Hyperlinks, PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des ... · siehe die in Anm. 2 zitierte...
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Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
Manuel Kamenzin Bochum
Im Rahmen des Webinars bdquoDigitale Werkzeuge des (Mittelalter-)
Historikersldquo im August 2017 haben die TeilnehmerInnen Stefanie
Bellach Jonas Kaiser Richard Korr Jule Meyer Sara Tot und Lida
Wolf den Aufsatz bdquoDie Thronfolge Ottos des Groszligenldquo von Karl Schmid
digital nachbearbeitet1 Das Projekt und die Ergebnisse werden hier
kurz vorgestellt um auf die weiterfuumlhrenden Moumlglichkeiten von Hy-
perlinks und PDF-Dateien fuumlr einen (mediaumlvistischen) Forschungs-
beitrag hinzuweisen
Gegenstand des Webinars war das Arbeiten mit Texten im
bdquoPortable Document Formatldquo (pdf) Nach grundlegenden Uumlbungen
zum Dateiformat und dessen Eigenschaften sowie zum Finden und
Verwalten gescannter Texte war der Beitrag von Karl Schmid der Ar-
beitsgegenstand einer gemeinsam zu bewaumlltigenden Aufgabenstellung
Die retrospektive Verlinkung des Anmerkungsapparats Die von Karl
Schmid gesetzten Nachweise wurden durch Hyperlinks mit digital ver-
fuumlgbaren Inhalten verknuumlpft Dazu wurden die im Aufsatz verwendeten
Quellen und Forschungsbeitraumlge zunaumlchst auf ihre Verfuumlgbarkeit im
Internet gepruumlft War eine digitale Version ausfindig zu machen wurde
der Hyperlink zu diesem Digitalisat in die Anmerkungen des Texts
eingefuumlgt Daruumlber hinaus wurden zitierte Quellen mit einem Verweis
1 Zum Webinar siehe die Blogbeitraumlge auf mittelalterhypothesesorg
Der Basistext Karl Schmid Die Thronfolge Ottos des Groszligen in ZRG
Germ Abt 81 (1964) S 80ndash163 Scan des Beitrags frei verfuumlgbar
bereitgestellt durch die Monumenta Germaniae Historica [Link] Ich danke
Herrn Arno Mentzel-Reuters (MGH) fuumlr die Erlaubnis zur Nutzung eines
Teils dieser Datei fuumlr diesen Text ndash Alle angegebenen Links wurden zuletzt
gepruumlft am 13032018
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
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auf das Digitale Repertorium bdquoGeschichtsquellen des deutschen Mittel-
altersldquo versehen und zitierte Forscher mit einem Link zum jeweiligen
Eintrag in der bdquoDeutschen Biographieldquo2
Das uumlbergeordnete Lernziel der Aufgabe bestand darin den Teil-
nehmerInnen vor Augen zu fuumlhren welche Mengen an kritischen Edi-
tionen und Forschungsliteratur bereits im Internet verfuumlgbar sind Die
zusaumltzliche Verlinkung von Eintraumlgen im bdquoDigitalen Repertoriumldquo und
in der bdquoDeutschen Biographieldquo erweiterte dies um die Moumlglichkeit die
zitierten Quellen und Forscher mittels maszliggeblicher Nachschlage-
werke einzuordnen Somit entdeckten die TeilnehmerInnen Schritt fuumlr
Schritt dass die Anmerkungen im Aufsatz durch die Zusammenfuumlh-
rung bereits vorhandener durch verschiedene Digitalisierungsprojekte
zur Verfuumlgung gestellter Inhalte zu einem groszligen Teil mit Hyperlinks
zu Quelleneditionen Forschungsliteratur und Zusatzinformationen
versehen werden konnten Mit anderen Worten Es wurde aufgezeigt
in welchem Ausmaszlig zum Verstaumlndnis wichtige oder weiterfuumlhrende
Informationen in gesicherter Form an verschiedenen Stellen im Internet
zur Verfuumlgung stehen
Daruumlber hinaus sollte die Aufgabe zeigen wie diese Informationen
gebuumlndelt und verfuumlgbar gemacht werden koumlnnen3 Die Hyperlinks
wurden in den Scan des Aufsatzes eingefuumlgt ndash so sind die klassischenlsquo
bibliographischen Angaben nun mit digitalen Verweisen kombiniert4
2 Digitales Repertorium bdquoGeschichtsquellen des deutschen Mittelaltersldquo
hg von der Kommission fuumlr das Repertorium bdquoGeschichtsquellen des
deutschen Mittelaltersldquo der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
[Link] Wichtige kritische Anmerkungen zu dieser Datenbank finden sich
bei Klaus Graf Datenbanken zu mittelalterlichen Geschichtsquellen auf
archivaliahypothesesorg (2012) [Link] Deutsche Biographie hg von der
Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
[Link] Wiederum kritisch Klaus Graf Die bdquoWissenschastldquo der Deutschen
Biographie auf archivaliahypothesesorg (2010) [Link] 3 Leider kann es sich hierbei nur um eine Momentaufnahme handeln da
nicht alle verlinkten Projekte stabile Adressen zu ihren Eintraumlgen aufweisen
siehe die in Anm 2 zitierte Besprechung Graf Datenbanken 4 Beim Einfuumlgen von Hyperlinks in bestehende Dateien handelt es sich
um eine Funktion die sowohl der kommerzielle Marktfuumlhrer in Sachen PDF-
Bearbeitung der Adobe Acrobat Reader Pro als auch frei verfuumlgbare Alter-
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
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Ein Klick genuumlgt und der Zugriff auf die gewuumlnschten Informationen
wird hergestellt ndash sofern die rechtliche Situation dies zulaumlsst Da die
Gesamtheit abgebildet werden sollte wurden sowohl frei verfuumlgbare
als auch kostenpflichtige Angebote eingearbeitet allerdings farblich
unterschiedlich gekennzeichnet (s u)
Das Prinzip einen Anmerkungsapparat mit Hyperlinks zu ver-
sehen ist keineswegs eine Neuerung So sind beispielsweise die frei
verfuumlgbaren Beitraumlge des Bandes bdquoThe Digital Middle Agesldquo aumlhnlich
mit Hyperlinks versehen5 Verlinkungen finden sich auch bei einigen
Regesten der Regesta Imperii teilweise im RI-Opac und bei den Ein-
traumlgen im Digitalen Repertorium bdquoGeschichtsquellen des deutschen
Mittelaltersldquo6 Diese Ansaumltze zur Vernetzung bestehender Korpora
nativen wie beispielsweise der PDF-X-Chance-Viewer bzw das Nachfolge-
programm PDF-X-Change-Editor aufweisen Link zum Download auf der
Homepage des Herstellers Tracker Software Products PDF-X-Chance-
Viewer [Link]PDF-X-Change-Editor [Link] 5 The Digital Middle Ages hg von David J Birnbaum Sheila Bond und
Mike Kestemont (Speculum 92 Supplementum 1) Chicago 2017 abrufbar
unter [Link] 6 Im Rahmen der Regesten werden die erzaumlhlenden Quellen mit den ent-
sprechenden Eintraumlgen im RI Opac verlinkt hier wiederum erfolgt die Ver-
linkung auf die dMGH siehe beispielsweise RI IV3 Nr 2h [Link] Bei
Urkunden wird direkt auf die dMGH sowie auf verfuumlgbare Abbildungen
verlinkt siehe beispielsweise RI I Nr 192 [Link] Im RI Opac wird eine
Vielzahl digital verfuumlgbarer Texte verlinkt so beispielsweise Blogs frei
zugaumlngliche Digitalisate bei archiveorg und googlebookscom aber auch bei
kommerziellen Anbietern wie digizeitschriftende und proquestcom Da-
ruumlber hinaus wird auch auf Dateien bei academiaedu verlinkt Eine Richtlinie
oder Systematik ist bislang nicht erkennbar (auf der Homepage der Regesta
Imperii [bdquoUnternehmenldquo bdquoRI-Onlineldquo (Link)] werden unter bdquoVerlinkungs-
partnerldquo lediglich bdquoUnternehmungen die Urkundenabbildungen oder -voll-
texteldquo zur Verfuumlgung stellen genannt) Zur Einschaumltzung der digitalen An-
gebote der Regesta Imperii Tobias Weller Rez bdquoDie Regesta Imperii
Onlineldquo in Rheinische Vierteljahresblaumltter 78 (2014) S 234ndash241 Scan des
Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch die Regesta Imperii [Link] Mit
Fokus auf die Vernetzung und die Nutzung der bereitgestellten Forschungs-
daten Julian Schulz Rez bdquoRegesta Imperii Onlineldquo in RIDE A Review
Journal for Digital Editions and Resources 6 (2017) [Link] Siehe hierzu
auch Viktor Westrich Der Weg zu den Forschungsdaten Ein Beispielguide
fuumlr die Nutzung der REST-Schnittstelle der Regesta Imperii mithilfe von
Python auf mittelalterhypothesisorg (2018) [Link] Das Repertorium
bdquoGeschichtsquellen des deutschen Mittelaltersldquo bietet nach eigener Angabe
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sollen mit der vorliegenden PDF-Datei aufgegriffen werden Es
spiegelt dabei die digitale Verfuumlgbarkeit mediaumlvistischer Forschungs-
beitraumlge wider dass ein solches Projekt fast nur mit einem aumllteren Text
als Grundlage denkbar ist Trotz der Moumlglichkeiten von Preprints und
des Zweitveroumlffentlichungsrechts dauert es meist sehr lange bis Texte
ihren Weg ins Internet finden Auch 50 Jahre nach der Veroumlffent-
lichung des hier behandelten Aufsatzes sind nicht saumlmtliche Grund-
lagen digital verfuumlgbar
Mit dem Alter ist bereits ein Grund fuumlr die Auswahl von Schmids
Text als Arbeitsgegenstand genannt Ein weiteres pragmatisches Argu-
ment war die thematische Ausrichtung Da mit der Thronfolge Ottos I
ein wichtiges Ereignis in der Geschichte des mittelalterlichen Reichs
thematisiert wurde ist eine groszlige Anzahl der von Karl Schmid
verwendeten Quellen in den MGH ediert Bei der Verlinkung konnte
somit ausgiebig auf die dMGH zuruumlckgegriffen werden7 Diese beiden
Argumente stehen allerdings hinter der forschungsgeschichtlichen Be-
deutung des Beitrags zuruumlck Schmid stellte einen Eintrag aus dem
Reichenauer Verbruumlderungsbuch der Darstellung bei Widukind von
Corvey gegenuumlber und argumentierte mit der Reichenauer Quelle fuumlr
eine Designation Ottos bereits im Jahr 929 nicht erst 936 wie es bei
automatische Literaturverlinkungen zu bdquoInkunabeln (BSB-Ink Online
Gesamtkatalog der Wiegendrucke ISTC) VD 16 und VD 17 (Verzeichnis
der Fruumlhdrucke) dMGH (Monumenta Germaniae Historica) Archiv der
Gesellschaft fuumlr aumlltere deutsche Geschichtskunde Deutsches Archiv fuumlr
Erforschung des Mittelalters Neues Archiv der Gesellschaft fuumlr aumlltere
deutsche Geschichtskunde Deutsche Biographie wwwdeutsche-biogra-
phiede (Allgemeine deutsche Biographie Neue deutsche Biographie)ldquo und
hat den Anspruch bdquoimmer mehr Literaturangaben direkt mit Digitalisaten zu
verlinkenldquo (Digitales Repertorium bdquoHilfeldquo [Link]) 7 Zur dMGH siehe Bernhard AssmannPatrick Sahle Digital ist besser
Die Monumenta Germaniae Historica mit den dMGH auf dem Weg in die
Zukunft ndash eine Momentaufnahme (Schriften des Instituts fuumlr Dokumento-
logie und Editorik 1) Norderstedt 2008 Zugriff auf mehre Digitalisate
bereitgestellt durch das Institut fuumlr Dokumentologie und Editorik unter
[Link]
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
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Widukind nahgelegt wird8 Dies machte nicht nur die von Schmid und
Joachim Wollasch edierten Memorialquellen innovativ fruchtbar son-
dern generierte auch weitere Fragen (und Antworten) zur Darstellung
der ottonischen Herrschaftszeit bei Widukind von Corvey9 Der Auf-
satz zog schlieszliglich auch eine laumlngere Forschungsdiskussion uumlber die
Verwendung von Memorialbuumlchern und die Bedeutung der Worte iam
olim nach sich10
Im Folgenden werden die Seiten 90ndash96 des Aufsatzes in der mit
Hyperlinks versehenen Form vorgefuumlhrt um einen exemplarischen
Einblick in das Ergebnis zu ermoumlglichen Dieser Abschnitt wurde aus-
gewaumlhlt da er mit Schmids Ausfuumlhrungen zur bdquoWahl am unbekannten
Ortldquo und zu Widukinds Wortgebrauch bei der Schilderung von Wahl-
akten einen zentralen und gleichsam abgrenzbaren Bestandteil dar-
stellt
Die digital nachbearbeitete Form des Textausschnitts soll wie auch
dieses kurze Vorwort die Moumlglichkeiten von Hyperlinks und PDF-
8 Schmid fuumlhrte hier Uumlberlegungen fort die er bereits fruumlher geaumluszligert
hatte Karl Schmid Neue Quellen zum Verstaumlndnis des Adels im 10 Jahr-
hundert in ZGO 108NF 69 (1960) S 185ndash232 hier S 196ndash203 Scan des
Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch die Monumenta Germaniae
Historica [Link] 9 Siehe fuumlr eine genauere Einordnung Hagen Keller Widukinds Bericht
uumlber die Aachener Wahl und Kroumlnung Ottos I in FMSt 29 (1995) S 390ndash
453 bes S 390ndash397 Scan des Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch
die Monumenta Germaniae Historica [Link] 10 Um den groben Verlauf zu skizzieren Gegen Schmids These aumluszligerte
sich zunaumlchst Hartmut Hoffmann Zur Geschichte Ottos des Groszligen in
DA 28 (1972) S 42ndash73 Scan bei digizeitschriftende [Link] Hierauf rea-
gierten unter anderem Ernst Karpf Herrscherlegitimation und Reichsbegriff
in der ottonischen Geschichtsschreibung des 10 Jahrhunderts (Historische
Forschungen 10) Stuttgart 1985 S 164ndash168 Walther Mohr Imperium
Lothariensium in Jahrbuch fuumlr westdeutsche Landesgeschichte 13 (1987)
S 1ndash42 hier S 41f und Hagen Keller [wie Anm 9] Einen juumlngeren Beitrag
zur Diskussion [mit weiterer Literatur] bietet Gerhard Lubich Verwandtsein
Lesarten einer politisch-sozialen Beziehung im Fruumlhmittelalter (6ndash11 Jahr-
hundert) KoumllnWeimarWien 2008 S 197 Anm 345 Eine knappe Zusam-
menfassung findet sich bei Egon Boshof Koumlnigtum und Koumlnigsherrschaft im
10 Jahrhundert (Enzyklopaumldie deutscher Geschichte 27) Muumlnchen 32010
S 62f
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
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Dateien am Beispiel eines klassischen Beitrags zur Thronfolge Ottos
des Groszligen anschaulich machen Viele Anmerkungen beider Texte
sind nachpruumlfbar ohne eine Bibliothek aufsuchen zu muumlssen oftmals
reicht eine Verbindung zum Internet aus Die Anzahl dieser Hyperlinks
demonstriert dass bereits eine groszlige Zahl an Quelleneditionen und
Forschungsbeitraumlgen der Mittelalterforschung durch verschiedene Pro-
jekte digital verfuumlgbar ist Die nicht verlinkten Anmerkungen zeigen
gleichermaszligen dass noch viele Publikationen auf eine Digitalisierung
warten
Das Zusammenfuumlhren der Inhalte und die Einbettung der Hyper-
links in eine bereits bestehende PDF-Datei sind dabei keine Aufgaben
fuumlr Spezialisten die kostenintensive Programme benoumltigen Die dafuumlr
erforderlichen Arbeitsschritte koumlnnen wie hier vorgefuumlhrt im Rahmen
einer Lehrveranstaltung erlernt und angewendet werden Die noumltige
Software steht momentan kostenfrei zur Verfuumlgung Das einzige Hin-
dernis auf dem Weg zu vollstaumlndig vernetzenlsquo Forschungsbeitraumlgen
stellt die digitale Verfuumlgbarkeit der Grundlagen dar11
11 Aumluszligerst begruumlszligenswert in dieser Hinsicht ist die Foumlrderung des
bdquoArchivum Medii Aevi Digitaleldquo durch die DFG siehe Karoline Doumlring DFG-
Projekt bdquoArchivum Medii Aevi Digitale ndash Mediaumlvistisches Fachrepositorium
und Wissenschaftsblog fuumlr die Mittelalterforschung (AMAD)ldquo auf mittelalter
hypothesisorg (2018) [Link]
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
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Kennzeichnung der Hyperlinks
Die Hyperlinks in den Anmerkungen sind in der PDF-Datei als
farbige Rahmen dargestellt Die Farben symbolisieren hierbei ver-
schiedene Formen der Zugaumlnglichkeit und weisen spezifische Daten-
banken aus Nach Moumlglichkeit wurde sowohl auf das Gesamtwerk (als
Rahmen um den Titel) als auch auf die zitierte Seite (als Rahmen um
die Seitenzahl) verlinkt
Schwarzer Rahmen Barrierefreier Zugang beispielsweise dMGH
oder archiveorg
Violetter Rahmen Barrierefreier Zugang Eintrag bei
geschichtsquellende
Blauer Rahmen Barrierefreier Zugang Eintrag bei
deutsche-biographiede
Roter Rahmen Eingeschraumlnkter Zugang meist lizenzab-
haumlngig beispielsweise digizeitschriftende
Anschauungsbeispiel
Karl Schmid Die Thronfolge Ottos des Groszligen in ZRG Germ
Abt 81 (1964) S 80ndash163 hier S 90ndash96 Nachbearbeitete Fassung
90 Karl Schmid
Nach dem Tode Heinrichs habe der ommls populas Frcmcommatque Saaszligomtmszligfi) den iam olfzlm vom Vater designierten Koumlnigdessen Sohn Otto naumlmlich zum gmlaceps gewaumlhlt und es sei be-schlossen worden daszlig die uoslashzioersalis eleetfio in der Aachener Pfalzstattfinden solle so wird der Bericht weitergefuumlhrt Nach Meinungder Forschung spricht Widukind hier von einer Wahlhandlung dienach Heinrichs I Tod und vor der Aachener Kroumlnungsfeiererfolgt sein soll Diese sog bdquoWahl am unbekannten Ortldquo die manaus dem Bericht Widukinds herausliest diese sog bdquoVorwahlldquowie man sie auch zu bezeichnen beliebte hat den Gelehrten ver-staumlndlicherweise erhebliches Kopfzerbrechen bereitet3ldquo) Dennnach Widukind haumltten wir es beim Thronwechsel des Jahres 936nicht nur mit zwei Thronerhebungsakten (bdquoWahlldquo und bdquoKurldquo oderbdquoAuswahl des Kandidatenldquo und bdquofoumlrmlicher Erhebung des Kouml-2nigsldquo) zu tun sondern gar mit drei Wahlversammlungen hinter-einander mit der vermutlich in Erfurt vorgenommenen Designa-tion der bdquoWahl am unbekannten Ortldquo und der umjfuersalis electeiacuteoin Aachen Dementsprechend hat M Lintzel eine seiner Unter~suchungen bdquoDie Wahlen Ottos des Groszligen 936ldquo uumlberschrieben undin ihr 1 die bdquoDesignationldquo 2 die bdquoWahl am unbekannten Ortldquound 8 die bdquoAachener Houmlnungldquo diskutiertszligi) Indessen ist diesebdquoWahl am unbekannten Ortldquo bestritten und angezweifeltszligszlig) oderııııfl-ıııııııııcıııııııııı-ıııııniı_
35) Wird als bdquoRcichsvolkf verstanden von W Schlesinger Anfaumlnge(wie Anm 21) S 406 Neudruck S 342 mit Nachtrag S 383f H Beu-mann Widukind (Wie Anm 12) S 225f ders Einhard und die karolin-gische Tradition im ottonischen Corvey Westfalen 30 (1952) S 158ffNeudruck in Ideengeschichtliche Studien zu Einhard und anderen Ge-schichtsschreibern des fruumlheren Mittelalters (1962) S 23ff anders J OPlas s mann Princeps und Popnlus Die Gefolgschaft im ottonischen Staats-aufbau nach den saumlchsischen Geschiacutechtsschreibern des 10 Jhs (1954)S 66ff ~
3deg) W Schlesinger der mit Waitz und Schramm eine bdquoVorwahlldquozunaumlchst in Abrede stellte (Anfaumlnge [wie Anm 21] S 409 Neudruclc S 346)nimmt Neudruclr S 384 mit Plassma nn Princeps und Populus (wie Anm-35) Slaquo 19f- 11- S- 93 und Li11daggeriZclMiszellen (wie Anm 20) S 74ff einenWahlakt schon vor der Aachener Handlung an
37) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 65fffs) P E Schramm Die Kroumlnung in Deutschland (wie Anm 22) S 193
mit Anm 5 Vgl auch Anm 36
1 Die Thronfolge Ottos des Groszligen 91
doch als bdquoeinigermaszligen hypothetische und imaginaumlre Versamm-lungldquo3deg) bezeichnet worden4deg) 9
Der Bericht Widukinds uumlber den Thronwechsel im Jahre 936ist undurchsichtig weil in ihm unklar bleibt wann und wo dieEntscheidung in der Thronfolge Ottos I gefallen ist Geschah diesbeim Designationsakt durch Heinrich I in Erfurt oder erst nachdem Tode des Herrschers moumlglicherweise in Memleben wo Hein-rich starb oder in Quedlinburg wo der tote Koumlnig beigesetzt wor-den ist Oder geschah dies vielleicht gar an einem anderen un-bekannten Ort Die bisherige Forschung weiszlig auf diese Fragekeine schluumlssige Antwort zu geben Um weiter zu kommen muumlssenwir fragen wer denn die Entscheidung fuumlr die Thronfolge Ottosherbeigefuumlhrt hat Die Auffassung F Roumlrigs41) daszlig allein derWille des alten Koumlnigs letztlich den Ausschlag gegeben habe istvon H Mitteis M Lintzel und W Schlesinger mit aller Ent-sehiedenheit zuruumlckgewiesen worden bdquoDer Wille der Waumlhlergab den Aussohlagldquo42) bdquoDie Initiative lag in der Designation dieEntscheidung in der Wah1ldquo43) bdquoTraten die Groszligen uumlberhauptrechtserheblich in Taumltigkeit so nicht allein bei der Huldigungsondern bereits bei der Auswahl des Kandidaten bei der Desi-gnation44) Auf keinen Fall konnte die Wahl Ottos zum Thron-folger rechtswirksam werden ohne daszlig die Groszligen als Vertreterdes Volkes und der Staumlmme ihr zustimmten und beitraten ohnedaszlig die Groszligen mit anderen Worten bei der -Bestimmung desThronfolgers mitwirkten Und obschon Widukind wie auch Liud-Prand45) von einer Mitwirkung der Groszligen bei der DesignationOttos nichts wissen muszlig eine solche angenommen werden Oderhaben die Groszligen erst nach demTode Heinrichs I dessen Nach-
3deg) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 7740) Man 1amı sogar bezweifeln ob an dieser Stelle das Textverstaumlndnis
der bisherigen Forschung richtig ist41) F Roumlrig Gebluumltsrecht und freie Wahl (wie Anm 19) S 1542) H Mitteis Krise (wie Anm 16) S 63 p
S 43) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 74 Anm 144] W Sszlighle singer Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruelr S 37345) Liudprand Antapodgsig IV 16 Bd J Bszligszligliacuteszligl S 1132 Qmmiae
fflcrit prudenttae quamtaeque rem Heinricus sciemiae hfinc probeei potest quadpotissfimum ac releiacutegaumlostssiacutemum fnetofrum suorum regem constitmit
92 Ken sehmia
