0 400 0 400

Wels 0 0 0 0

Flusskrebs 4 4 0 0 4

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

20000

0

20000

3030

15

Gesamtbesatz in kg oder St.

1 5

15

2

595

2

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

180 185 130 100

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni

2009

FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See

Aal 6 17 4 4 31 0 0 31

Barsch 1 16 2 3 15 2 22 15 2 39

Hecht 30 15 7 45 50 52 45 50 147

Zander 5 10 18 15 4 75 220 27 85 235 347

Karpfen 7 0 0 7 7

Schlei 3 25 1 3 25 1 29

Plötz 20 2500 0 2520 0 2520

Blei 20 4000 100 0 4020 100 4120

Wels 0 0 0 0

Flusskrebs 0 0 0 0

Rotfeder 0 0 0 0

Karausche 0 0 0 0

Giebel 0 0 0 0

sonstige 0 0 0 0

Aufwand in Tagen

Reusen

Zugnetz

Stellnetz

Besatz

Aal in kg (Stückgewicht = X)

Karpfen kg

Hecht Anzahl Ho

Zander Anzahl Zv 0

30000

0

30000

5050

28 40

Gesamtbesatz in kg oder St.

3

12

2

468

1

Gesamtertrag

Gesamtaufwand in d/a

33 165 180 90

Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni