HYPO-DESASTER UND KEIN ENDE!...UND KEIN ENDE! ..... FORTSETZUNG AUF S. 02 Was lernen wir daraus? Es...

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E s ist erschütternd. Ein völlig durch- geknallter Landeshauptmann in Kärnten hat es geschafft, die ganze Republik auch viele Jahre nach seinem Abgang noch in Atem zu halten. Durch seine größenwahnsinnige Politik (Haf- tungsübernahme für die Hypo-Alpe-Adria in Höhe von € 20.000.000.000,- (in Wor- ten: zwanzig Milliarden Euro) durch das Land Kärnten) hat er ein ganzes Bundes- land in Geiselhaft genommen und nach der Notverstaatlichung auch die Republik und damit uns Steuerzahler/innen. Niemand wollte und konnte Jörg Haider Einhalt gebieten. Denn Landeshauptleu- te haben in Österreich scheinbar un- eingeschränkte Macht und setzen diese auch ein. Und das ist ein ebenso großer Skandal. Die Macht geht in Österreich offensichtlich nicht, wie in der Verfas- sung verankert, vom Volk (vertreten durch die Volksvertreter/innen, also die Abgeordneten) aus, sondern von Landeshauptleuten, die sich manchmal wie Feudalherren gerieren und de facto über die Zusammensetzung der Bun- desregierung entscheiden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass wir zaudern- de und ratlose Regierungspolitiker im Fernsehen erleben, die, weil politisch impotent, versuchen zu beschwichtigen, kleinzureden und auszusitzen. Tatsäch- lich hat die Bundesregierung kein ge- setzliches Instrument zur Hand, um ein Bundesland oder einen Landeshaupt- mann an die Kandare zu nehmen. Und so könnte das, was in Kärnten passiert ist, jederzeit wieder eintreten. Solange Bundesländer dem Bund auf der Nase herumtanzen und Belastungen nach Belieben überwälzen können, ist eine finanzielle Sanierung Österreichs nicht möglich. AUSGABE 1/2014 Liebe Leserinnen und Leser! B unt wie der Frühling ist das Angebot an Texten im aktu- ellen Grünen Blatt Kirchdorf: Angefangen beim Hypo-Skandal über die rege Bautätigkeit, gschma- ckige Rezepte, Photovoltaik-Anlagen in Kirchdorf, die Verkehrssituation an der B 138 und ein weiteres Inter- view aus der losen Serie „Kirchorfer/ innen“ bis hin zu einer Buchbespre- chung von „Ich bin Malala“, zu einer Stellungnahme zum Thema 110-kV- Leitung und zu einer Einladung zum nächsten Grünen Kinofrühstück am 27. April. Bei all dem bitte dran den- ken: Am Sonntag, 25. Mai, sind „Eu- ropawahlen“ – genauer gesagt die Wahlen zum Europa-Parlament. Dort werden wichtige Dinge entschieden. Das heißt: „Nationales Kleingeld“ hat bei dieser Wahl nichts verloren – auch wenn das die Parteien in den einzelnen EU-Ländern gerne anders sehen und innenpolitischen Profit aus der EU-Wahl schlagen wollen. Also: sich informieren, nachdenken, wählen gehen! Denn anderswo – gar nicht so weit entfernt von uns – starben und sterben Menschen, um ihr Recht auf freie Wahlen durchzusetzen!! GERHARD HOLZINGER EDITORIAL Foto: Grünes Archiv DAS DER GRÜNEN KIRCHDORF HYPO-DESASTER UND KEIN ENDE! ..................................................................... FORTSETZUNG AUF S. 02 Was lernen wir daraus?

Transcript of HYPO-DESASTER UND KEIN ENDE!...UND KEIN ENDE! ..... FORTSETZUNG AUF S. 02 Was lernen wir daraus? Es...

  • Es ist erschütternd. Ein völlig durch-geknallter Landeshauptmann in Kärnten hat es geschafft, die ganze Republik auch viele Jahre nach seinem Abgang noch in Atem zu halten. Durch seine größenwahnsinnige Politik (Haf-tungsübernahme für die Hypo-Alpe-Adria in Höhe von € 20.000.000.000,- (in Wor-ten: zwanzig Milliarden Euro) durch das Land Kärnten) hat er ein ganzes Bundes-land in Geiselhaft genommen und nach der Notverstaatlichung auch die Republik und damit uns Steuerzahler/innen.