folgebestimmung vielleicht anlaumlszliglich der sog bdquoWahl am unbekann-ten Ortldquo anerkannt und angenommen Wie dem auch gewesensein mag es bleibt zunaumlchst dabei daszlig bdquouns keine Quelle daruumlberAuskunft gibt wo die entscheidenden Verhandlungen stattge-funden haben die zur Einigung auf Otto fuumlhrtenildquo-W) Diese seineFeststellung erklaumlrt H Mitteis damit daszlig er meint Aus derfehlenden Auskunft uumlber die entscheidenden Verhandlungen er~helle bdquodaszlig diese gar nicht darauf berechnet waren in eine breitereOumlffentlichkeit zu dringen Aber eine echte Wahlldquo durch die poli-tisch maszliggebenden Leuteldquo seien sie trotzdem gewesen47) Wenndies zutrifft woran zu zweifeln kein Grund besteht dann habenwir einen wichtigen Anhaltspunkt gewonnen Die politischmaszliggebenden Leute waren es die den Ausschlag in der Frageder Thronfolge gaben Wer aber waren sie Ohne Zweifel doch diehoumlchsten und einfluszligrcichsten weltlichen und geistlichen Wuumlrden-traumlger allen Adligen voran die Stammesherzoumlge und an der Spitzeder Kirchenfuumlrsten die Metropoliten Sie wirkten wie wir wissenbei der Aachener Kroumlnung mit48) Sie muumlssen zuvor der Wahl undBestimmung Ottos zum Nachfolger Heinrichs im Koumlnigtum bei-getreten sein49) Denn haumltten sie nicht seiner Designation zuge-stimmt ja haumltten sie diese nicht mitvollzogen so waumlren sie gewiszlignicht nach Aachen gekommen um dort zu vollenden und zu feiernwas bereits vorher feststand die Thronfolge Ottos I
Die unumgaumlngliche Annahme jedoch daszlig die maszliggebendenGroszligen des Reiches d h in erster Linie die Herzoumlge und EIZ-
W) H Mitteis Krise (wie Anm16) S 6547) Dem pflichtet W Schlesinger (Bespr von I-I Mitteis Die Krise
des deutschen Koumlnigswahlrechts) HZ 174 (1952) S 104 ausdruumlcklich bci4deg) Uumlber die Herzoumlge bei den ersten deutschen Koumlnigswahlen vgl G-
Tellenbach Koumlnigtum und Staumlmme in der Werdezeit des deutschen Rei-ches (1939) Exkurs I S 101ff
4deg) Vgl W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruck51- 373 der ebd S 431 Ncudruck S 371i mit Recht betont daszlig obW0h1bei einer Wahl die Anwesenheit aller Herzoumlge nicht erforderlich gewesen istes eine andere Frage sei inwieweit eine solche Wahl von den nicht beteiligtenHerzoumlgen als fuumlr sie und ihren Stamm verbindlich angesehen wurde Im Hin-blick auf Herzog Arnulf von Bayern vgl K Beindel Herzog Arnulf unddas Regnum Bavariae Zeitschr f bayer Landesgesch 17 (1954) S 249Neudruck in Die Entstehung des deutschen Reiches Wege der Forschung I(1956) S 284
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 93
bischoumlfe der Designation Ottos beeigepflichtet haben genuumlgt nochnicht Sie enthebt uns naumlmlich nicht der Forderung zu klaumlrenwann wo und wie die Bestimmung Ottos zum Thronfolger im Zu-sammenwirken des Koumlnigs und der Groszligen getroffen worden istEs genuumlgt nicht mit P E Schramm5deg) zu sagen Heinrich habeseinen Sohn Otto in aller Form erst kurz vor seinem Tode mit Zu-stimmung jener die gerade zur Stelle waren zu seinem Nachfolgerbestimmt oder an bdquospontane Huldigungsakteldquo an bdquoformloseEinzelhuldigungenldquo nach dem Hinscheiden des alten Koumlnigs zudenkenaumll) will man nicht zumindest einen betraumlchtlichen Teil dermaszliggebenden Groszligen des Reiches von der Mitentscheidung in derFrage der Thronfolge einfach ausschlieszligen Gewiszlig der Koumlnigkonnte seinen Sohn Otto im Beisein von wenigen Groszligen rechts-wirksam zum Thronfolger designierenm) Ob angesichts der poli-tischen Kraumlfteverteilung im Reich eine solche die nicht anwesendenHerzoumlge uumlbergehende Handlungsweise jedoch deren bedingunge-lose Anerkennung gefunden haumltte ist eine andere Frage Jedenfallsspricht die Tatsache daszlig bereits wenige Wochen nach dem Todedes Koumlnigs alle Herzoumlge in Aachen einmuumltig dem neuen Koumlnighuldigten nicht dafuumlr daszlig die Thronfolge Ottos beim Tode Hein-richs noch ungewiszlig war und daher irgendwelcher Verhandlungenbedurft haumltteszliglb) M Lintzelfifi) hat darauf hingewiesen daszlig dieZeitspanne von fuumlnf Wochen die zwischen dem Tod Heinrichs und
5deg) P E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchsischen Hause (wie Anm15) S 32
51) W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346Daszlig sich Schlesinger selbst Neudruck S 384 (vgl oben Anm 36) korrigiertekennzeichnet was diese Frage anbetrifft die Unsicherheit der gegenwaumlrtigenForschung
ala) Wie Anm 49511deg) Die zeitliche Festlegung der Aachener Feier auf den 7 August zwingt
zu der Annahme daszlig die Boten die den am 2 Juli eingetretenen Tod KoumlnigHeinrichs bekanntzumachen hatten zugleich schon die Einladung nachAachen uumlberbracht haben werden da sonst fuumlr die alemannischcn und baye-rischen Gmszligen nicht genug Zeit zur Verfuumlgung gestanden haumltte die Vor-bereitungen fuumlr die Hoffahrt und die Reise nach Aachen zu bewaumlltigenAuf diesen Gesichtspunkt wies mich Herr Professor R Elze bei einem Ge-Spraumlch freundlicherweise hin O
52) M Linezeı M1Sze1ıen(a-re Anm eo) s zer aumlhflliszligll F Roumlrie Ge-bluumltsrecht (wie Anm 19) S 15 u S 45
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
2
auf das Digitale Repertorium bdquoGeschichtsquellen des deutschen Mittel-
altersldquo versehen und zitierte Forscher mit einem Link zum jeweiligen
Eintrag in der bdquoDeutschen Biographieldquo2
Das uumlbergeordnete Lernziel der Aufgabe bestand darin den Teil-
nehmerInnen vor Augen zu fuumlhren welche Mengen an kritischen Edi-
tionen und Forschungsliteratur bereits im Internet verfuumlgbar sind Die
zusaumltzliche Verlinkung von Eintraumlgen im bdquoDigitalen Repertoriumldquo und
in der bdquoDeutschen Biographieldquo erweiterte dies um die Moumlglichkeit die
zitierten Quellen und Forscher mittels maszliggeblicher Nachschlage-
werke einzuordnen Somit entdeckten die TeilnehmerInnen Schritt fuumlr
Schritt dass die Anmerkungen im Aufsatz durch die Zusammenfuumlh-
rung bereits vorhandener durch verschiedene Digitalisierungsprojekte
zur Verfuumlgung gestellter Inhalte zu einem groszligen Teil mit Hyperlinks
zu Quelleneditionen Forschungsliteratur und Zusatzinformationen
versehen werden konnten Mit anderen Worten Es wurde aufgezeigt
in welchem Ausmaszlig zum Verstaumlndnis wichtige oder weiterfuumlhrende
Informationen in gesicherter Form an verschiedenen Stellen im Internet
zur Verfuumlgung stehen
Daruumlber hinaus sollte die Aufgabe zeigen wie diese Informationen
gebuumlndelt und verfuumlgbar gemacht werden koumlnnen3 Die Hyperlinks
wurden in den Scan des Aufsatzes eingefuumlgt ndash so sind die klassischenlsquo
bibliographischen Angaben nun mit digitalen Verweisen kombiniert4
2 Digitales Repertorium bdquoGeschichtsquellen des deutschen Mittelaltersldquo
hg von der Kommission fuumlr das Repertorium bdquoGeschichtsquellen des
deutschen Mittelaltersldquo der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
[Link] Wichtige kritische Anmerkungen zu dieser Datenbank finden sich
bei Klaus Graf Datenbanken zu mittelalterlichen Geschichtsquellen auf
archivaliahypothesesorg (2012) [Link] Deutsche Biographie hg von der
Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
[Link] Wiederum kritisch Klaus Graf Die bdquoWissenschastldquo der Deutschen
Biographie auf archivaliahypothesesorg (2010) [Link] 3 Leider kann es sich hierbei nur um eine Momentaufnahme handeln da
nicht alle verlinkten Projekte stabile Adressen zu ihren Eintraumlgen aufweisen
siehe die in Anm 2 zitierte Besprechung Graf Datenbanken 4 Beim Einfuumlgen von Hyperlinks in bestehende Dateien handelt es sich
um eine Funktion die sowohl der kommerzielle Marktfuumlhrer in Sachen PDF-
Bearbeitung der Adobe Acrobat Reader Pro als auch frei verfuumlgbare Alter-
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
3
Ein Klick genuumlgt und der Zugriff auf die gewuumlnschten Informationen
wird hergestellt ndash sofern die rechtliche Situation dies zulaumlsst Da die
Gesamtheit abgebildet werden sollte wurden sowohl frei verfuumlgbare
als auch kostenpflichtige Angebote eingearbeitet allerdings farblich
unterschiedlich gekennzeichnet (s u)
Das Prinzip einen Anmerkungsapparat mit Hyperlinks zu ver-
sehen ist keineswegs eine Neuerung So sind beispielsweise die frei
verfuumlgbaren Beitraumlge des Bandes bdquoThe Digital Middle Agesldquo aumlhnlich
mit Hyperlinks versehen5 Verlinkungen finden sich auch bei einigen
Regesten der Regesta Imperii teilweise im RI-Opac und bei den Ein-
traumlgen im Digitalen Repertorium bdquoGeschichtsquellen des deutschen
Mittelaltersldquo6 Diese Ansaumltze zur Vernetzung bestehender Korpora
nativen wie beispielsweise der PDF-X-Chance-Viewer bzw das Nachfolge-
programm PDF-X-Change-Editor aufweisen Link zum Download auf der
Homepage des Herstellers Tracker Software Products PDF-X-Chance-
Viewer [Link]PDF-X-Change-Editor [Link] 5 The Digital Middle Ages hg von David J Birnbaum Sheila Bond und
Mike Kestemont (Speculum 92 Supplementum 1) Chicago 2017 abrufbar
unter [Link] 6 Im Rahmen der Regesten werden die erzaumlhlenden Quellen mit den ent-
sprechenden Eintraumlgen im RI Opac verlinkt hier wiederum erfolgt die Ver-
linkung auf die dMGH siehe beispielsweise RI IV3 Nr 2h [Link] Bei
Urkunden wird direkt auf die dMGH sowie auf verfuumlgbare Abbildungen
verlinkt siehe beispielsweise RI I Nr 192 [Link] Im RI Opac wird eine
Vielzahl digital verfuumlgbarer Texte verlinkt so beispielsweise Blogs frei
zugaumlngliche Digitalisate bei archiveorg und googlebookscom aber auch bei
kommerziellen Anbietern wie digizeitschriftende und proquestcom Da-
ruumlber hinaus wird auch auf Dateien bei academiaedu verlinkt Eine Richtlinie
oder Systematik ist bislang nicht erkennbar (auf der Homepage der Regesta
Imperii [bdquoUnternehmenldquo bdquoRI-Onlineldquo (Link)] werden unter bdquoVerlinkungs-
partnerldquo lediglich bdquoUnternehmungen die Urkundenabbildungen oder -voll-
texteldquo zur Verfuumlgung stellen genannt) Zur Einschaumltzung der digitalen An-
gebote der Regesta Imperii Tobias Weller Rez bdquoDie Regesta Imperii
Onlineldquo in Rheinische Vierteljahresblaumltter 78 (2014) S 234ndash241 Scan des
Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch die Regesta Imperii [Link] Mit
Fokus auf die Vernetzung und die Nutzung der bereitgestellten Forschungs-
daten Julian Schulz Rez bdquoRegesta Imperii Onlineldquo in RIDE A Review
Journal for Digital Editions and Resources 6 (2017) [Link] Siehe hierzu
auch Viktor Westrich Der Weg zu den Forschungsdaten Ein Beispielguide
fuumlr die Nutzung der REST-Schnittstelle der Regesta Imperii mithilfe von
Python auf mittelalterhypothesisorg (2018) [Link] Das Repertorium
bdquoGeschichtsquellen des deutschen Mittelaltersldquo bietet nach eigener Angabe
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
4
sollen mit der vorliegenden PDF-Datei aufgegriffen werden Es
spiegelt dabei die digitale Verfuumlgbarkeit mediaumlvistischer Forschungs-
beitraumlge wider dass ein solches Projekt fast nur mit einem aumllteren Text
als Grundlage denkbar ist Trotz der Moumlglichkeiten von Preprints und
des Zweitveroumlffentlichungsrechts dauert es meist sehr lange bis Texte
ihren Weg ins Internet finden Auch 50 Jahre nach der Veroumlffent-
lichung des hier behandelten Aufsatzes sind nicht saumlmtliche Grund-
lagen digital verfuumlgbar
Mit dem Alter ist bereits ein Grund fuumlr die Auswahl von Schmids
Text als Arbeitsgegenstand genannt Ein weiteres pragmatisches Argu-
ment war die thematische Ausrichtung Da mit der Thronfolge Ottos I
ein wichtiges Ereignis in der Geschichte des mittelalterlichen Reichs
thematisiert wurde ist eine groszlige Anzahl der von Karl Schmid
verwendeten Quellen in den MGH ediert Bei der Verlinkung konnte
somit ausgiebig auf die dMGH zuruumlckgegriffen werden7 Diese beiden
Argumente stehen allerdings hinter der forschungsgeschichtlichen Be-
deutung des Beitrags zuruumlck Schmid stellte einen Eintrag aus dem
Reichenauer Verbruumlderungsbuch der Darstellung bei Widukind von
Corvey gegenuumlber und argumentierte mit der Reichenauer Quelle fuumlr
eine Designation Ottos bereits im Jahr 929 nicht erst 936 wie es bei
automatische Literaturverlinkungen zu bdquoInkunabeln (BSB-Ink Online
Gesamtkatalog der Wiegendrucke ISTC) VD 16 und VD 17 (Verzeichnis
der Fruumlhdrucke) dMGH (Monumenta Germaniae Historica) Archiv der
Gesellschaft fuumlr aumlltere deutsche Geschichtskunde Deutsches Archiv fuumlr
Erforschung des Mittelalters Neues Archiv der Gesellschaft fuumlr aumlltere
deutsche Geschichtskunde Deutsche Biographie wwwdeutsche-biogra-
phiede (Allgemeine deutsche Biographie Neue deutsche Biographie)ldquo und
hat den Anspruch bdquoimmer mehr Literaturangaben direkt mit Digitalisaten zu
verlinkenldquo (Digitales Repertorium bdquoHilfeldquo [Link]) 7 Zur dMGH siehe Bernhard AssmannPatrick Sahle Digital ist besser
Die Monumenta Germaniae Historica mit den dMGH auf dem Weg in die
Zukunft ndash eine Momentaufnahme (Schriften des Instituts fuumlr Dokumento-
logie und Editorik 1) Norderstedt 2008 Zugriff auf mehre Digitalisate
bereitgestellt durch das Institut fuumlr Dokumentologie und Editorik unter
[Link]
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
5
Widukind nahgelegt wird8 Dies machte nicht nur die von Schmid und
Joachim Wollasch edierten Memorialquellen innovativ fruchtbar son-
dern generierte auch weitere Fragen (und Antworten) zur Darstellung
der ottonischen Herrschaftszeit bei Widukind von Corvey9 Der Auf-
satz zog schlieszliglich auch eine laumlngere Forschungsdiskussion uumlber die
Verwendung von Memorialbuumlchern und die Bedeutung der Worte iam
olim nach sich10
Im Folgenden werden die Seiten 90ndash96 des Aufsatzes in der mit
Hyperlinks versehenen Form vorgefuumlhrt um einen exemplarischen
Einblick in das Ergebnis zu ermoumlglichen Dieser Abschnitt wurde aus-
gewaumlhlt da er mit Schmids Ausfuumlhrungen zur bdquoWahl am unbekannten
Ortldquo und zu Widukinds Wortgebrauch bei der Schilderung von Wahl-
akten einen zentralen und gleichsam abgrenzbaren Bestandteil dar-
stellt
Die digital nachbearbeitete Form des Textausschnitts soll wie auch
dieses kurze Vorwort die Moumlglichkeiten von Hyperlinks und PDF-
8 Schmid fuumlhrte hier Uumlberlegungen fort die er bereits fruumlher geaumluszligert
hatte Karl Schmid Neue Quellen zum Verstaumlndnis des Adels im 10 Jahr-
hundert in ZGO 108NF 69 (1960) S 185ndash232 hier S 196ndash203 Scan des
Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch die Monumenta Germaniae
Historica [Link] 9 Siehe fuumlr eine genauere Einordnung Hagen Keller Widukinds Bericht
uumlber die Aachener Wahl und Kroumlnung Ottos I in FMSt 29 (1995) S 390ndash
453 bes S 390ndash397 Scan des Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch
die Monumenta Germaniae Historica [Link] 10 Um den groben Verlauf zu skizzieren Gegen Schmids These aumluszligerte
sich zunaumlchst Hartmut Hoffmann Zur Geschichte Ottos des Groszligen in
DA 28 (1972) S 42ndash73 Scan bei digizeitschriftende [Link] Hierauf rea-
gierten unter anderem Ernst Karpf Herrscherlegitimation und Reichsbegriff
in der ottonischen Geschichtsschreibung des 10 Jahrhunderts (Historische
Forschungen 10) Stuttgart 1985 S 164ndash168 Walther Mohr Imperium
Lothariensium in Jahrbuch fuumlr westdeutsche Landesgeschichte 13 (1987)
S 1ndash42 hier S 41f und Hagen Keller [wie Anm 9] Einen juumlngeren Beitrag
zur Diskussion [mit weiterer Literatur] bietet Gerhard Lubich Verwandtsein
Lesarten einer politisch-sozialen Beziehung im Fruumlhmittelalter (6ndash11 Jahr-
hundert) KoumllnWeimarWien 2008 S 197 Anm 345 Eine knappe Zusam-
menfassung findet sich bei Egon Boshof Koumlnigtum und Koumlnigsherrschaft im
10 Jahrhundert (Enzyklopaumldie deutscher Geschichte 27) Muumlnchen 32010
S 62f
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
6
Dateien am Beispiel eines klassischen Beitrags zur Thronfolge Ottos
des Groszligen anschaulich machen Viele Anmerkungen beider Texte
sind nachpruumlfbar ohne eine Bibliothek aufsuchen zu muumlssen oftmals
reicht eine Verbindung zum Internet aus Die Anzahl dieser Hyperlinks
demonstriert dass bereits eine groszlige Zahl an Quelleneditionen und
Forschungsbeitraumlgen der Mittelalterforschung durch verschiedene Pro-
jekte digital verfuumlgbar ist Die nicht verlinkten Anmerkungen zeigen
gleichermaszligen dass noch viele Publikationen auf eine Digitalisierung
warten
Das Zusammenfuumlhren der Inhalte und die Einbettung der Hyper-
links in eine bereits bestehende PDF-Datei sind dabei keine Aufgaben
fuumlr Spezialisten die kostenintensive Programme benoumltigen Die dafuumlr
erforderlichen Arbeitsschritte koumlnnen wie hier vorgefuumlhrt im Rahmen
einer Lehrveranstaltung erlernt und angewendet werden Die noumltige
Software steht momentan kostenfrei zur Verfuumlgung Das einzige Hin-
dernis auf dem Weg zu vollstaumlndig vernetzenlsquo Forschungsbeitraumlgen
stellt die digitale Verfuumlgbarkeit der Grundlagen dar11
11 Aumluszligerst begruumlszligenswert in dieser Hinsicht ist die Foumlrderung des
bdquoArchivum Medii Aevi Digitaleldquo durch die DFG siehe Karoline Doumlring DFG-
Projekt bdquoArchivum Medii Aevi Digitale ndash Mediaumlvistisches Fachrepositorium
und Wissenschaftsblog fuumlr die Mittelalterforschung (AMAD)ldquo auf mittelalter
hypothesisorg (2018) [Link]
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
7
Kennzeichnung der Hyperlinks
Die Hyperlinks in den Anmerkungen sind in der PDF-Datei als
farbige Rahmen dargestellt Die Farben symbolisieren hierbei ver-
schiedene Formen der Zugaumlnglichkeit und weisen spezifische Daten-
banken aus Nach Moumlglichkeit wurde sowohl auf das Gesamtwerk (als
Rahmen um den Titel) als auch auf die zitierte Seite (als Rahmen um
die Seitenzahl) verlinkt
Schwarzer Rahmen Barrierefreier Zugang beispielsweise dMGH
oder archiveorg
Violetter Rahmen Barrierefreier Zugang Eintrag bei
geschichtsquellende
Blauer Rahmen Barrierefreier Zugang Eintrag bei
deutsche-biographiede
Roter Rahmen Eingeschraumlnkter Zugang meist lizenzab-
haumlngig beispielsweise digizeitschriftende
Anschauungsbeispiel
Karl Schmid Die Thronfolge Ottos des Groszligen in ZRG Germ
Abt 81 (1964) S 80ndash163 hier S 90ndash96 Nachbearbeitete Fassung
90 Karl Schmid
Nach dem Tode Heinrichs habe der ommls populas Frcmcommatque Saaszligomtmszligfi) den iam olfzlm vom Vater designierten Koumlnigdessen Sohn Otto naumlmlich zum gmlaceps gewaumlhlt und es sei be-schlossen worden daszlig die uoslashzioersalis eleetfio in der Aachener Pfalzstattfinden solle so wird der Bericht weitergefuumlhrt Nach Meinungder Forschung spricht Widukind hier von einer Wahlhandlung dienach Heinrichs I Tod und vor der Aachener Kroumlnungsfeiererfolgt sein soll Diese sog bdquoWahl am unbekannten Ortldquo die manaus dem Bericht Widukinds herausliest diese sog bdquoVorwahlldquowie man sie auch zu bezeichnen beliebte hat den Gelehrten ver-staumlndlicherweise erhebliches Kopfzerbrechen bereitet3ldquo) Dennnach Widukind haumltten wir es beim Thronwechsel des Jahres 936nicht nur mit zwei Thronerhebungsakten (bdquoWahlldquo und bdquoKurldquo oderbdquoAuswahl des Kandidatenldquo und bdquofoumlrmlicher Erhebung des Kouml-2nigsldquo) zu tun sondern gar mit drei Wahlversammlungen hinter-einander mit der vermutlich in Erfurt vorgenommenen Designa-tion der bdquoWahl am unbekannten Ortldquo und der umjfuersalis electeiacuteoin Aachen Dementsprechend hat M Lintzel eine seiner Unter~suchungen bdquoDie Wahlen Ottos des Groszligen 936ldquo uumlberschrieben undin ihr 1 die bdquoDesignationldquo 2 die bdquoWahl am unbekannten Ortldquound 8 die bdquoAachener Houmlnungldquo diskutiertszligi) Indessen ist diesebdquoWahl am unbekannten Ortldquo bestritten und angezweifeltszligszlig) oderııııfl-ıııııııııcıııııııııı-ıııııniı_
35) Wird als bdquoRcichsvolkf verstanden von W Schlesinger Anfaumlnge(wie Anm 21) S 406 Neudruck S 342 mit Nachtrag S 383f H Beu-mann Widukind (Wie Anm 12) S 225f ders Einhard und die karolin-gische Tradition im ottonischen Corvey Westfalen 30 (1952) S 158ffNeudruck in Ideengeschichtliche Studien zu Einhard und anderen Ge-schichtsschreibern des fruumlheren Mittelalters (1962) S 23ff anders J OPlas s mann Princeps und Popnlus Die Gefolgschaft im ottonischen Staats-aufbau nach den saumlchsischen Geschiacutechtsschreibern des 10 Jhs (1954)S 66ff ~
3deg) W Schlesinger der mit Waitz und Schramm eine bdquoVorwahlldquozunaumlchst in Abrede stellte (Anfaumlnge [wie Anm 21] S 409 Neudruclc S 346)nimmt Neudruclr S 384 mit Plassma nn Princeps und Populus (wie Anm-35) Slaquo 19f- 11- S- 93 und Li11daggeriZclMiszellen (wie Anm 20) S 74ff einenWahlakt schon vor der Aachener Handlung an
37) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 65fffs) P E Schramm Die Kroumlnung in Deutschland (wie Anm 22) S 193
mit Anm 5 Vgl auch Anm 36
1 Die Thronfolge Ottos des Groszligen 91
doch als bdquoeinigermaszligen hypothetische und imaginaumlre Versamm-lungldquo3deg) bezeichnet worden4deg) 9
Der Bericht Widukinds uumlber den Thronwechsel im Jahre 936ist undurchsichtig weil in ihm unklar bleibt wann und wo dieEntscheidung in der Thronfolge Ottos I gefallen ist Geschah diesbeim Designationsakt durch Heinrich I in Erfurt oder erst nachdem Tode des Herrschers moumlglicherweise in Memleben wo Hein-rich starb oder in Quedlinburg wo der tote Koumlnig beigesetzt wor-den ist Oder geschah dies vielleicht gar an einem anderen un-bekannten Ort Die bisherige Forschung weiszlig auf diese Fragekeine schluumlssige Antwort zu geben Um weiter zu kommen muumlssenwir fragen wer denn die Entscheidung fuumlr die Thronfolge Ottosherbeigefuumlhrt hat Die Auffassung F Roumlrigs41) daszlig allein derWille des alten Koumlnigs letztlich den Ausschlag gegeben habe istvon H Mitteis M Lintzel und W Schlesinger mit aller Ent-sehiedenheit zuruumlckgewiesen worden bdquoDer Wille der Waumlhlergab den Aussohlagldquo42) bdquoDie Initiative lag in der Designation dieEntscheidung in der Wah1ldquo43) bdquoTraten die Groszligen uumlberhauptrechtserheblich in Taumltigkeit so nicht allein bei der Huldigungsondern bereits bei der Auswahl des Kandidaten bei der Desi-gnation44) Auf keinen Fall konnte die Wahl Ottos zum Thron-folger rechtswirksam werden ohne daszlig die Groszligen als Vertreterdes Volkes und der Staumlmme ihr zustimmten und beitraten ohnedaszlig die Groszligen mit anderen Worten bei der -Bestimmung desThronfolgers mitwirkten Und obschon Widukind wie auch Liud-Prand45) von einer Mitwirkung der Groszligen bei der DesignationOttos nichts wissen muszlig eine solche angenommen werden Oderhaben die Groszligen erst nach demTode Heinrichs I dessen Nach-
3deg) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 7740) Man 1amı sogar bezweifeln ob an dieser Stelle das Textverstaumlndnis
der bisherigen Forschung richtig ist41) F Roumlrig Gebluumltsrecht und freie Wahl (wie Anm 19) S 1542) H Mitteis Krise (wie Anm 16) S 63 p
S 43) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 74 Anm 144] W Sszlighle singer Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruelr S 37345) Liudprand Antapodgsig IV 16 Bd J Bszligszligliacuteszligl S 1132 Qmmiae
fflcrit prudenttae quamtaeque rem Heinricus sciemiae hfinc probeei potest quadpotissfimum ac releiacutegaumlostssiacutemum fnetofrum suorum regem constitmit
92 Ken sehmia
folgebestimmung vielleicht anlaumlszliglich der sog bdquoWahl am unbekann-ten Ortldquo anerkannt und angenommen Wie dem auch gewesensein mag es bleibt zunaumlchst dabei daszlig bdquouns keine Quelle daruumlberAuskunft gibt wo die entscheidenden Verhandlungen stattge-funden haben die zur Einigung auf Otto fuumlhrtenildquo-W) Diese seineFeststellung erklaumlrt H Mitteis damit daszlig er meint Aus derfehlenden Auskunft uumlber die entscheidenden Verhandlungen er~helle bdquodaszlig diese gar nicht darauf berechnet waren in eine breitereOumlffentlichkeit zu dringen Aber eine echte Wahlldquo durch die poli-tisch maszliggebenden Leuteldquo seien sie trotzdem gewesen47) Wenndies zutrifft woran zu zweifeln kein Grund besteht dann habenwir einen wichtigen Anhaltspunkt gewonnen Die politischmaszliggebenden Leute waren es die den Ausschlag in der Frageder Thronfolge gaben Wer aber waren sie Ohne Zweifel doch diehoumlchsten und einfluszligrcichsten weltlichen und geistlichen Wuumlrden-traumlger allen Adligen voran die Stammesherzoumlge und an der Spitzeder Kirchenfuumlrsten die Metropoliten Sie wirkten wie wir wissenbei der Aachener Kroumlnung mit48) Sie muumlssen zuvor der Wahl undBestimmung Ottos zum Nachfolger Heinrichs im Koumlnigtum bei-getreten sein49) Denn haumltten sie nicht seiner Designation zuge-stimmt ja haumltten sie diese nicht mitvollzogen so waumlren sie gewiszlignicht nach Aachen gekommen um dort zu vollenden und zu feiernwas bereits vorher feststand die Thronfolge Ottos I
Die unumgaumlngliche Annahme jedoch daszlig die maszliggebendenGroszligen des Reiches d h in erster Linie die Herzoumlge und EIZ-
W) H Mitteis Krise (wie Anm16) S 6547) Dem pflichtet W Schlesinger (Bespr von I-I Mitteis Die Krise
des deutschen Koumlnigswahlrechts) HZ 174 (1952) S 104 ausdruumlcklich bci4deg) Uumlber die Herzoumlge bei den ersten deutschen Koumlnigswahlen vgl G-
Tellenbach Koumlnigtum und Staumlmme in der Werdezeit des deutschen Rei-ches (1939) Exkurs I S 101ff
4deg) Vgl W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruck51- 373 der ebd S 431 Ncudruck S 371i mit Recht betont daszlig obW0h1bei einer Wahl die Anwesenheit aller Herzoumlge nicht erforderlich gewesen istes eine andere Frage sei inwieweit eine solche Wahl von den nicht beteiligtenHerzoumlgen als fuumlr sie und ihren Stamm verbindlich angesehen wurde Im Hin-blick auf Herzog Arnulf von Bayern vgl K Beindel Herzog Arnulf unddas Regnum Bavariae Zeitschr f bayer Landesgesch 17 (1954) S 249Neudruck in Die Entstehung des deutschen Reiches Wege der Forschung I(1956) S 284
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 93
bischoumlfe der Designation Ottos beeigepflichtet haben genuumlgt nochnicht Sie enthebt uns naumlmlich nicht der Forderung zu klaumlrenwann wo und wie die Bestimmung Ottos zum Thronfolger im Zu-sammenwirken des Koumlnigs und der Groszligen getroffen worden istEs genuumlgt nicht mit P E Schramm5deg) zu sagen Heinrich habeseinen Sohn Otto in aller Form erst kurz vor seinem Tode mit Zu-stimmung jener die gerade zur Stelle waren zu seinem Nachfolgerbestimmt oder an bdquospontane Huldigungsakteldquo an bdquoformloseEinzelhuldigungenldquo nach dem Hinscheiden des alten Koumlnigs zudenkenaumll) will man nicht zumindest einen betraumlchtlichen Teil dermaszliggebenden Groszligen des Reiches von der Mitentscheidung in derFrage der Thronfolge einfach ausschlieszligen Gewiszlig der Koumlnigkonnte seinen Sohn Otto im Beisein von wenigen Groszligen rechts-wirksam zum Thronfolger designierenm) Ob angesichts der poli-tischen Kraumlfteverteilung im Reich eine solche die nicht anwesendenHerzoumlge uumlbergehende Handlungsweise jedoch deren bedingunge-lose Anerkennung gefunden haumltte ist eine andere Frage Jedenfallsspricht die Tatsache daszlig bereits wenige Wochen nach dem Todedes Koumlnigs alle Herzoumlge in Aachen einmuumltig dem neuen Koumlnighuldigten nicht dafuumlr daszlig die Thronfolge Ottos beim Tode Hein-richs noch ungewiszlig war und daher irgendwelcher Verhandlungenbedurft haumltteszliglb) M Lintzelfifi) hat darauf hingewiesen daszlig dieZeitspanne von fuumlnf Wochen die zwischen dem Tod Heinrichs und
5deg) P E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchsischen Hause (wie Anm15) S 32
51) W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346Daszlig sich Schlesinger selbst Neudruck S 384 (vgl oben Anm 36) korrigiertekennzeichnet was diese Frage anbetrifft die Unsicherheit der gegenwaumlrtigenForschung
ala) Wie Anm 49511deg) Die zeitliche Festlegung der Aachener Feier auf den 7 August zwingt
zu der Annahme daszlig die Boten die den am 2 Juli eingetretenen Tod KoumlnigHeinrichs bekanntzumachen hatten zugleich schon die Einladung nachAachen uumlberbracht haben werden da sonst fuumlr die alemannischcn und baye-rischen Gmszligen nicht genug Zeit zur Verfuumlgung gestanden haumltte die Vor-bereitungen fuumlr die Hoffahrt und die Reise nach Aachen zu bewaumlltigenAuf diesen Gesichtspunkt wies mich Herr Professor R Elze bei einem Ge-Spraumlch freundlicherweise hin O
52) M Linezeı M1Sze1ıen(a-re Anm eo) s zer aumlhflliszligll F Roumlrie Ge-bluumltsrecht (wie Anm 19) S 15 u S 45
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
3
Ein Klick genuumlgt und der Zugriff auf die gewuumlnschten Informationen
wird hergestellt ndash sofern die rechtliche Situation dies zulaumlsst Da die
Gesamtheit abgebildet werden sollte wurden sowohl frei verfuumlgbare
als auch kostenpflichtige Angebote eingearbeitet allerdings farblich
unterschiedlich gekennzeichnet (s u)
Das Prinzip einen Anmerkungsapparat mit Hyperlinks zu ver-
sehen ist keineswegs eine Neuerung So sind beispielsweise die frei
verfuumlgbaren Beitraumlge des Bandes bdquoThe Digital Middle Agesldquo aumlhnlich
mit Hyperlinks versehen5 Verlinkungen finden sich auch bei einigen
Regesten der Regesta Imperii teilweise im RI-Opac und bei den Ein-
traumlgen im Digitalen Repertorium bdquoGeschichtsquellen des deutschen
Mittelaltersldquo6 Diese Ansaumltze zur Vernetzung bestehender Korpora
nativen wie beispielsweise der PDF-X-Chance-Viewer bzw das Nachfolge-
programm PDF-X-Change-Editor aufweisen Link zum Download auf der
Homepage des Herstellers Tracker Software Products PDF-X-Chance-
Viewer [Link]PDF-X-Change-Editor [Link] 5 The Digital Middle Ages hg von David J Birnbaum Sheila Bond und
Mike Kestemont (Speculum 92 Supplementum 1) Chicago 2017 abrufbar
unter [Link] 6 Im Rahmen der Regesten werden die erzaumlhlenden Quellen mit den ent-
sprechenden Eintraumlgen im RI Opac verlinkt hier wiederum erfolgt die Ver-
linkung auf die dMGH siehe beispielsweise RI IV3 Nr 2h [Link] Bei
Urkunden wird direkt auf die dMGH sowie auf verfuumlgbare Abbildungen
verlinkt siehe beispielsweise RI I Nr 192 [Link] Im RI Opac wird eine
Vielzahl digital verfuumlgbarer Texte verlinkt so beispielsweise Blogs frei
zugaumlngliche Digitalisate bei archiveorg und googlebookscom aber auch bei
kommerziellen Anbietern wie digizeitschriftende und proquestcom Da-
ruumlber hinaus wird auch auf Dateien bei academiaedu verlinkt Eine Richtlinie
oder Systematik ist bislang nicht erkennbar (auf der Homepage der Regesta
Imperii [bdquoUnternehmenldquo bdquoRI-Onlineldquo (Link)] werden unter bdquoVerlinkungs-
partnerldquo lediglich bdquoUnternehmungen die Urkundenabbildungen oder -voll-
texteldquo zur Verfuumlgung stellen genannt) Zur Einschaumltzung der digitalen An-
gebote der Regesta Imperii Tobias Weller Rez bdquoDie Regesta Imperii
Onlineldquo in Rheinische Vierteljahresblaumltter 78 (2014) S 234ndash241 Scan des
Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch die Regesta Imperii [Link] Mit
Fokus auf die Vernetzung und die Nutzung der bereitgestellten Forschungs-
daten Julian Schulz Rez bdquoRegesta Imperii Onlineldquo in RIDE A Review
Journal for Digital Editions and Resources 6 (2017) [Link] Siehe hierzu
auch Viktor Westrich Der Weg zu den Forschungsdaten Ein Beispielguide
fuumlr die Nutzung der REST-Schnittstelle der Regesta Imperii mithilfe von
Python auf mittelalterhypothesisorg (2018) [Link] Das Repertorium
bdquoGeschichtsquellen des deutschen Mittelaltersldquo bietet nach eigener Angabe
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
4
sollen mit der vorliegenden PDF-Datei aufgegriffen werden Es
spiegelt dabei die digitale Verfuumlgbarkeit mediaumlvistischer Forschungs-
beitraumlge wider dass ein solches Projekt fast nur mit einem aumllteren Text
als Grundlage denkbar ist Trotz der Moumlglichkeiten von Preprints und
des Zweitveroumlffentlichungsrechts dauert es meist sehr lange bis Texte
ihren Weg ins Internet finden Auch 50 Jahre nach der Veroumlffent-
lichung des hier behandelten Aufsatzes sind nicht saumlmtliche Grund-
lagen digital verfuumlgbar
Mit dem Alter ist bereits ein Grund fuumlr die Auswahl von Schmids
Text als Arbeitsgegenstand genannt Ein weiteres pragmatisches Argu-
ment war die thematische Ausrichtung Da mit der Thronfolge Ottos I
ein wichtiges Ereignis in der Geschichte des mittelalterlichen Reichs
thematisiert wurde ist eine groszlige Anzahl der von Karl Schmid
verwendeten Quellen in den MGH ediert Bei der Verlinkung konnte
somit ausgiebig auf die dMGH zuruumlckgegriffen werden7 Diese beiden
Argumente stehen allerdings hinter der forschungsgeschichtlichen Be-
deutung des Beitrags zuruumlck Schmid stellte einen Eintrag aus dem
Reichenauer Verbruumlderungsbuch der Darstellung bei Widukind von
Corvey gegenuumlber und argumentierte mit der Reichenauer Quelle fuumlr
eine Designation Ottos bereits im Jahr 929 nicht erst 936 wie es bei
automatische Literaturverlinkungen zu bdquoInkunabeln (BSB-Ink Online
Gesamtkatalog der Wiegendrucke ISTC) VD 16 und VD 17 (Verzeichnis
der Fruumlhdrucke) dMGH (Monumenta Germaniae Historica) Archiv der
Gesellschaft fuumlr aumlltere deutsche Geschichtskunde Deutsches Archiv fuumlr
Erforschung des Mittelalters Neues Archiv der Gesellschaft fuumlr aumlltere
deutsche Geschichtskunde Deutsche Biographie wwwdeutsche-biogra-
phiede (Allgemeine deutsche Biographie Neue deutsche Biographie)ldquo und
hat den Anspruch bdquoimmer mehr Literaturangaben direkt mit Digitalisaten zu
verlinkenldquo (Digitales Repertorium bdquoHilfeldquo [Link]) 7 Zur dMGH siehe Bernhard AssmannPatrick Sahle Digital ist besser
Die Monumenta Germaniae Historica mit den dMGH auf dem Weg in die
Zukunft ndash eine Momentaufnahme (Schriften des Instituts fuumlr Dokumento-
logie und Editorik 1) Norderstedt 2008 Zugriff auf mehre Digitalisate
bereitgestellt durch das Institut fuumlr Dokumentologie und Editorik unter
[Link]
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
5
Widukind nahgelegt wird8 Dies machte nicht nur die von Schmid und
Joachim Wollasch edierten Memorialquellen innovativ fruchtbar son-
dern generierte auch weitere Fragen (und Antworten) zur Darstellung
der ottonischen Herrschaftszeit bei Widukind von Corvey9 Der Auf-
satz zog schlieszliglich auch eine laumlngere Forschungsdiskussion uumlber die
Verwendung von Memorialbuumlchern und die Bedeutung der Worte iam
olim nach sich10
Im Folgenden werden die Seiten 90ndash96 des Aufsatzes in der mit
Hyperlinks versehenen Form vorgefuumlhrt um einen exemplarischen
Einblick in das Ergebnis zu ermoumlglichen Dieser Abschnitt wurde aus-
gewaumlhlt da er mit Schmids Ausfuumlhrungen zur bdquoWahl am unbekannten
Ortldquo und zu Widukinds Wortgebrauch bei der Schilderung von Wahl-
akten einen zentralen und gleichsam abgrenzbaren Bestandteil dar-
stellt
Die digital nachbearbeitete Form des Textausschnitts soll wie auch
dieses kurze Vorwort die Moumlglichkeiten von Hyperlinks und PDF-
8 Schmid fuumlhrte hier Uumlberlegungen fort die er bereits fruumlher geaumluszligert
hatte Karl Schmid Neue Quellen zum Verstaumlndnis des Adels im 10 Jahr-
hundert in ZGO 108NF 69 (1960) S 185ndash232 hier S 196ndash203 Scan des
Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch die Monumenta Germaniae
Historica [Link] 9 Siehe fuumlr eine genauere Einordnung Hagen Keller Widukinds Bericht
uumlber die Aachener Wahl und Kroumlnung Ottos I in FMSt 29 (1995) S 390ndash
453 bes S 390ndash397 Scan des Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch
die Monumenta Germaniae Historica [Link] 10 Um den groben Verlauf zu skizzieren Gegen Schmids These aumluszligerte
sich zunaumlchst Hartmut Hoffmann Zur Geschichte Ottos des Groszligen in
DA 28 (1972) S 42ndash73 Scan bei digizeitschriftende [Link] Hierauf rea-
gierten unter anderem Ernst Karpf Herrscherlegitimation und Reichsbegriff
in der ottonischen Geschichtsschreibung des 10 Jahrhunderts (Historische
Forschungen 10) Stuttgart 1985 S 164ndash168 Walther Mohr Imperium
Lothariensium in Jahrbuch fuumlr westdeutsche Landesgeschichte 13 (1987)
S 1ndash42 hier S 41f und Hagen Keller [wie Anm 9] Einen juumlngeren Beitrag
zur Diskussion [mit weiterer Literatur] bietet Gerhard Lubich Verwandtsein
Lesarten einer politisch-sozialen Beziehung im Fruumlhmittelalter (6ndash11 Jahr-
hundert) KoumllnWeimarWien 2008 S 197 Anm 345 Eine knappe Zusam-
menfassung findet sich bei Egon Boshof Koumlnigtum und Koumlnigsherrschaft im
10 Jahrhundert (Enzyklopaumldie deutscher Geschichte 27) Muumlnchen 32010
S 62f
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
6
Dateien am Beispiel eines klassischen Beitrags zur Thronfolge Ottos
des Groszligen anschaulich machen Viele Anmerkungen beider Texte
sind nachpruumlfbar ohne eine Bibliothek aufsuchen zu muumlssen oftmals
reicht eine Verbindung zum Internet aus Die Anzahl dieser Hyperlinks
demonstriert dass bereits eine groszlige Zahl an Quelleneditionen und
Forschungsbeitraumlgen der Mittelalterforschung durch verschiedene Pro-
jekte digital verfuumlgbar ist Die nicht verlinkten Anmerkungen zeigen
gleichermaszligen dass noch viele Publikationen auf eine Digitalisierung
warten
Das Zusammenfuumlhren der Inhalte und die Einbettung der Hyper-
links in eine bereits bestehende PDF-Datei sind dabei keine Aufgaben
fuumlr Spezialisten die kostenintensive Programme benoumltigen Die dafuumlr
erforderlichen Arbeitsschritte koumlnnen wie hier vorgefuumlhrt im Rahmen
einer Lehrveranstaltung erlernt und angewendet werden Die noumltige
Software steht momentan kostenfrei zur Verfuumlgung Das einzige Hin-
dernis auf dem Weg zu vollstaumlndig vernetzenlsquo Forschungsbeitraumlgen
stellt die digitale Verfuumlgbarkeit der Grundlagen dar11
11 Aumluszligerst begruumlszligenswert in dieser Hinsicht ist die Foumlrderung des
bdquoArchivum Medii Aevi Digitaleldquo durch die DFG siehe Karoline Doumlring DFG-
Projekt bdquoArchivum Medii Aevi Digitale ndash Mediaumlvistisches Fachrepositorium
und Wissenschaftsblog fuumlr die Mittelalterforschung (AMAD)ldquo auf mittelalter
hypothesisorg (2018) [Link]
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
7
Kennzeichnung der Hyperlinks
Die Hyperlinks in den Anmerkungen sind in der PDF-Datei als
farbige Rahmen dargestellt Die Farben symbolisieren hierbei ver-
schiedene Formen der Zugaumlnglichkeit und weisen spezifische Daten-
banken aus Nach Moumlglichkeit wurde sowohl auf das Gesamtwerk (als
Rahmen um den Titel) als auch auf die zitierte Seite (als Rahmen um
die Seitenzahl) verlinkt
Schwarzer Rahmen Barrierefreier Zugang beispielsweise dMGH
oder archiveorg
Violetter Rahmen Barrierefreier Zugang Eintrag bei
geschichtsquellende
Blauer Rahmen Barrierefreier Zugang Eintrag bei
deutsche-biographiede
Roter Rahmen Eingeschraumlnkter Zugang meist lizenzab-
haumlngig beispielsweise digizeitschriftende
Anschauungsbeispiel
Karl Schmid Die Thronfolge Ottos des Groszligen in ZRG Germ
Abt 81 (1964) S 80ndash163 hier S 90ndash96 Nachbearbeitete Fassung
90 Karl Schmid
Nach dem Tode Heinrichs habe der ommls populas Frcmcommatque Saaszligomtmszligfi) den iam olfzlm vom Vater designierten Koumlnigdessen Sohn Otto naumlmlich zum gmlaceps gewaumlhlt und es sei be-schlossen worden daszlig die uoslashzioersalis eleetfio in der Aachener Pfalzstattfinden solle so wird der Bericht weitergefuumlhrt Nach Meinungder Forschung spricht Widukind hier von einer Wahlhandlung dienach Heinrichs I Tod und vor der Aachener Kroumlnungsfeiererfolgt sein soll Diese sog bdquoWahl am unbekannten Ortldquo die manaus dem Bericht Widukinds herausliest diese sog bdquoVorwahlldquowie man sie auch zu bezeichnen beliebte hat den Gelehrten ver-staumlndlicherweise erhebliches Kopfzerbrechen bereitet3ldquo) Dennnach Widukind haumltten wir es beim Thronwechsel des Jahres 936nicht nur mit zwei Thronerhebungsakten (bdquoWahlldquo und bdquoKurldquo oderbdquoAuswahl des Kandidatenldquo und bdquofoumlrmlicher Erhebung des Kouml-2nigsldquo) zu tun sondern gar mit drei Wahlversammlungen hinter-einander mit der vermutlich in Erfurt vorgenommenen Designa-tion der bdquoWahl am unbekannten Ortldquo und der umjfuersalis electeiacuteoin Aachen Dementsprechend hat M Lintzel eine seiner Unter~suchungen bdquoDie Wahlen Ottos des Groszligen 936ldquo uumlberschrieben undin ihr 1 die bdquoDesignationldquo 2 die bdquoWahl am unbekannten Ortldquound 8 die bdquoAachener Houmlnungldquo diskutiertszligi) Indessen ist diesebdquoWahl am unbekannten Ortldquo bestritten und angezweifeltszligszlig) oderııııfl-ıııııııııcıııııııııı-ıııııniı_
35) Wird als bdquoRcichsvolkf verstanden von W Schlesinger Anfaumlnge(wie Anm 21) S 406 Neudruck S 342 mit Nachtrag S 383f H Beu-mann Widukind (Wie Anm 12) S 225f ders Einhard und die karolin-gische Tradition im ottonischen Corvey Westfalen 30 (1952) S 158ffNeudruck in Ideengeschichtliche Studien zu Einhard und anderen Ge-schichtsschreibern des fruumlheren Mittelalters (1962) S 23ff anders J OPlas s mann Princeps und Popnlus Die Gefolgschaft im ottonischen Staats-aufbau nach den saumlchsischen Geschiacutechtsschreibern des 10 Jhs (1954)S 66ff ~
3deg) W Schlesinger der mit Waitz und Schramm eine bdquoVorwahlldquozunaumlchst in Abrede stellte (Anfaumlnge [wie Anm 21] S 409 Neudruclc S 346)nimmt Neudruclr S 384 mit Plassma nn Princeps und Populus (wie Anm-35) Slaquo 19f- 11- S- 93 und Li11daggeriZclMiszellen (wie Anm 20) S 74ff einenWahlakt schon vor der Aachener Handlung an
37) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 65fffs) P E Schramm Die Kroumlnung in Deutschland (wie Anm 22) S 193
mit Anm 5 Vgl auch Anm 36
1 Die Thronfolge Ottos des Groszligen 91
doch als bdquoeinigermaszligen hypothetische und imaginaumlre Versamm-lungldquo3deg) bezeichnet worden4deg) 9
Der Bericht Widukinds uumlber den Thronwechsel im Jahre 936ist undurchsichtig weil in ihm unklar bleibt wann und wo dieEntscheidung in der Thronfolge Ottos I gefallen ist Geschah diesbeim Designationsakt durch Heinrich I in Erfurt oder erst nachdem Tode des Herrschers moumlglicherweise in Memleben wo Hein-rich starb oder in Quedlinburg wo der tote Koumlnig beigesetzt wor-den ist Oder geschah dies vielleicht gar an einem anderen un-bekannten Ort Die bisherige Forschung weiszlig auf diese Fragekeine schluumlssige Antwort zu geben Um weiter zu kommen muumlssenwir fragen wer denn die Entscheidung fuumlr die Thronfolge Ottosherbeigefuumlhrt hat Die Auffassung F Roumlrigs41) daszlig allein derWille des alten Koumlnigs letztlich den Ausschlag gegeben habe istvon H Mitteis M Lintzel und W Schlesinger mit aller Ent-sehiedenheit zuruumlckgewiesen worden bdquoDer Wille der Waumlhlergab den Aussohlagldquo42) bdquoDie Initiative lag in der Designation dieEntscheidung in der Wah1ldquo43) bdquoTraten die Groszligen uumlberhauptrechtserheblich in Taumltigkeit so nicht allein bei der Huldigungsondern bereits bei der Auswahl des Kandidaten bei der Desi-gnation44) Auf keinen Fall konnte die Wahl Ottos zum Thron-folger rechtswirksam werden ohne daszlig die Groszligen als Vertreterdes Volkes und der Staumlmme ihr zustimmten und beitraten ohnedaszlig die Groszligen mit anderen Worten bei der -Bestimmung desThronfolgers mitwirkten Und obschon Widukind wie auch Liud-Prand45) von einer Mitwirkung der Groszligen bei der DesignationOttos nichts wissen muszlig eine solche angenommen werden Oderhaben die Groszligen erst nach demTode Heinrichs I dessen Nach-