    Niemand wollte und konnte Jörg Haider Einhalt gebieten. Denn Landeshauptleu-te haben in Österreich scheinbar un-eingeschränkte Macht und setzen diese auch ein. Und das ist ein ebenso großer Skandal. Die Macht geht in Österreich offensichtlich nicht, wie in der Verfas-sung verankert, vom Volk (vertreten durch die Volksvertreter/innen, also

    die Abgeordneten) aus, sondern von Landeshauptleuten, die sich manchmal wie Feudalherren gerieren und de facto über die Zusammensetzung der Bun-desregierung entscheiden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass wir zaudern-de und ratlose Regierungspolitiker im Fernsehen erleben, die, weil politisch impotent, versuchen zu beschwichtigen, kleinzureden und auszusitzen. Tatsäch-lich hat die Bundesregierung kein ge-setzliches Instrument zur Hand, um ein Bundesland oder einen Landeshaupt-mann an die Kandare zu nehmen. Und so könnte das, was in Kärnten passiert ist, jederzeit wieder eintreten. Solange Bundesländer dem Bund auf der Nase herumtanzen und Belastungen nach Belieben überwälzen können, ist eine finanzielle Sanierung Österreichs nicht möglich.

    AUSGABE 1/2014

    Liebe Leserinnen und Leser!

    Bunt wie der Frühling ist das Angebot an Texten im aktu-ellen Grünen Blatt Kirchdorf: Angefangen beim Hypo-Skandal über die rege Bautätigkeit, gschma-ckige Rezepte, Photovoltaik-Anlagen in Kirchdorf, die Verkehrssituation an der B 138 und ein weiteres Inter-view aus der losen Serie „Kirchorfer/innen“ bis hin zu einer Buchbespre-chung von „Ich bin Malala“, zu einer Stellungnahme zum Thema 110-kV-Leitung und zu einer Einladung zum nächsten Grünen Kinofrühstück am 27. April. Bei all dem bitte dran den-ken: Am Sonntag, 25. Mai, sind „Eu-ropawahlen“ – genauer gesagt die Wahlen zum Europa-Parlament. Dort werden wichtige Dinge entschieden. Das heißt: „Nationales Kleingeld“ hat bei dieser Wahl nichts verloren – auch wenn das die Parteien in den einzelnen EU-Ländern gerne anders sehen und innenpolitischen Profit aus der EU-Wahl schlagen wollen. Also: sich informieren, nachdenken, wählen gehen! Denn anderswo – gar nicht so weit entfernt von uns – starben und sterben Menschen, um ihr Recht auf freie Wahlen durchzusetzen!!

    GERHARD HOLZINGER

    EDITORIAL

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    GRÜNEN KIRCHDORF

    HYPO-DESASTER UND KEIN ENDE!

    ..................................................................... FORTSETZUNG AUF S. 02

    Was lernen wir daraus?

  • Es ist höchste Zeit, dass dieser öster-reichischen Form des Föderalismus, dessen Verrücktheiten ein staatsgefähr-dendes Ausmaß angenommen haben, ein Ende bereitet wird. Dazu gehört eine völlige Neuordnung der Kompe-tenzen und der Beziehungen zwischen Bund und Ländern. Leider ein völlig

    unrealistischer Wunsch, denn dazu benötigt man eine Zweidrittelmehrheit im Bund und die Zustimmung aller Bun-desländer. Also passiert es nie. Außer es stehen genügend Leute auf gegen dieses System. Bis dahin werden wir halt einfach nur zahlen.

    KLAUS MITTERHUBER, Fraktions-obmann der Grünen Kirchdorf

    ................................................................... FORTSETZUNG VON S.01

    Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden in Kirchdorf

    Im Jahr 2012 hat Energielandesrat Rudi Anschober die international einzigar-tige Förderaktion „Photovoltaik macht Schule“ gestartet. Dabei werden netz-gekoppelte Photovoltaikanlagen von 0,5 bis 3 kWp Leistung gefördert, die auf OÖ Schulgebäuden neu errichtet werden. Die Schulen machen Energie-sparen zudem auch im Unterricht zum Thema.

    Im Zuge der Neuerrichtung der Polytechnischen Schule wird diese För-derung nun auch in Kirchdorf genutzt und eine 3 kWp Photovoltaikanlage errichtet.

    Dass Gemeinden mit der Hilfe des Landes Oberösterreich investieren und mit gutem Beispiel voraus gehen kön-nen, ist im Bereich der erneuerbaren Energieträger gar nicht hoch genug einzuschätzen, weil Menschen, die sich schon in jungen Jahren mit Sonnen-energie als alternativer Energiequelle beschäftigen, in Zukunft sicher mehr zur Energiewende beitragen und ihre Zukunft lebenswerter gestalten werden.