3deg) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 7740) Man 1amı sogar bezweifeln ob an dieser Stelle das Textverstaumlndnis
der bisherigen Forschung richtig ist41) F Roumlrig Gebluumltsrecht und freie Wahl (wie Anm 19) S 1542) H Mitteis Krise (wie Anm 16) S 63 p
S 43) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 74 Anm 144] W Sszlighle singer Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruelr S 37345) Liudprand Antapodgsig IV 16 Bd J Bszligszligliacuteszligl S 1132 Qmmiae
fflcrit prudenttae quamtaeque rem Heinricus sciemiae hfinc probeei potest quadpotissfimum ac releiacutegaumlostssiacutemum fnetofrum suorum regem constitmit
92 Ken sehmia
folgebestimmung vielleicht anlaumlszliglich der sog bdquoWahl am unbekann-ten Ortldquo anerkannt und angenommen Wie dem auch gewesensein mag es bleibt zunaumlchst dabei daszlig bdquouns keine Quelle daruumlberAuskunft gibt wo die entscheidenden Verhandlungen stattge-funden haben die zur Einigung auf Otto fuumlhrtenildquo-W) Diese seineFeststellung erklaumlrt H Mitteis damit daszlig er meint Aus derfehlenden Auskunft uumlber die entscheidenden Verhandlungen er~helle bdquodaszlig diese gar nicht darauf berechnet waren in eine breitereOumlffentlichkeit zu dringen Aber eine echte Wahlldquo durch die poli-tisch maszliggebenden Leuteldquo seien sie trotzdem gewesen47) Wenndies zutrifft woran zu zweifeln kein Grund besteht dann habenwir einen wichtigen Anhaltspunkt gewonnen Die politischmaszliggebenden Leute waren es die den Ausschlag in der Frageder Thronfolge gaben Wer aber waren sie Ohne Zweifel doch diehoumlchsten und einfluszligrcichsten weltlichen und geistlichen Wuumlrden-traumlger allen Adligen voran die Stammesherzoumlge und an der Spitzeder Kirchenfuumlrsten die Metropoliten Sie wirkten wie wir wissenbei der Aachener Kroumlnung mit48) Sie muumlssen zuvor der Wahl undBestimmung Ottos zum Nachfolger Heinrichs im Koumlnigtum bei-getreten sein49) Denn haumltten sie nicht seiner Designation zuge-stimmt ja haumltten sie diese nicht mitvollzogen so waumlren sie gewiszlignicht nach Aachen gekommen um dort zu vollenden und zu feiernwas bereits vorher feststand die Thronfolge Ottos I
Die unumgaumlngliche Annahme jedoch daszlig die maszliggebendenGroszligen des Reiches d h in erster Linie die Herzoumlge und EIZ-
W) H Mitteis Krise (wie Anm16) S 6547) Dem pflichtet W Schlesinger (Bespr von I-I Mitteis Die Krise
des deutschen Koumlnigswahlrechts) HZ 174 (1952) S 104 ausdruumlcklich bci4deg) Uumlber die Herzoumlge bei den ersten deutschen Koumlnigswahlen vgl G-
Tellenbach Koumlnigtum und Staumlmme in der Werdezeit des deutschen Rei-ches (1939) Exkurs I S 101ff
4deg) Vgl W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruck51- 373 der ebd S 431 Ncudruck S 371i mit Recht betont daszlig obW0h1bei einer Wahl die Anwesenheit aller Herzoumlge nicht erforderlich gewesen istes eine andere Frage sei inwieweit eine solche Wahl von den nicht beteiligtenHerzoumlgen als fuumlr sie und ihren Stamm verbindlich angesehen wurde Im Hin-blick auf Herzog Arnulf von Bayern vgl K Beindel Herzog Arnulf unddas Regnum Bavariae Zeitschr f bayer Landesgesch 17 (1954) S 249Neudruck in Die Entstehung des deutschen Reiches Wege der Forschung I(1956) S 284
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 93
bischoumlfe der Designation Ottos beeigepflichtet haben genuumlgt nochnicht Sie enthebt uns naumlmlich nicht der Forderung zu klaumlrenwann wo und wie die Bestimmung Ottos zum Thronfolger im Zu-sammenwirken des Koumlnigs und der Groszligen getroffen worden istEs genuumlgt nicht mit P E Schramm5deg) zu sagen Heinrich habeseinen Sohn Otto in aller Form erst kurz vor seinem Tode mit Zu-stimmung jener die gerade zur Stelle waren zu seinem Nachfolgerbestimmt oder an bdquospontane Huldigungsakteldquo an bdquoformloseEinzelhuldigungenldquo nach dem Hinscheiden des alten Koumlnigs zudenkenaumll) will man nicht zumindest einen betraumlchtlichen Teil dermaszliggebenden Groszligen des Reiches von der Mitentscheidung in derFrage der Thronfolge einfach ausschlieszligen Gewiszlig der Koumlnigkonnte seinen Sohn Otto im Beisein von wenigen Groszligen rechts-wirksam zum Thronfolger designierenm) Ob angesichts der poli-tischen Kraumlfteverteilung im Reich eine solche die nicht anwesendenHerzoumlge uumlbergehende Handlungsweise jedoch deren bedingunge-lose Anerkennung gefunden haumltte ist eine andere Frage Jedenfallsspricht die Tatsache daszlig bereits wenige Wochen nach dem Todedes Koumlnigs alle Herzoumlge in Aachen einmuumltig dem neuen Koumlnighuldigten nicht dafuumlr daszlig die Thronfolge Ottos beim Tode Hein-richs noch ungewiszlig war und daher irgendwelcher Verhandlungenbedurft haumltteszliglb) M Lintzelfifi) hat darauf hingewiesen daszlig dieZeitspanne von fuumlnf Wochen die zwischen dem Tod Heinrichs und
5deg) P E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchsischen Hause (wie Anm15) S 32
51) W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346Daszlig sich Schlesinger selbst Neudruck S 384 (vgl oben Anm 36) korrigiertekennzeichnet was diese Frage anbetrifft die Unsicherheit der gegenwaumlrtigenForschung
ala) Wie Anm 49511deg) Die zeitliche Festlegung der Aachener Feier auf den 7 August zwingt
zu der Annahme daszlig die Boten die den am 2 Juli eingetretenen Tod KoumlnigHeinrichs bekanntzumachen hatten zugleich schon die Einladung nachAachen uumlberbracht haben werden da sonst fuumlr die alemannischcn und baye-rischen Gmszligen nicht genug Zeit zur Verfuumlgung gestanden haumltte die Vor-bereitungen fuumlr die Hoffahrt und die Reise nach Aachen zu bewaumlltigenAuf diesen Gesichtspunkt wies mich Herr Professor R Elze bei einem Ge-Spraumlch freundlicherweise hin O
52) M Linezeı M1Sze1ıen(a-re Anm eo) s zer aumlhflliszligll F Roumlrie Ge-bluumltsrecht (wie Anm 19) S 15 u S 45
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
4
sollen mit der vorliegenden PDF-Datei aufgegriffen werden Es
spiegelt dabei die digitale Verfuumlgbarkeit mediaumlvistischer Forschungs-
beitraumlge wider dass ein solches Projekt fast nur mit einem aumllteren Text
als Grundlage denkbar ist Trotz der Moumlglichkeiten von Preprints und
des Zweitveroumlffentlichungsrechts dauert es meist sehr lange bis Texte
ihren Weg ins Internet finden Auch 50 Jahre nach der Veroumlffent-
lichung des hier behandelten Aufsatzes sind nicht saumlmtliche Grund-
lagen digital verfuumlgbar
Mit dem Alter ist bereits ein Grund fuumlr die Auswahl von Schmids
Text als Arbeitsgegenstand genannt Ein weiteres pragmatisches Argu-
ment war die thematische Ausrichtung Da mit der Thronfolge Ottos I
ein wichtiges Ereignis in der Geschichte des mittelalterlichen Reichs
thematisiert wurde ist eine groszlige Anzahl der von Karl Schmid
verwendeten Quellen in den MGH ediert Bei der Verlinkung konnte
somit ausgiebig auf die dMGH zuruumlckgegriffen werden7 Diese beiden
Argumente stehen allerdings hinter der forschungsgeschichtlichen Be-
deutung des Beitrags zuruumlck Schmid stellte einen Eintrag aus dem
Reichenauer Verbruumlderungsbuch der Darstellung bei Widukind von
Corvey gegenuumlber und argumentierte mit der Reichenauer Quelle fuumlr
eine Designation Ottos bereits im Jahr 929 nicht erst 936 wie es bei
automatische Literaturverlinkungen zu bdquoInkunabeln (BSB-Ink Online
Gesamtkatalog der Wiegendrucke ISTC) VD 16 und VD 17 (Verzeichnis
der Fruumlhdrucke) dMGH (Monumenta Germaniae Historica) Archiv der
Gesellschaft fuumlr aumlltere deutsche Geschichtskunde Deutsches Archiv fuumlr
Erforschung des Mittelalters Neues Archiv der Gesellschaft fuumlr aumlltere
deutsche Geschichtskunde Deutsche Biographie wwwdeutsche-biogra-
phiede (Allgemeine deutsche Biographie Neue deutsche Biographie)ldquo und
hat den Anspruch bdquoimmer mehr Literaturangaben direkt mit Digitalisaten zu
verlinkenldquo (Digitales Repertorium bdquoHilfeldquo [Link]) 7 Zur dMGH siehe Bernhard AssmannPatrick Sahle Digital ist besser
Die Monumenta Germaniae Historica mit den dMGH auf dem Weg in die
Zukunft ndash eine Momentaufnahme (Schriften des Instituts fuumlr Dokumento-
logie und Editorik 1) Norderstedt 2008 Zugriff auf mehre Digitalisate
bereitgestellt durch das Institut fuumlr Dokumentologie und Editorik unter
[Link]
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
5
Widukind nahgelegt wird8 Dies machte nicht nur die von Schmid und
Joachim Wollasch edierten Memorialquellen innovativ fruchtbar son-
dern generierte auch weitere Fragen (und Antworten) zur Darstellung
der ottonischen Herrschaftszeit bei Widukind von Corvey9 Der Auf-
satz zog schlieszliglich auch eine laumlngere Forschungsdiskussion uumlber die
Verwendung von Memorialbuumlchern und die Bedeutung der Worte iam
olim nach sich10
Im Folgenden werden die Seiten 90ndash96 des Aufsatzes in der mit
Hyperlinks versehenen Form vorgefuumlhrt um einen exemplarischen
Einblick in das Ergebnis zu ermoumlglichen Dieser Abschnitt wurde aus-
gewaumlhlt da er mit Schmids Ausfuumlhrungen zur bdquoWahl am unbekannten
Ortldquo und zu Widukinds Wortgebrauch bei der Schilderung von Wahl-
akten einen zentralen und gleichsam abgrenzbaren Bestandteil dar-
stellt
Die digital nachbearbeitete Form des Textausschnitts soll wie auch
dieses kurze Vorwort die Moumlglichkeiten von Hyperlinks und PDF-
8 Schmid fuumlhrte hier Uumlberlegungen fort die er bereits fruumlher geaumluszligert
hatte Karl Schmid Neue Quellen zum Verstaumlndnis des Adels im 10 Jahr-
hundert in ZGO 108NF 69 (1960) S 185ndash232 hier S 196ndash203 Scan des
Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch die Monumenta Germaniae
Historica [Link] 9 Siehe fuumlr eine genauere Einordnung Hagen Keller Widukinds Bericht
uumlber die Aachener Wahl und Kroumlnung Ottos I in FMSt 29 (1995) S 390ndash
453 bes S 390ndash397 Scan des Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch
die Monumenta Germaniae Historica [Link] 10 Um den groben Verlauf zu skizzieren Gegen Schmids These aumluszligerte
sich zunaumlchst Hartmut Hoffmann Zur Geschichte Ottos des Groszligen in
DA 28 (1972) S 42ndash73 Scan bei digizeitschriftende [Link] Hierauf rea-
gierten unter anderem Ernst Karpf Herrscherlegitimation und Reichsbegriff
in der ottonischen Geschichtsschreibung des 10 Jahrhunderts (Historische
Forschungen 10) Stuttgart 1985 S 164ndash168 Walther Mohr Imperium
Lothariensium in Jahrbuch fuumlr westdeutsche Landesgeschichte 13 (1987)
S 1ndash42 hier S 41f und Hagen Keller [wie Anm 9] Einen juumlngeren Beitrag
zur Diskussion [mit weiterer Literatur] bietet Gerhard Lubich Verwandtsein
Lesarten einer politisch-sozialen Beziehung im Fruumlhmittelalter (6ndash11 Jahr-
hundert) KoumllnWeimarWien 2008 S 197 Anm 345 Eine knappe Zusam-
menfassung findet sich bei Egon Boshof Koumlnigtum und Koumlnigsherrschaft im
10 Jahrhundert (Enzyklopaumldie deutscher Geschichte 27) Muumlnchen 32010
S 62f
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
6
Dateien am Beispiel eines klassischen Beitrags zur Thronfolge Ottos
des Groszligen anschaulich machen Viele Anmerkungen beider Texte
sind nachpruumlfbar ohne eine Bibliothek aufsuchen zu muumlssen oftmals
reicht eine Verbindung zum Internet aus Die Anzahl dieser Hyperlinks
demonstriert dass bereits eine groszlige Zahl an Quelleneditionen und
Forschungsbeitraumlgen der Mittelalterforschung durch verschiedene Pro-
jekte digital verfuumlgbar ist Die nicht verlinkten Anmerkungen zeigen
gleichermaszligen dass noch viele Publikationen auf eine Digitalisierung
warten
Das Zusammenfuumlhren der Inhalte und die Einbettung der Hyper-
links in eine bereits bestehende PDF-Datei sind dabei keine Aufgaben
fuumlr Spezialisten die kostenintensive Programme benoumltigen Die dafuumlr
erforderlichen Arbeitsschritte koumlnnen wie hier vorgefuumlhrt im Rahmen
einer Lehrveranstaltung erlernt und angewendet werden Die noumltige
Software steht momentan kostenfrei zur Verfuumlgung Das einzige Hin-
dernis auf dem Weg zu vollstaumlndig vernetzenlsquo Forschungsbeitraumlgen
stellt die digitale Verfuumlgbarkeit der Grundlagen dar11
11 Aumluszligerst begruumlszligenswert in dieser Hinsicht ist die Foumlrderung des
bdquoArchivum Medii Aevi Digitaleldquo durch die DFG siehe Karoline Doumlring DFG-
Projekt bdquoArchivum Medii Aevi Digitale ndash Mediaumlvistisches Fachrepositorium
und Wissenschaftsblog fuumlr die Mittelalterforschung (AMAD)ldquo auf mittelalter
hypothesisorg (2018) [Link]
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
7
Kennzeichnung der Hyperlinks
Die Hyperlinks in den Anmerkungen sind in der PDF-Datei als
farbige Rahmen dargestellt Die Farben symbolisieren hierbei ver-
schiedene Formen der Zugaumlnglichkeit und weisen spezifische Daten-
banken aus Nach Moumlglichkeit wurde sowohl auf das Gesamtwerk (als
Rahmen um den Titel) als auch auf die zitierte Seite (als Rahmen um
die Seitenzahl) verlinkt
Schwarzer Rahmen Barrierefreier Zugang beispielsweise dMGH
oder archiveorg
Violetter Rahmen Barrierefreier Zugang Eintrag bei
geschichtsquellende
Blauer Rahmen Barrierefreier Zugang Eintrag bei
deutsche-biographiede
Roter Rahmen Eingeschraumlnkter Zugang meist lizenzab-
haumlngig beispielsweise digizeitschriftende
Anschauungsbeispiel
Karl Schmid Die Thronfolge Ottos des Groszligen in ZRG Germ
Abt 81 (1964) S 80ndash163 hier S 90ndash96 Nachbearbeitete Fassung
90 Karl Schmid
Nach dem Tode Heinrichs habe der ommls populas Frcmcommatque Saaszligomtmszligfi) den iam olfzlm vom Vater designierten Koumlnigdessen Sohn Otto naumlmlich zum gmlaceps gewaumlhlt und es sei be-schlossen worden daszlig die uoslashzioersalis eleetfio in der Aachener Pfalzstattfinden solle so wird der Bericht weitergefuumlhrt Nach Meinungder Forschung spricht Widukind hier von einer Wahlhandlung dienach Heinrichs I Tod und vor der Aachener Kroumlnungsfeiererfolgt sein soll Diese sog bdquoWahl am unbekannten Ortldquo die manaus dem Bericht Widukinds herausliest diese sog bdquoVorwahlldquowie man sie auch zu bezeichnen beliebte hat den Gelehrten ver-staumlndlicherweise erhebliches Kopfzerbrechen bereitet3ldquo) Dennnach Widukind haumltten wir es beim Thronwechsel des Jahres 936nicht nur mit zwei Thronerhebungsakten (bdquoWahlldquo und bdquoKurldquo oderbdquoAuswahl des Kandidatenldquo und bdquofoumlrmlicher Erhebung des Kouml-2nigsldquo) zu tun sondern gar mit drei Wahlversammlungen hinter-einander mit der vermutlich in Erfurt vorgenommenen Designa-tion der bdquoWahl am unbekannten Ortldquo und der umjfuersalis electeiacuteoin Aachen Dementsprechend hat M Lintzel eine seiner Unter~suchungen bdquoDie Wahlen Ottos des Groszligen 936ldquo uumlberschrieben undin ihr 1 die bdquoDesignationldquo 2 die bdquoWahl am unbekannten Ortldquound 8 die bdquoAachener Houmlnungldquo diskutiertszligi) Indessen ist diesebdquoWahl am unbekannten Ortldquo bestritten und angezweifeltszligszlig) oderııııfl-ıııııııııcıııııııııı-ıııııniı_
35) Wird als bdquoRcichsvolkf verstanden von W Schlesinger Anfaumlnge(wie Anm 21) S 406 Neudruck S 342 mit Nachtrag S 383f H Beu-mann Widukind (Wie Anm 12) S 225f ders Einhard und die karolin-gische Tradition im ottonischen Corvey Westfalen 30 (1952) S 158ffNeudruck in Ideengeschichtliche Studien zu Einhard und anderen Ge-schichtsschreibern des fruumlheren Mittelalters (1962) S 23ff anders J OPlas s mann Princeps und Popnlus Die Gefolgschaft im ottonischen Staats-aufbau nach den saumlchsischen Geschiacutechtsschreibern des 10 Jhs (1954)S 66ff ~
3deg) W Schlesinger der mit Waitz und Schramm eine bdquoVorwahlldquozunaumlchst in Abrede stellte (Anfaumlnge [wie Anm 21] S 409 Neudruclc S 346)nimmt Neudruclr S 384 mit Plassma nn Princeps und Populus (wie Anm-35) Slaquo 19f- 11- S- 93 und Li11daggeriZclMiszellen (wie Anm 20) S 74ff einenWahlakt schon vor der Aachener Handlung an
37) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 65fffs) P E Schramm Die Kroumlnung in Deutschland (wie Anm 22) S 193
mit Anm 5 Vgl auch Anm 36
1 Die Thronfolge Ottos des Groszligen 91
doch als bdquoeinigermaszligen hypothetische und imaginaumlre Versamm-lungldquo3deg) bezeichnet worden4deg) 9
Der Bericht Widukinds uumlber den Thronwechsel im Jahre 936ist undurchsichtig weil in ihm unklar bleibt wann und wo dieEntscheidung in der Thronfolge Ottos I gefallen ist Geschah diesbeim Designationsakt durch Heinrich I in Erfurt oder erst nachdem Tode des Herrschers moumlglicherweise in Memleben wo Hein-rich starb oder in Quedlinburg wo der tote Koumlnig beigesetzt wor-den ist Oder geschah dies vielleicht gar an einem anderen un-bekannten Ort Die bisherige Forschung weiszlig auf diese Fragekeine schluumlssige Antwort zu geben Um weiter zu kommen muumlssenwir fragen wer denn die Entscheidung fuumlr die Thronfolge Ottosherbeigefuumlhrt hat Die Auffassung F Roumlrigs41) daszlig allein derWille des alten Koumlnigs letztlich den Ausschlag gegeben habe istvon H Mitteis M Lintzel und W Schlesinger mit aller Ent-sehiedenheit zuruumlckgewiesen worden bdquoDer Wille der Waumlhlergab den Aussohlagldquo42) bdquoDie Initiative lag in der Designation dieEntscheidung in der Wah1ldquo43) bdquoTraten die Groszligen uumlberhauptrechtserheblich in Taumltigkeit so nicht allein bei der Huldigungsondern bereits bei der Auswahl des Kandidaten bei der Desi-gnation44) Auf keinen Fall konnte die Wahl Ottos zum Thron-folger rechtswirksam werden ohne daszlig die Groszligen als Vertreterdes Volkes und der Staumlmme ihr zustimmten und beitraten ohnedaszlig die Groszligen mit anderen Worten bei der -Bestimmung desThronfolgers mitwirkten Und obschon Widukind wie auch Liud-Prand45) von einer Mitwirkung der Groszligen bei der DesignationOttos nichts wissen muszlig eine solche angenommen werden Oderhaben die Groszligen erst nach demTode Heinrichs I dessen Nach-
3deg) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 7740) Man 1amı sogar bezweifeln ob an dieser Stelle das Textverstaumlndnis
der bisherigen Forschung richtig ist41) F Roumlrig Gebluumltsrecht und freie Wahl (wie Anm 19) S 1542) H Mitteis Krise (wie Anm 16) S 63 p
S 43) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 74 Anm 144] W Sszlighle singer Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruelr S 37345) Liudprand Antapodgsig IV 16 Bd J Bszligszligliacuteszligl S 1132 Qmmiae
fflcrit prudenttae quamtaeque rem Heinricus sciemiae hfinc probeei potest quadpotissfimum ac releiacutegaumlostssiacutemum fnetofrum suorum regem constitmit
92 Ken sehmia
folgebestimmung vielleicht anlaumlszliglich der sog bdquoWahl am unbekann-ten Ortldquo anerkannt und angenommen Wie dem auch gewesensein mag es bleibt zunaumlchst dabei daszlig bdquouns keine Quelle daruumlberAuskunft gibt wo die entscheidenden Verhandlungen stattge-funden haben die zur Einigung auf Otto fuumlhrtenildquo-W) Diese seineFeststellung erklaumlrt H Mitteis damit daszlig er meint Aus derfehlenden Auskunft uumlber die entscheidenden Verhandlungen er~helle bdquodaszlig diese gar nicht darauf berechnet waren in eine breitereOumlffentlichkeit zu dringen Aber eine echte Wahlldquo durch die poli-tisch maszliggebenden Leuteldquo seien sie trotzdem gewesen47) Wenndies zutrifft woran zu zweifeln kein Grund besteht dann habenwir einen wichtigen Anhaltspunkt gewonnen Die politischmaszliggebenden Leute waren es die den Ausschlag in der Frageder Thronfolge gaben Wer aber waren sie Ohne Zweifel doch diehoumlchsten und einfluszligrcichsten weltlichen und geistlichen Wuumlrden-traumlger allen Adligen voran die Stammesherzoumlge und an der Spitzeder Kirchenfuumlrsten die Metropoliten Sie wirkten wie wir wissenbei der Aachener Kroumlnung mit48) Sie muumlssen zuvor der Wahl undBestimmung Ottos zum Nachfolger Heinrichs im Koumlnigtum bei-getreten sein49) Denn haumltten sie nicht seiner Designation zuge-stimmt ja haumltten sie diese nicht mitvollzogen so waumlren sie gewiszlignicht nach Aachen gekommen um dort zu vollenden und zu feiernwas bereits vorher feststand die Thronfolge Ottos I
Die unumgaumlngliche Annahme jedoch daszlig die maszliggebendenGroszligen des Reiches d h in erster Linie die Herzoumlge und EIZ-
W) H Mitteis Krise (wie Anm16) S 6547) Dem pflichtet W Schlesinger (Bespr von I-I Mitteis Die Krise
des deutschen Koumlnigswahlrechts) HZ 174 (1952) S 104 ausdruumlcklich bci4deg) Uumlber die Herzoumlge bei den ersten deutschen Koumlnigswahlen vgl G-