    Auf dem Dach des Kirchdorfer Rat-hauses soll ebenfalls eine Photovoltaik-anlage errichtet werden. Dieses Projekt soll über eine Bürgerbeteiligungsge-sellschaft finanziert werden.

    Die Photovoltaikanlage auf der Polytechnische Schule sowie die Anla-

    ge auf dem Rathaus sollen helfen, den eigenen Strombedarf in diesen öffentli-chen Gebäuden zu decken.

    Straßenverkehr auf der B138

    Die Stadtgemeinde Kirchdorf hat in den vergangenen zwei Jahren mit dem Verkehrsplaner Dipl. Ing. Helmut Koch von „komobile“ Gmunden ein Verkehrskonzept für die B138 im Orts-gebiet von Kirchdorf erarbeitet.

    Die Gründe für die Erarbeitung dieses Modells waren die Überlastung der B138 zu Stoßzeiten, das Nichtfunk-tionieren der Grünen Welle, die langen Wartezeiten beim Queren der B138 und die in Zukunft zu erwartende gene-relle Überlastung des Straßennetzes in diesem Bereich. Ganz besonderes Augenmerk haben wir auf die Kreu-

    zungsbereiche Garnisonsstraße und Gaisbauerstraße gelegt.

    Nachdem wir als Vertreter der Stadtgemeinde mit unserem Projekt mehrere Termine bei Mitarbeitern der Straßenbaudirektion des Landes Ober-österreich hatten, stellte sich für uns heraus, dass weder die Beamten noch die verantwortlichen Politiker Interesse an der Verkehrslage in Kirchdorf ha-ben, solange der Verkehr nur irgendwie durch Kirchdorf stottern kann.

    Es wurden alle unsere Vorschläge (auch mehrfach umgeänderte) zur Ver-meidung von zukünftigen Verkehrspro-blemen ignoriert und ohne Vorschläge von Seiten des Landes rundweg abge-lehnt. Probleme erkennen und lösen, bevor sie zur Belastung für uns als Bevölkerung in Kirchdorf werden, das wäre unser Ziel gewesen….

    STADTRAT GERHARD HOLZINGER

    AUS DEM RESSORT UMWELT & VERKEHR

    GRÜNE KIRCHDORF 01/201402

    HYPO-DESASTER

  • GRÜNE KIRCHDORF 01/2014

    Seit geraumer Zeit sieht man in Kirchdorf vermehrt Baukrä-ne stehen. Neben attraktiven Wohnbauprojekten ist auch der Bau der Polytechnischen Schule voll im Gang. Ende Februar konnte hier die Gleichenfeier stattfinden und ab Herbst dieses Jahres können die Werkstätten in Betrieb genommen werden. Damit hat das Pendeln in das ehemalige Kin-derheim in der Krems für Lehrer/innen und Schüler/innen ein Ende. Endgültig fertiggestellt und bezogen werden kann das Poly dann im Februar 2015.

    Die Firma UNITECH erweitert ebenfalls am Standort Kirchdorf ihre Produkti-onsanlagen und sichert bzw. schafft damit Arbeitsplätze für die Menschen in Kirchdorf und Umgebung.

    Auch im Zentrum unserer Stadt gibt es zahlreiche Veränderungen: Der Umbau der VKB ist schon weit vorangeschrit-

    ten und neue Geschäfte wie „Lederwa-ren Köck“ und „Blumen Julia“ haben ihre Tore geöffnet und tragen so zur begehrten Vielfalt an Einkaufsmöglich-keiten bei.

    Leider hat mittlerweile schon das dritte Wettbüro im Zentrum geöffnet, was viele Kirchdorfer Bürger/innen mit Un-mut erfüllt. Hier ein Appell an die Haus-besitzer: Wettbüros tragen nicht zur Attraktivitätssteigerung des Zentrums bei, im Gegenteil! Viel wichtiger wäre es, attraktive Räumlichkeiten zu einem vernünftigen Preis anzubieten!

    VIELE NEUE WOHNMÖGLICHKEITEN

    Das Jahr 2014 bringt für Wohnungs-suchende in der Stadt Kirchdorf viele neue Wohnmöglichkeiten, sowohl im Miet- wie auch im Eigentumsbereich. So wurden die Wohnungen in der Schie-dermayerstraße bereits übergeben und

    weitere Wohnanlagen werden in diesem Jahr noch in der Dr.-Jutz-Straße und in der Krankenhausstraße fertiggestellt. Weitere Wohnanlagen entstehen zur Zeit auch im „Sternpark“, dem ehema-ligen Areal der Kaserne. Hier gibt es auch die Möglichkeit, Bauparzellen für Einfamilienhäuser zu erwerben.

    Die großen Investitionen in den Wohn-bau bestätigen, dass die „kleine große“ Stadt Kirchdorf auf Grund der vielfälti-gen Arbeits-, Einkaufs- und Wohnmög-lichkeiten als attraktiver Lebensraum zunehmend geschätzt wird!

    Und dennoch bleibt ein Wermutstrop-fen: So manches Angebot ist für viele Menschen und gerade für junge Famili-en leider unerschwinglich! Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Preise durch das große Angebot auf einem vernünf-tigen Level einpendeln.

    KLAUS MITTERHUBER

    WAS TUT SICH IN KIRCHDORF?

    Rege Bautätigkeit

    03

    BAUEN

  • MENSCHEN IN KIRCHDORF

    Henry, bitte erzähl mir, wie du nach Österreich gekommen bist!

    Ja, also, das ist sehr einfach. Vor 18 Jahren – Österreich war gerade frisch der EU beigetreten – kam ich nach Innsbruck. Dort hat mir die Uni-Klinik einen Posten als Physiotherapeut an-geboten. Auch eine Freundin hatte ich dort – und so bin ich geblieben.

    Warst du damals zum ersten Mal in Österreich?

    Nein, nein! Vorher schon war ich mit meinen Eltern mehrmals auf Urlaub in Österreich, in Vorarlberg. Wir liebten die schöne, gebirgige Landschaft. Das Gebirge lernte ich in meiner Zeit in Innsbruck noch mehr schätzen – dort kann man sich zurückziehen, wandern, Abstand zum hektischen Alltag ge-winnen. Das hat mir eigentlich in den Niederlanden immer gefehlt.

    Und hast du Österreich als Tourist und als Einwohner dann unterschiedlich erlebt?

    Ja, klar. Das geht jedem Menschen so, der ein Land einerseits als Tourist erlebt und dann, später, als Einwohner. Es ist einfach ganz anders. Und so was wie ein „Heimatgefühl“ entwickelt man, glaube ich, ganz, ganz langsam. Aber schrittweise ist es dann doch da. In meinem Fall habe ich ja den Ortswech-sel selbst gewollt, ich musste weder aus politischen noch aus wirtschaft-lichen Gründen aus meiner Heimat Holland fliehen. So ungefähr drei Jahre, nachdem ich in Österreich sesshaft wurde, habe ich beim Heimfliegen von einem Urlaub auf Rhodos beim Anflug auf den Flughafen gedacht: Jetzt kom-me ich nach Hause!

    Das klingt alles sehr positiv. Hattest du gar keine negativen Erlebnisse?

    U nsere lose Serie über Menschen, die nicht in Österreich geboren und aufgewachsen sind, aber nun in Kirchdorf leben und/oder arbeiten, geht weiter. Der Heimatort von Henry Leppers, dem diesmaligen Interviewpartner, liegt gute 2000 km entfernt vom Kosovo, aus dem Mustaf und Hava Shabani, die letzten Gesprächs-partner, stammen. Gute 2000 km nordwestlich des Kosovo (und gute 900 km nordwestlich von Kirchdorf), nämlich in Veenendaal, einem Ort (ja, einem Ort, nicht einer Stadt!) mit ca. 65.000 Einwohnern, wuchs Henry auf. Wie, wann und warum er nach Öster-reich kam und was er über das Leben in Österreich im Vergleich zum Leben in den Niederlanden denkt, darum geht’s im folgenden Interview.

    GRÜNE KIRCHDORF 01/201404

    „KIRCHDORFER & KIRCHDORFERINNEN“

  • Ja, die gab es auch. Aber diese Erleb-nisse habe ich schubladiert unter dem Motto „Kleine Beamte, die jemanden ärgern wollen“. Zu Beginn meiner Zeit in Innsbruck musste ich zum Beispiel bei der Fremdenpolizei oft lange war-ten. Dann kam ich endlich dran und eine Beamtin stellte mir die Frage, wel-chen Beruf ich hier ausübe. Ich sagte: Ich bin Physiotherapeut. Ihre Antwort darauf: Da haben Sie jetzt was Falsches gesagt! Zum Glück war damals eine Bekannte aus Innsbruck mit, die hat die Beamtin fast angeflogen, was sie sich einbilde, denn meine Angaben stimm-ten ja. Mir wäre das gar nicht so nega-tiv aufgefallen, meine Bekannte hat das wahnsinnig gestört.

    Was war der erste Unterschied zu den Niederlanden, der dir aufgefallen ist?