Tellenbach Koumlnigtum und Staumlmme in der Werdezeit des deutschen Rei-ches (1939) Exkurs I S 101ff
4deg) Vgl W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruck51- 373 der ebd S 431 Ncudruck S 371i mit Recht betont daszlig obW0h1bei einer Wahl die Anwesenheit aller Herzoumlge nicht erforderlich gewesen istes eine andere Frage sei inwieweit eine solche Wahl von den nicht beteiligtenHerzoumlgen als fuumlr sie und ihren Stamm verbindlich angesehen wurde Im Hin-blick auf Herzog Arnulf von Bayern vgl K Beindel Herzog Arnulf unddas Regnum Bavariae Zeitschr f bayer Landesgesch 17 (1954) S 249Neudruck in Die Entstehung des deutschen Reiches Wege der Forschung I(1956) S 284
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 93
bischoumlfe der Designation Ottos beeigepflichtet haben genuumlgt nochnicht Sie enthebt uns naumlmlich nicht der Forderung zu klaumlrenwann wo und wie die Bestimmung Ottos zum Thronfolger im Zu-sammenwirken des Koumlnigs und der Groszligen getroffen worden istEs genuumlgt nicht mit P E Schramm5deg) zu sagen Heinrich habeseinen Sohn Otto in aller Form erst kurz vor seinem Tode mit Zu-stimmung jener die gerade zur Stelle waren zu seinem Nachfolgerbestimmt oder an bdquospontane Huldigungsakteldquo an bdquoformloseEinzelhuldigungenldquo nach dem Hinscheiden des alten Koumlnigs zudenkenaumll) will man nicht zumindest einen betraumlchtlichen Teil dermaszliggebenden Groszligen des Reiches von der Mitentscheidung in derFrage der Thronfolge einfach ausschlieszligen Gewiszlig der Koumlnigkonnte seinen Sohn Otto im Beisein von wenigen Groszligen rechts-wirksam zum Thronfolger designierenm) Ob angesichts der poli-tischen Kraumlfteverteilung im Reich eine solche die nicht anwesendenHerzoumlge uumlbergehende Handlungsweise jedoch deren bedingunge-lose Anerkennung gefunden haumltte ist eine andere Frage Jedenfallsspricht die Tatsache daszlig bereits wenige Wochen nach dem Todedes Koumlnigs alle Herzoumlge in Aachen einmuumltig dem neuen Koumlnighuldigten nicht dafuumlr daszlig die Thronfolge Ottos beim Tode Hein-richs noch ungewiszlig war und daher irgendwelcher Verhandlungenbedurft haumltteszliglb) M Lintzelfifi) hat darauf hingewiesen daszlig dieZeitspanne von fuumlnf Wochen die zwischen dem Tod Heinrichs und
5deg) P E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchsischen Hause (wie Anm15) S 32
51) W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346Daszlig sich Schlesinger selbst Neudruck S 384 (vgl oben Anm 36) korrigiertekennzeichnet was diese Frage anbetrifft die Unsicherheit der gegenwaumlrtigenForschung
ala) Wie Anm 49511deg) Die zeitliche Festlegung der Aachener Feier auf den 7 August zwingt
zu der Annahme daszlig die Boten die den am 2 Juli eingetretenen Tod KoumlnigHeinrichs bekanntzumachen hatten zugleich schon die Einladung nachAachen uumlberbracht haben werden da sonst fuumlr die alemannischcn und baye-rischen Gmszligen nicht genug Zeit zur Verfuumlgung gestanden haumltte die Vor-bereitungen fuumlr die Hoffahrt und die Reise nach Aachen zu bewaumlltigenAuf diesen Gesichtspunkt wies mich Herr Professor R Elze bei einem Ge-Spraumlch freundlicherweise hin O
52) M Linezeı M1Sze1ıen(a-re Anm eo) s zer aumlhflliszligll F Roumlrie Ge-bluumltsrecht (wie Anm 19) S 15 u S 45
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
5
Widukind nahgelegt wird8 Dies machte nicht nur die von Schmid und
Joachim Wollasch edierten Memorialquellen innovativ fruchtbar son-
dern generierte auch weitere Fragen (und Antworten) zur Darstellung
der ottonischen Herrschaftszeit bei Widukind von Corvey9 Der Auf-
satz zog schlieszliglich auch eine laumlngere Forschungsdiskussion uumlber die
Verwendung von Memorialbuumlchern und die Bedeutung der Worte iam
olim nach sich10
Im Folgenden werden die Seiten 90ndash96 des Aufsatzes in der mit
Hyperlinks versehenen Form vorgefuumlhrt um einen exemplarischen
Einblick in das Ergebnis zu ermoumlglichen Dieser Abschnitt wurde aus-
gewaumlhlt da er mit Schmids Ausfuumlhrungen zur bdquoWahl am unbekannten
Ortldquo und zu Widukinds Wortgebrauch bei der Schilderung von Wahl-
akten einen zentralen und gleichsam abgrenzbaren Bestandteil dar-
stellt
Die digital nachbearbeitete Form des Textausschnitts soll wie auch
dieses kurze Vorwort die Moumlglichkeiten von Hyperlinks und PDF-
8 Schmid fuumlhrte hier Uumlberlegungen fort die er bereits fruumlher geaumluszligert
hatte Karl Schmid Neue Quellen zum Verstaumlndnis des Adels im 10 Jahr-
hundert in ZGO 108NF 69 (1960) S 185ndash232 hier S 196ndash203 Scan des
Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch die Monumenta Germaniae
Historica [Link] 9 Siehe fuumlr eine genauere Einordnung Hagen Keller Widukinds Bericht
uumlber die Aachener Wahl und Kroumlnung Ottos I in FMSt 29 (1995) S 390ndash
453 bes S 390ndash397 Scan des Beitrags frei verfuumlgbar bereitgestellt durch
die Monumenta Germaniae Historica [Link] 10 Um den groben Verlauf zu skizzieren Gegen Schmids These aumluszligerte
sich zunaumlchst Hartmut Hoffmann Zur Geschichte Ottos des Groszligen in
DA 28 (1972) S 42ndash73 Scan bei digizeitschriftende [Link] Hierauf rea-
gierten unter anderem Ernst Karpf Herrscherlegitimation und Reichsbegriff
in der ottonischen Geschichtsschreibung des 10 Jahrhunderts (Historische
Forschungen 10) Stuttgart 1985 S 164ndash168 Walther Mohr Imperium
Lothariensium in Jahrbuch fuumlr westdeutsche Landesgeschichte 13 (1987)
S 1ndash42 hier S 41f und Hagen Keller [wie Anm 9] Einen juumlngeren Beitrag
zur Diskussion [mit weiterer Literatur] bietet Gerhard Lubich Verwandtsein
Lesarten einer politisch-sozialen Beziehung im Fruumlhmittelalter (6ndash11 Jahr-
hundert) KoumllnWeimarWien 2008 S 197 Anm 345 Eine knappe Zusam-
menfassung findet sich bei Egon Boshof Koumlnigtum und Koumlnigsherrschaft im
10 Jahrhundert (Enzyklopaumldie deutscher Geschichte 27) Muumlnchen 32010
S 62f
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
6
Dateien am Beispiel eines klassischen Beitrags zur Thronfolge Ottos
des Groszligen anschaulich machen Viele Anmerkungen beider Texte
sind nachpruumlfbar ohne eine Bibliothek aufsuchen zu muumlssen oftmals
reicht eine Verbindung zum Internet aus Die Anzahl dieser Hyperlinks
demonstriert dass bereits eine groszlige Zahl an Quelleneditionen und
Forschungsbeitraumlgen der Mittelalterforschung durch verschiedene Pro-
jekte digital verfuumlgbar ist Die nicht verlinkten Anmerkungen zeigen
gleichermaszligen dass noch viele Publikationen auf eine Digitalisierung
warten
Das Zusammenfuumlhren der Inhalte und die Einbettung der Hyper-
links in eine bereits bestehende PDF-Datei sind dabei keine Aufgaben
fuumlr Spezialisten die kostenintensive Programme benoumltigen Die dafuumlr
erforderlichen Arbeitsschritte koumlnnen wie hier vorgefuumlhrt im Rahmen
einer Lehrveranstaltung erlernt und angewendet werden Die noumltige
Software steht momentan kostenfrei zur Verfuumlgung Das einzige Hin-
dernis auf dem Weg zu vollstaumlndig vernetzenlsquo Forschungsbeitraumlgen
stellt die digitale Verfuumlgbarkeit der Grundlagen dar11
11 Aumluszligerst begruumlszligenswert in dieser Hinsicht ist die Foumlrderung des
bdquoArchivum Medii Aevi Digitaleldquo durch die DFG siehe Karoline Doumlring DFG-
Projekt bdquoArchivum Medii Aevi Digitale ndash Mediaumlvistisches Fachrepositorium
und Wissenschaftsblog fuumlr die Mittelalterforschung (AMAD)ldquo auf mittelalter
hypothesisorg (2018) [Link]
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
7
Kennzeichnung der Hyperlinks
Die Hyperlinks in den Anmerkungen sind in der PDF-Datei als
farbige Rahmen dargestellt Die Farben symbolisieren hierbei ver-
schiedene Formen der Zugaumlnglichkeit und weisen spezifische Daten-
banken aus Nach Moumlglichkeit wurde sowohl auf das Gesamtwerk (als
Rahmen um den Titel) als auch auf die zitierte Seite (als Rahmen um
die Seitenzahl) verlinkt
Schwarzer Rahmen Barrierefreier Zugang beispielsweise dMGH
oder archiveorg
Violetter Rahmen Barrierefreier Zugang Eintrag bei
geschichtsquellende
Blauer Rahmen Barrierefreier Zugang Eintrag bei
deutsche-biographiede
Roter Rahmen Eingeschraumlnkter Zugang meist lizenzab-
haumlngig beispielsweise digizeitschriftende
Anschauungsbeispiel
Karl Schmid Die Thronfolge Ottos des Groszligen in ZRG Germ
Abt 81 (1964) S 80ndash163 hier S 90ndash96 Nachbearbeitete Fassung
90 Karl Schmid
Nach dem Tode Heinrichs habe der ommls populas Frcmcommatque Saaszligomtmszligfi) den iam olfzlm vom Vater designierten Koumlnigdessen Sohn Otto naumlmlich zum gmlaceps gewaumlhlt und es sei be-schlossen worden daszlig die uoslashzioersalis eleetfio in der Aachener Pfalzstattfinden solle so wird der Bericht weitergefuumlhrt Nach Meinungder Forschung spricht Widukind hier von einer Wahlhandlung dienach Heinrichs I Tod und vor der Aachener Kroumlnungsfeiererfolgt sein soll Diese sog bdquoWahl am unbekannten Ortldquo die manaus dem Bericht Widukinds herausliest diese sog bdquoVorwahlldquowie man sie auch zu bezeichnen beliebte hat den Gelehrten ver-staumlndlicherweise erhebliches Kopfzerbrechen bereitet3ldquo) Dennnach Widukind haumltten wir es beim Thronwechsel des Jahres 936nicht nur mit zwei Thronerhebungsakten (bdquoWahlldquo und bdquoKurldquo oderbdquoAuswahl des Kandidatenldquo und bdquofoumlrmlicher Erhebung des Kouml-2nigsldquo) zu tun sondern gar mit drei Wahlversammlungen hinter-einander mit der vermutlich in Erfurt vorgenommenen Designa-tion der bdquoWahl am unbekannten Ortldquo und der umjfuersalis electeiacuteoin Aachen Dementsprechend hat M Lintzel eine seiner Unter~suchungen bdquoDie Wahlen Ottos des Groszligen 936ldquo uumlberschrieben undin ihr 1 die bdquoDesignationldquo 2 die bdquoWahl am unbekannten Ortldquound 8 die bdquoAachener Houmlnungldquo diskutiertszligi) Indessen ist diesebdquoWahl am unbekannten Ortldquo bestritten und angezweifeltszligszlig) oderııııfl-ıııııııııcıııııııııı-ıııııniı_
35) Wird als bdquoRcichsvolkf verstanden von W Schlesinger Anfaumlnge(wie Anm 21) S 406 Neudruck S 342 mit Nachtrag S 383f H Beu-mann Widukind (Wie Anm 12) S 225f ders Einhard und die karolin-gische Tradition im ottonischen Corvey Westfalen 30 (1952) S 158ffNeudruck in Ideengeschichtliche Studien zu Einhard und anderen Ge-schichtsschreibern des fruumlheren Mittelalters (1962) S 23ff anders J OPlas s mann Princeps und Popnlus Die Gefolgschaft im ottonischen Staats-aufbau nach den saumlchsischen Geschiacutechtsschreibern des 10 Jhs (1954)S 66ff ~
3deg) W Schlesinger der mit Waitz und Schramm eine bdquoVorwahlldquozunaumlchst in Abrede stellte (Anfaumlnge [wie Anm 21] S 409 Neudruclc S 346)nimmt Neudruclr S 384 mit Plassma nn Princeps und Populus (wie Anm-35) Slaquo 19f- 11- S- 93 und Li11daggeriZclMiszellen (wie Anm 20) S 74ff einenWahlakt schon vor der Aachener Handlung an
37) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 65fffs) P E Schramm Die Kroumlnung in Deutschland (wie Anm 22) S 193
mit Anm 5 Vgl auch Anm 36
1 Die Thronfolge Ottos des Groszligen 91
doch als bdquoeinigermaszligen hypothetische und imaginaumlre Versamm-lungldquo3deg) bezeichnet worden4deg) 9
Der Bericht Widukinds uumlber den Thronwechsel im Jahre 936ist undurchsichtig weil in ihm unklar bleibt wann und wo dieEntscheidung in der Thronfolge Ottos I gefallen ist Geschah diesbeim Designationsakt durch Heinrich I in Erfurt oder erst nachdem Tode des Herrschers moumlglicherweise in Memleben wo Hein-rich starb oder in Quedlinburg wo der tote Koumlnig beigesetzt wor-den ist Oder geschah dies vielleicht gar an einem anderen un-bekannten Ort Die bisherige Forschung weiszlig auf diese Fragekeine schluumlssige Antwort zu geben Um weiter zu kommen muumlssenwir fragen wer denn die Entscheidung fuumlr die Thronfolge Ottosherbeigefuumlhrt hat Die Auffassung F Roumlrigs41) daszlig allein derWille des alten Koumlnigs letztlich den Ausschlag gegeben habe istvon H Mitteis M Lintzel und W Schlesinger mit aller Ent-sehiedenheit zuruumlckgewiesen worden bdquoDer Wille der Waumlhlergab den Aussohlagldquo42) bdquoDie Initiative lag in der Designation dieEntscheidung in der Wah1ldquo43) bdquoTraten die Groszligen uumlberhauptrechtserheblich in Taumltigkeit so nicht allein bei der Huldigungsondern bereits bei der Auswahl des Kandidaten bei der Desi-gnation44) Auf keinen Fall konnte die Wahl Ottos zum Thron-folger rechtswirksam werden ohne daszlig die Groszligen als Vertreterdes Volkes und der Staumlmme ihr zustimmten und beitraten ohnedaszlig die Groszligen mit anderen Worten bei der -Bestimmung desThronfolgers mitwirkten Und obschon Widukind wie auch Liud-Prand45) von einer Mitwirkung der Groszligen bei der DesignationOttos nichts wissen muszlig eine solche angenommen werden Oderhaben die Groszligen erst nach demTode Heinrichs I dessen Nach-
3deg) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 7740) Man 1amı sogar bezweifeln ob an dieser Stelle das Textverstaumlndnis
der bisherigen Forschung richtig ist41) F Roumlrig Gebluumltsrecht und freie Wahl (wie Anm 19) S 1542) H Mitteis Krise (wie Anm 16) S 63 p
S 43) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 74 Anm 144] W Sszlighle singer Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruelr S 37345) Liudprand Antapodgsig IV 16 Bd J Bszligszligliacuteszligl S 1132 Qmmiae
fflcrit prudenttae quamtaeque rem Heinricus sciemiae hfinc probeei potest quadpotissfimum ac releiacutegaumlostssiacutemum fnetofrum suorum regem constitmit
92 Ken sehmia
folgebestimmung vielleicht anlaumlszliglich der sog bdquoWahl am unbekann-ten Ortldquo anerkannt und angenommen Wie dem auch gewesensein mag es bleibt zunaumlchst dabei daszlig bdquouns keine Quelle daruumlberAuskunft gibt wo die entscheidenden Verhandlungen stattge-funden haben die zur Einigung auf Otto fuumlhrtenildquo-W) Diese seineFeststellung erklaumlrt H Mitteis damit daszlig er meint Aus derfehlenden Auskunft uumlber die entscheidenden Verhandlungen er~helle bdquodaszlig diese gar nicht darauf berechnet waren in eine breitereOumlffentlichkeit zu dringen Aber eine echte Wahlldquo durch die poli-tisch maszliggebenden Leuteldquo seien sie trotzdem gewesen47) Wenndies zutrifft woran zu zweifeln kein Grund besteht dann habenwir einen wichtigen Anhaltspunkt gewonnen Die politischmaszliggebenden Leute waren es die den Ausschlag in der Frageder Thronfolge gaben Wer aber waren sie Ohne Zweifel doch diehoumlchsten und einfluszligrcichsten weltlichen und geistlichen Wuumlrden-traumlger allen Adligen voran die Stammesherzoumlge und an der Spitzeder Kirchenfuumlrsten die Metropoliten Sie wirkten wie wir wissenbei der Aachener Kroumlnung mit48) Sie muumlssen zuvor der Wahl undBestimmung Ottos zum Nachfolger Heinrichs im Koumlnigtum bei-getreten sein49) Denn haumltten sie nicht seiner Designation zuge-stimmt ja haumltten sie diese nicht mitvollzogen so waumlren sie gewiszlignicht nach Aachen gekommen um dort zu vollenden und zu feiernwas bereits vorher feststand die Thronfolge Ottos I
Die unumgaumlngliche Annahme jedoch daszlig die maszliggebendenGroszligen des Reiches d h in erster Linie die Herzoumlge und EIZ-
W) H Mitteis Krise (wie Anm16) S 6547) Dem pflichtet W Schlesinger (Bespr von I-I Mitteis Die Krise
des deutschen Koumlnigswahlrechts) HZ 174 (1952) S 104 ausdruumlcklich bci4deg) Uumlber die Herzoumlge bei den ersten deutschen Koumlnigswahlen vgl G-
Tellenbach Koumlnigtum und Staumlmme in der Werdezeit des deutschen Rei-ches (1939) Exkurs I S 101ff
4deg) Vgl W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruck51- 373 der ebd S 431 Ncudruck S 371i mit Recht betont daszlig obW0h1bei einer Wahl die Anwesenheit aller Herzoumlge nicht erforderlich gewesen istes eine andere Frage sei inwieweit eine solche Wahl von den nicht beteiligtenHerzoumlgen als fuumlr sie und ihren Stamm verbindlich angesehen wurde Im Hin-blick auf Herzog Arnulf von Bayern vgl K Beindel Herzog Arnulf unddas Regnum Bavariae Zeitschr f bayer Landesgesch 17 (1954) S 249Neudruck in Die Entstehung des deutschen Reiches Wege der Forschung I(1956) S 284
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 93
bischoumlfe der Designation Ottos beeigepflichtet haben genuumlgt nochnicht Sie enthebt uns naumlmlich nicht der Forderung zu klaumlrenwann wo und wie die Bestimmung Ottos zum Thronfolger im Zu-sammenwirken des Koumlnigs und der Groszligen getroffen worden istEs genuumlgt nicht mit P E Schramm5deg) zu sagen Heinrich habeseinen Sohn Otto in aller Form erst kurz vor seinem Tode mit Zu-stimmung jener die gerade zur Stelle waren zu seinem Nachfolgerbestimmt oder an bdquospontane Huldigungsakteldquo an bdquoformloseEinzelhuldigungenldquo nach dem Hinscheiden des alten Koumlnigs zudenkenaumll) will man nicht zumindest einen betraumlchtlichen Teil dermaszliggebenden Groszligen des Reiches von der Mitentscheidung in derFrage der Thronfolge einfach ausschlieszligen Gewiszlig der Koumlnigkonnte seinen Sohn Otto im Beisein von wenigen Groszligen rechts-wirksam zum Thronfolger designierenm) Ob angesichts der poli-tischen Kraumlfteverteilung im Reich eine solche die nicht anwesendenHerzoumlge uumlbergehende Handlungsweise jedoch deren bedingunge-lose Anerkennung gefunden haumltte ist eine andere Frage Jedenfallsspricht die Tatsache daszlig bereits wenige Wochen nach dem Todedes Koumlnigs alle Herzoumlge in Aachen einmuumltig dem neuen Koumlnighuldigten nicht dafuumlr daszlig die Thronfolge Ottos beim Tode Hein-richs noch ungewiszlig war und daher irgendwelcher Verhandlungenbedurft haumltteszliglb) M Lintzelfifi) hat darauf hingewiesen daszlig dieZeitspanne von fuumlnf Wochen die zwischen dem Tod Heinrichs und
5deg) P E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchsischen Hause (wie Anm15) S 32
51) W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346Daszlig sich Schlesinger selbst Neudruck S 384 (vgl oben Anm 36) korrigiertekennzeichnet was diese Frage anbetrifft die Unsicherheit der gegenwaumlrtigenForschung
ala) Wie Anm 49511deg) Die zeitliche Festlegung der Aachener Feier auf den 7 August zwingt
zu der Annahme daszlig die Boten die den am 2 Juli eingetretenen Tod KoumlnigHeinrichs bekanntzumachen hatten zugleich schon die Einladung nachAachen uumlberbracht haben werden da sonst fuumlr die alemannischcn und baye-rischen Gmszligen nicht genug Zeit zur Verfuumlgung gestanden haumltte die Vor-bereitungen fuumlr die Hoffahrt und die Reise nach Aachen zu bewaumlltigenAuf diesen Gesichtspunkt wies mich Herr Professor R Elze bei einem Ge-Spraumlch freundlicherweise hin O
52) M Linezeı M1Sze1ıen(a-re Anm eo) s zer aumlhflliszligll F Roumlrie Ge-bluumltsrecht (wie Anm 19) S 15 u S 45
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
Hyperlinks PDF-Dateien und die Thronfolge Ottos des Groszligen
6
Dateien am Beispiel eines klassischen Beitrags zur Thronfolge Ottos
des Groszligen anschaulich machen Viele Anmerkungen beider Texte
sind nachpruumlfbar ohne eine Bibliothek aufsuchen zu muumlssen oftmals
reicht eine Verbindung zum Internet aus Die Anzahl dieser Hyperlinks
demonstriert dass bereits eine groszlige Zahl an Quelleneditionen und
Forschungsbeitraumlgen der Mittelalterforschung durch verschiedene Pro-
jekte digital verfuumlgbar ist Die nicht verlinkten Anmerkungen zeigen
gleichermaszligen dass noch viele Publikationen auf eine Digitalisierung
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Das Zusammenfuumlhren der Inhalte und die Einbettung der Hyper-
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11 Aumluszligerst begruumlszligenswert in dieser Hinsicht ist die Foumlrderung des
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schiedene Formen der Zugaumlnglichkeit und weisen spezifische Daten-
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Anschauungsbeispiel
Karl Schmid Die Thronfolge Ottos des Groszligen in ZRG Germ
Abt 81 (1964) S 80ndash163 hier S 90ndash96 Nachbearbeitete Fassung
90 Karl Schmid
Nach dem Tode Heinrichs habe der ommls populas Frcmcommatque Saaszligomtmszligfi) den iam olfzlm vom Vater designierten Koumlnigdessen Sohn Otto naumlmlich zum gmlaceps gewaumlhlt und es sei be-schlossen worden daszlig die uoslashzioersalis eleetfio in der Aachener Pfalzstattfinden solle so wird der Bericht weitergefuumlhrt Nach Meinungder Forschung spricht Widukind hier von einer Wahlhandlung dienach Heinrichs I Tod und vor der Aachener Kroumlnungsfeiererfolgt sein soll Diese sog bdquoWahl am unbekannten Ortldquo die manaus dem Bericht Widukinds herausliest diese sog bdquoVorwahlldquowie man sie auch zu bezeichnen beliebte hat den Gelehrten ver-staumlndlicherweise erhebliches Kopfzerbrechen bereitet3ldquo) Dennnach Widukind haumltten wir es beim Thronwechsel des Jahres 936nicht nur mit zwei Thronerhebungsakten (bdquoWahlldquo und bdquoKurldquo oderbdquoAuswahl des Kandidatenldquo und bdquofoumlrmlicher Erhebung des Kouml-2nigsldquo) zu tun sondern gar mit drei Wahlversammlungen hinter-einander mit der vermutlich in Erfurt vorgenommenen Designa-tion der bdquoWahl am unbekannten Ortldquo und der umjfuersalis electeiacuteoin Aachen Dementsprechend hat M Lintzel eine seiner Unter~suchungen bdquoDie Wahlen Ottos des Groszligen 936ldquo uumlberschrieben undin ihr 1 die bdquoDesignationldquo 2 die bdquoWahl am unbekannten Ortldquound 8 die bdquoAachener Houmlnungldquo diskutiertszligi) Indessen ist diesebdquoWahl am unbekannten Ortldquo bestritten und angezweifeltszligszlig) oderııııfl-ıııııııııcıııııııııı-ıııııniı_
35) Wird als bdquoRcichsvolkf verstanden von W Schlesinger Anfaumlnge(wie Anm 21) S 406 Neudruck S 342 mit Nachtrag S 383f H Beu-mann Widukind (Wie Anm 12) S 225f ders Einhard und die karolin-gische Tradition im ottonischen Corvey Westfalen 30 (1952) S 158ffNeudruck in Ideengeschichtliche Studien zu Einhard und anderen Ge-schichtsschreibern des fruumlheren Mittelalters (1962) S 23ff anders J OPlas s mann Princeps und Popnlus Die Gefolgschaft im ottonischen Staats-aufbau nach den saumlchsischen Geschiacutechtsschreibern des 10 Jhs (1954)S 66ff ~
3deg) W Schlesinger der mit Waitz und Schramm eine bdquoVorwahlldquozunaumlchst in Abrede stellte (Anfaumlnge [wie Anm 21] S 409 Neudruclc S 346)nimmt Neudruclr S 384 mit Plassma nn Princeps und Populus (wie Anm-35) Slaquo 19f- 11- S- 93 und Li11daggeriZclMiszellen (wie Anm 20) S 74ff einenWahlakt schon vor der Aachener Handlung an
37) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 65fffs) P E Schramm Die Kroumlnung in Deutschland (wie Anm 22) S 193
mit Anm 5 Vgl auch Anm 36
1 Die Thronfolge Ottos des Groszligen 91
doch als bdquoeinigermaszligen hypothetische und imaginaumlre Versamm-lungldquo3deg) bezeichnet worden4deg) 9
Der Bericht Widukinds uumlber den Thronwechsel im Jahre 936ist undurchsichtig weil in ihm unklar bleibt wann und wo dieEntscheidung in der Thronfolge Ottos I gefallen ist Geschah diesbeim Designationsakt durch Heinrich I in Erfurt oder erst nachdem Tode des Herrschers moumlglicherweise in Memleben wo Hein-rich starb oder in Quedlinburg wo der tote Koumlnig beigesetzt wor-den ist Oder geschah dies vielleicht gar an einem anderen un-bekannten Ort Die bisherige Forschung weiszlig auf diese Fragekeine schluumlssige Antwort zu geben Um weiter zu kommen muumlssenwir fragen wer denn die Entscheidung fuumlr die Thronfolge Ottosherbeigefuumlhrt hat Die Auffassung F Roumlrigs41) daszlig allein derWille des alten Koumlnigs letztlich den Ausschlag gegeben habe istvon H Mitteis M Lintzel und W Schlesinger mit aller Ent-sehiedenheit zuruumlckgewiesen worden bdquoDer Wille der Waumlhlergab den Aussohlagldquo42) bdquoDie Initiative lag in der Designation dieEntscheidung in der Wah1ldquo43) bdquoTraten die Groszligen uumlberhauptrechtserheblich in Taumltigkeit so nicht allein bei der Huldigungsondern bereits bei der Auswahl des Kandidaten bei der Desi-gnation44) Auf keinen Fall konnte die Wahl Ottos zum Thron-folger rechtswirksam werden ohne daszlig die Groszligen als Vertreterdes Volkes und der Staumlmme ihr zustimmten und beitraten ohnedaszlig die Groszligen mit anderen Worten bei der -Bestimmung desThronfolgers mitwirkten Und obschon Widukind wie auch Liud-Prand45) von einer Mitwirkung der Groszligen bei der DesignationOttos nichts wissen muszlig eine solche angenommen werden Oderhaben die Groszligen erst nach demTode Heinrichs I dessen Nach-
3deg) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 7740) Man 1amı sogar bezweifeln ob an dieser Stelle das Textverstaumlndnis
der bisherigen Forschung richtig ist41) F Roumlrig Gebluumltsrecht und freie Wahl (wie Anm 19) S 1542) H Mitteis Krise (wie Anm 16) S 63 p
S 43) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 74 Anm 144] W Sszlighle singer Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruelr S 37345) Liudprand Antapodgsig IV 16 Bd J Bszligszligliacuteszligl S 1132 Qmmiae
fflcrit prudenttae quamtaeque rem Heinricus sciemiae hfinc probeei potest quadpotissfimum ac releiacutegaumlostssiacutemum fnetofrum suorum regem constitmit
92 Ken sehmia
folgebestimmung vielleicht anlaumlszliglich der sog bdquoWahl am unbekann-ten Ortldquo anerkannt und angenommen Wie dem auch gewesensein mag es bleibt zunaumlchst dabei daszlig bdquouns keine Quelle daruumlberAuskunft gibt wo die entscheidenden Verhandlungen stattge-funden haben die zur Einigung auf Otto fuumlhrtenildquo-W) Diese seineFeststellung erklaumlrt H Mitteis damit daszlig er meint Aus derfehlenden Auskunft uumlber die entscheidenden Verhandlungen er~helle bdquodaszlig diese gar nicht darauf berechnet waren in eine breitereOumlffentlichkeit zu dringen Aber eine echte Wahlldquo durch die poli-tisch maszliggebenden Leuteldquo seien sie trotzdem gewesen47) Wenndies zutrifft woran zu zweifeln kein Grund besteht dann habenwir einen wichtigen Anhaltspunkt gewonnen Die politischmaszliggebenden Leute waren es die den Ausschlag in der Frageder Thronfolge gaben Wer aber waren sie Ohne Zweifel doch diehoumlchsten und einfluszligrcichsten weltlichen und geistlichen Wuumlrden-traumlger allen Adligen voran die Stammesherzoumlge und an der Spitzeder Kirchenfuumlrsten die Metropoliten Sie wirkten wie wir wissenbei der Aachener Kroumlnung mit48) Sie muumlssen zuvor der Wahl undBestimmung Ottos zum Nachfolger Heinrichs im Koumlnigtum bei-getreten sein49) Denn haumltten sie nicht seiner Designation zuge-stimmt ja haumltten sie diese nicht mitvollzogen so waumlren sie gewiszlignicht nach Aachen gekommen um dort zu vollenden und zu feiernwas bereits vorher feststand die Thronfolge Ottos I
Die unumgaumlngliche Annahme jedoch daszlig die maszliggebendenGroszligen des Reiches d h in erster Linie die Herzoumlge und EIZ-
W) H Mitteis Krise (wie Anm16) S 6547) Dem pflichtet W Schlesinger (Bespr von I-I Mitteis Die Krise
des deutschen Koumlnigswahlrechts) HZ 174 (1952) S 104 ausdruumlcklich bci4deg) Uumlber die Herzoumlge bei den ersten deutschen Koumlnigswahlen vgl G-
Tellenbach Koumlnigtum und Staumlmme in der Werdezeit des deutschen Rei-ches (1939) Exkurs I S 101ff
4deg) Vgl W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruck51- 373 der ebd S 431 Ncudruck S 371i mit Recht betont daszlig obW0h1bei einer Wahl die Anwesenheit aller Herzoumlge nicht erforderlich gewesen istes eine andere Frage sei inwieweit eine solche Wahl von den nicht beteiligtenHerzoumlgen als fuumlr sie und ihren Stamm verbindlich angesehen wurde Im Hin-blick auf Herzog Arnulf von Bayern vgl K Beindel Herzog Arnulf unddas Regnum Bavariae Zeitschr f bayer Landesgesch 17 (1954) S 249Neudruck in Die Entstehung des deutschen Reiches Wege der Forschung I(1956) S 284
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 93
bischoumlfe der Designation Ottos beeigepflichtet haben genuumlgt nochnicht Sie enthebt uns naumlmlich nicht der Forderung zu klaumlrenwann wo und wie die Bestimmung Ottos zum Thronfolger im Zu-sammenwirken des Koumlnigs und der Groszligen getroffen worden istEs genuumlgt nicht mit P E Schramm5deg) zu sagen Heinrich habeseinen Sohn Otto in aller Form erst kurz vor seinem Tode mit Zu-stimmung jener die gerade zur Stelle waren zu seinem Nachfolgerbestimmt oder an bdquospontane Huldigungsakteldquo an bdquoformloseEinzelhuldigungenldquo nach dem Hinscheiden des alten Koumlnigs zudenkenaumll) will man nicht zumindest einen betraumlchtlichen Teil dermaszliggebenden Groszligen des Reiches von der Mitentscheidung in derFrage der Thronfolge einfach ausschlieszligen Gewiszlig der Koumlnigkonnte seinen Sohn Otto im Beisein von wenigen Groszligen rechts-wirksam zum Thronfolger designierenm) Ob angesichts der poli-tischen Kraumlfteverteilung im Reich eine solche die nicht anwesendenHerzoumlge uumlbergehende Handlungsweise jedoch deren bedingunge-lose Anerkennung gefunden haumltte ist eine andere Frage Jedenfallsspricht die Tatsache daszlig bereits wenige Wochen nach dem Todedes Koumlnigs alle Herzoumlge in Aachen einmuumltig dem neuen Koumlnighuldigten nicht dafuumlr daszlig die Thronfolge Ottos beim Tode Hein-richs noch ungewiszlig war und daher irgendwelcher Verhandlungenbedurft haumltteszliglb) M Lintzelfifi) hat darauf hingewiesen daszlig dieZeitspanne von fuumlnf Wochen die zwischen dem Tod Heinrichs und
5deg) P E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchsischen Hause (wie Anm15) S 32
51) W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346Daszlig sich Schlesinger selbst Neudruck S 384 (vgl oben Anm 36) korrigiertekennzeichnet was diese Frage anbetrifft die Unsicherheit der gegenwaumlrtigenForschung
ala) Wie Anm 49511deg) Die zeitliche Festlegung der Aachener Feier auf den 7 August zwingt
zu der Annahme daszlig die Boten die den am 2 Juli eingetretenen Tod KoumlnigHeinrichs bekanntzumachen hatten zugleich schon die Einladung nachAachen uumlberbracht haben werden da sonst fuumlr die alemannischcn und baye-rischen Gmszligen nicht genug Zeit zur Verfuumlgung gestanden haumltte die Vor-bereitungen fuumlr die Hoffahrt und die Reise nach Aachen zu bewaumlltigenAuf diesen Gesichtspunkt wies mich Herr Professor R Elze bei einem Ge-Spraumlch freundlicherweise hin O
52) M Linezeı M1Sze1ıen(a-re Anm eo) s zer aumlhflliszligll F Roumlrie Ge-bluumltsrecht (wie Anm 19) S 15 u S 45
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
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Anschauungsbeispiel
Karl Schmid Die Thronfolge Ottos des Groszligen in ZRG Germ
Abt 81 (1964) S 80ndash163 hier S 90ndash96 Nachbearbeitete Fassung
90 Karl Schmid
Nach dem Tode Heinrichs habe der ommls populas Frcmcommatque Saaszligomtmszligfi) den iam olfzlm vom Vater designierten Koumlnigdessen Sohn Otto naumlmlich zum gmlaceps gewaumlhlt und es sei be-schlossen worden daszlig die uoslashzioersalis eleetfio in der Aachener Pfalzstattfinden solle so wird der Bericht weitergefuumlhrt Nach Meinungder Forschung spricht Widukind hier von einer Wahlhandlung dienach Heinrichs I Tod und vor der Aachener Kroumlnungsfeiererfolgt sein soll Diese sog bdquoWahl am unbekannten Ortldquo die manaus dem Bericht Widukinds herausliest diese sog bdquoVorwahlldquowie man sie auch zu bezeichnen beliebte hat den Gelehrten ver-staumlndlicherweise erhebliches Kopfzerbrechen bereitet3ldquo) Dennnach Widukind haumltten wir es beim Thronwechsel des Jahres 936nicht nur mit zwei Thronerhebungsakten (bdquoWahlldquo und bdquoKurldquo oderbdquoAuswahl des Kandidatenldquo und bdquofoumlrmlicher Erhebung des Kouml-2nigsldquo) zu tun sondern gar mit drei Wahlversammlungen hinter-einander mit der vermutlich in Erfurt vorgenommenen Designa-tion der bdquoWahl am unbekannten Ortldquo und der umjfuersalis electeiacuteoin Aachen Dementsprechend hat M Lintzel eine seiner Unter~suchungen bdquoDie Wahlen Ottos des Groszligen 936ldquo uumlberschrieben undin ihr 1 die bdquoDesignationldquo 2 die bdquoWahl am unbekannten Ortldquound 8 die bdquoAachener Houmlnungldquo diskutiertszligi) Indessen ist diesebdquoWahl am unbekannten Ortldquo bestritten und angezweifeltszligszlig) oderııııfl-ıııııııııcıııııııııı-ıııııniı_
35) Wird als bdquoRcichsvolkf verstanden von W Schlesinger Anfaumlnge(wie Anm 21) S 406 Neudruck S 342 mit Nachtrag S 383f H Beu-mann Widukind (Wie Anm 12) S 225f ders Einhard und die karolin-gische Tradition im ottonischen Corvey Westfalen 30 (1952) S 158ffNeudruck in Ideengeschichtliche Studien zu Einhard und anderen Ge-schichtsschreibern des fruumlheren Mittelalters (1962) S 23ff anders J OPlas s mann Princeps und Popnlus Die Gefolgschaft im ottonischen Staats-aufbau nach den saumlchsischen Geschiacutechtsschreibern des 10 Jhs (1954)S 66ff ~
3deg) W Schlesinger der mit Waitz und Schramm eine bdquoVorwahlldquozunaumlchst in Abrede stellte (Anfaumlnge [wie Anm 21] S 409 Neudruclc S 346)nimmt Neudruclr S 384 mit Plassma nn Princeps und Populus (wie Anm-35) Slaquo 19f- 11- S- 93 und Li11daggeriZclMiszellen (wie Anm 20) S 74ff einenWahlakt schon vor der Aachener Handlung an
37) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 65fffs) P E Schramm Die Kroumlnung in Deutschland (wie Anm 22) S 193
mit Anm 5 Vgl auch Anm 36
1 Die Thronfolge Ottos des Groszligen 91
doch als bdquoeinigermaszligen hypothetische und imaginaumlre Versamm-lungldquo3deg) bezeichnet worden4deg) 9
Der Bericht Widukinds uumlber den Thronwechsel im Jahre 936ist undurchsichtig weil in ihm unklar bleibt wann und wo dieEntscheidung in der Thronfolge Ottos I gefallen ist Geschah diesbeim Designationsakt durch Heinrich I in Erfurt oder erst nachdem Tode des Herrschers moumlglicherweise in Memleben wo Hein-rich starb oder in Quedlinburg wo der tote Koumlnig beigesetzt wor-den ist Oder geschah dies vielleicht gar an einem anderen un-bekannten Ort Die bisherige Forschung weiszlig auf diese Fragekeine schluumlssige Antwort zu geben Um weiter zu kommen muumlssenwir fragen wer denn die Entscheidung fuumlr die Thronfolge Ottosherbeigefuumlhrt hat Die Auffassung F Roumlrigs41) daszlig allein derWille des alten Koumlnigs letztlich den Ausschlag gegeben habe istvon H Mitteis M Lintzel und W Schlesinger mit aller Ent-sehiedenheit zuruumlckgewiesen worden bdquoDer Wille der Waumlhlergab den Aussohlagldquo42) bdquoDie Initiative lag in der Designation dieEntscheidung in der Wah1ldquo43) bdquoTraten die Groszligen uumlberhauptrechtserheblich in Taumltigkeit so nicht allein bei der Huldigungsondern bereits bei der Auswahl des Kandidaten bei der Desi-gnation44) Auf keinen Fall konnte die Wahl Ottos zum Thron-folger rechtswirksam werden ohne daszlig die Groszligen als Vertreterdes Volkes und der Staumlmme ihr zustimmten und beitraten ohnedaszlig die Groszligen mit anderen Worten bei der -Bestimmung desThronfolgers mitwirkten Und obschon Widukind wie auch Liud-Prand45) von einer Mitwirkung der Groszligen bei der DesignationOttos nichts wissen muszlig eine solche angenommen werden Oderhaben die Groszligen erst nach demTode Heinrichs I dessen Nach-
3deg) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 7740) Man 1amı sogar bezweifeln ob an dieser Stelle das Textverstaumlndnis
der bisherigen Forschung richtig ist41) F Roumlrig Gebluumltsrecht und freie Wahl (wie Anm 19) S 1542) H Mitteis Krise (wie Anm 16) S 63 p
S 43) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 74 Anm 144] W Sszlighle singer Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruelr S 37345) Liudprand Antapodgsig IV 16 Bd J Bszligszligliacuteszligl S 1132 Qmmiae
fflcrit prudenttae quamtaeque rem Heinricus sciemiae hfinc probeei potest quadpotissfimum ac releiacutegaumlostssiacutemum fnetofrum suorum regem constitmit
92 Ken sehmia
folgebestimmung vielleicht anlaumlszliglich der sog bdquoWahl am unbekann-ten Ortldquo anerkannt und angenommen Wie dem auch gewesensein mag es bleibt zunaumlchst dabei daszlig bdquouns keine Quelle daruumlberAuskunft gibt wo die entscheidenden Verhandlungen stattge-funden haben die zur Einigung auf Otto fuumlhrtenildquo-W) Diese seineFeststellung erklaumlrt H Mitteis damit daszlig er meint Aus derfehlenden Auskunft uumlber die entscheidenden Verhandlungen er~helle bdquodaszlig diese gar nicht darauf berechnet waren in eine breitereOumlffentlichkeit zu dringen Aber eine echte Wahlldquo durch die poli-tisch maszliggebenden Leuteldquo seien sie trotzdem gewesen47) Wenndies zutrifft woran zu zweifeln kein Grund besteht dann habenwir einen wichtigen Anhaltspunkt gewonnen Die politischmaszliggebenden Leute waren es die den Ausschlag in der Frageder Thronfolge gaben Wer aber waren sie Ohne Zweifel doch diehoumlchsten und einfluszligrcichsten weltlichen und geistlichen Wuumlrden-traumlger allen Adligen voran die Stammesherzoumlge und an der Spitzeder Kirchenfuumlrsten die Metropoliten Sie wirkten wie wir wissenbei der Aachener Kroumlnung mit48) Sie muumlssen zuvor der Wahl undBestimmung Ottos zum Nachfolger Heinrichs im Koumlnigtum bei-getreten sein49) Denn haumltten sie nicht seiner Designation zuge-stimmt ja haumltten sie diese nicht mitvollzogen so waumlren sie gewiszlignicht nach Aachen gekommen um dort zu vollenden und zu feiernwas bereits vorher feststand die Thronfolge Ottos I
Die unumgaumlngliche Annahme jedoch daszlig die maszliggebendenGroszligen des Reiches d h in erster Linie die Herzoumlge und EIZ-
W) H Mitteis Krise (wie Anm16) S 6547) Dem pflichtet W Schlesinger (Bespr von I-I Mitteis Die Krise
des deutschen Koumlnigswahlrechts) HZ 174 (1952) S 104 ausdruumlcklich bci4deg) Uumlber die Herzoumlge bei den ersten deutschen Koumlnigswahlen vgl G-
Tellenbach Koumlnigtum und Staumlmme in der Werdezeit des deutschen Rei-ches (1939) Exkurs I S 101ff
4deg) Vgl W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruck51- 373 der ebd S 431 Ncudruck S 371i mit Recht betont daszlig obW0h1bei einer Wahl die Anwesenheit aller Herzoumlge nicht erforderlich gewesen istes eine andere Frage sei inwieweit eine solche Wahl von den nicht beteiligtenHerzoumlgen als fuumlr sie und ihren Stamm verbindlich angesehen wurde Im Hin-blick auf Herzog Arnulf von Bayern vgl K Beindel Herzog Arnulf unddas Regnum Bavariae Zeitschr f bayer Landesgesch 17 (1954) S 249Neudruck in Die Entstehung des deutschen Reiches Wege der Forschung I(1956) S 284
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 93
bischoumlfe der Designation Ottos beeigepflichtet haben genuumlgt nochnicht Sie enthebt uns naumlmlich nicht der Forderung zu klaumlrenwann wo und wie die Bestimmung Ottos zum Thronfolger im Zu-sammenwirken des Koumlnigs und der Groszligen getroffen worden istEs genuumlgt nicht mit P E Schramm5deg) zu sagen Heinrich habeseinen Sohn Otto in aller Form erst kurz vor seinem Tode mit Zu-stimmung jener die gerade zur Stelle waren zu seinem Nachfolgerbestimmt oder an bdquospontane Huldigungsakteldquo an bdquoformloseEinzelhuldigungenldquo nach dem Hinscheiden des alten Koumlnigs zudenkenaumll) will man nicht zumindest einen betraumlchtlichen Teil dermaszliggebenden Groszligen des Reiches von der Mitentscheidung in derFrage der Thronfolge einfach ausschlieszligen Gewiszlig der Koumlnigkonnte seinen Sohn Otto im Beisein von wenigen Groszligen rechts-wirksam zum Thronfolger designierenm) Ob angesichts der poli-tischen Kraumlfteverteilung im Reich eine solche die nicht anwesendenHerzoumlge uumlbergehende Handlungsweise jedoch deren bedingunge-lose Anerkennung gefunden haumltte ist eine andere Frage Jedenfallsspricht die Tatsache daszlig bereits wenige Wochen nach dem Todedes Koumlnigs alle Herzoumlge in Aachen einmuumltig dem neuen Koumlnighuldigten nicht dafuumlr daszlig die Thronfolge Ottos beim Tode Hein-richs noch ungewiszlig war und daher irgendwelcher Verhandlungenbedurft haumltteszliglb) M Lintzelfifi) hat darauf hingewiesen daszlig dieZeitspanne von fuumlnf Wochen die zwischen dem Tod Heinrichs und
5deg) P E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchsischen Hause (wie Anm15) S 32
51) W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346Daszlig sich Schlesinger selbst Neudruck S 384 (vgl oben Anm 36) korrigiertekennzeichnet was diese Frage anbetrifft die Unsicherheit der gegenwaumlrtigenForschung
ala) Wie Anm 49511deg) Die zeitliche Festlegung der Aachener Feier auf den 7 August zwingt
zu der Annahme daszlig die Boten die den am 2 Juli eingetretenen Tod KoumlnigHeinrichs bekanntzumachen hatten zugleich schon die Einladung nachAachen uumlberbracht haben werden da sonst fuumlr die alemannischcn und baye-rischen Gmszligen nicht genug Zeit zur Verfuumlgung gestanden haumltte die Vor-bereitungen fuumlr die Hoffahrt und die Reise nach Aachen zu bewaumlltigenAuf diesen Gesichtspunkt wies mich Herr Professor R Elze bei einem Ge-Spraumlch freundlicherweise hin O
52) M Linezeı M1Sze1ıen(a-re Anm eo) s zer aumlhflliszligll F Roumlrie Ge-bluumltsrecht (wie Anm 19) S 15 u S 45
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
Anschauungsbeispiel
Karl Schmid Die Thronfolge Ottos des Groszligen in ZRG Germ
Abt 81 (1964) S 80ndash163 hier S 90ndash96 Nachbearbeitete Fassung
90 Karl Schmid
Nach dem Tode Heinrichs habe der ommls populas Frcmcommatque Saaszligomtmszligfi) den iam olfzlm vom Vater designierten Koumlnigdessen Sohn Otto naumlmlich zum gmlaceps gewaumlhlt und es sei be-schlossen worden daszlig die uoslashzioersalis eleetfio in der Aachener Pfalzstattfinden solle so wird der Bericht weitergefuumlhrt Nach Meinungder Forschung spricht Widukind hier von einer Wahlhandlung dienach Heinrichs I Tod und vor der Aachener Kroumlnungsfeiererfolgt sein soll Diese sog bdquoWahl am unbekannten Ortldquo die manaus dem Bericht Widukinds herausliest diese sog bdquoVorwahlldquowie man sie auch zu bezeichnen beliebte hat den Gelehrten ver-staumlndlicherweise erhebliches Kopfzerbrechen bereitet3ldquo) Dennnach Widukind haumltten wir es beim Thronwechsel des Jahres 936nicht nur mit zwei Thronerhebungsakten (bdquoWahlldquo und bdquoKurldquo oderbdquoAuswahl des Kandidatenldquo und bdquofoumlrmlicher Erhebung des Kouml-2nigsldquo) zu tun sondern gar mit drei Wahlversammlungen hinter-einander mit der vermutlich in Erfurt vorgenommenen Designa-tion der bdquoWahl am unbekannten Ortldquo und der umjfuersalis electeiacuteoin Aachen Dementsprechend hat M Lintzel eine seiner Unter~suchungen bdquoDie Wahlen Ottos des Groszligen 936ldquo uumlberschrieben undin ihr 1 die bdquoDesignationldquo 2 die bdquoWahl am unbekannten Ortldquound 8 die bdquoAachener Houmlnungldquo diskutiertszligi) Indessen ist diesebdquoWahl am unbekannten Ortldquo bestritten und angezweifeltszligszlig) oderııııfl-ıııııııııcıııııııııı-ıııııniı_