    Um mich zu informieren und mein Deutsch zu verbessern, habe ich immer die Zeitung gelesen. Und da hab ich was entdeckt, was ich nicht für möglich gehalten hatte: Es wurde kritischer über die USA und die NATO berichtet als in den Niederlanden, wo ich die Gesellschaft doch für so liberal und offen hielt. Das hat mir die Augen dafür geöffnet, dass man in anderen Ländern Situationen der Geopolitik oft ganz anders einschätzt.

    Glaubst du, dass es generell einen Mentalitätsunterschied zwischen Nie-derländern und Österreichern gibt?

    So pauschal kann man das natürlich nicht sagen, aber ich glaube schon, dass es Unterschiede gibt. Am Anfang musste ich mich in Österreich ziemlich umstellen, denn ich war es von den Niederlanden her gewohnt, dass dir im-mer alle ziemlich direkt sagen, was sie denken und was sie von dir und dei-nen Handlungen halten. In Österreich sucht man den Umweg, man ist weit weniger direkt. Beide Haltungen haben Vor- und Nachteile. In den Niederlan-den muss man gute Nehmerqualitäten haben, dafür weiß man immer, woran man mit den anderen ist. In Österreich

    sagen einem die Leute nicht so deutlich ihre Meinung und sind vorsichtiger, zurückhaltender, dafür weiß man oft nicht, was sie von einem denken.Mittlerweile habe ich mich schon ganz gut auf die österreichische Art einge-stellt – immerhin bin ich ja schon 18 Jahre hier, wohne hier, bin hier verhei-ratet und habe Kinder. Aber manchmal muss mir meine Frau Irene noch helfen, damit ich österreichische Reaktionen und Aussagen auch so verstehe, wie sie gemeint sind – oder gemeint sein könnten.

    Gibt es sonst noch erwähnenswerte Unterschiede Österreich – Niederlande?

    Also ein Unterschied muss noch er-wähnt werden, denn hier in Österreich glauben die meisten Menschen ja, dass die Ämter schlecht und langsam arbei-ten. Im Vergleich zu den Niederlanden ist das aber gar nicht der Fall! Ein Bei-spiel: Hier gehst du zur Gemeinde, zur BH und bekommst in ein paar Minuten eine Geburtsurkunde, einen Staats-bürgerschaftsnachweis, einen Führer-schein. Als ich für unsere Hochzeit eine Geburtsurkunde aus den Niederlanden brauchte, war dies fast nicht recht-zeitig möglich, obwohl wir sie Monate vorher beantragten. Schließlich wurde sie gemailt oder gefaxt – das weiß ich nicht mehr so genau. Auf jeden Fall hatten wir kein Original in den Händen. Aber wir konnten am geplanten Termin heiraten!

    Und wie steht es mit den Gemeinsam-keiten?

    Ja, auch die gibt es natürlich! Holland und Österreich haben ja das selbe Nachbarland, Deutschland. Die Deut-schen sind in Holland ungefähr so beliebt wie in Österreich – obwohl wir sie natürlich wirtschaftlich und auch

    als Touristen brauchen. In Holland und Österreich läuft das Leben aber nicht so stressig ab wie in Deutschland – und das weiß ich deswegen, weil ich zu-nächst für eine holländische Firma in Deutschland als Buchhalter gearbeitet habe.Auch fußballerisch gibt’s Ähnlichkeiten: Die Holländer sind typische Schönwet-tersportler – kaum passen die Bedin-gungen nicht oder die Mannschaft ge-rät in Rückstand, ist alles schon vorbei. Das sehe ich bei der österreichischen Nationalmannschaft ähnlich.

    Zum Abschluss noch eine Frage: Was sagst du zum Thema Integration?

    Also, ich persönlich habe damit über-haupt kein Problem. Wie gesagt, ich kam ja aus freien Stücken nach Öster-reich. Für mich ist es sonnenklar, dass ich die Sprache des Landes ordentlich lernen und können muss und mich auch der Mentalität des Landes anpas-sen muss, wenn ich hier leben möchte.Natürlich muss es möglich sein, dass Menschen, die aus fernen Ländern stammen, ihre Bräuche und Gewohn-heiten beibehalten. Sie sollen selbst-verständlich auch ihre Muttersprache sprechen dürfen. Aber die Landesspra-che müssen sie eben auch gut beherr-schen – Männer wie Frauen.Ob die Integration in Österreich ge-lingt, das kann ich schlecht beurteilen. Also, bei mir hat sie, so denke ich, funktioniert. In den Niederlanden habe ich den Überblick nicht mehr so, weil ich doch schon einige Zeit weg bin und sich die Dinge schnell ändern. Aber von dem, was ich mitbekomme, weiß ich, dass es viele Problembereiche gibt.