35) Wird als bdquoRcichsvolkf verstanden von W Schlesinger Anfaumlnge(wie Anm 21) S 406 Neudruck S 342 mit Nachtrag S 383f H Beu-mann Widukind (Wie Anm 12) S 225f ders Einhard und die karolin-gische Tradition im ottonischen Corvey Westfalen 30 (1952) S 158ffNeudruck in Ideengeschichtliche Studien zu Einhard und anderen Ge-schichtsschreibern des fruumlheren Mittelalters (1962) S 23ff anders J OPlas s mann Princeps und Popnlus Die Gefolgschaft im ottonischen Staats-aufbau nach den saumlchsischen Geschiacutechtsschreibern des 10 Jhs (1954)S 66ff ~
3deg) W Schlesinger der mit Waitz und Schramm eine bdquoVorwahlldquozunaumlchst in Abrede stellte (Anfaumlnge [wie Anm 21] S 409 Neudruclc S 346)nimmt Neudruclr S 384 mit Plassma nn Princeps und Populus (wie Anm-35) Slaquo 19f- 11- S- 93 und Li11daggeriZclMiszellen (wie Anm 20) S 74ff einenWahlakt schon vor der Aachener Handlung an
37) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 65fffs) P E Schramm Die Kroumlnung in Deutschland (wie Anm 22) S 193
mit Anm 5 Vgl auch Anm 36
1 Die Thronfolge Ottos des Groszligen 91
doch als bdquoeinigermaszligen hypothetische und imaginaumlre Versamm-lungldquo3deg) bezeichnet worden4deg) 9
Der Bericht Widukinds uumlber den Thronwechsel im Jahre 936ist undurchsichtig weil in ihm unklar bleibt wann und wo dieEntscheidung in der Thronfolge Ottos I gefallen ist Geschah diesbeim Designationsakt durch Heinrich I in Erfurt oder erst nachdem Tode des Herrschers moumlglicherweise in Memleben wo Hein-rich starb oder in Quedlinburg wo der tote Koumlnig beigesetzt wor-den ist Oder geschah dies vielleicht gar an einem anderen un-bekannten Ort Die bisherige Forschung weiszlig auf diese Fragekeine schluumlssige Antwort zu geben Um weiter zu kommen muumlssenwir fragen wer denn die Entscheidung fuumlr die Thronfolge Ottosherbeigefuumlhrt hat Die Auffassung F Roumlrigs41) daszlig allein derWille des alten Koumlnigs letztlich den Ausschlag gegeben habe istvon H Mitteis M Lintzel und W Schlesinger mit aller Ent-sehiedenheit zuruumlckgewiesen worden bdquoDer Wille der Waumlhlergab den Aussohlagldquo42) bdquoDie Initiative lag in der Designation dieEntscheidung in der Wah1ldquo43) bdquoTraten die Groszligen uumlberhauptrechtserheblich in Taumltigkeit so nicht allein bei der Huldigungsondern bereits bei der Auswahl des Kandidaten bei der Desi-gnation44) Auf keinen Fall konnte die Wahl Ottos zum Thron-folger rechtswirksam werden ohne daszlig die Groszligen als Vertreterdes Volkes und der Staumlmme ihr zustimmten und beitraten ohnedaszlig die Groszligen mit anderen Worten bei der -Bestimmung desThronfolgers mitwirkten Und obschon Widukind wie auch Liud-Prand45) von einer Mitwirkung der Groszligen bei der DesignationOttos nichts wissen muszlig eine solche angenommen werden Oderhaben die Groszligen erst nach demTode Heinrichs I dessen Nach-
3deg) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 7740) Man 1amı sogar bezweifeln ob an dieser Stelle das Textverstaumlndnis
der bisherigen Forschung richtig ist41) F Roumlrig Gebluumltsrecht und freie Wahl (wie Anm 19) S 1542) H Mitteis Krise (wie Anm 16) S 63 p
S 43) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 74 Anm 144] W Sszlighle singer Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruelr S 37345) Liudprand Antapodgsig IV 16 Bd J Bszligszligliacuteszligl S 1132 Qmmiae
fflcrit prudenttae quamtaeque rem Heinricus sciemiae hfinc probeei potest quadpotissfimum ac releiacutegaumlostssiacutemum fnetofrum suorum regem constitmit
92 Ken sehmia
folgebestimmung vielleicht anlaumlszliglich der sog bdquoWahl am unbekann-ten Ortldquo anerkannt und angenommen Wie dem auch gewesensein mag es bleibt zunaumlchst dabei daszlig bdquouns keine Quelle daruumlberAuskunft gibt wo die entscheidenden Verhandlungen stattge-funden haben die zur Einigung auf Otto fuumlhrtenildquo-W) Diese seineFeststellung erklaumlrt H Mitteis damit daszlig er meint Aus derfehlenden Auskunft uumlber die entscheidenden Verhandlungen er~helle bdquodaszlig diese gar nicht darauf berechnet waren in eine breitereOumlffentlichkeit zu dringen Aber eine echte Wahlldquo durch die poli-tisch maszliggebenden Leuteldquo seien sie trotzdem gewesen47) Wenndies zutrifft woran zu zweifeln kein Grund besteht dann habenwir einen wichtigen Anhaltspunkt gewonnen Die politischmaszliggebenden Leute waren es die den Ausschlag in der Frageder Thronfolge gaben Wer aber waren sie Ohne Zweifel doch diehoumlchsten und einfluszligrcichsten weltlichen und geistlichen Wuumlrden-traumlger allen Adligen voran die Stammesherzoumlge und an der Spitzeder Kirchenfuumlrsten die Metropoliten Sie wirkten wie wir wissenbei der Aachener Kroumlnung mit48) Sie muumlssen zuvor der Wahl undBestimmung Ottos zum Nachfolger Heinrichs im Koumlnigtum bei-getreten sein49) Denn haumltten sie nicht seiner Designation zuge-stimmt ja haumltten sie diese nicht mitvollzogen so waumlren sie gewiszlignicht nach Aachen gekommen um dort zu vollenden und zu feiernwas bereits vorher feststand die Thronfolge Ottos I
Die unumgaumlngliche Annahme jedoch daszlig die maszliggebendenGroszligen des Reiches d h in erster Linie die Herzoumlge und EIZ-
W) H Mitteis Krise (wie Anm16) S 6547) Dem pflichtet W Schlesinger (Bespr von I-I Mitteis Die Krise
des deutschen Koumlnigswahlrechts) HZ 174 (1952) S 104 ausdruumlcklich bci4deg) Uumlber die Herzoumlge bei den ersten deutschen Koumlnigswahlen vgl G-
Tellenbach Koumlnigtum und Staumlmme in der Werdezeit des deutschen Rei-ches (1939) Exkurs I S 101ff
4deg) Vgl W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruck51- 373 der ebd S 431 Ncudruck S 371i mit Recht betont daszlig obW0h1bei einer Wahl die Anwesenheit aller Herzoumlge nicht erforderlich gewesen istes eine andere Frage sei inwieweit eine solche Wahl von den nicht beteiligtenHerzoumlgen als fuumlr sie und ihren Stamm verbindlich angesehen wurde Im Hin-blick auf Herzog Arnulf von Bayern vgl K Beindel Herzog Arnulf unddas Regnum Bavariae Zeitschr f bayer Landesgesch 17 (1954) S 249Neudruck in Die Entstehung des deutschen Reiches Wege der Forschung I(1956) S 284
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 93
bischoumlfe der Designation Ottos beeigepflichtet haben genuumlgt nochnicht Sie enthebt uns naumlmlich nicht der Forderung zu klaumlrenwann wo und wie die Bestimmung Ottos zum Thronfolger im Zu-sammenwirken des Koumlnigs und der Groszligen getroffen worden istEs genuumlgt nicht mit P E Schramm5deg) zu sagen Heinrich habeseinen Sohn Otto in aller Form erst kurz vor seinem Tode mit Zu-stimmung jener die gerade zur Stelle waren zu seinem Nachfolgerbestimmt oder an bdquospontane Huldigungsakteldquo an bdquoformloseEinzelhuldigungenldquo nach dem Hinscheiden des alten Koumlnigs zudenkenaumll) will man nicht zumindest einen betraumlchtlichen Teil dermaszliggebenden Groszligen des Reiches von der Mitentscheidung in derFrage der Thronfolge einfach ausschlieszligen Gewiszlig der Koumlnigkonnte seinen Sohn Otto im Beisein von wenigen Groszligen rechts-wirksam zum Thronfolger designierenm) Ob angesichts der poli-tischen Kraumlfteverteilung im Reich eine solche die nicht anwesendenHerzoumlge uumlbergehende Handlungsweise jedoch deren bedingunge-lose Anerkennung gefunden haumltte ist eine andere Frage Jedenfallsspricht die Tatsache daszlig bereits wenige Wochen nach dem Todedes Koumlnigs alle Herzoumlge in Aachen einmuumltig dem neuen Koumlnighuldigten nicht dafuumlr daszlig die Thronfolge Ottos beim Tode Hein-richs noch ungewiszlig war und daher irgendwelcher Verhandlungenbedurft haumltteszliglb) M Lintzelfifi) hat darauf hingewiesen daszlig dieZeitspanne von fuumlnf Wochen die zwischen dem Tod Heinrichs und
5deg) P E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchsischen Hause (wie Anm15) S 32
51) W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346Daszlig sich Schlesinger selbst Neudruck S 384 (vgl oben Anm 36) korrigiertekennzeichnet was diese Frage anbetrifft die Unsicherheit der gegenwaumlrtigenForschung
ala) Wie Anm 49511deg) Die zeitliche Festlegung der Aachener Feier auf den 7 August zwingt
zu der Annahme daszlig die Boten die den am 2 Juli eingetretenen Tod KoumlnigHeinrichs bekanntzumachen hatten zugleich schon die Einladung nachAachen uumlberbracht haben werden da sonst fuumlr die alemannischcn und baye-rischen Gmszligen nicht genug Zeit zur Verfuumlgung gestanden haumltte die Vor-bereitungen fuumlr die Hoffahrt und die Reise nach Aachen zu bewaumlltigenAuf diesen Gesichtspunkt wies mich Herr Professor R Elze bei einem Ge-Spraumlch freundlicherweise hin O
52) M Linezeı M1Sze1ıen(a-re Anm eo) s zer aumlhflliszligll F Roumlrie Ge-bluumltsrecht (wie Anm 19) S 15 u S 45
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
90 Karl Schmid
Nach dem Tode Heinrichs habe der ommls populas Frcmcommatque Saaszligomtmszligfi) den iam olfzlm vom Vater designierten Koumlnigdessen Sohn Otto naumlmlich zum gmlaceps gewaumlhlt und es sei be-schlossen worden daszlig die uoslashzioersalis eleetfio in der Aachener Pfalzstattfinden solle so wird der Bericht weitergefuumlhrt Nach Meinungder Forschung spricht Widukind hier von einer Wahlhandlung dienach Heinrichs I Tod und vor der Aachener Kroumlnungsfeiererfolgt sein soll Diese sog bdquoWahl am unbekannten Ortldquo die manaus dem Bericht Widukinds herausliest diese sog bdquoVorwahlldquowie man sie auch zu bezeichnen beliebte hat den Gelehrten ver-staumlndlicherweise erhebliches Kopfzerbrechen bereitet3ldquo) Dennnach Widukind haumltten wir es beim Thronwechsel des Jahres 936nicht nur mit zwei Thronerhebungsakten (bdquoWahlldquo und bdquoKurldquo oderbdquoAuswahl des Kandidatenldquo und bdquofoumlrmlicher Erhebung des Kouml-2nigsldquo) zu tun sondern gar mit drei Wahlversammlungen hinter-einander mit der vermutlich in Erfurt vorgenommenen Designa-tion der bdquoWahl am unbekannten Ortldquo und der umjfuersalis electeiacuteoin Aachen Dementsprechend hat M Lintzel eine seiner Unter~suchungen bdquoDie Wahlen Ottos des Groszligen 936ldquo uumlberschrieben undin ihr 1 die bdquoDesignationldquo 2 die bdquoWahl am unbekannten Ortldquound 8 die bdquoAachener Houmlnungldquo diskutiertszligi) Indessen ist diesebdquoWahl am unbekannten Ortldquo bestritten und angezweifeltszligszlig) oderııııfl-ıııııııııcıııııııııı-ıııııniı_
35) Wird als bdquoRcichsvolkf verstanden von W Schlesinger Anfaumlnge(wie Anm 21) S 406 Neudruck S 342 mit Nachtrag S 383f H Beu-mann Widukind (Wie Anm 12) S 225f ders Einhard und die karolin-gische Tradition im ottonischen Corvey Westfalen 30 (1952) S 158ffNeudruck in Ideengeschichtliche Studien zu Einhard und anderen Ge-schichtsschreibern des fruumlheren Mittelalters (1962) S 23ff anders J OPlas s mann Princeps und Popnlus Die Gefolgschaft im ottonischen Staats-aufbau nach den saumlchsischen Geschiacutechtsschreibern des 10 Jhs (1954)S 66ff ~
3deg) W Schlesinger der mit Waitz und Schramm eine bdquoVorwahlldquozunaumlchst in Abrede stellte (Anfaumlnge [wie Anm 21] S 409 Neudruclc S 346)nimmt Neudruclr S 384 mit Plassma nn Princeps und Populus (wie Anm-35) Slaquo 19f- 11- S- 93 und Li11daggeriZclMiszellen (wie Anm 20) S 74ff einenWahlakt schon vor der Aachener Handlung an
37) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 65fffs) P E Schramm Die Kroumlnung in Deutschland (wie Anm 22) S 193
mit Anm 5 Vgl auch Anm 36
1 Die Thronfolge Ottos des Groszligen 91
doch als bdquoeinigermaszligen hypothetische und imaginaumlre Versamm-lungldquo3deg) bezeichnet worden4deg) 9
Der Bericht Widukinds uumlber den Thronwechsel im Jahre 936ist undurchsichtig weil in ihm unklar bleibt wann und wo dieEntscheidung in der Thronfolge Ottos I gefallen ist Geschah diesbeim Designationsakt durch Heinrich I in Erfurt oder erst nachdem Tode des Herrschers moumlglicherweise in Memleben wo Hein-rich starb oder in Quedlinburg wo der tote Koumlnig beigesetzt wor-den ist Oder geschah dies vielleicht gar an einem anderen un-bekannten Ort Die bisherige Forschung weiszlig auf diese Fragekeine schluumlssige Antwort zu geben Um weiter zu kommen muumlssenwir fragen wer denn die Entscheidung fuumlr die Thronfolge Ottosherbeigefuumlhrt hat Die Auffassung F Roumlrigs41) daszlig allein derWille des alten Koumlnigs letztlich den Ausschlag gegeben habe istvon H Mitteis M Lintzel und W Schlesinger mit aller Ent-sehiedenheit zuruumlckgewiesen worden bdquoDer Wille der Waumlhlergab den Aussohlagldquo42) bdquoDie Initiative lag in der Designation dieEntscheidung in der Wah1ldquo43) bdquoTraten die Groszligen uumlberhauptrechtserheblich in Taumltigkeit so nicht allein bei der Huldigungsondern bereits bei der Auswahl des Kandidaten bei der Desi-gnation44) Auf keinen Fall konnte die Wahl Ottos zum Thron-folger rechtswirksam werden ohne daszlig die Groszligen als Vertreterdes Volkes und der Staumlmme ihr zustimmten und beitraten ohnedaszlig die Groszligen mit anderen Worten bei der -Bestimmung desThronfolgers mitwirkten Und obschon Widukind wie auch Liud-Prand45) von einer Mitwirkung der Groszligen bei der DesignationOttos nichts wissen muszlig eine solche angenommen werden Oderhaben die Groszligen erst nach demTode Heinrichs I dessen Nach-
3deg) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 7740) Man 1amı sogar bezweifeln ob an dieser Stelle das Textverstaumlndnis
der bisherigen Forschung richtig ist41) F Roumlrig Gebluumltsrecht und freie Wahl (wie Anm 19) S 1542) H Mitteis Krise (wie Anm 16) S 63 p
S 43) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 74 Anm 144] W Sszlighle singer Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruelr S 37345) Liudprand Antapodgsig IV 16 Bd J Bszligszligliacuteszligl S 1132 Qmmiae
fflcrit prudenttae quamtaeque rem Heinricus sciemiae hfinc probeei potest quadpotissfimum ac releiacutegaumlostssiacutemum fnetofrum suorum regem constitmit
92 Ken sehmia
folgebestimmung vielleicht anlaumlszliglich der sog bdquoWahl am unbekann-ten Ortldquo anerkannt und angenommen Wie dem auch gewesensein mag es bleibt zunaumlchst dabei daszlig bdquouns keine Quelle daruumlberAuskunft gibt wo die entscheidenden Verhandlungen stattge-funden haben die zur Einigung auf Otto fuumlhrtenildquo-W) Diese seineFeststellung erklaumlrt H Mitteis damit daszlig er meint Aus derfehlenden Auskunft uumlber die entscheidenden Verhandlungen er~helle bdquodaszlig diese gar nicht darauf berechnet waren in eine breitereOumlffentlichkeit zu dringen Aber eine echte Wahlldquo durch die poli-tisch maszliggebenden Leuteldquo seien sie trotzdem gewesen47) Wenndies zutrifft woran zu zweifeln kein Grund besteht dann habenwir einen wichtigen Anhaltspunkt gewonnen Die politischmaszliggebenden Leute waren es die den Ausschlag in der Frageder Thronfolge gaben Wer aber waren sie Ohne Zweifel doch diehoumlchsten und einfluszligrcichsten weltlichen und geistlichen Wuumlrden-traumlger allen Adligen voran die Stammesherzoumlge und an der Spitzeder Kirchenfuumlrsten die Metropoliten Sie wirkten wie wir wissenbei der Aachener Kroumlnung mit48) Sie muumlssen zuvor der Wahl undBestimmung Ottos zum Nachfolger Heinrichs im Koumlnigtum bei-getreten sein49) Denn haumltten sie nicht seiner Designation zuge-stimmt ja haumltten sie diese nicht mitvollzogen so waumlren sie gewiszlignicht nach Aachen gekommen um dort zu vollenden und zu feiernwas bereits vorher feststand die Thronfolge Ottos I
Die unumgaumlngliche Annahme jedoch daszlig die maszliggebendenGroszligen des Reiches d h in erster Linie die Herzoumlge und EIZ-
W) H Mitteis Krise (wie Anm16) S 6547) Dem pflichtet W Schlesinger (Bespr von I-I Mitteis Die Krise
des deutschen Koumlnigswahlrechts) HZ 174 (1952) S 104 ausdruumlcklich bci4deg) Uumlber die Herzoumlge bei den ersten deutschen Koumlnigswahlen vgl G-
Tellenbach Koumlnigtum und Staumlmme in der Werdezeit des deutschen Rei-ches (1939) Exkurs I S 101ff
4deg) Vgl W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruck51- 373 der ebd S 431 Ncudruck S 371i mit Recht betont daszlig obW0h1bei einer Wahl die Anwesenheit aller Herzoumlge nicht erforderlich gewesen istes eine andere Frage sei inwieweit eine solche Wahl von den nicht beteiligtenHerzoumlgen als fuumlr sie und ihren Stamm verbindlich angesehen wurde Im Hin-blick auf Herzog Arnulf von Bayern vgl K Beindel Herzog Arnulf unddas Regnum Bavariae Zeitschr f bayer Landesgesch 17 (1954) S 249Neudruck in Die Entstehung des deutschen Reiches Wege der Forschung I(1956) S 284
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 93
bischoumlfe der Designation Ottos beeigepflichtet haben genuumlgt nochnicht Sie enthebt uns naumlmlich nicht der Forderung zu klaumlrenwann wo und wie die Bestimmung Ottos zum Thronfolger im Zu-sammenwirken des Koumlnigs und der Groszligen getroffen worden istEs genuumlgt nicht mit P E Schramm5deg) zu sagen Heinrich habeseinen Sohn Otto in aller Form erst kurz vor seinem Tode mit Zu-stimmung jener die gerade zur Stelle waren zu seinem Nachfolgerbestimmt oder an bdquospontane Huldigungsakteldquo an bdquoformloseEinzelhuldigungenldquo nach dem Hinscheiden des alten Koumlnigs zudenkenaumll) will man nicht zumindest einen betraumlchtlichen Teil dermaszliggebenden Groszligen des Reiches von der Mitentscheidung in derFrage der Thronfolge einfach ausschlieszligen Gewiszlig der Koumlnigkonnte seinen Sohn Otto im Beisein von wenigen Groszligen rechts-wirksam zum Thronfolger designierenm) Ob angesichts der poli-tischen Kraumlfteverteilung im Reich eine solche die nicht anwesendenHerzoumlge uumlbergehende Handlungsweise jedoch deren bedingunge-lose Anerkennung gefunden haumltte ist eine andere Frage Jedenfallsspricht die Tatsache daszlig bereits wenige Wochen nach dem Todedes Koumlnigs alle Herzoumlge in Aachen einmuumltig dem neuen Koumlnighuldigten nicht dafuumlr daszlig die Thronfolge Ottos beim Tode Hein-richs noch ungewiszlig war und daher irgendwelcher Verhandlungenbedurft haumltteszliglb) M Lintzelfifi) hat darauf hingewiesen daszlig dieZeitspanne von fuumlnf Wochen die zwischen dem Tod Heinrichs und
5deg) P E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchsischen Hause (wie Anm15) S 32
51) W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346Daszlig sich Schlesinger selbst Neudruck S 384 (vgl oben Anm 36) korrigiertekennzeichnet was diese Frage anbetrifft die Unsicherheit der gegenwaumlrtigenForschung
ala) Wie Anm 49511deg) Die zeitliche Festlegung der Aachener Feier auf den 7 August zwingt
zu der Annahme daszlig die Boten die den am 2 Juli eingetretenen Tod KoumlnigHeinrichs bekanntzumachen hatten zugleich schon die Einladung nachAachen uumlberbracht haben werden da sonst fuumlr die alemannischcn und baye-rischen Gmszligen nicht genug Zeit zur Verfuumlgung gestanden haumltte die Vor-bereitungen fuumlr die Hoffahrt und die Reise nach Aachen zu bewaumlltigenAuf diesen Gesichtspunkt wies mich Herr Professor R Elze bei einem Ge-Spraumlch freundlicherweise hin O
52) M Linezeı M1Sze1ıen(a-re Anm eo) s zer aumlhflliszligll F Roumlrie Ge-bluumltsrecht (wie Anm 19) S 15 u S 45
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
1 Die Thronfolge Ottos des Groszligen 91
doch als bdquoeinigermaszligen hypothetische und imaginaumlre Versamm-lungldquo3deg) bezeichnet worden4deg) 9
Der Bericht Widukinds uumlber den Thronwechsel im Jahre 936ist undurchsichtig weil in ihm unklar bleibt wann und wo dieEntscheidung in der Thronfolge Ottos I gefallen ist Geschah diesbeim Designationsakt durch Heinrich I in Erfurt oder erst nachdem Tode des Herrschers moumlglicherweise in Memleben wo Hein-rich starb oder in Quedlinburg wo der tote Koumlnig beigesetzt wor-den ist Oder geschah dies vielleicht gar an einem anderen un-bekannten Ort Die bisherige Forschung weiszlig auf diese Fragekeine schluumlssige Antwort zu geben Um weiter zu kommen muumlssenwir fragen wer denn die Entscheidung fuumlr die Thronfolge Ottosherbeigefuumlhrt hat Die Auffassung F Roumlrigs41) daszlig allein derWille des alten Koumlnigs letztlich den Ausschlag gegeben habe istvon H Mitteis M Lintzel und W Schlesinger mit aller Ent-sehiedenheit zuruumlckgewiesen worden bdquoDer Wille der Waumlhlergab den Aussohlagldquo42) bdquoDie Initiative lag in der Designation dieEntscheidung in der Wah1ldquo43) bdquoTraten die Groszligen uumlberhauptrechtserheblich in Taumltigkeit so nicht allein bei der Huldigungsondern bereits bei der Auswahl des Kandidaten bei der Desi-gnation44) Auf keinen Fall konnte die Wahl Ottos zum Thron-folger rechtswirksam werden ohne daszlig die Groszligen als Vertreterdes Volkes und der Staumlmme ihr zustimmten und beitraten ohnedaszlig die Groszligen mit anderen Worten bei der -Bestimmung desThronfolgers mitwirkten Und obschon Widukind wie auch Liud-Prand45) von einer Mitwirkung der Groszligen bei der DesignationOttos nichts wissen muszlig eine solche angenommen werden Oderhaben die Groszligen erst nach demTode Heinrichs I dessen Nach-
3deg) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 7740) Man 1amı sogar bezweifeln ob an dieser Stelle das Textverstaumlndnis
der bisherigen Forschung richtig ist41) F Roumlrig Gebluumltsrecht und freie Wahl (wie Anm 19) S 1542) H Mitteis Krise (wie Anm 16) S 63 p
S 43) M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 74 Anm 144] W Sszlighle singer Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruelr S 37345) Liudprand Antapodgsig IV 16 Bd J Bszligszligliacuteszligl S 1132 Qmmiae
fflcrit prudenttae quamtaeque rem Heinricus sciemiae hfinc probeei potest quadpotissfimum ac releiacutegaumlostssiacutemum fnetofrum suorum regem constitmit
92 Ken sehmia
folgebestimmung vielleicht anlaumlszliglich der sog bdquoWahl am unbekann-ten Ortldquo anerkannt und angenommen Wie dem auch gewesensein mag es bleibt zunaumlchst dabei daszlig bdquouns keine Quelle daruumlberAuskunft gibt wo die entscheidenden Verhandlungen stattge-funden haben die zur Einigung auf Otto fuumlhrtenildquo-W) Diese seineFeststellung erklaumlrt H Mitteis damit daszlig er meint Aus derfehlenden Auskunft uumlber die entscheidenden Verhandlungen er~helle bdquodaszlig diese gar nicht darauf berechnet waren in eine breitereOumlffentlichkeit zu dringen Aber eine echte Wahlldquo durch die poli-tisch maszliggebenden Leuteldquo seien sie trotzdem gewesen47) Wenndies zutrifft woran zu zweifeln kein Grund besteht dann habenwir einen wichtigen Anhaltspunkt gewonnen Die politischmaszliggebenden Leute waren es die den Ausschlag in der Frageder Thronfolge gaben Wer aber waren sie Ohne Zweifel doch diehoumlchsten und einfluszligrcichsten weltlichen und geistlichen Wuumlrden-traumlger allen Adligen voran die Stammesherzoumlge und an der Spitzeder Kirchenfuumlrsten die Metropoliten Sie wirkten wie wir wissenbei der Aachener Kroumlnung mit48) Sie muumlssen zuvor der Wahl undBestimmung Ottos zum Nachfolger Heinrichs im Koumlnigtum bei-getreten sein49) Denn haumltten sie nicht seiner Designation zuge-stimmt ja haumltten sie diese nicht mitvollzogen so waumlren sie gewiszlignicht nach Aachen gekommen um dort zu vollenden und zu feiernwas bereits vorher feststand die Thronfolge Ottos I
Die unumgaumlngliche Annahme jedoch daszlig die maszliggebendenGroszligen des Reiches d h in erster Linie die Herzoumlge und EIZ-
W) H Mitteis Krise (wie Anm16) S 6547) Dem pflichtet W Schlesinger (Bespr von I-I Mitteis Die Krise
des deutschen Koumlnigswahlrechts) HZ 174 (1952) S 104 ausdruumlcklich bci4deg) Uumlber die Herzoumlge bei den ersten deutschen Koumlnigswahlen vgl G-
Tellenbach Koumlnigtum und Staumlmme in der Werdezeit des deutschen Rei-ches (1939) Exkurs I S 101ff
4deg) Vgl W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruck51- 373 der ebd S 431 Ncudruck S 371i mit Recht betont daszlig obW0h1bei einer Wahl die Anwesenheit aller Herzoumlge nicht erforderlich gewesen istes eine andere Frage sei inwieweit eine solche Wahl von den nicht beteiligtenHerzoumlgen als fuumlr sie und ihren Stamm verbindlich angesehen wurde Im Hin-blick auf Herzog Arnulf von Bayern vgl K Beindel Herzog Arnulf unddas Regnum Bavariae Zeitschr f bayer Landesgesch 17 (1954) S 249Neudruck in Die Entstehung des deutschen Reiches Wege der Forschung I(1956) S 284
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 93
bischoumlfe der Designation Ottos beeigepflichtet haben genuumlgt nochnicht Sie enthebt uns naumlmlich nicht der Forderung zu klaumlrenwann wo und wie die Bestimmung Ottos zum Thronfolger im Zu-sammenwirken des Koumlnigs und der Groszligen getroffen worden istEs genuumlgt nicht mit P E Schramm5deg) zu sagen Heinrich habeseinen Sohn Otto in aller Form erst kurz vor seinem Tode mit Zu-stimmung jener die gerade zur Stelle waren zu seinem Nachfolgerbestimmt oder an bdquospontane Huldigungsakteldquo an bdquoformloseEinzelhuldigungenldquo nach dem Hinscheiden des alten Koumlnigs zudenkenaumll) will man nicht zumindest einen betraumlchtlichen Teil dermaszliggebenden Groszligen des Reiches von der Mitentscheidung in derFrage der Thronfolge einfach ausschlieszligen Gewiszlig der Koumlnigkonnte seinen Sohn Otto im Beisein von wenigen Groszligen rechts-wirksam zum Thronfolger designierenm) Ob angesichts der poli-tischen Kraumlfteverteilung im Reich eine solche die nicht anwesendenHerzoumlge uumlbergehende Handlungsweise jedoch deren bedingunge-lose Anerkennung gefunden haumltte ist eine andere Frage Jedenfallsspricht die Tatsache daszlig bereits wenige Wochen nach dem Todedes Koumlnigs alle Herzoumlge in Aachen einmuumltig dem neuen Koumlnighuldigten nicht dafuumlr daszlig die Thronfolge Ottos beim Tode Hein-richs noch ungewiszlig war und daher irgendwelcher Verhandlungenbedurft haumltteszliglb) M Lintzelfifi) hat darauf hingewiesen daszlig dieZeitspanne von fuumlnf Wochen die zwischen dem Tod Heinrichs und
5deg) P E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchsischen Hause (wie Anm15) S 32
51) W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346Daszlig sich Schlesinger selbst Neudruck S 384 (vgl oben Anm 36) korrigiertekennzeichnet was diese Frage anbetrifft die Unsicherheit der gegenwaumlrtigenForschung
ala) Wie Anm 49511deg) Die zeitliche Festlegung der Aachener Feier auf den 7 August zwingt
zu der Annahme daszlig die Boten die den am 2 Juli eingetretenen Tod KoumlnigHeinrichs bekanntzumachen hatten zugleich schon die Einladung nachAachen uumlberbracht haben werden da sonst fuumlr die alemannischcn und baye-rischen Gmszligen nicht genug Zeit zur Verfuumlgung gestanden haumltte die Vor-bereitungen fuumlr die Hoffahrt und die Reise nach Aachen zu bewaumlltigenAuf diesen Gesichtspunkt wies mich Herr Professor R Elze bei einem Ge-Spraumlch freundlicherweise hin O
52) M Linezeı M1Sze1ıen(a-re Anm eo) s zer aumlhflliszligll F Roumlrie Ge-bluumltsrecht (wie Anm 19) S 15 u S 45
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
92 Ken sehmia
folgebestimmung vielleicht anlaumlszliglich der sog bdquoWahl am unbekann-ten Ortldquo anerkannt und angenommen Wie dem auch gewesensein mag es bleibt zunaumlchst dabei daszlig bdquouns keine Quelle daruumlberAuskunft gibt wo die entscheidenden Verhandlungen stattge-funden haben die zur Einigung auf Otto fuumlhrtenildquo-W) Diese seineFeststellung erklaumlrt H Mitteis damit daszlig er meint Aus derfehlenden Auskunft uumlber die entscheidenden Verhandlungen er~helle bdquodaszlig diese gar nicht darauf berechnet waren in eine breitereOumlffentlichkeit zu dringen Aber eine echte Wahlldquo durch die poli-tisch maszliggebenden Leuteldquo seien sie trotzdem gewesen47) Wenndies zutrifft woran zu zweifeln kein Grund besteht dann habenwir einen wichtigen Anhaltspunkt gewonnen Die politischmaszliggebenden Leute waren es die den Ausschlag in der Frageder Thronfolge gaben Wer aber waren sie Ohne Zweifel doch diehoumlchsten und einfluszligrcichsten weltlichen und geistlichen Wuumlrden-traumlger allen Adligen voran die Stammesherzoumlge und an der Spitzeder Kirchenfuumlrsten die Metropoliten Sie wirkten wie wir wissenbei der Aachener Kroumlnung mit48) Sie muumlssen zuvor der Wahl undBestimmung Ottos zum Nachfolger Heinrichs im Koumlnigtum bei-getreten sein49) Denn haumltten sie nicht seiner Designation zuge-stimmt ja haumltten sie diese nicht mitvollzogen so waumlren sie gewiszlignicht nach Aachen gekommen um dort zu vollenden und zu feiernwas bereits vorher feststand die Thronfolge Ottos I
Die unumgaumlngliche Annahme jedoch daszlig die maszliggebendenGroszligen des Reiches d h in erster Linie die Herzoumlge und EIZ-
W) H Mitteis Krise (wie Anm16) S 6547) Dem pflichtet W Schlesinger (Bespr von I-I Mitteis Die Krise
des deutschen Koumlnigswahlrechts) HZ 174 (1952) S 104 ausdruumlcklich bci4deg) Uumlber die Herzoumlge bei den ersten deutschen Koumlnigswahlen vgl G-
Tellenbach Koumlnigtum und Staumlmme in der Werdezeit des deutschen Rei-ches (1939) Exkurs I S 101ff
4deg) Vgl W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 433 Neudruck51- 373 der ebd S 431 Ncudruck S 371i mit Recht betont daszlig obW0h1bei einer Wahl die Anwesenheit aller Herzoumlge nicht erforderlich gewesen istes eine andere Frage sei inwieweit eine solche Wahl von den nicht beteiligtenHerzoumlgen als fuumlr sie und ihren Stamm verbindlich angesehen wurde Im Hin-blick auf Herzog Arnulf von Bayern vgl K Beindel Herzog Arnulf unddas Regnum Bavariae Zeitschr f bayer Landesgesch 17 (1954) S 249Neudruck in Die Entstehung des deutschen Reiches Wege der Forschung I(1956) S 284
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 93
bischoumlfe der Designation Ottos beeigepflichtet haben genuumlgt nochnicht Sie enthebt uns naumlmlich nicht der Forderung zu klaumlrenwann wo und wie die Bestimmung Ottos zum Thronfolger im Zu-sammenwirken des Koumlnigs und der Groszligen getroffen worden istEs genuumlgt nicht mit P E Schramm5deg) zu sagen Heinrich habeseinen Sohn Otto in aller Form erst kurz vor seinem Tode mit Zu-stimmung jener die gerade zur Stelle waren zu seinem Nachfolgerbestimmt oder an bdquospontane Huldigungsakteldquo an bdquoformloseEinzelhuldigungenldquo nach dem Hinscheiden des alten Koumlnigs zudenkenaumll) will man nicht zumindest einen betraumlchtlichen Teil dermaszliggebenden Groszligen des Reiches von der Mitentscheidung in derFrage der Thronfolge einfach ausschlieszligen Gewiszlig der Koumlnigkonnte seinen Sohn Otto im Beisein von wenigen Groszligen rechts-wirksam zum Thronfolger designierenm) Ob angesichts der poli-tischen Kraumlfteverteilung im Reich eine solche die nicht anwesendenHerzoumlge uumlbergehende Handlungsweise jedoch deren bedingunge-lose Anerkennung gefunden haumltte ist eine andere Frage Jedenfallsspricht die Tatsache daszlig bereits wenige Wochen nach dem Todedes Koumlnigs alle Herzoumlge in Aachen einmuumltig dem neuen Koumlnighuldigten nicht dafuumlr daszlig die Thronfolge Ottos beim Tode Hein-richs noch ungewiszlig war und daher irgendwelcher Verhandlungenbedurft haumltteszliglb) M Lintzelfifi) hat darauf hingewiesen daszlig dieZeitspanne von fuumlnf Wochen die zwischen dem Tod Heinrichs und
5deg) P E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchsischen Hause (wie Anm15) S 32
51) W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346Daszlig sich Schlesinger selbst Neudruck S 384 (vgl oben Anm 36) korrigiertekennzeichnet was diese Frage anbetrifft die Unsicherheit der gegenwaumlrtigenForschung
ala) Wie Anm 49511deg) Die zeitliche Festlegung der Aachener Feier auf den 7 August zwingt
zu der Annahme daszlig die Boten die den am 2 Juli eingetretenen Tod KoumlnigHeinrichs bekanntzumachen hatten zugleich schon die Einladung nachAachen uumlberbracht haben werden da sonst fuumlr die alemannischcn und baye-rischen Gmszligen nicht genug Zeit zur Verfuumlgung gestanden haumltte die Vor-bereitungen fuumlr die Hoffahrt und die Reise nach Aachen zu bewaumlltigenAuf diesen Gesichtspunkt wies mich Herr Professor R Elze bei einem Ge-Spraumlch freundlicherweise hin O
52) M Linezeı M1Sze1ıen(a-re Anm eo) s zer aumlhflliszligll F Roumlrie Ge-bluumltsrecht (wie Anm 19) S 15 u S 45
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 93
bischoumlfe der Designation Ottos beeigepflichtet haben genuumlgt nochnicht Sie enthebt uns naumlmlich nicht der Forderung zu klaumlrenwann wo und wie die Bestimmung Ottos zum Thronfolger im Zu-sammenwirken des Koumlnigs und der Groszligen getroffen worden istEs genuumlgt nicht mit P E Schramm5deg) zu sagen Heinrich habeseinen Sohn Otto in aller Form erst kurz vor seinem Tode mit Zu-stimmung jener die gerade zur Stelle waren zu seinem Nachfolgerbestimmt oder an bdquospontane Huldigungsakteldquo an bdquoformloseEinzelhuldigungenldquo nach dem Hinscheiden des alten Koumlnigs zudenkenaumll) will man nicht zumindest einen betraumlchtlichen Teil dermaszliggebenden Groszligen des Reiches von der Mitentscheidung in derFrage der Thronfolge einfach ausschlieszligen Gewiszlig der Koumlnigkonnte seinen Sohn Otto im Beisein von wenigen Groszligen rechts-wirksam zum Thronfolger designierenm) Ob angesichts der poli-tischen Kraumlfteverteilung im Reich eine solche die nicht anwesendenHerzoumlge uumlbergehende Handlungsweise jedoch deren bedingunge-lose Anerkennung gefunden haumltte ist eine andere Frage Jedenfallsspricht die Tatsache daszlig bereits wenige Wochen nach dem Todedes Koumlnigs alle Herzoumlge in Aachen einmuumltig dem neuen Koumlnighuldigten nicht dafuumlr daszlig die Thronfolge Ottos beim Tode Hein-richs noch ungewiszlig war und daher irgendwelcher Verhandlungenbedurft haumltteszliglb) M Lintzelfifi) hat darauf hingewiesen daszlig dieZeitspanne von fuumlnf Wochen die zwischen dem Tod Heinrichs und
5deg) P E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchsischen Hause (wie Anm15) S 32
51) W Schlesinger Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346Daszlig sich Schlesinger selbst Neudruck S 384 (vgl oben Anm 36) korrigiertekennzeichnet was diese Frage anbetrifft die Unsicherheit der gegenwaumlrtigenForschung
ala) Wie Anm 49511deg) Die zeitliche Festlegung der Aachener Feier auf den 7 August zwingt
zu der Annahme daszlig die Boten die den am 2 Juli eingetretenen Tod KoumlnigHeinrichs bekanntzumachen hatten zugleich schon die Einladung nachAachen uumlberbracht haben werden da sonst fuumlr die alemannischcn und baye-rischen Gmszligen nicht genug Zeit zur Verfuumlgung gestanden haumltte die Vor-bereitungen fuumlr die Hoffahrt und die Reise nach Aachen zu bewaumlltigenAuf diesen Gesichtspunkt wies mich Herr Professor R Elze bei einem Ge-Spraumlch freundlicherweise hin O
52) M Linezeı M1Sze1ıen(a-re Anm eo) s zer aumlhflliszligll F Roumlrie Ge-bluumltsrecht (wie Anm 19) S 15 u S 45
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
94 Karl Schmid
dem Aachener Tag lag niemals ausreichte um nacheinander zweigroumlszligere Versammlungen zu berufen und zusammentreten zu las-sen Es bliebe nur der Ausweg zu vermuten die Wahlversamm-lung (am unbekannten Ort) haumltte bdquoihre eigene Verlegung nachAachen beschlossen um dort die umloersalfis eleetto vorzunehmenldquoAber diese Annahme waumlre nicht weniger hypothetisch als dieandere in der Zeit kurz vor dem Tode oder beim Tode Heinrichs Iselbst seien gerade die bdquopolitisch maszliggebenden Leuteldquo am Koumlnigs-hof zugegen gewesenoumlszlig)
Wir koumlnnen nichtiumhin mit allem Nachdruck auf die Schwie-rigkeiten aufmerksam zu machen die dem Verstaumlndnis des Thron-wechsels im Jahre 936 bis jetzt noch immer im Wege stehen DieseSchwierigkeiten betreffen zunaumlchst nicht die von Widukind so aus-fuumlhrlich geschilderte Aachener Feier sondern vielmehr den eigent-lichen Designations- und Wahlakt selbst Und sie werden nichtkleiner wenn man bedenkt daszlig der Thronwechsel im Sommer desJahres 936 verhaumlltnismaumlszligig rasch und anscheinend ohne aktivenoffenen Widerstand vonstatten gingfitl) Zwar schenkt man neuer-dings den Nachrichten uumlber das Vorhandensein oppositionellerKraumlfte gegen Ottos Koumlnigserhebung sicherlich mit Recht wiederumGlauben und Beachtungfifi) Doch muszlig man sich daran erinnern_μplusmnı-ıııı-μıııııμıııı-ıılaquo-_
53) Nach der Reiohsversammlung von Erfurt deren Zeitpunkt leider nichtfeststeht (vgl B-O nr 52 a) begab sich der Koumlnig mit kleinem Gefolge nachMeınleben (Finite autem concilio cum popalus domum redtret rex pauciscomitantibus Iemelevum adiens Vita Mathildis ant [wie Anm 33] S 577)wo er am 2 Juli starb Die Tatsache daszlig Erzbischof Hildibert von Mainzam 6 Juni 936 in Fulda eine Kapelle zu Ehren der hl Petrus un_d Georgweihte (J F Boumlhmer- GWi11 Regesta archiep Maguntinensium I [1877]S- 99 111- 5 freundl Hinweis von H Keller) weist darauf hin daszlig die EI-furter Reichsversammlung wohl im Mai oder Juni 936 stattgefunden hateher im Mai wenn man fuumlr wahrscheinlicher haumllt daszlig Hildibert auf demRuumlckweg von Erfurt in Fulda Station gemacht hat
5) Vgl R Holtzmann Geschichte der saumlchsischen Kaiserzeit (194131955) S 111 bdquoDer Wechsel in der Regierung ging diesmal ohne Schwierig-keit vor sichldquo
55) Die Quellen sind zusammengestellt bei B-O nr 52a vgl W Schle-3111801 rsaquo Anfaumlnge (wie Anm 21) S 409 Neudruck S 346 H MitteisKrise (wie Anm16) S 62f M Lintzel Miszellen (wie Anm 20) S 86ffP E Schramm Die Kaiser aus dem saumlchs Hause (wie Anm 15) S 33
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
Die Thronfolge Ottos des Groszligen 95
daszlig sowohl die Empoumlrung Thankmars als auch diejenige Hein-richs daszlig die Empoumlrungen also des Halbbruders und des Brudersdes Koumlnigs auffallenderweise nicht beim Thronwechsel selbst son-dern erst einige Zeit spaumlter offen zutage getreten sind55)
Die erwaumlhnten Schwierigkeiten indessen die dem Verstaumlndnisdes Thronwechsels von 936 iın Wege stehen liegen natuumlrlich nichtan diesem Ereignis selbst sondern ruumlhren von der Uumlberlieferungher uumlber die wir verfuumlgen Sie liegen genauer gesagt an unseremVerstaumlndnis dieser Uumlberlieferung Den vorhandenen Zeugnissenzufolgefii) geht es darum vor allem die Darstellung zu verstehendie wir Widukind verdanken
Solche Bemuumlhungen koumlnnen an Beobachtungen und Bemerkun-gen von H Beumann und O Plassmann anknuumlpfen die sichauf die Parallelitaumlt der von Widukind geschilderten Geschehnissenach dem Tode sowohl Heinrichs I als auch Ottos I beziehenStellen wir die Texte nebeneinander
Wid II 15deg) 5 6Deftmcto itaque petra geatrtae et regummaxtme epttme Hetmteo omnts peputusFfrancerum atque Saxenumitam ettfmdesigfaetam fregema patre ftltum etusOdcteuem etegtt sftbt tu prtnetgeemUuteersaltsque eteettemls netautes tocumaringasserwnt esse ed elguasgmml patatift Oamgae ille eeutum esset ctuoes acPrefeetorum prtnetpes cum eeeteraPrtnetpam maumllttum manu cengfregetfttn state bastttcee Maget Karolteeheerefntt eelleewrmet noeum ducem tncette ftbtctem eeustmcto menue et dan-tes ac ftctem pettftceaetes epemm-Qtszlige seem contra emnesimimtees spefndeutes moresuo feeerzmt ecm regem
55) Siehe unten S 149ff
Wid III 765deg)Mama autem tem facto Meetvlemeltmunctuscsset in regem eta beats apestotice desig-nen-tus in tmpera-tefrem spez unfieae tettusecetestae fimpemterts ftlieut finttto eertattm fmanus debcmt ftdem pol-Zfieentes et ape- 7ram steam contraemnes adeersartosseemmentts mtlttarftbus een-ftrmentes Igttar abtntegro ab omnft pe-pulo eleetus inprtnctpem
5) Sieht man vom Bericht Widukinds ab so ist die Uumlberlieferung keines-Wege besser als zu 911 oder 919 Darauf weist M Lintzel Miszellen (wieAnm 20) S 82 mit Nachdruck hin
55) Ed Hirs ch-Lohmann S 63f5deg) Ebd S 153
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)
96 Karl Schmid
Wie der emmiacutes qeepulas Fremeemm atque Saxefnum Otto I nachdem Tode seines Vaters zum prtueeps gewaumlhlt habe (eteqtt steil tujprtztetpem) so sei Otto II nach dem Tode Ottos I ab omfrıt popatozum prtaeeps gewaumlhlt werden (eleetas tu prtuetpem) Vom umstrit-tenen Bedeutungsgehalt der Formulierung emuts popatus Freu-eefrtem atque Sazeuam einmal abgesehenfif-) weist O Plas sm ann51)darauf hin daszlig qertuceqes bei Widukind bdquoGefolgsherrldquo im Sinnevon sector und demftmts bedeute Von einer Wahl zum Koumlnig seihier nicht die Rede Man komme dem Sinn dieser Wendungen(etegtt stbt tu prtaetpem bzw etectus tn prtnctqeem) nur dann naumlherwenn man zwischen qertueeps und rex unterscheide In der bdquoWahlldquozum qıutaeeeps aber habe offenbar eine unumgaumlngliche Vorbedin-gung zur Uumlbernahme des Koumlnigsamtes gelegen Und da es jeweilsnur einen prtuceps geben konnte sei nach dem Tode des alten derneue gewaumlhlt oder aber von neuem gewaumlhlt worden Aumlhnlicheshatte schon H Beum ann bemerktszligauml) In Widukinds Augen habedie Designation Heinrichs I durch Eberhard zu Fritzlar keinekonstitutive Wirkung gehabt Diese liege im Falle Ottos II (wiein demjenigen Heinrichs I) in der im gleichen Satz geschildertenweltlichen Thronsetzung fuumlr die Widukind Wendungen gebrauchedie er schon fuumlr die Erhebung des Vaters (Ottos I) gewaumlhlt habeAuf diesem weltlichen Akt der deutlich als Wiederholungw) ge-kennzeichnet werde liege auch der syntaktische Hauptakzent erstehe im Hauptsatz waumlhrend die zu Lebzeiten des Vaters ver-liehenen Wuumlrden in einen mit tteet eingeleiteten Nebensatz ver-wiesen seien Und zu Beginn des Folgesatzes betone Widukindwiederum daszlig Otto von neuemszligauml) vom ganzen Volke tn prtuetqeemgewaumlhlt werden sei
Daraus erhellt daszlig fuumlr Widukind das Koumlnigtum eines Herr-schers mit dem Wirksamwerden seiner Koumlnigsherrschaft beginnt wplusmnııagrave
5deg) Vgl oben Anm 35 j51) J O Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35) S 93ff
(bes S 94 Anm 64) und S 19ff (bes S 22)52) H Beumann Widukind (wie Anm 12) S 261deg3) H Beumann verweist ebd Anm 8 auf ut tmltte certattm means
dabeut Igttar ab tutegre ab amml pepulo eleetus tu qerftfnetpem (Wid IIIšszligeumlošlazu vgl J 0 Plassmann Princeps und Populus (wie Anm 35)