    Noch ein Schluss-Satz?

    Österreich ist ein schönes Land, wo viele Dinge gut funktionieren. Als einer, der von außen kommt, darf ich das sagen.

    Interview vom 12. März 2014, durch-geführt von AMBROS GRUBER mit HENRY und IRENE LEPPERS

    WO VIELE DINGE SCHÖNES LAND, ÖSTERREICH IST EIN

    GUT FUNKTIONIEREN.

    GRÜNE KIRCHDORF 01/2014 05

    MENSCHEN IN KIRCHDORF

  • MARIA CECH

    KALBSEINMACHSUPPE (ODER HÜHNERSUPPE)1/2 kg Kalbfleisch (eventuell Hals), einige Kalbsknochen, 3-4 Karotten, 1 Schnitte Sellerie, ca. 5 dag Butter, 3 gehäufte Esslöffel Mehl, Salz, Pfeffer, Muskatnuss, Saft einer halben ZitroneIn mindestens 1,5 l Wasser Knochen,

    Fleisch und Gemüse kochen, her-ausnehmen und die Suppe abseihen (Knochensplitter!).Eine Einbrenn zubereiten, aufgie-ßen, das klein geschnittene Ge-müse und das Fleisch in die Suppe geben, aufkochen und würzen. Die Zitrone nicht mehr kochen.Als Einlage kleinwürfelig ge-schnittenes, gebähtes Brot dazu servieren.

    POWIDLTASCHERL70 dag Erdäpfel kochen, schälen und auskühlen lassen (oder solche vom Vortag verwenden).Erdäpfel reiben, 3 Esslöffel Grieß,

    Salz, 2 Eier und so viel Mehl unter-mengen, dass ein geschmeidiger Teig entsteht. Mindestens eine halbe Stunde rasten lassen.Auswalken auf einen knappen Zen-timeter Dicke. Kreise mit ungefähr 8 cm Durchmesser ausstechen. In die Mitte einen kleinen Teelöffel Powidl geben, dann halbkreisförmig zu-sammenklappen, mit einer Gabel die Öffnung leicht zusammendrücken.In reichlich kochendes Wasser einle-gen, dann aber nur ca. 10 - 15 Minuten ziehen lassen. Inzwischen gezuckerte Butterbrösel vorbereiten, mit denen man die gut abgetropften Tascherl bestreut.

    REZEPTE

    PERSÖNLICHES

    Seit gut zwei Jahren ist „die 110-kV-Leitung“ von Vorchdorf nach Kirchdorf in den betroffe-nen Gemeinden ein Gesprächsthema. Vor allem aber natürlich bei jenen Anrainern, auf deren Grundstück die Leitung verlaufen sollte. Kein Wunder, ich würde mich auch dagegen weh-ren, allein schon wegen der optischen Beleidigung, die so ein Mast aus Metall-stäben darstellt. Von der Umweltbeein-trächtigung ganz zu schweigen.

    Es gab auch mehrere öffentliche Infor-mations- und Diskussionsveranstaltun-gen. Eingeladen dazu war ich immer. Hingegangen bin ich nur zu einer ein-zigen. Was ich dabei mitbekam, waren Sorgen und Wut der Anrainer auf der einen und Durchsetzungswille (um das Erlebte einmal positiv zu benennen) der Energie AG als Projektträger auf der anderen Seite.

    Eines ist für mich klar: Wollen wir in Zukunft wirklich „energieautark“ sein,

    dann sind mehr Stromleitungen als bisher notwendig. Denn der Strom, der dezentral erzeugt wird, muss auch im Netz landen. Und das kann er nur, wenn Stromleitungen vorhanden sind.

    Aber es ist für mich auch etwas ande-res klar: Diese Stromleitungen müs-sen nicht oberirdisch sein. Gerade die Ereignisse Ende Jänner und Anfang Februar dieses Jahres in Slowenien zeigten ja deutlich, dass oberirdische Leitungen bei diversen Wetterereig-nissen (bei massenhaft Schnee, bei Eisregen, aber auch bei starken Stür-men) sehr problematisch sind und die Stromversorgung nicht gewährleistet werden kann. Mit unterirdischen Ka-beln wäre das wohl nicht passiert.

    Sicher, eine Erdleitung ist teurer. Aber dafür auch keine optische Beleidigung. Die Umweltschädigung hält sich in Grenzen. Und die Erdleitung ist wind-, schnee- und eisregensicher.

    Da von den „Landesgrünen“ kein Signal zur koordinierten Problemmoderation kam, waren wir hier in Kirchdorf stark verunsichert. Offenbar war entweder wenig Interesse auf grüner Landesebe-ne dafür vorhanden. Oder es standen die Grünen auf Landesebene unter Druck – nicht zuletzt unter dem Druck des „großen“ Koalitionspartners und der Energie AG.

    Wenn nun manche von „uns Grünen“ enttäuscht sind, ist das deswegen, weil sie sich allein gelassen, im Stich gelassen, nicht wahrgenommen fühlen. Schade!

    AMBROS GRUBER

    OBERIRDISCH ODER UNTER- IRDISCH ODER OHNMÄCHTIG

    Der Versuch einer sehr persönlichen und kritischen Betrachtung

    GRÜNE KIRCHDORF 01/201406

  • 25. MAI: EUROPA ULRIKE LUNACE

    KKANN MEHR!DEIN EUROPA

    Europa ist unser Zuhause. Wir reisen ohne Grenzkontrollen, wir bezahlen in vielen EU-Mitglieds-staaten mit dem Euro, wir arbeiten international, lernen und studieren europaweit. Europa ist weltweit zu einem Symbol für Frieden, Freiheit und Wohlstand geworden.

    Doch zugleich wird die europäische Idee bedroht: von skrupellosen Lobbys,

    Großkonzernen und einer entfesselten Finanzindustrie. Tausende Lobbyisten nehmen das europäische Projekt in Geiselhaft und ruinieren Umwelt, Wirtschaft, Arbeitsmarkt und unsere Grund- und Menschenrechte.

    Wir wollen ein Europa, das für die Bürgerinnen und Bürger da ist und nicht für die Gewinnmaximierung von Finanz märkten und Großkonzernen. Wir kämpfen für ein Europa, wo Soli-darität und Menschlichkeit die Politik bestimmen. Ein Europa, das ökologi-scher Vorreiter in der Welt ist. Ein Eu-ropa, das Menschen- und Grundrechte hoch hält und weltweit für ihre Einhal-tung eintritt. Ein Europa der Chancen für unsere Kinder und Jugendlichen, die europaweit von- und miteinander lernen können.

    Gemeinsam retten wir Europa vor seinen Gegnern. Wir holen uns unser Europa zurück! Dein und unser Euro-pa kann mehr. Bitte unterstütze uns und eine positive Zukunft Europas mit deiner Stimme am 25. Mai.

    GRÜNE LANDESSEITE 02/2014

    ES GEHT UM

    Mit einem Subventionsverbot für Atomenergie kann die EU den Temelin-Ausbau stoppen.

    Die EU hat es in der Hand, ob OÖ sich dem Druck der Agrarlobby beugen muss oder weiterhin für Gentechnikfreiheit auf unseren Feldern sorgen kann.

    Der Dominanz von Großkonzernen und globaler Finanzindustrie muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Zum Schutz von Regional-wirtschaft, Umwelt und unseren Sozialstandards.

    Darum:Mit deiner Stimme für die GrünenEuropa auf Zukunftskurs bringen!

    EU-WAHL 2014

    DER CHANCEN!DEIN EUROPA

    Deine Stimme ist wichtiger, als Du denkst – am 25. Mai.

    ZUR PERSONUlrike Lunacek, Vizepräsidentin und außenpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion im Europa-parlament, Spitzenkandidatin der österreichischen Grünen bei den Europawahlen 2014

    ulrikelunacek.eu

    VIEL FÜR OBER-ÖSTERREICH

    07

  • „ICH BIN MALALA“

    Medieninhaberin:Die Grünen Kirchdorf, Kirchengasse 9, 4560 Kirchdorf an der KremsW www.gruene-kirchdorf.atFür den Inhalt verantwortlich: Gerhard Holzinger (0664/40 01 948) und Ambros Gruber (0664/23 11 790)Fotos: Grünes Archiv, HOX Grafik und angegebene BildquellenGestaltung: agentur g+Druck: Haider-Druck

    IMPRESSUM

    W enn sie in den Parks um Bir-mingham in Großbritannien mit ihren Brüdern herumtollt und mit ihren Eltern picknickt, dann ist sie ein Mädchen wie viele andere. Doch Malala Yousafzai ist mit ihren 16 Jahren längst nicht mehr mit den Maßstäben zu messen, die an Gleichaltrige angelegt werden - seit ihr die Taliban im ver-gangenen Jahr bei einem Anschlag ins Gesicht schossen und sie den anschlie-ßenden Kampf ums Überleben gewann, ist Malala eine Ikone.Malala sprach vor den Vereinten Natio-nen, sie sammelte internationale Aus-zeichnungen am Fließband und hätte um ein Haar noch den Friedensnobel-preis erhalten. Sie war bei Präsident Barack Obama zu Hause im Weißen Haus und bei Queen Elizabeth II. im Buckingham Palast. Das pakistanische Swat-Tal war lange Zeit in der Hand der Taliban. Deren radikal-islamistische Lehre stellt Bil-dung für Frauen unter Strafe. Malalas Vater Ziauddin, der eine Schule im Swat-Tal betreibt, schickte sie dennoch

    in den Unterricht.Malala war schon im Alter von elf Jahren bekannt geworden. Unter einem Pseudonym hat-te sie für den Sender BBC ein Tagebuch in ihrer Sprache Urdu geführt - über das Leben unter dem strikten Gesetz der Scharia, über den Bürgerkrieg und das Morden in ih-ren so geliebten Bergen des Swat-Tals. Ihre wahre Identität gab Malala erst preis, als die Taliban offiziell vertrieben waren.Die „Gotteskrieger“ fühlten sich so sehr von ihr provoziert, dass sie zurückka-men und ihren Schulbus am 9. Oktober 2012 überfielen. „Wer ist Malala?“, soll einer der Angreifer gefragt haben. Dann schoss er dem Mädchen kaltblü-tig in den Kopf.Es folgte eine Odyssee mit mehreren Notoperationen - schließlich wachte die 16-Jährige im britischen Birming-ham wieder auf, in einem Bett des Queen-Elizabeth-Krankenhauses. Sie hatte Glück: Die Kugel war ihr quer durch den Schädel gedrungen, hatte

    aber nicht das Hirn verletzt. Malala kämpft in Europa für ihre Sache, sie kämpft aber auch in ihrer pakistanischen Heimat, wohin sie möglichst schnell zurück will. In der Schule ihres Vaters in der Distrikthaupt-

    stadt Mingora erinnert schon jetzt ein überlebensgroßes Plakat an die junge Frau. Malalas Cousin Fakhrul Hassan unterrichtet dort Biologie an der Jun-genabteilung der Khushal-Schule.„Wir sind stolz auf sie“, sagt der 30-jährige Hassan. Er weiß aber auch: Malala hat in Pakistan noch immer viele Gegner. „Das sind ungebildete Leute“, sagt Hassan. Auch Neider seien darunter, die Malala ihre plötzliche Prominenz nicht gönnten. Religiöse Eiferer würden das engagierte Mäd-chen ohnehin ablehnen, und die Tali-ban bedrohten sie weiterhin. Dennoch habe Malalas Vater gesagt, sie wollten versuchen, in einem Jahr in ihre Heimat zurückzukehren.

    MARIA CECH

    GRÜNES KINOFRÜHSTÜCK

    SO, 27.4.2014, AB 10 UHR FRÜHSTÜCK, AB 11 UHR FILM

    „AKTE GRÜNINGER“

    Geschichte eines GrenzgängersAugust 1938: Die Schweiz schließt ihre Grenzen für jüdische Flüchtlinge. Doch weiterhin gelangen Hunderte von Men-schen ohne gültiges Visum über die Grenze. Zur Überprüfung der illegalen Grenzübertritte wird vom Chef der eid-genössischen Fremdenpolizei, Heinrich Rothmund (Robert Hunger-Bühler), eine Untersuchung eingeleitet. Polizeiinspektor Robert Frei (Max Simonischek), ein junger, ehrgeiziger und ob-rigkeitsgläubiger Beamter, wird in den Kanton St. Gallen beordert. Dort kommt er einem Hilfssystem

    auf die Schliche, das von breiten Teilen der Bevölkerung getragen und vom St. Galler Polizeihauptmann Paul Grüninger (Stefan Kurt) ermöglicht wird.Im Laufe der Ermittlungen erhärtet sich der Verdacht, dass Grüninger Flüchtlin-ge ohne gültige Visa hereinlässt, auch Dokumente fälscht und Flüchtlinge ille-

    gal über die Grenze bringt. Grü-ninger gesteht Frei zwar seine Taten, doch dass er damit gegen das Gesetz und somit gegen die Staatssicherheit handle, will er partout nicht einsehen. Er tue dies aus reiner Menschlichkeit und könne nicht anders. Frei

    ist irritiert. Grüningers Uneinsichtigkeit und der Anblick der hilfesuchenden Flüchtlinge lassen bei ihm Zweifel an der Richtigkeit seines Auftrags aufkom-men.Soll er seinen Vorgesetzten seinen Bericht vorlegen? Oder Paul Grüninger decken? Frühstück und Film frei!

    GRÜNE KIRCHDORF 01/201408

    TIPPS & TERMINE & IMPRESSUM